F^ulzen und Vergnügen. ----—« Zg «.------- Freptag den 17. September 182/^. D«r verwünschte Prinz. (Fortsetzung). 9' Daß an des Prinzen baldige Vermählung gedacht wurde / war natürlich, «ben so natürlich, daß er selbst nicht den mindesten Abscheu^bavor hatte. Nur den drey Prinzessinnen/ welch« in die Wahl kamen / konnte er keinen Geschmack adglwmnen. Seine Allern erstaun-ten. Es waven, ihrer Meinung nach/ gerade die schon» sten, reichsten und tugendhaftesten, welche eben die Welt auszuweisen hatte. Allein die Eigenheiten der Ei' >i«n hatt« er als falsche Haarstechte einen ganzen Tag beobachten können; bey der Alidern-war er gar die Kammerdienennn gewesen, und die Drirt« hatte er als Schmmllöpfchen bedient, und so allen Dreyen Manches abmerken können, was ihm gar nicht recht gefallen wollte. I„ eine viert« Prinzessinn aber, die Tochter eines kleinen Fürsten, war er ein Mahl gar verwünscht ge> Wesen, und hielt diesen Tag für den glücklichsten seines gda5 Ca« pitel lesen möchte. Absr der Prinz erwiederte achselzuckend: ^Aller-gnädigste Frau Mutter, ich bin, 5u!v2 vonia, ouch ein Mahl ein Wolkenbruch gewesen, und weiß daher mehr alS zu gut, welche Verwüstung «in dergleichen Ding hinterlaßt, und daß ein armer Gastwirth tausend Mahl lieber ganze Compagnien Soldaten bey sich ein« kehren sieht, als einen einzigen solchen Brausewind, d«r ihm die btsten Sachen zu Grunde richtet. ^ Mit einem Worte, so ging es auf der ganzen Reise. Der Prinz war beynah«. Alles gewesen, und urtheilte daher, in di« verschiedenen Zustande der Menschen und Thiere sich besser als Einer hineindenkend, so nachsichtig als möglich über seine Leute und andere überhaupt. Seine Umgebung war ganz bezaudert rsn den» jungen Manne. Keiner Seele preßte er je Thränen aus, als einigen alten Weibern bey der Bagage. Denn diese schwebten in der größten Furcht darüber, daß der anbethungswürdige Prinz schwerlich lange werde den Gukguk schreyen hören, weil allzu kluge Menschen be< kanntlich nichr alt winden. Der Ruf, welcher ihm langst vorausgegangen war, wurde auf dieser Reise vollkommen bestätigt. Ganz durchdrungen von dem liebevollen Charakter des Prinzen, glaubte daher auch einer der Vorreiter, in Erwartung eines recht reichlichen Trinkgeldes, mit seiner rochen Nase noch tiefer in das Glas gucken zu dürfen als gewöhnlich, obgleich er auch gewohnlich das weit eher übertrieb, als e< daran ermangeln ließ. Dieß« mahl war er so weir gegangen, daß die Königinn imme« in Angst schwebte, wenn sie ihn so auf seinem Pferd« schwanken sah. Bald schien er rechts, bald wieder linkk herunterstürzen zu wollen. Es war indeß noch so ab-gegangen. Er hatte oaber alle Taschen yoll Hoffmma, al< er in H-m fremden Rtsibenzschlosse zur Konigim, g«ru< fen wurde, und diese nicht allem, sondern der Prinz beo ihr war. Nachdem sie ihm gesagt hatte, daß er eine tüchtige Tracht Schlage verdiene, sie es aber dem Prin-zen einzig überließe, ob er mit blauem Auge oder mic blauem Rücken davon kommen sollte,, so meinte er vollends gewonnen Spiel zu haben, lind nur die Hand aufhalten zu dürfen, die Goldstücke würden sich von selber hineinffuden. AIs nun dn- Prinz sein gewöhnliches Sprüchlein bey ihm ebenfalls anhub und sagte: „Ich bin auch ein Mahl ein stets besoffener Vorreiter gewesen;" so schmunzelte und lachte er ganz außerordentlich, Grazioso abe» fuhr sehr ernsthaft forc: «Da hatte ich es denn gerade so gemacht wie du Heine, und war daher auch bedroht, wie du. Allein man ließ Gnade für Necht ergehen. Ulid nur dieses war Ursache, daß ich bald darauf in dasselbe Ub«! versiel, und darüber beynahe den HalS gebrochen hatte. Daher soll denn auch dir jetzt zu deinem Besten, eine Tracht aufgezählt werden," Der Vorreite»,'wußte gar nicht, ob fein Ohr ihm untreu geworden sey, als er den gnädigen Prinzen als° sprechen hörte Nur allzu bald aber fühlte er, daß sei« Ohr ihm ganz die Wahrheit gesagt habe, und daß die» se<, wie bekannt, ein gar bitteres Krautlein sey. Dieses Beyspiel berichtigte -übrigens die Urtheile des Publicums, „nd besonders der Dienstleute, über des Prinzen Art und Weise außerordentlich. '^ 22. Bey den Ballen, Illuminationen und Feuerwerken, welche die Vermahlung Grazioso's mit Florio>a zur Folge hatte, kam unter andern auch im Gedrängt gar manche Uhr, Börse und Dose in fremder Leute Hände, lind diejenigen dieser Hände, welche die P^ zey erwischte, pflegte sie häufig den Eigenthümern der« seiden auf den Rücken,zu binden, damit nicht nelle Ir^ thümer dieser An entstehen mochten. Einstmahl» kam der Prinz mit seiner Gemahlü'" von einem Spatziergange zurück, als man eben zwey solche Leute vorüberbrachte. Da stutzte Grazioso bey", l Anblick des Einen, und fragte dessen Fuhrer was es ^ mit dem Manne fur Bewandniß habe? Der Fühc^ antwortete: „Eure Hoheit, es ist ein Spitzbube, 5^ just am Lage von Höchst Dero Vermahlung^ statt M '— i'5» — «n dem hohen Bilde Eurer TnZsnd ein Beyspiel zu nehmen, dem Laster des Diebstahls freventlich fcö'hnte." Grazioso def.,hl/)ierauf baß er losgebunden werde, «r woll« solches bey seinem Herrn Schwiegervater uer. antworten. Da der andere Gebundene das sah., so bath erden Prinzen um Gotteswillen, ihm doch ebenfalls die Freyheit zurück zugeben. „Nein, sprach der Prinz,, zwischen Spitzbuben und Spitzbuben sindet zuweilen ein gewaltiger Unter, schied Statt. Dich/ Patron, kenne ich auS einer Räuberhöhle her, wo du dich gerade als einen der boshaftesten bewiesest. Jener aber, durch dieNahrlosigkeit, in ' welche sein Gewerbe gerieth, heruntergekommen, hat für eine Frau unb fünf Kinder zu sorgen, und wußte unfehlbar gar nicht mehr, was er anfangen solke, bevor er sich zu diesen: Schritte entschloß." Der Begnadigte erschrack hierüber eben so sehr, als der betroffene Andere. Denn wirklich verhielt tich die Sache just so, wie der Prinz gesagt halte. „Übrigens, so fuhr Grazioso zn dem Begnadig, ten fort, übrigens komme morgen früh zu mir. Wir wollen da mit einander überlegen, ob sich nicht ein ehrliches Gewerbe für dich und die Deinigen sollte aus-mittcln lassen." Seiner Gemahlinn aber gab er heimlich Notiz, daß er selber ein Mahl diesen begnadigten Spitzbuben habe vorstellen müssen, und daher genau wisse, gerade er würde der ehrlichste und thätig^e Mensch unter der Sonne seyn«, wenn er nur etwas mehr Gewandtheit be« sciße, sich in die Erfordernisse der Zeit zu finden. Seine Gemahlinn nahm von dieser Mittheilung Gelegenheit, den Prinzen über seine lange Seelenwan-derung zu beklagen, die ihn zuweilen wohl auch in noch schlimmere Leiber gebannt hatte. „Allerdings, antwortete er, hat mich meine Frau Paihe und Vormünderinn bisweilen in ganz lasterhaftes Volk fahren lassen. So mußte ich denn auch ein Mahl der nähmliche Nciuber selbst seyn, dermeine Gnade heute fruchtlos anflehte." (Der Beschluß folgt.) Die Verdrängung der einfachen und Einführung der gefüllten Petersilie. Ein sicheres Vcwahruugänuttcl gegcn Vergiftung des Schierlings. Der Schierling (<^onicum), der so viel Ähnliches mit der gewöhnlichen Gart?,,' oder Küchen »Petersilie hat, nnd sich auch häufig zu ihr gesellt, und uiner ihr zu wachsen vst^gt, l,c schon sooft mit der.ge-wohnlichen Schnittpetersilie verwechselt nnd in der Kü. che gebraucht worden, wodnrch wir, leider! schon so viel Unglück und traurige Folgen erlebt haben, und bekannt gemacht füllen. Diesem Unglück/abzuhelfen, und künftig davor ganz gesichert zu seyn, ist ein «In-faches und sehr leichtes, ohne Kostenaufwand auszu» führendes Mittel, welches eingeführt von allen Men» schen, wünschenswerth, und selbst hö'hern Orts öffent« lich bekannt gemacht und angerathen werden sollte. Es i.i nähmlich: „Daß alle ordinär?, einfache Petersilie aus unsern groben und kleinen Gärten vertilgt, und nicht m^hr angesäet werden dürfte, und statt dessen 5ie so schöne und gefüllte krause Petersilie einzuführen. Diese ersetzt nicht allein der ordinären Petersilie Kraft und Geschmack ganzlich, sondern ist auch eine wahre Zierde deS Gartens; man kann Rabatten und Wege damit einfassen ^ und sie gibt mit ihren ganz krause ge« füllten und schönen gelben Blättern ein schönes Anse-» hen. Obschon sie, wie ich selbst glaube, eine Abart von der gewöhnlichen Petersilie gewesen, indem man ein« zelne einfache immer wieder darunter sindet, wenn man auch den Samen noch so rein aufnimmt; so ist sie doch sehr davon verschieden, und hat wmiZÄHnIichcs mit der ordinären Petersilie, noch weniger mit dem Schierlinge; sogar der Samen der gefüllten ist beynahe noch ein Mahl so groß, und sind gewöhnlich immer zwei) Körner zusammen gewachsen. Auch kann man bey dem Aufgehen der gefüllten Petersilie, wenn sich einzelne einfache darunter befinden, diese leicht erkennen und Mit dem Messer ausstechen; und wer Lust har, ein ^ Beetchen davon zum Samen stehen zu lassen, der wird besonders noch gewahr werden, daß die ja allenfalls noch darunter befindliche einfache früher und auch viel höhere Samenstängel treibe. Man kann sie dann leicht abschneiden und den Samenstangrl untauglich ma> — IZ2 — chen, und so die gefällte Petersilie ganz rein ziehen." '— Da, wie schon gesagt, bie gefüllte Petersilie ein ganz anderes Ansehen, als die ordinäre hat; so ist es gar nicht möglich, daß auf diese An «ine Verwechselung mit dem Schierling? Statt sinben tonne. — Die gefüllte Petersilie tragt nicht so reichlich Samen, als die einfache; auch ist sie, wer sie ganz rein haben will, etwas mühsamer zu ziehen/und bey den meisten Sa-wenhündlern nicht rein zu h.',beu, weshalb der Liebhs« ber gern i kr. für das Loth bezahlen wird. Wer «in ober mehrere Pfunde zusammen nimmt, erhalt sie um den halben Preis. Platz, Samenhändlcr m Erfurt, und eorrespondiren« des Mitglied der practischen Gartenbau-Gesellschaft in Frauendorf. Weg unter der Themse in london. Ein durch seinen Nutzen wie durch die Kühnheit d^ Gedankens gleich merkwürdiges Unternehmen wurde in London durch einen Franzosen entworfen, und soll sogleich durch denselben ausgeführt werden. Man fehlte längst die Nothwendigkeit einer Verbindung zwischen de.i beyden Ufern der Themse,- oderhalb der Londoner B'ücks, gegen die Mündung des Flusses zu; allein die Erbauung einer Brücke ist an dieser Stalle, wegen des Zusammendrangs und der Größe der Schiffe, die im^fhovlich den Fluß heraufi'leuern, unmöglich. Man v^suckle daher schon vor fünf und zwanzig Jahren, ob es ihUnlich wäre, einen untelndischenWog, d?r im» l-r der Themse hinführte, zu eröffnen; ja, man sing ,tl st zwey Mahl daran zu arbeiten an, und brachte es n, diesem Unternehmen ziemlich weit; allein man war immer genöthigt, die Arbeit wieder aufzugeben, weil M2N in dem Beite von Thonerde, worin man grub, s.hr breite Spanen f^nd, die, blos; mit Flugsand an« ^?fül!t, dem Flußwasser bald wieder Durchgang uer schassen, welcheS dann die Gallerten überschwemmte, ^er, Vrunelle, berühmtdurch seine mechanischen, ans Wunderbare gränzenden, Leistungen, und bey welchem m.,n nur bedauern muß, daß er diese seltenen Talente nicht seinem Vaterlande widmet, hat nuneme^ Psan zur Erneuerung dieses aufgegebenen Projectj entwor« fen / welchen er durch ErsindlUlg neuer Mittel, an deren Gelingen man nicht zweifeln kann, ausführet wird. Zu diesem Behufe trat eine Gesellschaft zusammen, und in wenigen Tagen stieg die Unternehmung auf 2,200,000 Gulden. Dieser unterirdischeWeg, der unter einem Flusse, wie die Themse, hinführt, wird eine Tiefs von 3/^Fuß unter dem Flußbett erhalten; er wird aus zwey Gal< lerien bestehen, die mit einander durch Arkaden vel' bunden werden. Jede Galleri? wird eine Breite von iI Fuß6Holl, und eine Höhe von i5 Fuß bekommen. Sie werden ganz von Backsteinen aufgeführt, und ihr äußerer Durchmesser 35 Fuß an B^cu« und 20 Fliß arl Höhe betragen. Durch die eine w^en die Wage« hin-, durch die andere herfahren, beyde werden an ihren Seiten Trottoirs für die Fußgänger erhalten. Der Abhang des Wegei wird gegen den Fluß nicht mehr als 4 Fuß auf hundert, und unter der Themse nur 3 Fuß betragen. Man hat die reine Einnahme an Weggeld für diesen Durchgang mit aller Wahrscheinlich« keit auf jährliche 266,00a Gulden geschaht, daher das Unternehmen gleich vortheilhaft für das Interesse des Einzelnen, wie für das Allgemeine seyn wird. —Dieß wäre wieber eines der Wunder, welches der jetzige Zu' siand der mechanischen Wissenschaften zu unternehmen, und der Associatiolisgeist, der im Zusammentritt der Einzelnen so Großes zu leisten im Stande ist, a,u5zu, führen erlaubt. Findlinge. Ein gelehrter Manr,! Er sagt Euch Sonnen, und' Mondfinsternisse vo^uö. — „Dak ist leine Kunst! Es steht ja im Kalender." Dos Gut muß zwey Schelme haben; Einen, der es gewinnt, und den Andern, der's vnlhnt. —Da ist der Armee-Lieferant Rips ein doppeller Schelm, was er gewinnt, verthut er auch selbst wieder. Gedruckt bey Ignaz Al,y» Edl»n von K l < i n m a y r.