Dienstag den 27. Christin. ^791/ Inländische Nachrichten. Ilvien den 20. llhrisim. Wie wir ,'m voria/n Blatte anzeigten, hab.n Se. Majestät t^er Kaiser dem französischen Bothschasttr seine guten Dienste virsprö-chen, wenn ein oder der andere Reichs-sürst wegen Entschädigung ihrer Besitzungen auf fran ösilchem Territorio mit Frankreich in Unterhandlung tretten wollte, so wie auch wirklich einige Konferenzen wegen Baadm « Durlach und Zweybrncken Mit dem Reichs - Vizckan ler Fürst Collo» tedo in dieser Sache sollen gehalten worden seyn; indessen ist das Schreiben, welches Se. Maj. vorige Woche an den König von Frankreich von Reichsweqen erlassen haben, in einem gam andern Ton «bgpfaßt, nnd nach diesem Schreiben wäre «in Reickskrieg unvermeidlich, wenn Frank« reich nicht alles in den vorigen Stand setzt. Dieses wieder in lateinischer Sprache abgefaßte und nur einen Viertelbogen lange Schreiben bezieht sich meistens auf jenes vom Chrlstmonale vorigen Jahrs und Se. Maj. sagen gerade zu, daß da Allerhöchftdl'eselben noch einmal das Gutachten des kurfürstlichen Kolleqii eingeholt , solches schlechterdings darauf bestüne de, daß alle geist - und weltlichen Rechte müssen in den Stand gesetzt werden, wie damals, als Frankreich Lothringen und Elsaß m Besitz nahm, und das Reichsoberhaupt bezieht sich vorzüglich auf den westphallschen Frieden. Wegen Aviqnol, geschieht m diesem Briefe keine Erwah. nung, obschon man sagt, daß der pobsi-liche Nunzius den Kaiser darum gebeten habe. — Die Schreiben welche am Sonnabende em Kurrier von Berlin überbracht hat, sollen sich auf den Handlungstraktat bez,ehen, welcher zwischen dem Berliner Dresdner und unserm Hofe auf dem Ta-pet seyn ftll. — Se. Maj. der Kaiser ' W haben der hohen Hofstelle herabgegeben, dai die Inflationen dermal nach dem b.'itchslldeli Norniase so lange noch vor- zunehm-n scycn, bis hicrinfalls ein neuer Befehl, welcher nach^ns erfolgm soll, wurde b^annt a/macA.' werden. Man v^rhosst also mit Grund von der Milde des Monarchens ein sehr gelindes Pensions Normale. — Es ist nun entschieden, daß die Mauthdirekzion ihr Ende erreichet hat. Das Personale dieser Direkzion wird bey dcr neuen Hofkamwer und Bankodeputa- zion eingetheilt; wo bereits verschiedenen Individuen ihre Plätze angewiesen sind. Der Freyherr von Margelik ist zur M Untersuchung einiger Angelegenheiten der W Gallischen Landesstelle , und vorzüglich M dcr bekannten Beschwerden des Juden Leiser ^ Stüjsel nach Lemberg abgegangen. Semlin den 6. Christm Zu Anfang M dieses Monats werden die Belgrader Kauf-M mannsgüter noch znrückgthalten, daß, sie M nicht gleich gerade und unmittelbar, sondern erst nach dcr Reinigung in Her Kon-tuma; eintretten dürfen, dem von höhern M Orten ergangenen Befehle gemäß , um M aller Gefahr der Ansteckung vorzubeugen, » welche etwa m>r Waaren aus den türki-M schen Provinzen von den verbreiteten lliber-M bleibselu der Pest sich einschleichen könnte. M Der Bascha in Belgrad hat noch O.uattier M in einem gemeinen Gebäude der obern M Stadt, öis die eigene Residenz des Kom-M mandirencen in der Festung sclbst wieder M Herge-Ielir ist. — Heute ist von Belgrad M ein A.a dcr Ianitscharen, Namens Säjd U Cssendi, nebst dcm Tschausch Hassan, in M Beglennng einiger -andern Türken und M Grie b?n hier angekommen. Ersterer, ein D sehr bescheidner Muselmann , wollte sich , m'lt Ponelän versehen , von der Form / wie es die Muselmänner bey ihrem Kaffee- trinken gebrauchen. Letzterer, nämlich Hassan , ist ein Mann, der in allen Theilen der türkischen Lander gereisct ist, und nachher v?cle Jahre in Aonstaininopel zugebracht hat. Auch war er mit einer türkischen Gesandtschaft drey Jahre in Madrid, wo er zwey kostbare goldene Uhren, die eine von dem alten Kömqe, und die andere nebst einer Hand voll Dukaten von dem damaligen Kronprinzen, iyigen Regenten, zum Geschenke erhielt, wegen seiner Gtschicklichkeit, die er bey einem Karrussel oder Ritterspiele bewies. Außer seiner Landessprache spricht 'er Spanisch und Armenisch. Sein erstes Augen« merk war, die hiesigen Kanzleyen zu besuchen. Nachdem man ihm dieses Ansuchen gewahret hatte, bat er um die Erklärung , wie man bey Abhandlungen zu Werke geht; wie die hohen Verordnungen an die Stellen beförderet werden, und die Befolgung derselben betrieben wird , wie die Besoldungen alisgemcssen sind u. s. w. lemberg dcn 4. Chrisim. Der Professor an der hiesigen Universität dann ausserordentlicher Lehrer der Numismatik und Diplomatlk Herr Gottfried Uhlich, welcher in seinem Fache schon manches nützliche Buch geschrieben hat, laßt wieder ein Werk erscheinen, welches eben aus der Presse kömmt; es heißt: Versuch einer Numismatik für Künstler, oder Vorschriften auf alle Falle Münzen im römischen Geschmack zu entwerfen und historische Gegenstände in anpassende Allegorien einzukleiden. — Der Medaillen Künstler , Feuerwerker, und Mahler kann daraus vi'len Vortheil ziehen. Lhoczim en 1. Chrisim. Der Groß-vexier ist noch immer in S blumla. — Der unvermuthct? Tod des Flilstm Po-ttmkin hat die Friedensunttrhanclungcn abgebrochen. Der Toh dieses Fürsten kam dem Großvezier zu geleqkncr Znt; denn er glaubt tttzt über die Rüsten mehr Vermögen zu können. Dir Großvener dürfte sich aber irrm, denn verläßlich wird her Geist des abgeschiedenen Pottmkin dem Kongreß beywohnen und entscheiden. — Der Hospodar Michael Suzo ist ein geplagter Mann. Der sämmtliche Klerus und der Adel haben ihm in einer eingereichten Schrift bedmtkt, daß, woferne er die Christenheit bey der Pforte nicht schützen wollte, sie ihm für seine lange Regierung nicht gut stehen können / wobey sie ihm zugleich die zwey Memoirs an die Kaiserin aller Reussen, und an den großen Potemkin vorlegten , woraus er abnehmen sollte, daß, wenn auch er ein Wohl-biener des Divans in Konstantinopel seyn müßte, sie nicht mehr gesonnen waren, von der Pforte so unmenschliche Bedrückungen langer zu dulden. — Eine böse Laqe für den Hospodar! worüber er auch so betroffen ist, daß er gar nirgends außer seinem Pallast hinkömmt, inzwischen ihm der Großvezier einen Ferman um den andern zuschicket, worin dem Volke Gnadr, Heil, und Schutz zugesendet wird , woran ab?r nicht geglaubct wird, weil man die armen Unterthanen schon so oft betrogen har. — Der nach Wien bestimmte türkische Gesandte Vascha Muhasebetsky Eba Rib'd Effendi befindet sich noch in Bukarest. ZHndlungS e Nachrichten. Die Schwarzen in St. Dominig sind bezwungen; sie kriechen ,um Krem,. Aber unterdessen ist der Schaden unersetzlich. Cs werden 6 Jahre verstiessen, h^s die Kaffeepssanzen wieder ergiebig seyn, uns bis man l saao Schwarze, die bey Viesem Austuhr umgekommen sind , wieder aufkauft; ein Schwarzer kostet 8c>o bis la^a» Livres. — ZXr Kaffee ist wegen dieser Rcvolte im Preise gestiegen , und wirb vermuthlich noch steigen; so auch der Zucker. " Die Handlung in der Levante ist fast ganz für Frankreich verlohren. Die Engländer heben in Smirna die Erlaubnis erhallen, — eine Kolonie oder Handlungskomtoirs anzulegen. Dies thun die Türken de» Englandern aus Erkenntlichkeit , wegen dem auspolitisirten Frieden, so daß bey diesem Türkenkneg Oesterreich/ Rußland, Preußen, und die Türken vielcs verloh-rm, sowohl an Mannschaft wie auch an Geld; nur die Engländer allein profmren dabey, und dieser Prosit ist auf immer, weil die einmal eingenistet« englische Handlung keinen Nebenbuhler leldet. — Q Weishnc ! Litterarische Anzeige. . Mittel wider die Bücherwürmer, für dle Gelehrten. ,. / !< In grossen, oft wen'g bauchten, unb' gebrauchten Bibliotheken, in Archiven, wo Urkunden und schätzbare Uiberbleibsel des Alterthums aufbewcchr.t werden , thut der Hahn des Wurms ^oft weit gröss ren Schaden als der Zahn der Zeit, und zernagt odcr schändet manches scha.zbare Stück, welches der Verehrer des Alterthums oft gern mit vielem Gelde be,ah en würde. Die Akademie'der Wiss nschasttn zu Göttingen hat daher um diesen Verwüstungen Einhalt zu thun schon vorlagst die Preisfrage aufgewo»ftn : Welche die Wknlichsten unb bewährtesten Mittel seyen, Miese Insekten von Bücher-und Urkunden DSammlungen theils abzuhalten, theils zu »Vertilgen? und Herr D. und Professor MHirrmann erhielt den Preiß, welch-r die-Wen Bücherfeinden durch zwey Archive und Ms alte Bücherbibliotheken so lange nach-Mchliech, bis er sie kennen lernte, und dann ^ie besten Mittel wider dieselben vorschlagen konnte. Wir wollen aus seiner weitläufigen Preisschrift nur das zweckmäßige und brauchbareffe ausziehen. Er r?ttet einige Inl>ktm von dem Verdachte dieser litterarischem Verwüstungen, lxn sie sich durch ihren Aufenthalt «n dergleichen gelehrten Orten zugezogen haben, wo man glauben sollte, daß sie eigentlich nichts zu thun hatten. Allein wann sie auch schon keine Exzerpten machen , so lauren sie doch anderen Insekten «uf, von denen sie sich nähren, und sind also ehender nützlich als schädlich. Diese «Zhiere sind diel Spinne, die haarigt und Mhr schnell laufende Mille (H.caruZ) die Wandlaus, der kleine Wandskorpion, und die Hausschabe u. s. w. Die Hauptfeinde «ber sind der ktinnz pernnax und der Denne8tS8 p3NlcNU3 1^.... welche die dik-sten Bücher anfänglich nur mit einem ,unden Loch, so groß als sie selbst sind, durchbohren, nachher aber, weil sie sich »icht umwenden können, und auch nicht Moeiter fort wollen; breite Stücke herausjagen , und zu dem hineingebohrten Loch wieder herauskriechen. Eigentlich soll es i^nen nicht um das Papier, sondern um die hölzernen Decken, und um den Kleister ;u thun seyn , weil sie nur ein Loch in das Buch machen, aus demselben aber, da sie schlechte Nahrung datkinne finden, und den Einband nach allen Richtungen durchfressen; und weil die locker geheftete auch ungebundene Bücher, Akten und D^ kumente, wenn sie keinen Kleister Haberz, meistens unangetastet bleiben. Auf diess Erfahrung gründen sich die Vorschlage zu Vertreibung dieses Ungeziefers. 1) Man schaffe alle Holzbande ab. 2) Der Buchbinder bediene sich, so viel mö^ich, des Leims anstatt des Kleisters. Hat er aber ja solchen nöthig, so spare er den Alaun nicht dabey. Er mache den Kleister von Mehl der wilden Kassa» men und nicht von Starke oder gewöhn» lichen Mehl. Auch kann er sich bey Verfertigung detz Planierwassers , eines Massers bedienen , darinne vorher zerfiossms Coloquinten, Bitterklee, Tausendgulden» kraut, oder auch Wermuthsprossin ge> stossen werden. (Der Beschluß folgt.) Nachtra g, Lvien den 20. Chriftm. Am «5. d. Wurde das Fest der Einsetzung der von Sr. Maj. neulrrichttten k. k. Theresianisch -Leoc poldmischen Ritterakadenne bey den Vätern der frommen Schulen, in dem ehemaligen grafiich Löwenbmgischen Konvikte, seyerlich begangen. Das ganze akademische Korps erwartete in der nahe gelegenen Pfarrkirche den obersten Kanzler , Grafen v. Kollo« wrat, und der Rektor der Akademie empfing denselben unter dem Schalle von Trompeten und Pauken , worauf die förmliche Wbcrgabe im Namen Sr. Majestät qeschah. WDWird alle Dienst - und Freytage nachmittags um 4. Uhr auf dem Platze N". W 183. in der von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben.