.1! S44. Samstag am I». Ketober «8HV D,e „Lalbachrr Intimq" erscheint, ,nit Anin'hnie drr H>o>in' nnd F.irrt^qs, t^lich, nno foffrt sli,,,»tt dcn VcilaiM ,»! Goniptoir qanzjiibrizi ll ,1.. l)a l b ,'5 h r >'q /i ss. ZN sr »lit Kreuzband im (,5m!wtoir ganzjährig !2 st., s,a l l'jä hrig »ss,! z» sntricht.n. M i » d e l Pu st vo r t c>» frei ganzjährig, nntn Kreuzband >l»d gedrnckter Adresse 15 fl., halbjährig 7 st. 3l» fr. — In scl ation sgebiih r fnr rinc Svaltrlizsilc odcr dcn Nan», dcü'sll'ni s„r ei»-'""ligs Einschaltung 3 f>'., fnr zwsiinaligc ^ sr.. for drcinialisss 5, fr. (5. M. Inserate bis lH Zci,.» fostrn l st. fur » Mal, .>i0 sr. für 2 Mal und 40 fr. snr 1 Mal emz'üschalt.» Zu dich',, Gsbiihr.» ist »ach dc>» „vruvisorischci! Gosche vuni l>. Nuvrnibcr 1«5l) s,,r Inftrtimi^stä»!,'.!" noch «0 lr. fnr n'nc jedssinaligr Einschaltung hinzn zn rrchnen Mmtlicher Theil. /^Hm t8. d. M. haben der zum königlich han-nover'schen außerordentlichen Gesandten nnd bevollmächtigten Minister am kaiserlichen Hoflager ernannte königl. geh. Legationsrath und Kammerherr v. Stockhansen, der zum churfürstlich hessischen ausielordentlichen Gesandten nnd bevollmächtigten Minister ernannte bisherige Ministerresident geh. Legationsrath und Kammerherr v. S ch achte n nnd der znm großherzoglich weimar'schen Ministerresidenten ernannte Freiherr v. Zedlil) ihre bezüglichen Beglanbignngs-schreiben Sr. k. k. apostolischen Majestät zu überreichen die Ehre gehabt. Die Obcrstc Polizeibehörde hat die bei der Linzer Polizeidirection systemisirten Kanzleibeamtenstellen, und zwar die Secretärsstelle dem Joseph Hables-reither; die Kanzlistenstellen dem Friedrich Carl Brau m ann, Anton Mihalesknl, Carl H o f-fellner, Ernst Tintl, Franz Flach, Leopold Walek nnd Gottlieb Mascher verliehen. Nicktnmtlickev Theil. Die Iustizpftege der Bezirksämter. 5 Vei der bevorstehenden neuen Organisirnng der politischen Verwaltung scheint sich die Regierung die Rücksichten für eine kräftige, schnelle und einfache Administration, für die anS den Erfahrungen der leyten Jahre klarer erkannten wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung und für die möglichste Schonung des Staatsschayes vor Augeu gehalten zu haben. Mit diesen Rücksichten erschien die in den ley-ten Jahren in Angriff genommene durchgängige Trennung aller richterlichen und aministrativen Functio-nen bei den untersten Behörden nicht vercinbarlich. Der Aufwand für die Dotation dieser getrennten Behörden stieg in progressivem Maßstabe, und drohte eine noch größere, ja beinahe unerschwingliche Last in den ausgedehnten, noch nicht orgauisirten Kronländern herbeiznfühlen. Dieser Aufwand stand theilweise in auffallendem Mißverhältnisse mit der Zahl nnd der Einfachheit der an manchen Ortcn vorkommenden Geschäfte, nnd namentlich in Strafsachen trat die Kostspieligkeit und Umständlichkeit des in Bewegung gesepteu richterlichen Apparates oft in einen, jedem Unbefangenen bemerkbaren Contrast zn der Geringfügigkeit der verhandelten Straffälle. Für die Bevölkerung war dieses Sy-stem, ungeachtet des großen, vom Staate übernommenen Aufwandes nichts weniger als bequem und ihren Wünschen entsprechend. Die größere Entfernung der Behörden von ihren Wohnsinen, die Nothwendigkeit, über das nämliche Geschäft mit verschiedenen Behörden in Verhandlung zu treten, und zu diesem Zwecke die Auslagen für Stämpel und Abfassung der Eingaben doppelt zu tragen, machten b'ese Trennung der öffentlichen Fnnctionen, namentlich für die Bevölkerung des stachen Landes, zeitraubend, unbequem nnd kostspielig. Die politischen Behörden waren dnrch die Ent-z'ehnng jeder Strafgewalt in ihrem Ansehen geschwächt, und dnrch ihren größern Verwaltungsbezirk Mlnder bekannt mit den speciellen Verhältnissen. deren Kenntniß eben den Behörden unterster Instanz znr Lösuug ihrer Aufgabe unentbehrlich ist. Diese Wahrliehmlmge» scheinen zn dem Ve-schlnsse geführt zu haben, in unterster Instanz, nämlich bei dem Bezirksamte, bestimmte VerwaltnngS-nnd Iustizgeschäfte wieder zu vereinen. Es ist daher zum richtigen Verständnisse des künftigen Verwaltungsorganismus vor Allem erfor-lich, die bevorstehende Einrichtung der Bezirksämter, dieses untersten Gliedes, und mithin der in den nn-mittelbarcn Verkehr mit der Vevölkernng tretenden Grundlage des ganzen Organismus näher ins Angc zu fassen. Das Bezirksamt wird vor Allem die politische Verwaltnngsbehörde erster Instanz sein, nud es wird bei Ausübuug dieser Fnnctionen an seine Dienstin-struction und Wirkungskreis gebnnden, worin auch jene Gegenstände ersichtlich gemacht sein werden, worüber die Entscheidung einer höhern politischen Ver^ waltui'.gSbehörde vorbehalten bleibt. In Bezug auf die politische Verwaltung erster Instanz ist der Vezirksvorsteher, welcher die Leitung nnd Ueberwachnng des Amtes in allen seinen Zweigen zu besorgen hat, allein verantwortlich. Für die Cassa- und Nechnnngsgeschafte liegt den bei dem Stexeramte mit Cautio,>5le.st.„,g angestellten Ve.mten, ...mlich dem S^m...eim,.l)m... m.d dem ihn controllirendei, Beamte,,, die mmnttell'm-e Haftung und Verantwortung ol). In dieser Richtung werden die Beziehungen des Bezirksamtes zum Steneramte nnd zn den höheren Finanzbehörden durch besondere Vorschriften geregelt. Jedenfalls wird das Bezirksamt bei Ausführung und Revision deS (5atasters, bei Bemessung der Hauszins- und Hansclassensteuer und bei Nichtigstellnng der Erwerb- und Einkommensteuer mitzuwirken haben. Ebenso fällt die Verwahrung- und cassamäßige Verrechnung des Waisenvermögens, so wie der gerichtlichen und politischen Depositen unter die Pflichten des Bezirksamtes. In Bezug auf die Iustizpflege steht dem Vezirksamte die Strafgerichtsbarkeit erster Instanz, und zwar die Untersuchung, Verhandlung nnd Ent-scheidnng in vollem Unfange über alle Ue ber tretung e n (>m Gegensaye zn Vergehen oder Verbrechen) zu, welche nicht anderen Behörden ausdrücklich zugewiesen sind. Es ist daher die Competeuz des Bezirksamtes auf die mmderen Straffte beschränkt. Diese werden dadnrch einer rascheren Entscheidnng durch eine emfachere, der Unerheblichst der Fälle entsprechen-ere Procednr zugeführt, und die Collegial-Gerichts-ofe werden dadurch einer großen Geschäftslast enthoben, nnd in die Lage gebracht, ,hre volle Aufmerk-,amkett auf das Verfahren über die ihrer Competenz vorbehaltenen Verbrechen nnd Vergehen zn richte.. Von diesen Collegialgerichtshöfen erster Instanz können ferner in allen Strafangelegenheiten die Bezirksämter zu richterlichen Hilfsamtshandlungen, wie Zcugenverdöre, Conftontationen, Augenscheine :c.. in Ansprnch genommen werden. Den Wirknngskreis der Bezirksämter in Civilrechtsangelegenheiten bestimmt die Inrisdictionsnrrm. Die Bezirksämter sind auch angewiesen, in allen Fällen, wo durch ihre Vermittlung die Amtshandlungen des Collegialgerichtes erleichtert werden können, wie bei dem Vollzuge von Zustellungen, Sperren, Inventuren, Schäpnngen, Feilbietungen, demselben hilfreiche Hand zn leisten. Um diese judiciellen Geschäfte nur dnrch solche Beamte verwalten zu lassen, welche für das Richteramt gcseylich befähigt, nnd für dasselbe besonders in Pflicht genommen sind, liegt es im Plane, für den Vorsteher des Bezirksamtes die doppelte Befähigung sowohl für das Richteramt wie für die politische Verwaltung in Anspruch zu nehmen. Da aber unter den gegenwartigen Personalver: Hältnissen die Dnrchführnng dieses GrnndsayeS noch nicht möglich wäre, ohne eine Anzahl der fähigsten politischen Beamten von der Amtsleitnng auszuschließen, so wird bei jenen Bezirksamtern, deren Vorsteher die Vefähignng zum Nichteramte noch nicht besiyen, die judicielle Geschäftsführung, namentlich das Strafrichteramt und die Schöpfung von judiciellen Erkenntnissen und Urtheilen in nnd außec Streitsachen, einem znm Nichteramte befähigten Adjuncten übertragen werden, der dieselbe selbstständig nnd unter eigener Verantwortung besorgen wird. In einem besonderen Anfscche werden wir die politische Gestion des Bezirksamtes, dann seine innere Einrichtung nnd Personalbestellnng beleuchten. Laiback, 23. October. Gestern um l! Uhr Nachmittags sind Ihre konigl. Hoheit die Fiai, Herzogin von Parma mit Fmmlie im beste» Wohlsein hier eingetroffen. Ihre königl. Hoheit haben nach dem Diner die Neise „och 3ii st um tt Uhr foitgeseyt, während die hohe Familie im Gasthofe „zum wilden Mann" Nachtlager hielt lind heute Morgens die Stadt verließ. Eorrespondeuzen. Turin, 18. October. ..^-.. Je mehr wir nns der Wiedereröffnung des Parlamentes nähern, desto mehr wächst in unserm Pnblikum die Ungewißheit über die nächste Zn-knnft. Auf jeden Fall ist Jeder bereit, eine Aenderung in unserm Negierungssysteme zn sehen, und die Wendung der Verhältnisse in Frankreich musi auf nnsere Politik einen großeil Einfluß üben. Dieser einzige Winkel Italiens, wo die Folgen der Revolution „och heute fühlbar sind, wird sich früher oder später dem Systeme der Nachbarn anschließen müssen, wenn er nicht ein Herd der Unrnhen bleiben null. Zwei Hauptcombinationei, im Cabinete sind jeftt möglich: entweder tritt Revel oder Cavour m'ö Ministerium, Azeglio bleibt jedoch in beiden Fällen an der Spipe. Ein Cabinet Azeglio-Nevel würde vielleicht am leich-. testen Piemont mit Frankreich. Oesterreich nnd Rom in Harmonie bringen. Freilich müßte zn allererst daS Ehegesei) zurückgenommen nnd der Presse stärker die Zügel angelegt werden. Wie kann jedoch dieß ge^ schehen, so lange die Regierung eine feindlich gesinnte Kammer gegen sich hat? Wer bürgt aber, daß bei neuen Wahlen die Lage sich günstiger gestaltet? Ist es nicht möglich, daß neue Wahlen noch zahlreicher die Demrciaten in's Parlament bringen, daß die Petitionen in Betreff der Kirchengüter zuwachsen n. s. w.? Was die zweite Ministercombination betrifft, nämlich Azeglio-Cavonr, kann Niemand noch mit Bestimmtheit darüber urtheilen, ob sie das Programm der er; stern annehmen würde; aber Jeder kann vermuthen daß das Ehegesey in Änsführung gebracht, und daß die Bittschriften gegen die Kircheugüter willig ange« IttÄtt nommen werden könnten; denn erstens hat fich schon Cavour bei einer früheren Gelegenheit im Parlamente deutlich ausgesprochen, daß die Kirchengüter auf irgend eine andere Weise vertheilt werden mi'lßteu, und zweitens muß daS Ministerium endlich ein Mittel zur Deckung des Deficit finden. Es ist wohl möglich, daß Herr Cavour in den Gesellschaften von Paris seine liberalen Ideen gemäßiget habe, und daß cr sich von den Petitionen der Municiplen nicht leicht zur In-cammeriruug der Kirchengüter anspornen lassen wird; aber das Deficit ist ein Abgrund, der immer weiter und tiefer wird uud der doch verschüttet werden muß. Die zwei Millionen des Anleihens von Habro werden kanm genügen, das Deficit des Jahres 18K2 zu decken. Wie soll man aber jenes vom Jahre 1863 decken? Dann will Alles Eisenbahnen haben, Genua ist auf Livorno uud Marseille wegen der Fortschritte in den kostspieligen Arbeiten der Häfen eifersüchtig, uud möchte gerne auch die eigenen Arbeiten vollendet sehen. Kurz, hier sind wir in einem Labyrinthe, aus dem wir schwer herauskommen können, uud es ist sehr uatürlich, wenn wir Alle über unsere nächste Zukunft immer mehr im Zweifel stehen, uud weun mau mit Bangigkeit die Eröffnung des Parlamentes erwartet. Oesterreich Klageufurt. Zur Eriuueruug an die beglückende Anwesenheit Sr. k. k. apost. Majestät in Klageufurt im I. I860 , sind durch die vereiuten Bestrebungen des kärntn. Landesausschusses uud des Gemeinderathes jeuer Stadt an dem nächst Klagenflirt gelegenen Kreuzberg Parkanlagen errichtet worden, welche nnu eiuen sehr auständigen und beliebten Unterhaltnugsplatz der dortigen Bewohner bilden. Ueber die von dem Gemeinderath uud dem kärnt. Landesausschusse zu deu Stufen des Thrones gebrachte Bitte, haben Se. k. k. apost. Majestät a. g. zn bewilligen geruht, diesem reizenden Erholnngsplatze den Namen „F ranz -Iosep h' s Anlagen" beilegen zu dürfen. ' ZVien, 19. October. Die niederösterreich'sche Handels- nnd Gewerbekammer hatte vor Kurzem eiue Eingabe an das HandelSministerinm gerichtet, worin Vorstellungen nnd Vorschläge bezüglich der gegenwärtigen Geldklemme gemacht werden und insbesondere hervorgehoben nmd, daß namentlich die in jüngster Zeit verfügten Bankrestrictionen diese Klemme bewirkt leiben, so daß mitunter die solidesten, ans Industriegeschäften hervorgegangenen Wechsel nicht realism werden können; im Jahre 1841 sei das Verhältniß iusoferne ein weit ungünstigeres gewesen, als das reine Escomptgeschäft der Bank in jenem Jahre 46 Millionen Gulden umfaßte; eS sei daher vor Allem wünschenswert!), daß die der Nationalbank ans dem lepten Anlehen vom Staate zurückzubezahlenden 1!> Millionen sobald als möglich in größeren Naten als den zugesicherten, monatlichen anderthalb Millioueu, anticipirt und der Bank zugewendet werden mögen, um von dieser ungeschmälert zur Erhöhung des Wech-selescomptes verwendet zu werdeu. Außerdem wird gebeten, das seit 1848 in Wien bestehende, sogenannte Aushilfscomit« möge für den gegenwärtigen Bedarf ausgiebiger dotirt und so lange erhalten werden, als dem tiefgefühlten Bedürfnisse nicht durch die Errichtuug von Gewerbebanken abgeholfen sei. Diese Eingabe ist von dem h. Finanz- und beziehungsweise Handelsministerium im Weseutlicheu dahin erledigt worden, daß ein Geldmangel überhaupt nicht vorausgesetzt werden könne, wofür die trotz des jetzt geringeren Silberagio's steigenden Warenpreise, der schwunghafte Absatz so vieler Erzeugnisse, die al-leuthalben neu auftauchenden, industriellen Etablissements und die leichte Unterkunft, welche, abgesehen von der Betheiligung des Auslandes, die nen ausgegebenen Staats- und Industriepapiere in Oesterreich gefunden haben, die schlagendsten Beweise lieferten; auch sei die Höhe des Zinsfußes in unseren industriellen und commerciellen Kreisen dnrchschnittlich uicht bedeutend höher als im Auslande; auch an der Elbe nnd am Rheine verschaffe sich der Industrielle seiue Gelder in der Regel nicht unter 6 Percent, und die Gewerbebanken in Frankreich, Belgien uud Preußeu lei-ttn nur unter der gleichen Bedingung. Die Parallele mit dem Jahre 1841 (richtiger 1840) wird als unpassend bezeichnet, da gerade damals eine unerläßliche Reform tiefe Erschütterung?,, bewirkt habe, auch sei jetzt der Bankcredit uicht bloß eiuigen bevorzugten Häusern zugedacht. Die Finanzverwaltung werde nicht säumen, die gedachten 1^ Millionen der Nationalbank zuzuführen, während die Nationalbauk ihrerseits entschlossen sei, diesen Betrag ausschließend dem Es-comte- und Darlehensgeschäfte zu widmen, während jedoch die Nothwendigkeit nnverrückt im Auge zu behalten sey, daß hierdurch iu keinem Falle der Ge-sammtbetrag der umlaufeudeu Vaukuoten über das gegenwärtige Ausmaß hinaus vermehrt werden dürfe. Bezüglich der zu erhöhenden Dotation der Aushilfs-casse sei zu berücksichtigen, daß dieses Institut im Dränge einer unheilvolle» Zeit geschaffeu, auch für das Vedürfuiß derselbeu ausgereicht habe uud daher jetzt unter uugleich günstigeren Verhältnissen uud Be-oiuguugeu ohne Zweifel auch ausreichen werde. Uebri-gens sei das Ministerium selbst davon überzeugt, daß eine selbstständige Creditanstalt für den kleinen Ge-werbSverkehr sowohl für Wien, als manche Provin-zialhauptstadte driugeud vouuötheu sei, und habe sich dießfalls bereits von der Handelskammer einige Mitglieder bezeichnen lassen, um uuter ihrer Zuziehuug die betreffenden Berathuugeu zu pftegeu. Durch diese hohe Erledigung dürften uubcgrün-dete und übermäßige Besorgnisse in der industriellen Welt vollkommen beseitigt werden, da alle wirklichen Bedürfnisse ihre Auerkeunuug, alle nicht berechtigten Klagen aber ihre Wlderlegnug finden. Wir glauben überhaupt, daß in dem Maße, als die Regeluug unserer Geldvechältuisse vorwärts schreitet, auch der Wiener Platz sich mehr an den Gedanken gewöhnen müsse, den Zinsfuß und den Curs als ein Product der thatsächlicheu Verkehrsverhältnisse aufzufassen, und nicht immer von d« Staatsverwaltung zn erwarten, daß sie auch diese Regulatoren deö Verkehrs nach den jeweiligen Wünschen der Speculation dnrch künstliche Vermehrung der Umlaufsmittel einwirke. — Die etwas mattere Stimmung der letzten Börsetage ist nnserer Meinnug nach in der Natur der Sache begründet. Die Capitalisten haben direct nnd indirect auf das neue Anlehen subscribirt, und treten daher jetzt nicht zngleich als Käufer auf der Börse auf. Viele haben größere Summen auf Speculation genommen uud können daher, wenn sie Aufträge vom Auslande erhallen, davon abgeben, nnd branchen ebenfalls die Stücke nicht an der Börse anzuschaffen. Das eigentliche Geschäft ist daher auf eiuen engeren Kreis beschränkt. Die Geldverhaltnisse sind für dieses Geschäft auch etwas beengt, sowohl wegen der Einzahlungen auf das Aulehen, als wegen der vielen in der Speculation mit Industriepapieren gebundenen Capitalien. Die Ausläuder haben zum Behufe ihrer Einzahlungen das Wien auf deu auswärtigen Börsen aufgekauft, oder ihre aus früheren Zeiten herrührenden Vnchgnthabuugen benutzt. Zngleich haben answärtige Wechselhäuser, in der Voraussicht, daß Wiener Briefe auf auswärtigen Plätzen steigen müssen, sich hier in Wien Credite eröffnet, und ziehen darauf, was die Nachfrage nach Geld in Wien velmehrt. Die Rückwirkung der großen Betheiligung des Auslandes an dem neuen Anleheu auf dem hiesigen Geldmarkt ist daher theils noch uicht in seiner ganzen Ausdehnung fühlbar, thrils noch ueutralisirt. Dieß muß sich jedoch ändern, sobald die Credite rea« sirt werden, uud das auf auswärtigen Plätzen vorhandene Wien erschöpft ist. Dann muß sich die Einströmung der fremden Capitalien auf dem Geldmarkt fühlbar machen, und die vorübergehende Geldklemme ist überstanden. Wollte nun die Finanzverwaltung in diese natürliche Entwicklung eingreifen, und der Vörsespecula-tion dnrch einen künstlich erzeugten Geldüberschuß eiue größere Lebhaftigkeit einzuflößen suchen, so winden die Course bei dem wiederholt wahrgenommenen sanguinischen Temperamente der hiesigen Börse, über ihren natürlichen Stand hinaufgetriebeu. Die nothwendige Folge würde sein, daß die Papiere, statt, wie es jetzt cben unter dem Drucke der Geldklemme geschieht, hinausgesendet zn werden, von draußen wegen der hohen hiesigen Conrse hereingeschickt würden. Dieß würde die Rimessen auf fremde Plätze nothwendig machen, nnd die Verbesserung des Wechselcourses wäre vereitelt. Mau würde daher durch eiue Vermehrung der Papiercirculation den verfügbaren Vorrath an Wechseln auf fremde Plätze und den eigentlichen Barfond des Platzes verringern. Wir kommen dadurch auf den Schluß, daß unsere Finanzverwaltung sich zur Regelung unserer Geld-verhältuisse ganz auf dem rechteu Wege befinde, uud wir hoffen von ihrer Weisheit und Festigkeit, daß sie, das klar erkannte Ziel im Auge, sich von den Klagen Einzelner oder Mehrerer nicht werde beirren lassen. AVieu, 2l). October. Dem Vernehmen nach hat die k. k. österr. Regierung mit den sämmtlichen deut» scheu Gränz.Nachbarstaaten Verhandlungen angeknüpft wegen Abschließnng von Uebereinkünften zur gegen» seitigen Verhütung und Bestrafung des in den Gränz« forsten begaugeuen Waldfrevels. — Die beantragte Regelung der militärischen Straßeuzugsstationen znr Richtschnur der iustradiren-den Commissäre ist bis zur Zeit der durchgeführten politischen Organisation und Feststellung der Gemeinde-Verhältnisse verschoben worden, doch sind bereitS die nöthigen Vorbereitnngen angeordnet und durchgeführt. — Dem Vernehmen uach werden die Zollcoü» ferenzen in den letzten Tagen dieses Monats ihren Anfang nehmen und wieder, wie im vorigen Jahr, im großen Saale des landstäudischen Gebäudes gehalten werden. — In einigen Gegenden des Iägerndorfer Be« zirkes bestehen noch gemischte Gerichtsbarkeiten. UM diesen ansnahmsweisen Verhältnissen ein Ende z" machen, sind zwischen Oesterreich uud Preußen P"-haudlnngen schwebend und wurde beantragt, die b<ö» herige gemischte Gerichtsbarkeit ganz nach österreichische" Gesetzen zu behandeln. — Die käritt. Handels- und Gewerbekmnmer hat über das Proimmol'ia des Herrn E. Baner ans Trieft, die Concnrrenz deS schwedischen Stahles betreffend, ihr Gntachten abgegeben. Nach den von mehreren Stahl-gewerken kundgegebenen Ansichten wird die erfolgreiche Concurreuz des kärutner'schen Stahles mit dem schwedischen als unmöglich erklärt. — Im October 18.^l soll in Böhmen eine dritte Ackerbanschnle in's Leben treten. Die Gründling derselben wird von dem Kaadner landwirthschaftlichen Verein projectirt uud sie soll, wie wir im „Boten v. d. Eger" lesen, auf dem Gute Würguitz errichtet werdeu. Vorläufig wird der gauze landwirthschaftliche CurS nur ein Jahr dauern, auch sollen für den A>p fang bloß 12 Zöglinge aufgeuommeu werden. — Die „Gratzer Zt.g" bringt eine „erneuerte Kundmachuug" des dortigen Vezi» ks-Collegialgerichtes, nach welcher am 3. October 18ii<) bei Gratz die Leiche einer unbekannten obcrsteirisch gekleideten WeibSperst" aus der Mur gezogen wurde. An der Leiche seieH, obwohl sie wohl über zwei Wochen im Wasser ge' legen, Merkmale gewaltsamer Tödtung wahrgenow' men worden, cs seien aber mehr als zwei Jahre verstrichen, ohne daß es, ungeachtet vieler Nachforschnuge», gelungen wäre auszumittcln, wer die Verunglückte sei. Dieß ist um so merkwürdiger, da die Todte, ihrer Tracht nach, aus der Nähe, nämlich aus Obersteier seiu mußte, und die für eine Fran ungewöhnlicher Größe von .^ Schuh und manche sonst auffallende Merkmale hatte. Sie befand sich im vierten Monat« der Schwangerschaft. — Se. Hochwürden der katholische Bischof voü Siebenbürgen, Michael Kovacz, lst am 1ü. d. ^' zn Hermannstadt gestorben. — Ueber die Concessionirung der Zittau-R^ cheuberger Eisenbahn theilt ein Correspondent ^ „Prager Zeituug" aus Reichenberg Folgendes W^' Die Bedingungen sind den Interessen Neichenberg ungemein günstig, obwohl sie andererseits derart ö^ stellt sind, daß sie wohl noch einige Modifications versuche bezüglich der compaciScirenden Gesclls") und der hohen Regierung veranlassen dürften. ^/ Bau, wozu die Vorarbeiten anf dem Papiere bere> seit zwei Jahren vollendet sind, wird einer sä')' fischen Privatgesellschaft bewilligt, der Termin i" Vollenduug auf drei Jahre festgestellt. Die österre^ chische Regierung garantirt den Actionären A Pro" des nach Abschlag der Betriebskosten sich ergebende Neinertrages, behält sich dagegen das Heimfallsre") 10/ kommen, uns nachahmen, schweigen, die Dulder spielen, wenn sie sich iu solchen Nolleu gefallen; uur sotten sie dem Volke und den weniger Verderbten, weniger Hartnäckigen und weniger Unvernünftigen nicht hindernd iu deu Weg treteu, wenu diese der gesetzlichen Autorität Ehrfurcht zollen und dereu Schutz uud Wohlwollen anrufen. Eintracht zwischen Regierung uud Volk ist die Basis der Kraft uud der allgemeinen Wohlfahrt. Wir wissen recht gut, daß die Wenigen, denen die Gegenwart nicht zusagt, anf die Zukunft vertraue,, und diese ihr Eigenthum nenueu; so mögen sie denn sich iu die>eu ZukuuftStraumeu wiegeu und die Völker unbeirrt sich der Gegenwart crfreueu lassen. Besser aber wäre es für sie, weuu auch sie zur Einsicht käme», ihre,, thörichten Illussiouen und Utopien entsagten uud sich einmal anftichtlg eutfchlösseu, gemeinschaftliche Sache mit allen Auoereu für das Wohl des Staates uud die Wohlfahrt des Volkes zu macheu. Erwacheu Sie, meine Herren! Zwischen uus uud dem Jahre 1848 liegt eiu halbes Jahrhundert. Nehmeu Sie ein Beispiel au Pordenoue'" Veul jch l a tt d. Vreslau, 18. October. Gesteru wurde der kacho. lischeu Bevölkeruug vou deu Kanzeln der Kirchen herab ^ verkündet, daß am nächsten Sonntage, deu 24. d. M., die Iesuiceu-Missioneu iu deu drei hiesige», katholischen Kirchen zu St. Maria (Eaudkirche), zu St. Dorothea (auf der Schweidmyer Straße) uud zu St. Mathias beginnen; die Dauer der Missiou ist auf acht Tage festgesetzt. Der Ban der Vreslau-Posener Eiseubahn wird jetzt, wie es scheint, mit allen Kräften vorbereitet, so daß der Beginn der Erdarbeiten bereits im künftigen Frühjahre zn erwarten steht. S' ch w c d o n. t5hristit,,,ia, 12. October. Nachdem Se. kön. Hol), der Kronprinz l'ereitü i>, voriger Woche „ach Schwede,, abgereist, ist ihm gestern auch Se. Majestät d?r König mit der übrigen königl. Familie ebendahin gefolgt. In Folge einer geschehenen Melduug. daß die Einwohner des nördlichsten Schwedens deu norwegischen Lappen von Kautokeiuo verweigert haben, mit ihien Reuuthiecheerden das schwedische Territorinm zu betreten, ist eiu königl. schwedischer Erlaß au den Vefehlchaber vou Norbotteu ergangen, mit der Ordre, einer Uebersiedelnng der norwegischen Lappen nach Norbotten keinerlei Hindernisse in den Weg zu legen. ^ r a n K r c i ch. Paris, ll>. October. Seit dem Morgen bedeckt eine ungeheure Meuscheumenge die Boulevards, darunter bemerkt man sehr viele Fremde uud Proviuz-bewohuer. Eiue Uuzahl Häuser sind mit Draperien uud dreifarbige» Fahuen, worauf „Viv^ l'ki»i>!','< „>« zil lesen, geschmückt, vor einigen derselben stehen Tribunen, die sich sogleich mit 'Neugierigen fülleu. Alle Theater am Boulevard si»d mit Draperieu und Fahnen geschmückt, am Theater Gymuase ist eiu Adler angebracht, der e.ne Krone uud eiueu Scepter halt, daruuter mit großen Lettern: „^ 1x.ni,. «^x.l.m. klrm(!i'dir.« Um 2 Uhr langte der Zug mit dem Prinz-Prä-sideuteu auf dem Cleans-Vahuhofe au, der mit Fahnen und Bannern, mit Inschriften und Emblemeu des Kaiserreiches sehr reich verziert war. Im großen Saale waren die Staatskörperschasteu versammelt. Iu der Mitte deoselbeu war eiu Throu mit einem reiche,, Valoachiu, darüber eiu goldeuer Adler, errich-ltt. Nechcs vou dem Throue befand sich der Seuat mit seiuem Präsideuteu, dem Marschall Jerome, links der gesetzgebende Körper. Die Minister uud der Pra-sideut des Staatsraths stauben auf deu Stufeu vor dem Throue, die Staatsräche zu bcideu Seiten desselben. Der Civil- uud Militär-Hofstaat des Prinzen stand hinter dem Throne. In dem Eaal herum der - Cassations- und Nechnnugshof, die Großoffiziere der ^ Ehrenlegion mit ihrem Grosikanzler, eine Deputation des Instituts, der Geueralstab der Nationalgarde, der Geueralstab der Pariser Armee, die Oberrffiziere der Marine, der AppellatiouShof, der Gerne von Paris mit dem Erzbischof, der Polizeipräfect, die Handels-^ kammer, die polytechnische Schule, die Konsistorien der reformirten Culten uud das israelitische Cousisto-rium, die Friedensrichter, die Polizei-Commissare, die Notariats- und Advocatenkammer, die Wechselageitten u. s. w. In dem Augenblicke, als der Prinz aus dem Wagen stieg, donnerte a»f ein gegebnes Signal eiue Salve vou 121 Kanonenschüssen und alle Glocken der Stadt fingen an zu läuten. Der Marschall, die Minister, die Präsideuteu der großeu Ctaatskorper uud der hochw. Erzbischof vou Paris giugen, den Ceremonienmeister an der Spitze, dem Prinzen entgegen. Als der Priuz iu den Saal trat, brach Alles in deu Nuf: „Es lebe der Kaiser!" aus. Der Priuz blieb mitten im Saale stehen und begab sich auf die Estrade, um auf dem Throne Platz zu nehmen. Der hochw. Erzbischof hielt eiue Rede. die der Prinz beantwortete. Wie der Prinz den Saal verliest, brach die Versammlung abermals in den Nuf: „es lebe der Kaiser" aus. Louis Napoleou stieg sodann zu Pferde, der Kriegsminister, die Generalität, die Flügel-Adjutanten und Ordonnanzoffiziere begleiteten ihn alleiu. Die Municipalgarde, die bataillons-weise im Hofe aufgestellt war. grüßte ihn einstimmig mit dem Rufe: „es lebe der Kaiser," welcher Zuruf mit derselbeu Begeisterung vou deu am Boulevard de l'Hospital aufgestellten Truppeu und von den Deputationen der Körperschaften des 12. ArroudissementS wiederholt wurde. Ueber die Austerlitzbrücke zog der Priuz auf den Vastillenplay, wo der Seinevrafect mit dem Muuicipalrathe von Paris und den andern Mnnicipal-Deputatioueu der Seiue seiuer wartete. Herr Delaugle, Präsideut des Pariser Mnnicipalrathes^ übergab dem Prinzen eine Adresse. Um halb vier Uhr zog der Prinz in die Tui-lerien ein. Ä m c r i k l, 5trw-Aork, 2. October. Die Präside.tteuwahl erfolgt am ^. November. Die verschiedeoe., Pa.leien aattiren fortwährend lebhaft zu Gm.sten ihrer resp Candidate,,, ol)„c dasi bis jetzt eiuige Gewißheit i,,' Bezug auf das Endresultat vorhaudeu ist. Ziemlich allgemein scheint die Meinung verbreitet zu sein daß General Pierce, der Caudidat der demokratischen Partei, obsiegen werde, doch rechnen die Whigs noch immer mit großer Zuversicht auf den Sieg ihres Candidate,,, deö Generals Scott. Die übrigen Candidate»,, Webster einbegriffen, siud neuerdings mehr ober weniger iu den Hintergrund gedrängt worden. Der Tod des Herzogs v. Wellington hat anch iu der Presse der Ver. Staaten Aeußerungen der Auerkeuuung seiner Verdienste hervorgerufen. Nach Berichten aus Havana im „New-York Herald" si„d alle amerikanischen Zeitungen (die bekanntlich in Bezug anfCnba de>, Abfall uud die Empörung gegen die rechtmäßige Regierung predigen) auf Cuba verboteu. An Bord eines jeden ankommende:! amerikanischen Schiffes wird eine Polizeiwache gesetzt, welche der Capita,, bezahlen mnß. Den uenestei, Berichten ans Panama zufolge hat ma>, unu auch auf der Landenge dieses Namens Gold entdeckt uud bereits angefaugeu, da nachzugraben. Zum Präsideuteu der Republik Neu-Granada ist der General Ovando erwählt worden. Die Nachrichten aus St. Francisco vom I.September sind im Wesentlichen nicht von Bedeutung. In ei»em gegen eiuen flüchtigen Sklaven anhängig gemachten Prozesse, hatte das Gericht iu Ct. Frau-cisco auf Auslieferung des Sclaven an seinen bisherigen Herrn erkannt. Telegraphische Devesche. * London, 18. October. Nach dem „Mornina Herald" wird das Begrabniß des Herzogs v. We, lington am IU. November Statt finden. 1042 Aus den Höhlen des Karst. Von Dr. Adolph Schmidt. IV. Die Recca-Höhle von St. Kanzian. 3. September »852. «Vie freundlichen Leser meiner Höhlen°Berichte werden sich erinnern, daß ich im Februar und März dcs vorigen Jahres mit einer Untersuchung des unterirdischen Laufes der Necca betraut wurde, welche aber durch eingetretenes Hochwasser, das uns die Kähne zertrümmerte u. s. w., unterbrochen wurde. Es war eine Erpedition, welche einen neuen Beweis für den Unterschied von Theorie und Praxis lieferte. Der Theorie nach hatte ich ganz Recht, daß im Winter vorerst so plötzliche Hochwasser, durch Ge-witter entstanden, nicht zu fürchten sind, wie im Jahre »850 ich eines in Planina erlebte, so wie daß hauptsachlich der Wasserstand besonders klein sein werde. Aber es war nicht voraus zu sehen, daß nach einem so schneearmen Winter, gegen den Beginn des astronomischen Frühlings, in diesen südlicheren Gegenden erst plötzlicher Frost, dann noch ein starker Schneefall improvisiren und mit einer überraschenden Thaufiulh enden werde. Wir alle hatten damals viel Ungemach zu überstehen: ich erkrankte ernstlich, und mußtt mit schwerem Herzen von dem begonnenen Werke mich trennen. In wie ganz anderm, heiterem, lebensgrünem Schmucke sah ich jetzt St. Kanzian wieder, und stehe keinen Augenblick an zu erklären, daß die große Doline (Schlund) daselbst das großartigste Schale fpiel dieser Art ist, welckcs das Kaiserreich aufzu weisen hat! DerRcu.Pastor der englische» Gemeinde in Trieft, welcher Kanzian eben auch besuchte, ein eifriger, unerschrockener Tourist durch 4 Wcltheile, erklärt wiederholt, nirgends etwas ähnliches gesehen zu haben. Man wolle sich erinnern, daß bei dem Dorschen St. Flanzian sich ein trichterförmiger Felsen^ schlund öffnet, dessen Westseite fast senkrecht 83 Klas. tcr sich abstürzt; die übrigen Wände ziehen sich im-mer noch schroff genug hinab, aber doch ließen sich an der Nordseite 400 Stufen anbringen, über welche man den Hügel von Gerölle und Felsblöcken erreicht, der sich zu der Grundfläche hinadzicht. Aus einer hohen Felskluft der Ostwand stürzt sich die Recca >>' einem schönen Falle herab, füllt ein Bassin und fließt aus diesem durch einen engen gewundenen (5a-nal zwischen nackten Klippen einer Höhle in der westlichen Wand zu, in welche sie sich stürzt, um nach 5 Meilen unterirdischen Laufes als die Mavo bei Duino wieder zu Tage zu treten. Rechts ober dieser Flußhöhle öffnet sich eine sehr interessante trockene Grotte, welche in einem rechten Winkel sich einwärts zieht und mit einer Schichtungsfläche gegen das Flußbett abstürzt. Hier bringen wir eine permanente Strickleiter an, erreichen das felsige Ufer des Fluss.s, der links den ersten unterirdischen Fall bildet, den wir auf diese Art umgehcn, und steigen neben einem zweiten Falle hinab zu dem Hafen, von dem aus die unterirdische Wasserfahrt beginnl. Sie führte uns voriges Jahr zu einem Trümmer-bergc, dcn überkletternd man an einem Wasserfalle von 18—24 Fuß Höhe steht, zwischen senkrechten Wänden. Hier ist nur dadurch hinabzukommen, daß ein Steg längs der Wand improvisirt wird, über den Wasserfall hinaus, von dessen Ende dann eine Strickleiter in den Kahn (der den Fall passiren muß) hinabgelassen wird, und dann „Glück auf!« Diesen Weg zu machen erlaubte und das vorjährige Hoch wasser nicht. Und ist es der Mühe wertl), diese beschwerliche, nur mit der äußersten Vorsicht zu wagende Arbeit und die weitere Untersuchung vorzunehmen? —Ganz abgesehen von der Lösung eines geographischen Räth.-scls, wie es der unterirdische Lauf der Recca ist, hat die Beantwortung dieser Frage unläugbar auch eine practijche Wichtigkeit, nämlich die Versorgung von Triest mit Wasser, ja selbst für die Karstbahn dürfte Feuilleton. es nicht ohne Interesse sein, die Lage unterirdischer Wasserreservoirs kennen zu lernen. Ich habe seitdem nicht Ursache gefunden, meine Ansicht zu ändern, daß es für Triest von weit größerer Wichtigkeit sei, an seiner Ostseite, gegen die Bucht von Muggia, eine Wasserleitung münden zu sehen, als an der Westseite über den Bahnhof hinaus. Hier nämlich sind der Vergrößerung von Triest natürliche Gränzen durch den an das Meeresufer vortretenden Karstrand 9/zogcn, gegen Muggia und seine Hafenbucht hin, steht aber der Vergrößerung nichts im Wege. Dort ist Raum für technische Etablissements aller Art, und nur sür diese handelt es sich jetzt noch — wie es scheint — um die nöthige Wasscrmenge mit dem nöthigen Gefalle. Für Trinkwasscr allein dürfte durch die projectirte Leitung aus der Quelle bei St. Croce wohl gesorgt werden, obwohl auch diesem Project noch manches Bedenken entgegen steht. Jedenfalls wird endlich eine Untersuchung der unterirdischen Necca, wenn sie einigen Erfolg hat, manche That» sache zur Kenntniß bringen, die selbst sür andere Projecte nützliche Anhaltspuncte bittet. Daß meiner Untersuchung auch wirklich practi^ sche Wichtigkeit beigemessen wird, beweiset die For, dcrung derselben, welche sie diescs Mal insbesondere von Seite des Trirster Gemeinderathes erfahren hat. Von Adelsberg aus theilte ich nämlich dem Hrn. Podest:» von Triest, Ritter v. Tomasini, mein Vor-haben mit, St. Kanzian zu besuchen, und erbot mich, die Untersuchung des Flusses wieder amzu. nehmen, wenn der Geineinderatl) mir die hiezu nöthigen Kähne, Strickleitern und dgl. bewilligen wolle. Mit überraschender Schnelligkeit und den schmeichelhaftesten Ausdrücken wmle meinem Wunsche willfahrt. Drei Kähne wurden augenblicklich von Triest nach St. Kanzien geschickt, und diese seltenen Reisenden pdsjirlen mit einiger Anstrengung glücklich die Höhen von Bassovitza und den Abgrund von St. Kanzian, und wiegen sich jetzt bereits anmuthig auf den dunklen Fluthen der Recca. Wie muß cs diesen armen Balken zu Muthe sein, aus dem lich« ten schönen Hafen von Triest in das ewige Dunkel der unterirdischen Nccca versetzt zu sein, wo ihnen der Wasserfall ein I^8l:iul« n^i», »n«i-imx.T entgegen donnert, denn heraus kommen sie gewiß nicht mehr! Die leichten Nachen, die ich voriges Jahr von Adels» berg brachte, kosteten schon Arbeit genug, um in den Schlund hinabgelassen und über die ersten beiden FäUe im Innern der Höhle hinabgebracht zu wer. den — wie denn erst diese starken, massiven Barken, wenn auch vom kleinsten Hafen-Kaliber; 6 Mann hatten wahrhaftig harte Arbeit damit durch l'/« Tage. Finden wir im Innern auf der weiteren Fahrt Riffe, so werden wir kaum im Stande sein, die Kähne darüber hinweg zu bringen, aber jeden-falls ist ihre größere Festigkeit mir hochwillkommen! Ein Anprellen an Felsen ist bei der starken Strö. mung des Flusses unvermeidlich, und m,t dem vorjährigen schwachen Kahn wäre Freund Rudolph bei einem solchen Zusammenstoß bei einem Haare verunglückt, das Vordertheil des Kahnes zerbrach, und mit größter Anstrengung gelang die Rettung! Wir hatten voriges Jahr den einzigen uns noch übrig gebliebenen Kahn mit vieler Mühe in die erwähnte obere Grotte geschafft, aber wir fanden jetzt keine Spur mehr davon vor. Im November voriges Ial'r trat n>,ch einer Thaufluth ei» so enormes Hoch-wasser ein, wie die ältesten Lcute sich keines ähnlichen erinnern, das von l82tt noch übertreffend. Letzteres erreichte zwar eine größere Höhe, das vorjährige stieg nur (!) bis etwa 40 Klafter, den gan. zen ungeheuren Trichter erfüllend, blieb aber 3 Tage in dieser Höhe, wogegen das Hochwasser i. I. 1826 nur eine Nacht anhielt. Unsere Erwartung war sehr gespannt, ob wir bedeutende Veranderun-gen, Einstürze, Anschwemmungen u. s. w. im In^ nern fänden, aber vor der H.nid fand nichts dergleichen sich vor; selbst die einzelnen Klippen zwi.-schen dem Bassin am Grunde der Dolline und der Flußhöhle zeigten keine merkliche Veränderung; sie widerstanden dem Drucke dieser enormen Wasser« masse. — Auch in der Tredicgrotte (Trebitschgrotte) trat zur selben Zeit, wie natürlich, ein ungewöl)N> liches Hochwasscr ein, welches bis zu 420 Fuß in dem Schachte emporstieg. Welche Revolutionen müssen auf so gewaltige Erscheinungen doch jedenfalls im Innern des so nach allen Richtungen zerklüfteten Karstes erfolgen! Weite Räume werden verstürzt, neue Höhlungen bilden sich, wie denn soher die vie. len Dolmen und Trichter nichts anderes sind, als die Folgen unterirdischer Einstürze. Ist demnach nicht jede Unternehmung sehr gewagt, Wasser aus diesen Schachten zu heben, da jedes Jahr durch ei» nen Einsturz das Wasser zu einer Aenderung seines Laufes gezwungen werden kann, und das in Angriff genommene Reservoir verläßt? Eine Untersu» chung des Flusses vom Anbeginn seines unterirdi» schen Laufes ist die unerläßliche Vorarbeit zu allen derlei Unternehmungen. Morgen beginot unsere Ar» belt — gedenken Sie meiner mit einem freundlichen Glück aus! M i s c e l l e n (Nicotine.) Durch dcn Prozeß Bocarm«': ist das starke Gift, welches der Tabak enthalt, Nicotine, allgemein bekannt geworden. Ein ausgczcichne-ter französischer Chemiker, Malapert, hat seitdem eine große Anzahl von Versuchen angestellt, um zu <» mitteln, wie viel Nicotine bei den, Rauchen in dtN Mund des Rauchers übergehen. Dabci hat er gesunden, daß das Rauchen um so unschädlich" ist, je trockener der Tal)>.k. weil das Tabakgist sich bei raschem Brennen desto leichter verflüchtiget. Die An« wesenheil desselben »idt sich durch den lMiNiqcncl), inen Geschmack zu erkennen, welchen die letzte Hälfte einer (äigarre oder der Tabakrcst cincr Pfeife enthält. Das Tabakgift conccntrirt sich da Malapert räth deßhalb, keinen feuchten Tabak zu rauchen und sich stets einer Pfeife zn bedienen, in welcher die Feuchtigkeit u»d mit ihr das Gift sich ansattl' meln kann; ferner eine Pfeife und eine (Zigarre Mll halb zu rauchen, d. h. so weit, als sie vollkommen trocken sind. Er führt viele Beispiele an, in welchel das Nichtbcachten dieser Vorschrift sehr nachtheilige Folgen halte, tröstet aber die Schnlipfcr mit deni Nachweise, daß sie von dem Tabakgistc, Nicotine, fast gar nichts zu fürchten haben. — (Aus Ätancy erzählt man eine erssetzliche beschichte.) Bei den letzten Gcmcinderathswahle" hatte der Präfect de Sivry einen den Wählern n>'^ zusagenden Eandioaten empfohlen und zugleich je^ oppositionelle Eandidatur streng untersagt. In Folge dessen erhielt eine Demoiselle Charlotte X. sehr viele Stimmen, die nahe daran waren, den Negierungs« Kandidaten zu besiegen. Wer aber ist Charlotte? -" Sie gehört zu den bekanntesten Verehrerinnen der Camelien, war aber bei der Durchreise Louis Nap0' leons durch Nancy von dem Präfecten gewählt wo» den, um die schöne Anrede an diesen zu halten, »N welcher die Jungfrau von Orleans vorkam. D>e Sache erregte großen Anstoß unter den anständigen Bürgern, und sie rächten sich jetzt dafür, indem s^ dem Präfecten sein Hcldenmädchen auf die Wal)^ zetlel schrieben. (Vad Anecdote«.) An der Schwefelquelle» Curgast: „Aber Herr Doctor, dös is aber net z"'" eristirc! So ä teuflischen Trank kann's gar net geb" in der Weltgeschichte! Wenn i net zwischen je^ Bechre a Seidel trinken darf, nachher gch i rei" i Grund!«— Im Kaltwasserbad. (Der Wart" tl>^ einen schon ausgekleideten Paticntcn in der Nal) der großen Douche mit einem Regenschirm ""' und will ihm diesen entreißen,) Wärter: »I? "?. wollens den mit'n Schirm?« — Patient : „^'" lionen Donnerwetter! Ich kann doch wahrhaftig >""^ unter die furchtbare Brause treten ohne Sch'^ Wenn ich dann am ganzen Lcib naß werde? ^ Tod kann ich ja davon haben!« _____ Druck und Verlag von I. v. Kleinmayr und F. Vamberg in Laibach. Verantwortliche Herausgeber und vtedacceure: I. v. Kleiumayr und F. Van« ^