lnr Annst, Wijsenschatt und geselliges Leben. Nedigirt vo« Franz Hermann von Hermannsthal. ^ V3 . Freitag am Juli I.OHO. W»< ^ Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchenllick zwei Nummern , jedes Mal ein halber Boaen. Der Preis des Blattes ist in Laibach qanzinhri« d, <^ ^ halbjährig z fi. Durch die i. s. Bon unier Oc>u»err m,l porlofre,er Zusendung aanziäbrig u, balbiäbrig 4 fi, C,M., und w,rt> balbjadria vorau«, dejahll. Alle f. l. Poilämier nebmen Pränumeration »,i. In Laibach pränumcrill man bei», Verleger am Raan, Nr. >YU, »» erste» Vloitt. <3in Sieg. Ner Radschah von Sind und Hiud, Suran», War »nächtig als Herrscher und tapfer als Man». Die Nadschahs alle, mit Schätze» schwer, Sie kamen vo» Wessen und Osten her. Und brachten ihm Gold und Edelstein, Und Huldigung, gar deniülhig und fein. Denn der mächtige Radschah Von Sind und Hind War auch ein wildes, »erzogenes Kind: Stets wollt' er besitze» mehr und mehr. Doch ging »ach Nichts so heiß sein Begehr, Als „ach Kronen: und Lander- und Meuschengewinn; Und zu sänft'gen so wilden, «erzogenen Sinn , D'rm» käme» uön Weste» und Osten her Demüthig die Radschahs mit Schätzen schwer. Nur Einer, der Radschah von China, wagt's,— Eine alte, malaiische Sage sagt's — Zu schiffen wider den Strom und Wind, Und Nichts zu senden »ach Ti»d »,>d -?>»!>» Und nicht zu kommen, demülhig und fein. Mit Schätzen von Gold und Edelstein, Und zu thun, als ständ's auch ohne Tribut Um seinen Thron und Scepter gut. Der Radschah Turann , den Dies verdrießt. Den Kamps mit dem stolzen Chinesen beschließt, »Und weigerst du trotzig ein Zeichen, du Fant, »Daß du als den mächtiger» Herrn mich erkannt, »So sollst du's erfahre», wie schwer mein Fuß »Das Genick tritt, da« ich erst beuge» muß. »Kein Häufleinchinesisch Gold und Gestein, »Jetzt sei die Kron e vo» China mcin.« Und es segelt in uubezwinglicher Macht Die gewaltige Flotte bei Tag und Nacht, Und China sucht ihr verderblicher Lauf. Wann gebt denn endlich die Sonne auf. Die dem zürnenden Radschah die Küste zeigt. Wo des Feindes Thron cr vom Schiffe besteigt! Schon hat er das Land Tamsak erreicht. Der Radfchah von China bebt und erbleicht: So nahe der Feind, so stark sein Heer! Sein Führer ein Tapfrer zu Land und Meer! Wer kann auch trotzen gigantischer Macht! Wer wagt, wo Verderbe» gewiß, die Schlacht! „Ich messe mich«, sprach im R»th Sin-Win , E,n «lter Gelehrter und Mandarin, »Ich messe mit dem Narbaren mich. »Zwar setzt es dabei nicht Hieb und Stich, «Doch bürg' ich, Radschcch, wenn du mir vertraust, ,Doß nicht auf Sand du den Thron dir baust.— »Wen,!, was ich ersonnen, nicht recht soll sein, »So >»ög' es der ewige Geist verzeih',,! »Zum Zweifeln und Grübeln ist nicht die Zeit, »Wo die Noth uns drängt und um Handlung schreit. »Nur schnell laß rüsten ein Fahrzeug mir, »Wie ich's, 0 Herr, begehre von dir: »Statt schweres Geschützes- viel Nadeln fein, »Doch müssen zerfressen von Rost sie sein; »Statt Kriegern —von Greise» eine gute Zahl, »Die Kniee schlotternd, die Scheitel tahl; »Und uni des Schiffes bauchigen Rand »Laß setzen von — Bäumen mir eine Wand. »So liefe' ich den, dummen Narbaren aus Hind »Die Schlacht, die sicheren Sieg dir gewinnt.« Der Radschah staunt und begreift ihn nicht. Doch Sin-Win' s Weisheit ist vo» Gewicht. Und es wird, wie er es bestellt, geihan. Weit trifft in der See schon der Morgen ihn an, Und ehe der Schimmer des Tages erbleicht, Ist auch die Flotte Turann' s erreicht. Und des Radschah Schiff betritt der Greis, Zu neigen vor ihm den Scheitel so weiß. Und er steht vor den» Mächtige» unverzagt, Der streng ihn mißt und endlich fragt. Woher des Landes das Fahrzeug sei. »Aus China-, erwiedeet er frank und frei. »»Aus China? willkommen du Steuermann' »»So sage nur schnell und genau nur an, «»Wie weit, bei günstigem Netter und Wind, «»Wir noch entfernt wohl vo» China sind. » »Herr,« sprach d'rauf lächelnd der heuere Grei^, »Was ich dir kaum zu berichten weiß, .Verfüge, daß deß, wenn dir's beliebt» »Dein eigenes Äuge dir Zeugniß gibt. »Beschreite mcin Schiff, » Herrscher von Hind, Und schaue, wie weit wir von Chi»« sind.» Der Radschah lächelt und folgt dem Greis, Ihn deckt von tapferen Männern ein Kr>>s, Und »Is auf dem fremden Schiff erstand< Da zeigt ihm Sin-Win der Naume Wand, Und spricht: »Als wir abfuhren von H»us< — »Und bis heute fuhren wir stets g'radaus — 9ft »Do pflanzten die mächtigen Nämnc wlr , ».Die nu» Frucht' uns geben, de,» Schiffe Zier.« Und die Nadeln zeigt er ihm d'rauf und spricht: »Dies waren Stangen von schwerem Gewicht, »Als das heimische Land wir sahen zuletzt;—, »Sieh', was uns der Rost noch gelassen jetzt.« HVrouf zeigt er auf sich und, der Greise Schar: »Noch wach' ich, » Radschah, dir offenbar, »Wir bestiegen da« Schiff als Knaben schier, «Und stehen als müde Greise vor dir. »Nun rechne, » Radschah »on Sind und Hind < »Wie weit wir etwa »on China sind.« — Und des Greises Wort und des Greises Schiff, Es ward für den Radschah zum Felsenriff, Daran in scheiternde Trümmer ging Der Rachegedanle, den er umfing. »So weit noch?" meint der Barbar bei sich. «Laßt, was ich besitze, genießen mich. »Eh' ich das elende Land erreicht, »Ist bli,,d mein Äug' und mein Haar erblc,cht.« Von dem Greise darauf er Abschied nahm, Und segelte hin, woher er kam. — Als.S»n>Win wieder zu Haust war, Da sucht' er sich's zu machen klar. Ob er auch recht daran gethon. Daß i» Noch er bcthört den Barbaren durch Wohn. Es heißt, daß er endlich die Wahrheit ersah, Nur wissen wir nicht, ob Nein, ob Ja: Und so sind wir noch heut in derselben Nacht, Wie er, d« er auf dm Weg sich gemacht. Hermannsth «l. Der Savestrom i« Krain. Topographisch-statistisch dargestellt »on Kar l Prenntr . (Fortsetzung.) Natschach ist in der vaterländischen Geschichte dadurch merkwürdig, daß der bekannte Primus Trüber hier Pfar. rer gewesen. Auch stand nach dem Antoninische» Ftinerariuni in der Zeit, als die Römer unser Vaterland beherrschten, in der Nähe das Prätorium der Latobiker oder die XXXlV. «H»si« auf der Heerstraße von Aquileja nach. Siscia (Sissek) in Pannonien, von Aemona 34.000 Schritte, bei acht deutsche Meilen, gegen Osten entfernt. Von hier abwärts des Strouies offnen sich die Ufer, die Gebirge sind niedriger und entfernter, die Ufer sind wieder mit Schlossern und Dörfern besetzt. Bei Stein­brücket befindet sich der dritte Canal am Steinbrückel­schwall, 3Z Klafter laug; dieser Canal ist bloß durch das Ausspreugen der Felsen und Errichtung der Uferbeschläge gebildet. Bei Steinbrücken, wo schon vormals eine ge­mauerte Brücke über den Saanfluß bestand, welche jedoch in der Folge wieder einging, ist gegenwärtig wieder eine gemauerte Brücke über den Fluß gespannt, welche mit ei­nem schönen, den Dank gegen Se. kaiserliche Hoheit, den allgeliebten Erzherzog Johann , den Beförderer alles Guten und Schönen, den Gönner Innerösterreichs aus­sprechenden Denkmale geziert ist. Bei dieser Brücke ist die Ausmündung der an den Grenzen Krains und Steier­marks in den Hohen Alpen hinter dem romantischen Sulz­bach entspringenden, den Cillier Kreis durch das schöne nach ihr benannte Thal durchfließenden, die Kreisstadt Cilli benetzenden Saan (windisch ««vi«»). Hier besteht auch eine Plättenüberfuhr über den Sa­vestrom, welche beide Provinzen, dann mittelst der Seiten­straße an dem rechten Saanufer die Kreisstadt Cilli, und mittelst der Bezirksstraße über Sauenstein und Nassenfuß die Kreisstadt Neustadt! verbindet. Reisende unseres Un­terlandes bedienen sich zum Theile -dieser Verbiudungs­straßen, um die Cillier» Heilquellen zu Tüffer^ Neuhaus und Rohitsch zu besuchen. Von Natschach eine Viertel­stunde abwärts liegt das dem Herrn Gubernialrathe und Kreiöhauptmanne zu Villach, Thomas Pluschk, gehörige Schloß Weirclstein (Xuixlnor); dann Savenstein (8uut!>. t»n), Sitz eines Bezirkes, dem Herrn Ritter von Klos» senau gehörig. Von hier führt die Bezirtssträße über Nassenfuß nach Neustadtl, über Neudek nach Laibach. Zwischen Weirelstcin und Savenstein liegen an dem va­terländischen oder linken Saveufer die Ortschaften Verl»»,, liul itull, ^I>ml»!'5>il!, vruv, Iiu!»i>!>lß und l.el!iUl!'/.. Bei Savenstein befand sich einst eine alte Burg, die den Her­ren von Saue n stein den Namen gab. — Von Saven­stein abwärts ist das Schloß TaritschendorfCl'nriMüinv!»,'), in einer reizenden Gegend unter jenem Berge gelegen, auf welchem vor Jahrhunderten die zu Valvasor's Zei­ten noch erhaltene Nitterveste Ruckenstein, dessen Herr­schaft zu Taritschendorf verwaltet wird, gestanden war, nun dem um unser Vaterland, insbesondere um unser Mu ­seum so hoch verdienten Herrn Grafen Franz von Ho­chenwart zugehörig. I n der Nähe dieses Schloßes soll sich ein Bach uren^sputuk, der in dem Berge, aus welchem er stießt, einen See bildet, befinden. Weiter ist zu nennen das Dorf Nnil!!!,, ein Stapel­platz, wo die aus der Gegend von Bründel und Arch her­beigeführten Weine auf die Saveschiffe zur Verführung in die oberen Gegenden geladen werden. Auch wird jähr­lich zu Nncinl» am 20. Mai der Jahrmarkt für die aus dem Saanthgle nach der Saan und Save herbeigeführten Holzartikel abgehalten. Dorf Auen — Schloß Neustein (im,,«!/,«!), früherhin Untererkenstein genannt, auf einer kleinen Anhöhe gelegen, vor sich ein schönes, von dem Savestrom umströmtes Feld. Es ist ein, von einem Freihern von Mordar t im Jahre 17ko), am AbHange eines Weinberges gelegen, mit der schönen Aussicht auf den durch Commercialschiffe beinahe fortwährend bedeckten Savestrom, und über den­ selben in die weiten Gefilde der unteren Steiermark. I n Gurkfeld ist der Sitz eines landesfürstlichen BezirtsCoi». missariats und eines k. k. Strassenassistenten, darm der 9R Stapel- und Landungsplatz für die Wein- und Getreidla­dungcn der Umgehenden Unterkrains und der unteren Stei­ermark. Hier vereinigen sich auch drei Bezirksstraßen, nämlich jene von St . Barthelmä, von Landstraß und von Munkendorf, welche letztere die Verbindung mit der Agra­mer Commercialstrafse unterhält. Hier nimmt die Herr­schaft Thurnamhart, als Eigentümerin der mit ihr ver­einten Herrschaft Gurkfeld, von jedem Saveschiffe 3 kr., von jedem Nuder eines Holzstoffes i kr. ab, weiters wer­den von jedem, in die Saveschiffe geladenen Fasse Wein an die Stadtkasse 3 kr. bezahlt. Auch besteht hier eine Ueberfuhr über den Savestrom nach dem gegenüber lie­genden steierischen Orte Villen,. Das Städtchen ist nicht groß, hat jedoch eine Bürgermiliz von etlichen und zwan­zig Köpfen, die gut equipirt ist. Es werden auch hier sie­ben Jahrmärkte zur Belebung des Verkehrs, welchem die zum Handel an dem Savestrome geeignete Gegend alle Gelegenheit darbietet, abgehalten; demungeachtet fehlt es dem Orte an belebender Industrie und dem dazu gehöri­gen Impulse. Gurkfeld ist in der Geschichte des lrainischen Mittel­allers dadurch besonders merkwürdig, daß es die Residenz Friedrichs iL, des vorletzten gefürsteten Grafen von Eilli, und Katharinens, der Witwe des letzten Cilliers, ge­wesen, welche von Kaiser Friedrich IV. durch den nach beendetem Erbstrcite mit ihr geschlossenen Vertrag, und nach Anheimfallen beinahe sämmtlicher cillischer Güter, Gurkfeld als Witwensitz, und eine jährliche Leibrente von 2UN0 Pfund Pfennigen (2000 fi.) angewiesen erhalten hatte. Als Gurkfeld nach Absterben der Witwe des letzten Cilliers zu Zara an Kaiser Friedrich als ein eröffnetes Lehen anHeim fiel, wurde die Stadt landesfürstlich, und blieb es, mit Sitz und Stimme auf den Landtagen Krain's, bis zum Jahre 178«; die Herrschaft selbst aber ging als Pfandschilling an die Grafen von Thur n über, und kam in der Folge an die Freiherrn Valvasor . Unser hoch­verehrte Johann Weichhard Freiherr von Valvaso r starb hier in Verarmung. Jetzt ist, wie gesagt, die Herr­schaft der gräflich auersperg'schen Herrschaft Thurnamhart einverleibt. Die ob der Stadt am Weingebirge liegende Schloß­ruine, und ein in der Stadt noch immer bestehendes, von den Grafen Herman ll. und Wilhelm von Cilli am St. Mathiastage im Jahre 1390 gestiftetes geistliches Benesi­cium, erinnern noch an die gewaltigen, selbst gegen die Herzoge von Oesterreich feindlich aufgetretenen Grafen von Cilli , und an die schone, zu Osterwitz unschuldig in der Badwanne büssende Veronica von Desseniz, die hier in dem ersten Jahre ihrer verborgenen Ehe wonnige Tage in den Armen ihres geliebten Friedrichs verlebte.—Die Pfarre Gurkfeld zählt eine Bevölkerung von mehr als Zoo« Seelen. I n der Stadt selbst wird der Gottesdienst für die Stadcleute von dem Cillier Beneflciaten zum heil. Nikolaus und in der Kapuziner Kirche abgehalten. Aus­serdem ist die von dem Grafen Reichard von Auersperg erneuerte Spitallirche des heil. Geistes die schönste Kirch« in der Stadt. Unsere Reise geht nun von Gurkfeld nach lln^n^e, Munkendorf, Zhatesch, l'c«!^»^!,!!,, Nidui« und dem Grenz­ zollamte Iesseniz, welches zugleich das wichtigste und ein­ träglichste Navigations-Commercial- und Grenzzollamt ist. (Fortsetzung folgt.) Gine Bittschrift an Jene, welche die Oberaufsicht über das Er­ ziehung wesen haben. Aus dem Englischen des Ol. Nenj. Franklin. Ich wende mich an alle Freunde der Jugend, und beschwöre sie, ihr mitleidiges Auge auf mein unglückliches Schicksal zu richten, auf daß die Vorurtheile beseitiget wer­den mögen, deren Opfer ich bin. Es sind unser zwei Zwilling­schwestern , und die beiden Augen eines Menschen gleichen sich nicht mehr und sind nicht im Stande, in besserem Einvernehmen mit einander zustehen, als meine Schwester und ich, — aber da tritt die Parteilichkeit unserer Eltern ein, und macht zwischen uns beiden den allerungerechtesten Unterschied. Von Kindheit an ward ich angewiesen, meme Schwester als ein Wesen höherer Art zu betrachten. Mich ließ man aufwachsen ohne allen Unterricht, während bei ihrer Erziehung Nichts gespart wurde. Sie hatte Lehrer im Schreiben, Zeichnen, in der Musik und andern nützl>. che« Dingen; wenn aber zufällig ich einen Pinsel, eine Feder, oder eine Nadel berührte, gleich wurde ich bitter ausgescholten, und mehr als einmal bekam ich Schläge für Ungeschicklichkeit und Mangel an zierlichem Benehmen. Es ist wahr, meine Schwester machte mich dann und wann zu ihrer Genossin, aber dann ließ sie ja die Leitung der Sache nicht aus, und rief mich überhaupt nur im Falle der Nothwendigteit, oder um blos zu figuriren an ihrer Seite, herbei. Glauben Sie jedoch nicht, meine Herren, daß bloße Eitelkeit mir diese Klagen erpreßt — nein ! mein Schmerz beruht auf einem viel ernsteren Grunde. Es ist in unserer Familie so eingeführt, daß das ganze Geschäft der Besor­gung ihres Unterhaltes auf meiner Schwester und mir liegt. Wenn nun irgend eine Unpäßlichkeit meine Schwester be. fallen sollte, — und im Vertrauen erwähne ich es bei die­sem Anlaße, daß sie der Gicht, dem Rheumatismus und dem Krämpfe unterworfen ist, anderer Zufälligkeiten gar nicht zu gedenken—was würde dann das Schicksal unserer armen Familie sein? Müßte die Reue unserer Eltern, einen so großen Unterschied zwischen ganz gleichgearteten Schwe­stern gemacht zu haben, nicht ungeheuer sein? Ach! wir müß­ten in Elend zu Grunde gehen, denn ich wäre selbst nicht im Stande, zur Milderung desselben ein hülfestehendes Gesuch auch nur zusammenzukritzeln, wie ich mich denn auch einer fremden Hand zur Besorgung der Abschrift die­ses Bittschreibens bedienen mußte, welches ich nun die Eh­re habe, Ihnen zu überreichen. Geruhen Sie, meine Herren, meinen Eltern die Un­gerechtigkeit ihrer ausschließlichen Zärtlichkeit, und nicht minder die Nothwendigteit gleichmäßiger Vertheilung ihrer Sorgfalt und Liebe unter alle ihre Kinder begreiflich zu machen. Ich bin mit tiefster Ehrfurcht,, meine Herren, Ihre gehorsame Dienerin vie linke Manv. Mannigfaltiges. (Gepreßte Wollenstoffe.) I n Amerika ist eine Maschine erfunden worden, durch welche wollene Stoffe jeder Art mit weniger als dem Viertel der bisherigen Ko­ 92 sie« erzeugt werden. Das Material wird nicht gewoben, sondern gepreßt. Zwei Knaben können mittelst dieser Ma­ schine 100 Jards von breitem Tuche in zwölf Stunden liefern. »Wir haben," sagt der Herausgeber einer engli­ schen Zeitung, „Proben jeder Art gesehen, von dem fein­ sten Scharlachtuche für Officiers-Uniformen bis zu Decken und Teppichen herab, und wir vermochten sie weder durch das Auge noch durch Betastung von Tuch, welches nach alter Art gearbeitet war, zu unterscheiden." (Ein Sturm.) Die nordamerikanische Stadt Nat­chez (Mississippi) ist am 7. Mai d. I . gegen zwei Uhr nachmittags durch einen Wirbelsturmwind zerstört worden. Der Himmel wurde plötzlich schwarz, das Wetterbrach mit Blitz und Donnerschlägen los und hielt gegen 40 Minu­ten an. Erst stürzten die Schornsteine, dann die Giebel der Häuser, dann die Häuser selbst, Thürme, Kirchen, Paläste, ein Gebäude über das Andere. Auf dem nahe fließenden Mississippi sind alle Schiffe — gegen 2000 Prahmboote und 2 Dampfboote — theils untergegangen, theils zertrümmert worden. Ein Dampfschiff erschien einen Augenblick gegen 100 Fuß hoch über dem Wasser; die zer­rissenen Bretter anderer Schiffe flogen wie Federn in der Luft umher. Man schlägt den Verlust in Geld auf fünf Millionen Dolars an; auch vielen Menschen haben diese wenigen schrecklichen Minuten das Leben gekostet. — Nat­chez hatte nur bei 3000 Einwohner, war aber doch die volkreichste Stadt im ganzen Staate Mississippi. Sie hat­te schon im Jahre 1831 eine Akademie; sie besaß eine Bibliothek, und im Jahre 1836 bereits kamen daselbst 4 Zeitungen und Zeitschriften heraus. Der Handel dieser Scadt war blühend. — (Ein merkwürdiges Grab.) Vor Kurzem hat man nahe bei Longvy (Iura) in einem Arm des Doubs eine Ei­che von 19 Fuß Höhe und etwa 4 Fuß im Durchmesser gefunden. Beim Soalien derselben entdeckte man eine Höh­lung , in welcher sich menschliche Gebeine befanden. Bei näherer Untersuchung entdeckte man, daß in einer Seite des Baumes eine viereckige Oeffnung gemacht worden war, die man mit einem Stücke fremdes Holzes wieder verschlos­sen hatte. Die Gebeine müssen in den Baum gelegt wor­den sein, als er in der Mitte seiner Jahre war, denn die Oeffnung ist mindestens ? Zoll stark überwachsen. Man vermuthet, daß der Baum zu einem heiligen Hain gehört habe und das Grab eines Druiden sei. — (Was ist Luxus?) Hollingshed, der zur Zeit der Königin Elisabeth schrieb, klagt über den damals zunehmenden Luxus, namentlich in folgenden drei Punkten: Erstens wurden Kamine und Schornsteine erbaur, während sonst der Rauch frei und ungehindert in den Wohnungen sich verbreitete, was nicht bloö das Holz des Hauses dau­erhafter machte, sondern auch — der Gesundheit sehr zu­träglich gewesen sein soll. Zweitens nahm man Verbesse­rungen in den Wohnungen vor, insbesondere wurden wei­che Betten eingeführt, da man sonst allgemein auf Stroh schlief und als Kopfkissen ein rundes Holzklötzchen hatte. Weiche Kissen hielt man höchstens für Wöchnerinen schicklich. Der dritte Punkt seiner Ereiferung war die Vertauschung hölzerner Teller mit zinnernen und hölzerner Löffel mit sil­bernen oder zinnernen.— Maifeuilleton. Mittheilungen ans dem Ta­gebuche eines Wieners. (Fortsetzung.) Ach gerade » prupo,, Naß mir der Humor in den Sinn kommt, und »«„ »« in die Feder «leitet! Es müßte doch «cht traurig um meine Ideenassoeiation flehen, wenn ich den Humor nennte, «nd nicht auch zu« gleich an Saphir , den leibhaften Humor, dächte. Also Vophi i und seine im l. f. Hofburgtheater abgehaltene humoristische Vorlesung! Wenn nach Wolfgang Menzel s geistreicher Erklärung das Wesen des Humors i „ dem Bewußtsein unserer irdischen UnVollkommenheit und in dem Trogi-Ko­mischen als ästhetischer Wirkung jenes Bewußtseins besteht; wenn wir uns um unserer Mangel willen zu gleicher Zeit verspotten und beklagen, bewei­nen und verlachen; wenn Humoristik überhaupt jene Gattung der Wellan» schaumigs- und Gewissenerforschuugspoesie ist, wo uns das Weinen nähe» als das Lachen, und »ach Jea n Pau l eine fruchlragcnde Einimpfung des Ernstes in de» Scherz ist; so ist Sapdir's humoristische Denk-, Gefühls­und Sprechweise ein ganz eigenthümlicher, aber auch der echte Prototyp die« ses Genre. Seine Aufsätze dieses Faches scheinen mir in Bezug auf ihn selbst nichts Anderes, als eine zwar wunderliche, aber unendlich geistreiche Paraphrase und Alternation der Bitten zu sein! »Wollt Ihr de» Men­schen schelten, laßt doch den Dichter gelten, und laßt wenigstens den Men­schen gelten, wenn Ihr den Dichter scheltet«, und das ist eine wahihafüg aus dem innersten Herzen kommende, wollte Gott, daß auch zu,» innerste» Herzen gebende Bitte! — Man hat Saphirn Jean Panische Nachäf­ferei, besonders was das Wortspiel betrifft, vorgeworfen und auch S w,f t'schc undSterne'scheEinflüße nachweisen wollen, im Grunde genommen aber nur gezeigt, daß man die ästhetische Analyse des Begriffs »Humor« nicht »er­steht. Es ist Zar nicht zu bezweifeln, daß Saphir den Jean Paul studirt und lief studirt habe, daß er sich nach Swift, Sterne, Ra­belais, Äoung u. a. gebildet; aber nichts destoweuiger ist er doch ein Humorist von ganz eigene», Schrott und Korn, wenn er es darauf ankom­men läßt, sich in seiner wahren Eigcnlhumlichtcit und, so zu sagen in sei­ner humoristischen Virtuosität zu zeigen. Nicht, wenn er den geselligen Koffehtischplauderer oder Hen unterhaltenden Toilettenschwätzer spielt, oder seine marinirten tutli irutll zu Markte bringt, nicht darnach muß man ihn beurtheilen, das sind nur überfliißige Abfälle, Abschnitzel seines reichen Geistes und Brosamen für die hungrigen Leseschnapphähnc, denn Saphi r lcnnt seine Leute —es ist nur schnell zusammengerafftes Füllsel des täglich Nässenden, wie das Faß dcr Danaiden immer und immer wieder leeren Jon» nalraums; aber man höre seine humoristische Vorlesung, man s^he ihn de» Katheder dieser originellen, nur ihm eigenen, die geheimen Falten des Menschheitherzens aufdeckenden und dessen verborgene Narben in ihrer Blö­ße zeigenden Beredsamkeit besteigen und lausche seinem gleichsam von spru­delnder Improvisation überfließenden Munde. Niemand hat vielleicht das Urwesenlliche des Humors in ästhetischer Bedeutung des Wortes so zart — und feinsinnig aufgefaßt und erläutert als Jea n Paul , daher man auch seine eigenen Werke dieser Gattung das Sublima t des Humoristischen nen­ne» möchte; Saphi r hiugegen entwickelt einen Humor von palpablererund selbst da, wo er fast elegisch hinschmilzt, kernigerer Natur und scheint eine Popularität seines Humors anzustreben, um so eine allgemeinere Wirfung zu erzielen und, wie ein Abraham «> Zunla Olur», obgleich immer pur ex,» cellence und im modernen Zuschnitte, darzustchen. Ob er dessen ungeach­tet, wie ich schon sagte, begriffen wird, steht dahin, wenigstens bleibt es so lange zweifelhaft, als seine Zuhörer die wahre und scharfgezogene Grcnz­scheide zwischen Humor und Satyre, Witz, Scherz, Laune nicht erkannt haben werden, welche letzteren allerdings imrilicite im Humor ent­halten, oder wenn nicht seine Ingredienzen, doch seine Vehikel, nie aber identisch mit seinem Grundwesen sein tonnen. Wie wahr ist doch, was Jea n Pau l von, Humor sagt: «Es gibt einen Ernst für Alle, aber nur einen Humor für Wenige, und zwar darum, weil dieser einen poetischen Geist und dann einen frei und philosophisch gebildeten begehrt, der statt des leeren Geschmackes die höhere Weltanschauung mitbringt. Daher kommen die elenden Difinitionen des Humors als einer Manier oder Sonderbarkeit, daher eigentlich die geheime Kälte gegen wahrhaft komische Gebilde. Die gelehrte und ungelehrte Menge kennt statt der poetischen, hmnoristischcn Gewitterwolke, welche befruchtend, kühlend, leuchtend, donnernd, nur zu­fällig verletzend in ihrem Himmel leicht Vorüberzieht, nur jene kleinliche, unbehilfliche, irdische Hcuschreckenwolke des auf vergängliche Beziehungen streifenden Lachspaßes, welcher rauscht, verdunkelt, die Blumen abfließt und »n ihrer Anzahl süßlich vergeht." Darum sollte Saphi r lieber aller Zersplitterung seiner humoristischen Kraft, die jahrüber in so viele blitzende Demanlschiefer und Funken zerschießend zerstäubt, entsagen, und, concen­trisch wirkend, die Macht seines Genies aufsparen für großartige und ehr­würdige Erfolge. (Fortsetzung folgt.) Laibach. Druck und Verlag des Joseph Blasnik.