Kr Kunst, Wissenschaft nnd geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222» VH>22NÄ<)n, »n erNen Glocke. Bruchstück aus dem historischen Drama : Friedrich der Treue, Herzog von Tirol. Von Eduard Vilesius. (Forlsetzung.) (Ein Gesandter des Königs tritt auf der Bühne in den Kelter ei»,) Gesandter. Gefangner Herzog, o erwacht Aus Eurer Schwermut!) sinst'rer Nacht. Ich Hab' Euch gute Pest gebracht. Vernehmt: Der König Sigismund Schickt mich zu Euch und thut Euch kund: Die Fesseln sollen von Euch sinken, Die Freiheit soll Euch wieder winken, Und noch dazu ein beß'res Reich, Als Eures war, wenn Ih r sogleich Auf's arme Land Tirol verzichtet, Worauf mein Herr die Blicke richtet. Der Friede! (auf der Bühne). Ist dies! Eu'r Rath, so geht nur heim! Eu'r Mund ist süß wie Honigseim, Doch bitter ist Eu'r Rath im Grund'; Drum trau' ich nicht dem süßen Mund. I n meinem treuen Felsennest, Da wurzeln Herz und Seele fest. Mehr, als Magnet das Eisen zieht, Hängt an Tirol mein treu Gemüth; Und kann ich's nimmermehr erwerben, So will ich hier im Kerker sterben. — Verführer! Euch von bannen hebt! Erster Baue r (unten). Der Frndel, wie cr leibt und lebt! Der Gesandte (abgehend). (2ben.) Dem König bring' ich den Bescheid, Doch hat er d'ran wohl wenig Freud'. (Der Friede ! auf der Bühne wendet sich, um zu schlafe»; Donner und Blitz; der Nose tritt unter Schwefeldanipf auf.) Der Friede! (auf der Buhne), Es fällt mir auf die Brust wie Krampf — Mir ist, als wictr' ich Schwefeldampf. (Den Geist erblickend.) Gott steh' mir, bei! Wer steigt daher? Geist. Ich bin der Teufel Lucifer. I n Deinen Kerker drang ich ein, Zu künden Glück Dir und Gedeih'». I n Deine Reiche setz' ich Dich Von Neuem ein, wofern Du mich Als Deinen Meister willst erkennen. Der Friede ! (sich bekreuzend). (Auf dir Bühne.) Versucher! willst von bannen rennen! Dir und der Hölle biet' ich Trutz; Ich rechne auf des Himmels Schutz. Aus meiner Knechtschaft schweren Ketten Wird mein getreues Land mich retten. «eist. Das Loch ist fest, die Hüls ist weit — Besinn'Dich, Friedet! — noch ist's Zeit. Der Friedet. Ich weiß, daß mich mein Volt befreit; Und da mein Glaube nimmer Wahn, Bedarf ich Dein nicht, Urian! (Sich dclreuzend.). Im Namen Gottes, heb' dich fort, Unreiner Geist, von diesem Ort! Geist. Ich heb' hinweg mich mit Gestank', Doch hofft' ich wohl auf besser'« Dank. (Der Geist geht unter Donner und Blitz »b.s Dritter Bauer zum Vierten (unten). Herr Lucifer! Nur abgezogen! — Die Hölle hat sich schön betrogen. (Der Friede! auf der Bühne wendet sich wieder, um zu schlafen; Tumult »or der Thüre. Mehre Bauern stürzen herein, umringen ihn, und zerbre« . chen seine Fesseln.) Einer derVühnenbouern, Mein theurer Fürst! Ihr seid befreit! Der Fried«! (auf der Bühne). Ich wüßt' es ja, ihr lieben Leut'! Ja, eher ging die Welt in Scherben, Als Ih r mich ließt im Kerker sterben. t38 All « (auf der Bühne). Lorenz Muss« l. Hoch lebe Friedet! Ich dachte lange hin und her, -Der Friedet (auf der Bühne). Was meinem Herrn behülflich war', Hoch Tirol! Aus seiner Haft ihn zu befrei'n, Dem Einen ist beim Ander'« wohl. (Tie bilden eine entsprechende Gruppirung; der Vorhang füllt.) Mehre, Bauer n (unten). Iuheh! Das war ein prächtiges Spiel. Vierter Bauer (zu den Uelrigen). So klatschet denn, wenn'Z Euch gefiel! (Es entsteht ein gewaltiges Gcllatsche und Gejauchze, wahrend dessen der wahre Herzog Friedrich vortritt. H. Friedrich. Und ist das Spiel schon aus? Es fehlt der Schluß. W > l t h. Der Friedet ist frei — Ih r habt's ja vernommen — Das ist ja die Hauptsach'. — Was soll denn noch komme»? H. F r i e d r ! ch. Der Friedet ist befreic durch seine Treuen, Das ist die Hauptsach' wohl, doch Manches fehlt. Wo ist er hin? — Es sind im ganzen Lande Viel tausend Herzen, die sich nach ihm sehnen, Viel tausend Augen, die sich nimmer ruhig schließen Zur Abendruh', bis sie den Vater grüßen — Zumal hier in Landegg. — Erfahren muß Das Land, wo er verweilt, sonst fehlt der Schluß. W ( r t h. Ihr seid ein strenger Herr, bei meiner Treu'! Gefällt das Stück Euch nicht, je nun, so macht es neu. H. Friedlich. Ich schließ' es denn, wenn Ih r mich hören wollt, Mi t jenen Freunden, — doch nicht auf der Bühne. Es spielt ja in Landegg—im Freien hier, Führ' ich's zum Schluß! —Macht Platz mir, Ihr Gesellen! Ih r mögt Euch hier umher im Kreise stellen, Und Beifall werd' ich erndten — wetten wir? (Gemurmel der Verwunderung unter den Bauern.) Erster Baue r (zum Zweiten). Du, Pancraz, das ist ein seltsamer Mann. Zweiter Bauer. Ich lieb' ihn — sein Blick hcn mir's angethan. W > r t h. Macht Platz! Die neue Komoüi hebt an. (Die Bauern bilden einen gegen den Vordergrund offenen Halbsfreis. H.Fried« rich zieht sich nebst seinen Rittern zurück. Astrein , der Rofnerbauer, seine Tochter Nothburgo und die beiden Mussaks treten vor.) G st r e i ». Ihr Freund', es wird ein gutes Jahr; Die Frucht steht besser, als je sie war^ Das Vieh gedeiht auf fetter Weide, Und Milch gibt's, daß es eine Freude. Doch kann ich nimmer- heiter sein, Und mich des Gottessegens freu'n, So lang' der Friede! liegt in Ketten — Wann, guter Gott! wirst du ihn retten? H o n s M u s s« t. Ein Wunder nur zu hoffen steht, Wo Menschenkraft zu Ende geht. Befreit ihn selbst, fühn ihn nach Haus' — Dazu reicht Menschenkraft noch aus, Wenn Gottesgnad' ihr steht zur Seite; D'rauf könnt ihr rechnen, liebe Leute! Doch leider fiel mir gar Nichts ein. Ach! war' ich nur so stark und klug, Als ich ihm treu bin — ^s war' genug, Um aufzusprengen tausend Ketten, Ih n aus dem höchsten Thurm zu retten. (Beschluß folgt.) Zwei Leidenschaften. De», EnZlünder, Joh n Vird , »acherzählt. (Beschluß.) Nie wollte sie der Katastrophe jenes unseligen Abends weiter gedenken, auch tadelte sie die allgemeine Stimme nicht um Lauheit, indem, daß sie den Verbrecher nicht weiter verfolgte, theils mädchenhafter Schüchternheit, theils der so nahe liegenden Unwahrscheinlichkeit, die Thäter aus­zumitteln, zugeschrieben wurde. Derlei Verbrechen waren zu häufig und die Aussicht auf Sühnung und Bestrafung eines Falles eine allzu sanguinische Hoffnung, als daß ein solches Ereigniß im Publicum mehr, als ein vorübergehen­des Interesse, hätte in Anspruch nehmen können. Vin ­cenz lebte beständig in ihren Gedanken, aber sein Name kam nicht über ihre Lippen. — Wo ist er? — Lebt er noch? — Verfolgt er noch jene grauenvolle Bahn, die ihn zu der Verübung eines Verbrechens führte, das, wenn es eben nicht in Beziehung auf den Gegenstand, den es traf, ein absichtliches genannt werden konnte, darum doch nicht minder uerabscheuungwürdig blieb?—Ach! hätte er nur mit dem beleidigten Himmel Frieden gemacht, so wäre sein Tod die willkommenste Nachricht gewesen, welche sie hätte ver­nehmen können; allein man wußte Nichts über sein Schick­sal, nie mehr war er nach Mantua zurückgekehrt, und sein treuer Hausverwalter, voll Vetümmerniß über seine Abwesenheit, suchte über ihn bei Agathe n jene Auskunft, welche, wie er glaubte, sie oder Niemand zu geben im Stande war. Es war eine herzbrechende Scene: unauf­haltsam und reichlich stoßen die Thränen des alten Man­nes, während Agathe , von einem Aufruhr streitender Ge­fühle bestürmt, nur mit aller Kraftanstrengung ein Ge^ sprach auszuhalten vermochte, durch welches ihr die Ver­gangenheit mit all ihren Schaudern recht lebhaft zurück­gerufen wurde. Der Prinz von E>, obgleich sich scheinbar fügend in die erfahrene Abweisung, hatte doch Agathens ganzes Benehmen, >ede ihrer Handlungen, der schärfsten und strengsten Überwachung unterzogen. Ihm war aufgefallen Vincenzens lange Abwesenheit, der, wie man allgemein geglaubt hatte, erscheinen würde, um die Hand der Gräfin anzuhalten, da nun jedes Hindernis; ihrer Vereinigung augenscheinlich beseitiget war. Lang erwägend das Befrem­dende seines fortwährenden Ausbleibens, kam er endlich auf den Verdacht, daß dieses mit dem Tode des Grafen auf irgend eine Weise in Verbindung stehe, und der Schreck und die Unruhe Agathens, als er einst in die­ R39 ser Beziehung absichtlich nur eine leise ?lnt>e^itung fallen »55 von Dr. y«j in Agram einge­führte Orthographie ein. lieber d,e Zweckmäßigkeit der von Dr. ttsj be­ gründeten, und von seinen Mitarbeitern, von den Herausgebern der liaci c schen Lieder, der 8t«llK<> Vrai'schen Volkslieder aus Kram , Steiermark und Kärnten, so wie von mehren Schriftstellern in Gang ge< brachten, und von dem gebildeten Theile der Nation mit Beifall aufg» »ommcnen »»alogischen Orthographie hat sich Dr. Schaffarik, dessen Einsicht und Verdienste um die Zesammte slavische Literatur allgemein an­erkannt worden sind, in der ausgezeichneten literarischen Zeitschrift »Ost und West« in Prag, l»38, Nr. 17, folgendermaßen ausgesprochen: «Die Methode, im lateinischen Alphabet zur Bezeichnung der dem Latein fremden, den neuern Sprachen eigenthumlichen Laute diakritische Zeichen, Accente u. s. w. zu Hülfe zu nehmen, hat erst vor ein Paar Iah« rcn einer der größten Sprachforscher unserer Zeit, der vielgereiste Eros« musRasti n Kopenhagen, mit besonderer Hinweisung auf die böhmi­sche Orthographie, in einer eigenen Abhandlung den Orientalisten zur An­nahme dringend empfohlen, und die H. H. R°PP in Berlin und Eich, hoff in Paris hoben sie zum Theile bereits in Ausführung gebracht. Ge­nauer betrachtet, ist diese Methode weder neu noch eigenlhumlich böhmisch; mehre der gebildetsten Völker des neuen Europa, Franzosen, Spanier, Po­len u. s. w., übten dieselbe, wenigstens dem Grundsätze nach, wenn gleich ohne strenge Consequenz, seil Jahrhunderten aus. Geschichte und Erfah­rung sprechen demnach für dieselbe. Noch hat sich lein Volk, welches be­reits an den Gebrauch des lateinischen Alphabets gewöhnt war, die Ver­mehrung desselben mit neuen oder fremden Schriftzeichen, z. V . mit he­bräischen, cyrillischen, armenischen u. s. w „ gefallen lassen; wohl aber nah­men mehre die Hinzufü'gung diakritischer Zeiche» zu den gebrauchten Buch­staben ohne Widerstreben »n. Die neuere illy,i,'che Orthographie ist ausge­zeichnet durch ihre Angemessenheit, Einfachheit und Consequenz; sie macht mit einem Schlage alle,» alten, orthographischen Unwesen in Illyrien, das tzn Absurdität und Unstetigkeit kaum seines Gleichen hat, ein Ende, in­dem sie, einzig und allein das practisch Ausführbare berücksichtigend, sich von allen Spitzfindigkeiten gelehrter Grammatiker fern hält; sie ist mit ge­ringen Modificationcn auf alle Varietäten des illyrischen Idioms') , ja auf M e slovischcn Mundarten anwendbar, sie bringt endlich die illyriscke» Schriftsteller, und hiedurch mittelbar auch das illyrische Volt, in literarisch­geistigen Contoct mit den übrigen Vrüderstämmen unserer Monarchie, welche sich der «„alogischen Orthographie entweder ganz oder doch der Hauptsache nach bedienen, namentlich mit den Böhme», Tlovaten und Polen. Die anologische Orthographie verdient daher in mehr als einer Hinsicht die un­bedingte allgemeine Annahme in ganz Illyrien, und wenn man die vielfa­chen Nachtheile bedenkt, welche »us der schreienden Discordanz und dem endlosen Wechsel der verschiedenen Tchreibsysteme in Illyrien für die Litera­tur, für den Schulunterricht, für de» Geschäftsgang, für die Kirchen-, Civil« und Militärgrenz-Verwaltung entspringen, so kann man sich des Wunsches nicht erwehren, daß es hochherzigen Männern, die durch ihre Stellung und ihren Einfluß dazu berufen sind, gefallen möchte, derselben den Eingang in die illyrischen Schulen und in die Geschäftssprache bei der Kirchen-, Civil- und Militärgrenz-Verwaltung zu bahnen, oder, wo solches bereits geschehen ist, sie darin zu befestigen. Ein großes Hinderniß der Na-tional-Cultur würde dadurch aus dem Wege geräumt werden, und die späte Nachkommenschaft im Genuße jener Früchte, welche die im Meinungs­lriege befangenen Zeitgenossen entbehren müssen, würde das Andenken der hochherzigen Vatcrlondsfrcunde, die solches vollbracht, dankbar ehren und preisen." — Indem wir die Meinung des ersten jetzt lebende» Gelehrten der Sla­ven ") , den alle Slavcnstämme mit Recht den Ihrigen nennen dürfen, zur Würdigung Tillen hochherzigen Freunden und Beförderern des vaterländi­sche» Gemeinnützigen bringen, tonnen wir uns nicht erwehren, unseren in­nigsten Wunsch auch mit dem seinigen zu Vereinigen: daß die Slovenen, gleich unseren Nachbaren und Stammbrüdern, die Orthographie, welche in den obenangeführten Wertchen zum ersten Male erscheint, einstimmig an­nehmen, und dadurch über die späte» Enkel noch den Segen der Auftlä» lung verbreiten mögen. Ouncuräi» «3 p»rv»e crescunl! ') Unter den, illyrischen Idiom versteht man die mehr oder weniger von ein­ander abweichenden Mundarien der Slovenen in Krain, Steiermark und Kärnten, der Dalmatiner, Kroaten, Slavonier, Ragusaner, Istria­ner, der Slaven im Vanate, Serbien, Bosnien, in der Hercegowma und am Montenegro. " ) Diesen, ausgezeichneten Gelehrten verdanken die Slaven folgende p