Beilage zur Kaibacher Zeitung. ^U 4. Sechster Jahrgang. JH. Jänner 5863. Die S'tcrne. C ^l^ausend gold'nc Sterne winken Auc« dcc« Himmels blauer Höh': Tausend gold'nc Sterne blinken Aus dem spiegelglatten See. Hoch hinan in blaue Ferne Winken sie mit gold'ncm Licht; Aufwärts, anfwärtö ;ög' ich gerne Doch mein Flug erreicht sie nicht. Nieder in lrystall'nc Wellen Lockt mich ihr demcntt'ner Krau;: Aber ach, die slaiumendhcllcu Sind ciu wesenloser Glanz. Und so mögt ihr, gold'nc Sterne, Uus'rcs Glück's Symbole sein: Was der Himmel hat, ist ferne, Waö die Erde hat, ist Schein. Iwei Neujahrsnächte. Von Moritz Hgrst. (Fortsetzung.) >ll^eit vier Wochen sprach man in der guten Stadt V. nur noch von dem Valle, welche» Alfred Schul;, zum Schluß der Wmtcrfcstlichkciten geben wollte, das erste größere Fest, welches er nach einem Zeiträume von vic» Jahren gab. Fast um dieselbe Zeit, Anfang Mär,;, hatte er damals V. verlaffen. Am Tage nach jenem Vall war er nämlich nach England abgereist und von dort Ende Oltober nur zurück« gekommen, um sich in V. unter seinen Landsleuten einen Gesellschafter für seine Reise nach Indien zu suchen und seine Wahl siel damals auf George Linden. Die Ncise nach Indien sollte ein Jahr dauern, aber ne dehnte sich doppelt so lange aus, denn der Kommcrzienralh bekam Lust, auch etwas von China zu sehen, machte auf der Rückreise über Suez noch einen Abstecher nach (5onstantinopcl, da seine ! Gesundheit etwas angegriffen war und gefiel sich in seiner > Villa am Vosporns so gut, daß er, den deutschen Winter > scheuend, Monate lang dort blieb, kleinere Touren nach ! Asten unternehmend und endlich erst im dritten Jahre mit beginnendem Sommer nach V. zurückkehrte, wo er und sein I junger Gesellschafter, wie selbstverständlich, die Löwen des Tages wurden. Die Ausbeute dieser Reise war riesenhaft, und der Sommer, so wie der Anfang des Winters ging darüber hin, ehe alles ankam, ausgepackt und geordnet wer« ! den konnte, lind nun war endlich der große Tag gekommen, an welchem alle diese fabelhaften Schä'tze den neugierigen und wißbegierigen Blicken sichtbar werden sollten. Aber noch einen andern Magnet sollte das Fest haben, als alle die kostbaren indischen, chinesischen und türkischen Herrlichkeiten und zwar in der I^lulv plUronesz bes Balles, der wunderschönen Nichte des Kommcrzienraths, welche während dieser Saison die Königin aller Bälle und Feste in B. gewesen war. Diana von Hoyer, seit zwei Jahren schon Witwe eines Banquiers, der sie ihres Geldes wegen geheiratet und ihr dafür jede Freiheit gelassen hatte, paßle wunderbar gut mit ihrer fremdartigen originellen Schönheit in die, im I spllnisch'Maurischen nnd indischem Geschmacke dckoriiten Sa» ,' Ions ihres Oheims; sie war eine entschieden mählche»hafte ungewöhnliche Schönheit, von wahrhaft irdischer Zartheit und Geschmeidigkeit der Gliederung, von jenem warmen, goldenem Ton der Farbe, den Horace/Vernet seiner Haga, und Judith gab, mit prachtvoll bl/iulich schwarzem Haar, und Augen wie Smaragden, voll phvsphores^o»d und die Sterne über Dein Haar und Dein Kleid gesttcut — Du wirst heute meine Gäste blind machen!" ! Sie lachte laut auf — ihr Lachen klang seltsam kalt und laut; wenn durch nichts anderes, durch dieses Lachen konnte sie an eine Bajadere erinnern. „(?lnr unck>," sagte sie schmeichelnd, „ich will Ihnen gestclien, das; ich Niemand blind machen will, als einen ihrer Gäste — errathen Eie ihn? Ist er schon ange- ^ kommen?" > „Sprichst Du im (5'rnst, Kind?" fragte er erstaunt. „Genügt Dir dieser?" ! Eie sah ihn funkelnd an. > „(5r paßt mir, Onkel," sagte sie lächelnd. „Bleibt eg bei den«, was wir heute besprochen?" „Du vergißt aber, liebes Kind, Alleö Ändere bei Seite ! gelassen, George von Linden ist verlobt." ^ Sie lachte noch ein Mal — »,^'it Armgard von Pankow — ich weiß e?." «Nun, mein (5ngcl, sie ist nicht so schön, nicht so ! verführerisch reizend, wie Du, aber klug und gut — und ! Georges Jugendliebe." „Onkel, wir verschwenden Zeit und Worte," sagte sie lachend, ihren Kopf an seine Schulter lehnend. „Vi» ! Mensch, der vicr Jahre Dci» — wie soll ich sagen — Dein i Ioujou >v.lr, dec sollie noch a-i eine Jugendliebe glauben? Q, weg die Falten, süßer Oheim, aber wcßhalb sollen wir ! denn nicht offen mit einander sprechen können uud uns doch ! von Herzen lieben, dwi' oncll? Nohin soll denn jene ! sechs Jahre alte Liebe endlich führen? Die Pankow ist hübsch, wohlkonser'.'irt, elcgailt, geistreich — ja, aber sie hat fünf und zwanzig Jahre und lebt von der Gnade ihrer Verwandten; was sie hat, reicht gerade, bei sehr viel Menage, zur Bestreitung ihrer Garderobe. Dein hübscher, brauner Abdcl'Kader aber, den Dl, verwöhnt und verweich« licht h.,st, wie eine p<ülu - inuilro.^ , der hat dreihundert Thaler Gehalt — das reicht ihm gerade für Handschuhe und Parfüme, den Rest trägst Du, cli^r oiiclc. Still, still, ich und Alle wissen das, die ganze Stadt tadelt seine un« ^ «lännliche, unwürdige Schwäche, und Armgard Pankow? ! Mein süßer Oheim, mein Wort darauf, in diesen nächsten Tagen stell' ich Dir Deinen Ioujon als meinen Verlobten ^or, denn sie gibt ihn frei; sie verläßt B. und geht zu ihrer Schwester, unter dem Vorirande, ihr bei ihrer naben-de» Entbindung beistehen zu wollen. Vah, es ist das lünftc Kind, flüher hat sie nie daran gedacht, daß Gefahr dabei sein kann; sie geht, weil sie mit Linden brechen will, oder schon gebrochen bat." „Du irrst Di,ina, denn s!c konont heute Abend, sie ist schon da, dort steht sie neben Linden, erkennst Du sie?" Diana blickte einige Minuten scharf auf die Beide». ' Vincn Augenblick schien ihr Gesicht nachdenklich ernst, allein nur einen Augenblick, dann wandte sie üch wieder ! mit einem blitzend iib-ermüthigen Lächeln, das alle ihre weißen Zähne für eine Sekunde zeigte, zu Alfred. «Eine letzte Frage, Onkel, mein Verlobter wird als Bevollmächtigter Eurer Negierung, mit dem Titel eines Oberstcucrraths, in unsere Residenz versetzt?" Könuen Sie mir das verspreche» ?" »Ja, mein Kind." ^ Diana nickte leicht mit dem Kopfe, winlte dem Kom» merzienrath mit dem Fächer einen Abschicdshruß zu und trat in den Vallsaal. I-n nächsten Allgenblicke wurde sie von George begrüßt. „Gnädige Frau, wo waren Sie? eö war ganz dunkel im Saale, so lange Sie fehlten." „Und Armgard?" fragte lächelnd die schöne Frau. „Ich habe sie seit sechs Wochen heut Abend zum ersten Male gesprochen." „Welchen Tanz gab sie Ihnen?" „Den Cotillon." „Ah!" machte die Dame verwundert. George zuckte die Achseln. „Auch ich war überrascht über diese wiederkehrende Huld, die mir aber ohne Huld ertheilt, eigentlich octroyirt wurde. Seit Monaten hat ste mich, und noch mehr, jede Gelegenheit gemieden, in Ge» sellschaft mit mir zusammen zu treffen. Doch genug daiwn, welche» Tanz darf ich von Ih»e» erbitten?" „Die Inklinationöpolonaife nach dem Souper," sagte sie mit funkelnd raschem Lächeln und einem goldcü5Ä Vlih ihrer Angcn, indem sie weiter eilte, »m endlich i^rer ver?» säumten Psiicht noch möglichst nachzukommen. (Fortsetzung folgt.) Wie /raucn in drr Sage und Geschichte Krain's. Einc tulturgcschichtliche Studie von P. u Nadirs. (Fortsetzung.) Eine drilte und die weitaus bedeutendste Folge war die nun allgemein werdende M a r i e n v c r c h r u n g. Sie ist — weil daS Gcsammtinteresse eines jeden Volkes berührend — noch dente im ganzen katholischen Abendlandc vorwiegend und besonders bei unö in Krain, wo oft in einer Familie 3__H, Mädchen den Namen der d. Jungfrau führen, im hohen Ansehen. Professor Weinhold, dessen Worte i'iber die Bedeutung des Weibes in der Geschichte ich dieser Ab« Handlung vorangestellt habe, hat in seinem trefflichen Buche: „Die deutschen Frauen in dem Mittelaltcr" die Verbreitung des Mariendicnstes durch die K>cu;;iigc mit eben so viel Poesie in der Darstellung, als Klarheit in der Deduktion geschildert. Ich will einige Stellen daraus hier ansetzen. Weiüholo geht dem Ursprünge nach und sagt: „M.t großen Naturanlagen unter cinci» glücklichen Himmel lebend, Erbe» einer alten Bildung, ebenso kriegerisch al' schwärmerisch standen die Araber in Wissenschaft, Kunst und Indnstrie, kurz ii, allein Schinncke des Lebens bedeutend über den christ« lichcn Völkern. Den rauhen, starren lind ungelenken Zuständen dieser gegenüber >rar bei ibncn Alles sein, geschinei» dig, ideal gesalbt u»d durchhancht. D wir des gebeten Daß wir windischcii treten Nach der blatcr psife. („Iii Krain stnd wir darum gebeten, daß wir den windi-schcn nach der Vlatterpfeife (dem Dudelsäcke), tanzen.") Man steht, er »reiß von keinerlei auffiUcndcr Ausschreitung des Bürger« und Bauernstandes in unsere»» Lande zu erzählen, cin Beivcis dafür, daß schon damals !>ch der kloge, praktische Sin» der Bevölkerung von den Früchten der deutschen Kultur nur das Oute hcrausuc>hm lind ander» scits mag dieser Takt des Volkes hinwieder den Adel unse« . res Landes von der Karikatur des Ritterthums, wie sie ilch i» jener Zeit anderorte» darstellt, i» glücklicher Weise fern gehalten haben, da n»6 i» dieser Richtung auö den Schlössern keinerlei Nachricht vorliegt. Scii'ried Hclbling hebt als vorzüglichstes Charakteristiken den Tanz hervor und stellt uns Krainer also als tanzlustig dar. Es wird im lll. Theile dieser Arbeit ausführlich erzählt werden, wic noch im XVl. Jahrhunderte die Bürger von Laibach de» Tanz auf freiem Playe um die alte Linde hernm als ihr Hanptvcrgnüge» ansahen. Icht ist der eigentliche „windischc" »icht mehr erhalten, der „deutsche" und der „steierische" haben ihn verdrängt: Linhart entwirft von ihm im ersten Vande seiner (leider Fragment gebliebene») ^ Geichichte von Kraiu folgendes Bild i Sich schwenken, aus» stampfen, ungeheure Sprünge machen, sich außerordentlich wild gebcrdeu, ist das charakteristische der slavischen Tän^e. Au de», kra i n i sche» erkennen wir diese Eigenschaften ge- ^ mildert noch alle. Er ist uügemei» lebhaft und künstlich. ! Mann und Weib scheinen einander zu fliehen, sie dreht slch ! lnit einer Geschwindigkeit, die zn bewundern ist, bald vor ihm, bald nach ihm her; er setzt ihr nach, stampft, jauchzt, l springt in die Höhe, bewegt den gau;cu Körper, in dem , Augenblicke, da er sie haschen will, entwischt sie ihm durch eine plötzliche Wendung. Oft aber ergreift er sie doch und hebt sie jauchzend im Triumphe empor. So wie der Tanz ist, möchte man ihn für das allegorische Bild des slavischen j Madchenraubes halten. ! Das: der Dudelsack — womit zum Tanze aufgeblasen ^ wurde — bei den alten Krainern gebräuchlich war, bezeugt derselbe Linhart an anderer Stelle. z Unser Volk tanzte also im Xlll. Jahrhunderte frisch darauf los, war also bei dem gewaltigen Kulturcinflusse > des Dcutschthums ganz guter Dinge. Warum bätte es sich ^ aber nicht auch solcher Fröhlichkeit hingeben sollen? ^ Litt es zwar durch die Kämpfe der Herren, unter die ^ das Land damals getheilt war — die Herzoge von Kärnten und ' Merau, der Patriarch von Aquilcja und dessen Lehcumann,, der Graf von Gö'rz, die Bischöfe von Freisingcn und die Herzoge von Oesterreich hatten in dem heutigen Krain ihre Vesißungen und Lehen — litt, sagen wir, unser Volk duich dieses Verhältniß, so war anderseits der Boden ein ergie-biger, die Kultur desselben durch die Klöster Sittich, Landstraß, ^ Freudcnthal, die Deutschordcnskommcnden von Laibach, Mött-ling und Tschernembl und die Musterwirthschaften des Frei» singers und Vrirner's, so wie vieler adeliger Familien immer mehr gefördert, und wir können, vergleichen wir mit dieser Zeit die Epoche der Türkeukriege im XV. und XVl. Jahr-Hunderte, wo das Land fort und soit verwüstet, dennoch Hundertlausende in Barem zur 'Abwehr dieses Feindes bci« steuerte, sicher einen großen Wohlstand im Xlll. und XIV. Jahrhunderte voraussetzen. ^ Vorzüglich waren es die Klöster, die, wie überall, so auch bei uns ihre hohe kulturgeschichtliche Mission erfüllten; und wie anderorten, so waren es auch in Bezug zu unsern „Stiften" hohe Frauen, die theils selbst, theils durch den Einfluß auf ihre Gatten, die Gründung dieser Pflanzstätten jeglicher Bildung des Mittelalters bewirkten. Die einzelnen dieser Wohlthäterinnen unseres Landes will ich im II. Theile namhaft machen. (Fortsetzung folgt.) S'chneelicrge in Afrika. Als die erste Kuude von den Entdeckungen der deut« scheu Missionäre Nebmanu und Krapf an der Qstküste von Afrika nach Europa kam mit der wunderbaren Meldung hoher Schneebcrge in jenem Acquatorialgürlcl des heißesten Kon« tinents, fand ste b»'i Vielen keinen Glauben und ward vor allem in England auf jegliche Weise angegriffen und lächerlich gemacht: die kurzsichtigen, bebrillten Deutschen hätten-Quar; für Schnee gehalten, hieß es. Allerdings waren die Beschreibungen, besonders des^ Herrn Nebmaun, zu unbestimmt, um sich einen klaren Ve» griff zu machen , wie in dcr Acquatoi ialgegend in so gcrin« ger Entfernung von der Küste ein Vcrgkegel zu so großer Höhe sich erheben könne, daß er die Schncclinie übersteige und die vollständige Unterbrechung der flüheren Verkehrslinien zwischen der Küste und dem Vinnenlande durch, aus dem Innern eingebrochene räuberische, und dem geregelten seßhaften Leben feindliche Stämme, verzögerte die ganze Neihe der Fünfzigerjahre hindurch die genauere Untersuchung dieser merkwürdigen Landschaft, bis es nun endlich nach so eben eingetrofflnen briefliche» Mittheilungen dem Herrn Karl v. der Decken gelungen ist, den Schleier der Ungewißheit zu lüften. Dem Herrn von dcr Decken, der im Mai 18k!) sich nach der ost>aflikanischen Küste eingeschifft, gelang es nach clnem ersten fehlgeschlageueu Versuche, in das Innere ein« zudringen, im August vorigen Jahres, den südlicheren jener Alpcnhörner, den Kilimandjaro zu erreichen, und obgleich er ihn nur bis zu einer Höhe von 8WU Fuß selbst erstei« gen konnte, vergewisserte er sich doch, vermöge trigonome» irischer Mrssiiügei,, die cr in Gemeinschaft mit seinem, in Zanzibar cngagirten Reisegefährten, einem englischen Gco« logen, von 6 verschiedenen, mit der Küste trigonometrisch verbundenen Stationen anstellte, daß der Berg eine Höhe von unhr als 20.UNO englische Fuß habe nnd daß volle 3l)l)l) Fuß mit Schnee bedcckt seien; ja sie hatten während ihres 19tägigen Aufenthalts am Fuße des VergeS, den sie anf drei Seiten umkreisten, das Schauspiel dreier in die Tiefe hinabstürzender Echneelawine». Der Herr von der Decke» gedenkt die Erforschung jcner so mannigfach organisirten Landschaften fortzusetzen und nach Kräften für die Wissenschaft auszubeuten, so daß wir eiue große Bereicherung der Kenntniß des nun immer mehr und mehr, wenn auch langsam sich enthüllenden afrikanischeil Festlandes von doit her zu erwarten haben, zum Ruhme deutscher Tüchtigkeit, Opferfähigkeit und Ausdauer, die sich > auf solche Weise auch in größter Ferne im Auslande Gel« lung verschafft. Literatu r. Unter dem Titel „die Weltordnung und die Aufgabe Oesterreichs und Deutschlands" ist so eben bei Zam arski A Ditt marsch in Wien eine treffliche Schrift erschienen, welche zum Motto hat „nicht bloß tadelu, sondern besser machen." Es spricht sich in derselben eine geistvolle Kenntniß uud Beurtheilung der Weltlage aus und ist das gan;e Buch wie die Anschauungen des Verfassers in einer Weise behandelt, daß sie Jeden, der für diese hochwichtigen Fragen ein Interesse hat, nnr auf das Angenehmsie beschäftigen wird. Druck uud Verlag von Ign. v. Kleinmayv L5 F. Vamberg in Laibach. — Bcrcintwortlichcr Nldactcur I. v. HNeinmayr.