Nro. 2. LaAchtt ^^ Zettung. Freytag den 7. Iäner 1791. Inländische Nachrichten. Laibach den 6. Iäner. Laut einer Brabanrerzettllllg hatte man ;u Valencien-nes das Gepäcke des Generals Schönfeid durchsucht, und mit 7202 Louisd'or gespickt gefunden. Er hätte erklärt, daß er gesonnen sey, nach England zu gehen, man habe ihm aber nicht erlaubt sein Geld miMlnchmen. — Die berüchtigte Pinault soll nach Hülst ins holl. Flandern seyn. Van der Mersch wurde, ohne zu wissen, wohin man ihn bringe, bey der Annäherung der Kaiserlichen von Löwen nach Dornik geführt, und daselbst freygelassen. Er ist von da nach Rüssel gegangen. — Wie schnell sich nicht alles in den Niederlanden veränderte!! Verschwunden sind die Kokarden / der Adler sitzt auf dem Löwen, und pikt ihn mit herrlicher Traulichkeit in die Mähne, die Freyheitsstange mit dem Freyheitshute liegt im /Staube. Die Freyheitsapostel van der Noot und van Eupen schwärmen wie Kains, unstat und flüchtig, in der Welt herum, und Leopolds Name tönt nun Von allen Lippen. — Man spielt nun allenthalben Lustspiele, und Possen, wo van der Noot und Eupen von den Buf-fons und Narren des Schauspiels jämmerlich gepeitscht werden. Auf den Kan- ! zeln hört mau wieder über deu Spruch predigen: Jedermann ft^ der Obrigkeit Unterthan ; so eine rasche, unblutige Ver- ! änderullg haben 36/OQO Qesterreicher nur durch ihr Kommen hervorgebracht. Der K"iser wird diese Kriegsschaar in den Niederlanden stehen lassen; ob er damit auf Holland oder Frankreich äuge , ist schwer zu sagen. Der graue Bender wird in Brüssel fast angebetet. Er hat sich einen der schönsten Lorbeer errungen, denn — Er traust nicht Von des erwürgten Bürgers Blute; Auch ist er nicht feucht' Von der Wittwe Thräne, Von des Waisen Thräne. Noch nie hat Politika, das wandelbare Weib,' dies Chamäleon, das die l Farbe jedes Stofs annimmt, anf dem es /kreucht, ihre Kaprizen, und Launen so wunderbar abwechselnd qe:,eigt , als in dem. letzthin verflossenen Jahre. Man glaubte, Leopold werde sich fest an den Neichenbacher Vertrag halten. Die Siege der Russen aber sollen ihn plötzlich anders gestimmt haben. Es soll ncmlich ein Kaiserlicher Renner zu Berlin mit der Aeußerung angekommen seyn : Preussen hakte die ersten Vedingnisse des Reichcn-dachcr Vereins, Rußland und die Pforte auszusöhnen, nicht erfüllt. Man sehe auch die Möglichkeit dieser Erfüllung kaum ein , da die Rußische Monarchin alle Vermittlungen von sich weise, und mir ihren Waffen einen Sieg nach dem andern erkämpfe. Man könne es also Oesterreich nichl verargen, wenn es nicht nur seine gemachten Eroberungen behalte; son--dern sich noch mehr zu vergrößern suche, um der fürchterlich aufschwellenden Rus-senmacht einigermassen das Gleichgewicht zu hasten. — Diese Erklärung könnte ei-»nen schrecklichen Krieg veranlassen, wenn Preussen und England nicht alle Irritabilität verlohren hatten. N)ien den i. Iancr. Der Rede nach werden die durchlauchtigsten Statthat« ter der Niederlande, die Erzher-ogin Chri-' siina und der Hcr;oq von Sachsen - Tcschen, auf förmliche Einladung der Stande von Brabant und Geldern wieder nach Brüssel zurückkehren, und die Reise am l6.Iäner des gegenwärtigen Jahrs antretten , zu eben der Zeit , da Ihre Smlianischen Majestäten die Stadt .Wien wieder ver- Se. Ma- fort , dl«! Merkwürdigkeiten dieser Scadt und die Gegenden in Augenschein zu nehmen. -^ Den 29« d. v. erhielt man die Nachricht von dem Ableben der Herzogin von Modena. Prag den 24. Christnl. Dcr Par-teigcisi scheint, nach öffentlichen Berichten, noch gar sehr am Preußischen Hose zu herrschen, und manchen Sprößling zu zerkniken, ehe er Baum wird, und den Preußischen Lorbeerwald dichter macht. Der Minister Wöllner ist für viele ein Stein des Anstosses. Doch mchnet ihn Kranz, dessen Griffel soust so a/.snd, wie Höllenstein, ist, als einen wnklich guten Mann , der die Verfolgung dcr alten Preussen nicht verdient. Gewiß ist, es, daß er in der Gnade des Königs immer fester wurzelt, sogar will er ihn mit dem schwarzen Adlerorden beehren. Dagegen sträuben sich aber die benden Oheime des Königs, Heinrich und Ferdinand , weil es dem Minister Wöllner an Ahnen und Verdiensten um den Staat fehlt. Beyde wollen lieber selbst den Adlerorden niederlegen , als mit dieser Zierde gedachten Minister nmgürttt sehen. Iud Iug nniß sich auch sehr um den König verdient gemacht haben , weil er ihn vom Iuden-bann entlastet , und ihn in alle Rechte christlicher Unterthanen eintretten laßt; sogar glaubt man, der Iud werde nächstens mit seiner ganzen Familie — baro-nisirt werden. Finanzrath Barensprung, der das Anspachische Qckonomie - und Finanzwesen resormirte , wurde von dem großmüthigen Markgrafen fürstlich be« lohnt; denn ausser der Wohnung und dem Tische auf dem Markgraflicheu Schlosse nebst freyer Equipage erhielt er ein Geschenk von io,VOo Thalern in Geld Man spricht wieder von der nahm Vermahlung des Kronprinzen, der das Idol der Nazion ist, und es durch seine Tugend und Vaterlandssinn so sehr zu seyn verdient. Coyim den 2s. (thrisim. Dcr Von Meerorkanen und dem Arme de? Russen jämmerlich zugerichtete Kapudan Pascha kam nach Konstantinopel zurück, nach einem Verluste von 4 Linienschiffen und 8000 Mann, die Pulverblitz tödtete oder die Wooqe verschlang. Doch legte ihm der Sultan den Namen Gazzy / Uiberwinder, bey, und schmkce ihm ein Landgut. Hin« gegen bleibt der ehemalige türkische Ve» fehlshaber zu Kilianova bey den Russen, weil er seinen Kopf noch einige Zeit durch die Welt tragen möchte. Ein Beweis, daß die VerdmMhutzUNg der Türken auch, wie bei uns, von Glück und Laune abhängt. Auslandische Nachrichten. Deutschland. Leipzig den 22: clhvisim. Eine Entdeckung von nicht unbedeutender Wichtigkeit , erzahlt der Korrespondent ist vor ftir.em in deu reichen Metallgru-bm unsers Erzgebirges gemacht worden. Sonst hatte man nach der Sonderling und Schmelzung der Metalle die abgehenden Schlacken als unbrauchbar weqgewor-sen, und auf den Feldern aufgehäuft lie-qen lassen. Iu aber liefern nach chemischen Untersuchungen diese Schlacken ein schönes reich haltiges Metall. Dieserhalb hat eine Kommißion von Dreßden jene Felder in Beschlag genommen, und das neue Merall, dessen Erscheinung man der Natur abgelauscht hat , wird nun bearbeitet. — Der Kurfürst hat jeden der Dorfrichter und Schoppen, die ihre Gemeinde vom Aufruhr abgehalten/ und zu ihren Pflichten zurückgeführt haben, mit einer goldenen Medaille, 12 Dukaten am Werthe, beschenkt / die sie als Ehrenzeichen des Patriotismus in einem Knopftoch an der Brust tragen. Wahrhaf-ig ein schönes Ordensband, das den ehrlichen Bauer unter die Großen mische, ohne ihn dadurch zum kleinen Despoten um uscbaf« ftn, ein schöneres Ordensband, als Ah-nentaftl, und ererbter Starn! — Vater Glcim, dem sein? Mäßigkeit, seine Weisheit und sein Seelcnfriede, der aus der Tugend quillt, wie Licht aus der Sonne, ein hohes ruhiges Alter erworben. — Der älteste unter den Sängern Deutschlands— war verganqenenm Herbst in Aschcrsleben tödtlich krank. Da sang er, den ihm entsinkt die Harfe nicht, weil ihm die Wollust nicht die Nerven, abspannte — oder athmete vielmehr die« sen Seufzer : Laßt mich sterben, weil's zu Leben Nun nicht mehr Mühe lohnt; Laßt den Tod, der keines Menschen schont, Nun der Erde mich entHeden! Er, der hoch im Himmel thront, Wird mir ncue Kräfte geben, Nach Vollkommenheit zu streben Uiber oder unterm Mond — Laßt mich sterben, weil's zu leben Nun nicht mehr der Mühe lohnt. Aber der Barde genaß, und er , mit Klopstor^und Uz, sind nun die Aeltesie» j in VraZas Haine. <. / Italien. pkbua den 21. (thrisim. Nicht nur Rom, sondern das ganze aufgeklarte Europa , wünscht den Prozeß des Kaqliostro's gedruckt zu lesen, der an NeurM, Ver-wiklung , Eigenthümlichkeit wohl seines Gleichen nicht in der Welt haben dürfte. Man wird da einen Mann kenne-u lernen , der mit einem starken Vorrath Mut-terwiz, tiefer Verstellungsgabe, vielen bösen Willen, Geld und Ehrgeiz, Kenntnis von vielen Sprachen die er doch alle nur siimperhaft redete, und schrieb, sonderlich durch die Verbindung mit so vielen geheimen , wie Pulverminen durch die Welt angelegten Orden , - einen grossen Theil der Menschen für Narren hielt, brandschazte, betrog. Da seine Verbrechen ausserordentlich sind / so soll auch an ihm ein schauderndes Uhrtheil vollzogen werdtn — unterzeichnet von mehreren Europäischen Höfen. — Der Bey zu Tunis und die Republik Venedig haben schon 3 Jahre mit einander einen so fromen Krieg geführt, daß in allen Zeitungen davon nicht ein Wort stand. Sie zerbrechen keine Säbelklinge, und verschossen kaum etliche Pfund Pulver. Nun verlangt der Bey 40,020 Zechinen von den Venezianern , die es dem schwarzen Barbaren geduldig hinzahlen / und somit der unblutigen Fehde ein ««blutiges Ende machen. — Hingegen haben die Engländer mit der gangen Afrikanischen Küste, mit Maroko, Algier, Tripolis und Tunis einen ewigen Frieden geschlossen, um an der Afrikanischen Küste — eine Kauf-«nannsbude anlegen zu dürfen. DerBrit-te würde mit Beelzebub und Vülibmli einen ewigen Vertrag eingehen, wenn ji? ihm gangbare Waaren au^ dem Orkus lüfern würden. So Tolerant macht der Handlungsgeist. Pshlen. Warschau den n (lhrisim. Vor-ftester.n_H«Hier ein Kurrier aus Konstan- tinope? mit den Punkten des Defensiv und Kommerz - Traktats angekommen, welchen der daselbst befindliche Pohlnische Gesandte , Graf Potoki; der nunmehr den Charakter eines Ambassadeurs angenommen , mit dem Divan zu Stande gebracht hat. Diese Punkte bestehen wesentlich in folgenden: i) Eine gegenseitige Garantie der respekuven Besitzungen seit dem gcg?n-wartigen Kriege. 2) Gegensemger Succurs wenn der (^uZ lHäÄii«: eintritt, und dieser Krieg geendiget seyn wird. Die Pforte giebt der Republik Pohlen 40,000 Mann Hülfstruppen und die Republik der Pforte einige 20,000 Mann. Wnn es verlangt wird, soll statt der Mannschaft Geld bezahlt werden. Di? kais« Höfe sind ausdrücklich genannt, als diejenigen Machte, gegen welche diese Allianz gerichtet ist. 3) Die Pzorte bewilligt der Republik Pohlen das ausgebreiteste Kommerzium und Schis» fahrt in ihren Gewässern, so wie es die am meisten begünstigten Nationen haben. 4) Die Pforte bewilligt der Republik eine Fahrt mit 40 Schiffen nach dem schwarzen Meere, mit türkischer Flagge von Akir-mann bis Konstantinopel, und von da nach dem Archipelagus mit pohlnischer Flagge. 5) Es soll bestandig ein pohlnischer Am-bassadeur zu Konsiaminopel residiren, der eben den Rang hat, als der französische Ambassadeur. Es sind noch verschiedene andere Punkte in diesem Traktate, welcher überhaupt unter unsern Politikern eine große Aufmerksamkeit erregt hat. Eben dieser Kurrier hat auch die Nachricht umgebracht, daß ein türkischer Gesandter von Konstantinopel nach Berlin gereiset sev, der ver, semer Zll-rückkunft nach Warschau kommen werde. Wird alle Dienst-und ^reyf.iae nackmittaas um 4- Ubr auf dem Platze Nro' iL3. in der von Kleinmayerschen Buchhandlung ausgegeben.