Lilibllchcr TaMtt. Redaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15. PranumerationSPreise: Kü?»!!-ib°<>>: Ganzj. fl. 8'4V; «/».I» »/O. SuNcllung in»H»u«»rtIj.r5«r. Mit der Posl: GanzjLhr.fl.l2. nSLieil«- »nlertionkpr-isei Lin- .. —. ^ ^ LLW Mittwock, s4. April 1878.-Morgen: Markus. ll.Zahkg.' ' l,iäbr.N.I2. ^ zngkn b>» S Zellen -0 k. ^ Die neue Phase der Orientfrage. I. Unter dieser Überschrift bringt die „A. Allg. Ztg." einen höchst beachtenswerthcn, aus Pera datierten Artikel, den wir im Auszuge hier wiedergeben : Der Friede von San Stefano ist rati-ficiert. Mag nun der Kongreß zu stande kommen oder nicht, so dürfte es im großen und ganzen wol bei dem Resultat sein Bewenden haben, daß die unmittelbare Herrschaft der Türken in Europa, mit Ausnahme Konstantinopels und einiger Theile des Vilajets Adrianopel, ein Ende hat. Nicht nur für Rumänien, Serbien nnd Montenegro, sondern auch für Bosnien und Bulgarien, höchst wahrscheinlich auch für Epirus und Thessalien werden modificierte Existenzbedingungen eintreten, und Europa wird bei der Behandlung der Orientfrage in Zukunft mit diesen Modifikationen zu rechnen haben. Zunächst fallen zwei sehr wesentliche Momente in die Augen: erstens, das Türkenthum hat sich als unfähig erwiesen, im osmanischen Reich ein Regierungssistem einzuführen, welches den ewigen Grundsätzen der Gerechtigkeit, den unerbittlichen Gesetzen der Natur und der Volks-wirthschaft und den Ideen des Zeitgeistes entspricht. Ehe ich aber weiter gehe, halte ich es für unerläßlich, zur Vermeidung von Mißverständnissen hier hervorzuheben, daß ich unter dem Ausdruck „Türkenthum" durchaus nicht die türkische Nation verstehe; im Gegentheil, die einfachsten Begriffe von Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe erfordern es, daß man die vortrefflichen Eigenschaften der Nation, ihre Ausdauer, ihre Genügsamkeit, ihre Anstelligkeit, ihre Tapferkeit, ihre Redlichkeit u. s. w. rühmend anerkenne. Ich verstehe unter Türkenthum nur das Regierungssistem, welches seit dem Pariser Frieden die Geschicke des Landes lenkte, die Kräfte des Landes und der Nation erschöpfte, den Staatsbankerott erklärte, die Russen nach San Stefano führte und fast ganz Rumelien von dem Staatskörper abschnitt. Der Pariser Friede gewährte der Türkei zwanzig Jahre lang eine garantierte Existenz und Unabhängigkeit, wie hat sie diese Zeit benützt? Einige Zahlen mögen reden. Die der Pforte unniittelbar unterworfenen Provinzen in Europa, Asien und Afrika enthalten auf 181,000 Quadrat-Kilometern ungefähr 32 Millionen Einwohner; die jährlichen Handelsumsätze dieses Ländercomplexes mit dem Auslande betragen 400 bis 420 Millionen Franken. Vergleichen wir damit nicht die auf der Höhe der Civilisation stehenden Staaten Mitteleuropas oder Nordamerika, sondern zwei benachbarte Regierungen, so finden wir, daß Rumänien auf 121,000 Quadrat-Kilometer etwa 5 Millionen Einwohner zählt, welche mit dem Auslande einen jährlichen Handelsumsatz von circa 225 Millionen Franken machen; daß Griechenland auf circa 50,000 Quadrat-Kilometer 1'/« Millionen Einwohner zählt, welche mit dem Auslande einen jährlichen Handelsumsatz von circa 200 Millionen Franken machen. Und doch weiß jedermann, daß von den drei genannten Staaten die Türkei die reichsten und fruchtbarsten Länder besitzt ; da aber das türkische Territorium auch sehr viele absolut unfruchtbare Strecken enthält, so wollen wir hier blos die Einwohnerzahl mit dem Handelsumsatz in Vergleich stellen ; in ersterer Beziehung verhalten sich diese drei Länder wie 32, 5 und l^; in letzterer Beziehung wie 17, 9 und 8. Wir werden später noch auf diese Zahlen zurückkommen. Wenn es sich blos um Katzbalgereien bar- ..F barischer Völkerschaften in Mittelafrika oder in* den Ebenen der Gobiwüste handelte, so könnte Europa in aller Gemüthsruhe zuschauen: aber die türkischen Länder liegen im Centrum der alten Welt, und Konstantinopel ist der Schwerpunkt derselben, und somit übt jede Zuckung des türkischen Staatskörpers sofort ihren Einfluß auf Europa aus. Es kann also Europa nicht gleichgiltig sein, was an die Stelle des Türkenthums zu setzen sei. Zunächst hat sich nun, und das ist das zweite Moment, welches sich dem Beobachter zeigt, das Slaventhnm eines großen Theiles von Rumelim bemächtigt, und es ist also gar nicht daran zu zweifeln, daß das Slaventhum künftighin auf die Geschicke der Türkei einen doppelt und dreifach verstärkten Einfluß ausüben wird. Auch hier muß ich wieder bemerken, daß es mir durchaus nicht in den Sinn kommt, die vielfachen flavischen Rassen herabzusetzen; es ist aber durch die Geschichte bewiesen, daß die slavischen Rassen mit wenigen Ausnahmen unfähig sind, einen kräftigen, tüchtigen Bürgerstand zu bilden, und das ist bei den gegenwärtigen Weltverhältnissen ein sehr wesentlicher Mangel. Rechnen wir aber nun noch dam, daß die neuen slavischen Schöpsungen auf der Balkan-Halbinsel: das unabhängige Serbien, das unabhängige Montenegro, das autonome Bosnien und das autonome Bulgarien, sowie das unabhängige Rumänien, aller Wahrscheinlichkeit nach stark von der russischen Politik beeinflußt werden, so ergibt sich hieraus für das übrige Europa eine bedenkliche Aussicht in die Zukunft; gleich dem alten unabhängigen Bulgarenstaate wird auch das neue Fürstenthum Bulgarien nach dem Besitze von Konstantinopel trachten; Rußland gewiß nicht minder, und sollte sich diese Idee im Laufe der Jeuilleton. Gerhard van Swieten als Censor. ii. Der Kampf gegen die Jesuiten, deren souveräne Stellung zu erschüttern van Swieten zwar gelungen war, welche aber noch immer in der Censurskoiumission Sitz und Stimme hatten, pflanzte sich im Schöße dieser Behörde fort. Die erste Gelegenheit für van Swieten, den Mönchen mit Erfolg die Stirn zu bieten, bot das Erscheinen von Moutesquieu's „Esprit äk8 lois". Das berühmte Buch war im Jahre 1748 unter den alten Censurverhältnissen durch den Einfluß der Väter Jesu, welche sich vom Autor im sechsten Kapitel des vierten Buchs nicht mit dem gehörigen Respekt behandelt sahen, in Oesterreich verboten worden. Im folgenden Jahre gelangte es mit anderen verbotenen Büchern einer Verlassenschaft vor die Revisoren, welche nach van Swietens Vorschlag eingesetzt worden waren, und es entspann sich alsbald ein lebhafter Kampf. Die weltlichen Revisoren forderten unbedingte Zulassung, die beiden Jesuiten de Biel und Pol widersetzten sich und forderten, daß den „Lsxrit" zu lesen, theils wegen einiger zweideutiger Glau-bensstellen, theils in Bezug auf den politischen Inhalt, nur „viris xrnäelltibus et eruditis" gestattet werden möge. Die Mehrheit der Mitglieder, van Swieten voran, entschied sich für unbedingte Freigebnng. Die Sache gelangte zur Entscheidung an die Kaiserin. Diese forderte die Jesuiten auf, ihr Gegenurtheil zu begründen, welche aber, statt zu entsprechen, durch Wegbleiben von den Sitzungen und in anderer Weise versuchten, die Sache in die Länge zu ziehen und so die Gegner zu ermüden. Dieser perfide Vorgang empörte van Swieten und veranlagte ihn zu einem entschiedenen Schritte. Er richtete an die Kaiserin eine jener „Noten", in welchen er ohne Rückhalt und ohne unterwürfige Phrase zu sagen Pflegte, was er für recht hielt. Er erzählte den Hergang und beleuchtete das Manöver der Jesuiten. Der Erzbischof und sein Theologe hätten das Buch gut geheißen, und es wolle ihm scheinen, daß die Autorität des Prälaten höher stehe, als die der frommen Väter. Es bedeute, ihnen mehr Rechte einräumen, als ihnen zukommen, wenn man auf ihr Verlangen den Verkauf eines Buches einstelle, welches die Theologen in der Kommission günstig benrtheilten. Die Wirkung war eine vollständige, die Kaiserin entschied in van Swietens Sinne, und das Werk des genialen Franzosen wurde in Oesterreich freigegeben. Dieser Erfolg steigerte das Ansehen van Swietens, und Montesquieu selbst erklärte sich als seinen ausrichtigen Verehrer. Von höchstem Interesse ist es, zu sehen, wie van Swieten nun den Kamps gegen die Jesuiten in der Kommission fortführt, wie er ihre Privilegien in Bezug auf Bücherdruck bekämpft und den Präses der Kommission, Grafen Schratten-bach, einen Parteigänger der Jesuiten, durch sein entschiedenes Auftreten zum Rücktritte zwingt. Die Kaiserin bewahrt van Swieten ihr volles Vertrauen und überträgt ihm (1759) das Präsidium der Kommission. Hiemit war das Feld seiner Thätigkeit erweitert und es konnten nun seine Eigenart, seine Anschauungen nnd Ueberzeugungen zu höherer Geltung gelangen. Um die Thätigkeit van Swietens als Censor richtig zu beurthei'len, muß man berücksichtigen, daß ihm als Vorsitzenden durchaus nicht eine entscheidende Stimme bei der Beurtheilung von Büchern zukam und daß er wol auch mitunter ein Verbiet zu vertreten hatte, gegen das er als Censor gestimmt. Die Strenge, welche er gegen schlüpfrige oder irreligiöse Werke ausübte, diente ihm, wie Sonnenfels fagt, als Schild, an welchem Zeiten verwirklichen, so ist Rußland der Schiedsrichter der alten Welt, Europa wird „kosakisch." Seit mehr als 50 Jahren, d. H. seitdem Gentz die „Orientfrage" erfand, lastet diese Frage auf Europa; instinktmäßig fühlt man, daß die Herrschaft des Slaventhums am Bosporus für Europa unheilvoll ist; aber die Experimente, welche man vornahm, um diesem Unheil vorzubeugeu, haben sich als verfehlt erwiesen. Die Schöpfung eines unabhängigen Griechenlands hätte mit der Zeit einen kräftigen Damm gegen das Slaven-thum bilden köunen, aber die lächerlichen Grenzen dieser neuen Schöpfung, die weder mit der Zahl der griechische» Bevölkerung uoch mit den geistigen Fähigkeiten der griechischen Nation im Verhältnis waren, verdammten sie von vornherein zu eiuer verkrüppelten und rhachitischen Existenz. Die unter Sultan Mahmud II. begonnenen und unter Sultan Abdul Medschid und Abdul Aziz fortgesetzten Reformen unter Führung von Reschid Pascha, Fuad Pascha und Ali Pascha weckten eine Hoffnung, daß das Türkenthum im stande wäre, sich zu regenerieren; aber ohne zu untersuchen, ob die verkündigten Reformen ernstlich gemeint waren oder nicht, ob sic mit den Anschauungen und Begriffen der Mehrzahl des türkischen Beamtenthums stimmten oder nicht, beruhigte Enropa sich dabei, und man that höchst verwundert, als Kaiser Nikolaus die Türkei für krank erklärte. Dank der französisch-englischen Allianz kam die Türkei noch verhältnismäßig sehr glücklich aus dem Krimkriege heraus, uud der Pariser Friede sanktionierte die diplomatische Arbeit der letzte» 15 Jahre. Die Complimeiite, welche bei diesem Anlaß den: Türkenthum gemacht wurden, nahm man in der Türkei für bare Münze, und das Türkenthum feierte zwanzig Jahre lang wahre Orgien von finanzieller, industrieller und Politiker Mißregierung, unter den wiederholten Beiallsbezeugungen und Glückwünschen der enropäi-chen Diplomatie, der russischen Diplomatie, weil liefe recht gut begriff, daß das Türkenthum in: russischen Interesse ganz vorzüglich arbeitete, und der übrigen Diplomatie, weil diese sich nicht in ihrer olympischen Ruhe störeu lassen wollte. Diese idyllischen Zeiten sind aber unwiederbringlich vorbei, und sowol der Orient als Enropa stehen vor dem Problem, wie man sich der Ueber-griffe des Slaventhums erwehren solle: denn Uebergriffe zeigt schon der Friede von San Stefano. Jedermann wird gewiß gern den Bulgaren, den Bosniaken, den Herzegowinern eine menschenwürdige Existenz gönnen und eine Regierung, die aus dem Hinterhalt abgeschossenen Pfeile der entsetzten Censoren (der Jesuiten) abgleiteten, die nichts unversucht ließen, die Gewissenszärtlichkeit der Kaiserin über diesen Punkt zu beunruhigen. Wer wollte unter solchen Umständen ein übergroßes Gewicht darauf legen, daß van Swieten der Gesinnung der Kaiserin das eine und das andere Zugeständnis machte, iudem er Bücher vernrtheilte, denen eine unbefangene Auffassung ohne Bedenken den Freibrief ertheilt hätte? Ein Abgehen von dieser Haltung hätte ihm das Vertrauen der Kaiserin entzogen und Männern das Heft in die Hände gespielt, deren Anschauungen und Grundsätze in einer überwundenen Zeit wurzelten. Daß er aber seiuen Einfluß auf die Entschließungen Maria Theresia's voll einsetzte, wenn es darauf ankam, Bücher von hohem politischen Werthe und zugleich von freieren Tendenzen für die Oeffentlichkeit zu gewinnen, muß ihm die Anerkennung der Nachwelt sichern. Dies gilt besonders von dem Widerstande gegen die mittelalterlichen Ansprüche der Kirche, welche sich mit den Rechten des Staates in Widerspruch setzten. Den schwersten Kamps hatte van Swieten gegen die Jesuiten zu führen, die Gewissensräthe des kaiserlichen Hofes und die erbittertsten Gegner jeder Toleranz und jeder selbständigen Entwicklung welche ihnen gestattet, die reichen Hilfsquellen ihres Bodens auszunützen und die eigenthümlichen Fähigkeiten der Bewohner auszubilden. Aber das Prinzip, welches in dem Frieden von San Stefano die Grenzen von Bulgarien absteckte, ist trotz der Versicherung des Fürsten Bismarck, der sich dabei auf die ethnographische Karte der Türkei von Kiepert berief, ein entschieden falsches Prinzip, was sogar mit der bisherigen Vergangenheit des Fürsten Bismarck selbst im Widerspruch steht und dessen Geltendmachung für Europa uud für den Weltfrieden die größten Gefahren birgt. Dies zu beweisen, wird der Zweck eines zweiten Artikels sein. Die Unterhandlungen. Wir stellen im Folgenden die wichtigsten Nachrichten über die schwebenden Verhandlungen zwischen Berlin, London und Petersburg zusammen: Berlin, 22. April. „N. Wr. Tgbl." In diplomatischen Kreisen verlautet, daß das englische Kabinett den Vorschlag Deutschlands, die Flotte aus dem Marmara-Meer zu entfernen, unter solchen Vorbehalten aeeeptiert habe, welche einer Ablehnung des Vorschlags gleichkommen. Lord Salisbury soll nämlich solche militärische und politische Gegeneoncessionen verlangt haben, welche geeignet sein würden, alle Erfolge Rußlands zu annulliUen. Unter den militärischen Forderungen soll auch die Bedingung des Rückzuges der russischen Armee bis jenseits des Balkans sein. Man hält daher in gut unterrichteten Kreisen den in Rede stehenden Vorschlag Deutschlands für völlig gescheitert. London, 22. April. Die Journale discu-tieren den von Deutschland proponierten militärischen Compromiß nicht sehr günstig und weisen darauf hin, daß Rußland durch denselben mehr gewinnen würde als England. Die „Times" würden jeden wirklichen Compromiß willkommen heißen. „Daily-Telegraph" glaubt, die wesentliche Differenz zwischen England und Rußland würde unberührt bleiben, selbst wenn das proponierte Arrangement zur Zufriedenheit aller Parteien ausgeführt würde. Der „Standard" bezweifelt, ob Rußland einwilligen würde, von Konstantinopel sich zurückzuziehen, so lange Fürst Bismarck Oesterreich zurückhalte. Loudou, 22. April. Den „Times" wird aus Petersburg vom 21. d. telegrafiert: Die Kabinette von London und Petersburg sind willens, das Prinzip zu acceptieren, der Kongreß möge zusammentreten, um die in den bestehenden Verträgen nothwendigen Veränderungen zu prüfe»; der Staaten. Van Swieten belehrte die Monarchin ohne Zurückhaltung und mit Worten, die eine tiefe Entrüstung geschärft, über den Mißbrauch, den die Jesuiten Nlit ihren Privilegien trieben, und wie sie keinen Anstand nahmen, durch unwahres Zeugnis sich im Besitze ihrer Freiheiten und damit einer ergiebigen Geldquelle zu erhalten. Streben nach Bereicherung bezeichnet! er geradezu als das wahre Ziel der Gesellschaft und die Religion als einen Vorwand für sie, die Frömmigkeit der habsburgischen Monarchen zu mißbrauchen. Es gelang ihm, die Jesuiten all-mälig aus dem Censnreollegium zu entfernen und so den Vertretern der Neuzeit, den Freunden des modernen Staates die Wege zu bahnen. An der epochemachenden Wendung im Verhältnisse des Staates zur Kirche, welches den ersteren aus der Botmäßigkeit der letzteren befreite, hatten selbstverständlich diejenigen, welchen es oblag, von Staatswegen über die Literatur zu urtheilen, einen wichtigen Antheil. Im Jahre 1764 gelangte als der erste Repräsentant der neuen Richtung das Buch des Trierer Weihbischofs Hontheim „^usti ^ebronii ätz statu eeelesigO kt Is^itiwL xotsstats kowsui pontiüeis" nach Wien. Seine Tendenz, an die Stelle der päpstlichen Monarchie die Kirchenfreiheit aber England besteht auf der klaren und förmlichen Anerkennung des Prinzips, nach welchem alle großen Veränderungen im Oriente, wie solche der Vertrag von San Stefano vorschlägt, europäische und nicht russisch-türkische Fragen bilden. Rußlands Annahme des Prinzips hängt sehr von der Formulierung desselben ab. Die Unterhandlungen zwischen Rußland und Oesterreich nehmen einen thätigen Fortgang. Die Gesichtspunkte nähern sich allmälig, Oesterreich wünscht keinen Gebietszuwachs, sondern eine Ausdehnung der Sphäre seines politischen, militärischen und kommerziellen Einflusses, insbesondere die Erlangung der Eisenbahn Salonichi-Mitrowitza. Petersburg, 22. April. Angesichts der irrigeu Comiuentare über die im Zuge befindlichen Unterhandlungen eonstatiert die „Agence Russe", daß, nachdem das Berliner Kabinett seine guten Dienste angeboien, kein Zweifel hinsichtlich der loyalen, praktischen und logischen Bedingungen seiner Vermittlung gestattet sei. Die „Agence" bestätigt die prinzipielle Zulassung der gleichzeitigen Räumung und derNoth-wcudigkeit, dieselbe iu einer Weise zu bewerkstelligen, daß die Entfernung für die russische Armee und die englische Flotte eine gleiche werde, indem mau die Zeit zur Wiedererreichuug der geräumten Stationen in Rechnung zieht. Die Pourparlers über die Räumuug dauern fort. Nach erzieltem Einvernehmen wird die Vorkonferenz usammentreten können, um das Kongreßprogramm estzustelleu. Von dem Ergebnis des Meinungsaustausches zwischen den Kabinetten über die Be-handlnngssrage hängt die Wahrscheinlichkeit des Kongreßzusammentritts ab. Tagesneuigkeiten. — Kronprinz Nndols in Prag. Seine kais. Hoheit Herr Kronprinz Rudolf wird, wie der „Boh." ans Wien geschrieben wird, Mitte des nächsten Monats bestimmt in Prag eintreffen, um unter Leitung des Landeskommandierenden FZM. Freih. v. Philippovic dcn militärischen Dienst praktisch zn üben und sich speziell in der Führung eines Brigadekommandos zu erproben. Der Kronprinz wird während seines Aufenthaltes in Prag alle Truppenübungen mitmachen und bei den großen Manövern im August und September vor den Augen seines kaiserlichen Vaters als Brigadier kommandieren. Die Dispositionen dürften derart getroffen werden, daß Herr Major Erzherzog Friedrich in der von dem Kronprinzen kommandierten Brigade des alten Christenthums zu setzen und der weltlichen Gewalt eineu Antheil an dem Kirchenregiment zuzuweisen, hatte ihm kurz vor seinem Erscheinen einen Platz auf dem römischen Index verschafft. Die Wiener Ceusurbehörde aber gab das Buch frei. Selbst der Kardinalerzbischof hatte nichts dagegen eiuzuwenden, und der von Rom verpönte Febronius wurde allenthalben verkauft und gelesen. Aber bald änderte der Erzbischof feine Haltung, hierarchische Interessen und wol auch äußere Einflüsse scheinen ihn bestimmt zu haben, sich erst, natürlich fruchtlos, an van Swieten, dann an die Kaiserin zn wenden. Aber van Swieten trat aufs entschiedenste für das Votum der Censnr ein. Er stellte der Kaiserin vor, in der Kommission sei das Buch zweimal, auch von den theologischen Censoren, gelesen und gutgeheißen worden, ja der Erzbischof habe unter der Hand den Buchhändlern bedeuten lassen, sie würden gut thun, mehr Exemplare davon zu bestellen. Febronius unterstütze die Rechte der Souveräne und es scheine ihm, daß die römische Curie, einen Streit mit den weltlichen Gewalten vorhersehend, sich nun der Bischöfe bedienen wolle, um ein ihren Interessen widerstrebendes Buch zu unterdrücken. Die Kaiserin entschied in van Swietens Sinne. Leider hatte die ultramontane Partei kurz dient. Daß gerade die Station Prag für die praktische Dienstleistung des Kronprinzen gewählt wurde, wird in militärischen Kreisen als ein Zeichen des besonderen Vertrauens gedeutet, das der Monarch hiemit dem FZM. Baron Philippovic gibt. — Attentat gegen den Fürsten Th urn-Taxis. Ein Handelsagent, Namens Bernhard Wild, hat Montag nachmittags wenige Minuten nach fünf Uhr ein Mordattentat gegen den Oberststalliueister des Kaisers, General der Kavallerie Fürst Emerich Thnrn-Taxis, ausgeführt uud ist au Ort und Stelle festgenommcn worden. Das „N. W Tgbl." bringt hierüber folgende Einzelheiten: „Fürst Thuru-Taxis wohnte gestern dein ersten Frühjahrsrenuen in der Freudenau bei. Ungefähr nin 2 Uhr nachmittags passierte er mit seinem englischen Viererzug, deu er selbst lenkte, die Hauptallee des Praters und verließ vor halb 5 Uhr die Rennbahn. Während der Fahrt unterhielt er sich mit dem ihm zur Liukeu sitzenden Obereeremonienineister Grafen Kvloman Hunyady. Als der Wagen beim Eifenbahnviaduct der Verbindungsbahn am Praterstern anlangte, fielen plötzlich zwei Schüsse. Das erste Projektil flog an der Brust des Prinzen vorüber, ohne ihn aber glücklicherweise zu beschädigen. Es ist begreiflich, daß dieser Vorfall uuter den vom Rennen Heimkehrenden sowie unter den zahlreichen Praterbesuchern großen Schrecken hervorrief. In einem Zeiträume von nur wenigen Sekunden hatten sich an jener Stelle Hunderte von Menschen augesammelt, und jeder Verkehr aus und nach dem Prater war gehemmt. Die Menge umringte das Gespann des Fürsten, welches außerhalb des Praters hielt. Der Fürst sowol, gege» den der Mordanschlag gerichtet war, als auch sein Begleiter, Graf Hunyady, waren mittlerweile abgestiegen und hatten sich einer Grnppe genähert, in deren Mitte ein noch junger, anständig gekleideter Mann mit leichenfahlem Gesichte stand, der von einem Zivilisten und einem Sicherheits-wachmanne gehalten wurde. Hier erst erfuhr der Fürst, daß gegen ihn ein Attentat geplant war. Der eingangs erwähnte Handelsagent Bernhard Wild, ein 31jähriger Mann, hatte aus einem mehrläufigen Revolver aus einer Entfernung von beiläufig zwanzig Schritte» zwei Schüsse gegeu deu Oberststallmeister abgefeuert. Die erste Kugel drang in eine der eisernen Säulen des Viaductes, während der zweite Schuß iu die Lust gegangen zu sein scheint, da dem Attentäter im selben Augenblicke ein Magazineur, Namens Schimborn, und der Sicherheitswachmauu Schnppich in die Arme sielen. Wild, ani ganzen Körper zitternd, wurde bald darauf, gefolgt von vielen Hunderten von Personen, auf das Polizeikommissariat im Prater eskortiert und darauf, als ein deutscher Auszug aus Febronius erschienen war, besseren Erfolg, indem sie die Kaiserin für die Anschauung gewann, daß ein Buch, das im Original von den Gelehrten ohne Schaden gelesen werden, dem „gemeinen Volke" zu Aergernis gereichen könne, weil es diesem an der wahren Beurtheilungskraft gebreche. Es wurde nicht nur die deutsche Ausgabe, sondern auch das lateinische Original verboten. Umsonst wagte van Swieten noch einen letzten Versuch, umsonst versicherte er der Kaiserin, daß das Buch nichts gegen den Glauben, gegen die Kirche und ihr Oberhaupt enthalte, und das, was Febronius gegen den römischen Hof vorbringe, habe schon der H. Bernhard dem Papst Eugen mit noch viel stärkeren Worten gefügt. Das Buch blieb über vier Jahre lang verboten und wurde dann nur bedingt zum Verkaufe an Gelehrte und „sonst bescheidene Käufer" gegen Erlaubnisschein des Censurcollegiums freigegeben. Dem Werke Hontheims folgten zwei Bücher, die nicht geringes Aufsehen erregten, die Schrift eines Ungenannten: „1)6 1'g,utorit6 du clsrZs et <1u pouvoir äu waßistrat publiyuö«, und der »ösliss-irs" des Marmontel. Ungeachtet beide in Paris unterdrückt worden waren, gab sie die Wiener Censnr frei, und auch die geistlichen Cen- dort angelangt sofort einem Verhöre unterzogen.! In der Absicht des Attentäters war es gelegen, den ; Fürsten zu tödten. Nach längerer und reiflicher Ueberlegung war er gestern zur Ausführung feines Planes geschritten, und daß dieser mißlang, kann nur einem glücklichen Zufalle zugeschrieben werden. Die Motive, die Wild zu dieser That veranlaßt haben, sind folgende: Der Attentäter will sein Vermögen bei der Assceuranz-Gesellschaft „Europa", dessen Verwaltuugsraths-Präsident angeblich Fürst Thurn-Taxis gewesen sein soll, verloren haben. Auch der Schwager Wilds, ein derzeit in Pest lebender Privatbeamter, Namens Falkowits, soll gleichfalls bei dieser Gelegenheit sein Vermögen eingebüßt haben. Weil nnu der Fürst angeblich seinerzeit jene Stelle bei der bezeichneten Asseeurauz-Gesell-schast bekleidet hat, ersuchte ihn Wild kürzlich im schriftlichen Wege um eine Unterstützung. Das Gesuch soll aber abschlägig beschieden worden sein, und ans Rache hierüber beschloß Wild, den Fürsten zu tödten. Er hatte erfahren, daß sein Opfer den Rennen in der Frendenau beiwohnen werde, und deshalb lauerte er unter den, Eisenbahnviaduete am Praterstern dem Fürsten auf. Daß die That nach reiflicher Ueberlegnng vollsührt wurde, geht namentlich daraus hervor, daß Wild vorige Woche in der Nähe der Militärschießstätte im Prater von einem Sicherheitswachmanne bei Schießversucheu mit einem Revolver betreten und arretiert wnrde. Wild erklärte damals, daß er zur eigenen Sicherheit die Waffe sich angeschafft h.ibe und nun Versuche anstelle, um dieselbe hantieren zu können. Der Revolver wnrde ihm abgenonimeii, uud da gegeu ihn keine weiteren Bedenken vorliegen, die seine Jnhaft-behaltung begründet hätten, wurde er iu Freiheit gesetzt, jedoch wegen Uebertretuug des Waffenpatentes der eompetenten Behörde angezeigt. Die Nachricht vou dem Mordattentate hatte sich mit außerordentlicher Schnelligkeit überall verbreitet. Von dem Kaiser, von den Herren Erzherzogen uud von der Aristokratie langten an den Fürsten Gratulationen an. Der Attentäter ist noch im Lanse der Nacht deni Landesgerichte eingeliefert worden. Er ist ledig und wohnte zuletzt in der Taborstraße. — Nach 322 Jahren. Am verflossenen Donnerstag hat eine Privatgesellschaft in Lobositz in die dortige Sparkasse den Betrag von 17 fl. mit der Bestimmung eingelegt, daß dieses Kapital sammt allen Interessen erst im Jahre 2200 znr Errichtung uud Erhaltung eines Waisenhauses in Lobositz verweudet werden solle. Man hat berechnet, daß dieses kleine Kapital während der angegebenen Zeit, also nach 322 Jahren, auf elf Millionen Gulden anwachsen wird. soren stimmten zugunsten des erstgenannten Buches. Wieder war es der Erzbischof, der bei der Kaiserin auf ein Verbot des Buches drang, in welchem er die ketzerischen Lehren Arnolds von Brescia wiederfinden wollte und daraus besonders hervorhob, daß der weltlichen Autorität darin das Recht eingeräumt werde, den äußeren Gottesdienst zu untersuchen, und dem Landesfürsten, die geistlichen Gelübde aufzulösen und den Priestern die Ehe zu gestatten. Dem gegenüber hielt van Swieten das Urtheil des Censurcollegiums aufrecht und berief sich darauf, daß das Buch dem Landesfürsten nicht mehr Rechte einräume, als ohnehin aus dem königlichen Placet entspringen. Nach langem Kampfe drang van Swreten auch hier durch. In ähnlicher Weise trat er auch für den „LölisLirs« ein, doch hier nicht mit so vollständigem Erfolge, indem das 15. Kapitel des Buches auf Migazzi's Intervention gestrichen und der Abdruck nur ohne dasselbe zugelassen wurde. Doch brachte es van Swieten dahin, daß der Buchhändler Trattner die Erlaubnis erhielt, seinen Vorrath unverändert abzusetzen. So nahm van Swieten, persönlich ein strenggläubiger Katholik, der täglich die Messe hörte, monatlich zur Beichte ging und an allen Feier- Lokal- und Provumal-Aiigelegenheiten. — (Personalnachricht.) Der Herr Landespräsident Ritter v. Kallina ist mit dem gestrigen Wiener Schnellzuge in Laibach angekommen und wurde auf dem Perron des hiesigen Südbahnhofes vom bisherigen Leiter der krainischen Landesregierung, Regierungsrath Dr. R. v. Schöppl, von den Regierungsräthen: Grafen Chorinsky, v. Fladung, Hotschewar, Freiherr» v. Pascontini uud Dr. Ritter v. Stöckl, von, Fürstbischöfe Dr. Pogakar, vom Lan-deshauptmanne Dr. Ritter v. Kaltenegger und von anderen Angehörigen des Staatsbeamtenkörpers freundlichst begrüßt. Der Bürgermeister unserer Stadt hat dem Herrn Landespräsidenten Ritter v. Kallina unmittelbar nach seiner Ankunft im Hotel „Stadt Wien" die Aufwartung gemacht. — (Die Kontrollsversammlungen der Landwehr) finden statt, betreffend das Land-wehrbataillon Nr. 24 (Rudolfswerth): am 6. Oktober l. I. in Rudolfswerth, am 8. in Möttling, am 9. in Tschernembl, am 11. in Gottschee, am 12. in Reisniz, am 13. in Großlaschiz, am 15. in Seiseu-berg, am 16. in Treffen, am 17. in Sittich, am 18- in Littai, am 19. in Ratschach, am 20. in Gnrkseld, am 21. i» Landstraß nnd 23. in Nassen-snß ^ bezüglich des Bataillons Nr. 25 (Laibach): am I. Oktober l. I. in Oberlaibach, am 2. in Loitsch, am 3. in Laas, am 4 in Adelsberg, am 5. in Feistriz, am 6. in Senosetsch, am 7. in Wippach, am 9. in Jdria, am 11. in Bischoflack, am 12. in Krainburg, am 13. in Neumarktl, am 14. in Radmannsdorf, am 15. in Kronau, am 17. iu Stein, am 18. in Egg ob Podpetsch nnd am 20. in Laibach. — (Aus dem Vereinsleb e n.) In Unter-schischka wurde ein dort gegründeter Citalnicaverein am Ostermontag eröffnet; als Vorsteher fungiert Herr Zakotnik und als Kassier Herr Burger. Der Jahresbeitrag für jedes Vereinsmitglied wurde mit 1 fl. 50 kr. festgesetzt. — (DerVerein derAerzte inKrain) hielt am 3. d. M. in Laibach eine Versammlung ab, der 18 Mitglieder beiwohnten. Der Vereins-obmann Herr Dr. Schiffer begrüßte die Versammlung und theilte die Einläufe mit. Die Versammlung faßte sofort folgende Beschlüsse: 1.) Es seien nach Antrag Dr. Keesbachers Vereins-Lesefilialen zu errichten, und werde mit der Durchführung dieses Beschlusses die Vereiusleitung uuter Beiziehung des Antragstellers betraut. 2.) Der Verein der Aerzte i» Krain tritt dem Vereinsverbande der österreichischen Aerzte bei. 3.) Der Verein der Aerzte in Krain wird in Form einer Petition dem hiesigen Gemeinderathe folgende Fragen zur Erledigung an- tagen eine Stunde in religiöser Betrachtung verbrachte, doch entschieden Partei gegen das herrschende Kirchensistem, er gehörte seiner Ueberzeu-gnng nach den Jansenisten an, welche in Holland unter Führung des Bischofs von Utrecht sich von der päpstlichen Kirche getrennt hatten, indem sie als strenggläubige Katholiken zwar den römischen Primat anerkannten, jedoch die Unfehlbarkeit des Papstes verwarfen, der weltlichen Gewalt ebenso entschieden ergeben waren, als sie die Sittenlehre der Jesuiten verwarfen. Im Jahre 1771 sah sich van Swieten durch die Abnahme seiner Kräfte genöthigt, von dem Vorsitze der Censurskommission rückzutreten, aber bald kehrte er zu der liebgewordenen Thätigkeit wieder, und bis zu seinem Tode, der den 18. Juni 1772 in Schönbrunn erfolgte, beschäftigte ihn der Kampf mit den Jesuiten, welche besonders IN den Provinzkommissionen noch immer Vertheidiger ihrer Ansprüche fanden. Nach van Swietens Tode erhob die ultramontane Partei wieder ihr Haupt, sie hatte ihren entschiedensten und einflußreichsten Gegner verloren, und erst nach dem Tode der Kaiserin fanden freiere Grundsätze in der Bücherbeurtheilung ihren Eingang. empfehlen: s.) die Regelung der Kehrichtfrage nach den Sanitätsenquetebeschlüssen als unerläßliche Vorbedingung zur Regelung der Senkgrubenfrage; b) Herausgabe einer Norm für Herstellung der Senkgruben; c) Anschaffung sogenannter Pneumatischer Abfuhrwagen und Verpachtung der Übergabe des Abfuhrwesens; 6) möglichste Vermehrung der öffentlichen Brunnen und strengste Handhabung der Bruu-nenordnung; k) Herstellung einer einfachen Schlachthütte für das Kleinstechvieh; l) Beseitigung der Ablagerung der schmutzigen Wäsche in den Hauslauben. — (Aesthetik der Tonkunst.) P. Seyd-ler hält seinen nächsten Vortrag Donnerstag den 25. d. M., abends uni 5 Uhr, in den Lokalitäten der hiesigen Lehrerinnenbildungsanstalt. Dieser Vortrag wird den Bau und die Functionen des menschlichen Ohres erklären und von Demonstrationen begleitet sein. In der Erwägung, als dieses Thema von allgemeinerem Interesse sein dürfte, werden ausnahmsweise für den morgigen Vortrag auch Separat-karten L tzO kr. in Karl Tills Buchhandlung ausgegeben. — (Tod fall.) Gestern wurde iu Hoteder-schiz bei Loitsch der dortige Pfarrer Herr Anton Cerne, ein geborner Laibacher, zu Grabe getragen. Der Verstorbene war ein Mann von aufrichtiger Frömmigkeit und großem Berufseifer. — (Theatervorstellungen.) Iu Kraiu-burg hat eine aus zwölf Mitgliedern bestehende Theatergesellschaft, die im Verlaufe des Winters zn Völkermarkt iu Kärnten Vorstellungen gab, ihre Zelte aufgeschlageu und gedenkt, durch einige Wochen dem Kraiuburger Publikum Unterhaltung zu verschaffen. Die erste Vorstellung fand am Ostermontag statt. — (Freunden der Fischerei) theilen wir mit, daß am 22. d, in Leoben ein gut besuchter Fischereitag abgehalten wurde; demselben wohnten Delegierte des österreichischen Ackerbau-nnnisteriums und der Grazer Statthalterei, einige Mitglieder des Fischereigesetzansschusses des Abgeordnetenhauses uud Großgrundbesitzer aus Steiermark, Kraiu, Nieder- und Oberösterreich bei. Der Fischereitag beschloß die Abfassung und Ueberreichnng einer Petition au das Abgeordnetenhaus des Reichs-rathes wegeu endlicher Regelung der Fischereirechte uud die Gründung einer Fischereigenossenschaft. — (Von der Süd bahn.) Der Spar- und Vvrfchußvereiu für Südbahubedienstcte, der seinen Sitz in Wien hat, zählte mit Schluß 1877 1943 Mitglieder, und der Gesammtgeldverkehr im Jahre 1877 belief sich auf 490,000 fl. — (Aus dem Gewerbegesetze.) Der § 74 des Entwurfes der neuen Gewerbe-Ordnung enthält in Rücksicht auf die weitere geistige Ausbildung der Hilfsarbeiter und Lehrlinge nachstehende Bestimmung: „Die Gewerbsinhaber sind verpflichtet, den Hilfsarbeitern bis zum vollendeten 18. Lebensjahre uud den Lehrlingen bis zur vollendeten Lehrzeit zum Besuche der zugebote stehenden gewerblichen Abend- und Sonntagsschulen, Vorbereitnngs-, Fort-bildungs- oder Fachcnrse die erforderliche Zeit eiu-zuräumeu und sie zum regelmäßigen Besuche derselben anznhalten, insoweit diese nicht uachweisen, die in solchen Anstalten gebotene Ausbildung schon in anderer Weise erhalten zu haben." Zur Grundsteuer-Regulierungsfragc. Nach Inhalt des von der österreichischen Regierung im Abgeordnetenhaus« des Reichsrathes eiu-gebrachten Gesetzentwurfes, wodurch mehrere Para-graphe des Gesetzes, betreffend die Grundsteuer-Regulierung, eine Aendernng erfahren sollen, wäre die Einschätzung nicht mehr durch gewählte und Diäten beziehende Mitglieder der Bezirkskommissionen mit dem betreffenden Referenten, sondern von dem Referenten allein, unter Beiziehung von Vertrauensmännern aus den Gemeinden, vorzunehmen; diese Vertrauensmänner hätten für ihre Fuuctiou ein Entgeld aus dem Staatsschatze nicht zu erhalten. In Abgeordnetenkreisen soll sich eine lebhafte Opposition gegen diese neue Regierungsvorlage kund geben, man erblickt in den projektierten Gesetzesänderungen die Anzeichen einer Verschleppung des Grundsteuer-Regulierungsgeschäftes. Eiue nicht geringe Zahl von Reichsrathsabgeordneten behauptet entgegen der wachgewordenen Opposition, daß eine gedeihliche und zufriedenstellende Beendigung der Grundsteuer-Regulierung nur auf dem von der Re-giernng vorgeschlagenen Wege in verhältnismäßig kurzer Zeit erwartet werden köuue. Einige Abgeordnete geben der Besorgnis Ausdruck, daß sich iu manchen Kronländern die zur selbständigen Abwicklung der Grnndstener-Regulie-rungsarbeiten erforderlichen Referenten gar nicht vorfinden dürften. Die Selbstschätzuug ergibt in jeneu Ländern befriedigende Resultate, in welchen die Bevölkerung die hiezu uothwendige Befähigung besitzt. Die Erfahrung jedoch hat den Nachweis erbracht, daß es in manchen Provinzen Oesterreichs an tüchtiger Befähigung fehlt, daß viele zur Selbsteinschätzung berufene und als Kommissiousglieder fungierende Steuerträger so zn sagen als das „fünfte Rad beim Wagen" zn betrachten waren und doch hiefür nicht unbedeutende Zehrnngsgelder (Diäten) aus dem Staatssäckel bezogen haben. In der ueuen Regierungsvorlage wird dem Prinzipe der Selbstschätzuug immerhin befriedigende Rechnung getragen. Die Centralkommission hat über die Tarife sofort nach Beendigung des Eiuschätzungsgeschäftes zu entscheiden. Die bisher vorliegenden Resultate sind derart unerfreulicher Natur, daß die Ansicht immer tiefere Wurzel faßt: bessere Ergebnisse wären zweifelsohne anf kürzerem uud minder kostspieligem Wege zu erreichen gewesen. Es werden kritische Stimmen laut, die mit der Bemerkung hervortreten, daß die Centralkommission schon vor der Einschätzung zur vorläufigen Richtigstellung aller Läudertarife hätte schreiten sollen; Aufgabe dieser Kommission wäre cs gewesen, von höheren Gesichtspunkten auszugeheu und die Einflüsse, die bei Durchführung des Grnudsteuer-Regulieruugsgefetzes sich geltend gemacht haben, genau zu beobachten und zu registrieren, um bei der Regulierung auf Abhilfe der bestehenden Uebel-stände zu dringen. Die Linzer „Tagespost" stellt folgende Fragen: Wollen wir eine entsprechende Regelnng der Gruud-stener, oder wollen wir dies nicht? Wollen wir, daß die bisher für die Grundstcucr-Regulierungsarbeitcn verausgabten 19 Millionen Gulden eine unnütze, unfruchtbare Ausgabe bilden sollen, oder wollen wir die bisher gemachten thenren und bitteren Erfahrungen benützen, um auf Grund derselben das Gesetz zu ändern und diese Angelegenheit zum endlichen und gedeihlichen Abschluß zu bringen? (Schluß folgt.) Witterung. Laibach, 24. April. Trübe, regnerisch, schwacher SO. Wärme: morgens 7 Uhr -i- 8 8°, nachmittags 2 Uhr -s- 9 9° 6. (1877 > 3 6»; 1876 -j- 20 8° L.) Barometer 78183 mm. Das gestrige Tagesmittel der Wärme -s- 11-3°, um 1'4» über dem Normale: der gestrige Niederschlag 0 40 mm. Regen. Verstorbene. Den 23. April. Gertraud Gorin, Arbeitersweib, 67 I, Ballhausplatz Nr. 2, Brechdurchfall. Gedenktafel über die am 2 9. April 1878 stattfindenden Li-citationen. 3. Fcilb., Gras v Lanthieri'sche Real., Gut Slap, LG. Laibach. — 3. Fcilb., Langer'schcr Hausantheil, Laibach, LG. Laibach. — 2. Fcilb., Terbnhovic'sche Real., Gut Kleinlack. LG. Laibach. — 3. Fcilb., Zaverl'schc Rcal., Fcichting, BG. Kramburg. — 2. Fcilb,, Losina'scher Real., Skovc, BG. Nasscnfuß. — 1. Fcilb , Zweck'schc Rcal., Hühnerdorf, LG Laibach. — 1. Fcilb., Tekauiit'sche Real., Birkenthal, BG. Sciscnbcrg. Telegramme. Paris, 23. April. Einer Meldung der Korrespondenz „Havas" zufolge ging der Antrag des beiderseitigen Rückzuges vom Fürsten Bismarck aus, welcher, unabhängig von diesem Antrag, in offiziöser Weise durch die deutschen Botschafter die Einladung an die Mächte richtete zum Zusammentritte eines Kongresses in Berlin behufs Revision der Verträge von 1856 und 1871, unter Rücksichtnahme auf die neue Lage des Orients. Alle Mächte, ausgenommen England, erklärten sich bereit, die Einladung reservelos anzunehmen; England stellt als Bedingung seiner Theilnahme am Kongresse, daß Rußland erkläre: alle anfgetauchten Fragen von europäischem Charakter können mir durch das Einvernehmen der Großmächte geregelt werden. London, 23. April. Die dem britischen Botschafter ans Konstantinopel zugehenden Berichte konstatieren die Wahrscheinlichkeit einer Vereinbarung und des Rückzuges der britischen Flotte aus der Besikabai uud des Rückzuges der Russen nach Adrianopel. Petersburg, 23. April. Die „Agence Russe" bezeichnet die Situation als unverändert. Technische Schwierigkeiten hinsichtlich des beantragten beiderseitigen Rückzuges erklären die längere Dauer der Verhandlungen. Gortschakoff ist unwohl. Licitatilm. Der noch übrige Vorrath von Schulbüchern, Bildern, Musikalien n. s. w., sowie die Gcwölbseinrichtung wird morgen dcn 25. d. M. im G. Lercher'schen Gewölbslokale eventuell auch unter dem Schätzwcrthc veräußert. (201) Zu verkaufen: Polnisches Gestütpferd, Wallach, Fliegcnschimmcl, 160 cw. hoch, 12 Jahre alt, schr vertraut, hübsch aufgesetzt, guter Gchcr. Näheres im Coliseum. (198) 3—2 Wiener Börse vom 23. April. Allgemeine 8taat»- Geld Ware 61-4" 6150 6510 65-2<> 72 75 72 90 St-alSlos-, I8»S. . . „ -854. . . „ I8V0. . . 18»v(Stel) 1864. . . 316— 107 25 11139 120 50 135 50 318 — l 07-5.0 NI 50 121 — 136 — Erunilentkaftung»- Vbkigalionen. Galizien Siebenbürgen . . . Temeser Banat . . . 85 50 77-— 77 50 78-75 85-70 77 40 78 — 79-85 Andere öffcnlkiäe Änlcllcn. Donau-Negul.-Lose . Ung. Prämienanlehen Wiener Anlehen . . . 103 75 74-50 89 25 104— 74 75 89 50 Aelien o. Hanken. Kreditanstalt s.H.n.G. Escompte-Ges.,n.ö. . Nationalbank 212 50 794-— 212 75 796 — Aetien «.Transport Unternekmnngen. Alföld-Vahn II175 366 -164-75 1980 126 — 241 50 11925 410 — 112 25 368 — 165 25 1985 126 50 248'-11975 412 — Donau - Dampfschiff -Elisabeth-Westbahn . Ferdinauds-Nordb. . Franz.Ioseph-Bahn . Galiz. Karl-Ludwigb. Lembera -- Czernowitz -Lloyd-Gesellschaft . . Nordwestbahn .... Rudolfs-Bahn .... Staatsbahn............ Südbahn................ Unz. Nordostbahn . . Psanübriese. Bodenkreditanstalt in Gold............. in österr. Währ. . . Nationalbank........... Ungar. Vodenkredit- . DrioritüL8-Obkig. Elisabethbahn, i.Em. Ferd.-Nordb. i. Silber ranz-Ioseph-Bahn. -aliz.K-Ludwigb,l.E. Oest. Nordwest-Bahn Siebenbürger Bahn Staatsbahn, 1. Em. Südbahn 5 3 Perz. ü. 5 „ . Prioatkose. Kreditlose . . . . RudolfSftiftung. Devisen. London Gekäsorten. Dukaten............. 20 Francs........... 100 d. Reichsmark Silber............. Geld 105 — 111-75 251 25 68 75 10850 108 25 90 25 98 30 94 — 94 25 106 75 88 75 103-25 8860 64 75 158-50 112 94' 159 75 1450 12185 Ware 105 50 112 25 251 75 69— 109 — 5-74 9 76^ 6010 106 30 108 75 90-50 98 50 94 50 94 50 107 25 V9-— 103 75 88 80 65— 159'— 112 50 94 25 160 25 15 — 12195 5-75 9 77',2 60 20 106.50 Telegrafischer Kursbericht am 24. April. Papier-Rente 6115. — Silber-Rente 64 85. — Gold-Rente 72'30. — 1860er Staats-Anlchen 111.—. — Bankaktien 792. — Krcditaeticn 210 50. — London 122 50. — Silber 106.85. — K. k. Münzdukaten 5 79. — 20-Fraucs-Stücke 9 82. —100 Reichsmark 60 40. Druck von Jg. v. Kleinmayr L F c d. Bamberg. Vcrlcger: Ottomar Bambcrg. Für dic Redaction verantwortlich: Franz Müller.