IV. Jahrgang. Nr. 73. Zeitschrist für vaterländische Interessen. Erscheint jeden Dinstag und Freitag und kostet: Mit der Post: Für Laibach sammt Zustellung: Ganzjährig fl. 6. Ganzjährig st. 5.— Halbjährig Halbjährig „ 2.20 Einzelne Nummer 5 kr. Die Redaktion befindet sich am Hauptplatz, Nr. 10, II. Stock. Die Administration in Ottokar Klerr's Buchhandlung Hauptplatz, Nr. 313. Insertionsgebühren: Für die 2spaltige Petit-Zeile oder deren Raum bei Imaliger Einschaltung 8 kr., 2 Mal 8 kr., 3 Mal 10 kr. Stempel jede« Mal 30 kr. Inserate übernimmt Haasenstein ss Vogler in Wien, Wollzeile 9, Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt a/M., Basel. Geldsendungen sind zu richten an den Eigenthümrr des Blattei. Manuskripte werden nicht zurückgesendet, anonyme Mittheilungen nicht berücksichtiget. Laibach, Freitag am 10. September 1869. Die Erfolge der Regierung in Böhmen. (Aus der „Politik".) Seit einer Reihe von Jahren hat sich das Verhältnis; des böhmischen Volkes zu Wien so liebenswürdig gestaltet, daß jedwede Maßnahme, die auf die Lander der böhmischen Krone Bezug hat, mit jener Resignation aufgenommen wird, die sich der Gemüther regelmäßig dann zu bemächtigen pflegt, wenn ein für den Augenblick unabwendbares Uebel über sie hereinzubrechen droht. Und diese im höchsten Grade mißtrauische Stimmung des böhmischen Volkes hat ihre guten Gründe. I n keinem Staate der Welt haben sich die je­weiligen Regierungen so exorbitante Mühe gegeben, sich selbst als Gegensatz dem Volke entgegenzustellen; in keinem Staate der Welt ist die Kluft zwischen dem Volks» und Regierungsinteresse eine so liefe; in keinem Staate der Welt hat sich jenes undefinirbare Etwas, das sich, dem Proteus vergleichbar, in unzähligen Gestalten zwischen Krone und Volk gedrängt, in so trauriger Art geltend gemacht, als in Oesterreich. Namentlich ist es die Bureaukratie, welche vom Volke mit um so mehr Mißtrauen angesehen wird, je mehr sie entweder infolge eigener Wichtigthuerei, oder infolge höherer Weisungen in den Vordergrund tritt. Als nun jener Geist des rücksichtslosen Antagonismus, dem sämmtliche geistigen und materiellen Interessen des böhmischen Volkes fett dem Anbruch der neuen Aera untergeordnet wurden, im Mini ­sterium Gistill-Herbst seine Sanktionirung und Verkörperung gefun« den, richtete sich das Augenmerk desselben vor allem auf die Bu ­reaukratie, um dieselbe durch festere Gliederung und strammere Or ­ganisation für die ihr zugedachte Mission, das böhmische Volk mürbe und für die Wohlthaten der Dezember-Verfassung empfänglich zu machen, fowie den oppositionellen Geist vollends zu dämpfen und niederzuhalten, mit Aussicht auf Erfolg zu befähigen. Nach den glorreichen Antezedentien des weiland Bach'schen Regiments und bei der oft erprobten staatsmännischen Umsicht, Ruhe und Versöhnlichkeit der Herren Giskra, Herbst :c. waren wir und mit uns die gesammte Opposition keinen Augenblick darüber im Zweifel, daß die neuinau­gurirte Aera alles andere bezwecke, nur nicht die Herstellung jener Stabilität der Zustände, die die Befriedigung der nationalen Wünsche und Ansprüche zur Voraussetzung und Basis hat. Es könnte immerhin möglich sein, daß unser eigenes Urtheil nicht ganz ungetrübt war von dem traditionellen Mißtrauen gegen Nazareth-Wien; da kamen die unterschiedlichen offenen und geheimen Zirkulare und Instruktionen der Statthalterei an die k. k. Vezirks­hauptmänner, und diese mußten selbst dem Vestgesinnten die Augen darüber öffnen, daß die Regierung gesonnen sei, ihre vermeintliche Stärke durch thatsächliche, bis an die äußersten Grenzen des fisisch und moralisch möglichen und vielleicht noch über dieselben ausge­dehnte Rücksichtslosigkeit zu manifcstiren und sich so an der empfind­lichsten Seite gegen den Vorwurf der Regierungsunfähigkeit zu schützen. Es handelte sich offenbar um nichts geringeres, als um die Bildung einer Regierungspartei aus dem böhmischen Volke heraus, das bisher eine so bedenkliche Reserve beobachtet hat. Schon der Umstand, daß die Regierung zur Lösung eines unter allen Umständen schwierigen, in Bezug aber auf die durch zahllose Verkehrtheiten, Provokationen und Persckutionen höchst erbitterte Stimmung des böhmischen Volkes geradezu unwahrscheinlichen Pro­blems die Intervention der mindest beliebten, ja mehr als unpopu­lären Klasse von Staatsbürgern, unsere k. k. Bureaukraten, in An­spruch zu nehmen gezwungen war, konnte als böses Omen des Ge­lingens gelten: seither ist so viel Zeit verflossen, daß sich auch der langsamste Denker über die Erfolge der Negierung in der bespro­chenen Richtung ein Urtheil bilden konnte, und so können es wohl auch wir wagen, dieselben ganz »iu« iia et stuclio zu registriren. Wir kennen unfere k. l. Bureaukraten ganz genau. Als man ihnen hohen Orts von „erlaubten Mitteln" der Agitation im gou­vernementalen Sinne sprach, da wußten wir zuverlässig, daß sich unter ihren dienstfertigen und belohnungssüchtigen Händen die Zahl dieser erlaubten Mittel vermehren werde, wie die Sterne des Him­mels und der Sand am Ufer des Meeres; wir wußten, daß sie jeden Anlaß, irgend einem minder energischen und charakterfesten Wähler beizukommen, auspressen werden wie eine Zitrone; wir wuß­ten, daß sie den Sinn der Statthalterei-Instruktion dehnen werden, wie Kautschuk, — denn, was ist in Zisleithanien im Sinne der Auffassung eines t. k. Bureaukraten nicht erlaubt? Und wir haben uns nicht getäuscht. An Muth aufgerichtet durch die in Aussicht gestellte Berücksichtigung ihrer „der guten Sache" ge­leisteten Dienste bei Zusammenstellung der Konduiteliste, durch das reichliche Zuströmen von Geldmitteln, zu deren Beschaffung die k. k. Steueramter angewiesen wurden, durch das Kampfgejohle der gesamm­ten offiziellen, offiziösen, regierungsfreundlichen und verfassungstreuen journalistischen Presse eröffneten sie ihren Feldzug gegen die böhmische Opposition und erprobten ihr staatsmännisches und schöpferisches Talent in Bearbeitung der oppositionellen Wähler. Niemand darf unseren k. k. Bezirkshauptleuten nachsagen, daß sie nicht genug energisch oder zu wählerisch waren. Zuerst handelte es sich darum, die freien, stcuerzahlenden Bürger durch entsprechende Belehrung zu überzeugen, daß die „Deklaranten" nicht wählbar seien, indem sie durch Verweigerung des Eintrittes in den Landtag aus demselben „ausgeschlossen" worden seien und überdieß im Falle ihrer Wiederwahl die Nichtbestätigung derselben zu gewärtigen sei. Die stenografischen Landtagsprotokolle wissen zwar von einem solchen Landtagsbeschlusse nichts; aber was kümmert eine solche Lappalie einen pflichteifrigen k. k. Vezirtshauptmann? Ist er nicht Vertreter der Regierung in feinem Bezirke? Steht der Regierung nicht das Recht zu, in Verhinderung der gesetzgebenden Faktoren die Gesetze zu interpretiren? Muß er sich auf den Sinn derselben nicht besser und authentischer verstehen, als der erste beste Advokat, der erste beste „Bezirkssekretär?" Das wäre etwas. Aber es gibt Leute, die eine ausgesprochene Neigung zu handgreiflichen Beweisen der gouvernementalcn Gunst haben, mögen nun solche in Kreuzen oder anderen Emolumenten be­stehen. Auf diese wird das Augenmerk der Behörde vorzugsweise gerichtet, schwächere Naturen mit Drohungen gewisser Familicnkala­ mitäten bei der Retrutenstellung gekirrt, ja einer oder der andere geriebene Menschenkenner unter den t, k. Bezirlshauptmännern glaubt einen ganzen Wahlbezirk durch das Versprechen zu ködern, ihnen (freilich auf ihre eigenen Kosten) eine Straße bauen zu lassen. Nachdem nun der Boden unter den Füßen des Detlaranten durch diese und ähnliche geistvolle Materialien unterminirt worden, sieht man sich nach einem Gegenkandidaten um. Bald ist es ein k. k. Notar, den beleidigter Ehrgeiz in's Verfassungslager getrieben, bald ein wackerer Landedelmann, bald ein wohlverdienter Pensionist, bald ein „göttlicher Sauhirt", den man in den Landtag gewählt sehen möchte, „wenn er nur hineingeht". Und weil nun die hohe Regierung, unsere liberale, demokra­tische Regierung, trotz verfassungsfreundlich erweiterter Moral nicht im Stande ist, auch nur einen einzigen unabhängigen Mann zu ge­winnen, um den sich die zu kreirende Regierungspartei im böhmischen Volte schaaren würde, so bleibt eben nichts anderes übrig, als daß die t. l. Beziltshlluptmäimer, Herr Hofrath Laufberger an der Spitze, in's Feuer gehen, sich selbst als „voltsthümliche" Kandidaten auf­stellen und sothanermllßen voraussichtlich sich selbst und der Regie­rung unsägliche Blamage bereiten. Aber selbst den für die Regierung günstigsten Fall gesetzt, daß sämmtliche gouvernementalen Kandidaten gewählt würden, welche be­deutende und politisch hochwichtige Errungenschaft würde die Regie­rung machen! Welch' ein herzerhebender Anblick wäre es, das böh­mische Volt durch nicht ganz anderthalb Schock t. k. Vezirtshauptleute vertreten zu sehen! Tagesneuigkeiten. Lllibllch, 10. September. — (Die erste Schwurgerichtsverhandlung inBüh­men) fand gegen den nominellen Redakteur des „Pokrot", Hrn. August Platak am 6. September statt. Herr Platak, aufgefordert, seine Stellung zu desiniren, gab die bedeutungsvolle Aeußerung von sich: „Es stammt dieß aus jener Periode, in welcher jeder opposi­tionelle Redakteur eingesperrt wurde, weil er Redakteur war. Auf diese Weise hätte der Herr Staatsanwalt in einem Monate alle Feuilleton. Bekenntnisse eines Vagabunden. Novelle. Einleitung. Ter Verkommene. Zu den angenehmsten Erholungen der gebildeten und halb ge­bildeten Welt während der heißen Sommermonate gehört unstreitig der Besuch eines Badeortes, als dessen Beweggrund entweder ein wirkliches, oder ein eingebildetes Leiden am Körper, oder, was noch häufiger, die bloße Vergnügung«- und Zerstreuungssucht angesehen werden muß. Das Vadeleben dürfte ein schon nach allen Seiten hin erschöpft behandeltes Thema sein und deßhalb die Schilderung des­selben weder dem Leser, noch dem Darsteller irgend einen Reiz bie­ten; daher begnüge ich mich mit der Bemerkung, daß es ein heißer Sommertag war, an welchem ich mit einem meiner besten Kollegen und erprobtesten Freunde an den Ufern des lieblichen Veldeser Sees lustwandelnd die verschiedenen Anzüge und Fysiognomien der uns Begegnenden musterte, als plötzlich eine Arie aus den Hugue­notten, welche trotz des nicht eben im besten Zustande befindlichen Pianos recht imposant klang, unsere Aufmerksamkeit derart fesselte, daß wir sofort in den Salon zum „Erzherzog Sigmund" eintraten, um den Meister zu sehen, von dem wir uns infolge seiner Vor­tragsweise ganz außerordentliche Begriffe machten. Allein welch' un­ erwartete Enttäuschung! Vor dem dreibeinigen Instrumente saß eine Gestalt, deren Begegnung in der Einsamkeit einem Unbewaffneten Schrecken einge­flößt haben würde. Die Adjustirung bestand aus einem Konglomerate aller Moden und Länder. Das ansehnlichste Monturstück war zwei­felsohne ein pensionsfähiger Frack mit stark lädirten Schößen, der bessere Zeiten gesehen haben mußte. Die ursprüngliche Farbe des­selben zu ermitteln wäre eines Chemikers mühevolle Aufgabe gewesen. Einen Theil seiner jetzigen Färbung hatte das ehrwürdige Kleidungs­stück unter Mitwirkung des Regens den darunter befindlichen Frag-Nedattionsmitglieder in's Kriminal gebracht, und die oppositionelle Presse ohne Schwierigkeiten unterdrückt, wenn Redaktionsmitglieder die Verantwortung geführt hätten. Darum mußten Nichtmitglicder die Verantwortung übernehmen, und ein solches NichtMitglied der Redaktion bin ich." Die Geschwornen, welche der Staatsanwalt nach Möglichkeit filtrirt hatte, sprachen jedoch den Angeklagten einstimmig „nichtschuldig". — Zu der Verhandlung bemerkt die „Politik" sehr treffend: „Der Herr Gerichtsbeisitzer haben überhaupt fehr ver­wundert gemacht, daß Herr Platak keine Auskunft zu geben wußte über all' die Dinge, welche seine Schuld bekräftigen sollten. Wir unsererseits wundern uns wieder fehr darüber, wie man von der oppositionellen Journalistik in Böhmen noch verlangen könne, daß sie publizistische Kräfte als Kanonenfutter für die Herren Staatsanwälte zur Verfügung stelle. Die gebildete Welt kennt ja nicht eine zweite Herausgabe preßfreiheitlicher Persekutionen, wie sie in Prag seit Jahr und Tag inszenirt werden, und wie man mit gebildeten Redakteuren umsvringt. Fünf Jahre, acht Jahre, zehn Jahre für oppositionelle Journalisten, das ist die Praxis des liberalen Regimes, dem auf den Leim zu gehen, unserer Ansicht nach, von — Unzurechnungs­fähigkeit zeugen würde. Gewiß wird bei einer anderen Richtung der Justiz auch die Verantwortung eine andere sein." — (Die Zusammenkunft der slovenischen Abge­ordneten) in Lllibach gibt den deutschen Blättern viel zu — rathen. Da sie nämlich geheim war, sind alle Nachrichten, welche die Lai­bacher Korrespondenten in die Welt hinausschreiben, nur Vermu­thungen und als solche ohne Werth. Die Sensationsnachricht von der Spaltung derselben ist jedoch gänzlich unwahr, so gerne sie die liberalen Blätter auch glauben möchten. '— (Der „Gemeinverath" und die Trottoirs.) Wir haben schon wiederholt hervorgehoben, daß der Laibacher Gemeinde­rath sich um alles kümmert, nur nicht um den Zustand der Stadt, des Pflasters und des Trottoirs. Daher kommt es, daß namentlich das letzte alle Spuren einer gründlichen Verwahrlosung an sich trägt; bei regnerischem Wetter sieht man nun Passanten ausrutschen und fallen, namentlich ist die glatte und schlüpfrige Stiege vor dem Magistrat eigens dazu geschaffen, ahnungslose Fußgänger zum Fall menten eines Beinkleides mitgetheilt. Dieses letztere Prachtstück mün­dete in die grotesken Kanonenstiefel, zweifelsohne ein Ueberbleibsel einstiger Größe eines Landpfarrers, bei denen es an zweckmäßiger Ventilation nicht fehlte. Die übrigen Kleidungsstücke ließ der bis an den Hals sorgfältig zugeknöpfte Frack nicht sehen, weßhalb das Vor­handensein derselben noch in Frage gestellt werden muß. Als Kopf­bedeckung fungirte ein polygoner Zylinder mit einer sichtlich sehr bewegten Vergangenheit, der neben seinem jetzigen Besitzer bescheiden auf dem Klavier lag oder saß, gedrückt durch die Last vieler, vieler Jahre. Das bereits in's Stadium des Grau getretene Haar sowie ein ähnlicher Vollbart zeigten die größte Vernachlässigung, nur die Augen verriethen eine jugendliche Lebhaftigkeit und einen ungewöhn­lichen Grad von Scharfsinn. „Kennst Du das Individuum?" fragte ich meinen Kollegen nach dem Eintritte. „Ich erinnere mich nicht, je seine Bekanntschaft gemacht zu haben." „Es ist also ein herumziehender Musiker!" „Du irrst, Freund! Derlei Leute geigen und klimpern höchstens passabel, zu dieser Meisterschaft aber schwingt sich leiner von ihnen empor. Es wird eher ein bankerotter Schullehrer fein!" „Ha, ha! welch' dumme Ansicht! Abgesehen von der Toilette sind beinahe alle Schullehrer, besonders im Fache der Opern, sehr miserable Musiker, welche höchstens die Orgel quetschen, um mich möglichst deutlich auszudrücken, aber die Eleganz und das tiefe Ge­ fühl, das dieser Seüor an den Tag legt, zeugt von durchdringendem Verständnisse des Vorgetragenen." Mittlerweile hatten wir an dem langen Tische platzgenommen und folgten dem Vortrage des Konzertanten mit größter Spannung. Außer uns befanden sich im Saale etwa zehn Gäste, welche alle gleich uns durch die sonderbare Erscheinung des Virtuosen ebenso frappirt waren, als sie dessen Vortrag bewunderten. Allem Anscheine nach spielte er das Finale, denn nach einem mächtigen Schlußakkorde stand er auf, goß den Rest des neben ihm stehenden Fläschchens Branntwein in sich, und da er bemerkte, daß wir ihn mit Interesse betrachteten, so kam er auf uns zu, ließ sich neben uns nieder und begann, nachdem er einigemale sich den Bart gestrichen: zu bringen, was erst kürzlich einem passirte, der von Glück sagen mußte, daß er dabei nur seine Kleider beschmutzte und eine Kontu­sion des Armes erlitt. Doch was lümmert das den Gemeinderath? Wi r haben ihn nicht gewählt und haben lein Recht, ihn auf Uebel­siande aufmerksam zu machen oder sein Gebühren zu kritisiren, we­nigstens nimmt er von unserm Tadel keine Notiz. Es hat sich bis jetzt weder Herr DeLman, noch Herr Dr. Suppan oder sonst ein konstitutioneller Würdenträger im Falle den Arm gebrochen; sind diese mit dem Trottoir zufrieden, nun so kann billigerweise niemand sonst dagegen etwas einzuwenden haben. — (Die Bahnlinie Lack-Gör z) ist dieser Tage von dem verdienstvollen und sehr thätigen Ingenieur Herrn Pkibi l begangen worden. Dieselbe bietet keine technischen Schwierigkeiten, einen Tunnel bei Kirchheim abgerechnet. Sobald diese und die Unterkrainer Bahn beendet sind, ist Krain von einem Eisenbahnnetze durchzogen, wie dieß bei wenigen selbst der industriellsten Länder der Fall, und wird zweifelsohne einen nie geahnten Aufschwung nehmen. — (Uebcr den „Verfassungstag" in Rothwein) entnehmen wir der „Zuk." folgendes: Die Deutschen sind sehr zu­frieden mit dem Verfllssungstllg in Rothwein oder geben sich we­nigstens den Anschein, es zu sein. Auch machte man sich die Sache recht bequem, indem man einfach sagte, die auf den slovenischen Ta­bors und in den nationalen Zeitungen verbreiteten Behauptungen entsprechen nicht der wirklichen Stimmung des slovenischen Volkes Untersteiermarks und um „die Eintracht zwischen Deutschen und Slo­venen" zu erhalten, entschied man sich mit „enormer" Majorität für die Beibehaltung der deutschen Sprache in der Volksschule, „als eines Kulturbedürfnisses auch der slovenischen Bevölkerung." — An­gesichts solcher tollen Beschlüsse müssen wir nur fragen, waren da Menschen oder Narren beisammen? So ein Blödsinn ist nicht so­bald dagewesen! Nachdem man noch die Klöster und das Konkordat abgeschafft, wurde noch ein Antrag Dr. Hiebers aus Graz und Dr. Iu g aus St . Leonhardt auf Gründung eines slovenischen politisch« volkswirthschaftlichen Blattes angenommen. — (Verschiedene Standpunkte.) Als zu den Verfas­sungstagenden in Nothwein die Nachricht von einem durch dieBau­ „Vergebung, meine Herren, wenn mein Geklimper Ihre Ohren beleidigt haben sollte. Das Instrument ist nicht in der besten Stim­ mung, gleichwie ich bereits aus der Uebung bin, denn es wird mir höchst selten das Vergnügen zu Theil, an ein Piano zu kommen." Diese mit seinem Erterier nicht weniger, wie sein Spiel kon­ trastirende höfliche Ausdrucksweise brachte uns noch mehr in Erstau­ nen. Die zerlumpte Gestalt und dieses Zartgefühl, wie stimmte das zusammen? „Es bedarf keiner Entschuldigung", nahm mein Freund nach einer Pause das Wort, „im Gegentheile, wir sind Ihnen zum Danke verpflichtet für den Kunstgenuß, den Sie uns verschafften. Indeß — Sie weiden verzeihen — Ihr Anzug — ?" Der Verkommene lächelte ironisch. „Freilich wohl", rief er, „ich begreife. Es gab jedoch Zeiten, meine jungen Herren, wie Sie dieselben schwerlich je erleben werden, Zeiten, in denen auch ich andere Genüsse zu schätzen wußte, als Essen und Trinken und den Müssiggang; jetzt ist's damit vorbei. Wäre ich an Thätigkeit gewöhnt und besäße ich Lust zur Arbeit, so könnte ich zwar besser aussehen, befände mich indeß schwerlich besser. Und nun", schloß der Räthselhafte, „wenn Sie mir Dank schuldig zu sein glauben, so ersuche ich Sie , das bereits geleerte Fläschchen gefälligst bezahlen und vielleicht ein anderes kommen lassen zu wollen, denn ich bin ganz insolvent und wäre im Weigerungsfalle gezwun­ gen, mit der Zeche durchzugehen." Diese offenherzige Erklärung und der prosaische Schluß der so poetisch begonnenen Ansprache wirkte auf unsere bereits wach gewor­ dene Neugierde höchst abkühlend. Schon war mein Freund, einen ganz gemeinen Landstreicher in dem bisher interessanten Fremden vermuthend, im Begriffe, ihm verächtlich den Rücken zu kehren und davon zu gehen, als ich ihn durch ein Zeichen zum Bleiben auffor­ derte. Der Verkommene war zweifelsohne ein Mann mit vielen Er­ lebnissen; aus seiner gewählten Ausdrucksweise zu folgern, mußte er einst den besseren Ständen angehört und es mußten bedeutende Er­ eignisse auf ihn eingewirkt haben, unter deren Last er so tief sank, -als er sich jetzt präsentirte. Seine Lcbensgeschichte mußte jedenfalls interessant fein. Gelang es, ihn zum Reden zu bringen, so waren ern selbst mit roher Gewalt vereitelten Tabore in örna zora go langte, brach die Versammlung über diesen gewalttä ­tigen Vorfall in stürmischen Jubel aus, ja sie telegra­fiite sogar an mehrere Blätter. Also darüber jubeln diese Versassungs­freunde, wenn an Slovcnen rohe Gewalt geübt wird und prahlen dann noch mit diesem Jubel! Heißt das nicht Gutheißung einer ungesetzlichen Handlung? Wo hat man auf sloveni­schen Taboren je etwas ähnliches gehört! Ja, das ist was andere«, wenn Vlluerfauste auf slo venische Kopfe niedersausen. — Uebri­gens reduzirt sich der ganze Vorfall — und dieß mag den Jubeln­den nicht angenehm sein — auf einen Exzeß aufgehetzter Urlauber und berauschter Stänker, welche eine von Studenten arrangirte Un­terhaltung — von einem Tabore war nirgends die Rede — ge­waltsam zu stören versuchten, wobei es jedoch zu keinem Handge­menge kam. Durch das rechtzeitige Einschreiten der Gensdarmerie wäre die Affaire beendet gewesen, aber diese war nicht da. — Wi r nehmen von der Affaire und dem dadurch hervorgerufenen verfas­sungsfreundlichen Jubel nur deßhalb Notiz, weil das «Tagblatt" uns „Ianöberger Literaten" nannte. — (Die an unserer Kathedrale) neu errichtete Gesangs­schule zählt bereits über 20 Zögliuge. und sobald die Schüler zur Stadt zurückkehren, wird sich deren Anzahl ohne Zweifel vermehren; es ist somit diese Schule der kräftigsten Unterstützung und der Ge­fangslehrer Herr Förster der Aufmunterung würdig. — (Recht so!) Der Ausschuß des Prager bewaffneten bür­gerlichen Infanteriekorps versammelte sich, wie die „Zukunft" schreibt, dieser Tage zur Berathung über einen Antrag, demnächst eine Waffen-Feldübung zu unternehmen. Nach längerer Debatte wurde mit Stim ­menmehrheit folgender Beschluß gefaßt: „Insolange als beim bürger­lichen Infanterietorps das deutsche Kommando herrscht, wird das Korps zu keiner Waffenübung ausrücken. Denn es wäre eine Schande, wenn auf böhmischen Grund und Boden das Korps bei deutschem Kommando exerziren sollte." — (Ehrenbürger.) Aus Görz wird eine gewaltig politische Heldenthat des dortigen Gememderathes gemeldet. Die Minister Giskra, Vrestel, Plener, Potocki, der Statthalter Möring, und der die kleinen Auslagen gar nicht in Anschlag zu bringen. Deßhalb nahm ich, als mein Freund noch immer schwieg, das Wort: „Die kleine Gefälligkeit soll Ihnen gewährt werden; ja es stehen Ihnen noch mehrere Gläschen in Aussicht, falls Sie uns Ihrerseits das Vergnügen verschaffen wollen, einige Züge aus Ihrem ohne Zweifel sehr bewegten Leben zu hören." „Wenn den Herren damit gedient ist, recht gerne, obschon die Schilderung meiner Erlebnisse in allen bedeutenderen Hauptstädten Europas vielleicht etwas zu ermüdend für Sie , meine Herren, sein dürfte, weßhalb ich wegen Zeitmangel genöthigt sein würde, mich kürzer zu fassen, als es dem Verstädnisse und vielleicht den spannen­den Situationen förderlich wäre. Wenn übrigens die Herren mir wenigstens einen Tag das Vergnügen Ihrer Gesellschaft schenken wollten —" „Wir wollen es", fiel mein Freund ein, „und garantiren Ihnen so viele Fläschchen Branntwein oder auch andere Liqueurs, als Sie während Ihrer Erzählungen lonsumiren können, nur dürfen Sie unsere Meinung von Ihnen nicht so gewaltig enttäuschen, wie eben kurz vorher." „Sie werden dieß meinen jetzigen Gewohnheiten zugute halten, meine Herren, denn seit geraumer Zeit bin ich kein Mensch mehr, ich bin —ich schäme mich des Ausdruckes nicht — ein Vag ab und." Wir sahen uns bedeutsam an. Die Gesellschaft eines Vaga­bunden war begreiflicherweise keinem sehr erwünscht, denn wenn man uns mit diesem Individuum sah, so konnte man auf allerlei Be­ziehungen zwischen uns schließen. Indeß die Neugierde war starker, als der Widerwille. Zwei Tage blieb der Chevalier in Beides. Während dieser Zeit erzählte er uns die nachfolgenden Ereignisse. Um dieselben möglichst getreu wiederzugeben, will ich ihn selbst erzählen lassen, thcils weil seine Redeweise fortwährend seinem eventuellen Alter und seiner damaligen Auffassungsgabe genau anpaßte, theils weil er zu­weilen ganz eigenthümliche Hypothesen aufstellte und Ansichten ent­wickelte, die ich nicht ganz billigen konnte und deren Stichhältigkeit zu erproben den geehrten Lesern überlassen werden muß. (Fortsetzung folgt.) gewesene Görzer Bürgermeister Dr. Visini wurden alle mit Stim­meneinhelligkeit zu Ehrenbürgern ernannt. (Prosit!) Die Dankbarkeit ist eine schöne Tugend, denn Giskra und Komp. machen sich täglich mehr um die (österr.) Italiener verdient. Giskra ist auch Ehren­bürger von Zara, wo der neulich dekorirte Bürgermeister Conte Begna noch immer als solcher funktionirt, obwohl das legale Trien» nium schon längst vorüber ist. — Eine Hand wäscht die andere... — (..Osuovno är2av1iaii3i!S ^ravioe".) Diesen Titel führt eine erst kürzlich von der Regierung in slovenischer Sprache veröffentlichte Broschüre, welche, wie es in der Einleitung heißt, dem Volte, für welches sie bestimmt ist, es freistellt, nach ge­nauer Erwägung des Inhalts und des eingefügten Kommentars zu beurtheilen, ob dieses neue Staatsgrundgesetz vor dem früheren den Vorzug verdient. Jedem Paragraf ist eine Erklärung desselben in fließendem Slovenisch, wie man es von Regierungsbeamten selten zu hören bekommt, beigegeben, welche den Vergleich des alten mit dem neuen Gesetze oder die Anwendung desselben zum Thema hat. Am längsten hält sich, wie natürlich, der Verfasser bei der wunden Ferse, dem ß. 19 auf und fucht Fälle, wo im Amte die flovenische Sprache noch nicht eingeführt ist, oder in der Praxis nicht geübt wird, zu entschuldigen; es stellen sich schwierige Hindernisse in den Weg, die geschultesten Beamten seien der slovenischen Sprache noch nicht so mächtig, um in derselben gleich fließend wie in der deutschen amtiren zu können, man könne dieselben durch der slovenischen Sprache kun­dige, aber sonst minder tüchtige jüngere nicht ohne nachtheilige Folgen ersetzen, doch werde sich dieß zusehends bessern u. s. w. Nebstbei er­wähnt der Verfasser Fälle, wo durch deutsche Amtirung mit Slo­venen von bösen Folgen begleitete Mißverständnisse entstanden. Den Einwand, daß die flovenische Amtirung der Reinheit der Sprache abträglich sein würde, wie denn auch der deutsche Amtsstyl kein klassischer ist, können wir nicht gelten lassen. Der Zweck des Ge­setzes ist weniger die Bildung der Sprache, als vielmehr das Ver­ständnis; mit den Parteien, welches bis jetzt oft kaum möglich war. Im übrigen empfehlen wir die Vrofchüre dem verehrten Publikum zur eigenen Beurlheilung. Es ist ein Zeichen der Zeit, daß selbst die Negierung es für nothwendig findet, das Landvolk durch flove­nische Werke zu belehren. — Nach einem Telegramme aus Linz hat Fräulein Klemen­tine Eberhart bei ihrem eisten dortigen Auftreten als „Jüdin" vollkommen durchgegriffen, großen Beifall und stürmisches Hervor­rufen errungen und ein großes dramatisches Talent bewiesen. — („3a är a n Z^a ii a r s a") ist der Titel eines zweimal im Monate unter der Redaktion des I. G. Martelanec erscheinen­den politischen Blattes, welches den eingegangenen „ki-imoreo" er­setzen soll. — (Militär-Urlauber einberufen.) Vom Kriegsmini­sterium ist an sämmtliche Bezirkshauptmannschaften ein Erlaß ergan­gen, welcher auf die Einberufung fämmtlicher Militär-Urlauber vom Feldwebel und Wachtmeister abwärts von dem Stellungsjahrc 1859 angefangen hinweist und nur Ausnahme von jenen Militär-Urlau­bern macht, die bereits definitiv mit Dekret angestellt sind. Verstorbene. Den 29. August. Dem Herrn Josef Iaro»ka, k. f. Nerghauptmann-schllfts-Offizial, sein Kind Josef, alt 6 Monate, in der Polanavorstadt Nr. 24, an der Lungenlähmung. De» 3N. August. Dem Herrn Franz Schmidt, Post-Erpeditor bei Hrn. Pongratz, seine Gattin Maria, »lt 51 Jahre, in der Kapuzinervorftadt Nr. 3, am akuten Lungenödem. — Dem Herrn Josef Payer, t. k. Steuer-Einnehmer, seine Gattin Anna, alt 45 Jahre, in der Polanavorftadt Nr, 17, und Herr Vmil Rhomberg, f. k. Hauptmann der Marine-Infanterie, alt 33 Jahre, in der Stadt Nr. 155, beide an der Lungentuberkulose. — Äpollonia Mede, Inwohnerin, alt 98 Jahre, in der Karlstädtervorstadt Nr. 25, an Altersschwäche. Den 51. August. Mathias Evello, Iuquifit, alt 21 Jahre, im Inqui­sitionshause Nr. 82, und dem Herrn Johann Roliz, pro», botanischen Gärtner, sein Kind Maria, alt 3 V, Jahre, in der Stadt Nr. 64, beide an der Ruhr. Den 1. September. Dem Anton Legat, Hafnerqeselle, sein Kind Franz, alt ? Monate, in der Krarauvorsiadt Nr. 73, an Fraisen, — Dem Franz Super, Tischler, sein Kind Maria, alt 1 Jahr, in der Stadt Nr, 197, und dem Adam Franz, Packer, sein Kino Leopold, alt 10 Monate und 11 Tage, in der Kapuzinervorftadt Hütte-Nr. 6, beide an der Ruhr. Den 2, September. Dem Jakob Grilz, Schneider, seine Gattin Ursula, «lt 42 Jahre, in der St. Pttersvorstadt Nr, 64, a» der Lungentuberkulose. — Dem Herrn Johann Jahn, Ztvil-Ingcmeur, sein Kind Ldenko, alt 24 Tage, in der Kapuzinervorftadt Nr. «2, an Schwäche. Hell« I . G. Popp, praktischer Zahnarzt, Wien, Stadt, Bognergasse Nr. 2. Gw. Wohlgeboren! Da die eine Flasche von Ihrem berühmten Anatherin-Muni­wllssei eine so ausgezeichnete Wirkung erzeugte, ersuche ich Sie nochmals, mit umgehender Post durch Nachnahme eme große Flasche zu übersenden. Hochachtungsvoll ergeben 32—2. Verwalter, Nieder-Kreuzstetten, Post Gaunersdorf. Zu haben in: Laibach bei Pettiöi«: vki'tll für lllHßnißui'ß. Soeben angekommene eelite 8eli>vk1xer üeiss^eußo aus der berühmtesten Fabrik, für deren Echtheit und Vorzüglichkeit ga­rantirt wird, sind in der Papier-, Schreib- und Zeichen-Nequisiten-Handlung und ÜVU4KV HOHN, am alten Markt Nr. 157 zu haben. 77-3 ^ Ein vollständig tüchtiger, der slovenischen Sprache mächtiger WM" X0Q2ipie!it "WD findet sossleichc Aufnahme bei Dr. Toman in Laibach. 81—3. Eigenthümer und Herausgeber ketei- 6rÄ8Le1Ii,. — Für die Redaktion verantwortlich: ^ll. ^I^ovo. — Druck von ^o«ek LlÄsuil! in Laibach.