^ Degotardlsche ^ l Laibacher Zeitung, ? Mittwochs den 8. Jänner 1800. Iahresftst der Theresianischen Ritterakademie — Rückblick aus das Jahr i?99' " Einführung der neuen Konstitution in Frankreich. Inländische Begebenheiten. Wien. Diek. k. Thercsianis.Ritter-akademie ftyerte den 15. v. M. das zweite Iahresftst ihrer Wiederherstellung. Gegen 11 Uhr desselben Tags, verfügte sich das ganze Personale d.r Akademie in die akademische Kirche, um dem von dem K.K. geheimen Rath und Abt des Stifts Admont; nach Absingung des 3e Deum, gehaltenen feyerlichen Hoch-antte beyzuwohnen. Nach geendig-ter Funkzion, ging der Zug in den akademischen Hörsal, allwo der Hos-gerichtsadookat und Professor des römischen Rccbts am Theresianum, « Dr. Zamlich, eine stattliche Rede ^ übcr den Umfang jener Erkcnntljch-keitspfticht, die das zur Bildung gu> terStaatsbcamten wieder hergestellte Erzichungsinftitttt ftincm wohltbä-tigrn Souvraine schuldig ist, in Gegenwart des Ananzministers, Grasen v. Saurau, als Kurators der Akademie, und einer zahlreichen Versammlung frcmder Zuhörer ablas, wodurch die F?ycrlichkeit dieses Jahr-festes beschlossen wurde. Ausländische Begebenheiten. Ein Rückblick auf das Jahr !799> Die Zeitgeschichte erhalt durch die Begebenheiten des vergangenen Jahrs die herrlichsten Beyträge. Welcher Reichthum an besondern Schicksalen der. Staaten und Menschen zu philosophischen Vemcrkun. klingen! welcher Vorrath an unver« kennbaren Heldenthaten! welche schöne Züge der theilnehmenden Menschenliebe aus der Charakteristik unverdorbener Staaten! Kein Jahr dieseS nock laufenden Jahrhunderts war an schnell auf einander folgenden Heldenthaten so rcich, als das verflossene; in keinem zeigte sich aber der Kontrast zwischen ungetheiltcn und getheilten Patriotismus so auffallend als in diesem. Nur in dem vergegangenen Jahr sah man immer, die Extremen der heroischen Tugend, den Extremen der Unsittlichkcit entgegengesetzt; im- . msr zeigte sich der höchste Grad de§ l Heldenmuths in den Drangsalen und der Armuth, hingegen die niedrigste Feigheit in dem Ucberftusft und der Verschwendung. Kaum war ein Staat dem bittersten Elende entrissen, so wurde ein anderer an dem äussersten Rande des Verderbens durch falsche Retter gebracht; oder wer kennt die Geschichte Helvetiens, Belgiens und der Rheinlande nicht? Aber auch so lang die Hyäne der Französischen Revolution die mehre? sten Staaten Europens durchwühl-, te, siegte die reine Vernunft über ^ die revolllzionaircn Grund-Prinzipien der Freyheit und Gleichheit niemahl so entscheidend , als in dem abgelaufenen Jahr. Selbst die Stifter nnd Beförderer der abscheulichsten Revoluzionsfccnen stürzten das Reich der unumschränkten Demokratie um, und bekannten laut: nur die Negierung deö Einzigen sey ge-eigenschaftet dcn Völkern äusserlichen und innerlichen Frieden zu geben, und zu erhalten. Die ost - und südwestlichen Theile Europens dienten im Vergangene« Jahre vom Nil bis an dcn Texel zum Schauplay des Kriegs. Aus dem Orient und selbst aus dem Nord-Asien strömten Völker zur Unter-stüynng der guten Sacke herbey. Oesterreichs Helden eröffneten frühzeitig den Feldzug, und zerschmetterten durch die in ihrer Art einzigen Siege bey Verona die Gallische Hauptstärke. Der Fall von Man-tua war der Lohn ihres grossen Wer- -kes; nenn nachgefolgte Siege und sechszehn eroberte Festungen krönten ihre unerschüttcrlichcSrandhaftigkcit. ^er Zug «ach Egypten wm'dc dcn Neuftankcn durch die Entreissnng Neapels nnd des Kirchenstaats entgolten -'" dem ganzen Italien pflanzte man an die Stelle der Frcyheits-bamne das Panier der Eoalitton. Die dnrch die^Grausamkeit dcrMevolu^ z onsunholden gebeugten Völker Ita-l.ens staunten kaum die Macht ihrer wahren Netter an, als sie schon die Wohlthat fühlten , unter dcn Scepter der Biederkeit und der Sanft-Mllth wieder athmen zu können Sicht man nun die Thaten des ^rgangenen Jahrs als Vorbereitung zu den Begebenheiten des gegenwärtigen letzten Jahrs dieses Jahrhunderts an, so läßt sich's hoffen, daß die Besscger des Reichs der revolu-z»!aircn Regierungen, anch dieNe-gicr'lng deS Ehrgriyos, die sich nun unter dem Schilde ciner ueuen Kon- ^ srttuzion emporhebt, mit gleichem Ruhm besiegen werden, wenn änderst das grosse Schauspiel Italiens noch vermögend ist, das durch verfassungswidrige Systcme ZgetheUte Deutschland mit dem Geist der kon-stitnzionellen Einigkeit und eines auf-nchtlgen Vertrauens zu beleben. Frankreich. Paris, den 15. Dez. Nun-mebr tst die neue Constitntion vro^ klamirt worden. ^ Es gM nichts Neues unterj der Sonne. - Die ^ Konsuln sind vor der Hand auf /o Jahre gewasill, und könne« bank wieder gewählt werden. — Fcrnee sind Sieyes und Rogrr Dücos durch die Constitution zu Mitgliedern des erhaltenden SenatS ernant, welcher aus 85. auf Zeitlebens erwählten Mitgliedern besteht, die wenige stens 40. Jahre alt seyn müssen. — Die ueucConstitutionsurkundc besteht aus 7. Kapitelnz, und 95. Artikeln: 1) von der Uebung der Bürgerrechte, 2) vom erhaltenden Senat, 3) vo« der gestzgcbcnden Gewalt, 4) von der Regierung, 3) von den Tribunalen , 6) von der Verantwortlichkeit der Staatsbeamten, 7) allgemeine Verfügungen. Unter diese« leztern ist folgende: die französische Nation thut kund, daß sie in keinem Fall die Rückkehr derjenigen Franzosen zugeben wird, welche, nachdem sie seit den 14, Julius, 1789. ihr Vaterland verlassen hatten, in feiner von den Ausnahmen begriffe« ^ ' ""^ in Vetrefdcr Gesetze ge-gcn dle Emigranten verfügt wurden-sie untersagt ,ede neue Ausnahme in diesem Stück. Die Güter der E-migrirten sind der Republik unwider« ruflick heimgefallcn. Paris , drn 17. Dez. Der Oberkonsul Bnonapartesagt, daß seine neue Würde darinn bestehe: lM Innern, und im Ausland ein beständiger Unterhändler zu sein. -^ Varthe-lcmy darf nach Frankreich zurückkehren. — Gestern ist General Kilmaine hier gestorben. — Gen. Moreau hat mit dcm Kriegsminister Vcrthier ci? ncn heftigen Wortwechsel gehab 5 .nnd wollte stinKommando nicdcrle- MM gen, man hat sie aber nun wieder, z wenigstens äusserlich, ausgesöhnt. — Das zte Husarenregiment ift in das Innere vonF rankreich aus demGenn-esischen desertirt, weil es seit mch-rern Monaten keilen Sold erhalten hat. — Die neue Konstitution findet keinen allgemeinen Beifall. DerArti-kel über die Emigranten mißfällt sehr. Das Grab von Hunderttausenden unserer, franz. Mitbürder ist durch diese ! neue Vundeslade geöffnet. — Es herrscht die größte Gleichgültigkeit unter den Parisern gegen die neue Konstitution. — Heute reist Gen. Morcau ab. Vuonaparte sagte zu ihm: Braver Moreau, reisen Sie, Und geben Sie uns bald Gelegenheit, von Ihnen zu sprechen. Erfechten Sie uns enige recht vollständige Siege ; deun die besten Reden für den Frieden sind< gute Siege.— Dieß ist eben keine fröhliche Aussicht zu einen baldigen Frieden. Wenn erst neue Siege ^demselben erforderlich find, so kann noch manche Revolution er-.folgen, bis wir Friede bekommen. Im ersten Nevolutionstaumel folgte man nur der Neuerungswuth. Eine Konstitution stürzte die andere, und alle arteten znlezt in di? abscheulichsten Greuel, in die fürchterlichste Tyranney und Sclaverey kau?. Ehre und Rechtfchaffcnheit wurden mit Füssen 'getreten ; Ungerechtigkeit nnd Schrecken und Rack'e, ein ,-?a'-s)ürljck''r Krieg, zcrfic^chten da arme Frankreich. Verdienste um) Talente wa-cn verabscheut, alle Mässtgnng verbannt, Unwisscnhett und Dummdrelstigkeit, Heucheley, und Verbrechen a^er Art fürten das Sccptcr. Wi? viel Elend ha-b?n diese nicht über di? Nation verbreitet , wie 5 viele Familien wis grausam unsere Provinzen verwüstest Es ist sndiich Zrit, uns wirklich fr,y zu mackcn. Das Volk ist zu lange durch Schurken und Dummköpfe hinterqangen worden. Wir müssen eine Regierung habcn, welche Talente, Nechtschaffenheit, und Eigenthum schüzt,und dieBösetvich-tcr und Ruhestörer im Zaume halt. Diedurch die Schule dcs llttglües weise gewordene Nation fordert eine solche Regierung laut. Die neueste Revolution wird nach cilsiäbrige« Leiden Mäßigung und Klugheit, wahre Freyheit und Gleichheit zurückführen. )c. Die neue Rolle, welche Vuona-parte übernommen Zhat, ist ziemlich gefahrvoll; er hat mit vielen und zum Theil vcrwegcuenFeinden zu kämpfen; Vielleicht find auch selbst unter seinen vorgeblichen Freunden Manner, die dcn Mantel nach dem Winde hängen, Uebrigens sind bereits eine Menge Journalisten die feilsten Schmeichler von ihm. Alles, was er sagt und thut, ist fehr majestätisch gesagt und gethan. HV. Wegen dringender anbefohl-ner Arbeiten werden die Till Herrn Abnehmer gebetten, die diesmahliZe Abkürzung der Zeitung gütigst zu unschuldigen.