Nro. 73. LMcher ^^ Geltung. Freytag den 10. Christm. 1790. "^ Inländische Nachrichten, "Wien den 4. Christm. Se. K. K. Ma' ^aben den Fran; Anton Brendel, in ^ .F^cht auf seine nicht nur in dem hiesigen Inval.denhause, sondern auch bey dem General - Militär-Kommando als StaadLchynlrglls durch 47 Jahre geleit ten ersprießlichen Dienste sammt seiner eheligen Nachkommenschaft mannlichen, und weiblichen Geschlechts, in den Adelstand der sämmtlich?« Erblander tarfre« zu erheben, und ihm das Prädikat von Sternburg zu verleihen geruhet. — Se. Maj. der König von Neapel sind von Feldsperg am 29. Winterm. in Brunn eingetroffen, und im Gasthose zu den 3 Fürsten abgestiegen, haben gleich darauf den Spielberg besichtiget, und nach einem kurven Mahle den Uebungen des, ausgerückten Militare beygewohnet. — Se.! K. H. der Palatinus von Ungarn, stnd^ «m Mittwoche den i.Nachmittags von Preß- burg zurückgekehret, wo der Landtag tag-ltch fortgesetzt wird, und Verathschlq?"«-gen über dte königs. Propositionen sowohl als andere Gegenstande der Gesetzgebung ' gehalten werden. — Se. Maj. der Kaiser sollen aus besonderer Gnade befohlen haben, daß von ersten d. an das kaiserliche Holz wohlfeiler abgegeben werden soll Die Holzhändler sollen zwar ihrer Gewohnheit nach wegen dabey leidenden angeblichen Schaden Vorstellungen gemacht haben, die aber schwerlich vermögend sey,, werden, den Monarchen von seinem gnädigsten Entschluße abzubringen. Der Artillerie Hauptmann Scharffen ist zum Ma« jor und Artillerie-Distrikts Kommandanten in Siebenbürgen ernannt worden. —> Die k. böhmische Krönung ist auf das Monat Sept. des künftigen Jahrs 1791. unverschieblich festgesetzet worden. — Se. Maj. der Kaiser haben aus besonderer Gnade denen in die toskanischeu Dienste übertrettenden Offizieren bewilliget , daß sie überhaupt mit denen dortigen Truppen das Avancement dergestalten zu genießen haben sollen, daß mall auf ihre in kais Diensten geleisteten Dicnstjahre dabey Ruck' ficht nehmen werde , auch sollen deren Frauen, sie mögen zuvor mit, oder ohne Revers geheurathet haben, Pensions-fähig seyn. — Die Absonderung des Ban-kale oder der eigentlichen Finanzgeschäfte von der Qesterreichisch - Böhmischen Hof^ kanzley ist nun beschloßen, und man arbeitet schon an der Einrichtung dieser neuen Hofstelle, so wie an jener der neuen ! Illyrischen Hoskanzley. Graz den 6. (lhrlstm. Wer achte Mannsgröße, kriegerische, unerschlafte Thatkraft liebt, den müssen itzt die Nachrichten aus Rußland die angenehmsten seyn. Aus dem Kabinete zu Petersburg steigen Plane auf , jeder dem Vogel Iuptters gleich, scharfen Bliks, und mit bli geschärften Krallen. Im Felde steht Potemkin, wie ein Kriegsgott, der Flotten ;ertrüm-mert, und Heerschaaren niederwirft. Die neuesten Nachrichten vom Heere dieses Siegers sagen, daß Feldherr Müller auch^, Kilia erobert habe, daß aber dieser Sieg mit dem Leben des tapsern Feldherrn Mül->^ lers erkauft werden mußte. Man fand' unter den ins Blut gestreckten Türken,>, viele christliche Offiziere, die den Sturz des türkischen Kolossus auf uhasten streben, und ihren Tod unter seinen stur'enden Felsenstücken finden. Noch wichtiger ist die Nachricht, die sich so eben verbreitet, haß Potemkin den 12. dies den Großve-zier angegriffen, und mit ungeheurem Ver-! lust an Mannschaft und Kriegsgerach ge?' schlagen habe, Potemkin seyt also das Sehrohr an, und visirt gerade zu nach Konsiantiuopel. So schreittt Rußland auf dem Felsensteige zur Wcltbeherrschung immer weircr hinauf, ohne sich an die Drohungen mit Degen — Federliehl zu kehren. Prag den 26. ^Vintcrm/ Hier ist unter den Juden eine. pestartige, Krankheit ausgebrochen ; gräßliche Beulen zeigen sich am ganzen Körper, üüd in 24 Stunden starret die Leiche. Aus keiner Phiole träufelt Balsam in die Wunden dieser unglücklichen . täglich werden 22 bis 30 Menschen begraben. Man hat daher die Iudensiadt gesperrt, damit sie nicht, wie jener aufgerissene Schlund zu Rom, Tod und Verderben in der gangen Stadt verbreite. — Ich will der Kumus seyn, der in diesen Schlund stürzt, wenn man meine Stimme hört, und die armen Abra-chamiden, nicht wie zu Prag und Frankfurt in enge Gassen, wie in Säcke einschnürt, wo sie im Stanke ihrer Unrei» nigkeit sich, wie Ungeziefer nähren, und fortpfl>n en — und schon hier auf der Erde ein Thal Iosaphat bilden, wo die verderblichen Ausdünstigen lebendiger Leichname die Luft verpesten. Warum geschieht so was in Berlin, und anders wo nicht, wo die Juden menschlich behandelt werden, und in weiten lüftigen Gassen uurer andern Gottesmenschen wohnen? Mons den 25. N?interm. Der Anführer der Insurgenten Schönfeld schickte den 24 Wlnterm. seinen Adjutanten zu dem Feldmarschall, Baron von Bender mit dem Antrage, die Stadt und Citadelle von Namur unter der Bedingniß eines dreytagigen Waffenstillstandes und guterBehandlung der MÜck ulassendenKran-ken binnen 24 Stunden räumen zu wollen. Hierauf hat ihm der Herr Feldmar-j schall zu?rst einen Waffenstillstand ron ) l .Stunden dann auf sein abermaliges An- ' .halten bis auf den 25. um 8 Uhr früh, nebst der Versicherung zugestanden, daß man seinen Rückzug binnen 24 Stunden nicht beunruhigm werde. — Um 3 Uhr des Morgens am 2s. kamen Deputirte , aus Namur zu dem Feldmavschall, übergaben die abschriftlichen Urkunden, und bathen um Schutz wider die Rauberenen und Blünderungen einiger Uibelgesmnten. — Um »a Uhr hat dann der F. M. L. Graf Braillet le Tour mit dem Franz Kinskischen Bataillon die Stadt , und Citadelle in Besitz genommen. Der Gegenwarlige Bischof mit landstän-bischen Dcputirten haben ihn bewillkom. met und sich dessen Befehle zu Abhaltung des Te Denm crbecheli. — Iu derselben Nacht vom 24. auf den 2s. hat der rechce Flügel der Rebellen das Ufer der Maaß plötzlich verlassen, und sich noch Charleroi ^rückgezogen. Der Oberstlieu-tenant von Lltsiqnan gieng hierauf über die Brücke von Dinant, und der Gene-ral Corti bey Hasiier über die Maaß, und beydt lagerten sich ungestört auf dem lincken User. — Am 26. ist der Feld-marschal! Baron v. Bender durch Namur gezogen, um jenseits der Stadt das La» ger zu beziehen. Bukarest den 28. P)interm. Die meisten Arnauten, die bey der Armee des Printen v. Koburg gedienet hasten, und nachher entlassen wurden , haben einem erhaltenen Fingerzeige zu Folge, bey den Russen Dienste genommen, Dahin haben sich auch di? Leute von dem Freykorps des Herrn Michailowitsch gewendet; die man nicht wohl unter den regulirten Regimentern unterbringen konnte, und die auch nicht nach ihrer Haymat zurückkehren düfittn. ! Pifßburg den z. Christm. Der ftelig verstorbene Fürst von Esterhazy soll seinem Nachfolger eine Summe von ZOOOcDo Dukaten in gemünzten Golde in seiner Schatulle hinterlassen haben. Da !der Scelige die lebten Jahre seines Le->ens viele auf der Familie haftenden Summen getilgt, und auch sonst Einschränkungen in seinen Ausgaben vorgenommen hat, so rechnet man den jezigen regierenden Fürsten für den reichsten Partikulier in Europa, da man senic jährlichen Ein» künste auf i)oc)ooO fi' angiebt. >- In der vorigen Woche starb in Miskolz Frau Scholsacy im 120 Jahre ihres Alters, und hinterließ eine zahlreiche Nachkommenschaft von Kindern, Enkeln, und Enkels Enkeln bis ins vierte Glied. Bvünn den 1. Christm. Man sieht i,t einer großen Beförderung von Feld-marschällen , Von Rittern des goldenen Vlicsses entgegen. Vorläufig zählt man schon un^cr die erstern di? Herrn Feld^eug-meister Graftn v. Karoly, Obersten der ungarschen Garde, den Grafen Johann von Palfy, den Grafen v. Nostiz Ko-pitan der deutschen Fußgarde, den Fürsten v. Hohenlohe, und dann den General der Kavallerie, Baron von Barko, und unter den lezten befinden sich der Herr Feldmarschall Prinz v. Koburg, Karl Palfy, und Kressel. Zugleich sollen auch die zwey Hussarenregimenter, Haddik und Graven vergeben werden, und die jüngst verschobene Beförderung in Theresienor-den erfolgen. Ausländische Nachrichten. Deutschland. Dresden den 27. N)intcrm. Mar-l'olini l der so lange schon seine Rolle als Minister an diesem Hofe gespielt, zum herzlichen Misbehagen manches bidren Sachsen, glischte plötzlich von der jähen Felsenhöhe seines bisherigen Glücks her^ unter. Er geht ab vom massven deutschen Theater, und schlüpft in die italienischen Kulissen zurück. Italien. Venebig den Zo. VDinterm. In Floren; sind unter dem 3. Winterm. zwey allerhöchste Verordnungen kund gemacht worden. In der ersten wird festgesezt, daß die Eheverlobnisse keine Verbindlichkeit zu Vollstreckung der Ehe bewirken können, der von seinem Versprechen abweichende Theil jedoch zur Schadloshaltung aller Unkosten m verhalten wäre, würde aber der auf seinem Versprechen beharrende Theil eine Untersuchung , warum der eine Theil sein Versprechen nicht, halten will, verlangen, so könnte diese Untersuchung in Floren; durch den Wai-senmagistrat, in Siena durch das Kon^ Worium, und in andern Orten durch die dortigen Gerichtsbarkeiten geschehen In der zwenten Verordnung erklären Se. Majestät, daß alle adeliche Personen des Großherzogthums Toskana als bürgerliche Notare und Kanzler angestellt werden können, ohne daß diese Bedienung den adelichen Vorrechten, Vorzügen, und ihrer anklebenden Würde im geringsten zum Nachtheil senn soll. Se. Maj. heben da? her, in Betrachtung, daß zu dieser Bedienung vorzüglich Manner von Recht-schalfenheit, Kenntniß und Eifer für das allgemeine Wohs erfordert, und diese Ei- genschaften besonders unter dem Adel, welcher Gelegenheit hat eine bessere Bil« düng ;u erhalten, zu erwarten sinh, alle dergleichen nü,lichen Staatsdiensten in Wez trettende Gebrauche, oder Gesetze, namentlich aber das Adelgesez vom 31. Iul-1759 auf.'— Zu den widerwärtigen Nach richten, die selt einiger Z?it ans Frankreich , aus Ungarn, aus Avignon, aus Deutschlaud und andern Gegenden in Rom anlangen, gesellen sich neue, nicht weniger unangenehme Berichte aus Sardinien. Es sollen nämlich Se. Sardinische Maj. verlangen: ,) Alle Bisthümer des Königreichs selbst zu besetzen- 2) Daß die Ehedispensen durch die im Lande befindliche Poenitentiaria ertheilet, und 3) die überflüßigen Klöster mit Sr. past. Heil. Einwilligung aufgehoben werden sollen. Rom den 13. N)interm. Am 8ten ist allhier der Fürst Schwarzenberg mit der Nachricht der in der Person Leopvlds II. erfolgten Römischen Kaiserswahl - und Krönung angekommen, und hatte die Eh? re Seiner päbstlichen Heiligkeit am fol» genden Tage die Kunde in einer Audienz mündlich zu bestattigen, künftigen Montag werden die Kardinäle versammelt werden, um dem heiligen Kollegium di