DER ROMAN EINER TIBETISCHEN KONIGIN TIBETISCHER TEXT UND UBERSETZUNG VON BERTHOLD LAUFER LEIPZIG OTTO HARRASSOWITZ igii DER ROMAN EINER TIBETISCHEN KÔNIGIN DER ROMAN EINER TIBETISCHEN KONIGIN TIBETISCHER TEXT UND ÛBERSETZUNG VON BERTHOLD LAUFER LEIPZIG OTTO HARRASSOWITZ 1911 301415 Acht Abbildungen und Buchschmuck nach tibetischen Vorlagen gezeichnet von Albert Griinwedel Druck von W. Drugulin, Leipzig Q '] «I. D til j) yiOG INHALT Seite Vorwort..................VII Verzeichnis der Abbildungen.........IX Zur Einfuhrung............... i Tibetischer Text...............31 Ubersetzung.................115 Anhang; Uber die Zeit der Abfassung der Lebens- beschreibung des Padmasambhava.....237 Index....................253 Die vorliegende Arbeit wurde im Sommer 1908 in Dar-jeeling begonnen, soweit amtliche Tátigkeit mir in den Abend-stunden Mufie dazu gonnte, dann auf einer Seefahrt von Kalku tta nach Shanghai fortgesetzt, endlich zu verschiedenen Zeiten auf Reisen in China und Tibet wieder aufgenommen und abgeschlosftn. Lebendige Anschauung von Land und Leuten im osriichen Tibet hat die Auffassung im Texte vor-kommender Kultursachen wesentlich gefordert und deren rich-tige Deutung erleichtert. Man erwarte auf den folgenden Blattern keinen Roman in unserem Sinne. Das Titelblatt ist sozusagen nur eine Ver-legenheitsbezeichnung. Bei Herausgabe von Werken der in-dischen Literaturen tut man gewiJB recht daran, den Titel in der Originalsprache beizubehalten, ist doch der indische Laut-bestand unserem LautbewuĎtsein kongenial. Die langatmigen tibetischen Buchertitel dagegen mit ihren prafixreichen Wortern sind unseren Augen und Ohren nicht vertraut und waren ein Stein des Anstofies fur den Bibliographen und Bibliothekar, die ein solches Buch registrieren mufiten. Ich habe es daher vorgezogen, dem Werkchen einen einfachen deutschen Titel zu geben. Leser, die nur an dem Inhalt dieser Geschichte oder an der hier zum ersten Male erschlossenen Gattung der tibetischen Literatur Interesse nehmen sollten, konnen sich an der Lektiire der Kapitel 5—15 genugen lassen; auch die Kapitel 17—21 enthalten mancherlei von volkskundlichem und kulturhistorischem Intéressé. Das relio-ionsp-eschichtlich wertvolle Material dieser Schrift wird in einer zukunftigen Publikation liber die Mythologie und Riten der altbuddhistischen Sekte Tibets zu seinem Rechte gelangen, die einen Band der Ergebnisse meiner Tibet-Expedition bilden soli. Zu warmstem Danke bin ich Herrn Prof. Dr. Albert Grún-wedel, der dieser wie auch meinen friiheren Arbeiten ein for-derndes Interesse entgegengebracht hat, fur die vortrefflichen Zeichnungen der Abbildungen und des Buchschmucks ver-pflichtet. Der Firma W. Drugulin gebuhrt mfein Dank fur die hingebende Sorgfalt, die sie auf die schwierige Aufgabe des tibetischen Satzes verwendet hat. Field Museum Chicago III. BERTHOLD LAUFER. VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN S. I. Randleiste: Drache. Aus den gesammelten Werken eines Lama gedruckt in Peking, zuř Einfassung des Titelblatts gebraucht. S. 29. SchluĎleiste: Hippokamp (Skr. makara, tib. c'u-srin) mit juwelenhaltenden greifenáhnlichen Fiifien. Aus einer gedruckten Aus-gabe der Prajfïàpâramitâ der Bon Sekte. S. 32. Abbildung i: Die Konigin aBroň-bza byaii-ďub sgron, mit Rosenkranz, Juwel (nor-âu) in der Linken haltend. Abbildung 2: Die Konigin P'o-gyoii rgyal-mo btsun. Aus dem bKa-ťaň sde-lňa, Druck von dGa-ldan von 1674. S. 33. Randleiste: Drache chinesischen Stils. Aus der Kanjur-Ausgabe (Rotdruck) des Kaisers K'ien-lung. Jedem Sutra in dieser Ausgabe geht ein vom Kaiser in tibetischer Sprache geschriebenes Vorwort voran; die Blatter mit diesen kaiserlichen Vorreden sind mit vier fortlaufenden Randleisten in Rot versehen, die im ganzen vierzehn, oben und unten je sechs, rechts und links je einen Drachen enthalten. S. 116. Abbildung 3: Eine Form des Padmasambhava, in der Linken eine Schadelschale {ťod k'rag), in der erhobenen Rechten ein Tamburin {damani) haltend, letzteres mit zwei aufschlagenden Kloppeln und bunter Scharpe versehen. Unterschrift: „Der Wissende, Machtvolle, Verstandigste, die Starke der Welt (Skr. bhuvanabala)". Abbildung 4: Eine Form des Padmasambhava, zwei Tamburine schwingend, das in der Rechten in Frontansicht mit fùnf aufgenâhten Perlen, das in der Linken in Seitenansicht. Unterschrift: „Der die drei Welten unter seiner Herrschaft vereinigende Lehrer (Guru) Padmaràja (Kônig des Lotus)." S. 117. Randleiste. Aus der Kanjur-Ausgabe des Kaisers K'ang-hsi, gedruckt 1700 in Peking. s. 134. Abbildung 5: Eine Form des Padmasambhava. Uiiter-schrift: „Der den Sieg der Lehre vom tiefen Schatze herbeifùhrende Udyânadvîpa (der aus dem Lande Udyàna)." S. 139. Abbildung 6: Vairocana, ein Buch in der Linken haitend, weitere sechs Bande neben ihm. Unterschrift: „Der das Lotusbiindel der Lehre zur Entfaltung bringende Helfer Vairocana-raksita." Aus der Derge-AasgahQ des bKa-ťaii sde-lha. Uber den Bestandteil raksita im Namen vergl. Toung-Pao, 1908, p. 17. S. 192. Abbildung 7: Padmasambhava mit seiner Çaktl (weib-lichen Energie). Unterschrift: „Der leidenschaftlose, fehlerfreie Padma-sambhava-çrï." Vergl. S. 25. S. 193. Abbildung 8: Eine Form ^des Padmasambhava. Unterschrift: „Der in seinen Eigenschaften vollkommene Padmasambhava." Abbildungen 3, 4, 5, 7 und 8 aus der Kam-kyo Edition der Lebens-beschreibung des Padmasambhava (s. S. 245). S. 264. SchluĎleiste: Indisches Fabelwesen mit Vogelleib (Skr. kinnari, tib. miavi-ci-vio). Dieselbe Quelle wie Randleiste S. i. ZUR EINFUHRUNG I. Unter den heiligen Schriften der altbuddhistischen Sekte (rNin-ma-pa) Tibets nimmt die Lebensbeschreibung des Pad-masambhava den ersten und wichtigsten Platz ein. An zweiter Stelle kommt das Werk bKa-ťaň sde-lňa, das bisher kaum dem Namen nach bekannt geworden ist. Dieser Titel selbst kommt in dem Buche nicht vor, das aus fiinf gesonderten Abschnitten besteht, aber imter diesem zusammenfassenden Namen ist es Geistlichen wie Laien iiberall in Tibet bekannt. Die einzelnen Teile fiihren die folgenden Titel: 1. Lha-qdre bka-yi (oder bkai) ťaň-yig. 2. rGyal-po bka-yi ťaň-yig. 3. bTsun-mo bka-yi ťaň-yig. 4. Lo-pan bka-yi ťaň-yig. 5. Blon-po bka-yi ťaň-yig. Das Wort ťaň in der Verbindung ťaň-yig ist mit ťaň-ka jBildrolle, Malerei' zusammenzustellen ; die ursprùngliche Be-deutung ist einfach ,Rolle', ,Rolle von Papier oder Zeug, die zum Schreiben oder Malen dienť; ťaň-ka ist demnach ,die gemalte Rolle', und ťaň-yig ,die Schriftrolle'/ Wir werden des weiteren sehen, dafi die Rolle eine der áltesten Formen des tibetischen Bûches ist. Unter dem Worte bka sind die miind-lichen Ausspruche des Padmasambhava, seine Reden, Ermah-nungen, Unterweisungen zu verstehen. Die fiinf Titel sind daher zu ubersetzen: 1. Aufzeichnung der Ansprachen Padmasambhavas an die Damonen. 2. Aufzeichnung der Ansprachen an den Konig (d. i. K^ri-sroň Ide-btsan). 3. Aufzeichnung der Ansprachen an die koniglichen Frauen. 4. Aufzeichnung der Ansprachen an die Ubersetzer und Pandita. 5. Aufzeichnung der Ansprachen an die Minister. Der Gesamttitel bKa-ťaň sde-lňa bedeutet demnach „Die fiinf Abschnitte der Aufzeichnungen der Ansprachen." „Die Ansprachen" sind kein einheitliches, aus einem Gusse geschaffenes Werk wie „die Lebensbeschreibung". Jeder der fiinf Teile ist ein Sonderwerk, das mit einem eigenen Kolophon versehen ist, woraus hervorgeht, dafi jeder dieser Abschnitte seine eigene Literaturgeschichte gehabt hat. I. Das Manuskript fur den ersten Teil geht nach dem Kolophon auf Padmasambhava selbst zuruck. „Er band die Damonen durch einen Eid und vertraute jedem je ein Manuskript^ an. Die Prinzessin Mandharava schrieb die Dokumente ' E. schlagintweit (Die Lebensbeschreibung des Padma Sambhava, I. Teil, Abhandlungen der bayer. Akademie, 1899, S. 421) erklârt faň-yig als ,klares Schriftstiick', bka-fa7i als ,klare Rede'. Ebenso stellt Chandra Das (Dictionary, p. 568 a) abweichend von Jaschke das Wort zu ťaň = dvařis ,klar'. Diese Deutungen sind willkiirlich und ohne Sinn. ^ gter jSchatz' bedeutet in den Schriften der Altbuddhisten ein altes Manuskript. nieder und verbarg sie unter der [steinernen] Sćhildkrote im Bu-tsal Tempel von bSam-yas. Im Feuer weiblichen-Schwein Jahre^ an einem Abend des 15. Tages des Tiger-Monats zog sie Kun-dga tsul-k^rims unter der Sćhildkrote hervor. Die Handschrift befand sich auf gelbem Papier und auf einer einzigen Papierrolle."^ 2. In den „Ansprachen an den Konig" bezeichnet sich am Schlusse rTse-maň-bdag von IDan-ma, einem Distrikt in ICams, als den Schreiber des Manuskripts, das er auf weisses Papier schrieb. Es wurde im Tempel dGe-ba mťar-rgyas gliň^ mit Hûlfe oder durch die Inspiration des Padmasambhava selbst gefunden.'^ 3. Das Manuskript fur „die Ansprachen an die Furstinnen" wurde im Tempel K^ams-gsum zaňs-Maň, den die Konigin Tse-spon bza in bSani-yas errichtet hatte, entdeckt.^ 4. Das Lo-pan bkai-ťaň-yig nimmt eine besondere Stellung ein, da es ausdrûcklich als „von einem Lotsáva aus der Sprache von Udyana in die tibetische Sprache ubersetzt und redigiert"® bezeichnet wird. Auch wird der Titel in der Sprache von Udyana, in der Sprache von Nepal und auf Sanskrit mitgeteilt.' ' Das 21. Jahr eines Cyklus. Die Nummer des Cyklus selbst ist nicht angegeben. Vermutlich ist das Jahr 1226 gemeint, da gerade in diese Periode eine eifrige Tâtigkeit der Altbuddhisten in der Entdeckung von Handschriften fallt (s. weiter unten und Anhang, I, § i). ' šog ser ni šog dril-gcig qdtig-go. Das Wort > A: q^j' " B;: > A: 2. Kapitel. Lied 1. I' NS ^ ^ B durchgehends ; Lied 2. I ss o es Lied 3. § NS Lied 4. — 39 -3. Kapitel, Lied S. 1. ^ B: 9. ^jC^-gq-f je-1 4. Kapi tel. Na Q^^q^'i ^•■^•q^'i r N5 ^ N= N3 8 ^^ -V Ps _f . cs . 5. Kapitel. 1 A: ' A: 3 B: 1 B: == B: ^ Na ^ ^ N3 ' 1 B: = B: q^' « B: - 46 -6. Kapitel. ^o^-^t-^J^-g-a^^-tSf^-f líc:' No "ND Ní » B: qi^c;- ■ « B; Lied 6. No 7. Kapitel. ND NS N5 — 52 -8. Kapitel. N3 NS N3 Na > B: » B: CTji^SÍ' ^ B: =r]5=T|- Ns 9. Kapitel. 1 A: 1 Konjektur fûr von A und B. lo. Kapitel. » A: q^^- Konjektur filr zS' von A und B. B: Ni ^ ^ II. Kapitel. ^ B: von A und B. B: " B: Konjektur fůr ' B: A: p^I' es CSCS ^v es CvCs -N Na cs No N3 >0 12. Kapi tel. B: « B: djSCÍ]' ' • -^oi -gcri | ■ q^'f^gc • N3 ^ ^ B: qZ^ N3 (^(^'q^'^l^'qa;! B: : qg5 - 67 -13. Kapitel. 1 B: qgs- ■v«, ' » A: ^ B: q^' 1 B: ^ A: Cq^ " B: B: q^^C;' No 14. Kapitel. 1 B: qnijc;^' Na N3 ^ B: Na Na ^ ^J Na N= < Ní No N3 NI . ^ ■ B: 15- Kapitel. N3 es •v cv CV "VCs Cs es es es es Na N5 1 B: - 76 -16. Kapitel. ' A: 2 qj^A^qj- => B: " B: q^q]^' ^ B: q^' « B: q^c;- No ' No ^ ^ ND >0 r-x-o ' B: Ns Cv ^_____________'-..•î^- ___________Ci. ^ 'o, -Ní ^ 'Cv CV F» /-vQ o C\ o, cs N3 NÓ ^^----- I 7. Kapitel. — 82 -No N3 1 B: NS i8. Kapitel. ' B: q^^- B: No 1 B: B: N5 "Ns N3 No 2 qo^- 3 B: q^qj- ^ B: 19. Kapitel. 1 B: gq^- — 88 -Ns ^ 1 B: ^^ = B: gjq^r » B: c&f ^ B: A: ' N3 N3 1 B: " B: ^ B: q^a^' ^ ^ N3 ^ "NO ^ ND A und B: ^ A: -S-'.'^CS-s^ CV -s -V "S "S X A: 2o. Kapitel. • B: ^ A: B: q^Ol' ^ B: ^C;^!' » B: ^ N3 Na ■G B: » B: » B: ^ B: 1 B: qgC;- 2 B: " B: l'-q^^^r '' B: ^q* » B: l^T' Na L^TC-^-^^-g-qo^wi Na ' B: 2 B: - ç6 -2 1. Kapitel. ■N= NO ' ' B: ''Bia^' § í^q-J^-q^Tdj-q'-sfsj-l'^^- ^^irrtûmlich, offenbar durch das vorhergehende ^Sjc;'veranlasst. ^ Na Na — lOO — Na Na CMC I Wiq^-qa^-q^q-g- Na ^ B: « B: Ns • B: ^ B: q^J^^'q^C;^' B: q^' * B: q|<^' " B: ® B: ohne Interpunkfion. » B: gsj- == B: » B: Na ^ > B: " B: ^ A und B: ' B: " B: ^-Sl'qW - 105 -2 2. Kapitel. ' B: — io6 — 2 B: 'S^rq' » B: q^^' B: ' B : 2 B: » B: q^' B: No N3 ND * "ND "NO No ND N3 • B: C;^' « B: » B: * B: ^ Ns 1 A: jgq]' « B: CTjSq* " B: * B: " B: nÍ "no ^ "No Na No g^-qí^aj-q-"^-^^'! 1 í^qjo^-ifí^c;-! 1 B: H)- » B: => B: Q^^ ^ B: qi^q'SÎ' » B: SfcTjrlj-Sfi af=qE;-aj-q|-§ yicéd^t'^î^-a^'l q^'^'i iii^c;^'! Ň: -000- UBERSETZUNG Abbildung 3. Abbildung 4. I. Kapitel. In den drei Zeiten der Vergangenheit, Zukunft und Gegen-wart hat es zwar zahllose edle Furstinnen gegeben, doch haben sie aus Scheu vor der Schreibkunst keine schriftlichen Auf-zeichnungen hinterlassen. Gopâ-Yaçodharâ' und einer Schar anderer Furstinnen sind freilich der Sinn der Worte und-^die mystischen Symbole der Rede in ihren Herzen aufgegangen. Dank den Lehren, in dem erleuchtenden Spiegel der Religion offenbart, ist das Sarhsara iiberwunden und das Meer des Elends ausgetrocknet. .Verehrung gebuhrt daher Buddha, dem Herrn, dem schôn Anzuschauenden. Es ist die Religion, welche das Elend der Wesen beseitigt und sie beschutzt; doch die Sinne der Menschen gehen in ihren Zielen weit ausein-ander; aber vermittelst der zwôlf Predigten und des edeln achtgliedrigen Pfades ist ihnen das Nirvana absoluter Befreiung und Ruhe sicher. Verehrung gebuhrt daher der Religion, die solche vortreffliche Wirkungen hervorbringt. Wer die beiden Klassen, den Herrn der Weisen {Munlndra) und seine Schiller und Horer {Çrâvaka), wer die beiden Arten von Pratyekabuddha, welche die Siinde der Wurzel der Existenz ' Buddhas Gattin, die in den nordlichen Texten sonst entweder Gopa oder Yaçodharâ genannt wird. Es scheint, als wenn der Verfasser unter den beiden Namen zwei verschiedene Frauen verstande. ûberwunden haben, wer den Jina, den Leiter aller, und die Scharen seiner geistigen Sohne als einen juwelgleichen wun-schenswertén Besitz 2 a betrachtet, bezeigt der unersáttlicher Religionsubung obliegenden Geistlichkeit Verehrung. Ihr, im Samsara befangene, im Elend wandelnde, die ihr die Erlôsung nicht in euere Hand nehmt, wie bedauere ich euch! Hier folgt die Darlegung der Aufzeichnung der An-sprachen an die kôniglichen Frauen der drei Ahnherren', welche die rotgesichtigen Piçâca bezwungen haben. Von der Zeit des gŇa-kVi btsan-po bis auf die Zeit der drei spateren sDe^ hat es 75 Furstinnen gegeben, deren Reihe in der vier-zigsten Generation ihr Ende erreichte, so heifit es. Als die die Wesen selig machende Buddha-Lehre herrschte, in Tibet aber die Bon-Religion verbreitet, der Buddhismus aber noch nicht verbreitet war, safi hier in dem gleichsam in dichte Finsternis eingehullten Gebiet von Tibet der grofie Mann von Udyána auf einem Tron von Gold und Turkisen. Der Konig, um seine Verehrung zu bezeigen, wollte ihm einen TempeP weihen und fragte ihn, welcher Art derselbe sein solle. Pad-masambhava von Udyána erwiderte: „Im Einklang mit dem Vinaya, Sutrânta und Abhidharma soil er errichtet werden; um das Rad des Dharma zu drehen, auf dafi die Lehre nicht untergehe, soil er errichtet werden. 2b Als ein Freudenpark fur die Geistlichkeit, gemáfi dem exoterischen Vinaya soil er errichtet werden; im Einklang mit den esoterischen Sutântra^ ' mes-dpon gsum, die drei Konige Sron-btsan sgam-po, K'ri-sroh Ide-btsan und K'ri Ral-pa-can (Chandra Das, Dictionary, p. 974 a). ^ Eine sagenhafte Dynastie von sechs Herrschern {stod und smad, drei friihere und drei spatere) mit dem Familiennamen sDe. ^ P'y^S ^ten. ^ P'y* adul-ba. s nah mdo sde. na Cíl der Art des Sumeru im Zentrum, umgeben von den vier Dvipa, den kleinen Dvïpa und Sonne und Mond, soli er er-richtet werden; im Einklang mit dem mystischen Abhidharma^ soil er als Wohnstátte fůr Werke in Tat, Worten und Herz errichtet werden; im Einklang mit den mystischen Zauber-spruchen der Vergeltung" soli er zur Ausfuhrung aller Mandala errichtet werden". Auf das Befragen des Kônigs, nach welchem Vorbilde man dabei verfahren solle, richtete er an einem Orte halbwegs zwischen Indien und China^ den Bau nach dem Vorbild des vor Zeiten erbauten Vihara von Otan-tapurí'^ ein. Am achten Tage des mittleren Herbstmonats des Erde-mánnlichen-Tiger Jahres (737 A. D.), einem Wasser-mánnlichen-Drachen Tage, einem Donnerstag im Gestirn Lag-sor, bezwang Padma von Udyana das Erdreich. Das untere Stockwerk, im Einklang mit Indien, war als das Gefilde des Nirmânakâya, das mittlere Stockwerk, im Einklang mit China, als das Gefilde des Sarhbhogakáya, das obere Stockwerk, im Einklang mit Tibet, als das Gefilde des Dharmakâya errichtet.^ Was die schweren Holzbalken betrifft, die von unten her als Stiitze dienten, so besafi das untere Stockwerk solche aus Zedern-holz, das mittlere aus Weidenholz und das obere aus Eichten-holz. Da der Haupttempel in drei Stilarten, als Symbol des Gefildes des Trikâya, drei Vorbilder darstellte, so wurde er ' gsaň-ba mňon-pa; die Bedeutung von rgya p'rag (Lesart von B) ist mir unverstándlich. ^ abras-bu gsaň shags. 3 rgya dkar nag-gi mtsams. ♦ Der Text schreibt "pUrt. Dieses Kloster ^vurde im Jahre 1203 durch die Mohammedaner zerstort. 5 Abweichend von Sanang Setsen und rGyal-rabs (T'oung-Pao, 1908, pp. 20, 23, 24), die beide das untere Stockwerk tibetisch und das obere indisch machen und auch nicht die Symbolik des Trikâya mit den drei Stockwerken verbinden. „Haupttempel der drei Stilarten" genannt. Ba dMar-rgyan ' er-richtete den Tempel des Kupferhauses der drei Welten. aBro bza Byaň-cub-sgron-ma erbaute den Tempel dGe-rgyas. P'o-gyoň rgyal-mo btsun erbaute den Tempel Bu-ts'al gser-k'an. Vier Stupa, vier Schatze an Metallen, vier Steinsaulen,' vier kupferne Hundinnen,^ Eisenketten"* und anderes befanden sich in dem grofien Haupttempel des Kônigs, und áhnliche Dinge in alien ûbrigen. Dieses bSam-yas, von aufien mit einer schwarzen Mauer umgeben, wurde im mittleren Herbstmonat des Wasser-mannlichen-Pferd Jahres (741) ohne Hindernisse von seiten der Damonen nach Verlauf von fiinf Jahren vollendet.® Am fiinfzehnten Tage des mittleren Wintermonats wurde unter dem Streuen von Blumen 3 a eine religiose Feier veranstaltet, die einundzwanzig Tage dauerte. Darauf hielt man die Ein-weihung ab. Unter Anwesenheit der fiinf Koniginnen, welche die armen Wesen vor der Sûnde bewahren und zur Tugend fuhren, namlich mCims bza-ma, der kôniglichen Hauptge- ' Beiname der Tse-sýoň bza, der im weiteren Verlauf des Textes bald so, bald nur dMar-rgyan geschrieben, auch mit dem eigentlichen Namen selbst verbunden wird. Die Erbauung dieses Tempels wird ihr auch im rGyal-rabs zugeschrieben (T'oung Pao, 1908, p. 32). Der Tempel dGe-rgyas heilit dort dGe-rgyas bye-ma. ^ rdo riň. — Die Metallschatze waren wohl in den Stupen geborgen. 3 zaňs-kyi Ryi-mo bii, wohl als Tempelwachter nach Art der chinesischen Lowen aus Stein oder Bronze gedacht. Nach der Lebensbeschreibung des Pad-masambhava (Kapitel 62, SchluB) befanden sich die vier kupfernen Hiindinnen oben auf den Steinsaulen (wohl steineme Piedestale), und diese vor den vier Toren der den Tempel umziehenden schwarzen Mauer; die Eisenketten werden dort nicht erwahnt. ^ Icags-ťag, vermutlich zur Befestigung an den Figuren der Hiindinnen. s Nach der Lebensbeschreibung (1. c.) gleichfalls in fiinf Jahren, doch mit dem Datum stag-nas lo Iňa Hh ýo rta-la abyoňs, d. i. vom Jahre 749 bis 753. Das Jahr 749 stimmt mit Csoma's Berechnung iiberein (s. T'oung-Pao, 1908, p. 34, Note). mahlin,' mK'ar-cen bza mts'o-rgyal, der zweiten, aBro bza byaň-cub-ma, der dritten, bTsun-mo Ts'e-bza Me-tog-sgron und bTsun-mo P'o-gyoň rgyal-mo btsun, und unter Anwesen-heit des in der ganzen Welt nicht seinesgleichen findenden Adels wurde das herrliche bSam-yas geweiht. Der treffliche, ausgedehnte Bau, aus guten Materialien errichtet, ein Symbol kraftvollen Lebens/ ein zweites Vajrâsana (Buddhagaya), in dem sich Indien und Tibet vereinigten,^ war so vollendet. Und dem ist der Umstand zu verdanken, daiJ es ein fůr allé Mal entschieden war, dafi die Ûbersetzer und Pandits in Tibet ihren Wohnsitz nahmen. Die trefflichsten Gelehrten aus den Reichen unter der Sonne wurden nach bSam-yas berufen und ubertrugen das Wort Buddhas und die Castra, den Ruhm Indiens."^ In dem Mafie, wie die Sonne der heiligen Religion aufging, breitete sie (die Religion) sich wie in einer Ebene aus^ in alien Gauen von Tibet. Des Kônigs Macht dehnte sich nach alien Richtungen, nach oben, nach unten und nach der Mitte aus. Seine Feinde iiberwand der Gôtterkônig, und ihr Glanz verblasste. Vom Fahnenruhm® war das Reich^ er-fiillt. Adel und Volk lebten in einem Zustand eines so hohen ' Nach dem rGyal-rabs (T'OMïig Pao, 1908, p. 19) war sie dagegen Nr. 4 und Ts'e-spon bza (hier Ts'e-bza wegen des VersmaBes) die Hauptgemahlin, worauf auch der obige Titel btsun-mo hindeutet. ^ srog sra mis an. 3 Nach B: der Reichtum Indiens und Tibets. ^ rgya-gar grags tsad. 5 ťaň-tnar brdal. Es ist intéressant, daB sich nach Jâschke (s. v. rdal-ba) dieselbe Plurase bei Milaraspa findet. ® Wortlich: ,von den Fahnen des Ruhmes'. Das Wort ba-dan (entlehnt von Sanskrit pataka) findet sich z. B. in dPag-bsam qkri-sin (der tibetischen Prosabearbeitung der Avadânakalpalatâ), p. 9, Zeilei?, in Verbindung mit gdugs, rgyal-mtsan und rluň-yab. ^ ni og ,unter der Sonne', analog dem chinesischen ťim-hsia. Gliicks, das, wie bekannt, den dreiunddreifiig Gôttern gleich-kam, und hatten die zur Seligkeit fûhrende Stufenleiter er-klommen. Aile Wesen waren auf die Religion bedacht und vollbrachten Werke zukûnftigen Heils in ausgedehntem Mafie. Erstes Kapitel: Die Vollendung von bSam-yas. 2. Kapitel. Die Zauberer trugen vier Zauberlieder vor: der Lehrer Padmasambhava, rDo-rje bdud-ajoms von sNa-nam, Çâkya-prabha aus der Familie mCims, und Šud-pu dpal-gyi seň-ge 3b, diese vier sangen jeglicher je ein Lied. Der grofie Mann von Udyâna' liefi sich also vernehmen: Lied 1. Hùiii! Den weifien Gotterstein seize nicht in Be- wegung, nimm dich in achť — Setzest du den weifien Gotterstein in Bewegung, hûte dich vor den Gôttern! ^ Auch in der „Lebensbeschreibung" tritt er als Liedersânger auf. Im 53. Kapitel bezwingt er die Damonen, die eine Hungersnot ûber Nepal ge-bracht haben, mit einem Liede {ghi) von sechzehn Versen: „Ihr verderbliche unertrâgliche Harmstifter wirkt Buddhas Gebot entgegen. So wie die Lotus-blume nicht von dem Fehler des Schmutzes befleckt ist, lebt nach Wunsch in Frieden dahin! Der Yogin, erfahren in den besten Methoden der Bannungen, wird sich doch von euern Fesseln befreien. Ihr vier Siinder seid unwissend; meine Lehren habe ich aufgezeichnet und den Schatz verborgen, — weshalb sollten die schwer zu bekehrenden Wesen der Welt meine Schatzlehre zuriick-weisen? Durch das blofie Niederschreiben derselben wird sich Buddhas Lehre mehren. Vom Haken des Erbarmens getrennt (an den sie sich klammem sollten), auf wen sollen die Wesen des Kaliyuga ihre Hofïnung setzen? Stellt euer Ûbeltun ein und hiitet meineh Schatz!" Im 61. Kapitel, als er beim Kônig K'ri-sron anlangt, weigert er sich, diesen zuerst zeremoniell zu begrilBen, und besteht darauf, daB der Konig sich zuerst vor ihm verneige. Seine Forderung begriindet er in einem langen Liede, in dem er sich selbst und seine Fâhig-keiten, bis zum GroBenwahn gesteigert, verherrlicht. ^ cog-ge-zog, sonst nicht belegt; offenbar volksturaliche onomatopoetische Bildung im Sinne des Abwehrens; beachte den Gebrauch nach dem Imperativ. Die grofien Krankheitsdâmonen' der Quellen rùhre nicht auf, nimm dich in acht — Riihrst du die grofien Krankheitsdamonen der Quellen auf, hûte dich vor den Wassergeistern ! Die bunte Giftschlange fange nicht, nimm dich in acht — Fangst du die bunte Giftschlange, hûte dich vor dem Gift! Den ehrwurdigen Zauberer errege nicht, nimm dich in acht — Erregst du den ehrwurdigen Zauberer, hûte dich vor seiner Kraft! An dies herrliche bSam-yas rûhre nicht, nimm dich in acht — Rûhrst du an dies herrliche bSam-yas, hûte dich vor dem Niedergang der Lehre! Dies war sein Vortrag. rDo-rje bdud-ajoms' von sNa-nam sprach: Lied 2. Hiim! Der am Himmel dahinfliegende Vogel ist nicht furchtsam ; Wenn der am Himmel dahinfliegende Vogel furchtsam ware, Hátte er geringen Nutzen von den ausgebreiteten Schwingen. ' gňan. D. h. der mit dem Donnerkeil (vajra) den Mâra Bezwingende. Im Be-richt des rGyal-rabs iiber die Tempelweihe wird er nicht genannt Der in den Wellen schwimmende Fisch ist nicht furchtsam; Wenn der in den Wellen schwimmende Fisch furchtsam ware, Hátte er geringen Nutzen von seiner Geburt im Wasser. Ein Eisenball' wird nicht von einem Stein zerbrochen; Wenn ein Eisenball von einem Stein zerbrochen wiirde, Nutzte dem Eisen das Schmelzen und Hámmern gar wenig. Der ehrwûrdige Zauberer wird vom Feinde nicht ver-nichtet; Wenn der ehrwûrdige Zauberer vom Feinde ver-nichtet wiirde, Nutzte ihm wenig die durch Meditation erlangte Zaubermacht uber das Menschenleben. Dies war sein Vortrag. Aus dem Munde des Çâkya-prabha aus der Familie mCims' kam es: Lied 3. Hûrh! Jener kostbare goldene Zauberbaum Dringt mit seiner schwarzen Wurzel in das Reich der Erdgeister ein, Sein Gipfel erreicht das selige Gotterland; Mit seinen Àsten erreicht er zwar nicht den Pfad des Mittelraums, Doch kommen seine Blatter ins tibetische Land. ' ga-ru = gar-bu. ^ Der zweite der sogenannten „sieben Probeschiiler" (T'oung-Pao, 1908, p. 9). Der Bericht des rGyal-rabs erwahnt ihn nicht als Sanger. Das Junge des fleischfressenden Lôwen Hat zwar noch nicht das Vollmafi der drei Geschick- lichkeiten erlangt, Doch werden allé andern Klauentiere von vornherein von ihm Besiegt. 4 a Das Junge des geflûgelten Garuda Hat zwar noch nicht das Vollmafi der Flugkraft erlangt, Doch werden allé andern Geflûgelten von vornherein von ihm besiegt. Der junge Sprofi des ehrwiirdigen Zauberers Hat noch nicht das Vollmafi der Meditation-Zauber- kraft erreicht, Und doch werden allé Feinde von vornherein von ihm besiegt. Dies war sein Vortrag. Šud-pu dpal-gyi seň-ge,' der sich iiber den Tod eines Feindes freute, sang mit gefalteten Hánden folgendes Lied. Lied 4. Wenn die Dreiheit Buddha, Dharma und Samgha Der Sitte gemáfi versammelt sind, Schlagt es wie Donner in den Kopf der fiinf feind-lichen Gifte'' ein.^ ' Der Baumeister des weiBen Stiipa von bSam-yas (T'oung-Pao, 1908, p. 31 ; der Setzer hat an dieser Stelle nachtraglich die Anfangsbuchstaben der beiden Zeilen vertauscht; lies Šud-pu und Dharmapala). Im Liederkatalog des rGyal-rabs (Ibid., p. 45) rangiert er unter den Beamten, hier unter denZauberem. ^ Oder: der mit den funf Giften (s. Jâschke, Dictionary v. dug) versehenen Feinde [des Buddhismus], 3 cam-cam ist, wie aus der dritten Strophe hervorgeht, mit cem-cem gleich-zusetzen und ein das Rollen des Donners symbolisierendes Adverb; aRrig-pa wird von plotzlich auftretenden atmospharischen und optischen Erscheinungen gebraucht. Die Dreiheit Messer, Pfeil und Speer Schlagt wie Donner in den Kopf der Manner im bluhenden Alter ein. Die Dreiheit Zauberspruch, Beschauung und Geister-waffen' Von den ehrwurdigen Zauberern gehandhabt Schlagt wie Donner in den Kopf der wortbriichigen feindlichen Damonen ein. Dies war sein Vortrag. Zweites Kapitel ; Die vier Zauber-lieder. 3. Kapitel. Die Herren'' sangen ein Freudenlied von dreizehn Strophen: Lied 5. I. O tibetisches Land, mit den fiinf Arten der Edel- steine angefullt! Schwarzkopfiges Volk und Adel wir, geniefiend die fiinf Arten Getreide! Du Erde von dBus, wo die Sonne Warme und Kalte ^ gleichmafiig verteilt! Wie freue ich mich, als Furst von Tibet geboren zu sein! ' zor, Waffen, die bei den Streuopfera (gtor-ma) zur Bekampfung der bosen Geister gebraucht werden, wie Messer, Schwert, Schlinge, Bogen mit Pfeilen u. a. (s. Jaschke, Dictionary, p. 490 b). Die Lesart zir von B scheint auf einem Versehen zu beruhen. ^ Das Thema ihres Liedes ist die Einfuhrung des Buddhismus in Tibet und die Segnungen, die er dem Lande bringt. Nach dem Bericht des rGyal-rabs (T'oung-Pao, igo8, p. 45) batten die adligen Herren ein Lied „von den wunderbaren Goldblumen" {ya-mtsan gser-gyi me-tog) gesungen. 3 ts'a braň = ti a graň; B liest graň- 2. Aus sorgfáltig aufgespeicherten Gûtern bildet sich Besitz, Aus Nachdenken bei Tag und Nacht bildet sich der Verstand, Aus den Vertretern des Adels bilden sich die Par-teien; Wie freue ich mich uber den Konig K'ri-sron Ideu-btsan! 3- Der Ahnherr To-ťo sňan-šal fûhrte zuerst die Re- ligion ein, Sroň-btsan sgam-po fûhrte buddhistische Sitten ein, K'ri-sron Ideu-btsan breitete die Grundlage der Religion aus, — Wie freue ich mich, dafi wir zum Guten emporge-fûhrt werden! 4- 4b Die Wesen beschreiten den Pfad der Eriôsung zu den hohen Gefilden, Das tibetische Volk ist in die zehn Tugenden ein-getreten. Der Weise von Za-hor, Bodhisattva, ist erschienen, — Wie freue ich mich, dafi wir nicht mehr zum Bosen hinabgezogen werden! 5. Den zehn Siinden, dem Pfeiler der Lehre, schworen wir ab; Des Lehrers Abzeichen, die wir uns zu eigen gemacht, sind unserem Herzen lieb; Ablassend vom Treiben der vergánglichen Welt, wenden wir uns den zehn Religionsubungen^ zu, — Wie freue ich mich, des Buddha Lebensgang zu kennen! Aufgezahlt bei Sarat Chandra das,Tibetan-EnglishDictionary, p. 439 a. 6. Der die drei Zeiten kennende Meister Padma-sambhava 1st in einem herrlichen, wunderbaren Leibe geboren und unsterblich; Mit Zauberkráften ausgestattet, vermag er den Sumeru in die Hohe zu heben, — Wie freue ich mich iiber die Ankunft des Zweiten Buddha, des Donnerkeiltrágers ! •j. Die boshaften Dámonen von Tibet hat er gebannt; bSam-yas ist hoch wie ein Bau von Dámonen und hoher als irgendein Bauwerk der Menschen; Dieser mein Haupttempel von bSam-yas in den drei Stilarten Gleicht nicht einem gewohnlichen Bau, sondern einer naturlichen Schopfung, — wie freue ich mich daruber! 8. Dank unsern Eltern begehen wir keine sundigen Handlungen, Um unseres Lebens willen lassen wir nicht ab von der heiligen Religion, Zum Besten dieses Zeitalters wird das Reich von der Religion beschutzt, Zum Besten unserer Nachkommen uben wir die Gotterlehre, — wie freue ich mich daruber! 9. Nach aufien wird das Reich wie eine Rinder- oder Schafherde behutet. Nach innen wird das Reich wie ein Sohn behutet, Nach der Mitte wird das Reich wie ein Sklave be-hiitet, Des Kônigs Majestát ûbt die Religion, — wie freue ich mich darûber! lo. Gibt es wohl etwas Herrlicheres als dies? Wird doch der Nacken dessen, der sich umwendet, um nach Reichtum zu streben, gebrochen; Die Dreiheit „Tat, Wort und Herz" ist das Mittel der Bekehrung zur Tugend, — Wie freue ich mich, dafi die Wesen zur Seligkeit ge-leitet warden! 11. Ihr schlechten und tôrichten Tibeter, hôret auf die Religion! Wer fur die Wolfahrt der Wesen sorgt, schafft sich sein eigenes Gluck! 1st die Geburtsforni der Verdammten 5 a ûberwunden, gibt es keine Wiederkehr mehr! Der Buddhalehre Lebensbaum ist aufgepflanzt, — wie freue ich mich darûber! 12. Almosenspenden, die auf schlechten Boden fallen, tragen keine Frucht; Der gute vortreffliche Boden ist die Geistlichkeit in ihren beiden Hauptklassen; Wer ihr spendet, wird die grofie Macht segensreicher Verdienste erlangen Und zuletzt die Seligkeit erreichen, — wie freue ich mich darûber ! 13. Durch die Kenntnis von Tugend und Sûnde sind sich die Adligen des Schamgefùhls bewufit; Als Heilmittel fur die Záhmung des rohen Geistes Sind viele Sutra, Tantra und Çâstra ûbersetzt worden; Wie freue ich mich, dafi wir nun schreiben und lesen und uns der Beschauung widmen. Drittes Kapitel: Das Freudenlied der Herren. 4. Kapitel, Der Konigssohn Mu-tig btsan-po trug einen Lob-gesang vor. Der Gelehrte (i. e. Çântiraksita) sang das Lied „vom weifien Rosenkranz der Meditation".' Nani-mlcai sniň-po^ trug fùnf Liebeslieder vor. Pa-ts'ab ni-má trug funf Lieder des Mitleids vor. yYu-sgra sřiiň-po trug vier Freudenlieder vor. Cos-kyi bzaň-po trug funf Lieder „vom Gleichmut" vor. Legs-sbyin ňi-ma trug fíinf Lieder „vom Gabenspenden" vor. Yon-tan mcog trug funf Lieder „von der lieblichen Beredsamkeit" vor. Saňs-rgyas ye-šes trug fíinf Lieder „von dem Erreichen gemeinsamer Ziele" vor. aP'ags-pa šes-rab trug fíinf Lieder „von dem Wirken fiir das Heil" vor. rGyal-ba mcog-dbyaňs^ behandelte „das Freisein von der Síinde der Leidenschaft"; kLu-yi rgyal-mts'an'' behandelte „das Freisein von der Síánde des Nicht-wissens" ; dGoňs-pa gsal behandelte „das Freisein von der Síinde der Habgier"; bKra-šis mk'yen-adren behandelte „das Freisein von. * Ubereinstimmend mit rGyal-rabs (T'oung-Pao, 1908, p. 44), wo der Titel des Liedes gleichlautend ist (sgom preh dkar-pd). ^ Singt nach dem rGyal-rabs die Weise „vom Schweben des Garuda am Himmel" {mRa-la Ryuň Idiň). •5 Einer der „sieben Probescliiiler" (T'oung-Pao, 1908, p. 9, Note). Von Cog-ro', er ist als Kenner der Sprache von Udyána bekannt (s. Ein-fúhrung, S. 4, Note). der Sûnde haretíscher Lehren".' Dri-med zla-šar behandelte „die Leere aller existierenden Dinge"; kLu-yi dbaň-po behandelte „das Fehlen der Merkmale"; gŇan-cen dpal-dbyaňs behandelte „das Fehlen der Wunsche";^ -Sb sKa-ba dPal-brtsegs^ „das Fehlen der Abhisarhskâra". dPal-gyi seň-ge behandelte „die Erinnerung an die Unreinheit des Leibes" {kâyasmrtyu-pasthàna)', Vairocana'* behandelte „die Erinnerung an den Ur-sprung der menschlichen Natur entsprechend den Nidâna" {dharmasmrtyupasthànà)-, Ye-šes mts'o-rgyal^ behandelte „die Erinnerung an das durch Empřindungen hervorgebrachte Un-heil" {vedanà smrtyupasthâna)\ dPal-gyi ye-šes® behandelte „die Erinnerung an die Verganglichkeit der Existenz" {citta-smrtyupasthànd). Ferner gab es unter den Liedern solche, die Wesenheit und Materie behandelten, und andere, deren Thema nirukti {nes-tsig) und garbhàrtha {sňiň-po don) waren. Der verschiedenen Arten waren tausendfûnfhundert. Man kann sie kurz als Svastika des Vorhangs des Himmels und Svastika des Vorhangs der Erde bezeichnen. Unter den Freude erzeu-genden Liederzyklen wurden neun Lieder von Brahma und den Gôttern oben vorgetragen. Die Titel dieser neun Lieder lauten : Sa yol padma (.Lotus des Erdvorhangs'), Bar yol lan adebs (,Erwiderung auf den Vorhang des Mittelraums'), sMa- ' Es handelt sich hier um die vier Arten von zag-pa, die Chandra Das (Dictionary, p. 1089b) aufzahltj als dritte fùhrt unser Text sred-ýa an, wâhrend Das srid-pa (,weltliche Siinden') schreibt. ' Oder Leidenschaftlosigkeit {apranihitd). •5 Als Ûbersetzer im Kanjur und Tanjur bekannt; abgebildet bei A. Grûn-wedel, Mythologie des Buddhismus, S. 49 (vergl. S. 56). In der Lebensbe-schreibung wird er Kapitel 71 erwâhnt. ■> Nach dem rGyal-rabs singt er das Lied dbyans-yig hig-pa „das Hervor-locken der Musiktône". 5 S. Einfùhrung, S. 4, Note: „die Tibeterin Ye-šes ats'o-rgyal". ® Als Ûbersetzer im Kanjur bekannt, ťe bcu (,die zehn sMa-ťe'), He-su adu, ICyams Jca-ral, Zur-med (,nicht-eckig'), Zlum-po (,runď), gLm re-tri, ajig-rten lha (,die Gotter der Welť). Lieder der Menschen des Mittel-raums gab es fûnf: das Lied des Schwiegervaters „von dem goldenen Mandala mit den vier Dvîpa und den kleinen Dvîpa", das Lied der Schwiegermutter „von dem Fund der sieben Wunschjuwelen", das Lied der Braut „von den acht glûck-verheifienden Schatzen", das Lied des vaterlichen und mûtter-lichen Onkels „vom frischen Wasser und vom reinen Blumen-saft". Wechsellieder auf die Nâga unten gab es dreizehn: das Lied der gSan-pa duň „die Gebâude der Wasserdrachen", das Lied der gNas-pa rgya-mts'o „uber die Richtungen, in denen die vier grofien Strome' fliefien", das Lied der gZigs-pa ni-zla „uber den meilenweiten Ruhm der Planeten und Gestirne", das Lied der Zar tsags „uber der Trennung und Vereinigung Leid und Freuď ", das Lied der Ba-dan mdzes-pa (,Schône Flagge') „uber die Herzensfreude an edeln Getrânken", das Lied der aP'an-gdugs gziňs-krog „iiber die heimliche Vereinigung der Liebe", das Lied der Mandhârava „iiber Dar-bringung von Getrânken an die Edeln", das Lied der Jung-frau Tsam-po-k'a „P'o-krog daň mo-krog^'das Lied der Ra-ra-na-ya „iiber die heimlich gesummten Lieder der Manner'V das Lied der ,U-mo-ta „wie man andern die Verstimmung verscheucht"/ das Lied der Me-tog padma „vom Zauber der Liebe", 6a das Lied der Byuň-rabs rin-po-ce „von den Haus-tieren", das auch spáter noch viel Beachtung fand, und das ' Ganges, Indus, Brahmaputra und Sutlej. 'Der mannliche und weibliche krog^). 3 mi Ikog glu-, ein heimlich gesummtes Lied, das andere nicht hořen konnen (Chandra Das^ Dictionary, p. 81 a). ^ gzan sun adon; sun-pa, verstimmt, miide sein. B liest mun, „bei andern die Finsternis, Unwissenheit vertreiben". Lied der Cu-rta gser-sga (.WasserroĎ mit goldenem Sattel') „von dem verstândigen' Geschlecht der Rosse". Solche Wechselgesânge wurden von Adel und Volk vorgetragen. Das Mantrayâna und Vajrayana war ihnen ein besonders hoher Genufi. Wahrend der dreizehn Jahre/ welche die Einweihung von bSam-yas dauerte, fand taglich eine Versammlung in mTs'o-mo mgul statt, in der jeglicher ein Lied vortrug. Das vierte Kapitel, genannt Mog fub.^ 5. Kapitel. Der Dharmarâja K'ri-sron Ideu-btsan lud den grofien Mann von Udyâna, Padmasambhava, in das mittlere Stock-werk des grofien Haupttempels ein. Dort safi er durch den Segen seines Erbarmens auf kostbarem Tron ; Scharen seiner Schuler, die aus den Lichtstrahlen seines Leibes entstanden, hatten sich zii vielen Hunderttaiisenden angesammelt und voll-zogen die heilige Umwandlung, verneigten sich vor dem Gôtt-lichen und brachten reichlich Opferspenden dar. Am Himmel gingen zahlreiche hell-leuchtende Regenbogen auf, und auf dem Erdboden entsprossen schone Blumen in grower Zahl. In alien zehn Weltrichtungen liefien sich viele wohltonende Stimmen vernehmen. Der Grofie von Udyâna, Padmasambhava, ver-kundete funf Mai: „Da ich durch Werke in Tat, Wort und Gedanken die Lehre von den Geheimzauberspruchen vorgetragen, sind durch Gabenspenden die Siinden in Tat, Wort ' can (= ci yaň) ses, nach Zamatog eine Bezeichnung fůr Pferde. ^ Poetische Úbertreibung; nach dem rGyal-rabs war es ein Jahr. Die Zahl dreizehn scheint durch die Addierung dieses einen Jahres zu den zwolf Jahren des Tempelbaues suggeriert zu sein. 3 Vielleicht: das Innere nach aufien kehren, das Oberste zu unterst kehren. und Gedanken gereinigt. Ihr in alien Gebieten der Welten der zehn Himmelsrichtimgen Bekehrungen vollziehende, zahllose Nirmânakâya, erscheint hier, um das Heil der Wesen zu be-wirken!" Auf die Nirmânakâya machte diese Absicht einen tiefen Eindruck, und ohne am Eintritt gehindert zu werden, ver-mittelst religioser Ausspruche, die sie hersagten, brachten sie am Abbildung 5. Abend in dem grofien Haupttempel von bSam-yas dem Padma von Udyana Opferspenden dar. Um Mitternacht bezwangen sie in der Felsgrotte von 6b mC'ims-p u in bSam-yas die schád-lichen Dámonen von Tibet. In der Morgendámmerung be-gaben sie sich nach der Kristallfelsgrotte {šd-gyi brag-ptig) von Yar-kluňs (Yarlung). Um diese Zeit brachten dem Padma von Udyana Vairocana, Dri-med zla-šar, Yar-rje brtsegs-se und Yon-tan mc'og in dem Tempel der Lotuskristallgrotte {Padma sel-fug) Opfergaben dar. Durch den Segen davon entsandte der Kôrper des Padma viele Lichtstrahlen nach den vier Himmelsrichtungen und den acht dazwischenliegenden Punkten. In die Weltgegenden des Ostens erstrahlte weil^es Licht. Um der Hôlle die Tur des Zornes zu verschliefien und des daraus erwachsenden Segens halber, drang das Licht bis zum Gotter-berge Gyaň-rdo' in den dunklen Schluchten von Koň-po {Koň-po roň-nag) und verschwand allmahlich im Wasser der chinesischen Meere. In die Weltgegenden des Nordens erstrahlte grunes Licht. Um den Prêta die Tiir der Leiden-schaft zu verschliefien und des daraus erwachsenden Segens halber, drang das Licht verblassend bis zum Berge aT sub-po in dBu-ri-rluň und verschwand allmahlich im Boden des Landes Ge-sar mts'on. In die Welt des Westens erstrahlte rotes Licht. Um den Tieren die Tiir der Dummheit zu verschliefien, drang das Licht verblassend bis auf den Gipfel der Berge im Distrikt ■^Yas-ru (.rechtes Horn') in der Provinz gTsaň und schmolz im Lichte dahin in Don-po in mNa-ris bskor-gsum. In die Welt des Sûdens erstrahlte blaues Licht. Um den Menschen die Tiir des Neides zu verschliefien und Heil daraus zu stiften, drang das Licht verblassend wie ein Regenbogen bis an die Grenze von China und Mon, traf den Gipfel des Berges Sul-maň in Ru-lag und verschwand inmitten von mTso-gliň-dgu in sNubs. In die Welt der Gegend der Mitte erstrahlte gelbes Licht. Um den Asura die Tiir des Stolzes zu verschliefien, verschwand das Licht in den Bergen von Zo-ťaň goň-po im Yar-kluňs Tal, schmolz im Lichte dahin inmitten von P'yug-mo am Himmelssee {gNam-mtso, Tengri nor), verschwand im See * Auch Gyaň-ib, Gyaň-mib (s. T'oung-Pao, 1901, p. 30). K'ri-šod rgyal-mo in Tibet und drang verblassend 7a in die Mitte des tûrkisfarbenen Manasarovara-Sees. In den funf Gegenden, namlich in den vier Himmelsrichtungen und in der Mitte, leuchtete sein Antlitz, und Padma von Udyana, voiler Freuden zum Heil der Wesen wirkend, brachte den gleich bSam-yas von selbst entstandenen Bergen, Seen und Himmelsrichtungen die fiinf Arten von Opfergaben, Medikamente, ragQ) und Streuopfer dar. Dann erschienen die Fiinf Briider {mced-po Iňá) den Padmasambhava zu besuchen, stellten sich vor ihm auf, umwandelten ihn, verneigten sich vor dem Gôtt-lichen, brachten ihm Opfergaben dar und liel^en sich also iiber das Ziel ihrer Wunsche vernehmen: „Wir Fiinf Briider wollen dem Kreislauf die Tiir verschliefien, und da es 84000 in die Lehre einfiihrende Tore gibt, bitten wir dich, auf Grund der Sammlung von Buddhas Wort, in dem der Sinn der Lehre vollstandig vereinigt und erlautert ist, uns die vollkommene Lehre der wirklichen Bedeutung und Wahrheit vorzutragen" Der Grofie von Udyana verkiindete folgendermafien : „Eure Bitte, ihr fiinfe aus edlem Geschlecht, ist vortrefflich. Kraft der fiinf Gifte treiben die Wesen allé im Kreislauf herum. Um der Wiedergeburt in den funf Zustanden ein Ende zu machen, soil „das Meer der Lehre der Sammlung von Buddhas Wort"^ erklart werden." Er setzte sich auf den Lowentron, mit den Figuren von sieben Vetala geschmiickt; er nahm den Stab mit Kristallgriff (^sel-gyi fyags nň) und die goldene ' Wie aus einer Stelle im 6. Kapitel hervorgeht, sind sie Vertreter der vier Himmelsrichtungen und der Mitte. ' hKa-qdus cos-kyi rgya-mtso. Nach Chandra Das (Dictionary, p. 64 a) eine Art ritueller Beobachtung der rDzogs-cen Sekte der Altbuddhisten, in der eine besondere Gottheit mit ihren Begleitern abgemalt wird. Hier muii es sich aber wohl um ein Werk der rŇin-ma oder aus der Schule des Padmasambhava handeln. Pâtra in die Hand, und seine Schuler knieten vor ihm mit gefalteten Hánden. In der durch Zauberkraft geschaffenen Kristallfelsgrotte safi er und erklarte fiinf Sutra und sieben Tantra aus der Sammlung des Buddhaworts. Zu dieser Zeit versammelten sich im Osten zahlreiche Cotter und Gottinnen der Welt und liefien, aus den Wolken herab bunte Seiden-fahnen schwingend, wohllautende Stimmen ertonen. Darauf kamen viele Menschen herbei. Darauf gingen sie nach der Ebene von Padma brtsegs-pa. Funftes Kapitel: Aussendung der Emanationen. 6. Kapitel. 7b Darauf verneigten sich jene Manner. „Wie heifit dieser Berg.? Wie heifit dieser Pels? Wie lauten euere Namen.? Wo weilt Padmasambhava von Udyana.?" Ihnen erwiderte Padma von Udyana: „Dieses Berges Name ist Padma brtsegs-pa;' dieses Felsens Name ist Lotuskristallgrotte; ich bin das leitende groJBe Wesen Padmasambhava; meine Begleiter hier sind die heiligen Fiinf Briider, welche „das Meer der Lehre der Sammlung von Buddhas Wort" horen wollen. Edle Herren! der Himmel ist von Seidenflaggen erfullt; die ganze Erde ist vom Ton der Musikinstrumente erfiillt; mit dem auf einem Wagen gestellten goldenen Rade vollziehen viele meiner An-hánger treffliche Umwandlungen von einem Ende zum andern. Hochst wunderbare, grofie Erscheinungen begeben sich. Wie heijBt das Land, aus dem ihr gekommen seid? Wie ist euer Name.? Und wohin wollt ihr nun gehen?" Als Padma von ' Ubereinandergetiiimt wie Lotusbliitenblatter, ein haufiger und gliick-licher Vergleich (z. B. im Shambhalai-lam-yig). Von einer PaBhohe aus ge-sehen, macht das Rundpanoraraa der umliegenden Berge ganz den Eindruck der Bliitenblatter, wie sie im Lotuskelch angeordnet sind. Udyâna so gesprochen hatte, verneigten sich ihm die Manner zu Fûfien und berûhrten sie mit ihrem Scheitel. „Wir sind am Ziel unserer Wanderung angelangt, wie sind wir froh und glûcklich! Unser Wunsch ist erfûllt, wie sind wir froh. und glûcklich ! Wir schauen das Antlitz des Nirmânakaya, wie sind wir froh und glûcklich! O groJBer Mahâguru ! Unser Vaterland ist China ; was unsern Namen betrifift, so heifien wir die schwarzen Du-har. Die in unserem Lande zirkulierenden Reichtiimer sind zwar unfaJGibar grofi, doch befinden sich die Wesen im Zustand der Geburt und des Todes, der Vereinigung und der Trennung. Der Grund dafûr ist, daB uns ein Mann fehlt, der den zur Seligkeit fûhrenden Pfad der Erlôsung lehrte, und daher sind wir gekommen, um jetzt dich, grofier Guru, ein-zuladen. Leuchte der Lehre, erhabener Leib, der jenseits von Geburt und Tod ist, geruhe, als Opferpriester des Kônigs von bTson-k'a mit uns zu 8a kommen!" Als sie mit diesen Worten ihr Gesuch vorgebracht hatten, verkûndete der groJÊe Mann von Udyâna nach einigem Nachdenken: „Ihr Nirmânakaya, Schwarze Du-har, ihr erscheint als Manner von sanfter Rede, innerem Frieden, grofiem Erbarmen und vollkommener Seelenruhe! Ich aber predige gerade den Fùnf Briidern der vier Himmelsrichtungen und der Mitte die Lehre der Sammlung des Buddhaworts, und da ist es nicht passend, diesen Unter-richt abzubrechen. Vairocana jedoch ist ein Mann, der die Fáhigkeit besitzt, aile Gestalten anzunehmen und sich zu ver-wandeln. Ihn will ich als Opferpriester eueres Kônigs und als Leuchte der Lehre dahingeben. In indischer und tibe-tischer Sprache Bewanderter, Vairocana, du, von leuchtendem Verstand, an Weisheit und Wissen klar, von scharfsinniger Gelehrtheit, sehr grofi in Bufiùbungen, von schneller Auf-fassung, standhaften Sinnes gegen die Sùnden, die aus der Wahrnehmung {vedanâ) entstehen, erbarmungsreich und durch deine Heiligkeit den Stolz bekampfend, von mir brauchst du keine Lehren mehr zu empfangen, denn wir sind eines Sinnes. Doch dieses Wort des Padmasambhava nimm dir zu Herzen, o Sohn: die Beschauung baut sich aus zwei Stadien auf, die von oben nach unten steigen und von unten hinaufsteigen ; dieJGrundlage ist groiJes Erbarmen, davon mache reichen Abbildung 6. Gebrauch; der rechte Pfad aber fuhrt uber die zehn Para-mitâ". Auf diese Worte erwiderte Vairocana: „Wenn der zweite Buddha, Padmasambhava, einen Befehl erlafit, dann miissen selbst die in den Hollenregionen Verdammten gehen. Ein Befehl von Padmasambhava wird ohne Einmischen der Dámonen selbst von den Raksa-Raksasa' ausgefiihrt werden. ' Im Texte raksa srin-po. Nach dem Befehl des Herrn werde ich gehen". Nachdem er SO gesprochen, liefi er sein Pferd satteln und nahm Abschied von Padma, dem Grofien von Udyâna. Allen seinen Schul-freunden rief er gute Wunsche zu und brach auf. Er reiste in Gesellschaft der Meister, der Du-har. Da entstand in den beiden brTsegs-se yyu-sgra Sb Sehnsucht nach ihm, sie folgten ihm nach, und als sie auf ihrer Wanderung nach Na-maň-lcags hineingekommen waren, sprach Vairocana also zu ihnen: „Ihr beiden lieben Freunde der Gotter und des Meisters, um des Guru Befehl nicht zu brechen, bin ich gegangen. Ihr beide begleitet mich nun nicht weiter, sondern kehrt von hier aus zuruck! Die des Guru Wunsch zuwiderhandeln, werden in der Holle wiedergeboren". Die brTsegs-se yyu-sgra erwiderten: „Der Eid, durch den die Gotter, Lehrer und Freunde gebunden sind, ist in gleicher Weise streng. Wir werden dich nach bTsoň-ka in China geleiten und dann zuruckkehren. Darům sprich nicht solche Worte! Wenn wir nach Dol-ťaň-ťaň ge-kommen sind, und wenn dann Konig Kri-sroň Ideu-btsan von der Sache erfahren hat, sollen erst recht unsere Wunsche zur Geltung kommen, und er soli befehlen, dafi Vairocana nicht weiterziehe, sondern hier bleibe". Die Meister, die schwarzen Du-har, sagten so: „Ihr Leuchten der Lehre, ihr beiden brTsegs-se yyu-sgra, ihr, der Glanz von dBus, nach diesem kurzen Geleit kehrt nun zuruck! Wenn ihr das Geleite bis nach China gegeben habt und dann erst zuruckkehren werdet, werden uns ûble Nachreden von seiten des Kônigs und Volkes treffen. Auch hat euch der Meister (Padmasambhava) kein Wort davon gesagt, uns zu begleiten. Wenn wir gar drei Opferpriester vor unsern Konig bringen, wird sich der Konig nicht freuen, darům fliehet, ihr beide! Diese Geschichte wird gewifi das Gesprách von Konig und Volk werden. Der Weg, den wir von hier zu wandeln haben, ist weit, und auch Padma von Udyana wird uns sicherlich grollen. brTsegs-se ^yu-sgra, so geht denn weg von hier!" Wiederum ergriff Vairocana das Wort: „Da kein Befehl des Guru vorliegt, so begleitet ihr beide mich nicht weiter! Fiir die Wesen der drei Welten ist es weit schrecklicher, 9a den Befehl eines Lama zu verletzen als einmal Mord zu begehen, Solchen steht die Holle in sicherer Aussicht, auch wenn sie von Anfang an in unerhorter Weise sundlos und tugendhaft gewesen sind. Ihr beide besteigt diesen meinem Selbst ahnlichen Rappen und begebt euch zu dem Guru!" Mit diesen Worten stieg er von seinem Rappen ab, und als er den beiden Freunden die Zugel in die Hand gab, stiefi das Pferd wiehernd einen deutlichen Schrei des Unmuts aus. Aus beiden Augen rollten' ihm Tránen herab, von der GrôÊe eines Eies. Da richtete Vairocana einen Sang an sein Pferd: Lied 6. Auf die Leuchte der Lehre, den Meister Padma, Haben allé Wesen der drei Welten ihre Hofifnung gesetzt. Ich reise nun als sein Stellvertreter in das Land China Und habe mir einen angenehmen Klosteraufenthalt gewahlt. Deiner, o Rappe, bedarf ich nicht mehr zum Reiten wahrend der Reise. Ihr beide mir áhnliche brTsegs-se yyu-sgra, Versprecht, dafi ihr den Rappen nicht elend machen werdet. ' byis^ offenbar bisher unbelegtes Pertektum zu abyid-pa. Wenn du, mein Rappe, der du des Meisters Padma Eilbote in den zehn Weltgegenden warst, Deinen Leib abgeworfen hast, wirst du die Erlôsung erlangen Und fur die Verbreitung der Lehre eifrig tâtig zu Don-yod in aP'an-yul wiedergeboren warden. Auf diese Worte hin hôrten des Rappen Trânen auf. Die beiden brTsegs-se yyu-sgra sprachen also: „Die Leuchte der Lehre, der Meister Padma, hat in der Welt eine grofie Zahl von Schûlern, und der Schûler Lebenssaft gleicht seinem Geiste. Wenn wir zwei Brûder dich in das Land geleiten, wird der Kônig grollen, und ûber unsere Reisegesellschaft ist Vairocana entsetzt, Auch der Guru dûrfte uns wohl grollen. Darum wollen wir nun von hier aus zurûckkehren". Als sie so gesprochen, nahmen die beiden Bruder eine Handvoll 9b Edelsteine aus ihren Haaren' und ûbergaben sie ihm. Dies ist das sechste Kapitel. 7. Kapitel. Darauf nahmen sie Abschied und trennten sich. Die beiden brTsegs-se yyu-sgra begaben sich mit dem Rappen nach dem Fels von Padma brtsegs-pa. Die schwarzen Du-har mit ihren Gefolgsleuten gingen in den Haupttempel von bSam-yas in den drei Stilarten, in die Tempel der kleinen Dvîpa, ' ral-ga. Diese Wortform scheint den Padma-Texten eigentiimlich zu sein. JÂSCHKE (Dictionary, p. 525a) zitiert aus dem Pad-ma ťaň-yig die Aus-driicke dar-dkar-gyi ral-git und ral-ka mit einem Fragezeichen. Ofifenbar ist ral-ka gleich ral-gu, wie auch Chandra Das (Dictionary, p. 1170) annimmt, der das Wort erklart: Ornamente, Edelsteine wie Tiirkise, Korallen u. a. zum Schmuck des Haares. spar-ta statt sýar-ba oder spar-gaň ist noch zu belegen. An der Schreibung, die in beiden Drucken identisch ist, ist nicht zu zweifeln. in die drei Dvlpa-Tempel der Herrin {Jo-mo glin gsuni) und nach mC'ims-p'u ka-c u, um Opfer darzubringen, die Gotter zu verehren und heilige Umwandlimgen zu vollziehen. Uber Vairocanas Reise nach China war Konig Kri-sroň Ideu-btsan keineswegs erfreut, und in dem Gedanken, daÊ es dann in Tibet keine Ubersetzer der heiligen Schriften und gelehrte Lochâva gábe, und dafi des Lehrers Abreise hinausgeschoben werden musse, liefi er in mCims-p ui brag-dmar des herrlichen bSam-yas in Gegenwart des kôniglichen Gefolges, seiner Ge-mahlinnen, seines Sohnes und seiner Tochter, der beiden Ge-schwister, und der tausend Klassen tibetischer Edelleute dem Vairocana einen feierlichen Empfang zuteil werden. Seiden-flaggen wurden gehifit, Muscheltrompeten geblasen, Gongs und Zimbeln geschlagen; mit heiligen Umwandlungen, An-betung der Gotter und Opfergaben wurde er geehrt. Darauf schritten sie in den grofien Haupttempel von bSam-yas und brachten ihm wohlschmeckende Speisen sowie den Sinnen schmeichelnde und dem Herzen willkommene Gegenstande von ganz hervorragender Oualitat dar. Der Kônig, seine Gemahlinnen, die Geschwister und Minister bestiirmten Vairocana drei Jahre lang mit Bitten. Die schwarzen Du-har wurden mit ihrem Gefolge nach China gesandt, und nach drei Jahren schickte man ein Schreiben dorthin. Der grofie Gelehrte Vairocana ging zum Zweck der Meditation nach Brag-dmar yya-ma-km (.Rotfels-Schiefertal'), und als der Meister am andern Morgen, um sein Mahi zu nehmen, hinausging, wurde er von den Enten des Bezirks von bSam-yas bewillkommnet ; darauf wurde ér loa von schonhaarigem Rotwild bewillkommnet, dann von den waldgenahrten Raubtieren, dann von den ver-standigen Edelrossen, dann von den Leittieren der Rinder, dann von den klugen Hunden. Endlich wurde er von den kôniglichen Kindern, dem Geschwisterpaare, und dann vom Kônige mit seinen Frauen, den Ministern und dem Volke be-willkommnet., .Darauf betraten sie den Haupttempel von bSam-yas und bewirteten ihn mit trefflichen Speisen von auserlesenem Geschmack. Alsdann sagten sie Sûtra und Gebete her und gingen fort. Nun erschienen insbesondere, als die Dunkelheit der Nacht einbrach, Mâra, Yama, die Râksasa und Yaksa, um den Meister zu besuchen und ■ ihm Opfergaben darzu-bringen. Um Mitternacht erschienen die Gottheiten des Jahres-zyklus, der Naksatra und Planeten sowie die Nâga und gNan, um den Meister zu besuchen und ihm Opfergaben darzu-bringen. In der Morgendámmerung erschienen die Srid-bskos pra und die Deva, um den Meister zu besuchen und ihm Opfergaben darzubringen, Darauf erschienen bei Sonnenauf-gang die Scharen der Gôtter der Weisheit, um die Opfergaben der fûnf begehrenswerten Gegenstande darzubringen. Wenn die Sonne im Osten stand, taten die sieben Vetâla dort Dienste. In solcher Weise verweilte der Gelehrte Vairocana drei Jahre lang in der Felsgrotte von yYa-ma luň (.Schiefertal'), vom Kônig Kri-sroň Ideu-btsan unterhalten. Durch seine Medi-tationen breitete er die Lehre aus. Die in den Reichen woh-nenden Wesen legten aile die zehn Sûnden ab und ûbten die zehn Tugenden. Zu dieser Zeit waren im allgemeinen die Wesen des Landes Tibet samtlich siegreich ûber ihre Be-gierden. Dazumal herrschte unter alien vornehmen Frauen lob eine grofie Liebeslust und heftige Begierden. Unter diesen befand sich des suveranen Fûrsten Gemahlin Tse-spoň bza, mit Beinamen dMar-rgyan (,Roter Schmuck'); in der ganzen Welt gab es keine grôfiere Leidenschaft als die ihrige. Sie hôrte zwar nicht bei dem Gelehrten Vairocana die heilige Schrift und das wahre Wort, doch fafite sie eine Leidenschaft fur den Meister, und sûndige Gedanken blitzten im Herzen der Kônigin auf. Sie sann darauf, wie sie sich einmal mit dem Meister in Liebe vereinigen konnte, und Wunsche in Gedanken entsendend, verbarg sie sich in ihrer Seele. Zur Zeit, als der Meister am Morgen zu seiner Mahlzeit ging, sandte sie den Konig auf einen Spaziergang in die Stadt, schickte ihre Kinder, die beiden Geschwister, zum Spielen aus, jagte die Leutè ihres Gefolges weg, und nachdem sie so die Men-schen einen nach dem andern getáuscht hatte, ' ging sie allein dem Meister entgegen und lud ihn ein, in das oberste Stock-werk der Konigsresidenz von sGaň-sňon rtse-dgu (.Neungipfliger Blauer Hugel') in mK'ar-abar mal-goň zu kommen. Sie setzte ihm verschiedene Speisen von trefflichstem Geschmack vor, und als der Meister die vorgesetzten Speisen genossen hatte, erhob er sich und wollte nach yYa-ma luň weggehen. Da bat ihn die Kônigin Ba dMar-rgyan: „Meister, ich habe dich nach sGaň-sňon rtse-dgu eingeladen, weil mich Liebe zu dir erfafit hat; indem ich immer an den Meister dachte, bin ich zu dir, Meister, in Liebe entbrannt, da in deinem Anblick das Schone, in deinen Worten das Wahre liegt.^ Doch du unbekùmmert ' Dies muû wohl der Sinu der Stelle sein, die verderbt zu sein scheint. Beide Dnicke haben dieselbe Lesart: sems-can ýyi-tnas bsu-bai rtiň-la-ni. Ich schlage vor, bsu in bslti zu verbessern, was den obigen Sinn ergibt Der Schrei-ber des fůr den Druck bestimmten Manuskripts hatte oífenbar schon das Woit bsus des folgenden Verses im Kopfe, als er bslu schreiben wollte, und vergaB infolgedessen das /; solche Fálle sind bei tibetischen Kopisten ebenso hauťig als bei uns. Das ^dxKfyi-mas fasse ich als Adverb in dem Sinne, den Jaschke (Dictionary, p. 349 a) der Verdopplung ýyi ma ýyi-ma beilegt. Sonst bedeutet sems-can ýyi-tna (vgl. fol. 11 b, SchluB) „die spater lebenden Menschen, posteri, Nachwelt". ' Die Stelle wird deutlicher durch die Parallelstelle fol. igb; ci bltas-pas na ci-ru mdzes-ýai sku, ci gsufis-pa ni ci-ru bden-pai gsuň. darům sagst nichts, du unbekûmmert darům bist nicht in einem Menschenleibe geboren". Als sie so gesprochen, umfafite sie des Meisters Leib. Der Meister war ganz furchtbar erschrocken, lia die Sinne schwanden ihm, und wie ein auf den Boden geworfenes Ei nach oben aufspringt und dann nach unten in Stûcke bricht, zitterte er am ganzen Leibe. Nachdem er mit Mûhe seine Gedanken in Ordnung gebracht und seinen Ver-stand wiedergewonnen hatte, redete er die Kônigin an : „ Wenn mich die Leute deines Gefolges sehen oder wahrnehmen, wird die Lehre des Buddha zugrunde gehen; . ich war indessen auf meiner Hut und habe das Aufientor verschlossen ; durch dieses will ich nun zurûclckehren". Mit diesen Worten ging er fort. Wahrend die Kônigin noch in Gedanken versunken war, hatte sich der Meister wahren Herzens losgerissen' und war bereits ganz und gar durch die Tur verschwunden und entflohen. Dies ist das siebente Kapitel. 8. Kapitel. Wahrend die Kônigin in der Hoffnung, dafi er zuruck-káme, noch eine Weile sitzen blieb, erkannte sie schliefi-lich, dafi er nicht mehr erscheinen wûrde, sondern zur Tur hinausgegangen war. Der Meister war indessen schon oben auf der Hôhe des Bu-tsal Tempels angelangt. Die Kônigin gab sich ihren Gedanken hin und verfiel in grofien Herzenskummer. „Du, Meister, zu sagen, dafi ich in dieser Menschenwelt die Lehre zum Untergang bringe!" Mit solchen ' to«, da ihn die Konigin festgehalten hatte. Deutlicher ist die Parallel-stelle fol. 20a: bden snatn sku-la a/us-ýa btaň-bas gšegs ,wahren (auířichtigen) Herzens machle er sich von mir, die seinen Korper gefaût hielt, los und ging fort' Schmáhworten kehrte sie in ihr Haus zuriick. „Mochten die Gôtter herabsteigen, mochten die Dámonen herabsteigen!" Mit solchen Worten raste sie. Die Bánder ihres Gewandes zerschneidend, sich der Fransen entledigend, brachte sie sich nach Art zerzauster Bettler Nágelwunden bei. Unter Schluchzen und Weinen erschien sie vor ihrem Gefolge. „Was ist der Konigin Schlimmes begegnet? Was ist dir widerfahren? Woruber jammerst du?" So fragte ihr Gefolge. Die Konigin gab ihrem Gefolge zur Antwort: „Etwas Schreckliches und Unerhortes ist mir widerfahren. Holet ihr geschwind den Konig hierher!" Das Gefolge eilte zum Konige, und der grofie Dhar-marája vernahm des Gefolges Worte. „Die Konigin nb sagt, holet den Konig herbei ! Etwas Schreckliches und Unerhortes ist mir widerfahren. Holet den Konig geschwind herbei, so sagte sie. Der Konig geruhe, geschwind hinaufzukommen". Der Konig begab sich, nicht sehr erfreut, in den Palast. Die Konigin, das Gesicht dem Boden zugekehrt, lag weinend da. Der Konig redete die Gemahlin also an: „Was ist dir Schlimmes begegnet, dafi du weinst, so furchtbar weinst? Was ist SO Schreckliches und Unerhortes geschehen? Erhebe doch deinen Kopf!" Nachdem der Konig mit eigener Hand den Kopf der Gemahlin aufgerichtet hatte, safi die Konigin aufrechť da und schluchzte und weinte. Sie tat, als wenn sie kein Wort hervorbringen konnte, und sich selbst auf ihre Fufie stellend, liefi sie ein hinreichendes MaJĎ von Zeit ver-streichen. „Wáhrend ich heute morgen an einem menschen-leeren Platze Gebete hersagte, erschien der Meister, fafite"" und packte mich, zerschnitt meine Bander und rifi meine Fransen ab, wie ihr hier seht ! Er zerzauste meinen Leib und ' yar-la Ijog byas, sonst nicht belegt. Nach B: sprang auf mich zu. lO* entstellte mich mit solchen Nágelwunden". Als die Kônigin so gesprochen, waren des Konigs Minister und aile Gefolgs-leute, ohne sich erst zu beraten, nur einer Meinung ûber die Sache. „Er ist todeswùrdig, wir mûssen ihn tôten. Auch wenn wir ihn nicht toten, wollen wir ihn doch verfolgen; auch wenn wir ihn nicht verfolgen, schleppen wir ihn aus der Fels-grotte heraus, schlagen ihn, binden ihn und speien ihn an".' Als die Minister und das Gefolge so gesprochen hatten, ver-kùndete der grofie Kônig die folgenden Worte: „Dieser trefï-lichste der Manner, dieser Heilige hat noch nicht den Leiden-schaften der Welt abgesagt. Er, der gekommen ist, um die Gabenspenderin zu fassen, wird sich im Urteil aller spàteren Wesen deren Tadel zuziehen. Die Grundsâtze der Geistlich-keit werden untergehen.^ 12 a Von der Ansammlung unserer Verdienste bleibt auch nicht ein Bruchteil bestehen. Das ist wahrlich keine Freude, wie solite es auch anders sein?" Nach-dem er so gesprochen, verhullte er sein Haupt und setzte sich. Obwohl die Kônigin ihr Gefolge durch Reden beein-fluĎte und aufreizte, in der Hoffnung, ein Mittel zu finden, des Meisters Leib zu verletzen, so wurde doch nicht einmal zur Sprache gebracht, auch nur einmal auf seinen Schatten zu treten,^ und sie allé wurden verwirrt.'^ Als man darauf am folgenden Tage in den Haupttempel ging, kam (der Meister) am Vormittag zu seiner Mahlzeit heraus, doch fand keine Begrufiung statt. Die Vogelstimmen, ' ů}ň scheint ein unbekannter Imperativ zu sein. ^ nub-tu fo-ba yin; fo-ba, sonst nicht belegt, scheint futurische Kraft zu haben. Gewohnlich steht dafiir nub-ste soň, wie z. B. weiter unten (fol. 12 a, Schluii). ^ grib-ma qgom-pa gcig. Vergl. das Zitat bei Chandra Das, Dictionary, p. 292 b: das Treten auf den Schatten eines Lamas ist siindhaft. ^ myog-myog-po, offenbar = ňog-ňog-pa. die Raubtiere und das Rotwild begrufiten ihn nicht. Die Pferde, die Rinder und das Hundegeschlecht begrufiten ihn nicht. Die koniglichen Geschwister und das Konigspaar be-grufiten ihn nicht. Darauf ging er in den Palast des Kônigs und trat in das Tor ein; es wurde ihm offenbar, daiJ die Ge-folgsleute von Sinnen waren. Der Meister dachte nach und erkannte die Umtriebe' der Kônigin. Er kehrte wieder um, ging nach Brag-dmar Yya-ma-luň, trat in seine Wohnstatte ein, und als er wieder zur Tiir hinausging, kamen die Tiere, die von der Sache Kunde hatten, um ihn zu begrufien. Er ging zu den Bergen auf der andern Seite, walzte sich weinend auf dem Boden und blieb dort eine Zeit lang liegen. Er wurde tief bekiimmert, und sein Sinn verwirrte sich. Da entstand in ihm der Entschlufi, nicht mehr nach dem Bezirk von bSam-yas zu gehen, und sein Schreibgerat und seine Bûcher tragend, reiste er ab. Als er in den oberen Teil des Tales gelangt war, entfuhr ihm ein Lachen. Daher wird die Pafihohe dGod dkar la-ka^ (.WeiSe Pafihohe des Lachens') genannt. Auf der Pafihôhe schaute er sich um und stiefi einen Fluch aus: „Obwohl ich die Lehre vom Glauben an die Tugend gepredigt habe, sind die Tibeter noch nicht von der Be-fleckung mit der Sûnde gereinigt; grofi ist die Zahl der Sûnden, die sich gleichmâfiig auf diese Wesen verteilt. Ich habe die Lehre vermehrt, und doch wird die Lehre zugrunde gehen. Die konigliche Gemahlin ist vom Feuer der fûnf Gifte entflammt, und Vairocana 12 b ist ein weifier Geier. Moge die Kônigin noch in dieser Existenz die Frûchte ihrer ' Ito-loh, wbrtlich: Magen und Eingeweide. Vergl. dku-lto. ^ Vermutlich identisch mit dem Paû Gokharla auf unseren Karten, nord-westlich von Sam-ye; auf der von der Royal Geographical Society publizierten Karte mit der Hôhe von 16620 Fuû bezeichnet Taten ernten, und da ích keinen heimlichen Fehl habe, die Lehre sich verbreiten, und Vairocana ein gerechtes Urteil finden!" Dies ist das achte Kapitel. 9. Kapitel. Darauf uberschritt er den Pafi und stieg in das Tal hinab. An der Wegseite lag eine verendete Kuh.' In einem Hause, so schien es ihm, war ein Schmied bei seiner Arbeit beschaftigt. Da er sehr hungrig war, trat er in die Tiir des Schmiedes ein. „0 Schmied, der du aus den Steiilen die Juwelen heraus-kennst, in aller Kunsttátigkeit Erfahrener, das Gekriimmte (Eisen) erweichender Herr, Trefflicher du, ich habe noch kein Fruhstuck gehabt; nun, da die Halfte des Vormittags dahin-gegangen, setze mir Ausgehungertem ein Fruhstuck vor!" Als der Schmied dies vernommen, sagte er zu seinem Weibe: „Im Toreingang steht ein Mann von sehr sanfter Rede, der um eine Mahlzeit bettelt; geh und sieh doch, wer es ist." Die Frau schaute nach und sprach zum Schmiede: „Sein Aus-sehen' ist noch hubscher als seine sanfte Rede; es ist ein geistlicher Herr, mit Tonsur auf dem Scheitel,^ der religiose Biicher trâgt". Nachdem sie so gesprochen, stellte er die Arbeit ein, schaute auf, komplimentierte ihn nach den Regeln ' Kadaver und Skelette von Rindern, Pferden, Schafen usw. sind ein auf den Wegen Tibets ganz gewohnlicher Anblick. ' zal-ras, sonst nicht belegt. ^ spyi zlum. Vergl. JÂSCHKE, Dictionary, p. 492 a: dge-qdun dbu-zlum, Geistliche mit verhiilltem Kopf; dagegen Chandra Das (Dictionary, p. i loi b): mit rasiertem Kopf. In demselben Sinne wird in der Umgangssprache mgo ril (V. C. Henderson, Tibetan Manual, p. 55, Calcutta, 1903) gebraucht. Vergl. E. ScHLAGiNTWEiT, Die Lebensbeschreibung von Padma Sambhava, 11. Teil, s. 525. der Hôflichkeit und lud ihn ins Haus ein. Die Frau des Schmiedes, da sie ihr Haar gewaschen, hatte ein eigenhandig gewebtes Zierstuck' abgelegt. Nun trug sie Speisen auf, und der Meister nahm die Mahlzeit ein. Mit einem Sutra sprach er den Segen, sagte ein Gebet her und fragte dann: „Oben auf dem Wege liegt eine verendete Kuh ; Gabenspender, ge-hort sie nicht dir?" Mit diesen Worten entfernte er sich. In jenem Tale spricht man jetzt noch von dem „Kuhweg". Nachdem der Meister gegangen, entfernte sich der Schmied, um die Kuh zu zerschneiden. ' Der Frau des Schmiedes aber war ihr Zierstuck abhanden gekommen, und sie konnte es nicht finden. Sie sagte zu ihm : „Niemand sonst ist hier gewesen; jener Geistliche von heute morgen muû es gestohlen haben; wenn er heute abend nicht kommt, eile ihm schleunigst nach!" 13 a Der mit seiner Arbeit beschaftigte Schmied war sehr bekummert, nahm Pfeil und Bogen^ und eilte hinaus. Er nahm die in den unteren Teil des Tales fuhrenden Spuren auf und erreichte nach vielen Windungen ' Der Haarschmuck der Frauen ist auBerordentlich mannigfaltig und wechselt von Stamm zu Stamm. Auf Zeug aufgereihte Tiirkisen und Korallea kommen am meisten zur Verwendung. Hier handelt es sich wohl um ein Band zur Befestigung des Haares. ® Um ihr Fleisch zur Nahrung zu benutzen. Man ifit gewohnlich verendete Tiere in Tibet; geschlachtet wird nur selten und bei besonderen An-lassen. J Bogen und Pfeile, die ich in Tibet gesehen, sind allé chinesischer Her-kunft, ebenso Rockhill (Notes on the Ethnology of Tibet, p. 711). Friiher jedoch scheint der Bogen (und zwar der Typus des einfachen Bogens, wahrend der chinesische zum Typus des sogenannten zusammengesetzten Bogens ge-hort) groiiere Ausdehnung besessen zu haben. Er war, wie noch jetzt der Kugelbogen in Sikkim, aus Bambus verfertigt {pd-mai gztt). Diesen Ausdruck (Bambusbogen) iibersetzt E. Schlagintweit (Abhandlungen der Bayerischen Akademie, 1899, S. 434) „Bogen mit der Gurgelsehne", indem er od-ma = og-ma = Ikog-ma vermutet. sein Ziel. Da redete der Schmied den Meister also an: „Heute morgan, als du meine Behausung betreten, habe ich dir wohlschmeckende Speisen gegeben. Zum Entgelt dafur hast du meiner Gattin Haarschmuck gestohlen. Schamloser, du, nun habe ich dich gestellt!"' Mit diesen Worten setzte er die Pfeilkerbe auf die Sehne und machte sich vôllig schufi-bereit. Der Meister hatte keine Zeit mehr sich zu entfernen; er war nun einmal gefangen^ und setzte sich darum zur Wehr. ^ Der Pfeil traf oben auf die Bûcher, die er vor sich hielt. Der Meister war unyerwundet, und ohne ihm Zeit zu lassen, den Pfeil wieder anzulegen, packte er den Schmied an beiden Hânden und schleuderte ihm die Wahrheit ins Gesicht: „Da ich des Kônigs Kri-sroň Ideu-btsan getreuer Opferpriester zu sein gelobt habe, bin ich der Konigin Tse-spoň bza Ba dMar-rgyan gegenûber, ohne meinen Eid, die Wurzel der drei Gelubde, zu brechen, rein geblieben. Als ich in dein Haus kam und das bereitete Frûhstûck verzehrte, habe ich deiner Gemahlin Haarzierstûck, da es mir nicht gegeben war, ohne meinen Eid, die Wurzel der drei Gelubde, zu brechen, nicht genommen. Damit jedoch der Wesen und deine Begierden erfûUt werdén, sollen der Pfeil und Bogen, ^ liňs-kyis gtaň-ňo. VergL Jâschke (Dictionary, p. 547b): lins gtoii-ba, durch Jagen erlangen, eijagenj Ms btaň-ba, erlegtes oder gefangenes Wild. ^ liňs-kyi btaň-nas, so lese ich statt ziňs des Textes, das keinen Sinn hat und einfach verschrieben ist. Es ist klar, daB die kurz vorhergehende Phrase hier wiederholt sein soil. Der Schmied ruft ihm zu: nun habe ich dich gepackt; der Meister sieht ein, daB es zur Flucht zu spat, und daU er in dieser Klemme gefangen ist. ^ adziňs-ýa, kâmpfen (nach Jaschke); doch hier ist nur von passivem Widerstand die Rede; vielleicht auch: sich kampfbereit machen, Kampfstellung einnehmen. Ich bin diesem Worte sonst nicht begegnet. Bell (Manual of Colloquial Tibetan, Calcutta, 1905, p. 392) schreibt dem Worte auch die Bedeutung ,fechten' zu. die nach meinem Leben zielten, der Bogen in Gold, der Pfeil in Tiirkis verwandelt werden". Mit diesen Worten beriihrte er die Spitze, und des Schmiedes Pfeil und Bogen wurden ganz und gar zu Gold und Tiirkis. Der Schmied war be-schamt, und plotzlich' kam ihm sein Unrecht zum BewuĎtsein. 13 b „Deiner Gattin Haarschmuck ist von dem Sohnchen ver-schleppt worden; zwischen dem Kehricht unter dem Dache wird sie ihn finden. Ich bin ein Geistlicher, der nicht Ge-gebenes nicht nimmt, und ich solite deiner Gattin Haarschmuck gestohlen haben?" Nach diesen Worten ging der Meister weg. Dieser Bezirk wird Ba-glaň brlag-mda (.Unterer Teil des Tales, wo die Kuh vernichtet ist') genannt. Auch der Schmied kehrte alsdann heim. Dies ist das neunte Kapitel. 10. Kapitel. Um diese Zeit verbrachte der Kônig Kri-sroň Ideu-btsan in sehr dusterer Stimmung verhiillten Hauptes die Nacht. Als es tagte, war er iibel gelaunt, als wenn ihm das Herz aus dem Leibe gerissen ware. Er erhob sich und ging, um Vairocana zu sich zu rufen, nach Brag-dmar yya-ma-lun, wo er indes nicht verweilte; da machte er sich auf den Weg nach Ha-re. Die Raubtiere, das Rotwild, die Vogel und Menschen allé schauten in der Richtung nach Norden und weinten. Der Dharmaraja Kri-sroň Ideu-btsan war iibler Laune, als wenn ihm Fleisch und Knochen abgetrennt wurden. Der Kônig begab sich zu seiner Gemahlin und schuttete seinen Kummer aus. „Wenn ich an den Meister denke, glaube ich tug-ger, wohl = tug-gis, bei Chandra Das, Dictionary, p. S17 b. seine Worte zu horen. Wenn ich gehe' und den Meister finde, will ich dich ihm, wenn du wûnschest, auf immer geben".' Mit diesen Worten bestieg er sein starkes RoJB^ und ging den Meister zu suchen. Am FuiSe des Passes dGod-dkar traf er einen schwarzen Mann, einen Schmied, der lachte und lachelte. Der Kônig sagte: „Du, Mann, hist ja in freudiger Stimmung. Hast du etwas gefunden, oder worûber freust du dich? Hast du hier oder weiter fort einen Menschen vorûbergehen sehen?" Aïs der Kônig diese Worte gesprochen, antwortete der schwarze Mann, der Schmied, also : „Du, Mann, der du wie ein schweifi-triefendes Pferd hier erschienen bist, 14a wohin eilst du? Von wem bist du vertrieben? Was tust du hier? Ein Mann ist hier sehr geschwind vorbeigekommen, Meine frohe Stimmung ist durch diese Gabe von Pfeil und Bogen veranlafit; darùber freute ich mich und lachte". Der Kônig fuhr rasch zusammen und eilte fort. Da gelangten beide zusammen an den FluĎ sKyi-c'u. Der Meister machte im Wasser die „drei Schritte'"* und verschwand dann in einem Augenblick in der Richtung der jenseitigen Berge. Als die Sonne hoch am Himmel stand und zur Růste gehen wollte, hatte er ihn noch nicht eingeholt. Wáhrend der Kônig vom Wasserschaum bespritzt und bedeckt wurde, warf ihm von der anderen Seite her der Meister nur einen fliichtigen Blick zu;® der Flufi war ' rgyu, konjiziert statt des sinnlosea rgya des Textes. "" gtan-du abul-lo. Weiter unten (fol. 14 a, gtan-gyi grogs-su obul, zur standigen Freundin geben. 3 Sugs-Man, wahrscheinlich Name des Pferdes. ♦ Gegen Himmel, Erde und Unterwelt. 5 Die Konstruktion des Satzes ist nicht sehr durchsichtig, wird aber aus der Parallelstelle im folgenden 11. Kapitel klar, wo der Konig die Geschichte wiederholt. Statt spyan-gyis gdgs ,mit einem Auge sehen, fliichtig hinschauen', ist dort deutlicher gesagt spyan-zur tsam gzigs ,nur mit einem Winkel des Auges hinschauen, kaum eines Blickes wiirdigen'. Der Konig versucht erst, den Fluû aber stark geschwollen, und er konnte ihn nicht ùberschreiten, auch war kein Fáhrmann mit Boot da. Die Dunkelheit war eingebrochen, so dafi es zu spát war, die Stadt zu erreichen. Daher stieg er vom Pferde ab, verneigte sich vor ihm wie vor einem Gott und bat: „0 du mein Opferpriester Vairocana! Da ich dich als Fiihrer zur Seligkeit fur die Wesen des Samsara, als Vermehrer der Lehre der Buddhareligion und als meinen heiligen Opferpriester berufen habe, wohin gehst du und verlassest mich? Wenn die Konigin wunscht, will ich sie dir als standige Freundin geben. Bitte, komm als mein heiliger Opferpriester zuriick!" Als der Konig mit diesen Worten seine Bitte vorgetragen, erwiderte der Meister von der Nordseite des Flusses sKyi-cu her: „Gláubiger Konig, lieber Herrscher! Weiberwerke sind wie das starke Gift Zfa/i«; die Wesen, die es verzehren, werden des Todes sein. Weiberwerke sind wie Râksasî bei der Arbeit; den Wesen, die von diesem Strudel gepackt werden, ist rascher Tod gewiS, Weiberwerke sind wie der Pfuhl der Hôlle; die Wesen, die von diesem Strudel gepackt werden, fassen Schmutz an. Weiberwerke ub sind wie der Kerker des Kreislaufs; wer davon befleckt wird, wird unmoglich der Erlosung teilhaftig. Weiberwerke sind wie das Unheil des Mara; wer damit in Beriihrung kommt, erfáhrt unermefiliches Elend. In meiner Seele ist nicht ein Keim von Leidenschaft ; da er nicht in der Seele ist, wie solite er im Korper entstehen.? Zum Zweck unserer Vereinigung. hatte die Konigin Intrigen geschmiedet. Doch wann wird es an den Tag kommen, wer unschuldig ist? zu durchreiten (die in Tibet iibliche Art des Fluûiibergangs), wird aber durch den hohen Wellengang gehindert und bei dieser Gelegenheit vom Wasser be-spritzt. Bei ihrer Tiefe und ihrem rapiden Gefálle werfen die tibetischen Berg-fliisse oft Wellen auf, die dem Ozean allé Ehre machen wiirden. Kehre zuriick! Ich gehe nicht mehr in des Kônigs Land. Suché dir einen andern Opferpriester, ganz nach der Sitte verfahrend", So sprach der Meister und setzte allein seinen Weg fort. Der Konig war nicht mude,' aber sçin Pferd war matt, erschôpft und heifi, und es war dunkel. Dieser Ort heifit nun Tsa-ba gru (.Heifier Winkel'). Der Konig blieb dort zuriick, wahrend der Schmied heimkehrte. Als die Sonne sich gerôtet hatte, gelangte er nach Hause. Seine Frau trat vor ihn hin und sagte: „Da hast doch nicht etwa j en en Geistlichen getotet? Meinen Haarschmuck hat das Sohnchen unter das Dach verschleppt; ich habe ihn zwischen dem Kehricht gefunden, und da ist er". Der Schmied erwiderte zoriiig seiner Frau: „Ohne erst allés ordentlich zu durchsuchen, hast du gleich darauflos gesagt: ,der Geistliche hat es ge-stohlen, laufe ihm nach!' Im unteren Teile des Tales holte ich den Geistlichen nach vielem Hin und Her ein, machte mich mit Pfeil und Bogen schufibereit und dachte schon: Jetzt habe ich ihn mir erlegť. Der Pfeil traf indes seine heiligen Bûcher, und er packte mich, um mich zu toten. Ich dachte, dafi die Reihe nun an mich gekommen sei, um selber umgebracht zu werden, und schwebte in ganz entsetz-licher Angst. Das Morden war aber nicht sein Fall, sondern er gab eine Erklarung ab und sprach so mit wohlberechneten Worten: ,Da ich des Kônigs KVi-sroň Ideu-btsan getreuer Opferpriester zu sein gelobt habe, habe ich der Konigin Tse-spon bza Ba dMar-rgyan 15 a gegeniiber meinen Eid, die Wurzel der drei Gelûbde, nicht gebrochen, noch habe ich, mi c'ad, nicht gebrochen in seiner Kraft; vergl. àSiS Wort ga-c ad-pa, ,ermatteť, dem analog ga-mug, offenbar synonym mit yi-niug gebildet zu sein scheint. In fol. i8b dieser Schrift kommt die Verbindung sin-tu yi-mug ga-cad vor. was mir nicht gegeben ward, genommen, Damit jedoch der Wesen und deine Begierden erfullt werden, sollen der Pfeil und Bogen, die nach meinem Leben zielten, der Bogen in Gold, der Pfeil in Tiirkis verwandelt werden'. So sprach er, Mein Pfeil und Bogen wurden ganz und gar zu Gold und Tiirkis, Ich schamte mich sehr und vermochte nicht die Augen aufzuschlagen. Darauf richtete er folgende Worte an mich: ,Deiner Gattin Haarschmuck ist von dem Sôhnchen verschleppt worden; zwischen dem Kehricht unter dem Dache wird sie ihn finden. Ich bin ein Geistlicher, der nicht Ge-gebenes nicht nimmt, und es soUte mir in den Sinn kommen, der Schmiedin Haarschmuck zu stehlen?' Nach diesen Worten zog er bergaufwarts ab, und ich bin hierher gekommen." Dann zeigte er ihr Pfeil und Bogen, und der Schmiedin Herz war zwischen Freude und Weinen geteilt. Dies ist das zehnte Kapitel. 11. Kapitel. Am andern Morgen schaute von Tagesanbruch bis Mittag Konig Kri-sroň Ideu-btsan in Tsa-ba gru nach, ob sich der Meister am andern Ufer des Flusses befânde. Er war aber nicht da. Da trieb das Ufer des Flusses entlang ein Boot hinab; ein Mann nahm das Rofi beim Leitseil' und setzte sie iiber den ' Meine Verbesserung sgrog statt des sinnlosen dro (beide Worter mit derselben Aussprache: do) griindet sich auf die Tatsache, dali man noch heut-zutage in Tibet ein Pferd in dieser Weise iiber einen tiefen FluB schafift. Ein im Boote sitzender Mann faBt das Tier an der Halfter und laBt es so hinter dem Boote her schwimmen. Die Bote sind bekanntlich rund und korbformig, und bestehen aus harten Yakhauten, die iiber einem Rahmen von Weidenholz befestig't sind. Ein Spezimen eines solchen Bootes, von mir aus Ost-Tibet mit-gebracht, befindet sich im Field Museum, Chicago. Flufi, worauf der Fâhrmann wendete. Als er ans andere Ufer gelangte, war nichts zu sehen. Die Spuren waren ausgetilgt, und die Abdrucke der noch vorhandenen Spuren waren zu schwach geworden. Daher kehrte er urn, stieg zur Tur des Schmiedes heráb und fragte ihn: „Sage mir, wohin der Geist-liche gegangen ist, der dir gestem begegnete. Du sagtest doch, er habe dir Pfeil und Bogen von Gold und Tiirkis ge-geben. Was hast du fur diesen Geistlichen getan?" Der Schmied sagte zum Konige: „Der Geistliche hat uber die Ge-schafte, die ihn hierher fuhrten, gar nichts gesagt; sein Reise-ziel ist mir unbekannt, auch habe ich ihn nicht danach gefragt, 15 b Ich hatte ihn im Verdacht des Diebstahls, schofi ëinen Pfeil auf ihn ab und schamte mich dann sehr. Was den goldenen Bogen und Turkispfeil betrifft, den ich vor dem Kônig ver-borgen hielt, so hatte ich ihn mit wohlschmeckenden Speisen und Gaben bewirtet, und als Gegengeschenk gab er mir den goldenen Bogen und den Turkispfeil. Er ist wahrlich kein gewohnlicher Mensch, sondern der trefflichsten einer. Zu wel-chem Geschlechte gehort er denn? Wie ist sein Name? Du, der du ihn verfolgst, warum verfolgst du ihn eigentlich?" Der Kônig, den Namen seiner Gemahlin aus dem Spiele lassend, erwiderte: „Dieser Heilige, der trefflichste unter den Mánnern, ist ein Mitglied des Geschlechts rNam-par snaň-mdzaď von dBus und wird mit Namen Vairocana genannt. Ich jage hinter ihm her, denn er ist der von mir berufene Opferpriester. Er will aber nicht zu mir kommen, Ob er wohl nach China ab-gereist ist?" Dann machte er sich in verzweifelter Stimmung auf den Weg nach Hause auf. Uber den Fafi dGod-dkar gelangte er nach bSam-yas. Tibetische Ubersetzung des Namens Vairocana. Die Kônigin und das Gefolge besturmten den Konig mit Fragen. Der Konig erzahlte: „leh hatte so recht die Ver-folgung aufgenommen und ihm nachgesetzt, als ich bei Sonnen-untergang an das Ufer des sKyi-cu gelangte. Dieser Heilige ist aber ein Mann von Zauberkraften. Vom Wasserschaum be-deckt und bespritzt, rief ich ihn an, und nur mit dem Augen-winkel sah er nach mir her uber, wáhrend ich ihm wie einem Gott Verehrung bezeigte und ihn zur Umkehr bat. Doch er wollte nicht kommen und sagte mir die folgenden Verse her: ,Glaubiger Konig Kri-sroň! Weiberwerke sind wie das starke Gift Hala; die Wesen, die es verzehren, werden des lodes sein. Weiberwerke sind wie Râksasï bei der Arbeit; den Wesen, die von diesem Strudel gepackt werden, ist rascher Tod gewii). Weiberwerke sind wie der Pfuhl der HôUe; die Wesen, die von diesem Strudel gepackt werden, i6a fassen Schmutz an. Weiberwerke sind wie der Kerker des Kreis-laufs; wer davon befleckt wird, wird unmoglich der Erlôsung teilhaftig. Weiberwerke sind wie das Unheil des Mâra; wer damit in Beruhrung kommt, erfáhrt unermefiliches Elend. In meiner Seele ist nicht ein Keim von Leidenschaft; da er nicht in der Seele ist, wie solite er im Korper entstehen? Zum Zweck unserer Vereinigung hatte die Kônigin Intrigen ge-schmiedet. Doch wann wird es an den Tag kommen, wer unschuldig ist? Kehre zuriick! Ich gehe nicht mehr in des Konigs Land. Suche dir einen anderen Opferpriester, ganz nach der Sitte verfahrenď. Mit diesen Worten setzte der Meister, ohne dafi man weifi, wohin er ging, seinen Weg fort." Als der Konig so gesprochen, bemachtigte sich der Kônigin, des Gefolges und der Minister eine recht ûbellaunige Stimmung. Zu dieser Zeit begab sich Vairocana in den Wald von Yer-pa gtsug-ri spuňs-pa und gab sich Meditationen hin. Da versammelten sich die Nâga und bTsan mit der Lha-mo, AfFen pflûckten Frûchte und Heilkráuter, die sie ihm vor-setzten. Lha-mo, die Nagi und bTsan umwandelten ihn und brachten Opfergaben dar. Der Meister erlangte das Gleich-gewicht der Seele und sah vermittelst der Abhijnâ, dai^ die Leute von bSam-yas sich iiber ihn lustig machten, siindige Handlungen begingen, das Almosenspenden einstellten, dafi ihre Moral in Verfall geriet, und da6 durch ihre Verfehlungen ubernommene Pflichten verletzt wurden, daB nach ihrer Mei-nung der Meister, wenn er so handle, ein Heuchler sei, und dafi seine Schiiler vielfache Siinden begingen. Da bemachtigte sich des Meisters eine gar iible Laune, und er sann darauf, eine solche Gesellschaft auf den rechten Weg zu bringen. Er bannte den grofien Nâga Nanda und sandte durch ihn dem Leibe der dMar-rgyan die Krankheit des Aussatzes. Als die Konigin von dieser Krankheit i6b grofie Schmerzen litt, sandte sie nach einer geschickten zauberkundigen Wahrsagerin. Da stieg Lha-mo von Yer-ma btsan-rgod herab und trat ein. Die Konigin befahl' ihr, die Lose zu werfen. Der Meister zog durch seine Meditation mit ganzer Kraft die schwarzen Nâga herbei und hielt sie durch die Handstellung (mudra) der Be-schwôrung in seiner Faust gefesselt. Da erzitterte die Stadt durch die Anwesenheit der schwarzen Nâga. Unter diesen befand sich der Schwarze Naga aDam-adzin (,Der Schmutz Anfassende'), der einer schwarzen Spinne gleich 360 Fiifie und Hánde und ein Auge auf der Stirn hatte; der Giftspeichel floi^ ihm um den Mund. Nachdem der Meister ihn unter seine Macht gezwungen, erschien er vor ihm: „Warum lassest ' gzigs. du mich nicht in Ruhe? Du hast mich mâchtig angezogen' und beschworen, was ist widerfahren? Was soli ich tun?" So sprach er mit mûrrischem Blick. Der Meister redete den schwarzen Nâga also an: „Du hausest am Fufie dieses Berges, ich hause auf des Berges Mitte; daher sind wir beide nach-barlich verbundene Brûder. Mir ist ein Feind erstanden, der durch deinen Beistand abgewendet werden soil. Keine grôfiere Zauberkraft gibt es als die deine. Nimm ein Gelubde auf dich, Sohn des schwarzen Nâga!" Nach diesen Worten re-zitierte er das sNin-po ston-rtsa. Mit Fleisch und mannig-fachen Opfergaben wurde der Nâga gebannt, der dann in freudiger Stimmung also sprach: „Heiliger, du, mein nachbar-lich verbundener Bruder! Wo ist der die Lehre vernichtende Feind? Ich habe doch schon die Krankheit des Aussatzes entsandt." Der Meister freute sich sehr und sagte zu dem Naga: „Mit Kraft und Starke ausgeriisteter schwarzer Nâga! Mein die Lehre vernichtender Feind ist des in bSam-yas weilenden Konigs Kri-sroň Ideu-btsan Gemahlin Ts'e-spon 17 a bza Ba dMar-gyan. Weil meine Worte nicht beachtet werden, halte du, Nâga, sie, die vom Aussatz ergriffen ist, daran ge-fesselt." Er loste die ihn bindende Mudrâ und liefi den Nâga frei, der sich nach Mal-goň sGaň-sňon rtse-dgu in bSam-yas begab. Die Konigin dMar-rgyan walzte sich auf ihrer Lager-statte. Er prefite ihre Waden und schlich sich durch ihren Mund nach unten ein. Er trat an die Stella ein, wo die Grenze zwischen dem WeLĎen und Schwarzen des Herzens ist, und hielt sie gefangen. Mit seinen zahlreichen Gliedern reckte er allé ihre Adern aus. So war die Konigin, unter des Nâgas Macht gebracht, gefesselt. Als sie erwachte, hatte ' Dieser aus Goethe's Faust entlehnte Ausdruck entspricht ganz der tibe-tischen Phrase sňih-nas draňs. sie keine Lust zu essen, und ihr Korper war wie gelahmt. Die Wahrsagerin mischte' gottliche Arzneien, doch obwohl sie Lose warf und Hexenkunste anwandte, war allés nutzlos. Ein Jahr, zwei Jahre lang sagten bestandig der Kônig und das ganze Volk: „Wir aile wissen, dafi es der Aussatz ist." Der Kónig und seine beiden Kinder benetzten ihre Kissen mit Tránen. Um diese Zeit bannte Vairocana in der Felsgrotte von Yer-pa die dPal-ldan Lha-mo.' Als die zauberkundige Wahrsagerin Kun-šes T'iňs-po stieg Lha-mo herab und wurde in den Bezirk von bSam-yas gesandt. In bSam-yas warf sie allenthalben^ die Lose, und da das ganze Samsara dabei zum Vorschein kam, erlangte sie den Ruf der Geschicklichkeit. Der Konig erliefi einen Befehl, und die Wahrsagerin wurde von seinem Gefolge herbeigeholt. Die Wahrsagerin ging nach Mal-goň sGaň-sňon rtse-dgu. Der Kônig, Vater und Mutter, die beiden Kinder, im ganzen vier, und allé Gefolgsleute er-schienen in der Tûr und warfen Lose: „Meine Gemahlin ist von solcher bosen Krankheit ergriffen. Welcher Art ist ihre Vergehung und Verfehlung? Welcher Art sind die Damonen, die ihr Harm zufiigen? Was fiir Zeremonien werden wirksam sein? 17b Wer diese meine Gemahlin heilen wird, dem werde ich der Ausdehnung und Zahl nach fest abgegrenzte Landes-bezirke schenken." Dies ist das elfte Kapitel. * dgun bier bya-baÇt). " Çrîdevî, s. A. Grunwedel, Mythologie des Buddhismus, S. 17 5 und die Abbildungen S. 66, 173. 3 ýu-mda med-pas, ohne Unterschied zwischen dem oberen und unteren TeUe des Tales, d. h. uberall im ganzen Orte. Vergl. analog gebildete Redens-arten wie nin-mtsan med-par ,Tag undNacht ununterbrochen'; dbyar dgun ston dpyid med-par ,das ganze Jahr hindurch, perennirenď. Im Anfang des 12, Ka-pitels: no Ikog med-par ,ohne Riicksicht auf Oifentliches und Privates, ganz offen, ohne Geheimnistuerei'. Weitere Beispiele bei Jaschke, Dictionary, p. 418 b oben. - 163 -12. Kapitel. Darauf verfertigte die Wahrsagerin die Lose und ordnete neun Arten derselben an; endlich, als sie das Los geworfen, und das Los fur den Konig, Vater und Mutter, zum Vorschein kam, SS-^tG SIGI Allé Gedanken der Kónigin sind den Weg des Unrechts gewandelt. Ein Weib, das keine Vergeltung fiir sein Tun findet, wird nach der gewohnlichen Rede der Menschen vom Aussatz erfafit. Die Zeremonie der Befreiung davon mufi von alien in breitester Offentlichkeit bezeugt werden/ Ein guter Lama ist reich an Ratschlagen. Die grofiten unter den hervorragenden sind die beiden Meister, die sich gegen-seitig freuen zu sehen, dafi sie keine Last der Sunden driickt, die unzertrennliche Freunde sind,'einer an dem andern hángend. Der den Lama' vertretende Schûler^ ist entlassen worden, und seine Tátigkeit lahmgelegt/ Die Kónigin ist herzlos und hat nur den Verstand eines Tieres; mit ihren Begierden ist sie in einen Zustand geraten, in dem sie nicht mehr begehrt. Als Entgelt fůr die grofien Intrigen, die sie gesponnen, und fůr die Lásterungen, die sie ausgesprochen, ist zur Strafe dafûr diese Krankheit entstanden. Was andere in dieser Sache tun konnten, ist von keinem Wert; es wird vielmehr gut sein, dafi der Meister^ eingeladen und die Siihne vornehmen wird." Im Herzen des Kônigs wurden grofie Zweifel rege; die Kónigin gab ihre Schuld im Herzen, aber nicht mit dem Munde zu. Der Konig erliefi an seine Gefolgsleute den Befehl: „Meine ' /iitr{}). ' D. i. Padmasambhava. 3 D. i. Vairocana. * isÂyi/, bedeutet wortlich: einpferchen (vonVieh)j eindâmmen, stauen (einen FluB). 5 Padmasambhava. n* kóniglichen Kinder Mu-tig btsan-po und K'rom-pa rgyan ^ sollen mit zahlreichen Begleitern nach Norden entsandt werden, um den Meister^ zu such en und hierherzubringen." Der Konig bestieg einen vierrádrigen Wagen mit trefflichen Pferden und ging unter Musik mit zahlreichem Gefolge, um Padmasambhava von Udyana aus der Kristallgrotte von Yar-kluňs einzuholen. Er gelangte nach dGe-steň i8a spaň-k'a, machte eine heilige Umwandlung, verneigte sich vor ihm wie vor einem Gott, brachte ihm Opfergaben dar und trug dann folgende Bitte vor: „Ach! Grofier Mann von Udyana, Padmasambhava! Meine Gemahlin ist vom Aussatz erfafit. Was etwa andere Nutz-liches tun konnten, hat durchaus keinen Wert. Die Wahr-sagerin Kun-šes Tiňs-po hat • die Lose geworfen und gesagt, dafi es heilsam ware, wenn der groJîe Meister Padma her-berufen und durch Opfergaben die Suhne vollziehen wiirde. Ich bitte dich daher, nach dem herrlichen bSam-yas in Brag-dmar zu kommen." Padmasambhava von Udyana antwortete: „Fiinfter aus edlem Geschlecht, vollendeter Sammler der Schriften und Erklarungen des Buddhaworts, du bist mit der Bitte gekommen, dafi den fiinf Pfaden des Samsara die Tur ver-schlossen werde. Da es von grofier Wichtigkeit ist, daJB ich zum Heil der Wesen wirke, so will ich mich dem Konig auf seine Einladung hin anschliefien und nach bSam-yas gehen. Ihr viele hunderttausende Damonen, meine Schuler, ohne mich nach bSam-yas in Brag-dmar zu geleiten, schutzet hier sorg-faltig die ununterbrochen zu ehrende Lehre!" Als er diese Ansprache an die Damonen gerichtet hatte, bestieg er den achtradrigen Wagen mit trefflichen Pferden. Der Kônig und ^ Die Tochter des Kônigs, deren Name an dieser Stella zum ersten Male genannt wird. ' Vairocana. sein zahlreiches Gefolge zogen dahin, indem sie ihn von alien Seiten umringten. Vorne, hinten, rechts und links mischten sich die Klange der Musikinstrumente. Sie ûberschritten den Fluû Lohita und gelangten nach bSam-yas. Dem grofien Mann von Udyâna, Padmasambhava, bezeigten die drei Klassen der Gôtter, Damonen und Menschen, die sich angesammelt hatten, wie einem Gotte Verehrung. Die Vôgel, die mit Klauen versehenen Tiere, aile die mit ungeteilten Hufen und aile, deren Hufe geteilt sind nach Art des Buchstabens e erwiesen ihm gottliche Verehrung und brachten verschiedene Opfergaben dar. Auch die Kônigin erwies ihm dieselbe Verehrung und brachte Spenden dar. Darauf gingen sie nach Mal-goň i8b sGaň-sňon rtse-dgu und setzten ihm mannigfache Speisen von trefiflichstem Ge-schmack vor. Padma von Udyâna, der das Auge der Weis-heit besafi und die drei Zeiten klar in seinem Geiste erschaute, sagte: „Zum gegenwartigen und kûnftigen Heil der Wesen ist mein Schûler Vairocana gerade irgendwo mit der Vollziehung von Bannungen beschâftigt." „Soli man ihm nicht Nachricht senden,^ oder was sonst soli geschehen?" „So geht und fiihret ihn zu mir!" also sprach er. Der Kônig schámte sich ganz empfindlich, doch auSerstande, den wahren Sachverhalt der Geschichte zu erzahlen, sagte er, in der Hoffnung auf die zur Suche ausgeschickten Geschwister, zu Padma von Udyâna also: „Um Vairocana machen meine Kinder, die beiden Geschwister, die grofiten Anstrengungen; in spatestens drei Tagen werden sie vor mir erscheinen." Darauf langten anderen Tages gerade zur Mittagszeit der Sohn und die Prinzessin mit ihrem zahlreichen Gefolge an. Der Kônig befragte den Sohn, ' skad fens, sonst nicht belegtes Verbum. der ihm erwiderte: „Wir sind nach Norden in alien Rich-tungen gewandert, und suchend haben wir allé, die zu reden verstehen, Mann oder Weib, gefragt. Von jenem einen Manne aber haben wir keine Spur gesehen, daher haben wir es in grofier Verzweiflung aufgegeben und sind nun hier ange-kommen." Aus dem Munde des vâterlichen Herrn, des Kônigs, kamen folgende Worte: „Da ihr ihn in diesem grofien Konig-reiche nicht gefunden habt, werden sicher die Vogel, wenn er sterben solite, seinen Leichnam verzehren." Damit brach der Konig in Weinen aus, und unter seinen Tránen flossen solche von der Grofie einer Erbse. Darauf trocknete er seine Tránen mit der Hand ab. Unter der Fuhrung' des Kônigs und der beiden Geschwister machten sie die Umwandlung um den Grofien von Udyana, erwiesen ihm Verehrung wie einem Gott und brachten ihm mannigfache Opferspenden dar. 19 a Der grofie Konigssohn Padma sagte: „Ihr beiden Geschwister, die ihr hierher gekommen seid, sagt mir, wohin ist mein Schuler Vairocana gegangen?" Ihm antwortete der váterliche Herr, der Konig: „Leuchte derLehre, grofier Konigssohn! Was die Geschichte von der Abreise des Vairocana anbelangt, so ist mir soeben eine Nachricht von meiner Ge-mahlin Ba dMar-rgyan-ma zugekommen, die mir sagen láfit, dafi sie mich gebûhrend zu informieren wunscht." Der Konig und seine beiden Kinder sagten: „Erheben wir uns und brechen auf!" Sie begaben sich dahin, wo die Kônigin war, worauf der Konig folgende Worte sprach : „Zieht man den Ausbruch dieser bosen Krankheit bei der Kônigin, den Ausspruch der Wahrsagerin von gestem und des Meisters Vairocana Worte in Erwágung, die lauten: In meiner Seele ist nicht ein Keim ' sna mtion-te = sna Mrid-de; mtšon-pa ,Fuhrer' (Chandra Das, Dictionary, p. 1042). von Leidenschaft; da er nicht in der Seele ist, wie solite er im Korper entstehen? Zum Zweck der Vereinigung von Gabenspenderin und Priester' hatte die Konigin Intrigen ge-schmiedet; suche dir einen anderen Opferpriester!' (und niit diesen Worten entfernte er sich), so ist es gewifi, da dieser Heilige sicherlich keine Leidenschaft hat und seinem Gelûbde nach die Liige meiden mufi, dafi der grofie Heilige keine Liige sagt. Gemahlin, es ist in deinem Intéressé, den Meister in seiner Aussage zu stiitzen. Hast du nicht groiSe Laste-rungen ausgestofien ? Nun sprich vor dem Grofien von Udyana, ihm gottliche Verehrung bezeigend, die Wahrheit, und du wirst von deiner Krankheit geheilt werden, wenn du die Beichte abgelegt hast." Auch die beiden Geschwister, in Obereinstimmung mit des Kônigs Worten, sagten zu der Mutter mit grofiem Eifer: „Die Mutter uberlege es sich wohl und denke nach; wenn sie dann von dieser bosen Krankheit, dem Aussatz, geheilt sein wird, wird sie in ihrem Herzen genau so denken, wie jetzt wir."^ Da nun 19b versprach sie die Wahrheit zu sagen. Dies ist das zwolfte Kapitel. 13. Kapitel. Darauf lud Kônig Kri-sroň Ideu-btsan den Grofien von Udyana auf den Tron ein, setzte verschiedene Opfergegen-stande in Bereitschaft und versammelte die Minister des Hauses, die Minister der Staatsangelegenheiten, das ganze Gefolge und die Besten des Volkes. Er fiihrte seine Gemahlin und hiefi yon mcod\ im Gebrauch dieser Phrase weicht dies Zitatvon den friiheren Stellen, fol. 14b (S. 58) und 16 a (S. 61), ab, wo das Wort o-skol gebraucht ist. ^ ci fii qdra — qdra, qualis — talis; snam sems = snams-su sems; na ah ^nayaň. Wortlich: von welcher Beschaffenheit auch unsere Gedanken sein môgen, mogen unsere Gedanken sein, wie sie wollen, in gleicher Weise wirst du im Herzen denken. sie ihr Gesuch bei dem Guru vorbringen. Die Gemahlin erwies ihm gottliche Verehrung und trug ihre Bitte vor: „Leuchte der Lehre, Schatz von Udyana, ich bin ein leiden-schaftliches Geschopf." Wiewohl er in der Tat nicht mehr dem Wechsel der Wiedergeburten unterliegt, hat mich doch zu dem Meister, dem Bhiksu Vairocana, da in seinem Korper, wenn ich ihn schaute, fůr mich das Schone lag, da in den Worten, die er sprach, fůr mich das Wahre lag,' máchtige Liebe ergriffen. In meiner Seele sandte ich wieder und wieder Wiinsche nach ihm. Einst, als ich eines Morgens eine Ge-legenheit suchte, sandte ich den Konig, den Herrscher, auf einen Spaziergang in die Stadt, schickte die Kinder, die beiden Geschwister, zum Spielen aus, trieb mein Gefolge fort, um seine Aufmerksamkeit abzulenken, und dann ging ich allein zum Empfang dem Meister entgegen, lud ihn in das oberste Stockwerk der Konigsresidenz ein und setzte ihm wohl-schmeckende Speisen vor. Auf solches Verfahren bauen ja allé Menschen. Doch der Meister, unbekummert darům, auf •welchem Wege ist er geboren?^ Nachdem ich so getan, um-fafite ich den Leib des Meisters. Der Meister erschrak ge-waltig"* und zitterte. Der Bhiksu Vairocana sprach diese Worte : ,Wenn mich das Gefolge wahrnimmt, wird die Lehre unter- ' Dies ist eine etwas fraie Wiedergabe des Textes. Wôrtlich: Was meine Leidenschaft zu welchem Wesen betrifft, oder (wenn du wissen willst), welches Wesen ich liebe, es ist der Meister, zu diesem hat mich Liebe ergriflfen. Der Phrase entspricht das folgende de-la, \mà. c'ags-pa-ni wird am SchluB mit den Worten cags-ýa sin-tu skyes wieder aufgenommen. ' Vergl. oben Kapitel 7, S. 145. 3 D. h. er ist nicht als gewohnlicher Mensch geboren. Vulgar wiirde man sagen: doch den Meister riihrte das nicht, der hat ja kein menschliches Herz. Der Vers entspricht dem Sinne nach der Stelle fol. i ob (S. 51): adi-la ma brten Ryed kyait sku mi qïïruns. 4 yer-gyis, sonst nicht belegt — i6g — gehen; durch das von mir verschlossene AuĎentor will ich zurûckkehren.' 20a Aufrichtigen Herzens machte er sich aus meiner Umklammerung los und ging fort. Ich blieb sitzen, wartete, schaute ihm nach, doch er war fort und begehrte mich nicht; bereits hatte er den Bu-tsal erreicht, und damit war es zu Ende. Um ihn trug ich schweren Herzenskummer, spielte ein Stuck lugenhafter Komodie, stiefi Fliiche aus, doch vermochte ich nicht den Meister zu wenden. Als die Sonne nach Norden gewandelt und untergegangen war, trieb ich den Konig hinaus und lud ihn wieder ein, doch er woUte nicht kommen; da machte ich meinem verhaltenen Ingrimm' Luft. Leuchte der Lehre, grower Nirmânakâya, aile diese Vergehen habe ich selbst begangen. DaĎ ich von der Krankheit des Aussatzes getroffen bin, ist dies wirklich die Strafe dafiir? In meinem Herzen regen sich Zweifel daran. Leuchte der Lehre, Schatz von Udyana, nach dem Meister, den wir verloren, hat mein Sohn das ganze Land abgesucht und ihn trotz alien Suchens nicht gefunden. Wohin hat er sich gewandt? Und in welcher Weise kann ich von dieser Krankheit geheilt werden?" Nachdem mit diesen Worten die Konigin ihre Bitte vorgetragen, empfand Padma von Udyana iiber die Beichte ihrer Intrigen herzliche Freude, und ebenso der Konig mit den beiden Geschwistern. Die Manner aber, die dort ver-sammelt waren, sagten: „Der Meister, dieser Heilige, ist natiir-lich unanfechtbar,' der kann lachen!"^ und gaben so ihrer Ver-stimmung Ausdruck, ' mis an, s. Chandra Das, Dictionary, p. 1086b. ^ de-la de mi srid, den trifft es nicht, dem ist nichts anzuhaben, dem kann nichts passieren, auf den fállt keine Schuld, da ihn seine geistliche Stellung vor Verdacht schiitzt. Siehe Jaschke, Dictionary, p. 582 a, srid-pa I, 2 gegen SchluB: to be obliged, it is my lot, to deserve. 3 de tsam qis^ens, zufrieden, gliicklich sein (bei Milaraspa); tsam, nur so. Darauf nahm Padma von Udyana das Wort: „Du, o Konigin, obwohl in menschlicher Gestalt geboren, bist eine hochgradige Siinderin. Deine Leidenschaft kocht wie W^sser; hast du doch den die drei Gelubde bewahrenden Meister zu umfassen vermocht! Dein Grimm flammt wieFeuer; 20b bist du doch fáhig gewesen, solche Lasterungen auszustofien! Deine geistige Dunkelheit sammelt sich wie ein Heer schwarzer Wolken an ; weiSt du doch in deinem Wahnsinn nicht, welche Vergeltung deinen Taten folgen wird! Wenn der Meister nicht herberufen und eine Beichte mit Sûhnopfern nicht stattfinden wird, wirst du von der Krankheit des Aussatzes nicht geheilt werden. Zuletzt wirst du in den drei Klassen der Verdammten herumgewirbelt in der Holle Avïci wiedergeboren werden. In der Vajra-Hólle' und in der Holle Šom-pa...'' Das Geliibde mufi von Grund auf erfullt und die Beichte ofFentlich abgelegt werden. Um ausfindig zu machen, wohin Vairocana gegangen ist und wo er sich jetzt aufhált, will ich meinen Geist konzen-trieren, die Beschauung auf die Gôtter richten und durch die Abhijfiâ seinen Aufenthalt erforschen." Nach diesen Worten begann der Guru seine Meditation, und nachdem er mit der Abhijfiâ geschaut hatte, sprach er: „Der Meister, der Bhiksu Vairocana, befindet sich infolge^ der grofien Intrigen der Konigin, die ihm aber nichts anhaben ' rDo-rjei dmyal-ba wird wohl identisch sein mit rdo-rje me Ice ,eine Holle mit Feuerflammen, die der Spitze des Vajra gleichen' (Chandra Das, Dictionary, p. 706 a), hâufig abgebildet. ® Hier scheint aus Versehen im Texte ein Vers ausgelassen zu sein, da sich dieser Vers mit dem folgenden inhaltlich nicht verbinden laBt. Letzterer enthalt einen neuen, selbstandigen Gedanken, wie auch daraus hervorgeht, dali er weiter unten von Mu-tig btsan-po wôrtlich wiederholt wird. 3 bgams, agams, scheint hier die von Jâschke (Dictionary, p. 93 a) nur als westtibetisch bezeichnete Bedeutung ,bedrohen' zu haben. konnten, in sehr dusterer Stimmung und abgespannt in der Richtung nordwestlich von bSam-yas, in der Mitte von Yer-pa gTsug-rum abar-ba an der Schattenseite von Ra-sa myaň-bran dor-sde dvags, in einer von vielen "Waldern bedeckten Wildnis, in dem vierseitigen Tempel von Ri-rtse adus-pa (,Ver-sammlung der Berggipfel') in der Felsgrotte von Lha-luň dpal-gyi rdo-rje, meditierend, ohne mit einem aufrechtstehenden Menschen zusammenzutreffen. Die Gotter, Nâga und bTsan, leisten ihm zu Tausenden Gesellschaft; Lha-mo und die Nâgl ehren ihn mit Waschungen und Opfergaben. Die Bodhisatva in Gestalt von Aifen setzen ihm allé Arzeneien und Friichte vor, und er scheint sich recht behaglich' und glucklich zu fiihlen. Nimm Gold, Turkisen und Perlen, kleiner bTsan-po, du, besteige den Rappen und geh, ihn hierher zu berufen." Als der Grofie von Udyâna so gesprochen, 21 a lachte der Meister (Vairocana) sehr befriedigt. Darauf machte sich Mu-tig btsan-po auf, ihn zuriickzu-berufen und gelangte in den Wald von Yer-pa gtsug-rum abar-ba. Als er den Meister Vairocana traf, erkannte der Rappe den Meister, umwandelte ihn, beleckte ihn mit der Zunge und vergofi erbsengrofie Tránen. Der Kônigssohn Mu-tig btsan-po trug seine Bitte vor: „Ein Mensch, der gegen dich, Meister, Lásterungen ausstôfit, wird, wie meine Mutter, die Konigin, von der Krankheit des Aussatzes fest umstrickt; dafi es die Strafe fiir den ist, der dich lastert, hat auch die Wahrsagerin Kun-šes T'iňs-po erkannt. Da aber die Wahr-sagerin Zweifel hegte, sind wir vor den Guru (Padmasam-bhava) gegangen. Nachdem sie (die Konigin) die Wahrheit gesprochen und ein Gestandhis abgelegt hatte, tat der Guru ' so-gsod= so bsod (Jaschke, Dictionary, p. 578a, jí? Ill; Chandra Das, Dictionary, p. 1283 a, = skyid-po). Rin-po-ce den Ausspruch, dafi nun das Gelubde von Grund auf erfullt und die Beichte abgehalten werden musse, und daJB der Meister, der Bhiksu Vairocana, in der Wildnis von Yer-pa gtsug-rum abar-ba weile und eingeladen werden solle; daher bin ich gekommen. Nunmehr gewahre mir die Bitte, zu uns zu kommen." Als er mit diesen Worten sein Gesuch vorgebracht hatte, war der Meister hocherfreut. „Zwei Froh-lichen, Reiter und Rofi, bin ich begegnet; wie freue ich mich! Wohltonender Wo rte habe ich viele vernommen; wie freue ich mich ! Der Kônigin Heil zu bringen ist nun willkommene Gelegenheit. Wenn der Guru Padmasambhava dort weilt, warum soUte ich nicht gehen?" Mit diesen Worten machte er sich auf. Die hundert kleinen Gotter und hundert kleinen Nâga jenes Ortes, die hundert Gottinnen und hundert Nàgi, und die Bodhisatva in Affengestalt gaben dem Meister das Geleit, der den Rappen bestieg 21b und nach bSam-yas gelangte. Die Vogel mit wohllautenden Stimmen, die bunt-gezeichneten Raubtiere, das schonhaarige Rotwild, die Leit-tiere der Rinder, die verstandigen Pferde und das Hunde-geschlecht gingen dem Meister zum Willkomm entgegen, um-wandelten ihn, bezeigten ihm Verehrung wie einem Gott und brachten mannigfache Opfergaben dar. Der Kônig, Vater und Sohn mit Gefolge, zahlreiche Schuler und Leute aus alien Gauen gingen ihm zum Willkomm entgegen und vollzogen heilige Umwandlungen. Darauf machte Vairocana mit Gefolge eine heilige Umwandlung um den Grofien von Udyána, Padma, bezeigte ihm Verehrung wie einem Gott und brachte ihm dreimal Manndala dar. Die Gotter, Naga und AíFen aus dem Walde von Yer-pa gtsug-rum abar-ba kehrten wieder um. Dariiber empfand der Herrscher, der Kônig, Staunen und sprach folgendes Gedicht in Versen: Durch deine heiligen Gelûbde unverletzter trefflichster Heiliger, Da du in ein unbewohntes Land gekommen, bist du von Gottern und Nâga geehrt worden; Aiifen brachten glaubigen Sinnes dir Arzeneien und Fruchte dar. Die Konigin, in der Sphâre des Unheiligen und Sùndhaften, 1st, als sie mitten in der Stadt weilte, vom Aussatz geschlagen worden. Da, ihr Gelûbde brechend, die Konigin so gehandelt hat, Gewahre uns der verehrte Heilige eine Audienz, — wann wirst du Mufie dazu haben? Als er diese Worte gesprochen, beriihrte er seine Fiifie mit dem Scheitel, bezeigte ihm respektvoll siebenmal gottliche Verehrung und setzte sich dann unter' Padma von Udyana. Dies ist das dreizehnte Kapitel. 14. Kapitel. Das ganze Volk von Tibet war iiber das Wiederfinden des verlorenen Meisters hocherfreut und sammelte sich Wolken gleich an. Zu dieser Zeit hiefi der Kônig K ri-sroň Ideu-btsan seine Gemahlin dem Meister die Beichte ablegen. 22 a Die korperliche Konstitution der Konigin dMar-rgyan war zerriittet, sie trug einen Mantel^ aus einem Baumwollstuck^ und hatte einen Gurt darum geschlungen; ein Stiick Zeug aus Ziegen-haar benutzte sie als Uberwurf. Die Stellen, wo ihre Haare ' D. h. auf einen Sitz, der tiefer war als der des Padma. ' tse-ber = thm-berl ^ Wahrend sonst tibetische Bekleidungsstoffe stets aus Wolle gewebt sind. Die Baumwolle, ein spezifisch indisches Erzeugnis, lemten die Tibeter wie die Ghinesen erst von Indien her kennen. ausgefallen waren, waren mit Geschwiiren bedeckt; ihr Mund war verzogen, ihre Augen verdreht, und ihre Hânde und Fiifie gelahmt. Einen mit verschiedenen Blumen angefullten Lederkorb hielt sie in der Hand, und die beiden Geschwister stiitzten sie zur Rechten und Linken, Sie machte eine heilige Umwandlung und streute Blumen vor dem Meister. Ohne im-stande zu sein, ihn mit den Augen anzuschauen, beriihrte sie mit dem Scheitel seine Fufie. Die Augen' an den Boden heftend, sprach sie folgendermaSen: „Da ich in fruherer Zeit schlechte Taten begangen habe, habe ich einen schlechten Korper erlangt;^ schlechten Herzens habe ich eine Leiden-schaft fiir dich gefafit; mit bôser Tat habe ich des Meisters Leib umfafit. Sehr schuldbewufit und reuevoll beichte ich dem Meister. Mein Korper ist von dieser bosen Krankheit des Aussatzes erfullt, da ich durch Berûhrung des Leibes des gôttlichen Meisters gesûndigt habe. Sehr schuldbewufit lege ich dem Meister mein Bekenntnis ab. Schlechten Herzens, voU Scham und Kummer, schmâhte ich den Meister und spann ein die Lehre vemichtendes Liigengewebe.^ Durch diese Verfehlung ist mein Kôrper vom Aussatz behext. Sehr schuldbewufit beichte ich dem gôttlichen Meister. Ich habe eine falsche Anklage gegen dich erhoben, du tugendhafter, verehrungswûrdiger* Meister, du Gott!" Mit diesen Worten legte sie die beiden Handflâchen auf den Scheitel, prefite ihr Gesicht auf den Boden und weinte. Die beiden Kônigskinder, die Geschwister, weinten im Verein. Auch der Konig Kri- ' W6rtlich:^das Gesicht. ^ Nâmlich den aines Weibes. 3 rdzun hrgyud-, letzteres offenbar = rgyud ,Faden, Kette' (vergl. a yarn of lies). ^ rdo-rje, Vajra. sroň Ideu-btsan selbst brach in Tránen aus. Allé dort ver-sammelten Manner 22 b weinten. Dem Padma von Udyana selbst feuchtete sich das Auge. Der Meister, der Bhiksu Vairocana, empfand Mitleid mit der Konigin dMar-rgyan-ma. Darauf stellte er viele Dinge in ejnem magischen Kreise auf, verschiedene Arzeneien in einem goldenen und silbernen Gefáfie und verschiedene Getreidearten mit der Milch einer roten Kuh vermischt. Die drei weifien und die drei siifien Dinge' ordnete er auf dem Polster der Konigin an. Dann rezitierte er ununterbrochen das Nagarjuna-hrdaya' imd voll-zog Beschwórungen mit der Mudra der beschwórenden Hand. Da regte sich der Nâga, und der Konigin entfuhr^ ein Schrei. Zu ihr sprach Vairocana folgende Worte: „Konigin von schlechten Werken, schlechtem Korper und schlechter Krank-heit, áuĎere keine schlechten Reden mehr! Erhebe den Kopf, verehre die Cotter und bitte'* mich um Ausiibung meiner Macht." Da die Konigin einen unertráglichen Schmerz in Lungen und Herz verspúrte, konnte sie sich nur mit Muhe erheben, war aber nicht fáhig, den Meister anzuschauen; sie hielt ihre Augen auf die Nase gesenkt, beugte den Kopf und envies den Gottern Verehrung. Da brach die Konigin plótz-lich^ zusammen und wurde ohnmachtig. Der Bhiksu Vairocana sprach folgende Worte: „Viel-hándiger Sohn des schwarzen Nâga, der du sie gefafit haltst, ich bin der Bhiksu, dein Bruder. Was tust du dort? LaJS die Konigin aus deiner Umklammerung los! Willst du nicht an das Tor kommen, um mir zu begegnen.?" Indem er so ' Quark, Milch und Butter; Melasse, Honig und Zucker. ^ kLu-sgrub sňiň-po. ^ iser, zu adzer-bal * Nach der Lesart von B; nach A : suché von mir zu erlangen. 5 ňraňs-kjlis, ofifenbar = har-gyis. sprach, beschwor er mit der beschwôrenden Mudrâ, und die Kônigin spie viel Blut aus ihrem Munde; darauf kam viel gelbes Wasser,' das sie ausspie, zum Vorschein; dann kam viel Eiter, den sie ausspie, zum Vorschein; dann kam eine Schwarze Spinne von der Grôfie eines Schuhes, die sie ausspie, zum Vorschein. Der Kônig, der Vater und sein Sohn, gerieten in grofien Schrecken, und als sie sich zur Flucht an-schickten,^ sprach der Meister folgende Worte: „Vater und Sohn, fliehet nicht, 23 a fûrchtet nicht, mit dieser Arzenei sollt ihr opfern; die Arzenei in dem goldenen GefaÊe sollt ihr mit silbernem Lôffel ausgiefien! Da die schwarze Spinne nun aus ihrem Kôrper entfernt ist, sind ihre inneren Organe in einem Zustand, als hátte ein Sonnenstrahl ihre Glieder durchdrungen." • Der Kônig gofi die flûssige Arzenei aus, und durch ihre wohl-tátige Wirkung wuchs die Spinne mehr und mehr und wurde so grofi wie eiri Hûndchen. Als die Kônigin aus ihrer Ohn-macht erwachte, sagte sie „Ha-na!", und als die schwarze Spinne hin- und herkroch,^ stiefi sie nochmals einen Schrei aus« und sagte zitternd: „Ha-na!" Der Meister machte sie unschadlich durch die Mudrâ der Handfesselung, ® die Spinne war dadurch unfahig, sich zu bewegen und blieb ruhig® liegen. Darauf erhob sich Padma von Udyana und warf mit seiner Zunge Speichel nach der Kônigin,' indem er sagte: „Du unter * cu-ser. Serum oder Eiter. Ich gebe absichtlich die wortliche Ubersetzung ^gelbes Wasser', da der tibetische Begriff etwas vag und,Eiter' durch das folgende rnag ausgedriickt ist. ' gzo,gzos =bzo, ôzos; hier Hilfsverbum = éyas, bgyis. ^ byed. * tser tser. Vergl. vorhergehende Seite, Note 3. s ýyag-gi sdom-byed ist der besondereName diesermagischenFingerstellung. ® lhan-ner-, die Bedeutung ergibt sich aus dem Zusammenhang. ^ Jaschke (Dictionary, p. 209, v. gtor-ba) erwahnt das Auswerfen von Speichel in das Ohr einer Person fiir Heilzwecke. der Schuld deines Tuns leidendes Geschopf, du Sunderin! Mogen die vielen Glieder des Nâga aus dir weichen!" Nach dem Nâga warf er dreimal Speichel mit der Zunge, indem er sagte: „Der du verstehst, sie festzuhalten, aber nicht verstehst sie loszulassen, verderblicher Nâga ! Von ihrer Láhmung befreit, sollen sich die Glieder frei mit dem Kôrper vereinigen! Von jetzt ab soil ihre Seele Frieden haben." Da des Guru Speichel dem Nektar (amria) gleich war, nahmen in dem Korper der Kônigin aile die Adern, die durch des Naga Glieder ausgereckt worden waren, wieder ihre natúrliche Form an. Die Kônigin war danach noch schwach an Korperkraft. Der Nâga aber hatte das Aussehen eines Knauels gefárbter WoUfaden' an-genommen. Da der Naga des Guru Worte vernommen hatte und von seinem Speichel getroffen worden war, wurde er gar zahm und redete in freudiger Stimmung den Guru also an: „In Zukunft will ich den Wesen keinen Harm mehr zufiigen, sondern zu ihrem Heile wirken; die Lehre will ich beschiitzen!" Der Guru gab dem Nâga den Namen Nanda. ^ Darauf be-freite er ihn aus der Mudrâ der Handfesselung, und der Nâga entfernte sich springend^ an seinen Ort. Dann stieg die Kônigin in ihr Haus hinauf.^ Der Guru begab sich mit seinem Gefolge in den Tempel des Kupferhauses der drei Welten.^ Dies ist das vierzehnte Kapitel. ' Namlich seinem Aussehen {bzin) nach so durcheinander gewirrt wie die Fâden im Bottich des Fârbers, mit Riicksicht auf die Schlangennatiir des Nâga, und in seinem Gebahren {brtul) lag er ebenso friedlich und regungslos da wie ein Wollknâuel. » Tib. dGa-bo ,der Freudige'. 3 sbafi (?) de mcohs-nas. ♦ bteg, hier auffallend intransitiv gebraucht. s JCams-gsum zajis-k'aù, einer der Tempel von bSam-yas, errichtet von der Kônigin Ts'e-sponbza (T'oung Pao, 1908, p. 32). - 178 -15. Kapitel. Darauf versammelten sich andern Tags vom frûhen Morgen bis zum Mittag kostbar geschmuckte Menschen, um unter Ver-ehrung der Gôtter und Umwandlungen Opfergaben darzu-bringen und wiederholt von der Versáumnis der Pflichten und dem Verfall der Tugend zu sprechen. Aus dem Munde des Guru Padma von Udyana kam es: „Herrscher und Kônig, ob deiner Gemahlin Siinden gesùhnt sind oder nicht, muĎ sich nun zeigen; ob ihre Krankheit berechtigt war oder nicht, muS sich nun zeigen." Nachdem man in alien Plátzen, wo die Nâga der drei Welten hausen, milchhaltige Arzeneien gesprengt hatte, errichtete man ein die Wesen bekehrendes grofies Mandala, und Padma von Udyâna trat oben auf das-selbe. Unter seinen beiden Fufien, dem rechten wie dem linken, kamen Lotusblumen hervor, und zwar auf jedem Pfade, den er beschritt, je 108. Hinter ihm her kam Vairocana, sich vemeigend, und 42 Lotusblumen erschienen. Hinter diesem her kamen die beiden brTsegs-se yyu-sgra sich verneigend, und 25 Lotusblumen erschienen. Hinter diesen her schritt der Kônig sich verneigend, und je acht Lotusblumen kamen auf seinen Pfaden hervor. Hinter ihm schritt die Kônigin sich verneigend, aber hinter ihr entstanden keine Blumen, und die vor ihr verbrannten. Hinter ihr erschienen die Geschwister sich vemeigend, und je fiinf Blumen kamen auf ihren Pfaden hervor. Zu ihnen sagte Padma von Udyâna: 24a „Unter den Menschgeborenen gibt es offenbar niemand, dessen Siinden grofier wáren als die dieser Kónigin. Und dabei fuhrt sie den Beinamen 'die mit Blumen geschmuckte der drei Welten'.' Zu Lebzeiten dieser Kónigin nimmt die Lehre der Religion ' K'ams-gsum me-tog sgron. ab. Woher kommt also die Verbreitung der Lehre der Bon? Was ist dir widerfahren, dafi gar keine Reue bei dir entstanden ist?" Da gab sich die Konigin diesem Gedanken hin: „Wenn zu meinen Lebzeiten die Lehre der Religion abnimmt, und solche bose Krankheit iiber mich gekommen ist, wenn hinter meinen Kindern, den Geschwistern, Blumen gewachsen, fiir mich aber keine Blumen gewachsen, und nicht genug damit, von meinem Fufi getreten die Blumen verbrannt sind, wenn es so steht, da hánge ich lieber der alten Bonreligion als der neuen Lehre an;^ und ich furchte, daû die neuen Alliierten Absichten auf den Konigstron haben.^ Doch da ich durch grofie Siinden und bose Taten so gefrevelt habe, hat mich machtige Reue ergriffen. Da eine solche Zerriittung des Kôrpers wahrlich kein Vergniigen ist, habe ich des Guru FuiSe mit dem Scheitel berûhrt und geweint." Unter dreimaliger Verneigung fragte sie dann: „Grofier Guru, der du die drei Zeiten kennst, ich, das siindige, Boses stiftende Weib, wie soli ich verfahren, um Suhnung meiner Siinden zu erwirken? Wie soil ich verfahren, um Heilung von meiner Krankheit zu erwirken? Wie soli ich verfahren, um Freude in dem Meister zu erwirken?" Der grofie Guru von Udyâna erwiderte: „Wer in einer friiheren Existenz den " In der tibetischen Geschichte der Bon-Sekte {rGyal-rabs Bon-gyi abyuii-gnas) wird die KQnigin tatsachlich als Anhângerin der Bon-Religion bezeichnet (siehe meine Ûbersetzung in T'oung-Pao, 1901, p. 42). ^ Wortlich: ich fiirchte, da die Anhanger der neuen Religion {gsar) sich verbiindet haben, daB ihnen die Herrschaft zufallen konnte; der Sinn von gsar ergibt sich aus dem vorhergehenden cos gsar-ýa und kann sich nur auf den Buddhismus und seine Anhanger beziehen. Die Konigin, von der wir aus an-deren Quellen wissen, daii sie spater nach dem Tode des Konigs tatkrâftig in die Politik des Landes eingrifif, scheint einen ganz richtigen politischen Instinkt besessen zu habenj wenigstens gibt ihr die Geschichte Tibets, das sich zu einem Pfaflfen- und Kirchenstaat ausgewachsen hat, vollig recht. Kôrper einer Hexe' erlangt und durch lebhafte Reue die un-mittelbare Erkenntnis der Wahrheit gewonnen hat, wird im Kôrper einer Frau oder im Kôrper einer Gôttin erwachen,' als Verwandlung in der Welt zum Heile der Wesen wirken und unfafibar in Gedanken und unerreichbar in Worten leben. 24b Um Versôhnung zu erreichen, muĎ man Reue erzeugen. Ich habe in der Tat die unmittelbare Erkenntnis der Wahrheit gewonnen. Um die Sùnden in Werk, Worten und Herz zu sûhnen, sage die Namen der 54 die Wesen bekehrenden Lamen her, welche in der Vergangenheit, Zukunft und Gegen-wart leben, sowie die 108 Namen der drei Abschnitte der beiden Lehren,^ bezeige Verehrung, und du wirst von deinen Sunden gereinigt werden. Da der Meister sich freut, wird auch die ' za-ma-mo, ist eia den Texten der Altbuddhisten eigentiimliches Wort, dessen Bedeutung noch nicht gesichert ist. Chandra Das (Dictionary, p. 1088 b, zitiert ein Wort za-ma im Sinne von ,Frau'; diese Bedeutung paBt hier nicht, weil die za-ma-mo sich durch die Wiedergeburt als Frau (bud-med) verbessert, also etwas Minderwertiges sein muB. Nach G. Sandberg (Handbook of Colloquial Tibetan, p. 205) sind ma-mo weibliche Geister bosen Charakters. Ich vermute, daĎ za-ma-mo eine Hexe, Zauberin oder dergleichen bezeichnet, und stiitze mich dabei auf folgende Stelle aus dem Padma-abyuň-gnas-kyi yyaň-abum sgrub-řabs, fol. 34 b, wo es heiBt: ye-ses inRa-qgro byin-rlab-can, qjig-rtm lha-7no mfu-rtsal-can, Ryod-ni za-ma-moi lha; duň-gi lha-mo bud-med dkar-mo-ni, dbu-skra fyui Ijan-lo-can, za-ma-moi lha, duň-gi lha-mo bud-med lus-la bsruň-cig. jDakini der Weisheit, segensreiche, Gottin der Welt, zauberkundige, du bist die Gottheit der Hexen; muschelweifie Gôttin, weifie Frau, mit einem tiirkis-blauen Hâaraufsatz im Haupthaar, Gottheit der Hexen, muschelweifie Gbttin, behute den Leib der Frauen!" Wenn demnach die za-ma-mo unter dem Schutze der pakinï stehen, so scheint die Annahme gerechtfertigt, daB sie irgendwie an deren Zaubematur teilnehmen. Auch liegt in dieser Stelle wie im obigen Texte ein gewisser Zusammenhang zwischen za-ma-mo, Frau und Gottin vor. Das Wort bedarf natiirlich weiteren Studiums und engerer Begrenzung der Bedeutung. ^ lha-moi skur saňs-rgyas, scheint hier geradezu den Sinn ,wiedergeboren werden' zu haben. 3 Die des Buddha und des Padmasambhava. bose Krankheit geheilt werden; auch Blumen werden hervor-sprossen, ' und dein Sinn wird vôllig^ klar werden." Als der Guru diese Worte gesprochen hatte, richtete die Konigin nochmals eine Bitte an ihn: „Ich stehe im Bann tierischer Un-wissenheit; von den io8 kann ich auch nicht einen heraus-bringen. Leuchte der Lehre, Padmasambhava, du selbst rezi-tiere die Namen, ich will mich vor den Namen verneigen, denn ich weifi die Namen ûberhaupt nicht." Dies ist das funfzehnte Kapitel. 16. Kapitel. Darauf tat der Guru Padma den Ausspruch: „Was die Konigin sagt, ist sehr wahr. Der Konigin Leib soli mit wohl-riechenden Arzeneien gewaschen, die fiinf Opfergaben sollen bereitet, und hundert Lampen angeziindet werden." Padma von Udyana rezitierte dann die Namen der Guru, und die Konigin verneigte sich bei jedem Namen. Die sich gegen die Wesenheit^ der Buddhas der drei Zeiten und gegen die Lamas unter dem Einflufi ihrer Bosheit verschworen haben, sollen beichten. Allé Gelûbde gegen den Leib der Lamas, die verletzt worden sind, sollen erfullt werden. Allé, welche der von dem Unheil der Furcht erlosenden heiligen Religion unrechterweise den Rucken zugekehrt haben, sollen beichten. Allé Gelùbde gegen die Worte der Lamas, die verletzt worden sind, sollen erfullt werden. Diejenigen, in welchen ein unziemlicher'' Glaube an die ' sÂyes-c'a^s. ' ma-lus - ma-lus-par. 3 no-bo, d. i. Padmasambhava selbst; er heiût auch Sahs-rgyas fams-cad adus-pai t'lo-bo ,die Wesenheit aller vereinigten Buddhas'. ya-zu/i, scheint in der Bedeutung m\i ya-ma-zuň identisch zu sein. liber dem Triratna stehenden Lamas' entstanden ist, sollen beichten. Gelubde gegen das Herz der Lamas, die verletzt worden sind, sollen erfûllt werden. Die den Lamas und Buddhas ohne Unterschied schamlose und schandliche Dinge zugeschrieben haben, sollen beichten. Gelubde gegen die guten Eigenschaften der Lamas, die verletzt worden sind, sollen erfûllt werden. Sunden, begangen zum Heil der Wesen durch Verletzung von Geliibden und Erregung von Streit, um die schwer zu bekehrenden Geschopfe mit rauher Fessel zu bândigen, sollen gebeichtet werden. Gelubde gegen die Werke der Lamas, die verletzt worden sind, sollen erfûllt werden. Guru alalaho! Der Ansammlung des siegreichen Meeres ' der grofien Ausdehnung, ihm, der im Meere geboren, im Lande Udyâna erschienen ist, der als Konigssohn mannigfache Zauberverwandlungen gezeigt hat, dem Guru Rin-po-c'e Ver-ehrung.^ Verehrung dem Çâkyamuni mit der fleckenlosen Rede. Verehrung dem Tathâgata Ratnamegha {dKon-cog-sprin). Verehrung dem Muni Gunasambhava ( T'ub-pa Yon-tan abyuň-gnas). Verehrung dem Simhanâda (Seň-ge sgrá) und Latitaketu (jiiDses-pai tog).'' Verehrung dem Çâkyamuni Tejadhvaja {gZi-brjid rgyal-mtsan). Verehrung dem Saugan-dhaçrîcandana {Tsandan dri-mcog dpal). Verehrung dem ^ Die bekannte buddhistische Glaubensformel ist im Lamaismus in der Weise modifiziert, daû noch vor dem Buddha die Zuflucht zum Lama ange-rufen wird. ' rgyal-ba rgya-mts'o. Es ist seltsam, hier diesem Ausdruck zu begegnen, der jetzt Titel des Dalai-Lama ist. 3 Sein Name geht dem des Buddha voran, * In der Liste der „Tausend Buddhas" (in fiinf Sprachen, herausgegeben vondem ICaňs-skya Lalitavajra, Peking, 2 Vols.) findet sich unter Nr. 787 der Name Lazita = Mdzes-pa-, Nr. 309 Lafitavikrama = mDzespargšegs-pa\ Nr. 806 Latitakrama = mDzes-pargšegs-pa. Kein einziger der im obigen Texte aufge- Çâkya genannt Karunarâja {sŇiň-rjei rgyal-po zer). Verehrung Çâkyamuni Karunarâja {sNiň-rjei rgyal-pd). Verehrung dem Buddha Çûranetra {dPa-bai spyan). Verehrung Yoňs-su dgoňs-pai rgyal-po. Verehrung dem Buddha Suvarna-prabha {gSer-gyi od). Verehrung dem Tathâgata Prabhaçrî {Od-kyi dp al). Verehrung dem Muni Çântïndra (J^ub-pa zi-bai dbaň-po). Verehrung dem Sugata Prâtihârya-meghaçri {Oo-aprul sprin-gyi dpat). Verehrung dem Buddha Manojnâghosa (Yid-du oň-bai dbyaňs).^ Verehrung dem Buddha Àdarça-ariiçu (? Me-loň od-snaň). Verehrung dem Buddha gZu-bo dpal. Verehrung dem Sugata Sûryagarbha (Ňi-mai sňm-po). Verehrung dem Buddha Dhûparâja {sPos-kyi rgyal-po). Verehrung dem Abhivâkyarâja (? mNon-par smra-bai rgyal-po). Verehrung dem Buddha Rat-narâja {Rin-cen rgyal-p<^. Verehrung dem Buddha Raçmiçrï {Odser dpal). Verehrung dem Buddha Taparaja {dKa-ťub rgyal-po).'' Verehrung dem Buddha Usnísagarbha {gTsug-tor sňm-po). Verehrung dem Buddha Nistarana {Nes-par oňs-pd). Verehrung dem Buddha Surabhigandha (? sPos ňad-bsuň-bd).^ Verehrung dem Buddha Mahásukha {bDe-ba cen-pó). Verehrung dem Buddha Puspendra {Me-tog dbaň-po). Verehrung dem Buddha genannt Kîrtiçrl (Grags-pai dpal). Verehrung dem Buddha Nirmânarâja {sPrul-pai rgyal-po). Verehrung dem Buddha Nirghósatívra {sGra-dbyaňs mi-zad-pá). Verehrung dem Buddha Bhaisajyarâja (sMan-pai rgyal-po). Verehrung zahlten Namen ist in dieser Liste vorhanden, obwohl die einzelnen Bestandteile mancher Namen in beiden identísch sind. ■ In der Liste der „Tausend Baddhas" findet sich als Nr. 636 Manojnâ-vakya = Yid-du oň-bai gsuň. ' In der Liste der „Tausend Buddhas" Nr. 336 Mahâtapa = dKa-řitb cen-po; Nr. 701 Kuçalaprabha = dKa-ťub. í In der Liste der „Tausend Buddhas" Nr. 138 Surabhigandha, aber durch sPos-kyi dri Um-po iibersetzt. dem Buddha Hutârci (? Od-zer afro-ba)^ Verehrung dem Buddha Vyûharâja {bKod-pai rgyal-po). Verehrung dem Buddha Suvarna —? [gSer-gyig3U-bd). Verehrung dem Buddha Çri-râja {dPal-gyi rgyal-pó). Verehrung dem Buddha Abhayakû-taçrî {sNaň-ba brtsegs-pai dpat).'^ Verehrung dem Buddha Açokaçrî {Mya-ňan med-pai dpal).^ Verehrung dem Buddha Nandottaraçrî (dGa-ba mcog-gi dpal). Verehrung dem Buddha Tejaçri {^gZi-brjid dpal). Verehrung dem Buddha genannt Bahu-samavâya (? Maň-po qdu). Verehrung dem Buddha Apâya-sarvaçodhana {Ňan-soň ťams-cad sbyoň-bd). Verehrung dem Buddha Lokakalyânalaksa {ajig-rten dge-ba qbuni). Verehrung dem Buddha Vijaya (rNam-par rgyal-bd). Verehrung dem Buddha Puspavyûharâja [Me-tog bkod-pai rgyal-pó). Verehrung dem Buddha Sarvábhaya (? T'ams-cad snaň-bd). Verehrung dem Buddha genannt Candanagandha (Tsandan dri). Verehrung dem Buddha Simhalaksarûpa {Seň-geqbumgzugs). Guru alalaho! Móge der Nirmânakâya des Lama meiner gedenken, mógen die Buddhas der drei Zeiten mit ihrem Gefolge diesen Táuschungsleib segnen! Móge ich in einem anderen Scheitel das BewuBtsein erlangen! Om, á, hurn! Guru nirmânakâya, sarvaçâkyamunaye siddhighatra hûm!'^ So vemeigte sich die Kônigin jedesmal vor den 54 Buddhas der Vergangenheit, so-oft ihre Namen rezitiert wurden.^ ' In der Liste der „Tausend Buddhas" Nr. 498 Hutârci = Odap'ro; Nr. 23 Arcismâna = Od ap'ro. 2 Das Wort snaň-ba dient in der Liste der ,,Tausend Buddhas" zur Wieder-gabe von i) loka, 2) avabhâsa, 3) abhaya. 3 Der Name Açoka erscheint in der Liste der „Tausend Buddhas" drei-mal: Nr. 25, 193 und 368. "t So im Texte transkribiert. s Aufgezahlt sind nur 50 Namen, wenn man Padmasambhava an der Spitze mitrechneL Wenn der Kórper sich beruhigt hat, ist das Unheil der Krankheit geheilt; wenn die Rede sich beruhigt hat, werden keine rauhen Worte mehr gesprochen; wenn die Seele sich beruhigt hat, liebt man allé wie seinen eigenen Sohn. Ferner rezitierte Padmasambhava die 54 gegenwártigen [Buddhas]. Alalaho! Verehrung dem bezwingenden Guru, dem rot-farbigen, der in der rechten Hand den Donnerkeil schwingt, in der linken Hand den feurigen, roten Škorpion halt und in seiner Kleidung die vier Abstufungen des Zomes reprásentiert. Er setzte den Schatz der Worte des Donnerkeils des Wachs-tums und des Verfalls [der Lehre] auseinander. Alalaho! Darauf rezitierte Padmasambhava von Udyána die Namen der zukûnftigen [Buddhas] und gab die Mittel zur Erfiillung der Geliibde' gegen sie an. Die Schádelschale' des einheit-lich wirkenden Samsara und Nirvána ^ ist mit dem Nektar der durch ihre Eigennatur'' bestehenden Dinge gefûllt. Das drei-fache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfullt werden. Das Gelûbde gegen das grofie Heil der „Fiinf Kórper"^ soli erfiillt werden. Die Schádelschale von Geburt und Tod, dem Táuschungs-leibe der Vergeltung, ist mit dem Nektar der drei gewohn-lichen Verpflichtungen® in Werk, Wort und Herz gefuUt. Das Gelûbde gegen den Vidyadhara Kuňjara' soli erfullt werden. ^ rgyu-skoňs. ^ bandha. 3 Zwischen beiden besteht kein Unterschied {gňis su med-pa), da die Er-kenntnis des Samsara die Triebfeder des Wunsches wird, ihm zu entrinnen (adas). raň-bžin, svabhâva. 5 iku-lňa, s. A. Grûnwedel, Mythologie des Buddhismus, S. 182. ® sdomgsum, aufgezahltbei Jâschke, p. 297 b; und Chandra Das, p. 722 a. ^ So im Texte transkribiert. Das Gelûbde gegen den Dâka Las-dbaň c os-mts o soli erfullt werden. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfullt werden. Das Gelûbde gegen das grofie Heil der „Funf Korper" soli erfûUt werden. Die Schádelschale der ungekûnstelten Beschauung der Seele ist mit dem Nektar. der Selbstbefreiung von den Er-scheinungen gefûUt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfullt werden. Das Gelûbde gegen das grofie Heil der „Fúnf Korper" soli erfûllt werden. Das Gelûbde gegen die io8 grofien Pandita soli erfûllt werden. Das Gelûbde gegen die io8 Ubersetzer" soli erfullt werden. Die Schádelschale des Traumes der Leidenschaft der niederen Illusionen^ ist mit dem Nektar der Weisheit vom Wesen der trûgerischen Erscheinungen erfûllt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfůllt werden. Das Gelûbde gegen das groJSe Heil der „Fúnf Korper" soli erfûllt werden. Die Schádelschale der Todesstunde ist mit dem Nektar der Begierdelosigkeit und des Nicht-hángens an der Welt gefullt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfûllt werden. Das Gelûbde gegen das grofie Heil der „Fúnf Korper" soli erfûllt werden. Die Schádelschale der Welt, in der Sitten entstehen, Sitten sich ándern, ist mit dem Nektar der zehn reinen Strahlen des Samsara und Nirvána gefůllt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfûllt werden. Das Ge- ' k'a-yan1 lo-tsa. 3 ňiň-qŘrul scheint Analogiebildung zu ňiň-sprul, ňiň-lag zu sein, also ,lllusionen des zweiten Grades', ,sekundâre Tauschungen'. * t im gsutn snaň-mcedl Letzteres vielleicht = skye-mced. lûbde gegen das grofie Heil der „Fiinf Kôrper" soli erfûUt werden. Die Schâdelschale, in der die sûndenlose Existenz erkennt-lich ist, ist mit dem Nektar gefûllt, der die drei Himmel er-schiitternde Region kennt. Das dreifache Gelubde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfullt werden. Das Geliibde gegen das grofie Heil der „Fiinf Kôrper" soil erfullt werden. Die Schâdelschale, in der endlose und unerschopfliche Segnungen angesammelt sind, ist mit dem Nektar der dauern-den Erscheinungen gefûllt. Das dreifache Gelubde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfullt werden. Das Gelubde gegen das groûe Heil der „Fiinf Kórper" soli erfiillt werden. In die Opferschale des Hasses und Zornes hat man fiir die Siindenbefleckten herrliche Speisen gelegt; besprenkelt mit dem Symbol mťeb-skyu^ der fiinf Arten der Liebe (niaitri), werden sie von dem Jagat^ der Reinheit der drei Kreise^ er-hellt. Mit dem Saftc* der acht Ansammlungen der Erkennt-nis {vijnána) sind sie geschmiickt. Das dreifache Geliibde gegen die beiden Lehren des Lama soli erfiillt werden. Das Geliibde gegen das grofie Heil der „Fiinf Kôrper" soli erfiillt werden. In die Opferschale des ungliicklichen Herzens^ hat man ' Nach Chandra Das, Dictionary, p. 602 a, ein einem Finger âhnliches Symbol bei dem gtor-ma. ' dza-gad. 3 qltor-gsum yofis-dag. Nach Chandra Das, 1. c., p. 193 a, qHor-gsum rnatn-par dag-pa, Almosenspender, Almosen und Empfánger, wenn die drei reine Motive haben. Hier ist aber wohl an etwas Abstraktes und Mystisches zu denken. Die ganze Mystik der Padmasambhava-Schule ist uns ja noch un-bekannt. Nach Desgodins, Dictionnaire, p. 130 = trimandala, die drei Kreise, was, wie z. B. Pfeil, Schwert und Lanze, Anarchie bedeutet. + rakta. 5 citia. fur die habgierigen Prêta' herrliche Speisen gelegt; besprenkelt mit dem Symbol mťeb-skyu der fûnf Arten des Erbarmens, warden sie von dem Jagat des siebenfachen Himmels' erhellt. Mit dem Safte der fûnf Gifte des Unheils sind sie geschmûckt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soil erfùllt werden. Das Gelûbde gegen das grofie Heil der „Fûnf Kôrper" soil erfûllt werden. In die Opferschale def Freude und der Furcht hat man fur die, so ihre Feinde fûrchten, herrliche Speisen gelegt; besprenkelt mit dem Symbol mťeb-skyu der fûnf Freuden, werden sie von dem Jagat der Vereinigung und Befreiung erhellt. Mit dem Safte des weiGi-roten Eiters sind sie geschmûckt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soil erfûllt werden. Das Gelûbde gegen das grofie Heil der „Fûnf Kôrper" soil erfûllt werden. In die Opferschale . . . ? hat man fûr die 32 Unreinen herrliche Speisen gelegt; besprenkelt mit dem Symbol mťeb-skyu der fûnf Arten des Gleichmuts (upeksa), werden sie von dem Jagat der fûnf Skandha erhellt. Mit dem Safte der von der Seele betriebenen Beschauung sind sie geschmûckt. Das dreifache Gelûbde gegen die beiden Lehren des Lama soil erfûUt werden. Das Gelûbde gegen das gro£>e Heil der „Fûnf Kôrper" soil erfûllt werden. Alalaho! Verehrung hier den neun mal drei oder 27 Guru der drei Hôllen. Verehrung der Gôttin der Weisheit Là-se-ma. Verehrung der Gôttin der Ruhe Mi-abyed-ma. Verehrung ' ajur-gegs. Nach Chandra Das, 1. c., p. 461a, eine Art Prêta, deren Kehle so zusammengeschniirt ist, daG kaum ein Tropfen Wasser durch-flieCen kann. ^ mt'o-ris bdun-ldan, wohl wegea der sieben Vorziige, die ihm zugeschrieben werden, und die Chandra Das, 1. c., p. 603 a, aufz'àhlt. 3 rah-gar Íog-pa ? der Gôttin der Verwandlung Sarasvatí {dByaňs-can-md). Ver-ehrung der Góttin des Segens DevL' Verehrung der Vajradâ-kinl {^Do-rje dà-ki-md). Verehrung der Ratnadákinl {Rin-cen dâ-ki-md). Verehrung der Padmadâkinï.' Verehrung der Kar-madâkinl. Verehrung der Buddhadâkinï. Verehrung der braun-schwarzen Dakinï. Verehrung der schwarz-braunen Dakiní. Verehrung der rot-braunen Dakinï. Verehrung der braun-roten Dákiní. Verehrung der griin-braunen Dákinl. Verehrung der braun-griinen Dakiní. Verehrung der azurblau-braunen Dâlcinï. Verehrung der braun-azurblauen Dakinï. Verehrung der weifi-braunen Dákiní. Verehrung der braun-weifien Dakinï. Verehrung der gelb-braunen Dakiní. Verehrung der braun-gelben Dakiní. So rezitierte er die zwanzig Góttinnen^ der Zukunft, und die Kônigin verneigte sich vor jeder Gôttin. Ihr Leib hatte Ruhe erlangt und nahm Form und Proportion an, Licht und Strahlen in allé zehn Gegenden ent-sendend. Ihre Rede war bezâhmt und wohllautender Tone voli; ailes Volk der zehn Gegenden hielt sie durch ihre Worte zusammen. Ihre Seele hatte Ruhe erlangt, und ihr inneres Gleichgewicht war hergesteUt. „So bin ich jetzt nicht mehr von den anderen verschieden." Als sie unter Verneigungen den Leib des Guru umwandelte, kamen hinter ihr mannigfache Blumen allerwegen hervor. Die Kônigin sagte freudigen Her-zens: „Leuchte der Lehre, du Grofier von Udyána, zum Ent-gelt fur deine Wohltat soUst du nicht blofien Dank empfangen, ich will dir durch die Tat erkenntlich sein." Dies ist das sechzehnte Kapitel. ^ Im Text de-ba-ma, tibetisiertes Femininum zu deva; vgl. das folgende da-ki-ma = dâkint. ® Dieser und die beiden folgenden Namen im Texte transkribiert. 3 Aufgezahlt sind 21. — iço — 17. Kapitel. „Auf dafi das Geschlecht der Kônige von Udyâna nicht aussterbe, will ich dir meine Tochter, die Prinzessin KVom-pa rgyan, gnâdig zur Lebensgefahrtin geben.'" Da sprach die Wahrsagerin Kun-šes T'ifis-po zu ihm: „Dieser Vorschlag der Kônigin ist ganz vortreffHch, Herr der Lehre, Konigssohn, Guru ! Wenn des Guru Geschlecht ausstirbt, werden die Wesen in Verwirrung geraten; wenn sie in Verwirrung geraten sind, werden sie den Tieren und dem Vieh gleich sein. Viel-bewanderter, grofier Padmasambhava aus koniglichem Stamm, wenn du dem Lose entsprechend handelst, wirst du die Herr-schaft erlangen. Diese 28 b zur Gemahlin zu nehmen, ist fûr dich angemessen." Der Kônig Kn-sroň Ideu-btsan bat ihn: „Kónig von Udyâna, Padmasambhava! Die dir von der Kônigin zum Lohn gegebene Tochter bitte ich dich, unerschutterlichen Glaubens zur Gemahlin zu nehmen. Zwar ist meine Tochter von anderen in dieser Welt begehrt worden, so dafi hie und da welche sein werden, die mich tadeln werden. Obwohl ich vom Gluck begûnstigt bin und' eine solche Tochter besitze, so brauche ich mich nicht, wenn ich sie jetzt zur Gefáhrtin eines vielbewanderten Konigs mache, spater an einen andern zu wenden." Der Tochter verlieh man den Beinamen aFrul-dgu sgyur-ma.^ Darauf ergriff der Grofie von Udyâna das Wort: „Allé Geschôpfe dieses Landes von Tibet haben mein, des Padmasambhava, Antlitz leibhaftig geschauf» und die Er-klarung der Religion wie das Buddhawort ununterbrochen ge-hort; dank dem Segen der Meditationen des Vairocana und ' Worte der Kônigin. ^ am ,oder' = ,und was dasselbe besagen will'. •5 ,Eine, die Zauberverwandlungen annimmt.' ^ gyin (= kyin)-du ,uachdem'. den Anstrengungea und dem Glauben des Herrschers, des Kônigs, werden die Nachkommen aller Geschôpfe grofien Segen' empfangen. Die Sûnden dieser Kónigin, der von grofien Begierden und starker Leidenschaft beseelten/ sind nun gesùhnt. Dank der durch ihre Verdienste voUkommenen Reue und Beichte wird morgen beim Aufgang der Sonne^ Buddha erscheinen. Des Konigs Untertanen sollen mannig-fache Blumen pflucken und sich morgen bei Sonnenaufgang samtlich um den Konigstron scharen." Uber diese Worte des Padma von Udyána freuten sich der Konig, Vater und Mutter, die Herren und das Volk ûberaus, Dann sagte der Grofie von Udyána, Padmasambhava: „Auf die Prinzessin Krom-pa rgyan hatte ich bereits meine Gedanken gerichtet; in ihrem ÁuĎeren erscheint sie schón und in ihrem Herzen tugendhaft. Durch das Wirken zum Heil der Wesen 29 a wird sie die Geschôpfe in Harmonie bringen. Um dem Gerede vom Aussterben meines Geschlechts und von meiner Kinder-losigkeit ein Ende zu machen, verspreche ich, der Guru, sie zur Frau zu nehmen." Dariiber war das Gefolge aufrichtig erfreut. Das Konigspaar, Vater und Mutter, waren entziickt. Das Volk von Tibet pfluckte Blumen im Walde und badete sich im Lohita; am andern Morgen versammelte sich mit Sonnenaufgang ganz bSam-yas und vollzog Umwandlungen um den Konigssohn Padmasambhava. Unter Verneigungen brachte man Opfergaben dar und streute mannigfache Blumen. Einige schlugen Trommeln, andere lieJBen Zymbeln ertonen. ' ,a-caň ce; sonst nicht belegt ® cags-pa drag-po-mo, auffallende grammatísche Bildung, Apposition zu btsun-mo. 3 ňi-mai rtse-la, nicht in den Worterbiichem, vergl. weiter unten ňi rise sar ,die Spitze der Sonne kommt heraus'. Einige bliesen Muscheltrompeten, andere gaben Ráucherwerk verschiedener Art dahin. Sie fuhrten Tanze auf, einige mit Flaggen, andere mit Schirmen, die sie runddrehten, einige mit Standarten, andere mit Pauken in der Hand. Durch die Ver-neigungen, die sie nach alien zehn Himmelsrichtungen machten, sproiiiten in alien Gefilden mannigfache Blumen auf; in alien Abbildung 7. Himmeln entstanden viele Blumen; aus den Wolken ertonten im Luftraum wohllautende Stimmen. Viele Dâka der Ver-gangenheit weilten in den himmlischen Regionen; viele Dâka der Zukunft segneten das vollendete Werk; die Dâka der Gegenwart waren leibhaftig sichtbar. Der Kônig und das Volk sowie die Geschopfe der neun Lander (dvipd) der drei Welten suhnten ihre vergangenen, zukiinftigen und gegenwartigen Sûnden. Padma von Udyâna prophezeite ihnen die Aussicht auf das Nirvana {anâgâmiti). Darauf bestiegen' Padmasam-bhava von Udyâna, der tibetische Bhiksu Vairocana, der Kônigs-sohn Mu-tig btsan-po und die K'rom-pa rgyan mit drei Nom-mo' Schwarze Reitpferde.^ Der Kônig Kri-sroň 29b Ideu-btsan vollzog Meditationen und begab sich, um das Heil der Wesen Abbildung 8. zu erreichen, in die Kristallgrotte (sel fug). Siebzehntes Ka-pitel: die Reinigung von der Anzettelung der Intrigen. ' Das Verbum ist nicht ausgedriickt. ' Bedeutung unbekannt. Aus der Endung -mo geht hervor, daň es sich um Frauen handelt 3 cibs-rta (sonst nicht belegt). Dies bedeutet den Abschluû der Hoch-zeitszeremonie. 18. Kapitel. Darauf [sprach Padmasambhava] : „Folgendes ist die Lehre in ihrer Grundlage. Die Wesen der drei Zeiten richten durch ihre eigene Natur {svabhavd) wahrend ihrer Lebenszeit ihre Wahrnehmungen auf das Be-standige; infolge des Sterbens richten die Wesen ihre Wahrnehmungen auf das Vergangliche. Nachdem sie an die aufierste Grenze des Haftens an dem Bestándigen und Vergánglichen angelangt sind, befindet sich ihr Tun in einem schnell dahin-fliefienden Strome. Der Samskâra der Ansammlung von Reichtiimern treibt sie zwischen Gliick und Ungliick hin und her. Das Nichtwissen {avidya) erzeugt die Ursache der Sûnden. Den tiefen Sinn der Wesenheit {tattvd) verstehen sie nicht. Infolge der fûnf Vergehen entsteht das Haften am Boden der Erde(?).' In den Kreislauf der sechs Welten ubergehend, werden sie in den vier Geburtsformen der drei Welten umher-getrieben. Insbesondere werden die Wesen durch ihre Hand-lungen geplagt. Infolge der schlechten Handlungen des Paa-rungstriebes und der Buhlerei gewahren die fûnf Gifte der Sûnden keine Glûckseligkeit: ein der Lust frôhnender Sinn gleicht einem wilden Pferde. Die Paarung streut den Samen des Kreislaufs aus, und die Liebesleidenschaft schneidet vom Pfad der Erlôsung ab. Die Wesen, die in den zehn Gegenden der sechs Welten weilen und entstehen, werden durch ihr Wandeln in den Werken der Sûnde von dem Pfade, der zu dem Trikaya fûhrt, abgetrieben, und derer, die im Trachten nach der Erreichung des Endzieles einen guten Lebenswandel fûhren, sind nur wenige. Einige wandeln in den zehn Sûnden, andere wandeln in den Werken des Vergnûgens, andere wan- ' sa glin a/u/? deln in den Werken des Zweifels, wieder andere wandeln in nutzlosen Werken; einige wandeln in Werken des Betrugs, andere wandeln in Werken des Lasters, andere wandeln in Werken der Neugierde, wieder andere wandeln in Werken 30 a der Liige; einige wandeln in Werken des Wankelmuts, andere wandeln in Werken der Heuchelei,' wieder andere wandeln in Werken eines bloJĎ zeitlichen Glíicks;' einige gehen nur in Werken der Landesregierung auf, andere gehen in Werken eines Zensors der Lugner auf; einige wandeln in Werken der Dámonenbehexung,^ andere wandeln in Werken der Sarhskâra, wieder andere bewirken Streit und Kampf; einige handeln fůr den Ruhm eines einzigen Mannes, andere wandeln bestandig in derselben Bahn; wieder andere bewirken die sechzehn Schrecken. Da so durch die verschiedenen ver-kehrten Handlungen die sechzehn Arten des Elends der in den sechs Welten Wandelnden einen weiten Umfang ange-nommen haben, ist der Zweck'' der Heirat des Padmasam-bhava klar. Ich, der Konigssohn Padmasambhava, zum Heil der Geschopfe und Wesen wirkend, habe die Wesen in Ein-tracht versohnt. Um dem Gerede von dem Aussterben des Geschlechts und der Kinderlosigkeit ein Ende zu machen, (habe ich so gehandelt).® Das Menschenland, der Himmel und die Hôlle; sittlicher Fall, Streit und Irrtum; Dummheit, Hunger, Handeln und Kreislauf; Geburt, Alter, Krankheit und Ted; Suchen und Streben, Feind und Freund; die HoUenfahrt der Gótter; das Unheil der Aufregung des Geistes sind un- ' bcas-bcos fasse ich = ts'ul-^'os (s. v. qcos-ýa). ^ gnas-bde, verkiirzt fůr gnas-skabs-kyi bde-ba. 3 Itogs-qgoři. Vgl. Itog-adre, Itogs-adre, Damon, t don-ma aufifallend fiir don. 5 Der Verfasser ist hier aus der Konsfxuktion gefallen, denn es fehlt der Nachsatz, um diesen Gedanken weiterzuspinnen. erklárliche Dinge. Die Kâmpfe der Asura, das Tadeln des Náchsten und das Unheil eines" unseligen Zustandes sind un-erfafilich. Der Kreislauf und Wandel der Menschen, das Unheil der Leidenschaft sind unerfafilich. Die Dummheit und Stummheit der Tiere, das Unheil der geistigen Finsternis sind unerfafilich. Der Hunger und Durst der Prêta, das Unheil falschen Wissens sind unerfafilich. Die Kampfe und 30 b Reini-gung der Hôlle, das Unheil der Hitze und Kalte ^ sind un-erfafilich. Das Verweilen im Zwischenzustahd, das Annehmen des Bôsen und das Suchen danach, das Unheil des Eingehens und der Wiederkehr sind unerfaÊlich. Das Unbestândige und Verânderliche des Kreislaufs, sowie die Wiederkehr in den-selben, das Unheil der Welt ist unerfafilich. Im ganzen gibt es acht solcher zu erfassenden Punkte. Die Wesen des Kreislaufs der drei Welten beharren in der Spháre der Unwissen-heit und wandeln in den Werken der Sûnde dahin, sich an das Leben klammernd, gleich Saftfruchten, die im Sarhsara gewachsen sind. Damit sie davon befreit werden und den Pfad der Tugend beschreiten, hat der Kônig des Jambudvipa, K'ri-sron Ideu-btsan, die Prinzessin aPrul-dgu sgyur-ma ver-heiratet." Sie begaben sich an die Grenze von Tibet und Žaň-žuň (Guge) und weilten an dem schwarzen Ufer des Manasarovara Turkis-sees. In dem Tempel Padma rgyas-pa brachten sie Opfergaben dan Der Groíie von Udyâna sprach zu seiner Umgebung: „Der Manasarovara Tiirkis-see kann in einer Tage-reise zu Pferde umritten werden und ist darin dem See von Dhanakoça vergleichbar. Prufen wir nun wahrheitsgemâi» die Mutter, mit der ich zeuge. Wenn man lebhaften Geistes diesen ' Namlich in der Hôlle. See dreimal umwandelt, kann man niemand anders als Buddha suchen und ihn erlangen. Nach dem Vorbild des Tempels T'or-cog dgu-Idan' von Udyana verdienst du, o Heiligtum von Padma rgyas-pa, den Unempfanglichen und Háretikern ver-borgen zu werden ; doch glaubigen Mânnern und Frauen verdienst du erklárt zu werden. Durch furchtioses Umwandeln dieses Tempels, durch das Darbringen mannigfacher auSerer, innerer und geheimer Opfergaben werden die das Gliick ihrer Taten Geniefienden nicht in das Reich der HóUe fahren. Der Nutzen dieses Tempels, mufi man wissen, besteht darin, dafi er die Siinden entfernen soil. Daher soUen die, welche mit den Ohren zu horen gewohnt sind, dahin pilgern. Seine Um-wandlung 31a wird von den fiinf Todsiinden reinigen. Das Baden und Trinken in dem Tùrkis-see fûhrt zu grossem Heil und zum GenuS des Himmels. Die Nachkommen derer, die reinen Herzens sind, werden Herrscher der Menschen und Gottersohne sein. Daher herrscht im Krtayuga, im Tretayuga und Dvaparayuga keine Krankheit in der Welt, und das Leben ist lang und vortrefflich. Die Menschen haben Schamgefuhl und iiben Wohltatigkeit und Tugend. Vollkommenheit ist ihnen eingepflanzt. Im Kaliyuga sinken in der Welt Lebens-zeit, Krankheitlosigkeit und Vollkommenheit herab, VoU List und Betrug, Stolz und Neid, an Weisheit schwach und sundiger Gedanken voll, haben sie ihre Freude an schlechten Werken. Jetzt ist die leuchtende Sonne des Erbarmens aufgegangen, die sicherlich keine Freude daran hat, andere zu versengen. Die Frauen genau zu priifen ist eine schwierige Aufgabe; priift man die Frauen, so sind die Frauen scharfsinnig. All ihr Tun mufi gut gepruft werden. Sich auf die Frauen ver- ' ,Mit neun Haarschopfen versehen.' lassen, ohne sie zu príifen, ist Teufels Werk. Zum Nutzen der kommenden Generationen soli die Prinzessin aPVul-dgu sgyur-ma, wie der Manasarovara Tiirkis-see, der nicht fállt noch steigt, gepriift werden. Die Gottin der Erde' soli zu dieser Prufung ernannt werden. Trefflicher Freund, Vairocana, du, aus Ya-bu ya-agal im Lande Nepal, dem trefflichen Ort, dem heiligen, herzerfreuenden Lande, hole die Nepalesin Çâkyadeva her! Untruglich furwahr sind die in ihren Oualitáten voll-stándigen Vorzeichen. Einen Rappen besteige und entsende die Einladung!" Er begab sich in das heiJSe Land Nepal, und nachdem er die Wálder, 31b einen lieblicher als den anderen, passiert hatte, gelangte er an die Felsgrotte von Yaň-le-šod in Nepal. An die Prinzessin, die Nepalesin Çâkyadeva, richtete der abgemagerte Vairocana folgende in Versen abgefasste Rede: „Der hier vor dir steht, ich bin es, Vairocana; da die Siinden und tugendlosen Werke, die ich von Anfang an bis jetzt begangen habe, den Sugata der drei Zeiten nicht gesuhnt sind, hat mir die Gemahlin des Kônigs Nachstellungen bereitet. Ich aber war schuldlos und bei Tagesanbruch von Schuld gereinigt. Die Kônigin wurde vom Aussatz ergriffen und wûnschte im Vertrauen auf den Meister eine Erklârung der Bedeutung dieser Geschehnisse. Der Leuchte der Lehre, Padmasambhava, hat die Kônigin zum Dank die Prinzessin Krom rgyan gegeben. Unter dem Namen aPrul-dgu sgyur-ma hat er sie zur Gemahlin genommen. Besitzt die Gemahlin glûckliche Vorzeichen oder nicht? Die Gôttin der Erde bsTan-ma kennt das Gute und Bôse. Du bist sehr klugen Verstandes, und ihr beide sollt sie prûfen. Du bist fáhig, dich mit dem Geheimen zu befassen, denn dein Leben ' sa-yi lha-mo. und Leib sind leidenschafdos." Dies ist das achtzehnte Kapitel. 19. Kapitel. Ihm antwortete die Nepalesin Çâkyadeva: „Um des Kónigs Tochter, die Prinzessin, zu priifen, gibt es in jenem Lande geschicktere Manner als mich. Mein Wissen und meine Klug-heit sind nicht grofi, und ich besitze nur die Geschicklichkeit einer Helferin oder Dienerin, die Unbekanntes erklárt. Wenn aber der Konigssohn so befiehlt, will ich nach seinem Wort gehen. In deiner Gesellschaft will ich denn nach Tibet reisen." Auf dem Rappen gelangten sie an den Tiirkis-see, Zusammen mit Vairocana traf sie in bSam-yas ein und wohnte in K'ams-32 a gsum me-tog sgrol-gyi na-ga. Vairocana rief den Leuten von bSam-yas zu, sie sollten die Kônigstochter aus dem Tempel Pad-rg^as am Manasarovara Tiirkis-see herholen. Die Leute des Bezirks freuten sich sehr dariiber. Die Herren und das Volk aile zogen zum Willkomm entgegen. Die Beamtentochter, allé in reinen Kleidern, die Mádchen des Volks, allé in reinen Kleidern, und die Jùnglinge, rein gekleidet, versammelten sich in Kams-gsum na-ga. Die Nepalesin Çâkyadeva prûfte die Zeichen und schlofi aus den trefflichen Eigenschaften des Hinterkopfes, dafi die Zeichen trefiflich und gut seien. Die Symmetric ihres Korpers' war gleich den Blattern des Utpala-lotus. Ihre Augen waren den Samen der Sesamblûten gleich. Die hohe Wolbung ihrer Stirn war dem Vollmond gleich. Die Lange ihrer Brauen war dem Buchstaben o Ç^) gleich. Der Schimmer ihrer Wangen war einem Gefáfi von Muschelschale ' qdra-ba. Uber diese Bedeutung des Wortes s. W. W. Rockhill, Udâna-varga, p. 131, Note 3. gleich, in dem Zinnoberrot gemischt ist. Die Form der Nase war hûbsch, einem vollendeten Edelstein gleich. Die Lippen waren hûbsch und bildeten einen Rand, wie der Saum eines Gewandes. Ihre lachelnden Zahne waren hûbsch, den Zinnen der Gôttertempel (?) ' gleich. Ihre Worte waren wohllautend, dem Plauderton^ eines Papageis gleich. Die Form des Halses war hûbsch, einer Gotterleiter gleich. Die heimlich hervor-ragenden Teile des Nackens glichen einem silbernen Weih-wassergefaS. Des Busens Mitte war gleichmafiig eben, einer goldenen Wiese gleich. Der Busen ^ war hûbsch, einem auf die Seite gelegten silberweifien kleinen Tamburin gleich. Ihre Lenden waren so geformt, dafi sie aussahen, als hielte sie einen Bogen. Die Abzeichen des Mons Veneris waren sech-zehn Lotusblattern gleich. Die Wade, von einem Ring um-schlossen, glich der Ena-Antilope. Die Gestalt ihres Korpers glich einem Haufen Edelsteinen. Ihre Figur besaÊ wohl-proportionierte Mafie, war nicht zu lang und nicht zu kurz, nicht zu dick und nicht zu dûnn. Ihr Duft 32 b war wie der Wohlgeruch von Kampfer und Sandel. Ja, die Konigstochter, die Prinzessin Krom-pa rgyan, sie, die der Kónigssohn Padma zum Weibe genommen, war hûbsch in ihrem Korperbau und in der Tat sehr schon. Sie besafi das EbenmaB der siebzehn korperlichen Formen in ihrem Âufieren.'^ „Gottin der Erde bsTan-ma, du solist nun das Mafi ihrer inneren dunklen Eigen-schaften prûfen," also sprach Vairocana. Da ergriff die Gottin der Erde bsTan-ma das Wort: „Die Konigstochter, die Prin- ' lha tse ba-gam; fol. 33 b (S. 90, letzte Zeile) lha tsè geschrieben; ver-mutlich ist lha rise ,Gôttergipfel' zu lesen. ' coh skad — gcoň skad. 3 gsol. ^ P'yi-yiyul, die Welt der auBeren Erscheinungen. zessin K rom rgyan hier, ist, soweit ihre Zeugung aus den vier Elementen in Betracht kommt, in ihrem ÂuBeren sehr schôn. Soweit sie von dem Geist des Vijnâna erzeugt ist, ist sie un-vergleichlich. In den inneren acht Gana ist sie sehr tugend-haft, und da der Same des Lasters und der Sûnde in ihr nicht vorhanden, ist sie grofi im Glauben. Ihre Wohltatigkeit ist ausgedehnt, ihre Opferfâhigkeit und ihr heiliger Eifer sind grofi. Ihre Moral ist rein, ihre Keuschheit und Weisheit grofi. Ihre Kraft, Dinge auszufûhren und ernstlich durchzusetzen, sowie ihr Selbstvertrauen sind hoch. Mit einem liebenden Gemût begabt, ist sie fâhig, um der Religion willen Bufie zu vollziehen. Die unmittelbare Wahrheit erkennend, ist sie fâhig, das Wort der Wahrheit zu lehren. Den Samen des Geistes erzeugend, erfafit sie den Sinn des Nicht-Seins, und daher haben die Erscheinungen dieses Lebens in ihrer Seele keinen Raum. Um die harmonisch in sich abgeschlossene Mutter, die sich in dem Stadium befindet, wo man sich auf sie ver-lassen kann, steht es vortrefflich.'" Mit solchen Worten schilderte bsTan-ma die Zeichen als gut. Entsprechend dem Kern der von der Welt eingesetzten Wissen-schaft uberwinden Himmelarzeneien die Teufel und Krankheitsdamonen und vertreiben das Ungliick; durch das Austreiben der Geister und Gebete zu den Gottem erfleht man Reichtum, Beistand und Segen.^ Darauf setzte man im Palast am Ufer des Tiirkis-sees die Prinzessin auf einen blauen lurkistron; auf einem gelben Goldtron safi der Siegreiche. Von Scharen von Jiinglingen und Madchen waren sie umringt. Viele Dâka der Weisheit sprachen Segensworte. 33 a Viele Dâka der Welt entsandten Gebete: „Du, wie der unveranderliche Sumeru aufgepflanzt. ' Die Ûbersetzung dieses Passus ist zweifelhaft. ' Diese Stelle beruht sicher auf spaterer Interpolation; sie paĎt nicht in den Zusammenhang. môge deine Lebensdauer und dein Leben verlângert werden! Padmasambhava von Udyâna, erster! Als wir zu dem Lama im Menschenland in der Welt kamen, begaben wir uns nach Dhanakoça im Lande Udyâna, Es war zu der Zeit, als du aus dem fleckenlosen, glànzenden Lotusstengel geboren wurdest, da banntest du durch den Segen deitier Kraft die stolzen Dâmonen. Nun in Padma rgfyas-pa versammelt, beten wir zu dir, Padmasambhava von Udyâna. Wir sind von Padma von Udyâna gebannt worden und unter den EinfluS deiner Er-mahnungen gekommen. Die tibetische Kônigstochter KVom rgyan hier, obwohl ihr der Wunsch des Handelns kommt, wandelt im Zustand absoluter Untâtigkeit. Dafi der Kónigs-sohn sie zur Gemahlin genommen hat, um die Herrschaft des Kônigs zu ergreifen und die Wesen zu leiten, ist sehr gut; es ist ganz vortrefiflich, und wir werden jeglich Gebete entsenden." In derselben Weise richteten die funf Kenner der heiligen Zaubersprûche und der das Mahâyâna kennende Gott Brahma an die Prinzessin K'rom-pa rgyan folgende Worte: „Sehr schône aPrul-dgu sgyur-ma, folgende Botschaft bringen wir dir als Gabe mit Tat, Wort und Gedanken dar. Dein Haupt^ gleicht den Blâttern des Utpala-lotus ; dies ist ein Zeichen dafûr, dafi du die Sugata auf dem Haupte tragst; wir wollen dafûr beten, dafi du unvergleichlich wie der Gott der Weisheit sein mogest. Die beiden Augen gleichen den runden Sesamblûten; dies ist ein Zeichen dafûr, dafi die Fûlle deiner Kontemplation an Glûckseligkeit ausgedehnt ist; wir wollen dafûr beten, dafi dir ^ Hier folgt die symbolische Deutung der vorher aufgezahlten Schonheits-merkmale, die an dieser Stelle mit deaselben Worten wiederholt werden, jedoch mit einigen unbedeutenden Abweichungen imWortlaut. So ist oben(Kap. 19, S. 199) der Vergleich mit den Utpala-blâttem auf die Symmetrie des Korpers {qdra-bai dpi) bezogen, hier aber auf den Kopf {dbu). die Welt der Erscheinungen glánzend leuchte. Die hohe Wolbung der Stirn ist dem hellen Vollmond gleich; dies ist ein Zeichen dafiir, daii die Siddhi des trefflichen Zustandes der Abstraktion die weiteste Ausdehnung erlangt hat; wir wollen dafiir beten, dafi deine Wiinsche wie die Flecken des Mondes verborgen sein mogen/ 33 b Die Brauen sind dem Buch-staben o gleich; dies ist ein Zeichen dafiir, dafi die Lehre von den geheimen Zauberspriichen in der Mitte entsteht; wir wollen dafur beten, dafi du vom Schatz' der Lehre beschiitzt werdest. Der Schimmer der Wangen gleicht der zinnober-roten Farbe in einer muschelweifien Schale^; dies ist ein Zeichen dafiir, dafi da in der Erde, wo mit Sicherheit Agat^ vorkommt, ein Schatz verborgen ist; wir wollen dafiir beten, dafi du zur rechten Zeit als Nirmânakâya geboren werdest. Die Form der Nase ist einem vollendeten Edelstein gleich; dies ist ein Zeichen dafiir, dafi du die wiirdigste in der Menschenwelt bist; wir wollen dafiir beten, dafi du gegen allé ohne Unterschied liebevoU seiest. Die Lippen sind hiibsch und bilden einen Rand wie den Saum eines Gewandes; dies ist ein Zeichen dafiir, daG> sich die Anhânger, Schiitzer und Be-wahrer der Lehre ausbreiten; wir wollen dafiir beten, dafi du ein Lotsava der Gôtter und Menschen werden mogest. Die lacheln-den Zahne sind den Zinnen der Gôttertempel (?) gleich; dies ist ein Zeichen dafiir, daià du die Lehre des grofien Er- ' Wortlich: die Flecken deiner Wiinsche wie die des Mondes; ťig-U be-deutet urspriinglich ein Textilmuster, z. B. die Kreuze in den Wollstofíen, daher auch Mondflecke; šar-gyi t'ig-le oder rdul-gyi fig-le sind Synonyme fiir Mond. == šabs (?) gter. 3 Das oben (S. 88, Z. 9) hinzugesetzte adres ist hier ausgelassen. + ma-no, wohl Transkription des chinesischen ma-nao ,Agať, dessenbunt-farbiges Geâder auf die weiBroten Wangen anspielt. barmers {Mahâkarund) liebst; wir wollen dafur beten, daĎ du den Máni des Herzens mit dir fûhrest. Das Zahnfleisch' ist einer roten Blume gleich; dies ist ein Zeiclien dafiir, dafi die Wesen der sechs Klassen in die Religion eingefuhrt sind; wir wollen dafiir beten, dafi Sunden und Vergehen entfernt werden mogen. Deine redende Zunge erscheint glucklich, einem Blitze gleich;' dies ist ein Zeichen dafiir, dafi durch Anhôren, Pre-digen und Meditieren die Geschopfe bekehrt werden; wir wollen dafur beten, dafi sich die Lehre von der Religion des Schatzes' verbreite. Der Wohllaut deiner Worte gleicht dem Geplauder eines Papageis ; dies ist ein Zeichen dafiir, dafi sich die Sugata, welche die Wesen zufrieden machen, freuen; wir wollen dafur beten, dafi durch den Wohllaut von Pauken und Floten Bekehrungen vollzogen werden mogen. Die Form des Halses^ ist einer Gotterleiter gleich; dies ist ein Zeichen dafiir, daĎ die Wesen des Kreislaufs von den neun Wagen^ geleitet werden; wir wollen um vollige Befreiung von den vier Geburts-formen beten. Die heimlich hervorragenden Teile des Nackens gleichen einem silbernen Weihwassergefafi ; wir wollen dafiir beten, daS die durch fehlerlose Vorziige vollstandigen Buddha-worte und Prophezeiungen, 34 a sowie die Schatzreligion des Nektars gelehrt werden. Des Busens Mitte ist gleichmafiig eben, einer goldenen Wiese gleich; dies ist ein Zeichen dafiir, dafi der Scheitel derer, die unparteiisch gegen die Religion sind, gleichmafiig eben ist; wir wollen um Befreiung von den ' In der vorhergehenden Aufzahlung nicht erwahnt ^ Hier ist wohl in erster Reihe an die gter-ma genannten Schriften der rNiň-ma-pa Sekte zu denken. 3 ,og, vorher Ikog-ma. t ťeg dgu, ein dem Padmaismus eigentiimlicher, noch nicht aufgeklarter Terminus. in uns aufsteigenden Gedanken beten. Der Busen ist hûbsch, einem auf die Seite gelegten silberweiÊen Tamburin gleich;"^ dies ist ein Zeichen fur die unermiidliche Wirksamkeit zum Heil der Wesen und Geschôpfe; wir wollen um Austreibung der Krankheiten des Sariisâra beten. Die Lenden sehen aus, als hielte sie einen Bogen; dies ist ein Zeichen dafûr, dai^ sich Fehler und Vorzûge® an der Wurzel in Tugenden und Sûnden teilen; wir wollen dafûr beten, dai^ die Fehler abgelegt und die Vorzûge zur Reife gelangen môgen. Die Wade ist der Ena-Antilope gleich; dies ist ein Zeichen dafûr, daÊ es einen Ruheplatz am Wege des Hinayâna und Mahâyâna^ gibt; wir wollen dafûr beten, dafi du der Reihe nach die zehn Stufen {daçabhûmi) durchwandeln môgest. Dein Kôrper glanzt wie ein Edelstein;'^ dies ist ein Zeichen dafûr, dafi in dieser einen Lebensperiode der erhabenen geheimen Zaubersprûche ein Buddha (auftreten wird?); wir wollen dafûr beten, dafi uns die Kraft erhalten werde, durch die Abfassung von Zaubersprûchen zu erlôsen, wenn wir einmal dahin gelangt sind.^ Dein Kôrper besitzt wohlproportionierte Mafie; dies ist ein Zeichen dafûr, dafi friedliche Bekehrung durch die drei Tore (Werk, Wort 'Der obea (S. 88, Z. 14) gebrauchte Zusatz gšaň cuň ist hier ausge-lassen, was die Stella natiirlich sinnlos macht " skyon yon; yon = yon-tan, wie aus der Verbindung mit skyon und dem im folgenden Satze gebrauchten^i?«-/«« hervorgeht. 3 t'eg og goii-ma ,das untere imd obere Yâna'. + Abweichend von der obigen Stella (S. 88, Z. 16): ,gleicht einem Haufen Edelstaine'. 5 Dieser Vers: sbyor sgrol ts adp'yin gnas stobs ist durch die Prâgnanz des Ausdrucks bemerkenswert und so in Prosa aufzulôsen: sbyor-nas sgrol-bai ts'ad-du p'yin-pas gnas-ýai stobs. Das zu sbyor zu ergânzende Objekt ist das vorher-gehende^iđ« snags-, ts'ad, das Vollmaû, das gebiihrende MaĎ, in Verbindung mit fyin-pa „es soweit bringen, soweit kommen"; gnas-stobs, die Fâhigkeit, dabei zu bleiben, das einmal Errungene festzuhalten, das Beharrungsvermogen. und Gedanke), Geduld und Beschauung da sind; wir wollen fur den Schutz der Wesen, die sich bemûhen, beten." Nachdem die Nepalesin Çâkyadeva die Zeichen geprûft, sind zum Nutzen der Geschôpfe und Wesen der Nâga-Kônig Ratna-cûda, Brahma mit dem Pfau und Gefolge, der Yaksa sKar-mda gdoň,' mit Gefolge und von den Menschen Vimalakïrti [hier erschienen]. „Du, die du die Wurzel der geheimen Zauber-sprûche erfafit hast, bist mit alien guten Merkmalen versehen; dies íst ein Zeichen, dafi du in dieser Existenz die Buddha-wûrde erlangen wirst; wir wollen dafûr beten, dafi das Tor zum Ort des Sarhsâra verschlosseh werde. So soli es zum Heile sein!" 34b Was die Merkmale der Wesen betrifft, so haften sie an ihrem Wohnsitz und freuen sich an ihrem Hause. Um sie davon zu befreien, hat einmal Krom-pa rgyan die Hausbesitzer in ihren Hausern belehrt und wird daher ,Haus-herď genannt. Dies ist das neunzehnte Kapitel, 20. Kapitel. Um diese Zeit hatte die Prinzessin Krom-pa rgyan, die in ihrem âufieren Wesen Vortreffliche, in ihrem inneren Wesen Tugendhafte, die keusche Prinzessin K rom rgyan, am fùnf-zehnten Tage des letzten Wintermonats einen Traum: ihr trâumte, dafi ein schwarzer Lichtstrahl von sechs Fufi Lange in ihr Inneres eindringe. Als sie erwachte, war ihr Leib schwer, und ein Zittern ging durch ihr Inneres. Ihr Sinn war verstôrt, ihr Herz zusammengekrampft, und ihr ganzer Kôrper in einem unbehaglichen Zustand. Ein angstlicher Verdacht stieg in ihr auf, so dafi sie niemand davon erzâhlte und die Sache geheim- ' D. h, ,der das Gesicht einer Sternschnuppe hať. hielt. Nur der dMar rgyan-ma erzáhlte sie, wie es sich zu-getragen hâtte. Ba-dmar rgyan-ma sprach zur Tochter fol-gendermafien: „Dafur, dafi dank der Inkamation des Erbarmens des Padma von Udyana und dank den allgemeinen, damit harmonierenden Verdiensten der Geschopfe Tibet nicht unter-gehen, sondem die Lehre sich ausbreiten wird, ist dies ein Vorzeichen." Nachdem sie so gesprochen, brachte die Prin-zessin den Gottern Weihrauch dar. Ein Jahr danach schenkte sie einem Sohne das Leben, und zur Zeit, als er geboren wurde, freuten sich allé, scharten sich um ihn und sahen sich das Schauspiel an. Da sie aber fanděn, dafi er keine gliick-verheiJBenden^ Vorzuge besaS, nannten ihn allé Manner einen bósen Prêta. Der Meister Padmasambhava von Udyana, ver-moge seiner Allwissenheit, durchschaute die Sache deutlich. Er wufite wohl, dafi er von Mářa hintergangen worden war, doch da die Zeit fůr seine Bekehrung noch nicht gekommen war, predigte er dem Mâra noch nicht. Mářa war denn in der Tat als eine Inkamation im Sohne des Guru erschienen. Der Meister Padmasambhava verlieh dem Sohne einen Namen, wartete dann ruhig ab und 35» dachte daran, ihn zu dem rechten Zeitpunkt zu bekehren. Mutter und Sohn* eilten einst beide zur Feuerstelle, und da zeigte sich, dafi er auf den Fufi-sohlen und den Handflachen das Bild eines Lotus hatte. Dieser Sohn wuchs schneller^ heran als andere Geschopfe; als Sohn des feindseligen Mâra, der in Wirklichkeit sein Vater war, ware auch bei richtiger Behandlung die Grundlage seines Wesens immer vorherrschend geblieben. Er hatte einen grofien Hang nach dem Fleisch und Blut der Geschopfe; sah er mit ' ,a-caň, vergl. oben S. 82, Z. 13 und S. 191. ' sar-sar? •5 drag = drags. seinen Augen weifischimmernde' Knochen, so schlang er das ganze Gerippe wie ein Geier herunter und gab es wieder von sich. Aile, die das anschauten, fafiten angstlichen Verdacht. Man gab ihm den Beinamen „Jiingster des Padmasambhava". Als er herangewachsen war, vermochte er nicht bei seinem Vater die Religion zu lernen, sondem sprach zum Vater: „Grofier Padmasambhava! Nicht lehren, was andern nutzlich ist, bringt grofie Kiimmernis; ich will dich daher lehren, was dir nutzlich sein soil. Unter den Speisen, die mit dem Munde verzehrt werden, ist das Fleisch am wohlschmeckendsten; wenn man die Geschopfe totet, soli man die Getoteten verzehren. Was die Kleidung anlangt, die wir am Leibe tragen, halten Felle am warmsten; hat man die Geschopfe getotet, soil man sie abhauten und sich bekleiden, Ja, es ist eine Lehre von Rauberei, Bettelei und Dieberei, die ich vortrage. Padmasambhava, habe Erbarmen mit mir Geier!" Als er solche Worte zu dem Vater geáuĚert, sprach Padma von Udyâna; „Ach wie mitleiderregend sind doch die Sunden der Geschopfe! Ach uber die Sunden, die aus der Anhâufung der Táuschung ent-stehen! Ach, wie ist sein Herz von der Vergeltung gequalt! Von den hundert Versicherungen, die er gibt, versteht er auch nicht eine. Er ist der síindigste der irrenden Geschopfe, und es bleibt zu erwágen, ob er hier in meinem Wohnort aufwachsen soll.^ Mit andern hat er nur wenig Mitleid, doch pocht er auf seine eigenen Verdienste; er hat den Hang zu Fleisch und Blut und redet die verkehrten 35 b Worte der Siinde: gewifi ist er ein Abkommling des feindseligen Mâra und furwahr ein Sohn des schwarzen Se-ap'aň. Sicherlich wird er der Religion Hindernisse bereiten, doch allé spáteren Ge- ^ k'ral-k'rol= Urol-krol. ^ Nach B: als der síindigste wird er hier aufwachsen. schôpfe des Samsara sollen nicht auf seine Worte hôren." Mit diesen Worten schlofi er seine Rede. Der Geier des Padmasambhava verfarbte sich, und in einem Moment, wo ihn sûndige Gedanken befielen, liefi er aile vernûnftigen Erwâgungen einschlummem und sann auf einen Streich. Taglich vollzog er Umwandlungen um seine Eltern, verneigte sich hundert-undachtmal vor ihnen, badete sich und brachte ihnen hundert Blumen dar. Nachdem er solcherweise verfahren, nahm er des Vaters goldenes Khataňga, tat, als wenn er damit spielen wollte, pflanzte es mit der Spitze in die Erde, lief dann herum und so weiter, drehte es dann schnell um und schleuderte es. Der Guru Padmasambhava aber wurde von dem goldenen Khataňga nicht getroffen. Die silberne Spitze verwandelte sich deutlich an der Stelle, wo sie aufschlug, in ein kupfernes Vajra, und an der Stelle, wo das goldene Khataňga aufschlug, verwandelte sich der Pfad in Lotusblumen. Der kleine Padma war beschamt und brach in Tránen aus. Da sprach zu ihm der Vater: „Mein Sohn, als du der Mutter geboren wurdest, warst du ein Gegenstand des Schreckens, da du keine Vor-zeichen besafiest. Unfahig, in deinem eigenen Leibe auch nur einen Stachel zu ertragen, hast du vieler anderer Geschopfe Leben geraubt und ihre Felle zur Kleidung gebraucht. Du bist einer aus dem Geschlechte des Mara, ein Geschopf des Ga-la." Wahrend ich den Sinn untruglicher Wahrheit lehre, die sich andere zu Herzen nehmen, tust du Unwahres und Verkehrtes. In dem Gedanken, die Lehre des Padma zugrunde zu richten, hast du nach mir mit dem goldenen Khataňga ge-schlagen; doch das goldene Khataňga tôtet mich nicht. Um mich mit dem silbernen Khataňga zu toten, — so treffen mich ' ? Solite Ga-la fiir Ka-la = Kâla verdruckt sein? solche Unglûckszufâlle des Lebens 36a nicht; einSchlag mit dem silbernen Khataňga bringt die hôchste Siddhi hervor. Da du nicht auf die Lehre des wahren Sinnes hôrst, besitzest du nicht den Samen der Wahrheit. Um ein Gleichnis zu ge-brauchen, Wesen von verkehrten Gedanken sind wie Feuer-stein, den man in Gold umschmelzen môcbte. Und soleh ein siindiges Geschopf bist du. Du bist ein Baum, der in die HoUe hineinwachst, ein Grundstein der drei Verdammnisorte. Den Samen der Wahrheit besitzest du nicht, aber den reifen Samen des Elends. O iiber die Sunden, die Sunden der Ge-schopfe!" So sprach er. Da des Vaters Lehre nicht unter-ging, starb der kleine Padma, der Geier, bekiimmerten Her-zens. Nach seinem Tode klagten Vater und Mutter und das ganze Gefolge. „Er war in der Tat der Sohn des schwarzen gŇer-pa Se-ap aň und ergri£f Besitz vom Leibe der Prinzessin Krom rgyan-ma." Den Sohn rufend, stiefien sie viele Weh-klagen aus. Padma von Udyana sagte: „Wozu klagt ihr? Weine nicht, weine nicht, Krom-pa rgyan, denn er war ja nicht unser Sohn. Einige sagen, er war der Sohn des Er-barmens der Gotter, andere, der Sohn der Feindschaft der Dámonen; einige, ein von Mara verwiinschter Sohn, andere, ein Sohn des Unheils der Hôlle ; einige, ein von den Raksasa umgarnter Sohn; ein Sohn, der trotz unserer Wohltaten ver-trieben wurde : unter hundert und tausend Fallen gibt es solcher nur wenige. Worin auch immer die Ursache zu dem so-genannten Sohne liegen mag, es ist gewifi das Unheil, das uns aus dem Begehen einer bosen Tat in der frûheren Geburt einer vormaligen Lebensperiode erwachsen ist. Da dies Unheil eine unertragliche erdruckende Last war, ist er uns als Sohn geboren worden und hat sich in unser Herz eingeschlichen. Wenn wir ihn auch nicht geliebt haben, so haben wir ihn nur fur diesen Zweck, kraft der Wiedervergeltung, erlangt." So sprach er. Die konigliche Gemahlin K'rom-pa rgyan und ihr Gefolge, allé, die da klagten, erblickten nun in alien ihren Klagen die Betatigung frommer Werke, und damit war es mit dem Unheil, das gŇer-pa Se-36bapaň nag-po hervorgebracht, ganzlich zu Ende. Dies ist das zwanzigste Kapitel. 21. Kapitel. K'rom rgyan, von Widerwille iiber all das Zwecklose er-fafit, fragte: „Se-ap'aň nag-po, der die beiden Gesichter des kleinen Padma und des Geiers zeigt, wo war er friiher ge-boren, und wo wird er spater geboren werden? Kraft deiner Bodhi kunde mir das Seiende und Nicht-seiende." An sie richtete Padma von Udyana das Wort: „Ohne Muhe fûhrten Vater und Sohn Streit : im ersten Kampfe waren sie sehr rauh, spater im Zorne waren sie sehr erbittert. Von da ab waren die Wohnsitze der Menschen die vier Strome des Màra, vor denen allé Geschôpfe sich fùrchten. Da sie am Unrecht hângen, fûrchten sie sich vor dem Gedanken der Leere des Sarhsâra, und wieder und wieder ertônen darûber ihre Klagen, ihr Jammern und Weinen, Der sûndigen Wesen ohne die Segnungen verdienstlicher Handiungen sind viele; ûbergrofi ist ihre Zahl und in Gedanken unfafilich. Hausvater kennen nicht die An-haufung ihrer sittlichen Mângel und mûssen, da sie sich einmal den weltlichen Geschaften hingegeben haben, sie wieder und Avieder weiterfùhren ; wer ohne die Bodhi dahingeschieden ist, um den ist es geschehen. Wer einmal diesen Leib des Sarhsâra angenommen hat, mufi ihn wieder und wieder annehmen. Die Zeit der Befreiung aus dem Kerker des Samsara ist fur ihn noch nicht gekommen. Die Madchen, die in Tauschung 14* uber ihre Sûnden und Vergehen dahinleben, werden sich der ganzen Grofie und Ausdehnung derselben erst bewufit, wenn die Zeit ihrer Unabhangigkeit da ist. Wie der ununterbrochene Strom des Samsara sind die Weiber, wie die leibhaftige schwarz-kôpfige Râksasî, der mitten im Leibe ein Stuck Kupfer der Hôlle gewachsen ist: im Feuer gelautert ist es, und allés Un-heil entsteht daraus. Die Feuerstellen der mT'o-ris Tar-pa' sind aus jenem Kupfer, und die Reinigung von Tugend und Laster vollzieht man mit diesem Kupfer. Der Weiber Tun ist wie dieses Kupfer der Hôlle : vereinigen sie sich mit dir, wirst du im Kupfer der Hôlle 37 a gekocht werden. Die Strafe, im Kupfer der Hôlle gekocht zu werden, kann mir nicht auf-gezwungen werden. Der Weiber Tun ist wie der Kerker des Mâra : verbinden sie sich mit dir, bist du im Kerker des Mâra. Die Strafe, im Kerker des Mâra zu sitzen, kann mir nicht aufgezwungen werden. Der Weiber Tun ist wie die Fesseln des Yama: wenn sie dir anhángen, bist du von Yamas Fesseln gebunden. Der Zwang von Yamas Fesseln kann mich Pad-masambhava nicht trefifen. Der Weiber Tun ist wie ein Sumpf von Gift: wenn sie dir anhángen, wirst du im Giftsumpf gekocht. Der Zwang, den môrderischen Giftsumpf zu ûber-schreiten, kann mich nicht treffen. Die farbenprachtigen Weiber sind Rauber, die [Manner] von den Pflichten abwendig machen; der Gebote des Pratimoksa und Vinaya unkundige Laien (Prthagjana) wenden sich irrend zum Bôsen ab. Ich Padma-sambhava habe kein Verlangen nach solchen. Um die Leiden derer, die mir nachzufolgen wùnschen, zu lindern, verweiltest du, die vier unermefilichen Vorzûge^ besitzende Krom-pa ' Scheinen eine Klasse von Zauberern unter den Tantrikern zu sein (Himmelsbefreier?). ® tsad-med bzi, s. T'oung Pao, 1908, p. 20. rgyan, in dem unvergleichlichen Tempel Padma rgyas-pa am Tiirkis-see Manasarovara, am See Dhanakoça, von gluhender Andacht erfullt. Unberuhrt von den Flecken der Siinde, traumtest du, dafi aus der Himmelsôifnung eine Regenbogen-leiter herabgelassen, und dafi das Ende der Leiter auf deine beiden Schultern gelegt ware, dafi auf den Sprossen Vajra-satva wandele, der mit guten Vorzeichen und Schonheiten aus-gestattete, dessen Scheitel im Verschwinden war, und dafi aus seinem Leibe dreitausend helle Lichtstrahlen hervordrangen. Als du erwachtest, empfandest du kôrperliches Wohlbehagen und seelische Freude. Die hochste Siddhi erhoffend, hieltest du es vor den Menschen streng geheim. Der koniglichen Prinzessin wird ein Sohn geboren werden, einer von guten Vorzeichen. Dieser Sohn ist erfinderischen Geistes, ein Nir-mânakâya: 37 b jeglichen Wunsch erfiillt er, und was man wunscht, steht mit seinem Herzen im Einklang. Ein Jahr nur verfliefit, und er wird das Mafi der Weisheit erreichen; in seinem zweiten Jahre wird er das Herz des Erbarmens besitzen; in seinem dritten Jahre wird er den Mut haben, an den Vater religiose Fragen zu richten. Uber des Vaters Lehren wird der Sohn nachdenken; er wird die Sûnde vermeiden und wegen seiner Tugenden beruhmt werden. Man wird ihm den Namen sNan-cen dpal-dbyaňs (Mahâkarnaçrîghosa ?) verleihen. Die Schrift von Dramila (aGro-ldiři), die Schrift sPyi-tsugs, fiinf-undsiebzicr der verschiedenen Schriftarten wird er wissen. Uber O den Hang zur Sûnde in den Welten wird er nachdenken: wer die Bedeutuno- davon nicht erkennt und das Gehorte nicht in O sich aufnimmt, wird nicht aus dem Strome' der Unwissenheit und des Zweifels befreit. Kosdich ist der Wandel im Sinne ' dra-bai (?) rgyun; vielleicht ist qdra-hai zu lesen. der Religion, doch kostlicher ist das Mahâyâna; kôstlich ist es, Untrugliches zu lehren, doch kostlicher ist Andacht. Daher wird er mein Sohn sein, ein Gluckskind. Sein kleiner Ver-stand wird aufwártsgeríchtet, und seine Parteinahme fůr die Religion immer groJBer, denn mit unfrommen Worten wird das Heil der Wesen nicht erreicht. 1st das nicht dein Gedanke, Prinzessin Krom-pa rgyan? Ein solcher Sohn ware ein Juwel, fůr einen Sohnlosen ein Geschenk. Wenn er in Werken, Wort und Herz unermudlich Schátze aufgehauft hat, braucht man die Erinnerung an ihn nicht festzuhalten, auch wenn sein Leib, von der Seele getrennt, dahingegangen ist; denn seine innern Schátze soli man hoher achten als seine leibliche Verfassung; seine mannigfachen Talente sind so stark, dafi sie auch nach seinem Tode, ohne dafi man ihrer gedenkt, zu einem hohen Alter weiterleben/ Wem ein solcher Sohn verliehen ist, dem ist grofies Heil erwachsen." So sprach er. Da weinte des Kônigs Tochter, die Prinzessin Krom-pa rgyan, unter Wehklagen und weinte immer wieder. Ba-dmar rgyan-ma berůhrte mit ihrem Gesicht den Boden und weinte. Der Dharmarâja K'ri-sroň Ideu-btsan sprach folgendermafien : „dMar-rgyan, was hast du Gutes getan? Dem gelehrten Vairocana 38 a hast du Nachstellungen bereitet, und Aussatz bildete sich in deinem Leibe, — erinnerst du dich nicht? Wie wir die Lose verglichen, pruften und untersuchten, erinnerst du dich nicht? Dein Leib wurde nur durch die Gnade des Meisters gesund. Wenn der Vater den Sohn preisgibt, ' woruber weint ihr. Mutter und Tochter? Wenn der Meister nicht davon leidet, weshalb sollten wir Gabenspender ?" Als der groÊe Dhar- ' brgas, sonst nicht belegtes Perfekt zu rga-ba. ^ abogs-pa ist hier als Transitiv gebraucht, in einem Sinne, den dle Worter-biicher nicht anfiihren. marâja so gesprochen hatte, warf Ba-dmar rgyan einen Kinn-backen zum Wahrsagen hin und stellte ihn auf, mit den Wor-teni j, Kye-ma kye-hud!' Ich, dMar-rgyan, kônigliche Gemahlin dank dem Lohne fur meine guten Handlungen, habe die KVom rgyan nicht einem Manne gewahrt, der nach den unserem Kônigreiche untertánigen Grenzgebieten trachtet, sonderíi habe sie dir, dem Lama, geschenkt. Im Leibe eines Weibes ent-steht die Geburt, nicht Erde und Steine. Der kleine Padma aber, der Geier, ist nicht unser Sohn, sondern der Sohn des gNer-pa se-ap'aň nag-po, sagt man. Da dieser Sohn offenbar der Religion Hindernisse in den Weg stellte, werden allé Nach-kommen der Wesen des Samsara sagen, dafi ihr nicht auf seine Worte horen sollt; sie werden sagen, dafi wir bestrebt waren, ihn (Padmasambhava) mit besonders lauterer Kraft ^ zu ehren. Wir dachten nur an die Weiterentwicklung des Ge-schlechtes des Meisters in Tibet." So sprach sie und weinte. Die Prinzessin Krom-pa rgyan sprach folgendermafien: „Zahlreich sind die Ursachen fiir die Unfalle, die den Korper eines Weibes bedrohen. Ohne eine erfolgreiche Geburt siecht der Leib einer Frau dahin. Hat sie zum Beispiel einen Sohn mit mannigfachen Vorzugen geboren, so verleiht man ihm den Namen dPa-rtsal ce-ba (,Grofie Heldenkrafť) ; legt man Nach-druck auf guten Ratschlag, verleiht man ihm den Namen gTso-bo (,Herr') ; legt man Nachdruck auf Kenntnisse, verleiht man ihm den Namen bZo-bo (,Verfertiger, Kunsthandwerker')." So sprach sie. Aus dem Munde des Padma von Udyâna kam folgende Rede: „Wenn in Ral-gsum (,Drei Taler') im Lande Nan-lam ein Sohn mit Namen sGa-bza re-ma gestorben ist, werden sie dariiber weinen, dafi sie Reichtiimer, 38 b aber keinen ' Uniibersetzbare Inteijektionen. ^ bye-brag ma-qdres šugs. Sohn haben; wenn den beiden Eltern jener Sohn geschenkt werden wird, wird von diesem der Lehre des Buddha Heil erwachsen. Wenn man durch Predigen [der Religion] Nach-kommen erzielt, gleichen die Nachkommen der aufgehenden Sonne." Da sagten viele Dâka der Weisheit Segenssprûche her, viele Dâka der Welt verrichteten Gebete und verlangerten die Lebensdauer [so stark], wie der unverânderliche Sumeru aufgepflanzt ist. Da wurde der Tochter des Kônigs, jener Prinzessin, da die acht Klassen der Gôtter, Râksasa usw. strengen Befehl hatten, ein Sohn geboren, um fiir das Heil der Geschôpfe und Wesen zu wirken, einer, der die Zauber-spriiche sicher und die Metaphysik' deutlich vortragen solite. Ein Sohn, fáhig, die Lehre des Padmasambhava auszubreiten, wurde geboren. Mit Leib und Seele ward er ein Heil-bringer und ein Segen fiir Tibet. Da die Eltern in die Gabe des Sohnes Vertrauen hatten, wurde er in das Tor der Religion eingelassen und entwickelte folgende Fáhigkeiten. Spielend studierte er die Religion, predigte, schrieb und las, und das war allés, was er tat. Als er erwachsen war, ver-achtete er nicht die Lehre von der Wiedervergeltung. Als die vier Lotsava dPal-brtsegs ^ von sKa-ba und kLui rgyal-mts'an^ von Cog-ro, Rin-mc'og von rMa'* und Ban (=Ban-dhe) Ye-šes sde® von Žaň erschienen, horte er Metaphysik bei ihnen. So wurde er in den Beispielen, in dem Sinne und in der Grundlage des ganzen Gebietes der Metaphysik bewandert. ^ mtsan-nid. ^ Skr. Çrîkûta, s. S. 131. 3 Skr. Nâgadhvaja, s. S. 130. * Einer der „sieben Probeschiiler". VergL ToungPao, 1908, p. 9, Note 2. 5 Skr. Prajfiâsena. Als um diese Zeit Vimalamitra' aus Indien auf eine Einladung hin nach bSam-yas gekommen war, studierte er grundlich bei ihm die Magie der Verwandlungen in Gottheiten von milden (çânta) und zornigen (krodha) Formen. Der Lotsâva Vimala weilte bei Yon-abar von mC'ims und bei Ban[-dhe] Jňanaku-mâra von gŇags. Die geheimen Zauberspruche horte er bald hier, bald trug er dort Metaphysik vor, und so bald hier, bald dort lernend, schlofi er seine Tátigkeit ab und wurde ein griindlicher Kenner aller geistigen Richtungen. Darauf 39 a begab er sich nach Ral-yul' im Lande Nan-lam und war dort damit beschaftigt, iiber die Grofie des Himmels zu predigen. In-dessen war Padmasambhava folgender Meditation hinge-geben: „Wird nicht immer das Gute vom Bosen aufgezehrt?^ Nach der Anschauung eines Schulers, der schon Predigten halt, taugt der Meister nichts mehr. Einem Lama den Boden unter den Fiifien wegzuziehen,'* darauf verstehen sich die Schiiler, und damit wird vorzeitig das Heil der Wesen ge-schadigt. Wenn sie sich solche Einbildung in den Kopf gesetzt haben werden sie sich immer im Kreise der Wiederkehr [in neue Geburtsformen] befinden. Ein solches Verhaltnis zwischen Lehrer und Schiiler fûhrt zu unerquicklichen Zu-standen. Will man einen so recht moralischen Lehrsatz auf-stellen, werden die Heiligen geschmaht und zum Gegenstand ' Im Texte: Vimamitra; in derLebensbeschreibung kommen beide Formen des Namens vor; in Kapitel 80 derselben wird seine Berufung nach Tibet erzahlt, in Kapitel 81, wie er seine Zauberverwandlungen zeigt ' Vorher Ral-gsum. 3 med dam ci, im Sinne einer rhetorischen Frage. t bla-mai rkaň adren-pa, wortlich: einem Lama die Fiifie wegziehen, d. h. ihn in Verruf bringen, ihm den Boden abgraben. s VIgo-la raň y u (?) btsugs-nas. des Geláchters. Wer, auf das Zukiinftige bedacht (?)/ der Welt entsagt hat, in das Tor der Lehre eingetreten und Geistlicher geworden ist, soli sparsam in bezug auf seine Nahrung sein und sich von Geldgescháften' und Besitz abO o wenden. Weilt man mit Werken, Wort und Herz in Zer-streuungen, werden die Heiligen geschmáht und ein Gegen-stand des Geláchters. Bevor die Wurzel der Tugend zum Vorschein kommt, muÊ> man die religiose Terminologie kennen, um das Wissenswerte und das Wissen zu verstehen. Denn begehrt man den Buddha in der Sprache des Alltags,^ werden die Heiligen geschmáht und zum Gegenstand des Geláchters. Hat man nicht einmal die Lehren des Pratimoksa inne, so werden, auch wenn man sich zum Halten der drei Gebote verpflichtet hat, die Heiligen geschmáht und zum Gegenstand des Geláchters. Ohne die Werke zu verstehen, welche auf die Vernichtung dieser Lebensperiode abzielen, werden, auch wenn man gelobt hat, sich den drei Eigenschaften der Ge-lehrsamkeit, Gewissenhaftigkeit und Gíite zu náhern, die Heiligen geschmáht und zum Gegenstand des Geláchters. Hat man nicht einmal ein wenig hiilfreiches Herz, so werden, auch wenn man unausgesetzt sorgť» und fůr das Heil der Wesen wirkt, die Heiligen geschmáht und zum Gegenstand des Geláchters, 39 b Ein Mann, der, ohne Vertrauen in die zum Heil der Wesen fuhrende Erkenntnis, seine Gelùbde nicht bewahrt, ist ein Be-truger; dadurch werden die Heiligen geschmáht und zum Gegenstand des Geláchters. Nach diesem Grundsatz zu handeln erreicht man nicht durch seinen eigenen Verstand allein ; man ' ma-soH (= mi oň?) byed dgos. ^ qbun (= burí) gtoň, Geld ausleihen. 3 go-yul tsig-la, in gemeinverstandlichen Worten. 4 mi sdud, s. Chandra Das, Dictionary, p. 959 a. mufi auch mit einem Lama, der die Metaphysik besitzt, zu-sammenkommen, sagt man. Wer das Vergangene in sich aufgenommen hat, kiindet auch die Zukunft. Ein trefflicheř Lama sucht und sucht und begehrt und begehrt [die Lehre], und es ist wichtig fur ihn zu prufen, ob Gefahr vorhanden ist, dafi er mit Mâra zusammengetrofïen sei. Denn Mâra hat sich schon auf allé Art in einen Monch verwandelt. Eine Kom-bination sundiger und lasterhafter Handlungen ist das Werk des Mâra. Wer sich im Aufzahlen der vielen Fehler anderer nicht genug tun kann, ohne seine eigenen Fehler abzulegen, ist ein Werk des Mara. Ein Mensch von niederer Geburt, zugleich arm und ohne Schamgefûhl, wird seine Neigungen zum Bosen behalten, wie viele gute Ratschlage man ihm auch gepredigt haben mag. Wer darauf rechnet, durch Ratschlage die Religion zu gewinnen, dem ist geschwindes Predigen recht: solche Predigten werden wie Waren zur Zeit einer Hungers-not abgesetzt, und es ist schwer zu prufen, ob sich da nicht Mâra in einen Schuler verwandelt hat. 1st also jemand ein Mensch ohne Gelûbde, ein grofier Liigner, ein Schamloser, ein Kleinmutiger, ein grofier Egoist, ein grofier Parteiganger, einer von bosen Gedanken, ein Bucherdieb, ein Verleumder,' ein Gleisner, ein Kleinglaubiger, ein in Hinterlist Erfahrener, einer, der wie eine Katze riickwarts herumschleicht^ und von geringem Nutzen ist, einer, der arm an geistigen Schatzen usw. ist und UberfluB an alien Fehlern hat, ein solcher Schuler wird, auch wenn er ofhziell zur Lehre zugelassen ist, nicht zum Segen gereichen, vielmehr Harm stiften." Nachdem er diesen Gedankengang verfolgt hatte, ver- ^ ghgs iiom byed-pa: vergl. Desgodins, Dictionnaire, p. 839: g^^ogs sloň, zweideutig reden; gzogs smod, von anderen Boses reden. ^ p'yir abyams, vermutlich = ak^yams. wandelte sich Padmasambhava von Udyana in einen alten Bettler und begab sich in die Lehrschule, wo dPal-dbyaňs die Grundsatze der Religion érláuterte. Eines Tages erschien in der 40 a Lehrschule der alte Betder; ohne eine Verbeugung zu machen, ohne seine Mùtze abzunehmen, blieb er da sitzen und hořte dem Vortrag zu. Bald sagte er ja, bald sagte er nein. Als darauf ein religioses Fest gegeben' wurde, sagte er: „sNan Àcârya dPal-dbyaňs!", dann sagte er mít lauter Stimme : „Du hast da einen vorher nicht erkláríen Unterschied in der Meditation uber die Grôfie des Himmels erláutert!" und ging fort. Wáhrend sNan-c'en dPal-dbyaňs daruber nach-dachte, kam ihm die Idee: „Ich mufi der Sache doch auf den Grund kommen!" Er ging also auf die Suché nach dem Bettler, und als er ihn gefunden hatte, bat er ihn um Unter-weisung. Der erwiderte: „Du wirst doch nicht von mir, ein em Laienbruder, Unterweisung verlangen!" Als er aber dann seine Bitte wiederholte, gewáhrte er ihm Kapitel 242 der „Múndlichen Belehrungen",' worauf der Bettler verschwand. sŇan befand sich, da er ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt hatte und sich sagte, dafi er im Laufe der Unter-haltung diese Frage hatte stellen mússen, in sehr schlechter Stimmung und sagte um Mitternacht: „Der Bettler ist wohl Súryagarbha!"^ Da richtete Padmasambhava in den Gefilden der Gotter folgende Ermahnung an sŇan-c'en : „Was die sechs Leuchten'^ betriťft, so hat die Leuchte der Rechtgláubigkeit 'gy^s = bgyes, zu agyed-pa, nicht zu agye-ba-, B liest gyis — bgyis. ^ sňyan brgyud. ^ ňi-mai sňiň-ýo. * sgron-ma rnam-pa drug, nach Chandra Das (Dictionary, p. 338 b): die sechs Predigten des Nâ-ro {Na-ro cos drug). Es ist nicht anzunehmen, daB hier eine Anspielung auf den zeitlich weit spateren Nâ-ro vorliegt; es ivird wohl ein besonderer Terminus der Altbuddhisten sein. Drei der Leuchten werden ja zum Heile der Mutter gewirkt, die Leuchte der Beantwortung der Fragen hat zum Heile von IDon-kVi in sNa-nam gewirkt; die vierte wird zum allgemeinen Heile der Wesen wirken. Das ,Zauberrad der Unterweisung'' wird bei der Einsiedelei von Ňi-roťis-zaňs die Dâkinï rDo-rje bzaň-mo (Vajrabhadrâ) um Mittemacht predigen." In dem Gedanken, dafi er nun iiber des Guru Abschiedsworte meditieren musse, trat er eine Wanderung von Kloster zu Kloster an und gab sich in diesen Klostern Betrachtungen hin. Dann hielt er sich in rDza-lhun in CVšul' auf. 40b Dann, dieweil er in einem Kloster von Nan-lam verweilte, eroffnete er eine Mandala-Zeremonie und weilte dort, indem er sich ein Jahr von der Welt abschlofi. Als die fur die Opfergaben verwendete Butter unaufhorlich kochte, als der Weihrauch unaufhorlich brannte, als endlich das Zornesantlitz lachelte, als die Spitze des Zauberdolches tanzte, und andere treffliche Vorzeichen da waren, toteten seine Oheime viele Manner?^... Die Mutter erbrach die Tiir der Einsiedelei fiir den Meister, und als sie sagte, dafi die Siinden aller Oheime gesiihnt werden miifiten, erwiderte der Meister: „Zuř Suhnung ihrer Siinden bin ich'i nicht ge-kommen; doch bitte ich die Mutter, sich in ihren Worten nicht unter-brechen zu lassen." Denn bei nâherer Ûberlegung fiel es ihm ein, dali es unpassend sei, der Mutter das Wort abzuschneiden. Da HeB mit Namen genannt. Wie viele Ausspriiche des Padmasambhava, ist diese Stelle sehr mystisch. ^ man-ňag sprul-ýai ak'or-lo (upadeçanirmânacakra?). ^ Zwei Tagereisen siidlich von Lhasa, s. Rockhill, Tibet, JRAS, N. S.. Vol. xxin, p. 78. 3 Dies wie die im folgenden geschilderten Ereignisse in Verbindung mit dem Mandala sind mir unverstândlich. Was der eingeschobene Satzteil p'ai mi šar byaň-bu by as nas bedeuten soli, weiB ich auch nicht. Die Ubersetzung des Folgenden ist so wortlich als moglich gehalten. 4 ňas mi yoň, auffallend statt fia; doch am Schlusse der letzten Zeile dieser Seite ňa mi yoň. die alte Mutter aile Oheime nach oben kommen, lud alien Oheimen viele Lasten auf, und wàhrend dies geschah, fand bei dem Guru die Reinigung von den Gelubden statt. Da wurden die Mandala aile dunkelfarbig, und Begier entstand nach den Opfergaben. Die ge-schmolzene Butter hôrte zu kochen auf'; der Rauch des Weihrauchs stockte; aile Zornesgesichter begannen zu weinen. Da sprach der Meister: „Da von den Oheimen alien kein Heil kommt, so môget ihr zuriickkehren und gehen! Nun solit ihr zur Holle fahren; wenn der Lehre des Neffen Harm entsteht, sollt ihr zuriickkehren und fiir aile Dinge, fiir die zum Opfer erforderlichen Materialien sorgen!" Auf diese Worte gingen sie fort. Da wollte der Guru' nicht in aile die Dinge hineingehen, sondern blieb dicht davor. Die jiingere Schwester erschien, und nachdem sie gesprochen: „Du kehr mit den Worten zuriick: 'da die Mutter krank ist, ruf den jiingeren Gatten herunter, komm!', ich will nicht hingehen," 4i a drang sie nicht weiter vor. Die mittlere Schwester erschien und drang auch nicht weiter vor. Die altéré Schwester erschien und mit den Worten: „So will ich denn sterben!" lieB sie, ohne zu sterben, hohen Mutes das Opfer fahren. Nachdem sie das Mandala, durch welches man die Siddhi erlangt, wieder zusammengesetzt hatte, ging sie herab; die Mutter lag hinten im Hause an den Blattern3 nieder und sagte; „Dem Sohne soil kein Leid geschehen, er soil hinaufkommen!" Der Guru, ohne eine Antwort zu geben, ging hinauf. Da erschienen in dem Kloster vier Manner (reň skya-bol), und in Gegenwart des Guru-^ kamen diese Manner hohen Mutes an und trugen die Sachen der Oheime fort; dann verschwanden sie in einem schwarzen grolien Wirbelwind. s Der Guru geriet in diesen hinein, verletzte sich an den Fiifien, erblindete an den Augen und hatte das Gefiihl, als wiirde er auf den Boden des Meeres® geschleudert. Da veranstaltete er viele Siihnopfer und Siihngebete, als die Gottin der Gelûbde Pramoha' erschien und sagte: „Mein ' ši-la k'ad; wôrtlich: war daran zu ersterben. ^ Wie aus dem Schlusse dieses Kapitels hervorgeht, ist unter dem Guru sNan-cen dpal-dbyaňs zu verstehen. 3 gru-bu = grum-bu, abnm-bu. ♦ gu-rui / ugs-la. 5 ais'ub, sonst nur verbal belegt 6 rgya-mtsoi sle. ^ So im Texte transkribiert. Bruder, das ist die Vergeltung fur dein rohes Tun; so mufite es dir aines Tages zum Schaden ausschlagen. Es soli dir aber nun zum Segen gereichen, dafi dein Eifer im Betreiben deiner Studien zum Stillstand gelangt ist. Da dieser Ort nun unselig ist, so verweile hier nicht langer, sondern begib dich nach Ki-ram rdza-mo dort drûben an der Grenze." Er ging also iiber IDoň-lťri in yYog und verweilte dort drei Jahre. Da erschienen die 28 Ïçvarï,' liefien sich plotzlich vor ihm wie eine einsturzende Mauer auf den Boden fallen und sagten: „Der Guru soil nun hier nicht langer verweilen, sondern nach dem Orte, genannt Ru-ra c'e-c'uň (,Grofies und Kleines Ru-ra') am Yar-Kluňs (Yarlung) gehen." Er begab sich also dorthin und wohnte dort, wohnte in dem Grofien Ru-ra und suchte in dem Kleinen Ru-ra Trost in seinem Kummer. Eines Tages begab er sich nach IDoň-kri und 41b Cu-ac'u in sNa-nam, als vor dem Guru ein weiÊer Mann erschien, der einen weifien Turban umgebunden hatte und in der Hand eine weiSe Flagge hielt. Der sprach: „gŇan^ Âcârya dPal-dbyaňs, da du die Wesen nicht bekehrt hast, so begib dich zu dem Lehrer in den Gefilden der Gôtter, dem Tusita-Himmel." Bevor er IDoň-k'ri in sNa-nam erreicht hatte, kam am Morgen des dritten Tages vom Himmel eine goldene Leiter herab : Gesang, Musik und Opfergaben vieler Art bewillkommneten ihn; der Guru stieg an der Leiter herauf und langte an. Zahlreiche Wunsche fiir IDoň-kri bei sich tragend, bat der Guru in einem Augen-blick^ um Erbarmen, und wie man einem Freunde Zuneigung ' Sie erscheinen als Schutzgottinnen eines Tempels inbSam-yas (Toung Pao, 1908, p. 27); die Masken dieser Gbttinnen erscheinen in den Tanzspielen der rŇiň-ma Lamas_(JASB, Vol. 73, Part I, 1904, Extra No., p. 95). ' Hier £-JVan, vorher geschrieben. -3 re cuh-na = re-Mg. lehrt, bereitete der Guru zum Heil von IDoň-kVi in sNa-nam die „Leuchte der Beantwortung der Fragen". Der Guru machte sein Erscheinen in den Gefilden der Gôtter, im Tusita-Himmel. Dies ist das einundzwanzigste Kapitel. 2 2. Kapitel. Zu P'o-gyon bza, der kôniglichen Gemahlin, sprach er: „Ich, Padmasambhava von Udyâna, besitze die funfundzwanzig Abhijňa der Sûndenqualen : ' Die Prêta und Tiere der Hôlle, die Asura und die Menschen der Vier Kontinente, die Vier Maharaja^ und die Dreiunddreifiig Gotter, die Himmelsregion der Kampflosen, 3 die Region Nirmanarati'^ im Tusita-Himmel, die vier Dhyana-Stufen der Himmelsregion Paranirmita-vasa-vartin® und die vier Gebiete, auf welche die Sinnesorgane beschrankt sind,® sind die funfundzwanzig.' Die Qual der Ge-burtsformen kenne ich, die Qual der Welt kenne ich, die Qual der Existenz kenne ich; 42 a die Qual des Wissens kenne ich, die Qual der Beschauung kenne ich. Was die Geschichte der Kônige des oberen mŇa-ris bskor-gsum betrifft, so entsteht, nachdem sie in Srin-yul® im Siid- ' zag bcas, von Wasiljew (DerBuddhismus, Band I, S. 290) als „der qual-volle Zustand allés Weltlichen" erklart. ^ D. h. der Himmel, den sie bewohnen. 3 at'ab-bral-dag, „die Kampflosen", da sie nicht an den Kampfen gegen die Asura teilnahmen; sie bewohnen den dritten Himmel. Vergl. E. Burnouf, Introduction à l'histoire du Buddhisme indien, Vol. I, p. 605 ; F. Kôppen, Religion des Buddha, Band I, S. 252. + aprul-dga. 5 glan cprul dbaň byed. Ûber diesen und den vorigen Himmel s. A. Grun-wedel, Buddhistische Kunst in Indien, 2. Aufl., S. 61. ® skye mded mu bzi. Vergl. Desgodins, Dictionnaire, p. 63 b. ^ D. h. Regionen, auf die sich meine Fahigkeit der Abhijfiâ erstreckt ® Land der Râk§asa (vgL Lebensbeschreibung, Kapitel 97 und 107). westen angelangt sind, seit 870 Jahren immer wieder Ver-rohung, da das Gesetz von Sa-hor' zerstórt ist Der im Tiger-Jahre geborenen Konige entstehen fiinf: von Yar-kluňs her der vom Eisen-mánnlichen-Tiger-Jahre; in mŇa-rís bskor-gsum der vom Eisen-mánnlichen-Tiger-Jahre ; von der Ostseite her, nach China zu, Ka-ši-ka; der vom Feuer-mânnlichen-Tïger-Jahre, Nam-mkai miťi;^ der Mongolenkonig Bram-ze Zla-gsal ajoms.^ Das Konigsgeschlecht sMad-gdeňs spaltet sich in zwei Linien, die beide den Namen von Tieren fûhren.+ Im Feuer-mánnlichen-Pferde-Jahre hat es in Ra-sa® bis in die Ver-gangenheit hinauf zweiundzwanzig Geschlechter gegeben. Bis auf gNam-lde od-sruňs gerieten sie in Verfall. Die Damonen wandten sich dem Stolze zu, und die Verdienste der Wesen waren erschopft. Unter gNam-lde k'ri-lde-can war Zwietracht und Aufruhr. Als die Leidenschaften sich zu beruhigen be-gannen, erhob sich der Sturm des Unheils. Zwei Sohne wurden nach dem Tode ihres Vaters zum Entgelt dafiir geboren. Es erstand gNam-lde mar-mei od-kyis bsruň-ba.® In der Periode dBu-yyo trat eine Spaltung des Geschlechts ein, und damit brach ein grofier Aufruhr aus. Das Geschlecht des Od-sruňs floh in den oberen Teil von mNa-ris ; es sind die segensreichen Beschiitzer, bekannt als die drei oberen Beschutzer. Die drei dieses Geschlechtes, der Vater und zwei Sohne, werden Geist-liche. Von den indischen und tibetischen 42 b Ubersetzern und Pandita geht die Heilung der Lehre aus, und ich werde iiber die herrschen, welche das Gesetz von Sa-hor im Lande ' Die Lehre des Padmasambhava. ^ jName des Himmels'. 3 ,Der Brahmane, der den Mondglanz iibertriffť. Dud-qgroi-miň-cati, ist vielleicht selbst als der Name zu betrachten. 5 ,Ziegenlanď, nach Chandra Das alter Name fur Lha-sa. ® D. h. gNam-lde, vom Licht der Lampe bewacht. Tibet zusammenfassend vortragen. Im Heere von Sa-hor entsteht ein Lehrer.' Was das Jahr betrifft, in welchem es stattfand, [so ist es das Jahr], in dem Manner und Frauen von Indien, mit Aus-nahme des sùdlichen Mon, dem Eisen-mânnlichen-Tïger-Jahre angehôren. Die Lehre des Hû-la-hu'" wird sich ausbreiten. In Ca-gar-se in Koň-yuP wird im weiblichen-Tiger-Jahre der Kónig der Mongolen in einem tibetischen Kriegergeschlechte die Geburtsform des indischen Brahmanen sKu-gsal annehmen. Was die Berechnung des Jahres nach der Lehre anbelangt, so ist es 507 Jahre nach der Lehre des Buddha. Im Jahre 503, einem Eisen-mánnlichen-Schlangen-Jahre, ertônt am Himmel des Donners laute Stimme. Es entsteht der Name „Lehre von Sa-hor". Mit der Be-zeichnung dieses Namens hat es folgende Bewandtnis. Einst in vergangenen Zeiten befand sich Buddha am Ufer der Gangâ. Der Fáhrmann wollte ihn aber nicht fahren, sondern verlangte, daiJ Gautama zuerst das Fáhrgeld eriegen solle. Dieser sagte, daĎ er kein Fáhrgeld besitze, und begab sich am Himmel entlang von Siiden nach Norden. Als der Fáhrmann dies gewahrte, befiel ihn heftige Reue. Von dem Gedanken erfullt, daB er einen solchen der Wohltátigkeit wurdigen Mann nicht iibergesetzt hábe, bereute er tief und fiel zu Boden. Seine Frau rief ihn bei Namen, stûtzte seinen Kopf und trug ihn, schreiend, als wenn es ihr Sohn wáre, nach oben. Nach-dem er aus der Ohnmacht erwacht war und das Bewufitsein ' Der folgende Satz lho-yi dom (oder ňom, Ortsname?) sgro nag-po Ha bye ak'rug ist miř unverstandlich. In den „ Ansprachen an die Minister", fol. 31a, kommt der Passus vor: sar ýyogs gser zam ser-foi nor sgo/ye, Iho fyogs dont sgro nag-poiýa ni bsdams. Der persisch-mongolische Khan Hulagu, 1258—1265. 3 Distrikt ôstlich von Lhasa. wiedererlangt hatte, ging er zu dem Kónig Bimbisara und gelobte, von sámtlichen Geistlichen kein Fahrgeld mehr zu verlangen. 43» Als der Fáhrmann gestorben war, wurde er als Sohn des Gôtterkônigs Indra wiedergeboren. Da sich die fûnf Vorzeichen des Todes bei ihm einstellten, stiefi er schmerz-liche Klagen aus, worauf ihn der Gôtterkônig Indra fragte: „Mein Sohn, woruber erhebst du Klagen ?" „Ich soli nun die Seligkeit der Gotter verlieren und im Schofie einer Sau wiedergeboren werden; da ich in Sunden wandele, dariiber erhebe ich Klagen." Der Gôtterkônig Indra sprach: „Wer zu dem Triratna seine Zuflucht nimmt, der fáhrt nicht zur Holle; obwohl du dann diesen Gôtterleib aufgibst, wirst du wieder einen Gôtterleib erlangen." Darauf nahm der Gottersohn seine Zuflucht [zu dem Triratna] und wurde, der Holle ledig, im Gôttergefilde Tusita wiedergeboren. Kraft der den Gotter-sohnen eigenen Abhijfíá wufite er dann, dafi er als der Konig Me-byin, ' als der Kónig der Grenzbarbaren wiedergeboren werden solíte. „Als dessen Sohn soli ich wiedergeboren werden; iiber mein Ungluck wiU ich Klagen erheben." Der Gôtterkônig Indra sagte: „Begehrst du, in einem trefiflichen Korper, fáhig mit tausend Augen zu schauen, in den Gefilden der Seligen wiedergeboren zu werden? Begehrst du lange Zeit dort zu weilen.? Willst du der Sonne und Mond ge-bietende Herrscher sein? Willst du ein Kónig der Welt-bewohner sein? Dies und anderes vermag ich zu gewáhren. Die trefflichen drei Welten (trilokya) zu verlassen geht aber nicht an. Welches Wunschgebet du sprechen môgest, das soil dir in Erfúllung gehen." Der Gottersohn, mit der Kraft zauberischer Verwandlungen ausgestattet, 43 b ein Verehrer der ' Nach B: Mes-byin. Lehre des Buddha, tat das Wunschgebet, dafi er ein Dharma-râja werden wolle. Was nun die Werke betrifft, die er tut, so wird seine fruhere Handlung, dafi er den Bhagavat nicht fahren wollte, wirksam. In funihundertunddrei zukunftigen Tragern der Lehre entsteht das von den Feuer-weiblichen-Schwein- und Rind-Jahren ausgehende Unheil. Zur Zeit des Verfalls von China, Tibet, der oberen und unteren Mongolei, entsteht kriegerischer Aufruhr aus dem Zorn, Hungersnot aus der Leidenschaft, Epidemie aus der Dummheit, kurz, eine Zeit des Ungliicks fiir die Wesen, Am Ufer des Lohita in Tibet kommt von Yar-kluns her die Ursache der Vergeltung. Nach der Prophezeiung des Gôtterkônigs Indra entsteht ein Nirmâna-râja mit drei Augen, vier Hánden und zwei Zungen von achtzehn Klafter Lange und zehn Klafter Hôhe, von hundert-tausend Gepanzerten umgeben. Mit eisenfarbigen Flecken von der Lánge eines Menschen, ist er von einer Gefolgschaft von sieben Vetâla umringt. Nachdem dieser Kônig verschieden ist, wird ein Mongolensohn in der Kôrperform eines Byiň (? ein Damon?) wiedergeboren. Diesem erstehen zwei Sôhne, ein glaubiger und ein unglâubiger. Durch ihren Streit um die Herrschaft empôren sich die Minister; die Geistlichen werden getôtet, die weltlichen und Opferpriester ins Wasser geschleudert werden. Wesen mit menschlichem Kôrper und solche mit mehreren Kôpfen essen Fleisch, trinken Blut und zerschlagen ailes; die zahlreichen unschuldigen Wesen sind dabei zu bedauern. Die am Himmel fliegenden, die am Boden kriechenden, die in der Luft wandelnden Geschôpfe sind ruhelos. Die hohen Schlôsser 44 a werden niedergerissen, die starken Festen zerstôrt, die tiefgelegenen Bezirke geplûndert werden. Das Vieh wird tôdlich ins Herz gestochen, Menschen und Rosse in Menge mit dem Messer gemordet werden. Das Mittel zur Abwehr dafiir wird in dem Lande, wo der Mond aufgegangen ist, in Gra-nub yar-c'in, folgendermafien sein. Nach meiner Prophezeiung wird der Herr des Himmels und der Erde von Byaň-miň, dank seiner Werke eine Inkarnation des Kri-sroň Ideu-btsan, ein getreues Bild des Gottes IDe-gu errichten und seine Lebensgeschichte auf Wandgemalden dar-stellen lassen. Einen Kristallstupa mit drei Spitzen wird er auch erbauen und mit Lampen, Weihrauch, Blumensaft, Arze-neien, Weihwasser, Speisen und verschiedenen anderen Spenden Opfer darbringen. Die Gabenspender selbst werden der Kônig von mNa-ris und der Kaiser von China sein, so soil man wissen. Was die Zahl der Vereinigungen betrifft, die stattfinden, so nimmt der Sohn des Gôtterkônigs Indra, der den reinen Leib des Ortes der Seligkeit besitzt, siebenmal menschliche Gestalt in einem Geschlechte an und erscheint im oberen mNa-ris, Gu-ge und Pu-raňs; er wird den Namen Raja Karti-Ide-btsan fuhren. Was das Jahr betrifft, so erscheint er als einer vom Eisen-mannlichen-Tiger-Jahre. Auf beiden Schultern hat er Flecken gleich Gotteraugen. Die sein Geschlecht fort-fuhrende Gemahlin ist die Fûrstin Pundarîkâ,' die ihre Existenz-form wechselt und in dGe-adun bzaň-po ňa-ra^ ťaň in Kashmir stirbt. Im Erde-mannlichen-Affen-Jahre wird sie einen mensch-lichen Korper annehmen und, eine Verwandlung der Tara, Kri-rgyan heifien. Von ihr stammt P'un-sum-tsogs-pa Ide-btsan, der zwei Sohne hat, die beiden Briider Od-grags lha kri btsan-pa. Diese beiden, in ihrer Eigenschaft als Buddha und 44 b Bodhisatva, werden fur die Lehre Werke des Heils stiften. Der Vater ist eine Inkarnation des Manjuçrî; der ' Im Texte transkribiert. ' Nach B : ňar. áltere Sohn, einer vom Feuer-mánnlichen-Tiger-Jahre, eine In-karnation des Avalokiteçvara; der jûngere ist im Pferde-Jahre gekommen und eine Inkarnation des Vajrapâni. Dieser hat vier Gemahlinnen, die dem Rind-, Schaf-, Hund- und Drachen-Jahre angehôren. Den Haupttempel von bSam-yas und den Tempel von Yar-cen wird er mit einem Golddach und Tur-kisendach bedecken lassen und die ersten Ertràgnisse aus den Goldminen von Pu-raňs darbringen. Die vier Taten eines Kônigs vollbringend, wird er eine grofie Statue von mir er-richten und die von mir festgestellten Lehrsatze verbreiten lassen. Was die Prophezeiungen des Lamas hierûber anbe-langt, so wird er wegen seiner fehlerlos-vorzùglichen voll-stândigen Befehle und Ermahnungen unter dem Namen des „AUervortrefflichsten" {mC'o£- rab-pd) beriihmt werden. Die Frau jenes Fahrmanns, der nicht fahren wollte, wird unter dem Namen sKa-mtsar als Frau des Kônigs von Am do' wieder-geboren werden. Wenn sie infolge der ihr zu Gebote stehen-den grofien Herrschaftsmacht siebenhundert Heiligtumer ge-grûndet hat, wird sie die Frucht der Befreiung erlangen. Ein Sohn des mit dreifachem Verstand begabten Geschlechtes wird schqn im dritten Lebensjahre das Mafi der Weisheit erreichen ; er heifit Simha,^ und Freude wird von ihm ausgehen. Infolge dieser Freudenwirkung versteht er den Unterschied zwischen Tugend und Sûnde. Den Spitzfindigkeiten^ der Vergeltungs-lehre aus dem Wege gehend, wird er keine schwarzen Taten begehen, sondern nur rein weifie Taten vollbringen. Die zehn Sùnden meidend, wird er die zehn Tugenden ùben. Die Minister samt dem Volke wandeln seinen Spuren nach, bis ein ' mDo k'ams. ' Nach B: Siddha. 3 fra-mo. ungláubiger Kônig erscheint, der tráumen wird, dafi Sonne und Mond auf Nag-po ťaň herabfallen, dafi Berge und 45 a Fliisse von Licht erfûllt seien, dafi Musik ertône und ein grofies Erdbeben entstehe. Dann wird er die Lose berechnen, die Wissenschaft des Wahrsagens durch buntfarbige Fáden befragen und anderes dergleichen tun. Kye-ma kyi-hud! Bose Gedanken werden wohl entstehen. Im oberen Teile des Tales spalten sich die Felsen', im unteren Teile des Tales ^ gerát der See in Aufruhr. In der Luft erhebt sich der Sturm des Un-heils. Das obere und das untere Heer, dorthin gefiihrt, werden beide ûberwâltigt werden. Das Erscheinen des Trefflichsten unter den Menschen ist von grofiter Bedeutung, da zu be-furchten steht, dafi der Lebensdauer Gefahr droht. Damit des Buddha Lehre lange Bestand haben, dafi die heilige Religion nicht untergehen moge, um allé Wesen der Hôlle zu entreifien, um derentwillen, die da sagen, dafi die Wirkung der frûheren Werke nicht wahr sei, dafi die Wirkung der unmittelbaren Ereignisse nicht wahr sei, dafi das edle Mitleid nicht wahr sei, dafi der Schatz des Padma von Udyana nicht wahr sei, um Glauben an die einzuflofien, welche den Stamm meiner Schule fortsetzen, habe ich diese Prophezeiungen verkundet." Darauf fragte der Kônig dPe-dkar: „Geruhe doch zu sagen, wie sich bei den Wesen Gliick und Unheil, die den Enden des Himmels an Umfang gleichkommen und in ihren irdischen Werken bestimmt sind, kraft fruherer Gebete entwickeln. In diesem Reich und Weltall des Çâkyamuni, wieviele weltliche und geistliche Herrschaften werden entstehen, um jeden in der ' Die Lesart von B ist wahrscheinlicher als die von A. " mda = mdo. fiir ihn passenden Weise zu bekehren und in unerschôpflicher Weise fur das Heil der Geschôpfe zu wirken?" Padma von Udyâna sprach: „Hôre, du Kônig dPe-dkar! In Zukunft werden bôsartige 45 b Lander entstehen. Im Osten das bôsartige Land der Kannibalen: als Nahrung nehmen sie Menschenfleisch zu sich, fur ihren Durst trinken sie Menschen-blut, als Beschâftigung huldigen sie dem Kriegshandwerk, Im Sûden das bôsartige Land der Râuber: auf den Pâssen, auf den Seitenwegen, im ganzen Lande treiben sie ihr Unwesen; Diebe und Râuber sind zahlreich wie die Sterne ,Ar-spaň ' und leben mit leichter Mûhe von ihren Herden. Im Westen das bôsartige Land der Geizhálse: diese haben keinen festen Wohn-sitz und gehen nicht der Vergeltung fur ihre Sùnden aus dem Wege. Im Norden das bôsartige Land derer, deren Gedanken vôUig unrein sind: im Hôren und Denken ist ihr Kopf ver-wirrt, und wie die Blatter eines im Wasser wachsenden Baumes,^ werden sie hin und her bewegt. In der Mitte das bôsartige Land der Unglûcklichen : mit einem Heer von Tausend er-scheinen die Yaksa, Râksasa, Mahâkâla, die Dâmonen bGegs und die zur Sûnde verfûhrenden Harmstifter werden aile er-scheinen. Die Lehre Buddhas ist geschadigt, das Gliick der Wesen zu Ende. Regen fâllt nicht zur rechten Zeit; was im Boden gewachsen ist, ist von der Hitze vertrocknet; Menschen-und Viehkrankheiten, Kriegsaufruhr und Hungersnot entstehen. Durch die Sûnden, welche die Menschen begangen haben, wird eine bôse Zeit entstehen. Wie sich immer die weltliche und geistliche Regierung gestalten môge, so werden sie nach meiner Prophezeiung mit unerschôpflichem Mut beschûtzt werden ' B: ,A-ra-sbraň. ^ Wahrscheinlich ein Baum, dessen Blatter sich ins Wasser hinabsenken. von denen, die den reinen Skandha der Weisheit, von denen, welche die grofie Liebe, von denen, welche das grofie Er-barmen besitzen, von denen, welche die Sohne der Dreiund-dreifiig Gotter versammeln, von den vier grofien Gôttersôhnen, welche die vier Weltgegenden beschiitzen, von den 46 a im Meere befindlichen Nâgarâja Anavatapta, Nanda, Taksaka, Ananta und den vielen anderen Millionen Nâga. Er, der ein von den ,Yaksa iiber der Erde' verfertigtes Obergewand besitzt, dessen Korperform den Menschenleib angenommen hat, der Raja Karti-lde-btsan wird in Gu-ge, Pu-rafts und Maň-yul er-stehen als einer, der zum Eisen-mannlichen-Tiger-Jahre gehort. Ihm wird ein Sohn geboren, namens Pun-sum-ts'ogs-pa Ide-btsan. Zu Lebzeiten dieser beiden wandelt man in der Bahn des Buddha und der Bodhisatva. Der Vater ist eine Inkar-nation des Manjuçri, der Sohn eine Inkarnation des Avaloki-teçvara. Die Prophezeiung inbezug darauf braucht nicht weit-laufig auseinandergesetzt zu werden: Manner und Frauen, Knaben und Madchen usw., Wild, Raubtiere, Vogel, Rinder, Esel usw. befinden sich allé wohl. In Gedanken unfafibare Yogin, un-ermefiliche Anhánger des Dhyâna, die den Schatz der Religion in ,sich Aufnehmenden, die in die Erlosung eintretenden Wesen, die nach dem Geschmack der Lehre Handelnden, die mit Leidenschaft, Zom und Dummheit Nicht-bekleideten, was die Lebensgewohnheiten dieser betrifft, so will ich mich nicht daruber verbreiten. An einem Orte, genannt rTa-žal (,Pferde-gesichť) lebte vormals die Tochter eines Brahmanen Câmî,' die ihren kleinen Sohn zu dem Trone der Lehre des Bha-gavat brachte. Als jener heranzuwachsen begann, 46b ver-leugnete ihn der Brahmane als seiner Tochter Sohn. Bei der ' Text Tsa-mi. Predigt uber die Vergeltung in der Hôlle schwillt uns die Haut an.' Darauf wird im Tempel der Obersetzer' von bSam-yas Kâmaçîla von den Urthika getotet. Konige, das Unheil der Zukunft zu steuern, werden zwei erstehen, genannt Nam-mk'ai min-can (,den Namen des Himmels habenď). Unter dem einen ist Kâmaçîla zu verstehen: dieser wird meine Lehre mehren und am zehnten jedes Monats mir opfern. Der andere ist ein Abkommling der Tïrthika: dieser wird meine Lehre zugrunde richten; uber die Schatzreligion^ wird er mit acht haretischen Gedanken meditieren und bald hier, bald da irdische Guter^ hastig anhaufen. In dem Orte P'ag-ri mk'ar wird der Bhiksu Ko-ka-li in seiner hundertsten und letzten Geburtsform^ die Lehren meiner Religion erfassen, beschiitzen und mehren. Von fiinfhundert meditativen Mánnern und Frauen umgeben wird ein sogenannter grofier aK'rul-žig® entstehen." So sprach er. In solcher Zeit entsteht im Gedanken an die Geburts-formen Verzweiflung, wenn man sich sagen mufi, dafi man keine Verdienste aufgehauft hat. In Pu-raňs verbreiten sich die acht Schrecken des Unheils; in Gu-ge erheben sich, da man dem Gesetz nicht folgt, die Damonen bGegs; die Be-wohner von Zaň-žuň betreten den Pfad der Verkehrtheit. Lug und Trug, Táuschung und Verschlossenheit entstehen. So hat im bTsun-mo bkai-ťaň-yig Padmasambhava die Fragen beantwortet, welcher Konig im oberen mNa-ris bskor- ' skyi-sa abud; skyi-sa, ,auCere und innere Haut' (Desgodins). ^ sgra sgyur gliň. Vergl. T'oung-Pao, 1908, p. 28. ^ gter-cos, d. i. die esoterische Lehre des Padmasambhava. + zan lofi ziň loň. 5 skye-ha brgyai fa. Vergl. fa-tna und t'a bei Desgodins, p. 441 a. ® Nach Chandra Das (Dictionary, p. 202 a) ein Lama, der iiber die Theorie der Leere meditiert. gsum gewesen, welches Jahr es gewesen, auf welches Jahr es berechnet worden sei, wie er hiefie, welche Geburtsform er angenommen, und wieviele Vereinigungen der koniglichen Ge-mahlin mit ihren Sohnen stattgefunden hâtten. Die grofie Mutter, die kônigliche Gemahlin/ sagte: „Im Gedenken an die zukùnftigen Geschlechter von Tibet habe ich den Tempel Buts al gser'' errichtet. Der von Udyâna hat mir vortrefflich berichtet." Dies ist das zweiundzwanzigste Kapitel. Das bTsun-mo bkai-ťaň-yig ist beendet. Môge ich mit den Heiligen und Seligen zusammentrefifen ! Samâya, řgya rgya rgya. gTer-rgya, sbas-rgya, gsaň-rgya, gab-rgya, gtad-rgya.^ Aus dem Tempel des Kupferhauses der Drei Welten^ ist dies Buch durch den Nirmânakâya, den aus dem Lande Udyâna, hervorgezogen worden.^ Zur Vermehrung der reli-giôsen Gaben ist die Drucklegung im Kloster dGa-ldan p'un-ts'ogs erfolgt. ' Die im Eingang des Kapitels erwâhnte Kbnigin Fo-gyofi bza. ^ In bSam-yas. Vergl. Toung-Pao, 1908, p. 32. j Geheimzauberformeln der rNiň ma. ICams-gsum zaňs-k'aň gliň, der von der Konigin Ts'e-spoň bza in bSam-yas errichtete Tempel. Vergl. Toung-Pao, 1908, p. 32. 5 spyan-draňs-pao. Der Sinn dieser Phrase kann nur der sein: die Hand-schrift des Werkes war von Padmasambhava in dem betreťfenden Tempel hinter-legt und ist spater durch eine von ihm selbst ausgehende Inspiration dort auf-gefunden worden. Ebenso heiBt es am Schlusse des rGyal-po bkai ťaň-yig: Gu-ru U-rgyan gliň-pas dGe-ba mťar-rgyas-gliťi-nas spyan-draňs-pao. „Durch den Guru, den vom Lande Udyâna, aus dem Tempel dGe-ba mťar-rgyas-gliň herbeigeschafft, hervorgezogen." Das Wort spyan-adren-pa wird vornehmlich vom Heraufbeschwbren der Geister gebraucht. Ganz analog hier: die alte Hand-schrift wird heraufbeschworen, zitiert^ ans Licht gezogen. ANHANG Uber die Zeit der Abfassung der Lebensbeschreibung des Padmasambhava I. Kolophon der Peking-Ausgabe des Padma bkai ťaň-yig, gedruckt 1839 Text ' So verbessert nach der Kam-kyo Edition (s. unten, Abschnitt II). Die Peking-Ausgabe liest was offenbar ein Versehen ist. i6 Ûbersetzunor- O i) „So ist denn das Originalmanuskript' der Lebensbeschreibung des herrlichen zweiten Buddha, des groIJen Lehrers von Udyâna, Pad-masambhava, ans Licht gekommen, wie das Werk Goh-og ba-k'al smug-po und andere Handschriften vollstàndig oder verkùrzt, nicht in einer, sondern in verschiedenen mit dem Geiste der Bekehrung harmonierenden Versionen auf uns gekommen sind. Was nun das Padina bkai ťah-yig betrifft, [so kam es dadurch zustande], daû vermittelst des Vajradvîpin und Buddhadvîpin ^ und einiger anderer Handschriften der oben resi-dierende Konigssohn, der Gotterherr (devasvamitt), der Handschriften-entdecker3, der dreizehn einzelne Geburtsformen angenominen hat, der Herr der drei oberen Klassen der Wesen, + der aus dem Lande Udyâna, unendliche religiose Lehren geleitet vom „Meere der Religion der Sammlung seiner Worte"5 verkiindet hat. So entstand das als gter-smyon^ bekannte Padina bkai ťah-yig, mit dem es folgende Bewandtnis hat. Es war im Wasser-Drachen-Jahre^, am achten Tage des vierten Monats, einem Montag, der mit dem Gestirn dbo (11. Mondstation) zusammentraf, daB vom Herzen des groiien Visnu weg, des Torwarts der Lotus-Kristallgrotte bei dem Tempel Padma brtsegs-pa in der Kristali-Felsenfeste® am Yar-kluns, der . Guru, der vom Lande Udyâna, den Hor-pa vom Kloster (arama) Las-ldan-gyi grogs-gzu durch die Kraft seiner Meditation das Manuskript aus den dortigen Schatzen hervorziehen liefi: dasselbe enthielt aber mannigfache Beispiele ver-dorbener Lesarten. ^ gter-k'a, ,Schatzquelle'. ' rdo-rje gliii-pa satis-rgyas gliň-pa. 3 gter-ston. yar-rje. s bka-adus cos-kyi rgya-i7itso. Vgl. S. 136. ® Scheint die Bedeutung von „urspriingliche handschriftliche Aufzeich-nung", „erste Version" zu haben. 7 Die Nummer des Zyklus ist nicht angegeben. Es kann sich nur um das 26. Jahr der vier ersten Zyklen handeln, also um die Jahre 1051, iiii, 1171, 1231. Letzteres Jahr ist das wahrscheinlichste, weil erstens nach der Tafel -Reu-mig in dem betrefifenden Jahre 12 31 der Guru Cos-dban versteckte Biicher aus gNam-skas-brag erlangte (S. 8), was somit fur die damalige Zeit eine Periode der Aufťindung von Handschriften andeutet, und weil zweitens sich dieses Datum 12 31 am nachsten den folgenden Daten, besonders dem der ersten Drucklegung, anschlieBt. ® kl-gyi brag rdzoň. Aile diese Namen sind uns im bTsun-mo bka-ťah begegnet. 2) Um den Wunsch des Handschriftenentdeckers Šes-rab od-zer, einer Inkarnation des groBen Locava Vairo', zu erfiillen, haben der Minister des aus der indischen Dynastie der groûen Sála stammenden, hier in Tibet vom Himmel eingesetzten Kônigs dPal P ag-mo gru-pa (geb. 1302) und der Mongolenfiirst bSod-nams stobs-rgyal [das Werk] patronisiert: fuûend auf einer Kopie des Originalmanuskripts des Ent-deckers der Handschrift und auf anderen alten authentischen Quellen hat der Pan-c'en Ri-zaňs tog-pa den revidierten Druck von dPal-ri in aPyon-rgyas® hergestellt: obwohl er sich dabei an das rechte MaĎ hielt, waren doch einzelne Stellen von allzu wichtigen Sachen verdorben und unklar. 3) Der kompetente3 Sprul-sku c'os-abyuň aus Lho-brag und der Sog-bzlog-pa+ Blo-gros rgyal-mts'an, zwei Manner von kritischer Urteils-kraft, praparierten eine Lebensbeschreibung des Grofien von Udyâna, fiir die sie die von dem Handschriftenentdecker rDo-rje gro-lod pro-phezeiten alten Bûcher aus ICags-smyug-ma erlangten, so daB ihr Werk in deutlicher Weise als giinstiges Omen des Gottes Legs-ldan rdo-rjei-duss in seiner hôchsten Inkarnation erschien. Was nun diese erneuerte und unverfálschte Version betrifft, so hat, ergriffen von einer Prophezeiung im „Tiefen Schatze"® des herrlichen Grofien von Udyána, Saňs-rgyas rgya-mts'o von Groň-smad (1652—1703) eine neue Serie von Drucktafeln schneiden lassen, und seine Ermunterung zeitigte weitere Folgen. Denn von unserem unveránderlichen Glauben an-getrieben, hat dieses den Bewohnern der Schneeberge einzigartig heil-same, an religiôser Wohltatigkeit unerschopfliche Buch der alte Tan-triker? aus einer Familie von Za-hor, C'a-mcog adus-pa rtsal pad-ma ^ D. i. Vairocana. ^ Distrikt von Lho-k'a in Zentral-Tibet (Chandra das, " Dictionary, p. 852b). 3 k'a-yar qdug-pa, einer Aufgabe gewachsen sein. D. i. der Mongolenvertreiber. 5 Vermuriich eine Form des Mahâkâla. S. Gríjntodel, Mythologie des Buddhismus, S. 177, wobei die dort gegebenen Ausfiihrungen iiber die Tátig-keit dieses Gottes als Inspirator besonders zu beachten sind. Nach freundlicher Mitteilung von Herm Prof. GrOn%vedel ist diese Gottheit vielleicht identisch mit m Gon-po legs-ldan, der als Inspirator des Abhayâkaragupta in einem Album des Berliner Museums (Originalmitteilungen der Ethnol. Abt., 1885, S. 110, Nr. 20) abgebildet ist, eine Darstellung, die mit w identisch ist. ® zab-gter. ^ snags-pa rgan-po. mit Namen, oder rDo-rje ťogs-med rtsal genannt, nachdem er die Druckplatten vereinigt hatte, im Holz-Hase-Jahre (1674) in dGa-ldan p'un-ts'ogs gliň drucken lassen. 4) Ferner hat entsprechend der Weisung des grofien Gelehrten dPal-ldan c'os skyofi-ba (ernannt zum grofien Regenten der heiligen Religion der Familie des zweiten Jina Kun-dga bzaň-po), der aile Bezirke auf der Oberflàche der weiten Erde mit den Schritten seiner unermelilichen Kraft bezwingende, erdbeschûtzende (bhûmipala) Lama Kun-dga ap'rin-las rgya-mts'oi-sde ' in einem aile Weltgegenden ùber-trefifenden Ruheplatz des kôniglichen Palastes von dPal sDe-dge Ihun-grub-sten (d. i. Derge) den Druck von dGa-ldan p'un-ts'ogs gliň einer dreimaligen Revision unterzogen, bis er sich zuletzt in vôlliger Reinhcit und auf solider Grundlage zeigte, und endlich dank einem Strome un-ers chop fli cher, religiôser Wohltàtigkeit das Buch gedruckt. Môge es sich in alien Gegenden und Zeiten, in alien Orten und bei alien Gelegen-heiten verbreiten! AU Heil! (sarvamaňgalatř ). S) Er, die Gnadenquelle fiir die gesamten allgemeinen und beson-deren Angelegenheiten der Lehre, dem Kreislauf der Geburten entriickt, die Verkôrperung aller Sieger (Jina) der drei Zeiten, der zweite Buddha von Udyâna, der groBe Meister Padmasambhava — seine Lebens-beschreibung, bekannt unter dem Namen Padma bkai ťaň-yig, hat der fiinfte grofie Dalai-Lama' in seiner unerschopflichen religiosen Wohltàtigkeit als ein Gnadengeschenk zum Druck gestattet. Daher hat denn, da die Ausgabe des erdbeschiitzenden sDe-dge-ba (Derge) un-verfalscht und nicht entstellt ist, [unter Zugrundelegung dieser] Lhag-bsam rnam-par dag-pa mit dem Titel Ta-kuo-shih^ Icaň-skya hutuktu — wie denn eine Ursache mit der anderen verkniipft ist — in einem unerschopflichen Strome religiôser Wohltàtigkeit letzthin, im 19. Jahre der Tronbesteigung von Tao-Kuang'» (1839), entsprechend dem Erde- ^ Ein Regent von Tibet dieses Namens regierte 1659—1667. Da dieser 1667 starb, kann er hier nicht in Frage kommen, weil ja der Druck von dGa-ldan erst 1674 erfolgte. Aus der Erwahnung von Derge geht wohl geniigend hervor, dali es sich hier um eine andere Personlichkeit, einen einheimischen Konig des grofien Staates Derge in Ost-Tibet, handelt, von dem die Tibeter behaupten, dali er so grofi wie Himmel und Erde (gnam-sa cen-po) sei. ' Nag-dbaň blo-bzaň rgya-míso, 1617—i68o. 3 Tib. Tá-kau-šri = ® Éil), etwa, 'ReichsgroBmeister', oder 'Reichs-grofipraceptoť. Tib. Srid-gsal, wortliche Úbersetzung. Schwein-Jahre, am lO. Tage in der ersten Halfte des Monats rGyal (Dezeniber), am Feste der Versammlung der Dâka, das Werk in her-vorragend schoner Weise drucken lassen. Mogen die Tugendhaften das Kleinod der Lehre des Siegers (Jina) in alien Weltgegenden ver-breiten, und moge sie lange bestehen bleiben! Mogen ich und die anderen Wesen samtlich Nachfolger des zweiten Buddha von Udyana werden !" II. Im tibetischen Dorfe Chiapi, vier Tagereisen westlich von der chinesischen Stadt Li-fan im Norden der Provinz Sze-ch'uan, erlangte ich im Herbst 1909 eine schon gedruckte, reich illustrierte Ausgabe der Lebensbeschreibung, die, nach den Angaben des Kolophons, „im Kloster von Kam-kyo Ihun-agrub-don, in der kôniglichen Residenz Nor-bu glin-gis yaii-rtse im Lande dBus in rGyal-mo run", d. i. im Ge-biete der Kin-ch'uan, gedruckt worden ist. Dieser Drack, den ich nach dem Druckort als Kam-kyo Edition bezeichne, scheint mit der Peking-Ausgabe im allgemeinen iibereinzustimmen. Das Kolophon ist dasselbe wie das oben I, S i mitgeteilte, ausgenommen die langatmige Einleitung. Es beginnt mit den Worten: ču qbrug, also mit dem Datum der Auffindung des Manuskripts und schliefit mit drahs-pao (Peking: draňs-pa-lá), wàhrend der Schlufisatz fehlt. Auf diese iibereinstimmende Partie folgt ein in der Peking-Ausgabe fehlender, wichtiger Passus: „Das Manuskript befand sich auf gelbem Papier, auf einer einzigen Papierrolle. Die Schrift war im Stil des Sanskrit und so fixiert, daB auch nicht ein einziges unreines (d. h. unleserliches) Wort da war." Die Handschrift war also ebenso beschaffen wie die des Lha-qd7-e bkai ťah-yig (S. 3), und die Tatsache, dafi die Schrift eine indische und nicht tibetisch war, spricht fiir die Altertiimlichkeit des Manuskripts. III. Aus den vorstehenden Dokumenten lassen sich fiir die Geschichte der Lebensbeschreibung die folgenden Tatsachen feststellen: i) Auffindung der Originalhandschrift im Jahre 1231. 2) Editlo princeps im Druck, Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Regierung des P'ag-mo-gru, herausgegeben vom P an-c'en Ri-zaňs tog-pa; bekannt als der revidierte Druck von dPal-ri in aPyoň-rgyas. 3) Zweiter Druck, auf Grund neu gefundener Handschriften her-gestellt, auf Veranlassung des Regenten Saňs-rgyas rgya-mts"o (1652 —1703), der die Drucktafeln schneiden lieB, im Kloster dGa-ldan p'un-ts'ogs gliň im Jahre 1674 besorgt. 4) Dritter Druck von Derge, auf einer Revision des dGa-ldan-Druckes basiert und kurz nach diesem hergestellt. 5) Der Fiinfte Dalai-Lama (1617—1680) sanktioniert die Lebens-beschreibung und gestattet ihren Druck in den Klostern der orthodoxen gelben Kirche. 6) Daher vierter Druck von Peking im Jahre 1839, Wiederabdruck der Ausgabe von Derge, veranlaBt von dem ICaň-skya Hutuktu Lhag-bsam mam-par dag-pa, dem offiziellen Oberhaupt der gelben Sekte in Peking. Dafi es tatsachlich mehr gedruckte Ausgaben gibt als die im Kolophon berichteten, wissen wir. Die erwáhnte Kam-kyo Edition ist ein Beispiel dafiir. Ich kenne ferner einen Druck, den ich 1908 in Darjeeling erlangte, und der entweder in einem Kloster von Sikkim oder Sud-Tibet hergestellt worden ist. Leider ist das Kolophon des-selben fast unleserlich, weicht aber von dem der Peking-Ausgabe vollig ab. DaB es eine von dieser verschiedene Rezension gibt, ist durch den GRUNWEDEL'schen Holzdruck erwiesen, den E. SCHLAGINTWEIT^ teilweise mit der Peking-Ausgabe verglichen hat. Nach ihm stellt sich dieser Holzdruck oder die im Besitze GrÛNWEDEL's befindliche Kopie desselben „als eine Umarbeitung des groBen Hauptwerkes", d. h. der Peking-Ausgabe, dar; „der Text ist in Prosa in flieBender Sprache geschrieben und hat den Zweck der Unterweisung in der Buddha-Lehre in der Form, welche ihm die tibetischen Lamas gaben. Vieles ist aus-gelassen, dogmatische Ausfiihrungen dagegen sind hinzugesetzt. Eigen-namen sind geándert, ebenso Ortsnamen. Der geschichtliche Inhalt des Hauptwerkes kommt in der Prosa-Umarbeitung nicht zur Geltung, fur die Lehrzwecke hielt man ihn ersichtlich entbehrlich; die Angaben sind gekiirzt, so daB der Sinn kaum erkennbar ist," Soviel steht sicher ' Die Lebensbeschreibung von Padma Sambhava, I. Tail. Abhandlungen der Bayerischen Akademie, 1899, S. 420—421. fest, daû wir zwei verschiedene Rezensionen vor uns haben, eine aus-fiihrlichere in Versen, vertreten durch die Drucke von dGa-ldan, Derge, Peking und Kam-kyo, und eine kurzere in Prosa, vertreten durch GrÛNWEDEL's Kopie und die Bearbeitung in Lepcha, die sich dieser anzuschlieBen scheint; die Prosa-Bearbeitung diirfen wir wahrscheinlich als die in Sikkim ùbliche Rezension bezeichnen. ScHLAGiNTWElT's Ansicht, dali letztere aus der versifizierten Version geflossen sei, kann nicht ohne weiteres angenommen werden; die beiden Versionen miiBten erst griindiich, wenigstens in den wesentlichen Bestandteilen, kollatio-niert werden. Es kônnte ebensogut auch umgekehrt sein, dafi die poetische oder ôstliche Version der sûdlichen Prosa-Version ihre Ent-stehung verdankt und zeitlich spater als diese ist; ja, noch weit wahr-scheinlicher scheint es, daB beide Rezensionen auf zwei verschiedene handschriftliche Ûberlieferungen zuriickgehen. Und fiir diese Annahme geben uns die Nachrichten in dem oben mitgeteilten Kolophon selbst einen Fingerzeig. Denn wir ersehen aus § 3, daû der Druck von dGa-ldan, d. i. die Vorlage zu den Drucken von Derge und Peking, nicht auf die im Jahre 1231 entdeckte Originalhandschrift zuriickgefuhrt wird, sondern auf eine damais ganz neu bearbeitete Lebensbeschreibung zweier kritisch veranlagter Autoren, die neu entdeckte Handschriften fur diesen Zweck benutzten. Da nun die Peking-Ausgabe weiter nichts als ein Abdruck der Derge-Ausgabe ist und letztere nur eine Revision der dGa-ldan-Ausgabe darstellt, so ist es vôllig klar, daû „die erneuerte und unverfàlschte Version" des 17. Jahrhunderts eben mit der uns jetzt vorliegenden ausfiihrlicheren poetischen Version identisch ist. Da sich fernet diese Erneuerung des Werkes in Gegensatz stellt zu der Editio princeps aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, in welcher „einzelne Stellen von allzu wichtigen Sachen verdorben und unklar waren", so ist mit grofier Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daû diese Ausgabe die Stammmutter der uns jetzt vorliegenden siidlichen Prosabearbeitung ist. Gegeben sind zwei Tatsachen: i) das wirkliche Vorhandensein zweier verschiedener Rezensionen, die eine ausfuhriicher, die andere kiirzer, die eine verstandlich, die andere oft undeutlich; 2) der histo-rische Bericht iiber die Entstehung zweier Rezensionen im Kolophon der Peking-Ausgabe. Da nun nach den hier gemachten Angaben die ausfûhrlichere Rezension mit dem zweiten Druck von 1674 identisch ist,. 30 ist die Folgerung logisch und berechtigt, daB die jetzt existierende Prosaversion von dem ersten Drucke des 14. Jahrhunderts, der seiner-seits auf die 1231 gefundene Originalhandschrift zuriickgeht, legitim herstammen muB. Trifft also meine Hypothese zu, dann ist die siidliche Rezension, nicht, wie Schlagintweit annahm, aus der ôstlichen abzuleiten, viel-mehr ist beiden eine selbstandige Entstehung zuzuschreiben. Beide sind verschiedene Redaktionen, die auf Grund verschiedener alter Handschriften entstanden sind, und der Prosaversion ist ein hoherer Grad von Altertiimlichkeit zuzuschreiben. Daraus folgt, daB beide Versionen getrennt studiert werden mussen, und dafi erst ein eingehendes vergleichendes Studium derselben ein Urteil iiber den mehr oder weniger authentischen Charakter der ihnen zugrunde liegenden Quellen emiôglichen wird. Es war also mehr als eine alte Handschrift vorhanden, die fur die Redaktion der zum Druck bestimmten Ausgaben der Lebens-beschreibung verwendet wurde. Das Datum 1231 fiir die Entdeckung iner derselben in einer Grotte, die mit dem Leben und Treiben des Padmasambhava in so inniger Beziehung steht, liefert die untere Ab-grenzung fiir die Abfassung des Werkes selbst: es mufi in seinen wesentlichen Teilen vor dieser Zeit vorhanden gewesen sein. Der tibetische Bericht iiber diese Entdeckung verdient voile Glaubwiirdig-keit, wenn wir ihn im Lichte der jiingsten archaologischen Funde be-trachten. Das Manuskript der Lebensbeschreibung war nach der Uberlieferung auf eine einzige Rolle gelben Papiers geschrieben (siehe oben II). Die Rolle ist die alte Form des tibetischen Buches. P. Pelliot' ist so gliicklich gewesen, in der „Grotte der Tausend Buddhas" in Kansu solche alttibetischen Rollenhandschriften zu ent-decken, die mindestens aus dem neunten oder zehnten Jahrhundert stammen diirften. Wenn wir die Geschichte dieser alten Handschriften und der alten Biicher genauer kennen lernen werden, so wird sich gewiii mancher Anhaltspunkt fur eine deutlicher umschriebene zeitliche Ansetzung der Originalhandschrift der Lebensbeschreibung ergeben, deren Entstehung wir nach unserer gegenwartigen Kenntnis zwischen das neunte bis zwolfte Jahrhundert fixieren diirfen. Die Vermutung ist ferner gestattet, dafi diese Originalhandschrift bereits im neunten Jahrhundert vorhanden gewesen sein kann, einmal vom rein technischen ' La Mission Pelliot en Asie centrale, Hanoi, 1909, p. 26. Standpunkte, well wir jetzt wissen, daû es tibetische Papierrollen aus dieser Zeit wirklich gibt, sodann von inneren historischen Gesichts-punkten aus, well es ungleich wahrscheinlicher ist, daB ein Werk wie die Lebensbeschreibung des Padmasambhava unmittelbar nach dem Tode des „Meisters" als einige Jahrhunderte spater entstanden ist. Es ist ein Buch nach einem einheitlichen, wohl durchdachten, ja raffiniert berechneten Plane angelegt, aus einem GuC geschaffen; es ist bewuBt gewollte Komposition und Intention, die einen denkenden und arbei-tenden Autor voraussetzt und den Gedanken ausschlieBt^ dali hier Legenden oder volkstumliche Traditionen von einer spateren Hand zusammengetragen seien. Die Grundbestandteile gehen vielmehr offen-bar auf die Zeit des Padmasambhava selbst zuriick, auf sein Leben, seine Taten und Meinungen, sicher auch auf Aufzeichnungen, die er selbst hinterlassen hat. 1st er doch vielfach schriftstellerisch tátig gewesen, als Ubersetzer von Sanskrit-Werken^, als Verfasser originaler Schriften, die noch heute einen wichtigen Bestandteil der Literatur der Altbuddhisten bilden. Im 53. Kapitel der Lebensbeschreibung heiíit es, als Padmasambhava in Nepal, um einer dort herrschenden Hungers-not zu steuern, seine Schatzlehre aufzeichnet: „Auf hellblaues Papier von der Palmyrapalme und auf geglattete Birkenrinde schrieb er mit gold- und silberfarbenen kupfer- und eisen-farbenen, lapis-Iazuli-, tiirkis- und mennigfarbenen Tinten und machte so Korrekturen." ' T'oung Pao, 1908, p. 35. Im Tanjur (Rezension von sAíar-ťaň), Vol 85, fol. 259a, erscheint er zusammen mit Vairocana als Ubersetzer eines Mantra miCa-agro mei-dkyil-ak'or-gyi rim-pa; er ist Verfasser der Hevajrasâdhanam {dGyes-rdor sgrub-fabs) in Vol. 22. ' Gold- und silberfarbene Handschriften auf dunkelblauem oder Schwarzem Papier genieUen noch heutzutage das hochste Ansehen. Nach dem Grub-mťa šel-kyi me-hň lieû der Sa-skya Pa^idita die ersten Exempláre des Kanjur und Tanjur in Gold geschrieben herstellen (Anfang des 14. Jahrhunderts). Konig P'ag-mo-gru lieU einen Kanjur in Goldschrift abfassen; Grags-pa rgyal-mtsan lieB den Kanjur auf Goldtafeln schreiben, ein anderes Exemplar in Goldschrift, ein drittes in einer Legierung von Gold und Silber, drei andere mit Tinte. Geser Khan (in der mongolischen Version) besaû einen Kanjur und Es kann kaum bezweifelt werden, daû viele seiner Ausspriiche, besonders die ihm in den Mund gelegten Lieder, in der Lebens-beschreibung wie im bKa-ťaň sde-lùa, zeitgenôssischen Aufzeichnungen zugeschrieben werden miissen, wàhrend natiirlich die zahireichen spàteren Ausschmùckungen des Legendenbuches keineswegs in Abrede gestellt werden sollen. Auf eines ist indessen der Hauptnachdruck zu legen: Padmasambhava ist eine Persônlichkeit von so markantem Charakter, von so scharf gepràgter Eigenart, wie sie in der ganzen langen Ge-schichte des Buddhismus sich nicht wiederholt. Dieser Charakter mit einer etwas wunderlich-unbestimmten Mischung von Faust und Mephi-stopheles, mit den Elementen eines Don Juan als Grundstoff und einer Ûberschicht von Ahasver, halb und halb das anachronistische Vorbild des Bruders Medardus in Hoffmanns „Elixiren des Teufels", aller Wahrscheinlichkeit nach ein geborener Sadist, im Grunde vielleicht ein guter Kerl und doch hundsgemein, Heiliger, Wollùstling und Satan in einer Person, dieser râtselhafte Charakter mit ail seinen wahnsinnigen, aber wohl gerade deshalb auf Wahrheit beruhenden Widerspriichen kann nicht von einer spàten Nachwelt kiinstlich zurechtgezimmert, geschweige dénn erfunden worden sein; er muG wirkiich gelebt haben und ist uns so lebendig, so naturgetreu gezeichnet wie ein zeit-genôssisches Portrat. Und dies ware meines Erachtens Grund genug, um die Abfassung der Lebensbeschreibung so nahe aïs moglich an das Datum seines Todes heranzuriicken. Vergessen wir nicht, daB, wie im Anfang des Kolophons i) ausgesprochen ist, auch die tibetische Tradition seibst dem Padmasambhava den Grundbestandteil der Lebensbeschreibung zuweist, und daû dieses Kolophon von einer gegnerischen Sekte, der orthodoxen gelben Kirche, herstammt. Woher dieses Interesse der Gelben an den Roten? Woher ail diese lobenden und verhimmeinden Prâdikate, die sie auf den zweiten Buddha herabregnen lassen? Woher das Bestreben, sein Buch so hochzustellen, zu drucken (und gar hervorragend schôn zu drucken) und den Gláu-bigen zur Erbauung zu empfehlen? Diese Bewunderung ist nicht erst Tanjur in Goldschriften. Im Westen lâGt sich Gold- und Silberschrift, besonders auf purpurfarbenem Pergament, zuerst im byzantinischen Reiche nachweisen, von wo sie bald nach Italien und Frankreich eingefúhrt wurde, um im Martins-kloster zu Tours einen hohen Grad von Vervollkommnung zu finden. Nach Tibet ist die Idee jedenfalls von Byzanz iiber Persien und Kaschmir gewandert (oder iiber Turkistan durch Vermittlung der Manichâer?). jùngeren Datums, sondern setzte, wie wir sehen, bereits im 17. Jahr-hundert ein: denn der rechtglaubige Saiis-rgyas rgya-mts'o bekundete ein unverhiilltes aktives Interesse an dem Werke. Und gar erst der funfte Dalai-Lama! Er, der die Mongolen ins Land rief, um seine Gagner, die Altbuddhisten, erbarmungslos abschlachten zu lassen, erteilt dem heiligsten ihrer Biicher gnadigst den Segen und sein Imprimatur! War es politische Berechnung, um durch solche GroBmut auf die rebellischen Gemiiter der Gegner einzuwirken, war es lediglich ..literarischer Eifer, oder was sonst? Wir wissen es nicht. Vielleicht sind wir geneigt, uns die Gegensatze zwichen den Sekten im Lamaismus zu schroff vorzu-stellen. Vielleicht ist das Interesse der Masse an der vergôtterten Gestalt des Padmasambhava zu tief und nachhaltig, als daB die leitende Kirche zu einem ernstlichen Widerstande bereit ware. ' Genug, wir lernen hier die intéressante Tatsache kennen, daĎ Padmasambhava auch von der gelben Sekte platonisch geliebt, gedruckt und gelesen wird. Auch andere padmaistische Schriften sind in Peking von den Gelben verofifentlicht worden, und sogar das orthodoxeste Kloster Kumbum' hat ein langes Gebet an Padmasambhava (105 fols.) heraus-gegeben. Diese Konzession an die Gegner ist gewiCi nicht ausschlieCi-lich von religiosen, sondera auch von politischen Beweggriinden geleitet; hat doch schlieBlich das ganze Sektengetriebe ebensosehr politische als religiose Farbung. Die gegenwartig herrschende Kirche verdankt ihre politische Vormacht dem besonderen Schutze der chinesischen Kaiser; der GroU ihrer Feinde ist nur latent gebunden. Eine Anderung im Kurs der unsicheren chinesischen Politik, wie sie sich gegenwartig anbahnt, mag sehr wohl imstande sein, die Stellung der Gelbmiitzen zu erschiittern und die lang verhaltene Agitation der Rotmtitzen in Be-wegung zu setzen. In Ost-Tibet, wie ich mich personlich iiberzeugen konnte, nehmen diese iiberall unter der Àgide einheimischer Fursten eine dominirende Stellung ein, und auch in anderen Teilen des Landes ist ihnen die Majoritat des Volkes zugetan. Mir scheint, daB Padmasambhava seine Rolle noch lange nicht ausgespielt hat, und daB, wenn sich einmal die Gelegenheit bieten wird, hinter der blutgefiillten Schadelschale, die sein Standbild in der Linken halt, der Vorabend einer blutigen, religiosen und politischen Revolution in Tibet lauert. ' Wo auch eine Schule fiir die Praxis der Tantra besteht, gegriindet im Jahre 1650 von Legs rgya-mts'o. INDEX ,a-caù 191, 207. Adern, im Krankheitsfall durch die Glieder eines in sie eindringen-den Nâga (Schlangendamon) aus-gereckt 161 ; nehmen nach der Austreibung des Damons wieder ihre natiirliche Form an 177. Affen, Bodhisatva in Gestalt von 172 ; bedienen Heiligen mitFriich-ten und Heilkrâutern 160, 173. Agat 203. Altbuddhisten, ihre heiligen Schriften i ; Entdeckung ihrer alten Handschriften 8 ; Be-ziehungen zu Frauen 22, 24; Stil ihrer Texte 27; politisches Verhaltnis zur orthodoxen Kirche 251. Amdo 230. Ananta 233. Anavatapta 233. ,ar-spaù 232. Aussatz, durch Nâga gesandt 160, 163. Avalokiteçvara 203, 230, 233. àa-da?t 121. Ba-dan mdzes-pa, Frauenname 132. Ba-glaù brlag-mda, Ort 153. Ba dMar-rgyan, Beiname del Kônigin Ts'e-spoù bza 120, 14^ et passim. Bambus, Bogen von 151. Ban Ye-šes sde 216. bar y ol la?i adebs, Titel eines Liedes 131- BauMWOLLE, Mantel aus 173. Beredsamkeit, als Thema von Liedern 130. BescHAUUNG, aus zwei Stadien aufgebaut 139. BimbisâRA 227. Birkenrinde, als Schreibmaterial ■ 249. Bio-gros rgyal-mts'an 243. Bogen und Pfeile 151. Bon-Religion, vor dem Buddhis-mus herrschend 118; Traditionen liber Verstecken von Handschriften 6; in ihrer Literatur Nachahmer der Altbuddhisten 8; Siinden gegen die Vorschriften des Buddhismus befôrdert ihre Verbreitung 179; Konigin ihre heimliche Anhàngerin 179. Boot, aus Yakhaut 157. Brag-dmar yya-ma-hiň, Ort 143, 144, 14s, 149, 153. Brahma 202. Bram-ze Zla-gsal 225. braň = graň 126. Bni-ša, Sprache und Schrift von 4. Bu-ts'al gser, Tempel 235; oder Bu-ts'al 146. Buddhas, Serie von 54, 182—4. Byaň-miň 229. byiň 228. byis, perf. zu abyid-pa 141. Byun-rabs rin-po-ce Frauenname 132. Byzanz, Gold- und Silberschrift in 250. dBti-ň-rluň, Land im Norden I5S- dbu-yyo, Bezeichnung einer Periode 225. abogs-pa 214. qbun gtoň 218. qbras-bu gsaň sňags 119. qBroň-bza byaň-cub s gr on, Abbil-dung 32; Charakteristik 20; er-baut einen Tempel in bSam-yas 120; ihre Liebe zu Vairocana I44ff.; vom Aussatz geschlagen 161 ; ihre Heilung 163 ff.; poli-tische Gesinnung 179; Suhngebet 181 ff.; vermahlt ihre Tochter mit Padmasambhava 190 ff. qbyams 219. sban I'j'j. çâkyadeva, Nepalesin, Kennerin der Sprache und Schrift von Nepal 4; zur Prufung der Eigen- schaften der Prinzessin berufen 198 ff Çâkyaprabha 124. cam-cam 125. Cámí 233. can ses 133. Chiapi 245. citta 187. cog-ge-zog 122. ICags-smyug-ma, Ort 243. C'a-gar-se, Ort 226, C'a-mc'og qdus-pa rtsal pad-7na 243-cibs-rta 193. C'os-kyi bzaii-po 130. C'u-qcu, Ort 223. c'u-ser 176. C'u-šul, Ort 221. C'u-rta gser-sga, Frauenname 133. mc'ed-po Iňa 136 ff. mC'hns-p'u, Felsgrotte 134. 7nC'Í7ns-p'u ka-cu 143. viC'ims-p'ui brag-dmar 143. mC'ims Çâkyaprabha 122, 124. tnC'ims Yo7i-qbar 217. tnC'og rab-pa 230. Dâka 186, 192, 216; Fest derVer- sammlung der D. 245. da-ki-vta 189. DAkinÎ 189, 221. Dalai Lama, sein Titel bereits Epitheton des Padmasambhava 182; der Funfte 244, 251. de-ba-ma 189. Derge, geschrieben sDe-dge 244. Dhanakoça, See 213. Dol-ťaň-ťaň, Ort 140. Don-po, Ort 135. Dramila, Schrift von 213. dr ans, sňih-nas —, 161. Dri-vied zla-šar 131, 134. dril = gril 3, 245. Druck in Tibet 7. Du-har 138, 140, 142, 143. Dud-agroi-miň-can 225. dug-lňa 125. dur cíiň yyu riňs, Titel eines Liedes 13- qDam-qdsin, ein Nâga 160. qdegs-pa \TJ. qdziňs-pa 152. IDe-gu, ein Gott 229. lDoň-k'ri, Ort 221, 223, 224. mda 231. niDo-k'ams 230. rDo-rje gro-lod 243. rDo-rje bdud-qjoms 122, 123. rDo-rje ťogs-med rtsal 244. rDo-rje bzaň-mo 221. rDza-lhuň, Ort 221. rdzun brgyud 174. sDe, Name einer Dynastie 118. Eisen 150. Faden, Wahrsagen mitbunten 231. FahrMANN 155, 158; Játaka vom F. 226 ff. Farben, Licht von weiBen, griinen, roten, blauen un d gelben F., je nach den Himmelsgegenden aus dem Kôrper des Padmasambhava entsandt 135,- Dákiní von ver-schiedenen F. 1S9. Freudenlieder 130. Funf Bruder 136îï. ga-ru 124. gal-gul byed 176. garuda 125. Ge-sarmts'on, Land im Norden 135. GeizhaLSE, Land der 232. Gifte, funf 125, 149, 188, 194. gleň re-tri Titel eines Liedes 132. glu, mi Ikog —, 132. Gokharla, PaB 149. Goldfarbene Handschriften 249. Goldminen, in Pu-rans 230. Gopa 117. Gra-nub yar-c'in. Ort 229. grags ts'ad 121. grib-pa qgom-pa 148. gru-bu 222. Gii-ge 229, 233, 234. Guru, die 27; der drei Hollen 188. Gyaii-rdo, Berg im nordwestlichen Sze-ch'uan 135. gyin-du 190. bgegs 232, 234. dGa-lda?i p\m-ts'ogs gliň 4, 5, 31, 235, 244, 246, 247. dGe-rgyas 3, 120. dGe-qdun bzan-po ňa-ra fan. Ort in Kashmir 229. dGe-steii span-k'a Ort 164. dGod dkar la-k'a. Pass 149. dGons-pa gsal 130. dguii bšer 162. mgo-la raň yu btsugs 217. rgya p'rag 119. rGyal-ba byan-cub, Kenner der Sprache von Ma-ru-tse 4. 17 rGyal-ba vicog-dbyaňs 130. rgyu-skoňs 185. brgas 214. sGaň-sňoii rtse-dgu. Name einer Konigsresidenz 145, 161,162,165. sgorn freh dkar-po, Titel eines Liedes 14, 130. sgron-ma rnam-pa dj-ug 220. Haarschmuck der Frauen 151. Handschriften, alttibetische, des 7.—9. Jahrhunderts Entdek-kungen von H. im 11.—13. Jahr-hundert 8; gold- und silber-farbene 249. Haustiere, alsThema eines Liedes 132. he-su qdu, Titel eines Liedes 132. Heilbringer 216. Himmelsleiter 213, 223. Hundinnen, Bronzefigurenvon 121. Hulagu 226. hraňs-kyis 175. ïçvarï, die 28, Gôttinnen 223. Indra 227. Jahreszyklus, Gottheiten des 144. Jataka, von Gautama und dem Fáhrmann 226 ff. Jnânakumâra 217. Jo-mo gliň gsum, Tempel 143. qjig-rten lha, Titel eines Liedes 132. ajw-gegs 188. Ka-ši-ka 225. Kam-kyo 245. KâmaçïLA 234. Kanjur und Tanjur, in Gold- schrift 249. Kannibalen, Land der 232. Karti-lde-btsan 229, 233. Katze 219. Khataňga 209. Ki-ram rdza-mo, Ort 223. Kinnbacken, zum Wahrsagen 215. Ko-ka-li 234. Koii-po roň-nag, die von den Kin-ck'uaiiSt^vamen (tib. Jarung, rGya-roù) bewohnten Gebirgs-taler des nordvvestlichen Sze-cliuan 135. Korï-yul 226. Kristallstûpa 229. Kumbum 251. Kun-dga ap'rin-las rgya-ints'o 4, 244. Kun-dga ts'id-k'rims 3. Kun-dga bsaii-po 244. Kun-šes T'ins-po, Wahrsagerin, Vervvandlung der Lha-mo 162, 163, 164, 171, 190. Kunjara 185. Kupfer, der Hôlle 212. bka qdus cos-kyi rgya-mts^o 136, 242. bkai taň-yig c en-mo 6. bKra-sis mk'yen-qdren 130. dka-ťié 183. rkaň qdre7i-pa 217. sKa-ba dPal-brtsegs, Kenner des Œnesischen 4; 131, 216. sKa-mts ar 230. sKîi-gsal 226. skye meed mu bši 224. sKyi-cu, FkiB 17, 154, 155, 159. skyil-ba 163. k'a-yar qdug-pa 243. k'og p'ub 133. K'ri-rgyan, Verwandlung der Tara 229. K'ri-šod rgyal-mo, See 136. K'ri-sroù lde(tí)-btsan, Kônig von Tibet, erbaut bSam-yas 118—9; 133, 143, 147, 153 ff., 167, 172, 173, 190, 214. K'rom-pa rgyan 23,164; ihreVer-mâhlung mit Padmasambhava igo ff. é'yams k'a-ral, Titel eines Liedes 132. ak'or-gsiim 187. ak"rig-pa 125. qk'rid-žig 234. mk'a-la kyuň /dm,Tite\ eines Liedes 14. viK'ar-qbar mal-goù. Ort 145. Lâ-se-ma, Gôttin der Weisheit 188. lâhmung, durch Anwesenheit eines Nâga im Kôrper verursacht 162. Lama, Verletzung seiner Befehle schlimmer als Mord 141 ; Treten auf seinen Schatten siindhaft 148; Serie von 54 L. 180; geht in der Zufluchtsformel dem Buddha voran 182; sein Ver-halten zur Religion 219. Las-dbah cos-ints'o, Name eines Dâka 186. Lederkorb, fur Blumen 174. Legs-sbym iii-ma 130. Legs-ldan rdo-rjei-dus 243. Legs rgya-mts'o 251. lha-qdre zil-gnon, Titú eines Liedes 13- Lha-mo 160, 162, 171. Lha^-bsam mam-par dag-pa 244. lhan-ner 176. Liebeslieder 130, 132. LiEDER II—14, 122—133. liňs-kyis gtoň-ba 152. Lowe 125. Lohita, Fluli 228. Lose werfen, Wahrsagen durch 163; um die Ursache einer Krankheit zu ergriinden 176; Lose berechnen 231. Lotusblumen, unter den Tritten von Menschen hervorsprossend 178; auf Fufisohlen und Hand-flachen 207. kLu-yi dbaň-po 131. kLu-yi rgyal-mtsan 130, 216; Kenner der Sprache und Schrift von Udyâna 4. sle 222. ma-mo iSo. ma-no 203. ma-son 218. MahàkâLA 232. Manasarovara-See 136,196, 197, 198, 199, 201. mandala-Zeremonie 221 -2. m^ndharava, alsSchriftstellerin 2 ; kennt Sprache und Schrifl von Za-hor 4; singt ein Trinklied 132. Manichaer 250. Manjuçrî 229, 233. Maii-yul 233. Mara 144, 155, 210, 212, 219. 17* Masken, der 28 îçvarï 223. Me[sybyin 227. Me-tog padina, Frauenname 132. mi cad 156. mi s dud 218. Mi-qbyed-ma, Gottin der Ruhe 188. Milch, als Arzenei 175, 178. Mitleid, als Thema von Liedern 131- i\Iu-tig btsan-po 130, 164, 171, 193- mudrâ, zur Beschworung der Nâga 160. myog-myog-po 148. rMa Rin-mc'og 4, 216. sma-t'e bcu, Titel eines Liedes 131. smad-gdens. Name einer Dynastie 225. Nâga 144, 160, 161, 171, 172, 173, 175-7, 178. Nag-po ťaň. Ort 231. Nâgârjuna-hrdaya 175. Naksatra, Gottheiten der 144. Nam-mk'ai miň 225. Nam-jnli ai miii-can 234. Nam-m¥ai miň-po 14, 131. naň mdo sde 118. Nom-mo 193. gNajn-lde od-sruňs 225. gNam-lde k'ri-lde-can 225. gNas-pa rgya-mts o-, Frauenname 132. gnas-stobs '205. snaň-ba 184. snaň-mčed 186. Nan-lam, Ort 215, 217. jïes-ts'ig 131. ňo Ikog 7ned-par 162. niŇa-ris bskor-gsum 135, 224, 234. ňi og 121. Ňi-roňs-zaňs, Ort 221. ňiň-ak'rid 186. gíian 123, 144. gŇan-ce7i dpal-dbyaňs 131. gNer-pa Se-qp'ait nag-po 208, 2IO, 211, 215. sNan-cen dpal-dbyaňs 213, 220. sňan brgyud 220. sňiň-po don 131. sňiň-po stoň-rtsa 161. Od-grags lha k'ri btsan-pa 229. OtantapURÏ 119. Pa-ts'ab ňi-ma 131. Padmasambhava, Abbildungen 116, 134, 192, 193; erbaut das Kloster bSam-yas 118; sein Lied bei der Tempelweihe 122; seine Zauberkráfte 128; Belierrscher der Dámonen 164; besitzt das Auge der Weisheit 165; besitzt die Abhijňá 170, 224; unter seinen Fiiiien kommen 108 Lotus-blumen hervor 178; im Gebet geht sein Name dem des Buddha voran 182; Vermâhlung mit K'rom-pa rgyan igoff.; Be-trachtungen ûber das Verhàltnis des Schûlers zum Lehrer 2i7ff.; verwandelt sich in Bettler 22O; im Tusita-Himmel 223; An-sprachen an die Kbnigin Po-gyoň bza 224 ff.; Errichtung seiner Statue 230; als Schrift- steller und Ûbersetzer 249; als psychologisches Problem 250. Padma šel-p''ug 135. Padtna brtsegs-pa 137, 242. Pal abaňs Kâlasiddhi, Kenner der Sprache und Schrift der Tïr-thika 4. Papier, gelbes, fur alte Hand-schriften gebraucht 3, 7, 245; von der Palmyrapalme 249. PapierroLLE, alte Form des tibe- tischen Bûches 3, 7, 245, 248. Pelliot 7, 248. Pferd, weint ùber seine Trennung von seinem Herm 141 ; Vairo-canas Sang an sein Pf. 141 ; als Thema eines Liedes 133; „ver-stàndig", epitheton ornans fur Pf 133. 143, 172; Pferde begruBen Vairocana 143; Transport iiber Flufi 157. Planeten, Gottheiten der 144. Pramoha, Gôttin der Gelùbde 222. Predigten 219. Preislied 13, 130. Pu-rans 229, 233, 234. pundarîkâ 229. dPa-rtsal ce-ba 215. dPal-ldan cos skyoň-ba 244. dPal-ldan Lha-mo 162. dPal-gyi seh-ge 131. dPal-gyi ye-ses 131. dPal-ri, Ort 243. dPe-dkar 231, 232. spar-ta 142. spyan-qdren-pa 235. spyan-zur tsain gzigs 154. spyi-ts'tigs, eine Schriftart 213. spyi-zlum 150. P'ag-mo gru-pa 243. P'ag-ri jnk'ar, Ort 234. P'o-gyoù bza oder rgyal-vio btsim, Abbildung32;' erbaut einenTem-pel in bSam-yas 121 ; 224, 235. p'o-krog daň mo-krog, Titel eines Liedes 132. p'ra-7no 230. p'u-mda med-pas 162. P'tcn-sum-ts'ogs-pa Ide-btsan 229, 233-p'yag rten I18. p'yi adul-ba 118. fyi-mas 145. P'yug-mo, Ort am Tengri nór 135. aP'ags-pa šes-rab 131. qP'an-gdugs gziiis-krog Frauen- name 132. qpnd-dga 224. qP'rid-dgu sgyur-i)ia 190. qP'yoh-rgyas, Ort 243. Ra-ra-na-ya, Frauenname 132. Ra-sa 225. rag, eine Opfergabe 136. Ràksasa 144,210,216,232; Land der R. 224. rakta 187. ral-ga 142. Ral-gstiin, Ort 215; oder Ral-yid 217. rail-gar k'og-pa 188. Rauber, Land der 232. re ćuii-na 223. reii skya-bo 222. Ri-caiis tog-pa 243. Rin-ccn nicog, s. rMa. Rolle, Form des alttibetischen Bûches 3, 7, 245, 248. Rii-ra, Ort 223. Sa-hor, Gesetz von 225, 226. sa gtiň qp'ul 194. sa yol padma, Titel eines Liedes 131- Sala, Dynastie 243. saûs-rgyas 180. Saňs-rgyas rgya-mts'o 243. Saňs-rgyas ye-šes, Kenner der Sprache und Schrift von Bru-ša 4; 130. Sarasvatï 189. SCHMIED," als Kenner von Juwelen geriihmt 150. schriítarten 213. seň-ge qgyiň-ba, Titel eines Liedes 13- SiMHA 230. so-gsod 171. Sog-bslog-pa 243. Speichel, fiir Heilzwecke 176. Spinne, Nàga in Form von, aus-gespien zur Heilung von Krank-heit 176; Vergleichspunkt in den zahlreichen Fiifien und Hànden gegeben 160. Sprul-sku cos-qbyuň 243. srid-bskos p'ra, unbekannte Gott- heiten 144. srid-pa 169. Srid-gsal = chin. Tao-kuang 244. srin-yid 224. srog sra mts'aii 121. Sîd-man, Berg in Ru-lag 135. sun-pa 132. SOryagarbha 220. bSam-yas, Beschreibung der Er-bauung von 118-122; Zeit der Erbauung von lO-ii, 120. bSod-nams rgyal-mts'an 5. bSod-nams stobs-rgyal 243. gSanpa duň, Frauenname 132. gsaù-âa 7nňon-pa 119. Sel-gyi brag-p'ug 134, 137. Ses-rab od-zer 243. Šom-pa, Name einer Hôlle 170. Šiíd-pu dpal-gyi seň-ge 13, 122,125. higs-ldan, Beiname eines Pferdes 154. Ta-kuo-shih 244. Tanze 192. Takpaka 233. Tara 229. Tinten, von verschiedenen Farben 249. Tonsur 150. Tron, von Gold und Tiirkisen 118; Lôwentron, mit den Figuren von sieben Vetâla geschmiickt 136. Tsam-po-k'a, Frauenname 132. t se-ber 173. tser 175; tser-tser 176. Turkis, Pfeil verwandelt in 153. Turban, weifier 223. rTa-žal, Ort 233. g ter 2. gter-cos 234. gter-k'a 242. gter-smyon 242. gter-ston 242. Ito-loù 149. ťa 234. ťaň-yig 1, 2. ťeg dgu 204. i'^^S ^S goň-ma 205. ťeús, s kad — 165. ťim g Slim 186. ťo-ba 148. T'o-fo sňan-šal 127. ťoň 148. qťab-bral-dag 224. mťeb-skyu 188, 189. Ts'a-èa gru. Ort 170, 171. ts'ad p'yin-pa 205. btsan 160, 171. rTse-inak-bdag 3. brTsegs-se yyu-sgra 140-2. bTsoň-k'a 138, 140. gTso-bo 215. qts'ens 169. qts'ié 222. qTsiib-po, Berg im Norden 135. mis'ail-nid 216. mtsaii 169. m Ts o-gliň-dgu ,See mit neun Inseln' in sNubs 135. niTs'o-mo mgid, Ort 133. mtson-pa 166. ,U-mo-fa, Frauenname 132. UdyàNA, Sprache von, Ubersetzung daraus ins Tibetische 3. Vairo 243. Vairocana, Abbildung 139 ; Kenner des Sanskrit 3; kennt 300 Sprach-und Schriftarten 4; Liedersanger 131 ; charakterisiert im Munde des Padmasambhava 138; als Opferpriester nach China berufen 140; Lied an seinen Rappen 141 ; Begegnung mit der Konigin 145; seine Flucht 149; Abenteuer mit dem Schmied 150-3; Begegnung mit dem Kônig 154—6; charakterisiert im Munde des Kônigs 158; besitzt die Abhijnâ 160; bannt Nâga und sendet durch ihn der Kônigin den Aus-satz 160—I; heilt die Kdnigin vomAussatz 175-7; beiderVer-mahlung des Padmasambhava be-teiligt 193; holt die Çâkyadeva aus Nepal 198—9. Vajra, Name einer Hôlle 170. Vajrasatva, auf den Sprossen der Himmelsleiter wandelnd 213. VetàlA, sieben, tun Dienste bei Vairocana 144; im Gefolge eines Nirmânakàya 228; s. Tron. vlmalamxra 217. ViSNU 242. WaGEN, vier- und achtradrig, je nach Rang 164. Wandgemàlde, Lebensgeschichte desGottes IDe-gu darstellend 229. Weiber, pessimistische Sentenzen gegen 159, 212. Weisser Mann, mit weiĎem Turban und weiBer Flagge 223. ya-zuh 181. Yaçodharâ 117. Yaksa 144, 232, 233. Yama 14-1, 212. Yar-cen-, Tempel 230. Yar-rje brisegs-se 134. yar-la Ijog byas 147. Ye-šes ints'o-rgyal 4, 131. yer-gyis 168. Yer-ma btsmi-rgod. Ort 160. Yer-pa gtstig-ri spuňs-pa, Ort 160. Yey-ýa gtsug-rurn qbar-ba, Ort 171, 172. Yon-tan tncog, Kenner des Vyâ- karana 4; 130, 135. yYas-ru, Distrikt in gTsaň 135. ■yYog, Ort 223. yYu-sgra sňiň-po 130. Za-hor, Sprache und Schrift von 4. za-ma-mo 180. sag bccis 224. zag-pa 134. zaň loň ziii Ion 234. Zar ts'ags, Frauenname 132. Zauberbaum, goldener 124. Zensus, von Tibet des 14. Jahr- hunderts 7. ziegenhaar, Zeug aus 173. zhimpo, Titel eines Liedes 132. Zo-ťaň goň-po, Gebirge am Yar- kluňs 135. zor 126. zur-med, Titel eines Liedes 132. bZo-bo 215. gzigs 160. gZigs-pa ňi-zla, Frauenname 132. gzo-ba 176. zal-ras 150. Zaň-zuň 234. gzogs itom byed-pa 319. NflRODHfl IN UNIUERZITETNfl KNJI2HICfl Narodna In univerzitetna knjižnica v LJubljani 30141 5 druck von w. drugolin in leipzig