Macher Tagblatt. Redaction und Expedition: Bahnhofgaffe Nr. 15 ' ~~ Pränumeration« Preis-; . 3n f e 11 i o n « p t e i f e : «in» ~ y-v Äränum-rationSPr-lse: fl>V i PkO Mt Laibach! Sanzj. fl. « 40; Vit. 1Jlf« SuftcBunfl inS Hau? Bttlj. 25tr. Tit bet Post: GanzjSht. fl. 12. Montag, 14. Juli 1879. — Morgen: Apostel Th. S JnIettiünSpreise- Sin- . „ _ Ipaltige Pelilzeil« ä i kr., Sei -i Q iedetholnngen h 3 lt. Sin- JL5. -Sul/Lt leigen bi« 6 Zeilen 20 kr. ^ ' DaS Maß des Grafen Taaffe. Vorgestern wurde mit der Wahl eines Abgeordneten aus der Gruppe der Höchstbesteuerten in Dalmazien die Wahlcampagne abgeschlossen. Ueberblicken wir deren Resultate, so gelangen rotr zu dem Ergebnis, daß von 353 Mandaten nur 175 in die Hände liberaler Wähler gelangt sind. 178 Sitze fielen den Klerikalen, Feudalen und nationalen Staatsrechtlern zu, welche unter dem schönsärberischen Namen der „Conservativen" berufen sind, die Stütze des neuen Kabinets zu bilden. Wie die Männer beschaffen sein müssen, welche, aus eine so bunt zusammengewürfelte Allianz gestützt, Oesterreich regenerieren sollen, ist leicht einzusehen. Wir selbst haben bereits ausgeführt, daß nur ein in allen Parteifarben der Versas-sungsgegner schillerndes Beamtenministerium im stande sein könnte, als Vermittler zwischen der buntscheckigen Mehrheit des Abgeordnetenhauses und dem Grafen Taaffe als Reorganisator Oesterreichs zu dienen. Vorläufig scheint man sich noch auf der Suche nach geeigneten Persönlichkeiten zu befinden, welche jenes Maß „konservativer Gesinnung" besitzen, wie es Graf Taaffe von seinen Mitarbeitern voraussetzt. Wir sind nun allerdings nicht im stande, ganz positiv die Grenze angeben zu können, bei welcher sür Minister Taaffe die Regierungsfähigkeit einer politischen Persönlichkeit beginnt. Aber das können wir ohne weiteres Ueberlegen mit voller Bestimmtheit behaupten, daß die derzeitigen Collegen des Wahlministers Taaffe von diesem bereits auf ihren couservativen Gehalt gewogen und dabei zu leicht befunden wurden. Wir schließen das in erster Linie aus der Wahlniederlage des Handelsministers Clu-niecky, welcher im mährischen Großgrundbesitze dem Kandidaten jener Partei weichen mußte, welche als die Regierungspartei der Zukunft bezeichnet wird. Ebenso gewiß ist es, daß es dem intellektuellen Urheber der Compromisse und sactischen Leiter der Wahlen ein Leichtes gewesen wäre, auch dem Minister Horst ein Mandat zu verschaffen, wenn er das erforderliche Maß des Grafen Taaffe nachgewiesen hätte. Wo aber Chlumecky und Horst nicht conservativ genug sind, da ist auch die Stellung eines Stremayr gefährdet, dem man im Wahlbezirke Leibnitz vielleicht blos deshalb keinen Gegenkandidaten der zukünftigen Regierungspartei gegenübergestellt hatte, weil es hier einen Kampf gegen einen Mandatswerber der fortschrittlichen Richtung galt, der natürlich den neuen Herren der Situation noch weit unangenehmer sein mußte, als Minister Stremayr. Trotz dieses Zwischenfalles ist aber doch das jetzige Kabinet als beseitigt, als überwundener Standpunkt anzusehen, und steht die Ernennung des neuen Ministeriums unter dem Präsidium Taaffe's jeden Moment zu erwarten. Ein Ministerium der ungeschminkten feudalen Reaction im Geschrnacke Hohenwarts ist unmöglich, da die Durchführung eines solchen Planes die Spaltung der konservativen Allianz zur unausweichlichen Folge haben würde. Es soll daher, wie der Grazer „Tagespost." geschrieben wird, vorläufig ein farbloses Ministerium eingeschoben werden, unter dessen Regiment die konservative Partei sich derartig disciplinieren soll, um späterhin als offene Regierungspartei austreten zu können. Der Verfassungspartei wird aber die Aufgabe zugemuthet, dieses neuerliche Uebergangs-ministerium so lange zu stützen, bis es zum Falle reif fein wird. Während dieses Interims hofft man von feudaler Seite noch einige Stimmen der Versaffungspartei zu gewinnen und auf diese Weise eine regierungskräftige, parlamentarische Majorität zu erzielen. — Daß die Feudalen eine solche Absicht hegen, wollen wir nicht in Abrede stellen. Doch zweifeln wir sehr daran, daß Taaffe einem solchen, schon im vorhinein aussichtslosen Projekte seine Zustimmung geben wird. Das Einzige, was vielleicht im Sinne des eben skizzierten abenteuerlichen Planes geschehen wird, dürfte der Versuch sein, bei Zusammensetzung des neuen Kabinets die Versassnngspartei nicht direkt vor den Kopf zu stoßen. Man wird ihr einige Ministersitze überlassen, und wir zweifeln auch gar nicht daran, daß sich im Lager der Verfassungspartei einige „Strebe?" aufsinden lassen, welche einem Portefeuille zuliebe sich so lange strecken, bis sie aus ihrer Verfassungstreue herauswachsend das von Taaffe gewünschte Maß couservativer Gesinnung erreicht haben. Damit sind sie aber der Partei selbst verloren und diese wird sich nie und nimmer her* geben, um einiger ehemaliger Parteigenossen willen die Stütze eines Kabinets zu werden, das unter der Firma eines konservativen Regiments nur Vorläufer der feudalen Reaction fein soll. Was aber dann? Könnte unter solchen Umständen die konservative Partei jene innere Organisation vornehmen, wie sie nach dem oben erwähnten Pro-jecte Hohenwarts geplant wird? Wir haben keine Ursache, diese Eventualität zu fürchten. Die Reaction soll nur kommen. Sie wird unsere Partei zur festen Phalanx geschlossen auf dem Platze finden. Ebenso wenig wie aber eine Regierung auf die Dauer möglich ist, welche die liberale Bevölkerung zn ihrem Gegner hat, ebenso unmöglich ist auch die Existenz eines Ministeriums, das aus den uneinigen Elementen der konservativen Liga seine Lebenskraft schöpfen will. Viel eher dürfte das Maß des Grafen Taaffe in anderem Sinne Aeuilleton. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Herr von Lichtenfels wußte genau, daß man höheren Orts sein Thun und Treiben mit Argus-äugen beobachte, er wußte, daß man es ihm nicht verziehen, daß er zugunsten des Volkes gesprochen hatte. Und man zuckte nicht die Achseln über ihn, sondern man trieb es so weit, ihn für einen der ärgsten Rebellen zu halten und ihn als solchen zu fürchten. Nur Beweise konnte man nicht beibriugen, so viele Spione man auch gegen ihn aussandte. Allerdings stand Herr von Lichtenfels mit fpäter berühmt gewordenen Patrioten des Auslandes in Verbindnng, schwärmte für die Begeisterung und edle Aufopferung, mit welcher sie sür ihr Vaterland kämpften, und Briefe von denselben waren ihm eine wahre Herzenserquickung im Vergleich zu der steten Höflichkeit und Kriecherei, die er in den Kreisen zu sehen gewohnt war, worin er sich bewegte. Er konnte es nicht fassen, wie man seine innerste Ueberzeugung gegen äußere Ehre und Ansehen verkaufen konnte, und weil ihm das unbegreiflich war, darum mußte man ihn als einen Ausgestoßenen behandeln. Die junge Ehe des Herrn von Lichtenfels hatte sich außerordentlich günstig gestaltet, er wußte kaum, ob er seine Gemahlin nicht ebenso innig liebe, als jenes Mädchen, deren Treulosigkeit ihn so unglücklich gemacht. Jeden Tag entdeckte er an Mathilden - neue Eigenschaften, die sie ihm thenrer und liebenswerther machten, er bemerkte die glänzendsten Geistesgaben an ihr, und ihre geistreiche Unterhaltung verkürzte ihm manche Stunden und ließ ihn die Gesellschaft seiner Freunde vergessen. Auch Mathilde fühlte sich glücklich, nun sie einen tieferen Blick in das Thun und Treiben ihres Gatten geworfen hatte. Da gab es nichts zu verbergen und nichts zu verrathen, höchstens konnte man ihm seinen Briefwechsel mit freidenkenden Männern zur Last legen, und da hinein konnte niemand einen Blick werfen. Mathilde war noch mit keinem ihrer Bekannten wieder zusammengetroffen, nicht einmal die notwendigsten Besuche wurden gemacht, und kein Mensch fühlte sich veranlaßt, ihnen das übelzunehmen. Sie schien fast ein Zusammentreffen mit bekannten Menschen zu fürchten, sie saß am liebsten in dem gemeinschaftlichen Wohnzimmer und unterhielt sich mit ihrem Gemahl über die Tagesereignisse, die Stoff zur Unterhaltung genug boten. Tag für Tag liefen Nachrichten darüber ein, daß der Aufruhr immer größere Dimensionen anzunehmen beginne, aus allen Städten kamen Berichte, wie die Revolutionsfackel hell und Heller auflodere. Zitternd und zagend, was der folgende Morgen bringen würde, legte man sich zur Ruhe und dankte Gott, wenn ein Tag ruhig verflossen war. Herr von Lichtenfels, der in seiner Gatttin das gefunden zu haben glaubte, was die Frau dem Manne immer sein sollte, eine treue Gefährtin, mit der er seine Gedanken, Sorgen nud M-fürchtuugeu austauschen konnte, verlebte glückliche, heitere Tage in Mathildens Gegenwart. Ihm entging ihr oftmals bekümmertes, sorgenvolles Wesen ganz, oder er schrieb es auf Rechnung der unruhigen Zeiten, die jedes fühlende Herz in steter Aufregung hielten. Nicht der leiseste Gedanke tauchte in ihm auf, daß ein anderer Grund seine Gattin oft traurig mache. Welche Sorgen konnte sie auch haben? Sie, das verwöhnte Kind des Glücks, das kaum den Schmerz dem Namen nach kannte? voll werden und seine Aera ebenso rasch untergehen, als sie gekommen ist. PMtijHe Tagesgeschichte. Am Grabe des kaiserlichen Prinzen. Hie letzte Szene deS kurzen Lebensdramas, dessen Held der im Zululande gefallene Prinz Louis "Napoleon gewesen war, ist in der Grabkapelle von Chislehurst zum Abschlüsse gelangt. Am 11. d. M. ist die Uacht „Enchantreß" mit den sterblichen lieber» testen des kaiserlichen Prinzen in Woolwich eingetroffen, wo der Sarg behufs Jdentificierung und Einbalsamierung der Leiche in Gegenwart des Prinzen von Wales, der Herzoge von Edinburgh. Cambridge und Connaught und des Kronprinzen von Schweden geöffnet wurde. Um 6 Uhr abends wurde der Sarg auf die Laffette einer Kanone gestellt und unter Escorte eines Artillerie-Detachements nach Chislehurst gebracht. .Selbstverständlich lassen die Bonapartisten Frankreichs diesen traurigen Anlaß nicht vorübergehen, ohne denselben zu einer Demon-•suütion auszunützen. Während aber bei der Beerdigung Napoleon ÜL, welcher Frankreich so viel Unheil zufügte, an 11,000 Franzosen nach Chisle-X)mst gingen, wird die Zahl derer, welche dem unglücklichen Prinzen die letzte Ehre erwiesen, ans «tiva 7000 angegeben. Wir heben diesen Umstand ganz besonders hervor, weil er am besten zeigt, wie sehr der Bonapartismus Frankreichs im Niedergange ist. Oder hatte der schon so jung vom Tode ereilte Prinz, welchem selbst der politische Gegner den Zoll des menschlichen Mitleids nicht versagen wird, nicht ebenso viele Ansprüche auf die Sympathien der Imperialisten, wie fein Vater? Doch nicht allein in Frankreich selbst scheint der Bonapartismus auf den Aussterbeetat gesetzt zu sein. Auch die englische Presse beeilt sich, den Bonapartismus als einen verlornen Posten zu bezeichnen, für welchen jede Hoffnung verloren sei. So nennen besonders die Londoner „Times" die Beisetzung des kaiserlichen Prinzen den letzten Act einer eigen-thümlichen Tragödie, der vielleicht das Begräbnis einer Dynastie sei, für welche keine Hoffnung einer Auferstehung existiert. Die Leichenfeier gehe nicht vom Staate aus und habe feine politische Bedeutung, desto uneigennütziger sei die Theilnahme. Die Franzosen würden bald herausfinden, daß die Engländer die zukünftige Geschichte des Bonapartismus mit Gleichgiltigkeit verfolgen werden, denn der einzige Zweig der Familie, für welchen England ein Interesse fühlte, sei jetzt todt. Für Napoleon III., den Alliierten Englands, und für dessen Sohn, der in einem Kriege Englands fiel, existierten Sympathien; allein jetzt, da beide todt seien, sei das Band der Sympathie mit dem BonapartismuS gelöst. Nur die Partei selbst, in deren Interesse es doch gelegen wäre, über dem frisch geschlossenen Grabe deS kaiserlichen Prinzen jeden Hader zu meiden, bietet dem In- und Auslande daS ärgerliche Schauspiel eines Erbfolgestreites, welcher die letzten Reste der Parteidisciplin zu lockern droht. Während die beiden Cassagnacs fortfahren, für den klerikalen BonapartismuS Propaganda zu machen, und den rothen Prinzen vor die Alternative stellen, entweder die von ihnen geforderten Garantien zu geben oder aber aus alle feine Ansprüche zu verzichten, bemühen sich die besonneneren Mitglieder der Partei, diesen journalistischen Klopffechtern begreiflich zu machen, daß letztere in diesem zweifelhaften Momente eines Mannes und nicht eines Kindes bedürfe, und daß es jetzt am wenigsten angezeigt sei, Recriininatioiien gegen das Vorleben des Prinzen Jerome zu erheben. Besonders charakteristisch ist in dieser Beziehung ein Brief des einflußreichen Bonapartisten Mitchell au das „Pays", daS Organ des jesuitischen Imperialismus. Mitchell sagt: „Um ihn (den Prinzen) anzuerkeuueu und anzunehmen, brauchte ich mich bloS in Gedanken :n die schon ferne Zeit zurückzuversetzen, da der Prinz Napoleon, das wahre Interesse des Landes mit scharfem Blicke erkennend, sich bemühte, die kaiserliche Politik in Bahnen zu lenken, welche uns zu einer friedlichen Regelung unserer Differenzen mit Deutschland geführt hätten." Wir stehen nicht an, zuzugeben, daß diese Bemerkung Mitchells vielleicht den einzigen und triftigsten Grund enthält, welcher für die Persönlichkeit Jervme'S geltend gemacht werden kann, aber wir zweifeln vollständig daran, daß derselbe bei jenen Elementen von Wirkung sein wird, welche von der Existenzuusähigkeit des Imperialismus als selbständiges Staatsprinzip überzeugt, nur im Anschlüsse der Bonapartisten an de» Klerikalismus eine Restauration der Napo-leoniden erwarten. Die liberalen Fractionen der italienischen Kammer haben es durch eine rechtzeitige Verständigung zu verhindern gewußt, daß die Conservativen die Demission des Ministeriums Depretis zu ihren Gunsten ausnützen konnten. Schon die bloße Meldung, daß eventuell Sella das erledigte Ministerpräsidium erlangen könnte, reichte vollständig hin, um die Liberalen auf alle unzeitgemäßen Eifer- süchteleien vergessen zu- lassen und sie wieder einmal als eine in sich geschlossene Majorität den Aspirationen der Conservativen eiitgegenMtellen. Auf diese Vereittbarüiig hin hat sich denn auch Cairoli bereit erklärt, die Bildung ettieS neuen Ministeriums zu übernehmen, von welchem prinzipiell die Führer der liberalen Fraktionen deshalb ausgeschlossen würden, weil mail verhindern will, daß durch den Eintritt besonders prononcierter politischer Persönlichkeiten in das Kabinet gleichzeitig auch der Keim zu dessen Verfall in dasselbe getragen werde. Eine solche Parteitaktik hat besonders deshalb viel sür sich, weil die ausersehenkn neuen Minister durchwegs Männer sind, welche ihren großen Einfluß auf ihre engeren Parteigenossen niemals zur Befriedigung des eigenen Ehrgeizes ansgentttzt haben. Bis jetzt ist Villa für Inneres, Grimaldi für die Finanzen, ©accatini für die öffentlichen Arbeiten, Perez für den Unterricht, Bare für die Justiz und Bonelli sür den Krieg ernannt, und war deren Eidesableguug bereits für gestern angesetzt. Marine und Ackerbau werden im Lause der nächsten Tage zur Besetzung gelanget^ * * * Vorgestern wurde der deutsche Reichstag von Bismarck mit einem Hoch auf den Kaiser geschlossen, nachdem noch in der letzten Sitzung der ehemalige Minister Delbrück in scharfen Zügen die schädlichen Wirkungen skizziert, welche die Einführung deS neuen Zolltarifs auf die Preise der notwendigsten Lebensmittel und den deutschen Ausfuhrhandel ausüben muß. * * * Die Nachricht, daß der Sultan dem Fürsten Alexander von Bulgarien zwar die angesuchte Audieiiz bewilligte, aber den Jnvestitursferman erst durch einen Specialdelegierten der Pforte in Rnstschnk oder Tirnova dem Fürsten zu übermitteln beabsichtigte, lassen nunmehr auch die Gründe deutlich erkennen, warum Fürst Alexander so hohen Werth daraus legte, nach Konstantinopel zu gehen und dort die Bestallungsurkunde in Empfang zu nehmen. Er wollte einfach verhindern, daß durch die Vornahme der Investitur und die Vorlesung des betreffenden Fermaus auf bulgarischem Boden das bulgarische Volk daran erinnert werde, daß sein Fürst doch nur ein Vasall der Pforte sei. Die Rathgeber des Sultans haben aber diesen Plan durchblickt und ebenso geschickt zu vereiteln gewußt. Um sich1 nicht mit Rußland zu verfeinden und um de» Anschein zu vermeiden, als ob die Psortenregiernng gegen den Schützling des Zaren irgend welche Animosität hege, Er hatte gehofft, ihr im Laufe des Winters ein Uebermaß von Freuden und Vergnügungen in bieten. Das ging nun freilich nicht, denn wer dachte inmitte der Unruhen an Genüsse und Zerstreuungen? Am allerwenigsten Herr von Lichtenfels, der jede Stunde, die er dem allgemeinen Interesse raubte, für verloren hielt, und Mathilde wiederholte ihm immer und immer Wieder, daß auch sie keinen Sinn für dergleichen Dinge habe. War etwas im stände, die beiden Gatten einander näher zu bringen, so war es MatljiV dens Gleichgiltigkeit gegen die Welt und die sogenannte Gesellschaft, die sie seit dem Tage ihrer Verheiratung gezeigt hatte. Wenn Herr von Lichtenfels seine Gattin auch niemals so lieben konnte, wie er einst geliebt, er vertraute ihr und achtete sie höher als irgend ein weibliches Wesen. Immer mehr weihte er sie in alle Geheimnisse und Pläne ein, denn wo er selbst nicht handelnd anstrat, da war er doch immer ein Schutz der Bedrängten, und seine patriotischen Gesinnungsgenossen fanden einen vortrefflichen Halt an ihm. Eine dunkle, unheimliche Nacht senkte sich herab. Der Regen goß in Strömen und der Wind toeuschte die blätterlosen Zweige eines hohen Lindenbaumes gegen ein kleines, abseits von der Landstraße liegendes Wohnhaus. Man konnte das Haus auch einen Sommer-Pavillon nennen, es war kaum größer und ebenso leicht und lustig gebaut. Schon seit die Dämmerung eingebrochen, waren dicht verhüllte Gestalten gekommen und einer nach dem ändern lautlos verschwunden. Ein Mann nahm sie in Empfang, wenn sie leise die Parole: „Gott und Vaterland!" geflüstert hatten. Etwa um sieben Uhr war der letzte Mann gekommen, und dann drehte sich ein Schlüssel um, schwere Riegel wurden vorgeschoben, und das Häuschen lag wieder stumm und düster in dem strömenden Regen, als sei meilenweit in der Runde keine lebende Seele. Aber dann wurde es abermals lebendig, man vernahm leises Säbelgeklirr, unterdrückte Kommandoworte, und dann wurde das Häuschen umstellt, Mann für Mann bildeten eine lebendige Mauer. Doch im Häuschen rührte sich nichts, kein Geräusch wurde laut, kein Lichtschimmer erhellte die Fenster, und dennoch standen die Soldaten bereit, jeden Augenblick vorzurücken, während der Offizier, das Ohr an das Schlüsselloch gedrückt, gespannt lauschte. Droben im ersten Stock des Hänschens saß eine ernste Gesellschaft beisammen. Es waren Pa trioten, angesehene Männer des Staates, die die Rechte des Volkes gewahrt wissen und dennoch Ruhe und Frieden stiften wollten. Leise flüsternd wurde die Berathung geführt, nur ein einziges kleines Licht erhellte nothdürftig den kleinen Raum. „Im Namen des Königs!" ertönte plötzlich draußen eine schrille Stimme. Die Versammelten sprangen auf. „Verrath!“ schallte es wie aus einem Munde. „Ruhe, meine Herren, keine Unvorsichtigkeit, rühren Sie sich nicht," mahnte einer der Männer, indem er bas Licht auslöschte und bann an bas Fenster trat, wo er burch die schweren Vorhänge einen Blick in's Freie werfen konnte. „Das Haus ist ganz umstellt, uns bleibt dort kein Ausweg, nur Muth und Besonnenheit können uns retten. Folgen Sie mir'!" Der Mann schritt voran, indem er schnell eine kleine Blendlaterne angezündet hatte. Laut--los folgte ihm die Versammlung, während schwere Kolbenstöße gegen bie schwache Thür geführt wurden, bie solchem Anbringen balb weichen mußte. Schon hörte man bas Krachen des Holzes, als die Männer eine Treppe des Hinterhauses hiliab-stiegen, von wo sie burch eine Fallthür in beu Keller gelangten. Diese schloß sie, keine Spur gestattete man zwar die dringendst erbetene und von Rußland befürwortete Audienz, entschuldigte sich aber anläßlich dieser Audienz damit, daß der Ein-setzungsferman noch nicht fertig sei und daher erst später ausgefolgt werden könne. Man wird zwar über diesen pfiffigen Türkenkiüff weder in Petersburg noch in Tirnova sehr erbaut sein, kann aber dagegen um so weniger formelle oder sachliche Eiuwendungen erheben, da durch das Verhalten der Pforte die Bestimmungen des Berliner Vertrages in Bezug auf die Regelung des Verhältnisses des neuen Fürstenthums zum Sultan in keiner Weise verletzt werden. Vermischtes. — Zur Wahl Ofenheims. Wie und in welcher Weife für die Wahl Ofenheims zum Reichs-rathsabgeordncten Propaganda gemacht wurde, darüber gehen der Prager „Politik" folgende interessante Einzelnheite» zu: Volle vierzehn Tage hindurch vor der Wahl wurden in allen Wirthshänsern Suczawa's unentgeltlich Getränke verabreicht; selbst ich, ein Nichtwähler, wurde hiezu eingeladen; ganz Snczawa schwelgte im dolce far niente. An den Straßenecken klebten Riesenplacate mit dem Aufruf: „Mitbürger! Ein freier, unabhängiger Mann sei unser Kandidat!! Wir finden ihn in der Person des Victor v. Ofenheim. Er lebe hoch!" Als Ofen-heims Wahlsieg entschieden war. kam derselbe mittelst Extrazuges nach Snczawa (Jtzkany). Unter endlosem Jubel, in einem eigens hergerichteten Triumph« hingen mit vorgespannten vier Pferden, aus das lächerlichste bekränzt, führte man OfeitHeim nach Snczawa in das „Hotel Langer". Ein seltenes Schauspiel, für die Feder eines Humoristen geeignet, bvt sich am Abend den Zuschauern dar. Einige Hundert Juden mit langen Schubitzen brachten dem Ritter einen Fackelzug. Ofenheim erschien mit seinem ©ohne und einigen jüdischen Notabilitäten auf dem Balkon. Ein reicher Jude schrie vom Balkon herab: „Kinder, schreit! Vivat! Hoch! morgen geht ein Extrazug nach Odcbeste um Wein !!!" Ein endloses «Hoch! Hoch!" war die Antwort anf das verlockende Versprechen. Ofenheims Ansprache lautete: „Verehrte Herren I Genehmigen Sie die Versicherung, daß ich das Interesse der Stadt möglichst wahren werde. Zwei schmerzliche Erinnerungen bleiben mir aber zurück, nämlich: daß ich nicht früher schon nach Snczawa kam, und daß ich Euch so bald verlassen muß!" Abermals donnerndes „Hoch! Hoch!“ Die Menge verlief sich nun in die Wirthshäuser, wo es vollauf billig zu trinken gab." — Folgen eines Hundebisses. Aus Böhniisch-Leipa schreibt man der „Boh." vom 7. d.: „Ein junger Mann Namens Heinrich W., der in Tetschen in einer guten Stellung lebte und sich dort einer großen Beliebtheit erfreute, war vor nicht langer Zeit beim Nachhausegehen aus einer Abendunter-haltuug von einem ihm entgegenkommenden schwarzen Hunde in die Hand gebissen worden, weil er dem Thiere, das er in der Dunkelheit nicht gleich bemerkte, wahrscheinlich mit der Zigarre zu nahe gekommen war. Der Verwundete verfiel tagsdarauf vor Schreck in eine Krankheit, da sich die Nachricht verbreitete, es feien in jener Nacht noch mehrere Personen von einem Hunde attoquiert worden, der endlich auf einem nahen Dorfe erschossen und als wuthkrank erkannt worden sei. Unbegreiflicherweife wurde damals die ganze Affaire, oblvol sie in aller Munde war, todtgeschwiegen oder ins Lächerliche gezogen, nichtsdestoweniger aber doch den Hundebesitzern verboten, ihre Köter im Freien anders als an der Leine zu führen. Diese Maßregel half zwar die umlaufenden Gerüchte vergrößern, aber schon kurze Zeit danach lungerten die Thiere wieder in allen Gassen. Da traf die Nachricht von dem plötzlichen Tode des jungen W. ein. Auf einer Geschäftsreise sich in Wien aufhaltend, fing die verletzte Hand, die doch noch in jener Nacht des Unfalles ärztlich behandelt worden war, zu schwellen an, und wenige Tage darauf war der kräftige junge Mann eine Leiche." Lokal-nnd provinMl^ngelegenlMen. — (Aus dem © ente inberat he.) In der vorgestern unter dem Präsidium des Bürgermeisters abgehalienen Sitzung des Laibacher Ge-meiiidcrathes referierte G.-R. Zhnber namens der Rechtsfection über den ersten Punkt der Tagesordnung : Behandlung des von den Herren Johann, Josef, Carl, Anton und Theodor Vuckmann zum Andenken an ihren Vater Herrn Lambert Carl Luckmann gewidmeten Armenfondkapitales von 3000 fl. in österreichischen Notenrenten. In Gemäßheit der Intentionen der Spender beantragt der Berichterstatter, das Rentenkapital bis zum Baue eines neuen Armenhauses oder bis zur entsprechenden Adaptierung der bisher zu diesem Zwecke benützten Räumlichkeit intact zu erhalten und bis zu diesem Zeitpunkte nur die Zinsen desselben dem Armen-foube zuzuweisen. Ferner wird beantragt, den Spendern den Dank des Gemeinderathes für das den Armen der Stadt zugewendete Geschenk anszu sprechen. Sämmtliche Anträge werden ohne Debatte verrieth mehr, daß hier ein menschlicher Fuß ge-^b>lt hatte. Unten im Keller angekommen, öffnete der Führer eine Thür, die in einen langen, dunklen Gang führte und hier blieb er einen Augenblick athemschopfend stehen. „Vorsicht, meine Herren, und ich hoffe, wir Jtnb gesichert," flüsterte er, sich umsehend. „Das Ende dieses Ganges führt in ein dichtes Gebüsch meines Gartens, von wo Sie sich hoffentlich un° zerstreuen können, wenn die Regierung nicht allzu vorsichtig gewesen ist." r , yn Schrei des Schreckens brach sich plötzlich von den Lippen der Anwesenden — in dem Keller war Licht und die Thür, die in den Gang turnte, offen. Man hatte die Fallthür entdeckt und war ihnen auf den Fersen. Ohne eine Auf-wu erung vonseite des Führers folgten alle instinktiv dem Scheine der Blendlaterne. Eine förmliche Jagd begann, ein einziges Berschen, das Vorbeistecken des Schlüssels, hätte alle unglücklich gemacht. * ^er kühne Wagnis gelang, dem ersten yeransturmenden Offizier fiel die schwere eiserne ^Yur vor der Nase zu und dann war alles still ~~ die Versammlung zerstreute sich in alle Winde. "Teufel, wer hätte hier einen Ausgang ver-muthet!" fluchte der Offizier. Dann schickten sich > die Soldaten an, das Hans zu durchsuchen, aber nichts verrieth den Zweck dieser heimlichen Zusammenkunft. Da war kein Papier, kein Zeichen, was auf irgend einen hochverräterischen Plan hindeutete. Nur in dem Zimmer, wo die Versammlung stattgefunden hatte, fand man in Reih und Glied um den Tisch herum zwölf Lehnstühle. Ein wildes Hallohgefchrei seiner Untergebenen störte den Offizier in der Durchsuchung eines Schreibpultes, in welchem er wenigstens Papiere zu finden erwartete, die irgend welchen Aufschluß geben konnten. Er stürzte die Treppe hinab, die Ursache des Lärms zu erfahren, fand aber die Soldaten nicht mehr, nur zwei Posten waren zurückgeblieben. „Was heißt das, Kiesewetter?" fragte er den einen barsch. „Man verfolgt einen der Verschworenen, den man bei Durchsuchung des Parks m einem Gebüsche fand," entgegnete der Angeredete. „Hm, das wäre so etwas, einer genügte, die ganze Bande ans Messer zu liefern und mir eine Auszeichnung zu sichern. Verteufelte Kerle! Habe diesem Herrn von Sichtenfels immer nicht getraut — die Geschichte wird ihm den Hals brechen." (Fortsetzung folgt.) zum Beschlüsse erhoben. Hierauf referiert Dr. Suppan als Berichterstatter der FiuanFection über die Einführung von Ganggeldern für die magistratttchen Diener. Wie aus der Darstellung des ReserentÄl hervorgeht, hatte man mit Rücksicht darauf, daß den Beamten nnd magistratlichen Dienern für ihre dienstlichen Gänge blos die Barauslagen vergütet wurden, den Antrag gestellt, den Beamten für derlei Gänge Diäten von 3 ft. und den Dienern Taghelder von I fl. 50 kr. verabfolgen zu lassen. Die bei diesem Anlasse angeregte Frage, ob xs nicht angezeigter wäre, den Dienern anstatt Taggeldern Meilengelder ai$« folgen zu lassen, spricht sich das Gutachten deS Magistrates im verneinenden Sinne aus, indem eS viele zeitraubende Amtshandlungen gebe, mit welchen feine weiteren Gänge verbunden sind. Nachdem auf diese Weise der in Frage stehende Antrag auf Einführung von Remunerationen für die Amtsgiinge der magistratlichen Beamten und Diener bereits allseitig beleuchtet erscheint, spricht sich die Finanzsection dahin ans, den Beamten gegenüber die frühere Gepflogenheit aufrechtzuerhalten und denselben nur eine Entschädigung für die Kosten der Fahrt zu gewähren, betreffs der definitive» Einführung von Ganggeldern für die Diener aber die Weiteren Erhebungen und Vorschläge zu veranlassen. Wird ohne Debatte genehmigt und ebenso auch der vom GR. Dr. KetzS-buchet erstattete Bericht der Polizeisectipn über die vollzogene Neuregulierung der Todteubeschau ohne Debatte genehmigend zur Kenntnis genommen. Nachdem Herr Regali seinen Antrag auf Ernennung von Ehrenbürgern zurückgezogen hatte, war die Tagesordnung erschöpft, und wurde nach Beantwortung einiger nergelnder Interpellationen der Herren Dr. Zarnik und Regali die öffentliche Sitzung für geschlossen erklärt. — (Vom Schießstande.) Bei dem gestrigen Preisschießen der Laibacher Rohrschützen-gesellschast haben die Beste auf der Standscheihe die Herren Johann Kurzthaler und Theodor Sab» stätter herausgeschossen. Im Feld gingen die Herren Fr. Doberlet und Franz Zenari als PreiSgeWinner hervor. — (Ein frecher Dieb.) Vorgestern nac$* mittags wurde in der PersonenkafsK des hiesigen Südbahnhofes ein Einbrnchdiebstahl versucht, welcher in Bezug auf die Frechheit, mit weicher er unternommen wurde, wol seinesgleichen suchen dürfte. Der freche Gauner hatte die Zeit zwischen 3^4 und 6 Uhr nachmittags während welcher keine Personenzüge Laibach passieren, dazu benützt, der in dieser Pause leerstehenden Personenkasse einen Besuch abznstatteten, wurde jedoch auf frischer That ertappt und dingfest gemacht. — (Unsittliches Attentat.) Wie man uns mittheilt, wurde vorgestern abends nach 7 Uhr von einem unbekannten Manne ein glücklicherweise durch das rechtzeitige Dazwischenkommen einer dritten Person verhindertes Attentat auf ein neunjähriges Mädchen versucht. Die Kleine, das Töchterchen eines Bahnbediensteten, wurde nämlich nach ihrer Aussage in der Nähe der Kapelle auf dem St. Petersfelde von einem Manne am Arme gepackt, der sie unter Vorhaltung eines Messe,rs seitwärts in die Felder ziehen wollte. Eine Frau,, welche in diesem für das arme Kind kritischen Momente des Weges einherkam, verscheuchte den frechen Gauner. — (Fechtakademie.) Unter Hinweis auf die Notiz unseres Samstagblattes und das Inserat unserer heutigen Nummer machen wir unsere Leser darauf aufmerksam, daß die Fechtakademie her Herren Prieger und Atzler heute abends um halb 8 Uhr im Hotel „Europa" stattfindet. — (Liedertafel.) Die Samstag intCasino-garten abgehaltene Sommerliedertafel des Männer« chors der philharmonischen Gesellschaft war ausnehmend gut besucht, und hatte insbesondere die schönere Hälfte nuferes Geschlechts ein äußerst zahlreiches Auditorium beigestellt. Die Liedervorträge waren säinrntlich sehr gut studiert, und wurden im allgemeinen mit einer Correetheit und Präciston vorgetragen, welche dem Chormeister ebensowol als auch der Schulung der Säuger zur größten Ehre gereicht. Recht Verdienstliches leistete insbesonders das von den Herren E und (£. Böhm, Kukla und Dornik beigestellte Soloquartett, sowie denn überhaupt der Verlaus der ganzen Liedertafel den Beifall sehr gerechtfertigt erscheinen läßt, mit welchem das Publikum die einzelnen Piecen aufnahm. Sollen Wir überhaupt eine kritische Bemerkung aussprechen, so kann diese weniger den Vortrag selbst, als die Wahl der Programmnummern treffen. Nicht etwa in dem Sinne, als ob wir gegen den künstlerischen Werth der einzelnen Nummern Einsprache erheben wollten. Im Gegentheil. Man wollte dem Publikum eben nur Gutes bieten und nahm vielleicht zu wenig Rücksicht darauf, daß die Liedertafel nicht in einem geschlossenen Raume, sondern in einem Garten stattfand, wo infolge der ungünstigen acu-stischen Verhältnisse gerade die Wirkung solcher Lieder abgeschwächt wird, deren getragene Vortragsweise eine zarte Nuancierung erfordert, wie fie eben mit Erfolg nur in einem acustisch gut gebauten Lokale zum Ausdruck gebracht werden kann. Berichterstatter ist kein Freund des Tingl-Tangelthums im Gesänge, das mit den sogenannten komischen Quartetten und Chören neben einzelnen gute» Sachen eines Koch v. Langentreu, eines Engelsberg auch eine Sündflnt von musikalischem Schund in das Vortragsrepertoire der Gesangsvereine einschmuggelte. Aber es ist doch ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen einem eigentlichen Konzert und einer Sommerliedertafel, für welch' letztere Piecen mit rascherem Tempo und lebendigerer Vortragsweise in erster Linie Berücksichtigung verdienen. Weil wir gerade bei dem Kapitel „Berücksichtigung" angelangt sind, können wir nicht umhin, auf die „Rücksichtslosigkeit" aufmerksam zu machen, welche darin liegt, wenn man Hunde in eine musikalische Unterhaltung mitnimmt. Denn diese Herren Caro's, Fido's, oder wie sie immer heißen mögen, können vielleicht zu Hause die liebenswürdigsten Thierchen von der Welt sein, da sie aber schlechterdings kein Verständnis für musikalische Genüsse besitzen, so ist es ihnen auch nicht zu verargen, wenn sie sich während des Gesangsvortrages auf ihre Weise unterhalten. Aber ihren Besitzern ist es sehr zu verargen, daß sie durch das Mitnehmen ihrer viersüßigen Lieblinge einen Anlaß zu Störungen geben, welcher im Interesse der Sänger ebensowol wie in dem des Publikums vermieden werden sollte. — (Serenade.) Vergangenen Freitag hat der Männerchor der philharmonischen Gesellschaft dem Regierungsrathe Dr. Schöppl Ritter von Sonn-walden anläßlich seiner Ernennung zum Hosrathe eine Serenade dargebracht. — (Berichtigung.) In der Grazer „Tagespost" vom 12. d. M. war eine von da auch in Wiener Blätter übergegangene Notiz über neue prähistorische Funde in Krain zu lesen, welche fast in allen Punkten eine Richtigstellung erheischt. Es geschieht daselbst Erwähnung „der großen bekannten Funde in den Gräbern von St. Barthelmä; nicht nur gut erhaltene Skelette und Schädel, Urnen, und Broncegegenstände, sondern selbst Gold- und Silberschmuck sind daselbst gefunden worden " Nun aber existieren die Barthelmäer Funde wol mir in der Phantasie des betreffenden Notizlers. Derselbe scheint etwas läuten gehört zu haben, daß das Landesmusenm im heurigen Sommer Ausgrabungen in Uuterkrain veranlaßt habe. An Stelle der „bekannten" Funde von St. Bartelmä sind daher die bei St. Margarethen unter der Aufsicht des unverdrossenen Herrn Ferdinand Schulz, der daselbst einen vollen Monat verweilte, vorgenommenen Abtragungen von 10 großen Heidengräbern zu setzen. Ueber die Ergebnisse dieser Nachgrabungen ist bisher noch nichts veröffentlicht worden, die erst in der vorigen Woche hier eingelangten Funde müssen erst sortiert und restauriert werden, sie werden das Thema eines Druck von Jg. v. Kleinmayr & F e d. Bamb ausführlichen Berichtes des Herrn Musealeustos Deschmauu bilden, wie dies aus dem Programme der Anthropologen-Versammlnng zu ersehen ist, und in dem Redontensaale zur Ausstellung kommen. „Die gut 'erhaltenen Schädel und Skelette" aus jener Gegend, nebst dem gefundenen „Silberschmuck" existieren in Wirklichkeit nicht, vielmehr ist es eine auffallende Erscheinung in jenen Heidengräbern, daß von Menschenknochen, außer etlichen Zähnen, von denen nur die hohle Schmelzschichte verblieben war, und wenigen Fragmenten verbrannter Knochen, durchaus nichts sich vorgefunden hat. Die Goldfunde beschränken sich auf sehr dünne, mit Kreisen und Punkten verzierte Goldblättchen. Ebenso muß die Notiz über eine bei „Rasach" recte Ratschach durch Herrn Tertschek entdeckte Todtencolonie als eine Uebertreibuug bezeichnet werden. Es wäre vielmehr am Platze gewesen, die Bemühungen des Herrn Ritter v. Gutmannsthal nnd des Herrn Forstmeisters Moriz Scheyer von der prähistorischen Durchforschung des Ratschacher Bezirkes anerkennend hervorzuheben. Das Resultat der von diesen beiden veraulaßten Nachgrabungen von Heidengräbern der Untererkensteiner Waldung ist bereits in diesem Blatte gemeldet worden. In der vorigen Woche wurde von den genannten Herren die Aufdeckung einer Gomile ober dem Wege, der von Ratschach nach Scharfenberg führt, in Angriff genommen; eS kamen dort drei Skelette mit Bernsteinperlen und Bronceringen, ringsum mit Steinen umstellt, zutage, die daneben befindlichen Urnen waren in Scherben zerfallen. Es wäre daher nur zu wünschen, wenn an jener Stelle die antieipierte „Todtencolonie" sich befände. Uebrigens wird auch über die im Bezirke Ratschach gemachten Aufdeckungen in der Anthropologen-Verfammluiig von Herrn Moriz Scheyer ein ausführlicher Bericht erstattet werden. — (Zur Affaire Kopper.) Durch die Freundlichkeit eines unserer Leser sind wir in der angenehmen Lage, unser Versprechen betreffs Mittheilung der an eine hiesige Firma eingelangten Erpressungsbriefe einlösen zu können. Der erste dieser Briefe ist zu Smichow bei Prag am 2. d. M. aufgegeben, ist mit einem Typendruckapparate angefertigt und lautet wie folgt: „Fol. 736, K.-Nr. 114. „Sie werden ersucht, der internationalen Verbrüderung „Socialist" einen Betrag von viertausend Gulden iit österr. Banknoten zu 50 und 100 Gulden auf fünf -Jahre ohne Perzente vorznstrecken. Nach Ablauf dieser Zeit erhalten Sie Ihr Kapital dankend zurück. Wenn Sie unseren Willen nicht pünktlich erfüllen, wenn Sie die Gelder bezeichne», daß unsere Organe bei Verausgabung beanständet würden, sollten Sie sich gar beikommen lassen, die Polizei rc. von nnserem Wirken zu verständigen, so sind Sie ein Verräther, den wir selbst schon beim geringsten Verdachte von Gottes geheiligter Erde mit allen uns zugebote stehenden Mitteln vertilgen müssen. Vor unserer Rache würde Sie dann die Polizei der ganzen Welt nicht schützen, denn wenn Sie von Ihrem Ueberslnsse nicht den Nothleidenden ein Scherslein gönnen, so sollen Sie selbst auch nichts niehr genießen. Jede Ausrede wird ganz zurückgewiesen, hier gilt es einzig jnnr Zahlen oder Sterbe», nnd da Sie selbst einscheit werden, daß bei unserem Unternehmen es sich um Leben und Tod handelt, so dürfen Sie auch überzeugt fein, daß wir unfern Vorsatz getreulich ausführen. Achtungsvoll Sal von Sordeau, Filialdirektor des Socialist." Der zweite Brief ist der Abzug eines sogenannten Hektographen oder Vervielfältigungsapparates und hat nachstenden Wortlaut: „Wir gründeten diese Verbrüderung, um der Verarmung des Volkes — besonders des Arbeiterstandes — vorzubeugen, Sie leihen also das Geld für einen wohlthätigen Zweck, wofür Sie Taufende unglückliche Arme segnen werden. Es würde Ihnen ein Leichtes sein, unsere Prager oder Wiener Organe verhaften zu lassen, da Sie die Adresse des einen kennen; wir rathen Ihnen aber in Ihrem eigensten erg. Verleger: Ottomar Bamberg. Fr Interesse, zu schweigen und zu zahlen, und Sie werden dann nie mehr behelligt. Bei so einem Unternehmen hört jeder Spaß auf, und sobald man nur Grund zu dem leisesten Verdachte eines 53er« ratheg hätte, so ist es heiligste Pflicht und Noth-wendigkeit unseres in Ihrem Orte befindlichen Agenten, Sie zu vernichten. Wir machen Sie nochmals ausdrücklich aufmerksam, uns ja nicht mit leeren Briefen zu belästigen, da Sie darauf keine Erwiderung erhalten würden, denn die dienen gewöhnlich nur dazn, um die Angelegenheit zu unserem Schaden in die Länge zu ziehen. Das Geld ist nicht als Geldbrief, sondern nur recommandiert — eventuell mit Frachtbrief — unter untenstehender Adresse franco abzusenden, wo es längstens drei Tage nach Erhalt dieser Zeilen eingetroffen sein muß. Die Empfangsbestätigung sowie die Anweisung für die in fünf Jahren zu erfolgende Rückzahlung erhalten Sie acht Tage nach Absendung des Geldes von Berlin aus, oder aber persönlich durch unseren Agenten in Ihrem Orte. Mit Achtung Rocholsky, Sekretär, v. Sordeau, Direktor." Witterung. Laibach, 14. Juli. Morgens Regen, dann abwechselnd Sonnenschein, dunkle Wolkenzüge, mäßiger SW. Wärme: morgens 7 Uhr + 141^, nachmittags 2 Udr + 24'6" C. 1878 + 25’7°; 1877 + 27 3(' C.) Barometer im Fallen, 7300® Millimet. TaS vorgestrige TagesmMel der Wärme + 15.6°, das gestrige + 181°; beziehungsweise um 34" und 0 9° unter dem Normale. Verstorbene. Den 11. 3 u l i. Margaretha Prebiu, gewesene Krämerin, 66 I., Jakobsplatz Nr. 11, Blutzersetzung. Den 12. Juli. Franziska Buseti, Arbeiterstochter, 11. 10 Mon., Karlstädterstraße Nr. 18, Auszehrung. Im Zivilspitale: Den 11. Juli. Marianna Prebil, Arbeiterin, 30 I., Tuberculose. — Georg Nimrich, Arbeiter, 54 I., Lungenödem. Den 12. Juli. Paul Dernovsek, Arbeiter, 70 I., Darmkatarrh. Lebensmittel-Preise in Laibach am 12. Juli. Weizen 6 fl. 50 kr., Korn 4 fl. 39 kr., Gerste 3 fl. 74 kr., Hafer 2 fl. 93 kr., Buchweizen 5 fl. 4 kr., Hirse 4 fl. 6 kr., Kuknrutz 4 fl. 60 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 3 fl. — kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 7 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 kr., Schweinsett 70 kr., Speck, frischer 56 kr., geselchter 60 kr., Butter 72 kr. per Kilo- gramm ; Eier l8/, kr. per Stück; Milch 8 kr. per Liter: Rindfleisch 58 kr., Kalbfleisch 50 kr., Schweinfleisch 62 kr., Schöpsenfleisch 34 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 60 kr., Stroh 1 fl. 42 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — kr., weiches Holz 5 fl. — kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Telegrafischer Kursbericht am 14. Juli. . Papier-Rente 6715. — Silber-Rente 68 60. — Gold-Rente 78 90. — 1860er Staats-Anlehen 126 25. — Bank, actien 828. — Kreditactien 271-20. — London 115 80. — Silber —. — K. k. Münzdukaten 5 47. — 20-Franes-Stücke 9 20. — 100 Reichsmark 56 75. Der steierm. Fechtmeister M. Prieger E.Atzler veranstalten heute abends 8»/< Uhr im „Hotel Europa“ eine interessante Iechtpro duction, wozu die höflichste Einladung ergeht. (330) Försterstelle. Mit 1. Oktober kommt bei der gefertigten Gutsverwaltung im Reviere Stattenberg die Försterstelle zu besetzen. Jährlicher Gehalt 400 fl., freie Wohnung, Licht, 12 Klafter hartes Brennholz, circa drei Joch Oekonomiearünde. Bewerber (Verheiratete haben den Vorzug), der deutschen und slavischen Sprache mächtig, wollen ihre mit Zeugnissen belegten Gesuche ehestens bei der Gutsverwaltung zu Nassen-futz in Krain einreichen. (331) 2—1 r die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.