Donnerstag den 1Z. März 1832.
^ Wiipstliche Htaaten.
Nachrichten auZRom (in italienischen Blättern) zufolge, haben Se. Heiligkeit die am 23. Fe« bruar zwischen dem Commandanten der (Zitadelle ron Ancona, Oberstlieutenant Ruspoli und dem französischen Obersten vom 66sten Linienregi« mente Combes, abgeschlossene provisorische (Zon. vcntion nicht nur nicht ratisscirt, sondern sclbe durchaus gemißbilligt, und Sich vorbehalten, dic< jcnigen päpstlichen Officiere, die an diesem Acte Theil genommen, deßhalb zur Rechenschaft zu ziehen. Der heilige Vater hat, laut denselben Nachrichten, befohlen, daß Seine Truppen aller Was« fcngattungcn, die Polizeywache ausgenommen, unverzüglich die Stadt und Festung von Ancona verlassen und sich nach andern Städten der Pro-vinz begeben sollen. (Ocst. B.)
(Gazetta di Bologn a.) Zum großen Belauern der Bologneser ist das k. k. Regiment Luxem am 22. Februar nach Modena abmarschirt. Die gemeinsame Trauer war um so größer, als das Regiment im vergangenen Jahre gleichfalls drei Monate als Garnison in der Stadt lag, und sich stets 5urch seine strenge Maimszucht auszuzeichnen wußte. Dasselbe Lob gebührt auch unstreitig den beiden Schwadronen Dragoner vom Regiments König von Bayern, die zugleich mit einer Batterie Hongreve'fcher Raketen den Tag zuvor die Strasse nach Rovigo eingeschlagen hatten. (Mg. Z.)
Ancona, den 29. Februar. Der General (ZubiercZ hat an s"ne Truppen folgenden Tags-befehl erlassen: „Offiziere, Unteroffiziere und Sol» datei^ I" den wenigen Worten, die ich an die Bewohner dieser St^dt gerichtet, sind die Regeln 5mcs zu befolgenden Betragens dargestM worden.
Der König/ der mich au eure Spitze gestellt, hcsst von Euch allei das, was sich rcn dem Namen der Franzosen erwarten läßt. Mit besonderem Glan« ze hat er immcr unter Italiens Völkern geleuchtet, und ihr werdet ihn ausrecht erhalten, indem ihr auf der Bahn der alten Legionen geht, denen wir die Banner unseres Ruhmes versanken, die immer furcdtbar unsern Feinden waren. — Für euer gu» tes Betragen habe ich mich bei dcm Minister des Krieges verbindlich cewacht; er setzt vollkommenes Vertrauen in Euch." Der General ,c>o Mann; im Ganzen 39,600 Mann. Oberbefehls« Haber ist der Generallieutnant O'Donncl, Gene' ralcapitän von lütcasiilicn, zweiter (Zommanoeur der General Rodil.« (Ocst. B.)
Ein seit einigen Tagen umlaufendes Gerücht, von einem Anlchcn von i5 Millionen Frc., das der König aufnehme, und für welches die Tchwe.« sier des Königs, die Prinzessinn Adelheid, ihrc Güter verpfänden wolle, scheint sich zu bestätigen. Es scheint sich auf die Absicht des Königs zu gründen, die Domäne Rambouillet, welche von der Eivil-Liste geirennt worden ist, zu kaufen.
Ein Schreiben aus Tsulon im Mefsagcr meldet '- Die Hälfte der nach Italien abgesegelten Escadre ist in unsern Hafen zurückgekehrt; die andere Hälfte wird daselbst erwartet. (W. Z,)
Nach einem Schreiben aus Toulon vom 25. Februar herrscht fortwährend cine ungemeine Lcl" haftigkeit in der Marine; der Telegraph setzt si? in Bewegung; kein Tag vergeht, an welchem nichi 5 bis 6 telegraphische Depeschen eintreffen. Zwci Schiffe haben am 25. Februar Abends Befehl er^ halten, sogleich unter Segel zu gehen, um sich in aller Eile nach den italienischen Küsten zu begeben. Der Sammelplatz dcr zweiten Expedition ist Por» to»Vecchio (eine Insel von Korsika), wo sie neue Befehle vom Marechal. de> Eamp, Eorbieres, er« wartet. — So vicl eine zu Toulon in der Nacht vom 25. Februar ergriffene Sicherhe,tsmahregel betrifft, so enthalt ein Schreiben aus Toulon hier» über folgende Details: „Der Majorgeneral der Marille hatte in einem anonymen Schreiben die Anzeige erhalten, daß ein von vielen über die Herabsetzung des Arbeitslohnes mißvergnügten Arbei« tcrn im Arsenal in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar angesponnene Verschwörung mittelst eines Brandes im Hasen ausbrechen sollte, und daß die» fts (Zomplatt von Außen sehr ausgebreitete Verzweigungen habe. Diese durch einige sehr bedeutende Umstände unterstützten Anzeigen hatten alle Behörden in Bewegung gesetzt, und die nachdrücklichsten Maßregeln zur Unterdrückung oieseö ge'
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fahrliHen Komplottes zur Folge gehabt. Indessen ist cs den unabläßlich gepsiogenen Ur.tersuchungen noch nickt gclmigc^ die Urheber dieser Versch.r^ rung ausfindig Zli macken. — Nach zu Toulon und Marseille anget'ommcnen Briefen steigt die Tdcuerung der Lcbcnsmittcl zu Algier auf cine beunruhigende Art. (B. v. T.)
Gin ministerielles Journal sagt: „Mehrere Journale behaupten scit cinigcn Tagen, daß Don Pedro gesonnen sey, sich nut sciner Flotte nach Brasilien Zu begebet«. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, das; diese rcrläumderischc Vermuthung ganz unge^ndct ist. Don Pedro hat när Einen Zweck, näiulich Dona Maria auf den Thron von Portugal wieder einzusetzen/ der ihr in Gcmäßhcit ihres Geburtörcchls und der (Konstitution geHort." (Mcssagcr.) Das von Toulcm am 16. Februar mit dein General (Zubicres nach iZivita^Vec« chia abgegangene Dampf^ot ward durch ungüttsti. Zcs Wetter genöthigt, in Livorno einzulaufen, von wo der General scnie Reise zu Land? fortsetzte.
(Allg. Z.) Spani e n.
Nach einem Schreiben aus Madrid vom2i. Februar sind neue Truppen gemustert worden, um nach Gstrcmadura in tie Gegend von Badaioz geschickt zu werden. Ueber die Zahl der nach den portugiesischen Gränzen bestimmten Truppen gibt cö verschiedene Angaben, allein nach den vorgeleg» tcn Berechnungen bestehen sie aus 25,ooa Mann mtt Inbegriff etlicher Provincial - Milizen. (Nach dcm Globe marschiren fortwährend mehrere spanische (5olpZ nach Ponugal, besonders nach den suül^esilichcn Gränzen nach Badajoz und Olrar. Auch Unterstützungen an Geld hat dic spanische Regierung dem Don Miguel geschickt.)
Gin Schreiben aus Madrid vom 2/z. Febr. s^gr, daß dic ganze k. Garde sich an die portugiesische Gränze begeben hat. Die Linicntruppen versehen gegenwärtig den Tnensi im Pallast und in tcr Haupcsiadt. Der Geueral Qucsadci sol! den Oberbefehl über die an 5cr portugiesischen >Grä>t° ie versammelten Truppen übernehmen. Zu Saragossa ist, wie cö heißt, eine militärische Ver« schwörung ausgebrochcu, welche jedoch durch die ' Behörden unterdrückt worden ist. Viele der Vcr-schlvorncn wurden arretirt, die andern wollen nach ^ Frankreich ziehen, man erwartet sie aber zu Oleron.
(B. v. T.) l Die preußische Staatszeitung schreibt t
" aus Lissabon vom 4. Februar: .Der alt. gegen-!l scltlge Haß zwischen den Portugiesen und den Spa'
- niern tvitt jetzt bei der Annäherung der spanisä'cn ' Truppen, welche,' 5cn zwischen beiden Sta^cn c bestehenden Verträgen gcmäß, Don Miauel unter-
- stützen sollen, wieder hervor. Die Landbewohner der an ^pamen gränzenden Provinzen AlcM.'.o
e und Beira sind durch die Zusammenziehung der ! spanischen Corps in Ostremaeura in Besorgnis; ' verseht, und es hat sich unter ihnen das Gerücht
- verbreitet, daß man den geheimen Plan habc, g Portugal mit Spanien zu vereinigen. Die Re.-l gierung, welche die Gewißheit erlangt hat, daß ! die Bewohner aller an Spanien gränzenden Pro« t vinzcn zu kräftigem Widerstände gegen das Ein«
rücken spanischer Truppen auf portugiesischen Boden
- entschlossen sind, hat sogleich den Befehl dahin al> ' gehen lassen, alle dergleichen beunruhigende Ge« ' rüchte verbreitende Personen verhaften zu lassen, l Die kritische Lage der Regierung wird noch dadurch
vermehrt, daß die Beiträge zu der gezwungenen Anleihe nicht eingehen; man spricht von Zwangs-maßregeln, mit denen die Regierung zur Beitreibung deö Geldes umgehe. Die Wcchölcr wollen das Papiergeld des Staates nicht mehr annehmen, die Bant befahlt ihre Scheine ebcn so wenig, und mehrere bedeutende Handlungähäuscr haben ihre Zahlungen ganz eingestellt. Bei längerer Dauer dieses Zustandes würde die Regierung ihre AuS-gaben uicht mehr bestreitcn können." (Allg. Z.)
OroWritanmen.
(Courier.) Wir erhalten aus den Ni,der« landen die Nachricht, daß in Holland cinc Fremdet,-legion organism wird, die namentlich aus Bel. gicru besteht; der (Zommameur ist der Odrist Klecks, ein Belgier. Man wolltc sie erst nur 4000 Mann stark machen, später aber, als zahlreiche Ausreißer aus Belgien ankamen, beschloß man sic auf «000 zu vermchren. Dieser Obrist Klecks diente in der holländischen Armee während dcv tur-zen Lcldzugs, und Me^ van Geen Befehle des Prmzen "'" Oiamen zu
abIh..i..cn haben «Ur°,, V»„ G«,> «erl« de»,
balb sein Commando. ^ .. .
' «Ilobe and Traveller.) Depeschen auä Ostindien sind im India House angelangt, von ^ncn noch nichts Näheres verlautet; man sagt ,e-doch, die Pest sey in Bombay sehr heftig auöge-
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brachen. Sie soll vom persischen Golfe dahin gebracht worden seyn. (Allg. Z.) Gsmllnnlsches Ncich.
Laut Nachrichten auö Alexandria rcm 10. Februar, sol! Ibrahi m P a scl) a fortwährend ^or Acre stehen, und Willens gewesen seyn, .im üten einen Sturm darauf zu wagen; auch die auö.qe-besserte ägyptische Flotte kehrte von neuem gegen tie Küste von Syrien zurück. Welcher Grad der Hoffnung zum guten Erfolge vorhanden sey?, kann man n«ht beurtheilen, weil sich hier bloß dieglm. 'siigstcn Worte für Mehmcd Ali vernehmen lassen. Die Verpflegung der Truppen rcrthcuert sehr die Lcblnömittcl, und der Handel wird durä) diese Or^ eignissc, wovon man den Ausgang nicht voraus-schon kann, gehemmt. Uebrigens h.itten die ägyptischen Truppen von dem regnerif.tcn unü kalten i?luna uon Syrien, dessen sie nickt gewohnt sino, vlcl zu lcicei:. Ibrahim soll dem Abdallah eine sehr ehrci^.'^lle (Zapitulation angetragen haben, wo» ron ic^och dieser nicbtv h^renwollcc; auch wurden dem Ibrahim von seinem Vater die zwei Regimen, trr, welche zu 5, ^ur Ver« siärwng zugeschickt. (<^>. 'l.)
6 0 n st anti no p el, io. Februar. Ich kann heute wenig Ncucö schreiben, da der cfsiziclle Mo-r.iteur Ottoman alles erhebliche, die innern Angelegenheiten des Reichs betreffende Neue mit großer Umständlichkeit gibt, man hk»g,cgen übsr die äußern Verhältnisse, wohin ich die Streitigkeiten mit dem Pascha von Aegypten und dem griechischen Staate zähle, wenig, erfährt. Die Pforte beobachtet oaü i V^ce-tcnuz angrordncte Oxpcdnion. Man sichl, hier n-chl große Zubcrcitungcn zu einem F?!dzuge, erfährt aber nichtü über die Opcraticncn. Eö heißt trohl, die meisten Pascha's seyen dem Sultan trcu KebUebln, und Ibrahim Paschasindc überall großen Widerstand; allein mc.n weih, wie sorgfältig di? Pforte in Unterdrückung 'jedes ihr nachtheiligcn Gerüchtes ist. um nur nicht den Nimbus ihrer Unüberwmdlicbkcit zu verlieren. Ueber Griechen, land wird unterhandelt, und man sagt, daß Hr. Stratford. tZmuüna, hüsse, scinc Aufträge glücklich durchzuführen, nud für 5cn ncucn Staat rine Er-'wctternng der Gränzen zu bewirken. (All. Z.)
Scriechenlano. l'' Gin Schreiben aus Napoli oom 2ü. IäN'
ner meldet, daß die Constitutionellcn Meister von beinahe ganz Ost- und Westgriechenland sind.Mift solunghi und Eleusis sind in ihren Händen. Gc-ncra^ Nougin wurde zum Gefangenen gemacht und lnchrere andere, mit den Waffen in der Hand cr« griffene Kapuäne sind verhaftet. Auf dem griechi-schcn Festland!.' ist nur nock cm einziger Kapitän übrig, gegen welchen die constttutionclle Regierung eine bedeutende Macht abgeschickt hat, die ihn, den letzten Berichten zufolge, bald zwingen wird, sick zu ergeben. Die Looo Mann starl'en constitutio' nellen Truppen werden daher in Morea einrücken, dessen Einwohner geneigt sind, sie gu: zu empfangen. Die zu Mcgara versammelten Deputirten haben die Wahl der drei Mitglieder der provisory schen Negierung sanctionirt. Die Spartaner, unter Anführung des Neffen Mauromichalis, rücken vorwärts. Sie theilten sich zu Ealamata in zwei (Zotonncn, uin nach Nissi zu marschiren, wo sie nur einen unbedeutenden Widerstand finden w,i^ dcn, ilNcm sich dort nur ein Bataillon i», Garnison dcsindct, und selbst dieses sehr bereitwillig ist, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machcn. Die Anhänger G^podistrias schickten schon zweimal Ab" gesandte an die Consiituttonellen, und crbatcnsich^ alle Bedingmsse einzugehen, wenn nur Augustus (Zapodistrias Präsident oder doch eines der Mitglic. der der ncucn Regierung bleiben würde. Allein die (Zonstitucioncllcn verwarfen diese Antrage, unV crttarten, daß die Verweisung des Elstern das einzige Mittel zur Aussöhnung sey. Nachdem es den Anhängern (Zapodistrias nicht gelungen war, ihre Kcwde unlcr siä> uneinig zu machen, promulgirte« sie am 25. Februar zwei Proclamationen, in deren erster die «Zonsiitutioticllen als Rebellen erl'lärtwer> di.'n, in der zweiten Gucnco , der Sohn Koloko» tronis, zu>n Befehlöhadcr der ,5 Bataillone des Peloponneä ernannt wird, welche zu organisiren ihnen sehr schwer fallen wird. Ginige mögen sie vielleicht anwerben, aNein verlassen auf sie können sie sich nicht. Die konstitutionellen sind viel zlk rasch ni ihre« Bewegungen. Guenco ist noch z!b Napolc, und Augustins Aüthcritär erstreckt sicl? nicht über die Festung hinaus. Gin Truppencorp'^ rrclckes er zu Konnth zusammengezogen hattev ging fast ganz zu den (ZonstitutioneNen über. Nlck't mehr als in» Reiter komen nach Argoö zurück, während die Besatzung von Tripolizza nnt Twn',-melschla^ und fliegenden Fahllen gegen Megara anrückte, um die Armee der gesetzlichen RegieruüH zu vcrstärl'cn. Drei der Schiffe von Eapodisiri^ Anhängern, welche in der Bc-i von Korinth trc^ tcn, uin die (Zomunicationen der ^onsiitutionc^'' obzuschtieidcn, haben sich dcr neuen I^egierung u"" ter worsen. (B. v. T.)
Neyattkur: F"r. ^Hv. Weinrich. ^crlcMr: Dgnaj Al- Svler v. Alcinlnan^