Vereinigte ^ L a i b a ch e r Z e i t u tt g. Freitag den 24. N ove mber 1820. Inland. Nachricht. ^w^e. Majestät haben mit allerhöchster Entschließung vom 21. Iu'.i I. I. dem Ionathan LazarUssenhei-liier auf die von ihm erfundene Verfahrungsarr zur Erzeugung der concentrinen Garbe - oder Gallus-Substai»^ , ein ausschließendes Privilegium auf die Dauer von acht Jahren für den Umfang der ganzen Monarchie allergnädlgst zu verleihen geruht. (Die dießfällige Privilegiums-Urkunde ist dem angeschlossenen Intclligenzblatte beigefüg ). Österreich. Aus Troppau berichtet die dortige Zeimlig vom 23. d. M. Folgende: „Am 9. d. beehrten Ihre Majeiuu dieKaiftrin das hiesige Museum mit Ihrem Besuche, und geruhten in demselben zur Besichtigung der vorhandenen Sammlungen, deren Vermehrung seit dem im Jahre 1617 dieser nämlichen Anstalt geschenkten Besuche, dcr Aufmerksamkeit unserer all-verehrreu Landesmuttcr nicht entging, eine halbe Stunde zu verweilen. Am Abende des, nämlichen Tages trafen Ihre taiserl. Hoheit die Erbprinzcsstn von Weimar, sammt dem Erbprinzen, ihrem Gemahl, hier ein. Se. Majestät der Kaiser von Rußland wa> ^'en Ihrer erlauchten Schwester entgegen gefahren. Ihre kaiserl. Hobeil stieg in der für Höchstdieselbeim ^aron Hennebergischen Hause geschmackvoll zuberei-^ten Wohnung ab, und emvsing Ee. Ercellenz den '^bersttümmerev, Grafen Wrdna, welchcr von Sr. Majestät unserm allergnädigsten Herrn zur Bearü-, ßung bestimmt worden war. Des andern Tagcb stat« leten Se. Majestät bei Ihrer kaiserl. Hohen der Erbprinzessin einen Besuch ab, nnd empft„gen bald darauf, so wie Ihre Majestät die Kaiserin, die Erwiederung dieses Besuches. Im Gefolge der Erb» prinzejsin besinden sich: die Obersthofmeisterin Gra^ sin Henkel, die Hofdame Grasin Eglossstein, der Hof» marschall v. Bielke, und der Kammerherr von Vitz-thum." (Wdr.) Nach Berichten aus Troppau haben daselbst die Präliminairkonferenzen zwar schon am 25., die förmlichen aber erst am 28. Okt. angefangen. Ubrr den Gegenständen und Resultaten schwebt natürlich noch ein dichter Schleier. Die kleine Stadt ist so angefüllt, daß es für Fremde beinahe unmöglich ist, eine Wohnung zu finden. (Allg. Z.) A u s l a n d. Königreich beider Sicilicn. ' Den neuesten Nochrichten aus Neapel vom 3. d. M. zufolge, scheint dort die gährende Anarchie nunmehr wirklich ihrem Ausbruch nahe zu seyn. Am 2. wurden zwei Carbonari verhaftet; der eine/ ein Mensch aus der gemeinsten Volksklasse, weg?!, verweigerter Entrichtung der Zohlgebühr und Beschimpfung der öffentlichen Autorität; der andere, ein Offizier und Adjutant, weil er dem Kriegsminister, General Carascosa, nach dem Leben gestrebt hatte. Bewaffnete Haufen von Carbonari versammelten sich hierauf vor dem^Castell S. E'.mo, wo 3L5' ^s>sö Mltlnuder eingesperrt waren, um selbe zu befreien und, sich dann auch der Vikaria (eines öffentlichen Gefängnisses) zu bemächtigen, wo sie die ver-hvfie'ten Verbrecher in Freiheit setzen wollten. Es .gelang zwar dem Militär, diesen Anschlag zu vereinn ^' arsr man war für die Folgen sehr besorgt. ^V-'-^Am nämlichen Tage Abends erschienen mehrere -.".sehr zahlreiche Hänfen von Carbonari's vor dem co, niglichen Schlosse, in der Absicht, die königliche Fa« milie zu insuluren. Die königliche Gards zu Pferde zerstreute jcdoch die Meuterer,,und verhinderte selbe, indem uc ihnen den Weg abschnitt, di^ Vikaria anzugreifen, wo sodann el'^n so, wie vor dem königlichen Pallaste, Kanoncn aufgefü^-t wurden. Obgleich ber Tumulr für den Al-geMick -gestillt war, fo hegte man doch für die folgniden Nächte lcbhaf« te Besorgnisse, und -es wurden ^c.o<) Mann Natio-ilalgarden beordert, jede Nacht mMr den Waffen zu bleiben. Auch wurde bestimmt, daß <«le, die sich weigern würden, in die Narionalgarde einzutreten, in das Castcll S. Elmo eingesperrt werden sollren. Zu Neapel ging das Gerücht, daß dir Nnru-hen in Sicilien wieder angefangen hätten. Außer den englischen Kriegsschiffen, welche sich, .wie wir letzthin anzeigten, im Hafen von Neapel befinden, sind daselbst auch vier franzosische Kriegsschiffe und mehrere derselben in dem Hafen zu Bajä erschienen. (Osterr. B.) Preußen. Der Wachsamkeit und dem raschen Einwirken des lönigl. Criminal - Direktors Hrn. Gasen zu> Münster ist «s (wie schon erwähnt) gelungen, den Thäter des in der Nacht vom ,8. auf den ly. Oktober iu der Domkirche zu Köln verübten Kirchenraubes zu verhaften, und die Niederlage der gesto, lenen Kostbarkeiten zu entdecken, welche größtentheils der gerichtlichen Behörde zur einstweiligen Ausbe. wahrung bereits überliefert sind. Der Thäter hat eingestanden, diese That aNein und ohne Beihülfe Anderer verübt zu haben. Nachrichten aus Thoni zufolge, hat sich daselbst , das ganz unerwartete, Ereigniß zugetragen, daß die, ihrer Vollendung .und Einweihung ganz nahe. Neu» siadter Kirche plötzlich zusammengestürzt ist, und 5 Menschen dabei erschlagen worden sind. (Ostrr. B.) Hn der Nede, welche der Regierungspräsident Freiherr v. Lüttwitz, am 16. Olr. bei der Beerdigung des Fürsten Blücher zu Kriblovitz gehalten hat, ftndett sich unter andern folgende merkwürdige Stellen : „Bedauern wollen wir hier die irrenden Seelen, die da sich fabeln., c-ls konnten sie seyn gleich? -zeitig Christen u?:d Heiden, Preußen und Deutsch-thümlt.-r, Royalisien «nd Demokraten. Sie ^stehen im Ziveikampfe mit sich vor Gottesgericht'. Wir siüd einzig Preußen, eher Preußen als Deutsche , Europäer oder Weltbürger. Unsere nähere und höhere Pflicht °ist preußische Tugendrsiicht. Ei-iie feste Burg soll uns seyn der Glaube an ein Preu-ßenthum, das als strahlendes Vorbild, mit de5 Rechtswo-ge an der Hand, zur praktischen Vollkom-menh?it anstrebt/ oHne in idealen Regionen sich z« Verlieren; an ein Preußenthum, das mit innerer Kraft äußere Mängel ersetzen will,, und eben darum nich5 die Eifersucht, sondern nur Qie Achtung der Nachbarstaaten anregen kann und mag. Nicht weiter nach dem Auslando wollen wir schauen über Blü« chcrs Grab, und fragen, wie jenseits an der Themse Volksehre und Volksgunst lauten? — nicht jene Volksfreiheit beneiden, wo rasende Umwalzer und usurpzrende Prätoriauer die Herrscher mit den Völkern entzweien, und die Krieg-er gegen den Bürger empören! Fragen wollen wir nur, ob uns Preußen die echte Freiheit gebricht zu rechtem Wort nnd edler That? Wir harren nicht einer Reichstandschaft, um in solcher National «Heiliges, oder die Mangel des Vaterlandes aller Wclt mir offenkundigem bittern Schmähworte zu verrathen." (Allg. Z.) W ü r t c m b c r g. Stuttgard, vom 5. Nov. In Ludwigs-- 365 Hurg ist am 3o. Okt. Folgendes durch eine Gesellschaft bekannt gemacht worden. Gegen die schon langst als lastig anerkannte Gewohnheit des H nt-A bzieh ?ns auf der Straße bei unserer ^bisherigen Begrüßung's - Art hat eine Anzahl von 25LPe'.sonen jedes Standes sich entschlossen /unbeschadet der dem Einzelnen schuldigen Achtung und resp. Ehrerbiethung, in Zukunft, anstandes Abziehens der Kopfbedeckung, alle und jede Begrüßung bloß durch Berührung desHuts,:c. vorzunehmlii und zu erwiedern; in d«r festen Überzeugung, daß kcin Vernünft:o,cv hieran sich stoßen wird , da alles blos ans gegenseittZe Adcrcincunft ankornmt, und der Gründe für diese neue Manier mehr als hinreichend sind, dawider ober H.los die der bisherigen Gewohnheit streitet. — T^'s Publccum wird dahZr nicht nm ersucht, in Zukunft Hiese, beym Militarstand langst übliche BegvÜßungL-arc dem wirklichen Abziehen gleich zu schätzen, son«->dern dasselbe wird auch eingeladen, seinerseits dieser 'von vielen geschätzten Männern gutgeheißenen Ma-hier ebenfalls beizutreten. (S. Z.) F ran ? rei ch. Die preuß. Staat5zettüng theilt aus ihrer Pri» vatcorrespondenz zu Paris Folgendes mit: Der Schneider des Garde-Iägerregiments zu Pferde, Nahmens Martin Baron, har mit R-cht geglaubt, daß es ihm gebühre, für den jungen General- Obrisien der Ja« ger, das crste Kleid ^u machen, und daher eine mit außerordentlichem Fleiße gefertigte und mit allen Decorationen vollständig versehene kleine Staatsuni, form überreicht, die S3. konigl. Hoheir ungefähr nach Verlauf von 5)4 Jahren wird anlegen können. Die Herzogin von Berry hat mit freundlicher Güre dieses erste militärische Garderobestück ihres Sohnes anzunehmen ge-uhet, und verfprschen, daß dieß das erste Waffenkleid scyn soll, das derjunge Prinz anle-gen werde. (Wdr.) Vermichte Nachrichten. Die Berliner Haude« und Spener'sche Zeitung enthält unter der Aufschrift: Selten« Unglücköfall, Folgendes aus Basel vom 21. Okt.: „Ein junger, aus Straßburg gebürtiger Zimmergeftlle, 22 Ia^r ylt, mit dem sein Meister, sowohl seiner Geschick« lichkelt als seineö sittlichen Betragens wegen, überaus zufrieden war, und der dem Tode schon vielfaltig ins Gesicht gesehen hatte, in so fern er, als Elfasslr, unter Napoleon diente, und unter andern such in der Völkerschlacht bei Leipzig den ,9. Ok< tober i6l3 mitgefochten hatte, ging vorgestern (deit TÜ. Oktober) in seinem Beruf still und friedlich zwischen der Stadtmauer und dcn daranstoßenden Gär« ten hindurch; plötzlich fährt eine Kugel durch eine Gartenthür hindurch, gebt ihm durch beide Lungenflügel und streckt ihn, nachdem er vielleicht noch 60 Schritte gemacht hat, zu Boden. — Dieß verhäng-nißvolls Schicksal ward ihm durch die Unvorsichtigkeit eine5 Hrn. Landerer bereitet, dem Eigenthümer des Hauses und Garrens, aus welchem der Schuß herkam. Ein Büchsenschmiev bringr nämlich Hrn. Länderer ein reparirtes Gewehr zurück und frägr, ob er es nicht gleich probieren wolle? Hr. Länderer ladet und hängt eine ^Zielscheibe an die Gartenthür, mit dem Bemerken: ^es werde ja wohl in dem Augenblick Niemand vorübergehen,", darauf schießt, er los. In demselben Moment läßt sich ein stöhnendes Gewinse! vernehmen, und der Büchsenschmied fallt ohnmächtig nieder. Hr. Länderer ruft, daß man den Schlüssel der Gartenthür herbeibringen solle, öffnet sie Aiid findet den jungen Mann, der auf seine Früge: „00 ihm etwas wehe thue"i" ein leises Nein antwortet. Er hebt ihn auf, rrägt ihn selbst in seinen Garten, aber schon war seine Seele entflohen. — Eine schreckliche Zerrüttung entstand nun im ganzen Hause; Frau Länder?r,d'e im ersten Augenbllck verstanden hat, ih: Mann sei erschossen, liegt jetzt sehr 'krank darnieder. Hr. Länderer, der gleich selbst den, Fall bei der Ponzei anzeigte, saß einige Tage lang im Gefängniß-Thurm verhaftet. Seiner Frau wegen ist er zwar in diesem Augenblick aus dem Verhaft entlassen, doch schwebt die Sache vor dem Cri- 285 minalgericht. Am Leben wird er freilich nicht gestraft werden können, da dieTH.it durchaus absichtslos war/ allein als Übertreter des Gesetzes, welches in Häusern und Gärten zn schießen verdierer, zumal mit scharf geladenem Gewehr, wird er doch gewiß nach aller Strenge büßen muffen, und wie ungleich mehrswird ihn fein Gefühl strafen! — Vor« gestern ist der- Vater mit einem Sohn nnd Schwiegersohn hier angekommen; dieser Sohn ist nun noch der einzige von i5 Kindern. Heut ist das feierliche Leichenbegängnis!!" In Chemnitz ist der Besitze der größten dasi-gen Kattun-Fabriken, Becker, gestorben. Er sing sein Geschäft ohne Vermögen an , und hinterlaßt ein Etablissement, das in Deutschland wenig seines Gleichen'habel, dürfte. Blos die Anlage der Spinnerei-Anstalc kostete ihm 96,000Thaler. Da er selbst keine Kinder hatte, war erder Vater der Kinder seiner Fabrik-Arbeiter und ließ 200 derselben in zwei von ihm unterhaltenen Schulen unterrichten. Auch bereitete er ihnen zu Weihnachten siers ein großes Fest, wobei er die Geschenke selbst anordnete, sich aber dem Dank entzog. Tausende begleiteten ihn mit stillen Thränen zur Ruhe. Ein Schreiben eines Nordamerikaners vom 17. Juli d. I. macht auf zwei Personen aufmerksam, welche zwischen Nordamerika und Europa hin »und Herreisen, Anweisungen mitnehmen, mir dem Versprechen, diese den jeweiligen Erben gegen einen venuil-ligten Nachlaß bei ihrer Rückkunft auszubezahlen, statt dessen aber die Anweisungen unterschlagen. Der Eine derselben sei ein gewisser Ulrich, von Walldorf Aei Manheim, der, sich durch solche Mittel ein bedeutendes Vermögen erworbln habe, nachher aber, we-Ken anderer Betrügereien, 3 Jahre in Amerika verhaftet gewesen sei. Mit Verlust beinahe seineS ganzen Vermögens kehrt er jetzt nach Europa zurück, um fein voriges Handwerk wieder zu beginnen, und werte ohne Zweifel auch Würtemberg besuchen. Der Sweitt l'i ein Rheinpfälzer, Georg Finkmann, 55 bis 36 Jahr alr, ein Fleischer, welcher sich eincin preußischen Schiffskapitan verdungen habe, mir demVer-sprechen, tiefem eine Ladung Menschen für Amecika zu liefem. Schon im vorigen Jahre habe er eins solche Ladung nach Philadelphia geführt, und 5urch seine Betrügereien sitzen noch jetzt sieben dieser Passa, giere, laucer Würtemberger, nachdem sie all das Ihrige verlöre.! haben, in den Gefangnissen von Philadelphia. Die dieß^hrige Reis- Ernte zu Padang (Sumatra, östlich gelegen) ist so reichlich ausgefallen/ daß man seit vielen Jahren sich keines Beispiels einer solchen Fruchtbarkeit zu erinnern weis. Auch im Anbau des Kaffeh's werden große Fortschritte gsmacht, dessen Ertrag in oer Folge sehr ansehnlich werden wird, (Ostrr. B.) Fremden-Anzeige. Angekommene und Abgegangene» , ,^ Den 2a. November. Hr. Christian Wilhelm Müller, Doctor und Professor, mit Tochter Elise, von Bremen, eingk. Kap. Vorst Nr. ic>, — Hr. Iiouan Gega, Hr. AnastaK Papa und Hr. Peter Stanzo, türkische Handelsleuc te, von Ochrida in Macedonien, eingk. Gradischa-Vorst. Nr. 2H. — Hr.Nicolaus Braida, Handels-mann, von Triest, eingk. Kap. Vorst. Nr. 10. — Hr. Johann Schneditz,.Dr. nnd Professorder Me- -dizm, von Klagenfurt, Wohnung unbekannt. Den 2l. Hr. David Dumreicher, Kaufmann / von Triest, eingck. Kap. Vorst. Nr. 10. A b g e r e i s e i. Den 21. Hr. Iiovan Gcga, Hr. Anastas Papa und Hr. Pcter Stanzo, lürkische^Handelsleute, nach Triest. Wechsel-Cours in Wien vom 2a. November 1820. Conuentions'Münze vom Hundert 25c> si. I ÜNöz Aloys Edler v. Klein mayl, Verleger und Re dacteur«