lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ OK. Montag am Z.K. November Ä844 . Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wie» von Meisterhand in Kupfer gestochenes kolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Gioßquart. Der Preis des Blattes ist in Laidach ganz­jährig 6, halbjährig 3 fl. Durch die l. t. Post unter Couvert Portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle l. k. Postämter nehmen Pränumeration «n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher »m Hauptplxye. Am Abend. Stille herrscht im liebe» Thale Wie im gottgeweihten Do» , Und die Röthe dort, die fahle. Sanft im Westen schon verglomm. Wie die Gläub'gen vor Altären Fromm vertiefet im Gebet, So die Schöpfung in der hehren Andacht rings versunken steht. Jetzt die Abendglocken töne«, Friedenslaute, lieb und traut! Mögen Alle sich versöhnen. Die «ls Feinde sich geschaut. Und wer wollte nicht vergeben. Dem die Nuh' die Arme beut? Machen doch das wahre Leben Friede, Liebe, Einigkeit. Trage Jeder, dem ei peinlich Unter Menschen, seinen Schmerz; Ach sie denken nur so kleinlich. Nicht so böse ist ihr Herz! — Technische Notizen über die k. k. Staats- Gisenbahnstreeke zwischen Mürzzuschlag und Gratz. (Beschluß.) Zm aber diesen Schwierigkeiten zu begegnen, wurde nun vorgeschlagen, die Bahn vom linken auf das rechte Ufer zu verlegen, und sie bei dem sogenannten Iungfernsprung über Feistritz zu führen. Die Beschaffenheit des Flußbettes aber und die wahrhaft colossalen Bauten, welche nothwendig ge­wesen wären, um das Herabrollen der größeren Felsen­stücke von der Höhe der Wand beim Iungfernsprung zu verhindern, so wie die Kostspieligkeit der bedeutenden Was­serbauten zur Sicherung des Ufers, hielten von der Aus­führung dieses Projectes ab. — Hätte man jedoch die Bahn auf dem linken Ufer neben der Poststraße führen wollen, so hätte jene verlegt und größtentheils in's Flußbett hinein fundirt und gebaut werden müssen; ein Wasserbau von mehr als 200 Klaftern Länge, um die neue Straße vor den Angriffen der Mur zu bewahren, wäre ebenfalls nothwendig gewor­den, und es wurde als der einzige Ausweg, um diese äußerst kostspieligen und schwierigen Bauten zu vermeiden, die kühne Idee aufgefaßt, eine 191 Klafter lange Bogenstellung mit überwölbter Decke, der einerseits der Felsen, und anderer­seits 8 Schuh dicke Pfeiler aus Quadern als Widerlager dienen, und die größtentheils auf dem Felsen fundirt ist, auf­zuführen, die Kommerzialstraße darüber und die Eisen­bahn darunter zu verlegen. Zwischen Klein-Stübing und Gradwein, dann zwi­schen Iudendorf und der Weinzierlbrücke, sind ebenfalls auf eine Länge von, beinahe 2000 Klaftern Bergabtragungen, Felsensprengungen vorgenommen, so wie Wand- und Fut­termauern aufgeführt worden. Die vorhergehende Relation bespricht und gruppirt »pohl die wichtigeren Arbeiten, welche von Mürzzuschlag bis Eratz ausgeführt werden mußten; zum Schluße aber, und um von den sämmtlichen Leistungen auf der ganzen Bahn­strecke und der Summe der Arbeitskräfte, welche verwendet wurden, einen besseren Ueberblick zu geben, nehmen wir abermals zu Ziffern unsere Zuflucht. I n der oberen Bahnstrecke von Mürzzuschlag bis Brück beträgt die Aufoämmung 292400, die Abgrabung 28400 Kubikklafter, in der unteren von Brück bis Gratz die Aufdämmung 18S200, die Abgrabung 119200 Kubik­klafter und somit die Erdbewegung für den ganzen Bahn­unterbau 626200 Kubikklafter. Längs der ganzen Trace wurden 86400 Kubikklafter Felsen gebrochen und gesprengt; das Mauerwerk beträgt bei sämmtlichen Kunstbauten 11300, für Stützmauern 6300, für Wandmauern 6200, in Summe also 28000 Kubikklafter; an Quadern und Hausteinver­kleidungen' wurden 95400 Kubikschuh versetzt. Sämmt­liche Stützmauern an den Berglehnen messen 4369, die Wandmauern 3016 Currentklafter. Endlich betrug für den Oberbau der Verbrauch an Schienen, welche durchgängig 3«V von den inländischen Gewerkschaften bezogen wurden, an 100.000 Centner. Die Zeit, in welcher diese Arbeiten bewerkstelligt wor­den sind, beträgt im Durchschnitt es Bauwochen oder 39« Arbeitstage, wovon aber wegen den eingefallenen Regen­tagen 27 Tage abgezogen werden müssen, wodurch die wirk­liche Arbeitszeit auf 869 Tage reducirt wird. Bei Erd­arbeiten wurden 1,485.824 Tagschichten verwendet. Es stellt sich somit heraus, daß im Durchschnitte an 4200 Ar­beiter täglich auf der Bahn beschäftigt waren; Arbeits­tabellen weisen aber auch aus, daß ihrer zu Zeiten an 14000 in Thätigkeit waren. Die Summe der Tagschichten der Steinbrecher und Mineurs beläuft sich auf 404693, die Durchschnittszahl der verwendeten Arbeitsleute dieser Kategorie beträgt daher täglich 409 s Mann. An Vau­professionisten- und Handlängerschichten rechnet man 3Z0590, daher ist die Anzahl dieser Arbeitsleute, welche auf den Tag entfällt, 923 Köpfe; es stellt sich endlich, wenn man alle Arbeiter-Kategorien zusammenfaßt, die Durchschnitts­zahl der Arbeiter, welche durch 3«9 Arbeitstage längs der ganzen 12'/ , Meilen langen Trace in Thätigkeit waren^ auf 6219 Köpfe, diejenigen nicht mitgerechnet, welche beim Fuhrwerk «. beschäftigt waren. Industrie- und Gewerbeblatt. Der Ansagebrief. Novellette von Leopold Kordesch. In ganz Barcellona galt Fernandez Garcia de Lagö als einer der angesehensten Kaufleute, und das mit Recht. Sein erst kürzlich neu aufgebautes, prächtiges Haus lief manchem Pallaste den Rang ab und behauptete sich, in der lebhaften Straße Sant Iago gelegen, als die Hauptzierde derselben. Sein Vater war lange Jahre In ­spektor der großen königlichen Aerarial-Tabaksfabrik zu Se­villa gewesen, und es wollten Mehrere, die denselben in seinen früheren Jahren als einen armen Edelmann gekannt gibt, folglich auch in Barcellona. Sie war indeß dennoch eine achtenswerthe Frau, hörte täglich ihre Frühmesse in einem nahe gelegenen Kloster und spendete reiche Almosen an die Armen. Es war eben Carnevals - Zeit. Die junge Donna befand sich eines Tages schon gegen Abend allein auf ihrem Zimmer, saß am herrlich instrumentirten Klavier und häm­ merte lustig einen Fanoango des letzten Balles herunter. Plötzlich wurde, an der Thüre gepocht: „Ave Maria!« sprach die Virtuosin, sprang vom Flügel auf und drehte sich gegen die Thüre/ „8iue peoeaän eoueebiäa!" antwortete die Stimme eines eintretenden Mannes. „Bin ich wohl recht bei Donna de Garcia?« fragte er, sich bedeutsam im Zimmer umsehend. .Als er die Bejahung seiner Frage ver­ nahm, zog er behend einen Brief aus dem Busen, legte ihn hin auf den Tisch und war mit den Worten: „I n Don Garcia's eigene Hand!« nach einer schnellen Ver­ beugung aus dem Cabinette verschwunden. Donna Elvir a nahm den Brief auf. Er war zier­lich gefaltet, die Adresse lautete deutlich an ihren Gemal; statt eines Namenszuges oder Wappens aber war eine Pi ­stole an dem Siegel zu schauen. Sollte ihr Mann Geheimnisse haben? Wer ist der Ueberbringer, und warum ging er so eilig daron? Was soll ferner die Bedeutung des Siegels? — Ein Handlungs­brief war es nicht, auch nicht von der Post; also woher? Eine Liebschaft vielleicht? — Sie lächelte, als sie dabei der Figur ihres werthen Gemals gedachte. Aber wie käme dann der Brief durch die Hand eines Unbekannten zu mir? So kreuzten sich mehrere Gedanken und Fragen im Kopfe der Donna. „Was?" rief sie endlich erbost, »bin ich denn nicht genug zu beklagen und er soll noch Geheimnisse haben vor mir?« Nimmermehr I« und schon fuhren die niedlichsten Finger feindlich hinter die Klappen des kleinen Couvert's, als die Thüre aufging und Fer­nandez, im Mantel gehüllt, hereintrat. Sie war über hatten, wissen, daß des Sohnes nunmehriges Vermög'en^MM ^ denn er hatte den " ^ eben nicht auf den rechtlichsten Wegen erworben sei; dem möge aber sein, w^e ihm wolle, kurz, Fernandez war reich, hatte erst vor einem halben Jahre die niedlichste aller Kaufmannstöchter Madrid's als Gattin heimgeführt und sich in seiner Vaterstadt neu etablirt. Die Natur schien indessen an Leibesgestalt ihm ver­sagt zu haben, was das Glück an Gütern ihm verschwen­derisch zugeworfen. Er hieß allgemein der häßliche Garcia . Besonders entstellte der ungeheure Gesichtsvorsprung, ein wahres Vorgebirge, sitzend zwischen den gelben, vom Geiz geschrumpften, ledernen Wangen, ihn ganz, und er stach gewaltig ab gegen seine schöne, blühende Frau, welche ihm kaufmännische Spekulation in die welken Arme geworfen. Man munkelte zwar, daß die Donna in früherer Zeit zu Madrid mit einem Cavalier in geheimen Connerionen ge­standen, den Niemand kannte und auch jetzt wahrscheinlich noch seiner gedenke, was eben kein großes Wunder gewesen wäre^ allein man weiß ja, wie es böse Lästerzungen überall Brief sihon bemerkt. Unwillig über diese Störung gab sie dem Gemale das Schreiben mit den Worten: „Das hat ein Mann so eben gebracyt." Fernandez besah flüchtig die Aufschrift, öffnete schnell und las für sich fort. Seine , Züge veränderten sich. Schreck und Bestürzung war in seinem Gesichte zu lesen und mit dem Ausdrucke: „Da lies D u nun selbst und rathe!« gab er Elvire n den Brief. Die Donna las: „An Garcia, den Kaufmann!" „Bis heut überfür mich bereit liegen.seid reich. Ich selbstHause das Geld. IchSolltet ihr jedoch an zehn Tage müssen 15.000 Dollars Ausreden finden nicht Statt, Ihr in eigener Person hole in Eurem halte immer Wort und scherze nie. der Wahrscheinlichkeit dieser Auffor­ derung zweifeln, so besehet zur Warnung meines Briefes Sigill, denn ich bin Roderigo, genannt der Starke." 363 Der Brief war ihr aus der Hand entsunken. Fer­ nandez stand mit verschränkten Armen vor ihr. Doch, man weiß ja, wie manche Frauen sind. Sie weinen und lachen in einer Minute. Das possirliche Aschermittwochs­ gesicht ihres Mannes brachte sie plötzlich zum Lachen. „Und solchem Geschreibsel willst du Glauben beimessen? ohne Zweifel ein lustiger Streich eines Freundes!« spottete El ­ vira und langte nach dem. entfallenen Briefe, um ihn zu zerreissen. Doch Fernandez kam ihr zuvor und verließ ohne ein weiteres Wort mit dem Schreiben das Zimmer. Roderigo gehörte zu jener Klasse von Menschen, welche auf Straßen die Reisenden um ihr Geld und Ge­päck zu erleichtern pflegen. Dies war allbekannt durch ganz Spanien. Er trieb bald da, bald dort mit fürchter­lichem Erfolge sein Wesen, unterhielt zwar nicht viele Ge­nossen, war aber äußerst verwegen und kühn. Seit Kurzem erst streifte er in der Gegend bei Barcellona herum. Dem Rufe nach sollte er aus einem der vornehmsten Geschlechter Spaniens stammen und, durch seinen habsüchtigen Bruder um sein Erbe gebracht, auf Abwege gerathen sein. I n den vorzüglichsten Städten seines Vaterlandes sollte er unter verschiedenen Namen und Charakteren gelebt haben und oft in den glänzendsten Zirkeln mit fürstlichem Auf­wände erschienen sein. Wegen seiner vorzüglichen Körper­kraft hatte er sich den Namen des Starken erworben, und man nannte ihn schlechtweg nur so. — Don Garci a war directe zum Corregidore gegan. gen.. Wichtige Geschäfte vorschützend, wurde er vorgelassen, und begehrte geheimes Gehör. Nun wies er dem Corre­gidore den Brief und bat um Rath, Hülfe und Schutz. Dieser, ein ruhiger, erfahrener Mann, ließ ihn erst aus­reden und sprach dann lächelnd: „Aber Garcia ! seid ihr denn wirklich von dem Wahne befangen, daß der Gauner es wagen sollte, in der lebhaftesten Straße einer Stadt, wo drei Regimenter des Königs in Garnison liegen, seinen Raub zu vollführen? — Ih r seid nicht wohl bei Tröste, Garcia , wenn ihr solchen Grillen weiters nachhänget. Nehmt hier euren Brief zurück, den irgend ein Spaßvogel geschrieben haben mag, geht ruhig eures Weges nach Hause und denkt besser von den Polizei-Anstalten der Stadt!" Fernandez ging nun freilich nach Hause, aber nicht mit der Ruhe, die ihm der Corregidore gerathen. Es bangte ihm dennoch vor dem möglichen Besuche des Ver­wegenen, und Angst und Kummer drückten doppelt sein Herz, weil er sich aus Furcht, verlacht und verspottet zu werden, Niemanden vertrauen wollte und nebstdem von seiner neckischen jungen Frau ob des fatalen Briefes genug auszustehen hatte. Die fragliche Summe von 1Z.000 Dol­lars lag jedoch schon im Pulte bereit. So verstrich die Zeit'bis zum Tage des Termins. Don Fernandez sah mit Schrecken die Sonne des zehn­ten Morgens über Barcellona aufgehen und seine Angst stieg von Stunde zu Stunde. Plötzlich, alle Rücksichten vergessend, eilte er auf die Gefahr des neuen Verlachens zum Corregidor. „Herr!" sprach er betrübten Gesichtes, „ich kann mich der Angst nicht erwehren! — lacht, wie Ihr wollt, aber gebt mir zwanzig Mann Wache, die ver­kleidet um mein Haus patrouillirt und auf Alles Acht gibt, was um dasselbe geschieht. Fordert, ich will gerne bezah­len, doch möge den Alguazils Verschwiegenheit eingeschärft werden, denn zum Gespötte möcht' ich nicht dienen." Lä­chelnd und ohne weitere Einrede willfahrte der Corregidor, seiner Bitte. Bald sah man Alguazils in verschiedener Kleidung um Garcia' s Haus herumstreichen, die Waffen hinter den Mänteln verborgen. Es war Nachmittags. Da rasselte eine elegante Carosse dieSant Iago-Straße herab vor Garcia's Haus. Zwei reichgallonirte Jäger, goldbetreßt, flogen vom Wagen und öffneten ehrerbietig den Schlag. Zuerst stieg ein junger, bildschöner Geistlicher aus demselben heraus. Ihm folgte gravitätisch und vornehm ein hoher Mann in reicher Prä­latentracht. Eine schwere, goldene Kette mit einem dia­mantenen Kreuz hing ihm um den Hals und an der linken Brust glänzte ein Ordens-Stern. Als der an seiner Gewölbcthüre stehende Garcia ersah, daß die hochwürdigen Herren auf ihn zugingen, em­ pfing er sie mit aller gebührenden Ehrfurcht. Sie kamen von Madrid und wollten einige nördliche Klöster besuchen, daher sie schwere Gold- und Seidenstoffe für Kirchenge­ wänder behandelten. Sie zahlten Alles splendid und mit blinkendem Golde. Schon im Abgehen begriffen, wandte jetzt der Vornehmere aus ihnen sich um, und fragte hin­ geworfen, ob und, wo in der Stadt ein gewisser Kaufmann Don Garcia wohne? — Fernandez verbeugte sich tief und sprach: „Ich bin es selbst, hochwürdigster Herr!" „Ei , das ist ja herrlich!" lächelte jetzt der hochansehnliche Frager, „so seid ihr denn auch der Gemal der Donna Elvira de Rosa aus Madrid? — Ich bin mit ihrem Vater bekannt und bringe ihr Nachrichten von ihm." ^ Fernandez bat nun höflich die Fremden, sich mit ihm in die obere Etage zu bemühen. Er ging ehrerbietig voraus, öffnete eine weite Flügelthüre und trat mit seinen vornehmen Gästen in's Empfanzimmer der Donna. „Diese hochwürdigen Herren bringen dir Nachricht vom Vater," sagte Fernandez, Hr mit Ceremoniel die Fremden vorstellend. (Beschluß folgt.) Feuilleton des Mannigfaltigen. (Menschenfleisch als Speise.) Wir wissen gar nicht, welche leckeren Gerichte wir an unserem Körper umhertragen. Das »Ausland« gibt uns Auskunft über unsere eigene Schmack­haftigkeit. Ein gut unterrichteter Mann, der lange Zeit, wenn auch unfreiwillig, mit den Eingeborenen von Java und Cclebes lebte, erklärt «ich also über den Genuß des Menschenfleisches:' »Es schmeckt besser, als Hirsch-, Hunde-, Rind- und Pferdefleisch. Der Kopf sammt dem Gehirne wird nicht gegessen, eben so wenig, wie die Eingeweide. Das Veste, welches sich fast immer die Häuptlinge zueignen, sind: Der Valien oder das Innere der Hand, die Finger und das Unterste der Füße. Brust- und Rückenstücke stehen schon in zweiter Linie der Beliebtheit, das Fleisch an Armen und Beinen ist, mit Ausnahme der Waden, wenig gesucht. Auch essen die Herren Kanibalen das Menschenfleisch nicht etwa aus Noth und Hunger, sondern der Abwechselung wegen und als Feinschmecker. Am häufigsten kommt es bei Kriegszügen auf die Tafel. Die Stämme — aber es haben nicht alle diese Sitte — speisen den erlegten Feind, wie der Europäer seine Jagdbeute verspeis't. (Eine Getreidemähmaschine.) Nun sollen auch noch die armen Schnitter entbehrlich gemacht werden! — I n der Nähe 364 von Walschau hat man in Gegenwart des Fürsten Paskewitsch und einer großen Versammlung eine Getreidemähmaschine ver­sucht die in einer Stunde einen Morgen Hafer abmähte und die Kalmen so ordnungsmäßig niederlegte, wie es keine menschliche Hand thun kann. Die Maschine wurde von zwei Polen erfunden und kostet 5000 Gulden. I n diesem Regenjahre hätten wir sie gut brauchen können. sDas Küssen der Männer.) Zu den vielen Vereinen sollte sich wohl noch der gesellen, das Küssen der Männer unter einander als für den einen Theil in der Regel widerlich, aufzu­heben. Wenn sich zwei Männer küssen, ist einer sicher betrunken! sagt eine alte Redensart; oder einer sicher em Heuchler! kann man mit gleicher Wahrheit hinzusehen, ohne jedoch Ausnahmen zu bestreiten. Der kräftigste Ausdruck mannlicher Herzlichkeit und Freundschaft ist und bleibt ein Händedruck. (Statistik des deutschen Theaters.) Der als Schau­spieler und Schriftsteller bekannte Herr Louis Schneider hat aus dem Wolff'schcn »Theater-Almanach« und aus andern Theaterjournalen eine nicht uninteressante Statistik des deutschen Theaters zusammengestellt und solche in der »Norddeutschen Zeit­schrift für Theater« veröffentlicht. Nach dieser Zusammenstellung zählt unser liebes Deutschland nicht weniger als 115 deutsche Thea­ter mit 3175 Schauspielern (1870 Männer und 1305 Frauen), 147 Sängern (89 Männer und 58 Frauen), 174 Solotanzern, 2089 Orchestermitgliedern u. s. w. Die Gesammtzahl der bei allen Vühnen beschäftigten Personen beträgt 12.769, ungefähr so viel, als Württemberg und Hannover Contingent zum deutschen Vundesheere zu stellen haben. Das zahlreichste Orchester hat Ber­lin mit 95 Personen, dann das Kärntnerthortheater m Wien mit 77. Die größte Zahl der darstellenden Mitglieder hat Dresden, nämlich 55; die kleinste Znaym, nämlich 14.— Unter den 139 Souffleurs befinden sich auch 13 Souffleusen. Gorrespondenz Von der Etsch. Ich »ermuthe mit Grund, daß, d» deutsche und ausländische Blatter de­taillirte Berichte in Fülle von den Herbstübungen der französischen Truppen bei Metz bringen, es eine« vaterländischen, eine« österreichischen Journale nur zur Ehre «ereichen kann, seine Leser »uf jene Waffenübungen aufmerksam zu machen/welche die eigenen Krieger in Italien beginnen und ausführen. Das lombardisch-venetianische Königreich ist die einzige Provinz des Koiserstaatcs, die Uebungen im größten Maßstabe gestattet. Die diesjährigen Uebungen begannen am 2., endeten am «. Oktober und behandelten die Gefechte zweier Flügelcorps, die im Einklänge mit ihren sup. ponirten Hauptarmeen operirten. Das linke Flügclcorps der Nestarmee unter Befehl Gr. Excellenz des Generals der Kavallerie Graf Wallmoden stand in Verona und an der oberen Etsch, das rechte Flügelcorps der Ostarmee (die Venetianer) unter Sr. Exc. dem Herrn Feldmarschall-Lieutenant Baron Hammerstein zur Beobachtung »°n Verona beiCaldiero; — die Hauptarmce des ersteren wird bei Villafranc», die Vorhut bei Isola dclla Scala, ein Bcobachtungscorps vor Mantu» und Legnago gedacht; die Basis des letzteren supponirt man zwischen Cologn» und Bevilaqua, eine Brigade bei Albaredo und eine »n der untern Etsch. Außer dem Regimente Erzherzog Carl Ferdinand waren sämmtüchc Trup­»enkorper, natürlich mit Zurücklaffung von bedeutenden Detachements in den Garnisonen, anwesend — ihre Eintheilun» war, wie folgt: Die Ostarmee (Venetianer): Corps-Commandant: F, M.L. Baron Hammerstein. Erste Division: F.M.L. Baron d'Aspre (Vortruppen). Brigade v. Weigelsperg: M Bataillon Pionniere, Jäger-Bataillon Nr. 8; 1 Bataillon Kaiser-Jäger, Herbert Inftr. 2 Bataillons, Sardinien-Husaren 2 Escadron«, 4 Geschütze. Eine supponirte Brigade, marknt durch da« 3, Bataillon Erzherzog Friedrich Inftr. und 4 Geschütze. Zweite Division: Herr F.M.L. Nobile di Re (Haupttruppen). Brigade Baron l« Motte: Kinsky Inftr. 2 Bataillons, Haugwiß Inftr. 2 Bataillons, 4 Geschütze, Brigade u. Culoz: Erz». Franz Ferdinand d'Este Inftr. 2 Bataill., Erzh. Franz Carl Inf. 2 Bataill., 4 Geschütze. Dritte Division: Herr F.M.L, Graf Auersperg (Reserve). Brigade Baron Haynau: Wimpfen Inftr. 3, Bataill,, Trzh. Ferdi­ nand Victor d'Este 2. Inftr. Bataill., Herbert Inftr, 3, Bataill., Grenadier-Batoill. Solero und 4 Geschütze. Die Reserve-Artillerie: 12 Geschütze, Brigade Dopsch«: 8 Escad. Reuß Husaren, 4 Geschütze. Zusammen: 20 Y8 Bataill, Inftr,, in Escad. Kava«,, 36 Geschütze. Die Westarmee (Lombarden). Corps-Commandant: General der Ka­ vallerie Gxaf Wallmoden. Erste Division: F.M.L. Graf Woyn» (Vortruppen). Brigade Baron Rat»: Pionnicre Y8 Bataillon, in. Jäger-Bataill.. il . Iäger-B»t»ill,. Reisingen Inftr. l Bataill., 2 Escad. Sardinien Husaren, 4 Geschütze. Eine supponirte Brigade morkirt durch Rcisingen Inftr. l Bataill. und 4 Geschütze. Zweite Division: Herr F.M.L. Vocher (Haupttruppe). Brigade Baron Wetzlar: Kaiser Inftr. 2 Bataill.. Paumgarten Inftr. 2 Bataill., 4 Geschütze. Brigade Wohlgemuth: Geppert Inftr. 2 Bataill., Rukavin» Inftr. 2 Bataill., 4 Geschütze. Dritte Division: Herr F.M.L. Wißiak (Reserve). Brigade °. Pfersmann: Erzh. Albrecht Inftr. I Bataill.. Keßler Grenadier Bataill. und Grenadier Bataill, Schneider. 4 Geschütze. Brigade Boccalari: Erzh. Albrecht Inftr. 3. Bataill., Ceccopieri 3. Bataill., Geppert 3. Bataill., Haugwiß 3. Bataill,, 4 Geschütze. Brigade Gläser: 4 Escad. Sardinien Husaren, 6 Escad. Baiein Dragoner, 4 Geschütze. Die Reserve-Artillerie: 12 Geschütze. Zusammen 23 Y8 Bataill. Inftr., 12 Escad., 4» Geschütze. Nach diesen Angaben mag man die Starke der italienischen Armee beur­ thcile«, für ihre Tüchtigkeit und Manoverirfähigkeit werden wohl das Lob des preußischen Herrn GenerallicutenantsWrangcl. eines der ersten jetzt lebenden Militärs Europa's, und die Zufriedenheit Sr. Excccll. des Herrn Feldm»» schalls Grafen Radetzky genügend sprechen. Den 2, Oktober begannen, wie bereits bemerkt, die Operationen; — die Lombarden überschreiten die Etschlinie, nehmen das Castell Montorio, drücken durch Umgehung des äußersten rechten Flügels die Venetianer «us den Stel­ lungen bei Martin» und Giacomo. und werfen sie bis hinter den Torrente Illasi, an dessen beiderseitigem'Rande, des Einbruchs der Nacht halber, die leichten Truppen (Brigaden Weigelsperg und Rath) Vorposten beziehen, die Reserve des westl. Corps lagert bei Martino. das Corps bei Giacomo - die Ostarmee bioouatirt bei dem Dorfc Caldiero. (29.,, 3«,, 3l Oktober »805 Erzherzog Carl gegen Massen»). Am 3. Ottober erhalten die Venetianer bedeutende Verstärkungen, nehmen die Stellungen bei Giacomo und Michcle und drücken den rechten Flügel der Lombarden über die Etsch. Beim Einbrüche der Nacht beziehen die gegen­ seitigen leichten Brigaden Vorposten an der Etsch. Das östliche Corps benützt die Nacht zur Vorbereitung des Flußüberganges. Dies war der zweite und letzte Bivouak. . Der 4. Oktober bringt nach Vertheidigung von Catterina, C» de Dossi und Maffei den Rückzug der Wcstarmee nach Verona unter dem Schutze der Kavallerie, und des Festungsgcschüßcs. - Während dieser Operationen erlei­ det die westliche Hauptarmee, die bei Villüfranca gedacht wird, eine Nieder­ lage, die das Aufgeben Vcrona's und den Rückzug hinter die Etsch bedingt. -'Am e. Oktober fand unter Begünstigung des herrlichsten italienischen Himmels das prachtvolle Schauspiel einer großen Kirchenparade Statt; — während der Messe spielten die Capellen der Regimenter Kaiser, Paumgarten und Kinsky angemessene Musikstücke, zur Hymne donnerten die üblichen Ge­ schützsalven und hierauf defilirten an 30.UN0 Mann im schönsten Waffenschmucke vor Sr. Excellenz dem General en Cliet und den höchsten Herrschaften. ­ Am 7., 8. und 9. Oktober rückten sämmtliche Truppen in ihre betreffenden Garnisonen ab. t f 5 Gharade. (Dreisilbig.) Laßt zum ernsten, tücht'gen Werke Nie die ersten Zwe i erkalten; Laßt nicht aus des Strebcns Stärke Sich die Dritt e je entfalten. Ferner laßt zu keiner Stunde Von dem Ganzen Euch erreichen: Denn selbst aus dem schönsten Bunde Müßte all' Vertrauen weichen. Laibach. Druck und Verla«, des Josef Blasnik.