-- N Aus dem Iraliänischen ins Deutsche übersetzt durch »inen OrdenSmann der krainerischen Franziskaner Prov^l^< ' Laibach, in ter Sdel von Kleinmayerschen Vuchhandlunr- » ? » «' Kurze Lebensbeschreibung des Seligen Vater Leonhard t! a korto NnuriLio, apostolischen Missionars Franziskaner Ordens von der strenger» Dbservanz ans dem Kloster des H. Bonaventura in Rom ; gezogen aus den apostolischen Prozeß - Akten, und m Truct gegeben von V. Joseph Maria stitrlaber-en» Ordens - Geistlichen deö obbesagten Klosters, und Beförderer dieses Seligsprechungs-Geschäftes. Kurzer Auszug des Lebens des selige» Vaters Leonhard 6 L korto Maurizio» l. D»e Geburt des seel. Vaters Leonhard, und sein Lebenslauf bis zur Entdeckung sei¬ nes Berufs zum geistlichen Grdensstande. 1^ orko hssuririo an der Seeküste im genuesischen Gebierhe, und Kirchsprengel von Albenza war der Geburtsort des seeligen Vaters Leonhards. Am 2vten Chrisimondes 1676 kam er auf dis Welt. Dominikus Eg-mnuvva, und Anna Maria kenra, beyde vom bürgerlichen Stande , waren seine Eltern. In der heil. Taufe legte man ihm die Name» Paul HieroniMus bey - und dieses schien gleichsam eine Anzeige seiner künftigen Be¬ stimmung zu seyn; denn der Name des Völker- Apostels Paulus war in ihm eine glückliche Vor¬ bedeutung des wunderbaren Apostolats, zu dem A 2 ihn 4 — ( o ) — ihn Gott mit ausserordentlichen Gaben versehen, Set und in welchen er sich, wie wir sehen werde», sen auf eine verwunderliche Art ausgezeichnet hat. in Sein Vater Dominikus trieb das Gewerbe gei auf dem Meere, welches ihn sehr oft, und lange Zeit von seinem Hause, und Hausgenossen entfernt bet hielt. Dieser Umstand bewog denselben, daß er ab den Paul HieronimuS der Obsorge dessen vaterli- sar chen Großvaters Johann Pauls, eines sowohl des ho! hohen Alters, als noch mehr des tugendhaften Le-- Lai bens wegen sehr ansehnlichen Mannes, überließ, zm Nach dem tödtlichen Hintrit der Mutter war es für den beßten Alten eine Ergötzung seinen Enkel Paul lui HieronimuS, einen zwar kleinen Knaben, der je- ein doch gar nichts Kindisches verrieth, unter seinen G< Augen zu haben. In allen äußerte dieser eine an besondere Gemüthsversammlung, eine grosse Fröm- les migkeit, einen heiligen Eifer. Nirgendswo suchte un er ein Vergnügen, als in häufiger Besuchung der er! Kirchen, in welchen er kniefällig, in Gott ganz au entzückt, zu nicht geringer Erstaunung der Anwe- er senden bethete. Seine Freude bestund auch in du Errichtung kleiner Altäre in seiner eigenen Behau- da sung, gleich als wenn er immer die Kirche mit ne sich haben, oder immer in der Kirche sein woll- Ai te: dazu lud er die Kinder seines gleichen Alters U ein, ermunterte sie zu den Andachtsübungen, und te zur Liebe der Tugend, gab ihnen den Unterricht, ih wie sie die Mutter Gottes verehren, und bitten ' be sollen, daß sie durch ihren mächtigen Fürspruch' beK — (o)— 5 Key Gott die Gnade der Unschuld, die sie befas¬ sen, beybehielten. Oesters führte er diese Kinder in die ;wey Meilen von ?orrc> Lsunririo entle- gene Kirche der Mutter Gottes, Naäonna äe ikiuni genannt, und mit blossen Füssen gab er bey dieser unschuldigen Gesellschaft den Vorgänger ab, um, wie er sagte, den Zorn GotteS zu be¬ sänftigen, der sich zu jenen Zeiten durch wieder- hohlte Erdstösse empfinden ließ, mit denen die Lander, vorzüglich aber das Königreich Neapel zum größten Schrecken erschüttert wurden. Dieser erste Saame der apostolischen Hand¬ lungen entdeckte sich in dem Paul Hieronimus auf eine besondere Art. Als er sich bisweilen in der Gesellschaft seiner Mitschüler befand, pflegte er auf einen Hügel zu steigen, wo er dieser auser¬ lesenen Schaar predigte, dieselbe unterrichtete, und ihr die Geheimnisse unseres heiligen Glaubens erklärte. Nicht nur diese, sondern sogar alte Leute auch hörten ihn mit größter Begierde an, und erstaunt über den wunderlichen Eifer, mit welchem dieser neue Katechet predigte, fanden sie an ihm das , was er war, und was er von sich versprach, nämlich einen Verkünder des göttlichen Wortes. Auf diese Art lebte Paul Hieronimus zu ?orco Nauririo in seinem Vaterlande bis in das zwölf¬ te Jahr seines Alters, als die göttliche Vorsicht ihn anderswo zum apostolischen Diener zu bilden bestimmet hatte. Es wohnte in Rom Augustin Aasanuvv» ei» 6 -(Ol¬ ein Oheim des Paul Hieronimus. Auf wieder- höhlte Nachrichten, die Augustin in Betreff die¬ ses seines Enkels erhielt, wurde er von der Be¬ gierde ihn bey sich zu haben angewandelt. Diese Begierde anfferte er gegen seinen Bruder Domini¬ kus, der auch kein Bedenken trug ihm zu will- fabren, wohlwissend, daß er durch diese Willfäh¬ rigkeit den Paul Hieronimus seinem Bruder, als einem mit vieler Klugheit, Weisheit, und Fröm¬ migkeit begabten Manne anvertraue. Es betrog sich auch weder Dominikus in der Meinung ge¬ gen seinen Bruder , noch Augustin in der an¬ haltenden Neigung qegen seinen Enkel; denn als er ibn bey sich in Rom hatte , sah er mit eige¬ nen Augen, daß sich die Nachrichten vollkommen bestattigten, die ihn verleitet hatten denselben zu sich nacker Nom zu berufen. Weil er nun an der frommen Seele seines Enkels ein besonderes Wohl¬ gefallen fühlte, gab er sich alle Mühe, für ihn zum Unterricht in der Gramatik einen w»hlgesit- teten Lehrer, und zur Gewissensleitung einen klu¬ gen Beichtvater ausfindig zu machen. Durch uner¬ müdete Anstrengung und natürliche Anlage zu den Wissenschaften, nicht minder durch nngeheuchelte Frömmigkeit, und vollen Eifer zu geistlichen Uibun- gen entsprach Paul Hieronimus vollkommen der Erwartung sowohl seines Schul - Lehrers, als sei¬ nes Gewissensrathes. Nachdem er binnen zweyen Jahren die Gra¬ matik mir dem erwünschten Fortgänge vollendet hatte o 1 ! i r r 2 e c r L Z r b ä t r a c 8 z d si L d 4 a — (O)— 7 hatte, wollte sein Oheim, daß er in dem römi- scheu Kollegium sich auch anderen Wissenschaften widmen sollte. Als vorgesezter Lehrer in diesem Kollegium stand Vater Tolomei, ein seiner Ge¬ lehrsamkeit, und tugendhaften Lebens wegen so sehr berühmter Mann, daß er nach der Zeit die in der Kirche so erhabene Kardinals Würde erhielt. Unter den Händen eines solchen Meisters zeichne¬ te sich der Jüngliug Lasamiova in den schönen Wissenschaften, und in der Redekunst vortrefflich aus. Dazu trug auch die ihm von der Natur an- gebohrne Beredsamkeit vieles bey, also zwar, daß es dem Lehrer gar nicht schwer siel diesen Schüler durch den Umerricht der Wohlredenheit zur Ausübung des spostolrschen Predigtamtes, zu dem er vsn Gott bestimmt war, vollkommen zu bilden. Die überaus grosse Anzahl der in diesem Kollegium studierenden Jünglinge, die Mannigfal¬ tigkeit ihrer Gemüthsneigungen, ihre ungleiche Er¬ ziehungsart, die Verschiedenheit ihrer Sitten, und andere Sachen vermochten gar nicht den Mitschüler Oa8Lnuova von seinem gefaßten Vorhaben zur Tu¬ gend/und von seinem Eifer für göttliche Dinge zurückzuhalcen; denn er war all zu sehr überzeugt, daß der Anfang der Weisheit die Furcht Gottes sey. Von seiner gar erbaulichen Aufführung in dem römischen Kollegium, wo er durch 5 Jahre den Wissenschaften oblag, gab ein sehr würdiger Priester, der sein Mitschüler gewesen war, ihn aber überlebt harte, folgendes Zeugniß r „Paul Hie- H ( s ) —«- Hisronimus, nachmals V. Leonhard, empfieng in den Leihhäusern , und bep geistlichen Ver¬ sammlungen, die an den Festtagen gehalten wurden, sehr oft die heiligen Sakramente; Dort, und auch in meinem Hause an den Vakanz-Tagen trafen wir zusammen, allwo «r immer nur entweder von Gott, oder von dem Schulwese^ sprach. Lr war eingezogen, öemüthig, andächtig, emstg, unverdrossen. In unserem fünfjährigen vertrauten Um¬ gänge hab ich nie an ihm ein Wort, eins Tkat , oder eine Handlung bemerke, der man den Namen einer Sünde beylegcn kannte." Auch der Oheim Augustin erkannte satsam, hast die Frömmigkeit seines Enkels Oranuova bey dem zahlreichen Zulauf der Jünglinge von so unterschiedener Denkungsart airf der hoben Schule, unter welchen sich ebenfalls er befand, keinen Nachtbeil erlitten habe. Auf jeden Wink leistete er den vollkommensten Gehorsam, blieb immer der Andacht sehr ergeben, vorzüglich aber entbrannte sein Herz von der Liebe zur allerseligsten Jungfrau. Dey dem Abendmahle pflegte er sein Essen zu unterbrechen, oder gar zn unterlassen um seinen häuslichen Tischgenossen unterschiedliche Beyspiele der Heiligen, vornamlich derjenigen, deren Fest man an eben jenem Tage begienq, vorzutragen» Sein Vortrag war auch nicht kurz, sondern bis¬ weilen so weitlauftig, daß das Abendmahl schon j 1 i r r r a d a s s d r i » l r » i l 1 s n > n o » r I. s v n s o k» e e : i i — ( 2 ) — 9 sein Ende nahm, ehe Paul Hieronimus eine Spei¬ se angerübi er hätte. „ Ev! sprach der Oheim zu ihm: höre doch einmal auf, alle Abende zu predigen; esse doch, wir haben genug gebärt, wir werden uns schon befleissen die Heiligen nachzuahmen." Es lag aber dem Paul Hieronimus nebst andern gottgefälligen Uibungen die Nachahmung der Heiligen so sehr am Herzen, daß er sich Ichon als ei» rJjahriger Jüngling in die geistliche Ver¬ sammlung des Vater Caravita einverleiben ließ. Ganz Rom weiß es, was für heilsame Vortheile die Gläubigen von dieser Versammlung einerndten, wo die schönsten Tugenden und heiligsten Werke in die Uibung gebracht werden. Ihre Vorsteher nahmen sogleich den Eifer, und die Geschicklichkeit wahr, welche Paul Hieronimus in Leitung christ¬ licher Seelen besaß: er wurde daher jenen, die man die zwölf Apostel nennet, beygesellet , da¬ mit er nach dem Beyspiele der Aposteln das Volk unterrichten, und dort, wo das Wort Gottes ver¬ kündiget wurde, versammeln möchte. In diese» apostolischen Uibungen war er auf die Sittenbes- serung, und Reinigung bey andern, meistens aber auf die Heiligung seiner selbst bedacht, nahm sich daher im vollen Ernste vor die Welk, deren Fall¬ stricke, und viele Gefahren er beherziget hatte, zu verlassen, und zur Sicherheit seines Heils in einen Ordensstand zu treten, in welchem man auf die strengeste Weise nach der evangelische» Vollkommenheit trachtet. w — ( o ) — II. Er entdeckt sein Verlangen die Welt zu ver¬ lassen , und trit nach vielen Wider¬ sprüchen in den Grdensstand. Fest also entschlossen der Welt den Rücken zu wenden, war sein Herz ganz zu. Gott gerichtet , um durch himmlische Erleuchtung den Ordensstand, welchen er antretten solle, zu erkennen. In dieser Absicht überließ er sich der Leitung des eifrigen V. Grifonelli eines Oratoria¬ ners, mit heissester Bitte, seinen Beruf zu prü¬ fen, und ihm in einem so wichtigen Geschäfte, wie die Untersuchung des göttliche» Willens ist, an die Hand zu gehen. Bey diesem V. Grifonelli legte Paul Hieronimus im Zimmer des heiligen Philipp Neri seine Generalbeichte ab, wobey er, wie man ihn mehrmalen in seinem hohen Alter erzählen hörte, nicht mir eine heftige Herzens¬ reue empfunden, sondern Gott auch in ihm die Liebe zu einem strengen, und bußfertigen Leben soll vergrößert haben. Vater Grifonelli erkannte die auserlesene Gemüthsanlage, und vortreffliche Tugend seines Beichtkindes, billigte dessen Beruf der Welt zu entsagen, unternahm es jedoch ihn noch dadurch auf die Probe zu stellen, daß er ihn andern znm Spott, Hohngelächter, und zur Verachtung anssetzte. Er befahl ihm eines Tages jn den Buchläden Roms ein Werk aufzusuchen, und — ( O ) —. H und zu kaufen, so in einem Bande die Fabeln des Aesopus, des Bertoldus, und des Bertoldinus enthielt. Der beßke Jüngling merkte es nur all? zuwohl, wohin dieser Auftrag abziele; nichts de- stoweniger, lief er ohne allem Widerstande, und ganz freudig die Buchladen durch, und suchte das Unverlangte Werk. Die Buchhändler, dis Trödler, die müßigen Pflastertretter lachten ihn ans, und spotteten seiner; er aber, der ei» Freund von der Abtödtimg war, und nichts sehnlicher wünsch¬ te , als verachtet zu werden, ertrug alles mit inniglicher Herzensfreude. Fröhlich auf diese Be¬ schämung kehrte er zum V. Grifonelli zurück, und meldete ihm, er hatte zwar jenes Buch überall gesucht, aber nirgends finden können; wolle es jedoch noch einmal fleißiger suchen, wenn er dieses befehlen würde. „ Nein! nein! versehre V. Gri¬ fonelli, es ist gar nicht nöthig; ich bildete mir ohnedessen ein, daß ihr so dumm sepn, und eine so geringe Sache nicht würdet fän¬ den können." Diese neue Demüthigung, dadurch V. Grifonelli die Tugend des Jünglings prüfte, erneuerte in ihm das Wohlgefallen an der Abröd- tung Paul Hieronimus fuhr indessen in Ausübung strenger Bußwerke fort, und bart Gott inständigst er möchte ihm doch in Bezug auf den Orden, in welchen er sich zu begeben hatte, seinen Willen erklären. Eines Tages begegneten ihm ungefähr zween sehr arm gekleidete Ordensgeistliche, die so eingezogen daher giengen, daß sie ihm, nach sei¬ nem 12 — ( O ) — nem spatem Geständnisse , bey dem ersten Anblicke 3 nicht anderst, als zween Engel vom Himmel zu li seyn schienen. Anfänglich wußte er nicht, wer, 4 und wessen Ordens sie waren: er folgte ihnen a daher auf dem Fuße nach, sah sie in daS Kloster si des heiligen LonavLvturs suxra la I'olveriera u gehen, und gieng selbst in die dasige Kirche. n Es war eben zur Zeit, als die Geistlichen die sogenannte Komplec zu bethen anfiengen, und der Wbchner jenen DerS : Bekehre uns, o Gott? g unser Heiland! anstimmte. Bey Vernehmung dieser Worte fühlte Paul HieronimuS sein Herz gleichsam durchgestochen, empfand , wie von ei- 6 uem neuen Licht strahle erleuchtet, den lebhafte» Antrieb den strengen Orden anzunehmcn, und be- " schloß bey sich innerlich, daß dieß seine Ruhe § sey. Die ganze Begebenheit offenbarte er seinen» § Beichtvater, und dieser stand schon gar nicht an, " ihn zu versichern, daß es Gott wirklich haben § wolle. Paul Hicrom'mus zauderte daher nicht " den Abschied von der Welt zu nehmen, und sich die- sem auserlesenen Ordensstande zu widmen. Je- " doch hatte seine Beständigkeit, ehe jenes Vorhaben in Vollzug kam, noch manche Prüfungen auszu- " stehen. Augustin, sein Oheim, streubte sich da- wider, und stellte ihm das unerwartete Herzens- leid seines Vaters vor, als welcher ihn seiner Obsorge anvertrauet hätte, keineswegs in Absicht ihn für immer zu vcrliehren, sondern wiederum zu Form Hlsuririo, seiner Vaterstadt, mit jenen i Wis- 'e u , n !r 3 e k » g Z r s l »-- ( O ) -— rz Wissenschaften, die er zu Hause nie würde ge- lernec haben, ausgeschmückc zu sehen. Allein Paul Hieronimus, welcher mehr den himmlischen, als irdischen Vater liebte, wußte ganz bescheiden seinen Oheim auf andere Gedanken zu bringen, und die Bewilligung von ihm sowohl, als von sei¬ nem Vater sich zu erwerben. Auch gab es gewisse Ordsnsgeistliche, die gar wohl den großen Vortheil einsahen , welchen er bey Ausübung des apostolischen Amtes ver¬ schaffen würde: sie drangen daher mit einer Un- gestümigkeit in ihn, und gaben sich alle Mühe, ihn von dem seraphinischen Orden abwendig zu machen, und für den ihrigen zu gewinnen. Was flisierten sie ihm nicht inS Ohr? was versprachen sie ihm nicht alles? Sie griffen ihn, ihrer Mei¬ nung nach, bey der empfindlichsten Seite an, sie sprachen, er dachte in einen Orden zu treten, wo er sich selbst begraben würde: ma» beobachte die Einsamkeit in demselben auf das genaueste, mithin würde er das Vergnügen nicht haben da» Wort Gottes predigen zu können: er würde also nur ein Mensch für sich selbst, und nicht zum Nutzen seines Nebenmenschen sein. Da aber alle diese Einfli- sierungen vergeblich waren, wagte es einer von ihnen , um den Paul Hieronimus in seinem gefa߬ ten Vorhaben schüchtern und kaltsinnig zu machen, das einsame Kloster, in welches er sich berufen zu sein glaubte, durch Geringschätzung der schr tu« !4 — ( O ) — tugendhaften Bewohner desselben herabzuwürdiM» ,,weil ihr nun (sprach er zu ihm) fest ent¬ schlossen seyd, so gehet nur, und lasset euch im Kloster dcö heiligen Bonaventur» einkleidcn; allwo ihr euch nicht mit der Gorge für das Keil der Seelen, sondern mit dem Kohlpflanzen imGarten beschäftigen werdet." Allein auf diese unbescheidene Lortc gab der ei¬ fervolle Jüngling.zur Antwort: „Ich sehne m,ch nur nach dem willen Gottes, und freudig will ich den Kohl pflanzen , wenn mir nur Gott die Gnade verleihet das (prdenskleid dort anzuziehen, wohin ich mich berufen zu sem fühle. M. Sern Lintrit in den Orden, und seine Auf¬ führung darin bis zur Priesterweihe. Ungesäumt, und mit vollem Eifer gieng Paul Hieronimus fernem Berufe nach, und legte am 2teki Weinmonath 1697 das Ordcnskleid des heiligen Franziskus im bemeldten Kloster an. Er erhielt den Namen Leonhard. Vater Benrardin von Earanzana, ein sehr bußfertiger Mann, und 6 Monate darauf Vater Christin von Oneglia, ebenfalls ein gar geistreicher Religiös, waren seine Novizmeister. Im ein und zwanzigsten Jahre trat er in den Orden , und brachte in der Blürhe seines Alters jene Sittenstrenge mit sich > an die r r cl S U L A le Le en re te du sch au N- bei be ihr alt gez sie« wü lin ist lich — ( O ) —-> 15 die er sich in der Welt gewöhnt hatte. Dieft vereinigte er mit den in dem Lrden gebräuchli¬ chen Bnßwerken, besonders mit jenen, die den Novizen eigen, und vorgeschrieben sind. Dazu trieb ihn vorzüglich das Beyspiel seiner eifrigen Lehrmeister an, das er stets vor Augen hatte. Wer mag übrigens den Eifer in Ausübung al¬ lerhand Tugenden, welchen Leonhard wahrender Zeit seines Noviziates äusser», genugsam schil¬ dern ? Nachdem der Tod diejenigen, die damals entweder seine Geistlehrer, oder Mitgespänne wa¬ ren , und uns darüber einen Aufschluß geben könn¬ ten , schon langst weggeraffer har, so lasset unS dieses wenigstens aus seinem eigenen Betragen schlüssen. Als ein alter, und in jeder Lugend ausgemachter Mann segnete er das Jahr seines Noviziats. Mit einem tief geholten Seufzer schrie der sehr dcmüthige Leonhard gar oft auf: (!) ge- -encdeiteS Jahr! In seinen Augen nämlich kam ihm das, was er als ein alter Lrdensgcistlicher, als ein seit z6 Jahren an den Wasserquellen (u) gepflanzter Baum war, in Bezug auf seinen er¬ sten Eifer wie etwas unbedeutendes vor, und wünschte daher das zu seyn, was er als ein Jüng¬ ling in seinem Probjahre gewesen war. Hieraus ist ganz deutlich abzunehmen, durch was für herr¬ liche Tugenden dieser Neuling, diese zarte, von (S) ksill. I )§, z. der i6 — ( o ) — der Welt genommene, und in dem Hause des Herrn (b) frisch versetzte Lrdenspflanze sich aus¬ gezeichnet habe. Nach znrückgelegtem Probjahre legte er die Profeßion ab, und frohlockte sehr, daß er durch die feyerlichen Gelübde sich ganz als ein Brand- vpfer Gott habe widmen können. Die Regel, welche er gelobte, die Verordnungen des Insti¬ tuts, die Satzungen des strengen Rekollekzions- Klosters , in welchem er ausgenommen wurde, waren immer sein theuersier Gegenstand. Nie¬ mals hat er dieselben, nach dem einhelligen Zeug¬ nisse jener, die seinen Geist leiteten, übertreten. Man verschickte ihn in die Studien, wvbey er bald durch glücklich gemachte Fortschritte sein seltenes Talent , und die Fähigkeiten seines Verstandes zeigte. Da er den Wissenschaften ob¬ lag , wußte er zugleich, seinem Versprechen ge¬ mäß , immer eine Zeit zu sinken, die nur für das Bestreben nach geistlicher Vollkommenheit bestimmet war. Seine Tagesordnung, und Stun- deneintheilung war so gut eingerichtet, daß er einen Theil davon den Wissenschaften, einen der Lesung geistreicher Bücher, einen dem Gebet, und wiederum einen den übrigen Geschäfte» widmete, welche ihn betraffen. Von dieser einmal gemach¬ ten Ordnung wich er niemals ab, und pflegte (h>) 9l bep tzey genauester Vollziehung eines noch so geringen Werkes zu seinen Gespannen zu sagen r „ Man soll keine Sache gering nennen, welche den Augen Gottes gefallen, oder mißfallen kann. Sech Herz entbrannte vorn Eifer für das Heil des Nächsten; allem der Stand eines jun¬ gen studirenden Ordensgeistlichen gestartete ihm noch nicht denselben frey auszuschütten. Die¬ se Unvermögenheit suchte er durch ein einheimi¬ sches und vertrauliches Apostolat unter seinen Mit- gespänne» zu ersehen, welches ihn um so mehr tröstete , als er sah, daß sie seine Lehre» mit Be¬ gierde annahmen. Und was war denn dieß für ein Apostolat? Es bestand in der Stiftung eines heiligen Wetteifers zwischen ihnen, um füglicher Mittel zu erfinden, durch die sie leichter und fer¬ tiger zur geistlichen Vollkommenheit gelangen könnten: er verleitete sie dahin, daß es bey je¬ dem aus ihnen zur Sitte geworden war, sich wöchentlich eine besondere Tugend zu wählen, die Prüfung über solche anzustellen, sie nach Möglich¬ keit in die Uibung zu bringen, über die Weise endlich, wie dieselbe zu erlangen, wie die ihr im Wege stehende Hindernisse zu heben, wie sie zu erhalten, oder zu bewahren sey, sich zu bespre¬ chen. Uiberdieß, da ber Mensch immer aus ei¬ gener Schwachheit zum Falle geneigt ist, ward un¬ ter ihnen einmüthig beschlossen, daß in ihren ge¬ meinschaftlichen Unterredungen jeder vor dem an¬ dern mederknieen, und ihn um eine liebreiche B War- — ( o ) -— Warnung bitte» solle, wenn er vielleicht etwas fehlerhaftes, so zu bessern wäre, an ihm bemer¬ ket hatte. So trachtete Leonhard das Feuer sei¬ nes Eifers , welches immer in seinem Herzen zum Wohl des Nächsten glimmte, gleichsam in Ge¬ heim auszuhauchen; weil es ihm noch nicht zuge¬ lassen war öffentlich aufzutreten, und seine Stim¬ me wie eine Posaune (c) zu erheben. Bey die¬ sem erregten Wetteifer gab aber Leonhard nicht bloß mit Worten einen Lehrer ab, sondern er gieng den übrigen auch in der Thal, und mit seinem Beyspiele vor. Er übte die wöchentliche Tugenden, zu denen sie sich unter einander ver¬ bunden hatten, nach aller Strenge aus. Durch ein so treffliches Muster aufgcmuntcrt freuten sich seine Mirgespänne, dem Leonhard durch eine un¬ unterbrochene Geisiesübung ein wahres Vergnü¬ gen verschaffen zu können. Und er, wiewohl ein Feind eigener Lobsprüche, doch ganz für das Eu¬ re eingenommen, sah es mit einem heiligen Wohl¬ gefallen an, daß sie so bereitwillig in seine Fuß- stapfen traten. Gar oft äußerte er das Verlangen das Evan¬ gelium den Ungläubigen zu predigen, ihrem Bekeh¬ rungsgeschäfte sich zu widmen, für den Glauben Christi des Herrn zu leiden, ja sein Blut zu ver¬ giessen. Mehrmale» stellte er sich in Gedanken (c) Isaj. §8. F I. er — ( o ) — vor, als wenn er sich mitten unter wilden Völ¬ kern befände, und ihnen die Glaubenswahrheiten mir Alberzeugung vortrüge: er dachte nach, wie er sich verhielte, gesetzt, daß ihn die Ungläubi¬ gen ergreiffen, und ihn in den Kerker werfen würden: was für einen Tod-er in solchen Umstan¬ den zu erwarten, was für Tugenden vorzüglich er damals zu erwecken harre, wenn er sein Blur und Leben für die Religion Christi dargeben müßte. Bey diesen Vorstellungen sehnte er sich immer leb¬ haft nach dem Marterthum, und nach allen nur möglichen Gelegenheiten, die seinem Wunsche gün¬ stig waren. Es ereignete sich eben, daß Monst- xnor äi 1'ournon, der nach der Zeit Kardinal wurde, mir einigen evangelischen Arbeitern in die sehr mühesauren Mißionen nach China abzureisen harte. So fort trug sich V. Leonhard dazu an, wurde auch wirklich in die Zahl dieser abzugehen habenden Glaubensprediger ausgenommen ; ob er gleich einiger Umstände wegen, die dazwischen kamen, mit seinem nicht geringen Herzensleide Zu¬ rückbleiben mußte. Als ihm die Hoffnung zu dieser Mißion fehlgeschlagen hatte, richtete er seine Ge¬ danken nach, jener in dem Luzerner-Thal; denn die Bekehrung der Feinde deS Evangeliums lag ihm so sehr am Herzen, daß er alle Gelegenhei¬ ten suchre um diesen Zweck erreichen zu können. 'Er verfügte sich daher Zum Kardinal Loloredo, durch dessen Vorschub und Ansehen er seines Wun¬ sches gewährt zu werden hoffre, und entdeckte ihm B s sein — ( o ) - LS fein brünsiigstes Verlangen. Allein Gott leitete die Junge des Kardinals , daß er dem V. Leon¬ hard zur Antwort gab, der Wille Gottes wäre nicht, daß er zu den Ungläubigen gieng: sondern Italien müßte der Standort seiner Mißionen sein. Der vielfältige Nutzen, welchen V. Leonhard durch 44 Jahre seines apostolischen Predigramtes in Ita¬ lien zuwege gebracht hat, zeuget vollkommen, daß der Kardinal Doloredo aus Gottes Eingebung geredet habe. Es verstrichen einige Monate, und V. Leonhard wurde zum Priester geweihet. Durch diesen erhabenen Stand fand er sich mit Recht zu einem neuen weit vollkommenem Lebenswandel verbunden zu leyn, und gab sich deswegen alle Mühe die Reinigkeit seiner Seele unversehrt zu erhalten. Er trat zum Altar, gleich, als wenn er auf den Kalvarienberg gehen sollte, um dem himmlischen Vater das schon einmal am heiligen Kreuze vollbrachte Schlachtopfer darzubringen. Daher pflegte er ununterbrochen fort frühe mor¬ gens täglich die Beichte zu verrichte», und auf diese Art durch die nach der Vorschrift des Apo¬ stels (ll) unternommene Prüfung seiner selbst sich zum würdigen Empfang des Fleisches, und Blutes Jesu Christi vorzubereiten. Inzwischen har V. Leonhard seine Studien vollendet, und wurde als ein Mann von vielem Verstände, und gro- (ä) i. Lorinrli. n, F 8, tete evn- oäre )ern ein. urch Ra¬ batz 'Ullg und u ich t zu udcl alle - zu enn dem igen gen. Her¬ auf lpo- sich und chen und und — ( 2 ) — 21 großer Fähigkeit zum Lehramts der Philosophie befördert. Allein seine eifervolle Verwendung auf das Studiren, sein strenger Lebenswandel, die Beschaffenheit seines schwachen, und ausge- mergelten Körpers, dazu noch ein häufiger Blut- answurf kam, liessen ihn nicht lange bey diesem Lehrstuhle: er verfiel in eine Krankheit, die ihn so sehr entkraftele, daß er wie ein Todlengerippe aussah. Alle Mittel, die man bereits zu seiner Herstellung angewandt hatte, blieben ohne Wir¬ kung ; nur noch die Luftändernng, und jene zwar seines Geburtsortes schien für ihn ersprießlich zu seyn. IV. Wegen seiner Krankheit wird er in fein Va¬ terland geschickt; und was er zur Zelt seines dasigen Aufenthaltes gethan. Ehe V. Leonhard nach ?orto Maurizio, seiner Vaterstadt, abrechte, wurde er noch auf Neapel gesandt, um die Luft dieser Gegend eine zuathmen, welche die Leibärzte für seinen Zustand gedeihlich zu sein urtheilten. Allein sie diente ihm nicht, sondern verursachte in ihm nur noch häufi¬ ger Auswürfe des Blutes : mithin brachte man ihn bald von diesem Orte nach Vallecorsa, wo sonst eine gute und heilsame Luft ist; aber auch diese wollte ihm nicht gedeien. Nun wurde er von seiner Obrigkeit nach Rom zurückberufen , um 22 ( O ) —E rim neue Heilungsmitrel an ihm zu versuchen; und da ebenfalls diese ohne gehoffter Wirkung wa¬ ren, übrigre nichts anders-, als ihn nach Porto Nauririo zu verschicken, allwo er endlich die Ge- snndbeit auf eine wunderbare Art erhielt. Lasset uns seben , wie dieses geschehen sey. Er kam nach p^r'o !VIauri?io, man wandte daselbst alle Heils¬ mittel an; a"ein vergebens; denn immer nahmen seine Leibeskräften mehr ab , und der Blutaus¬ wurf war auf keine Weise zu hemmen.- Was war zu thun? Er »ahm seine Zuflucht zur göttlichen Mutter, zu welcher er schon von Kindheit an ei¬ ne überaus grosse Andacht hegte: er bat sie in¬ ständig um die Erlangung der Gesundheit: er ver¬ sprach, daß er sich ganz, sofern er dieselbe er¬ hielt, den Missionen zur Bekehrung der Seelen widmen wolle. Und siehe! im Augenblicke , als er das Gebeth geendigt hatte, wurde er gesund, und ungeachtet seines gar strengen Lebens, seiner überaus beschwerlichen Reisen, die. er zu allen Iahrszeiten that, und seiner unermaßlichen Arbeit in vier und vierzigjähriger Verkündigung des Evan¬ geliums ( denli so lange dauerte die Laufbahn sei¬ ner Missionen) nahmen seine Leibeskräften nicht ab , vnd seine Lebhaftigkeit blieb »»verrückt. Ja schon damals, wenn es blos bey ihm beruhet hätte , wäre Vater Leonhard die ganze Welt durch¬ gelaufen , um dieselbe zu bekehren ; allein er musste sich noch in seinem Vaterlande eingeschränkt halten , wo er doch seinen Eifer in die Thätigkeit — ( S ) — LZ ,; zu bringen begann. Die Betrachtung des Leidens a- Jesu Christi schien in seinen Augen ein besonders ro trefliches Mittel zur Seelenbekehrung zu seyn. I» ie- dieser Absicht bemühete er sich die heilige Uibung set des Kreuzwegs in verschiedenen Orten zu errichten, ich und dgs Volk zur Besuchung desselben zu crmun- ls- tern. Seine Eifervolle Reden an den Sanntagen, >en an welchen diese heilige Uibung gebräuchlich wäre, is- waren so durchdringend, daß jedermann sogleich »ar einen Abscheu von der Sünde, und die Liebe zu »e,, dieser heiligen Uibung, als zu einem sehr krafti- ei- gen Mittel wider die Lasier in sich erweckte. in- Der Bischof von Albenga, von Leonhards er- großen Durst nach 'dem-Heile der Seelen, und er- von der ihm von Gott verliehenen Gnade das Wort len Gottes vorzutragen, genau unterrichtet, nahm kci- als ucn Anstand seinen ganwn Kirchjprengel, den er ,d, durch dessen Predigten zur Heiligkeit zu bringen ner wünschte, dem apostolischen Eifer desselben zu len überlassen. Sobald als dem Vater Leonhard gc- ,eie siattec wurde das evangelische Amt anzutreteu, an- durchstreifte er die Herumliegende Thaler , und. sei- predigte dem Volke mir einem so großen Nutzen, chr daß es durch seine nachdrücklichen Worte gerührt Ja st' Thranen zerfloß , und zur Herzenszerknirschung het bewogen wurde. Die erste Mißion kündigte er U)- im Gebicthe von Artallo, und die andere darauf er in der Kirche llella lVInelonna cli Piam an. Hb- nkt gleich beydc Orte zwo Meilen von Porto Murr- keit Äo entlegen sind, so war doch immer seine Woh¬ nung -4 — ( a ) — «ung in dieser Stadt bey den Franziskaner - Vä¬ tern von der Obsewanz. Von dannen begab er sich des Morgens zu den Mißionen, und kehrte Abends wiederum in daS Kloster zurück. Diese Gange machte er mit blossen Füssen, wie er es jederzeit bis auf das 74 zigste Jabr seines Lebens im Gebrauche hatte, als ihm Papst Benedikt der XIV die Sandalien zu tragen befahl. Mit Begierde lief alles in jenen Gegenden zu seiner Predigt: alles bewunderte an Leonhard, der damals erst das zosigste Jahr seines Alters zurückgelegr hatte, die Heftigkeit in seinen Straf¬ reden , die Deurlichkeir in seinen Unterweisungen, den lehrreichen Vortrag in seinen Gesprächen, vor allem aber die ausserordentliche Gnade, mit wel¬ cher er die Herzen zu rühren, und zur Busse zu » bewegen wußte- Es trug sich zu, daß er in dem Bezirke von Caramagna an einem Festtage zu predigen eingeladen wurde. Man zeigte ihm den schandtichen Mißbrauch an, der dort -unter den Einwohnern herrschte; es kamen nämlich Männer und Weiber nach vollendeter Predigt zusammen, und brächten die übrige Zeit nicht ohne ärgerlicher Entheiligung des Festtages mit Tanzen zu. Uiber dieses entrüstete sich der eifervolle Mißionär der¬ gestalt , daß er sich nach geendigter Predigt mit dem Kruzifir in der Hand, und von 2 Mensche» mit brennenden Fakeln begleitet, auf den Tanz¬ boden begab. Erstaunt über diesen gar nicht vor¬ gesehenen, und ganz unerwarteten Anblick, mach¬ ten ten all- api gen sich Sll uni nal sch' Ha den zwi vrd kes neu ze I Em Hb viel erki lich nick chei um sie der spr< — ( D ) — SL trn sich die Spielleute gähling aus dem Staube; allein Leonhard berufte sie zurück, und hielt, vom apostolischen Geiste beseelt, wider diese leichtferti¬ gen Tanze eine so nachdrückliche Strafrede, daß sich dieser eitle Redoutensaal auf einmal in einen Schauplatz der Busse verwandelt hat. Die Reue, und das Heulen bey dieser gerührten Versammlung nahm noch mehr zu, als bey dem heftigen Herum¬ schwingen des Kruzifirbildes, so Leonhard in der Hand trug, ein Arm des Gekreuzigte» sich vvrr dem Nagel lysgemacht hatte. Dieses, was sich zwar von ungefähr zugetragcn zu haben schien, ordnete Gott gewiß zum großen Nutzen des Vol¬ kes an, und gab dem apostolischen Manne einen neuen Stoff noch dringender wider dergleichen Tan¬ ze loszuziehen. Er sagte, daß dieselben, und die Entheiligung der Feyertage den Weg gerade zur Hölle bahnen, und daß der gekreuzigte Heiland vielleicht eben durch dieses Zeichen ihnen habe zu erkennen geben wollen, er wäre bereit seine schreck¬ liche Strafrnthe über sie zu verhangen, wenn sie nicht diesem teuflischen Mißbrauch ein Ende ma¬ chen ivürden. Mit einhelliger Stimme rüsten sie um Barmherzigkeit, heilig und theuer versprachen sie das, was der eifrige Mißionar von ihnen for¬ derte, und von dieser Zeit an haben sie ihr Ver¬ sprechen immerzu getreulich befolget. 26 -- ( O ) — V. Der selige Leonhard gehet von ?orm NZn- ririo nach Alorenz. Der Großherzog ersucht ihn die Mißionen in Toskana zu machen. Nach vollendeten zwoen obgedachten Misijo¬ ne», unternahm der sei. Leonhard jene zu Orlo- vero und R,ezzo. Auch diese wurden glücklich beendiget, und überall erwarb er sich de» Rubm eines für diese Tage von Gott bestellte» Mannes, der unter den Völkern Italiens, wie vorlangst (u) Jeremias unter den Juden, die Mißbrauche und Laster ausreissen, und zerstöre», verderbe», und zerstreue», die Frömmigkeit in den Herzen der Sünder pflanzen, und Christo Nachfolger gewin¬ nen sollte. Obgedachter Bischof von Albenga er¬ klärte sich, wie lieb es ihm wäre, wenn er noch die übrige Gegenden seines Kirchsprengels, in welchen er nicht gewesen war, bereisen, und dort im Herbste das Evangelium predigen möchte; al¬ lein dem sel. Leonhard kam von seinen Obern der Befehl zu, sich nach Florenz zu verfugen, und seine bisher unternommenen Mißionen zu unter¬ brechen , dafür sich aber ihm ein weitlauftigereS und arbeitsameres Feld zur Verbreitung seines Ei- (3) Eax. t. F io. fers — ( o ) -' 27 fers bey folgender Gelegenheit öffnete. Kosmns der list Großherzog von Loskana begehrte, und erhielt auch vom Papste Klemens dem Xl. die Bewilligung, daß zu Florenz ein Rekollekten - Klo¬ ster gleich jenem zu Rom beym heil. Lonuven- tura errichtet würde. Um dieses zu bewerkstelli¬ gen beorderte man dahin vier sehr fromme und geistreiche Priester aus dem nämlichen Konvente cli Uonnvnturz, unter denen sich auch der sel. Leonhard befand. Der gottselige Großherzog wies ihnen zu diesem Ende das Kloster des heil. Franziskus al Nonre an. Leonhard bekam den Auftrag hierorts eben jene Einrichtung zu treffen, eben jene Satzungen einzuführen, die im Konven¬ te äsl Ketiro cli snn Lonuventurn zu Rom üb¬ lich sind. Gleichwie es aber in ähnlichen Fallen jederzeit zu 'geschehen pflegt, so legte auch hier das florent'nische Volk dem Werke Gottes nicht ge¬ ringe Hindernisse in Weg. Gewohnt an die Be¬ wohner , welche gnu das Kloster räumen mußten, sah es diese Veränderung mit Mißvergnügen an, und begegnete auch äusserlich den neuen Ansied¬ lern mit Verachtung. Allein zur Besänftigung und Beruhigung des aufgebrachten Volkes war es schon genug, daß sich V. Leonhard das erstemal von der Kanzel Horen ließ, und gemeinschaftlich mit demselben auf der Strasse, die von der Stadt zum heil. Franziskus al Noms führet, die Sta- Zionen des heiligen Kreuzweges besuchte. Sogleich erjcholl in ganz Florenz der Name Leonhards, den r8 — ( o ) — den der Pöbel, den der Adel, den die Prinzes- slnen selbst in hohen Ehren hielten ; Sogleich hör- re man allgemein sprechen, daß V. Leonhard ein Mann von seltener Engend, und von großen Ei¬ fer sey. Schon seit vielen Jahren rieß die sehr üble Gewohnheit ein, daß an den Marzfreytagen, wel¬ che vorzüglich der heil. Ausübung des Kreuzweges gewidmet waren , auf der Strasse, die von der Stadt zum heil. Franziskus al Monte führet, die Wirths - und Schenkhauser offen stunden. Gleichwie nun der fcl. Leonhard durch seine Pre¬ digten einen vielfältigen Nutzen schaffte: eben so nahrre dieser Mißbrauch die Ausgelassenheit der Sitten. Mit Schmerlen daher bat er den Großherzog, dieser ärgerlichen Entheiligung zu steuern, welches auch von erwünschter Wirkung war; denn es ergieng eine sehr scharfe Vei-ord- nung, kraft der die Sperr jener Wirths-und Schenkhauser an dergleichen Tagen bey schwerer Strafe geboten wurde. Der Großherzog Kosinus hatte ein ungemein großes Wohlgefallen an dem Seelennutzen, den feine Unrerthanen aus den Predigten des sel. Le¬ onhards schöpften. Darum verlangte jener, daß Leonhard bald in dieser, bald in einer andern Kirche der Stadt feyerliche Andachten nach Art der Mißionen durch drey, bisweilen auch durch acht Tage anstellen möchte, um die Sittenbesse¬ rung unter dem Volke so wohl zu befördern, als e» auch — ( O ) — LY such den Zorn Gottes zu besänftigen, der die Gegenden von Toskana mit einer anstehenden Seuche besuchte. Diesen heiligen Andüchtsübungen wohnte der Hof bey, und gab selbst von dem erstaunlichen Volkszulauf, von der unverkennba¬ ren Rührung der Gemüther, von dem allgemeinen Heulen und Weinen, von der Sittenveranderung bey allen Gattungen der Menschen einen Zuschauer ab. Nach trostreicher Beendigung dieser Andachts- Übungen horte die Seuche auf, und Toskana blieb von dieser Landesplage frey. Um Gott dafür den schuldigsten Dank abzustatten, trug der Großher¬ zog dem sel. Leonhard auf, eine kleine Mißivn zu Impruneta, einem z Meilen von Florenz entfernten Orte, nm Weihnachten anzurichten. Der Ruf davon breitete sich bald auch bis über die Granzen von Toskana aus, und die Volker, begierig den V. Leonhard zu hören, der unter ihnen bereits sich einen rühmlichen Namen erwor¬ ben hatte" liefen von allen Seiten so häufig zu¬ sammen , daß ihre Zahl nach gemachter Berechnung mehr , dann hundert Tausend Seelen, betrug. Dieses war in der That seltsam; weit seltsamer war es, daß ein jeder von dieser Ungeheuern Menge den Mißionär, als er predigte, deutlich vernahm; über alles aber war es bewunderungs¬ würdig, daß seine Worte jenen sogar, die eine Meile weit von ihm entfernt waren, so verständ¬ lich ins Ohr fielen, gleich als ob sie nahe bey der Rednerhühne gestanden waren. Allein wir wissen e» ( O ) — es , daß der Heer den Worte», und der Stimme eines apostolischen Mannes die Stärke, die Kraft, und den Nachdruck gebe. In Betrachtung so häufiger Seelenfrüchten, die V. Lonhard zu Florenz sammelte, und in Erwartung einer eben so reichen Erude an allen Orten, wohin sich immer dieser apostolische Pre¬ diger das Wort Gottes zu säen wenden würde, wünschte der überaus fromme Großherzog nichts sehnlicher, als daß ganz Toskana au dem Eifer dieses theuern Mannes Tbeil nehmen möchte. Er entdeckte daher dem sel. Leonhard sein Verlangen, mit der Verheissung, ihn sowohl, als auch dessen Gespanne mit allem nothwendigen Unterhalte zu versorgen. Bereitwillig nahm der würdige Missio¬ nar die apostolische Arbeit an; dankte aber für den angetragmen Unterhalt, und antwortete mit einer Frcyheit, die ihm nur der Geist des Evan¬ geliums einflöflte: „Ach habe an Gott, sprach er, einen viel reicheren Patron, als an Eu e königlichen Hoheit; ich werde auf Gott den¬ ken , uin seine Ehre zu befördern, und Gott wird aus mich denken , um mich mit dein Nothwendigen ZU versehen : vom Vetteln w ll ich leben. Diese Antwort diente zwar dem gott¬ seligen Fürsten zu großer Erbauung, jedoch un¬ terließ er nicht fernere Anstalten zu rrefen, damic diese apostolische Ordensgeistliche mit allem, was sie nvthig hatten, versehen winden Nichts desio- weniger ist von pitigliano, wo der sel. Leovbard den — ( o ) — ZI den Anfang zu seinen Mißionen durch das ganze Großhcrzogthum machte, ein Schreiben noch vvr- findig, in welchem derjenige, dem die Versorgung der Mißionare aufgetragen wurde, von dem Man¬ ne Gottes folgendes Aeugniß giebt: „Ich glau¬ be, er sezr durch rin n besonderen Beistand Gottes bcz^ dem Leben erhalten worden; weil es unmöglich ist , daß er sich bey so großen Strapazen, und bey einer so strengen Buße natürlich hätte erhalten können." Ein so beglückter Anfang versprach gewiß grosse Fort¬ schritte , wie wir es auch bey Fortsetzung seiner AposrolarS - Geschichte sehen werden. VI. Dev sel. Leonhard wählt sich einen einsame» Ort, in der Eremitage üi sanra Naria ciell Inconrro, und fetzt seine Mißionen in verschiedenen Gegenden fort, wobe^ sich wunderbahre Bekehrungen ereignen. Das Herz des sel. Leonhards beschäftigte sich inzwischen immer mir der Gründung und Aufrecht¬ erhaltung des Klosters des heil. Franziskus al Nome, welches ihn sehr viele Mühe, und Ar¬ beit gekostet hat. Um seinen Mitbrüdern, die dahin kommen, bequemere Gelegenheit zur Ver¬ mehrung ihres Eifers, und zur Erreichung einer höheren Sruffe in der Vollkommenheit zu ver¬ schal- - ( o ) - schaffen , dachte er noch einen einsamen Ort aus« findig zu machen, allrvo sich jeder dann und wann im Geiste versammeln, durch ein ununterbroche¬ nes Stillschweigen, durch ein unablaßiges Gebeth, durch eine strenge Absonderung von der Welt in der Abtödtung üben, und zur Arbeit für das Heil des Nächsten abharten könnte. Er munterte sie zum gutwilligen Eintritt in besagte Einöde auf, und stellte einem jeden das Beyspiel vor Au¬ gen, welches, sind seine Worte, der seraphi¬ sche Vater von dem Weltheilande erlernet hat, der, um dem Geräusche des Volkes zu entgehen, sich in die wüste, und auf unbe¬ wohnte Berge begab; von dannen wiederum herabstieg, um sich mit dem Volke zu un¬ terhalten : dadurch er uns belehren wollte, daß die höchste Vollkommenheit, nach der wir in diesem Leben trachten können, in der Vereinigung des thätigen, und beschau¬ lichen Lebens bestehe, (u) Als er mit diesen Gedanken umgieng, und einen seiner Absicht an¬ gemessenen Ort aufsuchte, trug man ihm die auf einem Berge gelegene, sechs Meilen von Florenz entfernte Eremitage Mim Nuria clel! Incvmro, wo vor Zeilen der sel. Gerhard, einer von den ersten Terziarien des seraphischen Ordens, ein hei gle un! sen sich rieu von stet dur Flo sam wid! Zell Obe her¬ über Lain sche' man der welci stoch Uibe nen aber nen (g) strslimisns stslla OonLtit. imprelle is Hel¬ gen gung nicht — ( o ) — zz ^eiligmäßigeS Leben führte, bereitwillig an. So¬ gleich verfügte er sich dahin, besichtigte den Platz, und fand mit vollem Herzensvergnügen, daß des¬ sen Lage seinem Wunsche ganz entspreche. Nun säumte er nicht mit den Ordensobern sich darüber zu berathschlagen , setzte für diesen neuen Uibungsplatz der Tugend Staturen auf, die von jenen ohne Anstande bewilliget, und bestatti- get wurden, und schickte sich ohne Zeitverlust, durch milde Beyträge eines frommen und reichen Florentiners unterstützt, znr Errichtung dieses ein¬ samen Gebäudes an. Für die der Einsamkeit sich widmende Ordensglieder wurden nur acht kleine Zellen, und vier andere zur Bequemlichkeit der Obern und fremder Geistlichen aufgeführt. Jene der erstem sahen äusserst arm und elend aus; sie überschritten in der Breite nicht fünf, in der Länge nicht acht , in der Höhe nicht neun römi¬ sche Spannen. Mit ausgestrekten Armen konnte man sowohl den einen, als den andern Theil von der Mauer, und so auch oben das Tafelwerk, welches aus schlechtem Schilfrohre zusammen ge¬ flochten war, berühren : sie waren ohne aller Uibercünchung, ohne Verzierung: Sie hatten kei¬ nen andern Zugang, als durch ein Thürlein, s» aber nur zwo Spannen breit, und sechs Span¬ nen hoch war: durch eine kleine Oeffnung empfin¬ gen sie vom Lichte so viel, als es zur Überzeu¬ gung hinlänglich war , daß es wirklich Tag , und nicht Nacht sep. Betrachter« man nun dieses gan- C je Z4 -- ( O ) —- ze Gebäude, so glich eS vielmehr einem Behals nisse der Todten, denn einer Wohnung der Leben- digen : in Bezug auf die Nahrung aber, die le¬ diglich in Kräutern, und Hülsenfrüchten bestand, in Rücksicht endlich des Schlafes, den diese ein- same Geistliche auf blossen Biettern genossen, konnte man ihre Zellen, als so viele Kerker ansehen, in die man nur Hanptverbrecher zu werfen pflegt. Das war nun jener Lieblingsort des seligen Leonhards, dahin ihn Gort, um zu seinem Her- zen zu reden (b) so oft führte: dahin er sich so oft nach geendigten Mißionen begab, um auch für sich selbst, wie er zu sagen gewohnt war, die Mißionen zu machen. Dort flammte er seinen Eifer an, um ihn hernach zum Heile des Vol- kes im vollen Feuer ausbrechen zu lassen: dort spannte er zur Dervollkommung seiner Tugenden alle Kräften an , um sich auf diese Art höher zu Gott emporschwingen zu können, (c) dieses bewei- sen jene heilige Vorsätze , die er im Jahre 1717 in bemeldter Einöde verfasset, und durch Z4 Iah- Set re bis zu leinem Tode getreulich befolget hat. Die- se Vorsätze, in denen man, wie in einem Spie- gel, seine unausgesetzte Uibung der herrlichsten uich Lugenden ersehen kann , werden wir zur Erbauung (b) Oso« cap 2. 14. (e) ?Lick. 8Z Ü. Setz "— ( O ) ^ 5 des Lesers bey geendigter Lebensbeschreibung nachs zutragen nicht ermangeln. So ost er ans dieser Einsamkeit in Vorschein " kam, bemerkte man sehr deutlich an ihm einen neuen Eifer, eine neue Starke, und Kraft in Verwaltung seines apostolischen Predigramtes. Alle Kirchsprengel im Großherzogthume Toskana sireif- ' te er durch, und gab sich Tag und Nacht alle Mühe 6?" dem Höllenfeinde die gemachte Beute abzujagen, und Jesu Christo sehr viele Nachfolger zu gewin- nen. „Die göttliche Gnade, sprach ein würdi- ger Bischof, (cl) triumphrrte in ihm; denn es scheint mir nicht möglich zu se^n, daß rin Mensch ohne einem gar besonder» Dey-- stände Gottes, so vieles zu thun vermöge.^ Mch dem Zeugnisse eines andern frommen Prie- sters (e) borte ihm keiner zu, der nicht wäre be- ö" kehrt worden. Bey der Mistion , von welcher diese,- Priester redete, erstreckte sich die Zahl der ^7 Anwesenden auf i z.voo , bisweilen auf 2^,Soc> sah- Seelen. Unter dem Volke erhob sich allgemein ^>e- eine Stimme, die nur ein Ausdruck von dri Zer- p>e- knirschung der Herzen war. Das laute Geheule Iren und Weheklagen nahm so zu, daß der Mißionak ung (ä) II Ve8covo 6i 8. ^liviaro 26 8er. 1/14' (e) II pgroeo äi 8. Koceo rn lkistozu. is OiuZ. t7IZ. C 2 bis- Z6 -— ( o ) -— bisweilen die Predigt unterbrechen, und durch Ust Witten das Geschrey derjenigen - die Gott wehe- Ma müthig um Vergebung und Barmherzigkeit anflehe- Fast ten, stillen mußte. Nonsißnor Erzbi- Here schof zu Pisa, der an einem Orte seines Kirch- gew sprengels der Predigt von dein Gerichte Gortes yölli beywohnte, gab Jeugniß , daß er nirgendswo/ weid als dort, so ein Aechzen gehöret, so ein Jam« liehe mern, und Leidwesen unter dem Volke wahrge- seele nvmmen habe« Es kam ihm vor, als wenn sich keic Las weite Feld daselbst in das Thal Josaphat nunc verwandelt hatte. Leonhard wurde nach Livor- rend ns verschickt, und unternahm dort die Mißion. wähl Wey dieser fanden sich auch vierzig gemeine Die- mit ner ein, die der Stadt zum Aergernisie , und vic- schla lett Seelen zum Untergange waren. Nicht die tel, Begierde nach einem heilsamen Nutzen , sonder» eimp nur eitler Vokwitz den neuen Prediger zu hören, selbe verleitete sie zu diesem Schritte. Allein sie wohn- Hard ten eben einer heftigen Sttafrede bey, in welcher wach der eifervolle Missionar wider das Lastet der Un- v Zucht gewaltig losdonnerte, und siehe ! sie wur- durch den gahling so gerührt, daß sie vor bitterer Her- ^uch zensreue in ein lautes Wehegeheule auSbrachen, Bür, zu Gott um Barmherzigkeit schrien , Und daS ^kin Volk des ihm bis nun gegebenen Aeigernisses we- wnn gen um Vergebung baten. den. Ehe aber noch die Mißion ihren Anfang ter n nahm, ja kaum , als man in Livorno die An- "ach kunft des Mißionars bep schon herannaheder» Rar- urch Karneval vernommen hatte , wurden sogleich dis ehe- Masgueraden, die Komödien, und alle für die ehe- FastnachtSlusi mit großen Unkosten gemachte Zu- ^zbi- Hereitungen eingestellt, und die sonst zu dieser Zeit irch- gewöhnliche Ergetzlichkeiten blieben für dieses Jahr Utes völlig aus, Zn einer weit angenehmeren Augen- wo, weide diente den Bürgern von Livorno die plötz- 'am- liehe Bekehrung jener vierzig Weiber, denen der uge- seeleneifrige Mißionar, nm sich ihrer Standhaftig» sich keic zu versichern, ein besonderes Haus zur Wvh- phal nung angewiesen hat- Man kann sich nichts rüh- oor- renderes verstellen, als da man diese Büsserinnen hon. währender Mißionszeit in der schönsten Ordnung, Oie- mir größter Andacht, ganz eingezogen, niederge- vic- schlagen, mit Zähren überronuen, in einen Man- die tel, der vom Haupte bis zu den Füssen reichte, der» eingehüllet, zu den Predigten zu gehen, und den¬ ken, selben beyzuwohnen sah. Nebstdem also, daß Leon- ohn- Hard laut, und mit allem Nachdrucke predigte, lcher machten auch diese beglückte Büsserinnen dem Vol- Un- ke von Livorno eine stille Mißion; denn da sie vur- durch ihr Betragen die Barmherzigkeit Gottes al» Her- leuthalben verkündeten , zerflossen ebenfalls die len, Bürger insgesammt in Thränen, erhoben ihre das Stimmen zum Lobe der göttlichen Gnade, und we- munterten sich auf, derselben theilhaftig zu wer¬ den. Uibrigens läßt es der Raum dieser Vlät- fanz ter nicht zu, alle der Art sowohl, als der Zahl An- "ach wunderbahre Bekehrungen anzuführen, die deni sich bey der Fortsetzung der Mißivne» im ganzen Groß- Z8 —. ( o ) — Eroßherzogthnme Toskana zugetragen haben, hätte Recht sprach jener , welcher sagte, Leonhard wä- gegel re ein Missionar gewesen, der so viel gutes nur und durch einen gar besondern Beystande Gottes ge- leihe wirket habe. Der Vorfall in Ascoli wird dieses und erproben. faßte Nachdem er einen Weg von 20 Meilen arj ihnen einem eisichten Boden, wodurch seine Füsse so ver- seine letzt wurden, daß auch einige Nagel von der gebez' Zehen wegfielen, zurück gelegt hatte , kam ei endlich ganz abgsmattet , schwermüthig, verwun¬ det , an den äussersten Tbeilen blutig, obnmachtiz, Der und von Schwachheit dahin finkend zu Aücol an. Dessen ungeachtet kündigte der eifriae Missio¬ när noch am nämlichen Abende die Mission wii einer solchen Geistesssärke, und Kraft an , da! man den Schluss machte, Leonhard wäre ein voi Rom Gott abgei'chickwr Mensch, über welchen der Her brach semen Geist ansqeaossen bat. (a) Man batte wirb er du lich einen Grund dieses zu folgern; denn wahrer' des der Rede, die er von der Liebe Jesu hielt, sai beruf das ganze Volk mit Erstaunen , wie eine Tar ( be sanft bald oben, bald unter dem über da- Gerüste, auf welchem er predigte, ansgespannt ^nl leinerne Schirmdache hernmgeflogen , nach voller § deter Predigt aber ganz aus den Angen verschwur den sey. Hieraus schlossen alle , der heilige Geis r, - dasig —.-.---_-—-.- . wisse, (3) Isas. csx. 44 F4 z. ^inen hatte -(->)- Z9 jaben. hätte vielleicht unter dieser Gestalt zu erkennen d wa- gegeben, daß er seinem Diener besonders beystehe, s nur und seinen Worten eine durchdringende Kraft ver- s ge leihe, wodurch ihre Herzen zur Reue gebracht, dieses und zerknirscht würden. Von dieser einmal ge¬ faßten Meinung eingenommen, war keiner aus h auj ihnen, der nicht zur heilsamen Busse bewogen, o ver- seine Sitten geändert, und sein sündhaftes Leben i der gebessert hätte. m e VII. rwlw -chtiz, Der sei. Leonhard wird nach Rom berufen > ücok seine Predigten dort, und in den be- djsiio nachbarten Ortschaften. r mi , dai Ehe ich das Apostolat des sel. Leonhards in I VN Rom zu beschreiben anfange, wohin er nach voll- Her, brachten zwey und zwanzigjährigen Mißionen, die wirb er durch ganz Toskana, und in vielen Gegenden s,,-c,s des genuesischen Gebiethes gehalten hatte, war , sal berufen worden; kann ich eine Begebenheit nicht Tar "rit Stillschweigen übergehen, welche sich noch vor dai seiner Abreise nach Rom ereignet hat. Eben war annt -eonhard mit dem Mißionswerke, so er zu Luk- olle» auf inständiges Ersuchen dieser Republik un- mi» ternommen hatte, fertig, und auf dem Rückwege Gei^ Floren; begriffen: als er eines Berges in dasiger Landschaft ansichtig geworden ist, ohne zu — wissen, wie dieser Ort heiße, und zu was für einem Kirchsprengel er gehöre. Plötzlich wandte er te sich 4* -- ( o ) -° sich zn seinen Gespannen um, und sagte: „ Ich fühle in mir eine göttliche Eingebung dort¬ hin zu gehen, und die Mißion vorzukehren." Sogleich bestieg er den Berg, kündigte daselbst die Mißion an, und setzte sie fort. Es war wirk¬ lich eine besondere Schickung Gottes; denn man sah, wie sich eine Weibsperson zu seinen Füßen warf, die ganz in Thränen zerfloß, und ihn ver¬ sicherte, daß Gott diese Mißion für sie angeord¬ net habe. Reuevoll bekannte sie, daß sie sich bereits zo Jahre in einem üblen und erbärmli¬ chen Seeltznznstande befände; indem sie eine schwe¬ re, schon von der Kindheit an begangene Sünde auS Schamhaftigkeit, da die wenige sich dort be¬ findende Seelsorger theils ihre Verwandte, theils Freunde wären, in der Beichte allzeit verschwie¬ gen, härte: nnabläßlich daher, fuhr sie fort, von den Gewissensbissen geanstiget, hatte sie ver¬ schiedene Bußwerke ausgeübet, eifrig zu Goftge- bethet, vorzüglich gber der allerheiligsten Jung¬ frau Maria sich empfohlen, daß sie ihr doch die Gelegenheit zu einer würdigen Beichte verschaffen möchte: vor kurzem wäre ihr auch dieselbe mit der Verheissung erschienen, daß sie ihr binnen vier Lägen einen Ordensmann zuschicken wolle, der sie von ihrer Sündenlast entledigen würde. Leon¬ hard durch diese Erzählung ganz zum Mitleiden bewogen , hörte ihre Beichte mit aller Geduld an, und ließ dieselbe vollkommen beruhiget und ge¬ tröstet von sich. Er pflegte daher zu sagen , daß Gott O S-i es ja lm üb an M au Jo Fr Ri au M bei ho ka rii U> er fü an ga Ri du na nn au r» ( o ) —7- 4^ Gysi bisweilen die Mißion auch nur für eine ein¬ zige Seele anordne, und daß Missionare, wenn fS ihnen nur um eine einzige Seele zu gewinnen , ja auch nur eine einzige Sünde zu verhindern ge¬ lingen sollte, diese Erwerbung allein, als eine überflüssige Vergeltung für ihre Mühewaltungen ansehen müßten. Nachdem der sel. Leonhard, wie schon hie Meldung geschah , das Evangelium in Toskana , auch da und dort im genuesischen Gebiete durch 22 Jahre geprediget hatte, berief ihn unvermuther Franz Barberini Kardinalbischof von Ostia nach Rom, um ibm die Beweggründe zu entdecken, aus denen seine Eminenz verlangen, daß er die Mißion in Velletri anstellen möchte. Leonhard, her jederzeit seiner Obrigkeit den willigsten Ge¬ horsam leistete, ließ sogleich alles in Stick, und kam nach Rom; traf aber den Kardinal Barbe« rini , welcher damals abwesend war, nicht an. Um indessen nicht unthätig zu bleiben, übernahm er in der Spiralkirche 6i ssma (Zgllu, die ihm für die große Anzahl der dort wohnenden Armen angetragene Mißion mit Freuden. Allein er be¬ gann kaum sein Predigtamt, als sich stracks der Ruf von diesem evangelischen Manne allenthalben durch Rom so verbreitete, daß die ganze Stadt nach der Kirche äi Lama Oalls zu eilen schien nnd man darum für nöthig hielt, die Mißion aus der Kirche in den großen Vorhof des Spitals zn übertragen. Aber auch dieser war nicht gerau; mig 42 — ( D ) -» mig genug : die Kirche, der Borhof, die Kreuz- gänge , die Eallcrien strotzten von allen Gattun, gen der Mensche». Durch seine feurige Predig- ien, durch seine mit evangelischer Freyheit klug angebrachte Verweise, durch seine lebhafte Vor¬ stellungen , durch die scharfe Geisselungen , mit de¬ nen er seinen Leib züchtigte, durch sein sehr be¬ kanntes, bußfertiges Leben, und meistens durch die Gnade deS heiligen Geistes, mit welcher er beseelet war, wußte Leonhard aller Herzen an sich zu ziehen, sie entweder im Guten zu besichtigen, oder zu bessern und zu bekehren. Als der damals regierende Papst Klemens Xil. von dem so glücklichen Ausgange dieser Mission, uud von den vorzüglichen Gaben dieses evangelischen Arbeiters benachrichtiget wurde, woll¬ te er , daß dergleichen Eeistesübungen auch in andern Kirchen Roms vor sich giengen. Daher befahl er dem seligen Leonhard, nach vollendeter Mißion äi «anea Galla, solche auch in den Kir¬ chen äi 8. Giovanni äs kiorsntini, äi 8. Lari« al Lorso, äi 8. kistro in Vincoii, und äi 8. iVlaria in Dralkevers anzustellen. Lasset uns ei¬ nige besondere Falle anführen, die sich bey diesen Missionen zugetragen haben. Da er bey 8. Lar- io al Lorso predigte, trat eine, wie eine Frau von Stande, nett gekleidete junge Person zu ei¬ nem seiner Mitgespanne, sagte ihm leise ins Ohr, daß sie ein unzüchtiges Weibsbild sey, und bat ihn dringend, er möchte ihr die Gelegenheit, mit dem — ( « ) — 4Z dem Mißionär sprechen zu können, verschaffen. Er gieng, und hinterbrachte es dem sei. Leonhard: dieser verfügte sich sogleich in den Beichtstuhl, und brachte bey dieser Person, nach einem von ihr reumürhig abgelegten Sündenbekemitnisse, so viel zu wege, daß sie unverzüglich ihren eitlen Kleiderputz mit einem rauhen Bußsacke vertausch¬ te. Sie unterließ keine Mißionspredigr, und blieb, ungeachtet der Liebkosungen sowohl, als der Be¬ drohungen ihrer vormaligen Buhler , von denen sie zum Rückfälle in die Sünde arigereizet wurde, immer standhaft bey ihrem heiligen Vorsatze, bis sie durch Leonhards Vorschub in ein Frauenkloster kam, allwo sie sich bis zum Tode ganz der Tu¬ gend ergab, und ihn überlebte. Noch eine andere junge Person von ähnlicher, ja ärgerlicherer Auf¬ führung, dazu sie von ihrer eigenen lasterhaften Mutter verleitet wurde, warf sich dem sel. Leon¬ hard zu Füssen, und fühlte eine so heftige Reue über ihr schandvolles Leben, daß sie sich ernstlich vornahm eher zu sterben, als in die vorige Sün¬ de zu fallen. Sie hielt ihr Wort; denn als sie in das garstige Begehren eines unflätigen Menschen nicht einwilligen wollte, gerieth der schamlose Ve^ nus - Bube in Wuth, und streckte sie mir einem Büchsen-Schüße todt zur Erde hin. Bey dieser Gelegenheit griffen zwanzig ausgeschämte Buhl¬ dirnen öffentlich zur Busse: daher trug der Kardi¬ nal-Vikar dem sel. Leonhard auf, das Volk von der Kanzel zu milden Beiträgen für dieselben zu er- 44 ( v ) — ermuntern , damit sie standhaft in ihrer Bekehrung, und vor der Gefahr des Rückfalles gesichert wa¬ ren, so auch allerdings geschehen ist, Inzwischen kehrte der Kardinal Barberim yach Rom zurück, und besprach sich mit dem sel. Leonhard in Bezug auf die Mißion zu Velletri, wegen welcher er ihn berufen hatte, Er verreiste dahin, wo er auch einen ungemein großen Nutzen schaffte. Die Gotteslästerung war unter andern die herrschende Sünde zu Velletri. — Wider die¬ ses Laster zog er gewaltig los, und bedrohete die Bürger mit einer schweren über sie zu kommen habenden Strafruthe, wenn sie nicht von dieser verdammlichen Gewohnheit abstünden. Um diese seichter auszurotten, rieth er ihnen, und den nem- lichen Rach gab er an allen Orren, wo er die Mißionen hielt, daß sie den allerheiligsten Namen Jesu an ihre Häuser setzen sollen; denn, sprach fr, wenn guf jeder Hausthüre, auf jedem Wege dieser qllerheisigste Namen in die Augen fallen wird, so werden die Entehret desselben überall ei¬ nen Vorwurf finden, mithin diese greuliche Sünde der Gotteslästerung verabscheuen. Den Großherzog, und die Prinzeßin viy- lante aus Bayern schmerzte es sehr, daß Toska¬ na so lange Zeit die Gegenwart des sel. Leonhards entbehren mußte. Ans dieser Ursache schickten sie fine Feluque nach Rom , und ersuchten ihn um seine Wiederkunft nacher Florenz. Er kam zurück, Wd wurde von diesen höchsten Herrschaften auf das ( o, ) — HI düs gnädigste, und nut besonderer Ehrerbietbung empfangen. Nachdem er ihrem Willen nach Gebühr und vollkommen genug gethan hatte , begab er sich übermal nach den einsamen Ort äell Inwncro z tim daselbst - wie er zu sagen pflegte - eine strengt Prüfung über sein eigenes Verhalten unternehmet zu können, da er bis nun für die Sittenbesserung Anderer besorgt gewesen war. Mit einer neuen Seelensiärke versehen trat Leonhard aus dieser Ein¬ samkeit- nm zu Eamajore im Kirchsprengel von Lucca die Busse zu predigen. Gleich am ersten Tage bey Ankündigung der Mißivn sprach er ganz begeistert, und im vollen Eifer , eü wäre unter dem Volke ein verstockter Sünder, der sich nicht bes¬ sern > sondern in seiner Hartnäkigkeit beharren wolle, und da seine Worte nicht nachdrücklich ge¬ nug, und kräftig waren, ihn dahin zu bewegen, daß er seine Ohren der Gnadenstimme öffnete, so bäthe er Gott, er möchte einen Blitz von oben herab senden, wodurch dessen Herz erschüttert , und erweichet würde. Kaum hatte Leonhard aus¬ geredet, als man bey heiterm Himmel einen er¬ schrecklichen Dounerknall vernahm , und häufige Feuerflammen in der Kirche herumfliehen sah, da- bon zwar niemand am Leibe beschädiget, jeder¬ mann aber so sehr im Herzen gerühret wurde, daß er aufrichtig , und im vollen Ernste auf die Bekehrung seines Lebens dachte. Darum war auch ein überaus großer Seelennutzen die Folge bvn dieser Mißivn. VIII, ( O ) -— Vlll. wichtige Begebenheiten bey öen predigten des seligen Leonhards in öen Gegenden Roms, und in andern Landschaften. Einige Kardinale, die den sel. Leonhard zu Rom predigen hörten, haben von dessen Obern einen Gehorsamsbrief ausgewirkt, durch den er von Tos¬ kana , wohin er auf Ansuchen des Großherzogs abgegangen war, nach Rom zurückberufen wurde. Sie wollten nämlich , daß er das apostolische Amr auch in ihren Kirchsprengeln ausüben möchte. Oh¬ ne Verzug befolgte Leonhard den Auftrag, ver¬ ließ Lukka, und traf nach einer sehr beschwerli¬ chen, bey der ungünstigsten Witterung im Win¬ termonate zurückgelegten Reise glücklich in Rom ein. Es verstriechen wenige Tage, als er die Mißion zu Albano eröffnete, die er in diesem Kirchsprengel sowohl, als auch hernach in andern Gegenden der Lumpggna cli Koma fortsetzce. Er predigte mit einem unbeschreiblichen E-fer wider die Gotteslästerung, welcher Greuel, wie er ver¬ nahm , bey den Bürgern von Albano vorzüglich im Schwünge war. Denen , die diesem Laster ergeben waren, drohere er mit der Racke Got¬ tes. Ein verwegener Jüngling, zugleich ein ab¬ scheulicher Gotteslästerer verlachte seine Drohwor¬ te. Siehe aber! der Unglückselige ritt durch die Stadt, siel plötzlich vom Pferde, lag da mit ft L vo sic tei G sck ft. sm rnc Lr wo bei An spr rei Vi ein für Zes ger Zn- mei sch¬ au einl Sst Hab — ( o ) -- 47 schändlich ausgcreckter Junge tobt auf dem Bodem Die Prophezeyung kam in Erfüllung! An einem andern Orte des Kirchsprengels von Vellerri hielt Leonhard im Hornung die Mis¬ sion, und warnete das Volk vor den Lustbarkei¬ ten des Karnevals, indem solche das Gute zu Grunde richteten, so man aus der Mßion ge¬ schöpft hatte. Diese Warnung lief bey einigen fruchtlos ab : sie kamen bey einem Schmause zu¬ sammen , und machten sich lustig, allein auf ein¬ mal verwandelte sich ihre Freude in eine tiefe Trauer, als unversehens der Tanzsal einstürzte, wodurch alle Anwesende, meistens aber die Urhe¬ ber des Tanzes, beschädiget wurden. Unermüdet fuhr der sel. Leonhard in seinem Amte fort, durchstreifte nacheinander die Kirch¬ sprengel von Sabina, Palestina, Segni, Ae- rentmo, Alatri, Verski, und kam endlich nach Viterbo, allwv sich auch unter andern Zuhörern ein junger Jude bey seinen Bußpredigten einge¬ funden hat. Der Jüngling wurde durch diese der¬ gestalt erleuchtet, und in seinem Herzen so sehr gerührt, daß er sich entschloß, gleich bey seiner Zurückkunft nacher Rom, von wannen er gekorn- men war, ein Christ zu werden. Allein was ge¬ schah ? Als er schon den Rückweg antrat, und an daS Stadtthor von Viterbo kam , hielt ihn eine unsichtbare Gewalt so fest an, daß er keinen Schritt vorwärts zu mache« im Stande war. Er gab sick) Mühe, und strengte das zwepte, ja das drir-. 48 — ( o ) — drittemal alle seine Kräften an, um weiter kotti- Fieb men zu können; aber vergebens: immer trieb S>'iss ihn etwas zurück. Noch mehr : zur vollkommen wich Ueü Ueberzeugung, daß er vor seiner Abreise zu- '"e. rückkehren müsse, ward er auf der Stelle blind: ^'ug< Uiber einen so plötzlichen Zufall ganz erstaunt * und erschrocken stellte er seine Reise ein, ließ ^ren sich zum Mißionar führen > erzählte ihm den Her¬ gang der Sache, bäth inbrünstig ein Christ zu werden, und wurde nach empfangenem nvthwen- ""l'hi digen Glaubensunterricht zur allgemeinen Freude der Bürger von Viterbo wahrender Mißionszeit ^>e> seperlich getauft. , Gleichwie aber dieser Vorfall dem Volke zu Viterbo ein besonderes Vergnügen gab: eben so jagte demselben eine andere Begebenheit - die ich itzt erzählen will- einen heftigen und heilsamen Schrecken ein. Es war bey einigen der verderb- ' liche Mißbrauch im Schwünge, daß sie sich an gebotbeuen Festtagen mir der knechtlichen Hand- arbeit beschäftigten. Nun eiferte der sel. Leon- Hard gewaltig über diese Entheiligung, und kün- digte den Uebertrettern jenes Gebothes eine ihnen bevorstehende schwere Strafe an. Ein Bauern- madchen achtere diese Bedrohungen nicht nahm " , einige Gespielinen mit, und gieng am Tage des - , ' heil. Johann des Täufers unbesorgt aufs Feld den Flachs auszürupfen. Aber die unselige Per- soll befand sich mitten in ihrer unerlaubten Ar- beit, als ihr Eingeweide von einem verzehrenden Fie- - ( o ) - 49 jfMz Fieber , wie von einer unsichtbaren Flamme er- trieb griffen wurde. „Eü brennt mich! es brennt >MMi- mich! " schrie sie mit einer erbärmlichen Stim¬ me zu- Die Gespielinnen liesen eilends hinzu, und blind trugen das Mädchen unter einen Baum. Allein staunt war schon todt, und lag da kohlschwarz vor , ließ 'hren Augen. i Her- den Viterbo begab sich der evangelische ist Arbeiter nach Grvieto , wo er sich eine Zeit lang hwen- mrfhielt, und dem Seelenheile der dasigen Bürger Freude eblag. Brau hinrerbrachte ihm, daß Spielsucht in mszeit ^'esem Kirchsprengel sehr überhand genommen ha¬ be : er gierige daher auf die unmäßigen Spieler mit der Ditte, daß er lke zu >en so 'ie ich samen '' rderb- ch an Hand- Leon- d kün- ihnen auern- nahm ,e deS Feld Per- n Ar- renden Lie- gewaltig los, und gab ihnen zu verstehen, waS für ein großes Unglück denselben bevorsiehe, wen» sie sich in diesem Stücke nicht bessern würden. Dessen ungeachtet grif ein Wirth den folgenden Tag nach geendigter Mißion zum bevor gewöhn- liehen Kartenspiel; seine Gattin erinnerte ihn an die Drohungen Leonhards: allein er gab kühu zur Antwort, der Mißionar spreche, was er wolle, seiner Schreckbilder wegen wäre er nicht Willens sich dieser Kurzweil zu berauben. Kaum hatte et auSgeredet, als er gahling in die Ohnmacht fiel, die Stimme verlor, und siarb. Dis Florentiner drangen sehr auf die Zurück¬ kunft des sel. Leonhard die Mißiouen bey ihnen vom neuen anfaugen möchte. Er willfahrte ihrem Begehren, trat die dieise dahin zur rauhesten Winterszeit au, stund A auf 50 ( o ) —- auf derselben bom Regen, vem Schnee , ve«i Eise vieles Ungemach aus, und mußte noch da- bey vor Hunger, und Durst fast verschmachten; denn er legre wirklich zwey Tagreisen ganz nüch¬ tern zurück, da er auf dem ganzen Wege nichts zur Erquikung seines Leibes finden konnte. Ma« also, und ganz entkräftet kam Leonhard nach Flo renz, wo er sich aber lediglich mit der Mision, die er ohne Verzug begann, zu erholen suchte Bey dieser Gelegenheit predigte er eines Tag« mit einem solchen Nachdrucke, und Eifer von dei Verstockung des Sünders, daß er mitten in seinei Rede durch ein anhaltendes , klägliches, und all¬ gemeines Geheuls deS ganzen zahlreichen zu Go« um Barmherzigkeit schreyenden Volkes unterbro¬ chen wurde. Das Gescbrey war zu stark, als daj man die Stimme des Mißionärs deut ich hatte hö¬ ren kdnnen: er nahm daher das Kruzifix in dd Hand, wodurch aber die Gemüthsregung bey dei unzähligen Zuhörern nur groster zu werden anfienF Allein woher kam eine so plötzliche, so auffalleii de Bewegung unter .diesem Volke ? Gott nemlicb Gott war es, der auf eine svnderbahre Art de Worten seines eifrigen Dieners Kraft und Sra.i gegeben har; denn wahrender Predigt sah man ver¬ schiedene Schattenbilder an der Wand, und fei! rige Kugeln in der Kirche umher irren, durch di auch die hartnäckigsten Sünder, welche der Gegen stand von der Rede waren, in Schrecken gesetzt und erschüttert niurden. Mit einem s» wunderbah reit re» N Mißt lucor und ey da infienL i stallen icmlicl! !lrt de Stärk >an v«k !nd fe» urch di Gege» gesetzt iderbah reit ( 2 ) °— 5L rcn Nutzen beschloß der sel. Leonhard auch diese Mißivn zu Florenz, worauf er die Einsamkeit äeN lucontt-o bezog, um von Gott ein neues Licht, und Starke zur Fortsetzung seines Apostolates zu erbitten. Mit einem frischen Eifer beseelet verließ er dies Einöde, gicng von dannen, und verkündigte das Morr Gottes zu Pesaro, Aano, Fossom- ^7^ chawcrino , Assist, und anderswo; reifete on de> ' ' - ' suchte endlich in der nemlichen Absicht nach Rieti. Sobald hierorts die Nachricht von seiner Ankunft eiulief, wich eine der Eitelkeit sehr ergebene Dame den dorr aiigesagtcn Missionen ans, und begab sich mit einer andern vornehmen Staudesperson auf eines ihrer Landgüter, um sich daselbst bis zur geendigten Mißivn zu derweilen. Allein Gort machte einen Strich durch ihre Rechnung; vor Schrecken mußte sie dieses Lusihaus eben so eilfer¬ tig verlassen, als hastig sie sich dahin verfügt hat¬ te. Ein unvcrsehener Brand, der in demselben am nemlichen Abende, an welchem der sel, Leon¬ hard die Mißio» begann, auSgebrochen war, jag¬ te die eitle Dame in die Stadt zurück. Wer Hane nicht glauben sollen, sie würde sich nun auf eine so fürchterliche Warnung gutwillig bey jene» Bußpredigten einfinden, denen sie sich vvrsctzlich entziehen wollte? Aber sie dachte ganz anders;, sie erfuhr, daß die Stadt auf Verlangen., des Missionars die gewöhnliche Fastnacht^lustbarfeire» für dieses Jähr eingestellt habe/geneth dahek ln L S Um. 5-r — ( o ) — Unwillen, und machte sich sogleich reisefertig, um sen in Rom dasjenige zu suchen, was sie diesmal in mer Rieti nicht finden konnte. Mein die Unglückselige aufi eilte mit großen Schritten ihrem Verderben entgc- mist gen; prächtig , und eitel gekleidet trat sie eine Stu Nacht in den Redontensaal zu Rom, und wurde lasse auf einmal, als sie sich wirklich mit dem Tanzen daß beschäftigte, von den heftigsten Sä merzen über- lisch fallen. Alle Linderungsmittel, die man anwandte, solle, waren vergeblich; sie starb vor den Augen nun ihrer Mutter, die nicht minder, denn sie, der was Eitelkeit ergeben war. Sein Der sel. Leonhard verließ Rieti, und setzte der k sein evangelisches Predigtamt zu ckonrets, Tos- schrei kanella , Ascoli , und in andern Städten der au- düng konitauischen Mark fort. Von da wurde er in glei- re ,, cher Absicht in die Msthümcr von Dvoji, Vero- unter li, §oridi , endlich'nach 8au (Zormano , einer bald Stadt im Königreiche Neapel, berufen. Sehr be- Gloä herzt, und mit Freuden gieng er dahin, weil er gmz! sah , daß sich ihm dort zwar ein weites Feld zur reu, mühesamen Arbeit öffnete, die aber einen reichen Der Seelenschnitt verspräche. Leonhard machte den An- wohl fang zu seiner Mißion; allein er merkte bald, "»d e daß die Bürger daselbst mit seinen Bußpredigten und : nicht allerdings zufrieden waren, ja dadurch viel« "cn 3 mehr kleinmüthig wurden, und in eine Lauigkeit baren verfielen: daher ermunterte er seinen Eifer, und längs ergriff zugleich sein gewöhnliches Lieblingsmittel, biebrc welches er immer von erwünschter Wirkung gewe« , m» sen zu sein befand. Um die sorglos dahin schlum- ial in mernde Sünder von ihrer kvdrlichen Schlafsucht selige anfzuwecken, pflegte er aller Lrten, wo er sich nitge- aufhiclt, wahrender Mißionszeir zu einer gewissen > eine Stunde in der Nacht die große Glocke lauten zu vurde lassen , wodurch allen das Zeichen gegeben wurde, anzen daß sie dreymal das Vater unser, und den eng- übcr- lischen Gruß für die verstockten Sünder berhen nidre, sollen. Diesen löblichen Gebrauch wollte Leonhard füge» nun ebenfalls in 8sn 6errnsoo einführen; aber , der was für Widersprüche erfolgten nicht von allen Seiten. Man schalt den Migionar als einen Mann, setzte der durch daS Geläute dieser Glocke das Volk nur Toü- schrecken wolle : man murrete wider eine Erfin- c an- düng, welche, wie sic wähnten , nur geschickt wa- glei- re, ein fanertopfischecch Wesen , und Schwermurh Sero- unter den Leuten zu stiften. Allein Gott schützte einer bald die gute Sache seines Dieners. Diese große r bc- Glocke in der Domkirche, ohne von jemand angezo- il er gen zu werden, fieng Nachts von sich selbst an zu lau- > zur ten, und setzte den Klang immer heftiger fort, ichen Der Küster erstaunte gewaltig darüber, weil er . An- rvöhl wußte, daß der Kirchthunn gesperrt seye, uld, ^ud er die Schlüssel davon Key sich habe. Er als» igten ^ud mehrere andere liefen hinzu, sahen mit cige- viel« "en Augen, und. erzählten hernach diesen wunder- gkeit baren Zufall zur Beschämung derer, die sich an- iind wider den von dem Mißionar eingeführten ittel, Gebrauch gestrandet hatten. ewß« n D Nach 54 °*- ( O ) Nach glücklich beendigter Mission zu 8z, Oermano verfügte sich Leonhard nacher Noccra, ph.,e und Gubbio, wo er mit ausnehmend großen Eh §eu ren empfangen wurde, die aber für den äusser- Derr demnthlgen Mann eine wahre Plage gewesen sind dem Diele Scandespcrsoncn, wie Pilgrimme gekleidet helol wollten ihm in die Missionen, die er in den Kirch fprengeln zu (kamerins, Eanseverino, ^erino^ Ron Msrnio, und Loreto hielt, zu Fusse Nachfolge» Den, Au Sanseverino ereignete sich ein herrliches Wm pap, der. Eine arme Fran begierig der Christenleh« Den beyznwohncn, welche der Missionar frühe Morgen, tes gab , ließ''ihr zwcy Monate alteS Söhnlein in nen Bette liegen, und kehrte sich beym Weggehen z« See allcrsel-gsi.cn Jungfrau sprechend. „Unter Leinei verf Schutz, 0 seligste Jungfrau! empfehle ir reS wäre, daß er sich noch ferner mit den Mißio- u in neu abgeben, oder vielmehr, um seinem eigenen n zn Seelenheile abznwarten, in ein einsames Kloster «im verfügen solle; da es bey seinem schon hohen Al- - iil ter Zeit wäre sich auf den Tod zu bereiten. Der 'ni Papst antwortete, der göttliche Wille wäre, dass hrifi er als ein guter Soldat mit dem Schwerdte in der de Hand wider den Höllenfeind strebe. Er gab ihm we zu verstehen, da st erbeym Antritte seines Papstthur end mes willens wäre das Jubeljahr auszuschreiben, est und befahl ihm zugleich, daß er bey dieser Ge¬ llen legenheir die Mißionen in Rom unternehmen solle. ), Zu diesem Ende wurden fünf Kirchen bestimmt, jedoch jene newlich der heiligen Aposteln, des hei- ligen Karl al Eorzo, der heil. Maria in Iraste- Isir vere, des heil. Peter in Vineoll, und des heil, buri Johann cie Vioremini. In allen wäre ein über- jahr aus großer Zusammenlauf des Volkes, dergleichen ohat Rom fast niemals gesehen hat, wvbey sich auch wuu- 56 - ( o ) - deibahre Bekchr-mgen zutrugen. Unter andern zeichnete sich zur allgemeinen Erbauung jene der Za Bnhldirncn vorzüglich aus, die in der Kirche Lun (?arlo al Eorso geschähe. Diese Büsserinnen unterstützte man mit einem reichlichen Allmosen, und verlegte sie in eine besondere Wohnung, rvs sie von neuen Gefahren sicher gestellt wurden. Die Strapazen, welche der sel. Leonhard zu Rom in fünf nach einander folgenden Mißionen «msgesianden hatte, hielten ihn nicht zurück nach Terracina zu reisen , um sich auch dort mit der¬ gleichen evangelischen Bemühungen zu beschäftigen. Was für einen guten Ausgang diese genommen haben, bezeugte der dasige Bischof Monsrgnoe Oldi mit nachstehenden Worten : „Vie Mißion in dieser Stadt hat zur größeren Ehre Got¬ tes ihr Ende mit einein solchen Scelennutzen erreichet, daß mit derselben — in Rücksicht der innersten Acrzenszerknirschung , die je¬ der über seine Sünden fühlte —. keine von undenkbahren Zeiten her verglichen werden kann. — Bey seiner Abreise wurden ihm zu Ehren die Nansnen auf der Festung losge- brannt. —- Allgemein schätzte man ihn als einen heiligen VOandcrer auf Erden; auch ich halte ihn als einen solchen, und unter¬ schreibe mich im Namen des Vaters, des Sohnes, und des heil. Geistes Amen. Von geraumer Zeit her sehuteu sich die Ein¬ wohner von Gaeta nach der Mißion des sel. Le- on- rnhar bet' s reu ih aro c Weg, er di sogar digte itte i Wide^ fern, eiiija: ten C te au hicrc het sch eh Gott Harrn Erma Bisch eine: te. eben Gclic Cpei (« (' - ( o ) - 5- ide«! tznhards : wie er also diese ' Zn'Terrscina vvüen- ' der dct hatte, begäb er 'sich zü, ihnen. Anfangs 'lei;- .'irche ten ihm zwar" jeüe, die bey der "Stadt sii einem inne« größeren Ansehen standen, manche Hnrderniffe in osen, Weg, Ke er aber alle überwaude , ja , nachdem , ivs «r die Mißion beMnü, bsy Fortsetzung derselben, . sogar seine ehe gewesene Gegner gänzlich befric- 'd zu digte, und dahin brachte, das; sie vor ihm auf ione« r'. re Knie niederfielen ,'und um Vergebung ihrer, nach Widerspänsiigkeit bachen. Und wie konnte es anders ' der- fern, als daß er allen einen heilsamen Schrecken igcn. einjagte? Siehe,! in der Predigt von dem v^rstdck- nmen ren Sünder bl-ach er in diese nachdrücklichen Wor- gnor te aus: ,, Me'-n Kerz sagt es mir, daß sich ßion hierorts ein verstockter Mensch befinde: ge? Got- het er nicht in sich, so ist eü mit ihm ge- atzen schchen; noch diese Nacht kömmt dis Strafe isicht Gotteü über ihn. Wirklich befand sich dort ein e je- hartnäckiger Sünder, welcher ungeachtet so vieler von Ermahnungen und Bedrohungen seines eifrigen rden BischoftS nicht dahin zu bewegen wär, daß er n zu eine gewisse ärgerliche Gewohnheit unterlassen har- ,Sge- te. Der Unglückselige schmauste in der nämli- alS eben Nacht mit einigen Gespannen von gleichem auch Gelichter ohne Scheu, (a) und hatte noch die nter- Cpcise im Munde, als der Zorn Gottes (b) drei Ein- (a) Lxich. ssnstL 7-- 12. i. ?e- (') Uns 77. go, >u- über 58 - ( o ) - über ihn kam, und er eines plötzlichen, sehr bö¬ sen Todes dahin starb. Die Anwesenden crschra- cken, und es schauerte ihnen die Haut, da sie ibn gahling tadt, kohlschwarz, in einer häßliche» und furchterregenden Gestalt vor ihren Augen liege» sahen. Durch diesen schrecklichen und gahen Zu¬ fall wurden die Bürger so sehr gerührt, daß si! die Drvhworte des Mißionars für Orakelsprüche, und Prophezeyhungen hielten. Man kann sich leicht verstellen, mit waS für einem Eifer sie sich werden verbunden haben, ihr Leben künftighin nach der von dem apostolischen Manne gegebenen Dclehrding gut christlich einzurichcen. Ohne dir Sache zu übertreiben, will ich bloß ein Bruchstück des Briefes anführcn, den ein ehrwürdiger Prie¬ ster von Gaeta an den Bischof von Tcrracin» geschrieben hat. „Sie können sich, so lauten seine Worte, den unermeßlichen Nutzen, den der große Diener Gottes Vater Leonhard . stg Porto !VI-'mrirno mit seinen Mißionen ver¬ ursachet hat, nicht genug im Gemüthe vor- bildcn ; man kann mit Wahrheit sagen , daß er diese Stadt Gaeta gsheiliget habe, (e) Der sel. Mann gieng nach Bocchignano, einem Orte in der Abtey von Farsa. Weil ei bey den ununterbrochenen Mißiouen in der Land- (e) ^rcistme. Oouca. !>lt. 5. 1744. schaf« bö- hm- . sie che» ege« Z»- I si¬ che, sich sich ighin enen ; die ssrück prie< cina mren den )arö ver- vor- daß (-) rno, Il ei !and- 4- .ft »— ( o ) — 5) schäft 6i LsmpsZna sich niemals eine Ruhe ver¬ schaff , überfiel ihn dort unter der ersten Bu߬ predigt eine starke Ohnmacht, dadurch er so sehr geschwächt wurde, daß man ihn bey denArmen nacher Haus führen mußte. Er erholte sich wiederum, und war willens gleich den Tag darauf seine Pre¬ digten forrzufttzen. Einige widerrierhen eS ihm, denen er aber zur Antwort gab : „Das Last- tchier, mein Keib, hat sich zur Erde nieder- geworffn, es bedarf also einer Züchtigung, damit eet sich in Zukunft nicht daran gewöhne, sondern fest stehen bleibe, und nicht falle." Wegen seiner vielfältigen Strapazen, und Bußwerken fiel er gar oft, auch nicht wahrender Predigt, in die Ohnmacht. Dieses wiederfuhr ihm zu tkivita Dukale, allwv ihn die Kräften auf einmal so verliessen, daß er sich geubthiget sah, niederzusitzen. Als er aber bald wieder zu , sich kam, und mit der Predigt fortfahren wollte, »ahm er eine Kette um den Hals, eine dörnerne Krone auf das Haupt, und eine Geißel in die Hand, um das Lastthier, wie er sagte, das ist, seinen Leib, zu hauen, damic es sich, wenn es mederfallen sollte, wiederum aufrichten könne. Al¬ lein eine Person vom großen Ansehen, stieg auf daS Gerüste, und zwang ihn von der Geisselung Icincs Leibes abzustei en. Zn ssiavi im Kirchsprengel äi ?alsztinn, wo der sel. Leonhard predigre , gab ihm der wür¬ dige Kavalier Eonca ein BildniK der seligste» Jung- 6.0 --- ( o ) — Jungfrau Mar-iazum Geschenk/ welches er Herr nach bis zum Ende mir sich beysden Missionen st. trug. An diesem Bilde fand er fein besonderes '.Die Wohlgefallen: es stellte die göttliche Mutter mit chem-Jesuskrndlein in' ihren Armen so anmirrhig, so liebreich vor, daß'er sie in dieser- Abschildc- rung von nunras Wicht anders , als die Mutter von dwtzeiljgev Hiebe nanme. Bey jeder Mißion hielt er von ihr eine sehr rührende Rede , pries nun Kie vortreflichen Tugendenund die Liebe dieser sei. großen Mmrer., und vermehrte dadurch 'bey allen als < Völkern ihre Verehrung Er veranstaltete letztlich Aiivr emen sehr andächtig?«: Umgang < und munterte das geboi Volk auf, den Thron recht herrlich-zn beleuchten, sich ! und auszuzieren, auf Welchem das heilige Bild heil, hermnMragen wurde. Wie sehr diele durch den Leon! eifervollen Misijonar beförderte Verehrung der nua heiligsten Jungfrau gefällig gewesen sey, ist leicht rer F zu begreiffen: auch zu Belnwnte, wo er pre- crwa! digce,har man es nicht undeutlich wahrgenommen; den i denn die ganze -Amt hindurch, als dort der fcyer- serva lichc Umgang dauerte, sah man oben auf dem ersucl Throne einen funkelnden Stern umher spielen, nächst hey dessen Anblick das sämtliche Volk nicht minder predi in Erstaunen gesetzt, als im Herzen gerühret Vorst wurde. Bitte nicht von l nua jusan IX. Herr ion en dcres - mit rhig, hilde- rtter istion prieS dieser allen htlich : daS htcn. Bild den der leicht pre- nen ; ryer- dem llen, nider thret — ( o ) — 6i f lL. l Die Vlißionen des ftl. Leonhards in? genue- HiUen Gebiethe, darauf in Gor srka; " dm daselbst erfolgten Bekehrungen, und was er Zu erdulden hatte. Sehr lange schon äußerte die Republik nua das Verlangen auch an den Mifionen des sel. Leonhards L-Hejl zu nehmen. Wie die^r, als ein gebohrner Unterthann von ihr, sich ihren Anordnungen in Hinsicht auf politischeGegensiande gchorsamsi unterwarf: eben so willig war dieselbe sich von ihm in Rücksicht auf das ewige Seelen¬ heil, und in geistlichen Dingen leiten zu lasse». Leonhard bekam daher den Auftrag sich nach Ge¬ nua zu verfügen, wo man ihn mit nicht minde¬ rer Freude cippsieng, als mir großer Ungeduld erwartete. Nachdem er dort seine Wohnung bei¬ den Franziskaner - Vatern von der stftngen: Ob¬ servanz im Kloster äella ?aes genommen hatte, ersuchte ihn sogleich der Guardian, daß er am nächstfolgenden Sonntage in dasiger Konvenrskirchs predigen möchte. Ob er schon nicht sobald in Vorschein zu kommen wünschte, sähe er doch die Bitte des Obern als ein Geboth-an, dem er gar nicht widerspräche. Kaum erscholl das Gerücht von dieser Predigt in der Stadt, als ganz Ge¬ nua , ft zu sagen, in Bewegung gerieth, uns zusammen lief, um, wie mait- HtaK, einen Aps- 62 — ( 2 ) — siel anznhören. Leonhard bestieg die Kanzel, M predigre von der Bosheit der Todsünde mit einer so gewaltigen Stimme, mit einem so großen Ei¬ fer, mit einer so ernsthaften Miene, mit so durchdringenden Worten, daß es, wie siel' die (se- nueser damals ausdi ückren, bey der unverkennbah- ren Zerknirschung aller Herzen, bey dem Ausbru¬ che ganzer Thranengüsse, bey dem allgemeine« Weheklagen über die Sünden das An selen hatte, alS wenn der jüngste Gerichtstag angekommen wä¬ re. Dieser beglückte Anfang eines so reichliche« Seelenschnitts machte, daß die Häupter von der Republik gar keinen Anstand nahmen, dem apo¬ stolischen Manne die freye Ausülung seines Am¬ tes in allen Ortschaften der westlicher, Küste z« verstärken. Er bereichte diese, und befolgte ge¬ treulich seinen Beruf; kehrte srdann auf Verlan¬ gen der Genueser in die Hauptstadt zurück, u« auch daselbst das MißionSwerk zu unternehmen Da sie ibn schon einmal gehört hatten, so fand! sich bey seinen Predigten eine so große Anzahl da Menschen ein, daß sie sich nach genauer Berech¬ nung über ico,vO0 Personen belief. Unter st vielen Tausenden herrschte aber eine solche Ruhe, Stille, und Aufmerksamkeit, als wenn nur ei» einzelner Zuhörer gegenwärtig gewesen wäre. Wii sehr wünschten nicht die Genueser den sel. Leon¬ hard für immer bey sich zu bebalten Allein d« siich dieses nicht thun ließ, dachten sie doch wenig- fkens dessen Erdachtniß durch ein Denkmal uni ri» einer entsp> teten bigt l Stein Krcu, mein sche und c munk miud sie w komu und - oben Leon! Gen staun Umei ließ mit ten, gold« zicrli sehe, illeal des das auSg Jub- > uni einer r Ei- ur so e Ee- abah- sbn» eine« alte, 1 Wrh lieber 1 dir apv L.w- fle zv e ge- ^rlair , m ;me«, fand! -l d« erech er s> albe, r ei» Wii Leoir n d« 'enig- l mi! ei- ( o ) — 6Z einer seinem Genie, seinem Herzen, seinem Eifer entsprechenden Inschrift zu verewigen. Sie rich¬ teten demnach zu Bisagno, wo er die letzte Pre¬ digt hielt, an einem aus weissen, und schwarzen Steinen artig zusammengesetzten Be ge drey hohe Kreuze auf, und brachten dabey die Worte: st) mein Jesu, Barmherzigkeit! die der apostoli¬ sche Minionar immerdar im Munde zu führen, und alle zur öfter» Wiederholung derselben aufzrr- munrern pflegte, recht künstlich an. Um nicht minder zu zeigen, wie geneigt und bereitwillig sie waren seinen heilsamen Ermahnungen nachzu¬ kommen, verordneten ste, daß in allen Städten, und Ortschaften ihres Gebierhes jede Hanslhure oben mildem allerheiiigsien Namen Jesu, wie eS Leonhard anempfohlen hatte, gezieret werden solle. Genua, diese in jedem Anberrachte herrliche Stadt, flammte auch diesfalls mit ihrem Deyspiele die Uiuerthanen zur allgemeinen Frömmigkeit an. Sie lieä die allerheiligsicn Namen Jesu und Maria mit Strahlen, die umher wie die Sonne glanz¬ ten , und sehr prächtig, ins Auge fielen, aus ver¬ goldetem Metalle verfertigen, an die Spitze eine» zierlich ausgearbeiteten Gestells von Marmor setzen, und sodann über dem Thore ösl ?ome Kerrie anfrichten. Der Festtag des heil. Johann des TauferS, an welchem jene heiligsten Namm das erstemal öffentlich zur Schau und Verehrung ausgestellt wurden, war für alle ein Tag des Jubels. Won der Meerseite hörte man einen un? - «n« 64 — ( o ) — unterbrochenen Kanone n d on er, Ki der Stadt da A Ge» laute aller Glocken : m ter Men'opelitankirche wurde ein feyenicheS Hochamt gehalten, dem alle Kollegien in einem prachtvollen und,majestätischen Aufzuge bcywohnten: alles- überließ sich ganz der geistlichen Freude: Genua sich vor Wonne ver¬ längert, und gleichsam in eine neue Stadt ver¬ wandelt zu haben. Die Freude nahm aber noch mehr zn., als eben die Republik vom Papste die Bewilligung erhielt, den sel. Leonhard zur Hal¬ tung der Missionen nacher Corsika schicken z» dürfen. In dieser Insel falle es damals sehr betrübt aus, und es war die höchste Zeit einen apostoli¬ schen Mann zur Dampfung der unter den Insula¬ nern auSgebrochenen Unruhe», und zur Stillung ihrer Rachsucht, wodurch vieles Blut unter den Familien vergossen, und- nicht wenige. Grausamkei¬ ten ausgcüber wurden, dallin abzuseuden. Tas ganze Königreich war in der Empörung, und je irokhwendiger in demselben die Einleitung des Mmionswerkev gewesen ist, desto gefährlicher schien ein solches Unternehmen zu seyn ; denn da ein grosser Theil der Korsen sich wider die Repu¬ blik anfgelelmr hatte so wurde bey so kritischen Umstanden von Seite deö auf ihr Verlangen dort¬ hin abzugehen habenden Missionars eine grosse Klugheit, und Vorsichtigkeit erfordert, nm das khm aufgetragene Amt mit Nutzen zu befolgen. Es sey aber , was es wolle : der Statthalter » . Chri- Chri Leonl gleich sey. Schi» Tage wahr und Schis Naclst und l die C auch von < theilh LrtscI lich n fügte riana re, u cheS scheit gen. hatte legten als Z Mißic Rache zog n A Ger kirche a alle i scheu >z der i vn- : vei- noch re die Hal¬ ali z» .'trübt ostol.!- ffula- illuuz e den inlei- Das nd je de» licher ni dn liepu- ischen dort- gioffe das -lgeu. miter ri- — ( s ) — 65 Christi hat einmal in die Verschickung deS Vater Leonhards nach tlorsika eingewilliget, und ihn zu¬ gleich versichert, daß dieß auch der Wille Gotte- sey. Muthvoll, «nd unerschrocken bestieg er da- Schiff um dorthin abzufegeln. Er brachte zwey Tage und drei) Nachte auf dem Meere zu, und wahrender ganzen Zeit predigte er den Matrosen und Soldaten, deren sich über hundert auf dem Schiffe befanden, mit einem solchen Eifer, und Nachdrucke, daß alle zur Buße gerühret wurden, und bey dem Mißionär, als er ans Land stieg, die Generalbeichte ablegen wollten , dazu er sich auch ganz dienstwillig erwies. Leonhard landete bey Bastia der Hauptstadt von Corsika, erkannte aber bald, daß es vor- theilhafter wäre, seine Mißionen eher in andern Ortschaften der Insel vorzukehren, und solche end¬ lich mir jener von Bastia zu beschliessen. Er ver¬ fügte sich daher nach dem Kirchsprsngel von Ma¬ riana , wo er die Mißion für Covsika verkündig¬ te, und davon den Anfang machte. Ein zahlrei¬ ches Volk lief zusammen, um zwar einen Men¬ schen zu sehen, dabey aber Tausende umzubrin¬ gen. Sie gierigen , wie man ihm hinterbracht harte, immer nur in dieser Absicht herum, und legten nie ihre Waffen ab, woraus denn nichts, als Zank, und häufige Mordthaten erfolgten. Der Mißionär hinlänglich überzeugt, daß Haß, und Rache das herrschende Laster dieser Gegenden sey, zog in seinen Predigten heftig, und mit einem E apo- 66 — ( o ) -—° apostolischen Eifer auf diese bewaffnete Leute los» Und siehe! obgleich die Familien bisher unversöhn¬ liche Feindschaften gegen einander hegten, obgleich unter ihnen abscheuliche Mordthaten vorgiengen, und noch andere dergleichen Unmenschlichkciren zu befürchten waren, fand sich doch itzt niemand, der nicht durch seine scharfe Predigten wäre er¬ schüttert worden, und das Mordgewehr nicht hin- geworfe» hatte. Die innerste Rührung bemächtig¬ te sich aller Herzen, häufige Jäher rollten aus ih¬ ren Augen, reumüchige Thranen löschten das Feuer des uralten Grolles aus, brüderlich küßten, urd umarmten sie sich unter einander, besiäcrigten auch durch feyertiche Urkunden gerichtlich, daß sie künf¬ tighin im Frieden, und in der Eintracht lebe» wollen. Was zu Mariana geschah, das ereig¬ nete sich auch im Distrikte äi Er^inga, wo die Iwitracht noch mehr üherhand genommen hatte. Der Mißionar ergrif das Kruzifix, und predigte den Frieden mit einem so brennenden Eifer, daß auch die Wildesten reuevoll, und ganz zerknirscht hinzuliefen, um das Bild des Gekreuzigten, st er in der Hand hielt, zu küssen. Zu Easacconi stellten sich vor dem Predigtgerüsie des Mißionärl einige Rebellen, die unter kläglichen Weinen und Schluchzen ihre Waffen zn seinen Füssen hinleg¬ ten. Eiir stürmischer Jüngling kam in Absicht sei¬ nen Feind zu tödten nach Easacconi, schmähe« auf den sel. Leonhard, als er ihn wider die Nach¬ gier losdonnem Höne, und brach laut in folgende Wor- Won Mör Alleii er hc te, i ungef dieser dem wiede daß < läßig te vor ling i Mani aufge rüctge rauhem bahnt wo ei zween menrr schon zu rü vor ch Birrei gehein müthc viel, sich u loS. 'ehn- leich gen, n zu and, e cr- hin- Htig- s ih- zeuer und auch künf- lebeu ireig- o die >attt. chigie daß irschc -coni onärl > Ulld inleg- c sci- ähett Kach- gende )t- - ( o ) — 67 Worte auS: ,, und wann wird endlich dieser Mönch den Frieden zu predigen aufhören." Allein seine Unverschämtheit nahm bald ein Ende; er hatte kaum ausgeredet, als er plötzlich erstarr¬ te, unbeweglich wie ein Klotz, kohlschwarz, und ungestalrer vor aller Augen lag. Man hinrerbrachre dieses dem sel. Leonhard, der sich ohne Verzug zu dem Armseligen verfügte , und ihn, nachdem er wiederum zu sich gKommen war, dahin bewog, daß er den mörderischen Haß, welcher ihn unab« laßig nagte, fahren ließ, und eine Generalbeich¬ te von seinem ganzen Leben ablegte. Ais der Jüng¬ ling damit fertig war, gab ihm der apostolische Mann den Segen, worauf er frisch, und gesund aufgestanden, und im Frieden nacher Hause zrn« rüügekehret ist. Von Lasacconi reiste Leonhard über ein rauhes Gebirge durch sehr schlechte, und unge¬ bahnte Wege nach Lasel Hier war es, wo er bey Gelegenheit einer verübten Mordthal zween Haufen, jeden von hundert Köpfen zusam- menrottirter bewaffneter Leute antraf, die sich schon zur Aürichrung eines grausamen Blutbades zu rüsten schienen. Der gute Mißionar weinte vor Herzeleid bey diesem Anblicke, wandte durch Bitten, durch Warnen bald öffentlich, bald in geheim alles mögliche an, um die erbitterten Ge- mülher zu besänftigen, und erwirkte endlich s» viel, daß sie versprachen, währender MißionSzeit sich unter einander keinen Schaden zuzufügen. Die E 2 zwep Ls -^ ( o ) — zwey feindliche Rotten wohnten der Mißion be¬ waffnet, und dergestalt bey, daß sich beyderseits die eine der andern gegenüber gleichsam in Schlacht- »rdnung stellte. Der apostolische Prediger gab sich zwar alle Mühe ihre Hartherzigkeit zu erweichen, und ihnen die Gedanken des Friedens, und dec Eintracht einzuflössen; aber vergebens: ihr Starr¬ sinn war unbezwinglich: sie waren nur immer auf Drohen, und Morden bedacht, (a) Der heilige Mann gerieth dadurch in eine so grosse Betrübniß, daß er bey sich den Entschluß faßte von dannen abzureisen. Zn diesem Ende bestieg er das letztemal die Kanzel, und nahm mit ei¬ nem unaussprechlichen Herzenskummer, den man an seiner Stirne, und an allen seinen Gebärden deut¬ lich lesen konnte, von ihnen Abschied. Allein ganz unvermuthet trakt eine sowohl, als die andere Rotte zum Mißionär, unterwarf sich vollkommen seinem Willen, und jedermann vergaß auf die vorigen Beleidigungen. Man horte nicht mehr den Namen von einer feindseligen Jusammenrottirung, alles war befriediget, allenthalben erhob sich ein Jubelgeschrey, und um Gott für die glücklich her¬ gestellte Einigkeit Dank zu sagen, stimmte man Las ambrosianische Lobgesang: Gott dich loben tvir, an. Ja zum Beweise der Freude, und deS Vergnügens brannten sie ihre Feuerrohre in die (g) s»x. y r, Luft °- ( s ) — 6- k»ft los, die ste vorher zur Ausübung der Rache bestimmet hatten. X. Der selige Leonhard setzt seine Mißisnen in (korsika fort. Mit einem gleich glücklichen Erfolge gelang eL dem apostolischen Manne die in den Distrikten von Orezza, Ampugnanzi, Omessa, Niolo, und Eorti ausgebrochene Empörungen beyzulegen, die Rachgierigen zu entwaffnen, bey den Familien und Völkern, die sich entzweyet hatten, den Frie¬ den herzustellen , wobey er aber jederzeit unglaub¬ lich Vieles erdulden mußte. Und wahrhaftig! wie war es möglich, daß ein seiner Leibesbeschaffen¬ heit »ach sehr schwächlicher, durch die strengsten Bußwerke ausgemergelter, durch ein hohes Alter- ganz entkräfteter Mann bey seinen äusserst be¬ schwerlichen Reisen, die er von einer Gegend zur andern allzeit mit bloßen Füssen, meistens über¬ stelle und felsichte Berge unternahm, bey seiner immerwährenden Beschäftigung mit Predigen, Un¬ terweisen, und Friedstisten, und bey andern der¬ gleichen Strapazen so lange ausharren könnte? kaffet un^ nur etwas von seiner Reise nach Nio- ls melden; diese tratt er bey stockfinsterer Nacht, um zu sehen, wohin er steigen sollte, mit einer brennenden Fichtenfackel in der Hand an, und setzte 7o — ( c> ) —- dieselbe Lags zur heissesten Ighrszeit über raube Gebirge fort, ohne einen Baum anznlreffen, un¬ ter dessen Schatten er auszuruhen im Stande ge¬ wesen'wäre. Nach einem zehenstündigen, unun¬ terbrochenen , und so mühsam zurückgelegren Wege verfiel der sel. Leonhard in eine solche Ohnmacht, daß ihn zwey Menschen, welche ihm entgegen ge¬ kommen waren, unter die Arme nahmen, und dergestalt in eine benachbarte Gegend tragen mu߬ ten, bis er endlich von dannen in einer Sänfte nach lsirolo gebracht wurde. Das Volk von dieser Gegend hielt sich mit seinem Viehe die meiste Jahrszeit an der Seeküste und im Gebüsche auf. Nur die Alten, die Wei¬ ber , und Priester blieben zu Hause: kein Wun¬ der daher, daß es roh, raubgierig, wild und grimmig war, und von Religionssachen wenig, oder gar nichts wußte. Aber eben be» Aurechte- bringung dieses verwilderten Weinberges fand der eifervolle Mißionar die Rechnung für seine Mühe, und den Trost, welcher alles Ungemach versüßte, so er bey seinen beschwerlichen Reisen ausznstehen hatte. Unter den Priestern führte er wiederum ein sittsames und eingezogencs Leben ein: Vom Volke verbannte er den Wucher, die Diebstahle, den Concubinat: den Mordthaten, die sich dort häufig ereigneten, machte er ein Ende. Die so sehr zerstreuten Nioianer versammelten sich gie¬ rig bey seinen Predigten , und ihre Verehrung ge¬ gen den heiligen Mann, wie sie ihn zu nennen pfleg- M weil fie den dacs Frei re s mit wür antr und ohin wod dclt wvh bey ser, eine sein ßere nacl eine mit Sol sert« wah feye er r vers — ( O ) — . /I pflegten, überschritt alle Schrancken; sie grenz so weit, daß er sogar eine Wunde davon trug, als sie aus Andacht einige Skücklein von seinem Or¬ denskleide abschnitten. Einem nur auf Rache be¬ dachten Menschen lagen seine Blutsverwandte und Freunde au, der Mißiou beyzuwohnen, er streub« te sich aber dagegen bloß aus dem Grunde, da¬ mit er nicht etwa von dem Mißivnar verleitet würde den Haß fahren zu lassen, welcher ihn antrieb den Mörder seiner Schwester aufzusucheu, und auS dem Wege zu raumen: im Augenblicke, ohne zu wissen , wie'? gerieth sei» Haus in Brand, Wodurch alles ohne Rettung in die Asche verwan¬ delt wurde. Sogleich bereuete er seinen Starrsinn, wohnte am darauffolgenden Tage der Bußpredigt bey, und söhnte sich mit seinen Feinden ans. Die¬ ser, und mehrere ähnliche Zufälle machten durch eine besondere Schickung Gottes, daß die Worte seines eifrigen Dieners bey dem Volke einen grö¬ ßeren Eindruck hatten.. Von Molo begab sich der selige Leonhard nach (torti, und predigte der zahlreichen Besatzung eines in dasiger Gegend liegenden festen Schlosses mit einem so guten Erfolge, daß die katholischen Soldaten zur Buffe schritten, und ihre Sitten bes¬ serten : zwey Kalvinisten aber unter ihnen zur wahren Kirche zurückkehrten, und ihren Jrrthum feyerlich in seinen Händen abschwuren. Nachdem er durch seinen unermüdeten Eifer in vielen und verschiedenen Ortschaften von (torsika große See¬ len- ?r — ( <2 ) — lenfrüchten eingesammelt hatte , beschloß er end« lich sein apostolisches Amt in diesen Gegenden mit Danei der Mißion zu Jsollaccia. Die Bewohner dieses rete, -OrteS waren wilde, unfreundliche, unbeugsame fahr r Leute, dergleichen er noch keine auf der ganzen bey e Mißion angetroffen hat. Schon seit 20 Jahren hinab waren sie in zwo Parcheyen getheilet, die gegen siel, einander eine unversöhnliche Feindschaft hegten, nahm, und nichts mehr, als den Namen des Friedens, beicht verabscheueten. Leonhard hielte darüber eine schar- schloff fe Scrafrede, und gab sich alle nur mögliche Mühe Aerzt« die Eintracht unter ihnen herzustellen. Dieses ge- teln - lang ihm bey einer Parthey: sie ließ sich erwei- bring« chen, kam den Ermahnungen deSMißionärS „ach, dahin und verziehe ihren Feinden. Allein die andere Par« krit < they hatte einen gewissen Menschen, mit Namen setzte, Lupus, von dem sie ganz abhieng, zu ihrem An- h'nwe führer. Dieser wilde Mensch verboth sogar sei- waldi ner Rotte der Mißion sich zu nähern, oder ein ger e Gehör dem Friedensvergleiche zu geben: sie beharr» legt te also in ihrer Verstockung. Leonhard ahmte dem dern Paulus und Barnabas nach, welche, als sie sa< bete hcn, daß die Hebräer das Wort Gottes verwarfen, ?ugeo sich anderswohin wendeten um solches zu verküm brfan digen (a). Einen ähnlichen Entschluß faßte auch besag Leonhard, und vollzöge denselben am darauffol- "ther genden Tage. wend einen --7--- falle (s) e. rz. yz. Al- < — (->) — 7? - end» Als er nach vollbrachtem Meßopfer in die n mit Kanernhüte, wo seine Wohnung war, Wiederkehr dieser rete, und durch eine Kammer gieng, gab nnge« zsame fahr unter seinen Füssen ein Bodenbrett nach, wv- anzen bey er gäh nach aller Schwere ans einen Balken ahren hinab mit einem seitwärcigen so heftigen Schlage gegen Hel, der ihn den Athem, und beynahe das Leben gren, nahm. Einige, die eben da warteten willens zu dens, beichten, eilten hinzu, Halfer!'ihm auf, und be« schar- schloffen unter einander, weil es ihnen dort an lösche Aerzten sowohl- als an den nöthigen Arzneymit- s ge- teln gebrach, den Mann Gottes nach Bastia zu rwei- bringen. Der lange , und sehr beschwerliche Weg nach, dahin erheischte es, daß man in der Geschwindig- Par- keit eine Art von Sanfte znrichtete, ihn darein amen fetzte, und auf diese Weise durch Menschenhände l An- Hinwegtragen ließ : mehr konnte man in dieser ? sej,- waldichten Gegend nicht thun. Nachdem die Tra- > ein ger eine beträchtliche Strecke des Landes zurückge» harr» legt hatten, blieben sie stehen um von einem an- dem dem Paare abgelöset zu werden. Inzwischen mel- e st,, dete man dem sei. Leonhard , daß sich unter den rfen, zugeordneten Tragern auch der berüchtigte Lupus rkün» befände. Auf diese Nachricht sammelte der durch auch besagten Falle ganz niedergeschlagene, und fast rffol» «themlos gewordene Mißionar alle seine Kräften, wendete sich zum Lupus, und sprach zu ihm in einem gebietherischen Tone: „ Komm her, und - falle auf deine Knies! " Eine erschütterende Stim- l- < 74 — ( o ) — Stimme, die ausWölfen Lämmer machet' »Zr na Lupus, der sonst wilde Wolf, wurde auf ein ihn au mal in ein ganz zahmes, sanftmüthiges, und ge alle 'I horsames Lamm verwandelt. „Ich will" fch zustelle der Mißionar begeistert, und im vollen Eifer fon seiner „ich will, daß du Friede machest." Und Luübrigte pus antwortete ohne allem Widerstande: „ Wei ander» ihr es also haben wollet, heiliger Vater! fsen svl sey es. " Dieses herrliche und unerwartete Bnuach (i spiel wirkte auch auf seine Anhänger: Sie trau kam, kn seine Fußstapfen , und das süsse Wort: Frstim St de ! Friede ! ertönte unter einem fröhlichen Frei',Ehre dengeschrey von allen Seiten. Bey dieser Bctankilst gebeuheit wäre vieles nachzudenken, und no§ stieg e manches nachzutragen; wenn wir eine schwülstig noch b Rede, und nicht bloß einen kurzen Auszug vo sehr z< der LebenSgeschichte Leonhards liefern wollten, hob, > men d H überall das m Der sel. Leonhard verlaßt Corsika, durch scheher wandert verschiedene Landschaften, wir! beim 5 vom Papste nach Rom berufen um dai ordent Volk zum Jubeljahre vorzubereiten, seiner ihm ei Nach dem Verlaufe einiger Tage brachte mai beten , endlich den kranken, und sehr entkräfteten Misst nicht s nenen — — - --> zuckter (b) aisuFuk. 8erm. 14. äs Lrmät, seine« nar — ( O ) - 75 !t' nZr nach Bastia. Der dasige Gouverneur empfahl >f ein ihn aufs beßte den Leibärzten, und diese gaben sich lnd Malle Mühe denselben wiederum vollkommen her- " fuhzustellen. Allein da der rauhe Winter in Corsika er fon seiner Gesundheit gar nicht gedeihlich war, si¬ nd Lu übrigte für ihn kein anderes Mittel, als die Luft- , weiänderung, welche er auf dem festen Lande geniest¬ er! s ftn sollte. In dieser Absicht also segelte Leonhard : Beuiach Genua, wo er auch wiederum zu Kräfte» trau kam , die er in Korsika verlohren hatte, und sich Kriftm Stande zu sein fühlte dieselbe neuerdings zur aFre^Ehre Gottes zu verwenden. In der Metropoli¬ er Btztankirche fieng er an zu predigen; aber kauni be- ) nosstieg er die Bühne, kaum kam er zum Vorschein, -ülstig noch brachte er kein Wort vor: als sich unter dem g vr sehr zahlreichen Volke ein allgemeines Seufzen er- m, hob , und nichts, denn Stimmen der Reue, Stim¬ men der Buße im Tempel ertönten. Und fast überall, wo Leonhard die Mißionen hielt, pflegte das nemliche bey seinem ersten Auftritte zu ge- öurcs schehen. Allein woher dieser sonderbahre Eindruck wir! beim Volke? Woher eine so rührende, so ausser- h dai ordentliche Herzenszerknirschung , sobald man nur en. seiner ansichtig wurde? — Man sah nemlich an ihm einen sehr bußfertigen, armen, rauh geklei- e m« beten, mit blossen Füssen dahergehenden, darum NiM nicht selten verwundeten, und mit Blute überron- nenen, den Gesichtszügen nach ganz in Gott ver- ' zuckten Menschen, der nirgends, als im Himmel feine» Umgang hatte. nar Als 76 - ( o ) — , Als er an die Seeküste abgegangen war ""r und -ort von neuem zu predigen begann, erhiel er Befehl nach Ferrara, und von dannen mü V Bologna sich zu verfügen. Um die Hochschätzum 8"^ zu Leonhards zu verewigen , liessen die Ferrareser seii zwanzig Portrait in Kupfer stechen. Jedermann wetteifcn uMo^ für die Abdrücke davon, und verwahrte sie unn seinen kostbahrsten Meublen. Nach der im fem^ Gin rischen Gebiethe beendigter Mißion setzte er m unbeschreiblicher Mühe und Arbeit über das G^dtung bürge von Bologna. Auf der Reise nach Trex pio hatte er Nachts die ziemlich steile Anhöhe MSeekuh, Bargt, von wannen die Strasse gegen Treppi?^ führet, zu ersteigen. Durch dieses äusserst beschwer d liche Hinanfklettern aber wurde er so sehr eni^" kraftet,. daß er vor Schwachheit mitten auf de» , die Wege stecken bliebe, mithin einer seiner Gespane muntern, ihn an der Strickgüriel vorwärts hinaufzieheu ^-'"hnun und der andere an den Schultern rückwärts ihr Mü forthelfen mußte. Nach einer so schmerzlich m» ^udigci mühesamen Reise erreichte er Bargt um die zwei» Stunde nach Mitternacht, und kam endlich de. , dem folgenden Morgen auf Treppio an; wo er ohn Verzüge zur Ausübung seines apostolischen Amte! Gott mit vollem Eifer schritt, und dasselbe, sodenn auc! ^u Bo in andern Ortschaften des bolognesischenGebiethei^" fortsetzte. Der Zulauf des Volkes war überall, vorzüglich aber zu Lasiigneti so auffersrdentlil-ö"M S groß, daß die Kirche daselbst die ungeheure Mei» sch ge Zuhörer nicht fassen konnte, und der M»ß>»' , när , — ( o ) — war «ar auf offenem Felde zu predigen bemüßiget erhiet "^r. , „aii Von den Bekehrungen, die sich in Bolo« >ai!um T"a zutrngen , will ich nur jene einer jungen er ft,, Zwanzigjährigen Häschersgaccinn berühren, die ei» eifert uichloseS, und offenbar ärgerliches Leben führte. untt Em? einzige Predigt Leonhards wirkte durch Gol¬ fern "s Gnade so mächtig auf ihr Herz, daß sie >r ,„j Plötzlich Zu einem öffentlichen Beispiele der Ab- » s Mlödtung und Sittsamkeit geworden ist. Von einer Trex Eiligen Begierde, für ihr eigenes und fremdes he v, Seelenheil eingenommen, lief sie eifervoll durch eppii^o Stadt, und suchte unschuldige Mädchen so- chw«Wohl, denen es an der Erziehung gebrach, von r ent Gefahr der Sünde zu entfernen, als auch je- f de»ue, die schon gefallen waren, zur Buße aufzu- pam ""intern. Diese versammelte sie sogar in ihre ehe» Wohnung; wo sie ihren bisher müßig und arger- z ihr lieh geführten Lebenswandel änderten, sich der be- h unl ^"digen Arbeit widmeten, ihr Herz mit chrisili- zweit Tugenden auszierren, und dem ganzen Bol¬ tz de ^' dem sie ehe ein Stein des Anstosses waren, M Zur allgemeinen Auferbauung wurden. So segne- llnitä Gott die Bemühung des apostolischen Mannes ! s auli Von Bologna begab sich Leonhard mir seiner Mis- iethei^on nach Ankona, Terni , nach der Abrey lli erall, ^abiaeo, nach Arpino, und Aqurla. Sieben ntlick Lanze Stunden reiste er bey rauher Jabrszeit durch schlammichte, mit Wasser überschwemmte, sehr schiene Wege von Nksntr Rotom lär 78" — ( o ) — do bis Magliano, und wurde so schwach, daß er die Reise weiter fortzusetzen sich äusser Stand! befand, und halbtodt in die Ohnmacht fiel. Mm brachte ihn ins Kloster nach Morlupo; wo ei wiederum zu sich kam , als man eben für sei« Aufkommen äusserst besorgt gewesen war. Jnzwi scheu erhielt der sel. Leonhard vom Papste Beno dikc dem XlV. den Befehl nach Rom zu gehe«, nm das Volk zum allgemeinen Jubelablasse füi das heilige Jahr 1750 vorzubereite». Er kam nach Rom, stellte sich vor dem Pas sie; und sogleich wurde ihm der überaus groß Platz Navona für die Mißioneu angewiesen. A lein für die unzählige Menge Volkes, so sich doi ihn anzuhoren versammelt hatte , schien derselk noch nicht geräumig genug gewesen zu sein. Füns zebeu ununterbrochene Tage dauerte diese Mißiov welcher Se. päpstliche Heiligkeit viermal , mi oft biS zwanzig Kardinale an der Zahl beyzuwof nen gerührten. Ungeachtet der heissesten Jahr! zeit im Angustmonate, und des weitläustige« durchgehends freyen, der brennenden Sonne ga» ausgesetzten Platzes, bestiessen sich doch die Ei» heimischen sowohl, als die Fremden schon in alle Frühe für sich daselbst einen Ort ausfindig zu ms chen, wo sic Abends bequem den heil. Predige hören könnten. Leonhard verließ den Markt Ns voua, predigte hernach in gleicher Absicht a»' dem Plabe cli 8. Narin in Irulkevere, beschloß endlich die Mission in der Kirche üi 8. Nuria l» xra L res in lichen la 1-ri ni , n noch k llella sein e wenn «usges nichts nen P an. N einen i antwor fierbei bey gei klein b Buch ! len wu >e sich wohin predig! viel w Platze len we Sünde mer h. begang pr» — (o)— 79 , stra Wuervs. Bey Herannahen deö heilige» Zah- Ltand! mußte er auf päpstliche Anordnung die geist- lichen Ererzizicn für das Volk in den Kirchen äe!- la vrinita äa mcuiti, äi 8. 6io , äe istiorenri- ar sei« ' und cii b. Lseilia vornehmen. Als er darauf ^nrm "och eine Mistion in der Kirche äi 8. ^näres Be^clella Valle beendiget hatte, schlosse er sich in .Le„ sein einsames Kloster ein, und stellte dorr, als sse er bey so vielen für das Seelenheil anderer ° «usgestandenen Strapazen für sich selbst noch gar nPar'"ch^ gewirkct hatte , zur Heiligung seiner eige- Inen Person eine zwblftagige Gemürhsversammlung n A. dieser fragte ihn der Papst, was für ch dm Nutzen er daraus geschöpfet habe; Leonhard »erselb antwortete: „ Ein grosses Verlangen bald zu sterben, und bald Gott zu geniessen." 7i8i Wenn man nun alle Bekehrungen, die sich bey gemeldten Mißionen zugetragrn haben, haar« >uwoi beschreiben wollte, so würde dazu ein ganzes ^abr« A"ch kaum erklecklich seyn. Nur zwey Falle wol- kri re» anführen. Der Name Leonhards schrank- e aa« ^ sich nicht bloß in den Granzen Italiens ein, - Ei» " von der göttlichen Vorsicht die Busse zu n Madigen bestimmt war; sondern er breitere sich '» ms weiter aus. Eben da er die Mißivn auf dem 'edige Navona hielt, traf aus einem zoo Mei- ^ len weit entlegenen Lande ein mit einer schweren ht Sündenlast beladener Mensch in Rom ein. Jm- schlvß tzat er sich geschamet gewisse Laster, die er -la st. Langen hatte , ssinem' Eewissensrathe zu enst xr» 8s — ( o ) — decken: nun aber faßte er den ernstlichen klik schluß alle ohne Ausnahme dem Missionar zu beichten. Durch mehrere Tage seines Aufenthaltes ( zu Nom suchte er die Gelegenheit sein Vorhaben zu erfüllen; aber vergebens: allzeit fände er den apostolischen Mann im Beichtstühle beschäftiget, und von einer Menge Beichtkinder umrungen. WaS war also zu rhun? er beichtete einem an- dcrn Priester. Allein er betrüge sich nach seiner h'elc' alten Gewohnheit, er verschwieg neuerdings eini- hart, ge Sünden, setzte zu seinen vorigen gottesränbe- s, rischen Beichten noch eine mehr hinzu, und kehr« Ron also mit diesem stummen Teufel im Herzen in sei« auch Vaterland zurück. Als er nacher Hause gekommen kathi war, erwachte auf einmal sein Gewissen, mach- te ihm anhaltende und bittere Vorwürfe, nag» Aber ihn Tag und Nacht, liesse ihm weder Ruhe, noch x^n Rast. Es kam ihm immerdar vor, als wenn e: d^- eine Stimme hörte: Lehre nach Rom zurück sth» beichte dem Vater Leonhard. Er gehorchte die- „nd ser Stimme, folgte dem innerlichen Antriebe, be- worl gab sich abermal auf die Reise, kam im August fthw mvnare des heiligen Jahres nach Rom, eilte ü das Kloster des heil. Bonaventura, warf sich zs für den Füssen des Mißionärs nieder, klagte sich al» Pap den größten Sünder von der Welt an, und über- daß ließ sich ganz seiner Leitung. Der Mißionar uni- , armre ihn auf das zärtlichste, hörte geduldig di! alle Beichte dieses glücklichen Büßers an, löst! Pall ihn von seinen Sündenbanden auf, tröstete, un> zeist ent-- — ( o ) — 8r Euk «ntließ denselben mit einem so vollkommenen Der« gnügeu, daß sich dieser nicht enthalten konnte, altes die , welche er mittels einer zweimaligen )aben Herreise von 2000 Meilen erlanget r ben h^ , Gegenwart der Lrdensgeistlichen zu ver- lautbaren. nge»' Der zweyte Fall trug sich mit einem Pro- a an- testamen ans Preussen zu. Der Ruf Leonhards, sein« welche? sich auch bis in jene Gegenden verbreitet eini- Hane, und die Begierde diesen apostolischen D ann äubc- z,, sehen, und zu Horen, zöge den Preussen nach kehrt! Rom. Er kam, sah , hvrre ihn , besprach sich in sei« auch mit demselben, und äußerte das verlangen mmen katholisch zu werden ; nur beunruhigten ibn noch mach- einige Zweifel über den Primat des Papstes, und nagt! über die Fürbitte der Heiligen; die ihm aber , noch Leonhard so deutlich und gründlich erörterte, daß mn ei der Preusse von der katholischen Wahrheit ganz irück überzeugt, seine vorigen Jrrthümer verabscheuet, re die» und solche, nachdem er vorläufig gut unterrichtet e, bo worden ist, in wenigen Lagen öffentlich abge- lugust schworen hat. ilte ie Obgleich der sel. Leonhard sein Apostolat sich Z« für das heilige Jahr vollendet hat, ließ doch der ich al« Papst, welcher ihn zärtlichst liebte, nicht zu, ) über- daß er sich von Rom entferneke; sondern er woll- rr un>- te, daß er in dieser Hauptstadt bleiben, und dig di! glte Sonntage Nachmittags in den päpstlichen lößü Pallast kommen solle, damit er sich mit ihm über e, mil geistliche Gegenstände, und zum Dortheile der ent- Z christ« 82 — c o) — christlichen Heerde besprechen kbnnte. Lesse» um ^gab geachtet gab der heilige Vater dem wiederholten Ansuchen der Republik Lucca nach, die ungemein für die Mißivncn des Varer Leonhards eingenorm men war, und erlaubte ihm sich dorthin zu ver-Eünde fügen, jedoch mir dem Vorbehalte, daß , nach' dem derselbe die Misiionen auch durch die Gebir« ; ge von Bologna würde beendiget habe» , er im Gespa nächsten Wimermvnate 1750 nach Nom zurück- kehren solle. von se Xis. ten ihr Der selige Leonhard reiset nach Ro n zurück,^ wird krank, und stirbt. tzhm fe an Infolge also der päpstlichen Anordnung reist» Magt Leonhard nach Lucca, und erndrere daselbst sv'ftjue , wohl, als in ander» Gegenden dieser Republik, lassen wo er predigte, häufige Seelenfrüchten ein. Alte, „ und kündbare Feindschaften legte er bey, öffent- Ifiom liche Kebs - Ehen schäfte er ab , und allenthalben «ften führte er die Sünder zu Gott zurück. So machte denn er e§ zu Lamajore, so zu Brancoli , so zu schon Gallicano : hieher liefen die Leute von Modena, von Barga, von Florenz , von andern Ortschaf- ,Bo?o ten haufenweise zusammen. Ihre Anzahl war so stunde groß, daß man sie auf zo,Oao Personen berech» äusser nete , und um ihnen den Zugang zu erleichtern die Ui über den Fluß Serchio zwey Brücken schlagen selige, mußte. Aus dem Gebiethe der Republik Lucca Herw he« — ( O ) — 8z ' begab sich Leonhard mit gleichem Eifer in dieBo- olten jogiiesischen Gebirge. Uiberali blutete durch ihn die Frömmigkeit wiederum auf', überall fihue er avm« gewisse Audachtsübuugen ein , um dadurch den v"« T,',„dxrn die Anleitung zu einem christlichen Le-- mch« benswandel zu hinterlassen. ebir« Bey diesen lezten Mißioneu bemerkten sein« '^Gespanne, daß er nicht, wie sonst, aus d e Pre- ruck'^i^en studirte, sondern nur immer das L ücklein von seinen Vorsätzen in der chand hielce; sie mahn« ten ihn daher, daß er aus dieselben siudircn n ech¬ te. „ Leein " gab er darauf zur Antwort, „ die- 'üch.se (Vorsätze) sind itzt für mich nativ.endig." Eben zur selben Zeit drückte er sich in einem Trie¬ fe an Ästonsignor Lelm oute, der ihm öfters ttisit «»läge , daß er- beständig in Rom bleiben , und l so« feine Gebeine im Kloster des bei!. Ä onaremura blik, fassen solle, mit folgenden Worten aus : „Vrrd ^Ilte,^ dam allerhöchsten gefallen, daß ich nacher feilt-Aom komm«; so glaube ich, Laß auch ihre über« «Iten wünsche in Erfüllung kommen wurden; achte denn das Schiff ist abgenutzt, und taugt ' zu schon wenig für ein Aahrzeug." ena, Leonhard gierig am r z Winrermonates von Has- Bologna nach Rom ab. Als er um die Abend« r s» stunde auf Tolentino kam , bezeigte er eine so rech» ausserordentliche Freude, daß seine Gespanne, ohne 'tem die Ursache davon zu wissen, die aber für den agen seligen Mann kein Gebeimniß war, darüber in rcc» Verwunderung geriet Heu. Nach seiner Abreise von t- Z 2 To« seine ft-sch »nd kram daß < ingli, Lciba keine inöchi Jahr im E U! weiß, daß ich bald sterben werde, und dan Mb ke Gott vom Kerzen, daß er mir die so sch! Ruhs gewünschte Gnade verliehen hat in dem hei ligen Äekollekzisnskloster zu sterben." er an die Pforte Noms kam , sprach er zu den¬ selben: Stimmet nun das Te Deum an- und ich werde euch antworten." Abend erreichte er sein Kloster, legte seine Beis¬ ts ab, und bereitete sich zur Empfangung dstwenn letzten Wegzehrung. Ob er schon ganz entkräfte-Mm seine Stimme sehr schwach war, und man ftft«tzü kei« ließ i W wenn gen ! dersei Gege- Mus vei/r. 84 - ( o ) - Tolentino wandelte ihn unterweges eine so hes h-ii« tige Kalte an, daß er wie eine Leiche aus sähe sch dessen ungeachtet las er zu Ponte della Travi mrs die heilige Messe. Beym weitern Fortgehen schai» daß erte ihm die Haut; der Gespann nahm eö wahrster l und sagte daher Zu ihm: „ Euer Ehrwürdei' haben ein starkes Akber." Leonhard antwort« te„ Ich weiß nicht." Er hatte eine schwen Nacht, und auf die Frage: wie er sich befände wiederholte er: „ Ich bestnde mich übel." E muß sich in der Thar sehr übel befunden haben i denn bey so vielen Strapazen, Wiederwartigkeiteiw Ohnmächten, die ihm wahrend sxineS langwicriKrau gen apostolischen Zimtes zustiessen , hörte man nie mals ein dergleichen Wort aus seinem Munde niemals beklagte er sich, daß es ihrn übel gehe Auf der Reise redete er mit seinem Gespanne vo die 8 den Gesinnungen eines sterbenden Menschen, j ohne aller Aweydenngkeit sagte er zu ihm : Ml Eemüthe zu versameln, und nur mit Gott sich kei« — ( o ) — 85 so hes ki'i! en Pulsschlag au ihm mehr spührte, hat er ussahe^ sch doch, als man ihm das Hochwürdigste Al- Travl tars - Sakrament reichen wollte, dergestalt erholt, i schanz daß man zweifeln konnte , ob wirklich ei» Kran- ' wahr/ker da auf dem Bette liege. Er sammelte alle DÜrd« seine Kräften, richtete sich gegen alle Erwartung itwortt-ftisch ans, erweckte den Glauben, die Hoffnung, schwer« und seine Liebe zu Jesu, den er im heiligen Sa- esände krawcnte empsieng, mit einer solchen Inbrunst, daß alle Anwesende in Erstaunung gesetzt, und in¬ niglichst gerühret wurden. Inzwischen tratt der Leibarzt zu ihm, dessen Anordnungen aber der Kranke mir der Bitte vorkam , daß er ihm gar keine Gattung von einer Fleischspeise vorschrdiben möchte. So sehr eiferte Leonhard von so vielen Jahren her bis auf seinen lezren Athemszug für haben igkeites ngwicri ran nie Runde el gehr nne vo die Enthaltsamkeit vom Fleischeffen. Um sich mehr Heu, j : "Ä-Hi unterhalten entließ er seine ihm beystehende id da« Ritbrüder mit dem Bedeuten, daß sie sich zur so seWuhe begeben sollen. Allein der Krankenwärter rm heil ließ die Kammer offen, damit er dem Kranken, Wi wenn eS die Roth erheischte, geschwind beysprin- zu deniM könnte: und gegen Mitternacht beobachtete m an derselbe, mir was für einer Anstrengung, wie in- Geg« brünstig, Leonhard" die Liebe Gottes erweckte: wie e Beich'verträulich er sich mit der Mutter Gottes, als ung desweun sie zugegen gewesen wäre, bespräche. Er tkräfM mm näher hinzu, und fand sein Angesicht ganz mr ftl entzündet, seinen Leib ganz erhitzt, obgleich er kei« kurz §6 — ( o ) °-- kurz zuvor kali- gewesen ist , und wie eine Leli «niSgrsehen har. Wegen dieser zähen Verändern», famme man nicht ihm die lezte Oelung zu reiche darauf er kurz von der sechsten Nachcsstunde ch 26. Wiutenuonares 1751 in einem Alter von 7 Jahren, 11 Monaten, und 6 Tagen ganz sah im Herrn entschlief. Frühemorgens gab man kraft des gehabt Auftrages ohne Verzug seiner päpstlichen Heil» keit Benedikt dem X! V. die Nachricht von diese Todesfälle; bey dessen Anhörung der heil. Va« mit weinenden Augen in folgende Worte ausbrach „wir Haven viel verloren, aber auch eim Beschützer in Kimmel gewonnen." Ehe 1» ihn zur Erde bestattete, wurde durch gerichrlÄ Untersuchung befunden, daß sein Leichnam weit, beugsam, und an allen Gliedmassen so, wie « ms lebenden Menschen, beweglich gewesen st Es ergieng daher ein päpstlicher Befehl, vemck" dessen man ihn in ein besonderes Grab mir nch stehender Uiberschrist geleget hat. -O. 0. M // i c - 6 rtö t Leo K K 7/ r « Mrrtrsstio Or-,//??. Mm. /<<>/!>---. Krc-Tr H De L/t'Ke ^rarrL LH/ch OLr'r'L /-/e H// Mwe/Aö. Kero T größei trauli« welch l Mitte re sich verricl auzusi sie di« anbey immer meine erneue ins B gvttlit und ü nes ei rnng r ibliLer auf d gleiche macht! Maric XIL — ( O ) — §7 -Lei» Uli. «der»!., leicha Keroische Tugenden, die der sel. Leonhard nde U auSgsübet hat, und die zur allgemein v§„ - nen Erbauung in seinen heiligen Vor- sari sitzen enthalten sind. ehabk Die göttliche Güte, die mich immer zu einer Heil» größeren inneren Verbindung, und zu einem ver- djes, traulicheren Umgänge mit dein dreyeinigen Gott, > Veli welchen ich durch einen lebendigen Glauben in dem brach; Mittelpunkts meiner Seele betrachte, rufet, würdig- te sich bey Gelegenheit meiner in diesem Jahre 174z w verrichteten Ercrzizien mich dazu noch weit mehr lchrlij auzusifern. Weil ich mir nun diese so, als wen» weiä sie die lezren in meinem Leben waren, vorstellte, wie , anbey aber sehr wohl einsabe, daß sich mein Tod sx immer mehr herzunahe, so entschloß ich mich alle weine Vorsätze, die ich jemals gemacht habe, zu t nÄ erneuern; und bin auch mit dem Segen mei¬ nes Beichtvaters, und mit dem Beystande der göttlichen Gnade fest entschlossen, dieselbe in allen, und überall genau ohne Uibertrettung auch nur ei¬ nes einzigen zu erfüllen. Im Falle einer Uibertret- ftro "mg will ich alsogleich zur Buße entweder daS Älmerer« betheu, oder mit der Zunge ein Kreuz -As auf die Erde machen, oder etwas anderes der¬ lei gleichen rhun. Zu diesem Ende rufe ich den all¬ mächtigen Gott um seine Hilfe, die heiligste Maria, meine liebe Mutter, den beil. Vinzenz III. Ser- 88 — ( o ) — Kerreriu^ meinen Fürsprecher , besonders meine« bere l seraphischen Vater den heiligen Franziskus um ich ee ihren Beysiand an. Diesem leztern will ich nach unver Möglichkeit an seinen heiligen Tugenden nachzu- daß ahmen trachten, wozu ich mir von ihm seinen ihm c väterlichen Segen erbitte. se Vi Barni XIV. daß i alles Sein Mißtrauen auf sich selbst. auf n vor ( Zum Grunde aller meiner Vorsätze leg« ich gerim das Mißtrauen auf mich selbst; denn alle meine wenn Fehler, sie sollen groß, oder klein sein , rühren nerlic von meiner Hoffart, Eitelkeit , Aufblähung des Meir Herzens, innerlichen Stolze, und von dem Ver- stand trauen auf meine Fähigkeit her ; da ich doch mit aller Wahrheit klar ersehe, und aus der Erfahrung bekenne, daß ich ohne einer neuen Gnade , ohne einem neuen göttlichen Bey stände weder eine« heilsamen Seufzer zu thun, vielweniger einen gu¬ ten Gedanken zu schöpfen, noch im mindesten zu G mein Gemürh zu Gott auf eine heilsame Art zu nuug erheben vermöge. Daher gestehe ich nach der rei- ner nesien Wahrheit, daß ich ein unwissender, ohn- mir! mächtiger , schwacher, unnützer, und nichtswür- habe diger Mensch sey. Deu Gedanken, daß ich nichts mitj habe, und nichts vermöge, will ich jeder meiner kcit Handlungen, wenigstens den edleren, als da sind, den , dll- Predigen/ Beichthdre», Nathgeben, und an- um . de- — ( o ) — 8y nne« dere dergleichen, vorausschicken. Weiter gestehe um ich es aus der Erfahrung, und erkenne es ganz nach unverholen, daß alles Gute von Gott komme, chzu- daß Gott die wirkende Hauptnrsach sey , und kinen ihm allein alle Ehre und Herrlichkeit gebühre. Die¬ se Vorsätze betrachte ich als so viele Tröpflein der Barmherzigkeit Gottes, und bin ganz überzeugt, daß ich ohne seiner wirklichen Gnade nichts, ja alles nur verkehrt thun werde. .Daher seze ich auf mich selbst das Mißtrauen, und nehme mir vor Gott bey jeder meiner Handlungen, sie sollen e ich gering, oder wichtig, geistlich oder zeitlich sein, reine wenn nicht immer äusserlich, doch wenigstens in- hren nerlich durch öftere Wiederholung der Worte: des Mein Jesu , Barmherzigkeit ! um seinen Ley- Der- stand anzurufen. "" XV. rung ohne Sein Vertrauen zu Gott. une» gm Mißtrauisch auf mich selbst, werde ich mich ssten zu Gott mit vollem Vertrauen, und fester Hoff- t zu nuug auf seinen Beystand erheben , auch mit e>- rei- uer lebhaften Zuversicht mich überzeugen, dass ohn- mir mein allmächtiger Gott helfen wolle. Ja ich vür- habe gar keinen Zweifel, daß, nachdem ich ihn ichts mit jenen Worten: Mein Jesu , Ksrmherzig- iner kcit! öfter- um seine Hilfe werde angerufen ha- ünd, den, er mir alle kräftige Mittel verleihen werde au- um die heiligen Vorsätze zu bewerkstelligen, die ich KS --- ( 0 ) — ich zn machen willens bitt, und die lediglich da¬ bin abziele», daß ich seine Ehre befördere, sei¬ nen heiligsten-Willen erfülle, seinem göttliche» Wohlgefallen nachkomme, und allen seinen Ein¬ gebungen gehorche. Durch diese murktert er mich, besonders aber bey gegenwärtiger GemüthSver- fammlung unablaßlich auf, in welcher, als wenn sie die letzte wäre, ich mir in allem Ernste vor¬ nehme seiner Gnade kraftiglich mitzuwirken. Ich hoffe, daß ich in Erfüllung meiner Vorsätze nicht so untren seyn werde, wie ich vorher gewesen bin;, sondern vielmehr will dieselbe , da ich mich auf den göttlichen Beystand verlasse, genau befolgen, und die mindeste Uibertrettung auf obenbesagke Arc abbüßen. Es kommen aber unterTags vorzüg¬ lich drey Handlungen vor, die ich mich bemühe» werde mit höchster Genauigkeit, Fleiße, und Auf¬ merksamkeit Zu verrichten; diese sind das heilige Meßopfer, die kanonische Tagzcicen, und daS innerliche Gebeth. 4 xvi. Skrns Andacht und Frömmigkeit. Zum heiligen Meßopfer will ich mich mit ei¬ nem ausnehmend großen Fleiße anschicken, und in dieser Absicht zweymal des Tags mit möglichster Vorbereitung beichten. Sollte dieses vieler Be¬ schäftigungen wegen, oder aus Abgänge des Beicht¬ vaters bisweilen nicht förmlich geschehen können, s- > da« sei- iche» Ein« nich,' lver- oenn vor- Ich nicht bin;, auf gen, agtl Zng- ühen Aus- -l-ge daL ei- v in >ster- Be¬ icht- len, » — ( o ) — 91 so werd" ich mich ZN den F. ffen Jesu werfen, me ne Beichte geistlicher Weise verrichten, die ge¬ wöhnliche Tugendsübnngen erwecken , und mir selbst eine Busse, als wenn ich wirklich gebeich¬ tet hätte, aufcrlegen; um ans diese Arc mit der größten Herzensreinigkeit zum Altar zu treuen, und die Vermehrung der Gnade zu erlangen, die aus einer einzigen Beichte eher, denn aus vielen andern guten Werken, von was immer für einer Gattung, zu hoffen ist' Zur gelegenen Zeit will ich die von der Kirche vorgeschriebenen Psalmen bethen, aus Mangel der Zeit aber dieselbe durch innerliche Tugendsübunzen ersetzen ; doch deswegen nie unterlassen das Blut Jesu drey und dreißigma! dein ewigen Vater zu opfern, damit dieses kost- bahresteBlut zur Abwaschung meiner armen Seele gedeybe. An keinem Tage, wenn er noch so feier¬ lich wäre, werde ich die heilige Messe lesen ohne das härene Kleid an meinem Leibe zu haben, da¬ mit ich das Leiden Jesu immer im frischen Ge¬ dächtnisse erhalte. Ich will mich befleissen alle Ceremonien, Rnbriken, Kreuzbezeichnnngeu, und Kniebeugungcn, ohne Auslassung auch nur einer einzigen, bcy diesem Opfer vollständig zu beobach¬ ten, äusserlich ganz eingezogen, innerlich recht ver¬ sammelt, um- auf den Sinn der Worte aufmerk¬ sam zu sein. Bey diesem göttlichen Opfer wird meine vierfache Hauptabsicht seyn ; die göttliche Majestät, die unendlich lobenswürdig ist, zu lo¬ ben r der Gerechtigkeit Goueö für so viele began- L« Y2 — ( S ) — gene Sü !di!i genug zu thun: Gott für so viele Gutthacen, welche er mir erwiesen hat. Dank zu sagen: ihn endlich als den Geber aller Gnaden anzuflehen. Diese vierfache Meinung , und Opfe¬ rung werde ich zue Zeit des Ulememo machen, bald eine, bald die andere derselben bey Fortse- zung der heiligen Messe erneuern, und mich mit dem Herze Jesu vereinigen. Bey der Wandlung will ich auf die wirkliche Meinung bedacht seyn, v!> ich schon dieselbe frühe, und in der Sakristey unter der gewöhnlichen Vorbereitung gemacht habe. Bor dem Genüsse aber des heil. Abendmahls wer¬ de ich in meinem Herzen die Anmuthungen eines lebendigen Glaubens, der Liebe, der Reue, und des eifrigsten Verlangens mich ganz in Jesu zu verwandeln, und ihn alle Morgen bey dem hei¬ ligen Meßopfer-gleichsam zu meiner letzten Weg¬ zehrung zu empfangen erwecken. Nach geendig¬ ter Meße will ich die vorgeschriebene Danksagung, und die gebräuchlichen Gebecher rVnimu OKriwi Obxscro Le. Le. mit der Meinung verrichten, daß alle , was ich nach vollbrachter Komplet biS zur Meße des folgenden Lagen werde gethan haben, eine Vorbereitung zu diesem heiligsten Opfer seyn soll; wvbey ich aber die Anmerkungen mache, daß meine Vorbereitung und Danksagung vorzüglich in einem reinen, gedemüthigten, von einem leben¬ digen Glauben erleuchteten Herzen, und in Er¬ weckung der innerlichen Demuth, der Aufopferung, des Lobes, her Liebe, und der Reue besiehe» miss- — ( o ) — 93 müsse. Und da das heilige Meßopfer der größte Schatz ist, den wir auf Erde geniessen, so will ich nach Möglichkeit, nnd in so weit es meine Ge¬ schäfte zulassen, mich bcy allen Messen einfinden, und alle Morgen bep dem AufspftrungSakte die Meinung, und das Verlangen erwecken allen Meßen beyzuwohncn, die am nemlichen Tage in der gan¬ zen Welt gelesen werden. In Bezug auf die kanonischen Tagzeiten wird der Chor der Ort meiner Ergötzung seyn. Straks bey meinem Eintritte in denselben will ich mich auf die Erde niederwerfen, und das allerheilig¬ ste Altarssakrament mit der Antiphon - O! 5 nerum Lonvivium, und mit der dazu gehörigen Kollek¬ te anbelhen. Nachdem ich mich auf meinen Platz werde verfüget haben, so wird das erste sein, daß ich mich in die Gegenwart Gottes stelle, mich innerlich versammle, durch Erweckung des Glau¬ bens die ganze allerheiligste Dreyfalrigkeit, als gegenwärtig im Mittelpunkte meiner Seele betrach¬ te, und demnthig anbcthe. Zur Erneuerung des Ortsgedachtnisses werden mir, wie ich es unten ausführlicher erklären will, die Finger an mei¬ ner Hand Dienste leisten; so z. B. werde ich bey der Bewegung des kleinen Fingers, der meine See¬ le vorstellt, in mir das Mistrauen auf wich selbst erwecken, mich ohne dem Beystande der Gnade als einen zu jedem Werke deS Heils ungeschickten Klotz ansehen, mich in den Abgrund der Hölle vertiefen, unter alle Teufel selbst erniedrigen, und für 94 — ( o ) — für ganz unwürdig schätzen, nicht mir daß ich Mso vor den Auge» Gottes siehe», sondern noch viel- güiiil mehr, daß ich das Lob Gottes in der Gesellschaft krach der Ordensgeistlichcu anstimmen soll. Der Gold- die singer bilder mir meinen Schutzengel , und ander ^ac, re meine heilige Fürsprecher vor; be» dessen Le- knir i wegung will ich diese, da ich selbst so unwürdig rnich bin, bitten, daß ste Gott anstatt meiiier, und strem von meiner Seite preisen , lieben, danken, und f^iri bencdeyen möchten. Wenn ich den Mittelfinger ümg rühre, wird in mir das Gedachriuß der heiligsten Vetr Gottesgcbahrerinn erwecket, welche ich dauer an- >kh n rufen will, daß sie ebenfalls in meinem Li am en sttzui Gott lobe, liebe, ihm danke und ihn benrdeye. ^as > Dey Bewegung des Zeigefingers werde ich Jesunr ansiehen , daß er das nämliche auf die erhabenste ^n < Arc seinem himmlischen Vater leiste/ Dey Müh- kcn: rung endlich des Daumensingers werde ich mich i^'ey mit vollem Vertrauen zum dreyeinigeu Gott enr- ken, por schwingen mit der Betheuernng, daß ich ihn L^sch preisen, lieben, danksagen und benedsyen wolle /^la in Vereinigung jenes Lobes, jener Denedeyunge» " ei und Danksagungen, welche ihm im Himmel daS " Her; Jesu, und Maria, alle Engel , und alle Heilige darbringen. Alles dieses soll kürzlich in §uf der Zwischenzeit gescheben, da sich die Geistliche» versammeln werden. Wenn ick aber die kanonische lb'go Tagzeiten ausserhalb des,Cbores derben müßte, Len so will ich auf obengedachte Weise meine Finger dell» bewegen, urrd hiemit jene Cemüthserhebungen ^r still- — ( o ) — 95 ich stillschweigend eingeschlossen haben. — Bey Be« >iel- gimmng der kanonischen Lagzeiten will ich darnach Lift trachten, daß dieses mündliche Gedeih, welches old- die heilige Kirche zum Lobe Gottes eingesetzet ide- hat. für mich ein vermengtes Gebeth sey. und De- wir dem innerlichen vereinbaret werde. Um aber rdig wich immer versammelt zn erhalten, und die Aer- und srreunngen zu vermeiden, werde ich nach den ver- und schicdenen Lhcilen der Tagzeiten folgende Einthei- iger lung der Geheimnisse des Leidens Zesu zu meiner st en Betrachtung machen. Im erfreu Normen will an- ich mir die Fußwaschung ; im zweyrer; die Sin¬ nen schung des heiligsten Altarssakramcnts; im dritten eye. das Gebeth im Garten verstellen. Bey dem ersten sum Psalm acl laucles werde ich erwägen, wie Jesus uste den Soldaten entgegen gierig , und mit den Wor- ach- lcn: Ich Hins, alle zu Boden warf: bey dem mch pvepten, wie man ihn gebunden: bey dem drit- ent- len, wie man ihn zn verschiedenen Gcrichcsstellen ihn Zrschlexpet habe: bey dem vierten, wie er dem olle Pilatus vorgestellet: bey dem fünften endlich, wie gen " cingekcrkert wurde; und da will ich mich mit das ihm in dem Kerker ganz allein unterhalten. Deym alle Deum, und Benedictus werde ich den Blick ja auf die allerheiligste Dreyfaltigkeit heften, und he,, Lie Auinnrhungen der Liebe und des Frohlockens scbe lb'gen den dreyeinigeri und unendlich lobenswürdi- re, Lrn Gott erwecken. Bey der Prim wird die Gei¬ fer stelung: bey der Terz die dvrnerne Krönung: bey gen ^r Sm die Kreuztragung; bey der Non der l- ge- 96 -(->)- gekreuzigte Jesus: bey der Vesper die Herablas- Dro sung vom Kreuze: bey der Complet endlich di! vors trauer-volle Bestattung der Stoff Weiner Betrach und tttng seyn. Bey jedesmaliger Anssprechrmg del ran Gloria Patri , auch zur Zeit, da die Akolymi, Falb ihre Antiphonen absingen werden, will ich dieal Klos lcrheiligste Dreyfaltigkeit anbeche», und eine oB Gesc kommene Nene über meine Sünden erretten! gen denn wie sehr dieses nützlich sey, hat ni!ch d« und Erfahrung gelehrer. Wenn ich die kanonisä eTa: bitte zeircn ausierhalb des Chors, oder still betten stt lieh, te, und die Zeit nnzureichlich wäre, so will h «ach! jene Anmuthnngen einschiieffungsweise, und kur ne d erwecken, sprechend: Ich glaube, ich hoffe, ii zu e liebe, ich bereue, und sage Dank; mit bergt ich n fügrer Meinung, l-cmeldre Tugenden durch kiff wöhr Worte ausdrücklich und gehörigermasscn anszm Ki auf Die Tagzeiten ausserhalb des Chors werde i: man jedesmal knieend bethen, und jene Lcidensgeheit« unter nisse, von denen oben die Rede war, betrachte!! cher um dadurch die Eeisieszerstrennngen zu vern.c studi! den, und Gott mir einem innerlich versammeln liege Gemüthe zu loben. Sollte etwa ein Fehler « der terlanfen , so will ich solchen reumüthig bekennen ganz« und ob ich gleich das Leiden Jesu nicht auf d übrig Art, wie im Chor, zu betrachten im Stande ck halb! re, so will ich doch wenigstens innerlich ciB es m Blick auf dasselbe werfen. unter An das innerliche Gebeth will ich mich d« samn gestalt gewöhnen, daß eS zu meinem täglich wecke Bro- ( s ) — 9? rablas, Prode werde. Unausbleiblich sollen dazu die drep ch Lil vorschriftmäßig bestimmte Stunden gewidmet seyn, errach- und diese, wenn mich unter Tags die Geschäfte da« q de! ran hinderten, bey der Nacht ersetzt werden. Im kolM Falle daß ich mich aus Gehorsam ausserhalb deS dien! Klosters befände, auf der Reise, oder in andern ne vH Geschäften begriffen wäre, will ich das Stillschwei» ecken gen beobachten, mich innerlich versammelt haken, -ch L« und meinen Gespann, daß er mich nicht störe, e Tn bitten. Diesem Vorhaben werde ich nnverbrüch- en stk lieh, aber nur mit Hilfe der göttlichen Gnade, will il nachkommen, weil ich überzeugt bin, daß ich oh- ,d km ne derselben keinen aus diesen heiligen Vorsätzen ffe, ü zu erfüllen im Stande sey. Zur Mißionszeit will bergt ich niemals unterlassen einen Punkt, wie ge¬ ll dich wöhnlich für meine Betrachtungen zu lesen, und zni-bck auf jene Zeit aufmerksam zu sein , zu welcher >rdr i( man das innerliche Gebeth in den Klöstern zu gehcchj unternehmen pflegt, damit auch ich mich zu glei- achm>! cher Zeit im Geiste versammle. Sey es, daß ich vcnrck studire, oder predige, oder andern Geschäften ob- rn-eltt! liege, so werde ich mich zugleich mit Erweckung ler m der innerlichen Anmuthungen abgeben. Ja die kenne» ganze von meinen gewöhnlichen Verrichtungen noch auf d! übrige Zeit will ich im Kloster sowohl, als äusser» nde ns halb desselben wahrender Mißion dem Gebethe, wenn h ein» es noch so kurz seyn soll, widmen, mich mit Gott unterreden, innerlich in seiner Gegenwart ver- n'ch Le sammeln, obengedachte Gemürhsanmuthnngen er« tägliche wecken, oder auch nur mit einem einzigen inner« Brc- E li» 98 — ( o ) — Wen und liebvollen Blicke mich an schier hold¬ seligsten Unterhaltung ergehen. Daher will ich allen unnöthigen Umgang mit Weltleuten sorgfäl¬ tig meiden, und wenn sie mich auS der Ursache, Laß ich sie nicht besuche, oder mit ihnen nicht umgehe, für einen groben, und unhöflichen Men¬ schen halten sollen, mich deßwegen gar nicht be¬ kümmern ; indem ich mein Vergnügen nur in mei¬ ner Klosterzelle , oder in einem Winkel des Chors, zur Mißionszeit ausserhalb des Klosters aber in meinem Luartier finde. Die ordentliche Weise mei¬ nes Gebethes wird im innerlichen bestehen: ich Ml Ich me, le m ! Erde satze oder und will gen, dem len. t'Nlg Gcdao kn i > Hand ' Stoß ' gewöl cinme ich je , Lesum ich ih Zu er! 'lhun, Diesel bald i len, i werde nämlich Gott innerhalb meiner suchen, und die Betrachtung gemeiniglich über ein Stück des Leidens Jesu, besonders über dessen Kreuzigung, anfangen, und nachdem ich mein Herz durch ver¬ schiedene Anmuthungen der Demuth, der Reue, der Liebe werde vorbereitet haben, in den Mit¬ telpunkt meiner Seele, das ist, in das Innerste des Herzens meines gekreuzigten Erlösers eindrin-' gen. Dort werde ich mir die unendliche Hoheit/ der göttlichen Eigenschaften, eine nach der andern ' vorstellen, und nach mancherley wechselseitigen Be¬ trachtungen mir einen allgemeinen Begriff von Gott machen, um dadurch die Liebe, den einzigen Zweck . deS innerlichen Gebethes , in dem ober» Lheile v'! meiner Seele zu erwecken. Die Liebe nervlich so!! die immerwahrende Beschäftigung meines Herzens seyn, dazu ich kein geschickteres Mittel weiß, als die Gemüthsversammlung in der Stille, und ju- — ( o ) — 99 Zugleich die Abänderung von allen Geschöpfen. fU- bitte Gott, daß er mir ehe das Leben neh-- me, als diese innerliche Unterhaltung meiner See- ' le mit ihm, die für mich ein kleiner Himmel auf ^-! Erden ist, entziehe. Soll ich jemals diesem Vor- satze untreu werden, und demselben aus Lauigkeit, oder durch den mindesten Hang an die Geschöpfe und die irdische Dinge eine Hinderniß legen, ss /will ich dieses unverweilt bereuen, mich demitthi» ll^n / und meine Schuld zur künftigen Besserung . s dem Beichtvater bekennen. Um den göttlichen Beystand in allen meinen Handlungen zu erhalten , will ich mich an dar Stoßgebethlein: Mein Jesu, Barmherzrgkeit k gewöhnen, ja, recht sehr gewöhnen, nachdem ich E einmal den Vertrag mit Gott getroffen habe, daß ich jedesmal bey Aussprechung dieser heiligen Worts gesinnt sey , ih,, um die kräftige Gnade, damit ich ihn liebe, anzuflehen, und die reine Meinung s zu erneuern, alles nach seinem Wohlgefallen zu i> rn H"", und seinen heiligsten Willen zu vollziehen. Dieselben will ich daher tausendmal des Lage- Gol't bald im Herzen, bald mit dem Munde wiederho« . -len, und dieß wird ein trefliches Mittel seyn, da- .. wichtigste Ding aus allen, nemlich die unabläßi- iSe Herzensbeschafcigung mir Gott, zu unterhal« ren. Allein ich erkenne, daß zu dessen Erleichte« Z rung die drey Seelenkräften, der Verstand, da- uich ^^ächtniß, und der Wille gut bestellt, und mit ben drepen Tugenden des Glaubens, de» GL Hoff? !00 -i. ( O ) —' Hoffnung, und der Liebe wohl ausgerüstet Hm seyn müssen. gend VXII. chen Die Glauöensübung Les sei. Leonhards. emer Gegi Ein gut gereinigtes Glaubensauge macht dr digli, Seele Zu ihrer selbst eigenen Gebietherin , mi! „ng,, leitet sie an die sichere Bahn der seligen Ewigkeit ,'hm Deßwegen mag ich mich nicht mit einem gemeine«, st, vn und bloß in der Betrachtung beruhenden Glaub» dem begnügen, sondern er soll allerdings ein anssemdie s dentlicher, lebendiger, wirksamer, und thätige Hetzer, Glauben , der sich im obern Theile des Verstände! Zu sek oder in der höheren Erkenntnisse befindet, will iS nemli alles abmessen, ja vor allen meinen , besonder« den A wichtiger« Handlungen eine kleine Weile stehe immei bleiben, den Glaubensakt vorläufig erwecken, Ä hoffe in mir die Gegenwart Gottes erneuern , um d« g«nde> durch für meine Seele eine größere, und eifrige« ters i Wirkungskraft zu erlangen. Gewiß jemehr ii heimn meinen Verstand anstrengen werde übernatürlich« Bewe, Dingen einen so festen Beyfall zu geben, ai'Wtruj wenn diese wirklich vor Augen schwebten: des« größer wird auch der Eifer des Willens zum M ken scyn. Ich will mir demnach in meinem G rnüihe gleichsam eine Einöde, welche die Gegend des Glaubens heissen soll, errichten, wo ich n« Hindannsekung aller Geschöpfe mich einzig rr ; Gott durch Bewunderung seiner unendlichen Poßsts , ksm- — ( s ) — ISI !rüsiet /ottrmenheiten unterhalten , auch denselben n irr gendswo, als in mir selbst, in dem Mittelpunkt« meiner Seele, vorzüglich unter dem Gebethe su¬ chen werde. Alsdenn soll sich mein Gemüth nach ds. einer gänzlichen Entfernung von allen sinnlichen Gegenständen mit Beyhilfe des Glaubenslichtes le- Hl bi! diglich mit der Beschauung und Bewunderung der ' ur! unaussprechlichen Schönheit Gottes abgeben, mit ügkeit jhm allein sich unterreden, und sich ganz in ihn, reine» sh viel es möglich, zu verwandeln trachten. Äusser laubn dem innerlichen Gebethe will ich mich angewöhnen lsseroi die Güte meines Gottes in seinen Geschöpfen zu hatige beherzigen, und ohne auf die äusserliche Rind? anbei zu sehen, nur jenes , was in ihnen enthalten ist, rill is nemlich den Schöpfer hochzuschatzen. Nachdem ich 'endet ben Verstand bestmöglich auf diese Art mit einem stehe immer thatigen Glauben werde ausgerüstet haben, n, uii hoffe ich zur bessern Ausübung aller übrigen Tu» lm d« genden zu gelangen. Zu diesem Ende will ich öf- ifrigei lers den Glauben erwecken, und alle dessen Ge- chr ii Heimnisse als unfehlbahre Wahrheiten aus dem lrlicho Beweggründe anerkennen; weil solche die erste n, ak untrügliche Wahrheit geoffenbaret. : deß mW XVIIs. m Et 'ege»! Seine Uibung der Hoffnung. ich stg Die Hoffnung, welche auf den Besitz Got» - VckA, der 'unser höchstes Gut ist, abzielet, soll SM- UNr ror *— ( v ) --i «ngeachtek meiner unzähligen Sünden, die ich all« in das kostbarefte Blut Jbsn eintauche, das Lab¬ sal meines Herzens sein. Aus den vier Haupt¬ gründen, daß mich Gott selig machen will , weil, er gerecht, getreu , barmherzig , und allmächtig Ist, werde ich mein Seelenheil sittlicher Weise sie ungezweifelt halten. Ja diese Hoffnung soll be- mir die oberste Stusse erreichen, und in die Zu- verficht übergehen: ich will mich nemlich nach einem so hohen Begriff von der Barmherzigkeit Gortes bestreben, daß ich sowohl auf die unenb lichen Verdienste Christi, welche ich mir öfteil anzuwenden, und dem Allerhöchsten darzubringei denke: als auch auf den Werth der heiligen Ai läße , Meßen, und gar oft wiederholter Herzens Zerknirschungen mich stützend zuversichtlich erwai ten kann ohne Betrachtung des Fegfeuers gerade WegeS in den Himmel zu fahren; ungeachtet it auch bereitwillig bin mich jener Quäle zu unter werfen, ja dieselbe, wenn es Gott also gefällst wäre, bis auf den letzten Gerichtstag mit größte Danksagung zu erdulden. Diese ausserordentlich Hoffnung kann mir gar nicht schaden, ja sie is zet mir; denn sie schließt die reine kindliche Furch nicht aus, gereicht zur Ehre Gottes, und mun¬ tert mich nur noch mehr zur Ausübung guter Wer¬ ke auf; weil dabey mein fester Vorsatz ist, «ich allein die läßliche Sünden, sondern auch die ge¬ ringste Unvollkommenheiten zu meiden , mich un Ben Gewinn recht vieler Abläße zu bewerben, meh- '— ( s ) — ISA ) M ruehrere heilige Meßen zu hören, nnd das Leben Lab- zum Vortheile meiner Seele in allen genau einzu- aupl- richten. Zur Erhaltung dieser besonder» Gnade weih will ich daher mit den Worten: Mei» Jesu, lchtiz Barmherzigkeit! zu Gott uuablaßig seufzen, e si« und mich dieses Scoßgebethleins ebenfalls zu Er- l bst laugung aller andern Gnaden bedienen , da ich > Aw weiß, daß Gott unendlich barmherzig, getreu, nach und freygebig in Verleihung alles dessen sey, um igkst was man ihn mit einem lebhaften Vertrauen bit- nenb tet, wenn es nur zu seiner größeren Ehre ge¬ ister! reicht, und unserem ewigen Heile nicht nachtheilig ingei ist. Allemal aber bey AuSsprechung der Worte: i M Mein Jesu , Barmherzigkeit! will ich ihn zenk vorzüglich um die Gnade der endlichen Beharr- 'war lichkeit, und um jene der vollkommenen Liebe zu M rhm gebetten haben. Brinnt einmal die Seele von >t it wahrer Liebe Gottes, so ist sie ganz wohl bestellt, »tek von den Schlacken gesäubert , und mir ihm ver¬ fällt einiget. ößtt stich XIX, ii» urch Seine Uibung der Liebe Gstteü. »M M> Die Liebe, welche Gott als das höchste Gut, «ich la als ein unermeßlicyes Meer alles Guten, und ge aller möglichen Vollkommenheiten, das mithin sei- W »er selbst wegen höchst liebenswürdig ist, betrach¬ te«, tet, wird hgg biel aller meiner Gedanken, aller j- mei- rsH —' ( o ) —- meiner Absichten, Anmuthungen, und Handlungen «« seyn, und ihren beständigen Wohnsitz in meinem gewk Herzen behaupten. Nichts, waS der Heilgen Lie- mein be Gottes zuwider wäre, will ich beträchtlich thun, Woh und habe, ungeachtet ich keine Gelübde mache , ren ( -en festesten Vorsatz nach der größeren Vollkoni- Verl menheit zu streben, auch keine läßliche Sünde tcn: wissentlich zu begehen. Sollte sich etwa das Wi- ihn < verspiel zutragen, so werde ich es für das größte sanm Unglück in meinem Leben ansehen, und mir so- nicht gleich eine Buße auferlegen. Auf daß ich mich Bele nnversehrt, und rein auch von dem mindesten Feh- than ler erhalte, will ich immer die Gegenwart Gor- was tes vor Augen haben, meinen eigenen Willen ver- ich r läugnen, meine Leidenschaften auch in geringste» liebe Sachen bezähmen, die Verachtungen, Abtödtun- beda gen, Widerwärtigkeiten, Verdrüßlichkeiten, die so v Dürftigkeit, und alle Ungemächlichkeiten eines ar- weni men, klösterlichen, und bußfertigen Lebens hoch- Goti schätzen, und alle, sie mögen klein oder groß seyn, imm willig annehmen. Nicht genug: ich will mir im- meir mer mehr angelegen sein lassen ein rauhes, stren- deut ges, bußfertiges Leben zu führen, alle Weichlich- beth keiten zu verabscheuen, und mich an Handlungen und zu gewöhnen, die der verderbten Natur nicht be- thm Hagen. Wenn auch dabey manche Mängel unter- Lieb liefen, oder ich oft gar auf frischer That ertap- liche pet würde, so soll wenigstens der ganze Himmel seyn wissen, daß ich Gott auf das vollkommenste zu keit lieben , und in der Uibung dieser Liebe zu verhar» sam ren — ( Y ) — i°5 lunge» «n verlangt. Zu diesem Ziele will ich mich an« reinem gewöhnen verschiedene Gattungen der Liebe in n Lie- meinem Herzen zu erwecken, z. B. die Liebe des thun, Wohlgefallens an den unendlichen Vollkommenhei¬ rache, ren Gottes : die Liebe des Wohlwollens, oder des llkom- Verlangens, daß ihn alle lieben und preisen möch- Zünde ten : die Liebe des Vorzuges, vermöge welcher ich s Wi- ihn allein weit höher, denn alle Geschöpfe insge- größte sammt, schätze, und alles übrige äusser Gott gar ir so- nicht achte; so wird auch mein Herz der schweren mich Beleidigungen wegen, die ich ihm gar oft ange¬ li Feh- than habe, in die bitterste Reue ausbrechen. Ja, Gor- was ich limner thun , oder gedenken werde , will n ver- ich wohlbedächrlich in der einzigen Absicht ihn zu ltgsieu lieben, und ihm zu gefallen thun: nichts soll nn- 'drun- bedachtsam, sondern alles mit Uiberlegung, und , die so viel möglich, mit einer wirklichen, oder doch s ar- wenigstens noch in ihrer Kraft stehenden Meinung hoch- Gott auf das heftigste zu lieben, geschehen. Zur seyn, immer größeren Vermehrung der Gnade daher ist ' im- mein ernstlicher Wille die ganze von meinen or» stren- denttichen Geschäften noch übrige Zeit dem Ge- hlich- berhe zu widmen, mit Gott vereiniget zu bleiben, ngen und mit meinen Handlungen unablaßig, die Anmur t be- thungen des Glaubens, der Hoffnung, und der nter- Liebe zu verknüpfen. Dieß wird meine gewbhn- i'tapr liche, innere, fast ununterbrochene Beschäftigung nmel seyn. Damit mich aber nicht etwa davon die Lauig- e zu keit abhalte, so will ich öfters des Tages, gleich¬ er» sam stündlich, siebenmal wenigstens ganz gewiß, n nem- «emlich frühe Morgens , nachdem ich, wie ge- Got bräuchlich, durch die gute Meinung alle meine luno Werke zu Gott werde gerichtet haben: nach dm um zweyen GewiffenSforschungen: nach den drehen Tag vorgeschriebenen Betrachtungs - Stunden : endlich nieli Abends vor dem Schlafengehen mich innerlich mil Erk! allem nur möglichen Eifer z» Gott auf die An letzt bekehren, als wenn-ich erst das geistliche Leben Ejß angekretten hatte, mit der Aeusserung, daß ich falb »un gesinnet sey, allen Geschöpfen zu entsagen, wer mich von ihnen ganz zu entfernen, mich vollkoni- Hol men an Gott zu heften, nur ihn allein in del ekw innerlichen Einsamkeit, die ich mir durch den Glan- den ben errichtet habe, zu betrachten, und lediglich des seiner selbst wegen auf das inbrünstigste, auf dal Da innigste, und auf das standhafteste zu lieben, ma Alle dies« meine Vorsätze habe» nichts anders zuni bet Zwecke, als Tag rind Nacht in allen meinen Un- wii lernehmungen und Beschäftigungen die liebvolle tri Vereinigung mit Gott, wobey ich die allerseligste ich Jungfräu Maria bitte, daß sie mir die Gnade zei alles dieses bewerkstelligen zu können, erlange, und Liesen meinen Willen segne, damit er in Ewigkeil N unverändert bleibe. Amen. dr Um mich also immer in der Liebe Gottes zu ge üben, will ich mit dem Segen meines Beichtva« fü ters genau bestimmen, was ich alle Tage, alle se Wochen, alle Monate, alle Jahre, und jederzeit A zu thun habe. Täglich demnach, sobald ich i« u der Frühe erwache, werde ich mein Gemüth z» d Gött — ( O ) 107 e ge- Gott erheben, und ihn mit oftmaliger Wiederho- "eme lung der Worte: Mein Jesu, Barmherzigkeit ! ) den „m seinen Beistand zu meinen Handlungen dieses reim Tages anrufen, mich darauf zu ihm auf obbe- >d!ich meldte Weise kehren, zu ihm seufzen, mit der i) mil Erklärung, ihn an diesem Tage, als wenn er der An letzte meines Lebens wäre , mir allem möglichen Lebe« Eifer zu lieben, und in allen Dingen sein Wohlge- ß fallen zu suchen: sondern mich zur Erde nieder-- igen, werfen, die Anmuthüngen des Glaubens, der kom- Hoffnung, der Liebe, der Reue, der Aufopferung > del etwecken, mich mit dem Ailizium umgürten, mit »lau- dem Weihwasser besprengen, und unter Bethnng glich des Psalms - Deus, l)eu8 men8 in Chor gehen. ' dal Das nemliche soll eben so huttig geschehen, so oft eben, man mich Nachts zur Metten anfwecken wird; zuni beym Austritte von meiner Zelle bis in den Chor Uin will ich den Psalm M^ersre bethen, und beym Ein- vollc tritte in denselben mich vollkommen betragen, wie igft ich mir oben in Beziehung auf die kanonische Tag- nadc zeiten vorgenommen habe. und Das Zilizium, mit dem ich mich alle frühe zkeil Morgens umgürten werde, will ich zwey oder drey Stunden lang bis zur Beendigung der heili- Z z» gen Messe tragen , auch diese niemals, was immer tva« sch- ein Feyertag einfallen möge, ohne demselben le- allx sen : nicht minder werde ich alle Morgen nach der rzeik Aufopferung die Meinung machen, alle , auch mir ) i" unbewusste Ablasse nach Möglichkeit zu gewinnen, > z" dafür die guten Werke, Mlche ich auszuüben t . wist IVZ — ( O ) — willens bin , anstatt der sonst auferlegten gelte« sollen. Ans den für die Verstorbene verliehene« Ablassen, will ich einen jener Seele, die von ei» «er erhabener Heiligkeit ist : die übrigen aber denjenigen, denen ich anS Gerechtigkeit, oder Liebe mehr verbunden bin, z. B. meinen näheren An¬ verwandten, oder Wohlthatern, oder auch jenen Seelen anwenden, welche eine vorzüglichere Liebe zu Gott, oder zur seligsten Jungfrau Maria hat¬ ten , mithin für ihr ewiges Heil mehr besorgt wa¬ ren. Auch au der Genugthuung aller guten Werke, die ich binnen 24 Stunden ausüben werde, soll jene Seele von vorzüglicherer Heiligkeit, und die übrigen, von denen itzt Meldung geschah, Theil nehmen: daher ich alle Morgen überhaupt die Meinung machen will alle Ablasse, die an diesem Tage zu gewinnen sind, und alle Genugthuung meiner guten Werke den im Fegfeuer leidenden Seelen nach der gewöhnlichen Vorschrift zuzuthei- len; wobey ich aber auch besonders darauf be- dacht sein werde, daß ich den Ablaß durch sechst malige Abbethung des Vater unsers, des engli¬ schen Grußes, und des Ehre sep dem Vater re, dreymal täglich gewinne. Alle Morgen will ich nach den vorhergemeld-- ten Anmuthungen die Meinung machen bey der heiligen Meße zu konsekriren , beym Beichthören loszusprechen, und die heiligen Sakramente wür¬ dig zu empfangen, und auszuspendcn: daneben die Begierde erneuern allen heiligen Meßen, die an an l den, wirk mit ger deth ich i Ros ne l an seli- cker hei! liet gui sch da! ho les sie de ke te bi E b h -°- ( o ) — IQY gelte« an diesem Tage in der ganzen Welt gelesen wer- hencn den, beyzuwvhneu, und solche, als wenn ich alle i, es, wirklich hörcte, in der oben angeführten Absicht aber wrke, seligsten Jungfrau Maria empfunden hat, erwe- soll cken: täglich zur Ehre der zwölf von der aller- d/e heiligsten Dreyfaltigkeit der göttlichen Mutter ver- hcil liehenen vorzüglichen Gaben zwölf tiefe Verbcu- die gungen machen, dieselbe als meine große Bcherr- sem scherinn verehren, und mich mit ihr erfreuen, mg daß sie rein und unbcflekt empfangen, und zur ea hohen Würde einer Gebährerinn GotreS anSer- xs. lesen worden sey. Bey jeder Verbeugung will ich sie um die englische Reinigkeit des Leibes, und der Seele, um die tiefeste Demuth, um die Be- s,. kehrung aller Sünder bitten, und von meiner Sci- te zugleich versprechen, daß ich sie von nur, an bis auf meinen letzten Athemszug als meine große ,2 ! Gebietherinn herzlich lieben werde. Bey jedem Stundenschlage werde ich einen englischen Gruß , bethen, und mich inniglich erfreuen, daß die . heiligste Jungfrau Maria ohne Mackel der Erb- , sünde empfangen, und zur großen Mutter Gottes erkiesen worden sey r der allerheiligsien Drepfalrig- kett — ( O ) — z io keit aber Dank sagen , daß sie derselben so schöne Vorzüge mitgetheilet habe. Auch meinen Schutz- ' , engel will ich zur ncmlichen Zeit grüßen, und ichn danken, daß er in dieser Stunde mir beygcstanden sey, mit der Bitte, daß er mir ebenfalls in der gzorsa folgenden beysiehen möchte, damit ich Gott in x allen getreu bleibe. Für dke Nachtstunden, weil , man damals die Uhr nicht schlagen höret , soll bey j dieses zu einer andern Zeit ersetzt werden. Bey dem dreymaligen gewöhnlichen Ave Maria-Lau- ten deS Tages will ich auf meine Knie niederfal- s len, und das gebräuchliche Gebeth der Engel des .jgeii Herrn rc. mit dreyen Absätzen auf diese Art ver- richten, daß ich nach dem ersten Ave Maria Ding, das Gelübde der Armuth in den Händen des Je- yeUei su - Kindleins : nach dem zwepten das Gelübde des CDn Gehorsams in den Händen der heiligsten Jung-, si,„g frau Maria , und nach dem dritten das Gelübde j„ nn der Keuschheit in den Händen deö heiligen Joseph mer > erneuere: zu den Worten aber: Das Wort ist noch Fleisch geworden mich sehr tief neige, nachdem von ! sich das ewige so sehr unserwegsn erniedriget hat. »ach Täglich , wenn ich mich im Kloster befinden, und mit < mir keine merkliche Hinderniß im Wege stehen mir i soll , will ich den Kreuzweg besuchen, nem ich r ranz , chen men XX. ( o ) --- rn de» ich ab- schöne chutz- l d iiW anden n der tt in weil , soll Bey - Läu- erfal- :l des ver- laria. ! Ae- ? des lung- lübde sseph t ist )dem h n r. und ehe» XX. Seine Mäßigkeit, und Abtödtung. Täglich bey dem Morgengebethe will ich Vorsatz erneuern darauf bedacht zu seyn, daß den eigenen Willen verlängne, den Eigensinn lege, den Leidenschaften auch in mindesten Sachen bey jeder Gelegenheit widerstehe, der Eigenliebe entgegen handle, und mit den Waffen der Ab- tödtung ausgerüstet wider alle Anfälle auf guter Hut seyn, wodurch ich entweder zu einem vorwi- zigen oder gefährlichen Anblicke zu müßigen, eit¬ len und unnöthigen Reden, oder zur Neugierigkeit Dinge zu erfahren, die mich gar nicht angehen, verleitet würde; vorzüglich aber will ich' mich im Essen einhaltcn, um in allen durch meine Abrbd- tung Gott zu gefallen. Daher nimm ich mir vor in unseren Rekollekzionsklvstern, eS möge was im¬ mer für eine Feyerlichkeir vorfallen, weder Fleisch, noch Eyer, noch Fische, noch eine andere Gattung von dergleichen Speisen zu essen. Ich werde zwar nach einem solchen Gerichte greifen, es jedoch mit guter Art auf die Seite legen, und mich nur mir der Suppe und Brod , oder höchstens mit ei¬ nem Stückchen Käse und Obst begnügen. So will ich mich auch für immer vom Salze, von Pome¬ ranzen, Limonien, Tunken, und andern derglei¬ chen Eßwaaren, die den Appetit und den Gau¬ me» reizen, nicht minder von süssen Back - »ntz Am-. UL — < O ) — Zuckerwerke, und übrigen Leckerbisgen enthalten,! ich di lediglich die Suppe , welche man mir anftragen Gespa wird, geniessen, derselben sogar öfters durch Un- ich es termischung des Wassers den Geschmack benehmen, muthu allem Appetite bcym Essen aus Liebe Gottes ge- Mißft fliessentlich entsagen, von der Kost und Auswahl! ich m der Speisen aus^wgs immer für einem Beweggrund Schiff de niemals reden, und mir die Gedanken davon, Gasth wie jene wider die Neinigkeit, ansschlagen. Sollte mich der Gehorsam an dieser Ablödtung verhin¬ dern, so werde ich mein Haupt beugen, unk trachten ohne Aufmerksamkeit zu essen: die gehin¬ derte Abtbdtung aber durch eine andere innerliche, und öfters wiederholte Anmnthung, z. B. der Liebe, der Neue, und dergleichen zu ersetzen. Da die Kost zur Mißionszeit auf Anordnung Seiner Päpstlichen Heiligkeit Benedikt des XlV.i aus zweyen Brühegerichren , Salat , und einen festen Sf-eise zu bestehen hat, so will ich zwei solche aus Gehorsam nehmen, jedoch dabey di! Eigenliebe nach Möglichkeit abtbdten, noch mir jemals mehr, denn ein Gerichte von Fischen, oder eingelalzencn Speisen aufsetzen, lassen ; wenn erwas mehreres auf die Tafel! kommen soll, wird man es unter die Armen ver-! theilen. Nachdem ich in den Klostern auf meiner! Durchreise von dem, was man mir aufrragen wird , etwas weniges mit Ausschlüsse des Fleische» werde genossen haben, soll das übrige mit guter Art von mir unberührt bleiben. Im Falle, das ich zionsk ersten ein S feste < gleich ich dl läge mitta- Sonn ge, i gen L an de Salat mich mir Ä gNÜgk mal < an d» gebra Früh- und i -- ( o Z — zxz. alten,! ich dieses entweder aus Gehorsam, oder meines trage« Gespannes wegen nicht füglich thun könnte, will h Un- ich es, wie ich oben sagte, durch innerliche An- hmeu, muthungen ersetzen, und zur Vermeidung alles rö ge- Mißfallens das nemliche auch beobachten, so ost wählt ich mich am Tische bey weltlichen Leuten, auf dem Wim Schiffe zu Wasser , oder mit meinen Brüdern im mvon, Gasthause befinden sollte. . In unseren Rekollek- Sollte zionsklöstern wird mein Abendessen lediglich im erlm- ersten Gerichte, so man aufsetzen wird , es seps , u>A ein Salat, »der eine Brühe, wenn es nur keine zehiii-! feste Speise ist, bestehen. Diese letztere, ob ich «liehe, gleich nach derselben etwa greifen möchte , werde . d« ich doch nicht geniessen. Mit Ausnahme der Fast« i. tage will ich mir zur Mißionszeit bey dem Vor« >nunz Mittagsmahls ein wenig Zwiback und Obst: an Sonn - und Feyertagen auch einige Meergründlin- einer ge, und nichts weiter erlauben: an den Samsiä« zwar gen Abends in den Klöstern eben so strenge, wie ) die an den Freytagen fasten , und den gewöhnlichen M,! Salat fahren lassen: wahrend der Mißion abeo mich Vormittag vom Zwibacke enthalten, und nur setze« wir Brod und Obst, wie an den Feyertagen, be- Last! gnügen. Nicht minder nimm ich mir vor, jedes« ver- wal am Vorabende eines Frauentages so, wie einer an den Marzfreytagen in unseren Klöstern der her- agen gebrachten Gewohnheit nach, wenigstens unter der sche» Frühemahlzeit knieend auf dem Boden bep Brod Mer und Wasser zu fasten. daß Die Erstlinge der Früchten, die auf die Ta- H fel ^14 — ( « ) — fel zu kommen haben, will ich Gott opfern ohne sie zu essen, von den übrigen, je größere Eßlusi ich zu denselben fühlen sollte, immer etwas uube- tasiet lassen, den Wein mäßig trinken, und jeder¬ zeit zur Hälfte, ja über die Hälfte mit Wasser mischen; es möge eine noch so große Hitze, oder eine andere scheinbare Noth sein, mich äusser der gewöhnlichen Mahlzeit deS Trinkens, eben so im Kloster, und ausserhalb desselben des Essens ent¬ halten. .Das vorgeschriebene Tischgebeth sowohl vor - als nach dem Mittag - und Abendessen sehe ich als eine nothwendige Handlung an, und wer¬ de dasselbe, wenn anch die geistliche Gemeinde nicht zugegen wäre, oder ich mich in der Mißion befände , ans Erkenntlichkeit gegen Gott für seine Wohlthat eben so, wie in dem klösterlichen Speis¬ saale gebräuchlich ist, ohne alle Uibereilung, auf¬ merksam und mir Würde verrichten. Wenn ich mich , um früher anfzustehen, vor den übrigen zur Ruhe begeben müßte, mithin der Danksagung nach der Tafel nicht beywohne» könnte, will ich diese für mich selbst eben so, wie mit der Gemeinde abstatten. Was immer für eine Feyerlichkeit ein¬ fallen möge, will ich meinen Leib täglich mit der Geisel züchtigen. Dieses soll während der Mißions- zeir Frühemorgens, sobald ich munter werde,/in den Klöstern aber Abends nach der Gewissenser¬ forschung, oder i» der Nacht nach der Metten, auch an solchen Lägen, da diese Leibeszüchtigung bep der Gemeinde unterbleibt, nicht minder auf der der g-sti lege wer! lang Son gehe Mir «em Gott Seel auf Deck »es bedie Vret könm auch Verse auf l Stiel nem betrn zu h seS r Muth I - c o) - -15 ohne Lßlust nnbe»; jeder- > Lasser . oder >r der so im ! ent-' owohl r sehe wcr- leinde kißion seine >peis-! , anf- m ich m zur I nach diese winde t ein« t der Hous« : ,/in nser- treu, der Reise in den Klöstern, und weltliche» Häusern geschehen, wenn anders in dieser eine bequeme Ge¬ legenheit dazu sei» wird, um nicht belauschet zu werden- Durch meine ganze Lebenszeit, auch auf langwierigen Reisen werde ich immer, es sey Sommer oder Winter, -mit blossen Füssen einher- gehen nm dadurch meinen heiligen Vater, seine Mitgefahrten, und Christum unfern Herrn in sei¬ nem Predigtamte nachzuahmen, anbey aber von Gott die Bekehrnngsgnade für eine, oder andere Seele mehr zu erlangen. Ich bin gesinnt allzeit auf blossen, oder höchstens mit einer einfachen Decke überzogenen Brettern zu schlafen , mich ei¬ tles Stückes Holzes anstatt des Hauprküssens zu bedienen, oder Abends ein mit Tuch überzogenes Brett, welches ich FrühemorgenS wieder wegnehmen könne, auf daS Küssen zu legen. Täglich , ja auch zur Nachtszeit will ich ein mit 7 Stacheln versehenes Kreuz an meiner Brust tragen , um auf diese Art nicht nur allein die schmerzhaften Stiche zu empfinden, sonder» auch nahe an mei¬ nem Herzen ein immerwahrendes Denkmal deS betrübten Herzens der seligsten Jungfrau Maria zu haben. Im Falle, daß mir der Gehorsam die¬ ses nicht zuließ, werde ich es durch innerliche An« mm Hungen ersetzen. igung auf er H L- XXI. XXI. Eeinr Tugenö der Gerechtigkeit. zu mc Le Zweymal des Tages, zu Mittag nemlich, Md des Abends will ich die Gewissenserforschnriz vornehmen. Zu Mittag werde ich kürzlich mein. Herz übersehen und untersuchen , ob dasselbe die innerliche Ruhe, welche sich auf die heilige Der Muth, und inbrünstige Liebe Gottes gründet, ge¬ niesse : ob diese heilige Ruhe in einer oder andern Sache nicht etwa gestörer worden sey, nm diesel¬ be , wenn dieses geschehen wäre, durch Erwecknnß der Reue, durch eifrige Ansuchung des göttliche» Weystandes, durch oftmalige Wiederholung der Worte: Mein Jesu, Barmherzigkeit! neuere Lings herzustellen. Daher ich mir zur Erhaltung dieser inneren Ruhe, und des Geistes einer in¬ brünstigen Liebe vier Stücke hauptsächlich nothwen- dig zu seyn erkenne, und auszuüben de» Vorsatz mache t i) der Welt, allen Geschöpfen, mir selbst und allem dem, was nicht Gott ist, abzusterben und das Herz von allen erschaffenen Dingen ff loszumachen, daß ich alles das, was nicht Goli ist, oder nicht zu Gott gehört, minder als ei« un wo Da irdi die ich Zen zu viel derr hors lich lasse und will sehe, der eine« S«l, de» Sandkörnlein achtem 2) Mich der göttlichen Vor¬ sichtigkeit ganz zu überlassen, und alles, was de« Tag hindurch vergehet, es sey klein oder groß, angenehm oder widrig, ihrer Anordnung mit del Piherzeugung zuzuschreihen , daß dasselbe sowohl zu lang, wart seine diese, denn sich, hunz mein ! die > De- ' Se¬ ndern riesel- chunz lichen! ! der' reuer- iltUNg! !r in-j hwen-^ rvrsatz selbst, erben, ;en st Goli is ein , Von- as den groß, iit der sowohl r« zu größerer Ehre Gottes gereiche , als auch zu meinem Seelenheile ersprießlicher sey. z) Das Leiden im Innerlich « und Aeusserlichen zu lieben, und daran ein Wohlgefallen zu haben, wenn ich ver¬ worfen, verachtet, und von der Welt verlassen werde» Das himmlische Paradies bestehet in Freuden, das irdische im Leiden. Sollte mir die Verachtung, die Krankheit, das Leide» schwer fallen, so will ich anf Jesum Hinsehen, der die heftigsten Schmer¬ zen , die größte Verachtung, die äusserste Armuth zu seinem vertrauten Gefährten hatte. 4) Nicht viele Geschäfte, wenn sie noch so gut wären, son¬ dern nur jene zu unternehmen, die mir der Ge¬ horsam vermöge meines Amtes austragt; vorzüg¬ lich aber nicht hitzig und ungsstümm, sondern ge¬ lassen , und mit Bescheidenheit zu Werke zu gehen , und diese in Worten, in Geberden, und i» der ganzen Aufführung zu beobachten. Täglich daher will ich zur Mittagszeit mein Herz prüfen , und sehen, ob dessen Ruhe gestbret worden sey, und der heilige Eifer nachgelassen habe; finde ich an einem oder andern dieser vier Stücke einen Man¬ gel, so werde ich darüber die Reue erwecken, und den Vorsatz mich zu bessern machen. Abends soll die Gewissenserforschung etwas langer dauern. Nachdem ich mich in die Gegen¬ wart Gottes werde gesetzt haben, will ich ihn nm seine Erleuchtung bitten, auf daß ich alle meine diesen Tag hindurch begangene Fehler erkenne; so denn kürzlich allen besonderen Handlungen nachsm- gleich zen w zerstn allen und gl He Chi Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei Hei! Hei! Hei Hei! Hei! Hei! Heil Hei Hei! Kl 8 — ( 0 ) -^ neu, und auf die Oerter, Personen, rind unter) nommene Geschäfte zurückdenken, um zu sehen, wie ich mich in Gedanken, Worten, Beichthöreu, Meßlesen, im Umgänge mit dem Nebenmenschen,! in Hersagung der kanonischen Tagzeiten verhalten! ob ich im Essen, und nothwendigen Schlafe dis Maaß nicht überschritten, die Zeit gut angewen¬ det, und alle Sinne genau bewahret habe: ob ich im Gemüthe unruhig, mit den Augen auSschwes fend gewesen sey: ob ich müßige, eitle, unnütze, lieb lose, unbescheidene, prahlerische Reden geführt habe, meine Fehler zu bemänteln gesucht, mich des Unwillens , freventlicher Urtheile, argwöhnische Gedanken, allzuhitziger Worte, kleiner Großspre chereyen, der Nachläßigkeit in Ausschlagung, uni Verbannung böser Einfälle und Begierden schul Lig gemacht habe. Nachdem ich auf diese Art vie le Fehler an mir werde bemerket haben, werdi ich denken, daß es noch mehrere gebe, die si aber nicht erkenne; da entweder meine guten Wer ke selbst von der Eigenliebe verunreiniget sind' oder ich mich selbst mehr, als Gott suche: oda jene reine und lautere Meinung, die erforderlich ist, nicht habe: oder ihren Werth durch meins Kaltsinnigkeft zernichte. Ließ wird ein grosses Stoff zu meiner Beschämigung seyn : daher ich Gott mit einer herzlichen Reue, und mit einem steifen Vorsatz der Bessentng um Vergebung bit¬ ten, mich i» Erweckung dieser Anmuthungen läm gee, als in der Gewissenserforschung aufhalteu, . gleich ( o ) —' II- nniem sehens -thbreii, mschen, halten : afe die igewe»- ob ich Ischwei tze, lieb zeführe! nich del hnische rvßspre ig, uni n schul llrt vie , werd die ici en Wer t sind :: odei »'derlich > meine grosse- cher ich t eine« niz l'id en lain halten/ gleich gleich Anfangs aber in die Gegenwart Gottes se- zen werde; denn räumt man einmal den Gemüths- zerstreuungen den Platz ein, p verstreichet die Zeit ohne etwas Gute- gechan zu haben. Abends vor dem Schlafengehen will ich mich allen meinen heiligen Fürsprechern anempfehlen und gleichsam eine Litaney, wie folget, abbethen: Herr erbarme dich meiner. Christs erbarme dich meiner« Herr erbarme dich meiner. Heilige Maria, bitt für mich. Heilige Maria. Heiliger Johann der Täufer. Heiliger Peter. Heiliger Paul. Heiliger Johann der Evangelist. Heiliger Joachim. Heilige Anna. Heiliger Vater Franz. Heiliger Anton, Heiliger Bernardin. Heiliger Vinzenz Ferrer. Heiliger Peter von Alkantara. Heiliger Paskal. Heiliger Ludwig. Heiliger Franz von SaleS. Heiliger Ignaz. Heiliger Franz Xavier. Heiliger Alois. Heiliger Franz von Paula. He?- 1c Vitt fiir mich. 6 die 3 ' -8- i r« — (o ) — Heiliger Philipp Neri. Heiliger Johann von Kreuz. Heiliger Vinzenz von Paulo. Heilige Lheresta. Heilige Maria Magdalena von Pazzis. Heiliger Leonhard. Heiliger Blutzeuge Alois, seel. Salvator, bittet für mich. °- Alle heilige GotteS, bittet für mich. Lasset uns bethen: Beschütze o Herr re< Hierauf will ich den Glauben, die Hoffnung, Liebe, und die Rene mit der Erklärung erwecke», in dem heiligen römisch - katholischen Glauben zu leben, und zu sterben , und meinen Geist unter Uibung der inbrünstigsten Liebe Gottes ausznhau- chen. Nach der Anleitung des Vinzenz zu einen guten Tode werde ich meine Seele, als wenn die¬ se Nacht für mich die letzte wäre, und ich in der¬ selben zu sterben hätte, mit dreymaliger Wieder¬ holung der Worte: An deine Hände empfehle ich meinen Geist -- Gott meinem Herrn empfeh¬ len; nach diesem den Psalm Ds krolunäis all. wenn ich wirklich verschieden wäre, für meine See¬ le bethen, Gott zugleich anflehen, daß er mir dieses Gebeth nach meinem erfolgten Hintritte zun> Beßten gedeihen liesse. Um nicht ohne den heili»! gen Sakramenten der Busse und der letzten Weg¬ zehrung aus der Welt zu scheiden, will ich soden» die heilige Barbara mit einem Vater unser, und englischen Grusse um ihre Fürbitte, meine» Schutz- Sch» tes rend anru sprer mein Anm nach Krer fir, nehr tcn einzi Pfli. «ich und schr es! erh, vor, zu ans bev su, c ->) - 121 rc. l, die »ecken, »en z« UNtt! nhau- einm n di> l der- ieder- fehle pfeh- - alS See- mir zuni leili' Leg¬ den» und ine» Schutzengel aber mit den Worten: Engel Got¬ tes rc. um seinen Beistand, damit er mich wäh¬ rend der ganzen Zeit meines Schlafes beschirme, anrufe», ferner meine Zelle mit Weihwasser be¬ sprengen , darauf die Meinung machen, daß alle meine AthemSzüge die Nacht hindurch als so viele Slnmuthungen der Liebe Gottes gelten sollen, her¬ nach mich sittsam auf die Bretter legen, das Kreuzchen meines Rosenkranzes , oder das Kruzi¬ fix , so ich an der Brust trage, in die Hand nehmen, und auf solche Weise mit oft wiederhol¬ ten Stoßseufzer: Mein Jesu, Barmherzigkeit! «inzuschlafen trachten. xxn. Seine Uihung der Klugheit/ Zur erwünschten Ausführung meiner täglich pflichtmäßigen Handlungen will ich bedacht feyn nicht nur den äusserlichen Mißiggang zu fliehen, und die edle Zeit durch unnützes und leeres Ge¬ schwatze mit den Brüdern oder mit den Weltleuten, es wäre denn, daß dieses bisweilen der Wohlstand erheischete, nicht zu verlieren: sondern auch, und vorzüglich die innerliche Trägheit meines Gemüthes zu vermeiden. Ich werde daher im Kloster, und ausserhalb desselben im Gehen die Eingezogenheit beobachten, öfters den Stoßseufzer: Mein Je¬ su , Barmherzigkeit! wiederhole», das Kreuz, ws 122 -M- ( den unsers Herrn Issu Christi sey allzeit in meinem Herzen. Im Vorbeygehen vor einem Bildnisse der heiligsten Jungfrau Maria will ich einen englischen Gruß bethen, und mit einer tie¬ fen Verbeugung innerlich: Du bist meine Ge¬ liebte! sprechen. Ich werde jedermann, der mir begegnen soll, mit den Worten : Gelobt se? Jesus Christus grüßen, diesen Gruß zu dessen immerwahrenden Lobe durchgehends in den Mißio- nen einführen, und auf solche Art mich immerdar " mit dem Lobe Jesu, und mit dieser Lobesbeförde- rnng zu beschäftigen suchen. Das Siegel aller dieser meiner täglich fest- gesetzeu Handlungen soll in dem bestehen, daß ich dieselbe aus ächter, zugleich reiner, und lauterer Meinung vorkehre, damit sie verdienstvoll, und der der e muß eine terno ange Gatt zu f See! dere hoch der mit Idah gen wel mü Do ne Ri zic fa G vk —— ( v ) —— I2H rte» 5 5off- dem Ziele einer l die sün- cbet si> ner-! will eym erk« hei- i» icm ich tie- >c- rir e? 'en v- ar e- H 'r d der göttlichen Majestät wohlgefällig seycn. Dahin muß also meine ganze Bestrebung abzielen, indem eine einzige aus reiner und lauterer Meinung un¬ ternommene Handlung vor den Angen Gottes weit angenehmer ist, denn hundert von einer andern Gattung. Diese reine Meinung reißt das Herz zn Gott, spricht ihm das größte Lob, heiliget die. Seele, machet sie vollkommen, verschaft allen an¬ deren Tngcnden den Werth , und erhebt solche Zum höchsten Verdienste; denn diese Reinigkeit ist bei¬ der Liebe Gottes das kostbarste. Ich will daher milder göttlichen Gnade allen Fleiß anwenden, dahin zu gelangen, daß ich obengedachte Handlun¬ gen aus reiner und lauterer Meinung unternehme, welche in allen lediglich das Wohlgefallen Gottes mir Ausschliessung der Nebenabsichten zum Ziele hat. Dabey muß ich auf alle Geschöpfe, auf alle mei¬ ne Bequemlichkeiten, Eigennutz, und menschliche Rücksicht vergessen , aus allen Dingen nur ein ein¬ ziges machen, memlich in allen bloß das Wohlge¬ fallen Gottes suchen, das ist: alles in Gott, mir Gott, und wegen Gott thun; indem es edler, verdienstlicher, und Gott gefälliger ist, die Tu¬ genden in ihm, und seinetwegen, als aus Liebe seiner, auszuüben; denn der die Tugenden aus Liebe Gottes übet , kann dabey eine Nebenabsicht einmengen : der sie aber in Gott, und wegen Gott übet, mithin in allen lediglich Gott zum Ziele hat, schließt jede andere Nebenabsicht aus, und in dem bestehet die reine Meinung, welche das Herz zn Golt IL4 — ( o ) — Gott reisset. Derohalben nimm ich mir vsr, die- ' se Meinung in allen oben beschriebenen Handlun- gen zu haben, zu'diesem Ende vorläufig den leb¬ haftesten Glauben zu erwecken, meinen Blick aus den drcyeinigen Gott in meinemHerzen, im Mittel¬ punkte meiner Seele zu heften, jede Handlung zu ihm allein zu richten, dabcy nur seinen göttliche Wohlgefallen zu suchen, und innerlich zu sprechen' Alles deinetwegen o Gott! Ich hoffe, daß es mir den dem, Genüsse obbesagter innerlichen Herzensruh! nach Wunsche gehen werde. Daher ich bey der Mittägigen GewiffenSerforschung nachsinnen will, et ich in meinen Handlungen dieses innerliche Abseher auf Gott gehabt, und in allen bloß sein Wohlgefal¬ len gesucht habe; finde ich einen Mangel, so will ich denselben durch Auflegung der Buffe, und mit dem Vorsätze der Besserung bereuen. Ja da die Reinigkeit der Meinung von höchster Wichtigkeit, und so zu sagen, die Seele des geistlichen Lebens ist, so bitte ich Gott, und die seligste Jungfrau Maria um ihren Beistand, auf daß ich mir diese Uibung vollkommen eigen mache. Ich verlange in allen meinen Handlungen die wirkliche, und wenn dieses nicht so leicht wäre, wenigstens die vorige noch in Kraft bestehende, oder auch einverstandene Meinung zu haben. Zu diesem Ziele werde ich vor jeder Handlung in die Worte : Mein Jesu, Barmherzigkeit! ausbreche», dadurch ich willen- bin jene heiligste, reine, und lautere Meinung enr- «al für allemal zu erneuern, welche lediglich auf Gon W Lusül chen stellet dacht und l ist. ? Herz zeit Uhr engli auf nerl dort zuff lese I wes st in ! vde wü dec mi ua ' ( o .r,d,e.E-ttab,wscket, und in «Len Dingen nur sei« indluw bigefallen suchet. en leb- ick auf Nitte!- xxur. Keine Uibung der Sravkmüthrgkeit. nng z, ttlich» Zechen: cs mir nsruhr ey der M,oß bseher lgefa!- o will rd mit >a die gkeit, Gebens gfrau diese ge ,'n wenn wriae idene i - vor esu, llen» ein- auf n ! Wöchentlich werde ich mir eine Tugend zur Ausübung wählen, um darüber bey der mittägli¬ chen Gewissenserforschung die Untersuchung anzu- stellen , gemeiniglich aber auf die Herzensruhe be¬ dacht seyn , die in der Dcmuth nebst der reinen und lautern Meinung bep allen Dingen gegründet ist. Mit allem Fleiße will ich mich gewöhnen das Herz immer in der Ruhe, und die Meinung all¬ zeit zu Gott gerichtet zu erhalten. So oft die Uhr schlagt, werde ich auf obcngemeldte Weife den englischen Gruß bethen, zugleich aber einen Blick auf mein Herz werfen, um zu sehen, ob die in¬ nerliche Uhr gut gehe, und die Ruhe, wenn sie dort etwa gefröret worden wäre, wiederum her- zustellen. Alle Monate will ich diese meine Vorsätze über¬ lesen , um zu erkennen, ob ich Gott getreu ge¬ wesen sey, dazu ich den ersten Monarstag be¬ stimme. Sollte ich an diesem zu sehr beschäftiget, oder durch, viele Verrichtungen verhindert sepn, wie es zu geschehen pflegt, da ich mich ausserhalb des Klosters in der Mißion befinde; so werde ich mir einen andern freyeren Lag des nemlichen Mo¬ nates zu diesem Ende, und wiederum einen andern zur.. 126 °—( o ) —- . zur einsamen Gemüthsversammlung wählen, da¬ mit ich mich nach der Vorschrift des für die Klo¬ sterfrauen gedruckten geistlichen Handbuchs zum Tode vorbercite. Wenn ich etwa zur Mißionszen alle diese Vorsatze nicht überlesen , noch einen Tag zur besagten Gemüthsversammlung festsetzen könn¬ te, so will ich wenigstens die wichtigem Vorsätze übersehen, mir zwischen einer und der andern Nißion einen Tag zu jener geistlichen Erholung so gut, als eS sich wird thun lassen, bestimmen, oder bis zur Beendigung des jährlichen MißionS- geschaftes warten; denn die Ablegung dieser Re¬ chenschaft ist äusserst nothwendig, damit ich mich bereit halte , um vor dem Nichrerstuhle Gottes, sobald ich dorthin berufen werden sollte, zu er¬ scheinen. Jährlich, wenn es möglich sein wird, will ich mich ein - oder zweymal in ein mehr einsame» Kloster begeben um durch eine längere Zeit die heiligen Ererzizien zu machen, und mir zu diesem Ende von den Obern die Erlaubniß erbitten. Dort werde ich alle Grundsätze, gute Gesinnungen, und die hier beschriebenen Vorsätze erneuern, damit ich durch Wegschnoidung aller wilden Schößlinge der Untugenden, Mängel und Leidenschaften bestän¬ dig mehr lind mehr in der Vollkommenheit, in der Gnade, und in der Liebe EvtteS zunehme. Die Erfahrung lehret mich, daß mir diese einsa¬ me Geistesversammlung nothwendiger sey, als d.is Leben selbst; denn ohne derselben wäre mein Le ben l>en e schlim nur, will i< Vewil sier vi riing - welche Di Me zielen aber j dringt ße bei Vaters leit tr Nid d zu mu denn l gcs, ! schiene Brüde rem T versieh leibet , da? Klo- zu»i nszeir i Tag könn- ^rsatze mdern — c c> ) — 127 sten ein müßiges Leben; es würde sich immer ver¬ schlimmern , und ich wäre dabey ein träger Mißio- uär, der wenig Nuzen brächte. AuS diesem Grunde will ich mir alle Mühe geben von den Obern die Bewilligung zu erlangen mich in ein einsames Klo¬ ster verfügen zu dürfen, wo ich mich durch Erneue¬ rung aller dieser Vorsätze Gott ganz widmen werde, welches Zur Fastenzeit am füglichsien geschehen kann. olung men, jions- r Ne¬ ulich ottes, u er- ill ich saures it die nesem .Denk , und it ich e der estän- ?, in chme. nnsa- das t L-" ,'N XXIV. Dis Beobachtung der heiligen Gelübde. > S e i n s A r m uth. Meine Bemühung wird zu allen Zeiten dahin zielen, daß ich die heiligen Gelübde, vorzüglich aber jenes der Armnth, welches das Unterschei¬ dungszeichen unserö Ordens ist, auf das genaue¬ ste beobachte, in die Fußstapfen meines heiligen BaterS, und seiner ersten Gesellen nach Möglich¬ keit trette, mich nach ihren Grundsätzen betrage, und die Ungemächlichkeiten der Armuth liebe. Hier¬ zu muntert mich die Grdße der Belohnung auf; denn die heiligen Peter und Paul sind eines Ta¬ ges , der Sage nach, dem seraphischen Vater er¬ schienen , und haben ihm geoffenbaret, daß jene Brüder, die die vollkommene Armuth bis zu ih¬ rem Tode beobachten werden, ihres ewigen Heil» versichert seyn, und der Zahl der Seligen einver¬ leibet werden sollen. Jedoch soll mich zu Liesen, nicht 128 ( c> ) — nicht so viel die Belohnung, als das Wohlgefick len, das ich dadurch dem Herzen Jesu verursache, welcher arm ans die Welt gekommen, arm leben, arm und nackend am Stamme des Kreuzes hat sterben wollen. Zu dessen vollkommener Leistung unterscheide ich vier Gattungen der Armuth. Die erste beziehet sich auf irdische Dinge, beraube! uns alles Eigenthumes, ja auch des überflüssige!! Gebrauches, und laßt uns bloß die nothwendigk und zwar nur mäßige Nuzung derselben. Die zweilk betrift den Leib, entsagt allen Gemächlichkeiten, und unordentlichen Lüsternheiten unseres Fleisches, die z. B. auf die Kost, Kleidung, Wohnung, mi! andere dergleichen, entweder überflüßige, vdel niedliche Dinge einen Bezug haben. Die driw gehet die Seele an, und hält sie von allen un¬ nützen und müßigen Gedanken, von allen unor deutlichen Gemuthsrrgnngen^ von dem Eigensinne, von dem eigenen Willen, und anderen der ächtti Vernunft widrigen Neigungen ab. Die vierte «- sirekr sich auf den Geist, beseitiget den Harz nach Geisteskröstungen und dergleichen innerliche! Bestrebungen , nm z. B. ein großer Heiliger - werden, einen Grad der Gnade, und der rie zu erreichen rc. dringet nicht zu eigennützig und zu heftig auf eine so hohe Stusse , sonder« begnüget sich mir jener Maaß de, Gnade und Hew lichkeit, welche Gsn von Ewigkeit bestimmet Hal, Diese zwey letzte Gattungen der Armuth sind vo» einem höher«» Warthe, denn die ersten; da i^ da- davon Vater dersell ablauf densell dem st zuahm Ich w Vater« wendii Predig bedien und zi daß m mals und g Zu Ni¬ das K Sport Schrif Ziliziu Augen eine z men u ein B Empsi rerius schon oder a selbst, gefai- sacke, leben, s Hal eistung . Die raube! üßigen »endige zwei« keilen, eischeS, !, un! , vde drill! en m- i unor nsinnc, ächw rte Hanj erliche« iger z« n- Gl°- nnütziz sondeeii d Hen- et Hill, nd vel^ da ic?s da- "E ( 0 ) "" I2A davon so sehr entfernt bin, so bitte ich den heil. Vater Franziskus, daß er mir zur Erlangung derselben helfe, und damit meine Bitte nicht fruchtlos ablaufe, will ich mich nach Möglichkeit bemühen denselben in der äusserlichen Armuth, welche in dem strengen Gebrauche der Sachen bestehet , nach¬ zuahmen, mithin folgende Stücke zu beobachten. Ich werde 1) nach dem Testamente des heiligen Vaters Franziskus einen einzigen in - und aus¬ wendig geflickten Habit tragen, mich wahrend der Predigt eines wollenen, und groben Schweißtuches bedienen, dieses nach geendigter Predigt ablegen, und zn keiner andern Zeit gebrauchen, es wäre denn, daß mich der Gehorsam dazu verbände. 2) Nie¬ mals einen neuen, sondern schon abgetragenen und geflickten Habit, oder Mantel annchmem z) Zu meinem Gebrauche nichts anders haben, als das Kruzifix, so ich auf der Brust trage, die Sporke und Behaltniß für die Predigten, und Schriften, das Brevier, das Regelbüchlein, das Zilizinm, das Kreuzchen mit sieben Stacheln, die Augenbrüllen, den Rosenkranz, zwey Geißeln > eine zu meiner öffentlichen, die andere zur gehei¬ men und nächtlichen Züchtigung, ein papiernes an ein Brettchen gepaptes Bild von der unbefleckten Empfangnig , und von dem heiligen Vinzenz Fer- rerius zur Segnung der Kranken. 4) Keine, ob¬ schon geringste Sache, sie möge ein geistliches oder anderes Geschenk sein, unmittelbar durch mich selbst, oder mittelbar durch andere an Ordensgeist- I liche IZS — ( O ) —- !iche, oder Weltlente -vertheilen, sondern cs ganz Len Mißionsgefahrten überlassen, daß, wenn sie einige Geschenke vertheilen wollen, sie dieses nach ihrem Beliebe» ohne aller meiner Dazwischenkunft thun können : auch ich für meine Person will nicht die mindeste Sache annehmen, und dieses auf das strengste beobachten , ohne mich auf was immer für eine Art anderst überreden zu lassen, damit ich mich auf diefe Weise bey der größten Seelenruhe erhalte. Z) In Hinsicht auf die Kleidung/Kost, Wohnung und dergleichen Dings werde ich mich nach dem Schlechter» sehnen, das Verlangen auch nach dem Abgänge nolhwendiger Sachen hegen, und bey einem solchen sich ergebenden Mangel in¬ nerlich ein Wohlgefallen erwecken, ob d e,es gleich der Sinnlichkeit nicht behagen soll. 6) In allen, z. B. in der Kost, Licht , Feuer, Wasser zum Waschen, Papier zum Schreiben , und andern Dingen nimm ich mir vor gesparsam zu seyn, in der Mißion auch die Kleinigkeiten nicht äusser Acht zu lassen, und sorgfältig darauf zu sehen, daß ich keinen Erzeß begehe. Aus Liebe zur heiligen Armuth werde ich auf blossen Brettern schlafen, im geflickten Habit, und mit entblößten Füßen ein¬ hergehen , mit armen Leuten gerne den Umgang pflegen, und viel lieber sie als die Reichen Beicht hören. An allen eitlen, unnöthigen, überflüßigc» Sachen werde ich einen Eckel haben, mich immer um dem seraphischen Vater bestmöglichst nachzu¬ folgen, der äussersten Armuth in allen bestiessen, und anz sie iach uufc licht das mcr ich ruhe, tost, > uich auch - — ( o ) — IZI und das Verlangen erwecken, daß der ganze Or¬ den zu jener ersten Strenge zurückkehren möchte, nach welcher er, und seine gebenedeyte Jünger ihr Leben eingerichtet haben. Ob ich aber schon in Ausübung dieser heiligen Tugend viele Fehler be¬ gehen werde, so ist doch mein ernstlicher Wille mich zu bessern, und meinem heiligen Vater zu zeigen, daß ich arm zu sein, arm, ja in der größten Armuth bis zum Tode zu leben verlange. XXV. en, in- leich llen, zum der» , in Acht daß igen fen, ein- iang eicht igen mier hzu- sen. Seine Keuschheit. In Rücksicht der Keuschheit muß man der mindesten Regung wegen sehr auf der Hur seyn, den Feind von ferne beobachten , ihn nicht heran¬ nähern lassen' , und , sobald er zum Vor¬ scheine kömmt, bekriegen, vorzüglich aber den Verstand dahin verleiten, daß er auch den gering¬ sten Anhauch des entgegengesetzten Lasters als den häßlichsten Gestank verabscheue. Daher nimm ich mir vor, in dieser kützlichen Sache behutsamer, denn in jeder anderen zu seyn, alle Gefahren zu meiden, mit den Weibspersonen nur aus Gehor¬ sam, höchster Noch, zu ihrem geistlichen Troste, zur Beförderung ihres Seelenheils, und auch da¬ mals nur mit größter Vorsicht umzugehen , keine im Gesichte, wenigstens steif, anzuschauen, bep der Zusammenkunft mit Frauen vom Range mich I s SS- IZ2 — ( 2 ) — gegen selbe ungezwungen , und anständig zu bei tragen, zugleich aber mein Gemüch wider allen Anfall mit einem guten Gedanken aüszurüsien, gleichwie man sich mit einem guten Rauchwerke zu versehen pflegt, wenn man mit Personen, die mit der Pest behaftet sind , und andere damit anstecken können, umgehen muß; bey Gelegenheit einer solchen Unterredung meine Augen gefliestem- lich anderswohin zu wendeu, und wich fodcnn mir guter Manier, ohne daß sich jemand darüber auf- halren könne, davon zu machen. Aus dieser Ur¬ sache werde ich meine Beichttöchter niemals, aiiffer wenn sie in eine schwere Krankheit verfielen, be¬ suchen, noch den Weibspersonen zur Mißionszeit - Len Eintritt in unsere Wohnungen gestatten, noch mit einer von ihnen äusser dem Beichtstühle reden, es wäre denn, daß dieses ein unvermeidlicher Zu¬ fall erheischen würde, und auch damals müßte es an einem öffentlichen Orte, und vor aller Augen geschehen. Mit einem Worte: ich werde Gott unaufhörlich um die englische Reinigkeit bitten mit dem Wunsche, nicht die mindeste dieser heiligen Lugend entgegengesetzte Regung in mir zu fühlen: ich will mich in ddr Beichte auch von dem, was keine Sünde ist, von dem ersten kleinsten Anlauf einer bösen Neigung anklagen, und durchgehends streng verfahren; denn es ist gewiß, daß in die¬ sem Stücke die größte Behutsamkeit und Strenge nicht überflüßig sep. Zur Erlangung einer engli» lifchkn Steinigkeit werde ich endlich an jedem Ta- La ma neh> dun geih müh fasse Got aber ist d Geb weil beste mit diese ben Will in d< beth< Geh. diese ligstc fache ren <- wuß — ( o ) — IZZ Le-> rllen cen, >erke die lmit Lage die zwölf oben angeführte Beugungen machen. XXVl. Sein Gehorsam. cheit sent- mit auf- Ur- uffer bc- szeit noch -den, Zn- e e» ngen Gott niit ligen )len: was ilauf cends die- -enge ngli» edeM In Hinsicht auf den Gehorsam, als das vor¬ nehmste und edelste Gelübde unter andern, da¬ durch man in den Stand eines wahren Ordens¬ geistlichen gesetzt wird, und ohne welchem jede Be¬ mühung nach der Vollkommenheit unnütz wäre, fasse ich den Entschluß, denselben mit der Gnade Gottes auf das genaueste zu beobachten. Es giebt aber drey Gattungen des Gehorsams: die erste ist die Gleichförmigkeit der Handlung mit dem Gebothe, daß man nemlich dieses oder jenes thue, weil man es, befohlen hat: die zweyte Gattung bestehet in der Uibereinstimmung unseres Willens mit dem Willen des Obern , da man etwas auf diese Art bewerkstelliget, weil es der Obere so ha¬ ben will: die dritte ist die Uiberemkunft unseres Willens mit dem heiligsten Willen Gottes, den wir in dem Willen des Obern anerkennen, und an- bechen. Da dieß der wahre und vollkommenste Gehorsam ist, so nimm ich mir vor denselben auf diese Weise zu leisten, daß ich jedesmal den hei¬ ligsten Willen Gottes als die eigentliche Bewegur¬ sache betrachten wolle; denn nach dem unlaugba¬ ren Spruche: Wer euch höret, der höret mich, wuß ich mich mit Gewißheit überzeugen, daß die-i ftl- rz4 — ( s ) —- ses oder jenes nicht der Mensch , sondern Gott an- vrdne und befehle. Diesen Gehorsam will ich mit der Gnade Gottes nicht allein kraft eines schon vorher gemachten Vorsatzes, sondern jedesmal durch Erweckung einer wirklichen Meinung, und aus dieser wirklichen Absicht ausüben, weil der Obere an Gottes'start auf Erden ist, mithin je¬ nes, was der Obere anordnel und befiehlt, auch Gott anordnet, befiehlt, und so haben will. Auf diese Weise wird es mir leicht sein den Willen so-! wohl, als den Verstand zu unterwerfen; denn wenn Gott etwas anordnet und befiehlt, so wird das, was er anordnec und befiehlt, immer das BeZere seyn, ob es gleich meiner Vernunft widrig zu seyn scheinet. Dieses aber will ich doch ver¬ standen haben, wofern der Obere nichts sündhaf¬ tes, nichts unseren Gesetzen, und den Gebotheil der höheren Obrigkeit widriges, nichts in anderen Fallen nach dem Sinne der geistreichen, gelehrten, und eifrigen Vater unrechtes befehlen würde. Uibri- gens bin ich auch bereitwillig meinen Mßionsge- fährren, und meinem mir zugetheilten Reisegespann in allen dem zu gehorchen, was weder den Or¬ denssatzungen entgegen stehet, noch die Beförde¬ rung der Ehre Gones hindert, noch, wie ich schon gemeldet habe, sündhaft ist. Ja in gemeinen Din¬ gen und alltäglichen Vorfallenheiten will ich mich nach dem Sinne eines Laybruders, oder anderer, die mir etwas befehlen werden , fügen, sie als meine Obern betrachten, und bey Nennung des heil voll Geh ich der dem ster schä wie sich- wer Erd ihm chen Ws bey gm .Des der übei nem mir cher das zu! tigs nig« ang mit wo! — ( o ) — lZ5 t an- h mit schon esmal und l der in je- auch Auf en so¬ den» wird r das oidrig > ver« >dhaf- othe» äderen irren, .libri- nsge- 'pann l Or- 'brde< schon Din- mich erer, e als > des ri- heiligen Gehorsams mein Haupt tief neigen, in vollkommenster Uiberzeugung, daß , wenn ich de» Gehorsam in allen Sachen zum Wegweiser habe, ich den wahren Frieden geniessen, und alles mit der größten Gcmüthsruhe richten werde. Ich gehe demnach in die Mißion, oder befinde mich im Klo¬ ster , oder unterziehe mich diesem, oder jenem Ge¬ schäfte , so wird mir alles gleich, und ein Amr so, wie das andere lieb seyn, nachdem ich einmal ver¬ sichert bin, daß es Gott so haben wolle. Ich werde also meinen Obern gleichsam wie Gott auf Erden ansehen, ihm alle Ebrerbiechung erweisen, ihm nicht nur allein eine tiefe Verbeugung ma¬ chen, sondern auch vor seinem Zimmer, als dem Wohnorte des Stellverrretters Gottes, so ost ich bey demselben vorbeygehen soll, mein Haupt nei¬ gen , und nichts ohne Gehorsam unternehme». /Deßwegen hab ich meine Vorsatze in Rücksicht auch der geringsten Dinge zu Papier gebracht, um mir über alles von meinem Beichtvater, und von mei¬ nem Obern den Gehorsam zu erbitten. Tragen sie mir auf, alles zu zerreissen, so will ich gehor¬ chen , und es ins Feuer werfen. Gebiethen sie mir das meinen gemachten Vorsätzen Entgegenstebenbe zu thun, so will ich den Gehorsam auf das rich¬ tigste erfüllen. Ja ich will weder mehr, noch we¬ niger , sondern lediglich das thun , was mir wird angewiesen werden, mit der Versicherung , daß ich mit diesem heiligen Gehorsam leben, und sterben wolle. - X XXVII. (°) - iZ6 XXVII. Seine A^eligionstugenö. Mein Bestreben wird immerdar dahin abziK len, daß ich jene drey Tugenden, die nach den Theologischen die vornehmsten, die würdigsten, im tharigen Leben die bekanntesten, und für mich besonders die nothwendigsten sind, nämlich die Re¬ ligion, rdie Demuth , die Nächstenliebe , auf eine vorzügliche Weise in die Uibung bringe. Dis Religionötugend, welche in der Erkenntniß der göttlichen Fürtreflichkeit , und in einer wahren, Lemüthigen Unterwerfung gegen die unendliche Ma¬ jestät Gottes bestehet, will ich mir hauptsächlich durch innerliche Anmuthnngen eigen zu machen trachten. Ich werde mich nemlich vor Gott de- müthigen, ihn für meinen Herrn, für den Be¬ herrscher meiner Seele erkennen, mich vor dieser so großen Majestät bis in den Staub erniedrigen. Diese Anmuthungen will ich öfters unter dem Ge¬ deihe erwecken, und mache itzt für immer die Mei¬ nung dieselben allemal zu wiederholen, so oft ich de» Boden küssen , vor dem hochwürdigsten Altars¬ sakramente niederknieen, vor den Bildnissen Jesu, nnd Mariens, und den übrigen Heiligen mich beu¬ gen , mich mit dem Weihwasser besprengen, das eonüreor, und andere Gebethe verrichten, und mich vor Gott auf die Erde werfen werde. Ins¬ besondere, so oft ich im Herzen oder mit dem Mun- Mu chen als ten Wi< lich dies bey und sen Hei mit nen nen mit Kn sieu mei Uib am hei ich wo ge< uni lig N< ich ( o ) — Ig abzie- > den lsten, mich eRc- auf Die der wen. Mä¬ hlich lchen de- De- ieser gen. Ge- >iei- ich rrs- ! su, eu« das ind ns- em Munde, Mein Jesir! Barinherzigrcit ! spre¬ chen soll, will ich seine grundlose Barmherzigkeit als ein unermeßliches Meer aller Vollkommenhei¬ ten erkennen, und wofern ich diese Meinung bey Wiederholung jenes Stoßseufzers nicht immer wirk¬ lich erneuern könnte , so gehe ich itzt für allezeit diesen Vertrag mit meinem Gott ein, daß ich ihm bey jeder Aussprechnng jener Worte die Verehrung und den Dienst, welcher ihm gebühret, zu erwei¬ sen , und alle Augenblicke die alles übertrefende Herrlichkeit seiner Majestät mit dem Verstände, mit dem Willen , mit der Zunge , mit allen mei¬ nen innerlichen und äusserlichen Sinnen zu beken¬ nen willens sey. Deswegen werde ich diese Religionstugend mit der Andacht ausüben , die ich zum heiligen Kreuze, zum Leiden des Herrn, zum allerheilig- sien Sakramente, zur allerseligsten Jungfrau , zu meinem Schutzengel , zu den Heiligen , ihren Uiberbleibseln, und Bildern , wie auch zu den auserwahlten Seelen im Fegfeuer trage. Das heilige Kreuz werde ich oft umarme», dasselbe, ich gehe , oder schlafe, in der Haud haben , überall, wo ich es antrefen soll, küssen, sprechend: S'es gegrüsset o Lreuz, meine einzige Hoffnung, und solches als den Brunn aller unserer Glückse¬ ligkeit ansehen. Das bittere Leiden Christi werde ich Tag und Nacht, besonders unter dem Gebethe der kanoni¬ schen Tagzeiten, wie ich mir oben vorgenvmmen ha- IZ8 — ( O ) — habe, beobachten, den Stoßseufzer : Das Leiden meineü Aerrn Jesu Christi se? allzeit in mei¬ nem Aerzen , oft wiederholen, und auf die Ein¬ führung des gottseligen Gebrauchs stets bedacht sein, daß man alle Freytäge um die 2 r zigste Stun¬ de mit der Glocke das Zeichen gebe, damit zu die¬ ser Zeit alle Christglaubige auf ihre Kuiee fallen, zu Ehren des leidenden Jesu, der drey Stunden lang am Kreuze in Zügen wäre, dreymal das Va¬ ter unser, und den englischen Gruß bethen, sich, daß der Sohn Gottes zu dieser Stunde ge¬ storben sey, erinnern, und endlich Gott für die Bekehrung der verstockte» Sünder anflehen möch¬ ten. Um das Andenken des leidenden Jesu in den Herzen der Menschen zu gründen, will ich überall die Uibung des heiligen Kreuzweges ein¬ führen , keine Mühe sparen alle Beschwernisse, die dessen häufigem Besuche etwa im Wege stünden, zu heben, diese Andachtsäbung meinen Beichtkin¬ dern öfters zur Buße auferlegen, ja die Beichtva¬ ter, damit sie das nemliche thaten, ermahnen, damit auf diese Art durch das in den Herzen dec Menschen festgesetzte Andenken des leidenden Er¬ lösers der Weg zu unsträflichen Sitten, und zu allem guten gebahnet werde. Die Andacht zum heiligste» Altarssakramente wird der Mittelpunkt meiner Anmuthungen seyn, da ich dasselbe überall anbethen, demselben überall bey meiner Ankunft de» ersten Besuch abstatten, die die A gehör Ulld < ehren bring zeit gen ' erricl und man der« zn d mein Mei erwi luna was hab« folg Hai Se< lich zar mit un! boi her ge, ha — ( o ) — rzy eiden mei- Ein- !dacht §tun- a die- illen, ruden iva- chen, - ge- r die nöch- su in ll ich ein- , die den , Nkin- hrva- nen, » dec Er, d zu lente 'eyn, erall ten, it die Antiphon O 8ncrum convivium mit der dazu gehörigen Kollekte sprechen, und eö mitpinnerlich und äusserlichen Anmuthungen der Anbcthung ver¬ ehren werde. In den Mißionen will ich zuwege bringen , daß man dasselbe zu den Kranken jeder¬ zeit unter großer Beleuchtung trage, zu dessen ewi¬ gen Anbethüng überall eine geistliche Versammlung errichte, jeder davon die Stunde dazu sich wähle, und immer, wenigstens in den Ortschaften, wo man gedruckte Zettelchen haben kann, jemand sey, der es anbethe, und verehre. Ja aus Ehrerbiethung zu diesem allcrheiligsten Sakramente, will ich durch meine ganze Lebenszeit bedacht seyn das heilige Meßopfer, in welchem Gott eine unendliche Ehre erwiesen wird, mit der größten Geistesversamm¬ lung zu verrichten, und zu diesem Ende alles, was ich mir gleich Anfangs oben vorgenommen habe, genau ohne mindester Unterlassung zu be¬ folgen. Zur heiligsten Jungfrau Maria , in deren Hande ich das wichtige Geschäft meines ewigen Seelenheils gelegt habe, wünschete ich die innig¬ lichste Andacht zu haben. Ich will sie auf das zärtlichste, wie ein Sohn seine Mutter, lieben, mit dem Verlangen, daß sie von allen geliebet, und vorzüglich verehret würde. Daher werde ich von ihr mit besonderm Herzenseifcr predigen , an- bey den Wunsch anssern, daß alle von der Liebe gegen eine so grosse Frau eingenommen wären: hauptsächlich aber werde ich die größte Andacht ztr dem ( o ) dem Geheimnisse ihrer unbefleckten Empfangniß he¬ gen , von dem Vorhaben nicht abstehen, darauf zu bringen , daß dieses GeheimniZ als ein Glaubens¬ satz erklärt werde, und durch alle Wege, muf mir nur mögliche Weise dieses betreiben, wenn es auch mein Blut und Leben kosten sollte. Ich werde das zur Segnung der Kranken bestimmte Bildchen der unbefleckten Empfangniß nahe an meinem Herzen tragen, oft in die Hand nehmen, und unter Er¬ weckung der zärtlichsten Liebesanmuthung andächtig küssen. Ohne mindester Unterlassung will ich die eben angeführte Andachtsübungen täglich forrsetzen, und überdteß eine nenntagige Feyer von der unbe¬ fleckten Empfangniß, Geburt, und Himmelfahrt Mariens anstellen, welche täglich unter neun Knie¬ beugungen in neunmaliger Wiederholung des Na- z-niücar, jede Kniebeugung in Erweckung dreyer An- muthnngen, nemlich in der Danksagung zur aller- heiligsten Dreyfaltigkeit für die der seligsten Jung¬ frau in diesen Geheimnissen verliehene Gnaden, in der Reue über meine Sünden, und in der Liebe gegen Gott, und gegen die göttliche Mutter be¬ stehen soll. An den übrigen marianischen Festta¬ gen werde ich das nemliche durch drey Lage vor¬ kehren, auch eine, besondere Andacht zur schmerz¬ haften Jungfrau haben, oft an ihre Betrübniß, und Herzensleid denken, ihre Marter und Ovalen bemitleiden, und wegen des Ortsgedächtnisses der Schmerzen Mariens jenes mit 7 Stachel besetzte Kreuzchen an meiner Brust tragen. Eine weil ihm und bum rech gem vor the gun alle ses sow bey fein mit die Ge mcl den die die Ul c o) i^r ß He¬ us zu bens- f mik' auch : das l der erzen Er- chtig > die tzen, nbe- ahrt !nie- Vla- An- ller- uig- , in iebe be- ita- >or- Eine vorzügliche Andachr werde ich auch zu meinem heiligen Schutzengel hegen, mich oft mit ihm besprechen, ihn um Rath in meinen Zweifeln, >md nm seinen Beystand in meinen geistlichen Ui- bungen ersuchen, denselben, auf daß er mich zur rechten Zeit warne, nnd an die zur Ehre Gottes gemachten Vorsätze erinnern, bitten, besonders be¬ vor ich die Kanzel besteige, nnd mich zum Gede¬ ihe begebe, um Hilfe zur vollkommenen Vereini¬ gung mit Gott anrufen, endlich ihm zu Ehren alle Abende das Engel Gottes bethen, und die¬ ses alle Fruhemorgenö wiederholen, damit er mir sowohl die Nacht hindurch, als auch unter Tag- beystehe, nnd mich schütze. Ebenfalls will ich den armen Seelen im Feg¬ feuer nach aller Möglichkeit beyspringen, ihnen mit allen meinen Bußwerken, mit allen Ablaßen, die ich auf oben angeführteArt gewinnen soll, ein Geschenke machen , und wofern die Mißion durch Mehrere Tage zu dauern hatte, eine Predlgt von denselben mir allem Eifer Hortragen, damit ihnen die Christglaubigen zu Hilfe kommen, XXVlII. ;rz- lß, len der tzce Seine Demuth. Die Tugend der heiligen Demuth ist eine Schwester von der Tugend der Religion , mit diesem Unterschiede, daß die Religion zuvörderst die Vorrreflichkeir GoneS, nächst aber nach dieser nur ft- — ( O ) —- sere Nichtigkeit : Die Demuth hingegen hauptsäch¬ lich unfern Univerth und Nichtigkeit , und nach solcher erst die Vortreflichkeit Gottes zu ihrem Ge¬ genstände hat; dieß will so viel sagen, daß wir uns vor Gott u. vor den Menschen erniedrigen müs¬ sen um die Vortrefflichkeil Gottes zu preisen, und zu erhöhen. Allein, wehe mir! wie weit war ich! bisher von dieser schönen Tugend entfernt, ohne! welcher alle übrigen zu Nichte werden! Deßwegen mache ich bep mir den Schluß alle Mühe anzu- wenden, und Gott öfters zu bitten, daß ich doch etwa eine Stuffe dieser heiligen Tugend erreiche Wey der mittägigen Gewiffenserforschung über die Herzensruhe, die ich mir täglich anzustellen vor- genommen habe, will ich genau darauf sehen, ob ich mich nicht vielleicht wider diese heilige Tugend vergangen habe, da gemeiniglich alle Unruhen aus Abgänge der Demuth entspringen. Ich bilde mit zwey Gattungen der Demuth vor, jene des Ver¬ standes, und jene des Willens. Die erste giebt mir mein Nichts zu erkennen: die zweyte mach! mich alle Verachtung mit Freuden annehmen. Be¬ trachte ich mich nach meinem natürlichen, physi¬ schen , und sittlichen Wesen, so bin ich in Rück¬ sicht der ersten von meiner Nichtigkeit, von mei¬ nem Unwerthe allenthalben , und auf das deutlichste um so mehr überzeugt , da es der Wille Gottes war, der alles in beßter Absicht, und mit unend¬ licher Weißheit anordnet, daß ich als ein Mensch von einem armen, und nieder» Herkommen, auch ei neu griff aus mein Vern ich m veras Uiber türlicl wirk!! ganz Unfr ohne lem < greift Schle ein b üge d gesag Welt »mg , bekeu so wi daß i da m inich diese! Eom den, daß i - ( o ) - 14 z säch- nach i Ec- i wir müs- , und ir ich ohne vegen anzu- doch eiche, :r die vor- i, ob igend r aui mir Ver- giebt mach! , Be- dhysi- Rück- mei« lichste lottes nend- lensch auch ei- eiuen armen , ja äusserst armen Ordensstand er¬ griffen habe, für welche höchste Wohlthar ich ihm aus ganzem Herzen danke. Wenn ich erwäge, daß mein Vacsr ein elender Schiffmann von geringem Vermögen wäre, so macht dieser Gedanke, daß ich meine Augen Niederschlage, und mich für den verächtlichsten Menschen unter allen halte. Die Uiberzengung , daß ich in Rücksicht des Uiberna- türlichen keinen guten Gedanken ohne einer neuen wirklichen Gnade zu schöpfen vermöge, bringt mich ganz aus der Fassung, und macht mich die größte Unfruchtbarkeit meines armen Herzens, so ohne einen besonder,, Einflüsse der Gnade zu al¬ lem Guten ganz und gar unfähig ist , mit Händen greifen. Wirf ich hernach einen Blick auf den Schlamm meiner überaus großen Sünden, so ist ein bodenloser Abgrund, und das, was der hei¬ lige Vater Franziskus von sich vergrösserungsweiss gesagt hat, daß er der größte Sünder auf der Welt sey,muß ich von mir ohne einiger Vergrösse¬ rung, sondern mit aller Wahrheit, und aufrichtig bekennen. Wofern ich noch daran zweifeln sollte , so würde ja das ein augenscheinliches Zeichen seyn, daß ich der hoffartigste Mensch auf der Welt sey, da mir eine so klare Wahrheit vor Augen liegt, mich dennoch der Stolz so sehr verblendet, daß ich dieselbe nicht sehe. Allein ich will mir der Gnade Gortes nicht langer in einer solchen Blindheit le.! den , sondern ich setze zum Grunde dieser Tugend, daß in mir nichts anderes se», als ein Nichts, «n> r — ( o ) — und die Sünde. Siehe ! mein ganzes Vermöget auf dieser Welt bestehet in dem Nichts, und in der Sünde. Es ist aber nicht genug, dieses nur mit dem Munde zu sagen , man muß sich auch! im Herzen von dieser Wahrheit überzeugen, und dieß ist, um was ich Gott mit einem tief, sehr tief gebeugten Haupte bitte. Jedoch ist auch diese Demuth des Verstandes nicht hinreichend, dieweil die Teufel auch ihr Elend erkennen, und nichts destoweniger in ihrer Hoffahrt beharren. Daher falle ich auf meine Kniee nieder, und bit¬ te Gott durch die Verdienste deS heiligen Vaters Franziskus, daß er mir eine wahre Demuth, und das Vergnügen allenthalben verachtet zu werden, verleihe, und es mir begreiflich mache, daß ein Sonnenstäubchen der Verachtung über alle Ehren- stellen der Welt zu schätzen sey. Freylich ist das ein sehr bitterer Brocken für meinen Hochmuth; allein mit der Gnade Gottes hoffe ich denselben zu verschlucken, indem ich willens bin nicht nur alle Verachtungen willig zu ertragen, sondern den¬ selben auch entgegen zu gehen , solche zu verlan¬ gen, und mich darüber zu erfreuen. Ob ich aber gleich bey Niederschreibung dessen einen innerlichen Vorwurf in mir fühle , ' als wenn ich dieses zu thun nicht im Ernste dachte, oder bey Vollziehung dieses Vorhabens meinem Gott nicht getreu seyn würde, will ich mir doch Muth machen, im vol¬ len Ernste und von Herzen es zu thun vornehmen, daß ich weiß, daß der Gnade Gottes nichts un- mbg- moc gen 3'3' Goi dir, Gal Ver die bege Nar und diese Ern melr schäl Em; chen bin. Ged, werd sogle liehst gcwe Zigkl ten, will den Ausk Mitb ögess d in nur auch, und tief, auch ^'Itd, und rren. bit- aterS und den, ; ein hren- das mrh; eiben nur den- rlan- aber ichen s zu bring sey" vol- men, un- r- — c o) — .145 möglich sey, welchen ich zu diesem Ende mit den gewöhnlichen Worten: Mein Jesu, Barmher¬ zigkeit ! oft anrufen werde. Ja ich will meinen Gort um die Gnade bitten, von allen Mißkre¬ dit. in den ich bey den Leuten fallen möchte, alle Gattungen der Geringschätzung, Beschämung, und Verachtung meiner Person welch zu halten, und die kleinen Erniedrigungen, die mir unter Tagö begegnen sollen, willig anzunehmen. Da ich von Narur zerstreut, in sehr vielen Sachen unwissend, und dumm bin, so nimm ich mir vor, aus eben dieser meiner Beschaffenheit eine reiche Erndte von Erniedrigungen und kleinen Verachtungen zu sam¬ meln. Wenn sich ein solcher Fall zu meiner Be¬ schämung ereignen solle, will ich mich ohne aller Entschuldigung demüthigcn, und offenherzig spre¬ chen : Es ist wahr, daß ich ein Dummkopf bin. Den hoffärtigen, ruhmsichtigen, stolze» Gedanken, wenn mir etwa dieselben einfielen, werde ich mich durch Erweckung der Deinuth al- sogleich Wiedersehen, solche mir wie die abscheu¬ lichsten Einfälle ausschlagen, und Gott mit den gewöhnlichen Worten: Mein Jesu, Barmher¬ zigkeit! um seinen Deysiand an rufen. Um diese Tugend noch genauer zu beobach¬ ten, und nicht bloß bey den Worten zu bleiben will ich bestiessen seyn mich im Kloster willig mit den niedrigsten Verrichtungen , z. B. mit dem Auskehren, Tellerwaschen, und Uiberhebung der Mitbrnder in ihrer Arbeit, so viel ich thun kann, K ab- r^6 — ( a ) —- abzugeben ; zuvorderst aber meine Zunge zu be¬ zähmen , daß ich weder gut, noch übel jemals von mir rede. Niemals soll man aus meinen Munde hören, daß ich entweder zu Rom ge- prediget, oder in den Mißionen einen glücklichen Fortgang gemacht habe, es wäre denn, daß dieß zur Beglaubigung der achten Lehre meines Unter¬ richtes und meiner Predigten , zur Uiberzeugung des Volkes, daß Rom diese Lehrsätze gut heiße, mithin zur Verschaffung der denselben gebührenden Bcyfalls geschehen müßte, oder daß man vernünf¬ tig urtheilen würde, eine Meldung von den schon gehaltenen Mißionen könnte zu Ehre Gottes ge¬ reichen. Außer dergleichen Fällen, in denen ich die Rede bald abbrechen werde, will ich mich äusserst hüten etwas von meiner Person zu spre¬ chen, ja beständig, und täglich wachsam seyn, daß aus meinem Munde kein Dort entwische, welches nach Hoffart, oder eigenem Lobe riechen möchte. Dieses wird mir nicht schwer fallen, so¬ fern ich meinem obgcdachten Vorsatze gemäß mei¬ ne Gedanken im Zaume halten, und den Stolz des Geistes bändigen werde. Im Umgänge mit den Brüdern wird es beschwerlicher seyn den Ei¬ gendünkel fahren zu lassen; und ob es gleich er¬ laubt ist die eigene Meinung vorzutragen, und seine» Beweiß anznführen ; so ist es doch nicht erlaubt zu zanken, nnd auf keine Weise nachge den zu wollen. Ich weiß zwar , daß ich bey- gllem meinem Vorhaben vielmal stolpern werde, nichts nichts r whlbel m der UM l" iii zank im vor llorhabi eruhige hie H< »genhei leser w as Kre uchen. iß ich mgung hne hoc «langen «ästige tnden, Di mnzeicl d bep < M in uket h >11 der Ochsten be- ials inen ze¬ chen dieß iter- Snng -isse, »den ünf- 'chon ge- > ich mich spre- eyn, sthe, :che» , so¬ me i- §tol; mit — ( o ) — 147 ichts destoweniger mache ich mit allem Eifer und whlbedachrlich den Vorsatz, und entschliesse mich m der Gnade Gottes niemals über eine Sacke, segn sie auch noch so gut wäre , mir jemanden .i! zanken; sondern ich will mir nach meiner sirc- M vorgebracht'.i Meinung zur Erinnerung meines kvrhabenS einen Zwicker in den Arm geben, mich »ruhigen, und den Vorsatz erneuern, gelassen, hne Heftigkeit, mit einer Sittsamkeit und Einge- «genheit zu reden. Bey jedem Fehltritte, und ieser wird gar oft geschehen , will ich zur Buße as Kreuz dreymal mir der Zunge auf der Erde uchen. Anbey wird dieß mein Grundsatz seyn, iß ich nie zur Vollkommenheit und heiligen Wer- iiiigung, ohne der inbrünstigsten Liebe Gottes, tue höchster und ticfester Verachtung meiner selbst Langen könne; daher ich Gott oft um seine ch'lige Gnade zur Erhaltung dieser zwevenTu- rnden, der Liebe, und der.Demut!) binen werde. XXIX. Seine Liebe deö Nächsten. 1 Ei- > er- »Nd nicht chge bey- erde, Die Tugend der Nächstenliebe, welche das inmzeichen der wahren Liebe Gottes ist / will b bey allen Gelegenheiten ausüben, und um icht in Grundregeln zu irren, vorläufig ange- »rket haben, daß die reine Liebe an fick selbst »! der Liebe seiner selbst unterschieden se». Den Ochsten auf diese letzte Art lieben heiüt sich K 2 selbst ft Nacht k Gnade össern Ve nlhafti'g 148 selbst in eien» Die ,«ch meii der Lic -(2)- ? ... dem Nächsten lieben: ihn aber auf erste Weise lieben, heißt Gott in dem Nächsten? oder den Nächsten aus Liebe GotteS, und in Miss' - die Erfahrung lehret, daß sich die Menschen mer ändern, und eines kleinen Verdachts wezl^ die Freundschaft sich bald in die UngewogeiE und Feindschaft verwandle. Daher bin ich «, - schlossen mich an Gott allein, der unverändert" ist, zu halten, und meinen Nächsten ohne W' theylichkeit zu lieben, da ich an ihm das EbcB"" Gottes betrachte. Dieses aber wird mich di nicht hindern demjenigen eine größere Gewogechft zu erzeigen, der eine größere Tugend besitzet; n«' rs so entweder die Tugend der Dankbarkeit ft heischt, wie es die Heiligen gethan hatten: weil dieses, wenn es in Rücksicht auf Gott L schicht, den Glanz der Liebe nicht verdmM Uibrigens will ich mich in gewisse Geschäfte,?,,,' - B. in die Uiberreichung der Bittschriften au 'ft Gerichtshöfe, Ebestiftuugen, Anbringung der Dieft magde, und andere dergleichen Händel , die fs"' " mir meinem Stande nicht gut vertragen, und «n einem größeren Wohle hinderlich waren, nss ein-! denen «der eine sicht auf Gott lieben. Mit der göttlichen Gnade ich mir vor, den Nächsten als ein Ebenbild Gom?^"-' zu lieben, die Neigungen, Abneigungen, Gcv'ift genheiten, Verwandtschaften, Verbindlichkeim und andere dergleichen Beweggründe, die eine '' ° theplichkeit verrathen, und die heilige Liebe vft^ fälschen, um fo mehr zu beseitigen, weil «h we Daher bin ich Hkcim ine P« iebe m 'chcii ir S wezk hafte, i a» i er Die»< und « en, nii, ein- auf d« nächsten, in Rüil lade nii > Gvtl<^ iin elenden Tropfen geben. Die Nächstenliebe will ich geistlicher Weife ich meine lebenslängliche Verwendung auf Wer¬ der Liebe und der geistlichen Barmherzigkeit "°'H>süben, meine Nebeumenschen zur Erlangung .»Gnade Gottes vorbereircn, zu einer immer n'dun^^rn Verehrung derselben, wenn sie dieser schon eilhaftig geworden sind, unterrichte». Diest ist , höchste Wohl, so man ihnen verschaffen, und r größte Dienst, welchen man Gott erweisen -m. Auf dieses werde ich mich aus ganzem krzen verlegen, diesem heiligen Amte mich Tag "" Nacht widmen, mit Beichrhören, Rarbge- ben — ( o ) — 149 ^lilasftn. Nur jene Falle nimm ich davon aus, » denen dem Nächsten durch einen guten Rath, der einem Armen durch Anempfehlung ohne Srb- nag »reiner Ruhe, und ohne Hinderung eines rößeren Wohles helfen kann. Sollte es sich fü- im, daß ich jemand, der mich um Hilfe erfü¬ llt , seiner Bitte nicht gewahren könnte, will ich ieses Unvermögen mit sanften Worten ersetzen, ^id ihm die abschlägige Antwort mit guter Art, eil M Bezeugung des Mitleideus, und der Freund- l. hkeit geben. Weil ich dem Nächsten meiner Ar- / "mH wegen nichts mitzucheilen im Stande bin, ooaen» Wille anstatt des Werkes gelten; so oft 1 uemlich einen Armen sehen werde, will ich bey / ir denken , ja täglich öfters diese Meinung er- übes mir erlaubt, und hätte ich ändert Dubblonen, so würde ich solche die- ich dk< ooaeftik Zet ; B rkeit ° en: IZV — ( o ) — ben, Friedenstiften , und Predigen so beschäfti¬ gen , daß ich diesem doch nicht dem Triebe de- Natur, sondern der Rührung der Gnade durch öftere Erneuerung der reinen und laucern Meinuq folge. Wenn ich also zuvor 'einen Widerwillen zur Mißionswerke in mir geführt habe, so widme ich mich doch itzt demselben gutwillig, nachdem mich zwey Papste, daß dieß der heiligste Wille Gottes sey, versichert, und mir eS auch seine Heiligkeit Benedikt der UV. ausdrücklich anfgerragen ha¬ ben, wobey ich nicht mich selbst, sondern Gl! allein zu suchen hoffe. Ja mein Perlangen ich bey Verwaltung dieses apostolischen AmceS mit dm Schwerste in der Hand wider die Holle kampfeil! den Geist aufzugeben. Damit aber in den heilige« Millionen alles regelmäßig zugehe, so soll die M Vermeidung aller Unordnungen gemachte Einriß tung auf das genaueste beobachtet, vorzüglich aliee das innerliche Gebeth, die mittäg - und abendli¬ che Gewiffenserfvrschung, das Tischlesen, und n>Ä sonst vorgeschrieben ist , besonders, was auf dir Bescheidenheit im Predigen und Veichthören eine« Bezug hat, niemals aus der Acht gelassen werd« Zu diesem Ende will ich, um den übrige« ein gutes Beyspiel zu geben, vor Besteigung d« Predigtkanzel mich mit dem Angesichte auf dd Erde werfen, die göttliche Majestät anbethen,di« Reue über meine Sünden und Fehler erwecken, also gedemürbiget daS Mißtrauen auf mich selbsr setzen, und dabey betrachten, daß die Herzenszett knir- knirj des. eine wedc Fleis chen auf traue selbel Icsi er w bekeh Herz Herz Herz- Won das! eindr ster ' mäch Znho sollen hinde Vinz- Eifer gel n engli rung aller selbe. - ( o ) — 15t schafti- de der durch 'eimm en zu»! Me iq u miM GvM iligkm en ha- r Ge« gen ist rit d« npft»> eiligei )ie zrk inrich» l) aster -endli- d WÄ uf dir ein« erde«, brigK g de, if di< i, di< rckeii/ selbst iszer- ir- knirschung und Bekehrung der Sünder ein Werk des allmächtigen Arms Gottes, und ganz und gar sine Wirkung der Gnade sey. Ich werde daher weder auf meine Fähigkeit, noch ans meinen Fleiß und meine Anwendung eine Rechnung ma¬ chen , sondern mit einem gänzlichen Mißtrauen auf eigene Kräften , nnd mit einem wahren Ver¬ trauen auf Gott mich zu ihm erheben, und den¬ selben mit öfterer Wiederholung der Worte: Mein Jesu, Barmherzigkeit um die Gnade bitte», er wolle alle Herzen zerknirschen, und alle Sünder bekehren. Hierauf will ich mein.Herz mit dem Herzen Jesu vereinigen, aus diesem gebenedeyren Herzen das Feuer der Liebe zur Anflammung aller Herzen meiner Zuhörer anziehen, und alle meine Worte in diese heilige Seite legen, damit sie in das Blut Jesu eingetaucht tiefer in die Gemüther eindringen. Nach diesem werde ich alle bösen Gei¬ ster beschwören, und ihnen im Namen des all¬ mächtigen Gottes gebiechen, daß sie sich von den Zuhörern wegpacken, und sich nicht unterfangen sollen die Herzenszerknirschung bey denselben z» hindern. In dieser Absicht will ich den heiligen Vinzenz Ferrerius meinen Fürsprecher um seinen Eifer, und Nachdruck in Worten, alle Schutzen¬ gel meiner Zuhörer mit einem Vater unser, und englischen Gruße um ihre Hilfe zur Beförde¬ rung der Herzensrührung , und zur Beseitigung aller Hindernisse, die der vollkommenen Reue der¬ selben im Wege stünden, die allerseligsie Jungfrau um 15» — ( O ) — um ihren Segen für meine Zunge, und für mein Herz anflehen, sodann mich dahin verfügen , wo ich die Kanzel zu besteigen habe, und ohne die¬ ser vorläufigen Gemürhsversammlung niemals pre¬ digen ; weil ich es aus der Erfahrung weiß, daß man mehr, denn mit allem Studieren, und durch jede andere menschliche Bemühung auszurichten im Stande sey. Im Beichthören werde ich genau seyn, die¬ sen Dienst bereitwilliger den Armen, als den Rei¬ chen erweisen, bey Weibspersonen mich der größten Behutsamkeit gebrauchen, keine aus ihnen steif anschaue», vor dem Beichtstühle eine» Vorhang ziehen, und mich mit ihnen nur über das Noth- wendige besprechen. Weiter will ich die Beicht¬ kinder liebreich ohne Geschieh, ohne Ungeduld be¬ handeln, sie auf keine Art mir rauhen Worten anfahren, und mir diese Regel festsetzen: Wie ich wünschte, daß man mit mir liebreich umgienge, wenn ich mich im gleichen Zustande befände: eben so will ich mich gegen den Nächsten, zuvörderst aber gegen einfältige, alte und rohe Menschen verhalten, da diese Seelen Gort gemeiniglich sehr angenehm sind. Wenn es bisweilen nvthig seyn sollte mit verstockten und hartnäckigen Sündern strenger zu verfahren, und ihnen einen Verweist zn gebe», so wird dieses auf keine harte und ,rauhe Art geschehen, sondern ich will sie immer getröstet von mir entlassen, mid im Falle, daß sie nicht losgesprochen werden könnten, diesen wi- dri- M- drig tig! ich Mil war da erb« mal ge>i ja nur gro We ! erw mei last sag che ! liek ! M. che ! thv bec ich ' nie we ! dm rill I mi — c O) -- 153 Origen Streich zu ihrer Befriedigung und Besänf¬ tigung nur liebvollen Worten versüßen. So werde ich auch zur Vermeidung aller Unruhen auf meine Mitgespanne aufmerksam seyn, und sie liebreich warnen, damit alles in guter Ordnung geschehe? In der Hoffnung endlich, daß sich Gott, da ich andern Seelen helfe, auch meiner Seele erbarmen werde, mache ich den Vorsatz mich nie¬ mals der Arbeit zu entziehen, wenn es auf die geistliche Hllffeistnug einer Seele aukommcn soll, ja zu jeder Stunde dazu bereit zu seyn, wenn nur nichts solches dazwischen kömmt, daß ich ohne großer Störung, und Unterlassung erheblicherer Werke dem Nächsten jenen geistlichen Dienst nicht erweisen könnte; noch mehr aber, wenn etwa mein Beichtvater, oder der Obere dieses nicht zu¬ lasten wollte. Das, was ich von den Weltleuten sage, will ich um so mehr von den Ordensgeistli¬ chen verstanden haben, die ich alle wie Bruder lieben, ihnen auch äusser dem Kloster mit guter Manier begegnen, und dießfalls meiner natürli¬ chen Rauhigkeit, und meinem Stolze Gewalt an- thun werde, in der Hoffnung, so viele von mir begangene Fehler dadurch gut zu machen, wenn ich mich gegen alle freundlich und gütig, und nicht allein so, wie ich von . ihnen behandelt zu werden wünschete, betrage, sondern über das noch, daß sie heiliger, vollkommener, und in allen glück¬ licher wären, als ich, verlange. Weit sey von mir, daß ich jemand in der Thal, oder mit Wor¬ ten !54 —. ( o ) — ten beleidige; und wenn sich ja dieses jemals, auch nur im mindesten zutrüge, so will ich alse- gleich zur Buße ein Kreuz mit der Zunge auf der Erde machen, und meinen Mitbruder um Der« zeihung bitten. Um die Uibung der Liebe sowohl, als der übrigen Lugenden zu erleichtern werde ich mich höher hinauf zu schwingen trachten, und den Vorsatz fassen, dieselben auf eine heidenmäßige Art auszuübcn. Wiewohl ich es aber in der That nicht fo hoch bringen werde, so wird mich doch das Vorhaben die Tugenden im höchsten Grade ihrer Vollkommenheiten zn üben verhilflich seyn, daß ich nicht so weit hinten bleibe. Dieses zeige ich kürzlich in folgenden an. XXX. Seine heidenmäßige Ausübung der Tugenden. I. Ich nimm mir vor den Glauben so tha- tig, so lebhaft zu üben, als wenn ich die geof- fenbarren Geheimnisse vor Augen sehen möchte, ja noch mehr, und dieselben mir jener Gewißheit, mit welcher Gott selbst ihre Untrüglichkeit erken¬ net , für wahr und ungezweifelt zu halten. 2. Die Hoffnung mir einer so großen Znversichr erwecken, als wenn ich meiner ewigen Seligkeit ganz versi¬ chert, und wirklich schon im Himmel wäre, da ich die Hoffnung der Gnade, der Seligkeit, und alles dessen, was dem ewigen Heile nicht entgegen sie- — ( v ) — 155 stehet, auf diese vier unumstößliche Gründe fest¬ ste ; weil Gott gerecht, gerreu, barmherzig, und allmächtig ist; das heißt, weil er dieses thun kann, thun will, zu thun versprochen hat, und muß wegen des Blutes, so der göttliche Heiland unser Herr Jesus Christus für uns vergossen hat, und wegen der guten Werke, die ich mir mit sei¬ ner göttlichen Gnade zu thun getraue, z. Gott mit allem Eifer und mit der größten Jnnbrunst des Herzens, lediglich weil er das höchste Gut ist, zu lieben; ja wenn ich nun gewiß wüßte, daß ich unter die Zahl der Verdammten gehöre, will ich doch dessen nugeachtet ihn über alles bloß darum, weil er an sich selbst liebenswürdig ist, innbrünn- stig , ja auf das innbrünftigste lieben, in diesem Stücke allen andern gleich kommen, keinem Ge¬ schöpfe nachgeben, und wünschen, daß ich jenen höchsten Grad der Liebe, als ihn seine göttliche Mutter liebt, erreichen könnte. Diese Anmuthnn- gen des Glaubens, der Hoffnung, und der Lie¬ be werden Tag und Nacht, ich sey allein, oder in Gesellschaft andenr, meine ordentliche Herzens¬ weide seyn, ich will dieselben gar oft entweder ausdrücklich, oder stillschweigend, und einverstan¬ denermaßen mit den Worten wiederholen: Ich glaube, ich hoffe, ich liebe, und bey Wiederho¬ lung dieser Worte ein für allemal die Meinung haben jene Anmuthungen eigentlich nach ganzer Förmlichkeit zu erwecken. 4. Mein Vorhaben ist, mich, so zu sagen, alle Augenblicke in der Tugend der 156 — O ) — der Religion dadurch zu üben, daß ich Gott den schuldige» Dienst nur der Junge, mit dem Herzen, mir dem Leibe erweise : daß ich die Erde, die Kreuze, die Reliquien, und die heiligen Bilder küsse: daß ich vor dem hohwürdigsien Marssa¬ krameute niederkuie, mich mit dem Weihwasser besprenge, Gott auch innerlich anbethe, und das H?rin Jesu, Barmherzigkeit ! und andere der¬ gleichen Stoßseufzer zu ihm schicke: mir einem Wor¬ te, daß ich mich bestrebe niemals müßig, sondern immer äusserlich, oder innerlich mit der feierlichen Erkeuntuiß der höchsten Vollkommenheit Gottes, und meines gegenseitigen elenden Nichts beschäf¬ tiget zu seyn- 5. Ich mache den Vorsatz die hei¬ lige Demuth vollkommen auszuüben: mithin will ich nicht nur allein die Verachtungen meiner Per¬ son willig annehmen, und ertragen, sondern mich auch über dieselbe freuen, vor aller Augen verächt¬ lich zu seyn verlangen , und mich gegen alle so betragen, als wenn sie in jeder Rücksicht meine Vorgesetzte waren. 6. Ich nimm mir ernstlich vor die heiligen Gelübde, und die Nächstenliebe nach Möglichkeit im höchsten Grade zu beobachten, blindlings in allem zu gehorchen, mich um die englische Reinigkeic, und äusserste Armuth zu be¬ werben, alle von Herzensgründe, und zwar mehr, als mich selbst zu lieben, kurz, alle Tugenden auf das vollkommenste, und auf die Weise, und Art auszuüben, wie sie alle Heiligen, die sich durch die Tugenden vorzüglich ausgezeichnet hatten, und — (o.) — 157 und sich wirklich im Himmel befinden, auszuü-, den pflegten Allein diese Vorsätze, fie wegen noch sv gut, und heilig seyn , werden mir nur zur Nahrung der Eitelkeit, und eines innern Stol¬ zes dienen, wenn sie nicht eine wahre und tiefe Demnth, und das Mißtrauen ans wich selbst zum Grunde haben, auch das aufrichtige Bekenunüsi, und innerliche Uiberzeugung voraussetzen, daß ich nicht allein von diesen heidenmäßigen Tugenden so weit, wie der Himmel von der Erde, entfer¬ net sey : sondern auch zur Ausübung derselben niemals, ohne einer gar bcsondern Gnade GotteS gelangen werde; denn nur all.uwahr ist der Spruch des heil. Vaters Franziskus, daß unser Werth le¬ diglich nach dein Werthe unserer Werke abgemes¬ sen sey. Nichts destoweniger will ich lm Eebeche von meinem erhabenen Zwecke, und Vorhaben in Hinsicht auf die heidenmäßige Tugende!? nicht be¬ stehen , um wenigstens nach der Sprache der Hei¬ ligen mich bis zu einer mittelmäßigen Stuffc ew- porznschwingen, da unser barmherzige Gort sein Wohlgefallen nur an der Tugend har, und diese nur belohnet. Ich will daher alle Kräften anspan¬ nen, und keine Mühe sparen, bis ich dieselbe in meinem gewissen Grade erreiche. Um also zur Ausübung der Tugenden zn kommen, wähle ich mir dazu' besonders einige Stücke , und will zur Zeit meiner Ceistesversamm- lung untersuchen, ob ich dieselben beobachtet la¬ be , und im widrigen Falle auf meine Besserung -he- 158 — ( o ) — bedacht seyn. Sie bestehen in folgenden: i) Ich will mich gänzlich in den heiligsten Willen GotteS ergeben, alles, es sey klein oder groß, von der Anordnung der göttlichen Vorsehung annehmen, mich eines widrigen Zufalls wegen niemals beun¬ ruhigen , den innerlichen Frieden beybehalren, mein Her; oft zu Gott erheben, und sprechen: Es ge¬ schehe an mir , aus mir , mit mir , und in allem, was mich angebet, Lein heiligster, vollkommenster, und licbreichester ZVille itzt und in EWrgk-.it. Amen. 2) Ich nimm mir vor an dem Nächsten das Ebenbild Gottes zu be¬ trachten , denselben niemals, wenn er aufgebracht ist, mit Worten zu strafen , sondern auß eine ge¬ legene Zeit zu warten, und ihn, sofern cs nöthig seyn soll, mit Liebe und Güte zu warnen, z) Die Fehler meiner Mirbrüder zu ertragen, und ohne von ihnen übel zu denken, einen Milleiden mit ihren Schwachheiten zu haben. 4) Alles, was man bey dein Nächsten sicht, oder von ihm höret, von der guten Seite zu betrachten, und so viel möglich, allzeit gut auszulegen. 5) Kei¬ nem jemals, auch in geringen Sachen, übel nach¬ zureden , noch im mindesten den guten Namen des Nächsten anzuschwarzcn, und wenn ich auch etwas übles von ihm hören sollte, mich alsogleich seiner anzunehmen, ihn zu entschuldigen, und dieses als eine Grundregel vor Augen zu haben: LVer den Nächsten antastet, der tastet Gott an. 6) Vey keiner Gelegenheit jamand mir Wer¬ ken — ( o ) — 159 ken oder Worte» zu betrüben, mithin vorläufig, was ich zu sagen habe, gut zu überlege». 7) Mit keinem jemals zu zanke» , und nachdem ich meine Meinung sittsam werde vorgetragen habe», mich zu beruhigen, und nachzugeben. 8) Die ^Sünder mit einem heitern und freundlichen Ge- !müthe aufzunehmen, niemals mit ungereimten, und rauhen Worten auzufahren, sondern, damit ich sie Gott gewinne, mit aller Güte zu behandeln. 9) Aus Liebe Jesu Christi allen gut zu thun, ohne eine andere Belohnung, als nur Undank und Un¬ erkenntlichkeit zu erwarten. 10) Die Kranken, besonders nach der Mißion, liebreich zu besuchen, sie Beichte zu hören, und ihnen auf alle mögli¬ che Weise beyzuspringen. n) Nichts von meinen Sachen, oder was mir zum Lobe gereichen konn¬ te , zu reden. 12) Auf mich selbst kein Vertraue» zu setzen, da ich zu nichts andern fähig bin, als Lhorheite» zu begehen, iz) Als eine Wahrheit nnzunehmen, daß ich schlechter sey, denn ein un¬ vernünftiges Thier, mithin wie ein solches behan¬ delt zu werden verdiene. 14) Mich, wenn ich mit Worten sollte bestrafet werde», niemals zu entschuldigen , sondern Zu sage», zu erkennen, und innerlich dafür zu halten, daß ich noch mehr ver¬ schuldet habe. 15) Mich allzeit bevor für schlim¬ mer anznsehen, als ich jemand ander» mir Wor¬ ten strafe. 16) Mich niemals eines gcbietheri- schen Tones, oder der Schmahworte gegen die -ermgern zu bedienen. 17) Alle Merkmale der Hoch- l6o — ( O ) — Hochschabung und Ehrenbezeugungen , die man mir anrhun molile , zu fliehen, und zu scheuen: Zügel hingegen mich, wenigstens dem ober», oder ver- Gew üunftigcn Theile der Seele nach zu freuen, wenn Well man mir Zeichen der Verachtung weisen sollte, ifl) daß Mich niemals für einen Missionar darum auszu-, ^illij geben, damit ich auf meinen Reisen eine bequc- se vc mere Wohnmig erhalte, sondern in Rücksicht des schlechten Luartiers, der schwachen Kosi, oder den des unfreundlichen, kalten , oder nassen Wetters 27) die Unbeguemlichkeilen der Armurh zu fühlen. 19) dram Vor den Priestern , besonders vor den Seelsorgern niederzuknien, und von ihnen, bevor ich die 28) Mission anfange, den Segen zu begehren. 20)^ die I Dem Obern , wie einem Gott auf Erdeis, zu ge- aufzi horchen. 2 t) Auch meinen Mitgefalirten in allem ^lcht zu gehorsamen, was nicht augenscheinlich der Ehre allen Gottes, und dem Scelenbcile entgegen sichet. 22) alles Allen in gleichgültigen Sachen Folge zu leisten, len ( und mich ihrer Meinung ans Liebe GotteS zu nn- ^md! terwersen. 2g) Die Misivnen, oder was immer auf;' für eine andere Verrichtung, sobald es der Gehör- alles sam besiehlr, zu unterlassen, aufzuschieben, oder trieb zu unterbrechen. 24) Nach einer englischen Keusch- der < heit zu trachten, Gott um dieselbe oft durch die besti' Verdienste der seligsten Jungfrau zu bitten,' tvert und alles, was dieser heiligen Tugend entgegen stehet, wie den häßlichsten Geruch zu verabscheuen. 25) Die Weibspersonen niemals in Gesicht, we-^ nigstenS niemelS steif anzuschaucn, mit ihnen mil I ' in — ( o ) — i6r man m so weit eö die Nothwendigkeit erheischt , um- euen: zngeheu,uud sie geschwind abzufertigen. 26) Die r ver- Gewissensreinigkeit höher denn alle Schatze der wenn Welt zu achten, und es für gewiß zu halten, . 18) daß vor Gott eine läßliche Sünde,'und ein frey« iuszii-> willig begangener Fehler in Hinsicht auf das Bö- »equc-i se von einem weit schwereren Gewichte sey, als g des in Rücksicht ans das Gute der ganze Nutzen ist, oder den ich in allen möglichen Missionen schaffen kann. etterS 27) Die Regel, die Satzungen, die heiligen Ge- brauche in, und äusser dem Kloster, so viel es rgerii sich thun laßt, auf daö genaueste zu beobachten. ) die 28) Die Ordensstatuten, und A-vrschriften über 20) ' die heiligen Gebrauche zu überlesen, und jene Falle u ge- aufzuzeichnen, in denen ich bisher meiner Pflicht allem nicht nachgekommeu bin, um mich künftighin in Ehre allem zu bessern. 19) Die Begierde zu hegen 22) alles mögliche zu tbnn, damit ich nur viele See« sten , len Gott gewinne, und zu diesem Ende meine Ge- „n- sundheit, meine Ruhe, ja mein Leben selbst willig mier aufznopfern. zo) Endlich nimm ich mir vor, 'hör- alles ans Antriebe der Gnade, und nicht aus An- odcr triebe der Natur zu rhun, und um den Antrieb >,sth- der Gnade von jenem der Narur zu unterscheiden die bestimme ich folgende Kennzeichen, die mir dienen ten, werden, damit ich behutsam handle. egen XXXI. neu« Lluge Einsicht des sei. Leonhards. mit! r. Die Natur sehnet sich nach der Verlautba- r L rung i6s — ( o ) — rung aller ihrer Werke , weiset sich prachtdoll in denselben, nnd sireber nach Ruhm: allein die Gnade suchet immer, daß ihre Werke verborgen, und in der Geringschätzung blieben , und begnüget sich innerlich mit dem Spruche: Mein Gelieb¬ ter ist mein, und ich bin sein. 2. Die Na¬ tur sorget sehr für das Zeitliche, trachtet begierig nach selben, liebet den Uiberflnß, und entrüstet sich über den Abgang: die Gnade achtet zeitliche Dinge nicht, ist für sie unbesorgt, ja verachtet dieselben, und verlanget nichts, als das höchste Gut, und nur in diesem findet sie ihre Ruhe, z. Die Natur ist in guten Werke» unbeständig; was sie heute macht, zernichtet sie morgen, laßt dey jeder kleinen Beschwerniß den Muth finken, und stehet von gnren Werken ab : die Gnade hin¬ gegen richtet ihren Blick auf Gott, verharret be¬ ständig im Glücke und Unglücke, und setzt grvß- tnüthig den einmal angetrettenen Weg fort. 4. Die Natur ist von der Eigenliebe ganz eingenom- nlen , neugierig, suchet Scherze und Kurzweil bey den Geschöpfen, hütet sich dem Leibe wehe zu thun; weil sie zu sehr in Sorgen, und in tau¬ send Aengsten stehet die Gesundheit zu verliehren r aber die Gnade suchet lediglich Gott zu gefallen, behandelt den Leib als ein Lastthier, und giebt dadurch zu verstehen, daß sie sich nur nach der Heiligkeit des Lebens sehne. 5. Die Natur dringt sich auch in geistliche Sachen ein, immer möchte sie ei» innerliches Vergnügen, ein innerlichen Trost — ( o ) — I6z Trost fühlen , und sich eiubilden, als wenn sie etwas großes vor den Augen GotteS wäre: die Gnade macht den Menschen demüthig, geduldig, und gerecht, ohne daß er merke, und bestrebet sich bloß um das Wohlgefallen Gottes ; ei» solcher Mensch liebet Gott, und dienet ihm herzhaft auch mitten in der Trostlosigkeit. 6. Die Natur zielt allzeit auf das äusserste, und überschreitet die Schranken der Bescheidenheit: allein die Gnade leuchtet dem Menschen vor, daß er beständig auf der sichern Mittelstrasse bleibe, weder mehr noch weniger von dem thue, was sich geziemet, und der Gehorsam zulaßt. 7. Die Natur verlangt imablaßig innerliche oder äusserliche Vergnügungen, und widersetzt sich mit kahlen Entschuldigungen demjenigen, der zur Abtödtung rather: Die Gna¬ de strebet nach der Verachtung, nach dem Leiden, nach Gott; denn sie macht, daß man ihn auf alle Art und Weise zu lieben sich bemühe, um seinen heiligsten Willen in allem zu erfüllen. 8» Der natürliche Trieb lenket uns zu allen 7 Haupt- ' sünden, giebt uns einen Schwung zur Anmassung hoher und erhabener sowohl geistlich, als zeitlicher. Dinge, machet das Herz stolz, verleitet es zur Ruhmsucht, zur eitlen Ehre, bringt es zuwege, daß wir uns selbst auf alle mögliche Art schmei¬ cheln, und schleichet sich ins Herz mit einer ge¬ wissen zärtlich - und sinnlichen Lieblichkeit ein, die denjenigen gar leicht hintergehet, welcher in sich selbst nicht versammelt, und auf der Hut ist: die L s Gna- 164 — ( o ) — . , ser Gnade aber widersetzt sich jedem Hochmuthe des Herzens, der Vermessenheit des Geistes, jeder sinnlichen Süßigkeit, und lenket miS immer zur Demuih, zur Gelassenheit, zur Keuschheit, zur Armuth, zur Einigkeit. Nach diesen Gegenkenn- Zeichen will ich mich richten, und beständig aus Antriebe der Gnade, nicht aber der Natur Han- dein, damit weder meine Tugendsübnng vor de» Augen Gottes als «nacht angesehen, noch ich aus der Zahle derjenigen sey, welche sich selbst teu- schon, und mehr zum Scheine als in der That gge tugendhaft sind. Bevor ich aber zum Werke schrei- te, werde ich Gott mit den Worten : Mein Je« su, Barmherzigkeit ! um seine Erleuchtung, und um seinen Beistand bitten. XXX ll. wie sich der selige Leonhard Gott vorge- stellet, und in seiner Gegenwart auf- geführet habe. Die Gegenwart Gottes soll das Siegel aller meiner Vorsätze seyn, die ich getreu zu befolgen hoffe, wenn ich denselben immerdar mir, und meiner Seele als gegenwärtig verstellen werde. Hier aber muß ich erinnern, daß die Gegenwart Gottes entweder eingebildeter, oder verständlicher Weise zu nehmen sey. Die eingebildete bestehet in dem, daß wir uns Christum unseni Herrn so, als wenn wir ihn mit Augen sehen möchten, äuff ser- obe wie den sieh »ich dies gen Wa senl scho als drii Lei! so. — ( 2 ) — I§5 des jeder zur zur kcnn- aus Han¬ de» > aus teu- That chrei- , und srge- auf- aller folgen und »erde. »wart -sicher estehet i, so, , äus¬ ser- serlich oder innerlich vorstellen, das heißt: wir können uns die Gegenwart deS menschgewordenen Gottes entweder ausserhalb unser, z. B. auf der Schedelstätte , oder innerhalb unser vorbilden. Bey Betrachtung also des Leidens meines gütigen Jesu will ich mich gemeiniglich , besonders unter dem heiligen Gebethe der innerlichen Art bedienen, und mir eiubilden, daß ich den leidenden Erlöser in meinem Herzen sehe. Die verständliche Gegen¬ wart Gottes gründet sich auf den Glauben, da inan nemlich beträchtlich, daß Gott durch seine Wesenheit, Gegenwart, und Allmacht überall scy, und dieß beruhet nicht bloß in der Einbildung, sondern es ist ein Glaubensartikel, den man auf zweyerley Art erwecket. Erstens stellet man sich Gott als ein Meer vor, daß sich in allen Dingen oben, unten, innerhalb unser, und über alles, wie, so zu sagen, die Seele über, und durch den ganzen Leib verbreitet; den» er wirkt alles, sieht alles , ordnet alles an, und ohne seiner kann nichts geschehen, da alles von ihm abhangt. Auf diese Art will ich mir äusser dem Gebethe die Ge¬ genwart Gottes vorstellen, mich wie einen ins Wasser eingetauchten Schwamm ganz in ihn ver¬ senkt betrachten, und ihn in allen Sachen be¬ schauen. Auf die zweyte Art betrachtet man Gott als den reinsten Geist , der durch die ganze Seele dringet; sintemal wie das Kleid den Leib, der Leib aber gewissermassen die Seele bedeckt, eben so enthalt die Seele den großen drepeinigen Gott in i66 — ( o ) — in sich. Denn es ist eine unlaugbare Wahrheit, daß er sich in einer gerechtfertigten Seele auf ei¬ ne besondere Weise aufhalte, sich dort gleichsam auf seinem Throne befinde, und sein Wohlgefal¬ len antreffe. Daher kömmt eS, daß die Seele in sich selbst, wie in einen Mittelpunkt zusammen > gezogen mit dem GlaubenSange der Herrlichkeit Gottes an sich, zugleich die allcrheiligfeDreyfaltig- keit ganz anmüthig und liebvoll anschauet, und bey diesem anmüchigen Blicke sich durch einen aufrichtigen und reinen Trieb so hoh empor schwinget, daß sie auf alle Geschöpfe vergißt, mit Gott ganz allein verbleibt , und ihn ruhig, und ungestört in der Dunkelheit des Glaubens auf die Art liebet, wie cs zwischen zwepen Freunden geschieht, welche sich in einer finstern Wohnung beysammen finden, und ob sie gleich einander nicht sehen, liebreich besprechen. Auf diese letztere Wei¬ se werde ich mich gemeiniglich unter dem heiligen Gedeihe gegen Gort Verhalten, äusser dem Gede¬ ihe aber mich auf die erstere Art betragen , und in allen Dingen beherzigen. Damit ich übrigens auf die Gegenwart Gottes niemals vergesse, will ich mich der Junge, und der Hand bedienen; der Zunge zwar allemal bey Wiederholung der Worre : Mein Jesu , Barmherzigkeit ! oder des unserem glorreichen heiligen Vater Franziskus so sehr gemeinen Stoßseufzers: Mein Gott, und Alles ! wobey ich jedesmal einen innerlichen Blick auf den in mir, und äusser mir gegenwärtigen Gstt — ( o ) — 167 Gott werfen werde: der Hand hingegen, wie ich mir oben bey den kanonischen Tagzeiten vorge¬ nommen habe. Siehe da eine leichte und angenehme Weise durch Bewegung bald des einen, bald des andern Fingers immer auf Gort und seine Gegenwart zu denken. Dieses werde ich gar oft unter dem Beichrehören, wahrend der Predigt , im Um¬ gänge mit andern , unter dem Eßen, auf der Reise, ich sey allein, oder in der Gesellschaft ei¬ nes andern, bey verschiedenen Zufällen, Verwir¬ rungen , und Versuchungen lhun. Bald will ich zum Schutzengel, bald zu den Heiligen , bald zur seligsten Maria durch Bewegung des anpassenden Fingers meine Zuflucht nehmen, und wenn es füg¬ lich seyn wird , umersch edliche Anmuthunge» er¬ wecken ; sofern es aber nicht füglich geschehen könn¬ te , dieses itzt ein für allemal einverstandenermas¬ sen gethan haben, damit nur mein gütiger Gott mein williges Herz sehe , und dieses ist genug. XXXIll. Seine Eingezogenheit und Sittsamkeit. H Die Gegenwart Gottes muß mir ein An¬ trieb zur größten Sittsamkeit sein, die ich aus tiefester Ehrerbiethung , welche ich der allerhöch¬ sten göttlichen Majestät schuldig bin, in allen meinen Handlungen, Worten und Gebärden, ich sei allein, oder bei andern, an den Tag zu legen habe. Ich will mich daher vor leichtfertigen Re¬ den 168' -.— (c)) — den und Possen hören, mich immer in einer ernst¬ haften, und eingezogenen Stellung halten, und »ach dem Lichte des Glaubens richten, der mich helebrel viel gewisser zu sein, das mir Gott un- ablaßig gegenwärtig sey, als es nicht so gewiß ist, daß ich mir selbst gegenwärtig bm. Dessen , ungeachtet werde ich mit Bescheidenheit einen Un¬ terschied zwischen den Umständen derZeit und der Personen machen; deswegen mir den Ordensgeist- lichen auf der Reise, oder im Garren, wie auch mit den Meßionsgefahrten, besonders nach der Mahlzeit, freundlich, fröhlich im Herrn, und leutselig: mit andern ernsthafter: mit allen aber so umgehen, daß ich den Geist durch Ausgelas¬ senheit und weltliche Gespräche nicht zerstreue, mich immer versammelt erhalten, und die inne¬ re Herzensruhe nicht verliere, darüber ich täglich, wie ich oben gesagt habe, die Gewissenserfor- fchung anstelle» werde. Damir aber dieses von starren gehe , ist es nothwendig, daß ich noch diesen lehren Vorsatz mache, der aber wegen sei¬ ner grossen Wichtigkeit der erste seyn mußte, nem- lich sachte und wenig zu reden, nicht mit Hitze und Ungestimmigkelt, sondern alles mit einer Ge¬ lassenheit des Gemüthe^ und äusserlicher Einge¬ zogenheit zu thun. Freylich werde ich öfters in diesem Stücke fehlen , allein auch öfters mir da¬ rum die Busse auferlegen, auf daß ich doch end¬ lich mit der Gnade Gottes zur Besserung gelan¬ ge. Ich bitte demnach meinen Beichtvater, daß er — ( o ) — 169 er diese meine Vorsätze überlese, und wenn er es nach Gott gur befände, mir zur Befolgung der¬ selben , und zum Verdienst des Gehorsams jeinen Segen ertheile. Jedoch soll dieses mir dem Ein¬ verständnisse des Obern, und so, daß er es sei- > nem Urrheile überlasse, geschehen, damit ich über¬ zeugt sey, daß auch der Obere das, was der Beichtvatter billiget, gutheisse. Alles dieses thue ich um mich des heiligsten göttliche» Willens zu versichern, und zwar itzt mit dem Entschlüsse alles mir desto grösserer Genauigkeit zu erfüllen, da ich mich immer mehr meinem Ende nähere. In dieser Absicht habe ich bemeldte Vorsätze das letz¬ temal erneuern, und abschreiben wollen. Sollte ich es bisweilen aus Schwachheit an meinem Vor¬ haben ermangeln lassen- welches nur gar zu oft geschehen wird, so will ich dieses alsogleich ab- büssen, und im Falle, daß ich nichts anders thun könnte, die Reue darüber erwecken. Ja würde ich hundertmal fallen, so mache ich auch hundert¬ mal den Vorsatz meinen Fall zu bereuen, und mich wiederum aufzurichten, ohne daß ich mich darüber beunruhige, oder gegen mich anderst, denn gegen meinen Nächsten verfahre. Deswegen demüthige ich mich vor Gott, fest entschlossen künftighin ge¬ treuer zu seyn, und vor ihm sowohl als vor dem ganze» himmlischen Heere zu zeigen, dasi mein Wille sey alles zu seiner größeren Ehre genau zu halten, wie auch in allem seine Freude, und sein göttliches Wohlgefallen zu suchen. Ich lege zugleich alle a e meine Vorsätze in die Hände meiner großen Himmelssiau, und allerseligsien Mutter Maria , und bitte dieselbe, meinen heiligen seraphischen Die Vater Franziskus , und de» heiligen Vinzenz Fer- rerius meinen Fürsprecher demürhig zur Beobach¬ tung gemelkter Vorsätze um ihren himmlischen Se- > gen; weil ich bey deren Abfassung das sonderliche Abscheu hatte sie nachzuahmen , und nach Mög¬ lichkeiten ihre Fußstapfen zu tretten. Zu diesem ' Ende ersuche ich meinen Beichtvater, daß er mir bar ebenfalls feinen Segen gebe, und zum Zeichen sei- dli< ner Gutheissung sich unterschriebe; und da ich bloß mit der Unterschrift meiner vorigen Gewissensrä- ten the nicht zufrieden bin, so hitre ich über dieß nicht die nur meinen gegenwärtigen - und wirklichen , son- dern auch meinen ausserordentlichen Beichtvater, 2^ der mir in Abwesncheit des andern beysichet, daß, de wenn ihnen meine Vorsatze gefallen , sie das nein- in liche zu thun geruhen: gleichwie auch ich zum 5? Zeichen, daß ich dieselben zu halten willens sey, mich unterschreibe: Ich armer Sünder Bruder Z* Leonhard hin gesinnt , und nimm mir auf das kräftigste vor alle oben vorgemerkte Vor- sätze zur Ehre Gottes, zur Ehre der selig- v sten Jungfrau Maria, meines Helligen sera- S phischen Vater Franziskus, des heil. Vin- § zenz Ferrerius meines Fürsprechers, und der * übrigen Keiligen, die meine Beschützer sind, zu beobachten. < XXXlV. -- ( o ) — I/I XXXIV. Die von Gott auf Anrufung des fsl. Leon¬ hards nach seinem Tode gewirkte, und von der Kongregazion der heiligen Ge¬ brauche am 2. Augufkmonat 1795. fei¬ erlich gurgeheifsenen wunderthaten. Es hat Gott gefallen die Ehre des seel. Leon¬ hards nach seinem Hinscheiden mit zweyen augen¬ blicklichen Genesungen, die sich in Rom zugetra¬ gen haben, zu befördern, welche auch den letz¬ ten Antrieb zu seiner Seligsprechung gaben, und die wir hier kürzlich erzählen wollen. Anna Vik¬ toria Marchetti, eine Römerin» von beylaufig 2O Jahren, die sich der Erziehung wegen im Kloster der 4 gekrönten Heiligen in Rom befände, wurde in einem Zeiträume von g Jahren von einem ab¬ zehrenden und hartnäckigen Fieber, so zu zwey, auch drey Monate anhielr, überfallen. Aie blieb zwar davon auf einige Zeit befreyet, jedoch er¬ langte sie niemals wiederum die Kräften, sondern schien darauf viel schwacher zu seyn, als sie be¬ vor gewesen war. Am iz. Weinmonat r/zr grief sie das Fieber neuerdings sehr empfindlich an, und verursachte bey ihr eine allgemeine Gäh- tnng der flüßigen , und Ausdehnung der festen Ächeile mir den heftigsten Kopfschmerzen, Bedrü¬ ckung der Brust, häufigen Ohnmächten, bestän- sigen Schlaflosigkeit, Unlust zum Essen, und star¬ ken 1/2 — ( 0 ) — ken Krampfungen der Flechsen und Nerven, daß es das Ansehen hatte, als wenn sie wirklich mit der fallenden Sucht behaftet wäre. Man eilte ihr ohne Verzug mit den kräftigsten Heilsmitteln zu Hilfe; dessen ungeachtet ließ ihre Krankheit nicht im mindesten nach, die Krumpfungen dauerten fort, sie wurde von der Gicht, besonders an den Knieen und Schenkeln; überfallen, ganz entkräf¬ tet, so mager , eingefallen, und bleich, daß man sic auS dem Bette heben mußte, und sie nicht im Stande war sich ohne Beyhilfe der Krücken, oder anderer Personen , auf die sie sich lehnte, aufrecht zu halten. Und was sagten die er- fahrnsten Aerzte beym Anblicke eines so seltsamen Falles? Sie haben einhellig entschie¬ den , daß ihr bey dem Zusammenflüsse so schwerer Krankheiten nicht zu helfen ftp; man könne zwar, daß sie sich wiederum erholen möchte, wünschen, aber nicht hoffen was immer für Versuche darüber die medizinische Fakultät anstelle» würde. Bey diesen traurigen Beschlüsse ließ doch die junge Paziencinn ihren Muth nicht sinken, sondern sie empfahl sich am 11. Maymonares 1752. da eben das Fest der gloreichen Himmelfahrt Jesu unsers Erlösers einfiel, dem sei. Leonhard, bath ihn um seinen Beystand und legte sich mit Ver¬ trauen dessen Vilduiß auf. Uud sehe da! im Au¬ genblicke springt sie aus ihrem Bette, gehet frey herum, lauft, und sucht ihre Gespielinnen: wun¬ dert schreyet sie, Wunder! ich bin gesund; Va- — ( o ) — I/Z vat,er Leonhard hat mir diese Vlohlthat erwiesen. Dieß war jenes Wunderwerk, über welches nach vorgenommener strengster Prüfung endlich am 2 Angustmonates 1795. das feyerliche Dekret mit folgenden Worten ergieng. „Plötzli« che und vollkommene Genesung des Mäd¬ chens Anna Viktoria Marchetti von dem schwindschtigen Aieber und Abzehrung mit augenblicklich hergestelltcn Rräften. Symphorosa Betti eine Frau aus seprits- ngno von beylaufig z6 Jahren wurde am 28. Christmonates 1786. mährend, als sie ihr Söhn¬ lein stillte, von einem unversehenen Schrecken überfallen, wodurch ihre Säfte in eine entsetzli¬ che Gahrung geriethen, ohne daß sie dabep auf ein Gegenmittel, oder auch nur auf das Ader¬ lässen bedacht gewesen wäre. In einigen Tagen darauf gieng sie durch einen Wald, und bekam an dem rechten Schenkel einen Dornstich, der ihr einen sehr heftigen Schmerzen verursachte. Die Frau vernachläßigte Anfangs diese kleine Wunde; aber bald hernach zeigte sich eine brandige Ge¬ schwulst , aus welcher eine scharfe mit Blute ver¬ mischte Feuchtigkeit zu fliessen begann, die näch¬ sten Theile angrife, und endlich in ein Geschwür üdergienqe. Dieses breitete sich desto mehr aus, je häufiger der Ausfluß jener brandigen und gif¬ tigen Feuchtigkeit war. Es geschah, daß Sym¬ phorosa unvorsichtiger Weise an den linken Schen¬ kel jenen Strumpf anzog, der schon Vie bösar- ti- 174 — ( o ) — tige Feuchtigkeit deS rechten Schenkels eingesogen hatte. Alsogleich zeigte sich auf dem linken Schen¬ kel das nämliche Uebel, und an bepden ein so gräuliches Geschwür, daß sich dasselbe sieben Fin¬ ger weil unter dem Kuie bis zum Knöchel des Fußes erstreckte, und aus den verwundete» Schenkeln eine scharfe, durchfressende, gelb und rörhlich gefärbte Materie floß, die man ein wah¬ res Eiter nennen konnte. Immer hielte man in Rücksicht der innerlich - sowohl als äusserlichen Umstände diese Wunden für unheilbar. Die in¬ nerlichen waren die schlechten und verdorbenen Säfte, die bey der verwundeten Frau über Hand nahmen, und was noch bedeutender war, war der Scharbvck, an welchem sie litte. Die äusser¬ lichen lagen an ihrer Armuth, in der schlechte» Gattung der Speisen, in der fortwährenden Feld¬ arbeit, wodurch sie gehindert wurde auszuruhen, und eine dauerhafte förmliche Kur auszustehen. Durch eine lang^ Zeit trug sie diese schmerzvolle Wunden, ließ solche von dem Wundartzle ssserj zu I,epriANMo, nicht minder von dem Wundartzte Ltttnätlft in Rom besichtigen; beyde aber hielte» dieselben für unheilbar Ueberzeugt also, daß sie, wenn nicht von Oben die Gene¬ sung käme, an einem kalten Brande sterben mü߬ te, gehet sic am i8. Augusimonathes 1789 nach Rom, verfüget sich am folgenden Tage auf Zu¬ reden ihrer Reistegefährtinn, daß sie ihr Vertrau¬ en auf die Verdienste des sel. Leonhards setzen solle; 'ogen Hen¬ ri so. Fin- des veren und wah- > in ichen ru¬ men iand war sser- hten seld- l)en, hen. voke !M- dcm :yde !I!gt ene- rüfi- >ach Iu- an- tzen — ( s ) — 175 solle ; in der Kirche des heiligen Bonaventura j fallr sie bey dem Grabe des Dieners Gortes auf ihre Knice ni-der, und spricht mit grosser Zuver¬ sicht : Mein Zeitiger 5 mache doch, daß ich an meinen Schenkeln gesund werde. O was für Freude! es kommt bloß an das Bitten an, und daS Wunderwerk ist da! Im Augenblicke hö¬ ren alle Schmerzen auf, sie kehret hurtig in die i Wohnung ihrer Freundin» zurück, reiset wiederum nach k,epriAN3iio, urd nachdem sie durch zwey Jahre, und neun Monate die^schmerzlichste, cckel- hafceste, und gar abscheulich riechende Wunde» ertragen hatte, entblößet sie ihre Schenkel, fin¬ det dieselbe gesund, und ganz hergestellt. Und dieß ist das zweyte Wunderwerk. Der plötzlichen und vollkommenen Genesung der Sympho. rosa Bettr von veralteten, bösartigen, un, heilbaren Geschwüren, die beyde Schenkel durch zwey Jahre und neun Monate tief' und weit eingefressen haben. l