Petra Kramberger, Anja Gasser (Hrsg.) BILDER ERZÄHLEN BILDER ERZÄHLEN GESCHICHTE Eine Untersuchung der Z Eine Unt eitungsillus ersuchung der Z tr eitungsillus a tr tionen a tionen in der Südst Süds eirischen P t os eirischen P t os (Maribor, 1881– (Maribor 1900) , 1881– Ljubljana 2023 Bilder erzählen Geschichte Eine Untersuchung der Zeitungsillustrationen in der Südsteirischen Post (Maribor, 1881–1900) Glavna urednica: Petra Kramberger Urednica: Anja Gasser Avtorji: Anja Gasser, Jovana Jeremić, Stanko Kralj, Neža Seljak, Ana Šmerc, Tamara Revinšek Lektorici: Petra Kramberger, Corinna Katharina Herrmann Tehnično urejanje in oblikovanje naslovnice: Anja Gasser Založila: Založba Univerze v Ljubljani Za založbo: Gregor Majdič, rektor Univerze v Ljubljani Izdala: Znanstvena založba Filozofske fakultete Univerze v Ljubljani Za izdajateljico: Mojca Schlamberger Brezar, dekanja Filozofske fakultete Ljubljana, 2023 Prva izdaja Tisk: Birografika Bori, d. o. o. Naklada: 50 izvodov Publikacija je brezplačna. To delo je ponujeno pod licenco Creative Commons Priznanje avtorstva-Deljenje pod enakimi pogoji 4.0 Mednarodna licenca (izjema so fotografije). / This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License (except photographies). Vsi prispevki v zborniku so nastali v okviru projekta Zgodovinski dogodki v luči časopisnih ilustracij, ki spada pod Projekte razvojnega stebra financiranja (RSF) A.I.1. »Oblikovanje podpornega sistema in mehanizmov ter izvedba pilotnih primerov izvajanja študijskega procesa osredinjenega na študente«. Prva e-izdaja. Publikacija je v digitalni obliki prosto dostopna na https://ebooks.uni-lj.si DOI: 10.4312/9789612971694 Kataložna zapisa o publikaciji (CIP) pripravili v Narodni in univerzitetni knjižnici v Ljubljani Tiskana knjiga COBISS.SI-ID=164228867 ISBN 978-961-297-168-7 E-knjiga COBISS.SI-ID=164240643 ISBN 978-961-297-169-4 (PDF) 3 Inhalt Petra Kramberger, Anja Gasser, Neža Seljak Vorwort 5 Anja Gasser Illustrationen in der Südsteirischen Post: Darstellung der russischen Regierungskräfte 9 Neža Seljak Einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie im Spiegel der Illustrationen in der Zeitung Südsteirische Post 7 Ana Šmerc Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 1 28 Stanko Kralj Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 2 41 Jovana Jeremić Fremde Länder und Städte auf den Illustrationen in der Südsteirischen Post aus dem Jahr 1881 51 Tamara Revinšek Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 63 5 Vorwort Der vorliegende Sammelband widmet sich einer gründlichen Analyse der Illustrationen, die in der Zeitung Südsteirische Post (Maribor, 1881–1900) veröffentlicht wurden. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Illustrationen, die auf den Titelblättern der Zeitung im Jahr 1881 abgebildet wurden. Das Ziel dieses Sammelbands ist es, die vielfältigen visuellen Darstellungen in der Zeitung zu untersuchen, um ein tie-feres Verständnis für die Rolle der Abbildungen als Träger historischer Ereignisse zu gewinnen und ihre Auswirkungen auf das öffentliche Bewusstsein zu erforschen. Die Zeitungsillustrationen der Südsteirischen Post waren eine bedeutende und fes-selnde visuelle Ergänzung zu den schriftlichen Inhalten. Im 19. Jahrhundert etablierte sich das Zeitungswesen als einflussreiches Medium zur Verbreitung von Informationen und Meinungen. Durch die Verwendung von Illustrationen gelang es der Südsteirischen Post ihren Lesern eine breite Palette visueller Darstellungen der Ereignisse zu präsentieren. Diese Bilder erfassten nicht nur die Essenz der Zeitgeschehnisse, sondern prägten auch die Wahrnehmung und Interpretation dieser Ereignisse seitens des Publikums. Die deutschsprachige Publizistik im slowenischen ethnischen Gebiet weist eine langjährige Geschichte auf, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Die Entwicklung dieser Presseorgane stand stets in enger Verbindung zur politischen und sozialen Situation ihrer Zeit. Insbesondere gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in der Region des „deutschen Festungsdreiecks der Untersteiermark“1 mehrere Zeitungen, in denen slowenische Intellektuelle verstärkt für die Förderung der slowenischen Sprache und Kultur eintraten. Gleichzeitig entstanden jedoch auch deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften, die vor allem von der deutschsprachigen Bevölkerung in der Region gelesen wurden. Dies führte zu einer zunehmenden Rivalität zwischen der deutsch- und slowenischsprachigen Presse. Eine deutschsprachige Zeitung, die von Anfang an als politisches Informations-blatt die Meinungen der slowenischen Bevölkerung in der Untersteiermark vertrat, war die Südsteirische Post. Die Redaktion bemühte sich nicht nur um informative 1 Die Städte Maribor [Marburg], Celje [Cilli] und Ptuj [Pettau] zählten zu dem so genannten „deutschen Festungsdreieck der Untersteiermark“, das von 1147 bis 1919 Teil des Herzogtums Steiermark war (vgl. Hugo Suette (1936): Der nationale Kampf in der Südsteirmark. München: Max Schick, S. 91). 6 Petra Kramberger, Anja Gasser, Neža Seljak Texte, sondern zog ihre Leserschaft auch mit anschaulichen Bildbeiträgen an, die im ersten Jahrgang (1881) im Hauptblatt selbst abgedruckt und in den letzten beiden Erscheinungsjahren (1899–1900) dem Presseorgan in Form einer illus-trierten Beilage beigefügt wurden. Bereits in ihrer Probeausgabe vom 6. April 1881 erschien anstelle eines leidenschaftlichen Leitartikels, der die öffentliche Meinung hätte formen können, eine Abbildung des Arbeits- und Sterbezimmers des russischen Kaisers Alexander II. auf der Titelseite. Dieser ersten Illustration folgten 38 weitere Bilder, die anonym veröffentlicht wurden und verschiedene Nachrichten, Persönlichkeiten und Ereignisse aus der unmittelbaren Umgebung, der Monarchie, dem übrigen Europa und der Welt darstellten. Im Rahmen des Projektes Zgodovinski dogodki v luči časopisnih ilustracij [ Historische Ereignisse im Spiegel der Zeitungsillustrationen] haben Studierende des Faches Deutsch-slowenische (literarische) Wechselbeziehungen das Bildmaterial der Zeitung Südsteirische Post genauer untersucht, um die Gründe für dessen Veröffentlichung in der Zeitung zu ermitteln. Der vorliegende Sammelband gliedert sich thematisch in fünf wichtige Bereiche: Russland, Habsburgerreich, einflussreiche Persönlichkeiten, fremde Länder und Städte sowie Ereignisse und Interessantes aus dem Jahr 1881. Der erste Beitrag von Anja Gasser widmet sich der Analyse von Illustrationen, die Russland betreffen, und erläutert darüber hinaus ihre Zusammenhänge und Hintergründe. Mit dieser Thematik wurde auch die erste Illustration in der Südsteirischen Post veröffentlicht, welche als Vorlage für alle weiteren Zeitungsnum-mern, die im Jahr 1881 erschienen, diente. Der zweite Beitrag von Neža Seljak untersucht fünf Illustrationen bedeutender Persönlichkeiten des Habsburgerreiches und die möglichen Gründe für ihre Ver- öffentlichung im Jahr 1881. Der dritte Teil, der zugleich der umfangreichste ist, wird von den Studierenden Ana Šmerc und Stanko Kralj erforscht. Sie analysieren Illustrationen von promi-nenten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, die in der Südsteirischen Post veröffentlicht wurden, und setzen sich mit den möglichen Gründen für ihre Erscheinung in der Zeitung auseinander. Der nächste Betrag von Jovana Jeremić beschäftigt sich mit Illustrationen, auf denen fremde Länder und Städte dargestellt sind. Der Beitrag untersucht die Re-levanz und mögliche Beweggründe für die Veröffentlichung dieser Illustrationen. Vorwort 7 Im letzten Beitrag dieses Sammelbands von Tamara Revinšek werden die Illustrationen untersucht, die die prägnantesten und interessantesten Ereignisse des Jahres 1881 zeigen. Sie setzt sich in ihrem Beitrag auch mit der emotionalen Position auseinander, die die Redaktion der Südsteirischen Post einnimmt, und untersucht die möglichen Gründe für die Veröffentlichung dieser Abbildungen in der Zeitung. Obwohl die Leserschaft von den Illustrationen begeistert war, wurde am 15. November 1881 die letzte illustrierte Ausgabe der Zeitung veröffentlicht. Auf der Titelseite der 65. Nummer war die Abbildung des Erzbischofs von Wien, Cölestin Joseph Ganglbauer (1817–1889), zu sehen. Danach erschienen in der Südsteirischen Post keine Illustrationen mehr. Dies lässt sich auf zwei Gründe zu-rückführen: Zum einen etablierte sich das Presseorgan in der untersteirischen publizistischen Welt und gewann eine größere Leserschaft, zum anderen spielte die finanzielle Lage der Publikation eine Rolle. Die Kosten für die Illustrationen, die bei jeder Ausgabe anfielen, wurden zugunsten profitablerer Anzeigen eingespart. Erst 1899 entschied sich die Redaktion erneut, die Zeitung durch Illustrationen attraktiver zu gestalten, indem sie eine illustrierte Beilage mit dem Titel Spassvogel dem Blatt hinzufügte. Petra Kramberger, Anja Gasser, Neža Seljak Kazalo 9 10 Anja Gasser Povzetek Prvi prispevek v zborniku Bilder erzählen Geschichte: Eine Untersuchung der Zeitungsillustrationen in der Südsteirischen Post (Maribor, 1881–1900) se osredotoča na analizo ilustracij, ki so povezane z Ruskim imperijem. Raziskava vključuje štiri slike, ki so bile objavljene v časopisu Südsteirische Post. Prva od teh ilustracij prikazuje delovno sobo preminulega ruskega carja Aleksandra II. Nekaj tednov kasneje je bil v časopisu objavljen portret nove-ga ruskega carja Aleksandra III. V juniju istega leta sta izšli še dve številki, ki prikazujeta del ruskega sveta: ena vsebuje portret prestolonaslednika Nikolaja II., druga pa portret notranjega ministra Ignatijeva. Ključne besede: časopisje v 19. stoletju, Südsteirische Post, časopisne ilustracije, Ruski imperij, 1881 Schlüsselwörter: Zeitungswesen des 19. Jahrhunderts, Südsteirische Post, Zeitungsillustrationen, Russisches Kaiserreich, 1881 1 Einleitung Die Zeitungen vergangener Jahrhunderte dienten nicht nur als wertvolle Do-kumente der Vergangenheit, sondern beeinflussten auch durch ihre Artikel und andere Textsorten große Menschenmassen und prägten somit den Zeitgeist verschiedener Kulturen. Eine der bedeutendsten Zeitungen im slowenischen ethnischen Gebiet des 19. Jahrhunderts, die im ersten Jahr verschiedene Illustrationen enthielt, war die Südsteirische Post, die in deutscher Sprache slowenische Interessen vertrat. Ein großer Teil dieser Illustrationen stellte slawische Motive dar, einschließlich solcher, die mit dem Russischen Kaiserreich verbunden waren. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit vier Illustrationen aus dieser Zeitung, die die Situation des Russischen Kaiserreichs im Jahr 1881 zeigen. Das Bildermaterial wurde meistens in der Mitte des Titelblatts abgedruckt und in größeren Dimensionen präsentiert. Es weckte das Interesse selbst bei Lesern, die mit der politischen Ausrichtung der Zeitung nicht vollständig einverstanden waren. Auf diese Weise gelang es der Redaktion, durch die Illustrationen eine Verbindung zwischen Unterhaltung und Information herzustellen.2 2 Vgl. Petra Kramberger (2015): Slike v besedah, besede v slikah: ilustracije v Südsteirische Post, nemškem časopisu slovenskih patriotov . In: Valenčič Arh, Urška/Čuden, Darko (Hrsg.): V labirintu jezika = Im Labyrinth der Sprache. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete, S. 201–212, hier S. 202. Illustrationen in der Südsteirischen Post: Darstellung der russischen Regierungskräfte 11 In der ersten Ausgabe der Zeitung wurde eine Illustration präsentiert, die eine Assoziation mit Russland hervorrief und das Arbeits- und Sterbezimmer von Kaiser Alexander II. porträtierte. Im Kommentar zu dieser Abbildung verkündete die Redaktion feierlich die Absicht, auch in zukünftigen Ausgaben Bildmaterial bereitzustellen: Unsere Leser dürfte es interessiren, das Arbeitszimmer des […] ermordeten russischen Kaisers abgebildet zu sehen, und beginnen wir damit, die Reihe der von uns avisirten Illustrationen.3 In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die anderen drei Illustrationen dieser ähnelten und wie die anderen prodeutschen Publikationen in der Untersteiermark darauf reagierten. 2 Illustrationen in der Südsteirischen Post 2.1 Das Arbeits- und Sterbezimmer Kaisers Alexanders II. im Winterpalais zu St. Petersburg (Nr. 1, 6. April 1881) Illustration 1: Das Arbeits- und Sterbezimmer Kaisers Alexanders II. im Winterpalais zu St. Petersburg 3 Anonym (6.4.1881): Das Arbeits- und Sterbezimmer Kaisers Alexanders II. im Winterpalais zu St. Petersburg. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 1, S. 1. 12 Anja Gasser In der ersten Ausgabe der Südsteirischen Post wurde eine eindrucksvolle Illustration auf der Hälfte des Titelblatts der Zeitung veröffentlicht. Dieses Bild wurde am 6. April 1881 abgedruckt. Im Verlauf des Jahres wurden weitere Abbildungen veröffentlicht, die bei den Lesern des Blattes auf Begeisterung stießen. Den Anfang machten dabei die privaten Gemächer, genauer gesagt das Arbeits- und Sterbezimmer von Kaiser Alexander II., der im März verstorben war. Der begleitende Leitartikel informiert erstens darüber, dass dieses Lieblingszim-mer des Kaisers „nur mit dem nothwendigsten [Möbeln] versehen und ganz dazu geeignet [sei], geistige anstrengende Arbeiten“4 zu leisten. Zweitens dokumen-tiert er ausführlich über das grausame Attentat vom 13. März desselben Jahres. Obwohl der Mordanschlag bereits einen Monat zurücklag, wurde dem Leser zu-sätzlich anschaulich vermittelt, welche wichtige Rolle das russische Kaiserreich für das slowenischsprachige Gebiet am Ende des 19. Jahrhunderts hatte. Auch andere Zeitungen in der untersteirischen publizistischen Welt berichten über das Attentat. Im Gegensatz zur Südsteirischen Post, die respektvoll über die Kaiserfamilie berichtet, betrachtet die prodeutsche Marburger Zeitung diese Geschehnisse ziemlich sachlich und distanziert. Ein Beispiel dafür ist das Feuilleton vom 16. März 1881: In Rußland herrscht der Despotismus, gemildert durch Meuchelmord. […] Was muß in den Tiefen eines Volkes vorgehen, wenn auf der Oberfläche der Wahnsinn zu solchen Verbrechen treibt und die Masse dumpfschweigend zuschaut.5 2.2 Alexander III. (Nr. 4, 17. April 1881) Am 17. April wurde in der vierten Ausgabe der Südsteirischen Post das Porträt des neuen russischen Kaisers Alexander III. veröffentlicht. Es besetzt das gesamte Titelblatt und ist detailliert und ein- drucksvoll illustriert. Das Porträt präsentiert den Zaren als Idealfigur. Einen kurzen Text über die- se Persönlichkeit findet man am Ende der Seite. Der anonyme Autor ist dem Kaiser gegenüber stets Illustration 2: Alexander III. 4 Ebd. 5 Anonym (16.3.1881): Feuilleton. Der Kuckuck und sein Küster. In: Marburger Zeitung. Jg. 20, Nr. 32, S. 1–3, hier S. 2. Illustrationen in der Südsteirischen Post: Darstellung der russischen Regierungskräfte 13 positiv eingestellt, indem er ihn als „eine imponirende, männliche Erscheinung“6 bezeichnet. In der gleichen Ausgabe gibt es weitere Auszüge über Russland und Alexander III., wie z. B. einen Auslandsbericht über die Reise der gesamten Kaiserfamilie nach Gattschina aufgrund der kranken Kaiserin7 sowie die Ankündigung des Besuchs des Kaisers in Wien. Im Gegensatz dazu betrachteten die Marburger Zeitung und die Cillier Zeitung den neuen russischen Kronenträger und seine zukünftigen Ideen in einigen ihren Veröffentlichungen kritischer als die Südsteirische Post. Ein vergleichbarer Aus-schnitt findet sich in der Südsteirischen Post unter der Illustration, wo es heißt: „Praktischen Rathschlägen stets zugänglich hat er schon öfters seinen Einfluß zu Gunsten guter Reformen geltend gemacht.“8 Die Marburger Zeitung dagegen wies in ihrer Veröffentlichung am selben Tag im April auf die Familienreise hin und kommentierte kritisch: Alexander III. hat sich mit seiner Familie aus Gesundheitsrücksichten in die Stille des Landlebens zurückgezogen. Stille bleibt es auch betreffs der Reformen und „entwickelt“ sich Rußland weiter fort unter der bekannten doppelt schrecklichen Verfassung: Despotismus, gemildert durch Meuchelmord.9 2.3 General Ignatieff, der neue Minister des Innern in Rußland (Nr. 19, 7. Juni 1881) Die einzige Illustration, die nicht direkt mit der russischen kaiserlichen Krone verbunden ist, aber dennoch von der Redaktion der Südsteirischen Post auf dem Titelblatt gedruckt wurde, erschien am 7. Juni in der Nummer 19. Es handelt sich um ein kleines Porträt des Generals Ignatieff, eines russi- schen Staatsmanns und Diplomaten, der am 1. Mai 1881 zum Innenminister ernannt wurde. Zu dieser Illustration 3: General Illustration wurde auch ein Artikel verfasst, der sich Ignatieff, der neue Minister des Innern in Rußland mit dem Wechsel des Innenministers Loris-Me- likoff aufgrund von Meinungsverschiedenheiten 6 Anonym (17.4.1881): Alexander III. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 4, S. 1. 7 Vgl. anonym (17.4.1881): Politische Rundschau. Ausland. In: ebd., S. 4–5. 8 Anonym (17.4.1881): Alexander III. In: ebd., S. 1. 9 Anonym (17.4.1881): Zur Geschichte des Tages. In: Marburger Zeitung. Jg. 20, Nr. 46, S. 2. 14 Anja Gasser zwischen ihm und Kaiser Alexander III. beschäftigt.10 Mit dieser Illustration versuchte die Südsteirische Post das Interesse ihre Leser auch auf andere bedeutende Persönlichkeiten in Russland zu lenken. 2.4 Nicolaus Alexandrowitsch, russischer Thronfolger (Nr. 23, 21. Juni 1881) Die letzte Illustration, die das Thema Russland dar- stellt, zeigt Nicolaus Alexandrowitsch, den ältesten Sohn von Zaren Alexander III. und wurde am 21. Juni in der Südsteirischen Post ohne begleitenden Artikel veröffentlicht. Wahrscheinlich war dies mit den Reisen der Kaiserfamilie verbunden, die aus Si- cherheitsgründen ins Ausland fliehen musste und aus diesem Grund nicht mehr häufig in der Öffent- lichkeit zu sehen waren. Zu dieser Illustration, die deutlich auf einen rus- Illustration 4: Nicolaus sischen Bezug hindeutet, äußerte sich der Korres- Alexandrowitsch, russischer pondent der prodeutschen Cillier Zeitung folgen-Thronfolger dermaßen: Als guter Österreicher kann ich nicht umhin, die absurde Gepflogenheit der in Marburg erscheinenden „Südsteirischen Post“ — Abbildungen der russischen Kaiserfamilie auf die Stirnseite ihres Blattes zu setzen — einer kleinen Kritik zu unterziehen. Fast alle Zeitungen der Welt benützen die Titel- oder Vorderseite zur Verzeichnung der in erster Linie Interesse er-regenden Ereignisse, seien dieselben nun politischer oder anderer Natur. Nur das erwähnte Blatt macht diesbezüglich eine charakteristische Ausnahme, indem es russische Illustrationen in den Vordergrund stellt, so daß ein wahrhaft österreichischer Patriot beim bloßen Anblick dieser „Südsteirischen Russenblattes“ ohne Einsichtnahme in den mannigfaltigen Inhalt desselben, schon mit Entrüstung seinen Blick abwendet. — Und wenn ich nicht irre, eben dieses Blatt hat die kühne Behauptung ausgestellt, daß unsere populäre deutsche „Cillier Zeitung“ mit Deutschland liebäugelt und für Bismarcks Ideen eine Begeisterung im erhöhten Maßstabe entwickelt.11 10 Vgl. anonym (7.6.1881): General Ignatieff, der neue Minister des Innern in Rußland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 19, S. 1. 11 Anonym (30.6.1881): Politische Rundschau. In: Cillier Zeitung. Jg. 6, Nr. 52, S. 3. Illustrationen in der Südsteirischen Post: Darstellung der russischen Regierungskräfte 15 3 Schlussbemerkungen Entsprechend den Erwartungen vertrat das Bildmaterial der Zeitung Südsteirische Post auch (und vor allem) die Interessen der slawischen Bevölkerung und zeigte in diesem Kontext eine gewisse Sympathie für die Russen und ihr Kaiserreich. Die meisten Abbildungen waren Porträts bedeutender russischer Persönlichkeiten, mit Ausnahme der ersten Illustration, die das Sterbe- und Arbeitszimmer des ehemaligen Kaisers präsentierte. Auf diese Weise sollte eine breitere Leserschaft angesprochen und das Interesse geweckt werden. Um die Bilder in den Zusammenhang zu stellen, wurden zu fast allen Illustrationen kurze Artikel veröffentlicht, die den Einfluss des Russischen Kaiserreich noch intensivierten. Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitungsquellen Anonym (16.3.1881): Feuilleton. Der Kuckuck und sein Küster. In: Marburger Zeitung. Jg. 20, Nr. 32, S. 1–3. Anonym (6.4.1881): Das Arbeits- und Sterbezimmer Kaisers Alexanders II. im Winterpalais zu St. Petersburg. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 1, S. 1. Anonym (17.4.1881): Alexander III. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 4, S. 1. Anonym (17.4.1881): Politische Rundschau. Ausland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 4, S. 4–5. Anonym (17.4.1881): Zur Geschichte des Tages. In: Marburger Zeitung. Jg. 20, Nr. 46, S. 2. Anonym (7.6.1881): General Ignatieff, der neue Minister des Innern in Rußland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 19, S. 1. Anonym (21.6.1881): Nicolaus Alexandrowitsch, russischer Thronfolger. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 23, S. 1. Anonym (30.6.1881): Politische Rundschau. In: Cillier Zeitung. Jg. 6, Nr. 52, S. 3. Sekundärliteratur KrAmberger, PetrA (2015): Slike v besedah, besede v slikah: ilustracije v Südsteirische Post, nemškem časopisu slovenskih patriotov. In: Valenčič Arh, Urška/Čuden, Darko (Hrsg.): V labirintu jezika = Im Labyrinth der Sprache. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete, S. 201–212. 18 Neža Seljak Povzetek V pričujočem članku je analiziranih pet ilustracij, ki so izšle na naslovnici časopisa Südsteirische Post med 10. majem in 15. novembrom 1881. Te ilustracije predstavljajo pomembne in vplivne osebnosti Habsburške monarhije. Šest portretov predstavnikov avstrijske cesarske in belgijske kraljeve družine je bilo združenih v eno skupno ilustra-cijo, ki slavi zaroko prestolonaslednika Rudolfa in njegove neveste, belgijske princese Štefanije. Poleg teh ilustracij je komentirana zgolj še ena obravnavana ilustracija, in sicer upodobitev oficirja Benedeka. Razlog, zakaj ostale upodobitve nimajo komentar-jev, se morda skriva v prepoznavnosti predstavljenih oseb in njihovem takrat aktualnem delovanju. Obravnavani časopis Südsteirische Post se je na prvem mestu zavzemal za slovenske interese, ki jih je širil med nemško govorečim prebivalstvom. A v obravnavanih ilustracijah in njihovih komentarjih ni zaznati tovrstnih tendenc, temveč prevladuje posredovanje občutka pripadnosti vseh narodov k monarhiji. Ključne besede: Südsteirische Post, ilustracije, habsburška monarhija, 19. stoletje, 1881 Schlüsselwörter: Südsteirische Post, Illustrationen, Habsburgermonarchie, 19. Jahrhundert, 1881 1 Einleitung Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit fünf Illustrationen, die vom 10. Mai bis zum 15. November 1881 in der Zeitung Südsteirische Post erschienen sind. Mit diesen Illustrationen werden einige einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie aus dem 19. Jahrhundert dargestellt und analysiert. Im 19. Jahrhundert kam es zu großen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, weshalb sowohl Mitglieder der kaiserlichen Familie (Kaiser Franz Joseph I., Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf und seine Braut Stephanie mit ihren Eltern, den belgischen König Leopold II. und Königin Marie Henriette) als auch Politiker, Militär- und Kirchenvertreter (Ludwig von Benedek, Baron Haymerl, Graf Taaffe und Cölestin Ganglbauer) abgebildet werden. Die lokale Zeitung Südsteirische Post setzte sich primär für die slowenischen Interessen ein. Es gab aber auch Ausgaben, in denen das habsburgische Interesse hinsichtlich der Heimat, zu der auch das slowenisch-ethnische Gebiet zählte, im Vordergrund stand. Der Beitrag setzt sich mit den möglichen Gründen für die Erscheinung der Illustrationen in der Südsteirischen Post und damit verbundenen Lebenshintergründen der dargestellten Personen auseinander. Einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie ... 19 2 Illustrationen in der Südsteirischen Post 2.1 Zur Vermählungsfeier am 10. Mai 1881 (Nr. 11, 10. Mai 1881) Illustration 1: Zur Vermählungsfeier am 10. Mai 1881 20 Neža Seljak Am 10. Mai 1881 widmete die Südsteirische Post ihre Frontseite der kaiserlichen Familie: ein Titelbild aus Porträts des Verlobungs- und Kaiserpaars und der Braut eltern mit der Überschrift Zur Vermählungsfeier am 10. Mai 1881 zeigt sich vor den Augen der Leser. Dieses Bild und der dazugehörige Artikel Ein wahrhaft österreichisches Fest erschienen am Tag der Erklärung der Verlobung zwischen dem Kronprinzen, Rudolf Franz Carl Joseph (1858–1889), und seiner Auserwählten, Prinzessin Stephanie von Belgien (1864–1945). Kronprinz Rudolf war der Sohn eines der bedeutendsten und einflussreichsten Habsburger und Herrscher der Geschichte, Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916), und seiner Frau Kaiserin Elisabeth (1837–1898). Rudolf wurde von frühester Kindheit an systematisch auf seine Tätigkeit als Thronfolger vorbereitet,1 weshalb ihm der Hof alsbald eine passende Braut suchte, die neben dem Kronprinzen die kaiserliche Familie vertreten würde. Prinzessin Stephanie von Belgien war die zweite Tochter des belgischen Königs Leopold II. (1835–1909), eines der reichsten Männer seiner Zeit, und seiner Frau, Königin Marie Henriette (1836–1902).2 Die kaiserliche Familie war beim Volk beliebt, daher wurde jede dieser exklusiven Nachrichten auf den Titelseiten aller Presseorgane der Monarchie veröffentlicht. Obwohl sich die Südsteirische Post für slowenische Interessen einsetzte, stand das nicht immer im Vordergrund. Am unteren Rand der Titelseite befindet sich das Kürzel A. E. I. O. U. (lat. Austria Erit In Orbe Ultima), der Österreich wird bestehen bis an der Welten Ende bedeutet, was ein Gefühl der Einheit und Solidität der Monarchie erweckt: Das Steirerland hat mitempfunden Und mitgefühlt mit Habsburgs Stamm Die frohen und die schlimmen Stunden, Wie jede nach dem Zeitlauf kam; Hat mitgejauchzt, hat mitgeweint In Lieb‘ und Treu‘ ihm stets vereint.3 Mit dem vielstrophigen Gedicht auf der Titelseite spricht die Redaktion dem Liebespaar Glück in seiner Ehe aus: 1 Vgl. Martin Mutschlechner: Rudolf – Lehrjahre eines Kronprinzen. Erhältlich unter: https://www. habsburger.net/de/kapitel/rudolf-lehrjahre-eines-kronprinzen (Zugriffsdatum: 17.4.2023). 2 Vgl. Martin Mutschlechner: Eine unglückliche Verbindung: Rudolf und Stephanie. Erhältlich unter: https:// www.habsburger.net/de/kapitel/eine-unglueckliche-verbindung-rudolf-und-stephanie (Zugriffsdatum: 17.4.2023). 3 Anonym (10.5.1881): Zur Vermählungsfeier am 10. Mai 1881. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 11, S. 1. Einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie ... 21 Wir wünschen, was wir wünschen können, Das Beste für das Kaiserhaus, Und fleh‘n zu Gott, den Wunsch zu krönen, Es gieße Er den Segen aus Auf Oesterreich, die Monarchie, Auf Rudolf – Stephanie!4 Das 19. Jahrhundert war eine Zeit der nationalen Konflikte. Rudolf setzte sich für eine friedliche Neuordnung der damaligen Herrschaft ein und sprach offen über das, was ihn störte. Er trat der Macht von Adel und Kirche entgegen, sah die schlimmen Umstände der Arbeiterschaft und wollte soziale Unterschiede abbau-en. Dadurch gab er den Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft:5 „In der Vermälung des Kronprinzen erblicken die Völker ein weiteres Unterpfand des Fortbestandes und Gedeihens der Monarchie.“6 2.2 Feldzeugmeister von Benedek (Nr. 15, 24. Mai 1881) Am Dienstag, den 24. Mai 1881, widmete die Südsteirische Post dem damals verstorbenen Feldzeugmeister von Benedek (1804–1881) einen kurzen Artikel zum Gedenken an sein erfolgreiches Leben: „Der unlängst in Graz verstorbene Feldzeugmeister von Benedek er- reichte das hohe Alter von 77 Jahren.“7 Der Artikel besteht aus dem Kommentar, in dem sein Leben kurz zusammengefasst wird, und seinem Porträt. Illustration 2: Feldzeugmei- ster von Benedek † Ludwig August Ritter von Benedek (Ungarisch: Lovag Benedek Lajos) war Feldzeugmeister ungarischer Herkunft. Er wurde von Feldmarschall Radetzky (1766–1858) gefördert. Später stieg er zu einem der bedeutendsten Offiziere der österreichischen Armee auf und erhielt zahlreiche Auszeich-nungen und Ehrungen. Er war höchst populär und erfolgreich, deshalb wurde er zum Oberbefehlshaber der Nordarmee ernannt.8 Der Name Benedek ist mit Königgrätz 4 Ebd. 5 Vgl. Neža Seljak (2021): Kaiserliche Tragödie (30. Januar 1889). Die Nachricht aus Mayerling, die das ganze Kaisertum bestürzte. Diplomsko delo. Ljubljana: Filozofska fakulteta UL, S. 12. 6 X. Y. (10.5.1881): Ein wahrhaft österreichisches Fest. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 11, S. 2. 7 Anonym (24.5.1881): Feldzeugmeister von Benedikt. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 15, S. 1. 8 Vgl. anonym: Julie von Woyna, geb. Freiin von Krieg­Hochfelden. Erhältlich unter: https://www.museum-joanneum.at/neue-galerie-graz/ausstellungen/ausstellungen/rundgang-wer-bist-du/raum-01/julie-von-woyna-geb-freiin-von-krieg-hochfelden (Zugriffsdatum: 19.4.2023). 22 Neža Seljak verbunden, wo er 1866 die kaiserliche Armee in der berüchtigten Schlacht bei Kö- niggrätz kommandierte.9 In diesem Deutschen Krieg 1866 wurde die österreichische Armee von der Preußischen besiegt. Benedek wurde für das Versagen der österreichischen Armee verantwortlich gemacht, obwohl die Schuld eher bei den Fehlent-scheidungen der Regierung lag. Er verlor sein Kommando und musste versprechen, über die Umstände und Hauptursachen der Niederlage zu schweigen.10 Nach diesem Ereignis zog sich Benedek mit seiner Frau gedemütigt und enttäuscht nach Graz ins Privatleben zurück, wo er auch seine letzten Jahre verbrachte.11 Seinen Stolz spiegelt die Illustration im Artikel wider, auf der er in seiner Militäruni-form abgebildet wird. Trotz der Niederlage bei Königgrätz geht aus dem Kommentar deutlich hervor, dass Feldzeugmeister Benedek beim Volk hochgeschätzt war. Die Sonne des Ruhmes sollte die letzten Lebensjahre des schwergeprüften Feldherrn nimmer bestrahlen, allein das Bewußtsein, immer und überall seine Pflicht als ganzer Mann auch unter den schwierigsten Verhältnissen erfüllt zu haben, wird sein Grab mit freundlichem Schimmer umweben – er ruhe in Frieden!12 2.3 Baron Haimerle, Minister der auswärtigen Angelegenheiten (Nr. 38, 13. August 1881) Am 13. August 1881 wurde auf der Titelseite der 38. Nummer eine Illustration des damaligen Außenmi- nisters Baron Haymerle (1828–1881) veröffentlicht. Baron Heinrich Karl von Haymerle war Diplomat, Dolmetscher, Staatsmann und in seinen letzten Jah- ren sogar der Außenminister der Doppelmonarchie.13 1848 begannen die politischen Revolutionen: Stu- Illustration 3: Baron Haimerle, Minister der denten, Bürger und Bauern forderten Freiheit und auswärtigen Angelegenheiten 9 Vgl. Peter Aumüller: Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Erhältlich unter: https:// www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=223 (Zugriffsdatum: 17.4.2023). 10 Vgl. anonym: Julie von Woyna, geb. Freiin von Krieg­Hochfelden. Erhältlich unter: https://www.museum-joanneum.at/neue-galerie-graz/ausstellungen/ausstellungen/rundgang-wer-bist-du/raum-01/julie-von-woyna-geb-freiin-von-krieg-hochfelden (Zugriffsdatum: 19.4.2023). 11 Vgl. Peter Aumüller: Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Erhältlich unter: https:// www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=223 (Zugriffsdatum: 17.4.2023). 12 Anonym (24.5.1881): Feldzeugmeister von Benedikt. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 15, S. 1. 13 Vgl. anonym: Heinrich, baron von Haymerle. Erhältlich unter: https://www.britannica.com/biography/ Heinrich-Baron-von-Haymerle (Zugriffsdatum: 19.4.2023). Einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie ... 23 Rechte. Haymerle wurde wegen seiner revolutionären Betätigung verhaftet und entging der kriegsrechtlichen Erschießung nur durch Intervention des Barons Alexander von Hübner (1811 –1892), der in ihm einen potenziellen Diplomaten sah, denn sein ganzes Leben war er auf vielen Dienstreisen und nahm an wichtigen Sitzungen der Donaumonarchie teil.14 In der österreichisch-ungarischen Monarchie war Ungarn zwar ein eigener Staat, der sich aber ein gemeinsames Außenministerium mit Österreich teilte. Von 1879 bis 1881 wurde Baron Haymerle die Position des Außenministers des Reiches anvertraut. Im Jahr 1881 wurden einige bedeutende außenpolitische Verträge unterschrieben, wie der Dreikaiserbund und der Geheimvertrag zwischen Österreich-Ungarn und Serbien. Der Dreikaiserbund war ein geheimes Neutralitätsabkommen zwischen den drei Großmächten, dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn und Russland. Darauf folgte ein Pakt mit Serbien, den Baron Haymerle schloss und der Serbien fast auf den Status eines österreichischen Satellitenstaates verbannte und damit Österreich-Ungarn die Kontrolle über die serbische Außenpolitik übergab.15 Weil Haymerle mit seiner Unterschrift diese außenpolitischen Verträge arrangiert hat, war er zu dieser Zeit eine wichtige Persönlichkeit der Monarchie. Das ist zweifellos auch der Grund für die Veröffentlichung seines Porträts in der 38. Nummer des Blattes, das ohne einen begleitenden Kommentar erschien. Ein weiterer Grund für die Veröffentlichung könnte noch in einer anderen Tendenz liegen. Die Südsteirische Post setzte sich für slowenische Interessen bzw. die Interessen der slawischen Völker ein. Durch den Vertrags-abschluss zwischen Österreich-Ungarn und Serbien ermöglichte Haymerle, dass sich die südslawischen Nationen „unter einem Dach“ wiederfanden, was das slawische Nationalbewusstsein stärkte. Nur knapp zwei Monate nach der Veröffentlichung seines Porträts, am 10. Oktober, ist er in Wien gestorben, worüber auch die Südsteirische Post auf der Titelseite der 55. Nummer berichtete: „Der Minister des Aeußeren, Baron Haymerle, ist gestern nachmittags halb 4 Uhr plötzlich am Herzschlage verschieben.“16 14 Vgl. anonym: Haymerle, Heinrich Frh. von (1828­1881), Diplomat. Erhältlich unter: https://www. biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Haymerle_Heinrich_1828_1881.xml;internal&action=hilite. action&Parameter=haymerle* (Zugriffsdatum: 19.4.2023). 15 Dieser Abschnitt wurde übernommen nach: anonym: Heinrich, baron von Haymerle. Erhältlich unter: https://www.britannica.com/biography/Heinrich-Baron-von-Haymerle (Zugriffsdatum: 19.4.2023). 16 Anonym (11.10.1881): Original-Telegramme. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 55, S. 1. 24 Neža Seljak 2.4 Graf Taaffe (Nr. 40, 20. August 1881) Die Südsteirische Post veröffentlichte auf der Titelseite der 40. Nummer eine Abbildung des Grafen Taaffes. Eduard Franz Joseph Graf Taaffe (1833–1895) war ein österreichischer Staatsmann, konservativer Sozialreformer und zweimaliger ös- terreichischer Ministerpräsident (1868–70 und 1879–93).17 Zur Zeit der Veröffentlichung dieser Illustration, war er einer der bedeutendsten Per- sönlichkeiten der Habsburgermonarchie, weshalb Illustration 4: Graf Taaffe die Illustration auch keinen begleitenden Kom- mentar benötigte. Sein Name wurde jedoch im Beitrag auf der zweiten Seite dieser Nummer erwähnt. Das Geburtsfest Se. Majestät des Kaisers wurde in ganz Oesterreich festlich begangen. Anlässlich der beendeten Reise und der dabei zu Tage getrete-nen Loyalitätsbezeigungen richtete der Kaiser an den Grafen Taaffe ein allerhöchstes Schreiben, worin der Bevölkerung von Salzburg, Tirol und Vorarlberg der kaiserliche Dank ausgesprochen wird.18 In der Donaumonarchie lebten im 19. Jahrhundert viele verschiedenen Völker, sodass man diesen Staat auch als einen „Vielvölkerstaat“ bezeichnete. Viele Polen, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Kroaten, Italiener und Rumänen waren mit den Lebenszuständen nicht zufrieden.19 Taaffe war „die rechte Hand“ des Kaisers und seine Regierung strebte nach der Versöhnung der Nationalitäten. Er versuchte die natürlichen Gegensätze aufzulösen, wobei er sich auch auf die Südslawen stütz-te.20 Aus diesem Grund war er bei Befürwortern für slowenische bzw. slawische Interessen sehr beliebt. 17 Vgl. anonym: Eduard, count von Taaffe. Erhältlich unter: https://www.britannica.com/biography/Eduard-Graf-von-Taaffe (Zugriffsdatum: 21.4.2023). 18 Anonym (20.8.1881): Politische Rundschau. Inland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 40, S. 2. 19 Vgl. anonym: Die Geschichte Österreichs. Erhältlich unter: https://www.staatsbuergerschaft.gv.at/index. php?id=35 (Zugriffsdatum: 21.4.2023). 20 Vgl. anonym: Eduard Taaffe. Erhältlich unter: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Eduard_ Taaffe#tab=Bestattung (Zugriffsdatum: 21.4.2023). Einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie ... 25 2.5 Ganglbauer, Erzbischof von Wien (Nr. 65, 15. November 1881) In der 65. Nummer, am 15. November 1881, er- schien die letzte Illustration in der Südsteirischen Post. Dargestellt ist Cölestin Joseph Ganglbauer (1817–1889), der Erzbischof von Wien, der in diesem Jahrgang noch mehrfach erwähnt wurde. In der ersten Nummer, die am 6. April 1881 er- schien, berichtete die Südsteirische Post über das Er-Illustration 5: Ganglbauer, eignis, das am 22. März des gleichen Jahres statt- Erzbischof von Wien fand: Cölestin Josef Ganglbauer wurde zum Erz- bischof von Wien ernannt.21 Ein paar Monate später, am 13. September 1881, erschien auf der dritten Seite die Kurznachricht von seiner Inthronisation22 und am 8. November 1881 die Nachricht von seinem Besuch beim Papst: „Erzbischof Ganglbauer soll dem Papste ein eigenhändiges Schreiben unseres Kaisers über-bracht haben, worin demselben abgerathen werde, Rom zu verlassen.“23 Der Grund für die Entscheidung, ihn als letzte Illustration darzustellen, konnte nicht erörtert werden. Vielleicht wegen seines erfolgreichen Jahres oder wegen des Besuchs des Papstes, das kurz vor der Veröffentlichung der Illustration stattfand. Das war die letzte Abbildung, die im Hauptteil der Südsteirischen Post erschien. Erst 1899, in seinem vorletzten Jahrgang, entschied sich die Redaktion nochmals, ihre Zeitung durch Illustrationen zu bereichern: Dem Blatt wurde eine illustrierte Beilage, betitelt Spassvogel, beigefügt.24 3 Schlussbemerkungen Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit fünf Illustrationen, die im Jahr 1881 in der Zeitung Südsteirische Post abgedruckt wurden. Abgebildet werden die habsburgische kaiserliche Familie (Kaiser Franz Joseph I., Kaiserin Elisabeth sowie Kronprinz Rudolf) und belgische königliche Familie (Rudolfs Braut Stephanie 21 Vgl. anonym (6.4.1881): Allerlei. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 1, S. 4. 22 Vgl. anonym (13.9.1881): Politische Rundschau. Inland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 47, S. 3. 23 Anonym (8.11.1881): Politische Rundschau. Ausland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 63, S. 1. 24 Vgl. Petra Kramberger (2015): „Alle guten Oesterreicher werden unser patriotisches Unternehmen unterstützen.“ Südsteirische Post (1881–1900), nemški časopis za slovenske interese. Ljubljana: Znanstvena založba FF, S. 232. 26 Neža Seljak und ihre Eltern, der belgische König Leopold II. mit der Königin Marie Henriette), ferner Offizier Ludwig von Benedek, Außenminister Baron Haymerle, Ministerpräsident Graf Taaffe und Erzbischof Cölestin Ganglbauer. Ihre Porträts erschienen in fünf Nummern, die im Zeitraum vom 10. Mai bis zum 15. November 1881 herausgebracht wurden. Neben den Illustrationen der habsburgischen und belgischen königlichen Familien wird nur noch eine weitere Abbildung kommentiert, nämlich die Darstellung des Offiziers Benedek anlässlich seines Todes. Beide Kommentare sind emotionsgeladen. Einige Persönlichkeiten waren zu der Zeit so angesehen und namhaft, dass ihre Illustrationen keine zusätzlichen Kommentare benötigten, wie z. B. die Abbildung des Grafen Taaffe. Die Südsteirische Post hat sich primär für die slowenischen Interessen eingesetzt, es gab aber auch Ausgaben, in denen nicht nur diese Tendenz im Vordergrund stand. Und dazu zählen die in diesem Beitrag analysierten Illustrationen. Diese Gruppe von Abbildungen fördert das Zugehörigkeitsgefühl aller Nationen zur Monarchie. Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitungsquellen Anonym (6.4.1881): Allerlei. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 1, S. 4. Anonym (10.5.1881): Zur Vermählungsfeier am 10. Mai 1881. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 11, S. 1. Anonym (24.5.1881): Feldzeugmeister von Benedikt. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 15, S. 1. Anonym (20.8.1881): Politische Rundschau. Inland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 40, S. 2. Anonym (13.9.1881): Politische Rundschau. Inland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 47, S. 3. Anonym (11.10.1881): Original-Telegramme. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 55, S. 1. Anonym (8.11.1881): Politische Rundschau. Ausland. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 63, S. 1. X. Y. (10.5.1881): Ein wahrhaft österreichisches Fest. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 11, S. 2. Einflussreiche Persönlichkeiten der Habsburgermonarchie ... 27 Sekundärliteratur KrAmberger, PetrA (2015): „Alle guten Oesterreicher werden unser patriotisches Unternehmen unterstützen.“ Südsteirische Post (1881–1900), nemški časopis za slovenske interese. Ljubljana: Znanstvena založba FF. SeljAK, nežA (2021): Kaiserliche Tragödie (30. Januar 1889). Die Nachricht aus Mayerling, die das ganze Kaisertum bestürzte. Diplomsko delo. Ljubljana: Filozofska fakulteta. Internetquellen Anonym: Cölestin Josef Ganglbauer. Erhältlich unter: https://www.geschichtewiki. wien.gv.at/C%C3%B6lestin_Josef_Ganglbauer (Zugriffsdatum: 21.4.2023). Anonym: Die Geschichte Österreichs. Erhältlich unter: https://www.staatsbuergerschaft.gv.at/index.php?id=35 (Zugriffsdatum: 21.4.2023). Anonym: Eduard Taaffe. Erhältlich unter: https://www.geschichtewiki.wien. gv.at/Eduard_Taaffe#tab=Bestattung (Zugriffsdatum: 21.4.2023). Anonym: Haymerle, Heinrich Frh. von (1828­1881), Diplomat. Erhältlich unter: https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Haymerle_Heinrich_1828_1881. xml;internal&action=hilite.action&Parameter=haymerle* (Zugriffsdatum: 19.4.2023). Anonym: Heinrich, baron von Haymerle. Erhältlich unter: https://www.britannica. com/biography/Heinrich-Baron-von-Haymerle (Zugriffsdatum: 19.4.2023). Anonym: Julie von Woyna, geb. Freiin von Krieg­Hochfelden. Erhältlich unter: https://www.museum-joanneum.at/neue-galerie-graz/ausstellungen/ausstellungen/rundgang-wer-bist-du/raum-01/julie-von-woyna-geb-freiin-von-krieg-hochfelden (Zugriffsdatum: 19.4.2023). Aumüller, Peter: Feldzeugmeister Benedek und die Schlacht bei Königgrätz. Er-hältlich unter: https://www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel. php?id=223 (Zugriffsdatum: 17.4.2023). mutSchlechner, mArtin: Eine unglückliche Verbindung: Rudolf und Stephanie. Erhältlich unter: https://www.habsburger.net/de/kapitel/eine-unglueckliche-verbindung-rudolf-und-stephanie (Zugriffsdatum: 17.4.2023). mutSchlechner, mArtin: Rudolf – Lehrjahre eines Kronprinzen. Erhältlich unter: https://www.habsburger.net/de/kapitel/rudolf-lehrjahre-eines-kronprinzen (Zugriffsdatum: 17.4.2023). 30 Ana Šmerc Povzetek Pričujoči članek se osredotoča na sedem od štirinajstih ilustracij, ki so bile objavljene v lokalnem mariborskem časopisu Südsteirische Post med 21. majem in 5. julijem 1881. Te ilustracije predstavljajo vplivne osebnosti, ki niso bile rojene v Avstro-Ogrski. Med njimi so romunski kraljevi par, lord Beaconsfield, bolgarski knez Aleksander, baron Franz Dingelstedt, Léon Gambetta, Windthorst in Midhat Paša. Vse ilustracije so opremljene s komentarji. V petih primerih je uredništvo časopisa Südsteirische Post naklonjeno podobam na ilustracijah, saj zaradi svojih dejanj, lastnosti ali talentov predstavljajo pomemben zgled za slovensko prebivalstvo v Habsburški monarhiji. Le dve osebi sta obravnavani negativ-no, kar se lahko razloži z njunim političnim propadom ali izvršenimi delikti. Tako se tudi v teh na prvi pogled za naš prostor nepomembnih ilustracijah skrivajo stališča uredništva in program časopisa Südsteirische Post. Ključne besede: Südsteirische Post, časopisne ilustracije, tuje vplivne osebnosti, 19. stoletje Schlüsselwörter: Südsteirische Post, Illustrationen, einflussreiche Persönlichkeiten, Ausland, 19. Jahrhundert 1 Einleitung Der vorliegende Beitrag setzt sich mit den Illustrationen in der Zeitung Südsteirische Post, auf denen einflussreiche Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts abgebildet wurden, auseinander: Es werden die ersten sieben von 14 Illustrationen analysiert, welche mächtige Persönlichkeiten darstellen, die im 19. Jahrhundert nicht in der Habsburgermonarchie geboren wurden, aber trotzdem Einfluss auf die Verhältnisse in diesem Land hatten. Die erste Illustration wurde am 21. Mai 1881 in der Zeitung veröffentlicht und die Letzte, mit der sich dieser Beitrag auseinandersetzt, am 5. Juli 1881. Die Einflüsse der Abgebildeten waren politischer, kultureller oder nationaler Natur und wurden nicht immer beabsichtigt ausgeübt. Beleuchtet werden die möglichen Gründe für ihre Erscheinung in der lokalen Zeitung im Jahr 1881 sowie eine mögliche emotionalgefärbte Sprache der begleitenden Artikel. Die weiteren sieben Illustrationen der mächtigen Persönlichkeiten aus dem Ausland werden im nächsten Beitrag dargestellt und analysiert. 2 Illustrationen in der Südsteirischen Post 2.1 Das rumänische Königspaar (Nr. 14, 21. Mai 1881) Auf dem Titelblatt der 14. Nummer von der Südsteirischen Post ist das rumänische Königspaar, Karl Eitel Friedrich Zephyrinus Ludwig von Hohenzollern- Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 1 31 Sigmaringen (1839–1914) und Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied (1843– 1916), abgebildet. Diese Nummer erschien am 21. Mai 1881, einen Tag vor der feierlichen Krönung des rumänischen Königspaars, die am 22. Mai 1881 in Bu-karest stattfand. Obwohl über den rumänischen König objektiv berichtet wurde, spürt man eine milde Zuneigung zu ihm. Der Grund dafür dürfte in der Revolution 1848/49 liegen, als die ungarischen Kräfte den zu Österreich gehörenden Teil Ungarns von dem habsburgischen Imperium trennen wollten und Rumänien sich auf die Seite des österreichischen Kaisers stellte. Illustration 1: Das rumänische Königspaar Der anonyme Autor des begleitenden Artikels schreibt ehrfurchtsvoll über das rumänische Königreich, denn seine riesige Armee sei von den preußischen Of-fizieren sorgsam ausgebildet.1 Ferner wird die rumänische Nation mit sehr viel Respekt beschrieben. Sie zählte nämlich 10 Millionen Menschen, die trotz der großen geographisch-politischen Zersplitterung und „einer gewaltsamen, bruta-len Magyarisirung“2 zusammenhalten. Der Artikel wird mit dem Ausruf beendet: „Wie das Germanisiren, so ist auch das Magyarisiren mit dem Gedeihen unseres 1 Vgl. X. Y. (21.5.1881): Das rumänische Königspaar. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 14, S. 1. 2 Ebd. 32 Ana Šmerc Kaiserstaates unvereinbarlich! Möge die Weisheit der österr.-ungar. Staatsmänner den Gefahren rechtzeitig vorbauen.“3 Die Botschaft, die sich in diesem Ausruf versteckt, ist von großer Bedeutung. Sie bezieht sich auf das Programm der Südsteirischen Post und deren Intention vor der Germanisierung auf dem slowenisch-ethnischen Gebiet zu warnen. Die Germanisierung war im 19. Jahrhundert Teil einer breiteren Politik der kulturellen Assimilation und beinhaltete verschiedene Maßnahmen, um die slowenische Sprache und Kultur zu unterdrücken und die Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur zu fördern. Aus diesem Grund war es der Redaktion der Südsteirischen Post wichtig, dagegen zu kämpfen und sich für das slowenische Nationalbewusstsein einzusetzen. 2.2 Lord Beaconsfield (Nr. 16, 28. Mai 1881) Auf der Illustration der 16. Nummer der Südsteirischen Post ist Benjamin Disraeli (1804–1881), der erste Earl von Beaconsfield, zu sehen. Die Redaktion der Südsteirischen Post veröffentlichte sein Porträt anlässlich seines Todes am 28. Mai 1881. Im Artikel wird Beaconsfield den Lesern der Zei- tung als ein ehrenwerter Schriftsteller vorgestellt, der mit dem französischen Begründer der Roman- tik François de Chateaubriand (1768–1848) und Illustration 2: dem Lyriker und Politiker Alphonse de Lamartine Lord Beaconsfield (1790–1869) verglichen werden kann, obwohl er „jeden der […] Genannten geistig weit überragen dürfte“4. Beaconsfield war der Führer der konservativen Tory-Partei5 und war 44 Jahre im Staatsdienst tätig. Er wird im Artikel gelobt und als einer der größten Staatsmänner Englands bezeichnet, denn 1876 rief er die Konferenz von Konstantinopel aus, wo über die Zukunft der Balkanvölker entschieden wurde: die Balkanhalbinsel 3 Ebd. 4 Anonym (28.5.1881): Lord Beaconsfield. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 16, S. 1. 5 Mitte des 17. Jahrhundert bezeichnete man die zwei englischen parlamentarischen Gruppierungen Whig und Tory. Die Whigs versuchten, die Rechte von Krone und Kirche zu beschränken. Die Tories dagegen verteidigten diese und lehnten die Zunahme parlamentarischer Mitwirkung ab. Vgl. Sandra Fickel (1996/97): Die Herausbildung der Parteiorganisation der Liberalen Partei Großbritanniens (18591885). Erhältlich unter: https://www.audimax.de/fileadmin/hausarbeiten/politik/Hausarbeit-Politik-Die-Herausbildung-der-Parteiorganisation-der-Liberalen-Partei-Grossbritanniens_ahx1520.pdf (Zugriffsdatum: 6.5.2023). Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 1 33 sollte in zwei Einflusssphären, der Russischen und Österreichischen, aufgeteilt werden, sodass kein großer slawischer Staat entstehen würde (Großserbien und Großbulgarien). Ferner hat der Autor des Artikels Disraelis Tod dazu genutzt, England als Vorbild eines konstitutionellen Staates darzustellen. Sein politisches System wurde dem Habsburgischen gegenübergestellt, indem die englischen Parteien mit den österreichischen Liberalen und Konservativen verglichen werden. Der Autor hebt den „bedeutenden Unterschied“ hervor und konstatiert „daß sich im [englischen] Parlament beide Parteien gegenseitig mit der größten Achtung behandeln und nie mit Worten […] das patriotische Gefühl beleidigen.“6 Offensichtlich wollte der Autor mit dem Beispiel des englischen Parlaments ein Vorbild des gegenseitigen Respekts zwischen politischen Parteien darstellen, an dem es auf dem politischen Parkett der Habsburgischen Monarchie mangelte. Der Verfasser des Artikels wirft den Oppositionsparteien in der Habsburgischen Monarchie ironisch vor, „im kindischen Zorn davonzulaufen, wie es unlängst unsere liberalen Herren von der Verfassungspartei zu praktizieren anfingen.“7 2.3 Fürst Alexander von Bulgarien (Nr. 17, 31. Mai 1881) Der letzte russisch-türkische Krieg von 1877–1878, von dem im Artikel auf dem Titelblatt der 17. Nummer der Südsteirischen Post die Rede ist, wurde durch den Frieden von St. Stefano und dem Berliner Kongress beendet. Der „ersehnte“ Krieg habe für Bulgarien zumindest eine Teilbefreiung bedeu- tet, denn laut dem Artikel aus der Südsteirischen Post sei das Volk nahezu 500 Jahren von Osmanen un-Illustration 3: Fürst terdrückt und geknechtet worden. Alexander von Bulgarien Das Hervorheben der Vereinigung im Artikel von fast 6 Millionen Bulgaren zu einem Staat (dem Fürstentum Bulgarien, das am Berliner Kongress ins Leben gerufen wurde) könnte als Absicht gedeutet werden, um auch im slowenischen Gebiet einen solchen Wunsch nach Vereinigung zu wecken. Ferner wird erzählt, dass „[d]as neue Fürstentum […] eine sehr liberale Verfassung, verantwortliche 6 Anonym (28.5.1881): Lord Beaconsfield. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 16, S. 1. 7 Ebd. 34 Ana Šmerc Minister und in der Person des Prinzen Alexander von Battenberg […] den ersten Fürsten [bekam]“8. Obwohl die „sehr liberale Verfassung“9 und „verantwortliche Minister“10 nur nebenbei erwähnt werden, könnte der Autor dadurch absichtlich versucht haben, das Interesse an einem liberalen Staat beim Leser zu stärken. Alexander I. (1857–1893), geboren als Prinz Alexander Josef von Battenberg, der auf dem Titelblatt der 17. Nummer der Südsteirischen Post abgebildet ist, war der Neffe des Zaren Alexander II. von Russland und der russischen Zarin Maria Ale-xandrowna. Nicht nur seine familiären adeligen Beziehungen, sondern auch die Teilnahme am Feldzug gegen die Türken ermöglichten ihm, das Oberhaupt des neuen Fürstentums zu werden. Am 29. April 1878 wurde er von der bulgarischen Nationalversammlung zum Fürsten gewählt. Am 9. Mai 1881, nur drei Wochen vor der Erscheinung dieser Ausgabe, erklärte er seine Abdankung, sofern er das Land nicht sieben Jahre mit unbeschränkter Gewalt beherrschen darf. Nach drei Monaten hat ihm die Große Volksversamm-lung alle gewünschten Vollmachten für sieben Jahre übertragen. 2.4 Franz Freiherr von Dingelstedt (Nr. 18, 4. Juni 1881) Der Artikel und das dazugehörige Bild auf dem Ti- telblatt der 18. Nummer der Südsteirischen Post sind Franz Freiherr von Dingelstedt (1814–1881) gewidmet. Der deutsche Dichter, Journalist und Thea- terleiter ist nämlich am 15. Mai 1881, nicht einmal drei Wochen vor der Veröffentlichung des Artikels, in Wien gestorben. Er war u. a. der Direktor des Wiener Burgtheaters. Der vom König Ludwig II. Illustration 4: † Franz in den Adelstand erhobene Dingelstedt wird im Freiherr von Dingelstedt Artikel nicht nur als großer Kunstverehrer gefeiert, sondern auch als Autor einiger bekannter literarischer Werke des späten 19. Jahrhunderts, wie z. B. des Gedichtbandes Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters. Er hatte die Fähigkeit, die Dramen Shakespeares beispielhaft aufzuführen, wofür 8 X. Y. (31.5.1881): Fürst Alexander von Bulgarien. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 17, S. 1. 9 Ebd. 10 Ebd. Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 1 35 er in höchsten Tönen gelobt wird. Sein Lebenslauf und seine Karrierelaufbahn werden vom anonymen Autor auf eine sehr poetische Art und Weise beschrieben, wie auch seine letzten Tage und die Umstände seines Todes. Der Autor des Kommentars zu dieser Illustration zeigte sich als sehr kultur- und kunstbegeistert, indem er Dingelstedts Werk sehr wertschätzt. Er gab sich Mühe, einen künst-lerischen Geschmack und Feinsinnigkeit in den Lesern der Südsteirischen Post zu wecken, und die Bewohner des slowenisch-ethnischen Gebietes in eine mehr kulturorientierte Richtung zu steuern. 2.5 Léon Gambetta (Nr. 21, 14. Juni 1881) Zur Zeit des Erscheinens der 21. Nummer von der Südsteirischen Post war Léon Gambetta (1838 –1882) seit zwei Jahren der Präsident der franzö- sischen Abgeordnetenkammer. Er stellte den wich- tigsten Vertreter der kleinen republikanischen Op- position, der Partei der Radikalen, dar. In seinen früheren politischen Jahren lenkte Gam- betta die Arbeit verschiedener Ministerien hinter Illustration 5: den Kulissen und versuchte sich so weit wie möglich Léon Gambetta neutral zu verhalten. Doch die Ereignisse drängten ihn zum Handeln, sodass er sich Anfang 1881 an die Spitze einer Bewegung zur Wiedereinführung des Wahlsystems setzte, bei dem die Abgeordneten von dem gesamten Departement, das sie vertreten, gewählt werden. Der Kommentar zur Illustration Gambettas in der Südsteirischen Post spricht davon, dass am 19. Mai 1881, weniger als ein Monat vor der Veröffentlichung, dieser Gesetzentwurf zur Wiedereinführung des Listenwahlrechts von der Nationalversammlung verab-schiedet wurde. Nur fünf Tage nach der Veröffentlichung dieser Illustration, am 19. Juni, wurde der Entwurf vom Senat abgelehnt. Gambettas Ballonflug, von welchem im Beitrag ironisch berichtet wird, geschah 1870, 11 Jahre vor der Entstehung des Artikels. Am 4. September 1870, nach der Abdankung Napoleons III. und der Niederlage bei Sedan, riefen Jules Favre und Léon Gambetta in Paris die „Dritte Republik“ aus. Gambetta wurde zum ersten Innenminister und nach einem Monat musste er die Leitung des Krieges in der Provinz übernehmen. Daraufhin verließ Gambetta die belagerte Hauptstadt Frankreichs in einem Ballon. Sein gescheiterter Plan, Paris zu befreien, dient als 36 Ana Šmerc Material für weitere spöttische Überlegungen über den „körperlich immer behä- biger werdenden [Volksmann]“11. Obwohl Paris nach einigen Monaten kapitulierte, setzte sich Gambetta für die Fortsetzung des Krieges ein. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Waf-fenstillstand zu akzeptieren und am 6. Februar 1871 von seinem Regierungsamt zurückzutreten. Das könnten die Gründe dafür sein, dass er im Beitrag in einem sehr negativen Licht dargestellt wird. 2.6 Windthorst (Nr. 22, 18. Juni 1881) Auf dem Titelblatt der 22. Nummer von der Südsteirischen Post ist der Abgeordnete Ludwig Joseph Ferdinand Gustav Windthorst (1812–1891) zu sehen, der sich „im deutschen Reichstage zu einer persönlichen Berichtung“ erhebt. Er wurde als gro- ßer Intellektueller und als redegewandtester Politi- ker im deutschen Reichstag gelobt. Als Preußen Hannover, woher Windthorst ursprüng- lich kam, annektierte und 1871 das Deutsche Reich gründete, wurde Windthorst zum Führer der rein ka- tholischen Zentrumspartei. Sie gewann über 80 Pro- zent der katholischen Stimmen in einer neuen Na- Illustration 6: Windthorst tion, die zu einem Drittel katholisch war. Er wandte sich gegen Bismarck und seine Schikanen, die dieser gegenüber Minderheiten wie Katholiken, Hannoveraner Welfen, Polen, Dänen und Elsässer ausübte. Er plädierte für das Naturrecht als Grundlage der politischen Rechte. Das dürfte ein wichtiger Grund für die Zuneigung zu ihm seitens der Redaktion der Südsteirischen Post gewesen sein. Slowenen stellten nur einen kleinen Anteil der Bevölkerung der damaligen Habsburgermonarchie dar, was bedeutet, dass sie gerne übersehen und unterschätzt wurden. So wie sich der Abgeordnete Windthorst für verschiedene Minderheiten im Deutschen Reich einsetzte, wollte die Südsteirische Post die Bedeutung der Slowenen hervorheben und ihr Bewusstsein als anerkannte Ethnie stärken. Der im Beitrag beschriebene „kleine Excellenz“ soll „ein ungemeines Talent [haben], die beissendsten Ausfälle in ein solches Gewand zu kleiden, dass sie den 11 Anonym (14.6.1881): Léon Gambetta. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 21, S. 1. Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 1 37 Präsidenten nicht gegen sich, die Lacher aber für sich hat.“12 Er wurde außerdem als ein würdiger Fachmann bezeichnet. Der deutsche Politiker der katholischen Deutschen Zentrumspartei und Gegenspieler von Reichskanzler Bismarck wird im Beitrag für seinen Einsatz und den „Kampf um die religiöse Freiheit, welche den Katholiken durch den sogenannten ,Kulturkampf‘ verwehrt [wurde]“13, gelobt. Die Hervorhebung seines Kampfs für die religiöse Freiheit lässt vermuten, dass der Autor des Beitrags diese für besonders wichtig fand. 2.7 Midhat Pascha (Nr. 27, 5. Juli 1881) Auf dem Bild ist das Porträt von Midhat Pascha (1822–1884) zu sehen. Er war nicht nur ein Staats- mann und prowestlicher türkischer Reformer, son- dern auch ein Großwesir des osmanischen Reiches. Midhat Pascha gilt noch heute als der Vater der Osmanischen Verfassung von 1876. Ferner war er Autor der Provinzialverordnung und Begründer des ländlichen Kreditwesens. Illustration 7: Midhat Pascha In der Nacht vom 29. zum 30. Mai 1876, fünf Jahre vor der Veröffentlichung seines Porträts und Kommentar in der Zeitung, wurde der damalige Sultan Abdülaziz von Midhat Pascha, Süleyman und zwei anderen zur Abdankung gezwungen und nach fünf Tagen auf deren Befehl ermordet. Dem auf dem Titelblatt abgebildeten Midhat Pascha gelang es zu fliehen und im französischen Konsulat Zuflucht zu finden. Nichtsdestotrotz wurde er unter Einhaltung eines fairen Prozesses ausgeliefert. Im Juni 1881, einem Monat vor der Veröffentlichung seines Bildnisses in der Südsteirischen Post, fand der dreitägige Prozess statt, wovon auch in dem Artikel die Rede ist, in dem die Angeklagten – darunter auch Midhat Pascha – zum Tode verurteilt wurden. Von der Änderung des Todesurteils in eine Verbannung durch die Vermittlung der britischen Regierung wurde nichts berichtet. Über den türkischen Freimaurer wird sehr negativ berichtet, denn der „kühne Mann trug sich seiner Zeit mit keinen geringeren Plätten um, als die Türkei zu reformieren“14. Von ihm und seinem Vorhaben wird abwertend und spöttisch 12 Anonym (18.6.1881): Windthorst. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 22, S. 1. 13 Ebd. 14 Anonym (5.7.1881): Midhat Pascha. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 27, S. 1. 38 Ana Šmerc geschrieben. Das weist darauf hin, dass der Autor des Artikels eine positive Haltung gegenüber der habsburgischen Führung einnahm und keine rebellischen oder aggressiven Bewegungen unterstützen wollte. Der Grund dafür könnte in der Revolution von 1848/49 stecken, die nach der Februarrevolution 1848 in Frankreich auf das Kaisertum Österreich und seine Kronländer übergriff, woraufhin es zu gewaltsamen Unruhen in allen Regionen der Habsburgermonarchie kam. Zum Ziel setzten sich die revolutionären Aufständischen das Ende der Restauration und eine demokratische und liberale Regierungspolitik. Es gab drei Wellen von Aufständen, doch jede wurde mit Gewalt und vielen Opfern niedergeschlagen und erzielte letztlich keine wesentlichen Resultate. 3 Schlussbemerkungen Der vorliegende Beitrag fokussiert sich auf die ersten sieben Illustrationen der fremden einflussreichen Personen, die in der Südsteirischen Post von 21. Mai bis 5. Juli 1881 abgebildet wurden. Das waren das rumänische Königspaar, Lord Beaconsfield, Fürst Alexander von Bulgarien, Franz Freiherr von Dingelstedt, Léon Gambetta, Windthorst und Midhat Pascha. In fünf Kommentaren zeigt sich die Redaktion der Südsteirischen Post den abgebildeten Personen zugeneigt. Durch ihre Taten, Eigenschaften oder Begabungen dienen sie als wichtige Vorbilder für die slowenische Bevölkerung in der Habsburgermonarchie. Nur die Kommentare zu Léon Gambetta und Midhat Pascha sind negativ konnotiert, was sich durch ihr politisches Scheitern oder begangene Delikte erklären lässt. So finden sich selbst in diesen auf den ersten Blick für unser Gebiet irrelevanten Illustrationen die Ansichten der Redaktion sowie das Programm der Südsteirischen Post wieder. Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitungsquellen Anonym (28.5.1881): Lord Beaconsfield. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 16, S. 1. Anonym (4.6.1881): Franz Freiherr von Dingelstedt. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 18, S. 1. Anonym (14.6.1881): Léon Gambetta. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 21, S. 1. Anonym (18.6.1881): Windthorst. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 22, S. 1. Anonym (5.7.1881): Midhat Pascha. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 27, S. 1. Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 1 39 X. Y. (21.5.1881): Das rumänische Königspaar. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 14, S. 1. X. Y. (31.5.1881): Fürst Alexander von Bulgarien. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 17, S. 1. Sekundärliteratur FicKel, SAndrA (1996/97): Die Herausbildung der Parteiorganisation der Liberalen Partei Großbritanniens (1859­1885). Hausarbeit im Rahmen des Grundkurses „Einführung in das Studium der politischen Systeme“. Erhältlich unter: https://www.audimax.de/fileadmin/hausarbeiten/politik/Hausarbeit-Politik-Die-Herausbildung-der-Parteiorganisation-der-Liberalen-Partei-Grossbritanniens_ahx1520.pdf (Zugriffsdatum: 6.5.2023). Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 2 41 42 Stanko Kralj Povzetek Pričujoči prispevek analizira ilustracije, ki so bile leta 1881 objavljene v časopisu Südsteirische Post in prikazujejo vplivne osebnosti 19. stoletja iz tujine. V središču raziskave so portreti sledečih oseb: ameriški predsednik James Abram Garfield, srbski knez Milan, francoski novinar Victor Henri Rochefort, kediv Egipta Tewfik-Paša, ameriški pod-predsednik Chester Alan Arthur, grški kralj George I. in potomec Napoléona Bonaparta, Jérôme Bonaparte. Ilustracije so običajno spremljali tudi komentarji. Ključne besede: Südsteirische Post, časopisne ilustracije, tuje vplivne osebnosti, 19. stoletje Schlüsselwörter: Südsteirische Post, Illustrationen, einflussreiche Persönlichkeiten, Ausland, 19. Jahrhundert 1 Einleitung Im 19. Jahrhundert gab es Personen, die auf dem weltlich-politischen Parkett eine entscheidende Rolle spielten und nicht aus Österreich-Ungarn stammten. Einige dieser bekannten Persönlichkeiten hat die Redaktion der Südsteirischen Post für ihre Reihe der Illustrationen ausgewählt, um sie ihrer Leserschaft vorzustellen. So werden im vorliegenden Beitrag diese Abbildungen, die im ersten Jahrgang des Erscheinens der Südsteirischen Post veröffentlicht wurden, analysiert. Im Fokus stehen: der amerikanische Präsident James Abram Garfield (1831–1881), der Fürst Milan von Serbien (1854–1901), der französische Journalist Victor Henri Rochefort (1831–1913), der amerikanische Vizepräsident Chester Alan Arthur (1829–1886), der ägyptische Khedive Tewfik-Pascha (1852–1892), der griechische König Georg I. (1845–1913) sowie der Nachfahre von Napoléon Bonaparte, Napoléon Jérôme (1822–1891). Die Zeitung veröffentlichte Bilder dieser Persönlichkeiten, doch nur das Porträt von James Garfield wurde zusätzlich von einem kurzen Artikel begleitet. Es ist unklar, warum alle anderen Illustrationen keine Kommentare besitzen. 2 Illustrationen in der Südsteirischen Post 2.1 Der amerikanische Präsident Garfield (Nr. 28, 9. Juli 1881) Auf dem Titelblatt der 28. Nummer der Südsteirischen Post, die am 9. Juli 1881 erschien, ist das Porträt des 20. Präsidenten der Vereinigten Staaten, James Abram Garfield (1831–1881), abgebildet. Der dazugehörige Kommentar beschreibt seinen Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 2 43 Lebenslauf bis zu seiner Amtseinführung. Sein Le- ben wurde bereits in der 4. Nummer der Südsteirischen Post thematisiert.1 Der Artikel in dieser Nummer endet mit dem Satz: „Am 2. Juli wurde [Gar- field] von Guiteau lebensgefährlich verwundet.“2 Garfield wurde von Charles Guiteau (1841–1882) angeschossen und erlag am 19. September des glei- chen Jahres seinen Verletzungen,3 weshalb sein Vi- zepräsident Chester A. Arthur (1829–1886) das Amt des Präsidenten übernahm. Guiteau, der psy- Illustration 1: chisch krank war, hoffte, er würde ein Bundesamt Der amerikanische in Arthurs Regierung bekommen. Präsident Garfield 4 Guiteau wurde allerdings am 30. Juli 1882 gehängt.5 Das Attentat auf Garfield war ein Thema, dass das Interesse der Menschen, insbesondere der Medien auf sich zog. Weltweit sorgte der Gesundheitszustand des Präsidenten für Aufsehen, sodass die Presseorgane den Überlebenskampf doku-mentierten. Europäische Zeitungen berichteten monatelang über Garfields Zustand sowie dem Befinden seiner Frau.6 2.2 Andere Illustrationen Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wurde nur das Porträt des amerikanischen Präsidenten kommentiert. In der Zeitung lässt sich diesbezüglich eine Entwick-lungstendenz beobachten. Die begleitenden Anmerkungen werden in der zweiten Jahreshälfte zunehmend weniger bis sie letztlich vollkommen ausbleiben. 1 Vgl. anonym (17.4.1881): Alexander III. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 4, S. 6. 2 Anonym (9.7.1881): Der amerikanische Präsident Garfield. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 28, S. 1. 3 Vgl. Howard Markel (16.9.2016): The dirty, painful death of President James A. Garfield . In: PBS. Er-hältlich unter: https://www.pbs.org/newshour/health/dirty-painful-death-president-james-garfield (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 4 Vgl. Kenneth D. Ackerman (2003): Dark Horse: The Surprise Election and Political Murder of James A. Garfield. New York: Avalon Publishing, S. 114. 5 Vgl. Conrad Bergendoff (1948): Journal of the Illinois State Historical Society. Springfield: Illinois State Historical Society, S. 139. 6 Vgl. Peter Feuerherd (2.7.2017): The Unexpected Impact of James Garfield’s Assassination. In: JSTOR. Erhältlich unter: https://daily.jstor.org/the-unexpected-impact-of-james-garfields-assassination/ (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 44 Stanko Kralj Die 34. Nummer der Südsteirischen Post, die am 30. Juli 1881 veröffentlicht wurde, enthält eine Illustra- tion von Fürst Milan von Serbien (1854–1901). Es gab keine nennenswerten historischen Ereignisse in Serbien zu diesem Zeitpunkt, die den Abdruck dieser Person rechtfertigen. Er könnte als Schlüs- selfigur aus Serbien für die Zukunft der Südslawen angesehen worden sein und somit für die Zeitungs- redaktion an Bedeutung gewonnen haben.7 Der ge- heime Vertrag vom 28. Juni 1881 zwischen Serbien Illustration 2: und Österreich-Ungarn, der Serbien zu einem Pro- Fürst Milan von Serbien tektoratsstaat machte, bleibt jedoch unerwähnt.8 In der 44. Nummer der Südsteirischen Post wurde Victor Henri Rochefort (1831–1913) illustriert. Er war ein französischer Journalist, Redakteur und politischer „Pöbler“.9 Aufgrund seiner öffentlichen Kritik an dem napoleonischen Kaiserreich hat er das Interesse der Zeitungsredaktion geweckt.10 Er begann seine Karriere als Anhänger der extremen linken Politik und unterstützte die gescheiterte Kommune,11 was zu zahlreichen Inhaftierungen führte, die 1873 in seinem Exil in Neukaledonien gipfelten. Er entkam mit dem Schiff in die Verei- Illustration 3: Rochefort nigten Staaten, wo er sich nur kurze Zeit aufhielt, bevor er nach Europa zurückkehrte. Bis zu seiner Rückkehr nach Frankreich im Jahr 1880, aufgrund der vollständigen Amnestie, wohnte er u. a. in London und 7 Vgl. anonym: The Republics of the Former Yugoslavia: Independent States or Yugoslav People? In: Global Analyst. S. 2. Erhältlich unter: https://web.archive.org/web/20090327035016/http://globalanalyst.org/ uploads/Yugo_ethnic.pdf (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 8 Vgl. anonym (1968): Sovjetsko-jugoslovenski odnosi. In: Enciklopedija Jugoslavije. Band 7. Zagreb: Jugoslovenski leksikografski zavod, S. 456. 9 Anonym: Henri Rochenfort. In: Norton­Simon­Museum. Erhältlich unter: https://www.nortonsimon. org/art/detail/F.1972.18.1.P (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 10 Vgl. Kenneth R. Dutton (2002): Henri Rochenfort – Noumea to Newcastle . In: UON Library. Erhältlich unter: https://uoncc.wordpress.com/2010/05/04/rochefort/ (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 11 Die Kommune ergriff am 18. März 1871 die Macht in Paris und regierte bis zur Niederschlagung am 28. Mai desselben Jahres durch die französische Nationalarmee während der sogenannten La semaine sanglante („die blutige Woche“). Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 2 45 Genf.12 Zurück in Frankreich begann er mit der Veröffentlichung der Zeitung, L‘Intransigeant, und obwohl er anfangs die extreme Linke unterstützte, näherte er sich allmählich der Rechten an. Seine Kampagnen in L‘Intransigeant wurden zur Unterstützung der extremen Radikalen genutzt, dennoch blieb er ein entschiedener Gegner der imperialistischen Tendenzen Frankreichs, die er in seiner Zeitung offen kritisierte.13 Zum Zeitpunkt der Erscheinung der 46. Nummer der Südsteirischen Post am 10. September 1881, die als Titelbild das Porträt von Chester A. Arthur (1829–1886), dem amerikanischen Vizepräsidenten, hatte, befand sich der amtierende Präsident James Garfield in Behandlung wegen der Verletzungen des Attentats, das auf ihn verübt wurde und über das die Südsteirische Post in der 28. Nummer bereits berichtete. In dieser Nummer wurden die Leser über seine Situation noch einmal unterrichtet. Unter der Rubrik Ausland lesen wir, dass er nach Longview ge-Illustration 4: Arthur, Vicepräsident von bracht wurde und ihm in den ersten 42 Tagen nach Nordamerika dem Attentat, wegen der lebensgefährlichen Wun- den, bereits „800 Gran Chinin und 400 Gran Opium“14 verabreicht wurden. Zur Zeit der Veröffentlichung der Illustration von Chester A. Arthur, bereitete sich dieser auf die Übernahme der Präsidentschaft vor. Es war bereits klar, dass Garfield sich nicht erholen würde und man ihn nur „auf einen, leichten Tod hin[- kurierte]“15. Während der Präsidentschaft Garfields – doch nicht nur zu seiner Zeit, sondern bereits vor und auch nach seiner Amtszeit – waren die Mitglieder der republikanischen Partei untereinander zerstritten und bildeten zwei Fraktionen: die „Stalwarts“ und die „Half-Breeds“. Garfield gehörte zu den „Half-Breeds“ und er wählte Arthur aus der gegnerischen Fraktion „Stalwarts“ zu seinem Vizepräsidenten, um die Spannungen zwischen den Fraktionen der republikanischen Partei zu beruhigen und die Stabilität im Land zu gewährleisten. 12 Vgl. Hugh Chisholm (1911): Rochefort, Henri. In: Encyclopædia Britannica. Band 23. Cambridge: University Press, S. 527. 13 Vgl. Kenneth R. Dutton (2002): Henri Rochenfort – Noumea to Newcastle . In: UON Library. Erhältlich unter: https://uoncc.wordpress.com/2010/05/04/rochefort/ (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 14 Anonym (10.9.1881): Arthur, Vicepräsident von Nordamerika. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 46, S. 2. 15 Ebd. 46 Stanko Kralj Das Bildnis von Tewfik-Pascha (1852–1892; auch Tawfiq Pascha geschrieben) in der Südsteirischen Post gleicht nicht denen anderer Quellen, auf denen er einen Vollbart trägt, der heute wie früher in der muslimischen Kultur als typisch gilt. Hier wird er nur mit einem Schnurrbart abgebildet. Das Gewand, mit dem er bekleidet ist, hat ein golde- nes Muster auf der Vorderseite. Außerdem trägt er eine Schärpe sowie ein Fes auf dem Kopf, die für den nahöstlichen Adel üblich waren. Tewfik-Pascha Illustration 5: Tewfik-Pascha, stand im Mittelpunkt der Ereignisse, die sich im Vice-König von Egypten Nahen Osten abspielten. Es gab einen dreijährigen Aufstand gegen ihn, der von Urabi Pascha (1841–1911) angeführt wurde und welcher von 1879 bis 1882 dauerte.16 Georg I. (1845–1913) wurde in der 50. Nummer der Südsteirischen Post, die am 24. September 1881 herauskam, in seinem königlichen Gewand abgebil- det. Er war eine sehr wichtige Figur für den Bal- kanschauplatz in der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts, da Griechenland unter seiner Führung einige territoriale Gewinne erzielte. Während der gesamten 1870er Jahre übte Grie- chenland Druck auf das Osmanische Reich aus und strebte eine territoriale Expansion nach Epi- Illustration 6: Georg I. rus und Thessalien an. Der Krieg zwischen Russ- König von Griechenland land und dem Osmanischen Reich bot Griechen- land die Gelegenheit, diese Expansionspläne in die Tat umzusetzen. Auf dem Berliner Kongress von 1878, auf dem die Friedensbedingungen für den Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich festgelegt wurden, erhob Griechenland Anspruch auf Kreta, Epirus und Thessalien.17 Die Grenzen wurden in der Konvention von Konstantinopel am 2. Juli 1881 endgültig festgelegt, als das Osmanische Reich die Gebiete Thessalien und Arta 16 Vgl. Hugh Chisholm (1911): Tewfik Pasha. In: Encyclopædia Britannica. Band 26. Cambridge: Cambridge University Press, S. 686. 17 Richard Clogg (1979): A Short History of Modern Greece. Cambridge: Cambridge University Press, S. 89 [übersetzt von S. K.]. Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 2 47 Griechenland zusprach.18 Der Einzug der griechischen Streitkräfte nach Arta wurde kurz auf der Titelseite der 27. Nummer erwähnt.19 In der 57. Nummer der Südsteirischen Post vom 18. Oktober 1881 ist Prinz Napoléon Jérôme Bonapar- te (1822–1891) in seinem aristokratischen Anzug dargestellt. Es konnte nicht geklärt werden, wa- rum sich die Redaktion entschloss, den Prinzen Napoleon abzubilden, jedoch könnte der Grund im jahrelangen Kampf des Prinzens um die Füh- rung der Familie Bonaparte liegen. Nach dem Tod des kaiserlichen Prinzen, Napoléon Eugène Louis Bonaparte (1856–1879), war Napoléon Jérôme das älteste Mitglied der Familie und sollte folglich der Illustration 7: Prinz Napoleon nächste Prinz sein. Napoléon Louis ernannte hin- gegen Jérômes Sohn Victor (1862–1926) zum Nachfolger, was zu einem Zer-würfnis zwischen Jérôme und seinem Sohn führte.20 3 Schlussbemerkungen In diesem Beitrag wurden James Garfield, Fürst Milan von Serbien, Victor Henri Rochefort, Chester Alan Arthur, Tewfik-Pascha, Georg I. und Napoléon Jérôme Bonaparte näher betrachtet. Sie spielten im 19. Jahrhundert wichtige Rollen, jedoch scheint James Garfield bedeutsamer gewesen zu sein, da seine Abbildung von einem kurzen Artikel begleitet wird. Des Weiteren wurden Ereignisse angeführt, die die Instabilität Europas im 19. Jahrhundert verdeut-lichen, wie z. B.: das Exil von Victor Henri Rochefort in Neukaledonien, der Aufstand in Ägyptengegen Tewfik-Pascha, der Berliner Kongress aus dem Jahr 1878 sowie die Ungewissheit, wer das neue Familienoberhaupt der Familie Bonaparte sein würde. 18 Vgl. E. Gkadolou (1.9.2012): Ontological Standardization for Historical Map Collections: Studying the Greek Borderlines of 1881 . In: Copernicus. Erhältlich unter: https://isprs-annals.copernicus.org/ articles/I-2/203/2012/isprsannals-I-2-203-2012.pdf (Zugriffsdatum: 19.4.2023). 19 Vgl. anonym (5.7.1881): Midhat Pascha. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 27, S. 1. 20 Vgl. Joseph Valynseele (1967): Les Prétendants aux Trônes d’Europe. Selbstkostenverlag, S. 179. 48 Stanko Kralj Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitungsquellen Anonym (17.4.1881): Alexander III. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 4, S. 6. Anonym (5.7.1881): Midhat Pascha. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 27, S. 1. Anonym (9.7.1881): Der amerikanische Präsident Garfield. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 28, S. 1. Anonym (10.9.1881): Arthur, Vicepräsident von Nordamerika. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 46, S. 2. Sekundärliteratur Anonym (1968): Sovjetsko-jugoslovenski odnosi. In: Enciklopedija Jugoslavije. Band 7. Zagreb: Jugoslovenski leksikografski zavod, S. 456. Anonym (2009): The Republics of the Former Yugoslavia: Independent States or Yugoslav People? In: Global Analyst. Erhältlich unter: https://web.archive. org/web/20090327035016/http://globalanalyst.org/uploads/Yugo_ethnic. pdf (Zugriffsdatum: 18.4.2023). AcKermAn, Kenneth d. (2003): Dark Horse: The Surprise Election and Political Murder of James A. Garfield. New York: Avalon Publishing. bergendoFF, conrAd (1948): Journal of the Illinois State Historical Society. Springfield: Illinois State Historical Society. chiSholm, hugh (1911): Rochefort, Henri. In: Encyclopædia Britannica. Band 23. Cambridge: Cambridge University Press, S. 527. chiSholm, hugh (1911): Tewfik Pasha. In: Encyclopædia Britannica. Band 26. Cambridge: Cambridge University Press, S. 686. clogg, richArd (1979): A Short History of Modern Greece. Cambridge: Cambridge University Press. dutton, Kenneth r. (2002): Henri Rochenfort – Noumea to Newcastle. In: UON Library. Erhältlich unter: https://uoncc.wordpress.com/2010/05/04/ rochefort/ (Zugriffsdatum: 18.4.2023). Feuerherd, Peter (2.7.2017): The Unexpected Impact of James Garfield’s Assassination. In: JSTOR. Erhältlich unter: https://daily.jstor.org/the-unexpected-impact-of-james-garfields-assassination/ (Zugriffsdatum: 18.4. 2023). Einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Ausland in der Südsteirischen Post im Jahr 1881 – Teil 2 49 gKAdolou, e. (1.9.2012): Ontological Standardization for Historical Map Collections: Studying the Greek Borderlines of 1881. In: Copernicus. Erhältlich unter: https://isprs-annals.copernicus.org/articles/I-2/203/2012/isprsannals-I-2-203-2012.pdf (Zugriffsdatum: 19.4.2023). VAlynSeele, joSePh (1967): Les Prétendants aux Trônes d’Europe. Selbstkostenverlag. Internetquellen Anonym: Henri Rochenfort. In: Norton­Simon­Museum. Erhältlich unter: https:// www.nortonsimon.org/art/detail/F.1972.18.1.P (Zugriffsdatum: 18.4.2023). mArKel, howArd (16.9.2016): The dirty, painful death of President James A. Garfield. In: PBS. Erhältlich unter: https://www.pbs.org/newshour/health/ dirty-painful-death-president-james-garfield (Zugriffsdatum: 18.4.2023). 52 Jovana Jeremić Povzetek Pričujoči prispevek se ukvarja z osmimi ilustracijami, ki so bile objavljene na naslovnicah časopisa Südsteirische Post med 23. aprilom in 22. oktobrom leta 1881, na katerih pa so bili prikazani prizori iz tujih dežel in mest. Vse ilustracije, razen zadnje, spremljajo krajši članki oz. komentarji anonimnih avtorjev, ki le-te dopolnjujejo ali jih umeščajo v določeni kontekst, hkrati pa skupaj z njimi tvorijo smiselno celoto. Prispevek obravnava predvsem morebitne razloge in kontekste, v katerih se omenjene ilustracije pojavljajo, kot tudi odnos uredništva časopisa do vsebine le-teh. Ključne besede: Südsteirische Post, ilustracije, 1881, tuje dežele in mesta Schlüsselwörter: Südsteirische Post, Illustrationen, 1881, fremde Länder und Städte 1 Einleitung Der vorliegende Beitrag stellt einen Versuch dar, Illustrationen, die auf den Titelblättern der Südsteirischen Post im Jahre 1881 veröffentlicht wurden, und auf denen fremde Länder und Städte zu sehen sind, zu analysieren. Da diese Illustrationen in verschiedenen Kontexten und aus verschiedenen Gründen veröffentlicht wurden, werden mögliche Erklärungen und Motive erforscht, weshalb die Redaktion der Südsteirischen Post gerade diese Städte und Länder auswählte. Während der Analyse wurde auch die Voreingenommenheit der Redaktion des Blattes in Bezug auf die Illustrationen und die dazugehörigen Kommentare in Betracht gezogen. Illustrationen, mit denen sich der vorliegende Beitrag auseinandersetzt, wurden zwischen dem 23. April und dem 22. Oktober 1881 veröffentlicht. 2 Illustrationen in der Südsteirischen Post 2.1 Das Erdbeben auf Ischia (Nr. 6, 23. April 1881) Auf dem Titelblatt der sechsten Nummer der Südsteirischen Post vom 23. April 1881 befindet sich eine Komposition, die aus drei Illustrationen besteht. Auf den Illustrationen, betitelt Zerstörte Häuser in Casamicciola, Cassamicciola vor dem Erdbeben und Auf dem Wege zum Friedhof, sind drei Szenen aus der italienischen Stadt Casamicciola dargestellt. Im Kommentar können wir Folgendes lesen: „[…] Casamicciola, de[r] Hauptort der lieblichen Insel Ischia bei Neapel, welche am 4. März d. J. durch furchtbare Fremde Länder und Städte auf den Illustrationen in der Südsteirischen Post aus dem Jahr 1881 53 Illustration 1: Das Erdbeben auf Ischia Erdstösse in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde.“1 Aus diesem Artikel lässt sich schlussfolgern, dass dies kein Einzelfall war, denn es gab noch zwei weitere Erdbeben innerhalb von sechs Monaten im Süden und Südosten Europas – eins in Agram [Zagreb] und eins auf der türkischen Insel Chios.2 Diese Katastrophen berührten auch die Redaktion der Südsteirischen Post, da die Inseln Ischia und Chios3, geographisch gesehen, keine große Distanz zum Habs-1 Anonym (23.4.1881): Das Erdbeben auf Ischia. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 6, S. 1. 2 Vgl. ebd. 3 Mehr über das Erdbeben von Chios erfahren die Leser der Zeitung in der zwölften Nummer des Blattes (vgl. anonym (14.5.1881): Chios. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 12, S. 1; vgl. auch anonym (10.4.1881): Allerlei. (Das Erdbeben von Chios). In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 2, S. 4). 54 Jovana Jeremić burgerreich aufweisen. Der Redaktion sei jedoch vor allem das Erdbeben „lebhaft in [der] Erinnerung“ geblieben, das Agram und Umgebung, was zur Monarchie gehörte, heimsuchte. Darüber hat der anonyme Autor das Folgende geschrieben: Eines dieser Erdbeben ist noch sehr lebhaft in unserer Erinnerung, denn es hat die uns benachbarte kroatische Landeshauptstadt Agram und deren Umgebung betroffen, und hat daselbst einen riesigen Schaden von über 3 Millionen Gulden verursacht, doch wurde derselbe durch allseitige Samm-lungen in der ganzen Monarchie theilweise zu ersetzen versucht.4 2.2 Die Boers und ihre Sitten (Nr. 8, 30. April 1881) Illustration 2: Die Boers und ihre Sitten Die Redaktion der Südsteirischen Post entschied sich, das Titelblatt der achten Nummer den Buren zu widmen. So wurde auf der Illustration, die am 30. April 1881 in der Zeitung veröffentlicht wurde, eine Szene aus dem Alltag dieses Volkes dargestellt. Aus dem dazugehörigen Artikel erfahren wir, dass die Buren „ein Nomadenleben führen“ und dass ihr Tagewerk „sehr hart und ermüdend“5 sei. 4 Anonym (10.4.1881): Das Erdbeben auf Ischia. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 6, S. 1. 5 Anonym (30.4.1881): Die Boers und ihre Sitten. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 8, S. 1. Fremde Länder und Städte auf den Illustrationen in der Südsteirischen Post aus dem Jahr 1881 55 Sie wurden als „Bewohner des Transvaal-Landes in Süd-Afrika“ beschrieben, „welche verhältnißmäßig gering an Zahl, es doch mit dem großen England auf-genommen haben und im Kampfe um ihr gutes Recht und Selbstverwaltung, der ganzen übrigen Welt es gezeigt haben, daß auch die kleinste Nation ihre Existenzberechtigung hat, sobald sie sich nur als solche fühlt.“6 Dieser Satz, wie auch „[n]icht die Millionen der Kopfzahl machen eine Nation aus, sondern die ausgesprochene Zusammengehörigkeit [...]“7 könnten den Slaven bzw. den Slowenen in der Monarchie als eine Art Aufmunterung und Vorbild dienen, um den Kampf um ihre Rechte und gegen die deutsche Übermacht in der Monarchie nicht aufzugeben. 2.3 Tunis (Nr. 10, 7. Mai 1881) Illustration 3: Tunis Die Illustration und der begleitende Artikel, die sich auf dem Titelblatt der zehn-ten Nummer der Südsteirischen Post vom 7. Mai 1881 befinden, sind der Hauptstadt Tunesiens, Tunis, gewidmet. Auf dem Bild sind Muhammad III. al-Husain, Sadok Bey von Tunis (1814–1882) und seine Residenz dargestellt, was die Redaktion der Südsteirischen Post auf folgende Weise begründete: „Nachdem die schon längst vorherzusehenden kriegerischen Ereignisse in Tunis zum Ausbruche 6 Ebd. 7 Ebd. 56 Jovana Jeremić gelangt sind, wird es unsere geehrten Leser gewiß interessiren, Näheres über Land und Leute dieses Staates zu lesen [...].“8 Nachdem die französischen Truppen Tunesien besetzt haben, musste Muhammad III. al-Husain, Sadok Bey von Tunis am 12. Mai 1881 einen Friedensver-trag unterzeichnen (das Bardo-Vertrag). Somit wurde Tunesien ein französisches Protektorat.9 Im Artikel werden geographische und demografische Informationen zum Land angegeben. Neben dem Beleuchten der Geschichte von Tunis, wird über die füh-renden Kräfte des Landes berichtet. In Hinblick auf die damalige politische Situation in diesem Land, wundert es nicht, dass der anonyme Autor des Artikels im Großen und Ganzen dem politischen System und den sozialen Verhältnissen gegenüber eher eine kritische Haltung einnimmt und dies folgendermaßen erläutert: In Folge des Mangels an Cultur und an Bewohnern ist dieses Land einer Einöde gleich [...] Die Regentschaft hat keine Straßen und keine öffentlichen Arbeiten, keine Sicherheit und keine Ordnung[.] Die Bevölkerung wird vom Bey und dessen Höflingen ausgebeutet [...] Die irregulären Truppen sind nichts Anderes als Werkzeuge, deren sich die Regierung bedient, um von der Bevölkerung Geld zu erpressen.10 2.4 Chios (Nr. 12, 14. Mai 1881) Nach der Erwähnung des Erdbebens auf Chios in der zweiten Nummer der Südsteirischen Post vom 10. April sowie in der sechsten Nummer vom 23. April 1881, finden wir ebenfalls in der 12. Nummer vom 14. Mai 1881 eine Illustration zu diesem Ereignis. Diesmal ist auf dem Titelblatt der 12. Nummer der Südsteirischen Post die Küste von Chios abgebildet. Im dazugehörigen Kommentar bringt der anonyme Autor den Lesern des Blattes diese türkische Insel näher, indem es über das Klima und die geographische Lage der Insel informiert: Chios, eine im ägäischen Meere gelegene Insel, seiner Fruchtbarkeit und des lieblichen Klima’s wegen von den Türken das „Paradies des Archipels“ 8 Anonym (7.5.1881): Tunis. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 10, S. 1. 9 Vgl. French Tunisia (1881­1956). Erhältlich unter: https://uca.edu/politicalscience/dadm-project/ middle-eastnorth-africapersian-gulf-region/french-tunisia-1881-1956/ (Zugriffsdatum: 12.5.2023). 10 Anonym (7.5.1881): Tunis. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 10, S. 1. Fremde Länder und Städte auf den Illustrationen in der Südsteirischen Post aus dem Jahr 1881 57 Illustration 4: Chios genannt, ist durch seine günstige Lage zwischen Constantinopel, Syrien und Aegypten schon seit jeher ein äußerst wichtiger Handelsplatz gewesen; dieser Umstand ist auch die sicherste Hoffnung der dortigen Bewohner auf den baldigen Wiederaufbau der zerstörten Stadt und der übrigen Ortschaften dieser arg heimgesuchten Insel.11 Dieser Kommentar wurde durchaus objektiv verfasst, trotzdem gibt es einige Stellen, die man als empathisch gefärbt bewerten könnte, wie z. B. „[...] und wol-len wir hoffen, daß es uns auf lange Zeit hinaus erspart bleiben möge, über solche Elementar-Ereignisse berichten zu müssen.“12 Das Erdbeben und die Lage danach werden diesmal nicht ausführlicher beschrieben, denn die Informationen dazu wurden bereits in der zweiten Nummer der Zeitung genannt: „Nachdem wir in Nr. 2 dieses Blattes die Details des furchtbaren Erdbebens auf Chios bereits gebracht haben, so erübrigt uns nur mehr, auf jenes Exemplar der ,Südsteir. Post‘ hinzuweisen.“13 Damals hat der anonyme Autor über das Erdbeben u. a. Folgendes geschrieben: 11 Anonym (14.5.1881): Chios. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 12, S. 1. 12 Ebd. 13 Ebd. 58 Jovana Jeremić Die schönste und fruchtbarste Insel des ägäischen Meeres, das reiche Chios, ist, wie der Telegraph meldete, von einem furchtbaren Erdbeben heimgesucht worden. Schauderhaft klingen die Berichte über die Katastrophe, welche die blühende Insel mit ihren Ortschaften in einen Trümmerhaufen verwandelte. Mehr denn 4000 Personen liegen todt in den Orten und von Furcht und Schrecken getrieben, fliehen die Bewohner, zurücklassend das Wenige, was noch zu retten wäre und nicht einmal die Todten verscharrend, denn die Ueberlebenden suchen durch die Flucht das eigene nackte Leben zu retten.14 2.5 Die Stadt Kijev (Nr. 24, 25. Juni 1881) Illustration 5: Die Stadt Kijev Auf der Illustration der 24. Nummer der Südsteirischen Post vom 25. Juni 1881 erstreckt sich vor den Lesern des Blattes das Panorama der Stadt Kiew mitsamt dem Kiewer Höhlenkloster. Der Illustration auf dem Titelblatt folgt ein kurzer Kommentar, der über die Judenverfolgung aus dieser Region berichtet: „Aus Kijev, der südrussischen Hauptstadt, sind nun alle fremden Juden förmlich ausgewiesen worden, nachdem denselben durch die aufgeregten Volksmassen ihre Häuser zerstört, die Habseligkeiten vernichtet worden waren.“15 Im Kommentar sind keine ausführlicheren Angaben über dieses Ereignis zu finden; er wurde objektiv, mit konkreten Zahlen und ohne Details verfasst: „Nach 14 Anonym (10.4.1881): Allerlei. (Das Erdbeben von Chios). In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 2, S. 4. 15 Anonym (25.6.1881): Die Stadt Kijev. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 24, S. 1. Fremde Länder und Städte auf den Illustrationen in der Südsteirischen Post aus dem Jahr 1881 59 Wien sind seit Beginn der Judenverfolgung in Rußland über 12.000 Juden einge-wandert, nachdem in der Stadt mit den Vororten ohnedies 142.000 (in der Stadt allein 72.000) sich aufhalten.“16 Trotzdem ist es nachvollziehbar, dass sich diese Illustration und der begleitende Kommentar auf dem Titelblatt befinden, da die Judenverfolgung und die damit verbundene Einwanderung einen weitreichenden Einfluss auf die Stadt Wien und somit auf die gesamte Habsburgermonarchie hatten. 2.6 Straßenleben in Constantinopel (Nr. 25, 28. Juni 1881) Illustration 6: Straßenleben in Constantinopel In der 25. Nummer der Südsteirischen Post vom 28. Juni 1881, einige Tage vor der Unterzeichnung der Konvention von Konstantinopel, wurde die Illustration mit einem begleitenden Artikel, der den Titel Straßenleben in Constantinopel trägt, veröffentlicht. Auf dem Bild ist eine Szene aus dem alltäglichen Straßenleben Istanbuls dargestellt. Dabei steht eine sogenannte Schreibbude im Vordergrund. Wir lesen Folgendes: Eine besondere Eigenthümlichkeit in Stambul sind [...] die öffentlichen Schreibbuden. Derartige Schreibbuden befinden sich an vielen Plätzen Konstantinopels, der Schreiber – bei uns würde er sich mindestens Professor 16 Ebd. 60 Jovana Jeremić oder Doktor schimpfen lassen – ist meistens ein bejahrter Mann, dem man wohl ein zartes Geheimniß, natürlich gegen so und so viele Piaster anver-trauen und andiktiren kann.17 Der Artikel wurde in einem neutralen Ton verfasst und die Leser der Zeitung erfahren, was Istanbul zu bieten hat und die Besonderheiten – „Das Leben in den Kaffeehäusern, an öffentlichen Plätzen und im Theater, besonders aber auf den engen winkligen Straßen mit dem kolossalen Verkehr und dem weltbekannten Schmutze, das Durcheinander auf den Plätzen muß man gesehen haben [...].“18 2.7 Eine Straße in Sfax (Nr. 36, 6. August 1881) Illustration 7: Eine Straße in Sfax Auf dem Titelblatt der 36. Nummer der Südsteirischen Post vom 6. August 1881 ist eine Straße der tunesischen Stadt Sfax, auf der zwei Menschen zu sehen sind, dargestellt. Der Illustration folgt ein ziemlich kurzer Kommentar, der über die geographische Lage sowie über die Bevölkerungszahl Sfaxínformiert. Im 17 Anonym (28.6.1881): Straßenleben in Constantinopel. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 25, S. 1. 18 Ebd. Fremde Länder und Städte auf den Illustrationen in der Südsteirischen Post aus dem Jahr 1881 61 Vordergrund stehen aber die Folgen der kriegerischen Ereignisse,19 die in dieser Stadt passierten und die das Aussehen der Straßen komplett veränderten: „So haben die Straßen in Sfax vor Kurzem ausgesehen; heute ist die ganze Stadt nur mehr ein Trümmerhaufen in Folge der Beschießung durch die Franzosen.“20 2.8 Danzig (Nr. 58, 22. Oktober 1881) Illustration 8: Danzig Auf dem Titelblatt der 58. Nummer der Südsteirischen Post vom 22. Oktober 1881 ist ein Panorama der polnischen Stadt Danzig, die zu dem Zeitpunkt zum Deutschen Kaiserreich gehörte, mitsamt der Marienkirche dargestellt. Interessanter-weise folgt dieser Illustration kein dazugehöriger Kommentar, obwohl alle in diesem Beitrag bisher analysierten Illustrationen mit einem passenden Artikel (oder Kommentar) veröffentlicht wurden. 3 Schlussbemerkungen Im vorliegenden Beitrag wurden acht Illustrationen analysiert, die im Jahr 1881 auf den Titelblättern der Südsteirischen Post veröffentlicht wurden und fremde Länder und Städte thematisieren. Die ersten sieben Illustrationen werden je-weils von einem relativ objektiv verfassten Artikel bzw. Kommentar begleitet, der das Abgebildete ergänzt, in einen Kontext versetzt und somit zu einer sinnvol-len Einheit beiträgt. Die Abbildungen bieten den Lesern u. a. Einsicht in den 19 Vgl. Kapitel 2.3 im vorliegenden Beitrag. 20 Anonym (6.8.1881): Eine Straße in Sfax. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 36, S. 1. 62 Jovana Jeremić Alltag fremder Kulturen und berichten von verschiedenen Erdbeben-Katastrophen sowie politischen und kriegerischen Ereignissen weltweit, die potenziell – direkt oder indirekt – gesellschaftlich-politische Verhältnisse in der Habsburgermonarchie beeinflussen könnten. Alle Artikel bzw. Kommentare wurden von einem anonymen Autor verfasst. Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitungsquellen Anonym (10.4.1881): Allerlei. (Das Erdbeben von Chios). In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 2, S. 4. Anonym (23.4.1881): Das Erdbeben auf Ischia. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 6, S. 1. Anonym (30.4.1881): Die Boers und ihre Sitten. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 8, S. 1. Anonym (7.5.1881): Tunis. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 10, S. 1. Anonym (14.5.1881): Chios. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 12, S. 1. Anonym (25.6.1881): Die Stadt Kijev. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 24, S. 1. Anonym (28.6.1881): Straßenleben in Constantinopel. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 25, S. 1. Anonym (6.8.1881): Eine Straße in Sfax. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 36, S. 1. Anonym (22.10.1881): Danzig. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 58, S. 1. Internetquellen French Tunisia (1881­1956). Erhältlich unter: https://uca.edu/politicalscience/ dadm-project/middle-eastnorth-africapersian-gulf-region/french-tunisia-1881-1956/ (Zugriffsdatum: 12.5.2023). 64 Tamara Revinšek Povzetek Prispevek obravnava osem ilustracij iz časopisa Südsteirische Post, ki se osredotočajo na zanimivosti med aprilom in novembrom 1881. Uredniki Südsteirische Post in slovenski domoljubi, ki so pisali za časopis, so se upirali germanizaciji na slovenskem etničnem ozemlju, kar se odraža tudi v komentarjih k ilustracijam. Časopis Südsteirische Post zavrača vsakršno zatiranje naroda in skuša bralcu pojasniti, kako pomembno je domoljubje, zlasti v konfliktih in drugih težkih razmerah. Objavljali so tudi ilustracije redkih, pomembnih ali tragičnih dogodkov, ki niso bili nujno politično naravnani, ampak so služili zgolj ob-veščanju in zabavi. Ključne besede: Südsteirische Post, časopisne ilustracije, zanimivi dogodki, 1881 Schlüsselwörter: Südsteirische Post, Illustrationen, einprägsamste Ereignisse, 1881 1 Einleitung Im vorliegenden Beitrag werden acht Illustrationen analysiert, die in dem Zeitraum zwischen April und November 1881 in der Mariborer Zeitung Südsteirische Post ver- öffentlicht wurden. Die Illustrationen zeigen entweder interessante politische Ent-wicklungen oder besondere Ereignisse jener Zeit. Es wird auf die möglichen Gründe ihrer Veröffentlichung in der Südsteirischen Post eingegangen, wobei auch die Stel-lungnahme des Autors des begleitenden Kommentars in Betracht gezogen wird. Ferner sollte erwähnt werden, dass sich die Rolle der Zeitungen nach der Auf-klärung geändert hat, denn sie dienten nun nicht mehr nur der Informationswei-tergabe, sondern auch der Unterhaltung. Ein wichtiger Punkt in diesem Bereich sind Bilder bzw. die Illustrationen, die oft im Hauptteil der genannten Zeitung veröffentlicht wurden.1 Die meisten Illustrationen wurden mit Kommentaren begleitet, doch ist zu bemerken, dass später die Kommentare kürzer werden oder sogar ganz ausbleiben. 2 Illustrationen in der Südsteirischen Post 2.1 Aus dem Lande der Milliarden (Nr. 2, 10. April 1881) Auf dem Titelbild der zweiten Nummer der Südsteirischen Post wird das Innere eines Büros gezeigt, „wo Zeichnungen von über 10 Francs entgegengenommen 1 Vgl. Petra Kramberger (2015): Slike v besedah, besede v slikah: ilustracije v Südsteirische Post, nemškem časopisu slovenskih patriotov . In: Valenčič Arh, Urška/Čuden, Darko (Hrsg.): V labirintu jezika = Im Labyrinth der Sprache. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete, S. 201–212, hier S. 201. Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 65 Illustration 1: Aus dem Lande der Milliarden wurden“2 – dies symbolisiert, keine 10 Jahre nach dem Krieg mit Preußen, das finanzielle Wohlergehen Frankreichs: eine Entwicklung, die nur wenige erwar-tet haben. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg, der ein Jahr später mit Frankreichs Niederlage endete.3 Obwohl Frankreich den Krieg verloren hat und viele Schicksalsschläge verkraften musste, u. a. enorme Reparationszahlungen an Preußen,4 hat die französische Nation in den folgenden Jahren ein unfassbar star-kes Nationalbewusstsein an den Tag gelegt. Preußens Ministerpräsident Otto von Bismarck (1815–1898) hatte mit den hohen Reparationsforderungen an Frankreich die Intention gehabt, deren Wiederaufbau und Weiterentwicklung um viele Jahre hinauszuzögern, woran er aber scheiterte.5 Der anonyme Autor des begleitenden Kommentars bezeichnet Frankreichs Lage zwar als „selbstverschuldete Verhältnisse“6, zeigt jedoch Bewunderung 2 Anonym (10.4.1881): Aus dem Lande der Milliarden. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 2, S. 1. 3 Vgl. Martina Frietsch: Reichsgründung. Der Deutsch­Französische Krieg 1870/1871. Erhältlich unter: https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/deutsche_reichsgruendung/deutsch-franzoesischer-krieg-100.html (Zugriffsdatum: 6.5.2023). 4 Anonym (10.4.1881): Aus dem Lande der Milliarden. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 2, S. 1. 5 Vgl. ebd. 6 Ebd. 66 Tamara Revinšek gegenüber dem französischen Volk, ihrem Patriotismus und ihrer Heimatliebe. Mit dieser Einstellung hat Frankreich es geschafft, neben dem frühzeitigen Schuldenabbau auch wieder als eines der mächtigsten Länder der Welt angesehen zu werden.7 Die Redaktion der Südsteirischen Post dürfte diese Illustration veröffentlicht haben, um das slowenische Volk zu motivieren und ihm zu zeigen, warum der Zusammenhalt und das Pflegen des Nationalbewusstseins wichtig ist. 2.2 Vom tunesisch-französischen Kriegsschauplatze (Nr. 20, 11. Juni 1881) Illustration 2: Vom tunesisch-französischen Kriegsschauplatze Auf dem Titelbild, das am 11. Juni 1881 in der Südsteirischen Post veröffentlicht wurde, ist die tunesische Stadt Kef abgebildet. Die Stadt sieht auf den ersten Blick schön und anziehend aus, doch bei näherer Betrachtung – so der anonyme Autor des Kommentars – zeigen sich die negativen Seiten, wie die Verschmutzung und einengende Gassen.8 Im 19. Jahrhundert versuchte Frankreich Teile Nordafrikas zu besetzen, u. a. Tunesien.9 „Glorreich ist der jüngste ,militärische Spaziergang‘ der Franzosen nach 7 Vgl. ebd. 8 Vgl. anonym (11.6.1881): Vom tunesisch-französischen Kriegsschauplatze. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 20, S. 1. 9 Vgl. Marcus Giebel (2022): Alle Kolonien von Frankreich: Welche gab und gibt es? Erhältlich unter: https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/alle-kolonien-von-frankreich-welche-gab-und-gibt-es-id63946566.html (Zugriffsdatum: 14.5.2023). Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 67 Tunis gerade nicht zu nennen“10, kommentierte der anonyme Autor und äußerte damit auch seine kritische Meinung gegenüber Frankreichs Handlungen. Die negative Stellung, die der Autor einnimmt, erscheint nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wofür sich die Südsteirische Post eingesetzt hat, nämlich gegen die Germanisierung auf dem slowenischen Gebiet. Das slowenisch ethnische Gebiet fand sich im 19. Jahrhundert inmitten eines Kampfes gegen die deutsche bzw. österreichische Übermacht. Die Redaktion der Südsteirischen Post dürfte diese Illustration als bedeutsam empfunden haben, weil die prekäre Situation Tunesiens hinsichtlich dem Unterdrücken der Urbevölkerung und dessen Kultur, der Slowenischen ähnelte. Die Südsteirische Post versuchte gegen die Verbreitung der deutschen Kultur anzukämpfen und das slowenische Nationalbewusstsein zu stärken. 2.3 Der irische Gutsbesitzer und sein Pächter (Nr. 26, 2. Juli 1881) Illustration 3: Der irische Gutsbesitzer und sein Pächter Schon seit Jahrhunderten bewohnten keltische Iren Irland. Die Besetzung durch die Engländer bedeutete für sie nicht nur den Verlust ihrer Sprache, sondern auch den ihres Landes. Es gab nur noch wenige Iren, die Land besaßen, denn die meisten waren Pächter der englischen Grundherren.11 10 Anonym (11.6.1881): Vom tunesisch-französischen Kriegsschauplatze. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 20, S. 1. 11 Vgl. anonym (2.7.1881): Der irische Gutsbesitzer und sein Pächter. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 26, S. 1. 68 Tamara Revinšek Auf dem Titelbild der 26. Nummer der Südsteirischen Post vom 2. Juli 1881 ist ein irischer Pächter abgebildet, der seine Pacht bei einem englischen Grundherrn nicht bezahlen kann und als Folge aus seinem Haus vertrieben wird. Der anonyme Autor kommentiert, dass „[d]ie Behandlung der Pächter […] eine unmensch-liche“12 sei. Das Schicksal des auf der Illustration abgebildeten Pächters war leider kein Einzelfall, sodass am 22. August 1881, 51 Tage nach der Veröffentlichung dieses Titelbildes samt Kommentar, das Landgesetz in Kraft getreten ist, dass den Pächtern mehr Sicherheit bieten sollte.13 Der anonyme Autor zeigt Mitgefühl gegenüber den Iren und bezeichnet die englischen Grundherren als „herzlos“14. Ferner äußert er auch sein Mitempfinden dadurch, dass er den irischen Dichter Thomas Moore (1779–1852) zitiert: „Wäre sie ohnedies nicht mitten im Meere gelegen, die auf ihr geflossenen Thränen hätten ein Meer gebildet.“15 Mit diesem Zitat deutet er an, wie sehr die Iren durch die englische Unterjochung gelitten haben. Die Redaktion der Südsteirischen Post dürfte sich für die Veröffentlichung dieser Illustration entschieden haben, um ei-nerseits zu zeigen, wie sehr Menschen unter dem Verlust ihrer Sprache und ihres Landes leiden können, andererseits um die Slowenen zu mobilisieren, sich für ihre Sprache, Kultur und Land einzusetzen und zu kämpfen. 2.4 Elektrische Eisenbahn (Nr. 29, 12. Juli 1881) Die Illustration auf dem Titelblatt der 29. Nummer der Südsteirischen Post vom 12. Juli 1881 zeigt eine der größten Erfindungen jener Zeit: die elektrische Eisenbahn. Die Entwicklung eines Transportmittels, das weder Dampf noch Pferde braucht, wurde 1881 von der Berliner Firma Siemens und Halske vollendet.16 Der anonyme Autor äußert seine Hochstimmung, indem er die neueste Erfindung als „genial“17 beschreibt. Er fügt aber hinzu, dass „deren nähere Beschreibung sich eher für ein technisches Fachjournal, als für ein politisches Blatt eignet“18. Sein 12 Ebd. 13 Vgl. Myrtle Hill/John Lynch: Ireland: society & economy, 1870­1914. Erhältlich unter: https://web.archive. org/web/20100910205309/http:/multitext.ucc.ie/d/Ireland_society__economy_1870-1914#2LandReform (Zugriffsdatum: 6.5.2023). 14 Anonym (2.7.1881): Der irische Gutsbesitzer und sein Pächter. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 26, S. 1. 15 Zitat nach ebd. 16 Vgl. anonym (12.7.1881): Elektrische Eisenbahn. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 29, S. 1. 17 Ebd. 18 Ebd. Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 69 Illustration 4: Elektrische Eisenbahn Enthusiasmus ist nachvollziehbar, weil die Eisenbahn durchaus ein Meilenstein in der Geschichte der Fortbewegungsmittel darstellte. Die elektrische Eisenbahn ermöglichte nämlich den Zugang zu Gebieten, die früher nur schwer oder gar nicht erreichbar waren.19 Die Veröffentlichung dieser Illustration war nicht politisch motiviert, sondern diente der Information der Leserschaft über eine sehr große und bedeutsame Entwicklung, die nicht nur den Warentransport, sondern auch die Fortbewegung der Menschen erleichterte und folglich als Grund für die Veröffentlichung genannt werden kann. 2.5 Das Passagierschiff „Viktoria“ vor der Katastrophe (Nr. 30, 16. Juli 1881) Die Illustration in der 30. Nummer der Südsteirischen Post vom 16. Juli 1881 zeigt das Schiff „Viktoria“, wie sie vor dem Unglück aussah. Im Jahr 1880, ein Jahr vor 19 Vgl. ebd. 70 Tamara Revinšek Illustration 5: Das Passagierschiff „Viktoria“ vor der Katastrophe der Veröffentlichung der Abbildung, kam es vor der kanadischen Provinz Onta-rio zu einer großen Tragödie. Das Passagierschiff war mit etwa 400 Passagieren registriert, doch zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich über 600 Personen an Bord, was vermutlich zu dem Unglück geführt hat. Das Schiff strandete und fiel auf die Seite. Man versuchte es mehrere Stunden lang wieder aufzurichten, ohne Erfolg. Es gab nur wenige Überlebende.20 Der anonyme Autor des begleitenden Kommentars erwähnte, dass über einen so schrecklichen Unfall bisher noch nicht berichtet wurde,21 was auch der Grund sein könnte, weshalb sich die Redaktion der Südsteirischen Post dazu entschieden hat, diese Illustration zu veröffentlichen. 2.6 Der schwarze Tod (Nr. 32, 23. Juli 1881) In der 32. Nummer der Südsteirischen Post vom 23. Juli 1881 erzählt der anonyme Autor von einem Vater, der versucht hat, mit seinem Kind vor der Pest wegzu-laufen, und dabei jedoch scheiterte.22 Eine alternative Interpretationsmöglichkeit wäre eine Mutter deren Kind von einem Mann, der den schwarzen Tod symbolisiert, weggenommen wird. Zu jener Zeit war Mesopotamien von der Pest betroffen.23 Da sich laut dem anonymen Autor die Krankheit schnell verbreitet, könnte sich die Südsteirische 20 Vgl. anonym (16.7.1881): Das Passagierschiff „Viktoria“ vor der Katastrophe. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 30, S. 1. 21 Vgl. ebd. 22 Vgl. anonym (23.7.1881): Der Schwarze Tod. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 32, S. 1. 23 Vgl. ebd. Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 71 Illustration 6: Der schwarze Tod Post dazu entschieden haben, diese Illustration zu veröffentlichen, um die Leserschaft darüber zu informieren, dass die Pest möglicherweise auch nach Europa kommen könnte. 2.7 Das böhmische Nationaltheater vor dem Brande (Nr. 42, 27. August 1881) Die in der 42. Nummer der Südsteirischen Post veröffentlichte Illustration zeigt das böhmische Nationaltheater vor dem Brand. Das Gebäude wurde unter dem wachenden Auge des talentierten böhmischen Professors für Architektur Josef Zitek (1832–1909) gebaut, doch waren es nicht nur Maler und Künstler, die zum Aufbau des Nationaltheaters beigetragen haben, sondern auch das einfache (und oft arme) Volk, das mitwirkte. Der anonyme Autor meint, das Theater wäre „ei-gentlich ein Werk des Volkes und demselben anś Herz gewachsen“24. Das ganze Bemühen und die Zusammenarbeit waren leider umsonst, denn wenige Wochen vor der Eröffnung, für die auch Menschen aus anderen Ländern einreisen wollten, ist das Gebäude niedergebrannt.25 24 Ebd. 25 Vgl. ebd. 72 Tamara Revinšek Illustration 7: Das böhmische Nationaltheater vor dem Brande Trotz der Enttäuschung und Trauer über die Katastrophe, gab es doch noch ein positives Ende: Das ganze Volk trat noch ein weiteres Mal zusammen und hat für den Wiederaufbau des Nationaltheaters gespendet. Der Kronprinz von Österreich-Ungarn, Rudolf Franz Karl Joseph (1858–1889), die Adligen der Stadt Prag und auch die einfachen Menschen taten sich zusammen und sammelten große Summen. Auch andere Länder, wie Amerika und Deutschland, boten solidarisch ihre Hilfe an.26 Der anonyme Autor berichtet erfreut über die Zusammenarbeit der böhmischen Gesellschaft, um das Nationaltheater wiederaufzubauen. Es ging ihnen dabei nicht nur um das Gebäude selbst, sondern vielmehr auch um das Blühen der Literatur und Kunst, dass das Nationaltheater erzeugen würde. Die Veröffentlichung der Illustration dürfte für die Südsteirische Post sinnvoll gewesen sein, weil Tschechien ein großes Vorbild, insbesondere in Bezug auf den Kampf für ihre Rechte unter der Habsburgermonarchie, für alle slawische Völker war.27 Mit den Tschechen als Beispiel, fand am 9. August 1868 in Ljutomer der erste slowenische 26 Vgl. ebd. 27 Vgl. Ernst Sečen (2022): Veliko bratenje med Slovenci in Čehi. Erhältlich unter: https://www.dnevnik. si/1042989965 (Zugriffsdatum: 26.5.2023). Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 73 Tabor statt, wo sich Politiker und einfache Menschen versammelten, um sich für den Gebrauch der slowenischen Sprache in Ämtern und Schulen einzusetzen.28 2.8 Grab Pius IX (Nr. 61, 2. November 1881) Illustration 8: Grab Pius IX. Pius IX. (1792–1878) widmete sein Leben der Religion, doch einer seiner größ- ten und gleichzeitig umstrittensten Erfolge war die Verkündigung der eigenen Unfehlbarkeit, was bedeutete, dass er für die Bekanntmachung weiterer religiöser Wahrheiten keine Zustimmung des Konzils mehr brauchte. Viele Bischöfe, vor allem aus Deutschland, Österreich und Frankreich, haben dem nicht zugestimmt, konnten die Entscheidung aber nicht ändern.29 Die Illustration in der 61. Nummer der Südsteirischen Post wurde hauptsächlich zum Gedenken an Anton Martin Slomšek (1800–1862), der unter Papst Pius IX. tätig war, veröffentlicht. Einer seiner wichtigsten Erfolge war nämlich die Verle-gung des Diözesansitzes vom St. Andraž nach Maribor. Durch diese Handlung 28 Vgl. Igor Grdina: Taborsko gibanje. Erhältlich unter: https://enciklopedija-osamosvojitve.si/clanek/ taborsko-gibanje/ (Zugriffsdatum: 23.5.2023). 29 Vgl. Johannes Saltzwedel (2020): Dogma der Unfehlbarkeit 1870. Ein Papst kann niemals irren. Erhältlich unter: https://www.spiegel.de/geschichte/dogma-der-unfehlbarkeit-1870-ein-papst-kann-niemals-irren-a-f1f64bda-2edb-4a2f-b326-777008ddb930 (Zugriffsdatum: 20.5.2023). 74 Tamara Revinšek gelang es ihm alle Slowenen in der Untersteiermark in einer einzigen Diözese zu vereinigen. Die „neue“ Diözesegrenze stimmt noch heute mit der Landesgrenze überein.30 3 Schlussbemerkungen Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit insgesamt acht Illustrationen aus der Südsteirischen Post, die Interessantes zwischen April und November 1881 thematisieren. Die Redakteure der Südsteirischen Post und slowenische Patrioten, die für das Blatt geschrieben haben, wehrten sich gegen die Germanisierung auf dem slowenischen ethnischen Gebiet, was sich auch in den Kommentaren zu den Illustrationen äußert. Die Südsteirische Post lehnt jegliche Unterdrückung eines Volkes ab und versucht den Lesern anschaulich zu machen, wie bedeutend Patriotismus für ein Land ist, vor allem in Konflikt- und Krisensituationen. Man veröffentlichte auch Illustrationen von seltenen, wichtigen oder tragischen Ereignissen, die nicht unbedingt politisch konnotiert waren, um die Leserschaft zu informieren und unterhalten. Quellen- und Literaturverzeichnis Zeitungsquellen Anonym (10.4.1881): Aus dem Lande der Milliarden. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 2, S. 1. Anonym (11.6.1881): Vom tunesisch-französischen Kriegsschauplatze . In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 20, S. 1. Anonym (2.6.1881): Der irische Gutsbesitzer und sein Pächter . In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 26, S. 1. Anonym (12.6.1881): Elektrische Eisenbahn . In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 29, S. 1. Anonym (16.6.1881): Das Passagierschiff „Victoria“ vor der Katastrophe. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 30, S. 1. Anonym (23.6.1881): Der schwarze Tod. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 32, S. 1. 30 Vgl. anonym (2022): God bl. Antona Martina Slomška. Erhältlich unter: https://katoliska-cerkev.si/god-bl-antona-martina-slomska (Zugriffsdatum: 20.5.2023). Illustrationen in der Südsteirischen Post: Allerlei Interessantes aus dem Jahr 1881 75 Anonym (27.8.1881): Das böhmische Nationaltheater vor dem Brande. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 42, S. 1. Anonym (23.11.1881): Grab Pius IX. In: Südsteirische Post. Jg. 1, Nr. 61, S. 1. Sekundärliteratur KrAmberger, PetrA (2015): Slike v besedah, besede v slikah: ilustracije v Südsteirische Post, nemškem časopisu slovenskih patriotov. In: Valenčič Arh, Urška/Čuden, Darko (Hrsg.): V labirintu jezika = Im Labyrinth der Sprache. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete, S. 201–212. Internetquellen Anonym (2022): Katoliška cerkev. God bl. Antona Martina Slomška. Erhältlich unter: https://katoliska-cerkev.si/god-bl-antona-martina-slomska (Zugriffsdatum: 20.5.2023). FrietSch, mArtinA: Reichsgründung. Der Deutsch­Französische Krieg 1870/1871. Erhältlich unter: https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/deutsche_reichsgruendung/deutsch-franzoesischer-krieg-100.html (Zugriffsdatum: 6.5.2023). grdinA, igor: Taborsko gibanje. Erhältlich unter: https://enciklopedija-osamosvojitve.si/clanek/taborsko-gibanje/ (Zugriffsdatum: 23.5.2023). hill, myrtle/lynch, john: Ireland: society & economy, 1870­1914. Erhältlich unter: https://web.archive.org/web/20100910205309/http:/multitext.ucc.ie/d/Ireland_ society__economy_1870-1914#2LandReform (Zugriffsdatum: 6.5.2023). SAltzwedel, johAnneS (2020): Dogma der Unfehlbarkeit 1870. Ein Papst kann niemals irren. Erhältlich unter: https://www.spiegel.de/geschichte/dogma-der-unfehlbarkeit-1870-ein-papst-kann-niemals-irren-a-f1f64bda-2edb-4a2f-b326-777008ddb930 (Zugriffsdatum: 20.5.2023). Sečen, ernSt (2022): Veliko bratenje med Slovenci in Čehi. Erhältlich unter: https://www.dnevnik.si/1042989965 (Zugriffsdatum: 26.5.2023).