I 3 -H I 4 I 1 -H :$ J -§ -L -yv (k< Urn bcr Deger. Katholische Missions-Zeitschrift. « « Ijersusgegeven vsn der @e$e!!$ehc firn und» Eljartmn..................325 Die ersten Wifsionsschwestern i» Lus . . 328 Sind die Wester l'isdnnstsMist I ... . 330 Ans dein Missionsseüen: Unter den Schil-lut. — Die Familienpfeife und die Abend-unterhaltnng. — Macht des Aberglaubens im Heidenlande. — Klein-Annchen. — Die Vaterunser-Prüfung. — Die Geheimnisse des Waldes...............■.............332 Aon Wins X...................................340 Der Ijs. Dionysius...........................343 Seite Aerlchiedenes: Erfreuliches aus unserem Hause. — Über das neue Diözesan-Gesang-bitd). — Helden des Kreuzes. — Eine Elefantenjagd. — Der Minister in der Falle. Ich gehöre dem heiligsten Herzen Jesu. — Eine große Bitte..........................347 Hevetserlzörniigen und tzmpfeysnnsten . . 352 Avöisdunsten: Papst Pius X. — Ein Kürbismarkt in Chartmn. — Die Eisakstadt. — Heidnische Götzenbilder. — Die Pfarrkirche U. L. Frau in Schnals. — Ein schwarzer Gartner. missionshaus MühIanS bei Brixen (£iroI). Korrespondenz 6er @xpeötüort. Eingegangene Geldsendungen. (Vom l.-^-31. Oktober 1903.) Unsern geehrten Abonnenten zur gest. Kenntnisnahme, daß wir der Einfachheit halber milde Gaben re. für unser Missionshaus nur mehr an dieser Stelle quittieren werden. Jstr «Jas Missionshaus: Kronen I. K. Vanieek, Dechant, Josesstadt . . —.40 Dr. Josef Mrstik, Erzdekan, Chrudim. . 1.— Josef Svoboda, Pfarrer, Herman ... 1.— Maria Hopfgarten, Deutschmatrei, durch Johann Gratz, Mühlbachl .... 20.— Josef Kronfuß, Pfarrer, Ried am Riederberg, zu Ehren des hl. Antonius . . 100.— Aus R., Jnnkr., O.-Ö., als Beitrag zur Unterhaltung eines Katechisten in der Mission .................................. 1532.— Aus Oberösterreich.......................... 27.05 Vinzenz Cescin, Pfarrer, St. Johann in Rasbor................................... 5.— M. Gaberc, Pfarrer, Kapellen bei Rau . 5.— Johann Sasels, Pfarrer, Adelsici, Kram 2.— M. Bucher, Mittersill, Salzburg . . . 1.— Odilo Amplatz, Kooperator, Lana . . . 2.— Josef Jenewein, Jochberg................. 2.— V. Mrstik, Pfarrer, Lomnitz .... 2.— Ferd. Schrottbauer, Ritzlhof .... 1.— Ungenannt, Lustenau (durch F. Grabherr) 2.— Ungenannt, Holzgau.......................20.— Jos. Thaler, Kurat, Vilpian .... 10.— Math. Glehn, Ahrweiler........................ 3.52 Aus Tirol................................... 294.42 Ungenannt, Landeck....................... 6.— Vom Kindheit Jesu-Verein durch S. Dialer, Benefiziat in Absam....................60.— Mathias Raab, Kanonikus, Nikolsburg . 400.— Exzellenz Dr. Franz Maria Doppelbaur, Bischof von Linz, für den neuen apostol. Vikar von Sudan........................ 200.— M. Haltmeier, Pfarrer, Kennelbach bei Bregenz .................................... . 19.— Jos. Schuchter, Professor, Brixen . . . 16.— N. N., Meran.................................20.— - Georg Unterpranger, Dekan in Windisch- matrei................................. 60.— Aus dem Sarntal..........................55.— Durch Joh. Rettenegger, Kooperator in Fieberbrunn................................. 1.80 Fb. Pfarramt Götzens.....................10.— Anton Paminger, St. Pölten .... 5.— Anna Tschöll, Lana.......................20.— R. A., Sillian................................. 1.— Agnes Mettensberger, Windisch-Matrei . 50.— Allen unseren Wohltätern sagen wir ein herzliches Kronen M. Haltmeier, Pfarrer, Kennelbach. . . 20.— Durch Fr. Noggler, fb. Sekretär aus W.-Matrei für die Mission in Afrika . 60.— Ungenannt Mals für die Effekten-Lotterie 10.— Frau und Frl. Eitel Schwerz, Tirol . . 2.— Rudolf Reisinger, Ebelsberg, O.-Ö. . . —.60 P. Giesing, Heiligenkreuz, N.-Ö. . . . 6.— Pfarrer Glavač, Ronovb. Caslau, Böhmen 2.— Aus Dovnik................................ 2.— Mathias ©., Pfarrer, Pressa .... 2.— H. W., Pfarrer, Sec....................... 2.— P. Thomas M, Gottsgraber .... 20.— Dr. Becker, Mainz, für Heidenkinder auf die Namen Dominikus und Josef . . 20.— Josef Heigl, Pfarrer, Furth, für Heidenkinder ...................................... 30.— Ungenannt, St. Pölten ...... 4.— Karl Butschek, Wien, für das Werk des hl. Erlösers ................................. 2,— Tertiarschwestern, Brixen, sandten Skapuliere. — Th. Weilhartner, Ried, O.-Öst., sandte Bücher. — Frl. Kistler, Brixen, sandte Bücher, ebenso Franz Sieger, St. Lorenzen. Jtir heilige Messen: Kronen R. Pirchner, Pfarrer, St. Jakob in Ahrn 2.— Jos. Jußl, Pfarrer, Bichlbach .... 12.— Jos. Holzknecht, Expositus, Verdings . . 79.60 Baronin M. Nagel, Vornholz .... 49.31 Marie Wachtler, Bozen...................... 2.— F. Knickenberg, Dortmund........................ 3.52 Jos. Schuchter, Professor, Brixen . . . 1.— Aus Tirol....................................... 31.— E. Zimmermann, Hall........................ 2.— Kath. Binder, Riem.............................. 1.17 Johann Godce, Pfarrer, Lipoglav . . . 4.— Montag, Pfarrer, Hopfenohe . . . . 22.30 Peter Miller, stud. iur., Rodaun, N.-Ö. 16.— Aus Vorarlberg............................. 2.— St. Martin, Tirol.......................... 2.— Lehrerin Fröhlich, Ahrweiler .... 10.56 Baronin Maria Nagel, Vornholz, Ostenfelde, Westfalen.............................. 14.— Frl. Kistler, Brixen....................... 2.— Rosa Ganeider, Villnös . . . . . 1.— Karl Butschek, Wien........................ 2.— Vergelts Gott" und bitten um weitere Unterstützung Katholische lfii$$ion$=Zeltscbrift. Wr. 11. Wovemöer 1903. VI. Iahrg. Ilir Iritrniuini des neuen Apostol. Mkars iieii Siiimii. Linen Bischof, einen Hirten! Von Lr. A. I., S. d. IjlfL fj. Lesu. Leise sprechen es die Wellen, Leise spricht's das Meer zum Meer: „Uns die Neger sandten her, Einen Hirten zu bestellen, Den man soll zu Rom erwählen. Sie verlangen ihn gar sehr," plätschert's leise rings umher. „Einen Dischof, einen Hirten!" Lispelt's schon durch beide Syrien, Lispelt^ im tyrrhen' sehen Meer. So kommt bis nach Nom die Kunde: „Einen Dischof, einen Hirten!" O, wie da die Wogen klirrten, ßis noch in derselben Stunde Ausging von des Papstes Munde Heilesbotschaft in den Worten: „Euch Erhörung ist geworden! Einen Hirten nnd Berater Sendet euch der heil'ge Vater, Den Monsignore aus dem Norden." Und zurück prallt es vom Sarrde: „Habe Dank vom schwarzen Lande!" Und die Wellen wieder ziehen Und Ägypten zu sie stiehen. Und stromaufwärts von dem Strande Dis zum Land der Schillnk nieder Schallen fetzt die frohsten Lieder. „Als Len Dischof, als den Hirten, Jenen, den wir einst entführten, Dringen balde wir euch wieder." Vischofsweihe. Die Bischofskonsekration des Hochwürdigsten P. X. Geyer, aus der Kongregation der Söhne des hlst. Herzens Jesu, ernannten Titnlarbischofes vom Trocmade und Apostolischen Vikars von Sudan oder Zentral-Afrika, wird in der Metropolitankirche zu U. L. Frau in München am Sonntag, den 8. November L durch Se. Exzellenz den Hochwürdigsten Herrn Erzbischof von München-Freising Or. Franz Joseph von Stein, Reichsrates, unter Assistenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofes von Passau Dr. Anton von Heule, Reichsrates, und des Hochwürdigsten Herrn Weihbischofes von Regensburg Sigmund Freiherrn von Ow stattfinden. Wichtig für alle, die bereits Lose unserer Missionslotterie besitzen. In der Oktober-Nummer haben wir schon aus die materiellen Vorteile unserer Afrika-Missions-Lotterie hingewiesen und gesagt, daß bei der Menge von Treffern (25.000) die Wahrscheinlichkeit, einen solchen zu machen, sehr groß sei, zumal, wenn man sich mit mehreren Losen versieht. Heute aber sagen wir: Nicht nur wahrscheinlich, sondern gewiß macht man einen Treffer, wenn man 10 Tose nimmt; dies erhellt aus dem Iiehungsplan. Die Ziehung wird folgendermaßen vor sich gehen: Es werden die Nummern 1—10 in die leere Urne geworfen und alsdann eine davon gezogen. Diese, sowie jede folgende zehnte ‘Hummer iff ein Treffer. Wird z. B. 3 gezogen, so ist dieses selbst und jede zehnte Nummer ein Treffer; also für den Fall: 3, 13, 23 usw. usw. bis einschließlich 249.993, mit einem Wort alle und nur die Losnummern, welche an der letzten Stelle eine 3 haben; würde aber die 7 gezogen, so wären die Lose Treffer, welche die Zahl 7 als letzte Ziffer tragen. Das gleiche gilt für jedes der zehn Ziffernzeichcn. Wären nun alle Treffer gleichwertig, so wäre damit die Ziehung beendigt. Da aber dies nicht der Fall ist, so muß noch entschieden werden, wer den ersten, den zweiten usw. Treffer macht. Um dieses zu bewerkstelligen, werden die noch übrigen neun Nummern aus der Urne entfernt und statt dessen die 25.000 Treffernummern, wie sie durch die Erstgezogene entschieden sind, hineingetan, durcheinandergebeutelt und von neuem gezogen. Und die Nummer, welche von den 25.000 als erste in den Fingern bleibt und hervorgeholt wird, ist der erste Treffer, die nächste der zweite, die darauffolgende der dritte usw., bis alle an die Reihe kommen und ihren Platz zugewiesen erhalten. Dieser Ziehungsplan hat für das spielende Publikum den nicht zu verachtenden Vorteil, bah jeder, der im Besitze von 10 Tosen ist, deren Endziffern mnmtcrßrodjcn von 1—10 fortlaufen, unfehlbar einen Treffer besitzt. Nr. 11 ©tem der Neger ©eite 323 Wer nun ein oder weniger als 10 Lose hat, | unsere P. T. Losabnehmer, die sich im Besitze der stattn auch treffen; wer aber zehn von der j von mehreren Losen befinden, die Zahl derselben angedeuteten Eigenschaft sein eigen nennt, der | in solcher Weise vervollständigt wissen wollen, so muß unbedingt einen Treffer machen. Wenn nun ] kann ihnen jetzt noch leicht geholfen werden. Es mögen die fehlenden Nummern nur nachbestellt werden. Auf Umtausch der Lose können wir aber nicht eingehen. Bei dieser Vervollständigung kommt es, wohlgcmerkt, einzig und allein auf die letzte Ziffer an. Habe ich z. B. bereits neun Lose gekauft, sagen wir 34.501 bis 34.510 und, setz' den Fall, es fehlt mir 34.506, so muß ich nicht gerade diese Nummer haben wollen; denn ist einmal die 6 gezogen, so sind die Nummern 16, 206, 3456, 78.906, 249.996 für meinen Zweck alle gleich gut, da sie insoweit alle gleich wert sind, als sie eben alle Treffer sind und die mir fehlende Ziffer 6 an der letzten Stelle tragen und sind somit geeignet, die in den Endziffern unterbrochene Reihe der bereits gekauften Lose zu vervollständigen. So brauch' ich denn nur eine x-beliebige Losnummer bestellen, die nur eine Eigenschaft haben muß, nämlich die mir fehlende Nummer an letzter Stelle, für den Fall eine 6. So wird die Reihe von 1—0 voll und es mag kommen, was da will, einen Treffer werde ich ganz gewiß machen. Es muß auch die Reihe nicht mit 1 beginnen, eine jede andere tut es ebenso. Z. B. 4, 125, 236, 8007, 92.398, 10.019, 20, 771, 240.222, 118. Diese Reihe von Losen ist gerade so gut wie jede andere, in ihr ist gewiß ein Treffer enthalten Wer also bestimmt gewinnen will, der greife jetzt zu, solange es Zeit ist, entweder um die vorhandenen Lose in entsprechender Weise zu ergänzen oder sich überhaupt mit solchen zu versehen, wenn er es bisher versäumt hat. Wer bestimmt einen schönen Treffer machen will, der bestelle in Mühland bei Brixen 10 Missionslose. NB. Sie werden von jetzt ab, wenn in der Anzahl verlangt, immer jedermann in solcher Form verabreicht, solange es möglich sein wird. Der beherzte Urheber und energische bisherige Leiter dieses Lotterie-Unternehmens, der lzochw. P. W. X cBcijcr ist soeben zum Apostolischen Vikar von Sudan oder Jeutral-Afrika ernannt worden. In allen Kreisen, die der genannten Mission und namentlich dem Missionshause in Mühland bei Brixen, dem einzigen, worin österreichische Missionäre für Zentral-Afrika herangebildet werden, ein wohlwollendes Interesse entgegenbringen, hat die Ernennung eine freudige Erregung hervorgerufen, da seine weithin bekannte mit energischem Charakter gepaarte apostolische Begeisterung zu großen Hoffnungen berechtigt. Doch was ist ein Missionsbischof ohne Missionäre — ein General ohne Armee. — Die Bekehrung Zentral-Afrikas ist hauptsächlich eine Frage der verfügbaren Missionsarbeiter. Um also möglichst viele, mit echtem apostolischen Geiste erfüllte Missionäre zu erziehen, darauf hat der Neucrnannte bisher seine ganze Tatkraft verwendet: zu diesem Zwecke hat er das Missions- haus in Mühland so groß angelegt, zu diesem Zwecke so viele Missionskandidaten unter so billigen Bedingungen aufgenommen, zu diesem Zwecke das zu Ehren seines Namenspatrons Xtlteriammi benannte Erziehungsinstitut gegründet, worin talentvolle Studierende, die sich der Miffionsarbeit widmen wollen, von der ersten Gymnasialklasse an unter der Leitung von Ordensleuten der genannten Kongregation für ihren zukünftigen hohen Beruf erzogen werden. Diese Erfolge, würdig eines großen Geistes, sind nebst der väterlichen Vorsehung Gottes namentlich seiner Unternehmungslust und umsichtigen Tatkraft zuzuschreiben. Um nun diese seine Unternehmungen auch materiell auf festen Grund zu stellen, hat er diese Effektenlotterie in Szene gesetzt. Wenn ihm nun irgend etwas das Scheiden erschwert, so ist es, daß er mitten in der Abwicklung dieses schwierigen Unternehmens abberufen wird. Mögen nun seine Freunde und Verehrer gerade diesir seiner Unternehmung ihre besondere Aufmerksamkeit schenken und nach Möglichkeit unterstützen, auf daß sie zu einem gedeihlichen Ende geführt werde. Der hochw. P. 3L Geyer hat immer felsenfest auf Gott vertraut, er soll, er wird nicht getäuscht werden. Tüchtige Bestellungen von Mffionslosen hält der neue Apostolische Vikar für die Kelten Glüchwüusche zu seiner Ernennung. Cs liegt dem Wiffionsalmofen die Grast inne, Len Geber in der Iierne jum Gehilfen apostolischer Männer und jam Teilnehmer ihrer Verdienste ;u machen, und die Mille des Gotteslohnes ergießt sich über diejenigen, welche die heiligen Missionen nach Vermögen mit Almosen unterstützen, feien sie auch noch so gering; denn er übt dadurch viele Werste der christlichen Liebe auf einmal, und es ist das göttlichste aller gottesmürdigen Werke, ein Gehilfe Gottes ;u merden ;um Heile der Menschen. Leo xiii. Nr. 11 Seite 325 Stern der Neger Die Bestellung aber geschieht am bequemsten: 1. Indem man mit Postanweisung oder eingeschriebenem Brief den Betrag für die gewünschte Anzahl Lose (ein Los eine Krone) einsendet, woraus wir die Lose sofort postfrei zuschicken werden. 2. Indem man uns auf einer Postkarte schreibt, wieviel Lose man wünscht; alsdann werden wir die Lose nebst einem Posterlagsschein in frankiertem Konverte zusenden, und mittels des Erlagscheines kann dann die kostenlose Einsendung des Betrages erfolgen. Zugleich bitten wir um Bekanntgabe von Adressen solcher Personen, die den Verkauf und Vertrieb der Lose unentgeltlich oder gegen mäßige Entschädigung übernehmen wollen. Lose sind zn haben bei den nachbenannten Adressen der §t. Wetrus Claver-SoöaliM: Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 12. — Wienl., Bäckerstraße 20. — Triest, via Fontanone 2. Innsbruck, Universitätsstraße 3. — Krakau, Starislowna 3. — Prag IV., 33. — Bozen, Obstmarkt 16, II. Stock. 's Von Gesira nach Chartum. Von Br. Heinrich, F. 8. C. ach siebenmonatlichem Aufenthalte in der Negerkolonie Gesira schlug auch für mich die Stunde, wo es hieß: „Auf nach Chartum!" Es wurde mir zwar nicht eher mitgeteilt, als ein paar Tage vor der Abreise. Es hatte schon lange in meinem Herzen der Gedanke Platz genommen: hoffentlich wirst auch du bald abreisen. Aber Geduld! Eines Tages kam der ehrw. Bruder ©tori von Chartum nach Kairo mit dem Auftrag, Einkäufe für Chartum, Omderman und Lul zu machen und wenn möglich 2 Brüder, einen Schuhmacher und einen Tischler mit herüberzunehmen. Das Los fiel auf den ehrw. Bruder Franz Steinegger und mich. Der 28. August war als Tag der Abreise bestimmt. Am Tage vorher wurden einige Zivilanzüge, Decken und ein großer Korkhut gekauft. Am Tage der Abreise, abends 7 Uhr, begleiteten uns der Hochw. P. Heimans, Hochw. P. Meroni, die ehrw. Brüder Maetz und Rigobello zur Bahn, auch viele Negerknaben, die in Kairo beschäftigt sind, hatten sich eingefunden. Mit vielen Grüßen und Segenswünschen begleitet, verließen uns, nachdem das Zeichen zur Abfahrt gegeben war, die uns begleitet hatten. Die Nacht gab es wenig Neuigkeiten; nur der Wüstensand war sehr zudringlich, sodaß unsere Kleider bald ganz grau wurden. Am folgenden Morgen, als es ein wenig hell war, wurde alsbald zum Fenster hinausgeschaut, aber zu sehen gab es nicht viel, weil das ganze Niltal überschwemmt war, denn das Wasser des Nil hatte seinen Höhepunkt erreicht. Um 11 Uhr waren wir in Luxfor, too eine Stunde Aufenthalt war. Von Luxfor an nimmt die Bahn ihren Weg durch die Wüste. Um halb 6 Uhr kam der Zug durch ein Bffcharincndorf. Die Bischarinen, ein Nomadenvolk, wohnen in der Wüste zwischen Assuan und Suakin, lieben die Freiheit wie in Europa die Zigeuner, sind nicht bösartiger Natur, besitzen aber als Taschendiebe besondere Fertigkeit. Um 6 Uhr war die Station Assuan erreicht. Der Hochw. P. Münch hatte sich eingesunden, uns abzuholen. Sofort fiel mir auf, daß der Bart des Hochw. Paters viel länger und schöner war als in Brixen. Der Hochw. Pater begleitete uns zum Kloster, wo uns der Hochw. Pater Bendinelli freundlich bewillkommnete. In Assuan hatten wir bloß einen Tag Aufenthalt, weil schon am andern Abend ein Schiff von Schellal nach Wadi-Halfa abfuhr. In Assuan wurde Zivilkleidung angelegt, um ungenierter reisen zu können. Der Hochw. P. Münch und der ehrw. Bruder Remigius begleiteten uns zur Bahn. Um 8 Uhr abends verließ der Zug die Station und mit dem Gruß „Auf baldiges Wiedersehen im Sudan" nahmen wir Abschied. Von Assuan bis Schellal fährt der Zug bloß eine halbe Stunde. Wir hatten uns entschlossen, auf dem Schiff dritte Klasse zu fahren, weil in der dritten Klasse mehr Luftzug ist bei der starken Hitze und ersparten dadurch auch viel Geld, welches uns später zunutzen kam. In Schellal waren Packträger genug zur Stelle, um das Handgepäck zum Schiff zu tragen. Wir hatten uns bald einen Platz ausgesucht Seite 326 Stern und der ehrw. Bruder Giori löste die Billets. Kaum hatten wir unsere Billets, als auf einmal der ehrwürdige Bruder Remigius aufs Schiff kam, mit einem, Brief in der Hand. Was will denn der jetzt? Der bringt sicher nichts Erwünschtes! „Was gibts denn jetzt für Neuigkeiten?" wurde gefragt. „Sofort alle drei nach Assuan zurück!" war die Antwort. Volle Glaubwürdigkeit wurde zwar den Worten nicht beigelegt, aber — — —. Wäre er nur 10 Minuten später gekommen, dachten wir, dann wäre das Schiff fort gewesen. Weil das Schiff beinahe zur Abfahrt bereit war, so übergab er uns den Brief und sagte, der Hochw- Pater Oberer habe vergessen, uns zu sagen, daß wir in Wadi-Halfa einige Schulbänke auseinandernehmen sollten, weil sonst die Fahrt bis Chartum zu teuer sei. Jetzt war wieder alles in Ordnung. Um 10 Uhr war Abfahrt. Wir breiteten bald unsere Decken aus, verrichteten stille unsere Gebete und überließen uns dem Schlafe. Der Mond warf seinen milden Schein über die große Sandwüste und das Lied, welches ich in meiner Schuljugend so oft gesungen hatte, kam mir wieder in den Sinn: „Guter Mond, du gehst so stille." Am andern Morgen, als es hell wurde, konnten wir unsere Reisegesellschaft ein wenig besichtigen, meistens Araber und einige Griechen. Die Fahrt ist langweilig: hie und da ein kleines Negerdorf, sonst alles Wüste. Einige Unterhaltung bietet es, wenn die Negerkinder an den Ufern laufen und um etwas bitten. Wirft man ihnen dann ein Stück Brot ins Wasser, so sind sofort 3—4 im Wasser, um es zu holen; öfters entwickeln sich auch Streitigkeiten im Wasser, denn jeder will es das seine nennen. Die Pflanzungen an den Ufern sind Durra, Dattelpalme und der Ricinusölbaum, dessen Frucht vielleicht darum so wirksames Öl liefert, weil er so einsam in der Wüste wächst. Am zweiten Tag sahen wir einige in einen Felsen eingehauene Gräber aus früherer Zeit mit sehr schönen Grabsteinen. Nach 46stündiger Fahrt landeten wir abends halb 9 Uhr in Wadi-Halfa. Polizei war genug zur Stelle. Wir sollten einen Paß vorzeigen, hatten aber bloß ein Schreiben vom Hochw. P. Heimans, mit Ausnahme des ehrw. Bruders Giori, welcher diese Reise schon einigemale gemacht hatte. Wir sollten dann am andern Morgen zum Mamur kommen, was wir bejahten. Wir gingen in eine Loganda, um uns einige Tage auszuruhen, denn von Wadi-Halfa nach Chartum fahren wöchentlich bloß zwei Züge und somit hatten wir 4 Tage Aufenthalt. der Neger Nr. 11 Unser erster Gang am andern Morgen war zum Mamur. Als wir ihm unser Schreiben einhändigten, sagte er, Mission das verstehe er nicht und schickte uns zum Mudir, welcher ein Engländer ist. Der Mudir wohnt sehr weit vom Mamur entfernt und somit nahmen wir jeder einen Esel, um schneller hinzukommen: aber die Esel hatten einen so unbequemen Sattel, daß uns noch nach einigen Tagen die Beine schmerzten und ich hätte lieber einige Piaster herausgegeben, als wieder zurückzureiten. Der Mudir war noch nicht zu sprechen, aber sein Sekretär, als er uns bemerkte, rief uns ins Zimmer und fragte, was wir wünschen. Wir gaben ihm unser Schreiben und sagten, daß der Mamur uns geschickt hätte. Sofort sagte er, wir sollten nur wieder zum Mamur gehen, es sei alles in Ordnung, der Paß für Chartum würde uns schon eingehändigt. Des Nachmittags gingen wir wieder zum Mamur. Bis dorthin hatte er schon Nachricht vom Mudir erhalten, war sehr freundlich und sagte, wir sollen nach 2 Tagen wiederkommen, denn der Zug fahre erst Samstag Abend. Als wir Samstag Morgen wieder kamen, war alles zurecht geschrieben; wir mußten noch unsere Namen unterschreiben und weil wir keinen eigenen Stempel hatten, so mußten wir mit dem Daumen der rechten Hand einen Stempel daraufdrücken: dabei wurde selbstverständlich gelacht. Jetzt war alles in Ordnung; wir schickten ein Telegramm nach Chartum, daß wir morgen abends ankämen. Nachmittags gingen wir zur Bahn: sofort wurde uns mitgeteilt, daß ein Telegramm gekommen sei, die Strecke von Berber bis Chartum sei von einem wolkenbruchartigen Regen unbrauchbar geworden und wenn mir nicht in Berber bleiben wollten, mußten wir warten, bis die Strecke wieder fahrbar sei. Jetzt was machen? Bleibt nichts anderes übrig, als hier zu bleiben; das war nicht erwünscht. Jetzt mußten wir warten bis Dienstag Abend, also 7 Tage in Wadi-Halfa. Am Dienstag Nachmittag um 5 Uhr gingen wir zur Bahn; ehrw. Bruder Giori wollte die Billets lösen, aber da hieß es, die dritte Klasse ist besetzt, kein Platz mehr frei. Das war jetzt noch schöner: drei Stunden vor der Abfahrt auf der Bahn und schon kein Platz mehr. Was machen? Der ehrw. Giori zählte sein Geld; aber für die zweite Klasse langte es nicht mehr, denn der siebentägige Aufenthalt in Wadi-Halfa hatte zuviel gebraucht; er ging zum Bahnvorstand, klagte ihm unser Leiden und sofort wußte er zu helfen. Er sagte, wenn wir mit einem Platz vor der zweiten Klasse, also dem Staub frei ausgesetzt, zufrieden seien, dann könnten wir schon mitkommen. Wir waren gleich einver- Nr. 11 Stern der Neger Seite 327 standen und der Platz war nicht übel. Als aber um 7 Uhr wieder ein Schiff kam, und alles nach Khartum wollte, mußten einige Wagen angehängt werden. Das Koupee zweiter Klasse, wo wir draußen unsern Platz hatten, wurde zuletzt in ein Damen-koupee umgewandelt. Vielleicht fühlten sich die Haremsschönheiten beleidigt, daß wir dort draußen seien und wir mußten vor der Abfahrt unsern Platz wechseln. Nun, dachten wir, vielleicht gibt es einen bessern Platz; aber wir waren gründlich getäuscht. Wir mußten in einen Wagen, der vollgepfropft war von arabischem Militär, kaum ein Platz zum Sitzen war frei. Jetzt sahen wir, daß der erste Platz besser gewesen sei, aber der Zug pfiff und fort gings. Die Fahrt sollte ein Tag und eine Nacht dauern und wir sollten immer so eingepfropft sitzen, wie der Hering im Faß, das wollte uns nicht recht einleuchten, aber es war anders keine Rettung. Ungefähr alle Stunde kommt eine Haltestelle, jedesmal stiegen die Soldaten zum Fenster hinaus und schöpften Wasser. Wir hatten uns einige Güllen (Wasserflaschen) mit Wasser mit- genommen, welches gereinigt war. Die ganze Nacht war ans Schlafen nicht zu denken, denn man konnte sich nicht von der Stelle bewegen. Am andern Tag entstanden Streitigkeiten unter den Soldaten, sie rissen sich das Hemd vom Leib und schlugen sich mit der Faust ins Gesicht, bis einer kam und Ruhe gebot. Als sie sich beruhigt hatten, stellten sie sich einem vor, der sie zurecht wies und somit war alles abgemacht. Die Soldaten reisen alle in Hemd und Unterhose und sehen dann ivirklich aus wie die Wilden; in Uniform gekleidet firtb. sie aber sehr hübsch. Es war wirklich ein kleines Fegfeuer zwischen den Soldaten, weil dazu noch der Wagen so vollgepfropft war. Mittags wurde Berber passiert; so- fort wurde unser ehrw. Mitbruder gefragt, wo das Grab des verstorbenen Bischofs sei. Der ehrw. Bruder zeigte es uns in der Ferne und es stieg ein heißes Gebet aus unserem Herzen zum Himmel für den Dahingeschiedenen, der hier so unerwartet sein Grab gefunden hat. Er ruhe in Frieden! In Berber stiegen noch zwei Berberiner ein, aber durchs Fenster kamen sie zum Vorschein, weil die Türen geschlossen waren. Es gab erst einen Streit, aber sie waren einmal darin und fertig mat’s. Bis um 7 Uhr waren immer die gleichen Manöver, bis auf einer Station ungefähr 30 Soldaten einsteigen wollten; aber wo Platz nehmen? Bei jeder Tür, die der Schaffner öffnete, wurden die Einsteigenden mit Stockschlägen zurückgetrieben, bis sich endlich der Bahnvorstand genötigt sah, einen Viehwagen anzuhängen, um die Soldaten aufzunehmen. Ich fragte mehreremale den ehrw. Bruder, mann wir in Halfaja ankommen würden, denn weiter geht der Zug nicht. Immer sagte er: Vor 10 Uhr nicht I nun dachte ich, dann wird die Fahrt noch lustig werden. Einige Stationen weiter gings auch schon los. Auf einmal riß der Schaffner die Türe auf und drei Mann wurden hereingeschoben: ich hatte gerade den unglücklichen Platz an der Türe. Ich glaube, es war ein Kesselflicker mit 2 Gesellen; er hatte so schwer benagelte Schuhe und einige Kisten mit Blech; seinen Platz nahm er im Fenster sitzend, mit seinen Füßen auf meiner Decke herumtrampelnd, was mir gerade nicht lieb war; aber was machen? Mit großer Sehnsucht harrten wir der Stunde, wo es hieß: Halfaja. Um halb 11 Uhr waren wir auf dem Bahnhof. Weil man sich des Nachts nicht mehr nach Chartum übersetzen lassen kann, so gingen wir in eine Loganda, wo wir draußen im Hof schliefen, denn wir waren sehr ermüdet. Am andern Morgen gingen wir zum Nil und ließen uns übersetzen. Unsere Missionsstation liegt gerade Halfaja gegenüber. Als wir ans Ufer kamen, kam uns der ehrw. Bruder Klemens entgegen; er führte uns sofort in ein kleines Zimmer im Hofe und brachte uns einige Stärkung. Nachher kamen auch der hochw. P. Stoppani und Br. August, welche in Omderman gewesen waren. Es waren zwar die zwei schönen Feiertage vorüber, nämlich das Fest Mariä Geburt und das Fest des hl. Petrus Claver, Beschützers unserer Mission, aber der Tag unserer Ankunft wurde auch Feiertag. Schade, die zwei schönen Festtage auf der Bahn zwischen dem arabischen Militär zubringen zu müssen; aber Gott hat es so gewollt. Der Tag unserer Ankunft war der 10. September; wir waren also beinahe zwei Wochen auf der interessanten Reise. In Chartum ist bis jetzt bloß eine kleine Kirche, Sakristei und ein Zimmer gebaut, es werden aber jetzt noch einige gebaut. Unsere Mission hat einen schönen Platz erhalten; hoffentlich wird bald ein Kloster aufgebaut werden. Der Schlafsaal ist hier sehr groß, nämlich ein Hof, und wenn des Nachts Sturm und Regen kommt, so heißt es: nimm dein Bett und wandle! Jeder hat sein Angereb (Bettgestell), seine Decken und fertig tft’S. Gleich die erste Nacht mußten wir fliehen, weil ein starker Sturm eine dicke Staubwolke brachte, daß man Augen und Ohren ordentlich voll hatte. Kaum einige Stunden im Zimmer, kam ein Araber und sagte, daß sein Herr schwer krank sei und einen Pater wünsche. In einigen Augenblicken war der seeleneifrige Pater schon auf dem Weg, um dem Schwerkranken die letzten Tröstungen unserer hl. Religion zu bringen. Am Morgen war derselbe eine Leiche und wurde des Nachmittags schon zu Grabe getragen. Am andern Tag machte ich einen Ausflug nach Omderman, um den Hochw. P. Lehr zu besuchen. In Omderman haben sie noch die alten Lehmhütten und eine sehr bescheidene Kapelle; alles stellt wirklich die Armut des Missionärs dar. Aber die Hauptsache war, daß ich in Chartum wie in Omderman alles zufrieden und gesund antraf. Hie ersten Mistionsschwestern in (jmL Bericht der ehrw. Schwester Gi use pp a Scandola. Wo kam denn auch für mich die schon so lang er-^ sehnte Stunde, in welcher ich mich wieder den schon früher mir so teuern Missionsstationen nähern und dort am Heile sovieler Unglücklichen arbeiten könnte! Es wurde mir bald aufgetragen, einiges über meine Reise von Assuan und über meine Ankunft in Lul zu schreiben. Werd's versuchen! Ließen mich die leidigen Zansaren mehr in Ruhe, so würde es bedeutend besser gehen. Doch sei es, rote es wolle, ich roUT§ versuchen. Am 31. Mai verließen wir Assuan. Einige Schwestern begleiteten uns bis Schellal, wo wir das Schiff zu unserer Abreise schon bereit fanden. Da es so ungeheuer warm war, begaben wir uns aufs Verdeck, wo wir auch, nachdem wir unsere Matten ausgebreitet hatten, die Nacht zubrachten. O wie schön ist es doch, wenn man in diesen Gegen- den den mit Millionen und Millionen funkelnden Sternen beleuchteten Himmel betrachten und die noch größere Herrlichkeit ihres Schöpfers 'bewundern kann. Um uns her war alles still — kein Lüftchen regte sich: nur vernahm man das Plätschern der Schiffsräder und das Zusammenschlagen der von ihnen erzeugten Wellen, das einein süßen Gesänge oder einem frommen Nachtgebcte glich. Wir alle dankten dem gütigen Herrn, der uns erwählt, nun bald am ewigen Heile unserer geliebten Schilluk arbeiten zu können. Am 3. Juni kamen wir in Halfa an. Der freundliche Herr Spiteri, von dem bereits früher schon öfters die Rede war, kam auch uns entgegen. Er besorgte unser Gepäck und so befreite er uns nicht nur von dieser Mühe, sondern auch von der vielleicht noch größeren, die uns die zu diensteifrigen Schwarzen verursacht hätten. Bevor wir die Fahrkarten für die Bahn erhalten konnten, mußten wir einen Reisepaß haben. Einige dazu Beauftragte standen schon bereit: auf einer Bank wurden die Dokumente fabriziert: ein in Tinte eingetauchter Daumen tat dabei die Dienste eines Stempels. Mit diesem kostbaren Reisebegleiter versehen, bestiegen wir den Zug. Am folgende» Tage um 10 Uhr befanden wir uns schon in Berber. Wieviele düstere Gedanken stiegen öeim Anblicke dieser Stadt in meiner Seele auf! Schon 16 Monate hatte ich in derselben geweilt und nun! Nichts haben wir mehr da. Gerne hätte ich auf dieser Stelle in die Klagelieder des Jeremias eingestimmt! Doch, wäre das alles gewesen! In Berber liegt auch unser innigstgeliebter, leider nur zu früh verstorbener Bischof begraben. Doppelt schwer also fiel es meinem Herzen, mich von dieser mir so teuren Stätte, ohne sie besucht zu haben, entfernen zu müssen. Was ich jedoch nicht in Wirklichkeit tun konnte, tat ich im Geiste: Ich besuchte alle Orte daselbst, die mir lieb und teuer waren und betete auf dem Grabe unseres teuern Hirten, daß das hhl. Herz Jesu sich doch bald unser und der armen Neger erbarmen und uns einen i würdigen Nachfolger geben möchte. (Heute, da wir diesen interessanten Bericht veröffentlichen, ist, wie bekannt, dieser Wunsch bereits in Erfüllung ge- / gange n.) Es wäre uns lieber gewesen, wenn wir hätten | allein sein können, doch waren noch drei türkische Frauen in unserem Geleite. Zu Halfaia trafen wir unsern hochw. Pater Stoppani und noch einige unserer Schwestern, die uns entgegengekommen waren. In ihrer Begleitung begaben wir uns nach Omder-man, wo wir bis zum 15. Juni blieben. Bei dieser Gelegenheit besuchten wir auch unser Haus und unsere Schule zu Chartum, in welcher unsere Schwestern viel Gutes wirken können. Wir besuchten auch unser altes Haus noch einmal, doch wieviele traurige Erinnerungen rief es in mir wach! Zwanzig Jahre sind bereits verflossen, seit ich mich zum letztenmal an dieser Stelle befand und für das Heil der armen Neger betete. Ich sah den Ort, wo unser einstiger Bischof Comboni, wo der hochw. Pater Rpllo, wo auch der hochw. Pater Dichtet und noch andere ihre letzte Ruhestätte fanden und nun — — ja nun müssen wieder andere kommen, um deren Platz einzunehmen. Am 15. Juni fuhren wir weiter gen Lul. Das Schiff, das uns dahin bringen sollte, hatte viele Neger an Bord. Die Reise ging gut vonstatten, es war bloß ein wenig langweilig. Nur einige bunte Vögel, hie und da eine Antilope oder ein Krokodil zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Endlich, Alleluja! wir sahen Lul; es war am 21. Juni. Man zeigte mir den Garten der Mission und in demselben zwei wackere Burschen, die so sehr in ihre Arbeit vertieft ivaren, daß sie die Ankunft des Schiffes nicht einmal bemerkt hatten. — Isis möglich? — — Wir kamen näher und — die so fleißig sich rührenden Jungens waren von Stroh, mit einigen Lumpen bekleidet und an Pfähle aufgehängt, um die Bögel scheu zu machen! In der Nähe der Station angekommen, hielt das Schiff still und wir stiegen aus. Unsere guten Patres daselbst empfingen uns auf das Freundlichste und führten uns in die bereits für uns hergerichteten Hütten. So sind wir denn auf unserem neuen Arbeitsfelde. Was anfangen? Wo und wie? Zuerst müssen wir diese Wilden anständig kleiden. Doch dazu braucht man gewöhnlich Stoff, wie man z. B. in Europa hat. — — Also! Es ist wirklich ein großes Werk der Nächstenliebe. Wir müssen mit diesen Sachen anfangen und dann, wenn der liebe Gott und unsere teuern Wohltäter uns helfen, können mir auch ihre unsterbliche Seele gewinnen. Seite 330 Stern der Neger Nr. 11 Kind hu Weger Ms^ie oft muß man nicht die Ansicht hören oder [efen, der Neger sei zur Kultur ganz untauglich, weil ihm jede geistige Begabung fehle und er nur Verständnis habe für sinnliche Genüsse, insbesondere für unsittliche Ausschweifungen! Es ist deshalb von der größten Wichtigkeit, sich darüber klar zu werden, wie es in Wirklichkeit mit der geistigen Begabung und dem Charakter des Negers beschaffen ist. Denn wenn man auf das Urteil von Afrikareisenden hören wollte, die mit den Negervölkern nur in ganz oberflächliche Berührung getreten sind und niemals durch längeren Aufenthalt im Lande die geistigen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften des Negers kennen gelernt haben, dann müßte man ja überhaupt darauf verzichten, diesen Armen die Segnungen des Christentums und der Kultur zu vermitteln. Fragt man dagegen den Missionär, der jahrelang unter den Negern gelebt und gewirkt hat, der das volle Vertrauen und die Liebe des Volkes besessen hat und sein innerstes Geistesleben aus nächster Nähe beobachten konnte, dann wird man ein ganz anderes Urteil vernehmen. Sind doch alle Glaubensboten darin einig, daß der Neger zur Kultur durchaus nicht unbefähigt ist, daß er sich im Gegenteil für dieselbe sehr empfänglich zeigt, wenn sie ihm nur in der richtigen Weise vermittelt wird. Dem Neger fehlt keineswegs die geistige Begabung. Freilich ist sein Geist wenig geübt, rein spekulative Wahrheiten zu erfassen; allein die Erfahrung lehrt, daß er mit Zeit und Geduld auch dazu gelangen wird. Einstweilen übt er an erster Stelle den praktischen Verstand, und darin ist er innerhalb seiner Sphäre dem Europäer ebenbürtig. In allen Lagen des Lebens weiß der Neger sich zu helfen, und ich glaube, daß ein Neger, der urplötzlich mitten ins europäische Großstadtgetriebe versetzt würde, eher wüßte, was zu tun sei, als ein gebildeter Europäer, der ganz unvermutet unter Neger geriete. Denn während der Europäer noch hin und her überlegen würde, wie er am besten Nahrung erhalten könne, träte der Neger ohne weiteres in das erste beste Haus und würde dem Besitzer sagen: „Mein lieber Freund, du siehst, ich irre hier in einer mir unbekannten Stadt umher und muß verhungern, wenn mir niemand etwas Speise gibt. Du aber bist mein großer Bruder und Beschützer; gib mir also zu essen, damit ich meinen Hunger stillen kann." Und würde der Europäer der Bitte des Negers nicht allsogleich bildungsfähig 2 willfahren, so würde der Neger beharrlich weiter betteln, in der festen Überzeugung, schließlich doch ans Ziel zu kommen. Denn er weiß, daß alle Menschen Brüder sind und einander helfen müssen, und baut deshalb mit unerschütterlicher Zuversicht auf die Güte seiner Mitmenschen. Noch deutlicher aber kann man in Afrika selbst beobachten, wie sehr der Verstand des Negers auf das praktische angelegt ist, wie fein seine Beobachtungen da sind, wo es gilt, in bedrängter Lage Rat zu schaffen, und wie hilflos ihm gegenüber der mehr spekulativ angelegte Europäer erscheint. Sicherlich würde ein gelehrter Europäer, der sich im Mgun-damkali, dem Urwalde Unpamwezis, verirrt hätte, ganz ratlos sein und keinen Ausweg wissen, ja, ich glaube, er ginge dem sichern Hungertode entgegen. Ein Neger aber wüßte selbst in diesem Falle Rat. Er kennt der Pflanzen, Bäume und Kräuter sehr viele, daß er überall etwas Eßbares findet, er kennt die Fährte des Wildes und weiß mit sicherm Speerwurf oder Pfeilschuß das flüchtige Reh zu erjagen, so daß es ihm selbst inmitten der Wildnis an Nahrung nicht gebricht. Und wenn er in keiner Talsenkung Wasser findet, wenn auch der in den Boden gesteckte Speer keine Spur von Feuchtigkeit verrät, dann folgt er unermüdlich der Fährte wilder Tiere, einer Spur so fein, daß des Europäers Auge sie gar nicht wahrzunehmen vermag, und gelangt auf diesem Wege zur Tränke des Wildes. Und wenn der Abend naht und grausiges Dunkel den Wald verhüllt, so daß dem unerfahrenen Nordländer bange wird vor wilden Bestien, dann baut der Neger geschickt eine Hütte aus Baumzweigen und Lehm, schützt sie durch ein rings aufgeführtes Dorngehege, entzündet durch Reibung ein Lagerfeuer, um so den Frost der Nacht und die Tiere der Wildnis zu bannen. So betätigt der Neger seinen praktischen Verstand, und jeder Europäer, der ihn in einer ähnlichen Lage mit solcher Kühnheit und Entschlossenheit und doch zugleich mit solcher Überlegung hat handeln sehen, muß billig staunen über die kluge, wohldurchdachte Handlungsweise eines Mannes, der als dumm und ungelehrig und zur Kultur unbrauchbar verschrien wird. Was die Beanlagung des Negers zur Spekulation betrifft, so ist es äußerst schwer, darüber ein abschließendes Urteil zu bilden. Dem Neger fehlt eben hierzu jede Übung, sein Geist befaßt sich nur Nr. 11 Stern der Neger- Seite 331 mit den zum Leben notwendigen Dingen; er ist nicht gewohnt, über Dinge nachzudenken, die seiner Anschauung fern liegen. Er hat kein Verständnis für die Prinzipien der Philosophie und Mathematik, denn er hat noch nicht gelernt, von den Sondererscheinungen der Dinge zu abstrahieren und das Allgemeine, das Wesen zu ergründen; doch damit ist noch lange nicht bewiesen, daß der Neger unfähig ist, derartige allgemeine Wahrheiten zu erfassen. Es muß ihm die nötige Zeit gelassen werden, der Neger muß lernen, den Nutzen derartiger Kenntnisse einzusehen, und dann wird auch er sich mit Lust und Liebe der Spekulation zuwenden. Jedenfalls beweisen die gemachten Erfahrungen zur Genüge, daß dem Neger zum tiefern Denken nur die Übung, nicht aber die Anlage fehlt. Eine erschöpfende Beurteilung und Beantwortung dieser Frage ist nur da möglich, wo der Europäer durch mehrjährigen Aufenthalt unter den Negern Land und Leute gründlich kennt, wo er mit ihrer Sprache, ihren Sitten und Gebräuchen gut vertraut ist, und wo er endlich durch seine Arbeiten sich das rückhaltlose Vertrauen dieser Armen zu erobern und zu sichern gewußt hat. Denn wie sollte der Neger demjenigen einen Blick in die Welt seiner Gedanken und Empfindungen gestatten, wie sollte er dem die Regungen seiner Seele, seine Anschauungen über Diesseits und Jenseits, Zeit und Ewigkeit, offenbaren, von dem er nicht weiß, ob er des Erwerbes und der Eroberungen halber gekommen ist, oder ob reine Menschen- und Gottesliebe ihn ins Innere des dunklen Erdteils führen. Dieses ungeteilte Vertrauen der Neger, die Grundbedingung zur sachgemäßen Aburteilung über die Geistesanlagen der Schwarzen, besitzt aber im allgemeinen nur der Glaubensbote, wie sich das aus seiner ganzen Stellung und Wirksamkeit ja leicht erklären läßt. Im allgemeinen kann daher auch nur der Missionär die geistige Begabung des Negers erschöpfend und sicher beurteilen. Unter den Glaubensboten sind alle darin einig, daß der Neger auch zur Spekulation hinreichend begabt ist, daß er nach gehöriger Vorbildung in die Reihe der Kulturvölker wird eintreten können, falls ihm nur die einzelnen Wahrheiten stufenweise beigebracht werden und gleichzeitig sein Geist vor der Versumpfung durch Irrlehre und Sittenlosigkeit bewahrt bleibt. Ich habe unter meinen Wanyamwezi mehr denn einen hochbegabten Neger gefunden, aus dessen klugen, wohldurchdachten Antworten ich mit Sicherheit auf die Lebendigkeit, Schärfe und Bildungsfähigkeit seines Geistes schließen mußte. Kazimya, der Sohn Pan-dasharos, eines Bruders Mirambos, wohnte bei uns in der Mission, um am Unterrichte teilzunehmen. Sein Bruder Katamidjya, der König von Urambo, hatte gegen die Deutschen zu den Waffen gegriffen, sich aber nach vergeblichem Widerstände den Siegern ergeben müssen. Als wir nun eines Tages über diese Vorgänge uns unterhielten, sagte plötzlich der kleine 7- bis 8jährige Kazimpa zu mir: „Siehst du, Bwana malole, ich heiße Kazimpa, d. h. Auslöscher, mein Bruder hat die Flamme des Aufruhrs entfacht, und ich bin da, sie wieder auszulöschen!" Die jungen Mädchen sind bei den Negern durchschnittlich viel geweckter als die Knaben; habe ich doch kleine, kaum 1- bis 2 jährige Negermädchen gefunden, deren Lebendigkeit und Geistesfrische mich in Erstaunen setzten. Wenn der heilige Augustinus die frühe Geistesreife und Gewecktheit der Kinder in Nordafrika hervorhebt, so scheint sich das, wenigstens im allgemeinen, auf ganz Afrika ausdehnen zu lassen. Das Gedächtnis ist bei den Negern durchschnittlich sehr gut. Ich habe das während meines 6 jährigen Aufenthaltes in Deutsch-Ostafrika sehr gut beobachten können. Die Leichtigkeit, mit welcher die Neger einmal Gehörtes oder Erlebtes behalten, ist geradezu erstaunlich. Man trete nur unter eine Gruppe erzählender Eingeborener und beachte, mit welcher Sicherheit sie längst vergangene Tatsachen berichten, mit welch genauer Einzelkenntnis sie sich jeder Kleinigkeit entsinnen, wie sie jedes gesprochene Wort, den Zeitpunkt, die Örtlichkeit, die begleitenden Umstände, wie sie alles und jedes aufs genaueste behalten haben. Das ganze Erlebnis, die Reise wird von ihnen in der anschaulichsten Weise dargelegt, so daß auch der Fremde und des Landes Unkundige sich leicht alles vergegenwärtigen kann. Natürlich gibt es' auch unter den Negern einzelne, die sich ganz besonders durch ihr sicheres, untrügliches Gedächtnis hervortun, während manche andere weniger begabt sind. Diese im Durchschnitt so bedeutende Ge- dächtniskraft, besonders in Bezug auf den Ort und die Zeit des Erlebnisses, ist für unsere Neger von der größten Wichtigkeit. Nur so läßt es sich begreifen, wie der Neger einen einmal zurückgelegten Weg selbst nach langer Zeit wiederfindet, mit der größten Sicherheit und in dem unermeßlichen und undurchdringlichen Einerlei des Urwaldes mit seiner feinen Beobachtungsgabe Merkmale und Erkennungszeichen wahrnimmt und im Gedächtnisse behält, die dem ungeübten Blick des Europäers entweder überhaupt entgehen oder doch nicht von ihm festgehalten werden können. Auch im religiösen Unterrichte kommt dem Neger seine Gedächtniskraft sehr zustatten. Er lernt mit Leichtigkeit die ihm vorgesprochenen Gebete und Lieder auswendig und besitzt für deutsche und lateinische Laure, deren Sinn er noch nicht Begreift, ein gutes Gedächtnis. Auch an Beobachtungsgabe und gesundem Urteil sind die Neger Unyamvizis reich. Gleichen sie doch hierin, wie in manchen anderen Punkten, unseren schlichten Landleuten in Europa, die in ihrer ein-sachen, ungekünstelten Art über ihnen naheliegende Dinge oft viel vernünftiger urteilen als studierte Herren. Wer längere Zeit unter den Negern gelebt hat, weiß, wie genau sie die Kaufleute, Offiziere, Forscher usw. beobachten, um nachher in vertraulichem Gespräche ihre Ansichten über diesen oder jenen vorzubringen: denn auch der Neger hat gar schnell herausgefunden, ob ein Europäer gut oder böse, freundlich oder abstoßend, gewandt oder ungeschickt und linkisch ist. Gerade in ihrem unbefangenen Urteil über die Handlungsweise der Europäer, sowie auch in ihren Sitten und Gebräuchen, die alle so recht aufs praktische Leben zugeschnitten sind, zeigt sich die Feinheit ihrer Beobachtungen und die Schärfe und Genauigkeit ihres Urteils. Es ist darum auch gar nicht zu verwundern, daß die Wanpamwezi, besonders in ihrer Jugend, so gelehrig und für jeglichen Unterricht empfänglich sind. Wenn sie älter werden, so fällt es ihnen allerdings sehr schwer, alten Gewohnheiten und Neigungen zu entsagen und neue Lehren in sich aufzunehmen; denn einerseits schwächt das Alter gar sehr die Geisteskraft, und andererseits entnervt und ruiniert sie der übermäßige Genuß von Pombcbier und Tabak. Daß aber im allgemeinen der Geist des Negers nicht müßig ist, daß er die ihm entgegentretenden Wahrheiten richtig erfaßt und zu bewahren sucht, sieht man aus der großen Menge Sprichwörter und Sentenzen, die dem Neger geläufig sind, und in denen er den Schatz seiner Beobachtungen und Erfahrungen gleichsam verkörpert hat. Wir lassen hier einige Beispiele von Kinpamwezi-Sprichwörter folgen: „Die Elster stirbt zugleich mit ihrem Schnabel." „Beim Rasieren muß man den Kopf beugen nach der Laune des Barbiers." (Man muß sanftmütig und versöhnlich sein.) (Man muß sich nach der Decke strecken.) „Bei großem Durste muß man zum Brunnen gehen." „Die Füße der Fische gehören ins Wasser." Endlich beweisen die tröstlichen Erfolge der Missionäre in den Schulen und Katechesen zur Genüge die Fähigkeiten der Neger. Können doch bereits sehr viele unserer Neger geläufig lesen und schreiben. Und die Fragen und Antworten unserer Schwarzen im Religionsunterrichte befestigen uns in der Überzeugung, daß sie die Wahrheiten des Glaubens nicht nur richtig ersaßt haben, sondern auch beständig geistig verarbeiten; ein klarer Beweis, daß der Neger auch zu rein spekulativem Denken befähigt ist. Pater Franz Müller. T Uns öern Aiffionsleben. Unter den Scbilluk. "W^er Friede ist eine notwendige Bedingung zur «'“äs Ausbreitung des hl. Evangeliums. Jesus Christus war gekommen, um die ganze nienschliche Gesellschaft mit der Weisheit seiner Lehre zu retten. Aber er kam nicht, bevor nicht die Kriege, welche die Welt während sovieler Jahrhunderte hindurch zerfleischt hatten, aufgehört, die von Blut triefenden Waffen abgelegt worden und die ganze Erde im Frieden und in Ruhe lag. Mitten in diesem Frieden wollte er seine Lehre verkünden und in der Ruhe fand sie ein Echo und so begann eine neue Zeit, die Zeit der Wiedergeburt der Menschheit. Als wir vor zwei Jahren mitten unter dem großen Stamme der Schilluk anlangten, um daselbst das Evangelium zu predigen, merkten wir leider, daß der Friede schon seit langem gestört war. Bluttriefend waren noch die Wunden, die der Stamm im Kampfe mit den Derwischen erhalten. Infolge der Sklavenjagden, die Jahrhunderte lang unter ihnen gewütet, waren sie dezimiert worden und außerdem flackerte unter ihnen das Feuer der Zwietracht. Ein einziger war das unumschränkte Haupt: der Ret (König) Cur, von dem eine Menge anderer kleiner Häuptlinge abhängig sind. Diese jedoch, mehr oder weniger ! überdrüssig des Joches des großen Häuptlings ver-I toren sich in eine Ünzahl von Streitigkeiten, gegen- Nr. 11 Stern der Neger Seite 333 fettigen Reibereien, Haß, Unzufriedenheiten und veralteter Eifersucht, die bis heute noch nicht unterdrückt sind und aus denen falsche Urteile und Anklagen folgten. Zu diesem Stand der Dinge gesellte sich ein neuer Grund der Zwietracht. Eines schönen Tages wurde der große Häuptling des Stammes (mit dem unsere Leser bereits bekannt sind) von der englischägyptischen Regierung vorgeladen, um über einige seiner Streiche Rechenschaft abzulegen und nachdem er wirklich schuldig befunden worden, wurde er ein wenig beiseite gesetzt, um ein bischen auszuruhen . . . Zur Wahl eines neuen Nets zu schreiten, war eine äußerst verwickelte Sache: die Verwandten und Freunde des alten und überhaupt alle jene, welche sich jahrelang auf seine Kosten gemästet hatten und deren gab es viele, alle diese scharten sich um ihn und erklärten sich bereit, ihn zu unterstützen und auch Gut und Blut für ihn einzusetzen. Jene aber, welche des eisernen Joches des gefallenen Häuptlings müde waren und mit Freuden seinen Untergang gesehen, waren selbst nicht einig untereinander. MAL - . -W SS! mm. Äs Die Gisakstadt Alles dies genügte, um die heißen Köpfe der Schillilk in Verwirrung zu bringen; aber was sie mit meisten schmerzte, war eine Abgabe von Vieh an die Regierung. Dieses konnten sie nicht begreifen und noch weniger verdauen! Das Vieh ist der einzige Reichtum des Landes; die Kuh besonders ist der Augapfel dieser Eingeborenen, denn ihr ganzes Leben ist in innigster Beziehung mit diesem Tiere, das bei ihnen heilig gehalten wird; der ganze Wohlstand hängt von der Anzahl der Kühe ab, die einer besitzt. Das ganze Land kam deshalb in Aufruhr; Murren, Protestierungen und Drohungen gingen von Hütte zu Hütte, von Dorf zu Dorf und überall wurde das Feuer der Rache angeschürt. Aber es war nur eilt Strohfeuer; was hätten die Eingeborenen auch tun können mit ihren Lanzen gegenüber den Gewehren und Kanonen der Regierung? Sie verstanden dies aber nicht und überall hörte man Kriegsgesänge: „Die Erde ist schwarz geworden," sangen sie, die Lanzen triefen von Blut, das Blut rötet die Erde und der Fremde zieht ab . . ." Der Erfolg aller Drohungen und Protestierungen mar, daß die Ochsen ausgezahlt wurden und es wurde der neue Ret gewählt und zwar ohne Geräusch, ohne jeden Kampf oder Blutvergießung, was be-: sonders der wachsamen Klugheit und Geschicklichkeit der Regierung zu verdanken ist, welche hier durch I einen erfahrenen und sehr tätigen englischen Mudir ©fite 334 Strni der Neger Nr. 11 (Statthalter), der alles zu glücklichem Ende zu führen wußte, vertreten ist. Jetzt also, Gott sei Dank, erfreuen wir uns wieder ein wenig der Ruhe. Mitten unter diesen obengenannten Wirren ist leicht zu begreifen, in welch gefährlicher Stellung wir uns unter diesen Wilden befanden. Wir waren sozusagen zwischen zwei Feuern und unsere Arbeit war infolgedessen verhindert. Nichtsdestoweniger müssen wir Gott dankbar sein, daß er uns in diesem zwei- bis dreijährigen Aufenthalte unter den Schilluk sehr bedeutende Vorteile gewährt hat. Mit einem gewissen Gefühl des Wohlgefallens dürfen wir deshalb auf die armen Hütten dieses ersten christlichen Dorfes, das uns umgibt, sehen; eine bescheidene aber geziemende Kapelle, aus gebrannten Ziegeln gebaut, steht in der Mitte; rings herum umgibt sie ein immergrüner Garten, der diesem Winkel der Erde den Anblick einer reizenden Oase gibt, während vor Kurzem nichts anderes zu sehen war als wildes Gestrüpp und Unkraut. Das was uns jedoch am meisten tröstet und unser Herz zu großen Hoffnungen belebt, ist der moralische Sieg, den wir immer niehr über die Herzen dieser Völker erringen. Es ist wirklich nichts Geringes, zu sehen, wie mitten in diesem Wirrwarr von Leidenschaften, bei diesem Haß oder wenigstens bei dieser Abneigung gegen den Fremden und alle seine Dinge, alle diese Dörfer, die itnS umgeben, immer mehr und mehr wachsen an Zutrauen und Freundschaft gegen uns und mit Achtung und Ehrfurcht gegen die Mission, während früher alles gegen uns verschworen zu sein schien. Schon öfter wurden uns diese Worte wiederholt: „Ihr seid auch Weiße, aber gute Weiße. Es kamen einmal die Türken und raubten uns die Kühe uud unsere Töchter; es kamen die Derwische, welche unsere Dörfer einäscherten und unsere Verwandten als Sklaven fortführten. Jetzt ist eine andere Regierung gekommen, welche uns hilft und uns verteidigt, aber sie verlangt Abgaben. Ihr hingegen, o ihr seid die Söhne Gottes; ihr kennt keinen Krieg, euer Herz ist immer sanft und eure Sprache ist mit uns aufrichtig. Ihr nehmet uns nichts, aber ihr gebet uns; ihr seid unsere wahren Freunde, unsere Verwandten." Und dies sind keine leeren Worte. Wie oft kommen sie nicht, uns ihre 3lot zu klagen und ihre Leiden zu schildern. Auch in ihren Zwistigkeiten und Streitfragen kommen sie, um von unserem Obern Rat und Lösung zu erhalten und zwar nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Häuptlinge. In dieser Weise wird auf sie, ohne daß sie es merken, ein heilsamer Einfluß ausgeübt. Und was anders soll die Unterhaltung eines Missionärs sein, was immer der Gegenstand sei, wenn nicht eine beständige Lektion? Von allen Dingen, auch von den gleichgiltigsten, kann man mit der größten Leichtigkeit auf einen Grundsatz und eine Hauptwahrheit des Glaubens oder auf irgend eine Erzählung der hl. Schrift übergehen. Auf diese Weise öffnet man sich den Weg, um in diese armen Köpfe ein wenig Licht zu bringen und ihren Willen zu erweichen. Mehrere dieser Eingeborenen kommen, um uns bei den Feldarbeiten, beim Baue der Hütten und in andern Geschäften, bei denen unsere eigenen Kräfte unzureichend sind, zu helfen. Dieses ist ein großes Opfer für sie, denn bisher kannten sie keine Anstrengung und nicht selten entschlüpft ihnen ein Wort der Klage, weil ihnen entweder die Arbeit zu beschwerlich scheint oder dieselbe zu lange fortdauert. Diese Gelegenheit benützen wir dann, um ihnen auf geschickte Weise zu erklären, daß die Erde von Gott erschaffen wurde, nur um gute Früchte hervorzubringen und nicht Disteln und Dornen, aber der erste Mensch hat durch den Sündenfall die Pläne Gottes vereitelt. Durch die Sünde zog er sich die Strafe Gottes zu, nämlich Krankheiten, Schmerzen und den Tod, und den Lebensunterhalt muß er sich im Schweiße seines Angesichts verdienen: und so seht ihr — so schließen wir dann — wenn ihr die Durrah essen wollt, müßt ihr schwitzen, um das Feld zu bebauen, schwitzen müßt ihr beim säen, schwitzen bei der Ernte und beim Mahlen und wenn ihr sie endlich essen könnt, so müßt ihr gestehen, daß es euch wirklich keine kleine Mühe gekostet hat. „Es ist wirklich so, antworteten diese guten Neger, ihr Weiße besitzet die Weisheit Gottes, ihr sprechet in der Tat sehr gut." Eines Tages war ich mit einem Dutzend Eingeborener daran, ein Landstück urbar zu machen. Als es gegen Abend kam, sagte ich ihnen, daß sie am nächsten Tage nicht kommen sollten, weil es der Tag des Herrn sei und man an diesem Tage nicht arbeiten dürfe. „O, Pater, wir werden kommen!" rief einer von ihnen mir zu, „du weißt ja ganz gut, daß für uns keine Tage des Herrn sind; wir arbeiten, wenn es uns gefällt." „Nein, morgen wird niemand arbeiten," fügte ich bei. „Seht, meine Lieben, als Gott Himmel und Erde erschuf und den Menschen auf die Erde setzte, befahl er ihm zu arbeiten, wenn er essen wolle; aber er sagte ihm auch noch: „Sechs Tage sind für dich, an diesen bestelle dein Feld, besorge dein Haus, aber am siebenten Tage wisse, daß dieser ganz mir gehört, an diesem setze dich auf die Erde, um aus- Nr. 11 Stern der Neger Seite 335 zuruhen, um zu beten und den zu loben, der dich erschaffen hat. Wenn du so handelst und dann in den andern sechs Tagen zur Arbeit zurückkehrst, so werde ich dich segnen und alle deine Werke werden dir gelingen. Wenn du aber meinen Tag nicht anerkennen willst, wie kannst du dann verlangen, daß ich deine andern sechs segne?" Die guten Neger standen, während ich so sprach, mit der Hacke in der Hand da und hörten mich mit geöffnetem Munde an; auf meine letzten Worte hin schaute einer den andern an und dann brachen sie in ein langandauerndes „Oh" aus. „Der Pater hat wirklich recht," fügten sie gleich bei, wir müssen den Tag des Herrn achten und er wird die unseligen segnen." Einer aus ihnen schloß dann mit den sehr einfältigen aber bezeichnenden Worten im Munde eines Wilden: „O wie gut," rief er aus, „wie gut ist doch der Herr. Uns ließ er sechs Tage und für sich behielt er nur einen einzigen!" Wir haben jetzt unter unsern Kindern, die die Mission besuchen, einen Knaben, in den wir große Hoffnungen setzen. Er ist der Sohn des vorletzten Ret des Stammes, welcher als Held in der Schlacht fiel, indem er das Vaterland gegen die Derwische verteidigte. Dieser Knabe, behende an Körper und immer munter und fröhlich wie ein Vogel, zeigt ein gutes Herz und einen sehr geweckten Geist. Mit seinem kleinen Lao auf der Schulter und mit der kleinen Lanze in der Hand kommt der kleine Prinz alle Tage zu uns und möchte nicht mehr fort. Viele sehen sehr ungerne, daß sich das Kind den Fremden beigesellt, aber der Kleine, der schlau ist wie der Fuchs, weiß sich gut herauszuwinden. Zuerst kam er aus Neugierde, um das Gewehr zu sehen, um ein Glöcklein zu läuten oder in eine Trompete zu blasen; auch irgend ein Überbleibsel von der Küche mundete ihm besser als seine zu einfachen fürstlichen Speisen (ein wenig Durrah und ein wenig Milch). Nach und nach trat jedoch an Stelle der Neugierde die Zuneigung und das Verlangen zu lernen und sich unterrichten zu lassen. Einmal kam das Gespräch auf das zukünftige Leben, auf das Gericht, auf die Hölle und den Himmel. Zuerst wurde das Kind beunruhigt beim Anhören so ernster Wahrheiten, die er nie zuvor gehört und da sie ihm unglaublich schienen, ging er schnurstracks zum Obern, um zu fragen, ob es wahr sei, was ihm erklärt worden war; dann begab er sich zu unserm Bruder Heinrich, der als Arzt großen Ruf hat, um auch ihn zu fragen und erhielt von allen die gleiche Antwort. „Ja, wo sind dann meine Ahnen," fragte er. „Im Hause Gottes, wenn sie sein Gesetz be- obachtet haben, wenn nicht im Hause des Feuers." „O, ich will in das Haus Gottes," sagte der Kleine, „ich will dort hinauf in den Himmel." In der Tat verlegte er sich ernst darauf, sein Betragen zu bessern. „Ich habe bisher nie gestohlen," sagte er, aber von jetzt an will ich auch keine Lüge mehr sagen, noch auch mit meinen Kameraden raufen." Da er wünschte, die ihm erklärten Wahrheiten besser zu erlernen, verlegte er sich mit Eifer darauf, lesen und schreiben zu lernen und dank seines geweckten Geistes machte er in kurzer Zeit riesige Fortschritte. Dieses Kind wird für uns von großem Nutzen sein und da es von einem der vornehmsten Familien. des Stammes abstammt, wird es in Zukunft durch sein Beispiel sehr auf die andern einwirken. Möge Gott der Herr mit seiner Gnade unser geringes Werk befruchten und das Samenkorn, das wir in dieses zarte Herz und in die Herzen aller andern Guten gestreut und noch streuen, reichliche Frucht hervorbringen. Unsere Freunde mögen uns mit ihren Gebeten helfen, denn diese erlangen von Gott den Sieg. (P. I. M. Beduschi, F. S. G.) * -i- * Die Tastlilienpfeife und die Jfbendunterweisung. ir halten unsere Versammlung jeden Abend um 7 Uhr ab. Auf das Zeichen einer Trompete müssen sich alle bei mir einfinden. Wenn jemand fehlt, so lasse ich ihn holen und eröffne mittlerweile die Sitzung, indem ich sage: „Knabe, stopfe die Pfeife!" Alsbald tritt ein Knabe, der mit einer wahren Familienpfeife versehen ist, vor; er stopft sie mit einigen Blättern Tabak, welche man auf dem Lampenglas getrocknet hat, zündet sie an und reicht sie dem würdigsten dar. Dieser zieht zwei oder drei Züge, füllt ein letztesmal den Mund und mit hochgeschwollenen Wangen gibt er die Pfeife nicht ohne leise Kehlmusik feinem zweiten hinüber; dann haucht er endlich nach 20 Sekunden den Rauch aus und zeigt sich über seinen Teil befriedigt. Der zweite tut desgleichen und in dieser Weise fährt man fort, bis die Pfeife die Runde in der Versammlung gemacht oder bis die Nachzügler angekommen sind. Jetzt heißt es: „Laßt uns beten." Alle knieen nieder und man verrichtet das Abendgebet. Nach demselben setzen sich alle auf den Boden. Ich habe indessen doch zwei elende Stühle, eine Bank und einige Kisten für die hohen Persönlichkeiten; da aber Seite 336 Stern der Neger Nr. 11 die allgemeine Antwort lautet: „Ich will lieber niederkauern," so ist man nicht verlegen und die Christenlehre beginnt alsbald. „Bist du ein Christ?" frage ich und alle antworten mit lauter Stimme: „Ja, durch Gottes Gnade bin ich ein Christ!" Bisweilen frage ich einzelne, dann weichen die Antworten von einander ab. — „Nein, ich bin keine Christin," sagte eines Tages eine heidnische Frau, „ich will es aber werden." Sie hielt Wort. Das Taufwasser floß über ihre Stirne: sie empfing am Dreikönigstage ihre erste hl. Kommunion. Mitunter müssen minder richtige Antworten verbessert werden; man benützt dies schnell, um zu lachen; zuerst nur ein wenig, aber doch genügend, um denjenigen, der sich irrt, auch zum Lachen zu bringen; dann lachen alle laut auf und niemand fühlt sich darüber beleidigt. Werden die Stellen schwierig, so antworte ich mit allen, nur viel stärker, damit ich meine Leute leiten kann. Lehrer und Schüler sind bald satt davon. Man bekommt Durst bei dieser Übung; deshalb spreche ich auch dem Wasserglas, welches iu den Reihen herumzugehen beginnt, wie zuvor die Pfeife, kräftig zu. Und wenn meine Zuhörerschaft vom Schreien müde scheint, so beginne ich mit den Erklärungen des Katechismus, welche man sehr gerne hört. Kommt es vor, daß man das Stillschweigen nicht hält, so brauche ich nur zu sagen: „Eines Tages .... war .... in einer Stadt .... welche hieß ..." und sofort merken sie gespannt auf, besonders wenn ich irgend einen Namen nennen kann, denn sie sind nach solchen begierig und behalten sie mit einem wahrhaft wunderbaren Gedächtnis. Ich schiebe nun eine erbauliche Geschichte ein und setze dann meinen Unterricht wieder fort, als ob nichts anderes vorgekommen wäre. Auf diese Weise vergehen anderthalb, ja sogar 2 Stunden, ohne daß man sich dessen versieht. Es ist Zeit, aufzuhören; ein kleines Gebet schließt die Christenlehre. Die Pfeife kommt wieder zum Vorschein; während sie herumgeht, ergreife ich ein frommes Bild, um diejenigen, welche nichts zu tun haben, anzuziehen; nun steht man auf, sagt einander guten Abend und kehrt beim Scheine der Fackeln wieder heim. * * * Macht des Aberglaubens im Ikideniande. Deicht die unzähligen Entbehrungen, denen ein Missionär sich tagtäglich unterzieht, sind es, die ihm das Leben verbittern. Was einem Heiden- apostel unnennbaren Schmerz verursacht, das ist, einen Heiden, der zur Bekehrung genug Gelegenheit hatte, in unbußsertiger Gesinnung sterben zu sehen, ohne ihm helfen zu können. Kadiovi, so erzählt ein Missionär, war mit einer schwarzen Schauspielerbande nach Europa gegangen, kam nach ungefähr fünf Jahren krank zurück in seine Heimat und starb in seiner alten Strohhütte nach drei Monaten schon an Lungenschwindsucht. Wie so vielen andern Schwarzen hat die Reise nach Europa, das Spielen, Tanzen und sich Sehenlassen dortselbst auch ihm nichts genützt, sondern nur geschadet. Arm ging er hin, kam aber erst recht arm zurück — angeblich von seinen eigenen Gefährten betrogen und bestohlen und dazu noch krank. Bekehrt wurde er in den fünf Jahren auch nicht, denn als Heide ging er, als Heide kam er wieder und starb auch als solcher. Was man von dem Treiben dieser Leute in den Zirkussen der Großstädte zu halten hat. weiß keiner besser, als wer Gelegenheit hatte, sie hier und dort zu sehen, hier, wie sie natürlich leben, und dort, wie sie sich ganz unnatürlich zu verstellen suchen, ja wild und tierisch sich zu gebaren bemühen. Unser Kwadpovi besuchte Hamburg, Berlin, Frankfurt, Marseille und Genua. Den St. Gotthard-Tunnel wußte er mir zwar nicht mit Namen zu nennen, hat ihn mir aber als etwas ganz Grauenvolles und Schreckliches beschrieben. Der Atem sei ihm anfänglich ausgegangen. Gut gefiel ihm überall in den katholischen Kirchen das mächtige Orgelspiel und der Gesang. Ein Kreuz brachte er zwar mit, aber nicht den Glauben an Christus; dem widerstrebte er lange und selbst in der letzten Stunde noch. Wie kam das? Es steckte Furcht vor dem Tode, vorm Fetisch und noch mehr Menschcnfurcht dahinter. In der ersten Woche seiner Ankunft, Oktober vorigen Jahres, sah ich ihn zweimal in unserer Kirche, das einemal am Sonntag, das andercmal an einem Werktage. Beidemal nahm ich die Gelegenheit wahr, mit ihm anzubinden, ihn über dies und jenes zu fragen, welche Eindrücke er in Europa bekommen habe, ob er getauft worden sei und, weil er dies verneinte, ob er nunmehr willens sei, sich taufen zu lassen. Es schien mir sehr notwendig und höchste Zeit zu sein, ihn darauf aufmerksam zu machen, da er schon ganz abgezehrt aussah. Er erklärte sich auch damit einverstanden. Es wurde sofort vereinbart, daß er das erstemal persönlich zum Unterrichte in der Mission erscheinen müßte, sodann wollte ich ihm dreimal wöchentlich einen Missionsknaben schicken, der ihn den Katechismus lehre; ab und zu wollte ich ihn auch selbst besuchen und weiter unterrichten. Stern der Neger Seite 837 Nr. 11 So wurde mit dem Unterrichte begonnen. Unglücklicherweise nahm zu gleicher Zeit auch seine Krankheit zu und verschlimmerte sich bei dem trockenen, kalten Harmatanwctter sein Zustand täglich. Da eines Tages wollte er den Katechismus nicht mehr anhören. Ich ging so vorsichtig wie möglich zu Werke, suchte ihm seine Krankheit auf ganz natürliche Weise zu erklären, konnte ihm aber die fixe Idee nicht nehmen, daß er verhext sei und darum soviel Blut spucken müsse. Von der Stunde an war nichts mehr mit ihm zu machen. Auf alle möglichen ernsten und liebevollen Vorstellungen gab er mir nur die eine Antwort: „Wenn ich wieder gesund bin, magst du mich taufen, aber nicht jetzt. Damit hat er sich von Gott los und dem Teufel zugesagt. Zunächst befragte er einen Afamann, einen Zauberer, um die Ursache und den möglichen Ausgang. Ich setzte meine Besuche fort, wenn auch nur, um ihn zu begrüßen, ungeachtet dessen, daß er sich dabei oft schlafend oder halbtaub stellte und mir nicht einmal den Gruß erwiderte. Ganz ungehalten wurde er, als ich ihn eines Tages auf eine von der Priesterkaste der mohammedanischen Haussas herrührende Holztafel aufmerksam machte, die in der Ecke stand und mit abergläubischen Heilssprüchen in der arabischen Sprache beschrieben war. Der Kranke wollte sich noch immer den Anschein geben, als ließe er der Krankheit ihren Lauf und ginge ihn das alles nichts an. Bei meinem nächsten Besuche konnte ich ihm nur einen mitleidigen Blick zuwerfen und ging wieder weg. Denn da trug er am Halse schon die Eboka. eine Fetischschnur, und an der Schwelle seiner Türe standen zwei schmutzige Fetischschalen, die eine mit Palmöl und einem mit Kaurimuscheln besetzten Lehmklotz, die andere Schale mit Asche und stinkenden Tiereingeweiden. Der Neffe des Kranken, ein Schneidcrlehrling und sehr braver Christ, hat sich alle Mühe mit seinem Onkel gegeben und sehr viel für ihn gebetet. Aber alles umsonst; gegen zwei Fetischweibcr und den älteren Bruder des Kranken, der auch ein Fetischmann war, konnte er nicht aufkommen. Zuletzt glaubte ich, cs sei vielleicht doch noch etwas anzufangen, wenn ich zu einer anderen Stunde meinen Besuch machte und ihn nur mit seinem Neffen zusammen träfe. Doch nein, er antwortete nicht und sprach kein Wort, auch wenn sein älterer Bruder, der Fetischmann, nicht zugegen war und wir selbst eine viertel oder halbe Stunde stumm beisammensaßen, bis der Zauberer herbeigerufen war. In dieser Gesinnung verharrte der Kranke und starb eines Samstag morgens, nachdem ich ihn abends zuvor zum letztenmal besucht hatte. * * * Rlein-Mnchen. or mehreren Wochen schon war der Aufstand unter den Abo-Negern ausgebrochen. Die unzufriedenen Elemente hatten solange geschürt, bis die Neger sich offen gegen die Regierung empört hatten. Deshalb wurde der Kommandant der Schutztruppe . ausgesandt, um diese Bewegung zu unterdrücken und die Regierungstruppen blieben nach mehrstündigem Kampf als Sieger auf dem Schlachtfelde. Der zur Besetzung des Dorfes kommandierte Offizier, Lieutenant D., fand dasselbe bei seiner Ankunft gänzlich geräumt. Was die Kugeln nicht getroffen hatten, war geflohen, nicht einmal die Toten oder Verwundeten hatte man zurückgelassen. Nur ein einziges lebendes Wesen saß in einer der wie ausgestorbenen Straßen, ein kleines, kaum zweijähriges Ncgerlein, das mit seinen großen schwarzen Augen die fremden Männer so verwundert und treuherzig anschaute, daß der Anführer Erbarmen fühlte und von Mitleid gerührt befahl, sie auf die Schulter eines Soldaten zu setzen. Also hielt Klcin-Annchen ihren feierlichen Einzug in die Stadt. Der edle Offizier übergab sie der Oberin der Diako-nissinen, welche sie bald lieb gewann und für ihre Pflege aufs beste sorgte. Annchcn half schon ein wenig, trug Medizin in den Krankensaal oder tat ähnliches. Da kam eine neue Oberin, welche es nicht für gut fand, ein kleines Mädchen im Krankenhause zu haben und sich deshalb an unseren verehrten Präfekten wandte, der in seiner bekannten väterlichen Liebe das Kind aufnahm. Sie ist jetzt schon längere Zeit bei uns und wir alle haben an ihr unsere besondere Freude. Was das zierliche Dingelchen sieht, macht sie sofort nach. Mit glänzenden Augen folgt sie dem Unterricht der größeren Mädchen, plappert unermüdlich Wort für Wort nach oder malt mit ihrem Griffel die unmöglichsten Krähenfüße, echte Hieroglyphen auf die erbettelte Tafel. Der Besucher kann sicher sein, mit einem ihrer schönsten Knixe und einem Kauderwälsch von Banov, Dualla und Englisch begrüßt zu werden, sodaß er richtig kein einziges Wort davon versteht. Unlängst kam sie schluchzend zur Schwester gelaufen, dicke Tränen rollten über das braune Ge-sichtchen, ©eite 338 Stern der Sieger Sir. 11 „Warum weint unsere Anna?" „Ich habe mir schon eins aus den Mund gegeben und es doch wieder gesagt," stammelte sie. Sie hatte nämlich die Gewohnheit, den Knaben, die sie zuweilen neckten, einen besonderen Schimpfnamen zu geben, was ihr die Schwester abgewöhnen wollte. Als letztere ihr tröstend zusprach, daß es nicht so schnell gehe, wurde sie wieder fröhlich und mit einem Kreuzzeichen auf den Mund eilte sie fort. „Nächstesmal," meinte sie weise, „gebe ich mir eins auf den Mund, bevor ich es gesagt habe." Eins ist ihr unbegreiflich, das; wir nämlich ein so ärmliches Kirchlein haben, während die Diako-nissinen in der Stadt ein so schönes Gotteshaus besitzen. „Warum habt ihr dem Heiland ein so leeres Ziinmer gegeben?" „Weil wir kein Geld haben, sonst würden wir unserm Jesus ein großes, herrliches Haus bauen." „0, wenn ich groß bin, sollt ihr es bauen, da will ich auch helfen, damit ihr nicht mehr arm seid." Jubelnd kam sie gestern auf uns zugelaufen, indem sie ihr Schürzchen öffnete, aus dem uns Goldstücke, Kuchenreste und Süßigkeiten entgegenlachten. Dafür wollen wir unsere Kirche bauen," rief sie, vor Glück strahlend. Sie war nämlich mit den größeren Mädchen zur Stadt gewesen, hatte dort ihre früheren Bekannten aufgesucht und für unser Kirchlein gebettelt. „Was sollen wir aber mit dem Kuchen machen?" fragte lächelnd die Schwester, damit kann man doch keine Kirche bauen." „Den sollt ihr essen, damit ihr keinen Hunger leidet," antwortete das liebe Kind, über dessen Haupt die Hand Gottes so sichtbar gewaltet hat. Möge der göttliche Heiland sie auch in Zukunft beschützen, möge aber auch der Wunsch des braven Mägdeleins, unser aller innigster Herzenswunsch, in Erfüllung gehen, ihm, dem Herrn, baldmöglichst eine würdige Wohnstätte mit Hilfe unserer edelmütigen Wohltäter in Europa bauen zu können. Das walte Gott! (Kl. A.-Bibl.) * * * Die Uaterimser-Prüfung. (Von P. Trittes, C. S. Sp.) ährend wir, von vielen Menschen umringt, in einer offenen Negerhütte beim Frühstück sitzen, zieht mich ein kleiner Pahouin beim Ärmel. „Weißer," sagt er, „ist es wahr, daß du ein Minissi bist?" „Das bin ich," erwiderte ich. Dann möchte ich dich um eine Unterredung bitten; komm, folge mir!" „Ich begleitete ihn und sobald wir allein waren, sagte er: „Ich bin zwar kein Christ, war aber ein Jahr bei der Mission in Dougila und lernte den Katechismus. Das Leben dort aber gefiel mir nicht, der Pater, der meine Gedanken durchschaute, schickte mich nach Haus zurück und meinte, er werde später sehen, was mit mir zu machen sei. Zuhause fühlte ich mich sehr glücklich, weil ich wieder frei und ohne Aufsicht war und alles tun konnte, was mir durch den Kopf fuhr; das schien mir wunderschön. Mein Großvater, der schon sehr alt ist, prüfte mich jeden Abend über das, was ich in der Mission gelernt hatte; er fand alles, was ich ihm sagte, sehr schön. Da schämte ich mich, Vater, daß ich nicht geblieben war und sah ein, daß ich sehr unrecht gehandelt hatte. Aber wie kann ich es wieder gut machen? Doch darum handelt es sich jetzt nicht ... Ich sprach also mit meinem Großvater von Himmel und Hölle, von den Sakramenten . . . und eines Tages sagte er mir kurzweg: „Du hast schlecht gehandelt, die Mission verlassen zu haben." „Das weiß ich," war meine Antwort, „aber was soll ich nun tun?" „Schlecht hast du gehandelt! Ich aber will nicht in die Hölle kommen; ich bin alt, der Tod wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, und ich will in den Himmel eingehen." „Gut, Großvater," erwiderte ich, „dann will ich dich taufen." „D nein! Du sollst mich nicht taufen, du bist ein Heide; ein Minissi soll mich taufen." „Ich kann dich aber nicht zur Mission bringen, Großvater!" „Da werde ich warten, bis ein Minissi zu uns kommt." „Wenn aber keiner käme?" „Er wird kommen." Heute erfuhr nun der Großvater, daß sich einige Weiße auf der Durchreise im Dorfe befinden. „Gehe und sieh nach," befahl er mir, „ob du nicht einen Minissi unter ihnen findest." Der Bursche hatte nachgefragt und erfahren, daß der Gesuchte da sei . . . Ich eile also zu dem Greise. Er war in Wahrheit alt, sehr alt und der Tod nicht fern. „Weißer," rief er mir entgegen, „man sagt mir, daß du ein Minissi seiest; ist das wahr?" „Ja, das bin ich." Nr. 11 Stern der Sieget Seite 339 „So Bete das Vaterunser, damit ich mich überzeugen kann." Jin ersten Augenblick mar ich ein wenig betroffen, doch überlegte ich nicht lange und sprach ruhig: «Eza waza, w’o ne dro». Der Alte horcht aufmerksam. Als ich geendet, sagt er: „Gut, nun sehe ich, daß du ein Minissi Bist; die andern Weißen beten nicht «Eza waza» in unserer Sprache. Nun taufe mich!" „So schnell geht das nicht, mein Freund! Jetzt ist es an mir, dich zu prüfen. Bete du «Eza waza». Der Greis betet, ohne einen Fehler zu machen. „Recht so! Jetzt bete das «Ma schoanna we Maria». Er zögert nicht. „Jetzt den Katechismus." Der Alte war gut unterrichtet. Ich durfte nicht länger zögern, lind da mir gerade die Vesper des hl. Gabriel beteten, wurde er durch das Wasser der Wiedergeburt dem Engel der Verkündigung geweiht. Verkündigte nicht auch er das Heil seines Volkes? Aber war es nicht reizend, daß ich vor diesem Greise mitten im Heidenlande eine Prüfung über das Vaterunser ablegen mußte? (Kl. Afr.-Bibl.) Oie 0eMimni$$e de$ AMe§. AMnter vielen Negerstämmen bestehen gewisse Geheim-St* bünde, bei denen die größten Betrüger des Landes, ich möchte sagen die Erzschelme, großen Anteil haben. Dein Anscheine nach glaubt man, daß es sich barmn handelt, irgend einen besonderen Götzen zu verehren, der nach der Verschiedenheit der Gegenden auch verschiedene Namen hat. In Wirklichkeit aber ist diese Götzenverehrung nur ein Vorwand, um den Nichteingeweihten den wahren Zweck des Geheimbundes, der geivöhnlich darin besteht, allerlei Schelmereien verhohlen und mit freier Hand zu treiben, zu verbergen. Sie lassen auch manchmal gewisse Ungeheuer von Götzen in den verschiedensten Formen sehen, um den Einfältigen Schrecken einzujagen. Der Zauberer, das Haupt des Bundes, hat sogar eine eigene Kleidung, die aus Baum- blättern und Vogelfedern besteht und einer großen Larve, die den ganzen Kopf bedeckt. Niemand kann sich halten bei dem Anblick eines solchen Teufels, ohne in übergroßen Schrecken zu geraten. Wenn dann die Mitglieder des Geheimbundes im Dickicht des Waldes zu ihren geheimen Zusammenkünften sich versammeln, was jedoch nur bei Nacht und bei hellem Mondschein vorkommt, verkünden alle Trommeln des Dorfes das Ereignis. Zu den Trommeln gesellt sich dann der Lärm aller möglichen Instrumente. Dies tut man, um den Nichteingeweihten Furcht einzuflößen. Es ist allgemeines und unerschütterliches Gesetz bei allen Geheimbünden, daß die Weiber ausgeschlossen sind. Wenn ein Weib, welches immer es sei,! entweder Sklavin oder Freie, wäre es auch das (Weib des Häuptlings, dabei erwischt wird, so wird sie sofort todesschuldig erklärt. Nicht selten kommt es vor, daß eine Tochter Evas, die dem Reiz der Neugierde nicht widerstehen kann, durch den Schatten des Waldes mit aller möglicher Vorsicht sich bis zum Orte der Versammlung hinwagt, um dort, hinter den Pflanzen versteckt, den geheimnisvollen Handlungen beizuwohnen. Wehe ihr, wenn sie entdeckt wird. Sie wird dann ergriffen, gebunden und man läßt sie ruhig in einer Hütte bis zum Augenblicke, an dem der Mond den äußersten Rand des Horizonts berührt. Einer aus dieser Bande schneidet ihr dann mit einem großen Messer den Kopf ab und der Leichnam wird entweder in den Fluß geworfen oder im Walde begraben. Niemand wird je das traurige Ende der Unglücklichen erfahren. Werden die Männer gefragt, warum sie ihren Weibern nicht erlauben, am Geheimbund teilzunehmen, so antworten sie gewöhnlich: weil der Götze es nicht will. Ein Missionär bestand jedoch einmal darauf, daß ihm ein Neger den wahren Grund dieser Ausschließung sage und dieser antwortete offenherzig: weil die Männer schweigen können, die Weiber aber nicht. Wenn ein Dorf, in dem der Geheimbund noch nicht besteht, demselben beitreten will, so wird eine | Gesandtschaft in das nächste Dorf, in dem er schon besteht, geschickt, um dort um Aufnahme zu bitten. Das, was man bei dieser Gelegenheit als Garantie eines entschlossenen und festen Willens fordert, ist . ein Menschenopfer. Vor kurzem kam ein solcher I Fall vor und um den Wunsch der Mitglieder des | Geheimbundes zu erfüllen, kauften einige von den Einwohnern des nahen Dorfes, welche um Aufnahme gebeten hatten, um 30 Franks ein Weib und führten es mit sich für das Opfer. Weil sie aber auf dem Flusse reisten und die Arme vor Schrecken und Verzweiflung laut schrie, tauchte einer dieser Gauner ihren Kopf lange Zeit unter das Wasser, sodaß sie ihr Leben beendete, bevor sie an dem Ort des Opfers angelangt war. Dort angekommen, verrichteten sie dennoch gleicherweise die Zeremonien an dem Leichnam, der nachher an jenem Orte liegen gelassen wurde, um eine Beute der wilden Tiere zu werden. Glücklicherweise war jemand zugegen, der das Vergehen bemerkte und dieser zeigte es der europäischen Obrigkeit an. Sogleich wurde eine strenge Untersuchung angestellt und nachdem die Schuldigen entdeckt waren, wurden sie zum Tode verurteilt. Der Missionär hatte die Erlaubnis erhalten, dieselben im Gefängnis, in das sie gesperrt wurden, zu besuchen und mit großer Geduld gelang es ihm, sie in genügender Weise zu unterrichten und vorzubereiten, damit sie vor dem Sterben die hl. Taufe empfangen konnten. Alle starben ergeben und reuevoll. Nach diesem Vorfall wurde die Wachsamkeit der Regierung verdoppelt; es wurden nicht nur alle geheimen Zusammenkünfte der Mitglieder des Geheimbundes verboten, sondern es wurden auch alle Werkzeuge und Waffen, die zu den Geheimnissen des Waldes gehörten, abgefordert. Won Wins X. ine römische Korrespondenz berichtet: II Santo Padre e tutto cuore (der Heilige Vater ist ganz Herz), so sagt heute der ganze Vatikan von Pius X. Seine ungemeine Herzensgüte fällt allgemein auf und bleibt allen unvergeßlich, die bis jetzt mit Sr. Heiligkeit in Berührung kamen. Mit dieser Herzensgüte ist beim Heiligen Vater eine unendliche Demut und Bescheidenheit verbunden, sowie endlich eine große Weichherzigkeit. Dieser ist es auch zuzuschreiben, daß dem Heiligen Vater sein Abschied von dem ihm so liebgewordenen Venedig und seinen Venetianern so ungeheuer schwer wurde. Als er die verschiedenen Deputationen und besonders diejenige seines Domkapitels von San Marco empfing, konnte er seiner großen Rührung nicht Herr werden und weinte bitterlich. Die Ernennung des Msgr. Cavallari, Pfarrer des Kirchspiels Castello in Venedig, zum Generalprovikar des Patriarchats von Venedig, hat Pius X. von einer sehr charakteristischen Seite gezeigt. Als die Ernennung beschlossen war, I ließ er ihn telegraphisch sofort nach Rom berufen. I Der Pfarrer begab sich nach seiner Ankunft in den Vatikan und wurde von Pius X. empfangen. Inmitten der Unterhaltung sagte der Heilige Vater plötzlich: „Du weißt, daß ich dich am nächsten Sonntag zum Bischof weihen lassen werde?" Der brave Pfarrer sprang auf und stammelte: „Aber Heiliger Vater, ich habe nur meine Soutane als Pfarrer bei mir und bin nicht vorbereitet." — „Sorge dich nicht darum. Ich werde für das Nötige Rat schaffen." Dann klingelte er nach seinem Kämmerer Msgr. Bisleti und gab ihm folgenden Auftrag: „Sie werden dem Herrn Pfarrer hier ein Bischofsgewand anfertigen lassen, für alle Kosten der Aufnahme und Weihe Sorge tragen und mir die Rechnung vorlegen." Cavallari bezog als Pfarrer 100 Lire (80 Mark) monatlich und unterstützte damit noch viele Arme. Pius X. kannte ihn, seine Barmherzigkeit und seine anderen Tugenden sehr genau, und er hat den im Verborgenen lebenden tüchtigen Mann ausgesucht, um seine Erzdiözese Venedig zu verwalten. Ein anderer Zug kennzeichnet seine Güte. Die Angestellten der vatikanischen Buchdruckerei müssen oft durch die Skulpturengalerie gehen. Als er nun neulich die Galerie durchschritt, warf sich ein junger Druckerlehrling, der gerade da war, ihm zu Füßen und küßte ihm den Ring. Der Papst fragte ihn nach seiner Beschäftigung und seiner Familie und sagte schließlich: „Morgen wirst du mich besuchen und mir von deinen Eltern erzählen." Als der Direktor der Druckerei von der Kühnheit des Lehrlings hörte, schalt er ihn und erklärte, er müsse zur Strafe aus acht Tage zu seinen Eltern. Als der Knabe am folgenden Tage nicht vor dem Papste erschien, forschte dieser nach ihm und erfuhr, er sei krank und auf einige Tage nach Hause geschickt. „Die Krankheit scheint mir oerbäd)±tg; man soll den Kleinen holen, ich will ihn sehen." Der Direktor schärfte dem Lehrling ein: „Du wirst Sr. Heiligkeit sagen, daß du krank bist und nicht verraten, daß ich dich bestraft habe, sonst wirst du fortgejagt." Der Knabe wurde dann zum Papste geführt und gefragt: „Warum lügst du vor dem Papste? Das ist sehr schlecht; sage mir jetzt die Wahrheit." Darauf kniete der Kleine nieder und erzählte weinend, was sich zugetragen hatte. Der Papst hob ihn auf, tröstete ihn und sagte: „Gehe wieder an deine Arbeit, mio caro, und sage, daß der Papst es so will." Gleichzeitig schenkte er ihm 50 Lire für seinen Vater und ließ den Direktor benachrichtigen, er solle seine Angestellten besser behandeln; er würde selbst fortgeschickt werden, wenn er das Kind schlecht behandle. Von den Lebensgewohnheiten des hl. Vaters liest man: „Der hl. Vater gönnt sich nur wenig Ruhe. Wenn man ihn bittet, sich in Anbetracht der großen Hitze zu schonen und die Audienzen etwas einzuschränken, antwortet er: Poveretti (die Armen) laßt zu mir; sie kamen oft so weit her, um ihren Papst zu sehen; man darf niemanden warten lassen! Die großen Aufregungen und körperlichen Anstrengungen des Konklave und der Krönungsfeierlichkeiten haben beim Heiligen Vater gar keine Spuren hinterlassen. Sein Aussehen ist ein gesundes, seine wohlproportionierte, mittelgroße und mittelstarke, elegante Statur ist auch noch am späten Nachmittag trotz der Mühe des Tages geradeso elastisch wie des morgens. Mittags genießt der Heilige Vater ein bescheidenes Mahl, das nach venetianischer Art zubereitet wird, und ein Glas Wein. Nach dem Speisen ruht er ein wenig aus, dann arbeitet er wieder mit seinem Sekretär und um 5 Uhr beginnen abermals die Audienzen. Zeitig nimmt er am Abend eine venetianische Cena (Abendbrot) zu sich, ergeht sich dann oft noch in den weitausgedehnten vatikanischen Gärten und begibt sich darauf zu Bette. Der Tabak ist dem Papste in jeder Form unbekannt. Den Zeremonien ist Papst Pius X. nicht geneigt und er wird fast verlegen, wenn er solche vornehinen muß. Rührend ist seine treue Anhänglichkeit und zärtliche Liebe für seine in der größten Einfachheit lebenden Geschwister. Damit er sich nicht vereinsamt fühle und jemanden um sich habe, der seine Gewohnheiten kennt und den venezianischen Dialekt spricht, nahm er seinen Privatsekretär Msgr. Brešan aus Venedig mit sich. Der Papst spricht und schreibt ein klassisches Latein, er hegt für die Wissenschaften das größte Interesse und hat für die Musik eine besondere Neigung. Nach der Musik steht ihm die Malerei am nächsten. Er ist ein ausgesprochener Verehrer der alten Venezianer, der Quattrozentisten. Auch in der alten italienischen Architektur ist er wohl bewandert und besonders hoch schätzt er die Markuskirche. Wenn die menschliche Physiognomie eine Bedeutung hat und die Seele im Antlitz zu lesen ist, so muß man sagen, Pius X. hat ein verehrungswürdiges Gesicht: voll Güte und Klugheit, ein offenes Gesicht und auch ein offenes Herz, könnte man ohne Gefahr, sich zu täuschen, hinzufügen. In seinem Blick liegt eine wunderbare Ruhe und jene gefestigte Sanftmut, die einen Charakter verrät, der stark genug ist, um nie zur Heftigkeit seine Zuflucht zu nehmen. Der Titel Patriarch paßte völlig zu der väterlichen und wohlwollenden Güte seiner ganzen Erscheinung. Als Patriarch suchte der Kardinal sich immer dem Geiste seiner Diözesanen eng anzuschließen. Es wurde keine Kunstausstellung eröffnet, ohne daß er nicht dazu er- Seite 342 Stern der Neger Nr. 11 schien. Häufig ging er in der Stadt spazieren und teilte seinen^bischöflichen^ Segen aus! Durch sein freundliches Wesen erwarb er sich eine wirkliche Volkstümlichkeit. Er lebte einfach in seinem bischöflichen Palais mit seinen beiden Schwestern; seine Mutter hatte sich nicht entschließen können, das Heimatsdorf zu verlassen; die beiden Schwestern zeigten sich kaum, um den Bruder nicht in Verlegenheit zu setzen; sie waren den Sitten der Landbewohner unverbrüchlich treu und nahmen in keiner Beziehung die Art großer Damen an. Man erzählt, daß eines Tages ein Koch dem Bischof seine guten Dienste anbot. Der Patriarch empfing ihn freundlich, erwiderte ihm aber: „Ich esse Reis und Fleisch, Fleisch und Reis; meine Schwestern genügen, dies zuzubereiten!" Um mit seiner Gemeinde in ständiger Berührung zu bleiben, gab er viele Hirtenbriefe aus, in denen er die christlichen Tugenden lehrte, wie er selbst sie übte. Von der Kanzel von San Marco las und erläuterte er selbst oft die heiligen Bücher und zog daraus Lehren für das tägliche Leben. Pius X. und die Kölner St. Apostel-kirche. Als vor 2 Jahren nach Vollendung der Kuppel die beiden Künstler, Maler • Stummel aus Kevelar und Mosaikist Gobeaux aus Venedig, nach Italien reisten, um für die Fortsetzung der musivischen Ausschmückung weitere Studien zu machen, war das erste Ziel S. Marco in Venedig. Der Patriarch Sarto empfing, der Köln. Volkszeitung zufolge, beide Herren freundlichst; in dem Mosaikisten sah er einen Schützling wieder, dem er mehreremale in wichtigen Angelegenheiten mit Rat und Hilfe freundlichst beigestanden hatte. Mit großem Interesse nahm er Einsicht von den Photographien der Kuppel von St. Aposteln und äußerte seinen Beifall über den ernsten Geist und das eifrige Studium alter Kunst, die in ihnen zum Ausdrucke käme. Auf die Mitteilung, daß die Künstler zu neuen Studien der Mosaiken sich in Venedig aufhielten, sagte der Patriarch: „Ja, wir haben eine Fülle des Schönen in Italien, wir haben eine ehrwürdige, alte Kunst, welche im Geiste der Kirche ernst und erhaben die religiösen Wahrheiten darzustellen wußte. Leider aber ist im modernen Italien die Empfänglichkeit und das Verständnis für diese Sprache fast geschwunden und muß neu belebt werden. So schufen auch in der mušica sacra unsere alten Kirchenkomponisten jene herrlichen Weisen, welche, nachdem sie bei uns vergessen waren, über die Alpen nach Deutschland wandern mußten, um dort studiert, gewürdigt und zu Gehör gebracht, dann geachtet und bewundert den Weg zurück zur Heimat zu finden." Es muß den Deutschen eine Genugtuung sein, daß unser hl. Vater schon als Patriarch den Bestrebungen zur Hebung und ernsten Auffassung kirchlicher Kunst in Deutschland ein so warmes Interesse entgegenbrachte. Der neue Papst ist ein eifriger Freund des Gregorianischen Kirchengesanges. Als Patriarch von Venedig hat er der Reform der Kirchenmusik sehr wirksame Bemühungen gewidmet. Er war einer der rührigsten Protektoren des Abbe Perosi, der in der Folge Kapellmeister der Sixtinischen Kapelle geworden ist und den er selbst zum Kapellmeister von San Marco ernannt hatte als Nachfolger, Fortsetzer und Vollender von Tebaldinis Werk. Der junge Abbe Perosi wurde im bischöflichen Palais aufgenommen, der Kardinal bezeigte ihm die lebhafteste Zuneigung, folgte seinem Studiengange und ermutigte ihn. Im Jahre 1895 schrieb der Kardinal Sarto einen sehr langen und bedeutsamen Hirtenbrief über den Kirchengesang. Darin stellt er als Prinzip auf, daß die Kirchenväter, die Beschlüsse der Konzilien, die päpstlichen Bullen und die Disziplinardekrete der heiligen Kongregationen der Riten auf dem Gebiet der Kirchenmusik nur solche Musik anerkennen, die die Ehre Gottes und die Erbauung der Gläubigen zum Ziele hat. Die Kirchenmusik soll „durch das Mittel der Melodie die Gläubigen zur Andacht anregen", sie versetzt sie in die Stimmung, die Früchte der Gnade zu empfangen. Sie muß also drei Eigenschaften haben: „die Heiligkeit, die würdige Kunstform und die Allgemeinheit". Folglich muß aus den Kirchen alle leichtfertige, triviale und theatralische Musik verbannt werden, die entweder in der Form der Komposition oder in der Art der Wiedergabe profan ist. «Sancta, sän eie! ...» Außerdem ist es geboten, die Kirchenmusik einheitlich zu gestalten und sie nicht individueller Phantasie preiszugeben: Der Glaube ist ein einziger, ebenso ist es das Gebet und ebenso soll es die Kirchenmusik sein, die nur eine Form des Gebetes ist. Diese Eigenschaften finden sich im eigentlichen liturgischen Gesang, im Gregorianischen. Die klassische Polyphonic, die Palestrina zur höchsten Vollendung gebracht hat, ist würdig, zugelassen zu werden. Sie birgt in ihren Formen einen ausgesprochenen Charakter von Heiligkeit, sodaß die Kirche sie immer für ihre Tempel passend und allein wirklich würdig hielt, dort neben dem Gregorianischen Gesang zu figurieren. Was die theatralische Art anbetrifft, so ist ihr einziger Zweck die Sinnenlust; sie sucht das Ohr zu bezaubern, ist in den Solostücken maniriert und in den Chören glänzend. Die Musik verdient den Vorwurf, den Christus den Tempelschändern machte: „Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es zur Mördergrube gemacht." Es ist verwerflich, das Vergnügen der Sinne als Kriterium für die Beurteilung heiliger Dinge zu nehmen. Will man etwa behaupten, daß die Lust nötig ist, um das Volk in die Kirche zu locken? Das Volk ist viel ernster, frömmer, als man es für gewöhnlich meint. Man macht ferner den Einwurf, daß der liturgische Gesang „deutsche Musik ist; der italienische Patriotismus protestiert dagegen. Aber ist Gregor der Große kein Römer? Palestrina, Viadana, Lotti, Gabrieli — waren sie nicht alle Italiener? Entsprechend feinen Prinzipien kündete Kardinal Sarto in feinem Hirtenbrief an, daß er eine Kommission ernennen werde, die beauftragt fei, über die Befolgung eines von ihm mit großer Strenge formulierten Reglements zu wachen; er verbietet, in der Liturgie die Art und Anordnung des Textes zu ändern: er ordnet an, den Wechsel-gesang bei der Vesper auszuführen „in der Form des eigentlichen Gregorianischen Gesanges"; er verbietet, das «Tantum ergo» wie eine Romanze, eine Cavatine oder ein Adagio zu singen, das «Ge-nitore» wie ein Allegro; er verbannt aus dem Kirchenorchester die Trommel, die Zymbel, die Posaune, das diatonische Glockenspiel und alle anderen leichten oder lärmenden Instrumente. Besonders soll man als argen Mißbrauch vermeiden, daß bei den heiligen Handlungen die Liturgie als etwas Sekundäres erscheint, das im Dienste der Musik steht, während doch die Musik die demütige Magd der Liturgie sein soll." Kein Musikstück durfte in einer Kirche seiner Diözese ausgeführt werden, bevor es der Kommission vorgelegt worden war. per HL. Dionysius. (17. Wovsrnbou.) °Mjer hl- Basilius und die andern Griechen legen -E gewöhnlich dem hl. Dionysius die ehrenvolle Benennung der Große bei und der hl. Athanasius gibt ihm den Namen eines Lehrers der katholischen Kirche. Seine Eltern waren reich und standen in Ansehen. Es scheint, daß er zu Alexandrien, dem damaligen Mittelpunkte wissenschaftlicher Bildung, geboren worden. Er durchlief mit glücklichem Erfolge die verschiedenen Fächer menschlicher Gelehrsamkeit, und seine Lernbegierde führte ihn nach und nach zur Erkenntnis der Ungereimtheit und Gottlosigkeit des Götzendienstes, in dem er erzogen worden. Die Briefe des heil. Paulus, die er zu lesen begann, gewährten ihm Genüsse, die er in keinem Buche der Weltweisen sand, und so wie sein Geist erleuchtet wurde, fühlte er auch sein Herz innig gerührt. Er entsagte daher dem Heidentume und wendete sich zur beseligenden Lehre des Evangeliums. Von ihm selbst erfahren wir, daß er seine Bekehrung einer in einem Gesichte gehörten Stimme verdankte, sowie seiner Liebe zu bedächtigem Lesen und der Unparteilichkeit, womit er die verschiedenen Meinungen prüfte. Nach seiner Bekehrung wollte er ferner nur für Gott leben; alle Welt der Vorteile, die ihm seine Geburt und seine Verdienste versprachen. Er ließ sich unter die Schüler des bertthmten^Origenes zu Alexandrien aufnehmen; wegen seiner Fortschritte in der Religionskenntnis und in der Gottseligkeit wurde, er zum Priester geweiht. Im Jahre 231 übertrug man ihm das Lehramt in der so ausgezeichneten Schule von Alexandrien. In demselben Jahre war Heraklas, der ebenfalls dieses Amt bekleidet hatte, zum Bischof dieser Stadt erhoben worden. Unter der Regierung des Kaisers Philipp, 246, folgte er dann auch dem Heraklas auf dem bischöflichen Stuhle nach. Philipps Regierung war den Christen gewogen; allein der Friede, den sie genossen, wurde nach der Erhebung des hl. Dionysius gestört. In einer von dem Volke zu Alexandrien erregten Verfolgung ward das Blut mehrerer Gläubigen vergossen, so z. B. das der hl. Apollonia. Kurz nachher ermordete Dccius den Kaiser Philipp und nahm den Purpur. Die Christen wurden nun ohne Unterschied des Alters, Geschlechts und Standes zu grausamen Peinigungen hingeschleppt. Mehrere entflohen in die Berge und in die Wälder, wo sie vor Hunger und Elend zugrunde gingen. Andere sielen in die Hände der Sarazenen, wo sie in eine Knechtschaft geschleppt wurden, die weit härter war als der Tod selbst. Von allen diesen Übeln betrübte keines das Herz des hl. Bischofs so sehr, als das Unglück jener aus seiner Heerde, welche durch die Folterqualen besiegt, ihren Glauben verleugneten. Dieses Ärgernis wurde Seite 344 Stern der Neger Nr. 11 inzwischen einigermaßen gut gemacht durch die unüberwindliche Standhaftigkeit der Mehrzahl und die wunderbare Bekehrung mancher Heiden. Es fanden sich wirklich unter jenen, welche anfangs die Märtyrer verhöhnten, die von ihrer Sanftmut und unerschütterlichen Geduld so ergriffen wurden, daß sie sich plötzlich zum Christentum bekannten und bereit waren, für die eben angenommene Religion die grausamsten Peinigungen zu erdulden. Zwei machten sogar in Gegenwart des Richters diese Erklärung; ihr mutiger Entschluß versetzte ihn zugleich in Staunen und Schrecken. Nach ihrer Verurteilung gingen diese Neulinge zur Richtstätte, Gott dankend und voll der Freude wegen des ruhmvollen Zeugnisses, das sie Jesu gaben. Die blutigen Verfolgungsgesetze des Decius erschienen in Alexandrien zu Anfang des Jahres 250. Der hl. Oberhirte versäumte nichts, um die Kämpfer Christi vorzubereiten. Sabinus, Präfekt oder Statthalter von Ägypten, sandte einen Schergen ab, des Bischofs sich zu bemächtigen; allein dieser entging der Verhaftung, indem er sich vier Tage lang in seinem Hause verborgen hielt, wohin der Scherge nicht kam, ohne Zweifel, weil er nicht hoffte, ihn da noch anzutreffen. Nach Verlauf dieser 4 Tage entfernte sich der hl. Dionysius, wie wir von ihm selbst erfahren, um einen sicherern Aufenthaltsort zu suchen. Gott ließ jedoch zu, daß er mit seiner Begleitung in die Hände der Verfolger fiel, die ihn samt den Übrigen in die kleine Stadt Taposiris, dem jetzigen Abusir, führten. Eine beträchtliche Anzahl Landleute, die von dem Vorfalle Kenntnis erhielten, ergriffen die Waffen und eilten ihrem Bischof zuhilfe, worauf die Soldaten entflohen und ihre Gefangenen zurückließen. Die guten Leute, von wohlmeinendem aber unbesonnenem Eifer hingerissen, zogen den Bischof, der mit jedem Augenblick den Tod erwartete, seiner Widersetzlichkeit ungeachtet, mit sich fort und nötigten ihn, für seine Sicherheit zu sorgen. Dionysius blieb nun in einer öden Gegend Libyens mit seinen Begleitern, den Priestern Petrus und Casus, bis zum Ende der Verfolgung im Jahre 251 verborgen. Während dieser Zwischenzeit sorgte er unausgesetzt für seine Heerde und besonders für jene, die ihres Glaubens wegen Verfolgung litten. Er sandte ihnen Priester zu, sie zu trösten und gab ihnen durch Briefe die für ihre Lage nötigen Belehrungen. Als der hl. Dionysius nach Alexandrien zurückgekehrt war, erhielt er Kunde von der durch No-vatian gegen den Papst Kornelius erregten Spaltung. Dieser Papst stellte ihm seine Wahl als vorschrifts- mäßig geschehen dar, Dionysius aber gab ihm folgende beherzigenswerte Antwort: „Du hättest eher alles erdulden sollen, als eine Spaltung in der Kirche erregen. Die Einheit der Kirche verteidigen, ist ebenso ruhmvoll und nach meinem Dafürhalten noch ruhmvoller, als mit Verlust seines Lebens die Götzenopfer verweigern, weil es sich dann um das allgemeine Wohl der Herde Jesu handelt. Nur dann, wenn du deine Brüder zur Einheit zurückführst, wirst du deine Fehler wieder gut machen, in Vergessenheit begraben und sogar Lobeserhebungen verdienen. Und kannst du die andern nicht gewinnen, so wirst du wenigstens deine Seele retten." Der hl. Bischof schrieb auch mehreremale an die Geistlichkeit und die Bekenner von Rom, die durch äußern Schein getäuscht, sich für die Spaltung erklärt hatten. Seine Ermahnungen brachten die gehoffte Wirkung. Die Bekenner entsagten vor dem Ablaufe des Jahres der Spaltung und da Novatian lehrte, die Kirche habe die Gewalt nicht, gewisse Sünden nachzulassen, verordnete er, um seinen Abscheu vor dieser Ketzerei an den Tag zu legen, daß allen, die auf dem Sterbebette die Aufnahme in die Kirche begehrten, dieselbe gewährt werden solle. Fabian, Bischof von Antiochien, schien sich zur übertriebenen Strenge Novatians gegen die während der Verfolgung Gefallenen hinzuneigen. Der heilige Dionysius schrieb ihm daher mehrere Briefe über diesen Gegenstand. In einem derselben erzählt er ihm, was sich mit Serapion zugetragen. Dieser war ein Greis, der lange tadellos gelebt, in der Verfolgung aber, den Folterqualen unterliegend geopfert hatte. Er wurde deshalb von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen und von seinem Falle an der Buße unterworfen. In einer schweren Krankheit fürchtete man sehr für sein Leben und er lag drei Tage lang sprachlos und sogar ohne Besinnung. Als er sich am vierten Tage auf einen Augenblick erholte, rief er aus: „Warum werde ich hier aufgehalten? Ich verlange befreit zu sein." Er sagte hierauf seinem Enkel, der noch ein Kind war, er solle ihm den Priester holen; dieser war eben krank und konnte nicht aus dem Hause gehen. Er schickte daher dem Kranken das Abendmahl durch das Kind, dem er anempfahl, es in Wasser einzutauchen und dem Greise in den Mund zu geben. Es war nämlich während der Verfolgung in der ersten Kirche gebräuchlich, die Eucharistie so in die Häuser zu schicken oder zu bringen. Als das Kind zurückkam, sagte ihm Serapion: „Der Priester kann nicht kommen? So tue denn schnell, was dir befohlen ward und entlasse mich." Kaum hatte hierauf der Greis die Eucharistie Seite 345 Stern der Neger Nr. 11 empfangen, als er den Geist aufgab. Gott erhielt ihm, nach der Bemerkung des hl. Dionysius, wunderbarerweise das Leben, damit er der heiligen Kommunion nicht beraubt würde. Der hl. Bischof hatte den Schmerz, einen Teil seiner Herde durch die Pest dahingerafft zu sehen, die im Jahr 250 ausbrach und mehrere Jahre hindurch Verheerungen anrichtete. Den Pestkranken leistete er alle mögliche Hilfe. Und den Eifer, der ihn beseelte, flößte er auch den Priestern und Diakonen, selbst sogar den Laien ein. Mehrere starben bei dieser Gelegenheit als Märtyrer der Nächstenliebe. Einige übelverstandene Stellen der geheimen Offenbarung gaben Veranlassung zum Irrtum vom tausendjährigen Reiche. Es glaubten nämlich viele, Jesus Christus würde vor dem letzten Gerichte tausend Jahre mit seinen Auserwählten auf der Erde herrschen. Diejenigen, welche mit Cerinthus der Meinung waren, dieses Reich würde im Genuß sinnlicher Vergnügungen bestehen, wurden indessen allzeit als verabscheuungswürdige Ketzer angesehen. Die Katholiken, welche dieses tausendjährige Reich hofften, behaupteten dagegen, es sei nur von geistigen Freuden die Rede. Die Kirche übersah einige Zeit diese Meinung Nepos, ein frommer und gelehrter Bischof von Arsinoe, der in der katholischen Gemeinschaft starb, verbreitete in einem Teile Ägyptens die Lehre vom tausendjährigen Reiche, im letzten Sinne verstanden; er verteidigte sie sogar in zwei Büchern unter dem Titel: Von den Verheißungen. Der heil. Dionysius widerlegte diese Behauptungen und unternahm sogar eine Reise in die Gegend von Arsinoe, wo er mit Karakion, dem Haupte dieser Jrrgeleiteten, eine öffentliche Unterredung hielt. Er sprach mit solcher Kraft und zugleich mit solcher Sanftheit und Liebe, daß Karakion und seine Anhänger erkannten, daß sie die Schrift unrecht deuteten, daß ihre Meinung der Überlieferung entgegen sei und daß man sich an die gemeine Lehre halten müsse, die nur von einigen Männern oder von einigen besonderen Kirchen bestritten würde. So arbeitete unser Heiliger mit unermüdlichem Eifer, den Kirchenfrieden zu erhalten. Als der Papst Stephan die Afrikaner mit dem Banne bedrohte, weil sie auf der Wiedertaufe der Ketzer bestanden, schrieb er ihm die dringendsten Briefe, um ihn von der Vollstreckung dieser angedrohten Strafe zurückzuhalten. Der hl. Hieronymus eignete, ihm zwar aus Unkenntnis die Meinung der Afrikaner zu. Der hl. Basilius berichtet aber, er habe sogar die Taufe der Pepuzianer als giftig erkannt, die doch in Asien verworfen worden. Dies kam daher, weil diese Ketzer zufolge der allen Sekten gemeinschaftlichen Veränderungen, an manchen Orten die wesentliche Seite 346 Stern der Neger Nr. 11 Taufformel verfälschten, die sie an andern Orten beibehielten. Als Valerian im Jahre 267 die Verfolgung gegen die Christen erneuerte, ließ Amilian, Präfekt von Ägypten, den hl. Dionysius mit dem Priester Maximus, die Diakonen Faustus, Eusebius und Chäremon und einen gewissen Römer Marcellus gefänglich einziehen. Sie wurden vor ihn gebracht und sollten den Göttern des Reiches opfern. Dionysius antwortete aber: „Nicht alle Menschen verehren alle Götter, sondern jeder denjenigen, an den er glaubt. Wir verehren und beten an den einigen Gott, der alle gemacht, der auch den Kaisern Valerian und Gallien die Herrschaft übergeben hat. Zu ihm flehen wir ohne Unterlaß, daß ihre Regierung möge unerschüttert bleiben. Darauf erwiderte Amilian: „Wer hindert euch, diesen, wofern er Gott ist, zugleich mit denen, die es von Natur sind, anzubeten? Man heißt euch die Götter verehren, diejenigen Götter, welche von allen gekannt werden. „Wir beten keinen andern an, als den mistigen," sagte Dionysius. Amilian sprach ihnen, auf ihre Weigerung, seinen Anforderungen Genüge zu leisten, das Urteil der Verbannung nach Kephro in Libyen. Zugleich verbot er den Christen, Versammlungen zu halten und die Begräbnisorte, d. h. die Gräber der Märtyrer zu besuchen. Der hl. Dionysius war für den Ort seiner Verbannung wie ein Engel des Himmels, indem er alle dort wohnende Heiden zum Christentum bekehrte. Nun ließ der Präfekt ihn mit seinen Gefährten in die Gegend von Mareotis bringen. Durch diese Veränderung kam der Bischof der Stadt Alexandrien näher und hatte also mehr Gelegenheit, seinen Pflegebefohlenen durch Briefe die nötigen Belehrungen zn erteilen. Während seiner zweijährigen Verbannung schrieb er zwei Osterbriefe. Durch die Gefangenschaft des Kaisers Valerian, der 260 den Persern in die Hände fiel, veränderte sich die Lage der Dinge. Gallien gab durch öffentliche Verordnungen der Kirche den Frieden und der hl. Dionysius erhielt die Freiheit, wieder zu seiner Herde zurückzukehren. Allein er mußte bald empfinden, daß auf dieser Erde nichts von Dauer ist und daß man jeden Augenblick auf neue Leiden und Drangsale gefaßt sein müsse. Der Präfekt Amilian bemächtigte sich der Frucht-vorräte in Alexandrien, von wo aus Rom mit den nötigen Getreiden versehen wurde und ließ sich als Kaiser ausrufen. Diese Empörung brachte über die Stadt und über das Land das ganze Elend eines Bürgerkrieges. Glücklicherweise war jedoch Amilian von Theodor geschlagen, den Gallien gegen ihn hatte zu Felde ziehen lassen. Der Empörer wurde nach Rom geführt, wo er eines schmählichen Todes starb. Kui^ nach diesem Ereignis brachen andere Unheile über Alexandrien herein. Der Diener eines Staatsbeamten hatte einen Zwist mit einem Soldaten wegen einer unbedeutenden Sache. Man verhaftete und stäubte ihn grausam wegen der angeblich ;bem Soldaten zugefügten Beleidigung. Das Volk aber empört sich und schnell ist die ganze Stadt unter Waffen. Ströme Bluts fließen in den mit Leichen bedeckten Straßen. Das ruhige Verhalten der Christen schützt sie nicht vor Gewalttätigkeiten. Die Verwirrung war so groß, daß man weder in seinem Hause bleiben, noch ohne Gefahr dasselbe verlassen konnte, Die Irrlehren, welche damals die Kirche verwirrten, erfüllten den hl. Oberhirten mit neuer Besorgnis und nahmen seine eifervolle Tätigkeit in Anspruch. Sabellius von Ptolomais in Libyen, ein Schüler des Noetius von Smyrna, erneuerte die Gotteslästerung des Praxeas, indem er die Unter« schiedenheit der göttlichen Personen leugnete. Der hl. Dionysius, dem auch die Obsorge über die Kirchen von Pentapolis oblag, warnte die Urheber der Ketzerei gegen ihr frevelhaftes Erkühnen und ermahnte sie dringend, zur Kircheneinheit zurückzukehren. Allein sie behaupteten hartnäckig ihre gottlose Lehre, weswegen sie auch auf einem 261 zu Alexandrien gehaltenem Konzil verdammt wurden. Der Papst Sixtus II., der vom Jahr 257 bis 259 auf dem apostolischen Stuhle saß, war zuerst durch einen Brief des hl. Dionysius, wovon uns Eusebius ein Bruchstück aufbewahrt hat, von dieser Ketzerei in Kenntnis gesetzt worden. In dem Briefe, welchen eben dieser Heilige an Euphanor und Ammonius in derselben Angelegenheit schrieb, hebt er vorzüglich die Menschheit Jesu Christi hervor, um zu zeigen, daß der Vater nicht Sohn sei. Hieraus nahmen aber einige, die den hl. Bischof von Alexandrien mißverstanden, Anlaß, ihm eine Lehre zuzueignen, die er nie bekannte, und suchten ihn bei dem hl. Papst Dionysius, dem Nachfolger des hl. Sixtus, in ein böses Licht zu stellen. Dieser Oberhirt schrieb daher an unsern Heiligen, der sich aber rechtfertigte, indem er zeigte, daß, wenn er gesagt habe, Jesus Christus sei ein Geschöpf und vom Vater in der Wesenheit unterschieden, er nur von dessen menschlicher Natur gesprochen habe. Dieses war der Gegenstand seiner Schutzschrift an Dionysius, Bischof von Rom. Er zeigte darin zugleich auch, daß der Sohn, inbezug auf die göttliche Natur, eines und desselben Wesens mit dem Vater ist, wie der hl. Athanasius deutlich in seinem Buche von der Meinung des Dionysius nachweist. Unser Heiliger beweist auch in demselben Werke die Gottheit des hl. Geistes und die von dem hl. Basilius angeführten Stellen lassen hierin keinen Zweifel übrig. Es ist ein großer Verlust, daß die Schriften des hl. Dionysius von Alexandrien nicht auf uns gekommen sind. Alles was wir von ihm haben, bebeschränkt sich auf einige Bruchstücke und auf seinen kanonischen Brief an Basilides. Dieser Brief nimmt eine ausgezeichnete Stelle unter den alten Kirchenkanons ein. Der Heilige erwähnt darin einer damals erhobenen Schwierigkeit über die Frage, zu welcher Stunde des Morgens man das Fasten am Ostertage brechen dürfe. Um Mitternacht, sagt er, hält man die Fastenzeit für geschlossen (was hinsichtlich des Kirchengebotes schon längst entschieden ist); doch da es weder natürlich noch gebräuchlich ist, um diese Zeit Speise zu sich zu nehmen, würde derjenige sich nicht leicht vom Vorwurfe der Unbotmäßigkeit verwahren, der ohne den Morgen zu erwarten, das Fasten brechen wollte. Die Christen brachten damals die ganze Nacht vor dem Osterfeste im Gebete zu. Der Heilige spricht auch von strengeren und selbstaufgelegten Fasten, die in der Karwoche beobachtet wurden. Einige Christen nämlich fasteten die sechs letzten Tage vor Ostern, ohne irgend eine Nahrung zu sich zu nehmen; andere fasteten mehr oder weniger Tage, je nach ihren Kräften und ihrer Andacht, woraus hervorgeht, daß dieses außerordentliche Fasten nicht geboten war. Der hl. Dionysius dringt ferner noch in seinem kanonischen Briefe auf die Reinheit der Seele und des Leibes bei denjenigen, die dem hl. Tische sich nahen und den Leib und das Blut des Herrn empfangen. Einige Zeit vor seinem Tode verteidigte er noch die Gottheit Jesu Christi gegen Paul von Samo-sata, Bischof von Antiochien, der mit seiner Irrlehre einen unerträglichen Stolz und viele andere Laster verband. Der hl. Bischof wurde auch auf das 264 zu Antiochien gegen dieses Ketzerhaupt gehaltene Konzil eingeladen; da ihm aber sein hohes Alter und seine Gebrechlichkeit nicht gestatteten beizuwohnen, widerlegte er die neue Irrlehre in mehreren Briefen, die er an die Kirche von Antiochien erließ und worin er deren Bischof keines Grußes würdigte. Paul entging damals durch seine Heuchelei der verdienten Strafe und blieb noch einige Zeit auf seinem bischöflichen Stuhle. Der hl. Dionysius starb zu Alexandrien gegen Ende des Jahres 265, nachdem er seiner Kirche gegen 17 Jahre als ein weiser und heiliger Mann vorgestanden hatte. Sein Andenken, sagt der hl. Epiphanius, erhielt sich zu Alexandrien durch eine seinem Namen geweihte Kirche, noch vielmehr aber durch seine unvergleichlichen Tugenden und vortrefflichen Schriften. Verschiedenes. Erfreuliches aus unserem hause. Am 13. Sept. l. I., am Feste des Namens Mariä, wurde der Hochw. P. Alois Sanier, ein „Sohn des hlft. Herzens Jesu, Missionär für Zentralafrika", ein Tiroler, in der bischöflichen Hauskapelle in der lieben Stadt Brixen (siehe das Bild Seite 333) zum Priester geweiht, nachdem er zuvor am Feste des hlst. Herzens Mariä (23. August) das Subdiakonat und am Feste der Geburt Mariä (8. September) das Diakonat empfangen hatte. Die erste hl. Messe aber feierte der junge Missionär am Feste der schmerzhaften Mutter Gottes (20. September in seiner Heimat, in der Pfarrkirche Unserer lieben Frau in Schnals (Bild Seite 345), wobei es selbstverständlich recht feierlich zuging. Alles, jung und alt, war erfüllt mit heiliger Freude. Wer aber wird sich da wohl am allermeisten ge- freut haben? Gewiß das hlst. Herz Jesu. Dieses allein weiß am besten, welche Schmerzen es am Kreuze für die armen Negerseelen ausgestanden. Da aber steht ein neuer apostolischer Arbeiter am Altare, bereit, den armen Negern die unendlichen Schätze des kostbaren Blutes Jesu Christi zu erschließen. So mancher der Andächtigen, die der hehren Feier beigewohnt haben, beneidete da den hochwürdigen Primizianten-Missionär um seinen Opfermut und die unvergänglichen Verdienste, die er sich in der schweren Missionsarbeit sammeln wird. Doch siehe, teuerster Leser, an allen diesen Verdiensten nehmen alle diejenigen den reichsten Anteil, die bisher unser armes Missionshaus mit ihren milden Gaben und Gebeten unterstützt und so zur Heranbildung eines Herz-Jesu-Sohnes beigetragen haben. Es gereiche dies allen unseren Wohltätern zur Genugtuung, aber auch - zum neuen Ansporn, das arme Mühländer Missionshaus auch für die Zukunft nicht zu vergessen. Dann werden dem hlst. Herzen Jesu noch oft solche Freuden bereitet werden. * * * Über das neue Diözesan-ßesangbucb lesen wir im Brixner Diözesan-Blatt Nr. 5, Jahrgang 1903: Das neu erschienene Diözesan-Gesangbuch. In unserer Diözesan-Spnode (P. II. cap. IV, 4) wird der Wunsch ausgedrückt, es möge in den Kirchen der Diözese neben dem Choral und dem mehrstimmigen lateinischen Gesang auch das deutsche, kirchliche Volkslied mehr gepflegt werden, wie das nachweislich auch in den früheren Jahrhunderten schon geschah — leider aber durch mißliche Zeitströmungen außer Übung gekommen ist. Um diesen Wunsch der Verwirklichung näher zu bringen, wurde nach dem Vorgang mehrerer Nachbardiözesen auch für diesen Kirchensprengel die Herausgabe eines Gesangbuches veranlaßt, welches bei Fel. Rauch in Innsbruck erschienen und um den Preis von K 1.60 gebunden erhältlich ist. Das Buch ist sowohl in Bezug auf den gesanglichen als auf den Gebetsteil von tüchtigen Fachmännern geprüft und tauglich befunden worden. In Betreff der Auswahl der Lieder war der Verfasser bestrebt, die richtige Mitte zwischen allzugroßer Strenge und allzuweitgehender Nachgiebigkeit gegenüber einem verderbten Volksgeschmack einzuhalten, indem einerseits die schönsten älteren Gesänge dem Buche einverleibt, andererseits aber auch Lieder aus neuerer Zeit, insoferne sie kirchlichen Anstand wahren und beim Volke mancherorts in Übung stehen, nicht weggelassen wurden. Es ist aber dringend zu wünschen, daß besonders die kernhaften, schönen Lieder aus früherer Zeit allmählich unserem Volke wieder mundgerecht werden möchten. An den hochw. Diözesanklerus ergeht hiemit die Aufforderung, auch seinerseits nach Tunlichkeit dazu beizutragen, daß der Volksgesang in der Diözese, der durch die Ungunst der Zeiten fast gänzlich außer Übung gekommen, in würdiger Weise wieder auflebe. Der Anfang wird mit den Schulkindern gemacht werden müssen und da werden die Herren Katecheten sicher Gelegenheit finden, durch Empfehlung, Aufmunterung zum religiösen Gesang, Erklärung der Liedertexte, vielleicht auch durch sonstige Einflußnahme auf den Gesangunterricht förderlich für diese gute Sache zu wirken. Das hochwürdigste fb. Ordinariat wird sich für den Anfang auch bereit finden lassen, aus Kirchenmitteln das Nötige zu bewilligen, um eine Anzahl von armen Kindern mit Gesangbüchern zu versehen. Ein eigenes „Orgelbuch" zum Diözesan-Gesangbuch ist bereits in Vorbereitung und wird binnen Kurzem erscheinen. Schließlich wird noch bemerkt, daß dieses Gesangbuch als die einzig zulässige Vorlage für die Diözese Brixen zu betrachten ist. Fb. Ordinariat Brixen, am 10. August 1903. gez. Simon, Fürstbischof. * -i- -i- Edden des Kreuzes. Am heißen Tage von Custozza im Jahre 1866, an welchem Österreichs Südarmee unter der Anführung ihres heldenmütigen Feldmarschalls Erzherzogs Albrecht einen viermal stärkeren Feind glänzend schlug und beinahe vernichtete, wurde ein ungarisches Husarenregiment beordert, ein piemontesisches Carre in der Stärke von vier Bataillonen, welches einen sehr wichtigen Punkt besetzt hielt, zu sprengen. Todcsverachtend stürmte das herrliche Regiment dem Feinde entgegen, wurde aber blutig zurückgewiesen; einem zweiten und dritten Anprall erging es nicht besser. Das Regiment war furchtbar dezimiert und die Piemontesen, denen wie den Österreichern viel an diesem Punkte gelegen war, hatten zwei Bataillone Verstärkung erhalten. Der Husaren-Oberst ließ seine fatale Lage zurückmelden und um Verstärkung bitten, die ihm nicht gewährt werden konnte und dennoch erhielt er neuerdings den Befehl, um jeden Preis das piemontesische Viereck zu sprengen. Vergebens suchte er den gesunkenen Mut seiner Ungarn anzufeuern, er bat, er drohte — vergebens. Die Leute waren zum Vorrücken nicht mehr zu bewegen. Da fiel der Blick des Obersten auf den Regimentskaplan. „Kamerad," rief er, „versuche du es, mit Hilfe der Religion die Leute vorwärts zu bringen!" Der Regimentskaplan sprengte zur Regimentsfahne und rief: „Husaren! Diese Fahne hat die Weihe der Kirche empfangen; unter ihr habt ihr geschworen, zu siegen oder zu sterben! Seid dessen eingedenk! Empfanget die Generalabsolution!" Wie auf ein Kommando entblößten die Söhne der Pußta ihre Häupter und hielten in tiefster Andacht den Kalpak in der Hand. Nachdem der Priester die Generalabsolution gesprochen und das Regiment zum Tode geweiht hatte, ergriff er das Kruzifix und hielt es hoch empor, indem er vor die Front sprengte und rief: „Vorwärts mit Gott und Christus!" Beim Anblicke des heiligen Siegeszeichens wurden die Ungarn von einer namenlosen Begeisterung ergriffen. Ünter unbeschreiblichem Jubelruf, unwiderstehlich wie die wilde Woge des Meeres stürmten sie, alles vor sich niederwerfend, in die feindlichen Reihen ein. In einer halben Stunde hatte das kleine Häuflein das feindliche Viereck vernichtet. * * * Eilte Elefantenjagd. (Bericht eines Teilnehmers.) In der „Deutschostafrikanischen Zeitung" erzählt deren Chefredakteur G. v. Horn von einer Jagd- expedition, die er vor einigen Monaten mit anderen Herren aus Dar-es-Salaam am Viktoria-See auf Elefanten unternommen hat: „Wir kamen gegen 5 Uhr morgens," schreibt er, „als der Himmel im Osten sich eben zu röten begann, an der weiten, von eine"'' dicken Nebelschicht bedeckten Mara-Niederung an, die sich in der Länge soweit das Auge reichte und in der Breite etwa 20 Kilometer weit erstreckte. Der Wind stand außerordentlich günstig für uns. Er kam schräg von der Wasserseite her von vorn. Hinter uns stiegen die bewaldeten Berge an und vor uns dehnte sich in unabsehbarer Weite das Ufer des Flusses aus. Nicht lange waren wir in dem hohen Schilfgras lautlos dahingeschritten, als einer unserer Führer plötzlich stehen blieb und unter Zeichen der größten Freude äußerte, daß eine Herde Elefanten soeben in unmittelbarer Nähe passiert wäre. Gleich darauf fanden wir denn auch zwei bis drei Elefantengänge, auf denen das hohe Schilfgras in einer Breite von etwa zwei Metern niedergetreten war. Jetzt erwachte bei uns mit Gewalt der Jagdeifer, denn es war ein großes Glück, daß die Elefanten überhaupt an Land und in unserer Nähe waren. Eben hatten wir den Rand einer kleinen Buschparzelle erreicht, als einer der Führer plötzlich einen kurzen Laut der Überraschung ausstieß und gleichzeitig auf eine große, graue Masse hin- deutete, welche etwa l'/a Kilometer von uns dicht am Wasser sich langsam von uns fortbewegte. Es waren die ersehnten Elefanten. Unvergeßlich war der Augenblick für mich, als ich nun das erstemal in meinem Leben jene Menge des wertvollsten, und prächtigsten Wildes in Freiheit vor mir sah und ich überließ mich eine kurze Zeit dem Genusse dieses seltenen Anblickes. Die Elefanten hatten sich unterdessen einer kleinen Waldparzelle dicht am schilfbewachsenen Flußufer genähert und wir waren ihnen bereits erheblich näher gekommen, sodaß wir die einzelnen Stücke, sowie das Heben der Rüssel und Klappen der mächtigen Ohren genau zu erkennen vermochten. Durch das fast mannshohe Gras gedeckt, näherten wir uns schnell den Elefanten, welche inzwischen in das kleine Wäldchen am Fluß getreten waren und fressend dort eine Weile verharrten. Die wahrscheinliche Rückzugslinie der Elefanten war naturgemäß ihr gewöhnlicher Aufenthaltsort, das tiefe Flußbett, wo sich die Tiere auch sofort in Deckung befanden. Wir standen also so günstig wie nur irgendwie möglich, nämlich unter Wind auf der unwahrscheinlichsten Rückzugslinie, welche die Elefanten bei dem Angriff unsererseits einschlagen konnten. Als wir bis auf 60 Meter herangekommen waren, blieben wir einen Augenblick halten. Die Elefanten, etwa 15—20 Stück, standen arglos und fressend innerhalb der kleinen Waldparzelle und ragten meist mit ihren mächtigen Leibern über die Kronen der Bäume hinweg. Etwa 4—5 junge, noch unausgewachsene Elefanten befanden sich bei der Herde. Das Gesamtbild bot einen prächtigen Anblick dar. Wir standen jetzt einen Augenblick still und ich war dafür, jetzt zu schießen, denn wir waren gut gedeckt, und die Elefanten schritten ganz langsam, meist einer hinter dem andern, mit ihren mächtigen Köpfen prächtige, nicht zu fehlende Ziele darbietend. Mein Begleiter, der bereits verschiedentlich mit Glück auf der Elefantenjagd gewesen war, riet jedoch, noch näher heranzugehen. Wir krochen bis auf 25 Meter an die gewaltigen Tiere heran; dann hielten wir noch eine kurze, flüsternde Beratung, in welcher wir übereinkamen, gemeinschaftlich zunächst den einen starken Bullen aufs Korn zu nehmen. Jetzt knallte meine Büchse und gleich hinterher die meines Nachbars. Beide Schüsse hatten ihr Ziel, den Kopf jenes stärksten Bullen, nicht verfehlt, denn man hörte deutlich den Einschlag des harten Stahlmantelgeschosses. Mit einem furchtbaren Satze hatte sich der getroffene Elefant herumgeworfen und sich nach unserer Richtung, woher die Schüsse gekommen waren, gewendet, dabei ein markerschütterndes Wutgebrüll ausstoßend und mit dem mächtig um sich schlagenden Rüssel die Stämme einiger Schirmakazien brechend; dann war das Tier jedoch zusammengebrochen. Nun begann aber auch unter die anderen Elefanten Bewegung zu kommen. Unter lautem Schnauben eilten die größeren Elefanten, Kühe und Bullen durcheinander, mit hocherhobenem Kopf und fast senkrecht in die Höhe gestelltem Rüssel in unmittelbarer Nähe ihres getöteten Kameraden hin und her, um ihren Feind ausfindig zu machen. Dann ertönte ein gewaltiges Trompeten, das das Zeichen des Leitbullen zum Rückzüge war, und die ganze Herde, voran die jungen Elefanten, eilte in schwerfälligem Trabe dem schützenden, Schilf des Flusses zu. Auch wir stürzten jetzt durch die Waldparzelle den Elefanten nach und kamen noch mehreremal zum Schuß, wobei drei weitere Elefanten, welche sich allerdings bereits im Schilfwasser befanden, zusammenbrachen. Die übrigen Elefanten waren in dem hohen Schilf des Mara-flusses verschwunden und nur das Brüllen der drei zum Tode verwundeten, im Schilf zusammengebrochenen Tiere ertönte über die Wasserfläche. Dieser letzteren noch am selben Tage habhaft zu werden, gaben wir auf und überließen es den in der Nähe befindlichen Ortschaften, deren Häuptlinge benachrichtigt wurden, die getöteten Elefanten zu bergen, die Zähne auszubrechen und zur Station zu bringen. Wir traten, froh des unerwarteten Jagderfolges, in gehobenster Stimmung den Rückweg in unser Lager an." * * * Der minister in der Jalie. Der Pair des portugiesischen Königreichs und Ehrenminister Pereira des Santos ist als ein großer Bücherwurm bekannt. Oft kann man ihn, in einen bescheidenen grauen Anzug gekleidet, die öffentliche Bibliothek besuchen und lange Stunden dort verbringen sehen. Kürzlich hatte er wieder dort seinen gewohnten Besuch abgestattet, hatte aber das Unglück, die offizielle Schlußstunde, 4 Uhr nachmittags, zu versäumen. Auch die Diener und Portiers hatten seine Anwesenheit nicht bemerkt, schlossen wie gewöhnlich die Tore und gingen nachhause. Als der Minister endlich die Bibliothek verlassen wollte, fand er alles geschlossen und sah sich gefangen. Da die Aussicht, die einsame Nacht in dem dunklen Gebäude zu verbringen, dem Minister keineswegs angenehm war, fing er an, um Hilfe zu schreien und stieg schließlich, da ihn niemand hörte, auf ein Fenster im zweiten Stockwerk. Nun befindet sich in der Nähe eine Polizeistation, von der aus man endlich den Minister am Fenster bemerkte; man hielt ihn natürlich für einen — Einbrecher. Zwei Schutzleute stürmten herbei und bombardierten den armen Herrn, dessen Kleider durch die unfreiwilligen Turnübungen in große Unordnung geraten waren, furchtbar mit Schimpfworten. „Ich bin Minister!" schrie er herunter. Das wurde natürlich von den Wachmännern als Unverschämtheit und Lüge ausgelegt und der arme Herr Pereira des Santos wurde noch ärger gescholten. Endlich erkannte ihn ein herbeieilender Polizeioffizier und nun war die Bestürzung eine große. Sofort wurden Feuerwehrmannschaften herbeigeholt und auf einer Rettungsleiter konnte nun der schwergeprüfte Minister sein Gefängnis verlassen. leb gebSre dem heiligsten herzen 3e$u. „Lasset die Kleinen zu Mir kommen!" Diese Herzenssprache Jesu hatte sich auch unter anderem eine Mutter zu Gemüte geführt und ihren kleinen Peter dem göttlichen Herzen Jesu geweiht und geopfert. Um nun ihren heranwachsenden Sohn Peter frühzeitig von ihrem Opfer in Kenntnis zu setzen, so sagte sie es ihm oft und oft vor, daß er dem Herzen Jesu gehöre und da sie ihm recht viel Liebes vom göttlichen Herzen zu erzählen wußte, wurde es dem vierjährigen Peter eine rechte Freude, das göttliche Herz zu verehren und ihm anzugehören. Einst wurde der Kleine von einem Soldaten gefragt: „Kleiner, wem gehörst du?" „Dem Herzen Jesu," lautete die Antwort wie immer. „Dem Herzen Jesu?" wiederholte der Soldat verwundert, „was soll denn das heißen?" Der Knabe sieht ebenso verwundert den Soldaten an, denn der ist jetzt der erste, der seine Antwort nicht recht zu verstehen scheint. Der Knabe kann sein Befremden nicht mehr verbergen, er eilt rasch zu seiner Mutter und sagt ganz laut in verwundertem Tone: „Mutter, denk' dir einmal, der Soldat weiß nicht einmal, was das Herz Jesu ist." Die Mutter aber belehrt den Kleinen, er solle nur fleißig für den Soldaten in seinem bunten Rock beten, dann lerne auch er das Herz Jesu schon bald kennen. Da begriff Peter sofort, daß er für den Soldaten beten müsse und versprach es auch. Dem jungen Mann aber gingen diese Worte sehr zu Herzen, er wurde feuerrot im Gesichte vor Verlegenheit, er sah und hörte nichts mehr um sich, sondern ist fortgegangen, aber nicht aus Zorn, sondern sein ganzes Benehmen zeigte, daß er gern laut hätte sagen mögen: „Von nun an will ich auch dem Herzen Jesu angehören." Ein lauteres Kindergemüt zweifelt nicht, sondern vertraut unbedingt dem Worte des Vaters und der Mutter. So beteten nun der kleine Peter und seine gute Mutter fleißig, daß der gute Soldat auch ein eifriger Kämpfer für die Ehre des göttlichen Herzens sei. Doch nicht allein für ihn, sondern auch für alle, die noch nichts vom göttlichen Herzen Jesu wissen oder auch aus Verkehrtheit des eigenen Herzens leider nichts von ihm wissen wollen. „O liebevolles Herz Jesu, erbarme dich der armen Sünder!" Line große Bille. Bekannterweise lieben die Neger gar sehr Musik und Gesang. Dies macht es dem Missionär zur heiligen Pflicht, sich in dieser Kunst insoweit auszubilden, daß er ein oder das andere Instrument handhaben kann, wenn anders ihm Gott ein Talent dazu gegeben hat. Wie für jedes gründliche Studium die Jugend die geeignetste Zeit ist, so ist sie es insbesondere zur Erlernung der Musik. Dieser beiden Wahrheiten sind sich die Söhne des hlst. Herzens Jesu in Mühland sehr wohl bewußt. Doch was nützt das lebhafteste Bewußtsein einer Pflicht, wenn man aber keine Mittel hat, ihr gerecht zu werden! Da haben wir in unserer apostolischen Schule, dem Laverianum, eine schöne Anzahl für die Musik ganz besonders veranlagter Zöglinge, lauter zukünftige Negermissionäre — doch was uns abgeht, das ist ein Instrument, ein Harmonium, woran sie sich üben könnten. So wenden wir uns denn heute an die Liebhaber und Förderer dieser schönen Kunst mit der herzinnigsten Bitte, es möge uns eine edle Seele unentgeltlich ein Harmonium zukommen lassen! Manch einer der hochwürdigen Herren Pfarrer, der hochwürdigen Herren Kooperatoren, der Herren Lehrer oder der F. T. Musikfreunde, deren es in jedem Stande gibt, hat vielleicht ein schon lange nicht mehr so ganz modernes Musikinstrument in seiner Wohnung stehen, das zur übrigen geschmackvollen und stilgerechten Einrichtung nicht recht passen will. Lange schon hat er das Bedürfnis, sich einen Packart oder etwas dergleichen anzuschaffen, aber wohin mit dem alten? Hochwürdiger Herr, edler Musikfreund, geruhen Sie es gütigst unseren Zöglingen nach Mühland bei Brixen zukommen zu lassen, so haben Sie ein hochedles Werk von weittragender Bedeutung vollbracht, ein wahres Liebeswerk an den armen Negern in Zentralafrika und das hlst. Herz Jesu wird nicht versäumen, es Ihnen, edler Wohltäter, zu entlohnen. (Seite 352 Stern der Neger Nr. 11 Gebetserhörungen Aus Hasenufer. Tausend Dank dem göttlichen Herzen Jesu für das Erhalten eines uneinbringlichen Geldes. Aus W. Auf den Knieen danken wir dem hlst. Herzen Jesu, der Mutter Gottes und dem hl. Josef für die Hilfe in unsern großen Anliegen; unser Bruder ist gesund und stark zurückgekehrt. Ungenannt. Unendlichen innigsten Dank dem hlst. Herzen Jesu für die vielen Gnaden zur Ablegung einer Beichte und für die Wiedererlangung der Gesundheit. Aus Odrau. Viele Novenen machte ich zum hlst. Herzen Jesu, zur unbefleckten Gottesmutter, viele Gebete schickte ich und viele meiner Bekannten und Freunde zum Himmel um eine große Gnade. Teilweise erhielt ich sie, dann versprach ich Veröffentlichung im „Stern der Neger" und siehe da, die Festfreude war vollkommen, die Erhörung war erlangt. Der gute Hirt freute sich gewiß, das verlorene Schäf-letn wieder gefunden zu haben. Preis und Dank dem hlst. Herzen Jesu und seiner unbefleckten Mutter für diese große Gnade. * -i- * Th. P. Meßnersgattin in P. bei Gm. empstehlt sich dem Gebete in einer besonders schweren Krankheit und bittet inständigst, es im „Stern" zu veröffentlichen. Fr. M. W. hat mehrere Familienanliegen, die er dem hlst. Herzen Jesu und Maria empfiehlt. ifc G. P. Pfarrer in L. empfiehlt sich dem Gebete der Söhne des hlst. Herzens Jesu. ifc I. B. in H. empfiehlt seinen Sohn Peter, der schon viele Jahre krank ist, dem Gebete. Eine Leserin des „Stern" aus Vorarlberg empfiehlt sich und ihre Freundin betn Gebete, um Befreiung vom schweren Seelenleiden. A. K. b. Bozen empfiehlt dem hlst. Herzen Jesu schwere Familienanliegen, ein schwieriges Unternehmen, und Empfehlungen. teilweisen oder gänzlichen Verkauf eines Anwesens, kritische zeitliche Angelegenheiten, günstige Erledigung eines Gesuches und noch mehrere Anliegen einer Familie, eine kranke Mutter und mehrere Gemütsleidende Personen. ifc L. R. Kärnten bittet um fürbittendes Gebet in mehreren Familienangelegenheiten, ijj- N. D. in Fall empfiehlt sich dem Gebete um Erlangung der Beharrlichkeit im Gebete, Besserung des Augenlichtes, in Geldangelegenheiten und um eine glückselige Sterbestunde sowie noch anderer Nöten. $ A. G. in E. wendet sich vertrauensvoll in mehreren geistlichen und leiblichen Anliegen an das hlst. Herz Jesu und der allslst. Jungfrau. Unbekannt aus O. bittet die Söhne des hlst. Herzens Jesu um das Gebet in schweren zeitlichen Anliegen, ifc Eine Kranke aus Bozen empfiehlt sich unserem Gebete um Gesundheit. <5- I. O. in Sarnthein bittet um unser Gebet für sich, seine Frau und seinen Neffen, damit sie eifrige Verehrer des hlst. Herzens Jesu werden, I. P. in D. fleht um Hilfe in großen Anliegen, äfc Frl. C. München empfiehlt sich dem Gebete um Sicherung des Seelenheiles, ifc N. N. München empfiehlt sich dem Gebete um Erlangung der Gesundheit. -?!$- M. R. in Sch. Eine eifrige Leserin des „Stern" empfiehlt sich unserem Gebete um Erlangung des Ordensberufes und um Befreiung von schwerer Versuchung. F. F. in H. bittet ums Gebet für einen Verwandten, der dem Trunke ergeben ist und um - eine Bekehrung. N. N. bittet seiner am Herz Jesu- und Marien-Altar zu gedenken. H- C. Sch. aus Rankweil bittet seiner und ihres Mannes im Gebete gedenken zu wollen, jfc 9t. 9t. Ahrweiler ersucht um unsere Fürsprache von dem hl. Herzen Jesu und Maria und auch vor dem hl. Josef in einem Anlregen. Ungenannt aus Sillian bittet dringend in einem großen Anliegen ums Gebet. Ein Wohltäter unseres Missionshauses empfiehlt sich in unser Gebet, damit ihn der liebe Gott von seiner Schwermut befreie. Für die Schriftteitung: Anton v. Wärt. — Druck von A. Weger's fb. Hofbuchdruckerei, Brixen.