Nw. VIII.
Wöchentlicher Auszug
von
Zeitungen.
i'aybach   den iZtcn Hornung 1783.
An.m''7</ """"'"»oll n„d „nld, nls Nürtemdcrg's Elise,
Ramm e„,,l aus Gonci H„„d im Pc,r,id,st, Dcs erstc Fra-.-cilbild.
<,»Vb»ch dc» iZten Körnung,
^:ute Abends langte Ge. Exull, l>?7 H«r Herr Franz Anton O«, Md^"N'?' ^«ensritter des
K äin ^enermMt, Mrnten und ^obmm «,! ^'«tlmZ des Herrn
Hrn.^! ^""'^ Sr. Exzell. des ,
!den Herrn Gouverneur in dem allda bestimmten Absteigquarticr ihr schul-digjteBerebrunZ zu befugen, da aber Hochdersclbe um 8 Uhr noch nicht oa war/ so zohen sie ad; wofür am fol-!genden Tage Se. Exzellenz der Hcrr Goucerncur dem sämtlichen Magistrat (weicher seine schuldigste Auf-!wartung machte) mtt der ihme zu-qethancnen herablassenden Zefalligen Leutjeli^keit dankte.
"Wten den 22ten Ienner.
Die jüngste Masquerade war tau-seno Köpft starh und alle die übrigen ^anzsale/ wovon erst zwey ganz neue sind cröjnet worden, werden fleißig
be-
' besucht; dafür wandern auck ganzc Garderobben in das k. k. Versatzamt/ ' weil sich mancher ganz ins Compen-dium zu ziehen sucht.
Der Teufel in Wien, eine ohnlangst erschiene Brochüre macht Lärmen, und wird häufig gelesen; Es steckt viel Witz darinnen, ohngcachtet es eben kein Meisterstück ist.
Das Wiener - Nationaltheater bleibt künftige Fasten offen/ und man hört nun auf zu denken, daß sich ein gutes Schauspiel mit Fastcnspeistn nicht vertrage; — der Preis der Logen wird aber deßwegen bis auf i iOo fi. erhöhet. — (^o will es wenigstens der Bareytherzeitungsschrci-ber haben.
Ferner von Wien aus ,^ Straß-I burgerzeitu <g: "Mit dem dreyfachen Bündnisse der österreichischen/ rußischen und preußischen Monarchien , sagen unsre Vielwisser / hat es seine völlige Richtigkeit und es ist nichts gewisser, als daß es mit dem türkischen Reiche, so wie ehemals mit Pohlen, eine dreyfache Theilung geben wird, wobey die Krnmn nebst einem großen Theile des anstossenden türkischen Reichs der Nußischcn, und ganz Servien nebst allen ehemaligen Besitzungen der Oesterreichischcn, ein Theil von Polen aber der Preußischen Krone zu Thcilc werden sollen. Man erwartet nur noch eincn dcr allezeit fertigen Hrn. Schriftsteller, welcher der Welt gedachte D-ipIe karta^e äe 1a ^unM6 auftischen soll. Mit einiger Gewißheit will man behaupten, Se. Majestät der Kaiser babe dcr Ottomannischen! Pforte eine nachdrückliche Vorstel-i
lung machen lassen, welche in folgenden Punkten bestehen soll: i.) verlangen Se. Majest. eine unge-stöhrte freye Schiffahrt für Ihre Unterthanen auf dem ganzen ^o-naustrom, dem schwarzen Meere, und dem Archipelagus: 2) fordern Se. Majestät, daß in Zukunft das Kalifat ganzlich aufhören, und die kleineren, von der Ottomannischen Pforte bishcr abhängig gewesenen Fürsten künftig gänzlich unabhängig seyn sollen. Diese Pillen sind freylich hart zu verschlucken, wenn sie nicht die Furcht vor noch derberen und mehr drastischen Arzeneyen genießbar machen sollte.
Se. Majestät der Kaiser hat 6. goldene Schaumünzen nach Prag schiken lassen, um fie an diejenige Geistliche zu vertheilen, welche sich bey dcm neuerlichen Religionserkla-runa^geschäfte durch Zurechtweisung eincr Anzahl irrender Seelen am meisten ausgezeichnet haben.
^avbach den i^ten Febr.
Trol; allen Ungewitters ist zu Befriedigung meiner Lescr wegen der näheren Bestimmung dcr abgeschlossenen Friedenspunkte nach dem Baal, ein träumender Schwärmer bey mir angekommen, welcher mir folgendes Geheimniß anvertraute. Wen man, fängt er an, diesen Frieden mit dem zu Fomaincbleau 1762. vergleicht ; so gewinnt Frankreich unmittelbar für sich durch den gegenwärtigen Traktat drcverley , 1) die Insel Tabago 2) die Befugmß < die sonst schon in Terrcneuve besessene Inseln ^St. Pierre und Miquelon nunmehro ! befeftgcu zu dürfen, und 3) die Ent?
fer-
fernunydes ärgerlichen Komissarius! zu Dünkirchen, welcher nach allen bisherigen Friedensschlüssen allda beständig wohnen und Acht haben sollte, daß alles in den, durch den Aach-ner und vorige Traktate bestimmten Zustand gesetzt werde- Indessen ist zu bemerken, daß obermelte Artikel nur auf Privatnachrichten, und also auf keine zuverlaßige Garantie sich gründeten.
Ein holländisches Blatt bringt andere, obgleich minder wahrscheinliche Artikel, nach welchen die Holländer Trmquenals an England abtreten, und keine Schadloshaltung erhalten; das Meer wird überall frey/ u. s. w.
Der Graf von Mousticr, den der König zu seinem bevollmacheigtenMi-m'ster am Londnerhofe ernannt hat/ ist Sr. Maj. von dem Grafen von Bergelmcs, Minister und Staatsse-kretarius der auswärtigen Geschäfte vorgestellt worden, und'hat vom König Abschied genommen/ um sich nach London zu verfügen.
Zulegt tratt er gar als ein Gelehrter auf, und sprach als wie der erste Finanzminister, daß er aus einer sichern Quelle die Summen berechnet habe, welche die Belagerung von Gibraltar überhaupt gekostet hat, und befunden / daß nach gemachtem Ueberschlag, wie doch sich der Sold der Truppen, die Iahrsgelder der Generals, die Lebensmittel, Munitionen, Sccausrüstungen,Verlust vonSchif-ftn, zerstörte Werker und andere Ne-denunkosten belaufen, worunter vor-zugltch du den benachbarten Seerau
ber- Republiken gemachte Geschenke einen nicht geringen Artikel ausmachen, der von Spanien gemachte Auft wand dieSumme von 216 Millionen Liv. betrage, Frankreich hingegen i; Millionen"auf diese Belagerung verwendet habe. Großbrittaniens Unkosten während der ganzen Blokirung und Belagerung Gibraltars belaufen sich aber auf 122 Millionen: welche Sumen ein ganzes von 336 Mil-lioi.en ausmachen.
Eben dieser Gelehrte hat nach gemachter Berechnung und Uebcrschlag gefunden, daß der gecndigte Krieg von seinem Ursprung an, nemlich vom Jahre 1776. überhaupt die Summe von 2,34O,OQO,O0O. Liv.gekostet habe. — Ich bitte also meine Leser dieses Geheimniß nicht zu verrathen, so, wie er mir dieBerechnung der Kriegskosten einen Mangclstcller zu übergeben auf das schärfeste verbothen hat.
Nun auch etwas zur Aufnahme  der deutschen Sprache.
An einem Versammlungsort in einer Hauptstadt, wo die deutsche Sprache nur als eine, in Deutschland nothwendige Beylage zur menf.ylichen Gesellschaft betrachtet wird, hat man wegen den Rcichthu-me der Deutschen Wörtcr alle üb.lg geborgte fremde Wörtcr durch eme Geldstrafe zu verbannen gefucht, und ob ich schon ohne von dieser löbl. Einrichtung etwas gewußt zu haben durch den Apetit in das Mitleiden gezoben worden, so habe ich doch in der Folge die Versamlnlung (in welcher man alles mit deutschen Worten
aus
ausdrückt) bewundern und hochsihä-' ken müssen, das sonoerbarste dabey ist das der beste deutsche Redner dieser rere!'tten Versammlung wegen der belobten Kenntniß der alten Geschichte sich von dem einzigen lateini-scbcn Wort /^.niio 1629. :c. unmöglich enthalten kann. Ich wünschte also, das diesen Beyspiel mehrere nachfolgten, um die Deutschen von dem Raube fremder Wörter zu bewahren.
Mailand.
Es ist allhier ein Kaiserl. Befehl bekannt gemacbt werden, daß die Ii. ittwen und Kinder derjenigen Bedienten, welche iQ Jahr lang gedienet und sich während di.str Zeit un-tadel'aft aufgeführet baben, nach ih-rcm Tod den dritten Theil ihrer gehabten Besoldungen behalten sollen.
Die regulären Klöster allhier, müssen wegen des gegenwärtigen Vroo-nangcls auf Befehl der Regierung Brod baaen und ans Publikum verlaufen. Dreyen Klöstern, deren Ka endestand nicht hinreichend ist/ um Mehl zu kaufen, ist erlaubt worden, ihr Silberzeug zu diesem Ende zu Gelde zu machen.
Idria, den uten Febr.
Heute sind von hier nach Wien 402 Zenten Queksilber abgegangen; der Werth hievon ist 44^2 fl.
Todtenverzeichmß.
Nro. 218. den iQten Febr. nächst den PP. Franziskanern, dem Herrn .^oh. Tenk, bürgert. Schneidermeister, seine Tochter, alt 19 Jahr.
Nro. 9. den i2ten vor dem Karl-stadterthor, ein Knäblein N. N. alt 3 Wochen.
Nro. 76. den ?4tenIgn atz Asch i tsch Wirth in der Gradische, alt45Iahr.
Nro. s). den i4ten in der Krakau, Margar. Supanschitschin, alt 6^ I.
Nro. 65. den isten m der Krakau, dem Ioh. Sünima, s. T. alt 3 Jahr.
Nro. 38. oen i6tcn auf dcr Polana dem Iol. Derbin,,. S. alt 4 I.
Nro. 283. den i6ten in der Juden-gaffe, dem Hrn. Anton Mü^lm, bür-gcrl. SaMcrmchm'/ s.S. alt 7 Monat.
Brodgewicht.
L,aut der mit izten Dec. i782.bcsche-hcnen Ausrechnullg/ solle künftighin pr. 1 kr. ^-w. N)ngen.
Die Mundsemmel    -'—52 Die orä. Semmel   -     —   7   2
Schorschiyentaig.
Das Label pr. 2 Batzen     2 22   2 Das Label pr.: Batzen     in   1
Ablaß-oder Machungstaig
1 Label pr. ic> Sold -       293 1 Label pr. 5 Sold    -'142
Cedruckt in der Klemmayrischen Buchdruckerey, log. in der St.PctersvorstadtNro. 91.