Kr Annst, Literatur, Theater u. geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ ^8. Montag am Janner 184O. ^<2 ^ Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Dogen. Der Preis des Blattes ist in Lo,bach oanzjäbr,« <>, <"^"^ hall>,ähr,a ü fl. Durch d,e k. k. Post unter Onuv?rl ü,,l rorlofre,er Zusendung a»n^i»br,a «, ball>jäbr,a 4 !i. C.M., und wird balbj»br,a voraus­bezahll. Alle k. f. Postämter nchuien Pränumerailon an. In Laibach eränumeriri man be»» Verleger am Raan, Nr. >YN, im ersten Stocke. G»trneval und Winter. 5^a s Leben hat nach innen sich geflüchtet. Von Melodie'n erklingt's in Stub' und Saal; Die Wände gliih'n pon Kerzenschein umlichtet Und seine Fahne schwingt der Carncüal. Ein and'rer Lenz, ein Traumlenz junger Herzc,r Mi t Wangenblütb' unl> Augensonnenschein, Mit Seufzcrlispeln und mit Liebcsschcrzen, Zog in die wohlüerschloss'nen Häuser ei,!.— Doch außen auf der Straff' im Schnccgeflocke, Da wandelt auf »ud ab ein hagrer Greis. Der Norwind saus't ihn, um die Silberlocke, Den Leib umhüllt ein Mantel, starr von Eis. Es ist — der Winter , der im Vollmondstrahle, Als frost'ger Wächter, durch die Straffen zieht; Erschallen hört er's bunt aus Stub' und Saale, Ergriffen bleibt er steh',! und horcht den, Lied. Und wächst empor, und streckt den Hals begierig Zu den erhellten Fenstern rings hinan, Und guckt hinein; —das Lebe,,, jung und rührig, Bringt fast ein Leben in den starren Mann. Nor seine Seele kehre,! Bilder wieder Von einer längstverscholl'nen Zeit der Lust; Vom Auge tropft es ihm, wie Thräncn nieder, Und wie ein Seufzer weht's aus seiner Brust. «Auch ich gehört' einst, denkt er, zu den Jungen!« Und zeichnet still, mit wchmuthsvollem Sinn, Vergang',ier Träume Nocherinnerungc,! Als Arabesken auf die Scheiben hin. Dan» geht der Manu!—die Blume n aber blieben, Die Leute seh'n sie wohl, — doch Keiner ahnt: Daß seinen Schn, c r z damit ein Greis geschrieben, Den er beim Anblick juuge r Lust empfand. I 0 h. »ab. Seidl. Perceunius. Vaterländische Erzählung aus dem liten Jahre nach Christi Geburt. Von Joseph Nuchenhain. (Beschluß.) Der schreckenvolle Anblick war vorüber, und das em­pörte Heer, durch das plötzliche Himmelsereigniß zusammen­acschreckt, kehrte zur Pflicht zurück. Die l>ortl» iii-^luri.-» der Stadt Aemona öffnete sich, und umgeben von den Cen­timen-Häuptlingen wurde Arno von dem Kaisersohne Drusus, dem ganz gedemüthigten Iunius Vlössus und von den ältesten Aemonensern auf dem l«'«!»», elvic-um jubelnd empfangen und allgemein als der Erretter mir ei­nem Lebehoch begrüßt. I n dem Blicke des Kaisersohnes aber lag etwas Geheimnißvolles; dieses konnte man bei der Ertheilung des Befehls an die Führer deutlich wahr­nehmen, besonders schien dies Arno zu gelten, nachdem Drusus mit einem Seitenblicke auf den Legaten so wohl­wollend demselben begegnete, daß alle Umstehenden Arno ein nahes Glück verhießen. Am andern Morgen früh erdröhnten plötzlich von allen Seiten des Laders diF Trompeten, und die gekrümmten Hörner riefen die Legionen zu dem Dankovfer, welche» für die wunderbare Abwendung der Gefahr den Göttern dar­ gebracht werden sollte; festlich geschmückt marschirten die Legionen reihenweise daher, eingetheilt in ihre Cohorten, Manipeln und Centurien, und stellten sich in langen, un­ übersehbaren Linien um den aufgestellten Altar, vor wel­ chem die Priester mit ihren Dienern um das in ihrer Mitte stehende, mit Blumen geschmückte Farren-Paar, das noch kein Joch kannte, standen. Sie schienen mit Ungeduld den Kaisersohn und sein Gefolge zu erwarten. Die Langersehnten kamen. Ihnen voran zogen paar­weise mehrere eisgraue Bürger Aemona's, deren Einer mit beiden Händen ein bedecktes kostbares Gefäß trug. Die­sem folgten reichgeschmückte Jungfrauen mit Myrthenzwei­gen, in ihrer Mitte Livia, des Legaten Tochter, in einem feuerfarbnen Schleier eingehüllt. Eine der Jungfrauen hielt eine hohe fiammenlose Fackel in der Hand, umgeben von den Mägden, welche Spinnrocken mit Wolle und eine Spindel mit der Rockenstange trugen. Nach diesem ka­men endlich Drusus und Iunius Vlössus langsamen Schrittes gegangen, Arno in ihrer Mitte führend; rings­herum die Lanzenträger und die reitende Leibwache des Kaisersohnes, und den Zug schloß eine Menge Volkes um .und außer Aemona. - HKS Sobald der Zug, in feierlicher Ordnung auf dem Opfer­platze angelangt, stehen geblieben war, ergriffen Opferdie­ner im aufgeschürzten Opfergewande die Schlachtthiere, neigten deren Häupter zu den Füssen herabgezogen, und nachdem Salz und Weihrauch in die Stirnhaare gestreut, und der heilige Wein verkostet und darüber gegossen war, schlug ein anderer Priester mit dem Beile in einem Hiebe die Farren zu Boden und stieß denselben das Opfermeßer in die Kehle. Ein leises: ah! entfuhr den Anwesenden, die Legionen aber schlugen freudig an ihre Schilde, daß es weit hin durch Berge und Thäler wiederhallte. Nun wandte sich Drusus zu Arno und sprach: „Ein würdiger Sohn der römischen Adler bleibst du uns fortan!" und während diesem setzte er ihm die aus dem bedeckten Gefäße genommene Bürgerkrone aus Eichenlaub auf das Haupt. „Freier!" sprach er ferner, „empfange hiemit den Lohn deiner treuen Anhänglichkeit an deine Pflicht," und somit hob er den bleichen Jüngling, welcher indessen auf die Kniee gesunken war, liebend auf. Ein Priester trat zum Altar und nahm Livia's zitternde Hand, welche unterdessen von der Jungfrauen geleitet auch dahin getreten war und Weihrauch und Myhren in die heilige Flamme am Opferaltare streute, daß sie knisternd hoch aufloderte und die Fingerspitzen ihrer Lilienhand zu küssen begann. Er ergriff die dargereichte Fackel, sie an der hei­ligen Flamme anzuzünden, die Arno und Livia durch das ganze Leben hindurch leuchten sollte. Aber da sprang plötzlich Arno zu dem Priester, sich den Armen des Dru­ sus stolz entreißend. Er riß die Fackel von der Altars­fiamme hinweg, und schleuderte seine Eichenlaubkrone hin­ein sprechend: „Nimmer lodre Ulis Zweien die Hymens­fackel!" Alles erbleichte ob dieser Kühnheit, Arno aber be­gann: „Es ist vollbracht, Iunius Blösus, was ich einst im Stillen furchtbar mir gelobte! Du bist nun arm, deines Ansehens und deines Glückes beraubt, so wie ich damals, als ich meine Augen im Geheim zu deiner Toch­ter, im eitlen Vertrauen auf mich selbst, erhob. Auf diese Stufe dich zu bringen habe ich geschworen, und diesen Schwur im Augenblicke, als ich des Vaters erkaltete Lip­pen zum letzten Male küßte, mit seinem Blute besiegelt. Mein Vater mußte verbluten, Livi'a die Tochter des Mörders meines Vaters aber kann nimmer meine Gattin seyn!" Staunen ergriff die Anwesenden bei der Entwicke­lung solch' einer berechneten Bosheit. Und der Gräßliche fuhr fort: „Was ich als dein Die­ ner Arno dir immer Gutes gethan, nie war die Absicht so edel, wie die That. Ich handelte zum Scheine, um dich wie der Tiger, der erst mit seiner Beute spielt, desto siche­ rer zu verderben. Die Zunge, die dir in schweren Stun­ den gleisnerischen Trost zugesprochen, hat verkappt als der Seher Percennius deine Legionen aufgewiegelt, und dein Thun und Handeln den Mißvergnügten vcrrathen. Diese Hand, die dich gewandt aus den Wellen des Nau­ portus gezogen, weil dein Geschick noch zu leicht war, hat deine Saaten in Brand gesteckt, dein Vieh getödtct; o staune nicht! diese Hand hat-deine Gemahlin zum Strande des Orkus gesandt.— So rächt sich- der Fürstensohn der Barbaren, den du in Fesseln schlugst und der nun im An­gesichte dreier Legionen Roms dich durch die Zurückstoßung deiner Tochter Hand der allgemeinen Entehrung «Preis gibt." Dies sprechend schloß er die beinahe leblose Livia in seine Arme, indem er nach einem seelenvollen Blicke, ehe es die Anwesenden verhindern konnten, erst sie und dann sich an den Stufen des Altars mit einem aus den Falten sei­nes Kleides gezogenen Dolche rasch erstach. Liuia's Asche rühr im heimatlichen Lande, Arno's Fleisch aber fraßen die Hunde, und die Raubvögel zer­streuten sein Gebein. Bilder aus der salzburg'schen Alpenwelt. (I n Briefen »n einen Freund.) Von Eduard Silcsius. i. Das Gosauthal und seine wackeren Be-w ohner. Mehrere Auswege stehen uns von Hallstadt aus nach dem berühmten Wildbade Gastein, dem nächsten Ziele un­serer Gebirgswanderung, offen. Da ich Salzburg und seine himmlische Umgebung wiederholt besucht, und meine An­schauungen darüber in einem eigenen ausführlichen Aufsatze (Wiener Zeitschrift von Schickh, Decemberheft 4833) der Oeffentlichkeit mitgetheilt, so sey es mir vergönnt, diese gewöhnliche Straße zu verlassen und Sie auf dem ohne­hin selten besuchten kürzeren Wege durch das Gosauthal zu begleiten. Wir fahren von Hallstadt auf dem See in der uns wohlbekannten Richtung bis zum Gosauzwange zurück. Hier haben wir Gelegenheit, dieses Meisterwerk Spielbühlers, wodurch die Soole in einer Höhe von 22 Klaftern über das 8« Klafter breite Thal geleitet wird, genauer zu betrachten, und etwa auch von seiner Mitte, wofern nicht der Schwindel die Besteigung verbietet, schau­dernd in den Abgrund hinabzublicken. Die Berge auf beiden Seiten rücken hinter dem Go­sauzwange eng zusammen und bilden bis zum Dorfe einen fast zwei Stunden langen, vom reißenden Gosaubache durch­wühlten Schlund. Plötzlich aber erweitert sich derselbe überraschend zu einem freundlichen Thale. Ein wahrhaft idyllisches Bild: in dem tiefsten Grunde der rauschende Bach; auf beiden Seiten die schönsten Wiesen; längs den hohen Gebirgswänden die zerstreuten, hölzernen Häuser und im fernen Hintergrunde der zackige Stein mit dem Donnerkogel, seine Brüder stolz überragend. Der karge Boden, von den durch das zurückgestauchte Gewässer verursachten Sümpfen in seinem Erträge noch mehr geschmälert,, vermag nur wenig Getreide zur Ernäh­rung der hier wohnenden, zahlreichen und zufriedenen Men­schen beizusteuern, und auch die stärker betriebene Vieh­zucht wäre dazu nicht hinreichend; was den Bewohnern aber die Natur versagt, ersetzen sie durch die mannigfachste Betriebsamkeit. Sie unternehmen große Holzschläge und 3t5 Transporte für die Salzwerle; sie brechen Schleifsteine im nahen Gebirge; sie schnitzen und drechseln endlich allerlei Holzwaaren und Spielzeuge für Kinder. Die hiezu erfor­derlichen Barschaften werden von Mehreren zusammenge­schoßen und bei dem hier bestehenden gewiß loblichen Brau­che, die Ersparnisse nicht auswärts zu verleihen, ist Jeder aus ihnen, welchen Geldverlegenheit drückt, einer Aushilfe gewiß. Diese schone Sitte genügt, die Gosauer—in der bei Weitem überwiegenden Mehrzahl Protestanten, obgleich zwischen Letzteren und den wenigen Katholiken ein durch den verschiedenen Glauben keineswegs gestörtes Band brü­derlicher Eintracht besteht—als ein wohlthätiges Volkchen zu charakterisiren, dessen Bekanntschaft jeden Fremden ei­nen wohlthatigen Eindruck zurücklassen wird. Hiezu trägt auch ihr fröhliches, gesundes Aussehen, ihre glückliche, kör­perliche Bildung bei — Eigenschaften, durch welche sie sich von den Hallstädtern vortheilhaft unterscheiden. Hier ist Georg Hubner's Heimat!), des Mannes, welcher als armer Holzknecht seine Laufbahn begann, den berühmten Durchschlag in Neuwald an der Grenze zwischen Niederösterreich und Steiermark schuf, dadurch beträchtli^ che, bisher nie benützte Urwälder mittelst eben so genial und kühn, als praktisch angelegter Schwemmkanäle für die Residenz und die übrigen cultivirten Gegenden des Landes zugänglich machte, und endlich, nach einem langen wechsel­ vollen Leben, als hochbejahrter Greis im schwerverdienten, hohen Wohlstande und mit dem Ansehen eines Patriarchen über sein Thal Nasiwald und über alle Waldgegenden Ocsterreichs, wo das rührige, gutmüthige Völkchen der Holz­ knechte die Art schwingt, mit dem Gefühle einer vollkom­ men erreichten Menschenbestimmung aus der Welt schied. — Eine gutverfaßte Lebensbeschreibung dieses ehrwürdigen Mannes, des Gosauer per emiueotiltm, wie er seyn soll und war, wäre eines der lehrreichsten Volksbücher! — Zwei Stunden Wegs führen uns nach dem vorderen Go­sausee, einem der schönsten Punkte des Landes ob der Enns. Die Lage dieses 840 Klafter langen und 2Z0 Kl. breiten, tiefklaren Alpenwasserspiegels macht auf jedes füh­lende Herz einen unauslöschlichen Eindruck; er ist rechts von den Thurmzinnen des Steins und seiner Vorberge, links von einer minder hohen waldreichen Wand umschlos­sen; in seinem Hintergrunde erheben sich aber, über eine Reihe mannigfaltig gestalteter Hügel und Berge, die blen­denden Eis- und Schneefelder an der Nordwestseice des Thorsteines, und endlich, noch hoch darüber, die grauen Scheitel dieses mächtigen Zweizackes. Ein ermüdender Weg von anderthalb Stunden führt uns vom inseitigen Ufer, das man nach halbstündiger Ueberfahrt erreicht, zu dem Hinteren See, einem 400 Klft. langen, 230 Klft. breiten und gegen 2300 Fuß über das Meer erhabenen, meergrü­nen Wasserspiegel zwischen hohen Felsenwänden, welcher jedoch nach Weidmann's competenter Versicherung keine so merkwürdige Ansicht darbiethen soll, daß der Besuch desselben, wofern man nicht die Besteigung des Gletschers von dieser Seite damit verbindet, lohnend erschiene. — I m letzteren Falle übernachtet man in einer Alvenhütte jenseits des Hinteren Sees, und gelangt am anderen Morgen auf einem sehr beschwerlichen Wege von vier Stunden an den Fuß des Gletschers. Letzterer ist jedoch nach Weidmann's Bemerkung nur ein Nebenausläufer jener ungeheuer« Eis­maße, welche wir am Karleisfelde bewunderten, und daher des Besuches minder würdig, als jenes; dagegen kommr zu erinnern, daß nach Kleyle's Angabe von hier aus die Ersteigung des Thorsteins, welche sich vom Karleisfelde aus als unmöglich darstellt, wegen minderer Zerklüftung und günstigerer Lage, immerhin — obgleich freilich nur mit gro­ßen Vorbereitungen und sattsamer Gefahr — nicht unaus­führbar seyn dürfte. Sehr bedauerte ich, durch Weid­mann's trefflichen „Wegweiser nach und um Ischl" zu spät auf den im Gosauthale gelegenen Zwiselberg auf. merksam geworden zu seyn, dessen Ersteigung kein diese Gegend besuchender Naturfreund unterlassen sollte, dasein Gipfel, obgleich nur ein Paar hundert Klafter über den Thal­boden erhaben, durch seine Lage eine der großartigsten Aus­sichten auf die Gletscher Salzburgs darbieten soll. u. Da s Tha l Abtenau und seine Merkwürdi g leiten . Nach Gosau zurückgelehrt, wandern wir hierauf in westlicher Richtung über den Paß Gschütt in das bereits im Salzburgischen gelegene Thal Abtenau und nach dem gleichnamigen Markte. Wir steigen von dem Uebergangspunlte des Passes Gschütt in das Thalgebiet des Rußbaches herab, der, den nördlichen Höhen entsprungen, der tieferen Lammer zueilt. Ein steiler, aber gefahrloser Pfad führt aus dem Rußbach­thale auf das hohe Feld, dann ein ziemlich gefährlicher, nur für Schwindellose gangbarer Steig auf den Gipfel der Traunwand, welche gegen 6500 Fuß über das Meer erhaben und, 3 Stunden von Rußbach entfernt, eine der großartigsten Alpenaussichcen gewährt. Zwei Meilen hin ter Gosau betreten wir den Marl : Abtenau, aus einer Gruppe von etwa 70 hölzernen Häusern (die übrigen lie­gen durch den ganzen Gau zerstreut) bestehend. Die Ge­gend erzeugt wenig Getreide, ist aber reich an den Herr, lichsten Alpen, von einem zahlreichen Viehstande belebt, auf welchem der Haupterwerb des hier hausenden, gesun­den, biedern und redlichen Völkchens beruht. Ein hohes, von Leiden ungetrübtes Alter, mitunter von 100 Jahren, ist hier keine ungewöhnliche Erscheinung. Hier ist wahrer Heimatssinn zu Hause. Die Bewohner, vom Erwerbs­triebe in die Fremde geführt, kehren oft selbst in alten Tagen zu ihren lieben Bergen zurück, um hier ihr Leben zu beschließen, wovon man rührende Beispiele erzählt. Von hier aus besuchen wir die Wunder des nahen Aubachthals. Eine wilde, gigantische Felsgegend, immer mehr sich veren­gend, vom Aubach durchströmt, umfängt uns. Die gi­gantischen Wände, an ihrem Fuße von den Wogen unter­wühlt und das schauerlichste Bild der Zerstörung darbie. tend, schließen sich endlich zu einem hohen, natürlichen Felsenbogen, die Fcuerbrücke genannt, weil man ihr Ent­stehen dem großen Salamander der Unterwelt, dem leidigen 3t« Satan zuschreibt. I n der That! ei» infernalisch-schöner Anblick ist's, auf dem Bauche liegend, von dieser Felsen­ brüstung in den sinstern Schlund des Strub, (mit welchem Namen man hier zu Lande überhaupt enge Thalschlünde bezeichnet) und in sein ungestüm schäumendes Wogenge­ wühl hinabzuschauen. Der Sage nach soll in früherer Zeit das Gewässer bis dicht unter diesen Felsenbogen hinange­ reicht haben. Hier ist auch eine Holzschwemme, und die Kühnheit, womit die Holzlncchte hier, so wie bei denOefen der Salza hinter Gelling, sich an Stricken hinablassend, die in Unordnung gerathenen Blocke wieder in gehörigen Gang bringen, ist wirklich schauererregend. Das geringste Versehen und sie sind verloren. Eine kurze Strecke wei­ ter und der Kontrast wird so überraschend, wie aus der Hölle zum Paradiese in Dante's und Virgil's bekann­ ten Wanderungen, oder — von der Teufelsbrücke durch das Urner-Loch in das Ursener-Thal. Die Thalschlucht erweitert sich wieder und die liebliche Alpe Pichet umfängt uns mit ihrem freundlichen, von Her­ den belebten Wiesengrün und den darauf zerstreuten, von frohen, gutmüthigen Menschen bewohnten Hütten. Ueber die gesegneten Matten fließt der Aubach sanft dahin, aber um so mehr überrascht uns ein nahes, neues Naturwun­ der, wie etwa ein Mensch, den wir eben sanft und mild gesehen, im raschen Uebergange zur höchsten Aufregung. Der Bach stürzt plötzlich 50 —60 Fuß hoch von einer stei­ len Felswand und bildet, dem Gebirge zu, noch einen zwei­ ten Fall. An dem hohen Stege, zunächst an diesen Cas­ cade« ereigneten sich, wie rührende Votivtafeln uns melden, mehrere Unglücksfälle, die uns erinnern, daß der Garten Eden —auch hier nicht zu finden sey. (Fortsetzung folgt.) Nevne des Mannigfaltigen. Leipzig hat gegenwärtig, nach einem Berichte des „Pesther Tageblatts," 200 Pressen und 8 Schnell­pressen in fortwährender Thätigkeit; das dabei beschäftigte Personal beläuft sich nahe an i««0 Menschen. Ferner hat es Z Schriftgießereien; 15 Kupferdruckereien, 11 Kupfer­und Landkartenstecher, 3 lithographische Anstalten, 15 Leihbibliotheken, 6 Kunsthandlungen, 12 Musikalienhand­lungen, 1? Antiquare und »6 Buchhandlungen. I n Böhmen herrscht unter den cechischen Mädchen auf dem Lande der Gebrauch, sich am Charfreuage vor Sonnenuntergang im nahen Bache oder Fluße zu baden, oder wenigstens zu waschen. Dieses soll die Schönheit be­fördern und sie vor jedem entstellenden Ausschlage hüthen. Ferner herrscht der Volksglaube, daß denjenigen, auf wen eine Katze, wenn sie ihre Pfote lecki, den ersten Blick wirft, bald irgend ein Kummer treffen müsse. Dasselbe erfolgt dem, welcher das Salzfaß auf dem Tische umwirft. Auch soll man, dem Volksglauben zu Folge, kein Messer über Nacht auf dem Tische liegen lassen; denn so lange es nicht an Ort und Scelle gegeben wird, lauert der Feind.— Legt man ein Laib Brot mit der schwarzen Irinde auf, so wird dadurch Gottes Segen abgewendet. Einem alten Weibe oder einem Hasen begegnen, der über den Weg lauft, be­deutet Unglück, dagegen einem Juden oder Zigeuner, Glück. Laut dem Journal-Tarifs für das Jahr I8l 0 erschei­nen gegenwärtig in Oesterreich 36 politische Zeitungen und zwar: 2 in Wien, 2 in Agram, 2 in Pesth, 2 in Ofen, 2 in Preßburg, 2 in Lemberg, 2 in Prag, 2 in Vene­dig, 1 in Innsbruck, i in Brunn, 4 in Gratz, i in Klagenfurt, i in Laibach, i m Linz, 1 in Salzburg, i in Hermannstadt, i in Troppau, 1 in Como, linCremona, 1 in Mailand, 1 in Mantua, 1 in Pavia, 1 in Verona, 4 in Zara, i in Triest, i in Klauscnburg, 1 in Kronstadt, und i in Roveredo. Davon sind 16 in deutscher, i l in italienischer, 1 in illyrischer, 5 in ungarischer, 1 in pol­nischer , 1 in böhmischer und i in wallachischer Sprache. Der nicht politischen Journale gibt es 45 in deutscher, 1 in französischer, 38 in italienischer, 3 in ungarischer, 1 in serbischer, 3 in polnischer, 4 in böhmischer und 1 in lateinischer Sprache. Von denselben erscheinen 2l in Wien, 2? in Mailand, 11 in Prag, 9 in Pesth, 3 in Triest, 4 in Venedig, i in Lemberg, 2 in Brunn, 2 in Laibach, 1 in Gratz, 1 in Klagenfnrt, i in Innsbruck, i in Linz, 1 in Salzburg,, i in Padua, i in Verona, 1 in Ofen, 1 in Trient und 1 in Pavia, zusammen 86. Literarische Neuigkeiten. (Wien.) I m Verlage der Leopold Grund'schcn Buchhandlung ist so eben erschienen: »Tagebuch des Naturfreundes « Bilder und Skizzen aus dem kreisenden Wechsel der Jahreszeiten. Zur Veredlung ju­ gendlicher Gcmülhcr und Vergnügung empfindender Herzen. Herausgege­ben von I. S. C'b erst erg. Diese als sehr vortrefflich und empfehlend weich geschilderte Iugeudschrift, deren innerer Gehalt schon durch de» allge­mein bekannten Namen des ausgezeichneten Verfassers «erbürgt wird, ist Sr. Ercellenz, dem obersten Etaatskanzler ic. Herrn Ant. Friedr. Grafen von Mittrowsk! ) gewidmet. Die Ausstattung ist schon und nett, der Druck korreckt und überdies das Buch mit einemsinnreichen Titclblatte und 24 lithographirtcn Vignetten geziert. Herr Joseph Holzer in Klagcnfurt gab bei Tendier undScha­fe r seine: »Gedichte" (Wien l»4o gr. n. S . 26c>) heraus. Der Verfasser theilt dieselben in : Lieder der Liebe — Nalurbilder — Erinnerungen an Kärnten, Elegische Gedichte — Balladen, Romanzen und erzählende Gedickte — lanuige, satyrische, epigrammatische und vermischte Gedichte ein. — Die äußere Ausstattung ist wirtlich lobcnswerth. Wir werden in einem der näch­ sten Blätter auch über den Inhalt des Buches ausführlich reden. (Brunn.) »Iurende's vaterländischer Pilger" für das Jahr IL4«. Alle Zeitschriften der Residenz stimmen überein, daß dieser Riese unter denKalendern des Vaterlandes, welcher bereits seinen öl. Jahrgang er­lebt (er besteht seit löuy) von! Jahr zu Jahr in seiner Beliebtheit steigend, als Muster eines gemeinnützigen Werkes die vollste Anerkennung verdiene. Dieses Unternehmen wird vom Herrn Ohcral , Redakteur der Zeitschrift »Moravin « mit vieler Umsickt geleitet. (Ofen.) Nach einem Berichte »des Adlers« hat der Verein zur Bildung der slawischen Sprache und Literatur in Ofen den Vierten Jahrgang seines Almanachs: „Xnrn« für 1840 der Presse übergeben. Das Nildniß Sr. t. k. Hoheit, des Erzherzogs Franz Carl, wird diesen Jahrgang zieren. Der slauische Proto-Dichter Holli , den einige öffentliche Blätter als den Home r und Virgi l Slavicns mit vollem Rechte darstellten, hat auch dieses Jahr, so wie gewohnlich, die gediegensten Hanptbciträgc dazu ge­liefert — und es soll keine Versgattuna eristire», die dieser verehrte Wann mit einer ihn, angebornen Classieilät in dem dicsiährigrn Jahrgänge nicht erschöpft hätte. Auch die Ausgabe eines sln vischen vaterländischen Pilgers 5> I» hurende soll zur Sprache und Vcrathung gekommen se,)n, welches Unter­nehmen wohl vom augenschemliche» Nutze» seyn und die Volleste Anerken­nung verdienen würde. Äuftüflülst des Logogrnphs IM Blatte Ztr. 7?. Schiller — Hillce — Iller. Laibach. Druck und Verlag von Joseph Vlasnik.