Zum Titelbild ff*“" Unsere Neupriester Südamerika ist das größte Sorg6tl kind unserer Kirche. Immer Bischöfe fordern beschwörend mehr emen grundlegenden Wandel in der So zialen Struktur Südamerikas: Laruj reform, Wohnungsbau, Arbeit gerechten Lohn für alle. Die Schaffung sozialer Gerechtig. keit wird aber erst durch dje Überwindung des Analphabeten, turns möglich und von Dauer sein Dann erst wird der ganze Konti-nent froh sein können und lachen wie dieses Kind. Die Zeit drängt! Der Bevölkerungszuwachs Südame. rikas ist der stärkste in der Welt Im Jahre 2000 werden über 600 Millionen Menschen in Südamerika leben. Im Jahre 1960 waren es 200 Millionen. In 40 Jahren hat das Christentum 400 Millionen Menschen zu gewinnen — oder einen Kontinent zu verlieren! item c[er "Neger ZEITSCHRIFT DER MISSIONARE SÖHNE DES HLST. HERZENS JESU September/Oktober 1963 Jährlicher Bezugspreis: DM 3.— S. 15 Lire 500 Einzahlung: Missionshaus Josefstal Postscheckkonto Stuttgart 540 66 Scheckkonto 862 11 Stern der Neger Herz-Jesu-Missionshaus Milland Bressanone/Brixen C. C. P. 14 7392 Trento Bestellung: Missionshaus Josefstal 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 — Missionshaus Maria Fatima Unterpremstätten bei Graz — Herz-Jesu-Missionshaus Milland Brixen P. Josef Uhl, geboren 1934, Priesterweihe am 8. Juni 1963 in Rom. P. Alois Sonnenburger, geboren 1929, Priesterweihe am 24. August 1963 in Algunt, Erzb. Trient. P. Josef Schmidpeter, geboren 1936, Priesterweihe am 29. Juni 1963 in Brixen. P. Benno Singer, geboren 1936, Priesterweihe am 28. Juli 1963 in Bamberg. P. Andreas Thorwarth, geboren 1936, Priesterweihe am 28. Juli 1963 in Bamberg. P. Hubert Heller, geboren 1936, Priesterweihe am 28. Juli 1963 in Bamberg. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu Ellwangen/Jagst Josefstal Schriftleitung : P. Udo Baumüller MFSC Missionsseminar St. Josef 709 Ellwangen/Jagst Postfach 28 Druck: Schwabenverlag AG Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchl. Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Unsere Bilder: Fides 9; P. Lang 4; Wellenzohn 3; Oberstaller 3; Starker 2; Hurler 1; Diepold 1. J}s begann mit einem 100-Watt-Sender Nächstenliebe und Gerechtigkeit den Bedürftigen gegenüber ist ein Weg zur Verbreitung der katholischen Lehre durch das Beispiel. Und auf diese Weise wird der leibliche ffunger der Menschen gestillt, so daß sie in die Lage versetzt werden, hören und lernen zu können. Das ist eines, aber letztlich geht es hier nicht darum. Wir möchten vielmehr die Aufmerksamkeit auf den religiösen Hunger hinlenken, an dem Millionen von Katholiken in Lateinamerika leiden. Wenn diese geistliche Not wirklich verstanden und beherzigt wird, dürfen wir sicher sein, daß die Kampagne für Freiheit von seelischem Hunger viele zu begeistertem Einsatz für diese Sache bewegen wird. Es handelt sich hier um einen Aufruf, der äußerst dringlich ist. Jene, die in die Weizenfelder der katholischen Lehre Unkraut säen möchten, sind bereits eifrig am Werk, und vielerorts muß diesen Feldern neue Lebens- Sie ahnen noch nicht, was ihnen bevorstehen könnte. und Wachstumskraft zugeführt werden. Im November 1958 wandte sich Papst Johannes XXIII. in einer seiner ersten Ansprachen an die Hierarchie Lateinamerikas und verlieh dabei seiner aufrichtigen Freude über die Anhänglichkeit der Bewohner La-tenamerikas an den katholischen Glauben Ausdruck, „eine Anhänglichkeit, die nichts zu mindern vermochte, weder innere Krisen, noch Maßnahmen, die auf die Unterdrückung des Religionsunterrichtes und der Rechte der Kirche ausgerichtet waren, nicht einmal gewalttätige Verfolgung". Seine Heiligkeit fügte jedoch hinzu, es sei leider notwendig, „zuzugeben, daß an sehr vielen Orten das unerschütterlich starke Festhalten des Volkes am Glauben nicht immer, wie es sein sollte, verbunden ist mit einer vorbildlichen Ausübung der Religion, sowohl im privaten, als auch im Familien- und öffentlichen Leben. Auch machen Wir kein Geheimnis daraus, daß eine Unserer größten Sorgen in dieser Hinsicht der erschrek-kende Mangel an Priestern zur Bewältigung der ständig wach, senden Nöte dieser Länder ist" Obwohl die politische und i^' tellektuelle Atmosphäre in La. teinamerika weithin materiali, stisch geprägt ist, bewahrt trotzdem die Mehrheit der Be-völkerung einen sehr lebendi-gen Sinn für den Glauben. Reij. giöse Unwissenheit aber läßt diesen Glauben nicht sein6 wahre Frucht bringen, Ein alar-mierender Priestermangel haj es schon seit längerer Zeit möglich gemacht, der Lage abzuhelfen, die religiöse Unter-ernährung zu beheben. Der Seminarbau des Hwst. Herrn Prälaten A. Kühner in unserer Prälatur Tarma. Dieser Bau wird zum Teil auch mit Geldern aus der Adveniataktion finanziert. Erschreckender priestermangel j4ach Statistiken von 1959, die jn „World Horizon Reports" jsfr. 25 veröffentlicht wurden, gab es in ganz Lateinamerika, h. auf der westlichen Hemisphäre südlich des Rio Grande und einschließlich der Karibischen Inseln, 37 920 Priester für 180 548 000 Katholiken. Das bedeutet durchschnittlich einen Priester für je 4750 Gläubige, p'a nach allgemeiner Ansicht ein Geistlicher kaum mehr als 1000 Seelen hinreichend religiös betreuen kann, ist es ganz klar, daß der Priester in Lateinamerika überlastet ist. Wir müssen uns dabei aber noch vergegenwärtigen, daß rund zwei Drittel des Klerus in den Städten wirken, während der Rest über weite Landgebiete hin verstreut ist, wo es Pfarreien mit 15 000-30 000 Seelen und einer Ausdehnung bis zu 1000 Quadratkilometern gibt. Zahlreiche Pfarreien haben überhaupt keinen Geistlichen. In einem Brief eines Priesters in Peru, den dieser an „Christ to the World" richtete und in dem er eine Situation schilderte, die ohne Zweifel auch für andere Orte gilt, lesen wir folgenden erschütternden Abschnitt: „Beim Schreiben dieser Zeilen bin ich eben von zwei Katechisten gestört worden. Es ist Sonntagnachmittag. Einer der Katechisten brach gestern auf seinem Boot von daheim auf und traf heute vormittag hier ein. Der andere mußte sieben Stunden zuFuß marschieren.Beide kommen aus Gegenden, die nicht mehr zu dieser Pfarrei gehören, aber beide Gebiete sind ohne ständigen Priester. Der eine Katedüst bittet um einen Geistlichen zur Abnahme der Beichten von 500 Indianern. Der andere hat 350 Menschen auf die Erstkommunion und 400 auf die Firmung vorbereitet, während 60 kirdilich getraut werden wollen. Das ist Arbeit außerhalb dieser Pfarrei, die allein 40 000 Seelen hat, die nicht hinreichend seelsorgerisch betreut werden können. Die uns nächstgelegene Pfarrei zählt schätzungsweise 60 000 Katholiken, hat aber keinen Geistlichen." Der Bauherr Prälat Kühner und der Bauleiter Bruder Kuno. Soziale Revolution und rasche Bevölkerungszunahme Eine Urwaldindianerin aus der Gegend um Pozuzo. Unter den vielen Verändern^, gen, die zur Zeit in Lateiname. rika vor sich gehen, ist nicht die unwichtigste die Tender der Abwanderung der läricj. liehen Bevölkerung nach den Städten hin. Im Jahre 1925 z.ß lebten noch zirka zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ländlichen Gebieten, während im Jahre 1960 nur mehr die Hälfte davon (d. h. ein Drittel) auf dem Lande wohnte. Diese Änderung ist zu einem großen Teil auf die besonders seit dem letzten Kriege zunehmende In-dustrialisierung zurückzuführen. Verschärft wurde sie noch durch Einwanderung aus Europa. Das hat zu einer Verbreitung neuer Ideen geführt. Es hat aber den Anschein, daß die tiefste Ursache für die vor sich gehende soziale Revolution in der ungeheuer raschen Zunahme der Bevölkerung Latein-amerikas liegt (von 100 Millionen im Jahre 1930 auf 160 Millionen im Jahre 1950 und auf 205 Millionen im Jahre 1960). Man schätzt, daß die Bevölkerung bis zum Jahre 2000 auf 600 Millionen anwachsen wird, Gefahr des Kommunismus Regierungen und internationale Organisationen sind daran, neue erzieherische und technische Einrichtungen zu schaffen, wodurch sich rasch neue Situationen herausbilden. Unter diesen Verhältnissen ist es von hoher Bedeutung, daß die Katholiken in ihrem Glauben unterrichtet seien, was vor allem- für die junge Generation gilt, die in Gefahr steht, für falsche Ideologien gewonnen zu werden. Die Kirche in Lateinamerika Br. Kuno versucht durch Filmvorführungen die Indios weiterzubilden. jaucht viel mehr Priester, sie jaucht aber ebenso noch viel jtärkeren Laieneinsatz. Wir jjiüssen uns hier darauf betränken, nur ein paar Beicele für die Gefährdung je-ner Länder durch den Kommunismus anzuführen. perù, dessen Bevölkerung im Jahre 1962 rund 11 Millionen betrug, hatte nadi einem Bericht in „Christ to the World", yOOO eingeschriebene Kommunisten, von denen 4000 (!) Volksschullehrer waren. In Bolivien (Gesamtbevölkerung für 1962: 3 500 000) waren zirka 15 Prozent der Lehrer Kommunisten und 20 Prozent kommunistenfreundlich eingestellt. In Chile (7 600 000 Einwohner im Jahre 1962) wurde im November 1958 ein (kommunistischer) nationaler Kongreß abgehalten, an dem 300 Delegierte teilnah-men, darunter einige Indianerhäuptlinge, die etwa 40 000 Mitglieder vertraten. In diesem Lande gibt die kommunistische Partei sieben Zeitungen und Zeitschriften heraus und unterhält auch eine Presseagentur. In Kolumbien (1962: 15 000 000 Einwohner) warnte Bischof Francisco Gallego Perez von Cali kurz vor seinem Tode in einem Hirtenschreiben seine Diözesanen vor der kommunistischen Unterwanderung der Arbeiterorganisationen sowie der Universität und anderer Bildungsanstalten. Mexiko ist das älteste Zentrum kommunistischer Wühlarbeit in Lateinamerika. Wenn in diesemLande die Partei auch in der Arbeiterklasse an Boden verloren hat, so arbeitet sie im stillen unter den Intellektuellen um so verbissener. Auch in Montevideo (Uruguay) gibt es beträchtliche kommunistische Aktivität. Wir brauchen hier kaum eigens auf die Dinge in Kuba hinzuweisen. In Anbetracht dieser Lage versteht man die Dringlichkeit gediegener religiöser Unterwei- Radioschulen Das Unterrichtsproblem in Lateinamerika ist nicht von gestern. Schon im August 1947 trat ihm Msgr. Salcedo in einer Weise gegenüber, die Geschichte machte. In jenem Jahre wurde er zum Pfarrer von Su-tatenza in Kolumbien berufen, einer Pfarrei, die 6898 Einwohner zählte, von denen nur 160 nahe der Pfarrkirche lebten, während die übrigen über ein riesiges Gebiet, mit Höhenunterschieden bis zu 2000 Metern, verstreut siedelten. Der neue Pfarrer stand vor dem Problem, wie er mit diesen zerstreut lebenden Menschen in Berührung kommen, ihnen kräf- sung der Massen, besonders auf dem Lande. Manches Erfreuliche in dieser Hinsicht geschieht bereits, aber noch viel mehr bleibt zu tun übrig. tiges religiöses Leben vermitteln, ihre Gewissen wahrhaft christlich formen und ihnen die Reichtümer der göttlichen Gnaden zeigen und austeilen könnte. Er beschloß als ersten Schritt, die Erleichterung ihrer verzweifelten materiellen Lage in Angriff zu nehmen, um sie davon zu überzeugen, daß eine andere Lebensweise sowohl möglich als auch erstrebenswert sei. Er begann mit dem Vorführen von Filmen, Dokumentär- und Unterrichtsfilmen, im Freien. Seine Leute waren begeistert und verlangten nach mehr. Wie konnte dieser Wunsch erfüllt werden? Wie Schülerinnen aus der Lehrerinnenbildungsanstalt in Florencia (Kolumbien). Sie kommen aus dem Stamm der Coreguaes. konnten diese weit verstreut lebenden Menschen zusammengebracht werden? Wo konnte man fähige Lehrkräfte finden, die die Leute in allen notwendigen Fächern unterrichten würden? Alle vorher unternommenen Versuche hatten die Gegenwart eines Lehrkörpers verlangt, und lange Pausen zwischen einer Lektion und der nächsten waren unvermeidlich gewesen. Msgr. Salcedos Meisterstreich war es, für seine Zwecke sich des Radios zu bedienen, über das die Lehrkräfte auch die entlegensten und unzugänglichsten Siedlungen und Einzelgehöfte erreichen konnten. Einen Monat nach der Übernahme der Pfarrei Suta-tenza errichtete er einen 100-Watt-Sender und insftallierte drei mit Batterien gespeiste Empfangsgeräte in weit entfernten Häusern. Zuerst wurden einfache Plaudereien über Gegenstände wie hauswirtschaftliche Buchführung, Hygiene im Heim und Landwirtschaft durchgegeben. Auch Fragen des Familienlebens und die Wichtigkeit des Gebetes wurden behandelt. Dies entwickelte sich aber bald in ein regelrechtes Schulungssystem. Nach zwei Jahren empfingen schon 103 Rundfunkgeräte in 14 Pfarreien Programme vom inzwischen verstärkten Radio-Suta-tenza. Im Jahre 1960 betrug die Anzahl der Empfangsgeräte schon 50 000 und die Anzahl der Hörer oder Kursteilnehmer 500 000. Das zahlenmäßige Wachstum wurde begleitet von einer Einrichtung von Zentren, in denen eine verantwortliche Person die Aufsicht über das Empfangsge- rät erhielt. Diese Person wurde in der richtigen Handhabung des Apparats geschult und hatte die Aufgabe, die Hörer an den Apparat zu bringen, ihr Interesse an den Sendungen wach zu halten und eventuelle Fragen der Hörer zu beantworten. Im Jahre 1960 gab es bereits 20 000 derartige Zentren, die von der Radiostation Sutatenza aus Unterrichtslektionen erhielten. Was als ein einfaches Experiment begonnen hat, ist heute bereits zu einer gewaltigen Organisation zur Hebung der Lebensverhältnisse der Bevölkerung in materieller, intellektueller und moralisch-religiöser Hinsicht geworden. gjjxsatz von Katechisten pie Radioschulen bildeten nur ejne Antwort auf das Problem ješ Priestermangels in Latein-jüierika. Eine andere war die Schaffung einer Katechisten-jdxule in Peru. Das war das tferk von P. Thomas Verhoe-yen M. M. Die Schule sollte bewilders Katechisten für die Indianerbevölkerung hervorbringen. IW Jahre 1958 sprach Erzbischof perez Silva von Trujillo (Peru) in Rom von 1500 Katechisten, die regelmäßig das Ausbildungszentrum besuchten, dort jeweils einen Teil des Katechismus lernten und dann in ihre pörfer zurückkehrten, um das gelernte den anderen mitzutei- len. Zwei Jahre später konnte festgestellt werden, daß 50 Priester im westlichen Südamerika dank dieser Katechistenschule in der Lage seien, 800 000 Menschen in den Wahrheiten der katholischen Religion zu unterrichten, und zwar mit der Hilfe von 1900 des Lesens und Schreibens unkundigen Indianern, die unentgeltlich die felsigen Ge-birgshänge abwandern und sich dem Apostolat widmen. Eifrige katholische Laien sind gerufen, den Priestern bei ihrer überall in Lateinamerika aufreibenden Arbeit zu Hilfe zu kommen. Und sie folgen diesem Aufruf, wie aus dem Vorausgehenden zu ersehen ist. Ermutigend ist auch die Beobachtung einer Erneuerung der katholischen Tä- tigkeit auf anderen Gebieten und in der Benützung der Mas-senkommunikationsmittel. Das größte Problem, nämlich der alarmierende Priestermangel, bleibt. Lateinamerika aber braucht in erster Linie mehr Priester. P. Verhoeven, dessen katechetischen Versuch wir soeben erwähnt haben, läßt darüber keinen Zweifel aufkom-men. „Sendet uns eure Söhne", sagt er den lateinamerikanischen Katholiken, „nicht, damit sie Katechisten werden, sondern, daß sie Seminaristen werden." In der Tat fühlen die Menschen Lateinamerikas immer mehr, daß sie vor allem Priester brauchen und daß ihre eigenen Familien sie stellen müssen (Fides, 27. 4. 63). p. Giovanni De Marchi I.M.C. auf Besuch bei einem Lehrer aus dem Stamm der Kogi, der seit Jahrhunderten in einem pal der Sierra di Marta lebt, abgeschnitten von jeder Verbindung mit der Zivilisation. Wir waren allzusehr gewöhnt, sie als Halbaffen zu betrachten Aus Mangel an den nötigen Kenntnissen und sicher auch aus einer gewissen europäischen Uberheblichkit, waren wir allzusehr gewöhnt, die Neger als Wilde, als Menschenfresser, als Götzendiener, als Lüstlinge, als Halbaffen zu betrachten oder, was das gelindeste war, als große Kinder. Man hat in dieser Hinsicht sehr viel übertrieben und unseren farbigen Brüdern sehr viel Unrecht angetan. Dementsprechend war auch die Behandlung de*r Schwarzen durch den weißen Herrn. „Je weniger intelligent ein Weißer ist, desto dümmer erscheint ihm der Schwarze." Dieses Wort mag als Grabinschrift für all den Unsinn dienen, der den größten Teil der Handlungsweise der Verwaltungsbeamten, Handelsvertreter, Pflanzer und sogenannten Afrikaexperten der Kolonialzeit ausmachte. Es ist tatsächlich so, daß die meisten abfälligen Urteile über Religion, Sprache und Sitten der Afrikaner auf Unkenntnis und Vorurteilen beruhten. Inzwischen hat sich vieles aufgehellt. Man hat erkannt, daß die Afrikaner nicht notwendig „faul" sind, daß sie für ihre notwendigen Bedürfnisse wohl Vorsorgen, aber nicht ängstlich, und daß sie durch gemeinsames Singen und Trinken sich die Arbeit so weit als möglich zum Spiel zu machen suchen, wie es urmenschlicher Drang ist. Man hat erkannt, daß innerhalb der Sippengemeinschaft eine straffe Zucht und Ordnung herrschte, daß man jegliches Vergehen streng bestrafte, daß man sich in der Not gegenseitig half bis zum Äußersten, daß die Kinder, selbst in der Mehrfrauenehe, in der Obhut der Mütter wohl behütet waren und daß sich dank der festen traditionellen Ordnung die afrikanischen Menschen unter sehr primitiven äußeren Verhältnissen durch die Jahrtausende hindurch erhalten haben. Man hat erkannt, daß die Afrikaner auch Sinn für höhere Werte hatten, für Kunst und Dichtung und einen tiefen religiösen Sinn. Wir wollen an Hand von vier Stichworten etwas in die Vergangenheit Afrikas zurückblenden und sehen, wie die Afrikaner schon vor der Ankunft der Weißen einen ästhetischen, politischen, organisatorischen und religiösen Sinn hatten. Benin ist das Stichwort für den ästhetischen Sinn. Benin war ein Königreich im heutigen Nigerien. Es wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet und hatte eine lange Reihe von Königen, bis die Engländer 1897 dieser Dynastie ein Ende machten. Mehr als über die Politik dieses Reiches wissen wir über seine Kunst, deren Entwicklungsgang matl seit der Ankunft der Portugie. sen um 1472 bis jetzt verfolgen kann, da sie, wenn auch ent-artet, bis auf heute weiterlebt Es handelt sich vor allem u^ Elfenbeinschnitzerei und Bron-zegießerei, zum Teil im Monu-mentalstil. z. T. in feinster Ausführung. Die Köpfe, Figuren Reliefs, Armspangen usw. von Benin sind allgemein bekannt. Ghana ist das Stichwort für den politischen Sinn. Wir meinen jetzt nicht das Ghana, das 1957 den Unabhängigkeitstag feierte, sondern das alte Ghana, das vielen Afrikanern als Sym-bol eigenständig afrikanischer Größe aus früherer Vergangenheit gilt und das eben deshalb dem neuen negerafrikanischen Staat den Namen gab. Um 300 herum wurde die Stadt Ghana im westlichen Sudan von Berbern gegründet, und im 8. Jahrhundert vom Negerstamm der Soninke überfallen, die dann mit vielen Wechselfällen und Kriegen gegen die Berber ihre Herrschaft bis ins 13. Jahrhundert behaupteten. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts war das Reich auf der Höhe seiner Macht. Es hatte eine Ausdehnung von fast 2000 Kilometern. Das Hofleben war äußerst prunkvoll. Bei feierlichen Anlässen trug der König Juwelen und einen goldenen Kopfschmuck, und saß unter ginem Zeltdach, um das zehn jjjit Goldschmuck behangene pferde standen. Hinter dem Thron waren zehn Pagen mit Schilden und goldbeschlagenen Schwertern aufgestellt. Zu Füßen. des Königs saß der Gouverneur der Stadt, und vor ihm hockten die Vesire. Die Tür des Zeltes war bewacht von großen plunden, die Halsbänder und Schellen aus Gold und Silber trugen und ständige Begleiter des Königs waren. Der Beginn der Audienz wurde durch das Schlagen großer Holztrommeln angezeigt. Der König soll in der Lage gewesen sein, ein fCriegsheer von 200 000 Mann aufzustellen, von denen 40 000 ©it Bogen und Pfeil bewaffnet waren. Ghana war auch ein bedeutender Handelsplatz für Gold, Kupfer, Gewebe, Datteln usw. Die Ein- und Ausfuhr unterlag Zollbestimmungen. Das Volk trug Tücher aus Wolle, Baumwolle, Seide oder Samt. Der Herrscher durchschritt jeden Morgen seine Hauptstadt, begleitet von hohen Beamten und Offizieren. Dabei konnte jeder, der eine Beschwerde hatte, sich ihm nahen und sein Anliegen Vorbringen, über das auf der Stelle vom Herrscher entschieden wurde. - Ein ähnliches Reich wie Ghana war auch Mali, das 1960 den ehemaligen Gebieten von Franzö-sisch-Westafrika, Senegal und Sudan, den Namen gegeben hat. C h a k a ist das Stichwort für den organisatorischen Sinn. Es ist nicht mehr ein geographischer Name, sondern der Name eines Führers aus relativ neuer Zeit. Dieser Name zeigt uns, daß die afrikanischen Menschen nicht, wie man oft behauptete, eine unpersönliche Masse waren, in der der einzelne unterging und sich nicht zur Geltung bringen konnte. Chaka wurde 1787 geboren und als Jüngling unter die Krieger des sonst unbedeutenden Stammes der Zulu eingereiht. Sein Wagemut und sein soldatisches Geschick brachten ihn bald an die Spitze des Stammes. In seinen Unternehmungen ging Chaka systematisch ans Werk. im Kongo. Eine Familie bereitet das Festmahl, Risasiya Ngombe ist das Stichwort für den religiösen Sinn der Afrikaner. Dieses Wort steht in keinem Wörterbuch zu lesen. Nur in meinen Tagebuchblättern finden sich einige Angaben darüber. Es war auf der Missionsstation Mchombe in der Erzdiözese Daressalaam im Jahre 1952. Ein großgewachsener junger Mensch kam auf die Station. Das Elend schaute ihm aus den Augen heraus. Er sah mich an und schien zu fragen: „Weißt du nicht, was mir fehlt? Kannst du Er teilte sein Heer nach Altersklassen oder Sippen ein. Die Krieger erhielten eine vorgeschriebene, geregelte Ernährung und eine gründliche Ausbildung. Die meisten durften erst nach Erfüllung ihrer Dienstpflicht heiraten. Er führte den kurzen Stoßspeer ein, der den Nahkampf und zugleich eine geschlossene Schlachtreihe erforderlich machte. Die Krieger mußten bei Todesstrafe aus der Schlacht mit ihrem Speer zu-rückkehren oder tot auf dem Felde bleiben. Chaka mag bis 100 000 Krieger um sich geschart haben. 1828 wurde er von zwei seiner Halbbrüder ermordet. Ein Leben von nur 42 Jahren, aber von gewaltiger Auswirkung. Man hat ihn mit Recht den „Napoleon Afrikas" genannt. Thomas Mofolo, ein Zuludichter, hat das Leben Cha-kas nach der geschichtlichen Wahrheit äußerst dramatisch geschrieben. Das Werk ist ins Englische, Französische und Deutsche übersetzt, das erste Werk eines afrikanischen Autors, das in die Weltliteratur eingegangen ist. mir nicht helfen?" Ich vermutete Tuberkulose im höchsten Grad, gab ihm einige Stärkungsmittel und sagte ihm, ich würde ihn dann besuchen in der Hütte seiner Verwandten, wo er Unterkunft genommen hatte. Als ich hinging und den Kranken kurz unterrichten woll te - er war noch Heide -, stellte ich ihm eine Frage: „Wie viele Götter gibt es?" Er schaute mich eigenartig an: „Götter? £s kann nicht mehrere Götter ge. ben!" Ich fragte ihn weiter' „Was tut Gott?“ Er antwortete' Herrscherliche Würde bringt dieses afrikanische Kunstwerk zum Ausdruck. Er trägt die zerstreuten Wolken und die umhergesäten Sterne. O Gott des Landes, mein Herr! Du bist über mir, Ich bin unter dir. Wenn Unglück über mich kommt: Wie die Bäume die Sonne von mir abhalten, So halte du das Unglück von mir fern! Mein Herr, Schatten sei du mir! O Gott, mein Herr! Sonne der dreißig Strahlen! Wenn der Feind kommt, Deinen Wurm auf Erden laß nicht getötet werden: Halte es ab von ihm. Wie wir einen Wurm auf der Erde sehen, Wenn wir wollen, zertreten wir ihn, Wenn wir wollen, schonen wir ihn, Gott, der du, Gutes und Böses in deiner Hand haltend, einhergehst, Mein Herr, laß uns nicht getötet werden. Wir, deine Würmer, haben zu dir gefleht. Es darf heute als gesichert gelten, daß der Glaube an einen Schöpfergott in ganz Afrika verbreitet war und zum größten Teil noch ist. Wohl ist die Verehrung dieses Schöpfergottes durch die Magie (Glaube an unpersönliche Zauberkräfte), den Animimus (Glaube an Naturgeister), und Manismus (Glaube an die Ahnengeister) in den Hintergrund gedrängt worden, aber letztlich weiß man doch genau, daß diese Geister und Ahnen nicht Götter sind, sondern Gott unterstehen, der ihnen die Regierung der Welt zu einem großen Teil überlassen hat. Aus „Afrika" v. W. Bühlmann Sie besitzen einen feinen religiösen Sinn. „Anatuangalia - er schaut uns an." Da wußte ich, daß ich den Unterricht kurz fassen konnte. Wenige Tage später ist Risasi ya Ngombe gestorben. Dieser Einzelfall wäre hineinzustellen in das gesamte Bild der religiösen Auffassung, das man sich inzwischen von den Afrikanern machen konnte. Sie haben durch Jahrtausende hindurch den Glauben an einen Gott und Schöpfer bewahrt. In der Not haben sie immer wieder zu ihm gerufen. Besonders die Hirtenvölker haben eigentliche psalmenähnliche Gebete gekannt. Hier eine Stelle aus einem langen Preis- und Bitt-Gebet der Galla: O Gott, o Gott, o lieber Gott! In dir tage und nächtige ich. Blau ist der Himmel, rein seine Tiefe, Ohne Spanner ist er gespannt, Ohne Farben steht er im Glanz. Ich bin ber gute Hirt" Die Heilige Schrift bietet viele Bilder für die sorgende Liebe des Herzens Jesu zu uns Menschen. Eines der schönsten ist das Bild vom Guten Hirten. Jesus ist der Hirt - wir die Schafe; ja, Er ist der „gute" Hirt, der alle Seine Schafe kennt und jedes beim Namen ruft, der vor ihnen herzieht und sie zur Weide führt, dem soviel an den Schafen liegt, daß Er selbst Sein Leben für sie auf's Spiel setzt (Joh. 10). Und wenn sich eines der Schafe verläuft, geht Er ihm nach und sucht es, und wenn Er es findet, legt Er es voll Freude auf die Schulter und trägt es nach Hause (Luk. 15). Was hier im Bilde gesagt wird, ist dies: Jesus kennt mich persönlich; Er ruft mich beim Namen. Durch Seine Wahrheit führt Er mich; durch Seine Gnade nährt Er mich. In Seiner schützenden Sorge bin ich geborgen. Selbst wenn ich mich durch die Sünde aus dem Raum Seiner Liebe entferne, geht Er mir nach, um mich zurückzuholen. Nur ein Schluck Meßwein Kongo. P. Cornelius Zaag, der anfangs 1963 drei Monate lang Nordkatanga bereiste, erfuhr bei dieser Gelegenheit von der Verfolgung, der viele Christen, besonders Katechisten, Lehrer und Legionäre Mariens unterworfen gewesen waren. Es war knapp ein Jahr nach dem Massaker von Kongolo, wo 20 Missionare ermordet wurden, als P. Zaag von Kamina nach Kabongo aufbrach. Man rechnete damit, ihn nie wieder zu sehen, da seit einem Jahr niemand mehr, weder Afrikaner noch Ausländer, die rund 200 km lange Reise von Kamina nach Kabongo gemacht hatte. P. Zaag vollendete seine Tour ohne Zwischenfall. Alle Wohnungen der Afrikaner zu Kabongo waren niedergebrannt worden, nur die Mission und die europäischen Häuser standen noch. Die Soldaten der kongolesischen Nationalarmee, welche die Mission besetzt hatten, hießen den unerwarteten Besucher willkommen und stellten ihm sofort zwei Räume zur Verfügung. Die Leute wollten ihren Augen nicht trauen, als sie ihren Priester lebend vor sich sahen. Die Rebellen hatten ihnen nämlich gesagt: „Eure Priester sind alle tot. Ihr werdet keinen mehr Wiedersehen!“ Sobald die Leute sich von der ersten Überraschung etwas erholt hatten, gaben sie ihrer heilen Freude Ausdruck und beeilten sich, die Sakramente zu empfangen. Von Kabongo aus besuchte P. Zaag die Missionszentren von Kitenge, Budi und Petschi. überall wurde er von den Christen triumphartig empfangen. In Kitenge zeigten Katechisten und Lehrer ihm stolz die Narben der Wunden, die Banditen ihnen verursacht hatten. Einige dieser Christen waren an Lieferwagen gebunden und durch das Dorf geschleift worden. In Petschi weinten und lachten die Legionäre Mariens gleichzeitig vor Freude bei der Ankunft des Missionars. Sie wohnt in der Nähe von Miraflores, fünf Reitstunden von Llata entfernt. Auf 99 Jahre kann sie zurückblicken. Ihr Mann ist erst 67 Jahre alt. Beide arbeiteten fleißig in ihrer kleinen Landwirtschaft. Vor einem halben Jahr war die Indiofrau schwer krank. Sie glaubte, ihr letztes Stündlein sei gekommen. Mich bat sie, ihre Beichte abzunehmen. „Bitte, die Heiligen öle!" Sie lag ^ Decken gehüllt auf dem Fuß. boden. Als ich ihr das Heilige Sakrament gespendet hatte, bat sie mich um einen Schluck Meß. wein. Zufällig hatte ich noch ein halbes Gläschen voll bei mir. Sie bekreuzte sich zuerst dann tat sie einen guten Schluck. Als ich mich verabschiedete, dachte ich, nun hast du sie das Pater Jaime Wellenzohn kehrt von einer dreiwöchigen Missionsreise in die Hauptstation zurück. Auf 99 Jahre kann sie zurückblicken. letztemal gesehen. Doch als ich nach einem Monat wieder vorbeikam, trat sie gerade aus der Küche und rief mir zu: „Taita cura, schamuy! Komm!'1 Ich ging auf sie zu. Sie drückte mir die Hand und mit der anderen umarmte sie mich. Auch ihr Mann kam auf mich zu und begrüßte mich freundlich. „Der Meßwein hat sie wieder gesund gemacht, Taita!" Ich mußte lächeln. „Nicht der Meßwein allein, sondern das Heilige öl mit dem Meßwein haben ihre Frau gesund gemacht." „Si Padre Jahne“, antwortete er. Ob er ganz davon überzeugt war? Ich glaub es nicht. Vor drei Wochen besuchte ich Südvietnam. Hochw. Nguyen quoc Bong, Pfarrer von Luong Son in der Diözese Nhatrang, wurde am 12. Juni um 8 Uhr früh von Wegelagerern der Vietkong getötet, wie „Vietnam Presse" berichtet. Pfarrer Nguyen quoc Bong, der im Auto von einem christlichen Zentrum etwa 70 km nördlich von Phanthiet zurückkehrte, das er regelmäßig zu besuchen pflegte, wurde von einer Garbe von Maschinengewehrfeuer niedergemäht und war auf der Stelle tot. Sein Leichnam wurde nach Phanthiet zurückgebracht. Der Chauffeur war am Arm verwundet worden. Uganda. In Gegenwart von Bischof Billington von Kampala, hoher Behörden und einer jubelnden Menschenmenge wurden Mitte Juni im Rahmen einer eigenen Feier im St.-Franziskus - Aussätzigen - Zentrum zu Buluba in Busonga an 398 Patienten Dokumente verteilt, welche die Heilung vom Aussatz bezeugen. Das Zentrum wird von Franziskanerinnen-Missionsschwestern von Afrika geleitet. Im vergangenen Jahr konnten 400 Patienten geheilt entlassen werden. Wenn die Kranken frühzeitig eingeliefert werden, dauert die Heilung nur zwei Jahre, sonst vier bis sechs Jahre. Formosa. In Taipeh wurde unlängst das weibliche Zentrum „Quelle des Lebens“ eröffnet. Das Zentrum soll jungen Frauen eine religiöse, intellektuelle, moralische und soziale Schulung zuteil werden lassen. Dadurch werden viele junge Frauen in die Lage versetzt, Gruppen der Katholischen Aktion zu führen. Besonderes Gewicht wird auf die katechetische Ausbildung gelegt. Durch ihre geprägte katholische Persönlichkeit wird es diesen Katechistinnen eher gelingen, Nichtkatholiken der Kirche, dem geheimnisvollen Leibe Christi, zuzuführen. Indien. Dr. M. Santosham, Präsident der „Indian Christian Association", und der protestantische Bischof von Madras, David Chellappa, haben neulich erklärt, daß die Protestanten von Papst Paul VI. die Übernahme der Führung in der ökumenischen Bewegung erwarten. Inzwischen ist der anglikanische Bischof von Nagpur, Dr. John Sadig, bereits von Indien abgereist, um als nichtkatholischer Beobachter an der zweiten Sitzungsperiode des Konzils teilzunehmen. Nigerien. Ein im ganzen Land verbreitetes Wochenblatt der Katholiken, „The Independent“, fordert die nige-rische Regierung auf, auch dem kleinen Mann das Fernsehen zugänglich zu machen. Gegenwärtig berücksichtigt das nigerische Fernsehen nur die ziemlich Wohlhabenden, da die breiten Volksschichten sich keinen Fernsehapparat anschaffen und auch nicht die Fernsehgebühren bezahlen können. Die Zeitung fuhr fort: „Uns geht es um den erwachsenen Arbeiter, seine Frau und seine Kinder daheim. Zur Zeit ist das Fernsehen in Nigerien nicht für sie. Und doch muß es, soll es sich als das mächtige Massenerziehungsmittel erweisen, wie wir erwähnt haben, gerade diese Leute erreichen.“ Die Zeitung schlug vor, daß billige Fernsehgeräte bereitgestellt und in Gemeinschaftszentren und auf öffentlichen Plätzen aufgestellt werden sollten. Indien. Indiens erste katholische medizinische Fakultät nahm am 8. Juli mit 40 katholischen und zehn nichtkatholischen Studenten seinen Betrieb auf. Von den 40 katholischen Studenten sind 29 Männer, vier weltliche Frauen und sieben Ordensfrauen. Unter den zehn nichtkatholischen Hörern befinden sich drei Frauen. Das Kolleg ist voll anerkannt und der Universität Mysore zugeordnet. Es besitzt also alle Rechte und Privilegien wie die übrigen medizinischen Kollege des Landes. dieses zufriedene, bescheidene und arbeitsame Ehepaar zum letztenmal. Beide waren gerade dabei, auf der Wiese neben dem Haus ihre Schafe, Kühe und Pferde zu hüten. Im September feiert die Indiofrau ihren hundertsten Geburtstag. Zwei Kindern schenkte sie das Leben. Tochter und Sohn, beide sind verheiratet. Der Sohn lag bereits zwei Jahre auf dem Krankenbett, d. h. auf Fellen, die auf dem Boden ausgebreitet lagen. Er beichtete aufrichtig und empfing mit großer Andacht die Heiligen öle. Zum Abschied schenkte ich ihm ein Gebetbuch und einige Tabletten, die er vorschriftsmäßig einnehmen sollte. Als ich nach einiger Zeit wieder an diesem Bilanz von 2000 Jahren Die Kirche ist dem Sendungsbefehl ihres göttlichen Stifters treu geblieben. Sie hat durch 2000 Jahre ihre Lebenskraft erwiesen; sie hat Land um Land, Kontinent um Kontinent für Christus zu gewinnen gesucht; trotz aller äußeren Schwierigkeiten, trotz politischer und religiöser Widersacher. Heute ist die ganze Welt auf-geteilt; überall hat ein Bischof die Verantwortung, daß hier die frohe Botschaft verkündet wird. Die Heilige Schrift ist in mehr als 1000 Sprachen übersetzt, so daß 90 bis 95 Prozent aller Menschen das Wort Got- einzelnen Hof vorbei kam, ich den kranken Sohn mit dem Gebetbuch in der Hand auf de^ Boden knien und beten. Ich war tief gerührt von solch ein6t Frömmigkeit. Er erschrak gat nicht, als er mich plötzlich ge. wahrte. Mein Besuch freute ihg sehr. „Wie geht's denn?" l(ja estoy mejor, padre Jaimel“ Mir geht es schon besser, antwor-tete er mit strahlendem Gesicht Dann unterhielt ich mich mit ihm über religiöse Dinge und staunte über seinen tiefen Glauben und sein großes Vertrauen auf Gott. Jetzt hat er in Miraflores ein kleines Haus gekauft und einen kleinen Laden eingerichtet. Er fühlt sich wieder gesund genug, um arbeiten zu können. P. J. Wellenzohn tes in ihrer Muttersprache lesen können, wenn sie nur wollen. Allein Tibet und Afghanistan sind dem Evangelium noch ganz verschlossen, doch kommen sie gegenüber der übrigen Welt, die von Gottes Wort gehört hat, kaum in Betracht. Man kann fast sagen, daß das Werk, das die Apostel im Auftrag Christi begonnen haben, zu einem gewissen Abschluß gekommen zu sein scheint. Die Nachfolger der Apostel gelangten wirklich „bis an die Grenzen der Erde". Ein Drittel der Weltbevölkerung sind heute Christen (die Bedrohung der Mission Hälfte davon sind Katholiken); 35 000 Priester, 12 000 Brüder, 80 000 Schwestern arbeiten auf dem Missionsfeld. Die katholische Kirche ist mit ihren etwa 500 Millionen Mitgliedern die größte in sich geschlossene religiöse Gemeinschaft. Aber: fast 90 Prozent aller Katholiken leben in Europa und in Nord- und Südamerika, wenn auch in Zentralafrika ein christliches Volk heranwächst. In Asien, dem Kontinent der Zukunft, der mit 1500 Millionen Menschen mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung ausmacht, tritt die Kirche nach 500 Jahren der Missionierung kaum in Erscheinung. Während Amerika zur Hälfte, Europa zu gut einem Drittel katholisch ist, leben in Asien nur knapp ein Prozent Katholiken. Der indische Schriftsteller Panikkar schreibt in seinem Buch „Asien und die Herrschaft des Westens": „Es läßt sich nicht leugnen, daß der Versuch, Asien für Christus zu erobern, trotz der gewaltigen und unermüdlichen Anstrengungen, die von den Kirchen mit Unterstützung ihrer Gläubigen in Europa und Amerika gemacht wurden, endgültig gescheitert ist." Nicht nur Asien bietet düstere Ausblicke. Auch Afrika, das Land der großen Hoffnung der Kirche, ist ihre größte Sorge geworden. In seiner Afrika-Enzyklika sagte Pius XII. mit einem Blick auf die Vergangenheit: „Die Christen haben allen Grund, sich über die Ausbreitung der Kirche in Afrika während der letzten Jahrzehnte zu freuen und stolz zu sein." Mit einem Blick auf die Gegenwart und Zukunft aber fügte er hinzu: „Mit ernsten Besorgnissen sehen wir aber in die Zukunft der katholischen Kirche in Afrika." 25 Millionen Katholiken unter 225 Millionen Bewohnern - was bedeutet das schon? Uber die Gründe, die uns trotz aller Erfolge sehr ernst stimmen müssen, werden wir in den nächsten Heften sprechen. Indien. Nach einer Reihe von Veranstaltungen, die in der südindischen Diözese Tutincorin abgehalten worden waren und der Einheit der Christen gegolten hatten, drückten nach einem Bericht des CNI vom 13. Juli die dortigen Methodisten ihre Be^ reitschaft aus, zur katholischen Kirche überzutreten. Bevor sie den entscheidenden Schritt in dieser Richtung tun, wollen sie die Finanzlage verschiedener Ortskirchen klären, die zur Zeit von Beiträgen der Mitglieder erhalten und vom „Church Council“ (Kirchenrat) kontrolliert werden. Sie studieren auch die Lage, in der sich ihre Geistlichen nach dem Übertritt in die katholische Kirche befinden werden, und die Versorgung von deren Familien. Inzwischen kommen Protestanten in die katholischen Gotteshäuser, um offen vor dem Allerheiligsten zu beten. im kommenden November soll eine Konvention für christliche Einheit im ganzen Staate Kerala gehalten werden. Basutoland. Erzbischof Emanuel Ma-bathoana von Maseru in Basutoland weihte fünf Oblaten der Unbefleckten Empfängnis aus Basutoland — eine Rekordzahl — an verschiedenen Orten in der Zeit vom 30. Juni bis 16. Juli zu Priestern. Damit beträgt die Anzahl der afrikanischen Priester in Basutoland 31, während 108 auswärtige Missionare dort wirken. Erzbischof Mabathonana erklärte neulich, daß mit weiteren 100 Priestern das Land im Laufe einer Generation christlich werden würde. Die meisten Bekehrungen zum Katholizismus erfolgten seit dem Beginn dieses Jahrhunderts. Der seltsame Dr. Lou (Aus „Priester, Forscher, Pioniere" v. H. Klingler) Der Lebensweg des Domherrn Jules Detry, des heutigen Abtes im Kloster des heiligen Bernhard am Latsa-Paß in Tibet, mag schon manchen erschüttert haben. Der Abt jenes Klosters, das die Tradition des Schweizer St. Bernhardsklosters mit seinen berühmten Bergungshunden in Tibet fortsetzt, war einstmals Mediziner, Berufsboxer, Sechstagefahrer und Kunst-schütze, ehe er sich dem Leben des Mönches weihte. Nach Landessitte verschaffte er sich in jenem seltsamen, fernen Land durch Ringkämpfe und verblüffende Jiu-Jitsu-Kämpfe den Ruf des „weißen Lama". Aber hier soll nicht von dem Domherrn und Abt Julius Detry berichtet werden. Ein gänzlich anderes Leben, doch ebenso bunt und seltsam in seinem Weg, soll uns bewegen. Die Geschichte des Abtes von St. Pierre, jenem berühmten Kloster in Belgien, das zum Wallfahrtsort einer europäischen Nation wurde. Dr. Pierre Celestine Lou Tsen-tsiang erblickte 1871 in seiner chinesischen Heimat das Licht der Welt. Er wuchs in dem Komfort einer reichen protestantischen Chinesenfamilie auf. Sein Ziel war es, die Welt zu verbessern. Und hierzu sah er keinen anderen Weg als den des Diplomaten. Er wollte seinem chinesischen Volke einmal ein von der alten Korruption freier Diener und Führer sein. Dieser Wunsch bildete sich in einem reinen Herzen. Und Hingabe ging Lou seinen Studien nach. Die Lehrer an den Schulen waren von seinen Talenten begeistert. Der Vater war sehr stolz auf ihn. Noch sehr jung an Jahren, versetzte ihn die chinesische Regierung an die chinesische Botschaft in St. Petersburg. Hier schuf Lou die erste Sensation seines Lebens. Aus einer herzlichen Freundschaft mit der Tochter des belgischen Militärattaches wurde einiges mehr. Berthe Bovy und Dr. Lou Tsen-tsiang wurden Mann und Frau. Ein Chinese hatte in eine alte europäische Adelsfamilie eingeheiratet. Das war zur damaligen Zeit etwas Ungewöhnliches. Die Weltpresse schrieb davon. Sie schwieg aber darüber, daß es sich um eine jener beglückenden Ehen handelte, aus denen eine ewige Kraft strömt. Es war eine Mischehe, denn Berthe var Katholikin. Oft saßen sie abends am Kamin in ihrer Petersburger Villa und sprachen über religiöse Fragen. Durch ihr Vorleben sah sich Dr. Lou zu vielerlei Betrachtungen angeregt. Zum zweiitenmale schrieben die Zeitungen und flüsterten die Salons in Europa über Dr. Lou. Es war zu jener Zeit, als er die chine- gischen Interessen als kaiserlich-(jiinesdscher Gesandter in Hol-1 jand vertrat. Dr. Lou wurde Katholik. Einige sagten, er sei einer, der grundsätzlich nur das ihm Nützliche tue. Damit tat pian aber Dr. Lou ein gewaltiges Unrecht an. Besonders Deutschland erkannte, daß hier ein Mann stand, der nur von dem unbeugsamen Recht sich leiten ließ. Als Sun Yat-sen die Mandschu-pynastie beseitigte und die chi-nesische Republik ausgerufen ! wurde, wurde Dr. Lou von guropa abberufen und zum chinesischen Außenminister er-! [lannt. Mit seiner klugen und I edelgesinnten Frau trat er die Reise in seine lange entbehrte Heimat an. Als chinesischer Außenminister kehrte er jedoch alsbald wieder nach Europa zurück, um an den Verhandlungen über den Versailler Vertrag teilzunehmen. Erneut schuf Dr. Lou ' eine weltweite Sensation. Er , verweigerte die Unterschrift unter den Versailler Vertrag. „Er ist unedel, er ist ungerecht und er wird Unheil bringen." Das waren seine großen seherischen Worte, an die die Welt sich . nocheinmal erinnern sollte. In Deutschland aber wunderte man sich, daß ein Chinese der einzige Mann der Welt war, der gegen den allgemeinen Geist der Zeit auftrat. Er war der einzige Diplomat, der sich nicht ; darum kümmerte, ob er sich unbeliebt machte. Für Dr. Lou gab es nur eine einzige Richtschnur: die Gerechtigkeit. Nach dem sensationellen „Nein" Chinas kehrte Dr. Lou erneut I in seine Heimat zurück. Wenig , später wurde er der Ministerpräsident des riesigen China, Herr über 400 Millionen Menschen. Die erste revolutionäre Bodenreform nahm im Reich der Mitte ihren Anfang. Schulen und Krankenhäuser schossen aus dem Boden. Dr. Lou zog durch die Städte, hörte die Armen an und linderte, wo er konnte. Keinen besseren, keinen gerechteren Ministerpräsidenten hätte sich China wünschen können. Aber der Mann, der schon so oft die Welt mit unbeugsamen Entschlüssen überrascht hatte, legte sein Amt unerwartet nieder. Mitten in seiner fruchtbaren, und für China so wichtigen Aufbauarbeit traf ihn ein hartes Geschick. Seine Frau, die seit seinen Petersburger Tagen treu an seiner Seite gestanden hatte, starb. Und dieser Tod führte Dr. Lou zu einer neuen Wahrheit. Vergeblich bestürmten ihn Minister, Industrielle und das Volk Chinas, auf seinem Posten zu bleiben. Dr. Lou kannte aber nichts als die Wahrheit, und nach ihr wollte er leben. Er legte seine Titel und Ämter nieder, verteilte sein riesiges Vermögen unter die Armen des Landes und fuhr in die Heimat seiner geliebten, verstorbenen Gattin. In Belgien aber schloß sich das Tor der Welt hinter ihm — das Tor des Benediktiner-Klosters Saint An-dre-lez-Bruges. Wiederum hatte die Weltpresse etwas zu schreiben. 1933 wurde Dr. Lou zum Priester geweiht. Als der Zweite Weltkrieg sein Ende fand, wurde Chinas einstiger Ministerpräsident, der einstige Protestant, der Trotzer des Versailler Vertrages — Abt des Klosters St. Pierre bei Gent. Als vor Jahren die Gattin des chinesischen Marschalls Tschi-anglcaischek in London weilte, brachte ein Flugzeug sie nach Gent. Im Auftrag ihres Mannes, im Auftrag des chinesischen Volkes hatte diese Frau die Mission, den Abt von St. Pierre zu bitten, ja anzuflehen, nach China zurückzukehren, um die politischen Geschicke des großen Landes wieder in die Hand zu nehmen. Seine Antwort war seherisch, wie einst, als er seine Unterschrift unter den Vertrag von Versailles verweigerte. Dies sind die großen Worte, die eider Gattin des Marschalls von China mit auf den Weg in die ferne Heimat gab: „Ich fürchte, das Erbe Sun Yat-sens ist verloren. Wenn ich jetzt nach China zurückkehren würde, würde ich in den grundlosen Strudel hineingezogen werden und mit euch untergehen. Ich würde verhandeln, fliehen, Kompromisse machen. Das will ich nicht. Das kann ich nicht. Wenn China stirbt, werde auch ich sterben. Mein Andenken wird wie das Sun Yat-sens in den Herzen der Menschen unseres Landes fortleben, und eines Tages — in ein paar Jahren oder paar Jahrhunderten — werden sie sich auf uns besinnen und sie werden die Unterdrücker verjagen und eine neue Republik begründen." Madame Tschiankaischek kehrte ohne Dr. Lou Tsen-tsiang, ohne den Abt von St. Pierre in die Heimat zurück. Wie waren doch die Worte des Abtes? „Wenn China stirbt, werde auch ich sterben!" Am 15. Januar des Jahres 1949 Das Wirtshaus in (Von Fri. Stephi Klose) „Wir gehen nächste Woche in die Berge", sagte mein Bruder. „Zieh das dickste Zeug an, das du hast, und nimm nur warme Sachen mit, denn in 3000—4000 Meter Höhe wird es empfindlich kalt sein!" Meine Begeisterung war groß. Hätte ich gewußt, was mir bevorsteht, wäre ich zunächst mit meiner Freude vorsichtiger gewesen. Dienstag, den 13. März, mittags 12 Uhr, waren wir reisefertig, und angetan mit nagelneuen braunen Reitstiefeln, Blue Jeans, Anorak und olivfarbenem Tropenhelm; ausgestattet mit Kamera, Fernglas, einer Flasche Pisco und Rucksack, und voller Erwartung marschierte ich zum Konvent. „Iß noch 'was", ermahnte mich mein Bruder", du bekommst lange Zeit nichts mehr." Aber ich bildete mir ein, schloß der ehrwürdige Abt von St. Pierre seine Augen. Am 15. Januar des Jahres 1949, jenem Tag, an dem die chinesischen Kommunisten ihre vernichtenden Friedensbedingungen bekannt gaben. Der 15. Januar war es, an dem die Westmächte es ablehnten, im drohenden chinesischen Bürgerkrieg zu vermitteln. Der Todestag des Abtes von St. Pierre, das war die Stunde, in der Marschall Tschi-angkaischek von seinem Posten zurücktrat. Das Erbe Sun Yat-sens war verloren. „Wenn China stirbt, werde auch ich sterben." Anden ich könnte nichts essen. Das hab ich dann später bereut. Das Gefährt, halb Omnibus, halb Lastwagen, Mixto genannt, kam mit 2V»Stunden Verspätung vorgefahren. Das wurmte mich, denn vor lauter Warterei kam ich um den Mittagsschlaf. Das Mixto hatte hoch geladen. Im Inneren saßen die Passagiere dicht gedrängt wie in einer Heringsbüchse. Normalerweise sind die drei Reihen Holzbänke für 15 Mitreisende gedacht. Aber meistens sitzen sechs oder sieben in einer Reihe im Wagen. Neben dem Fahrer sollten noch zwei Passagiere sitzen. Wir saßen schließlich zu fünft (mit dem Fahrer) in der vordersten Reihe. Eigentlich wollte ich oben auf die Ladung kriechen, wo die restlichen Indios sich niedergelassen hatten, aber Georg riet Nie haben es die Mönche von St. Pierre ihrem Abt angemerkt wie sehr er sich um seine Heil mat sorgte. Und als man kurz nach dem Tode Dr. Lous einen der Mönche fragte, gab er erstaunt zur Antwort: „Ja — es stimmt — er war ursprünglich wohl Chinese. Wir alle hatten es längst vergessen. Er muß es auch vergessen haben, denn er sprach niemals von China. Fhr uns gehörte er zu gar keiner Nation. Für uns war er ein wundervoller Mensch." mir dringend ab. Nach einer weiteren Stunde, in der noch mit Reisenden verhandelt wurde, Hühner und Schweine und Säcke mit Nudeln aufgeladen wurden, fuhren wir also glücklich los. Die ersten drei, vier Stunden fährt man durch das Tal des Rio-Higueras. An den Berghängen wächst Mais, wenig Getreide; Kartoffeln werden gebaut. Die Haciendas sind von mehr oder weniger großen Obstgärten und Gemüsefeldern umgeben. Der sehr hohe Blütenstengel des Magaibaumes (eine Agavenart) mit den weißen Blüten wirkt wie eine Persil-reklame gegen den blauen Himmel. Der Weg war schlecht und durch die Regenzeit völlig verschlammt, so daß die Schlaglöcher nicht mehr zu erkennen ^aren. Der Wagen fuhr im 10-^ai-Tempo. Gegen Abend ging eS steil bergan in vielen Kursen. Fürchterlich der Benzingestank! Es war heiß- und stik-idg. Ich bekam bald Hunger. Die gchokolade war aber wohl verpackt im großen Rucksack auf dem Verdeck. Da konnte man jetzt nicht ran. pie Hütten der Indiobauern, Chozas genannt, die hier in 2700 Meter Höhe vereinzelt rechts und links am Wege steten oder hoch oben am Berge liegen, sind mit Lehm gebaut und Stroh gedeckt. Die Felder liegen steil am Hang und werden mit Hilfe von langstängigen [fandpflügen aus Holz und mit Eisenschaufeln versehen, bebaut. Zwei Indios stechen gleichzeitig von zwei Seiten in den Boden, während der dritte mit bloßen Händen sehr flink die Scholle umdreht, wobei er gleichzeitig große Steine aus dem Acker klaubt und beiseite wirft. Die Baumlosigkeit wirkt sich verheerend aus. Immer wieder kommt in der Regenzeit der Berg ins Rutschen und riesige Drecklawinen begraben einzelne Höfe und machmal ganze Dörfer. Mit großangelegten Eu-kaliptuspflanzungen und Kulturen einer Art Bergzeder versucht man hier und da das Erdreich zu festigen. Das Eukalip-tusholz eignet sich außerdem sehr gut für Grubenstützen, Brennholz und wird auch als einfaches Bauholz verwendet. Nach den ersten Stunden Fahrt fing es an zu regnen. Die Straße wurde immer schlechter. Das im ersten Gang fahrende Mixto, ächzte, klapperte und lärmte fürchterlich. Die indianischen Namen der Ortschaften, durch die wir fuhren, sind schlecht im Gedächtnis zu behalten; aber sie klingen: Higueras, Huanca-pallac, Mito Tambo, Pampas. Vor Chaski, ungefähr in 3100 Meter Höhe, platzte einer der hinteren Reifen. Der Fahrer, ein kleiner, dünner Mann, in fadenscheiniger Kleidung und Turnschuhen, stellte die Panne Anr Ticlio-Paß (4843 m). Ein beinahe alltägliches Bild. Zum Glück ist der Omnibus nicht ganz in den Abgrund gestürzt. *<■ ™ ' : /»l*»**’ gleichmütig fest und fuhr vorsichtig weiter, um noch bis Chasqui zu kommen. Inzwischen war es 9 Uhr abends geworden, und es war eiskalt und regnete immer stärker. Chasqui besteht aus zwei Wohnhäusern, zwei Gemischtwarenläden, einer Kapelle und einem Wirtshaus, das Wirtshaus vor dem Paß. Der langgestreckte Eßraum hat sechs glaslose, bogenförmige Fensteröffnungen nach dem Tal zu, und da die Tür von der Straße immer geöffnet bleibt, zieht es erbärmlich. Sobald die Lichtmaschine aussetzt, bleibt der Strom weg und die Kerzen auf den Tischen werden angezündet. Georg meinte, das sei ja wirklich perfekter Wechselstrom. In regelmäßigen Abständen versagte nämlich der Lichtmotor. Als wir ankamen, war das Wirtshaus voller Reisender. Mütter schimpften mit vielen Kindern, Bauern hockten still auf ihrem Gepäck in irgendeiner Ecke, Chauffeure diskutierten die einzelnen Pannen, die Wirtin dazwischen wie ein Luchs, damit ihr kein Gast die Zeche prellte, überall trat man auf einen Hund, zum besonderen Ärger meines Bruders, der mit Fußtritten gegen diese lästigen Tiere nicht kleinlich war. Die vor uns angekommenen Reisenden waren schon 12 Stunden im Wirtshaus. Ihr Wagen war oberhalb Chasqui in einem Dreckloch stecken geblieben und dann halb umgekippt. Die Straße war also auch für uns versperrt. Wir bestellten das Essen. Erster Gang: wunderbar mehlige Schalkartoffeln mit Salz. Ich aß sie mit der Schale. Zweiter Gang: Suppe mit Kartoffeln und Reis. Dritter Gang: Reis trocken mit kleingehackten Kartoffeln und eine Art Soße. Vierter Gang: Große Kartoffeln mit kleinkörnigem Reis und Schaffleisch. Hm! Und dann ein großer Topf Tee. Wir gossen eine halbe Flasche Pisco hinein. Das ist ein aus Trauben gewonnener Schnaps. Das war gut und wir zitterten dann nicht mehr vor Kälte. Inzwischen war es 10 Uhr geworden. Unser Fahrer war seit einer halben Stunde dabei, den großen Lastwagenreifen mit einer kaputten Luftpumpe aufzupumpen. Vorher hatte er dreimal ohne Erfolg versucht, den Reifen mit altem Gummi zu flicken. Beim vierten Mal klebte dann der Fleck. Die Küche des Wirtshauses hatte ich leider viel zu spät entdeckt. Ich merkte nämlich, daß die Fahrer sofort durch den Eßraum gingen und hinter der kleinen Tür verschwanden, die in die Küche führt. Dieser Raum war das Gemütlichste, das ich je erlebt habe. In der Mitte ein riesiger Herd mit schwarzrußigen, runden Kochkesseln über offenen Feuerlöchern. Der ganze Raum war von einer lodern- den Flamme erleuchtet. Die ruö den, weichen Gesichter der f^' diomädchen mit den großen schwarzen Augen wurden 6r' hellt durch dieses Feuer. ^ dem hintersten Ende des Her des saßen vier Katzen und von der Decke herab hing der aus Weidenruten geflochtene Brotkorb. Aha, daher das Sprieß, wort! Am Holztisch in der ljn. ken Ecke vor der Tür saßen die Fahrer und spaßten mit den Mädchen. Am Spühlstein rechts vom Herd wusch ein Muchato ein Bursche, mit kaltem Wasser das Geschirr. Ab und zu gaß er einem der unzähligen Hunde einen kräftigen Fußtritt. icß rückte mir einen dreibeinigen Schemel zurecht auf dem ein Schaffell gebreitet war, ließ nrir einen zweiten Topf Tee geben goß Schnaps hinein, rührte mit drei Löffel Zucker um, schlürfte und starrte in die Flamme. Manchmal fragte man mich etwas und dann gab ich Antwort, Mein Bruder löste inzwischen den Fahrer an der Luftpumpe ab. Er meinte, das sei gut gegen die Kälte. Von 10 bis 11.30 Uhr ,aß ich in der Küche. Den umge-pppten Wagen hatte man in jgt Zwischenzeit auch aus dem ^ehmloch gezogen und der Rei-[jU unseres Mixto war wieder jH den Karren montiert. dud wieder gings bergan auf jctilittriger Straße inmitten einer zauberhaften Bergwelt, die ßordillera Negra, von der wir jur die Umrisse sahen, wenn ab und zu der Mond durch die Ijünne Wolkendecke blinzelte. 0r kamen noch durch Jacas Chico und Rondos, bevor wir Chavenillo auf der Höhe des passes erreichten. Wenn wir glaubten, von dort ab schneller [ahren zu können, da es eine ypeile bergab ging, hatten wir ttns schwer getäuscht. Auf dem Dorfplatz in Chave-jiillo, einem größeren Dorf mit Kirche und Pfarrer, Zollstelle und Bürgermeister — Zollstelle, die über die Cocaeinfuhr und Feuerwasser wacht, — standen ein Bus und zwei Mixto, die vor uns abgefahren waren. Oh je! Ein schlechtes Zeichen. An Weiterfahrt war nicht zu denken. Ein Erdrutsch hatte die Straße, etwa zwei km vor dem Ort verschüttet. Nachts war an ein Räumen gar nicht zu denken. Unser Fahrer sagte lakonisch „Buenas noches", „Gute Nacht", kreuzte die Arme über dem Steuerrad und gab nach fünf Minuten Schnarchtöne von sich. Die Mitreisenden in den sehr engen Reihen hinter uns ergaben sich mit „Dios mio"- Seufzern ergeben in ihr Schicksal. Georg: „Na, siehste, ich hab Dirs ja immer gesagt, aber du wolltest unbedingt mit. Glaub ja nicht, daß es hier ein Bett qibt. Also mach Dirs nur gemütlich!" Elf Stunden waren wir bereits auf dem Weg. Georg streckte die Beine schräg nach links, hüllte sich in ein Wolltuch und stützte den Kopf auf den Fensterrand der Wagentür. Ich lehnte mich an seine Schulter und schob den Tropenhelm vors Gesicht. Nach einer Viertelstunde war ich stocksteif und fror erbärmlich. Ich kletterte aus dem Mixto, nahm einen Schluck aus der Flasche — Gott sei Dank hatte ich noch eine zweite in Chasqui erstanden — und ging spazieren. So langsam war es 14.30 Uhr geworden. Vor dem Haus, an dem unser Mixto stand, hockte ein junger Indio. Sein Poncho reichte bis zum Boden. Unbeweglich mit offenen Augen hockte er an der Wand. Nur sein Mund bewegte sich, wenn er die Cocablätter kaute. Da fiel mir ein, daß ich mir die Hosentasche voller Coca-Blätter gestopft hatte. Ich hockte mich also neben ihn, starrte stumm vor mich hin, und steckte einige Blätter in den Mund. Das soll angeblich gleichmütig gegen jede Unbill machen. Erstmal schmeckte es greulich und zieht sehr viel Speichel. Ich habe auch nichts gespürt, außer daß mir die Oberschenkel einschliefen und ich aufpassen mußte, daß ich nicht die Blätter hinunterschluckte. Da scheint irgend ein Trick dabei zu sein. Der Cocasüchtige vermischt die Blätter mit Kalk und trägt diesen in einer getrockneten Kürbisfrucht mit sich. Mit einem kleinen Stäbchen führt er dann den Kalk in den Mund. Noch viel steifer als im Wagen erhob ich mich nach wenigen Minuten mühsam von der Hauswand und blickte voller Neid nochmals auf den Indio, bevor ich wieder in den Mixto kletterte. Diesmal hockte ich mich in Embriostellung, legte die Arme auf die Tasche und Tropenhelm, den Kopf obenauf und schlief wirklich ein. Um 5 Uhr erwachte ich wieder. Georg ging diesmal spazieren. Eine halbe Stunde später fuhr der erste Wagen als Kundschafter los, wir folgten kurz danach. Um 6 Uhr waren wir am Bergrutsch. Ein Wasserfall hatte riesige Schlammassen und Geröll mitgeführt und weiteres Erdreich am Berg an der Straße mitgerissen. In vielen kleinen Rinnsalen rann das Wasser über die Straße und auf der anderen Seite den Berg hinab. Also wieder aussteigen. Die Männer besprachen erst einmal die Lage. Sie stellten sich rauchend vor den Schlamm, und es geschah lange Zeit nichts. Dann kam der Fahrer auf die Idee, Steine und Felsbrocken auf die Straße zu legen, um eine feste Unterlage zu schaffen, denn es war ja weniger ein Steinschlag als ein Schlammrutsch gewesen. So nach und nach half dann jeder mit. Die nächsten Wagen trafen ein. Die Frauen rafften ihre vielen, vielen Röcke, wateten barfuß oder mit halbkaputten, dünnen Sommerschuhen durch den tiefen Schlamm und suchten sich ein trockenes Plätzchen am Hang. Erstaunlich! Im Himalaja-Gebiet, vor allem in Tibet, trinkt man den Tee mit Salz, Soda und Butter zubereitet. Auch die Eingeborenen an den Ufern des Orinoko in Südamerika essen ihre Suppe gern mit Klößchen darin. Allerdings sind es Gott sei Dank hatte es zu regnen aufgehört. Mütter begannen ihre Kinder zu stillen, halbwüchsige Jungens bastelten Steinschleudern, mit denen sie nach Vögeln schossen. Einige junge Frauen schwatzten lustig in Quechua, das ich leider noch nicht verstehe, während die Männer eifrig arbeiteten. Es bestand nämlich die Gefahr, daß der Wasserfall noch weitere Schlammassen herunterschob, und unsere geparkten Wagen bedrohte. In diesem Fall hätten wir kaum mehr umkehren können. Georg beteiligte sich eifrig an der Räumaktion. In großer Höhe ist das nicht ganz einfach. Die Luft ist dünn, man ermüdet sehr schnell. Um 9 Uhr hatten wir beide einen entsetzlichen Hunger. Mit großem Bedauern stellten wir fest, daß wir die Brote, die schön zurecht gemachten, zu Hause gelassen hatten. Aber da war noch ein Karton im Rucksack, der für den Amtsbruder oben in den Bergen gedacht war. In dem Karton waren zwei lange Leberwürste, eine Blechschachtel mit mehr oder weniger hartem Weihnachtspfefferkuchen von irgend einer rührenden Mutter in Deutschland und uralte Feuer-reiiterillustrierte. Die Zusammenstellung war nicht ganz un- keine Fleisch-, sondern getrocknete Schlammklöße. In den Urwäldern von Südamerika gibt es heute noch Eingeborene, die ihre giftigen Pfeile aus ihren zwei bis drei Meter langen Blasrohren mit solcher Treffsicherheit heraus- serem Geschmack entsprechend In bunter Reihe aßen wir eia6tj Pfefferkuchen nach dem ande ren, ein Stück Kuchen, ein Stücr Wurst, ein Schluck Schnaps. D6Ql Amtsbruder blieb noch eine Wurst. Eine zufällig mitgeführte Konservenbüchse mit Pfirsichen verlieh unserem Bergfrühstück noch etwas saftig Wohltuendes Nach weiteren 5 Stunden kanj die große Müdigkeit. Selbst die grandiose Landschaft mit den vielen fremdartigen Blumen und Vögeln konnte uns nicht mehr aufmuntern. Es war unmöglich auf dem nassen Boden zu schlafen. In kürzester Zeit drang die Feuchtigkeit durch sämtliche Kleider. Immer wieder mußte man aufstehen und laufen. Und dann um 11 Uhr kam der große Augenblick, als der erste Wagen mit Hilfe eines anderen aus dem Lehm gezogen wurde. Dreimal mußte neu angesetzt werden, da sich die Räder immer wieder in den Schlamm wühlten. Dann war er frei. Die Peruaner gaben ein prächtiges Beispiel der Hilfsbereitschaft. Nicht ein Wagen fuhr los, bis nicht der letzte Mixto aus dem Dreck gezogen war. Ich hörte die ganze Zeit weder ein Meckern noch Schimpfen. Alles war friedlich geblieben und immer noch voller Humor. (Fortsetzung folgt) pusten, daß die Pfeile auf 50 Meter einen Vogel im Flug treffen. Die längste Treppe der Welt führt zum Buddhatempel auf den chinesischen Berg Taischan. Diese Treppe besteht aus 6500 Stufen, für die ein Durchschnittssteiger fast volle drei Stunden benötigt. [d der Schule der Mission 5ind die beiden Buben schon Ade die andern ganz zu Hause; und vor allem bei der Pause. Und Pater Korbinian, ejn besonders frommer Mann, tfeiß ein Lied davon zu singen, ^ie die Pause sie verbringen. Jeden Tag brennt er aufs neue, ohne Scham und ohne Reue. Doch die Täter dieser Sünden, die sind einfach nicht zu finden. Und Pater Korbinian macht sich schließlich einen Plan. Um den Brand zu unterdrücken, schützt den Korb er mit dem Rücken. Und der Pater, der erklärt, und erläutert und belehrt. Dabei übersieht er dann, daß sich jemand schleicht heran. Poko ist schon ausgerückt, eh der Pater ihn erblickt. Ohne daß er etwas weiß, wird sein Rücken plötzlich heiß. pieser Pater, wie begreiflich!, überlegt sich alles reiflich. Gegenstand seiner Bemühung jSt vor allem die Erziehung. Angelehnt dort an der Wand, schaut der Pater angespannt, daß kein Büblein sich da naht mit dem Drang zu schlimmer Tat. Er verzieht nur das Gesicht, denn er denkt; Das ist die Gicht. Doch dann wird er immer weißer, denn es wird ihm immer heißer. Jnd es freut ihn gar nicht sehr, daß da täglich irgendwer den Papierkorb an der Wand in der Pause steckt in Brand. Nur der Koko tut es wagen, um den Pater was zu fragen; denn im Rechenunterricht, da verstand er etwas nicht. Und dann sieht die Flammen er, und dann sieht er das Malheur. Seine ganze Hinterwand riecht verdächtig angebrannt. In Indien kommen jährlich zirka 200 000 Menschen durch Schlangenbisse ums Leben. Trotzdem wird die giftigste und gefährlichste Schlange, die Königskobra, als heiliges Tier angesehen und darf daher nicht getötet oder verletzt werden. Will ein Eskimo heiraten, muß er die Braut erst fragen, ob sie ihn zum Manne nehme. Beantwortet die Braut diese Frage mit einer Ohrfeige, wird das als Ja-Wort gewertet. Unter den Eingeborenen Neuguineas gibt es die Lachkrankheit, die in nahezu allen Fällen tödlich verläuft. Also gar nicht zum Lachen. Die Bezeichnung „Kuh" gilt für eine Negerfrau im Urundigebiet von Kongo als besondere Liebenswürdigkeit. Ein Missionar in Neuguinea hat neulich ein Wörterbuch über die Papuadialekte beendet. Die Dialekte weisen oft lange Wortgebilde auf und besonders technische Ausdrücke versucht man möglichst genau zu definieren. Das Wort „Klavier" wird zum Beispiel übersetzt mit: „Sie-große-Kiste-schlagen-auf-Zähne-sie-schreit!" Die Frauen auf Java färben ihre Zähne am liebsten grün, während die Männer auf dieser schönen Südseeinsel ihre Beißerchen — ganz schwarz färben. Eine Frau vom Stamm der Masai (Tanganjika) in herkömmlichem Schmuck.