2N3ÄIWNN3UU tnr Annst, Literatur, Theater n. geselliges Lebe»«. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 5A. ^ Freitag am RH. November I.O3V. f^H ^ Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchcnüich zwei Nummern, jedes Mal ein holber Noaen. Vergreis des Nlalles is! in Laibach oanzjnliric, t>. Der Misanthrop. (Einsam im Kämnicrlein Leb' ich für mich allein Glücklich und froh; Dorl in der großen Welt, Wo » a» Geräusch nie fehlt. Lebt man nicht so. Blicke ich weit und breit. Seh' ich mit Schüchternheit, lurus und Glanz; Denk' mir: da geht es zu, Tag und Nacht feine Ruh', Nachus und Tanz. Freuden, nur momentan. Die man entbehren tonn. Bietet die Welt; Tpiclwuth, vcrbolh'nen Hang, Strebe» nach eitle,» Rang, Sehnsucht nach Geld. Forsche ich hin und her, Ectclt's mich immer mehr, Weltmann zu sc,)»;. Goldene Einsamlcil, Dir sey mein Lied geweiht, Dir nur allein. Freundschaft, sie ist nur Trug, Ich bin mir selbst genug, Zieh' mich zurück; Schaff' mir Zufriedenheit, Nur in der Einsaniteil Find' ich mein Glück. Einsam im Kämmerlein Leb' ich für mich allein Glücklich und froh; Dort in der großen Welt, Wo's an Geräusch nie fehlt. Lebt mau nicht so. Flnß V. Eirfcld. Die Aussteuer. Erzählung frei nach dem Französischen. Von E. Straube. Ganz Dresden war in der lebhaftesten Aufregung; auf allen öffentlichen Plätzen, an den Strassenecken, fast vor jedem Hause bildeten sich Gruppen: man fragte, stritt, vermuchete, rannte blind an einander, schimpfte und hielt doch gleich wieder still, um die große Neuigkeit des Tages zu besprechen. Auf höheren Befehl waren plötzlich die Schauspiele untersagt und alle öffentlichen Orte geschlossen worden, Jeder wollte nun die Veranlassung einer so befremdenden Maßregel wissen, und wo nur irgend ein Paar Bekannte zusammentrafen, durfte man gewiß seyn, daß dieses wich­tige Ereignis; den Stoff ihres Gespräches abgab. Da schüt­telte Einer mit geheimnißuoller Miene den Kopf und gab sich das Ansehen, Manches zu wissen, was anderen gemei­nen Seelen noch unbekannt seyn mußte; dort eilte ein Zweiter hastig nach Hause, um Verfügungen für irgend einen unerwarteten Fall zu treffen; mit einem Worte, Al­les war voll Bestürzung, Neugierde, Verwunderung und Bangen. Mit einem Male dröhnte Kanonendonner aus der Ferne, und wer nur Füße hatte zum Laufen, begab sich in eiliger Flucht hierhin oder dorthin, je nachdem sein Ge­fühl ihm diesfalls die Richtung verzeichnete. Es war im Jahre 1843, wo Europa sich erhoben hat­te, um den gewaltigen Kampf für seine Befreiung zu be­stehen. Kühner wallte die Brust jedes Deutschen bei dem Namen seines Vaterlandes, die Vorahnung der kommen­den Triumphe trieb frischeres Blut in seine Wangen; er fühlte, daß der Tag gekommen sey, wo er seine Stimme erheben, seinen Arm schwingen müsse, damit deutscher Ruf und deutsche Kraft hinüberschalle bis über den hochmüti­gen Rhein. Dresden seufzte damals noch unter dem Joche der Fremden; knirschend wie ein edles Roß, mußte es sogar dem Eroberer huldigen, der sich eben in seinen Mauern befand, mußte eine Freude heucheln, die, weil sie eine er­zwungene war, nur um so bitterer das Herz verwundete. Zwei Tage nachher waren die Theater wieder eröff­net und Alles kehrte in sein altes Geleise zurück. Die Notabilitäten der Franzosen und ihrer Anhänger gaben HI« Feste, das Volk seufzte im Stillen und sehnte sich nach dem Tage der Befreiung. Ganz besonders herrlich ging es in dem Hause der Frau von St . Va l zu. Das schone Gebäude verbreitete durch die Nacht eine Helle, wie von einer Feuersbrunst; die Hofe hatten kaum Raum genug für die Equipagen, welche ab- und zuströmten; die Salons erbebten von den Quadrillen der Tänzer, das Orchester rauschte mächci^ die Gasse entlang, und ein Schwärm glänzender Dienerschaft tummelte sich auf den Treppen umher; das Gewirre von Putz, Musik und Fröhlichkeit wirk« beinahe betäubend. Doch der Moment war nicht mehr fern, welcher das bunte Gemälde zerstören oder doch demselben plötzlich ein düsteres Colorit geben sollte. So tritt der Dämon des Bösen plötzlich in den Kreis der Freude und verwandelt die Blüten des Lebens in dürres, gnomenartiges Gestripp! Dumpfe Gerüchte von mehreren unglücklichen Begeg­nungen mit den Alliirten, von drohenden Anzeichen in Frank­reich und in Paris selbst, kamen auf einmal, Niemand wußte, durch wen, in Umlauf; die Unterhaltung war ge­trübt und in kurzer Zeit verlor sich ziemlich verdutzt die ganze Gesellschaft. Der große Saal wurde nach und nach leer, nur eine Gruppe von drei Personen blieb bis zuletzt in demselben zurück. Es war dies eine bejahrte Dame mit stolzen Zügen, welche gegen die matiblinzelnden Augen und die vertrock­nete Haut sehr mißfällig abstachen; neben ihr zur Rechten ein liebenswürdiges Mädchen, das sie stehend anschaute,— links ein Major der leichten Reiterei von kaum 30 Jah­ren und höchst edler Gestalt. Das Fräulein -war sehr blas; und zitterte heftig, der Offizier schlug die Augen nieder, wie ein beschämtes Kind; die Frau von St. Val aber — denn es war die Frau vom Hause selbst — betrachtete Beide mit wüthenden Blicken und tobte ihren vollen Grimm ge­gen sie auf eine Weise aus, die wenigstens den Adel ihrer Gesinnung nicht bestätigte. Der Major war der Sohn einer braven Familie von Handwerksleuten. Mir achcungswürdigcn Kenntnissen und einem Herzen ausgerüstet, das bei dem Worte Vaterland höher, bei dem Namen einer Geliebten feuriger pochte, hatte er eine schnelle Carriere gemacht und durfte einer glänzenden Zukunft entgegen sehen. Eduard langte unter den Mauern von Dresden mit seinem jetzigen Range, dem Ehrenkreuz und einer leichten Schmarre im Gesichte, an. Zufällig traf er mit dein Mäd­chen zusammen, das er schon seir dem Aufenthalte in Frank­reich liebte, von dem er wieder geliebt wurde, und ohne zu zaudern, warb er um ihren Besitz bei der Mutter — er glaubte, die Zeitverhältnisse, welche einem baldigen Um­sturz der bestehenden Ordnung der Dinge voraussehen lies­sen, würden die stolze Frau milder stimmen, als dies in Paris der Fall gewesen war; allein sie verwarf seine Bitte mit derselben übermüthigen Härte, wie dort. Frau von St . Va l hatte ebenfalls eine stürmische Jugend durchlebt; wider den Willen ihrer Eltern hatte sie sich mit einem Glücksritter verbunden, der ihr Herz ge­wann, sie war ihm sogar nach Amerika gefolgt, wo er Dienste genommen hatte. Aber jetzt, mit fünfzig Jahren erinnerte sie sich nicht gerne der Verirrungen ihrer Vlii­tenzcit und meinte, sie durch unbarmherzige Strenge ge­gen das eigene Kind vergessen zu machen. So ist der Mensch! den Fehlern seiner Jugend durch eine lange Reihe von Jahren entrückt, sucht er die Ver­gangenheit, deren Vorwürfe in seiner Brust eine immer blutende Wunde erhalten, sorgfältig zu verhütten, wie ein zärtlicher Sohn mit dem Leichentuche den entseelten Kör­per seines Vaters bedeckt, damit der schmerzliche Anblick nicht stecs vom Neuen das Herz zerschneide, nicht immer wieder die Thränenschleusien eröffne! Klotild e drohte umzusinken und stützte sich noth­ dürftig an die Ecken eines Kamins, neben welchem s,e stand. „Wollen Sie noch länger warte» mein Herr" nahm Frau von St. Val endlich das Wort, „wollen Sie war­ten, bis ich Sie fortschaffe?« Der junge Mann, beschämt und seinen Zorn mühsam bewältigend, ancwortere nicht. „Klotilde, begib dich auf dein Zimmer!« Das Fräulein machte Miene, dem Befehle ihrer Mut­ter Folge zu leisten; doch als sie den Major ansah, fürch­tete sie den Ausbruch einer heftigen Scene und vermochte nicht, sich zu entfernen. „Wollen Sie warten, mein Herr« fuhr die alte Da­me fort, und ihre Äugen leuchteten wild, wie glühende Kohlen; „wollen Sie warten, bis ich Sie durch meine Be­dienten hinausführen lasse?" — Dabei riß sie gewaltsam an der Kingel und rief mit gellender Skimme nach ihren Hausleutcn. Diese Vorwürfe, diese Beleidigungen hatte Eduard geduldig ertragen: allein daß man es wagen sollte, die Hand an ihn, an einen Offizier der großen Armee, zu le­gen, das schien ihm unerträglich, das forderte seine ganze Männlichkeit in die Schranken. „Mi t diesem Degen« rief er drohend, „mit dieser rühmlichen Waffe, welche bessere Dienste gewohnt ist, durch­bohre ich den Ersten, welcher sich mir nähert.« Und schon flammte der bloße Stahl in seiner Rechten. Das Gesinde prallte zurück — (dies Volk hat ja stets nur Muth , wo man dessen nicht bedarf). „Madame« wandte sich hierauf der Major an die Dame. „Sie weisen mich schimpflich aus ihrem Hause.— Ich gehe, aber möge Gott, wenn Sie einst vor ihm er­scheinen müssen, minder hart gegen Sie seyn!" Hierauf reichte er Klotilden die Hand, drückte sie und sprach bebend: „Lebe wohl — für immer!« „„Eduard!" « rief das Fräulein und warf sich schluch­zend in seine Arme, „„Eduard es ist mein Tod!"" Der Mjor wollte sich von ihr losmachen; allein er vermochte es nicht, so innig hatte die Aermste ihn um­schlungen. 23? Der Zorn der Frau von St . Va l erreichte bei die­sem Anblicke den Culminationspunkt. „Hinaus!" schrie sie, „ihn und sie! Ich will keines von ihnen mehr vor meinen Augen sehen." Der Major stürmte glühenden Antlitzes zur Thüre und die Treppen hinab, — Niemand wagte es, ihm in den Weg zu treten. Klotild e sank mittlerweile ohnmächtig auf die Par­ketten; ihre Mutter herrschte ohne Mitleid den Lakaien zu: „Hinaus! es bleibt bei meinem Worte: hinaus mit ihr!" (Fortsetzung folgt.) Der Dorfarzt. Humoreske »on Joseph Nuchenhain. «preoct U^ulleer! „Drei Viertel auf Ein Uhr!" brummte unmutyig der Dorfchirurgus, indem er schon beinahe eine Stunde vom Fenster zu Fenster seines Zimmerchens hin und her trip­ pelte, um zu sehen, ob denn keine Einladung zum Schmause käme, den es bei dem Ortsrichter der Herrschaft gab. Selt­ sam! dachte er sich, ich gehöre doch zu den Honoratioren des Ortes, habe meine Humaniora so gut wie der Orts­ lichter zurückgelegt, habe einen Charakter, bin diplomirt und liebe Röschen, die mir trotz ihres kleinen Stolzes, des Ortsrichters Tochter zu seyn, doch nichr entgehen kann, denn er hält so große Stücke auf mich, und sie — nun und sie liebt mich auch, davon gab sie mir unter vier Au­ gen den klaresten Beweis durch eine Ohrfeige, weil ich — im Feuer meines Gefühles so unglücklich war, auf eine ihrer Garnituren zu treten. Wie hätte sie sich solches auch sonst unterstanden: O ich kalkulire vortrefflich! Jetzt schlug es Ein Uhr. Der Raum seiner Stube wurde ihm zu enge. Er griff nach Stock und Hut, stürzte die Treppe hinunter und lief gerade in die herrschaftliche Küche, um dort die Ursache seiner Geringschätzung zu er­ fahren. Und dort erfuhr er denn, daß die Feinde sich dem Vaterlande nahen, daß alle Maßregeln getroffen werden müssen, denselben kräftig zu begegnen, weßwegen der Re­ gierungsrath selbst herum reise, um sich von den patrioti­ schen Anstalten zu überzeugen'. Diesem Besuche zu Ehren gäbe daher der Orcsrichter heute die Tafel, zu welcher außer dem Dorfarzte die Angesehensten des Ortes eingela­ de» wären lc. So schloß die Köchin Liese ihren Bericht, indem sie in aller Eile ein Stück Bracen dem verblüfften Doctor in die Tasche schob, damit er sich für seine heutige Zurück­setzung in etwas trösten könne. Schweigend schied er von ihr. Ja Pankratius, es gibt Unglückstagc im Leben, rief er zu sich selbst, und der Mensch versuche die Götter nicht, Und begehre nimmer und »immer zu schauen. Was sie gnädig bedecke» mit Nacht und Grauen! „Alle 2l!) Knochen, 500 'Muskeln, «0 Pulsadern, 40 Blutadern und 10 Paar Nerven, die ich nach der Lehre der Anatomie haben soll, müssen so was empfinden!" rief ärgerlich der Dorfarzt, als er mit seinen Schnabelschuhen, über einen Querbalken vor dem Schloßthore stolpernd, der Länge nach am Boden hinstürzte und mit einem jämmerlichen Gesichte auf­zustehen versuchte; doch nicht genug des Unglücks noch! die Hunde, welche, Gerippen gleich, in dem Schloßhofe müßig herumschlenderten, wurden von dem Gerüche des Bratens angelockt, den der Jammervolle in der Tasche hatte; sie fielen sogleich heißhungrig über denselben her, und liefen, ehe er es verhindern konnte, mit der erhaschten Beute davon. Der Lärm der Hunde, das Aechzen des Ar;tes und das Gelächter der dazu gekommenen Dienerschaft lockte die Gäste an das Fenster. Kaum erblickte man die froschar­tige Positur des Gefallenen, als sich auch von oben herab ein anfangs leises Kichern vernehmen ließ, welches aber in wenigen Augenblicken in ein schales Gelächter aus­artete. Um der Unterhaltung einen neuen Reiz zu geben, wurde Pankratiu s hinauf, und zur Tafel gerufen. „Die Menschenwärmc ist 30 Grade Neaumur, und jene des kochenden Wassers 80; aber ich siede wie Quecksilber, und das sind 300 schreckliche Grade", murmelte der Arzt, als er beschämt die Treppe hinauf zu dem Speisesaal wankte. „Ei , sieh da, Herr Doktor!" rief Rösch en sich kaum des Lachens enthaltend, und präsentirte dem Eintretenden ein Glas Limonade. Der Dorf-Dokior, welcher unter einer tiefen Verbeu­ gung den herrlichsten Nehbraten, die schönsten Stücke ei­ nes eben aufgetragenen kalekuiischen Hahnes, dann die ver­ schiedenen Sulzen und die aufgethürmten Torten erblickte, welche um eine mit Wildtauben gefüllte Pastette so mah­ lerisch und einladend gelagert waren, sagte ganz beschei­ den, indem er die dargereichte Limonade, immer noch den starren Blick auf diese herrlichen Genüsse geheftet, sanft zurückschob: „Nicht doch mein Fräulein! der plötzliche Ue­ bergang von Glut zur Kälte würde unfehlbar eine Stö­ rung in meinem Organismus hervorbringen, und da der Mensch sich die Selbsterhaltung schuldig ist, so bin ich so frei, mich hier in der weitesten Entfernung zu placiren" ­ sonach langte er nach einem Stuhle und nahm am un­ tersten Ende der Tafel Platz. „Du wirst vielleicht mit einem Glas Thee dem Herrn Doccor willkommen seyn", sprach schmunzelnd die Frau Ortsrichterin zu Röschen. „Ich deprecire crgebcnst, gnädige Frau, ich trinke me Thee, in Wahrheit nie!" erwiederte Pankratius , mir einem lüsternen Blick die Speisen musternd, indem er mit beiden Händen sich über die Schenkel auf und abfuhr, wie es immer ei» Mensch zu thun pflegt, wenn er unge­ duldig etwas erwartet, dabei sah man es ihm deutlich an, daß ihm der Mund von dem Vorgeschmäcke der aufgetisch­ ten Leckerbissen überfließen mochte. Man lachte über diese sichtbare Eßgier des Arztes nicht wenig, und besonders da, als Pankratiu s mit einem wahren Kambalen Appetit in die vorgelegten Speisen einzuhalten anfing, so zwar, daß er für alle Gespräche satyrischen und ernsten Inhal­ tes eine geraume Zeit hindurch taub blieb.— IIB „Apropos, Herr Doctor!" nahm nach einiger Zeit die Frau Ortsrichterin das Wort, „wir haben doch weit gefehlt, Sie heute in unsere Mitte aufzunehmen." — Alles horchte auf, Pankratiu s selbst war im Himmel seiner Selig­keit beinahe vor kaltem Schauder erstarrt. (Fortsetzung f«lgt.) Nevue des Mannigfaltige«. Eine junge Pariser Dame quälte ihren Gatten mit einer unleidlichen Eifersucht: ihr Argwohn stieg aber aufs äußerste, als derselbe nun gar eine Reise von Paris nach Dieppe machen wollte. Sogleich faßte sie den Beschluß, ihm nachzureisen, bis dahin, wo das vermeintliche Stell­dichein mit seiner Begünstigten Statt finden sollte. Das Mißlichste bei der Sache war freilich, daß sie die Gelieb­te ihres Gatten gar nicht kannte; indes;, der Himmel ist ja betrogener Liebe stets günstig. Sie setzt sich auf die Post und fährt, ohne auszusteigen, in einem Zuge bis Dieppe; hier, im Posthofe, trifft sie ihren Gemahl; er steigt aus dem Kabriolette desselben Wagens, in welchem sie fuhr. Dies war indessen nicht der Ort, sich kund zu geben; sie hüllt sich in ihren Mantel und läßt den Be­argwöhnten nicht aus dem Auge. Er schlägt den Weg nach dem Leuchtthurme ein, und sie folgt ihm auf der Ferse nach. — Jetzt steht er am Ufer. — Was ist das? — Die Angst beflügelt sie; in dem Augenblicke, als er sich in die Fluth stürzen will, ergreift sie ihn am Arme und hält ihn zurück. Der geplagte Ehemann hatte seinem Leiden ein gewaltsames Ende setzen wollen. — Mi t der nächsten Post fuhren die versöhnten Gatten heim und le­ben nun sehr vergnügt und glücklich. — Unlängst kam zu Leipzig in einer Männergesellschaft die Frage aufs Tapet, was die Frauen wohl am liebsten hätten. Heirathen, sagte der Eine; lieben, sagte der An­dere; tanzen, der Dritte; sich putzen, der Vierte; tän­deln, der Fünfte. Das ist Alles wahr, rief endlich ein alter Herr, der vier Frauen gehabt hatte, das Alles thun sie gerne, sehr gerne, jedoch das Liebste, glauben Sie mir, meine Herren, ist ihnen das — Kommandiren. I n Paris hat man in jedem Stadtviertel eine Hilfs­anstalt O'llü« ÜL «eooui-») errichtet, worin alle plötzlich auf der Strasse erkrankenden oder verunglückenden Perso­nen untergebracht und von den beständig anwesenden Aerz­ten behandelt werden. Die Anstalten bleiben Tag und Nacht geöffnet und sind mit einer Laterne bezeichnet. Dem Vernehmen nach wird vom künftigen Jahre an die „Wiener Zeitung" nebst dem täglichen Verzeich­nisse der Verstorbenen auch ein Verzeichnis; über die Ge­borenen und Getrauten führen und dadurch dem Statti­stitcr einen erfreulichen Ueberblick darbieten. Ferner wird das literarisch-politische Blatt: „Der Adler« in einer vergrößerten Austage und Gestalt, nämlich in dem Riesen­formate der französischen und englischen Tageblätter erschei­nen und so seine allgemeine Beliebtheit und Anerkennung und Verbreitung steigern, deren es sich durch den kurzen Zeitraum seines Bestehens zu erfreuen hat. — Ein deutsches Blatt führt folgende Stufenleiter unse­rer Liebe an: Bis zum dritten und vierten Jahre lieben wir unsere Mütter, im sechsten unsere Väter, im sechs­zehnten schöne Kleider, im zwanzigsten unsere Geliebten, im fünfundzwanzigsten unsere Weiber, im vierzigsten unse­re Kinder, und im sechzigsten uns selbst. I n London sind in der Woche vom 13. bis 19. Oc­tober nicht weniger als vierzig Leichenschauen an Selbst­mördern vorgekommen. Unter denselben war ein-fünfzehn­jähriger Knabe, Namens Hawes, Lehrling bei einem Chi­rurgen, der am 1?. Oktober Abends, das unlängst von einem Mädchen gegebene Beispiel nachahmend, sich von der Spitze des 202 Fuß hohen Monumentes auf dem Fish - Street - Hill herunterstürzte. Die Zeitungsschreiber in Nordamerika erfreuen sich einer Freiheit, wie sie unsere Leser wahrscheinlich nicht gutheißen würden. Eine der neuesten Nummern des nord­amerikanischen Blattes, der „Floridien" bringt folgende No­tiz zur Beachtung der Leser: „Mi t unseren Mitarbeitern zu einer Iagdparthie, die wir nicht wohl abschlagen ton­nen, eingeladen, bringen >vir zur Kenntnis; unserer Abon­nenten, daß die nächste Nummmer unseres Blattes mor­gen erst später, als sonst erscheinen wird. — Der Haupt­redakteur." Slavische Literatur. So eben erschien in Agram im Verlage des Dr. Ludwig G oj eine Anflüge slavischcr Volkslieder, gesammelt in den benachbarten slaviscken Lä„­der» unter de,» Titel- »^»ru^lue I>e«ne IUr5l««, herausgegeben und den, Herrn Dr. Stephan K^rnclilc gewidmet von ätnukc, Vr.12. Erstes Heft. ». S. 242,'mit einer zweifachen Vorrede, wovon crstere Vom Herrn Verfas­ser, letztere von I . Z. Da bereits einige Ephemeren in diesem Genre in unserer jüngsten Zeitpcriode aufgetaucht sind, die sich verschiedener Ursache» wegen auf der Oberfläche nicht so recht behaupten tonnten, so waren wir desto gespannter auf die Erscheinung slavischer Volkslieder von, Herrn Dr. Ludwig Gaj, der bereits so schone Beweise seiner literarischen Thätigkeit und typischer Ele­ganz geliefert. Herzlich freut es uns, hier bemerken zu können, daß die einfache Schreibart und der gediegene Inhalt sowohl, als die Eleganz der Ausstattung dieses Buches imsere Erwartungen nicht nur nicht getauscht, sonder» weit übcrtroffen habe». Die Herausgabe gegenwärtiger Volkslied« trägt das Gepräge einer mit der grüßten Umsicht geleiteten, und mit vieler Mühe und Kosten zu Stande gebrachten Arbeit, welche i» der wahren Liebe zu allem Schonen, in der treuen Anhänglichkeit »n das Ehrwürdige, nicht selten Verkannte der grauen Vorzeit, und in der Hochachtung eines jeden Slaven ihre Bewunderung und ihren Dank sicher finden wird. Welch' ein schö­nes Verdienst für den eifrigen Sammler sowohl, dessen Name in der slavische» Literatur bereits einen so guten Klang hat, als für den ernstbefli,senen Ver­leger, wenn sie nur das wahre Gute zu fördern streben! Und so wünschen wir denn diese»! Werke ein« würdige Anerkennung aller Slaven, die ihm auch werden wird. Schlüßlich erachten wir für Pflicht, zu bewerten, daß die i» der er­sten Vorrede des Herrn 8t^ri!«> Vri,z dem Verleger Herrn Joseph Vlas ­nik in Netreff der Herausgabe unserer hier erschienenen ».8Iaveril!« ?ol­mi« erthciltcn Rügen nicht ihn, sondern die über so Manches noch uneini­gen Negeneratoren unserer vaterländisch-slavische» Literatur treffen, und kön­nen uns nicht ge»ug verwundern, einige Gedichte von, Herrn llr. l>r?­lkerri und einige de,» Herrn M. Kaste lliz zngemuthete darin zu finden, nachdem unseres Wissens feine von den bezeichneten dem Herrn 8tnllK» Vl2 l zugesendet worden seyn dürften« Joseph Vuche» hain, E l) a r