Zum ^ut^en imd Vergnügen. —— 39'------- Freytag, den 27. September 1822. Einst undIetzt. An Frida. Den n. August 1822. M '"^ar ein wilder Iunae früh schon, muß bekennen; Aufgewachsen an der Freyheit Vrust; Wildes Treiben, Träumen meine Lust, Auf den Schweiherhöh'n umher zu rennen, Dort zu schauen in die Vläue weit. Heiß umarmend die Unendlichkeit. War ein stolzer Junge frnh schsn, muß es sagen; Freud' ich an der Väter Thaten fand, ^nd mein Himmel war mcin Vaterland; Ihm, ach, wollt' ich all mcin Herzblut wagen. Schluss mein Busen und mein Äug' ward hell, Sang die Mutter uns vom Wilhelm Tcll. Nar cin frommer Iunae früh schon, darfst es glauben; Habe traulich oft in stiller Nacht Nit dem lieben Gotte zugebracht, Und die Nuhe konnte nichts mir rauben. Träumte selber oft ein Engelein, Telig fliegend durch die Höy'n, zu seyn. Nar «in heißer Junge, Frida, darfst mir trauen, Äll mein frühstes Denken ohne Ruh, schwebte, glaub mir's, um ein Weib, wie du; In ein braunes Auge so zu schauen, Nachte mir, war kaum vier Spannen lang, In de»u kleinen Herzen wunderhang. Jetzt ist's anderö, Frida, will nicht lügen. Icho kenn' ich lNebelust und Schmerz, ^'ne Rinde wuchs ums warme Herz, A«r dem Ungeheuer, dem Betrüger; Und der wilde Junge, leider zahm ^ In die Mutterarme wiederkam. ^ Jetzt ist's anders mit dem lieben Lande, ^ Wo ich "wirken möchte frey und warm, Schmieget sich und flieht der feige Schwärm; Ach es blechen all die heil'gcn Bande, ^ Und die Welt der Träume, meine Lust, Muß zurück in meine eigne Vrust. Anders ist's mit meinen Glaubensbildern allen, ^ Denn ich hielt mit ihnen streng Gericht. Vleib, was bleibt! nur Licht, nur Licht! ' Ach, die bunten Dinger sind gefallen. Und vor dem Gerichte zeigte sich Endlich nur mein Gott und ich. Frida, Frida, der ist mir geblieben, ' Und ein freyes ungebrochnes Herz. Mädchen schaue auf aus deinem Schmerz! Du bist mein, mein Glauben, Hoffen, Lieben. Deine Hand, du Traute! frisch hinab! Siehst die Morgenrothe überm Grab? Reinold Henne. Der allgemeine Anzeiger der Deutschen. (Äus dem Morgenblatte). In welchem Aller ist der Mann am liebenswürdig-sien? Nichl bloß Frauen, sondern auch die Männer selbst, werden, ohne sich zu besinnen, antworte»' in den IUngliligsjahren. Ohne sich ;u besinnen — denn thäten sie es, würden ne anders sprechen, sie würden sagen: in seinen reifern Jahren ist der Mann am lie- benswurdigsten. Der Geist, ungleich den Pflanzen, trägt eher Früchte als Blüthen, und nur, wenn der Ernst fest gewurzelt steht im Herzen, kann der Scherz unschädlich durch seine Wipfel spielen. Erst in der Mitte, auf dem Gipfel des Lebens, erlangen wir die freye Aussicht, welche uns die Dinge der Welt, in ihrer Ausdehnung, in ihrer Beschrankung und in ihrem Zusammenhange zeigt. Da verlernen wir, zu verachten, zu tadeln, zu bewundern, und da gefallen wir jedem, weil uns keiner mißfällt. Der hinaufsteigen.de Jüngling sieht die Welt nicht, die vor ihm liegt, der heiabkommen-mende Greis die rückgelegene nicht mehr. Den Blick nur nach einer Seire frey, ist ihnen die Halde Welt fremd, und darum werden sie es ihr. Die Jugend ist zu rührend, um liebenswürdig zu seyn, denn nichts, was rührt, gefällt; weil nur ein Zephyr, der die Em-pfmdung kräuselt, willkommen ist, nicht aber der Sturmwind, der das Herz in seinen Tiefen aufwühlt. Die Jugend ist rührend, denn das Heranwachsen zum Leben ist eine Auserstehung aus dem Tode, ein Glied bewegt sich nach dem andern, ein Sinn erwacht nach dem andern, und wie die Morgenröche, derAbendrö-th< gleich, an die Nacht gränzi, so gränzt die Jugend dem Alter gleich an den Tod. Der Jüngling träumt, schwankt, liebt und haßt, und Liebe uno Haß stören, denn sie machen störrig. Es gibt Tugenden, die nur schon sind, wenn sie angeboren; es gibt andere, die es nur sind, wenn sie erworben. So die Mäßigkeit, so die Svarsamkeit, so auch die feine Wettntte, wodurch man gefallt. Wer die Kunst zu gefallen schon als Jüngling kennt und übt, den hat die Natur nur ge, ring begabt, und mit der Blüthe der Jugend wird sein ganzer Werth verduften. Leserinnen werden meinen, das verstünden sie besser, und darüber lachen, daß ich die Liebenswürdigkeit so schwerfallig behandelt, und, gleich jener Bäuerinn, aus dem feinsten Karavanen-Thee ein fettes Gemüse gekocht. Das muß ich geduldig über mich ergehen lassen, denn ich kann mich nicht rechtfertigen. Ich habe den Faden meiner Gedanken verloren, und begreife selbst nicht, wie ich dazu kam, von der Liebenzwür-digkeit zusprechen, da ich mir doch vorgesetzt von dem allgemeinen Anzeiger der Deutschen zu reden. Da aber Frauen nur solche Fesseln lieben, die s<« selbst angelegt, so werden sie, wenn ick sie darum bitte, sich willig zei« gen, mich von den Banden der Logik frey zu machen. Vielleicht lag mir Folgendes im Sinn. Wird der allgemeine Anzeiger der Deutschen, den ich in die weibliche Lesewelt einführen will, auch dorr willkommen seyn? Ergleicht einem bejahrten Maune, ist gar nicht flink, vielmehr vierschrötig zu nennen, trägt eine Perücke, ist schlicht in seinem ganzen/lüstern, und sieht nach der Uhr, od >es Zeir zu lächeln sey. Werden nch die Leserinnen nicht mir Kichern von ihm abwenden, ihn stehen lassen, und zu ihren süßen, schmeichelnden, flatterhaften und tändelnden eleganten Blattern, zu ihren muthwilligen und zierlichen Gesellschaftern zurückkehren ? Wagt es >mit ihm, rufe ich den schönen Abgeneigten ^u. Er reitzt nicht, daß man sich ihm nähn«, ftsselt aber Jeden, der sich ihm genahr. Er kann auch gefallen, aber nur den Verständigen, denn er will belehren, indem er unterhalt. Er kann auch witzig sey"/ wirft aber die Pfeile seines Witzes nicht in die blali« Luft, nur um zu zeigen, wie hoch sie stiegen, sondern nach einem vorgefaßten würdigen Ziele... wagt es Mtl ihm! Nur vier Wochen von den Blattern des allge««"-nen Anzeigers liegen vor mir, aber des Lieblichen und Scherzhaften ist so viel darin enthalten, daß ich nur el« nen Theil davon den Leserinnen darbiechen kann. Fr<^ lich mußte ich, um zu diesen Rosen zu gelangen, nuH durch einen Wald von Dornen winden, diemirGeM^ lmb Hände bwug ritzten — durch Ziffer, Steckbriefe, Verpachtungen, Kleesamen, Verschollenhetts - E'k>^ rungen, Edictal-Ladungen, Präelusivbescheioe, MU« tel gegen die Klauenseuche, Anerbiechen von Apolhek«r-schachteln und Todesanzeigen — aber im Dienste d^ Frauen darf man nicht ermüden. Drey Männer suchen drey Frauen, um sie zu b"^ rathen, nähmlich Jeder eine. Da der Dritte der S^ chenden ein sehr vornehmer Herr ist, der mit den bey-den andern Bürgern schicklicherweise nicht zusammeng^ stellt werden kann, so soll von ihm an einem besonder« Orte die Rede seyn. Ich gestehe, dasi, wenn ich "N« Tochter hätte, ich diese Gelegenheit benutzen würde. Die Jünglinge unserer Zeit lieben zu rein, zu uneigennützig, und der bare Vortheil deS Heilathens tomMt ihnen bey ihren Bewerbungen niemahls in den Sinn. Läßt die Mutter der Geliebten nur das leiseste Wörtchen von ehelicher Verbindung fallen, erzürnt sich der' edle Anbether, spricht mit aufgeregter Empfindlichkeit: Madame, das habe ick nicht rezent, Sie verkennen wich — geht fort, und laßt sich nicht mieder sehen. Findet sich nun ein seltener junger Mann, der weniger zarte Gesinnungen hat, dann sollte man eilig zugreifen. Ich kann die beyden Bewerber, von welchen hier die Rebe ist, mit gutem Gewissen empfehlen. Doch wir wollen sie selbst hören. „Ein gebildeter, junger Mann, 35 Jahre alt, von gesundem Körperbau und gmem sanften Charakter, in schönen Künsten und Wissenschaften geübt,, wünscht, seinem Heißen Verlangen gemasi, e^ne treue Freundinn und Lebensgefährtinn bal> digst zll heirathen. Er besitzt zwar nur weniges Vermögen, treibt aber ein einträgliches ehrenvolles Geschäft. Sollte ein Madchen, oder eine junge Witwe, welche 2 bis 3ooo Rchlr. im Vermögen hat, geneigt seyn, hierauf Rücksicht zu nehmen, so wird sie ergebenst gebethen, die dießfallige Nachricht an die Expedition des allgemeinen Anzeigers der Deutschen in Gotha franco «inzusenden. Es versteht sich übrigens von selbst, daß die heiligste Verschwiegenheit beobachtet wird." Der Bewerber hätte gar nicht nöthig gehabt, zu bemerken, daß er einen guten und sanften Charakter habe; denn da er in schönen Künsten und Wissenschaften geübt ist, so versteht sich oas von selbst. Er sagt geübt, nicht bewandert, also er ist ein ausübenderKünstler. Er spielt-Clavier, zeichnet wohl auch - und macht ohne Aweisel Verse; denn heißes Verlangen ist unstreitig Bruchstück eines Gedichts. Nicht genug zu loben ist die .stylistische Zartheit, mit welcher er zu verstehen gibt, haß er von einer jungen Witwe »c»c>o Thäler Wehr fordert, als von einem Mädchen; denn so meinte ^ es eigentlich. Wäre er grob gewesen, oder ein Canzley-Stylist, hatte er gesagt, „ein Mädchen oder eine zun-ä« Witwe, welche rc^elNivo 2 und 3ooc> Thaler hat." Daß er sich die brieflichen Antrage franco erbittet, zu welchen traurigen Betrachtungen gibt dieß nicht An-!aß! Als Künstler kann er unmöglich so geitzig, als ein Mann mit einem einträglichen Geschäfte, nicht so unbemittelt seyn, daß er das Porto für einige Dutzend "riefe nicht sollte bestreiten wollen oder können. Aber nicht unbekannt mit dieser lieb - und mannellosen Zelt, mußte er auf einige hundert Briefe gefaßt seyn, und sich vorsehen. — Der zweyte Freyer spricht aus einem ganz andern Tone. Auch ist er reicher und z?hn Jahre jünger als der vorige. Heilige Verschwiegenheit gelobt er keineswegs, macht aber auch das Frantiren der Briefe nicht zur Bedingung. Er bittet nicht ergebenst, sondern sagt kurz weg: ,,man beliebe sich zu wenden." Er schildert sich wie folgt. „Ein junger, wohlgebildeter Mann, schöner Statur und Ansehen (schönen Ansehens), von 23 Jahren und anerkannt gutem Charakter, welcher einen bedeutenden, sehr besuchten, wohl eingerichteten Gasthof nebst Grundstücken, gerichtlich zehn Tausend Reichsthaler raxirt, in einer der schönsten Städte des Herzogthums Sachsen ererbt hat, sucht eine Person von gleichem Aller, auch wohl jünger, zur Frau, welche sechs Tausend Reichsthaler Vermögen micbringt, um sich mit den Geschwistern ganz« lich auseinanderzusetzen, und noch einige Verbesserun-» gen zu machen." Gewiß nicht aus abgeschmackter Klein-lichkeit,Habe tch die zwey eingeklammerten Worte verbessernd hinzugefügt, sondern nur um zu zeigen, wie be« sucht ein Gasthof seyn müsse, dessen Wirth nicht Zeit hat, seine Handschrift noch ein Mahl zu überlesen, um die elwa eingeschUchenen grammatischen Versehen daraus HU vertreiben. Ich glaube, Sachkenner werden diesem Bewerberden Vorzug geben; er ist nicht so liebenswürdig, aber dauerhafter als der andere. Er spricht nicht von heißem Verlangen, sondern gesteht offenherzig , daß er eine Frau suche, um vermittelst ihrer noch einige Verbesserungen in seinem Gasthofe anzubringen. Schwäbische Mädchen, in deren kanden man nach Gulden rechnet, danken es mir gewiß, daß ich kür sie herausgebracht, wie viel 6ooo Rchlr. Gulden machen, nähmlich: ic»,Uoc,. Allerdings ^viel Geld. (Dic Fortsetzung folgt.) Blumen-Kalender. Primel n. Eine sehr beliebn Blume. Man behandelt sie ganz wie die Aurikel durch Abdrücken der Ableger, welches am besten im May geschieht. Auch durch San en oder Zeriheiwng der alten Stöcke wird ke vermehrt. Wenn ttlänWne neue Sorten erkalten will, so muß m,in Kflcrs dcn Eamen davon säen, wobey man wie lcy den Aurikeln verfährt. M i s c e l e n. Ein Mann, auf welchen dessen Vaterland, Hannover, stolz zu seyn Ursache hat, der große Astronom Sir William Herschel, Dr., Ritter des konigl. Guelphen-Ordens, ist am27.v.M., im Lasten Jahre seines ausgezeichneten LebenS, auf seinem Landgute Slough bey Windl'or in England gestorben. „Sein Vac ter (heißt es in einem Schreiben a^s Hannover vom 3. Sevt.) war ein armer Musicus. Eine Geige und einige vergelbce Notenbücher waren des jungen Menschen gan. zer Reichthum; im Ichre 170«) marschirte er, an der spitze eines hiesigen Regiments, als Hautboist in London ein; nach Iana?n Hunger-Jahren eihcelt er ei-^e Organlstenstelle in Halifar; hier in Hannover schon hatte er in früher Jugend, von einem wackeren Lehrer, Unterricht in der Metaphysik und Logik erhalten. Das Licht, das der Mann in des Jünglings Kopfe angezündet, war unter dem Drucke deS Mangels ukd im rochen Hautboisten-Nocke nicht erloschen; dieNuhe und das Auotömmliche des Organist» - Postens gaben dem still fortglimmenden Funten neue Nahrung. Lateinisch, Griechisch, Italienisch, Algebra, Mathematik, Mechanik, Euklid, Newton, alles studierte ter junze Organist bunt durcheinander, und baK erste Ersparniß seineS fruZalen Lebens, verwandte «r auf tzie Löschung seineS glühenden Durstes, Italien zu sehen. Nachdem er dort lange umher geschwärmt, fehlte «s ihm in Genna am Venochigten zur Rückreise. Ein Concert, worin er sich auf der Harfe', und auf zwey vor die Brust gebundenen Hörnern zugleich hören ließ, Verschaffte ihm mehc, als er brauchte. 1766 erhielt er Hie Organisten-Stelle in Baih, und mit dieser zugleich Hie d^stge Schauspiel, und Concert-Direcuon. Ovtik And?lst,geb?uer viel dafür, daß er, är< gerlich über die unchri'ilichen Preise, sich vornahm, seine Instrumente sich selbst anzufertigen. Zähre lang arbeitete er erfolglos; 1774 hatte er endlich seinen ersten fünffüßigen newtoniaiiifchen Resiector fertig; jetzt machte er 7, 10 und 2ofüs!ige Teleskope. 1761 am i3. März entdeckte er mit seinen Instrumenten einen neuen Planeren; das Ausland nannte ihn Hers hcl; der Be« scheidene taufte ihn Georgium, zuletzt ward er Uranus geheißen. Nun ging auch ihm ein neuer Stern auf» Die königliche Gesellschaft ernannte ihn zu ihrem Mil-gliede, der König berief ihn nach Slough, und ließ ihm dort Wohnhaus und Sternwarte bauen; er ver-s>!'s!cne hier 5a und ^lifüßige Teleskope, entdeckte 1766 einen Vulkan im Monde, vi«rIahre später noch zwey, und außerdem noch die sechs Trabanten des Uranus und dessen ringförmige Ilmqebung. Oxford ertheilte ihm hierauf das T octor Diplom. Er war bis an sein hohes Ende ein rüstiuer gesunder Mann, und allen junge« Leuten ein lebendiger Beweis, daß strenge Mas-igkeit und recht viet Arbeit die Körperkräfte stahlen, und noch im Alrer uns jugendlich frisch erhalten. Charade von H. E. An ein Mädchen/ Willst Du ewig mich verschmähen? Ewi^ meiven mich — mich fiieh'n? Soll mein Erstes denn vergehen In der Zweyten heißem Gli'ih'n? In der Erste», treu und bieder, Vwcht' ich ew'qe Liebe D'r, Liebe oabst Du mir nicht wieder. Gabst die Zweyte lieblos mir. Meine Freuden seh' ich schwinde», M?me Nlli',ncn sind abpflückt. Und mein Jammer soll's verkünden, Wie mich s^wer das Ganze drückt. Auflösung des Logogryphs in Nro. 36. Zähren^-Acyren. GedlucktbeyIgnüiAIoysE0lenVvnKleinma,r.