v L I. v L 8 o n Biographische Skizze von P. v. Nadirs. (Mit dem Pmtmt und Farrimiie VnionZmL.) Leoschner k Lubensky, k. k. Unioersitäts - Buchhandlung. v L I. v L 8 o k Biographische Skizze von p. v. Nadirs. (Mit dem Pvrtrllit md Fursimiie VlllvliLllrs.) Graz 1866. Lenschner Lubensky, k. k. Universttäts - Buchhandlung. "LvOO UWRLN MMML, drm Förderer alles Klilerlälldischen achtungsvoll der Versasscr. Motto: Als der ich nichts für gewiß anzugeben gewohnt, was ich selbst nicht gesehen und erfahren. Valvasor. Einleitung Es sind bald zwei Jahrhunderte erfüllt, daß der edelste und geist¬ reichste Patriot, der sein ganzes Vermögen auf das Prachtwerk, die „Ehre des Herzogthums Krain" anfgewendet, in dürftigsten Ver¬ hältnissen aus diesem Leben schied. Kein Denkmal aus Stein oder Erz, womit unser Jahrhundert doch sonst so freigebig ist, erinnert an deni Orte, wo einst seine Wiege stand, oder an der Stätte, wo seine Gebeine ruhen, an den größten Mann unseres Volkes! — Ja nicht einmal zu einer anständigen Biographie hat es die „dankbare Nachwelt" gebracht, was denn doch den vielen „Kärnern" unserer heimatlichen Literatur, die mit dem Materiale aus sei¬ ner „Chronik" — sie gleichsam als Ruine betrachtend — ihre kleinen Häuschen bauten, so leicht gewesen wäre, sie hätten ja nur die Stellen, die Valvasor über sich selbst da und dort ungeschrieben, zu sammeln und zu uotiren gebraucht! Und was diese als Ruine ansaheu, ist noch heute ein herrlicher Prachtbau, schön und unversehrt, wie au dem Tage, als der fleißige Werk¬ meister den Schlußstein eingefügt. Wohl ist die Form und Art des Baues heute eine uns ungewohnte, wohl klingen all' die Sprüche, die wir da über den Thüren und in den Nischen lesen, zu derb, zu scharf, wohl sind die Bilder, die da und dort an Wand und Decke hangen, zu nnverhüllt, — zu wahr; doch weun wir die Fenster öffnen und mit dem lieben Meister hinabsehen auf Flur und Au, und er uns weist des Volkes Sitte und Gebrauch, und wir aus seinen Reden deutlich merken, daß er mit deni Bäuerlein da drunten oft und viel verkehrt muß haben, — nicht als 8 „Herr", sondern als christlicher Bruder — um dessen Eigenart so völlig inne zu werden, wenn er uns in das Archiv führt, und uns all' die Urkunden aufweist, die er durch „heißes Bemühen" zusammengebracht und daraus den Stoff zu jenen Bildern gesammelt, wenn wir schließlich, an die Zinnen des höchsten Thurmes gelehnt, die ringsum im bezauberndsten Panorama liegende Heimath bis auf Den kleinsten Hügel und die unbe¬ deutendste Dorfschaft ausgebreitet vor uns sehen — da übermannt uns das Gefühl der höchsten Anerkennung und Liebe für den Schöpfer dieses Baues, welchen Bau wir nach all' dem unbedingt nennen müssen: das literarische Nationalhaus Krains auf ewige Zeiten! Ich werde in meinen der Erinnerung des großen Mannes geweihten Zeilen versuchen, die Nation, die so gerne diesen Prachtbau besucht — bei welchen Besuchen jedoch der Einzelne planlos bald diese Treppe bald jene hinaufläuft, bald diesen bald jenen Saal durchfliegt, ohne das Ganze kennen zu lernen, — systematisch durch alle Räumlichkeiten hindurch zu geleiten, und ihr gleich im Thorwege vor dem erzgepanzerten Brustbilde des unsterblichen Freiherrn sein Leben und seine Schicksale zu erzählen. Laibach, im Juli 1865. I. NiograMsches. 1. Valvasor's Vorfahren und Eltern. Der berühmte krainische Geschichtsforscher Johann Weikhard Frei¬ herr von Valvasor, aus einer altberühmten und schon im XI. Jahr¬ hundert den deutschen Kaisern ergebenen lombardischen Adelsfamilie, ans welcher zwei Vettern, Hieronymus und Johann (v. V.), im XVI. Jahr¬ hunderte nach Krain einwanderten, stammt von dem Sohne des ersteren, von Bartholomäus von Valvasor, Verordneten und Generaleinnehmer in Krain, und der Anna Maria ans dem bekannten krainisch-steierischen Ge¬ schlechte „derer von Räuber". Johann Weikhard ward in Laibach am 28. Mai 1641 geboren, und war von den 24 Kindern seines Vaters das 18., das 12. aus der zweiten Ehe *). Aus der italienischen Geschichte seines Hauses hat Valvasor in sei¬ ner Chronik nur folgende vorzüglichste Daten eingefügt. Er nennt den Guido Valvasor, der Domherr in Mailand und Sekretär Kaiser Hein¬ rich II., dann Erzbischof von Mailand war (1012), den Anselm Valva¬ sor, ebenfalls Erzbischof von Mailand, der (1090) in Constantinopel starb, den S. Galdinus Valvasor, der dritte aus dieser Familie auf dem erz¬ bischöflichen Stuhle von Mailand, zugleich Kardinal und Legat in der Lombardei (um 1160), den Defendens äs ValvLsoriis (um 1529) Bi¬ schof zu Justinopol, den Hieronymus Valvasor, Augustiner-General in Rom und Bischof in Pesaro (um 1687 gest.), und dessen Bruder, den Dominicus Valvasor, Bischof zu Caravina, der (um 1689) noch lebte. Wie schon angedeutet, kamen Valvasor's Großvater Hieronymus und dessen Vetter Johanu B. im XVI. Jahrhundert nach Krain, eS war nm das Jahr 1550 und sie kamen „aus Bergamasko". Bereits vermögende *) Hieronymus Valvasor 's, Gemali» : Agnes von Scheyer. Bartholomäus 's. I. Gemali«: Marja Elisabeth Freiin Adam -s. von Dornberg, II. Gemalin ' Anna Maria Freiin von Räuber. I. Gottfried 's, Earl, Dorothea 's, Franz Adam 's, Elisabeth, Hierony¬ mus ch, Maria Clara -s. II. Hans Dietrich -s, Sigmund s, Regina ch. Maria 's. Sidonie 's, Jo¬ hannes 's, Wolf -s, Johannes 's, Franz s, Zwillinge ss, Johann Weikhard, Rosalia Konslanzia s, Herbard s, Wolfgang Bartholo¬ mäus, Ferdinand s, Maria Isabella. Valvasor III, p. 109. 10 Männer, als sie sich in unserm Lande und der benachbarten Steiermark ansiedelten, vergrößerten sie sofort innerhalb dreier Decennien den hier¬ ländischen Güterbesitz in ansehnlicher Weise; dabei blieben sie jedoch allen öffentlichen Aemtern und Würden ferne, daher außer in Kaufbriefen und andern Privaturkunden der Name Valvasor noch nicht vorkommt. Der Vermögensstand der beiden Eingewanderten, von denen aber Johann B. der weitaus reichere und der eigentliche Besitzer der Güter in Kram und Steier war, ist ersichtlich aus dem am 2. August 1581 aufgesetzten Testamente*) dieses selben Herrn Joh. B. v. Valvasor zu Thurn-am-Hart (dem jetzigen Besitze Anastasius Grüns). Herr Johann B., vermalt mit Frau Emerentia der Tochter Veit Khisel's zu Kaltenbrunn (jetzt im Besitze des Herrn Fidelis Terpinc) hatte keine Nachkommen. Von nächsten Verwandten lebten ihm zur Zeit, als er seinen letzten Willen niederschrieb, eine Schwester Surmanika, Nonne in Bergamo, der er 1000 Dukaten hinterließ, und die Kinder seiner Schwe¬ ster Katharina, welche an Herrn Franz von Moskon vermält gewesen, denen er den größten Theil seines Vermögens testirte. So den Brüdern Peter, Michael und Marco v. M. sein „völliges Hab und Gut" (nach Abzug der anderweitigen Verfügungen), das Schloß Tellegat und das Schloß Sperkeuthurn im Bergamaskischen, die Herrschaften G o no¬ to itz und Tüffer in Steiermark, die Herrschaft Gurkfeld in Kram „sammt allen andern Herrschaften" und zu Thurn - am - Hart 10,000 fl., dem Alexius Moskon 10,000 fl. in Venedig liegend, ein Haus, Garten und Wiesen in und bei Pettau, dem Jnnocenz v. M. schon früher sehr viel, und den Schwestern Cassandra, Elinita und Elisabeth v. M. jeder 100 Kronen in Gold. — Dem Vetter Hieronymus vermachte er 10,000 fl., das Schloß Gallenek und andere Gülten. — Einem andern in Bergamasko zurückgebliebenen Vetter 200 Dukaten. Außerdem stiftete er in das Spital in Tüffer eine Summe, aus der man „20 bresthafte Leute ehrlich kleiden und nähren soll" und zu gleichem Zwecke eine Summe in das Spital von Gurkfeld. Bei allen Herr¬ schaften und Gülten erließ er den Bauern die Schulden völlig. Hieronymus v. V. überkam also Galleneck und von diesem Schlosse führten seine Söhne Bartholomäus und Adam sofort das Prädikat. So erscheinen sie als Nobiiss äs (InIInsiv in der Matrikel der Grazer Universität eingezeichnet, Adam (1605) in der zweiten Gram¬ matikalklasse und Bartholomäus (1610) in der Syntax. Während, wie schon angedeutet, der Großvater unseres Gelehrten und desgleichen auch sein Oheim im öffentlichen Leben der Heimat gar keine Rolle spielten, war es sein Vater, den wir doch wenigstens in der Reihe der „Verordneten Einer Ehrsamen Landschaft von Kram" finden, so 1640, 1641 und 1646. Dies war aber auch alles, worauf sich dessen Thätigkeit in Politicis beschränkte! *) Als Zeugen erscheinen Christoph Freiherr v. Auersperg, Wilhelm v. Lamberg, Franz v Scheper, Niclas Bonhomo zu Wolstbühel, Bice- dom in Krain, »nd Kaspar Mauritsch. 11 Was den Hausstand betrifft, war Herr Bartholomäus bemüht, den¬ selben nach Kräften zu heben. Er erwarb die Herrschaft Altenburg in Uuterkrain (im Neustadtler Kreise), die ursprünglich einer edlen Familie von Altenburg gehört hatte (sie kam nach Schönleben um 849 nach Krain), und um 1619 nach Aussterben der Herren v. Obraöan (Obertschan) an „Hans Georg von Hohenwart zum Furcht" gekommen war, dessen Mutter eine geborne v. Obraöan gewesen, indem er die Theilnehmer befriedigte (gegen die gerichtlich festgesetzte Schätzungssumme von 33,616 fl. 40 kr. 2 dl.) Das Jahr, wann diese Erwerbung stattfand, habe ich in der Quelle nicht gefunden, jedenfalls muß sie jedoch vor dem Jahre 1637 geschehen sein, da aus diesem Jahre ein von ihm, als Besitzer von Altenburg, gefertigtes Urbar dieser Herrschaft vorhanden ist. Aber sehr lange behielt er sie keinesfalls in seinem Besitze; denn wir lesen, daß er sie schon 1639 am 1. Jänner wieder verkaufte, und zwar an den Herrn Gregor Matosiö, gegen den Kaufpreis von 32,000 fl., 100 Dukaten Schlüsselgeld nebst einem Reitpferde. Dafür kaufte er zwei Jahre später (1641) die Herrschaft Gallen¬ berg in Oberkrain, die nach seinem Tode der älteste der ihn überle¬ benden Söhne aus erster Ehe, Carl — der zugleich Vormund über die andern Geschwister wurde - — überkam, die aber noch zu Weikhard's Leb¬ zeiten aus dem Besitze der Familie in andere Hände übergieng. Auf dem gleichsam als Stammschloß dieses Zweiges des Val- vasorischen Hauses betrachteten Schlosse Galleneck führte Herr Bartho¬ lomäus große Bauten aus, indem er daselbst eine Kapelle, einen Getreide- kasteu und einen Marstall bauen ließ. Im Jahre 1650 richtete er hier eine Stiftung an, im Betrage von vier Huben, wofür ein Geistlicher im Schlosse zu unterhalten war, der drei Messen in der Woche lesen mußte, das Evangelium in slovenischer Sprache. Nach seinem Tode (wann er gestorben, ist nicht bekannt) siel die Stiftung der Frau — der Mutter unseres Weikhard — und als diese hingieng, dem Majoratsherrn Carl zu. Dieser Stiefbruder unseres Gelehrten repräsentirte die Familie auch in den „Landschaft"-Sessionen — da Johann Weikhard an Landesangele- heiteu nur ein einziges Mal aktiv Theil nahm, und das als Krieger. Carl Freiherr v. Valvasor hingegen erscheint wiederholt als „Verordneter", so in dem Triennium (1665—67) und in dem Quadriennium (1682—85), in welcher Eigenschaft er nicht selten in den Protokollen der Landschaft als Redner für diesen und jenen dem Lande wohlthätigen Beschluß ver¬ zeichnet gelesen wird. Von Weikhard's Mutter, der Anna Maria von Räuber, können wir nur berichten, daß sie mit dem Vater und den (im Stammbaume mit Kreuzchen versehenen, also vor 1689 gestorbenen) Geschwistern, sowie fünfen von Weikhard's Kindern, in der Kapelle in Galleneck ruhe; sonst schweigen die Aufzeichnungen über sie und wir wollen gerne annehmen, daß auch an ihr das alte deutsche Sprichwort als Wahrwort gelten mag, welches diejenige Frau als die beste bezeichnet, von der man am wenig¬ sten spricht! 12 2. Seine Lehr- und Wanderjahre. Bis zur Vollendung des philosophischen Curses studierte unser Val¬ vasor zu Laibach mit dem vollkommensten Beifalle seiner Lehrer — so schreibt Richter in seiner nicht ganz drei Spalten füllenden biographischen Skizze über Valvasor (in Hormayr's Archiv vom Jahre 1815). Wenn, was wahrscheinlich, diese Notiz richtig ist, so waren die Jesuiten seine ersten Lehrer, denn sie leiteten seit 1596 den Unterricht an den hiesigen „Lateinschulen". Es sind die 50er Jahre des XVII. Jahrhunderts, in die dieser erste Bildungsgang unseres großen Gelehrten fällt, und eben diese Jahre sind es, in denen das hiesige Convikt der Väter aus der Gesellschaft Jesu auf der Höhe seiner Entwickelung stand — in denen Schönleben lehrte, der Begründer der heimatlichen Geschichtsforschung, Valvasor's würdiger unmittelbarer Vorgänger auf diesem Gebiete! Wir müssen bekennen, über Valvasor's Verweilen an der Laibacher Anstalt, über seine Bethätigung, über etwaige Auszeichnungen u. s. f. nichts wei¬ teres sagen zu können — da uns hierüber alle Quellen mangeln! Dem Geschmacke, der Richtung des Zeitalters folgend, sandte ihn der Vater nach Abschluß der Studien in Laibach auf Reisen. Bevor wir, so gut es aus den zerstreuten Daten in der Chronik möglich ist, die Reiseroute des „jungen Herrn" feststellen, dürfen wir nicht unterlassen, seine eigenen Worte wiederzugeben, mit denen er die beim Adel und hö¬ herem Bürgerthume auch unseres Landes damals übliche Sitte motivirt, der zufolge die Söhne nach erlangten Vorstudien ins Ausland auf Reisen und in Akademien zu vollständiger Ausbildung gesandt wurden. Valvasor schreibt (Bd. II, Buch VI, Cap. 11): „Der Adel unterhält seinen Stand von seinen Gütern, oder so er unbegütert, von seinem zu des höchsten Oberhaupts Diensten führenden Degen. Jedoch pflegen sowohl die vom Herrnstande sowie die Edelleute zuvörderst ihre Jugend mit freien Künsten zu zieren und der Pallas auf¬ zuwarten; auch dabei sich mit zuwachsenden Jahren in ritterlichen Exer- citien zu qualificiren, nachmals fremde Länder, bevor ab Italien und Frankreich, durchzureisen, damit sie entweder zum ansehn¬ lichen Wehrstande (zu einer fürnehmen Kriegs-Charge meine ich) oder zu leuchtenden Regimentswürden und glänzenden Ehrenämtern dermaleins steigen können. Maßen ihnen dann die Näherung Italiens großen Anlaß und Bequemlichkeit zur Peregri Nation gibt. Die Bürger treiben Handlungen und Kaufgewerbe viele aber lassen ihre Kinder studieren wie dann im Lande zu solchen Zwecken gar feine Ksnainariu, und Schulen eingerichtet sind. Wenn sie nun einen guten Grund gelegt, begeben sie sich auf hohe Schulen oder bedienen sich, wie gesagt, der Reise in fremde Polite Län¬ der, zu einer Akademie. Wovon sie hernach die Frucht ernten, daß man ihnen ihrer Fähigkeit und Qualität nach, allerhand hochwichtige Aemter und Würden und hochreputierliche Verrichtungen vertraut". Unser junge Kavalier, den wir nun auf seinen Fahrten begleiten wollen, folgte aber nicht zuerst der „Bequemlichkeit zur Peregrination" in das nahe Italien — er gieng zuerst nach Wien. Im Jahre 1666 im 13 Oktober — also mit Anfang des Studienjahres — ist er in Wien. Er wohnte beim Rothenthurmthor „in dem Arnoldischen Hause" bei einem gewissen Herrn Maintzer, wo er auch zugleich in Kost war und „ohne einigen Betrug ein Pfund Blei mit einem Gran Tinktur ins köstlichste Gold verwandelte"! Wir werden an einem andern Orte davon sprechen, wie der geniale Mann doch an den Hauptkrankheiten seines Jahrhun¬ derts — am Hexenglauben, an der Magie und so weiter — litt. Im selben Jahre 1666 finden wir ihn in Bamberg. Drei Jahre später (1669) in Braunschweig, in der Grafschaft Stollberg, wo er die Baumanshöhle besuchte, die er aber den Adelsberger und Lueger Höhlen weit nachsetzt, welches Urtheil auch ein Engländer und zwei Hol¬ länder fällten, denen er später (um 1684) unsere Höhlen zeigte und die zugleich die Baumanshöhle selbst gesehen hatten. Dasselbe Jahr 1669 war Valvasor in Afrika. Hier war es, daß ihm (am 15. Juli) ein vornehmer und gelehrter Mohamedaner, Namens Ali Haifa, der in hohem Ansehen stand, die Bereitung eines starken Giftes und dessen Wirkung als ein Geheimniß gegen Mittheilung anderer den Afrikanern nicht bekannter Geheimnisse anvertraute. „Um solche Zubereitung — schreibt er — bin ich schon vor diesem (vor der Veröffentlichung des Faktums) von etlichen Orten ersucht, aber niemals noch überredet worden, zu communiciren, und wird sich auch niemals ein Mensch von mir erhalten: denn mein Ge¬ wissen will mir nicht erlauben, ein so hochschädliche Sache zur Gefährung vieler Menschen Lebens gemein zu machen und dem höllischen Mordgeist oder dessen Creaturen und Werkzeugen damit einen Vorschub zu — Aus Afrika kam er (1670) nach Frankreich. Er landete in Toulon in der Provence, wo er beim goldenen Löwen in einer engen Gasse am Meere einkehrte. Von da reiste er nach Lyon und zwar über Marseille, Beaucaire, Avignon u. s. f.; in Beaucaire — sagt er — „fand ich ober dem Thore eines Palastes, so in der Stadt fast der schönste von zierlich ausgestatteten Quaderstücken aufgerichtet und mit schönen in Stein ausgeschnittenen Figuren und Architektur geschmückt ist, unser Valvasorisches Wappen sammt dem Namen und einer Jnscription gar sauber in Stein gebildet". Auf dieser Fahrt war es auch, daß er in der Provence die Stadt St. Maximin besuchte, wo er sich die Kirchenschätze und heil. Re¬ liquien ansah (6. Juni), und in die zwei Meilen entfernte Grotte äs la 8uints kuuws eintrat (7. Juni), wo die heilige Magdalena ihre Buße gethan und wo sich ein unausschöpfbarer Brunnen befindet. — In Lyon blieb er sofort einige Jahre. Er widmete sich hier den historischen Wis¬ senschaften und vorzüglich der Archäologie, nebenbei die Naturhistorie und vorzüglich die Magie und Alchymie betreibend; so versichert er uns, in Lyon die Verwandlung von Kupfer in Gold selbst gesehen zu haben. Er¬ lernte hier den Nonsisur Hsnr^ Olurkusut kennen, dem er später aus der Heimat viele Versteinerungen sandte. Während seines Aufenthaltes in Frankreich besuchte er auch die Höhle beiT o ur „Iss oavss Aoutisrrss^ genannt, in welcher er Tropfsteingestalten, ähnlich diesen und jenen Früchten (z. B. Nüssen) oder Nadeln und dergleichen, fand, die mit den Gebilden in der Grotte bei Kropp (in Oberkrain) die meiste Aehnlichkeit hatten. — 14 Die Rückkehr von Lyon in die Heimat trat er (in welchem Jahre ist unbekannt) über Deutschland an, und er sah bei dieser Gelegenheit den Rheinfall bei Schaffhausen, ans den er in seinem Werke zu sprechen kömmt, da wo er von der Schifffahrt auf der Save handelt. Welchen Weg er von da sofort eingeschlagen, ist leider nicht zu ermitteln. Fragt uns nun Jemand um das Resultat dieser Reise — so halten wir ihm die vier Foliobände der „Ehre des Herzogtums Kram" entgegen! Denn nicht allein mit Wissen aller Art vollgepfropft kam er heim — er brachte auch, was wir als die schönste Frucht seiner Lehr- und Wander¬ jahre erkennen, den festen Vorsatz mit, die gesammelten Kenntnisse zum Besten der geliebten Heimat anzuwenden, sie an der Erforschung des theuern Vaterlandes zu erproben, und, was er (Bd. I, S. 232) ganz naiv erzählt, „daß er in fremden Ländern von vielen gelehrten Leuten, die den Sebastian Münster mit seiner Beschreibung des Cirknitzersees ausgelacht, über dessen Beschaffenheit gefragt worden sei, ihnen aber, da er damals davon keine Wissenschaft gehabt, keinen Aufschluß habe geben können" — solch ein Moment der innersten Beschämung für den in heißer Liebe zur Mutter Carniolia glühenden Jüngling war gewiß zu diesem nachher als herrlichste That gereiften Vorsatze der natürlichste Anlaß! 3. Die Rückkehr in die Heimat und das Wirken für dieselbe. Reich ausgestattet mit Kenntnissen und freier Weltanschauung „kehrt er heim ins Vaterhaus" und großer Pläne voll für die „Ehre Krams" ! Doch vor Allem gilt ihm, dem Vielgewanderten, als die Grundlage ruhigen Schaffens — ein eigener Herd! Ein Haus und ein Weib d'rin — dies beides zu erwerben, ist vorerst sein Streben! Und so sehen wir ihn sich 1672 (am 10. Juli) mit Anna Rosina von Grafenweg vermalen und zwei Monate später (am 27. September) das Schloß Wagensberg (bei Littai -- jetzt der fürstlichen Familie Windischgrätz gehörig) von dem Freiherrn Franz Albert von Khaysell käuflich an sich bringen. Es wurde denn das herrlich gelegene, reizende Bergschloß die Stätte, von der aus der Ruhmesadler unseres Valvasor seinen Flug in die Lüfte nahm — in seiner Größe und Schönheit zwar verkannt im nächsten Um¬ kreise des Horstes, erkannt und gewürdigt jedoch in vollstem Maße überall, wo die Erkenntniß gereift, und der Sinn für das Schöne und Wahre! In der Stille des kleinsten Gemaches — das heute noch von den erlauchten Bewohnern des Hauses in höchst anerkennenswerther Pietät als dieBalvasor-Stube in Ehren gehalten ist — doch mit freiem wei¬ ten Ausblicke auf die unten liegende Landschaft, gleichwie sein geistiger Blick im Allgemeinen ein freier und weiter war, forschte der hochgesinnte Freiherr in den Urkunden und Monumenten unserer heimatlichen Ge¬ schichte — um, was er sich zur Lebensaufgabe gesetzt, das Land be¬ kannt zu machen den Fremden nicht nur, sondern vor Allem auch den Eingebornen, die zumeist — wie er sagt — „ihres eigenen Nestes keine Wissenschaft trugen." 15 Valvasor führt dies Motiv mit kräftigen Zügen aus, wie folgt (Bd. III, Buch XI, Einleitung): „Unter so vielen Schriften, welche die gelehrte Welt erfüllen, ist noch bis au diesen Tag keine erschienen, welche die Städte, Märkte, Klöster und Schlösser des Herzogthums Krain recht kündbar gemacht hätte. Die¬ jenige, so die Welt- und Länderbeschreibungen zu ihres Fleißes Ausübung erwählet, unter welchen ich hier Mathäum Merian, den Xtluntsm iVIagorsur, Georg Braun, und Abraham Saur benenne, nebst eini¬ gen Andern, haben bloß etliche Namen der Städte ausgezeichnet; der Schlösser aber nur im Vorbeirauschen Meldung gethan, aus welcher Nach¬ lässigkeit dann nachmalen die falsche Meinung, welche viele Gemüther eingenommen, erzeuget worden, als wäre dieses preisgelobte Herzogt hum ein schleckte r, kleiner, unbeträchtlicher Win¬ kel der Europäischen Erden, gänzlich von lustbaren Städten und prächtigen Schlössern leer, und also andern Ländern nicht gleich schätzbar. Damit aber diese irrende Meinung abgethan würde, habe ich für höchstnöthig erachtet, dem geneigten und onrisu- 8sn Leser nicht nur eine Beschreibung dieses trefflichen Herzogthums und der darin liegenden namhaftesten Oer¬ ter ein zuhändig en, sondern auch sogar deren Abrisse, welche meine eigene Hand zufolge der wahren Ortsgelegenheit selbst abgezeichnet, zu überreichen, auf daß weltkundig werden möge, es sei dieses der österreichischen Beherrschung untergebene Herzogthum ebenso preisbar als wohl manche andere, wo nicht gar in vielen Stücken köstlicher. Am meisten aber hat mich angesprocheu, ein Genügen dem recht¬ mäßigen Begehren Mathäi Meriau's zu thun, welcher in seiner Dopo- Aruplnu krovilioiuruM Xnstriuournm oder Beschreibung derer dem Hause Oesterreich unterworfenen Landschaften am III. Blatte in diese Worte ausbricht: Es bedarf das hochlöbliche Herzogthum Crain einen Mann, und derselbe Hilfe und Verlag dazu, daß er eine Chronik, oder doch wenigstens eine Beschreibung davon verfertige und solches edle Land, so nicht in einem kleinen Winkel, wie theils Fremde sich einbilden, gele¬ gen, den Ausländern und Inwohnern selbst besser bekannt machte: weil auch viele von den Crainern, einem Durchreisenden wenig von diesem ihrem Lande zu sagen wissen u. s. w. Solchem nach habe ich beschlossen, dieses erwünschte Werk auf mich zu nehmen". Was Valvasor bei seinem schon erwähnten Vorgänger und Lehrer Schönleben, der uns nur aus Stammbäumen adeliger Familien und aus gedruckten Büchern eine Geschichte Krams schreiben wollte, tadelt, daß „er selber auch nirgends hin gereist, wodurch er ein Mehreres hätte in Erfahrung oder in Augenschein bringen können", hat er, der von seinen vielen Reisen im Auslande die Autopsie in ihrer hohen Bedeutung kennen gelernt, vermieden und ist „das ganze Land etliche Male kreutzweise durchgereist", und hat sich so „die Gelegenheit (Lage) des lie¬ ben Vaterlandes ziemlich bekannt gemacht". „Massen ich selber — wie er sagt — alle Städt, Märkt, Klöster und Schlösser abgezeichnet, auch da- 16 neben überall das Land abgemessen mit meinem Viatorio und ^stro- labio (oder Sternnetze)". Außerdem, daß der emsige gewissenhafte Forscher das Land, um es zu erforschen, von Ort zu Ort selbst durchzog, sandte er auch noch wiederholt Boten und Schreiber um dies und das, was er im Vorbei¬ gehen etwa für minder wichtig gehalten, was aber in Combination mit Anderem Bedeutung gewonnen, oder aber als seine „Postillone", die den Schloßherrn seine Ankunft zu melden halten. Fragt man aber wie der edle Freiherr in den Vorarbeiten zur „Ehre Krams" von den Landsleuten unterstützt wurde, so gibt die bereits citirte Einleitung zum Schlösserbuch den besten Aufschluß. Valvasor sagt dort: „Bei welchem (Werke) ich unzählige Schwierigkeiten gefunden, indem mir fast Niemand von seinem Schloß und Herrschaft einigen Bericht er- theilt, so daß ich mit höchstem Grunde der Wahrheit in diesem an dem Hellen Tageslichte liegenden Buche bekennen kann, daß nicht mehr als sieben unter einer so großen und bevölkerten Menge mir etwas beige¬ tragen. Auf die sich meine Hoffnung am meisten gegründet hatte, da hat sie meistens gefehlet, indem sie nicht mit einem Buchstaben diesem müh¬ samen Werk die geringste Beförderung thun wollen. Meine mündliche Bitte, eigene an sie abgefertigte Boten, die Einladung und Ersuchen mei¬ nes ihnen geschickten Copisten und Schreibers war unkräftig auch nur das Geringste zu erhalten. Ganze Lastwägen voll Versprechungen brachten zwar die Ausgeschickten mit, aber im Werk ist nicht ein Stäublein erfolgt. Etliche beherrschte der Argwohn, weil sie vermeinten, man möchte, weiß nicht was für Heimlichkeiten aus diesen ihren Nachrichten erzwingen wollen; etliche aber lebten in einer solchen Unwissenheit, daß sie auch ihres eigenen Nestes keine Wissenschaft trugen". Gleiche Schwierigkeiten boten sich auch bei den Städten und Märk¬ ten, nur Rudolfswerth und Stein lieferten Beiträge; in Betreff der anderen Aller mußte er selbst die Nachrichten aus Urkunden in- und außerhalb des Landes zusammensuchen. „Doch waren — setzt er bei — solche Schriften und Documente alle nntftsiiti^ns und glaubwürdigst, an deren Wahrheit nicht der geringste Grund eines Zweifels Theil hatte. Welchem ich endlich überdies viel aus meiner eigenen Erfahrung und Wissenschaft beigelegt". Nachdem ihm — wie wir eben gehört — von anderer Seite in seinem großen Unternehmen so wenig Unterstützung geworden, mußte er selbst überall zur Stelle sein, wo es etwas Merk- und Denkwürdiges zu erforschen und zu bewahren gab. Er reiste bei 30 Mal durch den Aßlinger Boden. Vorzüglich waren es die zahlreichen Grotten und Seen Unter- und Jnnerkrains, die er alle selbst besuchte und erforschte. Am Urainersee in Unterkraiu (bei Tarischendorf, am Flusse Neyring — auch Mirna genannt —) stieg er auf die Felsen und sah bei Fackelschein in den im Berg befindlichen See. Dergleichen untersuchte er den See bei Knmpale (bei Podpeö in der Nähe Gutenfelds). Auf Seite 235 des I. Bandes der „Chronik" sehen wir die Abbildung, wie er seine Reisen zu machen pflegte, zu Pferd, begleitet von einem Diener und einem Hunde ; dies Thier ist hier bellend dargestellt, weil sich eben die Reisenden vor 17 dem „wie eine Kirche gewölbten Felsen" bei Kostel befinden, von dem ein schönes starkes Echo zurück erschallt. — In der nun weltberühmten „Adels berg er Grotte" war Valvasor — wie er sagt — so weit vorgedrungen, als keiner vor ihm, hindurch -— schreibt er — ist jedoch noch niemand gekommen; in die Kleinhäusler-Grotte (bei Planina) hat er sich nur '/^ Meile hineinbegeben; in der von Lueg war ihm nicht mög¬ lich, über eine Meile weit vorzudringen. — Das Quecksilberbergwerk Jdria durchstieg er in seinen Hauptschachten St. Achatii und St. Bar¬ bara, nach welchen Besuchen und den von den Werksbeamten eingesendeten Berichten er sofort seine Beschreibung davon machte (I, p. 410 ff.), wo er auch einen nicht uninteressanten Bergwerksreim über die Entdeckung von Jdria mittheilt. Neber den wegen seines plötzlichen Verschwindens und Wiedererschei¬ nens merkwürdigen Zirknitzersee, den schon Torquato Tasso besungen, sagt er, daß in Betreff seiner noch manches werde zu erforschen sein*), aber er habe viel geforscht und untersucht, mehr als Alle, die bisher über ihn geschrieben; er hat ihn auch selbst gezeichnet. Seine besondere Auf¬ merksamkeit erregten auch die in Unterkrain, besonders in der Gotschee, häufigen Eisgrotten, die er alle genau untersuchte. Bei diesen Besuchen der Grotten und Höhlen gieng unser Forscher nickt oberflächlich zu Werke; er war vielmehr stets bestrebt, so weit und tief in dieselben vorzudringen, wie noch keiner vor ihm, weshalb er es auch nicht scheute, sich in hals¬ brecherischer Weise hineinzuwagen, auf den „stygischen Gewässern" auf einem Seelentränker allein zu fahren, oder sich an Stricken in noch un¬ bekannte Tiefen hinabzulassen! Wie Valvasor das schöne Krain forschend durchzog, so that er dies nicht vielleicht in einseitiger Richtung als Topograph, Archäolog oder Hi¬ storiker, nein, der allseitig gebildete Gelehrte zog immer alle Momente des sich hier in noch unberührter Frische und Fülle bietenden Denk- und Wissenswürdigen aus allen Gebieten in den Kreis seiner Betrachtungen. So ist es bald der Mineralog, bald der Oeconom, dann wieder der Tech¬ niker, dem wir begegnen. In letzterer Eigenschaft lernen wir in ihm den vorzüglichen Praktikus kennen, aus der Stelle nämlich, wo er uns seinen Plan bewahrt, den zwischen Krain und Kärnten liegenden Loibl-Berg zu durchstechen. Wir lesen nämlich in der Chronik (I, 170), daß er (vor etlich wenig Jahren) ein Loch durch den Berg brechen wollte, das bei St. Anna hinein- und bei St. Leonhart hinausgehen sollte; aber die ein¬ tretende Pest hinderte das Unternehmen. Er verlangte vom Kaiser nur einen ewigen Zoll nebst einiger Beihilfe. „Die (jetzige) Straße (über den Berg) — schreibt er — kostet viel und ereignen sich da im Winter *) Ein Jahrhundert später schrieb Franz von Steinberg, der in der Nähe des Sees wohnte, ein Buch: Gründliche Nachricht von dem in Jnner-Krain gelegenen Onirknisor-See rc. Wie nämlich in einem Jahre der An- und Ablauf in diesen See geschehet: anch jährlich in selbem gefischet, gejaget, gesäet und eingeärndtet, Heu und Streu eingebracht, wie auch von den darauf Wohnenden die Oeconomie besorgt werden könne, ^ona 1758. Laybach bei A. E. ReichardtS Wittwe, in 4.", mit vielen Abbildungen. Diese Schrift erschien dann 1761 iu Grasenhaag in franz. Uebertragnng. 2 18 durch die Lavinen viele Unglücke. Der Weg, der jetzt zwei Meilen be¬ trägt, wäre durch den Berg nur eine halbe Viertelineile lang". Auch auf die Trockenlegung des Laibacher Moorgrundes war sein Augenmerk gerichtet, und theilt er den bezüglichen Plan des landschaftl. Sekretärs Markoviö ausführlich mit. In welcher umfassenden Weise Valvasor Grabungen auf Mineralien anstellte, hat er uns ebenfalls überliefert (I, p. 429). Er fand bei Lai¬ bach (außer dem Carlstädter Thor) bei Auersperg auf dem Berge 8Ii- vsuou Kristalle (!), bei Neudorf Achat, bei Lilienberg, Stroblhoff Jaspis, bei Kolowrat im Walde Landeneck bei der Kirche St. Mag¬ dalena u. s. w. Adlersteine (wie bei Neapel), „davon er viele Hun¬ dert in andere Länder verschickt", zwischen Laibach und Grünhof Blut¬ steine, schönen schwarzen Marmor („der schönste soviel ihm wis¬ send") bei Einöd, andern schwarzen, gelb gefleckt, gestriemt und geadert in der nächsten Umgebung seines Schlosses Wagensberg im Walde Koprivnik ! So hätten wir in Umrissen und doch, wie wir glauben, in über¬ sichtlichem Bilde die Thätigkeit des vorzüglichen Mannes gezeichnet, die er nur allein der Heimat sich widmend für sie entwickelte; hier ausführlicher zu sein, war unmöglich, wir hätten denn nur den Inhalt der fernern Abschnitte in diesem einen müssen aufgehen lassen. Ich werde an anderm Orte zeigen, wie das Haus Valvasor's, wie die Wagensburg ein Mu¬ seum der interessantesteu Schätze aller Art gewesen, wo eine Bibliothek stand, die eine zweite ihres Gleichen im Lande gewiß, vielleicht sogar in ganz Oesterreich, nicht hatte, wo ein Natnralienkabinet ausgestellt war, das der vielgereiste Freiherr selbst zusammengebracht, wo eine ansehnliche Münzsammlung, von Valvasor's Hand selbst geordnet, die Forscher vom Fach von weit und breit anzog, wo schließlich eine Werkstätte der Kunst aufgcschlagen war, in welcher zwei der zur Zeit besten Kupferstecher — die bekannten Grey sch er und Trost — nach Valvasor's eigenen Ab¬ rissen die schönen Bilder zur „Ehre Krams" schufen! Bevor wir jedoch diesen Abschnitt schließen, müssen wir einen flüch¬ tigen Blick auf die Familienereignisse werfen, die unfern Freiherrn seit seiner ersten Vermälung träfen; — doch sind davon einzig nur die Ge¬ burten seiner Kinder verzeichnet, über alle andern häuslichen Beziehungen, besonders über die wirthschaftlichen Vorgänge, herrscht ein vollständiges Dunkel! Die erste Gemalin (Anna Rosina von Grafenweg) gebar ihm 3 Töchter und 6 Söhne, es waren dies: Maria Sidonie geb. 1674, gest. 1676, Maximilla Cordula geb. 1675, gest. 1677, Anna Theresia geb. 1677, gest. 1681, dann Johann geb. 1678, Wolf Weikhard geb. 1679 (welche beide bei Abfassung der Chronik, 1689, noch lebten), Johann Gott¬ lieb geb. 1681, gest. 1687, Johann Ludwig geb. 1683, Johann Wolf Engelbert geb. 1684 (welche ebenfalls noch lebten) und Franz Josef geb. 1686, gest. 1687 (14. März). Ein Monat später, als dieses lctztgeborne Kind, starb die Mutter, 1687 am 25. April. 19 Valvasor verehelichte sich jedoch sehr bald wieder; es war noch nicht ein Vierteljahr um, so stand er (am 20. Inli 1687) wieder vor dem Altar und zwar niit Anna Maximilla Freiin Zetschekerin (ein Herr von Zetschger war der Religion wegen 1629 aus Jnnerösterreich nach Deutschland ausgewandert). Diese zweite Frau gebar ihm — soweit wir aus der Chronik entnehmen — eine Tochter, Catharina Franziska, am 28. April 1688! 4. Valvasor als Krieger. Ehevor wir von der Aktion selbst sprechen, in der wir unfern Ge¬ lehrten als Krieger und Führer kennen lernen, wollen wir einige Worte anfügen über die Organisation des landschaftlichen Kriegswesens (vom XV. bis einschließlich XVII. Jahrhundert). Das Haupt der landschaftlichen Streitkräfte, der Ritterschaft und des Aufgebots, war der Land ob erste, welche Stelle wir fast durchwegs mit der des Landeshauptmanns vereinigt sehen. Der Adel Krains wurde im XV. Jahrhundert wegen der unab¬ lässigen Kämpfe mit den Osmanen aus dem in den früheren Jahrhun¬ derten auch bei uns eingeführten Heerbanne in eine stehende Waffengat¬ tung, die Ritterschaft, versammelt, und da der Adel, „der Ritter", seine Dienste immer nur zu Pferde that, und die Zahl der zu stellenden Reiter oder Pferde nach der Größe der Begültung oder des adeligen Be- sitzthums sich richtete, so nannte man diese Ritterschaft auch: ständische Gültpferde. Sie war in zwei Compagnien abgetheilt, in die blaue und in die gelbe, nach den Landesfarben so genannt; im Noth- falle bei größerem Zuzuge nmrde noch eine dritte und vierte Compagnie mit den Abzeichen blau-t^evtz und gelb-weiß gebildet. Die Stärke dieser Reiterabtheilnngen war ^icht fest normirt; sie war bald größer, bald geringer, je nachdeM^je Thilässe dazu eintraten. Diese Ritterschaft bestand aus den Adeligen mit ihr^i Reisigen, deren jeder je nach seiner Begültung einen, zwei, drei oder auch mehr mit sich führte. Es standen ihr aus ihrer Mitte ein „Landesrittmeister", zwei Lieutenants (einer da¬ von hieß Capitainlieutenant) und zwei Fähnriche vor; sie hatten nebstdem ihre Unteroffiziere und Fouriere. Die Uniformiruug dieses „Freiwilligencorps" bestand in einem Kol¬ ler ans Ellenhauk, Helm mit Federn, Schärpen nach der Compagniefarbe und mit dem Land^wappen; die Armirung ans Pistolen und Schwertern und Arquebusen (eme Art Karabiner), von welcher Waffe sie auch den Namen Arqucbusierer (A.-Reiter) hatten. Da diese Ritterschaft fortwäh¬ rend „auf ihrer Huth und in guter Bereitschaft" sein mußte, so wurde ihr für jeden Reisigen jährlich 50 fl. aus der landschaftlichen Kasse ausbezahlt. Der zweite Theil unserer vaterländischen Landesbewaffuung war das sogenannte Aufgebot des Fußvolkes oder, wie man sich in jener Zeit ausdrückte, „des gemeinen Mannes". Wurde das Aufgebot erlassen — und dies geschah im Momente der Gefahr durch Allarmfeuer und Allarmschüsse (Kreutfeuer und Kreutschüsse) — 2* 20 so mußte je nach Bedarf der 10., 20., 30. oder 50. Mann (letzteres die gewöhnliche Zahl) der gesummten Landbevölkerung an den Standort seines Bezirkes, „Viertels" eilen. Durch Beschluß des Generallaudtages der innerösterreichischen Lande, gehalten in Marburg 1475 - auf welchem überhaupt eine eigene Kriegs¬ ordnung für die Lande bestimmt wurde *) — war die Eintheilung eines jeden einzelnen Landes in „Viertel" zum Zwecke der bessern Organisirung des Aufgebotes festgestellt worden. Demnach zerfiel Kram in fünf „Vier¬ tel" : 1. Oberkrain, 2. Unterkrain, 3. Mitterkrain, 4. Am Karst, 5. „Jster- reich" (Istrien). Den Oberbefehl über dieses Aufgebot hatte, wie schon erwähnt, der Landesoberste (Landeshauptmann). Es bestand in 5 Compagnien nach den genannten 5 „Vierteln". Jede Compagnie hatte einen Hauptmann (den Viertelhanptmann), einen Fähnrich**), einen Lieutenant, mehrere yprirnn planu" (Feldwebeln), Unteroffiziere, Trommelschläger und Pfeifer. Diese Chargen, die alle aus der Landschaftskasse bezahlt waren, blieben auch im Frieden beisammen, während natürlich das Aufgebot zum Pfluge Die Hauptpunkte der beschlossenen Kriegsordnung entnimmt mau aus nach¬ folgender Auszeichnung: Enilich war doch dieses der Schluß, weit kein Krieg ohne Gelt nnd ohne Mannschaft kann gestirt werden, also soll man den Landsfürsten dahin ersuchen, daß er Inen (den Ständen der 3 Lande) erlauben wollt, ein Landschaftkassa aufzurichten, alle Gülten und mannbare Personen des Lands zu beschreiben, ein gewisse Contribution darauf zu schlagen, taugliche Einnemcr darüber zu verordnen, auch alles das¬ jenige, was zu solchem Werk weiters von Nöten sein wird, insonderheit et¬ liche wol erfahrene und in Kriegssachcn wol geübte Landherrn zu dero Land- obersten und Viertelhaubtleuten zu bestellen. Welches alles der Kaiser bewilligt, ist pro prima eoirtributloirs ein Wochenpfennig bewilligt und bald daraus nicht allein in allen Vierteln Hauptleut nnd Landobersten, son¬ dern auch gewisse subjsctn zu Generaleinnemeru bestellt worden. (Dr. Kra¬ nes: Zur Quellenkunde und Geschichte des mittelalterlichen Landtagswesens in der Steiermark. Graz 1865, p. 75). Bei den fünf Compagnien des Aufgebotes gierigen die Fähnrichs den Lieute¬ nants im Range vor — bei der Ritterschaft standen sie ihnen nach, — „denn, sagt Valvasor (IX. B., p. 6), man behält allhir noch die alte Manier, daß der Fähnrich mehr commandirt als der Lieutenant. Wie dann auch nit unbillig von den Alten Demjenigen ein Nortrit in der Authorität gegeben worden, dem eine größere Gefahr und Angelegenheit ansgebürdet wird. Denn es ist bekannt, was im Treffen an Behauptung oder Verlust der Fahnen für eine wichtige Veränderung hafte, wie ehrlicher (Weise) der Fähnrich dieselbe so wenig als seine eigene Haut dürfe fahren lassen, wie gemeiniglich das größte Ungestüm des Feindes auf die Fahnen eindringe. Gestaltsam deswegen nicht allein von den uralten Griechen die Fahnen und Standarten für Heiligthümer geachtet worden, wie Plato bezeugt; sondern auch sowol bei den Römern, als alte» Teutschcn in heiligen Wert gehalten und unter die heiligen Sachen gerechnet worden, wie beim Dion/sio Ilnlicurnussoo , Irroitus und anderen zu lesen. Solchem nach stand auch der Fähnrich in großer Uspututlorr und ward diese Charge von den Römern keinem andern anvertraut, als der Muth und Witz beisam¬ men hatte, und nicht nur beherzt, sondern auch verständig und in etwas ge¬ lehrt sein mußte". 21 entlassen wurde, und bildeten so die Cadres zu dieser echtesten Volks¬ wehre! Unter den fünf Viertelhauptleuten war der des 1. Viertels in Ober- krain (mit dem Standquartiere in Laibach) der erste im Range; ihm zu¬ nächst stand der des 2. Viertels, von Unterkrain, und diese, weil eben hier die Einfälle der Osmanen zuerst stattfanden, weitaus wichtigste Stelle in dem Organismus der Landesvertheidiguug hatte unser Valvasor inne. In solcher Eigenschaft hat „der Mann der Feder" manche Schar¬ mützeln mit den Türken bestanden und eine hervorragende Kriegsthat un¬ ternommen und ausgeführt, deren Beschreibung er (im I V. Bande, Seite 604) selbst genau ausgezeichnet hat. Ich folge seiner gleich klaren als drastischen Erzählungsweise, nur hie und da in Satzbau und Orthographie nach dem Gebrauche unserer Zeit nachbessernd. „Im Jahre 1683 wurden — schreibt Valvasor — abermals aus Krain wegen der Bathiany'schen und türkischen Unruhen in Ungarn und Oesterreich 400 Schützen und zwar unter meinem, als einen von der löb¬ lichen Landschaft in Krain verordneten Hauptmanne im untern Viertel Commando an die steierische Grenze beordert mit zwei Fahnen, deren eine blau, die andere gelb war (in der den Steiern gewährten Hilfe also gleichsam das ganze Land Krain durch die beiden Landesfarben repräsen- tirend). Wir marschirten am 7. August Nachmittags in aller Eile von Laibach ab und setzten unfern Marsch eilends bis Leibnitz und Wildon fort, und lagen hierauf am Grazerfelde etliche Tage still, bis ich von der löblichen Landschaft in Steiermark Ordre erhielt, daß wir nach Fürstenfeld sollten, um Radkersburg nebst andern um Fürsteufeld liegenden Schlössern zu entsetzen. Nun commandirte ich den Fähnrich Wolf Albert Schwab mit 100 Mann, dann den Unterhauptmann Herrn Hans Christoph Port¬ ner mit 75 Manu, beide nach Burgau; den Baron Ferdinand de Leo ebenfalls mit 75 Mann nach Neubau; nach Hohenbruck einen Lieutenant mit 30, nach Kapfenstein einen Wachtmeister mit 10 und nach Hainfeld einen Feldwebel auch mit 10 Mann. Ich selbst gierig nach Fürsteufeld am 24. August um 2 Uhr Nachmittags mit 100 Mann; der Ort war, da durch ein etliche Wochen früher stattgehabtes Gewitter der Pulverthurm in die Luft gesprengt und so die Befestigung ruinirt war, soeben von den kaiserlichen Truppen verlassen worden, nichtsdestoweniger der Feind, „die Rebellen und die Türken" im Anzuge darauf und auf die andern umlie¬ genden nicht beschädigten Schlösser begriffen. Obgleich drei von den Graf Saurau'schen Dragonern und Metternich'schen Kürassieren eingebrachte Gefangene aussagten, daß 6000 Türken mit 13 „Stücken" (Geschützen) von Kanischa aus, in vollem Marsche wären, um sich mit dem vor Für¬ stenfeld campirenden Bathiany'schen über 5000 Mann starkem Lager zu verbinden, achtete ich doch die Ehre der krainischen Land¬ schaft, welche mich mit obgenannter Mannschaft nach den steierisch¬ ungarischen Grenzen abgeordnet hatte, für meine Verbindlichkeit, allda so lange wie möglich auszuhalten. Ich ließ eher, als ich noch in ein Quartier kam, beim Thor eine Brücke abtragen. Indem aber die Bathiany'schen Rebellen anfingen, herüber zu marschiren, liefen alle die Bürger hinaus, und blieben nur 17 Greise nebst 4 oder 5 Wei- 22 bern darin. Besagte Rebellen zündeten uns vor der Stadt das schöne große Dorf Speltenbach an, desgleichen in der Vorstadt einen Stall. Deshalb ließ ich mit dem größten Geschütz Feuer geben. Nicht weit von der Stadt befanden sich der Graf Karl von Sanrau, Kommandant über die Dragoner, und ein Graf Dietrichstein, Kommandant über die Metternich'schen Kürassiere. Die eiden tapfern Helden setzten — und ganz besonders Graf Saurau — in die Rebellen, so daß die Feinde bis auf 300 vor Fürstenfeld sitzen blieben, die übrigen bis in ihr Lager verfolgt wurden. Ein überaus großes Dorf, nämlich Rudersdorff, desgleichen das Dorf Kaltenbrunn geriethen dadurch in Asche, und so giengen in jener Nacht viel Hundert Häuser in Rauch auf. Bei dieser Aktion erhielt Lieutenant Graf Schallenberg einen Schuß in den Mund, der jedoch nicht tödtlich war. Hierauf wurde täglich im Bathiany'schen Gebiet geplündert und gebrannt, weil des Bathianh Truppen vorgeleuchtet und mit dem Brennen den Anfang gemacht hatten. Am 2. September kamen der Oberst Freiherr von Stadl (Anführer des steierischen Aufgebots), der Vicegeneral der windischen Grenze Graf von Trautmannsdorf und der Oberst von Jvaniö Graf von Thurn mit etlichen 1000 Kroaten, welche sich über alle Maßen wohl hielten, und mit denen ich oft wider den Feind einen Partheigang gethan. Nach der Entsetzung Fürstenfelds, als es das Ansehen gewonnen, die Rebellen würden von Pinkafeld auf Hartberg losgehen, bin ich sowohl mit meinen bei mir habenden hundert, als mit den zu Radkersburg gele¬ genen hundert Mann den 15. September gegen Hartberg vorgerückt und dort so lange geblieben, bis obgedachter Graf Bathianh (oder, wie man insgemein diesen gräflichen Namen ausspricht, Buteaui) sich eines Bessern besonnen, und wieder an seinen rechten Herrn und König, nämlich an die römisch kaiserliche Majestät ergeben und sich nachher gut kaiserlich erwie¬ sen hat. Weil nun durch die Wiederkehr des Grafeu auf den rechten Weg, die Gefahr sich von dieser Gegend auch abgekehrt hatte, marschirten wir alle mit einander ab und kehrten nach Laibach zurück, wo wir den I. November anlangten. Bei unserm Durchznge durch Graz gab „Eine löbliche Landschaft in Steher" ihren Dank für den geleisteten Dienst uns durch einige ansehnliche Denkzcichen zu erkennen, indeni sie mich mit einem grünen Beutel, darauf der hochlöblichen steierischen Landschaft goldgesticktes Wappen blinkte und „inwendig ein güldenes Eingeweide", nämlich etliche Stücke zehnfacher, hiezu besonders geprägter neuer Dukaten lagen, wie auch den Herrn Hauptmann Portner mit einem Beutel mit etlichen dop¬ pelten mit sonderbarem Fleiße neugcschlagenen Thalern, desgleichen beide Herren Fähnrichs und auch jeden der andern Unteroffiziere mit einem Angedenken beschenken ließ und zwar, was uns zu desto größerer Ehre, der Leutseligkeit der löblichen Landschaft aber zu größerem Ruhme ge¬ reichte, durch die Hand des Herrn Grafen Herbard (X) von Auers¬ perg, des damaligen Präsidenten von Steiermark". Mit diesem schließt Valvasor die so äußerst bescheiden gehaltene Schilderung des gewiß interessanten Faktums, in welchem wir einen der vielen Beweise davon finden, wie die Völker Innerösterreichs sich immer gegenseitig in den Tagen allgemeiner Gefahr gerne und schnell Hilfe ge- 23 leistet, um, von dem Gefühle der Zusammengehörigkeit beseelt, mit Leib und Leben die schönen Alpenländer vor dem ewigen Besitze der Musel¬ männer zu schützen! 5. Sein Verkehr mit den Gelehrten des In- und Auslandes. Geistig große Männer fühlen das Bedürfniß des Verkehrs mit „Ebenbürtigen im Geiste"; daher denn auch unser Valvasor in mehr minder innigen Beziehungen zu gelehrten Zeitgenossen seiner Heimat und des Auslandes stand. Taß er es aber nicht immer dem blinden Zufalle überließ mit geist- und kenntnißvollen Männern zusammenzutreffen, sondern vielmehr deren Spur eifrigst aufsuchte und verfolgte, zeigt uns sein eigener Aus¬ spruch. Er sagt nämlich (I. x. 416 f.): „Ich bekenne ohne eitle Ruhm- Sucht und Jactanz, daß mich alle meine Lebtage die Curiosität oder Wiß- und Erfahrlust zwischen ihren Sporen gehabt und auf möglichste Unter¬ suchung natürlicher Raritäten oder Geheimnissen stets angehauen, als einen großen Liebhaber aller freien und natürlichen Künste. Wo ich nur einen curiosen Mann in Erfahrung bringen konnte, da bin ich hin gereist, und ist mir kein Weg zu weit, noch die Gefahr zu groß, noch die Muse zu verächtlich gewest: die Hoffnung etwas Un¬ gemeines zu erlernen und erknndigen, hat alles Saure versüßt." Mögen diese Worte wohl zunächst das Streben des Ethnogra¬ phen und Natur Historikers Valvasor bezeichnen, über des Landes und Volkes „Gelegenheit und Art" auf seinen Reisen im Auslande und daheim immer Diejenigen zu Rache zu ziehen, die damit am innigsten vertraut waren, so gelten sie doch auch im Allgemeinen dem Standpunkte des genialen Gelehrten, der das Prinzip der Gegenseitigkeit in der Wis¬ senschaft und im Leben zu dem Seinen gemacht halte, und durch seine „leutselige Anwendung" weit über die Marken Krams bekannt war! Vor Allen waren es im Auslande zwei Männer von hervor¬ ragender Bedeutung nut denen Valvasor verkehrte, der Engländer Ed w ard Brown und der deutsche Gelehrte Francise i. Der Naturhistoriker Brown war 1668 von der „Engländischen Societät der Wissenschaften in London" nach den verschiedenen Ländern Europa's abgeschickt worden (I. x. 558 f.). Er kam nach Kram und schrieh auch über dieses Land in den gelehrten Schriften der „Societät" Valvasor trat sofort mit ihm in Verbindung und durch ihn mit andern Mitgliedern der genannten altberühmten Akademie, in Briefwechsel aber vorzüglich mit Thomas Gale dem Sekretär der Gesellschaft (I. p>. 581). Da Valvasor gewiß die Interessen der Gesellschaft durch Mittheilungen aus Krain gefördert hat, soviel es nur in seinen Kräften lag — wor¬ über das Archiv derselben Auskunft geben müßte — wurde er von ihr zum Mitgliede ernannt, und dies jedenfalls vor 1689, da er auf dem Titelblatte des in diesem Jahre erschienenen ersten Bandes seiner „Ehre des Herzogthums Krain" sich als der „königlich englischen Societät Mit¬ glied" unterschrieb. 24 Valvasors eben citirtes Hauptwerk geleitet uns zn ErasmuS Fran cisci dem „Rathe des hochgräflichen Hauses Hohenloh und Gleichen", in der Geschichte jedoch mehr bekannt als Ethnograph und Historiker! Diesem zu seiner Zeit in einem bedeutenden Rufe gestandenen Gelehrten vertraute unser Freiherr die Bearbeitung seiner Chronik, inso- ferne, daß er sie in eine „rein deutsche deut- und zierliche Nedart" brin¬ gen sollte. Francisci kam nicht nur diesem Wunsche Valvasor's getreulich und aufs Beste nach, sondern er versah das Werk auch mit seinen gelehr¬ ten Anmerkungen (die freilich leider oft Ungehöriges mit einfließen machten) ja er schrieb, wie wir später sehen werden, einige Abteilungen des Buches ganz selbst. Außer mit Brown und Francisci stand Valvasor auch mit dem gelehrten Fürsterzbischof von Salzburg Johann Gandolph Grafen von Khünburg und mit dem k. k. Obersthofmeister Grafen von Lamberg in stäter Correspondenz; beiden zu Ehren edirte er Kupferwerke (über die Schlösser der Lamberge und das Hochstift Salzburg). Daß der leut¬ selige Freiherr außerdem von seinen Reisen her viele Bekannte in Deutsch¬ land, Frankreich u. s. w. zählte, braucht wohl nicht erst besonders betont zu werden. Beweise dafür geben uns die seiner Chronik vorgedruckten Gratulations-Carmina, wo wir unter den bekannten Namen aus der Hei¬ mat, neben Dolnisar, Sisentschelli und Petermann auch auf einen „innern und geheimen Rath" der freien Stadt Regensburg, auf den „Reichstags- Deputirten" Prasch, auf einen deutschen Professor Wegleiter, und einen Licentiaten Johann Gabriel Majer stoßen. Unter den eben berück¬ sichtigten (14) Gratulations-Gedichten — in lateinischer, slovenischer, croatischer und deutscher Sprache — finden wir aber die Mehrzahl von einem noch nicht aufgeführten Dichter herrührend, von Paul Ritter, wie er sich deutsch nannte, von dem croatischen Cavalier Vits^ovis. kuvno Vitsroviö (Paul Ritter) cis Jenin (von Zengg) rstuti vitss (s^nss unrntns) war ein geborner Dalmatiner und vom Kaiser zu Regensburg zum Ritter geschlagen worden. Vits^ovis hatte die Gabe der Dichtkunst und übte sie in zwei Sprachen, in seiner südslavischen Muttersprache — dem Croatischen und Dalmatinischen —- und in der damaligen Weltsprache, dem Lateinischen. Großes leistete Vits^oviö in Epi- und Anagrammen. Er war ein treuer Freund unseres Valvasor und dieser sah ihn als heiteren Musen¬ sohn oft und gerne bei sich. Zwei volle Jahre brachte demnach der be¬ freundete Dichter auf dem herrlichen Tusculum des Freiherrn auf dem romantisch-gelegenen Wagensberge zu (1676—1677) und hier schrieb er ein poetisches Werk: Dxsrsitiuin postisuin, das leider Manuskript geblie¬ ben. Von seinen vielen im Drucke erschienenen literarischen Produkten — in Versen und in Prosa (denn Vits^oviö schrieb auch kleinere histo¬ rische Abhandlungen meist Croatien betreffend) — kamen, wohl durch Valvasors Vermittlung, drei in Laibach an den Tag und zwar: ^.poArupsinnn cis Ooinitisins Corsiuvins in 4" iHmsi 1681, dann Vinsninm sx kinäiis siortis in 40 Diusinsi 1681, und die Samm¬ lung der Gesetze, Namen, Wahlsprüche und Symbole der Laibacher 25 Akademie der Operosen unter dem Titel: „^xss uouäsirriLS opsro- sorurrr I^ulaussrisiuiii, sivs iustituturn, IsKss, soopius, iroiuiriÄ st s^rnPolu uovus ^.onäsmias su5 apurn sviridolo I^ubaoi aäurintns orbi littsrurio exlriditas. I^ulauoi sx t^xvAra^Iraso Na^rjano 1701. Gleichwie Valvasor mit den Fremden gerne verkehrte, wenn er für seinen Geist, für sein Wissen einen Gewinn sah, so war er nicht minder leutselig gegen seine Landsleute. Er unterhielt den freundschaftlichsten Um¬ gang mit den meisten damaligen inländischen Gelehrten, Künstlern und Kunstfreunden. So mit dem Landeshauptmanne Grafen Wolf Engelbert v. Auersperg, dem Kunstmacen, der als solcher in der Geschichte unserer Heimat erst in dem unvergeßlichen Siegmund Freiherrn v. Zois einen würdigen Nachfolger gefunden, mit den Historiographen Schönleben und Dolniöar (Thalnitscher von Thalberg) mit dem Abten von Sittich, Ludwig Freiherrn von Raumb sch üssel, der ihn aus der mit Krain's Geschichte innigst verknüpften Cisterze die werthvollsten historischen Mate¬ rialien schöpfen ließ, mit dem Dichter und Filosofen Anton Lazari, Provinzial der Franziskaner, den kunstsinnigen Cavalieren Franz Eras¬ mus von Hohenwart, Wolf Siegmund Freiherrn v. Stroblhof, Johann Daniel v. Erberg, Hanns Grafen von Wern egg u. m. A. Daß Valvasor sich in der späteren Zeit seines Lebens in dem Ver¬ hältnisse, als er immer reicher an Ruhm und immer ärmer an zeitlichen Gütern wurde, mehr und mehr von dem Verkehre mit seinen Landsleuten zurückzog, an deren manchem er sich bitter getäuscht hatte, darauf kommen wir in einer der nächsten Abtheilungen zu sprechen! 6. Die Sammlungen auf Wagensberg. Es war ein echter Musenhof — dieses schöne Bergschloß! Die kost¬ barsten Bücher in allen Sprachen, die schönsten Bilder ans Heimat und Ferne, Tausende von alten Münzen und eine Raritäten - Kammer von Naturmerkwürdigkeiten aller Länder; — all' dies war aufgestellt in den Räumen von Wagensberg wohl geordnet und bewahrt. Mancher Gelehrte, zu dem der Ruf dieser Sammlungen gedrungen, kam eigens daher, um sie zu besehen, und sand sofort in dem umsichtsvollen Sammler und Ord¬ ner derselben in dem geistreichen Schloßherrn den liebenswürdigsten und meist kompetenten Mentor, sie zu besichtigen und wissenschaftlich auszu¬ beuten ! Wir wollen dieses von Valvasor mit den größten Mühen und Opfern zusammengebrachte und schon in seinen letzten Lebenstagen, noch mehr aber nach seinem Tode getheilte und nach den Richtungen der Wind¬ rose zerstreute Museum im Geiste durchwandern und beginnen mit der Bibliothek. Erasmus Francisci schreibt in einer Anmerkung (III. p. 620), wo er von den mathematischen und physikalischen Instrumenten Valvasor's handelt über des Freiherrn Büchersammlung, wie folgt: „Gleichwie er auch nicht weniger auf angeregte seine Bibliothek wendet, welche, wie ich gründlich berichtet bin, in etlich 1000 Bänden schon bestehet, auch noch jährlich mehr und mehr anwachst, wie den fürnemsten Buchführern zu 3 26 Nürnberg und Frankfurt unverborgen sein kann. Unter denen aber, welche Er allbereit gesammelt, seynd manche Werke und Xutstorss be¬ griffen, so nicht alltäglich noch Jemanden anderswo so leicht vor die Augen kommen!" Wir werden im Verlaufe sehen, daß die zwei Momente, die Fran- cisci in seiner kurzen Notiz besonders hervorhebt, wie groß nämlich die Zahl der Bücher, und welch' werthvolle Werke in Valvasor's Bibliothek gewesen, als für dieselbe vorzüglich charakteristisch gelten können. Der Bemerkung über das Entstehen der freiherrlichen Bücherei — die hauptsächlich nach den Frankfurter Meßkatalogen angeschafft wurde — schließen wir sogleich an die Ausführung über deren Entfernung aus Wagensberg und ans Krain, und die Andeutung, wo sich dieser reiche, für unsere Heimat vor Allem hochinteressante Schatz gegenwärtig befindet! Eine Aufzeichnung des Freih. v. Erberg sagt, daß Valvasor, als ihn die Armuth bereits zu drücken begann, seine ansehnliche 10.000 Bände zählende Bibliothek zuerst den Ständen von Krain zur Aufrichtung einer öffentlichen Bibliothek angetragen, da die Sache aber in die Länge gezogen wurde, und man sich über die Bedingungen nicht einigen konnte, die ganze Sammlung sofort an das OollsAiuiw Looistutis stssu in Agram verkauft habe. An der Hand dieser Notiz forschte ich weiter — und es gelang mir im Jahre 1863 die ganze herrliche Bibliothek, wohlerhalten, in den Räumen der fürsterzbischöflichen Metropolitan-Bibliothek in Agram zu entdecken. Ich fühle mich Sr. Eminenz dem hochwürdigsten Kardinal und Fürsterzbischof von Agram, Ritter v. Haulik, zu dem vorzüglichsten Danke für die mir so äußerst liberal zugestandene Bewilligung der Durchforschung dieses Fundes verpflichtet, wie nicht minder dem gelehrten Herrn Profes¬ sor der Theologie und Bibliothekar Hochwürden N. Horvat für die lie¬ benswürdige Unterstützung bei meinem Besuche. Wie kam aber die Sammlung Valvasor's nach Agram wann und an wen? Anfang und Ende dieser Frage beantwortet sich aus den Statuten des Erzbisthums. Wir lesen nämlich in dem Extrakte der Visitations-Dekrete unter DitsI XVI. Onp>. III. äs Xrostivo st LiUIiotlrssn Folgendes: „LU,- liotstssas prasssritis initinra kssit muAnus Msmorius Dpiissopws IZnutius Nilrwlirilr (1688 — 1694) gni mnArro asrs Lom- pmrutis libris srueiiti Valvusoris priwa ssus kunciamsntn posuit, opsrura snura st InUorsna in ponsnäo uscliüoio st oon- siKnunäis listris supitulnin InruIaUilitsr aUfrevsrit." Daraus geht her¬ vor, daß Bischof Ignaz Nistmlis von Agram „mit vielem Gelde" die Bibliothek des „gelehrten" Valvasor (vielleicht durch Vermitt¬ lung des Vitsrioviö) gekauft und mit dieser Sammlung den Grund zu der gegenwärtigen Metropolitan - Bibliothek gelegt habe. Hiemit ist Erberg's Angabe, daß der Verkauf an die Jesuiten geschehen sei, wider¬ legt. Frägt man nach der Zeit, wann dies geschehen, so sind die Jnclu- sionsdaten oben bereits angegeben. Unser fleißige Forscher Jsllonsslr 27 hat in den Mitteilungen des histor. Vereins für Kram (1857, p. 115), das Jahr 1690 angenommen. Die Bücher, die Valvasor angehörten, sind alle deutlich kennbar, nämlich durch das nach der Sitte jener Zeit auf die Innenseite des Bor¬ derdeckels geklebte Wappen des Freiherrn. Hier wollen wir gleich bemer¬ ken, daß bei vielen Bänden unter dem Balvasorischen Wappen noch ein anderes klebt, nämlich das des kaiserlichen Rathes und Zeuglieutenants Viulrlrsr v. LriLststsiw, dessen Devise war: „Mehr sein als schei¬ nen („I?Ius estrs iqus pmroitrs"), aus welchem zweiten Wappen wir schließen, daß Valvasor von dem genannten Kavalier eine ganze, wenn auch kleine Sammlung — meist mathematischer und militärischer Werke — an sich gebracht hatte. Valvasor's Bibliothek steht aber nicht etwa abgeschlossen für sich; nein unter allen, mehr als 50.000 Bänden der ganzen Bibliothek zer¬ streut, muß man jedem einzelnen Buche nachspüren. Die verhältnißmäßig kurze Frist, die ich während meines Aufent¬ haltes in Agram im Jahre 1863 an die Erforschung und sogleiche Be¬ schreibung dieser theuern Reliquie verwenden konnte, ließ mich nur die Ausbeute von etwas über 200 Titelcopieu machen, aus welchem Resultate ich jedoch schon jetzt ein kleines Bildchen von dem hohen Werthe, der Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit der Balvasorischen Bibliothek entwerfen kann. Sollte das Schicksal es mir einmal gönnen, die Sammlung bis auf den letzten Band durchzuarbeiten — dann soll eine fachwissenschaft¬ liche Arbeit den Gegenstand erschöpfend behandeln. Halten wir eine kleine Ueberschau auf die Titelcopieu, so finden wir darin bereits nachfolgende Discipline» vertreten: 1) Philologie, 2) Theologie, 3) Chronologie, 4) Genealogie, 5) Ge¬ schichte, 6) Kulturgeschichte, 7) Geographie, 8) Politik, 9) Rechtswissenschaft, 10) Militärisches, 11) Astronomie, 12) Naturgeschichte, 13) Medizin, 14) Mathematik und 15) B a u k n nst *). Ich will so viel der Raum gestattet, um diesen Abschnitt im Ver¬ hältnisse zu den andern nicht über Gebühr auszudehnen, die vorzüglich¬ sten Werke, die ich fand, namhaft machen, vorerst aber noch von den für unsere Land es g e schichte wichtigsten Funden an Hand¬ schriften und Büchern sprechen. Das bedeutendste und interessanteste Manuscript ist der über 700 Blätter zählende schön gebundene Fo¬ liant: Nisoollansa, — er enthält auf 449 Blättern die genealogi¬ schen Notizen aller Adelsfamilien Krams von Schönleben (was Valvasor» als Materiale gedient hat) und die verloren geglaubten Jahrbücher des berühmten Laibacher Bischofs, Gegenreformators und innerösterreichischen Statthalters, Thomas Chrön, auf 150 Blättern, dann einen Juden¬ brief aus dem Jahre 5006, einen Stammbaum der gräflichen Familie Strassoldo, die Beisitzer des Landrechtes in Krain von 1523—1762 (aus den Akten der Landschaft) u. m. A. *) Die Reihenfolge nach Joh. G. Seizinger Theorie und Praris der Bibliotheks¬ wissenschaft. Dresden, 1863. 3* 28 Ein heraldisches Werk von bedeutendem künstlerischen Werthe ist das große Wappenbuch, zusammengestellt von Valvasor und gemalt von „Bartl ramschissl" (Raumbschüssel) im Jahre 1688; der kleine, aber dicke Foliant zählt auf 388 Blättern 2023 Wappenschilder, das Register füllt allein 18 Blätter, — ein gut Theil der hier abgebildeten Wappen sind krainische. Gleich daneben steht ein anderes Sammelwerk, welches von dem riesigen Fleiße des Freiherrn einen neuerlichen Beweis liefert; — 18 große Foliobände, jeder mit 4—500 Blättern, durchaus nur Holzschnitte, Kupferstiche uud Handzeichnungen aller Meister aus allen Ländern enthaltend. Wie die zu Wagensberg gedruckten Titel besa¬ gen hat Valvasor alle die Bilder selbst gesammelt, geordnet und aufge¬ klebt. Wir finden da Scenen aus dem alten und neuen Testamente, der alten, mittleren uud neueren Geschichte, ein Reisealbum, Darstellungen von Sitten und Gebräuchen der Völker, eine Porträtgallerie berühmter Priester, Regenten, Staatsmänner, Krieger und Gelehrten u. s w. u.s.w., ja auch eine Gallerie komischer Figuren (Karrikaturen) findet sich darunter. Schließlich liegen uns noch die Cartons zu den Schlösse r- büchern (Topographien) von Kram und Kärnten vor, die Valvasor selbst „abgerissen" und auf denen hie und da Bemerkungen von seiner Hand zu lesen sind. Von Druckwerken, die unsere Heimath speziell betreffen, fand ich bisher wenig; es sind nnr folgende: Dravamina DeiiZionis der löbl. evangelischen Stände in Steher, Kärnthen und Crain rc. darauß die große Gewissensbedrangnüssen männiglich zu vernemeu hat (1620). Demonstratio Natirsmatiea, czua ostenckitur, oivitabsm Ducia- narn rsAais czuonäam Dmporium moäieo labors a Oirristianis s irar'variea potsstate reouperari posse. ^.ckumiirata OlaAOntnrti Jeäieata Ilinstrissirno ao Dxesli. Dno. OsorKio KiZism. a Dal- lonborA ab sruciito ao perciooto Dom. Dran«. Rsrnarcio Disoller, Diriios. Draenob. Dabao. OlaZenkurti 1684; Land-Ge¬ richts-Ordnung des löbl. Herzogthumes Crain. Laibach 1685. Jos. Thad. Mayr; Landschrannen-Ordnung des löbl. Herzog. Crain. Laibach 1688. Jos. Thad. Mayr und ein Exemplar der „Ehre des Herzogthums Crain." Von dem Freiherrn nahestehenden Persönlichkeiten finden wir Eras¬ mus Francisci's: Derer die nach der ewigen und beständigen Ruhe trach¬ ten Seelenlabende Ruhestunden. Leipzig 1678 und der wunderreiche Ueberzug unserer Niderwelt oder Erdumgebende Luftkreis Nürnberg 1680; — und Paul Ritter's: Dova Nuša sivo Dars artitioiosa Operam Doetieoram und ^nnaArammaton Dars I Viennas 1686. Gehen wir zu den Funden, die von allgemeinem Inter¬ esse sind. Wir treffen ein sehr interessantes französisches Manuskript aus dem 17. Jahrhundert, wahrscheinlich ein Studienheft ValvasoDs aus Lyon; es handelt von Mathematik und militärischen Wissenschaften (Be¬ festigung und Belagerung) ist mit Abbildungen (Handzeichnungen) versehen und führt den Titel: Diverses letzons prises äans Is premier ciss Diemens ä'Lueiiäs Dt untres iivres Luivants und zwar Praite äss DortiKeations (span, franz, venetian. und holländischer Art). 29 Von Inkunabeln findet sich ein schönes gut erhaltenes Exem¬ plar der Schild-Alt'schen Chronik, gedruckt in Nürnberg 1493*) mit vielen Abbildungen. Aus dem XVI. Jahrhunderte sind vorzüglich nennenswerth: Homi- sssts Ilistorio V82 Vito livio gezogen (1505) (Viels Ounxsr T^wnu,- Isw äsr ültsrw äsutsslisn I^itsrutwr 1. 269 f.); IIsrAil/ rnnroiris är^sstsw ^swsuäisssts Lwsstsr ... äursst äootor Nwrwsr vsrtutst dem weisen Fürsten Maximilian gewidmet (7V D. 9. O. V.) Straßburg bei JouwwS8 OlriiwiwAsr 1515 Kleinfolio mit vielen schönen Holzschnitten, (auf dem letzten Blatte dieses Buches lesen wir von Valvasors Hand ein Lob auf die lateinische Sprache, deutsch und lateinisch, es lautet: „die lateinisch sprach ist vnder allen sprachen schier die für- nemst vnd welcher zu dieser Zeit wol lateinisch röden kan, der ist nit der wenigist vnder dem Haussen, welcher aber der lateinischen sprach vner faren, der wird auch gemainlich für v ngeschickht gehalten, dan sie ist gleichsam ein schätz aller geschicklichkait vnd fast alle andern künste sinkt in Latein geschrieben, zu welcher ohne dieser sprach erkant- nus kainer komen mag, daru mb wende allen fleiß an, daß du ein volkumner Vatiwus werden .magst"); Biblische Figuren des alten und neuen Testaments Nürnberg 1560 mit vielen Abbildungen; stoanriis Rsuostliw cls arts subalistisu UsAswuu 1517; ,Iaoo6 ^isZIsi-'s 1'opoArapstis von Syrien, Palästina u. s. w. ^vAswtoruti 1532; Branburgische Gerichtsordnung und Reform des Burggrafenthums s. I. 1539; Warhafftiger vnd Gründlicher Bericht der habenden Gerech¬ tigkeit Keyser Carls des 5. zum Herzogthumb Gellern vnd der Grafschaft Zutphen 8. I. 1541; Abschiedt des Reichstags zu Regeuspurg 7V NOXVI. 1541; krorsAutiow vnd Erstreckung des Reichstags im I. NOXVV in Wormbs 8. I. 1545; Abschiedt des Reichstags zu Regens¬ burg NOXWI 1546. Gedenkwürdige Historia des Edlen vnd streyt- baren Helden vnd sieghafften Ritters Theuerdank Frankfurt bei Christian Egenolffs Erben 1596 **); . .. KSSArapIworm libsv . . . xsr Oowru- äwiw HsintoKsI urtiuiw st pstiIo8opIwLS wmAistrum äivi^us Nnxi- iwiliawi Impsrutoris Vupslianum Xt iuuiä rwsäiosrsw wutstsruati- vwiw . . . Nürnberg bei Johann Stuchs 1514; KpisZI äsr ^rt^rrs^ . . . von Laurentio Phriesen von Colmar der Philosophy vnd Artznei Doctor, Straßburg bei Johann Grüninger 1519 mit Abbildungen; 8ip>p>iatria sivs Uursscmliu Vuurswtii Rusii aä Xisoluwiw suwoti Haäriuwi äiusowwwr Ouräinalsiw, Vurisiis sxsuäsdut Oiiristiawus ^Vssstsiws 1531; . . . Xpitows sowipLnäiosu^wo iwtroäuotio iw libr. ^ritstwrsticos äiui Lsvsriwi Hostij Ouris. Uswr. Ltsxstuwus 1510; Isxtus äs Lpstsra äostuwwis äs Lsarubosso . . . kuris. iw ') In Laibach besindet sich ein Eremplar in der fürstl. Auerspergischen Haus- bibliothek, die ich gegenwärtig ordne und beschreibe, und eines in der bisch. Seminarsbibüothek. Anm. d. Verf. '*) Die erste Ausgabe von Melchior Pfinzing's Theuerdank erschien Nürn¬ berg 15« 7. 30 oLc. Ilsur. KtopliLnI 1511; lävrs äs psrsxsstivs äs Isliurr O'ousin X I'aris äs I' iraprimsris äs Isliuir Is Ro/sr Irnxrimsur äu Roij es Natlismati^iss 1560 mit vielen Tafeln Abbildungen (Brunst im Nanusl äu librnirs II. 339 sagt: Bäition oriAinals st Ä88S2 rars äs os traits); ksrupsstivu Oorporuur rsKuIariurn durch Wenzel Jamnitzer Bürger und Goldschmidt in Nürnberg 1568 mit vielen prachtvollen Kupfertafeln; Uxtraoräinnrio likro äi arschitsotura äi 8s6L8tiuQO 8sriio ursliitstto äsl rs sliristiuriissim» In B v o n s u^prs880 OiuAlisIrno Bovillio 1560 mit vielen Abbildungen; koäa- KruiniLibsIi Trostbüchlein durch Hultreich B!IIop08ol6ron (Straßburg) 1591; Flöh-Hatz Weiber-Tratz von demselben Straßburg 1594; lävrss äs8 säiüos8 anti<^us8 Kolnain8 Bur äuo^us8 l^näronst äu Osrssuu 1584 mit vielen Abbildungen; Jlluminirbuch 8. I. s. a. (beigebunden Butznlus 1558); Huurti slsnisntorurn Nnsiss8 äuoobi 8taxn1sn8i8 Barisiis Hsnr. 8tspstuni 8. u. Der weitaus reichste Theil unserer Titelcopien ist aber der das XVII. Jahrhundert umfassende; aber auch nur die bedeutendsten Werke aufzuführen ist leider nicht möglich. Es sei nur kurz erwähnt, daß wir außer den in die oben angeführten Hauptabtheilungen gehörigen zahlreichen Werken, von denen besonders die Geschichte (mit den vorzüglichsten Namen ^vsrrtin, Xirelrsr, Nsriun, dem dstsutrurn Illuropiasuiri n. v. A.) die Geographie und Reisebeschreibungen (so das sehr seltene Itinsruriurn des Hrn. Georg von Ehingen Augsburg 1600, welches Prof. Pfeiffer in dem I. Bande der Bibliothek des lit. Vereins in Stuttgart (1842) aus der Originalhandschrift wiederherausgab) und die Romanliteratur in den franz. Originalen und den deutschen Uebertragungen und Bearbeitun¬ gen vertreten sind, hier auch Schriften über die Tachigraphie (die Steno¬ graphie jener Zeit), sehr interessante politische Flugschriften (so z. B. Frankreich schäme Dich*) , die Entdeckung der von Frankreich allen Höfen geschmiedeten und sehr übel gelungenen Rathschläge 8. I. 1685), tüchtige forst- und landwirthschaftliche Werke (auch eines über die Hochnutzbare und bewährte Bierbraukunst Leipzig und Gotha 1688) und viele Andere ganz abstrakte Gegenstände behandelnde Werke finden können! „Die sogenannten freien Künste stehen mehr oder weniger nach den Verhältnissen des Landes überall in enger Beziehung zu dem Aufnehmen der Literatur." Valvasor, der sich anschickte, sein geliebtes Krain in der Schrift zu verherrlichen, und aller Welt bekannt zu machen, sah jedoch ganz gut ein, daß dies um so wirksamer geschehen könne, wenn er es auch zugleich im Bilde vor die Augen aller Leute stellen würde. Daß er dies erkannte und sofort erfüllte, das war es, was ihn auf ewige Zeiten populär und unvergessen daheim und in der Fremde machte. Die vielen schönen Bil- *) Auf dem Titelblatte ist der franz. Hahn und ein altes Weib abgebildet, das ihm den Pips kuriren will; auf dem Kamme und den Federn des Hahns stehen die Worte: raison trsn?oise, auf dem Rastrmefser der Alten aber: karxatio aoerbitatis. 31 der in den vier Folianten der Chronik sind es, die sein Andenken stets frisch erhalten werden in unserm Volke! Zur Herstellung zunächst dieser, und, wie wir gleich sehen werden, auch anderer zu seinen Schriften und Publikationen gehörigen „Kupfer¬ tafeln" hat der Freiherr mit großen Kosten eine Kupferstecherei auf dem Schlosse Wagensberg eingerichtet. Er schreibt darüber (III. pmA. 620): „Ich bin auch ohne Ruhm zu sagen der erste gewesen, der in dieses hochlöbliche Herzogthum Crain die Kupffer-Druckerei eingeführt. Ja, ich habe hier in Wagensberg im 1678 Jahr (am 12. April) selbst ein solches Werk aufgerichtet und etliche Jahre Kupferstecher und Drucker bei mir im Schloß unterhalten." Wer waren diese Meister, Zeichner und Kupferstecher, die er zu dem Ende in's Land rief? — Wir lesen ihre Namen von den Rändern der Bilder: Andreas Trost, der auch als Illustrator des steierischen Schlösserbuches von Vischer bekannt ist, der Wiener Mathias Gr eh sch er, Atzelt, P. Müngersdorf, Ritter (vielleicht Paul Ritter — Vits- soviä — da einige Blätter das Monogramm ?. R. weisen.) Diese be¬ sorgten nach und nebeneinander den Kupferstich, nachdem ihnen die Zeich¬ ner Johann Koch und Johann Werex, ein heimatlicher Künstler*), die Vorlagen geliefert, zu denen wieder Valvasor die ersten Skizzen entwor¬ fen hatte. Der Anfang wurde mit eiuem „heiligen Werke" gemacht, mit einem Passionsbüchlein, das 1679 erschien, und zu dem Werex die Zeichnungen verfertigte. Es folgten die Tafeln zu den Topographien, den Landkarten und den übrigen Werken des Freiherrn. Wie in Allem war Valvasor auch in Betreff dieser seiner artisti¬ schen Anstalt mittheilsam gegen Andere, und so sehen wir, daß die Kupfer- taseln zu Schönlebens: Üisssrtutio polsrräsrr äs oriAins Irubsiiur- tz'iso xLustriusu und zu dessen Ournioliu unticpnu st nova ssu. ^.nrm- Iss Oarräolias aus der Kupferdruckerei zu Wagensberg Hervorgiengen. Um dieselbe Zeit regte Schönleben zum Behufs der Drucklegung seines letztgenannten Werkes, der ^nirslss 6arräolius, in deren Zu- standebringung ihn die Landschaft von Krain wiederholt namhaft unter¬ stützt hatte, die Einrichtung einer Buchdruckerei in Laibach an. Es geschah dies ein Jahr vor der Einrichtung der Kupferdruckerei auf Wagensberg. Valvasor schreibt darüber (III. p>. 725): „xLuno 1678 hat die Löbl. Landschaft in Crain, eine Buchdruckerei auflegen lassen, weil selbige der gelehrte Johann Schöuleben verlangte, und ist von Salzburg Johann Baptista Mayer hereingereist, welcher selbige angelegt, auch Setzer und Drucker sammt ihren Jungen mitgebracht, durch welche hernach in seiner Abwesenheit die aufgerichtete Druckerey versehen worden." Ob er selbst, der mit dem Erzbischöfe von Salzburg in so nahem Verkehre stand, bei Ein¬ führung und Zustandekommen dieser Buchdruckerei in Laibach mitgewirkt, darüber schweigt er. Ein nicht »«berühmter Maler mit Namen Peter Werer (vielleicht ein Sohu des obgenannte») wurde l7t5 in Auersperg geboren. 32 Die erste in dieser „Druckoffizin" gedruckte Schrift war ein XIo- Zium, oder Lob der heil. Mutter Gottes, ^nno 1678, 25. November, welches Valvasor im Anhänge zu der citirten Notiz vollinhaltlich mittheilt (I. «. 276 f.) Darauf folgte noch im selben Jahre ein Kalender in 4": Dpfisms- ris Xsslssiustisa, astrorromioa, stffiou, politisn, Drustu varias Isstionis instrustu. Dro ^rmo Ofiristi UI16DXXVIII. bis ssx- tili Vä msriäiumrm Dubussnsum st vioinius suppututa st Inol/ti Dusutus Garniolias Oomiitis, Oominis Ospntatis Uumillims äs- ckionto u 3os. DUuääso Nu/r. Ins. Drov. Ourniol. D^poZraptUo. Dieser Kalender ist durchaus in lateinischer Sprache verfaßt und voll astronomischer Anzeigen. An der Colonne des römischen Kalenders stehen lateinische moralische Sprichwörter, am Schluffe liest man eine DroAno- sis Lonzsoturulis VstvoIoAisu, woran viele Beobachtungen, ökonomische Pflanzungs- unv Gesundheits-Regeln, Wctteranzeigen u. dgl. geknüpft sind. Ob nicht Valvasor diesen Kalender verfaßt Hai? Aus der oben angeführten Titelcopie entnehmen wir, daß gleich im ersten Jahre des Bestandes ein Mitglied der Familie Mayer das hiesige Filiale leitete, nämlich Joseph Thaddäus Mayer. Valvasor beschäftigte diese heimische Druckerei ebenfalls mit mehre¬ ren Aufträgen, so gleich 1679 mit dem textlichen Theile seiner Topographie von Krain (Einleitung und Register), dann 1681 mit dem¬ selben zur Topographie von Kärnten und 1681 auf 82 mit dem nicht unbedeutendem Texte zu seinem DUeatrum mortis bumurius. Daß er den Druck seiner größeren Werke, der Beschreibung von Kärnten und sei¬ nes Hauptwerkes: Der Ehre des Herzogthums Krain in Nürnberg besor¬ gen ließ, hatte seinen Grund darin, daß eben der letzte Bearbeiter dieser beiden Erasmus Francisci dort seßhaft war. Nach diesem kurzen Exkurse in die Hauptstadt kehren wir nach Wagensberg zurück, und zwar zu den Sammlungen, deren wir noch zwei zu besehen haben. Valvasor besaß ein sehr reiches Münzkabinet, schöne griechische und römische Münzen. Besonders, was letztere betraf, war Krain ein ergiebiger Boden für namhafte Funde. Valvasor führt im II. Bande (im Anhänge zum 5. Buche) die im Lande gemachten Ausgrabungen an Römersteinen und Münzen an, und auch sonst an der und jener Stelle der Chronik erzählt er davon, wie er von Bauern Münzen erhandelt habe. Es war bis auf seine Zeit — wo hauptsächlich Schöuleben in dieser Richtung anregend gewirkt hat — Krain auch in dieser Beziehung eine tsi-ra inooKnita gewesen. Wagensberg selbst war der Fundort einer Medaille aus der neuern Zeit, geprägt von einem der früheren Besitzer, einem Herrn v. Wagen. Valvasor hat dieselbe (auf Seite 621 des III. Bandes) abgebildet und beschrieben. Sie zeigt auf dem Avers das Bildniß des Herrn v. Wagen und die Umschrift: 6^V06X 8VVI08D. ^V^6X. Auf dem Revers die Abbildung der Gerechtigkeit und die Umschrift: "ULDD. DVD. Den Werth der Medaille beziffert er auf zwei Pfund oder einen Viertheilsthaler. Er sagt: Das Glück hatte mir verschiedene solche Münzen (der Hrn. von 33 Wagen) cingereichet, die ich aber nach und nach verschenkt. Daß er über¬ haupt auch sehr freigebig war iu Mittheiluug von Münzfuudcu an befreundete Fachmänner, dafür haben wir als Beleg eine Notiz bei Richter (I. o.), der davon erzählt, daß Valvasor einem Freunde in Frankfurt 8000 Stück Münzen mitgetheilt! Ich habe bereits in einem früheren Abschnitte darauf hingewiesen, daß Valvasor sich sehr viel und fleißig mit Mineralogie beschäftigt habe, und zählte die von ihm im Lande gemachten interessanteren Funde auf. Es braucht nicht erst erwähnt zu werden, daß er diese in einer Sammlung vereinigt hielt, und auch davon Exemplare in's Ausland versandte. Auch auf seine mathematischen Instrumente, mit deren Hilfe er seine Höhenmessungen u. s. w. vornahm, ist bereits hingedeutet worden. Er hatte deren eine ansehnliche Sammlung! Erasmus Francisci schreibt darüber (III. pnA. 620): „Was die mathematischen Instrumente des Herrn Hauptautors betrifft, dürften dieselben nicht nur eine gute Ver- weilung kurioser und gelehrter Augen verdienen und die Liebhaber der Wissenschaften dadurch gar ergötzlich unterhalten werden; denn ich habe sichere Nachricht, daß selbige mathematische Instrumente vortrefflich und dergleichen anderswo nicht allein in Crain, sondern auch iu vielen andern Ländern schwerlich viele werden anzutreffen sein; so ist mir auch bekannt, daß Er auf derselben Vermehrung, als ein Herr, der in der Mathematik und Naturerfahrenheit eine hohe Stufe erreicht hat, und mit besonderem Eifer darauf erhitzt ist, ein Ansehn¬ liches spendirt." Valvasor selbst in seiner großen Bescheidenheit übergeht in der Beschreibung von Schloß Wagensberg all' die schönen Schätze, und spricht mir von einem Magnete, der 42mal schwereres Eisen als sein eignes Gewicht austrägt, in die Höhe hebt, „was, wie er meint, vermnthlich einer Verwunderung werth sein dürfte." Und hiemit hätten wir die Schilderung der reichen kostbaren Sammlungen, in denen das ganze große Vermögen unseres Patrioten aufgegangen war, beendet, soweit sie sich nämlich unserm Auge in den noch vorhandenen Resten darstellten, oder wir aus kurzen Notizen über sie entnehmen konnten. Die Gefühle des hochgesinnten Freiherr», die er empfunden, als er den Wagensbcrg verlassend die dort angesammelten Schätze, die Bücher, Bilder, Münzen, Naturraritäten, und sein ihm theueres fisikalisches Kabi¬ net mit großen Verlusten zu veräußern gezwungen war, um mit dem kargen Erlöse sein Leben fristen zu können; — diese Gefühle zu schil¬ dern, sowie unter Einem den Motiven nachzuspüren, die es möglich ge¬ macht, daß der Mann, der sein ganzes Vermögen der Ehre Krains geopfert, gleichsam als ein Bettler seine Tage enden mußte, wer dies unternehmen wollte, erforderte ein eigenes Kapitel, und dürfte es vielleicht nicht mit Unrecht: „Kapitel der Bitterkeit" tanfen! Wir ersparen uns solche Schilderung, und beschränken uns ans das Motto dazu: „nsuro pmoxsistu in xatrin! 4 34 Daß aber die „krainische Landschaft" es unterließ, dem Lande die Bibliothek unter allen Umständen zu erhalten, wird ihr der echte Vaterlandsfrennd nie verzeihen; denn, abgesehen davon, ob Valvasor sich der Sympathien oder Antipathien der damaligen „Herren Verordneten" erfreute, die Sache war hiebei nicht aus dem Auge zu lassen; — die Landschaft hat es verschuldet, daß dieser weitaus wichtigste und werth¬ vollste Theil der Sammlungen auf Wagensberg für Krain unrettbar ver¬ loren bleibt in alle Zeiten! 7. Seine Werke. In Valvasor's Hauptwerke: der „Ehre des Herzogthums Crain", — welches im zweiten Theile dieser Schrift ganz ausführlich wird be¬ sprochen werden — finden wir im II. Bande puZ. 368 ff. eine Zusam¬ menstellung der von dem Freiherrn (bis 1689) durch den Druck veröffent¬ lichten Werke, sowie der zur Zeit noch ungedruckten Manuscripte desselben. Wir folgen der dort gegebenen Zusammenstellung, indem wir nur bei den uns bekannt gewordenen und bedeutenderen Büchern einige Ausführungen beifügen, im fiebrigen uns jedoch auf das bibliographische Citat be¬ schränken. Wir lesen am angegebenen Orte: 1) Den Anfang hat er in Betrachtung, daß Gottesfurcht, nach dem Aussprucke des prophetischen Königs, der Weisheit An- « fang und aller andern Tugenden Grund und Wurzel sei, von der Pietät gemacht, und allererst ein sauberes Passivllbüch- ltin mit schönen und zierlichen Einfassungen in Kupfer stechen lassen auf Schloß Wagensberg 1679, gezeichnet von Johann Werex. 2) ItMAi'ilBm I)tit!iifii8 ksttt'niolitle mmstn'na. Der volle Titel lautet: DopoKimpstin Duentus Garniolins Uo- äsrns, das ist Controfee aller Statt, Märckht, Clöster und Schlösser, wie sie anjetzo stehen im Herzogtknmb Crain. Hervorgebracht zu Wagens- perg in Crain im Jahr 1679. Mit sonderbahrem Fleiß durch Johann Weikhart Valvasor 4"c(. (Laibach, I. B. Mayr 1679.) In der lateini¬ schen Vorrede an die Stände von Krain sagt er, daß er unter dem glück¬ lichsten Sternzeichen in Krain geboren und erzogen worden, daher er sich ein sehr günstiges Horoskop stellen könne (sub Islioissivao aspsstu siäs- vuiu Oarniolins volo ciissrs sub tutsln st katrosirfio Inol^torum Ltatuuva uatus, säuontus uou nisi lortuunturu rnilri nuAurvr fio- rosooxum). Diesem Widmungskapitel folgt ein lateinisches Gedicht, von Paul Ritter. Hierauf der Atlas der Abbildungen, im Ganzen 312 Kupfer¬ tafeln. Daran schließt sich das gedruckte Berzeichniß der Abbildungen, und der Schloßbesitzer in lateinischer Sprache. Die Angabe des Druckortes: Laibach, gedruckt bei Joh. B. Mayr, im Jahre 1679, sowie der Index aller Schlösser (301) in slovenischer Sprache bildet den Schluß des schönen Bildwerkes. (Auf der k. k. Studienbibliothek in Lai- 35 bach befindet sich ein gnt erhaltenes, in Leder gebundenes Exemplar unter Sign. 6^ H- I-. 6-) 3) InpOMtitliiil lll'uiiim lmmIwi'AiiUwi'um. (Kupfertafeln.) 4) Mlilim»'i>Il08i8 Ovillillllit (Kupfertafeln). ö) INI>NKl'<>I>IllN8 fni'illlltinu. Der volle Titel lautet: DopoAruplliw ^roiaiäuoatus Oarintliino Dloäorns, d. i. Oontrotos aller Statt, Märckht, Clbster vnd Schlösser, wie sie anjetzo stehen in dem Erzherzogthumb *) Khärndten. Hervorgebracht zu Wagensberg in Krain und im Jahr 1681 Mit sonderbahrem Fleiß Durch Johann Weikhart Valvasor, (lloir. Xoelr dolin. Drost I.) 4" i in oarupis st prstis intsr rosas st kasni üorss sxtinstas aniwas aü'Iantas O orni ni špiritu rsvivissant, suam Irans ^.uastasirrr srsatissimarn in asssptis Di bi rsksrsntss, vsrs Da tri innIt ke¬ rn irr Asntinm. Ita opto, sporo st snppliso. Die Einleitung an den Leser (deutsch) kündigt vor Allem an, daß in diesem Werke „keine weltlichen Ergötzlichkeiten" begriffen sind, sondern nur „aller Erdwohner letzter Feind der dürrgerippte Sensenmann". Dies wird weiter ansgeführt und dann der Inhalt der drei Abtheilungen ange¬ geben, wie folgt: Als im ersten Theil dieses Dbsatri inortis Iruma- nas: Der Toden-Tantz genannt, werden vor deine Augen vnange- neme Täglich springende Täntz aller Erdenkinder vorgestellet suneta irr <^uibus spiraoulunr vitas sst rnortua surrt. Olsrr. sap. 7. Im andern Theil....: verschiedene Gattungen des Todts genannt, wirst mit Verwunderung eine wunderliche doch täglich übende Komödie aller sterblichen Menschen sehen. Xsseit Irorao ünorn suuirr. Losi, oup. 9. auch weiß der Mensch sein Ende nit. Im dritten Theil.: Höllen-Peyn genannt, wirst mit weinenden Augen eine Schwefel¬ dampfende Tragodi aller von Gott verjagten unwürdigen Menschen sehen. Irrjusti autsnr clispsribunt sirrrul. Dsal. 36. Die ungerechten aber werden vertilget miteinander. Der Schlußsatz dieser Einleitung lautet: „Sterben ist dir gewiß, frag vusere erste Eltern von Gott selbst erschaf¬ fene Adam und Eva, frag den erstlich verwaisten Abel, welcher vns allen den Weg der Sterblichkeit gewisen, frag den alten Mathnsalem, frag den schönen Absolon, frag den stärksten Samson. Ist also von allen diesen, wie auch von allen andern Adamskindern nichts anders in diesem Jam¬ merthal übergeblieben als ein Vuit." An die Einleitung schließt sich ein lateinisches Gedicht und ein lateinisches Versspiel, von Paul Ritter. Hier¬ auf beginnen sogleich die Zweigespräche (alle in gebundener Sprache latei¬ nisch und deutsch). Den Anfang macht das Zweigespräch des Menschen (im Allgemeinen) mit dem Tode, und ihm folgt, nachdem inzwischen die Erschaffung der Welt und des Menschen, sowie der Sündenfall behandelt 37 worden, die Unterredung der ersten Eltern mit dem Tode; der Erzählung über die Erschaffung der Welt und des Menschen ist auch schon die erste Knpfertafel (die Erschaffung der Eva aus den Rippen Adam's darstellend), beigegeben, mit dem darüber gesetzten lateinischen und darunter gestellten deutschen Citate aus der Genesis. Nachdem Adam noch einmal allein mit dem Tode gesprochen, werden der Reihenfolge nach eingeführt: Papst, Cardinal, Bischof, Abt, Chorherr, Pfarrer, Prediger, Mönch, Aebtissin, Klosterfrau, Kaiser, König, Fürst, Graf, Ritter, Edelmann, Soldat, Straßenräuber, Richter, Rathsherr, Advokat, Medicus, Sternseher, der Reiche, Kaufmann, Krämer, Schiffmann, Fuhrmann, Ackersmann, Säufer, Spieler, der Narr, der Blinde, Bettler, der Alte, Kaiserin, Königin, Fürstin, Gräfin, Edelfrau, altes Weib, die Amme, der Knabe, der Bub, die Tugend, die TriumPhi- re n den, Christus und der Tod. Den Schluß dieses ersten Theiles machen die Darstellungen: die Gebeine aller Menschen, des jüngsten Ge¬ richtes uud des Wappens des Todes — alles mit lateinischen und deut¬ schen Versen und den Citaten aus den heil. Schriften. — Der zweite und dritte Theil enthält die unterschiedlichen Todesarten und die Pein der Verdammten; es würde uns zu weit führen die hier zur Darstellung ge¬ brachten Specialitäten namentlich aufzuführen, wir wollen nur angeben, daß von Todesarten 35 Varietäten, und von Peinigungen in der Hölle 31 Arten abgebildet und beschrieben sind. — Was die Ausführung der Kupfer in diesem Werke betrifft, so ist dieselbe eine sehr sorgfältige zu nennen; denn die Darstellungen selbst sind mit großer Genauigkeit und im Detail gearbeitet, ja jede derselben hat eine besondere Nandeinfassnug (Thier - und Pflanzenbilder). Der Charakter der Kupfer ist dem Geschmacke der Zeit gemäß derb realistisch und oft nicht ohne Humor. So sehen wir im Sanfkolleg (I. Theil) den einen ganz vorne am Tische postirten Kumpan, der des Guten zu viel gethan, sich nngenirt expektoriren, während der Tod dem hinter ihm Sitzenden aus vollem Humpen mit Gewalt das Naß in den Schlund jagt, am andern Ende der Tafel Herzen und küssen zwei Liebende. Sehr realistisch ist auch das Bild zu Arius Alexandrin gehalten (II. Theil), „aus dein sein Leib uud Jngeweide fuhr." Die Bildchen in diesem Werke sind aber, weil Hier¬ lands gefertigt, durch ihre ganze Fassung, dadurch nämlich, daß man aus ihnen die Trachten der verschiedenen Stände, sowie die beigegebenen Utensilien, Werkzeuge, wie man sie zu jener Zeit bei uns trug und brauchte, ersehen kann, von hohem Werthe für die Kulturgeschichte des XVII. Jahrhunderts; so, um nur ein paar Beispiele zu nennen, trägt Eva einen Spinnrocken, ganz nach südslavischer Art, der Krämer eine hohe, weit über den Kopf nach vorne ragende sogenannte „Kraxe", wie sie bei den Bewohnern am Karste noch bis vor Kurzem üblich waren, der Ackersmann läßt den Pflug von vier Pferden ziehen, die daS „Kummet" anhaben n. s. w. u. s. w. Zum Schlüsse will ich noch eine Probe von den in dem Werke verkommenden Versen geben nnd zwar gleich daS Zweigespräch zwischen dem Tode und dem Ackersmann; es lautet: 38 lateinisch: Mors. Du Plodne gui riAiäo toiwaiu prosoiuclis arutro Obseuvos äueeus 8t sine tauds dies. L.ä uostros tun uuue aptss vssti^ia saltu- , lu promxtu lira est: clux SAO, tugus eoiuss. rVrrtlor. I prooul a vO8tri8, i^notu8 8eäidii8 Ii08p68: InäiAst Iiauä opers, nam lador i8t6 tua I^ra, verurn lira miki, eum vomere uota 63t: Duetor 6§0 8olu8 8UM Miki , 8UW<1U6 6OIV68. deutsch: Tod. Armer der Lurchs harte pfluegen, In dem Schwais deß Angesichts, Must da Leine Nahrung suchen, Harre leyde bald geschiehts. Daß sich dises wirket wenden, Und erfolgen lange Ruh: Dann ich will dein Leben enden; Spörreu all dein Leiden zu- Ackers-Mann. Was erzehlst von meinen Plagen, Was von meiner Bitterkeit, Spare nur dein lähres Klagen, Dein Hülff brauch ich nicht der Zeit, Mässigung mich machet trauren, Tragt nichts cm als großes Leid, Harre Arbeit machet tauren, Bringt ten Bauren Nutz und Freud. (Ein gut erhaltenes in Leder gebundenes Exemplar findet sich in der k. k. Studienbibliothek in Laibach unter Sign. 7004 I. ?. ck.) 8) 1671 hatte er ein Büchel in Bamberg ohne sei¬ nen Namen herausgegeben, eine UtbcrsctzlMg ans dem Französischen. 9) kliarln liaaArapiiiea kaiinlluae. 10) Oliarla lüu> karnivliaa. 11) Ollnila OaoAi'aMan Oanliaa. 12) 3.^ o p o r n p 6 i a ^rLlriänoatus Garintlrins. Nürnberg 1688 (mit eineni allegorischen Bilde vor dem Tileiblatte — (Urrtüis. auf dem Herzogsstuhle sitzend.) Der ausführlichere Titel lautet: DopvArapstia ^.rostickucutus Onrintlrinö anticsuas st woäsrrms oornplsta; das ist: Bollkommne und gründliche Land-Beschreibung des berühmten Erz-Herzogthums Kärnd- ten, beydes nach dem vormaligen und jetzigen Zustande desselben. Ans Licht gestellt durch Zohann W. Valvasor, Freiherrn vnd Mitgenos¬ sen der königlichen Societät in England. Nürnberg. In Verlegung Wolf¬ gang Moriz Endters AD6I.XXXVIII. k^ol. — Die Widmung ist an die Stände Kärntens gerichtet und beginnt mit den Worten: „Es ver- bindt meines Erachtens dieses alle tugendhafften Gemüter, wie ein Gesetz, 39 daß man seine Erfahrung, Kenntniß und Beobachtungen, wann sie geinein¬ nützlich werden können, nicht bey sich verschließe, sondern auch Andern dieselbe bei aller Gelegenheit zur Nachricht gedeyhen lasse und eine Gleich¬ willigkeit bezeuge, sowohl in der Ausgabe dessen, was uns bekannt, als in der Einnahme dessen, was uns vorhin unbekannt war, damit gleich¬ falls die Fremden von uns, wie wir von ihnen erlernen mögen, was beiderseits merkwürdig. Solcher Verbindlichkeit scheinet dann auch dieses die Billigkeit selbst miteinzuknüpfen, daß, gleich wie wir, gern etwas von der Gelegenheit weitentlegener Länder und Stadt lesen, also wir ebenfalls von denen, welche uns entweder die Ge¬ genwart oder die Nähe kündbar gemacht, dem Entfernten zn lesen geben, was des Lesens werth scheinet." Diese Betrachtung — sagt Valvasor weiter — habe ihn zur Beschreibung seines geliebten Vaterlandes Kram und dieses „angrenzenden hochpreislichen Erzherzogthums" geführt; nicht minder aber habe ihn dazu geführt, die Absicht, den Fremden die Einbil¬ dung zu benehmen, daß dieses Land in einem Winkel versteckt im Schatten liege, nicht minder endlich die Ehrerbietigkeit gegen die hochlöbl. Ständ und der Wunsch mit einem so ansehnlichen Stoffe seine Feder zu beehren. Er weist zurück auf seine erste Bethätigung für Kärnten in Herausgabe der Topographie (s. oben), und wie dieses Werk die Grundlage zu dem vorliegenden bilde. Jenem Schlösserbucbe habe er jetzt auf allgemeinen Wunsch die topographische Beschreibung beigefügt, und in „Erkundigung" desselben keinen Fleiß gespart. Diese Widmung ist „gegeben" zu Wagens¬ berg am 31. März 1688. — Es folgt ein lateinisches Gedicht, von Paul Ritter und ein deutsches von Erasmus Francisci. (Nürnberg, 14. Jän¬ ner 1688). — Hierauf kömmt eine Karte von Kärnten; sodann beginnt die topographische Beschreibung, Text und Bilder neben einander stehend (auf 264 Seiten 223 Abbildungen mit längerer oder kürzerer Erklärung zur Seite). — Seite 1 bis 5 nimmt die Beschreibung des Erzherzog¬ thums Kärnten ein, welche Valvasor — wie er p. 5 angibt — aus Hisrvir. Ä'IsAissri Kärndtnerischer Chronik, ?. Alberti Reichart*) 8rs- viariuirr klistorias OarintRikrs , Merian's lopOArnpfiria Ourintlrins, und aus seiner eigenen Erfahrung und Wissenschaft genommen. Für uns ist in dieser Einleitung die nachfolgende Stelle von Bedeutung. „Sonst findet man — heißt es p>. 1 — in den uralten Freiheiten oder Privi¬ legien, daß ein Herzog in Kärndten in Wi irdischer (slovenischer) Sprach invsstirt und eingeführt worden. Wie dann auch l)r6ii6g,8 8ilvius iu seinem Europa an dem Ort, wo er von Kärnten schreibt, für glaubwürdig anzeigt, daß ein Fürst in Kärnten die Freiheit hätte, wann Er bey einem Römischen Kayser und dem ganzen heil. Reich angeklagt würde, daß er sich vor demselben anderst nicht als in Windi- scher Sprach zu verantworten schuldig wäre." Auf Seite 7 beginnen die Abbildungen, die auch je nach größerer oder geringerer Bedeutung des Objektes kleiner oder größer sind; — die größte ist die der Hauptstadt, des lieblichen Klagenfurt! Von dieser Stadt ist auch noch ein zweites Bild aus der Vogelperspektive beigegeben, sowie eine Abbildung des *) Abt von St. Paul, dem Valvasor das Hioutruiu mortis gewidmet. 40 Landhauses daselbst; der beigedruckte Text nimmt fast 4 Seiten in Anspruch. Ausführlicher Text findet sich außerdem noch zn nachstehenden Bildern: St. Andrä, Karlsburg, Dietrichstein, Frauenstein, Friesach, Gurk, Maria Saal (mit dem HerzogSstnhl), Ossiach, dem herrlichen Stifte St. Panl, Sel¬ tenheim, Straßburg, Tarvis, Völkermarkt, St. Veit, der Cisterze Viktring (die mit unseren ehemaligen Cisterzen Sittich und Landstraß in so inniger Wechselbeziehung gestanden) Villach, Weissenegg und Wolfsberg. Zwei schöne Abbildungen sind dem Loibl gewidmet, für den sich Valvasor wie wir in einem früheren Abschnitte gesehen, ganz besonders interessirte; in der Beschreibung weist der Freiherr darauf hin, daß der „wolgereiste" Herr Edward Brown die über diesen Berg führende „mehr künstliche als mühsame" Straße beschrieben habe, und daß sich mit ihm auch jeder, der etwas versteht und gesehen, darüber verwundern müsse. — Auf der letz¬ ten Seite dieses für unser schönes Nachbarland hochwichtigen Werkes ver¬ wahrt sich der Verfasser gegen jeden Vorwurf der Unvollständigkeit; er sagt: „Und weil noch mehr Schlösser und Adeliche Sitz im Land mut¬ maßlich vorhanden, solche aber mir, da ich diese obbeschriebene abgerissen, nicht ins Gesicht gekommen, als will ich zum Beschluß kraft dieses hiemit protestirt haben, daß solche Auskleidung, wie auch sonst durchgehends in diesem Topographischen Werk, niemand etwas zum Praejuditz gesetzt sein soll." 13) Die 18 Foliobiinde Kupfertafeln u. s. w. u. s. w. (in der Metropolitan-Bibliothek in Agram.) Im Manuscripte blieben: 14) Die Satyrcn des Ovid in 12». 15) Iviiuu'ii Xaliii'ae, 6 Bände. 1) Band: äs Vitro, 2) äs ?ustn, 3) äs Ovlons, 4) äs L^inputUiu st ^.ntipLtläa, 5) äs iOuso, und 6) äs Ns- äicinu. 16) ?I08 I'Iy'8ieo-)la1Itru686ntun6 vicionän." Das dritte Blatt bringt den Titel, der im Geschmacks jener Zeit die ganze Folioseite füllt; er lautet seinem wesentlichsten Inhalte nach also: „Die Ehre deß Herzogthumbs Crain: Das ist, wahre, gründliche, und recht eigentliche Belegen- und Beschaffenheit dieses, in manchen alten und neuen Geschicht-Büchern zwar rühmlich berührten, doch bishero nie annoch recht beschriebenen Römisch-Keyserlichen herrlichen Erblandes; An- jetzo, vermittelst einer vollkommenen und ausführlichen Erzehlung aller seiner Landschaften, u. s. w.-Durch felbstcigene, ganz genaue, Erkündignng, Untersuchung, Erfahrung, vnd Historisch-Topografische Be¬ schreibung. In funffzehn, wiewol in vier Hanpt-Theile unterschiedenen, Büchern, wie auch häufigen Abrissen und zierlichen Kupferfiguren, ausge¬ breitet, von Johann Weichard Valvasor, Freyherrn, Einer hochlöblichen Landschafft in Crain Hauptmann im untern Viertheil, und der Küniglich- Englischen Societät in England Mitglieds; Aber in reines Teutsch gebracht, auch ans Begehren, mit manchen beygefügten Erklärungen, Anmerk- und Erzehlungen, erweitert durch Erasmum Francisci, Deß Hochgräflichen Hanfes Hohenloh und Gleichen Naht. Laybach Ä. O6. I-XXXIX. Zn finden bei Wolfgang Moriz Endter, Buchhändler Nürnberg. Oum krivilsZio 8 norag 0ao8aroas Nngsstatis." 47 Die darauf folgende Dedikation an die Landstände des Herzogtums umfaßt samnit dem Titel 8 Seiten und wurde in ihren Hauptstellen bereits citirt. Nun kommt das Portrait Valvasor's, von dem Wiener Kupfer¬ stecher M. Grey sch er, und daran schließen sich die schon genannten Gratulationsgedichte zu dem Erscheinen des Werkes; eine Dame Catha¬ rina Regina Frau von Greifenberg, Freiherrin auf Seisenegg eröffnet den Reigen mit einem deutschen Gedichte, ihr folgen Paul Ritter (Vi- tssoviö) mit einem lateinischen, Sisentschelli mit einem slovenischen, (zur Seite die lateinische Uebertragung) dann wieder P. Ritter mit einem kroa¬ tischen und einem dalmatinischen (beiden zur Seite die lateinische Ueber- setzung) und noch mit einem kurzen lateinischen Carmen, dann kommen Joh. Ludwig Prasch mit einem deutschen, Oolniöar von Thalberg mit einem lateinischen, Dr. Äoh. B. Petermann mit einem lateinischen, Pro¬ fessor Wegleiter mit einem deutschen und Joh. Gabriel Blaser mit einem lateinischen Gedichte. Die slovenischen Verse Sisentschelli's aber: Lllkvs toäss posts »a vsem svetu stosts ?o vse äsLeliM letito iuu ruchu esst äoussite sind in der That in Erfüllung gegangen, Valvasor's Buch wanderte in die ganze Welt, in alle Länder und verkündete allüberall seinen Ruhm! Nach den Gedichten liest man die Vorreden Valvasor's und Fran- cisci's, deren erstere in ihren wesentlichsten Angaben von mir bereits be¬ nützt wurde, letztere aber nichts als ein detaillirtes Jnhalts-Verzeichniß, und eine mit „Gelahrtheit" gewürzte Lobrede auf den Freiherrn und sein Buch enthält. Den Schluß der einleitenden Blätter macht das Verzeichniß der im Werke angeführten und benützten Skribenten. Wir blättern um und sind beim Texte selbst angelangt. Das erste Buch des ersten Bandes, von Francisci gearbeitet, bringt gelehrte, aber gegenwärtig ganz antiquirte etymologische Excurse über die älteren Namen der Bewohner Krains, und über den Namen Kram selbst. Das zweite Buch, von größerem Umfange, aber auch von größe¬ rem Werthe enthält die Topographie Krains, macht also den Leser, wie sichs gebührt, zuerst mit dem Boden bekannt, auf dem die später erzählten „Jahrgeschichten und Handlungen" sich abwickeln sollen. Den die¬ sem Abschnitte beigegebenen Illustrationen läßt sich dies und das nicht uninteressante kultur-historische Moment entnehmen, so z. B. pnK. 105, wo die krainischen Bauern eben damit beschäftigt sind, die Garbenbünde von einem mit vier Ochsen bespannten Wagen abzuladen und in eine so¬ genannte „Harpfe" cinzulegen, welche Art des Trocknens der Feldfrucht noch heutzutage in unseren slovenischen Landen im Gebrauche steht. Das dritte und vierte Buch geben die Beschreibung der „Na¬ tur-Raritäten" und liefern in den erzählten Hexen- und Gespenster- 48 geschichten*) einen wichtigen Beitrag zur Sittengeschichte des Landes in jenem Jahrhunderte. Es war dieses 17. Jahrhundert die Zeit eines schweren moralischen Schlafes unserer Nation, und sie war daher die ge¬ eignetste, die Wucherpflanre des Aberglaubens auch bei uns recht groß zu ziehen. Wir lesen aus diesem „Buche" wie die Teufels- und Gespenster¬ erscheinungen -— diese Remiuiscenzen aus dem Heidenthume — die Ge- müther schrecken, und wie alle möglichen Kräuter gesammelt werden, in¬ dem man an ihre wuuderthätige Hilfe glaubt, wie Hexen auffahren, wie der Teufel die Billiche weidet u. s. w. u. s. w. Und welcher Boden, fra¬ gen wir, konnte tauglicher sein zu solchem Gaukelspiel als der unsere, wo die finstere Höhlenwelt des Karstes, die Wildheit unserer Wald- und Alpenlandschaft, wo Wind und Wetter der erhitzten Fantasie willfährig ihre Dienste leihen?! Welch dichtes Netz muß aber dieser Wahnwitz des Jahrhunderts um alle Geister dieses Landes geschlungen haben, wenn wir selbst den Größten der Unfern, der hochgebildet das Alltägliche überragte, wenn wir selbst den vielgewanderten Valvasor befangen finden in diesem Jrrthume seiner Zeit. Denn nicht nur an einer Stelle, überall, wo der Gegenstand an ihn herantrit, unterliegt er ihm (so xgA. 180, 195, 198, 230—233, 245—53 u. s. f.); es ist dies gewiß eine sehr interessante Erscheinung, wie der allgemeine Geistesbann des Jahrhunderts auch einen der größten Männer der Zeit nicht verschonte. II. Band. Der zweite Band beginnt mit dem fünften Buche, welches von den „ältesten und alten Bewohnern Krains" handelt. Im 4. Kapitel dieses Buches werden die „Japidier" (Japoden) als zweiten Bewohner des Landes genannt (nachdem im dritten die Japheti- ten, und zwar nicht aus dem Stamme Askaues, sondern Chitim als erste bezeichnet worden); im 10. die „Gothen" als siebente; im 11. die „Langobarden" als achte. Im 12. Kapitel wird gegen die „Schwaben" und für die „Slaven" als neunte plaidirt, und die Geschichte der letz¬ teren sodann im 13. und 14. des Weiteren ausgeführt. Während das 15. den „Avaren und Hunnen" gewidmet ist, findet die Herrschaft der Franken in Kram im 16. (dem Schlußkapitel) ihre Behandlung. Der An¬ hang zu diesem Buche gibt ausführlichen Bericht über die alten Städte in Kram, sehr weitläufig wird von Emona (Laibach) gesprochen, und eine daran sich schließende Aufzählung der archäologischen Funde (Steine und Münzen) im Lande zeugt für des Freiherrn gediegene Studien in die¬ sem Fache. Das sechste Buch ist fast durchwegs kultur-historischen Inhalts. Es handeln seine 11 Kapitel der Reihe nach „von der Erainisch en und slavonischen Sprache", von den Trachten, Sitten und Gebräuchen im ganzen Lande, nämlich von: Wohnung, Waffen, *) Neber dieses Thema schrieb vr. E. H. Costa einen äußerst anziehenden Artikel : Aberglaube in Krain gegen Ende des 17. Jahry. (Ztschr. für deutsche Kultur¬ geschichte I. Bd. x. 113—131.) 49 Kleidung, Hochzeitsfeier, Kindstaufen, Begräbnissen, Volksfesten, Tänzen, Kirmessen und geselligen Versammlungen des Volkes, sowie von den be¬ sonderen Sitten der krainischen Bürger nnd des Adels. Der Anhang zu diesem Buche gibt, als Abschluß der stufenweisen Besprechung von Art und Sitte aller Stände, eine treffliche Uebersicht der bisherigen Leistungen der Geistesaristokraten unseres Volkes auf dem Gebiete der Literatur. An der Spitze der hier in chronologischer Ordnung angeführten namhaften Zahl der „gelehrten Skribenten" Kraius erscheinen die Slavenapostel Cyrill und Method, weil sie sich durch ihre hohen Verdienste um Religion und Nationalität der Slaven in allen slavischen Landen für ewige Zeit eingebürgert haben! Als erster Krainer ist der berühmte SiegmuuO von Herberstein anfgefllhrt, der, 1487 zu Wippach ge¬ boren, in der dortigen Schule das Sloveuische lernte und am Gipfel sei¬ nes Ruhmes angelangt, der Wohlthat dieser Sprache nicht vergaß, die ihm das Russische zu erlernen so leicht gemacht, und also die erste Stufe zu seiner glänzenden Carriere gebildet hatte. Am Schlüsse dieser höchst dankenswerthen Zusammenstellung gibt Francisci eine Uebersicht der literarischen Thätigkeit Valvasor's, die wir zu einem früheren Abschnitte zu benützen Gelegenheit fanden. Das siebente Buch handelt von der Religion in Krain — der alten heidnischen und der christlichen —; das bedeutendste Interesse gewährt die ausführliche Behandlung der Reformation und Gegen¬ reformation in Krain (Kapitel 8 — 14), die in ihren Trägern dem Reformator Primus Trüber und dem Gegenreformator Bischof Tho¬ mas Chrön dargestellt werden; dem evangelischen Rector der Laibacher Landschaftsschule, dem vor den Anfechtungen seiner Feinde aus Deutsch¬ land nach Krain geflüchteten gelehrten Philologen Nikodemus Frischlin ist ein ganzes (das 10.) Kapitel gewidmet. Zn den Schlußkapiteln (15—17) finden die heiligen Gebräuche des krainischen Volkes (Fasten, Speisenmcihe zu Ostern, die sogenannten Umsinger u. s. w.), dann die abergläubischen Gebräuche und Hexereien und die dem griechi¬ schen Kultus conformen Religionsgebräuche und Ceremo Nien der Us koken ihre Stelle. Das achte Buch enthält in 5 Abschnitten die Legenden aller jener Heiligen, die in irgend einem Bezüge zum Lande stehen, dann die Geschichte des Laibacher Bisthums (gegründet vom Kaiser Fried¬ rich III. im Jahre 1460 am Tage des heil. Nikolaus), des großen Cistercienserstiftes Sittich*) in Unterkrain (gegründet 1133, aufgehoben 1784) des Laibacher Je s uitenkollegs (eingerichtet um 1596) und sämmtlicher (171) damals bestandenen Pfarren, in alphabetischer Reihen¬ folge mit Nennung aller Lokalien, der Series der Pfarrer und unter Namhaftmachung der Kirchenweihen, Patrone, der statistischen Angabe der jährlich Sterbenden und Getauften und anderer Specialitäten. Vergl. darüber meine Schrift: Die Gegenäbte Albert und Peter von Sittich. Wien 1866. (Verlag der Mechitariste» ) 6 50 III. Band. Dieser Band bringt die weitaus wichtigsten Bücher. Das hier beginnende neunte Buch schildert in der eingehendsten Weise die alle Verfassung und Verwaltung des Landes (wovon in der nächsten Abtheilung ausführlich) „den A em tern und Würden/' das zehnte „von den Landesfürsten/' und das eilfte (das „Schlösser- buch") „von den Städten, Märkten, Schlössern und Klöstern in Krain." In erstgenanntem Buche sind die Abschnitte über den „Landes¬ hauptmann" und die übrigen landschaftlichen Dienstposten von höchster Wichtigkeit. Der Reihenfolge der Landeshauptleute, deren vorzüglichste bio¬ grafische Momente mitgetheilt sind, entnehmen wir die interessantesten histo¬ rischen Facta, so erfahren wir z. B. über den großen „windischen Bauern¬ krieg" des Jahres 1515 die Details aus der Selbstbiographie Lam- berg's, bei dem Landeshauptmanne Catzianer ist sein Unglücksfall gegen die Türken und sein dadurch herbeigeführtes tragisches Ende angemerkt u. s. w. u. s. w. Im zehnten Buche ist die Landesgeschichte fortgesetzt, und gewinnt deren Behandlung ganz besonders von dem Zeitpunkte, wo Krain unter österreichischer Herrschaft aus den bis da bestandenen Theilen vereinigt wird, erhöhte Bedeutung. Es ist charakteristisch, wie der dem Hause Habsburg ganz ergebene Historiograph solches mit dem größten Freimuthe behandelt, was erheuchelter Servilismus zu verschweigen pflegt, z. B. die Eidesverweigerung der krainischcn Landschaft im Jahre 1521 bei der vom Kaiser Karl V. projektirten Theilung der habsburgische» Lande, durch welche Triest hätte zum spanisch-italienischen Antheile sollen geschlagen werden, wenn dies nicht die Stände Krains durch Verweigerung der Huldigung an Karl's Bruder Ferdinand vereitelt, und sofort eine andere Theilung, die Triest bei der inuerösterreichischen Gruppe beließ, herbeige¬ führt hätten! Das eilfte Buch enthält die Beschreibung aller Städte, Märkte, Schlösser und Klöster von Krain. Es umfaßt dasselbe mit abgesonderter Paginirung 730 Folio-Sei¬ ten. Die einzelnen Ortschaften sind in alphabetischer Reihe geordnet. Vorauf geht die schon erwähnte Klage Les Verfassers über die geringe Unterstützung, die ihm von seinen Landsleuten geworden! Bei jedem ein¬ zelnen Orte findet man einen oder mehrere Kupferstiche (Ansichten), dann topografisch-statistische und historische Nachrichten. S. 578 — 589 findet man eine ausführliche Beschreibung vonTriest, in welcher Valvasor aus „unterschiedlichen auS dem XVI. und XVII. Jahrhunderte stammen¬ den Dokumenten" (der krainischcn Landschaft) nachweist, „daß diese Stadt ehedessen (sowie Fiume) zu Crain gehört habe." Die Beschreibung der Stadt Laibach ist wegen des bedeu¬ tenden Umfanges (besonders der beigebrachten aus den Originalakten ge¬ schöpften historischen Daten) am Schlüsse des Buches gegeben. Sie be¬ handelt die Topographie der Stadt, den Fluß und dessen Schifffahrt, die geistlichen Gebäude, den Rath, die Bürgerschaft, deren Freiheiten und die merkwürdigsten Begebenheiten in Chrouikform. 51 IV. Band. Dieser Baud beginnt mit dem zwölften Buche und mit dem ausführlichen Berichte über die „kro a t isch e n-M e e r und Win di scheu Grenzen", den Schauplatz krainischen Heldeumuthes durch mehr als zwei Jahrhunderte. Dieses Buch ist, wie an und für sich als Ganzes, so hauptsächlich von hoher Wichtigkeit durch sein Kapitel über das Gene- ralat an den Grenzen, welche Stelle fast durchgängig von nnsern Lands¬ leuten besetzt war, und von ihnen mit dem vorzüglichsten Eifer und dem ausgezeichnetsten Heldenmuthe versehen wurde. Sehr werthvoll für die Kenntniß der krainischen Landesverfassung, für die Geschichte des Steuer¬ wesens der Landschaft, sind die in diesem Abschnitte zerstreut vorkommenden statistischen Daten über die Beitragsleistungen der „löbl. Landschafst" für die Erhaltung der Grenzhäuser. Das dreizehnte Buch geht wieder auf die Urgeschichte des Lan¬ des zurück, auf die Japoden, die Karner, auf Jason und seinen Argo¬ nantenzug. Während das vierzehnte Buch der römischen Geschichte, der Völkerwanderung und den nachfolgenden Begebenheiten gewidmet ist, gibt das fünfzehnte und letzte Buch die „denkwürdigen Jahrgeschichten Krams unter der Oberherrschaft des glorreichen Hauses Oesterreich" (1269—1689). Nachdem bereits im zehnten Buche die diesbezügliche politische Geschichte gegeben worden, erübrigte hier nur mehr die Kriegsgeschichte. Es sind vornehmlich die Türkenkriege, die in dieser Ab- theilung ans Grnndlage der im landschaftlichen Archive massenhaft erlie¬ genden Originalberichte ausführlich geschildert werden — die Kämpfe, welche die Glanzperiode in der Geschichte u n s e r e r N a t i o n bilden, wo im lieben Lande Kram Alles, wie ein Mann gerüstet dastand, zur Abwehr des „Erbfeindes der Christenheit!" Wir lesen ans diesem „goldenen Buche", wie der „gemeine Mann", — Bater und Söhne — und der „adelige" Schloßherr, vereint Gnt und Leben hinopferten, Generation auf Generation. Wir lesen aber auch, wie die Landschaft als moralische Person die Zeiten über stets die höch¬ sten Anstrengungen zur Besiegung der ungestüm andrängenden Muselmän¬ ner machte, wie sie z. B. im engen Zeiträume von acht Jabren (1594 bis 1602) außer der Darreichung der „Leiber", der Ausrüstung und Verpflegung der Truppen, bloß zur Instandhaltung der Grenzhäuser die unerhörte Beisteuer von 10/,Million leistete, und von da weiter bis 1680 etlicher anderer Millionen. Eine der vorzüglichsten Stellen in der Erzählung von den Kämpfen mit den Türken nimmt der Bericht über die ruhmvolle Besiegung derselben in der Schlacht bei Sissek ein (1593 am 22. Juni). Außer der genauen Aufzeichnung der einzelnen mehr minder wichtigen „Visiten dieses ungebe¬ tenen Gastes" bewahrt dies „Kriegsbuch von Kram" auch andere nicht unwichtige Ereignisse, so die Kämpfe der Cillier-Grafen, Baumkircher's Schicksal, die Kämpfe Oesterreichs mit Venedig, Bauerurebellionen, Aus¬ schaffung der Juden u. s. w. 6* 52 Dies Buch und mit ihm das ganze Werk schließt mit nachstehender patriotischen Apostrophe: „Welche fernere Ausbreitung und noch Hähern Schwung der Kays. Adler-Flügel sammt völligem Triumph über Türken, Tartarn, und alle Ihrer Majestät ungerechte Feinde der allerhöchste gnädiglich befördern; mein werthes liebes Vaterland Krain aber, dem zu Ehren ich dieses (Gott Lob hiemit beschlossene) Werk herausgegeben, von nun an in einem ruhi¬ geren nnd blühenden Zustande erhalten, und an seiner Arbeitseligkeit (gleichwie ich an der Beschreibung desselben) machen wolle ein glückseliges End e." Wir aber schließen, die Schlußvignette — eine Glocke an die eine wolkenumhüllte Hand den Hammer führt — betrachtend, mit den dar¬ über gestellten Worten: Out pulsuta sonuw. Balvasor's Hand berührte die Glocke „Oarnioliu" und sie tönt hell auf immer fort zum eigenen und des Glöckners unvergänglichem Ruhme! — Historisch-politische Mtter aus der „Ehre des Herzogthums Crain." Die historisch-politischen Anknüpfungspunkte, die man in der Ge¬ genwart auch bei uns aufsucht, um die staatsrechtliche Stellung des Lan¬ des für die Dauer zu fixireu, sie finden sich alle — „im Val¬ vasor!" Die TerritoriolfrM. Fassen wir vorerst die territorialen Verhältnisse — die Fragen wegen Istrien und Triest in's Auge! Im ersten Bande (p. 284 f.) gibt er genau die Grenze von Istrien (Histerreich) des fünften Fünftels von Krain (Istrisnslri kimg) an, das gegenwärtig abgesondert von Krain administrirt wird, ja sogar seinen eigenen Landtag hat. Sie nimmt ihren Anfang (von 80. aus) „über dem Walde und Gebirge neben den teuflischen Garten (krsriiä genannt) bis oberhalb St. Veit am Pflaumb (Fiume) bis zum liburnischen Meer, (welches man 8inum ibllunatiauiir nennt) — 80. gegen 8. — 3 Meilen an den Dalmatinischen Grenzen" ; dann beim Meere fort I-ovrunn vorbei bis Versso — 8. gegen 0. — 4 Meilen an den dalmatinischen Grenzen; hiernächst vom Meer zu Lande bis über Xersan hinunter — im 8. — 4 Meilen an der Venetianer Grenze; von da bis OuIiMnua — 8. 53 gegen ^V. dann bei Varruo vorbei — 88^V. — ebenfalls 3 Meilen an derselben Grenze; demnächst nm ^utiAnuuu herum, und hinauf bis unterhalb Mahrenfels — 88"W. — 8 Meilen an derselben Grenze; nochmals das G.birg entlang bis Karstberg auf dem Karste — 8H. ge¬ gen 8. - 4 Meilen an der venetianischen Grenze; von da gleichfalls das Gebirg entlang bis zwischen Mahrenfels und NeuhauS wieder zurück — 88"VV. — 4 Meilen an den Grenzen Znnerkrains, schließlich unter dem Islöiru-Berge gegen Ivlun bis zwischen XIsu und dem Ilolra-Berge 7 Meilen an den Grenzen Jnnerkrains. Ein Kärtchen illustrirt dies alte Grenzverhältniß! Non den Einwohnern des „Histerreichs" sagt Valvasor, daß es deren zweierlei gebe: die Fi nm an er, Dalmatiner oder Libur- ner und die eigentlichen sogenannten Hi st erreiche r, deren Sprache und Kleidung, Lebensart und Wandel „ganz ungleich bewandt" sind. Die ersteren — sagt er weiters - wohnen in Dalmatien oder Liburnien, als bei Vsrsso, iOovrurm, Nossnios, Virpriuso, Oastuu, „und dort herum am Meer"; ihre Sprache ist dalmatinisch, ihre Geistlichen aber verstehen kein Lateinisch, sondern nur dalmatinisch, und in solcher, nämlich dalmatinischen Nlld sl av o n is ch e n*) (slovemschen) Sprache wird auch die Messe gelesen. Der zweiten Einwohner Sprache, „die recht eigentlich in Histerreich, als zu Mitterburg, wie auch in dort Herumliegenden Lande und Städten wohnen", nennt er „schlecht italienisch oder Welsch"; — daß der Kern der Bewohnerschaft auch dieses Theiles von Istrien slavisch war, beweist eine weitere Stelle, welche besagt, daß auch hier an einigen Orten (oder vielleicht richtiger: mit Ausnahme der Städte) die Messe in slovenischer und dalmatinischer Sprache gelesen wurde. Liefert aber einerseits die Kirche den Beweis für die slavische Nationalität der Jstria- ner, so ist es anderseits die Aufzeichnung Valvasor's über „die Wal der Richter in der Grafschaft", die uns hier das urslavische Institut der Zu¬ pane vorführt Er schreibt: „Bor Allem aber ist dieses bei dieser Grafschaft Mit¬ terburg zu merken, daß jede Stadt und Markt einen Zupan oder Zupano, niit welchem Worte sie einen Richter bemerken, nebst 12 Bei¬ sitzern habe, so in der L a nd s ch a fts s p r a ch e 8oclao (Unterrichter) genannt werden. Denen liegt ob, die kleinen Gerichtshändel zu entschei¬ den. Es ist aber bei deren Wahl etwas sonderlichs zu beobachten. Am Festtage des heil. Gregorii kommen diese 12 Beisitzer und der Richter nebst der Bürgerschaft und den Bauern, so zu einer Stadt oder Markt gehörig zusammen, und zwar auf ihrem I^oLs so gleich an ihr Rathhaus und auf freiem Platz gebaut ist und einem Saal oder Gallerie, der ganz offen, nicht ungleich. In dessen Mitte ist ein steinerner Tisch befindlich. Wann nun bei geschehener Versammlung man zur Wal selbst schreitet, so geht einer von den Beisitzern mit einem Stab und Messer versehen, bei allen herum und erforscht aus jedem, wem aus diesen zwölfen er geson¬ nen seine Stimme zu geben, daß selber zum Xu;mu ausgerufen werde? Im XVI. um XVII. Jahrhundert wirb zur Bezeichnung unserer Sprache bas Wort: itavouisch für nnb neben stovemsch gebraucht. 54 Sobald der Gefragte seine Meinung entdeckt, schneidet er mit dem Messer die Stimme oder das Votum auf den Stab, und fährt weiter fort, die¬ selbe einzusammeln. Da dann endlich diese oder Ober-Nichter- Stelle auf Denjenigen, so die meisten Stimmen hat, fällt." Ueberdies wurden bei derselben Gelegenheit auch die Stimmen für den Thorw ar¬ te r, für den Caf (Gerichtsschergen), für den Meßner und für den Gemeindeschmied gesammelt. Man steht: Istrien erfreute sich noch Ende des XVII. Jahrh. sei¬ ner alten Institutionen und der vollsten „Autonomie d er Gemeinden." Die Grafschaft Mitterburg umfaßte die sechs Städte: tiAnunu, (mit Hastn), Vsrsso (mit Hafen), Liften (Lsclsna — Bischofsitz), duIiAnana, Lovrana (mit Hafen) und Mitterburg (Lisino) und die neun Märkte: LoAÜon, Xersun, XrinA, Lin- äur, Lassftsi'A, Kurnfterft, Lvinlr, Lrsviso und Verrno. Außerdem gehörte zu Istrien noch die Stadt Oastnu mit den Märkten iVIosonioa, Veprinio und Volouslca. Schlösser waren zu Valvasor's Zeit in Istrien 12 wohlerhalten : Lollas, Oastua, LlaliAnanu., Oruclinu, Xsrsan,^ Linäur, Naftrenlsls (Lipoglav), ÄlitterftnvA, LussfterA, Kninkerlr, Vsprineo und Ospiö, sowie zwei Ruinen: 2ufteo und Wachfen¬ stein (Oosliaoo). Die Grafschaft Mitterburg — der Haupttheil dieses Landstriches — der zu Valvasor's Zeit dem Fürsten Auersperg gehörte, wurde von einem durch den Fürsten bestellten Hauptmanne regiert, der über alle Städte, Märkte und Herrschaften gebot, die Gefälle und das Einkommen einhob und seinem Herrn abführte. Der Fürst Auersperg hatte aber diese Grafschaft von der krainischen Landschaft in Besitz, und dies war so ge¬ kommen. Anfangs des XIV. Jahrhunderts Görzisch war Mitterburg nach dem AuSsterben der Gvrzer Grafen an Oesterreich gefallen. Im Jahre 1644 überließ Kaiser Ferdinand III. dieselbe den Venetiauer Gra¬ fen Flangiui satzweise, und diese überließen sie wieder au die Fürsten Portia, die sofort vom Kaiser das Patrouatsrecht über alle Stiftungen in diesem Lande erhielten. „Es zeigt aber - schreibt Valvasor (III. 377) — sowol die ^nno 1663 gepflogene Landtagsverhaudlung als auch die nachgehends 1664 zu der Römisch-Kaiserlichen Majestät nach Regens¬ burg abgeorduete ordentliche Gesandtschaft wie sehr und hoch Eine Löbliche Landschaft in Crain diese durch allerhöchst-gedachte Keyserliche Majestät vorgehabte Separation dieser dem Hrn. Hrn. Johann Ferdinanden Fürsten von Portia Dero Obersthofmeister frei eigen ge¬ schenkten im Lande Crain in Hister reich liegenden Graf¬ schaft Mitterburg abzuwenden bemüht gewesen. Maßen Sie endlich, damit Crain in seinem alten Stande unzcrglicdert möchte verbleiben, sothaue Zergliederung solcher Gestalt verhütet hat, daß sie ersagte Grafschaft Mitterburg hochgedachten Fürsten von Portia mit Keys Majestät allerguädigsten Consens mit allen Zugehörigen nm 550.000 fl. käuflich abgehandelt, und solche sodann ferner Ihrer Fürstl. Durchlaucht Hrn. Johann Weikhart Fürsten v. Auers¬ perg mit Vorbehalt aller hievorigen von dem Lande Crain depen- 55 direnden krassminentisn , Hochheiten, Botmäßigkeiten, Instantien, und was dem anhängig, käuflich überlassen und dadurch vou solcher höchst nach¬ theiliger Dismembrirung oder Landeszergliederung sich gänzlich (!) befreit." Valvasor hat hieniit das historische Materiale für die Zugehörigkeit Istriens, und speciell Mitterburgs an Krain aus dem damals wohlgeord¬ neten Archive der krainischen Landschaft geliefert. Ihm als echtesten Patrioten war vor Allem an der Integrität des alten Kraiu zu thun, und wo sich ihm Gelegenheit bot, dieselbe als von der Landschaft gewahrt darznstellen, oder sie selbst aus den Akten zu erweisen — nie unterließ er es! So danken wir solch politischer Anschauung seine genauesten Recherchen über die Zugehörigkeit von Triest und Fiume an Krain. Es ist im III. Bande (im „Schlösserbuche") bei der Behandlung von Triest (p. S90 - 596), daß Valvasor die Originalakten, „so sich an- noch in unserem krainerischen Archive befinden", mittheilt, „welche es ganz unbeweglich machen, daß die zwo Städte Triest und St. Veit amPlaumb (Fiume) von Alters her dem Herzog- thunie Crain incorporirt, und mit denen Steuern, gleichwie andere Städte dieses Landes bei dieser Löbl. Landschaft im Mit¬ leiden (wie man's nennt) gewesen." Zu Anfang des XVI. Jahrhunderts erhob sich der Streit, daß Triest und Fiume nicht weiter zur krainischen Landschaft die Steuern zah¬ len, also nicht weiter dieser Landschaft angehören wollten. Den Anlaß hiezu hatte des Kaisers Regierung selbst geboten. Auf dem Generallandtage von Jnncrösterreich (Steiermark, Kärnten und Krain) gehalten zu Graz am Lichtmeßtage 1515 brachte die kraiuische Landschaft unter Anderm ein I^urtiLuIurAravumsn wegen Triest an. In dem von Valvasor citirten Extrakte aus der drei Länder Beschwernissen heißt es: „Item die Grafschaft Milterburg, Triest und ganz Karst haben von Alter her und je zu deni Haus der Nied. Oest. (I. Oest.) Lande gehört, daselbsthin Ihr Appellation geführt und all Obrigkheit davon gehabt, aber nun in kurtz verschienen Jahren ist das alles durch Kay. Maj. Regiment zu Jnsvruckh hinban gezogen, daraus dann künftiglich nit klainer Jrrsall entstehen möchte, und ist Ihr nndter- thenig fleißig Bitten, Ihr Kay. May. wollen die berührten Ort und Fleckheu wie von Alter herkhommen Key denen N. Oest. (I. Oest.) Lan¬ den gnediglich beleiben nud darvon nit ziehen lassen." Die prophetischen Worte der krainischen Landschaft, daß aus der administrativen Loslrennung von Triest, Mitterburg und dem Karste nicht geringe Irrungen entstehen würden, gingen bald in Erfüllung. Schon 1518 klagt die Landschaft durch Gesandte an den kais. Hof in Wels, daß die Triester sich der all¬ gemeinen Landesanlage (Landessteuer) „entschütten" wollen, vorge¬ bend, sie hätten in dem eben abgelaufenen Venediger-Kriege zu viel Scha¬ den gelitten. Die Landschaft, die diesen Vorwand nicht gelten ließ, führte in der den Gesandten mitgegebenen Instruktion den Triestern gegenüber das Beispiel vou Fiume au, welche Stadt wohl in dem Venedigischen Kriege sehr viel gelitten, und trotz solchen Verderbens ihre Anlagen ge- 56 reicht hätte. In der genannten Instruktion beschwert sich die Landschaft wiederholt beim Kaiser, daß man auch Wippach und Duino (Tybein), gleich wie Triest in die Grafschaft Tirol ziehen wolle — „eine Ersame Landschaft von Crain habe cs, sagt die Beschwerdeschrift, uinb Ihr Kays. May. nie verdient, daß Ihr Kays. May. dieses Fürstenthum schmettern oder einige Herrschaften davon entziehen, so von Alter her dazu gehört, und anderen Landen zustellen." Ehe die Sache ausgetragcn war, starb Kaiser Maximilian (1519) und die Triester erlangten sofort bei Kaiser Karl V. „mit unrichtiger Anführung ihrer Stadtfreihciteu und Ver¬ haltung des rechten Grundes eine Befreiung aller Anlagen und Steuern psr lunis nni-ratn (durch üblen Bericht) und ohne Vorwissen der kraini- schen Landschaft." Die Landschaft davon in Kenntniß gesetzt, erhebt ihre Beschwerde, und zwar durch ihre zur Krönung Kaiser Karl's V. nach Aachen (1520) abgeordneten Gesandten Darauf hin werden die Triestiner von dem Lan¬ desfürsten angewiesen, der Landschaft von Krain fortan das Schuldige zu zahlen. Doch der Streit ging fort. Zn dem 1521 gehaltenen Landtage erwählte die Landschaft einen Ausschuß von 22, um mit Kaiser Karl V. die Laudtagspostulate anstatt des Landtages zu traktiren und abzuschließen. Unter den Deputaten befanden sich auch zwei Vertreter von Fiume. Triest hatte sich jedoch an dem Landtage nicht betheiligt, war also auch nicht im Ausschüsse vertreten. Hierüber intervellirte die Landschaft noch im versammelten Landtage bei den kais. Landtagskommissären, woraus von Triest durch die kais. Kommissäre die Antwort erfolgte: „es sey Ihnen das General (Einberufungsschreiben) dieses Landtages nit zukhommen, aber Sy seyn Kays May. allezeit gehorsamb, haben sich auch anerboten sich zu Einer Ers. Laurschafft zu verfügen, und Ihnen selbst gebührliche Antwort zu geben." Trotz solcher eigenen Erklärung leisteten sie roch zwei Jahre später (1523) wieder nicht die gewöhnlichen Steuern, auch nicht die von der Landschaft ihnen «»gesagten Quoten für die vom Kaiser ausgeschriebene allgemeine Türkensteuer. Die Landschaft klagte hierüber aus den Landtagen, ddo. 10. Jänner, 12. Juli und 10. Dezember 1523; es fruchtete nichts. Die Beschwerdebriefe selbst aber zeigen klar, daß die Stadt Triest von Alters her zu Krain gehört habe, und dem Lande cin- vcrleibt gewesen, wie denn die Triestiner dem „zu selbiger Zeit" nicht widersprachen — ja sie sandten 1530 wieder ihren Vertreter Herrn Bernhard Petaz in den kraiuischeu Landtag (siehe den Credcnzbrief für ihn III. p. 595) — aber zalen wollten sie nicht, wegen der, wie sie vorgaben, im Veuedigischen Kriege erlittenen Schäden, und „weil ihre Stadt an den äußersten Grenzen Oesterreichischen Gebietes gelegen sei." Durch Triest's Beispiel verführt, wollte nun auch Fiume von der Ent¬ richtung der Steuern nichts mehr wissen, trotzdem es seine Zugehörigkeit an Krain auch nicht in Abrede stellte, vielmehr seine Vertreter für den krai- nischen Landtag ohne weiteres accreditirte. Endlich des langen Kämpfens müde, gab die Landschaft Fiume im Jahre 1648 förmlich frei von dem Verbände mit Krain, indem sie in einem Berichte an die I. Oest. Hof¬ kammer erklärte: man könne und wolle den Fiumanern, die sich zu keiner Steuer und Contribution für die Landschaft Krain verstünden, nun nicht 57 anläßlich der angesuchten Befreiung von der Viehanlage die Privilegien des Landes Krain zu Gute kommen lassen, sondern man wolle sie von nun an als Ausländer betrachten, da es „eine höchste Ungleichheit wäre, daß Sie disfalls mit der Befreyuug der Inländer krivilsAia, genießen, und also bei dem eonrinoäo ein- bey dem owsrs aber ausgeschlossen sein sollen." In Betreff von Triest aber besteht meines Wissens kein solcher Aufsagebrief! Valvasor schließt sein Expose über diese wichtige Frage mit der Namhaftmachung der vielen Opfer, die unser Land für Triest im Laufe der Zeiten seit der Vereinigung dieser Stadt mit Krain (1382) geleistet hat! Die Erbhuldigung in Krain. Den Grund zu österreichischen Besitzungen im Lande Krain legte schon der Babenberger Leopold VII. durck den Lehenskauf der in Unter- krain gelegenen Kirchengüter des baierischen Hochstiftes Freisingen. Sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. der Streitbare vermehrte den neuen Besitz durch seine Heirat mit Agnes aus dem Hause Andechs-Meran, und war bald der mächtigste Herr im Lande. Er führte jedoch blos den Titel „Herr von Krain", und bediente sich nicht der vom Kaiser Friedrich II. erhaltenen Erlaubniß, das Dominium in ein Herzogthnm umzuwandeln. Nach den Babenbergern und nach Ottokar von Böhmen, welcher große Güter und die kirchenvogteiliche Gewalt im Lande innegehabt, und darauf sich stützend, den Namen Landesherr von Krain geführt, trat Rudolf von Habsburg in die Regierung, zunächst des krainischeu Oberlandes, indem er dasselbe von Kärnten ablöste und als Reichslehen erklärte. Er regierte es sofort im Reichsnamen einige Zeit selbst, dann durch seinen ältesten Sohn Albrecht als Statthalter. Im Jahre 1282 belehnte er mit Einwilligung des ganzen Reiches auf dem Reichstage seine Söhne Albrecht und Rudolf auch mit Krain. Doch es währte ein Jahrhundert bis die Habsburger den faktischen Besitz des Landes als vollends durchgeführt ansehen konnten. Erst Herzog Rudolf IV. dem „Stifter" gelang es die staatsrechtliche Frage in Betreff des bis da unter „viele Herrn" getheilten Krain zum Austrage zu bringen. Der Laibacher Congreß (1360) die Erbverträge mit den Görzern (1361 und 1364) und die lebhaften Verhandlungen mit denselben bis 1365 (in welchem Jahre er starb) in Hinsicht des Görzcr Jsterreichs (Istriens) und der windiscken Mark, deren Ergebniß die Vereinigung eines Theiles von Istrien: der Mark Metlik und der wiudischen Mark mit Krain bildete (1366), waren die Hebel der Politik, die Rudolf an¬ wendete, nm das für Oesterreich in jeder Beziehung hochwichtige Grenz¬ land Krain als Felsenburg gegen Süd und Südost der habsburgischen Hausmacht anzureiheu; als den einen gewaltigen Pfeiler dieser Burg, an den sich die eine große Seite derselben stützend lehnen konnte, baute er den Wartthurm Nndolfswerth — 7. April 1365! 58 Aber auch nach all den kräftigen energischen Bemühungen Nudolf's ging noch nahezu ein Deceuuinm vorüber, ehe die Habsburger an den Abschluß des staatsrechtlichen Vertrages mit den Ständen von ganz K ra in denken konnten. Im Jahre 1360 hatten die Stände von Oberkrain dem Herzoge Rudolf in Graz mit den Steierern und Kärntnern vereint gehuldigt; — im Jahre 1.174 beriefen die gemeinschaftlich regierenden Herzoge und Brüder Albrecht III. und Leopold III. die Stände von Oberkrain, von Metlik, von der Poick, dem Karste und von Istrien, zur cist en Huldigung nach Laibach. Die Herzoge erschienen Persönlich in Laibach, bestätigten die Frei¬ heiten des Landes (im Juli 1374), und nahmen den Eid der Land¬ schaft entgegen (III. p>. 258.) Nach dem Tode Albreckt III. regierten das Land die Vettern Wilhelm und Albrecht IV. Die Huldigung dieser beiden ist zwar direkte nickt nachweisbar, doch bestätigte Albrecht 1398 (Mittwoch nach S. Crucis) in Graz die Freiheiten des Landes Kraiu znr Zeit als Graf Hermann von Cilli Landeshauptmann war (III. p. 263); Wilhelm besuchte 1397 die Stadt Laibach (III. p>. 263). Die nach Herzog Wilhelms Tode erfolgte Landesthciluug unter den Habsburgern wies dem Herzoge Ernst dem Eisernen die Länder Steier¬ mark, Kärnten und Krain — also Jlllicrösterrcich — zu; er nahm seinen Sitz in Graz (1410), war aber Person lick zur Huldigung der krainischeu Landschaft »ach Laibach gekommen (III. 277), und hatte die Laudcsfreiheiten 1400 Pfingsttag vor St. Oswaldstag bestätigt. Auch sein Nachfolger Friedrich III. erschien als König zu diesem Akte per¬ sönlich in Laibach 1444 (der fürstliche Eid wurde ihm erlassen) und be¬ kräftigte einen Theil der Laudcsfreiheiten (III. 284) — nämlich die Pri¬ vilegien „derer in der Metlik und der Mark", denen dieselben znvor Graf Albrecht von Görz (1365, Neumarkt in der Mötlik Freitag nach St. Georgen) und Herzog Leopold von Oesterreich bestätigt hatten; als Kaiser gab er der Ehrsamen Landschaft in Krain 1460, Dienstag St. Katha¬ rina die Landesfreiheit*), wie sie Herzog Albrecht 1398 bestätigt hatte, bekräftigte sie mit der goldenen Bulle und unterschrieb sich Herzog von Krain und Herr auf der wi n d i s ch e n Mark (Landhandveste von Crain. Gedruckt Graz 1598. Fol. 1. u.) Mehr als ein Jahrhundert sah dann Laibach keine persönliche Huldi¬ gungsfeier der Regenten. Die in steten Kriegen verwickelten Kaiser Max I. und Karl V. ließen nämlich die Huldigung durch ihre Räthe entgegen- nehmcu, die auch au ihrer Statt den fürstlicken Eid leisteten. Maximilian sandte 1494 die drei Räthe Hanns Graf Werdenberg, Georg Gra¬ fen Thnrn und Siegmund von Wclsperg, und bestätigte sofort (Wien, Diese goldene Bulle Friedrich's für Krain begreift in ück die Freiheiten des Lames, wie sie von 1388 an Geltung hallen; sie sind auf 5 Blättern enthalten, denen als Einleitung die Beüätignngsformeln Friedrich's, Ernst's und Albrecht'S voranfgehen. Der Formel Friedrich's entnehmen wir, daß der Landschaft ihre alten Briefe waren entwendet worden, daß sie aber doch eiti Bidimns davon hatte, das sie vor Friedrich brachte. 50 Freitag nach St. Erhartstag 1494) als „Herzog zu Crain und Herr auf der windischeu Mark" die Freiheiten der krainischen Landschaft (III. p. 306); Karl V. sandte für sich und seinen Bruder Ferdinand gemeinschaft¬ lich die Räthe, den Abt Ulrich von St. Paul und Hanns Manndörfer, die die Erbhuldigung empfingen 4. Juli 1520 (III. p>. 323), hierauf ordnete die Landschaft ihre Gesandten zur Krönung nach Aachen ab. Die Freiheiten von Krain, sowie separat die der Metlik und Mark nnd die von Istrien bestätigte der Kaiser dann 1522 (Aachen 25. Oktober) für sich und seinen Bruder als Herzoge von Krain*). ES ist schon in einem früheren Abschnitte von der Eidesweigerung der krainischen Landschaft gegenüber dem Erzherzoge Ferdinand gesprochen worden, als er nämlich 1521 nach dem Plane seines Bruders Karl V. die Oesterreichischen Lande ohne die Mark, Möttling, Istrien, den Karst und Triest hatte überneh¬ men sollen; erst als der Kaiser nach dem entschiedensten Proteste der krainischen Landschaft gegen jede Theilnng Krains von seiner Idee abging, nnd dem Bruder die innerösterreichische Gruppe ungeschmälert überließ, da huldigte die krainische Landschaft dem Erzherzoge Ferdinand als selbst¬ ständigen Regenten der sogenannten österreichischen Erblande, indem sie 1522 Sonntag-Jubilate den Eid der Treue in die Hände der von ihm abgeordneten Commissarien: Georg Grafen von Montfort, Herrn Hanns von Stahremberg, Hrn. Hanns Hofmann nnd Herrn Erasmus Prann- wart, Vicedom (Regierungsvertreter) in Krain schwuren (III. p. 330). Ferdinand bestätigte hierauf 1523 16. November (in der Neustadt), be¬ reits König, für sich allein die Freiheiten von Krain, zwei Tage früher die von der Mark und Metlik nnd die von Istrien, alle unter dem Titel eines Herzogs von Krain nnd der windischen Mark. Erst Ferdinand's Sohn Erzherzog Karl von Jnneröster- reich — wie ihn die Geschichte dieser Ländergruppe nennen muß, der¬ er, wie im nächsten Abschnitte gezeigt werden soll, eine prägnante staats¬ rechtliche Stellung gab — , erschien wieder persönlich in Laibach und nahm die Huldigung entgegen 28. April 1564 (III. p. 344); drei Jahre spä¬ ter bestätigte er die Privilegien (1567, Graz 1. Mait. Erzherzog Wilhelm, der Vormund von Karl's minderjährigem Sohne Ferdinand ließ den Akt durch Räthe vollziehen 1593, 8. November (III. puA. 351), nnd Kaiser Rudolf bestätigte 1593 3. Dezember auf dem königl. Schloß in Prag die Freiheiten Krains und seiner angehörigen Herrschafren. — Erzherzog Ferdinand aber, als er die Regentschaft in Jnnerösterreich antrat, kam persönlich in unsere Hauptstadt 1597, nahm die Huldi¬ gung der Stände am 13. Februar entgegen, und that Tags darauf selbst die Landtagsproposition (III. p. 353); die Privilegien bestätigte er am 20. Dezember in Graz. Von seinen Nachfolgern ließ König Ferdinand IV. die Erbpflicht durch einen Kommissär den Fürsten Max von Dietrichstein unfern Ständen abnehmen (III. p. 366), Kaiser Leopold erschien aber wieder persönlich, und ließ sich unter großen Festlichkeiten huldi- Wo bei Bestätigungen nicht Valvasor citirt ist, gilt die Landhaudv.ste als Quelle. 7 a- 60 gen 13. September 1660; diesmal forderte die Landschaft den fürstlichen Eid nicht, dafür aber doch einen Revers (III. p. 382). Soweit Valvasor über dieses Thema! Daß die Rechtskontinuität der Erbhuldigung auch nach der Annahme der pragmatischen Sanktion durch das Land Krain (im Landtage vom 19. Juni 1720*) als aufrecht bestehend angesehen worden, beweist die Vollziehung des Aktes durch Kaiser Karl VI. selbst**), der 1728 am 29. August sich in Laibach in eigener Person von den Ständen „nach altem Gebrauch und Herkommen" huldigen ließ, der persönlichen Eidesleistung aber gleich Friedrich III. und Leopold I. entbunden wurde, doch nur gegen einen Reversbrief, damit nämlich künftigen Herrschern den¬ selben zu leisten immerfort freistünde! Die Wahrung der alten Freiheiten des Landes auf ewige Zeiten war bereits vor der Huldigung, und zwar in deni Nebereinkommen zwi¬ schen dem Kaiser und dem Laude Krain in Betreff der pragmatischen Sanktion ausgesprochen! J n n e r ö st c r r e i ch. Die durch die geographische Lage bedingte Solidarität der materiellen Interessen ließ schon in früher Zeit die drei Nachbarprovinzen Steier¬ mark, Kärnten und Krain die Ueberzeugung gewinnen, daß gemein¬ schaftliches Vorgehen in diesem und jenem Falle nach vorhergegangener gemeinschaftlicher Berathuug durch Ausschüsse aus den Landtagen der drei Länder in GcucraülllldtlMN jedem einzelnen Theile von größtem Nutzen sein müsse. So finden wir schon 1338 (im September) die Stände von Steiermark, Kärnten und Krain in Graz vereinigt, um ein gemeinsames Landrecht zu berathen und festzusetzen. (Die Orte der Zusammenkunft für die Generallandtage warenaberauchspäter meist in der Steiermark, so in Leibnitz, Marburg, Cilli, Bruck a/Mur, Graz, aber auch manchmal in Kärnten, so in St. Veit, Wolfsberg, Villach u. s. w. ***). Durch die im früheren Abschnitte erwähnte aus der Theilung der Habsburgischen Hausmacht hervorgegangene Cousolidirung der iuneröster- reichischeu Gruppe unter Herzog Ernst wurden die Generallandtage immer häufiger, und bildeten sich, wie sie Anfangs von den Fürsten selbst gewünscht worden, später für die Regierung zu stäts unlieber gesehe¬ nen Motoren heran, die, vom Bolkswillen der drei Länder gleichmäßig ge¬ leitet, immer stärkere Pression aus die Beschlüsse der herzoglichen Kanzlei übten. Es war meist nur die „T ü r ke n g e fa h r", die unter Friedrich III. und Mapimilian I. diese Geuerallandtage zu Beschlüssen über die Tangen- *) Die Alten im landschaftlichen Archiv in Laibach. s*) Erbhnldignngsactns ini Herzogthnm Crain durch Karl Seifried von Peritz- hofcn, Laibach ReicharLt 1738. s**) Vergl. hierüber die höchst werthvolte Arbeit von Dr. KroneS: Das Land- tagöwesen der Steiermark. Graz 1865. 61 ten an Beisteuer und Truppen für Abwehr derselben zusammengeführt; seit den Tagen der Reformation aber unter Ferdinand, häufiger und aus¬ geprägter jedoch unter Erzherzog Carl war der Zweck ihres Zusammentrittes schon ein doppelter, nämlich neben der Abwehr der Moslim die Erlan¬ gung der Religionsfreiheit. In dieser Epoche trat dann auch das allen drei Ländern gemeinschaftliche nationale Moment in den Vordergrund — die slovenische Sprache bisher nur gesprochen (und in ihren ältesten Formen mit glagolitischer und ciryllischer Schrift auf Pergament niedergeschrieben) mußte nun in Druckerschwärze glänzen, sollten Luthers Worte nicht an den Wänden unserer Kirchen verhallen, sondern als Bibel nnd Hauspostille bei allen Slovenen herrschend werden. Primus Trüber früher Domherr dann Reformator „hat den Anfang gemacht der Erfindung mit lateinischen Lettern krainerisch zu schreiben und mit der¬ gleichen Buchstaben drucken zu lassen" (III. x. 346) und so die hl. Schrif¬ ten in das Slovenische übertragen. Nach ihm war es Dalmatin, der die ganze hl. Schrift als: Lidlia tu je uss sustu pismu. starima iuu uoviAu Testuiueuta Llousnslrj, toimn/.iienu 8Ieusi .1 urin Dalmatinu, „in das Slavonische verdolmetschte" 1584. Um dieses große Werk zu Stande zu bringen, vereinigten sich die innerösterreichischen Landschaften und trugen die Kosten (Krain 6000 fl., Steiermark 1000 fl-, Kärnten 900 fl.) gemeinschaftlich, ein Gelehrtencongreß von Theologen und Philologen aus allen drei Landen leitete in Laibach die Redaktion und Revision — das Buch selbst aber, „dem in den Oesterreichischen Landen ein Riegel vorgeschoben war" erschien in Wittenberg, von wo die neue Lehre ihren Ausflug genommen. (III. p. 349.) In Ballen und Fässern kamen die Bücher ins Land und der auf des Grafen Kosten im Auslande gebildete Prädikant — der Sohn eines der gräflichen Unterthanen — brachte sie auf die feste Burg seines „Herrn" und der Lehrer der evangelischen Land¬ schaftsschule öffnete ihnen bei den Patriciern Laibachs die Thore und stärkte durch das Vorlesen derselben die im Erker des alterthümlichen Hauses um ihn versammelte Familie im neuen Glauben — die ehrsame schöne Bürgersfrau, ein energisches Weib bald die hartnäckigste Protestan¬ tin, und ihren Gemahl, der sofort im Rathe der Stadt mit dem Purpur angekhau die Strebungen der Zeit verfocht! Das Zusammenwirken der Landschaften hatte somit den Grundstein zur neuen Kirche gelegt und cs bedurfte später aller Kraftanstrengungen des Ferdinandeischen Regimentes, um sie zu stürzen, und während Brecheisen und Sprengpulver die Mauern der protestantischen Bethänser zerstörten nnd in die Luft jagten, mußten die Erstlingsfrüchte unserer nationalen Literaturbestrebungen in allen Exemplaren, deren man habhaft werden konnte, den Flammen überliefert werden; der wieder herrschende katholische Klerus schuf aber neue rechtgläu¬ bige Erbauungsbücher für das slovenische Volk! Hatte Maximilian I. die vom Herzoge Ernst geschaffene inner¬ österreichische Regierung erweitert, indem er noch Oesterreich ob und unter der Enns hinzusügte und die neue Gruppe die „5 uiederösterreichischen Lande" — die niederösterreichische Regierung nannte, so stellte Erzherzog Carl, der die Lande Steiermark, Kärnten, Krain mit Görz überkam, das alte Innerösterreich wieder her 1565. Er be- 62 stellte eine Hofkammer — Finanzministerium — die inneröster¬ reichische Regierung — als obersten Gerichtshof — den geheimen Rath — eine Art Hofkanzlei wie sie schon unter Kaiser Karl V. be¬ standen hatte, der hiezu aus jedem Erblande einen Hofrath über Vor¬ schlag der Landschaft erwählte (III. p. 324) — und einen Hofkriegs¬ rath — als Kriegsministerium —dieser letztere war von höchster Bedeutung, da ihm die ganze Verwaltung und das Kriegfiihren an der Grenze oblag. Zn die¬ sen Centralstellen, die alle in Graz ihren Sitz hatten, waren die Länder durch eine bestimmte Anzahl Räthe vertreten, die von den betreffenden Land¬ schaften vorgeschlagen nnd vom Regenten bestätigt wurden. In dem Posten des Regierungspräsidenten von Jnnerösterreich des I^ocunr tsnsns des Regenten wechselten die Länder der Reihe nach ab! Solcher Verwaltnngsorganismus verlor jedoch in der Zeit Ferdi¬ nand II. immer mehr die Frische nnd die Bedeutung, die ihn kraft der erhabenen Intentionen seines Schöpfers bei seiner Entstehung ausgezeich¬ net hatten, und wenn auch unter Ferdinand III. noch die „inneröster¬ reichische geheime Stelle" und die „inuerösterreichische Hofkriegsstelle" am Papiere figurirten (III. p> 366.), so waren es eben nur die Namen und nichts weiter mehr! Mit Kaiser Leopold, unter dessen Regierung Valvasor schrieb, war bereits alles wieder in Wien centralisirt —, nur die Besorgung der Grenze war den innerösterreichischen Landen geblieben, diesen besten und getreue¬ sten Vorposten Oesterreichs und der Civilisation gegen den Halbmond! Die krainische Landschaft. Das neunte Buch beginnt mit den Abschnitten: „Von den Würden, Aemtern und Diensten des Herzogthnms Crain" und „Von den Erbämteru in Crain," welchem wir die Verfassung und Verwaltung unseres Landes, wie sie sich die Jahrhunderte über histo¬ risch entwickelt hatten, entnehmen. Der Erbämter — Ehrenstellen — gab es zu Valvasors Zeit II und zwar: I. E rbl an dHosm e ister (Thnrn), 2. Oberstkäm¬ merer (Auersperg), 3. Er bland m arsch a ll (Auersperg), 4. Erb- landstallmeister (Lamberg), 5. Erblandjägermeister (Khisl), 6. Erblandzahlmeister (Egg), 7. Erb land m nnd s ch e nk (Eggen¬ berg), 8. Erblandtruchseß (Hohenwarth), 9. Erblandsilber- kämmerer (Kazianer), 10. Erblandvorschneider (Sauer), II. E r b l a n d s a l k e n m e ister (Panizol). Die Dienststellen waren folgende: Der Landeshauptmann. Dieser war neben der Römisch- Kaiserlichen Majestät der Erste im Lande Krain; alles was das Land angieng, lag in seinen Händen. „Seine Wachsamkeit — sagt Valvasor (III. 14) — muß sich zu allen wichtigen Angelegenheiten des Landes mit steter Fürsorge bemllßigen lassen, die Landeswohlfahrt nnd Conser¬ vation immerzu in scharfsichtigen Augen tragen und aller Enden darauf abzielen, daß Jedwedem das Seinige zngeeignet nnd die Gerechtigkeit 63 gehandhabt werde; auch die Landleute (Urovinoialss) in Ruhe und Frie¬ den mit einander leben." Er war sowohl der Leiter der politisch-administrativen als anch der judiciellen Angelegenheiten des Landes, somit führte er den Vorsitz in dem Landtage sowie in den Land- und Hof rechten; zugleich war er das Haupt der landschaftlichen Krieger — der ständischen Ritterschaft. Der Landeshauptmann wurde aus der Mitte des Land¬ tages gewählt und „wechselte dieses Amt vormals — wie Valvasor sagt — in gewisser Frist von einer Person zur andern, die solches auf bestimmte Zeit und bezielte Jahre führte. Anfetzo 1689 aber steht einem Landeshauptmanne sein Ehren- und Regierungsstuhl auf Beliebung des Laudesfürsten schier unverrückt, so lauge er lebet." Dem Landeshauptmann stand zunächst der Land Verweser (?ras- tor krovinoius -— Landvogt), der ihn in der Abwesenheit im Judiciel¬ len vertrat. Sein Stellvertreter bei längerem Fernsein von Laibach war der L a n d e s v erw a lter. Zur Verwaltung der Provinz, zur „Landwirthschaft" -— wie Val¬ vasor es nennt — zur Eintreibung der Steuern, „Contributionen" und dergleichen gab es eine eigene Stelle: die Verordneten — analog dem heutigen Landesausschusse — ans dem Landtage auf drei Jahre ge¬ wählt; sie waren aus den drei Ständen (Geistliche, Herren und Ritter) genommen (nur in der Reformationszeit wurden auch Bürger gewählt) und hatten ihren Alterspräsidenten. Für die Eintreibung der Stenern war den Verordneten ein Quästor oder Ge n er a l e i ii n e h m er beigegeben, der auch die Landschaftskasse in Verwahrung hatte und die Zahlungen der Landschaft leistete. Er nahm seine Unterbeamten selbst nach eigenem Gutdünken in Dienste. Andere Aemter waren: die Gerichtsbeisitzer, deren Zahl nicht genau bestimmt war und von denen die einen Gehalt bezogen, während die anderen, Herren und Ritter, blos „Ehrenhalber" dienten, der Zahl¬ meister an den Grenzen, der Proviantmeister für dieselben, der Land sekretar, der die Landtagsprotokolle führte und die Expedita an¬ zufertigen hatte, der Buchhalter, der die Urbare Rechnungen u. s. w. führte, der Registrator, dem das Archiv anvertraut war und der „Weispot", dem die Zustellung der Geschäftsstücke oblag. In der Reformationszeit gehörten noch hieher der Superintendent, die Pre¬ diger, der Schulrektor und die Collaboratoren. Ferner hatte die Landschaft ihre Aerzte und Apotheker, sowie ihre Reit- und Schießmeister. Zum Etat der Landschaft gehörte auch die ständische Ritterschaft (siehe xnA. 19), die zwei Krieg scommissarien, die die kaiserlichen Truppen durch unser Land an die Grenze und nach been¬ deten Feldzügen wieder hinausführten, und der Zeugmeister, der das Geschützwesen sämmtlicher von der Landschaft unterhaltenen festen Plätze zu besorgen hatte. Als landesfürstlicher Beamte der kaiserlichen beziehungsweise erzher¬ zoglichen Regierung fungirte im Lande der Vicedom, der das l. f. Kameralwesen leitete und über die l. f. Städte und Märkte sowie über die l. f. Bauern Gericht sprach. Ihm zur Seite standen einige kaiserliche Landräthe und der Oberstbergrichter. Der offene Landtag war der Versammlungsort der Stände — der geistlichen Virilstimmen, der Großgrundbesitzer vom Herren- und Ritterstande und der Vertreter der Städte und Märkte; er zählte meist zwischen 50 und 60 Mitglieder, wohl zu merken aus nur 2 Ständen (ja noch 1720 bei Annahme der pragmatischen Sanction waren im krai- nischen Landtage 66 Vertreter anwesend). Da der große Landtag in der Regel nur einmal im Jahre statt¬ fand, so wurden in dringenden Fällen die Ausschüsse — der „große", eine Versammlung der in Laibach anwesenden Herren Stände, oder der „enge" eine gewisse Zahl von Mitglieder umfassende — einberufen, und diese entschieden im Augenblicke gegen nachträgliche Vorlage und Geneh¬ migung im offenen Landtage! Inhalt Einleitung Seite 7 I. Biographisches: 1. Valvasors Vorfahren und Eltern g 2. Seine Lehr- und Wanderjahre.12 3. Die Rückkehr in die Heimat und das Wirken für dieselbe . 14 4. Valvasor als Krieger .19 5. Sein Verkehr mit den Gelehrten des Inn- und Auslandes . 23 6. Die Sammlungen auf Wagensperg ..... 25 7. Seine Werke.34 8. Sein Ende.40 II. Die Ehre des Herzogih ums Crain. Entstehung.43 Quellen.44 Inhalt.45 I. Band.46 II- „ ..48 HI. „ .SO IV. „ .51 Historisch-politische Blätter aus der Ehre des Hcrzogthnms Crain. Die Territorialfrage.52 Die Erbhuldigung in Krain. 57 Jnnerösterreich.60 Die krainische Landschaft.62 Druck von 3. Blasuik in Laibach. Das Papier aus den priv. Zosefsthaler Fabriken bei Laibach.