Hl. 83 R84«. Wetterscheiden. »Während hell die Lüfte blauen. Wo ssch endlos Ebnen dehnen. Zieh'« den Verstcn nach die grauen Wölfen, schüttelnd wild die Mahnen. Rollend grollt des Donners Gtimmc, Rastlos zucken Vlitzesgluten, Bis, verzehrt vom eignen Grimme, Eich die Wetter still verbluten. So auch ziehen großen Herzen, Die die Menschheit überragen, Stels magnetisch nack die Schmerzen, Die auf jener lastend logen. Freudig aber dulden jene. Ungebeugt vom qrößten Leide» Ohne Klage, ohne Thräne, Eine starke Wetterscheide. Paul Wolff. Mutterliebe. Eine Herzensgcschicktc von Heinrich König. ^^l'ii junger Arzr, August,'n, hatte von einer in kinderloser Ehe lebenden Leipziger Freundin den Auftrag erhalten, ihr ein Kind armer, braver Aeltern zu suchen, das sie als das ihrige betrachren und gur erziehen wolle. — Augustin theilte Reg inen das Anliegen seiner Leipziger Freundin mit. Sie bezeichnete ihm eine arme Witwe in einem nahen Dorfe ihren fünf Kindern. »Die Frau hat sich zum Taglohn im Garten angeboten," sagte Regine, »eine muntere, muthige Frau, noch rechr hübsch, und die Kinder sind das Bild der Gesundheit, alle der hübschen Mutter ähnlich. Wie froh konnte die Mutter seyn, eines oder das andere dieser Geschöpfe gur versorgt zu wissen !« — Da sich nun auf Erkundigung auch kein eigentliches Unheil in der armen Familie finden ließ, so ging folgenden Sonnlag gegen Abend August i n mir Reginen nach dem Dorfe. Sie fanden die Hütte am Ende des Ortes auf einem etwas abschüssigen Grasrain erbaut. Hier unter den Obstbäumen spielten die Kinder. Die Mutter, welche zum Sonntagsschmaus einen Pfannenkuchen bereitete, stand an den Thürpfosten der kleinen Küche gelehnt, und schwang unter possirlichen Geberden den langstieligen Löffel nach dem Kleinsten, der im Grase saß, und hellauf der Mutter und ihrem wackelnden Kopfe zulächle. Sie trug den Besuchenden schnell ein Paar hölzerne Stühle aus der Stube heraus auf den Grasplatz, und Augustin versammelte mit einigen Stücken mitgebrachten Kuchens die kleine Schaar sehr schnell um sich her. Das älteste Kind war ein Mädchen von etwa sechs Jahren, und so stiegen die übrigen abwärts bis zum dreivierteljährigen jüngsten. Wie sie nun alle munter einbissen, und selbst das kleinste an einem Schnittchen nagte, riefAu gu sti n der Mutter zu, daß sie doch sehr viel Sorge mit so fünf Mäulchen und zehn Beinen haben müsse. — »Gewisi, Herr," antwortete die Frau. »Wenigstens hat's seine Noth für eine Mutter, die auf Taqlohn ausgehen muß. Mitnehmen kann man sie nicht, und bei Fremden sind sie oft so wenig gut aufgehoben, als gern gesehen. Ich suche mir deßhalb gern Arbeit in der Nähe." — »Wenn sie wenigstens erst älter und größer wären," meinte August in. — Die Frau aber schüttelte den Kopf und sagte: »Ach, Herr, mit den Kindern wachsen auch die Sorgen; nicht die Mühe der Mutter, nur ihre Kräfte nehmen ab. Auch nimmt sich der Erwachsenen unser Herrgott weniger an, als der Kleinen. Es geht, wie mit den Großvätern, die auch die kleinsten Enkel gewöhnlich am liebsten hätscheln. Sie weiden's ja wohl auch bemerkt haben, daß die Unmündigen bei Weitem weniger Unglück, als die Großen nehmen. Das macht, jene haben noch ihren Schutzengel, die erwachsenen Schlingel und Dirnen verderben's aber gar zu leicht mit den guten und reinen Geistern, und da lassen die sie im Stich." Augustin freute sich an dem lebhaften und entschlossenen Wesen der Frau. Man merkte ihr an, sie hatte den religiösen und Schulunterricht eifrig gefaßt, hielt diese Be-griffe fest, vermischte und verwebte sie aber mit ihren Lebenserfahrungen und Beobachtungen, so daß sie bei viel natürlichem Verstande ganz eigenthümliche Gedanken und-Meinungen zu Stande brachte. Nach und nach rückte Augustin mit seinem Anliegen hervor. »Wenn auch die Erleichterung um eines von den fünf Kindern nicht sehr groß sey," meinte er, «so habe das Glück, das ein solches Kind für sich und einst für seine Geschwister mache, desto mehr auf sich; es bahne den andern einen Weg durch's Leben, da die Pfiegeältern reiche und menschenfreundliche Leute seyen, bet denen das Kind eine gute und gottesfürchtige Erziehung erhalte." Die Frau war bei Augustin's Vorschlag überrascht. 330 doch, wie es schien, nicht unangenehm. Sie nickte ihm bei seiner Auseinandersetzung lebhaft zu und siel endlich mit den Worten ein: >>O, ich kenne das, Herr Doctor, ich habe vor meiner Verheirathung drüben in der Stadt bei Frau N. N. als Hansmädchen gedient. Die war solch ein angenommenes Kind gewesen, hatte aus ihrer Pflegemutter Haus die reiche Heirath gethan, besuchte manchmal die ar-men Aeltern mit Ercrapost, lind nahm die schönsten Geschenke mit dahin." „Ach, was war das für ein Engel von einer Frau! Man gibt seine Kinder gewisi nicht gerne her; wenn sie aber so glücklich werden!" — »Es käme also nur darauf an, liebes Mütterchen," sagte Augustin, »welches von Euern Kindern wir für meine Freundin bestimmten." Und da er die Frau etwas erblassen sah, setzte er hinzu: »Es bliebe dann noch bei Euch, bis meine gute Leipzigerin ankäme, da Ihr Euch dann selbst überzeugen würder, was es für eine herzliche Frau ist. Ich sollte meinen, Euer ältestes ist ein hübsches Mädchen, das prächtig in die langen Kleider wachsen würde." — »Wie? die Grecel? Herr Doctor?" versetzte die Frau kleinlaut. »Die kann ich doch am wenigsten entbehren. Die muß das Haus hüten, wenn ich auswärts ar-beire. Auch kann sie mir schon in manchen Stücken beistehen, die Gretel." — »Ein Bube ist vielleicht auch Ihrer Freundin lieber," meinte Reg ine. »Das ist wahr! Also der da, der Andres. Komm' mal her, And reschen. Gib mir 'ne Patschhand. Willst du mir mir gehen und alle Tage Kuchen essen ?" — Der Bube lachre verlegen nach seiner Mutter hin, die sehr unruhig an ihrer Schürze zog und zerrte. »Nein, Herr Doctor, den Andres muß ich doch behalten," sagte die Bäuerin. »Der holt 's Wasser am Brunnen, drnnren vom Backhaus. Er macht's auch ganz geschickt; nicht wahr, Andres? Wasser, wissen Sie ja, Herr Doctor, kann man keine Stunde entbehren , und der Andres holt's." Lächelnd versetzte A u g u st i n : »Je nun, der dritte ist ja auch ein Bub. Konrädchen heiju er?" »Ja, K o n rädch e n," antwortete die Frau mit steigender Angst, »und hilft dem Andres Wasser holen. Die Buben sind noch zu gering, es muß einer dem andern beistehen, lieber Herr Doctor.«— »Also anch das ist nicht zu entbehren?" sagte nur zurückgehaltenem Lachen der Freund. »Nein, 's Konrädchen nicht. Das gehorcht mir am besten und hat mir von jeher an, wenigsten Schererei gemacht; gelt Konrädchen?« »Je nun,« lächelte Reg ine, »dann müssen wir uns doch zu einem Mädchen bequemen. Wie heißt denn die vierre da?«— »Prünellchen rufen wir sie. Ihre Pathin heißt Margarethe. Der Herr Pfarrer aber meinte, weil wir schon eine Grecel hätten, so wollte er sie nach der Tagesheiligen taufen. So ist sie zu dem Namen Petro-nilla gekommen, der für uns geringe Leute ein wenig stolz klingt. Sie hat da meinen kleinen Dicken zu hüten; der rutscht noch. Und darin kann ich mich auch ganz auf sie verlassen. Sie spielt mir ihm Rupfnäschen, sie führt ihn unter dem Aermchen, sie schleppt ihn hin und her und hält ein Auge auf ihn. Ich wäre sehr geschlagen mit dem Kleinsten, wenn ich mich nicht so sehr auf das Prün ellchen verlassen könnte.« — »Um's Prün ellchen dürfe» wir also gar nicht freien, liebe Frau?« — »Es geht nicht, Herr Doctor, von wegen dem Kleinsten geht's nicht.« A u g u-st in und Reg ine lachten einander an, indes; die Frau sich mit der Schürze den Angstschweiß von der Stirne wischte. »So müssen wir Euch denn die kleinste Last abnehmen!« fuhr Augustin fort. »Meine Freundin rechnet zwar gewiß auf ein größeres Kind, allein so jung eignet es sich desto eher an und sie gewinnt es lieber durch die Last, die sie mit ihm hat. Nicht wahr?« «Meinen Kleinsten ? Ach, allerbester Herr Doctor, nein, nein, den Dicken nicht!« »Aber das Kind kann Euch ja doch gar nichts als Sorge machen, liebe Frau.« »Aber es ist doch mein Dicker, Herr Doctor. Nein, nein, den mnß ich behalten, meinen Dicken gebe ich nicht her.« Sie sprang nach dem Kinde, nahm es küssend und herzend auf und lief ins Haus, als ob sie es in Sicherheit bringen müßte. Die Hochzeiten in der Vendee. (Schluß.) Jetzt schlägt die Stunde, das Mittagsmahl einzunehmen. Alles versammelt sich um ein großes, weißes Zelt von gelblicher Leinwand; man nimmt Platz um eine mir zinnernen Tellern besetzte Tafel, die mit homerischen Schüsseln und Flasche» prangr. Die junge Frau allein wird mit einem Gedeck, das diesen Namen verdient, versehen; ihr Mann bedient sie stehend, eine Serviette unter dem Arm, bis der Nachtisch aufgetragen wird. Jetzt verstummen die Gesänge und Lieder, auf verschiedene Speisen gedichtet, wovon eines auf den Hirsenbrei, ein anderes auf einen Vogel, den man aus einer Suppenschüssel fliegen läßt u. s. w. Alle sind mit muntern Scherzen und Lazzis der Minstrels untermischt, deren dreifache Aufgabe darin besteht, zu unterhalten, zum Tanzen und Trinken aufzumuntern. Zllm Nachtisch bringt man Riesenkuchen, welche die Brautführer und Brautjungfern den Neuvermählten verehren. Es sind Ungeheuer, die ganze Scheffel von Mehl erforderten. Die stärksten Bursche des Festes bringen sie auf ihren Armen getragen und tanzen damit um den Tisch herum; alle Gäste tanzen ihnen nnn nach, ihre zinnernen Teller hoch emporhebend und damit in der Höhe gegen einander anstoßend, wobei sie zu gleicher Zeit Stücke von den Kuchen herunterschlagen und verzehren. Auch dieß ist noch ein Ueberbleibsel aus dem Alterthum. Geschenke aller Art werden nun auf gleiche Weise den Neuvermählten dargebracht, Weißzeug, Geschirr, Silber, Schuhe, Kinderzeug :c. Nun wird abermals bis zum Abendessen getanzt und nach demselben beginnen neue Ceremonien. Es öffnet sich eine Thüre, eine Gruppe junger Mädchen tritt ein; sie bringen einen großen Strauß von Hagedorn mit Bändern, 331 Fnichren lind Blumen behängen: traurig reich«,'!? sie ihn der jungen Frau dar, welche sich weinend in die Arme ihrer Murrer wirft; eine gleiche Gemüthsbewegung ergreift alle Anwesenden, und nun singen die jungen Mädchen jenes be-ri'lhmre Hochzeitslied, das mic mehr oder weniger Abänderungen auf dem Land in dein gangen Westen von Frankreich gesungen wird. Es ist der Abschied der Liebe von der Ehe, des Vergnügens von der Pflicht, der Iungfrauschaft von der Mutterschaft. Die Dichtung ist abwechselnd ergreifend , rührend und mitleidslos. Der Inhalt ist ungefähr folgender: , Dieser fruchttragende Strauß, Den eu6> meine Hand reicht, I,i gewunoen. Euch begreifen zu machen, Das alle diese eitlen Ehrenbezeugungen Gleich den Blumen vergeben. Ihr werdet nicht mehr zum Tanz gehen, Nicht mehr zu den Versammlungen, Ihr werdet daheim bleiben. Während wir hingehen. Lebe wohl, schimmerndes Schloß, Schönes Schlos; meiner Väter! Lebe wohl. Freiheit! Es kann von ihr nicht mehr die Rede seyn u. s, w. Dieses Lied übertreibt nicht. Das Schicksal der armen Bäuerin ist ganz das entgegengesetzte von dem der Weltdame in den großen Srädren in Frankreich. Das Vergnügen und die Freiheit dieser beginnen von dem Augenblick ihrer Verheirachung. Sclaverei, Sorgen und Kummer fangen bei jener mir dem Tage ihrer Hochzeit an. Wahrend nun die Neuvermählte Thränen vergießt, schlürft ihr jüngster Bruder unrer den Tisch und maust ihr das rothe Strumpfband. — Bei diesem Raub verdoppelt sich ihr Weinen und Schluchzen, aber schon übertönen es flöhliche Toaste, die man ausbringt. Das Strumpfband wird i:i kleine Stücke zerschnitten und jeder Gast steckt ein Stückchen davon, gleich einem Ehrenzeichen, in sein Knopfloch. Manchmal nimmt ihr der Bruder auch einen Schuh weq, den er dann dem Meistbietenden zuschlägt. Der Ehemann kauft ihm diesen wieder ab, und der Preis gehört dem Bruder. Plötzlich hört man au der Thüre klopfen. Es sind Fremde, die um Gastfreuudschafr bitten. Sie werden, man »nag sie kennen oder nicht, eingeladen, Theil an dem Hoch-zeitsbankett zu nehmen, und man weist ihnen Plätze an. Zwei von ihnen, tragen einen mit einem weißen Schleier behängten Korb, dieß nennt man den Moumon : gewöhnlich ist es eine Taube, ein junges Kaninchen, ein Turtelräub-chen mit Bändern geschmückt. Sie stellen nun ihren Korb auf den Tisch, ohne ihn aufzudecken, oder auch nur ein ein-zlqes Wort, zu sprechen; will man wissen, was er enthält, so muß man erst mit Karten darum spielen. Gewinnen die Fremden, so tragen sie ihn wieder fort, ohne ihn aufzudecken, verlieren sie aber, so nehmen sie den Schleier weg und der Moumon entwischt mitten unter die Schüsseln und Teller, und verursacht so eine allgemeine Heiterkeit. In einigen Cantonen bringt man die ganze Nacht in Vergnügungen zu, in andern schleicht sich das junge Ehepaar erst gegen 4 Uhr Morgens weg und verbirgt sich in einem benachbarten Hause. Aber nun macht sich das ganze Hochzeitspersonal auf, es zu suchen, und ruht nicht, bis es das Pärchen in seinem Verstecke gefunden. Jetzt bietet man ihm eine Zwiebelsuppe an, die es unter Lachen und mit Begleitung von Flintenschüssen speist, es müßre denn seyn, daß die junge Frau die Suppenschüssel hin oder den Gästen ins Gesicht wirft, was ein schlimmes Zeichen für den Frieden des neuen Haushaltes seyn und eine Reihe von häuslichen Stürmen ankündigen würde. Feuilleton. s'Auszeichnnnss.) Wir lesen in den Wiener „S o n n-tagsblä trern« : »Der k. k. Oberamrsdirector, Herr H. Costa, Ausschußmitglied des historischen Vereins in Krain, der duräi mehrere Tage bei uns verweilte, hat von der k. k. vereinten Hofkanzlei die Bewilligung zur Annahme der Diplome als Ehrenmitglied des historischen Vereins zu Bam-berq und als correspondirendes Mitglied des historischen Vereins für das Großherzogchum Hessen erhalten." — (Die musikalischen Soireen im Soliseum.) Es hat sich ein irrig ausgestreutes, durchaus unwahres G?-rüchr in Laibach verbreitet, als ob der Pächter der Kaffeh-Haus-Localiräcen im EoÜseum, Herr Albert Kailer, uns verlassen und wieder nach Wien ziehen sollte. Solches Ge-rede aber muß dein betreffenden Eaferier nur zum Nachtheile gereichen. Herr Kailer har dem Coliseums-Inhaber, Herrn Withalm, wie wir aus dem Original-Conrracte uns selbst zu überzeugen Gelegenheit harren, den Pachtschilling für die Kaffehhaus-Localitäten bereits bis November 1847 im voraus berichtigt, woraus am deutlichsten zu ersehen, was an diesem Gerüchte Wahres seyn könne. Die beliebten musikalischen Conversarionen werden daher, sobald die Regimenrscapelle aus dem Lager wieder hier eintrifft, unbeirrt ihren Fortgang nehmen, was den Freunden dieser Unterhaltungen zur Verständigung dienen möge. ((Sine Spukgeschichte aus Holtei's Leben.) Als Holtet den Tod seiner Frau erzählt, erwähnt er dabei des folgenden Vorfalls, der, wie viele andere ähnliche, viel Stoff zum Denken gibt: »Erfahrung har mich belehrt, daß auch die verwunderlichsten Dinge, wenn man ihnen ernstlich zu Leibe gehr, vor besonnenen Forscherblicken sich in Dunst auflösen. Und wenn ich hier bei einem so ernsten Gegenstände etwas dem Aehnliches erzähle, so geschieht es "nur mit Erwähnung des Facrischen, ohne irgend eine Folgerung. In dem alten Obernigk saßen, der Gutsherr, mein Oheim und der zum Gerichtstag anwesende Instizrath Schwarz beim Abendtisch, gedachten meines Namensfestes, sprachen von Loui se n s Krankheit, und Herr Schaubert suchre einen wohlbekannten Pokal hervor, den er mit einer Flasche Ungarwein füllte, um auf mein Wohl und die Genesung Loui-se n s zu trinken. In dem Augenblicke, wo er den Pokal erhob, hörten sie einen Klang, wie von gesprungenem Glase, und aus dem dicken, hochgeschliffenen Kelche fiel ein rundes Stück ganz von selbst auf den Tisch; die drei Freunde sahen sich bedenklich an, blickcen nach der Uhr, und gingen verstimmt auseinander. — Nach einigen Tagen lasen sie in einer Zeitung, daß Lou ise um dieselbe Stunde gestorben sey. — Aus demselben Pokal hatte sie vor vier Jahren den Gästen Dank genippt, welche ihre Gesundheit als Neuvermählte getrunken." 332 (Eonservation von Speisen durch Orcosot.) Nach Dr. Srenhöu s e im »^I«c!>. >VI:>^." sind die Dämpfe, welche das Creosot bei der gewöhnlichen Lufrwärme entwickelt, hinreichend, um Fleischspeisen ziemlich lange frisch zu crhalren Man braucht unrer jedes Stück nur ein Scheichen mir Creosol ^u stellen, das ganze mir einem Tlich ;u verhangen und sich selbst zu überlassen. Nach dem Kochen Hai die Speise nichr im Geringsten den Geschmack oder Geruch von Creosor. Eine und dieselbe Porrion des leßrern kann sehr ofr benützt werden, doch vciharzr sie sich mir der Zeit. Dasi der widerliche Geruch alle Insecrcn verscheucht, ist ein Vortheil mehr. (Vin Dienstmädchen) fand dieser Tage in Pesth ein kleines Paker, welches 70 fi. C. Äl. und eine Schuldverschreibung, auf 50 fi. C. M. laurend, cnrhiclr. Das Madchen war redlich genug, ihren Herrn von dem Funde in Kenntnis; zu setzen; dieser machce wieder bei der Behörde die Anzeige, und binnen wenigen Tagen meldete sich ein Alrofner Uhrmacher als Eigenthumer der Papiere. Die Biederkeit des Mädchens rührre ihn bis zu Thränen, er griff aber auch in die Tasche und schenkrc ihr sogleich — einen Gulden; ja er lieft sich, ungcachrcr schon jetzt Alles über seine Grosimuch und Freigebigkeit erstaunt war, nicht abhalten, der redlichen Finderin noch ein altes, fadenscheiniges Tüchcl zu schenken! — — Papierkorb des Amüsanten. Ein sehr komischer Vorfall ereignete sich vor wenigen Tagen in den: so romantisch gelegenen Kalcenleurgeben bei Wien. Es ist daselbst gebräuchlich, das; das Glockengeläute um 5 Nhr Morgens den Land- und Arbcirslcuten als Zeichen dient, ihr Tagewerk zu beginnen. Da die Uhren in den Privathäusern der Kaltenlcurgeber noch zu den Raritäten gehören, so ist dieses Glockengeläute ihr einziger Zeitanzeiger, dem sie mit unveränderlichem Köhlerglaube!, vcrnauen. Der Glöckner nun, welchem d^5 wichtige Amt des Morgen-Annoncirens in die Hände gegeben ist, wurde vor wenigen Tagen von dem Schleier des Gottes Morpheus so verhüllt, daß er sich fast gar nichr loswickeln konnre, und als er endlich erwachte, und in seinem Pflichtgefühle vor Allem auf seine Taschenuhr sehend, zu seinem Schrecken ei kannte, das; es bereits 5 Uhr, die Stunde des allgemeinen Erwachens sey; da riß er um so hastiger an der Glocke, als er einige Minuten bereits versäumt zu haben glaubte. Die Glocke tönte laur durch die — Nacht hin, denn es war Nacht, ja II Uhr Nachts, und nur der Umstand, das; des armen Schläfers Taschenuhr gerade auf 5 Uhr stehen geblieben war, und ausierdem der blasse Mond die Gegend mir dem dämmernden Lichte erfüllte, rief jenen Irrthum hervor. — Also die Glocke erschallte, die Schläfer im Dorfe rissen sich aus den Betten empor, die Mägde beeilten sich, die Kühe zu melken, die Arbeiter bewegten sich den Feldern zu, der Hirte war gerüstet, um das Vieh auf die Weide zu treiben, kurz, Alle ließen sich täuschen und glaubten, der Tag wäre heranqebrochcn, obwohl das Ding gar Manchem etwas sonderbar vorkam. Die Verwirrung aber ward noch größer, als die Feuerspritzen herbei eilten, welche der hierüber Wachende absandte, weil er im Besitze einer Uhr war, welche die eilfce, richtige Stunde zeigte, und das Glockengeläute für Feuerlärm hielt. Endlich klärte sich Allcö auf und Kalten-leutgeben's Bewohner erkannten zu ihrem großen Mißver. gnügen, daß sie um 6 Stunden zu früh aufgestanden waren ! — Dieser Vorfall dürfte aber wohl den Uhrmachern von Nutzen seyn, weil sich nun jeder Kalrenleurgcber seinen eigenen Zcittelegraphcn wird anschaffen ^wollen, denn das Vertrauen zu dem Fünfer-Geläute dürfte etwas nachgelassen haben! Sie werden sick) nun denken: »Warte nur, du accurater Glöckner, bis du uns wieder so früh aufstehen läßt, da kannst d u fr ü h aufstehe n !" . Eorrefponden;. Gras, am 8. October I8't6. Statt Neuigkeiten über Theater, Kunst, geselliges Leben :c. dürfte vielleicht Ihrem Blatte auch ein Mal ein heterogener, zu einer Journal, Korrespondenz sich weniger eignender Gegenstand, we,in auch nur zur Abwechselung, willkommen seyn. Es ist die Mittheilung rucksichtlich der Prüfung in der Erziehungs- und Unterricktsanstali des Fräuleins Maria Schubert (Traulmannsdorfgassc) in Gratz Wenn es allgemein anerkannt ist, daß eine nalur- und zeltgemäße Erziehung und Vildung eine der wichtigsten Wohlryatcn für die Mensche heil sey, und wenn man bei allen den Fortschritten, die sich ii, jeder Beziehung in gegenwärtiger Zeit mar.ifestiren, dennoch den Mangel an wohle eingerichteten und ersprießlich geleiteien Erziehungs - und Unterrichten: stalten häufig zu beklagen Ursache hat; so muß mit um so freudigerem Zurufe das Erscheinen eines Institutes begrüßt werden, welches bei der cons.'quenten Durchführung seiner so schönen Tendenz in Hinsicht der Erziehung und Heranbildung der Zöglinge nur das Beste hoffen und ii-warten laßt. Es ist dieß die Mädchens Erziehungs - und Unterrichtsanstalt des Frauleins Maria Schubert in Gratz. — Da Schreiber dieser Zeilen Gelegenheit und Muße hatie, einer Prüfung der zahlreichen Zöglinge jener Bildungsanstalt beizuwohnen, so kann er sich das Vergnügen nicht versagen, über die wahrhaft überraschenden Erfolge, welche die so verdienstliche Vorsteherin durch ihr eben !'o rationelles, als bescheidenes und prunkloses Wirken zu erzielen wußte, zu spreche,, u»d diese Worte zu«' öffentlichen Kenntniß zu bringen, wozu auch der Wunsch beitrug, daß Ältern und Vormünder, die für die Erziehung ihrer eigenen, oder ihnen anvertrauten Kinder in ihrem Hause nicht sorgen können, von dem Bestehen einer Anstalt in Kenntniß gesetzt werden möchten, welche sowohl das körperliche, als auch gcistiae Wohlseyn ihrer Pflegebefohlenen nicht nur >u erhalte», sondern veredeln» zu erhöhen weiß. immer der Fall ist < die sogenannten Elcm.'ntar-Kenntnisse nach der Vot» schrift der Normalschule, die französische Sprache, Musik und weidliche Handarbeiten. Deuteten die Antworten der Geprüften schon darauf hin, daß das Gelehrte den empfänglichen Gemüthern auf eine eben so faßliche» > als vcrständige Weile vorgetragen und verstanden ward,