^ SS Mittwoch den 9. Mai 1877. JahkMg Die „Marburger Seitung" erscheint jeden Sonntag. Mittwoch und Areitag. Preise — sür Marburg: ganzjährig 6 fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig I fl. 50 kr: für Sufielluna ins Hau« monatlich 10 kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. InsertionSttebühr S kr. pr. Zeile. Aas Hrer als Wirthschastg-Vrgtiifland. Die Lieferung siir d».'il Heercöbedars tiildet unlättgdar einen Gegenstand der Wirth-IchastSpstege. Doppelt besreniden nuch es darnni, das Schauspiel l>ei der Vegednng der Lieseruligen slir das österreichisch ilngarische Heer sich abwickeln zu sehen. Wenn man schon vom nntür-lichei^ Grut^dsatze abweicht, deil Wintzen, wt'lchen das Heer als Wirtlischastsgegenstand bieten kann, unter den Werbenden planntäßig zu verllieilen, so sollte doch lveingstellS der Platz fiir die wirll)-schastliche Verwerthung nicht so enge umgreilzt werden. Gerade dies aber scheint sich jetzt vorzubereiten. Anstatt die Zalsi der Lieseranten zu vergrößern, lvie es in den Delegationen beantragt, und der Nriegsvermaltung empfohlen worden, will man eine einzige Gesellschaft das Feld behaupten lassen. Es verlautet welngstens in parlamentarischen Kreisen, daß die Komtnission, welche lnit der Vorprilsung der Angebote für die Heeresausrllstung betraut ist und welcher in Folge gewisier Schachzüge gewisser Jndnstrieller nur eilt einziges Angebot vorgelegt werden konnte, sich siir dasselbe ausgesprochen nnd es der Genehmigung durch die enlscheideitde Per-sönlichkeit empsol)len. Soll denn wirklich das Schauspiel sich wiederholen, daß eine bekannte Gruppe von Großindustriellen einer bekannten Stadt einander bei den Häilden fassend, eine lebendige Kette bildet, durch welche hindurch kein altderer noch so fähiger zn einer Arbeitsleistung fiir den Heeresbedarf gelangen kann? Das österreichisch ungarische Herr wird aus einem WirlhschastSgegenstand zuin (^jegensiand der Ausbclltung geniacht, wenn es zulässig ist. die leistuitgsfähige itnd arbeilslustige Industrie aus dein Plaite der Belverbnng um Lieferungen hinaus zu schlagen. Vom Kritgs-Schanplah. Die Uclitrschrtilimg der Donau. Das russische Heer an der Donau findet die größte Schwie,ilzkeit slir die dortigen Operationen dnrchanS nicht in der Ueberschreitung dieses Stroines. Die Offiziere fagen: bei dem heutigen Stande der 5iriegSsührullg, wo nlit großeu Massen und insbesondere mit starker Artillerie operirt wird, sei die Forciruilg des Donaullberganges keilte unlösbare Aufgabe. Die große Schwierigkeit beginne erst lnit der Vorwärtsbewegung nnd Verpflegltng einer großen Arniee jenseits der Donau. Und in dieser Hillsicht lst insbesondere die Dobrudscha eiil geradezn nicht zu beivältigendes Terrain. Die ganze Dobrudscha ist ein einziger großer Sumpf ohne Straßen nnd Allsiedlungen. Mit AuSnahlne der von den Türken zn Militärzwecke,l angelegten Straße voit Isaklscha über Babadagh in den Hafenort Klistendsche nnd der von da wieder an die Donau nach Czernawoda führenden kurzen Eisenbahnslrecke entbehrt die Dobrudscha jeglicher Koimnunika-tiotlStnittel. Für eine kleiue Jilsailterie- oder Kavallerietruppe kann die Dobrndscha iininerl iil eine zeit-lang zum Schauplatze der Operationen gemacht werden. Aber für eine grosze Armee lnit Artillerie tllld Train ist sie beiilahe ullwegsant zu ilennen. Kleine, iilSbesondere berittene Streif- korps lverden in der Dobrlidscha sel)r gilt ihre Ausgab? erflillen lilrd insbesondere die a>i die-seln Theile der Dona,i gelegeneit tüikischen Festungen »tnssoma, Hirsoiva, Matschii:, Jsak-tscha und Tttltscha von ihrer Verbindung mit Lchullna llnv Parna abzuschneiden, die Eisen-bahn von Czer>,awoda nach Kilstendsche zti zerstören nild überhaupt Alles zu thnn haben, llm den Feind iln Nucken zn beunrllhigen. Die Türkei! haben auch ul richtiger Vor-atlSsicht d>:r Eittwicklung der 5iriegSereignisse viel irreguläre Ktivallerie, meistens Tscherkessen, m die Dolnudscha vorgeschoben, wahrend russi-scherseits ebenfalls der bei Neili, (!>)alah. Barbosi und Braila hervorl>rechende linke Fluge! uiit denl Gros der irregulären 5laliallerie niid den sogenannten „Huliowi polki" (schwäruieuden Regimentern) ailsgestattet wurde. Es mag immerl)in geschel)en, daß diese Schwärmer des russischen linken Fliigels, ivor» unter sich eiilige sehr kühne Berg- und Noina« denstälnnte lieftltden, auch über die Dolwu auf improvisirlen Pontonbrücken oder Kählien hin-überschwärinen, wobei Artillerie voni diesseitigen User sie unterstützt und einige leichte Geschütze sie begleiten. Alier von wirklichen großeu Ope» rationen iii der Dobrudscha darf vernüiistiger-weise nicht gesprochen lverden. Das Terrain an der Doilau ist sozusagen ein klassisches Kriegs-theater zwischen Nllssen und Türken, wie seinerzeit das italienische Festungsviereck zwischen Oesterreich ltnd Pieinont. Zutu siebenteil Male schon rücket! jetzt die Rnssi'n a», die Douali. Da gibt es nicht viel neue strategische Entve-ckungeit zu tnachet, und in den Kadetleithäusern schon ist es eine gewölinlichc Schulaufgabe, die Schlachtfelder und OperatioitSobjekte an der Donau auszltjähleti. Ein Blick auf die rumänisch > K e u i r r l» t o n. Kit lodlt Eva. Aus dem Hofltben srül)erer Tage. Es war im Jahre des Heiles 1532. Hinter dem Fenster des Erdgeschosses eines entlegenen Hauses auf deni Alteniviek zrt Braunschweig tvar ain Abende des helligen ElipriailS-tages noch spät Heller Lichtschein zu erblicken. In dem Zittttner, von dcsien Fenster ans jetler Schein strahlte, ging ein Manil unruhig ans und ltieder. Er hatte die Hände auf den Nucken gelegt und schien nachzt»denken. Leine galtze Erfcheinullg, sowie seine Kleidung ließen in ihin den Künstler erkennen. Es war Andreas Sie-mon, der Bildschnitzer von Braunschweig, ein sehr geachteter nnd in seiner Kunst hochberühin-ter Mann, dnrch dessett Haildc gar manche Kanzel und Kirche, manches Schloß ui,d viele Privathäuser ihre Zierathen erhalten hatten. Als die Glocken Mitternacht anschlugen, trat der Meister zum Fenster uud drückte die Stirn gegelt die Scheiben. Seitie Angen suchten dl^außen Etwas zu erspähen. Ulnsoilst! Die Dunkelheit war allzu groß. Dagegen vernahm sein Ohr deu Hufschlag von Nossen, ivelche die Gasse herallfznkolnlnen fchieiteil. Es lvährte auch nicht lange, so hielten Reiter vor dein Thore des Hofes, der des Meisters Haus voll der Gasse trellllte. Sienion ging eilig attS detn Zilnlner, überschritt dell Hof und öffnete das Äior. Der eine der beiden Neiter lvar schon abgestiegen, der noch Allssitzende hielt das ledige Pferv. Sielnon reichte dein Abgestiegenen die Haild und führte ihn, leise die Treppe voran-steigend, in das Zilnnier, dessen Fenstervorhäilge er schloß. Der Anköinniling tvars Mantel nild Kappe ab. Er zeigte sich als schönen, stattlichen Mann, den das spanische Walnlnes ulld die hol)en Reitstiefel trefflich kleideten. Ein herrlich gearbeitetes Waidtnesser hing ill goldener Failg-schnur an seiner Linken, und dicke silberne Sporeit klirrten ait seinen Füßen. „Willkolnnlen, Herr Herzog!" redete Lie« nlon deil Freinden an, „wollet Etich ein wenig niedersetzeil in ineiner schlechleii Behausung nnd danlt lnir Eueril Wunsch oder Vesehl ntiltheileil, den zu vernehineir ich Ench heilte erwartete." Der Gast des Meisters war Rielnaltd andere« als Herzog Heinrich der Jüngere von Wolfenbüttel, eilt unruhiger, lebendiger tltrd vertvegener Herr, des Herzogs Heilirich von Wurtelnberg, desseil Tochter Maria er gehei- rathet hatte, nicht geliebter Schwiegersohil; ein Feitld der neueil Glaubenslelire, All welcher sich die Häupter des schlnalkaldischen Bundes, die Verivandlelt seines Haltses ltnd seine (.Äat-tin bekaltnlen. „Mein Äesilch soll bald beendet sein, Meister", eirtgegnele der Herzog, „sel)et zu, daß wir uitgestört silld." „Wir silld es, gnädiger Her»-, lnein Hansgesinde liegt iit tieseitl Schlafe. Äo l)abe ich es eingerichtet." „Lo höret. Ich koinine lSuere Kuust in Ansprtich zn uehliieil. Ich hal>e ein Spiel lior, das ^)iienlaud ivlsse-l soll. .Haltet reinei» und nleine Gunst tliird Euch l)lelbeu. Il)r wißt, daß ich Ench »tels l?ervor,gezogen tt,ld Euelen Meißel viel beschäftigt hade." " „Ihr könnt auf mich zählen, gnädiger Herr." „Ihr sollet mir also ein Bild fertigen. Das Bild soll allSsehell, als schlafe es. Es muß eilte Holzfigtir seilt, gleich als iväre es das Alltlitz eitles schlafenden oder verstorbeiieil Menschen. Auch sorgt dafür, daß Ihr das tAebild anf den St. ^.vtichaelslag fertig habt." Sieinoil stuhle. Darauf aber sailk das Gespräch der Beiden zu eilletn leisen Geflüster herab, also daß man davoll nichts lnehr versteheit konnte. Nach einer Veile drückte der Herzog detn bulgarische Donaustrecke läßt erkennen, wo l)ier der Stier bei seilten Hörnern gefaßt werden muß. Der Domiu-Abschnilt von Nustschuk (Ginr-gewo) bi4 Silistra (Kalarasch) bildet das Hanpt-Operation«objett und auf dieses mub das Zentrum der russischen Armee mit aller Macht ope-riren. Hier muß das Hauptthor, defs.ni Schloß und Angeln, die Festungen Nustschuk und listra bilden, von der russischen Hauptarniee geivaltsam eingerannt werden, während die Donaustrecke oberhalb von Nustschuk, mit dem schwächeren Widdin und der serbischen Nachbarschaft, dem schwächeren rechten Fliigel, und ebenso die aus die Dobrudscha fallende Donaustrecke unterhalb von Silistria dem hauptsächlich mit Irregulären gut ausgestatteten linken Flügel überlassen werden kann. Zur Geschichte des Tages. Das Ministerium des.Aeußern und die Landesministerien verhandeln ilber die For»n. in welcher die Neutralität Oesterreich-Ungarns erklärt iverdelt soll. Es müssen die völkerrechtlichen Grundsätze, die in solchem Falle gelten, betont werden uild haben jene über den Handel, über die Schifffahrt zur See und auf der Donau für uns die größte Be deutung. Der Kaiser von Rußland rust seinen Gott an, er möge die Truppen segnen, welche f ü r den rechten Glauben ins Feld ziehen und der Sultan schreit zu Allah, daß er die Ungläubigen mit Feuer und Schwcrt vertilge. So wird beiderseits geschwindelt ui»d dem Kampfe das schrecklichste, bluttriesendste Gepräge des Neligionskrieges gegeben. England rüstet, um dringenden Falls aus seiner Neutralität heraustreten zu köilllen. Die kleineren Thurmschiffe werden benannt, da» Mittelmeer'Geschwader begibt sich nach Kreta und vierzigtausend Mann stehen bereit, nach Malta eingeschifft zu werden. Ein Nachschub von dreißigtausend Mann wird vorbereitet. Von Egypten darf die Pforte wohl keine Hilfe mehr erwarten. Die Truppenfen-düngen werden eingestellt wegen der Rachrichten aus Darfur und Abyffinien, wo mali die Egypter geschlagen. Der Vicekönig wird aus seinem GrohmachtS'Wahne peinlichst aufgeschreckt. Die Lokalisirung des russisch-türkisch e n K r i e g e s in Asien ist bereit» unmöglich geworden. Persien soll zwar von England im Zaume gehalten werden durch Meister die Hand und verließ dessen Haus. Buld waren die Hufschläge der davoittrabenden Rosse verhallt; Siemon löschte seine Lampe und warf sich, nachdenklicher geworden, aussein Lager — Am St. Michaelstage wandelte ein Mann durch die Laubgänge des herzoglichen Schloß» garten» zn Wolfenbüttel. Ueber seilten Kleidern trug er eilie weite Sammetschaube, unter welcher ein ziemlich großer Gegenstand versteckt schieli. Nachdein er sorgfältig hin und her gespäht hatte, erblickte er endlich den Herzog Hetnrich. Schnell eilte er auf ihn zu. Heinrich befahl ihln einen Augenblick zu verziehen und ging zwischen den Gebüschen hindurch zu eilieln Leitenthurlne des Schlosses. Sieinon folgte, erstieg hinter dem Herzoge eil»e Schneckentreppe und trat fast mit ihm zugleich in das kleine Geinach, welches der Herzog „fein Stüblein" nannte. „Gebt schnell her! laßt inich sehen!" sagte Herzog. Sielnon schlug die Falten der Schaube zurück und enthüllte dalln einen noch lnit Tüchern bedeckten Gegenstand. Es war eine trefflich geschnitzte mid bemaltt Büste. Sie zeigte ein rul^endes Haupt, dessen Augen geschlossen, dessen schwarze Haare ausgelöst waren. Ohne zu lvissen warum, liatte der Meister dem Gebilde einen schlnerzlichell, wehlnüthigen Charakter gegeben. Herzog Heinrich erschöpfte sich in Lobes» die Drohung, eille Flotte ins persische Meer zu senden, welili Teheran feindlich gegelt die Türkei auftrete; die Afghanen verkünden aber den „l)eiligen Krieg" gegen Englaitd und ist es dieser tapfere Nachbar, lvelchen das Kaiserreich Ostindien am wenigsten lnibachtel» darf. l/erinWle ZIachrichte». (S t u dielt r e i s e Uln die Welt.) In Paris besteht eine Gesellschaft, welche sich das Ziel gesetzt, Studie»!^ iseu uln die Welt zu veranstalteli. Die erste Reise soll aln Mai 1877 auf eilleln der großen Messagerie-Danipfer allgetreten werdeil. Als Zweck der Ullterilehlllullg lvird bezeichliet: jullgell Leilteil von gulel Fa-nlilie, die ihre Stlldlell vol'endet, eine Vevvoll ständigulig iln höhern Unterricht dadurch zu zu gewährell, daß sie aus diese praktische Weise ihre Kellntlnsse lllld Allschauungen voil den lvlchtigsten Ländern der Erde erlveitern und dadurch in den Stand gesetzt werdell, eill vollställ-digere Vorbildung für den praklischel» Berus in ihreln Leben zu erlangell; ferner Jederlnann, lvelcher Neignllg zuln Neifell hat, auf eine verständigere Weife Gelegellheit zu geben, die wichtigsten Gegenden der Erde ullter auünahinsiveise günstigell Bedingungen ohne Zeitverluste ulld lieberanstreilgullg zu seheli. Die ganze Reise soll zehn Mollate und zlvei Wochelt dauerll. Die größtlnöglichen Beqlienllichkeitell an Bord sind sllr die Reiseilden getroffen. Je nachdeln man eine Einzel-Kabii,e oder eine solche sür zwei oder drei Passagiere llimlnt, werdeil Preise voll j5>.l)00 bis Fr. für die Person ein- schließlich Verpflegullg lllld kleinere Ausflüge gcsordert Das Schiff wird lnit einer für den Zweck ausgewählten Büchelsalnlntullg ulld son« sligen Hilsslnittel all Lnlld-' und Seekarten, Plänen nnd Allsichlen der zu besuchelldell Gegenden aliSgestattet sein. Die Reise werden drei Profefforell, Fachlnänner der National-ökollomie, der beschreibenden Naturwissenschasten Ulld der Physik und Klilnatologie lnitlnachen. Diese sollen während der Reise Kllrse und Konserenzen allS ihren verschiedeneil Fächerll lnit Bezug auf die zu besuchenden Gegenden abhalten. Auch sollen llach Jnstruktiollell gelehrter Gesellschaften all den geeiglleteil Stellell lvisseil-schaftliche Beot>achtungen an Bord angestellt werden. Dalnen können an der Reise llicht theilllehlnen. Das Schiff verläßt anl ZI. Mai d. I. Marseille und begibt sich über Gibraltar (3 Tage Aufeilthalt), Madeira (3 Tage), Dakar (3 Tage), nach Rio (8 Tage), von da nach erhebullgen. Er zc^hlte deln Meister zwölf schwere Goldgülden auf den Tisch, öffllete dann einen unter seineln Sitzbette angebrachten Kasten, legte das Holzbild behutsam hinein ulid schloß die Lade. Erst als es dunkelte, erlaubte er deln Meister den Thurln zu verlassen. Sieinon kehrte nach Brallnschweig zuriick. Alle Ueberbleibsel der geheilnnißvollen Bildhauerarbeit hatte er sorgsältig vernichtet. Aln St. Michaelstage herrschte ill deln Hoflager zu Wolsenbüttel große Freude. Mit strahlendeln Alltlitze sah inan die Herzogill Maria durch die Gelnächer schreiten. Sie war heute herablassend ulld zutraulich gegen das Gesillde, währelld sie doch schoil geranlne Zeit lnit Niellland gütig gesprochell oder ihrer Unl-gebung anders als lnit sitlstern Blicket», arg» wöhnijcheln Lächeln und kurzen Worteil eilt-gegengetreten lvar. Ulld der Gruild dieser plötzlichen glücklichen Verällderung? Tags znvor hatte das Kainlnersräulein Eva von Tr^tt ihre Entlassung voln herzoglichen Hose begehrt; da» her die Freude Maria'S llnd die Ulnlvaildlllng ihres ganzen WefeilS. In der Tl)at hatte die Herzogin alle Ursache sich zn der Entfenlung des Kalnmerfräuleins Glück zu wünschell. Montevideo und Bnello«-Al)reS (9 Tage), so-dalln nach Valparaiso (5 Tage), Calo, Panama, i^ail Franzisco (iil diesen Plätzen zusmnlnen 22 Tage Ausenthalt), daraus nach den Salld-wich- und Viti-Jnseln. nach Auckland, Mel-bonrile, Sidney, Numea, Uokohalna, Osaka, Shanghai, Hongkong, Batavia, Singapore, Calcutta, Madras, Poillt de Galle, Bolnbay, Aden, SllezkKanal. Port Said, Alexandrien, Neapel. aUentl)alben mit entsprechendeln Aufeilthalt zurück nach Marseille, wo die Ankunft aln 14. April 1876 erfolgell soll. An größern Expeditionell. während das Schiff seine Fahrt fortsetzt, sind in AllSsicht genoinmen: Landreise voll Bucnos-Ayres llach Valparaiso, während da? Schiff um Cap Horn herulngeht. Besuch der Vereilngten Staaten von Panama aus, über Coloil, Nelv-OrleanS zc., während das Lchiff nach San Frallciseo geht, Ulld Landreise von Calcutta »lach Boinbay, lvährend da» Schiff nln Vorder-Jlldien herumgeht. (Heerwesell. Ein russisches Lager.) In seinen Briefen über Rußla»ld schildert Moltke auch ein Soldatenlager, ivelche» er zur Zeit der Huldigung in Moskau gesehen; er schreibt: „Wir ritten ins Lager der Jnsan» terie und Fllß-Artillerie. Diese Stadt ausLein-lvtUid lnit sünfzigtauseild Einivohneril, mit breitell geraden Straßen, in baulnloser Ebene, ist sür den Zweck sehr passelld eingerichtet. Vierzehll dieser lnilitärischen Mönche Hausen in einer Zelle, sie liegen ans hölzernen Pritschen lnit etlvas Stroh und decken sich lnit dein langen graueil Mantel zu. Der Tornister ist ihr Kops« kissen, die langen Gelvehre stehen in der Mitte des voll einelll kteinell Erdlvall umgebenell Zeltes. Bei deln anlialtetlden Regen lvarei» diese Deiche sehr nöthig, aber das Wasser tröpselt von oben hereill. Der Jllli war so kalt ge» wesen, daß lllan große Feuer anzülldete, die aber der Regel» ost lvieder auslöschte. Jetzt ist iln Gegensatz Alles Stallb. Jede Droschke wirbelte eine Wolke auf, als ob ein Kavallerie-Regilnent vorbeigetrabt lväre, und doch wird diese trostlose Einöde noch der Kaserlle vorgezogen. Die Verpflegung ist sehr glit; der Mann erhält täglich drei Pfulld eiues vortrefflichen Schwarzbrodes, lvelches die Kslnpagnien selbst backen, Ulld ein halbes Pfund Fleisch. Die säilerliche Kohlsuppe und '^^ltchweizengrütze bilden die Lieblillgsspeise. Das Diner lvird kolnpagnie-weise iln Freieil eingenommen, wo aus Brettern Tische und Bänke ausgeschlagen sind; das Wetter kolnmt dabei nicht iil Betracht. Wenil man sragt. so versichern die Leute lallt uiid Eva von Trott, die Tochter eines hessischen Edellnanltes von Verdiellst und alter Familie, die Schlvester des kllrbral,denbllrgischeil Marschalls von Trott, lvar lnit kurzen Worten die Geliebte des trenlosen Gatten der nnglitck' lichen Marie, Herzog Heiilrich's des Jüngeren von Wolsenbüttel. Freilich war die Störerill des Friedens eitle llüt allen Reizen der Natur ausgestattete Daine. Die Urknndeil und Belege für diese seltsalne Geschichte sind nicht allzu zahlreich und da kailli lnai» denn auch Mailches ltur luuthlllaßen. So scheint es sast, als habe der Herzog bereits vor seiiler Heirath das in>tige Verhältniß lnit Eva gehabt, deiln t-r hat sie sich voll ihreln Vater als Hosdall»e seiner Gattin erbetell. Da Herzog Heinrich nicht gewöhnt lvar, seineln Willen Zügel anzlllegeit, so entstalld sehr bald ernster ultd gefährlicher Ullsriedeil in der fürstlichen Ehe, deil ein uliklllges Benehmen der Herzogill, die sich zur Schlichtung des Streites an ihren Vater lvendete, sogar lioch steigerte. (Aortsetztttttt fottZt.) aus einen Ruck wie eine Vataillona-Salve, daß e» ihnen vortrefflich geht. Sonst sind sie stiU, man hört keineil Gesaug, noch Scherze, wie bei unfern Leuten. Am liebsten gehen sie hinter das Lager, wohin die Vorgesetzten nicht kommen, vor denen sie Front zu machen hal'eu. Dort setzen sie sich in den ihnen so lielien Akänteln auf die Erde und erzählen sich, bis die Kosaken sie forttreiben. Die väterliche Gewalt ist die Basis aller Nechtszuslände in Rußland. Ein Vater kann ungerecht und hart jcin, aber das hebt sein göttliches Recht nicht auf. Der Russe muß durchaus einen Herrn haben; er sucht ihn sich, wenn er ihm sehlt. Die Gemeinde wählt sich deil Starosten aus den weißen Häuptern ; ohne ihn wäl e sie eii» Bienenschwarm ohne Költigin. „llnser Land ist gut, aber wir haben Niemanden iiber nns, komm' und be» herrsche uns!" war die Botschaft der Gemeinen an Rurik..... Und so ist es auch beim Soldaten. Er lvürde ohne seinen Hauptmaini in der tödtlichsten Verlegenheit sein. Wer sollte sttr ihn denken, ihil führen, ihn strafen? Er glaubt vielleicht von ihm, daß er ihm das Seinige vorenthält, er wird im Jähzorn voit ihm »niß-handelt, aber er liebt ihn darunl doch mehr als den Deutschen, der gerecht und mit lieber-legung zilchtigt. Wenn der europäische Soldat seinen llnterossizier im trunkenen Zustande sähe, so wäre es mit der Diseiplin aus — der russische legt ihn zu Bette, wischt ihn ab und gehorcht ihm morgen, wenn er ausgeschlasen, niit derselben Treue wie zuvor. Dcr gemeiile Russe ist von Ratur gutmlithig und friedfertig. Nie steht man die Lente sich prügeln ooer b^xen. Er kennt keine Stiergefechte oder Hahnenkämpfe. Aber der Befehl seines Obern macht ihn, zwar sehr gegen Wunsch und Neignng, zun» l)inge-bendsten Soldaten. Bei der lleberschwenlulung in Petersburg ertranken Posten, weil sie nicht abgelöst wurden. Als das Winter-Palais abbrannte, rettete ein Priester die geweihten Gefäße ans der Schloß-Kapelle. Aus dem Korridor fand er eine Schitdwache und machte den Posten auf die drohende Gefahr des längern Verweilens anfmerksam. „l^ritc^L!" (Der Befehl! sagte der Mann, erhielt die Absollltion und verbrannte." (L a n d w i r t h s ch a s t. GraSernte) Bei ost wiederholtem Abmähen von Kleefeldern zeigen sich nicht unwesentliche Ertragsverluste. Noch den neueren Untersuchungen verhält sich die Sache beim Grase aber gerade unigekehrt und hat man gefunden, daß sich bei ost wieder-hoUem Abweiden einer Wiefe, die frliher regelmäßig zweimal im Jahre abgemäht wurde, die Nutzung derselben uul wenigstens ein Drittel erhöhte. Ein genau durchgesiihrter Versuch zur Klartegung des Unterschiedes in den Erträgen ergab, daß die Ernte durch frühzeitiges und öfteres Abschneide«» des Grases an Menge und noch mehr au Güte zugenommen. In der Schweiz mäht man das Gras deßwegen auch so oft wie nur möglich, nmnchmal fünf- und sechsmal. Man wird dort niemals eine Wiese finden, deren Gras zur Blüthe gekommen; man hält dieses für zu kostfpielig. (G e f n n d h e i t s p f l e g e. Wider Bierfälschuuge n.) Das Polizeipräsidium vo»l Breslau hat beim Ministerium des Innern beantragt, dei» Begriff „Bier" und die Be-standtheile dieses Geträilkes durch ein Gesetz bestimmen zu lasten. Nach den Untersuchungen, welche die Breslauer Gesundheitspolizei angeordnet, hat sich ergeben, daß zwar schädliche Substanzen, wie Strychnin ui,d Pikrinsäure, nur selten zur Verwendung gelangen, dagegen als Malzsurrogate (Älycerin und Stärkezucker sehr häufig verivendet werden. Beide Surrogate komme» al'er sehr ost verunreinigt, Stärkezncker mit Gyps, Glycerin mit flüchtigen Fettsäuren gemischt, in den Haiidel und in das Bier. Es wird nun Sache der Gesetzgebung sein, festzustellen, ob außer dem aus Malz und Hopfen hergestellten Gebrän auch die mit Surrogaten fabrizirten ähnlichen Flüssigkeiten den Namen „Bier" führen dürfen. Nlurburger Berichte. u s dem G r u n d b ll ch s a m te At a r -bürg.) Neubelastungen durch Verträge gab es im verflossenen Jahre 171 — um nrehr als 187b. Dle Belastungen in Folge exekutiver Jntabulation stiegen von 469 des Vorjahres auf Der Geldwerth aller Mehrbelastungen betrllg im vorigen Jahre 228,000 fl. gegen 157.000 fl. im Jchre 1875. (Brandstifter allf Befehl des Vaters.) Simon Pototschnik, Taglöhner in Stermetz, Gerichtsbezirk Pettnn, lMte aus Rache seinem dreizehnjährigen Sol),» Jgnaz bcsohlen, das Wirthschlifllld Creditaktien in Roten . 57.69 London in Sil''er . l)Z.45 l^oldrente .... 70.— IvWer St.-Änl.-Lose 1l)6.?ü Vtinkaktitn . . . 761.— . 1Zö.7l) Silber .... U.^.70 Napoleond'or . . 16..87 K. k. Münz-Dukaten 6.IL IVO Reichsmark . 63.76 Inttrcffant ist die in der hcnti^^en Nnmmer dieser Zeitnns^ sich befindende ii^liickS'Anzeige von Slnnnel Heckscher senr. in H,lml>urs^. Dieses HniiS l)tit sich durch seine prompte und verschiviczjeiie An Azal)lnilsj der hier und in der Um-gegend gewonnenen Betrage einen dermaßen gnten Nnf erwoll'e», daß wir Jeden ails dessen hentigeS Inserat schon NN dieser Stelle anfmerksam machen. VsÄiio It«st»ur»Uoil Donucrstaii, und Freitag, l l. Mai der Tirolcr Toiickrt-Sävgtr-Vkjkllschast A Zchöpstr aus dem Pusterthal. 4 Damen. 3 Herren. (564 Ansani', 8 Uhr. Cntrüe 30 kr. TMvtr«in«« tterr kittmoistsr v. K., d^tZsil in Pcsth, lvird aufgefordölt, sei«,e Ncslschuld per 230 fl. innerhalb acht Taj^rn zu oidncn. widrigenfalls Name und Handlun^iöwcise dctaillirt veröffentlicht lverden.__(561)_S . . . . , Danl^ und Allcmpfthtllng. Für das mir als S ch mi e d m e i st e r seit dem !Aahte 1860 geschenkte ehrenvolle Vertrauen höflichst dankend, erlaube ich mir fiir weitere Schmikdarbeiten den Pächter weiner Schmiede, Herrn JohannNovaöek als verläßlichen und fkhr guten Schmied aufs Beste anzuempfehlen. Als Curfch mied werde ich noch weiters zu Diensten sein. Marburg den 1. Mai 1877. Wenjet Kawticjek. Ich gehorsamst Gksertigter empfehle mich crgebenft der Beriickslchtigung des?. I. Publikums bei Aufträgen für Schanedarbciten. für welche ich durch solide Arbeit, billige Rechnung und prompte Bedienung das Vertrauen zu rkchtferligcu mir angelegen jein lassen werde. (566 Johann Rovaöek Wege« ^kbreife ist eine grüne Wollrips Garnitur, bestehend aus Sofa, Sofatisch, 6 Sefseln und 2 Fauteuils um den fixen Preis von 50 fl. zu verkaufen. Anfrage im (^omptoir d. Bl. (558 Ein nett mölilirtes Zimmer sonn- und gassenjetlig, mit separatem Eingang, ist in d«r Burggafse Nr. 22, 2. Stock sogleich zu bezichen._(559 Ei«» Lehrjunge, der etwns zeichnen kann, wird aufgenommen für Photographie bei I. S chre tt er, Marburg, Tegetthoffsiraße Nr. 59._(560 Ein StaU für 3 Pferde mbst Wagt! rcmis»' und Htuboden ist vom 1. August an zu vergeben. (565 Ansrcige Ttgetlhoffstrahe 37. Auch ist daselbst ein schöner großer Kchütt-boden zu vermiethen._ Vitt Zimmer mit Küche sammt Holzlege —-Eln gröherrs möblirteS Zimmer — Ein kleineres möblirteS Zimmer — Eine Tischlerwerkstätte mitBrettermagazin sind sogleich zu vergeben, dann (Hitt Zittimcr rnit Küche vom 1. Juni an. Anzusrai^nl bei A. M a t) r. Buchhalter, Tegeltlioffslraße Nr. 45._(567 und 520) Oontlitor, ödere IIerrenA»3se. ttaupt Lv>vinn vv. 375.000««arl(. DD' vis Ls^inns gai-antirt övr 8taat. »l» (lio ^r088vu 6o1cl-1^0ttei'io, in wvlellvr iilivr Dis Osv^ittno 6io86r vori-Iieillialten tisltl-volcko plan^vimlsZ nur 7!)566 I^voss gntliiUt, siull toljzonllv: nämlivti t (ivwinn ov. 37 '.666 '^56.666, ^'.!5.6<.>6, »6.666, 66.6 6, v6.666, 46.666, 36.666, !j6.666 uttä '.^5.666, 4l,ml 26.666, 28nml 15,.666, 12.666 uttll 16.666, 8666 unli 6666, ü6mal 5666 uuä 4666, 266iltlll 2Ü66, 2466 unä 2666, 41.^,mktl 1566, 1266 uiiä 1666, 13ü8miU 566, i!66 uiul 256, 25661 mal 266, 156, 1»v, 124 unn ?!Ul' ^utsvlioillunt;. Di0 ei sto lIvwinn-^ioliunx ist u n» t l i e Ii teslKtZstvIIt, uuä liostot. klöiiiu gauz^o Origmalloos nui- 3 (Zulti. 40 Icr. llatj Onjziualloos uui' 1 (Zulcl. 70 !<»'. (llrkz viöi'tel Orij;iiia11t)v8 nur 85 Icr. »llti >v6r(Ieu (litisv vom 8t.aato ^»rantirtsn Orixinal -I^vvso (koins vsrlxitvnen l't'omesgen) tranleirts l^inLSnllunß^ enäsn ^iskunx kall)sr^ 1)18 «um RS. ZI»« Ä. vortrauonkvoll an SU»I»K»vt ««!»., lianqnior und >V»rcnGeld-Betrag oder durch Pofteiuzahl«»^«-? I karte einzusenden', ailch sende ich solche dnrchPostnachn, hme. I ^ Die sämmllich mit dem StaatSivappen verselienenV Gl)riginalloose und die amtlichen Gewinnlistui nnd^ DGewilingelder sende ich prompt und verschwiegen. » I ZSttn»«. I 5 H a u p t-C o m p t o i r. Hamburg. ^ »»GW»»»«»»»»«»»»» »«^»»«»»»»WM»»» Wchmiigs-llkriMW. ^dort Iivoulwrck, Kolitoi'