MSUmKfKtfWM Kafhollfdie ilMions=2eiff Christ der Söhne des heiligsten Berzens 3efu. ——— Organ des fItasrikanische Erde ist also doch kein verfluchter Boden, keine dürre Wüste, die unfähig wäre, den göttlichen Samen des Evangeliums in sich aufzunehmen und aufkeimen zu lassen. Wie in anderen Weltteilen trifft man auch tjaer fruchtbare Gärten mit lieblich duftenden 'SSIumen der Heiligkeit, deren Glanz und Schönheit den himmlischen Bräutigam entzücken, mit reichlichen und wohlschmeckenden Früchten, die der Hausvater freudig sammelt für seine himmlischen Scheuern! Religiöse Vorstellungen und Gebräuche bei den IUcifumbL Nach einem Berichte von P. Ambrosius M ayer in Kipatimu Nach Ansicht der Matumbi hat der Mensch! außer dem Leibe eine Seele, ibie -sie „moyo" neunen, was „Atem", „Hauch" bedeutet. Ferner hat er noch ein drittes: eine Schattenseele, kiwili, die er sich als verdünnten, verflüchtigten Leib denkt. Sobald Hauch- und Schattenseele ihren Auszug halten, stirbt der Mensch-. lÜiBer die Ursache des Todes und die Vorstellungen des Jenseits liegen mehrere Berichte vor. a) Die Gottheit ÜSTungu hat ein Buch, worin die Lebensdauer jedes Menscheir verzeichnet steht. Ist die Zeit um, so schickt er einen dem Jenseits augehörigen 'Menschengeist, um den Geist des fälligen Menschen zu hoben. Dieser Führer heißt asilai und bringt die Hauch- und Schattenseele zur Gottheit in die Höhe und diese nimmt sie entweder ins peponi (Geisterreich!), wenn sie gut war, oder schickt sie ins mo-toni (Feuerreich), wenn sie mißfällig ist. Diese Vorstellung stammt sicher aus dem Islam. b) Nach einer anderen Erzählung packt die Gottheit den Sterbenden an der Kehle und holt die Seele und stellt sie droben wieder zu alter Gesundheit und Erscheinung her. Ist sie aber schuldbeladen, so verfällt sie einem zweiten Tode. Dort oben sind zwei Räume, die durch einen großen, kantigen Stein geschieden sind. Der eine ist gefüllt 'mit heißem, der andere mit kaltem Wasser. In das heiße Wasser wirft die Gottheit die Sünder, worin sie zum zweitenmal und für immer sterben, in das kalte kommen die Guten. Dort nehmen sie die Gestalt von shetani (Geistern) an. Sie werden ganz schwarz im Äußern und haben nur einen Fuß, eine Hand, ein Ohr. So zeigen -sie sich bisweilen den Hinterbliebenen im Traumgesicht, um sie zum Opfern aufzumuntern. Dafür schützen sie dieselben auch vor Gefahren und wilden Tieren. (Auch- dieser -Bericht verrät seinen Ursprung aus dem JÄam. c) Nach dem Tode wird der Mensch- ein shetani (Geist), verbleibt -aber im Haufe der Hinterbliebenen. Fällt die Hütte ein oder wird sie verbrannt, so geht der 'Geist in die Wildnis und lebt toi-e ein Vogel aus großen Bäumen. Wenn der Tote seinen Leuten nicht erscheint, so nehmen diese an, er sei als schlecht befunden worden und es sei -ganz -aus 'mit ihm. -Nach anderen aber existiert auch der Böse noch weiter und er ist es bann, der Krankheiten verursacht, gegen die man nur mit ngoma und Beschwörung vorgehen kann. d) (Sirte echte Neger-tradition ist aber folgende Ansicht der Matumbi: Ist jemand gestorben, so- verwandelt sich- die Seele in d-as Ahnentier des zugehörigen Geschlechtes (Sippe, Verwandtschaft). So z. B. ist dieses Ahnentier beim Geschlechte Kinama-pando -eine Schlangenart, in -dem Geschlechte Mangotschungo ein Löwe. Je nachdem das Ahnenti-er erscheint oder nicht, kann man erkennen-, ob eine Krankheit tödlich- verlaufen- wird oder nicht. Ist jem-and noch so schwer krank, geiiigit sich dem Hause aber -das Ahnentier nicht, so nimmt man ganz sichere Heilung an. Daraus erklärt es sich', daß man vom Europäer keine Medizin verlangt. Wenn sich aber -das Ahnentier während der Krankheit in die Nähe der Hütte beS Kranken verirrt, so ist ibex Tod unausbleiblich. Leute dieser Auffassung suchen nach einem Todesfälle täglich das Grab auf, um zu beobachten, ob die in das Ahnentier verwandelte Seele ihcr§ Grab nicht verlasse. Dies wäre der Fall, wenn die Seele nicht für gut befunden worden toüre. Dann käme sie in der ©eiftalt des Ahnen-tieres und würde die Hinterbliebenen schädigen. Dieses Tier kommt dann zuerst ganz klein aus dem Grabe, wächst aber täglich und bleibt in der Nähe der Hütte. Findet man ein junges Ahnentier an einem Grabe, so darf man es nicht gewaltsam töten, sondern man faßt es und legt einen Stampfer aus Holz darüber. Dadurch wird es unschädlich gemacht. Diese Anschauungen sind natürlich nichts Feststehendes, sondern beständig im Fluß und in der Umwandlung begriffen. Die Ahne n (moka). Ist der Mensch gestorben und seine Seele ins Geisterreich eingegangen, so ist er selbst unter die Ahnen eingereiht, selbst ein Ahne (oka) geworden. Aus der endlosen Reihe der Ahnen entwickelt sich die ganze Religion der Matumbi.Aus den Berührungen mit dem Islam sind auch die arabischen Wörter „shetani“ und „ma-laika“ Eigentum des Bergvolkes der Matumbi geworden. Wir übersetzen malaika mit „gute Geister" (Engel) und shetani mit Teufel. Bei den Matnmbü ist alles eins und dasselbe, malaika, shetani und moka. Sie haben alle das Aussehen wie vorher beschrieben: alle Doppelorgane nur in der Einzahl. Die Ahnen sind eingeschlossen in einem jenseits des Meeres gelegenen Hause und stehen unter Aufsicht eines unverheirateten Weibes mit seinen Sklaven. Der shetani haust auch an Kreuzwegen, weist Wegesunkundigen den Weg, leister Hilfe mit Rat und Tat, beschenkt gute Menschen auch mit Glück bringenden Gaben, verlangt dafür aber auch nach dem Gelingen Anteil am Gewinn, wobei er sich aber in seiner Einfalt auch überlisten läßt. In diesem Schutzverhältnis heißt der shetani auch „tati" (Vater). Nach einer Auffassung war der shetani früher ein Rivale der Gottheit und übertraf ihn an Wissen, Offenbarung und Kraftleistungen, dann aber verschmolz wieder der Begriff niingu mit shetani. Eine andere Benennung des Geistes ist marota, so heißt der Ahne, wenn er im Traume erscheint. Auch der Wind scheint als etwas Dämonisches betrachtet zu werden; er kann die Feldfrüchte umwerfen und viel Schadenzufügen. Darum muß man auch gegen ihn Schutzmaßregeln ergreifen. Ein eigentümlicher Geist ist der kibure, der auf den Feldern sein Unwesen treibt. Sein Name weist auf Zusammenhang mit dem Ahnenwesen hin (kaburi, kauri = Grab). Er kann als Urheber der Trockenheit und Vernichter der Saaten gelten. Darum muß der kibure durch ein eigenes Opfer zufrieden gestellt werden. Am Vorabende des Opfers erschallt die Trommel: gr-kutuku-gr-kiituku und verkündet so den Leuten, daß morgen der Xibure-Tanz stattfinden werde, wozu sie eingeladen seien. Am Morgen verbrennen Weiber (die allein zu diesem Opfer berechtigt sind) einen Hausen Maniokblätter und bereiten mädchen von den Südiee-Inieln. uniter Gesang einen steifen Bret. Jedes Weib nimmt,t dann einen Büschel Mais-blätter in ibie Hände und so ziehen sie gemeinsam (sechs bis zwanzig Meter) unter Gesang, bei betn ein Weib vorsingt und die anderen den Refrain wiederholen, zu einem nahe gelegenen Ahnengrab oder auf einen Weg, der zu den bedrohren Feldern führt. Dort wird ein Platz gereinigt, eine kleine Hütte oder auch nur eine' ebene Fläche auf vier Pfeilern errichtet und darauf der Opferbrei und die Feldfrüchte gelegt. Die Weiber fifeen nieder, schauen starr zur Sonne empor und singen: „Ki-bure, buka hi hi, buka jencle kündende guruo (Kibure geh' fort, hi hi, geh' ins grsoßh Douh>eland uswf.). Dieses Bitten dauert etwa eine Viertel- bis eine halbe Stunde und dann zieht man unter Gesang nach Hause. Wenn aber! dann die Sache sich doch nicht zum Besseren wendet, wie z. B. in diesem Jähre im Feber, dann ruft man einen Medizinmann, einen fundi, und erkundigt sich, was nun zu tun sei, nachdem sich das Xibure-Opfer als nutzlos erwiesen habe. Dieser schlägt nun vor, eine richtige Beschwörung des mbungi vorzunehmen, bunga mbungi. Mbungi steht in Zusammenhang mit Reis; unter ihm ist offenbar ein anderer Dämon zu verstehen. Das Mbu ngi-O p f er. Bei dieser Beschwörung nuicht der fundi unter Begleitung von vier Trommeln zuerst allein allerlei drehende und hüpfende Bewegungen, geht auf diesen und jenen Feldweg, um nach der Ursache des Regenmangels zu forschen. Er versetzt sich immer mehr in den Zustand der Raserei, um mit Den Ahnen in Verbindung zu treten. Die Danz-bewegungen, der wilde Trommelschlag und Suggestion führen dann allmählich bid Entrücktheit herbei. Während des Tanzes trinkt er auch noch eine Medizin, einen Absud von gewissen Kräutern. Die Leute sagen dann selbst: „9bun ist er völlig be-trunfen." Will er diesen Zustand noch verstärken, so schnupft er noch pulverisierte Blätter von mkayukayu. Ist er in seinem Tanze und seinem Hin- und Hersuchen in Verbindung mit den Ahnen getreten, so verkündet er endlich seinen Wjeisheitsspruch: „Rufet alle Leute herbei; sie sollen opfern, und zwar im Busch, wo die Gräber der Ahnen sind'!" 'Damit ist die Aufgabe des fundi gelöst. Er wäscht sich nun schnell mit einer Mischung von Wasser und gestoßenen Blättern' das Gesicht, um wieder in seinen gewöhnlichen Zustand zu kommen. Zur Bestimmten Zeit bringen dann alle Interessierten je drei bis vier! Liter Reis oder ein Huhn, kochen alle Opfergaben und füllen einige aus Blättern gefertigte Dü-ten, die von alten Männern auf die Gräber gesetzt werden, wobei sie sprechen: „Sehet zu, wir sterben alle Hungers wegen der Trockenheit, führt doch Regen herbei!" Alles andere, also das meiste wird von den Beteiligten gemeinsam gegessen, wobei der fundi eine besondere Portion erhält nebst zwei Rupien. Dieser böse Geist Mbungi kann aber auch die Feldfrüchte für alle schädlich' machen, die davon essen, weshalb der Hausvater auf dem Ahnengrab oder auf dem Wege dorthin eine Opfergabe von allen Erstlings fruchten niederlegt. Dasselbe geschieht bei jedem Bierfest mit der Bitte, doch' ben Trunk zu Nutzen des Diesseitigen, anschlagen zu lassen. Hat jemand chronische Leibschmerzen, so kommt der Mbungi in Verdacht, daran schuld zu sein. Der Patient schnupft dann feingemahlene mkayukayu-iBIätter, worauf eine Art Trunkenheit eintritt. In diesem Zustand !geht er zu seinen Verwandten und erhält Hühner, Reis, Hirse usw. Damit geht et zum fundi, um ihn zur Beschwörung des Mbungi KU gewinnen. Diese bauert sehr tauge; sie .beginnt nach den Zurüstungen abends unb währt die ganze Nacht bis zum Morgen. Am zweiten Tage setzt sie sich nachmittags 3 Uhr fort und dauert bis 6 Uhr. Ich. konnte ben zweiten Teil dieser Feierlichkeit am 17. Dezember 1910 in Nambawala 1% Stunden südwestlich von Mohoro, wo verschiedene Stämme zusam menwohnen, mitansehen. Eine L e w a - 93 e f dji to ö r u n g. Ich kam mittags ins Lager und hörte ganz nahe Musik, zunächst Stimmen der Instrumente. Ich wandte mich dorthin uno sand die Musiker in friedlicher Ruhe beistimmen mit 'bent fundi. Ich erhielt über alles bereitwilligst Auskunft und die Leute zeigten nicht die geringste Scheu, wie das sonst an der Küste der Fall ist. Ich erhielt auch Erlaubnis an dem Abschluß der Be-schwömn g teilzunehmen. Das Weib eines Schmiedes vom Stamme der Maikitschi war von dem pepo Lewa befallen worden. Diese Lewa sei derselbe wie der Mbungi der Matumbi. Die Patientin war ein für Neger altes Weib von 35 Jahren, mager und zeigte einen eigentümlichen, ins Leere starrenden traumhaften Gesichtsausdruck. Was sie tat, geschah mechanisch, während sie für alle gaffenden und handelnden Personen teilnahmslos toar und alles still über sich er= gehen ließ. Sie war das Weib des Medizinmannes selbst, der nebenbei auch Schmied war. Ich sprach mit ihm vor der Beschwörung. Er war ein robuster, grob-knochiger Mann, sonst gemütlich, und lustig und nicht im geringsten bedrückt durch! den Zustand seines Weibles, timt dem er wie von etwas Alltäglichem sprach'. Aber auch bei seinem Opfertanze blieb er heiter und gemütlich und blieb sich seines Tuns be- wußt. Zuweilen kam er zu mir und erklärte den Vorgang und gab jede Auskunft. Der Gehilfe des Medizinmannes war ein junger, braunschwarzer Bursche von etwa 18 Jahren, schlank, mit feingeschnittenen Zügen, im Dienst träumerisch und ernst, zuweilen lächelnd; ruhig unb gemessen blieb er sich seiner Würde bewußt, die ihn weit über das Publikum erhob. Wenn er gerade nicht beschäftigt war, so unterhielt er sich, mit der männlichen Umgebung und verzehrte dazwischen ganz menschlich eine Mangofrucht. Gekleidet tear er wie alle anbereit, nur trug er eine schwarze indische Mütze. Zwei Männer toaren offenbar Vortänzer und hatten in der Kleidung nichts Besonderes. Das besessene Weib war festtäglich geikleidet mit enggeschlossenen Tüchern; um die Brust hatte sie noch ein eigenes gelbes Tuch 'gebunden. Zwei jüngere Weiber fungierten als Assistentinnen und mußten die Patientin bisweilen abklopfen unlb massieren. Dazu kamen noch zwei Trommler für kleinere Trommeln — ein dritter schlug die große Trommel. Zwei weitere Männer bearbeiteten mit aus Agave geflochitenen Schlägern zwei Messingteller auf Hiolz-mörsern. Das alles gab' zusammen mir den Gesängen einen 'großen Lärm. Das Publikum bestand aus verhältnismäßig wenig Männern, Wseibern, Knaben. Mädchen, Kindern jedes Alters, die gingen und kamen, sich' mehr oder weniger am Tanze beteiligend, besonders zahlreich über zu einer gewissen Lustration erschienen. Leute, die gerade des Weges kamen, gingen vorüber als an etwas Alltäglichem, ohne sonderlich Notiz zu nehmen. Weit mehr Beachtung fand ich mit meinem Notizbuch, du ich ulles aufschrieb. Aber niemund nahm uu meiner Anwesenheit Anstoß, im Gegenteil lachte man über meine Neugierde unib oft, wenn ich notierte, fugte einer ganz laut: „Jetzt schreibt er dies und dies." Die Ausstattung des gesäuberten Platzes vor der Hütte bestand in einer Bettstelle mit Mutte für die Lewa-®mnfe, einer ebensolchen für die Trommler, einem großen Holzmörser (umgestülpt) als Tischchen für eine geflochtene Wunne (lungu) mit folgendem Inhalt: eine größere Art Milchschüssel (bakuli) voll Wasser mit zweierlei Arten 'Schutzmitteln (hirizi), je zwei Stück, drei kleinere Schüsseln mit Zucker, flüssigem Hirsebrei und' die dritte leer zur Reserve. Ferner eine große doppelte Medizinschnur mit mehreren Sätzen von etwa zehn gelben, großen Glasperlen, jeder Satz getrennt durch! zwei 'große, ovale, schwarze Fruchtkerne; an der Schnur s)in= gen eine große und eine kleine Tasche mit eingenähten Medizinen. Sie wurde zuerst von dem fimdi, später von der Lewa-$mn= ken getragen. Dazu Boon noch eine Portion Salz in Papier;. der Boden des lungu war bestreut mit Hirsespreu. Bereitgehalten ward eine große geflochtene und verschnürte Tasche sowie ein Blechkoffer mit allerlei Medizinen und Säckchen voll heilkräftiger Pulver. Im Hause selbst wird in der Küche ein Topf voll Reisbrei zubereitet, ein großer Topf mit kochendem Wasser bereirgehalten, ein Tops mit Lustrationswasser und eine Art Besen zum Besprengen der Kranken. Ab und zu werden aus dem Jnnenraum der Hütte einzelne Medizinen geholt. Zu Beginn der Beschwörung wird Die Alte von den Assistentinnen in den Kreis geführt; der fimdi bestreicht ihr Gesicht mit Hirsebrei. Musik, Gesang und Tanz setzt ein, zuerst langsam, dann immer schneller; die Kranke muß alle Tänze mitmachen, jedoch viel langsamer als die anderen. Der Reigen vollzieht sich meist in Doppelschritt mit Zwischendrehung um die eigene Achse, in der Runde um die Klientin, die engere Kreise beschreibt. Dabei sind die Hände aller in fortwährender Bewegung, so daß das Ganze ein ungemein belebtes Bild gibt. Mitten im Tanze wirft die Alte ihr weißes Kopftuch ab, das Der knncli-Gehilfe aufnimmt und zuletzt auf Die Bettstelle wirst. Ju der ersten Pause wird das Weib von den Assistentinnen auf die Bettstelle gesetzt, an den 'Füßen massiert, und bekommt aus der Medizinschale zu trinken, — ebenso ein bestimmter Knabe. Zum zweiten Tanz ergreift und schwingt man zwei große Schweife von einem Wild; mitten im Tanz legt sich der fundi die große Medizinschnur wie eine Schärpe um, die Assistentinnen fassen zuweilen die Alte, -beklostfen ihre Schulter, Rücken und Brust, bis der fundi ihr die Medizinschnur umhängt, alles unter fortdauernder Händebewegung, Musik und Gesang. Dabei ist alles wohlberechnst und gesetzmäßig, so wild und regellos es dem Uneingeweihten auch vorkommen mag; sogar die Zahl der Runden ist genau bestimmt, desgleichen der Personen, die an den einzelnen Runden teilnehmen; zu Beginn eines Tanzes hört man öfter die flüchtige Bemerkung des fundi zum Vortänzer: „siebenmal so, sechsmal so" u. dgl. Während der zweiten Panse alles wie zuvor, Musik und Gesang werden nur vereinzelt fortgeführt. Beim dritten Tanz holt sich das Weib Zucker, trinkt aus der Schüssel, immer weitertanzend und ohne Weisung. Sie macht -absolut nicht den Eindruck, als ob sie unter Leitung des fundi stände oder der Vorgang ihr ein ungewohnter sei. Plötzlich schweigt die Musik und der Tanz hält ein, wahrend nunmehr Chorgesaugj zwischen den zwei Vortänzern und den Weibern einsetzt. Die Assistentinnen trinken vom Medizinwasser, die Lewa-^rtimie verläßt allein und ungehindert den Kreis, anscheinend irr der Ferne suchend, wohin der in ihr hausende Lewa-@eift ziehen wolle. Resultatlos kehrt die Alte in den Kreis zurück. 'Vierter Tanz und Musik; das Weib wird toielber beklopft, der fundi und der Vortänzer führen Solotänze mit wilden Sprüngen um die Alte aus, anscheinend den Lewa verfolgend. In der Pause holt sich die Alte wieder Zucker und trinkt; Chorgesang zwischen Vortänzern und Weibern. Die Trommler bestreichen ihre Trommeln mit dem Medizinwasser. Der fundi bereitet in der dritten Schüssel eine Spezialmedizin aus dem Koffer. Er selbst, die Alte, die Vorsänger und die Assistentinnen tri «fein davon.! Während des fünften Tanzes wird von dem Gehilfen das 'Weib in die Küche geführt, hockt sich- nieder, schiebt den Topf mit siedendem 'Wasser bis an den Leib und wird mit einem Stück Zeug überdeckt, bekommt also -ein Dampfbad. Draußen- Musik und Tanz nur vereinzelt, wie es scheint, nach Belieben. Sto-d) einiger Zeit rückt der Gehilfe den Topf wieder an das- Feuer, deckt das Weib ab, richtet es auf, besprengt es mit feem- Besen -an Armen, Oberleib und Kopf, wobei er den in Lustrationswasser eingetauchten Besen in der Rechten hält und immer gegen seine Linke schlägt. Sod-ann ist zweites Dampfbad und zweite Lustration. (Fortsetzung folgt.) Wie ich ein Christ geworden bin. Selbstbiographie eines jungen Dahomeers. Pater Bauzin, der seit 1898 an der Westküste Afrikas weilt, sendet nachstchen-den interessanten Artikel, der in origineller und anziehender Weise uns mit den Eindrücken und Gefühlen vertraut macht, die ein- Bewohner Dahomes (Afrika) während und n-ach seiner Bekehrung zum Christentum empfindet. * * * Du denkst vielleicht, daß ich- zwei oder drei Tage nach meiner Geburt von meinen ' Verwandten zur Kirche getragen wurde und dort die heilige Taufe empfing. Es scheint, wie uns der gute Pater erzählte, — und der Pater sagt immer die Wahrheit —, daß bei euch in Europa sich alles so zuträgt. Als ich zur Welt kam, dachten meine Eltern an ganz andere Dinge. Der Grund hievon ist leicht zu erraten, da meine Eltern Heiden waren-. Vor fünfzehn Jahren gab es no-ch keine Mission in Adjara. Im Hause meines Vaters war die Geburt eines- Kindes -keine Seltenheit. Wenn d-u die Ursache n-o,ch- nicht entdeckt hast, so will ich es dir einfach erklären. Wie jeder bessere Neger, d-er etwas -auf sich hält, besaß nämlich mein Vater mehrere Frauen. Er besaß eigentlich deren nur fünf. Du kannst dir leicht -denken, -daß es Bei uns an Brüderchen und Schwesterchen nicht fehlte. Gegenwärtig sind wir noch ■ dreizehn lebende Geschwister, und ich glaube, es sind mindestens fünfzehn gestorben. * Als ich eines Tages in einer vom Rauch geschwärzten und mit Stroh bedeckten Hütte bag Licht der Welt erblickte, schickte die Mutter einen Boten in das Haus meines Vaters und meldete: „ — Ich habe dir einen Knaben geboren." Der Vater, der vor seiner Hütte gemütlich sein Pfeifchen rauchte, erwiderte, ohne aufzustehen unb die Pfeife aus dem Mund zu nehmen: „ — Ich habe es gehört. Es ist gut!" Der Vater läßt sich eben durch! solche Kleinigkeiten nicht außer Fassung bringen. * Nach alter Sitte tourbe ich in einen großen Wasserbehälter hineingelegt und gebadet. An jenem Tage habe ich viel geschrien und geweint. Glaube aber ja nicht, daß meine Mutter es ungern hörte. Im Gegenteil, sie freute sich und meinte zu ihren Freundinnen: „Seht, wie der Kleine stark und kräftig ist, er kann gut schreien!" Sie war ganz stolz darauf, denn Mj war ihr Erstgeborener. Einige Tage später wurde mein kleiner Körper mit einer roten Teigmafse bedeckt, die mit der zerriebenen Rinde eines einheimischen Baumes bereitet wird. Alsdann trug mich meine Mutter in ihrem schönsten Anzuge zu ibrai Fetisch-priester des Ortes. Nach, den üblichen Begrüßungen bat bie Mutter den Fetisch-priester, er möchte doch seinen Fetisch befragen, um von ihm in 'Erfahrung zu bringen, was für einen Namen ich erhalten und welche Verpflichtung ich mein -ganzes Leben hindurch zu erfüllen haben werde. Die Befragung des Fetisches ergab, daß ich den Namen „Figuakponu" von nun an tragen, micf): lebenslänglich des Ziegenfleisches enthalten und nie ein LeNden-tU'ch haben sollte, bag mehr als drei Farben aufweise. Es wurde noch meiner Mutter prophezeit, daß ich sehr alt werden und viele ®inber haben würde. Die Mutter war ob des Ergebnisses überglücklich. Sie schenkte daher dem Zauberer eine Flasche alten, guten Wacholder-branntweines, zehn Kola und eine größere Silbermünze und brachte mich nach Hause zurück. .Ich muß zur Steuer der Wahrheit hin-zufügen, daß ich nicht in der Lage war, die vom Fetischpriester mir auferlegten Verpflichtungen selbst zu erfüllen, unlb daß die Mutter sie statt meiner genau beobachtete. Sie enthielt sich also nicht nur der ihr verbotenen Speisen, sondern aß auch! bis zu meinem fünften Lebensjahre kein Ziegenfleisch. Nie kaufte sie Stoffe mit mehr als drei Farben. Arme Mutter! 'Ganz im Banne des Fe-tiMismuA, kam sie, wie überhaupt alle heidnischen Frauen unseres Landes, diesen seltsamen Vorschriften (mit peinlicher Sorgfalt nach. * In meiner Kindheit hat sich nichts Außerordentliches zugetragen bis zu dem Tage, an dem ich meine ersten Schritte machte. Meine 'gute Mutter wachte mit der größten Sorgfalt über meine Gesundheit. Man macht sich wohl bei euch in (Europa keinen Begriff von der Behandlung der Kleinen durch die Mutter, um die Kinder stark und kräftig zu machen. Sie sei daher hier, und' zwar getreu, angeführt zur Empfehlung: Wenn der Kleine tüchtig getrunken hat, so nimmt ihn> die Mutter am Arme und schüttelt ihn gehörig, darauf ergreift sie Heft 8 und 9. Stern der Neger. 185 den anbeten Arm, bann das eine uüd endlich das andere Bein, wobei jebeSmial das SchüttÄit 'fräftigi geübt wird. Das Kind schreit nach Leibeskräften wie ein Borstentier, betn man den Hals durchschneidet. Das läßt aber die Mutter kalt; denn sie ist überzeugt, bias; durch diese Behandlung die eingenommene Nahrung in alle vier Haupt glieder des Keinen Körpers sicher gelangen wirds Für mich wurde keine Ausnähme von der allgemeinen Regel gemacht. Ich ward nacf): dem obigen Rezept regelrecht geschüttelt, und Wenn ich mich auch, dessen nicht mehr ganz entsinnen kann, so glaube ich doch hinzufügen zu können, daß ich wie alle anderen geschrien habe. Der Pater hat uns erzählt, man kenne diese Methode bei den Weißen gar nicht. Es ist dies zu Bebauern1. Übrigens sind die Weißen auch so sonderbare Leute. * Bis zum dritten Jähre diente mir während des Tages der Rücken bet Mutter als Lager. Die Frauen, welche so die Kinder auf dem Rücken tragen, haben die beiden Hände frei und- können leichter ihren Beschäftigungen nachgehen. Wie wir vom Pater hörten, trägt man bei euch die Kinder -auf dem Arm. Das muß sich aber sonderbar ausnehmen! Diese Art, die Kinder p, tragen, hat nach meinem Dafürhalten nur einen Nachteil. Wenn die Mutter -an der Lagune Wasser holte und -nach Hause zurückkehrte, kam es nicht selten vor, daß von dem Topfe, der das Wasser enthielt, Bei jeder unfreiwilligen Bewegung das kalte Naß sich über mein Haupt ergoß, was natürlich meinen Augen Tränen entlockte. Ich muß nämlich eingestehen, daß ich davor eine heillose Furcht hatte, und nicht ohne Grund. Sv oft wir an die Lagune kamen, wurde ich tüchtig -eingeseift und- abgew-a-toeni. Die Kleinen haben intimer eine begreifliche Scheu vor -betn Wasser. Ich mochte mich aber winden, weinen und schreien, wie ich wollte, die Mutter waltete ruhig ihres Amtes. War die -Operation an, der Lagune beendet, so bestieg ich wieder den Rücken der Mutter in der freudigen -Erwartung, daß es für heute genug wäre. Daher auch meine berechtigte Entrüstung, so oft ich unterwegs wieder vom Wasser überflutet wurde. * Allmählich erlernte ich das Gehen. Es war -auch bie höchste Zeit. Denn ein Schwesterchen, baS sich inzwischen eingefunden hatte, beanspruchte -meinen Platz auf dem Rücken der Mutter, den ich ihr, wenn auch mit einigem Widerwillen, abtrat. Ich wuchs heran. Welch eine Freude ist es da-, mit den anderen Geschwistern lyex= umzulaufen und sich im Staube wälzen zu können! Damals brauchte ich -um meine Hosen nicht besorgt zu fein; den Grund brauche ich wohl nicht anzugeben. Während- der schönen Nächte ertönte, sobald der Mond am Himmel erschien, die Landschaft mit seinem milden Lichte erleuchtete und dichtbelaubte Palmen lange Schatten toiarfen, die Keine Trommel, um alle Leute des Dorfes auf den Platz zu rufen. Es wurde gesungen und beim Tone der Trommel bis ffmt in die Nacht getanzt. Hatten die Trommler mit der Musik aufgehört, so kehrte ich nach Hause zurück, wickelte mich gut in mein Lende-ntuch ein, legte mich auf die Matte nieder und fiel bald in einen süßen Schlaf. Das war eine herrliche Zeit! Da gab es beständig freie Zeit, Ferien, wie man bei euch sagen Würbe, die nur an wenigen Ta- gen beim Einheimsen, der M-aisfelder unterbrochen wurden. Während der Maisernte ging ich mit den Dienstboten meines Vaters auf das Feld und wollte auch in einem kleinen Körbchen auf dem Haupte etliche schöne Maiskolben nach Hause tragen. So verlebte ich glückliche Jahre und wuchs wie ein kleiner Wildling heran. Der erste Schmerz, den ich empfand, wurde durch den Tod meiner Mutter verursacht. Ich mochte damals acht oder neun Jähre zählen. Eines Tages kehrte ich in ihrer Beglei-tun-g von einem entlegenen Markte zurück, wo wir Mais angekauft hatten. Unterwegs sagte sie zu mir: „Kind, ich bin müde!" Ich schaute sie an und wußte nicht, was ich erwidern sollte. Am folgenden Tage konnte sie nicht ausstehen. Das Fieber hatte sie befallen. Mein Vater befragte den Fetisch, um zu erfahren, ob die Krankheit schwer sei. Der Fetisch gab eine ausweichende Antwort: „Alle Menschen müssen sterben." Mein Vater war mit der Antwort zu-frieben und verkaufte einige Palmbäume, um Geld für Idas Leichenbegängnis zu beschaffen. * Drei Tage später starb die Mutter. Ich hatte -sie während der Krankheit nicht einen Augenblick verlassen und reichte ihr alle Heilmittel, die ich nach ihren Anweisungen genau bereitete. Es war -alles vergeblich. Sie wurde in der Hütte selbst bestattet, wie es hier Brauch ist. An jenem Tage weinte ich lange. Der Vater hingegen fand keine Zeit dazu. Er lvar vollauf damit beschäftigt, den Nachbarn, die ihm mit trockener Kehle ihr Beileid ausdrück- ten, den üblichen Trank zu reichen. Dabei vergaß er den eigenen Durst nicht, der sich nicht stillen lassen wollte. Es schien ihm das eben das beste Mittel, den Schmerz zu bannen und den Verlust der Mutter zu „betoein-en". Diese Trauerseier wurde neun Tage hindurch fortgesetzt. Es tut mir sehr leid-, bosj die Mutter ohne die heilige Dause starb. Wäre ihr Tod einige Jahre später eingetreten, zu der Zeit nämlich, wo ich in der Mission weilte, so hätte ich! den guten Pater benach-richtigt und hätte der Kranken keine Ruhe gelassen, bis sie endlich in die Taufe ein« -göwilligt haben würde. Das tat ich übrigens für meinen Vater, wie ich später berichten werde. AIs di-e Trauerzeit vorüber war, setzte ich mein sorgloses Leben fort. Inzwischen war die Großmutter zu uns herüberge-kommen und gab sich alle erd-enkliche Mühe, Bei den Kleinen die verstorbene Mutter zu ersetzen. Die -Großmutter gewann ich daher schr lieb. Ich holte ihr das für den Haushalt nötige Wasser. Wenn ich Fische in der Lagune -gefangen hatte, brachte ich sie der Großmutter, die sie dann verkaufte. Während sie den „Kalülu" für die Mahlzeiten bereitete, rauchte sie tüchtig -ans ihrer kurzen irdenen Pfeife. * So gingen rasch Die Tage dahin, und ich fühlte mich nicht unglücklich» Eines Tages erzählte uns der Vater, daß zwei Weiße ins Land gekommen seien, in den einzelnen Dörfern die Familienoberhäupter -aufsuchten und -von ilsiien Kinder sich erbaten, um sie in der -Sprache der Weißen zu unterrichten. Das hatte meine Neugierde stark geweckt. Bisher hatte ich von den Weißen, — bei uns heißen -sie eigentlich „Jewos", — nur einen gesehen. Es war dies ein Zollbeamter. Da das H-aus meines Vaters nur wenige Minuten von der Grenze entfernt war, kam er !£)ie und da zu uns. Man liebte i!hln nicht, weilt er alles sehen wollte, was man nach Hause gebracht hatte, und manchmal auch Geld verlangte. Wenn ich ihn von ferne kommen sah, rief ich jedesmal: „Der Weiße kommt! Der Weiße kommt!" Und dann machte ich! mich schleunigst aus betn Staube. Ich muß heute noch lachen, wenn ich daran henke und wenn ich die Kinder fliehen sehe, wie ich! es damals getan habe. Wenn der Beamte fortgegangen und jede Gefahr vorüber war, sprachen wir über thu: „Hast du den Weißen gefelem?. Hast du seine spitze Nase gesehen? Er ist gewiß nicht schön!" Bei uns toirb eine breite, Platte Nase für recht schön gehalten. Nach unserer Auffassung sind die Nasen der Weißen nicht schön. * Eines Tages wurde mein Water zum König von Adjcwcr gerufen. Er fanid dort den Pater Superior mit seinem Dolmetsch, ©er Pater sehte dem König auseinander, daß die Vornehmen 6e§ Landes mit dem guten Beispiel vorangehen raub1 ihm je ein Kind übergeben sollten. Da wandte sich der König zu meinem Water und sagte: „Nug-betegbe, hast du alles gehört, was der Pater gesagt hat? Morgen bringst btt unreines deiner Kinder hieher!" Mein Vater wollte zuerst wohl erwi-bem, daß er kein Weib und keine Kinder habe; aber in unserem Lande kennt man nicht den Ungehorsam gegen den König. '©r verneigte sich tief, berührte die Erde mit der Stirne und antwortete: „Gut, ich habe dich verstanden!" Als er nach Hause kam, sah er bekümmert aus. Des anderen Tages rief er mich zu sich und sprach: „Figuakponu, nimm jetzt ein tüchtiges Bad." Ich tat, wie mir befohlen wurde. Als ich zurück war, meinte er: „Nimm dein Lendentuch und deine Mütze, du mußt mich nach Adjara begleiten. Dü kommst in das Haus des Weißen!" Ws die Großmutter dies hörte, schrie sie laut auf. Sie warf dem Water vor, daß er mich dem Tode preisgeben wolle. Die an-beren Frauen suchten sie zu trösten. „Fürchte nichts, es wird ihm kein Leid geschehen!" Die geängstigte Großmutter erwiderte : „Ihr sprechet so, weil es sich nicht um eure Kinder handelt. Wenn mein lieber Figuokponu mich verläßt, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als zu sterben! Nie werde ich ihn wiedersehen!" Es wurde nämlich damals das Gerücht verbreitet, die Weißen wollten uns auf das Meer hinausnehmen, und wir würden die Eltern niemals wiedersehen. Um dem ©trat ein Ende zu machen, setzte der Vater den Hut auf, warf das Ende des Lendentuches auf die Schulter, zündete seine Pfeife an, ergriff seinen starken Reisestock und winkte mir, ihm zu folgen. Ich folgte ihm betrübten Herzens. Gern wäre ich unterwegs euSgerifjen und nach Hause zurückgekehrt, allein ich fürchtete mich vor dem Vater. Nach einem emstündigen Marsche gelangten wir znm König, der uns sofort zur Mission führte. Sobald ich den Pater erblickte, steigerte sich meine Furcht noch. Während er sich mit dem König und betn Vater unterhielt, schaute ich ihn mir näher an. Er war groß, feine Nase spitz. Er hatte etwas bleiche Haare unb ein bärtiges Kinn. Der Bart bewegte sich, wenn er sprach. Seither habe ich biete andere Patres gesehen. Die einen haben einen stärkeren Bart als die anderen; ich weiß aber noch nicht, woher das kommt. (Schluß folgt.) Wunderbare Bewegung zum Christentum in der Mongolei. Brief von P. O. Sonarix Seit zwanzig Jahren bin ich in den Missionen tätig. Ich war fast ausschließlich in Gebieten beschäftigt, in denen nur Kate-dj-u menen und Nettbekehrte wohnen. In diesen zwanzig Jahren habe ich! das Gluck ■gel£);ttbt, viele Christen zu taufen, und doch war M) nie der glückliche und zugleich betrübte Zeuge dorr einer derartigen, wunderbaren Bewegung zum Christentum, wie ich es seit zwei Jährett hier in der Umgebung meiner Residenz von Hata gewesen bin. Ich sage: „der glückliche Zeuge"; denn nicht genug kann ich Gott dankett für diese zahlreichen Seelen, die täglich dem hölli-schen Feinde entrissen wurden. Aber diese Freude ist mit Bitterkeit vermischt, wenn ich die erforderlichen Mittel entbehren mutz, die ihre Beharrlichkeit sicherstellen. * Mein ehrw. Vorgänger, Pater Uyt aus Millingen, hat diese staunenswerte Kate-chumenenbewegung, diesen Eifer der Bevölkerung für die christliche Religion- angeregt und angebahnt. Er war ein Heldenmütiger Pionier des katholischen Glaubens, der leider allzufrüh seinem apostolischen Eifer und bett Strapazen des Missionslebens erlag. In diesen für das katholische Apostolat lange unfruchtbar gebliebenen Gebieten hat er mit Ausbietung aller Kräfte diese herrliche Bewegung ge- schaffen, organisiert, geleitet und vorwärts gebracht. '(Sott hat ihn vom Kampfplatze in ein besseres Jenseits abberufen; aber vom Himmel aus scheint der liebe Verstorbene noch sein ihm so liebgewordenes Werk zu unterstützen. Ich möchte betn -gütigen Leser zeigen, wie sich hier diese Bewegung in auffallender Weise entfaltet. * In den Gebieten, die wir nur gang flüchtig bereist halben, da wir durch die täglichen Arbeiten vollauf in Anspruch ge-notttmen sind, gibt es viele Katechumenen, die ihren Katechismus mit dem größten Eifer erlernen. Wir brauchen sie gar nicht dazu anzutreiben. Selbst inmitten ihrer Familie studieren sie fleißig und weihen alle freien Augenblicke dieser Beschäftigung, die sie als die wichtigste erachten. Jtr allen westlich der Stadt Hata gelege-nen, früher dem Christentum ganz verschlossenen Gebieten, besonders aber in Men-gkuteou, sagen Kinder bon sechs Jahren vor betn Missionäre die Gebete imb einen Teil des Katechismus auf, die sie auf dem Schoße des Vaters und der Mutter erlernt haben. Dies entlockt uns oft Tränen der Rührung. Das letztere Tal, das nur 20 Li, etwa 10 Kilometer, lang ist, zählt erst wenige getaufte Christen. Aber die Gnade wirkt dort sehr mächtig und Bringt wunderbare Früchte hervor. Es hat stet) fast ganz Bekehrt. Es ist wie eine Vorhalle des Himmels, und mau vernimmt nur noch das lernte Beten christlicher Gebete oder das Hersagen der Lektionen des Katechismus. Diese guten Landleute Benützen die Ruhe, die ihnen der Winker auferlegt, um die christlichen Wahrheiten mit vieler Mühe zu erlernen; da die Schriftzeichen ihnen Bisher etwas llnBefannte§ waren, mag man sich die Anstrengungen vorstellen, denen sie sich. unterwerfen müssen. Unter der Leitung und Aussicht derer, die schon weiter vorcmgeschritten sind, erlernen alle, Vater und Mütter, Knaben und Mädchen, mehr oder minder schnell die einzelnen Teile des Katechismus. Dieser Eifer Bleibt für jedem unerklärlich, der die Schwierigkeiten kennt, die zuvor zu üBetimroben sind. Die Nenbekchrten halten sich schon, in der Glut ihres frischen, ükerschKumercken Glaubens, für alte Christen und Beobachten Bereits mit einem GlaubenAeiser, den ich Bei Anfängern noch nie so lebendig und tatkräftig gesehen habe, alle Gebote Gottes und der Kirche. Sie Haben sogar schon eine Glocke angesaust, die sie morgens und abends zum gemeinsamen GeBete und zu dem Sonntagsgvttesdienste ruft. Wenn man das Tal Betritt, würde man glauben, man habe vor sich eine alte Ehristeuge-mcin-de, die Plötzlich aus dem Boden hervorgetreten ist. Digitus Dei est liicj Das ist Gottes Finger! Gott, der sie zum Glauben geführt hat, scheint für diese Gemeinde und für alle Gruppen von Katöchumenen dieser 100 Li langen unb' 50 Li breiten Gegend eine besondere Vorliebe zu Bekunden. Für diese väterliche Fürsorge von seiten der Vor- sehung sprechen die außerordentlichen Gnadenerweise, die Balb hier, Bald dort gespendet werden und sich von Mund zu Mund toeiterBerBraten. Sie tragen nicht wenig dazu Bei, den Bemerkenswerten Eifer der Leute zu stärken, und tiertangen, auch von unserer Sette eine ganz Besom bere Mitwirkung. Das Gebet und die heilige Taufe Bringen ausfallende Wirkungen hervor. Es seien hier einige Beispiele airgeführt. * Ja, das Gebet! Wenn ein Christ regelmäßig betet, so ist sein ewiges Heil ge= sichert. Tut ein Katechumen das .gleiche, dann erst weiß man, daß er den Glauben Besitzt, und man kann die Hoffnung hegen, daß diese Seele gerettet ist. Nun, unsere Katechumenen Beten alle, und ihr Gebet findet nicht selten eine unerwartete Erhö-rung. Ein Hirt Befand sich auf einem hohen Berge, als ein getoaltigeS Gewitter anbrach. Die Hagelkörner erreichten die Größe von Taukbeneievn. Hier werden jedes Jahr zahlreiche Schafe durch die Hagelkörner getötet. Unser Katechuinene kniet sofort nieder und Betet zu seinem neuen Gott, dem wahren Gott, der dem Hagel zu Befehlen hat und die einzelnen Körner leitet. ©ein Breiter Strohhut wird an verschiedenen Stellen von den starken Körnern durchhohrt, die Schafe hingegen bleiben alle unverletzt. Er Betet weiter, um Gott für feinen Schütz zu danken, und führt am Abend feine Herde unversehrt nach Hause. Das ganze Dorf erkannte mit ihm darin eine besondere Fügung der Vorsehung, und man lobte unb pries den einzig wahren Gott der Christen Bis tief in die Macht hinei n. * Es möge hier noch ein anderer naiver Zug aus dem Leben eines Hirten folgen, der zu betn Gott, den er saunt kannte, ein großes Vertrauen hatte. Als er eines Abends zurückkehrte, öe= merkte er, daß ihm eines seiner wertvollsten Schafe fehlte. War es einem Wolfe zum Opfer gefallen oder in einen Abgrund geraten? Unser Mann betete, kehrte in das Gebirge zurück, um es aufzusuchen; unterwegs betete er MS Vaterunser in beut festen Vertrauen, daß Gott ihm hellen werde. So schritt er immer weiter geraibe« aus und kam zu einem1 engen Spalt, in welchem er im Halbdunkel der Nacht etwas Weißes erblickte. Das Schaf lag auf dem Rücken fest eingeklemmt, die Beine nach oben gerichtet, und war feinem Ende nahe. Er kam noch1 rechtzeitig, um es aus feiner Lage zu befreien. Und selbst wenn es am Leben geblieben wäre, hätte es den Wölfen nicht entgehen können, - die in Diesen Schluchten sehr zahlreich find. Wie der gute Hirt des Evangeliums nahm er freudig das wiedergefundene Schaf lein und1 brachte es mit 'Freude und Tank zum Stalle zurück. Des anderen Tages kamen die Nach-barn hinzu, beglückwünschten ihn zu feinem Funde, beschauten und betasteten das gerettete Schaf und lobten den gütigen Gott, der ihm aus der Not geholfen fyatte. In einer Entfernung von 40 Kilometern wohnte ein braver Familienvater, der erst vor wenigen Monaten Katechnntette ge-toorben war und zwei 'Söhne hatte. Eines Tages spielten sie miteinander auf dem K'aug. Der eine sprang herunter; der andere wollte ihm nacheilen und sprang ebenfalls herunter. Unglücklicherweise stieß er mit Dem Kopfe gegen ein großes Stück Holz, so daß er eine klaffende Wunde erhielt, aus der das Mut stark hervorspritzte. Das arme Kind blieb bewußtlos auf dem Platze liegen. Darob große Bestürzung in der Familie. Der Vater nimmt den Sohn auf die Arme und trägt ihn zu einem christlichen Bilde, vor dem er dann fein Herz in flehentlichem Gebete ausschüttet. Der Kleine fmumt wieder zum Bewußtsein, doch> scheint er ganz abgestumpft. Er nimmt weder Nahrung noch Trank zu sich. In heller Verzweiflung beginnt der Vater von neuem zu Gott zu flehen, daß er ihm feinen Sohn wieder gesund zurückgebe. Er weint und bittet inständig. Gottes Vaterherz hat mit dem tiefbetrübten Vater Mitleid und belohnt einen so festen Glauben. Das Kind wendet sich zum Vater, der in feinem Schmerze jammert und klagt, lächelt ihm freundlich zu und erklärt, daß es gesund ist. Man reicht ihm Speisen, die es mil gutem Appetit verzehrt. Das Kind war in der Tat ganz gesund. Diese Gebetserhörung bestärkt die Nach-baru in ihrem Glauben, und einige Familien lassen sich für das Katechumenat einschreiben. * Eine besonders hohe Achtung! haben nufere Christen vor dem ^eiligen Sakrament der Taufe. Eine alte Frau war dem Tode nähe. Sie war noch nicht getauft. Sie fürchtete daher sehr, sie könnte in die Holle kommen zu den Heiden, mit denen sie aber schon gebrochen hatte. In aller Eile wird ein Christ herbeigeholt. Dieser verhilft der Frau zu ■einem Akt der Reue und spendet ihr das Bad der Wiedergeburt. Die Kranke, die vorhin noch zu Besorgnissen Anlaß gab, erhebt sich toon ihrem Lager. Des anderen Tages war sie völlig genesen. Ihr alter Gatte zeigte sich gegen Gott dankbar; von jenem Tage an gab er sich der christlichen Religion mit vollem Ernste hin, und trotz seines hohen Alters (er zählt bereits siebzig Jahve) hält er das Fasten- und Abstinenzgebot in aller Strenge. In igfeicfjetn Sinne sucht er -ans die Heiden und die Katechumenen seiner Umgebung einzuwirken. Er meint, der Himmel der Christen sage ihm. sehr zu, und er hoffe, ohne allzu große Mühe hineinzukommen; er arbeite gar nicht mehr am Sonntag; seit Monaten habe er das Fluchen g>anz unterlassen; das Gebet sei für ihn eine wohltuende Ruhe, ja ein Bedürfnis geworden; das Fasten sei bei ihm nicht schwer, und die übrigen Gebote ließen sich ibei seinem Alter leicht durchführen. Diese Fälle möchte ich nicht als Wunder ausgeben. Und doch kommen so viele auffallende Tatsachen vor, daß ich mir sage: „Will Gott wirklich durch solche Gebets-erhörunigen unsere Kaiechuinenen dazu bewegen, daß 'sie eifrige Christen werden, so kann er es nie besser erreichen." * Ter Eifer, mit dem diese Leute sich unserer heiligen Religion zuwenden, ist doch 'sicherlich in jeder Beziehung ausfallend! Noch nie habe ich eine solche Bewegung gesehen! Die zahllosen Gebetserhörungen, mit denen Gott das große Vertrauen der jungen Christen belohnt, die Taufe, die Gebräuche unserer heiligen Kirche sind in der Hand des Allerhöchsten geeignete Mittel, immer neue Katechumenen zu gewinnen und sie im Glauben Zu bestärken. Sizici, S ch i ck sale einer Neg e r s k lavi n. Von ihr selbst erzählt. „In meinen Kinderjahren wohnte ich in einem hübschen Dorf, weit, weit von hier.* Mein Vater war ein geschickter Elefantenjäger und brachte von seinen Jagden häufig ungeheuer große Elefantenzähne mit nach Hause, wo er fie aufspeicherte, um sie gelegentlich an Araber oder an Händler, die von der Küste kamen, zu verkaufen. Eines Tages erschienen Kaufleute aus Sansibar, um einige Lasten Elfenbein gegen' Perlen und Rollen Kupserdraht einzuhandeln. Als sie meiner ansichtig wurden, sprachen 'sie den Wunsch aus, mich mitzunehmen, um mich ihrem Herrn als Ge- * Sizia erzählte ihre Erlebnisse in Uschirombo (Vikariat Unyanyembe) der ehrwürdigen Schwester Maria Joachim. schenk anzubieten. Ich brach bei diesem ihrem Vorschlag in Tränen aus, aber mein Vater sagte beruhigend: „Sei doch still, diese Männer tun dir nichts zuleide; sie wollen dich nur zu entfernt wohnenden Verwandten bringen!" Nachdem man einige Zeit über den Preis verhandelt hatte, gaben die Händler meinem Vater einige Ellen Stoff, und er erklärte sich damit zufrieden. Dann wurde ich ohne Erbarmen dem Hause, in dem ich meine Kindheit verbracht hatte, entrissen und mit anderen jungen Mädchen unseres Dorfes fortgeführt. Über kurz waren wir alle an einen Mulung-wani verkauft. Diesem gefiel es, mich zur Frau zu nehmen, während die anderen Mädchen seine Sklavinnen wurden. Nach kurzer Zeit schon starb mein Herr an -Gift, das ihm eine seiner früheren Frauen, die er verstoßen hatte, aus Rache heimlich in seinen Trank mischte. So war ich wieder frei. Freudig nahm ich den Vorschlag eines durch den Tod meines Herrn ebenfalls frei-gÄvord-enen Sklaven an, mich zu meinem Vater zurückzuführen. Obwohl dieser Sklave grausam und hinterlistig gegen mich gehandelt hatte, wünschte ich ja doch nichts sehnlicher, als nach Hause zurückzukehren, nahm ich feinen Vorschlag an. Doch bald wurde ich gewahr, daß mein Führer mich getäuscht hatte; denn -anstatt die Richtung nach meiner Heimat -einzuschlagen, geleitete er mich in sein eigenes Haus zu seiner Mutter. Diese Frau nahm mich freundlich auf, und nachdem sie mich vom -Kopf bis zu den Füßen neugierig gemustert hatte, sagte sie zu ihrem Sohne: „Du hast eine -gute Wahl getroffen, mein Sohn, die -nimm zu deiner Frau!" — Ich sträubte mich heftig dagegen. „Du hast mich, überlistet, Kanyoka," sagte ich entrüstet, „ich will dich nicht zum Manne haben-! Du hast mich betrogen!" Kanyoka ärgerte sich gar nicht über meine Heftigkeit, sondern erwiderte freundlich: „S-ei doch nur ruhig; Du wirst es hier gut haben; sieh nur das schöne, große Haus und die vielen Vorräte! J-ch werde immer gut gegen dich fein." — Ich hatte mich auf einen Wutausbruch seinerseits vorbereitet, aber vor seinen sanften Worten verrauchte mein eigener Zorn. So ergab ich mich denn seufzend in mein -Schicksal. Im Hause befanden sich noch zwei -andere Frauen, die mich- bedienen sollten. Eines Tages nun war der Herr des Hauses -ausgegangen. Die beiden Sklavinnen begaben sich zum Walde, um Holz zu holen; und da ich nicht allein zu Hause bleiben wollte, begleitete ich sie. Kaum h-atten wir -das -Gehölz -betreten, da stürzten sich bewaffnete Männer auf uns, um uns zu fesseln. Dann -schleppten sie uns waldein-wärts/ wo schon andere Opfer der Raubgier dieser Sklav-enräu-ber mit dem Strick -am Halse ihrem Schicksal entgegensahen. Im ganzeu waren wir sechs Frauen und drei Männer. Letztere versuchten sich zu wehren, wurden aber vor unseren Augen niedergemacht. Obwohl zitternd vor Angst, mußten wir alle unsere Kräfte anspannen, um unseren Entführern zu folgen; denn sie drohten uns jeden Augenblick mi-t dem Tode. So kamen wir -endlich bei ihrem König an. Nachdem dieser uns alle prüfenden Auges betrachtet hatte, befahl er, meine Bande zu lösen, und schenkte mich einem seiner Freunde, der mich zu sei-ner Frau machte. Ich glaubte, endlich am Ziele meiner Serben zu sein, denn der Häuptling, dem ich zugesallen war, behandelte mich mit Güte. Da -wurde er von einem -mächti-gen Nachbarn, der mit ihm verfeindet war, angegriffen und- verwundet; die feindlichen Neger plünderten das Haus und schleppten mich mit fort. Es gelang mir jedoch, den Räubern zu entkommen, und so floh ich denn in eine Wildnis, wo ich vier Tage lang ohne Nahrung und ohne -die -geringste menschliche Hilfe umherirrte. Von Hunger und Müdigkeit erschöpft, kam ich endlich an das Ufer eines Flusses. Die Strömung war jedoch so stark, daß sie mich unfehlbar fortgerissen hätte, wenn ich es gewagt -hätte, mich den Fluten anzuvertrauen. O, wenn ich an das andere Ufer hätte gelangen können! Dann wäre ich gerettet gewesen, denn ich hätte dann- einen großen Vorsprung vor meinen Verfolgern gehabt. Umsonst lief ich flußauf-, flußabwärts, um einen Rettungsweg zu erspähen. Aber da war keine Furt, kein Baumstamm, der zur rettenden Brücke Heft 8 und 9. 193 Stern d er Neger. hätte werden können. Obwohl sich das Unglück an meine Fersen heftete, hing ich noch am Leben, und ba meine Kräfte mich zu verlassen ansingen, beschloß ich, mich wieder landeinwärts zu wenden, auf die Gefahr hin, meinen Verfolgern in die Hände zu fallen. Und das geschah — ich wurde ergriffen und, ba ich es -gewagt h-atte, zu war, sah mit scheelen Augen, wie zärtlich er mich behandelte. Sie ließ mich während ber Abwesenheit ihres Sohnes diese Bevorzugung teuer bezahlen, 'so daß ich schließlich 'meines Lebens nicht mehr sicher war. Sie war übrigens eine gefürchtete Zauberin. Mit dem Gift einer Schlange, die sie bei sich oatfgog, bereitete sie einen Kinder auf sleuguinea. entfliehen, noch roher behandelt als zuvor; man hatte nämlich den Befehl gegeben, mich als flüchtige -Sklavin an den ersten besten zu verkaufen. -Ich wurde denn auch bald an einen Mann verhandelt, der Ka-fuku hieß und der der Vater meiner kleinen Nakwesi ist. Aber ber Gott der Christen, den ich seitdem kennen gelernt habe, hat über mich gewacht, denn mein Los ward von nun an erträglicher. Jedes Jahr ging KafUku zur Küste, um dort mit den Arabern und Indern Handel zu treiben. Wenn er zurück kam, brachte er Perlen und Kleiderstoffe für midji mit und überhäufte mich mit Geschenken. Seine Mutter, die in der Hütte nebenan wohnte und gegen die mein Mann weniger freigebig tödlichen Trank, mittels dessen fie ihre Feinde aus der Welt schaffte. Als ich eines Tages in meiner Hütte mit dem Kochen des bugali (Mehlbrei) beschäftigt war, hetzte sie ihre -greuliche Schlange auf mich. Plötzlich- gewährte ich das Tier am Eingänge der' Hütte. Entsetzt flüchtete ich mich weit hinten in die Hütte, aber bie Schlange war bereits an der Wand -hinaufgckkrochen und in dem Grafe, welches d-as Dach bildete, verschwunden. Auf einmal fiel das Tier -auf mich herab, ringelte sich um meinen Arm und biß mich. Ich schrie aus Leibeskräften und alsbald kamen die Nachbarn herbei. Niemand h-atte j-edoch -ben Mut, sich zu nähern. Endlich fand sich ein Tapferer, der mich von dem gefährlichen Reptil befreite und es in Stücke hieb. Mein Retter legte mir ein Heilmittel auf die Wunde und gab mir einen Trank, Iber dem Gifte auch innerlich entgegenwirkte. Meine Nachbarinnen, die mich liebevoll pflegten, gaben mir den wohlgemeinten Rat, ich solle mich dem Haß der alten Zauberin entziehen. Gerne hätte ich mich geflüchtet, aber wohin sollte ich mich wenden? Und wie hätte ich mein Kind verlassen können! Auch erwartete ich jeden Augenblick die Rückkehr Kafukus, der sich einer Karawane >ou§ Bagomoyo angeschlossen hatte. Die Gegenwart meines Mannes würde mich, so hoffte ich, vor den Nachstellungen meiner Feindin schützen und mir vielleicht eine Gelegenheit verschaffen, für immer aus dem Bereich der Zauberin zu kommen. Eines Tages erhielt ich den Besuch einer Frau, die 'aus llschirombo kam. Tundwa, dies war ihr Name, erzählte mir, es hätten sich in jener Gegend Weiße angesiedelt, die voll Güte und 'Erbarmen seien und eine sehr schöne Lehre verbreiteten; sie pflegten auch die Kranken und unterwiesen die Leute im Land'- und Häuferbau. Mein Erstaunen über das Gehörte wuchs, als ich erfuhr, daß auch w>eiße Frauen aus der Ferne gekommen seien, um ebenfalls diese Werke der Barmherzigkeit zu üben und alle Frauen und Mädchen, die sie um Obdach bäten, in einem großen Hause aufzunehmen. „Allerdings," fügte meine Besucherin hinzu, „Faulheit wird bei ihnen nicht geduldet, alles muß arbeiten; aber man ist bei ihnen in Sicherheit, lebt glücklich und zufrieden. Das wäre etwas für dich!" Dieses Gespräch kam mir nicht aus dem Sinn.. Ich hatte nur noch den einen Gedanken, diese weißen Frauen kennen zu lernen. Ich wollte mein Geheimnis nie- mand mitteilen, aber 'auch um keinen Preis bei der alten Megäre bleiben. AIs daher der Zeitpunkt nahte, wo Kafuku wieder nach der Küste reisen sollte, bat ich ihn inständig um die Erlaubnis, während seiner Abwesenheit meine Familie besüchen zu dürfen. „Gehe," sagte er, „wenn es dir Freude macht, aber laß das Kind hier!" — Mein Kind in den Händen dieser bösen Frau lassen? Niemals! Lieber hätte ich hundertmal mein Leben aufs Spiel gesetzt. — „Nakwesi ist noch zu klein, um die Mut-ter entbehren zu können," antwortete ich, „ich bitte dich, laß sie mit mir gehen!" — „Nun denn, wie du willst!" erwiderte mein Mann. Voll Mut und' froher Hoffnung machte ich mich auf den Weg, obwohl ich mir nicht verhehlte, daß mein Unternehmen kühn unö voller Gefahren sei. Nach mehrtägigem MarHe gelangte ich an ein Port.* Die Leute, die mich an jenem Abend beherbergten, sagten warnend: „Diese Wildnis ist sehr groß und voll wilder Tiere." Ich ließ mich jebocE) von meinem Vorhaben nicht abwendig machen, und aus Angst, man könnte mich zurückhalten, verließ ich anderen Morgens mein Lager, noch ehe mein Wirt erwacht war. Während id) mich durch das von bet Sonne verbrannte und vertrocknete Gestrüpp arbeitete, gewährte ich allenthalben Überreste von Tieren, die unter den Zähnen von Löwen und Panthern verblutet und in Stücke zerrissen waren. Hier lag ein Kopf, dort eine Keule. Da wurde mir doch bange und ich dachte schaudernd: das ist das Los, das dich erwartet! Wie soll ich es nur heute nachts anfangen, ganz allein mit dem Kinde, um mich gegen diese Bestien zu verteidigen? — Bei meiner Ab- * Wildnis, Wüste. rase hatte ich in mein Kilindo * drei Schachteln Zündhölzchen gelegt. Zwei davon h'atte ich jebocs) schon verschenkt, um die Gastfreundschaft, die mir zuteil geworden war, zu belohnen; es blieb mir nur noch eine übrig, und ich mußte sparsam sein, um für mehrere Nächte Feuer zu haben. Gegen Mend machte ich Halt. Nachdem ich! aus trockenen Blättern ein weiches Lager für mein Kind zurechtgemacht hatte, legte ich die arme Kleine, die nichts ahnte und fröhlich lachte, zur Ruhe. Bald war sie eingeschlafen, während ich ab- und zuging, um einen großen Vorrat trockenen Holzes zu sammeln; denn ich mußte die ganze Nacht ein Mächtiges Feuer unterhalten, um die wilden Tiere zu verscheuchen. AIs es ganz dunkel war, hörte ich von weitem das Brüllen der Löw en und nach einiger Seit vernahm ich wuchtige Tritte in den Büschen; die trockenen Zweige krachten unter den Tatzen der Untiere und diese kanten näher und näher. Bald mußte es um uns geschehen fein! Trotz meiner Todesangst fuhr ich fort, das Feuer anzufachen und ihm neue Nahrung zuzuführen. Zudem mußte ich darauf achten, daß der Blätter-l)aufen, auf dem das Kind! lag, nicht in Flammen aufging. Die Löwen waren ba in nächster Nähe, aber sie wagten es nicht, die Schranken zu durchbrechen, die das Feuer zog. Das schreckliche Brüllen machte mich bis zuin Morgengrauen erbeben. Eud-lidji zogen sich die Bestien zögernd zurück und schließlich entfernten sie sich ganz; sie stellten anderer Beute nach, auf deren •Blutige Reste ich am folgenden Tage stieß. Ich war recht müde, aber trotzdem wanderte ich den ganzen Tag mit meinem Kind aus dem Rücken, um noch vor Anbruch der Nacht diese fürchterliche Wildnis im Rük- * Eine Art Korb mit Deckel, aus Baumrinde gefertigt. keir zu haben. Ohne große Mühe hätte ich mir mit dem frischen Fleisch, auf das ich bei jedem Schritte stieß, ein wahres Festmahl bereiten können. Aber die Angst war stärker als der Hunger, und ich! strengte meine Kräfte zur äußersten Eile an, um nur bald zu diesen weißen Frauen zu kom-meu, bei denen ich Sicherheit und Frieden finden sollte. Aber die Aufgabe, die ich mir gestellt hatte, war zu groß. Ich kam nicht ans Ziel und die Nacht überraschte mich zum zweitenmal in dieser schrecklichen Einsamkeit. Als das nächtliche Konzert von neuem be-gann, verlor M> einen Augenblick den Mut und glaubte, alles sei verloren. Zu Tode erschöpft von dem anstrengenden Marsch, vor Hunger fast ohnmächtig, schien es mir; als ob ich nicht mehr die Kraft haben würde, eine Nacht wie die vorige zu durchleben. Nur der Gedanke an mein Kind verscheuchte die düsteren Gedanken. Sollte ich jetzt, toy: ich so nahe dem Ziele war, an seiner und meiner Rettung verzweifeln? — Die Mutterliebe stählte meine Kraft. Jch> begann, dieselben Vorbereitungen wie am Vorabend' zu treffen. — Die ungebetenen Gäste ließen nicht auf sich warten. Sie näherten sich dem Kinde Big auf einige Schritt, aber ich schrie, so laut ich konnte, und schwenkte iBrennenbe Zweige vor ihren Augen hin umb: her, und siehe — noch einmal zogen die Unholde sich zurück, ohne uns ein Leid getan zu haben. Ant nächsten Tage kamen wir an der Grenze von Uschirombo an. Die ersten Menschen, denen ich begegnete, fragten mich, woher ich' denn so allein mit dem Kinde käme. „Ans dem Pori!" antwortete ich. Sie wollten es nicht glauben. „Du, eine unbewaffnete Frau, willst, mit einem Kinde das Pari durchwandert ha- ben? Das ist unmöglich! Nur gut bewaff- nete Männer können eine solche Tollkühnheit wagen." — „Wenn ihr mir nicht glaubt," sagte ich, „so geht doch selbst in die Wildnis unb holt euch die Keulen und GazellenviertÄ, die die Löwen heute nachts dort übriggelassen haben; und wenn ihr dann euer Mahl gehalten habt, so sagt mir noch einmal, daß ich euch ein Märchen erzählt habe." AIs 'ste von dem Schmause hörten, der dort zu halten sei, waren sie alle bereit, hinzulaufen, nur wollten sie, ich solle gleich im nächsten Dorfe Halt machen; sie fürchteten wohl, ich möchte auch anderen von dem Fleischreichtum in der Wildnis erzählen und ihnen so die Beute verkürzen. Aber selbst das Versprechen, ich! würde selbst einen Anteil daran erhalten, konnte mich nicht bewegen, bei ihnen zu bleiben. Ich hatte noch zwei Tagmärsche bis zur Mission und sehnte mich, ans Ziel zu gelangen und mich von bei: Wahrheit der wunderbaren Kunde zu überzeugen. Nachdem ich also einige Stunden im Dorfe ausgeruht und Nahrung zu mir genommen hatte, machte ich mich auf den Weg, im frohen Bewußtsein, den schwierigsten Teil der Reise überstanden zu haben. Die nächstfolgende Nacht brachte ich in einer verlassenen Hütte zu, und sobald der Morgen graute, setzte ich meinen Weg fort, es wär die letzte Strecke. Noch bevor es Abend geworden war, langte ich in der Mission an. Ich betrat den Hof der Mis-fionäre, wo Arbeiter ab und- zu gingen, und sehte mich in eine Ecke; denn meine Füße versagten mir fast den Dienst. Man hatte jedenfalls die Patres von meiner Anwe- senheit benachrichtigt, denn jetzt kam einer von ihnen auf mich zu und fragte mich freundlich, wer ich sei und w-as ich wolle. Ich antwortete ihm, daß ich von weither gekommen sei, um die Weißen Frauen zu sehen und sie um ein Obdach zu bitten. Da ließ mich der Missionär zu den Schwestern geleiten, und so kam ich zu euch!" Schwester Hievonhma fügte dem Berichte bei: Sizias sehnlichster Wunsch war, ihre kleine Nakwesi möge bald die heilige Taufe empfangen, und so ist -baS Kind, dank seinem zarten Alter, bereits eine Christin geworden. Es wurde auf den Namen Her-mine getauft. Die wackere Mutter dagegen hat die lange und mühsame Vorbereitung, wie sie für Erwachsene vorgeschrieben ist, durchzumachen. Sizia ist eine der eifrigsten Katechnmenen unserer Mission und zeichnet sich ni-cht minder durch- ihren klaren Verstand als durch edle Gesinnungen und ihr gutes Herz aus. Einstmals fragten wir sie: „Was wird aber Kafuku sagen, wenn er von -der Küste zurückkommt? Fürchtest du nicht seine Rache, wenn er gewähr wird, daß du sein Haus auf immer verlassen hast?" Die junge Frau sah uns mit einem Blick voll ruhiger Zuversicht -au und sagte: „Kafuku hat ein redliches Herz, er weiß wohl, daß er mir erlaubt hat, fortzugehen. Tundwa wird ihm sagen, wo ich bin. Wenn er dann hi-eherkommt, wird er die Missionäre kennen und- lieben lernen, und wenn er dann, wie ich hoffe, Christ wird, so wollen wir hier unsere Hütte bauen." .Afr.-B." 1906. Das Kamel. Wie zur Zeit der Patriarchen, so IMlIbet auch heutzutage das KaMel den Hauptt-reichtum und den teuersten Schatz Iber nv-madistevenben Wustenb-Ävvlhner. Wenn ein Sinaischeich 50 Kamele besitzt, so ist er ein Krösus; elend aber im höchsten Grade ist derjenige, welcher nicht einmal Mitbesitzer eines Kamels ist. Nach der Ansicht vieler Araber schuf AWcch das Ka-md und ibiie Dattelpalme aus demselben Le!hm wie Adam selbst. Sie waren mit Adam im Paradies und werden auchl seine Genossen im künftigen £ä>en sein. Nach der Me^inung mancher Stämme der Sinai-beduinen besaßen anfangs nur die Juden das Kamel und wollten es unter keiner Bedingung den Arabern abtreten. Nur durch List gelang e§ den letzteren, sich der Kamele zu bemächUgen. Der Wüstenbeduine lebt im vollen Sinne tbeS Wortes vom Kamel; das Kamel ist für feine Existms unbedingt notwendig. Es fordert von feinem Herrn säst gar -nichts und gibt ihm alles; es liefert die Nährung (Milch und Fleisch), Kleidung (Haar und Haut), ja sogar seinen Mist als Brennmaterial. Aus dem KIa° mechaave bereitet er sich alles: Gürtol, Stricke, Mäntel, Teppiche, Zelttuch, Satteltaschen und — Kissen usw. Dem Kamel vlLvdankt der Araber auch seinen Verdienst und sogar seine Frei^h-eit, die er über alles 'schätzt und ließt. In Gefahr ladet er seine Habe und seine Familie aus den Rücken seines Tieres, mit seiner Hilfe richt er sich in die unzugängliche Wüste zurück und entgeht so dem Joche des Eroberers. Hatte der Araber sein Kamel nicht, so würde er schön längst das Los des von ihm verachteten Fellachen teilen müssen, der -am User des Nil oder Orontes den Karren ziehen muß. All dessen ist sich der Araber wohl be-wußt und deshalb schätzt er sein Tier sehr hoch. Er denkt an b-as Kamel früher als an sich selbst, vor allem an das Futter und die Tränke, dort wo keine Weide zu f,in6en ist. Auch bei allen wichtigen FeieMWei-ten, Festen und Spielen darf bag Kamel nicht fehlen. Vom Kamel aus verWNd-ete Moham-med Gesetze und Kriege; vom Kamel aitS-spricht der Prediger zu den tu Mekka versammelten Pilgern; di-e -erste' Moschee soll an jener Stelle erbaut worden sein, wo die Kamelstute Mohammeds auf seiner Reife ausruhte. Selbst in den Himmel wollte Mohammed nicht anders als auf dem Rücken d-es Kamels steigen. Nach einer weitverbreiteteü Fabel ritt Mohammed, im Augenblick seiner Aufnähme durch den Erzengel Gabriel, ein Kamel von- so maßloser Größe, daß der eine Frrß damaszenischen- Boden betrat, während -der zweite in Kairo, der dritte auf dem Sinai und ber vierte in Mekka den Staub der Erde berührte.* Wenn ein weibliches 'Kamelsüllen au!f die Welt kommt, nimmt es manchmal bag Familienoberhaupt in feine Arme, trägt es -vor das Zelt und ruft: „Ein Kind ist uns geboren." Unlb es wird auch wirklich so gehegt und gepflegt wie ein Kind. Amulette werben ihm an den Herls gchän-gt, um es gegen „den bösen Blick" §.U' schützen. Fast nie quält ein -echter Araber das Kamel, sondern muntert es durch gewisse Melodi-en oder leichte Schläge zum schnelleren Gange auf. Er pflegt auch zu sagen: „Wenn- mein Kamel zufrieden ist, so bin id)' es -auch." Jedes feinem Kamel * Unter den „gelehrten" Imam des Islam wird die große Streitfrage behandelt, ob man Kairo oder Jerusalem die Ehre zuerteilen soll, den Fußabdruck dieses Riesenkamels zu besitzen. zugefügte Unrecht betrachtet der Araber als sich selbst zugefügt. Darum gab es auch schon Kriege und Razzias wegen Kamel-Blut oder -Raub. 600 Namen und Beinamen (nach -anderen zirka 1000) verkünden das Lob des treuen Tieres der Wüste. -Es gibt zwei -Gattungen von Kamelen: bi-e Reitkamele (delni) und- die Lastka-mele ('gerne!). Die Delul-Rasie zeichnet sich schon durch ihr Äußer es vorteilhaft aus. D-ie T-i-ere sind leicht gebaut, schlank und besitzen sehr -große Schnelligkeit. Man nimmt für Kamele gewöhnlich kein Futter mit, denn diesen Tieren genügt sogar spärliche, armselige Weide, -welcher man in den Tälern unlb Senkungen der Wüste begegnet. Findet bas Kamel Darfa-, Sitti- od-er Kattuf-Sträucher, so ist es zufrieden. Wo- es aber absolut keine Sträucher -gibt, dort muß man auch Proviant für das Tier mitnehmen. Einem echten Wüstenkamel -genügt in d-er trocke- nen Zeit eine einmalige Tränke für fünf Tage; in- der Regenzeit dagegen für 15, 20, ja sogar 30 Tage. Die Kamele der Küstenbewohner müssen oft, wenigstens jeden zweiten Tag, znr Tränke getrieben werden. Die Liebe d-er Kamelin zu den Jungen ist -ergreifend. Jeden Augenblick hebt sie den Kopf unlb schaut, wo ihr Liebling wei-d-et; wenn- sie saftige Pflanzen findet, ruft fie ihn zu sich; wenn er nicht weidet-, so mahnt sie ihn-; grollt ihm, wenn er sich fremden Kamelen beigesellt; tabeli ihn gleichsam, wenn er si-ch zu weit entfernt, und eilt ihm -w-eh-mütig seufzend nach-, wenn sie ih-n -aus den Augen verliert. Und wi-e weint -und klagt sie, wenn ihm ein Unglück zu-stößt oder wenn man- ih-n geschlachtet hat! Dag- und Nacht ertönen ihre betrübten Laute, sie verschmäht jede Nahrung und jeden- Trank und- zeigt sich erfreut, -wenn sie wenigstens -d-as ausgestopfte Fell ihres Jungen zu scheu und- zu riechen bekommt. Der Hppefif unserer Reger, (Aus dem Briefe .... Wenn die Knaben auch „fleißig" bei der Arbeit sind — einer wurde Jakob der Faule betitelt, — so gibt es doch ein Etwas, wobei Fleiß und -guter Wille sich-bis ins Ungeheuerliche steigern lassen. Das ist die oballula (Essen)-Frage. Sie wären saust keine echten Negersöhne oder richtiger Negerkinder, -damit die Mädchen nicht ausgeschlo-ssen bleiben-, die dabei auch „ihren Mann" stellen. Es geschah-, daß ein Ochse 'sichtlich seinem Lebensabend entgegenging. War es stille Sehnsucht nach dem Kilimandscharo-Ge-birge, war es Küstensteber oder etwas anderes, kurz, an einem Samstag nachmittags schwang Bruder Josaphat den großen eines Missionärs.) Hammer, und das -Vieh- wurde eine Beute der Missi-onsjugend. Am Abend brannten eine Menge lustiger Feuerchen, und gar bald- roch es nach allen Richtungen d-er Windrose hin nach G-eschmorenem und- ©e= bratenem und Verbranntem. Am S-onntag kam die zweite Auflage. Nur waren d-ie Beefsteaks, die -Ochsen-rippchen und die Keulen schon ein bißchen blau angelaufen; doch d-as ist für -eine Negernase, mag sie noch- so klein sein, besser -als das Wildenzen für den Wildbretfreund-. Wir hatten unser Mittagmahl schon eingenommen, als bei den Kindern die Arbeit epft los-ging, — aber gar ernst. In -Gruppen von dreien und vieren beisammenhockend-, verzehrten die Buben ohne Zusatz von Salz oder Pfeffer, was nur immer verzehrbar war, b. h.. alles, ohne die Knochen. Tifchbestecke find nicht im Gebrauch; wozu auch? Ein Messer z. B. könnte kaum eine Sehne zerschneiden, feie ein Iteger-gebiß zerstückelt. Da es Sonntag war, gab es -Reis dazu. Fünf Fingerchen tauchen abwechselnd in die Schüssel wie die Mö-Ve in die Fluten, und im Nu ist die Sache- am Bestimmungsorte angelangt. Als i-d) trotz der Luft die Gruppen besuchte, rief man mir mehrmals zu: „Karibu!" („Tritt näher"), d. h. in dickem Deutsch: „Freund! laß dich nieder und iß mit!" Die Neger und die Araber find- alle sehr gastfreundlich. Sa -gegen 2 Uhr war die Och-sen-ge-schich!te erledigt, aber dafür waren -auch die Bäuch!e wie gefüllte Wasserschläuche angeschwollen; ein Stolz der jungen Helden! — Hinwieder sind sie sehr genügsam; d-enn an gewöhnlichen Tagen erhalten sie dreimal Mtama, eine Art Hirse, die sie in Wasser aufkochen und deren Brei sie essen; ohne Salz schmeckt das Gericht sehr fade, uiid doch bildet es für sie das Frühstück, das Mittagmahl und das Wendbrot. Bei Kindern ist die chakula (Essen) der rote Fäden, der ihren -ganzen Jdeenkreis durchzieht. AIs neulich der Pater Superior ein Stück Garten umpflügen ließ und selbst Hanld mitantegte, käm der kleine Eseltreiber, der am Hals und unter den Armen voller Wunden w-ar, und sprach! mit der ernsten Miene eines Sechzigjährigen zu ihm: „Bwana mkubwa, darf ich dir einen wohlgemeinten Rat geben?" — „Gewiß, Junge, sprich!" — „Du pflügst hier den Acker; weißt du, was du pflanzen solltest? Mtama, Mais und Maniok. Dann gibst du uns morgens Mtama, mittags Mais und- -abends Maniok." — In unserem Dorfe lebt ein weit mtb breit bekannter Flußpferds-äger. Dieser gewaltige Nimrod verdarb sich schrecklich- den Magen; nur dem Arzneimittel Hadrians hat er es zu verdanken, bas; er dem Tode entkam. Der Mann heißt Kalanko. -Eines Tages hatte er Glück ans der Jagd; da man aber ein -solches Glück gründlich feiern muß, so aß er -gewaltig Ugali-Brei und Maisbrei und- dazu noch Fleisch und- Fisch, und goß -sich dabei noch ein respektvolles Quantum Bombe (Bier) hinter die Binde. Die Folge von diesem Riefen mahl w-ar, daß sich fein Bauch wie eine „ngoma" (Trommel) aufblähte. „So fand ich ihn," berichtet Hadrian todter, „ex konnte kaum atmen, wäiid sich in den schrecklichsten -Konvulsionen, kratzte sich mit einem spitzen Steine den Bauch, brüllte wie ein Löwe vor Schmerz und -tears sich in feiner Verzweiflung in den See. Zum -Glück hatte ich meine Reiseapotheke bei mir, sonst würde er feine Unmäßig,keil teuer bezahlt haben. Ich verordnete ihm ein Brechmittel, — nichts hals; ich gebe ihm ein zweites, — wieder nichts; nun lasse ich ihn einige Tropfen Crotonöl mit -Wasser nehmen, — -aber dann--------! Der arme Mensch wurde endlich -von seiner Qual befreit; er schwor, wenn -auch ein wenig spät, daß er in Zukunft seinen -Gaumenkitzel weniger befriedigen werde. „Hm-," sagte H-ad-ri-cm, „wirklich, man fragt sich manchmal, ob beirrn der Mensch in jedem Augenblick des Lebens ein-höheres -Wesen-, der Herr der Schöpfung, ist." Der hl. Petrus Über eine auffallende Heilung durch die Füllbitte des 1>L Petrus Claver berichtet ein Leser des „Herz-Jesu-Sendboten" in dessen Mainummer folgendes:' „Mein Neffe hat sich durch einen Sturz vom, Gerüste bei einem Bau schwere innerliche Verletzungen zugezogen und mußte sich einer Operation unterziehen, too sehr zu befürchten war, daß er den Ärzten in den Händen bleibt. Das brandige Blut roch i'fym1 bei dem Munde heraus, und eineinhalb Stunden dauerte die Operation. Ich beschwor das göttliche Herz Jesu, ihn nicht sterben zu lassen, bevor er die heiligen Sterbesäkramente empfangen habe. Er hielt die Operation Mt -aug und- wurde langsam besser. Da geigte sich ein neues Übel, Welches aus das erste so gefährliche und schmerzhafte hin anfangs nicht beachtet wurde. (Sr bekam den Knieschwamm und mußte abermals einer sehr schmerzlichen Operation sich unterziehen: >Es wollte aber nicht besser werden, und da der eiciver hilfst Kranke noch dazu an Iber Lunge angegriffen war, ward er von jedermann aufgege-fien. Ich hielt auch für ihn verschiedene Novenen. Da lese ich einmal im „Sendboten des göttlichen Herzens Jesu" vom hl. Peter Claver, daß wir an ihm einen so mächtigen Fürbitter in unseren Tagen haben. Gleich benützte ich das und hielt eine Novene und bat wieder das göttliche Herz Jesu um der Belldienste und Fürbitte dieses Heiligen, willen, meinem armen Neffen die Gjesundheit zu schenken. Täglich fragte ich ihn nun, wie es geht. Ich! ließ ihn auch in den Verein von der heiligen Todesangst aufnehmen und betete täglich für ihn das vorgeschriebene Gebet. Er wußte von alldem nichts. Ich war mit der Novene noch nicht fertig, als ich ihn wieder einmal fragte: „Wie geht es dir?" Er sagte: „Besser, und die Geschwulst ist ganz weg; und ich weiß gar nicht, wie das ist, ich muß auch nicht Mehr so husten." „Afr.-B." Eine heilere Episode aus dem heben des Kardinals havigerie. Der Biograph des hochseligen Kardinals Lavigerie, Abbe Klein, erzählt folgende ergötzliche Geschichte, die sich nicht lange vor seinem Slabe zugetragen Haben-soll. Der Kardinal-Erzbischof von Algier ging eiten auf dem Perron eines Bahnhofes in Frankreich auf und ab, ohne ein nach außen sichtbares Kennzeichen seiner kirchlichen Würde zu tragen, als ein Geistlicher auf ihn zukam, ihn- -grüßte unlb mit ihm ein Gespräch anknüpfte. „Entschuldigen Sie, Pater, Sie sind, -wie ich aus Ihrem Barte schließe, ein Missionär. Wo, denn, wenn ich fragen, darf?" — „In Algier." — „Ah! Ah! Dann müssen Sie j-a unseren früheren Bischof v-on Nancy, Msgr. Liavigerte, kennen?" — „Gewiß kenne ich ihn." — „Ist er noch immer so, — wie soll ich sagen ..." — „Ich verstehe Sie, Herr Abbs. Er ist schlimmer als je, seitvem ihm die afrikanische Sonne aus den, Scheitel geschienen hat." — „Das nimmt mich -gar nicht wunder. Ich hatte seinen Charakter im ersten Augenblick erraten. Denken Sie sich, er wollte mich einst zu seinem Generalvikar machen!" — „Wirklich?" — „Ja, Pater! Wer ich kannte den Mann mubi hütete midj wohlweislich, das Anerbieten anzunehmen." — Die zwei Reisegefährten waren mittlerweile recht vertrant geworden unb kritisierten während der Fahrt über den Kardinal wacker fort. Als aber der Augenblick des Beräbschiedens gekommen war, schlug der -Erzbischof von Algier seinen Mantel etwas auseinander, so daß sein Pektorale sichtbar wurde, und- sagte zu dem Geistlichen: „Herr Abba, w-as wir da eben gesprochen haben, ist zum Teile wahr, zum Teile falsch. S-icher ist jedenfalls das eine, d-aß ich -Sie nie zu meinem General-vikar haben wollte." D-amit entfernte er sich! lächelnd und ließ seinen Kritiker im Gefühle seiner Beschämung zurück. „Afr.-B." Die Söhne des Ölendes, Von Dr. Hugo Mioni. Während ich noch so darüber nachd-wchte, siehe, da erloschen auf einmal die -beiden elektrischen Reflektoren und es herrschte wieder die nämliche Finsternis wie früher. Aus das hin wurde das Schreien und- Toben der Wilden no-ch erschrecklicher als- zuvor, doch machte es bald einem um so tieferen Schweigen Pl-atz. Der Leutnant w-ar der erste, welcher die Stille unterbrach: „Herr, sie sind fort!" „Glückliche Reise!" antwortete ich scheinbar ganz ruhig, während ich. im Herzen nichts weniger als erbaut war ob des Verschwindens des Ballons. Doch da näherte -sich mir der Häuptling und. herrschte mich grob an: „-Mit wem redest du?" „Mit meinem Mitgefangenen." „Was sagtest du ihm? Denn als dein Herr h-abe icčji das Recht, es zu wissen." Wenn ich den Negern imponieren, und -eine bessere Behandlung- erlangen wollte, durfte M) mir eine solche Sprache unter keinen Umständen gefallen lassen. Darum antwortete ich mit spöttischem Lächeln: „Ein weißer Häuptling wird- nie und nimmer Sklave eines armseligen Schwarzen!" „Ich bin kein armseliger Schw-arzer, sondern der Häuptling eines zahlreichen (Fortsetzung.) Stammes und -ein Held-, Der den Weißen viel zu schaffen gibt!" „Du ein Held!" bemerkte ich lächelnd. „Hast du nicht eine Furcht ohnegleichen g-e-I zeigt beim bloßen Anblick meines Vaters, ' eine Furcht, die sich auch auf deine Untertanen ausdehnte?" Ich spielte damit eine sehr gewagte Karte aus, doch versprach ich -mir dank der übergroßen Abergläubigkeit d-er Neger sehr viel davon. „Dein Vater? Bist du von Sinnen?" fragte -der Häuptling, nicht ohne ein gewisses Zittern der -Stimme verbergen zu können. „Ich -sage die lautere Wahrheit. H.a-st du ihn nicht -vorher ni-edersteigen gesehen, als er kam, uns, seine timber, zu besuchen?" Der Häuptling stieß einen Schrei d-er Verwunderung -aus, während der Leutnant, der den ganzen Sinn meiner Worte rasch erraten hatte, ein leises „Bravo!" flüsterte. „Du willst -also- ein Sohn des Mondes sein?" fragte neuerdings d-er immer no-ch etwas ungläubige Häuptling. „Ja-, tote ich dir schon gesagthabe; oder hast du je in deinem Leben den Mond schon ei nmol so nahe der Erde gesehen wie vor- hin? ($r war da Wen nur herabgestiegen, ran nach uns, seinen Söhnen, zu sehen." „Warum hat er euch dann aber nicht aus den Fesseln befreit?" „Weil ich ihm sagte, er möge sich unsertwegen nicht ängstigen, denn du toürbeft es nicht wagen, uns, seine Söhne, schlecht zu behandeln." Der Häuptling schwieg eine Weile; dann aber sagte er: „Gut. Won jetzt ab verhalte dich still, es ist zu deinem Besten; wenn du aber sprichst, werde ich zwar dir kein Leid zufügen, da ich dich benötige, wohl aber deine Genossen töten lassen, da sie mir nichts nützen." „Ich werde schweigen, weit es mir so beliebt; aber ich sage dir, wenn du meinen Gefährten das leiseste Übel zufügst, entrinne ich dir und fliege empor zu meinem Vater." Ich sprach. während der übrigen Nacht kein Wort mehr; drängten sich mir doch die verschiedenartigsten Gedanken auf. Vor allem, was £),at es mit dem Ballon für eine Bewandtnis? Wem mochte er gehören? Wie war er gerade hieher gekommen und weshalb? Daß er sich nM)t rein zufällig über d i e s e r Gegend Afrikas befand, bewies der Umstand, daß ich ihn vor etlichen Tagen in der nämlichen Richtung schweben sah. Außerdem hatten die drei Insassen der Gondel, statt sich von der Luftströmung weitertragen zu lassen, mittels elektrischen Lichtes öa§ unter ihnen liegende Land abgesucht, als fahndeten sie nach etwas. Was mochte doch diesen Ballon bewegen, daß er unter doppelter Flagge, der portugiesischen und der amerikanischen, fuhr? Die geheimnisvollen Luftfahrer hatten sich gegen uns wohlwollend bewiesen, als wir dem Tode des Verdurstens nahe waren. Werden sie aber auch diesmal unsere Ruse gehört haben? Und wenn ja, werden sie uns wohl zu Hilfe kommen? Wenn sie aber nichts vermögen sollten, was wird dann aus mir .werden? — Sollte ich fliehen? Das war nicht möglich, denn ich war zu fest gebunden, und wäre es mir auch- gelungen, meine Bande zu sprengen, ich wäre trotzdem nicht geflohen ohne meine Waffen, die mir für mein ferneres Leben in diesen unheimlichen Urwäldern unbedingt nötig toaren. Wo dieselben aber verwahrt lagen, konnte ich bisher noch nicht ermitteln, und so mußte ich für diese Nacht jeben Fluchtversuch unterlassen. Ich schloß deshalb die Augen und versuchte zu schlafen. Es gelang mir auch, aber der Schlaf war nur von äußerst kurzer Dauer. Ich wurde plötzlich! aufgeweckt von einer mir wohlbekannten Stimme: „He, Riefe, lebst du noch oder bist du schon tot?" „Bin schon noch lebendig, lieber kleiner David, aber wie Samson in den Händen der Philister." „Na, ergreife doch einen Eselskinnbacken und schlage tausend. Feinde zu Boden," entgegnete Alonso, auf die biblische Erzählung von Samson anspielend. „Ja, wenn du tot wärest, hätte ich freilich einen solchen Kinnbacken leicht zur Hand. — Aber," fügte er weiter hinzu, „was ist es denn mit dem Herrn und dem Leutnant?" „Sie leben und sind gesund," bemerkte nun ich. Ein weiteres Gespräch wurde jedoch verhindert, da der Neger aufwachte und uns Schweigen gebot. — Ich gehorchte gerne; wußte ich- nun doch, daß meine Gefährten alle frisch und wohlauf waren; zudem tonnte ein williger Gehorsam uns eine bessere Behandlung und eine minder strenge Überwachung verschaffen. — Bald war ich wieder eingeschlafen. — Beim Morgengrauen weckte der Häuptling feine Leute, welche sich aud); alsbald mit lautem Geschrei vom Boden erhoben. Sie verzehrten die Überbleibsel vom gestrigen Abendessen und begruben hernach ihre Toten, welches Geschäft sie mit einem wehmütigen Gesänge begleiteten, unterbrochen von Wutausfällen auf uns, ihre Mörder. Nun ging es an Öen Ausbruch. Der Häuptling ließ uns die Bande von Öen Füßen abnehmen und hieß uns aufstehen. „Ihr geht mit mir!" befahl er. „Wohin führst du uns?" fragte id) ihn. „Der Sklave fyat seinem Herrn zu folgen, tool!)in immer er ihn führt, und er besitzt kein Recht, weiter zu fragen!" entgeg-nete mit einigem Stolze der Häuptling. Ich brach in ein spöttisches Lächeln aus und sagte: „Du scheinst zu vergessen, daß ein gewöhnlicher Weißer mehr wert ist als hundert schwarze Häuptlinge, und erst ein weißer Häuptling, wie ich, mchr gilt als tausend schwarze; ein weißer Häuptling, ein Sohn des Mondes, ist nie ein Sklave, und wenn ich dir jetzt mit gebundenen Händen folge, so geschieht dies, weil es mir jetzt jo beliebt. Zudem kannst du dick) denn nicht mehr erinnern, daß heute nachts unser Vater, der Mond, hier war, um nach uns, seinen Kindern, zu sehen und uns im Notfälle sofort zu befreien und zu rächen?" Der Häuptling erwiderte nichts; meine Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt; abergläubisch, wie er war, fürchtete er die Rache des Mondes." „Wohin führst du uns also?" fragte ich nun neuerdings. „In mein Dorf." „Ist dasselbe weit von hier entfernt?" „Nein, bevor die Sonne untersinkt, sind wir dort." „Was wirst du mit uns tun?" „Dort itoirö über dein Los entschieden werden." Der Schwarze entfernte sich und gab seinen Leuten den Befehl, uns vier Schiffbrüchige zu trennen und je einen von sechs Mann bewachen zu lassen. — Da ich dies auf keinen Fall geschehen lassen wollte, rief ich alsbald meinen Gefährten zu: „Stellen wir uns alle mit den Rücken gegeneinander, denn wir sollen auseinander kommen; wer sich nähert, bekommt einen Fußstoß!" Wir taten also; ich stand mit dem Leutnant Rücken an Rücken und kam so mit • feinen Händen in Berührung. Da man mich, die Handflächen einander zugekehrt, am Armgelenk gebunden Ejatte, konnte ich die Hände des Leutnants bequem in die ineinigen nehmen und machte dabei die -angenehme Wahrnehmung, daß es nicht Q!n.3lufd)!toier halten würde, seine Fesseln zu lösen. Id) hatte also ein ungemein leichtes Mittel in der Hand-, ihn unb damit uns alle freizumachen. Doch wollte id) vorderhand keinen Gebrauch davon machen ; denn der Zeitpunkt erschien mir ungelegen, und üb-erdies fehlten uns die Waffen. Die Neger würden! uns aufs neue überwältigt, besser gebunden und strenger überwacht haben. Als der Häuptling unsere neue Stel-lun-g wahrnahm, näherte er sich mir und fragte: „Warum steht ihr denn jetzt Rücken an Rücken?" „Damit du uns nicht trennen kannst!" „Ja, hast du denn meinen Befehl verstanden? Sprichst du vielleicht auch unsere Sprache?" forschte er mit größter Verwunderung. „Die Söhne des Mondes reden die Sprache -aller -Menschen, deren Gebiet ihr Vater bescheint," erwiderte ich stolz. — Stern der Neger. Heft 8 und 9. 204 Meine Worte machtein neuerdings Ein-druck auf ihn. Gleichwohl aber rief er zornentbrannt aus: „Und dennoch sollt ihr getrennt werden!" „Niemals! Übrigens sehe ich nicht ein, wozu eine solche Anordnung dient. Oder bist du wirklich ein solch feiger Wicht, daß du trotz deiner hundert Mann Furcht hast vor vier gebundenen Gefangenen, die sich nicht einmal rühren können?" „Vorwärts, trennt sie!" befahl er nun feinen Leuten und kam selbst mutig auf mich zu, um mich vom Leutnant wegzureißen. Doch das sollte ihm schlecht bekommen; denn kaum war er genügend nahe an mich heran getreten, gab ich ihm mit dem rechten Fuß einen solchen Stoß in den Unterleib, daß er mit einem lauten Ausschrei rück-lings zu Boden stürzte und vor Schmerz winselnd liegen blieb. Es war das gewiß keine sonderlich ritterliche Kampfesweise, und ich habe nur sehr selten in meinem Leben mich der Füße als Waffe bedient, aber man denke sich in meine Lage, — gefangen und an den Händen gebunden, solle man sich verteidigen, — und man wird . meine Kampfesart begreiflich finden. Das gleiche widerfuhr auch noch etlichen anderen, die sich uns nähen wollten. Wir arbeiteten mit den Füßen, daß es eine Freude war; besonders gefährlich waren natürlich die Füße des Daniel, und ich hätte auf keinen Fall in der Haut dessen stecken mögen, der mit denselben Bekanntschaft machte. Mit diesem Manöver streckten wir ein gutes Dutzend unserer Gegner zu Boden, wo sie sich vor Schmerzen krümmten. Die anderen waren unentschlossen. Sie hatten ihr Leben viel zu lieb, als daß sie es einem launenhaften Einfall ihres Häuptlings zuliebe der Gefahr ausgesetzt hätten. Wir befanden uns ja in ihrer i@etoalt und konnten nicht entrinnen; darum mochte es ihnen gleichgültig erscheinen, ob wir gemeinsam oder vereinzelt folgen würden. Endlich erhob sich der Häuptling. Sein Gesicht ließ deutlich die heftigen Schmerzen erkennen, die ihm der Stoß verursacht hatte, und nur mühsam konnte er sich aufrechterhalten. „Läßt du uns jetzt vereint mitführen?" „Ja. Aber ich sage dir, wenn ihr nicht so einflußreiche Männer wäret, hätte ich euch jetzt eine Pulverladung gegeben und mich so -gerächt für die mir angetane Beleidigung." IX. Unser Vater — der Mond. Der Häuptling hielt Wort. Wir wurden tion einer Anzahl Neger in die Mitte genommen und nun begann der Marsch. Durch das Waldesdickicht führte eine Art Weg, zwar schmal unfe sehr unregelmäßig, aber doch immerhin so, daß er ein Vorankommen nicht unwesentlich erleichterte. Voraus gingen einige Neger, mit Messern bewaffnet, um etwaige Hindernisse zu beseitigen; ihnen folgte ein: Neger mit unseren Waffen auf den Schultern, ihm unmittelbar der Häuptling, der mit ängstlicher Sorgfalt die Gewehre behütete; an den Häuptling schlossen wir uns an, eng umgeben von einem dichten Ring schwarzer Gesellen, während der Rest fif]iei:3enb und johlend dem Zuge folgte. Hin und wieder sprach ich einige Worte mit meinen Kameraden, die alle ziemlich niedergeschlagen und nachdenklich einhergingen; namentlich galt dies vom Leutnant, der sich ob seiner verschuldeten Sorglosigkeit die heftigsten Vorwürfe machte. Heft 8 und 9. Stern der Neger. Ich hatte alle Mühe, um den jungen Mann wieder halbwegs aufzurichten. Der Wald, den wir durchquerten, bot einen malerisch schönen Anblick. Nur etwas war wicht nach unserem Geschmack, die Schlangen, die in großer Anzahl von den Bäumen herabhingen. 'Sie streckten zischend' ihre Köpfe nach nn§ aus und öfter als einmal ließen sie sich «ms uns nieder. Das gab dann jedesmal! ein lautes 'Gelächter ab bei den Schwarzen, wenn meine Kameraden in einem solchen Falle erschreckt und ängstlich auf die Seite sprangen. — Im allgemeinen schritten wir Gefangenen ziemlich einsilbig und nachdenklich dahin; gingen wir doch einem ganz ungewissen Schicksal entgegen; zudem machte auch die gegen Mittag immer drük-kender werdende Hitze jegliche Äußerung von Lebenslust in uns ersterben. — Sv waren wir nahezu acht Stunden marschiert, als wir nicht unschwer wahrnehmen konnten, daß das Waldesdunkel immer mehr sich erhellte; es wurde damit aber auch die Freude der Schwarzen immer unbändiger und ausgelassener. — Da auf einmal erhob der Häuptling seine Rechte und mit Stentorstimme gebot er dem Zuge Halt! Ein allgemeines Schweigen trat an die Stelle des früheren Geschreies. Ter Häuptling wollte einen Heldengesang auf seine Tapferkeit anstimmen. Alles horchte gespannt auf. „Rubaga, der Häuptling," so begann er, „ist ein Held, der seinesgleichen nicht hat ans Erden. Ich bin der Herr über Leben und Tod, ich bin Gebieter der Erde. — Der Sultan verlangt weiße Menschen, — ich werde sie ihm verschaffen; aber nicht bloß gewöhnliche Weiße will ich bringen, sondern Häuptlinge aus ihnen. — Die Weißen führen blitzende Rohre in der Hand, aber Rubaga fürchtet sie nicht, son- dern er entreißt sie ihren Händen und nimmt ihre Besitzer gefangen. — Der Mond, ihr Water, will seine Söhne befreien, er aber schlägt ifyn in die Flucht; die Weißen wollen sprechen, 'Rubaga aber heißt sie schweigen . . . ." „Rubaga will die Weißen trennen, bekommt aber statt dessen einen Fußtritt in den Unterleib, daß er zu Boden 'stürzt und sich vor Schmerzen krümmt," sehte ich laut auflachend hinzu. —■ Ein Ausbruch des Zornes und der Wut entrang sich seinen Lippen, und es hätte wenig gefehlt, so wäre er wie ein gereizter Tiger auf mich losgestürzt, nur der Gedanke, daß er mich lebendig dem Sultan übergeben wollte, hielt ihn zurück' Es blieb darum bei bloßen Wutausbrüchen, in die auch die anderen Schwarzen nach Kräften miteinsielen. Während dieses Auftrittes hatte sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt, doch war das Tempo jetzt ein bedeutend beschleunigteres als vordem; die ihrem Häuptling zugefügte Beleidigung schien allen in die Beine gefahren zu sein. Nach einer schwachen Stunde hatten wir den Wald vollends durchquert; da nun bot sich unseren Augen ein so überwältigend schöner Anblick bar, daß er mir einen Ausruf des Staunens und der Verwunderung entlockte. Vor uns breitete sich eine weite Ebene aus, über und über mit den mannigfaltigsten und prachtvollsten Blumen übersät, während' eine sanft ansteigende und dicht bewaldete Hügelkette im Hintergründe die Fläche angenehm umrandete. Große, buntgescheckte Rinderherden weideten mit Behagen im saftigen Grase und ungezählte Schmetterlinge von nie gesehener Schönheit flatterten von Blume zu Blume! Inmitten dieses reizenden Fleckchens Erde aber erhob sich ein geräumiges Dorf, das von einem hohen und ganz und gar undurchdringlichen Kaktuszaune rings umgeben war, über welchem man die lichten Strohdächer im Sonnenscheine herüber-schimmern sah. Mit lautem Freudengeschrei begrüßten die Neger ihr heimatliches Dorf, dem wir uns nun immer mehr näherten, und lenkten so die Aufmerksamkeit der auf der Wiese befindlichen Stammesgenossen auf sich, die alsbald herbeieilten und nun aus dem Munde der Ankommenden die staunenswerten Heldentaten vernahmen, die dieselben vollbracht hatten. Neugierig und doch wieder etwas scheu traten einige herzu und suchten uns vorsichtig zu berühren, zogen aber rasch ihre Hände wieder zurück. Andere wieder waren ins'Dorf vorausgeeilt, um die Ankunft ihrer stegveichen Hel-iDen1 zu melden, und nicbt lange dauerte es, so kam eine ganze Schar Dorfbewohner uns jubelnd und frohlockend entgegen. Mit Staunen und mit Bewunderung wurden wir van der Menge betrachtet und ein abergläubischer Schauer ergriff sie, als sie vernähmen, daß wir gar „Söhne des Mondes" feien. Umringt von der johlenden und siegestrunkenen Menge, waren auch wir mittlerweile an dem zwei Mann hohen Kaktusring angelangt und betraten nun das Dorf. L. Ein schwarzer Machthaber. Das Nögerdorf bot im allgemeinen das gleiche Bild wie die meisten anderen Negerdörfer Afrikas. Zahlreiche Hütten, die teils aus Lehm, teils aus Holz errichtet und mit einem Strohdach überdeckt sind, sieht man unregelmäßig durcheinanderstehen. Alle sind mit einer einzigen Öffnung versehen, welche Tür, Fenster und Rauchfang vertreten muß. Auch die fast allen Negerdörfern eigene Unreinlichkeit und der Schmutz fehlten nicht. — Zwischen den Hütten führte ein etwas breiterer Weg zur Residenz des Sultans, die aus einer Anhäufung von hohleren und geräumigeren Hütten, als die übrigen es waren, bestand. Doch war die eigentliche Privatwohnung des Herrschers nochmals durch eine dünne Kaktuswand abgetrennt, welche niemand, ohne angemeldet und zugelassen zu sein, passieren darf. Unser Zug hatte sich unter dem lauten Schreien der Menge der Residenz des Sultans genähert, wo wir vor der Umzäunung Halt machten, um das Erscheinen des Herrschers abzuwarten. Es bauerte nicht fange, so vernahmen wir die dumpfen Klänge einer getoaltigen Trommel, Welche die lärmende Menge alfogleich verstummen machten. Lautlos richteten sich aller Blicke auf die in der Hecke angebrachte Tür. Es erfolgten abermals einige Schläge auf die Trommel und nun öffnete sich der 3aun, und der Sultan mit ©efotge erschien. Der Sultan, ein Mann in den mittleren Jahren, war eine kräftig gebaute, etwas korpulente Gestalt und war äußerst malerisch gekleidet. Ein Paar Hofen, die wohl einstmals blau getoefen fein mochten, nun aber eine unbestimmbare Farbe zur Schau trugen, reichten kaum bis zu den Knien und gewährten stellenweise auch tiefere Einblicke. Der eine Fuß steckte in einem alten Tuchpantoffel, während der andere unbekleidet war. Sodann zierte ihn eine schon recht abgetragene ©o[lbaten= bluse, die ihm aber viel zu eng toor, so daß er sie nicht zuknöpfen konnte; um den Hals hatte er sich ein in den buntesten Farben schillerndes Tüchlein gebunden, Wohl noch das schönste Stück, das er am Leibe trug, während ein schon recht arg mitgenommenes und gänzlich zerknittertes Angstrohr die Majestät überdachte und der ganzen Erscheinung einen würdigen Abschluß verlieh. Ähnlich malerisch war -auch sein Gefolge, zumeist aus Weibern bestehend, bekleidet. Sie trugen ihm Zepter, Pfeife, Tabak, ein rostiges Messer und ein v-or-sündfluiliches Gewehr nach« und- bildeten mit den Hofstaat des Herr'sch-ers. Kaum war die lautlos harrende Menge ihres Sultans ansichtig -geworden, w-arfen stand nehmen. -Er wandte sich etwas verlegen an den Sultan, doch Ledeut-ete ihm dieser, nicht weiter i-n uns- zu drängen, sondern lieber den -ganzen Hergang unserer Gefangennahme auseinanderzusetzen. Das tat er denn auch in einer Weise, die der Wahrheit so ziemlich nahe kam, nur übertrieb er unsere Kraft ganz bedeutend, um dadurch feme eigene Tapferkeit um so beut« IMüonsrchiff sie sich alle mit dem Gesicht zur Erde, Wir Gefangenen allein blieben stehen. „Auf den B-oden!" herrschte uns Ra-buga, der uns gefangengenommen hatte, an. „Niemals!" erwiderte ich. „Ihr seid Sklaven des mächtigen K-a-buna, barmn sofort mit dem Antlitz zur Erde!" beharrte der Schwarze. „Versuche es, uns niederzuzwingen, wenn du Lust hast!", und dabei hob ich drohend ein Bein in die Höhe. Die -Erinnerung an die Bekanntschaft, die er mit demselben in der Frühe gemacht hatte, ließ ihn von feinem Vorhaben Ab- in Neuguinea. licher zutage treten zu lassen. Als er auch die acht Toten erwähnte, die sie zu beklagen hätten, da entstand unter den anwesenden Weibern lautes Jammern und Wehklagen; -einige warfen sich auf ben Boden und zerrauften sich vor Schmerz die Haare. -Es waren die unglücklichen Frauen und Mütter der Gefallenen, Ihr Jammern war so heftig, daß Rabuga- seine Berichterstattung- eine Weile hindurch einstellen mußte. Der Herrscher ließ die Weinenden eine Zeitlang -gewähren, dann aber gebot er mit lauter -Stimme Rühe, welchem Befehle das blindlings gehorchende Volk alsbald Folge leistete. Mich dauerten diese Ermen, allein was hätte ich in meiner Lage anders tun können? Nachdem wieder Ruhe eingetreten war, fuhr Rabuga in feiner Erzählung fort. Allgemeines Staunen rief natürlich das Erscheinen des Mondes hervor, der herabge-stiegen wäre, um nach uns, seinen Söhnen, zu seihen. Der Sultan wollte es kaum glauben, und nur als die uns begleitenden Schwarzen laut und feierlich! versicherten, daß der Häuptling die Wahrheit sage, schenkte er dem Berichte Glauben. — Als nun Rubaga geendet hatte, erhob sich iber Sultan, klopfte ihm freundlich auf die Schulter und sagte huldvoll lächelnd: „Brav hast du gehandelt, Rubaga; du hast gezeigt, daß du ein Held bist. — Und die gemachte Beute, ist sie wohleine recht reichliche ?" „Da schau," entgegnete dieser geschmeichelt, indem er feinem Herrn unsere Waffen und unsere Uberkleider zeigte, welche ihm einige Neger darreichten. Vorsichtig prüfend beschaute Kabuna die erbeuteten Sachen, wobei sich bei jedem neuen Gegenstände ein Ausruf des Staunens seiner königlichen Brust entrang. Namentlich waren es natürlich die Waffen, die sein berechtigtes Staunen in hohem Grade hervorriefen. Nachdem er sich lange genug am Anblick der erbeuteten Kostbarkeiten geweidet hatte, begann er von neuem zu sprechen: „©ofbaten, ihr wisset, daß ich euer Sultan bin und daß ihr nur in meinem Namen ausgezogen seid. Darum gehört auch die ganze Beute, die ihr gemacht habt, mir. Ich verlange daher, daß alle erbeuteten Gegenstände in meine Privatwohnung geschafft werden. Sollten sich einige minder gute Gegenstände darunter befinden, so werde ich sie morgen unter die Besten aus euch verteilen." Eine -allgemeine Enttäuschung malte sich ab auf den Gesichtern jener Neger, die uns überwältigt hatten und die nun zusehen mußten, wie sie zum Lohn für ihre Mühen und- Anstrengungen leer ausgingen. Namentlich -Rubaga toctt wie aus den Wolken gefallen. Doch alle beherrschten sich aus Furcht vor dem Zorne des allgewaltigen Herrschers und voll tiefer, geheuchelter Ergebenheit erklärte er namens der übrigen : „Ja, erhabener Sultan, du bist unser Gebieter, wir sind ganz -dein Eigentum, und alles, was wir besitzen, ist in gleicher Weise dein. — Was aber geschieht mit den gefangenen Sklaven?" versetzte er, auf uns zeigend, hinzu. Kaum ifatte er diese Frage gestellt, da drängten sich aus der Menge einige Weiber laut schreiend hervor, warfen sich! vor Dent Sultan aufs Antlitz und flehten, man möge ihnen die Gefangenen überlassen, foa ihre Männer gefallen wären und sie jetzt gar niemanden hätten, -der sie beschützen und für sie sorgen würde. „Ihr verlanget Unmögliches; denn die Gefangenen gehören mir. Ich werde mich bemühen, vielleicht findet sich jemand, d-er euch zu heiraten Lust hat, und sollte keiner dazu bereit fein, so werde ich euch -an den nächsten Kaufmann, der unser Dorf bereist, verkaufen; auf diese Weise wird dann für euch gesorgt sein." Die Armen erschraken bis in die tiefste Seele hinein, und gewiß bereuten sie es tief, ihre unglückliche Lage erwähnt zu h-a-Ben; denn eine noch viel traurigere Zukunft stand ihnen jetzt möglicherweise bevor: die Sklaverei. Schweigend und ohne Widerrede zogen sie sich zurück, um den Zorn des Sultans nicht herauszufordern. Hierauf erhob sich- der Sultan, -gab mit der Hand- ein Zeichen, daß die -Versammlung geschlossen sei, und zog sich in seine Hütte oder, -wie er -zu sagen pflegte, in seinen Palast zurück. Wir wurden ebenfalls Heft 8 und 9. 209 Stern der Neger. in einer der königlichen Hütten untergebracht. XI. Die Audienz beim Sultan. Wie ich schon früher erwähntfljafte, tear die Residenz des Sultans von den anderen Hütten seiner Unleckmert. durch eine Kaktushecke getrennt: dieselbe umschloß einen ziemlich geräumigen Platz, der durch ein Gehege neuerdings in zwei Teile geschieden war, einen kleineren tmit einen größeren, den ersteren hatte der Sultan für sich un'b seine Familie vorbehalten, während der bei weitem größere andere Teil für seine Sklaven und seine Vorrats-häuser bestimmt war. In dem für den Sultan abgegrenzten Teil erhoben sich mehrere Hütten, von denen eine, stattlicher als die übrigen, für den Herrscher selbst Bestimmt war, die anderen seinen Weibern zum Aufenthalt dienten. Auf der für die Sklaven bestimmten Seite stand eine verhältnismäßig langgestreckte, aber äußerst niedrige Baracke, die den zahlreichen Sklaven des Sultans ein Obdach boten, sowie zwei Beiwtenlb' kleinere, wovon eine uns beherbergte, die andere aber zur Aufnahme der gemachten Beutestücke auserkoren wurde. Unsere Hütte war äußerst klein, maß sie doch kaum drei Meter im Durchmesser, auch war sie so nieder, daß Daniel nur gebückt darin stehen konnte. Ein Gazellenfell schloß die beiläufig einen Meter hohe Tür unserer Behausung. Nachdem uns Rabuga in die Hütte gebracht hatte, entfernte er fick) wieder und wir blieben uns selber überlassen. „Jetzt sind wir glücklich in der Gefangen schuft angelangt!" meinte endlich der Leutnant. „Wird nicht lange dauern, glaube ich," erwiderte ich. „Hab« 'Sie Hoffnung, uns zu befreien?" „Ja, und zwar sehr begründete. Das Wann und Wie wird sich von selbst er-geben. Lassen wir es gerade einmal erst Nacht werden. Ich bin nämlich- ganz überzeugt, daß' -es heute abend ein großes Trinkgelage abgeben wird zur Verherrlichung des über uns davon getragenen Sieges, wobei dann, wie es die Neger bei derlei Anlässen immer halten, das Bier in reichlichen Mengen fließen wird. Sind sie dann vom Schlafe überwältigt, so schlafen sie gründlich und fest, und wir werden so Gelegenheit zur Flucht finden." „Aber fliehen wir denn ohne unsere Waffen?" „Nein, ich« hoffe, daß es mir gelingen wird, auch diese wieder in meinen Besitz zu bringen." „Hören Sie, wenn Sie das zuwege bringen, dann allen Respekt vor Ihnen, und ich werde mich glücklich, preisen-, Sie je kennen gelernt zu haben," meinte der Leutnant. Ich dankte ihm für das Kompliment, und hätte gerne dem langen Daniel meine Aufmerksamkeit zugewendet, Iber über fürchterlichen Hunger klagte, — übrigens fühlten wir alle eine bedenkliche Leere in unseren Mägen, — doch da ward das Fell an der Öffnung unserer Hütte emporgehoben und Rabuga trat ein. „Euer Anführer folge mir zum Sultan!" sagte er in gebrochenem Portugiesisch', dias er immer zu gebrauchen pflegte, wenn- er auch von den and-eren verstanden sein wollte. „Wohin habe ich zu kommen?" „Als Sklave hast du nichts zu fragen, sondern nur zu folgert," erwiderte er mir in befehlendem Tone. (Fortsetzung folgt.) m j üslchrichten des Th, IN, V. Ö, (Theologen* HliHions-Verband Österreichs), II I ifi Geleitwort des neuen Vorortes, Brixen, 20. Juni 1916. Sehr verehrte Berren Kollegen! Wie Ihnen schon in der vorigen Num- ; met des „Stern der Neger" kurz mitgeteilt worden ist, wurde bei der Vorortswahl unserem Vereine die Führung der Vorortsgeschäfte übertragen. Bei dieser Gelegenheit erachten wir es vor allem als unsere Pflicht, dem abtretenden Worortsvorstande von St. Pölten auch im Namen 'der übrigen Missionsvereine unseren wärmsten Dank auszusprechen für die iH>erau§ wichtigen und grundlegenden Aufgaben, die er in den letzten zwei Jahren trotz sehr schwieriger Umstände glücklich gelöst hat. Der Vorort St. Pölten brachte die Arbeiten zur Bildung eines Verbandes der Theologen-Mis-sionsoereine glücklich zum Abschluß, schuf feste Verbandsstatuten und löste die sehr schwierige Frage bezüglich des Verbands-blattes. So hat St. Pölten die Theologen-Missionsbewegung. in Österreich durch zwei Kriegsfahre nicht nur 'hindurchgerettet, sondern sogar um ein großes Stück vorwärts gebracht. Dank diesen grundlegenden Vorarbeiten kann der neue Vorort auf den geschaffenen festen Grundlagen tüchtig weiterbauen. Darum sprechen wir dem scheidenden Vorortsvorstande von St. Pölten, besonders den hochw. Herren Karl Höbarth und Alois Krudl, die nacheinander den Vorsitz im Vorort geführt hüben, unseren Tank aus für all die vielen Schreibereien und Mühen, die sie zugunsten unserer Misfionsbewegung aus sich genommen haben. Wir danken auch den werten Brudervereinen für das Vertrauen, das fie uns geschenkt dadurch, daß sie unseren Verein zum Vororte gewählt haben. — Mit einigem Bangen gaben wir zu dieser Wahl unsere Zustimmung. Denn groß und zahlreich sind die Aufgaben, die uns bevorstehen, und zudem tobt der Krieg — gar nicht fern von unserer Stadt. Doch wir vertrauen auf den Herrn! Der Herr, der uns durch zwei Kriegsjahre so sicher hin-durchgesührt durch die Wogen des großen Krieges, er wird uns auch weiterhelfen! Der Herr, der das Schwache erwählt, um Großes damit zu vollbringen, er wird unsere bescheidenen Arbeiten segnen und unterstützen, wenn wir ihn darum bitten! Unser Ziel, das wir uns stecken und das wir mit Gottes Hilfe zu erreichen hoffen, soll sein: Festigung und Stärkung unseres Missionsverbandes nach innen und weitere Ausbreitung desselben nach außen durch Anregung neuer Missionsvereins-gründungen. An die Erreichung dieses Zieles können wir aber nur denken, wenn alle Vereine tüchtig mitarbeiten. Darum ersuchen wir die werten Brudervereine, recht eifrig in diesem Sinne zu arbeiten durch unverdrossenes Weiterarbeiten am Aufblühen der einzelnen Vereine wie des ganzen Verbandes, durch offene und häufige Aussprache in -Vevblandsangelegenh eiten, durch öftere «Eingaben in «den uns so gütig zur Verfügung gestellten Raum im „Stern der Neger" und in die „Mademischen Missionsblätter". Ja, innig untereinander vereint und eng angeschlossen an unsere deutschen Brudervereine wollen wir weiterarbeiten und mitwirken an der Erfüllung des letzten Willens unseres göttlichen Meisters, an der Bekehrung der ungezählten Millionen von Heiden. Retten wir unsere Missionsvereine durch diese schwere Kriegszeit hindurch! Lassen wir jetzt keinen einzigen unserer Vereine ein- gehen; bedenken wir, daß nach «dem Kriege unsere Hilfe für das so schwer geschädigte Missionswerk' doppelt notwendig sein «wird! Dann wird sich, wenn einmal ein siegreicher Friede unser liebes Vaterland Österreich beglücken wird, auch unter unseren Völkern der Missionsgedanke immer mehr entfalten und «bald herrliche Früchte bringen. Vorsitzender: Josef Franco. 1. Schriftführer: Oskar Mattle. 2. Schriftführer: Anton Kirchmair. Wie kann tick der Seminarist für die Millionen wirksam betätigen? (Vom Missionsverein Brixen.) Mer die Frage, warum der Theologe sich der Heidenmissionen annehmen soll, ist schon öfter geschrieben worden. Darum behandeln wir hier gleich eine andere Frage, nämlich: Wie kann sich ein Seminarist für die Missionen praktisch betätigen? Der Seminarist kann zwar infolge der Jnstitutsordnung nicht so sehr nach außen hin wirken und öffentlich auftreten, wie z. B. die Mitglieder einer externen Studentenkongregation. Aber dennoch kann er auch innerhalb der Jnstitutsmauern viel, ja sogar mehr «wie andere zugunsten der Missionen arbeiten. «Es sind vielfach stille, vorbereitende Erteilen, die zwar nach außen hin wenig Aufsehen machen, aber deswegen doch von größtem Werte und von bei grüßten Wichtigkeit find. I. Vor allem können die Seminaristen wirken durch eine «Missionsvereinigung, sei es ein Missionsverein, sei es ein Missionszirkel oder eine «Missionssektion. Ein sol- cher Verein soll gleichsam der immerfließende «Quell der «Mifsionsfreude für das ganze Seminar sein; er kann diejenigen für die Missionssache gewinnen und begeistern, die später hinausziehen wecken als Führer des christlichen Volkes. Daraus ersieht man, wie viel «die Seminaristen durch einen «Misfionsverein den Missionen nützen können. Ja, man kann füglich sagen: wenn in allen Seminarien lebensfrische 'Missionsvereine arbeiten, dann muß eine neue, bessere Periode für die Missionen kommen. Wie viel kann schon ein einziger Priester, der als Theologe im Seminar Begeisterung urtb Freude für die Missionen geschöpft hat, für dieselben tun! Wie viel Verständnis und Hilfsbereitschaft kann er durch sein Wort auf der Kanzel und in der Schule im Volke wecken, wie viele Missionsberuse retten. Und wie viele Priester gehen jährlich aus unseren Seminarien in die Seelsorge! 212 Stern der Neger. Heft 8 und 9. Wenn da ein tüchtiger Missionsverein im Seminar die Priestertumskandidaten für die Sache der Missionen zu begeistern verstanden hat, dann ist dadurch der wichtigste Punkt in der Frage der heimatlichen Missionsunterstützung gelöst. Daraus ersehen wir auch, w i e diese Missionsvereinigungen arbeiten und worauf sie das Hauptgewicht legen müssen. Die Theo loge n-Mis-sionstiereine dürfen keine bloßen Sam'mel-vereine sein, ihr Hauptzweck muß es vielmehr sein, in die Herzen ihrer Mitglieder tiefes Verständnis für die Interessen Jesu Christi in den Heidenländern einzupflanzen. II. Aber auch jeder einzelne Alumne fmm schon im Seminar ein Apostel der Heidenmissionen sein. Vor allem aber müssen wir uns selbst für den Missionsgedanken erwärmen. Wenn wir als künftige Priester das christliche Volk für die Missionen gewinnen sollen, so mutz zuvor bei uns selbst das Feuer der Begeisterung brennen. Das wird aber der Fall sein, wenn wir durch Betreiben von M i s -sionslektüre uns Missions w i s s e n verschaffen, wenn wir hineinschauen in das Elend der Heidenländer, das wir lindern sollen. Aus diesem Missionswissen wird dann die Missions be g e i st e r u n g entspringen, die uns dann schon im Lemi-nar zur tatkräftigen Betätigung zur Unterstützung der Heidenmissionen antreiben und uns eine Menge von Wegen finden lassen wird, auf denen wir diesen un-seren Missionseifer in die Tat umsetzen können. Ein paar Winke mögen hier folgen: 1. Der Seminarist kann vor allem seine Mitalumnen für die Misfionssache zu ge-winnen suchen dadurch, daß er das Gespräch bei sich gebender Gelegenheit aus dieses Thema hinleitet oder im Missionsverein Vorträge übernimmt. 2. Ferner kann er hie und da auch ein kleines Geldopfer für die Missionen bringen, sich an den „Glaubensverbreitungsverein" oder „Kindheit-Jesu-Verein" anschließen, sich hie und da eine Kleinigkeit versagen und das Gelb dafür den Missionen geben. Wenn auch die materielle Hilfe bei Theologen durchaus nicht die Hauptsache fein kann, so haben solche kleine Geld-opfer, die gebracht werden, doch einen sehr großen Wert; denn sie heben in uns die Liebe und den Opfersinn für die Missionen und geben unserer Missionsarbeit dadurch, daß zur Theorie auch die Praxis kommt, mehr Leben. 3. Es braucht wohl nicht weiter ausgeführt zu werden, daß auch der Theologe durch Sammeln von Briefmarken und Staniol die Missionshäuser unterstützen kann, da dies ja allgemein bekannt ist. 4. Vergessen wir bei all unseren Arbeiten nicht das Gebet für die Bekehrung der Heidenvölker, durch das jeder ohne Ausnahme mächtig mitarbeiten kann an der Ausbreitung des Reiches Gottes aus Erden; heißt es ja von der hl. Theresia, daß sie durch ihr Gäbet ebensoviele Heiden gerettet habe wie der große Apostel Indiens, der hl. Franz $ citier. 5. Wie leicht kann ferner gar mancher aus uns im Verkehr mit Studenten unter diesen Missionsbegeisterung wecken dadurch, daß er z. B. in einer Studentenkon-gregation die Gründung einer Missionssektion anregt oder eine solche bestehende mit Rat und Tat unterstützt, den Studenten Missionslektüre verschafft, ihnen bei einer Sektionsversammlung einen Vortrag hält usw. Es ist das vielfach auch eine Pflicht unserer Dankbarkeit; denn gar mancher, der jetzt im Seminar ein großer Missionsfreund ist, hat die ersten Gründe dazu in der Missionssektion seiner Studentenkongregation gelegt. Es ist dies aber auch unser eigenster Vorteil; denn wenn unter den Studenten Missionseifer herrscht, dann ist dadurch dafür gesorgt, daß unser Missionsverein im Seminar immer den nötigen Nachwuchs an Missionsfreunden erhält, was besonders in der jetzigen Kriegszeit für die Weiterentwicklung unserer Vereine von der größten Bedeutung ist. 6. Eine sehr passende Missionsarbeit für uns Theologen wäre es, wenn wir auch die Feder zugunsten der Missionen iit die Hand nehmen würden, an katholische Zeitschristen gediegene Artikel über die Missionspflicht der Gläubigen, über die Ausgaben und Arbeiten unserer katholischen Missionäre einsendeten; gar manche Redaktion wäre sehr froh darum. 7. Unsere Betätigungsmöglichkeit für die Missionen erweitert sich sehr in den Ferien. Benützen wir diese Gelegenheit, um unter dem Volke bag Interesse für die Missionen wachzurufen. Wie oft ergibt sich ganz von selbst eine gute Gelegenheit, etwas über die Missionen zu sprechen. Gerade jetzt in den Kriegsserien, wo die meisten Seminaristen bei den Arbeiten der Landleute wacker mithelfen, wäre es so leicht, z. B. bei der Rast nach der Arbeit, etwas von den Mühen und Arbeiten der Missionäre zu erzählen. Da horcht dann alles auf, und das Volk, in dem tiefes Verständnis für die Ausgaben der Missionäre schlummert, wird dieses Verständnis gar bald durch die Tat bekunden. Gehen wir nicht darauf aus, unter dem Volke inöglichst viel Geld einzusammeln, sondern streben wir darnach, daß das Volk, angeregt durch unsere Worte, aus eigener Überzeugung heraus freiwillig eine -Gabe für die Missionen spende; solche Almosen werden vom Volke viel lieber gegeben und sind auch viel mehr wert wie ein Almosen, das man nur gibt, weil es auch andere tun, oder um den lästigen Sammelb-ruder los zu werden. 8. Suchen wir, besonders in den Ferien, MissionsZeitschriften und -broschüren unter dem Volke zu verbreiten. Passende Missionsschriftchen für das Volk sind Z. B. „Mit Herz und Hand fürs Heidenland", „Christus ruft" (beide aus dem Missionsverlag Stetst zu 15 h), Sammlungen von kleinen Missionsschriftchen, wie sie von verschiedenen Missionsgesellschaften (Pallottiner, St. Petrus-Claver-Sodalität in Salzburg) herausgegeben werden. Versorgen wir jetzt im Kriege auch die Verwundetenspitäler mit anregender, interessanter Missionslektüre. 9. An manchen Orten wird man es vielleicht freudig begrüßen, wenn der Theologe im Arbeiter- oder Gesellenverein einen Missionsvortrag, eventuell mit Lichtbildern, halten würde. Lichtbilder werden von verschiedenen Missionshäusern gerne zur Verfügung gestellt. 10. An anderen Orten kann man vielleicht daran denken, kirchliche Missionsfeste, wie solche in Deutschland schon länger in iÜ'B-ung sind, anzuregen. Freilich braucht es dazu sehr viel Klugheit und Geschick. Auf diese unb ähnliche Weise kann jeder schon als Seminarist ein Apostel der Heidenmissionen sein, der eine mehr, der andere weniger. Bei all diesen Unternehmungen müssen wir aber kluge Mäßigung walten lassen und immer Rücksicht nehmen auf die Umstände und Bedürfnisse in der Heimat. Übereifer würde, wie überall, so auch in diesem Punkte der guten Sache nur schaden. ■ Glauben wir ja nicht, daß eine solche Betätigung der Mitglieder von dem Vereinszwecke ablenke; sie wird im Gegenteil nur eine feste Stütze des Missionseifers der einzelnen Mitglieder sein und den ganzen Verein immer lebensfrisch erhalten. 214 Heft 8 und 9. Stern der Neger. N a ch t r a g. Es wäre uns sehr erwünscht, wenn uns von den werten Vereinen noch weitere diesbezügliche Anregun- gen und Erfahrungen mitgeteilt würden, um sie dann zum Nutzen aller hier veröffentlichen zu können. Der Vorort. HliHionszirkeL (Vom Missionsverein Brixen.) Wie überall, so hat auch in unseren Seminarien das Vereinsleben in den letzten Jahren einen kräftigen Aufschwung genommen; in der neuesten Zeit kamen zu den verschiedenen neuen Vereinen auch noch die Missionsvereine. Wie erfreulich diese rege Bereinst-ätigkeit auch sein mag, so hat sie doch auch ihre Schattenseiten. Da nämlich die Alumnen gewöhnlich mehreren Vereinen zugleich angehören, müssen feie Vereine, um im engen Rahmen der Seminarordnung Platz zu finden und um -der sich schon vielfach zeigenden Vereinsmüdigkeit vorzubeugen, ihre Forderungen auf das äußerste beschränken. Dadurch aber ist ein tieferes -Eindringen in die Sache ganz unmöglich. Und dies gilt besonders von den Mifsionsvereinen, weil sie als Die „Jüngsten" besonders bescheiden in ihren Anforderungen fein müssen. Und doch ist Missionswissen die notwendige Grundlage für Die Missionsbegeisterung. Was ist da zu machen? Die Zahl der vorgeschriebenen Versammlungen zu erhöhen, wird in den meisten Fällen nicht gut möglich sein; man würde dadurch bei der Allgemeinheit eher abstoßen. Aber ein anderes Mittel steht uns da zur Verfügung, und das sind — -die Mifsionszir-kel. Wenn wir hier von Missionszirkeln sprechen, so verstehen wir darunter eine innerhalb des Rahmens des Missions-Vereines bestehende, engere Bereinigung solcher Studierenden, die tiefer in das Studium der Missionsfrage einzu- dringen wünschen. Weit fortgeschritten ist diese Art des Missionsstudiums besonders unter der protestantischen Jugend Nordamerikas, aber auch in England, Dänemark, Holland und nicht zuletzt in Deutschland. So sollen in Nordamerika etwa 200.000 junge Leute, darunter 15.000 Studenten, diese „M i s s i o n s k r ä n z -ch e n", wie sie sie nennen, besuchet!. Nicht mehr wie 6 bis 8 Mitglieder bilden ein solches Kränzchen und besprechen da die verschiedensten Missionsfragen. * In Deutschland hat die „Missionsstudienbe-wegung" nach amerikanischem Muster unter den protestantischen Akademien großen Anklang gefunden.** Und als der erste katholisch-akademische Missionsverein in Münster entstand (1910), wurde bald innerhalb desselben ein solcher „missions wissenschaftlicher Zirkel" errichtet *** (1912). Die Einrichtung hat sich gut bewährt; davon zeugt die Tatsache, daß vor dem Krieg-e in Münster fünf solcher Zirkel (darunter einer für Studentinnen) arbeiteten. Nach dem Beispiele des Missionsvereines Münster wurden auch in Tübingen und Freiburg Missionszirkel gegründet. Aber auch in Österreich hat diese Idee Anhänger gesunden, nachdem sie -aus der Ersten Theologen-Missionskonserenz * Zeitschrift für Missionswissenschaft, II. Jahrgang, I. Heft. ** Akademische Misstonsblätter, I. Jahrg., 1. Helt, S. 17. *** Akad. Missbl. I. Jahrg., 1. Heft, S. 32. in St. Gabriel (1912) warm empfohlen worden tmr.* In manchen Seminarien (Königgrätz, Leitmeritz) besteht nur ein solcher Missionszirkel, in anderen dagegen besteht, — wie in -den deutschen Vereinen, — der Zirkel innerhalb des für die Allgemeinheit bestimmten Missionsvereines. (Z. B. in Brixen. Dem Missio-nsvereine gehören dort säst alle Herren an; dieser hält jährlich drei Versammlungen ab, wobei gewöhnlich ein Missionär spricht. Der Zirkel vereinigt einen Kreis von 12 bis 15 Mitgliedern alle 14 Tage zu einer geschlossenen Versammlung, wobei alle Vorträge von den Mitgliedern selber besorgt werden.) Schon aus der -Geschichte der Missionszirkel können wir also entnehmen, daß sie eine sehr praktische Einrichtung- sein müssen. Noch mehr sehen wir dies, wenn wir die Sache selbst betrachten. Wenn in einem Missionsverein ein solcher Zirkel besteht, dann ist für alle Ansprüche der Alumnen gesorgt. Denn für die große Allgemeinheit sorgt der Missions verein, ohne seine Mitglieder zu sehr zu belasten; jene aber, die mehr über das Missionswesen erfahren und sich mehr betätigen wollen, finden im Zirkel reichliche Gelegenheit dazu. Aus diese Weise ist ein tieferes Eindringen in die Missianssache möglich, ohne daß man dadurch bei der Allgemeinheit anstößt oder zu große Forderungen an dieselbe stellt. Ähnlich spricht sich der Missionsverein Münster über die Zirkel aus:** „Sieht der Verein seine Aufgabe auch vornehmlich darin, nach Kräften auf die gesamte katholische Studentenschaft einzuwirken, so verlangt doch dieser Zweck intensivere Missions- * Theologen-Missionskonferenz 6t. Gabriel, S. 40. f. ** Akad. MM., I. Jahrg., 1. Heft, 6. 32. kenntnis und -Pflege seitens eines kleineren Kreises." Und Schwager zieht -aus der regen misst,onswissenschaftlichen Tätigkeit der Protestanten für uns Katholiken die Folgerung:* „Zur räumlichen Ausbreitung muß die Vertiefung des Missionsinteresses bei den Mitgliedern der Missionsvereine kommen. . . . Missionszirkel, bei denen man ein bestimmtes Missionsgebiet bespricht und darüber diskutiert, müssen auch bei uns zur stehenden Einrichtung werden." Ein solcher Zirkel ist stir den ganzen Verein ein immerfließeuder Quell, d-er die Missionsfreude unter den Vereinsmitgliedern nie versiegen- läßt, er ist Der feste Kern, die -feste Grundlage des ganzen Vereines. Er bildet immer tüchtigen Nachwuchs für die Vereiuskeitung heran und erzieht begeisterte Führer dies Missions-gedcmkens für die spätere Wirksamkeit. In einem Verein, in dem ein Zirkel ar-b-eitet, wird sich- die ganze Arbeit und Betätigung nicht auf die Vorstandsmitglieder allein beschränken, sondern es wird ein größerer Teil der' Mitglieder in die Betätigung mit hineingezogen, besonders da-durch, daß sie selbst die Referate und die Diskussion besorgen müssen-; „ein selbst-gehaltener Vortrag aber ist", wie Pater Hüonder sagt, „besser, als zwanzig gehörte." Und bei all dem ist die Einführung eines Zirkels sehr leicht. Wenn sich auch nur 3 bis 4 Misfionsfreunde zusammen-findeu, so können sie schon einen Zirkel gründen; ja, kleineren Zirkeln wird, wie die Praxis d-er amerikanischen Missionsfreunde zeigt, sogar der Vorzug vor größeren -gegeben, da man dann viel weniger Rücksicht auf die einzelnen zu nehmen braucht. * Akad. MM., I. Jahrg., 1. Heft, S. 23. Aus den Vereinen, Jahresbericht vom miHionsuerein Brixen (Schuljahr 1915/16). Wie schon erwählet, besaht in unserem Seminar feit 1912 ein Missionsverein und innerhalb desselben ein Missionszirkel. Der Missionsverein hielt während des Schuljahres eine Erösfnungsversammlung unib vier ordentliche Versammlungen alb, Bei der ersten Versammlung sprach der hochw. Missionär A. Fink über „Borneo", bei der zweiten entwickelte der hochw. Theologieprofessor Dr. Sieger einen interessanten geschichtlichen Üb erblick über „die Fürsorge Österreichs fürs Hl. Land"; den dritten Vortrag hielt Hochw. P. Pschorn-Milland über „Die verlorene Kirche Afrikas", den vierten Hochw. P. Kovaö, Franziskanermissionär, über seine zwölfjährige Tätigkeit in China. Aus Veranlassung des Vereines hielt letzterer Missionär denselben Vortrag auch im Institute der Englischen Fräulein und in der Stüdenten-kongregation am Staats gymnasium. Ein Mitglied des Vereines hielt in einer Versammlung der Gymnasiasten-Missionssek-tion einen Vortrag, wie der Verein überhaupt immer mit derselben in Fühlung blieb. Die Missionsbibliothek, die allen Alumnen zur Benützung freisteht, und Heuer auch recht eifrig benützt wurde, wurde um ungefähr 50 Nummern erweitert. Die Zahl her aufliegenden Zeitschriften wuchs auf 15 an. Im ganzen wurden im Seminar ungefähr 60 Missionszeitschriften gehalten. Der Missionszirkel hielt alle 14 Tage eine kurze, geschlossene Versammlung ab; im ganzen fanden 18 Versammlungen statt. Im ersten Semester wurden die Orientmissionen, im zweiten die Missio- nen in Vorder- und Hinterindien in mehreren Vorträgen behandelt. Ferners wurde gesprochen über „Mission und- Volk", „Mis-sion und Jungfrauenkongregation", „Unsere Missionspflicht", „Die akademische Missionsbewegung in Österreich und Deutschland", „WehtkDg! und 2Mitim'ii= sion", „Dogmatische Grundlagen des Missionsgedankens", „Der hl. Franz Skener". Schließlich, wurden> durch den Zirkel eigene Zirkel-Statuten geschaffen und die Vereinsstatuten verbessert und erweitert. Der Missionsverein zählte 64 Mitglieder (unter Diözesanen) und 13 Gäste der deutschen Theologen aus der Diözese Trient, die heuer bei uns untergebracht sind. Der Missionszirkel hatte 14 Teilnehmer itrtib mehrere Gäste. Pom Porort. Da kurz nach der Übergabe des Vorortes schon Redaktionsschluß der vorliegenden Doppelnummer war, war es uns ganz unmöglich, Berichte und Artikel anderer Vereine zu erhalten und zu veröffentlichen; daher ikonnten wir, um den Platz im „Stern" nicht unbenutzt lassen zu müssen, für diesmal nur Artikel unseres Vereines eingeben. Die F eri e n a dr e s s e des Vorortes (bis 1. Oktober) lautet: Theolog Franco Joses, Brixen, Postfach 2. Während des Schuljahres (ab 1. Oktober) lautet die Adresse: Vorort der DheologenMissions-bereine, Brtxen, Priesterseminar. Verantwortlicher Schriftleiter Rektor?. Dr. M. Rasseiner F.S. C. - «uchdruckereiCarinil,ia" des St.st.-B.in Klagenfurt, Kärnten. Empfehlenswerte Bücher und leiWMen. : (Ein bemerkenswerter Vorzug der Taschenausgabe des Neuen Testamentes dev Herderschen Verlags-Handlung zu Freiburg i. Br. ist die Einführung Von j sorgfältig geivählten Anmerkungen durch den Herausgeber Professor Dr. Simon Weber (1. Teil: Die vier Evangelien und die Apostelgeschichte. Ueber-sekm« von Dr. Benedikt Weinhart. 3. Auflage Ml. V-, 100 Stück Mk. 90 - , 500 Stück Mk. 400'- ; geb. Aik. 1:50, 100 Stück Mk. 140 -, 500 Stück Mk, 650'—). Dadurch gewinnt diese Ausgabe an hervorragender Allgemeinbedeutung. Leser aller Stände, nicht bloß Geistliche und Weisheitsbeflissene, werden so mit größerer Bereitwilligkeit der Schrift-betrachtiuig sich zuwenden. Diese erklärenden Zusätze tragen wesentlicherweise zum Verständnis des Mortlautes bei 1. durch Erläuterung der beigezvgeuen Verhältnisse der Zeit Christi, 2. durch leichtfaßliche Verdolmetschung bedeutsamer kurzgehaltencrStellen, die namentlich für die Glaubens- und Sittcnlehre in Betracht kommen, 3. durch unzweideutige Aufhellung Hon Ausdrücken, die erfahrungsgemäß mißverständlichen Auffassungen oft ausgesetzt sind. Auch die Stellenverweise-zu Bergleichszwecken iverden sich als überaus nutzbar erweisen. Sehr oft empfängt das Wort des Textes durch die Stelle, auf die verwiesen lvird, seine Erklärung, das Verständnis gewinnt an Vertiefung, die Beweisführung an Klarheit und Festigkeit, die geschichtliche Mitteilung an Vollständigkeit. Kurz, in jeder Richtung zeigt sich brauchbarste Handhabung. Daneben ist Sonderwünschen vollauf gedient; denn jedes Evangelium wie Apostelgeschichte ist auch gesondert zu haben: steif brosch. 00 Pf., 100 Stück Mk. 18'- - , 500 Stück Mk. 80 —. 4 ilderfreunden kommt die Ausgabe durch eine Ausstattung mit 40 Bildern von Friedrich Overbeck und 4 Kärtchen entgegen. Also geschmückt beträgt der Preis des Gesamtbündchens geb. Mk. 3'20, Mk. 3 — und Mk. 5;— ,,flus der Schule Zesu." Miter diesem Titel erscheinen im Verlage Rudolf Stanzest, Wien— Stammersdorf, kleine Bändchen, berechnet für die katholische Jugend, die an der Hand von'Lebens-- Beispielen zeigen wollen, wie der Geist Jesu erlangt wird ltitb welche Früchte er in den Seelen zeitigt. Das erste Bändchen, aus der Feder des Kaiserlichen Rates Fr. Gerhard Kahl, schildert uns tu recht anziehender Weise das Leben des 1799 gestorbenen Karl von Tiettrich, des jungen Freiherrn auf Schloß Schönhofen bei Regensburg. Das Bändchen ist bei seinem geringen Preise von 30 Hellern recht zu empfehlen. Zwei interessante Erscheinungen unseres Innenlebens brachten die letzten Tage: die scharfe Zurückweisung jedes Gedankens an eine Rückgabe Elsaß-Lothringens seitens der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" und die Polemik gegen Professor Foerster seitens seiner Münchener Fakultätsgenossen. Da beide Erscheinungen sich mit einem Stück Bismarckscher Erbschaft beschäftigen, so können sie sehr wohl in einem gewissen Zusammenhang besprochen werden, zumal sie beide durch einen echt deutschen Charakterzug veranlaßt wurden, durch den Wunsch, dem Gegner Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und dadurch bessere Verhältnisse gewissermaßen herbeizuzwingen. Auf einen diesbezüglichen Artikel von Hauptmann a. D. Hartwig Schubart in dem soeben erschienenen Heft Nr. 27 der „Allgemeinen Rundschau", Wochenschrift für Politik und Kultur, Begründer Dr. Armin Kausen, München, Bezugspreis vierteljährlich.Mk. 2-7Q, machen wir unsere Leser ganz besonders aufmerksam, denn dieseAusführungen 'hochaktueller Natur dürften zurzeit lveitgehendstens Interesse finden. Der übrige Inhalt der ersten Nummer des neuen Vierteljahres dieser vorzüglichen Wochenschrift spricht für sich selbst. Wir lassen die Titel hier folgen: „Das zweite Kriegsjahr." Wochenschau von Fritz Nienkemper. — „Patrona Bavariac.“ Von Marin Theresia Schustxr' — „Der Weltkrieg und die kirchenpolitische Lage in BülWrien I." Bon Dr. K. Neundörfer. „Berussjragcn für die Absolventinnen der Höheren Mädchenschulen." Bon Sinron Jrschl,Inspektor des Kgl.Mädchenerziehungs-iustituts in Nymphenburg. — „Zur Rohstoffversorgung." Von K. Wirkt. Rat H. Osel, Landt.-Wtz. — „Einst lvird es tagen." Von Henriette Brey. „t Heinrich Hansjakob." Ein Gedenkblatt von L, v. Heenlstede. — „Chronik der Kriegsereignisse." „Kriegskalender XXIII " — „Vom Büchertisch." — „Fiilnnz- und HandelSrundschnu." Von M. Weber. Diese hervorragende, hochstehende Zeitschrift möchten wir wiederholt allen Gebildeten zum Abonnement dringend empfehlen. Gerade jetzt in der Kriegszeit leistet sic unschätzbare Dienste. Unsete tapferen Truppen im Felde kennen keine bessere.Lektüre, dies geht aus zaWeichen täglichen Briefen immer miebev hervor. Für das begonnene Vierteljahr Juli—September werden jederzeit noch Bestellungen entgegengenommen von alleil Pustanstalten, Bnch-haiidliiiigen und bem Verlag in München, Galerie-straße 35 a, GH. Probehefte mit großem Stimmen» prospekte iverden vier Wochen lang kostenfrei versandt voiil Verlag. Ordensleben imb Ordensgeist. Vierzig Vortrüge zunächst für Ordensschwestern von Ignaz Matterott O. M. I. Dritte Auflage. 8° -X it. 414 ©.) Freiburg und Wien 1916, Herdersche Verlags-Handlung. Press Mk. 4 - ; gebunden tu Leinwand Mk. 5'20. — Es ist eine Tatsache, daß gerade jener auserwählte Teil der Herde Jesu Christi, der sich das Streben nach der christlichen Bollkomnlenheit zur Pflicht gemacht hat, nämlich die Ordenspersonen beiderlei Geschlechts, mit Ausnahme der Genossenschaften von Priestern, häufig die Seelennahrung des lebendigen Gvtteswortes entbehren müssen. Nur selten wird ihnen der Inhalt der göttlichen Offenbarung in einer ihren Berufsverhaltnissen angepaßten Form verkündigt. Auch die geistliche Lesung, die in allen Ordensgenyssenschasten vorgeschrieben und in IteBung ist, vermag bas lebendige Wort Gottes nicht zu ersetzen. Dieser Uebelstaiid hat seinen Grund gewöhnlich in äußeren Verhältnissen. Die Geistlichen, welche die Seelsorge in den Klöstern ausüben, sind nnderiveitig schon mit Arbeit überladen; die klösterlichen .Kommunitäten, für die ein Bortrag wenigstens einmal int Monat erwünscht wäre, befinden sich besonders zahlreich in Gegenden mit starker Bevölkerung, deren geistliche Versorgung an den Seelsorger so schon die höchsten Anforderungen stellt. Vielfach fehlt es dann auch an den nötigen Hilfsmitteln zu einer gründlichen Vorbereitung, welche aber unbedingt notwendig ist, wenn man wirklich den besonderen geistlichen Bedürfnissen einer Klostergemeinde gerecht werden will. Diesem Bedürfnis hat der Verfasser des vorliegenden Werkes abzuhelfen gesucht, und der Erfolg, welcher den ersten beiden Auflagen seines Werkes zuteil wurde, beweist zur Genüge, daß er einen guten Griff getan hat. Die großen Fragen des aszetischen Lebens im Rahmen beb OrdensstMdes werben in vierzig Vorträgen Uhandelt: bei- Beruf zum Orbensleben, bie Fehler, biv Leidenschaften niib ihre Bekämpfung, Betrachtung ünb Gebet, inneres Leben, bas genteinschnftliche Leben mit seinen Anforderungen itnb Tugenben, bie im Orbensstandc zur Verfügung ftetjenbeii Gnädenmitteh bie heiligen Gelübde, bie Ordensregel, bie Arbeit - bas sind bie Kernpunkte, um bie sich bie in einfacher, zu Herzen gehender Sprache gehaltenen Vortrüge gruppieren. Der Verfasser spricht aus reicher Erfahrung, und ein Hauptvorzug seiner Ausführungen ist bie Anwendung der theoretischen Grundsätze auf bie Anforderungen des praktischen Lebens. Die leichtfaßliche Form und bie liebet« sichtlichreit der Vortrage lassen sie auch als geistliche Lesung für Ordenspersonen geeignet erscheinen. Blut und Tränen. Kriegsgeschichten von Joseph Gorbach. 12° ; VIII u. 98 S.) Freiburg und Wien 1916, Herbersche Verlagshandlung. Kart. Mt. 1-—. In diesem Büchlein begegnet der Leser Helden, die in Begeisterung für die gerechte Sache, für Kaiser lmb Vaterland gestritten haben miter Dahingnbe ihres Lebens; Helden,.die nicht nur int Schrapnell-und Granatensener, sondern auch im Feuer der Leidenschaft lvahrhaft groß unb stark und Be« munberungswürdig dagestanden; int Auge des Kriegers, der sich in diese Heldengestalten versenkt, wird helle Begeisterung aufflammen nnb in seiner Seele wirb bie Sehnsucht wach werden, ihneit ähnlich zu sein im Leben nnb blutigen Sterben. Ein Ehrendenkmal erstellen bie Erzählungen auch dem herben Weh der Kinder und Frauen in der Heimat, deren Söhne, Männer oder Väter im fernen Helbengrabe ruhen; in einem edel empfundenen Gesichte verweist der Verfasser int Vorwort bie Schmerzgesättigten auf jenen Trost, der allein zur mutigen Weitertragung der Lebenslast befähigt. Klöitem und MfIMen empfehlen wir für ihren Bedarf an Reis, Kaffee und Bülfenfrüchfen die Firma 3oL 3anauickek, Wien ill xn Abonnenten öer Stuöentenkreise wirö außerordentliche Preisermäßigung ❖❖ gewährt.______________** T