Kr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ O^. Montag am Z.V. August 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei kümmern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien uon Meisterhand in Kupfer gestochenes lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz­jährig S, halbjahrig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couoert Portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. E. M., und wild halbjährig Vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. Die Felsen. Ein Jäger steht am Fclscnhang I n heißer Sehnsuchtsqual, Und blickt, den Alucnpfad entlang. Hinab in's grüne Thal. Sein Mädchen, das dort unten weilt. Das grüßt' er gar so gern. Doch wird sie nicht vom Ruf ereilt, Das Thal ist allzufern. Und weil sein Ton zur Ferne hin Nicht sehnend dringen kann. So nehmen sich mit mildem Sinn Die Felsen seiner an. Sie haschen auf das süße Wort, Das seine Sehnsucht malt. Und tragen es als Echo fort. Bis es dort unten schallt. Bis es im Thale fern und weit An's Qhr des Mädchens klingt. Und ihre Brust mit Seligkeit Und süßer Lust durchdringt. — Ihr harten Menschen, die der Schmerz Der Liebe nicht erweicht. Bedenkt, daß selbst das Fclstnhcrz Ih r Trost und Hülfe reicht! I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher »m Hauptplaye. Es soll keineswegs verkannt werden, wie viel gerade die Slaven des Westens dem deutschen Geiste verdanken, und wie es ihnen bisher nur durch seine Vermittelung möglich gemacht worden, an dem europäischen Weltleben und den großen, historischen Strömungen Antheil zu nehmen. Allein eben so gewiß steht es fest, daß die letzte und höchste Auf­gabe einer Nationalität stets darin bestehen wird, die volks­mäßige Eigenthümlichkeit glücklich herauszubilden und einen nationalen Tipus der Gesittung zu erstreben. Höchst interessant erscheint es uns daher, auch ein Mal den Zusammenstoß des romanischen und slavischen VoWgeistes zu betrachten, der in der Regel so wenig Be­rührungspunkte hat, nachdem die Mischungen des sla­vischen und germanischen in der jüngsten Zeit bis zum Ueberdruß und nicht immer in förderlicher Weise besprochen worden sind. Wer den Weg von Wien bis Mailand gemacht hat, wird sich ohne Zweifel der reizenden Ufer des Taglia­mento erinnern, die sich durch Friaul hinziehen, und der hübschen Städte Widem (Udine) und Tschiwidal (Cividale), in denen ein rühriges und südlich gefärbtes Volksleben herrscht. Die Gebirgskette nun, welche diese schöne, frucht­ Vinzenz Zusncr. bare Landschaft umschließt, aus der die Wasser des ,Ta­gliamento hervorstürzen, begrenze ein slavisches Volksgebiet, Slaven in Italien *). das geographisch zu Italien gehört und in seiner elgen-Von Sresniewsky. thümlichen Mischung ein sehr interessantes Schauspiel ge­währt. Bei meiner Wanderung durch die Berge und Thäler dieser Gegenden war ein gewisser Tom Bobez mein Füh­genug sind die slavischen Volkselemente rer, und ihm verdanke ich die meisten Nachrichten über den blos der Boden für fremde Bildungssaaten hier angesiedelten slavischen Volksstamm, den die Furlaner ^ ' ^ gewesen, und besonders waren es deutsche Schiavi nennen. Außerdem fand ich in dem Pfarrer zu Ideen'und deutsche Sitten, welche in den empfänglichen Niwis, Sebastian Adam, einen äußerst kenntnißreichen Slavengemüthern Eingang und Gedeihen gefunden haben. Geistlichen, dessen Umgang mir viel Belehrung und Ver­ gnügen gewährte. ') Aus den in Wien erscheinenden, gehaltvollen »Sonntagsblättern,« Nur die Noch konnte die Menschen in diese rauhe rcdigirt von Di. Ludwig August Frankl, auf welche Zeitschrift wir 3«« unmöglich ein lohnender Feldbau gedeihen. Da und dort haben sich in einem Kranze von Bergen kleine Thäler ge­bildet, aber auch diese sind mit Strichen hoher, steiniger Hügel bedeckt, die zuweilen tiefe Schluchten bilden. Die Landwirthschaft kann sich da nicht frei entfalten, und man muß entweder einen steilen Bergabhang zum Wohnsitze wählen, oder an einem steilen Felsen, in eine Schlucht sich einzwängen, und mit eigenen Händen sein kärgliches Feld bebauen, das selten großer als 13 bis 20 Klafter ist und so eng oder abschüssig liegt, daß Ackervieh gar nicht an­ wendbar erscheint. Da ist jeder Fußbreit Landes von hoher Bedeutung und oft steht der Landmann zweifelnd da, ob er einen Waldrest belassen, oder ohne Brot bleiben soll. Die Frühjahrsgewässer sind seinem Fleiß« besonders gefähr­lich, und ein einziger starker Regen bedeckt oft ein mühsam bestelltes Feld mit zahllosen Steintrümmern, oder schwemmt den Humus in den Tagliamento hinab. Die Zahl der in den Bergen von Friaul wohnenden Slaven kann man auf nicht mehr als i9,ooo anschlagen, wovon ?ooo zum Kirchspiele San Pietro Tertschet, und 7400 zum Kirchspiele San Pietro bei Schiavi gehören; die übrigen leben mehr zerstreut. Ihre Statistik gibt ferner das Verhältniß der jährlich Gestorbenen wie 23 zu 1000, und jenes der Geborenen wie 32 zu 1000 Einwohnern an, was auf eine beträchtliche Vermehrung schließen läßt. Das Volk ist von etwas mehr als Mittelgröße, Viele sind sehr groß, die Köpfe aber verhältnißmäßig klein. Ihre Phi­siognomie zeigt eine gewisse Mischung von Keckheit, Zuver­sicht und Gutmüthigkeit. Sie sind an schwere Arbeiten ge­wöhnt und wenig krank; Kröpfe und Cretinismus findet man nicht unter ihnen, und sie hegen den Wahn, diese Krankheit sei blos den Deutschen eigenthümlich, weßhalb sie den Kropf Nimtschek nennen. Diese Slaven sind zwar freundlich, gastfrei und dienst­fertig, besitzen aber dennoch keinen offenen, biederherzigen Charakter; es lauert Mißtrauen in ihrer Seele, denn sie sind gewohnt, das Leben immer von der schlimmen Seite zu betrachten. Sie sind rachsüchtig, stolz und manchmal unbändig; nie kommt es vor, daß ein Slave Einen seines Stammes erschlägt, desto häufiger hört man von den an den Furlanern begangenen Mordthaten. Hat er aber einen Mord vollzogen, so läßt er sich doch nur selten zum Raube verleiten, und man traf oft auf Leichen, in deren Rocktasche eine volle Geldbörse stack. Dabei sind sie äußerst verschwie­gen und verrathen sich nie; man hat eine Leiche gefunden, heißt es, der Thäter scheint ein Slave zu sein. Selten bringen die sorgfältigsten Nachforschungen ein weiteres Re­sultat zum Vorscheine, und die Behörden müssen sich dabei beruhigen. «Beschluß f»lgt.) Gine Lustfahrt von Trieft nach Aneona. Von Julius Freiherr» von Westland. (Beschluß,) Wir speisten um 4 Uhr Nachmittags in zwei Zim­mern, und zwar so an einander gepfropft, daß man sich nicht lühren konnte. Ich werde jenes Gasthaus nie ver­gessen; es steht zum Theil am Platz und ragt in die große Straße nach Anco na hinein. Der Maler kam mir zu meiner Rechten zu sitzen. Was uns servirt wurde, war ein schauderhaftes Machwerk lorettonischer Kochkunst. Ich hätte das Mahl gerne mit einem Stück guten, deutschen, trockenen Brotes vertauscht; denn wir bekamen eine Mehlspeise, die uns Allen ewig ein Problem bleiben wird, sie kam mir. vor, wie gebacken« Kleien und das Rindfleisch war ganz saftlos, faserig und zerweicht; doch mußte jeder von uns 5 Paoli (so viel als i fi. 2 kr. C. M.) zahlen. Der Wein war das einzige Genießbare; er war von süßer Gattung, sehr ange­nehm und stark. Als wir das Hotel verließen, sang der Maler mit einem ironisch zärtlichen Blicke auf dasselbe: IM LuiäÄ in e«t»3i zillii Uli k»!!! Um s Uhr besuchten wir das Kaffeehaus, wo sich gewöhnlich Nachmittags die solide Welt von Loretto ein­findet. Wir sahen jedoch nichts sonderlich Interessantes, lauter gleiche Trachten, mit Ausnahme von einigen Griechen und Armeniern. Auch eine Schaar von Damen hatte sich eingefunden, um Eis zu essen. Interessante Züge, herrliche schwarze Augen. I m Hintergrunde spielten einige echt sommerlich gekleidete Individuen Borelli , ein in Italien sehr übliches Gassenspiel, mit großen hölzernen Kugeln. Bei einem der Thore Loretto's befinden sich in dem daran angebauten Hause viele Gefangene. Als wir vor­beigingen, ließen sie zu unserer Verwunderung vom ersten Stockwerk von verschiedenen Fenstern mehrere an langem Spagath befestigte Beutel herab und baten um Almosen; im untern Theile des Gebäudes sahen wir durch vergitterte Fenster Männer und Weiber bunt durch einander rennen; sie erhoben bei unserem Anblicke ein furchtbares Geschrei und forderten ungestüm ebenfalls Almosen, an welchem Un­fuge sie nirgends eine Wache hinderte. Gesättigt von allen den Merkwürdigkeiten, Annehm­lichkeiten und Unannehmlichkeiten Loretto' s machten wir uns endlich insgesammt auf die Rückreise und langten um halb zehn Uhr bei wunderschöner, mondheller Nacht wieder in Ancona an. Um 11 Uhr machten wir im Gremio noch einen Spa­ziergang am Gestade des Meeres, wo uns die Kühle nach der Tageshitze unendlich erquickte. Das Meer war ruhig und das nächtliche Schweigen übte in den schönen, halb­wachen Naturbildern, die uns die Gegend in ungewissen Umrissen darstellte, einen erhebenden Eindruck auf Herz und Gemüth. Diese Promenade außer dem Stadtthore gegen Lorett o bildet, von einer kleinen Allee geziert, einen der reizendsten Spaziergänge Ancona^s, und viele Herren und Damen labten sich durch eine Stunde mit uns an der schönen, genußreichen Sommernacht. Nach der Nachtpro­menade verfügte ich mich mit einem Theile unserer Gesell­schaft in das Gasthaus «,1 lüarololn, woselbst auch mehrere Mitglieder der eben anwesenden Operngesellschaft wohnten. Die Zimmer sind nach gewöhnlicher italienischer Weise zie­ 2«V gelgepflastert, mit lockern, durchsichtigen Thüren und Fenster­gesimsen, Kaminen und breiten Betten. Die Wirthshaus­rechnung war jedoch unerwartet billig. Montags am 27. Vormittags besuchten wir die Ca­thedrale, eine ausgezeichnet große Kirche, hoch am Hügel. Sie ist in Form eines Kreuzes gebaut, das Eingangsthor ist besonders prächtig im altgothischen Style ausgeführt. Die Kirche hat ausgezeichnete alte Gemälde. Als vorzüglich bemerkenswerth wurde uns unter Anderem ein Gang «ntto terra gezeigt, wo die Reliquien dreier Heiligen, deren einer aus Ancona gebürtig, aufbewahrt sind. Tag und Nacht brennen hier einige Dutzend Lichter. Um 9 Uhr, als wir uns eben anschickten, die Kirche zu verlassen, brach ein furchtbares Unwetter los, der Regen floß in Strömen herab und war buchstäblich wie vom Himeml gefallen, da vordem der schönste Tag gewesen, der uns nicht die min­deste Vorahnung eines solchen Sturmes gab. Nachdem wir nach abgewartetem Ende des Regens uns noch mehr­seitig in der Stadt umgesehen, speisten wir um 2 Uhr im Hotel al darnloln und um 3 Uhr wurde von einer Gesellschaft von so bis 60 Personen, worunter der Herr Delegat sammt einer Suite von Geistlichen und einigen päpstlichen Offi­zieren, "auf unserem Dampfboote eine Spazierfahrt nach Sinigagli a unternommen. Unsere drei Schiffscapitaine empfingen den Herrn Delegaten und die Gäste Ancona's in der Galla-Uniform, welche aus grünen Fracks mit schwarz­sammtnen Aufschlägen und Degen mit goldenen Griffen besteht. Von Seite der Schiffscapitaine wurden der gan­zen Gesellschaft sehr splendid Erfrischungen geboten, wo, außer einer Auswahl von Fleischspeisen und feinstem Back­werk, die vortrefflichsten Weine servirt wurden. Wir konnten jedoch die Fahrt nach Sinigaglia nicht vollenden, da sich eine gefahrdrohende, schwarze Wolke am Himmel zeigte und der Wind dem Schiffe plötzlich eine bedeutend schaukelnde Bewegung gab, der Art, daß einige Damen und der päpstliche General-Stabsadjutant von Un­päßlichkeit befallen wurden. Wir machten also rechts um, und kamen sonach gegen ? Uhr nach Ancona zurück. Bei der Heimfahrt des Delegaten und der Geistlichkeit, die auf einem kleinen Schiffe Statt fand, wurden von unserem Dampfboote aus so lange Kanonenschüsse gelös't, bis der Delegat avee «uite das Ufer erreicht hatte. Um 8 Uhr begaben wir uns ins Theater, welches an Größe und Ansehen dem Triester beinahe gleich kömmt, nur besitzt es nicht, wie dieses, sechs, sondern blos fünf Stockwerke. Es wurde die Oper: ,,^im», Lulen«," und ein Ballet aufgeführt. Erstere besitzt einen sehr braven Tenor und eine vortreffliche Primadonna. Signora Bar­bieri sang mit einer kraftvollen, sehr wohlklingenden Stimme und wurde alle Augenblicke durch das Spektakel des Bei­fallssturmes, der sich mit Händen und Füßen kund gab, unterbrochen. Schade, daß Signora Varbier i von den Grazien gar so wenig bedacht wurde! — Um Mitternacht war unsere Abreise festgesetzt. Wir verließen Ancona jedoch erst um i Uhr, und um 10 Uhr Vormittags langten wir bei einiger Meeresunruhe bereits in Pol a an. Unter Zulauf ein« großen Menge Neugie­riger nahmen wir daselbst im Hafen ein Frühstück ein, dann verfügten wir uns sämmtlich an's Land, um unter der Führung eines dortigen Herrn Doktors die Stadt zu be­sehen, welcher es aus Gefälligkeit übernahm, uns alle Merk­würdigkeiten von Pol a zu zeigen. Der erste Weg führte zu den Ueberresten des Dianentempels, wo man jedoch außer einigen halbumgefallenen Säulen und Statuen nichts von Bedeutsamkeit findet, dann begaben wir uns in die Kirche, durch ihre Form dem Dome von Mailan d ähnlich. Das Amphitheater oder die Arena ist das Sehenswürdigste und bietet als eine gefallene Größe noch immer einen erhaben majestätischen Anblick dar. Das Amphitheater ist so groß, wie die Veroneser Arena, nur ist der umgekehrte Fall, daß nämlich der innere Theil, der bekanntlich in Verona noch erhalten ist, in Pola gänzlich zerstört liegt, hingegen aber hier der ungeheuere äußere Umfang, die ganze Bogenformi­rung fast unversehrt da steht. Wir verweilten lange bei diesem ehrwürdigen Ueberreste einer großen Vergangenheit. Auch der römische Triumphbogen, welcher ehemals als Stadt­thor diente, und aus feinem cararischen Marmor besteht, ist noch ziemlich erhalten. Vom Schloßberge aus, wo uns der Herr Commandant, ein Artillerie-Offizier des 4. Regiments, sehr artig empfing und auf die höchste Stelle führte, ge­noßen wir einer prachtvollen reizenden Aussicht auf den Hafen und in die Ferne. Nach einem zweistündigen Aufenthalte in Pola wurde vom Dampfschiffe aus die Zeit zur Abfahrt, durch einen Kanonenschuß signalisirt und wir fuhren wohlgemuth gegen Triest. Das Begegnen eines kleinen Dampfbootes und eines Kauffahrteischiffes mit 3 Masten gewährte zum Scyluße einen imposanten Anblick. — Um s Uhr wurde am Dampf­schiffe das Diner servirt und Dienstag am 28. um 9 Uhr Abends liefen wir in Gegenwart vieler tausend Zuschauer, die sich am Molo versammelt hatten, glücklich im Hafen von Triest wieder ein. Grabschrift eines Landstreichers. S« oft auch übe! standen seine Sachen -, Er schlüpfte immer durch, der schlaue Nicht, Nur dieses einz'ge Mal gelang's ihm nicht Nach seiner Art sich aus dem Staub zu.machen. Leopold Kordesch. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Schrecklicher Unglücksfall.) Drei junge Kinder, welche von ihren Eltern ausgeschickt waren, auf dem Lande zu betteln, wurden in der Gemeinde von Fiel (Jura-Departement) auf freiem Felde von einem furchtbaren Hagelwetter überfallen. Die Hagel­körner waren so dicht und von solcher Große und Schwere, daß die unglücklichen Kleinen davon erschlagen wurden. Man fand ihre Leichen in der Nähe eines Zaunes, wo sie Schutz gesucht hatten. (Eine Wallfischjagd.) In Stornawoy, auf der schottischen Insel Lewis, bemerkte man kürzlich eines Morgens eine ganze Schaar kleiner Wallfische am Eingänge des Hafens. Alsbald fuhren gegen 100 Boote seewärts und es gelang ihnen, die ganze Schaar — 179 Wallfische! — in die Bucht zu treiben, wo sie nach einer langen Jagd getödtet, ans Ufer geschafft und Tags darauf für 4830 fl. C.M. verkauft wurden. (Glück und Selbstmord.) I n Landau an der Isar ge­wann neulich ein Vadergeselle, bisher ein lustiger Kumpan, 5000 fl. in der Lotterie. Er bezahlte davon seine geringen Schulden, 368 schickte den Rest an seine Geschwister mit einem Briefe, worin er sagte: »Ich brauche fortan kein Geld mehr,« stürzte sich von der Isarbrücke in den reißenden Strom hinab und — ertrank. (Streckfuß) , dieser durch seine politischen Schriften, wie auch durch treffliche Bearbeitungen italienischer Classiker (nament­lich durch seine Uebersehung des Dante) der literarischen Welt bekannte Schriftsteller ist am 26. Juli früh in Verlin plötzlich ge­storben. Er war preußischer geheimer Ober-Regierungsrat!). (Salomon Freiherr von Rothschild) in Wien hat das Gebäude, in dem sich das »Hotel zum römischen Kaiser« befindet, und wo der Baron seit langer Zeit wohnte, kürzlich gegen die Summe von 300.000 fl. nebst dem Garten angekauft und wird dasselbe zu einem eleganten Pallaste umschaffen, wodurch die Frei­ung, die bekanntlich mit einem schönen, öffentlichen Brunnen ge­schmückt wird, eine neue Zierde erhält. (Amerikanische Puffs.) Ein Mann in Boston hatte ein Brett, das so täuschend mit Marmorfarbe angestrichen war, daß alle Welt es für wirklichen Marmor hielt. Man legte es auf's Wasser und siehe da — es ging unter. Auch das Wasser selbst ließ sich täuschen. — Ein Geizhals in Philadelphia kochte für seine Gäste so dünnen Thee, daß dieser — nicht aus der Kanne laufen konnte, so schwach war er. (Joseph Vuonaparte), Bruder des Kaisers Napoleon und vormaliger König von Spanien, ist am 28. Juli d. I . zu Florenz gestorben. (Der König von Sachsen) kam mit zahlreichem Gefolge auf seiner Reise nach England in eine Provinzstadt, wo er im ersten Gasthofe über Nacht blieb. Des andern Tages stellte der Wirth die verlangte Rechnung mit — 6000 Thalern. Der Bür­germeister des Städtchens wurde gerufen, und diesem die «er­langte Summe übergeben mit der Weisung, hiervon das Nacht­lager dem Wirthe gut zu bezahlen und den Ueberschuß an die NothleidendeN der Stadt zu vertheilen. Die Armen erhielten 5800 Thaler. Ein königliches Geschenk! (Der berühmte Kanzelredner Sedlaczeck), Burgpfarrer in Wien, ist zum Prälaten von Klosterneuburg ernannt worden. Es ist dies eine der höchsten geistlichen Würden in Oesterreich. Seine Entfernung aus der Burg wird von den Armen und Be­drängten, denen er bei der kaiserlichen Familie stets mit Erfolg seine Fürsprache lieh, schmerzlich empfunden werden; seine Pre­digten athmeten wahre Frömmigkeit, Wahrheit und Toleranz, und rißen durch den herrlichen Vortrag die Zuhörer unwillkührlich zur Bewunderung hin. (Die richtige Lage beim Schlafen.) Es ist schon oft behauptet worden, daß es nicht gleichviel sei, in welcher Rich­tung das Bett stehe- Eine Somnambule in Dresden gab dm Rath, das Bett immer nordwärts zu stellen, so daß die Sonne nicht der Länge nach, sondern quer über den Körper gehe. Fieber­kranke phantasiren viel mehr, wenn die Sonne der Länge nach über den Körper geht. (I m Hofoperntheater zu Wien) beginnen dieser Tage die Vorstellungen der französischen Schauspieler, deren Gesellschaft nebst den tüchtigsten Mitgliedern von der letzten Saison auch manche neue wackere Künstler zählt- Anekdoten. Ein Ehepaar aus Berlin fuhr zum ersten Male auf der Ei­senbahn nach Potsdam. »Ach Herr Je!« rief die Frau, ,als die bekannte gellende Pfeife wiederholt ertönte, »ne, det is doch «ich mehr zum Aushalten!« — »»Na, wat haste denn schon Widder zu achherjehen?«« grollte ihr Gemahl. »»Se pfeifen, damit Keener nich unter den Wagen kommen thun thut^ Verlangste etwa, det se sollen da vorne de Novell e singen lassen?«« — I n einer Stadt wurde in einer lustigen Gesellschaft die Frage aufgeworfen, welches wohl das stärkste Haus wäre. »Das Ver­satzamt,« antwortete schnell ein Witzling, »denn, wird es nicht täglich von mehreren hundert Menschen bestürmt und steht doch immer fest?« Ein Schusterjunge wurde nach Vier geschickt, zerbrach aber unterwegs den Krug. Weinend stand er vor den Scherben und schrie aus vollem Halse: »Ach du lieber Gott, wenn ich nur auch schon geprügelt wäre!« — Eine äußerst zungenfertige Dame, welche ihren Doktor um Rath fragte, überflügelte denselben mit einem solchen Heuschrecken­schwarme von Redensarten, daß er durchaus nicht zu Worte kom­men konnte. Der bedrängte Doktor fand kein anderes Mittel, ^! als ihr zu sagen: »Madame, zeigen Sie mir Ihre Zunge!« — Die Dame gehorchte und dann sagte er: »Ich bitte, ziehen Sie dieselbe nicht mehr zurück, bis ich gesprochen habe«. Die Wiener „allgemeine Theaterzeitung". Eine Zeitschrift, die nicht nur in Bezug der Gediegenheit und reichen Mannigfaltigkeit ihrer Alles umfassenden Artikel, dann durch ihre Moden, und Costumcbilder längst in ganz Deutschland unbestritten als das erste Jour­nal dieser Art dasteht, sondern sich auch um die gesammten Provinzen des österreichischenKoiserstaates seit fünfundzwanzig Jahren bei verschiedenen Elementar-Unfällen durch energischen Hülferuf und Geldcollektcn Verdienste gesammelt hat, die bis jetzt noch unübertroffen, ja »»erreicht da, stehen, eine solche Zeitschrift, denken wir, kann ein vaterländisches Journal, ohne in den Verdacht collegialischer Parteilichkeit zu fallen, jedem Literatur« und Vater» landsfrcunde mit gutem Gewissen auf's wärmste anempfehlen; ja, wir gehen noch weiter und behaupten, daß es sogar Pflicht sei, wenigstens durch öffent­liches Wort für eine Zeitung etwas zu thun, die zum Wohle so zahlreicher Städte, Märkte und Gemeinden der gesammten österreichischen Erb­lande so Vieles, so erstaunlich Vieles gethan hat und noch thut. Der beschränkte Raum dieser Spalten gestattet uns freilich nicht, in weitläufiger Rede die Vortrefflichkeit und den reiche« Inhalt der »Wiener Thcatcrzeitüng«, speciell auseinander zu setze«, geschweige die unzähligen Fälle anzuführen, wo sich dieses Journal für die leidende Menschheit thätig bewiesen hat. Es sei genug, wenn wir angebe«, was allbekannt ist, daß näm. lich der Herausgeber und Redakteur der »Theaterzeitung,« Herr Adolph Bäuerle, in dem Zeiträume von 25 Jahre» den dürstigen Unterthane» sämmt­üchcr Provinzen Oesterrcichs in Folge seines »»ermüdeten Allarmirens durch sein mit Recht beliebtes Blatt schon über eine Millio n Gulden C. M, zugeführt habe, und daß ihm bereits zwanzig Städte für dieses menschen­freundliche Bestrebe» Ehrendiplome zugesendet habe«, der schmeichelhaften Zeugnisse nicht zu gedenken, die ihm schon von alle« Behörden hiefür zugekom­men sind. — Was übrigens dieses täglich erscheinende Modejournal, welches bereits siebenunddreißig Jahre seine Bahn rüstig «erfolgt, für Kunst, Lite­ratur, Musik, Mode und geselliges Leben dem Leser darbietet, welchem Ge­bildeten blieb es unbekannt? Neben gehaltreichen Novellen und Erzählungen bringt diese Zeitschrift oft in einem Blatte Berichte über Theater, Kunst, Literatur, Musik, «ebst gehaltvollen Correspondcnzartikeln aus allen bedeutenden Städten der Welt und bespricht nebenbei Religiöses, Vaterländisches, Mili­tärisches, Landwirthschllftliches, Industrielles, Medicinisches, Badeleben, Eisen­bahnen, Moden, Geselliges, Buntes aus der Zeit, Tagcsbcgebenheiten und Neues aus allen Orten, wobei sich alle Mittheilungen durch die Schnelligkeit ihres Erscheinens besonders auszeichnen. Wir fragen ganz unparteiisch, welche literarische Zeitschrift Deutschlands kann in dieser Beziehung mit der Wiener »Theaterzeitung« einen Ver­gleich aushalten? Daher braucht diese Zeitschrift, deren Preis, so wie ihre Leistungen sattsam bekannt sind, weiter nichts, als daß wir auf sie aufmerksam machen, daß wir alle Herrschaftsbesitzcr, die hochwürdige Geistlichkeit, Ver­walter» Fabriksinhabcr, Hauseigenthümer :c. :c. freundlich erinnern, für ein zeitschriftliches Unternehmen auch etwas zu thun, »uf welches sie zu Zeiten des-Unglücks als auf ein Ce«tr»lorg»n sicher rechnen können. Wir schließen mit dem Wunsche, daß unsere unaufgeforderte Empfehlung auch im Lesekreise unscrs Journals von recht erfreulicher Wirkung sein möge! — Leopold Kordesch. Gine Prachtmandel. (Dreisilbig,) Die ersten Zwe i sind wahre Kinder des Lichtes, wenn auch finster» Wesens; sie werden nicht vom Lichte, aber durch das Licht geboren. Bald verfolgen, bald fliehen sie uns; bald sind sie vor, bald hinter uns; bald sind sie in der Höhe, bald in der Tiefe, wie schwebende Elfen und neckende Gno­men. Jetzt Niesen, erscheinen sie uns gleich darauf als Zwerge, und zwar bald stangenschmal und hoch, bald kugcldick und klein. Die Dritte gleicht einer Blume, gestreut in das menschliche Leben zur Erheiterung, einer Blume vom zartesten Schmelze; das Kind pflückt sie gerne und ohne Gefahr; der Erwachsene, der mit unreiner Hand darnach greift, rißt sich an ihren Dornen, verblutet oft und verliert sein Leben daran. Das Ganze ist eine Gattung des Dritten, jedoch unschädlich. Es ist wie ein Theater; die ersten Zwei sind die Schauspieler, die nächste beste Wand ist die Bühne, Moschus. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.