50 Jahre des Instituts fiir Archaologie Festrede anlafllich des 50jahrigen Jubilaums des Instituts fiir Archaologie beim Zentrum fiir Wissenschaft unci Forschung der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Kiinste am 20. November 1997 Die Fiinfzigjahrfeier des Instituts fur Archaologie ist fiir die slowenische Archaologie, fiir all uns Archaologen ein Feiertag. Fiir diejenigen, die wir - nur wenige von uns sind noch am Leben - seine Entstehung, seine Entwicklung von Anfang an personlich miterlebt haben, gilt dies noch in ganz besonderem MaBe. Wollen wir diese 50 Jahre, ihre Bedeutung fiir die slowenische Archaologie richtig verstehen, miissen wir wenigstens kurz auf ihre Situation vor der Begriindung des Instituts fur Archaologie zuriickblicken. Wiihrend der beiden Weltkriege hatte Slowenien nur zwei Berufsarchiiologen und noch einige Museumsangestellte, die sich wenigstens zeitweise auch mit der Archaologie beschaf-tigt haben. Auch diese beiden Berufsarchaologen hatten neben der Archaologie noch ganz andere Tatigkeitsbereiche. Balduin Saria war vor allem Professor fur antike Geschichte, Rajko Ložars Aufgabenfeld war sehr vielfaltig, er war Bibliothekar im Nationalmuseum, Leiter von dessen graphischer Samm-lung, Ethnograph und Ethnologe. Vor allem stand er aber inmitten der slowenischen Kultur und war einer ihrer fiih-renden Gestalter. Er stand ganz im Dienste derjenigen Facli-richtungen, die damals das Slowenentum in erster Linie gestalteten, namlich der slowenischen Literatur und der slowenischen Kiinste. Nur ein fliichtiger Blick in seine Bibliographic zeigt uns, daB er neben all seinen archaologischen Arbeiten an die 200 Abhandlungen und Berichte verfaBt hat, wo er iiber die slowenische Kunst und Literatur schreibt, iiber das Slowenentum und den Alpinismus naclulenkt, auch ist er Redakteur der fiihrenden slowenischen Kulturzeitschriften. Diese slowenische archaologische Tradition war 1945 ganz und gar unterbrochen. Das traf in jener Zeit natiirlich fiir alle Bereiche zu, in der Archaologie liiste die besagte Un-terbrechung auf besondcre Weise einen neuen Enthusiasmus aus und lieB neue Wege begehen, die von keiner in Slowenien schon etablierten kritisehen Autoritiit behindert wurde. Es begann alles ganz neu, mit dem Feuer, das die neue Zeit entfachte, in der Armut der neuen Zeit. Es gewann das Feuer, es gewann das SelbstbewuBtsein. Trager dieses Feu-ers war Josip Korošec. Er war der erste, der nur Archaologe war, der mit einer archaologischen Dissertation, die er in Frag erlangt hatte, mit den Erfahrungen eines Ausgrabers und Musealarbeitersgekommen war, mit dem SelbstbewuBtsein eines Fachmannes, eines Spezialisten seines Fachgebietes. Wenn ich sage, daB er nur Archaologe gewesen sei, bedeu-tet das nicht, daB auch er nicht zuvor das Diplom in klassi-scher Philologie erlangen muBte, docli war sein Herz damit nicht belastet - verstehen Sic diesen Ausdruck richtig - wie es bei uns anderen klassisehen Philologen der Fall war. Mit der Ankunft in Slowenien begann Korošec unverztig-lich mit den Ausgrabungen. Bei seinen Grabungen auf der Ptujer Burg wurden ein altslawisches Graberfeld, eine vor-geschichtliche Siedlung und ein altslawisches Heiligtum frei-gelegt. Das letztere hat ihm das Fach damals nicht anerkannt, aber es wird heute wieder aktuell. Er begeisterte Prof. Ramovš, er wurde sofort Professor an der Philosophischen Fakultiit, Vorstand des Archaologischen Seminars, wo man zum er-stenmal Archaologie von der Urgeschichte bis zum friihcn Mittelalter studieren konnte. Die prahistorische Archaologie war bis dahin in Jugoslawien nirgends weder ein sclb-standiges noch ein Hauptfach irgendeiner Studienrichtung; und auch anderswo in Europa war sie selten ein Studien-facli. Korošec wurde, was wir heute feiern, auch der Begrunder der Archaologischen Sektion bei der historischen Klasse der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Kiinste (SAZU), der Vorgangerin desheutigen Instituts fiir Archaologie. Er war der Begrunder und Chefredakteur desArheološki vestnik, der heute fiihrenden slowenischen archaologischen Zeitschrift, die ebenfalls auf ihr fiinfzigstes Erscheinungsjahr zugcht. Es begann also das, was heute fiihrend ist in der slowenischen Archaologie, was heute in Slowenien und weltweit Geltung hat. Der Weg war nicht immer leicht, nicht immer gerade, aber schon die Position, wohin er gefiihrt hat, verdient un-sere Achtung und unseren Dank. Achtung und Dankbarkeit fiir das Geleistete und diejenigen, die diesen Weg geebnet haben. Unsere Aufgabe ist es also, diesen Weg zu umreiBen, diejenigen vorzustellen, die diesen Weg gebahnt haben. Der erste war, wie bereits erwahnt, Josip Korošec, zuvor in Slowenien ein unbekannter Name. Sein Auftritt bedeutet einen wahren Ausbruch archaologischer Tatigkeiten. Ausgrabungen waren zwar nicht sein einziger Tatigkeitsbereich, sie wurden aber sofort publiziert: bis 1952 erschienen acht selbstiindige archaologische Publikationen, groBtenteils von Korošec, drei Jahrgiinge des Arheološki vestnik; das Werk von Korošec wurde zweimal mit dem Prešeren-Preis gekront. Aus dem Archaologischen Seminar kamen schon bald die ersten Diplomanden, zuerst France Stare, dann Jaro Šašel und Stanko Pahič, alle bedeutende Gestalter der slowenischen Naehkriegs-archaologie. Bei ihm promovierten die fiihrenden Vertreter der jugoslawischen Archaologie, Milutin Garašanin und Alojz Benac. Bei all diesen Unternehmungen stand Korošec allein. Wir haben sein Werk als Ausbruch bezeichnet. Ausbriiche konnen natiirlich nur von kurzer Dauer sein und es stromcn nicht immer nur reine Gewiisser hervor, jedenfalls muB man sie in wohl gerichtete FluBbette leiten. Die slowenische Archaologie bedurfte einer planmiiBigen Arbeit. Bei der Organisation ihrer Arbeit traten allerdings Schwierigkeiten auf. Die Slowenische Akademie war institutionell noch nicht organisiert, ahnlich verhielt es sich mit der Universitiit. Man muBte mit den anderen Institutionen, vor allem den Muse-en mitarbeiten, auch das Geld fiir wachsende Ausgrabungen mit ihnen teilen, wovon es fre i I ich immer zu wenig gab. Ausgrabungen waren noch immer die Hauptarbeit. Die Archaologische Sektion leitete mit Josip Klemene Ausgrabungen in Šempeter, der Stolz der heutigen romischen Archaologie. Korošec fiihrte mit seinen Mitarbeitern in Predjama, Blatna Brezovica und Ljubljana Ausgrabungen durch, Srečko Brodar dagegen in Betalov spodmol und Mitja Brodar in der Mokriška jama. Fiir all das gab es zu wenig Geld, Korošec nahm deshalb Einladungen fiir Ausgrabungen aus anderen Republiken an, die seinem ersten grundlegenden Faehinteresse entsprachen, dem Neolithikum und der Kupferzcit. Erwiihnt seien nur seine Grabungen in Danilo in Dalmatien, entdeckt wurde die Danilo-Kultur, heute ein bedeutendes Kapitel im Neolithikum der westlichen Balkanhalbinscl. All das reticle aber nicht die Organisationsprobleme der slowenischen Archaologie. Hier trat aber schon die neue Generation in Erscheinung, die ihre Programme und ihre Probleme hatte, sie nahm nicht mehr stets die Konzeptc von Korošec an. Die Krise war auch im Arheološki vestnik zu spiiren, der mit groBer Verspiitungzu erscheinen begann. Im Jahre 1959verlicB Korošec die Archaologische Sektion. Ihre Leitung iibernahm das darauffolgende Jahr Srečko Brodar, der Begrunder unseres Palaolithikums, ein Einzcl- 50 let Inštituta za arheologijo ZRC SAZU 15 ganger der alten Generation, ein richtiger Gegensatz zu Korošec. Fiir ihn konnte die Archaologische Sektion nicht die vorrangige, personliche Aufgabe sein. Die Anregung iibernahm sein Sohn Mitja, einer von drei standigen Mitarbeitern der Archaolo-gischen Sektion, von denen kein einziger eine archaologische Ausbildung im klassischen Sinne hatte. Im Unterschied zu seinem Vater hatte er den starken Willen, aus der Archao-logischen Sektion eine starke Institution zu machen. Mitja Brodar begann sofort eine Organisationsbasis auf-zubauen - seinem ersten Beruf nach war er Bauingenieur -also genau das, was Korošec nicht gelungen war. Nur mit den Mitarbeitern der Sektion konnte er das natiirlich nicht durchfiihren. Er stiitzte sich auf die junge Generation. Auf dem KongreB des Jugoslawischen Archiiologenverbandes (JAD) in Ohrid im Jahre 1960 erlebte diese Generation ihre Taufe. In Abwesenheit aller l'iihrenden slowenischen Archaologen, von ihnen enttauscht, nahm sie die Initiative in ihre Hiinde und wahlte den jungen Brodar in den BundesausschuG des JAD. Auf seine Initiative hin wurde der Slowenische Archaologenverband (SAD) gegriindet. Brodar wurde ihr erster President. Im Rahmen des slowenischen Verbandes und mit seiner Hilfe begann er sofort die auf Bundesebene beschlos-senen Aufgaben durchzufiihren, die Slowenien im Rahmen des Rates der jugoslawischen Akademien iibernommen hatte, fiir dessen Ausfiihrung die Archaologische Sektion ver-pflichtet war. Dazu gehorte vor allem die Archaologische Karte Sloweniens. Die intensive Teamarbeit, die jetzt im Rahmen des Slowenischen Archaologenverbandes ins Leben gerufen wurde, besch rankte sich nicht nur aut Bundesaufgaben, die die Archaologische Sektion ubernommen hatte, sondern umfaBte auch andere aktuelle Bediirfnisse. Erwahnenswert ist vor allem der slowenische Tag auf dem KongreB des Jugoslawischen Archaologenverbandes (JAD) im Jahre 1963 in Ljubljana, wo der Uberblick iiber die slowenische Archaologie vom Palaolithikum bis zum friihen Mittelalter vorgelegt wurde. Das war eine ausgezeichnete Affirmation der slowenischen Archaologie und ihrer neuen Generation. Der slowenische Archaologenverband organisierte spiiter noch Symposien, die planmaBig einzelne archaologische Epochen behandelten, und, im Arheološki vestnik publiziert, noch heute die Ausgangs-basis fur unsere Arbeit sind. All das bedcutet gewiB eine besondere Ara in der slowenischen Archaologie, die die junge Generation mobilisierte und durchsetzte und damit eine fruchtbare Arbeit vor allem auf den Grundaufgaben ermog-lichte, wozu die Archaologische Sektion verpflichtet war. Eine solche Arbeitsweise konnte natiirlich nicht zur Konstante werden. Auch flier spielte Mitja Brodar die entscheidende Rolle. Er wuBte die Zeit immer wechselnder Verwaltungs-und Finanzreformen zu nutzen. Im Jahre 1972 wurde er President der humanistischen Sektion bei der Forschungs-gemeinschaft Sloweniens, im selben Jahr ubernahm er auch formell nach seinem Vater die Leitung der Archaologischen Sektion, die durch seinen Verdienst noch im selben Jahr zum Institut fiir Archaologie wurde. Das geschah vor 25 Jahren, am 27. November 1972. Jetzt hatte er auch mehr Moglichkeiten, sein Institut zu einer Forschungsanstalt umzugestalten, die fahig sein solite die Aufgaben, zu denen sie verpflichtet war, selbstandig durchzufiihren. Er war sich dessen bewuBt, daB er Fachleute heranziehen muBte, die die einzelnen Gebiete der slowenischen Archaologie beherrschen wiirden, zugleich muBte er auch eine technische Basis schaffen, die die Arbeit ermog-lichen wiirde. Diese ist fur den Archaologen viel notwendi-gcr als fiir andere Geisteswissenschaftler; der Archaologe ist in einem viel groBeren Grad abhangig von der Technik, ihren Mcthoden, den Apparaturen und ihren Analysen. Das lnsitut begann neue Mitarbeitereinzustellen. Er wahlte sie erfolgreich aus mit feinem Gespiir fiir Qualitat. Das In- stitut fiir Archaologie begann mit vier Mitarbeitern, als Brodar 1982 seinen Platz iibergab, zahlte es elf und heute hat es achtzehn. Diese Zahlen deuten auf den Ubergang von der Teamarbeit mittelst des Slowenischen Archaologenverbands zur individuellen Arbeit der Institutsmitarbeiter. Brodars Haupt-anliegen blieben noch immer die gemeinsamen Aufgaben der slowenischen Archaologie. Unerbittlich war seine Forderung, daB sich jeder Mitarbeiter die Halfte seiner Arbeitszeit gemeinsamen Aufgaben widmet. Im Institut solite eine Art zentrale Bank fundiert werden, wo die gesamte slowenische Archaologie ihre Mittel haben wird, die ihr ermoglichen werden, ihr Programm zielstrebig auszufiihren. In der Tat entstanden jetzt grundlegende Arbeiten: es erschienen die Arheološka najdišča Slovenije (Archaologische Fundorte Sloweniens, 1975), das erste Heft des Limes, Claustra alpium Iuliarium (1971), Tabula Imperii Romani (K 34 Sofia, 1976), Inscriptiones Latinae, quae in Iugoslavia repertae el edilae sunt in drei Heften (1963, 1978, 1986). Schon dieses kurze Verzeichnis der Werke, die wir angefiihrt haben, enthiillt uns einerseits die erfolgreiche Teamarbeit, die die Arheološka najdišča Slovenije darstellen, andererseits beweisen uns andere Werke, deren Autor Jaro Sašel war, daB das Institut fiir Archaologie auch bedeutende individuelle Forscher hatte. Auch der Arheološki vestnik verschaffte sich Geltung - Sašel war zehn Jahre lang sein Chefredakteur - der Arheološki vestnik wurde zu einer in Slowenien und weltweit anerkannten archaologischen Fachzeitschrift. Und jetzt sind wir beim letzten Teil angelangt. 1982 iiberlieB Mitja Brodar die Leitung einem Vertreter der neuen, nach Korošec angetretenen Generation, Janez Dular. Brodar blieb allerdings noch im Institut und konnte sich erst in letzter Zeit in erster Linie seiner Arbeit widmen: er ver-offentlichte all seine Ausgrabungen, auch aus dem NachlaB seines Vaters - eine solche Ordnung hat noch kein Archaologe hinterlassen - und wir sind iiberzeugt, daB wir in Kiirze auch seine Synthese iiber das Palaolithikum Sloweniens lesen werden. Von einer Zeit nach 1982 kann man natiirlich nur schwer sprechen. Das Institut fiir Archaologie und dessen Leiter Janez Dular stehen heute im Zenit ihrer Aktivitat und Plane. Allerdings ist es eine Zeit mit der liingsten Amtsdauer seines Leiters, weswegen man dennoch ein paar Worte sagen solite, wenngleich sie nicht zu Ende gesprochen werden kon-nen. Das Grundkonzept des Instituts fiir Archaologie, wonach es zur sogenannten Zentralbank der slowenischen Archaologie werden soli, ist geblieben. Immer mehr in den Vordergund tritt aber der Wunsch, auch zum Interpreten seines Reich-turns zu werden. Von den gemeinsamen Aufgaben blieb noch weiterhin im Plan die archaologische Karte, die nach dem Konzept von Pahič mit einer Detailiibersicht ganz Sloweniens im Rahmen von 20 abgeschlossenen Bereichen die Archaologischen Fundorte ergiinzen soli. Drei Hefte dieses Projek-tes sind auch erschienen (Bela krajina, Prekmurje, Triester Region - Gemeinde Dolina). Das Computerzeitalter hat freilich diese Arbeit umgestellt. Geplant war das Programm ARKAS, Archaologisches Kataster Sloweniens, wo alle archaologischen Fundorte Sloweniens registriert sein sollten, daneben soli-ten auch alle bislang bekannten Angaben verzeichnet sein, die laufend ergiinzt werden sollen durch neue Daten, durch solche die durch neue Entdeckungen im Geliinde gewonnen werden, aber auch aus Archivquellen, die jetzt das Institut fiir Archaologie systematisch erforscht und nach Moglich-keit auch als Kopie aufbewahrt. Hierzu gehoren die einhei-mischen Archive, sowohl das ehemalige Landesarchiv in Ljubljana, andere Archive in Museen, von Privatpersonen, als auch Archive im Ausland, wie die Archive im Natur-historischen Museum in Wien, im Joanneum in Graz, das Wiener Zentralarchiv fiir Denkmalpflege und zahlreiche andere von Italien bis Amerika. Erwahnt seien nur noch die wert-volle Korrespondenz und die Aufzeichnungen Josef Szombathys, unseres Jernej Pečniks und anderer Mitarbeiter aus der Blii-tezeit der Anfange unserer Archaologie vor 1914, die in der ganzen Welt zerstreut sind und noch immer eine wertvolle Quelle fiir unsere Wissenschaft darstellen, sowohl hinsicht-lich des Materials selbst als auch seiner Aufzeichnungen. Ein wesentlicher Unterschied bei dieser Arbeit besteht allerdings darin, daB das Institut fiir Archaologie in dieser Zeit die Anzahl seiner Mitarbeiter wesentlich erhohen konnte, und so ist diese Arbeit, im Gegensatz zur Entstehungszeit der Arheološka najdišča Slovenije, institutionalisiert. Das bedeutet, daB die Angaben einheitlich, iibersichtlich, zweck-maBig und computergerecht archiviert werden. Zugleich hat jetzt das Institut fiir Archaologie zum erstenmal fiir jede Epoche seinen Fachspezialisten, der in seinem Sektor das Instituts-programm durchfiihrt. Die gut organisierte technologische Basis ermoglicht eine schnelle Publikation seiner Resultate und unterstiitzt auch Veroffentlichungen von anderen, das ist das, was der vorigen Generation niemals gelungen ist. Dieses Werk kann ich an dieser Stelle nur in bescheide-ner Auswahl kurz aufzahlen, weil Sie es alle gut kennen. Aus dem Palaolithikum haben wir die Divje babe I mit deren beriihmter Flote (I. Turk (ed.) Mousterian "bone flute" and other finds from Divje babe I cave site in Slovenia, 1997). Aus dem Endneolithikum und der Kupferzeit sind dank Janez Dular die ersten Hohensiedlungen bekannt geworden. Das Ljubljansko barje mit seinen zeitlich und kulturell verschiedenen Kulturen soil jetzt auch der Ort werden, wo die slowenische dendrologische Linie durchgefiihrt werden solite. In der al-teren Eisenzeit hat Janez Dular fur Dolenjsko, diesen be-deutendsten Raum der Hallstattkultur in Slowenien, neue wichtige Einblicke in die Besiedlungsgeschichte gegeben. Das gleiche gilt auch fiir die jungere Eisenzeit, wo Dragan Božič schon ohne Geliindegrabungen, nur aus Archivquellen, das Material der alteren Grabungen beleben und es in feste zeitliche und kulturelle Rahmen setzen konnte. Dank Jana Horvats Bestrebungen konnen wir jetzt schon in der zweiten Halfte des zweiten und in der ersten Hiilfte des ersten Jahrunderts v. Chr. den VorstoB des rdmischen Imperiums in unser slowenisches Gebiet feststellen. Vrhnika, Nauportus, das mit Tacitus schon so friih in die Weltgeschichte gedrungen ist, hat durch ihren Verdienst eine Monographic (1990) bekommen. Diese Zeit enthiillen uns nicht nur archaologische Quellen, sondern auch antike Texte, die Marjeta Šašel Kos mit soleher Sorgfalt publiziert, es sind Texte von antiken Historiographen und Inschriften. So setzt sie die Arbeit ihres Vaters fort. Erwahnt seien nur die Ausgabe der Texte des Cassius Dio und Herodianus, die sich auf das heutige slowenische Gebiet beziehen (1986), und deren umfangrei-che Kommentare. Desgleichen erwahnt sei noch ihre vor kurzem veroffentlichte prunkvolle Ausgabe der romisehen Stein-inschrilten aus dem Lapidarium im Nationalmuseum. Bekannt-lich ist auf dem Programm auch schon die lllyrike des Appianos, so daB die Hoffnung am Platz ist, nicht mehr lange warten zu miissen, daB wir den gewiB verdienstvollen Zippel (Die romisehe Herrschaft in lllyrien bis auf Augustus) aus dem Jahre 1878 ersetzen werden, das einzige Werk, wo die antiken Texte, die von unserem Gebiet handeln, versammelt sind, heute schon unvollstandig und veraltetet. Ich kann nur fortsetzen. Die Spatantike war unsere dun-kelste Epoche. Wir Alteren erinnern uns noch mit welch lebhafter und ungeduldiger Erwartung Prof. Klemene auf die Entdeckung der ersten friihchristlichen Kirche in Slowenien wartete. Aber er hat sie nicht mehr erleben konnen. Nach seinem Tode (1967) sind nun schon iiber zehn bekannt! Das Werk Slavko Ciglenečkis Višinske naselbine (Hohensiedlungen 1987), um nur eines zu nennen, und seine Ausgrabungen, enthiillen uns heute in anschaulicher Weise die Zeit, als das romisehe Imperium zerfiel und nach langen blutigen Aus-einandersetzungen ein Bereich entstanden ist, wo sich das slowenische Volk, die slowenische Nation, ihr Staat formie-ren wird. Auch diese Anfange unserer Geschichte, die sowohl in den Handen der Archaologie als auch der Geschichte liegen und die in den letzten Jahren von archaologischer Seite gerade dank Korošec ihre feste Grundlage erhielt, hat jetzt in Andrej Pleterski einen fruchtbaren Fortsetzer bekommen. Waren die ersten Erforschungen vor allem der materiellen Kultur ge-widmet, hat Pleterski durch das Heranziehen schriftlicher Quellen seine Erforschungen auf die Geschichte der ersten slawischen Besiedlung im slowenischen Raum erstreckt (Z.upa Bled, 1986) und auf Fragen der slawischen Ethnogenese Etnogeneza Slovanov (1990) und der Mythologie. So diirfen wir mit groBen Hoffnungen auf die Resultate des Symposiums blicken, das die Slowenische Akademie 1998 der slowenischen Ethnogese, der Geburt des slowenischen Volkes, widmen wird. Ich komme nun zum SchluB. Die slowenische Archaologie legte in den 50 Jahren ihre selbstandigen, grundlegende Grundsteine; unter ihren wichtigsten Konstrukteuren war das Institut fiir Archaologie. Wir wissen, daB gerade die Archaologie unter den historischen Wissenschaften die groBte Moglich-keit hat, ihre Grundlagen und Quellen zu vervielfaltigen und auszuweiten. Und als historische Wissenschaft, die sich fiir unser gesamtes Leben interessiert, hat sie auch alle Mog-lichkeiten, auf der Grundlage ihrer Quellen unsere Kennt-nisse iiber die (Ur)-Geschichte, iiber unser Leben, den Menschen, zu erweitern. Sie zeigt, wie der Mensch in seinem Kampf fiir das Leben siegte und zugrundeging; sie zeigt ihn in Harmonie und im Gefecht mit dem Mitmenschen, d. h. in seinem gesellschaftlichen Leben; sie zeigt, wie er seinem Leben einen Sinn zu geben und es zu erlosen versuchte, sie enthiiiit also seine Welt der Schonheit und der Wahrheit. All das kann jetzt die slowenische Archaologie in ihrem schicksalhaften Raum selbst in respektvoller und gleichbe-rechtigter Absprache mit ihren Kollegen aus Europa und der Welt entdecken - vor 50 Jahren war es noch nicht so - sie empfangt von ihnen ihre Erkenntnisse und gibt ihnen die ihrigen. Vor allem schildert sie aber ihrem Volk die Geschichte, die historischen Erfahrungen ihres Gebietes, der Volker, die hier gelebt haben, wie auch den Gesehichtsbeginn des eigenen Volkes. Der Weg ist often, breit und schon, aber auch anstren-gend. Ay«6n T\))tn - viel Gliick! P. S. Fiir die Geschichte des Instituts fur Archaologie siehe jetzt: A. Pleterski, Inštitut za arheologijopetdesetletnik, Ljubljana 1997. Im Buch sind alle Publikationen des Instituts und die Monographien seiner Mitglieder, die im Rahmen der SAZU erschienen sind, angefiihrt. Die Bio- und Bibliographien der Institutsleiter sollen besonders angefiihrt: Fiir Josip Korošec '/.god. čas. 21, 1967, 238-246. Fur S. Brodar Arh. vest. 13-14, 1962-1963, 7-18. Fur M. Brodar Arh. vest. 36, 1985, 13-22. Cfr. noch, Jaro Šašel, Opera selecta, Silula 30, 1992.