M «M D i e Kuhpockenimpfung. Ein Gedicht an die Herzen der Murre V » n A. A. Suppantschitsch. Laibach, »««6. -achel beweint« ihre Kinder , und wollte sich nicht trösten lassen, weil sie nicht mehr sind. Matth. - Kap. i> Der». Die Mutter und der Arzt. Der Arzt. Den lieben Säugling auf dem Mutterarme, Sey herzlich, holdes Weibchen, mir gegrüßt!>— Du legst ihn ja so bang' von Arm zu Arme, Hast ihn so zärtlich in den Schlaf geküßt! Du schaust ihn an, so wehmukhs^oll, so bange? Was macht der Angst, der Sorge» Dir so viel? Sich her, noch glanzt auf seiner kleinen Wange Die Multerzahre, die Dir erst entfiel! Die Mutter. Ach! was die Mutterfreuden mir verbittert, Das fühlt des Mannes kaltes Herz wohl nicht; Die Angst, die mir in diesem Blicke zittert, Sic ist der liebevollen Mutter Pflicht. — Sich dieses holde Kind an meinen Brüsten, Das ich mit namenlosem Schmerz gebar, Das tausendmal schon meine Lippen küßten, Äcß' treue Pflegcrinn ich immer war! Es schläft vielleicht an meinem wunden Herzen Das letztemal, und dann sinkt cs hinab, Nicht fühlend meinen Jammer, meine Schmerzen, Zerknickten Blümchen gleich, in's frühe Grab. Dann steh' ich gleich dem blätterlosen Baume, Den schwerer Stürme Wuth im Herbst' ent laubt Mein armes Herz, es hak dem Mutlertraum« Der Zukunft Seligkeit zu leicht geglaubt! Wenn einstens Kraft und Starke mir entschwin¬ den, Das Alter mir die Locke silbern bleicht. Hofft' ich in diesem Kind' den Mann zu finden. Der dankend mir die Hand zur Stütze reicht. Doch nicht gestützt von diesem holden Stabe, Mkt froher Rückerinn'rung wall' ich nicht Vom wacker» Sohn beweint, zum späten Grabe, Wenn einst das Auge mir im Tode bricht. Der Braut sah ich ihn in die Arme fliegen, Ein biederes Geschlecht durch ihn erstehn, Hofft' Enkel noch auf meinem Schooß' zu wiegen, Von ihnen froh umrungen mich zu sehn; Der Tod zerreißt nun diese Rosenbande, Der ihm vielleicht die nächste Stunde winkt! — Derzweiflcnd steh' ich dann am Grabes Rande, Bis dieß die arme Mutter auch umschlingt! Der Arzt. Welch grausenvolle Lraumgcstalten schweben Dor Deiner bangen Seele immerfort! Du zitterst um des Säuglings thcures Leben, Und immer sprichst Lu nur das Todeswor-t? Wer schlug wohl diese Wunde Deinem Herzen Mit frevelhafter, schadenfroher Hand? Wer weckt in Deiner Seele diese Schmerzen, Die keine Mutter noch so tief empfand ? Die Mutter. Ach! als der Lenz die Bäume neu belaubte. Erwachte hier der Kindesblattern Gift, Das taufend hoffnungsvolle Kinder raubte. Wer weiß, ob's diesen Kleinen auch nicht trifft ? E- weint die Mutter an dem Sterbebette Des KindcS nun, das mit dem Tode ringt, Sich wünschend, daß sie nie geboren hatte. Und flucht dem Tag', der diesen Schmerz ihr bringt. So jammern hundert Mütter und beweinen. Mit tiefoerwundter, schmerzerfüllter Brust, Bey den entseelten Leichen ihrer Kleinen Den bittern, unersetzlichen Verlust. Und andre knieen angstvoll bcp der Wiege, In der der Schmerz das arme Würmchen krümmt, Erwartend, daß ihm bald der Geist entfliege, Jndcß ihr Mutterblick in Thränen schwimmt. Und jenen, die dem frühen Grab' entflogen. Die des ergrimmten Todes Pfeil verfehlt, Wie ist die schöne Wange nun verzogen? Wi>e hat der Pocken Krankheit stc entstellt? So manche schöne Blüthe ist enkstaltet, Für immer elend ist so manches Kind, Die Wange narbenvoll, die Stirn' gefaltet, Lahm bleibt das eine, und das andre blind. Der Arzt. Ich sah genug der trüben Zammerscenen, Hört Elend oft und lauten Klageruf, Den Vorurtheil und ein unsel'ges Wähnen Derblendten, armen Müttern häufig schuss. Die Kunst kann diesen Jammer Dir verbuchen. Die stch ein weiser Britke *) klug ersann; Ich kann Dir für sein Leben Rettung blechen. Vertrau ihn meiner Freundeshand nur an. Die Mutter. Und du-— du könntest dieses Gift zerstören, Das von Geburt aus in dem Menschen wohnt? Kannst du die Ordnung der Natur verkehren ? Hat je dicß Gift die Menschheit noch per, schont? *) Der berühmte Arzt Eduard Jenner, kn der Landschaft Glocestcr in England» Sikh unaufhaltsam Sonnen, Monden rollen. Hemmst Du in ihrem L«uf sie allgcsammk ? Darfst Du wohl Gottes Schickung leiten wollen ? Eingriffe wagen in sein Lenkeraml? Der Arzt. So fangt das Vorurtheil in seine Netze Gewöhnlich den gcblendten Menschensinn! ES gleiten nach dem ewigen Gesetze Wohl Sonnen, Monden ihre Bahnen hin; Loch sag! ist auch der Kinderpocken Seuche Gesetz im Buch' der ewigen Natur? — Verpflanzt durch kranke Menschen fremder Reiche Ward dieses Gift aus die gesunde Flur. Die Mutter. Ein gröbres Gift willst Du vom Thier' entlehnen, Und es verpflanzen in des Menschen Hauk? Wer hat, auch in des Fiebcrtraumes Wahnen Dem Thiercsgiftc Heilung zugetraut? Laß über uns der Vorsicht Fügung walten, Weil über alle Kunst ist ihre Macht; Sie wird vielleicht den Kleinen mir erhallen Von ihr geschützt ist er ja gut bewacht. Der Arzt. Das Thier, die Erde, die gemeinste Pflanze Gewahrt dem Menschen heilende Arzney; Erkennst Du nicht, daß dieses große Ganze Von Glied zu Glied nur eine Kette sey? Natur gab uns nicht bloß das nackte Leben, Von hundert Feinden immerdar bedroht; Auch Waffen sind uns gegen sie gegeben, Und Selbsterhalkung ist Namrgeboth. Wenn in der Brunst die wilde Flamme lodert, Und Haus und Scheune, alles rings verheert, Wer ist es dann, der, auch unaufgefordert. Nicht gern der Wuth des Elementes mehrt ? Wenn Gift und Pest uns die Geliebten rauben Und ringsumher entvölkern Stadl und Land Wer wird, wenn er dann Rettung sucht, wahr glauben, Er greife frcvlend in der Allmacht Hand? Blick hin, o Mutter! auf die Sterbebetten, Bey denen andre Mütter zagend stehn! Sie können ihre Kinder nicht mehr retten, Doch höre sie, wie sie um Rettung stehn! — Dir ist die Rettung leicht. — Trägst Du Be¬ denken, Die Mutter Deines Kindes noch zu seyn? Vermag das Schreckenswort Dich nicht zu lenken, Des eignen Kindes Mörderinn zu scpri? — Die Mutter. Nein! nein! ich will ihm ewig Mutter heissen! Will Deiner Hand es freudig anvertraun! Du hast es ja zu retten mir verheissen. Ich will auf Dich nun meine Hoffnung bann. Und hat es Deine Kunst dem Tob' entrißen. Und ist mein Herz des langen Kummers frey, Soll dieser Säugling noch als Mann eS wissen. Daß er sein Leben Dir nur schuldig sep!!