Von äit. Hospik. Prediger zu Nürnbergs -,7- Geschichte der Protestanten in Oestreich, Stciermarkt, Käriithen und Krain Hom Jahr 1520 biß auf die neueste Zelt. Mit Vorrede '»on Herrn Johann Georg Fock/^^^ Super nd Past, der ev. iulh. Gemeine in Wiem Erster Band. Anspach, in des Commercien.-Commissair Benedict Friederich HaueisenS pmilezittsn Hof - BuchhaMunz -7»». Vorbericht des Verfassers- Kaiser Joseph n° — Joseph der Einzige, den alle Welttheile voll Ehrimcht kennen — Joseph, der durch weise bewundernswürdige Maaßregeln die Glückseeligkeir seiner nach Mil» lionen zu berechnenden Umerchanen befestigt und erhöht — Kaiser Joseph H. nm das gan» ze Ihm anvertrauke Volk durch das Band der christlichen Liebe enger zu vereinigen, übt und befiehl! in Seinen Staaten Duldsamkeit ge¬ gen andere Glaubensgenossen, und macht eine neue merkwürdige Epoche kn der allgemeinen Geschichte der christlichen Kirche. Wahre, auf Grundsätze der Vernunft und des Christen» thums gebauete Toleranz, die man mil meh» rerm Recht, als Herr Schlözev die Preßftey- )( 2 heit Vsrberichc des Verfassers. Helt/ einen BtUM des Lebens nennen möch. re, wurzelt unter Josephs Schatten in Sei¬ nen landen, und wird sich immer weiter aus« breiten, immer herrlichere Früchte tragen. Ihn, den erhabenen Menschenfreund, der Gewissenszwang und Religionshaß verbannet, und den Evangelischen die, alle irdischen Vor. thekle weit überwiegende, Gewissens- und Re. ligionsfrepheit wieder Hersteller, welcher Prore. stant, welcher erleuchtete und billig denkende Katholik sollte Ihn nicht dafür in seinem Her» zen tausendmahl segnen? Vielleicht wird kn gegenwärtiger Periode, welche für Gelehrte und Ungelehrte doppeltes Interesse hat, die gewiß merkwürdige Geschich. te der Protestanten in Oestreich, Steiermark, Karnrhrn und Kram durch einen Zeitraum von s6z Jahren, d. k. vom AnfanK derselben biß aufs Jahr 1783 nicht unwillkommen seyn, die ich hier kn zween Bänden liefere! Freylkch mässen die Nachrichten von den Verfolgungen und Drangsalen, denen unsere Glaubensbrü. der in jenen Staaten ehehin häufig ausgesetzt waren, oft Mitleiden, oft geheimen Schauer bey dem Leser erregen; aber, er wird sich auch zürn Vorbericht des Verfassern zum Dank gegen Gott und zur Freude bewegt fühlen, wenn er die Spuren der über die Prs» testancen wachenden gnädigen Fürsehung, und besonders die günstigen Schicksale bemerkt, deren sie sich unter dem glorwürdigen Maxi¬ milian II. zu erfreuen hatten, unter Jo¬ seph II. zu erfreuen haben, und — das wolle der Allgütige l — von nun an ununterbrochen zu erfreuen haben werden. Der seel. Pastor RüUpach kn Hamburg hat die Geschichte der Evangelischen in Oest» reich vom Jahr 1520 biß 1756 in verschie» denen Quartbanden und Bändchen herausgege« ben. So reichhaltig und schätzbar dieß Werk, besonders der angehängten Dokumente wegen, ist: so unbequem und in der Thac lästig wird der Gebrauch desselben; weil der seel. Mann die Geschichte nicht imZusammenhang und nach der Zeikordnung erzählt, und der jeser immer, will er sie vollständig wissen, die Ergänzungen in den folgenden Bänden zusammen suchen muß. Das wird um so viel deutlicher jedem, der das RüUpachische Werk nicht genau kennt, einleuchren, wenn er die Nachricht erwäget, die ich von der Beschaffenheit desselben hier ge« ben will. )( r Rau- Vorbericht des Verfassers. Raupach edirte r 7 Z 2 das Evangelische Oestreich/ d. i. NachrickLvon den Schick¬ salen der evangelischen Kirchen im Erzher- zogthum Oestreich. Dieser Band erstreckt stch vom Jahr ^520 biß 1824, und hat schon nm Ende einige Zcääenäu. Nach vier Iah» sl ren folgte: Erläuterung des Evangeli¬ schen Oestreichs, d. i. fortgesetzte Nachricht von lc. welche Nachträge zu den Jahren IZ2O biß 1580; und wiederum verschiedene merk» würdige Zusätze von einem berühmten Littera» kor, dem frei. Schelhorn, liefert. Hier» auf erschien 1733: Zwerche Fortsetzung des erläuterten Evangelischen Oestreichs, in welcher bloß die A. 1530 auf Verordnung dec evangelischen Stände in Oestreich unter der Ens angestellte Kirchettvisitation sehr um» stündlich beschrieben wird. — Im Jahr 1740 ließ Raupach die dritte Fortsetzung des Evangelischen Oestreichs folgen; und diese begreift d>eJahre >531 bis r7Zs. Sodann lieferte er ,741 eine kre8d)wero1o§i8m krikLLm nebst einer kleinen Nachlese einiger zum Evangelischen Oestreich noch gehöri¬ ger Nachrichten- Und endlich ward das Werk im Jahr 1744 mit einer zwiefachen Zuga- Dorbertcht des Verfassers.. Zugabe beschlossen, deren die erstere em Supplement der historischen Nachricht von den evangelischen Predigern in Oestreich, die andere eine zweite Nachlese zu dieser Kirchengeschichte gehöriger und nachher gefundener Urkunden und Nachrichten in sich begreift. So viel Bande muß man zugleich vor Augen haben, wenn man den Leitfaden der Geschichte behalten und sie im Zusammenhang wissen will , der unangenehmen Wiederhohlun» gen und Verbesserungen, auf die man immer stößt, nicht zu gedenken. Dieses weitläufige und kostbare Werk, das nicht jeder durchzule» fen Zeit und Laune hat, liefre ich hier in einem gedrängten Auszuge, und verwandle einige theure Quartbande in zween mäßige Oktavban» de, die durch wohlfeilem Preiß noch gemein» nütziger werden können. Ich reihe die Be« gebenheiten näher an einander, erzähle sie ge» nau nach der Zeicfolge, und kann gewissenhaft versichern, daß nichts von Belang übergangen, das Zweckmäßige ausgehoben, und nur das minder Wichtige weggeschnittsn worden ist: so wie ich durch die umergeseßten Anmerkungen )( 4 den Vorberichc des Verfassers. den Tert hier und da zu ergänzen und zu be- richtigen oder verständlich zu machen gesucht habe. Im RtMMchl'schett Werke hört die Ge» schichte der Evangelischen in Oestreich mit dem 17 z sftenJahre auf. Hier knüpfe ich also den Faden derseibigen an und sehe sie biß auf die gegenwärtige Periode fort. Die Materialien hab ich aus Fabers Staatskanzley, aus den lull. ecoless novi.8 und uovWmss, aus eines gewissen Joh. Bapt. Silvesters sehr seltnen Nachricht von Len vielen Be¬ drängnissen der Evangelischen in Oestreich, I75Z' 8. aus der vollständigen Geschich¬ te der neuesten Bedrückungen der Evan¬ gelischen in Oestreich mit den dazu gehö¬ rigen Urkunden und Beweisschriften. r/sz, 4. hauptsächlich aber aus den Z Thei» len von E. CH. W. von Schauroths voll¬ ständigen Sammlung aller Oosselülorum, Schreiben und anderer übriger Verhand¬ lungen des hochpreißl. Lorxori« corum, Regensburg 1751. f. f. Fol.und CH. G. Oertels keperwrio der gesammten Evangelischen Religionsbeschwerden bey dem Vorbencht des Verfassers. dem Corp. Tvsnss. Von 1720, biß 177s- Regensburg r 770, Fol. ausgesucht. Mühsam war freylich diese Arbeit; da es aber lauter Aktenstücke sind, die ich gebraucht habe, so wird die darauf gebauete Erzählung desto glaubwürdiger seyn. Im gegenwärtigen erstem Bande hatte unter dem Jahr 1537 des bekannten Briefs mit ein paar Worten Erwähnung geschehen können, welchen König Ferdinand aus In» spruck an Luthern geschrieben haben soll. Ich weiß es, daß verschiedene altere theologische Schriftsteller, Polyk. Leyser, der ihn zuerst 1607 in seiner Lti'enu uä 6retserum S. 43 f. bekannt machte, Gerhard/ Hoe, Calov und andere ihn für ächt gehalten und angeführt haben, und daß er erst im vorigen Jahre in der Dessauischen Buchhandlung der Gelehrten wieder neu erschienen ist. Allein, der Inhalt dieses Schreibens widerspricht Ferdinands ganzem Charakter und seinen übrigen Hand¬ lungen so sehr, anderer Gründe zu geschwek- gen, daß jeder Geschichlkundige es längst für falsch und untergeschoben erklärt hat. Rau- Pach, der selbst, so wie Seckendorf in dec Vorberichc dee Verfassers. Historie des Lutherthums, die Aechtheit des» selben bezweifelte, hat es in den BeylagM zum Evang. Oestreich, Num. I. S. Z — s. deutsch und lateinisch aus Goldast eilige« rückt. — Was die neueste Verfassung der Prote¬ stanten im Erzherzogthum Oestreich re. be- trift, so sind zwar die von dem erhabenen Js- ftph wegen ihrer ergangenen Befehle, und so manche für und wider deren Duldung her» ausgekommeue Schriften bekannt genug. Al» lein, es kann doch aus denselben ohne Unter» schied nicht gelernt werden, wie, wann und wo, unter was für Umständen die befohlne To¬ leranz zur würklichen Ausübung gekommen ist. Dieses zu wissen, und historisch richtig zu wis¬ sen , dazu brauchen wir ganz andere Quellen. Noch zur Zelt weiß der Auswärtige wenig; und das nur von einzelnen Begebenheiten, und oft nur das Allgemeine, z. E. die Erbauung einer evangelischen Kirche zu Wien, die Entste» hung mehrerer Gemeinen in Oestreich, Steier» markt, Karnthen und Krain. Revolutionen dieser Arc müssen von dem Geschichtschreiber ganz abgewarcet werden, wenn seine Erzah« jungen Vorberkcht des Verfassers. lungen Historie genannt zu werden verdienen sollen. Und daher hoffe ich, meine Leser wer« den zufrieden seyn § wenn ich sie bloß mit den hieher gehörigen kaiserlichen Mandaten, wel« che die Urkunden der wichtigsten Begebenhei« ten sind — denn auch der Befehl der Fürsten ist Begebenheit — und mit den wenigen Nachrichten, die ich therls aus öffentlichen Blat« tern gefammlet, theils aus Oestreich selbst von den beiden würdigen Superintendenten, Herrn Fok, Pastor der evangelisch lutherischen Ge« meine in Wien und Herrn M. Thielisch in Scharben, — denen ich hier öffentlich dafür danke — erhalten habe, bekannt machen werde. Bey der Geschichte der Protestanten kn Steiermark, Kärnthen und Kram nenne ich äusser den angeführten Schaurvthlschen und Oertelifchen Werken folgende Quellen, aus denen ich geschöpft habe: Reformation (d. i. Einführung des Pabstthums kn) der Stabt rmb Lanbschaft Grätz in Steyermarkt, ein in der Kirchenbibliothek zu Neuftübt Ml ber Aisch aufbewahrtes Manuskript, welches der würdige Vorsteher derselben, Herr Superin« ten« Vorbericht des Verfassers. tendenc Schttizer, in der ersten Anzeige je¬ ner Bibliothek (Nürnberg I 782. 4.) S. 48 bekannt gemacht und mir gütigst mikgetheilek hat - I). David kun§ii Bericht von der tyrannischen Verfolgung des Evangclii in Steyermark/ Cärnthen und Cray«, Wit¬ tenberg i6ol. 4. — Gegenbericht auf diese Runglsche Schrift von D. Jacobo, des Stifts Staynz in Steyr Probsten rc. Gratz, iSoü. 4. O. Winklers br/r. St. VIII. und IX. — Pre» venhuebers Lyriü-e, Nürnberg, 1740. Fol. und Valvassors Ehre des Her« zvgthums Craytt, Laybach, i689. Fol. ^?ira?rck' L/Eerr steiatio psi-lecutioni5, e^uae in Ärrra eiusgue metropoli Orskcio, contra — ^uZ-. Lsntelstoni aääickos Ldri- stiano5> kurore ^estiitarum instituta et per- aela est. Ona cum manäatis, stippliea- tionibu5 Lc. welche Nachricht unter denBey- lagrn zu der wichtigen und seltnen Schrift an« getroffen wird: De^Kro, d. i. Nothwendi- ge Ausführung, Bericht vnd Erzehlung der Vriachen vnd Motiven- darumb Kay¬ ser Ferdinandus n. — des Regiments im Königreich Böheimb vnd demselben ^or- ponr- Vorbericht des Verfassers. Wirten Länder, verlustigtrc. Nvcxx. ohne Anzeige des Druckens. — Gewünsst)t hatte ich freylich, daß ich auch die in Meu¬ sels hist. Litteratur 1724. Fehr, angezeig. ten: re/rqErc der spüNg- Stätt- demSteyer, Kärnthen und Cram, ohne Druckort, IS20, 4. hatte gebrauchen kön« neu; aber alle Mühe, diese Schrift irgendwo zu erhalten, wandte ich vergeblich an. Dem zweiten Theile werde ich ein Lexikon der in Oestreich rc. gestandnen und gegen« markig stehenden evangelischen Lehrer, und ein Verzeichniß der vornehmen Emigranten aus diesen Landern, davon sehr viele sich in Nürnberg Niedergelassen haben, anhangen. Mein herzlicher Wunsch, mit welchem ge« wiß jeder Leser dieses Werks den seinigen ver« eknbahren wird, ist der, daß die Protestanten in den kaiserlichen Landen die Grösse der ihnen von Joseph II. verliehenen Duldungswohlchat mst demüthigem Danke gegen Gott und seinen Stellvertreter lebhaft erkennen, und eben dar« um auch nach allen Kräften sich bestreben mö» gen, dem Endzweck dieser Duldung, der Haupt« Vsrberrchr dss Verfassers. hauptsächlich in Erhaltung der allgemeinen Rn« he sowohl im Staate, als in der Religion be» steht, immer zu entsprechen, und Tugend und christliche Rechtschaffenheit allen aussern Ge» bräuchen und unnühen Streitigkeiten vorzuzie« hen. Dann wird es ihnen und ihren Kindern unter dem sanften Scepter Josephs II. und Seiner Nachfolger wohl gehen biß ans Ende der Taget N. S. Da die von Hrn. Super. Fock gefertigte Vorrede noch nicht angekommen und vermuthlich unterwegs liegen geblieben ist; so soll dieselbe dem zweytM Theile dieser Ge« schichte, der zu Michaelis erscheinen wird, vorgesezt werden. G. E. W. Nürnberg, den 27. April »7k4 Kurzer Inhalt dieses ersten Thells. k. Rapitel. Zustand der Kirche in -Oestreich. Verschie¬ den? Zeugen der Wahrheit vor der Reformation. Seite »-« L. Rap- Was ßch bey PuLHeimng der pghsil. Bulle wi¬ der Lmhern durch v. Ecke» in Wien i;rs Metra- gen. »- io III. Rap. SperatuS, ein evangelischer Prediger zu Wien — seine Schicksale N'iL. f. f. io - rc> IV. Rap. Erzherzog Ferdinand -Mieirk sein erstes Edikt wider die lutherischen Bücher 15». aa-e.z V. Rap. Aween Zeugen der eveng. Wchrbeir, Leonh.- Elerttkersbin« und Lasp. Tauber. Der lehtcrn trau¬ rige Schicksale ,si4. ' - rz VI. Rap. Mikt Erzherzogs Ferdinand wegen Beibehal¬ tung der r an. kLthoüschen Religion rer.4. r§. zv V!I. Rap. Bek^ner der cvang. Wahrheit in Oestreich, besonders zu Emünden und Steyer 1544. ; > - z-t VIII. Rap. Schiü'ale Mich. Stiefels, eines eusnr. Leh¬ rers in OderKgreich irre. ;6-4; IX. Rap. Noch ein paar Zeugen der Wahrheit in Ober« östreich lerr. 4?-44 X. Rap. Der Magistrat und die Universität ju Wien machen verschiedene Anstalten wider die lutherische Lehre 1546. 44. 4? XI. Rap. Rurzer Inhalt. XI. Map. König Ferdinand laßt ein neues Edikt wider die protest, kehre ergehen irr?. 4s - 4» XII. Map. Köniz Ferdinand ordnet wegendss ReligionS- zusiandes eine Visitation und Inquisition an. 48 - s* XIII. Map. Iwsy neue Befehle zu Wien wegen Vertil¬ gung der Lutheraner rers. so f. XIV. Map. Lin paar Folgen der Visitation in Oestreich is-.8. sr-e; XV. Map. Die evang. Stande bitten Ferdinanden um ReligivnSfreyheit vergebens is;r. s6 - e» XVI. Map. Bemühungen der von Iörgeriscben Familie zum WachSthum der cvang. Lehre in Oestreich Isze. s8-7» XVII. Rap. V. Ort. Fuchsbcraer, ein Bekenner der kvsng. Wahrheit im Kloster Mansce re;;. 72 -74 XVIII. Map. Abnahme des PabstthumS in Oestreich Isgs. IsZA. 74-7ä XIX. Map. 0. Joh. Faber, Bischof zu Wien, ein Feind der Protestanten, stirbt is4i. 77 f. XX. Rap. Die evang. Oestreicher bitte» Ferdinand um die ReligivnSfreyheit; aber vergebens. is4i. rs4r. 79-86 XXI. Map. Fortwährende Verfolgung der Lutheraner in Oestreich is4z. 87 f. XXII. Map. Verfall des PabstthumS. Versendung der Jugend vom Herren und Ritterstand »ach Wittenberg, kskrarr^ maglligci auf evang. Universitäten aus dem vestr. Herrenstand ls44. 89 - 94 XXIII. Kap. Rurzer Inhalt. XXIII. Rüp. Verfall der Universität zu Wien. Der« sicht, daß sich kein evang. Professor einschleiche '<46. S4-A7 XXIV. Rap. Neue vergebliche Bitte der Evang. um srcye Religioneübung. Verfall des PabstthumS. An- ftalcen gegen denselben 1x48. 98-10» XXV. Rap. Die auf der Synode z« Salzburg wider die evang. Religion in Oestreich gefaßten Entschluß« haben einen widrigen Auegang 1x49. ror - ic-S XXVI. Rap. Neues Edikt wegen Besetzung der ledige» P arren und wegen evangelischer Bacher und Schul¬ meister irei. roL-io- XXVII. Rap. Jesuiten in Wien. Ihre Bemühungen wider das Lutherthum reei. ieer. ios-n; XXVIII. Rap. Harte Schicksale Sim. Gerengels und anderer evangelischer Prediger in Niederöstreich -eez. H4- Il6 XXIX. Rap. Verbot des Abcndmahlgebrauchs unter Lei¬ den Gestalte». Vergebliche Vorstellungen dagegen re<4. 1'7/ HA XXX. Rap. Canisius verfaßt einen Katechismus, der in Oestreich eingeführt wird ree4. ns f. XXXI. Rap. Wiederhodlte Bitte der evang. Stande um die Relig. freyheit mit schlechtem Erfolg reee. ins. rar- rr» XXXII. Rap. Unwille Pabsts Paul IV. über K. Fer¬ dinand reeL. recs. rre-i»? XXXIH- Rap. Königs Maxim. II. Neigung zu den Pro¬ testanten. pfguser, sein Hofxrediger-ces. >r8--;r )( )L XXXIV. Kap. Kurzer Inhalt. XXXIV. Kap. Abermalige Bemühung deF evangelischem Oestrelcher um die Religionsfreyheit i<;s. f. XXXV. Rap. Religionsgesprache Königs Maximilian mit Hssius und Roderich -es». - ns XXXVI. Rap. Verschiedene gedruckte Glaubensbekennt¬ nisse Wangelischer Lehrer. Augsb. Conf. für die evan¬ gelischen Oestreicher ixüi. 1,62. iz6- izy XXXVII. Rap. Kaiserliche Generale wider die «vangek. Prediger. Bitte an den Köniz Maxim. Antwort auf dieselbe is6r. i;s-i4i XXXVIII. Rap. Auf viele Bemühungen des K. Ferdi¬ nands wird vom Pabst die Kommunion unter beider > Gestalt erlaubt und eingeführt is6r. 141-144. XXXIX. Kape K. Ferdinand fangt mit Kassander und Wizeln über die Religionsstreitigkeiten einen Briefwech- wechsel an, stirbt aber bald. Maximilian II. fetzt ihn fort, aber ohne Erfolg 1564. iue f. XI.. Kap. Der evangelischen Stande Bitten an Maxi¬ milian um die Religionsfteyheit. Er ist den Jesuiten nicht gMstig 1^64. IsLs. I47-I4A XIK. Kap. Der Kaiser räumt den Evangelischen die freye RcUgionsübung ein ie6s. i;of. XI.II. Kap. Ioach. Camerar und Dav. Chytraus wer¬ den nach Oestreich ru denReiigionShandlungen berufen rebs. lea-iee XI.III. Kch?. Die Relig. Handlungen habe» unter man¬ chen Hindernissen einen guten Ausgang ie6§. iss f. XI.IV. Kqp. Die neue evangelische Agende wird dem Kai¬ ser übergeben und gröstentheils genehm gehalten les,. res - »L^ XI.V. Kap Rurzer Inhalt. XI.V. Kap Die beiden Stande in Ober - und Nieder- Oestreich und die sieben landeSfürstlichen Städte darin erhalten von Kaiser Maximilian ll. die RcligionS- freyheir. Erfolg davon dcy dem Bischof zu Pastau und der Universität zu Wien 156,. -64-167 XI,VI. Kap Nachricht von der östreichischen Kirchenagest- de r;6?. 167-170 Xl-VII. Kap. Die kaiserliche Assckuration der den Stän¬ den ertheilten Religrons/repheir wird verzögert, endlich doch erhalten 1x70. rerr. 170- iie>- XIVIII. Kap. Die evangelischen Stände legen eine Buch- druckerey an.' In derselbe» wird ihre Agende und ein gedoppelter Auszug derselben gedruckt if'71. ' iso-rsr, XIIX. Kap. Widrige Veurthcilung der Agende "l l- 1«. Kap. Schlechter Zustand der evangelischen Kirche« in Oestreich. Chytraus kommt deswegen wieder dahin. 0. Georg Eder fällt durch eine heftige Schrift wider die Protestanten indes Kaisers Ungnade -err. 1x7;. 1.1. Kap. Der flacianische Streit über die Erbsünde ver¬ ursacht viele Zerrüttung 1574. rerL. 190-19; lll. Kap. Die evangelischen Stande in Ober - Oestreich verlangen eine eigne Agende, erhalten sie aber nicht is?6. 194 s. IAH. Kap. Tod Kaisers Maximilian II. idsssen Rcli- gionsgesinnungen ie76. 196-101 I>IV. Kap. Kaiser Rudolph II. zeigt beim Antritt seines Regierung merkliche Abneigung gegen die Protestanten 1s77. 1s7S. 101,20, )( )(r l-V. Kap. Rurzer Inhalt. l-V. Kap. Traurige Schicksale der Protestanten in best¬ reich 1579. ro?-rir l.Vl. Kap. Fortdauernde Bedrückungen derselben 15 so. Lir- 217 LVI. Kap. Die evangelischen Stande suchen wegen ver¬ schiedener durch ihre iklge Religionsveriassung veran¬ laßten Gewissens fragen bey einigen Universitäten Be¬ lehrung 157?. LN7-rL, I.VH- Kap Schicksale der Lutheraner in Wen. Eders Schrift wider die Protestanten «eso. 2,19- 22.2 L.VIH Kap. 0. Bakmeister wird zu einer Kirchensisita- tion in Oestreich berufen ipso. rrr- rr» L.IX. Kap. Nähere Vvrbereitung zu derselben in drepen zu Horn angestellte« Zusammenkünften. Erster Kon¬ vent allda im Wonach Marz ,eso. rrr - rr? H Kap. Zwo Nebenbegebenheiten zu Horn reso. 229-2)1 1>Xl. Kap. Zwvte Zusammenkunft zu Horn im April it«o. rzr s. I.XII. Kap. Dritte eben das. im Maii reso. rzx- aze L-XIII. Kap- Die erste Kirchenvisitation im Viertel Sb- Mannhartsberg, gehalten zu Horn vom n. Jul. biß de» 6. August reso. rz6-;4? Kap. Die zweite KirchZnvisitatwn im Viertel Ob- Wrenerwald, gehalten zu Schallaburg vom ir. biß zum rz. August i5»v reo rr» t>XIV- Kap. Dritte Visitation im Viertel Unter - Wie- nerwald, gehalten zu Radaun vom 2. biß 6. Sept. 259-264 LXV. Kap. Rurzer Inhalt» L.XV. Kap. Vierte Visitation im Viertel Unter, Man«, . Hartsberg , gehalten theils zu Veldsperg, theils zu Ln- zerSdorf im Langenthal vom iz. biß rr. Sept. aLs, 277 I^XVI. Kap. v. Bakmeisters Beschäftigungen nach der Visitation. — Rückreise nach Rostock reso. »77 f. I.XVII. Kap. Verschiedene Anstalten wider die Prste, stanken, hauptsächlich in Wien leer. »79-2»; LXVM. Kap Bedrückungen der evangelischen Stande. Innere Unruhen -cra. 284-2,7 L.XIX. Kap. Bedenken der Wittenbergischen Theologe» weg n der Religionsäbung in Oestreich. Iwo fiaci»- nisihe Streitschriften. Reise v. BeckerS nach Oestreich ie,r. 288-29; L.XX. Kap. Die Versetzungen der Protestanten und die fiaeianischen Unruhen dauern fort. Ln»e der letzter» l<8;. 29,-29» t>XXl Kap. Die Protestanten werden immer mehr be¬ drückt lt84. is86. 298,ZI» L-XXII Kap. Neu« Bedrückungen der evangelischen Stande, worüber sie vergeblich klagen re8/. rege. zu - Zls LXXIII. Kap. Die evangelischen Staude dringen auf einem Landtage zu Wien auf die Religionsfreiheft. Da« Pabsthum wird zu Krems und Stein nicht ohne Unruhe eingcführt is8s. ;i6, za; I^XXllV. Kap. Klesels Bemühungen für die Nusbrei, tung des Pabsthum«. Neue Drangsale der Protesta», ten lsAo zaz-;:«- l-XXV. Kap. Kurzer Inhalt 1.XXV. Kap. Die evangelischen Stände setzen ru En¬ ders < und Fescndorf neue Prediger ein , und Halden int Landhanse zu Wim eine Betstunde; beides nicht ohne Ahndung iXXVl!k. Aap. Fernere gewsltthütige Ausbreitung des Pabsthums in Dberostreich. Die niederZstreichischen Stande klagen über Religionsbsdrangnisse vergeblich re-s. Z44 Geschich- Geschichte der Protestanten im Erzherzogthum Oestreich. Erster Theil von IZ20 biß I6oo. I. Kapitel. Zustand der Kirche in Oestreich — Ver¬ schiedene Zeugen der Wahrheit vor der Reformation. ^-^as Estreichische Hauß hak sich von je her gegen die römische Kirche und den Pabst sehr devot bewie« sen. Der Marggrafvon Oestreich, Leopold der Fromme, welcher nzs gestorben, hat sich durch Erbauung verschiedener Kirchen und Klöst r, und nach seinem Lode vorgeblich durch viele Wunder aus. gezeichnet, so daß ihn 148z Pabst Iobann VM. feierlich kansnisirte, und der Aberglaube ihn noch A jtzt jtzt als den Patron des Landes verehret. Sein En¬ kel gleiches Namens begleitete nsr auf den Rach Pabsts Clemens IH. Kaiser Friedrich I. den Roch, bart nach Orient, um das gelobte Land den Sa« raeenen wieder abzunehmen. Auch nachdem das Haust Oestreich sich zur Kaiferwürde aufgeschwungcn harte, ließ es in seiner Ehrerbietung gegen den rö¬ mischen Stuhl nicht nach. Wie eifrig war mch: Kai¬ ser Albrecht II. in derselbigen! Er suchte nicht nur die Hussiten ausjurolkcn, sondern ließ auch aus son¬ derbarer Andacht gegen den sogenannten b. Geo g seinem neugebohrnen Prinzen diesen Namen geben, und dem vermeintlichen Märtyrer eine Kirche bauen. Auch Kaiser Friedrich III. legte sein eifrig papisti- sches Herz durch seine Reise nach dem h. Grabe, durch übermäßige Verehrung Mariens, durch Er» bauung verschiedener Klöster u. d. gl. an den Tag- Za man wird unter den Erzherzogen von Oestreich vor der Reformation nicht Einen finden, der nicht die strengste Anhänglichkeit au die Satzungen der rö- mischen K-rchi bewiesen hätte. Selbst von dem Erzher. zog Siegmund, Tyrolischer Linie, muß das behaup¬ tet werde». Weil er den Kardinal von Cusa gefan¬ gen genommen hakte, thak ibn Pabst Pius II. raSo jn den Bann. Er blieb zwar dabey so unerschrocken, daß er zweimal öffentlich an ein künftiges Coucilmm appellirce und sich mir tneleeFreymü higkett über das vom Pabst erlittene Unrecht beschwerte; aber doch wollte er den Verdacht einiger Ketzerey, womit ihn Pius II. anschwärzre, durchaus nicht an sich kom¬ men Wett lasse«, sondern erklärte/ er siy bereit/ seines Glaubens halber sich öffentlich so zu rech-'feMgen- daß niemand an der ^aurerkelt dess. Iben Zwei¬ fel Haden sollte, er wolle in dem sicmeinen Glau¬ ben der h. Kirche mit glauben u. s. w. Da nun die Landesherren an den eingeschlichenen Jrrthümertt tind Mißbräuchen so fest hielten; wie sehr mußte das arme Volck durch das Ansehen und Regiment der Pfaffen hierin bestärkt werben! Indessen fanden sich doch schon vor Luthers Zei¬ ten Leute in Oestreich / die den Lehrsätzen des Pabst« thums widersprachen und sich von der römischen Kir» che adsondertcn. Dies waren die sogenannten Wal¬ denser- deren sich in den Öestreichischen und an« glänzenden Landern mehr als gv/voo aufhiclkcn. Ohnerachtek derselben zu Lrems einige Lausende ver¬ brannt wurden; so konnten sie doch nicht ganz ver¬ tilgt werden/ und haben sich biß nahe an die Zeiten der Reformation erhalten. Daß auch ringele Män¬ ner es lange vor Luchert, gewagt Haden müssen, wi¬ der die Mißbräuche der Kirche zu reden, läßt sich daraus schliessen- daß 1452 der theologischen Fakul¬ tät zu Wiett die Macht verliehen worden, gegen Professoren und Prediger, die in der Lehre unrichtig seyen, mit der Schärfe, zu verfahren. Dem ohnge- achtet können wir mehr, als Einen Zeugen der Wahr¬ heit aufftellen. Joh. Ralrenmarkter, Pro¬ fessor der Theologie und des kanonischen Rechts Do¬ ktor in Wien trug 1483 und in den foizrnden Zaßs A 2 ttn 4 - rcn verschiede«« Lehren öffentlich vor, die für arger» lich und kctzerartig erklärt wurden und manche Be¬ wegung verursachten , so, daß er endlich 1490 von dem Dcchand der kheol» Fakultät Nir. Zehentner Key dem päbstl. Legaten Angel. (!>rkon, der sich da» mal in Wien aufhielie, als in der Lehre verdächtig angeklagt ward. Verantwortete er sich gleich so, baß der Legat mit ihm zufrieden war; so beruhigte sich doch die Fakultät so wenig, daß sie vielmehr ih- rn Dechand 1491 nach Rom sandte, der Kal» tcnmarkcern als einen Ketzer anklagte, und s» viel Emga-.ig fand, daß Pabst Innocen; VIII- den» selben nach Rom, um sich zuveriheidigen, berief. Er reisse dahin; zween Kardinäie untersuchten seine Lehre, und fanden sir ketzerisch. Er mußte, wollte er beym Leben bleiben, nach seiner Rückreise in Wien wiederruftn und sich der Kkchenbuße unkerwcr- f n. Im Jahr >509 predigte Philipp Tur» ian, Commendakor beim Kloster zum h. Geist, auf der Kanzel wider den Ablaß, zu grossem Aergerniß des unwissende» abergläubigen Haufens. In eben dem Jahr redete ein Bernhardiner, der zugleich Pre¬ diger ün St. Peters Kirche in Wien war, sehr nach» drücklich wider die Verehrung der sogenannten Re¬ liquien, indem er unter andern in einer Predigt sag¬ te: Die Priester in den Kirchen zeigen dem poikenieycwahre Reliquien, sondern Pferde¬ knochen, womit sie die ^eute betrügen-. Ein andrer dieses Ledens, Namens Theobald, ließ sich den Ausdruck entfallen: Ein jeder Priester in 5 in Wien hat sein eigen Pferd, worauf er zur »Zölle reicet. Indessen wagte es die rbeolog. Fa¬ kultät nicht, diese fceimü'higen Manner öffentlich zu verketzern. Sie wurden in der Stille verhört und jur Besserung «»gehalten. Auch der berühmte Con¬ rad Leites,, der so viel zur Wiederherstellung der wahren Erudition beygerragen hat, und bey Kaiser Maximilian I. in grosser Achtung stunde, verwarf die päbstl-che Messe, das Fegfeuer und die Anru. fung der Heiligen, fand sich auch nie bey der Mess» rin , und ward deßwegen in de« Bann gethqn. *) II. Kapitel. 1520. W^s sich bey Publicirung der päbsilichen Bulle wider Lurhern durch I). Ecken in Wien jugetragen. >^aum hatte sich v. Joh. Mayer von Eck, der Theologie Professor, Vicecanzler und Domherr zu Ingolstadt, in der bekanten Leipziger Disputation den Sieg über Luthern, seiner Meinung nach, er. A z schrien; *) An TAom. wexno pspiMco i;;;. z. steht L^,1va crirminum in nttliri temporir cniiusnelu;, pcne- lerrim relixinni; Lc. Darunter finden sich zwei» Ge« dichte des Lelres, das eine ^4 ff in iiiceräoruM lu- xvm, Las andere in iVomsm S. es die man als lau¬ te Zeu-nisse der Wahrheit ansetzen kann. ß --- schrien; so eilte er, ohne das Urtheil der Universität len, auf welches man doch mit einander stbereinge-- kommen war, zu erwarten, nach Ron», in der Ab« sicht, ^ml-ern unfehlbar zu Grund zu richten. Ec erhielt auch, was nur zu erhalten möglich war, nanu !ich eine färch erliche Bulle, darin Eurher, und die von ihm wieder hcrvorgebrachtc christliche Lehre, und alle seine Freunde und Anhänger, verdammt zvurden. Eck machte sich Ehre und Freude daraus, dieselbe nach Deutschland zu bringen, und als apor statischer Nuntius allenthalben bekannt zu machen, um dadurch Eurhern und seme Lehre zu vertilgen, Allein, er fand werk mehr Widerstand und Gefahr, als er in seinem blinden Eifer sich verstellen konnte. Im September 1520 schlug er die Bulle öffentlich an. dreien Orken an, nämlich zu Meissen am 2«. zu Merseburg am 25. und zu Brandenburg anz ssstcn di-jes Mona's, *) und gieng sodann nach Ingolstadt. Von da aus schickte er die Bulle nebst Weih vom 14. Oktober Wirten Schreiben an die. Rich Wie viel Widerspruch, Widerstand, Lästerung, Spots und Lebensgefahr sich Eck hierdurch zugejvgen, davon finden sich die Urkunden in grosser Anj>cht beysammen in Lnchere Werke» Th- re. der baltischen Alis« -ade von S I?7r — >A,6. Man sehe auch Rice derers Gefchichre der durch publicarion der päbstiichc» Butte wider 0. Luther» i;-o erreg¬ ten Unruhe,,, AU. >776, 4 oder nach dem Titel der erstern Ausgabe von ,761: Beyrrag z» den 2,e« formarisneurkunden, betreffend die Kckeno rc. 7 Universität zil Wien, machte dem Rector und sämt¬ lichen Professoren die ihm aufgetragene Publicakion derselben kund , befahl ihnen im Namen des Pabsts, die Bulle bey der Universität also bekannt zu machen, daß dieselbe genau befolgt, die verworfene Lehre Lu¬ thers so viel möglich ausgerotket und jedes seiner Bücher öffentlich verbrannt würde. Nachdem der Rector der Universität, v. Iol). Wenzlhauser, diese Schriften empfangen und sie den Professoren der vier Facultären, um ihre Meinung hierüber zu erfahren, zugeschickt hatte; so ward cs allgemein als etwas Anstößiges angesehen, daß eine so wichtige Bulle auf eine so unförmliche Art von einem privato stoÄore der Universität nur durch einen Boten *) Übermacht worden. Drey Facultären votieren ein- mükhig dahin, daß die Vollziehung der Bulle so langt verschoben werden müßte, biß Eck seine vor¬ gegebene apostolische Vollmacht bey der Universität hinlänglich bewiesen, und der Kaiser, an den die Universität deßwegcn nach Worms schreiben wellte, die Bekanntmachung der Bulle genehm gehalten hat¬ te. Die Theologen aber hicltens nicht für rathsam, diesem Schluß zu unterschreiben; vielmehr machten sie am is. November ohne Vorwissen der andern A 4 Fa- Vielleicht gieng Eck deswegen nicht nach Wem weil er die ihm bey seiner -ciü alda gehaltenen Disputa¬ tion wiederfahrne Beschimpfung »och nicht Vergeß«» hatte. S. Riederers Nachrichcen zur Lirchen- Gelchrcen - und Bücher - Geschieh« B- Hl. S. i?r — iss. und rsz — zov. 8 Fakultäten unter sich aus, daß der apostolischen Bnl- le >n allen Lücken Gehorsam geleistet/ der Rector mit ollem Ernst und ohne Verzag nach der Vorschrift I). Eckcntz uud dem Inhalt der Bulle handeln und Licjc.be dem Bllchofc zu Wien nurgekheUet werde« sortte. Sie saubren auch einen aus ihrem Mittel, v, T>app nebst dem Dcchand ihrer Faculrac an den Bischof, und liessen ihm folgende Vorschläge khun: i) daß er sich in dieser JnquistktonSsache mit der thcolog. Facultäk vereinigen, und dieselbe mit Nachdruck ausführeri helfen möge; 2) daß alle Prediger in Wien vor den Bischof cttirt, und ihnen die pabstiiche Bulle vorgekscn würde; z) daß diesel« de an allen K.cchrhüren angeschlagen/ 4) den Buch« Händlern und Ander»/ welche lutherische Bücher ver¬ kauften/ dieses ernstlich und bey harter Strafe ver* boten, z) die pabstiiche Bulle gedruckt, und jedem Pred'gcr ein Cx.iuplar zugestkller, auch der summa» rische Inhalt derselben deutsch übersetzt würde; und endlich s) die Docroren darüber berathschlagen soll» ten, wie die in der Bulle angegebene Irrkhümer von khnen widerlegt werden möchten. Dies einseitige Verfahren der theologischen Fakul¬ tät ward von dem Rector und allen übrigen Profesi ssren s» übel ausgelegt / daß im Namen der ganzen Universität eine förmliche Protrstakion verfertigt wurde, worin die Ursachen, warum die Universität die Vollziehung der päbstlichen Bulle in etwas aufzu¬ schieben beschlossen habe, umständlich ausgeführer wur- wurden; doch so, daß sie gegen allen Verdacht einiger Ketzerey, der sic deßfals treffen könnte, sich feycrltch verwahrten. *) Diese Protestatio»» ward von dem Univcrsiratsnotar, Ioh. Zavorenus, unterschrie. den, am io. Dec. von Arrdr. Harrer, der Rech« re Doctor, pudlicirt, rind an Kaiser Larl den V., nach Worms abgeschickt. Dieser Protestatio« setz« ren die Theologe»» eine förmliche Appellation entge¬ gen, beriefen sich auf ein vom Pabst Nicolaus dem V. ihrer Facultat crkheilkes Privilegium ingui- renlli in baereticos, und bestunden darauf, daß zur Vollziehung der Bull« geschritten werden müsse. Sie wurden aber, ihrer» Eifer zu beschränken, gcnö- thigt, da nicht nur das Ecmcilium sosäemicum, sondern auch die Vestreichtsche Regierung, und vorzüglich das Oberhaupt derselben, Graf Leon¬ hard von Zech, der nebst Andern schon Luthers Leh¬ re zugethan war, sich ihrem Vorhaben nachdrück¬ lich widersetzten. Es blieb ihnen also nichts übrig, als daß sie vor einen» Notarius und vor Zeugen sich erklärten, wie sie gegen alles, wozu sie von der Re¬ gierung gezwungen würden, und worein sie aus Furcht der Strafe und zur Vermeidung des Aergcr- nisses willigen müßten, hicmit feycrlich protestirten. Und so blieb dann die päbsiiiche Bulle länger als ein Jahr bey der Universität liegen, ohne, daß an deren A L Voll« ») Eckens Schreiben an die Universität s» wohl als dk Protestation derselben findet man in Raupachs Er- läurerrem Evang. Oestreich Beylag. N. I. lm» und L. S. — 7. 5O Beziehung gedacht wurde. Endlich ward am Schluß des folgenden iZ2isten Jahrs die Protestatio» der Universität und das von der Regierung an den Kaiser erlassene Schreiben bey Hof in Erwägung gezogen; und es ergieng am zosien Oec. an die Universität ein kaiserlicher Befehl/ in welchem zwar der bißherige Aufschub der Vollziehung einiger Massen geahndet, aber doch auch zugleich die gegen den Kaiser bewie¬ sene Ehrerbietigkeit gelobet, und ernstlich befohlen würde, durch Verbrennung der Schriften Luthers der Bulle ein Genüge zu thun. Diesem Befehl des Kaisers kam der Rector alsbald nach, ließ den ge- sammten Faculkaten und Mitgliedern der Universität Zuerst das kaiserliche Schreiben und darauf die pabst- liche Bulle durch einen Nstarius laut vorlsfen, dann aber befehlen, daß innerhalb acht Tagen alle lutherische Schriften dem Univerflkätsnokarius eingehändigt, und das kaiserliche Rescript und die Bulle deutsch untz lateinisch gedruckt werden sollten. lil. K a p i t e l- I 5 L L«. Gperams, ein evangelischer Predi¬ ger zu Wien — seine Schicksale und Vertheidigung. , dies alles konnte der Ausbreitung des Evangeliums nicht im Wege stehen. Es trat viel- Mchr rZ22 ein neuer Zeuge der Wahrheit öffentlich iu »52s, rr z,r Wien hervor. Und das war Paul Gperatus st Rutilis , ein schwäbischer Edelmann, sonst Sprecrer genannt, der zu Paris und auf den ita- lienischen Univcrsikären studier! hatte; ein Mann von Kopf und voller Bcredtsamkeit, der die bißher ver- dunkelte Wahrheit wieder ins Licht zu stellen bemühet war. Ob er zu Augsburg und Würzburg gelehrct habe, ist noch ungewiß; sicher hingegen, daß er 1520 an der Kathedralkirche zu Salzburg als Lehrer gestanden, von dem dasigen Erzbilchof Matthäus Lange aber vertrieben worden ist. Mit Anfang des IZListen Jahrs wandle er sich nach Wien, wo er ein ganzes Jahr hindurch als eine Privatperson leb. te. Er lernre die Einwohner und ihre Gesinnung in Absicht auf die evangelische Lehre kennen; als Ge¬ lehrter suchte er die Bekanntschaft der Uuiversitats- verwandten, und fand, daß die Zahl derer, wel¬ che Luthers Lehre begünstigten, sehr groß war, ob sie es wohl nicht wagten, dies öffentlich zu be¬ kennen. Gperatus blieb den Widersachern des Evan¬ geliums nicht unbekannt; und schon dies war ihnen auffallend, daß er, ohncrachtet er zum geistlichen Stande gehörte, in der Ehe lebte. Auf ihr Anstif- tcn wüste daher ein Mönch auf dem St. Peters Kirch¬ hof zu Wien eine nachdrückliche Preoigt zur Herab¬ würdigung des ehelichen Standes halten. Sperar tue ward hierüber empfindlich, und wünschte eine Gelegenheit, die Eyre des Ehestandes gleichfalls öffentlich verkheidigen zu können. Bald ereignete sich dieselbe. Es geschah, erzählt Gperatus selbst in der -524- IL der Zuschrift dieser zu Wien gehaltenen und nachher zu Königsberg gedruckten Predigt, an Herrn Al¬ brecht , deutschen Ordens öofucister und Marg- gräfcn zu Brandenburg rc. daß ich hernach durch den vitzthumb daselbst, und durch den Rich« ter, zu predigen tmThumstift erfordert ward, dazu auch der Bischof selber feinen Gewalt und Willen gäbe. Da drang mich mein Ge¬ wissen, und die Noch, daß ich des ehelichen Standes Ehre und Würdigkeit wiederholen und preisen mußt, das that ich dann mit die¬ ser predig, und zeigt an, wie der eheliche Stand allen Menschen frey und erlaubt war, ja, wie er auch geboten wer allen denen, so sich nicht enthalten mochten, indem sie sich nichts sollten irren oder hindern lassen. Schon hieraus laßt sich schliessen, wie die ganze Predigt am i. Sonntag nach Lpiph. über die gewöhn¬ liche Epistel Röm. 12, i. f. mag gelautet ha¬ ben. Besonders rügte Sperarus das weltkün' dige hurische Leben der Pfaffen, lobte vor allen die¬ jenigen Klöster, darin man, so lang man will, nach dem Gelübde der Reuschheit leben mag, und behauptete, cs sev tausendmal besser, frisch und unverzagt aus dem Rloster zu springen, und göttlich zur Ehe zugreifen, denn teufelisch sün¬ digen im Rloster. Welch eine Bewegung mußte ein solcher bißher in keiner Kirche zu Wien gehörter Vortrag bey den Zuhörern, besonders bey den Mön¬ chen und Klvfferleukm verursachen? Sperarus ahn- r 5 2 2. rz ahndete ein Ungewitter; und cs brach bald aus. Die rheologische Fakultät zu Wrcn ließ vor Notarien und Zeugen untersuchen, was Speratus gepredigt hat¬ te. Der Official machte mit ihr gemeinschaftliche Sache; und es ward einmüthig beschlösse«/ daß dem Speratus alles Predigen verboten / und er bcy Strafe des Banns cirirt werden sollte/ entweder in Person oder durch einen Bevollmächtigten vor der Facultät zu erscheinen. Diese Cttation ergicng zuerst in Geheim, dann aber auch öffentlich an ihn. Er aber hakte sich schon aus der Stadt gemacht und in Sicherheit gesetzt. Nachdem seine Entweichung ruch¬ bar geworden, ward den Mönchen und allen Pre» digcrn in Wien befohlen, die vom Speratus vor- gctragenen kehren auf den Kanzeln zu widerlegen/ er selbst aber zu dreyen mahlen öffentlich vorgeladen/ und/ als er nicht erschien / nach dem kanonischen Rechte für einen Excommunicirken in einem angeschla¬ genen Patente erklärt. Die Wirkung hievon mußte Speratus gar bald erfahren: denn als er noch in die. scm Jahr als Prediger zu Gfen in Ungarn berufen worden, schwärzten ihn die Theologen zu Wien bey dem der evangelischen Lehre ohnehin schon äusserst ge¬ hässigen König Ludwig in Ungarn und Böhmen so sehr a«/ daß er nicht nur nicht angenommen, son- dem auch aus ganz Ungarn verwiesen ward. Speratus hatte sich nun entschlossen / seine« Rückweg durch Böhmen nach Deutschland zu neh. men. Da er aber auf seiner Reise in Mähren zu Igiaw »4 »522. 5sglaw ankam, bestellte ihn der dasige Abt zu einE Prediger dieser Stadt; welchen Ruf er auch sogleich annahm. Von hieraus schrieb er an die Wieneri- fchen Theologen, und fragte an, womit er die ge¬ gen ihn ergangene Excommumcalion verdient hatte / und erbot sich, wenn sie ihn eines Jrrthums über¬ führen würden, gerne ztr widerrufen. Diese vere langten, er sollte ihnen seine Predigt zuschickeN, so wollten sie sehen, was irriges darin wäre, und als¬ dann weiter mit ihm handeln. Gperatus sandte diete Antwort der Wiener Theologen nebst seiner zu Wien gehaltenen Predigt alsbald nach Wittenberg an l). Luthern, Nm dessen Unheil darüber zu verneh¬ men. Lucher antwortete ihnt am Frchtag nach Ju¬ bilate 1522 also: Dein Büchlein der Predig zu Wien gehalten, Haden Wik UUtek Unser Ger richt und Urtheil kommen lassen, und gefällt uns fast (sehr) wohl; darumb uns nicht mi߬ fallen würde, so du es drucken liessest. Auch haben wir zu Wittenberg den Scolz Und Ue- bermuth der Wrenischrn Sophisten genugsam erkannt aus ihrem Schreiben/ das sie dir ha¬ ben zugeschickc rc. So willkommen indeß Sperä- tus Key seiner Ankunft dem Äbte zu Iglaw gewe¬ sen war, so verhaßt war er ihm und seinen Mön¬ chen/ sobald er anfieng, die herrschenden Irrthümer in der Religion aufjudcckm und dein Volck das reine Evangelium ssrMragen; und dies um so mehr, Sä er Key dem Rath und der Gemeine vielen Eingang fand. Er ward bey dem Bischof von VUmüz, Sta¬ nislaus I s 2 2. 15 iiislaus Turso , angeklagt ; und dieser würkte gar bald bcy dem König Ludwig in Ungarn, dessen geistlicher Nach er war, einen Befehl nach dem an¬ dern an die Jglawcr aus, kraft deren ihnen zuerst bey Strafe 20 Mark Goldes, dann bey Verlust al¬ ler ihrer Privilegien, bey Ankündigung des Banns und der Acht, ja der gänzlichen Verheerung ihrer Stadt, auferlegt ward, den Gperntus fortzuschaf« fcn. Sie schickten zwar Abgeordnete nach Ollmütz, und baten den König und den Bischof flehentlich, daß man sie nur ein einziges mal verhören, ober doch nur anzeigen möchte, was ihnen Schuld ge, geben würde und wer sie angeklagt hatte. Sie mußten biß ins andere Jahr im Lande hin und her mit grossen Kosten biß ins eilfte mal reisen. Allein sie richteten nichts aus; und es blieb dabcy, sie soll¬ ten Gpevakunr wegfchaffen. Diesen wollte seine Gemeine durchaus nicht lassen; ja sie verschwur sich, ihn auf alle Weise zu schützen/ so daß er sein Amt biß ins folgende i52Zste Jahr fortsetzte. Doch, endlich mußte er der Gewalt weichen. Im Sommer dieses Jahrs kam König Ludwig nach (Dlimütz, und be¬ stimmte ihm und den Deputaten von Jzlaw einen Tag, wo sie verhöret werden sollten. Achtzehn Ta¬ ge hatten sie vergeblich auf dies Verhör gewartet. Der König zog wieder ab; und kaum war er aus der Stadt, so ward Gperatus gefangen genommen, seiner Bücher und Schriften beraubet, in einen Thurm gelegt, anfangs mit Wasser und Brod gespciftt, her¬ nach etwas leidlicher, und in solcher Gefangenschaft zwölf ,6 I f 2 r. zwölf Wochen lang gehalten. Den Tag nach der Ge< fangennehmung machten sie, nach Gperari Erzeh« jung, ein Areudcnfeuer, beraubten die Buch* kramer und die frommen Bürger, wer Lu« rherische Bücher harre, sie verbrannten auch das Neu Testament, von Marrin Luthers verdolmetscht, darum das der Name Witten¬ berg darauf siundre. Daß wegen dieser Gefan¬ genschaft des Gperarus am königlichen Hofe viele Berathschiagungen müssen gehalten worden seyn, ist daraus zu schliessen, daß unterschiedene Fürsten und Herren, unter denselben besonders Marggraf Albrecht zu Brandenburg, sich sowohl münd¬ lich als schriftlich bemühet haben, ihn dar von zu befreyen. Indessen, da Gperatus in sei¬ nem Kerker sich erinnerte, daß ihm, nebst allen an¬ dern Büchern, auch das Concept seiner zu Wien ge¬ haltenen Predigt weggenommen worden, und vcr« wuchere, es würde noch darzu kommen, daß er sie verantworten müste; so schrieb er dieselbe/ so gut er konnte, aufs neue zum andern male, verhoffend nicht in einer andern Gestalt oder Meinung, als er sie zu Wien gebalten hatte. Doch es geschähe ein Anders. König Ludwig thet die Augen recht auf, was die Sach war, und ließ ihn aufs allergnediglichste ledig; aber mit der ausdrücklichen Bedingung, wie Gperarus an seine Iglawer schreibet: „Sie haben mir verbo¬ ten, »eh soll nicht predigen euch, ihr sollt mich nicht Horen. „ Er konnte also ohne Lebensgefahr nicht If22. -7 Nicht länget in Mähren bleiben, und reifete gegen Ende des iZ^sten Jahrs nach Wittenberg. Hur gab er verschledene et bauliche Schriften heraus; z. E- Wie man trnyen soll aufs Lreuy, Widder - alle weit zu stehen bey dem Evangelio an die Ogier. 15 -4,4. auf 7 Bögen - 0. Luthers Send« schi eiben, wie man Kirchendiener Wehlen vnd etnsitzen soll, aus dem lat. übersetzt, 1524. 4' Doch beschäftigte ihn ftm Streit mit den Theologen ju Wien am meisten. Als er noch in Mahren war/ und auf vic-Dng-s Bitte» die ihnen anstößigen Satze Nicht erhaiken konnte ; so wurden ihm von einem Freunde aus Wie» Mv'sse Mückel zugesandt, rve- ge^ deren er von diesen Theologen als ein Ätzer ver¬ dammt worden fty. Diese Artikel waren folgender s»m ersten har derselb Doccor Paulus geredt von den Lastraten, auf deutsch die Verschnitt tenen. 2. Er hak gesagt van den Llosterlcuten «uf deutsch, Eie verrern die vtanrr oder Samen in das Kleid oder Vertgewand. z. Er hat ges sagt: Ich lode die Klöster, da die Kloster- ^cut, wenn sie wollen, mögen zu der Ehe greifen. 4. Er har gesagt, das Klostergelübd rhu nichts hinzu über das Grlübd der Taufst ohn allein, daß es ihm eine Ehre ist. 5. Ei? hat gesagt, es müg kein Günd bey dem glau¬ ben bestehen. 6. Item zum Hohn und zur? Schmach den versperrten Klöstern hat er ge- sagt: Kummer dich nichts um deinen Gardi, M oder Pri-p/ menn die Versuchung in dich B kommt; «8 r s L s. kommt; und hat noch auf deutsch hknzugeseyr: Spring heraus aus dem Moster. 7. Er hat gepredigt Lutherische Lehr vnd Meinung, die verdammt sind. 8- Er hak gesagt von den Schulgelehrten : Du hkiPst ein Gchulgelehr- er, war besser, du hiessest ein Gotresgelehr« ter. Diese Artikel nahm Gperatus einen nach dem andern vor sich, und venheidigte jeden derselben gründlich und nachdrücklich. Luther war eben dazu« mal beschäftigt/ die Artikel, welch« die Ingol¬ städter Theologen aus des Arsacius Seehofers Schriften gezogen und verdammt hatten, wider die¬ selben zu verrheidigen; und des Sperarus Verant¬ wortung ward hier angehangk. Im Anfang des Jahrs iZ24 kam heraus: Widder das blind und roll Verdamniß der siebenzehn Artikel von der elenden schendlichcn Universität zu Ingolstadt außgangen. Martinus Luther. Irem der Wienner Artikel wider Paulum Eperarum sampt seiner Antwort«. Witrenb. 4. auf z Dogen. Diese Schrift schickte Sper atus selbst mit einem kurzen lateinischen Brief d. 2s. April de» Theologen in Wien zu, welche sowohl seinen Brief als sem« Schrift lateinisch zu bean Worten sich ent¬ schloßen. Enier ans ihrem Mittel, Joh. Lamers, einDocror der Theologie aus dem Franciscanerorden, richtete dies Geschäfte in zween Tagen aus; und sei¬ ne Schr ft erschien schon im Iunu unter dem Titel: sskeoloAicse kscultstis üuüii ViennenLs Docto- rum, irr ksulum, non Hxoüolum, ieä luao kari- r s 2 2. '9 n36 Dominikus «v« eVijUSpsv, 8ps- rstum, Rstalistio. ^rsmrae Är seei/b. Ln^erria- E. iZ24 !N 8. 4 Bogen. *) Sie ist voll Schmä¬ hungen wider den guten Gperatus und berühret die Hauptsache sehr wenig; doch wird Luthers Leh¬ re darin nicht gerade zu verworfen, sondern nur für verdächtig gehalten. Gperatus mag von dem, was damals zu Wien vorging, schwerlich sogleich etwas erfahren haben: denn rm Julii d. I. gieng er nach Preussen, wohin er auf Luthers Empfeh¬ lung von dem Marggraft« Albrecht zu Branden, bürg als Hofprediger in Römgsberg berufen war, den. Daselbst ließ er im September seine zu Wien ge¬ haltene Predigt, mit dem Titel: Von dem hohen Gelübd der Laufs,sampt andern. EmGernron zu Wienn in Oesterreych gepredigt. Paulus Spsrarus. 1524- 4- auf 8- Bogen drucken. **) B 2 Dar« *) Sie ist sehr selten, und daher in den Beilagen zu Raupachs fortgesetzt. bistor. Nachricht von »e. Mim.III. S. ir — «r ganz abgedruckt. Woneinpaar andern philologischen Schriften des csmsrtis findet man in aäpar. Utter. 1. l. p. n8, und 1. III. x. 646. Nachricht. **) 2m Jahr isry. erhielt er das Vißthum pome, san, welchem er biß an seinen 1^4 d. 17. Sept, er« folgten Tod vorgestanden. Sein Leben erzählt Ada, Mi in Viris 1'beolsgsr. 6erm. S. K7, Lin Brief Luthers an ihn steht im II. lom. Lgp. p. rr« Ein Bries von ihm an Luchem in Akppen» Nach¬ lese r 5 2 LS Darin gedenkt er der Wienerischen ketslistio, die jhm viellucht nicht zu Gesicht gekommen war, mit keinem Wort. Und so mag vermuthltch dieser Streik sein Ende erreicht haben. IV. Kapitel. I 5 2 Z. Erzherzog Ferdinand publicirt sein erstes Evikt wider den Gebrauch der lutheri¬ schen Bücher. §Xr junge Erzherzog Ferdinand wurde gar bald durch die Mönche wider Lurhern und dessen Lehre aufgebracht. Nicht nur im Herzogkhum Würren- berg, welches 1522 in seinen Händen war/ ließ er einen scharfen Befehl wider Luchem und feine An¬ hänger bekannt machen, sondern er thak das Näm¬ liche im nächsten Jahr auch in seinen Erblanden- Sein Mandat war folgenden Inhalts: "Wir Ferdinand rc. entbieten allen und jeden, ,, die in Unscrm Land wohnen - unser Gnad - „ Wiewohl unser h. Barer Leo Pabst der X. durch „ sei- lese II. S. «77, an Brißmnnn in den ^-r. LoiuL 1"- I. und seine auf dem rastenburgischen Colloquium gehaltene Unterredung in dem Eeläur. Preußen r. I. Das bekannte Lied: Es ist das Heil uns kom, mm her rc. hat ihn »am Verfaßer. I 5 2 z Lr „ seiner Heiligkeit Buken die Schriesten, Bücher ,, und Lehren, so einer genannt Dockor Martin ,, Luther/ Augustmerordens zu Wittenberg/ in la« §/ teinischer und deutscher Sprach geschrieben / ge- ,/ predigt/ und in ander mannig Weeg ausgebreit, ,/ als irrig/ aufrührig und unserm heil. Glauben ,/ und g-meiner Christenheit widerwärtig zu seyn er» /, kennt/ und allenthalben zu vertilgen gekokten; auch // darauf unser lieber Herr und Bruder Kaiser Carl ,/ Verschiener Zeit auf dem Reichs ag zu Worms mit /, Rath und Willen der Churfürsten, Fürsten und // Granden des h. röm. Reichs wider gedachten Mar« // tin Luther, seine Schriften/ Bücher und Lehren, ,/ auch derselben Anhänger und Nachfolger ernstlich // Läict und offen Mandat ausgehen lassen / daß ,/ niemand solch Lutherisch und andere verworfene „ Lehren/ die vormals von den Conoilien und hei« /, ligen Vatern mit gemeiner christlichen Kirchen // Verwill-gung abgethan und verkokten seyn / in ,/ keinen Weg ünnehmen / predigen / beschirmen, ,/ noch denselben anhangen solke. So ist doch sffent« „ lich vor Augen, - daß obbemelr Luthers und sei« /, ner Nachfolger Schneften/ Bücher und Lehren, ,/ wider Pabstlich Oeoret und Kaiserliche Läict, in ,/ unfern Oe. Landen allenthalben umbgeführet, z, kauffk, verkaufft, geleftnund ausgebreitt werden; „ daraus dann viel Irrungen, Zwietracht/ Unge- „ horlamh und Widerwillen in unsrer christlichen „ Reltgwn erweckt und entsprungen seyn, zu betör. „ gen, wo Wir als Herr und Landesfürst nicht B Z Ein- 22 r s 2 Z. ,, Emsehung haben würden , daß dieselben weiter ,/ eimvurjclu, und dadurch mehrer Unrakh entstehen /, und erwachsen möchte. Damit aber niemand mit „ solchen Lutherischen Schriften und Lehren in Irr, ,/ sal gesetzt, und männiglich bcy unscrm chnstli« „ chen Glauben, Einigkeit und Friede behalten wer« ,, de; Demnach empfehlen wir euch allen, und ei, „ nem jeden insonderheit ernstlich, und wollen, daß ,, ihr hmfüran keine Schriften, Bücher und Lehren, /, so von bemeltcn Martin Luther oder seinen Nach« /, folgern bißher ausgangcn seyn , oder noch künf- // liglich wider Pabstiich und Kaiserlich Verbot aus- „ gehen möchten, Nicht mehr annchmct, haltet, „ kauffct, verkauffet, leset, abschreibet, drucket „ noch drucken lasset, noch solches jemand andern zu „ thun gestattet: Wo ihr aber dieselben bcy den „ Buchdruckern, Buchführern und Kramern in um ,, fern Dest. Landen, wenig oder viel fall findet, ,/ oder sonst ankommt, mit Gewalt nehmet, daß ,, auch alle und jegliche Aufschläger, Mauthner, „ Zöllner und andere Amblleuth ihr fleißiges Aufse, ,, hcn haben, und so viel möglich ist, verhüten, /, daß solch Lutherische Schriften und Bücher nicht /, durchgclassen, sondern von ihnen genommen, und „ hierinn nicht anders handelt, noch ungchorfamb „ erscheinet, bey Vermeidung unsrer Ungnad und „ Straff. Nemblichen welche überdiß unser Verbott ,, in Ung.hsrsamb begriffen, daß dieselbe mit Geld „ oder in andere Weeg nach Gelegenheit eines jeden ,/ Person gestrafft, und solch Straff zu jederzeit uw strm « s 2 4< LZ »z ferm Grsßkanzker und Hofrath unserer Sest. Lan- „ den ;ü Stund angezeigt werden solle. Aber wel« „ chcr, oder welche Hauptleukh, Pfleger , Vorwe- „ ftr, Bürgermeister, Richter, Rache und andere, ,, denen Justitz zu halten gebühret, die Personen, „ so also freventlich und verächtlich hirwider; Han« „ dein, nicht straffen, gegen denselben wsllen wir e, wie sich gebührt, handeln lassen. Das ist Unser // re. d. 12. Martii rzsz. V. Kapitel. 1524- Zween Zeugen der evangelischen Wahrheit, Leonhard Elemherobms und Cas¬ par Tauber — Des letztem trau¬ rige Schicksals. Indessen ließ der Herr sein Werk du"ch menschliche Äuschiäge nicht hinter re ben. Zu Ende des i zagsten Jahrs krak mi tcn in Oesterreich ein armer Schul¬ meister, Leonh. Elemherobius, mit einer ge» druckten Schrift hervor, in der er sich freymüthig zu Lucherö Lehre bekannte. Sein Name findet sich vor folgender seltnen Schrift: Ordnung, wie es soll mir dem Gottesdienst und desselben Die« nern in der pf»r;kirchen der Gtadc Eibogen gchalrm weiden, durch den wohlgebornen B 4 Oka- Z4 i k s 4» Grafen und Herrn, Herrn Sebastian Schließ Grafen zu passiU re. Mic sanic dem Rach da^ selbst und ihrer Gemein in Christo beschlossen und aufgerichc. !. 4. Hieraus erhell! wen.'g, siens so viel/ daß die Bekenner des Evangeliums sich seines Rarhs bey Anrichtung ihres Kirchenweftns be¬ dient haben. Zm folgende» Jahr rdirte ex dis la:ci¬ ni sch verfertigte Schrift Ioh. Bugenhagens, Pfarrers zu Wilkenberg/ in deutsch« Sprache: WaS- und weiches die Sünde se^ in den h«i!tgeu G°'st - Auch wie man Vie Psaimen ks-rr soll, ein Unterrichtung. Mir der Vorrede l.sonarL Nsucllerobü, Teutschen Schulmeisters zu Linz,, Kn alle Geistliche zu Linz, Mönche und Pfaf¬ fen ,, auch andere Schwestern und Brüder« 1524. 4. welche Borrcde man als das erste öffent¬ liche Zrugmß der evangelischen Wahrheit in Gestern reich arrseoe» kann.. »). Ihm setzen wir billig Cqsspar Taubern, einen reichen und angesehenen Bürger in Wien,, an dir , Seite, der nicht nur mündlich/ sondern such in^ree kleinen, h. z. T- unbekannten Schrift, dir papistff schm Lehrsätze ohne Scheu verwarf. Die Illgulüto- res basreklLLL pravitatis, denen dies bald dekannk wurde, übten die Rechte ihres Nnrkes gegen ihnaus^ Wczensemer gcaufferten Behauptung, baß unter deL Ee- *) Sie m LenBe'-kagen zuRanpacks erstem Theit '»es erlL-.rr. Eoang. Pesterreichs NUM. IV, S, 4^ — 44 MetzrM, - r F 524. 2s Gestalt des Brods und Wei' s rack dE Conftcra« tion mchk fty der wahre Leib und das wahre Blut Christi, ward er von ihnen bcy dem Rath der Stadt Wien als ein der 5?etzerey Verdächtiger angeflagk, und mußte sich dcßhalb vor seiner -Obrigkeit mit ei»' nigen dazu verordneten Geistlichen unterreden. Doch fiel seine Verkhcidigung so gut aus, daß der Wies nerische Rath ihn in Schutz nahm und sich bey der damah ltgen Reichsversammlung zu Nürnberg über das Verfahren der Ketzerrichtec mit einem unschul¬ digen Bürger nachdrücklich beschwchrte. Allein, die' ft Bigotten wußten bald darauf dey dem Erzherzog ZmdinanS einen Befehl auszuwürken, kraft dessen Tauber als ein angeblicher Ketzer in dem Rörner-- thurm in das bürgerliche GefaMüß gebracht wur, de. Dis Theologen zu Wien, Ioh. von Revel« les, Bischof, v. Zaber, erzherzogl. Rath, v. Michael, des Card. Campegius Cerimonienmei- ster, v. Joh. Lamers, ein Franciscaner, v. Val. Realer, v. Christoph Rülber, v. Joh. Rlein, Augustiner, und Ulr. Raufmann, ein Doctor ^suris, der im Namen des Bischofs das Richleramk führte, stellcten ein förmliches Inquist- tionsgerichr über Taubern an, und suchten ihn zum Widerruf zu bewegen. Da sie ihn aber keines Irr« thums überführen konnten, so wollte er die erkannts Wahrheit nicht verlaugncn. Indessen faßten jene Eiferer ein Urtheil ab, in welchem sie - so lauten ihre Worte: mit angeruffren Namen Christi Zn Gericht sitzend, auch allem. Sorr und seins B 5 Gr« Ls 1524. Gerechtigkeit vor Augen habend, für recht er» kannten, daß Tauber nach einer >hm vo ge chriebenen Formel seine bißher geglaubten und verkheidigken Lehr« fatze in der S . Stephanokirche öffentlich widerrufen, nach geschehenem Widerrufe dren Sonntage nacheluan« der, (nachdem er jeden Frcyrag vorher bey Wasser und D 'vd gefastet und dr.y arme Personen gespeiftl)wah¬ render Messe vor der Thür dec gedachren Kirche in einem Bußkleide, mit einem um den Hals gcbundc« nen S-'rlck, blcßem Haupt und baarsuß, und eine brennende Kerze in der Hand, stehen, dann noch ein ganzeü Jahr im Gcfangmß sitzen, eine Gelbsieafe als Beytrag zum Türkentrieg erlegen, alle Kosten, fo drese Handlung verursachet, erstatten und endlich zeitlebens ein Zeichen des K'euz-s nach einer ihm z>i gebenden. Form öffentlich kragen sollte. ES ward ihm hierauf das Widerrufsfocmular gegeben, um es zu unterschreiben, llntcrjchricd ers nun gleich mit gewißer Bedingung, so war dres doch schon semen Feinden genug, in ihrem Vornehmen fortzufahrcn. Sie machten die Revocatton zum voraus drnch den Druck bekannt, und beffnimleu den Zten Sepr, als LaS F st der Geburt Mariens, zur Vollziehung dieses sehnlichen siäsi. Doch sic mußten hier ihres Zwecks v rfehstn. Tauber, der auS seinem Ker¬ ker auf den vor der Stcphansiirche aufgenchieicn Predig stm-t gebracht und seine» bißherigen Glauben nach der crcheiltcn Vorschrift zu widerrufen b-sch^ get ward, fing vielmehr an, sich über das uubitUge Verfahre» der Ketzerrichter zu beschweren, und be« zeugte, ,524. 27 zeugte/ baßer von ihnen aus der Schrift keines Irr- thums überwiesen, und daher nicht gesonnen fty, auch nur Einen Artikel zu widerrufen: erbot sich auch, sich zu verantworten und Recht zu geben und zu neh¬ men/ aber vor unparthcyischen und unverdächtigen Richtern, und appelliere zweimahl an das h. röm. Reich. Wahrend dieser Rede Widersprach ihm nicht nur der Choemeister beständig / sondern er mußte auch wieder ins Gefaugniß wandern. Nun ward er als ein hartnäckiger/ kodeswürdiger Ketzer der weltlichen Obrigkeit zur Strafe ausgelieftrt/ welches am -oken Sept, geschah. Zn Ketten und Banden führte man ihn ins Schergenhauß / auf welchem Wege er bis Umstehenden anredete: Ihr lieben Brüder und Aaufleme, schreibest!, alle Lande , daß man mit dem Caspar Tauber so unchristlrch handelt, und an ihm eine sogar unredliche That begehr; damit gesegne euch Gore! Man drang nochmahl in ihr,/ daß er widerrufen und dadurch dem nahen Tode zu entgehen suchen sollte. Allein vergebens. Am >7ten Sept. 1524 früh Morgens ward er auf einen Wagen gesetzt, und in Begleit eines Meßpfaf¬ fen, des Henkers und einiger Gcrichtsdiener heim¬ lich hinter der Stadtmauer zum Stubenthor hinaus auf den Gries gebracht. Er stieg vom Wagen, und bat die Zuschauer, deren kaum hundert waren, sie sollten denen, so an seinem Tod schuldig wä¬ ren, nicht feind seyn, denn also habe es Gort gefallen. Dem Pfaffen, der ihn fragte, ob er nicht beichten wolle, gab er zur Antwort: Scehecmein müßig. 28 r s 2 4. WÜßig/ schäft en-r Sach, ich hab Gdtt meinem himmlischen Vater gebeichtet. Und als dieser crwiederte, er sollte gleicbwohl zusehen, daß er sei« ne Seele versorgte, sprach Tauber: Meine ec! h.b Ich schon versorgt, und wenn ich ja noch «chzrg raufend Seelen hätte, so wären sie heut M durch diesen meinen Glauben zu Gott ver« sorgt. Hierauf blickte er gen Himmel/ und seufzte: G Herr Jesu Lhrifte, der du um un- sc nviUcn und für uns gestorben bist, ich sage dir Dank, daß du Mich Unwürdigen erwählet und würdig geachtet haft , um deines götclir chen Worts willen zu sterben. Sodann machte er mit dem rechten Fuß vor sich auf der Erde ein Kreuz / kniete freudig nieder, hob noch einmahl sei¬ ne Augen gen Himmel, und sprach dreymal laut? Herr Jesu Christe, in deine Hande befehl ich meinen Geist! Darauf ward ihm das Haupt ab¬ geschlagen und nebst dem Leichnam auf einem Scheft kerhaufm verbrannt. *) Gleiches Schicksal würde auch lacobum ?6re§rl- »vm, Passauischen Coopsrator im Hospital, Ioh.. Vöysler, einen OAernsrrum (was dies Wort be¬ deute, kann ich nicht sagen) und Hans Vaseln, Priester zu Neustadt, betroffen haben, hätten siesich Nicht durch dm Widerruf in Sicherheit gesetzt. VI. Siehe Rabus MLrtyrerhistorir Th. II. B. 4. Kap. ro. 1 5 2 4« LA VI. Kapitel. 1524. Ferneres Edier Erzherzogs Ferdinand) itt welchem das zwischen einigen Bischöfen und Fürsten wegen Vepbehaltung der röm. katho¬ lischen Religion in ihren Landen aufge¬ richtete Bündniß kund gethanwird. -----'ie Verfechter der römischen Parkhey strebten , den Erzherzog Ferdinand , dessen obrigkeitliche Macht ihnen bißher schon öfters zu Hülfe gekommen war, immer mehr zur Ausrottung der lutherischere Lehre anzureizen; worin sie von dem Kardinal Ram- pegius, den der Pabst Clemens VH. 1x24 nach Deutschland auf den Reichstag geschickt hatte, gar sehr unterstützt wurden. Dieser hatte schon bey dem jungen König Ludwig in Ungarn scharfe Befehle wider die Lutheraner in Böhmen und Ungarn ausgewürkct, und suchte eben Ließ auf dem damah» ligen Reichstag zu Nürnberg auch bey Ferdinand und andern Rcichsfürstm zu bewerkstelligen. Ganz erreichte er seinen Zweck nicht, indem die Stande sich bloß erklärten, das kaiserliche Edict von 1521 wider Lmhem, soviel ihnen möglich, zu beobachten, nutz zo r s 2 4- und kerne Bilder und Bücher, die zur Beschimpfung des römischen Hofes gereichen könnten, in ihren Lan¬ den zu gestatten. Indessen hatte er dsch Ferdinan¬ den und einige andere römischkacholische Fürsten und Bischöfe dahin beredet, daß sie noch in diesem ,Z24sten Jahr zu Regensburg unter einander ein Bündniß, auch im Iulii einen so genannten endli¬ chen Beschluß und Abschied durch den Druck be¬ kannt machten, in welchem sie sich cinmükhig erklär¬ ten, in chrcn Landen und Gebieten dahin zu sehen, daß in den Gebrauchen der Kirche keine Neuerungen gemacht, die verehlichten Priester nach den Kirchen» gesehen hart gestrafte, ihre Unterlhanen, die in Wit¬ tenberg studierten, bey schwerer Ahndung zurück- berufen , Luthers und seiner Anhänger Schriften überall verboten, und keine Lutheraner, die ander¬ wärts vertrieben worden, ausgenommen werden soll¬ ten. Dieser Verabredung kam Ferdinand in seinen Erblonden mit rastlosem Eifer nach, verbrannte die Bibelübersetzung von Lurhern öffentlich, verjagte alle, die demselben anhiengen, aus seinen Landen, und ließ viele die Grausamkeit der Flammen empfin¬ den, so daß ein gleichzeitiger und aufrichtiger Schrift¬ steller *) ausdrücklich versichert: Rönig Ferdi¬ nand hat in Oestreich und an andern enden nur fast viel Leut lassen brennen. VII- Georg Spalarin lk-esviotsr. S, Z74. der Leip-, Aus, ate. Zk r 5 2 4. Vil. Kapitel. 1524. Bekenner der evangelischen Wakrbeit m GesrreLch — bejonders zu Gmünd- cen und Sceyer. ^ttdcss'n fand doch Luthers Lehre immer mehrere Anhänger. In Nürnberg, wo sic?» ter Erzherzog als kaiserlicher Statthalter auf dem Reichstage be¬ fand , hatten in der dasigen Auausiinerk-rche mehr als zo seiner Hofbedienten am grünen Donnerstage 1524 nebst sehr viel Bürgern der Stadt das Abends niavt in beider Gestalt empfangen. *) Selbst die politische Perfassung Gestreichs mußte dem Werke Gottes, trotz aller Hindernisse, zur Beförderung die¬ nen. Die drcy Stande der Herren, der R'tterschaft und der Städte hatten damals große Pnoilegien; Zerdiuand konnte wegen seines beständigen KriegS mit den Türken ihrer Hülfe nicht entbehren, und wagte es daher nicht, ihnen wegen der Religion hart ruzusetzcn. Frcylich, an den Orten, wo Bischöfe und Prälaten doanmtten, oder Zerdmand unum¬ schränkt -) S. Müllners Resormar. Geschichte der Stadt Nürnberg S. ;S , und iinernr. 1. IV. p. 41;. ZL r s 2 4» schränkt zu gebieten hatte, wurden die Bekenner der Wahrheit sehr gedrückt; die evangelischen Einwoh¬ ner der brey Stande aber hakten das nicht zu erfah¬ ren, ohnerachtet das öffentliche Religionsexercitium allenthalben römifchkarholisch war. Diese heimlichen Lutheraner / um die erkannte Wahrheit beyzubehalten, und ihren Gottesdienst zwcckgemsß einzurichken, unterhielten mit Luther» und seinen Freunden fieisigen Briefwechsel. Unter Luthers Schriften «) ist noch der Brief vorhan¬ den, dm sr 1- 24 an Barthol. von Stahrewberg, einm östreichischm Freyhcrrn, geschrieben hat, Worin er ihn über hem Adstcrdcn seiner Gemahlin trö¬ stet, und ermahnet, wegen derselben keine Vigilien oderSeelmessen halten zu lassen, da dergleichenDinge nur von den Mönchen aus Gewinnsucht erdacht wor¬ den scyen. Daß Luther mit noch mchrcrn von der östreichischm Ritterschaft über Religionssachen Brie¬ fe gewechselt habe, erhellet daraus, daß er 1525 dem Baron Christoph Jörgern auf Tollet in Gberöstreich den Mich. Stiefel, von welchem in der Folge mehr gesagt werden wird, zum Haußpre- diger empfohlen hat, der, so lange er in Oestreich war, den Briefwechsel mit Luther» und andern auswärtigen evangelischen Theologen fleissig unter¬ halten hat. In ") Im rten Altenb. gM S. 80z. ö*) S. ILü. b-iuksr-mlüm 1, LI- x, 84° ir° I s 2 4. 33 In bwoberöstreichischen Stadt Gmündrenfieng bas Licht des Evangeliums gleichfalls an, Helle zu scheinen. Viele Bürger derselben pflichteten der Leh¬ re Luthers bey, ermunserk durch ihres Lehrers, Lasp. Schillings, Beyspiel. Dieser war bißhee Meßpriester und Scho'astikus, wollie aber vom I. 1524 an sich «ich! mehr an die papistischm Gebrauche binden, hielte die bnrss csnonicss nicht mehr, ließ Ley Haltung der Messe weg, was ihm irrig schien, aß a» verbotenen Tagen Fleisch, und war entschlos¬ sen, nach dem Vorgang anderer kakholsschen Pri sier sich zu verehelichen. Seine Mutter hörte dies alles mir Betrübniß, und meldete es ihrem andern Soh» Pak. Lesnharc, einem Benediktiner im Ä oster Mansee. Und dieser drohte und bat, um seme» Binder bey dem römisch-katholischen Glauben zu er¬ halten. Ader verg.bcns. P. Caspar pflanzte die evangelische Lehre in Burkftall, wohin er als Vikar oder Kooperator, und in der Stadt Ens, wohin er als Sacellan gekommen, unermüdet fort. Ee setzte auch seinen Vorsatz, sich zu vecheira Heu, ins Werk; und erhielt auf Veranstaltung seines Bruders von dem apostolischen und kaiserlichen Notar zu Passau, Erasni. Schnapp, deßwcgen Dispesisa-ion , die wrr, weil sie allerdings merkwürdig und kurz ist, hersetzen wollen: LoessbE §r/rrra^ Lc. l^'o- verillt ün^uli, Vonorsbilsm Virum 0. lacris initiatum, all pe'citiouls inüantiam Aermsni sui Crorrm'ch I^unaclscenkis ?ro- seüioiüs lacrati, cum bona consciendis, ac lleniijus E üne 84 r s 2 4- lins omni mentis insculs posss Nadere uxorem, le^itimo tboro socistam. (^uare omnibus virtuts com Million is Lratiulillimi Domini noliri ksMvienlis ?raesulis Lrc. sub excommunicstioMS poens msncismus, ut DominuM tan- tzusm Lbristisuum bonsr>>biliterstrsbkent. otguepro baeretico vel ibbismstico uegus^uam ooniesur. Ds' tum in Loenobio iZ2Z> cum ii^iilo uoruiusgus noüris cousuetis, Einer andern oberostreichischen Stadt/ Street/ verkündigte 1524 ein Franciscanermvnck, Frater La- lixkus die reine Waorkeik des Esangei ums. N-ch dem Gebrauch seines Ordens hielt er daselbst die Ad« venis und Fastcnpredrgtm, wo in er sich fleisig mit Erklärung der Schrift/ besonders des ersten Kapi' teis aus dem Brief an die Römer/ beschäftigte und den herrschenden Irrthümern entgegen arbeitete. Rath Und Gemeine zu Steyer wünschten daher, ihn lan¬ ger zu behalten. D. Ioh. Faber, des Erzherzogs Ferdinand Beichtvater, und nachheriger Bischof zu Wien, kam damahls in diese Stabt und ward von dem Rath angegangen, es bey dem Provinzial dahin zu bringen, daß dieser Mönch ihnen noch eine Zeit lang gelassen werden möchte. Lalixrus muß wah¬ rend der Anwesenheit D. Fabers, der ein heftige! Feind der Lutheraner war, in seinem Vorrrag äus¬ serst behutsam gewesen ftyn: denn dieser wirkte W von dem Provinzial die Erlaubniß aus, ein ganzes Jahr » s L 4' Zs Jahr in Steuer zu bleiben. LalixtuS fuhr in frcy- müthiger Verkündigung der Wahrheit fort, eiferre Wider die elngenßnen Mißbrauche, besonders wider die so genannten Lodkenvricfe, Iahrswge und ähn¬ liche gewinnsüchiige Pfaffcne' finduugen und eruiun- rerre seine Zuhörer zur Aufrichtung eines gemeinen Arm.nkastens; worauf auch der Rath aibbasd em lvl- ches Institut errichtete. Hierdurch wurden dec armen Leute, aber auch der Jntraden für du Pfaf¬ fen, weniger. Diese, und hauptsächlich der Abt zu Garsten, als Obsrpfarrer in Steuer, schrien den guten Lalixklw für einen Irr chrcr aus, und ver¬ langten von dem Rach die Wegichaffung desselben. Ais dieser such lucht dazu bequemen n e il e, klagten sie Eal-xcum bt»m Herzog E nst, damahligem Admi¬ nistrator des Tchchums pustchll, so mlich as c,ncn Ketzer an. LalixriiS, den die Fürbitte des Landes. Hauptmanns, CyriacnS von polhatm, nicht schü¬ tzen konnte, verließ daher iz?K die Stadt Skryer, nachdem er dem dasigen Rach c-n Bekennm ß 'eines Glaubens schrjf-hch hinterlassen haste, s) Von sei¬ nen fernern Schicksalen ist n chrs bekannt geworden. C 2 VM. Wir wollen hier anführen, was selbst der durch sein gelehrtes Oestreich und viele andere Schriften dec rühmte K- K. Rath und Prof, zu Iusbrnck Herr de Luca in seiner Topogra. die des Landes ob der Lns 'im Lten Band von Hrn. Bernsulli's Samm¬ lung kurzer Reisebeschreibungeu S. r6«. f. mch -et: „ Den Grund M Gründung des Protesta-itis- „ Mus Z6 V!H. Kapitel. r 5 2 z» Schicksale Michael Stiefels, eines evan¬ gelischen Lehrers in Dberostrerch. gefährlich es für die evangelischen Bekenner war, aU> »olche bekannt zu werden; so wagrtn es doch vericblcdcnc von den Herren und Rittern in (Pest« reich, auf ihren Güter» lutherische Prediger zu Hal- ten. „ nluv z« Sceyer legte ein Franziskaner, mit Namen „ Lcrlixrus. Dies r gewiß sehr für die wahre Kirche „ eifrige Mönch suchte in seinen Predigten dem Bolke „ immer das Wahre unsrer geheiligten Religion zu er- „ klären, und vorzüglich von den vielen Mißbräuchen „ ab-usähren : unter andern eiferte er sehr wider das „ vielfältige Oofern u. d. gl. er suchte das Volk zu „ bereden, daß cs mehr der Armen sich annehmen „ möchte, als welches Gott selbst angenehmer seyn „ mußte. Diese in sich ächte christliche kehre that bald „ die beste Wirkung; die Gemeine errichtete eine Ar< „ wenkaffe und entrichtete desto weniger Lpser. Ka- „ men vormals an einem hochzeitlichen Lpfertag i» „ biß n fl. ein, so betrug zu Lalixrus Zeiten das „ Ovlcr höchstens b"y s Gr. Die Geistlichkeit, vor- „ züglich der Pfarrer zü Srever, ward daher auf den „ ehrliche» Franziskaner sehr übel zu sprechen; man be, wirk« j T 5 2 s S7 ken. Dies that unter andern ein junger Ritter irr Oberöstreich, Christoph Jörger von ^olickh zu Kreusbnch *) und entschloß sich, >m Verkrauew C z auf „ wirkte sogar seine Linberufrmg nach Passau, «m r, sich da seiner Irrlehren wegen zu verantworten. „ Lalixms nahm also Abchied von Sreyer, nahm ,/ aber einen andern Weg, als der war, der ihn nach „ Passau führen sollte. Die Geistlichkeit statt durch „ dieses böse Verfahren zu gewinnen, wachte den Han* „ del arger. Der gröste Theil des Volks wurde mehr „ erbittert, da cs einen seiner besten Prediger vermiss „ sen mußte. — Die Geistlichkeit, die zu dumm war, „ die Irrenden j« rechte zu weifen , gieng immer de» „ Weg der Gewaltthatizkeiten. Die Verfolgungen, „ welche damals diejenigen auszustehen hatten, dis „ nicht die katholische Lehre annehme« wollten, sind „ schaudcrvoll zu denken. „ — Linen lateinische» Vries 0. Fabers an den Franziskaner - Provincial vsm zten Mali, worin er dem Lalirrus ein trestichcs Zeug» niß giebt, hat uns prevenhuber in den ^nn-lUxw Lt^rsnlibus rr6. st aufbehalten, allwo auch S. rzo. st das Glaubcnsbckenntniß des wackern Lr liprns gelesen werden kann. *) Er war ein Sohn wolsg. Jörgers, RitterSund Lan¬ deshauptmanns in Oestreich öb per Eno, gebohren icor, wohnte, nachdem sein Vater reru gestorben, auf Tollet, ward vom Kaiser Ma^imiHan II. zum Rath erwählet, und nicht nur mir seinen Brüdern A. »570 in den Herrenstand erhoben, sondern erhielt auch nebst seinen vier Söhnen und dein ganzen Hause «nebendiesem Jahr das Erblandhofineisteramt in Gest- reichob bei Ens, in weicher Würde er K7« d. I?. Jan. gestorben- Z8 r 5 2 s. aufGotk für sich und sein H, 'uß einen besonder« Lehrer anzuiiehmcn. Er bat de her Luther« IN einem Brief, ^hm einen Mann ;u senden, der ihn und die Lnnigcn auf gnt evangelisch von d> m wahren Glauben und der wahren Goceseeligleit unterrlchten känn, le. Luther hatte sogleich euun solchen an der Hand, nämlich MichaelSnefcin , dercinAagustinermönch in der Schwäbischen Reichsstadt EsM-gen gewesen, von dg w gen seiner Liebe zum reinen Evangelium ver« trieben worden, und sich >tzo ;u Wettenberg in Lu« khers Haule aufhielr. Diesen ferugce er an gedach¬ ten Hrn. Jörgern nach Toller mtt folgendem Schreiben ab; Dem Gestrengen und Vesten Chri¬ stophen Jörger zu Toller und Zxreußbach/ meinem Günstigen Desondern lieben Herrn und Freunde. und fried in Christo, Gestrenger und Vester Lieber Junckherr. schick euch hie Herrn *) Toller, ein wohlgebautes und angenehm gelegenes Schloß in Dberostreich, in dem sogenannten Hund»- ruckvierrcl, istvon einem ausgestorbenen Geschlechte, dir Tollerer genannt, erbauet, und nachher lange von der Familie Jörger beisse» worden, biß esA. ,6r6be- der grossen Revolution an einen Freyherrn Adam von Herberedorf gekommen. Von 16)7 an ist cs mit de» da;u gehörigen Hausern und Dorfschaftcn ein Eigen- rhum der Herren Grafen von Sprmzenstein. ' s 2 s. z- ^errn Michel Stiefeln zum Prediger, wie iHv mich geberhen habt, und bitte wiederum, wol¬ let euch denselben lassen empfohlen seyn. Es ist ein from, gelehrr, stetig und fleißiger Mensch, daß ich hoffe, er soll guten Nutzen bcy euch schaffen. Ich habe deßgleichcu eurer lieben Murrer geschrieben, wie ihr b gehrt habt, durch diesen Herrn Michcln. Gorr geb euch allen seinen Segen, daß ihr seine Ehre sehen und ausbreuen möget. Amen, und grüssee mir in Lheisto eure hebe Mutter samt allen Euren. Hrcmir Gott befohlen. Zu w.cccn» berg am Sonnabend nach Exaudt IflvXXV. Marrinus Luther v. Stiefel ward zu Toller mit Freuden angenom¬ men und führte sein Amt mit Segen. Allein, er mußte gar bald den Huß der römisch Gesinnten, mit denen er rund umgeben war, fühlen. Schon im zweiten Jahr seines dortigen Aufenthalts hatten es diese Feinde der Wahrheit, vermuthlich durch ausge¬ wirkte Besihle, so weit gebracht, daß er vor ihren Verfolgungen nicht mehr sicher war, sondern auf eine Zeu lang sein Amt verlassen und entfliehen mußte. In tiefem Zustande suchte er sich durch fl isigen Brief¬ wechsel, besonders mit Suchern, zu erheitern, in¬ dem er demselben fein Anliegen klagte und von ihm wieder getröstet ward. Sucher erhielt von ihm Nachricht von den in (pestreich und anderwärts vor. fallenden Religionsdewcgungen. So war Stiefel C 4 z- 40 r s 2 s. z. B. 1527 Mr bemühet, die Umstände son Km Mattyrertode des bekannten Leonhard Raysers zu erfahren und an Lukhrrn zu berichten. Toller war gerad der Ort, wo er aus dem benachbarten Bauern gar leicht Nachrichten entstehen konnte. Doch, erstund selbst mit diesem Blutzeugen der Wahr' hcik in freundschaftlicher Verbindung. Kaiser war kaum auf Befehl des Paffauischm Bischofs Ernst/ gefänglich eingezogen, so schrieb er einen noch §*) vorhandenen Brief an Stiefeln, worin er ihm feilt Schicksal erzählt und sich seiner und seiner Gemeine Fürbitte empfiehlt. Nachdem ihn das geistliche Ge» richt zu Passau verhöret und ein Glaudenebekennk. »iß von chm gefordert hatte, schrieb er die ihm vor» gclegtiN Fragen und seine darauf gegebenen Antwsk' Len auf, und verlangte, daß diese Schrift Stiefeln nach Toller zugeschickt würde, üm dessen Meinung hierüber zn erführen. Da auch Aayser m Bayern irgendwo bißher einen Schulmeister auf seine Kosten ruu erhalten hatte, der einigen Kindern die Gründe der evangeiischen Religion beybriMn mußte, dieser aber bey Gefangensctzung seines Wohlthaters ge, flohen war und sich nach Toller unter den Schutz der Freyfrau von Jörgern begeben hakte; so cnu pfähl Rsyftx denselben an Sttkfein sehr anzelegcnt' iich. Doch *) kr stEb miter Mlthiser tzekcnntniß der esanzelischen Lehre auf dem Scheiterhaufen i» Schärding in Das' ern. **) G. b-arlier, kpitiokr. L. II. (Lblsb. r;Ss) x. 28?- r s L s. 4r Döch eben die Vertraulichkeit dieser beiden Män-- Ner mag Anlaß gegeben haben, baß Stiefel bald darauf sein Amt niedsrlsgm mußte. Je eben dem Monarh, da Rayftr zu Gchärdin^ va 4 Mei¬ len von Tollet, verbrant ward / iwß-Hzzherzog Fer¬ dinand ein neucö sehr hartes Mandat wider die Lu« thrrancr in Mestreich ergehen (wovon bald em Mehreres.) Zu eben dieser Zeit war der Bischof zu Passau sehr beschäftigt, seine Dröces von Ketzern zu reinigen, deren er zwölf dem Feuer aufspftrte. Die¬ se augenscheinliche Gefahr nöthigte Stiefeln, Tol¬ let zu verlassen. Er gicng mit einem treflichen Zeug¬ nisse nach Wittenberg zurück. Wie .Luther diesen Schritt angesehen, ließt man mit Vergnügen in dem Briefe, den er an Jörgern geschickt hat: Gnade «nd Friede in Christo Jesu! Ge¬ strenger, Pester , lieber Herr und Freund. Ich hab Michel Stiefeln fürwahr mir Freuden em¬ pfangen, weil euer Aeugniß so guc von ihm gehet. Christus wird ob seinem Wort wohl halten, daß es euch nicht in die Länge entzo¬ gen werde, sondern mit grosser Frucht wird kommen lassen. Indes; müßt ihr Geduld ha« den, biß das Wetter überhin zieht. Ihr habt recht gerhan, daß ihr Herrn Micheln habt lassen Ziehen, weil sichs nicht gebührt, ihr auch nicht vermögt, ihn zu schützen. Denn ein jeglicher muß für sich sehen und bekennen, in diesem Fall z dazu euch Gocc Gnade gebe, welche L 5 Stuns 42 r 5 L s. Sru^de es euch nord s v« wird. Grüffet tu Lbresto euere liebe Gemahl, *) die euch Gott segne zuksernem ^ob und Ehren. Amen! H'emir G^r befohlen m.n. Wittenberg, Lpi^banias temini NOXXVIl. **) Nicht lange hernach ward Griefe! Prediger zu Mochau, emem Sräi 'eben im sächsischen Ckurkrelß, in weichem Amt er btß igzz dir b: denn ui diesem Jahr fiel er auf den parai x>n Gesa km, den Taz und die Stunde des einbrechendkN jüngsten Gerichts zu verkündigen, woducch er unter dem einfältigen Volk viele Lunchen erregle, und darüber seines Ann tes entsetzt wurde. Surhcr gedenkt die es Vorfalls in einem d. 24. Oke. iZzz an die verwttt'.bre Frau von Jörgern erlassenen Brief also: Er Michel hat em kleines ' nfechtiein bekommen, aber es soll ihm nicht schaden, Gottlob, sondern m,tz« sevn- Amen. Vor dieser Pec>-ruug harre Stie¬ fel von Lochau aus mit dem Jörgerischen Hause beständig korrcipondirr, und von demftldigen viels Wohlkhakkn empfangen. Ja nach feiner Absetzung erhielt er von einem gewissen Vermachkntß d'er Frau von Jörger edmfaüs seinen AncyeU. Als er 1535 wie- *) W<»s Frau Darbara, gcbsyrne Freyin van ^ar- rach, die A. >er6 au Hcrrn von Jörgern vermahlt Nwrdeu, und ieS; gestschcn ist. Ist eigentlich - er?, nach der damahls gewöhnliche» Art, das Jahr zu berechnen. r52s. 4» wiedek ins Predigtamt gekommen, schrieb Luther da« von also nach Toller: Er Michel Gttefel hat wieder eine Pfarre, stehet nun bester, als vor« hin. *) IX. Kapitel. 1525- Noch ein paar Zeugen der Wahrheit zu Sreyer in OberöstreLch. nach dem Abzug des Frat. Lalixrus trat ein anderer Lehrer der evangelischen Wahrheit auf, näm¬ lich HI. Michael Forster, der aus einem Konven« kual des Klosters Garsten Pfarrer zu Steyer ge¬ worden war. Er wurde, weil er sich durch seine Predigten der lutherischen Lehre verdächtig gemacht hatte, von seinem Abt abgeforderk, so sehr auch die Bürger sich um seine Beybehaltung bemühcten. Bald darauf starb er in seinem Kloster - Hans iVein« berger war um das I. >525 in Steyer zur Zeit Forsters sogenannter Gesellprediger bey der Pfar- ' re. ») kr ward Pfarrer zu ^e>lzendorf, nicht weit von Wit¬ tenberg, nachher zu Habestrsbm in Preußen, nahe bey Rönigeberg, e»d!ich Professor der Mathema¬ tik in Jena, wo er >e6? in hohem Atter gestorben. Man hat verschiedene Schriften von ihm. 44 r 5 L re. Ihm hatte der Abt zu Garsten erlaubt/ daselbst zu predeč»/ doch mit der Bedingung/ daß er sich priesterlich halsen und in seinen Predigten nichts von Lu Hees ober seiner Anhänger Lehre mit einführen sol« te. Er ward aber / weil er beides nicht gcthan, bcy der 1528 zu Steyer gehaltenen Kwchenvisitation von dem Adr wieder weggeschsft. X. Kapitel. 1526. Der Magistrat und die Universität zu wie» machen verschiedene Anstalten wider die lutherische Lehre. dem Jahr 152s findet sich nichts sonderliches, dac zur Unterdrückung der evangelischen Wahrheit in Oestreich vorgegangen. Doch hat die theologische Fakultät in Wien übermal gegen zween Männer/ die sich ewigen Verdacht zugezogen hakten, eine Jnquis si ion angcsiellt. Einer derselben war esn Laienbru¬ der aus eniem gewissen Orden/ Adam Sporer, von dessen Schick a! man weiter nichts ausgezeichnet findet. D>.r andere/ ein Priester lLl. Iol>. Ro si¬ nus, ward angcgeben, als hätte er in der Stephans, kirche irrige Lehren vorgecragen. Er verantwortete sich aber so nachdrücklich/ daß er nicht nur von allen Be« - 5 2 6. 45 Beschuldigungen frevgesprochen, sondern such nach¬ her den Ferdinands Kindern Lehrer, und zuletzr gar Pi äposikus zu St. Stephan wa"d. Der Erzherzog fand auch in diesem Jahr ftlr gut, an den Nach zu Wien einen besondern Befehl ergehen zu lassen, daß derselbe auch seiner Seics Sorge tragen sollte, da« mit von den Lehrer in der Stadt nichts gepredigt »verden möchte, das den allen Verordnungen der Kir¬ che zuwider wäre; welchen Befehl der Ra h sogleich der Universität zuschickle, mit Bitte, ihm hierin häss¬ liche Hand zu leisten; die Universität aber verwicß die ganze Sacke an die thco'. Fakultät. - In bei¬ den folgenden Jahren aber zeigte man mehrer» Ernst. XI. Kapitel. 1527. König Ferdinand läßt in den Oestreichn- schen H'blanden wider alle Ketzereyemvornäm- lich aber wider die lutherische Lehre, ein Grneralmandat bekannt machen. -OM Anfang des »xerMn Jahrs hatte sich Erzher, log Ferdinand in Prag zum König in Böhmen, und gegen Ende desselben in Stuhl - Weissenburg z»m König in Ungarn krönen lassen. Ward er nun gleich 4s rfr?. gleich wegen Behauptung der Ungarischen Krone m einen schweren Krieg verwickelt, so ließ er sich doch dadurch nicht hindern, zur Aufrechthalkung der rö- mischkathslischcn Religion alles bcyMragen. Da seine bißherigen vielen Bemühungen und Anstalten der einreissenden neuen Lehre keinen Abbruch gethan hat¬ ten, indem sich die lutherische Lehre in seinen Lan¬ den immer weiter ausbreitete, auch sogar die wieder- läuferische Rotte in dieselbe kam, die sich leider vie¬ len Anhang machte: s» erneuerte er die schon vorhin ergangenen Befehle mit aller Scharfe. Am 20. Aug. IZ27 ward em General-Mandat bekannt gemacht, worin anfangs des wider Luther» ergangenen TVormsischen Edikts, welches auch in Gestrelch publicirt worden, gedacht und beklagt wird, daß des¬ selben ungeachtet die fremde» Lehre» an erlichen und vrel n Green nicht allein nicht abgefteiler, sondern in stetige Mehrung und Ausnehmung gewachsen; überdem gar Wiedertäufer und Gacramenrirer sich im Lande hervovgethan hatten. Daraufwerden die in geistlichen und westlichen Rech¬ ten den Ketzern zuerkannte Strafen wicderhohlek, und nicht nur den groben Ketzern un Lande ankündigt, sondern auch allen, die in einem oder anderem beson- dern Punkt von der römischen Kirche abweichen wür¬ den, die besondern, sie erwartenden Strafen stück¬ weise vorgezählk, alle und jede, hohe und niedrige, sie sehen Königliche Bediente, oder sonst Oestreichische Unterthemen, für Schaden geivarnec und zur Beybe- Haltung der katholischen Religion nachdrücklichst er. mahnet. »527. 47 mahnek. Was insonderheit die beiden Stände voy Herren und der Ritterschaft betrift, die Gericht und (Vbrigkeit zu v-i walten haben, w ward denen, tue gegen dies Mandat Hande!» würden, nur so viel angedcutek, daß der 7*öuig sich gegen die« selben d>e Strafe Vorbehalten, und zu jeder Zeit derselben 1?ei bi echung nn Ueberrretkung in fetner Ran Mer best-nunen und erfordern ivmve. *) — Ausserdem verlangte König Ferdi¬ nand von den Theologen zu Wien, daß sie zurAus« rottmm der luiyerijchm Ketzciey das Ihrige bcykra« gen sollten, und schickte Leßwcgcn seinen damahligen Kirchenraih, 0. Joh. Fabern, an sic, der itzt rn seinem Namen zum andern mahl von ihnen verlang¬ te, daß sie alle, ihnen bekannte ketzerische Artikel ver. zeichnen und dem Könige einbändigen sollren. Sie gaben aber hierauf eine Antwort, die man mchk ver« mukhen sollte. Zuerst en: chuldigu-n sie sich nur der Kürze der Zelt, die ihnen hierzu gelass n worden; und dann gestanden sie Fabein frey, viele von den ketze¬ rischen Lehrsätzen wären ihnen mchl bekannt, weil der¬ gleichen Bücher sogleich ausgekauft würden und also nicht in ihre Hände kämen. Sic vcrmmmeltcn sich daher und besprachen sich darüber mündlich; aus wel«. cher Unterredung dann ein Auszug gezuachk und dem Könige zugeschickk ward. OK vorneha sic B ichäf. tigung dlesir Theologen gegen die vermelnken Ketzer be« *) Dies General-Mandat findet man aus dem Cvä-cs ^ustri-co 1". I. IN Raup.rche «Srlauc. «Lvaiig. «best¬ reich Beylag. VI. sani eingerückk 48 -527- bestand also baih,, diejenigen, die bey ihnen alsver.» dachtig angegeben wurden, vor ihr geistliches Gericht zu ziehen, ohne die Lehre selbst zu untersuchen. Auch in diesem Jahre fiel einer in ihre Hände, ein Predi¬ ger zu perchrcstsdorf, insgemein Petersdorf, *) Namens N. Georg Geber, weicher vieler Irr- thüurer beschuldiget ward, von denen er einige ge¬ stand, andere aber lauguete. Die Ketzcrrichker wa» ren aber mit Glimpf und Scharfe darauf bedacht, ihn wieder zu recht zu bringen. Mehreres ist von ihm nicht bekannt worden. X!l. Kapitel. IZ28. Auf Königs Ferdinand Befehl wird in ganz Oestreich durch Commissarien wegen des Aeligionszustandes eine Visitation und Inquisition angcsiellt. -S-^a auch durch das angezeigte Gcneralmandat die Ausbreitung der evaugel'schen Lehre nicht gehemmet werden konnte, so fiel man im i gsSsten Jahr darauf, daß durch gewisse dazu bestimmte Manner in allen Oest- ») Ein ansehnlicher Marktflecken, Meilen von Wien gelegen. I f L 8. 4S Oestrelchlschen Landen eine Visitation angestellt und untersuche werden sollte, wie den bißherigcn Befeh¬ len nachgelebet worden, was sich hier und da für Mangel äußerten/ und wie denselben abzuhclftn sey. Zerdinand hakte verschiedene weltliche Rache er¬ nannt, nämlich Hrn. Christoph Bischof zu Lays dach, Hrn. Christoph vonZinzendorfund wolfg. Matseher, welche als königliche Bevollmächtigte ganz Oestreich , Sccyermark, Rarnlhen und Brain durchreisen, und den Unterthanen sowohl den Huidigungseid abnchmen, als auch von ihnen die ausgeschriebene Steuer zum Türkenkrieg empfangen sollten. Ihnen wurden auch geistliche Komnussarien, welche die theologische Fakultät zu Wien vorgcschlagen hatte, zugeordnel, die das Religionewescn in diesen Landen untersuchen sollten. Diese anzustellende Visira- tion ward am 24. Marz d. I. durch ein ofnes Pa¬ tent allenthalben bekannt gemacht, mit Befehl an alle und jede, den Visitatoren keine Hiuderniße zn machen, sondern vielmehr zu Ausführung eines fs heilsamen Werks allen Beystand zu leisten. Unterdessen, da die Visitation vor sich grenz, er¬ hielten die Theologen zu Wien von dem Könige den Auftrag, theiiü aus der h- Schrift die Sprüche und Stellengn sammlen, durch welche die lu¬ therische Lehre widerlegt werden konnte, theils unter sich ewige Gelehrte zu bestimmen, von denen die deutsche Uebersetzung des NeuenTestamcnts, die Lucher neulich heraus gegeben und voller D Irr- 50 Is28. Irrthrrmer wäre, nach den bewährten und äl- deren Exemplarien castigirr würde; jedoch, daß diese Lastigakion unter v. Fabers Aufsicht geschehe. Ob diesem Befehl nachgclebet worden, davon hat man keine Nachricht; wenigstens ist von diesen Arbeiten nichts ins Publikum gekommen. In der Inquisition gegen verdächtige Personen waren die Wienerischen Theologen desto unermüdeter. Auch in diesem Jahr mußte ein Magister, -Leopold Bern¬ hard, welcher Lnrlss Kolas Provisor war / vor ihnen erscheinen, und wegen 40 Artikeln, die er dem katholischen Glauben juwidcr behauptet hatte, Re¬ chenschaft geben. XIII. Kapitel. 1528. Zu Wien werden wegen Vertilgung der Lu¬ theraner zwey neue königliche Befehle bekannt gemacht. Ferdinands Eifer wider die sogenannte neue Leh¬ re war unermüdet. Am 20. Julii ward vom Hofe abermahl wegen Ausrottung der Ketzer ein Befehl publicirt, worin dieselbe«! landgerichrsmäßig, und nicht nur gemein, sondern hoch-Malest zisch zu bestrafen anbefohien wurde» Vier Tagt her- I 5 2 8, ;r hernach erschien ein neues Patent/ die Verbreitung seelischer Bücher betreffend, in welchem besonders wegen der Buchdrucker der Befehl ergleng, daß in den österreichischen-Landen nirgends und an kei» nem Ort, denn allem in jedes Landes Haupt¬ stadt Huchdruckercpen angerichtet, auch weder geistliche noch weltliche Sachen aufjemands, wer der auch sey, Begehren sollten gedruckt werden, es harren es denn zuvor der Oestr. Landen Statthalter und Regenten, oder des Landes Hauptmann, worinnen der Buchdru¬ cker wohnet, angezeigt und darüber Verwrl« iigung erhalten; Alles bey Vermeidung schweh. rer Gcraff und Ungnad. Dabcy ward zugleich denen, die verdorrens sccrische Bucher drucken oder dieselben feil haben würden, angedeutec, daß, sobald sie in den öftreichischen Erblanden belretren würden, steals Hauptverführer und Vergifter aller Lander ohne alle Gnad stracks an; Leben nur dem Wasser gestrafft, ihre verbot- reue Waaren aber verbrennt werden sollten- D 2 XIV- sL XIV. Kapitel. 1 5 2 8. Ein paar Folgen der angestellten Visitation in Oestreich. -^>ie königlichen Kommiffarien kamen auch in die Stadt Gleyer, wo ihnen der Magistrat anzeigen sollte, wie es allda mit dem Gottesdienst u. d. gl. be¬ schaffen, welcher Religion die Bürgerschaft zugekhan und worin etwa Beschwchrung und Mangel fty. Die¬ ser übergab seine Beschwehrden schriftlich und klagte vorzüglich darüber, daß, obwohl die Klosterleute zu E-ärsten der zum Gottesdienst bey ihrer Pfarr-und Epitalkirche gestifteten Güter genößen, dennoch der¬ selbe nicht nach der Stifter Willen verrichtet, und keine taugliche gelehrte Prediger, auch derselben viel zu wenig gehalten, dagegen die zum Lehren geschickte abgcschaft würden; daher es geschehen, daß sich frem¬ de Lehrer in der Gemeine eingeschiichcn rc. Diese Beschwehrden wurden dem Abt zu Gär- sten, als Dderpfarrer zu Gteyer, vorgehairen, welcher aber die Einwohner anklagte, daß sie zur Neuerung und fremder Lehre Lust hätten, wie aus ih¬ rer Anhänglichkeit an den Mönch LalycuS/ Mich. Lor- r 5 2 8 xZ Zorftern u. a. abzunehmen sey; daher kein Wun¬ der, daß die Wiedertäufer und andere Sekten in der Gemeine Unterschleif gefunden hakten. Weil auch hierdey der Eifer zum katholischen Gottesdienst erkal¬ tet, und die Unterhaltung der Geistlichen abgenommen, so hatte sich niemand zum Geseklpriestcramt in der Pfar' re wollen gebrauchen lassen: mithin sey die Unterlas¬ sung des Gottesdienst^ nicht dem Abt, sondern den Bürgern zu Gteyer, die den Geistlichen ihren Unter¬ halt entzögen, zuzuschreibcn. Aber freylich mußte sich der Abt die Untauglichkeit der von ihm verord' neten Priester und die Geschicklichkeit derer, die er falscher Lehre beschuldigte, vorhalten lassen; so wie man auch niit den Predigermönchen des dasigen Klo¬ sters, theils wegen ihrer zu großen Anzahl, theils wegen ihrer Aufführung, nicht zufrieden war, in¬ dem sie wider ihreOrdensregel sich wie Bettelmönche be¬ trugen , und wo sie ein altes Mütterchen oder sonst eine vermögend und wohlthakigePerson ausgefsrscht hatten, derselben so lange nachschlichen, biß sie etwas eroberten, dieselbe aber, wenn sie alt, krank oder arm geworden, im Elende liessen , daß man sie zuletzt aus Erbarmen ins Hospital aufnehmen und die Stadt damit beschweh. ren mußte. Ueberdies, statt, daß sie ein versperrtes Kloster halten und nicht Jedem den Ein-und Aus¬ gang verstauen sollten, hatten sie durch die nahgele¬ gene Stadtmauer eine Thür hinaus zu dem Ens-Fluß gebrochen, da denn Alte und Junge früh und spat durch das Kloster giengcn, -Wasser zu hohlen; wel- Dz . chcs 54 <528. ches ihnen zwar öfters verboten, aber von ihnen nie befolgt worden war. Der Ausgang dieses Streits war, daß beide Par- rhcycn nicht für rathsam hielten, es auf den Aus¬ spruch der Visikakions - Kommissorien ankommcn zu las¬ sen, sondern sich gütlich vertrugen. Die von Trey- er erkannten den Abt für ihren Oberpfarrcr, und baren, daß er künftig ihre Kirche mit erbarn, gelehr¬ ten und verständigen Priestern versorgen möchte, wo¬ zu er sich willig erbot; ihm tzngcgen ward verspro¬ chen, daß den Priestern alles, was ihnen vermög der Stiftungen gehöre, treulich gereichet werden soll- te. *) Im ganzen Ader-und Nieder-Oestreich fam den die Visitatoren sowohl bey den Amtleuten, als den zween Standen von Herren und Rittern, daß die evangelische Religion vor der römisch katholischen die Oberhand hatte- Dies zeigte sich offrnvar, da der Bischof Ernst zu Passau, als Ordinarius in Oestreich, durch seinen Off-cial und andere Be¬ diente seine geistliche Jurisdiction daselbst ausüben, und sich dazu des weltlichen Armes der Unrerobrig« kett bedienen wollte: denn diese wegerten sich, ihm in Unterdrückung der evangelischen Wahrheit hülstiche Hard zu leisten. Noch mehr geschähe das von dein Herren und Rttterstand in den ihnen zugehörigen Pa- rochien- *) Siehe prevenhuebers smisle; Lt^rise S. Lrt. sisi r 5 2 8. ss rochien« Bey Besetzung derselben wollten sie den Bi« schofnicht mehr für ihre geistliche Obrigkeit erkennen, oder ihre neue Prediger ihm zu Examen oder sonst darstcllen; sie wählten sich Prediger nach ihrem Gut« düncken, entzogen die kirchlichen Einkünfte den Pa« Pisten und wendeten sie zum evangelischen Gottesdienst an, erlaubten auch dem Bischöfe nicht, ihre Unter« thanen vor sein Gericht zu ziehen. Wie nun hieraus erhellete, wie wenig den biß« her publicirtcn Befehlen nachgelebt worden war, übcrdicß die geistliche Gewalt und die Einkünfte des Bi¬ schofs sehr verringert wurden; so war es nicht zu wun, dem, daß derselbe dem König Ferdinand diesen Zu¬ stand eröfnete, und dessen landesfürstliche Gewalt, besonders gegen die von, Herren und Ritterstande, anflehte. Darauf erfolgte am 17. Nov. d. I. aber« mahl ein Dekret, worin anfangs die manchfaltigen Ucbertretungen der pabstlichen Gesetze in Absicht der Besetzung der Predigerfiellen, der Kirchengüterund der geistlichen Jurisdiction gerügt, sodann aber allen und jeden, hohen und nicdern Standes, befoh¬ len ward, bcy schwerer Strafe, was bisher verse¬ hen worden, zu verbessern und sich künftig den Kir« chengesetzen gemäß zu betragen. *) D 4 XV. *) Dies Dekret findet sich ,'n dem Erläuc. Lvang. Vest« reich Beyla-e VIII. 56 XV. Kapitel. i 5 Z s. Die evangelischen Bekenner aus dem Herren rrnb Rttttrsiande birken den König Lerdü nand um fteye Uebung der evangelischen Religion; aber vergebens. .-"»-.'em ohnaeachtet liess n die Stande de» Muth Rich' sinken, sondern Höften zu Gort, endlich die Freude zu erlchen, daß sie ihren G auben öffentlich und ungehindert bekcnnn dü.ft.n. Ohne Genchm- hailung ihrer hohen Obrigkeit konnten sie das nicht erwarten: daher wandten sie sich mir Bitten an drese!- bige. Freylrch mögen sie schon, so bald sic die evan- gchfche-Wahrheit erkannt, dem Erzherzoge ihre Wün¬ sche diesfalls vorgetragen haben, weil sie in einer A. rzS2 übergebenen Supplik sich darauf beriefen, daß sie nun in die vierzig Jahre um freye Neligi-- onsübung angehalten hatten. ") Auf eine fcyeruche Werse aber thalen sie es zum ersten mal im rzzastcn Jahr, in welchem sie vom König Ferdinand aufei- Mn Anßschußtag nach Inspruck beschicden wurden- um S. Spangenbergs Adelspiegcl II. S. 66, d. r^f Z Li 57 um wegen de« Landesangelrgentzeiken sich mit ihm 4» unterreden. Es war dies ein unglückliches Jahr für die Oestreichischen Lande, indem die Türken biß in Oestreich und Sreyermark streiften und hin und wieder viebn Jammer anrichketen; welches auch wohl Ferd nanden veranlaßte, diesen Außschußtag zn Anspruch anzuordnen. Hier glaubten nun die evan¬ gelisch» n Oestreicher, die beste Gelegenheit gefunden zu haben, den König um die Religionsftcyheit mit gutem Ei folg zu birken, zumahl, da ihm, als er sich über seine unglücklichen Feldzüge wider die Türken gegen seine Räche beklagte, ein östreichischer Edel¬ mann die freymükhige Antwort gegeben harte: Es gehe ihm, wie e? allen Röntgen zu allen Zers ten ergangen fey. Wenn die Rönige in Is¬ rael und Juda rAesischenhim vergossen, und die Sünden ungestraft hingehen lassen, hatte Gott aus gerechten» Gericht ihnen grausame Feinde über den Hals geschickt, die ihnen im Rrieg beständig überlegen gewesen. Und dürfte er, der Rönig, sich künftig kein besser Glück vorstellen, wofern er nicht aufhören würde, die evangelische Religionzu verfolgen. Mein, weder das widrige Kriegsglück, noch solche Vorstellungen wirkten auf das Herz des sonst gürigcn Fürsten. Er war gegen die römischkatholi¬ sche Lehre und den pabstlichen Stuhl so voll Ehrerbie¬ tung, daß er sich einst mit Thranen gegen den pabst- stchm Nuntius'Mander erklärte, erseh bereit, für L) Z dir- 58 r 5 Z 2. dieselbe s-in Blut zu vergiessen; ja, -ufdemRe« gcnsburrnschen Reichstag ließ er sich vernehmen: Er wolle dahin arbeiten / daß die lutherische S cte auagerotcer wurde, sollte er auch dar« über alle se'ne Länder vcrliehren und an den Bettelstab ue'-athen. Natürlich wars also, daß die e > 'gclischm Sestreicher mit ihrem Gesuch einer frcy- e !igl0,^.-bung nichts ausrichlceen / und es » als grosse Gnade ansehen mußten, daß er biß itzt ihre stille Uebung des evangelisch u Gottesdienstes/ die ihm gewiß nicht unbekannt war, noch duldete, XVI. Kapitel. 1 5 3 2- Bemühungen der von Iorgerischen Fami¬ lie für das Wachschum der evangelischen Lehre in Oestreich. heimlichen Bekenner der Wahrheit mußten al¬ so darauf bedacht scyn, so gut sie konnten, ihre ein¬ mahl erlangte Kenntniß zu erhalten und befördern. Zu dem Ende setzten sie den Briefwechsel mit Lu- rhern und andern auswärtigen evangelischen Lehrer« fort, naymen auf ihren Gütern hin und wieder Hein» kch lutherische Prediger an, und bedienten sich, st lang r 5 Z s- 59 lang sie konnten/ des Amtes derfelbigen Dies ge. schahe vorzüglich von der freyherrlich Jörgerisch-n Fanulie, wovon die Zeugnisse noch vorhanden sind. *) Frau Dorothea/ gcbohrne von Raming / welche 1497 an Wolfg. Jörgern zu Tollet und Rreus« bach, Rittern und Landeshauptmann in Oestreich ob der Ens/ vermahlet/ und 1524 Witwe gewor¬ den war / wendete / um den Lauf der reinen Lehre zu befördern/ einen Theil ihres zeitlichen Vermögens an arme Gesellen, die zu Wittenberg in der heili¬ gen Schrift srudirren. Von ihrer deßhalb mit Luthern gepflogenen Unterhaltung zeugen fünfBrie» fe / die uns Moscder aufbehalten hat / und die wir, ihrer Merkwürdigkeit Halden, hier einrücken wollen. Der erste enthält einen Vorschlag/ wie nach Lu» thers und andrer Mcynung das Geld zum Nutzen armer Studierenden am besten möchte angewcndet werden, nebst Bezeugung ieniger Freude über diese MUdlhätigkeit, Er lautet so: ,/ Dee *) Martin Moseder, der bey der Baronne Dorsche» von Iörger zu Toller eine Zeitlang als lutherischer Geistlicher gestanden, hat die Briefe, welche Lurher an diese Familie von re;4 biß r<44 geschrieben, unter dem Titel: Bekenntnist des Glaubens re. zu Regens» bürg r<6i zusammdrucken lassen. Nur Schade, d«ß diese Schrift so selten «»getroffen wird! 6o - 5 Z 2. /, Der Edlen tugendreichen Frauen Ds- „ rochea Iörgerin, Witwe zu Tollet, „ meiner günstigen Frauen vnd guten „ Freundin ynn Christo. Gnad VNd „ Fried in Christo. „ Edle tugendreiche Frau. , ^)ch hab eur Schrifft an mich, samt der Kütten // (Tllritten) Latwergk, dazu auch meine liebe Ar« ,, rhe die lili Dngrische Gulden ynn jrrm Briefe ,/ empfangen. Und bedanken uns bcyde gegen euch ,/ aufS freundlichste. So hab ich Ehrn Michel „ Stiefel das seine auch geschickt/ deßWiederschrist „ ich alle Stund erwarte. Daß auch cur Schrifft ,/ meldet vnd begehrt/ wie michs am besten dünke, // die fünf Hundert Gülden / so Ihr fürhabt am „ zulegcn an arme Gesellen / so ynn der h. Schrifft „ studieren / hab ich mit Magister Philipps sampt ,, andern meinen guten Herren vnd Freunden für „ das best angesehen, weil cs an ein solch nökhig ,/ nützlich werk soll angelegt werden, baß es auf ,, Zniß werde ausgcchan/ damit es ewig vnd vielen ,/ mocht nützlich seyn. Denn mmn zwo Personen „ jährlich mit solchen Zmnsen eine gute Hülfe thun „ kan / so lang es gemerkt wird wol angelegt sein» ,/ welches wir der Universität zu Wittenberg auf» „ zusehen wollen befehlen. Demnach hab ich mit „ Meis geschrieben Herrn Lasars Spängler/ 87a- üloo r 5 Z 2. 6l // älco zu Nürnberg , daß er solch Gülden wollt ,/ durch trew Händler (wie erü wol zu chun weyß) // zu Ling laßen erftogcn vnd zu sich nemcn, lawts ,/ cwer Hand^chriffk, die ich sin mir meiner schrifft /, (auf Widder zu schicken) zu gefertigt hab, daneben „ gebeten/ daß er förderlich dazu seyn wollt/ damit ,/ es auf deni Nathhauß zu Nürnberg möcht auf« ,/ genommen vnd verschrieben werden / welches am ,/ allergewißten war. Wo nicht/ daß ers zu mir ,/ schickt/ vnd anderswo angelegt würdr. So nun // euch diese Meinung gefiel, so war die fache schlecht. ,, Ich will für mein person dazu chun das beste, so „ ich ymmer mag. Und bin fro, daß Gort ewr Hertz „ bewegt hak, solch gut wcrck yn Christo zu beden« „ ken. Denn lcydcr itzr auch bcy vns, da doch Gol« „ tes Wort biß zum Ucbcrdruß reichlich gepredigt „ wird, solcher gnad wenig oder gar nichts ichn-net, ,, sondern vielmehr das Wydeespiel, daß sie jre ar« z, me Pfarherrn schier verhungern lassen; beyde von „ Adel, Bawr vnd Bürger ist yedcrmann zu rauben „ geneigt, mehr denn zu heissen. Aber es muß viel, „ leicht das Sprichwort wahr werden: jhe naher ,, Rom, jhe erger christen/ Und das Maith. XII. , Christus sagt: Es wird die önigin aus - a- ^/ ba aufcrelen am jüngsten tag, vnd disvolck „ verklagen rc. Demselben unfern lieben Herrn „ Jesu Christo befehle ich Euch samt allen den Ewern „ yn sein reiche Gnade. Amen. Donner,ragö nach // Oculi IZZ2. „ v. Mattinus Lurhcr. „ Nach« 6r - r 5 z 2. Nachdem wegen Auszahlung des Geldes zu Lin; einiger Aufschub vorgefallcn, die Frau von Jörger aber indessen Lukhern ihre Meinung wegen Aus« thcilung des Geldes so wohl, als einen besonder» Ge-vissenssirupcl in einer andern Sache überschrie¬ ben hakte; so antwortete er hierauf in diesem zwei« ren Brief; „ Gnad, Fried. Erbar, tugendhaft!- /'/ ge Frau. Ewr Schrifft der fünf hundert Gulden halb, ft ,, man solt zu Liny auf nechst vergangen Ostern ,, empfangen haben, ist mir zu spat kommen. Nichts /, desto weniger hab ich Ewr Birte nach Marti» ,, Seidener zu Nürnberg durch Herr Lasarum /, Spengler lassen büken vnd ermahnen, daß ers „ noch wollte fordern vnd cmpfahen, mit Verschrei- „ bung, wie sichs gebührt, vns gen Nürnberg „ schaffen. «) Wiewo! ich gern gesehen, als ich au L /, vorhin geschrieben, Ihr Halles selber hie ring« „ schafft, auf allergetwsscst Ihr könnt hakt. W-il ,, ich auch vermerkt aus Ewr Schrifft, daß euch daß ,, gefällt, solch Almosen von Hand aus zu geben ar« /, men Studenten, denn auf Zinßanlegen; wo fr auf „ der mcynung bleibt, gefallt mir nit übel. Daß „ Euch auch ein Prediger bekümmert hat, eures „ Sohns *) Hieraus ist in Spenglers Leben von Hanrdorf dik S. iA4 befindliche Note (*) zu verbessern. r 5 Z 2. 6z „ Sohns halb vnd eines Richters, wie mir Er MK „ chel angezeigt hat, sollt ihr euch nit bekümmern, „ noch irren lassen. Lasset sie mit einander ino Recht „ treten, die fach geht ewr Person nit an, das Recht „ wird sie wohl scheiden, vnd darf sich Ewr Gewiss „ sen nichts damit beschweren. Hiemit Gott befoh. ,, len samt euern lieben Kindern und allen den Ewern. „ Amen. Dalum Wirtenberg d. s. Mail. rrzz. „ Euer williger „ I). Martinas Luther „ noch halb krank. " Im dritten Dries meldet Luther den Empfang des Geldes und den Anfang des Ausihcilcns, wö¬ be» er abermahls seines Vorschlags gedenket, und zugleich den Empfangschein übersendet: „ Gnad und Fried in Christo. Edle, /, tugendsame Frau. füge euch zu wissen, daß von Euren wegen ,, sind die fünfhundert Gulden in guter grober Münz /, zukommcn durch Wolfgang Gcldener gen Leip. „ zig, und von dannen durch George Rirmejev „ anher gen Wittenberg verschafft, und will sie „ euer Bitten und Begehr nach austheiien, und dcß /, Ehrn Andreß *) nicht vergessen; und hundert hab ,/ ich Sein Zunahme war Hechel. «4 r f Z s. ,/ ich mit rath guter Herren vnd Freunde schon da» ,/ von auszukheilen verordnet. Nun haben diesel» „ den guten Herren und Freunde wol fürgeschlagen/ ,, daß man die andern vier hundert hakt an I:nß ge» „ legt, und damit zwei Stipendia gestifft/ so hakt ,/ man alle drey jar zween Studenten können helfen; ,/ aber ich habe ihnen geankworkk/ daß eur Wille fty/ ,/ wie der Brief lautet/ von der Hand auszukheilen. ,, Haben sie mich gedethcn/ euch abcrmal zu schrei» „ den/vb Euer beschloßner Will fty/solch Geld stracks ,/ von der Hand vnter solche arme Geselle» / so itt ,, der h. schriffk studireN/ zu theilen, oder ob man ,/ zween ewige Studenten zu fördern, damit stiften ,/ solle/ welches sie für das best ansehen. Solch „ ihrer Bitke nach hab lch Euch zuvor wollen schrei» ,/ ben vnd bitten/ mir noch einmal zu schreiben, was „ Eur Wille am besten fty, so will ichs treulich aus- „ richten. Indessen sollen die vier hundert Gulden „ ruhen liegen, biß ich eure Antwort krreg, aufdaß „ ich vergüten Herren Bitte nicht verachte Hiemit „ behüt euch Gott mit allen den Euren, und laß jm „ solchs eur trewes werck Wohlgefallen, zu seinem „ lob und ehren, Amen. Er Michel Stiefel hat ,, ein kleines Anfechtiein bekommen, aber es soll ihm „ nicht schaden. Gottlob/ sondern nütze ftyn. Am „ 24. Oct. »533- v. Martinus.ruthek. " Luit- l s z 2. 6x „ Quittung. <^ch Martlnus Luther I). vnd Prediger zu Wit» „ tenberg bekenn mit dieser meiner Handschrift, /, daß mir allhier zu Wittenberg in meinem Stüb- // lein überan wocl sind von wegen der E?!en vnd // Lugendreichen Frau Dorothea Iorgerin Wit. ft wen rc. 500 fl. an guter grober müntz, vnrer ac. ,, nie Ge'ell'n zu thcilen, die in der h. schriffr stu- /, diren, wie sie mich dann das schriftlich gebekhen „ bar. Lolch Geld ist mir durch Georg Sonrvül« ,/ ler, Bürger zu keipzig, Andreas 7 i- majers ,, von Nlnmbcrg O> ner übcrautworkt. Gesche» ,/ hen den 24. 8^ns 15z ;. miuneiueu. gewöhnlichen ,, Petschaft hie unten aufgcdruckt bezeuget. " Im vierten Brief, welcher im Marz 1534 ge. schrieben ist, gibt Luther dieser WohlthatcrinNsch« richt von der Vcrkhcilung ihres Geldes: Gnad und Fried in Christo. Erbare- Tugendreiche Frau. füg Euch zu wissen, daß Gsttlob euer AI. ,/ moseu sehr wohl angelegt ist vnd vilen Armen ge- ,, holfen hat vnd noch hilft; daß ich nicht kann zwcif« // len, Goit, der es euch zu ihun Hai cirgegebcn, ft der zeige auch an öffentlich , daß ers jm lasse wol. „ gefalle»; als ein liebes Danckopftr, damit Ihr be» E „ kennet 66 I 5 Z 2 „ kennet und preiset die Gnade, so er euch durch sei. ,, nen lieben Sohn Jesum Christum erzeiget hat. „ Gott stärk Euch im vesten Glauben, unv verbring ,, in euch sein angefangen wcrck seeiiglich, Amen. ,, Ich Habs selbst nicht gewust, hakt es auch nicht „ glaubt, baß in dieser geringen stabt und armen ,, Schul so viel frommer vnd geschickter gesellen ge< ,, wesen wären, die durchs Jahr Wasser und Brod „ gczehret, Frost vnd kält gelitten, auf daß sie in ,, der heyl. schrifft vnd Gottes Wort möchten studi- „ ren, welchen eur Mimosen ein großes Labsal ist „ worden. Ich Habs schon über die Heisst ausge- „ spendet, vnd Schrifft vnd Handzeichen empfangen, „ daß es redlichen Gesellen vnd keinen bösen Buben ,, worden ist. Solchs hab ich euch nicht wollen ver- ,, halten, damit Ihr wissen möchr, wie cs mit eur ,, rem Geld gehe vnd stehe. Dem Andresen hab ichs „ meisten vor andern gegeben, zumahl io st. vnd ,, denn wieder io fl. Unter bre andern mit 2. z- „ vnd 4 fl. darnach sichs hat mit Rath guter freun- ,, de lcyden wollen, vnd sind alle frölich vnd dank- „ bar. Ium Wahrzeichen schickt man euch durch „ chel Stiefel bestellet, diß Büchlein eingebunden, „ welchem ich, weil er itzt ohne Pfarr har müssen ,, scyn, io fl. gegeben, und er euch sehr last grüssen- „ Christus mit euch vnd allen den euren. Amen. /, Montag nach Jubilate, 1534. /, Mattinus Luther v. „ „ End- r 5 Z 2. 67 Endlich schrieb Luther im folg, lasten Jahr noch einen Brief an diese Matrone: ,/ Gnad vnd fried in Christo. "^ugendreiche, Erbare, Liebe Frau. Es hat mich // Er Andres gebeten, daß er nicht ohne meine -/ schrifft zu euch kommen möchte. Wei! die Lufft // allhie seinen Leib nicht leiden will und wcgtreybl; ,, er wird euch wohl alle Gelegenheit (Umstande) /, anzeigcn. ES geht, wie die Schrift sagt, erliche ,/ hungern/ etlüche sind trunken. Bey euch istHun- ,/ ger vnd Durst zum Work Gottes/ bey uns ist // mans so satt vnd überdrüssig (unter vielen) daß // es Gott verdriessen muß. Wohlan die Welt ist ,/ Weir. Gott heiss uns allen. Euer Almosen hak // Gottlob viel guten Leuten geholfen/ so der heilig. ,/ Schrifft sich befleisigen; denn gar viel aus andern ,/ Landen vertrieben umbs Wort Gottes willen/ die ,/ bey uns Wasser und Brod gebraucht, froh worden ,/ sind, daß sie doch haben Bücher/ auch zuweilen ein // Älcidlcin mögen kauffen / dazu euer Almosen ge« /, dient hat. Christus unser Herr wirds ihm gefal. // len lassen / der es auch in euer Herz zu khun gege. ,/ den hat. Mit mir stchets / wie Er Andreß euch // sagen wird/ itzt stärck/ ltzt krauck, itz! fröiich, // itzc unlustig; aber Christus ist doch allezeit der // Herr/ will, soll/ kan/ muß es auch bleiben. // Amen. Er Michel Gcreffrl har wieder einx Es // Psarr, LZ - 5 Z L. „ pfarr, steht nun besser, denn zuvor. Christus „ starcke, behüte und bereite euch und alle die eure«/ „ auf seinen seeiigcn zukünftigen Tag samt uns al' „ len. Wir wünschen und wollten gar gerne/ daß ,, er baid käme/ denn cs will die weit gar überaus ,/ döse werden. Das heisse uns wider dieselb well „ auch bitten. Donnerstag nach Ambrosi. rrzZ, Mattinus Luther v. " Der Sohn der würdigen Matrone, von der biß- her geredet worden, Hr. Christoph Jörger, hat¬ te schon seit einigen Jahren die Wahrheit erkannt und auf seinen Gütern heimlich ausgcbreitct, könnt« sich aber doch nicht ganz von dem Pabstlhum loß reis¬ sen , sondern wohnre noch zu Zeiten dem papistischc" Gottesdienste bcy, und fandFch als Mitglied der Re¬ gierung in Oestreich ob der Ens bey sollennen Pro- cesswnen und Opfern ein, ob er gleich dies Weser im Grund für unnütz und sündlich hielte. Ohne Zwei¬ fel machten ihn die geschürften Befehle Ferdinand» zaghaft, durch Unterlassung solcher abergläubige" Handlungen feinen Glauben zu bekennen. Er fühlt« aber hierüber innere Unruhen und bat Luthern und Georg Majorn um Rath und Trost. Jener schrieb sodann folgenden merkwürdigen Brief an ihn: „ Gnad I s z 2. 6- ,, Gnad und Fried im Herrn. v-^esirenger, Ehrenvester, lieber Herr und Freund. „ Aus eurem Schreiben an Mag. Georg Major ,/ und mich gcthau, hab ich vernommen, wie euch „ fast sehr beschwert, daß ihr als ein Regent zu N. „ sollt mit zum Opfer und allerley Päbstlcrey gehen, ,/ und euch als ein rechter Papist stellen in äufferli« // chcn Geberden, und doch im hertzcn vil anders „ und darwider gesinnt sich fühlen, sonderlich weil „ durch solch Epcmpcl jenes Thcil gestärkt, und dies „ Theil geärgert oder geschwächt wird, darauf ihr von „ mir Trost begehret. Erstlich weil euer Gewissen ,/ sich hierin beschwert findet, so könnt ihr keinen befi „ sern Raihmcistcr noch Dcctor finden, denn eben solch euer eigen Gewissen. Warumb wollt ihr al« „ so leben, daß euch ohn Unterlaß euer Gewissen „ sollt beissen und straffen, auch keine Ruhe lassen? „ Wäre doch das die rechte, wie mans vor zetten // hieß, Vorburg der Höllen. Darum', wo euer /, Gewissen lficrm unruhig ist oder ungewiß, da „ suchet, wo ihr könnt, daß ihr, aus solcher Un« /, ruhe (weiche strebt wider den Glauben , der ein /, sicher, fest gewissen machen soll) je länger je mehr ,/ euch winden mögt, und dahcimc, wie bißher , „ mit den eurigen Key dem wort bleiben , denn daß „ ihr sollt mit den andern öffentlich in Preccssion, „ Opfern, und dergleichen euch begeben- So euer „ Gewissen dawider murret, nachdem ihr die wahr« E z „ hcit 7» I s Z 2. „ heit erkannt, so wird solches eben so viel als die „ W chrhul veri ugnek heissen, wie Paulus zum /, Römern am 14. sagt: Was nicht aus dem /, Glauben geht, das ist Sünde, oder : Wer „ wider sein Gewissen lhut, der ist verr ,, dämmt, n) Solches und des mehr acht ich, /, werdet ihr aus der schlifft und andern Büchern/ ,, welche bas Gewissen woi lehren und halten, ge- ,, nugmm verstanden haben. Euer N. *«) ist nicht „ Gottes Diener in solchen fachen; darumb, ob ihm „ gleich jedermann schuldig ist, in zeitlichen zu ge, „ horchen, so kan man jm doch in geistlichen fachen/ ,, die ewiges Leden berreffen, nicht gehorsam scy», ,, als der nicht kan ewigö Leben geben; und keinen /, Befehl, sondern eircl Verbot hat von Goir, sich ,, des geistlichen ewigen Lebens zu unterstehen und „ zu meistern in seinem reich, sondern soll selbst „ Schüler und untcrthan fe»n Gottes Work, wie „ alle Ereatur. Hiemit dem beben Golt befohlen- „ Amen. Montags nach dem Christlage 15IZ. „ v. Martinus Luther. " Der Baron von Jörger hat vermuthlich hierauf die Erlassung von seinem Regentenamt gesucht und er- *) Also sähe schon Luther den wahren Sinn diese- stobschen Ausspruch- ein, der noch h. z, L. so ost falsch verstanden und «»gewendet wird. König Lerdinnnd. I f z r. 7» erhalten , und damit zugleich die Freyheit, bcy jenen Processionen nicht mehr zu erscheinen. Denn Luther schickte folgenden Brief an ihn: ,/ Gnad und Fried im Herrn. E)estrengcr, Ehrenvester, lieber Herr und Freund. „ Ich hör es gern, daß ihr vom Ammk erlöset und ,, in bcßere ^uhe des Gewissens kommen seyd. Daß „ Key euch das liebe Work Gottes so schwchrlich /, geht, dcß muß sich erbarmen der Daker der Barm« ,, Herzigkeit. Die Herren sind zum Theil unseelige „ Leute, und gehet ihnen, wie dem König Ahas zu ,, Jerusalem, welcher auch, je mehr Unglücks ihn „ überfiel, je mehr er wider Gott strebet, daß ich „ wohl denckcn kan, wo Golt seinen heiligen Na« ,, men nicht ehren wird, so kanns der Herren Hal« „ ber nicht gut werden, so die Grwissen deschwch« ,, ren und starken den Feind Christi, den Pabst, „ daß viel Seelen ohn Gottes Wort bleiben müssen. „ Darumb ist noch zu bitten mit Ernst, daß der lie« „ be Vatter nicht wolle anschcn unser Verdienst und „ der Feinde Toben, sondern seine Gnad und Barm- ,, Herzigkeit, und in uns Unwürdigen seinen Namen ,, ehren, daß der Türk nicht rühme, wo ist nun ihr „ Gott? Denn er hat lang genug gerühmt, und ,/ ist hoch kommen mit Morden und Lastern r Gott „ woll ihm steuren und wehren, und sein ein End /, machen. Amen. Grüsset mir euer liebe Frau E 4 „ Mut« 72 I 5 Z 2. // Mutter. Hiemit Gott befohlen. Au Mtten- berg am 17. Aprilis 15)4. // Martinus Luther v. " XVII. Kapitel» - / l 5 Z 3» O. Grtolf Fuchsberger, em Bekenner der evangelischen Wahrheit im Dosier Mansee. §)er allweise Gott bediente sich zur Ausbreitung der reinen Wahrheit verschiedener Personen, oft sol¬ cher, von denen man cs gar nicht erwartet hätte. Darunter gehört (grtolf Huchsberger, von Ditr momng in Salzburg gebürtig, der kais. Rechte Doktor und des Abtö und Konvente zu Mansee *) in (Dberöftretch Hoftichtcr und Sekretar, weicher ums Jahr izzz in diesem Kloster lebte, und die er¬ kannte evangelische Lehre auch andern einzuflöffen be¬ mühet war. Sein Äbt Johannes trug ihm auf, etlichen Konvcmbrüdern die Logik zu lehren- Wie er das gechan habe, sieht.man aus seinem gedruckten Wer« *) Eigentlich Mondsee, lgtem. I-unselscum. ' 5 Z Z- 7Z Werke *) Er hat nämlich , wenn er seine dialekti¬ schen Regeln durch Excmpcl erläuterte, verschiedene derselbe» aus her Theologie hcrgcnommcn, welche lauter cheure evangelische Wahrheiten enthielten, z. B. ,, Das Evangelium ist eine gute Botschaft , die ,/ den Menschen lehret, woher er das Gesetz zu voll- „ bringen Krafft nehmen solle, auch wo er solle Gna« „ de such n, so er gesündigt hat; oder cs ist eine „ predigt von Christo, die durch ihn Vergebung der „ der Sunden mit gegcnwerriger Gnad Verkünder. " Von der Rechtfertigung sagt er: ,, daß wir wie ,, Slbraham gerechtfertigt werden, derhalben müsse ,, solches durch den Glauben geschehen. " Von der Buß. : „ Bußwirtigkeit ist ein Scheuen Haden an „ der erkannten Sünde, mit gutem Fürsatz, und „ wiederum sich von derselben zerreißen durch den ,, Glauben, daß von Christi wegen dieselben werden „ vergeben. „ Man sieht leicht, daß durch diese Lehrart bcy den Konvenlbrüdern zur Erkenntniß und zum Vortrag der reinen Wahrheit ein guter Grund gelegt worden; ja, Fuchsberger beruft sich in der an den Abt und das Ehrwürdige Ronvenc ge¬ richteten Zueignung auf die Erfahrung; er sagt: Es „ Wie *) Es hat den Titel : Gründlicher waarer Anfang der waaren visleÄic« — gedruckt >ez4 in 4. zu Angspurg durch Aler. weissenhorn. Siehe tteu. ni-mni koeeil. 1°. n. I. IV^. p. ;4r. Ev ist auch ei¬ ne andere Ausgabe -ees zu Aürch erschimeu, welche in ven kkUat. ^om. 1U. p. 74;. tgg. weitläu¬ fig recensirt worden. 74 r 5 Z S- „ Wie hoch die Brüder darin zugenumen, mag bch „ denen, so bas göttlich wort von ihnen hören, er- „ lernet werden. Vnd wiewol vielleicht dieselben ,/ Prcdighörer sich auf keine dialeckica verstehend, so „ werden sie doch müssen antworten, wie jnen all „ Fürschleg von der Buß, dem Gesetz, dem Evans „ gelio, sünden, gnad und dergleichen hunderklry, „ das sich in der predig zu erklären zutragt, eigenb „ lrch wird beschrieben, ordenlich gekheilt und mit „ kreftigen Argumenten, schriMchen Jeugnuß her« „ fürgestrichen; so alles dieser Kunst eigen ampt zn „ nennen - " Wie viel mag nicht dieser Mann jur Fortpflanzung der achten Lehre des Evangeliums beygetragen haben! -cn? XVHI. Kapitel. I 5 Z 8- 1539- Bas Pabsithum nimmt in Oestreich merk lich ab. wenig Jahren wuchß die Anzahl der evange, lischen Bekenner in Oestreich gar sehr an, und dek Anhänger des Pabstthums wurden immer weniger. A. I5Z8 kam der Kardinal Aleanher als Legat vom Pabst Paul III. zu König Ferdinand , und meldete bald r 5 Z 8. r 5 ? y. 75 bald darauf dem erstem, daß er in den Oestreichischen Landen einige hundert röm. katholische Pfarrstcllen angekroffen habe, wo keine Geistliche gewesen. Und die östre:chischen Stande bekräftigen das in der 1541 an Ferdinand übergebenen Bittschrift: Es sind, sagen sie, Vie! Pfarren ohne aste Vorgehcr und Pfarrer, dadurch das gemeine Volk also gott¬ los und grob wird, daß es hier nicht mehr zu raumen ist, und wie das Vieh ohne aste christliche Unterweisung und Sacramenc ver¬ scheiden. Em Bcweiß, daß daS Licht des Evange¬ liums allenthalben durchgebrochcn, wodurch der Pfaf¬ fen irrige Lehrsätze und böses Leben aufgcdcckl, sie auch selbst zum Lheil in ihren Gewissen gerührt wor¬ den, und entweder die Wahrheit angenommen, oder da ihnen dieselbe verhaßt war, lieber davon gegan¬ gen, als ferner sich von ihren Zuhörern verachten und spotten lassen wollen. Nolhwendig mußte da¬ her, da Ferdinand nicht erlaubte, die ledigen Stel¬ len mit evangelischen Predigern zu besetzen, eine gro¬ ße Verwilderung unter dem Volke cinreissm. Dieser Fürst that alles, was er nur konnte, um die hervorbrcchcnde evangelische Lehre zu dampfen. Da die Stande das schon 1524 ergangene Verbot, keine Studierende nach Wirrenberg zu schicken, gar schlecht beobachteten; so ließ er am z. April izzg, eben da der Reichstag zu Frankfurt gehalten wur¬ de, ein neues Edikt ergehen, in welchem er alle Söh¬ neseiner Unterthanen, die zu Wittenberg ihre Stu- dien 7§ - 5 Z 8. i 5 Z 9» dien trieben , zurück berief, auch Key Androhung der härtesten Strafe allen und jeden untersagte, sich da' hin zu begeben. Aünn, auch dicß konnte den Lauf des Evangeliums nicht hindern, welches sich nicht Nur unter den Rittern und Edelleuken, sondern auch unter dem gemeinen Volk ft mehr und mehr verdreh tete. Um seine eigene Familie vor dem lutherischen Gift zu bewahren, ließ Köuig Ferdinand an seinem Ho¬ fe aufs strengste verbieten, daß sich niemand unter¬ stehen sollte, mit seinen Prinzen von den Religions- strcicigkeilcn zu reden. Aber auch dies Bemühen fruchtete wenig. Oer Lehrer der königlichen Prin¬ zen und Prinzessinnen, wolfg. Severus oder Schiefer, halte in Wittenberg studiert und stund nachher mitMclanchthon un Briefwechsel, der ihn als einen biedern, gelehrten und klugen Mann *) schildert. DiescrergriefjedeGclcgcnhclt, den könig¬ lichen Kindern eine gute Meinung von der evang. lu¬ therischen Lehre zu erwecken; welches besonders be» dem Erbprinzen Maximilian nicht ohne Wirkung gewesen, wie dessen nachfolgende kluge und tolerante Regierung hinlänglich bewiesen hat. Severus aber mußte im J. l5ZS sich von dem königlichen Hofe entfernen, so sehr sich auch MclKuchchon für ihn mtcressirke. *) S. rom. I. Lpiiklar. Llekaodtk. eci-r. ?e«eM p. i/e. tqq. nnd Schelborns Ergötzlichketten an» der Rirchengeschichre L. I, wo von diesem eveuM iischsn Lehrer Kaisers ttrarim. II. weitere Nachricht zu finden ist- 77 XIX. Kapitel. 15 4 1- O. Johann Laber, Bischofzu Wien, ein Feind und Verfolger der Evangeli¬ schen, stirbt, dieser Zeit an erkaltete der Eifer des Königs Ferdinand gegen die Lutheraner in etwas. Statt sie völlig aus seinen Staaten auczurotkcn , gierig er vom I. 1541 an damic um, wie zwischen ihnen und dm rsm. Katholischen durch eine solenne Trans¬ action das gute Vernehmen wieder möchte Hergestei« let werden, bchaiideikc sie auch so ziemlich gelinde. Freylich batten sie nachher öfters manche Drangsale zu erdulden: allein , es war das wohl mehr dem pabstlichen Klerus, als dem Amrieb und Befehl des Königs zuzuschreiben. Zur mildern Gesinnung des¬ selben gegen die Evangelischen trug ohne Zweifel der LodO. Iol). Fabers *) Bischofs in Wien, vieles bey, *) Man muß ihn von dem berühmten Schriftausleger Jak. Faber von Ecaples, unterscheiden. Er war zu Leuckirch in Schwaben gcbobren, erst Bischof zu Rostan; , endlich zu Wien. Als er sich »rar zu Rom aufhielt, edirte er daselbst sein Oxus säverst,, no- 78 r s 4 r. bcy, welcher seit vielen Jahren dieselben aufs heft tigste verfolgt und nebst dem berüchtigten, ihm gleich gesinnten Ioh. Eck zu Ingolstadt, *) des Kö- nigs Herz in Hauben hatte. Erstarb d. 21. Mail N8VA quaeäsm L « cbrillrana relixione prorfus niiens äoZmata ii/ar/fur Lnt-e-'r. ÜVIOXXII. F,l. welches m Deutschland unter dem Titel: Alieus in bi^eresill I-mNsiimnm zu Leipzig ><:; , und zu LöUn irr» in Fol. wieder aufgelegt worden. Luch auf der.! Ge¬ spräch zu Baven offenbarte er seine bösen Gesinnungen wider Lurhern und Zwingli. ( S. das Lircer. Mu¬ seum B> l- S. e47.'rez. 57r.) Daßer wider die Lhur- sächs. Visicanonsarrikel zu Felde gezogen, beweist Hr. Past. Srrobel in der tzinleitung zur neuesten Ausgabe derselben (Alrd. 1776. z.) S. 46 — ev; und daß er sogar den Melanchrhon zum Abfall von der evangelischen Lehre durch Verheissung einer ansehn¬ lichen Beförderung bey König Ferdinand in einem Briefe zu ermuntern gesucht habe, sagt Melanchrbon selbst in TjMnUe Lamararium S. lc>5. Urbrigens, s- Lett-re^r äilst äe Aoanuir t-'aL?'! vica L tcripkis, t.ipl. i7Z7. und Schelhorne Ergötzl. aus der Kirchrnhist- und Litler. B. H. S. sro. f. *) Kaiser Larl soll gesagt haben: Mein Bruder hälr von Faber und Ecken viel, achrec sie groß. So!l- ren sie den christlichen Ständen verrherdlgen? In wohl, der eine ist alle Tag trunken, der an¬ der ist ein Hurentreiber und Narr. S. Lu Hees Tischreden S. res. b. — Mycostius in seiner Re¬ form. 79 XX. Kapitel. 1541- 1542. Die evangelischen Oesireicher bitten Ferdi¬ nand um fteye Religionsübung ; aber vergebens. -Oestreichs evangelische Einwohner nährten nun viele Hofnung, die so lang erwünschte Freyheit ei. ner öffentlichen Religionsübung zu erlangen. Noch im reisten Jahre fanden sie bequeme Gelegenheit, ihre Wünsche zu entdecken. Ferdinand hatte in seinen Feldzügen wider die Türken wenig Glück/ auch war die Haupt und Residenzstadt Ofen in Ungarn ver. lohren gegangen. Er berief daher die gesamten Stän¬ de seiner Erblande / und also auch die Oestrcichischen/ nach Prag auf einen Landtag/ und ersuchte sie um Beyhülfe zur Fortsetzung des Kriegs. Die Evange¬ lischen baten ihn hingegen um ihre Rcligionsfreyhett, und überreichten rhm am iz. Dec. eine sehr beweg¬ liche form. Geschichte sagt S. ;e: v. Erk Hetzer Wider das Lvangelio» die Hertzogen zu Deyern, den Lönig Ferdinand, deren er ein einiger Lbgorr ist rc. 8o ! s 4 r. » 5 4 2. licheSupplicakjon, in weicher sie „ anfangs dm ,/ gegenwärtigen Zustand ihres Landes und Ken zu ,, fürchtenden gänzlichen Ruin desselben schilderten, „ und daher sich schuldig criennelen, dem König ihr „ unter-hänigstes Bedenken zu erösncn, wie ctwu „ dem allgemeinem Verderben abgeholf n und alles „ wieder in erwün'chien Wohlstand gesetzt werden „ könne. " Sie stcllecen sodann mik vnler F cy< mükhigkeit vor, „ daß das gottlose Leben, welches „ in ollen Ständen überhand genommen, svlchesUn« „ glück über sie hätte bringen müssen - man habe ,, Gottes Wort gar sehr verachtet, der sich nun des „ Türken als einer Geissel gegen die Christen geb,am ,, che, w e aus dessen glück! chen Feldzügen wider /, den König, Eroberung des tö,ugl. Stuhls Gfcn, ,, und verübten grosse,,. Grausamkeit in Ungarn, „ Böhmen und Nicderöstreich augenscheinlich en ,, Helle. Werl auch offenbar sey, daß sie itzo das „ angebotene reine Wort Gottes nicht annehmcn und „ Buße lhun wollten, so könne sie auch aller Chrb „ sten- ») Sie ist K4r in 4. ohne Anzeige des Orts gedruckt worden, unter dem Titel: Der Niederösterreychb scher Landen gesandten an Röm. Rung. U»r. Ferdinanden, christliche religion, auch wie dem Türcken möchr geweerr werden, vnd änderns^ chen der besserung belangend, ernstliche Gup< xlieation. Vnd darauf erfolgre Röm. Lung. INr. ancwnrr rc. Das erlanrerre evang. Gest^ reich liefert diese Schrift in Sen Verlagen Nm«. IX. S. 74. ff- r s 4 r s 4 2» gr „ stenheit Macht vor brr Strafe Gottes nicht schü« // tzciu Da aber deff-n Barmherzigkeit so groß scy, // daß, wenn ein sünd'gss Volk sem göttliches Wort, ,, welches er ihnen beständig anbeut, in wahrer Bu' „ ße annehme, er die endliche S-räfe von ihm neh- ,/ me; so müßen sie dem Könige kein anders Mittel „ zur Abwendung der gegenwärtigen Strafen an« /, zurathen/ denn daß das Wort Gottes allcnihal« // den nach christlichem Verstand gepredigt, nNd das // Volk zu christ! cher Poenitenz nd in solcher Zuver« /, sicht zum Widerstand des Türken bewegt werde» Der König habe sich auch bemühe, die Religions« /, spaltungen zu vergleichen, wie es denn imjüngsictt „ Reichstag so weit kommen, baß von vielen Ärti« „ kein gehandelt, und ein gemeiner Fried in der Re« „ ligion Sachen b:ß auf weitere Vergleichung be« schossen worden. «) Wofern aber sie, als Un« kerchanen des Königs, in solchem gemeinen Ftte« den in den Artikeln, die als christlich nach dein ,/ Wort Gottes zu erhalten, nicht begriffen waren/ oder ss einer diesen Artikeln zugelhan , darüber in Sorgen LeibesuNd Gutes stehen sollte, könnte es ,, ihnen nicht anders denn schmerzlich seyn. Dcß» „ wegen sep der kandschafr höchstes und herzliches /, Flehen und dcmüthigste Bitte, der König wolle „ daran seyn, daß das h. Evangelium nach rechte« ,, christlichen Verstand, und der hohe Arlikul vort /, der Vergebung der Sünden allein aus dem Ver» F „ dienst Ju Resenebura ». rs. Julii ls4r» 82 I f 4 r- ' 5 4 2. „ dienst und Leiden Jesu Christi, und darneben die „ Liebe des Nächsten und alle gute Werke, als „ Früchte und gewisse Anzeigen des innerlichen Glau« „ bcns, gepredigt, ferner das hochwürdige Sakra« ,, ment des Mars also, wie cs am Anfang der Chri« ,, stenheit auch etlich hundert Jahre gehalten wor« „ den, und noch in vielen Landen gebraucht wird, de- „ nen, die es begehren, gereicht, die bißherige« ,, Mißbrauch in der Kirche abgestellt, die Pfarrkir« „ cher mit guten geschickten Seelsorgern versehen, ,, auch die, so das Wort Gottes predigen, nicht, ,, wie bißher geschehen, verjagt werdm. Wenn ,, denn gleich die Mißbräuche nicht so gleich könnten ,, gehoben werden, so könnte doch darum die Pre« „ digt des reinen Worts und rechtmäßiger Gebrauch ,, der Sakramenten, als nothwendige Mittel der ,, Seeligkeit, nicht nachbleiben, insonderheit wegen ,, des unwissenden und ruchlosen Volks, welches von „ aller Gottes Erkenntniß gekommen, nachdem viele ,, Pfarren ohne Seelsorger waren. " - Endlich schliessen sie, nach abermahl vorgestellter Nolhwcn- digkeit der Erhörung ihres Gesuchs, mit diesen Worten: "Wir zweifeln demnach gar nicht, E. R. Mas. werde aus der gnädigsten väter¬ lichen angebohrnen Sorgfältigkeit derselben getreues Land in solchen Abschied kommen lassen, und uns hierin willfahren, wie wir denn nochmahlen E. R. Maj. mir gebognen Rnien und stets seufzendem schreyendem Her¬ zen um Gorr und seiner Ehre willen, de- müthigst i 5 4 r» r 5 4 2. 83 müthigst bitten, und uns darneben E. R. Maj. in all m schuldigen Gehorsam, damit wir solch christlich gnad um E- R '/lkaj. mit -Leib, Gut und Hlut verdienen wollen, un« terrdänig befehlen. Aecum Prag d. rz. Dec. anno im xlj. „ Diese Bittschrift ward Ferdinanden im Namen der gesammten Vliederöstreichischen Lande und der gefürsteten Grafschaft Lörz übergeben, und war von folgenden Bekennern der Wahrheit unterschries den: Pilgram Herr von Bücheym, Erbdruchsäß in Vesterreych. Lhristoffel Freyherr von Eytzingen. Gigmund Ludwig Herr von Polhaim. Erasmus Herr von Stahremberg. «) F 2 Hans *) Er war 1494 ;u Inspruck gebohren, hernach K. Lerdiiianvs I. Rath und Truchseß, stark ri44 d. i4- Iunii. *») Ein Vries, den Luther an seinen Vater Barrdok. von Srahremberg geschrieben, ist noch vorhanden. Er selbst war -eo; gebohren, Röm. Kais. Maj. Rath und starb Is6o. Auch mit ihm hat Lurhee korre« ftondirt. 84 i 5 4 r. r 5 4 r- Hans Vngnad Freyherr ;u Sunek/ Land< Hauptmann in Steyr. Reinprecht Herr von Ebersdorf/ Erbkam- merer m Gesterreych. Grr Herr von Lichtenstein / Erbmarschall in Dernren. Hanns von weyfprach Freyherr. Georg von Herbstein Freyherr. Georg von Wolfmirsdorf Ritter» Gigm. Weyxelberger Ritter. Lhristoffel Rembschüsel Ritter. Abel von Rolnek Ritter. Erasmus Scheyrer Ritter. Balthasar Gleynyer Ritter. Bonaventura von Ecken Ritter. Georg von Berckhaym. Georg *) Iu Sceyermark ist er 1496 gebühren worden, und war noch rrei Landeshauptmann in Steuer, wie auch Hauptmann und Vitzthum zu Lilli. Da er aber der evangel. Religion wegen viele Drangsale erfahren muZte, legte er seine Bedienungen nieder und zog in das Städtchen Urach in Würrcinberg/ vermahlte sich re<6 mit Magdalenen/ Gräfin von Barby, ül>er< setzte verschiedene geistliche Schriften ins Slavsnisclch und war überhaupt um die Ausbreitung des EvaiM liums sehr bemüht. Zr starb d. rr. Dec. 1564 z» Winrriy in Böhmen, von da sein Leichnam nach Tübingen geführt uns daselbst begraben worden. S' Schelhorns Ergöizlichk. B. !. S. ess- ff. i 5 4 r. i s 4 2' «s Georg Meinminger. Martin vonVestreich. Achaz Hohenfelder. Wilhelm vonBibrach. Erasmus Hachelperger. Wolf Hohen- felder. Eerenreych von Rünsperg. Der Scett N^ammen. wyen. Grey. Lyntz. S. Veit. Steyn. Ereyr. Rackelspurg. Rornnawenburg. Lau« bach. Ems. Oestreych vnder vnd ob der Ens. Gteir. Rernten. Rrain. und die fürstliche Grafschaft Söry. Diese flehentliche Bitte fand aber bey Ferdinan¬ den wenig Eingang. In der am 8- Januar 1542 erchcilken Antwort bezeugte derselbe zwar seine Be« gierde zu Hebung alles gottlosen Wesens in seinen Landen; die verlangte Predigt des reinen Worts aber, und die verbettene Verjagung evangelischer Lehrer ward damit eluliirt, /, daß dem Könige nie „ zuwider gewesen , daß Gottes Wort nach seinem ,/ wahren christlichen Verstand, und wie solches ,/ von Aposteln und Lehrer«/ so von der h. chcistli« ,, chen Kirche approbirt und angenommen scyen, ge- ,/ predigt werde/ solle ihm auch hinfuhro nicht zu- // wider scyu. Er wüßte sich auch mcht zu erinnern, „ daß er gegen jemand, so sich im Predigen dem ,/ gleich, wie oben stehet/ verhalten/ einige tharli. ,/ che Handlung vornehmen lassen. Er vertrösten st. F z „ dann 86 - s 4 r» r 5 4 2. „ dann auf ein allgemeines eoncilium/ und ermahnt „ sie, sich indessen lu der Religion so zu erzeigen, „ wie ihre ehrliche alke Vorfahren gelhan har ,, den, und keine Aenderung vorgunehmen. ,, Es fty auch die Mcynung des neuiichcn Abschieds /, zu Regensburg gewesen/ nicht daß zwischen S län- ,/ den und ihren Un erthanen der Religion wegen ein ,, Friedestand gcmachr werde/ sondern daß die Ka- ,/ kholikcn bey der allen Religion / und die Prokestan« ,/ tcn bey dem, darin sie zur Zelt des aufgcrichrelen ,/ Vergleichs gestanden / biß auf ein künftiges Lorr- ,/ cilium vcrharrctcn; worüber er zu hatten verbau- /, den fty. — Auf diese Ankworr des Königs wa- ren nun freylich die evangelischen Ocstrcicher mit ih¬ rer Replik bald feriig/ in der sie sich deutlicher er¬ klärten/ was für eine Pr.digc Les göttlichen Worts sie verlangten, nämlich wie es Gott gclehrer und geboten habe; sie klagten auch / // daß dies Wort „ Gottes/ und besonders der Ariikul von der Vcr- „ gebung der Sünden allein aus dem Leiden Christi. „ ohne zuthun menschlicher Werke, zu p-edigcn nicht „ geboten werde, wohi aber die/ so ihn predigten/ ,, verjagt würden; und hiengen noch einmal die Eilte ,/ «N/ daß die Prediger/ so solche Artikel und sonst ,/ das Work Gottes klarlich predigten, doch möchten ,/ geduldet werden. " Sie erhielten aber hierauf keinen Bescheid / sondern wurden auf die einmahl ge« geben« Antwort des Königs verwiesen. XXI. 87 XXl. Kapitel. i 5 4 Z- Fortwährende Verfolgung der Lutheraner in (Destreich. -Oa, es dauerten ihre Drangsale beständig fort. Zwar konnten es die Feinde nicht hintertreiben, daß nicht hin und wieder lutherische Prediger sich theils in den Städten, theils auf den Gütern der Ritter¬ schaft aufhieltcn, die das Wort der Wahrheit in der Stille predigten, und das Abendmahl unter beyder. ley Gestalt austheilten. Sobald es aber laut wurde, daß ein solcher Prediger vorhanden war, oder daß sich Leute zu ihm versammleten, die sich seines Amts bedienten, dachte man gleich darauf, diese zu strafen und jenen fortzujagen. Die römische Geistlichkeit war unablassrg bemüht, von dem Könige Ferdinand Befeh¬ le über Befehle gegen cinzle Prediger auszuwirken, wo¬ durch dicRitkerschaft öfters genöthiget wurde ihre heim¬ lichen Lehrer zu dimittiren. Dies erfuhr unter andern Georg, Grafvon Schaumburg inOberöstreich im 2-IZ4Z. Er hatte einen evangelischen Lehrer, der schon einmahl aus Oestreich vertrieben worden, zu Eferdingen wieder angenommen, mußte ihn aber auf nachdrücklichen königlichen Befehl wieder cntlas- F 4 lm- 88 -543« sm. So hotten in eben diesem Jahre die Bürger einer gewissen östrcichischen Stadt in einem nalx lie¬ genden One sich das Abendmahl nach Chnsn Ein- setzu rg reichen lassen , würden aber ins Getängniß geworfen worden seyn, wenn die Obrigkeit jener Stadl dem Ansinnen der kacholischcn Geistlichkeit ge¬ horchet hätte. Unter diesen und ähnliche» Bedräng« Nissen mußten die Lutheraner, deren Zahl sich doch immer, obwohl heimlich, mehrte, noch manches Jahr hmbkmgen, XX!!. Kapitel. r 5 4 4. Merklicher Verfall der 'alten Religion in Oestreich. Versendung der Jugend vom evangel. Herren-und Ritterstand nach Wit¬ tenberg. KeAore; auf evangel. Universitäten aus dem östreichischen Herrenstand. das Jahr 1544 war zwischen der östreichks schen Regierung und dem damahligen Bischof zu Wien, Lriedr. Nausea, *) ein Streik über dw kirchliche Jurisdiction entstanden, davon soviel be¬ kannt »st, daß letzterem von der Regierung bey Scra- fe verboten worden, gegen die Ketzer nicht inquisi¬ torisch zu verfahren, auch die, weiche in Bann wä- F 5 ren, *) Die zu Basel-ero in ffol. gedruckten Lpistnlse mi5o. sä K-mOam enthalten viel Wichtige« zur Kirchenge¬ schichte der damahligen Zeit. Nur Schade, daß sieh, j. T. unter die seltnen Bücher gehören! Nausea ivar zu Weissenfels im Bambergischen gedohren, und siarb icer Von den angeführten Briefen und von den Schriften diese« Bischofs «iedt B. §. Humniez indcr neuen Bibd vsn sMene» Büchern St. s. S » -- »r gute Nachrichten. 9-r r 5 4 4° ren, nicht vom Abendmahl abzuhalten. Nausea klagte diesen Eingriff in seine geistliche Gerichtsbar¬ keit dem damaßls zu Prag sich aufhaltcnden päbstli, chen Nuntius Hier, verallus, in einem Briefe, und erhielt von ihm das Versprechen, daß, so bald er zu Sceyer bey König Ferdinand würde ange¬ kommen scyn, er es dahin dringen wolle, daß der weltlichen Regirung dergleichen angemaßte Gewalt sollte verboten werden. Verallus muß aber wenig Äusgerichtct haben, weil Nausea sich entschloß, we¬ gen dieser Eingriffe sein B-ßtum nicderzulegen, wel¬ ches er aber doch auf Zureden des Tochiäus unlM lassen hat. Indessen berichtete ein Wienerischer Dok¬ tor der Rechte, Iol). Mart. Stella, an den da- mahligen Bischof zu Modena und nachher so be¬ rühmt gewordenen Kardinal Joh. Moronus, die- se Lage der Sache, und bat ihn, daß er der faß ganz verfallenen Kirchen-Jurisdiction in Oestreich bey dem Pabste zu Hülfe kommen möchte. Stella , führte unter andern dem Bischof zu Gemüthe, was ! die alte Religion in diesem Lande für Schaden leiden > würde, wenn Nausea sein Amt aufgeben sollte, in¬ dem es in Oestreich an geschickten Leuten so sehr fehlte, daß, wenn der Bischof nicht mit Predigten und Schriften für die Religion der Vorfahren stritte, man nicht wüßte, was daraus werden würde. „ In ganz Oestreich sey kein einziger, der, ,, wenn er auf ein (üoncilium geschickt werden sollte, „ nur fähig sey, ein Wort zu reden, geschweige „ die Sache der Religion zu verlheidigen. Dies „ sthe -544- 9- „ sehe man in Oestreich ob der En«/ ws man „ schon an vielen Orken die allen Kirchengcbräuche /, abgeschafk und den neuen Gottesdienst eingeführt „ hatte. Man werde cs einmal bereuen/ daß bas // zu Wien und in Niederöstreich aufgegangcne /, Feuer nicht in Zeiten genlgek worden fty. " Welch ein deutlicher Beweiß der Schläfrigkeit des römischen Klerus und seines ermattenden Eifers für die Erhaltung der katholischen Religion! Dagegen bestrebten sich dieEvsngeli'chen aus dem Herren - und Rirterstande, daß die reme Lehre erhal¬ ten und auf auch die Nachwelt forrgepflanzct werden möchte. Des geschärften und wiedcrhohlken Verbots ungeachtet/ schickten sie thre Söhne fteißignachWit- z renberg und übergaben sie der Aufsicht und Unter¬ weisung der dasigen Professoren. Die schon mehr- mahln erwähnte Baronne von Jörger auf Tollet sandte ihre Enkeln dahin / welche Luther dem bekannten Georg Major anvcrkrauett/ und an sie folgende zween Briefe abschickte: ,/ Gnad vnd Fried im Herrn. Urbare, Tugendsame Frau. Wir haben Euer lie- // be Nifftel (Neffen) und Kinder allhier angenom- e, men/ und hoffen/ sie seyn wohl und ehrlich ver- e/ sorgt bey einem frommen Magister George Me^« e/ er. Gott g be ihnen Gnade/ daß sie wol studiren ,, und fromm werden/ als ich mich gäntzlich zu ihnen „ ver» 92 -544» „ versehe. Denn es in dieser, bösen Zeit wohl noch ,, ist, daß der frommen Leut viel waren, die uns „ hu ffcn mit gutem Leben und Beten, unsere vori- ,, gen Sünden und tägliche Mehrung derselben für „ Galt versöhnen, und die Ruthen, so fürder Thür „ ist, auf unser Haupt gebunden, abwendcn. Denn ,, die vorige Abgötter,y im Pabstthum, di« sie noch „ nicht lassen wollen, und unsere Undankbarkeit dru- „ cke» uns harr. Der barmherzige Gott wolle ml! „ seinem h. Geist nachfttzcn, und sein gut Merck, „ durch sein h. Wort «»gefangen, gnädiglich voll, „ bringen. Amen! in dessen Gnad ich Euch befehl« „ uns bittet für mich, vmb ein secligs Stündlein, „ denn es soll je nunmehr die Zeit da syn meiner „ Heimfahrt vnd Ruhe. Datum stie LI»r§sretd»e 1544- v. Martmus Luther. " Der zweite Brief hat folgenden Inhalt: ,/ Gnad vnd Friede im Herrn. Urbare, Tugendreiche, liebe Frau. Euer Nijstel „ halben versehe ich mich, werd ihr Präceptor N- „ Georg Major alle Gelegenheit geschrieben ha« „ den. Daß ihr aber bekümmert scyd über curek ,, Söhne Uneinigkeit, wit ich wol glauben, ist mir „ warlich beyde ihre Uneinigkeit und eure Trübsal ,, ganz leid. Nun, was soll man thun ? Es muß Un« „ fall »544» 9Z fall und Creutz in diesem Leben ftyn, dadurch uns „ Gott treibe zu seinem Wort und Gebet, auf daß /, er uns erhören und trösten möge. Darumb sollt ,/ Ihr nicht «blassen, mit Gottes Wort sie zur brü- // Iichen Liebe zu ermahnen, und daneben ernstlich ,, bitten, daß Gott zu solchen Vermahnen sein Ge« ,/ deyhcn geben wolle. Amen. Meine Räche und ,/ Kinder danken euch eures Grußes und guten Wil« /? lens sehr freundlich. Hiemit Gott befohlen. Dm ,/ r- Sept. 1Z44 v. Martinus Luther. ,/ König Ferdinand wiederhohlte nun zum dritten* wähl fern Verbot, keine junge Leute nach Witten¬ berg zu schicke«/ und befahl/ daß dieselben entwe¬ der zu Wien, oder zu Freyburg im Breißgau/ °der zu Ingolstadt studieren sollten. Doch auch diese Verordnung ward von den Herren und Rittern nicht sonderlich befolgt. Sie schickten zwar ihre Söh¬ ne eine Zeitlang nach Wien, aber theils vor-theils nachher auch auf auswärtige evangelische Universi¬ täten/ wo verschieden" derselben ReKores rnsMilla; geworden sind. So habeu z. E. Hr. Heinrich Frey. Herr von GeaHremberg, der nachmahls Kaisers Ma¬ ximilian II. Rath, auch Vice. Statthalter gewor» den, nach ihm Hr. Sigm. Ludwig, Freyherr zu ^olhairn und warrenburg/ und dann Hr. Andr, ^olf, Freyherr von Polhaim und Pary/ jene Würde bey der Universität Wittenberg bekleidet- 94 is44« Hr. Hann« Lyriak. ven polhaim rc. war 157s zu Rostok, und He. R'Mprecht von polhaim I5S2 zu Jena ReLdor msZniücus. XXIII. Kapitel. 1546. Verfall der Universität zu Wien. Vorsicht, daß sich kein evangelischer Profeßor einschleiche. dm östreichischen Unterthanen die Beziehung auswärtiger Akademien verboten war, so hätte man die hohe Schule zu Wien in einen desto bessern Zur stand setzen sollen, zumahl da sie seil einiger Zeit sehr in Verfall gekommen. Die Anzahl der Peofts' soren war, weil man die leeren Stellen nicht besetz' te, sehr geringe. Die theol. Fakultät machten de» ren zween, höchstens drey aus; und als 1545 das Lridentische Concilium seinen Anfang nahm, sand man keinen, der dahin geschickt zu werden tüchtig gewesen wäre. Da von Gründung der Universität an die Professoren fast aus lauter Klericis bestatt' den weil nebst den Theologen auch die Philosophett und Juristen mehrenkheils in den geistlichen Stand waren - folglich alle unverhcyrathet lebten; so rvak es r s 4 6. 95 es zur Gewohnheit geworden/ daß von denen/ die in der Ehe lebten / keiner jemals das Rektorat der Universität erhielt. Jetzo aber hatten die wenigsten Professoren Lust zum geistlichen Stande/ und waren/ äusser den Theologe»/ fast alle verheyraihet. Da¬ durch ward die Regierung genöthigct/ durch ein förm¬ liches Dekret zu verordnen/ daß der eheliche Stand keinem Professor aus den andern Fakultäten an der Rektorwürde hinderlich scyn sollte; doch mildem Bey- satz: Wann sä cenfurss eccloklafticss prcweäirt wer¬ den sollte/ daß der bcheyrath Rector alsdann seinen Gewalt derselben Zeit einem / der in 5a- cris ist/ übergebe. Die Zahl der Studierenden minderte sich täglich/ und kaum waren in einem Jah¬ re zween oder drcy / welche die Dockor-odcr Ma, S'sterwürde suchten. Die Professoren / denen auch ihre Besoldungen von Len Klöstern nicht ordentlich bezahlt wurden / stellten öfters den schlechten Zustand der Universität bey der Regierung vor/ und baten um eine Reformation derselben. Allein/ immer mit schlechtem Erfolg. Doch waren sie besorgt / daß die Universität rein katholisch bleiben und durch keinen evangelischen Leh. rer beflecket werden möchte. Einen Bcwciß davon gaben sie izzg. Barchol. Zeubelrieder aus Ri- tzingen / der zu Wittenberg Magister geworden kvar, verlangte von der philosophischen Fakultät als Mitglied angenommen zu werden; er ward aber mit seinem Gesuch von der Fakultät an das Universitäts- Kon- §6 -548. Konsilium , und von demselben an die östreichisch« Regierung verwiesen. Diese, nachdem sie seine Bitt« schrift gelesen hakte, sandte dieselbe an den Rektor zurücke, und verlangte die Meynuug der Juristen und Philosophen h erüber zu vernehmen; welche sich dahiii erklärten, weil sowohl der Kaiser, als auch der Kö' nig Ferdinand ernstlich verboten hätte«/ daß aus ihren Landen niemand in Pvttrenberg studieren soll« te; so hielten sie es für billig/ daß auch die von ww tenverg in des Königs Landen und Universitäten Nicht angenommen würden/ zumahl/ oa der Pabst/ als aus besten Gewalt alle Gradus auf hohen Schu» len hcrkamen, der Universität Pviltenberg uuüori- tLtew, conkeretuli Arallus genommen hätte/ folglich wenn sie diesen Mann/ an dessen Wandel und Ge« schicklichceit sie sonst nichts zu tadeln wüßten/ an¬ nahmen / sie dadurch in des Kaisers / Königs / Pabsts, und des Bischofs zu Wie» / als rhres Kanzlers, Ungnade fallen würden. Zeubelriedern ward also seine Birke abgeschlagen, und er mußte sogar die Uiw vcrsitak verlassen. Durch solche Vorkehrungen suchte man der Gefahr der Ketzerey vorzubeugen. Abck vergebens. Viele aus dem Herren und Rttterstatüc, die sich schon öffentlich zu der evangelischen Lehre bc< kannten, schickten zwar ihre Svhne nach Wien, g«' den ihnen aber lutherische Hofmeister, die sie sus evangelischen.Landen verschrieben hatten, ven dene» ein und andere durch Empfehlung ihrer Patronen st' gar als Professoren angestellet wurden. Dies blieb bem Könige nicht verborgen; und auf seinen Besch! NM- 5 5 4 8- 97 wurden I-4S ein Professor und ein Hofmeister, die als Lutheraner erkannt worden, zum Lande hinaus gejagt. Jener war Zranc. Stankarus, Professor der hcbr. Sprache; >0 dreser hieß Wolfg. N^ar. cius. Aber eben Ließ gab Anlaß, daß von Mil« mutz aus, wv sich damahis König Hcrvinand auf« hielte, an die Universität, besonders an die theol. Fakultät, am zo. Merz 1548 ««) der Bef-''! -r« Sieng, von nun an mit jedem, der a!s Professor angenommen werden sollte, vorher ein Exa -en an- iustellrn, um sich seines achten röm. taryvlrschm Glaubens zu versichern. G XXIV. *) kr ward nachher Professor zu Königsberg und zu Frankfurt an der Oder, Und iß wegen seines Irr, thnm-, als ob Christus nur nach d r menschlichen Na¬ tur unser Miller sey, in der Kicchengeschichtedes iLten Jahrhunderts bekannt genug. I« eben diesem Jahr ist gedruckt erschienen: «iw Ernlanung an die Kaiserlich Mayestäc, des Evangeliums Halden, in seinen Erblanden. Durch einen Molwevsen Kriegs - crfarneu Herrn. I» Huart, r Bog. Diese Schrift, in Reimen al>se, faßt, enthalt eine frcymSthige Anrede und Emrah-' Uung an den Kaiser, daß er den blukgi-rig-n Pfaf¬ fen in der Sache des Evangeliums nicht traue», und ihrem Rath folgen, vielmehr dem Wort GottrS freyca Lauf laffen möge. Am Schluß werden die protesti« en¬ den Staude gcwarnet, auf ihrer Hut zu ftyn. Des Evangeliums aber in des Kaysers Erblanden wird, ob es wohl der Titel sagt, kaum Erwähnung Sttham XXIV. Kapitel. 1 5 4 8. Neue vergebliche Bitte der Evangelischen um fteye .Religionsübung. Verfall des . Pabsthums. Anstalten gegen den- ftlben. Äuf dem Reichstage zu ?lugsburg 1548 mach¬ ten die cvasgelischen ostreichischen Stande einen abermaMgen Versuch , und hielten Key dem Könige um Zulassung der ftcyen Rcligionsübung nach Vor¬ schrift der Augsb. Csnfession demüthigst an, mit welchen sich die Bekenner der Wahrheit in Stcyer- mark, iRäkttkben und Rrain vereinigten. Die Bittschrift war wegen Gestreichs unter der EuS von dem Abc der Schotten in Wien, vonlllrrch Frey- Herrn von Eynzig, Georg Teufel und wolfg- Topler / wegen Gestreichs ob der Ens von Jo¬ hann, Grafen von Schaumberg, Erasm. von Gtahrrmberg, Georg von perckhain zuwürd- ring und Erasm. Häcklberger von Heydenberg unterzeichnet, Harke aber, wie die vorhergehenden, keine Wirkung. Indessen drang das Licht des Evan¬ geliums immer welker, so baß nach dem eigenen Zeug- niß »548. 99 Niß katholischer Schriftsteller Oestreich mit so vielen Bckennern desse'ben ange^üllcr war, daß man gegen 20 Lutheraner kaum E'nrn Papisten aufstellen konnte. Die Schriften evangelischer Lehrer wurden ft y und fleissig gelesen/ und die Jugend ward aus denselben unterrichtet. Die Klöster stunden leer, die Mönche flelen in allgemeine V.acheung. Niemand null, *te sich zum Priester weybcn lass n. Jmicrhalb zehen ganzer Jahre hatte mau weht cinen einzigen von der Universität gesehen, der ein Mönch geworden Ware. Der Mange! an tauglichen Mannern zum öffentlichen Lehramt war so groß, baß, obgleich König Ferdi¬ nand genau Nachfragen ließ, doch niemand tüchtig bcfund n ward, eurem wichtigen Kirchendienst vor, i'istehen, oder die bischöfliche Würde mit Ehren zu bekleiden. Sogar die Hauptkirche in Wien hatte nicht einen einzigen brauchbarn Mann. Die Pfar¬ ren im Lande waren entweder von ihren bißhengen katholischen Predigern verlassen, oder mit evangeli- schcn besetzt. Die Ohrenbeichl war beynahc ganz ab- gekommen, und das Abendmahl genoß man unter Kweyerlcy Gestalt. So beschreibt selbst ein Jesmr den damahligen Verfall des Pabstihums in Mestu reich. Wie sehr mußte es daher den Vorstehern der röm. Klerifcy am Herzen liegen, ihre baufällige Kirche G 2 allda *) Nicol. Lwlandini m ttikor. Locwr, fetu I. XI. IOO »548« allda zu unterstützen, damit sie nicht ganz über den Hanffcn fallen möchte? Mit rastlosem Eifer bemüh¬ ten sic sich daher, der obrigkeitlichen Macht Ferdi¬ nands, so gut sic konnten, sich zu bedienen. Sie wirkten im I. 1548 ein Mandat aus, worin beson¬ ders den Kirchenpaironen bey Verlust ihres Kolla- tur. Rechts aubefohlen ward, die so lange ledig ge¬ standenen Pfarren mit geschickten Predigern zu be¬ setzen, und, daß solches geschehen, nach Hof zu be¬ richten. Zugleich ward denen, welche die geistlichen Güter eingezogeu, in ihren Nutzen verwandt, oder sonst unbilhg beschwehrt hatten, angezeigt, daß sie deßhalbcn bey bevorstehender Visitation vor hierzu verordneten Kommissarien Red und Antwort geben sollten. *) XXV. *) Dies Mikt liest man vollständig kn Ranpachs Erläuk, Evang. Oestreich S. 9« — ior. XXV. Kapitel. 1 5 4 9. Die auf der Synode zu Salzburg wider die evangelische Religion in Oestreich gefa߬ ten Entschlüße haben einen widrigen Ausgang. P ^»-achdenr Kaiser Carl V. auf gedachtem Angs» burgjschen Reichstage den anwesenden Prälaten und andern Geistlichen am ichtcn Iunii eine Ncformati« onsformel *) hatte verlesen lassen / welcher bcson« G z ders *) Sie ist »om Bischof zu Naumburg Jul. Pflug, und von dem Maynzischen Wcarius generalis Mich. Helding, insgemein Sidonius, von seinem Titu» larbißthum Sidon genannt, verfaßt worden, und zum ersienniale i<4« in Fol. zu Maynz bey Ivo Schöf> fer, und z» Rölln bey Lasp. Iennep, zum zweiten Male Mit einigen auf dem Reichstage zu Augsburg »ees gemachten Zusätzen in diesem Jahr zu Mayn; in 4. Und zum drittenmale eben daselbst i?zr. L.von Hn. Attdr. Drauburger, Speyerischem Kirchenrath und Kanonikus, mit einigen Aktenstücken und treflichen Anmerkungen zum Vorschein gekommen. Die Tren¬ nung der Trienter Versamlung gab Veranlassung zu die» I0L I54Y. de"s der Befehl anzchangt war, daß auf nächsten Markieetag in jeder Dlöceö, und vor der künftigen Fasten; it in jeder Provinz eine Synode gchallcn und der Klrchtnzustand untersucht und vcrbeff rt werden sollte: So war unter andern der Erzbischof von Salzburg/ Ernst, gesonnen, diesem Schluß nach- zukommen. Im Febr. 1549 ordnete er eine Zusam¬ menkunft seiner Geistlichkeit in der Stadt Salzburg an, weiche auch in großer Anzahl daselbst erschien. Darunterwaren cheiis ui eigner Person, thcils durch Bevollmächtigte die Bischöfe von Hreyslngen/LhirM- see, Seckan, Havant, Lrixen, Gurk, Regens¬ burg und Passau, welche sämtlich unter dieicmErz- bi- dieser Kirchcnrcssrmatisu: auf dem Reichstage öffent¬ lich vorgelesen und von den geistlichen Standen ange¬ nommen , ward sie auch auf den Provineral - und D>ö- cesaavsrsammlungen bekannt gemacht und gebilligt- Sie kann, wie Hr. Drandurger bemerkt , keine bloß interimistische Anordnung heissen : ihre Quellen s,nd>ie von der Kirche gebilligten Grundsätze: sic ist daher auch noch heuriges Tags eine gellende vorichruc lür die kirch.nche Verfassung in dem katholischen Deuifth- land ; kein Landesherr darf dem Bischof etwas in den Weg legen, das ihm an der Ausübung dieses deutschen K-rchengestizes, weiches Kaiser Larl V. de» geistli¬ chen Sauden auf d-m RuchSiag K48 vorgelegl hat, hinderlich ftyu könnte. — Diese k'or-> ul» res-irman- onw een versehen harre. Zugleich stellten sic vor/ wie der Erzbischof zu Salzburg und andre Prälaten aus- scr Oestreich ihre geistliche Jurisdiktion über die Echrankcn auödchn.en, auch von den Gütern, die sic in Oestreich besaßen/ die schuldige Steuer nicht «btragen wollten. Ferner / der Bischof von Passau wiicesangc sich/ in Dingen/ die bloß der weltlichen DbUgkeu zusiündcn, z. B. Jahrmärkten/ Einrich. taug der Zehcnden / Jnvcntaricn von nachgelaßuen Gütern der Geistlichen u. d. gl. besondere Befehle "gehen zu lassen. Endlich führten sie dem Könige zu Guumh, wie sehr seine Rechte dadurch gekränket würden, daß eine Versammlung von geistlichen Per¬ lenen unter sich gewisse Verordnungen mache und ihm gleichsam vorschrciben wolle / sich nach denselben in simcn Händen zu richten, ob sie gleich dazu weder Etlaubniß noch Vollmacht von ihm erhalten hätten. Hierdurch ward Ferdinand veranlaßt/ eine beson. bere Gesandtschaft/ unter welcher selbst der Wicne. rische Bischof Nausea war/ nach Salzburg zu schi. 6en, und sowohl dem Erzbischof seinen über die Syn, vbe g^aßcen Unwillen zu erkennen zu geben/ als auch ausdrücklich zu fodern / daß die auf derselbe» Scinachie Schlüße/ in so weit sie Oestreich betrafen, «ufgehoben und öffentlich wicderrufk würden. Hier, E z über r 5 4 8. ro6 über ward dann zwischen dem König und dem Erzbi- schof viele Jahre gestritten, biß endlich rzüg der Erzbischof Johannes Jacobi bcy Gelegenheit einer damahln gehaltenen Synode von seinem ver¬ meinten Recht nachgelassen, und also diese Irrung bey- gelegt worden. XXVI. Kapitel. 1551. Neues Edikt wegen Besetzung dec ledigen Pfarren, und wegen evangelischer Schul¬ meister und Bücher. ^atte gleich 1543 K. Ferdinand durch ein Ge- nerai - Patent den Inhabern der geistlichen Lehe" ernstlich befohlen, die ledigen Pfarren innerhalb zwei) Monaten mit tauglichen Lehrern zu besetzen: so wat man doch diesem Befehl sowenig nachgekommen, daß er denselben zu erneuern für nökhrg fand. Dies geschah d. zv. Merz 1551, und zwar mit dem Beysatz- Daß, im Fall taugliche Priester, denen die Pfarren und Lsnekoia zu erthcilen, nichtzu be¬ kommen waren, solches drn geistlichen Oröb m-rÜL und Bischöfen, oder der Wienerische" hohen Schule, allwo geschickte Zemh.zu über- koin- 15 5». 107 kommen, zugeschrieben, und umd Befördes rung raugücher Persohn.n ersucht werden so!!« te. Oie evangelischen Stände beriefen sich indes¬ sen immer auf diesen Mangel an rechcschafnm Pre¬ digern , und bemühten sich um evangelische Lehrer. Und da sie cs nicht wagen durften, dieselben in ihr rcn Pakronatkirchen öffentlich auftrettcn zu lassen, w hielten sie selbige auf ihren Schlößern für sich und ihre Unkerlhanen, biß sie gelegentlich dieselben in dm ledigstehenden Kirchen als ordentliche Lehrer einfüh« lcn konnten. Doch, eS waren noch jween Umstande, durch welche der pabstlichen Religion Avdruch geschähe. Therlü hielten sich hin und wieder auf dem Lande und tti den Städten Männer auf, welche Schulen anrichtetcn, und der Jugend die Grundsätze der evan« gelischen Lehre eivflößtcn; theils richtete man sich nach den wegen der evangelischen Bücher ergangenen Edi¬ kten ft wenig, daß dieselben vielmehr überall ver. kauft wurden und in jedermanns Händen waren. Hler war nun wieder kern anders Mittel, als durch obrigkeitliche Gewalt diesem vermeinten liebel zu steu- ttn. Am r. Aug. dieses Jahrs ward daher ein Mandat pudsicwt, worin es unter andern heißt: daß hiiifüro in den Städten, Märkten, und Fle¬ cken Unsrer erblichen Fürstenlhümer und Lan¬ den kein Schul - oder Lehrmeister der Iu» grud bestellt oder sonst unterhalten werden soll, rr ftp denn von Unserer Unversicät zu W-en ge- Is sI ic-8 geordnrt, oder durch dieselb, oder vok dem B of mrd Ziisti.chcm Oräinario, in welches V'srriÄ solche Lehrmeister gehalten werden, <>d, -? d, selben Verordneten, nach Vkothdurfl exsmilürt, prsbtrr, auch seines Glaubens hal¬ ber ganz kael-oüsch, und keiner irrigen Lehr noch Selten anhängig , in solchem Lxsmeninst Verhör befunden worden rc. In Ansehung drr evangelischen Bücher ade-: Wir werden in mehr TVeeg glaublich berichtet, daß unangesehc» Unserer Verbot- viel verführischs seelische Bü¬ cher heimlich und öffentlich m Unsre -Laudt ew geschlatft, gekauft und von etlichen in den Däu¬ sern zu nicht geringer Verführung der Einfäl¬ tigen gebraucht und gelesen werde«, sollen — deßwegen verbiete!, wir den Buchdruckern, Buchführern und sonst männiglich ernstlich, dergleichen Bücher in unfern Landen nicht Z» führen, fail zu haben oder zu kaufen, noch auch auch die in Häusern zu lesen und zu brau¬ chen, alles br>* Vcrmeydung Unsrer schwähs rsn Nngnad und Lclbftraff, und Verkehrung aller ihrer Bücher, und was sie bey ihnen Hasen rc. In eben diesem Jahr befahl Ferdinand der theol. FUulrär zu Wien, einige aus ihrem Mittel auszu- wahlcn, welche eine Summa der katholischen Lehre oder einen Katechismus verfertigen sollten, der mA nur von der studierenden Jugend, sondern auch von Leuten aus allen Ständen könnte auswendig gelcrnet wer- 15 5 1. IO) werden. Dies Geschäfte aber ward von den Theo¬ logen immer in die Lange gezogen/ ihnen zuletzt wie. ter abgenommen / und 1554 von dem Jesuiten Ca- nisius zu Stande gebracht. XXVII. Kapitel. 15 5 1 Jesuiten in Wien. Ihre Bemühungen wi¬ der das Lmherchum. I. IZZI kamen die Jesuiten nach Wien, Md wurden / nachdem sie sich allda festgesetzt hatten, eine starke Stütze des Pabstthums in Oestreich. Pabst P«»! III. sähe diese Leute für geschickte Werk« zeuge zur Erhaltung der katholischen, und zur Unter, brückung der lutherischen Religion «n. Schon eim- N Jahre zuvor kam Nicolaus de Bobadilla, ein Nbohrner Spanier und einer von den ersten neun ^reinigten, die sich nebst ihrem Stifter Ignar. topola, Jesuiten nannten. Verstund er gleich k'cht deutsch und redete im Umgang, und wenn er predigte, lateinisch; so hatte er sich doch am Hofe des ^nigs Ferdinand durch seine Klugheit und Eelehr- ^keit j» gxDst-z Achtung gesetzt. Dieser zog ihn in ^"ligjonssachen .fleissig zu Rath und ordnete ihn üf. ms US I 5 s r. ters seinen Gssauden zu, um das kacholistbe Inter¬ esse zu befördern. In "Wien war sein vornehmstes Geschäfte, daß er predigre , auf deSKönigS Befehl l an Verbesserung der Kirchenzuchk aebeiiecc und gut! Anschläge gab, wie den verfallcuen Klöstern in Gest' reich wieder aufzuhelfen seyn inöchre. Im Schmal' kaidischen K rege war er in der Suite des kaiftrli' ch n Hofs, auch nach der Schlacht bey Mühlberg. Allein, da k-zgg der Kaiser das Interim in Deutsch» land eiuführen wollte, und Bobadilla dieß als w nen Eingriff in die päbstbche Gewalt ansahe, auch öffentlich und anzüglich dawider predigte, so ward ihm nicht nur der Hof verboten, sondern er muß" auch gantz Deutschland verlassen. Da die Erfahrung bald lehrte, daß dieser ein- zele Mann noch wenig für die katholische Religion in Oestreich ausgcnchtet habe; so war man bedacht/ in Wien ein ordenkl-chrS JesuiterkollegumjN errichten. §crdrna»idv Belchcvatcr, Urban, Bi¬ schof zu Laybach, machte diesen Vorschlag; iB alöbald schrieb man Briefe an den Pabst und an Lose" la, und begehrte, daß zehen Jesuiten nebst emcai Rektor nach Wien geschickt werden möchten. Loyo¬ la versäumte diese Gelegenheit nicht, seinen nem» Orden auszubrene» , und sandte ciifder geschicktesten nach Wien, wo sie am letzten Maii 1551 anlamM. Der König nahm sie sehr gnädig auf, und man raunitk ihnen in dem Dominikanerkloster verschiedene Zun' nm ein, biß sie ihr ordentliches Kollegium beziehen kenn« r 5 5 r ni konnten. Sie fiengen bald an , durch öffentliche Le¬ ktionen sich iu Ansehen zu setzen. Besonders suchten Liaud. IajuS/ V7ic. Lanojus, Per. Scorich, Erard. Avanrtanus und Ioh. Victoria, durch ihren grossen Fleiß im Docircn die jungen Leute an sich zu ziehen, so daß sie bald ein Seminarium von 5° Schülern beysammen hatten. Doch, Ferdinand war damit noch nicht zufrie- den, sondern um der gesunkenen papistischen Religion aufzuhelftn, verlangte er im folgenden iZzosienIahr v°m Pabste, daß dewftl)on vSrhctndenen Lehrern noch rween Theologen möchten beygcfügt werden. Auf Befehl des Pabsts und des Loyola mußten zweenge- lehrte Jesuiten, dieI-iGer zu Ingolstadt öffentlich gelehrer hatten, nämlich Vlic. Gaudanns und Pec. Eanisius, nach Wir!, gehen und daselbst die Theo¬ logie dociren. Beyde wandten auch wahrend ihres dasigcn Aufenthalts alle ihre Kräfte an , das Lu-' rherthum in Gestreich zu entnerven und das Pabst- thum wieder aufzurichten. Davon zeigte das folgen-, de Jahr eine Probe. Nachdem auf Bitten der Akc>-' braue, und Befehl des Königs das Iesuiterkollegiurn wit der Universität so vereiniget worden, daß lnr Jesuiten nunmehr, ohne Nachtheil ihrer besonder» Gelübde, mit den Professoren ein Ganzes ausmachen sollten; so erhielt Lanisius, nunmehr königlicher Hofprediger, den Befehl, nebst dem Bischof von Triest und einigen königlichen Rathen die Universi¬ tät und ihren Zustand zu untersuchen, und dieselbe in ur r f 5 r. r s s L. in allen Drücken wieder auf den katholischen Fuß zu setzen. Seit einigen Jahren hatte inan bey Befc- zungderProfeffvrstellen keinen Unterschied der Rcligi- on gemacht, sondern auch protestantische geschickte Manner genommen/ die sich aber m Schranken hieb ten und in ihren Vorlesungen nichts von theologisch N Streitigkeiten vorbrachten. Dreß sähe LamstuS für eine dem Kacholicismus gefährliche Sache an, welche er gerne abgcschast hatte, zur Zeit es aber vvch unthunl.ch fand. 1 5 5 2. Bald darauf glaubte Ferdinand, im Stande zu seyn, mir Hülfe der Jesu,een das ^ukherthum in feinen Sraar>n mit Nachdruck angeeifcn zu können. Er gab übermal dem Canisrus und dem Gauda- nus Befehl, mir Zuziehung einiger königlichen Rächt zu überlegen, wie die Ketzerei) ganz ausgerottek, und die pädstliche kehre wieder auögebreiter werden köun- te. Es fehlte nicht an allerhand Vorschlägen; wie denn die Jesuiten dcßwegen auch nach Rom schrie« den und sich Raths erholten. Besonders, was den Mangel der Prediger betraf, hatten einige Bischöfe gerathen, es wäre besser, den aus den Klöstern gegan¬ genen Mönchen und den beweibten Priestern die Vci^ waltung des Predigtamts zu erlauben, als das Volk ganz ohne Gottesdienst zu lassen. Lamsius riech, es sollten an die Orte, wo die Kirchen ohne Predi¬ ger waren, im Namen des Pabstes Manner gesandt werden, die hin und wieder, so gut sie könn-en, das r s 5 2. HZ bas Amt verwalteten. Er schlug auch vor, daß von den Jesuiten gewisse Konviktorien angelegt würden, in welchen besonders die Jugend aus dem Herren und Rittersianbe gemeinschaftlich erzogen würde, wodurch sowohl die Eltern derselben gewonnen, als sie selbst vor der Verführung zum Irrglauben ver¬ wahret, auch andere dergleichen Kontubernien um s» viel leichter verbessert werden könnten. Dieser Rath ward von Loyola gut geheissen, nnd zu dessen Aus¬ führung ein würklicher Anfang gemacht. — Man stengauchan, mehrer« Ernst in Aufsuchung und Be¬ strafung der vermcynten Ketzer zu beweisen. Ein ge¬ wisser Professor zu Wien mußte wegen dieses Ver¬ dachts ins Gefangniß wandern und auf königlichen Befehl dem Canisius seines Glaubens wegen Re- chmschaft geben. Und so mangelte es nicht an an- dern scharfen Veranstaltungen, deren vornehmster Urheber Canisius war, der daher auch bcy den evan- . gelischen Qcstreichcrn äusserst verhaßt und von ihnen gemeiniglich (Hs ^uüriscus S) genennet ward. Baben nun gleich dieser und andere Jesuiten mancher¬ lei) Rathschlage zur Ausrottung des Lutherkhums in Gestreich ; so durfte man doch dieselbe, eines zu fürchtenden Aufruhrs wegen, nicht ausführen; M dir Bekenner desselben mehrten sich täglich. H XXVIII. *) S. Fsoc-bi-rr Lvnuil. äe viku üc rebur gsüv ketri Liwrüi l. I. p- ?4- ri4 xxvm. Kapitel. 1 5 5 3- Harte Schicksale Simon Gerengels und anderer evangelischer Prediger in V7ie- deröstreich. Es war natürlich/ daß man gegen die Prediger der evangelischen Wahrheit/ sie mochten von ander» Orten her ins Zand gekommen seyn / oder / da sie schon im Amre stunde»/ das reine Wort vertrage»/ am strengsten verfuhr. Alle Bittschriften der evan- gelischen Stande von Herren / Ritterschaft und Stab« ten an K. Ferdinand waren mit Klagen über In¬ quisitionen / Stationen/ Verjagungen/ Gefangen- »ehmung und andere Gewaltthätigkeiten gegen die reinen Lehrer angefüllt. Diese Drangsale sowohl/ die hierüber gethanen beweglichen Vorstellungen dau¬ erten beständig fort, biß endlich unter K. Maximi¬ lian II. durch die erhaltene Religions - KonceW und Assekuration dir Bedrückungen, wenigstens i» dem Gebiete der beiden Stände der Herren und Rit¬ ter / aufhörtrn. Solchen harten Schicksalen tv»k unter andern Gimon Gerengel/ PfarrerzuAspanS in Nirderöstrejch, im viertel unter Wiener Wald ausgesetzt. Er war zuvor «in katholisch«* Prit- K f 5 z. ' Mießek/ Md so eifrig- daß er, nach eigenem Ge» ständniß, dieallergräulichstrnGottrslästerungett Und schwehre -Zünden, aufs «Ilerheffngst er vermocht, vertheidigec Harke. Thom. Rienr rcker aber, ein Lsccsisureus Viennenüsund Schul« meister zu Neustadt auf dem Steinfeld- ward das Werkzeug seiner Erleuchtung, indem er ihm Luthers und Ioh. Gpangenbergs Postillen, die Augsb. Lonfession mit bet Apologie und Me- lanchthons I.ocos commrmeZ zuschickre - welche Schriften Serengel vier andern Predigern in seiner Nachbarschaft, nämlich Hans Mnettlern, Pfarrer Zu Schwarzenbach, Tvolfg. Artems, Pfarrer l« Schönau, Mart. Aolmann, Pf. zu Arum- dach und Hanns Schreinern, Pf. zu IDiffntath, mikthejite, welche alle dadurch, so wie er, zur Ueber« leugung von der evangelischen Wahrheit kamen, und im Bekennkntß derselben vielen Murh äussrrtem Tererigei redetenachdrüekiich wider d-c herrschenden Jrrchümer und Mißbrauche und besonders wider die ^Vallfahrrrn und den Aonkubmat der röm. Prir» ster, und lhciike das Abendmahl nach der Verordnung des Stifters aus» Der Dechand, unke w-l hem Eerengel stand, und ein Osticial des K. ^erdi» Vand - Greg. Eisvogel, gaben dem Köniae da» von Nachricht; und es ward eine Untersuchung M» gestellt» Gerengel und die vier andern wurden gh« gesetzt und ins Gefängniß , zuerst nach passati - dann aber nach Salzburg, gebracht, und so Krenge gehalten, daß länger als ein Jahr niemand H s inst r 5 5 Z. ri6 mit ihnen rede« durfte/ ob sie wohl alle fünf in ei, nem Zimmer beysammen waren. Gerengels Mutter machte zu Fuß einen Weg von 46 Meilen / um ih' ren Sohn zu sprechen / konnte aber die Erlaub, niß dazu nicht erhalten. Man suchte die Gefan- gcnen durch Drohen und Verheissen zum Widerruf zu bewegen; aber vergebens. Doch wurde ihr Zu» siand dadurch erträglich, baß die Evangelischen eine Kollekte für sie veranstalteten/ und durchGerengels Mutter ihnen das Geld zuschickten; auch konnten sie mit ihren Freunden Briefe wechseln/ von denen noch vier vorhanden sind, die Gerengek an seine Mutter, Margareti), an Max. Schwamberger, Xow- riiem xudl. an ^Ceonh. Eubenberger, Bürger¬ meister zu Neustadt / und Llorian Adelebergcr, einen Goldschmidt zu Wien/ geschrieben hat. *) In der Mitte des rasten Jahrs wurden sie endlich wieder frey; von ihren ferner» Schicksalen ist nichts bekannt geworden/ als daß Gercngrl mit seiner al¬ ten Mutter, Gattin und Kindern zu Rochenburg ob der Tauber 1562 «ls ein Exulant gelebt hat- Wetzel setzt ihn im 4ten Theil seiner Hymnopöo' jgraphte unter die Liederdichter. XXIX. *) Man findet sie in folg. Tuch : Sechzehn- christli, che Geberlein Simonis Gerengels, in seiner vierrhalb Irrigen Sefängnus. Irem vierrrösie liche Sendbrief, darinnen ein gucer Theil der Historien, wie es in solcher Gefengnus erga>? gen, begriffen. Ursel reLr. in rr. io Togen. »5^4» ri7 XXIX. Kapitel. 1 5 5 4» Verbot des Abendmahlsgebrauchs unter bei¬ den Gestalten. Vergebliche Vorstel¬ lung dagegen. 20. Febr. 1554 ließ K. Ferdinand in seinen Erblonden ein Edikt bekannt machen, worin er von allen seinen Unterthanen forderte, „ baß sie in der e, alten Religion und der katholischen Kirche Gehör« „ sam beharren, besonders aber sich nicht unterste« // hcn sollten, im Gebrauch des h. Abendmahls ei« „ nige Aenderung vorzunehmen, sondern, wie von ,/ langen Zeiten her gebräuchlich gewesen, mit einer „ Gestalt zufrieden! seyn. " Allein, die drey Stan« de der Herren, der Ritterschaft und der Städte in Oest¬ reich ob der Ens überreichten am i l. Junii d. I. dein Könige eine demüthige Bittschrift, in weicher sie unter Anführung der wichtigsten Gründe baten, „ daß ihnen /, doch erlaubt werden möchte, sich vermög der Ein« ,, fetzung Christi und der Gewohnheit der alten Kir« e/ che desgantzen Sakraments zu bedienen. *) Dar« Hz ,/ auf *) Das Edikt s-wohl, als die Schrift der Stande ft'n< det sichln »en Beylagenjum Erläur Evans- Dest, reich r 5 s 4. riz auf antwortete Ferdinand am 27. Jun. denselben: ,, Er wundere sieb sehr, daß sie ihm als ih er Höch« „ sten Obrigkeit nicht gehorchen, sondern sich lieber aus Furwitz und Hochmuth angekrhben/ von neu« „ en Meinungen entnehmen lassen und von den: Glau« bm ihrer Vorfahren abfaklm wollten. Er wolle ,, drese hochwichtige Sache weiter überlegen , und ,, in einer künftigen Antwort zeigen, daß er sich sei« „ ner Unrerkhanen Seclenwohifark angelegen seyn lass- : mdessm verlange er von ihnen allen Ee« ,, horsam, und habe das Vertrauen, sie würden wider sein Ltukt nichts vornehmen. Doch die Stände üoe gaben eine neue Schrift, worin sie bezeug« ,, ken, wie sie nichts neues begehrten, sondern nur das, „ was dem ausdrücklichen Befehl Christi und dem ,, Gebrauch der alten Kirche gemäß sey. Daher ihnen ,, ihre Bitte zu keinem Fücwitz noch Hochmuth aus« ,, gelegt werden könne. Sie erkenneten zwar den F, König für ihre höchste Obrigkeit und könne er 1, sich zu ihnen alles schuldigem Gehorsams versehen; «/ sie baten aber auch um der Ehre Gottes und ihrer A Seeligkeit willen, daß er in dieser einzigen Sache ch ihr Gewissen nicht beschwchren, oder ihnen solche // Wohl- reich Num. Xk. v. Beide machen auch den Im halt felgender z, Degen in 8. starken Schrift aus: Lbristliche , demnrhige vnird Eiverige Bier der Christen in O n„ N. T. von wegen der LoM« munion unrer bryder (pcstalr e. I. Weiche Llaciuo herauszegeben habensoll.s. Saligs Hist, der A. M. G. er. -554- Wohlthat länger vorenthalten wolle. " Diese Ant« wort ist ein redender Beweist von der Standhaftig- kett der Evangelischen; aus der gantzen Handlung aber sieht man, daß Ferdinand/ ob er wohl durch Verordnungen «nd Vorstellungen die Stande zu ge¬ winnen suchte/ dennoch ihnen seine Religionsedikte mit Gewalt aufzudringen nicht für rachsam gehaltm habe. XXX. Kapitel. 1 5 5 4- Canlftus versüßt einen Katechismus / der m Oestreich eingeführt wird. -^och war man unterdessen schon beschäftigt / da- wankende Pabstrhum möglichst zu unterstützen. Ium Werkzeug dazu wählte Ferdinand besonders den ge¬ lehrten und eifrigen Jesuiten per. Lanisine, den selbst L-yola schon i;4l zum Provinzial aller Je¬ suiten in Deutschland gemacht Haire. Dieser sollte einen Katechismus verfassen/ worin die Hauptleh« »en des röm. kathol. Glaubens so erklärt waren, Eastman ihn als einen Fundaincntalunterricht gebrau. chen / und dadurch die lutherischen Lehrbücher den Leuten aus den Händen bringen möchte. Lanlsius lieferte 15x4 eine Lumms äoürmss ckriLsvse iw H 4 V»' rro »55 4. Folio, obwohl anfangs ohne seinen Namen, *) aus welcher noch in diesem Jahr ein Auszug unter dem Titel: Inüimtioneg, ckrlüiansej pietstis 5. parvus dstackilinus LatiioUe. herausgegeben wurde. Dieser Katechismus ward mit allgemeinem Beyfall aufge- kommen und in andere Sprachen übersetzt; Ferdi« nand befahl anch in einem d. 14. Aug. d. I- er¬ gangenen Edikt allen Unterobrigkciten in Nieder- östreich und der Grafschaft Görz, alle andere Ka¬ techismen abzuschaffen, und diesen einzigen in Kir¬ chen und Schulen cinzuführen. **) Zwar verdiente der König durch dies Unternehmen an dem römische» Hofe wenig Dank: man nahm es übel, daß ein weltlicher Fürst sich unterstand, ohne Genehmhal¬ sung des Pabsts ein Lehrbuch des Glaubens einjn- führen. Indessen glaubte er, seinen röm. katholi¬ schen Unterthanen in Oestreich einen grossen Dienst gekhan und sie dadurch vor der lutherischen Ketzerei) verwahrt zu haben. Die Evangelischen aber bedien¬ ten sich, wie bißher, ihrer eigenen Lehrbücher. XXXI. *) Eie ward nachmals vsn per. Busäus mit beygp druckten Zeugnissen aus den Kirchenvätern, auf web che Lanistu» nur am Rand hingewiesen hatte, mehrt, und,u Rölln rees edirt. Dieses Edikt stehet lateinisch in den Beilagen M ^vang. Gestreich Mm- H. S, ro — ir. ,2l XXXI. Kapitel. 15 5^- 1 5 5 6. Wiederhohlte Bitte der evang. Stände um Vie Religionsfreyheit mit schlechtem Erfolg. Um die sehnlich gewünschte freye Neligionsübung !» erhalten / ergriffen sie jede Gelegenheit begierig. 1555 Zcrdinand die Stande wegen des Tür- kenkricgs abermahl zusamberufen ließ; so begehrten die Niederöstreicher vor allen, daß ihnen die freye llcbung der cvang. Religion möchte verstauet wer¬ den. Der König verwieß sie aber auch diesmahl auf den bald in Regensburg zu haltenden Reichstag, und beschied sie zugleich, im Anfang des folg. Jahrs j« Wien zu erscheinen. Sie kamen am iZ. Ian. 155«; und man forderte alsbald von ihnen, daß sie wegen vorhandener Gefahr von den Türken dem Kö¬ nige mit einer erklecklichen Summa Geldes behülflich siyn möchten. Die Deputieren aber der drey Stän¬ de unter der Ens, an statt sich hierauf zu erklären, übergaben am letzten Januar eine Supplik, in der sie gleich anfangs erklärten, „ daß sie von den Ihrigen Befehl hätten, ehe sonst etwas beschlossen würde, H5 /, r»m irr r 5 s s- r s s 6. „ zum vorderste« mit dem Könige wegen der Religi« /, on zu handeln. Sie erinnerten ihn an ihre wie« /, verholten Bitten und erhaltenen abschlägigen Anl« „ Worten; sie schrieben dieser Hinderung des Evan« „ geliums allein zu, daß Gott aus gerechtem Ge' ,, rrcht den Türken so mächtig werden lassen und der „ Christen Waffen wider ihn djßhcr nicht gesegnet ,, habe, auch künftig nicht segnen werde. Sic stell« „ tcn vor, w-e unbillig es siy, sie in einer Sache, „ ihre Seesigkcit betreffend, auf einen Reichstag, „ der noch nicht vestgefttzk, zu verweisen, da unter« „ dessen die Gewissen geängstigt würden , und in sot« ,, cher Angst vtele lausend dahin stürben« -Man ha« ,, be ja das klare Wort Gorees vor sich, welches die ,, einzige Richtschnur in Glaubenssachcn ,eyn muss« ,, ft. „ - Sie berreftn sich ferner auf den im vo« „ rigen Jahr bestätigten Passau,schen ReligionS« „ vertrag, welcher ja sie sowohl, als alle andere „ der Augsb. Conf. zugetl>ane Christen angieng: - „ Und also baten sie nochmah! um des Todes Christl, ,, um ihrer eigenen Seeligkeit, und um des jüngsten „ Gerichts willen, daß der König die Vollziehung „ der vormahls wider die Religion ergangenen Edikte „ aufhebe», und sie dießfalls äusser Sorge setzen, „ im Gegenrheil aber ihnen vergönnen wolle, bas „ Wort Gottes lauter und rein predigen zu lassen, „ und die h. Sakramente nach Christi Einsetzung zu „ gebrauchen, auch durch ein öffentliches Edikt zu „ veranstalten, daß die Prediger , die solcher Gestalt ihr Amr verwalten, ingleichen die Schullehrer, weder »555. r 5 5 6. »Lz weder inß Gefangniß geworfen, noch aus dem „ Lande gejagt, oder sonst denselben einiges Leid M e, gefügck werden möge. Auf diesen Vortrag der Stände antwortete Fer¬ dinand : „ Es stehe ihm nicht frey, m ihr Begeh, „ ren zu willigen, indem er den Satzungen der röm. „ katholischen Kirche gehorchen müßte. Das ffon- „ clusum zu Passau wegen der Religion könnten sie /, nicht für sich anführen, weil in selbigem nur soviel „ enthalten, daß jedes Volck die Religion feines „ Fürsten behalten solte; welches sie auch zu thun /, schuldig waren. Doch damit sie seine Bcreitwrl« „ ligkeir, ihnen gefällig zu seyn, erkennen möchten, /, so wolle er hiemrt den Punkt feines Edikts, das ,/ h. Abendmahl betreffend , fahren lassen, und ih¬ re nen desselben Gebrauch unter beider Gestalt „ nicht ') Diese Bittschrift ist bessnderZ gedruckt unter dem Titel: Supplicmion der Nieder Gestcreichischen Erblandt, der Römischen, Ungerischen und Böhemischen Rön. Majcstär, durch viryig Herr, licher Menner, das heilig Evangelium ihnen saus Gnaden) zuzulaffen, überanrworrer, auch mir dem Fußfall und unrerchenigsten heryliche« Birc, gerhon und begehrr haben. Auf den letz¬ te» Tag Iam'arii des Al. O. I.VI. Jar» zu Wien übergeben, ff l. L s. in 4- -24 -555- - f 5 L. „ nicht verwehren ; *) aber mit dem Beding, ,, daß sie sich zu keiner sonderbaren Sekte bekennen, „ sondern übrigens schlechterdings bey den Satzun« „ gen der röm. Kirche biß zum Ausgang des con- „ cilü verbleiben sollten. " Mit dieser Erklärung waren aber die Stände nicht zufrieden / weil sie in An¬ sehung der Verkündigung des göttlichen Worts noch mancherlcy Hindernisse zu fürchten hatten. Sie fle- heten deßwegen nochmahl um Gottes willen, daß man ihnen den freyen Gebrauch der Bibel erlauben und darin keine Hinderung machen möge, mußtenabcr die vorige Antwort hören: „ der König vergönne, „ so zu lehren, wie die Apostel, die Märtyrer, und „ die Vater, welche von der Rirche arigenonv „ men wären, lehrten und die Schrift erkläret hat- „ tcn, übrigens möchten sie sich an der Gnade des ,, nicht vorenthaltenen Kelches genügen lassen. " Hierauf erklärten sie frcymüthig, sie wollten in ihrer Bitte schlechterdings erhört werden, und würde wid¬ rigen Falls die Berathschlagung mit ihnen wegen der Kriegssteuer umsonst scyn, indem sie ausdrücklichen Befehl hätten, nicht eher etwas zuzusagen, als biß sie für sich, für ihre Prediger und Schullehrer die völlige Versicherung der Religionsfreyheit erlangt hätten. - Und so gieng dieser Konvent fruchtlos ab. XXXII. Hr. Pros. Spittler in der Geschichte dee Rclch« im Abendmahl lkemg» I7 So.) gedenkt dieses Umstands mit keinem Mort. XXXII. Kapitel. 1 5 5 6. 1 5 5 8. Unwille Pabsts Paul IV. über K. LerdL- nand. Zu Rom ward indessen der von Ferdinand sei, nen evang. Oestreichern vergünstigte Gebrauch des Kelches im Abendmahl sehr übel ausgenommen. Der damahiige Pabst war Paul IV. der bald nach An« tritt seiner Regirung durch die Bulle äe kkeretico- rum, 8cMmLÜcorum öc kautorum eorunäem Lo, durch Erneuerung der abscheulichen Inquisition und durch dasauf seinen Befehl verfertigte erste Re- Zister verbotener Bücher *) seinen Eifer für die ka¬ tholische Religion so deutlich an dm Tag legte. Seine Gesandten mußten dem Könige zu verstehen geben, wie *) Ts hat den Titel: laäsx LEorui» L libroniw » gui t,n«>usm kLsretici sm lutpetti, snt perniciog, vKcio S. R-. Inquiürionir reprvbsntur L in univeit« ckMisna republics inreräicunwr. Iss7/ 4. Vo» diesem Buch und dessen öfter» »Md vermehrten Auflagen -iedt Schelhsrn in de» Lrgöylichkeiren «ur der Dirchengeschichre und Lireerarnr B. L- S, e ff. -Ute Nachricht. !25 r f 5 L. t 5 f K. wie er seinem eigenen Ansehen, aber auch berRcliM zu viel vergeben habe, indem er seine eignen Edikte widerrufen und die Vollziehung derselben gegen die, so sich des Kelchs beym Abendmahl bedienen, aufge¬ hoben. Ferdinand entschuldigte sich zwar damii, daß die Össtreicher aus vielen nicht zu verwerfende« Ursachen ihm unaufhörlich wegen dieser Sache ange¬ legen, auch sich vereinigt hakten, im BerweigeruNgs- fall ihm in dem Türckenkrieg keine Hülfe zu leistem Allein, der h. Vater wollte sich hierdurch nicht be- sanfkigen lassen, zumahi, da bald hernach Albrecht, Herzog in Baiern, Ferdinands Schwiegersohn, gleichfalls seinen Untcrthanen auf ihr Ansuchen de>i Gebrauch des Kelchs im Abendmahl und das Fleisch¬ essen zur Fastenzeit unter gewissen Bedingnngen zuge¬ standen harre. Noch eine andere Ursache vermehrte in der Folge Len Unwillen des Pabsts gegen den König. Letzteres hatte, ohne, daß er es dem Pabst vorher bekannt ge- macht hätte, A. 1558 die Kaiserliche Würde, wel¬ che von Rar! V. niedergelegt worden war, vöndeir Kuhrfürsten angenommen. Er fertigte zwar noch is diesem Jahr einen Gesandt« nach Rom ab, um deni Pabste seine Erhebung auf den Kaiserthron zu melden und ihn nach dem Exempel der Vorfahren des ge¬ wöhnlichen Gehorsams zu versichern: Allein, pau^ IV. schlug nicht nur den Gesandten die Audienz ab, sondern wollte Ferdinanden selbst für keinen rechte massigen Kaiser erkennen, biß er seine zu Frankfurt ge- r s f L. i f f K. »27 geschehene Wahl für nichtig erklären und aus deS P«bsts Händen die Kaiser- Krone empfangen würde» In diesem unbesonnenen Verfahren stärkten ihn die Kardinäle, welche in einer Kongregation alles, was den Kaiser verhaßt machen konnte, aufsuchten, z. B. daß er als römischer König auf dem Reichstag den Protestanten vieles zum Nachtheil der römischen Kir. He eingeräumt, und seinem Erbprinzen Mei, umili- an so vielen Umgang mit Lutheranern erlaubt habe, so daß derselbe fast ganz luthrisch geworden; daß er in seinen Erblanden die Ketzereyen nicht bey Zeiten ausgexottet, besonders aber fein Edikt wegen des Gebrauchs des Kelchs im Abendmahl zu einer Zeit aufgehoben hahe, da es höchstnöthig geweftn, das¬ selbe zu vollziehen» Allein / Ferdinand verlacht« alle diese Tborheiten, und war so wenig um die pabst« liche Bestätigung in der Kaiserwürde bekümmert, daß «r dieselbe, als sie ihm von Pius IV. Pauls Nach- soiger, freywiüig angebrten wurde, sroßmüthi- vergchtete» XXMZ 128 XXXM. Kapitel. r 5 s 8. Königs Maxim. II. Neigung gegen dir Protestanten, p sauser, sein Höst prediger. ^nter göttlicher Gnade gewann die evang. Wahr¬ heit in Oestreich so vielen Fortgang, daß Hohe und Niedere , ja gar die von des Kaisers Geblüt und Hauß, von derselben überzeugt wurden. Maximi¬ lian hatte schon in der Jugend von seinem Lehrer ei¬ nige Grundsätze der evang. Religion gefaßt und ward hierin durch den Umgang mit den Herren und Rittern, die lutherisch waren, nicht wenig befestigt, offen¬ barte auch bald seine Geneigtheit zur evang. Leh« und deren Bekenner. «) Diese nahmen dann in ih¬ ren Bedrängnissen zu ihm Zuflucht, und Höften, baß er rhr Bestes befördern werde. Nachdem er Kö¬ nig in Böhmen geworden, äußerte sich seine Neu Lung gegen die Evangelische noch deutlicher. Er un¬ terhielte mit lutherischen Theologen, z. E. mit Me- lanch- *) G. des feel. Hofraths Böhme äiL äs lVlaximiüoaill. erxa rem evsn^eUcam inäulxemm, LM. 177?. '558» '2- ianchthon *) und Paul Ebern ;u Wittenberg fleisigcn Briefwechsel über die damahls strittigen Re- iigionspunkte. Eben dies that er mit den evangeli¬ schen Neichsfürsten / besonders mit dem Herzog zu Würtemberg Christoph. Als ihm derselbe 1557 ei¬ nige lutherische Schriften zuschickte und sich erbot, noch mehrere zu senden, dankte er nicht nur dem Her¬ zoge für das Uebersandke, sondern bat auch, er möchte ihm-Luthers, Melanchthons, Brcnzeus und an¬ derer, -er wahren Religion - dicssind seine eigne Worte - Zugethanen Theologen Bücher zustchicke», woran er ihm ein sonderes Gefallen thun wür¬ de. **) Er arbeitete an der Vereinigung der Lu. ihcraner und Rcformirten ***) und suchte es auf dem Reichstags» Regensburg ,557 dahin zu brim 3 sm, Er schrieb bey diesem Anlaß den christlichen Be¬ richt auf erliche OitteLtisne5 der Papisten, Ivel- cheriirös von Nie. Selnckker zu Leipzig, ü-id hernach in Melanchrhons rheolog. Rathschlägen rc. von v. pezel, Neust. iLoo, 8. S. -14«. ff: htrausgeM den worden: '») In D'/öL/rm' 5uppl. aä niemor. 'Ibsol. VVirtemh, S. 88 f. sieht daS Verzeichnis derjenigen Schritten Luthers, welche Maximilian schon besaß, und der«, die ihm der Herzog zuschickte. S. Pfaff üe orlxinL surtt eccies S. ar6. und eben desselben: Näherer Entwurf von der Verči/ rngung der pr-cest. Riechen S. ff. izo Z. gen, baß den erstem eine Kirche in Wien zu bauen vergönnet würde; obwohl beides vergeblich. Nicht weniger hatte er auch einen lutherischen Hofprediger, nämlich Joh. Sebaft. pfausern, der schon vor« her als ein kluger, gelehrter und sehr beredter ManU bev Kaiser Ferdinand dieses Amt verwaltet und nur deßwegcn von ihm den Abschied erhalten hatte, weil er seine Ehegattin nicht fortschaffen wollte. Daß Ma» ximilian diesen Prediger hochschatzkc, war freylich den Katholiken sehr unangenehm, und sie wandten alles an, um denselben vom Hofe wcgzuschafen. Der Kaiser ward durch falsche Berichte so sehr wider ihn aufgebracht, daß er einst ganz allein zu pfausern ins Zimmer gieng und ihn beschuldigte, er sey ein Verführer seines Sohns, weil er demselben falsche Lehren verbrächte; und als pfauser die, se Anschuldigung abzulehnen gesucht, ergrief er ihn mit der linken Hand beim Ha!ß, und drohte, ihn mit dem bloßen Dolch, den er in der rechten Hand hielt, zu erstechen, mäßigte sich aber doch in seinem Eifer und verließ voll Zorn und Unmuth das Zim¬ mer. *) Auch der berüchtigte Apostat Friedrich Sraphylus ließ sich zum Werkzeug gebrau¬ chen, *) S. ketri k»uli summa reium ss lmbito cum NzximUinno colloguio, in Schelhorilü ^pslozis pro Vergerio S, 7<. **) Gründliche Nachricht von seinen Lebenrumfianden und Schriften gicbt Hr. Srrobel in den Miscella» neen Lirrerarischen Inhalre, D. I. S. » — LS. r 5 f 8. rzr chen, Pfausern zu stürzen. Unter der Maske eines Freundes kam er zu ihm , ließ sich den Zustand deS evangelischen Wesens in Oestreich offenherzig erzäh¬ len, und gab am Ende des Besuchs erst zu erkennen, wer er sey. pfauser ward hierdurch in heftige Be¬ wegung gesetzt, und hielt ihm seinen Abfall von der evangei. Wahrheit sehr nachdrücklich vor, dispulirte auch mit ihm besonders über den Artikel von der Recht« fertigung. Zuletzt mukhete ihm Staphylus zu, ihm bey Maximilian Zutritt zu verschaffen, dem ec ein Buch dedicirt habe und gern selbst überreichen möchte. Pfauser aber schlug es rund ab, und ver¬ eitelte dadurch die Hofnung, die sich Graphylu» und Lanisius und der Kaiser machten, den König zum Pabstlhum zurück« zu führen. - Indessen kam es doch dahin, daß König Maximilian, obwohl wider seinen Willen, A. tZso pfausern entließ, der nach Lauingen kam, und daselbst als Probst der luther. Kirchen 126s starb. H 2 XXXIV. *) In Schelhorns Lrgözlichkeiren B. I. S. — 10-. findet man verschiedenes von idm, und auch die seiner wegen gewechselten Briefe K. Maximilian» und Her, «og« Christoph zn würremberg izr XXXIV. Kapitel. 1 5 5 8. Abermahlige Bemühung der evcrng. Obst¬ reicher um die Religionsfteyheit. ^^urch die von K. Ferdinand 1556 erhaltene Ver¬ sicherung, daß ihnen der Gebrauch des Kelchs im Abendmahl unverwehrt ftyn sollte, gewannen die evan¬ gelischen .Oesiceicher nicht gar viel. Da ihnen nicht erlaubt war, evangelische Prediger zu halten, dicpa« pistischm aber dasselbe ihnen niemai sich utrsgue reich¬ ten , ss blieb ihr Zustand immer noch traurig. Woll¬ ten sie sich des Amts reiner Lehrer heimlich bedienen, so wurden sie bald verrarhen und mit ihren Predigern zugleich unglücklich. Sie versuchten es daher aufs neue und baten SerdinemSsn in dem Jahr, in weh chem er den kaiserlichen Thrsn bestieg, nämlich 1558/ daß er doch endlich einmahl in Bey'egung der Ncligi- onsunruhen Ernst beweisen, indessen aber verwehren möchte, daß nicht unschuldige evang. Lehrer unver¬ antwortlicher Weise ins Gefangniß geschieppet oder gar verjagt würden. Der Kaiser erklarw sich auf diese Bitte sehr gnädig; und die Stande erklärte» seine Antwort so, daß er ihr Gesuch nun gewiß be« willigen und die freye Religionsübung »erstatten wer¬ de. r 5 s 8. J 3 IZZ de. Sre zweifelten so wenig daran, daß sie schon im Voraus auf die Verbesserung ihres Gottesdienstes Bedacht nahmen. Bißher hatten nur einige von den Herren und Rittern es gewagt, auf ihren Schlössern und in ih¬ ren Pakrouatkrrchen Geistliche zu halten, welche ihnen und ihren dlnterthanen predigen und das Nachtmahl nach Christi Einsetzung reichen wußten. So hatten z. B. die Herren Leop. Grabner zu porenbrumr und Rosenberg, und die Gebrüder Achaz und ^eonh. Enenkel zu Albrechrsberg und Ober» Ptllach, als Landsassen aus der Ritterschaft in Oeft- reich unter der Lns, den geschickten Lhristopl- Reurern, der bißherzu Bruch in der Pfalz cvang. Pfarrer gewesen, zn ihrem Schloßprediger gemacht, auch noch vor erlangter fcyeriichen Religions-Con- ceffron in einer öffentlichen Schrift erklärt, daß sie dazu befugt gewesen. Allein, es wurden dergleichen Prediger gewaltig gedrückt und verjagt, und die, so sie angenommen hatten , öfters nach Hof gefordert und mit der höchsten Ungnade des Kaisers und unaus¬ bleiblicher Strafe bedrohet. ES säumte auch die ka¬ tholische Geistlichkeit nicht, wo sie nur konnte, ihren Zorn gegen die Evangelischen auszulassen, theils da¬ durch, daß sie die Lehrer examinlrtt undnach Befinde» Liestlbcn entweder intimidirte oder vertrieb, theils da¬ durch, daß sie Kirchenvlsitatwncn anstclltc, und wo sie etwas den römischen Satzungen entgegen zu seyn fand, solches auf alle Werse in Len vorigen Stand zu setzen trachtete. . : XXXV, IZ4 XXXV. Kapitel. 1560. Religionsgespräche Königs Maximilian mit dem Sranisl. Hosius und dem Je¬ suiten Roderich. allgemein bekannte Neigung Kenigs Maxi» lian gegen die evang. Religion verursachte an dem Hofe zu Rom viele Unruhe. Man wußte daselbst, baß er mit den protest. Fürsten über Religionsange« Icgenheiten in vertrautem Briefwechsel stund, und besonders von dem Sächsischen Churfürsten August viele evangelische Bücher erhielt. Man glaubte, es mangle ihm an Gcschicküchkeit, Wahres vom Fal¬ schen zu unterscheiden; daher war Pabst Pius IV. darauf bedacht, ihn eines bessern zu belehren und bcy dem alten Glaube zu erhalten. Ein in der papisti« fchen Theologie und in Streitigkeiten geübter Mann sollte deßwegen nach Wien geschickt werden; und das war Granislaus Hofius, Bischof zu Ermeland, der sich damahl in Rom aufhielte, Lieser kam im Anfang des Jahrs 1560 nach Wien als pabstlicher Internuntius/ und wandte den Zutritt beym Könige dazu an, daß er sich aüemahl von Religionssachea mit r s 6 o. rzs mit ihm unterhielt/ die Lutheraner sträflicher Abwei¬ chungen von der Augsb. Conf. beschuldigte und über¬ haupt als Ketzer anzuschwarzen suchte. Er verfaßte selbst einige auf den Zustand des Hofes und der Stadt passende Predigten, und gab sie dem P. Lithar« dus, kaiserlichem Beichlvaier und Hofprcdiger, der sie sodann öffentlich sblegte, aber auch dadurch in den Gesinnungen Maximilians, der zur Anhö¬ rung derselben eingeladen war, nicht das Geringste änderte. Doch nicht nur der Pabst, sondern auch Johan¬ na, vermahlte Prinzessin von Portugal!, eine Schwe¬ ster von Marien, des Königs Maximilian Ee- mahlin, suchte denselben von der Liebe zur evangeli¬ schen Wahrheit abzuziehen. Auf Anstlften des Kar¬ dinals Franz Borgias schickte sie in eben diesem Jahr einen spanischen Jesuiten, LhriftophRo- derich, mit den nachdrücklichsten Empfehlungsschrei- I 4 ben *) Dieser Mann war selbst kein eifriger Papist, ader ein desto schärferer Gesetzprediger. -Ohne Scheu äußerte er auf der Kanzel, die Gestaltung des Deichs im Abendmahl sey ganz recht. Linst sagte er auch: Du Daiser, dn Lönig, du Fürst, du Graf, wenn du nit wirst von -em Laster abstehen, so wirst du in der Hölle büßen müssen. Einen merk¬ würdigen Brief von ihm an Pabst Pius IV. von dem erbaulichen Krankenlager und Ende des Kaisers Ferdi nand hat Schelhorn in ^moenir. Ilitt. eccl. L Mr, k. I. x. LL4 ff. «ns Licht gesellet. rz6 156 o. ben nach Wien. War man besonders darauf bk Sacht, nach dem Tobe deß Raisers Ferdinand dir katholische Religion/ so viel möglich, zu befestigen! so versuchte der Jesuit auch sein bestes bcy dem Kai¬ ser , und brachte es dahin, daß einige verdächtig! Hofleute, die bißher stets um ihn gewesen waren, besonders auch einige Hofprediger, vom Hofe entfer¬ net wurden. Dem Könige aber und seiner Gemah¬ lin suchte er durch alle mögliche Vorstellungen die evan¬ gelische Lehre verhaßt und verdammlich vorzustellen« Doch reifete er, da seine Bemühungey vergebens waren, wieder von Wien ab. XXXVI. Kapitel- 1561- 1562, Verschiedene gedruckte GlaukenGekennknU rvcmg. Lehrer — Augsburgische Eo>p fessron/ für die evang. Oeftreicher gedruckt. ^bir geben von drey in Vestreich zu verschie- Senen Zeiten verfertigten Glaubensbekenntnissen Nach¬ richt, so weil sie hieher gehören. Das erste gab rNartin Moseder, von dem schon Kap. XVI. ge¬ redet worben, zu Regensburg 157» auf rz Bog. r 5 6 l. ,562. IZ7 in Quark unter dem Titel heraus: Bekatttmrß des Glaubens vnd-Lehre Martin Moseders, Jör- gerifthen Rirchcndieners am Wort des Herrn in Oestreich. - Samt etlichen Sendschreiben O. lVlsrt. I-Utbsrl an die Jörgertschen rc, Es besteht aus 24 Artikeln, in welchen die evanq. Lehre deutlich vorgetragen und ihre Uebereinstimmung mit der Bibel und der Augsb. Conf. bewiesen wird. Ge- legenheitlich wird den papiftischcn Irrlehren nach¬ drücklich, doch ohne Bitterkeit, widersprochen, der Zrvinglianer und Wiedertäufer nur an ein paar Orten gedacht, der in der protest. Kirche erregten Streitigkeiten, wie billig, aber gar keine Erwah- nunggethan, Das zweite evangel. Glaubmsbckenntniß führet den Titel: Bekannrnuß, vnnd Rcchenschafcder Lehre Glaubens, vnnd Predigten Christoph Reurters, Diener des h. Evangelij zu Z^oftn- derg am Ramp, in Oestreich unter der Ens. Regensburg 1562- iz Bog. ln Quark. Der Ver¬ fasser zeigt in rz Abschnitten / was er lehre und glaube, polemisirt aber mit unter sehr stark wider das Augsburger und Leipziger Interim, die Syner¬ gisten, Schwenkfelder rc. und seine Schrift laßt über¬ haupt die traurige Bemerkung machen, daß damahl schon linker den protestant. Lehrern in Oestreich man¬ che Zerrüttung müsse gcherrschek haben, welche haupt¬ sächlich durch die Flacianische Parthey erreget wor¬ den, I 5 Das rz8 i s 6 r. r f 6 2. Das dritte evangel. Glaubensbekenntniß heißt: (sonkelUo. oder: christliche Bekandnuß de- Glaubens/ etlicher Evang. Prediger in Gest, reich, rzss 4. i Alph. 4 Bog. s. l. Auch diese aus 27 Artikeln bestehende Conftssion ist mit zu viel polemischem Sauerteige vermengt, auch deßwcgen nur von >9 evang. Predigern unterschrieben wor' den. Die Namen derselben sind: Ioach. Magde« burgius, Pradicantder deutschen Reuter zu Raab, Ioh, Iudex, Pred, in Sonnbergk, Ion.^rank/ Pfarr. zu Haltabrunn, M. Conr. Lupulus j» Marbek, Thom. Müller zu Grth, Phil. Bar- batus zu Syrndorf, Marr. Turca zu Groß/ Thom. Perger zu Grafendorf an der Prelach/ Blas. Hayden zu Musterten, Andr. Stark z» Hawnolstain, Mich. Griesler zu Portenbrunn, Paul Fabricius zu Nusdorf ob der Tratst, Ulr. Eingießer zu Hein, Matthä. Sparberniu GIlerspach, Veit Gchclderle zu Michelhaustn/ Leonh. Friruenholz zu Hofnerpach, ZranZ Gchänrler, einer Ehrsamen Landschaft gewesen« Feldpradicant, Ioh. Schmelzle zu Geitersdorf, Iac. Schramm von Schönbergk, Caplan zu Haußkirchen. Alle diese Manner gehörten M Klacianischen Haufen; und ist daher diese Schrift nur als ein Partikularbekenntniß anzusehen. Inder Nacherinnerung derselben führt Ioach. Mag' deburgius die Ursachen an, warum nicht alle evang- Prediger diese Schrift unterzeichnet haben, diestlbigen, ost milden härtesten Ausdrücken, zuwi« der« ! I s 6 r. i s 6 2. iZ6 terlegen, und zeigt sich als einen unverständigen Eiferer. Ich gedenke hier zugleich der von den cvang. Oest. reichern edirten Augsburgischcn Lonfession. Sie ward izüs zu Regensburg in Quart/ i Alph. 2Z Eog. gedruckt mit dem Titel: Die unverftlschete Augspurgische Lonkeüio vnd Smalcaldische Ar¬ tikel samt einer Vermanung Ioach. Magde« ^urgii/ an eine Ersame Landschaft (Dester« reich. XXXVII. Kapitel. 1562. Kaiserliche Generale wider die evang. Pre¬ digerin Oestreich. Derselben Bitte an den K- Maximilian. Antwort auf die¬ selbe. "^ie Drangsale der Evangelischen hörten nicht Man verjagte die Lehrer / welche von den Herren und Rittern angenommen waren; man so« ^Ne die letzter», nach Hof/ und verbot ihnen unter der ^testen Strafe, dergleichen zu bestellen. Dies be« Allele bjßher nur einem und dem andern aus dem I § Her- »42 r s 6 2. Herren r und Rrtterstande. Im J. 1562 aber «s son Prag aus, wo sich damals Kaiser Zcrdinanl aufhielte/ ein besonders Generale nach WiengeD und am dasige» Landhaus? angeschlagen, des K halks, /, daß die Landieut allerhand sektische, D /, chendc / der geistlichen Obrigkeit widcrspenst^i „ verführische Priester, jum Abbruch und SchniL ,/ lerey aller in der Kirche aufgerichcekcn christlich« ,/ Ordnungen / auch merklicher Verführung vuk „ armen einfDigcn Seelen aufhielkcnz daher „ ernstlich besohlen/ von nun an ohne der Ordi» ,, neu ausdrückliche Bewilligung und Schein krl« ,/ Priester aufzunehmen/ wie such die vorigen^ // juschaffcn/ oder den Ordinarien ju überanuvei' ,/ ten. " - Doch, die Sränds liessen sich durchs neue Hindernis nicht irre machen; es gab ihnen mehr Anlaß, ein neues Zeugniß ihrer Beständig in der erkannten Wahrheit abzulegen. Sie ivurd« wegen einer abermahligen Steuer zum TürkcnkÄ nach Wrcn gefordert/ fanden sich mit einer SupK kation ein und überreichten selbige/ weil Ferdins zu Prag war, an den König Maximilian/ dciV chig flehend/ sie doch endlich einmahl zu erhörend ihnen fteye Rrligionsübung/ um welche sie mW" und vierzig Jahre angchaleen hätten/ nach schrist der Augsb. Conf. biß auf ein allgemein^ Koncilium, zuverstatken/ und ihre Prediger undK«' chcn mir ungebührlichen Lxaminibns und VW"'' nen zu verschenen / auch das ohnlangst ergänz Generale wieder aufzuhebm; mit angchäugterEr^ ruuSt r f S L. t4t it rung, baß, wenn sie nicht würden erhört Herden, § sic auch keine Steuer bewilligen würden. Maximi- d! lian nahm zwar diese Bitte gnädig an, ausserke aber ii koch, er habe sich wegen der Türkensteucr einer bal- » digm gehorsames Willfährigkeit von ihnen versehe», thne daß sie der Religronsbeschwehrdett gedachten, wegen deren er mit ihnen zu handeln vom Kaiser keis « nm Befehl habe; und versprach, ihre Sache bemfel- « den bestens zu empfehlen» XXXVIII. Kapitel. » s i- K l- l- iZöS. Auf viele Bemühungen des K. Ferdinand dicd vom Pabst die Kommunion unter bey- der Gestalt in Oestreich erlaubt und wieder eingeführt. A ^!s iZ62 das Koncilium zu Trient wieder fort¬ gesetzt und dabey gleich anfangs die Materie von der Konmunion lub utrsgue sorgenommen ward; schick- iw der Rarscr, der König von Frankreich und der Herzog von Baiern ihre Gesandte dahin, um haupt¬ sächlich dieses Punkts wegen ihrer Unterthanen Be- !» besorgen. Die kaiserlichen Abgeordneten, "»ter denen Andr. Dudich, Bischof zu Zünfkir« chm *42 r s § r. chen in Ungarn, der vornehmste war, überreich« ken am 7. Iunu der Versammlung im Namen ihres Herrn sa Postulata, worin nebst andern wichtigen' Punkten auch der vom Latenkclch und von der Prit« stcrehe enthalten war, welche, wenn sie bewillig! worden waren, den evang. Standen in Gestreich sehr würden zustatten gekommen seyn. Nachdem der baierische Gesandte Andr. Baumgartner am 2/. Jun. in einer rreflichen Rede sehr stark auf dis W' derherstellung des Kelchs im Abendmahl, der Prit' sterehe und eines frommen Lebens gedrungen halte/ übergaben die kaiserl. Gesandten« noch eben an dem Tage dem Koncilium eine besondere Schrift, in der sic auch sehr darauf bestunden, daß in den kaiserl. Erbländcrn der Laienkclch erlaubt werden möge. Die» ser Schrift gab Duditd ein großes Gewicht durch die vor der ganzen Versammlung gehaltene Rede, in der er eben diesen Gebrauch des Nachlmals mit den stärksten Gründen behauptete, und verlangte, daß derselbe in ganz Deutschland und Ungarn möchte wie« der eingeführt werden. Allein, statt daß die kaiserlichen, franM« schen und bäurischen Gesandten eine erwünschte Aull wort vermukheten, war der Ausgang dieser, daß iss Patres sich in 8 Partheyen theilten, unter will chen allen nur 29 Manner waren, welche auf die Vergünstigung des Kelchs votirten. Die Sache ward also der Entscheidung des Pabsts, obwohl mit Wi» dkktvillen der kaiserl. Gesandten, überlassen. Zer« dinand r 5 § 2. »4Z binand und der Herzog von Baiern schrieben einige mahle nach Rom und verlangten die Einwilligung des Kelchs und der Priesterche. Der Pabst hielt nicht für rathsam, dem Kaiser langer entgegen zu scyn, Md schickte am iS April 1564 ein Breve an den Erzbischof zu Salzburg, worin er ihm die Macht er» theilte, m Oestreich und Baiern allen, die cs verlangen würden, das Abendmahl in zwo Gestalten reichen zu lassen. Sogleich dachte Ferdinand dar» ms, wie der Gebrauch des Kelchs in seinen Lest» reichlichen und übrigen Erblandcrn eingeführt wer» den möchte. Er ließ ein Gutachten aufsezen, inweichem den Predigern gewisse Regeln vorgeschric» bm wurden, die sie bey Austheilung des Abend. Mahls snb utrsgue zu beobachten hatten. Er schickte dasselbe an die geistliche Churfürsten, um ihre Mey» düng zu vernehmen , und ließ darauf am »4 Jun. Mn Erzbischöfen und Bischöfen in seinen Erblanden befehlen, überall in ihren Sprengel« den Gebrauch des Kelchs unverzüglich einzuführe»; welcher Befehl auch vollzogen worden. Am ig Junii ward diese Erlaubniß zu Wien in der Stephanskirche im Na, men des Kaisers von Urban, Bischof zu Gurk, kaiserl. Rath und Hofprediger, beym Beschluß sei. der Predigt, mit einer merkwürdigen Anrede an die Gemeine publicirt. *) Der kaiserliche Prinz und Erz¬ herzog Dies berichtet Beruh. Thanner anIoh.de Monte mit dc» bcdenkUchcn Worten: kroximo üie XVIII. Menllr kniur Lxitcopns Ouicenür, Islis siisr äe I-mbers«. aitin» »44' L s 6 L. Herzog Karl ja Steiermark , Karnöten UÄ Krap» machte gleiche Anstalten in diesen Landen. Indessen waren damit noch keineswegs alle Jrrthü« mer des Pabstthums in der Lehre vom Abendmahl abgeschast; vielmehr mußten die unter beyder Gestalt kommuniciren wollten, in allen übrigen Stücken die Sätze der röm. Kirche unterschreiben, auch bekem mn, daß der wahre und ganze Leib I. C. sowohl un» wr einer, als unter zweyerley Gestalt empfangen werde, ja, daß die ronu Kirche weder geirret habe noch itzo irre, wenn sie das Abendmahl nur unter Einer Gestalt reiche. Undenklich wardderGebrauch des Kelchs allmählich wieder abgeschast, so daß et im I. iSLv ganz und gar aufhörte. XXXLX. > ' ' ..... , 1 rnlmo tusseÄus, Viennsr pro concions publ^svit inöulrum ^posroücum äs permilüons cnlicii L tsris > guiäsm AmbiZus ; irg enim' ett. Sjei>t Cyprians labulsiium Lccl. kvnm. S. XXXIX» Kapitel. 1564- Kaiser Ferdinand fängt mit Cafsander und ^vizel über die Rekrgionsstremgkeiten ei¬ nen Briefwechsel an, stirbt aber bald» Maximilian II. setzt ihn fort/ aber ohne Crtolg, Ferdinand fahr dald ein, daß die Gestattung des Keichs im Abendmahl noch lange nichk hinlänglich ley, Friede und iLmigkeit in der Religion bcy lemeit llneerrhanen zu w.ge zu bringem Daher, als ej: werkte, daß auf dem tricntischen Lonciüd auf die« sch Fall nichts auögerichket und vom Pabst nicht viel zu erwarten wäre; so versuchte er selbst, wie die zwischen den Evangelischen und den Papisten streiti¬ gen Anstel '.n der Güte möchten untersucht und aus¬ geglichen werden» Er schrieb deßwegcn im I. 1564 nn zween berühmte und billig denkende Theologen, an Georg ^Vizel, der damahls zu tNaing, und an Georg Eajsattder, der zu Duisburg lebte, daß be nach ^Vlcn kommen, und durch ihren klugen Rath seine Absicht befördern helfen möchten. Vcy, K de !46 1564. de entschuldigten sich mit Alter und Krankheit: der Kaiser aber ersuchte hierauf jenen in einem Schrei' den vom 28. Mali / diesen am rg. Zulii, daß ein jeder für sich in einer eigenen Schrift gründlich susfüh- ren möchte, in welchen Lehren die Augöd. Conftssion mit den Lehren der röm. katholischen Kirche völlig ei¬ nig, und in welchen zwischen beyden noch ein Un¬ terschied sey, wie auch, in welchen Punkten nachge¬ geben werden könne, und Key weichen man vesi bleiben müsse. Doch, der am 2Z. Iuiii erfolgte Lod des Kaisers unterbrach diese Unterhandlungen. Kaiser Maximilian II- setzte dieselben fort, nahm die ihm von Tvizel *) und Lassandern gefertigten Schrif' ken, besonders die des letztem, sehr gnädig auf/ ward aber an Ausführung der darin enthaltenen Vor¬ schläge durch den in Ungarn und Siebenbürgen aus- gebrochenen Türkcnkrieg, vielleicht auch durch an¬ dere Ursachen, gehindert; Lassander und wizel aber wurden von Lutheranern und Papisten als Synkretisten susgeschryen und gehastet. Das ge¬ wöhnliche Schicksal aller Irenikcr! XXXIX. *) rvizele Schrift hatte den Titel: P7» s. se controvsrUs reli^ionis cspitikus conciliimäii senke» ei», und ist öfters, auch mit Anmerkungen von .Zerr». Lonring cdirt worden. Die Lassandrische Lonsul- »rio äs stticnIiL is'iF. inter L»rkoIicoL L kiorelka» te- conkrovsrL ist gleichfalls öfters gedruckt wordeu- fZch besitze die Ausgabe mit Noten von -Zugs Glsrius, Leiden »ü4r,». r-4? XI,. Kapitel. 1564. 1565. Dev evang. Stände Supplikationen an Kaiser Maxim» um die Religionsfreyheit werden nicht erhört. Ee ist den Je¬ suiten nicht günstig. ^ey der erste« Lündkagstzerfanrmlung, welche der Ueue Kaiser angeordnet hatte, erschienen die Evan¬ gelischen mit ihrer unkerthanige» Bitte um Erfüllung bissen, woraufsie von K. Ferdinand vertröstet wor¬ den waren, daß ihnen nämlich der öffentliche Got' iesdienst zugelassen, und ihre Prediger mit Exami, >urcn und Verfolgung der Ordinarien verschont wer¬ ben möchten. Maximilian erklärte sich zwar in all¬ gemeinen Ausdrücken sehr gnädig: allein, die Drang, tale vom röm. Klerus dauerten fort. Im igSzsten Jahr erneuerten sie auf einem Landtage ih-e Birte, und flehten theils um Abstellung der gehäuften Vee- tolgungen, die ihren Predigern von dem Passant- scheu und Wienerischen Official rviederfuhrm, Heils um frcye Verkündigung des göttlichen Worts und Verwaltung der Sakramente nach Vorschrift dee Augsb. Lonftsson, auch um Anstellung erncs evang. K 2 M- »48 »564. r s 6 s. Predigers in Wien, den ste besolden wollten; wel¬ che Supplikation auch nn Druck bekannt gemacht worden. -^) Sie wurden aber auf eine Reformation der Kirche, oder auf eine Vereinigung der beiden Religionen vertröstet, und ihr Zustand blieb der vorige. Doch machte ihnen die Abneigung des Kaisers vor den Jesuiten noch eine Hofnung, welche bcy folgen¬ den Gelegenheiten sich offenbarte. Nach K. Ferdi¬ nands Verordnung sollten zween Jcsuncn auf dec Universität zu Wien öffentliche theologi-che Vorlesun¬ gen halten, welches auch bißhcr geschehen war; Maximilian aber nahm Einem derselben seine Stellt und gab sie einem Ungarischen Bischöfe Dionysius Pioppius, damit er sich des im Türkenkrieg erlit¬ ten Schadens erholen möchte. Ja , er entzog den Jesuiten sogar ein von seinem Vater 1560 ihnen ein« geräumtes Hauß, in welchem sie die Jugend vom Her- ren-und Nikkerstande unterrichten sollten, die auch darin Tisch und Zimmer hatte. Die evang. St«»' de waren nicht zu bewegen, ihre Kinder der Erste' hung der Jesuiten anzuvertrauen. Daher kam cs/ daß statt des einheimischen fast lauter auswärtiger junger Adel mit Genchmhaltung K. Ferdinands i« dies Hauß ausgenommen wurde. Dies wollte de« evang- Unter dem Titel: Der Gesterreicher Supplik^ rion vnd Bekenntnis an die Lei: Majestät des heil. Evangelij halben. Eisieben, rs6s in^ 1564. l 5 6 s. i4- evang. Ständen im Land« nicht gefallen; sie ersuch, ten daher K. Maximilian/ daß/ weil sein Herr Da. ter dies Hauß dem östreichischen Herren-und Rit« terstande/ der es eigentlich aufgerichtet hatte/ zum Besten bestimmet habe / er denn auch ihnen diese Wohlrhat geniessen lassen möchte; erboten sich zugleich, ihre Söhne in dasselbe zur Information zu. Leben, nur mit dem Beding / daß die Jesuiten nicht die Direktion hatten / die Kinder auch nicht genöchigt würden, ihre, heil tonen zu besuchen Diese Dorsiel« lung harte die Wirkung/ daß der Kaiser den Jesr». ten und ihren Untergebenen befahl/ das Hauß zu raumen; welches auch geschehen. Hierdurch wur¬ den die evang. Stande so dreist, daß sie im folg. rMstcn Jahr/ als sie auf einem Landtage zu Wiew versammlet waren, nicht nur auf freye Rcligionsü- bung, sondern auch auf Ausschaffung der Jesuiten aus Oestreich drangen, welches aber vergeblich war. . u,'. X, X!.. XL>l. Kapitel. I 5 6 8- Der Kaiser räumt den Evangelischen die freye Aeligionsübung ein. §)er unglückliche Türkenkrieg hatte den Kaiser Maximilian II. in eine Schuldenlast von vielen Millionen gestürzt; er mußte daher abermahl die Stande um ergiebigen Beytrag ersuchen. Sie be¬ willigten aber denselben nicht anders als unter der Bedingung , daß ihnen-endlich einmahl die freye Re« tigionsübung ycrstqttet würde. Und da lenkte Golt das Herz des frommen Kaisers, daß er rzsg am iS. Äug. Sie Erklärung von sich gab: Daß den Hey¬ den Standen der Herren und Ritterschaft deS Erzherzogthrmrs Veftreich unter der Ens ver« gönnet sepn sollte, in ihren Schlössern, Städ¬ ten und Dörfern, und in allen Rirchen, wo sie das Jus pstronatus hätten, ihre Lehren und Leriinonien so, wie dieselben in dem Iworr Gottes unkf Schriften der Apostel gegrund.k, und in der Arrgsb- Lonfcsson kurz zusam gefasser wären, anzurichren. Die¬ ser Erkla ung aber hatte er die Bedingniß ange« hängt, daß zu bcßerer Einrichtung des Kirchmwe« »568. isk sms zwölf fromme und angesehene Lehrer, und zwar sechs von ihm, dem Kaiser, sechs aber von den Ständen, und darunter zween aus Sachsen, be¬ rufen würden, weiche vorher über alle Glaubensar¬ tikel und kirchliche Gebrauche mit einander berakh- schlagen und eine Eintracht in diesen Stücken bewerk¬ stelligen sollten. Eine weise und höchst norhwcndige Bedingung! Unter Ferdinands Regierung harren die Srände hin und wieder auf ihren Gütern auS Noch manche Prediger angenommen, welche wegen ihrer Zanksucht und anderer Ursachen von andernLr- tcn waren vertrieben worden, und nun auch in Gest- reich unter dem Fürwand der evangelischen Freyheit vielen unnöthigen Lärm über gleichgültige Dinge an« stetigen , so daß in den Kirchcngcbrauchcn nach den vorgefaßten Mcymmgen des Lehrers eine Gemeine von der andern unterschieden war; welches bcy einer tolerireen Kirche die gefährlichsten Folgen haben wußte. Die Stände erkannten daher den Bcfehldes Kaisers als weise und wohlkhatig. Da sie aberglaub- ten, daß eine solche Bcrathschlagung viele Zeit fo- dern würde, ihre Kirchen aber inzwischen unter aller» !ey Fürwand von der röm. Klerisey könnten belästigt werden: So erhielten sie auf ihre dcmüthige Bitte, sin Rescript, welches sie versicherte, daß der Kaiscb 'hnen die gewöhnliche Lehrart und Eerimomen, so fern sie mit der Augsb. Conf. überein kämen, ver¬ gönnen, und sie dabey wider alle geistliche und welt, liche Widersacher so lange schützen'wollte, biß man stch über jene Stücke verglichen hätte. A H ' XI^H» - ,52 Xl.il. Kapitel. 1 5 6 8. Ioach. Lamevav und Dav. Lhyrraus werden nach Oestreich berufen, um den Re!ig:onsband!unqen beyzuwobnen, Be« schäftigung des letzter«. >»-s wurden nun vor allen zween brauchbare Man« «er in Sachsen ausgesucht, denen die neue Einrich« rung des Religiousweftns anzuvertrauen wäre. Dck Kaiser bestimmte den grundgelehrten Leipziger Pro« fessor Joach. Camerar; und die Stande wählten den geschickten und moderaten Rostokischen Theologe» Dav- Lhyeräus, Jener en: schuldigte sich zuerst wegen seines Alters und kränklichen Körpers bey dein Kaiser, kam aber endlich doch iZSg am 8. Sept, nach Tvien, ob er gleich keinen guten Ausgang des Ge¬ schäfts hoste. Wirklich reißte er auch am ro. Dec- dieses Jahrs unverrichteter Sachen wieder ab, west pch die Ankunft des Lhyrräus so lange verzog, ohne welchen man hie Unterhandlungen nicht anfangs» wollte; doch hinterließ er dem kaisi Rath Gengern sein Bedenken. Ehyrräus kam endlich am io. Ja», izss zu Creme in Oestreich an, nachdem er unter¬ wegs t» Woifevbüttkl mit Murr. Lhemmz und r 5 6 8. rsz Jak. Andrea, und zu Leipzig mit Lamerar sich besprochen und ihren Rath zu dieser wichtigen Ange¬ legenheit erbckcen hatte. Wandte gleich, wie her¬ nach wird erzählt werden, der Pabst alles an, die¬ ses Reitgionwerk zu hintertreiben: so hatten doch die Stande die beste Hofnung, dasselbe zu Stande zu bringen, zumahl, da der Kaiser im December izsz auf dem Landtage zu Linz den Freyhcrren und Edel- keutcu in Gberösteeich ebenfalls , wie denen unter der Ens, die freye Rcligionöübung zugestanden, auch bißher den Städten fromme und moderate cvan- -eiische Prediger zu halten nicht verwehrt, und auf erhaltene Nachricht von der Ankunft des Lhycräus ihnen aberinahl versichern lassen, daß er feine Ansage wegen Tokrirung der Evangelischen gcrviß halten wurde. Indessen war doch,, ehe Lhycräus ankam, im Punkt der wegen des Religionüwesens anzustel, lenden Berathschiagungen, Vom kaiftrl. Hof eine Änderung beliebt worden. Statt, daß von Seite dÄ Kaisers sechs, und eben so viel Depritirte von Eeite der Stande miteinander rachschlagen, und sich sider e ne gewisse Form einer Kirchenvrdnung verglei¬ chen sollten: So ward itzc den Standen befohlen, daß sie selbst das Formular einer Kirchenagendc auf- sitzen und dem Urtheik des Kaisers unterwerfen soll, km. Dabey verengte man ausdrücklich, daß bei) Verfassung derselben die älteste» lutherischen Kirchen- vcdnungen, die Sächsische, Brandenburgische und Nürnbergische zum Grund gelegt, und nach denselben die tzerimonien eingerichtet werden sollten. K 5 Dis »54 » 5 6 8« Die Stände waren nun darauf bedacht / ihre De« rathschlagungcn so einzurichten/ daß dem Willen des Kaisers nachgslebt, und ihr laugst erwünschter Zweck erreicht werden möchte. Zu dem Ende wählten sie aus ihrem Mittel vier angesehene Manner, nämlich den Baron Ioh. "Wich, von Roggendorf, kai« fcrt. Ruh und Landmarschall/ Rüdiger Hn. von Srahreinverg / Leop. Gradnern, Herrn auf Rosenberg/ und Wolfg. Christoph von En- Zesdorf, welche als Deputirte im Namen der bey- den evang. Stände dies ganze Religionswerk besor¬ gen / und was hierin öffentlich oder besonders vor- zunchmen, befördern sollten.. Diese hatten schon vor Ankunft dss Lhvträus beschlossen / ihm die Verfer¬ tigung vier besonderer Schriften aufzutrsgen. Die erste, sollte eine Rirchenagende für alle evangelische Gemeinen in Oestreich seyN/ nach der dortigen Lan- dcsbeschaffe.'.heit eingerichtet. Weil sie auch hoste»/ rin eigenes Konsistorium und einen lutherischen Su¬ perintendenten bestellen zu dürfen / so sollte die zweite Schrift eine instruciio Luperinbenäentis ör Lon- ftllorü enthalten. Dre dritte sollte eine Erklä¬ rung aller Artikel der Augsb. Confessio«/ (wel¬ che sie hernach das Ooürinais nannten,) enthalte»/ worin auch alle damahls in der evang. Kirche herr¬ schende Streitigkeiten untersucht upd erörtert werden sollten; welche Schrift sie gleichwohl dem Kaiser nicht überliefern/ sondern nur als ein Dokument der reinen Lehre für sich und ihre Nachkommen bey ihren Familien aufoewahren wollten. Endlich sollte aus die. r 5 6 8- iss dieser Erklärung der Augsb. Conf. ein Auszug ge¬ macht werden, welcher als ein Lxarnen Oräiasnäo- wm gebraucht werden könnte. Diese Arbeit ward denn dem Lhyrräus gleich bey seiner Ankunft aufge« kragen, und ihm als Gehülfe M. Christoph Reu¬ ter, vormahliger evangel. Pfarrer zu Prück in der Pfalz, nunmehr Pfarrer zu Rosenberg in Ocst. reich unter der Ens, von dem oben Kap. XXV. ge¬ redet worden, zugegeben.. Da zu einer solchen Ar- beit Zeit und Ruhe nöchig war, so fanden die Stan, be rgkhsam, daß LbVträus sich irgendwo in der Stille aufhielte. Dies war um so viel nolhwendi- M, weil der Kaiser nicht wollte, daß der pabflliche kegat, Kardinal Rommendonus, die Ankunft des. selben erführe, und überhaupt befohlen hatte, daß biese Religionshandlungek sehr geheim gepflogen werden sollten. Daher ward dem Chyrraus das angenehme Städtchen Spiez an der Donau, iz Meilen oberhalb Wien, der Rirchbergischen Aa. nnlie gehörig, und in demselben das Schloß Ruch, berg zum Aufenthalt angewiesen/ woselbst er über 2 Monathe durchlebt«. XL.N. Xllll. Kapitel. i ; s s. Die ReligisttshandluMN haben, imter manchen HindernUen,, einen für die Protestanten erwünschten Ausgang. dabst Pius V. suchte diese Religiensunterhayd- ungen, so, viel ihm möglich war, zubiiuerircibcli. Er schickte «in ziemlich unfreuuchichro Breve-au den Kaiser; er brachte den König von Spanien, Phi¬ lipp, de» Herzog in Baiern Aitzrechr, und de» Erzbischof zu Salzburg Iol-. Jakobi, dahin, daß fle den Kaiser vor einem der kaebolischcn Kirche st nachthriligen Vornehmen nachdrücklichst warnten ; ek fertigte end'ich seinen Legalen, dm Kardingl Job- Zranz. Rommcndonus, ab, welcher, ob sich schon der Kaiser durch einen entgegen geschickte» Bo« ten feinen Besuch verbitten ließ, doch am zo. Okt. >569 nach U)ien kam. Dieser verschmitzte und be¬ redte Mann hauste Key seinen Unterredungen mitdenr Kaiser Gründe auf Gründe wider die den Lutheranern einzuraumcnde Freyheit der Religion, kündigte lhin die Ungnade und den Bann des Pabstes an, und drohte / daß derselbe zur vorseyenden Vermahlung der i 5 6 157 der ältesten Prinzessen des Kaisers / Anna , mit Philipp, dem Könige in Spanien, dessen Schwt!- sterrechrcr sie wac, die Dispensation nimmermehr er- rheilen würde» Maximilian sah sich hierdurch in einige Verlegenheit gcsitzk, und mußte auf eine Aus¬ kunft denken, wodurch er weder den Pabst und die Spanier beleidigte, noch auch sein den Ständen gc« -ebenes Wort unkräftig machte. Er erklärte sich kurz Segen den Gesandten, daß er, was d»e Augsb. Eonfessron berräfe, nichts neues ciuraumen würde. Ztpmmcndonus verstand diese Worte von der gänzlichen Aufhebung der Augsb. Conf.; sie be« statigkcn aber eigentlich die den Standen schon im August d. I. erthcilte Religions-Concession: den« der Kaiser wollte so viel sagen, er würde äusser dem, was er schon zugelassen habe, nichts neues einraumen» Ja, zu eben der Zeit, da der Legat in Wien war, wurden die Berathschlagun- gen der evang. Stände Über das Religionswcsen in der Stille beständig fortgesetzt und die Kirchenagcnda und andere Schriften vom Lhycräus zu Stande gebracht. Xl.Nl. -58 XL,V. Kapitel. 1569. Die neue evang. Agende wird dem Kaiser übergeben und größtenteils genehm gehalten» ^hpträus war nun mit Verfassung der Riechen« Agenda zu Ende, und schickte sie alsobald an die Dtputirken bee Stande nach Wien zur Censur- Schon vorher hatte der Kaiser von den Deputaten verlangt, daß sie diese Agenda, wenn sie fertig wä¬ re, niemanden von der übrigen Ritterschaft zeigen, auch ihm selbst nicht eher öffentlich überreichen soll« ten, als biß er sie privatim durchgelesen hätte. Be¬ denklich war dies Begehren freylich den Standen; st? mußten aber darein willigen. Der Landmarschall vor -Oestreich, Baron von Roggendorf, als erster Ab¬ geordneter , übergab ohne Dorwissen der andern M« jcrsckafl erst die Agenda, und bald darauf die In- ürutstio 8uperintenclentls Lc Lovststorü dem Kaiser in einer Privat-Audienz, welcher sich dieselbe durch zween seiner vertrautesten Räche vorlesen ließ, und sein Wohlgefallen darüber äuserte. Etliche Wochen darnach ward die Agenda erst den gesamten Herren nn r 5 6 Y. is9 und Rittern zur Censur vorgelegt, und, nachdem sie hier und da ein Wort geändert hatten, aufs neue rein abgeschrieben, und, in der Meynung, daß der Kai¬ ser sie noch nicht gesehen habe, demselben in einer öf- ftnllichen Audienz überreicht. Jtzo Höften die Stän¬ de, daß ihr Wunsch gewahret und diese Agenda ih¬ nen und ihren Nachkommen vom Kaiser erlaubt und bestätigt werden würde. Sie liessen deßwcgen auch den Lhycräus nach Wien kommen, damit er den allenfalls anzustekenden Berathschlsgungen bcywoh- Nm könnte« Mein, sie mußten verschiedene Monarhe unge¬ wiß bleiben, ob sie auch ihren Zweck erreichen wär. den. Maximilian II. versprach ihnen zwar von Zett zu Zeit, daß er ihre Agende und ihr mit einem Superintendenten anzuvrdnendes Konsistorium bestä¬ tigen wolle; dies waren aber nur Worte; schrift¬ lich ließ er sich nie weiter gegen sic heraus, als,, daß „ er die Lehre und die Gebräuche, so mit der Augsb. /, Conftssion übereinkamen, in den Kirchen der bey. /, den Oestrcichischen Stande zulassen und roleri- „ ren, auch dieselbe wider alle geistliche und welt« /, liche Feinde schützen und vercheidigen wolle. " — Mik einer so allgemeinen Erklärung wollten sich die Stande nicht begnügen, sondern baten, der Kaiser möchte die ihm übergebene Kirchenagende ihnen und ihren Erben schriftlich zusichcrn, auch erlauben, daß sie ein eigenes Konsistorium und einen Guperin- tendemen anordnen, in Wien eine eigene lutheri¬ sche r6o 1569. sche Kirche und eine theologische Schule aufrlchlm dürften. Die gcheimcn Räche des Kaisers/ mit web Ä)encrsich über die Forderungender Stande besprach, erklärten/ daß eine so wichtige und gefährliche Sache einer reiften und langern Ueberlegung ausgesetzt wer« den müsse» Im Anfang des Augusts drangen die Stände abermahi darauf/ daß der Kaiser sich vor seiner Ab¬ reise nach Ungarn doch endlich auf ihre Vorstellungen und Bitten entscheidend erklären möchte / und erlM ten die Antwort; /, daß ihre Agende, wenn dek Kaiser sie konfirmiren sollte, hin und wieder geänder! werden müßte, und sollte ihnen deßfalls ein Ber- zeichniß eingehandigk werden. Abermahl ein Hw' derniß an der Beendigung dieser Sache! Dievci» Kaiser zur Konferenz mit den Ständen ernannte Ra» the verlangten, zu erst daß in die Agende mehrere A» rimonien beym öffentlichen Gottesdienst müßten eingr« rückt, und besonders bey der Fcyer des Abendmahl Lichter angezüudet, das Meßgewand angezogen mü »ornamlich die Elevation *) nicht unterlasse» wer- *) Die sogenannte Thürmnng öder Wandlung, b" nämlich gleich nach den Morten der Konseeration d" Symbolen, Brod und Kelch, in die Höhe gehobe» »erden. Au den Zeiten der Reformation ward dieses Gebrauch in den meisten evangelischen Kirchen «ereb» schiedet, an einigen Orten «der z. re Erbauung nicht sehr beförderten , blieb die Agende ung ändert. Zwey» tens tadelie man, daß von der Ecrichrsbarkeit der röm. katholischen Bischöfe und von der ihnen zu empfangen- denOrdinakion in der Agende kein Worr enthalten wä- re. Der Kaiser verlangte daher, daß tue evangelischen Prediger beyber Stände sich von den Bischöfen nach ei« ner gewissen Formul, jedoch ohne sündlrchc Verbind¬ lichkeiten, ordiniren lassen, und, wenn dieselben sie nicht verfolgten odex das Evangelium hinderten, ihre Jurisdiktion erkennen sollten. Um dieser Federung rin Farbchen zu gebe», berief man sich auf die Worte bcr Augeb. Confessio»: Es möchten auch die Bi¬ schöfe ihr gewöhnlich Mbedientz leichtlich ers halten, ss sie nicht etliche Traditiones dran« gen, die ohne Gnnd nicht mögen gehalten werden. Man hielt dem Lhytraus vor, daß die Stände verbunden wären, dem Bischof vou Passau, unter dessen Diöccs der gröste Theil der östrerchischc» Kirchen damals gehörte, die Ordination der Predi- ger und die Jurisdiktion zu lassen. Doch, als die- tz sei¬ bern Theologen re-r abgeschaft hatte, biß -er: , in Nürnberg biß nach icco, und in Sachsen an vielen Orlen biß auf den heutigen Tag bcybchalten, weil Man glaubte, er diene zur lebhaften Vorstellung der Wohlthaten, die u»S Christus durch seine Erhöhung «ns Kreuz erworben, und deren er UNS !M h- Abend- Mahl theildastig mache. !§2 IsS«). ser Biedermann sich feeymüthig erklärte , er könnt cs nimmermehr billigen/ daß Christus und Bellst vereinigt / und die Kirchen / die nun seit so vielen Jahren das bischöfliche Joch adgeworfen hauen / sich dasselbe wieder aufladen sollten: so willigten auch die Deputaten der Stande in dieses Anmuthen schiech' terdings nicht. - Die Unterhandlung war also meist fruchtlos. schon die Katholiken ihre Absicht nicht erreichen komu ten; so ward doch dadurch verhindert / daß die Stan¬ de bey ihrem Gesuch wegen Anordnung eines evani gelischen Konsistoriums und Superintendenten nicht zum Zweck kamen/ sondern dieser Punkt auf eine am dere Zeit ausgesetzt wurde. Am iz. August iM gieng dieß ganze Religionsgeschafte zu Ende / und war der glückliche Ausgang dieser/ daß man vonlscs Kaisersund der Stande Seiten über die Agende, die in den Kirchen der letzter« sollte gebraucht wer¬ den, durch Gottes Gnade einig wurde. Statt des ver¬ langten Konsistoriums und Superintendenten ward de» Standen so vi^l erlaubt / daß sie einen frommen ge¬ lehrten und moderaten Prediger halten sollten, der die zum Predigtamk berufene Kandidaten examinire» und darüber ein Zeugniß auSstellen sollte, jedoch daß dieser Prediger den Ordinations-Ritus nicht aus' übte. Hierbey gab der Kaiser die öftere ausdrückliche Versicherung, daß, wie er den beiden Staubender Herren lind Ritterschaft zugcsagt habe, daß sic in ih¬ ren Schlossern / Hausern, Städten und Dörfer" » 5 6 y. die Lehre der Augsb. Confessionnnddie damit überein« stimmende Cerimonien ungehindert treiben dürften; «Iso wollte er auch diese Zusage unverbrüchlich hal¬ ten. Die Bitte wegen Zulassung eines öffentlichen Gottesdienstes und einer Kirche in Wien ward völ¬ lig abgeschlagen; obwohl in den meisten kaiserlichen Städte»/ Wie» und Neustadt ausgenommen / from¬ me und bescheidene Prediger geduldet wurden. Chri¬ stoph Reiner, der schon mehrmahls erwehnke Be¬ hülfe des Lhpträus, hatte selbst zu Wien, in den Häusern des Grafen von Salm und der Freyherren bon polhaim, von Auersperg und von Lich¬ tenstein verschiedene mahle gepredigt und das Abend- Mahl ausgetheilt/ wobey jedem der Zutritt verstärket worden. Die Städte liessen auch nicht eher nach, biß sie den gegen sie so gütig gesinnten Kaiser dahin dernwgten/ daß er ihnen in der Vorstadt Wiens, 'n dem walscheii Kloster S. Maria de Monte Serrato genannt/ ihte Religionsübung öffentlich ju treiben/ gnädig vergönnete; wovon unten mehk gesagt werden wird- Xl.lV. l6§. L-W-D---D XL.V. Kapitel. 1569. Die beiden Stände in Ober-und Nieder- östreict), und die sieben lcmdesfürsi'tichen Städte darin erbalten von K. NIax. die Religionsfreyheit. Erfolg davon bep dem Bischof zu Passau und der Uni¬ versität zu Wien. Anfang dieses Jahrs hatte der Kaiser nach ^inz, der Hauptstadt in Oestreich ob der L«s, einen Landtag ausgeschrieben/ wobey er selbst gcgc«- wärtig war. Die evangelischen Stände, welche das Exempcl der den Ständen unter der Ens vor kur¬ zem zugestandcnen Reiigionsfrcsheit vor Augen hak¬ ten / hosten gleiche Gnade. Einige aus dem Hel' ren - und Ritterstande trugen dem Kaiser zuerst in ei¬ ner Audienz ihr Anliegen mündlich vor, baten aber auch in einem demüthigen Memoriale , daß er ilM auf ihren Schlössern und in ihren Gebieten, fürD und ihre Unterthemen, die freye Uebuug der cvew5 Religion gnädigst erlauben möchte. Der Kaiser Heß alsbald eine schriftliche Resolution ausfcrtigen, die nach der damahligen Lage für dir Stande so erwünscht war, ass sie seyn konnte, und händigte sie de« vier Rit- r s 6 9. r6s Kitten,/ Dietmar» vo,r Losenstein / Heinr. von Etal-remberg/ Zerd. Helfr. von Mezga» unv Georgen Ncrchauser, Salzamtmann zu Ge¬ münden/ selbst cin» In derselben ward ihnen rugelaffen / //die christliche Religion/ der Augsb. Conf. // gemäß / zu üben/ und befohlen/ ob diesem Erbie« >/ ren und Erklärung sich begnügen zu lassen, und /, der endlichen Erörterung mit gehorsamer Geduld /, zu erwarten, inzwischen aber gebührender Be- // scheiben-und Glimpfheit/ sonderlich mit wirkli- ,/ cher Abschaffung und ernstlicher Verhütung aller ,/ anderer der Augsb. C»nf. widerwärtigen Scecen, // auch der Erhaltung guter Kirchenzucht und Ceri« // monien sich zu beflrissigcn. Auch die sieben landesfürstliche Stabte im Crz- hcrzogthum Oestreich/nämlich Linz/ Steuer/Wels, Enns, Zreystart/ Gemünd und Völkiadrück/ L z dere» *) Diese Rcsslution ist am ersten gedruckt erschienen in einer seltenen Schrift von n Bogen in 4. welche 1646 rdirt und auf dem Friedenskongreß zu Osnabrück un¬ ter die Gesandten ausgetheilt worden, mit dem, Ti¬ tel : Abdruck der kaiserl. und landesfürstl. Lon- veNlanen, krivUexiorum, Lonllrmstianam Lc. wel- che den Ständen A. L. in Oestreich ob und utt, ter der Ene , von L- btaximiliünoH. kucceMvs biß auf ^erölnsnäum II. errheilc worden sind. Daraus ist sie in Ranpachs Erläur. cvang. Oest¬ reich S. IAL. ff und in die Westphal. Friedens- Handlungen Th. Pl- S. >;r ff ganz eingedruckt Mrden. 1569, deren meiste Einwohner schon von viel Jahren her drr evangelischen Religion zugethan waren und lu¬ therische Prediger angenommen , aber dabey man- chcnDruckdes römischen Klerus gefühlt hatten, wur« den itzo dieser Gnade einer freyen Religionsübung auf ihr hemüthiges Fichen thcilhaftig. Wie unangenehm diese kaiserliche Conccffion den katholischen Geistlichen gewesen, ist leicht zuschliesseu. Dem paffauischen Bischöfe Urban, unter besten geistlicher Jurisdiktion die meisten östreichischen Kir« chen stunden, und dem durch Einziehung so vieler Pfarren viel an seinen Einkünften abgieng, gicng diese Veränderung so nahe, daß er sich mit dem Erz» bischof zu Salzburg, als seinem Metropolitan, ver¬ einigte, und in einer besonder» Schrift dem Kaiser aufs beweglichste vorstellte, wie dabey die ganze ka¬ tholische Religion ihrem Umsturz nahe gebracht wür¬ de. Die Folge davon war aber keine andere, als diese, daß der Kaiser den Bischöfen ein Dekret zu» stellen ließ, worin verordnet ward, daß, wofern einer der evangelischen Stande die Granzen ihrer Eonceffion überschreiten , und besonders den Pfarr- Rechten oder den Satzungen des Lridentinischen Con- ciliums in Ehesachen, zu nahe treten würde, dieses vor dem geistlichen. Gericht des Ordinarius unter« sucht, und schwehr gestraft werden sollte, Auch *) Die ihnen hierüber ertheilte Concelston kan man im Raxpach l- c. S. lAs — 1-7. nach ihrem tziM'N Inhalte findem r s 6 y. 167 Auch Key der Universität zu Wien zog die er. thcilte Religionsfreyhcit einige Veränderungen nach sich- Bißher war der größte Theil der Professoren für röm. katholisch angesehen worden, ob man gleich einige für heimliche Portcstantcn hielte. Jtzo aber bekannten sich die meisten öffentlich zur evangelisch- lutherischen Lehre, weil sie keine Gefahr mehr dabey zu fürchten hatten. XL.VI. Kapitel. 1569. Nachricht von der östr. Rircheirergenda. C ^hyträus, nachdem er sich über 8 Monathe in Ostreich aufgchaltcn und von dem Kaiser viele ^nade genossen hatte, reifete am 16. Ang. 1569 von ^Vien wieder nach Rostock zurücke, wo er am 7. ^ept. ankam. Von der durch ihn auf Befehl der Stande verfaßten Rirchenagenda ist folgendes zu ^merken. Die erste Abrede, wie wir schon erzähl, ten, war diese, daß von kaiserlicher Seite sechs, und von Seiten der Stande eben so viel geschickte Männer über der Einrichtung des Religionsweftns, mithin auch der Rirchenagenda , mit einander be« ^Uchlagen sollten. Hierdurch würde dies Geschäfte L 4 um r§8 156 «m vieles erleichtert worden scyn. Da aber der Kai» ser nachmahls den Standen befahl , daß sie selbst cm Formular einer Agenda aufsetzen und seiner Ccnsur unterwerfen sollten, so forderte die Abfassung dcssel" bcn viele Klugheit. LhMaus durfte den Rechten der evangelischen Wahrheit mchts vergeben, mußte sich aber auch hüten, daß er nicht durch zu große Strenge das Beste der cvang. Kirche hinderte. Der Kaiser wollte ausdrücklich, daß der Agenda alle Cerimomen, die man soviel nur immer möglich, aus dem Pabstthum bcybchalken könnte, rinvcrleibr wüt« den. Wie leicht konnte Chyrräus, wenn er deren zu wenig aufuahm, den Unwillen des Kaisers erre¬ gen ? Und mußte er nicht, wenn er einige pabsti- schc noch duldbare Gebrauche anordeke, Widerstand von manchem evangelischen Lehrer fürchten? Denn leider gabs unter ihnen unverständige Eiferer, wel¬ che besonders das Mcßgcwandt und die Lichter auf dem Altar so sehr verabscheuten, daß sie lieber ihr Amt niedcrlcgten, als diesen Charakter des Antichrists, wie sie sagten, annehmen wollten. Indessen fiel des Lhytraus Arbeit so auS, daß «veder von kaiserlicher, noch evangelischer Seite mit Grund etwas getadelt werden konnte; und sie ist ei' rie der besten unter den evangelischen Agenden. 3" Roftok ließ er sie zuerst 157g, und dann zu Helm- skadt »587 in 8- drucken unter dem Titel: Der fürnehnrsten Hauptstück Christlicher Lehre nützliche und kurze Erklärung. Sampt einer Christ- r 5 6 9. 169 Lhristlick-en Kirchen - Agenda. Sic besieht aus drey Theilcn. Der erste enthalt eine Erklärung der vornehmsten Glücke der christlichen Wiehre, wurde aber von Venen, welchen Chyträus seinen Aufsatz zur Ccnsur übergeben mußte, alö umiülhig üusgemusiert. Der andere Theik enthält die Agcn- da selbst , in welcher in >z Kapiteln die Ordnung der predigten, Reichung der Sakramente, -Lektion, Gesänge und andere Lerimonien, welche die Kirchendiener in öffentlichen Ver« sammlungen verrichten sollen, beschrieben sind, da Nach einer allgemeinen Vorrede vor jedem Kapitel ein kronemium steht, worin sowohl der Grund eines jeden Ritus angezcigt, als auch den Predigern An¬ weisung zu nützlicher Verrichtung ihres Amts bey jedem Ritus ertheilt wird. Der dritte Thci! han¬ delt von christlicher Bestellung des predigtamts und der ganyen Kirchenregieryng, oder Instruktion des Superintendenten und Kirchenraths, welchen die Oberaufsicht über alle evangelische Prediger, Kir, chen - und Schulsachen übertragen ist. Das Ooctri- mle, oder die Deklaration der Artikel Augsb. Con- fession, welche Lhyrräus zum besondern Unterricht der Stande verfaßen mußte, und welche sic für sich und ihre Nachkommen bey ihren Familien beylcgcn Wochen, ist nie durch den Druck bekannt gemacht worden. Es ergieng ihm mit Verfertigung dieser Deklaration, wie mit der Agenda, indem die Flacianer unter den vstreichischcn Predigern ihn als «inen Schüler Melanchrhons des Adiaphorismus L 5c und *76 »s 6'9. und Synergismus verdächtig hielten; wodurch er auch genöihtgt ward, sich zuerst über beide Punk» zu erklären. Wiewohl auch dicß ein Grund von der Unzufriedenheit mit der Agenda gewesen fcyn mag/ daß die Herren und Ritterschaft dieselbe ohne Zu¬ ziehung der übrigen Prediger/ und ohne ihre Bch- siimmung zu verlangen/ halten verfertigen lassen. X^VIl. Kapitel. 1570. I 5 7 l Die kaiserliche Assekuratisn der den Stäm Pen ertheilten Religionsfteyheit wird von Zeit zu Zeit aufgeschoben. Sie erhalten dieselbe endlich nach einem ausgestell¬ ten Revers., «Obwohl K. Maximilian II. den evangelischen Standen den Gebrauch der Augsb. Confessio» in ih¬ ren Schlössern / Hausern und Gebieten auf dem Lau« de gnädig bewilligt hakte/ so wollte doch die Asseku« ration dieser Bewilligung immer nicht erfolgen. Die Ursache davon erhellet aus einem Dekret Kaisers Ru¬ dolph II. von 1578/ in welchem den Standen zu Gemükh geführt wird: Weil solche concestion auf i f y o. 1571. 171 -uf eine Vergleichung einer Agenda, so vor¬ her gehen sotten, gerichtet gewesen, so habe die M'ecuration darüber ehe nicht, a!s biß nach verglichener Agenda, gefertigt werden kön¬ nen, Dies ward katholischer Seils so erklärt, daß die Stande mit Einführung des evangelischen Gottes¬ dienstes auf ihren Schlössern und in ihrem Gebiet so lange warten müßten, biß der Vergleich über der Agenda zu Stande gekommen wäre, Als daher die Stande sich verlauten liessen, wie sie kraft der kai¬ serlichen Conecssion, auch noch vor geschehener Ver¬ gleichung , evangelische Prediger anzunchmen ent. schlossen waren; so fanden sie Widerspruch, und Mußten am n. Sept, 1568 in einer demülhigen Bittschrift erst den Kaiser um diese Erlaubiß an¬ stehen, Worauf denn auch über den Gebrauch der Conecssion, biß die Agenda verglichen, besondere Unterhandlung gepflogen und den Standen aus ihr emsig Anhalten und Bitten, unter ge¬ wissen Bedingungen der evangelische Gottesdienst bewilligt ward. Die Hanptursache des Aufschubs war wohl die Vergleichung der Agenda selbst. Denn da der Ent¬ wurf derselben, den Chöraus gemacht halte, zwar bcm Kaiser übergeben und von ihm gnädig aufgenom. Wen worden, so zeigte sichs doch hernach, daß, be- sonders in Rücksicht der Kirchencerjmonien einige Veränderung geschehen, und derselben mehrere, als Lhpträus wollte, haben eingerückt werden müssen. Es ?72 2570. I 5 7 r. Es verfloß s!so einige Zeit, biß die Agenda eins solche Gestatt bekam, daß sie dem LLaifer gefiel. End« sich war man aber im Anfang des Jahrs 1570 ms der Vergleichung zu Stande gekommen; und so war auch das Concext der solang gewünschten kaiserlichen Assekuration nicht nur würklich verfaßt, sondern auch ins Reine geschrieben und am zo. Maii »57« zu Prag dakirk; und cü fehlte nichts mehr als des Kaisers Unterschrift und Siegel. Ehe aber diese hinzu kamen, reifete Maximi¬ lian auf den Reichstag nach Speyer, wo er einigt Monarhe verweilte; und die feyerliche Bekanntma¬ chung der Assekuration erfolgte, nachdem die Stande eine Summe von neunmal)! hundert tausend Rdein- Gulden erlegt hatten, am 14. Januar A57l. Dageg- n müßen die evangelischen Stanse eine Versicherung ausstellcn, daß sic keine andere Lehre noch Gebräuche, als in der Augsb- Lonf. und ihrer Agenda enthalten sind, iß ihre Kuchen einführen, auch den räm. Katholischen nicht feindselig, sondern als Brüdern begegnen wollte». Beide Stücke, st' wohl die Religivns Concessum und Assekuration des Kaisers, als das Reversschreiben der Stande, sind zu merkwürdig, als daß sie hier nicht eingerückt wer« den sollten. Kai- -570. - s 7 !- r?3 Kaiserliche Assekuration: Wir Maximilian II. rc. rc. bekennen, V »^pachdem Unsere getreue zween Grc«Lr von Herren und der Ritterschaft Unser- Erzher» ;ogchums tpestreich nun viel lange Jahre, sowohl bey Regierungszeit weylandt Unser» lieben Herrn und Vaters Kaisers kerß zu einer allgemeinen christlichen R«- formakion rc. Darum Ihrer Maj. Wie samt und sonder¬ lich allerunterrhanigsten und höchsten Danck sagen, mir schuldiger Erbietung, solches um Raps. Maj. und deren Erben, mir Darstre- kung unsers vermögens an Gut und BlM ge¬ horsamst zu verdienen. Daß demnach und dar gegen , und auf solche aliergnädigste Bewil¬ ligung Ihrs R. M. und deren Leibeserben, regierenden Erzherzogen in Oestreich, wir unterrhanigst zugesagc und versprochen haben, Zusagen und versprechen das auch hiemit wis- senrlich, wohlbedachtlich und in Rrafc dieses Unsers Reversbriefcs, also und dergestalt, daß wir alle und ein jeder besonders U"S Ihrer R. M. gnädigster Bewilligung (dar¬ um Wir zu Unserm gehorsamsten gute« Be¬ gnügen versichert seyn) in allen Dingen ge¬ mäß verhalten, derselbigen zugegen keine an¬ dere Lehre, Gottesdienst, Terimonien, den» wie ange;ogrne Augsp. Lonf. und Agenda ausweiser, in Unser« angehörigen RirchcN weder einführen «och leiden, auch Uns keines andern Gebrauchs weder in der Lehre noch Lert- is7o. l s 7 r« ^79 Lerimonien - anmassen wolle«/ sondern daß von Ihrs Raps. Maj. gegen diejenigen au« Uns, so sich eines andern unterstehen würde«/ mir ernstlicher Greife verfahren werden soll Und mag. W>r solle« i nd wollen auch für Unsere Personen und Unsere Angehör -ge den andern Geistlichen/ und denen, so der Reli. S>on und Lehre obbenennrcr Augsp. Lonf. nicht zugcthan, im Zeitlichen noch Leibliche« gar nicht zuwider scpn, oder von Unterscheid wegen des Glaubens was gegen ihnen fürs nehmen und thun/ sondern es mir ihnen, als Unsern lieben Mitgliedern, nach alter Christ, iichc« Gebühr treulich mcpnen, und sonder« lich an ihren Rirchen-Uebungcn keinen Troy, Gewalt noch Frevel beweisen, noch an ihren Zeitlichen Einkommen ichres äusser Recht ent¬ ziehen, wie wir dann dasselbe von ihnen wie¬ derum gewärtig seyn; und das alles biß zu einer aüemeinen Reformation. Zu Urkund ha¬ ben Wir zween Stande der Herren und Rit¬ terschaft diesen Reverebrief mir denen von Uns zu der Rcligionssache Deputieren Aus. schuß genaulichen Handschriften und anges bohrnenanbengendcn Inftegeln verfertigt, der geben ist zu Wien rc. rc. M 2 Und i s 7 r» i8o Und so waren denn die porkestantischen Gest- reicher/ waö die Hauptsache ihrer Gewissens«rey« heil bttraf, und so weit ihnen darin des Kaisers Macj't und Ansehen zu statten kommen konnte- ih¬ rer Wünsche gewähret. X^Vin. Kapitel. 15 7 1» Die evang. Stände legen eine Buchdrucke- rey an. In derselben wird ihre Kuchen- agenda und em gedppelter Auszug aus chr gedruckt. E^jn gar herrliches Mittel zur Ausbreitung der protest. Religion war die von den evang. Ständen 1571 zu Stein in Niederöftreich angelegte Buch- druckercy, wozu sie 157s d. 7. Sept, von dem Kaiser «in efnes Patent erhalten hatten. Lhyträus, sobald rr davon Nachricht erhielt, vermuthete, daß man nun die von ihm auf Befehl der Stände verfertigten Schriften bekannt machen werde. E schrieb sogleich an seinen vorigen Schüssen Reucern, daß er, ehe hieß geschähe, dieselben noch einmahl übersehen, und hin und wieder besser einrichtcn möchte. Kaum aber war sein Brief abgeschickt, so erhielt er schon ein gc» druck- k s 7 r. izr drucktes Exemplar der Agende unter dem Titel; Christliche Rn chen -Agenda, wie die von den zwevcn Ständen den zerren und Ritterschaft im Erzherzogthum Geftrcrch gebrauche wird, ^nno, U0H.XXI. Lhyerairs iahe seine Ar« beit durch Verstümmelung und Zusirtze verunstaiet. Besonders war ihm unangenehm, daß der Exorci« sums, viele KoLekten, und eine sehr weitläufige Ord¬ nung , wie es mit der Laufe der Erwachsenen und mit der Konfirmation solke gehalten werden, mit ein« geflickt worden. Er äusscrte in Briefen an prote. stantische Geistliche in L>estreich seinen Unwillen, baß eine so ungeschickte und abgeschmackte Samm¬ lung von Kirchengcbräuchen cdirt worden, und fei¬ ne Verwunderung, daß der Kaiser dieser Agenda ei¬ ne Assekurakion ertheilk habe. Hierüber entstanden Unter den Predigern Unruhen, die biß 1574 dauer¬ ten ; verschiedene banden sich in der Folge weder an die vom ChM'älis verfaßte, noch an die veränderte Agende; und jeder richtete die Cerimonien in feiner Gemeine nach eignem Gefallen ein. Indessen wurden noch im I. 157' zween beson¬ dere Auszüge aus dieser grösser« Agende gemacht und durch den Druck bekannt. Der erste hak den Titel: Rleiner Latechismus, Gampt viel nütz¬ lichen Rinderfragen, Taufordnung, EiMeg- M z nung *) Weitläufige Nachricht von dieser Agende geben die Unschuld. Nachrichten von 171s. S. st- Und Väkelman» in Vit-Iioch G. rr- st- >82 157 I. nung der Ebeleue , Besuchung ver Nranken, und Begräbniß der Todcen > Wie der bey den zweien Standrn der Herren und Ritterschaft in Gestrerch rc. gebraucht wird. NV^XXI. i? Alphabekh in kleinDkrav, ohne Namen des DctS oder Druckers. Äusser den auf dem Titel angczcigtcn Stücken emha't dieses Bückt nach christirche H"ag> stücke bcy der tüontirmstion und bcy der Beicht und k. Abendmahl. Der andere Auszug Heist' Lnckiriüion: oder Handbüchlem etlicher fürneh« Nehmer Rirchenübungen, denen andächtigen einfältigen Lhristen zu gut geordnet. Wir die bey den zweien Ständen der Herren vud Ritterschaft im Herzogrhmti Gestreich re. ger braucht werden. NVI-XXI. w irr. rrsAlphabith/ ebenfalls ohne Anz-jge des Druck - ks , rvahrschein- !ich aber aus der zu Stern nm angelegten Drucker rcy. Hierin sichen nichts als Gesänge, Gebete / Kollekten, Litaneyen rc. auf du Feste deS Jahrs und bey besondcrn Religionshandlungen, damit, wie di - Vorrede sagt, d;e emfälrigen -La^en be^ je¬ der W.rsamluiig und Rir chenübungen nn i cch' ren wahren Glauben das Amen und I)eo gr»- iiss sagen könnten. XftlX i8Z Xl,lX. Kapitel. 1571. Widrige Beurteilungen der Agenda. -^ie evang. Kirchenagenda war kaum bekannt ge« worden, so bemühten sich die Katholiken, Irrthü- mer in derselben aufzusuchcn. Verschiedene Theolo¬ gen stellten ihre Bedenken, welche man sammelte, um sie dem Kaiser zu übergeben, d»mit er den Stan¬ de» den Gebrauch dieses Buchs verbieten möchte. Albrecht, Herzog in Baiern, schickte im Novem¬ ber 1571 die Agenda an feine Theologen in Ingol, stadr zur Ccnsur. Und sogleich verfaßte einer aus ihnen, Hier. Torreiisis, eine summarische Wider- legung derselben, welche an den Herzog geschickt wur- de. Die vermeinten einzclen Irrlehren sammlete auf neuen Befehl O. Rud. Llenk, gleichfals ein Ingolstadter Theologe. Daß der katholische Klerus in Oestreich die giftigsten Urthcile über diese Agen¬ da gefallt habe, ist leicht zu vermuthcn. Maximi¬ lian aber achtete nicht auf dieselbe, sondern ließ sieden Protestanten, wie er sie ihnen einmahl'erlaubt hatte. Auch selbst unter den Evangelischen verursachte die Agenda leider manche Bewegung. Nicht nur dielvitcenbergischen Theologen nahmen cö sehr übe! M 4 auf ?84 r s 7 r- auf, baß die Verfasser der Agenda die lleberemflim« munI der östreichisch n und der ihrigen nicht mit aus¬ drücklichen Worten bezeuget hakten. Auch m cstreich selbst murrcrcn und schrieben einige Zän¬ ker n*) wider dieselbe, gegen deren unbilligen Ta¬ del Lhyträus sich öffentlich verthcidigte, und auch von Joy. Zrred. Cölestin in Schutz genommen wurde/ dessen Apologie den ganzen Beyfall der Stände hatte/ und von ihnen zum Druck befördert worden wäre/ wenn es LYyrräus nicht/ um wei¬ tern Unruhen unter den Evangelischen/ und den Läste¬ rungen der Papisten vorzubeugen, gehindert hatte. Indessen sahen sich die Rengionodeputirte geuöthigtz bald nach Publikation der Agenda eine Zusammen¬ kunft der Herren und Landleute, unter unter welche» jene unruhige Köpft stunden, zu veranlassen, und sich, damit die Bewegungen nicht noch heftiger werde» möchten, über den Gebrauch der Agenva mit ihnen zu vergleichen. Es wurden auch wegen dieser Schrift von den Rostokrsche.!, und pfälzischen Theologen Bedenken gefordert und eingeschrckc. Aber doch komi- len die Zänker nicht ruhig seyn, biß endlich die Sa¬ che dem Kaiser bekannt wurde, verbann eine ernst* liehe Ermahnung zum Friede« bekannt machen ließ. I.. Ka- Wem die ösmahlige Lage der Witrenb. Theologen be¬ kannt ist, der siebt leicht, wohin das ziele. Man sehe Lö¬ schers Ausführl. kiiüvr» moruum Th. III. K. l. und-. Aus der seltne!, L Bogen starken Schrift in 4. Aus¬ bund aller Frösche, so wider die Vesterreichi- sche Kapitel. 1 5 7 2. 1 5 7 3° Schlechter Zustand der evang. Kirchen m VestreLch. Lhyrräus kommt deßwegen wieder dahin, I). Georg Eder fällt durch eine heftige Schrift wider die Prote¬ stanten in des Kaisers Ungnade. ^atte gleich der Kaiser die evangel. Kirchen in Gestreich mit so vielen herrlichen Freyheiten begna- digt; so waren sie doch, der aussen, Verfassung nach, 'n einem gar schlechten Zustande, welcher leider den Predigern selbst zugeschricben werden muß. Da sie ohne Konsistorium und Superintendenten waren; si> wollte jeder in feiner Kirche Pabst seyn. Die Stan¬ de mußten de» Kandidaten, den sie zum Prediger annchmen wollten, nach weitentlegencnOrten, z. E. Berlin, Rostock, Tübingen rc.. mikgrossenKo^ sten zum Examen und zur Ordination schicken. Da» her war es ihnen im Anfang angenehm, wenn schon anderswo im Amt gestandene Prediger ihr« Dienste anboten. Allein, eben diese Männer verursachten M 5 her- sche Agenda geguackt haben, 1572. lernt man verschiedene derselben kennen. rg6 i s 7 2. i s 7 hernach die größten Unruhen: denn die meisten wa- ren ihres Übeln Verhaltens wegen abgesetzt worden, und suchten nun in Oestreich ihre Versorgung, da sie dann, wenn sie gute Prcd-.gergaben hatten, ihre Herrschaften gar bald für sich einnahmcn, aber, weil ihnen ein Oberhaupt fehlte, gar schwer zur Ein¬ tracht unter sich zu bringen waren, und über unmO Fragen einander öffentlich verketzerten. Die Stande, um diesen Unruhen ein Ende zu machen, bemühten sich eifrigst beim Kaiser um die Erlaubniß, ein Konsistorium annchten zu dürfen, und trugen schon im Voraus dem berühmten Marc. Chemmz zu Braunschweig die Würde eines Su- perinkendenlcn auf. Beides aber war vergebens. Da¬ her ward Chpträus 157z von ihren ersucht, der Zerrüttung der cvang. Kuchen abzuhclfen, weiche >» der That betrübt war, da die Macht und Anzahl der äussern Feinde so groß, die Vcrrykidigung der Pro¬ testanten so schwach, und so mancher innere Feind vorhanden war. Er kam am io. Iunii nach Scein an der Donau, wo er von seinem vormahligen Kol' legen Christoph Reuter und einigen andern Prt' digcrn der Stände empfangen ward. Mit denselben Lerathschlagte er über gewisse, ihren Kirchenzusiand betreffende, Artikel, und verfaßte die Erörterung derselben in einem vortrefflichen Bedenken, welches er schriftlich hinterließ, und worin er gar sehr üvcr dis vielen, unruhigen, unsinnigen, vermes¬ senen Gesellen, die sich nichts, das nicht gang nach l 5 7 2. r s 7 Z. r87 «ach ihrem Ropfist, gefallen lassen, klaget *) Die heftigste und ärgerlichste Unruhe erregte der un¬ glückliche Aacianische Streit über die Erbsünde, bey welchem Joh. Zriedr. Cölestin, vormah- ligcr Professor in Jena, und Josua Opiz, gswe. scner Superintendent in Regensburg die Haup'an- führcr waren, welche sehr viele Lehrer auf ihre Seite zogen, *) In Zciiüttü v>m , und zwar im Anhang dc-s ocen Buchs, ist es S. ir ff. einzerückt' Man unterscheide ihn von feinem Bruder, dem Chur» Brandenburgischen Theologen O. Gesrg Lölestin, den erst vor kurzem Hr. Siftspr. Weber in der kric. Geschichte der Angsb. Lons. (Franks. a. M. i?8;, ».) Thcil 7. S. r?4 f- als einen unverschämten Plaz giarius und Urkuudcnverfalscher dargestellt, auch aus kk. L. lscnli XVI. Sappl. angemerkt hat, daß er falsche Empfehlungsschreiben vom Churfürst zu Brandenburg an die Oestreichischen und Scever, märkischen Stande fabricirt, und zwar so, daß er die Siegel des Lyurfürsten von andern Empfehlungsschrei¬ ben, die ihm gegeben worden, abgerissen, und seine damit ausgcschniückt — daß er den Standen in Scey- ermnrk eine Schrift, betitelt: kormn scbolEcn, überreicht, zu der er sich als Vcrfaßer bekannt, mit der Versicherung, daß er solche niik vieler Muhe und Fleiß für die Schulen in Scevermark ausgcarbeuet, welche aber nicht ihn, sondern den Leibaryt Churfürst Ioh. Friedrichs Söhnen m Weimar, W>ch. Lhilinn, Spalanns Schwiegersohn, zum Ur, Heber hatte. ,88 r s 7 S- i s 7 Z- zogen , so daß d:s schändlichen Zmk-ms und Vik, ketzerns auf dcy K .nzcin und j» Schriften bcy nah kein Ende war. Noch im I. r^85 wurden zwem harumckige Prcd-ger, Iol). Mauser und Phil. Bsrdacus, W il sie eine fiacianifchc Schrift bekannt gemacht hatten, gefangen nach Wien ge' bracht, und endlich der kaiserlichen Lande verwie« sm. Kaiser Maximilian II. war rin Feind aller Re- ligionSzankereyea, besonders der Skreikschriften, wo« durch die Gemächer geg n einander erbittert wurden/ Und rvandu allen Fleiß an, der ungezähmren Schmäh« sucht der KachMen und Prorestaueen in «hren Schrift ten Schranken zu fttzc-n. Key großer Strafe verbot er daher, daß in Rcligionosgchm nichts gedruckt oder verkauft werden soll e, was nrchc zuvor der Hoft kanziey überliefert, und nach geschehener Prüfung pubiicirk zu werden vom Raiftr erlaubt worden- Wie ernstlich h-eriu sein Wille gewesen, davon gab Lk im J. iZ7Z einen auffallenden Bewelß. Georg Evec/ karftrttcher Hoftath und ein sehr *) Man sehe davon Ranpachs Lvang. Oestreich S- i;s — -47- und des stel. Zelcners viss. se vit» L kstiz »714! S. ?o. ff. wie nuth dessen Vits- Uni. .«tlrnrk. p. z6. f. **) Von seinem Leben und seinen Schriften giebt ierns in den nützlichen Anmerkungen über aller« hanv r s 7 2» r s 7 Z. r8A sehr angesehener Mann zu Wien , edirte eine äus¬ serst grobe und mir vielen Lästerungen gegen die Pro« lkstaneen arm füllte Schrift zu Dillingen unter der. Aufschrift r Evangelische Inquisition wahrer und falscher Religion. Wider das gemein vn» chrchllche Alaggeschrey, daß schier niemand« mehr wissen künde, wie oder was er glauben sollte. In Forma eines Christlichen Raths schlag« , wie ein jeder Christenmensch seine« Glaubens halben gäntzlich vergewist vnd ge- stcherr seyn möge rc. in 4. auf s Älph. und n. Bog. worinn er die Verleumdungen, welche Coch- laus, Emser, Gtaphysus, Lanisius, Kurius, Und Lindanus wider die Lutheraner ausgespicn hat« km, mühsam und sorgfältig sammelte, und sogar dm duldsamen Kaiser und seine friedfertigen Rärhe durch« Wehen sich erfrechte. *Z Hatten gleich weder der Kaiser noch die Theologen zu Wien etwas von die¬ ser unbesonnenen Schrift vorher gesehen; so ließ doch Eder auf den Tnel derselben drucken: Mir Röm. Ray. May. Freyhric, vnd geistlicher Ober« keit Bewilligung. Der Kaiser empfand dieses Un¬ ternehmen seines Hofraths so übel, daß er ihm nicht nur Hand Materien ans der Theologie rc. fteSamml. S.47A. ff.und Ranpach im Erlänt. Evang. Oest¬ reich S. rn — ri7 hinlänMHk Nachrichten. *) Neue Auflagen diese« Buchs erschiene» «7«- L I. »»h reso, zu Ingolstadr in 4. IZS I s 7 2. I 5 7 Z. nur seinen Unverstand und seine Unbescheidenheit nach¬ drücklichst verwiesen / sondern auch bcy Verlust seines Amtes befehlen ließ, alle Exemplare seiner Schrift von jedem/ dem er sie in Wien gegeben/ zurück zu- fordern, und sie nebst denen/ die er noch vorrathig habe/ bey derniederöstreichtschen Negierung einzu¬ liefern / und sich künftig alles DücherschreibenS in Religionssachen zu enthalten/ welches Edern freylich sehr empfindlich fiel/ der nach des Raisers Tod den zweiten Theii dieser Schrift unter dem Titel: Das güldene Zins Christlicher Gemein vnv Gesellschaft/ zu Ingolstadt 1579 in 4. heraus¬ gab / welchem er den lVIalleus üaereticorum und die Mataeo1o§is Useretioorum, beide izZi zu In¬ golstadt in s. gedruckt/ folgen ließ. Ick. Dieses kais. Dekret »»« r. Okt. rzr; steht in de» Beilagen zum" erlänr. evang. Sestreich Num- XVIII. S. 146. ff. und in Golbast Lonüie. Iwper. 1. III. S. s7s. auch in L,/e>-r tinrkoioZis p. l. lyl L-I. Kapitel. 1 5 7 4» 1 5 7 6. Der Llacianische Streit liber die Erb¬ sünde verursacht viele Zerrüttung. §)er unglückliche Zank , den der streitsüchtige Hlaeius durch seinen Wahn von der Erbsünde als dem Wesen des Menschen veranlasset hatte/ beun¬ ruhigte auch die evang. Kirche in Oestreich gar sehr. Seine eben so stürmische Anhänger mehrten sich täglich, und fitzten sich bey den Ständen in gros¬ ses Ansehen, so daß man in dem Landhauße dersel¬ ben zu Wien bey ihrem Buchhändler flaclanische Schriften öffentlich verkaufte, da der Verkauf von orthodox lutherischen Büchern verboten war. Wer ihrer Meinung nicht beypsiichtete, ward als ein Ac- cidenzer verketzert, vom Gevattersiehen und dem h- Abendmahl ausgeschlossen, und einer christlichen Bcgräbniß unwürdig geachtet. Mußten nach einer Weisen Verordnung alle, welche in Oestreich Kir- chendiensie erhielten, sich ausdrücklich anheischig ma¬ chen , im Vortrage ans Volk von der Erbsünde d'-cht anders, als mit Worten der Bibel, der Augsb. Eons, und deren Apologie zu reden, und die Leute nicht mit der Substanz and dem Accidens zu ver¬ wirren : ryL » 5 7 4» »576. wirre»: So verdrehte Vpiz und Konsorten dich Anordnung so, als ob hiedurch denen, welche die Erbsünde nur ein Accidens nannten, ein Still¬ schweigen befohlen und eine Ketzerey imputirt würde, Ja, sie wollten sich gar auf den Lhyträus und die andern Theologen zu Rostock berufen, als ob sie mit ihnen gleich büchten. Die Gutdcnkendm un¬ ter den Ständen nnd Predigern schrieben daher an den Lhyrräus, und baten ihn dringend, er möge um Gottes, ihrer Kirchen Wohlfahrt, seines Lides und ehrlichen Namens willen die Hlacianer von ihren Jrrthümern belehren, und zur Wahrheit und Friedensliebe ermahnen. Er that es auch; aber ohne Nutzen. Sein Landesherr hatte ihn 1576 nach Torgau zur Beförderung des bekannten Concor- tziengeschafts abgeschickk. Von da aus schriebet «ndiefiaciamschen Prediger in Vestreich und schickte ihnen die zwey ersten Kapitel aus der Loncordien- formel vvn der Erbsünde, und dem freien LVillen, von Jak. Andrea und Georg Dstt- «aus eigenhändig unterschrieben, um etwa dadurch ihre Gesinnungen zu andern. Sie sahen bald, daß «r diesen Kapiteln die flacianischen Irrlehren wi¬ derlegt waren; und nicht nur Gptz und Cölestin drohten, dawider zu schreiben, sondern auch vcr. fthiedene von den Ständen erklärten auf einem zu Anfang des rasten Jahrs gehaltenen Landtag/ daß die darin enthaltenen Artikel dem Worte Got- Les schnurgerade zuwider waren. Das angegan- LMr Feuer griff immer weiter um sich; und auch die r s 7 4- » s 7 6. 19) die veranstalteten CoUoguia hemmten dasselbe nicht. Graf Siegntunv von Harbrck hakte sich 157z vom Herzog Ludwig zu Wirremberg einen feiner Su« periiuendenten/ den nachmahls so berühmt gewordenen hl. Ink. Heilbrunner , zum Prediger ausgebetren, der auch sogleich zu Tübingen ordinirk und nebst fünf andern Magistern nach Nlederöftreich abge» schick' ward. Er rrar a.ö Schloßprediger zu Rie- gerspurg j,» April sein Ann an. Im Julius besuchte sein Herr mit ihm den LandmarfchaÜ, Frey, Herrn von Roggendorf/ auf seinem Gut^ Gingen, dorf. Allda starb der Pfarrer plötzlich; und der kandmaeschall ersuchte den Grafe»/ ihm ül. Heil, brunner auf einige Zeit zu lassen. Dieser verharrte daselbst biß in den Apni 1575/ und arbeitete bey «iner volkreichen Gemeine / welche durch viele Exu¬ lanten aus Baiern vermehrk wurde, mit vielem Se¬ gen. Der Graf blteb indessen sein Patron/ bediente sich in Religionsangelegenheiten seines Narhs, unb schickte ihn öfters nach Wie,«/ Horn und andern -Orten, um die flacianisch gesinnkev Prediger auf einen andern Weg zu bringen. Allenthalben bewreß sich Heilbrunner alö einen standhaften Vertherdiger der Wahrheit, richtete aber mit all seinen Bemühungen nichts aus, zumahl da jene durch den Benfall vieler Vornehmen auS den Standen unterstützet wurden. Und so bauerten dieIerrüktungcn von Jahr zuJahr fort. N l-II. *) Lin Schloß, im Viertel Ob Mannharrsberg, an den Mährischen Graajen, r Meilen Von der Stadt änaim. -94 I.H. Kapitel» 1576. Die evang. Stände in Oestreich verle¬ gen eine eigene Agende, erhalten sie aber nicht- der oben angeführten schriftlichen Resolution 1568 hatte der Kaiser den beiden evang. Ständen ob der Ens die Versicherung gegeben, daß sie ml! den beiden Ständen unter dek Ens gleicher ligwnsfrchheit geniessen sollten. Nachdem nun di! mit den Standen unter der Ens gepflogene M gioNshanölung ez?! so zu Stande gekommen, daß dieselben Mik einer Religions - Assekuratiou begnadige! worden, und darauf Mik kaiserlicher GenehMhaltuH eine Ktrchenagenda zum Druck befördert hattet So war die Absicht des Kaisers, daß viesclbigc auch rtt der Kirchen der Stande ob der Ens cingefDi werden sollte- Doch dazu wollten sich diese, besom derü wegen der ungeordneten vielen Cerimonien, nE enrschlieffen, und eigensinniger Weife auch des A»S' zugs aus jener Agenda sich nicht bedienen. SU liessen vielmehr eine eigene, von der mederöstreich'' schen gar sehr verschiedene, Agenda verfertigen, bN sie dem Kaiser mit der Bitte, dieselbe gebrauchen!» dürfen, »576. iy<» Dürfen, überreichten. Den, klugen und friedliebend den Maximilian aber mißfiel es gar seht/ daß die Evangelischen, die sich zu Linem Gläubcn bckaun- len, unter Eine,,, Landesher, n lebun > und im Po¬ litischen Ein Gau es aüe machten, zwo verschiedene Kirchenordnungen haben sollten. Er befahl daher/ daß sie die niederöftreichische Agenda annehmen/ oder daß beider Landschaften Stande sich über eine gemeinschaftliche Kirchenordnung miteinander ver¬ gleichen , und selbige nach seiner Gcnchmhaltung ein¬ führen sollten. DaS ihnen zugefertigte kaiserliche Dekret vom s, Merz 157s ivar in den gnädigsten Aasdrückcn abqcfaßr, *) ward aber lerder nicht be¬ folgt; und die Prediger im Lände ob der Ens bedienten sich bald dieser/ bald jener Kirchenord- llung, biß sich Gelegenheit zeigte, eine eigene in Druck zu geben und in ihre Kirchen einzuführen- Dies geschah aber erst im I. 1617, da dieselbe zit Tübingen gedruckt worden; wovon im 2ten Theik dieses Werks das Nährte verkommen wird. Ns llll. *) In Raupach» Erläur. Evang. Oestreich findet Maü «S S< rcr rts ganz rinserürkl ryL )rZs L.IH. Kapitel. i 576. von LE 4°iW S, r^S, ff, nutz in L, r, »/«»«/ 7er, y:o WstqlA;. ätz poxchr k«Me»L G. rz. ff. <«W »576. i-9 Pergleichung schticht man dem Pabst den Hals garqw, darinnen nir wenig daran gelegen. In einem andern Briefe an diesen Fürsten nennt er die Papisten ausdrücklich die andere parthey, ja gar seine und des Herzogs Feinde, von denen er besor« ge, daß sie durch die Weinigkeit der Evangelischen möchten gestärkt, und nicht geschwächt werden; wiewol ich, fährt er fort, zu Gott mainem Herrn verhof, er werde es dazu nit kumen lassen, sondern uns alle bai sainem Wort er- balceu , awer wir missen das unser auch darzu thun. Aach erhaltener Kaiserwürde war seine Neigung zur evang. Religion nicht mehr so sichtbar. Hcffentlich stand und blieb ex in der Gemeinschaft der römischen Kirche. Den Matthias Litardus, den als. König von Böhmen nicht hören wollte, nahm tt beim Anfang seiner Regierung zum Hofprediger , hör'e ihn steisig und nahm ihn auf allen seinen Reisen mit. Es schien auch, als wollte er sich der röm, katholischen Religion ernstlich annehmen. Hatten die evang Stande in Oestreich gehoft, unter ihre völlige Religwnsfrcyheit zu erhalten; wie kleinmüchig mußten sie nicht bey dcr Antwort, die er N 4 ihnen *) Man sehe die Beylagen zum Evang. Oestreich S. ri. s. "l Von dem Leben und den Schriften diesesMannes, der weder ganz Katholik, noch ganz Protestant war, gibt das Erläut. Evang. Oestreich. S. rö;. f. gute Nachricht. LOS '576. nen auf ihre rzsz überreichte Bittschrift ertheilte, werden, da sie auf eine Verewigung beider Religi, oncn vertröstet wurden, woraus allerdings neue Un< ruhen zu bcfürchien waren? - Maximilian biieb in der äusserlichen Gemeinschaft der römischen Kir¬ che biß an seinen Tod; seine Neigung aber gegen die Protestanten ist aus dem, was wir bißher erzäyilen, rmlaugbar, und würde vielleicht noch merklicher ge¬ worden scyn, wäre mch der weise friedliebende Fürst durch das unaufhörliche Sirenen der EokkeSgetehr' tcn von dem öffentlichen Bckcnntntß der evang. Re' ligion zurück gehalten worden. Welche Kämpft wag er dabey in seinem Innern gefühlt haben! We« Nigsienü sagte er einst zu dem Churfürsten von Sachs fen: Bruder, ich bin deiner Religion; aber geige mir einen Weg, aus den Labyrinthen zu kommen, in die ich verwickele bin! Zudem Chursachsifchcn Hofpredigcr Nik. Gelmkker, dek »hm «ZSZ zu Prag seine Auslegung des Psalters übet« reichte, und die Exmipelder chrifllichenKaiser Rom pantinns und Theodosius ihm erinnerlich machte, sprach er imBcyftyn des Vicekanzlers Ulr. Zasius: Bittet für mich armen Menschen, der ich in eurer Lehre *) So schreibt wenigstens Lbperäus an den Straft burgischen Theologen 0. Job. Marbach in einem Brief, der im Erläur. Evaug. Gestreich. S- ff. eingerückt worden. **) S. kkü. änch. kurZoläenür, eigentlich IN ksirüecris ^ur, publ. T, ror. r 5 7 e. Lvr Lehre, die in der Augsb. Lonf. enthalten ist, durch Gsttes Gnade leben und sterbe» will. *) L,lV. Kapitel. 1 5 7 7- 1 5 7 8- Kaiser Rudolph II. zeigt beim Antritt sei¬ ner Regierung merkliche Abneigung ge¬ gen die Protestanten. H^axinrilian dem II. folgte in der Kaiserwürde sein Sohn, Rudolph II. ein friedliebender Fürst, der seine Waffen lieber gegen die Türken als gegen N 5 die *) S. Selnekkern in Vit« L-mlieri, p. m. i§z. r. s. -- Uebrigens kann man von den evangelischen und toleranten Gesinnungen Maximiliane H. Nachlesen G. H Gözens lVIeletem-iti, ^nnseberAens. S, 7Z9, ff. Eben desselben Nachrichr von evang. Raysern (Dresden, i7oe,) Rapps Beschreib, des erstenAugsp. Conf. Jubelfests Th. !. S. 247. f. eines Ungenannte» villert. lle illo NaximiHsni II. öicto: im/i-r-ar« vel/e, r//s, ex eäit. 7°. 7>av. 1767. undHrn. 0. Millers zu Göt¬ tingen Pfingstprogramm vom J. I7SZ: Naximiliani II. erA!» coecus evanALiicos -in rsrris tuiz ^nitriscis ia- kxnis inllulAsarise memoria, 4. rsr L 5 7'7- r 5 78- die Protestanten brauchen wollte. Als er beim An¬ tritt seiner Rgiecung, wie gewöhnlich, den PM Gregor XIII. durch ernen Gesandten von sei¬ ner Ergebenheit versichern, und die Bestätigung seiner Wa.)l von ihm verlangen i eß, wolle Gregor dre,eide nicht eher eekheilen, biß oer Kaiser sich er¬ klärt hätte, die lutherische Ketzerey mir Stumpf und Stiel auszurotten. Die Siandhafllgieit des Kaisers aber machte den'heiligen Vater biegsam; und er erhielt die pädstliche Konffrma ion, ohne die tzet- langte Erklärung gechan zu Haben- Wenn man indessen das Betragen Rudolphs !! gegen seine protestantischen Unrerrhanen erwäget, so scheint es doch, ex fty in seinen letzten Lebensjahr?!! shnen günstiger gewesen, ajs vor und bcy dem W tritt seiner kaiserlichen Regierung, Noch als ein jun¬ ger Prinz trieb er einst seinen Widerwillen gegen die Evangelischen und ihren Gottesdienst so weit, daß gar leicht eine gefährliche Empörung in Wien hätte enistehen können, wenn sie nicht durch die ernste Vor¬ sicht seines Herrn Vaters gehindert worden wäre. Ich will die Sache mit des berühmten ^reph. er. kachs Worten *) erzählen: ,, Kaiser Maximilian „ yar auf eine Zeit seinem Herrn Sohn kuäolpllea „ jetzigen Römischen Kayser, eine Maullaschenoder Hhrfeigen gegeben, als ihm fürkvmmen, daß er ,, mit *) S. dessr» visiium, oder Türkisch Tcgbllch cßeankf. I67Z. Fol.) S. L77. s. 1 5 7 7- » 5 7 '8- 2vz ,, mit Welschen und Spaniern angelegt, sie wolle ,, ten des Herrn von Roggendorf, Landmar- /, schalls, Haußkirchen überfallen. Welches dieser /, erfahren, und Ihrer Maj. angezeigt; die dann ,, wohl abnehmcn können, was für ein Jammer „ daraus hatte erfolgen mögen, und die Welschen /, und Spanier wie die Hühner erwürget worden /< waren; sintemal, l fast das ganze Volk und die // Handwerksleuth in der Stadt Wien lutherisch // sind, Als Kaiser ließ er anfangs nichts ahnden, daß es hrn Protestanten abgeneigt scy; allein, wie bedenk¬ lich mußte es ihnen bald werden, daß die kaiserlichen Whc evangelischer Religion bcy Hofe nicht so O wie vor dem zu Rath gezogen wurden, sondern der Kaiser meist mit katholischen Rathen umgeben war? ja, daß man anfing, einige derer Diener, die nicht papistisch waren, ihrer Hofdienste zu entlas¬ sen? Weich im I. 1577 entdeckte sich die Gesin¬ nung des Kaisers naher. Schon seit einigen Jah¬ ren hakten die beyden Stande her Herren und Ritter« schäft unter K. Maximilian die Freyheit gehabt, in ihrem Landhauß zu Wien ihren Gottesdienst durch evang. Prediger halten zu lassen; ja, es war ihnen sogar 1574 m der Vorstadt ejne gewisse Kloster¬ kirche zu ihren gottesdienstlichen Ucbungen einge« iläumt worden, *) und viele Wienerische Bürger ver¬ liessen S. pitton'a. kack Wellxksl. I-. IV. §. k- 4r?. kg. 2S4 1 5 7 7. * 5 7 8- liessen ihre papistischen Tempel und Priester, hie!, ten sich zur prskestankischen Gemeine, empfiengen in derselben das h. Abendmahl, und liessen sich all¬ da kopuiiren, begraben und ihre Kinder taufen. Maximilian würde diese Religionsübung der Lu> kheraner nicht gestöhrk haben, wenn auch die römi¬ sche Geistlichkeit Klage dawider erhoben hätte. Dies rhar sie aber bey dem gegenwärtigen Kaiser, und würkte auch emen Befehl aus, daß, da die M Maximilian II. vergönnte Religionsfteyheit die Herren und Ritterschaft allein angienge, diese auch rrur für sich, wenn sie sich in Wien aufhielten, ihren Gottesdienst m ihrer Krrche verrichten möch¬ ten, also, daß sie keinem einzigen Bürger oder Ein- rvohner der Stadt Wien erlauben sollten, ihttk Religionsübung mit bcyzuwohnen. Die Stände machen zwar die demürhtge Vorstellung, daß sie mit gutem Gewissen niemand von Anhörung d-eL reinen Worts Gottes und rechtem Gebrauch der Sakra¬ mente abhalken könnten. Allein, dieser Schritt ward ihnen für sträflichen Ungehorsam ausgerechnet, daß sie nicht sogleich dem allerhöchsten Befehl ohne Widerrede gehorchet hakten. Man verbot hierauf allen Einwohnern zu Wien ernstlich, den evange¬ lischen Gottesdienst zu besuchen ; die vormahls den Standen zum öffentlichen Gebrauch eingeraumteKir¬ che ward ihnen genommen und ein für allemahl lersagt, weder in Wien noch an andern kaiserli¬ chen Grcrn ihre Religionsübung zu haben; fuch ward ihnen die Kirche zu Herrnals verschlossen. Gleiches r 5 7 7» r 5 7 8. -os Gleiches Schicksal traf Die erzherzogst-chm Städ¬ te und Markte in Ü>brr - und Unter Gestreich. Fak allenthalben halte Rath und Bürgerschaft die röm. katholische Religion verlassen: daher machte Erzherzog Ernst, welcher / weil der Raiser zu Prag refidirte, Statthalter m Mestreich war, im I- 1578 ein allgemeines R.cfo nrattonsdekret be¬ kannt, worin allen Einwohnern der Städte und Märkte, so die evang. Religion angenommen hatten, bey Harker Strafe befohlen ward, ihren Gottes¬ dienst einzusteklcn, ihre Prediger forrzuschaffen und M römischen Kirche wieder zurück zu kehren. Zu¬ gleich war in diesem Dekret vorgeschrieben, auf wel¬ che Art in der Wiederherstellung des katholischen Gottesdienstes gehandelt werden soöte. *) Die Bedrängnisse wurden immer vermehrt. Es folgte bald ein neuer Befehl, „ daß hinführo „ die in den landesfürstlichcn Städten und Marks /, tcn anzunehmende Bürger dem Landesherr» und „ seinen nachgesetzken Obrigkeiten sollten vvrgestcl- „ let werden, damit man von ihrem röm. katholi, // schen Glauben versichert werden möchte. *») Zu. ,, gleich ward allen akatholisthen Bürgern und Un- // terthanen aufs neue befohlen, die lutherische Re- „ ligien *) 8. Zka-rFt» 6srm. Saci, 1. l. p. 6;i. **) Die Artikel, über welche sie verhört wurden, kan man im Eriäur. aLvang. Gestreich S. ;o7. f. nach, lesen. 2äs j j- 7 7. 1578' // ligion aufzugeben und die katholische anzunehmeii/ /, oder die kaiserlichen Lande zu verlästern " Die Städte übergaben deßwegen am Ende dies fes Jahrs dem Erzherzog eine weitläufige und nach« drückliche Bittschrift , darin sie aufs beweglichste baten / ,/ daß, wie sie nun erliche hundert Jahre ,, unter den sanften FliWn des Hauses Oestreich ,, wohl geruhet und gelebet- diel Freyheit und Gna« ,/ de erworben, die Städte erbauet und vergrös« ,, serk/ sie noch ferner unter solcher gnädiger Ae> „ gierung ist Rühe und Frieden, besonders bey der ,, bißher genossenen Gewissensfreyheit möchten ge« - ,, lassen werden. Hauptsächlich suchten sie abzu- lehnen, /, daß den neu attzunehmendcn Bürgern nicht ,, möchte angemuhket werden, sich vorher der M „ ligion wegen darzustcllen, als wodurch manche » abgeschröckk werden würden, das Kürgerrecht zn „ suchen, wodurch Nahrung und Gewerbe Versal« lett müsten u. s. w° Nach wiederholter Bitte um fteye Religtonsübung flehten sie: „ Im Fast „ sie um ihres Glaubens willen das Land zu rau« ,, men genöthigt werden sollten, daß Ihrs Kail- F/ Maj. rhnen zu ihrem Abzug und zu Verändernd /> ihrer Güter wenigstens fünf Jahre Aufschub ver« „ gönnen möchten. Dieser Birte mehr Eingang zu verschaffen / hätten diö Städte die Herren und Ritter in Unter-und Ober-Oestreich dahin ver¬ tuscht, daß sie derselben eine nachdrückliche Inter« cession L s 7 7- ! L 7 8. 207 Zession beyfügten, in der sie den Eczher og angcle- Mkiich baren, dii Städte in ihrem Gesuch nicht unerhört zu lassen- Allein, man nahm diese Supplikation sehr un-s gnädig auf, und'ertbeilte ihnen einen sehr harten Bescheid- in welche!» ihnen gleich anfangs als ein Kennzeichen ihres Ungehorsams vergehalren ward, // daß sie sich unterstanden, dieIumssupgdcr Augsb. /, Confesswn zu verlangen, da sie sich billig erin. „ nern sollten, wie weiland K. Maximilian II. ,i ihnen (den Städten) uncrächtet ihres manchfal, '/ tigen Gesuchs / dieses beständig abgeschlagen, // auch, so oft die zween Stände, so die Augsb. „ Confeffioü angenommen, für sie gebeten, diese!. // be jederzeit abgcwiesen, Und sie mit ausdrückli- ,/ chm Worten von dieser Neligions Concesswn „ ausgeschlossen worden. " Es ward ihnen vers weißlich aufgerückt, /, daß sie sich selbst die jtzige „ RcligionSreformation (d. i. die Einführung deS ,i Pabstthums) zuschrciben müßrett, da sie sich nicht // begnügen lassen, daß sie bey ihrer heimlichen An¬ it nrhmting der protestantischeü kehre unangefochten ,/ geblieben, sondern immer weiter gegangen, die neue „ Neligiönsübunq öffentlich eingerichtet, katholi, „ sche Priester abzesMft, lutherische Prediger ange- „ nomwett, die geistlichen Stiftungen an sich gerissen „ und zum evangelischen Gebrauch verwendet u. ,, d. gl. wordurch sie offenbare Eingriffe in daS // Amr des geistlichen.Standes gethsn, dem es allein LOS r s 7 7- *57 K. ,, allein justehe, in dergleichen Sachen zu dispo» ,, niren. " Deßwegen ward ihnen nicht nur die zu ihrem Abzug erbettcne fünfjährige Dilation gänz- lich abgeschlagen, sondern auch die Warnung gege¬ ben, „ daß sie sich durch ihren Ungehorsam nicht ,, den gerechten Zorn des Kaisers zuziehen möch- „ ten, dadurch sie leichtlich ihrer bißherigen Frey- „ heit und Gnaden gar verlustig werden könnten. " Endlich ward der vorige Befehl von Besuchung der katholischen Kirchen und Abschaffung der evangeli¬ schen Prediger wieder erneuert, den Ungehorsamen die Räumung der kaiserlichen Lande in bestimmter Zeit nochmahls befohlen, besonders aber am Schluß alle heimliche und öffentliche Zusammenkünf¬ te, Versammlungen, Berarhschlagungen und Unterredungen in Religionssachen und wi¬ der Ihrs Rais. Maj. Reformation, aber- mahl dey angedrohter schwehrer Straffe un¬ tersagt. j-v. Kapitel. 1 5 7 9- Traurige Schicksale der PrelestanLen in Oestreich. , eben dies Verbot der Religionszusammen- künfte gab neue Gelegenheit, die Protestanten all¬ mählich je mehr und mehr einzuschränken. Man drang, dem landesfürstlichen Dekret gemäß, nun¬ mehr in den Städten auf die Vollziehung desselben; und da fehlte es nicht an evangelischen Einwohnern, welche dleß Joch, so viel möglich, abzuschülteln suchten. Besonders bekannten sich in Wien selbst viele tausend Bürger zu der Augsb. Confessio«, denen ei« solcher Gewissenszwang unerträglich war. Als daher Bürgermeister und Rath daselbst das lan¬ desherrliche Dekret zum Vollzug bringen wollten, und dasselbe zu diesem Zweck auch den Beisitzern deS kaiserlichen Stadtgerichts und denen vom ausscrnRaltz zuschickten; so baren letztere den Bürgermeister un!> ^ath, «ls ihre angewiesene Obrigkeit, ihre Religi- vnsbeschwerden, und daß sie mit der Vollziehung je- Ues Dekrets möchten verschont bleiben, dcnrErzher« vorzutragen. Dicß schlug man ihnen ab. Deß- ""gen ward im Namen der evangelischen Einwohner O in Lio i s 7 -» in Wien und der kleinern Städte und Märkte in Oestreich eine Supplikation an den Kaiser durch die zween Stände der Herren und Ritterschaft mit einer dcmürhigcn Jnkerccssion dem Erzherzog über« reichet. Dieser Schritt zog aber ein landesfürstli- ches Dekret vom io. Jul. nach sich, worin dem aus fern Rath nicht nur aufs höchste verwiesen ward, daß er sich wider allerhöchsten Befehl abermaht in diese Rcligionshandlungen eingelassen, sondern,auch zugleich befohlen wurde, Bericht zu erstatten, wer unter ihnen zuerst diese Berachschlugungen veranlas¬ set habe, wo die Zusammenkunft gehalten worden, und wer Verfasser der übergebenen Schrift sey? Die Protestanten ergriffen diese Gelegenheit, ei¬ nen wiederholten Versuch zu wagen, od sie nicht die längst gewünschte Religtonssreyheit erlangen kömu ten. Unvermuthck kamen ihrer inehr als hundert nach Hof, und überreichten fußfällig dem Erzher¬ zog Ernst eine Bittschrift, in der sie sich anfangs mit dem kananäischcn Weide verglichen, die nicht nachließ, biß sie Erhörung fand; sodann die Beschs digung deö Ungehorsams von sich ablchntcn, weil sie nichts vorgcnommen hätten, als woran das ihrer Seelen Hienge. Endlich beriefen sie sich ««t die Religionsfreyheit, deren sic unter Maximst'»" H- genossen hatten, der, ob er wohl nur bcyd^ Ständen der Herren und Ritterschaft die frcye ligwnsübung ausdrücklich zugclassen, dennoch de» Städten, die sich zur Augsb. Conftssion dekanu«»/ keine r 5 7 9- L,r keine Hindcrniß gemacht, und also die protestanti» sche Rcl gion stillschweigend geduldet habe; unt flehe- ten nochiiiahls um Goltes willen und durch das bitter Leiden Jesu Christi den Erzherzog beweg¬ lichst an, sich bcy dem Kai er für sie zu verwenden, daß die ergangenen scharfen Befehle aufgehoben, die evangelische Religion erlaube, / und also viel lausend Seelen geholfen werden möchte. Allein, auch a f diese Bittschrift erfolgt am-z. Jul. ein sehr ha es Dekret, „ daß, well alle heim« u liche und öffen liche Zusammenkünfte und Hand, t/ lungen ohne Bewilligung des obersten Stadtma- ,, gistralö verboten, auch ihnen besonders in Re-li, b gionsanqelegenheiten derglr chen Zusammenkünfte „ ausdrücklich untersagtg wesen, und sie gleichwohl u dergleichen vorgenommen , auch ohne Erlaubniß u vor dem Erzherzog unversehens einen Fißfall ge« /, than t So habe derselbe die Sache nebst ihrer ,/ Supplikation an den Kaiser gelangen lass n, des, n sen Bescheid nun zu erwarten wäre. Zugleich ,/ ward ihnen nochmahls ernstlich befohlen, den biß. ,, hengcn kaiserlichen Religionsverordnungen gehör. .Meldung der schwchrsten Ähndmiz nichts gegen die karserllchcn Verordnungen in Rili' gionssacken vorzuneymeN/ sondern sich denselben i» alb n. Stücken gemäß zu bezeigen. Die Protestante» in Oeftrerch fühleen alw gar bald, wie viel sie K. Utaximilian H. verlohren hatten. I^VI. Kapitel. 1 5 7 9- Die Bedrückungen der Protestanten >" Oestreich dauern fort. ^n Wie»» hatte in diesem Jahr die ins M"' Jahr gedauerte Neligionsfrcyheit ein Ende. Je! Opiz, der in s inem Eifer wider das Papsthu^ weit gegangen war/ mußte nebst andern evang^ scheu Kirchen-und Schullehrern die Stadt und^ Land raumen. - Das Rektorat der käsigen fitat ward am iz. April durch die Mehrheit der^ web I 5 7 9- 2lZ men Joh. Gchwarzenrallern , einem berühmten Juristen/ der aber sin Protestant war, auiget-agen. Die theol. Fakultät aber wider etzre sich dieser Wahl, und berief sich aift ein älteres D'kret von K. Maxi¬ milian II. und auf ein neueres von Erzherzog Ernst, daß niemand drese Würde bekleiden solle, dec sich wegerte, den röm. katholischen Feyerlichketten bey- zuwohnen; v. Schrvarzcnrallern, der dres khä>e, könne also die R ftorwürde nicht übertragen werden. Die evangelischen Mitglieder der hohen Schule be¬ mühten sich zwar, die cinmahl geschehene Wahl zu behaupten: allein, der andere Thetl fand bcy Hofe mehr Eingang; jene Dekrete wurden aufs neue be¬ kräftigt, und der b-ßherige katholische Rektor, O. Per. Muschitsch erhielt den Auftrag, fei» Amr noch ein halbes Jahr zu verwalten. 2) In eben diesem Jahre mußte der auch um das Schulwesen gar sehr verdiente evangelische Prediger iu Rrems, v. Ic>h. Matthäus, auf kaiser¬ lichen Befehl sein Amt verlassen; und den Städten und Märkten in Oestreich unter der Ens, beson¬ ders den Städten Hatmburg und St. Pölten, ward ernstlich befohlen, ihre evangelischen Kirchcn- Q z und *) Das hierüber ergangene koiftrl. Dekret hat R-rupach im Erläur. Evang. Oestreich S. r??. aufbcdalrcn. Der gelehrte Herr Suvcrinb Schnitzer zu Neu¬ stadt an her Aisch hat >78i ein lcsensivürdiges lat, Programm von ihm herausgcgsben. -579 And Schullehrer fortzuschaffen. Darin mußten sie zwar gehorchen, nahmen aber immer, so viel sichs thun liesse, wreder andere an, und liessen den kathi« tischen Priestern bloß die Pfarrhäuser in Besitz. So viele Mühe die Stände in diesem Jahr bey hem Kaeer durch eure eigene nach Prag abgeordnett Gesandtschaft , und bey dem Erzherzog auf zween Landtagen zu Wien «nwandken, die geraubte fm;e Rriigwnsübung in Wre-n und andern Städten und Märkten, oder wenigstens den ungehinderten Zugang der Bürger zu ihrem Gottesdienst auf dem Laude, zu erhalten r so wenig konnten sie doch anSnchten. De¬ sto geneigter benneß sich Erzherzog Ernst gegen hencharhoiischcn Präiatenstand, welcher, da sich biß« her hie Städte und Märkte von dem Gehorsam ge« AM die römische Kirche losger-sien hakten, und hier¬ über die laydcöfürstirche Koncession suchten, aller¬ hand Beeinträchtigungen und nachkheilige Folgen fürchtete. Aufeingereichkc Supplikation empfieng der¬ selbe vom Erzherzog im Namen des Kaisers die Zusicherung, daß die röm. katholische Religion Schutz/ Schirm und Beförderung in jedem Falle finden sollte. Doch war diesem Versprechen die merkwürdige Er¬ innerung angehangt: D'eweil den Racholifchen Peffer ml zu helfen, als daß die Geistlichkelc pnS denen die Seelsorg vnd perfehung der Pfarren vnd Gottesdienst gebühret, ihrem Vertrauten Amr em Genügen thun; So wol¬ len Ihr Hürstl. Durchl. den gangen Praiarenr stand 1579- 2is stand hiemit gnadigst ermahnet haben ; daß sie östlichen für sich und ihre donventuslen, bey ihren Gotteshäusern den in Abfall gerachenen Gottesdienst mit Christlichem Evfer, Lleiß vnd Andacht, den ersten Skifungen und Her¬ kommen alter Rirchenordnungrn gemäß, wie- dernmb aufrichten, die Convent besetzen, und >n einer guten Disciplin erhalten, sich solcher weltlicher Diener befleissen, die berührten Got- kesdienft in den Llöstern vielmehr zieren vnd fürdcrn, als lästern vnd verhindern helfen; Alsoauch, daß sie fürncmblich diepfarrenvnd öeneüci» und Canzekn, so ihrer Lehenschaft und Versorgung seyn, mit gelehrten, girren und exemplarischen Personen bestellen und ver-? sci'en, alle Acrgerniß des gemeinen Manns ^stellen, und sich zu dem befleissen, das dem gefallenen Rirchcnwcsen wieder aufhelfcn, Und weitern Abfall verhüten Nlüge. wie dann I. D. sich versehen wollen, daß der Pra« latcnstand dazu wohlgeneigt styn werde, als stc cs auch zur Furderung der Ehre Gottes , Eenugrhuung ihres Berufs und ihrer künfti¬ ge schwehren Verantwortung halben schul, d'g sind. Im Jahr 1578 hatte r>ner der evangelischen Alande, Hr.Adam Geyer von Gsterburg zu In- D 4 zcrodorf S. die Lbevenhüllerischen S- 8s f. der «lten Ausgabe. 2l6 1579. gersdorf«) in seinerKirche am letzter« Orks zu beßerer Bequemlichkeit der aus Wien und anderswoher zuni Gottesdienst kommenden Glaubensgenossen besondere Stühle verfertigen lassen. Der Erzherzog / dem Ließ vorgetragen wurde/ befahl ihm, sowohl diese Stühle abzubrechcn/ als auch seinem Prediger die eigenmächtig unternommene Seelsorge für fremde Personen zu untersagen. Den ersten Befehl vollzog der Edelmann sogleich; der zweite aber war seinem Gewissen zu bedenklich / und er stellte in einer Bitt' fchrtfr dem Fürsten dcmürhig vor/ wie weder er noch sein Prediger dazu verbunden werden könnte»! Lat deswegen um fernere Vergünstigung, und er¬ hielt am 2a. Januar 1579 em zwar in gnädige» Ausdrücken abgefaßtes/ aber dennoch abschlägiges Dekret. Di« Verordneie der bcyden Stände j» Wien interessirten sich für Geyern / als W Mitglied/ und suchten im Februar beym Erzhtt' zog auszuwürken / daß derselbe in dieser Sacht nicht weiter beschwchret/ sondern sowohl den aus- wattigen Protestanten die Besuchung des Gottes' bienstes zu Inzersdorf/ als dem dasigen Pfarrer die freye Verrichtung seines Amts bey ihnen auf Erfordern möchte eingeräumek werben. Allein/ auch diese Bemühung war vergeblich. Geyer und die Stande erhielten am sz. Mair einen neuen As' schlag- *) Sela Geschlecht ist nachher in den Grasenstand erht' den wordcn, und ttühet noch h. z. T. unter demN^ Men von Gereroberg. r s 7 9. -'7 schlag. Die letzter» wagten es noch einmahl, eine demüthige Vorstellung zu thun und für Geyern und seinen Pfarrer zu bitten; der Erzherzog aber machte ihnen am 9. Aug. bekannt, daß er ihnen im geringsten nichts weiter einraumen würde, alS was dem Buchstaben nach in der ihnen gegebenen kaiserlichen Assekurakion enthalten wate. L.VI. Kapitel 1 5 7 9. Die evang. Stände suchen wegen verschie¬ dener durch ihre itzige Religionsverfassung veranlaßten Gewissensfragen auf eini¬ gen Universitäten Belehrung. Zwey Stücke waren es hauptsächlich, welche dm evang. Standen und ihren Predigern viel Kümmer¬ nisse verursachten: der harte Befehl, ihre auswärs lige Glaubensgenossen von der bey ihnen gesuchten Seelsorge auszuschlicssen, und der in der Stadt Wien gänzlich aufgehobene protestantische Gottesdienst. In Rücksicht auf jenen, der dem Kirchenpakron und dem Lehrer zugcfercigk war, entstand die Frage, ob ersterer dem Befehl zu Folge die zu seiner Kirche an¬ ders woher kommende Glaubensgenossen abhalten L Z bür- 2'8 »57 7- dürft, oder, m Erwartung des Aeussersten, sie an- zunehmen verbunden fty? ob er als Patron seinem Prediger die fremde Seelsorge verbieten könne und dürfe? ob er denselben wider des Kaisers Willen be¬ halten und schützen solle? u. d. gl. In Ansehung des Predigers ward gefragt: Ob er einen solchen Befehl vom kais. Hofe oder von seiner Kirchenherr- schaft annehmen und befolgen? od er, desselben ohü- gcachtet, so langeeü ihm möglich sey, allen Ankömm¬ lingen mit seinem Amte dienen solle? ob, da ihm vom Hofe ans die Führung seines Amts durchaus verbo¬ ten würde, er sogleich gehorchen, oder sich nicht daran kchren solle ? u. d. gl. - Die Reiigionöü- bung >n Wien war frcylich ganz emgcsrellck; gleich¬ wohl Höften die Stande, sie durch anhaltendes Bu¬ ten wieder zu erhalten. Weil sie aber auf diesen Fall manche Einschränkungen fürchteten; so äusscrrm sich auch hier verschiedene Bedenklichkeitu, die sie sich gerne gehoben wünschten. Sic suchten hierüber zu¬ erst Key dec theol. Fakultät der itzo unter der Regie¬ rung dcö Churfürsts Ludwig mit lauter lutherischen Professoren besetzten Universität zu Heidelberg B - lehrung, und erhielten sic vonO. -do Hilderich von Varett, A*) und O. Phil. Marbach. Auch dre *) Dies merkwürdige Hefparlum nebst dem gamen ssm liefet man in der XXIV. und XXV. Vcy- läge zum Erläur. Evang. Destrcich S. -sz - ro». **) Er kam, weil er die Ce-ncordicnformel nicht un- lelschrcibcn wollte, -eso nach Alidorf als Proftffok der i 5 7 9- 2i) die Theologen zu Rostock ertheilten in dieser Sache ihr Bedenken. I^vn. Kapitel. 1 5 8 0. Schicksale der Lutheraner in Wien — Eders Schrift wider die Protestanten. '^m I. 1580 kam vom Raiser auS Prag ein Dekret, worin dem Erzherzog befohlen ward/ aus dm Buchladen zu Wien alle schädliche und verbuch, l'ge Bücher wegzuschaffcn. Diese Bücherinquisition ward dem dasigni Bischofs aufgctragen/ dem noch einige Kommissorien von der Universität und dem Rath zugegeben wurden. Man befahl den Buchhändlern, ein Verzeichniß aller ihrer vorrathigen Bücher einzu. reichen; und eS ward ihnen der Verkauf solcher Schriften, die man der katholischen Religion für uachkhetlig erkannte, bcy harter Strafe verboten, schwerlich wird damahlö ein Buchhändler in Wien gewe« der Theol. und der hebr. Sprache, s. Hn. Pr»f. will» Nürnb. Gel. Lex. B. II- S. irs. s. Im -ten Theil des Erläur. «vana. Oestreich» steht er unter den Beylagen NE XXXvn. 220 r s 8 S.' gewesen seyn, der sich nicht um seines Dorcheils wil¬ len auch evangelische Bücher angcschafl haben soll¬ te: indessen war der Laden, welchen die beiden Stande schon viele Jahre im Landhause hatten, der verdächtigste. Diese nahmen sich ihres Buchhand, lers, Elias ^reytags, mit Ernst an, mW bemüh- ten sich,- ihm bey dein bißherigen Recht, Bücher ih¬ rer Religion in ihrem Lad n feil zu haben, zu erhal¬ ten: sie richteten aber nichts auö; Freyrag sollte entweder die verbotenen Bücher wegschaffen, ober bas Land raumen. Eben so suchte man, bey der Universität derer Professoren und Graduirten, die sich zur protestan¬ tischen Lehre bekannten, allmählich los zu werden. Kaiser Ferdinand I. hakte zwar den angehenden Pro¬ fessoren einen Eid auf den röm. katholischen Glau¬ ben vorgeschrieben; Maximilian 11. hingegen be¬ fahl, daß alle Mitglieder der hohen Schule zu dein Bekenntniß, daßsie Ratholisch waren, verbunden, keineswegs aber gehalten seyn sollten, zu bekennen, Laß sic römisch katholisch seyn. DießDekret ward itzt aufgehoben, und jenes erste swieder eingeführt. Auf Betrieb des bekannten Kard. Melch. Riesele? Lamahligen Kanzlers der Universität und Domprobst^ zu Wien, kam der kaiserliche Befehl zu Stande, baß künftig keinem zur Universität oder zu akademisch^ Würden der Zugang verstärket werden sollte, der nicht vorher nach Vorschrift der Reformation K. Ferdi¬ nands I. und der Bulle Pabsts Pius IV. sein rö¬ misch I s 8 v. 221 misch katholisches Glaubensbekenntniß abgelegt hätte. In eben diesem Jahr ward "^arthol. Haustein, beider Rechte Dokror, der sich vor seinem Endenicht jur pabstischen Religion bekennm wollte, aller Für¬ bitte ungeachtet, N'cht auf den St. Stkpbano.Kirch- Hof, sondern aussen vor dem Schoitcnkhor an einen Angeweihrcn Ort begraben; da hingegen ein anderer Jurist, v. Zoppel, der auf seinem Todberrc kacho- lisch ward, ui der NlichaeltSkirche M Wien be¬ erdiget worden. V. Georg Eder, dessen oben schon gedacht wor¬ den, gab-, um dem sinkenden Pabsthum aufzuhelfeu, ju Ingolstadt auf sr Bogen in 4. heraus: Ein christliche, gutherzige und notwendige War. nungschrift an den vierte» Stand der lölst. Statt vnd Markt ainer Ersamen Landschaft in Oesterreich vnder vnd ob der Ens: Daß man Gott in Religion vnd Glaubens Sachen mehr gehorsamen solle, als den Menschen, und was I«nl)alrdieses Spruchs von dem Gehor¬ sam der Augspurgerischen eonkestion zu halten seye. MVI.XXX. Darin wollte er hauptsächlich beweisen, daß die protestantische Religion lau¬ ter Menschen und Kabelwerk, und die Augsb. Tonfession nicht ein gemein Bekennrniß, son¬ dern nur ein privatschreiben Luthers und Mes lauchthonsftyu. d. gl. Erwürbe aber von M. Ge- org -s8o. LL2 org Nigrinus, Pfarrer zu Echzell in der Wer. terau, der auch aus vielen andern polemischen Schrift ten bekannt ist, *) abgefertigt, welcher die Wider¬ legung dieser Warnungschrift der Dedikarion sei¬ ner Papijiischen Inguilition und gülden Zlüs der Röm. Rirche, 1582. Zol. auf 120 Setten ein- verieiber har. L-VIII. Kapitel. 15 8«. v. Bakmeifter wird zu einer Kirchenviß- tarion nach Oestreich beruffen. Eeider war der Zustand der evangelischen Kirche» in Oestreich durch die Zankereyen mancher Geistlichen gar sehr zerrüttet, so daß die Stände auf einem «57- zu Linz gehaltenen Landtag für nöihig erkannten und beschloßen, abermahl, wie eilf Jahre zuvor, einen geschickten auswärtigen Theologen zu berufen, der eine Kirchenvisttation vornehmen und Ruhe und Ord- *) S. Iöchers Gel. Lexik. LH. HI. S. ?4». **) Weitläufige Auszüge daraus, so wie aus der Fderft scheu Schrift, gibt Ranpach im Eriänc. Ev. Destr t-eich S. ;;r - ^4. r s 8 o. 22Z Ordnung wieder Herstellen möchte. Sie ersuchten Chyträum, daß er Marr. Lhemnizen zur Ueber- nahme dieses Geschäfts bewegen selite. Da sich aber dieser aber wegen seines Alkers entschuldigt«/ so Han« beite Lhycräus deßfalls mit seinem Kollegen, 0, -Luk. Bakmeister, von dessen Einsicht und Klug. Helt er sich viel Gutes für die östreichischen Kirchen versprechen konnte. Dieser übernahm den Antrag, falls er die Erlaubniß dazu von seinem Landeofürsten, dem Herzog zu Meklenburg, erhalten würde. Chy- cräus gab sogleich den Standen im August davon Nachricht; und als die Antwort aus Oestreich nicht so bald erfolgte, schrieb er am 14. Nov. noch ein- inahl, sowohl an bis Stande, als an seinen vor. niahligen Kollegen Christoph Reutern, und eröf- nete zugleich seine Gedanken, wie diese Visitation der Kirchen durch I). ^akmeistertt mit Nutzen an. Mellen seyn möchte. *) Doch, ehe der Bote mit diesem letzten Schreiben in Oestreich vMtn, hat. te» die Stande schon Hrn. Wolf. ChWe^ph von lAamminger auf Nußdorf an der Traisa, mit den nöthigen Vollmachten und Instruktionen nach lUeklenburg abgefertigt, um Bakmeisters Reise st viel möglich zu beschleunigen und ihn nach Oest¬ reich zu begleiten, Am Weihnachtabend kam er zu Wostok an, und bat im Namen der S tandc den Herzog Ulrich, *) Dieser Entwurf kann man im Anhang zu (lamm. Ue vil^cvyr^ei S. ;o. ff. und im iten Lheil des Erläur. Ev. Veste, unter den Beilagen N. I. finden. 2L4 »580. Ulrich, daß er ihnen den erwähnten Theologen auf s Monstye überlassm möchte; welches derselbe auch be¬ willigte. Chycräus setzte nun einige Punkte auf, die bey vorzunehmender Besserung der östreichischen Kirchen vornehmlich müßten beobachtet werden. Sie betrafen i) die reine Lehre und deren einträch¬ tigen Vortrag; 2) die Bestellung der Cerimo- nien nach der Rirchenagenda; z) das Lxaweu der Prediger; 4) das Lxsmeu der Schulmeister und Besserung des Schulwes ns; 5) die voran' stalrung jährlicher Visitationen der Riechen und Schulen; s) die Verwaltung der Rirchen- güter; 7) die Entscheidung in Ehesachen und andern Rirchenhändeln; 8) die Einrichtung eines Rirchengerichcs oder Lonlistorü. Die¬ sen Aufsatz gab er Bakmeistern mit, und empfahl die Beobachtung der darin enthaltenen Stücke deni Obersekretar der beiden Stände, Christian Ch«>- hanreiMjji einem Briefe «) recht angelegentlich- Am rs. Jan. iZgo krat Bakmeifter mit Hrn. von rNammtnger, N. Joach. Wermer, einem Kan¬ didaten der Theologie aus Hamburg, seinem eigcn> SohnIakob, und einem Amanuensis, Joh- ^ertel aus Hessen, die Reise nach Gestreich wo er in der Mitte des Februars ankam. lckX. ») S. des Erläut.Ev. Oestr. Th. II. Veylaz. N. Ul- **) In Lpiüolls steht er S. 4s. ff. ^**) Er ward nachher Professor der hebr. Spracht Rostok. 225 L.IX» Kapitel. 1 5 8 0. Nähere Vorbereitungen zu der MchenviF ßtation in dreyen zu Horn eingestellten Zu¬ sammenkünften — Erster Konvent all¬ da im Monath Marz. ^aktr Lhykräus vorgeschlägen / daß die Religio dnsdeputitte der Srärtde und einige angesehene Pre« biger sich zu Horn (woselbst ihrer Hsfmmg nach künftig des östreichischen SuperinteNdenks beständiger Sitz seyn sollte) bersamnilcn und die vorgängigen Gekathschlagungen wegen der Visitation mit einander anstelle!, möchten; so ward dieser Vorschlag geneh» inigt, und Bakmeister reifete dahin. Am 5. Marx schickten die Verordneten zu iDicn einen Brief an ibn, wünschten ihm zu seiner Ankunft und fernem Geschäften Gluck - und meldeten ihm / daß am t8. dieses Monakhs zu Horn ein Konvent von geistlichen P und *) Horn ist eine kleine Stadt in Niederöstreich gege» Mähren zu, am Flüßchen Tester, den Grafen Hoyas gehörig. H. z. I. haben die Kiaristen allda ein Koh sigitum 226 i58o. und weltlichen Personen gehalten werden, vorher aber der Sekretär der Stände Thalhammer ihm mündlich weitere Nachricht brrngcn wükde. Dieser kam am 12. Marz mit einem Prediger , N. Friede. Grock, in Horn an, und nannte ihm die zum Kon¬ vent verordneten Manner, nämlich aus jedem Vier¬ tel des Erzherzog hums einen Theologen: aus dem Viertel Unter Mannhar reberg M. Alexius BreS- nrzern, Pred, zuveldsperg unter Heren von Lich¬ tenstein ; aus dem Vierte! Ob Wiener Wald Balthas. Masco, zu Losdorf, unter Hrn. von Lostnstein; aus dem Viertel Ob MannhartS- berg Paul. Hillamair zu Argen, unter Hn. von Hofkirchen; aus dem Viertel Unter wtenerrvald lVl. Friedr. Trocken zu Rlqster Razelstorf unter der Frau von Teufel, und aus Horn den dasigen Pastor Lor. Becher. AuS dem Herren Stande waren dazu erwählt: Nikolaus, Frcyhcrr von Pucharm, und Veit Albrecht von Puchaim l» Horn; aus dem Ritterstande Hans Georg Ruf- stetner, und Wolfg. Christoph von Mannm«- ger, Bakmeisters Reisegefährte. Hieraufcröfnete Thalhammer v. Bakmetstern, zu welchem Zweck er nach Oestreich berufen wäre. Erstlich sollte ec mit Rath und Thal dazu helfen, daß in den Kirche», und besonders unter den Lehrern, eine gründliche und völlige Eintracht in der Lehre und den Cerimonien möchte hergestcllet werden. Zum andern, da vor zwey Jahren zu Wien und in andern kaiserlichen Städten der öffentliche evangelische Gottesdienst auf- gcho- i 5 8 o. 227 gehoben worden, die Stande aber die Wiederherstel¬ lung desselben eifrig wünsch'cn, so möchte er hey künftiger Bcrathschlagung hierüber seinen guten Ra-H ercheilen, wozu ihm di^ießfallo gewechselten Schrif¬ ten eingehandigt werden sollten. Endlich, wenn die Wiederherstellung der öffentlichen Neligionsübung in Wien vom Kaiser würde zu c daß er dann mir dafür sorgte , daß aliobald ein ^-auch« barer Mann bey der Hand wäre, der w nigstens an- fangs dem Ministerium vorge^tzt würde, biß man lichste Gleichförmigkeit angekragen, wozu die Predi' ger bey der Visitation angehalten werden sollten! zu welchem Ende auch ein Manual aus der weitlam figcn Agenda gezogen und gebraucht werden sollte. Was endlich die Bestellung eines Superun tendents und Konsistoriums betraf, so dieselbe eimuükhig für heilsam und höchst NothivE big erkannt, auch Bakmeistern aufgetragen/ tme korwL Conslstorü zu verfertigen. Dieser aber eu tnnerle, daß schon Lhyträus «574 bey seiner An' Wesenheit in Oestreich eine solche Schrift aufgesetzt habe, r s 8 o. 22D habe, von der man nach nochmshliM Prüfung Ge¬ brauch machen könne. Alles nun/ was bey dieser erstenZusammenkunft beschlossen worden/ wurde von Bakmeistern und Stocken schriftlich verfaßt / damit es den beiden Standen auf dem bevorstehenden Landtage zu Wien jur Verbesserung oder Eenehmhalkung vorgelegt wer« den könnte. n Kapitel. i 5 8 s- Zwo Nebenbegebenheiteri zu Horn. A 18. März / da der erste Konvent angesetzt war, «hieben die weltlichen Verordneten eine versiegelte Schrift, die von eilf fiacianischen Predigern / nem« tich U. Mare. Wolf, Pastor in Lichrenwart, ^olfg. Vierecke! zu Obern-Sülz, Andr. Lang r» Wülferstorf/ vbil. Barbatus zu Sirendorf, Marc, vollnrar zu M-cheihausen, Sim. Hübner zu poercnbrunn / Hier, weichler zu Rüdenau, Ioh. Bchem zu Hollsprunn, Berich. ^Vzantius zu Sonneberg/ U7ich. Gebhard zu Sitzendorf und Dav. Major zu Hrauendorf un- P z rer- 2zs r s 8 D. terschrieben war. In derselben erklärten diese Män¬ ner, welche dre eigentliche Absicht des ungeordneten KonvenrS nicht wußten und nachldrtiige Folgen für sich fü chttten, daß ne mn dc» orthodoxen Lehrern in Vest- reich, welche t?e Lccidenzer, Naturlober, Hruchel- predrgrru. d.gl. nannttn, sich nimmermehr vereini¬ gen würden; warmen die Overn, daß sie den Predi¬ gern nicht ins Amt greifen, und die reinen Lehrer und untade'haften Diener Christi (die Zlacisner näm¬ lich) nicht verwerfen und verdammen möchten. *) Da diese hesttgc Schrift allem an die ?olitlcos gerich- ter WM-, so wurde sie unbeantwortet dey Seite ge¬ legt, und wohibedächktg Bakmetstern gar keine Noti; davon gegeben, wodurch den unzeirizen Be¬ wegungen dieser Lärmer vorqedeugt, und die ange- fangcne Handlung ununterbrochen fortgesetzt wurde. Die zwoke Z yischenbegebenheit war die Ordina¬ tion eines Kandidaten zum Predigtautt. Hr. Veit Alb. von puchaim, Patron der Pfarre zu Ecken- dorf, wollte die daselbst erledigte Stelle mit cmcnl Kandidaten, pet. Hudt/ besetzen, und verlangte vonÄakmeisiern, daß er dcmsciben die Ordination erthcilen sollte. Bakmelster besprach sich darüber mit den Verordneten, und entschloß sich nach derselben Dest-mmung dazu; doch unter der Bedingung / baß die beym Konvent anwesende Prediger der Handlung mit -*) Auszüge aus dieser Schrift gibt Raupach im -tM Aheii des Erl. -Lv. Gestr. S. 4z — 4--. i58o. 2ZI mit beywohnen sollten. Am »4. März ward Hude examinirt, und der folgende, als der Mariä Ver- kündrgungstag zur Ordination bestimmt. Halrh. Masts hielt an demselben die Predigt zu Horn, «ach deren Ende Hakmeister den Kandidaten nach der von Luchern vorgeschriebenen Form in Gegen¬ wart aller damahls in Horn vorhandenen Prediger zu einem Lehrer der Kirche zu Eckendsrf orvinirte, welcher Handlung das Volk mit Andacht und Erbau« lmg bcywohnke. QXl. Kapitel. i 5 8 o. Zwote Zusammenkunft zu Horn im April. 3um zweite« Konvent war der rz. April bestimmt. Zween Tage vorher versammleten sich die wieder an, gekommenen Theologen, und fiengen an, die schrift¬ liche Antwort, welche die Verordnete im ersten Kon¬ vent auf ihre gethanc Proposition von ih.ren begehrt batten, und die nunmehr von Hakmeistern abge« laßt war, mit einander durchzulescn; worin sie das Nöthige änderten und besserten. Am 14. April kha. len ste eben dies mit dem Lxsmen oder Erkundi¬ gung der Lehre eines Predigers, welche Hak- P 4 mei- LZr r 5 8 o meister gleichfalls «iis der h^orms äoKnnso bik östreichischen Zbirchen verfaßt hatte; und am iz, Lor Mittags erwogen sie auch endlich den summa« rischen Bericht der Inürnäbio» des Guperm- kendents und des Lonsistyrmms, die aus des ikllM'äus Schnscen gezogen war. Indessen warm auch die weltlichen Abgeordneten angekommen, de« nen-sic nach Mittags dir brey erwähnten Schriften, und zwar die beiden erstem eigenhändig unkerschrie- Hen, den summarischen Bericht rc, aber ohne Unterschrift überlieferten, weil es nicht eigentlich ih¬ re Arbeit war, auch noch auf hie Stande ankam, ob sie sich derselben, oder einer andern Form bedienm wollten. Diese drey Schriften wurden hernach auf Len; Landtage zu Wien den Standen zur Censurvok' gelegt und von denselben einmüthig gebilligt und sind also als der Grund der hier auf AfylglM KircheMsitalion anzusehen. *) L.XL *) Wan srhe Aanpachs Erläur. Ev. Oestreich. Td« II. S. <4 — 7;; und die Beylage» N. VIII. sz z QXH. Kapitel. 1 5 8 0. Dritte Zusammenkunft, zu Horn im ME dim 17. Maii kamen die geistlichen und weitli» chen Verordneten / unter letztern dießmah! auch der kai» scriiche Reichshofrath Gabr. Strem, Freyherr von Schwarzenau auf Hirsbach, wieder zusammen; und es ward das oben gemeldete LxüWan in Ge¬ genwart etlicher aus jedem Viertel des Erzherzog- thums nach Horn berufenen Prediger verlesen und ihre Meinung darüber vernommen. Diese Män» »er waren: Jak- Lachkcnn, Past, zu Schracren- thal, Ben-Mell-orn zu Arbesbach, Ion. Bech¬ told zu Zranzenhause», Joh. Terteibach zu Earlftern und Münchreuth, Mart, piscator zu ^ribeswmkel, Leonl). Zehler zu Inzcrsdorf, Baltl). Genkenberg zu Haußkirchen , Mich. Eurkfeider zu Rirchderg, Seepl). ^ohäus zu Eobisdurgund Mich. Eebhard zu Sitzendorf/, Unter welchen Terrelbach die häufigsten/ obwohl meist unnöthige, Erinnerungen gemacht, aber «mmer von Bakmelslern die nächige Belehrung erhalten hat« Am Ende der Verlesung ward ihnen gesagt, daß/, P 5 wenn LZ4 r 5 8 v. wenn sie wegen der abgelesenen Schrift noch et* tv.) erinnern wclll-n, sie es itzo rhun möchten, indem die Verordueie befehligt wären, von ihnen allen die eigenhändige Unterzeichnung u fordern. Nun baten sie sich zwar ein Ex mpiar des Lxsmi- M8 und einen Tag Jett, zur Ueberlegung und Kon- ferenz aus; beides aber ward ihnen aus guten Grün« den abg schlagen. Einige flacianrsch gesinnte uw ter ihnen rvcgerten sich in Absicht der Uncerschrei« bung, und verlangten, daß vorher noch der ganze Artikel von der Sünde, wie auch die Fragen von dem göttlichen Ebenbilde und dem Zu¬ stand des Menschen vor und nach dem Hall genauer müßten erörtert werden. Bakmeisrer stell' te ihnen vor, daß ,, in dem Uxsmiue nicht von ,, Streitigkeiten gehandelt werde, sondern daß es ,, nur eine einfältige Formet der Wahrheit, die „ mit der h. Schrift und der Storma äoürinse „ dieser Kirchen übcreinkame und als der Grund „ und die Richtschnur der in dieser Kirche nachher „ vorzutragcnoen Lehre anzusehen scy - die Stän- „ de wollten auch nicht, daß von dem Streit über „ die Erbsünde etwas emgemengr, sondern nur die ,, reine Wahrheit vorgnragcn würde. Von dieser „ Streitigkeit aber sollte zu senier Zeit schon so ,, etwas beschlossen werden, Has der göttlichen ,, Wahrheit gemäß und zur Wiederherstellung des „ Friedens in den zerrütteten Kirchen zuträglich ,, seyn würde rc. Deßwegen sollten sic itzo ruchig j/ sei)N und der h'orms Lxawinis unterschreiben, gleich- . i s 8 o. 2zr „ gleichwie auch er (Bakmcister) und die Andern „ vor ihnen gerhan halten. " - Durch diese Dor« stellung liessen sie sich bewegen, ihre Namen zu un¬ terzeichnen. Hierauf ermahnte Bakmeister im Na« men der sämtlichen Verordneten alle anwesende Pce« diger, „ daß sie doch in Predigten des Streits // von der Erbsünde nicht gedenken, sondern die // einfältige Lehre davon ihren Zuhörern vortragen, „ allenthalben Wahrheit und Frieden lieben, der // zarten Kirchen, die überall mit mächtigen und ,/ listigen Widersachern umgeben sey, schonen, und „ die Entscheidung dieses Zwists in Geduld abwar- /, len sollten. " Zugleich ward ihnen anbefohlen, andern benachbarte« Predigern eben dieses zu hin. terbringen. Und so hatte denn auch diese dritte Zu« sanimenktmfk ein Ende. Kapitel. r 5 8 o. Die erste Kirchenvisitation im Viertel Gb Mannharrsberg/ gehalten zuHsrnvom rr Iulii biß den 6 August. Bskmeister hakte auf Begehren der Verord¬ neten eine besondere Dcklaratwnsschrift über de» Artikel von der Erbsünde verfaßt, die den Stände« nach Wien zugeschickk worden ; den Herren und Landlcuten in den vier Vierteln des Erzherzogkhums ward die vorzunehmende Visitation durch ein eigenes Schreiben kund gethan; die Theologen erhielte« ei¬ ne besondere Anweisung, wie sie die Visitation a«' stellen / und die Zeugnisse von den Vorgefundenen tauglichen Predigern einrichten sollten. Nach Liesen Vorbereitungen konnte nun die Visitation füg' stch angefangen werden. Dir 4 Viertel des EV her- *) Wer sie lesen will, kan stein den Beilagen zum -tc» Th- des Erläuc. Ev. evestreich S- 7S — ?r. sindeo- **) Diese Schriften stehen un Lttcnso im Ert. Era»^ Desto. Th. II. S. !->? r6S. r 5 8 vr LZ7 herzogthüms Oestreich unter der EnS *) sind mir Schlößern, Märkten und Dörfern, die demHerren- und Ritkerstande gehören, anzefüllt; und die pro¬ testantische Lehre hakte sich besonders von izsz an, nach der von K. Maximilian II. den beiden Stan, den ertheilten Reiigions-Concrssion, in derselben so sehr aüsgebreitet, daß in jeder derselbe« die Anzahl derer aus dem Herren-und Ritiersiand, die sich mit ihren Unterthatten öffentlich zu derselben bekannten , wie auch der Gemeinen, welche evangelische Pfarrer hatten, sehr beträchtlich war» Es wird nicht unan¬ genehm styn, zu lefen, was für Herren-urid Land¬ leute- was für Kirchen, Schlösser und Dörfer, und welche Prediger in Oestreich unter der Ens, der protestantischen Religion damahls zugcthan gewest« j sind» l. Namen der Herren und Ritter im Vier¬ tel Vb Mannharrsberg, die sich i-zLs öffentlich zur protestantischen Lehre be¬ kannt haben. !. Herren , Stand» ^err Wolf Will), von Alchan, Freyherr von Goldburg. Frau Gcholastica, weil. Ulrich, Freyherrn von Eynzing, Witwe. Herr *) S. Fuhrmanns Alkes und Neues Oestreich LH. 1. S. rä4. ff. 2Z8 »58 o. Herr Bernhard, Graf zu Hardegg rc. Erbschenk in Oestreich. - Sigmund, Graf zu Hardegg rc. Erbschenk in Oestreich. - Ulrich, Graf zu Hardegg rc. rc. -- Wilhelm von Hofkirchen, Freyherr zu?ol- mtz auf Dresidi, Kais. Maj. Hofkriegsrach. - Bern!). Jörger, Freyherr zu Tollet und Rhebach. - Achat, von Landau, Freyherr zu Haus. - Wenzesl. Marakschi, Freyherr von Lit- schau. - Joh. Lyriac, Freyherr von polhaim aus warrenburg. Weiland Hn. Maximilian von polhaim seel. Erben- Herr Christoph von prank, Freyherr zu wind" Hagen. . - Balth. von prosing, Freyh. zu Rexendorf - Adam von puchaim, Freyh. zu LarlsteiN/ Erbtruchseß in Oestreich. Frau Anna, weil. Andr, von Puchaim zu Hei»' richstein, Witwe. Herr Dietrich von puchaim, Freyh. zu Wild¬ berg, Erbtruchseß in Oestreich. - Niklas von puchaim, Freyherr zu Raps und Rrumpach, Erbtruchseß in Oestre>cb- - Pilgram von puchaim, Freyh. zu TetscheU/ Erbtruchseß rc. Herr ! 5 8 o. 2ZS Hm Giegm. von puchaim, Frcyh. zu Dobers« perg, Erbtruchseß rc. - verr Zslbrechr von Puchaim , Freyherr zu Horn, oberster Eebkruchs'ß ic- Kais. M^j. Rath. -Georg Lhrenreich, Fecyh. von Roggen¬ dorf unb pöckstali, Erblandhofmeistcr in Oest¬ reich. - Hans Wilhelm, Freyh. von Roggendorf und Mollenburg, Erblandhofmcister in Oest¬ reich, Kais Mas. Rath und Landmarschall. - Erasm von Scherfenberg, Freyherr zu Gros. - Rüdiger von Stahremberg, Freyherr zu Schönpühl und Efferdtng, Kais. Rath. - Gabr. Srrein, Freyherr zu Schwarzenau auf Hirschbach. - Reichard Strem, Frcyh zu Schwarzenau. - Wolf Strem, Freyh. zu Schwarzenau. Frau Clara von Tannhausen, geb. Freyin von Roggendorf, Witwe. Herr Matthäus Teufel, Frcyh. zu Schönberg. Frau tzusanna Teuflin, Wittib, zu Spitz, Lach rc. Herr Hans Christoph von Zelking, Freyherr auf Grossen Germs. II. Ritter-Stand. Herr Ludwig Lchrm, zu Strcicwiesen. - Christoph von Kollendorf, zu Gtreitwiesen. Herr t s 8 s. »4» Herr Hans Goppel, zu Arndorf. - Leopold Grabner, zu Rosenberg. - Hans Jak. vsn Greis, zu Raspach. - Marches von Gundreich, zu Artstettech --Hans Häuf von Steinach, zum Poppech - Hans von Heussenstein. — Meich. von Huberg zu Grafensschlag. — Andr. Irnfried, am Rottenhof. Hans Georg Rufstainer, zum GreilensteiN. - Erasm. Leister, zu Gchiltern und IdoltS» berg. -4 piccor von Neidek, zu Raun«. - Ladislaus und Christoph, die Nützen/ Gebrüder. Weil. Christoph Gebast. von Pruckhaim, l» Albrechtsberg Erben und Gerhaben. Herr Hans von Sinzendorf zu Fesrlau. - Tiburtius von Sinzendorf zu Goggltsch und Feueregg. Weil. Christoph von Sonderndorf,! zu Jirch am Wald nachgelassene Erben. Herr Hans Gtockharner zu Grarein. - Christoph woitich, zum Uberwiz rB Taxen. - Wolf Tonradl, zu Dörnberg und ReA berg. - Ludwig Weltzer, zum Sicgharz. »58o. § 2. Namen der protestantischen Märkte,' Schlös¬ ser und Dörfer im Viertel Ob Mann- harrsberg. <^>ie eben itzt genannten Herren waren besorgt, daß auch ihre Unterchanen allenthalben, wo sie zu befehlen hakten, auf ihren herrschaftlichen Woh¬ nungen und in ihren Markten und Dörfern, biepros iestantische Religion frey üben könnten. In folgen¬ den Orten bekannte sich alles zur evangelischen Lehre. Aggspäch, ein Markt. Aichen, ein Dorf. Albrechtsberg, ein Schloß. Alten Gschwend, rin D. Alremnarkr, rin D. Alrrnstaig, ein Echl. Arbes^ach, ein Schl. Arndorf, ein bchl. Arrsiätten, ein Schloß. Bebringen ein D. Brant ein Schi. Laristein und Lolmiy, Schlößer, Dobersperg und Dornperg, Schlößer. Eckendorf und Eltz, Dörfer. Feu-regg , ein Schl. Fides rin D. Fran« tzrn ein D. (Friedsleben) Gobelspurg, Goggitsch, Grafenschlag, Dreilenstein, Dörfer. Grossen Germs, Dorf und Schl. Grueb ein Schl. Q Hardegg, ' 24» 4 5 8 s« Hardegg , eine Stadt. Hasselbach ein D. Hin« richstein, Markt, Schl, und D. Hirschbach und Höflein-Schlößer. Horn, eine Stadt am Ramp- fluß. Idolesperg, ein Schloß. Radaun, Rienering, Rirchpach, Dörfer. Rirchberg am Wald, ein Schl. Rrumpach «in Dorf. (Lach. Langenfeld.) Lempach , ein Schl- Lichtenau, ein D. Litschau, eine Stadt. Lob- rvein, ein Dorf. (Märrinsberg.) Meisling, Messern, 6t° Michaelis, Mödering, Dörfer. MollenburL ein Schl. (Molr.) Münchreuth Key Larlstein ein Dorf. (Nieder«Nauendorf.) Nonndorf. DD. (Oder,Hoflein. Oder Nauendorf.) Obern¬ dorf ein D. (Vchsenbach.) Ottenschlag ein Schloß/ Pfaffenschlag ein Schl. Pöckstall ein Schl- Poppen, ein Schl, und D; Rappolrstein, ein Schl. Raps, Schloß und -Mr Marktflecken. Rafpach ein Schl. Rasten¬ feld ein D. Rechberg ein Schl. Retnprechk ein r 5 8 o. 24Z cin D. (Rexendorf.) Riegerspurg ein Schl. Roggendorf ein Schl, und D. Rosenberg, Rotenhof und Rorenschach, Schlößer. Scheitern ein D. (Schönbach.) Schon¬ berg ein Schl. Schreins ein Schl, und M rkt. Schwarzenau, Schweigers, Geifriz, D O. Senftenberg, SiZharts, Schlößer. Sitzens dorf, cmD. Spitz, Schloß und Markt. SrareiN, Ettgelberg, Srreltwtesen, Schlößer. (Cecschen.A Traunstein ein D. )Daldhattscn, Wapolrenreir, D D. (Weis, senalbern.) Weiffenktrchen, ein Mark:. Wei. ttafeld cin D. (Wüdegg ) WUrperg, rin Schl. Hindhag ein D. Zöbrng ein Markt. Zögers ein D. Namm der protestantischen Prediger im Viertel Dd Mannharrsberg. *>. ^ol). Agrtcola, Pfarrer zu Modering unter. Hn. Veit Albr. von puchaim. >Eor. Becher, zu Horn, unter eben demselben. Paul. Binder, zu Buch unter Hn. Wich, don Hoffkwchen. Q 2 Beruh. ") Die merkwürdigsten Umstande von ihrem Leben WM den j« -ten Lheil dieser Werks Vorkommen. 244 r 5 8 o. Bench. Chimelius, zu Weissenkirchen unter Hn. R- Gcrein. Lasp.Lolerus, zu Trauenstein unter Hn. Achat, von Landau. wolfg- Creil, zu Lach/ unter Frau Sus. Teuflin. Barth. Dauch/ zu Aberndorf, unkerHn.H.G. Rufsteiner. Bened. Dreistng / zu Oberhöflein, unter Hn, Bernh. Grafen zu Hardegg. Mich. Ebenauer, zu Rappoltstein, unter Hn. Achat, von Landau. Joh. Eberus, zu Sigharts, unter Hn.Ludw- Weltzer. Hier. Elk, zu Lobwein,, unter Hn.vonAIthatt. Ant. Zaber, zu Zögers, unter Frau von Puch' aim. Barth- Zaber, zu Ober Nauendorf, unter Hn. R- Gcrekn. Jak. Fabri, zu Rotenschach, unter Frau von puchaiin. N. Aug. Fischer, visc. zu Horn, unter Hn. von puchaim. Mich. Fischer, zu Fides, unter H». Bernh. fen zu Hardegg. Mich- Frankensteiner, zu Rirchberg am wa^/ unter Frau von Sonderndorf. WSlfS- r s 8 o. 245 Wokfg. Goldner, zuLichrenau, unter Hn. von Alchan. Iol). Gschweller, zu Litschau, unter Hn. Ma- rackschi. -Leop. Gärtner, zu Seifriz, unter eben dems. Max. Hackel/ zu Schillern/ unter Hn. EraSM° -Ceisser. Dav. Hallenschild / zu Altenstaig / unter Hn« Rufsteiner. Andr. Haug/ zu Arndorf unterHn. Hans Gop¬ pel. iVolfg. Haymoldinger zu Franzen, unter Hn° Ulrich Grafen zu Hardegg. Hier. Helbling/ zu Grafenschlag, unter Htt. von Huberg. Paul. Hillameir / zu Aichen, unter Hn. von Hoffkirchen. Georg Höpp/ zu Martinsberg, unterHn. von Roggcndorf. Per. Hudt/ zu Eckendorf und Friedsleben, un¬ ter Hn. von Puchaim. Balch. Hueber, zu Messern, unter eben dems. Iol). Hueber/ zu Schönbach, unter Hn. von -Landau. Mich. Hugo/ zu Rienering, unter Hn. von Puchaim. Ten. Jäger, zu Radaun, unter den Herren Nützen. Qz Christoph 246 is8 o. Christoph Joch, zu Telschen, unter Hn. von Puchalm. Thom. Joch, zu Schrerns,. unter Hn. Grafen von Hardegg. Marr. Rahn, zu Ochsenbach, unter Hn. von Rufsteiner. Thom. Rorrer, zu Orrenschlag, unter Hn. von polhaim. Mor. Räßhofer, zu Pöckstall, unter Hn. von Roggendorf. HM. Reppisch, zu waldhausen, unterHn. von porhaim. Blas. Rirchmaier, viac. zu Grossen GcrniS, pnier Hn. von Zelckmg. Joh- Rrauß, zu Rirchbach, unter Hn. von Landau. Ge. RieU, zu Streitwiesen, unter Hn-von Zellcndorf. Andf. Rürstner, zu Bebringen, unter Hn. von Roggendorf. Ioh. Lauch, zu Schönberg, unter Hn. Mac- rhes Teufel. Joh. Lederer, zu Weitrafcld, unter Hn. SigM. Gxaf von Hardegg. AI. Skeph. Lohäus, zu Goblspurg, unter Hn. Srrein. M. Ben. Melhorn, zu Arbesbach, unter Hn- von Siahremberg. Joh. peUe, zu Raspach, unter Hn.von Greis. r7ik. 15 8 0. 247 Nik. prätorlttS, zu Lobersberg, unter Hn. von puchaim. pet. prsver, zu Pfaffenschlag/ unter Hn. von puchaim. Äalth. Reck, zu Ärtstetten, unters Hn- von Gunvrich. Sim. Reichas, zu Alten Mollan, unterHn.von Stahremberg. Christoph Reurer, zu Rosenberg/ unter Hn. Grabnern. Lasp. Salicetus, zu Albrechtsberg / unter den Herren von pruckheim. Barch. Schiesse!/ zu Llz, unter Hn. Streln. Kl. wolfg. Schumann / zu Reinprecht unter Hn. von Landau. Christoph Seehofer/ zu Altenmarkt/ unter Hn. Irnfried. Lor. Summerberger / zu Nieder Nauendorf, unter Hn. von Zelcking. Joh. Tettelbach/ zu Münchreuthunter Hn. von puchaim. Christoph Thabinger, zu St. Michael in der Wachau unter Hn. Strem. Ge. Trefer, zu Alten Geschwend / unter Hn. von Zellendorf. Gr. waicher, zu Grossen Germs., unter Hn. von Zelcking. Sal. weiß, zu Spitz, unter Frau von Teufel. Q 4 Gig. 248 r 5 8 s» Gig. IVekzer, zuRechbcrg, unter Hn.Conrädl. N. Jo!-. Wrrn'.er, zu Poppen, unter Hn. Hauff. Joy. Roser , zuZöbtng, unter Hn. Grrein. Leonh. Zerler, zu Raps, unter Hn. von Puch- atm. §- 4- Die Visitation wird angesiellet. Resultat derselben. 5)s <»usser den hier genannten protestantischen Predi¬ gern waren in diesem Viertel noch 20 andere, dir sich aus verschiedenen Gründen bey der Visitation nicht eingesunken haben. Zu derselben waren Herr Veit Albrecht von Puchaim, und Hr. Ha»s Gtockyarnet zu Stapeln, v. Luk. Bakmeister/ M. Alex. Breßnizer, Pf. zu Veltsperg, Christoph Reuter, Pf. zu Rosenberg und N. Zriedr. Stock zuRayelsdorfverordnek. Diese stellten zu Horn, als wohin die benannten Prediger kommen mußten, mit denselben das verordnete Examen an, welches vom ii. Juln biß zum 6. Aug. dauerte. Was mit jedem unter ihnen gehandelt worden, istzu weitläufig, weiß auch zu unerheblich, als daßes hier angezcigk werden ?swe. Im zweiten Thcil des Erläut. Evang- Vestr. kann man S. 176 - 2ZI die Nachrichten finden, auö welchen überhaupt soviel erhellet, daß r s 8 s. 249 bieKenntniß und Geschicklichkeit vieler Prediger sehr mäßig, und die Katechisation von ihnen meist ver¬ nachlässigt war; weßrpegen ihnen ernstliche Erinne¬ rungen gegeben wurden. War gleich der Streit von der Erbsünde unter ihnen nicht sehr eingerissen, - nur fünf offenbare Zlacianer waren in diesem Vier¬ tel - so verursachte er doch einige Unruhe. Der öffentliche Gottesdienst war noch bey vielen Gemei¬ nen nicht nach der östeeichischen Agende eingerich¬ tet, und fanden sich bey den Handlungen der Beicht und des Abendmals viele und grobe Mangel. Die meisten Prediger klagten über elende Pfarr. und Schul¬ gebäude, Einziehung der Kirchengüter, Vorcnthal- lung und Verringerung ihrer Einkünfte u. s. w. Von dieser Handlung schickten die Direktoren daS Sanz« Protokoll an die Verordneten nach Wien, und fügten ihre Verbesserungsvorschläge bey / die «der leider wenig Eingang fanden. I-XIll. Sss ... . . . l^xm. Kapitel. . --.- . ...., »1 i 5 8 v. Die zweite Kirchenvisitation im Viertel Ob wiener Wald, gehalten zu Schallaburg unweit Losdorf, vom iL. biß zum rz. August. §. I. Namen der protestantischen Herren und Rit¬ ter im Viertel Ob wiener Wald, diel» demselben lebten, oder doch Pfarrle¬ hen darin hatten. I. Herren-Stand. ^err Christoph von Alchan, Freyherr von Goldburg. - Gigm. Nik. v. Auersderg, Freyherr PurkstaU. - Volkarc von Auersberg, Frryh. - Ferd. Hofnmnn, Fr. zu Steper. - Berich. Jörger, Fr. zu Toller und Rheb«^ H-tt i 5 8 y. 2s» Herr Helmhard Jörger, Freyherr zu Tottee und Ryeb. aufRreußbach, Hr. zu Per nstein, obrister Landhofmeister rch' berg an der pielach. Herr Lonst. v. Mammingen zu Rirchberg rc. - Maxim, v. Mammingen, zu Gitzenchal- - Wolf Christoph v. Mamminger, zu dorf an der Traisa. — Geo. Achat. Matseber. — Gottfr. von Muenering. - Servatius von Neideck. Herr I58o. 2sZ Herr Andr, von Rohrbach. - Geo. von Rohrbach, zu Rlingenbrunn. - Christoph Ruber, zu Purendorf. - Hans Ruber, zu Grafenwerth, kais. Feld» obrist. - Lan. Strasser, zum Gleiss. - Job Hartmann v. Trammansdorf, zu Toyenbach. Weil. Hn. Rupr. Weltzer« v. Spiegelfeld seel. Erden. 2. Namen der protestantischen Märkte, Schlöfi scher und Dörfer im Viertel Ob wiener Wald. Wlbrechtsberg, ein Schloß. Anger ein Dorfi Anzenhoff ein Schl. Baizenbach» Behemberg ein D. Carispach und Larlstetrrn Schlösser. Edlpach ein O. Ehrnegg ein Schl. Fersniz ein Markt. Frankenfels. Franzen. Hausen ein D. Freideck ein Schl. Gezerstorf. Gleiss, Schlösser. Grafendorf. Gersten, M M- Gmenbrunn ein Sch!. Haag ein M- Haagberg ein Schl. Hafner, bach ein M> Hasendorf ein Schl. Ob - und Un- 2s4 158 o. Unter « Haußegg , Haunolstein, Heine, Hof stärken , Dörfer. Hohenegg em Schl. Inzerftorf, Sr. Jörg im Reich, D D. Inder,au em Schl. (Ratzenberg.) Wernberg em D. Rirch- berg ein Schl. und D. Rlrngenbrung, RreulS' Vach, Schlösser. Leirmansdorf, ein Schl. Lostorf, Ech!> Md M. Lunz ein D. Gr. Marren, ein D. Michelbach ein M- Michelhausen ein Schl. Mursterren ein D- Vleumarkt ei» D. Nußdorf, Schl, und D- - Oedenthal, ein Schl. Oppenitz ein D. St. Pantaleon, p.rwart, Schtöss. St. ter ein M. Petzenkirchen ein Schl, pic-ach ein D. pokendsrf ein M. pottenbrunn Sch!-' Pukckstalt ein M- und Schl, puxendorf ein Schl. Rabenstein, Rapoltenbach, Reinsberg, Schlösser. , Rossitz «in D. Schalaburg ein Schl. Gchönpühl ein M- Schwarzenbach ein D. Sersenegg. (Silbers schlag.) Sitzenthal ein Schi. (Spiegelfeld.) Gr. Pelt dkey DD. VichdorfeinD. pich' Hofen ein Schl. (Sr. Ulrich.) Wagram ein Schl, und D. (wacking.) der «Waldsee ein M. und Schl. Wasen ein Schl- AM ; s 8 o° Am Wasen und Wasen D D. Wasserburg em Schl. Weinburg em D. Weinzierl ein Schloß und zwcy D D. Weirra, Wilfersdorf, Wind- Hag/ wttmla/ D D. Wolfstein ein Schl. sagging , Zelckittg/ Zwentendorf, Schlösser'. §. z. Nstmen der protestant. Prediger im Vierth Ob wiener Wald. v-oh Baumgartner/ Past, zu Purkstal! unket Hn. Sigm.Nik. v. Auersberg. Ioh. Bechroid'zü Manzenhaufttt unter Wolf Christoph von Msmmingen. Lran; Bunsler zu Ratzenberg, unter Mich. v. Lasberger. 6im. Dirndorfer zu Lunz unter Hans Christoph v. Ztnzendorf. Georg Eggec zu Hofstätten unter Max. von Manrminger. Is. Eisenkeg zu Zwentendorf unter Hans Ru¬ ber. Paul. Zabricius zu Grafendorf, unter Heim- Hard Jörgern. Leonh. Frauenholz zu Hafnerbach unter demselb. Balch. Gerblacher zu Nieder»Waidsee, unter R. Weltzern. Thom. 256 r y 8 o. Thom. Gmünder zu Fersnitz unter Rich. Streln. Mich- Gurkfelder zu Rirchberg an der pirlach, unter Chr. v. Alchan. Sim. Huber zu pouenbrunn, unter Leop. Grab, nern- Gigm. Ienich zu Schönpühl unter Rnd. vo» Scahremberg. LI. Dan. Rasdorf, zu Heine unter Helnth.Jör« ger. Nik. Rnoc zu Michelbach unter Hane Sigm. von Greis. Polyk. Romperger zuHaunolstein unter L. Gebern. Thom. Rrrblacher zu §rankenfeis, unter den» Herren von Losenstein. Lasp. Lemmel zu Rabenstein unter den H H-vo» Manmiingen. Balch. Masco zu Losdorf unter w. v. senftein. Paul. Meier zu Schwarzenbach unter eben deins- i Wolfg. Nöcher zu Rossiy unter den Rirchbek' gischen Erben. Balch. Ranflec, Diak. zu Rirchberg an der pirbach unter Frau v. Mammcngen. Hier. Rorer zu Weinburg unter Gottfried von Mainburg. Thon'- r 5 8 s. 257 Thom. Roker zu Smenbrunn unter ^elmh. vok» Jarger. Andr. Roch zu Pietach/ unter den Gebrüdern von Greis. Nik. Schafstckter zu St. Jörg im Reith/ un¬ ter Dan. Strasser. Halkh. chramm zu Dichdorf unter iHans von scherncntbl. ^ier. Gchüz oder Hogilkarius / Diak. zu V7te« der. Waldfee unter Hn. Weltzern. Ivh Gil! er schlag zu Larlftetten unter Fr. von z nzenoorf. !lbi Gtröbl zü JtiZersdorf unter Helmh. Jör« c.er. h". Sturm zu Reinsberg unter G. V?. von 2iuersberg. Josias Ud mus zu Zelcking unter Rüd. von ^kahliMberg. Eeo. U„te! berger zu s)etzenkircheN unter S. Vs» von Äuersberg. ' arc. Vollmar zu jVllchelhausett/ unterChkb Rubern. werckler zu ^ndenart unter demselben. rvmz. weiß, Diak. zu Purckstall unter S. N» Vvn Äuersberg. ^^H-Wiebrirr zu Vppemy unter Dan. Strasser- R Z.4- sir I58o. §- 4 Die Visitation wird angestellt. Resultat derselben. 12. bißzum 2Z. August dauerte das Ad- men dieser Prediger, unter welchen verschiedene als hartnäckige und unruhige Flacianer gefunden wor¬ den. Wissenschaft und Sitten waren bey den mei¬ sten untadelhast; wie denn auch der mehrestc Theil dem Examen und der Dcklarationsschrift willig unterschrieben hat. Dre Mestrerchische Agend« tvard in diesem Vierte! wenig, meist aber die Nmw dergische von Veit Dietrich, gebraucht, urrdnniAn sehr viele Prediger zur Einführung der erstem äuge- gewiesen werden. An vielen Orten fehlte es es Schulen, meinigen aber an Besuchung derselben. I.XIV. ") Die nähern Nachrichten von dieser Visitation und die einzelnen Verhören und Antworten der PrediacrkönM" im :tci, Theil des Erläur. Evang. Oestreich L4S. r?4 nachgelesen werden. 2sF L.XIV. Kapitel. I 5 8 O. Dritte Visitation im Viertel Unter wie¬ ner U)ald, gehalten zu Radaun vom L. biß zum s. September. tz. l. l. Herten.Stand. ^amen der protestantischen Herren und Rits ter im Viertel Unter UAener Ui>ald: ^err Zeliciatt v. Herberstein, Freyh. zu Ernst« brunn» - vvill). v. Hoffkirchett, Fr. üuf KefcNdStf. Ioach.v. Lauvau, Fr. zum Haus und Räp« poltrnstem. Ivh. Cyr. v. polhaim und IDarttenburg, Fr« zu Arbeechal. - Christopl) v. Aappach , Hr. jU Brunn. ^eil. H«. Andr. Pöys, Fr. zu Rrifenstein stet. Erben« R s Herr 26s r s 8 o. Herr Andr. Teuffe! Fr. zu Gundersdorf. Weil. Hn. Christoph Teuffel, Fr. zu Rrattett« dorf fee!. Erben. Herr Dav. v. Teüffenbach, Fr. zu Mairhofrtt und "Weidlingsau- - pancraz v. Windischgraz Fr. zu Wald- stetn und Thal, auf Trammannsdorf. Wett. Hn. Hansen v. Zinzendorf, Fr. ftcl. Erben, Herr Otto v. Zinzendorf, Fr. auf porcendorf II. Ritter-Stand. ^srr Car! Bachele zu Ober« und Unter tersdorf. - Ehrenreich Dören, von U)i!fmausr. - Ad. Geyer v. Osterburg, zu InzerSdorf- — Hans Gloich zu Schwadorf. - Hans Gruber v. Grub zu Serasdsrf. — Car! Haiden, zu Dorff. — Hans Imbrügger, auf Etwangerhsf- — Alb v. Bhüenring, auf Triebswinkel. - Lhristopl) v. Bönigsberg zu Asspan unb Binkenfeld- — Ulr. v. Börngobcrg zu Schwarzenbach- Wett. Hn. v. Neidegg zu V7eidegZhof fte!E-b-n. Herr r s 8 o. 26r Hm Ges. v. Nymitz, zu Ge. Margreten aufm Moß. - Hans v. Rotha! zu Zeistritz. Weil. Hn. Andr. Tonrädl , zu Dernberg stel. Erben. Weil. Hn. Gal. Vögten zu Schönau seel. Erben. §. 2. Namen der evang. Märkte, Schlösser urld Dörfer im Viertel Ob wiener Wald. deutsch Altenburg, Arbesthal, Dörfer. Ober> Zlspang, ein Schloß und Markt. (Binkenfeld. Birnstein) Brnnnein Schl. Dernberg ein Schl. Dirnbach cin D. Enzesfeld ein Schl. Enzerstorf an de» äischa ein Schl und D. Etwangerhof bey Baden. Leftndorfein Schl. Leystriz ein D. Zisch«, wund ein M. Serastorf. Gundersdorf, Schlösser. Herrnals ein D. Inzerstorf ein Schl. Razelstorf ein Schl, und D, Rlein s 5ell. Hratrrndorf. R z . Mair- S6Z 158 o» Mairhofen- Marchersdorf. St. Mr» garech ein Schl. Neidegghof, Neichauß ein Schl, poccendorf cm Schl, und M. Pottenstein «in M° Radaun ein Schl. Salanau ein D. Schönau ein Schl, und D. Schöngraben ein Schloß, Ober-Schützen. Schwadorfein Sckl, Ob und Unter-Schwarz- «u ein D. Schwarzenbach ein Schl, und M. Soosdorf ein D, Stichelberg ein Schl. Scip neusidl ein D, Trautmannsdorf, Triebswinkel/ Schlösser. Veftlau ein D. Ob und Unter - Walters- dorfDD. Wannersdorf. WeidlingsanDD- wlldegg ein Schl, wilfmaner cin D, Wil» fersdorf cm Schl. Wrnzeudorf ein D° §. z- Namen der protest. Prediger im Vierte! Unter Vpiener U)ald, ch)ak. Bükner- Pastor zu Wilfmauer unter Hn. Ehrenr. Dören. Uer. Diss-nger zu Blnkenfeld, unter Lhr, von Königsberg. ^eonh. i s 8 o. 26x Leonh. Fehler, zu In-ersrorf unter Ad. Geyer. Nik. Fink oder Frigilla, zu Schwarzenbach un« ter Ulr. v. Römgsberg. Eeo. Gerhard zu Schwarza» unter Fr. Teuf- flin Wittwe. Nik. Hacus zu Ober - Aspan unter Chr. von Bönigsberg. Ioh. Hagen zu Schwadorf unter Hans Gloich. lü. Harth. Heinzner zu Weidlings«» unter Dav. v. Leufenbach. Ioh. Hönner zu Feysiriz unter Hans v. Rothak. Joh. Hosius zu Inzersdorf unter Ad. Eeyern. Mich. Bern zu Marchersdorf unter Lhr. von Rönigsberg. Andr. -Lange zu Wilfersdorf. Mart, piscator zu Triebeswinkel unter A. von Bhüenring. Alex, yuchler zu Ober «Schützen, unter Lhr. v- Rönigsberg. Ioh. Gchoka zu Etwangerhof unter Hans Im« brügger. Gsw. Speglin zuTraulmannedorfunterPancr. v. Windischgräz. Lried. Stock zu Rloster-Ratzelsdorf unter Fr. Teufflim ^eop. Zerer zu Enzersdorf an der Fischa, un« ter Andr. Trüffel- R 4 ^-4- »64 r 5 8 S4 § 4- Angestellte Visitation — Resultat derselben. Meisten dieser Prediger wurden bey demvonr Z. b>ß zum s. Sept/ zu Radarm vorgmsmmencn Ex» amen so ziemlich gelehrt und in ihrem Amte, beson- bers im Kakechrsiren, flsiflg befunden. Einige wc» Nige warm zwar vom Zlaciarrismus angcstekt, brach¬ ten aber davon nichts unter ihre Zuhörer. In An- sehung des äusserlichen Gottesdienstes und des ge¬ samten Schulwesens äußerten sich beträchtliche Män¬ gel, und ward eine Verbesserung für unumgängs !lch nothwendig erachtet. Wer übrigens genauere § Nachricht von dr^er Visitation wissen wlü, berie¬ ft Erläm., Ev. Oestr. LH. L S. 281 - sM G LXV. 2(s I^XV. Kapitel. I58o. Vierte Visitation im Viertel Unter Manns Hartöderg, gehalten tkeils zu Veldsberg, theils zu Enzersdorf im Langenthal Vom i z. blß zum 22. Sept. diesem Viertel, wo nun die letzte Kirchenvi« Nation angestellt ward, finden wir eine betracht» iichc Anzahl prorcstankischer Herren und Ritter. Ei¬ nige derselben sind süwn in dem Viertel (Di, Ntann» harrsbrrg genannt worden, weil sie in beiden Vier¬ teln kheilö Pfarrlehen, theils Güter im Besitz hatten. §. I. Namen der evang. Herren nnd Ritter im Viertel Unter Mannhartsberg. I. Herren-Stand. Aerr Eustach. von Akchan, Freyherr zu der Goldburg, zu Mursterten. - Albrecht, Fr-yh. von Eyzittg. Veil. H». Andr. Areyh. v. Eyzing fiel. Erben. N 5 Weil. 266 r s 8 o. Weil. Hn.ThristsphFr. von Eyzlng, ju Schrat« tenthal, seel. Erben. Herr Michael, Freyh. von Eyzing. - Oswald, Freyh. von Eyzing, zu Schrat« tenthal und Weyerburg. - Paul, Freyh. v. Eyzing. - Bernhard, Graf zu Hardegg und in Mach¬ land , Erbschenk in Oestreich. Weil. Hn. Heinrichs, Grafzu Hardegg seel. Erben. Herr Sigmund, Grafzu Hardegg rc. Erbschenk in Oestreich. - Zeltcian, Freyh. v. Herberstein, aufErnst¬ brunn. — Julius, Freyh. v. Herberstein aufwiernitz- - Wilhelm, Freyh. v. Hoffkirchen auf Mühl« bach. - Bernh. Jörger, Freyh auf.Rözbach. - Giegm. v. Landau, Freyh. zum Haus und Rappoltenstein, aufDürrenkraut u.Lben' thal, kais. Rath. - Geo. Erasm. Herr v. Lichtenstein aufNi- colspurg, Erzherzogs Maximilian Obrist- Stallmeister. Weil. Hn. Ges. Hartmanns, Hn. v. Lichten- stein rc. seel. Erben. Herr r s 8 o. . -67 Herr Han« Sepkimius , von Lichtenstein auf Nicolspurg. - Harnnann v, Lichtenstein aufNicolspurg, zu velcspurg auf Eisgrub/ kais. Rakh. - Heinrich v. Lichtenstein aufNicolsp- - Wolf von Lichtenstein re. Weil. Hn. Mich. Ludwigs, Freyh. v. puchaim, zu Göblecsdorf feel. Erben. - Geo. Ehrenreich/ Freyh. v. Roggendorf und pöckstall, Erbland, Hofmeister in Oestr. - Hans Wilhelm/ Freyh v. Roggendorfund Mollenburg/ Erbland- Hofmeister/ kaiserl. Rath und Landmarschall. - Hans Ruber / Freyh, zu puxendorf und Grauenwexlh. - NiklaS/ Graf v. Salm und Neuburg am !I»N, kais. Hofkriegsrath und Odrist zu La- nischa. - Lrasm. v. Scherfenberg, Freyh. zu Gros» - Heinrich / Graf zu Schminda. - Ludw. v. Schönkirchen/ Freyh. zu Anger und prellenkirchen, - Wolffarr Strein, Freyherr. Frau Clara v. Tannhausen zu Immendorf/ geh, Frcyin v. Roggendorf/ Wittib. Herr Andr. Teuffel, Freyh. zuGunderstorfund Gchöngraben, kais. Nach. Weil. 268 158 o. Werl. H». Matthäus Trüffeln, Freyh. zu Gun« derstorf aufGärsch seel. Erben. Weil. Hn. Adam, Freyh. v. Traun seel. Erben. Frau Maria, weil. Hn. Bernhard, Freyh. v. Traun, zu Escheberg, Amberg und Meis« sau seel. Wittib. Herr Beruh. Turzi, Freyh. v. Bethlehemsdorf zu Grafenegg. - Hans Turzi, Freyh. zu Windorf. Weil. Hn. Lari Ludwig, Freyh. zu Zelcking seel. Erben. Herr Hans Christoph, Freyh. von Zelcking jü Gtrendorf. - Hans Sriedr. v. Ztnzendsrf, Freyherr. °- Marx von Zinzendorf, Freyherr. H. Ritter-Stand. ^err Georg Bäyer, zu Dürnbach. Weil. Hn. Georg Brandt, zu Rreizenstetten, seel. Erben. Herr Leonh. Enickel zu Albrechtsberg. - Wolf Christoph v. Enzerstorf, zu En« zerstorf im langen Thal, auf Clement, kais. Rath. Weil. r L 8 o. 2L9 Weil. Hn. Hans Zünfkirchen zu Steinabrunn stel. Erben. , Herr Kranz v. Gera, zu Michelstetten. - Bernh. Leo Gall, zu Loostorf. - Wolf Gco. Gillus, zu.Sonnenberg rind Hollabrunn. Leop. Grabner, auf Sicbenbrunn- - Heinr. v. Rlenritz, zu Haggenberg. Weil. Htt. Christoph v. Rienrty ftcl Erbe«. Wul. Hn. Marqu. v. Rhucncing ftci. Erben. Weil. Hn. will), v. Rhucnring ftcl. Erben. Herr Christoph v. Gberhaim, zu Winkelberg/ Land - Unter - Marschall- Herr Lasp. pernftorffer, zu Rarnabvuntt. - VI. pirckhnnmer, zu Leopoldsdorf- - Ulr. -praneksr, zu pockfließ. Andr. Rachwein, auf Rohrbach. Weil. Hn. Hans v. Rostnhart ftcl. Erben. Weil. Hn. Leop. Scegers zu Ladendorf fteL- Erben. Herr VI. SrraUb, zu Diernthal. Weil. Hn. Christoph Caxenbechhen, ZU Rar- nabrunn seel. Erden. Herr Kerd. Volckra, zu Srainaprunn, auf La» dendorf uns Scrrctdorf. - D»« horf.) Wolferstorf ein D. Aetterndorf ein Schl. §. Z» Namen der protest. Prediger im Viertel Unter Mannharcsberg. Rupert. Arzhofer, Pfarrer zu Ebencha! uniek Hn. G. von Landau. Phil. Barbattrs oder Bartmantt zu Sirendorf unter Hn. L. v. Zelcking. ^lik. Becher zu Wolfersvörf unter W. v. Lich« lenstem. Joh. Behem zu Wolfersdorf unter W. G> Gt!« lus. Joh. Bdxbeeger zu Gros unter Er. v. Schek fenberg. U. 2liex. Bresuizsr zu veldsperg unter «I. v. Lichtenstein. Easp. Buschmann zu Loosdorfunter B. L. Galk» Beruh. Byzantius zu Sonnberg unter W.G« GiÜus- phjl. - s 8 c». 27z Phil. Casar z» Haggenberg unter H. v.Rienrtz Achat. Datner zu Dürrenkraut unter G. v. Lan» San. Wolfg. DLck zu Neualgen unter >5. LH. v. Puchs atm» Thom. Ltsteimair zu Alten Lichrenwarc rmter H. v. Lichtenstein. !-!. Balrh. Drommer zu Söllersdorf unter N?» L. v. puchaim stel. Erden. Jak. Feuchcinger zu Srutzinghof unter ^.Fünf» kitchen stel. Erben. Paul Förster zu WeiketSdorf uNtek B. Turzst Aon. Frank zu Bernstein. Paul. Frank zu Milowiz unter H. v. Lichtenstein» lNich- Gebhard zu Sitzendorf unter H. v. Rog» gendorf» Andr. Gelte!/ Schloßpred. zu Pettendorf unter 'M. Strein» Baltl) Grave/ Diak. zu veldsperg unter H» von Lichtenstein. ll7ich. Grimbergek zu EnzerSdsrf im langen Thal unter W. Lhr. v. Ettzrrsdorf. ^trb. Hampucher zu HauzeNthal unter Graf zu Hardegg stel. Wttkeb» Leonh. Hasenmüller zu Rtrchsterten Unter E. v» Althaij» G Joh» 274 r s 8 o. Joh. Burkh. Hasenzahl zu Raggendof unter Lhr. Zoppel. Mich. Herrel zu Marcheck unter Niklas Graf zu Salm. M. Luk. Rirchmeyer zu Michelstetten unter Fr. v. Gera. Jak Lachkenn 8en. zu Gchrattenchal unter G- v. Eyzing. Jak. Lachkeim lun. zu Markerstorf unter p.und A. v. Eyzing. Jak- Lorenz zu Winkelberg unter L. v- Ober- heim. Ioach. MagdebmgittS zu Grafenwerth unter H. Ruber. Dav. Maior oder Mayer zu Frauendorf unter H. v. Roggendorf. Job Mair zu pazmansdorf unter W. L. v. Eiu zerdorf. Ril. Meixner zu Retzelbrun unter w. v. Lieh, tenstein. Jak. Melzer Diak. zu Haggenberg unter H. Rtcnriz. U. Chr. Merkel zu Eisgrub unter H. v. Liche renstein. Geb- Moll zu Weinsteig unter L. pernstorfer. Ich- r 5 8 o. 275 Ioh. Lhr. Natter zu Wierniz unter J. v. Her¬ berstein. Geo. Oesterreicher zu Hoff unter N- pranker. Nrk. perlashaider zu Meissau unter Frau Grä- - sin v. Traun. Flor. Rabbisch zu Abstorf unter Frau Gräfin zu Hardegg. Matth. Rahe zu Mittergraben unter H. v. Rog- gcndorf. Christ. Ruess zu Aromberg unter N- Fürst» stel Erben. Grtm. Schilbevder zu Bernhardsthal unter G. E v. Lm-ienstei». i Ioh. Gchleefifch zu Landshut unter bems. Marr. Schöner zu Roh> bach unter ARachweitt. Ioh. Schwingenhammer zu Stöteldorf unter Fr. Gräfin zu Hardegg. U. Baith. Senke,,berg zu Hauskirchen unter H. v. Lichtenstein. Ioh. Stupp zu Fcuersbrunn unter Hn. v. Puch» arm ftc! Erben. Geo. Thaihamer zu praunstorf unter Fr. Clara v. Tannhausen. Marr Turca zu Orth unter den Herren von Zin- zendorf. S 2 Wolfg. 276 r 5 8 o. Wolfg. Vierecke! zu Obern-Sülz unter w.v. Lichtenstein. Last), vieeor zu Gagran unter L. Entckel. Iol). Weiß zu Herrnbaumgarten unter H. V, Lichtenstein. LI. Marr. Wolf zu Dobermanstorf unter dems. Joh. Zwaizler zu Rreizensterren unter D. Wel¬ tzer. §- 4» Gehaltene Visitation — Resultat derselben. Abeil die Geistlichen in diesem Viertel ziemlich weit von einander entfernt waren; so ward das Verhör derer, die nahe am Marchfeld waren, zu velb- sperg, der andern aber zu Enzeredorf, vom iZ- biß zum 22. September angcstellt. Der Streik über die Erbsünde hatte sich in diesem Viertel am weitesten ausgcbreiket: zehn der zanksüchtigsten Flaciancr un¬ terhielten denselben mit größter Heftigkeit und wa¬ ren durchaus nicht zum Frieden zu bewegen, zumahl da sie Key ihren Kirchenpatroncn Unterstützung faN' den. Ausserdem war das Kirchen und Schulwesen in mittelmässigem Zustande. Verschiedene Prediger klagten über bittere Armuth. Einer hatte so, der andre 50 Gulden Besoldung; einer mußte sich N>it einer von seinem Herrn entlehnten Bibel behelfen- ein r y 8 o. -77 «'n andrer war von seinem Patron proxter veum angenommen; ein dritter erhielte für eine Kopulation 4 Kr. und s Hennen. Ihre Einkünfte wurden von der Kirchenherrschaft geschmählert; ihre Wohnun¬ gen waren äusserst baufällig; Schulen fand man an wenig Orten und nicht allemahl gut bestellt u. f. w. LXVI. Kapitel. 1 5 8 0. v. Bakmeisters Beschäftigungen nach des Visitation — Rückreise nach Rostok. ^ach Beendigung dieser mühsamen Arbeit gieng Bakmeisters erste Sorge auf die zur Verbesserung des kirchlichen Zustandes nöthigen Anstalten. Ev reißte am az. Sept, von Enzerstorf nach Wien, wo eine Versammlung der vornehmsten aus dem Her¬ ren und Ritterstande «»gestellt war, und unterredeto sich mit ihnen, wie das Beste der protest. Kirche in Oestreich zu befördern, Friede in ihr zu erhalten und ein ordentliches Kirchenregiment anzurichten seyn möchte. Auf Verlangen verfaßte er dieses sein Gut« S z achten 278 -58o, achten schriftlich; -*) welches dann in dem hernach angestelftcn Konvent öffentlich abgclesen ward. Die Verordneten sahen wohl ein, daß die Bewerkstelli¬ gung der mitgetheilken Vorschläge unumgänglich noch« wendig wäre, wenn die evang. Krrche nicht völlig zerrmrer werden sollte; und nahmen dieselben in nahe« re Ueberlegung. Ihre erste Sorge war auf die Be« siellung eines tüchtigen Superintendenten gerichtet; der über die sämtlichen Prediger Aufsicht trüge, und alles in Ordnung hielte. Am brauchbarsten hielten sie v. Vakmcistern zu diesem Amte, der aber ihre dcßhglb an ihn gekhane Anträge, hauptsächlich wegen der unter den Ständen in den Rciigionsangelegen- heiten herrschenden Uneinigkeit und Ermanglung eines Konsistoriums abichntc. Doch versprach er, sich um einen rech schafncn Mann zu bemühen , und auch abwesend mit gutem Rath aufs möglichste zu dienen. Anr »4. Okt. reifte er in Gesellschaft des Odcrsckrc« tars der beiden Stände Christian ThalhawmerS von Wien nach Rostok zurückc, wo sie am s-Nov. ankamen. Thalhammer wandte bey dem Herzog Ulrich von Mecklenburg und dem Rostockschen Rath alles an, daß Bakmeister auf beständig oder nur auf einige Jahre als Superintendent nach Gest« reich gelassen werden möchte, zog aber, ohne seinen Zweck zu erreichen, am 24. Nov. wieder ab. CXVH. *) ks kann im Erläm. Ev. Lestr.TH. N. S. 24S - ft* gelesen weiden. 27- I-XVII. Kapitel. 15 8 1. Verschiedene Anstalten wider die, Protestan¬ ten/ hauptsächlich in Wien. <^ie Evangelischen sollten nun nach der Absicht ihrer -Widersacher aus dem Lande ganz ausgcrottek werden, welche alles khaten, um diesen Zweck nicht zu verfehlen. Der Domprobst an der Stephanskir- chc und Kanzler bcy der Universität zu Wien, Melch. Riesel *) machte sichs zum Geschäft, in allen sei¬ nen Predigten die protestantische Lehre zu verunglim¬ pfen , und besuchte die Lazarekhe in der S'adk und die nahen Dörfer unermüdet, um dem Pabsthunr Proselyten zu werben. Hierzu ward er um soviel mehr ermuntert; als Urban, Bischof zu Passau, ihn >581 zum Vikar in Ntcderöftrcich ernannte; wo- S 4 durch *) Er war i Prediger zeigt das Eriäur. Ev. Oestreich LH. M S. r? ar. an. 28» LXIX. Kapitel. 1 5 8 2. Bedenken der Wittenberg. Theologen M« gen der Religionsübung in Oestreich. Zwo flaeianische Streitschriften. Reift v. Beckers nach Oestreich. «Obwohl die Belehrungen, welche die Heidelbergs sehen und Rostockischen Theologen den Ständen auf ihre Anfragen gegeben hatten, *) sehr bedacht- sam und christlich abgefaßt waren; so harren sie d»ch Nicht bey allen Eingang gefunden, und viele beiorg- len, sie möchten bey Befolgung derselben wider ihre Wichten als Obere oder Geistliche handeln. Diese ihre Bedenklichkeiten äußerten sie gegen einen gewiß fcn Theologen, der nicht genormt wrrd, schriftlich/ Und baten ihn um weitern Unterricht. Dieser schrieb hießfalls d. is. Febr. 158s an die theol. Fakultät zu Wittenberg, ersuchte sie für seine Person und im Namen der östreichischen Kirchen um ihr Beden¬ ken über obige Fragen, und führte einige Gründe vn, um deren willen Verschiedene glaubten, daß die ßtande und ihre Prediger sich auf eine Zeitlang bett höher» *) Siehe da« erste Kaxiteft , r 5 8 S. 289 höher» Befehlen unterwerfen sollten. Allein, die Antwort gieng dahin, daß eine evangel. -Obrigkeit weder den fremden Christen den Zugang zu ihren Kirchen versagen, noch ihren Predigern in solchem Fall ihr Amt verbieten dürfe; auch daß kein evang. Prediger sich durch obrigkeitiiche Befehle von Füh, rung seines Amts mit gutem Gewissen abschröcken lassen müsse rc. Indem bieß ausserhalb Oestreich vorgieng, wa¬ ren in diesem Lande die fiacianischen Prediger mit Fortsetzung des leidigen Streits über die Erbsünde eifrig beschäftigt. Ihrer Meinung nach hatten ste die Lehre, die sie für wahr hielten, in der voriges Jahr edirten Repetitio noch nicht genug erklärt und verthcidigk. Daher liessen sie folgende wei-läufige Schrift hervortrettcn: Lurmula Veritatis. Mahr« hasste vnd gründliche Ausführung des — Res ligionsstreits von der Erbsünde; Gampr einer Supplieation vnd Erbieten rc. 1582. r Alph. und r Bog. in 4. Die Supplikation geht dahin, daß die protestantischen Churfürsten, Stande vnd Städte des h. röm. Reichs einen freyen christlichen Synodus anordnen und auf demselben aus und nach Gottes Wort diesen wichtigen Religionsstreit erörtern moch¬ ten: das Erbieten aber war, daß sie (die Fiacia« Mr) daselbst erscheinen und ihre Lehre, besonders T wider -) Da« ganze Responsum steht in den Beylagei, zum tU,TH. de« Erl. Ev. Oestr. N«M. I. r s 8 2. LZS wider die Konkordienformel, beweisen wollten. Wär« de aber dies mündliche Verhör ihnen abgeschlagen, so wollten sie ihren Glauben noch ferner in Schrif¬ ten vertheidigcn. Die Schrift selbst, welche von Hier.Haubold, weil. Pfarrern zu Efferdkngen, verfaßt und von Zs Predigern unterzeichnet war , besteht aus drey Theilen, da der erste einen Bericht, wie sich der Streit von der Erbsüude nach Luthers Tod erhoben und wer desselben Urheber gewesen; der andere eine Ausführung der flacianischen und geg¬ nerischen Meinung in dieser Lehre; der dritte die Merkzeichen der Accidenzschwärmer in sich fasset. Mitten in diesen Unruhen kam O.Ronr. Becker oder pistorius, welchen Lhemniz und LhyrräuS zur Superintendur empfohlen und die Stände schon im vorigen Jahr verlangt hatten, von Rostok nach Vestreich. Man wicß ihm biß auf weitere Verord¬ nung den Flecken Dürrenbach im Viertel Unter Mannharrsberg zum Aufenthalt an. Von da aus schicke er an die Verordneten, die sich in Wien Z» einem ausgeschriebenen Landtag versammlet hatten / eine Schrift, worin er den so sehr bestrittenen Artikel von der Erbsünde, und die richtige Lehre der evaiig- Kirche erklärte und die Meinung der Zlaeianer als neu, dem Worte Gottes, der Augsb. Konfess. und den Kirchenvätern entgegen stehend, widerlegte- Diese kurze Ausführung befriedigte aber die Stände nicht; und sie schickten ihm die bißher in diese« Streit verfaßten Bergleichsschriften am rs. 3""'^ von i 5 8 Z SI! von Mm aus/ mit der Bitke/ er möchte dies alles in Gottes Zurchr wo! erwegen/ und ih» nen hierüber sein christliches und räthiiches Gutdünken in Schriften zukommen lasten. Am Schluß dieses Briefs meldeten sie ihm, daß ste dm ferner» Entschluß wegen seiner Vocaüon, bist ^hnen d^s itzt erforderte Gurdünken von ihm Zu Händen gekommen/ angestellr Härten, d« ste ihn inzwischen zu unbeschwehrlicher Ge- dulr feeur.dlich ermahnet haben wollten. Be¬ ckern gcfi.'l drese Aeusserung keineswegs und er ver¬ langte eine baldige gnädige Abfertigung. Doch hatte er eine sogenannte blorma Ootkriims oder Beden¬ ken , wie man im Streit von der Erbsünde zu christlicher Einigkeit kommen möge, ver¬ fertigt und auf dem Landtage zu Wien den beiden Sränden übergeben / welche ihn ersuchten, diese Schriften 0. Lhemnizen und v. Lhytraus zur Prüfung vorzulegen. Hierauf verließ er am sz. Jul. Gestreich, und ward am s. Oke. Superinten¬ dent zu Hildesheim. *) Die erwähnte kilorm» üErmks ward mit Anfang des folgenden Jahrs, von Lhemniz, LlMkäus und Bakmeistern eigen- hänblg unterschrieben/ nach Gestreich geschickt. T 2 Die G. Rehtme^ers Braunschweig. Lirchenhist.Tb. III. S. ec>?. und Lauensteins Hildesheim. Lirch. Und Reform, hist. LH. II. S. sz. S. Zelmer öe virs er hitu tAIst- 4.) S. -o- 292 158 2' Die Aacianer hatten unter den Landherrm viele Gönner, welche jeder Vergleichung beider Parth wen in den Weg traten und verhinderten, daß von allen -em, was bcy der Vifttation iZFo berathschlagt und beschlossen worden, schlechterdings nichts vollzogen wurde. Diese brachten es denn auch dahin, daß den Kalcianern eben wie v. Beckern, die bißher in die« sem Streik verfertigte Schriften mikgekheiilund ihnen befohlen worden, von ihrer Lehre überhaupt, von gedachten Schriften, und wie Friede könnte gestiftet werden, ihre Gedanken schriftlich zu entdecken. Be¬ gierig ergriffen sie diesen Befehl, verfertigten die verlangte Schrift und Übergaben sie im folg. Jahr den Standen. Oieß thaten sie damahls nur schrift¬ lich , sorgten aber für die Erhaltung ihres Produkts, indem sie nach einigen Jahren den Druck desselben veranstalteten. A. iz8S erschien nämlich: Christ¬ lich Bekäntnis, Emfelkiger Lonsens, Beden¬ ken und Rathschlag: Wie in dem - Arcikul vonderErbsund ftyd der Propheten undApo- stei Zeit gelehrer rc. Anff begehren der löbl- zween Stände - in Oesterreich unter der Ens, von etlichen ihrer Gnaden dazu berufenen Theo¬ logen ac. i Alph. i6 Bog. 4. Ich würde die dmd des Lesers mißbrauchen, wenn ich diese Schrift weitläufig auszichen wollte; *) nur so viel will ich meiden, daß im ersten Theil desFIacius Lehrcvon der Erbjünve mit den gewöhnlichen Beweisen vorge¬ tragen ») Der stel. Ranpach hat es im m. Th. des Erläilk Evang. g)estr. S, zs gethan. »582. SSZ tragen und die aus ^uthern und andern Theologen häufig angeführten Stellen jämmerlich verdreht; im andern allen und jeden Pacificationsschriften wider« sprachen und dieselben als unhinlänglich zur Frie¬ densherstellung verworfen; im dritten Theil hinge¬ gen Rathfchlage zur Stiftung und Erhaltung der Ei¬ nigkeit gegeben worden, die aber im Grunde nichts anders als die Ausbreitung des Flacianismus zum Zweck hatten. L.XX. Kapitel. I 5 8 Z. Die Verfolgungen der Protestanten und die flacianischen Unruhen dauern fort. En¬ de der letztem. kaiserlichen Verbote ungeachtet wurden vorr den Protestanten in Wien die evang. Predigten äus¬ ser der Stadt, besonders zu Enzeredorf, Fesen- dorf und Herrnals, fleissig besucht. Zu Fesen« dorf zog Will). Friedr. Luzius, aus Tübingen, durch seine Predigten viele Protestanten aus Wen und andern Orten dahin, ward aber auf Veranstal- tcn der Ieflnten gefangen gesetzt, auf Fürbitte der rvang. Staude nach sechs Lagen wieder frey, und T z Pre« r 5 8 Z. -94 Zprediger zu Raschau in Ungarn. Viele protestan¬ tische Herren und Räche, unter andern Hans von Heissenstein, Wolf Georg Gilles, v. Ambr. Brassikanus, 0. woifg. Gchwanser, N.Ioh. Gambukus und v. Lasp. Pierbach, hatten ihre Kinder heimlich durch evang. Prediger taufen lassen, mußten aber eine beträchtliche Geldstrafe erlegen und, Kch im Wiederhohlungsfall die Landesverweisung dro¬ hen lassen. Die zanksüchtigen Flaciancr erregten auch in die¬ sem Jahre neue Unruhen. Obschon der vsm Kaiser in ganz Oestreich cingeführte Gregorianische Ka¬ lender allenthalben angenommen wurde, so wider¬ setzten sich doch verschiedene dieser unruhigen Köpft/ predigten wider den Gebrauch desselben und liesse» stch eher absetzsn, als daß fie ihn ihren Zuhörern an- gerathen und den hierüber ergangenen allerhöchste;; Be¬ fehl von der Kanzel abgclesen hatten. Den größte« Lärm machten sie zu Efferdingen, einem Städtchen in Oberöstreich. Der Besitzer desselben war Rü¬ diger, Freyherr von Grahremberg, kais. Rach/ «in Mann, dem die Ausbreitung der protest. Lehre am Herzen lag, *) der aber die Flacianer so sehr be- gün- Er war ein Sahn Hn. Erasm. von Srahremberss - der schon öfters vorgekommen ist/ und wollte / als K?« K. Maxim. H. durch sein Gebier -- so Heist m seiner Leichenpredig».. reiftte, nicht zugeben, dost da» r 5 8 Z -95 günstiger , baß n nicht nur alle Predigsrstellen zu Efferdingen, und bey seinen Palronettkirchen zu secking und Gchönpüel in Niederöstreich mit dergleichen Männ-.rn besetzte, sondern auch in erste¬ rem Städtchen allen anderswo abgesetzken einen sichern Aufenthalt und die Frcyhcit verstarcete, den klägli¬ chen Zwist forkzusetzen. Sie selbst, diese Sireit- süchkigen, entzündeten ein Feuer der Uneinigkeit un¬ ter sich, das zum großen Aergerniß in volle Flam¬ men ausbrach. Ioach. Magdeburgers, den wir schon öfters habe» aufführen müssen, ward seines Amts zu Grafwerd entsetzt, und lebte seit iZgr un¬ ter dem Schutz des Hn. v. Stahremberg als ein Exulant zu Efferdingen. Der flacianischeJrrthum hatte bey ihm so tiefe Wurzel gefaßt, daß er behaup¬ tete, wenn auch der Mensch im Glauben an den Erlöser gestorben wäre, so sey dem unge¬ achtet die Natur und das Wesen dcsselbigen auch in und nach dem Tode die Erbsünde bist auf den jüngsten Tag. Dieser tollen Meinung widersprachen die drey auch flacianisch gesinnten Pre¬ diger zu Efferdingen, Adam Giller, Andr. Sin¬ gel und Paul, preusser. Ersterer suchte ihn von seinem Jrrthum durch mündliche und schriftliche Be¬ lehrung zurück zu bringen, und predigte endlich, da er T 4 seine das papjstische Hsfgestnd ihre Abgötterei und Messen in den ihm gehörige» Lirchen hielte. S. Thom. Spindler» Leichpred. hey der Begreb- mß Hn. Rüd. v. Stahremberg. Tübingen nS4. S. n. ft r s 8 Z. LZS seine Meinung unter dem Volk auszubreiten suchte/ öffentlich/ doch mit Bescheidenheit, wider ihn; so wie ihn auch Hr. v. Grahremberg nachdrücklich zum Frreden ermahnte. Magdeburgius aber ward immer verwegener, zumahl da auch ewige flaciani- fche Prediger seine Parthey genommen hatten. Und nun erschienen von beiden Seiten die ärgerlichsten und anzüglichsten Schriften im Druck. Magde- burgius und Konsorten nannten die, welche die Lei» ber der stetig Verstorbenen nicht für Erbsünde hal¬ ten wollten, Lctchnamprriser, Zieischpreistr/ Antinomer, Epikurer rc. sie beschuldigten sie/ daß sie das Gesetz wegnahmen, den Unterschied des Gesetzes und Evangeliums aufhüben, die zugcrech- nete Gerechtigkeit Christi veriäugneten, die chriD' che Freyhett in eine fleischliche verkehrten, die astge- «eine Wiedergeburt und Vcrneuerung am jüngM Tage und die Erbsünde bestritten u. d. gl. Diese ial Gegenrheil schrien jene für Grabsünder, Grabs Propheten, todce Erbsündcr, Radaperisten/ Bnochrn. und ^eichnamsschänder / neue pel und Poltergeister aus, deren Lehre der Sthrist zuwider sty, den sterbenden Christen Gottes Gnade entziehe, das Leiden und Sterben Christi schände/ die Rechtfertigung und den Glauben aufhede re- Hr. v. Stahremberg ward endlich müde, dies Anwesen langer zu dulden. Er kündigte gegen Ende des izSzsten Jahrs den Jankern insgesamt die Cnt« iassungvon ihren Aemkcrn in Effrrdingm an. ?lvar tiatl> 'r 5 8 Z. 297 starb er am z. Dec.; der Vormund seiner Söhne aber, Hr. Guudacker v.Srahremberg aufpeur- bach, kais. Rath/ realisirtc jene Aufkündigung mit Anfang des rzug. Jahrs und schaste die Flacianee fort, verbannrc den von ihnen cingeführken Kakechis« mus/ und verrrauce die Pfarren orthodoxen und mo- deraren Mannern an. Doch hörten endlich dies« schädlichen Unruhen nach und nach auf. Dazu trug N. Gallus Steiniuger, Prediger zupeurbach inGberöstreich/ in der wich¬ tigen Schrift: Von der Erbsünde. Gründlicher und wahrhafter Bericht aus Gorees Wort und den Schriften v. Marr. Luchert/ wider die flacianrsche Neuerung. - Mit einer Vor¬ rede der rheol. Zakuiräc zu Tübingen. Ge¬ druckt allda 1534 in 4. auf z. Mph. und 16 Bog. vieles bey. *) Durch diese sehr gründliche und sanft abgcfaßte Schrift wurden die Kiacianer, die nach ihrer Verabschiedung noch immer in ihren Büchern die andern recht lehrenden Prediger als Ketzer an¬ rüchig zu machen suchten, bündig widerlegt, die Verführten zu recht gewiesen und die Rechtdenkenden in der Wahrheit befestigt. — Endlich verlangten auch die Abgeordneten der beiden niederöstreichischen Stande ein Nefponfum über die flacianische Streitig¬ keit von der theol. Fakultät zu Altdorf. Die Pro¬ fessoren/ v. Edo Hilderich vonVarcll und Georg T 5 Gier *) Linen Auszug aus ihr giebt RaLpach im Erl. Ev, «vezir. Th. M. S. ts - <7. 298 »58 Z. Siegel / nebst den zween Nürnbergifchen Super!«, tendenten, Mor. Heling und Heinr. Fabricius verfaßten dasselbe; *) und da es gleichfalls nicht zu Gunsten der Aacianer ausfiel, so mußten diese Starrköpfe auch aus Niederöstreich weichen; und das von ihnen zu grossem Schaden der evang. Kirche in diesen Ländern unterhaltene Feuer der Uneinigkeit erlosch allmählich. Der letzte dieses Haufens war Vsw. Rosier, per sich biß 1597 in Wien unter dem Titel eines Advokaten aufhtelr, in der Stille predigte und bas Abendmahl auStheilte, aber endlich gefan¬ gen gesetzt, zu einer Geldstrafe verdammt und des Landes verwiesen ward. L.XXI. Kapitel. 1 5 8 4. 1 5 8 6. Die Protestanten werden immer mehr be¬ drückt. Stadt Lrems in Niederöstreich hatte, ob ihr schon bißher verschiedene Prediger geraubt wer« den, 1531 wieder einen protestantischen Pfarrernebst einem Kaplan, welcher Ist). Bavarus hieß, an¬ genommen. War bißher der Halde Theil der Ei"' wohner s. Vir» k^eünzi S. -0. ss. 1 5 8 4- i s 8 6. 2-)y wvhner noch papistisch, so gedieh es nun dahin , daß kein einziger derselbe» mehr zur Messe gierig. Dies erfuhr man bey Hofe; und am 2. Mali 1584 wurden j!vo Rachspersonen nebst dem Stadtschreiber nach IVien gefodert und alsbald nach ihrer Ankunft ge¬ fangen gesetzt. Zu Crems hingegen kamen am g- Man drcy kais. Kommissarien und unter denselben der (Mt-ralis OKcislis, v. Riesel / an, und machten im Namen des Kaisers und des Erzherzogs Ernst dem Otadtrath und den Predigern und Schullehrern bekannt, daß beide letztere noch an selbem Tage, bey Vermeidung hoher Strafe an Leib und Gut, ausdee Stadt sollten geschaffet werden. Sie mußten auch Mit Mund und Handgelübd versprechen, noch an die« sein Tage, bey Sonnenschein, den Burgfrieden zu mei¬ den, auch, wenn sie ihre Abfertigung empfangen hakten, täglich fortzureisen und nicht stille zu liegen, biß sie aus den kaiserl. Erblanden wären. Und so geschah es auch. Nachdem sie ihre Testimonien er¬ halten, nahm der Pfarrer seinen Weg nach Leipzig, Ioh. Bavarus aber nach Augsburg. In Wien ergieng aus Betrieb der Jesuiten, dis dem Pabst immer mehr Jünger zu machen strebten, am -a. Marz 1585 vom Erzherzog Ernst als Statt- halkern ein Dekret an den dasigen Stadtrath, „ den ,, Bürgern durchaus nicht nachzusehen, wenn sie dir ,, Predigten, Sakramenten und Begräbnisse äusser r/ der Stadt heimlich oder öffentlich suchten oder gar " einigen Mischen PrediLanten in die Stadt bräch« // trn zoo I 5 8 4. r 5 8 6» „ ten - auch fürohin bey Annehmung und Beeidi- „ gung der neuen Bürger darauf zu dringen, daß ft< „ der zusage und sich erkläre, in Religions, sowohl ,, als politischen Sachen der Kais. Maj. und eines „ Raths Geboten und Verboten gemas zu leben, als „ wodurch allgemach die Bürger geziegelt und die „ Ungehorsamen zu mehr Gehorsam angehalken wer« „ den würden u. s. w. " Gleichen Bedrängnissen waren die kandesfürstli- chen Städte ausgesetzt, deren protestantische Bewohner entweder ihre Religion verlassen und sich mit einem Ei¬ de zum Pabsthum bekennen, oder innerhalb sechs Wo¬ chen die kais. Erblande räumen mußten. *) Wie be¬ trübt war das Schicksal der in Niederöstreich ge¬ legenen und dem Bischof zu Freifingen unterworfe¬ nen Stadt Waidhofen! Rath und Bürgerschaft Lerselbenhatte die evang. Religion, und für die Stadt- i und Hospikalkirche lutherische Prediger angenommen. Diesem vermeinten Uebel zu wehren, fanden ficht« November iZZ6 gewissevsm Erzherzoge und dem Frei- smgischen Bischöfe ernannte Kommissarien daselbst ein, und befahlen Namens ihrer Principalen dem Rach, daß er die Prädikanten noch selbigen Tag aus dec Stadt und deren Gebiet fortschaffen, weder diese noch andere zu ewigen Zeiten mehr einkommcn lassen, einige Rdligionsübung weder heimlich noch öffentlich bey harter Strafe halten und gestatten, den Bürgern aber *) f. colchsLd. LllM. LM. L Liltt. G. ir. 1584-1586. zv! «ber, daß sich keiner der susgeschaften Prädikanten annehme, sondern jeder ruhig und bescheiden erweise, imd P. Georg Scherern *) mit chr istlicher Stille, Friedfertigkeit und Ehrerbietung höre, von Haus zu Haus anisgen lassen st lle. Ucber das wurden sogleich die Schlüssel zur Stadtkirche abgefodert. Der Rath aber widersetzte sich diesem Vortrag mit harten Wor¬ ten und reizte die Prediger und Bürger heimlich, bey der Religion fest zu halten und alles zu wägen. Als¬ bald erregte der Pöbel einen gewaltigen Tumult, so daß die Kommiss.nen für ihr Leben besorgt waren, zumahl da sie die verlangte nöthige Mannschaft zu ih. rem Schutz nicht erhalten konnten. Wahrend die. fes Aufstands bat der Rach im Namen der Bürger die Kommiffaricn aufs flehentlichste, daß, da die Schlüssel zur Pfarrkirche in ihren Händen wären, sie dcv Gemeine wenigstens die Spikalkirche zu ihrer ! Rciigionsübung so lange lassen möchten, biß vom Kaiser, an den sie sich wenden wollten, hierüber Be¬ fehl kommen würde. Diese Bitte fand aber kernen Eingang und die ganze Handlung ward durch die schleunige Abreise der Kommissaren abgebrochen. Richt lange hernach kam eine neue Kommission nach Naidhoferr; der ganze Stadlrath und eine Menge Bür. *)'Dieser Jesuit und ercherzvgliche Beichtvater war Le» Ksmmissgricn zugegeben, uni in der Stadtkirche vom Anfang des Avsents biß zum neuen Jahre zu predigen vnd oe» Leuten die röm. katholische Religion anM »reisen zor »584. 1 5 8 6. Bürger ward in Verhaft genommen, und der Bür« germeister Ebenperger als der Urheber des Tu¬ mults auf Zeit Lebens gefangen gesetzt. Oie Ra Hs- Herren wurden zwar wieder frey gelassen, mußten aber jur Strafe Z2,ovo Gulden und alle Kommissi- onskosten bezahlen, und innerhalb Z2 Wochen die kaiserlichen und baierischen Lande raumen. So ge¬ waltsam wurde in dieser Stadt der Grund zur Auf¬ richtung des Pabsthums wieder gelegt, welches auch aller Orlen in Oestreich, ausserdem Gebiet der bei¬ den evang. Stände, geschah. So müsse von Dö¬ ren, Besitzer des Orts Teutschalrenburg, seinen >586 angenommenen evangel. Prediger unter gedroh¬ ter Strafe von swov Dukaten abschaffen, an dessen Stelle ihm ein katholischer aufgedrungen ward. Eben das geschah zu Windischgräz in Oberöstreich/ wo ein von den Unterthancn gewaltchatig eingesetzter iuth. Geistlicher sogleich fortgezagt wurde. Beide evang. Stände von Herren und Ritterschaft bewiesen in Erkenntniß und Festhaltung der Wahr¬ heit eine ruhmwürdige Standhaftigkeit. Doch gabs unter ihnen auch manchmahl Apostaten. Ein solcher «ar Hans Wilhelm, Herr von Schönkirchen za Angern und Prellenkirchen, Ober und Nieder Haussek, Erbthürhüter in Oestreich. Er war von Jugend auf in der protest. Lehre erzogen und hakte sich bißher öffentlich zu derselben bekannt; A. 1585 aber gicng er zur römischen Kirche über, und be¬ mühte sich zugleich, die ganze Herrschaft Haussek/ »584-1586. gož die mm ss Jahre protestantisch gewesen/ katholisch zu machen. Jm J. l ZZS mußte der Jesuit Scherer am Sonntag Scxagcfima zu Gersten/ in der herrschaftii- chen Pfarrkirche der Gemeine von der Kanzel eröfnen, // es fcy ihrer itzigen Herrschaft endlicher Wille // und Meinung/ daß sie denluther. Glaubengut« // willig verlassen / und sich zum röm. kachel. Glau« ,/ den und Gottesdienst wieder gehvrsamlich begeben // sollten. // Daß es hierbey an Lästerungen der Protestanten und ihrer Lehre nicht werde gefehlt Ha¬ den / läßt sich nicht zweifeln. *) Die Unterthanerr Mußten dem Bcyspicl ihres Herrn folge»/ und Sche« rek/ um sie desto mehr zu starken/ blieb verschiedene Monathe bey ihnen. Nach Enzersdorf/ nicht weit von Wie»/ ws Johann Gchubhardr die protestantische Lehre pre¬ digte/ giengen sehr viele Einwohner Wiens zur An¬ hörung des Worts und zum Genuß des h. Abend¬ mahls. Deßwcgen kam an Hn. Adam Geyer/ den Besitzer dieses Oris/ vom Kaiser Rudolph der Be¬ fehl / seinen predikancen dahin zu halten / daß rr sich der Seelsorge allein für ihn und seine angehörige Personen und Unrerchanen gebaru« chen, ') Noch m selbigem Jahr ward diese Predigt mit dem Titel: Ursachen der Bekehrung der Herrschaft Ober unv Niederhaussek re. gedruckt. Sie steht auch in P. Scherers grsamml, Schriften LH. L- rii ff. ZS4 r 5 8 4» I s 8 6. chen, aber andere Personen , so unter seine Pfarr nicht gehören, nicht annehmen, densel¬ ben weder predigt oder einige Sacramenta oder Begräbniß, heimlich oder öffentlich, un- rerwas Scheines immer seynmag, nicht er- theilen solle. Die evang. Stände, welche in der Folge gleiches Schicksal mit Geyern in Absicht ih¬ rer Pacronatkirchen furchten , machten daher gemein¬ schaftliche Sache, und liessen durch den Landmarschall HansWiih. von Roggendorf, in Begleitung vie¬ len Herren und Ritter, dem Erzherzog Ernst eine Bittschrift überreichen, in der sie vorstellten: „ Ob- ,, gleich sie gerne bekenneten, daß die Religions- „ Konceffion allein den zween Ständen von Herren „ und Ritterschaft und den Ihrigen bewilligt wer» „ den, so könne doch daraus nicht folgen, daß, wenn „ Andere ausfteyem Antrieb sich bey ihrem Gottts- ,, dienst «infünden und sich des Worts und der Sa- „ kramente gebrauchen wollten, der Patron oder dec ,, Prediger schuldig sey, dieselben mit Worten oder „ mit der Lhat abzuweisen: Wie denn auch Kaiser „ Maxim, 1l. und itzt regierende Kais. Maj. beyal „ Antritt ihrer Regierung, daß es mit der Religi» „ ons-Konccssion diese Meynung nicht habe, genüge ,, sam damit zu erkennen gegeben, daß sieden Skän- „ den ihr Religions Lxercitium jederzeit ohne allen „ IkrtsEl:, Verdoth oder Ausschliessung ihrcrGia"' ,, bensgenossm zu treiben, allcrmildcst erlaubet, auch ,, die Stände dabcy ohne Irrung bleiben zu lasten „ akergnädigst versprochen hätten. Sie gaben dein Erz- r 5 8 4« r 5 8 6. Zvx /, Erzherzog zu bedenken, wie unverantwortlich von ih« /, nen würde gehandelt werden, wenn sie ihre Glau« „ bensgenossen von ihrem Gottesdienst ausfchlicssen „ wollten,- da vielmehr ihre Christenpflicht fordere, dem „ Exempel des Heilandes, welche alle Mühseelige /, zu sich zu kommen, eingeladen, wie auch der Apo« /, stet, nachzufolgm, auch als Jünger Christi ihre „ Liebe gegen den Nächsten, besonders in dem, was „ der Seelen Wohlfahrt betrift, zu beweisen. Zwar, „ wenn an einem Ort nur Eine Religion wäre, ,, und die Kirchen mit gleichen Lehren und Seelfor- „ gern versehen würden, hielten sie billig zu seyn, „ daß kern Pfarrer dem andern in feine Seelsorge „ greiffe, und daß jeder bey seiner Kirche bleiben, „ und ohne ordentlichen Beruf sein Amt andererOr« ,, ten nicht exerciren sollte. Wenn aber irgendwo „ die Religionen zerkheilt waren, und jemand bey „ einer andern Religion, als er bißher gehabt, für „ seine Seele Nahrung suchte, so würden die römi« /, schm Geistlichen selbst bekennen müssen, daß man /, dergleichen Seelen von der gesuchten Seelsorge „ mit gute« Gewissen nicht ausschliessm könne: wie /, denn bekannt sey, daß kakhol. Geistliche alle die, „ so sich zu ihrer Religion wenden wollen, ohne al« // les Abweisen, willig und gern aufnehmen, und // sogar dergleichen geistliche Ucbungen in fremdem ,/ Gebiete zu exerciren sich anmasseten. " Deßwe- Mn gicng die Birte der Slande, nachdem sie die Ver¬ sicherung von sich gegeben, daß ihre Kirchendiener sich nirgend unberufen eindringcn und Religionshand« A langen ZOS 1584- r 5 8 6. lungen vornehmen sollten. Lahm, daß der Erzher- zog sie bey dem frcyrn ofnen nngeengten gott- seeligen Gebrauch der Eoncellion, wie sie soll ches bißher in Nebung gehabt, allenthalben gnädigst schützen und handhaben, den ausgc. gangenen Befehl, Inllibitron und Verbot gegen den Geyer und seinen predikantcn ZU Enzers- dorf mit Gnaden wieder entstellen wolle. Die¬ se Bitte ward von dem Erzherzoge und seinen Rächen so angesehen, als würde damit dem Buchstaben der von K- Maximilian II. crtheüken Assekuration ent¬ gegen gehandelt, dis Konccsswn der Rcligionsübung zu weit-ausgedehnet, und folglich des Kaisers ver- hofte Besserung gehindert. Der Bescheid war als» dieser: „ Der Erzherzog wolle sich aus vielen litt ,, fachen mit ihnen in kein Disputak einlasscn, son- ,, bern die Stande zur schuldigen Befolgung des ,, kais. Dekrets ermahnen, mir der Erklärung, daß ,, sie cs dabey bewenden lassen. Würden sic und ih- „ re Predikanten sich dem Inhalt der Koncesson gc- ,, maß verhalten, und in den gesetzten Schranken ,, bleiben, so würden sie keine Ungnade fürchten bür- „ ftn, widrigen Falls aber, und besonders durch „ versiatteten freyen Zugang Anderer zu ihrer Relll „ gionsübung, würden sie sich gewiß des Kaisers „ Ungnade auf den Hals ziehen. " Zweimal mach¬ ten die Stande noch einen Versuch, von dem Erze Herzog die Aufhebung des Dekrets zu bewirken; al- 'lein, es war vergebens; und bald darauf erfolgte vom kaiserl. Hof aus Prag die Gemhmhaltung alles dessen/ >584-586. zc>7 dessen/ was der Erzherzog bißher gethan Hatto. Ec ließ deswegen Geyern und seinen Prediger nach "Wien fodcrn. Ersterer konnte/ weil erkrank war, nicht erscheinen; es giengen a'so vier Herren von der Ritterschaft mit Schulchardten nach Hof, und machten die Vorstellung / // daß der Prediger // nicht des Adam Geyers / sondern der beiden „ Stande besoldeter Diener sey, daher ihre Pflicht /, erfordere/ sich seiner bey gegenwärtiger Citation // anzunchmcn; wie sic sich denn versähen / cs wär« // de gegen ihn nichts khätlichcs vorgenommen wer- //den." Der Erzherzog erklärte/ „ er habe dies- // mahl nichts mit den Sländen zu handeln/ wolle ,/ sich auch mit ihnen nicht einlassen, sondern müsse ,/ dem Predikauttn im Namen des Kaisers etwas vor« „ tragen. " Gchutchardt mußte sich also allein stellen. Man las ihm des Kaisers Befehl wegen Aus« schlicssung anderer Leute von seinen Predigten und an¬ dern Amwvernchtungen vor/ und fragte ihn/ ob er sich demselben gemäß bezeigen wolle oder nicht? Er bat um Erlaubniß/ sich hierüber schriftlich zu crkla, rcn. Diese ward ihm versagt; und er antwortete freymüthig: // Er scy ein Diener Christi urw des // Worts Gottes, der sich in seinem Ge issen wi« // der seinen Beruf nicht binden lassen könne; cs scy /, ihm also unmöglich/ Ihrs Kais. Maj. Befehl in Ab« // sichr der Ausschliessung fremdet Personen von feinem ,/ Amt und Seelsorge zu beobachten; erbätedemü- ,, thigst, ihm das/ was er Gewissens und Zimts« wegen nicht eingehcn könne/ nicht Äs Trotz oder X 2 Wider« Zv8 r 5 8 4' - 5 8 6. ,, Widerspänstigkeit auszulegen , sondern ihn gnL ,, digst entschuldigt zu halten. " Der arme Mann ward sogleich ins Gefangniß geworfen/ und wür¬ de vielleicht lange in demselben haben schmachten müssen, hatten nicht Wolfv. Lichtenstein und Fran; von Gera um seine Freylassung gebeten / sich ver¬ bürgt, daß er sich auf Erfvdcrn jedcsmahl stellen wür¬ d', und zugleich zugesagk, daß biß zum Ausgang der Sache die Predigten und andere kirchliche Uebungen zu Enzersdorf eingestellt werden sollten; worauf er seines Arrestes entlassen worden.' Auf ähnliche Weife ward mir Ferd. Geyern verfahren, als der» selbe zu Herrnals, einem andern Dorf nahe bey Lyren, einen protest. Prediger annahm. Der Erz¬ herzog zwang ihn, denselben wieder abzuschaffen. Und so warb denn hier und in Enzersdorf dem cvang. Gottesdienst ein Ende gemacht. Auch die kandesfürstliche Stadt Bruck an der Laitha, unterhalb Wien an der Ungarischen Gränze, mußte 1585- ihre protest. Lehrer abschaffen. Hierbey hatte sich der Stadtrath nicht ganz nach dem Willen der verordneten Kommissaricn verhalten, so daß man ihn beschuldigte, er habe dem bey einer vorher ange- stellten Kommission errichteten und von der ganze" Bürgerschaft angenommenen Receß, wie auch dem kaiserlichen wegen des Reiigionswesens ergangenen Generolbefehl, aufs höchste zuwider gehandelt. Da¬ her wurden durch ein am 21. Jauner ergangenes erz- herzogliches Dekret der bißherige Bürgermeister/ Seich- ? 5 8 4- r s 8 6. zoZ Richter, Rath und Skadlschreibcr ihrer Aemter ent¬ setzt, des Bürgerrechts beraubt und nach sechs Wo¬ chen aus dem Lande gejagt. Unter diesen Mannern hatte Einer durch einen evang. Prediger in der Nach¬ barschaft sich und seinem Weibe in der Stadt Äruck das Abendmahl reichen, der Andere durch denselben sein Kind taufen lassen. Äusser der gedachten Strafe ward jener zehen Tage, dieser aber drey Tage bcy Wasser und Brod gefangen gesetzt. Aus diesen wenigen Exempeln, die bekannt ge¬ worden sind, kan man schliessen, mit welchen Gc- waltthatigkeiten die päbsiliche sogenannte Reforma, tion in andern evangelischen Orten Oestreichs betrie¬ ben worden. Da den protestantischen Herren und Rittern die Aanehmung solcher Glaubensgenossen, die nicht zu ihrer Herrschaft gehörten, unter ««gedrohter völli¬ ger Entziehung ihrer Religionsfreiheit, verboten worden; fo verlangten sie hierüber von ihren Predi¬ gern ein Bedenken. Zwar halten sie schon vocher, Wie wir erzählt haben, von auswärtigen Universnä- len dießfülls Belehrungen erhalten; sie wollten aber. Weil die Gutachten nicht ganz einstimmig waren, volle Gewißheit in dieser Sache haben. Die östreichifchen Prediger übergaben ihnen hierauf eine weitläufige, iwar nicht ohne Leidenschaft verfaßte, aber doch imGan- len gründliche Schrift unter dem Titel: Ainhellige Anrworr etlicher Theologen, aufBeZebrender N z zweyrn Zlo 1584- 1 5 8 6. zweyen löbl. Stände von Herren und Ritter¬ schaft ; auf die Fragen: Ob man die, so vom pabsthum ausgangen sind, und bcy uns die predig und die hi Sacramenta suchen, abweisen, ausschiiessen und abschaffen möge? *) Darin bewieKn sie, daß die Stände in die angemuihele Aus« sch^!essung fremder Glaubensgenossen mit gutem Ge« tviss n schlechterdings nicht willigen könnten. Die Stände fanden diese Antwort so wichtig, daß sic auch anderer Theologen Meinung und ihre allenfaWk Erinnerungen zu wissen wünschten. Die Braun« schweigischen und Rostockischen Gotcesgelehrtru, an welche sie diese Schrift schickten, waren mit den östreichische» Predigern einig , daß kein evang- kt- heneherr in das Gebot oder Verbot der hohen Obrig« keil von Ausschliessung anderwertiger ElaubenFgenos« sen, welche Key seiner Äerchc und Prediger christliche Seelsorge suchten, mit gutem Gewissen einwilligen/ oder dasselbe durch sich oder seine Prediger vollziehe» könne. Diese Belehrungen machten sich die Stande bey den Bedrängnissen, die ihrer iv der Folge war¬ teten, gebührend zu nütze. I.XXII- ") Im «rläur. Ev. Desto. Tl). HI. S. 70 - 7- ko» -er Auszug aut derselben gelesen werben. zrr I.XXH. Kapitel. 1 5 8 7- 1 5 8 8» Neue Kränkungen der evung. Stände, wor¬ über sie vergeblich klagen. ^ey der Bemühung, das kutherthum im landeS« fürstlichen Gebiet auszurottcn, gieng man die beiden Stande der Herren und Ritterschaft nicht vorbey, sondern suchte sie immer mehr einzuschränken. Im I. 1587 ward ihnen ausdrücklich verboten, in Reügi« onsangelegcnheitcn ohne Dorwissen und Bewilligung des Kaisers unter sich Versammlungen anzustcllen; durch welchen Kunstgriff ihnen alle Gelegenheit, et« was zur Erhaltung des Protestantismus zu berath« schlagen oder zu unternehmen, abgeschnitten werden sollte. Sicstcllten hierauf dem Erzherzog vor, „wie „ sehr es sie schmerze, daß es das Ansehen Hätte, „ als ob der Kaiser ihnen gw nicht mehr zutrauete, „ daß sie unter einander handelten und bedachten, „ was treuen Unterrhancn gebührte, und baten, daß ,/ er sie von diesem Verdacht Key demselben befrcyen möchte. „ Man gab ihnen aber zur Antwort: „ Sie wüßten einmal den Willen des Kaisers, und // es sey ihnen nichts übrig, als sich demselben in «/ allen Stücken gehorsamlick zu unterwerfen. Wür« X 4 // den Zl2 7 5 8 - s 8 Z. „ den sie nicht mit solchem Ungestüm/ wie bißher gc- // schehcn, deßfalls in Ihro Ma,, dringe» / so wär- „ de alles Mißtrauen bald aufhörcn. Wofern sie „ diesem wohlgcmeynken Rath entgegen handeln wür- /, den / so möchte der Kaiser leicht zu mchrern Ernst // genökhigt werden. " Dieser gedrohte Ernst zeig» te sich auch in der Folge deutlich. Die Sache der evang. Prediger, welche äusser ihrer Gemeine an¬ dern auf ihr Verlangen mit ihrem Amte dienten, kam vom neuen in Bewegung. Es war ein kaistrl. Befehl pubiicirt worden: Laß die predicamen -er beyden Stande A. L. sich nicht fremder Seelsorge «„massen, widrigenfalls aber sich jedesmal-! auf Erfordern stellen und deßwe- gen nothdürfcigltch reverüren, und so sie sich -essen wegern würden, aus Ihrs R. M.Erb- königreichen' und Landen ausgeschaft werden sollten. Die Prediger zu Enzersdorf und Keftnr -orf wurden als Uebcrkretrer dieser Verordnung nach Hof gefordert, und konnten durch wiederholte Fürbitte der Stands nicht geschützt werden. Auch zwcen nach Prag Abgeordnete, Adam v. Pucheinr und Franz v. Gera, welche dem Kaiser ihre Be- schwebrden in einer weitläufigen Schrift vorstells ten uyd um Hülse flehten, wurden abgcwiesen. Sie erhielten ein verschloßnes Schreiben an die Stände, deren Inhalt kheich eine abermahliqe Vorhaltung der bißherigen kaiserlichen Resolutionen in ihrer Religi« onosache, theils ein empfindlicher Vcrwciß ihrer Un¬ gehorsams besonders wegen der wider ausdrücklichen Be» r 5 8 7. r s 8 8. ZtZ Befehl angestellren Religionszusammenkünfte, theils ein ernstlicher Befehl war, bcy Verlust ihrer Religions« Konccssion, künftig dergleichen Versammlungen und Schickungen an Ihrs Kais. Maj. zu unterlassen/ und ihre Prädikanten zu genauer Beobachtung ihrer ein¬ geschränkten Amtspflicht anzuweisen. .Wandten sic sich hierauf gleich nochmahls in drey Memorlalien an den Erzherzog, worin sie besonders ihre gemeinschaftli¬ chen Berathschlagungen über Dinge, die ihr Gewis¬ sen und lhre Seeligkeit beträfen/ zu rechtfertigen such¬ ten; so wiest man sie doch jedesmahl auf die ihnen vielfältig bekannt gemachten allerhöchsten Befehle, und bedrohte sie bcy fortwährendem Ungehorsam mit der nachdrücklichsten Ahndung. Durch diese zwischen der kaiserl. Regierung und den beiden Standen gewechselte Schriften ward zwar die Vollziehung der an die erwähnten Prediger er¬ gangenen Citation eine Zeit lang aufgehalten, bcy Gelegenheit aber einer auf Unterdrückung der pro¬ test. Religion abzielenden neuen Anstalt ernstlich ins Werk gerichtet. Bißher war die Aufsicht über die Bürger in Wien und das Auslaufen derselben zu den cvangel. Predigern dem Stadrmagistrat ander« trauer: da er aber hierin nicht strenge genug war; so beschwerte sich der Bischof in Wien beim Erzher- zog und bat, daß die Religions-Inspektion dem Rath «bgcnommen und andern Männern übertragen wer¬ den möchte. Diese Bitte fand auf eingcholteö Gut¬ achten des Domprobsts Mich. Rlesels und des L 5 Stadt« Zl4 r s 8 7» - 5 8 8- Stadtanwalds Matth. Brauers Eingang; der Bischof selbst nebst den zween erstgcdachten Mannern wurden zu diesem Geschäfte bestimmt, und sollten auf dem Nathhause zu wie,» ihre Zusammenkünfte halten. Sie machten den Anfang ihrer Amtsfüh¬ rung damit, daß sie die öfters erwehnten Prediger zu Enzersdorf und Fesendorf, und einen ander» zu Ratzelsdorf, nach kaiserl. Befehl aufs neuevorfo- berten, auch von der Vorladung den Verordnete» der beiden Stände Nachricht gaben. Diese aber baten nicht nur in einem Schreiben, daß mit dem Verfahren gegen die drey Prediger biß zum Konvent des Aus» schußes der Ritterschaft Stillstand gemacht würde; sondern, als dem ungeachtet die Inspektoren im Na¬ men des Erzherzogs Gehorsam verlangten, und sogar den Kirchpatronen der Prediger die Stellung dersel¬ ben bey harter Strafe befahlen: So hielte der in¬ dessen verfammlete Ausschuß beim Erzherzog an! „ weil sie eben vsrhätten, Ihm sowohl, als de« „ Kaiser in dieser allerwichtigsten Sache ihr Anlic- ,, gen weiter vorzutragcn, so möchte er inzwischen ,, nichts üstuiren, sondern alle weitere Erfordern»; „ gegen der zweyen Stande Prediger, und den»»- „ gesetzten PöN'Fall in Gnaden einstellcn. ,/ diese Bitte nicht angenommen ward, überreichten sie nochmahken eine nachdrückliche Vorstellung, in der sie dem Erzherzog unerschrocken zu Gemüih fühl' ten, „ daß dergleichen Kränkungen ihrer Religw""' „ frcyheit leicht böse Folgen haben könnte; daß >b" „ Prediger zu solchen Dingen angehalcen würden, „ welche ! s 8 7- r 5 8 8- Zls // welche ihrer mit merklichen grossen Kosten an sich „ gebrachten Ooncel'üon zuwider/ auch ihrem Ge» // wissen sckwchr und unmöglich; daß ihnen die Be» rachsci lagungen und Zusammenkünfte wegen Re» // ligionssachen mit Recht nicht könnten streitig ge« ,/ macht werden; daß sie es nicht würden unterlassen // können/ sich ihrer Mitglieder und Prediger anzu» // nehmen/ auch deßwegcn, und damit man endlich // zur Ruhr käme/ bcy Kais. Maj. um Aüsschrei« // bung eines Landtags anhallcn würden. " Diese fteymüthige Schrift der Stände ward sogleich nach Prag an den Raiser nebst einem Gutachten des Erz, Herzogs abgcschickt, worin ersterem an die Hand ge¬ geben wurde, wie er sich in der Antwort an den Erz« Herzog erklären, auf den bißherigen Resolutionen ver¬ harre» , den Ständen aufs neue die Stellung ihrer Prcdikantcn anbefchlen, im Weigerungsfälle aber den Erzherzog bevollmächtigen möchte, unerwartet ei¬ niger andern Verordnung, in dieser Sache gebüh« des Einsehen zu haben. Dies Gutachten ward vom Kaiser gebilligt und nach demselben in allen Stücke« gehandelt. Bey dem I. müssen wir noch einer feind« ftcligen Schrift kürzlich gedenken, welche der Jesuit Scherer unrer dem Titel: Der lutherische Bett¬ lers Mantel, herausgcgeben hatte, und darin er zeigen wollte, daß vie Protestanten eine Lehre hätten, die beson« *) s. Rhevenhüllers äimsl. Th. lll. S. 6-r - Srz. Zr6 - s 8 7- r s Z 8» besonders in siebzehn Punkten mit den Irrlehren der ärgsten Ketzer aus der ersten Kirche übereinstimmte, und also einem scheckigten und geflickten Kleid oder Mantel ähnelte. Er ward aber gründlich wider« legt. l-xxm. Kapitel. 1 5 8 9- Die evang. Stände dringen aufeinem Land¬ tage zu Wien auf die Nelig. Freiheit. Das Pabsthum wird zu Rrems und Grein nicht ohne Unruhe eingeführt. I. 1589 ward auf dem vom Raiser im Mo¬ narh Febr. angeordneten Landtage von den Standen ein ansehnlicher Geidbeytrag zum Lürkenkrieg ver« langt. *) Der Täbingische Theologe, V.Iak.,Zeerbrand, edik¬ te in eben diesem Jahr: Ansklopfung des von Georg Scherern Jesuiten zusammengeflickccn Luther. Beccleromantel. Und M. ^enr. d7ew- meister, Pred. zu Reichenbach im Vogclande, schrieb: Der pabstische Bettler-Mantel, das ist: «§e- genbeweist auf Georg Scherers 158S in Wie" pubUcirken Lutherischen Bettler « Mantel, Re- -ensb. res,, und Leipzig -6oL, 4. - s 8 S Zl? langt. Wie dieselben in ähnlichen Fallen für das Teste der protest. Religion besorgt waren; so waren sie es auch itzt. Sie suchten durch eine eigene Ge¬ sandtschaft an den Rarser nach Prag auszuwirken, daß der Termin der Abschaffung der Prediger zu En« zeredorf und Fesendorf verlängert und zu Beyle« gung dieser Religionsdiffecenz vom Kaiser ein Kol. loquium veranstaltet werden möchte. Ward ihnen hierauf am 21. April die Antwort gegeben, daß der Baiser von den ergangenen Resolutionen nie weichen würde, und nochmahls befohlen, sich denselben zu unterwerfen: So wiederholten sie in einer neuen, dem Erzherzog eingehändigken, Supplikation an den Kaiser ihre vorige Bitte um Aufhebung der kaiserl. Resolutionen, besonders wegen Revcrsirung der Pre¬ diger und ihrer Rcligionefrcyheit, mit dem Anhän¬ ge, daß sie die Landtags-Präposition nicht eher be« willigen würden, biß der Kaiser ihre Bitte gewäh- ret hätte. Dieser Schritt ward aber vom Erzherzog so übel ausgenommen, daß er ihnen nicht nur die an den Baiser gerichtete Schrift wieder zustellen ließ, sondern auch sehr ernstlich vorrückte, daß sie nicht eher zur Landtags-Präposition schreiten wollten, als biß ihre ReUgwnssache nach ihrem Wunsch ausge¬ fallen wäre, „ da doch dieselbe nur eine Privarsa. che, die nur einen Theil aus den zween Ständen „ angienge, die Landtags. Präposition aber eine kud- „ Ilc-Sache sey, an welcher nicht allein des Kai« /, fers Interesse, sondern auch ihr selbst, ihrer Wei« der und Kinder, ja des ganzen Vaterlands Wohl« // fahrt rs89- Zl8 „ fahrt und Oonlervstion gelegen , folglich die Be< „ rathschlagung darüber allen andern Handlungen „ vorzujiehen sey; sintemahl in Entstehin g dessen der „ Autoritär des Kaisers in seinen ErblanLcn praeiu- ,/ äiciret, die andern Stände, somit derReligwns' „ fache nichts zu thun hatten, und auf dem Landtag „ erschienen, aufgehalm, und mit vielen Kosten be- „ schwert, sie auch zu verantworten Haden würden, „ wenn bey solcher Prolongation der Erbfund auf „ den Grenzen etwas widriges gegen daS Vaterland „ vornehmen sollte. Daher sie nochmahls ermahnt „ würden, ohne Aufschub zu den publigueu Land« „ tagshandlungen zu greifen; da ihnen dann, wann ,, dieselbe geendigt, frey stünde, ihre Privatbe» „ schwehrden an den Kaiser gelangen zu lassen. " Auf diese Antwort des Erzherzogs Ernst benagten sich die Stände in einer Replik gar sehr: ., Daß „ Jhro Hochs. Durch!, ihre an den Kaiser gerichtete „ Supplikation nicht annehmen wollen, als welches ,, das Ansehen hätte, als ob sie von nun an nicht „ mehr in ihren Religions. Anliegen solllcn gehöret „ werde«: da doch ihre Meinung nicht gewesen, den „ Fortgang des Landtags aufzuhalren, sondern nur ,, zu erinnern, daß zu besorgen sey, falls ihnen in ,, Religisnssachen nicht sollte geholfen werden, daß „ die Stände desto langsamer in die Präposition will iigm würden. Zugleich stellten sie vor, daß das „ Religions - chseMtium nicht eine privat - sondern eine sseneral-Sache, indem die donoesiion nicht „ einem oder den, andern/ sondern den deyden Stam den »589. Zrz „ den insgemein gegeben worben; Daher solche „ wichtige Sache nicht allein billig auf dem Land« „ rag proponirt würde, sondern auch bey solchem „ Fall ein Stand mit dem andern Wege» der Rrolon- /, Mion Geduld tragen müsse. Und da sie, weil „ der Erzherzog ihre Bittschrift an den Kaiser nichr „ annehmcn wollen, entschlossen waren, durch ei« „ ne eigene Gesandtschaft bey demselben um Abhel» „ fimg ihrer Beschwehrben anzuhaltcn; so baten sie /, nochmahls, daß biß Zu Erlangung Kaiser« „ licher Resolution mir fernerer Lxecution und „ Znmurhung unverantwortlicher Dinge ge« ,, gen ihre Pfarrleute und erlangtem Lxercitio ,, möchte inne gehalten werden. " Doch auch darauf erfolge vom Erzherzog keine andere Antwort, als: „ Wie Ihrs Durchlaucht bißher in Relig. „ und Reformakionssachcn niemahl für sich selbst oder ,, ohne gcmeßnen lautern Befehl des Kaisers etwas „ vorgcnvmmen hatten, auch itzo die.Stände Ihrs ,, Durchlaucht es nicht verdenken könnten, wenn „ Sie dem, was Jhro K. M. Ihnen befohlen, ge, „ horsamlich nachkamcn. So schlecht der Erfolg der Vorstellungen beider Stände war; so ward doch durch sie die Vollziehung der ergangenen Befehle in etwas aufgehalten. Die Bedrängnisse müssen indessen fortgedauerr haben, weil un folgenden Jahr die Stande sich zweymahl darüber beim Erzherzog, und endlich beim Kaiser selbst beschwehrten, der sie aber wieder an den Erz, Herzog Z22 r s s 9. Herzog verwieß. Nach so vielen in dieser Sache ge« wechselten Schriften zeigte sich endlich der wurkilche Ernst des Erzherzogs. Die crwehn- en Prediger wur« Len vorgefoderk und ihnen hart veuv-efn, daß sie Wider kaiftrl. Verbot sich fremder Seelsorge unter¬ standen hakten; sie sollten auch ein, Versicherung von sich stellen , solches künftig zu Untertassen. Dies thaten sie aber nicht, sondern erklärten, sich deber aus ihrem Dienste zu bsgchen. Man brachte sie auf etliche Tage in Verhaft, und verurrheiite sie, inner¬ halb sechs Wochen und dreyer Tage die kais. Lande zu räumen, und von der Stunde ihrer Freylassung an, bey Leibessirafe, sich alles Lxerclfti, es beisse wie es wolle, zu enthalten. Und so mußten sie sich dann entfernen. Die Stände veranstalteten zwar sine, ihnen vom Erzherzog ausdrücklich untersagte, Versammlung, und suchten in einer gedoppelten Schrift theils ihre Konvente zu entschuldigen, theils dicBcy« dehaltung der Prediger, als in Lehre und Leben un- beschoitncr Manner, zu bewirken: allein, der Erz¬ herzog hatte taube Ohren. Als die Stände eine be¬ sondere Gesandtschaft in gleicher Absicht an den Kai¬ ser nach Prag schickten; erhielten sie am 29. Okt. den trostlosen Bescheid: „ Daß, was der Erzher- „ zog Eilst mir den ausgeschaftcn Predikanrenvor- „ genommen, auf Ihrs K. M. eigenen gnädigsten „ Befehl geschehen sey, bey welcher Ausschaffung „ es auch verbleiben solle. " Mb r s 8 J. zrl Und so wurden besonders aus aken landesfürst» lichen Städten in Oestreich die protest. Prediget fortgejagt, auch gewisse Kommissarien dahin ge¬ schickt, um den katholischen Gottesdienst wieder an- zurichtrn, welchen es an den nmstenOrren in sofern gelungen, daß die Bürger, wenigstens äusserlich, den anbefohlnen geistlichen Gehorsam leisteten, oder vielmehr leisten mußten. Viele hingegen liessen sich Nicht anders, als durch offenbare Gewaltthangkeik dazu bringen; B. die Einwohner der zwo nah an einander liegenden Städte Rrems und Stein in wie¬ der «Oestreich. Schon non vielen Jahren her hat¬ ten sie die protest. Lehre angenommen, von der man sie durch Beraubung ihrer Prediger und andere Mit¬ tel seit rz86 abzuziehe« suchte. Jtzo aber schritte man zur G walt. Melch. Riesel, der Wienerische Domprobst und nunmehrige Administrator des Blßs thums in Neustadt, ward nebst dem Abt zu Zwettl im ^lchrenchal an bnde Städte gesandt, um durch Predigten sowohl als durch Privakunterredungcn die Einwohner in den Schaafstall der röm. Kirche zu lei¬ ten. Vorher ergieng an die Bürgermeister, Rich¬ ter, auch ganze gemeine Sürgerschafc und In¬ wohner beider Städte vom Erzherzog ein weit, läufiges Schreiben, worin denselben ihr bißheriges Betragen in der Religion als Ihrs Kais. Maj. und dessen Statthalter höchstmißfällig vorgehalten und zu¬ gleich angekündigt ward, wie J. K. M-aus besonder» Gnaden noch einmal durch diese Zusendung ihrer See. X ien »589 Z22 len Heil zu suchen sich entschlossen, mit dem geniesst» nen Befehl, „ daß sie Rieseln samt ihren Bürgern ,, und Unterthanen, auch Werb, Kind undGcsmd, „ fleissig hören, ihm folgen, sich zum schuldigen Ge» „ horsam legen, und der Gebühr nach sich so ver> „ halten sollten, damit I. M. nicht Ursach hab/ ,, Gottes und Ihre Ehre zu retten, und gegen sie „ als ungehorsame Rebellen, mit iandesfürsil. B» „ strafungen fürzugehen rc. *) // Dem ungeachtet aber setzten sich die Einwohner beider Städte wider die Einführung des Pabsthnms mit Gewalt, so daß am >8- Febr. an beiden Orten ein Aufruhr entstand, welcher, waxe er nicht bald gcstillct worden, betrüb« le Folgen hatte nach sich ziehen können. Indessen ward die ganze Sache an den Raiser berichtet, und nach einer vierjährigen Inquisition den beiden Stad« len das Urtheil publicirt, ,, daß Bürgermeister und „ Rarh zu Rrems wegen Nachlaßigkeit in ihrem „ Amt um izoo, und die Gemeine wegen des Tu, „ mulrs um 4000 Thaler , Bürgermeister und Rath ,, zu Stein um Zoo, die Gemeine aber um sooa „ Thaler gestraft seyn sollen, welches Geld nicht ,, aus gemeiner Stadt Gefällen und Einkommen, „ sondern von jeder Person insonderheit nach Be' /, schaffenheit ihres Vermögens eingebracht werde« „ soll - ») Das ganze Schreiben kann als ein Veyspiel der da' wahliaen Bekehrungsart in Gestreich, im Erläur. Er>. Gestr Th, lll. S. »L — ^4 nachselcftn dem I s 8 9. ZLZ /, sollte - daß die Rädelsführer auf Lebenslang ge« /, fangen gesetzt, die Hälfte ihrer Güter ihnen ge« „ nommen, und ihre Kinder des Bürgerrechts in ,, allenkittstr ^chen Landenverlüstig feyn sollten rc. " welches Urkheil auch nach aller Strenge vsSMäi rvvr« den ist. L.xxiv. Kapitel. 15 9 o- Nlesels Bemühungen für die Ausbreitung des Pübsthums. Neue Drangsale der . Protestanten. khättasis« Eifer für die Ausbreitung der röm. katholischen Religion bewieß der schon mehrmals erwchrue Melch. Riefel. Als Kanzler der Univer. sttät zu Wien wachte er, daß keiner in irgend eine Fakultät ausgenommen würde, der nicht vorher fern katholisches Elaubensbckemttuiß vor ihm abgelegt hat« te. In der medicimschen Fakuleatware« einigeDok. toren, die anderwärts promovirk hatten. Ließward Nicht nur dem akademischen Senat nachdrücklich ver¬ wiesen, sondern jene Männer mußte» auch entweder den vorgeschnebeneJ Religisnseid schwöhren, oder dm Rechten und Freyheiten der Fakultät entsagen. - X -r Als 15 9 0- -24 Als Rath und Vikar des Bischofs zu Passau in Nie« deröstreich ließ Riesel auf Befehl desselben eine be¬ sondere Kirchcnordnung in Druck ausgehen / *) und that in dieser Gegend zur Aufhebung des Pabsthums, was er nur immer vermogke. War bißher zu Ausführung der vom Kaiser fest beschlossenen Rcligioneänderung in Oestreich bald dieser, bald jener Kommissar gebraucht, und dem¬ selben bald eine ungemessene, bald eine eingeschränkte Vollmacht gegeben worden; so beschloß man itzo , einen einzigen tüchtigen Mann zu bestimmen, der bey dieser Reformation der Städte und Märkte die Gene« raldirekrion hätte, und von dem alle andere, die da« bey gebraucht würden, abhängen sollten. Unter al¬ len Geistlichen in Oestreich ward hierzu Riesel ausersehen: Kaiser Rudolph ernannte ihn zum Ge¬ neralreformator in Nicderöstreich, und gab ihm volle Macht, in seinem Namen alles zu thun, was zur Aufnahme der kalhol. Kirche allenthalben erfor¬ derlich *) Unter dem Eitel: Summarischer Bericht und a»s- führt. Ordnung an alle Geistlichen passarveri- scher vloecsü in Oestreich unrer der En« — nach rv lcher dieselben den Gottesdienst — in der heil. Larholtschen, christlichen Kirchen anstellen und Verrichten sollen, izyo, 4. Sie ist merkwürdig, weil insgemein die Agendeu der Katholiken lateinisch find, und selten , weil sie nicht einmal in König» Lldliorlisca KFenäsr. angejeigt worden. '59«. zrx berlich seyn möchte; besonders sollte er befugt scyn, alle, die dem Lurherchum nicht entsagen wollten, aus den kaiserl. Landen innerhalb drey Monathen zu ver¬ weisen. Dieser Mann war seit einiger Zeit auch ^clmi- vlürstor des Bißthums zu Neustadt, und blieb, da si h in dieser Stadt viele protestantische Einwoh¬ ner befanden, auch hier nicht müssig, das Pabsthum auszubreiten. Durch Predigten , Versprechen zeitli¬ cher Vortheilc und ähnliche Mittel, aber auch durch Ausübung der ihm als Generalreformaror erkheil« ten Macht erreichte er hier seinen Zweck, so, daß, wie erzählt wird, *) eine am Palmsonntage 1590 von ihm gehaltene Predigt vom h. Abendmahl *«) die Wirkung hatte, daß alle Einwohner von Neu¬ stadt noch am selbigen Tage unter Einer Gestalt kom« municirten, auch von der Zeit an die pabstische Kom¬ munion daselbst beständig blieb und ganz Neustadt den katholischen Glauben annahm. X - i^xxvi In Aätterr Spečim. Historr'se Lencellsrior. Vni- verk. Vien». S. io>. f. **) Sie ist r«r« zu Wien in 4. mit folg. Titel gedruckt worden: Melch. Llesel, Rardinals, predigt, s» in der Neustadt in Oestreich 15p» vom h Sa- cramenr gehalten. Darauf die ganze Neustadt unter einerley Gestalt damahln communicirr, uuch solche Loipmunion noch h. z.iL. gebraucht. L.XXV. Kapitel. r 5 9 r. 1 5 9 4. Die evang. Stände setzen ru En;ers-und Lescndorf neue Prediger ein / und halten im Landhause zu Wien eine Betstunde; beides nicht ohne Ahndung. beiden Stande der Herren und Ritterschaft glaubten, vermöge der in Händen habenden Rcligi- ons'.Assekuration berechtigt zu seyn, an die Stelle der zwecn vom Erzherzog Ernst mit Gewalt vertrie¬ benen Prediger zu Enzcrsdorf und Zesendorf andere anzunchmen. Dies tharen sie 1592, jedoch so, daß dieselben nicht, wiebißher, in Kirchen, svw dern auf ihren Schlössern predigen und die übrigen Amtsgcschäfre verrichten mußten. Eben so glaubten fie, nicht unrecht zu haben, wenn sie diese ihre Prc, duger im Nolbfall heimlich nach Wien kommen und in ihre-, dasiqen Ircyhäußern ihre Krnder kaufen/ und sich das Äbendmabl reichen lressen. So wurden j. B- den, Wolf Gigm. von Auersperg, Landja- germister, Pani von Epnzmg, Georg Andr, vor: Hoffku ch.-n, Ehe enrcich von Hardegg, Gra¬ fen Zerd n. von Hardegg und Lhnstoph von Eon- zin ihre Kn,der auf solche Art in Wien gekauft. Zwar s f y 2. I s y 4» I27 Zwar suchte der Erzherzog diese vermeynte Ausdeh, nung der Religionsfteyh.it zu beschränken/ indem er den S-änden in einem Dekret ihr Betragen verwei¬ sen und unter gedrohter Straffe verbieten/ auch al- len Hebammen in Wien befehlen ließ/ keiner Tauf¬ handlung eines protestant. Predigers bcyzuwohnen. Die Stände aber setzten dem Verbote entgegen / daß sie hierin ihr Gewissen nicht binden könnte»/ auch vom Kaiser bißher auf ihre übersandte Beschwehrden noch keine Antwort erhalten harten; und nahmen ei¬ ne protestantische Wehemukker in Besoldung. Ja, sie waren so dreist , daß Hans Bernhard von Hünfftrchen, weichem gleich nach der Entbindung seiner Gemahlin das erzherzoglichc Dekret durch den kandmarscholl zugeschickt ward/ doch sein Kind zu Wien durch einen evang. Prediger taufen ließ / und als man ihn zu Rede stelle«, die Antwort gab / er scy dazu befugt, und der Bischof habe m seinem Frey- hauße keine Jurisdiktion. So bedienten sich auch an¬ dere heimliche Bekenner des Evangeliums in Men des Amtes protestantischer Lehrer. Erzherzog Matthias, der nach Ernsten Statt¬ halter in Oestreich geworden/ berichtete dicß alles an den Kaiser; und dieser/ voll Freude über des neuen Regenten Sorgfalt für die katholische Religi- vn, befahl, daß dem Grafen von Hardegg, weil rr sein Kind m Wien kaufen lassen, ein schriftli- Her Werweiß gegeben, der von Hmsskirchen aber, wegen Verachtung des erzherzogl. Dekrets um 500 L 4 Rcha- ZLZ r 5 9 L. i s 9 4» Rthaler gestraft werden sollte. - Auf diesem We¬ ge >uchce man den protestantischen Predigern und ihren heimlichen AmkSvecrichtungen in Wien Ein¬ halt zu chun; es wurden aber auch die Stande selbst, und wie sie sich ohne Beyhülfe ihrer Prediger in Religionssachen betrügen, genau beobachtet. Im 3- >5S4 hatte der Kaiser einen Landtag nach Wien ausgeschrieben, und IN dem deßhalb publicirken Pa¬ rente dre Landstände ernstlich zur Busse und zum Ge¬ bet vermahnen lassen. Die zu Wien anwesende Mitglieder der evang. Stande nebst ihnen Bedien¬ ten und einigen Bürgern der Stadt versainmletm sich am Makkhiastage in ihrem ordentlichen Land- hauße, undverrichketen, nachdem eine weltlichePer« son ein Kapitel aus dem Propheten Jesaia vorge¬ lesen hakte, miteinander (wie ihre Worte lauten) ein christliches Türkengebet samt angehefftem Vater Unser nnc gebognen Rnien. Diese chnst- siche Handlung ward ihnen in einem vom Erzher¬ zog Matthias zugeschickten Dekret als ein grosses Verbrechen und als Ungehorsam gegen die kais. Be¬ fehle hart verwiesen, und auf die Zunkunst unter¬ sagt. LXXVt. L.XXV1. Kapitel. 1 5 9 4» 1 5 9 7- Bauernauftuh» in Oberöstreich wegen dee Religion. oberöstreichischen Stände hatten im I. >568 dieReligionskonccssion, ,571 die Assekuration, und 157a von Kaiser Rudolph II. über beide eine erneuerte Bestätigung erhalten. Auch äusser ihrem Gebiete war in den landesfürsilichen Städten, Märk¬ ten und Dörfern die Zahl der Protestanten sehr be¬ trächtlich. Im I. 1594 aber entstand wegen der Re¬ ligion und anderer Ursachen in (pberöstreich, be¬ sonders unter den Bauern, ein schädlicher Aufruhr, wozu die Besetzung der erledigten Pcedigerstcllen An¬ laß gab. Zu Gr. Peter, einem Dorf im Haue¬ ruck. Viertel, legte der katholische Pfarrer Alters wegen sein Amt nieder. Der Probst zu Gr. Zlort, an stellte der Gemeine einen andern vor, den aber die Bauern durchaus nicht annchmcn wollten, son¬ dern sich erklärten, sie wollten weder ihn noch einen andern päbstischen Pfaffen, sondern ei¬ nen Evangelischen haben, wie es sonst in» Land allenthalben gebrauchig wäre; wie sie denn auch dm katholischen Pfarrer mit bewafneter Hand abwie« X 5 sen. Azo r s Y 4. r f y 7. fen. DieS thaten die Bauern auch zu Nieder-Waldt- kirchen, einem Fiecken im Mühl-Viertel. Die Pröbste wirkten hierauf von dem kaiftrl. Landeshaupt¬ mann ein Patent aus, worin den Gemeinen und ih¬ ren Grundobrigkeiten befohlen ward, die Einset¬ zung der Geistlichen zu gestatten, von der Rebellion abzustehen, dem Pfarrherrn/ was ihm gebühre, zu geben, und die Rädelsführer zu straffen. Wardgleich dies Patent bey den Gemeinen bekannt gemacht, so waren doch bey Verlesung desselben sehr wenige zuge¬ gen und beharrten in ihrer Widerspanstlgkeit, wur¬ den auch von ihrer Obrigkeit nicht zum Gehorsam an, gehalten. Doch im folgenden rZszsten Jahr brach dies unter der Asche glimmende Feuer vollends aus. Denn da der erwehnte Priester zu St. Peter wider den Willen der Bauern dennoch von dem Probst ein¬ gesetzt worden war, so rottejen sie sich am 22. Iunii zusammen, und jagten den Pfarrer mir Gewalt da¬ von. Diesem Beyspiei folgten andere Dorfgemein¬ den bald nach. Innerhalb wenig Wochen vereinigte sich an mehr als zwanzig Orten im Mühl-und Haue¬ ruck-viertel bas Landvolk zu Hunderten, jagte die kathol. Geistlichen fort und setzte lutherische in ihre Stelle; ja andere Gemeinen wurden, ein gleiches zu thun, von ihm theils gereizt, theils mit Gewalt ge¬ zwungen. Als am 2. Iulii zu Rohrbach im Mühl¬ viertel der Landrichter das angeführte Patent vom Rathhauß in Gegenwart der Bürger und Bauern, deren über tausend mit ihrem Seiten-und Oberge- wehr zugegen waren, vorlas, und auf den Punkt von ,r 594. r s 9 7- Zzr bon Erkundigung und Bestrafung der Anführer kam, schrien sie nicht nur mit vollem Hais: Line Büch¬ sen her ! La sind alle dis Rädelsführer be^ einander kommt Zu uns herunter ! u. d. gl. sondern tumultuirten hernach so sehr, daß der katho¬ lische Pfarrer und der Landrichter mit Lebensgefahr enkw-ichen mußten. Aehnliche Auftritte.ereigneten sich an andern Orten. Oer Kaiser, nachdem er da¬ von benachrichtigt worden/ vcrwicß in einem Schrei- ben dem Landshauptmann, daß er ein so weit aus« sehendes und Jahr und Lage wahrendes Unheil nicht «her nach Hof berichtet, und den Standen, daß fie in Stillung dieser Unruhen so saumftelig gewesen. Besonders aber ward den Grundobrigkriten des auf- rührischeu Landvolks ernstlich vorgchaiten, daß sie dasselbe von seinen heimlichen Zusammenkünften und Meutereym nicht in Zeiten abgehalten und desanf» tigk, oder, wenn das nicht möglich war, die Anzei¬ ge am gebührenden Ort gemacht hatten , und zugleich befohlen, vermöge ihrer Erdespflicht alsbald auf Mit¬ tel zu denken, wie Ruhe und Friede bey ihren Unker- thanen hergestellet werden möchte; mit angehangker Vertröstung, daß, wenn dieselben wider die Geist¬ liche oder sonst Beschwchnmgcn hätten, alle Hülfe geleistet werden sollte; aber zugleich deygcfügter War, nung, wenn das nicht geschehen, oder die Obrigkeit Wohl gar die Unterthanen zum Aufruhr reizen würde, baß beide empfindlich gestraft werden sollten. Den Ständen aber ward befohlen : „ daß sie aufdiejeni- o gen Predssanten,. so weder von der Landschaft, „ noch zzr r 5 9 4. r 5 Y 7. ,/ noch sonst den Landleuten bestellet, noch bewußt, „ auch keine Dienste hätten, sondern sich nur heim« „ ltch ins Land, und daraus zum gemeinen Bauers- „ mann einschleichten, und zu aller Ungelegenheit „ Anreizung khäcen, gute Achtung geben und ernst- „ lich darob seyn sollten, damit sie sich alsbald aus dem „ Lande machen und als Zerstörer des gemeinen Frie« „ dens nicht weiter darin betreten lassen möchten. " Endlich ward der Bischof von passm, unterdessen geistlicher Gerichtsbarkeit Oberöstreich stand, vom Kaiser ersucht, seine untergebene Pfarrer durch ein ofnrs Generale ernstlich zu ermahnen, „ daß sie „ ihres Theils durch ein ärgerliches Leben, HM ,, Predigten, oder sonst auf ungeziemte Weise zu ei- „ Niger 8eältion nicht Ursach geben, sondern sich ,, freundlich, ruhig und still verhalten, und dem ge- ,, meinen Mann ein gutes Ezeempelund hctlsameLeh- „ re vortragen; diejenigen aber, so etwa durch al' „ lerley Mittel sich bißher feindseelig gemacht, um „ der geliebten Einigkeit willen ehe gar abfordcrn, ,, und dieselben Orth mit andern tauglichen, Muh' „ men friedlichen Seelsorgern versehen lassen. " Zur völligen Stillung der Unruhen verordnete der Ratser, baß zwischen Katholiken und Protestanten eine Kommission gehalten, die Beschwehrden derUn- thanen untersucht, und nach Befinden abgethanwe» den sollten. Der Anfang dazu ward im September 1595 durch Abschickung der kaiserlichen Befehle in die vier Viertel des Landes gemacht, kraft verenden Un- i 5 6 4- - 5 9 3rZ Unkerthanen, ihre Beschwehrden schriftlich zu verfas¬ sen/ vierzehn Tage Zeit gegeben wurde. Allein, wahrend dessen entstand neuer Lärm- Die Bauerschaft im Hausruck-Viertel ward durch einen verdorbenen Bauernprokurator, Laz. Dopp¬ ler, aufgewicgelt, wobey nicht so wohl die Religion/ als vielmehr eine Menge politischer Beschwehrden der Fürwand ihrer Empörung scyn mußte. Sie zogen zu tausenden durchs Land, zwangen die Dorfschaften zum Vcrdündulß, setzten auch an verschiedenen Or¬ ten evangelische Prediger em. Die kaiserl. Kommis¬ sorien giengcn den Weg der Gme und liessen den un¬ ruhigen Köpfen friedliche Unterhandlung und Anhö¬ rung ihrer Beschwehrnisse anbie:en. Es kam auch wirklich am iz. Okt. bey peurbach, wo Zooo Bau¬ ern versammlet waren, zur Unterredung: allein, sie war fruchtlos, und der rebellische Haufe zog von Ort zu Ort, so daß zu Ende des Monakhs die ganze Bauerschaft des Hausruck - Viertels in die Rebel¬ lion eingeflochten war. Hier mußten nun Gegen- Anstalten gemacht werden. Richard von Grah» krmberg wa^von den Landstanden nach Prag ge, sch-ckt, sowohl dem Kaiser den Entschluß der Stans dr, sich den Rebellen mir einer Armee entgegen zu set¬ zen, zu melden, als auch denselben um nachdrückliche Unterstützung mit Provlank und Soldaten zu bitten- Der Kaiser ließ aus den umliegenden Gegenden eine Anzahl Truppen anrücken. Dadurch wurden die Dauern so erschröckl/ haL sie/ nach nochmahls an- gebo- 3Z4 1-564. L 5 9 7. gebotener friedlichen Unterhandlung und Versprechung sichern Geleits, auch kaiserlicher Gnade/, im No¬ vember sich trennten und nach Hause giengcn. Am sr. Dec. wurden sowohl' die Stande/ als die Bau- erschaft', durch Gesandten und Ausschuß in pragzu erscheinen befehligt. Daher fanden sich imAnfang des I. iz§6aus allen vier Ständen/ der Geistlick-cn, der Herren/ der Ritter und der Bauer«/ zween Abgeordnete in Prag ein / denen der Kaiser aus dem Reichshof, rath zween Doktoren der Rechte als Deputate und Referenten zugab. Nachdem der AusfchußdcrGran¬ de in einer weitläufigen Schrift bewerfen wollte, daß die Bauern zu ihrem gewaltigen Aufruhr keinen Grund gehabt hätten; übergaben die Gesandten der litziern ihre Bittschrift/ in der sie zuerst übov-aupt die Ursachen des wider Vermuthew entstandenen Tu¬ mults erzählten , sodann-die vornehmsten Beschwehrr den gegen die obern Stände der Reihe'nach votstell- ten/ aus denen wir nur das zn'unserm Zweck Gehö¬ rige ausheben: Was der Religion Sachen wi¬ der die Prälaten und Pfarrherren brrräft/ allda müßten sie ihre Augsp. 6onKMon verläüg- NLN/ Revers gehen / werden sonst von H«uS weggeschaffk; die heil. Gacramen t werden nichst wie esLhrrstuseingesetzt/ gereichet/ die^reptt Höfe zur Begräbniß ohn alles (veranlasse«) den-Leuten versperrt. Die Begräbnisse müssen sie hoch mit Gelde bezahlen / oder werden in die Gchindgruben geworfen. Die Lopulationen/ Tauf/ Beicht, Sakrament und ander Geld hoch -594' -597« ZZf hoch gesteigert; davon man zuvor einen Pfen- nig, itzc einen Gulden reichen Mstß, re. Ward gleich in dem endlichen Bescheid, den der Kaiser am «. April den Bauern auf ihre Lravsmina gab, auf alle ihre einzelne Beschwehrden besonders Rücksicht genommen; so blieb doch die Kiage wegen der Religb- vns angelegentzeiten unbeantwortet. Während dieses zu Prag vorgieng, und man zur künftigen Kommission Anstalt machte, fiengen die heißköpfigen Bauern die Aufruhr neuerdings an, rokreren sich m Menge zusammen, mißhandelten die kaiserlichen Beamten, und verabredeten unter sich, weder Korn, noch Vieh, noch andere Mkkualien in die Siadte und Märkte zu führen, fetzten auch an einigen Orten mir Gewalt neue Prediger ein. Im Traunvlertel allein waren der rebellischen Bauern bey 2D, ooo. Die kaiserl. Kvmmrssarien, die indes¬ sen im August zu Linz angckommen waren, dachten auf Mittel, diesem Uebcl zu steuern. Sie liessen nicht nur Parente und Ermahnungen zum Frieden aus¬ gehen , sondern foderten auch die Bauern nach ^inz, um ihre Beschwehrdeu zu vernehmen und zu untersu¬ chen. Einige derselben versprachen Gehorsam, ba¬ ten um Gnade, und erhielten sie; andere harrnackig;, besonders die Rädelsführer, wurden enthauptet odex ins Gefangniß gelegt. Dadurch verbreitete sich über b'e Rebellen im Müh! - Viertel Furcht und Schre¬ in ; und der von ihnen gcbcrrne Pardon ward ih, hm umkk der Bedingung versprochen, daß sie ihre sie AZ6 r ^94. 159 7- äe 1sÄ:o eingeführce predicanten abschaffen, und die Riechen, Pfarrhöfe und deren Eins gehörung und pfarrllche Einkommen in vori¬ gen Stand richten, auch sich einmahl zur be¬ ständigen Ruhe begeben sollren- Doch da die kaiserl. Kommissarien sowohl, als die Stande, im Anfang des Jahrs 15^7 einige Ab¬ geordnete nach Prag sandten, kheils von dein biß- her Vorgegangenen Bericht zu erstatten, theils auch ein Jntcrimsmtttel vorzuschlagen, wie besonders die politischen Beschwehrden zwischen den Ständen und dem Landvolk gehoben werde» möchten, so wur¬ den am 10. April der Stände Abgesandte und der Bauern Ausschuß zur Anhörung des kaiserlichen Dekrets nach Prag berufen, und ihnen am S. Mail der allerhöchste Befehl vorgclesen, aus welchem der Punkt, die Religion betreffend, so lautete: Die Bauerschafrcn sollen alle Rirche» und Pfar¬ ren, so sie in oder vor der Aufruhr eingenom¬ men, wo die auch gelegen, in vSrbestimnueN Termin zwischen hie und GonmagS Inmtsch endlich und gewißlich wiederum abtketten, und demjenigen, so sie von Rechrs wegen zustän¬ dig, etnraumen, auch alle predicanten, so sie etngeführt und ausgestellt, abschaffen, und i» allem Ihrs Rais. Maj. auch der Fürst!. Durchl. deßwegen hievon airsgattgenrn unterschiedene» Uanciaten gehorsamen. Allein, die unruhtgeN Leute liessen die vorgeschriebrne Zeit verstreichen, ohne die l"5 9 2. 1 5 9 7» 3Z? bie Kirchen und Pfarrhöfe zu räumen. Die Stände schickten daher Gotthard von Gtahremberg mit einiger Mannschaft zu Fuß und zu Pferd ab, der dann den auftüyrischen Haufen, der noch im Felde versammlet war, gar bald demürhigke, und nach kai<- serl. Befehl veranstaltete, daß der Landeshauptmarm m»t einem Kommissar, nebst los Mann Infanterie und ZS zu Pferd, von einer weggcnommenen Pfarre zur andern reifete und dieselben den Äirchherren wie» der übergab. Und so waren innerhalb einem Mo¬ narh alle Kirchen, in welchen bie Bauern bißher ei¬ genmächtig lutherische Prediger aufgestellt hatten, wieder mit röm. katholischen Priestern besetzt. Man Nützte diese Gelegenheit, ähnliche Vorkehrungen irr den kaiserlichen Städten in Vbeiöstreich zu machen. Denn, da auch in denselben, und zwar besonders zn Linz, Steuer, Freystadt, Ennu, Wels, Ge¬ münd und Völkladrüek, die meisten Bürger die pro¬ testantische Lehre angenommen und ihre Kirchen mit solchen Predigern versorgt hatten; so wurden die letz¬ tem überall, Linz und Wels ausgenommen, irrt November 1597 auf kaist Befehl forrgejagt, und der Prottstation der Stände ungeachtet / ihre SteilM Mit katholischen Geistlichen besetzt. P I.XXVII. ZZ8 I^xxvn. Kapitel. 1596. Hartes Religronsedikk vom Kaiser ass die evang. Stände. Abschaffung protest. Schullehrer in Wien. wenig den evangelischen Ständen in Gber- östreich wegen der Bauernaufruhr und der dabcy vorgenommenen Bestellung protestantischer Prediger etwas zur Last gelegt werden konnte; so viele Sp¬ rüngen ihrer Religionsfreyheit mußten doch sie, und ihre Mitglieder in Niederöstreich erfahren. Vit' le Unruhe verursachte ihnen das von Kaiser Andolpl) «m is. Aug. rzss ergangene Rcligionsdekret. N demselben ward ernstlich befohlen: ,, r) Daß die „ weltlichen Obrigkeiten in allen und jeden Sache»/ „ die geistliche Jurisdiktion betreffend/ bem Ochi' ,, nsrlo oder dessen OLciaU an Vollziehung ilM ,/ geistl. Gewalt keinen Eingriff oder Hinderung er- ,/ zeigen sondern dieselben vielmehr bey ihrem geiß' ,/ lichen Gerichtezwang schützen und handhaben sol' „ len; 2) Daß keiner sich der geistlichen Lehenfchas' „ ISN/ b'unästion/ Jins/ Rent und Gült Unterst' ,/ hen/ die einziehen / oder dieselben Lehnschasten mit „ Personen, so von der ordentlichen Obrigkeit nicht exa- r 5 K 6. ZZ9 „ tzxsmmirt/ versehen solle. Auch- da sich Zrrun- -/ gen zutrügen über der Religion , und wie weit die // tloncMon zu verstehen sey / daß solche Sachen /, alle vor Ihrs Kais Maj. selbst öder Dero landes- // fürst!. Statthalter gehörig; daher in solchem Fall sowohl die Lsndieüte, (d. h, die Stände) als ih- re PredikanLen vor Ihrs K. M. Dero landesf. -/ Statthalter u. nas-gefttztest Obrigkeit aufjedes Ex« -/ fordern zu erscheinen sollten schuldig sey»; z) Daß alle unter dem Schern des Rechte» entzogene Pfars ,, ren als reMuirt- die LonoMon nicht extsnäirt, „ die Predikanten sich nicht fremder Seelsorge an, /, massen/ sondern sich deßfalls rovtzrüren, und auf -/ Verweigerung aus Zhro K. M. Königreichen unb Erbiandeu ausgeMafft werden; auch von den // Landl-ü-rcn bcy Verliehrung ihrer Loncelllon K ,/ in Zleligiönssirchett keine Zusammenkünfte aus- ,, zuschrc den noch anzustellen sehen; 4) Daß bis llonoeüio» keineswegs auf der Kais Masi Städte -/ und Markte - auch nicht auf diejenigen Häufte // und Schlösser/ so die Landieüte selbst nicht/ föstberöstreich>. Die mederöstr reich. Stände klagen über Religions- bedrängnisse vergeblich. —-^ie zween kaiser!. Kommissarien, Hans Jak. Löbel, Freyh. zu Greimvurg, damahl. Landes« Hauptmann, und O. Pau! Eorzweiler, kaiserl- Reichshofrath, welche die gütlichen Vergleiche zwi¬ schen den Landherren und ihren Untcrthanen zu Stand gebracht hatten, fanden für gut, die ihnen aufgetra¬ gene Einführung des Pabfrhums erst bey den Pfar¬ ren auf dem Lande, und dann in den Städten zu be¬ werkstelligen. An jedes Ort nahmen sie einen katho¬ lischen Priester mit, welchen sie in Gegenwart dec Mit Gewalt in die Kirche genvthigten Baiierschast durch den Paffauischen Weihdischof Ulrich Hackl, ihren beständigen Gefährten, installirten, sodann die Tauern einen gewissen Eid schwören und einen Revers stellen liessen, darin sie für sich und ihr le¬ diges Gesind sich verpflichten mußten, bey der röm- katho! Religion zu bleiben. In dem Haus-Ruck- Vierte! geschähe das in folgenden Dörfern: Gun? kirchen 5 9 8. 1599» I45 kirchen, Reger, Gaßpetzhofen, Hoffkirchen, Rottenbach, Weibern, Meggenhofen, Tauf« kirchen, Rahlhaim, Aichkirchen, Münichen, Sc. Annsberg, und in den Markten Lambach, Haag,Neumarkr, Neukirchen. FänfDörfer, näm¬ lich Püchel, Offenhausen, Stainakirchen, Pens newang, und pachmaning hatten auch evange¬ lische Pfarrer: weil cs aber den Kommissarien an ka« thvlischen Geistlichen mangelte, blieben diefeOrkevor itzt rn Ruhe. Ja es erschienen vor der Kommission drey Rhevenhüllcrische Pfleger, die noch achtzehn Dehnschaften und Filiale in diesem Viertel anzeigten, wo gleichfalls noch lutherische Pfarrer stunden, wel¬ che innerhalb 14. Tagen abzuschaffen und katholische Priester einzusetzen befohlen ward. Eben so verfuhr man im Traunviertrl. Sie¬ ben evangel. Pfarrerin der Nähe der Stadt Gmünd« ten waren die ersten, die sich zum kathol. Glauben bequemten, sahen sich aber bey den Procefftonen rnanchem Spott und Verdruß von ihren vorigen Glau¬ bensgenossen ausgesetzt. Dies zog indessen vom kai« serl. Hoft die Ahndung nach sich, daß der bißherige evangel. Salzamtmann Christoph Hayd abgesetzt ward, und ein katholischer Veit Spindler an seine Stelle kam. Andere Orte in diesem Viertel, als Hallstadt, Geisern, Lauffcn, Ische!, Müns ster, Traunkirchen, Orrch rc. mußten nach eini« gen Widerstrebungen der Gewalt nachgeben und wi der ihren Willen die kaiftrl. Befehle beobachten. § 5 Die 346 r 5 9 8- r s 9 9» Die lanbesfürstliche Städte hingegen bequemten sich nicht sogleich nach dem Willen der Kommissarien. Schon seit Kaiser Ferdinands I. Zeiten waren sie biß itzt im ruhigen Besitz der Rcligionsfreybeit gelasi fen worden, und hielten sich daher berechtigt, Len« selben ferner zu verkheihigen. Deßwegen gieng man katholischer Seite bedachtsam und mit Kunstgriffen zu Werke. „ Die pabstliche Reformation war aus „ Ihrs Kars. Maj. eigner Bewegniß und Befehl „ nicht hergeflossen, (indem kein einziger von „ Ihro Maj. selbst unterschriebener und gefertigter ,, Befehl noch Resolution jemahln aufgewresen wor« /, den, daß J. M. die völlige Abschaffung der Pre« /, diger bey den Städten befohlen rc) sondern, „ daß der Landeshauptmann Hr. -Lödl und etliche „ ihm zu einer andern Verrichtung, wegen des ,, Bauern Aufstandes, zugeordnete Oommistsril ,, sich derselben Gelegenheit angemasset, und theils „ Gewalt und Bedrohungen, theils aber andere ,, List und kerlusüoQss mit allerley Zusagen und ,, Vertröstung sürgewandt, daß es den Städten an „ ihrem ^us, sonderlich wo sie ihre eigene Spitel« ,, und andere Kirchen hatten, unprasiuälcirlich styn „ sollte, und daß (wenn sie ihre Nokhdurft Zhro „ Kais. Maj. fürbringen und Dieselben mit ietzi-- // ger karition nur ihren Gehorsam und Beschei« ,, denheik sehen) ihnen die Prediger gewiß wieder // zugelasscn werden würden rc. Dadurch sie eine ,, Stadt nach der andern gewonnen, daß dieselben ous Gehorsam so weit xarlret, wiewohl ihres Rech« r f 9 8. ! f 9 9, Z47 Rechtes unbegcben, auf gedachte Vertröstung/ und mik dem Vorbehalt/ ihre Nokhdurst bcy Ihrs Mj, dawider zu handeln, *) Aehnlicher Kunst« ) f. Relation der Uncer und Gberöstr. Stande nach Wien re. (gedruckt r6ro) S. 7i. f. undS. 4r, ivo es heißt/ daß das Lxercirium nicht durch Be¬ fehl Ihro L- M. sondern allein, gleichsam mit Betrug, durch den Landeshauptmann — ein« gestellt worden, indem ex die guten Leute be- redet, wo sie nur dem Baiser dixsmahl sich nicht widersetzten, könnten die Städte hernach alles, so sie zuvor gehabt, wieder erlangen. Wie es Nach Aufhebung der Religionsübung -en protest. Bür¬ gern in den Städten ergangen, sieht man aus einem d. i,. Nov. i6o8 von den «vang. Standen dem Erz¬ herzog Maximilian überreichten und am gehör. Orte vnzuführenden Memorial, worin sie unter andern sa¬ gen : Den Evang. Ständen ist bewnst, mir was schweren Verfolgungen, Verjagung, Gesang« uiß, Bezwingung der Gewissen, ihre Mirbrü- der in Städten bißhcr bedrängt, bezwungen und geplagt worden, daß es einen Stein harre erbarmen sollen; wie denn erliche alte erlebre Leuce, so der Magistrat in Städten bey dem Baiser und Landssürsten mit ihre» Vorstellun¬ gen verhaßt gemacht, im Gefangniß, allein weis sie der Religions Reformation sich nicht uncer, geben wollen, Todts abgangen: wirben und und Waisen hat man i» liquiäircen Sachen die Illstirism gesperrt, den. Städten per korro Stadt, schtM 348 7 5 9 8. rs99» Kunstgriffe bedienten sich die Kommiffarien auch zu Völklabrügg, Gmändren und Weis. Was in ter Stadt Gteyer dießfalls vorgegangen , wird unten erzählt werden. In Niederöstreich waren die Bedrängnisse der evangel. Stände nicht geringer. Bald suchten die kathol. Geistlichen an diese oder jene Filiale, als zu ihrer Pfarre gehörig, ein Recht; worauf den protestantischen Kirchenherrschaften unter einer Strafe von Dukaten ihre Religionsübung in densel¬ ben verboten ward; bald wollte man den Unkertha- rren der Stände nicht erlauben, dem Gottesdienst rn den Schloßkirchen ihrer Herren beyzuwohnen; bald zwang man die, welche in der evang. Stande Diensten stunden, mit Gewalt, die papistischen Ge¬ brauche mit zu machen; ja, befahl sogar den Mit¬ gliedern der Stände, die in kaiserl. Diensten wa¬ ren, durch ein besonders Dekret, sich zu gewissen Stunden in der Stephans Kirche zu Wien beim katho- schreiber, so theils unerbahre Leurh, auffgedrum gen, an statt wohlhabender ehrlicher Bürgers- leurh har man verlosten Gesindel, zumTheildes Lesens und Schreibens unerfahren, in die Ma¬ gistrat gesetzt; erlichen Eltern hat man die Dul¬ der wider ihren willer per korrs verhevrathet, ihre uhralre freye Dürgerswahlen har ma" ihnen genommen; daher die Scädce fast gar zu Boden gelegt und an der Mannschastc entblößt- ! 5 9 8. l 5 9 9- 349 katholischen Gottesdienst einzufinden. Solche Be, drückungen veranlaßten die Stände abermahl/ im I- '599 eine Gesandtschaft nach Prag an Kaiser Rudolph zu schicken, und in einer demüthigen Bittschrift denselben anzuflehen, „ daß dergleichen ,/ unbillige Zumukhungen eingestellet, die gedrohte ,/ Bestrafungen aufgehoben, ihre Gewissen nicht '/ beschwehret, die theuer erworbene Religions Lon- cestlon nicht so sehr eingeschränkt, sondern sie ,, bey derselben, nach ihrem lauterem Verstand, ruhig und unangefochten gelassen werden möch- // ten. " Rudolph war gewohnt, alle dergleichen Klagen an den Erzherzog Matthias nach Wien zn senden, und dessen Gutachten darüber zu begehren. Dieses fiel dermalsten so aus, daß der Kaiser wi¬ der die Protestanten noch mehr aufgebracht werden wußte. Matthias klagte über sie, ,, daß sie ihre // Religions Lonoestlon auf manchfaltige Weife zn // weit extenäirten, unter dem Namen der Äug¬ te spurgischen LonfMon glaubten und khäten, was t/ sie wollten, Ihro Kais. Maj. und den kathol. // Standen und Städten vermittelst ihrer Predi« t, kanren, die Psarrklrchen und alle alte karhol. // Stiftungen entzögen, die auf kathol. Priester gestiftete geistliche Güter zum Unterhalt unkatho« e/ lischer Priester verwendeten, durch Aufstellung ,/ ihrer Predikanten in ihren Markten und Dör¬ re fern die Pfarrkinder von ihrer ordentlichen Pfar- e, re und kathol. Seelsorge verführten, also, daß " ein Pfarrer ein ganz Jahr kein »der wenig Un- ttr« A so 1598- * 5 9 9. ,/ terthan in seiner Kirchen sähe, unk bloß dm Na« /, men Pfarrherr, und die leeren Kirchen habe; „ ferner, daß sie den kathol. Pfarrern, unter dem /, Vorwand der Vogthey, ihre besten Einkünfte vor« // cnthielssn, oder ihnen doch dieselben nicht rich« „ tig wollren äbfo>gen lassen, es sey denn, - aß sie „ ihnen das Abendmahl unter beyderley Gestalt „ gaben: Und endlich, daß sie Bürger und Unter, ,, thanen aus Ihro Maj. und der kathol, Stande -, Städten und Pfarren