n •*//?/ Sonderabdruck aus der Monatsschrift «Die Erdbebenwarte» Nr. 9 —12, V. Jahrg. 1905/06. Begriinder und Stifter dep Hamburger Hauptstation fur Erdbebenforsehung. Deutschland kann mit Stolz auf die vielen musterhaft eingerichteten vvissenschaftlichen Institute blicken, die teils aus Staats-, teils aus Privat- mitteln errichtet und in den Dienst der Wissenschaft gestellt wurden. In ganz hervorragender Weise betatigt sich seit einigen Jahren die deutsche Staatsverwaltung in der Aufstellung von neuen und der weiteren Ausgestaltung bereits bestehender Erdbebenwarten, deren es im Deutschen Reiche mehr gibt als man vermuten wiirde. Dazu kommt noch das grofie Interesse, welches im Reiche auch aus vveiteren Kreisen dieser jungen Wissenschaft der Erdphysik entgegengebracht wird. So verdankt das Grofi- herzogtum Baden einem Vermachtnisse* von seiten einer Gonnerin wissen- schaftlicher Untersuchungen die Errichtung zweier Erdbebenwarten, und in allerjungster Zeit, wie schon berichtet wurde,** schenkte Dr. R. Schiitt dem Hamburgischen Staate eine mustergiiltig gebaute und eingerichtete Erd- bebenwarte nebst einer ansehnlichen Geldsumme, die den Betrieb dieses hervorragenden wissenschaftlichen Institutes fur alle Zeiten sichert. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, betrugen die Kosten fur das voll- standige Gebaude etwa 40.500 Mk. und fur die Instrumente 14.000 Mk. Die fur die innere Einrichtung aufgewandte Summe belief sich auf etwas * Die Erdbebenwarte, IV. Jahrg., S. 100. ** Die Erdbebenwarte, V. Jahrg., S. 159. Dr. R. Schiitt, 2 mehr als 1500 Mk., so dafi also die neuerbaute Station insgesamt rund 56.000 Mk. gekostet hat. Der jahrliche ZuschuG zu den Betriebskosten der Station betragt 1000 Mk., eine diesen Zinsbetrag ergebende Summe ist hinterlegt worden. Der edle Spender, Dr. R. Schiitt, ist ein begeisterter Erdbeben- forscher und nahm stets hervorragenden Anteil an der Entwicklung der modernen experimentellen Erdbebenforschung, sowohl hinsichtlich der Einrichtung von Erdbebenwarten, als auch an der gediegenen Ver- arbeitung und Veroffentlichung des gewonnenen Beobachtungsma- teriales. Bereits seit Oktober 1900 erscheinen Be- richte in Form monatlicher Mit- teilungen, die, so- lange die Station als Privatinstitut arbeitete, als«Mit- teilungen der Ho- rizontalpendelsta- tionPIamburg» er- schienen, seit der Verstaatlichung dieserStation aber — seit Juli 1903 Dr. Richard Schiitt ist geboren am 18. Oktober 1864 auf St. Thomas (VVestindien). Er kam in fruhester Kindheit nach Hamburg und besuchte hier zuerst eine Privatschule, spater das Realgymnasium des Johanneums. In Kiel und Freiburg (Breisgau) studierte er zuerst Chemie, spater Geographie und promovierte 1891. Gelegentlich eines Aufenthaltes in Strafiburg i. Els. lernte er den verstorbenen Dr. R. Ehlert kennen, der ihn ftir die Erd¬ bebenforschung in so hohem Maf3e zu interessieren wuCte, dafi er diesem Gebiete nunmehr seine ganze Tatigkeit zuwandte. Im Jahre 1897 begann er dann mit den Vorarbeiten fur eine auf seinem Privatgrundstlicke zu erbauende Horizontalpendelstation, die im darauffolgenden Jahre in Be- trieb genommen wurde. Durch Dr. Ehlert lernte er bald auch den jetzigen Dr. Richard Schiitt. — als «Mitteilun- gen der Haupt- station fur Erd¬ bebenforschung am Physikali- schen Staatslabo- ratorium zu Ham¬ burg* herausge- geben werden. Diese Berichte werden fur immer eine sehr schat- zenswerte Quelle von Erdbeben- nachrichten aus der ganzen Welt bleiben. Es freut uns, im nachfol- genden das Wich- tigste liber den Bildungsgang des Stifters unseren Lesern mitteilen zu konnen. 3 Direktor der Kaiserlichen Hauptstation ftir Erdbebenforschung zu StraG- burg i. Els., Prof. Dr. Gerland, kennen, sowie die Professoren Rudolph und Weigand; in ihnen fand er die besten Berater, die in jeder Weise ihm mit ihren bewahrten Ratschlagen zur Seite standen. An den im Jahre 1901 beginnenden Sitzungen der internationalen seismischen Konferenzen nahm er regelmafiig teil; seit dem Jahre 1903 ist er auf Veranlassung des Hamburgischen Staates durch den Reichskanzler zum Mitgliede des Kuratoriums der Kaiserlichen Plauptstation zu StraG- burg i. Els. ernannt worden. Klelnmayr & Bamberg, Lalbach. NARODNA in UNIUERZITFTNfl KNJI2NICA 00000075g 2 4