Die Freiherren um, Grnnschitz. —C-K-S"-- Eine geschichtliche Studie. Bon U. v. Wadics. Men. t87t. NommisstonS - Verlag von Mayer L <5o»ipa„nie, Singerstraße, dnitschr» Haue, E^lgewittbe. (2 ^ ^-r/. Dem hochverehrten Grautpaare Fräulein Aatalic Krciin von Krimschih, Herrn Leopold Schulz von Slraßnihky, Wmr»terr»I - Sekretär im l. k. Ministerium für Cultus und Unterricht, ergebenst der Verfasser. Wie schö» bist D»! Hier sanft und milde glanzend Wie eine Braut, die rings auf Blumen ruht, Das Haupt mit Perl und Nase sich bekränzend Und spiegelnd sich in reiner Quelleufluth! Wie groß bist Du! Dort strahlst Du furchtbar prächtig Ein rics'ger Recke nach crsiegter Schlacht, Gewaltig, crzumpanzert, grimm und mächtig Voll Schauer und voll Ernst und doch voll Pracht! diesen herrlichen Weihegruß sandte im Lenze seines Dichtens Anastasius Grün dem theuren Vatcrlandc Krain, dem merkwürdigen Ländchen, dessen oft und viel gepriesene Naturwunder schon Torquato Tasso besungen und das die Zeiten über so mancher „Weltumwandcrer" den schönsten Ländern an die Seite gestellt. Doch nicht allein die Werke der Natur sind es, vor denen Du hier stille stehen sollst, Dich „staunend zu ergötzen", nicht allein des „Triglav" eisig Haupt, das in steiler Höhe unnahbar fast zum Himmel ragt, nicht der „Savica" tosend Fall, durch Mythe und Nationalgeschichtc gleich geheiligt, nicht der „wundervolle See",') ans dem „jetzt man fischt und gleich darauf die Rüden rennen", nicht jener stolze weite Grotten bau, wo seit Aeonen die geheime Kraft Stein gebilde schafft, übersäet mit Milliarden von Krystallen, glitzernd und flimmernd, als wär'S munterer Bergesgeister ewiger Hochzeitssaal; nicht dieß allein ist'S, was Deinen Schritt y Der Zirknitzscc in Innerlraiu, unweit Adelsberg. I innehalten soll, wenn Du mitten auf der Brücke stehst, die die Natur auch hier wolweislich dem nach den Reizen des Südens mächtig begehrenden Norden geschlagen, von welcher Du schon den unvergleichlichen Himmel Italiens schauen kannst und an deren einem Pfeiler noch der Sohn der Alpen steht, die auf gefährlichem Steige erjagte Gemse über den Rücken geworfen, während Dich drüben Oliven- und Orangenhaine grüßen — nicht all' dieß allein ist's, was Dich zur Umschau mahnen soll in dem schönen Ländchcn Krain! Auch die Geschichte dieses Land es, die Geschichte dieses Volkes ist cs, — beides bisher so wenig gekannt, so wenig gewürdigt — was inSbcsondcrs in unseren Tagen nicht ohne Beachtung bleiben sollte. Seit den frühesten Zeiten, seit der große Kaiser Karl auf den Trümmern des alten Römcrreiches ein neues Weltreich begründete und damit den Grundstein der weiteren Staatenbildnngcn in Europa legte, bis hente, immer waren Krain und die knapp anrennenden Gestade der „blauen Adria" von den Machthabern im Norden und im Süden gleich heiß umworben! Durch Jahrhunderte rangen die deutschen Kaiser mit dem „Löwen von San Marco" um den Besitz dieses Landes und die stolze Dogenstadt prunkend und schwelgend im üppigen Besitze immenser Schätze jedweder Kunst und der feinsten Genüsse des Lebens, das hochgebildete Venedig, verschmähte nicht die Bundcögenosscnschaft mit dem „Barbaren aus dem Südosten", wenn es galt, das „geflügelte Wappen" dem frnchtreichcn Wippachthal entlang bis an den Eingang zu den ergiebigen Qnecksilbcrgrnbcn von Jdria zu tragen, oder aber sich die höchsten Masten für seine Seefahrer ungestört vom Karste zu holen ! Doch der wilde „Erbfeind der Christenheit", der Türke, und der schlaue Vcnetianer, sie wurden beide, so oft sie kamen, immer wieder heimgeschickt mit blutigen Häuptern vom Bolkc Krams und von dessen heldenmüthigen Führern — der Ukrainischen Ritterschaft"! Der Adel Krains, „redlich und mannhaft", hat er iniincrdar gestritten für die Rechte des Landes und für dessen Freiheit! Ein strenger Kritiker, der ob seiner scharfen Zunge und spitzen Feder viclverfolgtc Philologe des XVI. Jahrhunderts, Nieodc.mns Frisch lin, der eben in jener Epoche der Türkenlämpfc der evangelischen Schule in Laibach längere Zeit als Rertor vorgestanden, rühmt cS vom krainischen Adel,') daß er bescheiden, nüchtern, verständig, daß selten Einer, der nicht seine drei oder vier Sprachen kann und etliche Züg' wider den Türken gethan! Und nach mehr denn zwei Jahrhunderten zollte ein siegreicher Feind, der Stellvertreter eines neuen Herrschers, der französische Marschall Marino nt, General-Gouverneur Jllyriens während des französischen Interregnums (1809 bis 1813), die gleiche Anerkennung demselben Adel, den er, wie er in seinen Memoiren schreibt, entsprechend seiner Zahl, seinem Alter und Ansehen mit aller Auszeichnung behandelt hat.') Wie aber KrainS Adel und Bolk — die „Ritterschaft" und das „Aufgebot des gemeinen Mannes" — in den Türkenstürmen stets ans den Vorposten und alle Augenblicke von „Visiten" der ungebetenen Gäste heimgesucht, ihr Banner selbst im ärgsten Gedränge nicht aus den Augen ließen, es hoch hielten und >retteten, so gab es in diesen Tagen und früher und später auch bei uns stets Männer des Geistes — eingebornc und fremde — die um das ') Leben und Schriften des Dichters und Philologen NicodemuS Frischlin von Dav. Fr. Strauß p. 254. ") Memoiren III. x. 360. Banner der Civilisation geschaart, für den Fortschritt wirkte» und stritten, im Wissen und in der Kunst! Eines der ältesten und angesehensten Adels-ge schlechter im Lande Krain, die eingeborncn Herren und Frei Herrn von Grimschitz haben nicht minder als andere Cavaliere unserer Heimat den edlen Wettkampf auf beiden Wahlstättcn — im Kriege und im Frieden — mitgekämpft in höchsten Ehren und cs glänzt ihr Name in gleicher Schöne neben den Namen der besten Kämpen: Auersperg, Hohenwart, Cazianer, Lamberg, Naubcr und Thurn. Ebenso prangt aber auch neben den heimatlichen Gei stesherocn: Trüber, Schönlcben, Valvasor, Zois, Vodnik, Vega und Preöcrn der Name jenes in der Jugenderinnernng der jetzt zu Männern gereiften Zeitgenossen unvergeßlichen fremden Lehrers, des verewigten Gelehrten v. Schulz-Straßnicky, der vor mehreren Jahrzehnten am Laibacher Lyceum Mathematik und Astronomie gelehrt, ') so unsere Jünglinge in jenes Reich des Wissens einführend, zu dem sich die Jugend unseres Volksstammes stets zumeist hingezogen fühlte, und der, wenn er jetzt ihren Blick an Zahl und Maß hienieden geheftet, im nächsten Augenblick ihren ') Ueber Schulz' Wirken in Laibach schreibt u. A. Schiilraih Dr. Moknik: „Bedauerlich war der Zustand, in welchem damals (1829) das wistenschaslliche Leben an dem Laibacher Lyceum darnieder lag .... Da kam der geistvolle Schulz nach Laibach und mit ihm ein bis dahin nicht gekanntes Regen und Streben unter die studierende Jugend.... Schulz war der belebende Brennpunkt, um den sich alle Männer der Wissenschaft und Kunst schaarlen. Alle« suchte seine Freundschaft und seine» geistreich belehrenden Umgang." Er war innig befreundet mit dem genialen Uebersetzer Byrons, dem noch viel zu wenig gekannten Dichter Hilf eher, und mit dem großen Linguisten, dem Bibliothekar Eop, der leider ein so tragische« Ende fand. (Professor Schulz von Straß» icky, als Gelehrter und Mensch. Wien 1862. P. ? ft) Forschergeist von der Erde nach dem weiten Himmelsraume lenkte, unter derselben Devise, die einst die krainischen „Grenz Helden" sterbend vor sich hingehaucht: Xä astra! * -k- H Die geschichtliche Studie, die ich auf den nachfolgenden Blättern über das Geschlecht der Herren und Freiherren von Grimschitz zur Darstellung bringe, macht durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit, einmal stand mir von dem Entwürfe der Arbeit bis zur Drucklegung für Vor- und Ausarbeiten nur der kurze Zeitraum von zwei Monaten zu Ge böte, dann war ich hier von den Hauptquelleu, den Archiven und Bibliotheken KrainS getrennt, nur auf meine, aus frühe rer Anwesenheit in der Heimat stammenden, wenn gleich nicht geringen Excerpte, sowie auf die wenigen in hiesigen Bibliotheken vorfindigen krainischen Geschichtswcrke beschränkt. Kostbares, wenn gleich nur geringes, Materiale hingegen gewann ich im Haus-, Hof- und Staats-Archive und im k. k. Adels-Archive im Ministerium des Innern, für dessen freundlichst gestattete Benützung ich hier meinen geziemenden Dank sage. Alter und Ansehen. Nahezu ein Jahrtausend beträgt das Alter der im Lande Krain hochberühmten adeligen Familie Grimschitz und cs zählt dieselbe zu den wenigen noch lebenden einge-bornen Adclsgeschlechtcrn dieses Landes! Der krainische Historiograph Johann Ludwig Schön-leb cn,i) der in der zweiten Hälfte deö XVII. Jahrhunderts lebte und schrieb, hat den ihm befreundeten Herren Georg Karl und Georg Adam von Grimschitz, aus Manuskripten ') Siehe über die LcbcnSverhältnissc und die Schriften Schön-lcben'r meinen Aufsatz: Eine krainische Gelehrtenfamilie. Blätter ans Krain 1863. Nr. 46 fs. der Familie, der Stadt Laibach und der krainischen Landschaft, sowie aus Chroniken genealogische Notizen über ihre Vorfahren zusammengestellt, welche hochinteressante bisher unbekannte Handschrift meines berühmten Landsmannes das k. k. Adclsarchiv im Ministerium des Innern bewahrt. Schönte bei, beginnt die Reihe der Herren von Grimschitz mit dem Ritter Otto von Grimschitz um 937. Von diesem Otto von Grimschitz an führt der genannte Genealog die Herren von Grimschitz bis auf die im Jahre 170l in den Frcihcrrnstand erhobenen Herren Georg Adam und Georg Karl; er kennt in dem Zeitraum von 764 Jahren 3l Herren von Grimschitz, wobei viermal je zwei und einmal drei Brüder genannt erscheinen. Sowohl in dieser Reihe Schönlebcn's, sowie in der Fortsetzung derselben im XVlll. und XIX. Jahrhundert finden sich Männer von hervorragender Bedeutung ans den verschiedenen Gebieten des öffentliche» Lebens unserer Heimat. Wir sehe» den einen und den andern Herrn von Grimschitz in den höchsten Aemtern der Landschaft, als Landeshauptmann (— was bisher nicht bekannt war, der erste nachweisbare Landeshauptmann von Krai» war ein Herr von Grimschitz, —) als Landcövcrwcscr und als General des Grciizhcercs, ein Herr von Grimschitz hat, wie eben Schönlcbcn nachweist, die Würde eines Obcrsthofmciftcrs im (krainischen) Hofstaate König Ottokars von Böhmen bekleidet, mehrere Herren von Grimschitz glänzten durch Gelehrsamkeit und alo Förderer von Kunst und Wissenschaft, andere leisteten in der Folgezeit dem österreichischen Kaiser staate wichtige Dienste in hohen Staatöstellen; -- von all' dem spreche ich später ausführlicher. Die eminente Stellung im Lande, welche das Geschlecht stets einnahm, macht es auch erklärlich, daß wir, bei den Familien Umschau haltend, in welche im Laufe der Zeiten die Herren von Grimschitz als Eidame eintraten, fast durchwegs ersten Namen heimatlicher und fremder Adelsgeschlechtcr begegnen. Den Reigen eröffnet eines Herzogs von Kärnten, Her^ zog Heinrichs Tochter, eine verwitwete Scheyer (Schayrcrl, nni das Jahr 1000, um welche Zeit Krain die Mark des Herzogs von Kärnten war;') dann folgt um 1245 ein Ritterfrüulcin aus dem hochbernhmtcn kärntischen Geschlechte der Schenk von Osterwitz; um 1257 eine Gräfin von Hcunbnrg, - Schöiilebcn gibt keinen Taufnamen au — deren Bater, Ulrich Graf von Heunburg, Landeshauptmann von Krain war; um 1464 eine Gräfin von Orten- bnrg, 2) welches HauS bekanntlich fürstliches Ansehen genoß, und dessen reiches Erbe in Kärnten, Krain und Steiermark an die Grafen von Cilli überging. Wir begegnen weiters in älterer Zeit Damen aus den Geschlechtern Coronini, Formcntini, Harra ch, Kh ü n-burg, Lambcrg, Liechtenstein, (diese um 1340, wahrscheinlich eine Tochter des krainischen Landeshauptmanns Rudolf von Liechtenstein,) Paradeiser, Pilstein, Thonhausen, Trautmannsdorff. Auch eine Eng- ') Klnn, Archiv für Landesgcschichte von Krain, 2. nnd 3. Heft >>. 13. 5 Schöiilebcn aus einem Manuscripte der krainischen Landschaft. — Tan gl (Die Grafen von Hennburg. Archiv sitr Kunde österreichischer GcschichtSqncllen, herausgegeben von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften XXV. p. 26l), kennt drei Töchter aus der 1270 geschlossenen Ehe des Grasen Ulrich von Heunbnrg mit der Witwe Herzog Ulrichs von Körnten, einer Tochter des Markgrafen von Baden und der babcnbergischcn Herzogin Gertrude; doch keine von diesen Dreien hatte einen Herr» von Grimschitz zum Genial. Es muß daher angenommen werden, daß die hier gemeinte Tochter des Grafen Ulrich aus einer andern bisher unbekannten Verbindung desselben stammt. ') Balvasor Ehre de« Herz. Krain kkl. (IX.) p 17. länderin (Elisabeths Corsona Anglica) findet sich am Beginne des XVII. Jahrhunderts in dieser Reihe. Bon krainischen Edelfräuleins, die sich mit Söhnen des Hauses Grimschitz verbündet haben, sind wir namentlich anzuführen nur im Stande: die Fräuleins von Ainödt, Ca-zianer, Egg, Kreyg, Räuber (um 1099) und Si-gerstorff. Bei vielen der von ihm angeführten Staiumesherren von Griinschitz mußte schon Schöntebeu wegen mangelnder Daten schreiben: „Ehe-Eonsortin unbekannt!" Besonders gilt das von der ältesten Zeit. Ist aber Schönleben's „Fragmentum", wie er seine Aufzeichnungen bescheidentlich selbst nennt, im Beginne lückenhaft in Bezug auf Genealogie, so entschädigt es uns an selber Stelle doch reichlich durch die bereits angedeuteten historischen Daten: daß ein Herr von Grimschitz, Landeshauptmann von Krain, ei» anderer Ottokars von Böhmen oberster Hof mcistcr (in Krain) gewesen. Der erste LandcSl>aupt>nan» in Krain und der Oberst-hofineistcr König Ottokars. Sämmtliche Geschichtschreiber Krams führten bisher als e r st e» Landcshaupt m ann vouKrain -- in welcher Stelle sich die gesummte Selbstverwaltung des Landes eon centrirtc und der, so lange die Landschaft autonom war, unmittelbar deren Interesse» bei dem jeweiligen Herrscher vertrat, — einen gewissen Rudeli» von Birnbaum auf; die einen setzen den Beginn von dessen Hauptmannschafl in das Jahr 1251, ') andere um das Jahr 1250, noch andere erst um 1261. ^) ') Siehe »icinen Herbard Vlll. von Auersperg. Wien, BraniniNler 1862. p. 143 Anm. 92. °) G Kozina: Blätter aus Krain 1863. z>. 144. !) Schönleben's Auszeichnung aus einer allen Handschrift und aus genealogischen Notaten der Familie Grimschitz selbst bringt uns aber einen noch früheren Landeshauptmann. Er schreibt: „Alexander der änderte von Grimschitz, Landeshauptmann in Krain a 1245." (Alexander II. von Grimschitz war ein Sohn des Peter von Grimschitz, welcher um N84 lebte.) — Alexander von Grim-schitz hatte nach dem angegebenen Jahrcsdatum also die Lan-deshanptmannschaft um die Zeit inne, als Herzog Friedrich von Oesterreich — der sich dann auch Herr von Krain (äo-»iin»8 Oarniolias) nannte — vom Kaiser Friedrich die „Mark Krain" und zugleich das Privilegium erhalten hatte, das Land zu einem Hcrzogthumc zu erheben, welch' letzteren Borrechtes er sich jedoch nie bediente.') Nach Herzog Friedrichs von Oesterreich Tode zog Herzog Ulrich 111. von Kärnten die Herrschaft in Krain an sich, betrachtete sich als selbstständigen Herrn von Krain, und wußte bald die weltliche Macht, die der Patriarch von Aquileja bis nun im Lande Krain inne gehabt und in die schon Bernhard von Kärnten Eingriffe gemacht,'^) vollends zu beseitigen. Nach dem Herzog Ulrich cs dahin gebracht, daß sein Bruder Phi lipp zum Patriarchen von Aqnileja gewählt worden war, setzte er vor seinem l269 (27. October) erfolgten Tode zum Erbe» seiner Allodc und Lehen, sowie der Obcrherrlichkcit in Krain, Istrien, am Karste und Kärnten den König Ottokar von Böhmen ein,-') der im Vereine mit seiner Gemalin schon >254 (Wien 31. März) einige Edle ') (Bodnik) Geschichte des Herzogthnms Krain u. s. w. Wien 1820. W. ') Mitth. d. hist. V. f. Kr. 1855. p. 86. ') Das Testament öäo. 4. December >268 bei äs ltuboi» läouuiu. sse. elynil. e. 75. 76. Krains seiner besonderen Gewogenheit versichert hatte.') So fort nach Herzogs Ulrichs Tode sandte König Ottokar den Bischof Brnno von Olmütz zur Besitznahme von Kärnten und Krain ab, welcher jedoch nur zwei Schlösser, die sick-freiwillig ergaben, erhalten konnte, das Ucbrige besetzte Philipp, der Bruder Ulrichs. 2) Im nächstfolgenden Jahre (>210) Känig Otto kar selbst mit einem Heere gegen den inzwischen abgesetzten Patriarchen von Aquileja, den Herzog Philipp, in die südlichen Provinzen zu Felde, eroberte Laibach nach dreitägiger Belagerung mit Sturm und bezwang die Vesten Land st raß und Stein. Die übrigen Orte ergaben sich freiwillig. Da Abgeordnete der Stünde von Kärnten Krain Unterwerfung anboten und um Schonung baten, so schloß Ottokar Frieden mit Philipp, gegen dem, daß Letzterer auf Kärnten und Krain gänzlich verzichte. Von Krain zog Ottokar nach Kärnten, wo er nach altem Herkommen ans dem Herzogstuhle eingesetzt wurde und die Huldigung der Stände annahm.") In den neu erworbenen Ländern Kürnten-Krain setzte Ottokar einen königlichen General-Capitttn ein, und e scheint als solcher 1270 -1273 Herr Ulrich von Dürnholz, und von 1273—1276 Herr Ulrich Schenk von Habsbach. Außerdem hatte Ottokar wie in Böhmen, Oesterreich und Steier, auch in Kärnten Krain seine königlichen Würdenträger, Oberst- und Unterkäinmcrcr, Marschällc, Truchsesse, Mundschenken und Andere. ^) Als Obersten Hofmeister in Krain (um 1273) nennt nun Schönlcbcn „nach einer böh mischen Chronik" Herrn Valentin von Grimschitz, einen ') Milth. d. hist. B. s. Kr. 1819. P. 68. (f.) ') Klun Archiv I. «. ->. 37. 2) Palacky, Geschichlc von Böhmen 11. 1.214. Palacky I o. p. 208. Palacky >. e. ivickem. Sohn des Philipp von Grimschitz und einer Gräfin von Hennburg, wie schon erwähnt, einer Tochter des Grafen Ulrich von Hennburg, Landeshauptmannes von Krain ') und von Kärnten?) Im Frieden zwischen König Ottokar und König Stephan von Ungarn (1271) ward Krain der Krone Böhmen zugesprochen. -') Herzog Philipp von Kärnten nahm cs aber auf die Dauer mit der gegebenen Verzichtleistung nicht strenge; er reiste 1274 nach Rottcnburg und nahm Kärnten und Krain von Rudolf von Habsburg zu Lehen, der sohin den Stünden von Krain wiederholt diese Belehnung mittheilen und schließlich befehlen mußte, dem Herzog Philipp Gehorsam und Treue zu leisten. (1276 27. September.) *) Zwei Monate später (21. November 1276) schloß der vom Kaiser Rudolf dem König Ottokar, wegen der vom Letzteren verweigerten Herausgabe von Oesterreich, Steier, Kärnten und Krain erklärte Reichskrieg mit dem Verzichte Ottokars auf die genannten Länder. ^) Eine Stelle in dem Freiherrn-Diplomc der Familie Grimschitz vindicirt dem genannten Obersten Hofmeister König Ottokars Herrn Valentin von Grimschitz das Verdienst, daß „als Wcyl. RudolphuS glorwiirdigsten Angedenkens zum römische» Kaiser erwählet worden, auch zwischen beiden Hünptcrn (Rudolf und Otto-kar) grosser Krieg entstanden Er Valcntinus von Grimbschiz sich in'S Mittel gelegt und soviel zu Wege ge- richtet, daß durch seine intcrposition die zwischen ') Nach Schönlebeu'S >18. und nach Balvasop I. c. Hl. (IX.) p. 16. i) 1269 bis Ende 1270 Tangl I. a. 2. Abth. p. 19. Herr Ko- zina meint a. a. O. Ulrich könne nur als GegenlandeShauptmann gegen Rudclin von Birnbaum, der aus Philipps von Kärnten Seite stand, aufgefaßt werden. Klun I. e. p. 68. ') Klun I. e. p. 39 und 40. ') Böhmcr'S Regesten S. 60. beiden Kronen geschwebten Differenzen beigelegt nnd in einen erwünschten Fri edeus stand verwechselt worden". Soweit die Quellen über diesen Friedensschluß im Feldlager vor Wien bisher bekannt sind, läßt sich urkundlich diese Angabe nicht erhärten.') DaS Wachsen der Hausmacht. Des Herrn Valentin von Griinschitz Sohn Heinrich von Griinschitz ehelichte (1307) im Schloß Ainöd") ein Fräulein von Ainöd") und führte nach dieser Verheiratung den Titel eines „Herrn zu Ainöd".— Sein Sohn Herr Paul von Griinschitz ahmte dem Vater in der Vermehrung der Hausmacht nach; derselbe wird als Herr in Schönstein und Portendorff genannt. ^) Des Herrn Paul von Griinschitz Sohn Nico laus von Griinschitz erscheint in zwei Urkunden im geheimen Haus, Hof- und Staats-Archive. In der ersten «Uly, Chellerberg am nächsten Suntag vor unsers Herrn Auffahrt (2. Mai) 1371 bekennt Graf Otto von Ortcn-burg, daß er zwei in dem Dorfe zu „Graetschach und Lanschron" gelegene Güter, die ihm „Nikkei Grimschitzer" „aufgegeben" Rüpplein dem iLhrcutzer Bürger zu Villach als ') Palacky, der in einem freundlichen Schreiben an den Verfasser zugibt, daß die Würde eines Obcrsthofmeisters in Krain unter König Ottokar ein Herr von Griinschitz bekleidet habe, zweifelt jedoch an dessen hervorragendem Antheile an den historischen Ereignissen seiner Zeit; „denn die Hanptpersonen, welche im Drama jener Zeit mitspielten, seien ja sonst nicht nnbetannt". '*) Ein prachtvolles Schloß in Unterkrain, jetzt Se. Durchlaucht dem Fürsten Carlo« Auersperg gehörig. ') Valvasor I. - N (Xl.) ?, IS. Schönleben I o, Schönleben I. o. Lehen verliehen habe.') — In der zweiten Urkunde (ohne Angabe des Ortes) „am Freitag vor St. Michaelstag" (25. September) 1375 bekennt „Nickel der Grimschizer", daß Albrecht Bischof von Trient, Graf zu Ortenburg und Friedrich Graf zu Ortenburg ihm und seinen Erben den Hof zu „Grimschiz", der von En der lein dem H of er kauft ist, ^) gegeben haben mit allein Zugehör. „Also beschaidentlich, — heißt es in der Urkunde wörtlich — daß ich meinen vorgenannten Herrn daselbs cze Grimpschiz dienstlcich sitzen sol, vnd sol in warten mit einem Stnckh wan si oder ir Geschäft von iren wegen mich dartzu vordcrn." ^) Des Herrn Nikolaus von Grimschitz Schwägerin, seines Bruders Peter Gemalin, Kathrey des Zeber sel. Tochter von Jgg erhielt (1386) für sich und ihre Söhne und Töchter vom Grafen Friedrich von Ortenburg fünfthalb Huben „zum Chreutz" „an der March gelegen", eine Mühle an der „Ner-ein", ein „Bergrecht" „das zu den Huben im Chreutz gehört" und eine Hube zu Schates (6adez) zu Lehen. *) Im Jahre 1393 erscheint Herr Franz von Grimschitz im Besitze des in unmittelbarer Nähe von Laibach an dem ') Orig. Perg. ein anhängende« Siegel (wohlerhalten) da« Ortenburgische Wappen mit der Umschrift: ch 8. Oomit'. Ott', l). Oetvnb'. P. 's Geheime« Hans-, Hos- und Staats-Archiv. Ändert vom Hos und dessen Hausfrau und Erben bekennen, daß sie den Grasen Otto und Friedrich von Ortenburg ihren Brüdern und Erben einen Hof zu Grimschitz und zwei Wiesen im Anger zu VaelS (Velde«) und aus dem Pölan um 36 Mark Aquilejer Pfennige verkauft haben. Orig. Perg. drei anhängende Siegel (wohlerhalten) Aenderleins, Herrn Geyselhers Poschen und WeydleinS Paelik. ') Orig. Perg. zwei anhängende Siegel (wohlerhalten) sein N. Grimschitzer'S und Geyselhers von Stem ze Zeiten Purkgraf ze Wal-denberch. <) Geheime« Haus-, Hos- und Staats-Archiv. Orig. Perg. s. I. 1386 Freitag nach dem Hl. Auffahrtstag (l. Juni) die angemeldeten Siegel (Ulrichs Gutnawer und Jörgen von Palik) fehlen. Laibachflusse romantisch gelegenen Schlosses Kaltenbrunn, das in seiner jetzigen Gestalt ein nachheriger Besitzer Herr Veit Khisl (im XVI. Jahrhundert) erbaute, wie dieß heute noch deutsche Reime aus einer Gedenktafel ober dem Haupt-thore besagen. Nach der Familie K hisl kam die Gesellschaft Jesu in den Besitz von Kaltenbrunn, jetzt gehört dasselbe dem bekannten Großindustriellen Herrn Fidelis Terpine. Unter Kaiser Friedrich III. Ein Enkel des Herrn Franz von Grimschitz, Herr Hans von Grimschitz (der vermalt war mit einer Grä sin von Ortenburg), ') zog 1440 mit dem Adel von Krain in dem große» „Aufgebote und Aufzuge", den Kaiser Fried rich III. gegen die Ungarn ans Steiermark, Kärnten und Krain nach Fürstcnfeld und Nadkersburg angeordnet hatte, nach der letztgenannten Stadt. Der Aufruf lautete dahin: Es sollten 1) die Grafen, Ritter und Knechte, wo möglich in eigener Person mit ihren Dienern zu Roß erscheinen; 2) die Länder als solche je den zehnten waffenfähigen Mann (Bauern) wohl bewehrt stellen; 3) von den „aufgebotenen" Bauern sollten je 20 einen gut gerichteten Deichselwagen und darauf 2 Hacken, 2 Schaufeln, 2 Hauen, 1 Krampe und eine starke eiserne zwei Klafter lange Kette mitführen; 4) die Bischöfe, Prälaten, Acbte und Aebtissinen sollten „gerüstete Pferde" geben und ebenfalls den zehnten Bauersmann stellen und 5) alle Städte und Märkte gleich falls ihre Mannen zu Roß und zu Fuß in's Feld senden. „Und es erschienen" — wie der Chronist schreibt — „so Herren und Ritter waren fast alle in eigener Person mit je einen, zwei, drei, vier, fünf, etliche auch wohl mit mehr, ') Schöulebtti I. c. ') Balvasor I. e. IV. (XV.) 313 ft. doch alle mit lauter kriegserfahrenen und wohlversuchten wehrhaften Dienern " Ans Steiermark 34 Prälaten, 4 Grafen — 2 Grafen von Cilli und 2 Grafen von Montfort — 11 Herren und Freiherr,, und 236 Ritter und Knechte, aus Kärnten 19 Prälaten, 2 Herren und 96 Ritter und Knechte, aus Krain endlich 7 Prälaten, 3 Herren und 145 Ritter und Knechte. In der Reihe der Ritter, welche vier Aucr-spcrge eröffnen, erscheint auch Herr Hans Grimschitzer. Daß dieser „Aufzug" gegen die Ungarn gerichtet war, die zur selbe» Zeit den Johann Hnnyadh, den „Vojvodcn Janko", wie das sndslavischc Volkslied ihn nennt, zum Regenten erwählt hatten, geht auö Friedrichs Begleitschreiben des Aufrufes an den Bischof von Gurk in Kärnten hervor, worin ausgesprochen wird, daß der „Anschlag" „sol cher Handlungen und Geschäftöwegcn" geschehen sei, „so sich jetzt in dem Land von den Ungarn begeben und ergangen". ..Es sei eine Lust gewest" — schreibt Balvasor nach einer ältern Aufzeichnung des Wilhelm Schertz, — „diesen wolmnndirten Feldzug zu sehen", auch haben sich die „Aufgerufenen" mannhaft und ritterlich gehalten. H Stand ja doch die Ritterschaft und das ganze Volk der drei Lande, Steiermark, Kärnten und Krain seit dem Jahre 1396, in welchem die Osmanen das erste Mal in den Gebieten zwischen der Save und Drave erschienen waren, auf permanentem Kriegsfuße, denn in größeren oder kleineren Zwischenräumen fiel von da an der „Erbfeind der Christen heit" in unsere Länder, um durch sic hindurch auf immer größeren Umwegen ihr eigentliches Ziel: Wien und Deutsch land zu erreichen. ?) '1 Valvasor I. o. ibiävr». -) S. meinen Aussatz: Die Einfälle der Osmane» in Steiermark, Kärnten und Krain .... Oest. Militär. Zeitsch. v. Strefsleur. 1864. 2. Bd. Den glänzendsten und einen selbstständigen Antheil nahm aber das Land Krain an diesen langjährigen blutigen Türkenkriegcn. Die Aufzeichnungen der krainischcn Landschaft zeigen es, wie Krain allein vom Anbeginn der osmanischen Einfälle bis auf das Jahr 1597 achthalb Millionen in Gold aufgewendet, wie denn auch dadurch gar viele adelige Familien ihre anererbten uralten Stammgüter und ihr ganzes Vermögen eingebüßt, außerdem, daß viele derselben ihr Blut und Leben gegen den Erbfeind verloren. Neben der Landschaft wurde der Erzherzog, der Kaiser und das deutsche Reich, ja bei gar großen Türkengefahren die ganze Christen heit durch den heiligen Vater um Hülfe angegangen.') Im „Reiche", sowie beim Erzherzog waren die im XVI. Jahrhunderte so hoch gegangenen Wellen der Religionsstreitigkeiten oft und oft der Hemmschuh raschen und ausgiebigen Bei-steucrns. Da wurde auf den Landtagen und Reichstagen her nmgestritten, und die Gewährung der einen Forderung von der der anderen abhängig gemacht; die Regenten verlangten persönlich oder durch ihre Commissäre Beiträge für die Grenze, die Adeligen und Reichsfürsteil brachten immer wieder die „Religionsfreiheit" vor die Versammlung. Hätte da die krainische Landschaft nicht im eigenen Interesse die Grenze mit ihrer immer bereiten Mannschaft gehütet, und auf eigene Kosten ihren persönlichen „Zuzug" geleistet, cs wäre manchmal den benachbarten Landen, ja Oesterreich und Deutschland schlecht ergangen! Dadurch, daß Krams Adel die Christenheit vor dem Erbfeinde beschützte, hat er zugleich das eigene Land vor dem Joch der Moslim gewahrt, und die Civilisation der kommenden Jahrhunderte gerettet! ') Im Jahre 1454 predigte auch der berühmte Barsüfzermönch I. Lapistran in der Pfarrkirche zn Laibach wegen der Türkengefahr, »tun I. -. 2. 3. p. 229. ............ Unter den vielen hervorragenden Führern unseres Volkes gegen den „Erbfeind" finden wir auch den Herrn Wolfgang Sigismund von Grimschitz, einen Sohn des Herrn Hanns von Grimschitz, 1464 als „General der Armee Friedrich des III." ') Und trotz der kräftigen Abwehr, die vom Lande Krain stets gegen den Türken geleistet wurde, schwärmten die Paschas mit ihren Horden mordend und sengend oft bis an die Hauptstadt, das „weiße Laibach", und auch weiter hinauf nach dem herrlichen Obcrlande, dabei feste Städte und offene Märkte, Schlösser des Adels und geistliche Häuser verwüstend. Viele von den damals zahlreichen Klöstern des Landes empfanden wiederholt das Anstürmen der „Christcnwürger", so auch das im Jahre 1238 von den Herrn von Stein und dem Akten Albert von Obcrbnrg gegründete Frauenkloster Michelstättcn bei Steins am Fuße der Alpen. Im Jahre 1471 ward das schöne Stift ganz zerstört. Zwei Jahre später siel dem Hanse nach dem Aussterben der Herrn von Stein das oberhalb des Klosters gelegene Schloß derselben z», welches nun den Schwestern als Zufluchtsort bei Einfällen der Türken diente und von da an „Frauenstein" genannt wurde. ') Die Vorstehcrinen dieses Klosters hießen vom Anfange Priorincn und behielten diesen Titel auch bis zu der unter Kaiser Josef II. (1782) erfolgten Auflösung. >> Schönleben I. o. 2) Es waren Dominikanerinen, „Schwestern, welche die Regel de« Hl. Augustin bekennen, an die Regel des Hl. Benedict sich halten und die Fasten des Hl. Benedict beobachten." — Die ersten Schwestern kamen aus Wien. StiftungSurkuiide abged. Mitth. d. H. B. s. Kr. 1854. ,>. 76 ff. ") S. meinen Aussatz: Einfälle der Osmanen u. s. w. I. a. (nach einem bis. d. k. Hosbibliothek zu München). «) Valvasor I. °. III. (XI.) 365-68. Unter den Jahren 1480—1483 nennt Valvasor') als Priorin von Michelstättcn Susann« von Grim-schitz, während deren Amtsführung das Stift abermals harte Prüfungen durch die Türkengefahr zu bestehen hatte, denn 1480 unternahm der „Türke" einen großen Zug durch Krain nach Kärnten und wieder auf demselben Wege zurück; desgleichen kam er 1482 und 1483 in diese Gegenden. ^) Der Landcsvcrwcscr Johann Max van Gxiinschitz. Mitten in die Tage der heißesten Kümpfe mit den Osmancn trat Kaiser Max mit seinen Reformen ans politischem und juridisch cm Gebiete; hier fassen wir nur Letztere in's Auge, da nur diese zu unserem Thema in direktem Bezüge stehen. Zwar hatte schon mit der Herrschaft der Karolinger in Krain die fränkische Gerichtsverfassung init ihren Grafen-und Hosgerichten Eingang gefunden, doch hatten sich nebenher noch immer die nationalen slavischen Z up an-G eri ch tc (die otara pravcka — alte Gerechtigkeit) erhalten, in denen der Zupau (Ortsültester) mit seinen Beisitzern über einen Fall entschied, wobei die Stimmen mittelst Einschnitten auf Holzstäben abgegeben wurden. Diese Zupangerichte hob nun Kaiser Max 1494 auf ch und wies die Parteien an die „Laudschrannc" (Landschaft) in Laibach, in ältester Zeit Hofthaiding genannt. Es war dieß bekanntlich das Gericht, „vor welchem die Herrn und Land-leute (Landstäude) um ihr Erb und Eigen Gilt oder Lehen oder welcherlei es sei, zu Recht stehen und sich verantworten mußten", oder nach einer Definition des Landschrannen-Pro-kuratorö Burkhard von Hitzing: ,,8nmmnm Tribunal 1'ro- - *) >. c. ibiäsm. ') S. meinen Aussatz: Einfälle der Osmancn n. s. w. I. o. will. °) lBodnik) Geschichte von Krain u. s. w. p. 89. vinvine, in lstw Onusae Urovmeiulinm potitorio nt p»8-8688orio juelioio vnntilnntnr".') Das Landschranncngcricht begriff eine doppelte Instanz in sich, die Land- und die Hofrechte. Unter dein Landrechte verstand mgn die Statuten, Freiheiten und Satzungen des Landes, insoweit sic in der Landhandfcste oder anderen Urkunden enthalten waren nnd im engeren Sinne alle die Herren und Landlente betreffenden Klagen, ausgenommen „Gewalt" und „Entwehrungcn", nümlich Störungen des Besitzes, welche letzteren in das Hofrecht gehörten. Gegenstand des Landrechtes waren daher Erbfälle, Testamente, Legate, Fidcicommisse, Inventur bei Nachlässen der Herren und Landlcutc, Vormundschafts- (Gerhabs) Sachen, Crida und Edictalvcrhandlungen, Injurien und Ehrensachen, Lehensachen n. dgl. Ausgenommen vom Schrannengerichte waren die Verbrechen, welche durch den Landeshauptmann oder Landesverwalter und die Herren und Landleute abgeurtheilt wurden, meist ohne Advokaten, oft auch ohne Kläger, ex ot'kvio, und zwar „8nmwuri88ime". Beschwerden der Unterthanen gegen ihre Obrigkeiten wurden von der landcshauptmannschaftlichen Stelle entschieden. Das Personale des Landschrannengerichtes bestand aus dem Landeshauptmann als Vorsitzenden, den Beisitzern, dem Landschrannenschrciber, den Schrannenadvokaten und dem „Wcisboten" (Gerichtsvollzieher). Der Landeshauptmann hatte das Recht die Land- und Hofrcchtc nach Belieben zu „besitzen", d. H. sic einzuberufen und ihnen zu präsidircn oder das Präsidium seinem Stellvertreter zu überlassen. In den Hofrechtcn vertrat den Landeshauptmann der Landcsverwalter, in den Landrechtender Landes Verweser. ') A. Dimitz über da« Landschrannciigericht in Laibach. Berh. u. Mitth. d. jnrist. Gesellsch. in Laibach. II. Bd. p. 233 fs. 2 * In diesem Amte eines Landesvcrwcsers in Kr a in') treffen wir und zwar als 33. in der Reihe auch eine» Herrn von Grimschitz; es bekleidete dasselbe nämlich Herr Johann Maximilian von Grimschitz im Jahre 1500.2) Das Landschrannengericht tagte im Landhausc und zwar in der Landstnbe, wo auch die Landtage gehalten wurden. Am obereil Ende einer viereckigen Tafel hatte der Landeshauptmann seinen Sitz, welcher leer blieb, wenn er nicht selbst präsidirte; der Landesverweser nahm seinen Platz an der rechten Seite, wo im Landtage die infulirten Prälaten zu sitzen pflegten; auf den Bänken — der Grafen-und der Nittcrbank — saßen die Beisitzer; außer der Schranne die geschworenen Advokaten. So lange das Gericht dauerte, mußte der Vorsitzende den Gcrichtsstab, das Symbol seiner Gewalt, in den Händen empor („schwebend") halten, sobald er ihn aus der Hand legte, war das Gericht aufgehoben; bevor er ihn aufhob, durfte das Landrccht nicht beginnen. In frühesten Zeiten wurden die Hofthaidinge jährlich 6—7 Mal gehalten und jedesmal in wenig Tagen „ausgesessen"; später, da die Rechtssachen sich häuften nur mehr zwei bis drei Mal des Jahres und eine Session dauerte oft mehrere Monate. Die Parteien mußten am Sonntag vor dem Beginne der Gerichtssitzung (diese fand regelmäßig an einem Montage statt), in Laibach ankommen und am Tage darauf zur Winterszeit um 7 Uhr, zur Sommerszeit um 6 Uhr Vormittags auf dem Landhaus erscheinen. — Vor Alters pflegte man die Beisitzer (12—16) im Beginne des Hof- ') kraotor krovinciss, oberster Landrichter oder Landvogt. (Bal-vasor I. o. m. (IX.) p. 71.) ') Balvasor I. e. P. 74. (1498 war e« Herr Georg von Egg — 1512 Herr,.Paul von Rasp.), thaidings zu wählen, da sie aber in der Folgezeit häufig von den Sitzungen wegblieben, brachte es die Landschaft 1510 bei Kaiser Max dahin, daß sie besoldet werden durften (freilich passirte der Kaiser statt der beantragten 1000 fl. für 16 Beisitzer nur 600 fl.); jetzt wurden sie immer für ein Jahr bestimmt und in das Schrannenprotokoll eingetragen (ein Vorgang analog dem heutigen Eintragen in die Ge-schworncnlisten). Landschrannen - Advokaten gab cs zur Zeit Maximilians drei; sie mußten sich vor der Aufnahme in den Verhören Kenntnisse der Landrcchte praktisch sammeln. Sie standen bezüglich ihres Verhaltens unter strenger Aufsicht; dem Advokaten, der durch Schmähungen das Maß überschritt, konnte der Vorsitzende auf der Stelle eine Strafe (Verweis, Geldstrafe, ja selbst Arrest) diktircn. — „AuSge-sessen" war ein Hofthaiding, wenn alle Prozesse vorgenommen worden waren. Am letzten Tage des Hofthaidings berief der Meisbot die Parteien drei Mal öffentlich zum Gericht zu kommen, und erst, wenn sich niemand mehr meldete, wurde die Sitzung geschlossen. Der Vorsitzende übergab den Ge-richtöstab dem Weisbotcn, der sich damit zur Thüre begab und ausrief: „Hiemit sind die Lands- und Hofrechten ans-gescsscn und die avtionvs und Handlungen, so bisher nicht vorgekommen, gefallen." Dann klopfte er mit dem Stab an die Thür, zum Zeichen, daß die Rechte ein Ende haben, daher Pflegte man die „Aussitzung" der Rechte auch „AuSklopfnng" zu nennen. Leider bin ich nicht in der Lage über die spezielle Amtswirksamkeit des Landcsvcrweserö Herrn Hans Wik-)) Helm von Grimschitz Details beizubringen, da die ältesten uns erhaltenen GerichtSbüchcr nicht bis zum Jahre 1500 zurückreichen; die frühesten im Archive des historischen Vereines für Krain bewahrten Hofthaidingc beginnen mit dem Jahre 1542, die Landschranncn Protokolle »nt 1572 und die Landhausvcrhörc gar erst mit 1582.') IwU8« 1s U1^ 6»8tlv." Die erwähnte Bestimmung, daß Beschwerden der Unterthanen (Bauern) gegen ihre Obrigkeiten (die Adeligen und deren Pfleger und Amtleute) von der landschaftlichen Stelle (vom Adel) entschieden wurden, daß also der Adel Richter in eigener Sache war, diese Bestimmung war geeignet, im Zusammenhalte mit dem Entbehren der altgewohnten Zupan-gerichte die Unzufriedenheit unter den slovenischcn Bauern reger und immer reger zu machen, dazu kamen die argen Bedrückungen des Bauersmannes in Leistung der Roboten und Abgaben, sowie nicht minder die fortwährenden Aufgebote gegen Türken und Venetiancr und dabei der Mangel einer ausgiebigen Hilfe von Seite des Reiches in dieser Richtung, so zwar, daß die Feinde von der Kulpa und vom Karste her im ersten Anprall stets über unbewehrte Orte dahinstürmend das Land rasch überflnthetcn, und wenn auch dann sofort besiegt und zurückgeworfen, doch Elend und Jammer immer in reicher Fülle hinter sich ließen. All' dieß schürte unter dem Volke das Feuer der Empörung, das lange im Verborgenen fortgcglimmt hatte, immer mehr und plötzlich schlugen die Hellen Flammen des Aufruhrs in allen slovenischcn Landen hoch empor. Nach vereinzelten schwächeren Versuchen brach 1515 ein furchtbarer Rachekricg der „windischcn Bauern" los, -) der vom Sommer des genannten Jahres bis in's kommende Jahr 1516 währte; es kam eine Zeit für die Herren, wo, ») Mitlh. d. hist. B. s. Kr. 1863. P. 13. 2) S. meinen Aussatz: Der große windische Bauernbund von 1515 und 1516. „Grazer Ztg." 1863. Nr. 127 ss. wie einer derselben Freiherr von Lainbcrg sich ausdrückt, „münnigcr wär gewesen ein Paucr lieber, dann ein solicher Edelmann, daß er müßte sein der Bauern Unterthan".*) Die Quellen über diesen Bauernaufstand nennen uns eine erhebliche Anzahl „gebrochener Burgen" und „gespießter und gcviertheilter Edelleute" — der Name Grimschitz erscheint darunter nicht; wir sind somit nicht unberechtigt, daraus den Schluß zu folgern, dieses Geschlecht habe in dem Verhältnisse zu seinen Unterthanen eine Stellung eingenommen, daß es selbst solchen Ereignissen ruhig und getrost cnt- gcgenblicken, und als dieselben eintraten, von ihnen unberührt bleiben konnte. Auch die Stürme der „Reformation" umtosten blos das Hans der Grimschitze, ohne in dessen Inneres einzudringen; wenigstens ist nach gegenwärtigem Stande der Forschung über diese Epoche der Landcsgeschichte nicht bekannt, daß ein Herr v. Grimschitz dem katholischen Glauben seiner Väter abgeschworen hätte. Verfasser, sowie der seit Jahren mit der Erforschung der Zustünde Krains im Zeitalter der Reformation beschäftigte bekannte Pfarrer Theodor Elze 2) begegneten in ihren betreffenden Excerpten aus der Zeit der Reformation und Gegenreformation diesem Namen bisher nicht. Ja mitten in dem harten Kampfe, den der glaubenö-fenrige Bischof Thomas Chron auf den Kanzeln der Kirchen und in seinen imprvvisirten Bergpredigten, von seinem Sitze in der Landtagsstube und innerhalb der Schranken der sogenannten „Rcformations - Commission" gegen Adelige, Bürger und *) DcS Herrn von Lambrrg Selbstbiographie in deutschen Reimen bei Valvasor I. c III. IX.) p. 51. 2) Herr Elze theilte mir freundlichst mit, daß er tiber meine bezügliche Aufrage seine zwei bis dreitausend Zettel in dieser Richtung durchgesehen und nicht« gesunden habe. Bauern führte, die der neuen Kehre gefolgt waren, mitten in -cm erregten Streite, bei dem protestantische Bücher auf offenem Markte wagenweise verbrannt, protestantische Bethauser in die Luft gesprengt wurde», während anderseits lutherische Bürger durch die Straßen ziehende katholische Prozessionen mit Hammer und Axt überfielen, protestantisch gesinnte Adelige katholischen Priestern gewaltsam den Eintritt in ihre Patronatskirchen verweigerten und gegen landesfürstlichen Befehl die „Prädikanten" bei sich versteckt hielten, mitten in diesen Tagen des Zwistes und Haders baute Herr Achaz von Grimschitz friedlich den Hof zu „Grim-schitz" neu auf.') Es war das derselbe Herr von Grimschitz, der in dritter Ehe eine Engländerin heimführte und legt letzterer Umstand die Bermuthung nahe, daß Herr Achaz dem um jene Zeit bereits begonnenen Geschmacke folgend, ans weiten Reisen außer Landes gewesen, zu deren Antritte ihn wohl die Wirren daheim mitbewogen haben mochten. Im Palais Auersperg. Erst nachdem die Ruhe auf kirchlichem Gebiete im Lande wieder eingekehrt war, traten die Herren von Grimschitz auch wieder in den Vordergrund und wir sehen zunächst die jungen Herren von Grimschitz Georg Adam, Hans Jakob und Georg Joseph ans „den Brettern, die die Welt bedeuten", nämlich ans der von den Vätern der Gesellschaft Jesu auch für ihre Zöglinge am Collegium zu Laibach aufgeschlagenen Bühne, die von der krainischcn Landschaft als Fördernngsmittcl der Bildung und Erziehung in liberalster Weise unterstützt wurde und welcher der große Kunstmäccn h Schönlcben I. o. — In dieser neuen Gestalt sah Freih. von Valvasor das HauS der Grimschitze, der es in seinem Werke denn auch (III. XI. p. 266) abbildete und beschrieb. Graf Wolf Engelbert von Auersperg im Prachtsaale des „Fürstenhofes" ihre Stätte angewiesen hatte, mit den Söhnen der hervorragendsten Cavaliere des Landes, gemeinsam auf dem Cothurn einherschrcitcn. Neben Dramen, deren Stoffe der Bibel und der Legende oder der Geschichte der .Römer und Griechen entnommen waren, spielte man da auch patriotische Stücke: von Kaiser Rudolph von Habsburg oder von des „letzten Ritters" wunderbarer Rettung auf der Marlinswand oder den Renegcsang der oberösterrcichischen Bauern über den Aufstand unter Stefan Fadinger u. s. w. u. s. w. Die fürstlich Auerspergis che Haus b i bli o th ek, auf deren reichen Inhalt und hohen Werth Verfasser zuerst im Detail hingewiesen hat,') enthält mehr als ein halbes Hundert solcher Dramen oder Dramcnskizzen, deren Dichter zumeist nicht genannt sind. Unter den genannten ist auch Johann Ludwig Schönleben und ein ?. An schütz, vielleicht aus demselben Geschlechte stammend, dem später der berühmte Tragöde entsprossen. Der von dem Landeshauptmanne Wolf Engelbert von Auersperg im italienischen Stile erbaute Palast (in der Herrengasse) war zur Zeit der Mittelpunkt alles socialen Lebens in der Hauptstadt Laibach, und insofcrue sich in ihr das des ganzen Landes konzentrirte, von ganz Krain. Was Laibach und Krain damals an hervorragenden Männern, an Künstlern, Gelehrten und Freunden der Kunst und des Wissens zälte, schritt durch den breiten Thorweg des Aucröpergischcn Hauses. Wie in diesem Musenhofe den Freunden der damals bei uns noch neuen Muse der dramatischen Kunst genügt wurde, habe ich bereits angedeutet; aber auch die Verehrer der Ton- ') Siehe meinen Aussatz: Die Fürstl. Carlos AuerSpergische Hausbibliothek. Oest. Wochenschrift u. s. w. (Beilage der k. Wiener Zeitung) 1863. II. p. 624 ff. kunst horchten hier schon italienischen Opernarien zehn Jahre früher, als Paris es im Stande war, ') die Maler wetteiferten dem edlen Kunstfreunde die Säle und Gänge des Palastes, die reizenden Kioske und Lusthäuser des weitläufigen Gartens mit den schönsten Fresken auszuschmücken. Und während ans der in diesem Garten angebrachten „adeligen Schießstätte" die Cavaliere und die Offiziere der „krainischen Ritterschaft" zur Waffenttbung nach der Scheibe schoßen, studirten und forschten der unermüdliche Hausbibliothekar Johann Ludwig Schönleben, der intime Freund Wolf Engelberts nnd der für Krain unsterbliche Patriot, der oft genannte Historiograph Freiherr von Balvasor^) in der kostbaren durch Wolf Engelbert mit Liebe und Sachkcnntniß zusammengestellten Büchcrsammlnng! Doch stören wir nicht die beiden Gelehrten, — wofern sie an dem Tage, den wir meinen, nicht schon das Wogen und Rauschen gestört hat, das seit dem frühesten Morgen von der Straße zu den hohen Fenstern des Büchersaales empordringt. Siche da! In der That sic schließen die Klappen des Pcrgamentbandes, den sic eben zur Hand gehabt, — es war vielleicht der alte Thencrdank mit seiner Unzahl von Bildern aus dem viclbewegten Leben Max I. — und sic schreiten die Treppen hinunter, Schönleben im Feierkleide eines Theologie - Doctors, der Freiherr von Balvasor mit blankem Harnisch nnd mit glänzendem Helme, auf dem die schmucken Federn sich wiegen, blau und gelb, in den Farben der Landschaft. Da stehen schon auf dem neuen Markte die ') Im Jahre 1660 ivmde in Laibach (im Ballhaus) die estre wällischc Oper prilsentirt. Die Philharmonische Gesellschaft in Laibach von Keesbacher. Laibach 1862. p. 8. *) Ueber Balvasors Bedeutung und Wirken vergleiche meine biographische Skizze: Balvasor. Graz 1866. (Leuschncr und Lu-bensky.) „Eompagnicn der Ritterschaft" und dic „Bürgcrwchr", um hinauszuziehen auf das freie Feld vor der Stadt Laibach. Die Erbhuldigung Kaiser Leopold I. iu Laibach. Es war der 7. September des Jahres 1600, als Kaiser Leopold über Kärnten in's Land kam, um auch die Huldigung der Stände von Krain entgegen zu nehmen. Da war auf der Evcne, eine halbe Meile von Laibach in der Richtung gegen Krainburg entfernt, in der Nähe einer Linde ein prächtiges Zelt mit Sammt und Atlas „ausstasfirt", aufgerichtet, wo der Adel und die Ritterschaft den Landesfttrsten erwarteten, und der Handkuß geleistet wurde. Pompös war der Einzug, ein selten gesehenes Schauspiel. Den Zug eröffneten kroatische Edelleute mit um die Schultern geworfenen Tigerhäuten, dic Leibgarde des Generals an den Grenzen des Herrn Herbard von Auersperg, dann folgte ein krainischcr Jüngling, 20 Jahre alt, in kroatischer Kleidung freistehend auf «»gesatteltem Pferde, eine fünf Ellen lange Lanze in der Rechten balancirend, der General, türkische Musik, ein Schwarm Reiterei mit Gold und Silber verzierten Pferden, mit stolzen buntscheckigen Tigcrhüntcu, Lanzen init seidenen Quasten, „und je barbarischer oder fremder — schreibt Freiherr von Valvasor — dieses Spektakel war anzuschauen, desto mehr raffte es dic Augen der Zusehcr an sich, zumal der Fremden und Ausländer". Außer dem zahlreichen Gefolge des Kaisers wohnten diesem Festzugc auch der päpstliche Nuntius und der vcnetianische Botschafter bei — doch übersehen wir Niemanden. Es kommen die Reiterkompagnicn der Landschaft, 800 Mann zu Pferde, durchwegs wohl uniformirt und armirt, dann die Hoffouriere, Bereiter, dic Handpferdc führend, die Trompeter und Hcerpauker, die Kammerjunker, die Grafen und Barone, die krainischen Herrn und Adeligen, der fremde Adel und der Erzherzog. Dem Kaiser voran reite» die Herolde des Reiches und der Länder und der kaiserliche Vice-Marschall Graf Lambcrg mit dem gezückten Schwerte, der Kaiser zu Pferd, zur Seite schreiten entblößten Hauptes Hatschiere, ihm unmittelbar folgen die beiden genannten Botschafter, dann Obcrst-hofinarschall Graf Portia und Obcrflstallmcistcr Graf Dietrichstein, daran reihen sich Edelknaben, Hccrpauker, Hatschicre, Trabanten und die 24 kaiserlichen und crzherzoglichcn „Leibkarrossen". Das damals in Krain stationirte Kürassicrrcgi-mcnt Arizaga acht Kompagnien schließt den Aug. Beim „Viccdomthor" standen 100 Mann der Bürgergarde, 600 andere beim Landhaus. Der Einzug währte zwei Stunden und schloß mit einem Tcdcnin im Dome zu St. Niklas. Es folgten nun Festlichkeiten auf Festlichkeiten, Stadtbe-lenchtnng, Festschicßcn, Hofjagdcn, Schiffrenncn, Theater bei Auersperg, mehrere kleine Gelage und ein großes Bankett. Letzteres fand am Tage des feierlichen Hnldigungsaktcs selbst statt. Dieser wurde in der bischöflichen Pfalz, wo der Kaiser das Hoflager aufgeschlagen hatte, am 13. September Vormittags vorgenommen. Kaiser Leopold wurde aber von der persönlichen Leistung des Eides (mit entblößtem Haupte und erhobenem Finger) an die Landschaft, wie dieß vordem immer geschehen, gegen einen NeverSbrief, daß dieß unbeschadet dem Willen seiner Nachfolger sein solle, entbunden, doch versicherte der Kaiser mündlich „durch hohe und wahre, sonst im Juraincnt begriffene Worte" die „Rechte und Freiheiten" des Landes zu schützen. Nun leisteten die Landschaft, der Landeshauptmann, die Bischöfe, Prälaten, Erbüintcr, geheime» Räthe, die „Herrn und Adeligen, sowie die Vertreter der Städte und Märkte", nachdem ihnen der Eid verlesen worden, die Angelobung; und schließlich folgte der Handkuß. Ein Tedeum schloß den Vormittag, Nachmittag gieng man zur „Huldig ung s t äse l". Zu dieser konnten wegen beschränkter Räumlichkeiten doch nur vor allen die Fremde», dann die Würdenträger des Landes und von dem übrigen ei nheim is ch en Adel nur die angesehensten und hervorragendsten Cavaliere beigezogen werden. Solcher Auszeichnung ward unter wenigen Andern, trotzdem, daß er keinerlei Amt oder Würde im Lande bekleidete, Herr Johann Ludwig von Grimschitz theilhaftig, der, nach einer von Nalvasor darüber genau ge, führten Aufzeichnung, an der Tafel des krainischen ErbtruchscssenJohann Georg v.Hohcnwart seinen Platz hatte. Daß genannter Herr von Grimschitz alle die großen Festlichkeiten der Huldigungsfeier mitgemacht, braucht nicht erst eigens hervorgehoben zu werden, denn Valvasor betont es wiederholt, daß dabei der gesammtc Adel Krains anwesend war. *) ^enikemin Opernsurul». Die Nachwehcn dcS dreißigjährigen Krieges waren nun nahezu ganz verwunden — die krainischc Landschaft brauchte ihre Kassen nicht mehr blos zur „Versorgung" der noch immer von ihr versehenen Grenzvertheidigung oder zur „Ausrüstung kaiserlicher Regimenter" „die im Lande geworben" im „Reiche" draußen raufen mußten in Sachen des Kaisers, offen zu halten, sic konnte den klingenden Inhalt ihrer Gcldtruhen jetzt auch den friedlichen Interessen der Landescultur, der Pflege von Kunst und Wissenschaft widmen, und um so stärker war jetzt die geistige Strömung im Lande, als mit kurzer Unterbrechung im Zeitalter der Reformation, wo durch die Ucbersetzung der Bibel in's Slovenische der Grund zur slovenischen Literatur gelegt worden war, durch nahezu drei ') I. o. HI. (X.) x. 377. ff. Jahrhunderte der Kriegslürm von Nah und Fern jede geistige Regung in Krain, dieser Etappe pur vxaellgnos, übertäubt hatte. Jetzt nicht mehr so strenge gebunden durch die allge meine Wehrpflicht, in der die krainischc Ritterschaft in ihrer Gesammtheit zum Kampfe an den Grenzen gehalten war, war der jüngere Theil des Adels mit einem Male flügge geworden und stürmte, dem Beispiele der Standesgcuossen anderer Länder folgend, hinaus in die weite Welt. Unsere jungen Cavaliere giengen auf große Reisen nach Deutschland, Frankreich, England, Spanien, ja selbst übcr's Meer nach Afrika und Amerika; zunächst aber nach all' den berühmten Stätten der „kolln Italirr", wo der Geist so vielfache unvergängliche Nahrung findet, wo die Sinne sich öffnen und die herrlichsten Genüsse das Herz erfreuen. Und namentlich zwei Orte waren cs, die als besondere Zielpunkte dieser „italienischen Reisen" bezeichnet werden können — das alte berühmte Bologna, die reimn mrrtor Uononieiwm und Padua, das vielbesuchte. Von da brachten sic dann die schönsten Jugenderinnerungen und gewichtige Verbindungen fiir'S ganze Leben mit heim, lesen wir ja doch in Stammbüchern aus jenen Tagen, die noch heute da und dort in unsern Schloßarchivcn bewahrt werden, Facsimiles und Sinnsprüchc mancher deutscher Fürsten, mit denen unsere jungen Edelleute den Worten eines LehrcrS gehorcht, mit denen sic im Halb dunkel der alten Bogengänge ihrer Universitätsstadt auf und nicdergewandclt, Abenteuer mit schwarzäugigen Donnen und Zweikämpfe mit eifersüchtigen Signoris bestanden hatten. Aber außer solchen Reminiscenzen trugen die Meisten aus ihnen auch die Lust mit heim in's Vaterland, das Streben in Kunst und Wissen, dessen herrliche Früchte sic im hellsten Glanze italischen Lichtes geschaut, auf heimatlichen Boden zu verpflanzen. Die ^onclomin Aslr>tvriim zu Bologna und die Boucle min ^renäum zu 3!om — sie waren cs, mit denen in Verbindung treten zu dürfen, die reichbegabten Söhne unserer Heimat als höchstes Ziel ihres Ehrgeizes ansahen, sie waren es auch, die einem Kreise, von dem Besuche der italischen Hochschulen mit eminenter Bildung hcimge-kehrter Männer aus der Geburts-, sowie der nun schon mehr und mehr hervortretenden Bürgeraristokratie als Ideale eines ähnlichen am Herde der Penaten zu gründenden Instituts lange hin vorgeschwebt! Plötzlich zündete solcher Gedanke! — An älteren Gesinnungsgenossen fanden die jugendlichen Fcuergeister freundliches Entgegenkommen und Theilnahme bei ihrem Beginnen, anderseits Blaß und Richtung bei Verwirklichung dcö schönen Werkes. Der gelehrte Domprobst Johann Prescrn ') voran, dann der oft genannte Schönlebcn, und der emsige Archäologe Johann Georg Dolni car von Th alb erg, ?) dessen Oheim, Domdechant und Dombaumcister Johann Anton Dolnicar von Thalberg/) der Jünger Aescnlaps Max Gerber,H der große Musikfreund Bcrthold von Höffe rn/) der juristische Schriftsteller und LandschaftSseerctär Johann Da- ') Derselbe war vielvermögend beim damaligen Laibacher Bischose Christoph Graf Herberstei», mit welchem er, sobald der Bischof auf längere Zeit von Laibach abwesend war, in intimen Briefwechsel stand. Die Correspondenzcn werden im Domcapitel-Archiv in Laibach bewahrt. 2) Siche meinen Aussatz: Eine krainische Gelehrtenfamilie. Blätter aus Kram I. a. ') Siehe meinen Aussatz: Eine krainische Gelehrtenfamilie. Blätter aus Kram I. o. <) Er war auch Mitglied der k. Leopoldiitischcn Akademie blaturrw vnriosorum. — Siche meinen Aussatz: Die krainische Land-schast und das Sanitätswcsen in Krain. Blätter aus Kram, 1864. Nr. 24. p. 95. h Siehe die Phil. Ges. in Laibach I. o. p. 9. niel von Erb erg') und der geistreiche Kunstmäcen Georg Adam von Grimschitz — sie begründeten nach dem Muster der italienische» gelehrten Gesellschaften am Ausgange des XVII. Jahrhunderts eine Akademie der Wissenschaften und freien Künste nntcr dem bescheidenen Titel einer ^vaäomia Oparusoium -) (der Thätigen oder Fleißigen) und wühlten diesem Namen entsprechend als Symbol: die Biene! Acht Jahre (von 1693, dem Todesjahre Valvasvrs an) hatten die Gründer an der Ncalisirnng ihres Planes im Stillen gearbeitet, erst im Jahre 1701 trat die Akademie als solche offen auf, hielt ihre feierliche Bcrsammlung im alten Land-tagSsaalc") und machte ihre Statuten bekannt. Dieselben umfaßten neun Sätze. Punkt IV projcktirtc die Herausgabe einer Art Re ale ncykl opäd ic unter dem Titel: Gelehrte Abhandlungen der Gesellschaft der Opcroscu in theologischen, juridischen, medicinischen, politische» u. a. Fächern; Punkt VI verpflichtete jeden Akademiker irgend ein Werk, das seinem Berufe und Talente nahe liegt, nach vorgenommener Revision durch die akademischen Censoren herauszugeben; Punkt IX ordnete jährlich vier Privatznsnmmeuküuftc und eine öffentliche feierliche Jahresversammlung an, zu welch letzterer „die Honoratioren und der Adel der Provinz und andere Liebhaber der Wissenschaft eingeladen und bei welchem Anlasse akademische Reden gehalten und gelehrte Abhandlungen vorgetragen werden sollten." Diese y blarui (kooblin) Itibliotksu!» Oaniiotia« — ein vorzügliches Qiiellenwerk — herausgegeben itb.r Antrag des Dr. E.H. Costa vom hist. Ber. s. Kram 1862. p. 18. 2) Eine ausführliche Schilderung dieser gelehrten Gesellschaft gab Dr. E. H. Costa in den Mitth. d. hist. Vcr. f. Krairi. Junihest 1861. y Die Akademie ward au« dem landschaftlichen Fonde dotirt. Bgl. m. Auss.: Die krain. Landsch. u. s. w. a. a. O. eben citirten drei Satzungen berechtigen uns wol die Akademie der Dperosen als eine „Akademie der Wissenschaften" schlechtweg zu bezeichnen. Punkt VI und Punkt IX sehen wir auch in der Zeit des Bestandes (1701—1725) erfüllt, es wurden die genannten Versammlungen gehalten und Mitglieder der Akademie edirten Werke: so Dolnic'ar, Gerbec, Gladic u. m. a.; Punkt IV die Herausgabe von Akademieschriften unterblieb. Die Akademie gieng aber auch in ihrer Förderung von Kunst und Wissen aus der engen Studierstube auf den „Markt des Lebens" hinaus, und hatte sie schon in Punkt VIII ihrer Satzungen die Gründung einer öffentlichen Bibliothek (der heutigen Laibacher Seminarsbibliothek) als ihre Aufgabe festgestellt, die sie auch sofort erfüllte, so schritt sie auf dem Wege der Gründungen noch weiter fort. Sie begründete, bezügliche Vorschläge eines und des andern ihrer Mitglieder würdigend, eine „^vaäeima kbilimrwoniooruw« die heute noch bestehende philharmonische Gesellschaft, (1702) eine Schule für dramatische Kunst, womit auch ein Cours für Gymnastik verbunden war, eine Zeichenakademie, eine Akademie der ritterlichen Exercitien (des Reitens und Fechtens) und schließlich, waS von unschätzbarem Werthe war, ein Collegium der Juristen und Rechtsfreunde, welches Collegium sodann (1710) juridische Vorlesungen an der bereits (1703) errich-teten philosophischen Facultät in Laibach begann, somit die Errichtung einer Universität vorbereitete, — die jedoch wahrscheinlich wegen Mangels einer hinreichenden Dotation nicht definitiv begründet werden konnte. Außer der genannten schon so mannigfachen Anregung ließ es sich die Akademie der Operosen angelegen sein, die zahlreichen römischen Denkmale in Laibach, dem alten „Emona", und im Lande rings umher aufzuzeichnen und zu 3 conserviren. Sie war es ferner, welche die Stadt Laibach mit hervorragenden nenen Monumentalbauten verschönerte. Der Dom zu St. Nikolaus mit seinen farbenfrischen lebendigen Fresken von Quaglio's Pinsel, das Priesterhaus — als „Collegium Carolinum Nobilium" gegründet — die Ur-suliner- und Pctcrskirche und das schöne stattliche NathhanS, alles ist ihr Werk. Und an all diesen Schöpfungen hat wieder Herr Georg Adam von Grimschitz') den rühmlichsten Antheil genommen; hat ja der gewissenhafte Dolnic'ar in seinen Aufzeichnungen getreulich die Namen derjenigen verewigt, die in der einen und andern Richtung sich an den Gründungen und Stiftungen der Akademie in erster Linie betheiligt haben?) So darf cs uns nicht Wunder nehmen, daß dieser Cava-lier, der so viel für den Aufschwung des künstlerischen und wissenschaftlichen Lebens der Heimat wirkte, die Aufmerksamkeit auch außer dem Lande befindlicher Kreise auf sich lenkte und daß auch der Höchste „im Reiche", selbst ein Freund der Künste und Wissenschaften, daß Kaiser Leopold I. des Herrn Georg Adam von Grimschitz Streben in vollstem Umfange würdigte. Schon in dem Jahre, als die „^oaäemia Oporo8orum" ans ihrer Verborgenheit an den Hellen Tag trat, begnadete der Kaiser Leopold (Mo Eberstorff 1. Oktober 1701) die Brüder Georg Carl und Georg Adam, Herren von und zu Grimschitz aus ') Eine Biographie dieses Herrn von Grimschitz sand Freiherr von Erderg (1825) in einer Handschrift der Laibacher Seminarsbibliothek von I. Mengini (Menken?) Oataloxus virorum illustrium in Lsrniolia . . . 1715. Diese Handschrift ist nach einer soeben an mich gelangten sreundlichcn Mittheilung des hochw. Herrn Dr. Thcol, Heinrich Pauker von Glanseld, Professor und Bibliothekar am s. b. Priesterseminar in der genannten Bibliothek dermalen nicht mehr vor-findlich. ') Brouillons von Dolniöar's Hand. (dlos. d. Scmiiiarsbidl.) „Schönstem, Wartendorff nnd Pöllenstein" (Söhne des Hans Ludwig von Grimschitz) mit der Erhebung in den Frciherrnftand sammt dem Prädikate oder Titel: „Wohlgeboren". — In dem hierüber ausgestellten Adclsbriefe') wird auf die hohen Verdienste der beiden genannten Herren und ihrer Vorfahren hingewiesen, wobei diejenigen, die wir in öffentlichen Aemtern und Diensten gesehen, namentlich angeführt werden; auch wird darin das Alter und das Ansehen der Familie, sowie ihre Verwandtschaft mit so vielen hochadeligen Geschlechtern besonders hervorgehoben, nnd weiters der Umstand betont, „daß die von Grimbschitz hievor schon in solchem Ansehen waren, daß sich Theils derselben bereits längsthin des Herren Titels gebraucht, sogestalt geschrieben und genannt haben". Der Schluß des kaiserlichen Gnadenbriefes spricht die Hoffnung aus, daß auch diese beiden „Herren" „die altbewährte Treue und Devotion" ihres Hauses gegen die kaiserliche Majestät und das durchlauchtigste Erzhaus erweisen und leisten werden. Nicht lange währte es und Herr Georg Adam Freiherr von Grimschitz kam mit dem gesammten Adel der krainischen Landschaft, wie dieser im Landtage des Herzogthums Krain vertreten war, in die Lage, die 8 oyalität und Hingebung an die Dynastie durch einen Akt von weltgeschichtlicher Bedeutung auf das Glänzendste zu manifestiern. Die pragmatische Sanktion, mit welcher Kaiser Karl VI. seiner Tochter der großen Kaiserin Maria Theresia die Erbfolge in seinen Landen ') K. k. Adel-archiv im Ministerium des Innern. 3 * sicherte, wurde, wie de» andern Königkeichen und Ländern auch der krai irischen Landschaft unterm 30. April l 720 zur „Annahme, Erkenntniß und Pnblizirnng" vorgelegt. Die betreffende von Graz aus intimirte kaiserliche Botschaft wurde am 19. Juni 1720 in öffentlicher sehr zahlreich besuchter Sitzung dcS krainischcn Landtages (derselbe zählte 65 Mitglieder)') vorgelesen und cs wurde be schlossen, eine Adresse') an den Kaiser zu richten, was auch am selben Tage geschah. Diese Antwort der „Ehrsamen Landschaft in Krain" an Seine Majestät Kaiser Karl VI. enthält einige hochwich. tige Gedanken und Ausführungen. Die Mitglieder der krainischcn Landschaft anerkennen die hohe Bedeutung und den Nutzen der Succcssionsordnung für das Wohl und die Sicherheit der „untergebenen Königreiche und Länder", für ihre „Vereinigung und Zusammen-behaltung", sie anerkennen ferner, daß dieselbe ihnen und ihren Nachkommen zum Besten gereicht und nicht nur allein, weil dieselbe — wie sic ausdrücklich sagen — in der Gott gefälligen Gerechtigkeit und höchster Billigkeit gegründet, sondern auch hauptsächlich auf das Heil aller dero treu gehorsamsten Unterthanen und Vasallen auch allgemeinen Tran-quilität von Europa allerprciswürdigst abgesehen, ansonsten auch (und darauf legen sie das Schwergewicht) der, von dero Alle, durchlauchtigsten Erzhaus Oesterreich diesem Herzog-thume Krain vor vielen hundert Jahren allcrgnädigst ertheilten Landesfreiheit und Landhandfeste Fol. 5, H. 6 varbis: „Wir setzen auch, daß die Töchter ihrer Väter Erbgut ') Damals zählte dieser Landtag also fast »och einmal so viele Mitglieder als heute. ') Die Copie des „an den Hos" gesandten Originals befindet sich im landschaftlichen Archiv zu Laibach. besitzen, ob, (wann) Sy der Söhn nicht haben", durchaus konform ist! Weil die beabsichtigte Successionsordnung mit dem Landrechte durchaus konform sei, „daher, sagte die Landschaft weiters, wolle sie dieselbe, sowie die „fürgesehene unzertrennliche Beisammcnhaltung" der Königreiche und Länder als eine von Gott eingegebene allerweiseste Anordnung, womit nicht allein Land und Leute allerklugist regiert und allen innern Spaltungen vorgebogen, sondern auch denen fremden und ausländischen Invasionen und Anfechtungen mit bestmöglichster Macht gesteuert wird, mi t einhellig er Stimme und freimüthigster Beipflichtung angenommen wissen; sie werde ferner dieses Gesetz immerwährend unverbrüchlich und fest halten, auch standhaft mit „Darstrekung der äußersten Kräfte" und „Aussetzung Guts und Bluts" vertheidigen, wie nicht minder hiemit ihre Descedenten und Nachkömmlinge, auf das „verbindlichste obligirt und verbunden sind", sie zu halten". Schließlich bittet aber die Landschaft den Kaiser, er geruhe sie vermöge des von Ferdinand II. aufgerichteten Te-stamentcsH. 9, „bei denen von dcro glorwürdigsten Vorfahren diesem trcugehorsamsten Herzogthum Krain allermildreichst ertheilten Freiheiten, Gnaden, Gaben, auch Recht und Gerechtigkeit noch ferner allergnädigst beharren zu lassen". Diese Adresse haben alle im Landtage anwesenden Mitglieder — den Landeshauptmann Grafen Johann Caspar von Cobenzl an der Spitze — unterschrieben. Aus den vielen Namen von Repräsentanten der noch lebenden und der bereits erloschenen Familien, die wir da lesen, leuchtet uns auch der Name Georg Adam Freiherr von Grim-schitz entgegen. Nachdem alle Landtage Oesterreichs in Bezug auf die „proponirte Successionsordnung" „abgehört" worden, wurde die betreffende „Resolution" der kaiserlichen Regierung für Jnnerösterreich über die Thron und Erbfolge abgefaßt und datirt dieselbe Graz, 7. Febrnar 1726. Diese „Resolution", welche die Mittheilung der Allerhöchsten Sanction enthielt, gelangte dann binnen Kurzem an die krainische Landschaft und wurde im Landtage zu Laibach am 10. März 1726 „abgehört". Von diesem Zeitpunkte an zog sich die Familie Grim-schitz wieder mehr und mehr vom öffentlichen Leben zurück, und — freilich wol mag ich dieß mit Rücksicht ans die Eingangs erwähnte Beschränktheit meiner Quellen nicht apodiktisch hinstellen — begegnen wir bis zum Ausgange des XVIII. Jahrhunderts den Freiherrn von Grimschitz nur bei den festlichen Auffahrten zu den Landtags-Sessionen, deren in der Regel sehr kurze Dauer ihnen immer eine rasche Rückkehr in ihr Haus im romantischen Oberlande gestattete. An den Tagen solch' officicller Anwesenheit in der Hauptstadt mag wol gewöhnlich die Pförtnerin des Klosters der Clarisserinnen der Schwester Josefa den Besuch ihrer Verwandten gemeldet haben; es weist uns nämlich die Liste der nach der Aufhebung des genannten Klosters in Laibach noch 1790 anwesenden Nonnen dieses Ordens auch eine Josefa Freiin von Grimschitz.') Um diese letztere Zeit finden wir aber neuerdings einen Freiherrn von Grimschitz im Staatsdienste. Es ist der k. k. Kreiskommissär Johann Nep. Frcih. von Grimschitz. „Diana die Jägerin." „Es ist bekannt," schreibt Franz von Kobcll/') „daß sich in älterer und neuerer Zeit nicht nur Männer mit der ') R. Schrei Mitih. d. H. V. f. Kr. 1860. p. 60. 2) Jagdhistorisches über Raubwild von Fr. v. Kobeil. Braum schweig, Bieweg 1858. p. 187 Jagd beschäftigten, sondern auch Frauen und Lungsrauen, und die Zwillingsschwcster des Apollo, die bogenführcnde Diana ist von St. Hubertus nicht so ganz aus der hohen Stellung verdrängt worden, die ihr schon die alten Griechen eingeräumt haben!" Die „adelige Jagdgesellschaft", die sich um k790 in Laibach conslituirte, bestand ebenfalls aus „Damen" und „Herren".und wühlte den Namen: Diana die Jägcrin.') Sie zählte an hundert Mitglieder. Großmeister waren: Seine Majestät Ferdinand von Bourbon, König beider Sicilien") und Ihre Majestät Maria Carolina, Königin beider Sicilien, Erzherzogin von Oesterreich; als „depntirter" Großmeister fungirte Johann Adam Fürst von Auersperg; oberster Vorsteher der Gesellschaft war Anton, Graf von KHeven Hüller, n. ö. Landmarschall, und als dessen „depntirter" Vorsteher leitete Vincenz Graf Thurn, k. k. Kämmerer, die Geschäfte an Ort und Stelle. Als Mitglieder finden wir eine Reihe der hervorragendsten Namen der österreichischen (Schwarzenberg, Trautmannsdorff, Falkenhayn) und inncröstcrrcichischen Aristokratie, ans Steiermark, Kärnten, Krain und Küstenland; aber auch Magnaten ersten Ranges aus Croatien und Ungarn gehörten diesem „Clubb" an und da begegnen wir u. A. den Namen Barkozy, Er-dödy, Nadasdh, Keglcvic, Kulmer, Orsic, Ser-mage, Szörenyi, Voikfy. Unter den Sportgcnossen aus Krain speziell erscheint auch ein Herr von Grim-schitz, und zwar der bereits genannte Johann Ncpo- ') S. meine Geschichte der Laibacher Schützengesellschast. Laibach 1862 p. 3. s. ') Im Jahre 1790 verweilte der König aus der Durchreise in Laibach und besuchte die SchiesWlte, wo noch heute eine Bestscheibe au seine Anwesenheit erinnert; die Schlußverse auf derselben lauten: Er bezeigte seine Zusricdenhcit Dieses rührte Schützen und alle Leut'. in uk Freiherr von Grimschitz, der in seiner Stellung als k. k. Kreiökoniniissär zn Laibach in der Hauptstadt sein Domicil aufgeschlagen, und unter dem Jahre 1800 als Besitzer des Hauses Nr. 331 in der Sclendergasse') im Verzeichnisse der Hausinhabcr von Laibach eingetragen erscheint. Dieser Vereinigung von Cavaliere» ans Oesterreich-Ungarn, — deren officiöscs Zeichen: die Jagd war — mag vielleicht ein politischer Charakter nicht mit Unrecht beigelegt werden, wenn man in's Auge faßt, daß eben nach der Thronbesteigung Kaiser Leopold II. in Ungarn die avitische Verfassung wieder hergestellt wurde, und daß die Landschaft von Krain, deren erste Würdenträger und Funktionäre sich zn „Diana der Jägerin" bekannten, in derselben Zeit ein allerunterthänigstes Promemoria an den Kaiser richteten und denselben in weitläufiger historisch-begründeter Darlegung um die Wiederherstellung der „alten Rechte und Freiheiten des Herzogthums Krain" baten. Wie für die anderen Länder der österreichischen Monarchie erfolgte bekanntlich auch für Krain eine Rückkehr zu dem alten vorjosefinischcn Sisteme, und wurden manche in der genannten Petition angebrachte Wünsche erfüllt. Vor allem waren es die Wissenschaften, deren Pflege jetzt in Krain von StaatSwcgen noch viel ernsthafter betrieben wurde als unter Maria Theresia und Josef II. Die eine Zeit aufgehoben gewesene philosophische Facnltät ward resuscitirt und in dem Studienconsesse — dem akademischen Consisto- ') So benannt von den unter Maria Theresia nach Laibach zur AuStrocknung de« Morastes berufene» Holländern (Seeliindern), die in diesem Giißchen (hinter dem Landhanse) ihre Wohnung genommen hatten. ") In der Bibliothek de» hist. V. f. Kr. ') Ausführlich und mit zahlreiche» Anmerkungen versehen hat Dr. E. H. Losta diese „Allerunterthiinigstc Vorstellung u. s. w." behandelt in den Mitlh. d. H. B. f. Kr. 1859 April-, Mai- u. Jnniheft. rium — eine eigene Nntcrrichtsbehördc (heute würden wir sagen Landesschulrath) eingesetzt. Ein unvergängliches Ver dienst um den Fortschritt der Wissenschaften und die Bildung in Krain hat sich ader Kaiser Leopold II. durch die Errichtung einer großen öffentlichen Bibliothek in Laibach, der heutigen Studienbibliothek') erworben, wodurch ebenfalls einem in der Herren Stände Memorandum dringend ausgesprochenen Wunsche von Allerhöchster Seite entsprochen wurde. Auch die nationale Literatur nahm von diesen Tagen an einen mächtigen Aufschwung, und das slovenische Volk konnte sich jetzt neben mannigfachen wissenschaftlichen Produktionen 2) an den ersten Blüten nationaler Kunstdichtung, vor allem an den zarten Poesien seines ersten Sängers Vodnik") erfreuen. Doch nicht lange war es diesem Sänger gegönnt von den Herrlichkeiten unserer vielgefeierten Natur zu singen und die Schönheiten des Vaterlandes zu preisen; die Kriegstrom-pcte schmetterte ihre schrillen Allarmrufe schon wieder in unsere Berge, durch unsere Thäler und vom „Veröac" herab mußte der Sänger seines Volkes steigen und mußte „Wehrmannslieder" zu Recht machen für die Söhne Krams, die in's Feld zogen gegen die Heere Frankreichs. ') Vergl. meinen Aufsatz: Die k. k. Studienbibliothek in Laibach. Oest. Wochensch. (Beil. d. k. „Wiener Zeitung") 1864. Bd. III. p. 681 ff., 720 ff.. 746 ff. ') Vergl. Paul Jos. äafariks umfassende gründliche Geschichte der siidslavische» Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Sr. Excell. dem gegenwärtigen Herrn Cultus- und Unterrichtsminister Joses Jireick I. Slowenisches und Glagolitisches Schriftthnm (XVIII. Jahrh.) p. 21. fs. ') Vergl. über ihn das Vodnik-Album. Herausgegeben von Dr. E. H. Costa. Laibach 1859. Bekannt ist es, daß die Franzosen 1797 auf nur kurze Zeit Jnncrösterrcich, 1809 aber auf länger das Königreich Jllyrien, beziehungsweise Krain, besetzten. Ans dieser zweiten Invasion ergab sich eine förmliche Abtretung und die französische Zwischcnhcrrschaft in Jllyrien (1809 — 1813). Während dieser Epoche wird der Name Grimschitz — außer in den Regiernngsakten, da Johann Nepomuk von Grimschitz als k. k. Krciskommissär Mitglied der österreichischen Regierung war, mit der die neue französische in Folge Vereinbarung in Verbindung trat — weder in einer prononcirt feindlichen noch freundlichen Beziehung zu dem fremden Regime genannt. Im Jahre 1813 gicng diese Zwischcnhcrrschaft wieder zu Ende. Den ganzen September über fanden bereits heftige und zumeist siegreiche Kämpfe der Ocstcrrcichcr gegen die Franzosen in allen Theilen von Krain statt, und vierzehn Tage vor der Völkerschlacht bei Leipzig — am 4. Oktober — wurde schon das Namensfcst Kaiser Franz 1. wieder in Laibach gefeiert, wo durch vier Jahre die französischen General-Gouverneure mit allem Pompe das Napoleonfest feiern ließen. Nach der Sicgcskunde von Leipzig kapitulirte Triest und Jllyrien war wieder österreichisches Land. Schluszwort. Als die illyrischc» Dcpntirtcn 1816 ihre Wunsche zur Vermälung ihres angestammten Monarchen am Throne darbrachten, da geruhte Kaiser Franz an dieselben nachstehende Worte zn richten: „Ich sehe die Küstenlande als einen der wichtigeren Theile meines Reiches an, und werde denselben stets eine ganz eigene Aufmerksamkeit widmen. Sie sind berufen, durch ihre Lage und durch die Betriebsamkeit ihrer Bewohner den ganzen Staat im offenen Verkehr mit der Welt zu erhalten, den inneren Wohlstand der Gesammtheit zu beleben und durch ihren eigenen jenen ihrer Mitbürger zu vermehren."') In diesen Küstenlandcn wirkten nun in höheren Staats-bedienstungen die beiden Söhne des 1822 verstorbenen Johann Nepomuk Freiherrn von Grimschitz. Friedrich Freiherr von Grimschitz (geb. 16. Okt. 1793) war k. k. Gubcrnialrath und Kreishauptmann, später Hofrath und Kreisvorsteher von Istrien; er starb als jub. Hofrath 1862 und hinterließ eine Witwe, Josephine geb. Edle von Berneda (ans Fiume). Johann Freiherr von Grimschitz, (geb. 24. Juni 1796), war gleichfalls im politischen Dienste thätig und lebt als jub. k. k. Statthaltereirath in Laibach; dessen Gemalin Christine stammt aus dem Geschlechte der Herren von Canal. Die erstgcborne Tochter Friederike ist seit 1862 ver-mält mit Hyacinth Grafen von Thurn-Va lsa ssina, Mitgliedc des krainischen Landtages, die zweitgcborne Natalie Freiin von Grimschitz vcrmält sich, wie dieß das erste Blatt dieser Schrift schon ankündigt, in den nächsten Tagen mit Herrn Leopold Schulz von Straßnitzki, k. k. Mini-sterial-Sekretär im k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht. (Vodnik) Gesch. v. Kram. p. 81. Druck von kudloin Mnyer in Wien. Slovsi^s imjiömcs 6X sl c 1514 S6SSSSS23SS