MMÄ lur Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^5 OO. Freitag am 39. November 1844 Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jede« Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien nun Meisterhand in Kupfer gestochene« kolorirtes Lostumcbild, illyrische Volkstrachten in Doppelsigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in laibach ganz» jährig e, halbjährig 2 fl. Durch die k. k. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. l. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lerchcr am Hauptplahe. Neu Erbosten. Vor wahrer Größe zieh' ich gern die Mütze, Und sind es Dichter — nicht blos nach dem Scheine, So halt' ich viel »uf einen Trunk vom Weine, Der ihre Zungen lös't zu Lied und Witze. Und wettern sie, dann glüh'n auch meine Blitze; Sie splittern zwar nicht Eichen, Fclsensteine, Doch freut es mich, verliert so mancher Eine Die Schellenkappe, der mir bot die Spitze. Die Weisen seh'n es gern und auch die Narren, Wenn ihnen Jemand schieben hilft den Karren; Doch ich — ich denke meine Kraft z« sparen. Und ob ich selbst auch närrisch bin, ob weise. So stehen sie doch fern von meinem Kreise; Denn Honig biet' ich Ihnen nicht zur Speise. H, Plauen, Das Posthaus der Steppe. Novelle von Leopold Kordesch. (Fortsetzung.) 'achdem sich die fünf Männer entfernt hat­.ten, kam die Reihe des Aufstehens an die zwei Fremden in dem obern Trakte. Foul­ques hatte an die Thüre gepocht und gemeldet, daß die fünfte Stunde heranrücke. Bald darauf kam der Mann, den wir als Lecornu kennen, reisefertig in die Schenk­stube. „Wer waren die finstern Männer, die gestern an diesem Tische hier saßen?" fragte er scheinbar unbefangen den Hausknecht. Sie gaben sich für Holzhacker aus, und nach ihren Aerten zu urtheilen —" „Gut, gut — aber sie sind schon fort, schon lange fort vielleicht" — „Vor einer halben Stunde ungefähr." — »So, so. Ich danke — es ist mir lieb, wollte ich sagen, sehr lieb, daß sie fort sind, denn noch ist es Nacht, die Gegend einsam — man kann nicht wissen —" „Herr!" sprach der Hausknecht lauernd, »was hindert Sie, den Tag abzuwarten? Zwei Stunden etwa, und es ist Licht und die Gefahr vorüber." — „Das verstehst du nicht, mein Freund," erwiederte der Fremde, „ich muß sogleich weiter, geh', mache Anstalt, daß der Wagen vorfährt — hier eine Kleinigkeit — nun aber mache, daß wir aufbrechen." Der Knecht, der sich eines schrecklichen Argwohnes noch immer nicht erwehren konnte, that, was ihm befohlen war, dann aber schlich er sich auf das Zimmer seines Herrn, theilte ihm seine Beobachtungen und seine Besorgniß mit; am Schluße sagte er: „Lieber Herr Callebotte, lasset Ihr mich gewähren, ich versäume nichts. Ist irgend ein Anschlag auf das junge Blut im Zuge, so wird er vor Tagesanbruch ausgführt werden, das leuchtet ein. Der Regen, der sich in der Nacht eingestellt, hat den Weg so zerweicht, daß der Kutscher nur im Schritt fahren kann, wozu die Finsterniß auch das ihre beiträgt — laßt mich daher mit meiner schon geworbenen Patrouille dem Wagen folgen in der Dunkelheit. — Ist mein Argwohn ungegrün­det, was Gott geben wolle — ei, Tron de Diou! so keh­ren wir bei Tagesanbruch zurück und ich habe wenigstens das Bewußtsein einer guten Absicht." „Thue, wie es dir gut dünkt, Foulques," erwiederte der Posthalter, „ich bin selbst deiner Ansicht und habe nichts dagegen." I n dem Augenblicke rollte der Reisewagen vor und der Fremde kam mit der Dame am Arme über die Treppe. Eine Magd leuchtete zum Wagen, die Reisenden stiegen ein, der Kutscher trieb an und fort ging es in die pech­finstere Nacht. Unmittelbar darauf setzte sich auch Foulque's Pa­trouille in Bewegung. Still trabten die sechs Männer mit Hacken und Heugabeln bewaffnet, dem Wagen nach in einer Entfernung, daß sie sein langsames Fortrasseln hören konnten. Foulques hatte überdies zwei große Pi­ 383 stolen seines Herrn mitgenommen. Lange störte nichts die nächtliche Stille der Haide und es mochte so fast eine kleine Stunde verflossen sein, als plötzlich ein durchdringender Wehruf die Luft erschütterte. Er schien von einem Manne zu kommen und wiederholte sich, nochmals. — ^ - ^ „Freunde, jetzt gilt's!" rief Foulques mit erstickter Stimme. Sie beflügelten nun Alle ihre Schritte, jedoch mit möglichster Behutsamkeit. Endlich konnten sie in kurzer Entfernung aus der Dunkelheit einen schwarzen Punkt unterscheiden, mitten am Wege. Verworrene Stimmen tönten ihnen entgegen. Noch einige Schritte näher ge­kommen, sahen sie, daß zwei bis drei Männer von der Straße ablenkten und einen Menschen fortschleppten, der sich zu wehren schien. »Nun auf und d'ran!" schrie Foulques mit fürch­terlicher Stimme und stürzte sich auf die schwarze Gruppe. ,7Cap de Diou! ihr Heidenhunde, ich will euch das Hand­werk stellen!" rief er, als er mit seinen Begleitern die Träger erreichte und einen davon zu Boden riß. — „Heilige Jungfrau von Saint Didier, sei mir ge­ priesen!" rief die junge Dame, die den Schurken aus den Armen zur Erde glitt. „Ih r seid gerettet!" schallte es wie aus einem Munde, während die unvermutheten Helfer die Bösewichter mit leich­ter Mühe zu Boden warfen und mit Stricken banden, die sie mitgenommen. Es war dies das Werk eines Augen­blicks. „Bewacht diese ausgemergelten Hunde!" herrschte Foulques dreien seiner Leute zu und eilte wie im Fluge zum Wagen, den er unbewacht vorfand. Die abgängigen Zwei der Gesellschaft mochten wohl bei dem Ueberfall für das Klügst? gefunden haben, das Weite zu suchen. Hinter den Pferden lag der Kutscher erschlagen. Als Foulques in die Kalesche hineingriff, erfaßte er den Fremden, der in eine Ecke gedrückt, am ganzen Leibe zitterte. „Grauer Sün­der!" schrie der wackere Hausknecht ihn an, „diese Störung kommt dir wohl ungelegen, und ist dir eben so ein Räthsel, wie mir dein teuflisches Treiben, aber es soll dir klar wer­den, klar, wie der Tag, der anbrechen wird, um dein Ver­brechen zu beleuchten." Der Alte wurde aus dem Wagen gerissen und Foulques entwand seiner Hand eine Schnur, die sich wie Perlen anfaßte, und die der Verworfene weg­schleudern wollte. Der siegende Commandant des AuMiair-Corps trieb zur Rückkehr. Das halbohnmächtige Fräulein aNein wurde in den Wagen gebracht, die Leiche des armen Teufels von Postillon quer über den Kutschbock befestigt, die vier Verbrecher aber Paar und Paar zusammengekop­ pelt und hinten am Wagen befestigt. Eben war es tages­hell geworden, als der sonderbare Transport in Captieux anlangte. Mi t lauten Ausrufungen des Schreckens und Staunens eilten die Bewohner des Posthauses herbei. Die Posthalterin übernahm die junge Dame, die sehr blaß und matt aussah, und führte sie auf das Zimmer, welches jene vor kaum zwei Stunden verlassen. Der Todte wurde in die Scheune gelegt, der Begleiter des Fräuleins gefesselt in eine enge Kammer neben der Küche abgesperrt, die drei übrigen Gebundenen aber in der Schenkstube einstweilen unterbracht. Kaum war dies geschehen, als eine leichte Chaise im Carriere am Posthause vorfuhr. Ehe der Kutscher die schweißbedeckten Rosse zum, Stehen bringen konnte, sprang ein vornehm gekleideter Herr über den Schlag des Wagens heraus. „Ist hier ein Mann mit einem jungen Mädchen von Stande eingetroffen?" „Ja, mein Herr! gestern spät Abends," entgegnete der herbeigekommene Postmeister. '„Si e sind wohl schon abgefahren, nicht? O reden Sie, reden Sie, Stunde — Minute!" „Um fünf Uhr waren sie aufgebrochen — allein vor wenigen Augenblicken brachte man sie zurück." — „Zurück, sagen Sie, zurück? Lebend, todt? wo? wo?" — stöhnte der Fremde in höchster Spannung und Angst und mußte an Callebotte sich stützen. „Das Fräulein," sprach dieser, „ist wohl sehr erschreckt und angegriffen, aber unverletzt und befindet sich im oberen Stockwerke. Meine Frau ist bei ihr." Mi t einer Hast, die man einem alten Herrn kaum zutrauen sollte, eilte der Fremde ins Haus und über die Treppe. Er riß die nächste Thür darneben auf und: „Ad ri ­ enne, mein süßes, geliebtes Kind!" — „Vater, theurer Vater!" waren die Ausrufungen, die man vernahm. — (Beschluß folgt.) An der Tafel des Herrn von Greiner. Genre-Bild von Franz Gräffer. «.Beschluß.) Blum au er: Als ein Genie, welches Na ein e's Briefe übersetzt hat und von Voltair e alle Editionen besitzt, auch seine Büste von durchsichtigem, rosenrothem Alabaster. Retzer lachte, klatschte in die Hände und goß sich das neunte Glas Champagner ein, ausrufend: Den Musen! Denis , ihn auf die Schulter klopfend: Hlusi» et Al^inger : Gutes Motto unter unsers lieben Ne­tz er's Portrait. Nur Nicolai darf nichts davon wissen. Er weiß ohnehin schon zu viel. Ja wohl, sagte der Eine; er hat uns Alle ausgeholt, der Andere: man hätte ihn nicht invitiren sollen, der Dritte: er hat den Grundsatz des Italieners: Olie parla: «ewina; elie taoo raSAuaZIi». Ich finde, meine Lieben, sagte von Greiner, Ni­colai war gesprächig genug. Er hat auch gezeigt, daß er unsere schönen Geister recht gut kenne, wie es auch die Pflicht eines Mannes ist, der die „deutsche Bibliothek" her­ausgibt. Ratfchky: Es ist aber bei alledem in der That auffallend, woher er alle diese Details kennt. Am Ende hat Netz er ihm soufflirt. Denis : Das wäre nicht unehrenwerth. Al>inger: Er wußte, daß ich am „Doolin von Mainz" arbeite, wovon ich noch Niemanden etwas gesagt. 383 Blumauer: Dasselbe ist bei meiner „Erwine von Steinnheim " der Fall. Es ist noch ein Geheimniß, aber der Berliner weiß es. Sein Glück, daß er mein Carmen an die Buchdruckerkunst auswendig kann. Mastalier: Ja, er hat es rezitirt, bei Baron Geb­ - ler, und gut, nach Quinctilian'schen Regeln. Ratsch ky: Letzteres will nicht viel bedeuten. Die Berliner sind geborene Declamatoren, um nicht- eben zu sagen, die deutschen Gascogner. Woher aber ist Nicola i bekannt, daß ich heimlich den Lucrez übersetze, und daß Hofrath Vorn und Sonnenfels meine Protektoren sind? Retzer: Das ist kein Geheimniß, Freund. Hofrath Sonnenfel s sagt es öffentlich. Was mich aber freut, ist, daß er die großen literargeschichtlichen und bibliographi­ schen Arbeiten unseres wahrhaft hochwürdigen Deni s ge­ lesen, ja studirt hat. Von Grein er: Ja, das hat der Mann bewiesen. Es macht ihm eben so gut Ehre, als uns. Hier zeigte er sich sehr bescheiden. Er unterwarf sich als Laie der Ge­ lehrsamkeit und Erfahrung eines großen Meisters, und das mit Aufrichtigkeit. Nicht zu viel, wenn er Denis den erstm Bibliographen Deutschlands nennt. Denis verneigte sich und sprach: Ich zweifle selbst nicht, daß er hinsichtlich meiner ohne Verstellung sei; seine Offenherzigkeit in Betreff meines allerdings mißlungenen »Ossian" flößt mir Achtung ein. Retzer zu Ratschky: Sie können sich am Wenig­sten beklagen. Hat er Ihnen nicht Witz, Heiterkeit, leichte korrekte Versifikation eingeräumt? He? Blumauer . Es ist wahr und gerecht. Unsere Ly­riker können überhaupt mit ihm zufrieden sein. Mein »Musen-Almanach," obschon als erster Jahrgang noch sehr unreif, mit eueren schönen Beiträgen, fand Gnade, selbst bei Ramler und Lessing. Mastalier und Haschka schüttelten die Köpfe. Alxinger : Fahren wir also fort, dem Wies«nd'schen »Mercur," dem „deutschen Museum" und den Taschen­büchern der Ausländer Dies und Jenes zu spenden. Blumaue r stand auf und spazierte um die Tafel, das Tokayer-Kelchglas mit sich. Er stürzte es aus, winkte einem Bedienten und sagte ihm: Bier, Bier, jetzt, noch vor dem Kaffee. Ein Bedienter brachte einen Brief vom Hofrathe Sonnenfels in Klagenfurt, mit einem pressanten Ein­schluß« an Nicolai. Schade, sagte von Grein er, der kommt um ein Paar Stunden zu spät. Aber, was macht denn unser Sonnenfels in Kla­genfurt, n, propo«? fragte Allin g er. Nun, entgegnete Retzer, sein ehemaliger Aufenthalt daselbst machte jetzt seine Gegenwart dringend nöthig. Es ist bekannt, daß er in seinem sechzehnten Jahre Soldat war, Gemeiner beim Regimente Deutschmeister in Klagen­furt, und daß er nach fünf Jahren als Korporal austrat. Dieser merkwürdige Mann hat seine Zeit gut benützt, schob Ratschky ein. Französisch hat er da gelernt, ita­lienisch, und das ist heut zu Tage viel. Von den Über­ läufern hat er es gelernt. Dann hat er sich auch böhmisch eigen gemacht. Wie sehr gereicht ihm all' das zur Ehre! Wenn man ein Genie ist, merkte Haschka mit einem seltsamen Lächeln an. Trotz defs, sprach Deni s mit ernster Miene und in einem sanft zurechtweisenden Tone, kommt dieses Genie, dieses wirkliche Genie, nicht späterhin wieder zum Militär, als Rechnungsführer zur Arcieren-Garde, und ist da nicht der wackere, empfängliche Freiherr von Petrasch, disponirender erster Lieutenant — Es lebe Sonnenfels! hallte es im Saale wieder. Sonnenfels lebe! erscholl es von Neuem. Unter Anderem, sagte von Grei n er, nach der Uhr blickend, »cl vooem Militär und Genie: was hört man denn weiter von dem gewissen jungen Regiments-Arzte in Stuttgart, Namens Schiller? Alxinger langte seine Brieftasche hervor. Hier, sagte er, ein Schreiben Zumsteeg's mit der Nachricht, daß der Verfasser, sein intimer Schulfreund, keinen Verleger zu den ,/Räubern" hat finden können, und sie nun auf eigene Kosten drucken ließ. Dann hier, fuhr Alringe r fort, ein Brief des Ba­ rons Heribert Dalberg. Das Stück ist schon gedruckt. Der Baron gibt mir Nachricht, daß er bereits ein Exemplar durch Diligence an mich abgesendet. Es muß binnen we­ nigen Stunden hier eintreffen. Gewiß, es ist der Debüt eines Genies. Mastalier zuckte die Achseln, ironisch flüsternd: Eine neue Schule will sich da herausschälen aus diesem Eie der Zeit; aber: Aon lieet omnibu« llllire Ooilutnum. Die Meinungen über diese regimentsärztlichen „Räu­ber" sind sehr schwankend, röchelte Haschka kühl und trocken und gähnend. Das Antlitz des edlen Deni s röthete sich. I m Tone der Mißbilligung sprach er: Sind die Ansichten auch wirk­lich getheilt, so werden sie gewiß bald aufhören, das zu sein. Es ist unmöglich, das große Talent dieses jungen Dichters zu verkennen. H x uuZue leuuem. Hat sich seine überschäumende Kraft einmal geklärt und geregelt, so gibt es einen Klassiker, einen überragenden Klassiker. Mitternacht schlug. Die Gesellschaft trennte sich. Glück auf! Des Mannes ernstes Los ist forsche«, finden. Zu Tage fordern »us des Lebens Schacht; Und lohnend hat das Schicksal ihn bedacht. Darf er ein edles Frauenherz ergründen. C, Groder, Anekdoten. »Wann legensich die verliebten Neigungen beim schönen Ge­schlechte?« fragte Jemand einesiebenzigjährige Matrone. »»Ja, das weiß ich nicht,«« «ersetzte diese, »»da müssen Sie eine Acl­tere fragen.«« Als einst ein Artilleriecorps seine gewöhnlichen Uebungen machte, sagte ein General zu einem alten, braven Capitän, der aber sehr schlecht hörte: »Herr Hauptmann, Sie essen heute eine Suppe 384 bei mir.« »»Befehlen Sie, Herr General,«« fragte jetzt der Hauptmann, welcher glaubte, es sei von seinen Exercitien die Rede, »»mit der ganzen Comvagnie?«« »Nein, guter Alter,« rief der General, »da habe ich nicht Löffel genug.« Ein reisender Handwerksbursche, der lieber den Vettler machte, als arbeitete, zog an einer Hausthüre das Glöckchen- Der Be­sitzer öffnete das Fenster und fragte, was er wolle. Der Bursche bat ihn um eine Gabe und erhielt sie. »Was treibt ihr für ein Handwerk?« fragte hierauf der Hausherr. Der Mensch faßte noch ein Mal den Drath, der zum Glöckchen führte, und sagte; »»Ich bin ein Drathzieher.«« Feuilleton des Mannigfaltigen. (Gin Treuschwnr «»»„,»« il t»» ner. Die Musik vom Kapellmeister Ma x von Mayer . Der Inhalt dieses Dram»'«, eigentlich Mel°dr»m»'s, ist folgender: Peter Kranau, der Straßenräuber, welcher nach seinen vielfältigen Ver> brechen endlich zur Haft «uf Hartenstein uerurtheilt wird, hat eine Tochter. Nach einer bereits zwanzigjährigen Entfernung von ihr entsteht die Lehnsucht in der Brust des Straßenraubers nach seinem einzigen Kinde mit einer sol» chen Heftigkeit, daß derselbe, um solche noch ein Mal zu sehen, sich in seinem -Kerker todt stellt. Ein dreitägiger Hunger, welchem sich der graue Sünder freiwillig unterzieht, bestätigt alle Merkmale des von ihm gewichenen Leben«. Die List des Missethäters gelingt vollkommen. Er wird seiner Ketten entlediget «nd in der Vorhalle bis zu seiner Verscharr»«» ausgesetzt. Von hier entflieht er, nach dem fruchtlosen Versuche, seinen Arzt in den Pflich» ten «»ntend zu machen, mit der äußersten Anstrengung seiner Kraft durch das Fenster, gewinnt die Freiheit und kommt unversehrt als Bettler zu seiner Tochter', welche ihn nie gekannt und während seiner langen Einkerkerung, als eine arme Waise, von einem reichen Kaufmanne an Kindcsstott angenommen wurde. Der Amtmann des Schloßes Felsen«» ist der Einzige, dem die Geburt Bibi»n»' s aktenmäßig bekannt ist. Er »erfolgt das Mädchen mit seinen Anträgen, die jedoch zurückgewiesen «erden mußten, nachdem bereits Bibian » den mittellosen Arzt aus Hartstein liebt, der zufällig vor einiger Zeit das Leben ihres Pflegevaters, nun Eigcnthümer« des Schloße« Felsen»», gerettet hatte, und der übrigens dieses Verhältnis zu billigen scheint. Bei solchen Umständen wird der Amtmann dringender. Er droht, bei längerer Weigerung ihrem Bräutigam und der ganzen Welt das Geheimnis ihrer Geburt zu offen» baren, Peter Kr»n»u, in diesem Augenblicke gegenwärtig, vergißt sich dar« über dergestalt, daß er vom Amtmanne erkannt wird. Bibian a bleibt standhaft, sie wird »ls die Tochter eines Räubers von dem Amtmann dem Bräutigam bezeichnet. Bibian » flicht mit dem vermeintlichen Bettler Peter Kran»» in die Wälder, wo sie von ihrem Bräutigam aufgesucht, ge» funden und hierauf dann geehelicht, der Verbrecher aber von dem Amtmanne gefangen und »uf Hartstein in die fernere Haft zurückgeliefert wird, nach­dem er von seiner Tochter reuevoll sich für diese« Leben beurlaubt. Herr Ziegler «ab die Titelrolle. W»« kann man von diesem Mimen noch mehr sagen, als daß er den Charakter wahr und richtig aufgefaßt und in seiner wirren Größe lo erhaben und trefflich durchgeführt hat, daß wir ihm unsere Achtung und Bewunderung nicht versagen können. Wir müssen offen bekennen, daß uns der Monolog von dem »Strafgerichte« und sein Scheiden in der Schlüssle«« tief erschütterte. Ihm und der Dlle. Hoppe (Bibiana) die Anerkennung unserer vollkommenen Zufriedenheit. Herr Rauch stellte den Amtmann Grubcr mit jener Kälte und Ruhe dar, welche man von Par» thieen diese» Art erwartet. Nur muthig vorwärts! Ist die Bahn auch dornenvoll, «m Ziele winkt dem Künstler ein schöner Lohn! Dieses müssen wir »nch Herrn Engelbrecht (der Arzt) zurufen, dessen Vorwärtsschreite» in der Kunst von Tag zu Tage erfreulicher wird. Mab. Halle« (Gertrude), Herr Sommer (Krönst) und Herr Haller (Strunk) in ihren untcrgeord» neten Parthiccn standen lobenswerth »n ihrem Platze. Die Uebrige.n haben nach Kräften das Ganze unterstützt und sich des oftmaligen Applauses würdig gemacht. Am Schluße wurden Alle gerufen. Das Hau« war gut besucht. Am 24. zu wiederholtem Male: »Bruder K»in«< Schauspiel in 4 Auszügen von Heinrich Smidt. Herr Kastner, uns vortheilhaft bekannt, trat n»ch seiner überstandenen Krankheit zum dritten Male, und zwar in der sehr bedeutenden Titelrolle »uf und übertraf unsere Erwartungen im ersten Alle, wo er eines dreimaligen Applausc« sich erfreute. Parthiee« dieser Art sind jedoch nicht für einen Reconvaleizcnten. Diese« zeigte sich leider in den folgenden Akten, in wel> chen die zunehmende Schwäche de« Herrn Kastner, wozu noch da« sehr fühlbare Unwohlsein der Dlle. Hoppe (Brunhild) hinzutreten mußte, so sichtb»r war, daß es trotz allen Bemühungen derHcrrcnEngclb^echt (Qskar Graf von Erdholm), Schemenauer (Fürst Norskiold), Rauch (GrafInul), Sommer (G°rm> und der Mad. Müller (Frau Gorm) dennoch nicht mehr gelingen wollte, das zahlreiche Auditorium in der Art, wie bei der ersten Vorstellung zu befriedige«. Das Arrangement und das Cossume ließen nichts zu wünschen übrig. -> Den 25.: »Treue Liebe«, Schauspiel in 4 Aufzügen von Eduard Denrient . Hiervon im nächsten Berichte. Buchenhain. Auflösung des Näthsel's in 3tr. 93. Lied — Leid. Laibach. Druck und Verlag des Josef Blasnik.