Nr'0.25. ^ l737- Laibachcr Donnerstag den 21. Imiy >^m Wiener Journal macht bei Gcle-ycnheit der jetzigen Neise des Kaisers beiläufig folgende Betrachtungen über seine sämmcntliche Reisen : Die Geschichte / 5^gt er, weiset kein Beispiel auf, daß je« mals ein Monarch so viele und so grosse Reisen gemacht hätte. Seit mehr dann 20 Jahren sind wenig Jahre verflossen in welchen er nicht entweder fremde Reiche , oder doch seine Staaten durchreiset hatte. Derley grosse 'Reisen hindern ihn keineswegs an seinen Staatsgeschästen ; « regiert seine Monarchie mit gleicher Ordnung , ob er sich in Wien oder sonst wo besindet. Die Nachwelt wird sich noch wundern, wenn sie in den österreichischen Archiven Staatoverordnungen Josephs des Zweiten lese» wird , die von Paris/ Nom oder Petersburg aus dattrt sind. Die Veranlassung dieser- grossen ungewöhnlichen Reisen ist der außerordentlich lebhaft und thätige Geist des Kaisers, der alles selbst sehen, selbst durchforschen will, nm sich immer mehr in aUen Zweigen der Regierung zu unter, richten. Die Früchte seiner Reisen sind l auff.üend. Ihnen haben wir es zu danken, daß Oesterreich eines so langen Irie^ Heus genießt , baß dcr Fmanzstand' auf einem Fuß fty, wie cr seit seiner Exi.i sienz noch nie war / daß die Armeen in dem vollkommensten Stand sind , daß i" Civilamtern cin rastlose Thätigkeit Herrscher, daß die Religion von Mönchstand gcreiniget, daß so viele Fabriken 5rrichtei andere verbessert worden sind. Josephs erste Reisen geschahen 1764. zu sciucr! Krönung nach Frankfurt und 1765. zu demBcilagcr scincsBruders Leopold nach Insbruck. Im Jahre 1766. rcisete nach dem Vanat, um die Klagen des daselbst von einigen Grossen gedrückten Volks an, zuhören l«nd cs in seinen Schutz zu nehmen. Seine zweite Ncise aicng 1769. nach Italien, er sah Venedig, Nom ,! Neapel, Livorno, Florenz, Genua, und Turin, in cbcn dem Jahre machte cr auch eine Ncisc ins preußische Lagcr nach Nn« ße in Schlesien. Im Iahrc 1772. unternahm ?r eine Ncise nach Böhmcn , wo cinc schröckliche Hungersnot!) wüthe, te, scine Gegenwart rettete Taustnde vor dem 3od. In einigcn daraufsolgcnde,i Jahren durchreiset« Joseph Steyermark, Karnien^ Kram, die Seestädte aln adria-tischcll Meer, Kroatien/ Slavonien, Ungarn, Sicbenbirgett , und vorzüglich Böhmen , wohin er öfters kam. Wo er Hinram, erschien er mit einem kleinen Gefolg ohne alle Pracht; er betrat die Pallaste seiner Grossen nicht, sondern nahm seine Herberge gewöhnlich inGast« Häusern , schlief wenig, und aß noch weniger ; cr zeigte immer Achtung gegen das Volk, wo er hinkam, so bald er in eine Stadt kam, sich erkannt sahe, uud viele Leute beisammen fand , erhob er sich von seinem SW befahl langsam zufahre, und zeigte sich seinem Volke stehend und mit entblößten Haupte. Jedes Wnths-haus wo er seine Wohnung nahm, wap das, was dev Kontroleurgang in Wien ist. Eine T^ftl mit goldenen Buchstaben verkündigte dem Volke das Daseyn^ der kaiscrl. Kanzlcn. Bci diesen Reise« ' war imni^r ftinc erste Aufmerksamkeit auf die öffcnllichen Aemter gerichtet , prüfte das Militair, untersuchte den Zustand der Festungen, der Vorraths-haus^',,der Fabriken, der Krankenhän-'cr , ja ^av die Gefängnisse und Zucht/ Häuser. " ' Rußland. D. Wersic obcr Koidak, und stiegen ab, en'psicngcn sich auf das freundschaftlich ste, und slchrcn im Wagen der Kaiserin begleitet von der Gräfin Branizka, und dem k. k. Botschafter / Grafen von Co« bcnzl, nach Koidak, wo sie den folgenden Tag verblieben. Am 20. wurde die Reise nach Chersou fortgeftzt, und die« ser Ort den 2Z. erreicht. Der beiderseitige Aufenthalt in Chcrson sollte laut den nämlicheu Nachrichten bis den 27. dau» ern. Die Kaiserin gedacht sodantt eini« ge Tage mit Besuchung der krimische« Halbinsel zuzubringen, auf welcher Reift auch der Herr Graf v. Falkcnste'm Ihre rußisch - kais. Majest. zu begleiten Willcus waren. Unter dem glänzenden Gefolge der Kaiserin befanden sich in Cherson nebst dem k. k. Botschafter Grafen v. Cobenzl, die Fürsten v. Potemkm Lignc, und Nassau, der kön. französi« schc Gesandte Herr Graf von Scgür, dev ^Euglandische Fitzhcrbcrt, der Siziliani-schc am hksigen Hofe, Marquis Gallo, ,und andere, wie dann auch dahin der ^'ttßischc Gesandte in Konstantinopcl Hr. Bulkakow , und der k. k. Internuntius Freyh. v. Herbert, um ihre Auswar-' tung zn machen abgereiset. Schon waren die kaiserlichen New Pferde hier in Graz eingetroffen, als verwichenen Montag Kontrcordre für sie zum Rückmärsche nachWicn ankam: Die Hosnung unsern theuernLandesvater hier und beim Lager zu Pettau zu sehen, ist «lso auf einmal dahin. Man sichr seit Kurzem recht vicle Rekruten vom Land in die Stadt hereinkommen / woraus wir schließen, daß die Regimenter entweder kompletirt/ oder verstärkt werden müssen. Graz nahet sich mit Riesenschritten «m cm kleinen irrdischen Paradiese. Schon ist der herrliche Platz in der Iako-minischen Vorstadt die allgemeine abendliche Lustpromcnade, und noch mchv fur uns geworden, als selbst den Wienern ihr Graben ist. — An dem Burg« thor und der neuen Brüke wird, wie »nan bemerket, auch schonHand angelegt:, «nd ist dieses geschehe», so ist nichts verläßlicher als d ß m kurzen wieder icinc ucue glanzende Vorstadt emporsteigen wird. Aus dem L,ag