Franko pauschaliert. Nr. 18. Erscheint am 1., 10. und 20. eines jeden Monates. 2. (17.) Iahrg. Bezugspreise: für Jugoslawien: ganzjährig 20 K, halbjährig 10 K. für Österreich: ganzjährig 26 lL, halbjährig 13 K. für Amerika: 2 50 Doll. — Einzelne Nummern 70 Ii. Nochmals das Märchen von der „Gottscheer Republik". Wir Gottscheer haben ein eigenes Schicksal; wir müssen nämlich immer das Bad auch für andere Leute ausgießen. Wir werden schließlich immer als die Schuldigen, als die Bösewichte erklärt, geht es nun so oder so. Das haben wir auch jetzt wieder erlebt. Brandrote kommunistische Sendlinge slowenischer Nationalität waren fleißig zu uns gekommen und hatten im Vereine mit ein paar heimischen Agitatoren — ebenfalls Nicht¬ deutschen — alles aufgeboten, um unsere braven Bauern zu verführen. Dabei mußte ohne Wahl alles herhalten, um das Volk zu umgarnen, zu belügen und zu betrügen und dadurch für ver¬ werfliche Zwecke zu gewinnen. So war es auch bei der kommunistisch-revolutionären Bewegung, die sich an den jüngsten Streik der Eisenbahner und Bergarbeiter anschloß. Das Ziel dieser Be¬ wegung, die damals im ganzen Staate verbreitet war, war bekanntlich die Umwandlung Jugo¬ slawiens in eine Sowjetrepublik nach russischem Muster. Um aber die Sache den Gottscheer Bauern mundgerechter, verständlicher und sozusagen hei¬ mischer zu machen und sie auf diese Weise leichter ködern zu können, verbreiteten die kommunistischen Hetzer da und dort auf dem Lande bei uns das Märchen von der „Gottscheer Republik". Wir wissen nicht, ob es tatsächlich irgendwo ein so naives Bäuerlein gab, das auf diesen Leim ge¬ krochen wäre. Soviel steht aber jedenfalls fest, daß kein ernst zu nehmender Mensch im Gottscheer Gebiete, am allerwenigsten aber führende Männer und Kreise, an einen so aufgelegten Unsinn glaubten oder dachten. Die meisten erfuhren davon über¬ haupt erst aus der Zeitung etwas. Nun, und was geschah sodann? Die eine Zeit lang hinter Schloß und Riegel gesetzten Hetzer redeten sich nachträglich dahin aus, sie seien ganz unschuldig, sie hätten nichts Sträfliches an- gestrebt oder getan, nur die Gottscheer hätten ihre besondere Republik haben wollen. Zuerst köderte man also unsere biederen Bauern durch ein Schlag, wort, um sie für kommunistische Zwecke zu miß- brauchen, dann drehte man den Spieß um und bezeichnete heuchlerisch verräterischerweise die Ver¬ führten gar als die Verführer und als Anstifter böser Taten! Unsere Landsleute mögen daraus für die Zukunft nützliche Lehren ziehen und sich ja niemals mehr hergelaufene^ nichtsnutzigen Hetzern und Schürern wieder an den Hals werfen. Die Kommunisten gingen sogar so weit, daß sie die Person des Fürsten Auersperg mit diesen angeblichen (von ihnen erfundenen) national-repu-' blikanischen Bestrebungen in Verbindung brachten und ganz unverfroren sich zu behaupten erdreisteten, Gottschee, 20. Ium 1920. der Fürst habe für diese Zwecke eine Summe von zehn Millionen Kronen zur Verfügung gestellt! Selbstverständlich glaubte das kein vernünftiger Mensch, aber für gewisse Kreise war die Sache doch, wie man sagt, ein gefundenes Fressen. Man tat also wenigstens so, als ob man es glaubte. Nicht wenig erstaunt waren wir neulich, als wir im „Slovenski Narod" vom 12. Juni d. I. eine Notiz aus Gotisches lasen, nämlich ein „vpra- Zsnje oriromu poriv kne.ru Turjaškemu (welche Geschmacklosigkeit, einem nicht einmal seinen ehr¬ lichen Namen zu lassen I), bivšemu (!) vojvocti kočevskemu," also eine offene Anfrage, bezw. Aufforderung an den Fürsten Auersperg, er möge angesichts der Ausrede der Kommunisten, daß er ihnen für ihre Zwecke, nämlich für eine nationale oder Sowjetrepublik, ein paar Millionen gespendet habe, erklären, wie viel si) an der Sache wahr sei. Unterschrieben ist diese Aufforderung mit „vec Xocevcev" (mehrere Gottscheer). Man greift sich an den Kops, wenn man etwas so Tolles liest! Ist denn die Welt wirklich schon ein politisches Narrenhaus geworden? Warum richtet man, wenn man schon so neugierig ist, nicht direkt an den Fürsten brieflich eine solche Anfrage? Warum stellt man sie in einem Blatte, das ihm nicht zu Gesicht kommt und dessen Sprache er nicht versteht? Ist es ehrlich und an st än di g, jemanden auf solche Weise zu verdächtigen und die öffentliche Meinung gegen ihn aufzureizen? Warum gibt man ferner nicht die Namen jener Personen bekannt, die solche Lügen verbreiten? Man nenne sie, damit sie be¬ langt werden können: Es dürfte sich hiebei aber nicht etwa bloß um eine gewöhnliche nationale Hetze handeln, sondern die Sache hat wahrscheinlich noch einen anderen Hintergrund. Fürst Auersperg hat nämlich kürzlich mit den holzindustriellen Gesellschaften Pannonia, Sava und mit der Qospocksrnks rvers in Laibach einen Vertrag über die Exploitation seiner Wal- düngen in der Herrschaft Gottschee abgeschlossen, der allen Grundsätzen der Gerechtigkeit und Billig- keit entspricht und der geziemende Rücksichtnahme auf die Interessen unserer einheimischen Bevöl¬ kerung vollkommen Rechnung trägt. Nicht bloß den Unternehmern (den genannten Gesellschaften) wurden durchaus gerechte Preise gemacht, an denen nicht zu mäkeln ist, sondern es wurden auch die Interessen der holzverarbeitenden Hausindustriellen (Erzeuger von Sieben und dergl.) sowie jene der Arbeiter mit aller Gewissenhaftigkeit berücksichtigt. Ganz unbegreiflicherweise hat sich nun aber eine Presse gesunden, die sich dazu hergibt, gegen diesen für Land und Bevölkerung durchaus gün- stigen Vertrag Sturm zu laufen; es ist dies die sozialdemokratische Presse in Laibach. Ja, man Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt. — Zuschriften werden nicht zurückgestellt. — Berichte sind zu senden an die Schriftleitung. — Postsp.-Nr. 10.975. Anzeigen-Aufnahme u. -Berechnung in der Buchdruckerei. ging noch weiter und ließ durch einen sozialdemo¬ kratischen Abgeordneten im Belgrader Parlament sogar eine Interpellation einbringen, um den Ver¬ trag zu stürzen. Es handelt sich nämlich jetzt um die Genehmigung des Vertrages durch die Zentral¬ regierung, welche gewisse Kreise Hintertreiben möchten. Wie kommt nun aber die Sozialdemokratie in dieser Angelegenheit zu einer Stellungnahme, die man hierzulande geradezu als v oIks- und heimat¬ feindlich empfindet? Hiefür liegt nur eine Er¬ klärung nahe. Es hatte sich nämlich früher eine kroatische Gesellschaft mit stark jüdischem und aus¬ ländisch kapitalistischem Einschläge mit der be¬ stimmten Erwartung getragen, daß ihr das Ab- stockungsgeschäst in Gottschee überlassen werden würde. Was wäre in diesem Falle die Folge gewesen? Unsere heimischen Interessenten wären mit leeren Händen ausgegangen und das schwere Geld wäre zum größten Teil ins Ausland ge¬ wandert zum Schaden der Bevölkerung und des Landes. Die Bevölkerung kann dem Fürsten Auersperg nur dankbar dafür sein, daß er den Vertrag nicht mit der kroatisch-jüdischen Gesell¬ schaft, sondern mit den heimischen Kreisen abge- schlossen hat. Nun aber kam die Rache derer, die sich in ihren Hoffnungen getäuscht sahen, und jener, die ihren erhofften Provisionen nachtrauerten. Als Werkzeug der Rache wurde die sozialdemokratische Presse benützt. Es sind also sicherlich nicht lautere Antriebe, welche die sozialdemokratische Presse zu ihrer nicht einmal im Interesse der Arbeiterschaft liegenden Stellungnahme in dieser Frage veran¬ laßten, sondern wahrscheinlich „klingende" Gründe. Offenbar spielt aber auch der Neid dabei eine Rolle; man möchte am Geschäfte auch beteiligt sein. In den Rahmen dieser Hetze gegen den Vertrag fügt sich nunmehr auch ganz augenscheinlich die infame Vernaderung des Fürsten als Förderers der „Gottscheer Republik". Das soll offenbar noch den letzten Trumpf abgcben, der gegen ihn ausgespielt wird. Erfreulich ist dieser widerlichen Hetze gegenüber der Umstand, daß sich die füh¬ renden Blätter der beiden bürgerlichen Haupt¬ parteien in Slowenien („Slovenec" und „Slo¬ venski Narod") für die Genehmigung des Ver¬ trages einsetzen und dies mit vollem Rechte. Kann denn ein vernünftiger, rechtlich den¬ kender Mensch dafür sein, daß dieZen- tralregierung die eigene Bevölkerung vom Verdienst und Erwerb sozusagen wegstoße, um jüdischer Profitgier und ausländischem Großkapital zu dienen? So etwas ist nur die Sozialdemokratie sich zu leisten imstande, deren liebevolle Beziehungen zum jüdischen Großkapital ja sattsam bekannt sind. Die Seite 52. Gottscheer Zeitung — Nr. 18. Jahrgang ll. sozialdemokratische Presse benimmt sich in dieser Frage direkt volks- und bauernfeindlich. Das mögen sich auch jene von unseren Bauern zur Witzigung dienen lassen, die eine Zeitlang mit der roten Gesellschaft an einem Strange zogen oder vielleicht jetzt noch ziehen. Schließlich möchten wir die Erwartung aus¬ sprechen, daß nunmehr endlich doch einmal das törichte, sinnlose Gerede von der „Gottscheer Re¬ publik" ein Ende nehme und von der Bildfläche ' verschwinde. Wir Gottscheer sind treue Staats¬ bürger, wir verlangen und wünschen nur, daß man auch unsere Rechte nicht mißachte. Republik¬ enthusiasten gibt es bei uns nicht. Landwirtschaftliche Winke. Es naht die Zeit der Ernte unseres Getreides. Den Anfang macht die Gerste. Sie verläßt am zeitlichsten ihren Standort. Ungesäumt folgt der Landmann, die Stoppeln zu stürzen, um als Nachfrucht Rübe oder Buchweizen zu bauen. Je schneller die Nachfrucht folgt, umso ergiebiger der Ertrag. Acht Tage im Juli geben vierzehn im September. Müßiger gestaltet sich der Nachfrucht¬ bau nach Roggen, Weizen. Diese Früchte werden später reif, verhindern somit den Nachfruchtbau. Wenn nicht schon Möhreneinsaat gegeben wurde, verbleibt das Feld zumeist leer. Die Folge davon wird sein, daß die Disteln und sonstigen Unkräuter nicht mit den Halmen gesammelt werden. Es wird deren Samen Gelegenheit gegeben, sich zu entwickeln; sie werden vom Winde auf dem Acker gleichmäßig verstreut, wo sie dann das Ackern erwarten und mit den Getreidesamen zum neuen Leben erwachen. Es folgt nun die Distelploge umso mehr, als die Disteln nicht nur durch Samen sich vermehren, sondern auch durch Wurzeln. Noch mehr schädigt aber die harte Oberfläche den Acker. Die Bodenteilchen werden durch den Regen zer- waschen, setzen, sich beim Versickern des Boden¬ wassers ab und verschlemmen den Boden. Wenn diese Kruste nicht gebrochen wird, verhindert sie das Eindringen des Regenwassers. Dieses ver¬ dunstet zum Teil, zum Teil fließt es ab. Der Untergrund aber dürstet. Gerade jenes Wasser fehlt so, welches in der regenarmen Zeit mit Feuch¬ tigkeit versorgt. Auch während der Vegetationszeit kann man das Grundwasser sparen, und zwar bei den Halmfrüchten und beim Klee, nämlich mittelst Stachelwalzen, die man selber verfertigen kann, wenn man Eisennägel in der Dicke eines Eggen- Zahnes in einen Baumstamm schlägt, mit dem man den Acker wälzt und die Kruste bricht. Jedes Lebewesen muß zum Lebensunterhalte Luft, Feuch¬ tigkeit und Wärme erhalten, wenn es sich entwickeln soll. Solche Äcker, die nicht mehr mit Nachfrucht bestellt werden können, schont man durch Anbau von Futtermischiing, das ist ein Gemisch von Bohnen, Erbsen und Wicken. Die Bohne gibt man im Gemenge, um die Erbsen und Wicken zu stützen. Auf diese Art erhalten wir ein sehr gutes Milchfutter, welches den Acker durch seine Be¬ schattung vor Austrocknen und Verunkrautung schützt. Hat man keinen großen Bedarf an Futter, so mäht oder wälzt man die Pflanzen nieder und ackert sie ein. Diese Pflanzen besitzen die Fähigkeit, den Luststickstoff zu sammeln und geben große Blattmassen für Humus, welcher den Boden locker und feucht macht. Durch Hinzugabe von einer geringen Menge Phosphorsäure und Kalidünger erhalten wir eine Düngung, die dem Stallmist gleichkommt, ihn sogar noch übertrifft, wenn er nicht gut getreten oder verrottet ist. Der Ackerbau, welcher in vielen Fällen wegen des Düngers ein¬ geschränkt werden muß, kann somit erweitert werden. Morscher. Aus Stadt und Land. Hottschee. (Die Reise des Regenten nach Slowenien.) Der Thronfolger Regent Alexander wird Ende dieses Monates Agram und Laibach besuchen. Nach Agram werden ihn die Minister PribLevia und Dr. Drinkovic, nach Laibach die Minister Dr. Koroäec und Dr. Kukovec begleiten. Während der ganzen Reise wird sich der Ministerpräsident Dr. Vesniä in Begleitung des Thronfolger-Regenten befinden. Für den fest¬ lichen Empfang in Laibach werden umfassende Vorbereitungen getroffen. — Wie nunmehr mit¬ geteilt wird, wird der Thronfolger am 26. Juni in Laibach eintreffen und drei Tage in Slowenien verweilen. — (An unsere ?. D. A b n e h m e r.) Mit Rücksicht auf die enorme Steigerung der Papier- preise und der Druckkosten sind wir gezwungen, mit der zweiten Hälfte dieses Jahres (vom 1. Juli an) den Bezugspreis für die „Gottscheer Zeitung" auf 30 X für das Jahr, somit auf 15 X für das Halbjahr festzusetzen. Es wird daher der Nummer unseres Blattes vom 20. d. M. ein Erlagschein beigelegt, damit diejenigen, welche schon für das ganze Jahr den Be¬ zugspreis gezahlt haben, 10 K nach zahlen, bezw. die halbjährigen Abonnenten 15X. Wir sind überzeugt, dgß jeder heimatlich Denkende und Fühlende uns diese notgedrungene Maßnahme nicht verargen, sondern auch weiterhin ein treuer Ab¬ nehmer bleiben wird. — Unsere ?. D. Abnehmer im Auslande (Deutschösterreich) erinnern wir daran, daß der ganzjährige nunmehr auf 52 X erhöhte Bezugspreis an unsere Zahlstelle in Wien) nämlich an Herrn Johann Haas, Kaufmann in Wien IV., Königsklostergasse Nr. 2, eingesendet werden möge. Die geehrten Abnehmer werden freundlichst gebeten, den Nachtrag von 12 X an die genannte Zahlstelle gefälligst einzusenden. — (Mission.) In der Zeit vom 3. bis 11. Juni wurde in der hiesigen Stadtpfarrkirche von den hochw. Vätern der Gesellschaft Jesu Herren ?. 2uLek, ?. Tomc und ?. Bukov iö eine heilige Mission abgehalten. Die gediegenen Kanzel¬ vorträge machten tiefen Eindruck und der Erfolg war ein befriedigender. Es wurden im ganzen 3000 heil. Kommunionen gespendet. Einen be¬ sonders erhebenden Eindruck machte die Schlu߬ feier. Sie war mit einer Prozession mit der Statue des heiligsten Herzens Jesu verbunden, die des Regenwetters wegen in der Kirche abgehalten wurde. Die Kirche war gesteckt voll. — (Gottscheer Staatsrealgymnasium.) Die Aufnahmsprüfungen in die erste Klasse finden im Sommertermine am 30. Juni statt. Beginn um 9 Uhr. Anmeldungen hiezu werden in der Direk¬ tionskanzlei am 27-, 28. und 29. Juni von 10 Uhr ab angenommen. Die Schüler erscheinen in Be¬ gleitung ihrer Eltern oder deren Stellvertreter, bringen den Geburtsschein und das Frequenta¬ tionszeugnis mit und erlegen 7 X 70 k. " sie müssen das 10. Lebensjahr vollendet haben oder noch im Kalenderjahre 1920 vollenden. — Mit¬ teilungen über Aufnahmsprüfungen im Herbst- termine erfolgen später. — Mit Beginn des Schul¬ jahres 1920/21 ist die Unterrichtssprache in der I. und II. Kl. slowenisch, in der III. und'IV. Kl. deutsch. — (S t a a t s r e a lgy m n a s iu m m i t d e ut- scher Unterrichtssprache inLaibach.) Die Einschreibung der Schüler in die erste Klasse findet am 29 Juni 1920 um 9 Uhr, die Aufnahms¬ prüfung in die erste Klasse am 30. Juni um 8 Uhr statt. Zur Einschreibung ist das Zeugnis über die absolvierte 4. Volksschulklasse und der Tauf (Gebucts) schein mitzubringen. Die Priva¬ tisiert- und Externistenprüfungen finden in der Zeit vom 21. bis znm 26. Juni 1920 statt. (Schriftliche Prüfungen am 22. und 23. Juni.) — (Gründung des Deutschen Kultur¬ bundes.) Heute, am 20. Juni, findet in Neu¬ satz die gründende Versammlung des deutschen Kulturbundes statt, die eine imposante Kund¬ gebung nicht nur des deutschen Volkstums im Banat und in^der Batschka, sondern in ganz Jugoslawien darstellt. Der Kulturbund, dessen Satzungen von der Zenikalregierung in Belgrad genehmigt worden sind, ist eine Organisation zur Hebung und Stärkung des völkischen Be¬ wußtseins im Rahmen unseres Staates; er soll der Belebung der deutschen Kultur dienen. Darum nehmen auch wir Gottscheer an dieser Feier, die in der Geschichte des Ansiedlerdeutsch¬ tums ein denkwürdiges Ereignis bildet, freudigen Anteil und begrüßen die Gründung des Kultur¬ bundes auf das herzlichste. — Das politische Blatt »seclinstvo« in Neusatz erhält aus Belgrad folgenden telephonischen Bericht: „Die Schreib¬ weise des /Deutschen Volkslattes' anläßlich der Be¬ stätigung der Statuten des Deutschen Kultur¬ bundes hat hier einen guten Eindruck gemacht. In Belgrad ist man überzeugt, daß die zukünf¬ tigen deutschen Abgeordneten im Par¬ lamente keinen so intransigenten Standpunkt ein¬ nehmen werden, wie die Konnationalen in Böhmen." — Das Entgegenkommen der Serben gegenüber den Banater Deutschen verdient Dank und An- i erkennung. Möge es ein Beispiel sein zur Nach¬ ahmung auch in Slowenien. — (V e r s u ch t e r M ord.) Die beim hiesigen Kohlenwerke beschäftigte ledige M. Lekan hatte Aussicht, sich zu verheiraten, wobei ihr aber ihr vierjähriger Knabe im Wege stand. Sie faßte deshalb den teuflischen Entschluß, sich ihres Kindes auf gewaltsame Weise zu entledigen. Am 15. Juni nahm sie ihr Kind mit sich, ging nachmittags um Vi2 Uhr mit ihm zur Rinse, als ob es das Kind ein Bad nehmen lassen wollte, und stieß den Knaben in einiger Entfernung von dem Brücken¬ steg, der zum Wasserwerk führt, ins Wasser. Der Knabe begann heftig zu schreien und sich zu wehren, die entmenschte Mutter hieb aber mit einem Fisolen¬ stock („Nankel") auf seinen Kopf ein und stieß ihn erbarmungslos immer weiter ins Wasser. Zufällig ging um dieselbe Zeit Herr Leo Schadinger über den Brückensteg. Als er die Hilferufe des Kindes hörte, eilte er sofort zur, Stelle hin, ent¬ ledigte sich seines Rockes und zog das Kind aus dem Wasser. Die entmenschte Mutter wurde ver¬ haftet und hat sich nunmehr wegen Verbrechens des versuchten Mordes zu verantworien. — (Schwierige Heueinbringung.) Am Medardi-Lostage regnete es etwas und nun scheint sich die alte Bauernregel leider wieder bewähren zu wollen. Wir haben seither jeden Tag Regen¬ fälle zu verzeichnen, machmal stärkere Güsse, manchmal schwache Strichregen. Das Einbringen des Heues ist dadurch sehr erschwert, was bei den gegenwärtigen hohen Arbeitslöhnen umso empfind¬ licher ist. — (Anmeldungen von Käufen und Verkäufen bei der Behörde.) Nach 8 62 des neuen Gesetzes über die Kriegsgewinnsteuer vom 6. April 1920 muß jeder, welcher in den Jahren 1914, 1915, 1916, 1917, 1918 und 1919 unbewegliches Vermögen in welchem Werte immer oder bewegliches Vermögen im Werte von wenigstens 15.000 Dinar (60.000 X) erworben hat, eine Anmeldung auch dann vvrlegen, wenn er im übrigen zur Zahlung der Kriegsgewinn¬ steuer nicht verpflichtet ist. In der Anmeldung ist der Kaufschilling des angeschafften Vermögens genau anzugeben. Wer die Anmeldung über die Anschaffung nicht vorlegt oder einen ungenauen Kaufschilling anmeldet, dem wird das erworbene Vermögen zu Gunsten der Staatskasse beschlag¬ nahmt. Ebenso muß die Anmeldung jener vor¬ legen, welcher in den oben angegebenen Jahren unbewegliches Vermögen von welchem Werte immer oder bewegliches Vermögen im Werte von wenigstens 15.000 Dinar (60.000 X) verkauft hat. In der Anmeldung ist der Verkaufspreis genau anzuführen. Wer die Anmeldung über den Verkauf nicht vorlegt oder den Verkaufspreis un¬ genau anmeldet, zahlt als Strafe 50°/o jenes Kriegsgewinnsteuerbetrages, um welchen die Staats¬ kasse verkürzt ist oder um welchen die Gefahr der Verkürzung bestand. Diese Anmeldungen müssen die Verpflichteten innerhalb einer Frist vorlegen, welche der Finanzminister bestimmt. Der Finanzminister hat nun als Frist für diese An¬ meldungen die Zeit bis zum 30. Juni l. I. bestimmt. Wir machen demnach alle jene,, die während der Kriegsjahre 1914 bis einschließlich 1919 entweder unbewegliches Vermögen (Grund¬ stücke, Häuser) in welchem Werte immer gekauft (erworben) oder verkauft haben, sowie jene, die bewegliche Güter im Werte von wenigstens 60.000 Kronen gekauft (erworben) oder verkauft haben, darauf aufmerksam, die Anmeldung hierüber recht¬ zeitig, also bis 30. Juni l. I., bei der Bezirkssteuer¬ behörde zu erstatten. Es wird sich empfehlen, hie- für die Kaufverträge in Bereitschaft zu halten. Die Anmeldungen sind stempelfrei. Die Formn- larien sind bei der Bezirkssteuerbehörde erhältlich. Bei Käufen und Verkäufen, die außerhalb des politischen Bezirkes stattfanden, hat die Anmel¬ dung nicht bei jener Bezirkssteuerbehörde, wohin z. B. die betreffende Liegenschaft gehört, zu ge¬ schehen, sondern bei der Bezirkssteuerbehörde (früher Steuerreferat) des ordentlichen Wohnortes des Verpflichteten. — (Nachahmenswert.) Angesichts des allgemeinen Rückganges der Preise hat die Handels¬ und Gewerbegenossenschaft in Split (Spalato) aus eigener Initiative beschlossen, daß sämtliche Geschäfte die Preise aller Waren um 10 Prozent herabsetzen. — (Schlachtung des Viehes.) Nach einem Beschlüsse des Ministerrates ist in ganz Jugoslawien das zweimalige Schlachten von Vieh in der Woche verboten. Dieses Verbot wurde erlassen, um die Aufzucht von Jungvieh zu schützen. Jahrgang II. Gottscheer Zeitung — Nr. 18. Seite 53. — (Zur Valuta frage.) Finanzminister Stojanovič äußerte sich kürzlich: „Ich bin ge¬ kommen, um alles in Ordnung zu bringen, was notwendig ist und was das Land braucht. Seien Sie beruhigt, meine erste Sorge wird sein, die Valutafrage in Ordnung zu bringen, und ich bin überzeugt,' daß im heurigen Herbst unsere Valuta die französische einholen, wenn nicht überholen wird." — (Die Kriegsanleihe.) Der Aktious- schuß für die Einlösung der Kriegsanleihe meldet: Das Finanzministerium in Belgrad hat beschlossen, die im jugoslawischen Besitze befindlichen Kriegs¬ anleihen festzustellen und abzustempeln. Die ab¬ gestempelten Wertpapiere find sodann gegen Zer¬ tifikate einzutauschen und aus dem Verkehr zu ziehen. Durch die Abstempelung übernimmt der Staat jedoch keinerlei Verpflichtung, damit irgend eine Last zu übernehmen oder anzuerkennen, so- ferne er nicht selber den Abstempelungs- und Er¬ satzoperationen ausdrücklich diese Bedeutung ge» geben hat. Jedenfalls aber kommt nunmehr die bislang in Schwebe gelassene Frage der Aner¬ kennung der Kriegsanleihe in Bälde ins Rollen. Hoffentlich werden sich die Abgeordneten mit aller Tatkraft und Ausdauer für die Anerkennung der Kriegsanleihe einsetzen und so die Bevölkerung von einer bangen Sorge befreien helfen. — (Wann tritt der Friede in Kraft?) Der Friedensvertrag tritt mit dem Tage in Kraft, an welchem drei Großmächte seine Ratifikation in Paris hinterlegen, was in kürzester Zeit zu gewärtigen ist. — (Die Vieh preise) sind auf den kro¬ atischen Märkten um die Hälfte gefallen. Wenn dieser Preissturz andauert, werden unvermeid¬ licherweise auch die Fleischpreise zurückgehen. — (Die diesjährige Ernte in ^Jugo¬ slawien) wird von Fachleuten auf 30 Milli¬ arden Kronen geschätzt und ist die Hauptsache des Preissturzes und des Rückganges der fremde» Valuten. — (Zw ö lfstü n d i g e A rbeitin Deutsch¬ land.) Nunmehr ist in Deutschland gesetzlich die 10 stündige Arbeit eingeführt worden, der die Arbeiter täglich noch zwei Stunden hinzufügen, in denen sie ganz umsonst für das schwergeprüpste Vater¬ land arbeiten. Angenommen, daß Deutschland heute 15 Millionen Arbeiter zählt, von denen jeder zwei Stunden täglich für den Staat ar¬ beitet, so verdienen die deutschen Arbeiter, wenn man pro Stunde den Arbeitslohn mit 2 Mark berechnet, für ihr Vaterland alljährlich 18 Milli¬ arden Mark, was nach unserem Gelde 36 Milli¬ arden Kronen ausmacht. „Infolge seines Fleißes und der zwölfstündigen Arbeit seiner Arbeiter¬ schaft", schreibt das Wochenblatt Domoljub, „erholt sich Deutschland ungemein rasch. Die deutsche Mark steigt und die deutschen Erzeugnisse be¬ ginnen im Auslande schon wieder überhand zu nehmen. So sahen sich die schweizerischen Auto¬ mobil-Fabrikanten veranlaßt, an ihre Regierung mit dem Vorschlag heranzutreten, diese möge die Einfuhr von deutschen Automobilen in die Schweiz verbieten." — (Gefälschte neue Fünfdinar- j20 K r o n e nj - B a n k n o ten) sind in größerer Menge im Umlaufe. Sie haben ein rauheres Papier, eine vergröberte Schrift und den verwischten Auf¬ druck: Zwanzig Kronen. Das zuverlässigste Kenn¬ zeichen der Fälschung bildet aber das Fehlen der Seriennummern. — (Ratifizierung der Friedensver¬ träge.) Am 10. Mai wurden die Friedensbe¬ dingungen von Versailles St. Germain und Neuilly von unserem Staate ratifiziert. — (Sinken der Getreide- und Wein¬ preise.) Das heurige Jahr verspricht eine reiche Ernte. Infolgedessen beginnen nunmehr die Ge¬ treidepreise zu sinken, insbesondere in der Balschka und im Banat, wo sowohl der Weizenpreis als auch der Kukuruzpreis sich bereits merklich ermäßigt hat. Auch die Weinpreise beginnen herunterzugehen. Es wird jetzt Wein aus Unterkrain, Untersteier¬ mark bereits zu merklich niedrigeren Preisen an¬ getragen. Sowohl die Wein- als die Obsternte verspricht reichlich zu werden. Vielleicht ist nun¬ mehr endlich doch der Höchststand der Lebens¬ mittelpreise erreicht und überwunden und tritt eine allmähliche dauernde Verbilligung ein. Das würde auch auf unsere Valuta günstig einwirken. — (Der Wert des Golddinars) wird zufolge Entscheidung des Finanzministers vom 1. Mai 1920 angefaugen derart berechnet, daß hundert Golddinars mit zweihundert Silberdinars, also achthundert jugoslawischen Kronen gleichge¬ stellt werden. Da hundert Golddinars bisher mit 560 jugoslawischen Kronen gerechnet wurden, erhöht sich also der Wert des Golddinars um 43 Prozent. — (Volkszählung.) Die Regierung hat angeordnet, daß am 31 Dezember 1920 auf dem Territorium des Königreiches der SHS eine allgem ine Volkszählung stattfindet. Gleichzeitig finde' auch eine Zählung sämtlicher Haustiere und -eine Ausschreibung der Häuser und Gebäude statt, die bewohnt sind. Die Volkszählung wird in den Händen der Gemeindebehörden sein. Ihre Arbeit wird von der Bezirkshauptmannschaft und vom Ministerium für soziale Fürsorge beaufsichtigt werden. — (Aufhebung der Sequestratio¬ nen.) Das Ministerium für Handel und In« dustrie hat beschlossen, die nach dem 3. November 1918 angeordneten Sequester auf Eigentum, Rechte und Interessen von Staatsbürgern nicht¬ befreundeter Staaten in jenem Bereiche der ge¬ wesenen österr.-ung. Monarchie, der an Jugosla¬ wien ^gefallen ist, aufzuheben. Die Sequester werden auch schon vor der Ratifikation derFciedens- bedingungen außer Kraft gesetzt, jedoch nur sub titulo jung, wenn die an denselben interessierten Personen erklären, daß sie keine Entschädigung verlangen und daß den aufgehobenen Sequester keine Kosten erwachsen. Die Aufhebung bezieht sich aber nicht auf Rechte und Interessen, wie sie im Artikel 208 der Friedensbedingungen vorge¬ sehen sind (Krongüter, ehemaliges Staatseigen¬ tum, Privatvermögen der ehemaligen österr.-ung. Herrscherfamilie). — (Ausstellung der Schülerzeich¬ nungen am Gymnasium.) Am 27., 28. und 29. Juni findet im Zeichensaale des hiesigen Staatsrealgymnasiums eine Ausstellung der Zeich¬ nungsarbeiten der Schüler statt, welche dem ?. 'I'. Publikum zur Besichtigung geboten werden. — (Unsere Valuta.) Wie aus Paris ge¬ meldet wird, hat unser Finanzmimster Kosta Sto¬ janovič dem Berichterstatter der „Information" ein Interview gewährt, in welchem er u. a. aus¬ führte: Nachdem nun die österreichisch-ungarischen Banknoten aus dem Verkehre gezogen wurden, muß unsere Valutafrage endgültig gelöst werden. Dank unserer besonders reichen Ernte, in erster Reihe aber der Menge von Mastschweinen, ver¬ fügt unser Staat über die Grundelemente für die endgültige Sanierung unseres Dinars auf dem Weltmärkte, wo er bald eine der besten Valuten sein wird. Diese Voraussetzung ist umso berech¬ tigter, da unser Staat nicht mit Papiergeld über¬ schwemmt ist. Aber unsere. Ausfuhr darf nicht mehr verhindert werden. Die Verkehrsschwierig¬ keiten bilden ohnedies ein genug großes Hindernis. Der Handel darf durch derartige scharfe Ma߬ nahmen, wie es die Monopolisierung der Ausfuhr ist, nicht paralysiert werden. Die Zolltaxen genügen für die staatliche Kontrolle und für die Aufbesserung der Lebensmittelpreise im Jnlande. Die freie Kon¬ kurrenz wird die Preise nach den Weltmarktpreisen regulieren und der Dinar wird zu einer der besten Valuten werden, was wiederum zum Rückgang der Preise im Jnlande beitragen wird. Die Preise gehen schon jetzt trotz der verzweifelten Anstren¬ gungen der Kaufleute parallel mit den Preisen der Lebensmittel zurück. Auch das Einfuhrverbot für unnötige Artikel wird wohltuend wirken. Der Wert unserer Ausfuhr an Getreide, Fleisch, Holz und anderen Artikeln wird den Betrag von vier Milliarden wahrscheinlich überschreiten. Unsere Einfuhr an notwendigen Artikeln dürfte kaum eine Milliarde erreichen. Einzelne Gebiete, wie Kroatien und Slowenien, deren Industrien intakt sind, können den Jndustriebedürfnisfen des Landes ent¬ sprechen. Es ist zu bedauern, daß ihnen nicht schon im vorigen Jahre geholfen wurde. Der Mangel an Verkehrsmitteln und Rohstoffen legte diese Industrien monatelang lahm. Diese Nicht¬ beachtung der Industrie ist eine der Hauptursachen unserer wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Na¬ tionalbank wird, sobald die Ernte eingeheimst sein wird, über genügende Mittel verfügen. Wir werden bloß eine gesunde Valuta — Dinars brauchen. In diesen Voraussetzungen bereite ich ein Budget vor, das ich der Volksvertretung vorlegen werde. Durch dieses Budget werden unsere Einnahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht gebracht werden. Ich werde neue Steuern einführen, die leicht er¬ träglich sein werden. Das vorjährige Budget ent¬ hielt keine tatsächlichen Einkünfte und brachte uns dadurch in eine schwierige Lage. Das neue Budget soll mit diesen Irrungen aufräumen. — (Frau Lehrerin.) In der Republik Österreich wurde angeordnet, daß allen definitiv angestellten weiblichen Lehrkräften an den dem Unter¬ richtsamte unterstehenden Schulen aller Art, auch wenn sie ledigen Standes sind, im mündlichen und schriftlichen Verkehre die Bezeichnung „Frau" zu¬ kommt. — (Wie entgegenkommend die Serben das deutsche Schulwesen behandeln.) Nach dem im November 1918 erfolgten Umstürze wurde in den (früher magyarisierten) Volksschulen aller deutschen Gemeinden des Banats wieder die deutsche Unterrichtssprache eingeführt, und zwar mit Unterstützung uud Zustimmung der serbischen politischen Behörden. Dies wurde von der boden¬ ständigen Bevölkerung freudig begrüßt; alle von magyaronischer Seite dagegen gerichteten Wühl¬ arbeiten blieben erfolglos. Wie wir einem Aufsatze des „ DeutschenVolksfreund" (Werschetz), entnehmen, wurde mit Beginn des Schuljahres 1919/20 auf Wunsch der deutschen Bevölkerung von Werschetz dortselbst ein deutsches Realgymnasium errichtet. Ob¬ wohl nun das auf dem Gebiete des deutschen Schul- wesens durch das Entgegenkommen der serbischen Behörden bisher Erreichte die dortige deutsche Be¬ völkerung mit Genugtuung erfüllt, hat sie doch ihre weiteren Wünsche und Forderungen an ma߬ gebender Stelle zur Kenntnis gebracht. Der Ob¬ mann der deutschrn VolkLpartei des Banats, Herr Reinhold Heegn, begab sich nach Neusatz, um beim dortigen Sektionschef des Kultusministeriums, Abteilung für Banat, Batschka und Baranya, per¬ sönlich vorzusprechen. Abteilungsvorstand Herr Dr. Petroviä empfing Herrn Heegn auf das ent¬ gegenkommendste und besprach mit ihm eingehend die deutsche Schulfrage in Jugoslawien. Herr Heegn trat sür eine deutsche Schulautonomie ein, unter Betonung des Umstandes, daß alle Deutschen im Königreiche SHS ernstlich gewillt sind, ihre Schulen selbst zu erhalten und zu verwalten, mit dem Rechte, die hiezu nötigen Schulsteuern einzuheben. Herr Sektionschef Dr. Petrovič erklärte dagegen, Pflicht eines jeden Staates müsse es sein, sämtliche Schulen, ohne Unterschied der Nationalität, von Staats¬ wegen zu erhalten. Jugoslawien wolle ebenfalls diesen Weg beschreiten, und zwar derart, daß die Gehälter der Lehrer und Professoren wohl aus der Staatskasse bezahlt werden, die Unterrichts¬ sprache und Verwaltung der Schulen aber den einzelnen Volksstämmen in der frei¬ sinnigsten Weise überlassen wird. So haben auch die einzelnen Nationalitäten für ihre Schulen eigene und entsprechende Schulkommission en zu wählen. Dem deutschen Volke als einem kulturell hochstehenden Volke wolle die serbische Regierung besonders entgegen¬ kommen, in der Hoffnung, daß dieses Entgegen¬ kommen auch den entsprechenden Widerhall finden und richtig eingcschätzt wird. Auf die Frage des Herrn Hecgn betreffs weiterer Errichtung von deutschen Mittelschulen erklärte Herr Sektionschef Petrovič, daß die Verdeutschung des jetzigen magya¬ rischen Obergymnasiums in Neu-Werbaß (Batschka) mit Beginn des nächsten Schuljahres in allen acht Klassen durchgeführt wird. Ebenso sei die Er¬ richtung einer staatlichen deutschen Leh rer- präparandiein Aussicht gestellt. Die Deutschen des Banats werden überdies eine Denkschrift über¬ reichen, in welcher ihre Wünsche und Forderungen, ihr ganzes Kulturprogramm festgelegt werden soll. Hieraus ist zu ersehen, daß die serbische Uuterrichts- verwaltung gewillt ist, die Wünsche der Banater Schwaben betreffend die deutschen Schul- und Kulturangelegenheiten zu erfüllen, wenn das deutsche Volk dortselbst sich mit Vertrauen an die ma߬ gebenden Behörden wendet. — (Wie man sich bettet, so schläft man.) Aus dem „Domoljub": Wahr ist dieses Sprichwort nicht nur im privaten, sondern auch im politischen Leben. Zu beachten sind die eben j genannten Worte besonders dermalen, da die Ge¬ meindewahlen im Anzuge sind, welche für die anderen Wahlen die Grundlage bilden. Bekanntlich gehören in Jugoslawien 80°/o (vier Fünftel) der Bevölkerung dem Bauernstände an; alle anderen Stände machen also nur ein Fünftel der ganzen Bevölkerung aus. Sonach müßte die Landbevöl¬ kerung am meisten berücksichtigt werden; aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Wer trägt die Schuld daran? Zur Steuer der Wahrheit sei es gesagt, chaß wir Bauern selbst die Schuldtragenden sind, weil wir uns um unsere Organisation zu wenig kümmern. Erwäge, lieber Standesgenosse, was für Erfolge die anderen Stände aufzuweisen haben. Unser Stand erreicht sehr wenig, oder besser gesagt, fast nichts, weil wir wenig echte, für unseren Stand begeisterte Vertreter an maß- Seite 54. Gottscheer Zeitung — Nr. 18. Jahrgang II. gebender Stelle haben. Derzeit, beim Herannahen der Gemeindewahlen, stellten sich uns verschieden¬ artige Bauernfreunde vor, denen wir weder Glauben noch Vertrauen schellten können, da wir die Überzeugung gewonnen haben, daß sie sich des Bauers nicht annehmen werden, sollten sie auch das Heft in die Hand bekommen. Unsere erste Sorge muß darauf gerichtet sein, daß wir in den Gemeindeausschuß tüchtige Männer wählen, die: 1. gut religiöse — wo Religion, dort auch Gewissenhaftigkeit — arbeitsame, besorgte Wirt¬ schafter und durch und durch Ehrenmänner sind, 2. gute und sorgsame Fainilienväter, 3. sparsame Männer, keine Aufschneider, Maulhelden und Kra¬ keeler, 4. Männer, die den Armen geneigt sind. Wer in seinem eigenen Hause das Wirtschaften schlecht versteht, mag er auch sonst ein ehrenwerter Mann sein, wird auch in der Gemeindestube nicht gut zu wirtschaften vermögen. Wer sich um seine Familie wenig oder gar nicht kümmert, wird sich auch um das Wohl und Wehe der Gemeinde wenig oder gar nicht kümmern wollen. Mau spricht, daß die Gemeindevertretungen in Jugoslawien einen bei weitein größeren Wirkungskreis haben werden, als es bisher der Fall gewesen. Deswegen ist es von der allergrößten Wichtigkeit, daß mir nur tüchtige Männer in den Ausschuß wählen. Wenn die Gemeindeau§schüsse die obgenannten Eigenschaften besitzen, dann dürfen wir große Er¬ folge für unseren Stand erwarten, nicht nur in der eigenen Gemeinde, sondern auch später im Abgeordnetenhause. Bauern, bleiben wir standhaft und lassen wir uns von verschiedenartigen Hetzern nicht verblenden; haben wir alle ein Herz und einen Sinn, kurz: seien und bleiben wir einig I — (R e ich e O b st e rnte.) Die Obsternte in Slowenien wird Heuer, wie von verschiedenen Seiten gemeldet wird, eine außerordentlich er¬ giebige sein. — (S t e m p e I m a r k e n neuer Emission.) Vom 16. Juni d. I. an wurden Stempelmarken neuer.Emission herausgegeben, und zwar Stempel- marken zu 2, 5, 10, 20, 30, 40, 50 und 60 Paras und zu 1, 2, 3, 4, 5, 8, 10, 12, 16, 20, 24, 30, 40, 50 und 100 Dinars. Mitterdorf. (Von der Raisfeisenkasse.) Die diesjährige Hauptversammlung findet am 30. Juni um 9 Ühr vormittags in den Küssenräum¬ lichkeiten mit folgender Tagesordnug statt: 1. Bericht des Vorstandes und des Aussichtsrates. 2., Prüfung und Genehmigung der Jahresrechnung. 3. Wahl des Vorstandes und des Aufsichlsrates. 4. Allfälliges. Sollte zur angesagten Zeit die zur Beschlußfähigkeit nölige Zahl von Mitgliedern nicht anwesend sein, findet eine halbe Stunde später eine zweite Versammlung mit gleicher Tages¬ ordnung statt, wobei bei jeder Anzahl von an¬ wesenden Mitgliedern rechtskräftige Beschlüsse ge¬ faßt werden. — (Trauung.) Die aus Windischdorf ge¬ bürtige Kaufmannnstochter Maria Rauch wurde am 5. Juni in Vrbovško mit dem Fabriksleiter Peter Müller getraut. — (Ein umstrittener Weg.) Ein Teis des Weges, welchen Mitterdorf schon seit jeher als Fahr- und Gehweg und auch andere Dörfer seit Menschengedenken als Kirchweg benützen, ist jetzt von einem Ortsinsassen als ihm gehörend eingezäunt worden. Der so geschaffene Vorgarten bildet nunmehr den Gegenstand eines gerichtlichen Streites, der bei Halbwegs gutem Willen zu ver¬ meiden gewesen wäre. Über Freilassung des bishe¬ rigen Weges und Einsriedung des übrigen Vorplatzes hätte man sich einigen und die fetten Kosten auf beiden Seiten ersparen können. — (Gestorben) ist am 12. Juni der Be¬ sitzer Josef Petsche aus Ort 2 und unter all- gemeiner Beteiligung seitens der Bevölkerung am Montag zur letzten Ruhe begleitet worden; auch die Schuljugend beteiligte sich am Begräbnisse. Der Verstorbene war seines ruhigen Wesens, seines Pflichteifers wegen von allen geschätzt und jähre- lang Gemeinderat und Mitglied des Ortsschul¬ rates. Der Verlust zweier seiner Söhne innerhalb eines Jahres hat ihn ganz gebrochen und alle für ihn aufgewendete Sorge vergeblich gemacht. Er ruhe in Frieden. Auch bei der Schuljugend hat sich diesmal der Tod angemeldet und die siebenjährige Antonia Hönigmann aus Malgern 5 und den dreizehnjährigen Josef Petsche aus Koflern 46 mitgenommen. Stockendorf. (Ein Schaden von 50.000 Kronen.) Am 13. Mai nahmen die Bewohner des Hauses Nr. 12 (Familie Luscher) ungefähr um 2 Uhr in der Früh ein leises Prasseln wahr, das ihnen nicht auffällig schien. Als man aber die Stubenrür öffnete, war das Vorhaus voll Rauch. Auf dem Dachboden brannte es. Bevor noch hinreichende Hilfe zur Stelle sein konnte, stand der Dachstuhl in Hellen Flammen. Unter größter Anstrengung und Lebensgefahr rettete man noch die Kleidungsstücke. Tausend Kronen Papier¬ geld, alle Nahrungsmittel und Wirtschaftsgeräte, darunter ein Wagen, Kummet usw. verbrannten. Das Haus selbst brannte bis auf das Wohn¬ zimmer vollständig ab. Der verursachte Schaden beträgt über 50 000 K. Das Feuer wurde sehr wahrscheinlich gelegt. Da die Familie nm V-t Hube ihr Eigen nennt und kein Barvermögen besitzt, ist sie der Unterstützung sehr hedürftig. Bisher liefen für die Abbrändler durch die Pfarrämter von den Insassen folgender Pfarren Spenden ein: Tschermoschnitz 260 X, Nesseltal 230 X, Altlag 226 X, Mitterdorf 100 X. Vergelts Gott! Nesseltal. (Der älteste Mann in der Pfarre gestorben.) Am 11. Juni wurde der Besitzer und Witwer Josef Meditz von Nr. 34 zu Grabe getragen. Der Verstorbene ist am 7. Mai 1827 geboren und erreichte somit ein Alter von 93 Jahren. Der Mann war Vater von elf Kindern, von denen der älteste Sohn Heinrich ein tüchtiger und angesehener Kaufmann in der Stadt Stcyr ist. Göttenitz. (Trauungen.) Am 26. April Johann Poje, Göltenitz Nr. 16, und Gertrud Krisch Nr. 9; am 17. Mai Johann Tscherne aus Plüsch, Pfarre Morobitz, und Maria Tscherne aus Göltenitz Nr. 45; am 31. Mai Josef Primosch aus Göltenitz Nr. 21 und Anna Weber Nr. 54; am 7. Juni Johann Högler aus Göttenitz Nr. 19 und Anna Primosch, Kriegswitwe, aus Göttenitz Nr. 5. — (Von der Dampfsäge in Kalten¬ brunn.) Der Maschinist aus Kaltenbrunn, Herr Joses Spörk, verließ anfangs Juni die hiesige Gemeinde und übersiedelte nach Südstciermark samt Familie auf einen neuen Posten in die Nähe seiner Heimatsgemeinde. Der Genannte war durch fast 13 Jahre hier in Kaltenbrunn angestellt, war ein fleißiger, friedliebender Charakter, versah seinen Dienst gewissenhaft und legte niemandem etwas in den Weg. Er war hier allgemein geachtet. Möge es ihm auch auf seinem neuen Posten wohl ergehen. — (Ein neugier igerBienenschwar m.) Am heurigen Fronleichnamsfeste bemerkten die Prozessionsteilnehmer bei der Rückkehr in die Kirche gerade neben dem Wege auf einem Birkenaste, wie man sie an dem genannten Tage zur Ver- schönerung des Prozesstonsweges aufzustellen pflegt, einen Bienenschwarm (Nachschwarm) sitzen. Es wollten offenbar die Bienen die Prozession aus nächster Nähe sich ansehen. Den einen Vorteil aber hatte dies, es konnte nämlich der Schwarm sehr leicht durch Ausheben und Übertragen des Astes geborgen werden. — (Der sozialdemokratische Verein), der anfangs Jänner l. I. hier gegründet worden war, hat sich im Monate Mai wiederum ausgelöst. (geeignet zum Kohlenbrennen oder als Scheitholz) werden zum Stocken abgegeben. Auskunft in der Buchdruckerei Gottschee. 7 Allen lieben Freunden und Bekannten machen wir die schmerzliche Mitteilung, daß Gott der Allmächtige unseren innigstgeliebten Gatten und Vater, Herrn s-sef Msche nach längerer Krankheit und Empfang der heil. Sterbesakramente in ein besseres Jenseits am 12. Juni l. I. abberufen hat. Die Beer¬ digung findet am 14. Juni um 9 Uhr vor¬ mittags statt. Ort Nr. 2 am 12. Juni 1920. Josefa Letsche, Gattin. Kekena, Ariedrich, Eksricda, Maria Kinder. Danksagung. Allen, die unseren guten Vater in seiner letzten Krankheit getröstet und ihm das letzte Geleite gegeben haben, dankt herzlichst die Aamikie Hitsche Ort 2. Kolzverkauf. In Rieg bei Gottschee werden 2—3000 Fichten- und Buchenstämme von 12 Zoll aufwärts an den Meist- bietenden abgegeben. Offerte sind an Josef Jaklitsch in Hutterhäuser bei Gottschee, der auch nähere Auskünfte erteilt, bis 10. Juli l. I. einzusenden. Herein der Deutsche» ims Gottschee in Wien. Sitz: I., Himmelpfoistgasse Ur. 3 wohin alle Zuschriften zu richten sind und Landsleute ihren Beitritt aumeldeu können. Zusammenkunft jeden Donnerstag, Jiamikienakend jeden ersten Sonntag im Monate im Dereinshcime ^auk Deierks Hatlwirtschaft, 1., ZZakenbergerstrahe Ur. 5 s. Sparkasse -er Stadt Gottjchee. Ausweis für den Monat Mai 192V. Anlagen: Stand Lnde April 1920 . . X 13,146.805'42 Eingelegt von 334 Parteien „ 1,664.205'26 Behoben von 217 Parteien „ 363.211'46 Stand Lnde Mai 1920 . . „ 14,447.799'22 Allgem. Reservefond Stand Lnde 1918. . . . . „ 699.456 99 Hypothekar-Darlehen: zugezählt wurden . . . . „ —'— rückgezahlt „ . . . . „ 124.222'64 Stand Lnde Mai 1920 . . „ 2,018.657'47 Wechsel-Darlehen: Stand Lnde Mai 1920 . „ 380.470 — Zinsfuß: für Anlagen 3 V2 °/o ohne Abzug der Rentenst.^ für Hypotheken 5°/o, für Darlehen an Gemeinden u. Aorpor. 4 Vr°/o, für wechsel 6°/o. Hottschee, am 30. Mai 1920. Vie Direktion. Verantwortlicher Schriftleiter C. Erker. — Herausgeber und Verleger Josef Evvich. Buchdruckerei Joses Pavlicek in Gottschee. 8Mg88k liki M KMMk Einlagenstand Ende Dezember 1918: K 11,272.732 27. Zinsfuß für Einlagen (ohne Abzug der Rentensteuer) 3Vr0/o. Zinsfuß für Hypotheken 4Vr°/o. Das Amtslokal der Sparkasse der Stadt Gottschee be¬ findet sich im Schloßgebäude am Auerspergplatz. Amtstage jeden Montag und Donnerstag von 8 bis 11 Uhr und an allen Jahrmarkttagen von 9 bis 11 Uhr vormittags.