i o ring von W. lirauinüiK r. Wim. Lichtdruck vo« Max .laftV, Witn. NEUHAUS, CURPLATZ. BRAUMÜLLER'S HADE-BIBLIOTHEK. BAD NEUHAUS BEI CILLI IN STEIERMARK VON DR C. S. PALTAUF, BADEARZT UND DIRECTOR DASELBST. Dritte umgearbeitete Auflage. Mit 1 Titelbild in Lichtdruck, WIEN UND LEIPZIG. WILHELM B R A U M Ü L L E R K. U. K, HOF- UND ITNIVKR8IT ÄTS ■ 11 IC II 11 Ä K D dl K. 1895. Sr. Hochgeboren Herrn Edmund Grafen Aiterns Landeshauptmann in Steiermark in Ehrfurcht und Verehrung gewidmet vom Verfasser. Vorwort. n den letzten zehn Jahren sind im landschaftlichen Bade Neuhaus viele wichtige, in sanitärer Beziehung wohlthätige Neuerungen eingeführt worden, welche den P. T. Herren Aerzten wie dem Bade-publicum bekannt zu geben, die Badedirection sich für verpflichtet hält. Erstlich wurde der durch den Curort messende Bach überwölbt und dadurch nicht nur ein schönes Gartenparterre geschaffen, sondern auch zur Verbesserung der Luft wesentlich beigetragen. Zum zweiten wurde eine Kalt Wasserleitung mit mehrfachen Ausflüssen sowohl im freien, als in den Häusern hergestellt und eine Fontaine errichtet. Ausserdem wurden zwei angrenzende Realitäten angekauft und durch Adaptirung die Villa Styria, der l\ (Isenbügel und das Häuschen am Walde hergestellt, und dadurch die Zahl der Wohnräume vermehrt. Der Leser wird durch diese Hesseningen die Überzeugung gewinnen, dass der Curort stetig im Aufschwünge begriffen ist, was auch sein sich jährlich mehrender Besuch beweist. Graz, im Jänner 1895. Dr. Paltauf. Inhalt Seit Topographie................... Geschichte des Bades Neuhaus......... . K Die Quelle, Curbehelfe und chemische Analyse..... 2'. Vergleichende Zusammenstellung der Analysen der Neuhauser und anderer Thermen derselben Gattung....... 2< Wirkungsweise der Thermen von Neuhaus....... 3' Medicinische Indicationeu für die Neuhauser Therme . . . 43 Specielle Indicationen...........■ . . . 4 I, Frauenkrankheiten............. 4 II. Nervenkrankheiten............. 4 III. Traumatische Exsudate........... 5 IV. Rheumatismus und Gicht.......... 5 V. Chronischer Katarrh der Blase und des Nierenbeckens, Chronischer Morbus Brightii..... 5 VI. Chronischer Magen- und Darmkatarrh...... 5" VII. ScrofulÖse Drüsen-und Gelenksanschwellungen, Beinhaut- und Knochen-Erkrankungen, Geschwüre etc. . 6 VIII. Allgemeine Körperschwäche......... 6 IX. Chronische Hautkrankheiten......... 6 Gegen anzeigen.................. 6 Anwendungsweise des Bades............ 6 Diätetisches Regime während der Cur......... 6 Ausflüge in die Umgebung............. 7 Tarife, Haus- und Baderegeln.........■ . 7 Bade-Ordnung.................. 7 Haus-Ordnung.................. S Topographie. /^iiu- und eine halbe Fahrstunde von der Südbahnsta-tion (lilli in Steiermark unter 460 20' nördlicher Breite und 320 52' östlicher Länge von Ferro (150 12' von Greenwich) liegt in einem engen, von drei Seiten terrassenförmig von immer höheren Bergen umschlossenen Thale, 397 Meter über dem Spiegel des mittelländischen Meeres der liebliche Curort Neuhaus. Vom San thale aus, dem Paradiese der südlichen Steiermark, an dessen nordwestlichem Horizonte die Sulzbacheralpen mit ihren zackigen Formen und riesigen Spitzen einen wunderbaren Gegensatz und einen köstlichen Rahmen zu dem reizenden Thalgemälde bilden, führt die Strasse in nördlicher Richtung durch blühende, wohlbebaute, mit reinlichen Dörfern und reizend gelegenen Schlössern geschmückte Gegenden immer tiefer zwischen die Ausläufer dieses (Je-birges, bis bei einer jähen Wendung der Strasse im Dorfe Dobrna das liebliche Thal von Neuhaus mit den blanken Gebäuden des Curortes dem gespannten Blicke des Reisenden gegenüber liegt. Das Gebirge, dessen Gebiete die Thermen von Neuhaus entspringen, ist ein Theil der südlichen Kalkalpenkette, jenes Dolomitzuges, welcher mit wenigen Unterbrechungen das Pusterthal und Kärnthen durch- Paltauf. Bad Neuliaus. 3. Aufl. I streift, in den Sulzbacheralpen mit den himmelanstrebenden Häuptern: der Oistrica mit 2350 Metern, der Rinka mit 2441 Metern und dem 120 Meter hohen Rinkafalle, dem Ursprünge der San, dem (I ri n t o u c mit 2559 Metern u. s. w. seine grösste Höhe erreicht und einen Gebirgsstock bildet, welcher nach allen Seiten hin seine Zwreige aussendet. Während er nämlich im Westen mit den K a 1 a w an k e n in Kärnthen und den j u 1 i s c h e n Alp e n in K r a i n zusammenhängt, sendet er in Steiermark zwei divergirende Zweige gegen Süden und Osten aus; erstere bilden die Gebirge zwischen Save und San und scheiden Steiermark und Kr a in; letztere, welche für uns von Interesse sind, laufen in Anfangs nördlicher, dann östlicher Richtung, parallel mit dem Bacher und bilden hier das Weitensteiner Kalkgebirge. Dieses, obwohl vielfach zerklüftet, lässt dennoch zwei fast parallel verlaufende Höhenzüge unterscheiden, welche von Nordwest nach Südost streichen und langgestreckte, bewaldete Bergrücken bilden, deren Seiten oft so steil abfallen, dass das Gestein in senkrechten Wänden von schwindelnden Höhen und den pittoreskesten Formen zu Tage liegt. Der nördliche Zug ist bedeutend höher als der südliche und bildet hier den 1100 Meter hohen Kosiak mit der hochgelegenen Pfarre St. Jodek, den Jauerberg, die 1200 Meter hohe Stcnicen. die Gonobitzer Gora u. s. w., während der südliche mit seinen höchsten Punkten, dem Temni a k, Radeč, dem Klanzberg, K a m A a k, K o j n s k j ver h, velka ravna etc., die Höhe von iooo Metern nicht erreicht. Da, wo dieses Gebirge von den wilden, theils seinen Höhen, theils dem Bachergebirge entspringenden, der San zueilenden Bächen durchbrochen wird, ragen die Dolomitwände schroff und steil in die Höhe und bilden mehr-minder enge und lange Pässe voll malerischer Schönheit und wilder Romantik: so der Velju nag rabe n bei Schönstein, der Huda 1 u-kn a-P ass bei W ö 11 an mit der noch undurchforschten Tropfsteingrottc (huda lukna), der Teufelsgraben hinter G Uten egg, welcher so eng ist, dass zwischen den steilen Wänden neben dem Bache nicht einmal Raum für einen schmalen Fusssteig ist, sondern letzterer erst mehrere Meter höher in den Felsen gehauen werden konnte, der romantische Pass der Hud in a gegen Weitenstein, der aus der Stenicen kommende Engbach hinter Sternstein u. s. w. Gegen Süden gehen die steilen bewaldeten Berge in niedrigere Hügel über, die sich immer mehr abflachen, bis sie sich in dem weiten prachtvollen San-thale verlieren. Die geognostischen Verhältnisse des Gebirges sind mannigfaltig und sehr interessant. Die höheren Berge bestehen durchwegs aus Dolomit, welcher hier den Grundstock bildet, einem schönen, dichten, graulich weissen, feinkörnigen Kalke, welcher der mesozoischen Formation angehört, und das prächtige Beschotterungsmateriale für Strassen und Wege der Curanstalt liefert. Diesem Grundgebirge angelagert linden sich graue, wenig mächtige Kalkst einschichten, die von Austernfragmenten erfüllt sind, und (nach Hörnes' »Flysch von Neuhaus«, Jahrbuch des steier. Ge-birgsvereines 1879) wahrscheinlich oligoeänes Alter besitzen. Darauf folgen bit u m i n ös e Schiefer, gemischt mit Kohle, die sogenannten S o t z kas c h ic Ilten. Alle diese Schichten sind steil aufgerichtet, ein Beweis, dass auch sie sammt den noch über ihnen lie- genden Schichten beim Erkalten der Erdrinde* an dem Faltungsprocess der Alpen theil-g e n o m m e n. Ueber den Sotzkaschichten (S c h i e-ferthon und Kohle) liegt ein mächtiger Complex von Sandstein mit dem petrographischen Habit u s d e s F 1 y s c h e s. In dem Schiefer der So t z k a sc h ich te finden sich massenhaft fossile Pflanzenreste eingelagert; deren reichste Fundgruben sind Sa ver h und Sotzka (Socka-Ein öd), welche schon Professor Unger in seiner Abhandlung: Die fossile Flora von Stotzka« (Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften IL B.) beschrieben und nachgewiesen hat, dass die hier begrabenen versteinerten Pflanzenreste einer zu Grunde gegangenen Flora einer Zeitperiode angehörten, wo bei der noch nicht erkalteten Erdrinde überall auf der Erde eine gleiche, fast tropische Temperatur herrschte, einer Flora, wie sie heutzutage auf den Südseeinseln vorkommt, und dass, obwohl die ganze Vegetation durch Wasser zu Grunde gegangen, sie dennoch durchwegs aus Landpflanzen bestanden habe. Auch Herr Professor Göns t antin Baron Ettingshausen hat dieses interessante fossile Herbarium untersucht, wissenschaftlich geordnet und beschrieben und die gleiche Ueberzeugung darüber ausgesprochen. Diese Schieferund Kohlenschichten bieten auch deshalb ein besonderes Interesse, weil sowohl unter als über ihnen marine Ablagerungen sich finden, unter ihnen die oben genannten Kalksteinschichten mit den Austernfragmenten, von welchen hinter dem Curhause eine ganze Felswand einer v or w e ltlic h e n Austern bank, durchzogen von Korallenriffen, sichtbar ist, — über ihnen der aufgelagerte Sandstein, erst feineren, dann gröberen Kornes, welcher H a i f i s c h z ä h n e und K a m m-Muscheln in sich sehliesst. Der den S otzkas c h i chte n ähnliche und jedenfalls gleichzeitige Prassberger Schiefer enthält massenhaft petrificirte Reste von F i s c h e n — Fischschiefer. Die Auflagerung der marinen Sandsteinschichten über S üs s w asser-Ablagerungen der Tertiär per i ode ist ausserordentlich interessant und hat wegen der grossen Uebereinstimmung der darin enthaltenen petrificirten F au n a mit der des Mittelmeeres den Namen Mediterran-Stufe erhalten. Wenn nun auch die Entstehung dieser marinen tertiären Bildung einer anderen Zeitperiode angehört, als die der übrigen tertiären Gebilde (Schiefer, Kohle etc.) und uns den Beweis liefert, dass zur Zeit der Bildung dieser Niederschläge diese Gegend mit dem Spiegel des mittelländischen Meeres in Verbindung stand, so ist doch mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sämmtliehe Schichten gleichzeitig durch den Faltungsprocess der Erdrinde gehoben worden seien, sich am Rande des in die Höhe steigenden Urgebirgsstockes des Bacher steil aufstellten und durch die dabei statthabende Berstung und Rissbildung unserer Therme ihren Ursprung gaben. Diese tritt hart an der westlichen Berglehne in einer Temperatur von 29-2° R. (36-5 C.) mit mehreren Quellen aus dem Sandstein zu Tage. Im Dolomit sowohl als dem unmittelbar darauf anlagernden Muschelkalke linden sich eingesprengt Inseln von Brauneisenstein, deren auch welche am Berge hart am Curhause sichtbar sind, denen ein 6 Vegetation und Flora. in jüngster Zeit gebohrter Brunnen wahrscheinlich seinen bedeutenden Eisengehalt verdankt. Die Vegetation ist bei der glücklichen, geschützten Lage der lieblichen Thaler zwischen bewaldeten Bergen in dem herrlichen Klima eine vortreffliche, die Flora bei dem bereits etwas südlichen Charakter der Gegend bei gleichzeitiger Nähe hoher Berge eine sehr mannigfaltige. Auf den Bergen wechseln Laubwälder mit Nadelwäldern, von ersteren vornehmlich Buchen- und Eichenwälder, doch kommt auch die echte Kastanie an einigen Orten, wie bei Saverh, am Rabensberg u. s. w. bereits waldweise vor. Die Nadelwälder zeigen an einigen Orten, wie z. B. an der Berglehne neben dem Curhause, eine selten gesehene Ueppigkeit, und enthalten Tannen, Fichten und Föhren von wunderbarer Schönheit. Die Wiesen prangen in frischer Grüne bis in den späten Herbst. Man baut alle Getreidegattungen, Mais, Hopfen, auf den Hügeln Wein, der aber meist nicht von vorzüglicher Güte ist, woran jedoch nicht sowohl das Klima, als die primitive Art der Bearbeitung- und die unpassende Auswahl der Rebensorten Schuld trägt, da jene Weingärten, die mit entsprechenden Sorten bepflanzt und sorgfältig gepflegt werden, auch guten Wein liefern. Ebenso verhält es sich mit der Obstbaumzucht, welche noch sehr vernachlässigt ist, obwohl alle Gattungen edlen Obstes hier gedeihen und reifen. Von vorzüglicher Güte sind die Erdbeeren, welche .Mitte Mai zu reifen beginnen und noch bis Mitte August zum Verkaufe gebracht werden, da die besonders schmackhaften Gebirgserdbeeren erst spät reifen. Die Wald- und Wiesenflora, besonders aber die Gebirgsflor a sind sehr reichhaltig. Reichard t zählt in seiner »Flora des Bades Neuhaus bei G Uli« (Wien 1860) über 900 Arten Phaneroga-iiicn und Gefäss-Cryptogamen und über 200 Arten Moose, welche auf den Hügeln um Neu-h a u s und den gegen Norden liegenden Bergen vorkommen, Diese Mannigfaltigkeit erklärt sich durch den südlichen Charakter der Flora einerseits und die bedeutende Höhe der Berge andererseits, auf welchen bereits der V o r a 1 p e n r e g io n a n g e h ö r i g e Pflanzen vorkommen. So findet man auf den Kalkfelsen des Kosiak und den W e i t en s t e i n e r b e r gen : die A t rage ne a lp i na, A ra bi s alp in a, A r n i c a mon-tana, Viola bi flor a, Saxifraga cuneifolia, erustata, Gentiana eruciata, Veronicaurtici-fo li a, R h i n a n t h u s a 1 p i n u s, P r i m u 1 a a u r i c u 1 a, I' o a alp i n a, H e 11 eb o r u s n i g er, V e ra tr um a lb u m U. m. a., sogar das Rhododendron hirsutum und die P i n qui cola alpi n a (eine Insecten fressende Pflanze) kommen in der Schlucht hinter Gutenegg fort. Im Gegensatze zu dieser alpinen FTora zeigt das gruppen-, ja waldweise Vorkommen einiger Laubbäume den südlichen Charakter der Gegend, wie der Hopfenbuche, Ostrya carp inifolia, der M an na esc he, fraxinus ornus, der echten Kastanie, Castanea vecsa u. s. w. Das Klima ist milde. Zufolge sechsjähriger Beobachtung beträgt das Jahresmittel der Temperatur + 8-8° C, das Som me im ittel l6'5° C, die höchste Temperatur 29-5° C, die niederste 180 C, In den Sommermonaten ergab die sechsjährige Beobachtung im Mittel: für Mai -j-1201° C, Juni l6'33.°G., | li 1 i I9/370 C, Septem b e r 13740 C., O et ob er 8*67° C. 8 Klima Die Durchschnittsziffer der Niederschläge 9605 Millimeter, das Maximum in einem Tage 54-5 Millimeter. Durchschnittliche Regentage 97, mit Nebel 16, Gewitter 17. In den Sommermonaten ergab die Durchschnittsziffer der Regentage: im Mai 12, im Juni 8, Juli 4, August 6, September 9, October 11. Diese Beobachtungen zeigen, dass das Klima sehr gemässigt, die Niederschläge trotz der Nachbarschaft hoher Berge nicht bedeutend sind. Anhaltende Regen sind selten, Nebel, ausser im Spätherbst, gar keine, stark ist dagegen der Thaufall, welcher unmittelbar nach Sonnenuntergang eintritt und von bedeutender Abkühlung der Temperatur begleitet ist, wovon auch die heissesten Sommertage keine Ausnahme machen, welche Erscheinung allen Gebirgsgegenden eigen ist, und von der Ausgleichung der verschieden erwärmten Luftschichten in Thal und Berg herrührt. Die Sommerhitze ist gemässigt, da die umgebenden Wälder reflectirte Wärme aus-schliessen und jederzeit Kühlung bieten. Winde sind bei der geschützten Lage des Thaies, das nur gegen Süden geöffnet ist, sehr selten. Die Luft ist bei dem Reichthum der Vegetation und der Nähe der schönen Nadelwälder sauerstoffreich, würzig und vollkommen staubfrei, da das vorzügliche Schotter-inateriale der Wege und Strassen (Dolomit) ein exquisites Bindemittel abgibt. Die den Curort rings in weiter Ausdehnung umgebenden Nadelwälder sind von einer Menge gut gehaltenen Parkwege und Ruheplätze durchzogen, und gestatten dadurch einen stundenlangen Aufenthalt in der köstlichen Waldluft, was Neuhaus zum klimatischen Curort stempelt. Der Winter ist, wie überhaupt in Gebirgsgegenden ziemlich streng, mit vielem Schneefall, endigt aber mit Anfang März, wo meist schöne, warme Tage eintreten und die ersten Frühlingsboten auf den sonnigen Bergabhängen hervorrufen; mit Ende April ist alles grün, die Bäume in Blüthe. ■ Der Mai ist meist schön, warm, die Luft von Blüthenduft durchweht, der Waldgeruch balsamisch, Vogelsang und Kuckucksruf allüberall. Der September hat wie in allen Gebirgsgegenden meist ein prachtvolles Herbstwetter. Die Bewohner sind durchwegs Slovenen, welche einen den übrigen südslavischen Sprachen verwandten Dialect sprechen. Sie haben meist einen schlanken, nicht sehr kräftigen Körperbau, blondes Haar, blasse Hautfarbe mit ziemlich intelligenten Gesichtszügen, sind gutmüthig, gastfreundlich, haben jedoch einen entschiedenen Hang für das dolce far niente, zeigen wenig Fleiss und Ausdauer, daher sie auch, ungeachtet der Fruchtbarkeit des Bodens, den Deutschen an Wohlhabenheit nachstehen. Dieses gilt nicht blos von den Bewohnern des engen Thaies und des Gebirges mit den kleinen, vielfach zertheilten Besitzungen, sondern auch von den Bewohnern der Ebene, wie des fruchtbaren Santhales, welche zwar wohlhabender, doch bei weitem nicht so vermöglich sind, als sie im Besitze dieses herrlichen Landes es sein könnten. Geschichte des Bades Neuhaus. iese hängt bis zum Uebergang des Bades in den Besitz der steierischen bandschaft innig mit der Geschichte der Herrschaft Neuhaus zusammen. Den Römern scheint die Quelle nicht bekannt gewesen zu sein, wenigstens haben wir keine Anhaltspunkte zur Annahme ihrer Bekanntschaft, obwohl diese die ganze Gegend colonisirt hatten, und die bedeutendste Stadt Mittel-Noricums, die alte Colon i a Claudia Cele ja, das heutige Cilli, ganz in der Nähe lag. Gleichwohl wurde hier, und zwar bei der Pfarrkirche in D o brn a ein R ö m e rs te in aufgefunden, dessen Inschrift aber leider schon zu sehr verwittert, nicht mehr zu entziffern war, daher keinen weiteren Aufschluss gewährt, dagegen wurde im Jahre 1889 am Boden der Filialkirche St. Nicolai ein vollkommen erhaltener Römerstein aufgefunden, welcher gegenwärtig aussen an der Südwand der Kirche eingemauert ist. Fr zeigt in der oberen Hälfte unter den 2 Delphinen einen römischen Krieger im Mantel mit Lanze und Schild, darunter die Buchstaben D. M. (Diis manibus). In der unteren Hälfte zeigt sich die Inschrift: AVRELIVS . VICTOR . MIL . 11. L . JT . DESEDERATVS . HOSTE . GVTICA . XXX . AN . AVK ELI A . LVPVLA . CONI . KARISSIMO . P. zu deutsch: Aurelius Victor, Soldat der II. italienischen Legion, gefordert vom Feinde Cutia im 30. Lebensjahre. Aurelia Lupula setzte ihrem theuersten Gemahl das Denkmal. Die 2. Legion lag bekanntlich in der Umgebung von Cilli. Der Stein besteht aus Marmor, wie er noch heute in der Nähe zu Weitenstein gebrochen wird. Bei dem Umstände, als die Römer eine hohe Achtung für Mineralquellen hatten und dieselben mit Vorliebe cultivirten, ist diese muthmassliche Unbekannt-schaft auffallend und berechtiget zu der Annahme, — welche sowohl mit den geognostischen Verbältnissen, als mit einer Volkssage im Einklänge stehen würde, — dass nämlich zu Anfang unserer Zeitrechnung und auch wohl bis in die ersten Jahrhunderte des Mittelalters hinein hier ein kleiner See bestanden habe, in welchen die warmen Quellen mündeten. Das Neuhau s er Thal scheint nämlich auf der Höhe zwischen P r i s t o v a und Neulemberg, da, wo jetzt an der verengten Stelle des Baches eine Sägemühle steht, abgesperrt gewesen zu sein, bis der Bach sich hier gewaltsam Bahn gebrochen hatte. Im Einklänge hie-mit steht die Sage vom M arienkirchlein am See, welches an Stelle der jetzigen Pfarrkirche zu Dobrna, hoch vom Fels in den See hinabblickend gestanden, haben soll. Auch der Ursprung der Herrschaft Neuhaus ist etwas von Dunkel umhüllt; sie scheint aus dem Schosse der alten Herrschaft Dobrna hervorgegangen zu sein: die kinderlose Witwe des Grafen Wilhelm von Sounekeund Fr i es ach, Emma, hatte einen Theil ihrer Besitzungen und darunter die Herrschaft Witenstein (das jetzige Weitenstein) zur Gründung des Chorherrenstiftes Gurk vermacht 1042, und Bischof Roman von Gurk hatte, um sein Besitzthum abzurunden, von dem Grafen Hartwig von Bogen die Herrschaft Dobrna dazu-gekauft, 1147- Ob die Herrschaft Dobrna mit dem nahe gelegenen Guten egg (slov. Dobrne a) eines und dasselbe ist, oder ob beide (so nahe) neben einander bestanden? Wer weiss es? Dass im 13. Jahrhunderte Herren von Gutenegg bestanden, ist nachgewiesen; wo ihre Burg gestanden, ist so wenig eruirbar (das gegenwärtige neue Schloss steht entgegen der Bauart des Mittelalters im Thalej wie die Stelle, wo die Herrschaft D o b e r n a ihre Stätte hatte. Ob Guten-egg eine Germanisirung von Doberna oder Do-bernca durch die Wurzel dobrj - gut -- sei, oder umgekehrt, wer vermag es zu entscheiden? Deutsche Adelsgeschlechter sassen ringsum im Lande, von einer Familie, die von der Herrschaft Dobrna den Namen führte, geschieht nirgends Erwähnung, es dürfte darum wohl Dobrna und 1)0brnca eine und dieselbe Herrschaft gewesen sein, besonders da die späteren Herren von Gutenegg so gut wie die Herren von Neuhaus dem B i s t h u m e Gurk lehenspfliehtig waren. Die Slovencu leiten Dobrna von dem Worte dob die Liehe — ab, und gleichwohl ist Dob rnca heute noch die slovenische Benennung von Gutenegg. Sei dem, wie ihm wolle, die Herrschaft Dobrna gehörte seit 1147 dem Dom cap i tel Gurk, welches um diese Zeit die Veste Neuhaus, die jetzige Schlangenburg, erbaute. Herren von Neuhaus, als Lehensleute von Gurk, kamen schon im 12. Jahrhundert vor, also unmittelbar nach der F'rwerbung der Herrschaft Dobrna. Gegen Emde des Mittelalters war die Veste Neuhaus im Besitze der Grafen von Cilli, welche Mittelalter, 13 die ganze umliegende Gegend in ihrer Gewalt hatten, jedenfalls als Lehen von Gurk. Nach dem Aussterben dieses Dynastengeschlechtes im Jahre 1456 erscheinen wieder Herren von Neuhaus als Besitzer der Burg und Herrschaft. Die erste Entdeckung und Benützung der Quelle fällt in vollkommenes Dunkel; die erste urkundliche E r w ä h n u n g d a t i r t v o m J a brc 1582, aus einem Urbar, welches vom Herrn Hanns Franz von Neu h au s dem Herrn Hanns von Helfenberg übergeben wurde. Nach diesem Urbar war ein Blasy Schlosser Pächter von »der Top p lit z <, wofür er jährlich 10 iL Pacht bezahlte; ein Wolf gang Arlo war Wirth von der Töplitz, welche auch >das Wildpadt zu Neu h aus < oder »das Pad t an der Töplitz« (von dem slovenischen Worte toplice) genannt wurde. Nach des Hanns Franz von Neuhaus Tode im Jahre 1605, kam die Herrschaft durch Kauf in den Besitz seiner Schwester, der Freifrau Rosina von S aurau. Zu dieser Zeit war die hohe Heilkraft der Quelle von Neuhaus schon weit in der Windischen Mark bekannt, und man fühlte das Bedürfhiss, dieselbe zum öffentlichen Wohle zu verwerthen. Ks richteten deshalb im Jahre 1608 die Herren und Landleute des Cillier Bezirkes ein Ansuchen an den steiermär-kischen Landtag, worin sie um eine Subvention von 600 11. zur Erbauung eines Hauses an der Töplitz baten, darin sie unter anderem sagten: »— was massen sich ain herrliche nutzbarliehe Teplitz, die nicht allein die nagst anliegenden, sonder auch von weiten zue raisenten erspriesslich gemessen, in der Herrschaft Neuhaus gefunden wird. Weil den aber ausser etlichen khlain Heussl alda khain Undterkumbcn und 14 Die Töplitz. dannenhero sowoll wir alls andere Frembde die pfle-gung unsers gesunds mucssen ondterlassen. Auf dass aber soliehe gab Gottes denen Menschen besser möge zu nuz kommen, so — etc. I)ie Landschaft bewilligte die Subvention und die Eigenthümerin, die Freifrau von Sarnau, gab 1609 ein »Orth Kirchgrunts« zur Erbauung des Hauses. Nach vielfachen Hindernissen und Verzögerungen war der Bau endlich 1Ö12 mit einem Kostenaufwande von 1100 Gulden vollendet. Der ebenerdige Theil des Hauses war gemauert und enthielt 3 Keller, der Oberbau war von Holz und enthielt 3 Zimmer mit 3 Küchen und ein grosses Vorhaus; rund um das Haus lief ein Gang; es stand am Fusse des Berges, vor der Quelle, also an der Stelle des heutigen westlichen Flügels des Curhauses, möglicherweise sind die daselbst heute noch bestehenden Keller noch theilweise dieselben von 1612. Jedenfalls war dieser Bau der erste Beginn des heutigen Curhauses, und wurde also schon damals durch die Muniticenz der steirischen Landschaft der Grund zu unserem Bade gelegt. 1613 kam die Herrschaft Neuhaus und mit ihr das Ba d durch Kauf an die Lamilie Gaitschnigg oder Gatschn i g g (aus Kärnthen). Der erste Besitzer war Hanns Gaitschnigg, welcher 1618 die Herrschaft an seinen Bruder Mathias verkaufte. Mathias Gaitschnigg liess 1624 die Quelle in ein steinernes Bassin lassen und errichtete darüber ein Bad- und ein Wohnhaus für Gäste, welches er wahrscheinlich mit dem vor 12 Jahren von der Landschaft erbauten verband. Das Bassin soll damals durch eine hölzerne Scheidewand in zwei Abtheilungen für Männer und für brauen getrennt gewesen sein; wann diese Scheidewand gefallen, ist nicht bekannt. Die Familie Gaitschnigg. — Bau des Bassins. I.- Mathias Gaitschnigg war Officier im kaiserlichen Heere gewesen und hatte das Fräulein Margaretha Siebenitschki von Weixelstätten geheiratet; da er nun auch ein rittermässiges Lehengut in Besitz hatte, wurde er von Kaiser Ferdinand IL in den Adelstand erhoben. Eine steinerne, noch jetzt im Curbassin eingemauerte Denkschrift nennt ihn als den Erbauer des Bassins und Gründer des Bades; sie lautet: »Dis Padt ist dem Landt zu Ehra Erbaut von dem edlen Herrn Der mit Namen is unterschöben, Sonst es noch lenger wer wist bliben, Als man zählt 1624 Jar, Da er Posessor zu Neuhaus wäre Mathias (L. S.) Gaitschnigg. Von den beiden Wappenschildern enthielt das rechts das Gaitschnigg'sche, das links das Siebenitsch-kische Wappen. Die niedere Stufe, auf der sich die ärztliche Wissenschaft damals befand, einerseits, die unruhigen Zeiten anderseits verhinderten das Gedeihen des Bades. Sowohl die Wellen, welche der dreissigjährige Krieg bis in diesen südlichsten Winkel Deutschlands schluir, als bei weitem mehr noch der grosse untersteirische Bauernkrieg, welcher im Jahre 1634 ausbrach und weit und breit das Land verwüstete, waren demselben sehr nachtheilig. Math i a s Gaitschnigg starb 1643 und ist sammt seiner Gemahlin in der Pfarrkirche zu Dobrna beigesetzt. Sein Sohn Johann Mathias verwandelte, seinen väterlichen Namen'Gaitschn igg (von der slavischen Wurzel gaea - die Schlange) mit Erlaub« r6 Die Schlangenburg. nis des Kaisers Leopold I. in das deutsehe »Schlangenburg«, welchen Namen er auch auf sein Schloss Neuhaus übertrug, indem er sich nun von und zu Schlangenberg auf Schlangenburg nannte. Da das Bad bei seiner spärlichen Benützung eine sehr geringe Rente abwarf und die Vermögens-Verhältnisse des Herrn von Schlangenburg anfingen, misslich zu werden, so sah sich dieser schon 1678 gezwungen, zur Erhaltung und Ausbesserung des Gebäudes an der Neu hau s er Töplitz bei der stei-rischen Landschaft um eine Unterstützung anzusuchen, welche in Anbetracht, »dass Herrn und Landt-leute daselbst die hochberühmte Heilquelle benützen, und das Padt eine gemeinnützige Anstalt sei,« — dem Herrn von Schlangenburg eine Unterstützung von 1500 Gulden bewilligte. Nach des Johann Mathias von Schlangenburg's Tode im Jahre 1682 kam die Herrschaft Schlangenburg sammt dem Bade Neuhaus an dessen Sohn Carl Eusebius und nach diesem im Jahre 1729 an den Sohn seiner älteren Tochter, Johann Caspar von Bran den au, welcher dieselbe durch 36 Jahre besass, dabei aber so verschuldete, dass nach seinem Tode seine Söhne das väterliche Erbe nicht übernehmen konnten, welches dann im Jahre 17Ö9 im Licitationswege verkauft und von Bran-denau's Schwester, der Freiin Maria Cleopha von Dinersberg auf Weixelstätten, erstanden wurde. 1770 übernahm den Besitz Freiherr Franz August von Dinnersberg. Das Bad hatte von 1624 bis zu dieser Zeit nur wenige Veränderungen erfahren, doch nahm nach und nach der Besuch zu, besonders während der grossen Kriege, zu Ende des Graf Iloyos. Trennung von Bad und Herrschaft. 17 vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts, wo sehr viele verwundete Officiere das Bad besuchten. Auch Louis Bon aparte, Bruder des ersten und Vater des dritten Napoleon besuchte in den Jahren 1810 und 1811 dieses Bad, in welchem er ein Andenken sich dadurch bereitete, dass er den im Curbassin befindlichen Grundfels von Sandstein, welcher auf der einen Seite einen förmlichen Berg bildete, gleich -meisseln liess. Inzwischen war im Jahre 1772 die alte Schlangenburg eingestürzt und Fr eiherr von Dinnersberg erbaute unterhalb derselben, in der Nähe der Cillier Bezirksstrasse, auf einem sanften Hügel ein neues Schloss, welches er nach dem ursprünglichen Namen des alten »Neuhaus« nannte, das gegenwärtige, anmuthig in einem gut gepflegten Parke gelegene Schloss Neu haus. Baron Franz C a j e t a n von D i n n e r s b er g, welcher 1814 den Besitz von Herrschaft und Bad antrat, liess das alte Gaitschnigg'sche Frontgebäude, welches ein ganz klosterähnliches Aussehen besass, niederreissen und erbaute einen neuen einstöckigen Tract, welchen er mit den alten Seiten-Hügeln verband. Im Jahre 1847 kaufte Graf Johann Hoyos, Schwiegersohn des Baron F r a n z C aj e t a n von Dinnersberg, das Bad, und es wurde so das erstemal die Herrschaft und das Bad Neuhaus von einander getrennt. Graf Hoyos baute auf dem von seinem Schwiegervater erbauten Vordertract ein zweites Stockwerk, erbaute den Cur salon, die 11 au s k apeli e, das Fremden-unddas Armenbad legte C anale und Parkanlagen an, arrondirte die Besitzung durch Ankauf des S i dar gut es — der P alt au f. Kail Neuliaua 3. Aufl 2 jetzigen »Hube« — und des Nowakhauses, auf welchem seit langen Jahren die Familie Nowak als Badwirthe gesessen hatten, und gab auf diese Art dem Bade die noch grösstentheils bis heute bestehende Gestalt. Endlich 18 5 500 Ausserdem enthält die Quelle eine grosse Menge Stickstoff, welcher, sobald das Wassel- zu Tage tritt, in grossen Blasen entweicht. Zufolge dieser chemischen Zusammensetzung gehört die Therme, wie schon oben bemerkt, in die Glas sc der s t off armen, oder indifferenten, oder Akratotherme n, der sogenannten Wildbäder, d. h. jener Quellen, welche arm an fixen Be-standtheilen, zugleich aberreich an Gasen sind, und unabhängig von der äusseren Lufttemperatur, eine die mittlere Jahrestemperatur übersteigende con s t ante Wärme aus der Tiefe der Erde mit sich bringen. Aus der Höhte der Temperatur sowohl, als aus der Menge der im Wasser gelösten Gase, welche nur unter einem vielfachen Atmosphärendrucke vom Wrasser aufgenommen werden können, lässt sich auf die grosse Tiefe schliessen, aus welcher die Quelle aus der Erdrinde herauskommt; wie bereits oben bemerkt, berechnet man, diese Tiefe auf circa 3000 Fuss. Der Umstand, dass die Temperatur von 20/20 R. so ziemlich der Blutwärme des gesunden Menschen entspricht, bringt der 1 nenne den nicht zu unterschätzenden Vortheil, dass dieselbe, ohne durch Auskühlen oder künstliche Erwärmung ihren Gasgehalt und damit einen Theil ihrer Wirksamkeit einzubüssen, in ihrer ursprünglichen Kraft und Wärme benutzt werden kann. Die Stahlquelle. Die in neuester Zeit entdeckte eisenhaltige Quelle enthält nach der durch Herrn Prof. Dr. Buchner vorgenommenen Analyse: in 10.000 t ,ru ., in I Liter Gew.-1 heilen Kaliumsulfat ..........028100 002810 Natriunisulfat..........0-11300 001130 Magnesiumchlorid ........003210 000321 Magnesiumsulfat.........0-18340 0-01834 Magnesiumcarbonat........0-02600 000260 Calciumcarbonat.........3-74000 0-37400 Eisencarbonat..........008700 000870 Thonerde............0-23000 002300 Kieselsäure...........011400 001140 Halbgebundene Kohlensäure .... 170660 Summe 0-48065 Freie Kohlensäure........1-49000 Kohlensäure: Summe der wägbareu Bestandteile 800310 160 Kb.-Ct. Ausserdem enthält das Wasser Spuren von Mangan, Phosphorsäure und Salpetersäure. Seine Temperatur ist 90 R. Nach dieser Analyse zählt unsere Quelle in die Classe der Stahlquellen, d.h. jener Wässer, wo das Eisen als kohlensaures Eise noxydul einen bemerkenswerthen Bestandtheil desselben abgibt, während die übrigen Salze in keiner so bedeutenden Menge vorhanden sind, dass das Wasser in irgend e i n e C1 a s s e d e r Säuerlinge zu rechnen wäre, Als hervorragende Vertreter dieser Classe gelten: S p a a, Pyrmont, Driburg, S c h w a 1 b a c h, Brückenau, mit welch letzterem unsere Quelle die metsc Aehnlichkeit besitzt, u. m. a. Auch die Klausner-qu e 1 le in Glei c h en b erg gehört in diese Kategorie. Die Quelle scheint aus dem dem Dolomit aullagernden Kalksteine, in welchem Inseln von Brauneisenstein eingesprengt sind, zu kommen und zwischen diesem und dem darauf lagernden Thonschiefer zu verlaufen, dem letzteren Gesteine ist auch sein Gehalt an Thonerde zuzuschreiben. Das Wasser ist k 1 a r, etwas m o u s s i r e n d, hat keinen Geruch und schmeckt etwas bitteradstrin-girend, t inten artig. Vergleichende Zusammenstellung der Analysen der Neuhauser und anderer Thermen derselben Gattung. lle Wässer dieser Classesind che misch sehr ähnlich zusammengesetzt, und dennoch haben dieselben erfahrungsgemäss in verschiedenen Krankheiten nicht die gleiche Wirkung. Es müssen daher beim Gebrauche dieser Wässer wohl noch arid e r e Mo m ente von Einfluss sein, welche wir hier bei Vergleichung der Thermen würdigen wollen. Unter die Bäder dieser Kategorie gehören nebst vielen anderen: Gastein, Pfäfers, resp. Ragatz in der Schweiz, Teplitz in Böhmen und auch unser benachbartes R ö m e r b a d. Eine Vergleichung dieser Thermen zeigt folgende Tabelle: 30 Zusammenstellung v. Analysen d. Neuhauser u. anderer Thermen. Gehalt in i Pfund = 16 Unzen oder 7680 Gran Bestandteile Neu haus Gastein 1 Talers Te plitz K<'im<:ich theilweise als Nervenerkrankung betrachtet werden. Unsere warmen Bäder mit gleichzeitiger Galvanisation des sympathischen Nerves haben sich bereits in einigen Fällen dieser Art günstig erwiesen. Snecielle Indicalionen. 57 III. Traumatische Exsudate. Infiltrationen in den Weich t h ei 1 en, der Beinhaut, den Knochen, welche nach Verwundungen, Knochenbrüchen, Lymphgef äss-Entzündüngen, Zellgewebsvereiterungen u. s. w. mit Verhärtung und Verdichtung der Gewebe, Auftreibung der Knochen, Con-tractur der Gelenke etc. zurückgeblieben sind. Die Infiltrationen werden resorbirt, vorhandene eingekapselte Projectile oder abgestorbene Knochensplitter werden ausgestossen. Mit der Aufsaugung der Infiltrationen schwinden auch die Contractu reu der Gelenke, diese werden wieder beweglich. In solchen Fällen scheinen die Erfolge oft wunderbar. IV. Rheumatismus und (iicht. 1. Rheumatismus, dessen eigentliches Wesen und Charakter wir noch immer nicht kennen, ist nach allem, was wir von ihm wissen, ein durch plötzlich unterdrückte H a u 11 h ä t i g k e i t, durch Verkühlung herbeigeführter krankhafter Zustand, welcher entweder blos die Weichtheile Apnneurosen, Sehnenscheiden, Muskeln) oder die Gelenke befällt. Ersterer heisst Muskel-, letzterer Gelen ks-R h e u m ati sm us. Letzterer ist fieberhaft und bedingt Exsudationen in die Gelenke. Da das Leiden durch unterdrückte Hautthätigkeit hervorgerufen erscheint, wird auch Anregung dieser Thätigkeit durch warme Bäder ihm gut bekommen, was auch die Erfahrung bestätiget, indem gerade in dieser Krankheit unsere warmen Bäder immer gute Erfolge erzielen. 2. D i e G i c h t, in den äusseren Erscheinungen dem Rheumatismus ähnlich, in ihrem inneren Wesen jedoch 58 Specielle Indicationen. von demselben sehr verschieden, besteht in einem Zu-r ü c k b 1 e i b e n v o n H a r n s ü urei m B1 u t c, w e 1 c h e r Ueberschuss t h e i 1 w e i s e durch verschiedene Organe, z. B. die Nieren, ausgeschieden, theils in anderen, wie in den kleinen Gelenken abgelagert wird, wodurch die sogenannten Gichtknoten gebildet werden. In recenten Fällen, wo es noch nicht zu tiefer greifenden Veränderungen gekommen ist, wird unsere Therme vortreffliche Dienste leisten, wie sie dies schon vielfach bewiesen hat. Natürlich wird sie in ihrer vollen Temperatur von 2ty2l> R. angewendet werden müssen. V, Chronischer Katarrh der Blase und des Niercnheckens. Chronischer Morbus Brightl. 1. Der Blasen-Katar r h ist entweder selbstständig, z. B. durch Verkühlung entstanden, oder wie in der .Mehrzahl der Fälle entweder von dem Nierenbecken oder der Harnröhre aus fortgeflanzt. In allen diesen Fällen werden, wenn das acute Stadium vorüber, unsere Bäder gute Wirkung thun, besonders wenn starke nervöse Reizbarkeit vorhanden ist. Auch In-jectionen mit Thermalwasser in die Blase sind häufig von guter Wirkung, besonders, wenn die Blase sich noch nicht vollständig entleert. Ebenso im Katarrh des Nierenbeckens sind unsere Bäder durch ihre beruhigende, die Hautthätig-keit milde anregende Wirkung von günstigem Erfolge. 2. Bei chronischem M o r b u s B r i g h t i i, sowie überhaupt c h r o n i s c h entzündlichen Zustän den derNierenmitAlbuminurie wird unsere Therme stets günstige Wirkungen erzielen. Besonders wenn Specielle Tndicaüonen: 59 der Urin sparsam, gesättigt, Hautödeme bereits vorhanden sind, zeigt sieh oft in überraschend kurzer Zeit ein günstiger Erfolg. Zu Hilfe kommt uns hier als Nebenbehandlung die ausgezeichnete Kuhmilch, durch welche die Einleitung einer erspriesslichen Milchcur möglich ist, so wie auch unsere Stahlquelle. VI. Chronischer Magen- und Darmkatarrh. Die hier zur Behandlung kommenden Fälle von Magen- und Darm katar r h sind meist solche, die schon verschiedene, theils medicamentöse, theils Bade-trinkeuren durchgemacht haben, jedoch ohne bleibenden Erfolg. Die Patienten sind meist durch die lange Dauer sehr herabgekommen, die Magennerven überreizt, so dass sie Medicamente schon schwer vertragen. Beim Gebrauche der Neuhauser Bäder heilen solche lange bestehende Darmkartarrhe oft ohne alle Medicamentc, einfach durch Bethätigung der Haut-funetion und Beruhigung der gereizten Nerven bei sorgfältiger Diät und dem Genüsse der kräftigen Ge-birgsluft. Bei M a g e n k a t a r r h e n ist auch der innerliche Gebrauch des Thermalwassers von vorzüglicher Wirkung, und es dürfte diese, durch die Erfahrung constatirte Wirkung auf denselben Principien beruhen, welche die warmen Karlsbader Quellen in diesem Leiden so heilsam machen, auf der Wärme, welche die gereizte Magenschleimhaut calmirt, und der Kohlensäure, welche das Wasser leichter verdaulich macht; der Gehalt an letzterer ist ein Vorzug, welchen das Thermalwasser vor allen künstlich erwärmten Mineralwässern voraus hat, in welchen dieses Hauptagens zur leichteren Verdaulichkeit gänzlich fehlt. VII. Skrofulöse Drüsen- und Cclcnksansch wclluugcn, Beinhaut« und Knochenerkrankungen, Geschwüre etc. Auch diese Erkrankungen liefern jährlich ein nicht unbedeutendes Contingent unserer Curgäste, denen sowohl die Bäder als auch vor allem die frische, kräftige und doch milde Luft unserer Gegend ausserordentlich zu Statten kommt; besonders erethische Naturen mit gereiztem Nervensystem werden mit Vortheil die Bäder gebrauchen. Auch der innerliche Gebrauch der Stahlquelle wird die Cur unterstützen. VIII. Allgemeine Körperschwäche in Folge von lani;e dauernden Kr a n k h e i t e n, Blut- und Säfteverlusten, Exe essen in der Lebensweise etc., bei welchen die Blutbereitung herabgesetzt, das Nervensystem überreizt, Schlaflosigkeit, gestörte Verdauung etc. vorhanden ist; auch in solchen Fällen werden die Bäder im Vereine mit der guten Luft in kurzer Zeit auffallende Kräftigung herbeiführen, das Stahlwasser wird in geeigneten Fällen die Procedur unterstützen. IX. Chronische Hautkrankheiten, wie Eczem, Eichen, Psoriasis, Acne, welche häufig jeder medicamentösen Behandlung trotzen und immer recidiviren, werden hier oft in kurzer Zeit bleibend geheilt. Gegen-Anzeigen. nf^ljicht angezeigt ist der Gebrauch der Neuhauser Bäder bei folgenden krankhaften Zuständen: 1. In fieberhaften Krankheiten, 2. bei activen Blutungen, 3. bei bedeutenden Herz- oder G e f ä s s - E r-krankungen, 4. bei vorgeschrittener Tuborculose oder Krebs-Cachexie; endlich ist 5. bei Neigung zu Ohnmacht und Krämpfen, Schwindel und Gehirncongestionen das Bad nur mit grosser Vorsicht zu gebrauchen. Personen, welche der Epilepsie oder anderen Krampf formen, die von Bewusstlosigkeit begleitet sind, unterworfen sind, sollen niemals allein, sondern immer in verlässlicher Begleitung, und wenn es thunlich ist, in Gegenwart des Arztes baden. Ebenso erfordert auch das Baden von Kindern Vorsicht, und soll nicht ohne Bewilligung und Instruction des Badearztes vorgenommen werden. Anwendungsweise des Hades. e nach der E r kr a n k u ng, je nach der Individualität des Erkrankten wird auch die Anwendungsweise der Therme eine verschiedene sein. Nächst der Wah 1 des entsprechenden Badeortes überhaupt, wird Rücksicht zu nehmen sein auf: die Wahl der entsprechenden Jahreszeit, auf die Temperatur und Anzahl der Bäder, auf die Dauer der einzelnen Bäder, auf die dabei zu beobachtenden Cau-telen, auf die entsprechende Nebenbehandlung und I )iätctik, auf die Wahl der Tageszeit zum Baden, das Verhalten vor und nach dem Bade u. s. w. Was vorerst die Wahl der Jahreszeit betrifft, so ist es gar nicht gleichgiltig, wann die Badecur gebraucht wird: Individuen, welche rauhere, strengere Klimate gewohnt sind, welche eine höhere Lufttemperatur nicht gut vertragen, welche zu Schwindel, Herzklopfen, Gongestionen geneigt sind, wählen am besten das Frühjahr während schwächliche oder ältere, herabgekommene Personen, oder solche, die an wärmere Klimate gewohnt sind, oder zu Katarrhen, Rheumatismen, Krämpfen etc. disponirt sind, besser die warmen Sommermonate zur Cur verwenden, vorausgesetzt natürlich, dass nicht andere Umstände, z. B. die Unaufschiebbarkeit des Badegebrauches, oder die Notwendigkeit einer anderen Nachcur eine Modiiicirung dieser Anwendungsweise verlangen. Zahl der Bäder. — Nachwirkung. 63 Die Dauer der Bade cur ist ebenfalls je nach der Krankheit und der Individualität verschieden; SO wird dort, wo es sich z. B. um Aufsaugung lange bestehender Exsudate, um die Wiederbelebung von durch langen Druck funetionsunfähig gewordenen Nervenzweigen handelt, eine grössere Anzahl von Bädern nöthig sein, als in leichteren Fällen; so werden kräftigere, mit einem weniger reizbaren Nervensysteme ausgerüstete Personen mehr Bäder vertragen, als schwächliche, nervöse. Im Allgemeinen hat die Erfahrung gezeigt, dass eine Anzahl von 25 b i s 30 Bädern zur Cur s o-w o h 1 n o t h w e n d i g, als in der Mehrzahl der Fälle auch genügend sei. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass in leichteren Fällen, oder bei übergrosser Empfindlichkeit, oder bei solchen, welche jährlich mehr als Prophylaxis denn als wirkliche Cur die Bäder gebrauchen, eine Anzahl von 20 Bädern genügen werde, ebenso wie in entsprechenden Fällen die Anzahl bis auf 60 vermehrt werden kann. Die Besserung tritt in einzelnen Fällen schon nach den ersten 7 bis 10 Bädern ein, in der Mehrzahl der Fälle jedoch erst gegen das Ende oder nach abgelaufener Badecur. Tritt nach einigen 20 Bädern statt Besserung ein Widerwillen gegen das Bad, Frösteln in demselben, Herzklopfen etc. ein, so ist es besser, die Cur abzubrechen, und falls die Besserung nach einigen Wochen nicht eintritt und sonst keine Gegenanzeigen vorhanden sind, nach 1 bis 2 Wochen die Cur von neuem zu beginnen. Uebrigens schliesst die scheinbar üble Wirkung die Möglichkeit eines nachträglichen Erfolges nicht aus, was die Nach w i r k u n g des Bades genannt wird. Ebenso wird die D a u e r u n d T e m p eratu 1 Dauer mul Temperatur der Bäder. - Das erste Bad. jedes einzelnen Bades je nach dem Leiden und der Individualität des Badenden verschieden zu bemessen sein. So werden sehr reizbare Nerven, ein leicht erregbares (iciasssystem oder gewisse Nervenerkrankungen weder hohe Temperaturgrade, noch lange Bäder vertragen, und wieder werden dort, wo man eine kräftige Einwirkung der Therme, z. B. zur Aufsaugung von Exsudaten wünscht, lange Bäder und die volle Tempe ratur der Therme angewendet werden müssen. Da die Einwirkung des ersten Bades meist eine ziemlich intensive ist, welche mehrfache K'etlexerschei-nungen des Nervensystems hervorruft, da man zudem nicht weiss, wie jedes Individuum die ziemlich hohe Temperatur unserer Quelle verträgt, ist es gebräuchlich, die Cur mit einem Bade von geringerer Temperatur und kurzer Dauer zu beginnen: man wählt hiezu ein bis zu dem beabsichtigten Grade abgekühltes Separatbad und geht dann entweder zum Curbassin mit 2g° \\. oder zu wärmeren Separatbädern über. Nach der Beschaffenheit des Leidens werden auch niedere Temperaturen, entweder in den Separatbädern oder im Fremden- oder Kaltbade angewendet werden. Ebenso wie die Temperatur wird auch die Dauer der folgenden Bäder entsprechend verlängert oder nach Umständen verkürzt werden. Ein leichtes Frösteln während der ersten Bäder darf nicht vom Badegcbrauehe abschrecken, es ist eine K'ellexerseheinung des Nervensystems. Ob täglich Ein Bad genommen werden soll, ob vielleicht nach einigen Tagen ein zweimaliges Baden im Tage zuträglich, oder ob im Gegentheile nur jeden zweiten Tag FC in Bad zu nehmen, erspriesslich sei, muss dem Ermessen des Arztes überlassen werden. Zweimal tägliches Baden. — Wahl der Tageszeit. Die Dauer eines Bades über eine Stunde auszudehnen, ist in den wenigsten Fällen zuträglieh ; überhaupt hüte man sieh, über den Aufenthalt im Bade, über ein- oder zweimaliges tägliches Baden selbstständig zu entscheiden, ohne den die Wirkungen des Bades genau kennenden Badearzt zu Rathe gezogen zu haben; schon Mancher hat durch Zuziehen eines sehr bedenklichen Unwohlseins das Ausserachtlassen dieser Regel gebüsst. Man badet gewöhnlich Morgens oder Vormittags, und zwar Morgens vor dem Frühstücke oder eine bis zwei Stunden nach einem leichten Frühstücke. Schwächliche, blutarme Individuen thuen besser, erst nach dem Frühstücke zu baden, aus doppelten Gründen, da sie erstens den erquickenden Morgenschlaf schwer entbehren und nicht zeitlich aufstehen können, und zweitens, weil sie ohne Frühstück im Bade leicht von Schwäche befallen werden können. Wird nebst der B a d e c u r zugleich eine Trinken r genommen, so ist es Gepflogenheit, Morgens zu trinken und V o r m i 11 a g s zu baden, doch können Umstände auch die umgekehrte Procedur räthlich erscheinen lassen, was dem Ermessen des Badearztes anheimgestellt werden muss. Nach dem warmen Bade begibt man sich, gut bekleidet und gegen jede Verkühlung gut verwahrt, wozu bei schlechtem Wetter den ausser dem Curhause Wohnenden ein gedeckter Rollwagen zu Gebote steht, in sein Zimmer, um sich entweder im Bette oder auf einer Chaise longue eine Stunde auszuruhen und langsam abzukühlen, da durch das warme Bad Gefässaufregung und Durchfeuchtung und Ausdehnung der Haut erzeugt worden ist, und in diesem Zustande die Berührung mit bewegter Luft so viel als P alt au f. Bad Neuhaus. 3. Aull. 5 66 Verhalten nach dem Bade. Das Nachmittagsbad. möglich gemieden werden muss; es ist daher zu em-fehlen, nicht zu entfernt von den Bädern zu wohnen. Ein althergebrachter Usus pflegt vor dem Schlafe nach dem Bade zu warnen, ich habe jedoch sehr selten aus einem Schläfchen während der Ruhe nach dem Bade üble Zufalle entstehen sehen, im Gegentheile habe ich beobachtet, dass gerade Schwächlichen und Blutarmen der Schlaf nach dem Bade sehr wrohlthätig war, während das Ankämpfen gegen denselben sie über die Massen ermüdete. Vollblütige sollen den Schlaf meiden. Es unterliegt auch keinem Anstände, während der Ruhe nach dem Bade sein Krühstück, und falls ein Erühstück schon des Morgens genommen worden, ein Dejeuner ä la Fourchette zu sich zu nehmen. Ein Nachmittagsbad soll erst 3 bis 4 Stunden nach dem Mittagsmahle genommen werden und verlangt die gleiche Ruhe nach dem Bade, wie ein Vormittagsbad. Kühle Bäder, von 230 R. abwärts, welche die Haut nicht mehr ausdehnen, sondern im Gegentheile zusammenziehen und im Körper ein leichtes Kältegefühl zurücklassen, erfordern nicht Ruhe, sondern Bewegung nach dem Bade, um die gehemmte Hautcir-culation wieder zu bethätigen. Die Anwendung von kalten Compressen auf den Kopf während des Bades, oder von warmen oder kalten Douchen, vor, während oder nach dem Bade, der gleichzeitige innerliehe Gebrauch des Thermalwassers und andere ähnliche Vorschriften und Vorsichten, müssen dem Ermessen des Badearztes anheimgestellt werden. Lange bestehende, hartnäckige Krankheiten, wie sie hier meist zur Behandlung kommen, werden in einer vier bis achtwöchentlichen Cur nicht immer zur Heilung gelangen, im Gegentheile wird in solchen Leiden ein Wiederholung der Badecur. 67 wiederholter Badegebrauch erforderlich sein, um z. B. alte, organisirte Exsudationen zur Aufsaugung zu bringen; man mache sich also mit dem Gedanken vertraut, das Bad zwei auch drei Mal besuchen zu müssen. Uebrigens ist es auch in Fällen, wo eine vollständige Heilung eingetreten ist, vortheilhaft, den Badebesuch zu wiederholen, da alle derlei chronische Erkrankungen eine Disposition zu Recidivcn im Körper zurücklassen, gegen welche durch den wiederholten Curgebrauch vorgebeugt werden kann, und ist es auch eine schon von Alters her überkommene Gepflogenheit, solche Bäder durch mehrere Jahre zu gebrauchen, eine Gepflogenheit, zu welcher jedenfalls die Erfahrung geleitet haben wird. Diätetisches Regime während der Cur. owie beim Gebrauche jeder Cur ein gewisses diätetisches Verhalten zum Gelingen derselben nothwendig ist, so auch beim Curgebrauche in Neuhaus. Weit entfernt, hier tiefer in das, den einzelnen hier zur Behandlung kommenden Fällen, zusagende Regime einzugehen, wollen wir blos im Allgemeinen Andeutungen zu einer curgemässen Lebensweise geben. Allein »nicht nur das, was zum Munde hineingeht, ist Sünde«, hier handelt es sich auch, und zwar vorzüglich, um die Vermeidung aller Schädlichkeiten bezüglich des übrigen Verhaltens. Um nun zuerst von Speise und Trank zu sprechen, so muss vor Allem Massigkeit empfohlen werden. Einfache, nährende, gut bereitete, wenig gewürzte Speisen, und zwar vornehmlich leicht verdauliche Fleischspeisen, nach Umständen gemischt mit vegetabilischer Kost, werden am besten zusagen. Fette, stark gewürzte Speisen, scharfe Käse, fettes Obers sind zu vermeiden. Aus diesem Grunde ist der landschaftliche Restau-rateur im Curhause angewiesen, für gute, curgemäss bereitete Speisen zu sorgen und wird diesbezüglich von der Bade-Direction fortwährend überwacht. Der massige Genuss von frischem Obst ist in der Mehrzahl der Fälle gestattet, ausgenommen, wenn zugleich mit der Badecur eine Mineralwasser-Trinkcur verbunden ist. Das Abendmahl werde bei Zeiten eingenommen, um frühzeitig zur Ruhe gehen zu können, und bestehe aus leichten Fleischspeisen. Der Genuss von Bier und Wein ist nicht untersagt, wenn nicht andere Ursachen, z. B. Mineralwasser-Curen etc. das eine oder das andere verbieten. Die wichtigste und für das Gelingen der Cur in der Mehrzahl der Fälle massgebendste Bedingung ist: gross t möglicher Aufenthalt im Freien. Das Einäthmen der reinen, kräftigen, sauerstoffreichen Gebirgsluft, sowie der Kxhalationen des harzreichen Nadelwaldes, soll in vollen Zügen geschehen; der Curgast benütze daher die wenigen, kurzen Wochen seines hiesigen Aufenthaltes zum Genüsse der frischen Waldluft, wozu die herrlichen, weitläufigen Parkanlagen, die vielen lieblichen Ruheplätzchen, genugsam einladen. Damit sei jedoch nicht gesagt, dass er sich auf Rechnung des Waldluftgenusses Schädlichkeiten aussetze und Unvorsichtigkeiten sich zu Schulden kommen lasse; besonders sei er vor den Abenden gewarnt, wo auch an den wärmsten Sommertagen bei Sonnenuntergang eine empfindliche Abkühlung und starker Thau-fall eintritt. Man verwahre sich dagegen durch warme Kleider, eine gute Umhüllung, und sitze nicht mehr im Freien, sondern mache höchstens noch einen kurzen Spaziergang und suche sein Zimmer oder nach Umständen den Cursaal oder Speisesaal auf, um die Abendstunden in geschütztem, warmem Räume in gemüthlicher, heiterer Gesellschaft zuzubringen. Ueberhaupt hat man besonders gegen Verkühlungen sehr auf der Huth zu sein, da der Körper während des Gebrauches der warmen Bäder empfindlich gegen Temperaturveränderungen geworden ist; die Kleidung sei deshalb den Witterungsverhältnissen 70 Körperliche Bewegung, —■ Die Nachtruhe. angemessen und es ist immerhin anzuempfehlen, wärmere Kleidungsstücke mitzubringen, selbst wenn die Badecur in den Hochsommer fällt. Die Frage, ob körperliche Bewegung zuträglich sei, kann im Allgemeinen nicht beantwortet werden, es kommt hier in erster Linie auf die Art der Erkrankung und auf die Individualität an. Es gibt ohne Zweifel viele hier zur Behandlung kommende Erkrankungen, in denen eine mehr minder starke, oder wenigstens massige Bewegung angezeigt ist, jedoch der Mehrzahl unserer schwachen anämischen Gäste wird Kuhe oder sehr massige Bewegung in dem nahen Walde, das Zuträglichste sein. Zu den schädlichen Bewegungen gehört für Viele auch das Tanzen, und soll vor demselben bei den sich hier ab und zu bietenden Gelegenheiten dazu hiermit gewarnt werden. Der wichtigste Theil der durch die Anstrengung des Badens, die Aufregung des stundenlangen Aufenthaltes in der Vielen ungewohnten freien Luft noth-wendig werdenden Ruhe ist die Nachtruhe, der Schlaf, welchen zu geniessen, hier jedem Gaste möglich gemacht werden muss. Es ist deshalb jedem Cur-gaste zu empfehlen, zeitig zu Bette zu gehen, und wird der im Curhause befindliche Cursaal, wo ein grosser Theil der Gesellschaft sich Abends versam-melt, zeitlich geschlossen, um die daselbst wohnenden Gäste nicht in der Nachtruhe zu stören. So viel als möglich enthalte man sich während des Curgebrauch.es jeder ernste n, den Geist anstrengenden oder das Gemilth aufregenden Beschäftigung, und gebe sich ganz der hier so einladenden »göttlichen« Ruhe hin. Was das Verhalten nach der Badecur betrifft so ist wohl das Wichtigste, nicht allsogleich zu seinen täglichen Beschäftigungen zurückzukehren, sondern eine kurze Nachcur zu halten; diese besteht am besten in einer Fortsetzung des Landaufenthaltes und der Ruhe. In manchen Fällen wird es sich empfehlen, noch einen anderen Curort aufzusuchen, in anderen Alpenluft zu geniessen, kurz das Wie und Wo wird sich nach der Individualität des Leidens und der Person richten. Grosse Vorsicht ist zu empfehlen, falls nach den warmen Bädern kalte, besonders Meer- oder Flussbäder genommen werden sollen, und ist vor niederen Temperaturen, besonders schroffen Uebergängen sehr zu warnen. Ausflüge in die Umgebung. |^j?ijie bereits Hingangs dieser Broschüre unter dem Ab-\Jl\, schnitte, To pogra p Ii i e von Xeuhaus , erwähnt, ist die Umgebung des Curortes äusserst mannigfaltig und reich an schönen, malerisch und romantisch gelegenen Punkten, Schluchten und Pässen, Ruinen und Schlössern, geognostischen Merkwürdigkeiten und Bergen mit prachtvoller Rundschau, welche in einem eigenen Büchlein, dem Führer um Neuhaus, auf den wir hiermit verweisen, näher beschrieben und in einer, diesem beigefügten Karte erkenntlich gemacht sind. Jedem Curgaste jedoch, dessen Gesundheitsverhältnisse es gestatten, möchten wir empfehlen, wenigstens einige dieser Punkte, nähere oder fernere, zu besuchen; es werden solche Ausflüge etwas Abwechslung in das denn doch- etwas einförmige Badeleben bringen und zur Erheiterung und Zerstreu u n g beitragen, was bei geschwächten, durch K rankheit oder anstrengende geistige Arbeit oder auf reg ende Lebensweise gereizten Nerven nicht anders als wohlthätig auf den Körper wirken kann. Wir wollen hier nur einige der empfehlenswertesten Ausflüge dem Namen nach anführen, in allem Uebrigen aber auf obgenanntes Büchlein verweisen, Die näheren Punkte, welche man zu Fusse erreichen kann, sind an den Wegen farbig markirt. In den Parkanlagen selbst sind am westlichen Hügel, dem alten Curwalde, als leichterreichbare Ruhepunkte zu bezeichnen: die Terrasse, die Loge, das Strohdach, die Waldesandacht, die Abendruhe, die M o ritz höhe; auf der Ostseite: das Marien brünnl, der Teich mit der kleinen Insel ßuen Retiro, der Blick auf St. Jodok, die WTarte, auf der Höhe, u. a. Ausserhalb der Parkanlagen : die S eh 1 angelifo ur g (3/4 St.), braun bezeichnet, Ruine mit schöner Fernsicht; Loka (i St.), roth bezeichnet, freundliches Bergdorf; St. Johann am Weinberge (i1^ St.) grün bez., schön gelegenes Pfarrdorf, die Kirche auf einem Tuffsteinfelsen; St. Nicolai (l/8 St.) roth bez., Kirchlein mit schöner Fernsicht und einem schönen Römersteine; Einöd (i St.), Schloss in der Nähe grosser Petrcfactcnlagen; Schloss Guten egg (Ya St.) und der Teufelsgraben (i St.) grün bez., romantische Felsenschlucht; das Tuff ste in lager (i '/2 St.) grün bez., Klan z b er g (I St.) braun bez., und St. Jodok, {3. St.), hochgelegene Gebirgspfarre, braun bez., mit prachtvoller Fernsicht; der Sattel (3/4 St.) braun bez., mit schöner Fernsicht; Schloss Lemberg (5/4 St.) braun bez., erhaltenes Bergschloss; Schloss Rabensberg (r,/4St) roth bez., Ruinenreste mit Aussicht nach Gilli. Von weiteren Ausflügen zu Wagen sind zu empfehlen: über Neukirchen, Schloss Einöd durch den romantischen Pass derHudina nach Weitenstein (2 St.), Marktflecken mit Schlossruinen und gutem Gasthause; nach Wöllan (2 St.), einem erhaltenen Bergschlosse und Marktflecken mit gutem Gasthause; die Huda Lukna (2V2 St.), romantischer Eelsen-pass; Eckenstein (2 St.), Schlossruinen und neues Schloss; Schönstein(2,/2 St).,Schloss undMarktflecken, 74 Ausflüge in die Umgebung. Deutschenthal mit einer Majolikafabrik, (21/2 St.); über Schloss Weixelstätten, Schloss Sternstein, nach Gonobitz (3 St.), grossen Marktflecken mit einem Schlosse des Fürsten Windischgrätz, und von da nach Seitzkloster (3 1fa St.) mit ausgebreiteten Klosterruinen, endlich die Stadt Cilli (l'/a St.); die alte römische Colonia Claudia Celeja mit Römerdenk-mälern und der Burgruine der Grafen von Cilli. Für alle diese Ausflüge existiren fix i rte Fiakerpreise, welche in jedem Gebäude der Curanstalt angeschlagen sind. Für die Fusspartien sind an Bäumen und anderen auffallenden Punkten farbige Striche angebracht, und diese auf Wegweis tafeln, so wie auf der dem »Führer« beigehefteten Karte kenntlich gemacht. Ueberdies stehen auch verlässliche Führer, nach Umständen auch Träger mit Tragsesseln zur Verfügung. Tarife, Haus- und Haderegeln. t"| Ya der ( airort Eigunthum der steiermärkischen Land-ka, Te-clion. iS: