Stojan Bračič Ljubljana CDU 803.0-56. ZU EINIGEN ENTWICKLUNGSTENDENZEN BEIM AUSDRUCK DER GEWISSHEITSMODALITAT Das verfolgte Ziel in diesem Artikel - einem flir den Druck bear- bei teten Kapitel aus der Magisterarbeit des Verfassers - ist es, moglichst viele Ausdrucksmittel zum Ausdruck der Gewissheits- modalit.at (im weiteren GMO) zu finden und sie sys.tematisch zu behandeln. Ausserdem soll durch statistische Bearbeitung der im Korpus gefundenen Belege festgestellt werden, ob man in der Zeit- spanne derletzten siebzig Jahre beim Ausdruck der GMO in der deutschen Sprache mit Entwicklungstendenzen /FJr/ rechnen kann. o. Zur Modalitat im allgemeinen und zur Gewissheitsmodalitat Um unsere weiteren Ausflihrungen besser verfolgen zu konnen, soll eingangs unsere mehr oder weniger pragmatisch orientierte Auf- f assung der Modalitat (im weiteren MO) kurz dargelegt werden. 1 Ganz allgemein wurde sie als jene sprachliche Kategorie defi- niert, die es dem Sender (d. h. dem Sprecher/Schreiber) er:.. moglicht, seine Stellungnahme zu dem in seiner Ausserung be- handelten Sachverhalt (im weiteren SV) zum Ausdruck zu bringen. Dabei kamen aber unterschiedliche Aspekte der Stellungnahme in . Betracht, wie z. B. die Entscheidung darliber, ob e.s im Wirklich ... keitsmodell um reale oder irreale Handlungen geht, .oder die Intention des Sprechers und die intendierten Konsequenzanwei- sungen, ferner seine Gewissheit/Ungewissheit hinsichtlich.der Gliltigkeit einer Handlung, des weiteren sachliche und emotionale Hervorhebung bestimmter Elemente aus dem zu beschreibenden Aus- schnitt aus dem Wirklichkeitsmodell sowie die Einschatzung des ethischen und moralischen Wertes dessen, was zum Inhalt des 1 Vergleiche unseren Artikel "Zum Wesen der Modalitat in der deutschenGegenwartssprache"! (Erscheint 1982 in Acta neo- philologica). 185 sprachlichen Handelns des Sprachbenutzers geworden ist. Dieser Untergliederung entsprechend haben wir dann unterschiedliche Modalitatstypen herausgearbeitet: die MO i. w. s. (Wirklich- keitsmodalitat und intentionale MO mit den 3 Untertypen - registrierender, fragender und heischender MO) und die MO i. e. S. ( Gewisshei tsmodali tat 2 , Hervorhebungsmodali tat, emotio- nale MO, Wertungsmodalitat). Der rote Faden, von dem wir uns an dieser hauptsachlich intuitiv entwickelten Strukturierung des Modalitatssystems in der deutschen Gegenwartssprache haben leiten lassen, war der weit verbreitete und anerkannte Ansatz, dass Xusserungen fast nie vollkommen objektive Wiedergaben ein- zelner Bestandteile des Wirklichkeitsmodells sind, sondern d·ass sie in Wirklichkeit Urteile3 sind, d. h. m. a. w., dass sie jeweils von dem Ausdruck der kritischen personlichen - auch implizit ausgedrUckten - Auseinandersetzung des Sprechers/ Schreibers (im weiteren SS) mit dem Sachverhalt gepragt sind. Gemeint ist damit der SV, der als Objekt des sprachlichen Handelns fungiert. Die Einstellung des Senders (im weiteren S) zum SV, die eine allgemeine und entscheidende Charakteristik der MO ist, bezieht sich bei der GMO auf die tlberzeugtheits- stufe des S liber den Geltungsgrad des SV. Mit Hilfe der GMO wird zum Ausdruck gebracht, "in welchem Grade der Sprecher/Schreiber von der Realitat des Sachverhaltes ilberzeugt ist ••• " (SOMMER- FELDT, 1973, 293), inwiefern er davon uberzeugt ist, dass der SV in Wirklichkeit auch so ist, wie er ihn sieht, versteht, erfasst, wie er ihn sich erklart, ihn vermittelt, nach ihm fragt oder in ihn mit Befehlen eindringen will. Der S kann vollkommen sicher sein, den SV richtig erfasst und weiter mitgeteilt zu haben, er kann das nur annehmen, er.kann unsicher sein und es vollkommen in Zweifel ziehen. Analog zu den 2 Der Terminus ist als Ubersetzung des in der tschechischen Linguistik haufig gebrauchten Begriffes "jistotni modalita" aufzufassen• 3 Nach W. SEGETH, zit. in SOMMERFELDT (1973, 287). 186 unterschiedlichen Abstufungen der Gewissheit des S liber die Geltung eines SV, von dem er referieren will, verzeichnen wir auch ein breites Spektrum. moglicher Ausdrucksmittel (im weiteren AM). l. Die Ausdrucksmi ttel der Gewisshei tsmodalitat Im folgenden wollen wir einen Uberblick liber die AM der GMO brin- gen, ohne im einzelnen ganz alle Mittei aus dem Belegkorpus (S. Kapitel 3) anzuflihren. Wir beachten dabei nur sprachiiche AM und von diesen nur die lexikalischen und grammatischen, und lassen also die prosodischen ausser acht. l. l. Lexikalische Ausdrucksmittel der GMO Zu den lexikalischen AM der GMO gehoren: - Modalworter (MW) - Modalverben (MV) - Modalpartikeln (MP) - Verben - Modalpradikativa - prapositionale Gruppen - parenthetische Ausdrlicke - modale Vorspannkonstruktionen 1.1.1. Modalworter (Modale Schaltworter)4 Die Rolle der MW als AM im Bereich der GMO ist weitgehend ge- klart worden. Das ist ein Verdienst von HELBIG (1970, 393 ff.), der die MW, MP und Adverbien syntaktisch klar voneinander ab- gegrenzt und auch Kriterien angefilhrt hat, die als Beweis filr die Sonderste.llung dieser Wortart dienen konnen. Uns interessieren nicht so sehr morphologische und syntaktische Besonderheiten der MW, sondern in erster Linie die semantischen. 4 Die Bezeichnung stammt von MUHINER/RADTKE (1971, 43) sowie von MUHINER/SOMMERFELDT (1974, 368). 187 Nach SOMMERFELDT (1972, 57) Uben die MW dreifache semantische Funktion aus. Sie dienen - der Redesteuerung, der Hervorhebung, der Feinsteuerung - der Emotionalisierung - dem Ausdruck des Geltungsgrades. Flir unsere Konzeption der MO sind alle drei Arten betrachtens- wert. Hier konnen wir einige MW anflihren und sie mit Ziffern versehen, die den Gewissheitsgrad anzeigen sollen. Uberzeugung: - unbedingt (+l) Wahrscheinlichkeit: - sicher(lich), offenbar (-1) - anscheinend (-2) - hochstwahrscheinlich, wohl (-3) - wahrscheinlich (-4) Vermutung: vermutlich, mutmasslich (-5) - moglicherweise (-6) - vielleicht (-7) · Zweifel: - angeblich (-8) - vorgeblich, kaum, schwerlich (-9) So entsteht das Grundgerlist einer Skala des Geltungsgrades, die nach GULYGA/ŠENDELS (1969, 106) konzipiert ist. Aus dieser Uber- sicht konnen wir entnehmen, dass mit MW alle moglichen Grade der Uberzeugtheit ausgedrlickt werden konnen, von der absoluten liber~ zeugung_Uber Wahrscheinlicl:lkeit und Vermutung bis hin zum Zwei- fel des S in bezug auf einen SV. Die MW ermoglichen die diffe- renzierteste Darstellung der die Gewissheit betreffenden Stel- lungnahme des S zum SV und sind deshalb auch die meist ver- brei teten AM. 1.1.2. Modalverben Wie die. MV die GMO auszudrlicken vermogen, kann man auch in jeder guten Grammatik nachschlagen, deshalb flihren wir bloss als 188 tiberblick alle Varianten ohne detaillierte Erklarung au:f, wohl aber mit Ziffern in Klammern, die nach dem Schema (S. oben) den Gewissheitsgrad angeben. - Er muss krank sein. (-1) - Es dlirfte nicht leicht sein, ihn zu liberzeugen. (-4) - Sie konnten mit Ihrer Behauptung recht haben. (-6) - Du magst recht haben. (-6) Unsere neue Mathematiklehrerin soll streng sein. (-8) - Sie will krank gewesen ~ein. (-9) 1.1.3. Modalpartikeln (Hilfsmittel) Auf morphologische und syntaktische Eigenschaften von MP gehen wir hier nicht ein, weil diese im allgemeinen bekannt sind. Uns interessiert vor allem ihre Semantik. Wir konnen hier nicht mit SOMMERFELDTS Meinung einverstanden sein, dass die MP bloss der Redesteuerung (Feinsteuerung) dienten, eventuell der Emotiona- lisierung, nicht aber dem Ausdruck des Geltungsgrades (1972, 58). Obwohl MP nicht ausschliesslich den Geltungsgrad zum Ausdruck bringen konnen, ist nicht zu verkennen, dass in ihren semanti- schen Strukturen auch Seme der Gewissheit vertreten sind, die oft mitschwingen. - Das schaffst du doch. (Eine Art tiberzeugtheit.) - Er weiss gar nichts. (Verstarkung der Uberzeugung durch gar.) Man kann hier schwer von unterschiedlichen Stufen der Gewissheit spreche.n, weil die MP nicht selbstandig die GMO ausdrlicken, son- dern nur mit gewissen Semen ihrer semantischen Struktur und stark an den __ Kontext angelehnt. 1.1.4. Verben Es geht um Verben wie scheinen, glauben; behaupten, wiib.nen, ver- muten, traumen, nennen, halten flir, finden, versichern, bezei- chnen. 5 Eine neutrale Beschreibungsweise des Autors (= ohne 5 ERBEN (1972, 106) nennt sie "Leitverben". 189 Stellungnahme) ist bei diesen Verben fast unmoglich. Alle diese Verben drUcken eine Stellungnahme des S schon implizit aus. - Diese Kinder scheinen gllicklich. (Objektive Unsicherheit.) - Sie wird ein Talent genannt. (Muss es aber nicht unbedingt sein.) 1.1.5. Modalpradikativa Wir sind bedeutend skeptischer hinsichtliche einer morali- schen Erziehbarkeit der Menschen. (ZWEIG, 16) l. l. 6. Praposi tionale Gruppen - Allem Anschein nach kommt er morgen zu uns. - Er war ohne Zweifel krank. 1.1.7. Parenthetische AusdrUcke - Im FrUhling - meine ich - ist die Natur am schonsten. 1.1.8. Me.dale Vorspannkonstruktionen sind Konstruktionen, die zumeist als vorangestellte Hauptsatze Gewissheit, Zweifel, Wahrscheinlichkeit u. a. ausdrlicken und so auf die MO des gewohnlich nachgestellten Nebensatzes Einfluss nehmen. - Ich vermute; dass er noch heute kommt. In VorspannkonstrUktionen konnen einzelne Verben auftreten (und zwar dieselben wie unter 1.1.4. genannt), Substantive, ganze Satze, Phraseologismen, Modalpradikativa sowie Bestatigungs- und Vern:einungsworter. Verb: - Wir meinen, dass das Wetter sich allmahlich bessert. - Ich versichere Ihnen, meine Langeweile war todlich. (SEGHERS, 24) Substantiv: - Was mich augenblicklich, und nicht nur augenblicklich so sehr deprimiert, ist der Zweifel, die Ungewissheit, die 190 Vermutung, dass Sie an der Wahrheit meiner Worte zweifeln. (WERFEL, 285) Ganze Satze: - Es ist nicht das erste Mal, dass wir den da zahm gekriegt haben. (APITZ, 10). (Wir sind gewiss, dass wir ihn - auch diesmal - zahm kriegen). Phraseologismus: - Er hat seiner Uberzeugung Ausdruck gegeben, dass es mit Italien aus sei. (FURNBERG, 152). Vielmehr scheint sie mir, ••• einer Geisterwelt anzuge- horen, fUr deren unbedingte Zuverlassigkeit ••• ich nicht eben meine Hand ins Feuer legen mochte. (MANN, 15). (Nach- gestellt). Modalpradikativa: - Es ist moglich, dass ••• Bestatigungs- und Verneinungswort: - Ja, er.kommt morgen zu uns. - Nein, er wird bei der Pri.ifung nicht durchfallen. (Verstarkt die Gewissheit.) Parenthetische AusdrUcke und Vorspannkonstruktionen konnten auch im Kapitel liber grammatische AM behandelt werden 6 , weil es sich letzlich um eine syntaktische Struktur handelt. Flir uns war je- doch die Semantik dieser Strukturen gewichtiger, weil gerade die Semantik die modalen Beziehungen beeinf lusst; somit haben wir diese Strukturen unter anderen lexikalischen Mitteln aufgelistet. RODER (1975, 160) spricht auch von den W5rtern der Redeein- flihrung" und betont auch ihre "lexikalische Bedeutung". (Beide Hervorhebungen von uns). Folglich ist auch das Kriterium flir die Differenzierung zwischen lexikalischen und gramm.atischen AM angegeben: -Bei den lexika- lischen geht es um Worter oder Wortgruppen, deren semantische Struktur die Gewissheit/Ungewissheit realisiert, bei den 6 So bei HACKEL (1974, 142) 191 grammatischen AM wird die GMO mit Hilfe einer grammatischen Struktur und ihrer gramma-tischen Nebenbedeutung hergestellt. 1.2. Grammatische Ausdrucksmittel der GMO Zu den grammatischen AM der GMO gehoren: - Futur I und II - Bestatigungs- und Entscheidungsfrage - Konditionalsatz - Konjunktiv I und II - Wortstellung Modalsatz 1.2.1. Das Futur drUckt bekanntlich eine Vermutung aus, und zwar das Futur I eine Vermutung fUr die Gegenwart - Sie wird im Garten sein. und das Futur II eine Vermutung fUr die Vergangenheit - Sie wird (wohl) krank gewesen sein. u. E. geht es bei diesem grammatischen AM um die (Un)gewiss- heitsstufe (-3). (Vgl. die Skala unter 1.1.1. ! ) l. 2. 2. Die Bestatigungs- und Entscheidungsfrage Einen tlbergang von der intentionalen MO zur GMO stellt die fra- gende MO dar, weil einige Fragetypen, besonders die Bestatigungs- fragen (aber auch die Entscheihen Grad der Gewissheit hinsichtlich des SV hervorruft und dass sie in den Geltungsgrad (-1) eingestuft werden k6nnte. Der Gewissheitsgrad bei den Entscheidungsfragen ist viel geringer. 1.2.3. Der Konditionalsatz Manchmal kann auch ein Konditionalsatz auf Unsicherheit hin- deuten. Man muss dabei al.lerdings beachten, dass die so erreichte Ungewissheit nicht bloss dem Konditionalsatz an sich zuzuschrei- ben ist, sondern dass sie weitgehend an den Kontext gebun4en ist: - Falls jemand die Wahrheit wissen mBchte: Ich bin nicht der, von dem man so viel weiss. · (WOGATZKI, 7) Es steht ausser Zweifel, dass es hier um eine Art Ungewissheit geht, die aber nicht nur dank dem Konditionalsatz geaussert werden kann, sondern auch dem Konjunktiv II. l. 2.4. Der Konjunktiv I und II Der Konjunktiv selbst, vom Kontext losgel6st, aussert etwas Ir- reales. In Verbindung mit ganz speziellem Kontext kann er auch etwas Reales, aber Unsicheres zum Ausdruck bringen oder das Un- erwartete des Ereignisses, dass etwas flir unmoglich gehalten worden ist, die Schwierigkeiten bei der Erflillung von Aufgaben (MtiHLNER/SOMMERFELDT, 1974, 363): - Das ware erledigt. Der Konj. II im entsprechenden Kontext .aussert also eine "ZurUck- hal tung" (MtiHINER/SOMMERFELDT, 1974, 368), Unverbindlichkeit, h6fliche Erklarung. Unbestimmtes: ·- Ich wlirde sagen, wir milssen das so erledigen. (Vorsichtige, ungewisse Aussage) In indirekter Rede drUckt der Konj. II aus, dass die vermittelte Aussage vom Vermittler filr bedenklich gehalten wird, dass er sich von ihrer Gliltigkeit skeptisch distanziert. Er bringt also die Bedeutungsnuance der geringeren Wahrscheinlichkeit, der 193 Unwirklichkeit in die Gesamtbedeutung des Satzes ein: - Man behauptet, dass infolge der schmutzigen Luft in der Stadt kranke Kinder geboren wlirden. Es ist eindeutig, dass es sich in diesem Beispiel nicht bloss um den Konj. II als Ersatz flir den Konj. I handelt, der sich bisweilen vom Indikativ formal nicht unterscheidet. Es geht auch nicht (so sehr) um die Realitat oder Irrealitat, d. h. um die WMO, sondern in erster Linie um den "Ausdruck der Distanz des Sprechers/Schreibers" (MCTHLNER/SOMMERFELDT, 1974, 363) als ein Charakteristikum der GMO. Aus .diesen Beispielen konnte .. man vielleicht entnehmen, dass je- der Konj. II Seme der Ungewissheit in sich tragt. Das. ware je- doch eine apodiktische Schlussfolgerung •. Wir halten es ftir notig, dass jeder Konj. sich in eine.r entsprechenden kontextua- len Umgebung befinden muss, um wirklich die GMO. aussern zu konnen. "Im Kontext wirken ••• die verschiedenen Mittel der Mo- dalitat gemeinsam, so dass es haufig schwierig ist, den Anteil und damit die Bedeutung des Konjunktivs klar zu bestimmen" (MtiHINER/SOMMERFELDT, 1974, 363) (Vgl. auch das Kapitel 1.3.) Auch der Konj. I kann die Ungewissheit ausdrlicken, wenn er frei- lich im Zusammenhang mit dem entsprechenden Kontext steht, so dass die notige kommunikative Umgebung - Situation - gebildet wird. - Er sah einen Korper, von dem ihm schien, Gott selbst habe ihn geformt. (HEIDUCZEK, 41) Helmut hatte das Geflihl, die Stlihle dieses Caf~s seien flir ihn zu klein. (WALSER, 9) 1.2.5. Die Wortstellung Die unerwartete, expressive Wortfolge, die sog. Ausdrucksstellung, kann einen hoheren Sicherheitsgrad ausdrlicken: Auf sie kannst du dich verlassen. (+l Grad auf der Skala in Kapitel l. l. l.) - Den findet er nicht. (APITZ, 8) 194 NatUrlich spielt dabei auch die Intonation eine wichtige Rolle. Die oben angeftihrten Satze bringen einen sehr hohen Sicherheits- grad zum Ausdruck, und man konnte dasselbe etwa mit den Satzen - Du kannst dich auf sie ohne weiteres verlassen. - Er findet ihn mit Gewissheit nicht. ausdrticken. Ein Kernsatz, der als eine Entscheidungsfrage fungiert, drtickt einen Zweifel aus: - Du kannst / etwa/ schwimmen? (-9) (Rolle der Intonation!) Des weiteren kann die parataktische Wiederhol~g einzelner Wor- ter, beispielsweise Adverbien, die Uberzeugung in einer Ausse- rung untermauern: - Er kommt, er kommt, er kommt. (+l) Parataktische Verbindung zweier Satze oder zweier Elemente eines Satzes: - Mit seinen acht oder zehn Semestern ••• (JENTZSCH, 736) Es ist im obigen Beleg offenbar eine Vermutung, eine Unsicher- heit, eine ungenaue Kenntnis der Situation im Spiel. 1.2.6. Der Modalsatz kann auch eine tastende Annahme zum Ausdruck bringen: - Soweit (wie) ich informiert bin, kommt er morgen. (-6) 1.3. Einfluss des Kontextes auf die Wirkung sprachlicher Mittel zum Ausdruck der GMO Die Textverflechtung spielt beim Ausdruck der GMO eine wichtige Rolle, also die Tatsache, ·. dass der Text keine einfache Summe von Satzen ist, sondern dass die Inhalte einzelner Satze zu einer organischen Einheit - zum Inhalt des. Textes - verwachsen, und dass somit innerhalb des Textes ~ielerlei Beeinflussungen ein- zelner Satze auf einander moglich und auch tatsachlich vorhanden sind. Gisela RODER (1975, 159} ist folgender Meinung: "Werden die Satze einem grosseren Text entnommen, so ist festzustellen, dass der Modus nur selten als alleiniges Mittel zum Ausdruck der Modalitat gebraucht wird. Fast immer sind auch andere 195 kontextuale Faktoren daran beteiligt, so dass bei vielen Bei- spielsatzen nicht eindeutig nachzuweisen ist, welches sprach- liche Mittel den starkeren Anteil am Ausdruck der Modalitat hat". GULYGA/ŠENDELS (1970, 316) gehen hier noch weiter, indem sie behaupten, dass "die sprachlichen Mittel verschiedener Ebenem miteinander wirken und dass bestimmte Bedeutungen nur im Zu- sammenspiel verschiedener Mittel aktualisiert werden". Ein sprachliches Mittel kann also erst innerhalb eines entspre- chenden Kontextes die GMO zum Ausdruck bringen. Ein Beispiel hierflir ist die Erganzungsfrage, die an sich keine Ungewissheit iiussert, wie das bei d.er Entscheidungs- oder bei der Bestiitigungs- frage der Fall ist. In ganz bestimmten Kontexten jedoch geschieht es, dass auch eine Erganzungsfrage Unsicherheit ausdri.icken kann. - Wie ist das mit Grog? (Otto, 37) (Wi.irdest du einen trinken?) Anders sieht es aus, wenn der Kontext die Funktion eines die GMO auszudrti.ckenden sprachlichen Mittels aufhebt, so dass dieses keine Unsieherheit mehr zum Ausdruck bringt. BERGENGRUEN (9) schreibt: Auch liebte·ich es, mir im Herbst diese oder jene am Baume vergessene Frucht anzueignen, die mich dann si.isser und ni:ihrender di.inkte, als jede der.auf dem ordentlichen Wege mir zugekommenen ••• Nicht nur das Vergangenheitstempus ist es, das zeitliche Distanz schafftund dadurch die Ungewissheit ausschliesst, auch der ganze Kontext, wenn er auch im Prasens stehen wlirde, ist so gegeben, dass die (durch 11di.inken" angedeutete) Vagheit, ob die Fri.ichte tatsachlich besser schmekten oder nicht, nicht in Frage steht: Es handelt sich um Erinnerungen eines Erwachsenen, der sich dessen bewusst ist, sich selbst getauscht zu haben. Es gibt jedoch auch AM, die vom Kontext unabhangig sind (die meisten MW). Diese nennen wir absolute AM, im Unterschied zu den vom Kontext abhangigen relativen. Zum Abschluss. dieser Problematik noch folgendes Beispiel: 196 (1) Ich erfuhr, was sie hergelockt hatte: ein Gerlicht, EINE HOFFNUNG, dass dieses entfernte Volk alle republikanischen Spanier aufnehmen WURDE. (2) Es GEBE auch bereits Schiffe im Hafen von Bordeaux, sie STDNDEN jetzt alle unter machti- gem Schutz. (3) Die Deutschen selbst KONNTEN die Abfahrt nich hindern. (4) Ein alter, magerer, gelber Spanier sagte ?itter, das alles sei leider Unsinn, es gebe zwar Visa, denn Mexiko habe jetzt eine Volksregierung, doch leider gebe es kein Sauf-Conduit von den Deutschen. (SEGHERS, 30) (Alle Hervorhebungen von uns.) Die sprachlichen Mittel, die in diesem Text relevant sind, stam- men aus unterschiedlichen Gebieten: aus der Grammatik (der Konj. II und der Konj. I), aus der Lexik (die Vorspannkonstruktion "eine Hoffnung, dass .•. "); grosse Bedeutung kommt auch dem Kontext (das Unterstrichene) zu.Hier soll auf die Tatsache hin- gewiesen werden, dass sich der Konj. I im 2. Satz (Es gebe auch bereits Schiffe •.• ) inhaltlich vom Konj. I im 4. Satz (das alles sei, es gebe zwar Visa .•• ) unterscheidet. Obwohl der Konj. I in beiden Satzen zur mittelbaren Wiedergabe einer .fremdeli Meinung· dient, so drlickt der Konj. I im 2. Satz wohl auch Ungewissheit aus, wohingegen der Konj. I im 4. Satz bloss eine fremde Meinung ohne jegliche Anteilnahme des Autors vermittelt. 1.4. Kombination lexikalischer und grammatischer sprachlicher Mittel zum Ausdruck der GMO in spezifischem kontextualem Zusammenhang Nicht selten finden wir in einem Satz unterschiedliche sprach- liche Mittel, die vom Autor absichtlich verwendet werden, um seine Stellungnahme hinsichtlich des Gewissheitsgrades des SV zu aussern: - Es konnte wohl m6glich sein,dass sie sich das nur eingebil- det hatte. In diesem Beispiel haben wir die Kombination von MV, MP und MW. Lexikalische AM k6nnen auch mit grammatischen kombiniert werden: - Die Schiller werden wohl im Garten sein. 197 Die Kombination von unterschiedlichen AM ermoglicht eine zusatz- liche Diff erenzierung zahlreicher Bedeutungsnuancen der Unsicher- hei t. 2. Entwicklungstendenzen beim Ausdruck der Gewissheitsmodalitat Die Untersuchung zu den Entwicklungstendenzen /ET/ beim Ausdruck der GMO muss stark eingegrenzt werden: - wir beschranken uns auf die Prlifung belletristischer Texte, und zwar der Gattungen Roman, Erzahlling, Novelle, Tage- bzw. Erinnerungsbuch; - wir konzentrieren uns lediglich auf lexisch-grammatische AM; - wir grenzen die Untersuchung auch zeitlich ein, indem wir der Untersuchung nur das Belegkorpus aus drei verschiedenen Epochen des 20. Jahrhunderts unterziehen. Der objektive Grund, welcher eine solche Eingrenzung rechtfertigt ist der, dass das Belegkorpus der Untersuchung reprasentativ ge- nug sein muss, um auf Grund der quantitativen Ergebnisse der empirisch-induktiven Methode auf qualitative Veranderungen schliessen zu konnen. Wir haben belletristische Texte aus drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gewahlt: aus den Jahren 1910~20, 1940-50 und aus dem letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, also von 1970-80. Zwischen diesen Jahrzehnten liegen jeweils die Zeitspannen von 20 Jahren, was eine homogene Entwicklungsphase zu betrachten er- moglicht. Filr jedes Jahrzehnt wurden symmetrisch unterschiedliche belletristische Gattungen gewahlt, damit das Korpus - einge- schrankt au.1' die erlebnisbetonte sprachliche A.usserung - moglichst reprasentativ und mit beiden anderen Epochen ver- gleichbar ist: 6 Erzahlungen (daraus je 1000 Worter filr jede Epoche), eine Novelle (daraus je 2000 Worter filr jede Epoche), 4 Romane (daraus insgesamt 11000 Worter filr jede Epoche) und 1 Tage- bzw.Erinnerungsbuch (dara,us je 3000 Worter filr jede Epoche). Das macht insegesamt 18 Erzahlungen, 3 Novellen, 12 Romane und 3 Tage- bzw. Erinnerungsbilcher mit insgesamt 66000 Wortern, also 198 22000 aus jedem der drei Jahrzehnte. So entstand ein ziemlich· umfangreiches und verlassliches Korpus von AM der GMO. Das Ziel unserer statistischenAnalyse ist es, die Hypothese, dass die Verwendung lexikalischer und grammatischer AM zwn Aus- druck der GMQ gewisse E~ aufweist, zuverifizieren oder zu fal- sifizieren (H 0 ). Die Untersuchungsmethode, deren wir uns dabei bedienen, ist die SignifikanzprUfung zweier Prozentzahlen nach LUDWIG (1968). "Die Einheit von quantitativer und qualitativer Analyse muss als das w i c h t i g s t e methodologische Prin- zip angesehen werden." (HEUSINGER, 1975, 156) Es ist also die Frage zu beantworten, "ob die Differenz zwischen zwei berechne- ten Prozentzahlen signifikant von Null verschieden ist, d. h., ob ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Prozent- zahlen besteht". (LlJDWIG, 1968, 51) Wir haben aus den einzelnen Epochen die f olgenden Werte herausgefunden: EPOCHE 1910-20 (insgesamt 22000 Worter) 1940-50 (insgesamt 22000 Worter) 1970-80 (insgesamt 22000 W5rter) LEXIKALISCHE AM GRAMMAT. AM ALLE AM 157 (74,4 %) 54 (25,6 %) 211 (100 %) 299 (78,5 %) 82 (21,5 %) 381 (100 %) 226 (65. %) 122 (35 %) 348 (100 %) Zunachst unterziehen wir die relationalen Werte (Verhaltnis der grammatischen zu den lexikalischen modalen Mitteln) einer sta- tistischen PrUfung. Als PrUfgr5sse flir die Prozentdifferenz /p1 - P2f gilt t • sd Sie wird liber den Wert t 2 • sd2 bestimmt. Dabei entspricht dem 199 Wert t und Die Streuung (s) wird fUr grossere Stichproben (n > 200) · nach der Bernoullischen Formel geschatzt: mit q 100 - p Im Vergleich der l. und der 2. Epoche fallt die Prilfung wie folgt aus: nl 211 fl 157 P1 74,4 % n2 381 f2 299 P2 78,5 % IP2 - P1 I 4,1 t2 s 2 1 37,33 (tabulierter Wert) t2 s 2 2 17,76 (tabulierter Wert) t2 s 2 d 55,09, t • sd = 7,42 t • sd > 4,1 Da /p2 - p1 / < t • sd folgt: Die Prozentdiff erenzen unter- scheiden sich nicht signifikant voneinander, so dass die Hypo- these H 0 , der Gebrauch des sprachlichen Mittels (lexikalischer Mittel) liege ausserhalb der Wahrscheinlichkeitstoleranz, abge- lehnt werden muss. In der Zeitspanne von 1910-20 bis 1940-50 kann man also von keinen ET, d. h. Relationsverschiebungen be- zUglich der lexikalischen und grammatischen modalen AM sprechen. Die zweite Untersuchung ergibt jedoch ein anderes Resultat: IP2 - P3 / > t . sd n2 381 f2 299 P2 78,5 % /p 2 - P3 I 13,5 Il3 = 348 f3 226 P3 65,0 % 200 t2 s2 2 17,76 (tabulierter Wert) t2 s 2 3 27,17 (tabulierter Wert) t2 s 2 d 44,93 t . sd = 6,70 t . sd < 13,5 Der Gebrauch der sprachlichen Mittel liegt hier also ausserhalb der Wahrscheinlichkeitstoleranz, und es ist also eine ET zu- gunsten der gra.mmatischen AM in Relation zu den lexischen Mit- t.eln feststellbar. Die quantitativen Befunde, wie sie durch die mathematisch-statistische Analyse gewonnen wurO.en, stellen. wesentliche Voraussetzungen zum Nachweis qualitativer Angaben dar. Es sind vor allem zwei Tendenzen f estzustellen: 1) Aus den absoluten Werten der gesamten AM zum Ausdruck der GMO kann man ersehen, dass in der Zeitspanne 1940-50 wesentlich hau:... figer die GMO ausgedrlickt wurde als im Jahrzehnt 20-30 Jahre zu- vor und dass diese hohe Anzahl von AM auch 30 Jahre spater ohne wesentlichen Unterschied anhalt. OlJ.ne die absoluten Werte e.iner mathematisch-statistischen Prlifung zu unterziehen 7, kann man daraus schliessen, dass der S - Er- za.hler - in der Epoche ab 1940 (oder vielleicht schon vorher) als Subjekt bei seiner sprachlichen Aktivitat wesentlich mehr engagiert ist und dass seine Stellungnahme zu dem, was Gegen- stand seiner Beobachtungen ist, tiefer und intensiver ist. Das-bezieht sich in unserem Rahmen nur auf die GMO und musste bei detaillierter und ausfilhrlicher Betrachtung wahrscheinlich in manchem korrigiert werden, es ist aber filr die Epoche 1940-50 (der Zweite Weltkrieg!?) eine interessante Feststellung, die weiteren Untersuchungen unterzogen werden sollte, die u. a. auch 7 Die Signifikanzprlifung zweier Prozentzahlen nach LUDWIG (1968) ist hier wegen der grossen Werte der Stichproben (22000 Worter) tabellarisch unmoglich auszurechnen. 201 zeigen mtissten, wie der tiberzeugtheitsgrad des S in .unter- schiedlichen Epochen variiert. 2) Die zweite Feststellung, nicht weniger interessant, ist die, dass in der Epoche, wo die Anzahl der AM relativ hoch angestie- gen ist (1910/20 - 40/50), den Vorrang die lexikalischen Mittel haben (die Unterschiede im Verhaltnis der grammatischen zu den lexikalischen Mitteln von 1910-20 und 1940-50 sind geringfUgig, nicht signifikant). Iriteressanterweise ist aber in der Zeit- spanne, wo die absolute Anzahl der AM fUr die GMO schon ange- stiegen ist und es diesbezUglich keine wesentlichen Unterschiede mehr gibt, eine ET in der Richtung einer signifikanten Bevor- zugung grammatischer AM feststellbar. Eine mogliche linguistische Erklarung fUr diese signifikante ET ware in der "allgemeinen Tendenz der deutschen Sprache, von syn- thetischer zu analytischer Ausdrucksweise bestimmter sprachlicher Inhalte iiberzugehen118 , und in der Tatsache zu finden, dass die Sprache immer abstrakter, zugleich ab.er auch beweglicher, flexi- bler, elastischer wird, so dass man alle AM ~us dem Sprachsystem - sowohl lexikalische als auch grammatische - zur Verfilgung hat, um. einen SV moglichst getreu und zum anderen den f ein nuancierten Vorstellungen und Konzeptionen des S gemass darstellen zu konnen. Das bestatigen auch GULYGA/ŠENDEIS (1970): "Die Erw.eiterung des Forschungsbereiches, in dem sich grammatikalische und lexika- lische Studien kreuzen, steht mit der dynamischen Sprachbetrach- tung im. Einklang, wobei die Grammatikalisierung als ein Prozess 8 WEIKE (1964, 39) versteht. zwar unter einer synthetischen Kon- struktion eine solche, "die aus einem verbalen Stamm und einer grammatischen Endung bestebt" und unter einer analy- tische?i Konstruktion eine solche, "die aus einem verbalen Stailiili mit einer Infinitivendting oder Partizipialendung und einem zweiten Verb (einem sogenal'lnten Hilfsverb) besteht", wir halten es jedoch fUr moglich, unter einer analytischen Ausdrucksweise i. w. s. jede sprachliche Ausformung gewisser Inhalte zu verstehen, die sich auf eine Wortgruppe erstreckt und Iiicht bloss auf e:j.n Wort konzentriert ist (was mit Aus- nahm:e von Konj. I und Konj. II der Hilfsverben ta.tsachlich fur alle unter 1.2. von uns angefUhrten grammatischen AM zutrifft). 202 mit mehreren nicht imm.er deutlich abzugrenzenden Ubergangs- stufen aufgefasst wird, die von der Lexik zur Grammatik flihren. Dieses Verfahren entspricht ausserdem dem Bedlirfnis, die sprach- lichen Erscheinungen vom Standpunkt ihrer kommunikativen Leis- tungen nach dem Schema 'Mittel - Ziel' (means - ends model) zu erforschen. Nur auf diese Weise erlernt man Grammatik und Lexik nicht als zwei selbstandige Bereiche, sondern in ihrer Gesamt- heit, in ihrer Wechselwirkung, d. h. als Sprache." (319) Warum diese zweite ET nicht mit der .allgemeinen Tendenz der gro- sseren Engagiertheit des S (Zeitspanne der zehner Jahre bis vier- ziger Jahre) Ubereinstimm.t, ist schwer zu beantworten. Eine Ur- sache mag sicherlich auch in dem konservativen Charakter der Sprache liegen. Die Phase dieses Qualitatsumschlags (von den vierziger Jahren bis heute) deckt sich aber auch mit grund- satzlichen Gesetzmassigkeiten des dialektischen Verhaltnisses der quantitativen und qualitativen Seite: "Das allgemeine Grund- gesetz des Umschlagens quantitativer Veranderungen in qualita- tive besagt, dass sich innerhalb einer bestimm.ten Qualitat quan- titative Veranderungen vollziehen, die, wenn sie ein notwendiges Mass erreicht haben, den Umschlag in eine neue Qualitat bewir- ken'1 (HEUSINGER, a. a.O., 155). 3. Anhang 3.1. Die in diesem Artikel zitierten Quellenschriften APITZ, Bruno: Der Regenbogen, Roman, Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1976. BERGENGRUEN, Werner: Das Hornunger Heimweh, Erzahlung, Reclam .... . Verlag Stuttgart, 1951. FtiRNBERG, Louis: Vuk, in: FUnfzig Erzahler der DDR, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1974. HEIDUCZEK, Werner: Die seltsamen Abenteu.er des Parzival, nach Wolfram von Eschenbach neu erzahlt, in: DaF, Sonderheft 1978; hg. vom Herder-Institut Leipzig. 203 JENTZSCH, Bernd: Feuerfalter, in: Flinfzig Erziihler der DDR, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1974. MANN, Thomas: Doktor Faustus, Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1975, 2. Auflage 1975· OTTO, Herbert: Die Sache mit Maria, Roman, Aufbau-Verlag 1976, Berlin und Weimar, l. Auflage 1976. SEGHERS, Anna: Transit, Roman, Aufbau-Verlag Berlin 1954. WALSER, Martin: Ein fliehendes Pferd, Novelle, Edition Neue Texte, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1979, mit Ge- nehmigung des Suhrkamp Verlages Frankfurt am Main: 1978. WERFEL, Franz: Blasphemie eines Irren, in: Expressionistische Prosa, hg. von Karl Otten, Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt Berlin-Frohnau Neuwied am Rhein, 1957· WOGATZKI, Benito: Romanze mit Am~lie, Verlag Neues Leben, Berlin 1977· ZWEIG, Arnold: Quartettsatz von Schonberg (op. 7 d-moll), in: Expressionistische Prosa, hg. von Karl Otten, Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt Berlin-Frohnau Neuwied/ Rhein, 1957. 3.2. Das in diesem Artikel zitierte wissenschaftliche Schrifttum ERBEN, Johannes: Deutsche Grammatik - Ein Abriss. 11., vollig neubearbeitete Auflage, Mlinchen 1972. GULYGA, E.W./ŠENDELS, E.I.: Die feldmassige Betrachtung der Sprache. In: D~, Leipzig 1970, S. 310. GULYGA, E.W./ŠENDELS, E.I.: Grammatiko-leksičeskie polja v sovre- mennom nemeckom jazyke, Moskau 1969. HACKEL, Werner: Uberlegungen zum Problem der Modalitat. In: Lin- guistische Studien. Reihe A, H. 14. Berlin 1974. HELBIG, Gerhard: Sind Negationsworter, Modalworter und Partikeln im Deutschen besondere Wortklassen? In: DaF 6, 1970 Leipzig, S. 393 ff. HEUSINGER, S.: Untersuchungen lexischer Stilelemente in Berichten und Erziihlungen von Schlilern der Klassenstufen sieben bis neun. Dissertation A, ::i?adagogische Hochschule "K. Lieb- knecht" Potsdam, 1975- 204 LUDWIG, Rolf: Tafeln zur Signifikanzprlifung zweier Prozent- zahlen. In: Jugendforschung, H. 6./1968, l. Auflage, Berlin, S. 51 ff. MUHINER, w./RADTKE, D.: Uber die Kategorie der Modalitat in der russischen Sprache der Gegenwart. In WZ der PI Glistrow, 9. Jg. 1971, GSR, S. 43 ff. MUHINER, W./SOMMERFELDT, K.-E.: Der Konjunktiv als Mittel zum Ausdruck der Modalitat im Deutschen und Russischen. In: DaF, 1974 Leipzig, s. 360 ff. SOMMERFELDT, Karl-Ernst: Die Rolle der Modalworter und Modal- partikeln als Mittel der personlichen Stellungnahme des Sprechers/Schreibers. In: WZ des PI Glistrov, 10. Jg. 1972, s. 57 ff. SOMMERFELDT, Karl-Ernst: Satzsemantik und Modalitat. In: ZPSK 1973, H. 3-4, S. 284 ff. R~DER, Gisela: Zu einigen Problemen bei der mittelbaren Wiederga- be von Rede- und Denkinhalten in der deutschen Sprache der Gegenwart. In: Linguistische Studien, Reihe A, Arbeits- berichte, Akademie der Wissenschaften der DDR - Zentral- institut flir Sprachwissenschaft. Berlin 1975· WELKE, Klaus: Dienen Modalverben der Umschreibung des Konjunktivs. In: DaF, Leipzig 1964, S. 38 ff. Povzetek O'RAZVOJNIH TENDENCAH PRI IZRAŽANJU GOTOVOSTNE MODALNOSTI Gotovostna modalnost (v nadaljnjem GMO) omogoča pošiljatelju (Sen- der), da izrazi stopnjo gotovosti glede nekega stvarnega stanja v objektivni realnosti. Jezikovni sistem nudi množico različnih izraznih sredstev za izražanje GMO. Poleg prozodičnih je treba predvsem opozoriti na besedna in slovnična. Njih uporaba se lahko tudi kombinira. Vsa izrazna sredstva ne izražajo izključno goto- vostne MO, marveč se oglašajo pri nekaterih istočasno tudi drugi pomeni. 205 Pomembna vloga gre sobesedilu. Ne le, da lahko jezikovna sredstva za izražanje gotovostne MO razvijejo svojo polno funkcijo šele znotraj ustreznega konteksta. Posebna kontekstualna povezava more nakazati GMO tam, kjer ni običajnih izraznih sredstev za GMO; in obratno lahko specifični kontekst ukine izrazno funkcijo nekega G~O izražajočega jezikovnega sredstva. Razen tega omogoča kontekst razlikovanje zelo občutljivo stopnjevanih odtenkov. Kvantitativna matematično-statistična raziskava je potrdila hipo- tezo, da je v 20. stoletju mogoče zaslediti razvojne tendence pri izražanju GMO. Tako se potrjuje tudi WEIKEJEVA teza, da dia- kronično gledano "v teku historičnega razvoja jezika različni konstrukcijski principi zamenjujejo drug drugega" (WEIKE, 1964, 39). Za razmerje med leksikalnimi in gramatičnimi sredstvi kvanti- tativna primerjava primerov iz obeh prvih obdobij (1910-20 in 1940-50) ne kaže nobenih signifikantnih razlik procentnih vred- nosti; kvantitativp.a primerjava med drugim in tretjim obdobjem (1940-50 in 1970-80) nakazuje signifikantno razliko obeh procent- nih vrednosti. Na osnovi dialektične povezanosti kvantitativne in kvalitativne strani je kvalitativni prelom posledica kvantitativ- nih sprememb: do 3. obdobja (1970-80) se kaže razvojna tendenca, da verjetnostna MO ni več izražena pretežno z besednimi sredstvi, temveč z naraščajočo tendenco vse pogosteje tudi s slovničnimi. Če neodvisno od tega primerjamo absolutne vrednosti vseh izraznih sredstev iz vseh treh obdobij, se pri tem izkaže, da je bila v 2. obdobju GMO znatno pogosteje (381) izražena kot v l. obdobju (211), medtem ko kvantitativni izsledki 2. in 3. obdobja (348 primerov) medsebojno ne odstopajo bistveno. Iz tega lahko sklepamo: (a) Razvojna tendenca opozarja na to, da slovničnega in leksikal- nega sistema nemškega jezika pri izražanju GMO ne smemo več ob- ravnavati izolirano, ampak da sta pri realizaciji modalno "nabi- tega" sporazumevalnega namena oba delna sistema enakopravna, da morejo slovnična izrazna sredstva izraziti GMO podobno kot besedna 206 in da posebno njih kombinacija in možnost izmenjavanja omogočata izražanje najbolj občutljivih slogovnih zaznamovanosti in od- tenkov. (b) Dalo bi se domnevati, da je absolutno gledano visoko število izraznih sredstev za izražanje GMO v obdobju 1940-50 razložljivo v zvezi s časom 2. svetovne vojne, da j_e torej v tem času GMO v leposlovju močneje izražena kot v obdobju 1910-20. Premajhen ob- seg primerov in še pomanjkljiva znanstvena metoda omejujeta veljavnost takšne hipoteze.