PAUL PIRLOti zvy^. gETTATL Geschichte d e s Herzogthums Steiermark. Stiftskapitular zu Admont, k. k. Professor an der Universität zu Grätz, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften. Vierter Theil. Gratz, 1848. Bei Damian und Sorge. So war Me Welt im cttftcn und zwölften Jahrhundert in viele Herrschaften von mittlerer und geringerer Größe getheilt; Fortgang des Feldbaues und der Gewerbe singen an die Bürger emporzubringen. Die Klöster wurden sowohl wegen des Christenthums, auf dessen Grund man das neue Si'ttengebäude aufführle, als wegen der Gastfreiheit, tu Zeiten, wo wenige Gasthöfe waren, und insofern sie die Sorge der Armen und Aussätzigen führten, von dem König begünstigt. Das Wolk suchte ihren Schutz um so begieriger, weil Gott und die Heiligen dem Hof selbst so imponirend wie dem geringsten Landedelmann waren. Joh. v. Müller, atigern. Gesch. S. 104. 199. Welche Natur im Menschengeschlechte ist vortrefflicher, als die Derjenigen, welche glauben, sie scyen geboren, die Menschen zu unterstützen, zu schütze» und zu erhalten! — Cicero. Tuskul. I. 14. Seiner Gxeelleirz dem Hochgebornen Herrn Herrn Graten von Wickenburg, Gouverneur des Herzogthums Steiermark; Herr der Herrschaften Walsee, Ulmerfeld, Hagberg, Krennstätten, Ardtagger und des Edclsitzes Edla in Oesterreich, des Gutes Landershofen im Großherzogthume Nieder-Rhein; Ritter des kaiscrl. österr. Ordens der eisernen Krone erster Classe, Ritter des kaiserl. russischen St. Annen-, und des königl. preuß. rothen Adlerordens erster Classe, Großkreuz des königl. baierischen St. Michaelordens; k.k. wirk!, geheimer Rath und Kämmerer, Landstand und Oberst-Erbland-Silberkämmerer in Steiermark; Mitglied der Herren Stände in Niedcrösterreich, Assessor des Kreuzer Comitates in Croatien; Protector des Vereins zum Schutze und zur Besserung entlassener Sträflinge, des Armenversorgungs-Vereins und der Sparkasse in Grätz, dann des Musik-Vereins in Fürstenfeld; Präses des Gleichenberger- und Johannisbrunnen - Actienvcreins in Steiermark, Ehrenmitglied des histor. Vereins in Jnnerösterreich, Mitglied des landwirthschaftlichcn Vereins für das Königreich Ungarn, der k. k. Landwirthschafts - Gesellschaften in Wien, Gratz und Laibach, des Industrie- und Gewerbvereins in Jnnerösterrreich und dem Lande ob der Enns, des Musikvereins in Steiermark, der Academia Tiberina und der Gesellschaft der Arcadier in Rom; Ehrenbürger der l. f. Provinzial - Hauptstadt Gratz und der l. f. Kreisstadt Judenburg rc. u. Dem grotzmilthigen Wiederhersteller der römischen Heilquellen zu Gleichenberg, dem wohlwollenden Freunde des Landes Steiermark. Vorrede. k^Dch umfasse in diesem Bande großeiitheits die Begebnisse, welche in der Epoche vom I. 489 bis 1192 im Lande Steiermark geschehen sind oder auf dasselbe unmittelbaren Bezug haben; wie sich dasselbe zum heutigen Umfange erweitert und geschlossen hat, und wie sich darin die kirchlichen und weltlichen Dominien ausgebildet haben. Die Hochstifte und Klöster nehmen hier die vorzüglichste Stelle ein: Aquileja, Salzburg, Bamberg , Freisingen, Gurk, Göß, St. Lambrecht, Admont, Rein, Seckau, Seitz, Voran, Studenitz, Marnberg; auch die auswärtigen Klöster, St. Paul und Viktring in Kärnten, Steiergarsten und Gleink in Oberösterreich, Formbach und Reichersberg in Baicrn. An diese knüpft sich die Geschichte des Landes; denn wären Urkunden und Saalbücher dieser Körperschaften nicht erhalten worden, so würde der Geschichtschreiber über die be-zeichnete Epoche nur gar Weniges zu sagen wissen. Man vermißt jedoch dabei mit besonderem Bedauern die ältesten Dokumente des Aquilcjer-Archivcs; und was davon bisher aufgefunden und bekannt gemncht worden ist, genügt durchaus nicht. Auch von den reichhaltigen Archiven der herrschenden Dynasten, der Grafen und Markgrafen von der Sonne, von Mürzthal und Eppenstein, von Lambach und Wels, und vorzüglich der Traungauerfürsten, ist das nur Wenigste auf uns gekom- men; der größte Theil vielleicht noch unbekannt, gewisser aber längst schon untergegangen. Auch von den Briefen und Urbarbüchern der ältesten steiermärkischen Adelsgeschlechter, deren Viele schon mit den Zunamen von ihren Hauptburgen im Eingänge des zwölften Jahrhunderts urkundlich erscheinen, ist alles verschwunden. — Die Begebnisse eines Landes von geringem Umfange konnten, auch in einer Periode längerer Selbstständigkeit, kein besonderes Gewicht, und keinen umstaltenden Einfluß auf die Länder umher haben. Sehr schwer ist es also auch, der Darstellung ein gleich belebendes Interesse zu geben. Ich glaubte daher, dies durch die reichhaltigste Zusammenstellung aller noch auffindbaren Nachrichten ersetzen zu sollen. Lange unschlüssig über die verschiedenen Formen, in welchen der vorliegende Stoff gestaltet werden konnte, entschied ich mich für den einfachen chronologischen Gang; weil die Gegenstände des tnnern Lebens ohnehin zu besonderen Gebilden zusammengestellt worden sind und ferner noch ausgeführt werden müssen; und weil insbesondere der zahlreiche Stand adeliger Dynasten eine eigene Darstellung nach den einzelnen Geschlechtern erhalten wird. Gr ätz, am 1. December 1847. Dr. Albert v. Muchar und -as innere Leben im S'teirerlan-e in der inittelatterlichen Epoche vom Jahre 493 bis 1300 nach Christi Geburt. (Schluß.) Gesch. o. Steiermark. — IV. 335. 1 % i V t,- ’* Ansichten in Religion und Moral; Wohlthätigkeits-An-stalten; alter Aberglaube und Sitten in der Steiermark. Unter Öen Bewohnern aller bajoarisch-norischen Länder ist, nach öen frühesten mittelalterlichen Kunden, alles Christlich-kirchliche, als das Theuerste und Wichtigste in ihrem Glauben und in ihren Sitten, in hohen Ehren gehalten worden. Im Gesetze der Bajoarier nimmt das Kirchenwesen die erste Stelle ein; Kirchen-yerfonen und Kirchengut sind gegen alle Nachtheile und Verletzungen am Sichersten geschützt. Aus diesen Gefühlen hoher Verehrung floß auch frühzeitig schon das Asylrecht; und für Alles wird als alleiniger Hauptgrund angegeben: »Damit Gott die Ehre, den Heiligen Verehrung, der Kirche Sicherheit, und Friede denjenigen, welche Gott dienen, widerfahre ')•" In der agilolfiugischen Epoche bezeugte man Männern, ausgezeichnet durch geistliche Würde, bewährt durch höhere Kenntniß, strenge fromme Lebensweise, kräftige Predigten und salbungsvolle Lehren ganz ungemeine Ehrfurcht 1 2). Dem Geistesculturstande jener Epoche gemäß waren jedoch die Begriffe und Ideen über Gott, Religion und Moral nicht durchaus die reinsten und richtigsten. In lebhafter Vorstellung dachte man sich Gott als ein Wesen, das durch Nichterfüllung gegebener Gebote und Anordnungen und selbst wegen Zulassung von manch' Bösem und Sündhaftem schnell zürne, und deßwegen in Rachegefühlen selbst ganze Volksgemeinden schwer züchtige; aus diesem Grunde vorzüglich wird die Vernachlässigung der Sonntagsfeier im bajoarischen Gesetze schwer verpönt. Verbrach sich ein Pfarrs-priefter durch Unenthaltsamkeit, so glaubte man zuversichtlich, daß Gott deßhalb schnell die ganze Pfarrsgemeine durch Fehlernten 1 * 1) Lex. Hajuvar., 258. 259. 2) Vit. 8. Corbiniani, y. 285. 290 - 291. So sagt auch Ottokar VIII. in einet Urkunde an Erzbischof Adalbert II. zu Salzburg: Quod ego ad yre-ccs vestras, quae locum mandati ay ud me ob tin e nt. unit Noth seinen Zorn empfinden lassen werbe '). Die alleinigen Hauptbewcggründe, das Gute zu thun und das Döse und Sündhafte zu unterlassen, waren daher durchaus die Furcht vor Gottes Zorn und Strafe, vorzüglich im jüngsten Gerichte, vor der ewigen Derdammniß, oder die Hoffnung, von Gott bei der künftigen Auferstehung mit der ewigen Seligkeit und Himmelsfreude belohnt zu werden * 2). Papst Leo der in. weist in seinem Schreiben an alle Gläubige des salzburgischen Metropolitensprengels, geistlichen und weltlichen Standes, auf die einstige Vergeltung beim jüngsten Gerichte, als auf den einzigen Beweggrund hin, die Kirche Gottes in Ehren zu halten und Tugend und Recht auf Erde zu üben 3). (11. April 800.) Solche Vorstellungen von Gott und diese Beweggründe blieben durch das ganze Mittelalter von durchgreifender Einwirkung, und sie haben insbesondere bei fürstlichen Häuptern geistlichen und weltlichen Standes, bei Hocheöeln, Edeln und Gemeinfreien unzählige fromme Stiftungen und großmüthige Spenden an Kirche und Klerus hervorgebracht, Kirchen erbaut, Pfarren üotirt, religiöse Orden möglich gemacht und begründet, und reiches Kirchen-geräthe zur würdigen Ausstattung des äußeren Gottesdienstes beigeschafft 4). So äußerten sich die Stifter des Nonnenklosters in Göß und K. Heinrich II., der Begünstiger dieser Stiftung (I. 1020, 1023) 5): «Wenn wir die geheiligten Orte der Kirche Got-«tes durch irgend einen Dortheil und eine Spende zu bereichern «und zu erhöhen streben, so zweifeln wir nicht im Geringsten, daß «dies der Wohlfahrt unseres Reiches nützlich seyn werde." — So dachten auch die Karantaner Herzoge, die Grafen von Mürzthal und Eppenstein, die Stifter von St. Lambrecht (I. 1060 — 1104) 6). — Die Gründung des Stifts zu Rein vollbrachte die Lanüesmarkgräfin Sophie, zur Sühnung ihrer Sünden, zur Wohlfahrt ihres Sohnes und ihrer Töchter, und vorzüglich für das See- *) Lex. Bajuvar., 262. 282. 2) Indessen bewähren doch die poetischen Erzählungen Herrands von Wildon aus dem dreizehnten Jahrhunderte vielfach herrschenden Mangel an Demurh vor Gott und göttlichen Fügungen, und Unzufriedenheit mit seinem Stande und Schicksale. 3) Juvavia, p. 59. 4) Lex. Bajuvar., p. 255. — Juvavia, 25. 31.37. 38. 48.80. 186 — 187. 200. 5) Dipl. Styr. I. 10. 12. Ibidem, II. 274. lenheil ihres Gemahls und ihrer Aeltern (I. 1138) '). Aus diesem Grunde gab K. Konrad II. seine Spenden dem Stifte Rein (I. 1144): »der festen Fortdauer unseres Reichs und wegen des »Heils unserer und unserer Aeltern Seelen — K. Friedrich I. beginnt in gleicher Gesinnung (I. 1184) seinen Bestätkgungsbrief für Admont: »Die Richtschnur der Vernunft und Gerechtigkeit »erinnern und fordern unsere Gerechtigkeit auf, daß wir zum Schir-»me und Schutze der Kirchen Gottes, welchen zu nützen und bei-»zustehen wir durch göttliche Verordnung verpstichtet sind, den Trost »unserer Gnade gütig ausbreiten, insbesondere über jene, von »welchen wir uns erfreuen, die Fürbitten der Gebete und die Hoff-»nung des Heils in Jesu Namen zu erlangen. Durch solch ernst-»liches Werk der Frömmigkeit hoffen wir so durch die irdischen »Güter zu wandern, daß wir durch die Gnade desjenigen, der Kö-»nigen Heil gibt, die ewige Seligkeit zu erlangen verdienen." Herzog Heinrich Jasomirgott von Oesterreich spricht gleicher Weise (I. 1169) im Uebernahmsbriefe der admontischcn Schirmvogtei: »Weil der Fürstenthron durch Gerechtigkeit gekraftigt und durch »Milde geschmückt wird, so halten wir Gerechtigkeit tm Gerichte »fest und bieten Milde bei jeder Gelegenheit dar, insbesondere »denjenigen, welche in freiwilliger Armuth Christo nachfolgend der »Welt entsagt und gänzlich dem göttlichen Dienste sich verleibeig-»net haben; durch deren Verdienste wir hoffen vor Christi Rich-»terstuhl die ewige Seligkeit zu erlangen." — Markgraf Ottokar VII. machte aus Liebe zum Klosterstande tin Jahre 1147 dem Stifte St. Lambrecht eine reiche Spende zur Nachlassung seiner Sünden, für die Wohlfahrt seiner Gemahlin Kunegunde und aller übrigen Angehörigen und vorzüglich zum Seelenheile seines Vaters Markgrafen Leupold und seiner Mutter Sophia. — Für Chorherren nach St. Augustins Regel ließ Markgraf Ottokar VH. (1.1163) das Stift Vorau erstehen; weil nach Zeugniß der h. Schrift durch Wohlthätigkeit die Sünden versöhnt werden; aus Furcht und Liede zu Gott, zur Wohlfahrt seiner selbst, seiner Gemahlin Kunegunde, seines geliebten Sohnes Ottokar und all seiner Voroordern, auf daß die frommen Chorherren für seine und all seiner Voroordern Sunden bei Gott unaufhörlich betend sürsprechen 3). — In sol- *) Dipl. Styr. I. p. 6. 2) Hudem, II. 8. 3) Ibidem, II. 307. - Saalbuch von St. Lambrecht. eher Ucberzeugung ertheilte Herzog Ottokar till, von Slcier (I. 1186) dem Stifte Admont einen großen Bestätigungs- und Spende-drief: »Um Gottes Gnade und in Zukunft der ewigen Seligkeit »Glorie zu erlangen, indem wir der Diener und Dienerinnen Got-"tes Bedürfnisse zu erleichtern trachten, nehmen wir das Stift Aö-»mont mit all dessen Personen und Eigenthum, so wie cs in un-"serem Lande besteht, in unfern Schutz und Schirm, und wir festi-»gen getreulich für das Seelenheil aller unserer Vorvordern die-"ses Stift mit dem Schutze unserer Hülfe für die Zukunft, sowohl «durch uns selbst, als auch durch unsere Ministerialen ')•" — Die Uebcrzeugung, wie an Gottes Gnade und Huld so ganz und gar Alles gelegen scy, hat Ulrich von Liechtenstein tin Frauenüienste kräftig ausgesprochen. So deutet er weiters darauf hin, daß man durch tägliches Gebet beim kirchlichen Gottesdienst diese Huld und Gnade sich erflehen müsse; und daß, ein seliges Ende dieses Lebens zu erhalten, das Vorzüglichste sey, um was jeder Mensch Gott zu bitten habe * 2). Gegen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts verschwinden jedoch derlei religiöse Gründe aus Stiftungs- und Spenücurkun-öen, wie in dem Bestätigungs-Diplome K. Rudolph I. und seines Sohnes, Albrecht I., in welchen mehr auf politische Verhältnisse, auf persönliches Verdienst der Aebte und geistlichen Körperschaften Rücksicht genommen ist 3). So beginnt K. Rudolph I. sein großes Bcstätigungsdiplom für Admont (I. 1290) mit folgenden Worten: »Gestellt auf den erhabenen Thron des hohen (deutschen) «Reiches, gestützt auf die Herrschermacht im Reiche führen wir un-»ter Vorausgang der göttlichen Gnade solche Sorgfalt für Alle uns «von Oben Anvertraute, daß wir uns erfreuen, gegen die Reli-«gion, ihre Diener und ihre Pfleger, welche, alle weltliche Berüh-»rung verschmähend, dem Dienste des Königs aller Könige sich ge-»widmet haben, vorzüglich die Religiösen, deren ausnehmende An-»öacht, hingebende Rüstigkeit, ergebene Treue, unbemakelte Anöeu-«tungen der Tugenden gegen uns und das heilige römische Reich «sich vielfältig günstig bezeigt hat, aus Gunst königlicher Hoheit «durch gütiges Wohlwollen gnädiger und huldvoller zu bezeigen;" -) Admonter - Saalbuch, III. p. 206. 219. 220-221. 2) Frauendienst, p. 588. 591—592. 3) Auch schon Kaiser Friedrich II. spricht im Jahre 1230 ähnliche Gesinnungen aus. Dipl. Styr. I. p. 10. in einem Gösserdiplomc. und H. Albrecht l. sagt in einem Diplome (I. 1283): »Ver-„ bient lassen wir den Vorzug unserer Gunst benjenigen zu Theil „werben unb wir zeichnen sie durch besondere Gnaden aus, welche „sich durch Reinheit fester Treue uns wohlgefällig bewährten und „bic sich im Gehorsame gegen uns eben so sehr nützlich als eifrig „erweisen *)•" Im altreligiösen Geiste sprechen auch die fürstlichen Kirchenhirten in ihren Diplomen: (I. 1139) Erzbischof Konrad I. von Salzburg: „Aus der Versicherung des H. Gregorius ist es gewiß, „daß Alles, was auö Barmherzigkeit und mit Rücksicht aus Fröm-„migkeit dargegeben wird, sowohl dem Geber selbst helfe, als ihm „auch die verdiente und gewünschte Belohnung am Tage der Ver-„geltung einbringe;" und in einer andern Urkunde: „Diejenigen, „welche das irdische Leben verschmähen, eilen einem zukünftigen zu, „und damit sie sicherer schreiten, legen sie das irdische Gut ab und „opfern cs denen, welche Gott dienen." — Im Jahre 1168 beginnt Erzbischof Konrad II. eine Urkunde für Admont mit den Worten: „Alle Gläubigen wissen zuversichtlich, daß vorzüglich da-t/fiir bei der Vergeltung der Gerechten die ewige Belohnung er-„theilt werde, was aus Rücksicht auf Frömmigkeit auf geheiligte „Institute zur Erleichterung der Roth in denselben bargegeben wor-„den ist 2)." — Nicht anders dachten unzählige edle Saalher-ren in der Steiermark, wenn sie der Kirche oder frommen Zwecken Güter und Hörige opferten, wie Dicpold und Truta von Eha-gern bei der Gründung des Stiftes Ob er bürg im Saanthale. Von ihnen sagt der Aquilejer-Patriarch Peregrin im Stiftungsbriefe von Oberburg (I. 1140): „In ernstlicher Erwägung, daß „das Himmelreich Jedem so viel gelte, als er selbst wolle, und „daß Ehre und Reichthum nur Nachtheil seyn, und in Betrachtung „der versprochenen ewigen Erbschaft tut Himmel und des seligen „Lebens der Seele, damit nun auch sie Besitzer jener Erbschaft, — „wenn gleich die Letzten — zu seyn verdienen, so haben sie auf „äußere Ermunterung und mit Berathung vieler Verständiger ihr „Allodialgut Oberburg mit Schloß, Waldung, Wiesen, Wassern, „Hörigen u. s. w. der heiligen Kirche zu Aguileja übergeben." — *) Admonter- Saalbuch, III. p. 250—251. 201—262. ") Ebendaselbst, p. 95. 103. 131. Aus gleichem Grunde und in gleicher Gesinnung sind die Nonnenklöster in Studenitz und Mahrenberg gegründet worden •). Ilebrigcns aber gehen die Spenden aus Frömmigkeitsantriebe an die Kirche überhaupt und an kirchliche Institute beinahe in das Außerordentliche und Unglaubliche, so daß es wirklich erforderlich ist, daß unö die heut zu Tage noch vorhandenen Originaldiplome davon vollends überzeugen. Die Steiermark betreffend wollen wir nur auf das ungemein ausgedehnte und reiche Gut an Land, Hoheitsrechten und Leuten erinnern, welches das Hochstift Salzburg in allen Gegenden des Landes schon seit dem Jahre 861 durch die Großmuth K. Karl des Großen und seiner Nachfolger im hei-ligen römisch-deutschen Reiche bis zum Jahre 1059 erhalten und besessen hat 4). — Wir weisen hin auf die ungemein großen Territorien der heutigen Herrschaften Admont und Gallenstein, welche, mit Stock und Stein, mit Boden und Wasser, nach ihrem damaligen Umkreise einst salzburgisches Kirchengut, dem Stifte Admont als Fundationsgut (I. 1074 — 1140) gegeben worden und bis heutigen Tag geblieben sind 3). — Wir verweisen tin Uebrigen auf das, was wir von den ältesten Güterbefltzern schon oben dargelegt haben. Indessen haben nicht alle Spenden an Kirchen und fromme Institute ihren Grund in reiner Herzensfrömmigkeit einzelner Christgläubigen gehabt, sondern viele derselben sind von Frevlern erst durch den kirchlichen Bannfluch zur Sühnung erzwungen worden, und noch mehrere aus Reuegefühlen über früher der Kirche und kirchlichen Personen zugefügte Beraubungen, Beschädigungen, Beleidigungen unö Beschimpfungen, meistentheils erst auf dem Sterbebette ausgesprochen und vollbracht worden. So zwang der salzburgische Erzbischof Gebeharü durch Kirchenbann den Raugrafen vom Enns- und Geiferwalö, Adalbero, zum Sühn- und Löfungs-opfer mit Gütern bei Haufenbüchel, Arning und Eichdorf, welche nachher an das Stift Admont gekommen sind. — Zur BanneSlö-fung mußten Graf Weriand und jein Bruder Rudolph von Wittenswald Besitzungen am Radelgebirge und in Jahringen, — Wern-her von Meminghofen Güter im Oberennsthale dem Erzbischöfe Dipl. Styr. II. 298. 299. 321. p. 84. 2) Juvavia, p. 95 — 96. 99—100. 104-105. 112-115. 116—117. 186 — 187. 200-208. 210. 232—233. 239. 242. 246. ») Ebendaselbst, p. 260-263. — Admonler-Saalb., III. p. 105—114. 95-101. Konrad I. (J. 1100 — 1130) dargeben. — Pilgrim von Hohenwart und dessen Sohn Günther, Markgrafen in der Untersteiermark, rissen salzburgischc Kirchengüter bei Straßgang und in der unteren Mark gemaltthätig an sich; und Letzterer vermaß sich, den allverehrten Admontcr Abt, Wolvold, zu fangen, zu kerkern und unter öffentlichem Spotte bis zum Tode zu kränken. Auf seinem Sterbebette zu Regensburg suchte er dann durch reiche Spenden an Land und Leuten zu St. Martin, Straßgang, an der Laßnitz und in den winöischen Büheln seinen Frevel wieder zu versöhnen. — Der edle und freie Herr Otto von Puch gab auf dem Sterbebette ein dem Stifte Admont entrissenes Gut wieder heraus (I. 1170). — Den Ritter Otto von Slierbach mußte der Erzbischof Eberhard II. (I. 1207) mit dem Banne zwingen, St. Lambrech-tisches Bcsitzthum nicht widerrechtlich anzugreifen; — den Ulrich von Komyn, Güter, der Pfarrkirche in Gleisdorf entrissen, wieder heraus zu geben. — Aus Furcht vor göttlicher Bestrafung und ewiger Berdammniß leisteten Ersatz für widerrechtliche Beschädigungen und geraubter Güter endliche Zurückstellung: Wülfing von Kapfenberg (I. 1197), Hugo von Pernek, Wigand von Messenberg, Hartnid von Ort (I. 1245) und Haümar von Schönberg im obern Murthale (I. 1250, 1254) dem Stifte Seckau; — Gottfried von Diernstein, Herrand von Mooskirchen und Wülfing von Stubenbcrg (I. 1230, 1212) dem Stifte St. Lambrecht; — Otto und Wülfing, Brüder von Ernfels, (I. 1289) und Ulrich von Ramstein (I. 1295) dem Stifte Admont; — Ulrich von Murberg und Ulrich von Stubenberg dem Stifte Rein (I. 1216, 1252); — Rudolph von Hertenfcls endlich dem Stifte zu Borau. Auf seinem Todbette erst (I. 1241) brachten der Prior von Seiz, der Pfarrer von Ponigl und Otto, der Pfarrer von Neukirchen, sein Beichtvater, den Wilhelm von Hoheneck zum vollen Ersätze aller den Karthäusern in Seiz zugefügten Beschädigungen an Gütern, Renten und Grundholden *)• Alle, die sich an fremdem Gute vergreifen oder Andere berauben, erwartet, nach Versicherung Ulrichs von Liechtenstein, die ewige Berdammniß unausbleiblich 1 2). Aus solcher Ueberzeugung 1) Juvavia, p. 260. 282. — Admontcr - Saalbuch, IV. p. 89. 105. 107. 115. 127. 129.; III. p. 325. Urkunde A. N. 32. — Dipl. Styr. I., p. 183. 212-213. 308.; II. 93. - Saalbücher von St. Lambrecht. 2) Frauendienst, p. 532. hasteten dann fest und aus ihr bildeten sich auch die grauenvollsten Wegriffe von dein bösen Principe, von dem Teufel (Valant), von dessen unerlöschlichem ewigen Hasse gegen die heilige Kirche und ihre Gläubigen, deren Herde er stets, einem wüthendcn Wolfe gleich, anfalle und zu vernichten trachte, von seiner höllischen Macht und von seinem gewaltigen Einflüsse auf die Menschen, zu deren Verführung und ewigen Verderben ‘). Die kernhafte Vernunft-Moral deS altjuvavifchen Gesetzes macht Allen die Tugend allgemeiner Gerechtigkeit zur heiligsten Pflicht, fordert sie auf das Strengste von den öffentlichen Richtern und verpönt alle Frevel dagegen aus das Schärfeste 1 2). Bestimmt genug ist in der oben angeführten Urkunde von Admont (I. 1169) die Ueberzeugung Herzogs Heinrich von Oesterreich ausgesprochen, daß nur Gerechtigkeit den Thron der Fürsten festige, und daß Gerechtigkeit sein vorzüglichstes Ziel in den Gerichten sey. Nach den wesentlichsten Gesinnungen und nach den innigsten Gefühlen läßt das bajoarische Gesetz vorzüglich dem weiblichen Ge-schlechte seinen Schutz angedeihen; theils, weil dieses überhaupt eines besondern Schirmes bedarf, theils um desselben öffentliche Ehre zu bewahren, und sie in unverschuldeter Noth oder in Be-drängniß Hülfe finden zu lassen. Weibliche Würde, jungfräuliche Keuschheit und Scham schützt dieses Gesetz kräftigst vor allen Angriffen roher Wildheit mit schwerem Wehrgeldc, und zwar ohne Unterschied bei freigebornen Jungfrauen und Sclavinncn 3). Mit der menschenfreundlichsten Sorge will dieses Gesetz das weibliche Geschlecht im Zustande der Schwangerschaft bewahrt wissen; auf Mißhandlungen, welche eine Fehlgeburt zur Folge haben, und absichtliche Abtreibung der Leibesfrucht ist die schwerste Verpönung gesetzt. Man müßte Ulrichs von Liechtenstein Gedicht (Frauendienst) fast ganz hicher setzen, wenn man Belege geben wollte von den Gesinnungen von Hochachtung und Hingebung für edle Frauenwürde, wie man sie im dreizehnten Jahrhunderte in der 1) Juvavia, I>. 53. 57. Das Berhaltniß dcs Teufels zu den Menschen findet sich im Briese des H. Paulinus zu Aquileja an den Herzog Heinrich von Friaul am Grellcsten dargestellt. Op ei a Š. Paulini, p. 57—60. 2) Lex. Bajuvar., p. 271—272. 3) ibidem, p. 277 — 285. — In Urkunden des Stiftes Rein wird die Mark- gräsin Sophia, Gemahlin Leopolds des Starke» genannt: Matrona admi-rabilis ac bonorum memoria digna. — Dipl. Styr. 11. p. 5. Steiermark gehabt hatte; öcr da unaufhörlich ausspricht: Ein edles Weib scyc das Beste, so Gott geben könne; der Welt Heil hängt von edle» Frauen ab; ihr Lob geht über allen Ausdruck; ihr Preis ist im Himmel, im Paradies und auf Erde; ihr Leib ist engelschön; ihr Einfluß auf die Männer ungemein wohlthätig; und alle Weisen haben von jeher anerkannt, daß ohne Liebe und Bund mit einem edlen Weibe auf Erde kein wahres Glück, keine Freude sey. Eines edlen Weibes hohe Vorzüge und Gaben fegen aber: Zucht und Gemüthlichkeit, Würde, Ehre, Güte, Milde, Gelassenheit und aller Liebreiz in körperlicher Schönheit *). Diese Aeußerungen verbürgen zugleich auch die Allgemeinheit gleicher Gesinnungen und Gefühle, vorzüglich in den Classen des Adels und der ritterlichen Edlen des Landes. Witwen und Waisen setzt das bajoarische Gesetz unter den unmittelbaren Schutz Gottes, des Landesherzogs und der Gaurich-tcr * 2). Diese öffentliche Beschirmung der Witwen und Waisen und der Armen empfiehlt, neben so vielen carolingischcn Kapitularien, auch Papst Leo HI. allen Grafen und Richtern des salzburgischen Erzsprengels (I. 800); und wiewohl schon durch die gehörige Verwendung der Kircheneinkünfte für die Armen jedes Pfarrsprengels ohnehin gesorgt werden mußte, so widmete das ba-jvarische Gesetz noch insbesondere mehrere Wehrgelder zum Besten der Armen 3). Aus diesen uralten nationalen celtisch-germanischen Gefühlen der Verehrung des weiblichen Geschlechts und der Hochschätzung weiblicher Tugend und Reinheit, gesteigert und vervollkommnet durch die Lehren des Christenthums, war nun auch in der Steiermark die Hochachtung für Klostergclübde und eine bis zur Uebertreibung gehobene Schätzung des Nonnenstandes gebildet und zum vorzüglichen Grunde der Stiftung der Nonnenklöster in Göß, in Admont, Seckau, Voran, in Studenitz und Mahrenbcrg bis zum Schluffe des dreizehnten Jahrhunderts geworden. Auf dem Grunde der im altnationalen Bajoarengesetze schon so wohlwollend ausgesprochenen Fürsorge für die Armen und Nothleidenden fanden die Lehren des Evangeliums desto breiteren Boden und erhöhten sehr bald die fromme Werkthätigkeit selbst, zu welcher sich frühzei- Frauendienst, p. 1-5. 153. 308-309. 433. 437. 557—559. 560 u.s. w. 2) Lex. Bajuvar., p. 356 — 387. •3) Juvavia, p. 59. — Lex. Bajuvar., p. 378. tig schon Nationalsinn, bürgerliche Gesetze und die Religion wohlwollend vereinigten. Als der Erzbischof Konrad I. von Salzburg um das Jahr 1136 das älteste Hospital, das wir kennen, zu Friesach in Kärnten mit Rath und Beihülfe der Gläubigen gründen und dasselbe dem Stifte Admont übergeben wollte, sagte er in seinem Diplome: „Ich trachte sehnlichst, den evangelischen Ausspruch „zu verdienen: Selig sind die Barmherzigen, weil auch „sie Barmherzigkeit erlangen werden. Nachdem ich auf „den oberhirtlichen Stuhl eingesetzt worden, faßte ich den festen „Borsatz, durch die getreue Führung der Sorge für die Armen und „Waisen, nach der mir von Gott gegebenen Gnade, durch Crbar-„men und Mitleid gegen die Armen und Nothleiöenden, den himmlischen Vater nachzuahmen und erfüllend, was er befiehlt: Ge-„bet, und es wird euch gegeben werden! nach dem ganz „gehäuften und überfiießendcn Maße unser irdisches Gut den Ar-„tuen und Nothleidenden zu geben und zu vertheilen. Aus diesem „Grunde stiften wir ein Hospital in Friesach.« Eüelmüthig ist die Fürsorge und der Schutz, welchen schon das altbajoarische Gesetz gegen Fremde und friedlich reisende Wanderer empfiehlt; und im strengsten Ernste verpönt es alle Beleidigungen derselben *). Ein gleich großmüthiger Geist für Gastfreundschaft, Milde und biederen Schutz gegen alle Fremden und Reisenden herrscht in K. Karl des Großen Capitularien, und schweres Wehrgeld wird darin auf alle Uebertretungen dieser Anordnungen gesetzt * 2). Den Stiften und Klöstern war bei der Gründung schon die Pflege der Gastfreundschaft und Wohlthätigkeit gegen Fremde und Arme zur heiligen Pflicht gemacht. Die Synode zu Aachen im I. 816 sprach darüber strenge Weisungen aus, und Strafe über jeden Vorsteher von Stiften, welche die Gastlichkeit unwilliger und nachlässiger üben würden 3). Zu diesem Zwecke bestand bei Stiften und in den Stiftsgebäuden selbst (ganz den Anordnungen der gedachten Synode gemäß) eine eigene Taferne, ein Gasthaus zur Betheilung vorüberziehender fremder Wanderer mit Speise und Trank; wie wir oben schon von dem Stifte Admont nachgewiescn haben, und wie Urkunden es auch von allen andern Stiften des Landes besa- *) Lex, Bajuvar., p. 278. s) Pertz, III. 94. 3) Juvavia, x. 67—71. gen. — Das Hospital tin Stifte Rein beschenkte Hartnid Schänk von Rainenstein sehr großmüthig (21. April 1260) ‘). — In Admont war aber nebenbei schon seit der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts noch ein eigenes Armenspital für Arme und Bresthaste aus der Umgegend des Enns- und Paltengaues gegründet. Erzbischof Konrad 11. schenkte dem Stifte Admont tut Jahre 1169 einen großen Zehenthof und die dazu gehörigen Zehenten am Werthsee in Kärnten, damit in dem stiftischen Armenspitale stets so viele Arme ausgenommen und unterhalten werden möchten, als diese jährliche Zehentrente zulasse s). Dieses Hospital hatte aber früher schon so manche Spende zu Gunsten der dort zu erhaltenden Armen bekommen. Ein aussätziger Mann, Berger, gab einen Hof zu Luzelingen und 12 Jaucherte Boden; ein Freier, Bcrthold von Luzelingen, zweiAecker in demselben Dorfe; die salzburgischen Grund-holden, Kraft und Otto, zwölf Joche Grundes zu Vorch * 2 3); die Brüder Rapoto und Adalbero, als sie in Admont den Mönchshabit nahmen, ihre Güter zu Pfaffenüorf; die Freien Pilgrim und Richfried zu Pfaffenöorf tin Liesingthale ihren Grund und Boden in jenem Orte; Wolvolü von Lonsza (Luntscharn) und Jsingrin von Mitternberg, Besitzungen am Mitterberg und in der Sölk tin obcrn Ennsthale; Poppo von Piber, salzburgischer Dienstmann, gab vor seiner Kreuzesfahrt mit K. Konrad m. (I. 1148) um geringen Ablösungspreis dem Admonterhospitale seine Güter zu Getzendorf im Pölsthale an Feldern, Wäldern, Weiden und Mühlen, und eine freie Matrone, Dobronega, opferte zu jährlichem Gelddienste ihre Leibeigene, Sprinza genannt, mit ihren Söhnen und mit ganzer Nachkommenschaft 4). Gerhard, ein freier Mann von Getzendorf (I. 1190), gab mit Einwilligung seiner Söhne Acker und Gut zu Getzendorf, damit sein aussätziger Sohn in das Aümonterhospital ausgenommen und mit den nöthigen Bedürfnissen versehen werde 5). Die hochedlen Brüder Konrad und Rudolph von Kinöberg schenkten zum Unterhalte der Armen im Spitale zu Admont (I. 1195) einen Hof bei Strechau im Paltenthale c). *) Reinerurkundc. 2) Saalbuch, IV. p. 71 — 73. 3) Admonter-Urkunde, XX. 1. 4) Saalbuch, II. p. 73-75.; IV. p. 151-153. 5) Ebendaselbst, IV. p. 345. A) Ebendaselbst, p. 394. Am Pfarrorte St. Gallen im Walde unterhielt das Stift Admont, wahrscheinlich schon seit der Zeit seiner Gründung, eine Taferne zur gastfreundlichen Bewirthung aller vorüberziehenden Wanderer. Schon im Jahre 1152 hatte der Salzburger Metropolit, Eberhard I., die Zehenten aller Neubrüche nahe und entfernt im weiten Walölande daselbst der eben erst erbauten Kirche St. Gallen gegeben *). Diese Zehenten, welche noch durch Zehenten von Sal; und Metallgruben im Waldlande vermehrt worden waren, und eigentlich nur zum Unterhalte der Fremden und der vorüberziehenden Wanderer gegeben wurden, sind später zu den Einkünften der Stifts-schaffnerei gezogen, aber vom Abte Johann, aus Ueberzeugung dieser widerrechtlichen Verfügung, wieder dem früheren Zwecke zuge-wenöet und dabei fortcrhalten worden -). — Eben auch zur steten Wohlthätigkeit gegen Arme und Reisende bestand im Stifte Rein ein eigenes Gebäude sammt einer der H. Margaretha geweihten Kapelle, so daß daselbst auch arme Kranke gewartet und gepflegt worden sind (Xenodochium Pauperum. Domus paupevum et in-lirmorum una cum separata capella 8. Margarilae) * * 3). UlN das Jahr 1160 hatte Markgraf Ottokar VII. den Plan gefaßt, auf dem früher dem Grafen Ekbert von Neuburg, Formbach und Püttcn zugehörigen, dann an das Stift Formbach gekommenen Grunde des weiten Waldlandes im Cerewald am Semmering ein Hospital für Arme und für Vorüberreisende zu gründen. Er und seine Gemahlin Kunegunde lösten daher jenen Landtheil von den Klosterbrüdern zu Formbach durch andere Besitzungen, und gaben ihre daselbst gelegenen Lanötheile dazu, so daß jetzt aller Grund und Boden von der Alpe und dem Bache Fröschnitz, von der Wasserscheide aller Bäche im Norden hinab in die Mürz und bis über den Ort Pirkenwang im Westen zum Hospitale gewidmet ward, welches im heutigen Orte Spital am Semmering erbaut und errichtet worden ist zur Erhohlung der Schwachen (Ermüdeten), zum Troste der Kranken und zur Aufnahme aller Reisenden, auf daß dieselben dort Unterkunft, Bett, Schutz und alle andere Ho-spitalität nach Rechten der Anstalt selbst genießen sollten 4). Nach Inhalt der Bestätigungsurkunde K. Friedrich !• (Augsburg, 15. !) Saalbuch, IV. p. 153. ") Admonter-Saalbuch, III. p. 191 — 192. 3) Reinerurkunde. *) Dipl. SStyr. II., p. 81. 313-315. Z. 1259. October 1166) war dieses ungemein wohlthätige Institut nicht nur von dem Markgrafen Ottokar VH. und seiner Gemahlin Kunegun-de noch mit andern Gütern zu Foyer, Pakt, Schergenöorf, und mit der Pfarre St. Stephan bei Kraubath und ihren Saatgütern (Praediis et Dominiis) ausgeftattet, sondern auch noch von andern steirischen Saalherren mit Grundholden und Renten begabt worden, wie von Otto von Stubenberg mit Gütern zu Vorau und mit einem Weingarten zu Spitzharö; von Gottschalk von Rechberg mit dem Dorfe Reusidl; von Rapoto von Pütten mit Grund und Boden zu St. Peter; von Heinrich von Schwarzach mit liegenden Gründen; von Siegfried von Kranichberg, Bernhard von Stubenberg und von dem Arzte Balduin mit Weingärten zu Krottendorf, Vi-schach und Mersdorf *). Seit der Gründung war die Leitung dieser Hospital-Anstalt eigenen Spitalmeistern anvertraut, von welchen wir namentlich kennen: 1216 den Siegfried, Spitalmeister von Cerewald; 1220 und 1246 den Spitalmeister Hermann, dann die Spitalmeister Pernolö und 1295 Ortolf (Rector hospitalis in Cerwald) 2). Nachdem K. Friedrich I. diese wohlthätige Anstalt in besonöern Schutz genommen und das ganze Anwesen dieses Hospitals von allen öffentlichen Leistungen des Zuzuges und Marchöien-stcs befreit hatte, übergab der ungarische Prinz Stephan, als Herzog von Steiermark (Sohn Königs Belas IV.), die Besorgung des Hospitals mit dessen gesammten Funöationsgütcrn den Karthäusern zu Seiz unter Zustimmung der Landesstände und des Erzbischofes Ulrich von Salzburg (im Jahre 1259). Die Einkehr von Reisenden und Wanderern und deren gastfreundliche Beivirthung in diesem Hospitale forderte jedoch schon zu Ende des zwölften Jahrhunderts solchen Aufwand, daß derselbe von den gewöhnlichen Jahreseinkünften nicht weiter bestritten werden konnte. Es sind daher alle Jahre regelmäßige Collecten von dem Clerus der Länder Oesterreich und Steiermark veranstaltet und die gesammelten Geldbeträge nach Weisung der Archidiakonatssynoöe zu Neunkirchen im Jahre 1220 an den Spitalmeister jährlich zweimal am St. Oth-mars- und am St. Bernhardstage übergeben worden 3). *) Dipl. Styr. II., p. 314. 2) Admonter-Urkunde. — Dipl. Styr. I., 318. — Dipl. Run., 1216. — Ne-crol. Seggov. XVII. Cal. Mart. 3) Beitrage zur Lösung der Preisfrage u. s. w., I. p. 210. Eine gleiche Wohlthätigkeitsanstalt im eigenen Hospitale für Reisende war an der St. Lambrechterkirche zu St. Michael in Grazzlupp errichtet, von welcher wir um das Jahr 1226 den Spitalmeister Leopold urkundlich kennen ')• Die edle Frau Sophia, Gemahlin Richers von Sanncck, hatte im Orte Studcnitz zuerst Kirche und Hospital erbaut (vor 1237), bevor ein Nonnenkloster daselbst gegründet worden ist (Ecclesiam et Dornum hospitalem) a). Neben diesen Anstalten, welche Christenthum und edlere Germanensitte heroorgerufen hatten, ist auch ein würdiger Wohlthätig-keitssinn bei den edleren und reicheren Lanöesbewohnern allgemein erweislich. Aus dem Frauendienste Ulrichs von Liechtenstein erhellt, daß es gewöhnliche Sitte in Steiermark gewesen sey, arme, verkrüppelte, mit fortdauerndem Sicchthum behaftete Menschen, und insbesondere Aussätzige, an den Thoren der Bürgen täglich mit Speise und Trank zu erquicken und auch mit Geld zu betheilen * 2 3 * *). Selbst dem entseelten Körper des Mitmenschen, eines Freien so wie eines Leibeigenen, befiehlt das bajoarische Gesetz Achtung und Liebe durch Begraben zu bezeugen *). Dieses Gesetz erkennt Sicherheit der Person und des Eigenthums als die Grundsteine alles gesellschaftlichen Lebens und es verpönt die Verletzung derselben vom Geringsten bis zur größten vernichtenden Beschädigung mit besonderer Umsicht und Sorgfalt; so daß selbst die Hörigen und ganz Leibeigenen von menschenfreundlicher und gerechter Behandlung nicht ausgeschlossen werden; es verwahrt den rechtmäßigen Besitz väterlicher Allode jedem natürlichen und gesetzlichen Erben s). Bei Besitzesstreitigkeiten und den Gränzen desselben verließ man sich ganz auf altdeutsche Redlichkeit und Biederkeit, und fast immer wurden edle, in diesen Tugenden bekannte und in den Gauen hochgeachtete und bejahrte Männer auserwählt, um nach ihrer aus langer Erfahrung erlangten Sachkenntniß solche Streitigkeiten zu entscheiden 6). Uebrigens scheinen Grunöeigenthum und Renten in der Steiermark nicht zu jeder Zeit so gesichert gewesen zu seyn, als das alte Bajoarengesetz, das österreichische Landrecht !) Lambrechter-Saalbuch, I. 1226. 2) Johanneums - Urkunde. 3) Frauendienst, p. 330 — 331. *) Lex. Bajuvar., p. 319—320. 3) Ibidem, p. 273—282. 288-324 6) Iuvavia, p. 90. und die Lehren des Christcnthums cs zur strengsten Pflicht machten. Insbesondere waren Kirchen und Stiftsgüter vielen Gewalt-thätigkcitcn, Entfremdungen und Beraubungcn ausgcsetzt. Die vaterländischen Urkunden und Saalbücher geben zahlreiche Beweise dafür. Zu Anfang des zwölften Jahrhunderts (1100—1124) entrissen Graf Bertholü von Marburg aus der Familie Sponheim-Ortenburg, Kolo von Truchscn, Siegfried von Liebenau und Or-thvlf von Traberg dem Stifte Admont ansehnliche Besitzungen am Raöelgebirge, so wie die Markgrafen Pilgrim und Günther von Hohenwart sich der Stiftsgüter zu Straß gang bei Grätz unterwunden hatten *). — Um das Jahr 1150 hatte Wülfing von Kapfenberg ein admontifches Gut zu Gürzhcim im Pölserthale in gewaltsamem Besitze, welches jenes Stift von einem freien Manne und Cleriker Reginhard erhalten hatte. — Dem Stifte Rein sind selbst von den Markgrafen Ottokar VII. und Ottokar VIII. die, von Leopold dem Starken als Fundationsgüter bezeichneten Besitzungen zu Retz, Straßengel und Judeiidorf vorenthalten und erst im Jahre 1189 von Herzog Ottokar VIII. wieder zurückgestellt worden -). Das Stift Nein hatte im Jahre 1205 durch Elisabeth von Gutenberg die Alpen Nezthal erhalten; jedoch Ulrich von Wil-don hinderte mit Gewalt die Besitzergreifung derselben bis zum Jahre 1260 * 2 3). Eben diesem Stifte hielt Ulrich von Stubcnberg sehr lange die von seiner Tante Hildegarde von Rase gespendeten Güter am Reddcnberge (I. 1216) bevor. Ulrich von Murberg hatte dem Stifte Rein gleichfalls lange vorenthaltene Güter zu Werendorf zurückgestellt (1252). — Mit offenbarer Verletzung St. Lambr echtisch er Eigenthumsrcchte hatte Herrand von Wildon im Jahre 1200 sich in den Besitz aller Wälder und Forste zwischen den Bächen Deigitsch und Graden gesetzt 4). — Diese gewaltigen Herren von Wildon, Herranü und sein Sohn Hartniü, fügten nicht nur durch Raub und Brand auf den Besitzungen des Stiftes S c ckau zu Kumberg demselben großen Schaden zu, sondern sie behielten auch die von Leutolü von Wildon den Seckauern gegebene Besitzung zu Governiß bei Knittelfelö gewaltsam vor, bis die *) Ldmontcr-Saalbuch, IV. p. 127-129. 2) Dipl. Sbyr. II. p. 17-18. 3) Dipl. Runcns. '0 St. Lambrechttr Saalbuch, I. 1200. Gesih. 6. Steiermark. — iv. 336. 2 Söhne und Brüder, Lcutold und Ulrich, int Jahre 1227 für Alles Ersatz leisteten und Gauernitz erst für eine Entschädigung von 50 Marken Silbers wieder Herausgaben Nicht minder feindselig und räuberisch gegen St. Lambrecht bezeigten sich, I. 1214, Herrand von Mooskirchen und I. 1272 Wülfing von Stubenberg. — Me den Karthäusern in Seiz zugefügten schweren Beschädigungen trachteten die Matrone Sophia von Leunbach (statt ihres Reffen Konrad von Leunbach) und Wilhelm von Hoheneck in den Jahren 1235 und 1241 durch Spenden an Gütern und Grundholden zu Laßnitz und Lintenbach wieder gut zu machen; ja der letztere Edelherr vermittelte und bestätigte auch öeßwegen eine Spende seiner Schwester Elisabeth von Miltenburg mit Gütern zu Strenc-witz, und er selbst bedachte das Stift Seiz reichlich in feinem Testamente mit Saalgründen und Regalrechten zu Brcttenbuch und Schwertowitz — Im Jahre 1248 trachtete Hartnid, Mundschenk von Ramstcin, die dem Stifte Admont an Gütern und Leuten angethanen Beschädigungen mit Opfern und Schenkungen wieder abzuthun. — Nachdem Wülsing von Stubenberg dem Nonnenstiste zu Göß durch Gewalt und zahlreiche widerrechtliche Steuerfor-öerungen und andere Leistungen ungemeinen Schaden gethan hatte, leistete er demselben im Jahre i254 mit einer Geldsumme und mit dem schriftlichen Vertrage Ersatz, daß künftighin alle seine an das Stift gestellten widerrechtlichen Forderungen als offener Raub vor jedem Gerichte angesehen werden sollten a). — Für alle dem Stifte St. Lambrecht auf dessen Besitzungen zu Maria Hof bei Grazzlupp auf dem Heerzuge nach Salzburg zur Unterstützung des dort erwählten Erzbischofs, Philipp, seines Bruders, zugesügtcn Beschädigungen trachtete Herzog Bernhard von Kärnten im Jahre 1269 vollen Ersatz zu leisten * * * 4)— Roh war die Gewalt und un-gemein groß waren die Beschädigungen, welche im J. 1272 Hartnid von Ort, I. 1276 Heinrich von Massenberg, I. 1280 Wülfing von Christels, 1.1240 Heinrich von Grafenstein (oder Stein n Dipl. Styr. I. p. 199. 203-203. -) Ibidem, II. p. 80. 92. 3) Ibidem, I. p. 66 — 67. 4) St. Lambrechtcr Saalbuch. 1269. tut Obern Murthale), I. 1255 Herranö von 2Bi(bon, I. 1288, Graf Heinrich von Pfunnberg über die Güter und Leute des Stifts Sccka» zu Fcustritz, Puchschachen, Auersbach, Koetsch, Wit-schcin und ©entring gebracht, und welche sie in Gewissensangst wieder zu sühnen getrachtet hatten '). — Eben so groß waren die Ge-waltthätigkeitcn, womit im I. 1288 die Brüder Ulrich und Friedrich von Pux das Stift St. Lambrecht, I. 1289 Graf Ulrich von Pfannberg, I. 1292 Wülfing von Ehrnfels, I. 1294 Hart-niü von Wilöon das Stift Admont, und I. 1291 Gebhard von Saancck die Kirchengüter im Saanthale bedrückt und beraubt hatten "). — Spät erst erhielt das Stift Do rau Ersatz für die Beschädigungen und Bcraubungen durch den Eüelherrn Rudolph von Hartenfels * * 3). Schon die Synode zu Aquileja im Jahre 1184 hatte für den ganzen Sprengel des Patriarchats strengen Beschluß mit Bann-fiuch und Interdikt gefaßt gegen alle Räuber und Beschädiget' kirchlicher Besitzungen an Weinbergen, Fruchtfelöern, Bäumen, Gotteshäusern, Friedhöfen u. s. w.; und der Patriarch Gottfried ließ diesen Beschluß durch alle Suffraganbischöse und Erzpriester im ganzen Sprengel verlautbaren 4). Zu keiner Zeit jedoch ward persönliche Sicherheit und Eigenthum mehr gefährdet, als um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts nach dem Tode Herzogs Friedrich des Streitbaren (1.1246) ; und Niemand klagt darüber bitterer, als der gleichzeitige ehrenhafte edle Ritter Ulrich von Liechtenstein, daß Raub und Gewaltthat das ganze Land erfüllen und ganze Dörfer wüste stehen 5). Gegen eine lange Kette widerrechtlicher Gewalt und Bedrückung erhob sich sowohl die weltliche Regierung als die Kirche. So für Seckau: Markgraf Ottokar Vlil. im I. 1179; für Sei;: Herzog Leopold der Glorreiche im I. 1207; Erzbischof Konrad von Salzburg für feine Kirche und für die salzburgische Lieblingsstiftung Admont in den I. 1105— 1130; die römischen Päpste 2 * *) Dipl. Styr. I. 209. 215. 2S4. ") St. Lambrechter-Saalbuch 1284. — Admonter-Saalbuch III. p. 295. 296, 325. 326. 340 — 343. 3) Caesar, Anna]. II. 221. 4) Caesar, Annal. I. 723. 5) Framndimst. p. 530. Lucius m. J. 1184 für Sciz; Jnnocenz IV., Alexander IV., Urban IV. und Clemens IV. J. 1241 — 1268 für Admont '). Wenn in mancher Epoche gegen Eigenthum an Land und Leuten arge Uebergriffe, Raub und frebclhafte Vorenthaltung statt gehabt hatten, so dürste auch die Sicherheit der Personen gleicherweise oft arg verletzt und an Leib und Leben gefährdet worden seyn. Wie schwer mußte nicht Abt Wolvolü von Admont durch öffentliche Beschimpfung, durch Kerker und Quälung bis zum Tode unter den Händen deö untersteirischen Markgrafen Günther von Hohenwart cs büßen, daß er bei der Visitation des Nonnenklosters zu Längste in Kärnten mit einer Verwandten Günthers nach gesetzlicher Klosterstrenge gehandelt hatte -)? — Um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts wurde Ulrich von Liechtenstein am 26. August 1248, als er aus seinem Schlosst Frauenburg an der Mur sich gütlich that, durch Pilgrim von Kars und einen gewissen Weinolt unter der Maske der Freundschaft und ritterlichen Besuchs überfallen, mit Messerstichen verwundet, gebunden, in den Kerker geworfen, seine Gemahlin ihrer Kleinodien und alles Klci'öervor-raths beraubt, ein Sohn zurückbehalten, er selbst mit allen andern Kindern aus dem Schlosse gejagt und seine Burg in Besitz genommen. Als seine Freunde mit Reisigen vor Frauenburg erschienen, das Schloß stürmen und Ulrich befreien wollten, drohte Pilgrim denselben an einem Strick um den Hals über die Thurmesaltanc den Pfeilschüffcn der Angreisenden entgegen hinauszuhängen. Ein Jahr und drei Wochen mußte Ulrich in schweren Fesseln und Kcr-kernacht schmachten, bis er endlich durch Grafen Meinhard von Görz, kaiserlichen Statthalter in der Steiermark, im Jahre 1249 nicht ohne Losegeld und Geisselschaft seiner beiden Sohne wieder in Freiheit gesetzt wurde * 2 3). — Eine gleiche Unthat beging Ritter Heinrich von Rotenmann, der den Erzbischof Ulrich von Salzburg auf seiner Flucht von Pibcr her über Admont gegen Salzburg (I. 1259) gefangen nehmen und auf der Felstnburg zu Wollenstem so lange cingekcrkcrt ließ, bis der böhmische König Ottokar (I. 1260) dessen Freilassung anbefahl 4). — Es war eine That *) Admonter-Saalbuch. IV. p. 127 — 129. — Admontcr-Urkundcn. B. Nro. 9. 10. 11, 12. 16. 25. 55. 68. Q. n. 92. - Dipl. Styr. 1.160. II. 64 — 65. 2) Cliroii. Admont. Pez. I. 3) Frauendienst, p. 537 — 549. ") Horncck, Reimchronik, p. 66. — Chron. Salzt, et Austr. germ, bet Pez. I. LI arger Gewalt und roher Rache, als Abt Heinrich II. von Admont, wie er um Urbanustage (25. Mai 1297) über den Dietmarsberg ritt, auf der Höhe des Berges bei der Kaiserau, von seinem Anverwandten Durring Grießer mit einem Pfeilschusse vom Pferde todt zur Erde gestreckt worden ist '). Dergleichen Begebnisse erinnern mächtig noch an die grausen Seiten roher Gewalt und Selbsthülse; wenn gleich auch diese nur vereinzelt stehenden Handlungen im Parteienhaß und Privatrache verübt worden sind, von welchen kein Volk frei geblieben ist. Uebrigens fehlt es uns an Quellen, an Volksbüchern aus der älteren Epoche bis zum Schlüsse des dreizehnten Jahrhunderts, um aus denselben Moral und Klugheitslehren, Vorzüge und Härten im Leben und in Charakteren der Steiermärker nach den Ein-zelnheiten darzustellen. Indessen bieten die Gedichte Ulrichs von Liechtenstein und Hornccks geschichtliche Chronik ergiebige Fundgruben; und was wir aus denselben entnehmen, ist Folgendes: Geist und Verstand (wizze, -wizzen) zu besitzen, zu gebrauchen und zu bewähren, ist der hohe Vorzug edlerer Menschen. Hohe Gesinnung und hohes Gemüth bewähre den Mann; die Frau zeige, bei Schönheit und Reiz, Güte und Milde. Maß und Eingezogenheit (zuht) soll sich in Allem, selbst in Handlungen der Freude, bewähren =); und der Mensch darf und soll allein nur trauern über moralische Härten und Fehltritte * * 3). Sitte und Biederkeit zieren auch den geringsten Menschen 4). Nach dem Geiste dieser Grundsätze gibt cs auf Erden kein edleres Verhältniß, als den Bund und Stand eines biederen, hochgesinnten Mannes und einer edlen, schönen und guten Frau 5 6). Edle Frauen sollten aber schön, liebreich, wonniglich, geistreich, gütig, keusch und züchtig, bescheiden, ehrliebend, gemüthlich, würdevoll, sanftsittiglich, getreu, reinen Wandels, voll edler Haltung und liebenswürdiger Geberde scyn °). Eines Weibes alleiniger Stolz ist ein biederer, hochgemütheter, ehrenhafter Mann; weßwegcn alle Frauen nur edle Männer erkiesen sollen, die ihre Ehre bewahren 7). Bedenkt man, was Ulrich *) Chron. Mcllic. — Pez. I. p. 244. — Horncck, Reimcheonik. cap. 652. z) Fraucndienst. p. 428. 3) Ebendaselbst, p. 534. 4) Ebendaselbst, p. 118. 5) Ebendaselbst, p. 308 - 309. 620 - 628. 6) Ebendaselbst, p. 576 — 578. 557 -559, 560, p. 153, 7) Ebendaselbst, p. 558 — 561, von Liechtenstein einem edlen Manne und Ritter aufcrlegt z» vollbringen, zu dulden und zu opfern einer auserkornen Frau zu Liebe und Ehre, und was er selbst zu diesem Zwecke geopfert, geduldet und vollbracht hatte: so ersieht man, daß in den Kreisen der Edleren und Gebildeten gleich große Forderungen von Tugenden und von Vorzügen des Geistes, des Gemüthcs und feinerer Sitte auch an das männliche Geschlecht gemacht worden sind '). Ist es gleich nicht zu läugncn, daß die Liebe und Neigung Ulrichs von Liechtenstein und folglich auch der steirischen Ritterschaft des dreizehnten Jahrhunderts nicht stets und so ganz geistiger und rein» gemüthlicher Natur, sondern auch von Sinnlichkeit entstammt und getrieben gewesen sey°), so sind bei ihm doch Vorstellung und Gefühl über Liebe oder Minne großenthcils reiner und vergeistigter, voll gemüthlicher Hingebung, vernünftiger Hochachtung und Anerkennung moralischer Würde, Ehre und reiner Regungen. Liebe zu einem auserkorenen weiblichen Wesen ist ihm des Herzens Maicn-zeit; sie ist die Herzenmeisterin; ihrer Gewalt dient Alles; sie übt auch ihre Gewalt mächtig über Alles * * 3); sie ertheilt dem Herzen Hochgefühle, edle Sitte und Würde; sie bcseeliget mit Freude und Wonne, sie gibt Ehre und hohe Tugenden 4). Doch muß die Minne in steter Geleitschaft mit Beständigkeit und Treue Hand in Hand gehen 5). Wie tief verschmähte Liebe das Herz verwunde, fühlt man gleich tief in Ulrichs gemüthlich - naiven Klagen 6). Sitte und Religion waren bei dem edleren Frauengeschlechte die Hauptbcweggründe, auf Ehre, Würde und unbcmakeltcn Ruf festzuhalten 7). Die Sitte machte es unschicksam für eine Dame, mit einem unverheiratheten Ritter allein zu seyn, zu sprechen und auf offener Straße an seiner Seite zu reiten. Ihren Ruf will jede Dame um Gott und um ihrer Ehre wegen unbemakelt erhal- Frauendienst. p. 616 — 617. i ") Ebendaselbst, p. 624. 3) Ebendaselbst, p. 280. 510-511. — Hang zu Liebes-Abenteuern mit Frauen außer der Ehe bewähren auch die Gedichte Herrands von Wildon. *) Ebendaselbst, p. 434 - 436. s) Ebendaselbst, p. 419 — 420. 422. 6) Ebendaselbst, p. 142 —143. — Hochachtung reiner Weiblichkeit, Liebe und Treue mit inniger Anhänglichkeit erhellt auch aus den poetischen Erzählungen Herrands von Wildon. Ebendaselbst, p. 608,- 609. ten *). Wie sehr öie steirischen Eürlfrauen des dreizehnten Jahrhunderts ihre Würde fühlten, bewährt die von dem Liechtensteiner Ulrich auserkorne Dame, welche eS ihm zum hohen Verdienste anrechnete, daß er Frauenkleider angezogen, als Königin Venus vom aüriatischcn Meere bis Böheim gezogen seye, so viele Turniere bestanden und dadurch der Frauen Ehre so sehr gefeiert und erhöht habe "). Auf den Burgen der Edlen spielten die Hausfrauen die Hauptrolle; sie gingen, umgeben von zahlreicher weiblicher Geleitschaft, angefchencn Gästen bis an die Stiege hinab entgegen, besorgten reichlich Imbiß und Getränke aus Küche und Keller, wohl-besetzte Tafel, traulich minniglicheö Gespräch und eine würdige Behandlung des fremden GasteS. In gemüthlich - guter Naivität deutet zwar Ulrich auf so manche Untugend und Härte im weiblichen Charakter, insbesondere auf Eitelkeit und Gefallsucht hin, in welcher sie zu Kleiderpracht, Klciderreichthum und äußeren Schmuck vorherrschende Neigung zeigen, Männer von zu ernstem Charakter und düsterem Gemüthe nicht lieben i) * 3). Dennoch erkennt er den ungemein großen Einfluß der edlen Frauen und ihrer würdigen Haltung und Sitte auf öaö männliche Geschlecht. Sie schaffen Ehre, Würde, hohen Muth, sie mildern die Härten des Charakters und der Sitten 4 * *); sie gewähren wahre Freude, hohe Lust; sie mildern manches Leid und verscheuchen Traurigkeit. Auf diese Ansicht gründet Ulrich auch das wahre und alleinige Glück der Ehe a). Dagegen schildert er auch eindringlich das hohe Unglück einer Frau, die an einen rohen, ungesitteten, auf Ehre nicht haltenden bösen Mann gebunden ist ti). Im weiblichen Geschlechte unterscheidet Ulrich neben Hausfrauen und Witwen auch noch die Töchter der Familien (eine maget), ledige Frauenzimmer und sogenannte Freundinnen 7). Die Magd soll jederzeit hohen Muth bewahren, gut und mild, züchtiglichcn Gemüthes seyn, auf ihrer Aeltern und Anverwandten Rath horchen und sich selbst beherr- i) Frauendienst. p- 350. — Ihre Reisen machten edle Damen größtcntheils zu Pferde; und man hatte eigene Hcbeisen, um damit den Damen auf das Pferd und wieder hcrabzuhelfen, *) Ebendaselbst, p. 195. 3) Ebendaselbst, p. 51. 'O Ebendaselbst, p. 426. 562. 5) Ebendaselbst, p. 251, 6) Ebendaselbst, p. 622 — 625. 7J Ebendaselbst, p. 618. sch en '). Witwen und ledige Frauenzimmer haben ihr eigenes Loos in Händen. Darum sollen sie mit Vernunft und Ueberlegung ihre Wahl treffen; weil cs in jedem Falle heißen wird: selbst gethan, selbst haben (selbe tacte, selbe habe); wenn man gleich eine mißlungene Wahl sehr bemitleiden und bedauern muß -). Eine Freundin hat gleicherweise ihr Schicksal in Händen, das sie durch liebevolle und würdige Haltung erprobt, wenn gleich eine Verbindung sie zu keiner Ehe, doch zuverlässig eine Andere dazu führt I * 3). Unter den Ständen der zahlreichen Gemeinfreien, der Eücln, der reicheren und mächtigern Dynasten bis hinauf zu den fürstlichen Personen zeichneten sich die Ritter in ihrer ungemein zahlreichen Gilde als die Träger besserer Bildung, Sitte und edlerer Lebensweise aus. Ulrich von Liechtenstein deutet bestimmt darauf hin, daß dem Eintritte und der öffentlichen Anerkennung in diesem höheren Stande mehrere Lehrjahre, alS Knecht und Edelknecht, vorausgehen mußten, und daß dann der Uebergang durch eine besondere feierliche Handlung (Wehrhaftmachen, zum Ritter schlagen) geschehen ist 4). Die Ritter zeichneten sich stets, vorzüglich aber bei öffentlichen Feierlichkeiten, Schauzügen und Turnieren durch eine eigenthümliche Kleidung von kostbaren Stoffen, und künstliche Rüstung aus; Wappenröcke von Sammt, Tuch oder Seide in grüner, scharlachrother, blauer, weißer, und in andern Farben, mit Gold und Silber durchweht, besäet mit eingestickten Symbolen und Gestalten ihrer Wappenschilde, Gürtel mit Heften und Schnallen aus edlen Metallen, Helme mit ragenden Federbüschen aus Pfauenfedern, Gänseflügeln geziert, Koller, Harnische und Eisenhofen hellstrahlend polirt, Schilde mit den symbolischen Gebilden und Farben ihrer Wappen, Speere und Fähnlein oder Paniere in den Wappenfarben und mit den Wappen ihrer Schilde erglänzend, Sporne von Stahl und Gold, Schwerter, kunstreich und tüchtig geformt, Pferde mit prächtigen Sätteln, und theils mit Eisenblattcn geharnischt, theils mit prunkrcichen Decken Überhängen, waren ihr Schmuck und ihre Zierde 3). I) Fraucndicnst. p. 626. ') Ebendaselbst, p. 628. 3) Ebendaselbst, p. 630. 4) Ebendaselbst, p. 10—12. ■’) Ebendaselbst, p. 62 — 95. 482 —484. 247. 271. — Baden war eine gewöhnliche Sache für Reichere, sowohl in warmem Wasser zu Hause, als auch in kaltem Bach- und Flußwaffer. Mehrere Belege dafür in Ulrichs Frauendienst. Den Anblick der zahlreichen also gekleideten und gerüsteten Ritter im Jahre 1224 zu Friesach in Kärnten schildert Ulrich von Liechtenstein solgendermassen: Nu wären üf daz velt bekomen in hohem muote gar die fromen. Des was daz velt vil wünnec-lich von maneger lichten panic rich, man sach oucli da manc liehtez sper, gevärbet nach der ritter ger. gczimirt da manc heim guot vil schöne war durch hohen muot. Der helme blic, der Schilde Schin da manegem in diu ougen sin so liihte daz er küm gesach: von lichter varhe daz geschach. ir zimir und ir wäpencleit mit lieht da mit der Sunne streit, daz velt was lichter varhe rich: und ir zimirde wünneclich 4). — Den Ritter Jlsung von Schäufling beschreibt Ulrich in dessen Turnierkleide also: Fünf hundert schellen oder met fuort an im der muotes her. sin ors vil kleiner Sprunge sprane, sin zimir da so lute erclanc, daz man da bi gehörte niht. silbervel und goltvel lieht, zendäl rot, grüen als ein gras, da sunderbär gehouen was. Gezimirt was der lantman min daz nie kein ritter umb den Bin gezimirt wart für war nie baz: von rehter wärheit sprich ich daz. er fuort ein sper in sin er hant, daz man vil wol gekleidet vant; dar an vil kleiner schellen hie, gestreut vil schöene dort und hie -). — Von der prachtvollen Rüstung und Ritterkleidung Wülfings von Stubenberg gibt er (1227) folgende Andeutung: In miner herberge ich zehant den heim ze houhet vaste hant: ze velde reit ich ritterlich, dä hielt gezimirt kohterich der von Stubenberc also, daz ich sin war ze sehen vrö. Sin kostlichez wapenkleit mit lieht dä gegen der Sunne streit. Der hoch gemuote bid erbe man gezimirt koin mich alsus an, als er füer uz dem paradis 1 * 3). — Seltsamer, aber doch auch reich und prächtig costumirt erschien zum Stechen mit Ulrich von Liechtenstein zu Kinnberg im Mürzthale der Ritter Otto von Buchau: Dä mit der bote do von mir reit hin da er sinem herren seit daz ich mit tjost in walde bestän. Do wäpent sich der biderbe man in harnasch, daz gap liebten Schin. Sin heim kund lichter niht gesin : dar üf so was ein witer rinc gemahet, hoeret fremdiu dinc. Für war ich iu daz sagen wil, in sinem heim erringe vil was gcmachct meisterlich: die or- 1) Fraucndienst. p. 82 — 83. -) Ebendaselbst, p. 208 — 209. 3) Ebendaselbst, p. 215. ringe wären koste rieh und hiengcn vure hin zetal. er fuort zwen zöpf, die waren val, groz und voileclichcn lanc; ir lenge für den satcl swanc. ez hcte der hochgemuote man, seht, eine godehsen an. daz ist ein windisch wibes kleit: daz hete der biderbe an geleit. Sin Schilt war kosteliche plä: schapel dar üf hie unde da waren wünneclich gestreut *). Dieser Prunk bestand jedoch nicht allein in Kleidern und Rüstung, sondern zeigte sich insbesondere noch in eines reichen ritterlichen Dynasten ganzer Umgebung, in Dienstmannen oder Ministerialen und vielen ihnen verpflichteten Vasallen oder ganz aus eigener Wahl in deren Gefolge befindlichen Rittern, in Knappen oder Knechten, Laufern, Armbrustschützen und in Musikern aller Art, Fiedlern, Flötenspielern, Pfeifern, Schallmeiern, Tromettern, Horn- und Posauncn-Bläscrn, Paukenschlägern u. s. w.; mit welchen solche gebietende Dynasten in feierlichen Prunk- und Schauzügen umherfuhren “). Alles, das zum Hofe und Gefolge eines solchen Ritters gehörte, trug Kleidung und Schmuck nach Farbe und Art des reichen Dynasten. Die Knappen führten gesattelte Ncbenpferde zum ritterlichen Gebrauche und trugen die Sperre, welche bei Turnier und Stechen nöthig waren. Seine eigenen Schauzüge auf seinen romantischen Fahrten als Königin Venus und König Artus von der Tafelrunde schildert Ulrich von Liechtenstein umständlich, und auf seiner Fahrt nach Wien geleiteten ihn nicht weniger dann achtzig Ritter. Zum Turniere in Friesach im Jahre 1224 waren Wülfing von Stubenberg mit vier und dreißig, und Reim precht von Mureck mit vierzig Rittern erschienen * * 3). Behandlung und Gebrauch jeder Waffe, zu Roß und zu Fuß, in Zweikampf und Schlacht, kunst- und regelrecht gelernt und zur fertigsten Uebung gebracht, war die Hauptaufgabe jedes Ritters; darauf beruhte vorzüglich der Geist des ritterlichen Standes und Lebens 4); und eine beständige kunstfertige Uebung aller Waffen-arten, besonders zu Pferd mit Schild, Speer und Schwert schuf Frauendienst, p. 218 — 219. — Man lese auch die Schilderungen Ottos vyn Meißau und Gewans von Liechtenstein — im Turnierkleide. p. 482—483. z) Ebendaselbst, >>. 246 — 250. 465. — Man sang aus solchen Fahrten auch Lieder in Gemeinschaft, p. 458. 3) Ebendaselbst, p. 80 — 83. Ebendaselbst, p. 83. 456. den Rittern die fröhlichste Unterhaltung und das höchste ehrenvollste Vergnügen. Ihr Leben war ein schönes Nitterfpiel *), ein prunkvolles Federspiel. Die Anwendung der erlernten und bis zur Virtuosität getriebenen Waffenkünste geschah vorzüglich bei Turnieren, wo die verschiedenen Arten derselben von geschickten und hochgesinnten Kämpfern im leichten oder stark gegen einander rennenden Zweikainpf-stechen, Tjostiren, im Turnay, im Puneis, im Pu hurt u. dgl. ausgcführt und bestanden wurden, so daß nicht nur zwei Ritter zu Pferde mit Sperren gegen einander anrannten, sondern daß auch ordentlich geregelte Schlachtenspiele unter zwei und mehr Scharen, als Feinde wider einander, unter eigenen Anführern und Rot. tenineiftern, mit kunstreichem Vordringen, Zurückweichen, Scitcnbe-wcgungen, kunstfertigen Wendungen und Schwenkungen, unter Schwerthieben, Schilderpochcn, Waffengerassel und Schlachtenlärmen aufgesührt worden sind “). Mit fühlbarer Vorliebe schildert Ulrich von Liechtenstein derlei Schaukämpfe. Solche Turnicrkäm-pfe fehlten weder bei öffentlichen Feierlichkeiten noch bei fürstlichen Zusammenkünften; sie wurden gemeiniglich früher angesagt und weit in die Ferne angekündigt. Ein eigener Turnierplatz ward dann auf Feld oder Aue ausgemarkt, mit Schranken oder auch mit Pfählen und Schnüren umfangen; eigens bestimmte Kampfprcise, prächtige Kleider, strahlende Waffen, Goldringe, Geschmeide, kostbare Klei-öergürtel, Schnallen u. dgl. sollten ritterlichen Muth und edle Waf-fcnkunst lohnen 3). Eigene Ausrufer (Grogir, Grogiere) forderten und luden die Ritter zum Zuge auf den Kampfplatz ein 4). Vom feierlichen Gottesdienste zog man dann im Gefammtzuge unter Musik mit Prunk auf den Turnierplatz, der jederzeit dichtgedrängt vom Volke jeden Standes und Alters und von allen Sei. ten herbeigeströmt umgeben war. Wie sehr und allgemein in der Steiermark im dreizehnten Jahrhunderte dieses kampfspielreiche Ritterleben befestigt und verbreitet war, erhellt auf jedem Blatte in Ulrichs Frauendienst. Die Frauendienst. p. 85. 2) Ebendaselbst, p. 55. 80 — 89. 310 — 3t5. — Wie im Fraucndicnste zu Friesach: Aventiure von dem Turaach zc Krisach im Jahre 1224. p. 62 - 97. . ... Ebendaselbst, p. 116. 480 - 481. '•) Ebendaselbst, p. 82. 300. steirischen Ritter zogen zahlreich von einem Turniere zum andern, und selbst in ferne Länder. Ulrich von Liechtenstein turniertc zu Dripen und Botzen in Tyrol '), und auf seiner Fahrt als Königin „ Venus bestand er zu Tarois auf wälschem Boden den Ritter Land-ffried von Eppenstcin und den reichen Rcimprecht von Mureck; zu Friesach die Ritter Otto und Dietrich von Pux; zu Schäufling den Ritter Jlsunk von Schäufling; zu Judenburg neun, zu Knittelfeld zwei, zu Leoben zwanzig Ritter, und darunter den Dietmar von Steter und Siegfried den Torfäuler; zu Kapfenberg unter 20 Rittern den Wülflng von Stubenberg; zu Kindbcrg den Otto von Buchau und Ottokar Traeg, Sibot von Rcichenfels und den Ritter von Pünchenbach; zu Neukirchen endlich den Ritter Ortvlf von Graetz '-). Gleicherweise erschienen auch ausländische Kämpfer von fernen Landen her in Steiermark und Oesterreich, um mit den einheimischen Rittern zu turnieren und zu stechen l * 3). Jedoch alle ritterliche Waffenkunst mußte von wahrem Rit-tergciste durchdrungen, belebt und von besonderen Vorzügen des Geinüthes und Körperö ausgezeichnet scyn. Kühnes Wagen im hohen Muthe bei vollendeter Geschicklichkeit in jeder Art Waffen, unbemakelteS Gefühl für Ehre, einen würdigen biederen Charakter, hochachtungsvolle Ergebenheit und Liebe gegen edle Damen und feine Sitten mußte jeder Ritter und jederzeit bewähren. Nach den Angaben Ulrichs von Liechtenstein mußte ein edler Ritter verständig und weise, ritterlich hoch gemuthet, kühn, edelgut, milde, bieder, nach Ehre und Ruhm begierig, getreu, wohlerzogen, höflsch oder fein gesittet, voll Tugend und Zucht, frei von aller Missethat und sogar von Gedanken an Untugend, voll Ritterscham, rüstig zu kämpfen für jeden Preis, der durch Ritterschaft gewonnen wird, land-bekannt durch Ritterswerke und Waffenthat, als der trefflichste Degen und als muthvoller Held nach Rittersitte und darum erglänzend hoch und unbemakelt im würdigen Lobpreise seyn 4 5 *). Also bezeichnet Ulrich viele edle steirische Ritter: den Jlsunk von Schäufling b); den Siegfried von Torsiul°); den Wülflng von Studenberg 7); den l) Fraucndienst. P. 174- 175. 181. 207. 210-211. -) Ebendaselbst, p. 206 — 223. 3) Ebendaselbst, p. 271. <*) Ebendaselbst, p. 457. 475 - 477. 5) Ebendaselbst, p. 208. 6) Ebendaselbst, p. 211v 7) Ebendaselbst, p. 212. Dietmar von Liechtenstein; Sen Liutfri'd von Cppcnstein; den Grafen Ulrich von Pfannberg; den Liutold von Pettau; den Otto und Dietrich von Buchs; den Kuno von Fricüberg; den Otto und Or-tolf non Gracze; den Ortolf von Kapfenberg; den Hermann von Krotendorf; den Engclschalk von Königsberg; den Niklas von Le- ’ benbcrg; den Dietmar von Mure; den Ulrich von Murberg; den Konrad von Sounckke; den Konrad von Stretwich; den Konrad von Saurau; den Heinrich von Wasserberg; den Hartnid von Wildon; den Ottokar von Wolkenstein u. s. w. *). Wir können es uns nun nicht versagen, hier als an der geeignetesten Stelle, das edle Gedicht Ulrichs von Liechtenstein einzu-schalten, in welchem er Geist und Sitte wahrer Ritterlichkeit schildert: Wil icmen nach even die zit wol verleihen, ze saelden sich keren, bi freuden belihen, der diene ze ilize mit triwen vil schone nach der minne lone. der ist süeze, reine vil Knot, und aleine den Knoten gemeine. Swer volget dem Schilde, der sol ez enhlanden dem lihe, dem guote, dem herzen, den handen. des ldnet vil hohe mit hohem gewinne diu vil werde minne. diu git freud und ere. •wol ir siiezen lere! Si kan troesten sere. den schilt wil mit zählen vil baltlichez eilen: Er hazzet, er schiebet schand und ir gesellen. got niht enwelle daz man bi im vinde so swachlich gesinde. er wil daz die sinen uf ere sich pinen, in lügenden erschinen. Erge und unfuoge und unfuore diu wilde gezimt niht dem hclme und tuoc niht dem Schilde. n p. CG. 72. 65. 94. 207. 93. 201. 67. 91. 223. 460. 458. CG. 72. 91. 465. 488. 489. 503. 458. 91. CG. 72. 452. 453. 304. 305. 314. 32 . 66. 67. 92. Der Schilt ist ein Dach, da« niht Schande kan decken. Sin blic tet enbleken an eren die weichen von vorhten erbleichen; diu varwe ist ir Zeichen. Hochgemuote frouwen, ir suit xvol gedenken. getriwen gesellen, vil staet ane wcnken, den minnet, den meinet, mit herzen, mit muote, daz in iwer huote behalte, behüete, mit liebe, mit güete vri von ungemüete *), Hier wird bestimmt darauf hingedeutet, daß einer edlen Dame Gunst und Huld, Zuneigung und Liebe zu erringen, der Ritter hohes und vorzügliches Streben gewesen sey. Ulrich von Liechtenstein gibt hierüber in Wort und That das sprechendste Beispiel. Obwohl verehelicht und Vater von vier Kindern, hatte er doch die Thaten seiner Ritterschaft zuerst einer, von früher Jugend schon auserkorncn und nachher einer zweiten geliebten Dame gewidmet -). Solch ein Verhältniß mit einer auserkorncn Dame war so sehr in der ritterlichen Sitte gefestet, daß das in Ulrichs Frauendienst zuerst vorkommcnde Wort „Ritter" einen Manu bezeichnet, welcher Herz, Leib und Gut einer geliebten Frau zu Diensten widmet * * 3). Auf Erscheinungen tut All der Natur selbst will diese Sitte begründet werden 4 5). Jedoch soll jeder Ritter sich stets die Wahl einer würdigen, edlen Dame angelegen seyn lassen, nicht anders, als man schöne und duftenreiche Blumen vor allen andern Blü-thcn auserwählt *). Aber auch die Damen leitete bei der Wahl der sich um ihre Gunst bewerbenden Ritter vorzüglich und allein der edle, hohe Geist der Ritterschaft, hoher Muth, Tapferkeit, Ehre, Zucht, reines Leben, und ein Charakter ausgezeichnet durch Würde und Freudigkeit 6). Am meisten fanden sich dabei die Da- Frauendienst, p. 403 — 405. -) Ebendaselbst, p. 222. 318. 541-642, 547, 4, 11. 14. 16, 20. 32. 327. 329. 330. 411. 439. 3) Ebendaselbst, p. 5. •'*) Ebendaselbst, p. 53 — 54. 5) Ebendaselbst, p. 565. c) Ebendaselbst, p. 428 - 429. men durch glänzende Thaten und Ritterlichkeit auf Turnieren un-abenteuerlichen Augen geehrt und geschmeichelt *); auserwählten Damen zu Liebe bewährten hierin auch die edleren und wahrhaften Ritter ungemeine, kaum glaubbare Resignation "). Die Tante Ulrichs von Liechtenstein wußte seiner auserwählten Dame nichts Bewegenderes zu versichern, als seine ausgezeichnete Ritterlichkeit, in welcher er am Fürftentage und im großen Turniere zu Friesach allen Preis erkämpft und vor allen Rittern sich heroorgethan habe * 2 3). Dieser Dame zu Ehren, welche ihm über Gral, über Paradies und Himmelreich galt 4), hatte Ulrich von Liechtenstein im Turniere zu Friesach (1224) über hundert Speere verstochen 5). Auf dem Turniere zu Botzen aufgefordert, seiner Dame zu Liebe einige Speere zu brechen, wird er hart an einem Finger verwundet und erträgt es freudig, weil es seiner Dame wegen ihm widerfahren ist 6). Um seiner Dame Ruhm in weiten Landen und unter zahlreicher edler Ritterschaft zu verbreiten und zu erhöhen, begab sich Ulrich (1227) nach Venedig, kleidete sich dort als Königin Venus in weibliches Prachtgewand, sendete briefliche Aufforderungen an alle Ritter von den Küsten des adriatischen Meeres bis an Böheims Süögränzen, seiner Dame zu Ehren mit ihm zu stechen. Mit prunkvoll ausgestattetem Gefolge begann er den Zug, setzte ein Herr von Rittern in Bewegung, That und Kampf, turni er te aller Orten, wo ihn edle Ritter bestehen wollten und beschenkte jeden Ritter, der ihn männlich bestand, mit einem Goldringe, den derselbe seiner eigenen ausgewählten Dame spenden und dadurch ihre Liebe zu ihm erhöhen sollte 7). Ulrich verstach auf dieser romantischen Fahrt 307 Speere und vertheilte an die wackere Ritterschaft 271 Goldringe 8). Diese ritterliche, kostspielige Fahrt erhöhte Ulrichs und seiner Dame Ruhm ungemein 9). Auf die Forderung dieser geliebten Frau nahm Ulrich keinen Anstand, sich Frauendienst, p. 112. 2) Ebendaselbst, p. 243. 3) Ebendaselbst, p. 100. <*) Ebendaselbst, p. 124. 5) Ebendaselbst, p. 100. >. 379. 391. 2) Ebendaselbst, p. 124. 324. 337. vorzüglich p. 347 - 366. 3) Ebendaselbst, p. 112. Um sich auf seinem Krankenlager in Botzen zu vergnügen, sendet eine Dame dem Ulrich von Liechtenstein vier Dichtungen. 3 Gesch. d. Steiermark. — IV. DV. Adeligen ist, wie sie gehört werden muß, wenn der Bürger den Edelmann erkennen soll '). Und Horneck hat gewiß den edelsten Charakterzug des steirischen Adels aufbewahrt, da er dessen Abgeordnete vor Herzog Albrecht I. in der Bitte, daß er sich nach der Handveste weiland des Markgrafen Ottokar von Steier und Kaisers Friedrich II. richten und dieselben bestätigen möge, sprechen läßt: »Als wir euch unlängst gegen die Ungarn wohlgerüstet »zuzogen, habt ihr selbst uns aufgefordert, etwas Zeitliches zu be-»gehren, und ihr würdet es nicht weigern. Wir aber schwiegen »und forderten nichts, weil es in Zeit der Noth war, und »wir euch erst helfen wollten!" Als der Herzog gegen dieses edle Gefühl hart geblieben war, sendeten ihm die Landeseölen Absagebriefe. Wie aber der Herr von Stubenberg hörte, daß Hart-nid von Wildon ohne solchen Brief den Kampf angefangen habe, geriet!) er in Zorn, ging eilends zu ihm und überhäufte ihn mit Vorwürfen. Diese edlere und feinere Sitte waltete auf den Burgen und Höfen der Hochedlen, Edlen und der reicheren Geineinfreien, insonderheit aber in den Pfalzen und am Hofe des Landesherr», des Herzogs oder Markgrafen. Schon nach dem altbajoarischen Gesetze war von diesen Stätten alles rohere und ungesittetere Benehmen und jede Störung schuldiger Hochachtung und Ehrfurcht verbannt; jeder Frevel dagegen mußte schwer gebüßt werden 2). Auf allen Burgen der Landesedlen und der reichen Dynasten galt Gastfreundschaft als landesthümliche Tugend und sie findet in Ulrichs Frauendirnst stets gemüthliches Lob, besonders in der Weise, wie sie Wülfing von Stubenberg und Kadolü von Velsberg an ihm bewiesen. Stets aufmerksam und zuvorkommend, besonders von Seite der Hausfrau und ihres Gefolges, war der Empfang; der Abschied nicht ohne Glückwunsch in religiösen Gefühlen 3). Zahlreiche Winke im Ulrich von Lichtenstein deuten auf die aufmerksamste Höflichkeit conventioneller Sitte auf Burgen und Höfen 4). Gegenseitiges Küssen galt bei den Bewohnern bajoarisch-norijcher *) Horneck, Kap. 483. *) Lex. Bajuvar., p. 269. s) Frauendienst, p. 212 — 214. 273. ") Ebendaselbst, p. 280 — 283. 466 — 468. So weigert sich die Hausfrau Kobolds von Velsberg, vor dem als Königin Venus gekleideten Ulrich von Liechtenstein zum Opfer bei der Messe zu gehen; und selbst H. Friedrich der Streitbare behandelt Ulrichen ganz als König Artus von der Tafelrunde. Länder schon in früher Zeit als Zeichen deS Friedens, der Versöhnung und wechselseitigen Wohlwollens *)• Betheuerungen und Schwüre sprach man bei Gott und Seligkeit aus *). Tänze in fröhlichen Weisen waren die vorzüglichste Erheiterung der Ritter und Damen, so, daß Leichtigkeit und gefälliger Anstand hierin die beste ritterliche Empfehlung waren * * 3). Darum und weil alle Tafelrunde stets mit fröhlichen Scherzen, mit Liedern und Schwänken nach altgermanischer Sitte gehalten worden ist, war auch Musik mit Blas- und Streichinstrumenten allgemein beliebt; auf ihren Zügen von einem Turniere zum andern und in ihren Herbergen vertrieben sich die Ritter die Zeit mit Liedersingen und Musikweisen, von ihren eigenen Musikern aufgespielt 4). Rühmt sich doch Ulrich von Liechtenstein selbst, acht und fünfzig verschiedene Lieöer-weisen, nach Roten zu singen, erfunden zu haben. Auf ihren Burgen hielten die besonders hochgebornen und ritterlichen Dynasten zahlreiche ministerielle Dienerschaft, Vasallen und Gesinde, Mägde und Edelknaben 5). Zum Dienst des Herrn standen Kämmerer, Marschall, Truchseß, Mundschenk (selbst meist ritterlichen Standes und vom Herrn mit Lehengütern belohnt, mit Prunkkleidern und rüstigen Streitrossen), Jägermeister und Falkner, Schaffner, Kellner, und zur Burghut Knappen und Knechte bereit. Die Zinnen der Burg beschritten, vorzüglich zur Nachtzeit, ununterbrochen die Wächter, mit Gesängen sich die lange Nacht verkürzend, und außen umher beging der Hausschaffer (der Zirker genannt) mit den Knechten, mit Einbruch jeder Nacht, Wall und Graben 6), auf daß alles Verdächtige und Gefahrbringende belauscht und hintangeschafft werde. Am Burgthore war die Stätte der Gastfreundschaft für gemeinere Leute; kein Armer oder fremder Pilger erschien hier vergebens; Speise, Trank und ein Zehrpfennig auf den Weg beglückte ihn überall 7). Die innere Einrichtung der Wohnburgen war übrigens den ritterlichen Sitten ganz entsprechend, und vorzüglich waren die Prunkge- 3 * !) Vit. S. Corbin, p. 291. In Act. sanctor. 2) Frauendienst, p. 57. 3) Ebendaselbst, p. 410 — 411. 4) Ebendatelbst, p. 422. 458. 465. 5) Ebendaselbst, p. 6 — 8. 6) Ebendaselbst, p. 345. 375. 509 — 512. 7) Ebendaselbst, p. 329 — 339. mächer und die Kemnatcn der Hausfrau ausgeschicüen lind reich geschmückt ‘)- Dies Rittcrlebcn jedoch zeigte auch viele Härten und Gebrechen und keineswegs bewährten alle Ritter so den edlen Geist und ein würdiges Leben wahrer Ritterlichkeit. Schon das rohere Waffengeschäft und die Mühe der gefahrvollen Ritterspiele mußten auf Sinn und Gefühle nachtheilig einwirken. Ulrich von Liechtenstein macht eben keine empfehlende Schilderung von den körperlichen Verletzungen nach solchen Kampfspielen, wo Wunden, Verstümmlungen, Beulen, Prellungen, Beinbrüche, Sturz von Pferden u. s. w. der vorzüglichste Gewinn waren *). Eben daraus scheint sich auch die rohere Haltung ritterlicher Männer im ehelichen Verhältnisse zu erklären, von welcher Ulrich von Liechtenstein ein eben nicht glänzendes Bild entwirft, wie die Ritter so sehr dem Trunke sich Hingaben, berauscht ihre geheimen Liebschaften offenbarten und dadurch die Ehre der Damen bloßstellten * * 3). — Grell ist das Bekenntniß einer Dame, rote die vorherrschende Spielwuth und rohe Jagdlust der Männer alle Gefühle abstumpfe und daher die Innigkeit der ehelichen Liebe und Freude vernichte 4). So erkannte es denn Ulrich von Liechtenstein selbst, daß aller ritterliche Waffenvorzug, alle Heldenlust und Kühnheit eines ritterlichen Degens, ohne edlen Sinn und ohne würdige Handlung im Leben selbst, Geist und Wesen der Ritterschaft noch nicht gestalte 5). Er sagt es unverhohlen, wie Arglist, Mißgunst, Neid, Härte, Habsucht, Zorn und unfreundliches Benehmen, Vernachlässigung guten Leumunds und unwürdiges Leben die dem edlen Rittergeiste entgegengesetztesten Elemente seyen 6 7), besonders wenn sich ritterliche Kraft und Uebermacht aus Unterdrückung und Beraubung der Untergebenen und der Armen werfe '). Und welche Haltung in dieser Hinsicht Ulrich von Liechtenstein von einem ed- *) Fraucndienst. p. 247. *) Ebendaselbst, p. 70. 84. 87. 3) Ebendaselbst, p. 4) Ebendaselbst, p. 606 — 609. 5) Ebendaselbst, p. 478. 6) Ebendaselbst, p. 229. 291. 471. 473 - 474 - 475. 488. 7) Ebendaselbst, p. 485. Die poetischen Erzählungen Herrands von Wildon bewähren gleicherweise Stolz, Uebermuth und Bedrückungen von Seite reicher und mächtiger Dynasten gegen die nieder» Stände und Armen. len Ritter forderte, hat er zu wiederholten Malen bestimmt genug ausgcdrückt. Selbst die edlen Turnierspiele scheint nicht immer reine ritterliche Gesinnung belebt und geleitet zu haben. Ulrich von Liechtenstein gibt so manchen Wink darüber; wobei jedoch die Entrüstung edlerer Gemüthcr nie mangelt. Auf dem Turniere in Grätz verwandelte, wie Horncck andeutet, der Haß der Parteien die Stechbahn beinahe in ein Schlachtfeld. Die Ritter, mit Kleinodien auf Helmen und Wappenklcidern geziert, stießen tapfer auf einander; aber man bemerkte alten Haß der Oesterreicher und Steirer gegen die schwäbischen Räthe des Herzogs und deren Gefolge. Denn die Schwaben hielten zusammen und gaben sich heimlich das Wort, Keiner dem Anderen Leides zu thun. Wie dies die Steirer und Oesterreicher inne wurden, ergrimmten sie; und es wäre Nebels geschehen, hätte Herzog Albrecht dem Turniere nicht bei Zeiten ein Ende gemacht *)• Quelle vieler Unritterlichkeit war aber der übermäßige Aufwand, dem sich Wenige entzogen, Viele ihr Vermögen und Ehre opferten. Im Hoflager der Fürsten ward und mußte der königliche Prunk nachgeahmt werden durch eine in köstlichem Pelzwerk, seidenen Stoffen, Gold und Juwelen prangende Ritterschaft '*), deren reichere und höhere Mitglieder nur auf eigene Kosten sich schmückten; ärmere Ritter und Dienstmannen suchten Prachtgewan-öe und Rosse für Hofdienst zu erhalten und waren dabei ihrer Würde oft so wenig eingedenk, daß sic um einen weit beärmelten Rock, nicht aber für die Ehre, ins Gefecht gehen konnten. Da sagte der wackere Truchseß von Emmerberg : »Man hört heut Manchen, »der nur Gewinns sich tröstet. Mich ärgert es, daß ich gerade „solchen heut folgen muß!" So hatte sich von Fürftcnhäsen die Bestechlichkeit über viele Männer der andern Heerfchilüe verbreitet. Doch nur über Viele; daß diese sich entehrt, kann eben noch nicht den ganzen Stand herabwürüigen. Bei kernhaften Moralsprüchen und Erfahrungsfätzen* * 3) erscheint im Ulrich von Liechtenstein neben einem fatalistischen Glauben: Horneck. p. 704 — 711. ") Ebendaselbst, p. 181 — 186. 3) Frauendicnst. p. 51, 60, 290, 314. 413. 539, Da von wil ich gelouben wo! Sich füeget schier was wesen sol. Ich hab ouch daran zwivel nilit Swaz so geschehen sol, daz geschiht' doch großentheils edlere Lebensansicht und Weisheit. Er preiset ein ehrenhaftes sorgenfreies Leben mit heiterem Frohsinn, bei dein vielen Ungemache, dem der Mensch mit allem Irdischen preisgegeben ist, als das höchste Gut •); wogegen ihm ein zweckloses Thun und Treiben, ein versäumtes Leben als das größte Unglück erscheint^). Die Hauptgüter des irdischen Lebens ft'nöet Ulrich in der Huld und Gnade Gottes, in Ehre, Reichthum, Gemächlichkeit, schönen edlen Frauen, und in Fülle und Pracht alles nöthigen Hausraths. Jedoch die Menschen setzen oft ein Gut dem andern nach, und richten ihr Streben allein nach dessen Besitz; oder sie jagen in Unersättlichkeit allen zusammen zugleich nach, und verabsäumen darob einen würdigen Genuß des Lebens selbst l * 3). Das Verbrechen des Selbstmordes ftudet auch in Ulrich von Liechtenstein die höchste Mißbilligung 4). Von den reinen Gefühlen edler und aufopferungsvoller Freundschaft finden sich in der vaterländischen Geschichte bis zum Schlüsse des dreizehnten Jahrhunderts zahlreiche Beispiele. Hochachtung der Kinder gegen ihre Aeltern und Verehrung älterlichen Ansehens will das österreichische Landrecht insbesonders bewahrt und aufrecht erhalten wissen, und es bestraft frevelhafte Angriffe von Seite der Kinder auf Gut, Leib und Leben ihrer Väter mit Erbverlust, mit Ehr- und Rechtslosigkeit 5 6). Heitere und selbst derbere Scherze bei lustiger Tafelrunde und in andern frohen Kreisen mit Liedern und Schwänken darf man nach altgermanischer Sitte auch im steirischen Leben voraussetzen. Schon in Urkunden des zwölften Jahrhunderts erscheint unter den Zeugen auch einmal (1.1140) Heinrich der Lustigmacher, Spaßmacher, Possenreißer (Joculator) «); und in Handschriften des l) Frauendienst, p. 420 — 421. -) Ebendaselbst, p. 589. 3) Ebendaselbst, p. 587-589. '*) Ebendaselbst, p. 395. „wet ir in selbe tu on don tot! So het ir lip und Sele verlorn; So waert ir bczzer nngcborn, und wolt ir solche untit began!“ 5) §§• 52. 53. 6) St. Lambrechter - Saalbuch. Stifts Scckau hatten daselbst im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte gelebt: RegiNwart (Joculator), Richilt (Joculatrix), Hilteburg und Perch linde (Joculatrices). G ämperl, ein kecker Geselle unter dem Gesinde des Herzogs von Oesterreich, ein Knappe voller Posten, der auch pfeifen konnte '), — erinnert doch sogleich an die lustigen und sinnvollen Narren, die Hofnarren. Schon 4n der älteren Zeit war der erste Mai als der eigentliche Beginn des Frühlings und als ein Tag zur Freude und Fröhlichkeit angesehen und ausgezeichnet gefeiert worden l 2). Prunk und Aufwand bewähren vorzüglich die Kleidungen der Damen und des ritterlichen Adels, und folgende Benennungen derselben aus verschiedenen Stoffen und in den mannigfaltigsten Formen: Zendel, Zendal (dünner, feiner Seidenzeug), Prunat (dichter und schwerer Seidrnzeug), Siglat und Paltikein, Palizigin (Seidentuch mit Gold), Tuch von Tasme (als man bringt über die See her), Tuch, bas aus arabisch Gold man spinnt, Ach martein (feines, kostbares Wollentuch) Plattigen (ein kostbarerKleiderzeug), Zobel, Hermelin (Pelzwerk, Hermelin, Marderbälge, Mus alpinus), Jrch, Bell (weiches, lindes Leder), Tyerwalayßen (kunstreiche Stickerei mit Seide, Gold und Silber), Tirel (Schmuck am Kleide auS Gold oder Silber — Flinserln?), allerlei Lachen (Teppiche, mit denen Stühle, Bänke, Betten und selbst der Fußboden in Prunkgemächern und Frauenzimmerkemnaten belegt gewesen war, Rucklachen, Ruck-linglachen, Panklachen, Stullachen), Knoblach, Knopflach (seidene, goldene und silberne Franzen an Tüchern), Plu-meiöt, Plumeit (Polsteroder Decke), Chursit, Kursit, Kir-sat, auch Surkolt, Sukaney (Frauenkleid, das Suriot der Franzosen), Gugel (Kappe, Mütze), Mändelrye (Mantel), Malch (Tasche — anhängend), Pliat, Blyand (ein Scidenge-wand) wohl auch mit einem Flentschier (Schleppe), PHelle (ein kostbares Purpurkleid)3), Schapprawn oder Schappert (ein weiblicher Regenmantel über die ganze Kleidung) — alles dieses oft auch Veh, Bchen (vielfarbig, bunt), und in eigenen Kammern und Schränken des Frauengemaches verwahrt (Wathuse, Watka-mer;—uonWat—(Seroanö), Collier, Furspang (Halsschmuck, l) tzorneck. p. 396. ") Fraucndienst. p. 63. 3) Anhu halten Phelle für Bjssus. Halsband, Halsketten u. dgl.), Vingerlein (Ringe), Pranczel (2lrmband, Bracelet), Hefte lein (Schnallen, Schließe am Gürtel oder an Kleidern selbst). Sch apel (Blumenkranz auf dem Haupte; Haarband) — und dieses Alles wieder von Gold, Silber, mit den verschiedensten Edelsteinen, Perlen und Halbedelsteinen besetzt, mit Gorallus, Ametyst, Türkei, Magnes, Polperutus, Agates, Tobel, Krystall, Rubin, Sardius, Presin, Onychilus, Smaragd, Kalziüon, Saphier, Topazion, Jaspis, Honichel, Walais Orphichil und Kaman), Roßpor (ein Tragbett, eine Sänfte) u. s. lv. Uebrigcns war in Schnitt, Weise und Zicrrarh die stoveni-sche Kleidung von der deutschen auffallend verschieden, woran Ulrich von Liechtenstein insbesondere die Gvdesche (daz ist ein -windisch wiber kleit), lange Ohrringe und weit hinabwallende Zöpfe bei dem weiblichen Gcschlcchte besonders auszeichnct '). — Zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts scheint in der Steiermark eine allmählige Aenüerung in der altlandesthümlichen Tracht eingc-treten zu ftyn und vorzüglich die Ritterschaft die ersten Anzeichen der Verweichlichung insbesondere durch die Kleidung gegeben zu haben. Ottokar von Horneck läßt darüber folgende Klage vernehmen: »Wollte Gott, die Steirer wären noch so, wie vor wenig »Jahren! Ich habe oft gehört, daß Ritter und Jungherren von »den Frauen gepriesen wurden, wenn sie vom Harnisch Schmutz-»ffecken an sich hatten. Jetzt tragen sie am Kragen stets eine Gu-»gel, um sich den Hals weiß zu erhalten, und daß die Sonne sie »nicht brenne. Darum möchten auch die Rheinländer euch nicht »mehr so fürchten, als da den Frauen die schwarze Eisenfarbe noch »ritterlich dünkte. — Auch zieren Manche ihr Haar, wie sonst die »Dirnen; wo man aber nach alter Sitte lebt, da wird ihrer gc-»spottet. Sonst, wenn Einer gegen großen Winterfrost in einer »Gugel ritt, der vergaß nicht, sie vor der Herberge abzunehmcn; »und nun legt Mancher sie kaum beim Esten ab, und hat die Spitze »nicht Spannenlange, und ist die Gugel nicht inwendig so eng, »daß der Kopf nur mühesam durchgeht, so taugt sie nichts. O, »wollte Gott! ihr Steirer, die Sitte eurer Väter wäre euch noch »lieb Reichthum und Pracht des verfeinerten Lebens zeigten sich damals vorzüglich an Hochfesten, Ritterturnieren und an Feierlich- 1) Frauendienst. p. 21 ä. 2) Horneck. p. 714, feiten fürstlicher Personen. Die Wehrhaftmachung des Herzogs Friedrich des Streitbaren, die Vermählung der Markgräfin von Brandenburg (Nichte des böhmischen Königs Ottokar) Ait dem ungarische» Prinzen, dem jüngeren Bela (Sohn K. Belas IV.), der Hofstaat K. Albrechts I. in Prag bei der Krönung seines Schwagers, des Königs Wenzl (1297), die Vermählung der Herzogin Anna (Tochter K. Albrechts I.) mit dem Markgrafen Hermann von Brandenburg in Grät), sind hievon wahre Lebensbilder. Wir entnehmen einige Schilderungen dieser, die Sitten der Zeit kräftig bezeichnenden Festlichkeiten aus Ottokar von Horneck. — Eine allgemein festgestellte Hofsitte forderte in Rücksicht öffentlicher Feierlichkeiten, wie fürstliche Vermählungen, daß die hohen Gäste mit einem sehr großen Gefolge erscheinen mußten. Der Fürst, welcher von einem regierenden Herrn besucht wurde, hatte dafür zu sorgen, daß ein zahlreicher Adel versammelt war, um selbst in höherem Glanze erscheinen und die Gäste geziemend empfangen zu können. In Rücksicht der Kleidung mußte die möglichste Pracht, in Rücksicht der Lebensmittel nicht nur großer Ileberfluß, sondern eigentliche Verschwendung herrschen. Diese Sitte wurde von den beiden Königen Bela und Ottokar sehr genau beobachtet und strenge erfüllt. Im Friedensschlüsse zwischen ihnen war die Vermählung des jüngeren Prinzen Bela mit einer Tochter des Brandenburger-Markgrafen, Ottokars Nichte, festgesetzt und K. Ottokar sollte die Kost zur Hochzeit geben. Dem gemäß befahl der Böhmen-König, nach Wien geeilt, den Herren Chun und Gozz, die dies Jahr des Amtes pflogen, Alles zur Hochzeit anzuordnen und Jenes, was nicht aus Oesterreich zu nehmen sey, aus Steier und Mähren herbeizuschaffen. Was reiche Könige zu einer Hochzeit bedürfen, das solle nicht fehlen und lieber viermal mehr als das Nothwendige da seyn, damit er den Gästen, die im Kriege seine Tapferkeit empfunden haben, nun auch feinen Reichthum zu erkennen gebe. K. Ottokar selbst entwarf die Verzierungen für die Gesiedet oder Gastzimmer, und verschrieb kostbare, mit Gold und Silber öurchgeweble Tücher und Zeuge, Scharlach, Pelzwerk und Juwelen, die mehr als 20,000 Pfunde kosteten. Auch sandte er überall Voten hin, die Herren einzuladen, sowohl nach Breslau und Pohlen, als nach Sachsen, Meißen und Thüringen, lieber die Donau ward eine Brücke geschlagen, so breit, daß zehn Männer neben einander reiten konnten. Die Herren Gozz und Chun waren sehr geschäftig. Fünf Futterhau- fen wurden aufgespeichert, jeder Haufe wohl größer, als die Kirche zu Solchenau. Heid und Aue sah man voll feister Rinder, voll Schweine und Kleinvieh; und eine Masse von Wildpret und Hühnern kam zusammen, als wenn alle Meisen und Spatzen in Oesterreich und Mähren Hühner geworden wären. Man häufte tausend Mutt Weizen zu Brot und schon gebackene Brote aus 400 Mutt, die nachher Niemand wollte. Wein ward in ungeheurer Menge herzugefahren. Die Donau trug kaum die mit Speisen überladenen Schiffe. Zur festgesetzten Zeit sah man den König mit seiner Muhme, der Braut und ihrem Gefolge herankom-men. Zugleich erschien eine ungeheuere Anzahl von Herren und Mannen, und groß war das Gedräng bei den Zelten, wo die Frauen sich niederließen. Was sie nur wollten, konnten die Schaffner der Herren von des Königs Amtleuten erhalten, lieber den Buhurd des andern Tages mußte man, ob der unzähligen Ritterschaft, im Voraus bestimmen, daß nur Auserwählte ihn zeigen sollten, deren Jeglichem ein mit Zendal überzogener, roth und weiß halbirter Hut zugesandt wurde. Am frühen Morgen sah man nun die Gesiedet bereitet mit breitem Sammt und bedeckt mit Paltikein und Bliat. Prächtig angethan erschien die holdselige Braut. Was sie zunächst am Leibe trug, sagt Horneck; gern wär er bei ihrer heimlichen Bekleidung zugegen gewesen. Ihr Rock aber war ein köstlich Ge-zeug aus Tyrant mit Perlen und arabischem Golde so schön verziert, daß er im Sonnenglanze die Augen blendete, und verschiedene Bilder von sehr künstlicher Stickarbeit erhoben sich gleichsam lebendig aus demselben hervor. Die blonden krausen Locken bedeckte ein schön Blumenkränzel; und auf der Brust trug sie einen so überaus köstlichen Fürspang, daß man, wenn nach ungarischer Sitte Kleinode und Mädchengut gegen Länder erhandelt würden, Oesterreich und Steier für ihn gegeben hätte. Ihr Mantel war mit Hermelin gefüttert und glänzte von eingewebten, lebendig scheinenden Bildern, von oben bis unten mit einem Rande von Perlen und Edelgestein. An ihrem weißen Halse erblickte man schwarzbraunen Zobel und an den Hüften einen Gurt reich von goldenen Spangen. Also geschmückt ging sie in ein Münster, welches ein kunstfertiger Meister aus festen Zeltstangen und aus Tuch mitten im Felde errichtet hatte, aus Tüchern mit herrlichen Stickereien. Meß-gewande und Ritualbücher entsprachen vollkommen dieser königlichen Pracht. Inzwischen langten die Ungarn an, welche viel hundert Stücke Scharlach und viel buntes und graues Hermelin verschnitten hatten. Neben und hinter ihrem Kral (König) und dessen Söhnen ritten sie einher, nach Tatarischer, den Deutschen widriger Sitte, mit langen Bärten stolzirend, wodurch sie Hoffart und Reichthum andeuteten, indem die Bärte zugleich mit Juwelen und weißen Perlen behängt waren. Hätten sie dergleichen in der Schlacht am Marchfelüe getragen, so möchte man ihnen wohl die Kinnbacken sainmt den Bärten abgerissen haben. Ihren ungarischen Hut schmückten Pfauenfedern; die hohen Herrn trugen außer dem noch Sil-berfranzen darauf. Aber gleich nach den Grüßen des Empfanges führte Ottokar seine Gäste zur Messe, wo Bischöfe dem Brautpaare die Ehe bekannt machten. Darauf nahm Bela, seine Schnur und ritt mit ihr und den ©einigen durch das dichte Gedränge zum Gesiedel. Trommeln, Pauken und Posaunen ertönten, und man setzte sich zu Tische, wo zahmes Vieh, Wildpret und Fische in vielen Prachtgeräthcn ausgetragen waren. Fröhlich speiste Bela; denn er saß zwischen den Söhnen, Stephan und Bela, und seinen drei Unterkönigen von Raizen, Matschau und Sirbei, welche ihre Kronen von Ungarn empfangen. Außerdem dienten ihm noch die fünf Herzoge von Agram, Ueberwalü, Croatien, Bosnien und Türken; dann Grafen in großer Menge. Die Obsorge, daß die Fremden nicht so drängten und den Ungarn mehr Luft und Raum zum Essen ließen, war, auf Ottokarö Befehl, Herrn Bertholü von Emm-reich übertragen. Bald erblickte man die geputzten Scharen, welche vom K. Ottokar den Ritterschlag begehrten und zuvörderst durch einen Bi. schof gesegnet wurden. Unter denselben befand sich auch Otto von Liechtenstein, der damals nebst andern hochgebornen Knechten Rit-tcrsamt empfing. Darnach begannen Jene, welchen mit Zendal halbirte Hüte geschickt waren, den Buhurd. Ungefüger Schall erhob sich, als sie die Rosse gegen einander spornten, und der Buhurd war so stark, daß die Ungarn in den Wahn geriethen, cs sey Ernst und auf sie gemünzt. Bestürzung verbreitet sich bis zu K. Belas Gesiedel, und ein Wartmann schreit: »Ihr Herrn, ihr sollt »sparen für baß euer Essen. Diese Freundschaft ist gemessen, als »Chrienhildcn Hochzeit. Sie haben einen Streit unter sich; das »aber uns gilt!" Und sogleich, ohne die Sache näher zu erkunden, wirft sich Bela mit seinen Söhnen auf schnelle Pferde. Gleich eilend führt man ihnen die Schnur bis Ungarn nach. So ward das Fest gestört. Voll Aerger ließ K. Ottokar der Braut alles ihr Gehörige nachscnden, fertigte die fremden Ritter mit Geschenken ab, ließ die Steierer und Kärntner in ihre Heunath abreiten und zog mit den andern Gästen nach Mähren *)• Als Herzog Albrecht I. Verbindungen gegen König Adolph zu suchen begann und sogar Boten nach Paris sandte, war es ihm lieb, daß seine Tochter Anna von dem Erben des Markgrafenthums Brandenburg zur Frau begehrt wurde. Sogleich ritt er nach Steiermark, um das Nöthige für die Hochzeit anzuschaffcn und den Amtleuten bei seiner Ungnade zu bedeuten, daß es an nichts sehle, weder an Kost, noch an andern nöthigen Dingen. Grauer und bunter Hermelin mußten in Welschlanü, Gewände in Flandern und Kar-lingen bestellt werden. Grätz sollte der Ort der Vermählung scyn, wohin Herzog Meinhard von Gürz, als Großvater der Braut, und andere hohe Herren eingeladen wurden. Auch ein fremder Gast aus Frankreich, ein Predigermönch und Bischof zu Betlehem, welchen der König der Franzosen abgcschickt hatte, um des Landes Art und Kräfte kennen zu lernen, konnte sich eines guten Empfanges rühmen. Als aber der Markgraf Hermann selbst verkündet wurde, so ritten der Herzog und die Großen alle auf das Freundlichste über Feld ihm entgegen. In seine Herberge sandte man ihm Kleider, die er am andern Morgen zum Empfange des Ritteramtcs tragen sollte; auch 24 Knechte, die der junge Fürst aus dem Branüenburgischcn mitgcbracht, wurden mit Kleidern versehen. Uebcrhaupt suchte Herzog Albert den Markgrafen besonders zu ehren und gab am festlichen Tage noch anderen hohen Knappen Schilüesamt und Schwert, Kleider und Rosse. Der Bischof von Betlehem übernahm es, nach gehaltener Messe die neuen Ritter fammt ihren Schilden und Schwertern zu weihen; worauf ein großer Buhurd mit vielen und kräftigen Stößen begann. Als auf des Herzogs Wink dieses Vergnügen geendigt war und man den Tapferen andere Gewände ausge-theilt hatte, so kleideten sich die Ritter um, leicht und reich, und gingen zum Essen. Rach dem Imbiß ritten die Herrn mit hoffärtiger Sitte zu Hof, wo die Herzogin mit ihrer Tochter und mit ihren Frauen im Garten auf grünem Rasen sich befand, den Bsichof von Scckau in ihrer Gesellschaft. Und alle Frauen und Mannen, die sich ringsumher häuften, priesen die minnigliche Braut, Frau Anne, und gestanden: "dem werde vor Trauer nie Weh, der sie erhalte." — Darauf gab der Bischof das Brautpaar zusammen und die Freude war groß. Wer gern Frauen schaute, blieb im Garten; J) Horneck. x. 585 — 589. rocr aber ritterlichen Tyast wahrnehmen wollte, der ritt bei dem Baumgarten nahe auf einen Atter, wo die wackeren Helden sich tummelten um der Frauen Lohn: »um die ja alles geschieht, was man die Mannen sieht ringen nach Preis!" Da der Herzog die Gefiedel sehr hoch hatte machen lassen, so konnte, wer darauf saß, sowohl in den Baumgarten, als auf den Acker schauen. Zu Nacht aber mochte der junge Markgraf erst die höchste Freude haben. Am andern Tage gingen die Frauen mit der jungen Markgräfin in die Kirche, worauf in den Gefiedeln gegessen wurde, während im Baumgarten die Harfen, Fiedeln, Flotten, Hollerfloiten, Pfeiffen, Posaunen, Trompeten, Schalmeien, Horner u. dgl. und Lieder nach allen Weisen ertönten '). Und sieh, da ward auch die Ankunft des Großvaters verkündet, dem man sogleich im Prunkzuge entgegen« ritt, um ihn zur Stadt und Herberge zu geleiten. Sobald er das Rciseklcid ab- und reiche Gewände angczogen, ging er die Frauen aufzusuchen, seine Tochter nämlich und ihre Kinder. Wie freute sich die Herzogin! Es lag ihr sehr daran, mit dem Vater, den sie vielleicht zum letzten Male sah, noch viel beisammen zu scyn. Und sechs Tage währten die Freuden des Festes. Des Herzogs milde Hand gab Jedem, der es werth war, oder der es bittlich begehrte, Silber, Roß und Gewand. Dies gcjchah im Jahre 1295. Der alte Meinhard ist bald nach seiner Heimkehr gestorben "). Wie ungemein prunkvolle Hochzeiten von allen anderen Stan-öespcrsoncn gehalten worden seycn, davon gibt Ulrich von Liechtenstein sprechende Andeutungen a); so daß wir bedauern müssen, hier aus Mangel urkundlicher, in alle Einzelnheiten der uralten germanischen und jlovenischen Sitten eingehender Schilderungen über volksthümliche Hochzeitsgcbräuche bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts keine umständlichen Darstellungen derselben geben zu können. Den Prunk und Aufwand, den die damalige Landessitte mit sich brachte, bewährten nebenbei auch die Reisen der alten Markgrafen und Herzoge durch das ganze Land, und wenn sie Hof- und Gerichtstage in verschiedenen Gegenden der unteren und oberen Mark hielten. Immer waren und zogen sie da nicht nur von ih- Auch die Melodien nach Roten gesetzt und gesungen, wie im Ulrich von Liechtenstein. ,>. 422. 2) Horneek. p. 585 - 599. 3) Ulrich von Liechtenstein, p. 11. ren Hofministerialen, dem Marschalle, Truchseß, Mundschenken, Kämmerer, Hofmeister, den Hofkaplänen, Kanzlern, Schild- und Waffenträgern u. s. w., sondern auch von den vordersten Edeln des Landes, des höheren und des ritterlichen Adels und zahlreichen Vasallen umgeben, wie Hunderte von Urkunden, welche wir in der Darstellung der Landesbegebnisse selbst anführcn werden, bezeugen. Man mag aber aus diesem Allen, auch aus der Anzahl rittermäßiger Vasallen, Dienstmannen, Waffen für Krieg und Turniere, aus Kleidern für Prunkzüge, für Festgemächer und Haus, aus dem ganzen Haushalte für Burgen und Schlösser, für tägliche Bedürfnisse, für ritterliche Festlichkeiten u. s. ro. auf den Reichthum des gesammten Adels und aller freien Güterbesitzer schließen; welche damals von all ihren Renten nur zur Verherrlichung ihres Landesherrn und ihres eigenen Standes bei jeder Veranlassung Gebrauch gemacht zu haben scheinen. — Ulrich von Liechtenstein erscheint in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts als Königin Venus und als König Artus von der Tafelrunde in ritterlichster Pracht von Turnier- und Salonkleidern und Waffen eines prunkvollen Hofstaates, welche mit großen Kosten in Venedig beigeschafft worden waren; 271 goldene Ringe spendete er unter jene Ritter, welche ihn im Jahre 1227 tut Tyoste und Buhurte ritterlich bestanden hatten; und in Wien ließ er 50 Rittern kostbare und künstlich geschnittene Wappenkleider anfertigen ‘). Die ritterlichen Spiele, Fehden und Kriege (Werre, Urlug, Urleuge) waren das Leben des Adels und der freien Männer. So lange sie rege waren, ließen sie weder körperliche Kraft und Standesgeist erschlaffen, noch im Adel selbst den traurigen Vorzug der Geburt, oder im Bürgerstanüe den gefüllten Seckel als alleinig verehrte Götzen anbeten. Aber auch Krieg und Fehden waren an die Macht der Sitte festgebunden, und bei Entehrung und Verachtung mußten die Uebungssitten nach altem Rechte und Herkommen gt= achtet und gehalten werden. Jede Stadt, jeder geschlossene Ort war mit Mauern, Warten, Wehrthurmen, mit Gräben und Wällen aus Erde, Steinen, und Pfahlwerken umgeben und gesichert(Phurt, Puhurd, Perch-frid, Perkhfriü); von Berghöhen und Felsen sahen unzählige Burgen herab. Mauern und Thürme waren da überall mit Erkern und Zinnen, die Thürme noch außerdem mit schirmenden Estrichen l) Ulrich von Liechtenstein, x. 291. versehen, welche erst durch die gewaltigsten Kräfte des Wursgc-schützes zerstört werden konnten; alles so dick und fest wie möglich aufgeführt. Auch die Leibesrüstung der Krieger zu Fuß und zu Rosse hatte die möglichste Festigkeit gegen alle Streitwaffcn. Der gerüstete Kämpe trug Gurt ho sen an den Beinen und Eisenplatten darüber, Platten an den Armen und Manikel (eiserne Handschuhe), an Hals und Schultern die Hals der ge und sich öaran-schlirßenü Chursit oder Kurnis an Brust und Bauch (Harnasch, Halshemd, Krebs). Der Helm ward aufgeüürzt und gebunden, sobald das Streiten anhub, der Dordertheil, das Helmsenster (Visier) genannt, oben leuchtend die Helm zier (gezinmt) von Thicren und andern Dingen. Man liebte Schmuck und ein schön-gcarbeitetes Wappen zierte den größeren oder kleineren Schild (Puckler). Bon Sammt, Seide und prächtiger Stickerei glänzte der Waffenrock, Waffenmantel, den die Vornehmeren über der Cifenrüstung wallend trugen. Die Schlachtrosse, mit schön gezierten Zügeln und Zäumen versehen, waren an Brust und Kopf mit Eisenblech geschützt und von den schmucken Sätteln aus Leder, Seide, Sammt und voll Nägel mit zierlichen Köpfen hingen prächtige Decken mit allerlei Stickerei, insbesondere der Wappengebilde, herab und wurden zur Schlacht in die Höhe geschlagen. Das leichter gcwapncte Fußvolk trug statt der Helme glänzende Pickelhauben (Eisenhüte). Immer aber war das Gefecht zu Fuß das ehrenvollere, dem Ritter und Vasallen das geziemende. Als Waffen zu Stich, Hieb, Stoß und Schlag galten klafterlauge Schwerter, Streitäxte, Kolben, Speere(Tartsche, Främ, Stral,Gert) und für die Ferne vorzüglich die Armbrust. Die mit Armbrüsten Bewehrten ritten zuweilen zum Schlachtbeginne voran; die prächtigen Scharen der Speerträger mit der Masse der reisigen Schildknechte folgten, Fußvolk machte den Beschluß. Zur Bedienung des Geschützes hatte man eigene Rotten von Bleidnern, mit erfahrenen Gezeugmeistrrn zum Baue und zur Aufrichtung der Geschütze und andern Gezeuges, welches auseinander gelegt auf zahlreichen Wagen dem Heere nachgeführt wurde. So war nun jedes Heer, wie jede Stadt und Burg mit abhaltenden Balkenwerk, mit Wurfzeuge, Antwerck, Blei den, Dümmerer oder Tumler, Rutten und Petrer, mit eisen-beschlagenen, mit Ecken und Stacheln versehenen Hängebäumen, Jglswer, mit Katzen (Chaczen) oder mit gedeckten Wehren, im Inneren mit Stoßzeuge versehen, die man nach Ausfüllung der Gräben, trotz der Geschosse und den Minen der Belagerten, dicht an die Mauern und Wehren oorschob und Vortrieb; Ebenhoch (auf langen Säulen) oder mit einer Art von Thürmcn voll Wurfzeug, und so hoch, daß sie dazu dienten, in das Innere der belagerten Orte zu schauen. Nicht bloß Steine, sondern auch eigens bereitete Schwcfclfeucrklumpen und große Kugeln, mit Brennstoffen gefüllt, wurden von diesen Geschützen geworfen, Feuer mit den Ruttcn und Mangen voraus, dann mächtige Steinmassen mitAnt-werken auf die Stellen, wo das Feuer fassen sollte, um das Loschen unmöglich oder fruchtlos zu machen. Auf zahlreichen Saum-thicren lagen Gezclte, auf Wagen das Gepäcke, Spcisevorräthe, und selbst zerlegte Drückenbalken zum bestimmten oder unvennuthe-tcn Gebrauche. Ucber den Scharen und Nottcn wehten die mit mannigfaltigen Wappen prangenden Fahnen (Carrochs, Carrasche, Panier); über die kleineren Banner das Panier des Herrn, über die größeren die Fahnen der Völkerschaften, und die vornehmste war die Stur in sahne, die Fahne des Heeres, inanchinal einporsteigenü von dem Corrorium, gezogen von stahlbeöeckten Nossen und zunächst von den tapfersten und muthigsten Männern umgeben und beschirmt. Das Heer ist nach Volkschaften in Scharen getheilt, diese wieder in Rotten, welche der Rottmeister ordnet. Huth und Pflege aller Rotten ist aber dem Landcsmarschalle empfohlen, der eine gewisse richterliche Gewalt zugleich ausübt. Schlägt man ein Lager auf, wo stets Herrenzelte (oder Pavilun) zwischen den niederen Hütten (Phein) der Schildknechte und Buben hervorschimmern, so werden fleißig Schilöwachen gestellt und Warten (Wartmänner) ausgcsandt, um den Feind zu beobachten. Boten, die etwa vom Feinde mit öffentlichen Aufträgen anlangen, werden unverletzlich geachtet und höflich behandelt; so wie man tut Frieden oder Waffenstillstände zu freundschaftlichen Besuchen zwischen den Heeren hin und her reitet. Der kleine Krieg gegen die zerstreuten Futterhohler wird mit Auflauern und Ucberraschen lebhaft geführt, ehe die Tage größerer Ereignisse beginnen; oft, wo Sicherheit des Lagers gewiß scheint, wird ein großer Ritt von einer Masse Freiwilliger, häufig unter Führung des obersten Feldhauptinanns und Fürsten, tief ins Land hinein zu Schaden des Feindes und zu reicher Beute unternommen. Wie überall in deutschen Landen forderte man des Gegners Heer zum Kampfe auf und von beiden Seiten wird Ort und Tag bestimmt. Da sucht dann überhaupt Einer dein Andern den günstigen Ort abzugewinnen, wie es die Feldhcrrnkunst verlangt; Späher schleichen heimlich in des Gegners Lager, oder man läßt durch verstärkte Warten (Vorposten) die Feindlichen angreisen und auf das Hauptheer werfen, um durch Gefangene und durch eigenen nahen Anblick Stellung und Stärke des Feindes zu erkunden. Wird nach Anhörung der Kundschafter im Rathe der Marschalken und Obersten, oder durch den Willen des Feldherrn der Kampf beschlossen, so ist große vorbereitende Bewegung im Lager. Ausgezeichnete Ritter buhlen um die Ehre, das Hauptbanner oder die Sturmfahne zu tragen, oder zur Huth desselben und ihres Feldherrn besonders bestimmt zu seyn- Zug und Stellung der Scharen wird angeordnet und gewöhnlich eine Nachhuth gebildet, die von einer Höhe oder aus einem Walde im entscheidenden Augenblicke hervorbrechen soll; ein Geschäft, das die Ritter für minder ehrend ansehen, als vorn im Kampfe zu seyn. Unterdessen mustern Ritter und Knechte ihre Waffenstücke, Ueber-gurte und Steigbügel, von verschiedenen Gefühlen im Innersten bewegt. Du nicht nur für das Heer überhaupt die eigene Felö-geistlichkeit anwesend war, sondern auch die einzelnen Dynasten und mächtigen Vasallen ihre Hofrapellane bei sich hatten, so verrichtete man vor der Schlacht, ja vor einzelnen Herausforderungen und Zweikämpfen, die Beichte und empfing das heilige Abendmahl, und zwar früh am Tage '). Man trifft Anordnungen zur Pflege des Weibes daheim; man sagt sich gegenseitig zu, am Tage der Schlacht stets nah und gewärtig zu seyn; man hört Messe im Lager, worauf die Zeichen der Hcerpaukcn und Posaunen, Trommeln und Heerhörner erschallen; man besteigt die Rosse, die Rottmeister und Marschalke ordnen schnell und die Scharen rücken aus. In diesem Augenblicke sprengen der Junkherren viele zu ihrem Fürsten und Felüherrn heran, bitten um den Ritterschlag, der ihnen, wenn die Zeit kostbar ist, nur kurz über Schwert und Schild er-theilt wird. Die vorrückenden Scharen werden indessen durch Reden ihrer Führer, durch Bischöfe und andere Geistliche ermuntert. Beim Anblick des Feindes stürzt man die Helme, und ein Kyrie oder St. Maria wird angestimmt. Um den Feind am Rottiren zu hindern, wird der Streit oft sogleich durch die Armbrustschützen *) Horneck. p. 107. 145. Gesch. 6. Steiermark. - IV. 336, 4 eröffnet. Ost reiten einzelne Eöelherren auf den Plan zum ersten Tioste aus Hoffahrt oder Ruhmlust gegen einander. Werden diese Tiostirer zurückgerufen, so beginnt der Kampf. „Womit soll ich," ruft Horneik, „den ungeheueren Krach vergleichen, der sich erhob, „als man stark anreitend von beiden Heeren mit rüstigem Drucke „zusainmenstieß, mit Hurt an einander sich klemmte und mannhaft „stach und schlug. Da ward getengelt und getemmert, und auf Helm „gehämmert, daß das Feuer glcst aus manchem Helme fest von „manchen Schwertesschlägen; und da ward ein Temmern und ein „Klingen von Schwertern und Kolben schwer, als da tausend Mä-„der schärfen ihr Senseisen!" Entweder fochten alle Scharen zugleich in der Breite des Feldes mit den Scharen des Feindes, oder nacheinander aufreitend, erst die vordersten, bis sie, ermüdet, von den andern unterstützt wurden. Der deutsche Heerführer zeigte sich selbst als mannhafter Ritter mit Speer und Schwert, wie der K. Rudolph I. in der Schlacht am Weiöcnbache den Ritter Herdot von Fullenstein mit dem Sperre durchs Helmfenstcr stach, daß er vom Rosse stürzte. War des Feindes Macht durchritten und geschlagen, so wandten sich die Sieger, um die Abgeschnittenen und Bügellosen zu Gefangenen zu machen, was aus Ritterlichkeit und des Losegcldes wegen dem Morden oorgezogen ward. Die Gefangenen behandelte der Ritter, der sic sing und behielt, mit Milde und Großmuth; nur wer den Ungarn in die Hände fiel, mußte sogleich Harnisch und Kleider hergeben. Uebrigens schwärmten Schilö-knechte und Buben auf dem Wahlplatze und im ersiegtcn Lager umher, wo die Kammerwagen zerrüttet, Saumschrcine zerschlagen, Watsäcke umgestürzt wurden. Treue Knechte sah man nach ihren Herrn suchen. Der Sieger aber blieb auf dem Wahlplaße nach alter Sitte bis zum dritten Tage, die Todten und Wunden zu besorgen. Jede andere Fechtart, welche der persönlichen Ehre und Tapferkeit weniger Raum gab, als die vorhin beschriebene, ward von Urlugsitten nicht anerkannt. Der Rittersinn verschmähte sie und die allgemeine Ansicht sagte: „Cs sey nicht ehrlich, den Har-„nisch abzuthun, und scheinflüchtig durch Angriff mit Pfeil und „Bogen unrühmlichen Vortheil zu erringen. Einhauen und fest vor-„haltcn, das sey ritterlich!" Von Belagerungen und Eroberungen fester Plätze wollen wir nur jene der Stadt Günz durch Herzog Albrecht I. und sein österreichisch-steirisches Heer aus Horneck erzählen. Als H. Albrecht mit starken Hausen der Stadt sich nahete, begann ein kleiner Krieg at in der Umgegend. Graf Ivan wußte den Futterhohlern allerlei Schlingen zu legen, so daß man unter den Deutschen bald an 500 Schilökncchte vermißte, viele Andere Hände und Füße verloren, und ferner nur mit Angst nach Futter ausgcritten ward. Endlich nach cilf Tagen hatte man sich zum Sturme bereitet. Sobald dies der Feind an dem Schallen und Tosen der Unsrigen merkte und sah, wie die Banner gewappneter Helden sich nahten und man Tart-schen und Leitern trug, so gab er die untere Stadt verloren und siüchtete in die Burg. Leicht ward man daher Meister des Ortes, worauf die Schildknechte plünderten, Vieles zerschlugen und die Häuser in Brand steckten. Schwerer war die Einnahme der Burg; zwar trieb man Antwerke, Katzen und Ebenhöch hinan, und was irgend zur Vernichtung von Erker und Mauer dienen konnte; des Herzogs sinnige Zcugmeiftcr bemühten sich Tag und Nacht, aber die Besatzung hielt sich, wie es biederben Männern geziemt. Nun war ein Graben da, tief und wasserreich. Dorthin wurden alle Katzen getrieben, besonders eine, die gar tüchtig gearbeitet, an entblößten Holzstcllen mit Ninöcrhäuten gedeckt, und sonst gegen Feuerwürfe und Steine wohl geschirmt war. Man hatte sie bereits dein feindlichen Schießen zum Trotze bis an die Mitte des Grabens getrieben, als die Ungarn, die Sorglosigkeit der Wachen bemerkend, bei Nacht auf einem Flosse überfuhren, um die Katze anzuzünöen. Es gelang ihnen so, daß bald die Lohe ausschlug. Zum Glücke aber schnell bemerkt, ward das Feuer gelöscht und die Anzünder mußten sich eilig entfernen. Seitdem schuf H. Albrecht bessere Huth: Ritter und Knechte, an wen die Reihe kam, der mußte seine Zeit hüthen. So war es auf der Huth jener Katze, wo Ritter Alhoch von Raökershurg erschossen worden ist. Tumbercr, Nutten und Bleiden arbeiteten indessen unverdrossen, und Wehr und Erker stürzten von der Mauer. Selbst unter der Erde ließ der Herzog einen Versuch machen; das Wasser war jedoch zu tief. Mehr fruchtete ein langer Stoßbaum gegen die Mauer; um aber die Kraft desselben zu brechen, ließen die Belagerten dreifache Hürden herab, womit sie die Stösse auffingen. Der Herzog ließ öeßhalb scharfe große Sicheln an lange Stangen befestigen und die Stricke der Hürden damit abschneiöen. Endlich siegte Gewalt, über Witz; die Burg vermochte sich nicht länger zu halten. Da gedachte der Herzog, sich an den Mannen zu rächen, und nur Frauen und Kinder zu begnadigen. Dies wollten aber die Edelherren nicht, die es dauerte, daß so tapfere Mannen sollten Schaden leiden, und bewogen 4 * ihn, nachzugeben. Es ward der Besatzung freier Abzug bewilligt mit so viel, als die vorhandenen Männer und Pferde tragen konnten '). Hatte man dein Feinde hinlänglich Schaden gethan, oder den selbst erlittenen Schaden und die Kriegskosten durch Plünderung ausgeglichen, so war die Aussöhnung nicht mehr ferne, und es ivarü hierin eben so wie bei Verkündung des Urlugs nach festgestellter Sitte zu Werke gegangen. Waren gleich auch Heerzüge und Fehden, insbesondere aber die Einfälle und Züge der Ungarn und Cumanen in Steiermark, Oesterreich, Böhmen und Mähren von der großen Barbarei des Brennens, Naudens und Moröcns begleitet: so blicken doch aus der eben dargestellten deutschen Kriegsweise und Fehde mehrfache Abzeichen von Biederkeit, Milde, Rechtlichkeit und Menschlichkeit hervor; so wie wir in so vielen Gesctzartikeln einzelner Provinzialsynoden des altbajoarischen Gesetzes, der Reichscapitularicn und des österreichischen Landrcchts edlere Humanität und die ewigen Grundlagen eines geregelten Bürgerlebens im Staatsvercine verbürgt sehen, ungeachtet eben diese Gesetzbücher durch schwere Ver-pönung körperlicher Verstümmelungen, Verwundung, Beschädigung, gewaltsamer Einbrüche, Diebstahl und Raub, Verkürzung von Eigen-thuin und Rechten, Nothzucht, Raub und Verführung von Jungfrauen und Witwen, Betrug, roher Ausschweifungen, vorzüglich auf Heerzügen zu Krieg und Fehden, Waffenvergistung und anderer Verbrechen, auf die Härten der Sitten damaliger Zeiten hindeuten. Dem tieferen Stande der Geistesbildung gemäß war man allgemein von dein Wahne befangen, alle Begebnisse, deren Entste-hungsgrunü nicht alsogleich und Allen in die Augen sprang, unmittelbar als von Gott selbst veranlaßt oder gewirkt 5» glauben. Dieser Wunderglaube hielt Alles gefesselt und er schmückte auch alle andern ungewöhnlicheren und frommen Handlungen im Volksmunde sowohl, als auch in schriftlicher Ueberlieferung aus. An die Gründung der ältesten Kirchen und Stifte in Steiermark knüpfte daher die Sage Wunder und Zeichen. Schon im Leben der Stifterin von Admont, der Grässn Hemma von Friesach und Zeltschach, zeigte man außerordentliche Dinge bei der Gründung von Gurk und Admont. Ein Gespann ihrer Farren geht ohne Führer von n Lorneck, in den Kapiteln: 7. 61. 85. 89. 93. 94. 143 - 144. 147-154. 165. 317. 353 - 354. 301. 310 - 313. 319. 339. 331. 537. 531. 548. 571. 683. 691. 705. 714. 789. ihrem Schlosse Purgftall im Admontthale bis in das entfernte Gurk-thal in Kärnten; unö auf der Stelle, wo der Zug stehen geblieben, läßt sie eine herrliche Domkirche erstehen. Jeden Samstag hält sie dort den Handwerkern und Arbeitern zur Lohnszahlung ihr Geldkäst-chcn frei hin; keiner aber vermag daraus mehr zu nehmen, so sehr er sich auch abmühet, als seinem Arbeitsverdienste gebührte. Ihr Schloß Purgftall versinkt plötzlich in den Erdboden, als ein geiler frecher Burgvogt ihrer weiblichen Tugend Nachstellungen bereitet. — Schon die Jugendgeschichte der drei Kirchenoberhirten, des Erzbischofs Gebhard von Salzburg und Stifters von Admont, des Bischofs Altmann zu Passau und Gründers von Göttweih, und des Wiedercrhebers des Stifts zu Lambach, Adalbero von Lambach und Wels, enthält solche Wunder. Auf dem salzburgi-schcn Hofe Adamunta an der Enns nachdenkend und allein sinnt Erzbischof Gebhard, auf welcher Stelle im Admontthale er Münster und Stift erftchen lassen sollte. Da fängt ein Stummer plötzlich zu reden an, ruft ihm Muth zu unö deutet auf den Platz hin, wo sein neues Stift fest und gesichert stehen werde '). — Nicht ohne Wunder ließ die Sage die Gründungen des Nonnenstifts zu Göß und des Beneöi'rtincrklostcrs zu St. Lambrecht geschehen. Wasser wird in Wein, Wein in Wasser, Brode werden in Rosen verwandelt und ein mächtiger Stein wird mit bloßer Hand flachgedrückt a). — Ein seltsames Traumgesicht und ein gehetztes Häs-lein, das sich unter seinem Mantel verkriecht, während er von der Jagd ermüdet im Savinathale im Baumesschatten schlief, veranlaßt den Landesmarkgrafen Ottokar VII. zur Gründung eines Kart-häuserklosters in derselben Gegend zu Seiz, und das plötzliche Erscheinen eines Hirsches mit einem Kreuze zwischen den Geweihen bei dem Jagdhause zu Borau, die Gründung eines Chorhcrren-stifts bei der St. Thomaskirche an derselben Stelle a). — Das von Adelrain von Walöeck im Walöesüunkel am Feistritzbache nus-gcrichtete Marienbild soll plötzlich gesprochen und ihm die Stelle bedeutet haben: Hic seca! (Hier haue aus!), an welcher er das Chorherrenstift, von dieser lateinischen Stimme auch Sekkau genannt, erstehen lassen solle 4). — Eben derlei Legenden weiß die Admonter-Saalbuch III. I>. 5 — L. ") Caesar. I. 038. 3) Ibidem, l. 160. 'O Ibidem, I. 636. wundcrliebende Sage von öer Entstehung der Pfarrkirchen und Kapellen zu Mariazell, zu St. Marein, im Cerewalde im Mürz-thale und am Semmering, zu Fernitz, Hausmannsstätten, zu Maria im Moos, in Pols u. dgl. in. aufzuzählen. — Ungemein verbreitet waren im dreizehnten Ja? rhundcrte die Sagen von wundersamer Verwandlung des Brods und Weins in sichtbares Fleisch und Blut bei einer heiligen Messe zu Friesach in Kärnten und zu St. Lorenzen im Stein an der Drau '). — Den wundcrgleichen Begebnissen ward die grause Feuerprobe beigezählt, in welcher Abt Woloolü zu Admont mit Emporhebung einer rothglühcnden Eisenscholle im Schmelzhause am Plaberge vor mehreren Stiftsbrüdern seine Unschuld bewährt hatte "); ebenso der Wundertraum St. Rudolphs von Habsburg vom Kampfe zwischen Adler und Löwen, welcher ihm vor der Schlacht gegen den Böhmenkönig Ottokar den Sieg verkündete * * 3). — Auch alle außerordentlichen Naturerscheinungen wurden dem Reiche der Wunder zugetheilt, wie Steinrcgen, Blutregen und Schnee, welcher in Blut verwandelt worden scy 4). Ganz sonder Zweifel hatte das Christenthum bei seiner Einführung und Wiedererhebung in öer Steiermark nach der römischen Epoche den schon früher mit so vielem reltisch-gcrmanischen, nun auch slovenischem Heidenaberglauben begonnenen Kampf durch Jahrhunderte noch sortzusetzen, weil alle Classen der Landesbevölkerung noch ununterbrochen damit befangen waren. Schon im bajoarischen Gesetze und in den Beschlüssen der Synoden zu Dingolssngen (I. 772) und zu Niesbach (I. 803) wird deutlich auf den allgemeinen Wahn von der unwiderstehlichen Macht und dem zerstörenden Einflüsse der Zauberkünste und wirklichen Verzauberung auf Menschen/Haus-thiere, Ernte, Waffen und Witterung, auf den festen Glauben an Unholde, Heyen und Wettermachcr hingedeutet 5). — Eine österreichische Chronik berichtet noch vom Jahre 1276, daß K. Rudolph I. auf seinen mächtigen und unbeugsamen Gegner, K. Ottokar, durch Zauberweibcr aus der Steiermark einzuwirken versucht habe 6). — x) Caesar. I. 931. II. 135. 171. 345. 430. ') Chron. Ädmonk. I. 634. 3) Anonym. Leohiens. — Pez. I. 648. anno 1376, *) I. 1333. Chron. Zwetl, — Pez, I. 977: Nix in Styria ningit, quae quidem versa est in sangninem. 5) Lex Bajnvar. p. 303. 3339. — 8. 8. Concil. VIII. 560. — Pertz. III. 78. 6) Chron. Austriac, ap. Rauch. II.: ,,demum ad Stiriam pro quibusdam sortilegis mulieribns, phytonissis nd eum occidendum suis veneflciis 25on Unholden und bösen Geistern in einsamen Gründen der Wälder und Felsschluchten gibt Ulrich non Liechtenstein Andeutung. Als er von öer Kemnaten seiner Dame aus dem Erker des Thurms mit Korb und Strick herabgelassen worden, in der Hoffnung, wieder zurückgezogen zu werden, sich aber getäuscht fand, rannte er in wüthender Verzweiflung mit Geschrei in die Schlucht hinab, um sich in den tosenden Bergstrom zu stürzen. Da erschrack der Thurmwächter auf der hohen Zinne darüber ungemein, und schildert das Begebniß und die Jammerlautc, wie das Erscheinen eines bösen Unholdes des Dolkswahns also '): Ich sage dir, friunt, waz hie geschach. — dö er also sin zulit zehrach, daz er sö jae-merlich erschre und also Kite owe owe, do daz vernam der wahtcr hie, von der zinne er balde gie, und sagt so in die hure zchant, er bet gehoeret den välant. Dö vrägt man in wie unde wa. er sprach ,,seht, bi der miire da hört ich in schrien lut owe, owe mir hiut und immer me.“ die rise fuor er zetal also, daz ich da von wart vil unvrö, wan ich von im erkom vil gar, do ich sins gevertes wart gewar. Sus sagt der wahrer über al. ,,er fuor die rise also zetal, daz im die Stein vost walgten nach, ich wciz nilit waz im ist sö gach. ich bit mich sere got be-warn, vnd hiez in den Sunne haz hin varn. vil vaste ich mich gcsegnen pllac: sö rehte söre ich nie erschrac.“ Nicht übergehen können wir hier die anmuthigc Mähre, welche Horneck erzählt, wie der Scherfenberger sterbend dem Auscn-ftriner den Glücksring übergeben habe, die wir hier zum Thcile mit Hornccks eigenen Worten geben: »Eines Tages das geschah, daß man von seiner Burg sah gehen den Helden, Scherfenbcrg, stolz, um Kurzweil in ein Holz. Allein auf der Haid ein seltsam Augenweiü der ward er da gewahr. Von edelm Tuch klar einen Himmel auf vier Stangen übergüldet langen trugen vier Gezwerg dort her von einem Berg. Unter dem Himmel reit ein Zwerg stolz und gcmeit (wohlgemuth) in aller der Geberde, als es ein König war. Er war gekrünet schön mit einer guldin Kron, auch nahm man wahr wie Sattel und Zaum gar mit Golde warn beschlagen, Edelstein drin lagen; also war auch das Gewand. Der Schcrfen-berger zu Hand stund und beit (wartete) bis es her gereit. Seinen roisit, quae mnlta contra eum suis magicis artibus attemptantes nulla-tenus eum laedeve potucrunt, divino fvetus auxilio.“ 1) Ulrich von Liechtenstein, p. 375. Hut nam er ab. Guten Morgen es ihm gab: „Wilhelm, — Gott grüß dich! —.„Woran erkennt ihr mich? — Daß ich dich erkenne und mit Namen nenne, soll dir nicht sein leid; ich suche deine Mannheit." Und erzählt dann dem Nittcr, wie es mit einem andern Könige über ein großes Land Streit führe. Die Sache habe man in soweit geschlichtet, daß ein Zweikampf über sechs Wochen entscheiden solle; aber der Gegner seye gar kräftig und könne wohl selbst Riesen bestehen; weßhalb cs nach einem Ritter sich umgethan, der den Kampf übernehme, und keinen besseren gefunden habe, als Herrn Wilhelm Scherfenberg. Und fürchte nichts mein Ritter, ich begäbe dich mit einem Gürtel, wodurch du noch Stärke von zwanzig Mannen erhalten wirst. Der Ritter vernahm den Antrag nicht ungern; das Gezwcrg aber merkte noch einiges Bedenken an ihm, und sagte deßhalb den ganzen christlichen Glauben her. Alsbald zagte der Ritter nicht länger, das Begehrte zu erfüllen. Man kommt überein, der Ritter soll zu bestimmter Zeit hier am Ort mit Roß, Sarabat und mit Knappen sich einfinden, bis dahin jedoch gegen alle Welt, selbst gegen seine Ehefrau verschwiegen scyn. Der Ritter schwört. Da schenkte ihm der Zwergkönig ein Fingerlein (Ring) von solcher Tugend, daß der Besitzer nie, und lebe er tausend Jahre, an Gütern Mangel leidet, und entfernt sich hierauf schnell über die Heide. Herr Wilhelm sah ihm nach, bis in den Berg verschwanden die Zwerg. Da ging er ohne Paus wieder in das Haus. Nun ward das Essen bereit. Jeder ihn fragt, wo er gewesen war. Niemand sagt er die Mähr; nur daß er seit der Stund nie mehr sich haben kunnt so fröhlich, als er sonst gethan. Das merkten Weib und Mann. Die Frau bat ihn, ihr zu sagen, was er auf dem Herzen habe, und bat gar oft und inständig. Umsonst. Sie versuchte Mancherlei hinter das Geheimniß zu kommen, er wich sorgfältig aus, nur bedenkend, wie er sein Roß pflege, ließ seine Sarabat ausbessern und sandte, als die besprochene Zeit näher kam, nach dem Beichtiger. Dies bewog die Frau an den Beichtiger sich zu wenden; der aber, seiner Pflicht getreu, unbeweglich blieb und reinen Mund hielt. Da wagt die Frau endlich das Aeußer-ste. Sie beschickt getreue Freunde, und läßt durch sie dem Beichtiger mit dem Tode drohen; ja sie setzten ihm grimmig daö Messer auf die Brust, und zwingen ihn so, das Geheimniß zu sagen. Nun ging man den Ritter mit Bitten und Vorstellungen an, von der heillosen Fahrt abzustehen; es sey nur Lug und Trug, und der Zwerg nur ein Geist. Wiewohl sich ihnen der Herr von Scher- fenberg standhaft erwehrte, so ließen sie doch nicht ab, und mahnten ihn an Ehr und Seligkeit, die beide unfehlbar würden verloren gehen. An dem Worte verloren erinnerte sich der Ritter, daß der Vertrag durch die Verletzung des Geheimnisses schon gebrochen sey. O, weh mir! rief er aus, daß ich je ward geboren. Nu» muß ich wohl ablassen. O, daß mein Geheimniß ist kund ge-than, das ist Schlag auf meine Ehre! — Das Werk unterblieb. Cr aber war von Stund an unfroh, und so vergingen Monate. Eines Tages machte er sich auf den Weg nach seiner Veste Landestrotz, die ©einigen voraus, er selbst hinten nach reitend. Siehe, da trabt plötzlich das Zwerglein neben ihm, und schilt ihn und spricht: Wer euch zugesteht, daß ihr kühn seyd an Mannheit, der hat gelogen. Wie habt ihr mich verrathen! Ihr habt Gottes und guter Frauen Haß an mir verdient. Wisset nun, ihr sollt ferner sieglos seyn. Und war das Fingerlein nicht, das ich euch geschenkt, so müßtet ihr fortan in schwerer Armuth leben mit Weib und Kind. — So schalt es, und suchte ihm mit Behendigkeit nach dem Finger zu greifen; und es war ein Glück, daß der Ritter zeitig mit der Hand zurü'ckfuhr und sie in der Brust barg, sonst würde er gewiß den Ring verloren haben. — Da fluchte ihm der Zwerg und verschwand über Feld. Wie gesagt, so ist's auch gekommen, der Scherfcnberger hatte kein Glück mehr im Streit und verlor einst Gefecht und Leben. Der Herr von Aufenstein, dem er sterbend das Fingerlein geschenkt hat, hat immer größeres Glück gehabt ')•" In den Beschlüssen der Synode zu Liptinn im Jahre 744 findet sich ein Verzeichnis theils urgermanischer, theils römisch-heidnischer abergläubischer Vorstellungen und Handlungsweisen, welche in allen Thcilcn des fränkisch - austrasischen Reichs aus dem Volksleben selbst erhoben und, weil sie mit den vernünftigeren Lehren des Christenthums unverträglich waren, von den versammelten Kirchenoberhirten verdammt worden sind, mit der strengen Anordnung, dieselben nach allen Kräften aus dem Volksleben zu vertilgen. Wir führen dieselben hier um so mehr an, als so Manches davon heut zu Tage noch, wenn gleich in kaum mehr erkennbaren Spuren, im germanischen und slovenischen Volksleben der Steiermark übrig ist. Abergläubische Gebräuche der Abgestorbenen wegen und an ihren Grabstätten, beschwörende und zauberhafte Tod- *) Horneck. p. 541 — 545. tenlieder, Todtenfpeisen auf die Gräber gestellt, Toütenmahlzeiten mit abergläubifchen Geremonien (Sacrilegium ad sepulchra inor-tuorum, und Sacrilegium super defunctos, id est, Dadsisas) '). Unflätige Gebräuche im Februar durch Räucherungen der Wohnungen und Grabstätten mit Schwefel, Harz, Pech und durch Todtenmahlzeiten (De spurcalibus in Februario) * 2). Auch neben dem Christenthume bestanden lange Zeit, noch aus dem germanisch-röinifchen Heidenthume her, Häuschen und geheiligte Haine für besondere Gottheiten (De casulis, id est, Fanis), von welchen wir jedoch in der mittelalterlichen Steiermark keine Spur mehr nachweifen können. Hiehcr gehören ferner: die uralte Waldabgötterei in Verehrung von Wald-, Wasser- und Hausgeistern elflfcher Natur, mit brennenden Lichtern und Fackeln, mit Opfern an Quellen, Seen und an geheiligten uralten Bäumen (de sacris silvarum, quae Nimidas vocant), Eichen und Buchen und an Hollundersträuchcn 3). Abergläubische Gebräuche und Opfer auf gewissen als uralte Opfcrstellcn geheiligten Steinen, auf Steinhaufen über Gräbern Verstorbener vollbracht und mit darauf gestellten Lichtern den Seelen der Abgeschiedenen und darunter Begrabenen Huldigung erwiesen (de bis, quae faciunt super perras) 4); die Fortdauer der uralten Verehrung der größten Nationalgottheiten, Wuotan und Donar, und der an den Mittwochen und Donnerstagen, als den diesen Gottheiten geheiligten Tagen gebräuchlichen abergläubischen Tagwählerei, als unheilbringender, verworfener Tage (de sacris Mercurii et Jovis) 5); der feste Dad für Dod oder ded, und das fränkische Sisao, oder das altdeutsche Si-suwa (Naenia) und Sislsang, d. i. Klaggesang. Oder nach Du Cange und Ekkart von Dadis, d. l. Tod, und as — Essin. Die carmina diabo-lica supra mo rtu um des Burkarts von Worms, und die Mandueantes sa-crilicia mortuorum des Papsts Zacharias, und die profana sacrificia mor-tuornm vieler späteren germanischen Synodal-Bcrbothe. — Spuren davon heut zu Tage noch in den Liedern bei der Bestattung und den Gräbern der Berstorbencn, — in den am Vorabende des Armenseelentages abgesonderten Speisen für Abgestorbene. 2) Spuren davon sind die im Frühjahre noch gewöhnlichen Räucherungen der Wohngebäude früh Morgens mit Wachholderbcercn und Holz. 3) Nimid ist wohl Weide, Trist, Wald. - Der Biograph des H. Boni-facius deutet auf diesen Dämonengöttcrdicnst hin. — Acta 88. 1. Jun. p. 478. n. 8. — Heut zu Tage noch hält der Landmann alte, bei seiner Wohnung stehende Bäume für heilig, und an ihr Bestehen das Glück seines Hauses gebunden. 4) Ein karlowingisches Capitulare deutet auf diese Erklärung. 3) In den Briefen des H. Bonifazius und in dessen Lebensbeschreibung ange-gedeutet durch: Robur Jovis; und Presbyter Jovi mactans. Die aber- Aberglaube von der Zauberkraft der Talismane und Angehänge oder Amulete als zauberhafte heilsame Mittel aus Gold, Silber, Metall, Glas, Knochen, Holz, Pergament, mit seltsamen Figuren und unverständlichen Runen und Charartcrcn, mit Kräutern, Samen und verschiedenen andern Beigaben (Philacteria) zum Schutze gegen Krankheiten, Verwundungen und gegen den schädlichen Ein-siuß aller Verzauberung von Aussen her, — und von öer mächtigen Kraft zauberischer Knüpfungen, Bindungen, des sogenannten Nestel- und Scnkelknüpfens (ligaturae, nefavia ligamenta, Fibulae colovum multiplicium), auch als schädliche Amulete Andern bei-gcbracht (angchängt) zur Erregung von Haß, Liebe und jeglicher Kürpcrkrankheit, oder zur Lähmung für gewisse Handlungen und Verrichtungen (de phylacteviis et ligatui'is) *), größtcntheils bei Menschen, aber auch bei Hausthieren und Gewilde der Förste; die altheidnische Verehrung von Quellen, Jungbrunnen und Seen in Bergschluchten und Hochgebirgen, mit Opfern und brennenden Lichtern (de Fontibus Sacrificiorum, oder: de Sacrificiis Fon-tium) * 2); der feste Glaube auf die Kraft und den Einfluß von Zauberei und Verzauberung durch Zaubersprüche, Zauberlieöer, Symbole, zauberische Angehänge, Getränke, Pulver, Salben und Handlungen u. s. w. auf Menschen, Thiere, auf die ganze Natur und ihre Elemente (de incantationibus) und an die Kraft der Beschwörungen 3); der Wahn, aus den Erscheinungen gewisser Thiere und aus besonderen Erscheinungen an wilden und an Hausthieren die nächste und entferntere Zukunft angcdeutet sehen zu können (de auguriis vel avium vel equorum vel boum stercore, vel siernutatione) 4); der Glaube an eine höhere Einsicht und Wissenschaft von Wahrsagern und an das Vorherschcn solcher, welche die Zukunft durch künstliche Weisen, durch Loosen und Loos- gläubisch-ängstliche Tagwählerei, besteht heut zu Tage noch bei dem deutschen und slovenischen Landvolke, ganz so wie in uralten Handschriften versichert wird. i) In der Predigt des H. Eligius (3. 588 f 659). — Nichts ist heut zu Tage noch unter dem Landvolke verbreiteter, als dieser Aberglaube. -) Sagen im Munde des Landvolks von Lichtern, die sich zu gewissen Zeiten auf Seen, Buchen u. s. w. zeigen, scheinen die letzte Spur dieses Aberglaubens zu enthalten. 3) Der H. Eligius in seiner Predigt. — Alles hier Gesagte paßt noch wörtlich auf den Aberglauben unserer Landlcute. *) Das abergläubische Landvolk horcht, was das Stallvieh in der Thomasnacht spricht, um daraus die Ereignisse des kommenden Jahres zu vernehmen. ziehen zu enthüllen vermögen (de divinis et sortitegis) t um entweder Verlornes und Entwendetes zu enthüllen und wieder zu finden, oder in Verlegenheiten Rath zu erhalten, oder von Krankheiten befreit zu werden *): der uralte Wahn, daß jedes, eine längere Zeit schon von Menschen unterhaltene Feuer unrein und zu heiligen Geschäften nicht mehr brauchbar fei), daher, nach Löschung des Alten, neu und unmittelbar aus Hvlzreibung hervorgeholt werden müsse; der alte Glaube an dieses Nothfeuer (de igne fri-cato de ligno, id est Nodfyr, Notfiur, Nodfeur) ist durch die Lehren und Gebräuche des Chriftenthums auf das geweihte Feuer am Charsamstage hingewendet worden. — Wahrsagerei aus den Eingeweiden der Hausthiere, aus dem Gehirne, aus der Milz, aus der Leber, aus dem Brustbeine u. s. w. (de cerebro anima-lium), Wahrsagerei und Ahndungen aus dem Herdfcuer, aus Lichtern und brennenden Kienspänen, aus Erscheinungen beim Anbeginn eines Unternehmens und jeder einzelnen Handlung (de ob- servatione pagana in foco, vel in inchoatione rei alicujus) -); der Glaube an die uralte Mythe, daß Sonne und Mond, jedes von einem Ungeheuer (Wolf) in ihrer Laufbahn verfolgt werde, um sie zu verschlingen. Daher die Verfinsterungen von Sonne und Mond, welche man mit der Zerstörung aller Dinge und mit dem Weltuntergänge in Verbindung brachte, das Schrecklichste und Fürchterlichste, im Wahne, als habe das Ungeheuer bereits einen Theil des leuchtenden Gestirnes in seinen Rachen gefaßt, das man daher bei jedem solchen Phänomene durch Schreien und Lärmmachen zurückzuschrecken trachtete (de lunae defectione, quod dicunt: Vince Luna!). — Der allgemein befestigte und verbreitete Wahn, daß verheerende Ungewitter mit Hagelschlag und Windsbraut durch Zauberei und zauberkundige Menschen hervorgebracht iveröcn, aber auch durch Gegenwehr mit Härnerblasen und Lärmen abgewendet oder minder schädlich gemacht werden könnten (de tempestatibus et cornibus et cochleis) * 2 3), Die Umgränzung der Hausflur oder x) Zur Heilung langwieriger und schmerzhafter Krankheiten nimmt das Landvolk häufig noch Zuflucht zu Aftcrärztcn, welche die Heilungen mit zauber-ähnlichen, sympathetischen Mitteln und Verrichtungen versuchen. 2) Alles findet sich wörtlich noch unter dem Landvolke. 3) Burkard von Worms eifert gegen jene Abergläubischen, qui credunt, ut ali-qui hominum sint iinmissores tempestatum. Davon sind mit schauerlichen Aussagen kaum glaublicher Dinge erfüllt die Protokolle der Herenprozeffe zu Gutenhaag, Gleichenberg, Fcldbach u. a. O. noch im siebzehnten Jahrhunderte. dcs Hcimgartens oder Burgfriedens eines alten oder neucrbau-ten Saalgehüftes glaubte man durch allerlei abergläubische Handlungen und Vorkehrungen, durch Umfurchung mittelst eines Pfluges, von eigenen Thieren und an gewissen günstigen Tagen gezogen, vor Frevel und Gewalt der Zauberei sichern zu können (de pagano cursu, quem Trias nominant, scissis pannis et calceis) '), wozu auch die Ausstellung einer bestimmten Speise in den Wohnungen für ein furchtbares elfisches Wesen kam * 2). Aus Mehl-teig gestaltete man allerlei Backwcrke in Götzenform, in Formen verehrter Thiere, und Attribute einer Gottheit. Solche gebackene Idole zerrieb man und gab davon zur Saatzeit nicht nur den Ackcrslcutcn und Pflugthiercn zu essen, sondern man mischte davon auch unter den Samen, im Wahne, durch Beobachtung dieses Gebrauchs eine reichliche Ernte zu erzielen (de simulacro, de conspersa farina). Zu eben diesem Zwecke führte man lange Zeit ein Idol oder Symbol der Göttin Hertha auf einem mit zwei weiße» Kühen bespannten Wagen unter Musik und Jauchzen auf den Gefilden umher (de simulacro, quod per campos por-tant) 3). — Wenn der alte Germane quälende Schmerzen oder eine Krankheit an irgend einem Leibestheile litt, so ließ er eine Abbildung des kranken Gliedes aus Holz im Tempel an einem geheiligten Orte oder an der Wegscheide aufstellcn, in der sicheren Hoffnung, dadurch die Genesung wieder zu erhalten (de ligneis pedibus vel manibus pagano ritu). Man wähnte endlich auch, daß gewisse Weibspersonen, die Heyen, die Kraft besitzen, durch Beschwörungen und Zauberlieder dem Monde gebieten und ihn näher an die Erde herabziehen zu können, um dadurch nach Gefallen des Menschen Sinn und Gefühle zu stimmen und zu lenken, Liebe oder Haß nach Willkühr zu erregen und die Menschen zu führen, wohin sie nur wollten (de eo,; quod credunt, quia femi-nae lunam commcndent, quod possint corda hominum tollere juxta paganos) 4). l) Hindeutend auf die 2fnqa6c im Tazitus: colunt discrcti et diversi, utfons, ut campus, ut nemus placuit. -) Der H. Eligius in seiner Rede allein deutet auf diesen heut zu Tage noch unter der Benennung: »Berchtenspringcn, Berchtenlaufen,« und »die Berchtenmilch,« unter tem Landvolke der Alpengcbirge lebenden uralten Gebrauch hin. 3) Diesen altgermanischen Gebrauch hat das christliche Kirchenthum durch die sogenannten großen Bittgänge an.bcn Bittagen ersetzt. 4) 8. 8. Concil. VIII. 279 — 280. — Hartzheim, Coneil. Germ. I. p. V0. — Pertz, Monum. Germ. Hist. III. 19 — 31). Aus der Handlungsweise und aus den Aeußerungen des H. Bonifazius gegen die zwei Priester Adalbert und Clemens, welche sich seinen Reformen des germanisch-bajoarischen Kirchenwc-sens nach römischer Tradition und Vorschrift so sehr wiöersetzten, erhellt, daß damals der Glaube au den Antichrist unter den ba-joarisch-norischen Völkern allgemein verbreitet gewesen sey und daß die Mähre von einem vom Himmel herabgefallenen Briefe (welche auch heut zu Tage noch vielfältig wiederholt und geglaubt wird) viele Anhänger gefunden habe Nebrigens hat K. Karl der Große über die Hauptlchrcn der Vernunft- und Christus-Moral, welche im geistlichen Unterrichte allen Christengemeinden im ganzen Reiche stets und ernstlich ge-prediget werden sollten, an alle Bischöfe seines großen Reiches be-herzcnswerthe Weisungen und Capitularien erlaffen *). Die wissenschaftliche Bildu ng in der Steiermark bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts. Den Stand der höheren geistigen, der wissenschaftlichen Bildung in dieser ältesten Epoche in der Steiermark umfassend und klar darzustellen, ist eine nicht durchzuführende Aufgabe. Vorerst, wenn man auch den Unterschied zwischen edlerer Sitte und Mangel an besserer Geistes- und Gemüthbildung gar wohl fühlte * * 3), gab cs durch Jahrhunderte vielfach gar keine, überhaupt nur wenige und sehr unvollkommene Anstalten fük bessere Geistesbildung im ganzen Lande; weiters mangeln über das, was hieher einschlagende Beziehung hat, bis auf wenige Winke und wörtliche Angaben, gänzlich alle umständlicher sprechenden Quellen. Was indessen hierher Bezügliches auch auf das wissenschaftliche Leben in der Steiermark einigermassen, oder unmittelbare Anwendung hat, wollen wir in Folgendem darzustellen versuchen. Aus der römischen Epoche hatte sich die lateinische Buchstabenschrift tut ganzen Lande auch noch in das Mittelalter herab erhalten, immer mehr ausgebreitet und befestigt, selbst unter den I) S. S. Concil. VIII. 178 — 179. 237. z) Pertz. III. 64 — 66. 102. 3) Ulrich von Liechtenstein p. 509. Slovenen zwischen öcr Mur und Sare ')* welche sich jedoch seit der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts des von Cyrillus und Methodius eingeführten und unter den Slovenen ober- und unterhalb der Donau verbreiteten besonderen Alphabets bedienten * 2). Wie lange die lateinischen Schriftcharactere angewendet und wann die eigentlichen deutschen Alphabetbuchsiabcn bei Abfassung von Urkunden und andern Schriften auch in der Steiermark zuerst gebraucht worden sind, kann nicht mehr genau ausgemittelt werden. Ulrich von Liechtenstein, Herrand von Wildon, aus der Mitte, Ottokar von Horneck aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts haben schon in ihrer deutschen Muttersprache mit großer Gewandtheit geschrieben. Ebenso haben wir aus der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts deutsch abgcfaßtc Originalurkunden, in welchen das lateinische Alphabet mit der deutschen Buchstabenschrift abwechselnd erscheint 3). Uebrigens aber finden wir alle öffentlichen Urkunden von mittelbarer und unmittelbarer Beziehung auf die Steiermark, das bajoarische Gesetz, alle Synodalbeschlüsse, alle Reichscapitularien, alle Schenkungs- und Bestätigungsbricfe der Ottokare und der babcnbergischen Landesregenten, aller deutschen Kaiser, aller Erzbischöfe von Salzburg und Patriarchen von Aqui-lcja, alle Saalbücher und die ältesten Urbarien durchaus bis zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts in lateinischer Sprache abgefaßt; und man ist berechtigt, den Zustand einer Bevölkerung zu bedauern, in deren Mitte durch Jahrhunderte sogar die Gesetzbücher des Landes in einer fremden und todtcn Sprache abgefaßt waren. Dennoch finden wir die Kenntniß öcr lateinischen Sprache selbst unter den Gebildeten eben nicht sehr verbreitet, und noch viel weniger in den Stand der freien Landesbcwohner gedrungen. So verstand der Landcsvcrweser und oberste Landrichter in Steier, Herbord von Fullenstcin, die lateinische Urkundensprache nicht und er mußte sich bei der Streitsache des Stifts Admont wegen dessen Rechte auf die Zehenten aller Neubrüche, in der Gerichts-Versammlung zu Grätz I. 1265, die vom Stifte zum Beweise seines Rechtes oorgclegten Urkunden durch Meister Johann, Doctor 1) Juvavia, Anhang, p. 13. In der Geschichte des Slovenen-Dynasten Jn-guo heißt es: „Cui tarn obcdiens fuit omnis populus, nt si unique vel carta sine I iter is ab illo directa fuit, nnllns aosus est suum praeceptum negligere. 2) Juvavia. p. 17. 3) Urkunden in den Archiven von Admont, St. Lambrecht, Rein. der Heilkunde und durch zwei Minoriten-Mönche, den Guardian Absolon und den Bruder Lektor Marquard, vorlesen, aus dem Latein ins Deutsche übersetzen lassen und dann erst das Urthcil fällen ‘). Im steirischen Lande zwischen der Mur und Save ist die deutsche Sprache schon seit der Mitte des siebenten Jahrhunderts nach und nach völlig verdrängt worden, so daß nur mehr in der Landestopographie derselben Gegenden die Spuren der ehemaligen celtisch-germanischen Bewohnerschaft Vorkommen. Die Beschaffenheit der deutschen Sprache im übrigen Lande, ihre Reinheit, Biegsamkeit, Fülle und ihren Wohlklang kann man aus den Gedichten Ulrichs von Liechtenstein, Herranüs von Wil-don, aus der Reimchronik Ottokars von Horneck, und theilweise auch aus dem in der Gauentopographie angeführten Namenverzeichnisse ersehen. Als Sprachbelege des dreizehnten Jahrhunderts geben wir aus den Gedichten Ulrichs von Liechtenstein Folgendes. Ein tanzwise, diu drizehende. O we des, ich han verlern Vaz von mir ist unverkorn immer me. Freude und mine besten tage die sint hin mit senender klage. Ach owe, sol min leben klagenden Sorgen sin gegeben, sölhiu not ist der tot. Dar min dienest was bereit mit vil reiner staetikeit mine tage da ist leider lönes niht, noch ist lönes zuoversiht. we der klage und owe. het ich doch noch wän als e, so möht ich freuwen mich. Dös ir güete an mir begie, daz si mich ir dienen lie !) Admonter-Urkunde. Go mine zit do muost ich von schulden jehen daz mir wacre wol geschehen äne strit. nu ist so kranc ir ldn und ir habedanc, daz es mir schadet unt ir. Mich müet daz ich miniu jär hau vertumbet also gar durch ein wip diu mir nimmer einen tac volleclich vergelten mac, sit ir lip und ir muot ist nu niht as e so guot, do si mich brüht an sich. Si was endelichen guot, bi der schoene wol gemuot, do ich mir nam ze tröst ir werden lip. dem dient ich für elliu wip mit der gir, des ir nam was gehochct rine schäm, nu ist ir danc al ze kranc. Best min klage alle tage. Wie Ulrich von Liechtenstein als Königin Venns von Friesach Her durch die obere Steiermark und über den Semmering nach Oesterreich ritt und turnierte. I. 1227. Ze Schiuflich ich di naht beleip. 7. Mai. Freitag dö di naht der tac vertreip, ich wapent ritterliche mich: als täten ouch di ritter sich, di tjostirens wolden pllcgen. di heten sich ouch des bewegen, daz mans gezimirt schone rant, do zogt wir üf daz reit zehant. Wol mich daz ich si nennen sol. der da gezimirt gegen mir wol kom, reht als ein biderbe man der tjost und rittcrschaft wol kan, von Schiullich her Ilsunc er hiez, des herze nie niht des geliez t'Zesch- 6. Steiermark. — IV. 339. da von ein fitter wirdet wert, er was der hohes prises gert. Fünf hundert schellen oder mer fuort an im der muotes her. sin ors vil kleiner Sprunge sprane: sin zimir dä so lüte erclanc, daz man da hi gehörte niht. silbervel und goltvel lieht zendäl rot, grüen als ein gras, dä sunderbär gehouen was. Gezimirt. was der lantman min daz nie kein ritter umb den Rin gezimirt wart für war nie bäz : von rehter wärheit sprich ich daz. er fuort ein sper in sin er haut, daz man vil wol gekleidet vant; dar an vil kleiner schellen hie gestreut vil schöne dort unt hie. Sin lip was in die tjost gestalt: er moht wol heizen Svvendc'n wait sin orsse er nam vast mit den sporn, ein schoene tjost wart dä niht vlorn: er stach mir abe dem arme min den schilt, daz all die riemen sin brästen. als ein donerslac diu tjost erhal: der schilt gelac. Min sper uf siner ahsel hrast, als der ein dürren grözen ast ab einem poume zerret nider. ich gehört dä vor noch niender sider von tjoste nie so grözen kräch als von der tjost alda geschach. sin schellen harte wite Stuben: di Schilde von der tjost sich kluben. Sä dö diu schoene tjost geschach, mit vier rittern ich balde stach, und gap dä hin fünf vingerlin. si sprächen „disiu künegin ,,vert deswär ein schoene vart. „got hat si wol unz her bewart: ,,got der müezc ir fürbaz pflegen „durch sine güet üf al ir wegen.” Gegen Judenburc ich dö zogt in hohem muot also, ich wünschte daz daz solde sin, daz diu vil werde vrowe min erkande gegen ir minen muot. ich daht also, 'si ist so guot. crkande si den willen min, si müest mir genaedic sin.' Ze Judenburc enplie man mich vil vliziclich : des danct ouch ich, mit zühten willeclichen sä. ich wart vil wol enpfangen da. die naht het ich da guot gemach, sä do der ander täc üf brach, zehant ich wäpen mich began: 2lm 8. Mai ich wold niht langer dä bestän. Sonnabend. Gezimirt üf daz veil fuor ich. do heben ouch vil schöne sich gezimirt da niun ritter guot; die waren ritterlich gemuot üf den ich niun sper dä verstach; gar sunder vaelen daz geschach. min ir dä vervaelten dri: di wären dä von vreuden vri. Sehs vingerlin sach man mich geben dä hin und al zehant mich heben gegen Kniitelvelde: ich fuor ze tal mit vreuden bi der Muor. des andern tages daz geschach daz ich dä wol zwei sper verstach Am 9. Mai und gab zwei vingerlin dä hin. Sonntag. üf höhen lön stuont al min sin. Ze Leuben reit ich al zehant, dä ich wol zweinzic ritter vant. die wol gemuoten min dä piten, dö ich kom zuo in dar geriten ich wart von in enpfangen sä deswär vil minneclichen dä. gein mir ir ritterlich antpfanc dä dient für war wol minen dane. In min herberge reit ich duo: dä was ich biz des morgens fruo. des morgens, dö diu sunne üf gie, in den gazzen dort unt hie hört ich holerfloyten dön. ich sach die ritter zogen schön uf daz velt gezimirt gar: ir wapenkleit was lieht gevar. Dö ich si für mich zogen sach, min munt tiz höhem muote sprach „die l-itter zogent ritterlich: si in Ligen vil wol sin m notes rich!” zehant ich wapcn mich began in wapenkleit, wiz als ein swan: iif daz velt was al min ger man fuort mit mir da zehen sper Dö ich bin uf daz velt bequam in min hant ein sper ich nam. dö kom gein mir min her Dietmär von Stir gerüeret vaste dar. diu ors wir vast zesamen triben. ich sage in wie diu sper belieben : ze kleinen stucken uf daz gras ietwederz da gevallen was. Dö kom gein mir min her Sifrit von Torsiul. der bet frumiu lit, dar zuo vil manlichs herzen rät: sin 11p begie nie missetät. Am 10. Mai er was vil ritterlich gemuot: Montag» des wart sin tjostdä gegen mir guot. von unser beider speres krach man sprizel höhe vliegen sach. Ich wilz inch kürzlich wizen län driuzehen sper üf mir vertan wurden da deswär vil wol. sit ich di wärheit sprechen sol, drier tjost vervaelt. ich da. driuzehen vingerlin ich sä gap den der sper man da sach bresten. sä dö daz geschach. Von Liuben zogt ich dö zetal hin da diu Murtz hat ir val in di Muore krefticlich. daz ist ein wazzer vische rieh: bi dem reit ich ze berge dö undr eine burc, diu lit vil hö. diu ist Kapfenberc genant, in Stivelande wol bekant. Dar iiffe gesezzen was ein wirt, der was des willen unverirt, swä mit ein ritter immer sol erwerben lop, daz kund er wol. er was milte, höchgemuot vor allen schänden gar behnot, er was küene, wol gezogen: ich han in von im niht gelogen. Er schuof nach eren al sin dinc. er hiez von Stubenberc Wulfinc. er was Hute und guotes rieh, er lebte deswär lobelich. dd dem vil ere gernden man min kunft aldar wart kunt getan, er sprach 'diu edel künegin sol mir willekomen sin.’ Der hochgemuote der hiez sä den minen boten künden da daz si ir koufen liezen sin: er sprach 'diu edel künegin sol ez nemen von mir hie.' dd man si da niht kuofen lie, die boten min die wolden dan: der Lider be bat si da bestän. Er sprach 'sit iwer vrowe guot ist üf ir vart also gemuot daz si umb sus niht nemen wil, so koufet liitzel oder vil: daz ist durch zuht der wille min. si solde ab hie bi mir wol sin: ich gaebz ir gerne, daz suit ir für war wol gelouben mir.’ Min schaffer sprach 'des lone in got. berre, ich sage iu äne spot, ir inuot so rehte hohe stät, daz si mir daz verboten hat vil vllziclichen an daz leben, swer ir umb sust iht welle geben, daz ich des enpfähe niht. min munt für wärheit iu des gibt.’ Der hochgemuot hiez an der stunt daz tuon minem wirte kunt. als rehte liep im wacr daz leben daz er den kouf mir solde geben so, swaz waer drier marke wert, daz er dar umbe niht engert wan einen pfennic und niht mir daz schouf der biderbe muotes her. Do minem schaffet’ wart bekant der kouf also, er reit zehant von danne was im harte gäch. der biderbe sant im aber nach, und sprach 'sag an, wä wil du hin?’ 'von hinnen, herrc, stät min sin. der kouf ist hie mir alze guot.’ des smielt der biderbe hochgemuot. Und sprach also, 'ich sihc daz wol, durch zuht ich muoz unde sol iu hie gar iwern willen län: oder ir enwelt niht hie bestän. nu schaffet swaz ir weit alhie.’ da mit er reit da er enplie mich deswär vil ritterlich, sin antfanc der war zühte rieh. Da mich empiie der muotes her, wol drizic ritter oder mer üf orssen mit im gegen mir riten, gekleidet wol nach ritters siten, ir suit für war gelouben daz, ich wart e nie enpfangen bäz, dan mich der tugentrlche enplie. sä dö der schoene gruoz ergie, In min herberge ich do reit, gar sunder wäpen wol gekielt, da ich di naht gemaches ptlac. sä do mir kom der ander tac Am 11. Mar ich wart gezimirt aber wol. Dinstag, ez was vil hohes muotes vol daz minnen gernde herze min: daz wart da volleclichen schln. In miner herberge ich zehant den heim ze houbet vaste baut: ze velde reit ich ritterlich, da hielt gezimirt koste rieh der von Stubenberc also daz ich sin was ze sehen vrd. sin kostlichez wäpenkleit mit lieht da gegen der Sunne streit. Der hochgemuote biderbe man gezimirt kom mich alsus an, als er filer üz dem paradls. er bete vil ofte hohen pris mit slner ritter Schaft bejaget. der hochgemuote unverzaget di tjost miu da so nähen reit, daz der hurt sich körne vermeit. Von unser beider speres ort wart loch durch schilt mit tjost gebort, so daz diu tjoste lüt erhal und daz diu drumzün zetal vielen und der Schilde ein teil, üf beiden armen wart dä in eil. diu tjost wart ritterlich geilten und etelieh harnaschrinc versniten. Alle die di tjost gesellen da heten, di hört man des jehen, si wacre geriten ritterlich, von Stubenberc der muotes rieh hant dö abe den heim sin und iesch an mich ein vingerlin. daz gab ich im mit willen sä wan erz gedient wol bete da. Dar nach von spern wart da krach, der ich zweifln da Verstach. näch minem willen ez di gie, wän ich tjost gevaelt dä nie. die höchgemuoten da üf mir zwelf sper verstachen, daz da ir deheiner nie gevaelte min. dö gab ich in zwelf vingerlin. Mit urloub reit ich dö von dan gein Kinnenberc. dä saz ein man, des 11p het höher tilgende vil, den biderben ich iu nennen wil. von Buochowe Otte was er genant, von zuht von manheit wite bekant was der hochgemuote degen: sin lip kund höher tugende pflegen, Er was mit zühten vil gemeit. sin bote ein mile gegen mir reit: er sprach 'vil edeliu künegin, inch heizet willkomen sin in ditz lant ein windisch wip. diu wil mit ritterscheft ir lip gein iu verseuchen üf dem plän, ob ir ez weit für dienest hän. Min munt von warheit iu des gibt, in disem tal ist ritter niht gesezzen di der tjoste pflegen: dä von so hät si sich bewegen gein iu ze körnen mit den spern ir suit si, vrowe, tjostirens wern: durch iwer höhe werdikeit sol ez ir sin vil unverseit! Ich smielt und hiez dem boten sagen, swä ich noch ie bi minen tagen getjostirt bete wider diu wip, dä waer gar harnaschblöz min lip gegen ir aller tj ost gewesen, 'und bin doch vor in wol genesen, ir tjost tuot herzenlichen wol: gein in sich niemen wäpen sol.’ De bote sprach 'vrowe, iwer Jip hat sich gekleidet als ein wip, und habt doch drunter harnasch an: also bestät ir manegen man. da von so vil diu vrowe min gein iu nilit sonder harnasch sin: si wil mit harnasch iuch bestän vil ritterlich als einen man.’ Ich sprach 'her bote, iu si gesaget, ich bin vor allen mannen maget, und bin den wiben bi gelegen : mit den kan ich wol fveuden pflegen, ist iwer vrowe für war ein wip, di sol gar harnaschloz min lip vil wünnecllche alhie bestän: ir hulde ich wol verdienen kan.’ Do sprach der bote al zehant 'iu sol min vrowe so sin bekant: ez ist ein ritter vil gemeit und hat sich als ein wip gekielt, ez ist ein minne gern der man und füeret wibes kl eider an. er hat durch minneclicliiu wip gew’äget ofte sinen lip.’ Ich sprach 'sit daz iur vrowe ein man ist und daz er mich bestän wil hie durch sine werdikeit und wibes kleit hat an geleit, des bin ich inneclichen vro. daz saget im reht von mir also, er wirt hie tjost von mir gewert, sit er ir also schöne gert,’ Da mit der bote dö von mir reit hin da er sinem herren seit, daz ich mit tjost in wolde bestän. do wäpent sich der biderbe man in harnasch, daz gap lichten schin. sin heim kund lichter niht gesin: dar üf so was ein witer rinc gemachet. hoeret fremdiu dine. Für war ich iu daz sagen wil, in sinem heim erringe vil was gemacher meisterlich: die erring waren koste rieh und Mengen verre hin zetal. er fuort zwen zöpf, die waren val, groz und volleclichen lanc: ir lenge für den satel swanc. F.z hete der höchgemuote man, seht, eine gödehsen an. daz ist ein windisch wibes kleit; daz hete der biderbe an geleit, sin schilt was kösteliche plä; schapel dar üf hie unde da wären wünneclich gestreut, der tjost er sich gein mir da vreut. Sin ors daz was verdecket wol mit pläbem zendal. schapel vol was gestreut die decke gar. diu schapel wären lieht gevar von al den pluomen die uns git des wünnen pern den meien zit. er fuort ein sper ze mäzen groz, von ploumen rtich und niender bloz. Sus kom der biderbe gegen mir her. do bet euch ich ein grözez sper in mine bant aldä genomen. man sack uns gegen ein ander körnen üf zwein snellen örssen so, da von die drumzün Augen ho. diu tjost da durch die schilde brach, daz manz üf beiden armen sacli. Diu tjost da schon ein ende nam. al zehant do gegen mir quam ein ritter, der was wol bekant: Ottacker Traeg was er genant, der ritterlich gemuote man da mit einem sper mich an rant t daz was unmazen groz; des er vil kleine aldä genoz, Wan ich im nach dem willen min daz sper da durch den heim sin ob den venstern verre stach, den heim man mich da füeren sach an dem sper wol ackers breit, iu si für war von mir geseit daz da beliben ganz beidiu sper. ein ander tj ost was zl min ger. Do bet ouch im da an der stunt der helm bestroufet nasen unt munt, däz er nibt moht gesteeben mer. do kom gein mir gerüeret her von Richenvels der wol bekant, her Sibot so was er genant, des tjost was deswär gegen mir guot: er was ein ritter hocbgemuot. Des biderben tjost und ouch diu min die kund da schoener nibt gesin. dö vand ich da tjost nibt mer. von Püechenpach der degen her vordert an mir do sin golt (daz bet er ritterlich geholt): als tet her Sibot ouch daz sin. des gab ich in zwei vingerlin. Des Traegen ungefüegez sper wart mir da ganz nach miner ger: daz legt man üf den wagen min. ich gab im da niht vingerlin, wan er gevaelet het min da. dar nach sach man mich zogen sä mit freuden an dem selben tage in hohem muot hinz Murzuslage. Do het ich do die naht gemach sä do der ander tac üf brach, und daz vil lieht erschein sin blic Am 12. Mai dö zogt ich über den Semernic. p. 208 — 221. Mittwoch. Daz ist ein üzreise. Wil iemen nach eren die zit wol vertribcn, ze saelden sich kören, bi freuden beliben, der diene ze flize mit triwen vil schöne nach der minne lone, der ist süeze, reine, vil guot, und aleine, den guoten gemeine. 7b S wer folget dem schilde, der sol ez enblanden dem libe, dem guote, dem herzen, den handen. des limet vil hohe mit hohem gewinne diu vil werde minne. diu git freud und ere, wol ir süezen lere1 si kan trösten sere. Der schilt wil mit zühten vil baltlichez eilen; er hazzet, er schiebet, schand und ir gesellen, got niht enwelle daz man bi im vinde so swachlich gesinde. er wil daz die sinen üf ere sich pinen, in tugnden erschinen. Erge und unfuoge und unfuore diu wilde gezimt niht dem helme und touc niht dem schilde. der schilt ist ein dach daz niht schände kan decken, sin blic taet enblecken an eren die weichen von vorhten erbleichen: diu varwe ist ir Zeichen. Höchgmuote frouwen, ir sült wol gedenken, getriwen gesellen, vil staet äne wenken, den minnet, den meinet, mit herzen, mit muote, daz in iwer huote behalte, behüete mit liebe, mit güete vri vor ungemüete. Si ist ane schulde mir hazlich erbolgen, den ich ze dienste dem schilde wil volgen. nu hän ich für zürnen noch für herzen sere niht ander schilt mere, wan den trost al eine, daz ich si baz meine dan ie wip deheine. Gein in langen kriege setz ich min gedulde, so ste gein ir hazze ze wer min unschulde. min wer gein den valschen daz sol sin min triuwe vil süeze ane riuwe. min kamflich gewaete für ir nidetaete, daz sol sin min staeee. ^02. Ein tunzwtse, diu niunzehende. In dem luftesüczem mcien so der wait gekleidet stät, so silit man sich schone zweien allez daz iht liebes hat, unde ist mit ein ander vrö. daz iht reht: diu zit wil so Swä sich liep ze liebe zwciet, hohen muot die liebe git. in der beider herzen meiet ez mit vreuden alle zit. trürens wil diu liebe niht, swä man liep bi liebe siht. Swä zwei liep ein ander meinent herzenlichen äne wane und sich beidiu so vereinent daz ir liebe ist äne kranc, die hat got zesamen geben xif ein wünneclichez leben. Staetiu liebe heizet minne. liebe, minne, ist al ein: die kan ich in minem sinne niht gemachen wol zuo zwein. liebe muoz mir minne sin immer in dem herzen min. Swä ein staetez herze vindet staete liebe, staeten muot, da von al sin trüren swindet. staetiu liebe ist also guot, daz si staete freude git staetem herzen alle zit. Möhte ich staete liebe vinden der wold ich so staete sin, daz ich da mit überwinden wolde gar die sorge min. staeter liebe wil ich gern unde unstaete gar verbern. p. 429—430. lieber öffentliche Schulanstalten, deren Zahl, innere Einrichtung und die Gegenstände zur humanen Ausbildung der Jugend, welche darin gelehrt worden sind, haben wir aus dieser Epoche keine hinreichenden Nachrichten. Latein war damals das Nothwen-digste in Folge vorwaltender kirchlicher Herrschaft, und weil es bis in die zweite Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts Gesetzes- und Urkunden-Sprache vorherrschend geblieben ist. Die Hauptunterrichts- und Bildungs-Anstalten für den steiermärkischen Clerus waren wähl vorzüglich an den Hochstiften zu Salzburg und Aquileja; und seit dem Anbeginne des siebenten Jahrhunderts sind daselbst größtcntheils alle Priester gebildet worden, welche theils bei der neuen Gründung, theils bei der Wie-öererhebung des Christenthums und der Kirche in den germanischen und slovenischen Landtheilcn der Steiermark auf den ältesten Mutterpsarren eingesetzt worden sind. Bon solchen Instituten tin St. Peterskloster zu Salzburg und aus der Insel Au im Chiemsee geben die hochstiftischen Urkunden bestimmte Winke '). Seit der Mitte des eilften Jahrhunderts erblühten auch in den vaterländischen Klöstern derlei Bildungsschulen, zuerst wohl nur für die eigenen Schenklinge und Mitglieder, dann auch wohl für die andere Jugend der Landesbcwohner, welche davon Gebrauch machen wollten. Don den inneren Einrichtungen der hochstiftischen und der theologischen Stiftsschulen sind wir nicht gehörig unterrichtet. Bon Schulen durch Laicnschullchrer besorgt kommen in der ganzen Steiermark nur gar wenige Andeutungen vor; und es muß mit Recht auffallen, daß in so vielen in den Saalbüchcrn bczcich-neten Spenden, Käufen, Berkäufen und Verträgen neben Zeugen jeden Standes, Edler und Gemeinfrcier, und selbst Handwerker, so ungemein selten ein Schullehrer (Scolarius) als Zeuge erscheint. In den Saalbüchern von Admont steht im Jahre 1196 unter den Zeugen neben dem Fischer Eppo der Schullehrer Gottfried (Scolaris) * 2). Gösserurkunden von 1256 und 1264 nennen einen Dietrich als Schullehrer zu Leoben; Stainzerurkunöen I. 1247 einen Schulmeister SBtlining; Reinerurkundcn I. 1229 und 1243 den Ulrich (Soolssticus) und I. 1273 und 1288 den Meister Heinrich als Schullehrer zu Marburg 3); Vorauerurkunden I. 1217 aus der Umgegend von Thalberg und Voran die Schullehrer Liu-pold, Franz, Rechlin und den Otto, Schullehrer von Kirchschlag 4). Es darf demnach nicht Wunder nehmen, daß Kennt-niß von Lesen und Schreiben eben nicht allgemein verbreitet, und daß ein großer Theil der steierischen Landesbewohner dessen unkun- *) Juvavia, Anhang, p. 11. 33. ") Saalbuch. IV. 294. — Im ältesten Urbarbuche C. 578. erscheint auch die Area Scolaris. 3) Auch Seizes-Urkunde. 4) Dipl. Styr. I p. 71. 72. 76. 79. 84. - Zm steierischen Rentenbuche steht son Marburg auch eine Area Scolaris. dig gewesen sey. Scheint doch selbst der Dichter Ulrich von Liechtenstein , der seine Muttersprache so rein und geschickt behandelt hat, im Schreiben wenig gewandt gewesen zu seyn; dagegen aber finden wir seine auserwählte Dame darin wohl bewandert ‘). Uebrigens scheinen die Deutschordensritter in Steiermark und Oesterreich die vorzüglichsten Träger und Verbreiter humanerer Bildung und wissenschaftlicher Cultur gewesen zu seyn. Im Jahre 1235 schenkte Herzog Friedrich der Streitbare das Patronat und die Kirche in Großsonntag den deutschen Ordensherrn, aus dem Grunde, damit Gottesdienst und Unterricht im Glauben durch die emsige Sorgfalt dieser Ordensritter desto mehr ausgebreitet werde; und in einer andern Urkunde für Großsonntag vom Jahre 1247 wird Konrad von Osterna als ein vorzüglicher Lehrer (Pvaeceptor) dieses deutschen Ordens in Steiermark und Oesterreich bezeichnet Es ist demnach mehr als wahrscheinlich, daß schon seit der Einsetzung des deutschen Ordens an der St. Kunigundcnkirche am Lech bei Grätz nicht nur daselbst eine von diesen Ordensrittern besorgte Schulanstalt bestanden habe, sondern daß sie mehrere Lehrer in verschiedenen Gegenden des Landes aus ihren Mitgliedern ange-stellt hatten (Praeceptores) s). dnß diese Schulanstalt in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts sehr erweitert und vom K. Rudolph I. im Jahre 1278 zu einer für die Zeitverhältniffe vollkommeneren wissenschaftlichen Bildungsanstalt erhoben und mit besonderen Freiheiten ausgestattet worden sey, wie dieselben damals auch schon andere höhere freie Lehranstalten in Deutschland und Italien genossen. K. Rudolphs I. Majcstätsbrief für diese höhere freie Schule am Lech zu Grätz lautet wie folgt: „Rudolph, von „Gottes Gnaden römischer König. Da es aus den Vorschriften „großmüthigen Wohlwollens heroorgeht, alle religiösen und Gott „dienenden Männer mit seinem Schirme sorgfältig zu beschützen, so „müssen die Ordens-Brüder des deutschen Hospitals der heiligen „Maria zu Jerusalem, welche mit Hintansetzung weltlicher Krie-„gesöienste Krieger Jesu Christi geworden sind und unter der „Fahne des Herrn regelrecht dienen, sich aus Liebe zum Erlöser „im Kampfe mit barbarischen Völkern dem Tode preiszugeben kei-„nenAnstand nehmen, umso aufmerksamer in Allem begünstigt wer- i) Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, x. 60. 100. -) Dipl. Styr. II. 208. 210. 3) Ibidem, p. 177 - 181. »den, je ruhmvoller sic bekanntlich zur Beschützung des christlichen „Namens im Lager des Herrn Kriegsdienste verrichten. Wir ma-»chen daher kund und zu wissen allen Getreuen des heiligen rörnU „scheu Reichs, Gegenwärtigen und Zukünftigen, daß wir in An-„sehung der höchsten Ergebung, aufrichtigen Treue und ausgezeich-"iietcn Dienste, welche die frommen Männer des vorgenannten Or-"dens unserer erhabenen Majestät und zugleich auch dem römischen „Reiche geleistet haben, und mit Gunst des Herrn auch in Zukunft »noch leisten werden- aus Gnade unserer königlichen Majestät den "treuergebenen und ehrwürdigen Brüdern des bezeichneten Ordens, „nämlich des Hauses der Deutschen, welche in unserem Lande Steicr-„inark, im Orte Bairisch-Gr atz zugenannt, seßhaft sind, aus „Verehrung und zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria und der „seligen Patronin Kunigunde der Jungfrau, wie auch damit der „göttliche Dienst gedeihlicher und löblicher vollbracht werde, eine „freie Schulanstalt in demselben Orte ertheilen und für immer ge-"ben (liberam scholasteriam), so daß die oft genannten Brüder „Vollmacht haben, einen Scolastikus ein- und abzusetzen, wenn es „ihnen gefällig ist und heilsam zu seyn scheinen wird. Ueberöies „wollen wir auch alle Srolaren, welche die vorgenannten Schulen „besuchen, unter unfern königlichen Schutz und in den Schirm des „heiligen römischen Reichs sonderheitlich und solchergestaltcn gestellt „haben, daß, wenn zufällig einer derselben sich eines Vergehens „schuldig gemacht hat, welches dem Stadt- oder dem Landgerichte „anzugehören scheint, keiner unserer Richter, weder der Bürger, „noch der Beamteten, die Srolaren selbst ans irgend eine Weise "üeßwegen beschweren, sondern nur der vorgenannte Commenda-"tor Macht und Gewalt, derlei Vergehungen zu strafen und zu „bessern, haben solle, fest und bestimmt befehlend, daß alles Vor-„besagte unverletzt aufrecht erhalten werde. Keinem Lebenden also „sey es gestattet, diese Urkunde unserer Gestattung zu verletzen „oder dem Inhalte derselben durch kühnes Wagniß zuwider zu han-„deln; und wer es thun wird, wisse, daß er sich beleidigter Ma-„jestät schuldig gemacht habe. Urkund dessen haben wir gegenwär-..tiges Diplom anzufertigen und mit unserer Majestät Sigille zu „bekräftigen befohlen. Gegeben zu Wien, 14. März 1278, unseres „Reiches im fünften Jahre ) Dipl. styr. I. p. 188 - 190. Sind wir zwar wieder aus Abgang urkundlicher Documente nicht im Stande, die innere Einrichtung dieser Schulanstalt am Lech zu Gratz nach den Einzelnheiten darzulegcn '): so scheint sie sich doch durch die That in den wohlthätigsten Wirkungen selbst gerechtfertigt zu haben; indem sie sich bis zum Anfänge des sechs-zehntcn Jahrhunderts dort erhalten hat und damals erst aus Furcht vor den hcrandringenden Osmanen innerhalb der festen Mauern der Stadt Grätz selbst ist übertragen worden a). Es ist nun sehr schwer, über den Stand der einzelnen Wissenschaften in der Steiermark bis zum Schluffe des dreizehnten Jahrhunderts eine entsprechende, umständliche Schilderung zu geben. Theologie und Philosophie waren wohl auch hier wie anderwärts in streng scholastischen Zuschnitt gebannt; und kein Werk, außer Bibelauslegungen, ist in der Steiermark zum Vorscheine gekommen, bis auf die Schriften des Abts Engelbert zu Admont, worin sich ein höher strebender philosophirender Geist bewährt hatte. Von naturwiffenschaftlichen Disriplinen kann kaum eine Rede seyn, da gerade in diesem Bereiche Alles ohne Ausnahme dem finstersten Aberglauben verfallen war. Die juriöijch-politischen Wissenschaften scheinen kaum in den ersten Keimen begriffen gewesen zu seyn, wie die unvollkommene Gesetzgebung selbst bewährt. Auch die Geschichte, unbekannt mit der Philosophie, Kritik, den Hilsswiffcnschaften und dem Quellenstudium, konnte noch nicht-gedeihen: Alles war auch hierin durchdrungen vom Geiste des Aberglaubens, der Mährchcn-und Wunüersucht, bis zum Glauben an die albernsten und abgeschmacktesten Erzählungen, welche von Kaisern, Königen, Fürsten, Ministern, Edelherren, Rittern, Bürgern und Bauern für wahr-gehalten wurden. Bis auf K. Rudolph I. blieb daher auch in der Steiermark die Geschichte nur einfache Chronikenschreibcrei, und zwar in der in Kanzelleien und Gerichten allcinherrschenden lateinischen Sprache. Erst Ottokar von Horneck in seiner Reimchronik, 1) Die Disziplinär - Vorschriften und Hnotbmmgen H. Albrechts I., I. 1296, für die Stadtschule in Wien dürfen auf die Schule am Lech wohl nicht angewendet werden. 2) Ueber die Sekte der sogenannten fahrenden Schüler aus dem Clcrus (scho^ laves vagi) haben wir in der Steiermark keine besonderen Andeutungen, als nur das strenge Statut der Salzburger-Synode vom I. 129t gegen diese liederliche Sekte, qui se clericos in vituperium ordinis clevitatis pvolitentui-, — publice nudi incedunt, in furnis. jaeent, .tabernas, lu-dos et. meretriccs frequcntant, peccatis suis victum sibi emunt. — Dalham. p. 136. Abt Johann von Viktringen (in Kärnten), der ungenannte Leob-ncrchronist und Abt Engelbert zu Admont (welcher jedoch dem vierzehnten Jahrhunderte angehört) erhoben sich hierin höher und selbstständiger. — Philologische Studien kannte man kaum nach einigen Grunözügen, wenn gleich, des Lateins wegen, die römischen Clas-siker vielfach abgeschricbcn und gelesen worden sind. Darf man alten Verzeichnissen des vierzehnten Jahrhunderts trauen, so fanden sich in den Stiftsbibliotheken der vaterländischen Domcapitel und Stifte, gewöhnlich auf Pergament geschrieben und aus der Epoche der Hohenstaufen mit kunstreichen Anfangsbuchstaben und Zeilen verziert: Lateinische Bibeln des alten und neuen Testamentes, lateinische Wörterbücher oder Etymologien, Josephus Flavius, Werke von Cicero, Horatius, Virgilius, Persius, Lukanus, Seneka, Plutarch in lateinischer Uebersctzung, Orosius, Priszianus, einzelne Abhandlungen des Aristoteles, Euklides lateinisch, die Sentenzenbücher des Petrus Lombardus, Glossatoren und Commentarien über die gesammten, oder über einzelne biblische Schriften, Werke der Kirchenväter Jrenäus, Origines, Tertullian, Hieronymus, Augustin, Ambrosius, Gregor, (selten alle Schriften jedes Einzelnen), Passionalien, Martyrologien und Legcndarien, Sammlungen von Homilien, Predigten oder Sermonen, Decretalensammlungen mit und ohne Glossen, einzelne historische Chroniken des früheren Mittelalters u. dgl. '). Gute Handschriften dieser Werke waren selten und überhaupt kostspielig, daher ihre Vervielfältigung und Verbreitung nicht so leicht, und eben darin auch das größte Hinöerniß allgemeinerer Verbreitung edlerer Geistescultur. Geschenke von Handschriften größerer und wichtiger Literaturwerke waren immer sehr kostbare Gaben. Von hohem Werthe waren daher die Kirchenbücher, war eine lateinische Bibel im Riesenformate, welche Erzbischof Gebhard von Salzburg seinem Stifte Admont gespendet hatte. Das Stift zu Scckan beschenkte Erzbischof Eberhard II. mit einer mächtigen Handschrift der Werke des Papstes Gregorius des Großen. Wir wollen alle der Steiermark angehörigen Schriftsteller und Träger der vaterländischen Geistescultur anführen, um diese Darstellung vollständig zu machen. *) Kataloge des vierzehnten Jahrhunderts von Admont, Rein, St. Lambrecht, Worau. — Caesar. II. 865 — 869. Gcsch. 6. Steiermark. — IV. 255. 6 Als Männer von selbstständigen Ideen und edleren Ansichten, wodurch sie sich weit über ihre Zeitgenossen erhaben bewährten, welche der Steiermark unmittelbar angchörten oder auf die Geschicke des Landes entscheidenden Einfluß hatten, bezeichnen wir Folgende. An Wiedererhebung und an der neuen Verpflanzung des Christen- und Kirchenthums in der gesummten Steiermark gebührt ein großer Theil dem Bischöfe Virgil von Salzburg. Der Streit mit dem Bischöfe Bonifazius über das Bestehen der Gegenfüßler und die energische Handlungsweise bewähren diesen Mann als einen für seine Zeit höher gebildeten und ganz selbstständigen Kirchenhirten '). — Eden so groß ist auch des Erzbischofs Arno Verdienst und Einfluß im steierischen Christenthume * 2). Papst Leo Hl. ertheilt ihm in dem Schreiben an die bajoarisch-norischen Bischöfe das Lob eines, nach damaligen Begriffen von Wissenschaft und dem Stande theologischer Bildung, hoch erhabenen und in den heiligen Schriften sehr gewandten Mannes (Vir almificus et in divinis scripturis peritissimus) 3). Zwischen dem berühmten gelehrten Lehrer, Rathgeber und vertrauten Freunde K. Karl des Großen, Alcuin, und dem Salzburger-Erzbischöfe Arno bestand innige Freundschaft und eine auf die wechselseitige Anerkennung ihrer Geistesvollkommenheit begründete Hochachtung. Sprächen nicht Arnos Thaten schon für sich selbst, so würden dessen edle, von höherer Geistesbildung getragene Tugenden demungeachtet hinlänglich bewährt durch die in dem (taten Briefwechsel ausgesprochene Scelenverwandtschaft mit jenem Manne, der die Seele an der Hochschule des großen Kaisers Karl, der Stifter und Reformator zahlreicher Stift- und Klosterschulcn im großen carolingischen Reiche, der Lehrer und Vater ungemein vieler und edel-gebildeter Schüler, der gebildeteste und gelehrteste Mann seiner Zeit gewesen ist. — Nicht ohne großen Einfluß auf Clerus und Volk in der slovenifchen Steiermark unter der Drau waren die Lehren und Thaten des H. Paulinus H., Patriarchen von Aqui-leja. In Friaul im Jahre 726 von edlem Geschlechte entsprossen, durch frühe edlere Geistesbildung am Hofe K. Karl des Großen allbekannt und in hoher Schätzung (Magister artis grammaticae), war er im Jahre 776 zuerst zur bischöflichen, dann zur Würde *) Juvavia, Anhang, p. 11 —12. 35 — 36. z) Juvavia. p. 13 — 14. 19 — 30. 42 — 48, 3) Ebendaselbst, p. 51. eines Patriarchen von Aquileja erhoben worden. Von dieser Zeit an nahm Paulinus an allen wichtigen politischen und kirchlichen Begebnissen des Jahrhunderts wesentlichen Antheil. In den Jahren 789 und 792 war er auf den Kirchenversaminlungen in Aachen und Regensburg, wo er für die freie Wahl eines Aglajer-Patriarchen einen Majestätsbrief K. Karl des Großen erhalten hat. Auf der Synode in Frankfurt, I. 794, bekämpfte er mit Allgewalt der Rede die Irrlehren der spanischen Bischöfe, des Clipan-dus von Toledo (seit dem I. 780) und des Felix von Urgel (seit I. 782). Im Jahre 796 hielt er, nach lange Zeit unterbrochener Sitte, eine Synode zu Aquileja, zur Ausrechthaltung der reinen katholischen Lehre von der Dreieinigkeit und der Menschwerdung des göttlichen Wortes. In den Jahren 800 und 801 befand sich Paulinus in Rom, und dann I. 802 und 803 auf der Synode in Aachen als apostolischer Legat. Wegen Ermordung des Patriarchen Johann von Graöus durch den Herzog Johann von Venedig, berief er im Jahre 803 eine eigene Synode nach Altinum. Seit dem Antritte seiner Patriarchenwüröe soll Paulinus an der Christianisirung des Landes unterhalb der Drave, der steierisch-karantanischcn Slovencu und der Hunnavaren eifervolle Thätigkeit entwickelt haben; cs mangeln jedoch alle besonderen, bestätigenden Nachrichten darüber. Zu Ende des Jahres 804 endete er sein makelreines, thatenreiches Leben. In welcher Hochachtung Paulinus bei den hervorragendsten Persönlichkeiten seiner Zeit gestanden sey, beweisen viele Briefe, welche zwischen ihm und K. Karl dem Großen, der Kaiserin Luitgarde, Papst Leo Jil., Herzog Heinrich von Friaul und Alcuin, dem Lehrer und Freund des großen Kaisers, gewechselt worden sind. Paulinus hinterließ folgende Schriften. Im Jahre 795 verfaßte er eine Ermahnung an Herzog Heinrich von Friaul, mit welchem (seit I. 787 Herzog) er schon seit vielen Jahren in Freundschaft gestanden ist. Das Protokoll der Synode zu Aquileja im Jahre 796 ist größtentheils sein Werk; und in eben diesem Jahre vollendete er seine dogmatische Schrift gegen den irrgläubigen Bischof Felix mit einem besonderen Begleitungsschreiben an K. Karl den Großen , worin alle biblischen Beweise für die wahre Gottheit Jesu öargelegt, der Jrr-thum und die schwankende Lehre des Bischofs. Felix nachgcwiesen, alle Einwürfe widerlegt und die Ansichten der hochgeachtetsten Kirchenväter angeführt und entwickelt werden. Das kirchliche Glaubens-symbol erklärte er gemeinfaßlich nach Sitte und Forderung seiner 6 * Zeit in gebundener Rede von 151 Hexametern. Poetischen Geist wehen seine Hymnen und Rythmen auf den Stuhl St. Peters yi Rom, die Apostel Peter und Paulus, die Auferstehung des Herrn, die Heiligen Marcus und Simon, aus die Kirchenweihe und die Geburt des Herrn. Seine lateinische Sprache ist wie die des ehernen Zeitalters und nicht ohne neue und seltsame Wörter und Ausdrücke, die besonders in seiner dogmatischen Schrift manche Dunkelheit und Zweideutigkeit veranlassen. Sonst ist sein Styl leicht dahinfließend und besonders bezeichnet durch Antithesen, Anreden und Repetitionen. Paulinus lehrt fest anhänglich an das kirchlich-nizäi-sche Glaubenssymbol; und seine Moral ist rein nach Vernunft und Evangelium, worüber wir hier seine Schlußworte aus der Ermunterung an Herzog Heinrich in Friaul, als Beleg beischließen: »Nicht sey in mir, ich bitte dich, Herr! die Begierde der Sucht, sondern die Liebe der schönsten Keuschheit. Träge sey meine Seele, das Ueble zu hören; deinem Worte aber eile sie entgegen, rüstig stets, dasselbe zu vollbringen. Sie sey in deiner Furcht bekümmert, in der Liebe vollkommen, beharrlich im Glauben, niemals in der Hoffnung wankend. Möge ich glühend seyn in der Nächstenliebe, die Hitze des Hasses brenne nicht in mir, noch soll ich in der Scheelsucht des Neides dahinschwinden. Hauche mich an, daß ich nur heiliges Werk in mir denke; treibe mich an, es zu vollbringen. Berede mich, dich zu lieben; kräftige mich, dich festzuhalten; beschirme mich, dich nicht zu verlieren. Nicht betrete und bleibe in meiner Wohnung, wo nur dein Aufenthalt seyn muß, der Fuß der Hoffart, die Begier der Sinnlichkeit, nicht Unenthaltsamkeit, nicht Habsucht, nicht Mißgunst, nicht Zorn, nicht Niedergeschlagenheit, nicht Prahlerei. Tiefe Demuth flehe ich von Dir, der Du gesprochen hast: Auf wem soll ich ruhen, außer auf dem Dcmüthigen und Gelassenen. Tiefe Demuth verleihe mir, wodurch die Erhöhung des Fleisches gebeugt wird, und der Stolz, der mich erstickt. Verleihe mir gemessene Enthaltsamkeit, wodurch die überschwellenöe Gefräßigkeit des Bauches, welche mich töötct, bezähmt wird. Gib mir Reinheit des Herzens, welche mich makellos macht. Gib mir Geistesreinheit, weil mich sonst die bemackclte Ausschweifung des Fleisches verschlingt. Gib mir reichlich fließende Hände, Almosen auszutheilen, wodurch die festhaltenöe Habsucht verdrängt wird. Gib mir die Liebe der Ergebenheit, wodurch der Drang des Neides ausgelöscht wird. Verleihe mir die Geduld der Verträglichkeit, welche durch das grausame Thier, der Zorn, besiegt werde. Theile mir zu Vie Hoffnung Ver ewigen Freude, wodurch die Bitterkeit der Traurigkeit gelindert werde. Verleihe mir, in meinem Inneren mich des guten Werkes in Dir zu rühmen, auf daß die Prahlerei eitlen Ruhmes nicht aus mir hervortrete. Verleihe mir auch, in Allein die Gerechtigkeit, Seelengröße, Mäßigung festzuhaltcn; und mache, daß ich mit Einfalt klug sey, auf daß ich sowohl ein seliges Leben aufrichtig führe als klüglich das Böse meide; daß ich zu erkennen vermöge die trügerische und täuschende Schlauheit des Teufels, damit sie mich nicht durch den Schein des Guten täusche; daß ich einsichtsvoll zu unterscheiden und vorherzusehen vermöge, was ich Gutes vollbringen soll und welch Böses ich zu meiden habe. Mache mich ferners auch milde, wohlwollend, friedfertig, sanftmüthig, verstellungsfrei, übereinstimmend mit allem Guten, im Wachen, im Fasten, im Gebete beharrlich strenge. Verleihe mir in Sanftmuth gemäßigte Rede; die Gabe des Stillschweigens, daß ich nur rede, was sich geziemt, verschweige, was nicht geredet werden soll, und überhaupt alles, was als Frucht der Tugenden Du zu verleihen mich würdigen wirst. Verleihe mir, den'wahren Glauben ohne Verirrung zu bewahren, und daß dem Glauben auch meine Werke entsprechend fegen; daß ich durch schlechtes Thun den richtigen Glauben nicht beflecke und Dich, den ich gläubig bekenne, durch schlechten Lebenswandel nicht verläugne; daß ich Dich, dem ich mit festem Glauben folge, durch Werke der Nachlässigkeit nicht beleidige. Bewirke, daß ich, dem heiligen Vorhaben festanhänglich, die Gerechtigkeit befolge, die Barmherzigkeit liebe, die Wahrheit hochachte, die Lüge zurückstoße, nichts Falsches denke noch rede, Dich unablässig fürchte, Dich liebe, Dich hochachte, Deine Gebote erfülle, den Frieden mit Allen ohne Trug halte, die Uneinigen ohne Verstellung zur Eintracht zurückführe, Jedermann ungehcuchelte Liebe darbringe, Niemand Aergerniß gebe, mich Niemand vorziehe, mich geringer als alle Anderen ansehe, Achtung und Furcht nicht aus Furcht vor den Mächtigen, sondern wegen des Allmächtigen an den Tag lege, gegen Aelterc Gehorsam und Liebe gegen Gleiche zeige, den Jüngeren die Gnade günstiger Zuneigung erweise, brüderliche Lasten und Gefahren glcichmüthig ertrage, Allen zugleich nütze, Niemand schade, Niemand entgegen stehe, Niemand zuwider sey, Niemand verleumde, Niemand Hindernisse lege, Niemand beurtheilc, verkleinere, Unrecht thue, Niemandes Leben tadle, Niemandes Thun und Gehen erforsche, sondern um mich allein nur besorgt sey, niemals Uebles mit Ueblem vergelte, der mir zuge- fügten Unbilden weder eingedenk noch Rächer sey, sondern in aller Güte die Böswilligkeit besiege, den mich Schmähenden Segen bereite, Freund und Feind liebe, Beschimpfung und Schmähung von Erzürnten ertrage, nicht vergelte, der Unbilden schnell vergesse, meinem Beleidiger verzeihe und Verzeihung zu gestatten stets bereit sey, fremdes Gut nicht verlange und bei keiner Gelegenheit mir anmasse; von meinem Eigenthume aber den Nothleidenden mitleidig mittheile, den Ankömmling und Wanderer um Deinetwillen, der Du mich erlöst hast, freundlich aufnehme, den Hungrigen erquicke, den Durstigen tränke, den Gast aufnchme, öeu Nackten bekleide, den Kranken heimsuche, mich um den Eingekcrkcrten bekümmere, den Bekümmerten tröste, Mitgefühl habe mit dem Beschädigten und Jammernden, das Nothüiirftige den Hilflosen dargebe, Kleid und Nahrung mit dem Bedürftigen theile, den Eingebornen umarme, den Hausgenossen günstig scye, den Fremden liebe, den Gefangenen loskaufe, den Ankömmling aufnehme, den Waisen und Unmündigen in Schutz nehme, der Witwe beispringe, dem Unterdrückten zu Hülfe komme, dem Trostlosen Unterstützung schaffe, die Bande der Gottlosigkeit zertrümmere; daß ich Alles, waö immer die Schriften deiner Gebote dargeben, emsig glaube und höre, eifrig erforsche, klüglich wisse, eiligst ausübe, sehnsuchtsvoll erfülle, vor dir stets demüthig sey, auf daß ich aufstehe und nicht darnieder geworfen werde, daß ich aufgerichtet, nicht gestürzt werde, hinauf und nicht hcrabsteige; weil das Fleisch, dem ich inwohnc, mich stets und immer zur Sünde verleiten, mit mir belohnt werden, aber m t mir nicht streiten will. Ich habe keinen ärgeren Feind, als den Körper, in dem ich wohne; denn er ist wie ein zerstörender Löwe in meinem Hause, der von allen Seiten mit verderblichem Bisse zersieischend mich verzehrt. Daher tief aufseufzend will ich sprechen: Ich unglücklicher Mensch, wer wird mich befreien vom Tode dieses Körpers? Die Gnade Gottes. Durch wen? Durch Jesum Christum, unfern Herrn. — Dies wünsche ich mir, o Jesus, mein guter Erlöser, mein bester Befreier; dies wünsche ich, um was ich bisher flehend gebeten habe. Um dieses, dieses bitte ich, weil ich durch dein kostbarstes Blut bin erlöst worden, auf daß ich wegen dem Verderben des Fleisches nicht ewig zu Grunde gehe, nicht in den zweiten Tod verfalle, noch in das Land ewiger Vergessenheit!" — Bei solchen Gesinnungen eines echten Christen, bei einer durchdringenden Belesenheit in den heiligen Schriften, besonders des neuen Bundes und der hervorragendsten heiligen Väter: Cyprianus, Tertullianus, Athanasius, Slmbrosius, Cyrillus von Alexandrien, HieronymuS, Hilarius, Gregor I., Leo I., Fulgen-tius, — wird man in den Schriften des H. Paulinus manche irrige Ansicht seiner Zeit, vorzüglich das zu hart ausgeörückte Ver-hältniß des Teufels gegen den Menschen gar gerne übersehen *)• Dem Erzbischöfe Arno an die Seite stellen wir seine Nachfolger, die Metropoliten Adelram, Liupram und A dal win (I. 821 — 875); in deren Epoche auch gehören die von ihnen in die östlichen germanifch-slovenischen SprengelSgegenden gesendeten Erz-pricster als Männer von gelehrter Bildung und von energischem Wirken im kirchlichen Leben, wie I. 860 der Priester Swarnagel, ein ausgezeichneter Lehrer (Presbyter et praeclarus doctor), und 1.870 Alfried, Priester und Meister jeglicher Kunst (Magister cujusque a vtis) i *). In der Epoche I. 1040 bis 1060 findet sich in salzburgischen Saalbüchern Erwähnung von einem Cleriker Wczilo, als einem Manne von ausgezeichneten Vorzügen (Wczil, Clericus ccleber-rimae virtutis) 3). — An diese reihet sich A ribo, Erzbischof zu Mainz und Sohn des Grafen Aribo von Leoben, des Stifters von Göß, gestorben am 13. April 1031. Cr war gelehrter Forscher und Ausleger der heiligen Schrift, schrieb einen Commentar über die fünfzehn Stufenpsalmen und stand in stätem Briefwechsel mit den gelehrtesten Männern seiner Zeit, welche, von ihm ermuntert, ihm auch viele ihre Werke zugecignet haben, wie Abt Berno von Au seine Schrift über die Ankunft des Herrn *). — Hochstehend nach Zcitvcrhältnissen in theologischer Gelehrsamkeit und im kirchlichen Geiste erscheint auch der salzburgische Metropolite, Graf Gebhard von Helfenstein, der Stifter des Bisthums zu Gurk und des Bene-dictincr-Münsters zu Admont. Sein umständliches Schreiben an Bischof Hermann zu Metz I. 1082 ist eine offene Darstellung der hierarchischen Ansichten und Grundsätze jener Partei, welche dem Papste Gregor VII. und den Behauptungen der römischen Kirche, wider K. Heinrich IV. und die Rechte weltlicher Fürsten- und Staa-tcngewalt, fest anhing. Wir glauben, daß hier die Stelle sey, dies *) 8. Paulini, Patriarch. Aquilcg., Opera. Eilid1 Joannes Madrisius. Ve-nctiis 1737. z) Sutitroia. p. 17. 3) Ebendaselbst, p. 252. 4) Trithemius in catalog, vir. illustr. — Caesar. 1. 443. merkwürdige Aktenstück nach der ganzen Wesenheit einzuschalten, dessen Hauptgrundsätze, heut zu Tage noch eben so trocken ausgesprochen und mit Kraft festgchalten, als sie vor 764 Jahren ausgestellt worden sind, zu ewigen Normen für alle Staaten und Kirchen der katholischen Welt gemacht werden wollen. »Bei dem heillosen Zwiespalte zwischen Kirche und Staat ist ein seltenes Mißgeschick, daß die Kirchlichgesinnten nicht nur allseitig angeklagt und verunglimpft, sondern auch nicht einmal zur Vertheidigung gehört werden; daß ihnen nicht nur Theilnahme bei der größten Bedräng-niß, sondern auch die Gerechtigkeit verweigert wird. Man kam überein, daß die Gegenparthei, wenn sie nach kirchlichen Gesetzen und Gewohnheiten ihre Ansichten nicht zu oertheidigen vermögen würde, zu unserer Ueberzeugung herübertreten solle. Jedoch nicht nur vergeblich, sondern wir selbst wurden Verführer und Verführte genannt, und sowohl durch kaiserliche Gewalt als auch durch die Künste der Verführung wurden uns unsere eigenen Schäflein entwendet und für unsere Hirtenstimme betäubt. Und dennoch dürsten wir so sehr und so aufrichtig nach Wahrheit und Recht; und es wäre erwünsch-licher gewesen, daß auch unsere Gegner den reinen Wahrheitsguell aufschlösscn, als uns zu verläumden und zu verfolgen. Denn wir vertheidigen ja nichts Neues, Unerhörtes, aus unserem Eigendünkel Geschöpftes, nichts durch listige Beweisführung Erhärtetes; sondern blos das, was unsere Väter uns erzählt haben, festhaltend an dem, was uns ist gelehrt und überliefert worden. Daß unsere Partei mit Solchen, welche von der Kirche, welche von dem ersten und ausgezeichnetsten Kirchenstuhle mit dem Banne belegt worden sind, keine Gemeinschaft haben und pflegen wolle; diese unsere von verblendeten Priestern widersprochene Lehre ist der eigentliche Funke aller Zwietrachtsflammen, die Ursache alles Unheils und des Ruins des gläubigen Volks. Und dennoch ist unsere Behauptung die alleinige und beständige Lehre der Kirche, vom Anbeginne an bis auf diese monströsen Zeiten. Aber falsche Lehrer haben die Kirche unter die Fußtritte ihrer Feinde und Zerstörer gegeben durch thörichte, hinterlistige, und in falsch aufgefaßtem Sinne mißbrauchter Schrift-stcllen gestützte Beweise, während wir festhalten an der Lehre der Apostel, der Apostelschüler, der Oberhirten auf dem apostolischen Stuhle, und so vieler andern Kirchenväter von Ansehen und Heiligkeit, welche mit dem Herrn bereits tut Himmel herrschen, auf Erden aber durch Wunderthätigkeit erglänzen. Gilt nun die neue Lehre der Gegner mehr, als die unsrige, so haben alle alten Väter ver- geblich dahingearbeitet, öaß in einem einigen Leibe Christi, in der Kirche nämlich, die erhabeneren Glieder den Untergeordneten nicht beschwerlich werden und die Unteren sich gegen die Höheren nicht aufheben sollten. Ist cs nun nicht die Lehre der Kirche von der Synode zu Stink an, daß kein von der Kirche Ausgeschlossener ohne oorhergegangene Untersuchung und Entscheidung in einer Synodal-versaininlung in die Kirchengemcinschast wieder ausgenommen werden dürfe, selbst wenn er auf leidenschaftliche, voreilige und ungerechte Weise wäre gebannt worden? Hielten sich nicht an diesen Ausspruch die kirchlichen Väter und Lehrer, Gregor der Grosse, Leo der Grosse und die Synode zu Sardes? Zwar gebieten dieselben Kirchensatzungen auch, daß die gerecht oder ungerecht Gebannten geduldig angehört und daß ihre Sache auf ihr Verlangen untersucht werden solle. Jedoch unsere Gegner haben eine solche Untersuchung nach Recht und Gesetz nie verlangt; sondern sie haben sich nach Verkündigung des von dem Concilium zu Rom I. 1080 ausgesprochenen Bannes sogleich aufgelehnt gegen das Oberhaupt der Kirche; sie haben den Papst Gregor VII. sogleich mit erdichteten Flecken bemakelt und für aügeseßt erklärt, und diesen ihren Frevel durch das deutsche Reich verbreitet. "Der Schüler," sagt die heilige Schrift, „ist nicht über den Meister!" Und dennoch haben jetzt diese, die Untergebenen, über ihren Kirchenhirten, über das Haupt der Kirche, das Vcrdammungsurtheil gefällt, ohne ihn zur Verantwortung zu fordern, ohne dessen Verthciüigung zu hören. Das rcgelgemäßeste Verfahren hierin ist schon von den Päpsten Julius, Damasus, Marcellus, Gelasius, Gregor dem Grossen bei Behandlung einfacher Bischöfe vorgezeichnet worden; wie konnten sich so verständige Männer derart vergessen, ohne eine Synodalversammlung und auf solche Weise sogar den Kirchenhirten zu verdammen, ohne dessen Ansehen und Gewicht weder ein einfacher Bischof verurtheilt, noch eine allgemeine Synode versammelt werden kann? Solche Gerichte sind keine kirchlichen Gerichte, sondern sie sind tyrannischer Wahnsinn; zu geschwcigen, öaß derlei Gerichte über den, der von keinem Menschen bcurtheilt werden kann, zu halten, gar Niemand, wessen Standes er auch seyn möge, zukömmt! Der an Gregors VII. Statt eingesetzte Guibert (Clemens III.) kann daher in Ewigkeit nie für einen rechtmäßigen Nachfolger, sondern blos für einen ehebrecherischen Usurpator angesehen werden. Wir halten daher Guibcrts Anhänger für Kirchcngebannte: nicht aus Sucht zur Zwietracht, sondern aus Furcht vor der ewigen Verdammniß. Wir halten daher fest an dem römischen Stuhle und an dem Stellvertreter des heiligen Petrus. Wir können keinen Andern an Gregors Stelle für erwählt anerkennen oder erwählen. Wir können mit den von ihm Gebannten keine Gemcinschast pflegen; und wir halten fest an dieser Ueberzcugung, bis uns die Gegner aus Gründen wahrer und überweisender Dokumente eines Besseren belehren. Wir hängen dem apostolischen Papste nicht aus Rücksicht seines Lebenswandels, sondern nur wegen der ihm übertragenen Amtswürde an; Verläumdungen und Schmähungen können bei uns nicht für Beweise gelten. Was unsere Gegner vom Eidschwure der Treue, der, einmal geleistet, nie mehr gelöst werden könne, losfprechen soll, beruht rein nur auf verkehrter Schristauslegung; wodurch sie sich selbst als Verräther des alten und neuen Bundes bewähren, der Schrift und den Canons ihren Eigendünkel entgegen setzen. Um den Kaiser zn begünstigen, erhebeu sie sich gegen das Oberhaupt der Kirche, verschmähend jene Macht, in welche unser Herr und Heiland doch das Principal der ganzen Kirche gelegt hat. Mögen daher auch Reich und Kirche mit Plagen und mit Zerstörung erfüllt werden, wenn nur sie den Zweck ihrer Verschwärung erreichen. Rach dem Drange der Zeitumstände können und müssen Eidschwüre gelöst werden. Was die Bischöfe bei ihrer Weihung dem Oberhaupte der Kirche zugeschworen haben, ist dem tumultarischen Eide der Treue gegen den Kaiser weit vorzuziehen; da es auch, wie die Kirchenlehrer Ambrosius, Jsidorus und Beda behaupten, ohne Frevelschuld gar nicht gehalten werden kann. Alle guten Katholiken lehren die Rechtmäßigkeit und Rothwenöigkeit aller ungerecht zugeschwornen und zu höherer Gefahr ausschlagenden Eide. Freilich rufen unsere Gegner unS zu: „Ihr habt einem treuen Fürsten geschworen! Wollt ihr diesem treu bleiben, so oerläugnet Treue und Gehorsam dem apostolischen Kirchenhaupte und bewährt es mit Handschrift und Eiüschwur; haltet euch nicht entfernt von dem vom apostolischen Stuhle Gebannten; und lehret auch Andere nicht weiter, sich ebenso entfernt zu halten!" Wahrlich! eine harte Forderung, ähnlich derjenigen, die da verlangte: „Wenn du ein Freund des Kaisers seyn willst, so opfere den Götzen; thust du dieses nicht, so sollst du gestraft werden!" Halten nun aber wir die Treue dem Könige; so verfallen wir in Meineid gegen den König aller Könige, wie die Schrift lehrt. Wir haben jedoch dem Könige nie etwas zugeschworen, als was unverletzt unseres Standes geschehen konnte. Nie also wird es des Priesterthums Würde und Amt zulassen, einem christlichem Fürsten Rath und Hülfe zu (ritim, um Andere vom christlichen Gesetze zu verdrängen und die sich ihm hierin Wiöcrfttzenöen mit öffentlichen Strafen zu verfolgen, die Priester zu vertreibe», die Heiligthümer GotteS in erblichen Besitz zu nehmen, das Erbgut der Armen und die Opfer der Gläubigen für sich und feine Anhänger zu usurpiren, nach Neros Beispiele die heiligen Apostel Petrus und PauluS körperlich zu martern und gegen Simon Petrus den Simon Magus aufzurusen. Mag gleich auch das Oberhaupt der Kirche in dem Verdammungsurtheile gegen Kaiser und Bischöfe hart gewesen seyn und die Gränzen überschritten haben, so wollte er doch auch, daß die Bischöfe den weltlichen Fürsten belehren sollten, daß er auf solche Weise Rache pflege gegen dessen eigenes Unrecht, auf daß er der ewigen Rache entgehe; daß er aufhöre, die Ordnungen der Kirche gänzlich unter die Füsse zu treten, und das mit Blut, Feuer und Verheerungen durchzusetzen, was nur durch kirchliche Unterhandlungen vollbracht werden sollte. Unsere Gegner selbst, und nur sie allein haben all das Unheil begonnen, indem sie das Oberhaupt der Kirche, Gregor VII., auf der Synode zu Worms so voreilig (1076) für abgesetzt und in den Kirchenbann verfallen erklärt hatten. Diese Handlung und jener Tag war der erste alles nachfolgenden schmerzlichen Unheils, war der Sauerteig, welcher die ganze Kirche in Gährung brachte ')•" Zahlreiche Berufungen und Ansichten in diesem ausgedehnten Schreiben bewähren den Erzbischof Gebhard als einen in den heiligen Schriften des alten und neuen Bundes, in den Büchern der Kirchenväter und in den damaligen, freilich mit den falschen Derre-talen zahlreich vermischten, canonischen Gesetzsammlungen vollkommen eingeweiheten, wohlerfahrnen und mit ausgezeichneter Rednergabe geschmückten Kirchenhirten; welchen Ruhm ihm auch alle Zeitgenossen und selbst seine Gegner zuerkannt haben *). Für Bildung und Wissenschaft hat dieser Erzbischof in dem von ihm gegründeten Stifte Admont eine fruchtbare Pflanzschule vorzüglich im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte geschaffen. Wir haben schon oben gesagt, wie in diesem Stifte ein genauer Unterschied und Grad der Geltung im Hause selbst zwischen den Mitgliedern von höherer Ausbildung und anderen, welche solche *) Juvavia, Anhang, p. 263 —281. — Hansiz. II. 182 — 185. 2) Monach. Hirsaug. ap. Hansiz. II. 185 — 186. nicht befassen, zwischen wissenschaftlichen und nicht schristkundigen Brüdern gemacht worden sey (Fratres literati und illiterati) '). Ebenso gab es auch im Nonnenkloster Nonnen, welche fleißig lasen und schrieben, die heil. Schriften studirten * 2) und es in diesen Beschäftigungen zu einem solchen Grad geistiger Bildung gebracht hatten, daß sie im Stande waren, homiletische Vortröge und Erklärungen über Texte und größere Abschnitte der heil. Schrift zur Erbauung ihrer Mitschwestern beim sonn- und feiertägigen Gottesdienste zu halten. Der admontische Mönch und Abt, Jrimbert, (I. 1152) versichert dieses zu wiederholten Malen; und er begrün, det seine Nachricht damit, weil die meisten admontischen Klosterjungsrauen theils Töchter der edelsten fürstlichen oder anderer hochedler Familien sehen und daher früher schon eine bessere Erziehung genossen hätten, theils weil sie fast immer eingeschlossen für ihre ganze Lebenszeit Muße und Neigung genug zum Studium der heiligen Schrift und der göttlichen Geheimnisse derselben hätten. Viele dieser Klosterfräulein beschäftigten sich mit Abschreiben von Büchern ; und die Aömonter-Bibliothek besitzt heut zu Tage noch mächtige über Tausend Folioseiten umfassende Pergamentbücher, vorzüglich die Commentare des Abtes Jrimbert über die biblischen Bücher Josue, Richter, Ruth und die Könige, welche von den dortigen Stiftsnonnen Jrmingard und Regilinde zierlich geschrieben worden sind 3). Die Nonne Diemundis war ebenfalls eine emsige und kunstfertige Bücherabschreiberin 4). Die wissenschaftlichen Brüder im Stifte Admont beschäftigten sich neben dem Chorgebete und Gesänge vorzüglich mit Studien und Bücherabschreiben. Unter den mehr denn 800 Pergament-Bänden, welche die admontische Stiftsbibliothek aus dem zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderte besitzt, sind mehr als die Hälfte von eigenen Stistsmitgliedern, und oft sehr kunstreich und mühevoll (Stereotypdruckwerken gleich) abgeschrieben worden; mehrere derselben enthalten die Namen ihrer Verfertiger. — Alte Dokumente rühmen die wissenschaftlichen Stistspriester (Literati fratres) i) Saalbuch. III. x. 20 — 21. um das I. 1120. — Urkunde. C. N. 1. vom Jahre 1198. *) Urkunde. AAA. n. 1. Literatae Sanctimoniales in Admunt. (um das Jahr 1230.) 3) Bern. Pez. Bibi. Ascet. VIII. p. 455 — 464. 4) Necrolog. Admont. Cal. Aug. Diemundis conversa nostrae congregatio-nis. Scriptrix! Nabanus, Reimbertus, Dictmarus, Engilschalk, Wernher, Verthold, Lambert, Gotschalk u. v. A. als gelehrte, fleißige und gewandte Bücherabschreiber '). Don admontischen Stiftspriestern, welche sich im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte als Schriftsteller besonders ausgezeichnet hatten, kennen wir folgende. Die Brüder Abt Jrimbert und Abt Gottfried I.; Abt Jsenrik 2), dann die Verfasser der admontischen Chronik und der Biographie des salzburgischen Erzbischofs Gebhard. — Wo Jrimbert geboren und zuerst gebildet ward, ist unbekannt. Der gewöhnlichen Meinung nach soll er aus dein Stamme der Edelherren von Venningen entsprossen seyn. Ilm das Jahr 1125 hatte er im Stifte Admont die Gelübde abgelegt. Er zeichnete sich durch Geist unö Frömmigkeit aus, und durch ihn wohl ist das Stiftscapitel aufmerksam gemacht und bewogen worden, seinen ältesten Bruder Gottfried, Abt zu St. Georgen im Schwarzwalde, im Jahre 1138 als Abt nach Admont zu postuli-ren; durch welchen Mann auch dies Stift zur Pflanzschule ausgezeichneter Männer erhoben worden ist. Hier lebte nun Jrimbert als einfacher Priester den Geschäften des Hauses unö den Wissenschaften, in gleichen Bestrebungen mit dein Prior Rabanus, dem Bibliothekar Werner, den kunstgeübten Schreibern Berthold, Lambert, Gotschalk und Rembert, und mit noch dreizehn ausgezeichneten Stistspriestern, welche alle theils noch unter Abt Gottfried , (vir magnac gloriae et pater multorum monasteriorum) theils später als Aebte in andere Stifte berufen worden sind. Jrimbert war vorzüglich unö durch mehrere Jahre mit dem Predigtamte oder mit dem geistlichen Unterrichte der Nonnen in Admont, unö in dem unter die Aussicht unö Leitung der Aebte von Admont gestellten Kloster zu St. Georgen am Längfee in Kärnten betraut. In dieser Epoche machten ihn seine Erklärungen der heil. Schrift und seine homiletischen Religions-Vorträge so berühmt, daß sich die Stifte Kremsmünstcr und St. Michael bei Bamberg um seinen Besitz als Abt eifrigst stritten. Nach langem Unterhandeln nahm endlich Jrimbert die Abtwürde zu Michaelsberg an und trug dieselbe zur Erhöhung desselben Stiftes vom Jahre 1162 bis 1172, x) Saalbuch. III. p. 20 — 21. — Das Lodtcnbuch von Admont bezeichnet ein gelehrtes Mitglied des Stifts insbesondere noch: Henricus, Presbyter et Monaclius nostrae congregationis, Legista. III Itlus Maji. ") Jsenrik wird in der erweiterten Admonter-Chronik ausdrücklich als literatus bezeichnet; es hat sich aber keines seiner Geisteswerke erhalten. worauf er wieder als Abt nach Admont zurückgerufen worden und daselbst am 26. December 1177 gestorben ist. — Nach dem Stand-puncte seiner Zeit war Jrimbert ein wissenschaftlich hochgebildeter, ungemein gelehrter Mann, in umfassender Mächtigkeit und leichter Gewandheit der lateinischen Sprache in Rede und Schrift, bewandert und verständig in den Grunütcxten der hebräischen und griechischen Bibel. Die heil. Schriften des alten und neuen Bundes machte er zum Hauptgegenstanüe seines lebenlangen Lesens, Bctrachtens und Forschcns; hiemit verband er zugleich ein so emsiges Studium der heiligen Väter, daß er mit Beiden vollkommen vertraut war. Als Früchte seiner wissenschaftlichen Bestrebungen hinterließ Jrimbert folgende Schriften. Eine Erklärung des hohen Liedes für die Nonnen in Admont und St. Georgen, unbekannt wann geschrieben. — Eine Auslegung mehrerer Kapitel desJsaias: Von den zehn Lasten oder Bürden (De decem onevibus) • (welche jedoch der gelehrte Bernard Pez eher geneigt war, für ein Werk des Abts Gottfried von Admont zu halten) '). — Einen Com-mentar über das Buch Josue auf 223 Folio seiten 1 2). — Eine umfassende Erklärung der vier Bücher der Könige auf 684 Folio seiten, im Kloster St. Georgen am Längste begonnen und in Admont im Jahre 1152, durch den allgemeinen Stiftsbranö zwar unterbrochen, aber doch noch vollendet3). — Einen eben so weitläufigen Commentar über die Bücher der Richter und Ruth, verfaßt um das Jahr 1155 4). — Endlich eine große Zahl von Homilien über verschiedene Stellen der heiligen Schrift zur religiösen Erbauung für alle Sonntage und kirchlichen Festtage. Alle diese Schriften sind in lateinischer Sprache in der faßlichsten Klarheit eines leicht dahin fließenden Styles geschrieben. Jrimbert kennt sämmtliche Erklärungen der heiligen Väter über biblische Bücher, so wie alle an der» Arbeiten der älteren Schriftausleger, neben denen er sich bestrebt, den biblischen Texten neue Sinneserklärungen abzugewinnen Bei diesem überreichen Schatze von biblischer Gelehrsamkeit und bei einem so vorherrschenden Geiste war aber Jrimbert der Mann reiner und 1) Beide Werke bekannt gemacht von Bern. Pez. in Thes. Anecdot. T. II. P. I. 369 — 424. und 428 — 500. — Hier. Pez. script. Austr. II. p. 148. 2) Ist im Jahre 1721 zum Drucke vorbereitet worden. 3) Ist gleicherweise im Jahre 1721 für den Druck bereitet, aber nicht wirklich herausgegeben worden. Admonter-Handschristen Nr. 16. p. 525 — 526. Nr. 17. p. 167. '*) Herausgegebcn von Bern. Paz, Thes, Anecd. IV. P. I. 128 — 473. aufrichtiger Demuth. Nicht um dainit vor Ser lesenden Welt zu Prunken, sondern nur, um seine Mitbrüder und die geweihten Jungfrauen in den Nonncnkliiftern zu Admont und St. Georgen für geistiges Leben anzuregen und zu erbauen, (magis in cohabitan-tium fratrum vel sorovum adjutorium) hatte er seine ungemein mühsamen Schriften verfaßt und kundgcgeben. All sein Wissen und dessen Frucht ruht in der Hülfe und Gnade Gottes '). Das Lesen und Durchstudiren der heiligen Schrift emPfiehlt er oft und nachdrücklich; weil darin die Speise der gläubigen Seelen niedergelegt und ausbcwahrt ist, um daraus Verstand und Weisheit zu schöpfen, was sie ihrem Schöpfer und Erlöser schuldig ist 8). Gar wohl kennt Jrimbert die Grundsätze der Auslegungskunde; und er unterscheidet vorzüglich den historischen, allegorischen und moralischen Sinn der Schrift. Jedoch nach dem Beispiele so vieler älteren Väter und nach dem Geiste seiner Zeit sieht er in der Bibel das Geheimniß aller Zeiten, die da gewesen, die da sind, die da seyn werden. Die Schrift ist ihm ein Meer von Bildern und Vorbildern. Der heilige Geist, ineint er, der da Alles geschaffen hat, uinfaßt manchmal in einein einzigen Buchstaben Alles, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; und werden die Worte der heiligen Schrift scharfsinniger erforscht, so finden sich darin alle Geheimnisse Christi (Sacramenta Christi ) umfaßt und vorbedeutkt (signata): Die Menschwerdung, der Lebenswandel (singularis ejus et specialis in hac vita conversatio), das Leiden und Sterben, die Auferstehung, Himmelfahrt, die Sendung des heiligen Geistes (promissa et peracta Spiritus 8. descensio), die zweite Ankunft Christi, die Belohnung der Auscrwählten und die Verdammung der Verworfenen (Damnatio reproborum). Die Bücher der Könige nennt Jrimbert die Vollkommenheit und Blüthe königlicher und Überirdischer Geheimnisse (eminentia regalium et coclestium my-steriorum); das Büchlein Ruth umfaßt eine Unermeßlichkeit von Geheimnissen, alle Sacramente Christi und der Kirche (Mysterio-rum immensitate extenditur), und die Geschichte Gideons begreift unzählige Schätze von Geheimnissen (innumeris referta pollet my-steriorum thesauris). Daher ist die Ergrünöung des geheimen Sinnes (sensus arcanus) der heiligen Schriften sein einziges Ziel, keineswegs aber die Gedanken und Gefühle der uralten Verfasser *) Prolog, ad Lilir. Reg. p. 167 — 168. 327. 2) Ibidem, p. 447. 462. derselben zu erforschen. Dies nennt er die heilige Schrift geistig auflassen und verstehen (spiritualis intelligentia). Dieser Sinn gibt der Seele wahren Hochgenuß, wogegen der fleischliche Verstand derselben den wahren, höheren Sinn ertödtet (sacrae scripturae intellects carnalitatis pinguetline retunditur). Aus diesem Grunde NUN ist bei Jrimbert Alles allegorisch-mystische Auffassung und Darstellung auf das alt- und neutestamentliche Gesainmtwesen, auf Judenthum und Christenthum bis in die geringsten Eigenheiten gedeutet. In bewunderungswürdigem Scharfsinne schwebt seine üppige Phantasie von einer Allegorie zur Andern, so daß ein und dasselbe hebräische Wort nach allen zukommenden Begriffen unerschöpften Stoff zu stets neuen Allegorien und Wendungen gibt. Jrim-berts Bibel-Cvmmentare sind ein Meer von Allegorien und Vorbildern der Bibel, und er muß sie größtentheils, belebt vom Geiste der Mystik in hochdichterischer Gemüthsstimmung, so zu sagen im-provisirt haben. Ueberhaupt schrieb Jrimbert den größeren Thcil nicht selbst auf das Pergament; sondern er öictirte ihn einem Klosterbruder, deren einer ihm immer zu diesem Geschäfte auf Anordnung des Abtes zu Gebote und zur Seite stand. Einige biblische Erörterungen, vor den Nonnen in Admont und St. Georgen gehalten, haben ihm einige derselben, wir vermuthen die latcinver-ständigen und gebildeteren Jungfrauen Negilinde und Irmengarde, unmittelbar aus seinem Munde nachgeschrieben; so wie auch die vollständigen Handschriften der genannten Bibelcommentare Jrim-berts, welche in der Admonterbibliothek bewahrt werden, von eben diesen geweihten Jungfrauen verfertigt worden sind. Die ungemeine Schnelligkeit, mit welcher Jrimbert Commentare von so mächtigem Umfange oft in wenigen Monaten vollendete, läßt mit Recht vermuthen, daß er Jahre lang früher beim Lesen und Wieüerlesen desselben biblischen Buches seine allegorischen Vermuthungen kurz ausgezeichnet, und erst nachher in Stunden mystischer Begeisterung dem Klosterbruder bestimmter und umständlicher in die Feder dik-tirt habe *)• Wir bedauern endlich den Verlust von Jrimberts zahlreichen homiletischen Vorträgen, welche noch, in einen mächtigen Band gesammelt, der gelehrte Mölker-Beneöictiner, Bernhard Pez, zur Herausgabe vor sich gehabt hat, und wegen des Schmucks der darin enthaltenen Gelehrsamkeit hoch anrühmt. !) Prolog, in Libros Regum. p. 535 — 526. ad Judiccs. Pez. ibid. p. 132. An theologischer Gelehrsamkeit lind Bildung stand Abt Gottfried I. seinem Bruder, Abt Jrimbert, gleich; waltete bei diesem die üppigreiche Phantasie vor, so bewährte Gottfried vorherrschenden Verstand. Gottfried war anfänglich Beneöi'ctiner zu St. Georgen im Schwarzwalde, dann wegen allbekannter Tugend und Gelehrsamkeit im Jahre H30 Abt zu Weingarten; von wo er sich aber im Jahre 1138 wieder zurückbegeben und das Amt eines Stiftspriors in St. Georgen bis zur Berufung als Abt nach Admont im Jahre 1139 getragen hat. Er brachte Admont zur schönsten Blüthe und zu allgemeiner Anerkennung in Oesterreich, Steier, Kärnten, Salzburg, Baicrn und Deutschland. Unter ihm waren ausgezeichnete Priester und Nonnen, so daß dreizehn derselben als Siebte in andere Stifte berufen worden sind. Gottfrieds Ansehen und Einfluß tun Hochstiste zu Salzburg war von entscheidendem Gewichte. Aus seine Empfehlung ward der edle Abt zu Biburg, Eberhard I., zur erzbischöflichen Würde gerufen. Gottfried stand in großer Hochachtung bei Fürsten und Edlen seiner Zeit, bei den Gelehrten in allen Ländern umher; mit den meisten derselben stand er in brieflicher und persönlicher Verbindung, insbesondere mit dem berühmtesten Theologen und Schriftsteller Bajoariens, nämlich mit dem Propste Gcrhoch von Rcichcrsbcrg. Abt Gottfried starb zu Slümont im Juni, des Jahres 1165. Er hinterließ Homilicn auf alle Sonn- und Fest-Tage in der damals gewöhnlichen kirchlichen Feierordnung, und Erklärungen mehrerer einzelner Stücke aus verschiedenen Büchern der heiligen Schrift. Zum Zwecke der Erbauung seiner Stiftsgcistlichen geschrieben und gehalten, befolgt er durchaus mystische Auslegung voll Slllegorien, Tropologie und Analogie, und Sllles der Sittenbesserung anpassend, beugt er oft gewaltsam den Sinn biblischer Sätze. In Uebersetzung hebräischer Eigennamen, um den mystischen Sinn der Schrift daraus zu entziffern, hält er es eben so, wie sein Bruder Jrimbert, jedoch fester an einer und derselben Bedeutung. Er befolgt genau die Form der kirchlichen Homilie; der Verstand herrscht vor und rhetorische Pathctik mangelt diesen Erklärungen gänzlich. Seine Moral ist stets von religiösem Geiste begleitet und hält zwischen starrer Strenge und Gleichgültigkeit einen vernünftigen Mittelweg. Die Beichte, Buße, Genuß des Altarssarramentes und Besserung sind dabei stets wiederkehrcnde Gegenstände der eifrigsten Anempfehlung. Trefflich sind seine Lehren, wie die Prediger beschaffen seyn und wie sie ihre Vorträge einrichten sollen. Die Vorstellungen vom Teufel (Iesch. 6. Steiermark. — IV. Br 7 und dessen Verhältniß zuin Menschen sind ungemein stark ausgesprochen; wohlwollend, ermunternd und hoch seine Ansichten von Natur und Wirksamkeit der Engel Gottes. In der Lehre von der Gnade und Vorherbestimmuug folgt er ganz dem heiligen Augustinus. Die unbesteckte Empfängniß Mariä gibt er nicht zu und er unterwirft sie, eben so wie alle Menschen, der Erbsünde. Uebri-gens hegt er von ihr hohe Ansichten und tiefe Verehrung. Die Werke der Aebte Gottfried und Jrimbert enthalten folgende theologische Hauptideen. Die Epochen der Menschheit sind drei: vor dem Gesetze, unter dem Gesetze, unter der Gnade. Der Mensch besteht aus Körper, Seele und Geist. Die heiligen Schriften des alten und neuen Bundes und deren unerschöpfliche Geheimnisse sind Quelle alles geistigen Lebens und höheren Sinnes. Die Erbsünde hat Christi Vcrsöhnungsopser von der Menschheit gehoben; und dieses Opfer begreift die Fleischwerdung, Geburt, das Leben, Leiden, den Tod, die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu in sich. Dazu sind nun auch die Nachfolger der Patriarchen und Propheten, die Apostel und die Lehrer der Kirche; dazu ist statt der alten Beschneiöung die Taufe, vor deren Empfange jeder Mensch ein Sohn der Ungerechtigkeit und Abtrünnigkeit ist; dazu ist die Einsetzung der Kirche und der hoffende Zustand derselben in der Gegenwart und im Kampfe; und in ihrer katholischen Einheit (catholicae ecclesiae unitas) gibt es nur Einen apostolischen Glauben, außer welchem Alles andere Ketzerei und Trennung (Spaltung) ist. Vor Christus war daher auch der Zustand der Patriarchen und Väter ein ungewisser und trauriger. Das Geheimniß seines Fleisches und Blutes hat Christus seinen Aposteln hinterlasscn: Dieses ist die Sättigungsspeise der Gläubigen. Ein getreues, umständliches und aufrichtiges Sündenbekenntniß mit öemüthiger Buße sichert dem Menschen, nach Inhalt der heiligen Schriften, vollkommene Sündenvergebung zu. Das Geheimniß der Beichte steht unter dem Schutze tiefer Verschwiegenheit. Glaube, Hoffnung und Liebe sind der Grund aller christlichen Werkthätigkeit. Liebe zu Gott und den Nächsten ist das erste Gebot. In Einheit des Glaubens und der Liebe schließen sich alle Gläubigen und Auserwählten zur ewigen Gemeinschaft zusammen. In Haltung der zehn Gebote und des Evangeliums ruht die Kirche und jede gläubige Seele. Das Menschenleben ist ein thätiges und ein beschauliches, (geistiges, contemplativa, spiritualis). Wer Beides verbindet, schafft sich reinen Seelenfrieden, überwindet alle Versuchungen und Fehler, und erhöht sich zur wahren Vollkommenheit. Die guten Geister, die Engel, streben, den Menschen zuin Leben zu erhöhen; die bösen Geister aber (der Teufel) denselben unbarmherzig zum Tode (Verderben) zu reifscn. Der alte Drache aber ist am Kreuze Christi erstickt worden. Gegen Versuchungen hat der Mensch geistige Waffen: Enthaltsamkeit, Wachen, Gebet, Betrachtung, mit welchen er, gestützt und beschirmt von Gottes Arm, siegt. Das Leben der Geistlichen und Religiösen soll in Vollkommenheit das aller anderen Menschen weit übertreffen; es soll eine ununterbrochene Sonntagsfeier seyn. Mit dem furchtbaren jüngsten Gerichte, mit der Belohnung der Auserwählten und mit Verdammung der Verworfenen trifft das Weltende durch Verzehrung in Feuersiammen (incendium mun-di pereuntis) zusammen. Die Kirche begann schon vor Christus; sie ist theils auf Erden, thcils im Himmel. Auf Erden ist bei der heiligen Mutter, in der Kirche, der Papst Stellvertreter Jesu Christi, welcher von den Gliedern Christi, den gläubigen Söhnen der Mutter, hochgeachtet, geehrt und erhoben wird, aber auch die Wahrheit Christi mit Worten lehren, mit Werken bekräftigen und, wie Christus selbst, Demuth in Worten und Werken bewähren soll. Die römischen Päpste haben ihre Gewalt theils von Christus, theils von Kaiser Konstantin dem Großen erhalten. Im Himmel beginnt die ewige Gemeinschaft, die ewige Kirche Gottes. — Eigen-thümlich ist dem Abte Jrimbert folgende Topologie, womit er seine Erklärung des Buches Ruth schließt: Benedictio Incarnato, Claritas Nato, Sapientia Baptizato, Gratia rum actio Passo, Honor Resurgent!, Vi rt us Ascendent!, Fortitude Christo, omnia justa judicanti in saecula saeculorum. Amen. — Die Homilicn des Abtes Gottfried hat gleichfalls der gelehrte Be-nedictiner zu Mölk, Bernard Pez, zuerst im Drucke bekannt gegeben '). Die Lebensbeschreibung des Erzbischofes Gebhard von Salzburg, und die erweiterte Chronik von Admont. An diesem Werke haben zwei Verfasser gearbeitet. Daß es Beide einheimische Mitglieder des Stifts Admont gewesen sind, rrhellt aus zahlreichen Ausdrücken und selbst aus ihrer Kenntniß der Stiftsurkunden. Der Verfasser der obengenannten admontischen Chronik scheint mit dem Verfasser der Biographie des Erzbischofs ____________________ 7 * J) Von. Godefvidi, Abb. Admontensis, praestantissimae Homiliae in Dominicas et Festa — edidit Bern. I’ez. Augustac Vindel. 1725. Gebhard eine und dieselbe Person gewesen zu seyn; gewiß aber hat der Eine des Andern Werk vor Augen gehabt, weil sie in so vielen Stellen wörtlich übercinstiinmcn. Um das Jahr 1259 scheint der erste Verfasser, des Erzbischofs Lebcnsbcschreiber, geendet zu haben. Die Fortsetzung seiner Arbeit durch einen Anderen bewährt sich auch in den dort beginnenden Schriftzligcn einer anderen Hand. Man kann das ganze Werk nicht so sehr eine Biographie des Erzbischofs Gebhard nennen, als vielmehr eine kurze Lebensbeschreibung aller Nachfolger desselben bis auf den Tod des Erzbischofs Eberhard II., und eine Geschichte des Stifts Admont, dessen Aebte von Arnold bis aus Heinrich II. nach der Ordnung mit Schilderung ihres Charakters und ihrer Verdienste um das Stift selbst, so wie auch mehrere in Wissenschaft ausgezeichnete Mitglieder desselben aufgesührt werden. Das Werk bricht in Mitte der Auszählung der vom Abte Heinrich II. dem Stifte zugebrachtcn Besitzungen und Rechte ab. Aus einer Hindeutung auf das Jahr 1290 erhellt, daß der zweite Verfasser zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts geschrieben habe. Der erste Verfasser zeigt Gewandtheit tn der heiligen Schrift, mit deren Aussprüchen er das Lob des Salzburgermetropoliten und der admontischcn Aebte durchwebt. Jrn ersteren Lobpreise beherrscht ihn ganz der strenghierarchische Geist, und in den Handlungen der Erzbischöfe von Salzburg, Gebhard, Thierno, Konrad I., Eberhard L, Konrad n. und Adalbert II. erscheint ihm als das Größte und Bewunderungswürdigste, daß sie, als Vertheidiger Christi und der Kirche, als unerschütterliche Säulen der Kirche, als getreuanhängliche Vertheidiger der römischen Kirche und der katholischen Wahrheit, mit unerschütterter Standhaftigkeit die Freiheit der Kirche gegen die weltliche Macht beschirmt haben. Doch bleibt ihm zweifelhaft : ob K. Heinrich IV. von Papst Gregor VII. mit Recht oder Unrecht gebannt worden scy? Weil jedoch das Oberhaupt der Kirche diesen furchtbaren Ausspruch ge-than habe: müsse man sich demselben gläubig unterwerfen. Die in der Kirche zu Admont hinterlegten Stistsurkunöen (in sacrario ecclesiae debita vcneratione conservantur reposita) sind die £lut(= len der meisten in diesem Werke enthaltenen Angaben gewesen; und wo er irrigerweise der bloßen Sage nachgcschrieben hat, nämlich: daß der größte Thcil von Ungarn der Salzburgermetropole zur Zeit des Erzbischofs Gebhard entrissen worden sey, wird diese unzuverlässige Quelle auch bezeichnet (dicitur). — Die hier besprochene Lebensbeschreibung des Erzbischofs Gebhard ist durch den Druck bekannt gemacht morden von Heinrich Canifius und von Johann, Abt zu Lambach im Lande Oesterreich ob der Enns *)• Der Verfasser der aömontischen Chronik. Die sogenannte admontische Chronik ist von einem unbekannten Mitgliede des Stifts Admont versaßt worden. Die Angaben bei den Jahren 1088, 1101, 1102 und 1235 deuten unwiöersprechlich auf einen einheimischen Verfasser. Der größere Theil vom Anfänge bis zum Jahre 1205 ist von Einem und Demselben, wie die ununterbrochen gleichen Schriftzüge beweisen. Hieraus folgt die Fortsetzung bis zum Jahre 1250 in verschiedenen Schristcharactcren, worunter sich auch Zusätze auS viel späterer Zeit befinden. Die einzige autographische Handschrift befindet sich in der Stiftsbibliothek zu Admont; und man muß bedauern, daß derselben mehrere Blätter entweder aus Böswilligkeit oder aus sorglosem Unverstände entnommen worden sind. Als Quellen über die früheren Jahrhunderte gebrauchte der erste Verfasser die vom H. Hieronymus fortgesetzte Chronik des Eusebius, die von Rufinus fortgeführte Kirchengeschichte des Eusebius, den Theophilus Paskalis und die Chroniken des Jor-nanöeö, des ehrwürdigen Beda und des Abts Regino. Der präziseste Chronikenton wird bis zum Jahre 1037 behauptet; von dort an behandelt er die Begebenheiten, insbesondere jene, welche das Stift und die Aebte zu Admont, die Geschichte der Erzbischöfe zu Salzburg, den Kamps zwischen der Kirche und weltlichen Gewalt, und Begebnisse des deutschen Reichs betreffen, etwas weitläufiger, ohne sich jedoch vom Geiste einer Chronik zu entfernen. Der Verfasser kennt und achtet von den classischen Alten und von den heiligen Vätern, den Asinius Pollio, Virgil, Horaz, Ooiü, Mes-sala Corvinus, Livius, Orosius, Fenestella, Statius, Lukanus, Persius, Joseph Flavius, Quinktilian, Seneka; Hermes, Origencs, Irenaus, Symmachus, Thcodotion, Hilarius, Augustinus, Hieronymus, Gregor den Großen, Cassiodor, Priscianus, Rabanus Maurus. Er gibt hie und da auffallende Nachrichten, wie: daß Pontius Pilatus sich im Jahre 41 selbst entleibt, daß der H. Matthäus sein Evangelium im Jahre 42 hebräisch geschrieben habe; daß der H. Ruöbert im Jahre 623 als Apostel der Noriker gestorben fei). Endlich trägt diese Chronik den Geist ihrer Zeiten vorzüglich darin, daß sie sich dem Wunderglauben, wie z. B. dem !) Hern-, Canisii Lection. Antiqu. T. IV. p. 1227 — 1352. — Joann. Abb. Lambac. Augustae Vindcl. Itil9. Plötzlichen Verschwinden einer steinernen Brücke saimnt Kirche in Erfurt, den unzähligen Wunöerlhaten (innumera miracula) bei den Gräbern der frommen Äirchenhirten zu Salzburg, Virgil, Vital, Hartwig, Eberhard I. und des Abts Berthold zu Steiergarstcn hingibt, und vorzüglich die Sonnen - und Mondesoerfinstcrungen, wie auch andere außerordentliche Erscheinungen in der Natur, unter Menschen und Thieren aufzeichnet. — Der gelehrte und uner-müöete Erforscher einheimischer Gefchichts-Documente, Hierony-muS Pcz, Benedictiner zu Molk, hat diese Chronik aus der ad-inontischcn Urschrift zuerst in Druck gegeben im Jahre 1725 '). Ottokar von Steiermark, gewöhnlich von Horneck zugenannt, war im Lande Steiermark ungefähr um das Jahr 1253 geboren. Er selbst nennt die Steiermark sein Vaterland, und er bewährt seine vaterländischen Gefühle durch die regste Theilnahme an den Geschicken und an allen Begebnissen desselben. Lazius warder Erste, der ihm den Zunamen «von Horneck" gab, ohne genügende Beweise wirklicher Abstammung aus dem Geschlechte der Edelherren von Horneck beizubringen. Bleibt nun dies gleich ungewiß, so bewährt der Geist, welcher Ottokars Reimchronik durchweht und belebt, unzweifelhaft seine Abstammung aus ritterlichem Gcblüte des Steirerlanöes. Ungewiß wo, genoß er in seiner Jugend besseren Unterricht unter Leitung des Meistersängers Konrad von Rotenberg, welcher längere Zeit an Manfreds Hofe in Italien in vorzüglicher Achtung gelebt hatte. Frühzeitig war Horneck in Gunst und Freundschaft des Edelherrn Otto von Liechtenstein-Murau gekommen und dessen Edelknecht geworden, nachdem dieser im Jahre 1260 auf der Hochzeitsfeier des ungarischen Kö-nigssohncs mit der brandenburgischen Markgräfin, von K. Ottokar den Ritterschlag erhalten hatte. Im Hause und in der Umgebung des reichen und angesehenen Herrn von Liechtenstein kam Ottokar von Horneck in vielfache und engere Berührung mit dem öffentlichen Leben. Daher erscheint bei ihm so warme Theilnahme an den Geschicken seines Vaterlandes in dem Tone seiner Reimchro-nik, in welcher er vorzüglich die Epoche des Königs Ottokar von Böhmen, als gewaltigen Herrschers voll Glanz, seine Unthatcn, Uebermuth und Tyrannei abschreckend, und seinen Fall als noth-wendige Strafe derselben schildert. Als er mit Otto von Liechtenstein in das Feldlager K. Rudolphs von Habsburg kam, war er !) Hieran. Pez, Scriptorcs Herum Austriac. T. II. p. 151 — 199. ungefähr 24 Jahre alt. Da nahm er Theil an der denkwürdigen Schlacht am Weiöenbache, 26. August 1278, und blieb dann längere Zeit im kaiserlichen Gefolge. Zwischen den Jahren 1279 und 1284 war fein Gönner Otto von Liechtenstein steirischer Landes-Hauptmann. An seiner Seite lernte Horneck die Verhältnisse des Steirerlandes unter dem neuen Herrn Herzog Albrecht I. genauer kennen, sowie den hochstrcbenden Ehrgeitz des staatsklugen Abts Heinrich II. von Admont. Im Jahre 1288 war er in Salzburg Zuschauer der feierlichen Erhebung und Uebertragung der Gebeine des heiligen Virgilius unter Zusammenfluß unzähliger Gläubigen. Im Jahre 1291 wohnte er der Krönung des ungarischen Königs in Weissenburg bei. Im Jahre 1306 befand er sich zu Prag bei der feierlichen Verlobung des Herzogs Rudolph IV. mit der Witwe des ermordeten Königs Wenzel und bei der Belehnung des Herzogs mit Böhmen. Ungefähr im Jahre 1318 scheint Horneck gestorben zu ftyn. Die Idee, eine Schilderung der Weltreiche bis zum Tode Herzogs Friedrich des Streitbaren in deutschen Reimen zu schreiben, mag Ottokar schon frühzeitig gefaßt und zu diesem Zwecke alle ihm zugänglichen lateinischen Chroniken fleißig gelesen und durchstuöirt haben. Die Ausarbeitung selbst hat er wahrscheinlich in den Jahren 1290 bis 1295 vollendet. Der allgemeine Beifall bewog ihn dann, sein Werk noch weiter herab zu verfolgen; so daß es in drei sichtbaren Abtheilungen dir Gestalt erhalten hat, in welcher wir rs noch heute besitzen. Für die Glaubwürdigkeit und Wahrheit des aus den letzteren Jahren von ihm Erzählten sprechen die besten Gründe, daß Horncck größtentheils den Begebnissen gleichzeitig und oft Augenzeuge derselben war; daß er in der Lage gewesen, über alles Anderweitige die Berichte der Gleichzeitigen, der Augenzeugen und der Theilnehmer einzuholen; daß er dieses auch gethan habe, darauf deutet er in seiner Arbeit selbst öfters hin; endlich daß er unverhohlen auch angibt, wo er nicht solchen Gewährsmännern, sondern allein nur der Sage nacherzählt. Der Inhalt des noch vorhandenen Theils der Reimchronik umfaßt die Zeiten des Verfassers selbst. Das südöstliche Deutschland ist der Hauptschauplatz, von wo er den Blick öfters durch die Verbindung mit den übrigen Gebieten des Kaisers auf das ganze Deutschland, insbesondere auf die rheinischen Lande, und hinunter seitwärts zu den reichen flandrischen Städten wendet. Auf der andern Seite im Osten ist seine Heimat in Verhältnissen mit Ungarn unö den slovenischcn Staaten, im Süden mit Lcnedig und Rom. Der Beginn des Werkes macht es nsthwcnüig, daß in Neapel und Sicilien wie auf dem mittelländischen Meere verweilt wird. Den Norden von Deutschland unö überhaupt von Europa berührt er gar nicht; im Westen nur Frankreich, Spanien selten. Das Ende christlicher Herrschaft an der syrischen Küste war zu bedeutend, um von dem Geschichtschreiber damaliger Zeiten übergangen zu werden; übrigens liegt Asien in ziemliches Dunkel gehüllt. In einer kurzen Vorrede spricht Horneck von der Veranlassung seiner Arbeit. Dann schildert er die traurige kaiserlose Zeit, wo die Herren des Reichs, so Pfaffen als Haien, ihre Hände nach Gütern und nach Vernichtung von Freiheiten ausstreckten, die päbstliche Gewalt verderblich eingcwirkt und mit erbitterter Rache das Geschlecht der Weiblinger bis zum letzten Sprossen Konraüin verfolgt, aber dadurch auch gegen sich selbst die Nemesis erregt hatte. Hierauf erzählt er, wie Ungarn, Böheim, Baiern und die Verwandten des letzten Babenbergers sich um Oesterreich und Steier gestritten hatten. Dann folgen Kap. 44 — 100 die Begebnisse bis auf K. Rudolph von Habsburg, Kap. 101 — 165 auf K. Ottokars Tod/ Kap. 166—202 aufK. Rudolphs Tod unö die Belehnung H. Albrechts I. und des habsburgischen Hauses mit Oesterreich, Steier, Krain und der slovenischcn Mark, Kap. 203 — 243 die Vorfälle in Böheim und in den Nachbarländern, Kap. 244 — 316 die Begebnisse in Ungarn und H. Albrechts ersten Kriege, Kap. 317—380 die Vorfälle bis zum Tode K. Rudolphs I., Kap. 381 — 547 das Jahr 1291 und die Erwählung K. Adolphs von Nassau, Kap. 548—632 die Begebnisse der fünf darauf folgenden Jahre, Kap. 633 — 687 die Absichten des H. Albrecht auf den deutschen Kaiscrthron und deren glücklicher Erfolg, Kap. 688 — 733 die Thaten des K. Albrecht I. bis zur Unternehmung gegen Böhmen, Kap. 734—804 die Vorfälle bis auf des K. Albrecht Tod, Kap. 805 — 830 die Geschichten bis zur Bestätigung Friedrichs des Schönen als Herzog in Oesterreich und Steier. Ob Ottokar von Horneck die im 437. Kapitel versprochene Geschichte der Päbste wirklich geschrieben und hintcrlassen habe, ist unbekannt. — Ottokar von Horneck bewährt eine für seine Zeit höhere, mit vielen Kenntnissen ausge-stattcte Bildung und reiche Belesenheit, besonders in den Werken der sogenannten Minnesänger, Wolfram von Efchcnbach, Tristram, Heinrich Frauenlob, Hermann von der Aue, im Nibelungenliede, in der heiligen Schrift, in Hciligenlegenden, Chroniken u. v. a. ')- Seine Schilderungen sind von lebendiger Naturwahrheit, voll Bewegung und Mannigfaltigkeit. Im Epischen seines Werkes erinnert er überall an die göttliche Gerechtigkeit, welche denjenigen ereilt, der sich der Welt zu eigen gibt, das heißt, dem nnsitt-lichcn und ungöttlichen Treiben der Menschen, den unreinen Gefühlen der Selbstsucht und Anmassung, dem frechen Verletzen der Menschen- und Völkerrechte, dem Prunken mit Willkür und der wahnsinnigen Vorstellung, als habe Gott selbst einzelnen Menschen zur Unterdrückung ihrer Mitbrüder Gewalt verliehen. Beweise hievon sieht er in der Strafe der Mörder des Prinzen Konradin und in dem schrecklichen Falle des K. Ottokar von Böheim *), in dem blutigen Ende K. Albrechts l., des Abts Heinrich II. von Admont, und in den tragischen Geschicken der Könige von Ungarn und Böheim. Im Ganzen ist Horneck in seiner Schreibart sein, launig, ironisch, naiv, witzig, artig, ernst und bieder, sprüchwörtlich und reich an Reflexionen. Im vollen Besitze des ganzen Reichthums der deutschen Sprache setzt er seine Verse mit Leichtigkeit hin, und in größtentheils kurzen Sätzen nähert er sich oft der schönsten Verflechtung prosaischer Wortstellung und einem sehr vielseitigen Ausdrucke. In der Characteristik ist Ottokar sehr treffend, scharf und lebendig, und alles bewährt die regsten Gefühle für Frauentngcnd, Biederkeit, echte Ritterlichkeit, Frömmigkeit und edle Geistesbildung. Dies ist unser Urtheil nach den Eindrücken, welche eine erste und zweite Durchlesung seiner Chronik auf uns gemacht hat. Wir setzen hieher auch die Ansichten eines der neuesten deutschen Beur-theiler, des gelehrten G. G. Gcrvinus, welcher sagt: „Der Geschmack an historischen Gedichten breitete sich seit dem vierzehnten „Jahrhunderte über ganz Deutschland am schnellsten aus; und wir „finden sie gerade an den, den Niederlanden entgegengesetzten äußer-„sten Gränzen Deutschlands tut Nord- und Südosten. Am Bekann-„testen ist die österreichische Chronik des Ottokar von Steiermark. „Ehe er sic verfaßte, hatte er schon eine Weltchronik geschrieben „bis auf K. Friedrich II.; wäre sie uns bekannt, so würden wir „zuverlässig in ihr schon einen Gegensatz zu Ennenkels Stoff und „Manier finden, wenn auch nicht so schroff wie in jenem späteren „und bekannteren Werke (Ans. des vierzehnten Jahrhunderts). Hier 0 Kap. 68, 85, 96, 161, 174, 177, 201, 311, 330, 376, 411, 434, 754, 803. ") Kap. 164. «geht alles auf die Zwecke der Geschichte hinaus, und Schade, daß «Ottokar keine Prosa oorfand. Bei seinem Talente und seiner «Richtung, seiner Erfahrung und seiner scharfen politischen Farbe «hätte es nicht fehlen können, daß wir ein Gcschichtswerk von ihm «erhalten hätten, welches wir den Vulgargeschichtcn der Italiener «und Franzosen doch einigermasscn hätten vergleichen dürfen und «wenigstens mit mehr Recht, als das, was das vierzehnte Jahr-«hundcrt dieser Art bei uns hervorbrachte. Leider aber war es ein «Unglück, das unsere deutsche Poesie durch ihre ganze Dauer ver-«folgte, daß nur selten tin rechten Maße die Sprache der Prosa «und die der Poesie ausgebildet und von einander geschieden ward. «So sehen wir denn hier Verse und Reime an eine unverträgliche «Materie verschwendet, und es ist in dem guten Ottokar sehr wc-«nig Anlage, seinen Vortrag poetisch zu heben. Die freiere Beivc-«gung und das Behagen des Ennenkel sind ganz verschwunden. «Kein Zug erinnert mehr an die Behandlungsart und Gcwandt-«heit der früheren Dichter. Wenn er bei Ottokars Tod über die »Gerechtigkeit und Vergänglichkeit der Welt jBetrachtungcn anstellt, «wenn er den Verlust von Ptolemais und den Untergang so vieler «frommen Christen beklagt, so versucht er auf dem Cothurne der «epischen Dichter zu schreiten; aber wie nüchtern und trocken kommt «cs heraus, wie entfernt von dem Feuer, zu dem sich selbst andere «Chronikendichtcr bei solchen moralischen oder frommen Ergießun-«gen erheben. Er behauptet zwar die subjektive Manier der rit-«tcrlichcn Romantiker, er vergleicht, er citirt ihre Abenteuer, er «borgt ihre Ausdrücke, er ahmt sie in Kampf- und Prachtschilde-«rei nach, er nimmt die jetzt stehenden Themata der Minnedich-«ter auf (wie wenn z. B. um die Allmacht der Liebe zu schildern, »die historischen Beispiele des Salomo und Samson angeführt wer-«den, was jetzt in jedem Dichter einmal Vorkommen muß); allein «man lese nur seine Liebesscenen, seine minniglichen Gespräche und «Spiele, seine Unterredung mit der Minne, ob man nicht sogleich «an den plumpen Lautenspieler und Liebloser der Fabel wird er-»innert werden *)•" Der Meistersänger Ulrich von Liechtenstein war in Steiermark auf der Veste Liechtenstein bei Judenburg im oberen Mur-thale geboren. Seinen Vater, Dietmar von Liechtenstein, und des- *) G. Gervinus, Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutsche». II. Th eil, zweite Auflage >>. 70-71. sen Gemahlin Kunegunde kennen einheimische Urkunden vom Jahre 1140 bis 1217. Im Jahre 1219 war er schon verstorben. Ulrich der Sänger hatte noch einen in Urkunden (I. 1191—1259) vielgenannten Bruder, Dietmar; und die Schwester war an Heinrich von Wasscrberg verehelicht. Die erste Hälfte von Ulrichs Leben gehörte der Romantik deö Ritterthuins und der Dichtkunst, die zweite dem öffentlichen ernstlichen Thun und Treiben der Zeiten und den Geschicken des Steirerlandes an. Anfänglich diente er als Edelknabe einer hohen, schonen Frau; dann kam er in Hofüicnste Heinrichs, Markgrafen in Istrien. Nachdem er da Ritterwesen, Frauen-dicnst, Dichten und Singen gelernt hatte, kehrte er nach vier Jahren wieder in die Steiermark heim. Da übte er durch drei Jahre in mannigfachen Turnieren Ritterschaft; weil man nur auf dieser Bahn Fraucngunst erwerben konnte. Den Ritterschlag erhielt er zu Wien bei der Vermählung einer Tochter Herzogs Leopold des Glorreichen mit einem Fürsten aus Sachsen. Schon dichtete er Minnelicder auf die hohe Frau, welcher er alö Edelknabe gedient hatte, buhlte um ihre Gunst, und ließ derselben durch seine Tante die Flamme seiner Leidenschaft kuizü thun. Er wurde aber wegen seiner ungestaltet dicken und gespaltenen Lippe verschmäht, als hätte er deren drei am Munde. Sogleich eilte er nach Grätz, um dort seine Lippe beschneiden und gcstaltiger machen zu lassen. Diese vom Arzte auf den Maimonat anberaumte Operation und die lange dauernde Heilung bestand er mit Muth und mit ruhiger Geduld. Auf dem Krankenlager dichtete er Lieder an seine auserkorne Dame und über ihre weiblichen Vorzüge. Durch seinen heroischen Entschluß und durch seine Standhaftigkeit ward sie gegen ihn zwar milder gestimmt; ein Büchlein neuer dichterischer Blumen seiner Herzensgefühle, wie das Anerbieten, ihr Ritter zu werden und ihr Leib und Gut zu opfern, wird zurückgewiesen. Im Jahre 1224 auf der großen Fürftenversammlung in Friesach erschien auch Ulrich von Liechtenstein zu tiostiren mit großem Gefolge und in vielfacher Kleidcrpracht nach reicher Ritter Sitte; er verstach siegreiche Speere mit Konrad von Souncck, Liutolü von Peggau, Huck von Täufers, Hadmar von Kuenringen, Wolfger von Gars, Liutold von Lengenbcrg und den Rittern von Königsberg und Lebenberg. Bis zum Jahre 1226 besuchte hierauf Ulrich Turniere zu Leibnitz, in Krain, Triest, in Kärnten und zu Brixen in Tirol. Uebcrall hielt er sich seiner auserkornen Dame zu Ehren wacker und erlitt gegen Aldelschalk von Botzen schwere Verwundung an einem Fin- ger, bereit zunehmender Schmerz und Verschlimmerung ihn zwang, bei einem geschickten Wundärzte in Botzen Heilung zu suchen. Als er dort der Heilung pflog, sand er Trost an der Bewunderung seiner Ritterlichkeit durch eine ihm unbekannte Dame, welche ihm Bücher zur Unterhaltung sendete und für die er auf eine italische Sangweise einen deutschen Text dichten mußte, wofür er dann mit einem niedlichen Hündchen beschenkt worden ist. Auf die Nachrieht eines großen Tjostirens in Friesach eilte er mit noch ungeheiltem Finger dahin; nahm, zum Stechen unfähig, die Stelle eines Botens seiner auserkornen Dame an und vertheilte an die ritterlichen Sieger, welche mehr denn 250 an der Zahl, sein Hündchen, Ringe, Schnallen und Gürtel, mehr denn 30 Marken Silbers werth, im Namen seiner Dame. Aus allen diesen ritterlichen Fahrten unterließ Ulrich keine Gelegenheit und Muße, die Gefühle seiner Minne, und Schönheit, Tugend und Ruhm seiner Dame in Liedern auszusprechen und sie derselben zu senden. Diese fühlte zwar in diesen Blüthen den Duft der Liebe, verbat sich jedoch fest und beharrlich alle Zudringlichkeit zu gemeiner Minne. Im Jahre 1226 machte er sich auf zur Pilgerfahrt nach Rom, blieb daselbst 60 Tage und kehrte nach Ostern wieder in die Heimat her, ritterlich nun wieder von einem Turniere zum andern im Lande umher fahrend, unerschöpflich im Liederdichten, allein nur für seine Dame, welche ihn auch jetzt eben so wenig erhörte, als zuvor. Als er vernahm, wie seine Dame die Verstümmelung eines Fingers an seiner Hand bei einem Turniere zu ihrem Ruhme nicht glauben wolle, ließ er sich durch seinen Freund Ulrich von Hasenbach den gelähmten Finger abhauen und sendete ihn, i» schönem Schreine mit Sammt umwunden, der Dame mit einem gemüthlichen Liede zu. War sie nun auch jetzt nicht zu Gunst und Minne zu bewegen und nicht gerührt durch Ulrichs neues elegisches Lied, so blieb er doch standhaft mit Lieb und Treue ihrem Dienst ergeben. Im Jahre 1227 that er seiner Dame kund, daß er in der Verkleidung als Königin Venus durch die Lande retten und alle Ritter aufforüern werde, ihr zu Ehren und Dienst einen Speer mit ihm zu verstechen. Zu Venedig rüstete er sich dazu in ritterlicher Romantik mit kostbarer Pracht, mit ausgewählten reichen Kleidern und mit Geleitschaft eines stattlichen Hofstaats und zahlreicher Knappen, Marschall, Koch, Musiker u. dgl. Am St. Georgentage 1227 brach er in Venedig nach Mestre auf und zog in dreißig Tagen über Treviso, Plat, Schet-fchin, St. Ulrich, Clemmun, Kluse, Tor, Villach, Feldkirchen, St. Veit, Friesach, Schäufling, Judenburg, Knittelfelü, Leoben, Kapfenberg, Mürzzuschlag, Gloggnitz, Neunkirchen, Neustadt, Dreis-kirchcn, Wien, Neuburg, Mistelbach, Velsberg, — bis an die Thaja — furnierte in Buhurt und Tjost überall mit einheimischen und fremden Rittern, mit dem Grafen Mainhard von Görz, Lantfricd von Cppcnstein, Ulrich von Mureck, Hermann von Plintenbach, Otto von Spengcnberg, Heinrich von Lienz, Herman Schenk von Ostcrwitz, Karl von Finkenstein, Swicker von Frauenstein, Rudolph von Raß, Gottfried und Arnold von Hafncrburg, Karl, Ulrich und Bernhard von Treven, Reinher von Eichelberg, Jakob vom Berg, Konrad von Teinach, Rudlin von Rußberg, Gundaker von Frowenstein, Heinrich von Greisensels, Ortolph von Osterwitz, Wi-ckard von Karlsberg, Engelram und Engelbrecht von Straßburg, Sigfried von Sachsen, Konrad von Nidckk, Otto und Dietrich von Buchs, Jlsunk von Schäufling, Dietmar von Steier, Sigfried von Torsiul, Wülfing von Stubenberg, Otto von Buchowe, Ottokar Träg, Siboto von Neichenfels, Siboto von Pirchenberg, Ortolph von Grätz, Offo und Heinrich von Pütten, Bertholü von Emmer-6erg, Wülfing von Harschendorf, und mit noch gar vielen Anderen im Lande Oesterreich dies- und jenseits der Donau. Er verstach da zu Ehren seiner Dame über 300 Sperre, und beschenkte alle Ritter, die ihn im Buhurd überwunden hatten, jeden mit einem goldenen Ringe, welcher die Macht haben sollte, an dem Finger der apserkornen Dame Huld und Minne in ihr hcroorzubringen. Derjenige Ritter aber, welcher von Ulrich nieöergestreckt wurde, soll dagegen gehalten seyn, seine Geleitschaft und Pferde zu verpflegen. Ucberall, wo Ulrich hin kam, ward er mit Neugierde gesehen, mit ritterlicher Galanterie empfangen, welches er selbst mit biederer Haltung und mit strenger Uncigennützigkeit erwiederte. Die österreichischen Ritter drängten sich an ihn und wünschten als Dienst-mannen, Marschällc, Kämmerer, Amtleute u. dgl. in seine Dienste und Lehen zu treten. Gegen Zachäus von Himmelberg, der, in Mönchskleidern angethan, mit ihm zu stechen begehrte, und gegen Hadmar von Kuenringcn, vor dessen Bosheit und Hinterlist ihn Ritter Engclschalk von Kunigcsbrunne gewarnt hatte, bewährte Ulrich den Kern ritterlicher Sitte und Gesinnung. Ausgezeichnet und edel war Ulrichs Aufnahme auf der Burg und in der Familie Kadolds von Velsberg. An den Gränzcn Böhmens verließ Ulrich heimlich sein Geleite, legte die königlichen Frauenkleider ab, eilte bis 25. Mai 1227 nach Wien zurück, und von dort nach Steiermark auf sein Schloß Liechtenstein. Auch Frauengunst und sprechende Andeutungen derselben empfing Ulrich auf dieser Fahrt. Er wies jedoch alle Anforderungen standhaft zurück, im ganzen Wesen und in allen Gefühlen nur seiner erkornen Dame allein treu ergeben. Sie selbst gab ihm darob dennoch ihren Groll zu erkennen und stellte ihn auf die Probe, die er standhaft bestand, so daß er endlich ihren Beifall und ihre Gunst errang. Noch bestand er ihre harte Forderung, als aussätziger Bettler an der Pforte ihrer Burg mehrmals zu erscheinen und ihre wortbrüchige Laune geduldig zu ertragen. Als ihm endlich auf sehr gefährlichem Wege eine nächtliche Zusammenkunft mit ihr auf ihrer Burg vermittelt worden war, mußte er doch ohne Erfüllung seiner Wünsche von dannen gehen. Demungeach-tet forderte die Dame von ihm eine Pilgerfahrt in das heilige Land über Meer. Ulrich hatte sich dazu wirklich entschlossen und bereitet; allein die Fahrt unterblieb, bis er endlich nach fester Treue durch dreizehn Jahre allen Ritterdienst seiner Dame im Jahre 1233 heimsagte. Während all dieser Zeit hörte Ulrich nicht auf, Wei-ber-Schönheit, Tugend und der Minne Süßigkeit zu besingen, und durch seine Gesänge auf den edleren Geist der Nitterschaft fräf-tigst einzuwirken, aller Orten umher bei festlichen Rittcrspielen sich einzufinden, zumal da die Minne einer anderen Dame (der Gegenstand neuer Lieder) sein Herz erfreute, seinen Geist und Muth erhöhte. So ging cs fort bis zum Jahre 1240. Da machte Ulrich eine neue abenteuerliche Fahrt als König Artus von der Tafelrunde, als von der Unterwelt gekommen, um die Tafelrunde wieder herzustellen, mit Hofstaat, Ministerialen und Reisigen. In Bruck an der Mur turnierte er mit Hermann von Krotendorf, Heinrich oder Lanzelot von Spiegelberg, Ortolf von Mure, Or-tolf von Kapfenberg; in Hohenwang mit Jban oder Erchenger von Landesere. Jeder Ritter mußte gegen ihn mannhaft drei Sperre brechen, dann ward er in die Tafelrunde ausgenommen und mit einem Namen der Haupthelden derselben begabt. Ulrich ward auf diesem Zuge durch das Mürzthal über den Semmering bis gegen Neustadt überall mit hoher Verehrung und mit einem, Königen gebührenden Feiergepränge empfangen. Herzog Friedrich der Streitbare selbst sendete dem der Unterwelt wieder entstiegenen Könige Boten entgegen mit dem Wunsche, in seine Dienstmannschaft ausgenommen zu werden. Ulrich antwortete ihm ganz als König Artus und versprach dem Fürsten von Oesterreich eine Stelle unter seinem Gesinde, und Land, Leute und reiches Gut dafür zu Le- Ill hen. Zugleich waren jetzt črnit königlichen Zuge österreichische Ritter zugcströmt; Ulrich und Heinrich von Habesbach, Bernhard und Heinrich die Briuzel, Heinrich von Liechtenstein, der Ritter von Mcißau; auch der weise Kadold von Velsbcrg war gekommen in Gcleitschaft einer allegorischen Person, der Frau Ehre, welche alle Ritter zu einem großen Turniere nach Krumau einlud. Ulrich zog über Neustadt weiter und hielt zu Katzleinsöorf ein prunkvolles Ritterspiel, wo er selbst und seine Ritter, Lanzelot, Tristrain, Gawan von Liechtenstein und viele Andere trefflich stachen. Herzog Friedrich der Streitbare, der selbst drei Speere mit dem Könige Artus zu verstechen wünschte, lud Ulrichen nach Hinbcrg, empfing und hielt ihn dort aus das Stattlichste, mahnte ihn aber vom Turniere in Krumau ab aus Besorgniß, der ihm feindselige Böhmenkönig möchte die wackeren Ritter wohl gar als Geißel zurückhalten; und damit Ulrichs Ehre dabei nicht verletzt würde, erließ er ein offenes Verbot im Lande gegen dieses böhmische Turnier. Nach Steiermark heimgekehrt, lebte Ulrich ununterbrochen der trautesten Minne seiner Dame, welches Verhältniß Veranlassung und Stoff zu vielen seiner edelsten Lieder bis zum Jahre 1248 gegeben hat. Ob Ulrich persönlichen Antheil an dem Kampfe mit den Ungarn bei Neustadt, 15. Juni 1246, in welchem Herzog Friedrich der Streitbare sein blutiges Ende gefunden hat, und welches Ulrich so tiefelegisch beklagt, genommen, ist unbekannt. Am 26. August ward Ulrich von zwei Männern, Pilgrim von Kars und Weinhold, auf seiner Burg Frauenburg überfallen, übermannt, in Kerker und Ketten gelegt und ein Jahr und drei Wochen in grausamer Haft gehalten; bis er endlich von dem kaiserlichen Reichsoerwalter in Steiermark , Grafen Meinhard von Görz, im September 1249 wieder ledig gemacht worden ist. Was von allen diesen Begebnissen, welche den Worten Ulrichs selbst gemäß erzählt worden sind, Wahrheit, historisches Begebniß, und wie viel davon Dichtung sey: zu zeigen, was ein edler Ritter wahren Geistes einer auserwählten Dame zu Liebe zu vollbringen und zu ertragen bereit seyn müsse, wollen wir nicht entscheiden. Ulrichs Name kömmt während der bezeichneten Epoche in vielen vaterländischen Urkunden, und zwar selbst auch in Geschäften des öffentlichen Lebens, I. 1224, 1231, 1232, 1237, 1238, 1239 vor. Am l. Juli 1242 erscheint er int Lager und iin Kampfe H. Friedrich des Streitbaren gegen die Tartaren zu Chlobek an der Waag, mit Grafen Luitold von Plaien, Bernhard von Potenstein, Hein- rich von Liechtenstein, Ulrich von Hohenberg und vielen anderen Eöelherren auS Oesterreich und Stcier Im Jahre 1245 hält er als Stellvertreter des Herzogs Friedrich offenes Gericht im Lande umher, wo er zugleich als Truchseß (Dapifer) erscheint. Indessen scheint um das Jahr 1250 sein bisher romantisch-ritterliches Leben umstimint und einer thätigen Theilnahme an den öffentlichen Begebnissen und Geschicken der Steiermark zugewendct worden zu seyn. Als in den Jahren 1251—1253 die Stände von Oesterreich und Steiermark sich um einen anderen Landesregentcn umsahen, stand Ulrich an der Spitze jener Partei in Steier, welche meinten, man solle den landhandvestlichen Bestimmungen gemäß mit den Oesterrci-chern gemeine Sache machen* * 8). — König Bela IV. hatte sich zwar alle Mühe gegeben und zu diesem Zwecke auch durch den von ihm mit hohen Geldsummen erkauften Dietmar von Weisseneck dahin wirken lassen, um alle Parteien in Steiermark für seine Ansichten und Pläne zu gewinnen. Ulrich von Liechtenstein aber widerstand mit Festigkeit 3). — Im Kriege zwischen Erzbischof Ulrich von Salzburg und dem abgesetzten Metropoliten, Herzog Philipp von Kärnten, leistete (I. 1258) Ulrich von Liechtenstein als hochstist-licher Lehensträger dem Ersteren thatenreiche Hülse mit vielen anderen Steirerherren 4). Als Zeuge in Urkunden lesen wir unfern Ulrich 10. Februar 1250 in Bonstors; 1. Jänner und 11. Februar 1251 in Wien und in Bonstors; 17. Mai 1253 in Leoben in Geleitschaft des Böhmcn-königs Ottokar, und wieder am königlichen Hofe 10. März 1260 in Wien mit dem Landcshauptmanne Wocho von Rosenberg; in der Gerichtstaidung zu Marburg 1. August 1261; im Gerichte zu Grätz 10. December 1262; im gleichen Geschäfte wieder zu Grätz 21. April 1265; und weiters noch in den Jahren 1268, 1269, 1270, 1272, wo er noch den Titel eines Marschalks und Richters von Steiermark trug (Marschalchus et judex Stjriae). Im Jahre 1268, als des K. Ottokar tyrannische Herrschaft allgemeines Mißvergnügen in Steiermark und bedenkliche Gährung hervorbrachtc, bezeichnete Friedrich von Pcttau neben anderen Lanüesedlen auch Ulrich von Liechtenstein als einen Häuptling geheimer Verschwörung *) Fejer. Cod. Hung. IV. I. 245-246. z) Ottokar von Horneck, y. 31—32. 8) Ebendaselbst, y. 32. *) Ebendaselbst, y. 54. gegen die böhmische Regierung. Auch Ulrich wurde mit dcnUebri-gen nach Breslau beschieden, wo er sich erbot, durch das Gottes-urtheil des Zweikampfs die Lügenhaftigkeit des Pettauers zu erweisen *). Dcmungenchtet verbannte die argwöhnische Tyrannei auch ihn zur gefänglichen Hast aus das Felsenschloß Klingenberg, wo er fern von der Heimat und Familie sechs und zivanzig Wochen schmachten und endlich mit seinen väterlichen Burgen, Frauenburg, Murau und Liechtenstein seine Freiheit erkaufen mußte, von denen Murau und Liechtenstein auf K. Ottokars Befehl niedergerissen worden sind 1 2). Und als sie aus der Kerkerluft dem argwöhnischen Könige vorgestellt wurden, bewährte vorzüglich Ulrich von Liechtenstein durch seine Haltung in abgeschornem Barte, neuen, reinen Prunkklcidern, heiterer Stimmung und Rede, einen weltklugen Geist. — Der weise Ulrich wußte auch dem Drange der Gewalt einstweilen klug nachzugeben und auf den wahren Zeitpunct duldsam zu warten. Sogleich kam er daher bei K. Ottokar wieder zu Gnaden; und aus dem Zuge des Königs im Jahre 1270, um Kärnten, Kram und die winüische Mark in Besitz zu nehmen, trug er im Heere die Würde eines königlichen Marschalls 3). Ulrich von Liechtenstein gründete im Jahre 1272 die schöne Johanniskapelle auf Seckau, welche erst im Jahre 1277 von seinem Sohne Otto vollendet worden ist. Ulrich hatte sich frühzeitig mit einem Edelfräulein, Bertha, ungewiß jedoch aus welchem Stamme entsprossen, vermählt. Unter vier Kindern aus dieser Ehe werden Otto und Dietmar insonderheit in Urkunden namentlich erwähnt. Nach Angabe des Seckaucr Todtenbuches scheint Ulrich (Udal-ricus senior de Liechtenstein) am 26. Jänner 1275 oder 1276 gestorben zu seyn; denn in einer Urkunde des Sohnes Otto vom 6. Jänner 1277 wird er schon als verstorben erwähnt. Der Sterbetag seiner Gemahlin, Bertha, findet sich in demselben Toöten-buche auf den 5. März bezeichnet. Daß Ulrich seine dichterischen Zeitgenossen Herranö von Wil-don, Ottokar von Horncck, die von Schärfenberg, Stadeck und Souneck gekannt habe, ist natürlich oorauszusetzen; unbekannt je- 1) Horneck, p. 96. 2) Ebendaselbst, p. 96-97. 3) Ebendaselbst, p. 101-102. Gesch. d, Steiermark. — IV. Bd. 8 doch ist es, in welch besonderen Verbindungen er zu ihnen gestunden ist. Von Ulrich von Liechtenstein haben wir folgende zwei dichterische Werke: Frauen dienst und Frauenbuch (der Jtwih überschrieben). Cr bekennt sich selbst als Verfasser derselben und gesteht insbesondere, daß er ErstereS auf Verlangen seiner geliebten auserkorncn Dame geschrieben habe *). Er begann und vollendete es wohl erst zwischen dem sechs und vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahre, nachdem er schon vier und dreißig Jahre Ritterschaft gepflogen hatte (I. 1255 ungefähr) "). Aus Ulrichs eigenen Worten scheint cs, daß er auch die Schlacht an der Leitha gegen die Ungarn und den Tod des Herzogs Friedrich des Streitbaren im Kampfe am St. Veitstagc des Jahres 1246 in einem eigenen größeren Werke dichterisch geschildert habe. Der Verlust dieses Werkes ist nicht genug zu bedauern. Der Frauenüienst ist eine epischlyrische Dichtung und scheint von den Grundideen beseelt zu seyn, was ein edler Ritter seiner auserkorncn Dame zu Lieb und Ehre ritterlich zu vollbringen, zu opfern und zu leiden rüstig, und wie sein Her; und Mund stets und allein nur von der Zärtlichkeit, von den Tugenden und von dem Lobpreise derselben voll seyn müsse. Wir haben den Inhalt dieser historisch dichterischen Erzählung bereits oben umständlicher angegeben und hier nur noch beizusügen, daß sie zugleich von lyrischen Liedern eines, von den Vorzügen, von dem Preise und Genüsse einer auserwählten edlen Dame ganz hingerissenen, überschwellenüen, überglücklichen ritterlichen Gemüths durchzogen und geschmückt scy. — Das zweite Werk, Frauenbuch betitelt, enthält ein Gespräch zwischen Ritter und Dame über die wechselseitigen Wünsche der Männer und Frauen gegen einander; wobei manche Härten beider Geschlechter scharf bezeichnet und gegeißelt werden. — Ulrich kömmt durch Naturdrang zur Poesie und zum Dichten, wie die Vögel des Haines zum Singen; und gewöhnlich sind es die Lieblichkeit der Maizeit und der blumcngeschmückte Sommer, welche seine Phantasie und Gefühle in dichterischen Gestaltungsschwung erheben * * 3). Sein dichterischer Vortrag ist reich an Personifizirungen der Natur im Ganzen und ihrer einzelnen Erscheinungen und Kräfte, seines eigenen Denkens *) Ulrich von Liechtenstein. Hcrausgegebcn von Lachmann, 1841. p. 592, ") Ebendaselbst, p. 571. 3) Ebendaselbst, p. 407, 411, 382, 388, 523-524. i 15 und Fuhlens, seines Herzens und Sinnes km Gespräche mit seiner Persönlichkeit, selbst der Worte seiner geliebten Dame, der Minne, der Ehre und der Sage oder Klatscherei (Frou Melde) -); er ist reich an Anspielungen auf thcils bekannte, theils unbekannte Geschichten und Personen der griechischen sowohl als altgerinanischen Mythe, theils auch der biblischen Begebnisse; auf Tantalus, auf den weisen König Salomo, auf Alexander, auf Parzifal und den heiligen Gral, auf K. Artus Tafelrunde, auf Jsalde und Tristram und auf Feraoiz Antschevin und Aroffel von Persien aus orientalischen Mythen l 2); wodurch Ulrich eine für seine Zeit bedeutende Belesenheit eines gebildeten Mannes bewährt; er ist belebt durch Vergleichungen, entnommen dem Allkreise der Natur, wie Schönheit und Güte der Frauen mit der Sonne, mit dem Lichte, mit dem Mai, mit dem Sommer, mit den Blumen, mit Engeln, mit dem Himmelreiche selbst 3); das Heransprengen der Ritter im Turniere mit dem Schüsse des Falken unter die Vögel, mit der Windsbraut 4), die Schaaren der Ritter in bunten gestickten Wappenröcken, Satteldecken, farbigen Fähnlein und Schildern, in glänzenden bebuschten Helmen und Harnischen mit blumichten Wiesen, gewaschen in frischem Thaue 5), ja seine eigene poetische Stimmung und die derselben entströmten Lieder mit dem erwachenden SOldi, mit den von süßen Vogelgesängen ertönenden Haine ti). Mit besonderer Vorliebe und mit Beredsamkeit bis ins Kleinste ^ schildert Ulrich das damalige Ritterwesen, die geschmückten Helme, die glänzenden Harnische und Eisenhosen, die farbigen gold- und silbergcftickten Wappenkleider, Sattel und Pferdedecken, Speere und wappengezierte Schilde, die Vorgänge bei Turnieren, Buhurd, Stechen, Tjostiren und allen ritterlichen Schauzügen; und würdig diesen gewühl- und lebensvollen Gemälden an die Seite gestellt werden dürfen die so vielen, in allen Wiederholungen süßen, in neuen Wendungen überraschenden, unerschöpflich emporquellenden, und in Glut der Leidenschaft wallenden Schilderungen von Frauen-Schönheit, Zucht, Güte, Milde und allen weiblichen Tugen- 8 * l) «rauendienst, p. 134-136, 142-154, 476—479, 47-48. "-) Ebendaselbst, p. 49, 458. 3) Ebendaselbst, p. 98, 397-519, 368, 473-573. V Ebendaselbst, p. 92. s) Ebendaselbst, p. 68. ft) Ebendaselbst, p. 97. den '), so daß alle zusammen rin großes naives Gemälde seiner unauslöschlichen Leidenschaft für eine Dame, welche seine Verehrung und Liebe nicht entsprechend erwiedcrt, bilden. Vorherrschend zeigen sich auch Ulrichs religiöse Ansichten und Gefühle. In Gottes Namen hebt er sein Gedicht an; bei Gott und Seligkeit betheuert er; Gott bewahre, Gott segne und schütze! sind bei ihm wiederkehrenüc Wünsche; und seine wirklich ausgeführte Pilgerfahrt nach Rom, so wie der Vorsatz einer Wanderung ins heilige Land des Orientes sind die Bürgen des Ernstes und der Tiefe dieses romantischen religiösen Gefühls. Dieses erscheint nun auch in stäter Begleitung von Ehre, Zucht und moralischem Ernste, mit Haß und Abscheu vor Roheit, Feigheit, Lift, Ehrlosigkeit, Un-ritterlichkeit, wilder Gewalt und gesetzlosem Raube 1 2), aber auch im gerechtrichtenden Lobpreise edler Männertugenden: des Verstandes, der Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Bildung, Zucht, Biederkeit, Milde und Herablassung. Ulrich zeichnet sich aus in Charakterisirung einzelner Personen, als scharfsinnigen Beobachter menschlicher Natur und Sitten in ihren Vorzügen, Härten und Fehlern 3), mit edler Freimüthigkeit, aber auch mit wohlwollender Bescheidenheit, da er die selbst bewährte Ritterlichkeit mit wenig Worten nur berührt, umständlicher aber den Ruhm Anderer preist und in naiver Klarheit sich selbst an des Buches Ende entschuldigt, die eigenen Thaten besungen zu haben 4). Naivität ist der vorherrschende Charakter vieler Schilderungen, wie die Kleidung und Haltung in Gang und Geberüe als Königin Venus bei öffentlichem Erscheinen, beim Opfergange in der Kirche während der gesungenen Messe; wie er auf der Fahrt als König Artus die Ritter zur Tafelrunde auserwählt, Hofämter zutheilt und diesen neuen Ministerialen, selbst dem Landesherrn Herzog Friedrich dem Streitbaren, Burgen, Ländereien und Leute zu Lehen für diese Dienstmannschaft verspricht 5), und in lyrischen Herzensergüssen über geheime Umarmungen zweier Liebenden. Manche dieser Lieder zeichnet ungemeine Heiterkeit, Annehmlichkeit und sinnlich-lei- 1) Frauendienst, x. 178-179, 384-386, 517-522. 572-574. 2) Ebendaselbst, p. 583—584. 3) Ebendaselbst, p. 571. 4) Ebendaselbst, p. 593. s) Ebendaselbst, p. 466, 511—513. üenschastliches Feuer aus '). In den Gefühlen des Verlangens, der Sehnsucht nach der Liebe und Gunst seiner Dame, und im Schmerze der Vcrschmähung und Täuschung ist Ulrich sehr sentimental und ties rührend l 2). Das schöne Lied im Zweigespräche, was Minne sey, überrascht durch unerwartete Wendung 3). Seine Darstellung ist endlich durchaus in Leichtigkeit und Klarheit, selbst in allen Zusammenziehungen und Elisionen dahin fließend, mannigfaltig kunstgerecht in den einzelnen Sangweisen Wise, Tanzwise, Uzreise, Leich, Reye u. s. w. 4) deren er acht und fünfzig neue hinzugefügt zu haben sich rühmt5). Ulrichs deutsche Sprache vergnügt ungemein durch klare Reinheit, Selbstständigkeit und Wohlklang. Als Belege und Beispiele unserer Landessprache im dreizehnten Jahrhunderte haben wir schon oben einige Schilderungen und lyrische Lieder dieses wackeren Dichters angeführt. — Anders, und nachtheiliger als wir, beurtheilt Geroinus den Inhalt und Werth der Gedichte Ulrichs von Liechtenstein 6). Auf die Härten in Denkweise und Sitten des dreizehnten Jahrhunderts in der Steiermark haben wir oben schon hingeöcutet und die Belege dazu aus Ulrichs Schriften genommen. Wir bleiben bei unserem Urtheile, welches wir eben auch aus Ulrichs Gedichten zu begründen bemüht gewesen sind. Herr and von Wild on. Eine Reihe vaterländischer Urkunden, von dem Jahre 1150 bis 1293, enthält vier Edelherrcn von Wildon, mit dem Namen Herrand. Herrand I. erscheint ungefähr vom Jahre 1150 bis 1200. Von Herrand II. wird in Urkunden von den Jahren 1200 gesagt, daß sein Vater Herrand, der Großvater aber Ulrich geheißen habe (Pater Herrandus, avus Ulricas). Diesem Herrand den II. werden in den Jahren 1203 — 1217, 1260—1265 als Söhne zugeschrieben: Hartnid, Ulrich und Liutold. Von Ulrich stammte wieder ein Sohn Herranö m. (I. 1245—1248, Filius ejus Herrandus), und wenn er mit dem älteren Ulrich (Ulricus senior) in Urkunden von den Jahren l) Fraucndicnst, p. 409, 411—413, 415-417, 439-430, 446-447, 449. =) Ebendaselbst, p. 303-306, 383-394, 399-401. 3) Ebendaselbst, p. 434—436. '•) Ebendaselbst, p. 431—434, 443-445. 5) Ebendaselbst, p. 593. 6) G. Gewinns Geschichte der poetischen Rational-Literatur der Deutschen. I. Thcil, p. 339-343. 1282, 1284, 1293 eine und dieselbe Person ist; so hatte er noch einen zweiten Sohn Ulrich gehabt (Ilerrandus et Ulricus, juniores fratres de Wildonia) *). Herrand It. und Herrand in. erscheinen demnach als Söhne vom Wildoneredelherrn mit Namen Ulrich. Insgemein wird Herrand II. als der Dichter bezeichnet. Wir sind jedoch über die Jugendgeschichte und über den Bildungsgang dieses Edlen gar nicht unterrichtet und vermögen nur Einiges von seinen Geschicken tut öffentlichen Leben zu bezeichnen. Er erscheint hier immer in Gesellschaft Ulrichs von Liechtenstein. Im Kriege zwischen den Salzburgcrmetropolitcn Ulrich und Philipp leistete Herrand von Wildon dem Ersteren thätigcn Zuzug; ihn selbst aber zwang eine unvermuthete Krankheit vom Heerzuge weg. zubleiben, wie Horncck versichert "). Im Jahre 1268 bestand er, wegen geheimer Verschwörung angegeben, vor dem tyrannischen König Ottokar mit Unerschrockenheit und Kraft. Er forderte Friedrich den Pettauer zum Zweikampfe als Gottesgericht im Angesichte des Königs heraus * * 3). Demungeachtet aber mußte auch Herranü mit den andern steirischen Edelherren das Loos bitterer Kerker-schast auf der Burg Aichhorn an der Schwarza in Mähren thei-len und sich endlich mit Opferung seiner Vesten Eppenstein, Pri-marsburg und Gleichenberg, welche Letzten Beide zerstört wurden, die Freiheit und das Wiedersehen der geliebten Heimat erkaufen 4). Bei der Vertreibung der böhmischen Burgvögte aus dem Lande im Jahre 1276 bewährte sich Herrand von Wildon mit seinem Bruder Hartnid ungemein thätig und mannhaft5). Aus den Berichten Hornecks zu schließen, hatte Herrand von Wildon neben seinem Bruder, dem Lanöesmarschall Hartnid, keinen Antheil mehr an der Entscheidungsschlacht gegen K. Ottokar auf dem Marchfclöe, 26. August 1278, genommen 6), wie auch bei allen späteren Be-gebniffen in der Steiermark nur Hartnid von Wildon thätig erscheint 7). Man darf daher wohl annehmen, daß der Dichter Her- >) Wir werden dies bei der^llufzählung der Edelgeschlechter des Landes Nachweisen. "-) Horncck, p. 64. J) Ebendaselbst, p. 96. 4) Ebendaselbst, p. 96 — 97. 6) Ebendaselbst, >>. 131. 6) Ebendaselbst, p. 135. ■) Ebendaselbst, p. 483, 484-488, 502, 521-524. rund von Wilüon itn Jahre 1278 nicht mehr am Leben gewesen scy. Er starb um das Jahr 1278. — Durch den gelehrten Cu-stos des Ambraser-Kabinets, Joseph Bergmann, kennen wir von ihm 4 poetische Erzählungen, welche von seinem Verstände und von weicher Gemüthlichkeit sprechendes Zeugniß geben. Die getreue Gemahlin (Diu getriuwe Cone) erzählt die Geschichte eines Ritters, welcher eine schöne treue Frau hatte, die ihren Mann, ob er gleich klein war und alt aussah, doch zärtlich liebte. Diesem wurde einst in einem Kriege ein Auge ausgestochcn und er dadurch so entstellt, daß er beschloß, nimmermehr zu seiner schönen Frau zurückzukehren, sondern fern von ihr ein kümmerliches Leben zu führen. Mit dieser Botschaft sendete er seinen Neffen heim. Die treucrgebcnc Gemahlin sticht sich hieraus selbst mit einer Schere auch ein 'Auge aus, um sich ihrem geliebten Manne gleich zu machen. Aus die,Kunde einer so beispiellosen Anhänglichkeit eilt der Ritter sogleich in die Arme dieses liebenden Weibes zurück. — Die aus Italien, wahrscheinlich über die südlichen Alpen heraufgebrachte Mähre »der verkehrte Wirth," erzählte Ulrich von Liechtenstein seinem Dichtcrfreunüe Herranü von Wilöon, der sie sodann in Reime brachte. Eine schöne ungetreue Frau, die einen alten Ritter zum Manne hatte, läßt eine an ihre Zehe gebundene Schnur mit einem Ringe als verabredetes Zeichen für einen benachbarten Ritter, von einem Erker, wo sie schlafen, in den Garten hinabhängen. Diese Schnur, welche dem Manne über den Fuß geht, gewahrt derselbe, zieht sie an sich, findet den Ring, läuft voll eifersüchtigen'Verdachtes hinab, ergreift den schon harrenden Ritter und übergibt ihn seiner Frau, die, aus dem Schlafe aufgcstv'rt, betroffen herbeigekommen war, bis er Licht geholt hätte. Statt öie-,es Ritters aber übergibt sie ihm, als er mit dem Lichte gekommen war, einen Esel zurück; und steht durch ein erkauftes Weib, das »it ihrer Statt beim Bette in der Dunkelheit sich von dem erzürnten Manne schlagen und die Haare abschneiden läßt, in Allem unschuldig da; und sie wird von dem Manne für sein arges Zeihen und für die vermeinten Schläge mit einem schönen kostbaren Mantel begütigt. Der ganze Vorfall wurde von dem, um den versprochenen Geldlohn, einem Pfunde Pfennige, betrogenen Weibe ausgeplaudert und auf solche Weise allbekannt. — Die dritte Erzählung »von dem blozen Keiser" enthält die bekannte Mähre von dem Könige im Bade, in alten reimlosen deutschen Chroniken. — Die vierte Erzählung ist eine Fabel »von der Katzen." Ein Kater verachtet voll Stolz und Dünkel die Katze, seine Frau, verläßt sie und wirbt um eine andere, die ihm an Macht und Vortrefflichkeit gleich käme oder überlegen wäre. Cr geht zur Sonne; diese verweist ihn aber an den Nebel, der ihr Licht verdunkelt; der Nebel an den Wind, der ihn vertreibe; der Wind an die alte winöfeste Mauer; die Mauer an die zernagende kleine Maus; und die verweist ihn zitternd an die Frau Katze. Be-jchämt kehrt er heim, bittet sie um Verzeihung und gelobt fortan eheliche Treue. Wenn die einfache Lehre dieser Fabel ist: »Jeder soll mit dem, was ihm von der Natur angewiesen ist, zufrieden seyn!« so gibt ihr unser Herrand von Wildon folgende gesuchte, politische Deutung : »Es soll jeder mit seinem Herrn zufrieden seyn; denn geht er zu einem Fremden, mag er auch höher seyn, als der erste, so muß er sich erst deffen Huld erwerben; und je mächtiger der Herr ist, desto verachteter der Diener!" Ob nun der Dichter damit auf den Wechsel der Landesherren in Steiermark, an welchem die mächtigen Herren auf Wildon so thätigen und oerhängnißvollen Antheil genommen hatten, anspiele? — dürfte sehr zweifelhaft bleiben. Wo und bis zu welcher Begründung und Vollkommenheit man die Heilkunde und die wundärztliche Gewandtheit studirt und sich eigen gemacht habe, kann aus vaterländischen Urkunden nicht nachgcwiesen werden. So wie diese aber einige Winke geben von dem Bestehen heilkundiger Doktoren und Wundärzten in verschiedenen Gegenden der Steiermark; eben so erhellt aus den vaterländischen Ergebnissen, daß beide, Heilkunde und Wundarzneikunst, auf eben nicht gar hoher Bollkommenheitsstufe gestanden seyen Graf Aribo von Leoben, der Mitgründer des Stifts Göß, vom Schlagflusse gelähmt, scheint mehrere Jahre in diesem Zustande gelebt zu haben, ohne daß ihm Kunst und Wissenschaft der damaligen Aerzte Hilfe und Linderung zu schaffen wußten '). Als Herzog Leopold der Tugendhafte beim großen Turniere in Grätz mit dem Pferde gestürzt war und sich beim Falle den Schenkel gebrochen hatte, scheint man die Amputation gefürchtet oder wenigstens die Symptome, welche nach bestimmtem Verlaufe eine Amputation forderten, nicht gehörig verstanden zu haben, so daß der erlauchte Leidende frühzeitig durch den Brand dem Tode verfallen mußte. J) Aribone, quamvis a paralysi taoto, tarnen ex lege, quantum potuit, an-nuentc. Dipl. Styr. I. 10—11. 13l Als Herzog Albrecht I. bei der Tafel in Judenburg vergiftet werden sollte und die Heilmänner aus seinem plötzlichen Ilnwohlseyn und dessen Symptomen aus Vergiftung schlossen: wußten sie, um das Gift aus dem Körper zu bringen, kein anderes Mittel, als ihn längere Zeit bei den Füßen aufgehangcn zu halten; durch welche Hei methode der erlauchte Herzog zwar beim Leben erhalten worden ist, die Geschicklichkeit und Kenntnisse seiner Aerzte aber mit stets entzündeten Augen bis zu seinem Lebensende bezahlen mußte. Die vaterländischen Urkunden nennen 1.1180 den Adelharü (Phy-sieus), LeibarztH. Ottokars VID.; 1.1190 den Arzt Otto (Me-tlicus); I. 1244 den Meister Konrad (Physicus); I. 1249 den Meister Heinrich (Physicus); und I. 1293, 1296 die Acrzte: Meister Thomas (Physicus) und Meister Ulrich in der Gegend von St. Gallen im Walde (Medicus ad 8. Gallum in Sylva); Wolfram, Chirurg tCirurgicus) in Marburg l). — Unterrich-tetcre und gewandtere Aerzte scheinen in den Städten und bevölkerteren Ortschaften vorhanden gewesen zu seyn, vorzüglich in Grätz, wo die markgräfliche Pfalz mit dem Hofstaate war, und wo im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte schon mehrere Eöelherren Häuser besessen hatten. Ulrich von Liechtenstein hatte einen übcl-gestalteten Mund mit drei Lefzen. Darüber wies die von ihm er-korne Dame alle seine Anträge zurück. Da eilte er sogleich nach Grätz, um sich dort von einem geschickten Chirurgen operircn und seine Lippen gcstaltiger machen zu lassen. Die Operation unternahm der Arzt jedoch nur im Maimonate. Er wollte Ulrichen dabei sestbinden; dieser aber hielt alles Schneiden frei und standhaft aus. Mit einer grünen Salbe, welche sehr starken Geruch hatte, wurde die Wunde täglich eingestrichen; die Heilung ging vor sich, und die Operation zeigte sich gelungen. Im Frauendienste schreibt Ulrich von Liechtenstein darüber, wie folgt: Ich sprach: geselle min, sich da. der lefse, der ich drie hän, der wil ich einen sniden dän. — — Ze Graez sä in daz Stirelant da ich vil guote meister vant. dem besten tet ich al zcstunt gar allen minen willen kunt. Er sprach rez ist nu gar enwiht: ich snid iuch vor dem maien niht. kumt ir mir in dem maien her, bi minen triwen ich iuch wer, ich mach iu iwern munt also, daz ir sin sit von Schulden vro. der dinge ich gar ein meister bin: ich hän dar zuo vil ganzen sin. Do reit ich aber frowen sehen, den winder gar daz was geschehen, biz daz der süczc sumer *) Admontw-Urkundcn und Admonter-Saalbüchcr. II. 195. IV. 272, 299. — Dipl. Styr. II. 211. — Reiner-Urkundk, I. 1293. quam und daz der winder ende nam. dö hort ich singen vögelin : ich gedäht. 'sin mac zit sin, daz min lip sol ze Graeze varn. got müeze mich alda bewarn.’ Sä reit ich hin in gotes pflege, mir widerfuor üf minem wege, seht, miner vrowen kneht, den ich erkande wol: er kand ouch mich, er fragte wä ich wolde hin, und war zen ziten waer min sin. 'geselle, daz wil ich dir sägen, vremdiu maere nicht verdagen. Nu wize, ich pin vil wol gesunt, und wil mich machen gerne wunt, man sol ze Graeze sniden mich.’ der knappe guot der segent sich und sprach 'nu herre, sagt mir wä.’ ich sprach 'geselle min, sich, da. der lefse, der ich drie hän, der wil ich einen sniden dan.’ 'Und ist ez war, so helf iu got. so sprich ich wol äne allen spot, ez ist ein wunderlich geschieht, sin weiz, ich waen, min frowe nicht: der wil ichz sagen durch wunder gröz. got weiz wol, ir sit sinne blöz, daz ir inch wäget sunder not. ir müget da von geligen tot.’ — Nu sag ez swem du wil für-war: ich bin sin in dem willen gar : ez muoz üf dirre vart geschehen.’ 'en triwen so wil ich ez sehen, mag ez in iuren hulden sin: und wil euch sagen der vrowen min daz ir mich weit da bi iu hän, ze schowen wie iu wirt getan.' Do reit ich hin, und reit auch er, hin ze Graez: dar stuont min ger; da ich sä rni-nen meister vant. der underwant sich min zehant. eins män-tagn morgens harte fruo greif er mit sinem sniden zuo. er wolt mich binden, ich wolt niht. er sprach 'dä von iu schad ge-schiht. Und rüert ir inch als umb ein har, ir nemt sin schaden, daz ist war.’ ich sprach 'daz wirt von mir vermiten. ich pin dä her zuo iu geriten vil widerlichen durch min not: und sold ich von iu ligen tot, deswär man siht mich weriken niht, swi we so mir von iu gesehiht.’ Min vorhte was zewäre kraue, ich saz vor im üf einer banc: er nam ein scharsach in die hant, und sneit den munt mir al zehant. hin ob den zenden er durchsneit; daz ich vil senftcclichen leit. daz sniden also gar ergie, daz ich dä von gewancte nie. Er het mich meisterlich gesniten : daz het ouch ich manlich erbten, der munt mir al zehant geswal groezer vil denn ein sleipal. der wunden tet er dö ir relit, daz sach gar miner vrowen kneht. er sprach zuo mir 'mögt ir genesen, so pin ich gerne hie gewesen. Dö ich nähste von iu reit, und daz ich miner vrowen seit, daz man iuch wolde sniden hie, daz wolt si mir gelouben nie. si sprach also, 'er tuot sin niht: min munt für wärheit dir des gibt, ez diuht mich tumplich gär getan, wold er sich also sniden län. Nu hab ichz allez reht gesehen , waz an iu Wunders ist geschehen : nu wil ich hinne von iu varn. der riche göt müez iuch bewarn und mache iuch kürzlich wol gesunt. ich wil tuon miner vrowen kunt, daz inan den munt iu hät gesniten und ir daz manlich habt erbten.’ — 'Du soll von mir der vrowen din niht sagen wan den dienest min; ichn tar mer enbieten ir. wan swem du wil, dem sag von mir, swaz hie erbten hät min lip, daz si geschehen durch ein wip, diu sprach mir stüend min munt niht wol; da von ich 1L3 disen smerzen dol. Der diene ich also miniu jav (daz sag von mir wol offenbar) svvaz so ir an mir misschaget, dem ist von mir gar widersaget. geviel ir niht min zeswiu hant, ich slüeg si ah bi got zeliant. ich wil da von niht sprechen vil: ich wil doch niht wan daz si wil.’ Sus reit der knappe von mir dan. hie lag ich als ein wunder man wol sehslhalp wochen oder me. mir was wol, mir was we: wc da von, min lip was wunt: so was min herze wol gesunt. der minne twingen twanc mich so, daz mir was wc, und was doch frö. Ich was et vrö, swaz mir geschach. von hunger grozen ungemach und euch von durste den leid ich. ich künde pringen niht in mich, zend und munt mir täten we. ein salb noch grüener denn der kle streich man mir in minen munt: diu stanc alsam ein filler hunt. So mich des llbes not betwanc daz ich az od daz ich träne, diu salbe gar dann in mich gie; da von min lip den smac gevie. daz trinken ezen widerstuont mir: so tet ich als die tuont die vor siechtuom euch ezent niht: des wart min lip vil gar enwiht. Ich ban iu nu genuoc geseit, wie ich durch mine frowen sneit minen munt: nu sült ir me hoeren wiez fürbaz erge. ze Graez ich also lange was, unz daz min lip vil wol genas: dö rait ich danne sä zehant mit freuden da ich min niftel vant *). Don Krankheiten und Seuchen, welche in der älteren Epoche üeS Mittelalters im Lande sich vorherrschend zeigten, sind nur wenige Andeutungen und gänzlich ungenügende Schilderungen in Do-ctimcntcn überliefert worden. Chroniken und Urkunden bezeichnen sie gewöhnlich als Pestseuchen (Pestis, Pestilentia) unter Menschen und Vieh, und vorzüglich, seit der allgemeineren Verbreitung durch die aus dem Oriente zurückgekommenen Kreuzfahrer, den Aussatz (Lepra, Elephantiasis) in den verschiedensten Graden und Formen. Man hielt dieses Uebel für gänzlich unheilbar, oder man verstand nicht, es zu heilen. Daher fast bei jedem Stifte ein Spital errichtet und unterhalten worden ist, um vorzüglich unglückliche mit solchen Aussatzkrankheiten (Leprosi) Behaftete unterzubringen und zu pflegen; worüber wir schon oben einige Andeutungen gegeben haben. Ulrich von Liechtenstein schildert eine Scene, wie derlei ekelhafte Kranken die gastfreundlichen Thüren der Burgen und Schlösser täglich umlagerten und an der frommen Wohlthätigkeit Erquickung gefunden haben, folgendermaflen: Dö gie ich für die bure zehant, da ich vil armer Jiute vant: der saz da äne mäzen vil. für war ich iu daz sagen wil, wol drizic üzsetzen oder me da säzen, den ir siechtuom we tet. ir suht si sere twanc: mit gruo-zem siechtuom maneger rane. Dö muost ich zuo in sitzen gan (daz het ich doch vil gerne län: dar wist mich der geselle l) Ulrich von Liechtensteins Frcmendicnst, ,>. 24-28. min), sam ich unkreftic solde sin. da gruozten uns der siechen schar mit grözem snöuden, daz ist war. vil ungesunt ir manager was. da saz ich zuo in in daz graz. Do wir gesäzen zuo in da, si vrägten alle gemeine sä von wann wir waeren dar be-komen. diu vrag mir leide was vernomen. ich sprach 'wir sin swen geste hie: wir körnen bede her noch nie. uns riet her unser armuot, ob uns hie iemen taete guot? Si sprächen ir sit reht her komen. wirn wizzen ob irz habt vernomen: diu hus-frowe iezuo siech hie lit; da von man uns vil oft hie git pfen-ninge unde spise genuoc. ein juncfrowe iezuo vor iu truoc uns her brot und dar zuo win. daz immer saelic müeze sin. West man inch hie, geloubet daz, man gaebe iu her für eteswaz. ir mögt wo klopfen unde biten nach unser armer liute siten, man git iu her für win und brot, da mit ir büczt des hungers not. und git man iu hint pfenning niht, für war ez morgen doch geschiht *).’ Sä do diu juncvrou von mir quam, spise und trinken ich sä nam, zuo den uzsetzen ich ez truoc. ich sprach 'uns hat min vrowe genuoc spise und trinken hiute gegeben, got läz si lang mit saelden leben, almuosn so groz ich nie enpfie: daz wil ich mit iu teilen hie. Swaz ich sin hie enpfangen hän, daz sül wir gar gemeine hän, dar umb, swann man iu spise guot gebe, daz daz ir selbe tuot uns.’ si sprächen 'daz sol sin. man git uns oft vleisch brot unt win: daz teil wir mit iu gar gelich. wir leben mit iu gesellecltch.’ Ze ringe säz wir alle sä und satzten in die mitte aldä die spise guot und ouch den win. ich sach da manges bende sin also daz ichs niht tar gesagen: jä muoz ichs vil durch zuht verdagen. bi miner höfscheit, ez ist wär, vor unvlät gie ze berg min här. Mir wart dä groz unvlät bekam. die vinger manegem üz der haut wärn also gefület a be: als einem der tot in dem grabe gelegen ist wol hundert tage, bi miner wärheit ichz iu sage, ir ätem als ein hunt dä stanc als si ir miselsuht betwanc. Mit in muost ich dä ezen pflegen, ich het des libs mich e bewegen, e daz ich mit in het dä gäz, dö twanc mich zuo dem ezzen daz, daz ich der werden vro-wen min ir ere muoste hüetent sin. het ich mit in niht gäz aldä, ich waer für wär vermeldet sä s). Ulrich von Liechtensteins Franendienst, p. 330-331. ") Ebendaselbst, p. 335—336. des Steirerlandes. Bom Jahre 489 bis 1192 nach Christi Geburt. , ' ■ - «D , - , i - . 'Vi f; DUM. ■ - , V'.j.N ' 'X; K 'Ifk ‘ ■ . : ■ ; ' "" V ' ' . : ' >‘i< r f f - - ^ > - f r - : ■ ■ ■ '''■■■ ’j' ‘•ii' ■ ’ ■■■•■>- ■' •' .-iv «v . , , . ................................................................................................................................‘-;1 ' . . ' ' ' 1 : Dic Geschicke des Stcirerlanbes in der dunkeln Epoche der Ostgothen, Longobarden, Slovencu und Avaren, bis zur vollendeten Vereinigung mit dem großen Frankenreiche und zum Tode K. Karl des Großen. I. 494 — 814. SäBiv Huben die Geschichte der Steiermark in der dunkeln Urzeit in schwachen Umrissen kennen gelernt und auch gesehen, wie dies Land während der Römerherrschaft in einem Zeiträume von mehr denn vierhundert Jahren größtentheils glückliche Zeiten genossen habe. Nun zog der Orkan der Völkerwanderung heran, welcher im lang dauernden Wüthen die Fluthen barbarischer Volker-Horden, so wie über das ganze römische Westreich, auch über das norische Bergland und über die pannonischcn Ebenen hereinschleu-derte, daß mit einem Male alles bisher Bestandene verschwindet und von den vielen uralten ccltisch-germanischen Ortschaften des Landes kaum mehr die Städte Pettau und Cilli, und von den vaterländischen Flüssen nur die Save, Drave, Mur und Enns ihre vorchristlichen Namen gerettet haben. Upclla, Collatio, Ragandon, Solva, Muroela, Surontium, Sabatinka, Jmmurium, Betomana, Ernolatia und viele andere Römerorte liegen in Trümmern unter der Erde mit Gestrüppe und Wald bedeckt, ohne daß wir gewiß wissen, wem, ob den Völkern Alarichs oder Attilas, ob den Herulern oder Allemannen, ob den barbarischen Slovenen oder den viehischen Hunnaoaren die Gräuel solcher Zerstörungen zuzuschrei-bcn sind. Jetzt beginnen die Zeiten eines langen historischen Dunkels in der Steiermark, welche sich erst nach den Tagen K. Karls des Großen wieder lichten. Wir unternehmen es, den Faden der Geschichte durch diese finsteren Jahrhunderte fortzuspinnen. Rach drei blutigen Schlachten lag die zertrümmerte heru-lisch-italische Macht und endlich auch Odoakers Haupt selbst zu den Füßen des siegreichen Ostgothenkönigs Theoderich (I. 479, J. 494—814 n. Chr. Steiermark unter dem Lstgothenkänige Tt-eederlch. I. 094-526. 17. Februar 492) '). Nachdem dieser an Geist und Gemüth ausgezeichnete Fürst den ganzen römischen Westen, vom Rheinstrome und von dem westlichen Rhätien bis über die Ostgränzcn Pannoniens, und von den Gränzen der nördlichen Slaven, von Thüringen und von der Donau bis über die südlichen Alpen, Dalmatien, Liburnien, Istrien und die illirische Meeresküste herab, nachdem er alle diese Länder und Völker zu einem neuen Königreiche wieder vereinigt hatte und mit starker Hand beherrschte i) 2): war auch die pannonisch-norische Steiermark eine Provinz dieses ostgothischcn Reiches geworden und zuverlässig durch 34 Jahre geblieben. Es nicht nicht zu bezweifeln und dem Geiste eines vorsichtigen fürstlichen Helden ganz entsprechend, daß K. Theoderich schon bei seinem Heerzuge gegen Oöoaker sich der steirisch-panno-nischen Landtheile an der Mur, Drave und Save, sowie der Haupt-übergangspunkte und Schluchten der südlichen Alpengcbirge versichert habe. Denn nicht ruhte der Haß und die Raubsucht der Rugier und Heruler, deren Horden noch dies- und jenseits der norisch-pannonischen Donau theils, wie im alten Rugierlande, seßhaft waren, theils heimatlos umherstreisten. Auch die mächtigen Gepiden, in den Ländern an der Theiß festsißcnö, bedrohten, in Pannonien verheerend, selbst Italien 3). Theoderich, in den Kampf mit Odoaker verflochten, war in den ersten Jahren des Einzugs in Italien mit Begründung seiner Herrschaft so sehr beschäftigt, (I. 489 bis 500), daß höchst wahrscheinlich in dieser Epoche durch die Räuberhorden der Heruler, Gepiden, Rugier und Longobar-öen gräuliche Verheerungen über Norikum und Pannonien gekommen sind, welche bewährte Schriftsteller mit tiefem Bedauern schildern 4). Kaum sah K. Theoderich Italien beruhigt, so war es sein erstes Geschäft, die Sicherheit der norisch-pannonischen Länder über den Alpen wieder herzustellen. Bald erlagen die Heruler und Gepiden seinen Waffen. Die Ersteren zwang er zu völliger Un- i) Cliron. Cassiodori, Ann. 489 — 493. — Procop. Bell. votli. I. p. 308, 309—310, 401-503. 2x Cassiodor., Variar. Epist. L. I. 2. 11. II. 13. 14. III. 23. 24. 30. IV. 49. — S. Procop., Hist. Arcan. p. 54. — Bell. Goth. p. 315. 319. 351. — Agathias. I. p. 18. 3) Proeop., Bell. Goth. I. 314, 315. II. 421. — Bell. Vandal. I. p. 178. 4) Enod. Ticinens. in Bibi. Max. 8. 8. Patr. IX. p. 393, 396. — Vita 8. Severini. Sect. 34. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 121) tcvrocrfung und Genossenschaft *); die Gepidcn warf er theils über die untere Donau hinaus, theils zertrümmerte er den Beginn eines neuen Gepidcnrcichs unter König Trausarik zwischen der Save und Donau. Den Abzug dieser Gepiöenhorde durch die norisch-pannonische Steiermark bis nach Gallien beförderte er zur Sicherheit der Landesbewohner; die gepidische Hauptmacht an der Theiß hielt er aber in Furcht gelähmt, so lange er über die Ostgothen waltete ,j). Damals (I. 502—504) war Thcodcrichs Heer unter den Anführern Pitzia und Harduik durch die steirischen Landtheile an der Save und Drave tiefer hinab nach Pannonien gezogen 1 2 3). Die Gründung des ostgothischcn Reichs in Italien fiel gerade in die Epoche der gewaltigen Erhebung und erobernden Ausdehnung der mächtigen fränkischen Dvlkergenossenschaft unter dem großen Chlodwig. Achtung und Furcht vor Theoderichs Weisheit und Macht hielt diesen König einige Zeit von der Eroberung Alle-manniens und Thüringens zurück 4). Jedoch folgte dem Siege über die Burgundionen bald die Unterwerfung eines Theils von Allemannien (1.496) und die Bereinigung desselben mit dem Frankenreiche 5 6). Dieses Ereigniß hatte durch viele Jahrhunderte auf das Geschick der Steiermark Einfluß. Denn dadurch ward die spätere Ausdehnung des Frankcnreichs bis über Pannonien her begründet. Die neue fränkische Herrschaft in ihrer Wildheit schien damals einigen Stämmen der Allemannen dermaffen unerträglich, daß sie bei Theoderich Hülfe suchten, mit Familien und Biehheerden aus ihrem Lande fortzogeu und von ihm in Rhätien und Italien ausgenommen wurden °). Damit nun diese Allemannen auf der weiten Ueberwandcrung mit ihren zahlreichen Hecrden hochstämmigen, schwerfälligen und langsam einherschreitendcn Hornviehes weniger Hindernisse finden und an diesen Heerdcn selbst weniger Schaden und Verlust leiden sollten, erließ K. Theoderich an die Noriker folgende Verordnung: 1) Cassiodor., Var. Ep. IV. 2. 2) Idem., ibid. V. 11. — Procop. Bell. Goth. L. III. 429. 3) Jornandes, de rebus Gctic. Cap. 58. — Ennod. Ticin. ibid. p. 371 — 374. '") Procop., Bell. Goth. I. 12. 5) Greg. Turon., Hist. Franc. II. 30, 37. Es erfolgte auch eine schriftlich versicherte Abtretung aller eroberten Länder von Seite der byzantinischen Regierung des K. Anastasius. Id. ibid. cap. 38. — Cassiodor., Var. II. 41. 6) Ennod. Ticin. ibid. p. 374. Gesch. o. Steiermark. — IV. Bd. 9 130 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. An die Bewohner Norikums. Theoderich der König. »Willkommen ist jene Anordnung, welche dem Geber Hilst und den Empfänger nach dem Zcitbedürfnisse erfreut. Denn wer könnte Etwas für Befchwerde ansehen, wo beim Tausche ein größerer Vortheil erhalten wird? Daher verordnen Wir mit gegenwärtiger Anweisung, daß es bei Euch gestattet sei), der Allemannen Hornvieh, welches wegen der Körpergröße weit kostbarer, jedoch durch die weite Strecke des Marsches gänzlich ermattet ist, gegen euer zwar kleineres, aber zu Strapazen tauglicheres Hornvieh umzutauschen; damit den Allemannen auf ihrer Wanderung durch ge-sundkräftigcs Vieh fortgeholfen und auch eure Ländereien durch größer gebaute Thiere bearbeitet werden. Auf solche Weise werden jene kräftigeres, ihr aber stattlicher gestaltetes Hornvieh erhalten; und was so selten zu erfolgen pflegt, bei einem und demselben Handel werden beide Theile erwünschten Vortheil erlangen *)•" — Bei der großen Ausdehnung Norikums bleibt cs immer zweifelhaft, ob Einige dieser Allemannen ihren Marsch nach Italien durch die norische obere und durch die pannonische untere Steiermark genommen haben und folglich, ob die angeführte Anordnung des Ostgothenkönigs Theoderich auch in der Steiermark kundgemacht worden ist? Außer einem Bulgaren-Einfalle an der untern pannonischen Donau (I. 504), welcher jedoch die steirisch-pannonischen Land-theile an der oberen Save und Drave gar nicht berührt hat8), ward die Steiermark unter Theoöerichs Herrschaft durch keinen Anfall fremder Barbaren beunruhigt 1 * 3). Alle Ureinwohner und die noch im Lande seßhaften Römer, so wie jene Barbaren, welche sich erst niedergelassen hatten, wurden unter römischen und volksthümlichen Gesetzen und eigenen Provinzverwaltern von Theodcrichs kräftiger Hand in friedlicher Ruhe gehalten. An den Grafen Colosseus, welchen er für die Geschäfte des Kriegswesens, der Gränzenver-theiöigung und für jene des Friedens und der Rechtspflege in die 1) Cassiodor., Var. III. 50. -) Idem, Chrom Bibi. Max. SS. Patrum. T. XI. p. 1308. 3) Procop., Bell. Goth. p. 248. — Provincias .suas a vicinis barbaris intactas custodiit, ad apicem provcctus non modo prudentiae, verum ctiam fortitudinis. l Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 131 pannonische Steiermark gesendet hat, erließ Theoderich (I. 504— 506) folgende Vorschrift '): An den berühmten Colofseus. Theoderich der König. «Erprobten Männern muß man Anordnungen zur Ausführung übertragen; denn das Ilrtheil des Erwählenden erfreut sich an Solchen, und die Angelegenheiten derjenigen sind gesichert, welche Wohlcrprobten anoertraut werden. Denn so wie wir immer wünschen, daß Einer wohlgefällig seyn möge; eben so sorgen wir, den, der Wohlgefallen hat, in Glanz zu stellen. So ziehe demnach unter glücklichen Vorzeichen fort in das sirmiensifche Pannonien, einst den Wohnsitz der Gothen, mit der Würde Gürtel geziert. Halte die dir anvertraute Provinz mit Waffen und Gesetzen in Ordnung, daß sie mit Freuden die alten Vertheiüiger aufnehmen könne, da sie weiß, wie glücklich sie unseren Vorältern gehorsamt habe. Du weißt, wie sehr du dich durch edle offene Haltung empst'ehlst. Der einzige Weg zu unserem Wohlgefallen ist die Nachahmung unserer Thaten. Halte die Gerechtigkeit fest. Beschütze rüstig mit Waffen den Schuldlosen, auf daß unter der Völker verkehrten Gewohnheiten du der Gothen Gerechtigkeit erglänzen machest, welche immerdar solche Lobesfüllc sich errungen haben, daß sie die Klugheit der Römer festhielten und die Tapferkeit der Germanen zeigten. Entferne alle verabscheuten eingeriffenen Gewohnheiten; mehr mit wörtlicher Erörterung, als mit Waffen sollen dort die Streithänöel geschlichtet werden; nicht soll schimpfender Lärm das Geschäft vereiteln, da der, welcher fremdes Gut abschwört, wohl den Diebstahl zurückgibt, nicht aber seinen Sinn ändert. Damit die bürgerliche Anklage nicht mehr raube, als offene Kriege verzehren: so sollen sie die Schilde wider Feinde, nicht wider Volksverwandte erheben. Und damit nicht etwa Armuth Jemand in dem Tod zu stürzen scheine: so erstatte du für solche rühmlich den Schaden. Die vollste Frucht unseres Dankes wirst du ernten, wenn du bürgerliches Leben gründest; und du wirst ganz würdig seyn nach unserem Urtheile, wenn der Richter den Verlust ersetzt, damit der Lebcnsgefährdete bei Leben erhalten werde. Daher soll unsere Ge- 9 * 1) Cassiodor,, Var, IV, 10. 132 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. wohnheit den milden Gemüthern eingepflanzt werden, bis das rohe Gemüth sich zum Wollen gewöhne! *).« Aber auch allen pannonischen Römern und Barbaren ließ Theuderich zugleich Folgendes verkündigen! An alle in Pannonien seßhaften Römer und Barbaren. Theoderich der König. „Unsere Vorsicht verläßt niemals ihre Pflanzung, da sie, stets bedacht für die Untergebenen, alles Nützliche anordnet, damit diese zu desto größerer Ergebenheit bei dem Ueberzeugungsgefühle, daß wir state Sorge für sie getragen haben, angeregt werden. Daher haben wir auch dein berühmten, in Wort und That kräftigen Manne Colosseus eure Oberleitung und Vertheidigung anvertraut, damit er, weil er bisher so viele Beweise seiner Tugend gegeben hat, in Zukunft noch mehr erhöht werde. Deßwegen bewährt jetzt in seiner Gegenwart eure so oft schon bewiesene Folgsamkeit, auf daß in Allem das, was er zum Wohle unserer Herrschaft verständig zu vollbringen gebieten wird, mit beifälliger Ergebenheit erfüllt werde. Denn Beharrlichkeit bewährt die Treue; und jener bekräftigt die Lauterkeit des eigenen Sinns, welcher beständigen Gehorsam leistet. Das aber glauben wir auch besonders noch einprägen zu sollen, daß ihr nicht gegen euch selbst, sondern gegen Feinde rotiti)en sollet. Geringfügige Dinge sollen euch nicht zu verzweifelten Mitteln verleiten. Umfasset die Gerechtigkeit, an welcher die Welt sich erfreut. Warum wendet ihr euch zum Zweikampfe, da ihr keine bestechlichen (feilen) Richter habt? Legt das Schwert bei Seite, da ihr keinen Feind vor euch habt! Wie wahnsinnig erhebt ihr doch gegen eure Verwandten den bewehrten Arm, für welche man vielmehr ruhmvoll sterben soll! Wozu hat der Mensch eine Zunge, wenn die bewaffnete Hand Streitsachen führen soll? Und wo soll der Friede zu seyn vermeint werden, wenn inmitten bürgerlicher Einrichtung mit Schwertern gekämpft wird? Ahmt doch dem Beispiele unserer Gothen nach, welche nur nach Außen mit den Waffen kämpfen, im Innern Mäßigung zu bezeigen wis-sen. Es ist unser Wille, daß ihr so lebet, wie mit Hilfe des Herrn unsere Väter geblühet haben! 8)." z) Cassiodor., Var. Ill, 23' =) Ibidem, III. 24. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Ehr. 133 Wie lange 6er edle Graf Colosscus die Oberverwaltung über die pannonischc Steiermark geführt habe, ist gänzlich unbekannt. — In Savien aber oder in dem zwischen der Save und Drave gelegenen Theile der pannonischen Steiermark müssen damals, unbekannt durch wen, höchst wahrscheinlich aber von seßhaften Bar-barenhorden, Sicherheit der Personen und des Eigenthums durch Diebstähle, Viehraub und Meuchelmord so sehr gefährdet worden zu scyn, daß K. Theuderich sich gezwungen sah, einen edlen Gothen, Fridilad, als eigenen Landesverwalter über Savien zu bestellen und ihn mit folgender Anweisung an die Provinzialen dahin zu senden. An die sämmtlichen seßhaften Bewohner, an die haargezierten Befehlshaber und an die Beamten der Städte in Savien. Der König Theoderich. „Die Mißachtung königlicher Befehle darf nicht immer verheimlicht bleiben; damit sowohl die Verwegenen die Furcht Niederdrücke, als auch die Verletzten die Hoffnung für die Zukunft neu belebe. Denn mcistentheils bewirkt die angckünöigte Drohung mehr, als die Strafe in Ordnung bringt. Deßwegcn haben wir mit Gottes Billigung festgesetzt, daß Fridilad euer Land befehligen, mit gesetzlicher Strenge den Viehräubern Einhalt thun, die Todschläge hintanhalten, die Diebstähle bestrafen, euch vor frevelhaften Beginnen in Schirm und Ruhe halten solle, da euch jetzt boshafte Verwegenheit beschädigt. Lebt festhaltend an edlen Sitten. Keiner von Euch soll sich weder durch Abkunft, Noch durch verdiente Ehre hievon entbunden halten. Jeder soll ohne Gnade der verdienten Strafe verfallen, der sich schlechten Sitten ergibt! *)•" Der neue Landesverwalter im steirischen Savien scheint entweder nicht lange gelebt zu haben, oder der überhandnehmenden Gesetzlosigkeit und anderer Bedrückungen nicht Meister geworden zu seyn. Denn die Bewohner Saviens brachten einstimmig Beschwerden über Unsicherheit des Eigenthums, über den Raubsinn ostgothischer Vorsteher und deren Stellvertreter, über die drückenden Forderungen der zur Rechtspflege im Lande umherreisenden römischen Richter, über unerschwingliche Tribute und Staatslastcn. Jedoch alle deßwegcn erlassenen Aufträge und abgeordneten Per- ) Cassiodor., Var. IV. 49. 134 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—bl4 n. Chr. fonen fruchteten wenig; so, daß endlich K. Theodcrich, auf wiederholte Beschwerden durch eigene Abgeordnete aus Savien, den edlen Römer Severianus mit folgender schriftlichen Vollmacht abge-senüet hat: An den erlauchten Mann Severianus. Theodcrich der König. »Das Wesen der Gerechtigkeit fordert, alle Uebertrcter in die Schranken zurückzudrücken, damit Alle die Süßigkeit der Sicherheit und Ruhe umfasse. Denn wie soll Gleichheit erhalten werden, wenn man der Mittelmäßigen Kräfte nicht emporkommcn läßt. Wir haben nun aus den Klagen der Provinzialen öfters vernommen, daß die Entrichtung der Tribute (Abgaben) die tüchtigen Grundbesitzer Saviens sehr herabgebracht habe; ja daß auch im strafwürdigen Walten vieles davon zu eigenen Vortheilen verwendet werde, so, daß die öffentliche Besteuerung zum Privatgewinne verkehrt worden ist. Wir wünschten zwar, diesen Nebeln durch mehrere Abgeordnete zu steuern; dies wurde jedoch dir zum Preise (um dir Gelegenheit zum Ruhme zu geben) bis jetzt aufgeschoben, damit deine Treue desto willkommener erscheinen möge, da dein Eifer nach so vielen Vernachlässigungen desto werkthätiger sich bewähren wird. Wir befehlen daher, daß du mit deiner längst bekannten Umsicht in strenger Gerechtigkeit jeden Grundbesitzer ohne Ausnahme beschauest, und die Gleichheit der öffentlichen Abgaben solchergestalt ordnest, daß, mit Vernichtung der unter andern gemachten Los-kaufung, nach Beschaffenheit der Grundbesitzer und der Besitzungen, die öffentliche Steuer angeschlagen werde. Denn auf solche Weise wird die Gerechtigkeit hergestellt und die Kraft unserer Provinzialen erhoben. Diejenigen aber, von welchen sich beweisen wird, daß sie ohne unsere Befehle Steuer auferlegt und nach Wohlgefallen die Lasten Einiger auf Andere übertragen haben, soll die Strenge der Gesetze treffen; auf daß sie Denjenigen allen Schaden ersetzen, welchen sie unrechtmäßig Nachtheil zugefügt haben. Auch befehlen wir, daß das Maß der bereits entrichteten Abgaben bei den Defensoren, Curialen und Grundbesitzern erhoben werde, daß die hochungcrechte (vermessene) Vorausnahmc, welche immer ein Grundbesitzer von der achten jüngstbefreiten Jndiktion erweislich über einen Solidus als Tribut entrichtet hat, welche jedoch weder in unser» Staatsschatz gekommen, noch bei andern nothwen-digen Ausgaben für die Provinz rechtmäßiger Weise verwendet I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 135 morden ist, auf fite möglichste Weise vergütet werde. Auch folgenden Gegenstand sollst du nicht vernachlässigen, daß, wenn das, was unser Kabinetsbeamte empfangen hat, ordentlicher Weise als nveh nicht ausgehoben bewiesen wird, es vom ungerechten Vorenthalte zurückerstattet werde. Denn was wäre wohl so abgeschmackt, als wenn unsere Großmuth, welche nach unserem Willen Allen zu Gute kommen soll, jetzt von Wenigen durch schelmischen Eigennutz unterdrückt wird? — Man berichtet mir auch, daß die Landesrichter, Curialen und Defensoren sowohl in Hinsicht der Fuhren als auch anderer Dinge den Grundbesitzern widerrechtliche Kosten aufladen. Wir verlassen uns darauf, daß du auch dieses untersuchen und nach Inhalt der Gesetze bessern werdest." «Die Ureinwohner (antiqui Barbari), welche Mädchen römischer Abkunft gcheirathet haben oder heirathen, und solchergestalt Besitzungen erlangten, sollen verhalten werden, sowohl die Abgaben an die kaiserliche Kassa (den Fisrus), als auch noch die öffentlichen Steuern zu entrichten. — Der römische Richter soll wegen der deßwegcn auf die Provinzialen fallenden Auslagen, welche besonders den Aermeren beschwerlich fallen, in jede Muniripalstaöt jährlich nur einmal kommen. Dann soll diesem nicht mehr, wie die Gesetze ohnehin vorschreiben, als dreitägiger Unterhalt gegeben werden. Denn unsere Dvrvordcrn bezweckten mit dem Umherreisen der Richter nur den Vvrtheil, nicht aber die Last der Provinzialen. — Man berichtet auch, daß die Hausgenossen des gothischen Grasen und die Vögte qn,ffe?^Was Die Ueberwanderung der Langobarden ist ein B«rlSn^er"ume? öuf nachfolgenden Geschicke der Steiermark un-bi^m 2-d« gemein einflußreiches Creigniß geblieben. Zuerst geschehe» i wurde dadurch der Plan der Frankenkönige, welche ohnehin schon im Besitze von Verona und Venedig gewesen waren, Italien zu erobern, gänzlich vereitelt. Denn K. Alboin bewährte alsogleich durch alle seine Einrichtungen, von Istriens Ostgränzen bis nach Ligurien hin, daß Oberitalicn der immerwährende Wohnsitz seines Volkes bleiben sollte 2). Von nun an schlossen sich die Langobarden und die Bajoarier enger aneinander. Die longobar-dische Waldraöa sicherte ihrem Gcmahle, Herzog Garibald I., die Freundschaft und Hülfe ihres Verwandten, des K. Alboin und des Longobaröenvolkes; und so konnte Garibald I. wie ein unabhängiger und selbstständiger Herzog oder König der Bajoarier und aller östlichen Vorländer herrschen und es versuchen, die lästige Vasallenschaft fränkisch-austrasischer Oberhoheit abzuwerfen. Eigentlich aber brachten erst die späteren Ereignisse nach dem Tode des thatenreichen K. Alboin (I. 574) 3) das Streben der austrasischen *) Greg. Turon., IV. 35. — Paul. Diacon., II. 5, 36, 6, 26, 27. Igitur Langobardi relicta Pannonia cum uxoribus et natis omnique suppel-lectili Italian, properant possessuri. — Certum est autem, liunc Alboin Maltas secum cx divcrsis, quas vcl alii reges, vel ipse cocperat, gen-tibus ad Italian, adduxisse, unde usque liodie eorum, in quibus habitant vicis, Gepidos, vulgares, Sarmatas, Pannonios, Suavos, Noricos, sive aliis liujusmodi nominibus appcllamus. 2) Paul. Diacon., II. 14, 3) Idem, II. 28, 31, 32. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 153 Franken, von Rhäticn herab und vom Westen herein (I. 577— 584) die Langobarden zu drücken, ein gefährliches Schutz- und Trutz-bündniß zwischen den Longvbarüen und Bajoariern zu Stande *). Herzog Črnin von Trient erhielt die ältere Tochter des Herzogs Garibalü I. zur Gemahlin (I. 580); und die jüngere Tochter Theo-delinüe ward dem erwählten Longobardenkönige Autharis selbst versprochen (I. 585) -). Allein die Franken eilten mit Heercsinacht herbei, dies Bündniß zu zerstören und beide Thcile zu strafen. Zwar waren die Feldzüge gegen die Langobarden vergeblich (I. 588— 590); indessen büßte doch Herzog Garibalü I. von Bajoarien seine Verwegenheit schwer; er wurde des herzoglichen Ambachtes (I. 587 588) entsetzt und die Verwaltung Bajoariens und der wichtigen Vorländer einem anderen Herzoge, Thassilo I. anvertraut (I. 593 —595) * * 3). — Nach K. Autharis wurde Agiluls zum König der Langobarden erhoben und zugleich mit der königlichen Witwe, der bajoarischen Theodelinöe vermählt (590) 4). Nachdem sich der Ueberrest der Gcpiöen unter-worsen hatte, nahmen öle Avaren von den dacischen j,*^@“o”e°nen?n Ländern an der Theiß festen Besitz und erwählten D°"au"!'o-n dort eine Stelle zu ihrer Hauptniederlassung, zum Hauptlager für ihren königlichen Chan; welche Ge- 3‘",0~612" gend sie mit undurchdringlichem Bollwerke in weiter Umkreisung befestigten 5 6). Denn erst jetzt hatte sich der helüenmüthige Chan Bajanus zum Alleinherrscher und Herrn aller hunnavarischen Horden gemacht. Von seinem Hauptringe an der Theiß aus befestigte er zuerst die Herrschaft über die Slovene» und über die andern Völkerschaften in Oberungarn, Mähren und Büheim bis Thüringen und an die austrasischen Länder hin. Sodann machte er sich auch daran, Pannonien, welches ihm von den Langobarden vertragsmäßig abgetreten worden war, in Besitz zu nehmen "). Wäh- !) Paul. Diacon., III. 9, 17. — Greg. Turon., VI. 42. ") Fredegar in Chron. 33. — Paul. Diacon., III. 10, 20. 3) Paul. Diacon., III. 28, 30. IV. 7. — Greg. Turon., IX. 25, 29. X. 3. *) Paul. Diacon., III. 34. IV. 1. i) Monacli. 8. Gail. ap. Du Chcsne II. p. 122. 6) Tunc Alboin sedes proprias, hoc est, Pannoniain, amicis suis. IIminis, contrilmit, eo scilicet online, ut si quo tempore Longobardis nceesse esset reverti, haec rursus arva repeterent. Paul. Diacon., II. 7. — Fragm. hist, in cod. Theodos. T. II. in praefationc. — Ximoin. III. 10. 151 I- Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Che. rend er nun, seit lange schon den Byzantinern furchtbar, die feste Stadt Sirmium belagerte, scheint er über die Lanütheile an der Save, Drave und Mur, bis an das rhätische Gebirge und an die julisch-rarnischen Alpen herauf seine Macht und Herrschaft aus-gedehnt zu haben (I. 570—574). Von hier und von dem Hauptsitze jenseits der Donau ließ er durch die cottrogurischen und ot-trogurischcn Hunnen das byzantinische Dalmatien innerhalb der Save verheeren und durch andere Heere die versprochenen Geld-tribute und den Frieden mit den Byzantinern erzwingen '). Nach der blutigsten Besiegung der Slovcnen an der untern Donau (I. 578—581) trieb er diese über den Jster herein, die byzantinischen Provinzen zu verheeren, ließ aus den obcrpannvnischen Ländern Schiffe und Flösse herabbringen, und nach der heftigsten Belagerung und Erstürmung die Uebergabe von Sirmium erzwingen (I. 582—583); worauf die Eroberung vieler Städte und die wiederholte grausamste Verheerung des byzantinischen Jllyrikums bis über den Hämus hin (I. 586, 590 — 594) erfolgte "). So gewaltig hatte sich dieser furchtbare Avaren-Chan bis zum Jahre 594 gemacht, daß er als Herr aller, von der unteren Donau bis an die vustrasischen Vorländer jenseits der Elbe hin seßhaften Slovcnen rrjcheint, und daß er die Sache der Slovenen mit den Byzantinern immer als seine eigene ansah, führte und austrug * * 3). Offenbar war Bajan auch schon im Besitze der mittleren und südlichen pan-nonischen Steiermark, und mit seinen Horden an der südlichen Alpenkette unmittelbarer Nachbar der Langobarden geworden. Ob und wie weit die Aoaren tin steirischen Berglande vorgedrungen sind, ist nicht bestimmt nachzuweisen. Wenn aber auch eine Festsetzung der Aoaren im altnorischen Berglande ganz unwahrscheinlich ist; sind sie doch den bajoarisch-austrasischen Vorländern sehr gefährlich geworden, wie folgende Begebnisse zeigen. Kaum war Thassilo l., bald nach dem Jahre 590, als Herzog in Bajoarien und in den Vorländern eingesetzt, fielen die Avaren von Pannonien her in das longobardische Gebiet ein und sendeten zugleich die Slovcnen zu Einfällen und Raubzügen in die bajoarischen Lanütheile. Sogleich eilte Thassilo I. mit Hceresmacht in das Slovenenland und errang x) Maenand. de Legg. Ill — 114, 151, 145 — 165. — Hist. MiscclI. ap. Kurator, p. 113. — Theoph. p. 367. -) Maenand. p. 126 — 129. — De Legg. p. 171 —176. — Theophyl, p. 12, 14, 16, 17. 3) Theophyl. p. 146-147, 176, 189. — Theophan. p. 226, 230. 1. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 155 Sieg und reiche Beute in blutiger Schlacht (I. 595) '). Im folgenden Jahre 596 wiederholte er seinen Rachezug gegen die Slovene«. Der mächtige Bajan eilte ihnen aber zu Hülfe und vertilgte die bajvarische Heeresschar 8). Einige Zeit hindurch scheinen die unmittelbar bajoarischen Vorländer von den Avaren nicht weiters beunruhigt worden zu seyn. Denn der gewaltige Bajan, jetzt durch neue tartarische Heere, durch die Horden der tarniachi-schen, cotzagcrischen und zabcndrischcn Hunnen aus Asien her verstärkt, hatte sich mit den Longobardcn gesühnt und enge verbunden und seine erbitterten Einfälle zugleich gegen die Franken in Thüringen * 2 3) und gegen die Byzantiner in Thrazien, im byzantinischen Jllyrikum und in Dalmatien, größtentheils von Pannonien her, gerichtet (I. 596—601). K. Agilulf sendete dem Bajan tüchtige Schiffbauer und Schiffleute 4), welche auf der Save und Drave Schiffe bauen mußten, um dieselben in die untere Donau zu senden und dadurch die Einfälle der Slooenen in das byzantinische Gebiet zu erleichtern 5 6); zur Verheerung des byzantinischen Istriens vereinigte er auch sein Longobardenheer mit den avarischen Horden (I. 602) °). Dagegen sendete der Chan dein Agilulf ein starkes Heer von Slovene« nach Italien, welche bei der Einnahme von Mantua und Cremona tapfere Hülfe leisteten; er ging willig in die Anträge dcrLongobarden ein, welche zwischen den Franken und Avaren Frieden vermittelten (I. 605). Bis zum Jahre 611 bestand sodann ungetrübte Ruhe zwischen den Longobarden, Franken, Bajoariern und Avaren, von den jütischen Alpen bis Thüringen ()in7). Im Jahre 610 war der Gründer der hunnavarischen Herrschaft in Europa, der Chan Bajanus gestorben. Sein Nachfolger, ein jugendkrästiger und streitrüstiger Fürst, begann sogleich wieder Krieg gegen die Byzantiner und Longobarden. Mit einem unermeßlichen Heere von Avaren und Slovenen fiel er aus Pannonien 1) Paul. JDiacon., IV. 4, 7. His dic-bus Tassilo a Cliildeberto Rege Francorum apud Bajoariam rex est ordinatus, qui mox cum cxercitu in Scla-vorum provincial!! introiens, patrata victoria ad solum proprium oum maxima praeda remcavit. 2) Paul. Diacon., IV. 11. 3) Idem, IV. 12 — 14. — Fredogar. cap. 16. — Aimoin. III. 85. *) Paul. Diacon., IV. 21. s) Thcophyl., p. 170- 179, 181—184, 197—202, 203. — Tlicoplian., p. 232-239, 245. 6) Paul. Diacon., IV. 25. 7) Idem, IV. 29, 31. — Fredegar., csp. 45. 156 l- Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. über das venetianische Gebiet und Friaul her (I. 610—611), erschlug den Friaulerherzog Gisulf mit dem größten Th eile des Lon-gobardcnheeres, verheerte das Land mit Feuer und Schwert, machte die lange hart bedrängte und eroberte Stadt Forumjulium der Erde gleich und führte den Ueberrest der gefangenen Bewohner mit sich fort in die Länder seiner Herrschaft, nach Pannonien und an die Theiß ')• Sehr wahrscheinlich begünstigte die Ucbermacht und dieser siegreiche Heerzug der Aoaren in Friaul auch das raubziehende Vordringen der avarischen Slovenen an der Drave aufwärts bis über die dortigen Gränzen des austrasisch-bajoarischen Vorlandes. Denn nach dem Tode des Bajoarenherzogs Thassilo I. (I. 612) war ein Heer von Slovenen bis an die Quellen der Drave vorgedrungen. Es kam zwischen ihnen und dem Herzog Garibalü II. bei Jnnichen in Tirol zum Kampfe, in welchem die Bajoaricr besiegt worden sind. Bald jedoch überfiel ein neues Ba-jaoarenheer die rnublujtigen Slovenen und warf sie geschlagen und zerstreut wieder über die Gränzen des Vorlandes hinaus (I. 613)* 2). Bald nach den Verheerungen in Friaul hatten sich bie Söhne des erschlagenen Herzogs Gisulf, lETJn Den Taso und (Eocco, aus avarischer Hast gerettet und ^“"n^orilinea! vom K. Agilulf den herzoglichen Ambacht über Friaul 3 6l3~672' erhalten. Rache und Furcht vor den Hunnavaren und Slovenen, deren gewaltiges Umsichgreifen allen longobardischen Ländern unterhalb der Alpen mit staten Zerstörungen drohte, bewog diese inuthigen Jünglinge, ihr der avarischen Macht so nahe gelegenes Land kräftiger zu sichern. Sie unternahmen daher gegen die jenseits der julischen und zu beiden Seiten der südlichen Alpen sich umhcrtreibenden Slovenen einen Heerzug und eroberten vorzüglich jenen Landtheil der Slovenen, welcher damals Zellia hieß, bis zum Orte Medaria genannt. Von diesem Ereignisse her hatten dann nach Angabe des Paul Warnefricd die slovcnischen Bewohner jenes Landstriches den Friaulerherzogen bis in die Zeiten des Herzogs Ratchis Tribut entrichten müssen (I. 620 — 627) 3). Wenn *) Paul. Diacon., IV. 38. ") Idem, IV. 41. Dieses Ereigniß wird gewöhnlich in das Jahr 612 — 613 gesetzt- Unserer Ansicht nach muß es viel spater vorgefallen scyn. 3) idem, IV. 41. His temporibus, mortuo Thassilone duce Bajoariorum, lilius ejus tiaribaldus I. in Agunto a Sclavis devictus est et Bajoa-lioi'um termini depraedantuv. Resumtis tarnen Bajoarii viribus et prae- !. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 157 dieses tributäre Verhältniß der zellischen Slovene» damals richtig cingctreten ist und längere Zeit fortgeöaucrt hat: so läßt es sich nur aus den übrigen Ereignissen begreifen, wie die mächtigen Ava-ren diesmal einen Theil der von ihnen immerdar abhängigen Slaven in ihrer Bedrängnis durch die Friaulerherzoge ohne Hülfe gelassen haben. Der Aoarenchan hatte seit dem Jahre 619 seine Wuth und Waffen vorzüglich gegen das byzantinische Reich gerichtet. Mit einem gewaltigen Heere verwüstete er Thrazien. K. Heraclius selbst kam in die höchste Gefahr schmählicher Gefangenschaft oder grausamer Ermordung, und nur durch überreiche Kirchcnschätze, welche man mit Gewalt zusammenraffen mußte, ließ sich der Chan zum Frieden und zum Rückzuge bewegen. Des Raubes und der Zerstörungen satt, schleppte er über dritthalbhundcrttausend Gefangene aus den verödeten Provinzen mit sich über die Donau fort l). K. Heraclius konnte jedoch durch alle Bemühungen, alle Opfer und selbst durch die ansehnlichsten byzantinischen Geißeln seinem, auf der andern Seite von den Persern bestürmten Reiche die so sehr noth-wenüige längere Ruhe von dem fürchterlichen Chane nicht erkaufen. Im Jahre t>26 hatte sich das ganze Volk der Maren und Slo-venen über die byzantinischen Provinzen ausgegossen. Das Hauptheer, vom Chane selbst angeführt, belagerte Konstantinopel, welches das ab hostilms cxcutiuntet liostes de suis finibus expulerunt. — Mor-tuo, ut diximus, Gisulfo Forojulicnsi Duce, Tasso et Cacc , lilii ejus, eundem ducatum regendum susceperunt. Hujus tempore Slavorum regionem, quae Z cilia appcllatur, usque ad locum , qui Med aria dicitur, possederunt. Unde usque ad tempera Ratchis Duos iidem Sclavi pensioncm Forojulianis dueibus pcrsolverunt. Das hier nur allgemein angegebene Ieitdaturn macht es unmöglich, das Jahr dieses Ereignisses mit Bestimmtheit anzugeben. Mit Rücksicht jedoch auf die Erzählung Fredegars vom Tode der Friaulerherzoge Tasso und Sacco, fällt die Unterwerfung der Slovenc» im Landstriche Zellia noch vor das 5-ahr 630. Paul. Diacon., Edit. Murator. I. p. 468 in nota (202). Die in diesem Begebnisse betroffene Gegend der Slovene», Sclavorum regio Zellia war nach dem Zusammenhänge in der Erzählung und nach der Natur der Sache selbst dem Friaulerherzogthume nahe, ja völlig angränzend gewesen. Dessenungeachtet ist deren Lage nicht mit Bestimmtheit anzugcben. Einige halten sie für das kärntncrische Geilthal, Vallis Julia (Julia, Gilia) und den Ort Me-daria für Windischmattrey? andere für den südlichen Theil von Ärain, und den Ort bei Triest Malaria für Medaria; wieder andere versetzten Zellia in das krainerische Gotfchee in die Gegend SyU an der Kulp. Einige endlich fanden in Zellia die Umgegenden der altrömischen Celeia, Celia, Cilia, Cilly, von den Slovene« Zelle, Celle heut zu Tage genannt, und glauben in Medaria Marburg in der slovenischen Steiermark zu suchen? Mein: Versuch einer Geschichte der Slovene» an der Donau u. s. w. in der steiermärkischen Zeitschrift. Jahrg. 1827, p. 109. Jahrg. 1828, p. 143—147. 4) Niceplior. int. Byz. IV. — Paul. Diacon., II. p. 9 — 10. — Theophan., p. 252, 253. — Anastas, p. 89. 158 I. Geschichte der Steiermark. Z. 494—814 n. Ehr. nur durch die gänzliche Unkunde der Barbaren, eine so große Stadt einzuschließen und zu belagern und durch den Mangel an Schiffen, um diese Hauptstadt auch von der Seeseite zu bedrängen, vor Plünderung und Zerstörung gerettet ward. Der langwierigen Belagerung überörüßig zogen die Barbaren wieder in ihr Land zurück *). Mit dieser Nachricht schließen die byzantinischen Geschichtschreiber für längere Zeit bis zum Jahre 654 ihre Berichte von den Slovene» an der Donau im Allgemeinen. Diese seit langer Zeit vorzüglich auf Byzanz gerichtete Aufmerksamkeit der Avaren, welche sehr wahrscheinlich die Folge eines Schutz- und Trutzbündnisses mit den Persern gewesen war, scheint unter jenen slovenischen Stämmen, welche bisher den Avaren un-terthänig gewesen, und welche nicht ferne von den Gränzen des fränkisch-austrasischen Reichs seßhaft geworden waren, den Plan zur Reife gebracht zu haben, durch eine allgemeine Empörung ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen. Schon seit langer Zeit wurden die Slovenen von den Avaren mit viehischer Grausamkeit behandelt. An allen Zügen der Avaren mußten die Slaven in starken Heeren den thätigsten Antheil nehmen, in allen Schlachten die Vordersten kämpfen und den Hauptstoß feindlicher Anfälle aushaltcn, während die Avaren weit zurück hinter sicherer Wagenburg schwelgten. Der Chan mit einem zahlreichen Hofe und die avarischen Edlen mit großem Gefolge brachten alle Winter in den Landtheilen der Slaven zu, wo sie slovenische Weiber und Mädchen ohne Unterschied schändeten und alles Volk unerhört bedrückten. Die Slovenen vermochten dies schreckliche Joch der Barbaren nicht länger mehr zu ertragen. Sie griffen um das Jahr 623 insgesammt zu den Waffen. Ohne ein gemeinsames, an Geist und Kraft überwiegendes Oberhaupt, welches Einheit und Plan unter alle brachte, würden sie jedoch bald wieder dem strafenden Schwerte des mächtigen Chans unterlegen seyn. Da war eben ein fränkischer Kaufmann, Namens Samo, der Führer einer zahlreichen Handelsgilöe, welche damals immer bewaffnet umherwandcrtcn, in jene slovenischen Landtheile gekommen, wo, eben weil Alles in Empörung glühte, die gewöhnlichen Handelsgeschäfte nicht vollbracht werden konnten, um so weniger, da bereits das Heer der Avaren zur Rache i) Cliron. Pasch., p. 392—327. — Nicephor. ,ibid., p. 12 -13. — Theo-phanes, p. 263 — 264. — Anastas, p. 95. — Cedrenas, T. I p. 415, 416. — Zonaras T. II. p. 84. — Constantin. Manass., p. 76, 77. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 159 im Anzuge war. Samo, als ein Franke von Jugend auf mit Krieg und Waffen wohloertraut, schloß sich mit den Seinigcn an die Slo-vcnen an und bewährte in und außer den Schlachten mit den Avalen eine solche Ucberlegenheit des Geistes und so viele Thatkrast, daß es die Sloocnen alsogleich und insgesammt erkannten, diesem heldenmüthigen Franken ihre Rettung schuldig zu seyn. Waö Samo unter allen ihren Woiwvden an Geist und Muth wirklich war, dazu erhoben sie ihn in der That, zu ihrem Könige. Und sie wurden in ihren Erwartungen nicht getäuscht. Seit Samo ihre Unabhängigkeit erkämpft hatte, schien er nicht mehr Franke, ganz Slovene zu ftyn und herrschte als König über seine Slovenen durch 35 Jahre (ungefähr vom Jahre 627 — 662) mit so überlegenem Geiste und mit so gefürchteter Haltung, daß er die entschiedene Unabhängigkeit seines Volkes sowohl wider die Hunnavaren, als wider alle andern benachbarten Volker bis an seinen Tod siegreich behauptete *). Es geschah hierauf im Jahre 630, daß eine andere ansehnliche Gilde fränkischer Kauflcute, welche in den Lanötheilen der durch Samo freigemachten und von ihm beherrschten Slovenen dem Handelsgewinne nachzogen, von diesen Slaven beraubt und gro-ßentheils ermordet wurden. Kaum hatte K. Dagobert I. diese Un-that erfahren, so ordnete er einen edlen Franken, Namens Sichar, als Gesandten an Samo ab, um die Zurückstellung des Geraubten und Genugthuung für die Frevelthat zu fordern. Sichar vermochte nur nach langem Harren und erst nachdem er slovenische Nationalkleidung angethan hatte, zu persönlicher Unterhandlung mit dem K. Samo zu gelangen. Er entledigte sich mündlich seiner Aufträge und stellte die Forderungen seines Königs. Samo aber suchte Ausflüchte und schien nur zu einer oberflächlichen Untersuchung und Genugthuung bereit. Da begann Sichar zu drohen und zu behaupten, daß Land und Volk der wendischen Slovenen eigentlich seinem Herrn, dem Könige des Frankenreichs, dienstbar wären. Wiewohl der Unterredung schon überdrüssig, antwortete hierauf Samo: Wohl wollen wir mit Land und Leuten dem fränkischen Monarchen ergeben seyn, wenn nur auch er mit uns Freundschaft halten will! Als Sichar sich hieraus die Schmähung erlaubte, daß die Franken als Christen und Gottesöiener mit Heidenhunden nicht in i) Fvedegar. in Chron., seu in appendice ad Greg. Turon. in Bibi. Max. 8. 8. Pair. XI. p. 831, cap. 58. Frcdegar., ibid. cap. 67. 160 I- Geschichte Ver Steiermark. J. 494—814 n. Chr. Freundschaft siehe« könnten, ward er zur königlichen Burg hinaus geworfen. Sogleich begann die blutige Fehde zwischen den Völkern Samos und den Franken. Im Jahre 631 drang K. Dagobert mit drei Heeren der Austrasier und Allemannen über die weit ausgedehnte Gränzmark der Slovenen ein; während die von ihm aufgeregten und ihm verbündeten Langobarden von Süden herauf die Slovenen überfallen muhten. Die Heere der Langobarden und der Aüemannen waren überall siegreich und schleppten zahlreiche Slo-venengefangene mit sich heim; das Heer der Austrasier aber wurde bei der Burg Bokast, wo sich die Hauptheermasse der Wenden vereinigt hatte, mit großem Verluste an Beute und Getödteten gänzlich in die Flucht geschlagen und aus Samos slovenifchen Landesgränzen wieder hinausgeworfcn. Samo trug hierauf mehrmals und schnell nach einander sein fürchterliches Racheschwert in das fränkische Thüringen mit solchem Schrecken und Erfolge, daß sich der bisher noch unabhängig gebliebene Herzog Dervanus sauimt seinen Slovene», den Urtitern, unter Samos Herrschaft begab und sein Land mit dessen Reiche vereinigte '). Fast um dieselbe Leit (631) trug sich auch in Pannonien eine Begebenheit zu, welche mit den slovenifchen Aussiedlungen innerhalb der Donau in einiger Verbindung sicht. Der Volksstamm der Bulgaren ist unter diesem Namen schon den byzantinischen Römern bekannt geworden. Von den späteren Byzantinern auch Hunnen, Hunnogunduren, Cotragier, Hunnobunüo-bulgaren, Scythen, Mösier, Blachier u. s. w. genannt, hatten sich die Bulgaren früher schon in ihren Wohnsitzen in der großen Bulgarei zwischen der Wolga und dem Don mit den Stämmen des großen Slavenvolkes verschmolzen. Unter K. Anastasius (I. 501) war ein Th eil dieses Volkes näher an die Donau herabgekommen und machte sich von derselben Zeit an durch verheerende Einfälle in Thrazien und in das byzantinische Jllyrikum furchtbar. Wider diese Barbaren erbaute K. Anastasius die lange Mauer, als unmittelbare Brustwehre für Byzanz; bis sie endlich um das Jahr !) Mit Fredegar, dem ältesten Erzähler dieser hochwichtigen Begebenheiten, stimmt im Wesentlichen ein ungenannter Schriftsteller ganz überein, welcher die Groß-thaten des Königs Dagobert berichtet. Den Angaben dieser Gleichzeitigen stehet ganz sonderbar und ihnen geradezu widersprechend zur Seite der gleichfalls ungenannte Verfasser des vielbesprochenen Büchleins von der Bekehrung der Bajoarier und Karantaner. Anonym. De Gest. Dago],, apud du Chesne, Script. Franc. T. 1. p. 580, 581 — 582. — Juvavia, Anhang, p. 10-11. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 161 540 durch mehrere Niederlagen für lange Zeit gedcmüthigt worden sind. In der Zeit dieser Schwäche wurden sie den Avaren unterthänig. Gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts nun muß sich ein Theil dieser den Avaren unterworfenen Bulgaren, vereint mit den Avaren selbst, in Pannonien niedergelassen haben. Denn alsogleich nachdem die Slovenen das Tyrannenjoch jener Barbaren abgeworfen hatten, waren auch zwischen diesen yannonischen Bulgaren und den Avaren Zwistigkeiten entstanden, welche in blutige Fehde übergingen und theils mit Vertreibung, thcils mit Vernichtung der schwächeren Bulgaren endigten '). Nach Fredegars Versicherung waren nämlich 9000 Bulgaren mit Weibern und Kindern aus Pannonien entflohen; diese wendeten sich an den König Dagobert mit der Bitte, sie inner der Gränzmarken des frünkisch-austrasischen Reichs aufzunehrncn. Dagobert befahl den Bajoaricrn, die bulgarischen Flüchtlinge über den Winter in ihren Landtheilen zu beherbergen, bis er mit seinen Franken über das Verlangen der Bulgaren würde zu Rathe gegangen seyn. Nachdem nun die Bulgaren im Bajoarcnlanöe zerstreut Unterkunft erhalten hatten, wurden sic auf königlichen Befehl in einer und derselben Nacht sämmt-lich von den Bajoariern ermordet. Dieser blutigen Verletzung des heiligen Gastrcchts entging jedoch einer der bulgarischen Häuyt-linge, Altizeus genannt, welcher mit 700 Andern, Weibern und Kindern, über die slovcnischen Gränzmarken zurückgeflohen ist und snmint den ©einigen noch viele Jahre bei dem slovenischen Fürsten Walduk gelebt hat "). Im Frühlinge des Jahres 639 geschahen die ersten festen Ansiedlungen der Slovenen mit Hülfe der Avaren in Dalmatien, vorzüglich durch die Eroberung der wichtigen Stadt Salona und durch die Besitznahme des unteren Landes sowohl diesseits als jenseits der Gebirge 1 * 3). Allein kaum hatten die noch mit den Avaren ver- 1) Fredegar., ibid. cap. 71. -) Du Cliesne T. I p. 461. Eo anno in Avai'orum cognomcnto llunnorum regno in Pannonia surrexit vehemcns contentio etc. — Anonym, de Gest. Dagob. ibid. p. 580 — 581. — Aimoin. ibid. L. IV. cap. 24. 3) Diese einfache Begebenheit ist das Wesentliche in der romanhaften Erzählung des Constantinus Porphyrogenetes, int. Byzant. T. XXIV. P. I. >>. 93 —95, 85-87 in cap. 29. — Farlatti, Ulyr. saev. T. II. p 302,317. Daß bei der Einnahme Salonas und Dalmatiens Slaven und Avaren zusammen Antheil gehabt haben, ergibt stch gleichfalls aus allen geschichtlich gewissen Verhältnissen dieser Völker in jener Zeit; aus ihrer vereinten früheren Verheerung Istriens, aus ihren Einfällen in Friaul und auch daraus, 11 Ge sch. b. Steiermark. — iv. S65. 162 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. bundenen Slovenen das untere Dalmatien in Besitz genommen, als sie auch schon wieder andern Slovenen den Platz räumen mußten. Damals — so erzählt nämlich Constantinus Porphyrogenetes — wohnten Chromaten jenseits Bagibaria, weiter als die Türken (Ungarn) in der Nachbarschaft der Franken, eben in jenen Landthei-lcn, in welchen die heidnischen oder Belochrowaten d. i. Wciß-chrowaten, von welchen sie abstammtcn, und die Slaven der heidnischen Servier ihre Wohnsitze hatten (zur Zeit des Erzählers I. 950). Ein chromatisches Geschlecht, nämlich fünf Brüder, Kiukas, Lowelus, Kosentzes, Muchlo und Chromat, sammt zwei Schwestern, Tuga und Buga, riß sich mit einem Theile des Volkes los und kam bis nach Dalmatien. Hier trafen sie auf Avaren und Slove-nen, welche diese Landstriche erobert und sich bereits daselbst fest niedergelassen hatten. Diese Chromaten begaben sich in den Schuß des K. Hcraklius, noch früher als die Servier, und ergriffen auf dessen Befehl wider die Avaren die Waffen. Beide Völker führten einige Jahre lang Krieg, bis endlich ein großer Theil der dalmatischen Avaren und Slaven erschlagen, der Uebrige aber den Chromaten unterwürfig geworden war. Von dieser Zeit an blieben die Chromaten Meister jener dalmatischen Lanötheile *). Jedoch nicht alles Volk dieser Chromaten hatte sich damals in Dalmatien bis an die istrischen Gebirge seßhaft gemacht, sondern nur der größere Theil derselben; viele sind wieder in die pannonischen Landstriche zurückgewandert, und sie haben sich sowohl da, als auch weiter östlich im byzantinischen Jllyrikum niedergelassen °). Wir erzählen hier noch ein anderes Ereigniß aus byzantinischen Geschichtsguellen, welches in die Zeit vom Jahre 642 bis 668 gesetzt werden muß. In den Landtheilen der großen Bulgarci, zwischen dem Don und der Wolga, waren die Hauytstämme des großen Bulgarenvolkcs bis um diese Zeit noch seßhaft gewesen. Ihr daß Porphyrogcnetes zwar immer das Wort Avaren (Aßxgsig) allein ge-gebraucht, und doch auch zugleich wieder versichert, daß Dalmatien auf die beschriebene Weise von den Slaven sey eingenommen worden. Il/N^y 7rx^si\r)(p3-y) 7TX£X TCOV 2xAaß/V/XCOV sA'/lCiV T£07TM Im cap, 90 gebraucht Constantin Porphyrogenetcö die Namen SxAußot und Aßccgsig ^ und cap. 29, p. 86 für ganz synonym, wo er zugleich versichert; jenseits der Donau eugoy id-vyj IlxAttßivixx KTivct r.xi Aßx-£oi i'xzAouvTC. l~) Constantin, de Administr. Imper, p. 95, 97. -) Ibidem, p. 95. I. Geschichte dee Steiermark. J. 494—814 n. Chr. 163 thatkluger König Curatus o6cv Eubratus hatte eben sterbend seinen fünf Söhnen die wichtige Lehre fester Bereinigung und inneren Friedens als die sicherste Schutzwehr vor dem Joche fremder Barbaren, besonders aber der Avarcn, aus deren Gewalt er fein Bolk glücklich gerettet hatte, an das Her; gelegt. Allein bald nach seinem Tode entstand ein so heftiger Bruderkrieg, daß bald nach dem Jahre 642 die zwei jüngsten Brüder, jeder mit so vielem Volke, als sich ihm freiwillig anfchloß, über die Donau fort in die byzantinischen Länder einwanderten. Der eine Bruder siedelte sich in Pannonien an und wurde dem Avarcnchane, dem Herrn dieses Landes, unterthan; der Andere zog nach Italien fort und ließ sich in Pcntapolis bei Ravenna nieder ‘). Während uns byzantinische Quellen mit den bisher erzählten, die Einwanderungen verschiedener Slavenstämme in die dalmatischen und pannonischen Länder betreffenden Begebenheiten bekannt machen, treffen wir in der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts, Jahr 661—673, noch auf andere die Slovencu unterhalb der Donau berührende Nachrichten. Seit ihrem Eindringen und Festsetzen bis an die dalmatischen und istrischen Meeresküsten hatten die Slovenca daselbst in kurzer Zeit an innerer Kraft und Cultur so sehr gewonnen, daß sie bereits aus dem adriatischen Meere mit Raubschiffen herumschwärm-tcn und selbst die untersten italischen Küsten beunruhigten. Im Jahre 662 hatten sie mit einer Flotte langer Schiffe an der bene-ventischen Küste gelandet; sie wurden aber vom Herzoge Rodoalö wieder zurückgeschlagen. Paul Warnefried versichert, daß damals der Herzog Rodoald mit diesen Slovenc» in ihrem slovcnifchcn Diulecte zu sprechen Gelegenheit genommen habe. Dies erklärt sich daraus, weil die Brüder Rodoald und Grimoald, als Sohne des Herzogs Gisulf, im Lande Friaul auferzogen waren und daselbst wegen der nahen und meiftcntheils den Langobarden feindlich gesinnten Slovencu die slooenische Sprache hatten erlernen muffen 2). ______________________ 11 * Theoyhancs in Clironogr. p. 297. — Anastasius, p. 113. — Nicephor., 22, 23 Auch Letzterer erzählt diesen Vorfall mit einigen Abweichungen: Quartus (frater) trans Istrum penetrans in Pan no ni a, quae nunc (Nicephorus slarb im Jahre 828) sub Avarorum potestate est sk'-YlX'JVO'liq: TYJ V7V0 Aßxgoig XSlfJ.evy'), foedcre cum habitatoribus inito domicilium collocat. — Paul. Diacon*, L. V. cap. 28. Cum notis 118 et 119, in welchen das Abweichende zwischen Paul, der Historia mis-cclla und den Byzantinern bemerkt und in Uebereinstimmung gebracht wird. 2) Paul, Diacon., IV. 46 et 38. 164 I- Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. Eben auch im Jahre 66l hatte der Longobardenkönig Ari-pert l. sein Leben beschlossen, das Reich aber seinen Söhnen, Gu-nibert und Bertarit, überlassen. Wider diese erhob sich Grimoald, Herzog in Benevent; Gunibert wurde ermordet und Bertarit rettete sich im Jahre 662 über die Alpen zu dem Avarenchane. Wie aber Grimoald den Avaren mit Krieg drohte, wenn sie Bertarit nicht ausliefern würden, ging dieser selbst von den Avaren geraden Wegs nach Italien und überlieferte sich seinem Todfeinde Gri-moalö, welcher an ihm seltenen Edelmuth übte *). Nach den Herzogen Grasulf und Ago, ungefähr im Jahre 663, hatte der König Grimoald dem Herzoge Lupus die Beschü-tzung und Leitung des wichtigen Gränzherzogthums Friaul übergeben. Dieser fand für gut, während der König lief unten in Italien die Angriffe der Byzantiner bekämpfte, oben in den longobar-dischen Landtheilen den Herrn zu spielen. Da sah sich der bedrängte Grimoald gezwungen, wider den Empörer die Avaren aus Pannonien zu Hülfe zu rufen. Der Chan kam schnell mit ungeheurer Hceresmacht über die Alpen herab; doch unterlag Herzog Lupus dieser Uebermacht erst nach vier mörderischen Schlachten, worauf die Avaren in- ganz Friaul gräulich wütheten. Schwerlich würde K. Grimoald diese fürchterlichen Barbaren, die sich jetzt in Friaul geradezu ansiedeln wollten und den Rückzug verweigerten, mit Waffengewalt überwunden haben, wenn es ihm nicht geglückt hätte, durch kluge List den Chan mit seinen Völkern wieder über die Alpen zurückzuschrecken ,J). Nicht lange nach dem Rückzüge der Avaren, noch bei Lebzeiten des Königs Grimoald, dessen Tod in das Jahr 672 fällt, suchte Warnefried, ein Sohn des gefallenen Herzogs Lupus, die Gewalt und Würde seines Vaters über Friaul zu erringen; er mußte jedoch bald dem Zorne des Königs weichen. Er nahm seine Zuflucht bei den Slovenen in Karantauien und führte von dorther ein Sla-venheer nach Friaul hinab, mit welchem er sich zu behaupten hoffte. In der ersten Schlacht jedoch verlor er Würde und Leben * 2 3). Die ') Paul. Diacon., IV. 53. V, 2. Not. 3. 2) Idem, V. 17—21. 3) Idem, V. 22. „Deniquc Lupo hoc modo, ut pracmisimus, intevcmpto, Warnofridus, ejus filius, voluit in loco patris apud Fovumjulii obtinere Ducatum. Sed metuens Grimoaldi regis vires, fugit ad Sclavorum gentem in Carnuntum, quod corrupts vocitant Caranta-num. Qui postea cum Sclavis advenicns, quasi Ducatum eorum viribus resumpturus , apud Ncmas castrum, quod non longs a Forojulii distat, irrnentibus super se Forojulianis, cxtinctus cst.“ 1. Geschichte der Steiermark. J. 494—814 n. Chr. 165 Rache für diese Niederlage verschoben die Karantanenslovenen bis auf gelegene Zeit. Gleich nach der Unterdrückung Warneftieös er-hob K. Grimoald den Wektari zum Herzoge über das wichtige Friaul. Als nun einst die Karantanen erfuhren, daß dieser tapfere und von den ©einigen sehr geliebte Herzog in Steinum außer seinem herzoglichen Besitze abwesend fey, fielen 5000 Slovenen un-vermnthet in Friaul ein. Der Herzog Wektari war aber schon wieder zurückgekehrt, als sich die Slovenen bei Bropas nicht ferne von dem Hauptorte Forumjulium gelagert hatten. Am Natiso kam cs zur Schlacht. Da warf der alleinige Schrecken vor Weklaris persönlicher Gegenwart die Slovenen in so eilige und verwirrte Flucht, daß alle von den Friaulern zusammengehauen wurden und kein Bote der blutigen Niederlage über die Alpen zurückgekommcn ist *). Wir haben im ersten Thcile der steiermarki- D.Sl°venen^>van-schcn Geschichte die Geschicke dieses Landes von der Urzeit bis zum Ende des fünften Jahrhunderts dar- dÄ'unt^/pami'"-gestellt. Weder in der Urzeit, noch während üer gan-zen römischen Kaiserepoche, vom Imperator Augu- 1 2 3' 53z-6,°' stus bis zur gänzlichen Auflösung des römischen Westreiches, ja, dis zum beginnenden Verfalle der ostgothischen Macht in Italien, kann ein Zeitereigniß bezeichnet werden, bei ivelchem die Ansteülung der flovenischen Stämme in den damals norifch - pannonifchen und zum Theile auch italischen Landstrichen an der Gebirgsverzwcigung der julisch-karnischen Alpen am Füg-lichften geschehen seyn, und auf welche ersten Niederlassungen man dann auch die Abkunft der heutigen flovenischen Winden oder Wenden im Lande Steiermark unterhalb der Mur sicher zurückführen und historisch erwiesen gründen könnte “). Wir wiederholen nun noch für den späteren Zeitraum, vom Jahre 500 bis 570, die theils schon angeführten, theils angedentcten Ereignisse mit den Avaren und Slovenen in den norisch-pannonifchen Ländern unterhalb der Donau, und bezeichnen das Ergebniß derselben mit Bestimmtheit. 1) Paul. Diacon., L. V. cap. 3.3. 2) Ich berufe mich hier vorzüglich auf meine bis in alle Einzetnheiten des Gegenstandes durchgeführte Untersuchung: »Versuch einer Geschichte der flovenischen Völkerschaften an der Donau, um die erste Einwanderung und Festsetzung der Sl'ovenen in der Steiermark, in Warnten und Krain zu bestimme» und zu erweisen.« VI. bis X. Heft der steiermärkischen Zeitschrift. 166 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Ehr. Die verheerenden Einfälle der Slovencu ins byzantinische Reich in den Jahren 527, 533, 546 haben einzig und allein Thrazien und die Länder an der untersten Donau betroffen. In den Jahren 537, 540, 547, 555, 556 finden sich geschichtliche Spuren von siooenifchen Miethsolüaten unter den byzantinischen Heeren in Italien. Die slooenischen Einfälle in den Jahren 548, 550 und 551 hatten zwar allen Gräuel über Thrazien, über das byzantinische Jllyrikum und über Dalmatien bis Byzanz, Thessalonika und Epiüamnus an den unteren Küsten des jonischen Meeres gebracht. Allein alle diese slooenischen Heere und Ränberhordcn waren damals wieder über die Donau zurückgegangcn, und es findet sich weder in den dalmatischen, für jene Zeiten überaus wichtigen Kirchendoeumcntcn, noch in andern byzantinischen und abendländischen Geschichtsgucllen auch nur die geringste Spur slovenischer Niederlassungen innerhalb der Donau in den Landstrichen der oberen und mittleren Save und Drave, an den Gebirgsverzwcigungcn der julischen, carnischen und norischen Alpen. Nach dem Jahre 552 scheint das Uebergewicht der Aoaren in den westlichen Ländern, die Unterdrückung der Gepiöcn und die Festsetzung der Aoa-rcn im trajanischcn Thrazien, ihre Besitznahme von Pannonien nach dem Fortzuge der Langobarden nach Italien, den slooenischen Verheerungen, so wie einer allfällig beabsichtigten Ausbreitung der Slovene» unterhalb der Donau nach Westen zu um so mehr längeren und kräftigeren Einhalt gethan zu haben, als seit dem Jahre 569 die Hunnavaren mit allen ihnen benachbarten Slovenen in blutige Fehde gerathen waren. Der Einfall von 100000 Slovenen in das byzantinische Gebiet tin Jahre 571 berührte die westlichen illyrischen Länder gar nicht, und seit dieser Zeit erscheint ein großer Theil der den Aoaren an der Theiß benachbarten Slovene«, und besonders erscheinen alle jene Slovenenhorden, welche wir bald nachher in aoarisch-longobarüischen Fehden an den julisch-karnischen Alpen, den Gränzmarken des longobaröischen Friauls und an den bajoarisch-austrasischen Gränzländern erblicken, in ganz entschiedener Abhängigkeit von den Aoaren. Die pannonischen Lanütheile, soweit daselbst die Longobaröen seßhaft und herrschend gewesen, sind vertragsmäßig . 24 - 30. Anhang. *) Juvavia, Anhang, p. 61. z) Ebendaselbst, p. 33. 3) Hi festinando expugnaverunt Hannos et adfirmaverunt Quarentanos, scrvitutique cos regain subjecerunt, similiter que confines e o-r u m. Juvavia, Anhang, p. 11. 186 I Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. Man dürste hier wohl an die Slovcnen in dem Landstriche Zellia, und also an die unlersteirischen Winiden, falls man unter Zellia das Land an der Save, Saan bis an die Drave herauf zu verstehen hätte, denken; dessen slovenische Bewohner in der ersten Halste des siebenten Jahrhunderts den Friaulerherzogen zins-pflichtig geworden und in diesem Verhältnisse bis in die Zeiten des friaulischcn Herzogs Ratichis geblieben sind ‘). Ratichis gelangte unter dem Longobardenkönige Luitbrand (I. 712 ■—744) zur Herzogcnwürde über Friaul. Wirklich scheint jenes tributäre Verhältniß in dieser Epoche gänzlich aufgehört zu haben. Alle Slovenen erhoben sich seit dem Jahre 700 wieder gewaltiger und vorzüglich gegen Friaul und die Longobaröen. Unter slovenische Schwerter fiel der Herzog Ferduls und der friaulische Adel, wie wir oben gemeldet haben. Zwischen den Jahren 720 und 730 scheinen die südlich pannonisch - norischen Slovenen mit Gesammtmacht in Friaul eingefallen zu seyn. Den Kampf mit ihnen bestand Herzog Pemmo, der es endlich für klüger fand, ein friedliches Verhältniß mit denselben herzustellen 2). Herzog Ratichis begann aber neue Kämpfe mit den Karantanerslovenen 3). Es ist demnach auf dem Grunde des eben Gesagten nicht zu bezweifeln, daß diese freie und gewaltigere Stellung der inner österreichischen Slovenen in Steiermark und Kärnten nur auf dem Fuße austrasisch - bajoarischer Oberherrschaft gestaltet und daß dadurch vorzüglich das zwischen den Longobarden und Franken im Anfänge der Regierung K. Luitbrands so friedliche Verhältniß gestört worden sey. Mm/rkischE/'ka/ Im Jahre 719 war ein vornehmer Eng-v-nen"un° länder, Winfrid, mit dem kirchlichen Namen Boni-ftMarun«. fazius, nach Bajoarien gekommen. Ganz öurchdrun-6,5 gen von der großen Idee der Päpste Gregor II., Gregorin., Zacharias und Stephanus H. (1.715—751),Deutschlands Christianisirung nach römisch-hierarchischen Grundsätzen und nach der beim apostolischen Stuhle aufbewahrten Ueberlieferung zu vollenden, unterstützte und leitete dieser thateisrige Mann die Bemühungen der Herzoge Theudebert, Hugbert und Odilo (I. 717 !) Paul. Diacon. IV. 30. S) Idem, IV. 24, 26, 45. Rcpente ei nuntius venit, immens am Scla-vorum multitudinem advcntasse, 8) Idem, VI. 52. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 187 —748) in der Regulirung des Ehristcnthums und Kirchenwesens in ganz Bajvarien fo durchgreifend 0, daß von dieser Epoche an durch die salzburgischen Oberhirten Geist und Form des bajoari-schen Kirchenthuins auch auf die Steiermark übcrgcgangcn ist. Nachdem die Verbreitung des Christenthums und Kirchenwe-scns in Bajvarien und dessen Vorländern in Grundsätzen und Ueber-licferungen der apostolisch-katholischen römischen Kirche durch Bo-nifnzius und durch die Herzoge, vorzüglich Theodebert I. (gestorben I. 737) und Odilo, mit Vorwissen und Zustimmung des Groß-hofmeisterS in Austrasien, Karl Martell, vollendet war, starb dieser siegreiche Fürst und Führer der Franken am 22. October des Jahres 741 -). Vereinigt führten jetzt seine beiden Sohne, Karlmann und Pipin, die oberste Macht im großen Reiche der Franken und Germanen. Der Tod dieses gefürchteten Mannes schien dem Ba-joarcnherzoge Odilo eine günstige Gelegenheit. Im geheimen Einverständnisse mit den Empörungen in Aquitanien, Allemannien und Sachsen erklärte auch er sich für unabhängig von der Herrschaft der Franken (I. 743). Allein er unterlag bald wieder der schnellen Gewalt der austrasischcn Heere; landesflüchtig mußte er sich der Gnade der siegreichen Brüder ergeben, nach Frankreich als Gefangener wandern und nur seiner Gemahlin Hiltrude, der Schwester Karlmanns und Pipins, hatte er cs zu verdanken, daß er in seinen herzoglichen Ambacht wieder eingesetzt worden ist (I. 744) 1 2 3). Bald darauf wahlfahrtete Karlmann nach Rom, trat in den geistlichen Stand und beschloß seine Lebenstage im Kloster Mon-tecassino; wornach Pipin allein Fürst und Führer der Franken tin großen Gesammtreiche geblieben ist 4). Durch diesen geistvollen Herrscher kam ein in Religions- und Glaubenssachen sowohl, als auch in anderen Wissenschaften gelehrter, freimüthiger Priester aus Irland, Virgilius, nach Bajoarien (I. 743), und durch Verehrung und Wohlwollen dcS Herzogs Odilo zuerst alS allgemeiner 1) Vita 8. Bonifacii ap. Mabill. Act. 6. 8. B. II. p. 52. — Pertz, Mon. Hist. Germ. II 340. — Collect. 8. Concil. T. VIII. Die Briefe der Päpste, p. 167 — 310. — Act. Sanct. Edit. Boiland. T. I. Jun. p. 467. — Hartz.hcim, Concil. Germ. I. 343. 2) Annal. Eginhard. — Annal. Metcns. 8. Amand. et Contin. — Frede- gari apud Du Chesne et Pertz 3) Annal. Metcns. — Annal. Eginli. 8. Amand. contin. Petav. contin. ap. Du Chesne, Bouquet et Pertz. — Annal. Franc, annis 743, 744. *) Annal. Metcns. ap. Pertz. p. 329 — 330. — Annal. Eginli. Ann. 747. 188 1. Geschichte der Steiermark. I. 449—814 n. Ehr. Lehrer und Glaubensprediger, dann als wirklicher Bischof auf den einflußreichen Stuhl in Salzburg (I. 747) '). Birgilius hatte mehrere Priester und ausgezeichnete Männer, wie den Weihbischof Dobda, einen Griechen, und den Sidonius, nachher Bischof zu Passau, in seiner Begleitung. In kirchlichen Angelegenheiten ging Virgil selbstständig seinen eigenen Weg; weßwegen er mit dem eifrigen Bonifazius, nunmehr Erzbischof zu Mainz, in langwierige Zwiestigkeiten gerathen ist * 2). Durch seinen griechischen Weihbischof Dobda ließ er zu Chiemsee eine ordentliche Schulanstalt gründen, sowohl für Jünglinge, welche sich dem geistlichen Stande widmen wollten, alö auch für solche, welche überhaupt eine edlere Geistesbildung zu erhalten wünschten. Dobda blieb dort lebenslänglich Vorsteher und zugleich der vorzüglichste Lehrer. Sein Nachfolger in Beiden scheint der salzburgische Priester Lupus (oder Lupro) gewesen zu seyn. Aus dieser Anstalt ist eine große Anzahl von Priestern heroorgegangen, welche das segenreiche Werk der Christianisirung und kirchlichen Einrichtung in Steiermark und Kärnten unter deutschen und slo-venischen Bewohnern vollendet haben 3). Birgilius erhob auch sogleich beim Antritte des Oberhirtenamtes den geschichtlichen Hergang der Gründung seiner Hochkirche, und wie, wann und durch wen sie all ihr damaligesiBesitzthum nnö alle damit verbundenen Rechte erhalten und erworben hatte; er errichtete darüber ein genaues Urbarbuch (I. 747—748) und legte damit den Grund zur hochftiftischen Urkundensammlung, welche als die wichtigste Quelle über die Geschichte der Steiermark im Mittelalter so viel Licht verbreitet 4). Um eben diese Zeit hatte der fromme und thätige Herzog Odilo (I. 748) seine irdische Laufbahn beschlossen. Ihm folgte unter Obhut seiner Mutter Hiltrude der Sohn Tassilo H.; er kam jedoch erst im Jahre 754, nachdem die Empörungen, welche Grippv, der jüngste Bruder Pipinö und Sohn der agilolfingischcn Prinzessin Sonichilöe, in Sachsen und Bajoarien erregt hatte, unterdrückt waren (I. 748—750) und nach dem Tode der Mutter Hiltrude, zur persönlichen Verwaltung Bajoariens und der Vorländer, *) Juvavia, Anhang, p. 9 — 10, 35. — Hansiz, II. p. 77 — 78, 84—85. Hartzheim, Cone. Germ. I. 59 — 83. 3) Idem, II. 80-81. *) Juvavia, Anhang, p. 36. 1. Geschichte der Steiermark. Z. 494—814 n. bhr. 189 jedoch im strengen Lehenverhältnisse zu dem großen Frankenreiche und Pipin, welcher jetzt nach Entthronung des Schattenkönigs Chilöerich (I. 752) aus dem Reichstage der Franken zu Soifson zum Könige erhoben, vom H. Bonifazius vorläufig geweiht (753) ‘), und bald nachher von dem, vor den Langobarden flüchtigen Papste Stephan II. feierlich gesalbt worden ist * 2). Im Jahre 757 auf öer Reichsversammlung zu Compeigne schwor Tassilo mit den Angesehensten seiner Länder dem K. Pipin und dessen Söhnen den Eid der Treue 3). Der Anbeginn der unmittelbaren Wirksamkeit deö Bischofs Dirgilius für Christen- und Kirchenthum unter den norisch-pan-nonischen Elovenen fällt in die Epoche vom Jahre 750 bis 760. Sogleich nach seiner Erhebung auf den Oberhirtenstuhl zu Salzburg. ließ ihm der karantanische Slovenenherzog Ceithumar durch eigene Abgeordnete seine Huldigung und die Bitte darbringen, persönlich zu seinen Slovenen zu kommen und dieselben im Evangelium zu bekräftigen. Birgil betrachtete die Lanütheilc öer Slovenen an der norisch-karnischen Alpenkette, an öer Save und Drave, als zum großen Sprengel seiner Hochkirche gehörig; er war aber durch die Unruhen in Bajoarien gehindert, Ceithumars Wunsch persönlich zu erfüllen. Er sendete daher einen von ihm selbst geweihten Chorbischof, Modest, in einer großen Geleitschaft von Priestern und Klerikern jeden Grades, zu den Slovenen, mit der Vollmacht, in denselben Lanötheilen überall zu predigen, Kirchen zu erbauen, Priester und andere Kleriker zu weihen und einzusetzen, auch alle andern den canonischen und den Vorschriften der heiligen Väter entsprechenden kirchlichen Einrichtungen zu treffen. Der fromme Priester Modestus leitete die apostolischen Bemühungen dieser Männer bis an sein Lebensende mit dem segenreichsten Erfolge 4); und on sehr vielen Orten entstanden Pfarrkirchen mit Pfarrdistrirten, i) Annal. Eginh. Metcns. Patav. u. s. w. bei Du Cliesne et Pertz. Annis 749—754. ") Caes. Annal. I. 300, will beweisen, daß Birgits Bischofswürde erst im Jahre 766 oder 776 begonnen habe? 3) Bociimer, Rcgesta. 2. *) Was von der Bekehrung von 17000 Slovenen durch den Chorbischof Modest, von der Empörung der steirischen Slovenen bei Windischgratz und Marburg wegen Bedrückung durch ihre adeligen Herren, und endlich von de» Feldzügen der Herzoge Ceithumar und Walduk gegen sie in einer handschriftlichen Chronik von Steiermark erzählt wird, und von Ammonias Salassus, Megiser, Valvasor u. v. 2t. nachgeschrieben worden ist, ermangelt der historischen Beglaubigung gänzlich. Caes. Annal. 1. 305—307. 190 I- Geschichte ter Steiermark. I. 494—814 n. CH c. unter welchen eine zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria oder Mariasaal im Glanthalc, jene in der Gegend von Liburnia oder aus dem Lurnselöe zwischen Sachsenburg und Spital in Oberkärnten, und eine dritte im Undrimathale oder im obersteirischen Mur-thale gelegen, vorzüglich benannt worden sind t). Alle diese und die früheren Bemühungen und Einrichtungen durch die salzburgischen Oberhirten scheinen den römischen Päpsten Zacharias, Stephan II. und Paul I. (I. 741—757) bekannt gegeben und vom römischen Stuhle bestätigt worden zu seyn; weil sich der salzburgische Erzhischof Arno auf die zu seiner Zeit (I. 810) noch in Salzburg aufbewahrten päpstlichen Doeumente berieft). Mitten in seinem apostolischen Wirken ftarb hierauf der fromme Chorbischof Modestus und ward in der Kirche zu Maria-Saal beigesetzt. *) Juvavia. p. 11 —12. — Unrest. Cliron. Carinth. — Hahn. Monum. I. 481. — Lazii Resp. Rom. XII. 3. — Resch, Aetas millenar. p. 92—94. — Hansiz. II. 89—92. — Juvavia ibid. p. 11—12. lieber die Lage der Kirche ad Undrimas schwebt große Dunkelheit. Die Benennungen Undri- ma, Vallis Undrima, Undrimfala kommen IN mittelalterlichen Urkunden Jnnerästerreichs mehrfach vor. So erscheint frühzeitig schon der Bach I n-gering, welcher von den Geileralpen herab zwischen Knittelfeld und Judenburg sich in die Mur ergießt, unter dem Namen Undrima, und die Gegend umher gleichfalls unter der Benennung Undrimthal. Nun treffen wir in einem Gütertausche zwischen dem Salzburger Erzbischöfe Adalbert und einem edlen Manne, Marquard, die topographischen Namen: Proprietas ad Undrimam, für welche hingegeben werden die salzburgischen Lehengüter Cnr-tis ad Puche, ad Furti et Pischoffesperch, an welchen wir die heutigen Gegenden Buch, Furth bei Judenburg, Pischoffesperch im oberen Murthale, und das Thal an der In gering erkennen, um so zuversichtlicher, da in einem Lauschvertrage vom Jahre 935 derselbe Erzbischof Adalbert einem gewissen Selprade Grund und Boden mit Pfarrkirche und Zehenten in Undrimatale ad Pouminkirichen gab, woran wir wieder die Gegend Baumkirchen in der Pfarre Weißkirchen bei Judenburg finden. Juvavia, Anhang, p. 166, 175. — Andere suchen die in der Rede stehende Kirche des Undrimathales in einer zwischen Maria Saal und St. Beit seitwärts gelegenen Gegend nach urkundlicher Andeutung aus der Zeit, Jahr 1041 — 1060: Tale praedium in valle Undrima loco Gunthardsdorf — et in eadem valle loco Hezindorf. Juvavia, ibid. p. 254. Allein eben, daß eine Kirche in Oberkärnten, eine in Mittclkärnten benannt wird, deutet auf die weitere Entfernung der dritten Kirche von den beiden erstbczeichneten, um zugleich die weite Ausdehnung der apostolischen Wirksamkeit der vom Bischöfe Wirgil gesendeten Missionarien ersichtlich zu machen! — Alle andern Erklärungsarten des Ausdruckes ad Undrimas gehen ins Abgeschmackte. Hansiz, ll. p. 89—92. 2) Juvavia. p. 61. — Hansiz. III. 93. Wie sehr man überhaupt in Rom von den Vorgängen bei den norisch-pannonischen Slovene» Kenntniß genommen habe, erweist die Versicherung K. Arnulfs vom Jahre 892 in einer Urkunde für das Hochstist Freisingen, daß auf Bitten Pipins Papst Zacharias aus Italien in die Gegend der karantanischen Slovene» nach Liburnien gekommen fei) und dort eine Kirche eingewciht habe. Hund. Metrop. Sa-lisb. I. 88, 129—130. — Ughelli, Ital. sacr. V. 34. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 191 Der bejahrte Herzog Ceithumar ließ sogleich durch Abgcsen-detc den salzburgischen Oberhirten abermals um einen persönlichen Besuch bei den Slovencn bitten. Virgil aber, theils in Kenntniß von den empörenden Bewegungen unter den Karantanerslaoen, theils mit dem Baue eines Domes in Salzburg beschäftigt, konnte die fürstliche Bitte abermals nicht erfüllen. Doch sendete er zur Leitung und Vollführung der kirchlichen Angelegenheiten den Priester Latinus mit chorbischöflicher Gewalt. Wegen der fortdauernden Unruhen mußte dieser aber die Landtheile der Slovenen bald wieder verlassen. Nachdem endlich die Ruhe wieder allgemein befestiget war, arbeiteten mit chorbifchöflicher Gewalt bei den norisch-pannonifchcn Slovenen die von Virgil nach einander gesendeten Priester, Madelhoch und Warmann '). In welchen Gegenden an den norisch -karnischcn Alpen, an der Save, Drave und Mur, im Osten oder Westen der cetischen Bergkette die Empörungen unter den Slovenen Statt gehabt haben, ist gänzlich unbekannt, lieber den Grund der Empörungen aber darf man die Vermuthung wagen, daß der Nachdruck, mit welchem der bajoarische Herzog Tassilo II. von Nhätien her * 2), und das Bisthum Salzburg im Vereine mit dem vordersten Slo-venenherzoge Ceithumar die Einführung des Christenthums und die Vollendung der kirchlichen Einrichtungen durchführen wollten, einige der roheren heidnischen Slovenenstämme zu bewaffneter Widersetzlichkeit veranlaßt habe. Denn nach dem Tode des oberhäupt-lichen Woiwoden Ceithumar (I. 769—771) brach die Empörung der Slovenen allgemein aus, so gerade wider die christlichen Prediger von Salzburg her gerichtet, daß alle Priester vertrieben worden sind, und einige Jahre keiner mehr unter ihnen weilen mochte. Endlich kam Waltunk, vom Bajoarenherzoge Tassilo II. mit Hce-resmacht unterstützt 3), als Herzog an die Spitze der Bewegung, beruhigte Land und Volk, knüpfte die Verbindung mit dem Oberhirten Virgiliuö wieder an und erhielt von Salzburg her neue Missionäre, welche die Fortsetzung der slovenischen Christiani,irung mit Sicherheit leiten konnten, und zwar die Priester Heimo und Re- *) Juvavia, Anhang, p. 13. 2) Resch, Annal. Sabionens. I. 669. — Aetas Millenar. p. 33—33. 3) Daß Thassiio I. um diese Zeit Hecrziige nach Karantanien gethan habe, bestätigen (wenn gleich nicht genau mit der Zeitrechnung) die Chroniken ^ von Molk und Salzburg. Anno 773. Thassiio Karantanos, id est, Karinthiam, vicit. — Thassiio Cavinthiam snb.jicit. Fez, script. Austv. 1. 192 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Ehr. ginbald mit dem Diacone Majoran und mit den Priestern Dupli-terius und Majoranus sainint anderm Clerus, weiters die Priester Gozar, Majoran und Erchambert; nachmals die Priester Reginbald und Regi'nhar; abermals die Priester Majoranus und Augustinus, und endlich den Reginbald und Gunüahar *). So konnte der salzburgische Oberhirt Virgil sein oberleitendes Augenmerk unverrückt bis an seinen Tod auf Christenthum und Kirchenwesen unter den norisch-pannonischen Slovenen gerichtet halten; bis nachher andere wichtige Begebnisse vorfielen, welche alle Landtheile an der unteren Save, Drave und Mur in allgemeine Bewegung brachten und die Lage der Dinge dort neu und für längere Zeit fester gestalteten. Inzwischen war der weit umher gefürchtete König deö Frankenreiches, Pipin, am 24. September des Jahres 768 gestorben, nachdem er vorher Länder und Völker seinen beiden Söhnen Karlmann und Karl zugetheilt hatte 1 2). Kaum war aber Karl, bisher Herr der austrasisch-germanischen Volker, nach dem frühzeitigen Tode seines Bruders Karlmann (4. December 771) zur Alleinherrschaft über das ganze Merovingerreich gelangt, so erhob er sich, theils aus Eroberungssucht, theils um die römische Kirche von unaufhörlichen Bedrängnissen zu befreien, mit Heeresmacht aller fränkischen Bannvölker nach Italien (zu Ende Decembers I. 774 durch Friaul) 3), vernichtete daselbst die Herrschaft der Langobarden, vereinigte alle italischen Länder derselben mit seinem Reiche (I. 773 —774) und vernichtete endlich noch die letzte Hoffnung zur Wiedererhebung des unglücklichen Königs Desiderius durch die schnelle und gänzliche Unterdrückung der Empörung in Friaul, unter dein longobardischen Herzoge Rotgaud (I. 776) 4). Bei diesem wichtigen Begebnisse handelte der gewaltige Karl nicht ohne rachsüchtige Staatsklugheit gegen den bajoarischen Herzog Tassilo U-, welcher, im wiederholten Streben, sich von der fränkischen Oberherr-lichkcit und Vasallenschast loszuringcn 5), sich mit dem longobar- 1) Juvavia, ibid. p. 12. — Unrest, in Chron. Carinth. ibid. p. 481—483. 2) Annal. Eginh. Laurisham. Metens. Bert, anno 768. — Eginhardi, Vit. Carol. M. ap. Pertz. II. p. 444. 3) Boehmcr, Begesta. 10. a) Eginli. Vit. Carl. IN. ap. Pertz. II. 4, 41. — Annal. 8. Aniand. Lau-risli., Metens. Eginli. Annis 773, 774, 776. — Monach. Egolisn. in Vit. Caroli M. ap. Du Chesne. II. p. 72. 5) Annal. Laurisham. Eginhardi et Metens. annis 760-764, 771 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Ehr. 193 bischen Konkgshause innigst verbunden und Luitbcrga, die Tochter des Longobaröenkönigs Desiöerius, zur Gemahlin genommen hatte (765) l *). Wohlbekannt mit dieser Gesinnung des mächtigen Herrn gequält von den Gefühlen lähmender Vasallenschaft, unaufhörlich, gestachelt durch den Rachedurst seiner Gemahlin Luitberga, die es nimmer vergessen konnte, ihre königlichen Aeltern um Thron und Reich gebracht, verbannt, in ein Kloster gesperrt und ihre fürstliche Schwester, Desiderata, die rechtmäßige Gemahlin K. Karls, von ihm verschmäht und verstossen zu sehen, kam diesem Herzoge der allgemeine Unmuth jener bajoarischen Edlen sehr gelegen, deren Bann-völkcr in unaufhörlichen blutigen Kämpfen mit Sachsen und Sarazenen (I. 778, 779, 780) schaarenweise den Tod gefunden hatten s). Um die an dem longobardischen Königshause verlorne Stütze zu ersetzen, verband sich Thassilo in Geheim mit den hunnavarischen Fürsten an der Theiß und in Pannonien, Jugurruö und Chagan, so, daß K. Karl, noch angestrengt beschäftigt mit den Sachsen, schon im Jahre 780 Thassilos abermalige Empörung enthüllt sah 3). Jedoch, anderweitig gedrängt, schleuderte Karl vorerst Drohungen gegen die Hunnen und ließ mit Thassilo durch Papst Haürianus I. friedliche Aussöhnung versuchen, und in der That auch in Regensburg bewerkstelligen (I. 781) 4). Dadurch sahen sich die Avaren gelähmt; Chagan und Jugurrus sendeten eilfertig Botschafter in das kaiserliche Lager an der Lippe, um Versöhnung und Frieden zu erbitten (782) 5). Nachdem auf solche Weise der für die östlichen Gränzländer Bajoariens zwischen der Donau und den südlichen Alpen so entscheidende Krieg mit den Hunnavaren noch auf kurze Zeit verschoben war, endigte der hochberühmte und fromme Bischof Virgilius sein Leben zu Salzburg am 27. November 784. Mit Recht heißt er der Apostel der Karantanerslaven; denn die Wiedererweckung und die vollendete Begründung und Ausbreitung aller christlichkirchlichen Lehren und Einrichtungen bei den germanisch-slovenischen l) Annal. Eginh, Anno 788. ") Annal. Laurish. Eginh. Berlin. Anno 778. — Wonach. Egolism. in Vit. Carl. M. ap. Du Chesne, 73—73. — Annal. Franc, ap. Bouquet. V. p. 38. 3) Sigcbert. Gembl. Anno 780, Annal, Metcns. Laurish. Berlin. Fuldens, Eginh. Anno 781, — Boeh-mer, Regesta. p. 13. 5) Annal. Laurish, Berlin. Fuldens» Eginh. Anno 783, Eksch. 6. Stti«rmark. - iv. 566. 13 194 l. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. Bewohnern des altnorischen Hochlandes bis über die Mur, Drave und Save und an die karnisch-norischen Alpen hin ist vorzüglich das Werk seines apostolischen Eifers '). g,?» BchÄchung Virgils in jeder Hinsicht ganz würdiger Nach-«.*. f0iger auf dem Oberhirtenstuhle zu Salzburg war Arno, Abt des belgischen Benedietinerstifts Elnau. Ungewiß von welcher Abkunft, ob Dritte, Sachse oder Bajoarier, war Arno Cleriker des Freisingersprcngels, tut Jahre 765 Diacon, und im Jahre 776 Priester. Durch ungemein starken Geist, durch höhere Bildung, durch Gewandtheit in öffentlichen Geschäften und durch humane Sitten gewann er schnell die Achtung des Herzogs Thassilo ii-, die Verehrung des gcsammten jalzburgischen Clerus, ja, die Bewunderung und Liebe der grüßten Männer seiner Zeit. Karl des Großen Lehrer und Freund Alcuin war ihm, dem hochedlen geistvollen Aar (so nannte er ihn, Arn, Arno) mit innigstem Gcmüthe ergeben; Karl der Große selbst, alle Päpste seines Zeitalters, das ganze Fürstenhaus des letzten unglücklichen Agilolfingcrs und Lanöesherzogs Thassilo II. schenkten ihm ihr unbedingtes Vertrauen, und in einer Epoche von 37 Jahren ist in Bajoarien und in allen östlichen Vorländern bis an die unterste Drave und Save kein wichtiges kirchliches oder politisches Geschäft ohne Vorwissen oder Mitwirkung des Bischofs Arno vollführt worden 2). Wirklich war es eines der ersten öffentlichen Geschäfte Arnos, in Verbindung mit dem Abte Heinrich von Monsce, im Aufträge Thassilos selbst und des Papstes Hadrian die Versöhnung Annal, Sali sl, et Chron. Salisb. Fcrtz, I. p. 334 Annis 784. — Anval. Mellic. Pez, I. Anno 784. — Dalham, Concil Salisb. p. 14, setzt das Jahr 785. — Hansiz, II p. 60 — 67. — Vita Gebhardi, Archiep. in Hansiz, II. 134. Beatus Virgilius — gentem Carantanam convertit ad fidem Christi — et per (Episcopum Modestum) et per successorum ejus instantiam eadem gens Sclavonica a ritibus idololatriae revocaba-tur. Unrest in seiner Kärntnerchronik versichert gar, daß Virgil persönlich alle östlichen Länder bis an den Zusammenfluß der Drave mit der Donau bereiset habe. »Darnach zog er durch Kerndten Landt, und lernt kristlichcn Gelauben durch die Landt gen Ungarn, als ferne da die Tra inn die Tu-naw rynet!« Hahn. Collect. Monum. I. p. 483. — Mabillon. Analect. Vet. p. 347. — Opera Alcuini. p. 231. — Dalham, ibidem, p. 50. — Arno, Virgils unmittelbarer Nachfolger, nennt ihn „Famosissimum et re-ligiosissimum Virgilium ! -) Bei seiner Erhebung zum Erzbischöfe nennt ihn Papst Leo III.: „Virum al-mificum et in scripturis peritissimum, et in omnibus misericordissi-mum, spiritualibus moribus comprobatum. Juvavia, Anhang, p. 51. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 195 K. Karls mit dem neuerdings in eine Verschwörung gegen die fränkische Oberherrschaft verwickelten Bajoarenherzoge zu bewirken (I. 787) *). Jedoch der eigene große Schmerz ob der tiefsten Demü-thigung, welche sich Herzog Thassilo bei dieser Versöhnung zu Augsburg gefallen lassen mußte, und die dadurch aufs Höchste entflammte Rachewuth Luitbirgens trieben ihn schnell zum Aeußersten 'ft. Geheime Boten eilten zu den Avarenfürsten nach Pannonien und an die Theiß, zu den slovenischen Völkern an der Elbe und Moldau, um sie zu Angriffen auf die bajoarisch-fränkischen Vorländer und aus das longobardische Italien aufzuforüern, und auf diese Bedingung wurden förmliche Bündnisse geschlossen * 2 3); selbst auf die Wiederherstellung des longobardische» Reichs für Adalgis, den Sohn des K. Desiderius, wurde in Konstantinopel unterhandelt 4) und ein allgemeines Bündniß mit der verwitweten Herzogin von Benc-yent, Adalberga, Schwester der Luitbirga, und mit allen über die eroberungssüchtige Herrschaft Karls unzufriedenen Großen und Edlen des Reichs eingegangen. Jedoch das wachsame Adlerauge Karls und die Briefe des Papsts Haörianus ft enthüllten bald die weitverzweigte Verschwörung und die große Gefahr der fränkisch-bajoarischen Vorländer. Auf des Monarchen Ruf war Thassilo II. bei der plötzlich berufenen Reichsversammlung zu Worms erschienen (I. 788) und fest-genommcn, (nachdem er sich im Jahre 787 unterworfen, den Eid abermals erneuert und mit seinem Sohne Theodor 13 Geißeln gestellt hatte) ft, während seine ganze fürstliche Familie gefänglich nach Mainz gebracht wurde. Zu Worms vor das Königsgericht gestellt, verstummte Thassilo gegen die Anklagen der Bajoarier selbst auf Verschwörung und Hochverrats) ft, und die dafür dargelegten Beweise. Der Spruch des Fürstengerichts lautete auf Tod. K. Karl aber, zufrieden, das uralte und wegen seiner Abstammung von 13 * ') Annal. Laurish. et EginhUrili, anno 787. — Annalist» Saxo anno 787. ap. Pcilz. — Annal. Nazar, conti», ap. Bouquet. V. p. 12. 2) Annal. Metcns. — Annal. Eginh. — Poeta Saxo. — Annal. Franc, ap. Bouquet. V. p. 46. Annis 784 et 788, 3) Annal. Kginh. anno 788. — Annal. Franc Freheri p. 398. — Vit. Carol. IN. Eginh. ap. Da Chesne. II. 97 — 98. — Annal. Moissacens. ap. Du Chesne. III. Anno 788. ft Theophan, Chron, ap. Bouquet, V. 188. ft Sacrosanct. Concil. VIII. 543—549. Bouquet. V. 573. ft Boehmer, Itegesta, p. 16, ft Annal. Franc, ap, Bouquet. V, 48 et Annal. Laurish, Anno 788» 196 I- Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. öen merovingischen Königen ihm allein mehr gefährliche agilolfin-gische Fürstenhaus mit einem Schlage aus dem politischen Leben tilgen zu können, milöerte öas Todesurtheil in ewige Entsetzung von Herzogthum und herrschender Gewalt über Bajoarien und alle Vorländer, in lebenslängliche Verbannung und Einschließung Thassilos (im Kloster St. Goar) unö. seiner ganzen Familie in verschiedenen Klöstern des Reichs *). Dieser Spruch wurde voll-führt und gleicherzeit eine große Zahl bajoarischer Edlen, welche der Verschwörung mit Thassilo überwiesen waren, für immer ans dem großen Reiche verbannt. Hierauf eilte Karl nach Bajoarien, empfing in der Hauptstadt Regensburg von allen Hochcdlen und Freien Bajoariens und der Vorländer den Eidschwur und Geißeln der Treue. Zur Verwaltung Bajoariens und der Vorländer bestellte er aber weiters keinen Herzog mehr, sondern nur mehrere Grafen, deren Oberaufsicht, als königlichen Kammerbotcn oder Sendgrafen, alle anderen Gaugrafcn und Obrigkeiten untergestellt seyn sollten. Endlich ließ er die kräftigsten Anstalten treffen, um die bajoari-schen Vorländer vor öen Anfällen und Verheerungen der Hunnava-ren möglichst zu beschützen * 2); wobei er auf die unmittelbaren Gränzen selbst ein besonderes Augenmerk gerichtet hielt unö überall geeignete Gränzbesehlshaber bestellte 3). Durch diese Vorgänge jedoch ließen sich die Hunnavaren nicht abschrecken, ihr dem Thassilo gegebenes Wort zu halten. Auf der einen Seite waren sie ohnehin schon in Heermassen der Enns näher gerückt, ohne Bajoarien selbst noch unzugreifen 4). Sie verschanzten aber zwei große Heerlager im Lande unter der Enns am Kaumberge, und oberhalb der Donau am Kampflusse ff. Jetzt !) Annal. Nazar, emit. — Annal. Franc, ap. Da Chesne II. Anno 787» Am 10. Juli wurde er mit seinem Sohne geschoren. Boehmcr, Regesta, p. 16. s) Annal. Laurisham, Metcns. Nazar, contin. Moissacens, Anno 788. — Eginh. Vita Carol. M. ap. Pertz, II. 448 — 449. — Annal. Einhardi. Anno 188. 3) Rex Carolas ad Reganesburg pervenit et ibi fines vel marcas Baioa-riorum disposuit, quomodo salvi, Domino protegente, contra jam dic-tos Avaros esse potuissent. Annal. Einhardi, anno 788. Cunctisqne his cum flnibus Baioariam disponens commendavit rectoribus aptis, Annal. Franc. Anno 788, 0) Annal, S» Emeran. Anno 783. Ilunni ad Enisain vencrunt, sed ibi no-cuerunt nihil. s) Annal, Einhardi et Laurisham, Anno 792, I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Che. 197 warf sich aber aus dem untern Pannonien ein Avarenhcer über die Länder der Slovenen an der Drave und Save und auf den carnifch-norischen Alpengebirgen und brach in Friaul ein. Während der königliche Prinz Pipin diesen Barbaren hier siegreich widerstand und sie blutig an die untere Donau zurückschlug, wurde ein zweites Avarenhcer im Lande unter der Enns auf der Ebene bei Jps von den königlichen Sendgrafen Grahamann und Auöa-kcr in blutiger Schlacht geschlagen, und endlich auch noch ein dritter Avarenhaufe in derselben Gegend theils niedergehauen, theils in die Donau gesprengt (I. 788) *). Bei der Anwesenheit in Regensburg war die Feststellung und Sicherung der bajoarischcn Ostgränzen des großen Karls vorzügliche Sorge gewesen. Vor dem eigentlichen Ausbruch des avarischen Krieges hielt und bezeichnete man den Ennsfluß für die gewisse Gränze zwischen den Avaren und Bajoariern '-). Die oben angedcuteten Schlachten (tin Jahre 788 und zu Anfang des Jahres 789) waren tm Lande unter der Enns jvorgefallen. Nun wurde im Jahre 790, nachdem schon früher Gesandte hin und wieder gesendet worden waren, am kaiserlichen Hofe zu Worms von hun-navarischen Abgeordneten neuerdings über die Richtigstellung der Gränzcn zwischen den Franken und Avaren gehandelt. K. Karl beharrte unabänderlich auf der Herstellung der wahren Gränzen nach uraltem Rechte; also auf Zurückziehen aller hunnavarischen Gewalt über die cetische Gebirgskette, und wahrscheinlich aus ganz Pannonien über die Donau zurück, ganz entsprechend den altüberlieferten Plänen der Merovingerkönige Theoöcbert I., Dagobert I. und des großen Oüerhofmeisters Pipin von Heristall * * 3). Die Hunnavaren waren demnach seit einiger Zeit, — die Unruhen im Frankenreiche, die unaufhörlichen Kämpfe seit Karl Mar-tell mit den Sarazenen, Sachsen und Slovenen, die Heerzüge gc- J) Annal. Lanrish. Anno 788. — Annal. Einhardi, Francov, et Fuldens., Frcheri, S. Einmeran. Poeta Saxo, Anno 788. — Annal, Franc, auct. ap, Du Chesnc, III. Anno 789. 2) Einhardl, Annal. 791. Nam is lluvius inter Baioariorum atque Hnnno-rum terminus mcdius currcns certus duorurn regnorum limes habcba-tur. Dies galt wohl nur für das Land Oesterreich und bis dahin, wo die Enns aus dem Hochlande hcrabtritt. 3) Poeta Saxo. __ De Gest. Caroli M. anno 790, Nam maxima causa in- ter hos populos litem com,novit atrocem, dum quo regnorum confinia certa snorum esse loco veteri dcberent jure statuta, ingenti studio disceptaretur, — Annal. Eginhardi, anno 790. 198 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. gen die Langobarden und die so oft wiederholten Versuche der agi-lolfingischen Herzoge in Bajoarien, sich von der fränkischen Da-sallenschast frei zu stellen, benützend, — aus dem Lande der Theiß, ihrem Hauptsitze, und aus dem untersten Pannonien immer weiter gegen Westen, vorzüglich an der Donau aufwärts, selbst schon im bajoarischen Vorlande zwischen dem Kahlenberg und dem Ennsflusse, nicht ohne barbarische Verheerung und Plünderungen vor-geörungen *); sie hatten sich, gleichsam wie in einem Eigenlonde, in zwei großen Ringen, am Kaumberge des cetischen Gebirges und am Zusammenflüsse der Kamp mit der Donau festgesetzt * 2). Daß die Avaren gleichzeitig auch die östliche Steiermark und die slove-nischen Ländertheile verheerend durchzogen haben, mag oermuthrt, kann jedoch nirgends nachgewiesen werden 3); ganz unwahrscheinlich aber ist es, daß sie damals auch in das steirische und karan-tanische Oberland gekommen sind. Nachdem nun K. Karl in den früheren und in den letzten Unterhandlungen mit den Avaren zu Worms die Erfüllung seiner Forderungen, nämlich Zurückziehen der hunnaoarischen Horden über die Donau und bis an die Theiß, nicht erreicht hatte, entschloß er sich im Jahre 790 zum Rache- und Vertilgungskrieg gegen die gefährlichen hunnischen Barbaren. Er ließ daher, weil der Feldzug in weit entfernte und ausgedehnte Landtheile gehen mußte, den Heerbann des ganzen Reichs, der Franken, Ripuarier, Thüringer, Friesen, Sachsen, Allemannen und Bajoarier, ja selbst auch jenen des longobardischen Königreichs unter Anführung seines Sohnes Pipin, aufbieten. Im Kriegsplan wurde der Angriff auf die Avaren zugleich und an allen Seiten festgesetzt. Im Sommer 791 war ein gewaltiges Heer von Germanen und Franken zu Regensburg Annal, Laurisham. et Eginhard!, anno 791: nt (Carolas) Hunnis factor,im suorum vicem redderet. — Annal Frclieri Franc. Anno 791 : Carolus propter malta mala et praedationes et caedes, quas Himni exercuerunt in populo Dei, provocatus. Oberhalb des' Ennsfluffes und über die Gegenden der Mur und Drave herauf, weiß weder ein fränkisches Jahrbuch, noch ein Salzburgerdokument etwas von hunnaoarischen Einfällen und Plünderungen vor dem Jahre 788. Also müssen die davon sprechenden Nachrichten nur die fränkisch-bajoarischen Vorländer an der Donau hinab und das obere Pannonien betreffen, deren Verheerungen, als Länder des großen Frankenreiches, Ä. Karl zu rächen hatte. 2) Annal. Einhardi. Anno 791. — Monacli. 8. Gall. Pertz. I, 748. 3) Schon Aquil. Caes. Annal. I 310, hat die Meinung ausgesprochen, daß sogleich nach dem Falle der Longobardenherrschaft in Italien, seit dem Jahre 776 schon, die untere Steiermark unter die Gewalt K. Karl des Großen gekommen fey. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 199 versammelt. Die Heermasse öer Ripuarier, Friesen, Thüringer und Sachsen, geführt von den Grafen Theoöerich und Meginfried, sollte nördlich öer Donau Vordringen. Starkbemannte Schiffe waren bereit, auf der Donau nach Pannonien hinab zu eilen und dem Heere hinlängliche Lebensmittel und reiche Kriegsoorräthe zuzu-führen. K. Karl selbst wollte mit dem Kern des Heeres unterhalb der Donau und des Ennsflußes aus die Barbaren losgehen, während das dritte Heer aus Friaul über die julisch - carnischen Alpen die hunnischen Avarenhorden aus den pannonischen Ländern vertreiben sollte. Mit seinem Hauptheere blieb K. Karl drei Tage um Ennsflusse stehen und ließ im feierlichen Feldgottesdienste durch die kirchlichen Oberhirten, Simpert von Regensburg, Engelram von Metz und Arno von Salzburg l *), um Waffensegen zum gnädigen Himmel flehen. Am 3. September erhielt er an der Enns die Nachricht von einem entscheidenden Siege, welchen sein Sohn Pipin, von Italien herauf in Pannonien eingeörungen, am 23. August über die Avaren erfochten hatte. Hierauf folgte er seiner förmlichen Kriegserklärung schnell über die Enns, stürzte sich auf die aoarischen Ringwälle bei Königsstätten am Kaumberge, warf sie mit allen avari-schcn Horden zu Boden “), drang über den Raabfluß vor, zerstörte und verheerte alles Hunnische und warf alle Hcerhaufen der Avaren über die untere Donau hinüber. Eben so tapfer und siegreich war das Heer oberhalb der Donau unter Theodcrich und Meginfrid, so daß dis weit über die March nichts Hunnavarisches mehr bestehen konnte; so wie Anfangs August schon K. Pipin mit dem Herzoge von Istrien aus Friaul über die julisch-carnischen Alpen heraufgedrungcn war, in einer blutigen Schlacht die Hunnavaren geworfen und ganz Pannonien bis an den Einfluß der Drave in den Jster von den Haupthorücn der Barbaren befreit hatte. Nach einem Aufenthalte von 52 Tagen ging der sieggekrönte Karl unterhalb des Raabflusses über Sabaria, Sarwar oder Steinaman-ger, ungewiß ob auch durch die Steiermark und Kärnten? 3) nach Bajoarien zurück und verweilte in dem Hoflagrr theils zu Bils-hofen, theils zu Regensburg *)• *) Hansiz. II. ill. -) Vita Hludovici Imper. Pertz. ibid. II. 609-610. 3) Hansiz. II. p. 101. — Boehmer, Regesta. p. 17. 4) Poeta Saxo, Annal. Bginh. Laurisham., Metens., Xantens. Moissac. An-nis 791 — 792. Sacrosanct. Concil. VIII. 519 — 550. K. Karls Rückmarsch geschah über Sarwar. Boehmer, Regesta. p. 17. 200 l Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Cbr. Mit diesem siegreichen Feldzüge war zwar alles Avarische unterhalb der Donau und innerhalb des Granflusses niedergeworsen, keineswegs jedoch die Hauptmacht der Avaren an der Theiß gebrochen und unschädlich gemacht. Die thätigsten Rüstungen zur Fortsetzung und Vollendung des Avarenkriegs und die Anstalten zur festen Vereinigung aller pannonischen Länder biö zum Einflüsse der Drave in die Donau, bis über die Save und an die drinischen Alpenberge hin mit dem Frankenreichc, und zu einer geregelten inneren Verwaltung derselben, hielten den vorsichtigen Karl bis über den Sommer des Jahres 793 in Regensburg fest-, wo die wichtigsten Dinge, die Schlichtung kirchlicher Angelegenheiten, die Verschmorung seines Sohnes Pipin und fränkischer Edlen wider sein Leben, wie die Erhebung der Sarazenen und der Sachsen, in neuerlichem Bündnisse mit den Hunuavarcn, seinen Riescn-geist mächtig beschäftigten *). Seinen in Pannonien zurückgelcfl-sencn Feldherrn wurden neue Hülfsoölker zugesendet und von denselben einige glückliche Kämpfe gegen aoarische Horden vollbracht (I. 793) Auf dem hochwichtigen und lebhaften Hostage zu Frankfurt (I. 794) wurde die gänzliche Vertreibung der Avaren von den Ostgränzen des fränkisch-germanischen Reichs, ja die völligste Vernichtung jener Barbaren unabänderlich festgesetzt * * 3). Während nun der uncrmüdete Karl die Feldzüge gegen die empörten Sachsen (I. 794, 795 und 796) persönlich leitete, mußte der Friaulerherzog Erich, mit dem Slovenenwoiwoden Wonomir, die in Pannonien theils neuerdings eingefallenen, theils zerstreut sich wieder erhebenden Aoarenhorden überfallen und vertilgen. Dieser Zug ward, durch die Zwietracht unter den avarischen Fürsten selbst begünstigt4), so glücklich vollbracht, daß reiche avarische Beute im Jahre 796 am Hoflager in Aachen anlangte5). Hierauf mußte Pipin, König von Italien, das beschlossene Werk der gänzlichen Aoarenvertreibung vollenden. Noch im Jahre 796 war er mit *) Annal. Einhardi, Laurisliam., Petav« contln Poeta Saxo annis 693,793. z) Annal. Franc, au et. Petavian, et Poeta Saxo anno 793. 3) Annal. Einhardi et Laurisliam., anno 794, — Sacros. Cone. IX. 94 — 119. — Hartzheim, Concil. Germ. I. 288—333, 4) Annal. Eginh. et Laurisliam., anno 795. Der Avavenfürst Todan ober Zoban — de Pannonia unterwarf sich Karl dem Großen in Aachen und ließ sich taufen. ■') Annal, Einhardi et Laurisliam. Anno 795, — Annal, Laurish. Tiliun. et Poeta Saxo, Anno 796. L XLxvUt- I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 24)1 einem großen Heere des vereinigten italischen und bajoarischen Heerbanns *) aus Pannonien über die Donau gegangen und im avarischen Hnuptlanöe an der Theiß bis zum Hauptringe ihres Chans vorgedrungen, welchen er siegreich erstürmte, der Erde gleich machte, den Rest der Barbaren theils vernichtete, theils über die Theiß hinaus zerstob und die überreichste Beute, den von den Avaren seit zwei Jahrhunderten ausgehäuften Raub so vieler Länder und Völker, dem königlichen Vater in Aachen zu Füßen legte * 2 3). Hiermit waren alle Avarenhorden diesseits der Donau theils zusammen gehauen, theils überwunden, oder wegen ihrer unbedeutenden Volkszahl alS Unterthanen des Reichs verschont und in Pannonien seßhaft gelassen worden. Die Fürsten dieser Wenigen ließen durch Gesandte dem großen Kaiser Karl im Heerlager gegen die Sachsen Unterwerfung und Treue schwören (I. 797). lieber alle diese von den Barbaren gereinigten und beruhigten Länder bestellte Karl einstweilen seinen eigenen Schwager, den durch viele Kriegsthaten bewährten, allberühmten Grafen Gerold. Jedoch die Ueberreste der wüthigen Barbaren sammelten sich nochmals und wagten, nicht ohne Verbindung mit den in Pannonien zurückgebliebenen Hunnen, einen Anfall auf die pannonischen Lanö-theile. Gerold eilte ihnen mit Heeresmacht entgegen, schlug und vertilgte die Horden für immer, siel aber selbst sieggekrönt in dieser letzten blutigen Schlacht mit den Avaren (am 1. Sept. 799)a). So hatte nach Verlauf von acht Jahren der V3.nln' hunnavarische Krieg nach vielen sehr blutigen Kam-pfen mit Vertilgung der Barbaren siegreich sein Ende erreicht. Aber auch im weiten Pannonien sind fnoun"Är' N-bei so vielen Zerstörungen und Verheerungen große &?"<>'£ »“"“unteren Landstrecken mit Ruinen besäet und gänzlich men- &ave 11116 $um' schenleer geworden 4). Durch die nun theils wieder Annal. Guclf. Eginh. Mctcns. Fuldens. Tilian. Laurisham. Poeta Saxo. Anno 796. Mon. 8. »»Hi, Portz. II. 755. — Annal. Lambac, Anno 796. Annal. Eginh. Laurish. Tilian Guelferb. Anno 797. 3) Annal. Eginh. Tilian. Laurish. Poeta Saxo anno 799, Daß diese Schlacht in Pannonien vorgefallen sey, versichert die Grabschrist Gerolds. Caniš. Anti qu. Lect, II P. II. 73. — Mabill. Act Ord. 8. Boned. V. 288—289. — Eginh. in Vita Car. M. Pertz. II p. 449— 450 : et Geroldns Baioa-riae praefectus, dum in Pannonia contra Hunnos proeliaturus acicm instruerct, incertum est, a quo — interfectus est Am 25. Dezember 797 empfing K. Karl zu Heristall eine Gcsandschast der Avaren. d) Eginhardi, in vita Car. M. Pertz, II. 498 — 450. Quod proelia in eo hello gesta, quantum sanguinis effusum sit, teStatur vacua omni ha- 203 I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. befreiten, theils neu eroberten östlichen Länder unterhalb der Donau, und durch die Vereinigung derselben mit dem großen fränkisch-germanischen Reiche, ist das Land Steiermark gleichfalls näher an das Reich gezogen und mit demselben für immer unmittelbar vereinigt worden. Alle diese Länder, von der March bis an die Theiß, und vorzüglich von der Raab bis an den Zusammenfluß der Drave mit der Donau und unterhalb der Save über Dalmatien bis an die Meeresküsten hin *), gestaltete jetzt der weitaussehenüe Geist K. Karl des Großen zu einer mächtigen Vormauer seines Reichs im Osten * 2). In allen diesen Ländern ließ er die uralte Gauenverfaffung kräftig heroortreten; belehrt jedoch durch die Geschichte der letzten agilolfingischcn Herzoge im eigenen Hause, vertraute er die Verwaltung dieser Länder, insbesondere in militärischer Hinsicht, unterhalb der Donau, keinem besonderen Herzoge mehr, sondern er bestellte Grafen zur markgräflichen Oberaufsicht und Gewalt 3); so daß in der Zeitfolge aus diesen Gränz-statthaltcrn ebenso die Markgrafen von Steiermark, als jene in der Ostmark oder in Oesterreich unter der Enns, ihren Ursprung genommen hatten. Diesem zu Folge standen unter einem solchen Gränz-statthalter immer auch so viele Gaugrafen, alö der ihm untergeordnete District selbst einzelne Gaue in sich faßte. Zwischen der Donau und Drave war der bajoarische Statthalter Gerold der erste Oberbefehlshaber der pannonischen Gränzländer, auf welchen im Jahre 800 Graf Goteram gefolgt war 4). In den Landthei-len an der unteren Mur, Drave und Save befanden sich viele slo-venische fürstliche Woiwoöen, welchen, ihren volksthümlichen Einrichtungen gemäß, Würde und Amt germanischer Gaugrafen an- bitätore Pannonia, et locus, in quo regia Chagani fuerat, ita deser-tus, ut ne vestigium quidem in eo humanae habitationis appareat. 1) Eginh, in Vit, Car. M. Pertz. II. 451. Postquam utramque Panno-niam, et appositam in altera ripa Danubii Daciam, Histriam quoqne et Liburniam atque Dalmatian! exceptis maritimis civitatibus, quas ob etc. — Annal. Saxo. Anno 814. Annalista Saxo, Anno 891, ap. Eccard. eovp. Hist. I. 234. Incnrsio Ungarornm ad excidium gentium ad meridiem et occasum degentium exoritur, quorum infausto auxilio Arnulfus petiebatur imperio , d fist r u c t o ingenti valle in Pannonia, quo Carolus Magnus barbaras nationes circumcluserat. 3) Mon. 8. Galli, Pertz. II. 706. Providentissimus Carolus nulli comi-tum', nisi his, qui in conßnio barbarorum constituti erant, plus quam unum comitatum aliquando concessit. 4) Hansiz. 11. 114—115. Schreiben Alcuins an den salzburgischen Oberhirten Arno. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 203 vertraut, ja wohl auch manche, denen die Oberaufsicht über ausgedehntere Landstrecken mehrerer Gaue übertragen ward. Wie lange der oben genannte Herzog Waltunk gelebt und über die karantanischen Slaven geherrscht habe, findet sich nirgends verzeichnet, eben so wenig, als wer nach ihm als herzoglicher Woi-woöe gefolgt sey. Es scheint aber vielmehr, daß K. Karl der Große keine allgemeine Hcrzogenwürde über alle karantanischen Slovenen an der Save, Drave und Mur habe aufkommcn oder bestehen lassen, und daß, entsprechend den oberen Ländern, auch in den Gegenden an der unteren Mur, Drave und Save altslovenische Edle, Woiwoüen, als Gaugrafcn bestellt und auch als oberleitende Führer über mehrere Gränzgaue erhoben worden seyen. Seit dem Tode des frommen und gelehrten Bischofs Virgi-lius hatte sich dessen Nachfolger Arno die Erhaltung und die weitere Fcstgründung des Christenthums und Kirchenwesens unter allen Bewohnern des ganzen südlichen Pannoniens zur vorzüglichsten Sorge gemacht. Er sendete immerfort taugliche und eifrige Priester »ach Karantanien und in das untere Pannonien, welche mit Beihülfe der slovenischen Woiwoden und Gaugrafen das apostolische Werk fortsctzen und vollenden sollten. Einer derselben, Ingo oder Jnguo genannt *), wegen Geist und cdeln Handelns bei den Slovenen in hohem Ansehen, half ihm den Sieg des Christenthums über seinen slovenischen Adel durch kluge Einwirkung auf den volks-thümlichen Standesunterschicd und aus die daranhaftende Ehre vollenden. Alle Bewohner seiner Gaue, Getaufte und Ungetanste, lud er zu einem Gastmahle. Die Getauften, größtentheils die Gemein-freien des Volks, ließ er an seiner eigenen fürstlichen, mit goldenen Geschirren besetzten Tafel Platz nehmen; die Ungetauften, grüß-lentheils Edelherren und Adeliche, verwies er vor den Speisesaal an einen schlechteren, mit töpfernem Geräthe besetzten Tisch. Er selbst erklärte ihnen die Ursache solcher Behandlung. Dadurch brach er ihre heidnische Hartnäckigkeit. Sein sämmtlich slovenischer Adel ließ sich taufen 2). >) Siefen Jnguo halten einige ganz ohne historischen Grund für eine und dieselbe Person mit dem H. Domitianus, dem Gründer der Kirche zu Mill-stadt in Oberkärnten, dessen Grabschrift die Inschrift trug: Hie quiescit B. Domitianus Dux, primus fundator llujus ccclesiae, qui convertit istum populuin ad Christianitatem ab inlidelitate ? ? Cues. Annul. I. p. 314-315. Juvavia, Anhang, p. 13. 204 I- Geschichte der Steiermark. Z. 494—814 n. Chr. K. Karl der Große ließ seine Anordnungen für die politische Landerverwaltung immer mit der Einführung christlich-kirchlicher Institutionen gleichen Schritt gehen. Kaum war daher nach vollendeter Besiegung der Aoaren (I. 795 - 796) alles pannonische Land von der Donau bis an die Save und an die Dravemünöung mit dem großen Frankenrciche vereinigt, so empfahl der siegbckronte K. Pipin alsogleich dem salzburgischen Oberhirten Arno die Chri-stianisirung der noch heidnischen hunnavarischcn und slovenischen Völker in denselben weit ausgedehnten Lanüstrecken '). In Rom hatte man schon seit langer Zeit her den Gedanken gefaßt, über das weite Bajoarien und dessen östliche Vorländer einen Erzbischof einzusetzen. K. Karl, mit dessen Zustimmung so eben K. Pipin alles Pannonien zwischen der Donau und Save der salzburgischen Kirchensprengelsgcwalt zugethcilt hatte, sah die Roth-wendigkeit eines norisch-pannonischcn Metropoliten gleichfalls ein * 2). Seine und Papsts Leo III. (seit 795) Wahl vereinigte sich daher in der Person Arnos von Salzburg, dessen Geist und Thatigkeit sich bereits in so vielen diplomatischen Verhandlungen, dessen Eifer für Evangelium und Kirche in den bajoarischen Vorländern sich seit Virgils Tode so glänzend bewährt hatte. Arno mußte demnach eine Reise nach Rom machen und sich dem Papste Leo in. persönlich vorstellen, von welchem er zum Erzbischöfe geweiht und mit dem Pallium geschmückt worden ist (I. 796—797) 3). Die Ausführung des kaiserlichen Befehls, sich auf der Rückreise ans Italien nach Pannonien zu begeben, verschob Arno aus guten Gründen und eilte vorerst noch zu K. Karl, um über die Verhandlungen zu Rom Bericht zu erstatten. Sodann erst (I. 798) zog Arno, umgeben von zahlreichen evangelischen Mitarbeitern, Priestern »nö Clerikern und unter bewaffnetem Geleite nach Pannonien, durch- *) Juvavia, ibid. 13. Qui (Pipinus) inde revcrtens, partem Pannoniae circa iacum Pclissae inferioris, ultra lluviurn Hrapa et sic usque ad Danu-biurn fluvium et eo usque, ubi Dravus fluit in Danubium, prout pote-statem habuit, praenominavit cum doctrina et ecclesiastico officio pro-curare populum , qui remansit de Hunnis et Solaris in ill is partibus Amoni, Juvavensi tipiscopo , usque ad praesentiam genitoris sui Carol! Imperatoris. *) Ebendaselbst, p. 52, 58, in den päpstlichen Schreiben an jt. Karl und an die bajoarischen Bischöfe. I. 798 und 800. 3) Die schriftliche Urkunde wurde erst im Jahre 798 — 800 erlassen, wodurch die Kirche zu Salzburg zugleich zur Metropolitane erklärt worden ist. Ju-vavia, ibid. p. 51—52, 57 — 60. — Dalham., Concil. Salisb, p, 17. — Hansiz. 11. 104-105. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 205 wanderte alles Land zwischen der Donau und Drave, predigte überall das Evangelium, erhob das altbestandcne Ehristcnthum an vielen Orten, baute und weihte Kirchen und bestellte würdige Priester zur Festhaltung und Fortsetzung des evangelischen Werks; worauf er zum Kaiser zurückeilte (I. 798), um ihm von dem Ergebnisse seiner apostolischen Reise Bericht zu erstatten *)• Alsogleich bestätigte K. Karl Arnos Begehren, für die apostolischen Arbeiter in Karantanien bis an den Einfluß der Drave in die Donau über Pannonien hin einen eigenen Chorbischof einsetzen zu dürfen. Zu dieser Würde erwählte und weihte Arno sodann einen ausgezeichneten Priester, Theuderich. Mit diesem eilte er sogleich, begleitet von dem bajoarischen Statthalter, dem Grafen Gerold, nach Karantanien und Pannonien, führte ihn in allen Gegenden umher, stellte ihn dem Clcrus, allen Woiwoden, Gaugrascn, Eüclfreicn und den christlichen Gemeinden vor, ertheilte ihm feierlich die bischöfliche Vollmacht, über Karantanien und alle nngräuzcndcn östlichen Länder an der Mur, Drave und Save in kirchlichen Dingen nach ranonischen Vorschriften zu schalten, Kirchen zu erbauen und einzuweihen, Pfarrs-districte auszuscheiöcn und Priester, — jedoch in gesetzlicher Abhängigkeit von der salzburgischcn Mutterkirche und im Gehorsam gegen die Metropoliten derselben — daselbst einzusetzen * 2). Es mag wohl nicht bezweifelt werden, daß bei diesen Begebnissen (796 — 800) der allthätige Oberhirte Arno zweimal in die Steiermark gekommen fey und vorzüglich die Landstriche der Slo-vencn durchzogen habe. Welche Kirchen dieses Landes aber damals erbaut und welche Pfarren fcstgestellt worden sind, ist unbekannt. Gewiß aber ist, daß dies apostolische Werk Arnos und die Gründung des Kirchenwesens kein größeres Hinderniß unter den Slovencu gefunden habe, als die Einführung der canonischen Zehenten, welche wirklich auch erst in der zweiten Hälfte des eilften Jahrhunderts bei den innerösterreichischen Wenden durchgesetzt worden ist 3). *) Juvavia, ibid. p. 13 — 14. 2) Ebendaselbst, p. 13 — 14. 3) Der gleichzeitige Alcuin empfahl dem Erzbischöfe Ärno bei dieser apostolischen Reise hinsichtlich der Einführung der Zehenten unter de» Slovene» und Hunnen die möglichste Vorsicht und Schonung. Alcuin. Opera; Epist. 104. Bern. Pez in Anccdot'. II. P. I. p. 3 — 4. — Cod. Diplom. Hung. Fejer, I. 149 — 151: Eslo praedicator pictatis, non decimarum exactor! 206 !• Geschichte der Steiermark. Z. 494—814 n. Ehr. FoBe6sffÄ«rt s“es Im Jahre 803 Iveilte K. Kurl der Große län-sncnei*c* * 3s?re!mi 9Eve Zeit in Bajoarien, weil die endliche Ordnung 5nt«emc®m'cwi der politischen und kirchlichen Verwaltung der pan-vcl@6ijfbu*fl.iU nonischen Länder seine nähere Gegenwart nothwen-dig machte. Wegen Empörungen hunnaoarischekHor-öen mußte ein neuer Heerzug in das Land zwischen der Donau und Drave gemacht werden; Goteram, der Gränzstatthalter, scheint in der Gegend von Günz ermordet worden zu seyn l). Der Kaiser wollte den Erfolg dieses Feldzugs zu Regensburg abwarten. Er empfing hier den avarischen Zotan und dessen Huldigung, so wie die Gesandtschaften anderer hunnavarischer und slovcnischer Fürsten "); er ordnete die Statthalterschaft über die östlichen Gränz-länder unterhalb der Donau zu feststehender Weise, so, daß sich in dieser Würde, nach den Grasen Gerold und Goteram, einander die Grafen Werinhar, Albrich, Gottfried und endlich die tin-joarischen Edeln, Helmwin, Albgar und Pabo, Gottfried und Gerold folgten, unter deren Oberaufsicht im herzoglichen Ambachte die slovenischen Woiwoüen Priwizlauga, Cemikas, Zvimar und Edgar standen 3). Von Regensburg begab sich dann K. Karl im Monate October nach Salzburg, wo er die schon im Jahre 796 von seinem Sohne Pipin an den salzburgischen Oberhirten Arno hinsichtlich des pannonischen Landes zwischen der Donau und Drave gerichteten Anforderungen und bereits auch getroffenen kirchlichen Einrichtungen nicht nur förmlich bestätigte, sondern auch jene ausgedehnten Landtheile mit Karantanien dem Kirchensprengel von Salzburg für immerwährend in feierlicher Versammlung einoerleibte “). Hierauf eilte er, der Franken König, der Sachsen, Baiern und Lon-gobarden Ueberwinder, in Spanien die Hoffnung der Christen, Schutzherr der Inseln, der Schrecken der Avarcn, als römischer Patricius Schirmvogt der Kirche, auf Weihnachten des letzten Jahres des achten Jahrhunderts von Paderborn nach Rom, zur Stillung eines wider Papst Leo m. durch die Repoten seines Verwesers erregten Aufruhrs. Menschen von allen unterwürfigen oder i) Cadolac et Gotheramus sen exterl multi interfecti fuere ad Castellum Guntionis. Anna], Ratisb, Anno 812 in Mabill. Analect. p. 878. Anna], Tilian, Bertin, Metens. Einhardi, anno 803. — Pertz. I. 191. 3) Juvavia, ibid. p. 15. A) Ebendaselbst, p. 13. — Chron. Salisb. Pez, I, — Annal, Salisb. raaj. 1 et S. Emmeran, ap. Pertz. Anno. 803, I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 207 in der Hauptstadt der christlichen Kirche des Abendlandes anwesenden Völkern wohnten mit ihm der Feier des Gottesdienstes auf Christi Geburtsfest bei, als plötzlich Leo eine Kaiserkrone hervorbrachte, und alles Volk laut schrie: Carolus Augustus, von Gott gekrönter, großer, sriedebringender Kaiser! ihm langes Leben und Sieg! Zugleich .fiel der Papst vor ihm nieder. In dem drei hundert vier und zwanzigsten Jahre, nachdem Romulus Momyllus die Kaiserwürde aufgegeben, wurde sie durch Karl den Großen erneuert. Bei seiner Anwesenheit in Rom hatte der Erzbischof Arno auch die Sache wegen der Land- oder Chorbischöse zur Verhandlung und Entscheidung mit Papst Leo HI. bringen müssen. Dieser Gegenstand wurde nun auch auf der im Jahre 803 zu Regensburg gehaltenen Kirchenversammlung vorgetragen, in einigen Punc-ten abgcändert, in der Hauptsache aber die päpstliche Entscheidung angenommen, daß keine Chorbischöfe mehr bestellt und ausgesendet werden sollen. In tote ferne nun dieser Beschluß auf die für Ka-rantanien und für die östlichen Länder zwischen der Donau und Dravc von Salzburg aus gesendeten Lanöbischöse Anwendung haben konnte; ergibt sich aus der Lage eines so ungemein ausgedehnten Kirchensprengels und aus der bewährten nachfolgenden Geschichte. Der Landbischof Theoderich war vom Erzbischöfe Arno (I. 798), und alle nachfolgenden Chorbischöfe für Karantanien und Pannonien sind von den Salzburgermetropolitcn zu wirklichen Bischöfen geweiht und, mit allen einem Diöcesanbischofe zustchenden Berechtigungen zur Leitung der kirchlichen Angelegenheiten, in so weit entlegene Landtheile gesendet worden; und so lange in Karantanien und in Pannonien zwischen der Donau und Drave nicht besondere Kirchcnsprengel ausgcschieüen und selbstständige Bischöfe darüber bestellt werden wollten oder konnten, blieb die Aussendung wandernder Landbischöfe von Seite der salzburgischen Mutterkirche immerfort nothwendig *)• In den Jahren 804 bis 806 beschäftigten Karl den Großen die Angelegenheiten in Sachsen und die gewaltige Erhebung der böheimischen Slovenen unter K. Lech. Das letztere Begebniß hatte schon im Jahre 805 zur Folge, daß Karl einen Schwarm von Aoa-ren unter ihrem Chane Theoöorus (diesen Namen hatte derselbe in der h. Taufe erhalten), welchen die empörten Slovenen aus den *) Sacros, Cone. IX. 241 —243. — Hartzheim, Coneil, Germ, II. 69. Dalham, ibid. 41—43. 208 I. Geschichte der Steiermark. A. 494—814 n. Chr. Ländern an der March vertrieben hatten, innerhalb der Donau aufnehmen und bei Stein am Anger (zwischen Sarwar und Haim-burg) in der Nähe der nordöstlichen Steiermark, Land und Niederlassung gewähren mußte'); welche dann Theodor und seine Nachfolger behaupteten. Nachdem St. Karl hierauf die innere Verwaltung der dalmatischen Gränzländer durch Einsetzung mehrerer Grafen festgeord-nct; nachdem er durch eine vorläufige Theilung seines großen Reiches zu einem künftigen selbstständigen deutschen Reiche den Grund gelegt °); nachdem er endlich auch die militärischen Angelegenheiten zur Vertheidigung der östlichen Markenländer des Reichs geordnet hatte 3): nahm eine Streitigkeit zwischen dem Patriarchen zu Aguileja, Ursus, und dem Salzburger-Erzbischöfe, Arno, lange Zeit seine Thätigkeit in Anspruch. Der Patriarch Ursus erhob wider Salzburg einen heftigen Streit wegen Verletzung und Ueber-schreitung der Sprengelsgränzcn und wegen Ausdehnung der kirchlichen Gewalt Salzburgs über Karantanien und die Landstriche oberhalb der norischen, carnischen und jütischen Alpcnkette des alten Mittelnorikums und des südöstlichen Pannoniens zum Nachtheile der Patriarchalkirche zu Aguileja. Ursus begründete seine Ansprüche auf alle bezeichneten Landtheile durch die fartische Gewißheit, daß seine Patriarchalkirche die Mutterkirche des Christenthums in Pannonien und im Mittelnorikum gewesen fei); daß also demnach jene Länder lange schon vor der Ueberwanderung der Longo-baröen nach Italien zum Kirchensprengel von Aquileja gehört hatten und von den dortigen Patriarchalbischöfen jederzeit vor fremden Eingriffen in Anspruch genommen worden seyen. Dagegen verwahrte sich der Erzbischof Arno in seinem Besitze durch alle kirchlichen Begebnisse in den gedachten Ländern ungefähr seit dem Jahre 730 und durch mehrere darüber erflvssene Anordnungen und Bestätigungen der Päpste Zacharias, Stephanus n. und Paulus II. Kai- *) Annal, Eginh. Fuldens Melons, et cet, Anno 804, 805. Non multo post Capeanus, princeps Hunnorum, propter necessitatem populi sui imperatorem adiit, postulans sibi locum dari ad habitandum inter Sa-bariam et Carnuntum, quia propter infestationem Sclavorum in pri-stinis sedibus esse non poterat. Quem Imperator benigne suscepit; erat enim Capeanus Christianus nomine Thcodorus; et precibus ejus annuens, muneribus donatum redire permisit Annal. Ratisb. Anno 805. — Boehmer, Regesta. p. 24. — Eginh. Annal. Anno 806. 2) Poeta Saxo et Eginh. Annal. Anno 80S. — Pertz. III. 140—143. 3) Cliron. Moiss. Du-Chcsnii. III. 809, 810. — Pertz. III. 151. I. Geschichte der Steiermark. I. 494—814 n. Chr. 209 ser Karl entschied hierüber in eigener Machtvollkommenheit und be-zeichnete den Lauf des Draveslusses als die ewige Gränzlinie für die Kirchsprengel von Aquilejä und Salzburg, so daß alle am rechten Stromcsufer gelegenen Länder dem Aglajerpatriarchcn untergeben, alle am linken Ufer der Drave befindlichen Provinzen zur Metropolitankirche in Salzburg gehören sollten. Die hierüber errichtete hochwichtige kaiserliche Urkunde lautet, rote folgt: "Kund und zu wissen sey allen Christgläubigen, rote die ehr-„lvürdigen Männer: Ursus, Patriarch der heiligen Aglajerkirche, und „Arno, der salzburgischen Kirche Erzbischof, vor Uns selbst erschei-„nend, wichtige Streitigkeit unter sich gehabt haben um die Karan-„tanerprovinz, weil diese zu beiden Kirchensprengeln gehören sollte. „Denn Patriarch Ursus behauptete, uralte Macht und Gewalt zu „haben, und weil schon in den Zeiten, bevor Italien von den Lon-„gobarden ist in Besitz genommen worden, Synodalakten beweisen, „daß schon damals von seinen Vorfahren an der Aglajerkirche die „Städte unter Aquilejä gebracht worden fegen. Der Erzbischof „Arno aber versicherte, das Ansehen der Päpste der heiligen römi-„schen Kirche, Zacharias, Stephanus und Paulus für sich zu haben, „durch deren Anordnungen und Bestätigungen die erwähnte Provinz »-zur Zeit seiner Vorfahrer dem Sprengel der Salzburgerkirche zu-„getheilt worden sey. Nachdem wir nun ihren Streitgegenstand ver-„nommtn und erwogen haben, aus daß wir sie Beide wieder zu „einer Liebe und Ucbereinstimmung vereinigen, und damit auch für „alle Zukunft sowohl zwischen ihnen, als auch zwischen ihren Nachfolgern aller Zank und Streit gänzlich abgethan bleiben möge, so „haben wir die vorgezeichnete Provinz Karantanien solchergestalt „zwischen ihnen zu theilen befohlen, daß der Fluß Drau, welcher „jene Provinz mitten durchströmt, die Gränzlinie beider Sprengel „seyn soll, und daß der Theil jener Provinz am südlichen User dem „Oberleiter der Aglajerkirche, die Theile der Provinz am nöröli-„chen Flußufer aber dem Vorsteher der Salzburgerkirche zugehö-„ren sollen. Denjenigen Kirchen aber, welche unmittelbar an dem „beiderseitigen Flußufer erbaut stehen, sollen die rechtmässiger Weise „ihnen gegebenen Besitzungen — wo diese immer gelegen seyn mö-„gen, — ohne Widerspruch und Anfechtung beider Theile zu eigen „verbleiben. Nachdem wir nun diese unsere Bestimmung kundgege-„ben haben, verordnen und befehlen wir, daß in Zukunst kein Streit „und keine Anforderung mehr erhoben werde; weil wir das An-„sehen beider Kirchen weder für irrig noch für unstatthaft erklären Gesch. o. etcieritmvr. - iv. sso. 14 210 I. Geschichte der Steiermark. Z. 494—814 n. Chr. «wollten, indem die eine Kirche durch das hohe Alterthum, die an-»dere aber durch das erhabene Wort der heiligen römischen Kirche «den Vorzug besaß *)•" Im folgenden Jahre (811) machten es sodann die Ereignisse in den östlichen bajoarischen Vorländern nothwcndig, ein Heer nach Pannonien zu senden, um die Uneinigkeiten der dort einheimischen Slovenen und der rückgebliebenen hunnavarischen Horden entweder friedlich auszugleichen, oder auch mit Waffengewalt zu unterdrücken. Wo nun hier vorzüglich die barbarischen Horden an einander gc-rathen sind, und über die weiteren Vorgänge dabei sind wir nicht insonderheit unterrichtet, als daß von den befehligenden Heerführern mehrere Häuptlinge der Avaren und Slovenen zur endlichen Entscheidung vor den Richterstuhl des Kaisers Karl selbst nach Aachen beschieden worden und auch wirklich dort persönlich (Ca-nizauk und Tudun) erschienen sind *). In einem langen thatenreichen Leben hatte K. Karl der Große auch den Grund für die Verhältnisse Deutschlands, Bajoariens und aller östlichen Vorländer desselben so befestigt, daß sie durch ein volles Jahrtausend fortbestanöen. Nachdem er im Jahre 813 auf dem Aachenerreichstage seinen Sohn, Ludwig den Frommen, zum Mitregcnten erklärt und gekrönt hatte, beschloß dieser mächtige und geistreiche Völkerfürst sein Leben (28. Jänner 814), tiefbetrauert von unzähligen Völkerschaften als Vater und Wohlthä-ter der europäischen Welt 3). 1) Hansiz. II. 120 — 121. — Zuvavia, Anhang, p. 61 — 62. — Hartzheim, II. 400—401. 2) Aunal. Berlin., Fuldens., Metens., Einhard. Anno 811: alternm cxerci-tum misit in Pannonias ad controversias Hnnnormu et 8davor»,» fi-niendas. — Fuerunt etiam Aquis, adventom ejus exspcctantes, qui de Pannonia venerunt, Canizauci, princeps Avarormn, et Tudun, et alii primores ac duces Sclavonmi circa Danubium habitantium, qui a du-cibus copiarum, quae in Pannoniam missae fuerant, ad pracscntiam Principis jussi venerunt. s) Eginliardi Annal. Annis 813, 814. In vit. Car. M. Pertz. II. 459— 460. — Nithard, Hist. ibid. p. 651. Iff. Das Steirerland in der großen Karantanermark mit Vajoarien vereinigt. Trennung des Landes von Vajoarien und von Kärnten, und Theilung in zwei selbstständige Marken, bis zum Eintritt der Gaugrafen des Traungaues als Markgrafen der oberen Mark. I. 814—1056. Auf den thatberühmten Kaiser Karl den Gro-sten folgte sein Sohn Ludwig der Gütige in der Re-gierung des weiten mächtigen Reichs. Auf dem Reichstage zu Aachen beriech er die nothwenüigen Anstalten zum Wahle des ganzen Reichs, sendete £u0ro'3, Kammerbotcn in alle Provinzen desselben, ließ sich besonders die Sicherheit der Markländer angelegen seyn ‘) und übergab seinem Sohne Lothar I-, als Mitregenten, Vajoarien mit dessen Vorländern a). Unter Lothars königlicher Herrschaft (denn: König der Bajoarier, König in Vajoarien, nennen ihn öffentliche Urkunden) * * 3) stand also auch damals die Steiermark. In Beziehung auf die Steiermark nun ist besonders ein, dem Erzbischöfe Arno, 5. Februar 816, vom K. Ludwig ertheiltcr Majestätsbrief merkwürdig, in welchem nicht nur alle bisherigen Eigengüter, Rechte und Freiheiten deS Erzstifts bestätigt, sondern demselben auch die vollkommensten Jmmunitätsrechte (die Befreiung von allen untergeordneten Gewalten der Herzoge, Markgrafen und Grafen), und für Gegenwart und Zukunft alle königlichen und landesherrlichen Fiskalrechte auf allem seinem Vesitzthum verliehen worden sind 4). Dadurch wurde die von aller richterlichen 14 * ■) Chron. Moissac. ap. Du Cliesne. Annal. 814, 815. *) Annal. Einli., Laurish. minor, Salzb. maj. ap. Pertz. Annis 814, 815. 3) Mcicliclb. Hist. Frisingens., I. 103, 179, 185, 201. Theogen. in vit. Lu-dov. ap. Du Cliesne. II. 277—296. *) Juvavia, Anhang, p. 65 — 66. Ut nullus judex publicus vel quilibet ex judiciaria potestate in ecelesias ac loca, vel agvos, seu reliquas 212 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Gewalt der Herzoge und Grafen befreite und nur dem Kaiser und Reiche allein unterstehende Landeshoheit der salzburgischen Erzkirche und ihrer fürstlichen Metropoliten begründet. Nachdem die Gränzstreitigkeiten zwischen den dalmatischen Slovenen und den byzantinischen Römern durch die Gränzbesehls-haber Grafen Cadolaus und Grafen Albgar (1.817) ausgetragcn waren *), schritt K. Ludwig zu einer, die nachherige Selbstständigkeit des deutschen Reichs veranlassenden und begründenden neuen Theilung der großen Monarchie; indem er feinen ältesten Sohn Lothar I. als feierlich erklärten Mitregenten krönte, und an dessen Stelle den anderen Sohn Ludwig als selbstständigen Herrscher (als König) in Bajoarien und in allen Vorländern desselben cinsetzte Empörung, d. Her- Und sehr bald nahmen bedenkliche Bewegungen untttnPannonicn. (n {,tn_ südöstlich bajoarischen Vorländern die ganze Thätigkeit dieses Regenten in Anspruch. Die Gränz-hut über Friaul, Dalmatien und über das südliche Pannonien an der Drave und Save war damals dem Gränzstatthalter Grasen Cadolaus anvertraut, unter welchem in Dalmatien Herzog Borna und tm untersten Pannonien (Croaitcn und Slavonic» possessions mcmoratae ecclesiae, quas moderno tempore in quibus-libet pagis vel territoriis infra ditionem imperii nostri juste et lega-liter possidet, vel quae deinceps jure ipsius sancti loci völuerit divina pietas augeri, ad causas audiendas , vel freda aut tributa exigenda, aut mansiones vel paratas faciendas, lidejussores tollendos, aut homines ipsius ecclesiae tarn ingenuos quam et super terras ipsius com-manentes injuste distringendos, nee nllas redhibitiones, aut illicitas oc-casiones requirendas, nostris aut futuris temporibus ingredi audeat, quae supra memorata sunt, penitns exigere praesummat; sei liceat memorati praesuli ejusque successoribus res praedictae ecclesiae sub immunita-tis nostrae defensione quieto ordine possidere, et nostro fideliter pa-rere praecepto, — et quidquid exinde Fiscus sperare poterit, totum nos pro aeterna remuneratione eidem ecclesiae concedimus, — ut in alimonia pauperum et stipendia clericorum ibidem Deo famulantium perpetuis temporibus proficiat in augmentum. *) Annal. Eginh. Anno 817. — Anonym, in Vita Ludov. Pii. Pertz. II. 26. — Cadolaus heißt in diesen Berichten: Praefectus finium, Princeps fimum, — ad quem illorum confinium cura pertinebat. z) Annal. Einh., Fuldens., Freheri, Bertin., Muratori. Anno 817. — Georgisch, Regesta. I. 72, 73. — Chron. Adon. p. 808: Tertium Ludo-vicum Baioariis regem constituit. — Pertz, Mon. Hist. III. 198 — 200 in der darüber aufgerichteten Urkunde: Hludovicus autem volumus, ut ha-beat Carantaniam et Baioariam, et Belieimanos et Avaros atque Scla-vos, qui ab oriental! Baioaria sunt. Und in Chron. S. Benigni ap. Pacher. Spicil. I. 404 heißt cs: Ludovicos vero Germanium , id est, Baioariam et Saxomam et reliqua quae Carolas IM. pater suus bellan-do subegerat, id est, Paimoniam, Daciam, Istriam, Liburniam atque Dalmatiam etc. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 213 zwischen der Save und Drave) Liudewit im herzoglichen Ambacht standen. Der Letztere strebte nach Unabhängigkeit und nahm die Strenge des Statthalters als Grund seiner Beschwerden beim Kaiser selbst (I. 818) '). Nachdem Liudcwits erste Empörung mit Heeresmacht aus Italien über die krainerischen Alpen her-schnell unterdrückt war (819), gab er seiner Bewegung größere Ausdehnung durch Verbindung mit den benachbarten Slovencu umher, insbesondere mit den von den Bulgaren gegen die bajoa-rischen Vorländer gedrängten Völkern der Timozianer und Gu-üuskaner. Eben war der Gränzstatthalter Cadolaus gestorben, und Graf Balderich in dessen Gewalt und Mark eingesetzt worden 1 2). Schon war Liudewit mit seinen Scharen an der Drave gegen Karantanien durch die untere Steiermark vorgedrungen, als ihn Balderich am Ufer des Flusses überfiel und nach blutigem Kampfe wieder zurückwarf. Darauf fiel Liudewit in Dalmatien ein, kämpfte an der Äulp mit dem Herzoge Borna so lange, bis er auch hier wieder aus dem Lande weichen mußte 3). Jedoch sogleich im folgenden Jahre (820) erschien der mächtige Empörer wieder mit erneuerter Heeresmacht an der oberen Save und Drave, brachte alle dort seßhaften Slooenen zum offenen Abfalle von Kaiser und Reich und bemächtigte sich aller Schluchten und Ueber-gänge an den julisch-carnischen Alpen. Gegen diese drohenden Bewegungen kamen drei Heere herangezogcn4). Ein Heer drang ins 1) Annal. Einhardi. Anno 818. Grant ibidem Legati — simul et Liude-viti, Pannoniae Ducis inferioris, qui res novas inoliens, Cadolaum, co-mitem et Marcae Forojuliensis Praufectniu, crudelitatis et insolentiae accusare oonabatiir. Vit. Lud. P. Pertz, ibid. 624. z) Die handschriftliche Chronik von Steiermark erzählt arge Fabeleien von einem Hunnenkönige Tollman», welcher den Gränzgrafen Cadolaus bei Judenburg angegriffen und gänzlich besiegt habe? Caesar. Annal. I. 331—323. •*) Annal. Einh. Anno 819. Exercitu vero de Pannonia reverso, Cadolaus, Dux Forojuliensis, febre correptus in ipsa marca decessit, cui cum Baldcricus esset subrogatus et in Carantanorum regionem, quae ad ipsius curain pertinebat, fuisset ingressns, obviam ibi habuit Ljudeviti cxercitum, quem juxta Dravum fluvium iter agentem parva manu aggressus, pluribus interfectis, et avertit ct de illa provincia l'uga-vit. Vit. Lud. p. 633 — 624 ibid, 4) Annal. Einli. Anno 820. Transaeta hyeme, ut primum lierba pabulum jumentis praebere potuit, tres illi exercitus contra Liudevitum mittun-tur. Quorum unus de Italia per Alpes Noricas, alter per Carantanam provinciam, tertius per Bajoariam et Pannoniam superiorein intravit; et duo quidem, i. e. dexter et sinister, tardius ingress! sunt, eo quod unus Alpiuiu transitu, hostium manu resistente, prohiberetur, alter et longitudine itineris, et Dravo fluminc, quod trajiciendum erat, im-pediebatur; medius autem, qui per Cavantanos intrabat, quamquam in 214 II- Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. Dravethal durch Karantanien herab; ein zweites kam aus Bajoa-rien in das obere Pannonien, um von dieser Seite die Drave herab und über diesen Strom in das untere Pannonien einzudringen; und eine dritte Heeresschar mußte aus Italien über die julisch-carnischen Alpen fetzen. Glücklich, aber in angestrengten Kämpfen, erstürmte dieses Heer die Alpenpässe. Das karantanische Heer warf die Empörer in drei blutigen Schlachten zu Boden; worauf sich diese beiden Heere mit dem dritten aus Oberpvnnonien in eine große Masse vereinigten, in Liudewits unterpannonischen Hauptsitz vordrangen und alle Empörer mit Feuer und Schwert züchtigten. Liudewit wagte keine offene Feldschlacht mehr, sondern hielt sich mit seinen Anhängern in der festen Stadt Siszia an der Save. Ohne mit ihm einen förmlichen Friedensstanü hergestellt zu haben, und zufrieden mit der gänzlichen Unterwerfung der Slovenen in Karantanien, in Kram und in der unteren Steiermark, zogen die Heere wieder nach Italien und Bajoarien zurück. Nach derselben Weise erschienen aber im nächsten Jahre 821 wieder die germanischen Heere und erdrückten die Ueberreste der, vorzüglich durch den Aguilejerpatriarchen Fortunat wieder entflammten, weit verbreiteten Empörung gänzlich. Sie waren aber nicht im Stande, Siszia zu erstürmen. Erst als im Jahre 822 ein neues Heer zu diesem Ziele aus Italien herangezogen kam, verließ Liudewit den festen Ort seiner Sicherheit und entfloh zu den sorabischen Slooe-nen nach Dalmatien, wo er endlich durch Meuchelmord seinen Tod gefunden hat (I. 823) ‘). Der Schauplatz dieses fünfjährigen Krieges wa-n‘ 3‘mn{ra“- ren größtenthcils die Länder an der Drave und vorzüglich also die untere Steiermark. Die letzten Lebensjahre des ruhmwürdigen Kirchenfürsten Arno zu Salzburg fallen gerade in die Zeiten dieser blutigen Slove- tribus locis ei resisteretur, feliciore uses fortuna, suo hoste supera-to, Dravo etiam transmisso, celerius ad destinata loca pervenit. Is tarnen, . 77-78, 80. 216 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. garische Fürsten zur Verwaltung einsetzte. Jedoch vergeblich; denn der germanisch-bajoarische Heerbann, vom K. Ludwig schnell her-beigesührt, warf Alle wieder über die Drave und Save hinaus, vernichtete einen zweiten Einfall der Bulgaren (1.829), stellte die früheren Verhältnisse wieder her und sicherte die unterpannonische Reichsgränze vor den Bulgaren für immer *). Theils um die Sorglosigkeit Balderichs zu bestrafen, theils aber in der lleberzeugung, daß in den weiten Ländern von Istrien bis über die Drave und das nördliche Pannonien herauf, für Einen Generalstatthalter jene wichtigen und stets gefährdeten Reichsgränzen zu ausgedehnt seyen, wurde Graf Balderich seines Amtes entsetzt, und die bisher in militärischer Hinsicht ihm anoertraute Mark unter vier Grasen getheilt Seit dem Jahre 825 war dem kaiserlichen Prinzen Ludwig die Verwaltung von Bajoarien und dessen Vorländern mit königlicher Würde und Macht so zugetheilt, daß dieses Königthums Anfang als chronologische Epoche in den öffentlichen Urkunden ausdrücklich bezeichnet wurde 3). Auch Steiermark war demnach jetzt förmlich unter den Ländern des Königreiches Bajoarien oder des östlichen Frankenreichs begriffen. Wie sicher nun alle Verhältnisse und die Anordnung der Verwaltung in den slovenischen Ländern an der Drave durch den thätigen K. Ludwig in Bajoarien hergestellt worden sind, zeigt die Handlung des Salzburgermetropoliten Adelram, welcher, nach dem Tode des karantanischen Chorbischofs Theoderich (I. 830), einen Priester Otto zum Chorbischof geweiht und in die Slovenenlän-der an der Drave und Save gesendet hat 4). König Ludwig gebrauchte den Rath Adelrams, welcher bei ihm in hohem Ansehen stand, in allen wichtigen politischen und Annal. Fuldens., Freher., Bertin., Murat., Einh. Annis 824, 825, 826, 827, 828, 829. Baldericus quoque et Geroldus, Comites ac Pannoniao limitis praefecti, in eodem oonventu adfuerunt, et adhuo de motu Bulgarorum adversus nos nihil sentire sc, propc testati sunt. — Bulgare Sclavos, in Pannonia sedentes, misso per Dravum novali exercitu, ferro et igni vastaverunt, et expulsis eorum ducibus, Bulgarieos super eos rectores constituerunt. z) Annal. Einhardi. Anno 827, 828: similiter et Baldericus, Dux Foroju-liensis, cum propter ejus ignaviam Bulgarorum exercitus terminos Pan-noniae superior!« impune vastassent, honoribus, quos habebat, privates, et Marca, quam solus tenebat, inter quatuor comites di visa est. Annal. Fuldens. Anno 828. 3) Meichelb. I. P. p. 263-264, 271. — Juvavia, p. 80-92. *) Ebendaselbst, p. 14. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 217 kirchlichen Angelegenheiten, biö zu dessen Tode am 4. Jänner 836. Ihm folgte auf dem Metropolitenstuhle zu Salzburg Liupram, roeU chem Papst Gregor IV., am 20. Mai 837, das Pallium ertheilte1). Bei den unaufhörlichen Streitigkeiten der kö- ^^d.K.Luvwiq-^ niglichen Söhne und Prinzen gegen ihren eigenen Vater, Kaiser Ludwig den Frommen (seit dem Jahre 3um 34i-833), brachte der Tod desselben, 20. Juni 840, statt Frieden nur noch größere Verwirrung hervor, bis endlich die Waffen auf dem blutigen Schlachtfelde zu Fontenai, 25. Juni 843, den Vertrag und Frieden zu Verdun, und eine neue Ländertheilung hcroorgcbracht hatten, wodurch alle östlich des Rheins gelegenen Länder an den bajoarischen König, jetzt Ludwig der Deutsche genannt, gekommen sind und die unabhängige Selbstständigkeit des deutschen Reichs vollendet worden ist 2). AlS freier Herr dieses weiten und herrlichen Reichs hielt K. Ludwig der Deutsche die Herrschaft mit starker Hand, vorzüglich gegen die Slovenen an der Elbe, in Mähren und in den östlichen Marken unterhalb der Donau, daß alle bürgerlichen und christlich-kirchlichen Pflanzungen in den pannonischen Ländern an der Save und Drave in langer Ruhe kräftig emporblühen konnten. In der Zeit der Empörung des Herzogs Liu-dewit und des Kriegs mit den Bulgaren in Pan- S'rSilSi nonien lebte jenseits der Donau in den Gegenden BÄTuSSn*»! der March und Gran ein angesehener, slooenischer »M.« s«®«" Woiwode, Priwina (in der heil. Taufe Bruno ge-nannt), auf seinem Hauptsitze Reitra. Mit dem mäh-rischen Herzoge Moimir im Kriege, wurde er von ihm überwunden und mußte über die Donau her feine Zuflucht bei dem Grafen Natbod im oberen Pannonien (zwischen den Jahren 828 und 830) suchen. Bald jedoch fand er Ursache, der Gastfreundschaft zu mißtrauen. Er flüchtete sich auch von hier weg in das Land der Bulgaren, über die Save nach Mästen. Da er doch auch hier nicht Ruhe fand, wollte er sich zu Ratimar oder Tirpimir, dem Fürsten der croatischen Slovenen unterhalb der Save, begeben. *) Chvon. Saliäl). Pertz. I. p. 536. — Hansiz. II. 135—137. — Juvavia, p. 82 — 84. 2) Annal. Berlin., Fuldens., Mctens. Ann is 837 —843. -r Nith&rd. de dissension. ap. Pertz. 11. p. 654 — 672. 218 II- Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Ratimar ward jedoch eben durch den Gränzgrafen Ratbod selbst auf Befehl des K. Ludwig bekriegt und gezwungen, aus seinem Lande zu entfliehen. Da sah sich Priwina veranlaßt, wieder in das untere Pannonien zwischen der Save und Drave zu kommen; wo er durch den slovenischcn Grafen Salladio mit dem mächtigen Grafen Ratbod wieder ausgesähnt worden ist. Dadurch gelangte er auch in die Huld und Gnade des K. Ludwig (I. 838), welcher ihm einen bedeutenden pannonischen Landtheil am Flusse Sala lehenweise in Besitz gab, wo sich Priwina mit seinem Sohne Hezilo und mit seinen Leuten niederließ. In den waldichten Gegenden des Sumpflandes Selleda erbaute er eine starke Burg, versammelte viel slovenischen Volkes um sich her und erhob sich bald zu Reichthum, zu Macht und Ansehen ‘). Seit feiner Bekehrung und Taufe war Priwina der eifrigste Anhänger des Christenthums. Er und sein Sohn Hezilo entwickelten jetzt mit dem Erzbischöfe Liupram die eifervollste Thätigkeit zur Einführung und Befestigung der christlichen Einrichtungen in seinem eigenen Landtheile und in Pannonien umher (I. 850—860). Bereits hatte Priwina vom K. Ludwig erweiterten herzoglichen Am-bacht über alles pannonische Land am Salaflusse und Balatonsee erhalten. BiS zum Jahre 850 standen seine Burg und feste Stadt, Salapuigis (Salaburg, Szalavar) genannt, mit einer großen Kirche vollendet da Eben bcreisete der salzburgische Erzbischof Liupram im apostolischen Geschäfte Karantanien und das steiermärkische Land an der Drave und Save. Auf Bitten des Herzogs Priwina ging er dann auch nach Salaburg hinab und weihte am 24. Jänner 850 die neue Kirche zu Ehren der h. Jungfrau Maria, *) Juvavia, y. 15—16. Äliqua vero iterum occasione perceyta rogantibus praedicti Regis fidelibus praestitit Rex Privvinae aliquant inferioris Pannoniae in beneiicium partem circa fluvium, quid dicitur Sana (Sala). Tunc caepit ibi habitare, et munimen aedilicare in quodain nemore et palude Sellede fluminis, et circum quoque populos compugnare, ac mul-tum ampliari in terra ilia, cui quondam Adalramus Ottonein constituit Bpiscopum. — Hansiz. II. 128 — 139. ") Ueber die Landtheile Priwinas, über dessen feste Burg Mosburg u. s. w., hat schon Aquilinus Cäsar folgende Bemerkung gemacht: Civitas itaque illa, castrum Mosburch, aliaeque nominatae ecclesiae quacnam fuerint, ubi situm obtinuerint, non constat. Id credibile, Priwinae provin-ciam in Styria coeptam secundum oram Dravi fluminis fuisse cx-tentam; hoc enim in districtu et Pctavium Styriae et V Ecclc-siae in Hungaria occurrunt. Annal. Styr. I. 329 — 331. Daß übrigens nicht Sana oder Sava, sondern Sala die allein wahre Leseart fet), hat Kopitar in seiner kritischen Ausgabe des Anonymus bewiesen; womit daher der Streit auch ein Ende haben soll. 11. Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. Ul9 in Gegenwart zahlreicher Eöeln deutschen und flovenischen Blutes feierlich ein. Den Hofkaplan Priwinas, Dominikus, erhob er zur Würde eines ErzpriesterS und bestellte ihn alS Pfarrer für die neugewcihte Kirche und für den dazu bestimmten Pfarrssprengel. Hierauf weihte er eine zweite Kirche des Priesters Sandrat ein, welche der HerzogSsohn Hezilo zum Unterhalte eines beständigen Pfarrers mit ansehnlichem Grund und Boden beschenkte; und beides geschah auch noch an einer dritten neu erbauten Kirche, wo der Priester Erinbert als Pfarrer angcstellt war *). Im Jahre 854 war der Erzbischof Liupram abermals in das Land Priwinas gekommen, um eine zweite, innerhalb der festen Stadt Salapuigis erbaute Kirche, welche Priwina, mit reicher Gabe ausgestattet, dem salzburgischen Erzstifte übergab, einzuweihen. Nach seiner Rückkehr sendete Liupram seinem Versprechen gemäß zahlreiche Handwerker, Werkmeister und Künstler, Maurer, Zimmerleute, Schmiede, Baumeister und Maler zu Priwina. Liupram selbst ließ jetzt noch zu Salapuigis eine dritte Kirche erbauen, in welche er bei der feierlichen Einweihung die Gebeine des H. Märtyrers Adrianus beisetzte; bei dieser Gelegenheit ist auch eine vierte zu Ehren des H. Johannes von Priwina in Salapuigis erbaute Kirche eingeweiht worden. Theils durch die eifrige Großmuth Priwinas, theils durch den frommen Wetteifer vieler anderen flovenischen Edeln und Gemeinden erstanden damals und in der folgenden Zeit ausserhalb der Stadt und des Landes Priwinas noch viele andere Kirchen, wie zu Dudleipin, ttfentom (Großsonntag), Dufiniza (an der Peßniz), Betobia (Pettau), Stepiliberch, Lindolveskirchen, Beatuskirchen, Keist, Weiterkirchen, Disangruneskirchen, Fünfkirchen und Pal-munöeskirchen s). Um diese Zeit (855—857) ist auch der karan- i) Juvavia, p. 16. Um diese Zeit soll auch die Kirche St. Benedikten in den windischen Büheln erbaut worden seyn. Sie trägt die Aufschrift: Ecclesia haec anno 853 aedificata est. Im Innern der Kirche aber steht auch die Jahreszahl 1050. -) Juvavia, p. 16 — 17. Aus dem Werke: Memorajbilia Mirabilia de Abbati a 8. Adriani M. de Szalavar conscripta per Dominicum Jonke, Abbaten, Szalavar. Anno 1774, und die ausführliche tographische Darstellung von Saldr in Kollars Cestopis, Pest. 1843, läßt sich jede im Anonymus angeführte von Salabar aus gestiftete Kirche Nachweisen. Saco. IX. Sacc. X. Saec. XI. Salapinti - Szalapingi piscina - Szala apäti Businiza - Bessenzie - Bessenijo tilialsi - Ghelsen - Gelse 220 II. Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. tonisch-pannonische Chorbischof Otto gestorben, an besten Stelle der Erzbischof Liupram den Priester Oswald als wandernden Bischof für die Slovenen in Karantanien und an der Drave eingesetzt hat '). Der beispiellose Eifer und die aufopferungsvolle Großmuth Priivinas für die Befestigung, Vervollkommnung und Ausbreitung des Christen- und Kirchenthums in den pannonischen Landtheilen gewannen ihm die Gnade des K. Ludwig in solchem Maße, daß der Monarch ihm alles Land, so er bisher nur als königliches Lehen besessen hatte, von nun an in volles Eigenthum schenkte, mit alleiniger Ausnahme dessen, was innerhalb desselben Landes die Salzburgerkirche als Eigenthum besaß, worüber K. Ludwig dem Erzbischöfe Liupram am 12. October 859 auf dem Hoftage zu Regensburg die Bestatigungsurkunde ausfertigen ließ. Nach dem Tode des Erzpriesters Dominikus in Salapuigis hatte der Erzbischof Liupram einen andern sehr gelehrten Priester, Namens Swar-nagel, mit derselben Würde bekleidet und mit einem zahlreichen Clerus der niederen und höheren Grade zu Priwina gesendet. Auf Swarnagel folgte dann ein eben so gebildeter Mann, Astrid, Meister der Künste Nach so vielen Bemühungen und großen Verdiensten um die christliche Religion und Kirche bei den pannonischen Slovenen von der Donau bis an die Save starb Erzbischof Liupram am 30. September 859 in Salzburg, und hatte den von ihm selbst zum Oberhirten gebildeten Adalwin zum Nachfolger, welchen Papst Nicolaus I. sogleich mit dem Pallium beehrte ^). Beatus Kirchen - Kirchen i Bereisen Zstradachi Zestreh il ? Keskera - Fyki - ? Strelez - Stelez - ? Iiarrcha - Karus Karos Wrede - Wrigh - Vor Hrabahisreit * Reick - Rajk Štepalibert - S tiger - Esztergaif *) Iuvavia, p. 14. Grätzerzeitung, 1843, Nro. 128. 2) Juvavl'a, p. 16. — Hansiz. II. 129 — 130. Ebendaselbst, p. 14. Liuprammus, innumerabilibus Deo placitis operibus peractis, sydcreas conscendit sedes anno nativitatis Christi DCCCLVIV; cui successor, quem ipse nutrivit Adalwinus veuerabilis praesul, pal-lio lionoratus a Nicolao papa ad praesens enitet tempus cum omni re-gens diligentia divinitus sibi gregem commissura. Chron. Salisb. Pertz. I. 335. — Hansiz. II. 132—133. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 221 Vom Papste Nicolaus I. (I. 858—867) ha-6cn wir zwei Decretalen an öcit pan,ionisch.karan- fMAUUM' tanischcn Slooenenbischof Oswald, in welchen fol-gende Entscheidung gegeben wird: „Jeder Priester, der, im Nothfalle der Gegenwehr und Vertheiüigung, warmr*«n einen Heiden absichtlich, oder welcher im Zorne Je- SS3.*®«, wanden, ob zwar wider Willen und Absicht, getöd- 8S5‘ let hat, soll für immer des Priesterthums verlustig seyn ')." Diese päpstlichen Aussprüche beweisen, daß sich der karantanisch-panno-nische Slovenenbischof selbstständiger und eigenmächtiger benommen habe, als er es vermöge der Stellung zu seinem salzburgischen Metropoliten hätte thun sollen, und daß er der Erste seine rechtmäßigen Oberhirten übergangen und besondere Fälle in Rom selbst zur Entscheidung vorgelegt hatte. Indessen ließ K. Ludwig dem Salzburger Erzbischöfe Adal-win und seiner Metropolitankirche die königliche Gnade in vollem Maße zu Theil werden. In einem am königlichen Maierhofe zu Mattighofen am 20. November 861 ausgefertigten Majestätsbriese werden viele Eigengüter der Salzburgererzkirche namentlich bestätigt und mit neuen ansehnlichen Spenden an Grund und Boden in den österreichisch - ungarischen Landtheilen hart an den nordöstlichen und östlichen Gränzen der Steiermark und in dem steirischen Mittel- und Oberlande gelegen, vermehrt. Der hieher gehörige Inhalt dieser Urkunde ist folgender: Im Namen der heiligen und untheilbaren Dreieinigkeit. „Ludwig von Gottes Gnaden König. Es gebührt sich, daß wir, „vor den übrigen Sterblichen durch göttliches Geschenk erhöht, allen „Geboten desjenigen gehorsamen, durch dessen Güte wir vorgezogen „sind und durch dessen Gnade wir herrschen; daß wir daher alle „ihm geweihten Stätten auf Bitten unserer Getreuen durch unsere „Unterstützung empor zu heben und mit königlichem Schirme zu be-„wahrrn trachten; weil wir glauben daß solches uns das sterbliche „Leben glücklich zu vollbringen und das Ewige zu erlangen wahr-„Haft behülflich seyn werde. Es wisse daher die Sorgfalt aller un- I) Corp. Decretal. Dist. E. Cap. p. 639. Ad Episcopum Oswaldum Qua-drantinum (Hosbaldum Chorcpiscopum Quadrantinum). Qui defendendo sc paganum occiderit, saccrdotali careat officio. — Perpetno careat officio presbyter, qui ira commotus, licet extra animum, aliquem of-fecerit. — Juvavia, p. 14. (F.) 222 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. „serer gegenwärtigen und künftigen Getreuen, wie daß unser ehr-„ würdiger Erzbischof Aöalwin in unserer und unserer ehrwürdigen „Fürsten Gegenwart gekommen ist, und an unsere Hoheit die Bitte „gestellt hat, daß mir zur Erhöhung unseres Verdienstes einige Din-„ge unsers Eigenthumeö der heiligen juvavensischcn Kirche, welche „zu Ehren öcö heiligen Rudberts, dessen Körper auch dort ruhet, „und welche der vorgenannte Bischof leitet, mit ewigem Rechte als „Eigenthum zu verbleiben gestatten möchten; der Bitte dieses Erz-„bischofs nun, aus Liebe zu unserem Herrn JesuS Christus und „auch zum Heile der Seelen unserer Borvordern, unseres Herrn „VaterS seligen Andenkens, und endlich auch zur Vermehrung un-„seres eigenen Verdienstes, mit geneigtem Sinne willfahrend, haben „wir beschlossen, daß es so geschehe. Wir geben also dem besagten „Gotteshause Sabaria die Stadt und Peinihhaa, so wie unser Graf „und Kammerbote (Sendgraf) Ulrich, zu diesem Zwecke gesendet, „dieselben (Landtheile) mit unfern übrigen Getreuen umgangen „und den genannten ehrwürdigen Erzbischof darin eingesetzt hat; „so wollen wir, sollen sie (jene Landtheile) im ewigen Rechte bei „dem besagten Gotteshause verbleiben. Ucberdies geben wir auch „dort jene Höfe in volles Eigen, welche früher aus der Spende „irgend eines Anderen Lchengüter gewesen, oder von unö oder von „einem Andern zu Lehen gegeben waren, deren Rainen folgende „sind: — an der Rapa, an der trockenen Sabaria, bei Peinikahu, „bei Salapuigis, die Kirche zu Chuartinahu, die Kirche zu Äensi, „die Kirche zu Ternberch, die Kirche des Gundolds, die Kirche an „der Sabniza, zu Nczilnbach, gleicher Weise an der Rapa (St. „Ruprecht und Gleisdorf, der Sage nach die urälteste Pfarre im „Raabthale), zu Tuölcipin, an der Sulpa, zu Friesach, zu Cra-„zulpa (Neumarkt), zu Pelisa (Pölö bei Zeiring), zu Chumpenza „(Koben; bei Knittelfelö), zu Undrima (Murthal an der Jnge-„ring zwischen Judenburg und Knittelfelö), zu Liestinicha (St. „Michel ob Leoben), zu Prukka (Bruck an der Mur), zu Moriza „(St. Maria im Mürzthale), zu Strazinolum (Straßengcl bei „Grätz), zwei Ortschaften (Güter) zu Lumnicha neben der Rapa, — „auf solche Art nämlich, daß vom heutigen Tage an und fürderhin „die vorbezeichnetcn Besitzungen zum genannten Hause des heiligen „Petrus und des heiligen Rudberts, wo derselbe auch körperlich „ruhet, im ewigen Rechte ohne Jemandes Widerspruch verbleiben „sollen, und daß keiner unserer Nachfolger, weder Herzog, noch „Gras, noch Vikar, oder irgend eine richterliche Gewalt Macht II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 223 »haben soll, von Sen vorbezeichneten Besitzungen etwas zu entzie-»hcn; sondern sie sollen durch diese Vorschrift unserer Machtvollkommenheit, wie wir uns schon ausgesprochen haben, bei der vorgenannten Stätte des heiligen Peters und Rudberts in der Stadt »Salzburg ohne Beschwerde oder Beunruhigung von Jemanden »bleiben *).« In einem anderen Briefe am 2. October 865, wieder auf der königlichen Villa zu Mattighofen gefertigt, schenkte K. Ludwig dein Erzbischöfe Adalwin und seinem Hochstifte Besitzungen von großer Ausdehnung in Pannonien an den östlichen Gränzen der Steiermark und in dieser selbst, mit folgenden Worten: »Wir ha-»ben demnach, zum Scclenheilc unseres Herrn Oheims und Vaters, »auch auf Bitten Adalwins, des ehrwürdigen Erzbischofs der juva-»vischen Kirche, gegeben Besitzungen unseres Eigenthums — gele-»gcn in Pannonien, das ist zu Labenza (an der Laffniz), zu Wi-»sitindorf, von urbar gemachtem und zum Anbaue zubereitetem Do-»öen acht vollständige Mansus, nämlich zu jeder einzelnen Kolonie »neunzig Joche, und von der Waldung (übergeben und überant-»worten wir) überall rund umher nach allen Seiten eine Meile »mit Grund und Boden, Wiesen, Weiden, Wassern, Wasserläu-»fen, Einfahrten und Ausfahrten, ganz und vollständig, aus unse-„rem Rechte und Herrnbesitze in das Recht und in den Herrnbe-»sitz des heiligen Rudberts an der heiligen juvavischcn Kirche Noch führen wir eine dritte Urkunde des K. Ludwig an, in welcher, am 1. October 860 auf der königlichen Villa zu Rans-hofen ausgesertigt, dem Grafen Witagowo königliche Eigengütcr im Admontthale gegeben werden, auf folgende Weise: »Kund und »zu wissen sey, daß unser getreuer Graf Pabo an unsere Hoheit „die Bitte gestellt habe, daß wir einige Güter unseres Eigenthums »im Aömunöithale dem Witagowa zu eigen geben möchten, näm-»lich 12 dienstbare Mansus und Weiden und Wälder und Wäs-»ser, welche im Eigen selbst beisammen liegen. Wir nun aus Liebe »und wegen seiner Dienstleistungen willfahren gerne und haben be-»fchlossen, daß es so geschehe; und wir geben daher dem vorbenann-«tcn unserem Grafen Witagowa im Aömunöithale zwölf dienstbare »Mansus und Weiden und Wälder und Wässer, welche im Eigen »beisammen liegen, solchergestalt, daß vom heutigen Tage an was ') Juvavia, p. 95-96. z) Ebendaselbst, p. 99—100. 224 II. Geschichte der Steiermark. J. 814—1056 n. „immer der genannte Graf Witagowa mit den bezeichneten Besitzungen thun will, er vermöge dieser Anordnung unserer Macht-„vollkommenheit, ohne Jemandes Hinderung, zu thun die volle Ge-„walt haben soll l).“ Mit diesen königlichen Urkunden kämmt auf Einmal Licht in das innere Land der Steiermark. In den topographischen Benennungen kann man durchaus die Gegenden an der Pinka, an der Save, an der Raab, zu Nesselbach, an der Sulm, Neumarkt, an der Pols, zu Kobentz, an der Jngering, bei Knittclfeld, an der Liesing, zu Bruck an der Mur, im Mürzthale, zu Straßengel, an der Laffnitz und im Ad-montthale nicht verkennen 8). Die in der Urkunde weiters noch angeführten niederösterreichischen Gegenden an der Schwarza, zu Ternberg und zu Güns vervollständigen das ganze Bild; über--all in den genannten Gegenden war uralte Bewohnung und Landbau, überall war das Hochstift Salzburg schon im lehenweisen Besitze, dessen Anbeginn man urkundlich nicht mehr Nachweisen kann. Ueberall war das Christenthum schon befestigt; denn an einigen Orten führt die Urkunde lang schon bestehende Kirchen an, und von den Andern lassen sich dem Geiste der fränkisch-germanischen Monarchie gemäß kirchliche Einrichtungen von selbst oermuthen: — natürlich neue Pflanzungen von Salzburg seit den eifrigen Aposteln Rupert und Virgil her, wenn nicht gar noch Ueberreste des Christenthums aus der römischen Epoche. |ni^cnsarntmaim Die Epoche vom Jahre 861 bis 865 erfüllten fl'«cn Bk'rsohimng die Uneinigkeiten und Kämpfe zwischen K. Ludwig und seinem Sohne Karlmann, welche auch in dem m'ncu.'mScenni)ft’ steirischen Marklande Bewegungen hcrvorgebracht l>ch-n^Mark-n. 3- haben. Damals war Ernest II., der bajoarische Heeresfürst, der angesehenste und beliebteste Fürst am königlichen Hofe, wegen Verdacht des Hochverraths vom K. Ludwig all seiner Würden entsetzt und verbannt worden. Der königliche Prinz Karlmann, vermählt mit Luitswinde, der Schwester dieses Zuvavia, p. 94. $) Wo die Gegend Ludleipin, welche zwischen der Raab und Sulm in der Urkunde angeführt wird, gelegen gewesen, welcher Ort Lumnich an der Raab selbst sey, und ob man Wisitindors in dem heutigen Simmers-bot'f im Bezirke Bärneck in der Elsenau, oder in Wittmannedorf in dem Bezirke Wisell, Weinburg oder Dvrnau zu suchen habe, ist ungewiß. ll. Geschichte Ver Steiermark. J. 814—1056 n. Chr. 225 Ernest, scheint dadurch zur Rache entflammt worden zu seyn. Ohnehin lange schon nach selbstständiger Regierung strebend, hatte er sich jetzt nebst vielen bajoarischcn Fürsten und Edcln mit dem gefürch-tctcn, nimmer ruhenden Mährenherzoge Rastitz verbunden. Er begab sich dann nach Karantanien und in die pannonisch-bajoarischen Marken, setzte alle dem königlichen Herrn und Vater getreuen Grafen, vorzüglich in den Marken, ab und vertrieb sie; betraute andere Edle aus seinen Anhängern mit der Gränzverwaltung und Verthciöigung und erklärte sich als unabhängigen Herrscher und Herrn aller östlichen Länder von dem Jnnstrome und der Donau bis an die Mündung der Drave im unteren Pannonien und an die südlichen Alpen. Nachdem aber der entschlossene König die hochverrätherische Partei in Bajoarien mit einem Schlage vernichtet hatte, mußte sich auch Karlmann unterwerfen und damit zufrieden stellen, daß ihn des Vaters Gnade zum Generalstatthalter der bezeichneten Länder ernannt und daselbst eingesetzt hat '). Jedoch nicht lange ruhten Karlmanns Feinde. König Ludwig, durch die nachtheiligstcu Gerüchte aufgeregt, zog, dem Dorgeben nach gegen den Empörer Rastitz in Mähren, der bereits von Karlmanns Partei abgefallen war, plötzlich mit Heeresmacht nach Karantanien und zwang den überraschten, von den ©einigen groß tenth eils verlassenen, und von einem Grafen Gundachcr, welchem bedeutende Streitkräfte zur Führung anvertraut waren, verrathenen Karlmann zur Unterwerfung und Zu ehrenwerther Haft in Regensburg a). Indessen erhielt eben dieser Gundacher zur Belohnung die Statthalterschaft über Karantanien und die östlichen Marken * 2 3). *) Annal. Bertin. Hinemari. — Annal. Metens. Du-Chesn. et Fuldens. Ru-dolplii. Anno 861 et 862. Carolomannus quoque, filiorum regis maximus, res novas molitus est. Bxpulit enim duces, quibus custodia commissa erat Pannoniei limitis et Carantani, atque per suos marcam ordinavit; quod regis animum, rcbellionem suspirantis, non parum commovit. — CarJomannus, Hludovici regis Germaniae filius, concessasibi a patre regni portione, quam pridem invaserat, et dato sacramento, ne amplius inde sine patris sui voluntate invaderet, cum patre pacificatur. 2) Gundachcr scheint damals Graf im Gurkthale und ein Sohn Theodcn'chs, Gränzgrafcns in der Ostmark (I. 823 — 830), gewesen zu seyn und mehr aus Rache gegen Ernest II., der gleichfalls österreichischer Gränzgraf gewesen war (I. 844), als aus Ergebenheit gegen den K. Ludwig gehandelt zu haben. 3) Annal. Bertin. Hincmar. et Guldens. Rudolphi. Anno 853. Carlmannus, filius regis, qui praeiatus erat Carantanis, tam multis criminibus et tarn magnis apud patrem absens accusatus est, ut merito reus maje-statis haberi debuisset, si ea, quae in eum dicta sunt, ab accusato-ribus probavi potuissent. Quod regis animum adeo commovit, ut per Ge sch. S. Steiermark. - 1V. Bb. 15 226 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Allein die Unthätigkeit einer ehrlichen Hast am Hofe war dem rüstigen Karlmann unerträglich. Mit List entkam er (1.864), floh aus Bajoarien nach Karantanien, und von seinen alten Anhängern, so wie von allen Markgrafen unterstützt, rüstete er in allen östlichen Ländern wider den im Kriege gegen den mährischen Herzog Rastitz so sehr verwickelten Vater *)• König Ludwig griff daher zum einzigen Versöhnungsmittel und bestätigte nochmals den herrschbegierigen Sohn in der Statthalterschaft Karantaniens und aller östlichen Länder. Jetzt sollte Karlmanns Rache über seinen Verräther Gun-dacher kommen. Dieser aber, in seinen herrschsüchtigen Planen getäuscht, der Statthalterschaft über Karantanien entsetzt, wurde jetzt selbst zum grimmigsten Feinde K. Ludwigs und seiner Sühne, und trat mit den böheimischen und mährischen Empörern in geheime Verbindung. Der Hochverrath aber wurde entdeckt und Gunda-cher, all seiner ansehnlichen Besitzungen und Lehen in Karantanien und in den pannonischen Marken verlustig uud verfallen erklärt, mußte zum Herzog Raftiß in Mähren entfliehen, wo er endlich se ipsum cum frequentia populi sui protestatus sit, Carlmannum filium suum ab eo tempore et deinceps, donee ipse viveret et regnaret, sna voluntate publicis honoribus nunquam esse potiturum. Quo audito, Carlmannus ab itinere, quo ad palatium ire coeperat, perterritus, se in Carinthiam recepit, ubi tutari apud suos, quos sibi fideles arbitrates est, volens, donee patris ira quiesccret, et ipse per internuntios veraces sibi fallaciter objecta purgaret. Interea rex, collecto exercitu, specie quidem quasi Rastizen, Marahensium Sclavanorum ducem, cum auxilio Bulgarorum ab Oriente venientium, ut fama fuit, domaturus, re autem vera ad Carantanos filium suum expugnaturus aceessit; qui revera se ad id temporis defenderet, nisi proditione Gundacari corni-tis sui deciperetur incautus, qui totem pene robur exercitus sccu habens , quasi vada fluminis Swarza hostibus prohibiturus, cum omnibus copiis transivit ad regem, et praelatus est Carantanis, sicut-ei prius occulte promissum est, si Dominum suum fraude decepisset. Et hie quidem praefecturae dignitatem hoc modo promeruit. Carlmannus vero per juramenta principom venit ad patrom, de objectis sibi criminibus securus, quia innocens erat, et testimonio conscientiae fretus, laetum se per omnia exhibebat atque jucundum. 1) Annal. Bertin. Hincmar. Annis 864, 865. Carolomannus, filius Hludo-vici, regis Germaniae, qui in libera custodia cum patre suo morabatur, simulans, se venatum ire, a patre fuga labitur, et iHareas sibi a ge-nitore ablatas cum consensu Marchionum, qui eum tradiderunt, reoc-cupat. Quem pater e vestigio insequens sub firmitatum conditione ad se venire facit et ei honores donat. — De Tusiaco Hludovicus Ba-joariam pergens Carolomanno filio suo sibi familiariter reconciliato, marcas, quas ab eo tulerat, reddidit. — Breviar. Erchamb. Ussermanni p. 49. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 227 (I 869) im Kampfe der mährischen Slovene» gegen die Deutschen seinen Tod gefunden hat *). Während dieser Begebnisse wirkte Herzog Pri-wina unablässig fort, um Landeskultur, Religion und Kirche in seinen Landtheilen hart on den steiermar- = kischeu Ostgränzcn auszubreiten und zu befestigen. s!fe°5%%f,T^ Ihn das bajoarischc Stift des H. Mauritius zu Nie- "m» öer-Alteich zu beschenken, erbat er persönlich vom K. Ludwig die Bewilligung, und begabte sodann das- ”Znrfen‘ selbe Stift, 20. Februar 860, mit einem ansehnlichen Territorium von Salzburg an der Sala aufwärts gegen die steirischen Landes-gränzcn bei St. Gotthard an der Raab 2). Nicht lange darnach, und noch vor dem Jahre 865, ist dieser fromme Fürst in einer Schlacht gegen den mährischen Herzog Rastitz, an welchem Kriege u° mit seinem Heerbann Theil genommen hat, gefallen. Lanöeigen-tfiutn und Herzogswürde von den Quellen der Sala bis an den Balatonsee kamen an seinen Sohn Hezilo, auf welchen der fromme Eifer seines Batcrs für das Christenthum übergegangen war. Im Jahre 864 war der Erzbischof Adalwin auf seiner Spren-gelsbcreifung auch bis in die pannonisch - karantanischcn Marken herabgekommen, überall selbst das Wort des Evangeliums verkündend , die heilige Firmung ertheilenü, viele Priester und neu erbaute Kirchen weihend: am 14. Jänner 865 die Kirche in Spitz-hun zu Ehren der H. Margaretha, in Ternnberg zu Ehren des H. Laurentius, eine andere Kirche zu Fiskern (an der Fischa) und am 4. November 865 in Werö zu Ehren des H. Paulus. Allen diesen Gotteshäusern wurden zugleich eigene bestimmt umgränzte Pfarrsprengel mit Pfarren zugetheilt. Darauf feierte er das Weihnachtsfest auf der Burg Hezilos in Salaburg, nunmehr die Mos-burg genannt, und weihte auf dem Lehengute eines gewissen Wit-limars eine neue auf Hezilos Eigengrunde erbaute Kirche zu Ehren des Erzengels Michael ein. Auch in den folgenden Jahren ließ sich Adalwin die Bereisung seines ausgedehnten Kirchenspren- 15 * *) Annal. Fuldens. Annis 869, 870. Gundacar, vasallus Carlmanni, qui multis perjuriis et macliinationibus Hludovico regi et ejus filiis sae-penumero exstitit infideliset, proprium dominum derelinquens, ad Ra-stizen defecerat, contra patriam more C'atilino dimicare volens, oc-cisus est. z) Monum, Boica. XL. 119. — Hund. Metr. II. 11. 228 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. gels zur Ertheilung des göttlichen Wortes und der Firmung sehr angelegen seyn, bei welchen Gelegenheiten wieder mehrere, schon fertig gebaute Kirchen eingeweiht worden sind, in Cellaprium zu Ehren des H. Petrus, in Stradach zu Ehren des H. Stephan, in Wetet zu Ehren des H. Petrus, in Quartinaha zu Ehren des H. Johannes, in Muzziliskirchrn und zu Ablanza oder Asien;; ivo überall selbstständige Pfarrer eingesetzt worden sind. Endlich verorönete Adalwin, weil Alfrid, der Erzpriester für die panno-»isch - karantanische Mark, welcher seinen Sitz in Salapuigis hatte, gestorben war, den Priester Richbalü als neuen Erzpriester für jene Landtheile ‘), Nach dem Jahre 868 verschwindet Herzog Hezilo gänzlich aus Jeitbüchern und Urkunden. Er scheint in einem Kampfe mit den Croaten gefallen zu seyn. na in d^Gesch'i'»»- Priwina und Hezilo sind für die Cultur und ver St^jcrmark gx- ^'jr q(c Einführung und Ausbreitung der christlichen Religion und kirchlichen Einrichtungen in dem an die östliche Steiermark unmittelbar angränzenöen ungarischen Landtheile, von der Raab bis an die Mur hinab, ungemein einsiußreiche Herren gewesen. Unmittelbar jedoch gehören sie nicht in die Geschichte der Steiermark, ebensowenig, wie ihr Eigenland, das an der ungarischen Sala und nicht in der Steiermark gelegen war. Die falsche Leseart in der Handschrift des ältesten Salzburger Documentes, nach welcher man Sana für Sala gelesen hat, hat zum allverbreiteten Jrrthu-me Veranlassung gegeben, in welchem man das Land Priwinas in der Steiermark, und insbesondere im Saanthale bei Cilli gesucht, und folglich auch alle in jenem Dorümente genannten Ortschaften und Pfarrkirchen, und insbesondere die Moosburg an dem Sclledemoosc in jene Gegenden der südlichen Steiermark versetzt hat"). Jedoch die gewichtigsten Gründe vernichten diesen Jrrthum. Das steiermärkische Saanthal gehörte seit St. Karl des Großen Entscheidung, 1.810, durchaus zum Aglaierkirchsprengcl, keineswegs zu Salzburg. Priwina und Hezilo haben sich nur in kirchlicher Hinsicht an die Salzburgermetropoliten Liupram und Adalwin gewendet; und nur diese Beiden allein haben unwidersprochen in Priwinas pannonischen 1) Juvavia, p. 17—18. Anno igitur DCCCLXV venerabilis Adahvinus Ar-cliiepiscopus Jnvavensis, nativitatem Christi cclebravit in Castro He-rilonis. 2) Dieser ganz falschen Ansicht psiichtete auch Caes. Annal. Styr. I. p. 64 bei. II. Geschichte tin Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. 829 Laudtheilcn die, rcchtmäßigeu Oberhirten zustehenden Handlungen, als Sprengclsbcmsungen, Predigten, Firmung, Priester- und Kirchen-Weihungen, Ausscheidungen von Pfarrsbezirken, verrichtet. Die Alteicherurkunüe vom Jahre 810 und ungarische Diplome von den Jahren 1019 und 1091 verbürgen die richtigere topographische Be-zcichiiung des ungarischen Flüßchens Sala, statt der falschen Sana oder Saane *)• In einer vom Erzbischöfe Liupram innerhalb des festen Stäbchens Salapuigis erbauten und geweihten Kirche waren die Gebeine des h. Märtyrers Adrianus beigesetzt. Nun befanden sich aber, — nach den ältesten ungarischen Urkunden — die Kirche des H. Adrianus allein nur in Szala an der Sala am Plattensee, welchem Orte und welchem Landstriche alle übrigen in den Urkunden vvrkommcnden topographischen Namen genau entsprechen Der Hauptort Priwinas war Salapuigis, und sein um denselben her gelegenes Eigenland ist demnach in dem ungarischen Szaladcrcvmitate am Flüßchen Szala und in dem alten Szala-v a r, oder in der auf einem sumpfigen Eilande an der Mündung der Szala in den Plattensee gelegenen Szala bürg zu suchen * * 3). *) IHonum. Boica. XL 119. Dedit itaque Priwinus de sna proprietate, in suo ducatu quid quid liabuit ad Salab (eigentlich Salapuigita) infra terminus istos , in oricntem ultra Salam fluviolum usque in Slongenziu, Marcham et Strezmaren et sic eursum per Salam usque ad Wal-tungsbach U. s. w. 2) König Stephan der Heilige sagt im Lahre 1019 bei der Stiftung einer Be-nedictiner-Abtei in insnla Saladiensi — in qua jussu nostro dedicata est ccclesia S. Adriani, quae est in Sala. Und in der Urkunde 1091 kommt die beweisende Stelle vor: Cum causa devotionis ecclesiam beati Adriani de insula Szalad visitare diventissemus. — Die topographischen Benennungen der Urkunden sind: Salab, Salapuigis, Palus Sailed», Abbatia IM osaburcli, ubi S. Adrianus, Christi martyr, requiescit. — Comitatus Dudlip a — foris civitatein Salapuigin und der nicht ferne befindliche Bach in codem comitatu aqua, quae dioitur Knesaha — Bach bei Großkanischa. Wegen der immer mehr zunehmenden Versumpfung der Gegend von XlkSzalavar mußte die Abtei nach ÜlmsSzalavdr übertragen werden, welches in den Türkenkriegen ganz zerfiel und im Jahre 1715 vom K. Karl VI. der Bcnedietincr-Abtei zu Göttweih einverleibt worden ist. Noch nennt sich der dortige Prälat »Abt von Göttweih und Szalavär.« Diesen Beweis verstärkt auch die stets gleiche Folgenreihc, in welcher die salzburgischen Besitzungen aufgeführt worden. Juvavia, p. 16, 95, 116 — 117, 305. 3) Dies behaupte» auch alle ungarischen der Landcstopographie genau kundigen Geschichtsforscher. Uoozeck. Cod. Dipl. p. 108 — 110, 187. — Hansiz. II. 129. Pro Zluvio Sana et Sava auctorem libelli de oonversione etc. aut scripsisse aut scribere debuisse Salam. Fluvius Sala, cujus scaturigines in comitatu Castriferrei non longo absunt ab op-pido 8. Gotthardi, labitur ab occasu ortum versus per eomitatum Sa-ladiensem , et praeterfluens oppidum Szalavarium niisoitur lacui Ba-lateni. Circa hunc igitur fluvium erat ditto Priwinae, sicut noniiullas possessions ctiam longius ab hoc fiuvio remotas habuerit. 230 II. Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. vemfa^en%m*e Seit K. Karl der Große die ausgedehnte ka-in rantanisch-pannonische Mark und mit dieser auch die ©teimnatf. Steiermark bis an die Drave der erzbischöflichen Kirche zu Salzburg unterworfen hatte, waren bis zum Jahre 873 ungefähr 75 Jahre verflossen. Die Wiedererhebung und gänzlich neue Pflanzung des Christcnthums unter den Urbewohnern, den avarischen Horden und den sehr zahlreichen Slovenen bis an und über die Save hin ist in dieser Epoche größtentheils das Werk des apostolischen Eifers und der energischen Thätigkeit der Salzburgermetropoliten, K. Karl des Großen, Ludwig des Frommen und K. Ludwig des Deutschen, gewesen. Durch diese frommen Obcrhirtcn ist vom Anfänge an in allen kirchlichen Gemeinden von der Mur bis zur Save, selbst unter den Slovenen das kirchliche Ceremonien-wesen nach Vorschrift der römischen Kirche, und als gottesdienstliche Sprache die lateinische Sprache eingeführt und festgehalten worden. Nun geschah um die Mitte des neunten Jahrhunderts in Osten ein Begebniß, welches im römisch-kirchlichen Ritus auch unter den Slovenen in der pannonisch-karantanischen Mark eine wichtige Veränderung heroorgebracht, und welche sich bis heut zu Tage noch unter denselben erhalten hat. Ein durch Geist und Bildung in Eonstanti'nopel berühmter Mann, Cyrillus oder Constantinus, hatte nach der Bekehrung der hunnischen Chazaren sich mit seinem thateifrigen Bruder Methodius (oder Mcthudius) verbunden und, durch Mithülfe vieler vom K. Ludwig aus Deutschland und von Rom her gesendeten Bischöfe und Priester (I. 860) die Bekehrung des gesummten, dem pan-nonisch - salzburgischen Kirchsprengel so nahe gesessenen Bulgarenvolkes unter Ä. Bojaris vollendet ‘). Zum sicheren und besseren Erfolge seines apostolischen Geschäfts hatte Cyrillus für die slo-venische Sprache ein eigenes Buchstabenalphabet erfunden, und sogleich die heilige Schrift, wie die griechischen und lateinischen Kirchenbücher, das kirchliche Ceremoniel enthaltend, in die mit dem neu erfundenen Alphabet geschriebene slovenische Sprache übersetzt. Durch den apostolischen Eifer der beiden Glaubensverkündiger Cyrill und Method, und die von ihnen in das Slovenische übersetzten Schriften ward ihr Ruhm schnell in allen Slooenenländern unter !) Annal. Fuldens. et Bertin. Annis 866, 867. — Sim. Logoth. p. 440. — Leo Grammat. p. 402. — Georg. Monacli. p. 534. — G'edren. II. 540. — Zonaras, II. 155. — Hansiz, 1. 160—161. If. Geschichte Ler Steiermark. J. 814—1056 n. Chr. 231 und ober der Donau verbreitet. Auf den Nuf des mährischen Fürsten Ratislaus und mit des Kaisers Erlaubniß und großmüthiger Unterstützung kamen sie nach Mähren, regulirten dort das Kirchenwesen und wurden allgemein die Apostel Mährens geheißen (1.862) ‘). Nachdem Cyrill gestorben war und die Unruhen in Mähren ernstlicher wurden (I. 869), hatte sich Methodius einstweilen aus dem Lande wcgbegeben und bei dem pannonischen Slooenenfürstcn He-zilo, Priwinas Sohn, aufgchalten und durch dessen Unterstützung einen so mächtigen Einfluß auf die Gestaltung des Kirchenwesens und auch des ganzen Clerus unter allen steirischen und karantani-schcn Slooenen errungen, daß alle bisherigen lateinischen Ritualbücher, so wie die lateinische Sprache bei den kirchlichen Ceremo-nien des Gottesdienstes nach und nach gänzlich verdrängt und slo-venische Bibeln und Kirchenbücher in der ganzen pannonisch - ka-rantanischen Mark unter den Slooenen eingesührt worden sind; daß sogar Methodius in den Briefen der Päpste Hadrianus H. und Johann Viir. Erzbischof von Pannonien genannt wurde <9. Dieses wichtige Begebniß war biS zum Jahre 873 geschehen. Die gleichzeitigen salzburgischen Geschichtsöokumente klagen ernstlich darüber mit der Andeutung, daß von diesem Zeitpuncte an auch das Ansehen und der Einfluß der Metropolitankirche zu Salzburg auf Völker, Clerus und Kirchenwesen in den pannonisch-ka-rantanischcn Markländern der Slooenen merklich geschwächt worden sey, so daß der pannonische Erzpriester zu Salapuigis, Rich-bald, mit diesen kirchlichen Neuerungen durchaus nicht einverstanden und unvermögend, dem enthusiastischen Beifalle, womit sie von dem sloocnischen Clerus ausgenommen, verbreitet und festgehalten wurden, Einhalt zu thun, Pannonien endlich verlassen und sich nach Salzburg zurückbegeben hat *)• Aber auch in Salzburg nahm man die Verbreitung der religiösen Ansichten und Lehren des Methodius und des Gottesdienstes in slovenischer Sprache unter allen in der karantanisch-pan-nonischen Mark seßhaften Slooenen des Salzburgersprengels nicht gleichgültig hin. Darüber, und daß sich Methodius einen Erzbi- 1) Acta Sanctorum. IX. Mens. Maj. — Boczeck Cod. diplom, p. 30. Collect. Concil. XI. 129, 172. — Boczeck, Cod. Dipl. 37, 42—44. — Wien. Jahrbücher der Literatur. Bd. XXVI. 232—235. XXXVII. 41 — 47. 3) Juvavia, p. 16—17. Qui (Richbaldus) multum ibi temporis commora-tus est, exercens suum potestative officium, sicut illi injunxit Ar-chiepiscopus suus ; usquedum graecus, Methodius nomine, inventis etc. 232 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Ehr. schof von ganz Pannonien nannte, erhob Erzbischof Adalwin, oder zuverlässig sein Nachfolger Dietmar I. bei Papst Johann VHI. Klagen, welcher daher den Methodius nach Rom forderte und den Gottesdienst in slooenischer Sprache durchaus verbot 1 *>. Selbst K. Ludwig unterstützte diese Beschwerden. Methodius aber rechtfertigte sich in Rom (1.879) persönlich und entsprach in Allein den Wünschen und Forderungen des apostolischen Stuhles dermassen, daß er nicht nur als wirklicher Erzbischof der mährischen Kirche zurückkehrte, sondern daß der Papst sogar ohne Anstand die slo-venische Sprache beim Gottesdienste und Unterrichte allen Slovencu bewilligte und allein nur verorünete, daß, der größeren Verehrung wegen, auch dabei das Evangelium in lateinischer Sprache abgelesen werden soll. Dem K. Ludwig antwortete Papst Johann VIII. ganz im Geiste der folgerechten Politik des römischen Stuhls "). Adaiw'f^qtDut.- Während dieser Ereignisse starb der um das mar. 3- 373. steiermärkische Christenthum und Kirchenwesen hochverdiente Erzbischof Adalwin am 21. April 873, und hatte an Adalbert I. nur einen augenblicklichen, dann aber den thatenreichen Dietmar I. zum Nachfolger 3). Dürfen wir der Salzburgcrchronik Glauben schenken, so war Dietmars I. erstes Geschäft, im ober-Hirtlichen Besuche und Wirken Karantanien und die untere slove-nische Steiermark zu bereisen, bei welcher Gelegenheit er dann (I. 875) eine von einem Grafen Gozwiz erbaute Kirche bei Pettau feierlich eingeweiht hat 4). K. Ludwig der Deutsche, ein Herr, bei dem fpm Tomani kein Unwürdiger und Gehaltloser galt und dessen iüs-ufnumäxit Ansehen bei den Germanen gesegnet ist, starb am "" 3**u a9S’ 28. August 876. In der Regierung Deutschlands oder Ostfrankens folgte ihm sein Sohn, Ludwig der Jüngere, so daß der andere Sohn, Karlmann, von jetzt an Ba-joarien, Karantanien mit den dazu gehörigen Marken im Osten als ') Collect. Concil. XL. 134. — Boczeck, Cod. Dipl. 37. 2) Chron. Salisb. Pcrtz. I. Anno 873. — Dalliam, Concil. Salisb. 53. — Hansiz, II. 138, 143 — 143. 3) Concil. Collect. XI. 173. — Boczeck, Cod. Dipl. 34—36, 39—44. t>) Chron. Salisb. Pertz. I. Anno 874 (buffer 875) Dietmarus ecclesiain ad Petowe Gozvvizi coinitis consecravit. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 233 selbstständiger König regierte '). lieber alle diese Länder hielt Karl-mann eine mannhafte Herrschaft. Ihm empfahl Papst Johann VIII. in einem eigenen Schreiben den Slovenenapostel Methodius als Bischof der Pannonier mit der Forderung, demselben bei dessen oberhirtlichcr Wirksamkeit in Pannonien kein Hindering zu legen. Demungeachtet erhielt der neuerwählte Salzburger-Erzbischof, Dietmar I., auf Karlmanns Anforderung an den römischen Stuhl das Pallium im Jahre 877 a). Nach Andeutungen der gleichzeitigen Jahrbücher darf man vermuthen, daß K. Karlmann im Kriege gegen seinen Oheim, K. Karl den Kahlen, in Italien den Heerbann der Slooencn in Kärnten, Untersteiermark und Ärain unter seinen Heeresvölkern gehabt habe (875, 876) s). Karlmann, ein Herr von ausnehmend schöner Körpergestalt und ungemeiner Leibesstärke, ward gegen das Ende des Jahres 878 vom Schlagflussd berührt und verlor den Gebrauch der Stimme. Schon seit einiger Zeit hatte er seinem Sohne Arnulph * * * 4), von Luitswinde, der Schwester des im Jahre 865 verstorbenen bajoari-schcn Heeresfürsten Ebnest II-, die Beherrschung von Karantanien und des dazu gehörigen Marklanöes anvertraut. Der geistesrege Arnulph benützte nun schnell die günstige Gelegenheit, um sich zum Herrn aller bajoarisch-slovenischen Länder seines Vaters zu machen und vertrieb aller Orten jene bajoarischen Lanüesedeln, welche sich seinen Plänen und Anordnungen widersetzten. Gegen ihn gewann jedoch K. Ludwig der Jüngere mit Zustimmung aller Ba-joarier bald die Nachfolge in Karlmanns Reiche, welche er sich auch vom K. Karlmann selbst schriftlich versichern ließ. Auf andringende Empfehlung Karlmanns aber, (welcher am 22. März 880 starb) friste er den rüstigen Arnulph als selbstständigen Herzog in Karantanien und in dem Marklande ein 5). Dies geschah auf dem i) Annal. Metens. Du-Chesne. III. Anno 876. Carlmannus sortitus cst Baioariam, Pannoniam et Carnutum, quod corrupte Carantanuin dici-tur. — Rhegin. Cliron. ap. Pistor. I. 876. — Boehmer, Regesta. p. 59. *) Boczeck, Cod. Dipl. p. 36. — Juvavia, p. 101 — 103. — Collect. Con-cil. XI. 49. 3) Annal. Metens., Fuldens. et Bertin. Annis 875, 877. Carlomannus vero cum manu valida Noricorum divcrsorumque Sclavanorum Italiam in-grcditur. 4) Brcviar. Erchamberti ap. Ussermann, p. 51. Nam Carolomannus filios non habuit, nisi tantum unuin, nomine Arnulphum , ex nobilissima quidcm foemina (Liutwinda nobilis Carinthiae foemina), eed non le-galiter sibi desponsata? 5) Annal. Fuldens. et Bertin. Anno 879. — Annal. Metens. et Chron. Re-ginon. Anno 880. Huic (Carolomanno) ex legitime matrimonio non cst 234 II. Geschichte der Steiermark. A. 814—1056 n. Chr. großen Hostage zu Regensburg (I. 880), wo auch zwischen Dem deutschen Könige Ludwig und dem salzburgischen Erzbischöfe Dietmar ein Gütertausch beschlossen worden ist, welcher auf Steiermark unmittelbaren Bezug hat, und am 14. October des nächsten Jahres 881 auf einem zweiten Hostage zu Regensburg folgender Massen verbrieft wurde: Ludwig mit Gunst göttlicher Gnade König. „Wenn wir den gottgcweihten Orten unsere königliche Gewo-„genheit zu Theil werden lassen, so glauben wir, daß dies uns den „Preis der ewigen Glückseligkeit zu erwerben behülflich seyn »veröde. Daher sey kund und zu wissen der Aufmerksamkeit aller un-„serer gegenwärtigen und zukünftigen Getreuen, wie daß der ehr-„würdige Herr, der Erzbischof der Stadt Salzburg, Dietmar, uns „gegeben habe aus den Besitzungen des heiligen Rudbertus, was „er immer im Orte Muotilnstatt hat, mit Häusern, Gebäuden, „Leibeigenen, Feldern, Aeckerii, Wiesen, Weiden, Wäldern, Be-„tmuten und Unbebauten, Wässern, Wasscrabläufcn u. s. w. sammt „allem dazu gesetzmäßig Gehörigen. Dagegen geben wir dem vor-„genannten Erzbischöfe zur bezeichneten heiligen Stätte alles, was „unser Getreue Wodilhelm in Grazze besitzt, und was dazu nach „Recht und Gesetz gehört, mit Häusern, Gebäuden, Feldern, Ae-„ckern, Weiden, Wiesen, Wäldern u. f. to. und mit allein gesetz-„lich dazu Gehörigen, solchergestalt, daß der genannte Wodilhelm „die bezeichneten Besitzungen in Grazze auf Lebensdauer noch inne „haben soll; nach seinem Hintritte aber soll hinfür Alles vollstän-„dig für alle Zeit und ohne irgend einen Widerstand in der Ge-„walt des vorbenannten Erzbischofs Dietmar und seiner Nachfol-„ger verbleiben *).« Nach dem Tode Ludwig des Jüngeren, Königs von Deutschland und Bajoarien, am 20. Jänner 882, bekam K. Karl öer>Di- nata soboles propter infaecunditatem conjugis. Sed cx quadam nobili foemina filium elcgantissimae speciei suscepit, quem Arnulphum nomi-nari jussit. — Ludovicus, comperto, quod frater abiisset, Baioariam ingressus, Regensburc venit, ubi omnes optimates regni, ad eum con-fluentes , ejus ditioni se subdiderunt. Concessit autem idem rex Ar-nulpho Carantanum, quod ei pater jam pridem concesserat; in quo si-tum est castrum munitissimum, quod Moseburch nuncupatur, eo, quod palude impenetrabili locus vallatus difficillimum adeuntibus praebet accessum. Boehmer, Regesta. p. 92. *) Juvavia, p. 104 —105. Man ist geneigt, diese Urkunde für verdächtig zu hatten. Pertz, Histor. Archiv. V. 323. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 235 cke alle Länder desselben, der sogleich den ganzen Heerbann des Reichs gegen die am Rheinstroine plündernden Heere der Normannen aufbieten mußte. Die bajoarischen und karantanischen Bannvül-kcr wie die karantanisch-pannonische Macht führte der stattliche Ka-rantanerherzog Arnulph, welcher jetzt schon alle bajoarischen Länder seines Vaters Karlmann in erweiterter Macht verwaltete. Der Heerzug endete zwar mit Unterwerfung und mit Verträgen der Normänner; jedoch das bajoarisch-karantanische Heer brachte eine Pcstseuche heim, welche sich über alle norisch-pannonischen Länder verheerend ausgcbreitct hat '). Die Jahre 883 bis 886 brachten über die bajoarische Ostmark unter dem Ennsflusse erschütternde Bewegungen, welche nicht ohne Rückwirkung auf die obere und östliche Steiermark vorüber gegangen sind. Bisher war die Oberleitung und die militärische Verwaltung alles Marklandes von der Enns bis über das nördliche Pannonien hinab vorzüglich zweien Grafen, Wilhelm und Engelschalk, anvertraut geioesen, welche sich in Kämpfen gegen die mährischen Slooenen großen Ruhm erworben hatten. Jedoch ihre Söhne Wern-her, Megingoz und Pabo wurden nicht in dem väterlichen Ambachte gelassen, sondern K. Ludwig der Jüngere gab I. 881 die Statthalterschaft über die große Mark einem anderen Grafen, Erbo oder Aribo. Wider diesen aber schlossen die genannten Söhne und ihre zahlreichen Anverwandten mit einigen andern Landescdeln in der Mark und in Dajoaricn einen mächtigen Bund, so daß sich Aribo gezwungen sah, den gefürchteten Mährerherzog Zwentibolü zu Hülfe zu rufen. Dieser ergriff mit Freude die günstige Gelegenheit zur blutigen Rache für alles von den Vätern, Wilhelm und Engelschalk, über die mährischen Slovene» gebrachte Unheil; er bekam den jungen Grafen Wernher, Wezilo, dessen Anverwandte und viele Leute derselben in seine Gewalt, ließ sie unmenschlich verstümmeln und alle ihre Besitzungen in der Ostmark aufs Grausamste verheeren. Die jungen Grafen retteten sich nach Karantanicn zum Herzoge Arnulph, welcher als Oberstatthalter der bajoarischen Ostmark sich sogleich zu ihrer Vertheidigung erhob. Dies hatte blutige Heerzüge, grausame Verheerungen der Ostmark und der pannonischen Gegenden weit über die Raab hin, endlich heftige Kämpfe mit den Annul. Fuldens. Annis 882, 883. Ibi diviso cxercitu Baioarii cum principe eorum Arnulpho. — In illis diebus redeuntibus Baioaviis domum, magna et immanis pestilentia in tota Norica cxcrevil, nt sacpe duo cadavcra in unuin tumulum «cpelirentur. 236 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Che. Völkern Arnulphs zur Folge, wo dann auch die jungen Grafen, Megingoz, Pabo und Berthold ihren Tod gefunden hatten ‘). K. Karl mußte endlich selbst in die bajoarische Ostmark reifen; wo dann in einer Fürstcnversainmlnng bei Tulln, in welcher auch Braz-lav, der Slooenenhcrzog im Lande zwischen der Drave und Save, anwesend war, alle Feindseligkeiten abgeboten worden sind und Zwentibolö Frieden und gänzliche Unterwerfung geschworen hat. K. Karl zog dann durch die untere Steiermark fort nach Italien "). Diese Fiirstenoersümmlung bei Tulln scheint entweder nach der Abreise des Kaisers noch fort gedauert zu haben, oder eine zweite an einem andern Orte in der Ostmark gehalten worden zu scyn; weil erst im folgenden Jahre 885 zwischen Arnulph und Zwenti-bold die endliche Ausgleichung und Friedcnseinigung geschlossen worden ist a). Nach diesen Jahren des Blutvergießens folgten im nächsten Jahre 886 im ganzen Hochlande der Alpen lange anhaltende Regengüsse und im Gefolge derselben furchtbare Hochgewässer, Bergbrüche und ungemeine Zerstörungen durch die empörten Walübächc, welche ihre Wuth nicht minder im Berglanöe, als auch über alle Ebenen der bajoarisch-pannonischen und der karantanischen Marken ergossen hatten * * 3 4). Jetzt nahte sich die wichtige Epoche, in welcher das unermeßliche Reich K. Karl des Großen seiner gänzlichen Theilung rasch entgegen ging. Die zunehmende Kränklichkeit K. Karl des Dicken vcranlaßte gleich zu Anfang des Jahres 887 die Ostfranken und *) Irrig wohl nur glaubt Cäsar, daß bei diesen Vorfällen auch die östliche Steiermark, vom Raabflusse an, das sogenannte Voraucrviertel, verwüstet worden sey. Caes. Annal. I. 342—343. z) Annal. Berlin, et Fuldens. Anno 884. Imperator per Baioariam ail Orienten, proficiscitur, veniensque propc fiumen Tullinum, Monte Com-eano, colloquium habuit. — Postea veniente Brazlawone Duce, qui in id tempos regnum inter Dravum et Savurn flumina tenuit, suaeque mi-litiae subdictus adjungitur, rex per Carentam in Italian, pervenit, prosperc Papiae natalem Christi celebravit. 3) Annal. Fuldens. Annis 885. Pax in Oriente inter Arnülphun, et Zwen-diboldum, praesentibus scilicet Bajoariorum principibus, jurejuraudo con-stare Armatur. 4) Annal. Fuldens. Anno 886. Tempore auctumni plus solitum inundatio-nes aquarun, exereverunt inaestimatae. Nam in Oriente erumpentibus per litus fluctibus villae inopinate circurndatae subito feruntur, ita, ut cum inhabitantibus viris, foeminis , infantulis usque in abyssum dele-tae ccrnuntur. Inter alpes vero tališ aquarun, rapacitas et collisio la-pidun, suit, ut flexuras et vestigia viarum per devexa mentis lalera »ullo modo prospici poterit. It. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Ehr. 237 Bajoarier sich zu vereinigen, und frühzeitig einen Nachfolger in der Beherrschung des deutschen Reichs zu erwählen. Nach Andeutung einiger Chroniken hatte der geistvolle und stattliche Herzog Arnulph großen Antheil an diesen Vorgängen, die ihn jetzt wirklich aus den Thron der Deutschen erhoben, und nach dem Tode des abgesetz-ten K. Karl des Dicken (13. Jänner 888) auf demselben befestigten *). Bei seiner Auflösung hatte sich inzwischen das Riesenreich K. Karl des Großen in das eigentliche Frankreich, in das Königreich Italien und in die burgundischen Reiche diesseits und jenseits des Jura getheilt. Kaum vermochte K. Arnulph aus diesen westlichen Trümmern noch Lothringen mit Gewalt der Waffen festzuhalten 1 2), Nachdem er bei seinem Besuche in Pannonien, auf dem Hostage in Omuntesburg nördlich der Do-nau, die Angelegenheiten der nördlichen Slovcnen geordnet und mit Zwentibold sich inniger verbunden hatte (I. 890) 3), treffen wir ihn auf der königlichen Villa Mattighofcn, wo eram 20. November 890 dem Hochstifte zu Salzburg einen umfassenden Bestätigungsbrief über alle erzbischöflichen Besitzungen, vorzüglich in der Ostmark, in Ungarn, in der Steiermark und in Karantanien ausfertigen ließ. Die Steiermark unmittelbar betreffend oder näher berührend, lautet dieser Majestätsbrief wie folgt: »Wir bekräftigen auch dem Salzburger - Erzstifte alle jene „Güter und Höfe als Eigenthum, welche dasselbe früher nur als »Lehen besessen hatte, nämlich: an der Raab, bei der Stadt Sa-„baria und die Kirche mit den Zehenten, mit den Zöllen, mit Weingärten , Aeckern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Bergen und mit »Allein, was zu jener Stadt nach Recht und Gesetz gehört; bei »der trockenen Sabaria, an der Pinta, zu Moosburg die Abtei, »wo der heilige Märtyrer Christi, Adrianus, beigesetzt ist, welche „unsere Vorvordern schon dahin geschenkt haben. Ja, wir bekräf-«tigen und vermehren Alles noch: den neunten Theil des Zehents »von allen unseren Höfen daselbst mit der Mauthstätte in der Stadt »und fügen auch noch den Deich (Fischweyer) hinzu. Zu Salapui-»gis ein Gut mit 300 Mansus und eben von solcher Ausdehnung 1) Annal. Fuldens. pars. IV. et V. et Metens. Annis 887, 888. — Annal. Vedast. ct Francor. Lamb. ap. Murat. Anno 887, 888. — Cliron. 8 a-lisb. Pertz. I. Anno 887. — Boehmer, Regesta. p. 103 —104. 2) Annal. Fuldens. pars V. Anno 888. 3) Annal. Fuldens. Pars V. Annis 889, 890. — Rhegin. ct Annal. Metens. Anno 890. 238 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1050 n. Chr. „btt Weinberge und all unser Besitzthum daselbst. Die Kirche an „der Schwarza mit Allem als Eigenthum, was unsere Vorvordern „vorher zu Lehen gegeben haben. Die zu Ehren des H. Ruübert „und vieler anderer Heiligen und Märtyrer geweihte Kirche sammt „dem Berge Parawoz mit Weingärten, Aeckern, Wiesen, Wäldern „und Allem, was wir um jenen Berg her eigenthümlich besitzen. „Zu Pettau die Kirche mit den Zehenten und zwei Theile der „Stadt, mit dem Banne für Mauth und Brücke, so wie es schon „von imfern Vorvordern dahin ist gespendet worden, und von un-„serer Seite geben wir auch noch den dritten Theil der Stadt hin-„zu, welcher ehedem Eigenthum des Karantancrs (des Grasen Gun-„dachar wahrscheinlich?) gewesen, dessen er aber wegen offen er-„wiesrnen Hochverraths gerichtlich verlustig ist erklärt worden, mit „Ausnahme des Folgenden, was wir seiner Gemahlin wegen treuer „Dienstleistung belassen haben: östlich in der oberen Stadt eine "Hofstatt, wo der Bau einer neuen Kirche begonnen worden ist, „und im unteren westlichen Staöttheile die Hofstätten, welche er „damals im Besitze gehabt hat, mit hundert Huben und mit 10 „Weinbergen zu Zistanesselü '), wo niemals unsere Vorvordern „etwas verschenkt haben; so geben wir wegen treuer Dienstlei-„stung des vorgenannten Erzbischofs, so wie die zwei Erhöhungen „an der Drave sind, von der Höhe der Gränzen, welche Wag-„reini genannt wird, und so weit diese Wogreinihähc sortläust, bis „wo die Trewina (oder Dran) in die Drave einflicßt. An der „Sulm die Stadt Zuib -) genannt, mit allem rechtmäßig dazu Ge-„hörigcn mit Cichwaldungen und Feldern, so wie jene Vertiefung, „welche von der Mur ansängt, bis an die Luonzniza (Laßnitz) geht, «und so wie die Laßnitz und Sulm von den Alpenhöhen herabflie- *) Sehr wahrscheinlich Ebensfeld auf dem Pettauerfelde, Schloß und Herrschaft mit Landgericht und Bezirk von 20 Gemeinden. ") Diese Stadt hatte ihre Lage nahe bei dem heutigen Markte Leibnitz, sehr wahrscheinlich auf der Stelle gehabt, wo heute das Dörfchen Wagna steht. Dies erhellt aus den topographischen Bestimmungen einer andern Salzburgerurkunde vom Jahre 970 (Juvavia, p. 186 — 187), wo es heißt: in oriental! plaga — ad cnrtem Udelenduor, theodisce Nidrinliof, L. regales mansus et conti guum et adjacens eidem curti nemus, susil nun-cupatum , et ad civitatem Ziub, quae modo suis colonis possessa in-habitatur, quid in ea nostrae potestatis esse deprchenditnr. Atque juxta situm locum civitatis Lipmza vocatur. — Der wahre Name ist wahrscheinlich nicht Zuib ober Ziub, sondern von dem Bache Sulm, Sulpa, Sulba — wohl Zulb, Sulb. Er hat sich jedoch gänzlich aus jener Gegend verloren, und die Benennung Leibnitz allein ist geblieben. Daß Zulba oder Sulba auf die Römerstadt Solva hindeute, scheint in die Augen zu springen. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 239 „ßen, alles, was wir zwischen diesen beiden Bächen besitzen, geben „wir an das Hochstift. Auch den eingebannten Wald Susel (Sau-„sal mit dem Banne), so wie er in unserer Voroordcrn und in „unserer Gewalt gewesen ist, und die Jagd in jenen Thälern, wel-„che die Inwohner mit Eidschwur als uns zugehörig bekräftiget „haben: nämlich 3 Wochen vor der Herbst-Tag- und Nachtgleiche „und nachher bis auf Martini Bären und Eber zu jagen. Alles, „was wir zu Lumnich an der Raab besitzen *)• Zu Nesselbach. „An der Safniz Kirche und Gehöfte mit 50 Mansus. Deßglei-„chen an der Raab und zu Tudleipin. Endlich Grazzlup-„pa (Neumarkt), Schäusiing (Süblich), Teufenbach (Tiufin-„bach), Katsch (Chatissa), Pöls, Kobenz, Undrim (Knit-„telfeld oder Judenburg), Lind, Lieznizha (St. Michel bei „Leoben), Bruck an der Mur, Mürzhofen oder St. Maria „im Mürzthale, Leoben (Liubina) * 2), und zu Straßengel zwi-„schen Gradwein und Grätz (Strazzinala) zwei Gehöfte 3)." Eben so wohlthätig gegen das Erzstift zu Salzburg bezeigte sich K. Arnulph in seinem am 9. März 891 zu Regensburg aus-gefertigtcn Majestätsbriefe mit folgenden Güterspenöen: „In den „sloocnischen Landtheilen in der Grafschaft, Duüleipa genannt, „zu Ruginesfeld Alles, was einst Herzog Chozil im Besitze ge-„habt hatte, und wie es in derselben Grafschaft Reginger am Bache „K ne fach a hin zu Lehen getragen haben; auch an der Laven at a „oder Lafniz, was Lorio, und an der Pen in haha oder Pinka, „was Isaak, der Vasall (miles) des Erinberts zu Lehen gehabt „haben, mit Höfen, Gebäuden, Leibeigenen beiderlei Geschlechts, „mit Alkersleuten, Winzern, Weingärten, Feldern, Zehenten, Zin. „fen, Mühlen, Fischereien u. s. w. für immerwährende Zeiten und „mit freier Gewalt, damit wie mit allem anderen erzbischöflichen „Eigenthume zu schalten 4)." 1) Alle bisher verzeichneten Gegenden, Ortschaften und Gehöfte gestatteten die ehemals salzburgische» Herrschaften Landsberg, Sausal und Leibnitz, welche gerade zwischen den beiden Bächen Sulm und Laßnitz ihre Lage haben. 2) Juvavia, p. 113—115. -- Hansiz. II. 140. 3) Die ehemals salzburgischen Besitzungen im oberen Murthale (Schäufling, Teufenbach, Katsch, Judenburg, Pöls u. s. w.) gestalteten die Herrschaften Wonsdorf und Baierdorf, welche in der Stadt Judenburg verwaltet worden sind. Sehr viele aus diesen urältesten Besitzungen des Hochstifts Salzburg sind später, größtcntheils durch die Spenden der Erzbischöfe, an die Stifte Göß, Admont, St. Lambrecht und Seckau gekommen. *) Juvavia, p. 116-117. 240 II. Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. Nachdem K. Arnulph hierauf (I. 891, 892) die Heere der Normannen am Rheine siegreich zurückgeschlagen und vertilgt hatte *), eilte er in die Ostmark, wo er in einer Versammlung auf dem Hengistfelöe mit dem Slovenenherzoge Brazlaoo den Feldzug gegen den nimmer ruhigen Mährenherzog Zwentibold berieth. Er verband sich zu diesem Kampfe auch mit dem Bulgarenkönige Lao-demir und mit den über die Theiß bereits herandringenden vordersten Schaaren der Ungarn; er ließ die Ausfuhr des Salzes über die Donau nach Mähren strenge absperren und verheerte dies Land selbst mit drei Heeren. Jedoch erst mit dem Tode des energischen und geistkräftigen Zwentibolds im Jahre 894 konnte einige Ruhe mit den Slovenen oberhalb der Donau erzielt werden. Nach der Versammlung zu Tribur im Mai, 3? und auf dem Reichstage zu Worms begab sich K. desK.Arnuiph. I. ^nufyf) nach Regensburg in Bajoarien. Dort erhielt am 29. Juni 895 der königliche Getreue, Namens Walthun, ein Karantaner, einen Majestätsbrief mit folgender reicher Spende: Auf Fürbitte des Grafen Liutpold schenkte K. Arnulph dem genannten Walthun vom königlichen Eigenthume Güter in Karantanien im Trusenthale (Tripenthale), zwei dort erbaute Burgen, einen Forst auf dem Berge Diesche und in der untersteirischen Mark, neben der Souwa (Save), drei königliche Mansus, Reichenburch genannt, und ein anderes Gut jenseits des Savcflufses, Gurkefeld genannt, und in einer anderen Gegend die Besitzung Vudnia * * * * * 8) in der Grafschaft Liupolds in den östlichen Landtheilen Charanta genannt, zu vollem Eigenthume3). Von Regensburg begab sich K. Arnulph nach Rom, wo er am 18. April 896 die Kaiserkrone erhalten hat? Nach der Rückkehr fand er es für nothwendig, seine erste Sorge aus die Sicherung der östlichen Vorländer zu wenden, und vertraute die Statthalterschaft und Gränzvertheidigung in Pannonien, und vorzüglich i) Anna,. Fuldens., Metens. et Rhegin. Anno 891, 892. — Jrrthum der handschriftlichen Chronik von Steiermark, daß Leopoldus Comes a Lang- feld Landespräftct von Steiermark gewesen sey? Caes. Anna,. I. 346. s) Widern an der Save, dem krainerischen Orte Gurkseld gegenüber; oder Wudina, im Marburgerkrcise, Weingebirgsgegen'o? 8) Archiv für Süddcutschland. II. x. 213—214. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 241 die Sumpfstadt Moosburg, dem treuerprobten und kriegskundigen Slovenenfürsten Herzog Brazlavo (I. 896) *). Die letzten Jahre seines Lebens wurden dem hochgesinnten K. Arnulph durch erneuerte Unruhen und Kämpfe bei den slove-uischen Mährern, durch Meutereien in der bajoarisch-pannonischen Ostmark, durch zunehmende Alterskränklichkeit, durch drückende Hun-gcrsnoth in Bajoarien und dessen östlichen Vorländern und durch die höchste Gefahr des ganzen Reichs vor den wilden Ungarn sehr verbittert -). Nachdem er in einem Diplome, zu Rainshofen in 35n-joarien am 31. August 898 ausgefertigt, auf die Vermittlung der Grafen Jring und Jfengrim, einen karantanifchen Landeseölen Zwetboch, den Vasallen des Markgrafen in der Ostmark, Liutpold, mit königlichen Fiskal- und mit anderen Lehengütern in Karantanien und in Liutpolds Grafschaft, mit einem Hofe zu Gurk im Gurk-thale und zu Celsach oder Zeltschach bei Friesach beschenkt hatte, gab er ihm neuerdings (Ramshofen am 1. September 898) ein ausgedehntes Territorium von der Gurk bis zum Murflusse, und von der Glödnitzalpe bis Entrichestan — mit allen Huben, Gehöften, Wäldern, Zinsen, Eigenleuten, und mit dem Fisch- und Jagübanne u. s. w. zu vollständigem Eigenthume l * 3). — Hierauf starb dieser thatenreiche Kaiser zu Regensburg am 29. November 899. Ihm folgte Ludwig das Kind, sein einziger Sohn aus rechtmäßiger Ehe 4). Im Jahre 894 erschienen die Ungarn zum er- m?- sten Mahle an und in den östlichen bajoarisch - ka- Ähre rantanischen Vorländern. Dieses Volk (Magyaren, 95ii Madjaren genannt) war zu Ende des siebenten Jahrhunderts nach verschiedenen Zügen in Asien umher, aus den ältesten Wohnsitzen am kaspischen Meere, zwischen dem Kamaflusse und dem Uralgebirge nach Europa übergewanöert. Sie blieben dann in den Gegenden zwischen dem Dnieper und Don am Jn-gulflusse fast 200 Jahre seßhaft, bis sie in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts vor dem Andrange der Petscheneger welchen l) Annal. Fuldens. Anno 896. Stipantibus vero iisdem in partibas inter se cnnflictibus, imperator Pannoniam cum urbe Paludarum tuendam Brazlavoni, Duci suo, in id tempus eommendavit. *) Annal. Fuldens. et Metcns. Annis 897, 898, 899. 3) Archiv für Suddeutschland. II. p. 214-216. 4) Annal. Fuldens. et Metens. Kegin. Allemann, et Laubac. Annis 899, 900. — Collect. Concil. XI. 691. Ges ch. d. Steiermark. — IV. Bd. 242 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. mußten und sich gezwungen sahen, weiter im Westen neue Wohnsitze zu suchen; wo sie sich nun auch in den Landtheilen von Atel-kuzu oder Etel Cusu, in den heutigen Provinzen Bessarabien, Moldau und Wallachei, wirklich niederließen. Don ihrem heldenkühncn Könige Arpaü geführt waren sie von hier aus, während der angestrengten Kämpfe der Könige Karlmann und Arnulph mit den moravischen Slovenen, auf kurze Zeit bis an die Theiß vorgedrungen. Verbunden mit dem byzantinischen Kaiser Leo führten sie jcif dem Jahre 888 blutige Kriege mit dem Bulgarenkönige Simeon. Während sie aber nachher im Jahre 892 zur Unterstützung K. Arnulphs gegen die mährischen Slovenen erschienen und von nun an (I. 894) unaufhörlich verwüstende Einfälle gegen Mähren und in die pannonischen Länder unterhalb der Donau wagten: fielen die Bulgaren und Petschenegcr in Atclkuzu ein, verwüsteten das Land auf schreckliche Weise, ermordeten viele Tausende der dort seßhaften Madjaren und vcranlaßten dadurch die Ueberwan-öerung der magyarischen Nation über den Krapak herab (wo die Bergstäöte sind) über die Theiß herein und in die pannonischen Länder südlich der Donau *)• Bis zum Jahre 901 hatten sie bereits den größten Theil des alten östlichen Pannoniens in Besitz genommen und, weil von Westen her kein energischer Hcerzug wider sie aufgeboten worden war, dasselbe als ihr neues Vaterland behauptet. Als Eingcwanderte wurden sie nun Ugren, Ungarn, HUngarn, das ist, Ausländer genannt. D'c^Sttten ver Qm Aeußeren glichen die Magyaren den Hunnen. Ihre Kleidung bestand größtentheils aus Thier-stellen. Sie lebten meistens unter Gezelten oder in Wohnungen aus Lehm und Schilf erbaut. Hölzerne Gebäude hatten sie damals nur wenige, gemauerte fast gar nicht. Ihre Gesichtsbildung war widerlich, schwarz die Hautfarbe ihres Angesichts mit tief liegenden Augen, kurz und gedrungen ihr Körperbau, ihre Sitte wild und grausam. Fast immer zu Pferde hatten sie eine eigenthümliche Weise zu fechten; schnell flogen sie auf gelenkigen Rossen daher, schossen einen Pfeilregen ab, wandten sich aber eben so schnell wieder zurück. Sie verheerten alles, wo sie einfielen; insbesondere zerstörten sie Gebäude und Kirchen. — Ein schreckliches Barbarenvolk, wenn die Schil- -* 1) Annal. Fuldens, Annis 892, 894 , 896. — Anna!. Saxo ap. Eccard, I. Anno 890. 1L Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 243 bmmgcn ihrer Abkunft, ihrer Sitten und Lebensweisen in den gleichzeitigen Jahrbüchern nur zur Hülste Wahrheit enthalten 1 *). Während der Einwanderung und Festsetzung der Magyaren im östlichen Pannonien, und während man noch mit dem empörten Mähren zu thun hatte, ergossen sich zugleich auch schon die ungarischen Raubheere über die untere Steiermark herein und über die julisch-carnischen Alpen nach Italien und bis über Verona (I. 899 bis 902), und in der bajoarischen Ostmark herauf bis über den Ennsfluß an den Inn hin. Wohin diese wilden Barbaren immer kamen, ward alles mit Feuer und Schwert verheert s). Tausende von Gefangenen wurden fortgeschleppt; und dürfen wir die dem Papste Johann IX. vorgelegte Jammerklage der bajoarisch - nori-schcn Bischöfe wörtlich nehmen, so wäre damals (I. 900) in ganz Pannonien keine einzige Kirche mehr stehen geblieben B). Die kühne Wuth der raubenden Barbaren und die höchste Gefahr vor allgemeiner Zerstörung hatte g™ endlich den Heerbann der Bewohner in den bajoa- m<’tNnSoi3.<'l,c9<10' rischen und den karantanischen Marken zur tapferen Gegenwehr vereinigt. Waren nun auch einige magyarische Horden mit reichem Raube beladen glücklich wieder in das östliche Pannonien zurück gekommen, so sind doch ihre Hauptheere von den Schwertern der Bajoarier und Karantance blutig wieder heimgeschlagen worden. Der bajoarische Markgraf und Heeresfürst, Graf Liutpold, im Vereine mit dem Passauerbischofe, Richar, besiegte einen Theil des Ungarnheeres in blutiger Felüschlacht und sprengte eine andere Horde in die Fluthen der Donau 4). Ein anderes Ungarnheer, welches tief in Karantanien über die steirische Mark herauf vorgedrungen war, besiegte der tapfere karantanische Gränzgraf, Ratolö von Sempt und Edersberg, in einer sehr blutigen Schlacht auf dem Krapfelde bei Friesach (oder wie andere behaupten, nicht ferne von Leoben in 16 * l) Regin. Anna! Metens. et Bertin. Anno 889, — Histor. in Mon. Boic. VII. 9, 27. z) Annal. Metens. Du-Chesne, Anno 901. 3) Sušama, Anhang, p. 285: „Alios captivos duxcrnnt, alios oceiiterunt, alios ferina carccrum fame et siti perdidernnt, innumeros vero ex illis deputavcrunt, et nobiles viros et honestas mulieres in servitium re-degerunt, ecclesias Bei incenderunt, et omnia aedificia deleverunt, ita, nt in tota Pannonia nostra, maxima provincia, tantum non una appa-reat ecclesia!“ — Annal. Metens. Anno 901. — Anonym, in Vit. B. Gemin. ap. Murat. II. P. II. 693. — Lnitprand. II. 1 — 6. *) Annal. Fuldens. Metens. et Alaman. Annis 900, 901. 244 11. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Steiermark?) am Charsamstage oder am 27. März des Jahres 901 ‘)- So groß auch die Zerstörungen und Gräuel bei diesen ersten ungarischen Einfällen gewesen ftyn mögen, so glauben wir doch nicht, daß damals schon irgend ein Theil der karantanisch-panno-nischen Mark, auch nicht in der östlichen und südöstlichen Steiermark, von den ungarischen Barbaren in festen Besitz genommen worden sey. Tapfer vertheidigte Graf Ratold von Sempt-Ebers-berg mit den Gaugrafen der Mark die Gränzen. fönBnum®oben* Für Aribo, den Sohn des Traungauer Graju E- und andrer j"cn Ottokar, haben wir aus dieser Zeit (904) eine wichtige Schenkungsurkunde des K. Ludwig, welche also lautet: Ludwig, durch Gunst göttlicher Gnade König! „Wenn wir den Bitten der Getreuen unserer Majestät gü-„tiges Gehör leihen, so werden wir sie desto anhänglicher zu un-„serem Gehorsame festhalten. Cs sey daher kund allen unseren „Getreuen der Gegenwart und Zukunft, wie daß wir auf Bitten „und Rath unserer Getreuen, nämlich des Bischofs Tuto und der „Grafen Liutpold, Arpo, Jring, Kumpolö und Papo, dem Arpo „(oder Aribo), dem Sohne unseres geliebten Grafen Otachar, im „Thale, welches Liupinatal (Leoben) genannt wird, in der Gras-„schaft desselben Otachars zwanzig Huben, mit allen recht- und „rechtmäßig dazu gehörigen Dingen, für immer ins Eigenthum ge-„schenkt haben, das ist im Orte, Zlatina genannt, wo der Bach glei-„chen Namens Zlatina in den Fluß Muora (Mur) genannt, l) Andere Chroniken haben die Jahre 899, 902. — Anna). Fuldens. Anno 901. Interdum Ungari australem partem regni illorum Carantanum de-vastando invaserunt. — Annal. Saxo. ap. Eccard. I. Annis 901, 902. — Chron. Mellic. Pez. I. Anno 901. Ungari Carantaniam invadunt, et in Sabbato commissa pugna occiduntnr. — Chron. Salisb. ibid. Anno 903. Ungari in Carinthia victi occiduntnr. Die kürzere Chronik von Ebersberg sagt: Anno 908 obiens Sighardus lder Stammvater der Grafen von Sempt und Edersberg! Ebersbergensein locum filio Ratoldo dedit, nimis strenuo, ob quod ei Caesar tuendes commisit Carenthinos terminos. Die weitläufigere Chronik aber, welche Sieghards Tod auf den 9. October 906 setzt, sagt: Ratoldus, Sighardi filius, de patris sui voluntate, dum adliuc viveret, Ebersbergense castrum possedit, nimis strenuus, acer ingenio, bello saevissimus, propter quod Caesar Arnolphus Carcntinos terminos ab hostium insultu defendendos ei commisit. Freiherr von Hor-rnayr, Gedächtnißrede, Anmerkung 3 — 4, setzt diese Karantancrschlacht auf das Jahr 899. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 245 »mündet, soll er jenen mit Mauer umfriedeten Hof und dort so-«wohl in der Villa Costiza, als auch in anderen Stellen zu bei-»den Seiten desselben Flusses so lange nehmen, bis daß die vor-»bcnannten Huben hinabwärts erfüllt und gemessen sind. Dieses Ei-»gengut mit allein Zugehär haben wir dem vorgenannten Arpo ins »Eigenthum geschenkt mit Gehöften, Gebäuden, Leibeigenen, mit »urbarem und noch nicht urbar gemachten Boden, mit Aeckern, »Wiesen, Feldern, Weiden, Forsten, Wässern, Wasserläufen, Müh-»len, Fischweiden. Diese Bestimmung haben wir befohlen schrift-»lich zu verfassen, wodurch wir wollen und festiglich befehlen, daß »der genannte Arpo vom heutigen Tag und fürderhin freie Ge-»ivalt haben solle, zu besitzen, zu verschenken, zu verkaufen, zu ver-«tauschen, oder was ihm immer beliebig seyn wird, zu thun. Und «damit diese Vorschrift ftätig und beständig verbleiben möge, haben «wir dieselbe mit eigener Handschrift gckräftigt und befohlen, mit «Aufdrückung unsres Sigilles zu bezeichnen. Gegeben im Jahre «der Menschwerdung unsers Herrn 904, im fünften Jahre unse-»rcs Reiches *)." Eine andere Handlung dieses Königs Ludwig im Jahre 9u6 betraf theilweise auch den weit hin sich aus- 3-905-dehnenden Salzhandel aus der oberen Steiermark. Nachdem König Ludwig von Straßburg nachDajoarienzurückgckommen war, brachten weltliche und geistliche Fürsten einstimmige Beschwerden über Bedrückungen von Seite der bajoarischen Zollstätten und Söldner gegen Reisende und Handel auf den Landstraßen sowohl, als auch zu Schiffe auf der Traun, Enns und Donau vor. Der König beauftragte daher den Gränzgrafen in der Ostmark, Aribo, den Bruder des vorgenannten Grafen Ottokar und Oheim seines Sohnes Aribo, aus dem Munde der ältesten Männer den Stand der Zollstätten und Zölle in den Zeiten der Kaiser Arnulph, Karlmann und Ludwig des Jüngeren zu erheben. Hierauf ward in einer großen Versammlung bajoarischer Fürsten und Edeln zu Raßfeldstadt, im Lande ob der Enns, unter dem Vorsitze des Erzbischofs Dietmar von Salzburg, des Bischofs Burkhard von Passau und Ottokars, Grafen im Traungaue, der vom Markgrafen Aribo erhobene älteste Stand der Zollgebühren vorgelegt, von vierzig Zeugen feierlich beschworen, und derselbe als künftige Norm für alle Salz- und i) Caes., Annal. Duc. Styr. 1. 3 -4. Richtiger in den JohanncumSabschriften 246 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Waarenschiffe auf der Traun und Donau, und für alle Frachtwagen zu Lande mit Salz oder mit anderen Waarcn, und für alle von Norden, aus Böhmen und Mähren, oder dahin ziehenden und handelnden slooenischen, fränkischen, bajoarischen und venetianischen Kaufleutr und Juden erklärt ‘). — Unwiüersprechlich ist hier auf den regen Handelszug mit steirischem Salze und mit venetianischen Maaren aus Italien durch die Steiermark und an die Donau hingedeutct. Seit der Festsetzung der Ungarn im östlichen Pannonien mußte der bajoarisch-germanische Heerbann in den Marken der Vorländer zur Beschützung der Gränzen immerfort in Bereitschaft stehen. Im Jahre 907, scheint es, wollte man gegen die Magyaren einen Hauptschlag ausführen; und K. Ludwig selbst hatte das bajoari-sche Bannheer bis an den Ennsfluß begleitet 1 2). Ober- und unterhalb der Donau drang man auf die Ungarn ein; jedoch am 9. August 907 ward der tapfere Markgraf der bajoarisch.pannonischen Ostmark, Liutpold, mit seinem muthvollen und starken Heere bei Preßburg in einer mörderischen Schlacht gänzlich besiegt, und er selbst, Dietmar 1, der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe Uto von Freisingen und Zacharias von Seben, viele Aebte, zwanzig Grafen und sehr viele edelfreie Helden und Dynasten aus Bajoa-rien und den Marken hatten auf dem blutigen Schlachtfelde ihren Tod gefunden 3). Die Chroniken berichten hierauf von unaufhörlichen Raubzügen der Ungarn über die Länder ober- und unterhalb der Donau bis nach Thüringen, Allcmannien und Franken hin; ja selbst K. Berengar I. hat, um sich gegen den deutschen König Ludwig im Besitze Oberitaliens zu erhalten, zahlreiche Magyarenheere zu Hülfe gerufen (I. 909, 910, 912—913) 4). Es ist außer Zweifel, daß, und zwar besonders bei den italischen Heerzügen, auch die südliche Steiermark wieder übel heimge-sucht worden sey; jedoch sind wir über die Einzelnheitcn derselben nicht genug unterrichtet; daß aber auch der einheimische Heerbann der Marken den Einfällen der Magyaren möglich kräftigst widerstanden habe, und daß ein Ungarnheer besonders in den Jahren 1) Monum. Boica. XXVIII, 203. 2) Hansiz. I. 184. 3} Conlin. Begin. Annal. Saxo. — Anna). Allem, et Lautacens. Cliron. S. tialli Ussevmanni. — Chron. Salisb. et Mellic, Vex. L Anno 907. — Hansiz. II. 142. Luitprand. 11. 11 — 17. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 247 910 und 913 von Öen Bajoariern am Jnnstrome gänzlich vernichtet worden Jet), besagen viele Zeitbücher *). In Salzburg hat man an die Stelle des Erzbischofs Dietmar I-, welcher im Jahre 907 in der blutigen Ungarnschlacht sein Leben geschlossen hatte, Pilgrim I. zur Metropolitenwürde erhoben *); der sogleich (17. Dezember 908 und 27. Februar 909) vom K. Ludwig durch wichtige Güterspenden begnadigt worden ist. Die heldenmäßige Haltung gegen die Ungarn gebührt vorzüglich dem geist- und thatkrästigen Hee-resfürsten der Bajoarier, Arnulph, welcher nach dem Tode seines Vaters, des Markgrafen Luitpold, in der Schlacht gegen die Magyaren (I. 907) sogleich die besondere Gewalt über Bajoarien errungen zu haben scheint. Früher schon in Urkunden als Graf und in den Titeln seines Vaters erscheinend * 2 3), ist Arnulphs Erhebung zur herzoglichen Würde erst in das Jahr 912 zu setzen 4). Im Jahre 911 hatte nämlich K. Ludwig die lange Reihe der fränkisch-germanischen karolingischen Kaiser und Könige mit dem Tode beschlossen. Die stets drohende barbarische Raubsucht der Magyaren machte ein kräftigeres Zusammenschließen aller Völker Bajoariens und der Marken jetzt noth-wenüiger, als je. Schnell vereinigten sich daher die Bajoarier und erhoben in Krast ihrer uralten Landesgesetze den durch Geist und Kriegsthaten trefflich bewährten Grafen Arnulph zu ihrem Herzoge und Fürsten 5). Rach K. Ludwigs Tode gelangte gleichzeitig der Frankenherzog Konrad I. zur Herrscherwürde über Deutschland, Bajoarien und dessen östliche Marken. Herzog Arnulph hatte jetzt (I. 915) seinen Kriegsruhm durch einen blutigen Sieg über die Ungarn neuerdings bewährt 6). Er übte aber auch als Stell- !) Anna!. Regin. — Annal. Allem. Augiens. — Annal. Saxo. — Chron. 8. Galh Usserm. — Chron. Mellic. et Salisb. — Annal. 8. Gallens, maj. Pertzii. Annis 908—909, 910, 913, 913. 2) Hansiz. II. 144-145. 3) Falkenstein, Diplom. — Eichstad, in Cod. Diplom. X. *) Der Annalista Saxo nennt ihn unmittelbar nach Liutpolds Tode, im Jahre 907 schon, Ducem Bajoariae. Arnulphus, filius Liutpoldi, successit in Ducatu. 5) Mcichelb. Hist. Prising. I P. II N. 983. — Luitprand. II. 7. — Ditm. Mcrseb. in Chron. V. p. 53. — Contin. Regin. Anno 907. |S) Contin. Regin, Annal. Augiens. Sigbert. Gemblac. Anno 915. — Annal. Alaman, et Annalista Saxo. Anno 913. 248 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Vertreter des deutschen Königs seine herzoglichen Rechte mit vorherrschenden Gefühlen von Selbstständigkeit und fast königlicher Gewalt über Bajoarien und die östlichen Vorländer 1). Mit Machtvollkommenheit scheint er seinen Bruder Berthold als Herzog über Karantanicn und dessen Marken eingesetzt zu haben 2 3). Der Markgraf in der bajoarischen Oftmark, Aribo, von welchem im Jahre 906 die letzte urkundliche Erwähnung geschieht, hat auch um diese Zeit seinen Tod aus der Jagd unter den Stößen eines Auerstiers gefunden 8). Herzog Arnulph vertraute hierauf die Leitung und Bertheiöigung der bajoarischen Ostmark dem Grafen Rudiger von Pechlarn dem Aelteren an. Besonders rücksichtslos und eigenmächtig schaltete Herzog Arnulph mit Gütern der Kirchen und Stifte, und er belohnte damit nach Gutdünken alle in den blutigen Ilngarnkämpfen bewährten edeln und gemeinfreien Tupfern 4). Dadurch ward der Clerus Herzogs Arnulph haßerfüllter Feind, der ihn jetzt allgemein den Bösen nannte. Dieser Haß und Arnulphs zu eigenmächtiges, fast königliches Schalten in Bajoarien und in den Vorländern begründete Zwietracht zwischen ihm und K. Konrad I. 5), welcher (I. 916) gegen Arnulph selbst zu den Waffen griff. Dieser schloß dagegen ein Bündniß mit den allgefürchteten Magyaren, flüchtete sich mit seiner Familie und mit vielen Getreuen nach Pannonien (I. 917) 6), und blieb daselbst unter magyarischem Schutze bis zu K. Konrad I. Tode, 20. Jänner 919. Darauf gelangte der Sachsenherzog Heinrich I., der Vogler, und durch ihn der kräftige Stamm der fünf großen sächsischen Kaiser auf den Thron der Deutschen 7). Da eilte Arnulph schnell wieder nach Bajoarien zurück und fand tint so erfreuliche Aufnahme, daß ihn die meisten Fürsten und Edeln der Bajoarier zur Annahme des königlichen Titels bereden wollten. K. Heinrich, damit nicht einverstanden, brachte aber durch kluge l) Meichelb. I. p. 439. In Urkunden nannte sich Arnulph: Divina ordi-nante providentia Dux Bajoariorum et etiam adjacentium rcgionum. ■■) Jrrthiimer in Caes, Annal. I. 352—355. 3) Annal. Saxo. Anno 1104: „Posteri illius farnosi Erbonis , quem in ve-natu a Vesonta bestia confossum, vulgares adliuc cantilenae resonant. 'O Mabil. Act. 8. Bened. VII. p. 425 in vita S. Udalr. — Luitprand. II. 7. 5) Dalham. Concil. Salisb. 52 — 56. — Hansiz II. 144. 6) Annal. Saxo. — Contin. Begin. Annal. Alain. Chron. Mellic. Anno 917. — Mou. Boic. XI. 23—24. 7) Contin. Regin. Annis 919, 920. — Luitprand. 11. 7 — 11, II. Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. 249 Milde den aufstrebenden gewaltigen Herzog auf gemäßigtere Gesinnungen, und Arnulph gab sich auch mit der feierlich ihm zuge-stanüenen Herzogswurde, mit erhöhterer Macht über Kirchenwesen und Clerus und mit dem Rechte, selbstständig nach alleinigem Gut-bcsinüen, bischöfliche Würden zu verleihen und Bischöfe einzufetzen, zufrieden (I. 920, 921) '). Bald nach diesen Vorgängen starb zu Salzburg zu Ende des JahrcS 922 der Erzbischof Pilgrim I., 3al,cc “9* dem sogleich Odalbert oder Adalbert II. als Metropolit folgte * 2). Unter ihm erscheint als salzburgischer Chorbifchof für Karantanien und dessen Mark, Gotabert. Im Jahre 859 war der Chorbischof Oswald mit der Führung kirchlicher Geschäfte im entfernten Karantanien von dem Erzbischöfe Liupram betraut worden. Wie lange dieser Mann gelebt habe, ist nicht bekannt; ein sehr altes salzburgischcs Document versichert aber, daß die Reihenfolge der karantanischen Landbischöfe nicht aufgehört habe, und daß nach Oswalds Tode Salomon, Engelfried, Alarik und endlich Gotabert gefolgt feyen 3). Der Erzbischof Adalbert II. ließ bei dem Antritte seiner Me-tropolitenwüröe den gesammten Besitzstand seiner Hochkirche erheben und über alle zur möglichsten Verbesserung desselben veran-laßten Veränderungen durch den Chorbischof Gotabert ein eigenes Grundbuch (oder Saalbuch I. 923 bis 934) errichten 4). Aus diesem auch für die Steiermark ungemein wichtigen Dokumente, aus welchem zugleich erhellt, fln“«u*seotVupan wie damals alles karantanische Land unter dem her- zÜ°Äenn,-nn'"3i zoglichen Ambachte Bertholds, eines Bruders Ar- 6au6, 925_ nulphs des Bösen, gestanden sey, entnehmen wir Folgendes. Am 18. Mai 927 war in der Synodalversammlung in der Kirche zu Mariasaal in Kärnten zwischen dem Erzbischöfe Adalbert II. und seinem Weihbischofe Gotabert folgender Gütertausch geschlos- i) Annal. Saxo. — Chron, Salisb. Annis 920, 921. — Monum. Boica. XI. 23 — 24. — Luitprand. II. 7. III. 14. s) Hansiz. II. 145 — 146. — Juvavia. p. 165 — 167. — Annal. Salisb. Pertzii. Anno 923. 3) Necrolog, S. Petrens. — Juvavia, Abhandlung. p. 148—150. Anhang, p. 122. Anno igitur prima Bpiscopatus sui (Adalbert!) inceptum est ad Salzburch ab Choriepiseopo suo Gotaberto. 4) Juvavia, Anhang, p. 122 — 170. 250 n. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. sen und schriftlich versichert worden: Gotabert gab durch die Hand seines Vogtes, des Herzogs Berthold, das Eigengut, welches er aus der Spende eines gewissen Kernia in dem Orte Lomnicha Kimun-di (in der Lobming oder Lobning im Murthale zwischen Knittelfeld und Judenburg), dann zu Grazzluppa (Ncumarkt) und Perch ach, wie Richbalü und Engelfried es abgetreten hatten, empfangen und alles Eigen, so er zu Zurdoh (wahrscheinlich Zeiring) besessen hatte, mit der Bedingung, daß Kernia die gedachte Besitzung lebenslang noch zu Lehengenuß behalten, nachher aber Alles ein Eigenthum des Salzburgerhochstifts werden soll; dagegen trat der Erzbischof Adalbert an den Chorbifchof Gotabert, neben andern Besitzungen, auch noch im obersteirifchen Mürzthale zu Muo-riza Kimundi, und im Paltenthale zu Rottenmann die Lehengü-tcr einer Klosternvnne Engilhilüe ab — mit Leibeigenen beiderlei Geschlechts, mit Zehenten und mit allem rechtmäßigen Zugehöre. Die Grafen Rodbrccht, Reginher, Dietmar und Sigipold, und viele andere Biedere waren der Verhandlung Zeugen *). — In einer Verhandlung zu Baumburg am 27. Mai 925 gab ein adelichcr Herr Reginhard und dessen Gattin Suanahilö in die Hände des Salzburgererzbifchofs und seiner Vögte, Engilbert und Kerhoh, all ihr Eigengut im Liupinathale (Leobenthale) mit der Bedingung, daß es noch für Lebenszeit in ihrer und in ihrer Söhne, Regin-hart und Wilhelm, Hand verbleibe; hinwieder gab der Erzbischof Adalbert H. vom Eigenthume seines Hochftifts dem Reginhard und seiner Gemahlin Alles zu Eigenthum, was sie bisher als Lehengut an der Lieznicha und Muoriza (an der Liesing und Mürz) genossen hatten, mit Kirchen, Zehenten, Gehöften, mit Leibeigenen beiderlei Geschlechts und allem rechtmäßigen Zugehöre. Die Grasen Rantolph, Gundbold, Engilperch't und Hauuart waren der Sache Zeugen 2). — In das Jahr 927 fällt folgender Gütertausch. Der salzburgische Dienstmann Dcganbert gab durch die Hand seines Vogtes Kerhoh ein Eigengut, so wie er es im Orte Husa (Haus im Oberennsthale) mit allem Zugehöre erhalten hatte, in die Hand des Erzbischofs Adalbert und seines Vogtes Rcginbert, und empfing dagegen ein Gut zu Pcrge, welches der Priester Egil-wols zu Lehen besaß, mit Hof, Accker, Wiesen, Weiden, Wald und allem gerechten Zugehöre 3). ') Juvavia, Anhang, x. 126. 2) Juvavia. p. 129-130. 3) Ebendaselbst. p. Ul. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Che. 251 Im Frühjahre öeS Jahres 928 war der Erz-bischof Adalbert auf seinem oberhirtlichen Besuche in Karantaiiicn am 9. und 10. Mai zu Karnburg Main°- bei Mariasaal, roo in Gegenwart des Landesherzogs R-äb' Bertholö, der Grasen Albrich, Engilpercht und Sig- "j"S28_932‘ hart, und einer zahlreichen Versammlung karantanischcr Eöcln und Freien folgender Tauschvertrag geschlossen worden ist. Ein hochedler Mann, Weriant genannt, mit seiner Gemahlin Adalsuint, tritt auf Rath seiner Getreuen sein Eigen, welches er, im Orte Hus genannt (Haus im Ennsthale der oberen Steiermark), aus der Spende der Herzoge Arnulph und Berthvld besessen hat, dergestalt an das Hochstift Salzburg ab, daß dasselbe nach ihrem und ihrer Kinder, Perch-tholü und Pcrnhard, Hiltigart und Woza, Absterben, dem Erz-stiste zum ewigen Eigenthume verbleiben soll; dagegen gab der Erzbischof Adalbert durch seinen Vogt Reginbcrt dem Weriant und der Adalsuintha den Hof, Friesach genannt, mit Kirche, Zehenten, Gebäuden, Leibeigenen und allem Zugehöre. Nach dem Absterben der Familie Weriants sollen beide Besitzungen als Eigen-thum an das Hochstift zurückkommen *). — Zu Salzburg am 30. Mai 930 ward folgender Tauschvertrag verbrieft. Ein edler Herr Marchwart übergab dem Erzbischöfe Adalbert und dem hochstifti-schen Vogte Reginbert all sein Eigengut zu Und rima (an der Jn-gering bei Knittclfeld) mit Leibeigenen, Gebäuden, Boden, Weiden und allem anderen Zugehöre, und erhielt dafür von hochstistischen Gütern, welche er zu Lehen getragen hatte, den großen Hof zu Puoche zBuch bei Judenburg) und die dazu gehörigen Gehöfte zu Furti und Pischoffesbcrch (Furth und Bischofsfelü bei Judenburg und Seckau, oder Pischkberg bei Bruck an der Mur?) mit allem Zugehöre, so wie Hartwich, der Verwandte und Vogt des Erzbischofs und nachher der Herzog Bertholö selbst Alles früher zu Lehen gehabt hat. Der Herzog Derthold und Graf Liutperht waren der Sache Zeugen a). — Auf einer wiederholten oberhirtlichen Reise in Karantanien befand sich der Erzbischof Adalbert am 27. Juni 931 zu St. Georgen am Längste, wo folgender Tauschoertrag geschlossen worden ist. Graf Albrich, Herzogs Arnulph Vetter und Sohn Heralts, übergab dem Erzbischöfe und seinem Vogte Kerhoh zu Gamanaron (am Gameringberge iin Obercnnsthale) eine *) Juvavia. y. 151—152. 2) Ebendaselbst, y, 1G6. 252 11- Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. bhr. Hube füinmt einem zinsfreien Eisenerzberge und Schmelzwerke, so viel immer früher ein Grunüholüe des Erzstifts daselbst heroorzu-graben vermögend gewesen war, zum ewigen Eigenthume des Hoch-stists. Dafür bekam Graf Albrich von dem salzburgischen Kirchengute zu Adamunton (Admont im Admontthale) eine Salzpfann-stätte, welche Albrich früher als salzburgisches Lehen gehabt hatte, und von dem daselbst gelegenen erzftistischen Grund und Boden an Aeckern und Wiesen den dritten Thril zum vollständigen ewigen Eigenthume *). — Im Jahre 935 endlich schloß der Erzbischof Adalbert mit einem gewissen Selprat folgenden Gütertausch. Selprat übergab dem Erzbischöfe und dessen Vogt Dietmar sein Eigengut zu Amfinga, vier Huben und zwanzig Joch Wiesen und vier Joch theils urbaren, theils nicht urbaren Bodens zum ewigen Besitze; entgegen empfing Selprat von dem Erzbischöfe im Unüri-mathale zu Pouminunchirichen (Baumkirchen bei Judenburg im Murthale) eben so viel an Grund und Boden mit einem Hofe, dazu noch eine Kirche mit Friedhof oder Halle und mit den Zehenten von drei und zwanzig Häusern. Jedoch hatte Selprat K rche und Zehente nur für seine und seiner Gemahlin Lebensdauer als Eigenthum zu besitzen; wornach Beides wieder an das Hochstift zurückfallen mußte l 2X — In eben dieses Jahr fällt auch ein merkwürdiger Gütertausch zwischen einem Diaconus, Gund-bato genannt, und dem Stifte St. Emmeran in Regensburg. Mit Zustimmung des Herzogs Arnulph trat dieser Gunübato alle seine Lehengüter an der Schwarza in der Ostmark, am Neusiedlersee, die Kirche St. Johann und alles Gut an der Sala und Velich in Pannonien ab; wogegen er vom Stifte St. Emmeran all dessen an dem Raabflusse gelegenes Eigengut, so wie es ehemals der slovenische Herzog Chozil demselben Stifte gespendet hatte, mit dem beigefügten Rechte, alle von diesen Eigengütern über die Raab hinaus flüchtigen Leibeigenen zu verfolgen und aufzugreifen, erhielt3). Alle diese kirchlichen Verhandlungen und Spen-garnbis^umJahre öm geben uns für die Geschichte der Steiermark einiges unerwartetes Licht. Herzog Arnulph hielt bis zum Jahre 935 ungehinderte Herrschaft über die bajoarisch-karantanischen Marken; in Karantanien l) Juvavia. p. 132. ") Ebendaselbst, p. H5. 3) Fez, Anccilot. I. P• Ul* 21^ 218. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 253 und in der karantanischcn Mark mittelbar durch seinen Bruder, den Karantanerhcrzog Bertholü, bis über die Raab und an die Sala in Pannonien hin. Karantanisch-slovenische Chorbischöfe hatten über diese Gegenden fortwährend und im Jahre 935 noch bestanden, und der Erzbischof Adalbert II. besuchte Karantanien und dessen östliche Mark nicht nur bei mehreren oberhirtlichen Reisen (I. 922—935), sondern er hielt auch eine kirchliche Versammlung, eine Synode, zu Mariasaal im Jahre 927. Das Stift St. Cm-meran war um diese Zeit noch im ungehinderten Besitze von Gütern in der Ostmark und an der Raab, und es scheute sich nicht, noch tiefer in Pannonien an der Sala andere Besitzungen einzutauschen. Wir lesen freilich von ungarischen Raubzügen nach Italien, nach Allemannien und bis über den Rhein hi», in den Jahren 924, 926, 932, 933, 934. Ganz natürlich ist auch über die östliche und südliche Steiermark bei Denselben manches Unheil gekommen. Dem-ungeachtet aber hatten die Magyaren damals »och nicht bis zur Raab herauf von Pannonien, folglich auch nicht von irgend einem Thcile der östlichen Steiermark Besitz genommen. Die Hauptmasse dieses Barbarcnvolkcs lebte fortwährend noch nomadisch, unter Ge-zelten, konnte und wollte sich noch nicht an feste Niederlassungen in Städten und geschlossenen Orten gewöhnen. Auch sind von den auf Raub ausgezogenen Horden die wenigsten wieder in ihre pan-nonischen Hauptlager zurückgekommcn, sondern von den Germanen, von Herzog Arnulph (I. 933) und von K. Heinrich I. im blutigen Kämpfen entweder ganz vernichtet, oder mit großen Verlusten zerstreut und heimgejagt worden ‘). K. Heinrich I. hatte mit den Magyaren auf 9 Jahre Waffenstillstand geschlossen und festgesetzte Tribute gegeben. Er ließ aber indessen die bisher offenen Flecken in seinen Reichsländern mit Mauern und Gräben umschirmen und verordnete, daß der zehnte Mann jedes Gaues in desselben Stadt ziehen, ein Drittheil des Ertrags der Umgegend in Dieser verwahrt, daselbst auch die königlichen Gerichte gehalten, Würden und Lehen ihnen offen scyn sollten. Seine Tugenden erhöhten seine Macht und erregten Wetteifer, als den einzigen Weg, ihm zu gefallen. So bereitet, erwartete er nach dem letzten Stillstandsjahre, bis die Ungarn den Tribut mit Waffen suchten, und schlug sie hierauf 2). *) Contin. Regin. — Chron. Fredegar. — Annul. Laubac. 8. Gallens. Annis 924, 926, 932. 934. $) Animi. Saxo. Annis 927, 932, 933, 934. 254 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Ehr. Durch einen Vertrag mit K. Karl dein Einfältigen (I. 921) hatte dieser thätige Herr seine Herrschaft über sein deutsches Reich, unter der Benennung Ostfranken fest gegründet; und es erhob sich von ihm an nach weniger als hundert und fünfzig Jahren zu eben dem Glanze, welchen die karolingische Monarchie in ihren schönsten Zeiten gehabt hatte. Er starb am 2. Juni 936. Durch die einstimmige Wahl der Fürsten des Reichs folgte ihm sein Sohn K. Otto I. Bald stieg auch (12. Juni 937) Arnulph der Böse, der tha-tenreiche, gewaltige Herzog von Bajonrien, Karantanien und den angränzenüen Ländern, in die GruftSogleich ward von den Ba-joariern Eberhard, Herzog Arnulphs Sohn, zu ihrem Herzoge erhoben. K. Otto I. jedoch vertrieb ihn (I. 938), und gab das wichtige Herzogthum dem Karantanerherzoge Bertholö, dem Bruder Arnulphs; worauf aber K. Otto I. mit Arnulphs Söhnen einen blutigen Krieg bestehen und Bertholden (I. 938, 939) die Herrschaft sichern mußte '-). In Salzburg war inzwischen auch (3-935) der ti|Weioii?- 9,0_ ihätige Erzbischof Adalbert II. gestorben, und auf dessen Nachfolger Egilolf, welcher jedoch schon am 11. September 939 starb, Harold, aus dem hocheölen Geschlechte der Dynasten von Scheyern, als Metropolit von Salzburg gefolgt a). Diesen Kirchenhirten begünstigte K. Ottol. durch mehrere inhaltreiche Ma-jestätsdriese für das Hochsiift (8. Juni 940, 4. Juni 945) * 2 * 4). Wir ersehen daraus, daß noch im Jahre 945 der salzburgisch-karantanifche Landbifchof Gotabert auf seinem Sitze zu Mariasaal in Mittelkärnten gelebt und diese Würde bereits drei und zwanzig Jahre bekleidet habe. Das Jahr seines Todes ist unbekannt. Ihm gab der ErzbischofHa-rold den Chorbischof Uniger zum Nachfolger, öesien Lebensdauer sich gleichfalls nicht ausgezeichnet sindet. Wohl aber wissen wir, daß sich die salzburgifchen Oberhirten durch die Anmassungen der slo-venisch-karantauifchen Chorbifchöfe und durch unaufhörliche dadurch entstandene Streitigkeiten veranlaßt fanden, nach Uniger keinen Chor- !) Contin. Kegin. et Frodoard. Annis 937, 937. Potenlissimus Bajoariae princeps. Dux Bajoariorum et Carentinorum et adjacentium regionum. 2) Annal. Saxo. — Contin. Regin. — Chron. Frodoard. S, Gail, et 8 a-lisb Annis 936, 937, 938, 939, 942, 943. — Liutprand. IV. 18. 3) Chron. Salisb. Pertz, I. Anno 935. — Dalham. Concil Salisb. 61. — Hansiz. II. 146—148. 4) Juvavia. p 176—179. II. Geschichte der Steiermark. I. 8j4—1056 n. Chr. 255 bischof mehr für Karantanicn und dessen Mark zu bestellen; und daß daher auch die Steiermark noch ungemein lange Zeit in dieser kirchlichen Verfassung blieb, bis der Erzbischof Gebhard tut Jahre 1072 das Bisthum Gurk, der Erzbischof Eberhard Ii. tut Jahre 1219 das Bisthum Scckau und im Jahre 1221 das. Bisthum La-vant gegründet hatten 1 *). Nicht nur diesen urkundlichen, sondern auch noch SA-nle.rolimaTt andern bewährten Andeutungen zu Folge behauptete sich Herzog Bcrthold in Bajoaricn und in den öst- 3‘9,z~951’ lichen Marken mit kräftiger, feines Bruders Arnulph würdiger Haltung, jo daß man durch längere Zeit nichts mehr von hungarischen Einfällen und Naubzügcn liest, und daß er die in den Jahren 942 und 943 sich wieder regenden Magyaren nicht nur ans den Marken blutig zurückgcwiesen '-), sondern auch im Jahre 944 mit seinem vereinigten Heere der Bajoarier und Karantaner bei Wels in Oberöstcrreich ein großes Heer der Magyaren fast gänzlich vernichtet habea). Nach diesem vollendeten Siege über die Ungarn, durch welchen Herzog Bcrthold tut ganzen Reiche allberühmt geworden war, starb er im nächsten Jahre 945 4), worauf ein Bruder des K. Otto I., der Lothringer-Herzog Heinrich oder Hezilo, vermählt mit Judith, der schönen und geistreichen Tochter Arnulphs5), die Herrschergewalt über Bajoaricn, Karantanicn und die Marken erhielt6). Dieser, der stattlichste Herr seines Zeitalters, führte den herzoglichen Ambacht mit der männlichsten Thätigkeit. Sein Heldenschwert schlug die ungarischen Raubzüge in den Jahren 948, 950 und 951 nicht nur aus der Ostmark blutig zurück; sondern, als er von neuen Einfällen der Magyaren in Friaul horte, warf er sich mit seinem l) Iuvavia, Anhang. 119 — 150. Nota d) : „Repertae sunt in eodem libello (codice Salzburgensi veterum traditionum) crebrac discordiarum causae inter ipsos Archiepiscopos et Subepiscopos illos, propter quos conjicitur et aestimatur, vicem illam eessisse, et moricntibus aliis alios non fuisse substitutes, Hansiz. II. Einigermassen unrichtig. s) Annal. Saxo. — Anna!. 8. Gallens, et Salisb. Annis 942, 943. 3) Contin. Regin. Anno 944. Ungar! a Bajoariis et Carantanis in loco Wels tanta caede mactantur, ut nunquam a nostratibus taliter infir-marentur« Chron. Salzb Anno 944» — Annal. Saxo, Anno 944. Rer-tholdus, Dux Bavariac, victor de Hungaris existens, Celebris fait. — Chron. 8. Bmmeran. ap. Oeffcle I. Anno 945. z>) Wedcchind. Annal. II. ap. Meibom, I, 649. Idem, II. 649, — Sigebert. Gcmblac. Anno 946.—Annal. Saxo. Anno 945, fi) Contin. Regin. Anno 945. — Chron. Salzb. Pertz. I. Anno 948. 256 II- Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Heerbanne aus Karantanien mit solchem Nachdrucke auf die ungarischen Heere, daß er in zwei blutigen Niederlagen die Macht derselben gelähmt, und Italien und die slooenischkarantanische Mark wieder befreit hat'). Eben auch von Karantanien und dessen Mark aus unterstützte er die Bemühungen K. Otto I. bei Unterdrückung des Usurpators Berengar II. in Italien mit seinem Heerbanne dermassen entscheidend, daß ihm K. Otto I. die beiden ansehnlichen Marken von Aquileja und Verona zur Beherrschung überließ (I. 951, 952) i) 2), wornach er jetzt von Regensburg bis Aquileja, vom Lech bis über die Raab und an die Save hin gebieten konnte. Jedoch bald trat des Kaisers Otto I. herrschsüchtiger Sohn, Lui-tolph, mit seines Vaters Feinden, mit dem Herzoge Konrad in Lothringen und mit allen Unzufriedenen in Schwaben und Bajoa-rien, in einen mächtigen Bund, an welchem auch die Söhne und die mächtigen Verwandten des Herzogs Arnulph des Bösen Theil nahmen, und er bedrängte den Bajoarenherzog, seinen Oheim Hezilo, dermassen, daß dieser nur nach angestrengtem Kampfe und durch des Kaisers mächtige Hülfe gerettet worden ist (I. 953—954) 3). Auch der Salzburger-Erzbischof Harold war als ein Blutsverwandter zum Hause Herzogs Arnulph des Bösen in diesen Bund verflochten. Sein Unglücksgeschick führte ihn (im Jahre 954) bei Mühldorf in die Hände des erzürnten Herzogs Hezilo, der sogleich die bitterste Rache an ihm übte und ihm die Augen ausstechen ließ. Dadurch für die Pflichten eines Metropoliten unfähig gemacht, auch des Hochverraths angeklagt und dem Kirchenbanne verfallen 4), ward Harold der erzbischöflichen Würde durch die That schon für verlustig angesehen, und ihm an Friedrich I. aus dem edlen Ge-schlechte der Grafen an der Traun, Enkel Grafens Ottokar I. aus dessen Bruder Sighard, Grafen in Kärnten und im Salzburggaue (J. 908—930', ein Nachfolger gegeben (I. 957); welcher auf der Kirchenversammlung zu Ingelheim in Gegenwart von 16 Bischö- i) Anual. Saxo. Anno 945. — Wedecliind. ibid. 649. Annal. Saxo. — Contin. Regin, Annis 951, 952 et Sigebert. Gemblac. Anno 948. 3} Annal. Saxo. — Contin. Regin. Annis 953, 953. — Fredeg. et We-dechind. Annal. p 653 — 656. 4) Erklärung des Papsts Johann XIII. — Juvavia, Anhang, p. 183 in der Synode zu Ravenna. I. 967. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 257 fen und mit Einwilligung des blinden Herolds selbst anerkannt und nach kirchlicher Weise geweiht worden ist Stiften in diesen Empü'rungsbewegungen machte K. Otto I- am 31. August 954 auf die Fürbitte sei-nes Bruders, Herzogs Hezilo, folgende Spende: a«™. 3. sss. „Kund und zu wissen sey, daß wir einem Clcriker, Dieprecht genannt, „zwei königliche Huben unseres Eigenthums im Orte Zurik „(Zeiring), im Gaue Crowati und im Grafenbezirke Hartwichs „gelegen, sammt einem Hörigen, Ilzeza genannt, dessen Weib und „Söhne durch die Fürsprache unseres Bruders, des Herzogs Hein-„rich, in vollständiges Eigen gegeben haben, mit allem dazu gehö-„rigen Ackerlande, mit Forsten, Wiesen, Weiden, Wassern, Müh-„len u. s. w., so daß, wenn das vollständige Ackcrmaß auf jenen „Huben nicht gefunden werden sollte, dasselbe wo immer aus unserm „nahe gelegenen Eigenthume vollständig gemacht werde In der eben angeüeuteten Empörung gegen Herzog Hezilo und K. Otto I. in Bajoarien hatten es die Meuterer nicht unterlassen, auch mit den Ungarn in Verbindung zu treten, deren Hülfe anzusprechen und ihrer Raub- und Eroberungssucht günstige Aussichten zu zeigen. Die allgemeine Verwirrung und den Bürgerkrieg in Bajoarien, zu welchem auch der Heerbann der östlichen Mar-ken Aufgeboten war, sahen die Magyaren auch wirklich als eine ihren Plänen ungemein günstige Epoche an. Sie drangen daher schnell und vorzüglich in der bajoarischen Ostmark vor, wo sie die Burg Mölk zu ihrer Hauptveste machten. Zugleich zogen sie im Lande unter der Enns Streitkräfte zusammen und brachen, selbst von ba-joarischen Hochedeln geführt l * 3), mit einem unzähligen Heere über die Enns und über den Jnnstrom in Bajoarien ein. Keine Erden-macht, wähnten sie, könne ihnen widerstreben, wenn nicht das zerberstende Himmelsgewölbe sie zerschmetterte, oder der aufklaffenöe Erdboden sie verschlänge. Jedoch K. Otto I. erwartete sie bei Augsburg am Lechfelöe, und der vereinigten Deutschen tapferes Schwert vertilgte und zerstob am 10. August 955 in der blutigsten aller l) Contin. Regin. — Anna). Saxo. Annis 954, 955, 958. — Chron. Ba-var. ap. Oe ft'. I. Anno 954. — Chron. Salzb. ap. Pertz. I. Annis 956, 957. — Hartzheim, Concil. Germ. 11. 626. — tlansiz. II. 154 —156. z) Diplom. Sacr. Duc. Styr. I. 5. 3) Contin. Regin, et Annal. Saxo. Anno 954, — Godefr. Viterb. ap. Vision. II. 325. Gesch- 0. S-eirrmark. — IV. DS 17 258 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Schlachten dieses Darbarenheer dermassen, daß die bisher so sehr gefürchtete Macht der Magyaren gegen die bajoarisch-karantanischen Vormarken und Deutschland selbst von jenem Tage an für immer gebrochen worden ist 9. Nach der großen entscheidenden Ungarnschlacht ic1nn*o?3«nfeCr.' bei Augsburg starb zu Ende desselben Jahres 955 3. 955-976. j,er _£,er.0g Henrich ober Hezilo, woraus K. Otto I-, dem Sohne desselben, Heinrich dem Zänker, Bajoarien, Karanta-nien und dessen Mark gegen die Ungarn zur Beherrschung übergab '*). Während die Steiermark nun unter Herzog Heinrich dein Zänker stand, geben wieder folgende Güterspenüen Licht für die inneren Verhältnisse des Landes. Zu Regensburg am 13. Februar 960 schenkte K. Otto I. aus Fürbitte des Herzogs Heinrich und seiner Mutter Judith und des Freisingerbischofs Abraham einem Cleriker, Namens Dictpert, königliches Besitzthum, gelegen im Kra-watgaue und im Verwaltungsbezirke des Grafen Hartwick, so wie er es besessen hatte, zwischen den damals sogenannten Bergen Co-roztu und Copir, von der Höhe des Berges Zwetlobrado bis zur Ville Bulchsisse mit allem Zugehör an Aeckern, Wäldern, Weiden, Wassern, Mühlen u. s. w. in gänzliches Eigenthum1 2 3). Nach einer früher beim Jahre 954 erwähnten, eben diesen Dietpert betreffenden Urkunde war das hier bezeichncte Bcsitzthum im oberen Murthale gelegen, wenn wir gleich die topographischen Namen nach den heutigen Benennungen nicht mehr nachzuwcisen vermögen 4). Im Laufe der Zeit und dem Drange so vieler wichtiger Ereignisse hatte sich der Salzburger-Erzbischof Friedrich I., sowohl bei dem deutschen König Otto I., wie bei dem Bajoarierhcrzogc Heinrich dem Zänker zu hohen Gnaden gebracht. Da sich der abgesetzte Herold I-, ungeachtet der ihm ausgestochenen Augen, immer noch als Erzbischof benahm, wurde endlich Friedrich 1. in dein auf 1) Contin. Regin. — Annal. Hepidan. — Chron. Hildesheim. — Annal. Saxo. Frodoard. Anno 955. — Wedechind. III. 656—657. 2) Contin. Regin. Anno 956; Henricus, frater regis, desperatis rebus rc-cuperatis, reccpto Bajoariae Ducatu obiit. Cujus filio Heinrico pius rex Ducatum et Marcam dedit. — Annal. Saxo et Hermann. Contract, ap. Pistor. I. Anno 955. 3) Diplom. Sacr. Duc. Styr. I. 7 — 8. Richtiger in den Johanncums - Abschriften. 'i) Der Name Bulchsisse scheint auf Pols, oder noch wahrscheinlicher auf SB616, Wels (Ober- und Nieder-Wöls) im Thale der Wöls zu deuten. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 259 Verlangen des Kaisers in Ravenna vom Papste Johann xm. versammelten Concilium, 25. April 967, als der wahre und alleinige Salzburgermetropolit, und Herold I. für immer als seiner Würde verlustig erklärt '). Nachdem K. Otto I. dem gedachten Erzbischöfe zu Lucca am 30. October 968 die Abtei Chiemsee in gänzliches Eigenthum gegeben hatte, folgte von Pavia, 7. März 970, ein neuer Majestätsbrief folgenden Inhalts: Otto, durch die Gunst der göttlichen Güte Kaiser! „Kund und zu wissen scy allen Christgläubigen „der Gegenwart und Zukunft, daß wir, durch den „katholischen Glauben gestärkt, unterwiesen in der ®aU5 „evangelischen und apostolischen Lehre, nur das allein „von den vergänglichen und hinfälligen Dingen unsers Reiches gc-„rettet und bei dem allmächtigen Gott erhöht für uns für immer-„dar zurückzulegen (aufzubewahrcn) glauben, wodurch immer wir „die Bedürfnisse der Christo Dienenden unterstützen, oder was wir „zum göttlichen Dienste in frommer und gottverehrcnöer Absicht „spenden. Von diesem Eifer und von dieser heiligen Ergebung „entflammt, haben wir den Bitten unserer hochgcliebten Gemahlin, „der edlen Kaiserin, Adelheid, und unsers lieben Bruders Sohn, „Heinrich, des Herzogs der Bajoaricr, gar gerne Zustimmung ge-„gcben, daß wir unserem hochwürdigsten und sehr geliebten Erzbi-„schofe der salzbürgischen Kirche, Friedrich, zum Dienste des H. Apo-„stclfürften Petrus, des Bekenners Christi, des H. Ruöbcrts, und „in die Gewalt der schon genannten Kirche schenken möchten einige „Besitzungen unseres Rechtes, gelegen in dem östlichen Lande, „in der Grafschaft unseres Markgrafen Marchwards, und mit fol-„gcndcn Benennungen bezeichnet, nämlich: den Hof zu Uduleni-„duor in der slovenischen Sprache, in der deutschen Ri drin Hof „genannt, und fünfzig königliche zu demselben Hof gehörige Huben, „zu bemessen, wo es ihm immer gefällig scyn wird; bcinebens auch „den jenem Hof nahe gelegenen Forst Susil genannt, und bei der „Stadt Zuib, welche jetzt von seinen Hörigen bewohnt wird, alles „was immer unserer königlichen Gewalt und Herrschaft ungehörig „erkannt wird, und den neben gelegenen Staötort Lipniza genannt, „daß wir dies alles in derselben Vollständigkeit, wie es bisher in 17 * *) Juvavia. 183-184. — Hansiz II. 158. 360 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Che. »der Gewalt unserer Vorvordern, der Kaiser und Könige, besessen »war, zu Eigen geben sollten. Dies alles vorbezcichnete Eigengut »übermachen wir also, mit williger Zustimmung unserer Hoheit, »mit königlicher und kaiserlicher Freigebigkeit und Gewohnheit, un-»ter solchem Gesetze und solcher Bedingung vollständig, wie man »es von uns gewünscht hat, so wie jene Güter bisher gedient und »wie sie unsere Vorvvröern in Besitz gehabt haben, in die Gewalt »und in das Eigenthum der vorgenannten Salzburgerkirche, und »haben es ihr zum ewigen Besitze geschenkt, nämlich mit Kirchen, »Fischweiern, Fischrechten, Hörigen beiderlei Geschlechts, Mühl-»stellen, Weinbergen, Aeckern, Wiesen, Feldern, Weiden, Wäldern, »mit dem Banne in allen Wäldern, Bergen, Alpen u. s. w., mit »allem rechtmässig dazu Gehörenden. Und damit diese Anordnung »unserer Großmuth für ewige Zeiten unerschüttert und unverändert »bleiben möge, haben wir diesen unseren Majestätsbrief aufzurich-»ten, mit unferm Reichssiegelringe zu bekräftigen, und dies Sigill »dem Briefe bcizuhängen befohlen; damit Jeder, der sich an die-»sem Eigcnthum des Gotteshauses eine Gewalt oder einen Raub »beigehen lassen, oder sonst davon sich etwas zueignen sollte, gleich-»sam als Majestätsoerbrecher der öffentlichen Verurtheilung un-»terliege *).« 3n dieser wichtigen Urkunde erscheint zum er-«no« iäümg’uno ftcu Male ein Markgraf Markward I. und die Ge-Sulm. 3.950- gevb von Leibnitz, Sausal und das Sulmthal in der mittleren Steiermark als unter gräflichem Ambachte desselben gelegen. Man darf diese Erscheinung als den ersten Wink der beginnenden Auseinanderlösung des alten Karantaniens und seiner großen östlichen Mark, dem Geiste und dem Bedürfnisse jener Zeitepoche entsprechend, ansehen und vermuthen, wie damals schon ein großer Theil der Steiermark unter einen eigenen Markgrafen gestellt worden sey; gerade so, wie schon seit dem Jahre 970 auch ein großer Theil der bajoarischen Ostmark unter der Enns in dem Ambachte eines eigenen Markgrafen, Burchard, erscheint. Am 9. Mai 973 war K. Otto L, mit dem wohlverdienten Beinamen der Große (ein Fürst, den alten Imperatoren Trajan, Hadrian und K. Karl dem Großen vergleichbar) zu den Vätern eingegangen. Ihm folgte, als deutscher König und römisch-deutscher Kaiser schon seit dem Jahre 967 gekrönt, sein Sohn K. Otto II. Zuvavia. p. 186—187. If- Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 261 Scho» im Jahre 975 begannen gegen ihn die Meutereien des Herzogs in Bajoarien, Karantanien Wumu»«-«"-unö Markgrafens zu Verona, im Friaul uni) in Aqui- 3. ®e,™ leja, Heinrich des Zänkers. Jedoch durch die energischen Schritte des Kaisers und durch die Treue aller andern Reichsfürsten endeten alle von demselben in Bajoarien, Mähren und Böheim angestammten Empörungen schnell mit dessen Sturze. Dieser, anfänglich (I. 976) flüchtig bei den böheimischen Slaven, dann (I. 977) vergeblich bemüht, Bajoarien wieder zu gewinnen, mußte sich endlich auf Gnade und Ungnade unterwerfen, und in langer Verbannung leben. Mit den herzoglichen Ländern, welche seinem Ambachte anvertraut waren, verfügte K. Otto II. nach einer durch die Zeitverhältnisse geforderten Weise. Bajoarien (976) gab er seinem Neffen Otto, bisher Herzog in Schwaben, Ludolfs, seines Bruders Sohn •). Karantanien mit der östlichen Mark ward selbstständiges Herzogthum unter Heinrich dem Jüngeren und Otto I- (I. 976 — 983). Jetzt erscheinen die ersten Spuren einer Abtheilung der Steiermark in die obere und untere Mark mit eigenen Markgrafen seit ungefähr 960. Karantanien und dessen östliche Mark, wie auch die neu hinzugekommenen Marken von Istrien, Aquileja, Friaul und Verona wurden von Bajoarien getrennt. Mit Bajoarien vereinigt schienen diese weit ausgedehnten Länder bei stets wachsender Bevölkerung für Einen herzoglichen Ambacht überhaupt, und insonderheit wegen der gefürchteten Ungarn beschwerlich. Und je mehr K. Otto II-, dem Geiste seines großen Vaters folgend, Italien mit dem Reiche immer fester zu verbinden strebte, desto mehr mußte er für die Sicherung der Marken, vorzüglich gegen die Slovene» und Ungarn, bejvrgt seyn. Aber die inneren Kräfte und die Lage dieser Herzogthümer und Marken gaben Einem Herzoge eine für das Reich und dessen Oberhaupt selbst zu gefährliche und zu entscheidende Macht in die Hände. Die empärungsoollcn Zeiten unter K. Karlmann, Arnulph dem Bösen, und eben erst auch unter Herzog Heinrich dem Zänker hatten bereits eine lehrreiche Erfahrung gegeben 2). Alle von Bajoarien *) Chron. Hildesheim. — Hermann. Contract. — Laub. Schaffnab. ap. Victor. — Sigeb. Gemblac. Annis 974, 976, 977. — Mab ill. in Vita S. Udalrici VH. p. 477. — Anna!. Saxo. Annis 976, 977, 978. z) Ucbtr die Ausscheidung der östlichen Marken um diese Zeit hat Caes. Annal. 1. ütio — richtige Ansichten — jedoch in Betreff der traungauischen Otto- 262 II. Geschichte Ver Steiermark. J. 814—1056 n. Chr. abgetrennten Länder, Karantanien nämlich und die Marken, erhielten daher einen selbstständigen Herzog, Heinrich den Jüngeren (Minor) , Sohn öeS ehemaligen Herzogs in Bajoarien und Karanta-nien, Bertholö '). Kara°nk-,m-n 'und Allein schon im folgenden Jahre beivies sich 'tt2aiTs:a%%en' dieser Herr gegen Kaiser und Reich undankbar. Erschlug sich zur Parthei des abgesetzten Herzogs Heinrich des Zänkers, unterstützte dessen Bemühungen, Bajoarien wieder zu gewinnen und belagerte mit dem Heerbann seiner Marken die Stadt Passau. Er unterlag jedoch der Macht des Kaisers und verlor sein Herzogthum (I. 977—978), in welches Otto L, Sohn des Lothringerherzogs Äonrad mit Luitgarde, einer Tochter K. Ottos I., eingesetzt worden ist; der sich in Karantanien und in dessen Mark bis zum Jahre 983 behauptet hat * 1 2). In diese Epoche fallen einige Majestätsbriefe, deren Inhalt auch auf die Steiermark Bezug hat. Am 9. October 979 schenkte K. Otto II. auf die Fürbitte seines Verwandten, des Karantancrherzogs Otto I., einem Getreuen, Grafen Aribo (Gaugrafen von Leoben und Dynasten im Chiemgaue), drei königliche Eigenthumshuben in den Villen Le-bcniach und Glanadorf, und Malmosie, Buissindors und Boöcpe-chach, im Chrowatgaue und unter dem Ambachte des Walpodons Hartwik gelegen, mit allem dazu Gehörigen an Hörigen beiderlei Geschlechts, Baugründen, Wiesen, Weiden, Wäldern, Fischwasscrn, Mühlen u. s. w., so daß, wenn das Maß der drei Huben in den genannten Villen nicht vollständig zu machen wäre, das Abgängige aus königlichem Eigengute der benachbarten Gegenden ersetzt werden soll 3). — Am 1. October 978 und am 7. October 979 erhielt der Erzbischof Friedrich I. umfassende Majestätsbriefe, in welchen dem salzburgischcn Hochstifte auch für alle seine in der Steier- kare als Markgrafen von Steiermark wieder Jrrthümer bekgemischt. p. 361, 389, 391. 1) Ughclli, Ital. Sacr. V. 46—37. -) Chron. Saxo in Leibnit. Access, hist. I. 189. — Diplom. Sacr. Duc. Styr. I. 6. — Rubcis Monum. Aquilcj. 479. — Monum. Boica XXV11I. I. 231-332. 3) Diplom. Sacr. Duc. Styr. I. 6-7. Nichtiger in den Abschriften des Zo-hamieums. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 263 mark gelegenen Eigengüter, Kirchen und Hoheitsrechte die wiederholte Bestätigung von Kaiser und Reich erthcilt ward'). Insbesondere aber ließ der Erzbischof Friedrich, durch KauerUche^D-»«-die Vorbitten der Kaiserin Theophanie und des Erz- iS’ bi schoss Dietrich von Metz am 18. Mai 982 noch- ermÄCf- 2- 382-mats den großen Privilegien- und Spcnöebrief des K. Arnulph bestätigen, und aus demselben namentlich den Besitz der Stadt Pet-tau mit allem Banne, mit Mauth und Brücken, mit Kirchen und Zehenten, mit 100 Huben und 50 Weingärten; Zistanesfeld außerhalb Pcttau mit allem Grund und Boden, mit Eichenwäldern und Feldern von der Mur bis zur Laßnitz, beide Thäler, so weit die Laßnitz und Sulm von ihren Quellen auf den cetischen Alpen sic durchstießen, den Wald Sausal sammt dein Jagdbanne, so wie den Jagdbann in den vorgenannten zwei Thälern, insbesondere im Herbste aus Bären und Keuler, Luminich an der Raab, Nesselbach, Kirche und Hof mit 50 Mansus an der Safniz, eine frvhnabgabfreie Eisengrube am Garnanaronberge, und alle Besitzungen und Rechte an der Raab, zu Tu dl ei pin, Schäuf-ling, Teufenbach, Katsch, Pols, Kobcntz, an der 3«gering, Lind, Ließing, Bruck an der Mur, an der Mürz, zu Leoben und Straßcngel a). — Zu Konstantz, 24. September 980, schenkte K. Otto II. seinem ge- e$ut01 *©ist °um treuen Grafen Wilhelm, auf dessen Bitte und zur unt?fetcicrm«r“ Belohnung seiner wichtigen Dienste, königlichen Grund 9ä0‘ und Boden von 20 Huben von der östlichen Höhe des Berges Doberich bis zu den Höhen der Berge Staniz und Tregniz und biö zum Eigengrunde des Grafen Marquard, in der Grafschaft Rachwins, und von dort, bis wo diese Grafschaft mit der Grafschaft Sou ne zusammengränzt — mit allen dazu gehörigen Eigenbautcn, mit Hoheitsrechten königlichen Bannes, so daß, wenn zu den genannten Huben das nöthige Ackerland dort fehlt, das abgängige Maß in der Grafschaft Rachwins, oder wo es sonst in der Nähe gelegener seyn wird, zu ersetzen sey 3). — Aus der unmittelbaren Berührung des Saangaues und jenes Gaues, welcher zum Ambachtc des Grafen Rachwins gehörte, und welcher l) Luvavia, Anhang, p. 200, 200. ") Juvavia. x. 200 — 208. Archiv für Süddcutschland. II. 223-223. 264 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. als Zitilinesfeldgau die großen Ebenen um Pettan, vom Bacherberge bis an die Hügelreihe der Kalles in sich faßte, läßt sich mit Recht schließen, daß die dem Grafen Wilhelm geschenkten Besitzungen an der südlichen Seite des Bachergebirges gelegen gewesen sind. — Eben der hier gedachte Gaugraf Rachwin erhielt vom St. Otto II-, 15. October 985, auf Vorbitte und Mvem P"' des Karantanerherzogs Heinrich 15 Mansus könig-tamrfelde. 3- »«• lichen Eigcnthums in der Villa Razwai oder Roß-wein (in der Pfarre Kätsch bei Haus am Bacher), im Zitili-nesfeldgaue und im Ambachte de§ genannten Grafen selbst gelegen, mit allem dazu Gehörigen, mit Jagd- und Fischbann; was später dann Alles ein Eigenthum der Hochkirche zu Salzburg geworden ist *)• — In die Zeit des Karantancrher-@nmüuinS'* zogs Otto I. gehört auch noch jene Spende, in wel- n" eher K. Otto II. zu Verona, 1. Juni 983, auf Ver- mittlung des Herzogs Otto I. der St. Lain b er tu s-kirche in Karantanien und den dabei befindlichen Mönchen königliches Eigenthum, drei Joche Grund und Boden auf dem Karan-taner- oder Karnberge bei Mariasaal, mit der halben Waldung am seitwärts gelegenen Berge, und zehn Joche Wiesengrund am Glanflusse geschenkt hat. Weiters nimmt der erhabene Kaiser die Mönche bei der St. Lambertuskirche in seinen unmittelbaren Schutz und ertheilt ihrem Grunde und Boden eine vollendete Immunität. Man weiß nun nicht gewiß, welche St. Lambertuskirche hier verstanden werden müsse. Insgemein hält man sie für die Kirche des heutigen Stiftes St. Lambrecht und glaubt daher, daß damals schon ein kleineres Mönchskloster an derselben bestanden, nachher aber wieder aufgehört habe — bis zur förmlichen Gründung der heute noch bestehenden Abtei durch die Karantanerherzoge aus dein Geschlechte der Grasen von Mürzthal und Eppenstein (I. 1060— 1104) “). Am 15. Juli 982 war der Herzog Otto von Schwaben und Bnjoarien gestorben; worauf am 3. Dezember 983 K. Otto II. in Rom gleichfalls mit Tod abgegangen war, und Reich und Kaiserkrone seinem Sohne K. Otto m. hinterlasscn hat * 2 3). 1) Iuvavia. p. 210. 2) Diplom. Sacr. Duc. Styr. II. p. 270-271. — Monum. Boica. XXVIII, I. 234 — 236. — Eccard. Corp. hist. med. aeri.1I. 56. — Schaltnab. Chron. Hildesheim, et Hermann. Contract. Anno 982, 983. 3) Dietmar. Mers. Anno 983, ap. Leibn. Script. I. 342. — Annal. Saxo. Anno 983. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 265 Der Tod dcS BajoarenherzogS Otto hatte auch für Karantanien und dessen Marken eine wichtige Veränderung hervorgebracht. K. Otto II. ließ näm-lich Heinrich dem Jüngeren Verzeihung angeüeihen Mark-», und ihn in Bajoarien wieder einsetzen '). Sogleich wußte aber auch der landcsverwiesene Herzog, Heinrich der Zänker, K. Ottos' HI. Gunst und Gnade wieder zu erwerben, so daß er ihm sein altes Herzogthum Bajoarien zurückgab, welches dagegen Herzog Heinrich der Jüngere aufgeben mußte. Dafür bekain dieser aber, mit der Hcrzogswürde, Karantanien, welches der bisherige Herzog Otto I. auS Liebe zum Frieden, ohne allcS Widerstreben .abtrat (I. 984). Herzog Heinrich der Jüngere behauptete sich hieraus in Karantanien, in dessen östlicher Mark, in Krain, Istrien, Friaul und Verona biS zu seinem Tode ungefähr im Jahre 996 oder 997 “). Am 1. Mai 991 starb der allthätige Erzbischof von Salzburg Friedrich I. Ihm folgte in dieser Würde am 6. November 991 Hartwik, auS dem uralten königlichen Gefchlechte der zwischen dem Rheine und der Mosel reich begüterten Grafen von Sponheim-Or-tenburg 1 * 3). Nicht unwürdig stand auch dieser Kirchenfürst in seiner Zeit, die so reich an großen Männern daS zehnte Jahrhundert schloß und daS eilfte Jahrhundert begann. K. Otto UI., an religiösem Wirken für Christen- und Kirchenthum größer, alS Otto II. und der erlauchte Ahnherr Otto I., von seinen Zeitgenossen ein Weltwunder genannt; K. Heinrich II. der großmüthigste Gönner der christlichen Kirche und Hierarchie; Herzog Heinrich der Zänker, ein großer Charakter in der bajoarisch-norischen Geschichte; Leopold der Erlauchte, Markgraf in der Ostmark, an Geist und Thatkraft keinem seiner Zeitgenossen nachstehend 4); K. Stephan I. in Ungarn, in politischer und religiöser Hinsicht Ungarns Palladium und Salomo; die großen Bischöfe Pilgrim zu Passau, Adalbert zu Prag, Bruno zu Werden, Gotthard zu HildeSheim; die hochgelehrten und gefeierten Päpste Gregor V. und Silvester II.; die hohen und frommen Kaiserinnen Gisela und Kunigunde. 1) Anna!. Saxo. Annis 984, 985. -) Diplome erwähnen seiner in den Jahren 985, 988, 989, 993. Hund. Me-trop.I. 93—93, 240, 241. — Ughelli, Ital. sacr. V. 746 - 748. — Mei-clielb. Hist. Frising. I. x. !. 185, 186. — Juvavia, Anhang. 210. 3) chron. Salzb. Pertz. I. Anno 990. — Juvavia. 111—212. — Hansiz II. 162-164. '0 Dessen Tod zu Würzburg 10. Febr. 994. — Annal. Saxo ct Dictm. Morsel). IV. p. 352. Anno 994. — Ortilo ap. Hanthal. I 70. 266 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Cbr. Am 28. August 995 starb Herzog Heinrich der Zänker in Bajoarien, auf welchen, zum Theile nach der eigenen Wahl der Bajoarier, sein Sohn Herzog Heinrich II., der Heilige genannt, folgte ‘). Zu derselben Zeit (I. 996—997) stieg auch der Karan-tanerherzog, Heinrich der Jüngere, in die Gruft, und der herzogliche Ambacht über Kärnten und dessen Marken, über Krain, Istrien, Friaul und Verona gelangte wieder auf den früheren Besitzer, Herzog Otto I. -), welcher die bezeichneten Länder bis zu seinem Tode im Jahre 1005 verwaltete 1 * 3). In dieser Epoche ertheilte K. Otto m. am 13. Karn! April 1000 zu Quedlinburg in einem Majestätsbriefe U3inioooJiar*' auf Vermittlung seines Blutsverwandten Herzogs Heinrich II. und des Hofkaplans Ulrich seinem Markgrafen Adalbero die Erlauüniß, in Kärnten, in der March und in der Grafschaft Adalberos selbst 100 Mansus Grund und Boden vom königlichen Fiskalgute, wo cs ihm gefällig scyn möge, auszuwählen und als Eigenthum mit allein Zugehörigen zu behalten 4). Darf man diesen Adalbero für einen Enkel des beim Jahre 970 erwähnten Markgrafen Markwarüs I. und für einen Sohn Marguarös II., und alle Diese für die Stammherrcn der später in Steiermark und Kärnten so berühmten Dynasten und Herzoge, der Grafen von Eppenstein, Mürzthal und Asten; halten; so ergibt sich daraus Folgendes. Adalbero war in jenem Theile der Steiermark in gleicher Markgrafenwürde, wie sein Vater, mächtig. Durch Anhänglichkeit und durch männliche Thatcn bei K. Otto III. zu so ausgezeichneter Gunst gelangt, wird er des Kaisers Großmuth natürlich zur Vergrößerung und Schließung feiner Besitzungen, vorzüglich im oberen Murthale, im Mürzthale und wahrscheinlich auch schon im Kainachthale der mittleren Steiermark benützt haben 5). 1) Chron. Hildesh., Herrn. Contr. — Anual. Anno 995. ") Cliron. Austral. Froher. I. 437. — Herrn. Contr. — Chron. Salzb. Anno 997. — Dietmar, ap. Lcibn. I. 370. 3) Dietmar, ibid. 370. — Annal. Saxo. Anno 1003. — Rubels ibid. 491. <•) Aus dem Saalbuche von St. Lambrecht: Adalberoni Marcliioni — centum Mansos in provincia Karinthia ac in Marchia comitatuqiie memo-rati Marehionis Adalberonis sitas ubieumque locorum — eidcm Adalberoni placucrit assumcndos. s) Ganz begreiflich ist nun mit Güterspcndcn in diesen Gegenden bei der Gründung des Stiftes St. Lambrecht durch die Enkel Adalberos auch das angeführte Diplom an jenes Stift gekommen. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 267 Am 24. Jänner des Jahres 1002 ist K. Otto III. gestorben, und an seine Stelle der für die Kirche so großmüthig gesinnte Ba-joarierherzog Heinrich II., üeßwegen auch der Fromme oder der Heilige zugcnannt, von den Reichsfürsten zur Kaiserwürüe erhoben worden '). Die reichen Spenden dieses frommen Gebieters an die Hochkirche zu Salzburg und an vorzügliche karantanische Dynasten sind auch für die Steiermark von wichtigen Folgen gewesen. Zu Merseburg am 7. December 1005 erhielt das Erzstift zu Salzburg die Schenkung eines großen Gutes Admont im Aömontthale in folgendem Majestätsbriefe: Heinrich durch Gunst der göttlichen Güte König. »Wenn wir von den irdifchen uns von Gott »gegebenen Gütern die Kirchen Gottes zu bereichern Vom°nr'ufTmw-»streben: so hoffen wir zuversichtlich, nach Ablauf tNlc" 3- ms. »diefes Lebenskampfes mit unausbleiblicher Sieges-»frone gekrönt zu werden. Kund und zu wissen sey daher, daß wir »auf die Vermittlung unserer geliebten Gemahlin, der Königin Ku-»negunde, ein uns zugehöriges Gut, Aöamunta genannt, und »gelegen in der Grafschaft Adalberos im Gaue Ensitala, dersalz-»burgischcn Kirche, wo der Körper des H. Rudberts beigesetzt ist, »für unser und unserer geliebten Gemahlin Seelenheil, und aus »Liebe zu Hartwick, dem Oberhirten jener Kirche, durch diese kö-»nigliche Urkunde schenken und bekräftigen, mit allem Zugchüre und „Erträgnissen desselben Gutes, mit Salzpfannen und Salz-„pfannstellcn, mit den Hörigen beiderlei Geschlechts, so wie wir «selbst es recht- und gesetzlich besitzen, in der Meinung, daß es, so »lange der Erzbischof Hartwick lebt, feinem Dienste gehören, nach »seinem Tode aber an die im Kloster des H. Petrus unter St. »Bcneöictsrcgel dienenden Brüder gelangen soll 2)." In eben diesem Jahre (1005) starb der edel- sonras, ot= gesinnte und gerechte Herzog von Karantanien und den Marken, Otto I., und hatte seinen Sohn Konrad zum Nachfolger erhalten, nicht ohne geheimes Widerstreben Adalberos, Grafcns von Mürzthal und Eppenstein, *) Laml). ScliafFnab. — Herrn. Contr. — Cliron. Salzb. et Sigeb. Gcmblao. Annis 1001, 1002. ") Juvavia, Anhang. i>. 215. — Monum. Boica. XXVIII. I 329. 268 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Ehr. dem jetzt schon der herrschsüchtige Sinn nach Karantanien und dessen Marken stand. Mitten im langen Kampfe mit vielen sich immer mehr erhebenden Reichsfürsten (I. 1006 bis 1012 in Franken, Meissen, Ba-joorten und Lothringen) '), beschäftigte den frommen Sinn Heinrichs IL die Erhebung des Kirchenthums unablässig. Zu Bamberg, wo eben Dom und Bischofssitz ge-gründet wurden (I. 1006), schenkte er in zwei Ma-ctocn ZV.*- * 2 3 jestätsbriefen am 6. Mai 1007 dem Hochstiste zu Freisingen ansehnliches Kirchengut in der karanta-nifchen Steiermark zu Oberwels und Lind in der Grafschaft Adalberos und zu Katsch, mit allen rücksäßigcn Hörigen, mit allen Hoheitsrcchtcn und mit vollständiger Immunitäte). — Die Weihnachten des Jahres 1008 feierte der fromme K. Heinrich II. in Salzburg bei der Einweihung der auf seine Kosten ganz neu auferbauten Kirche auf dem Nonberge 3). AufH-rz-g Konrad tint das Jahr 1011 beschloß der Karantancr- Mur-'h-'l ^un^sp- Herzog Konrad I. stin Leben, woraus der Kaiser durch fÄ Sni" » Adalbero, Grafen im Mürzthale und auf Eppen-ion-1036. jtein, dahin gebracht, den Sohn des verstorbenen Herzogs, Konrad IL, bei Seite setzte und eben diesem Adalbero die herzogliche Gewalt über Karantanien und die Marken gab (I. 1012) 4); welcher von nun an in vielen Urkunden (in den Jahren 1012, 1017, 1019, 1027, 1028) gelesen wird, und bis zum Jahre 1036 in gewaltiger Thatkrast über Karantanien, dessen östliche Mark, in Istrien, Krain, Friaul und Verona die Obergewalt führte ä). Nach dem oben genannten Marguard, Markgrafen in der mittleren Steiermark, finden wir diesen Grafen Adalbero in dem Jahre 1000 ebenfalls als Mark.- 2) Herrn. Contr. Edit. Pistor. I. Annis 1008, 1011. 2) Mcichelb. I. 206. — Hund. I. 96. — Monum. Boica. XXVIII. I. 332—333: Quaedam praedia juris nostri Weliza et Linta vocitata in provincia Karinthia et in comitatu Adalberonis sita; et praedium juris nostri Chatsa vulgo nominatum in Provincia Karinthia. 3) Hansiz. II. 165—166. 4) Conradus, Dux Carantani, filius Ottonis Ducis — moritur, et private filio Conrado Adalbero Ducatum accepit. Herrn. Contr. — Annal. Saxo. Anno 1012. h~) Slurator. Antiquit. Ital. p. 169. Estcns. cap. XI. — Rubels, Com. Aquil. 500—505. — Hund. Mctrop. I. 317. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Ehr. 269 grafen in Karantanien und in der Mark, im Jahre 1005 im Ennsthalgaue und im Aümontthale, und im Jahre 1007 im Thale der Wels und im oberen Mur thale in ambachtlicher Gewalt. Daraus läßt sich ohne Widerspruch schließen, daß schon seit der Mitte des zehnten Jahrhunderts die ganze obere und die mittlere Steiermark, unter markgräflichem Ambachte der Grasen von Mürzthal und Ep-penstein, als karantanische Mark unter nicht mehr bestimmbaren Gränzcn gestanden sey. Dunkle Andeutungen nur lassen vermuthen, daß sich der markgräfliche Ambacht dieser gewaltigen Herren von den Admont- und Ennsthaler - Gebirgen bis an die untere Mur hinab erstreckt habe, und daß das unterste Steirerland der Slovenc» anderen Markgrafen, deren Namen wir nicht mehr wissen, zu-getheilt gewesen sey. Eben über dieses untere Land gibt jetzt eine Urkunde neues Licht. Am 16. April des Jahres 1015 schenkte K. Heinrich II. zu Bamberg aus Der- muenn'mJä,.%v. mittlung des Erzbischofs Heribert von Köln und „evtl jü*M®i»nt des Bischofs Eberhard zu Bamberg, endlich aus Zu-Neigung gegen seine Blutsverwandte Hemma, Mutter des Grafen Wilhelm von der Soune oder im Sanngaue, eben diesem Grafen zur Belohnung treuer Dienste 30 königliche Huben im Orte Trachendors (Drachenburg) und dazu noch alles Fis-kaleigenthum zwischen den Flüssen und Bächen Save, Sann (Soune), Zottla (Zode) und Nirine im Sanngaue und in der Grafschaft Wilhelms mit allen darauf seßhaften Hörigen beiderlei Geschlechts, mit allen Hoheitsrcchten und mit dem Mauthrcgale ‘). Wieder zu Bamberg am 18. April 1015 erhielten Hemma und ihr Sohn, Graf Wilhelm, einen kaiserlichen Schenkungsbries über den dritten Theil eines kaiserlichen Salz wertes im Aümontthale mit allem dazu gehörigen Grund und Boden, mit Erträgnissen und Hörigen, ja noch mehr: auch Markt- und Mauthrechte mit dem Metall- und Münzregale, insbesondere in der Grafschaft Friesach, aber auch auf allen Eigengütern dieses hochedlen Geschlechts "). *) Archiv für Süddeutschland. II. 214, 225. In villa, quae dicitur Traclien-dorf, triginta regales mansus, et insuper quidquid habemus inter fluenta Savoe et Souna, in comitatu suo in proprium tradimus cum teloneis. -) Archiv für Süddeutschland. II. 224 - 226: Contulimus tertinm partem Salinae nostrae in vallc Admontcnsi cum omni jure, sicut illam in usi- 270 H- Geschichte Ver Steiermark. J. 814—1056 n. C hr. ®“erunbr,uiint?re Schon Oov mehr als fnin&ett Jahren (J. 895, b98) sind karantanische Landeseöle, Walthun und obt'r ©min.l’von Zwetboch, bon K. Arnulph durch Spenden mit an-™“n|tc* lin! 3n686®r sehnlichen Gütern und Hoheitsrechten im Truchsen-thale, im Gurkthale und irn Alpenlande zwischen der Gurk und obersten Mur, zu Friesach und in der Gegend umher in Kärnten, und in dem untersten Slovenem-lande der Steiermark, an der Save bei Reichenburg, jenseits der Save bei Gurkfeld und in anderen Gegenden ausgezeichnet worden. Damals stand in jenen Gegenden dem Grafen Liupold (wahrscheinlich dem kampsberühmten bajoarischen Hecresfürsten und Markgrafen in der Ostmark) der gaugräfliche, und in den Landtheilen an der Save wohl eigentlich der markgräfliche Ambacht zu. Ja schon zur Zeit der Empörung des Prinzen Karlmann gegen seinen König und Vater, Ludwig den Deutschen, (I. 861—865) kommen Spuren von markgräflichen Heeresfürsten in Pannonien und in der knrantanischen Mark vor. Von dem Steirerober- und Mittellande, von der Ennsthaler-Felsenkette bis an und über die Mur hin, scheint die markgräfliche Würde der Grafen von Mürzthal und Eppcnstcin, Markwards und Adalberos, ungefähr von dem Jahre 950 bis 1012 nicht mehr zweifelhaft zu seyn; wenn man gleich auch nicht Nachweisen kann, daß Markward unmittelbar dem siegreichen Befehlshaber der Sta-rantancrmark, dem Ratold, Grafen von Sempt und Ebersbctg, gefolgt sey *)• Jedenfalls aber haben wir in den bisher angeöeutrtcn Begebnissen, seit dem Jahre 970 zuverlässig, die ersten, wenn gleich dunklen Spuren einer Thcilung des Steirerlandes in zwei Marken, als deren Hauptgränze die Flüsse Mur oder Drave gegolten haben mögen. Run sehen wir plötzlich in den alten großen Besitzungen der Landesedeln, Walthun und Zwetboch, an der steirischen Save und Sann, an der Zottla und Nirine, so wie in dem kärnt-nerischen Truchscnthale, Gurk- und Friesachthale, ein zum Kaiser Heinrich n. den Frommen verwandtes Grafengeschlecht, von Frie- bus nostris habuimus, et cum omnibus appertinentibus suis. — Et mer-catum dedimus eis in suo praedio, ubicumque placuerit sibi habendum, atquc telonenm in qualicumque loco sit, mercatum in comitatu suo, quod vocatur Friesach in proprium tradimus, cum nioneta, nec non et om-nes fodinae cujuscumque metalli et salinac, quae in bonis suis repe-riuntur, usibus eorum subjaceant. i) Zrrthümer in Caes. Annal. I. 360, 361, 389, 391. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 271 fach zugenannt, wahrscheinlich von jenen vorgenannten Landcsedcln abstammenö, gewaltig, und von dem Kaiser neuerdings daselbst mit Ländereien und Hörigen beschenkt und mit königlichen Rechten auf Markt, Mauth, Salz und Metalle gleich den ersten Fürsten des Reichs erhoben. Mit Recht dürfen wir daraus schließen, daß neben den Grafen von Mürzthal und Eppenstein die hochedeln Nachkommen Zwctbochs (die Wilhelme) wohl auch schon seit der Mitte des zehnten Jahrhunderts im markgräflichcn Ambachte über den slovenifchcn Antheil der Steiermark von der Drave bis an die Save gestanden, und von ihren Hauptbesitzungcn zwischen der Sann und Zottla, die Markgrafen von der Sann (Soune) genannt worden seyen. Wer nun, nachdem Markgraf Adalbero zum Herzoge über Karantanien erhoben worden war, in seinem markgräflichcn Ambachte ihm gefolgt sey, werden wir in der Reihe der einschlagen-den Begebenheiten darstellcn. Gleichzeitig mit den Grafen von Friesach und Zeltschach als Gaugrafen in der Grafschaft an der s“bd"nm?una.nt>1 Sann erscheint in der oberen Steiermark und tm gaugräflichen Ambachte der Leobnergrasschaft ein uraltes Eöelge-schlccht, reich begütert an der oberen Mur, an und in den Thälern der Bäche Leoben, Lobming, Liesing, Palte und im schönen Gaue an der Enns. Luitvld, bajoarischer Graf im Donaugaue und an der Laber (feit dem Jahre 788) hatte bei seinem Tode I. 837 zwei Söhne, Ernest I. und Adalbert, hinterlassen. Adalbert war Graf im Nordgaue in Ostfranken und der Stammvater der Grafen von Babenberg, aus welchen Leopold der Erlauchte, der erste Markgraf dieses Geschlechts in der Ostmark geworden ist. Ernest l., Heercsfürst oder Heerführer K. Ludwigs des Frommen (Militiae Magister, Armipotens Bajoariae Ductor, Dux Hernustus), uitge-mein beliebt bei K. Ludwig dem Deutschen (Amicus Regis primus), königlicher Hofrichtcr und Pfalzgraf, hatte zum Sohne Ernest II., einen eben so gewaltigen Heeresfürsten, Gemahl der Luitswinde, einer Schwester K. Karlmanns, welcher wegen Verdacht des Hochver-rathö abgesctzt worden, I. 861, und im Jahre 865 gestorben ist. Von seinen zwei Söhnen, Luitold und Aribo, war Luitold Gras im Rordgaue, Markgraf in der Ostmark und in Kärnten, bajoarischer Hceresfürft gegen die Ungarn (t 907) und Vater des allberühmten und gefürchteten Arnulph des Bösen, Herzogs in 272 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Kärnten und Bajoarien (f I. 937) und Berth olds, seit dem Jahre 925 Herzog in Kärnten, und vom Jahre 937 bis 948 auch in Bajoarien. Bon ihnen stammt das hohe Geschlecht der Scheycrn-Wittelsbach. Aribo, Liupolös Bruder, erscheint schon um das Jahr 876 als Graf im Traungaue, und in der folgenden Zeit bis zu seinem Tode (I. 880 bis 906) unter wechselnden Geschicken als Markgraf in der Ostmark. Von ihm stammt der Sohn Ottokar I., Graf im Traungaue und zu Leoben, Alloüialherr in den Thälern der Mur und Enns, bis zum Jahre 925. Durch seine beiden Söhne ist er (biö zum Jahre 965), durch Ottokar II Stammherr der nachfolgenden Grasen des Traungaues, der Grafen von Steier und Markgrafen von der Styre, von der Steiermark, und durch Aribo II. Ahnherr der Gaugrafen von Leoben, Aribo III., Herr um Leoben und Kraubat.(I. 955, 973), Aribo IV., Grafen zu Leoben und im Chiemgaue, Pfalzgrasen in Baiern (t um das Jahr 1010) geworden. Durch den Urahn, Luitold, Grafen im Donaugaue und an der Laber, durch die spätere Ausbreitung und durch vielfache Verheirathungen ist dieses Geschlecht der Ottokare im Traungaue und jenes der Aribone tut Leobengaue, mit den größten und edelsten Häusern im südlichen Deutschland, vom Bodensee bis an die March, vom Main bis an die Save und an das aöria-tische Meer, ja selbst auch mit den fürstlichen Familien der sächsischen und salischen Kaiser und der Hohenstaufen in Blutsver-. wandtschaft gestanden. Eben schon zu Anfang des eilften Jahrhunderts hatte diese reichbegüterte Familte der Aribone tut Leobengaue die Gründung eines Nonnenklosters, nach der Regel des H. Benedikt, auf ihrem eigenthümlichen Allodialgrunde zu Göß bei Leoben begonnen. Adula, die Gemahlin des Grafen Aribo IV., faßte dazu den ersten Gedanken und ließ ihn vorzüglich durch ihren Sohn Aribo, damals Erzdiakon an der Metropolitankirche zu Salzburg, mit Vorwissen und Zustimmung ihres Gemahls ausführen. Kunigunde, ihre Tochter, sollte des neuen Stifts erste Aebtissin seyn. Im Jahre 1019 näherte sich dieses Werk seiner Vollendung; ansehnliches Stiftungsgut nicht nur von Aribo IV. und seinen Blutsverwandten, sondern auch von vielen Landeseöeln des Mur-, Liesing, und des Erz-bachthales umher war bereits gespendet. Der gräfliche Kleriker und kaiserliche Hoskaplan Aribo legte daher Alles dem K. Heinrich ii. zur Gewährung und Bestätigung vor. Am l. Mai 1020 II. Geschichte der Steiermark. % 814—1056 n. Ehr. 273 erfloß zu Bloi der Majestätsbricf, worin von dem Kaiser die neue Stiftung zu Göß genehmigt, seine Blutsverwandte Kunigunde als erste Aebtissin der Göffer-Nonnen anerkannt, denselben für alle Zukunft die freie Wahl einer Aebtissin nach den Vorschriften des H. Benedicts zugesichert, die Schirmvogtei und die Wahl eines Schirmvogtes einer jeden Aebtissin, mit Vorbehalt jedoch kaiserlicher Gewalt und Rechte, anheimgestellt, alles Stistgebiet als immunes Eigenthum erklärt und die ganze Stiftung unter des Kaisers und des Reiches Schutz gestellt wird. Die Urkunde lautet nach ihrer Wesenheit, wie folgt: Heinrich, durch die göttliche Gnade immer erhabener Kaiser! «Kund und zu wisseir sey allen Gegenwärti-«gen und Zukünftigen unserer und der heiligen Kirche «Gottes Getreuen, wie daß ein Diakon der Salz-«burgerkirche, unser Blutsverwandter und Hofkaplan, Namens «Aribo, im Gedanken, mit seinen vergänglichen die ewigen und mit «den irdischen die himmlischen Guter zu erwerben, ein Jungfrauen-«kloster nach St. Benedicts Vorschrift, zu Ehren der heiligen Got-«tesgebärerin Maria und des heiligen Apostels Andreas, — wel-«ches schon seine Mutter, Aöala genannt (indem sein Vater Ari-«bo, wenn gleich vom Schlagfluffe berührt, doch nach dem Gesetze, «so viel ers vermochte, seinen Beifall und Zustimmung ausdruckte), «angefangen hat — im Orte Gössia genannt, in der Grafschaft «Liubana (Leoben), von seinem Eigengrunde gegründet und auf-«crbaut, und nach seinem Vermögen unter Gottes Hülfe, dem Dienste «und Namen der heiligen Maria und des Apostels Andreas zu-«gewidmet, vollendet hat, und wie er es mit allem, aus seiner ei-«gencn Schenkung und aus den Spenden anderer Christgläubigen «dazu Gehörigen, unserer Gewalt, um alles für selbstständig zu «erklären, überantwortet, und von allem seinen und seiner Erben «Eigenthum und Gewalt für die Zukunft in der Absicht losgetrennt «hat, daß nach Erhalt unseres Jmmunitätsbriefes der ersten Aeb-,,tiffin des Stiftes, Kunigunde, der Schwester des vorgenannten «Aribos, und den ihr in der Ordnung Nachfolgenden, das gesetz-«liche Recht der Schirmvögtewahl, wie Nutzen und Nothwendigkeit »sie ihnen vorzeichnen wird, und demselben Stifte, ohne irgend eines «Menschen Widerspruch, mit Vorbehalt jedoch königlicher und kai-«serlicher Gewalt, erhoben werden solle. Nach seinem Tode aber «soll die Stiftsgemeinde für alle folgenden Zeiten Befugniß haben, Gcsch. 6. Steiermark. — IV. B». 18 274 II- Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. „die freie regelmäßige Aebtissin nach Vorschrift des H. Bcnedi-„ctus ohne irgend eine Einsprache zu bestellen, mit dem Beisätze „dieser Bestimmung, daß, was Gott verhüte, wenn irgend eine herrschende (fürstliche) Macht widerrechtlich dieses Stift oder dessen „Eigenthum einem anderen Stifte, oder einer anderen Person un-„terstellen, oder zu Lehen geben, oder zu Eigen schenken, oder aus „welche Weise immer von diesem Hauptzwecke entfernen wollte, „der nächste Erbe des genannten Aribo alles so lange in seiner „Gewalt behalten solle, bis er durch unsere oder unserer Nachfol-„ger Hülfe das Stift in den Stand, von welchem gegen Recht und „Fug die Dinge entfremdet worden sind, wieder zurückzubringen „und in die frühere Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu setzen „im Stande ist. Mit Beifall gegen die gegründete Bitte des vor-,,genannten Aribo nehmen wir nun nach der Bestimmung, um welche „er gebeten hat, das vorgenannte Stift mit den in Gegenwart da-"hin gegebenen, und in Zukunft noch zu bringenden Nonnen un> „ter unsere Emunität, und wir haben diese königliche und kai-„serliche Befreiungsurkunde für immer gegeben und bestätiget, mit „unserer eigenen Unterschrift bekräftiget und zum ewigen Gedächt-„nisse unser Jnsiegel daran zu hängen befohlen *).« Am 23. Dezember zu Hammerstein schenkte dann der Kaiser dem Hofkaplan und Stifter von Goß, Aribo, eilf Hörige mit ihren Familien und Ansitzen, welche er bisher nur lchenweise besessen hatte, in gänzliches Eigenthum mit völliger Freiheit, mit denselben auch nach seinem Tode für das von ihm gegründete Nonnenkloster in Göß zu verfügen Q). Nebst der reichen Fundation an Land, Leuten, Gerechtsamen und Renten begabte die fromme Grafenfamilie von Leoben ihr neu erhobenes Nonnenstift auch noch mit vollständiger Ausstattung an kirchlichen Geräthschastrn und Priesterornaten, von welchen noch mehrere Stücke, von den jungfräulichen Töchtern Aribos gestickt und verfertigt, in Göß sich befinden. f*vn» 6r.'lrom,nu Bald nach vollendeter Gründung dieses Non-©ptccn ®öd. so'L nenklosters war Aribo zum Erzbischöfe in Mainz W'u.'7mMürj- und kaiserlichen Erzkanzler erhoben worden, in wel-- 3‘ 1025, cher hohen Stellung er sich durch frommen Wandel, *) Diplom. Sacr. Duc. Styr." I, 10 — 11. Richtiger in den Zohanneumsab-schriftcn. Das Original war mit einer goldenen Bulle versehen. 2) Dipl. Sacr. ibid. 8-9. II. Geschichte der Steiermark. I. 814 — 1056 n. Chr. 275 durch Geist und Thätigkcit in Germanien und Bajoarien hohen Ruhm erworben hat *). Neben dieser Erhöhung wollte nun K. Heinrich II. die vielen Verdienste dieses wichtigen Mannes insbesondere noch, und zwar an dessen Lieblingsstiftung Goß (Gossia) belohnen. In einem Majestätsbriefe, Kölln, am 16. Mai 1023, schenkte der Monarch dem Nonnenstifte dafelbst den herrschaftlichen Besitz bei dem Flusse Lomnicha (Lobming im Bezirke Kaisersberg), in der Pfarre St. Stephan ober Leoben (im Leubcnthalgaue und in der Grafschaft des Grafen Gebehard gelegen), mit allem Zugehör an Wiesen, Weiden, Wäldern, Wassern, Jagden, Fischereien, Mühlen, Hörigen beiderlei Geschlechts in vollendetes Eigenthum1 2). Und am 17. Mai 1023 zu Speicr gelangte Göß durch die Groß-muth des Kaisers zum weiteren Besitze des herrschaftlichen Gutes in der Villa Domiask im Mürzthalgaue (PagoMuriza) gelegen, und in der Grafschaft, welche jüngst Graf Turdogow verwaltet hatte, mit allem Zugehöre und mit den Hoheitsrechten auf Jagd und Fischfang 3). Auf ihre eigene Verwendung erhielten hierauf die Gösser-Nonnen vom Papst Benedict VIII. die Bestätigung und ihr Stift ward zugleich unter den unmittelbaren Schutz des apostolischen Stuhls gestellt 4). Die Jahre 1023 und 1024 brachten verhängnißoolle Todesfälle mit sich. Zuerst sank der salzburgische Erzbischof Hartwick in die Gruft (1023), aus welchen Günther, Sohn Eckhards, Mark-grafeus von Meißen und kaiserlichen Kanzlers, ein sanfter und beliebter Herr, folgte. Er trug jedoch die erzbischöfliche Tiare kaum ein Jahr und starb am 1. November 1025 ; ihm folgte als Erzbischof Dietmar II., ein vom Papste Johann XIX. sehr ausgezeichneter Kirchenfürst 5). Endlich war auch Kaiser Heinrich II. am 13. Juni 1024 zu den Vätern eingcgangen, Konrad II., der Salier, zum deutschen 18 * 1) Wippo in vit. Chunrad. Salic. Pistor TII. 462: Bo tempore Archiprae-sulatum Moguntiensem rexit Aribo, nations Noricus, nobilis vir et sapiens et aptus regalibus consiliis. 2) Johanneumsabschrift und in Diplom. Sacr. Duc. Styr. 12—13. Bon die-(em Gute sagt die alte Leobnerchronik Anno 1010: Beatus Henricus Imperator isto cocnobio donavit praedium juxta Lobnicham flnvinm cum omnibus attinentiis. — Hacc estilia vallis, quae nunc dicitur Tragozz ? — Pez. I 764. 3) Johanneumsabschrift und Diplom, ibid. 13 — 16. d) Eccard, Corp. Hist. II. p. 84—85. E) Annal, Salisb. 90. Pcrtz. I. — Chron. Salisb. Annis 1023, 1024, — Hansiz. 11. 166 — 169. — Juvavia, Anhang. 217—218. 276 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. Kaiser erhoben und von dem edlen Noriker Aribo, Erzbischof zu Mainz, feierlichst gesalbt worden *)• Dieses mannhaften Kaisers erstes Werk war, Deutschland, Bajoarien, die Ostmark, Karantanien mit dessen Marken zu bereisen, alle inneren Verhältnisse der Länder zu ordnen und vorzüglich an den Gränzen gegen die Ungarn, wo und wie er es den Verhältnissen am angemessensten fand, die möglichste Sicherheit zu gestalten s). ®v%fuuee%$H Sehr wahrscheinlich waren schon eine Wirkung Uif<&4«»«" dieser Reise folgende zwei auf die Steiermark be-waiel um. Sa“«! züglichen Spenden. Am 11. Mai 1025 schenkte K. 3. toss. Konrad H. auf Bitten seiner Gemahlin Gisela (Tochter Hermanns II., Herzog in Schwaben) und des Mainzererzbischofs Aribo, dem Grafen Wilhelm im Sanngaue dreißig königliche Mansus in eben demselben Gaue zwsschen den Wässern Co-priunice, Choöingie und Ogvanie, und zwischen den Flüssen Gurk und Sann (in den Gegenden von Kopreinitz, im Bezirke Hörberg, so wie auch an der Kööing zwischen der Sann und Sottla), wie auch alles königliche Territorium zwischen den bezeichneten Wässern gelegen, mit allen Forsten, mit dem Jagd- und Fischbanne, und mit dem Mauthregale1 2 3). — Zu Bamberg am sch?ntt der Gräfin- 12- Mai 1025 schenkte der Kaiser weiters einer f)oct)= l^nMüAh-7unv edlen Matrone, Beatrice (wie es scheint, Wittwe ®P2iTftftenSn>u®ut.m o&er Gemahlin eines Grafen von Eppenstein und Murjthale. 3ahr 100 Huben Königsgutes mit allen dar- auf seßhaften Hörigen, in der Grafschaft des Grafen Dorgumüel oder Dorgow, im Orte Avelenz, sammt dem Regalrechte auf Salz daselbst 4). 1) Herrn. Contract. Anno 1024. 2) Et ea acetate partes Baioariae — et Carentinorum cum circumjacen-tium provinciarum terminis pertransiens natalem Domini Leodii cele-bravit. — Acta Sanct. T. I. Maji in Vita 8. Godehardi. p. 511. n. 27. — Anna!. Saxo. Anno 1025. 3) Archiv für Süddeutschland. II 226 — 227: Wilhelmo comiti XXX regales mansos in comitatu ipsius, qui nominatur Souna, et inter fluenta Copriunice, Chodingiae et Ogvaniae, et inter fluenta Gurkona et Sonne sites, quos ipsi in ejusdem Marchiae locis ad plenitudinem ele-germt — insuper quidquid inter ipsa praedicta fluenta haberemus mon-tium, vallium et silvarum perpetualitcr habendum. — Bestätigung all dieser und der früheren Spenden K. Heinrichs II. ertheilte K. Konrad II. am 30. Dezember 1028. Ebendaselbst, p. 229—230. 4) Saalbuch von St. Lambrecht und Freih. von Hormayrs Taschenbuch 1813, p. 219: „Cuidam matronae Beatrici — centum mansos — in comitatu II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 277 Im Frühlinge des Jahres 1026 zog K. Konrad II., in Geleitschaft vieler deutschen Fürsten und Kirchenhirten, unter welchen der edle Noriker, der Erzkanzler Aribo von Mainz, und der Erzbischof von Salzburg, Dietmar II. die vorzüglichsten waren, nach Rom. In dieser Zeit soll die St. Maximiliankirche zu Riederwcls tm oberen Murthale gegründet und vom Erzbischöfe zu Jerusalem Johann Turikanus eingeweiht worden seyn *). Nach der am 25. März 1027 erfolgten Krönung zog der Kaiser wieder durch Kärnten und Steiermark nach Deutschland heim, und hielt längere Zeit Hof zu Regensburg a). Um diese Zeit begannen wieder bedenklichere Ncgungen von Ungarn her. Seit dem Ende deS ^nnanmlm Ja« zehnten Jahrhunderts hatten sich die Ereignisse im pannonischen Ungarn also gestaltet, daß vorerst die, %l’ulw mahlin Wilhelms, Grafens von Friesach und Zelt- W«mnmn?uns schach, Gaugrasens im Sanngaue und Markgrafens @«u9cf*en n» in der unteren Karantanennark, aus ihrem Schlosse £rÄUnÄenunC iU zu Straßburg im Gurkthale Karantaniens. Wilhelm stammte sonder Zweifel aus dem Geschlechte jener altkarantanischen Landes-cdcln Walthun und Zwetboch ab, welche von K. Arnulph und Ludwig II. an der Gurk, Glan, Save und Sann so reich waren beschenkt worden, und deren Nachkommen, die Wilhelme, neben den ihnen blutsverwandten Ottokaren im Traungaue, auch im Chiem- A) Herrn. Contr. Annis 1042, 1043. — Otto Frising. VI. 15. ") Monum. Boica. XXIX. I. 94 — 95: Praediolum Rotcnmannum ilictum in Marchia Godefridi, et in vatle pagoijuc Palta situm, Sclavonice etiam Cirminah nominatum. 284 II- Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. gaue begütert waren *)• Hemma entstammte dem Geschlechte der Traungauergrafen durch die Grafen von Peilstein, einem zu den sächsischen Kaisern und zu K. Heinrich dem Heiligen blutsverwandten, in Franken und Baiern, in den Gauen Salzburgs, in der Oftmark, in Karantanien und dessen Marken, in Krain und Friaul reich begüterten Eöelhause. Dieses uralte Geschlecht leitete auch seinen Ursprung aus den gewaltigen Heeresfürstcn der Bajoaricr, Ernest n., zurück, von welchem Sighard 1-, Gras in Kärnten und im Salzburggaue (I. 908—930), von diesem Sighard II- und von diesem Engilbert von Peilenstcin (I. 963 — 980) stammten. Da Sighard I- ein Bruder des Grafen im Traungaue und Ahnherr der Ottokare, Grafen an der Traun, und der Aribone, Gaugrasen in Leoben, gewesen ist (I. 906—925): so war Hemma eine Blutsverwandte der edelsten Geschlechter in Steiermark. Hemmas Vater, Graf Engelbert, hatte seine Hauptburg auf Peilenstcin in der unteren Karantanermark zwischen Drachenburg und Montpreis, und seine vorzüglichen Allode daselbst, in Windischlandsberg, in Olymia, auf Hörberg und zu Nassenfuß in Krain. Hemmas beide Söhne (die alleinigen Kinder ihrer Ehe) waren im blühenden Jünglingsalter bei einer unter den herrschaftlichen Bergknappen in Zeltschach, vielleicht von Wilhelms Todfeinde, dem Herzoge Adalbero, angestisteten Meuterei von den rohen Eisen-arbeitern erschlagen, ihr Gemahl Wilhelm aber wahrscheinlich von Adalbero selbst, oder gleicherweise auf dessen Anftiften (1.1034— 1036) ermordet worden. Jetzt stand die unglückliche edle Frau allein, im Besitze ungemein vieler reicher Allode in Krain, an der Sann, Save und Zottla, im Truchsen-, Gurk- und Glanthale, und in den oberfteirischen Thälern der Enns und der Palte; die einzige Erbin eines seit mehr denn 150 Jahren zusammengeflosse-DieGcäfinHemma neu Stammvermögens “). Nun vergelübdete sich die «ÜGurk u'g?ön»?t unglückgebeugte Matrone einem lebenslänglichen Wit-fta-nu'u°Nonn°n- wenstandk mit dem Vorsatze, statt ihrer ermordeten st,ft. j. loio-io-i». 0^ne Kirche zum Erben des größeren Theils i) Auf diese Abstammung weisen die Gurkerurkunden klar hin, da die Funda-tionsgüter für Gurk aus der Verlaffenschast der Gräfin Hemma gerade die ehemaligen Besitzungen der edlen Karantanerslovenen Zwetboch und Walthun gewesen sind. Archiv für Geogr., Histor. u, s. w. Wien. Jahrb. 1821. p. 237. =) Wie K. Lothar II. in einer Urkunde vom Jahre 1130 sagt: Hemma habe an das BiSthum Gurk alles, was sie erbsweise aus den Verlässen des, von den deutschen Kaisern so reich beschenkten Edelgeschlechtes besaß: quidquid iiaere-ditavio jure ab hominibus nobili progenie exortis, videlicet Waithuni, II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 285 ihrer ausgedehnten, mit allen Hoheitsrechten ausgestatteten Allode einzusetzen. In Allein dem Rathe des frommen Salzburger-Erzbischofs Balduin ergeben, erbaute sie zuerst den herrlichen Dom zu Gurk im schönen karantanischen Gurkthale, gründete daselbst ein Nonnen- und ein Chorherrenstift (I. 1040 — 1044), und bestimmte mit fürstlicher Großmuth das reichste Stiftungsgut an Grund und Boden, Vasallen, Dienstmannen und Hörigen, an Wäldern, Erzgruben und Alpen, mit Hoheitsrechtcn, mit Jagd- und Fifchbanne, und mit vollkommener Immunität '). Hemma selbst nahm mit vielen karantanischen Edelfrauen und Jungfrauen den Nonnenschleier bei der feierlichen Domcsweihe in Gurk am 15. August 1042. In den Schenkungsbriefen für die ansehnlichen Stiftungen in Gurk selbst, für Dom, Nonnen- und Canonikerstist, bezeichnete Hemma größtentheils nur die Allode ihres Gemahls um Friesach, im ganzen Gurk- und Glanthale, und in den benachbarten Gegenden umher. Die großen Allode in der obern Karantaner-mark im Enns- und Paltenthale hatte ihre Groß- ^»$1$ muth für einen anderen Zweck bestimmt. In der Ge-genü der uralten Salinen zu Hall im walö- und 3- mi" fclsenumgürteten Aömontthale, nahe bei dem Gute Adamunta, wünschte sie eine Benedictiner-Abtei gegründet zu sehen. Sie bestimmte dazu als Grundschenkung all ihr allodiales Land im mittleren Enns- oder im Admontthale, und zwar nördlich der Enns vom Glasbache bis in die Fräntz, und südlich desselben Flusses von Edilschach oder Zelzthal, bis wieder in die Fräntz, ein ungemein ausgedehntes Territorium, die heutigen Herrschaften Admont und Gallenstein umfassend, mit allen ihren darauf bestehenden Gütern, Hörigen, Erträgnissen, mit allen Forsten, Alpen und Weiden, mit den Regalrechten auf Gericht, aus Fischfang und Jagd, und mit einer Salzpfanne zu Hall beim Hauptgehöfte Adamunta, mit dem Salzgerichte und Salzzehente. Die Verwirklichung ihres Wunsches und Gedankens stellte sie dem salzbürgischen Hochstiste anheim, und ließ auch noch vor ihrem Tode (29. Juni 1045) al- Zwetboch, Iminae comitissac, Wilhelme comite, nec non ct filio suo Wilhelmo — weil sie keine weiteren Erben mehr besaß — haeredibus il-lovum dcficientibus — abgetreten. Archiv für Süddeutsch!. II. 213 — 228. i) Ambros Eichhorns Beiträge. I. 176-184, 185-188. — Die Gurkcr-Fun-dationsurkunde vom 14. August 1042 und 6. Jänner 1043. Hansiz. II. 170-171. 286 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. les bezeichnte Besitzthum ihrem Rathgeber und Freunde, dem Erzbischöfe Balduin, urkundlich versichern und einantworten 4)- Jedoch erst Balduins Nachfolger, der Erzbischof Gebhard, setzte Hemmas Willen ins Werk und gründete Admont, wie wir am gehörigen Orte erzählen werden. Don dem thätigen K. Heinrich III. ward der ® Erzbischof Balduin mit seinem Hochstiste für treue unC3mio®‘!ufaI' Anhänglichkeit und wichtige Dienste sehr ausgezeichnet. Unter andern schenkte der Monarch zu Fritzlar am 7. December 1045 dem Hochstiste das Gut Liutoldasdorf in der Grafschaft Gottfrieds und im,Forste Susel an dem Ufer des Flusses Losnize (Sausal und Laßnitz) mit allem Grunde und Boden, mit Fisch- und Jagdbanne in ewiges Eigcnthum 1 2). “1t*“'« lerjoQc Mit dem Tode des Karantanerherzogs, Kon-in rad des Jüngeren oder Chunos, tritt in die Nach- folge über das Herzogthum für die Zeit vom Jahre 1039 bis 1047 großes Dunkel und Ungewißheit ein, so daß man in keiner zuverlässigen Geschichtsquelle etwas Gewisses darüber findet. Erst um das Jahr 1047 berichten Hermann der Lahme und die Chronik von Weingarten, daß der suevische Graf Welf die Herzogenwürde über Karantanien und die Marken auf dem Reichstage zu Augsburg von K. Heinrich III. empfangen, und bis zu seinem Tode 1055 mannhaft geführt habes). Immer nur bleibt es eine unbegründete Bermuthung, daß in der Zwischenzeit dem tapferen Grafen Gottfried von Lambach und Wels, Markgrafen von Pütten, neben seinem Ambachte in der oberen Karantanermark, auch die Oberleitung des Herzogthums selbst vertraut gewesen sey 4). 1) Der Stiftbrief von Admont im Jahre 1074 sagt: Inprimis quae matrona quaedam nobilis Hemma Baldwim Episcopi tempore S. Rudberto dedit in eadem valle Admontina cum aliis praediis ad coenobium ibidem fundanduin in praenotata valle, in loco (Hall) ubi sal jugiter 00-quitur, sartaginem unam, quidquid utilitatis in Aness flumine esse potest de Glasibach usque Frodnitze, ac Forestum de Edilsach (Zedil-sach) usque in medium fundum Frodnize, cum omni utilitate, sive ve-nationum, vel cujuslibet quaestus, cultis et incultis, quaesitis et in-quirendis. Juvavia, Anhang, p. 261. 2) Juvavia, p. 232. Tale praedium, quale visi sumus Luitoldasdorf habere in comitatu Gotefridi, et foresto Susel juxta litus Losnice flu-minis situm. p. 233 — 239. 3) Herrn. Contr. Anno 1047. Quo tempore Welf um Comitem Suevigenum, Weift dudum comitis filium, Carantani Ducem promo vit. *) Anonym, in Vit. B. Adalb. Pez. II. 7. II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 287 Indessen erforderten die Zeitumstände gerade mÄe"s?ci"mar" für Kärnten und für die beiden Karantanermarken ■Knt'83 l, 2Hf.0'l,ncn‘-biedere und tüchtige Gewalthaber. Denn die Ruhe in Ungarn ward unaufhörlich gestört, K. Petrus geblendet und abgesetzt, und ein anderer Sprößling aus Arpads Stamme (I. 1046) zum Throne berufen. K. Heinrich III., durch die Heeresfahrt nach Italien und seine Krönung in Rom 25. December 1046 gehindert, mußte diese Dinge geschehen lassen. Anfänglich versichert, daß der mannhafte babenbergische Markgraf Adalbert die Ostmark, und der neu eingesetzte Karantanerherzog Welf mit seinen Markgrafen die östlichen Länder tapfer vertheidigen werden, sah er sich doch endlich (1050) zu einem persönlichen Hecrzuge gezwungen. Steiermark war der Hauptsammelplatz seiner Heerbannsvölker. Von hier, den karantanischcn Marken aus, drang er in das Magyarenland ein (I. 1051), schlug und vernichtete alle ungarischen Heere, wo sie Stand gehalten hatten, und zog siegreich wieder heim; worauf der Markgraf Adalbert der Siegreiche init dem K. Andreas einen kurzen Frieden vermittelte *). Im Jahre 1052 bedrängte der Kaiser abermals den treulosen K. Andreas mit Heeresmacht in Preßburg. Papst Leo IX. selbst wurde als Friedensoermittler, wiewohl vergeblich, herbeige-, rufen. Bei diesem Begebnisse und bei dieser Reise, entweder aus Italien her oder dahin zurück, durchwanderte Papst Leo ix" auch Kärnten und Steiermark, und weihte überall mehrere Kirchen ein; so daß heut zu Tage noch die Sage geht, die Oswaldkapelle bei Leoben sey von eben diesem Papste am 4. Augusts 1052 geweiht worden 8). Durch die päpstliche Vermittlung war der Friede mit den Ungarn keineswegs noch hergestellt, vielmehr griff die Empörung noch weiter um sich und die den Ungar» u. mn 1) Annal. Saxo. Annis 1051, 1052. — Herrn. Contr. Annia 1046, 1047, 1050, 1051. Sequent! autumno imperator magno cum exercitu, pactum Andreae regis, ut per legates afferebatur, accipere contemnens, Pan-nonias petiit longo propter fluviorum illuviem circuitu, per Carantani fines transiens, perjurumque regnum invadens, omnia circumquaque vasta reddidit. 2) Anonym. Lcobiens. Pez. I. Col. 1056. Ad annum 1044. Leo IX. cum esset Papa (1049—1055) cum Heinrico III. imperatore Petrum regem Hungarian a quodam milite suo Andrea excoecatum vindicavit, et in illo itinere in terra Styriae et alibi plures ecclesias consecravit. Die Chronologie ist hier unrichtig. — Caes. I. 463. 288 11. Geschichte der Steiermark. Z. 814—1056 n. Chr. ?nesavnteMn unblS Kriegsflamme schlug höher empor; wobei Karanta-fen?3r.'f*5o-™55'i "ien und Die beiden steirischen Marken Durch UND Durch erschüttert roorDen sind. Denn Herzog KonraD von Bajoarien, eben erst (I. 1049) zu Dieser Würde erhoben, im geheimen unD offenen Einverständnisse mit den Ungarn, zerfiel mit Dem Kaiser, warD im Fürstengerichte zu Tribur (1052) Des Herzogthums wieDer entsetzt und ssoh zu K. Andreas nach Ungarn. Bon hier aus und mit ungarischen Söldnern warf er sich über die steirischen Marken, raubte, plünderte und verwüstete; worauf K. Heinrich in. alle seine Besitzungen in Karantanien Dem Fiskus verfallen erklären und einziehen ließ. An Konrads Statt hatte Der Kaiser seinen Dreijährigen Sohn Heinrich zum Herzoge in Bajoarien erklärt. Die Bajoarier aber lehnten sich Dagegen auf, Den Grafen Otto von Scheyern an ihrer Spitze. Doch unterdrückte der Kaiser den Aufstand persönlich mit Schnelligkeit und Uebermacht. Schon war indessen auch mit Dem Ungarnkönige Andreas auf Unterwerfung, Tribut und Heeresfolge Frieden und Bündniß geschlossen, als eine weitverzweigte, von KonraD angesponnene Verschwörung in Den karantanischen Marken und in Karantanien zur allgemeinen Empörung ausbrach; unD KonraD selbst, im Einverständnisse mit mächtigen Dynasten unD LandeseDeln in Die Karantanermark einfiel, einen großen Theil derselben eroberte und besetzt hielt '). ®civ.fUunc‘oeffcn Unter den mit Konrad wider K. Heinrich III. Märke.MlsÄn- verbundenen und verschwornen karantanischen Lan- x) Ortilo ap. Hanthal. I. p. 92, 99, 100 — 102. — Herrn. Contr. Ann. 1052. Imperator ipsis diebus Conradum, Baioariae Ducem, cui jam prius infensus erat, incusatuin, quorumdam principum jndicio, Ducata priva-tur. — Imperator Heinricus magno apud Triburiam conventu habito, filium suum aequivocum regem a cunctis eligi fecit. — Ad quem conventual, cum Chonradus, dudum Baioariae Dux, venire nolens, cum ex-peditis militibus regi rebellare molicns, Hungaris se adjungcre tentas-set et Carantani fines invasisset, quibusdam inibi, quas prius habuis-set, possessionibus ab imperatore privates est. — Per idem tempus Conradus. dudum Dux, ab Andrea rege Ungarorum gratanter susce-ptus ei, ne alligatum cum imperatore foedus perficeret, dissuasit et au-xilio ejus, quamdam Carantani partem, quorumdam etiam primatum, qui earn possidebant, machinatione, aliis expulsis primoribus, invasam coe-pit. Imperator vero, in Baioariam vcniens, Ducatum ejusdem provinciae filio suo aequivoco tradidit, sicque in eadem commorans provincia Na-talem Domini in valle Oetinga egit. — Annal. Saxo Anno 1054, 1055. — Aquil Caesar, Annal. Styr. I 475 über die bei diesen Ereignissen in einigen Schriftstellern genannte Hengftburg. Im Jahre 1054 soll die Kirche zu St. Lorenzen bei Schäufling im oberen Murthale geweiht worden seyn? II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. 289 öcseöeln waren Die Vordersten unö Gewaltigsten der Dynast und Psalzgraf Aribo IV. unö dessen Dru-der Botho der Starke, Stifter von Theres, ein rie-scnhafter Held unö wegen unglaublicher Thaten der $anDc5 ”m”lefen' Stärke und Tapferkeit in Deutschland, Karantanien und Ungarn allberühmt (Beide die letzten Abkömmlinge der Gaugrafen von Leoben), und andere mächtige Grafen Adelram, Richwin unö Ebbo l). Auch Gottfried, Graf von Lambach und Wels und Markgraf der oberen Karantanermark, so wie der alte Landesherzog Welf selbst waren der Hinneigung zu Konrad verdächtig. Jedoch alle Anstrengungen und Kräfte dieser furchtbaren Verschwörung waren vergeblich; von dem gewaltigen unö schnellen Kaiser wurden alle Thrilhaber derselben unterdrückt, in der Fürstenversammlung als Hochverräther verurtheilt, des Landes verwiesen und all ihrer Besitzungen und Güter beraubt. Aribo verlor all seine Allode an der Drau und Glan (später jedoch wieder einiger* müssen begnadigt), Botho der Starke all sein Gut zu St. Martin bei Straßgang und an der Mur bei Grätz; Richwin seine Besitzungen bei Kraubat und Gobatsbrun 2), unö Ebbo seine Allode zu Oöelisnitz (Olsnitz in der Steiermark) in der Mark und Grafschaft des Markgrafen Ottokar, welche der Kaiser nachher dem Hochstifte zu Brixen schenkte 3). Wahrscheinlich wären auch der alte Herzog Welf und der Markgraf Gottfried der kaiserlichen Rache nicht entgangen, wenn sie nicht alle, mit dem Empörer Konrad selbst, der Tod in einem und demselben Jahre 1055 hinweggerafft hätte4), *) Annal. Saxo. Arniis 1103, 1104, Aribo nobilis princcps de Carintlna, et (juoii-dam Valatinus comes in Bavaria, Hartwici Palatini comitis films — Bote comes, cognomento fortis, Erbonis supradicti germanus. Hi duo fratres, paterno sanguine Noricae gentis antiquissimam nobi-litatcm trahebant illius famosi Erbonis posteri (Arides, des Gränzgra-fen in der Ostmark, Bruders des Markgrafen Leopold, I. 876—906) quem in venatu a Vesonta bestia confossum, vulgares adhuc cantilenae resonant. — Materni um illius erat Hemma de Saxonia, Immidingorum tribus egregia, quae Ottonum inclytae stirpi traditur vicina. — Bo-thonem sicut corpore proceriorem et clcgantiorcm, ita rebus bellicis i'amosiorcm, totius pcnc Germaniae atque Italian populus testatur, Pannonia vero tal cm ilium atque tantum fatetur aliquando sensisse, ut is vere de gigantibus antiquis fuisse apud illos creditor. 2) llansiz. I. 251. 3) Hormayr, Beitrag zur Geschichte von Tirol. II. 49. *) Annal. Würzb. -- Chron. Hildesh. — Marian. Scot. — Annal. Saxo. Annis 1051, 1055. Gesch. E. Steiermark. - iv. $e. 19 290 II. Geschichte der Steiermark. I. 814—1056 n. Chr. f*en«"£o? J7n 5hif sein Bitten und zur Belohnung treuer s'^üteuul^Ufi! Dienste in einer so entscheidenden Epoche schenkte der Kaiser dem Salzburgererzbischofe Balduin in Salzburg. J. E. öem gjfojeftfoflrfefe, Regensburg, 6. März 1055, das Gut und die Hälfte der Kirche Strnßgang bei St. Martin mit allein Rechte und Zugehöre, und allen Grund und Boden, welches ein Eigenthuln des verurtheilten und landesverwiesenen Bothos, zwischen Straßgang und dem Murflusse gelegen, und im Pfalzgerichte als der kaiserlichen Gewalt verfallen erklärt worden ist, mit Gehöfte, mit Hörigen beiderlei Geschlechtes, mit dem Jagd-und Fischbanne '). !) Juvavia, p. 239: Quod-dam praedinm et ecclesiam, quae dicitiir Straz-kang ad Sanctum Martinum dimidiam cum omnibus suis justiciis et pertinentiis , et quidquid Botonis dijudicati atque prescript! erat inter fluvium Mora et inter praedictum locum Strazkang, quod nostrae imperial! potestati in palatine placito adjudicatum est. — p. 210: quod-dam praedium Bothonis, rei majestatis, et in palatine placito dampnati atque poscripti. p. 212. Ill, Die obere Mark von Stein- unter den Traungauer Markgrafen; das ganze Land wird unter ihnen zu einer Einzigen Markgrafschaft, zum Herzogthume erhoben, und nach ihrem Aussterben Steiermark mit Oesterreich unter ien babenbergischen Herzogen vereiniget. I. 1056—1192. Die verunglückte Verschwörung einheimischer Dynasten mit dem abgesetzten Bajoarenherzoge Kon-rad und mit den Magyaren hatte auf die Steier- W-rm? mark einflußvolle Rückwirkung gehabt. Ottokar, Graf im Traungaue des Landes ob der Enns, hielt in jener gefahrvollen entscheidenden Epoche treu und fest an K. Heinrich HL, selbst gegen seine Blutsverwandten, Botho den Starken und Aribo, und den ebenfalls verwandten und sich zu des Kaisers Gegnern hin-neigenüen Markgrafen Gottfried von Putten, Lambach und Wels. Wie nun dieser, entweder zu Ende des Jahres 1055 oder zu Anfang des Jahres 1056 gestorben war, ergriff K. Heinrich IH. die günstige Gelegenheit, die treuen Dienste des Traungauergrafen Ottokar zu belohnen und setzte ihn als Markgrafen in die obere Ka-rantanrrmark ein ‘). Denn schon tin Jahre 1056 erscheint er unter markgräflichein Titel im Majestätsbriefe der Schenkung von Olsnitz (Odelisniz) in der oberen Karantanermark an das Hochstift zu Driven “); und als, nach der Großmuth des Vaters (Worms, 3. Juli 1056), K. Heinrich IV. die Besitzungen des Erzstiftcs Salzburg zu Gumbrachtsteiden an der Laßnitz mit einer neuen Spende von 5 Gütern, mit allen rücksässigen Hörigen und mit Jagd- und Fischbann vermehrte (Goslar, 1. Juni 1059), erscheint Ottokar gleichfalls als waltender Markgraf in der oberen Kärntnermark1 * 3). 19 * 1) Hanthaler, Fast. Campilil. I. 127—132. Hvrmayrs Beiträge. II. 49 — 51: In Marchia et Comitatu Marchionis Otochari. 3) Juvavia, 242: tres rčgales mansus in loco Gumbqachdcsteiden. Quin-que mansus habitatos in Marchionis Otacheris Marclna Carintina; pro-xiinis superioribus c.iusdom villae partibus juxta flumen Lonsnize, p. 246. 292 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Cbr. Dieser Ottokar entstammte einem der edelsten und in Bajoaricn und Norikum weitverzweigten Dynastengeschlechte, welches sehr wahrscheinlich schon seit den Tagen K. Karlmanns und Arnulphs im Traungaue und in den steirischen Thälern der Enns und Mur die ersten Erwerbungen an Land und Leuten gemacht hatte. Der Ur-ahnherr war der oben schon genannte und besprochene Aribo I., Bruder Luitolös, des Heeresfürsten in Bajoaricn, Markgrafen in Karantanien und in der Ostmark (t I. 907). Er selbst schon seit dem Jahre 876 Graf tm Traungaue und unter wechselnden Geschicken Markgraf in der Ostmark, zuletzt von einem Auerochsen aus der Jagd getöütet (um das Jahr 907), und seiner Thaten wegen noch nach zwei Jahrhunderten in der Sage berühmt und in Liedern gefeiert. Sein Sohn, Ottokar I. behielt den gaugräflichen Ambacht im Traungaue, und erscheint als Dynast zu Leoben (I. 925). Die beiden Söhne dieses Ottokar I. theilten sich in die beiden Allode: Aribo n. bekam die Hausallode im steirischen Leoben-, Liesing- und Murthale, und wurde der Stammvater der Gaugrafen von Leoben, dessen Familie mit den Brüdern Botho dem Starken und Aribo IV. im Jahre 1104 ausgestorben ist. Der andere Sohn, Ottokar IL, gründete auf die Mode im Traungäue und Ennsthale (930) die Geschlechtsfolge der Traungauergrafcn, welche zur Markgrafenwürde erhoben, von dem Schlosse Styre oder Steier am gleichnamigen Flusse, sich Markgrafen von Stire, Styre, Steier, von der Steiermark genannt haben. Der Sohn, Ottokar III. (I. 970—993), soll diese Burg am Zusammenflüsse der Steier mit der Enns gebaut und ebenda den Grund zur heutigen Stadt Steier gelegt haben (980) ? Der Enkel aber, Ottokar IV., erwarb von dem Hochstifte zu Passau die Belehnung mit der Stadt Enns, und von K. Konrad dem Salier wichtige Privilegien für dieselbe. Er soll am 5. März 1038 in Nom gestorben seyn. Der Urenkel, Ottokar V., auch insgemein Oezy, Ozy, Oezo genannt, erscheint nach Gottfried von Lambach und Wels, seinem Blutsverwandten, als erster Traungauermarkgraf in der oberen Karantanermark, und von nun an in Urkunden (vom 20. Februar 1056, 1058 und 1. Juni 1059) Markgraf von Styre, Stire, Markgraf der Mark von Styre (von der Steier) genannt '). Dadurch war der Anfang und Grund gelegt, das ganze Land Steier nach und nach in der markgräflichen Siehe unsere genealogische Tafel im zweiten Bande. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 293 Hand seines Geschlechtes zu vereinigen. Ottokar IV. hatte eine Tochter Arnolds I , Dynasten von Lambach und Wels, zur Ehe gehabt. Wie nun mit Markgrafen Gottfried (1. 1055) der Manns-stamm jenes Edelgeschlechtes abgestorben war, so erbte der Neffe, Ottokar V., auch einen großen Theil der Allode Gottfrieds im Traun-gaue und im Lande unter der Enns, mit Ausnahme der reichen Besitzungen an der Trafen, Schwarza und Piesting, um Putten und um Hartbcrg in der östlichen Steiermark, welche durch Gottfrieds Tochter, Mathilde, Gemahlin des Grasen Eckberts I- von Ncuburg, Formbach und Pütten, an dieses bairische Dynastengeschlecht gekommen sind. Nachdem der unruhige Baiernherzog Konrad bei den Ungarn, Herzog Wels aber in Karantanien, v°ü Rb- 1.1055, gestorben war '), erscheint ein neuer Ku- loso no oder Konrad, ein Verwandter des Kaisers, als Karantancrherzog, jedoch unter solchen Verhältnissen, daß die Zeitbücher selbst ihm diese Würde nur dem Namen nach zutheilen. Denn in Karantanien war noch so große Verwirrung und die Gegen, yartei des Kaisers so stark, daß Konrad große Streitkräfte sammeln mußte, um sich mit Gewalt der Waffen in sein Herzogthum einzusetzen. Plötzlich starb er aber auf dem Zuge dahin (1.1060) “). Nach ihm erhielt die Herzogs würde über Karantanien Gras Ber-tholü I. von Zähringen, zum Ersätze des ihm früher durch kaiserliches Wort zugesicherten Herzogthums Schwaben. Er setzte sich sogleich in Besitz von Karantanien und waltete daselbst bis zum Jahre 1073 mit solcher Kraft und Würde, daß er bereits für seinen Sohn, Bertholö H-, die kaiserliche Zusicherung der Nachfolge erhalten hatte; wenn auch dieselbe gleich nachher nicht erfüllt worden ist a). Cliron. Hiltlesh. Mar. Scot, et Anna], Saxo. Annis 1054, 1055. Iu Regensburg am 26. Oktober 1058 schenkte K. Heinrich IV. einem Getreuen. Chuno, zehn königliche Huben im Orte Gutsbretesdorf an der Schwarzach in der Karantanermark. Boelnner, llcgesta Imper. p. 86. -) Lamb. Schallnah. Anno 1058. Cucno , Dux Carentinorum , contraetis ingentibus copiis ad ocoupandum Ducatuin suum, quem tauto tempore mctu vebellionis non iuviserat, priinam profectionem parabat, sed inorte pvaeventus coeptum iter non explcvit. ö) Herrn. Contr. Anno 1060. Carantanis solo nomine Duels praefuit, morions locum dedit, cujus Ducatum Bertholdus Svevigena accepit. — Anna!. Saxo, Chron. Ursb. et S. Vatalcon. Anno 1057. 294 HI. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. Am 26. März 1056 war öer Markgraf in der Ostmark, Adalbert der Sieghafte, gestorben. Die Leitung der ungemein wichtigen Mark erhielt sein Sohn, Ernest der Tapfere. Die nahe Berührung und die gefährliche Stellung der noch barbarischen, all-mühlig und schwer zu den Segnungen eines auf Ackerbau und bürgerliche Verhältnisse und Gesetze gegründeten Lebens zu gewöhnenden Magyaren hatte den Gränzländcrn der Ostmark, der oberen und unteren Karantanermark, nun schon seit einem Jahrhunderte eine entschiedene, hohe Wichtigkeit für das deutsche Reich gegeben. Begreiflich tritt daher jetzt der Zeitpunkt bestimmter und klarer hervor, in welchem, bei dem ohnehin nicht mehr gänzlich aufzuhaltenden Streben der Herzoge und Fürsten des Reiches nach erblicher Würde und freierer Selbstständigkeit innerhalb ihrer ambachtlichen Länder, den Markgrafen der gedachten Gränzländer auch wirklich eine von den Herzogen von Karantanien und Bajoarien gänzlich unabhängige, und dem Kaiser und Reiche unmittelbar und allein verantwortliche Stellung zugetheilt worden ist. In demselben Jahre nämlich war auch der geistkrästige, thatenberühmte K. Heinrich Hl. in die Gruft seiner Väter gestiegen. Die Nachfolge im deutschen Kaiserreiche hatte sein Sohn, Heinrich IV. erhalten, dessen Schwester Judith an den königlichen Prinzen von Ungarn, Salomo, Sohn K. Andreas I-, versprochen war. Auf seiner Reise mit der königlichen Braut zu den Ungarn *), Dürrenbach, 14. October 1058, ertheilte K. Heinrich IV. dem Markgrafen Ernest in der Ostmark den hochwichtigen Majestätsbrief, worin seine Ostmark mit dem bezeichnenden Namen „wahre Vormauer des heiligen römischen Reiches deutscher Nation" beehrt, und durch das Recht, dem Markgrafen Landesfahne und Gerichtsschwert öffentlich und aller Orten vor dem Reiche und der ganzen Welt vorzutragen, den alten großen Herzogthümern des Reichs, Sachsen, Schwaben und Bajoarien vollkommen gleichgestellt wird 1 2). 1) Oi'tilo ap. Hanthaler. I. 108-113. — Lambert. Schaffhab. Anno 1059 lagt: Rex natalem Domini celebravit in civitate Maro uv a in con-finio sita Hungariorum et Bulgarornm. Einige halten die hier genannte Stadt für Muraköz — am Zusammenflüsse der Drau mit der Mur, — für Mährenbcrg, - für Marburg, — für Murau in Steiermark? Keines ist erweislich; vielmehr K. Heinrichs IV. Aufenthalt in Steiermark sehr unwahrscheinlich. Caes. Anna!. Styr. I. 483. 2) Liinigs Reichsarchiv. — P. Spec. Cont. I. Fortsetzung. I. Abs. 5. p. 3. — Schriller, Abhandlung l, vom österr. Staatörechte. p. 131. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 295 Nicht lange nach war K. Andreas mit Kaiser mitten u«-unü Reich ansgesöhnt, als ihm sein Bruder, Bela I., Krone und Reich zu entreißen trachtete. Gegen die- ve^Markgr«,-"-" sen begann nun im Jahre 1061 der Reichskrieg, wo 1% ® wn.e@teie™ sich unter den germanischen Heerführern vorzüglich * 2 3 * * *' 1036‘ Wilhelm, Markgraf von Thüringen, auszeichnete, zwar in feindliche Gefangenschaft fiel, aber durch die Wunder seiner Tapferkeit, seines ausharrendcn Muthes und durch hohen fürstlichen Edelsinn die Verehrung aller Magyaren und die Freundschaft Belas I. in dem Maße gewonnen hatte, daß er ihm seine Tochter Jojaöa zur Gemahlin versprach, und ihn der Haft entließ. Jedoch auf der Fahrt nach Ungarn mit großem Gefolge und reicher Ausstattung, um die fürstliche Braut heimzuführen, starb Wilhelm plötzlich *)• Wilhelms Braut erhielt nachher sein Blutsverwandter, Graf Ulrich von Weimar, Orlamünde und Thüringen, ein in den Heer-zügen gegen die Ungarn gleichfalls ausgezeichneter deutscher Fürst8). Seit dem Tode des Markgrafen an der Saan, Wilhelm (1035), ist dies wieder die erste Nachricht von den Markgrafen der unteren Karantanermark zwischen der Drave und Save. Vcrmu-thungsweise darf man nun annehmen, Ulrich von Weimar und Orlamünde war ein Sohn PopoS, eines Bruders des verstorbenen Markgrafen Wilhelm von Thüringen. Poppo erscheint nirgend alS Markgraf der unteren Karantanermark. Es ist demnach sein Sohn Ulrich wohl unmittelbar nach der Ermordung Wilhelms, Grafen von Friesach und Zeltschach, entweder noch von K. Konrad dem Salier, oder von K. Heinrich lit. wegen seiner bewährten Tapferkeit gegen die Ungarn, mit dem Ambachte über jenes wichtige Gränzlanü betraut worden 3). Während dieser Begebnisse war der verdienst-volle Erzbischof Balduin von Salzburg, 8. April 1060, gestorben. Auch er hat nach dem Beispiele sei- *) Anna). Saxo et Lamb. Scliaffnab. Annis 1060—1063. 2J Lamb. Schaflnab. et Annal. Saxo. Anno 1062: Wilhelmus Marchio, reversus in Thuringiam, dum redire in Ungariam et sponsam suain cum magna opum suarum ostentatione adducere pararet, inter eundum secunda mansione morte correptus obiit. — Sponsam ejus Udalrihus Marchio Carentinoruin cognatus ejus obtinuit. 3) Horum scilicet Willhelmi et Ottonis Marchionuin frater fuit Poppo, qui liabuit filium Odalricum, qui sororem Ladizlai rcgis Ungariae, Sophiam, duxit uxorem, quac genuit ei juniorem Odalricum, qui accepit filiam I.udovici comitis (so. Vimaricnsis) de Thuringia. Annal. Saxo. Anno 1062. 296 UI. Geschichte der Steiermark. I. 1056 — 1192 n. Chr. ©uSfrsflOni^V uer Vorfahren ein genaues Verzeichniß aller Ver-u™,mn*vmau, änderungen, welche zwischen dem Jahre 1041 und u.T’ro.1 *'3.°iöu- 1060 bei den Besitzungen und Rechten seines Hoch-lo6°' stiftS oorgegangen waren, hinterlassen '). In diese Epoche fallen noch folgende, die Steiermark betreffende Nachrichten über salzburgischeS Besitzthum. Zweien Brüdern in der Karantanermark, Ruodkcr und Ernust, gab der Erzbischof Balduin ein zur Kirche in Statinberg gehöriges Gut nebst sechs Talenten Silbers für ihre Besitzungen an der Laßnitz in der mittleren Steiermark *). Wolfold und fein Sohn Jrmfried gaben gleicherweise dein Erzbischöfe ihr Gut an der Laßnitz, und empsingen dafür von ihm in der Villa Lobming so viel Ackerfeld, alS damals ein gewisser Neziz auf halben Zins time hatte 3). Ein gewisser hochedler Mann, Waltfried, übergab in das Eigenthum des falzburgischen Hochstifts sein Gut an der Sulm im Orte Chapclla, und löSte damit alle seine Güter zu Chrowata und Runa (Kraubat und Rein) und seine Weingärten zu Hengista (zwischen Leibniz und HengSberg) von allem rechtmäßigen canonifchen Zehenten, in so weit loS, daß er von den Weingärten jährlich nur drei Eimer WeineS, von den Besitzungen aber nur den Wohnzehent, welchen er nach Gewohnheit der Slovenen früher gegeben hatte, fürderhin reiche. Sollte ihn aber einer der nachfolgenden Erzbischöfe zum gesetzlich canonifchen Zehenten wieder zwingen wollen; so soll er berechtiget seyn, auch sein Gut wieder zurück zu nehmen 4). Wieder ein anderer hochedler Mann, Eppo, löSte für immer los von dem gesetzlichen katholischen Zehenten (bis auf den Wohnzehent nach Gewohnheit der Slovenen) seine Güter zu Fresach, Mgerstätten und Peggau im Murthale, und gab dafür ins Eigenthum deS Hochstifts zu Salzburg seine Besitzung zu Kapellen nahe bei der Sulm5 6). Ein hochadelicher Mann, Wczil, schenkte dem H. Rudbert zu Salzburg sein Eigengut zu Nadilach (Radlach am Radelbcrge), so wie l) Juvavia, Anhang, p. 247—254. s) Juvavia, ibid. p. 250: quidquid pvaedii ad Losniza habuerant. 3) Ebendaselbst, p. 150: Praedium quod juxta Lonsniza liahuerunt, — in villa quae Lomnicha dicitur tan tum agri, quantum tune in cadem villa quidam Neziz ad dimidium servitium possederat. ‘‘) Juvavia, p. 151: Nobilis vir in Carintia Waltfrid — tradidit praedium, quod juxta Sulpam habuit, in loco Chapclla dieto. 6) Juvavia, p. 251. Nobilis vir Eppo redemit justam et catholicam deei-mationem praediorum suorum ad Eresalt, et ad Algeristeti et Pecah kt Jegavit praedium suuin ad Chapellum props Sulpam. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Che. 297 er es damals inne hatte und Alles, was er noch erbsweise vom Grafen Alwin zu bekommen hatte'). Endlich vertauschte ein Dienstmann des H. Rudbert, Namens Pabo, sein Gut zu Gunthartes-üorf tm Unürimathale für ein gleichgroßes Gut im Orte Hczin-üorf (Hetzendorf in der Pfarre Fohnsdorf bei Judenburg) in demselben Thale * 2). Auf den frommen Balduin folgte zu Salzburg als Metropolit, vom ganzen Clerus und allen Dienst- ,oso-mannen des Hochstists freudig begrüßt, Gebhard von Helfenstein, Sohn Chadolds von Helfenstein und Atala, einer Schwester des Traungaucrgrafen, Ottokar IV., kaiserlicher Reichskanzler 3). Zu Elchenwang am 11. Juli 1060 erhielt Gebhard die kaiserliche Investitur mit Ring und Stab; am 21. Juli 1060 führte ihn sein Jugendfreund, Bischof Adalbero von Würzburg (aus dem Stamme der Dynasten von Lambach und Wels), feierlich in Salzburg ein; am 30. Juli wurde er zu Regensburg tin Beiseyn der Kirchenhirten, Gebhard von Regensburg, Engelbert von Passau, Ellenharö von Freisingen, Altwin von Seben, Adalbero von Würzburg und Chunze von Eichstädt, zum Erzbischöfe geweiht, und am 22. Februar 1062 ertheilte ihm der Papst Alexander II. das Pallium mit Gewalt und Würde eines apostolischen Legaten in ganz Deutschland, nachdem er zu gleicher Zeit von K. Heinrich IV. durch zwei gnadenvolle Majestätsbriefe war ausgezeichnet worden (23. August 1062 und 12. December 1062) 4). Für Steiermark war Gebhard einer der einflußvollsten Kirchenfürsten; und welch mächtigen An-theil und mit welch einem Geiste er an den ganz Europa erschütternden Zeitereignissen genommen habe, wird der Verlauf dieser Erzählung zeigen. Schon der Erzbischof Balduin hatte begonnen, die gesetzlich canonischen Zehenten in dem ganzen wei- »°rwc>gertek,rchi,- *) Juvavia, i>. 253. Tale bonum, quale ipse in loco Raililali dieto tune in potestate tenuit, vel sibi adhuc in portionein a comite Alcuino dc-venire debuit. 2) Juvavia, p. 254. Tale praedium quale in valle Undrima loco Gunthar-tesdorf liabuit. Donavit praedium acqualis mensurae in eadem valle loco Hecindorf. 3) Vita 8. Gebh. Archiep., tm Admvntersaalbuche, III. p. 1. Zum Priester geweiht ward Gebhard. IV. Non. Marti! M. LV. — Cliron. Salisb. Pertz. I. Anno 1060. — Hansiz. II. 173 —175. Juvavia, p. 254—256. 298 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. §nter^en"S?ove- fei> Erzsprengel, insbesondere bei den karantanischen nsch. 6- Steiermark. — IV. Dd. 20 306 HL Geschichte der Steiermark. I. 1056-1192 n. Chr. schüfe der Salzburgermetropoliten für Kärnten und Steiermark geworden und geblieben, bis erhöhtere, ausgedehntere Landeskultur, Bevölkerung und neuerdings umstaltete Verhältnisse die Gründung neuer Bisthümer zu Seckau und Lavant nothwenöig gemacht haben. Äa”t{Ä Bald darauf im Jahre 1073 schien dein K. Hein-jj'irnn-n. rich IV. die Freundschaft des in Karantanien und 2- auf den Marken reichen und mächtigen Grafen von Mürzthal und Eppenstein, Marquarö, nothwcndig zu seyn. Er erfüllte dessen Wünsche, entsetzte Grafen Bertholü I- von Zähringen des Herzogthums in Karantanien, — ohne ihn zu öffentlicher Rechtfertigung vor ein Fürstengericht zu stellen und ungeachtet die Nachfolge im Herzogthume bereits vorlängft dessen Sohne, Bertholü II., zugesagt war, — und gab dasselbe dem alten Marquard, dessen Nachkommen dann bis zu ihrem Aussterben in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts im Besitze von Karantanien geblieben sind *). Vergeblich bemühte sich nachher K. Heinrich der IV., diese Handlung zu entschuldigen und Kärntens Besitznahme allein nur der empörten Gewalt und Ilebermacht des Mürzthalergrafen zuzuschreiben. Von diesem Augenblicke an ward und blieb Bertholü I. von Zähringen des bedrängtenIKaisers unversöhnlichster Feind 2). Man ersieht daraus, daß diese Veränderung in Karantanien nicht ohne bedeutende Rückwirkung auf die steirischen Marken vor sich gegangen sey; da Marquard sich mit Waffengewalt und mit dem Aufgebote aller seiner Heermannen in den Besitz von Karantanien gesetzt hatte. Neffen®eue°f.7*ri: 3« derselben Zeit war auch Papst Alexander II. i»enAn°rvnung°n. gehörten (21. April 1073) und der Kardinaldiakon Hildebrand als Gregor VII. auf St. Peters Stuhl erhoben worden: ein Herr von hohem Verstände, ein großer geistlicher Redner, gelehrt, geschäftskundig, voll Selbstgefühls, öurch- !) Lamb. Schaffnab. Anno 1073. Rex natalem Domini Babenberg cele-bravit. Ibi Bertoldo, Duci Carnotensium, Ducatom sine legitima dis— cnssione absenti abstulit, et Marchwardo cuidam propinquo suo tradidit. -) Lamb Schaffnab. Anno 1073: Casu quoque nuper advenerat, nescio, quid acturus in palatio, Bertoldus, Dux quondam Carentinorum. Huic rex quum sanctis obtestationibus se purgaret, quod Ducatum ejus nullt alii tradidisset, sed Marcwardus privata praesumtione fines alienos invasisset; nec ei quidquam propterea de jure suo imminutum esse, si suo injussu, sine consulto principum, honores publicos homo inep-tissimus temerasset. III. Geschichte dee Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. 307 drungen vom Geiste der Jsidorischen Decretalen, voll des kühnsten Muthes und Propheteneifers, den Geist jener Gesetze selbst nach dem wörtlichen Sinne in das katholische Leben der ganzen Christenheit einzuführen und bis zu seinem letzten Athemzuge zu verfechten. Schon seit Leo IX. hatte dieser kräftige Geist alle Schritte der Päpste als Rathgeber geleitet. Mit der innigsten Ueberzeugung von der Nothwendigkeit der Unabhängigkeit des Papstes und der Kirche von aller weltlichen Gewalt auf Erden und von der Bcfug-niß des Stellvertreters Christi, dem Uebermuthe und den Ungerechtigkeiten der Fürsten zu steuern, verband Gregor VII. die besonnenste Klugheit, wählte auf das Glücklichste die Mittel, jenen großen Zweck zu erreichen und verband sie mit der Ausführung der, vom K. Heinrich III. schon begonnenen, aber durch dessen zu frühen Tod unvollendet gelassenen Kirchenreform. Durch die Belehnung des Normannen Robert Guiskard (I. 1059) mit Apulien, Kalabrien und Sicilien, als Lehen von dem Stuhle des H. Petrus, machte er die Päpste in Rom selbst von allen Faktionen der römischen Barone unabhängig und sicherte ihnen einen mächtigen, weltlichen Arm zu ihrer jedesmaligen Bertheiüigung. Gleichzeitig machte er durch die Päpste Nikolaus und Alexander H. alle künftige Papstwahlen von dem Adel und dem Volke in Rom unab-abhängig und sicherte das Recht derselben allein den Kardinalen zu, — mit Vorbehalt zwar der schuldigen Ehre und Ehrerbietung gegen Kaiser Heinrich IV., künftigen Kaiser und gegen alle seine Nachfolger, welche dies Recht für ihre Person von dem heiligen Stuhle erlangt haben würden. Als Papst selbst suchte er vorerst die Cölibatsgesctze durchgreifend praktisch zu machen; indem er auf einer Synode in Rom (1.1074) verorüncte, daß alle verheiratheten Geistlichen und alle Laien, welche bei ihnen beichten, Messe hören oder anderen gottesdienstlichen Verrichtungen beiwohnen würden, aus dem Kirchenverbanöe ausgeschlossen seyn sollten. Hierauf wurde im Jahre 1075 auf einer zweiten Synode in Rom gegen die Simonie das Gesetz aufgestellt: kein Geistlicher solle, bei Strafe des Kirchenbannes und des Verlustes seines Amtes, die Investitur über ein Bisthum, eine Abtei, oder sonst ein Kirchenamt von irgend einem Laien empfangen; dieser aber gleichfalls dem Banne verfallen seyn, wenn er sie ertheilt I. — Mit diesen Anordnungen, 20 * *) Lamb. Scliaffnab. p. 378-370. 308 HL Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 ,n. Chr. und insbesondere mit jener gegen die Investitur durch Laien beabsichtigte Gregor VII. folgende hochwichtigen Resultate. Vorerst sollte aller persönliche Einfluß der weltlichen Regenten auf die geistlichen Fürsten vernichtet werden. Und in welches Verhältniß wären nun eigentlich diese als weltliche Große zu ihrem weltlichen Oberhaupte gekommen? wenn sie ihr weltliches Amt und ihre Güter nicht mehr, wie die weltlichen Fürsten, aus dessen Händen empfingen! Mit der Verzichtleistung auf die Investitur schienen nach der damaligen Staatsverfassung die Regenten auch der Hoheit über die geistlichen Fürsten zu entsagen und sie für unabhängig von aller weltlichen Gewalt zu erklären. Weiters wollte Gregor VII. auf solche Weise die bisherigen Rechte der weltlichen Regenten in die Hände des Papstes bringen, und durch Beides endlich das höchste Ziel erreichen, daß, wer die geistliche Gewalt des Papstes nicht hätte ehren wollen, doch die weltliche Macht der Kirche hätte scheuen müssen. Offenbar mußten diese Anordnungen den hartnäckigen Kampf des römischen Stuhls mit allen Fürsten der Christenheit zur Folge haben; welchen Gregor VII., jedoch nur gegen Heinrich IV., seinen Hauptgegner, mit aller Entschlossenheit und Kraft seines Charakters führte. — An der Synode in Rom (im Februar I. 1074) scheint auch der salzburgische Erzbischof Gebhard persönlichen An-theil genommen zu haben; weil er gerade nach Sitte der Zeit und nach dem Beispiele so vieler seiner Vorgänger nach Rom gekommen war *). Höchst wahrscheinlich machte ihn Gregor VH. selbst mit seiner innigsten Ueberzeugung, mit dem Geiste und Zwecke seiner neuen Anordnungen mündlich bekannt, welche Unterredung den tiefsten Eindruck in Gebhards Seele hinterlassen hat und von entscheidendem Einfluß aus Gebhards kirchliche Stellung und Handlungsweise bis zu seinem Lebensende geblieben ist. Erzbischof Gebhard mag auch einer der ersten gewesen seyn, welcher in Gregors Hände den neuen Metropoliteneid geschworen, durch welchen diese zu vollständigen Vasallen des römischen Stuhles-gemacht worden sind. Indessen beschäftigte den Erzbischof Gebhard gleich nach der Rückkehr aus Rom ein anderes hochwichtiges Werk, so daß er, sowohl dadurch in Anspruch genommen, als auch geleitet von seinem milderen Gemüthe, in banger Furcht und in ängstlichen Vor- !) Caes. Annul. Styr. I. 500—504 setzt Gebhards Anwesenheit in Rom in das Jahr 1070, bei Gelegenheit der Verhandlungen wegen des Bisthums zu Gurk. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Ehr. 309 gcfühlcn öcr schon vor Augen liegenden Zerrüttung aller früheren Verhältnisse und deren entsetzlichen Folgen, die neuen päpstlichen Anordnungen nicht mit dein von Gregor VII. erwarteten Feuereifer öurchführte ‘). Die Gründung der Vencdictinerabtei Admont eritir*of@cM,. Denn alles Vorbeschriebene »hat der Erzbischof theils erhalten für Lossprechung vom Kirchen-,'banne oder durch die bis damals noch ungewöhnliche Zehentcrhe-»bung bei den Slovencu, theils aus der aus Hochachtung und Liebe »gegen ihn freiwillig geschehenen Auf- und Uebergaüe einiger ade-»ligcr Lehcngüter, dem Münster des H. Blasius zu Admont mit »Vollgewalt habender Hand überantwortet unter Einführung von »Zeugen, deren Namen folgende sind: Die Bischöfe: Altmann von »Passau, Regenwarü von Freisingen, Günther von Gurk; Witilv, »Propst von Salzburg, Regenwarö, Abt von St. Peter, Otacher, »Markgraf von Stire, Engelbert, der Schirmvogt, Graf Sighart; »die Hochedeln: Magan, Anzo, Wernhcr von Reichersberg und »dessen Sohn Gebhard, Marchio, Sohn Aeskwins und dessen Va-»sall (miles) Gunther, Perchtold von Adclgerisbach, Dietmar von „Dörnberg, dessen Stiefsohn Regenhart, Udelschalich von Wolfes-»Hoven und dessen edle Vasallen (milites) Adelram, Hartwich, Hein-„rich, Jsingrim von Ratcnberg, Marchward Swevus und dessen Va-„sall Regenward von Schoven, Ernst von Priembach, Odelrich und »Gottfried, die Vasallen des Schirmvogts Engelbert. Von den Dienst-„mannen des Salzburgerhochstifts: Raban, Starchhart, Pabv, Rud-»brecht,Pabo, Nordwin,Sighart, Wezil, Meingoz,Vayzo,Reinher')." Diese war demnach die zur Stiftung von Admont zum Grunde gelegte Urfundation, welche in den späteren Diplomen salzburgischcr Erzbischöfe und in den Majestätsbriefen deutscher Kaiser erst umständlicher und nach ihrer wichtigen Wesenheit entwickelt erscheint, und welche demnach die großen Territorien der heutigen Herrschaften Admont und Gallenstein, die Grundlagen der Herrschaften Gstaöt, Setting, St. Martin, die Gülten im Kammer-und Licsingthale umfassen, Salzpfannen in Hall bei Admont ») Iuvavia, p. 260—263. In die ersten Jahre der Gründung des Stifts Admont fallen auch die Spenden von Saatgütern zu Hauzenbüchel bei Knittcl-feld und zu Schwarzenbach im Paltenthalc. Saalbuch IV. p. 9—10, 143. 318 HI- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. und Hallein bei Salzburg, Güter und Zehente im ganzen Enns-thale von Liehen bis über Haus, um Radstadt, in der Flachau, in der Fritz, im ganzen Pongaue mit Goldwaschereien daselbst, im Lungaue, im oberen Murthale von Katsch bis gegen Knittelfeld, im Thale der Pols, im mittleren Murthale von der Einöde unterhalb Knittelfelö bis gegen Leoben hinab, im Liesingthale von Kraubath bis über Kammern hinaus, im Paltcnthale von den Quellen der Palte bis über Strechau und Laßing hin, in verschiedenen Gegenden im Lande Oesterreich ober und unter der Enns, in Kärnten von Friesach bis über Altenhofen hin, in den winüischen Büheln der Steiermark, auf der östlichen Ebene und an den Wald-und Rebenhügeln bei Grätz. Zu all Diesem kam auch noch unmittelbar aus Gebhards Eigenthume selbst die großmüthige Spende an kostbaren Kirchengeräthen von Gold und Silber, an Priesterkleidungen und an handschriftlichen Büchern, vorzüglich für gottesdienstlichen und wissenschaftlichen Gebrauch '). ^!-ifLÄn@rebi Von Admont, gedrängt durch ernstliche Er-Mahnungen vom Papste Gregor VII., eilte Erzbi-s« vil 3«br schof Gebhard nach Salzburg zurück, und von da in das Hoflager zu Regensburg, um sich mit K. Heinrich IV. hinsichtlich der päpstlichen Anordnungen gegen unenthaltsame Priester, gegen die Simonie und gegen die Investitur in geistliche Pfründen durch Laien zu verstehen und zu vereinigen a). Gleich darauf begann der Kampf des Kaisers mit den Sachsen, und an eine gütliche Vereinigung über die hochwichtigen Fragen der Zeit war nicht mehr zu denken. Stets war der Erzbischof Gebhard an der Seite und tin Heerlager des Kaisers, und leistete im Vereine mit den vordersten Reichsfürsten die wichtigsten Dienste, als nach der mörderischen Schlacht bei Hohenburg an der Unstrutt, 9. Juni 1075, der erzürnte Monarch seiner Blutrache un-genressenen Lauf lassen wollte * 2 3). Der Kaiser hatte die Unterwerfung der Sachsen auf eine unwürdige Weise mißbraucht und durch 1) Admontersaalbuch IV. 96. Dedit etiam ornamenta complurima auro, ar- gento et serico valde pretiosa, vcstimenta scilicet sacerdotalia, libros, calices et quacque divinis ministeriis necessaria. Saalbuch III. p. 4. 2) Hansiz. II. 178—179. Gebehard als Zeuge, 26. November 1074 in einem Majestätsbriefe für das Hochstist Freisingen. 3) Lamb. Schaffnab. Anno 1075. p. 395. In dieser Schlacht war auch gefallen Ernest, Markgraf der Ostmark, vir in regno clarissimus et raultis saepe adversus Ungarios victoriis insignis. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056-1192 n. Chr. 319 Enthüllung seiner Absicht, die großen Fürstenhäuser zu schwächen, gab er selbst dem mit dem Papste nun auch zu unternehmenden Kampfe eine für ihn höchst nachthcilige Richtung. Die schmählich Unterdrückten erwarteten nur eine günstige Gelegenheit, das aufgeworfene Joch wieder abzuschütteln. Diejenigen, welche dem Kaiser, in Kcnntniß seiner geheimen Absichten, bisher zum Theile nicht aufrichtig gedient hatten, suchten sich nun, der eigenen Sicherheit wegen, von ihm zu trennen. So bildete sich eine furchtbare Gegenpartei: die meisten Reichsfürsten, Herzog Rudolph von Schwaben, Wels von Bajoarien, der wegen Karantaniens Verlust ergrimmte Berthold von Zähringen, Ottokar V., Markgraf der oberen Ka-rantanermark, der Aglajerpatriarch Sigehart, der Salzburgercrz-bischof Gebhard, die Bischöfe Hermann von Metz, Altmann von Passau, Adalbero von Würzburg u. v. A. K. Heinrich IV. selbst reizte zugleich den Papst Gregor VII. auf, diesen gewaltigen Gegnern durch das Ansehen der Kirche Festigkeit und durch seinen Beitritt ihren Unternehmungen den Vorwand eines rechtmäßigen Widerstandes zu geben. Weil er nun mehrere Prälaten ernannt und inoestirt hatte und die ercommunicirtcn Räthe nicht von seiner Seite ließ, forderte ihn Papst Gregor VII., jetzt auch von den Sachsen und ihren Verbündeten aufgerufen, Kraft seines apostolischen Amtes, gegen den des Thrones unwürdigen König zu verfahren, im Dezember 1075 nach Rom zur Verantwortung über alle angcschuldigten Verbrechen *)• In der vom K. Heinrich IV. am 24. Jänner 1076 zu Worms versammelten Synode vieler deutschen Bischöfe wurde zwar Gregor VH. als unrechtmäßiger Papst seiner Wurde entsetzt; dagegen aber schleuderte dieser auf den K. Heinrich IV. den Bannstrahl, erklärte ihn der deutschen Krone für verlustig und alle untergebenen Fürsten und Völker ihres Eides und Gehörsinns entbunden. Die mächtige Gegenpartei hatte anfänglich allein nur Deutschlands Wohl und ungetheilte Erhaltung, so wie die Bewahrung der allgemeinen Rcichsrechte und der Rechte der besonderen Stände und aller freien Germanen, ferne von den bereits hereinbrechenöen Gräueln des Bürgerkrieges, im Auge. Auf dem Reichstage zu Tribur 16. October 1076 faßten die Reichsstände den Beschluß, über alle Beschwerden gegen den deutschen König soll der Papst auf einer Reichsversammlung entscheiden, K. Heinrich IV. aber indessen außer Wirksamkeit bleiben; und wenn *) Lamb. Schaffnab. p. 403. 320 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 ir. Che. er binnen Jahresfrist nicht, rote es immer ferm möge, vom Bannflüche gelöst fey, der Regierung für immer verlustig erklärt werden •). wJt™mF@oN Jetzt gedachte K. Heinrich IV-, seine Parthei £.unfjt«r^iuamen? mächtiger zu stärken. Um die reichen und gewalti-3'10,s' gen Grafen von Mürzthal und Cppenstein gegen den obersteirischen Markgrafen Ottokar V. noch fester an sich zu ketten, durch sie.seinen Anhang gegen die Päpstliche Parthei und gegen die Feinde tin Reiche und in Italien zu verstärken, und für sich die Verbindung mit seinen Anhängern in Italien durch Karantanicn und die Marken stets offen zu halten, übertrug er noch bei Lebzeiten des hochbejahrten Herzogs Marquard die Ka-rantanerherzogswüröe auf dessen Sohn Luitolö, ungeachtet sie schon früher Berthold II., dem Sohne Bertholds I- von Zähringen, zu-gesichert war “).. enn«/”: Indessen sah sich K. Heinrich IV. doch ge- zwungen, wenn gleich nach altem Staatsrechte Ober-raroTö'saw™.**1 2 Haupt Roms und des Papsts als weltlichen Für-stens, nach Italien zu gehen, die tiefe Erniedrigung auf dem Schlosse der Gräfin Mathilde zu Kanossa zu erfahren, und vom 25. bis 28. Jänner 1077 vor Gregor VII. barfuß und im Bußkleide um Vergebung zu flehen. Weil jedoch, der bestandenen Kirchcnbuße und der Lossprechung vom Banne ungeachtet, Papst Gregor VII. selbst in der Hauptsache über K. Heinrich IV-eine neue Untersuchung nach seinen früher aufgestellten Grundsätzen anstelle» und entscheiden wollte; da auch seine Gegner im Reiche einer vollständigen Versöhnung mit dem Papste Hindernisse in den Weg legten, und sogar schon am 28. May 1077 den Herzog Rudolph von Schwaben zum deutschen Könige erwählt hatten: so ergrimmte K. Heinrich neuerdings zur Rache. Bereits hatte er Sieghart den Aglajerpatriarchen, den Herzog Welf von Baiern und den Grafen von Enns- und Gaiserwald Adalbero den Rauhen, Sohn des regierenden Markgrafen Ottokar V. und Bruder des nachherigen Markgrafen Ottokar VI., in der oberen Karantanermark gewon- 1) Lamb. Shhaffnab. p. 404-405, 412, 414. - Pertz. IV. 44—46, 49—50. 2) Idem, p» 417 — 424. — Annal. Saxo. Eccard, I. Anno 1057. — Bur-cliard. De casib. Monast. 8. Galli ap. Gold. p. 67—69. — Ughelli, Ital. Sacr. V. 57, 59, — De Rubels, p. 534» III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 3Ü1 nen *). Er eilte nach Karantam'en hinauf, wo noch der alte Herzog Marquarö lebte, von welchem und von dessen Sohne, Herzog Luitold, er thätigst unterstützt und sicher nach Deutschland geleitet wurde * 2). Ward nun auch der ohnehin schwer geprüfte Monarch jetzt dreimal noch in den Schlachten bei Melrichstadt 1078, bei Flaöenheim 1080 und an der Elster besiegt; so war doch auch der Gegner, Rudolph von Schwaben, im Kampfe gefallen und dadurch sein Anhang so verstärkt worden, daß er wieder nach Italien eilen (1081), Rom in Besitz nehmen (1084) und sich dort von dem, in der Synode zu Briren in Tirol erwählten Gegcnpapst Clemens ui- zum Kaiser krönen lassen konnte 3). Gregor VII., in der Engelsburg von den Römern selbst belagert, von Robert Guiskard aber befreit, starb hierauf I. 1085 in Salerno; und noch ragt der dunkelnde Schalten seines Riesenbaues in unsere Tage herab 4). Bei den anfänglichen Gesinnungen der deutschen Fürstenparthei hatte dieser Papst einige Kirchenhirten le?„'£eVunlni%V> in sein besonderes Interesse zu ziehen, und unter die- 3a‘;c sen vorzüglich den Erzbischof Gebhard von Salzburg und den Bischof Altmann von Passau mit so durchgreifender Gewalt zu begeistern verstanden, daß sie bis zu ihrem letzten Lebenshauche, trotz des größten Ungemachs und drohender Lebensgefahren, seine unerschütterlichsten und freudigsten Streiter im welthistorischen Kampfe geblieben sind. Von dem Tage zu Tribur, 16. October 1076, hatte der Erzbischof Gebhard die wahre Lage der Dinge und seine eigene, wie alle furchtbaren Folgen derselben erkannt und vorausgcsehen. Kaum nach Salzburg zurückgekommc», suchte er seine eigenen Streitkräfte zu erhöhen und die Zahl seiner Anhänger zu vergrößern; indem er viele Landesedle in Salzburg, Karantanien und auf den Marken mit Saalgütern und Renten be- *) An diesen Grafen Adalbero vom Enns- und Gaiserwalde soll Papst Gregor VII. ein eigenes Schreiben wegen Vermeidung der Gemeinschaft mit verehelichten Priestern erlassen haben, welches jedoch für unecht gehalten wird. Caesar. Annal. I. 507—508. z) Lamb. Schaffnab. ibid. — Chron. Ursperg. Anno 1057. — Berthold. Constant, et Annal. Saxo. Anno 1077. Per Carentaniae abruptas an-gustias Baioariam cum panels clandestine, snrrcptione intravit. — Per Cavinthiam Domno Marquardo et Fili'o suo Lintoldo Duce, šibi ducatom praebcntibus, ad Teutonicas partes rediit. 3) Sigeb. Gcmbl. et Addit. ad Lamb. Schaffnab. Annis 1077 — 1084. — Pertz. IV. 50 -52. *) Sigeb. Gcmbl. Anno 1085. Gefch. c. Steiermark. — iv. Bd. 21 322 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. lehnte und sie dadurch zu feinen Vasallen gewann. Zugleich ließ er eiligst und mit großem Aufwande die weit hinschauende Burg auf Hohensalzburg in stärksten Vertheiüigungsstand setzen, und zwei neue Vesten, das drohende Schloß Hohenwerfen am Eintritte des Salzastromes in die schauerliche Felsenschlucht des Luegs, und auf dem Petersberge zu Friesach eine zweite Burg von Grund aus erbauen: und zwar im Angesichte seiner Gegner, der Markgrafen an der Sann vorzüglich, welche bereits die hochstistischcn Güter aller Orten anfielen und beraubten ‘). Seine andringlichen Klagen darüber am Hostage zu Regensburg I. 1078 vor K. Heinrich IV. waren eben so vergebens, als die Bemühungen des Letzteren, ihn von der päpstlichen Partei abzubringen. ÄÄnme® Don Regensburg mit sicherem Geleite entlas-SaÄrg.wÄaf fen7 fand c5 hierauf Gebhard gerathener, vor der burg ge w a l t i?>v 1t i. drohenden Uebermacht zu weichen, nach Salzburg 3‘10,a" nicht wieder zurück zu gehen, den ihm gelegten Fallstricken gewaltsamer Einkerkerung zu entfliehen, und sich den noch freien Anhängern des Papstes in Deutschland in die Arme zu werfen; bei welchen er dann durch neun Jahre, thcilneh-mend an allen politischen Unterhandlungen "), jedoch als freiwillig Verbannter in Schwaben, Sachsen, ja selbst in Dänemark herum-wanderte * * 3). Kaum hatte der Kaiser Gebhards Selbstverbannung erfahren, so setzte er, während gegen den steirischen Markgrafen Ottokar VI. der Bruder, Rauhgras Adalbero, aufgereitzt werden sollte, einen ihm ergebenen bajoarischen Dynasten, Berthold von Moosburg, schimpfweise Prunzagil genannt, als Gewalthaber über das salzburgische Hochstist ein. Dieser rauhe Kriegsmann wußte sich durch Schrecken und Spenden bald selbst unter den Canonü kern und dem Adel des Hochstifts großen Anhang zu verschaffen. Er plünderte den seit dem H. Rudbertus her altbewahrten reichen Schatz der Erzkirche an kostbaren Kirchengeräthen und Priester- Die Burghuth von Hohensalzburg soll damals Erzbischof Gebhard seinem Rit- terministerialen Ernest von Gutrath, und jene zu Friesach dem Kuno von Kienburg (feinem Schwager, Gemahl seiner Schwester Dietburge von Helsenstein, spater 1088 als Wittwe verehelicht an Werner von Reichersbcrg) anvertraut habende Caes. Annal. I. 514 — 515. 3) Chron. Carstens. Rauch. I. 14. — Vit. Gebehardi im Admontersaalbuche 111. p. 10 — 11. Relicta sede sua in exilium II. Id. Octobris rccessit Anno M. L. XXVIII, — Hansiz. I. 271—275. II. 181 — 186. 3) Vit. B. Geb. ap. Can. Antiq. Leet. — Admontersaalbuche IV. p. 06-37. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Ehr. 323 klciöungen, und theilkc die hochstiftischen Lehen und Güter allein nur seinen und des Kaisers Getreuen zu *). Er selbst nahm dem Stifte Admont die Salzpfannen in Reichenhall, und belohnte damit den Grafen Gebhard von Burghausen; deren Zurückstellung erst wieder nach vieljährigem Streite unter Papst Jnnocenz II. und K. Konrad m. errungen werden konnte. In dieser Bedrängniß wahrscheinlich verließ der Priester Arnold das neue Stift Admont und die ®ur*%en Leitung desselben, welche dann AbtJsingrim über-nommen hata). Mit Adalbero dem Rauhen, Grafen im Enns- und Gaiserwald, schloß er ein Bündniß, welcher hierauf alle von dm Anhängern des flüchtigen Erzbischofs Gebhard bewahrten Besitzungen des Hochstifts bei Friesach plünderte und verheerte* 2 3). Eine Raubrotte, ungewiß, ob von Berthold oder Adalbero gesendet, überfiel das Stift im Admontthale, beraubte dort den Kirchenschatz und bedrängte die Mönche aufs Aeußerste4). Zwölf Lanzcnknechte rauften um einen Priesterschmuck, eine schwere Goldplatte mit Edelsteinen besetzt; ein Kleinod, tausend Marken im Werthe, welches Gebhard einst am byzantinischen Kaiserhofe als Geschenk erhalten hatte. Schon lagen acht dieser Lanzenknechte wechselseitig erschlagen in ihrem Blute vor der Pforte der Kirche, als der Priester Rordwin hinzu trat, das Kleinod in vier Stücke brach und so die Raubsucht der sich Raufenden befriedigte 5). Jetzt erhob sich aber mit Macht der Markgraf der oberen Karan-tanermark, Ottokar VI., fiel über seinen Bruder Adalbero und dessen Räuberschaaren her, schlug sie in mehreren Gegenden und hielt kräftigst seinen schützenden Schild über Admont und über alle salz-burgischen Allode im Traungaue und überall, so weit die Gränzen seiner Mark damals reichten 6). !) Vita B. Chunradi Archiep. Pez, Anecd, p. 230. Cap. VI. 2) Saalbuch. Ill 5. 2) Admontersaalbuch IV. Adalbero, praedas et incendia in Epipliania Domini apuA Frisacum faciens, ab Archiepiscopo Gebehardo excommunicatus est. '■) Saalbuch IV. p. 97. Qui (Bertholdus) et multa nostrae ecclesiae ornamenta diripuit, ipsum vero locum nostrum fere ad solitudinem redegit. 5) Vita B. Gebebardi. 'Admontersaalbuch III. p. 11 — 12. 6) Otachyr Marchio Styrensis , sagen die alten Salzburgerdacumente, Ar-chicpiscopis, Gebhardo, Tymoni, nec non et Chunrado I., jam senex, feliciter assistens, eos in persecutionibus fovebat; qui etiam cum Germane Adilberone guerram habuit. — Hansiz. II. p. 182. — Das alte S3ot-auerdekument sagt fast mit gleichen Werten: Otachyr Marchio, qui ten- 324 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. §hr. TO'Ä Nach dem Tode Papsts Gregor VH., 25. Mai E?Mch°/Gedhard 1086, erhielt Markgraf Ottokar VI. zugleich mäch-Ad'aldcr°'mit°dem lige Unterstützung aus Skiern und Salzburg. Denn Kirchen^ann^be- ^ kaiserlich gesinnten bairischen Eöeln und Dynasten vereinigten sich jetzt mit ihrem Herzoge Welf und verließen des Kaisers Sache Nicht ohne großes Blutvergießen * 1 2) ward die Parthei Bertholds von Moosburg in Salzburg, in Karantanien und auf der oberen Mark zu Boden geschlagen, er selbst von Salzburg vertrieben und der seit neun Jahren landesflüchtige Erzbischof Gebhard, mit Waffen geschirmt und begleitet von den Bischöfen Altmann von Passau, Meginwarü von Freisingen und von dem Schirmvogte Grasen Engelbert von Wasserburg, wieder feierlich in Salzburg, 1.1086, eingeführt3). Gebhards erste Sorge war es jetzt, alles seiner Hochkirche Entrissene wieder zurück zu bringen und die zerrütteten Verhältnisse wieder zu ordnen. Die Hartnäckigsten zwang er durch die Schrecken des Bannfluches zur Herausgabe des Geraubten und zu Sühnopfern für ihre Frevel 4), vorzüglich den Rauhgrafen Adalbero, welcher für die Dannesläsung seine Güter zu Eichdorf und Hauzenbüchel im Murthale und Aröning tm Aömontthale abtrat 5) und bald nachher, I. 1088, von seinen eigenen Dienstmannen, man weiß nicht, bei welcher Veranlassung, in der Gegend von Leoben erschlagen worden ist 6). poribus Heinrici IV et V inclytus suit, et Salzburgensibus Archiepi-seopis Gebhardo, Tymoni, nec non et Conrado, jam senex virilitcr as-sistens, eos in pcrsecutionibus fovebat, qui etiam cum Gevmano suo Adilberone gueram habuit, donee idem Adalbero a ministerialibus suis occisns est juxta Liubem. 1) Berthold. Constant. Principes Baioariorum duei suo Welphoni in Pascha reconciliati ab Henrico defecerunt. Die Chronik von Augsburg: Apud Salzburg et pene per totam Baioa- riam scditiones diversae et pugnae committuntur. 3) Vit. B. Gebeh. — Admontersaalbücher IV. p. 97—98. III, p. 12. ’>) Hansiz. I. 276. II. 186-187. 5) Auch dem Stifte Steicrgarsten hatte sich der Markgraf Adalbero, bevor er mit seinem Bruder Ottokar in Fehde gekommen war, durch Gütcrspenden wohlthätig bewiesen. Kurz, Beiträge. II. 474: Adalbero Marchio prae-bente fratre suo Otacliero Marchione tradidit etc. 6) Adalbero ab Archiepiscopo Gebehardo excoeimunicatus est; cui pro absolutione banni dedit Aichdorf, Huceupuhili et Arnick. Admontersaal-buch II. Alle 3 Besitzungen kamen nachher an das Stift Admont. — Das alte Voraucrdokument sagt: Qui Otachyr marchio gueram habuit cum Germane suo Adilberone; donee idem Adalbero a ministerialibus suis oc-cisus est juxtaLiuben. — Aquil. Caesar. Annal. Styr. I. 505 —506 übet die Fabelei, daß Papst Gregor VII. an diesen Adalbero geschrieben habe. 548. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 325 Während der Verbannung des Erzbischofs Gebhard hat sein Schwager, der Gemahl seiner Schwester Dietburgis, Graf Wern-Her von Reichersberg zugenannt (aus dem Stamme der Grafen von Plaien), auf seinem Schlosse zu Reichersberg am Jnnflusse ein Caiwnikerstift gegründet (I. 1080). Er hatte die reichen Al-loöe seines Vaters mit seinem Bruder Aribo solchergestalt ge-theilt, daß Aribo dreißig Mansus, bei Raölach am Radclberge an der Drau gelegen, bekam, er selbst aber dreißig Mansus in der Gegend von Kraubath im oberen Murthale behielt, welche er größ-tentheils zur Funöation von Reichersberg verwendete '). Am 15. Juni 1088 starb endlich auf seinem ZLMW» festen Schlosse zu Werfen, als hochbejahrter Greis, durg.iL.Juniio--. der thatenrciche, um Kirchen- und Christenthum in Karantanien und auf beiden Marken für alle Nachwelt hochverdiente und vom Geschicke vielversuchte Erzbischof Gebhard s), zur unendlichen Bestürzung und Trauer der apostolischen Parthei in ganz Deutschland 1 * 3). Cr war, schreibt der gleichzeitige Hugo von .Flaminia, ein Spiegel für alle Edlen, der gelehrteste und bewährteste Mann; voll Wahrheit sind seine Schriften, denen Niemand mit Grund entgegnen kann, welche in Ehrfurcht und Hochschätzung von allen Gläubigen der Kirche gehalten werden. Nach seiner eigenen Anordnung ward sein Leichnam nach Admont gebracht und dort in der Kirche seiner Lieblingsstistung feierlich beigesctzt. Der zweite Stiftsabt Jsingrim erbaute ihm ein schönes Grabmahl, und die Mönche drückten die Trauergefühle über ihren verlornen Stifter in einer dem Grabsteine eingemeißelten Inschrift aus. Jedoch diese alte Grabstätte ist schon lange verschwunden. Das heutige Monument in der Kirche zu Admont ist einfach und im Geschmacke des siebzehnten Jahrhunderts. 1) Moil. Boic. III. 399—403. — Hund. III. 154 - 157. — Admontersaal-buch III. p. 13. -) Cliron. Admont. Anno 1088. Gebchardus Arch Salisb. XVI. Kal. Jul. in Castro suo Werven, quod ipso construxerat, hujus vitae termi mim sor-litur. — Die ältesten Todtenbüchcr von Admont und Berthold von Constanz geben den 17., Gebhards Lebensbeschreiber aber gibt den 16. Juni an. XVII. Kal. Jul. besagen die Nekrologicn, Depositio Gcbeliardi Archiepiscopi Ju-vavensis, Fundatoris istius loci (seil. Admontcnsis), Admontersaatbuch IV. p. 98. j) Berthold. Constant.: Magnum innererem catholicis reliquil! — Utlb der Admontermönch in Vita B, Gcbeliardi. Saalbuch. III P> 13» •— Vita Chonradi I. ap. Pcz, Anecd. II. P. II. p. 325. 326 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Wie der Erzbischof Gebhard der unbeugsamste eteic“™ar(h'nft 3. Vorkämpfer der apostolischen Partei in Salzburg, R°m. Karantanien und in den Marken gewesen, eben so se>n Sohn o-t°- |j.Qnö öei. Pafsauerbischgs Altmann an der Spitze der Feinde des K. Heinrich IV. in der Ostmark; überall getragen und beschirmt von den Markgrafen Leopold Ul. und Ottokar V. Größtcntheils verweilte Altmann auf Ottokars fester Ennsburg. Von ihm vorzüglich ermuntert begann dieser Herr in seinem letzten Lebensjahre (1082) die Gründung des Stifts Steiergarstcn aus seinem erblichen Allodialbesitzthume. Um das Fundationsoermögen des neuen Klosters gehörig zu schließen und vollständig zu machen, gab Markgraf Ottokar dem Bischöfe Kirche und großes Gehöfte auf dem fruchtbaren Bchamberge bei Stcier, und löste damit die Kirche St. Maria zu Garsten sammt dein Dotationsgute derselben, nämlich allen Grund und Boden zwischen den Ramingbächen, dem Ennsflusse und der Steier als ewiges Eigengut des neuen Stifts. Im folgenden Jahre 1083 wohnte Markgraf Ottokar V. der Gründung des Stifts auf Göttweih bei, weswegen er auch im Stiftungs-diplome als Zeuge steht *)• Bald darnach hat der hochbejahrte Fürst, nach Geist und Sitte jener Zeit, eine Wallfahrt nach Rom zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus unternommen, und ist auch daselbst gestorben und beigesetzt worden * 2). Daß fein Sohn Ottokar VI. inzwischen die Mark und den Traungau verwaltet habe, ist natürlich; unbekannt jedoch, ob der Vater den Sohn früher schon und unter dem Titel eines Markgrafen an der Leitung seiner Länder habe Antheil nehmen lassen. Doch bewähren Urkunden, daß schon um das Jahr 1083 der Sohn Ottokvr VI. dem hochbejahrten Vater gefolgt und der zweite Markgraf von Steier gewesen sey. Dieser hatte sich um das^Jahr 1080, noch bei Lebzeiten des Vaters, mit Elisabeth, Tochter Leopold des Schönen, Mark-grafens in Oesterreich, vermählt, mit welcher er die zur Schließung feiner väterlichen Alloöe günstig gelegene Gegend von Wilhelmsburg bis an die Piesting als Mitgift erhalten hat, und dazu noch Herzogenburg, Kelichdorf, Affram, Eresberg, Rapottenkirchen und Gumpoldskirchen, welche Besitzungen bis auf den letzten Ottokar Vin. (I. 1192) bei diesem Fürstenhause geblieben sind 3). *) Caes. Anna!. I. 537. Der Sohn Ottokar VI. sagt in einer Garstnerurkunde: Sic enim et piae memoriae pater mens, Otaclier Marchio, qui Romae defunctus, donavit. 3) Ennenkels Fiirstenbnch. HI Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 35Ž7 Nachdem mittlerweile im Jahre 1087 Bischof jatmauw, zw«-Attinnnii der Klostergemeinde in Garsten die Je-heute zu Furth geschenkt hatte, trat Markgraf Ot- VL 3> 1033' tokar VI. am 19. Juli 1088 zu Lorch mit ihm in eine neue Unterhandlung. Er stellte dem Hochstiste Paffau alle alten, von Arnold, Grafen zu Lambach und Wels, seinem Blutsverwandten, vorlängst schon dem Vater, Markgrafen Ottokar V., gegebenen hoch-stiftischcn Lehengüter und Zehente im Lande ob der Enns, vorzüglich im Traungaue, wieder zurück. Dafür empfing er vom Bischöfe Altmann die auf Ottokarischem Alloöe gelegene, durch Brand zerstörte und zerfallene Kapelle an der Dietach beim Schlosse Steier, mit Recht und Freiheit einer selbstständigen Pfarrkirche, und mit allem Grunde und Boden im Thale an der Steier innerhalb der Gränzen von Kremsmünster, St. Florian, der Kirche zu Lorch und dem Ennsflusse. Diese Handlung war geschehen vor den Zeugen, den Pröpsten Dietmar von Passau, Hartmann von St. Florian, Engelbert von St. Pölten; den Grafen Friedrich von Pill-stcin, Hartwick von Hagenau; vor vielen Ministerialen des Hochstifts und Vasallen des Markgrafen *). Dieses durch Ottokar VI. zur Kirche in Dietach erworbenen Territorium ist die Grundfun-dation des im Jahre 1125 zu Gleink errichteten Stifts. Nach dem Tode des Erzbischofs Gebhard er--griff Berthold von Moosburg, das Haupt der kaiser- AfLMWtz lichen Partei in Salzburg, sogleich wieder die Ober-gcwalt daselbst und beraubte zum zweiten Mahle člf*01' J' 1090' die hochstiftischen Besitzungen und das Kloster zu Admont. Eben so schnell aber vereinigten sich die salzburgischen Ministerialen, Vasallen und der Clerus, den Herzog Welf von Baiern an ihrer Spitze, warfen ihn aus der Stadt, aus den hochstiftischen Landen hinaus, erwählten am 26. März 1090 den Abt Thiemo von St. Peter zum Erzbischöfe *), ließen ihn durch die Bischöfe Altmann von Passau, Adalbero von Würzburg und Meginwarö von Freifingen weihen und überlieferten die erzbischöflichen Burgen in seine Gcwalt;i>. Thiemo, vom Papste Urban II. mit dem Pallium be- !) Mon. Boic. XXIX. II. 44—46. - Kurz, Beiträge. II. 498 — 501. -Hansiz. I. 279. z) Admontcrsaalbuch III. 15. Chion. Admont. Anno 1090. — Saalbuch III. 14-15. IV. 98-99. — Hansiz. 11. 188. 328 III- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 ». Chr. ehrt, hat mehr durch seine Kunstbilöung und persönliches Geschick als durch gewaltiges Eingreifen in die Zeitereignisse die Aufmerksamkeit und Theilnahme der Zeitgenossen und Nachwelt auf sich gezogen. Er bewährte ein vorherrschendes Talent für die bildenden Künste, Plastik und Malerei. In den leidenvollen Tagen seiner Verbannung und Verfolgung gewährte ihm die schöne Kunst mit religiösen Werken Trost und Erheiterung '). Seine im sogenannten Steingusse verfertigten Standbilder machten ihn zu seiner Zeit so berühmt, daß die spätere Sage alle einigermassen werthvollen, religiösen, älteren Standbilder insgesammt seiner Künstlerhanü zugeschrieben hat, wie die Marienbilder zu St. Peter, Kremsmünster, Mariakulm, Admont, auf dem Weizberge bei Grätz und in vielen anderen Orten -). Wie der Stifter Gebhard bezeigte auch Thiemo dem Stifte Admont vorzügliche Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Nach dem Tode des Abts Jflngrim 7. Juni 1090 Gü'te°""nv Rech" berief Thiemo den Mönch Gisilbert aus Reichersten. 3- bl-lmit, einst mit ihm unter Abt Wilhelm in Hirschau, zum Vorsteher des St. Blasienmünsters, und vermehrte zugleich das Grundvermögen dieses Stifts, 1.1091—1093* * 3). Die älteste Aömonterurkunöe besagt Folgendes: „Diese sind die Gü-„ter und Renten, welche der Erzbischof Thiemo dem H. Blasius „zu Admont gespendet hat: den Stadelhof bei der Kirche St. „Amand in Admont selbst mit allem Zugehöre, die Furth oder das „Urfahr über den Ennsstuß (Vadum super Anisum) mit dem Erträgnisse, womit er es selbst besessen hatte; eine Salzpfanne und „das ganze Gericht zu Hall, bei Admont, und das gesummte Salz-„recht und der Salzsieöer daselbst (Jus salinae et focariorum „ejus) 4). Die Aue an der Enns sammt der Hube ain Grieß tut „Admontthale. Die Kirche St. Amand und die ganze Pfarre mit „allen Rechten 5). Die Gegend des Reitthales sammt allen Höri-„gen. Den Fischbann von der Gegend Heimenftock (Hemmastock) „an der oberen Klause tm Thale bis Glasbach, und auf dem Pal-„tenflusse vom Anfänge des Zelzthales bis zur Enns. Den Hö- *) Hansiz. II. 189—190. aus der Biographie Thiemos. -) Admontersaalbuch III. 14. — Caes. Annal, 8 t) r. I. 533 — 534. 3) Admontersaalbuch IV. 99. *) Saalbuch IV. 131. *) Ebendaselbst. 91. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 329 „ritten Enzihint mit seinen Ansitzen, alles, was er an bebautem »und unbebautem Boden, zu Liehen inne hatte, sammt drei Salz-»Pfannen zu Hall und zwei Huben zum Forste gehörig, und Me »Leibeigenen, welche von den Hörigen des H. Rudperts dem Stifte »Admont verblieben. Dietmannsdorf im Paltenthale mit allein Zu-»gehöre. Zu Brückern im Obcrennsthale ein Gut, das Lehcngut »Reinhards, welches er dem H. Blasius zu Admont geopfert hatte. »Den Stadelhof zu Untermanningen und zwei Güter zu Brückern »mit den Zehenten ‘). Eine Mühle am Bache Turrach. Ein Gut »zu Rastaüt, zu Hohenfeld und zu Oberndorf. Güter zu Weng »im Pongaue mit den Rücksässigen. Einen Stadelhof auf dem Buch-»berge; und Alles, was schon der Erzbischof Gebhard von Hor-»gcnbruck und Gerhohisbach mit Gewalt habender Hand dem Stifte »gegeben hatte, bestätigte er vor vielen Zeugen und dem Stiftsaü-»te Gisilbert im Jahre 1093 s).« Hierauf weihte Thiemo im Jahre 1091 die rh,-mo Kirche des vom Grafen Engelbert von Sponheim und Lavantthule zu St. Paul gegründeten Bene- ©ü/cHneerurn?“ dictinerstifts. Bei der vollendeten Gründung dieses ccn f.tioaim“lf' Stifts, nachdem dort Graf Engelbert I. eine Be-nedictinergemeinüe aus Hirschau unter Abt Wezilo eingesetzt hatte, sind auch mehrere Besitzungen in der unteren Steiermark als Fun-dationsgut gegeben worden, und zwar: in der Mark jenseits des Drauwaldes (trans slivam) zwei Weingärten; jenseits der Drau die Billa Ruoste oder Mariarast, und die nahe dabei gelegene Einöde in der Herrschaft Faal am Radelberge, daher auch die Wüste, Einöde Radimlack genannt, wo Graf Engelbert I. zugleich mehrere Mönche eingesetzt hat; Strielach oder Schrielau bei Marburg mit Weingärten und Zehenten l * 3). Abt Gisilbert hatte indessen auch eine neue Kirche zu Hall bei Admont erbauen lassen. Thiemo, ^“.'eräu7anus selbst zur Einweihung dem heiligen Kreuze zu Ehren ®Äur$. vmš.'e’ herbcigekommcn 4), eilte hierauf von Admont nach l) Saalbuch 4-7. -) Saalbücher II. 23. IV. 111—112, 114-115. - Zuvavia, Anhang. 281 -282. — Hansiz. II. 191. 3) Saalbuch von St. Paul im Johanncum p. 7-- 11. Das Todrenbuch von St, Paul sagt auch; 24. Mart. Memoria 8. Thicmonis Martyris Ar- 4) Chron. Garst. Rauch. 1.15. — Cliron. Salzb. Anno 1095. — Saalbuch IV. 91. 330 lH- Geschichte der Steiermark. J. 1056—1192 n. Che. Italien mit den Bischöfen, Berthold von Konstanz und Ulrich von Passau, zu der am 1. März 1095 eröffneten Kirchenversammlung; und er war auch anwesend auf der Synode zu Clermont, wo Papst Urban II. den ersten Kreuzzug nach Palästina zu Stande gebracht hatte. Kaum nach Salzburg heimgekommen, begann für diesen Kirchenhirten eine lange Epoche grauenvoller Bedrängnisse. Vergeblich hatte Bischof Berthold von Konstanz auf der Versammlung zu Ulm im Jahre 1093 die Herzoge Wels von Baicrn und Berthold von Allemannien ausgesöhnt, und dadurch eine allgemeine Waffenruhe in Bajoarien, in der Ostmark und in den karantanischen Marken bewirkt. Welf änderte bald wieder seine» Sinn; er erklärte sich für K. Heinrich IV. und that Alles, ihn mit den Reichsfürsten wieder zu versöhnen. Dadurch erhob Berthold von Moosburg abermals sein Haupt, und ergewaltigte sich des erzbischöflichen Stuhls mit den hochstiftischen Alloden zum dritten Male. Mit seinen Anhängern in Salzburg und Bajoarien sammelte er gewaltige Streitkräfte, und schloß Bündnisse mit allen kaiserlich-gesinnten Dynasten in Karuntanien und in den steirischen Marken, insbesondere mit dem Markgrafen an der Sann, Poppo Starkhand, mit dessen am Radelberge, im Thale der Mißling und bei Winöischgrätz reich begüterten Brüdern, Ulrich dem Jüngeren und Wcriganö von Grätz oder Windischgrätz, und mit deren zahlreichen Verwandten, Weriant und Rudolph von Witenswald, und mit Poppo von Zeltschach (in den St. Paulerurkunden 15. April 1100 auch Graf von Zeltschach genannt). Thiemo rüstete sich dagegen mit Eifer. Auch er gewann zahlreiche Landescdle im Salzburgergebiete, in Karantanien und in der Steiermark, von denen Viele seine Vasallenschaft nahmen; da er ihnen im Drange der hohen Gefahr sogar solche Saalgüter und Renten zu Lehen gab, welche längst schon zum Stiftungsgute von Admont gehörten '). n/galwidH-rAart Gleicherweise von seinen Brüdern Otto und Sfnte'lot"! Wolfram, Grafen von Wasserburg und Meglingen, und von Verwandten unterstützt, stand er an der BTutf*wno. 3«L Spitze eines zahlreichen Heeres. Am 6. December 1095 kam es bei Saalfelden zwischen Thiemo und Berthold zum Kampfe. Thiemo wurde geschlagen und gedachte, chiepiscopis Salisb., qui summum tempi um monasterii S. Pauli von« eecravit. Saalbuch IV. 105. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 331 durch das Tauerngebiet gegen Karantanien flüchtend, dort in einer seiner hochstiftische» Deflcn Sicherheit zu sinöen. Auf diesem Wege fiel er aber dem Markgrafen Starkhand, dessen Brüdern, den Grafen Ulrich und Werigand und ihren Genossen in die Hände, ward fortgefchleppt und in einer karantanischen Felsenburg durch fünf Jahre in leidcnvollcr Haft gehalten. Er sollte die von seinen Verfolgern hart belagerte hochstiftische Kammerstadt Friesach zum Lösegelde seiner Person herausgeben. Man stellte ihn sogar den Schüssen der Belagerten bloß; unter wilden Drohungen schlug man mehreren seiner gefangenen Anhänger und Blutsverwandten vor seinen Augen die Köpfe ab; aber nichts vermochte, ihn zu bewegen, durch Kirchengut Mitleid und Leben zu erkaufen. Ihn errettete endlich im Jahre 1099 die aufopfernde Freundschaft eines Klosterbruders. Thiemo, in Freiheit, sprach über seine Dränger den feierlichen Bannfluch aus und eilte fort zu seinem Jugendfreunde, Bischof Berthold von Konstanz *). Bei diesen blutigen Begebnissen hat sich Mark-graf Ottokar VI., wie sein Vater dem Erzbischöfe e^!‘, Gebhard, auch dem schwer bedrängten Thiemo als Vertheidiger bewährt, wenn gleich nicht mit entschiedenem Erfolge 2). Um das Jahr 1094 war Ottokar (Marchio) persönlicher Zeuge, als Graf Eckbert von Neuburg, Formbach und Pütten das Stift Formbach mit reichen Gütern und Gülten zu Pütten, Werth, Brunnbach, Baierbach, Schmiedstorf, an der Gloknitz bis Klamm, zu Potschach und Würflach in Unterösterreich beschenkte 3). Ottokar VI. selbst schenkte der Stiftskirche zu Steiergarsten im Jahre 1099 die St. Magdalenenkapelle in Haselbach nördlich der Donau mit ihrer Dotation zu Niederwinkel 4). Die Befreiung des unbeugsamen Erzbischofs Thiemo (I. 1099) fiel gerade in die Zeit, als die Freudenbotschaft von der Eroberung der heiligen scn $"1nioi. 3fl|,r Stadt Jerusalem die ganze abendländische Christenheit aufregte. Sogleich sendete Markgraf Leopold der Schöne von Oesterreich ein neues Heer mit Aöelram von Prag, Hadmar von >• !) Vit. Chunradi Archiep. Pez. p. 230-233. — Caes. Annal.I. 558-560. "TUv ml") Vorauersragment. -£/3) Mon. Boic. IV. Anno 1091. Kurz, Beiträge. II. 477. 332 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Kuesarn und Ulrich von Wolkenstein nach Palästina >); auch war unter Herzog Welf von Baiern ein gewaltiges Heer von 150000 Kreuzfahrern aus Deutschland, Kärnten und den steirischen Marken in der Ostmark zusammen geströmt, mit welchen nun die Mark-grästn Ida, Witwe Leopold des Schönen, Graf Heinrich von Regensburg, Erzbischof Thiemo, Bischof Ulrich von Passau, Abt Gi-silbcrt von Admont mit zahlreichen Vasallen in das heilige Land fortzogcn -). Allein zwei Drittheile dieses Heeres erlagen den Beschwerden des Zuges und den Schwertern der Sarazenen; die klebrigen kamen auf dem Rückwege um, wie Herzog Welf selbst zu Paphos auf Cypern. Auch die Markgräfin Ida kam nie wieder heim. Abt Giselbert von Admont soll am 1. October 1101 bei Jerusalem umgckommen, und Thiemo am 30. September 1101 den Tod eines heldenmüthigcn, christlichen Märtyrers gestorben seyn * * 3). ^“ri)cr7°flS2u!toi7 Don dem Mürzthlllergrafen und Karantaner-H°He/nn"ch»"und Herzoge Luitolph scheint weder Erzbischof Gebhard, tuu^vo'n it uml noch Thiemo bedrängt worden zu seyn, ungeachtet bteä}t' n£r 1090- er von K. Heinrich IV. wider Berthold den Zähringer eben so aufgereizt worden war, (1080—1083) wie der Böhmenkönig Wratislaus H. gegen Markgrafen Leopold von Oesterreich. Dieser gewaltige Herr strebte sogar selbst nach der deutschen Kaiserkrone gegen den hart verfolgten K. Heinrich IV. Plötzlich starb er im Jahre 1090, und hinterließ das Karantaner-herzogthum seinem Bruder Heinrich 11-, bisher Markgraf von Istrien 4). Dieser vollendete die durch den Vater, Marquard, und Bruder, Luitolph, begonnene Gründung und Ausstattung des Stifts St. Lambrecht im Walde an der Theja. Im Jahre 1096 ließ er vom K. Heinrich IV. in Verona Alles vom Vater und Bruder bisher Veranstaltete und Geschenkte feierlich bestätigen, insbeson- *) Hanthal. Fasti Campilil. II. 1039. ') Admontersaalbuch IV. sagt; Sighard, filius Mutonis, de familia S. Blasii, Jerusalem tendens obiit. 3) Annal. Saxo.et Abb. Ursperg. Anno 1101. — Cliron. Admont. Pez. Anno 110t. — Necrolog. Admont. II. Kal. Octobr. Depositio B. Tiemonis Avchiepiscopi, qui et martyr. — Kal. Octobr. apud Jerusalem Gisel-bertus Abbas. — Vit. B. Tiemonis ap. Pez, — Hansiz, II. 192 — 201. Ein sehr richtiges Urtheil über die Uebertreibungen der Vita B. Tiemonis fällt der geistreiche Bischof Otto von Freisingen L. VIII. cap. 7. — Ad-montersaalbuch III. 16. IV. 100. — V it. B. Chunradi ap. Pez. p. 225. 4) Annal. Sax. Anno 1090. — Annal. Hildesh. ap. Leibniz. I. 732. — Herrn, tiontr. Anno 1097 Cons. Ursperg. Anno 1101. — Dipl. Styr. II. 374. — Murator, Script. Ital. 111. 360. —St.. Lambrechtersaalbuch. IN. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 333 öcrc die freie Abtswahl, das Schirmvogtamt der Karantanerherzoge, und die Stellung des neuen Stifts unter den unmittelbaren Schutz der Kirche und des apostolischen Stuhls ')• Am 7. Jänner 1100 schenkte er in zwei Spendebriefen für sein und für das Seelenheil seiner Gemahlin Liutgarde, seines Vaters Marquard und seiner Mutter Liutbirga, dem Stifte St. Lambrecht die Kirche St. Martin zu Lint (bei Knittelfeld) und das Dorf daselbst mit Mühle, Backerei, Stadelhof und Fischweide; die Alpen Seethal und Swal-benthal mit dem Thale des Wurmbaches und allen Wäldern daselbst; ein zur Kirche in Lint gehöriges Gut Zidelarn genannt; die Kirche St. Maria zu Grazzluppa oder Maria-Hof mit Ausnahme der Vasallen, und dann Lehengüter, Mauthstätte, Markt- und Mauthgebühren zu Judenburg; das Afflenzthal mit der Kirche, mit Lehensleuten und Hörigen, mit Wäldern, Jagd-und Fisch-tmnne, mit dem Diberfange, mit Salzquelle und Erzgrube daselbst; die Kirche St. Maria in der Grafschaft Mürzthal mit Stadelhof zu S a lchdvrf und mit allem anderen Eigenthume in der Grafschaft; die Kirche St. Georgen in A dri ach; das Gut Piberthal (Pi-6er) genannt; die Pfarre St. Andra in Piber; die Kirche St. Margarethen mitZugehör, mit Ausnahme aber der Vasallen und deren Lehengüter; die Waldung, insgemein Forst genannt, mit allem Gewinne an Jagd, Honig, Marderbälgen, mit den Waldhütern, Förstern genannt, die Kain ach mit dem Fischbanne und Bibersange; das Dorf Sedingen und den Stadelhof Zeüernike genannt, mit den Weingärten daselbst. Diese reiche Spende geschah vor den als Zeugen Anwesenden: Graf Udelschaek und dessen Sohn Konrad, Graf Walt von Riuna, Wilhelm von Huninburg, Stark-hnnö, Markgraf von der Soune, und dessen Bruder Ulrich, Ruprecht von Dietrichstein, Liutolö, Günther, Gerhoch von Trevesse, Poppo von Zeöelsach, Walther von Lungau, Pabo von Suplich (Schäufling), Liutold von Sonnenberg, Otto von Pustris. Der vollständige Stiftungsbrief für St. Lambrecht lautet, Mainz 17. Februar 1104, folgenöermassen „Weil bei fortwährenden Sünden die nachfol- v „genden Zeiten und Alter immer ins Schlechtere 3' 11M-„fortgehen, so habe ich, Heinrich, durch göttliche Gnade Herzog „von Kärnten, Fürsorge getroffen, durch gegenwärtige Schrift der l) Saalbuch von St. Lambrecht. — Caesar. Annal. I. 550—551. ") Diplom. Styr. II. 271-273. — Saalbuch von St. Lambrecht. 334 m. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. „allgemeinen Kunde aller Nachkommen zu überliefern, wie daß ich „die Abtei St. Lambrecht, welche gelegen ist im Salzburgerbis-„thume, in der Grafschaft Friesach, jenseits des Wassers derThe-„ja (Theodosia), aus der väterlichen Erbschaft ausgestattct und einge-„richtet habe. Vorgenannte Abtei hat nun schon mein Vater, Mar-„quarö, zum Heile seiner Seele, wie auch seiner geliebten Gemah-„lin, meiner Mutter Liutbirge, und aller seiner Verwandten sowohl „des gegenwärtigen als des zukünftigen Geschlechts, aus seinem „eigenthümlichen Grunde und Boden, welchen er erbsweise besaß, „zu erbauen begonnen. Und weil er das Vorhaben seiner from-„men Ergebung in den Herrn, vom Tode überrascht, nicht hatte „vollenden können, so habe ich, Herzog Heinrich, sein Sohn, mit „Gunst göttlicher Barmherzigkeit und in der Hoffnung, der Ver-„geltung theilhaflig zu werden, das Werk zu vollbringen unternom-. „men. Zum Genüsse also der dort Gott dienenden Klosterbrüder „habe ich derselben Kirche zum ewigen Besitze von meinem Eigen-„thume geschenkt, wie es hier verzeichnet folgt: Die Kirche St. Ma-„ria im Thale Grazzluppa mit Ausnahme der Vasallen und ihrer „Lehcngüter, mit allem Rechte, so sie jetzt fort und fort haben wird, „in Gegenwart des Abts Hartmann, seinen Nachkommen in aller „Unterthänigkeit zu dienen; und in demselben Thale die Rücksässi-„gcn mit ihren Lehen, wenn sie ohne Kinder aus ihren rechtmä-„ßig ihnen verbundenen Weibern sterben, mit gewalthabcnder Hand, „fern von aller Einsprache. Im Umkreise des Stifts im Thale Mar. „geftal vom Steine, Grabenstein genannt, und von der Alpe „Warguste, und vom Ursprünge des Baches Laznika bis zu öes-„sen Einfluß in die Mur, habe ich gleicherweise dem gedachten Stifte „alles unterworfen; und an demselben Flusse ein Gut, Pcrndorf „mit der dabei liegenden Alpe Zeyrike. Weiters den Markt zu „Judenburg mit allem Erträgnisse, mit der Mauth und demZoll-„rechte von allem Vorüberziehenden. .Die Kirche zu Weißkirchen „mit allem gegenwärtigen und zukünftigen Erträgnisse. Die Kirche „St. Martin zu Lind mit allem Zugehöre, das Dorf daselbst, mit „Fischweiher, Mühle, Fischereien nnd den Stadclhof, welchen Ozi „inne hat, mit Ausnahme des Wolfstrigl und seines Lehengutes. „Im Thale Avelenz hundert königliche Mansus von den Gränzen „Weissenbach und Feichte, mit der Kirche, mit Lehensleuten und „den Rücksässigcn, Helmwert, Walöruno und Kadeloch, mit den „Söhnen, Engelmund ausgenommen, mit allen Nutzungen, mit „Wäldern, Jagden, Fischereien, Weiden, mit Salzquelle und Erz- III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 335 »grübe, mit Bibern und Mardern. Und in derselben Zusammengrän-»zung in der Grafschaft Mürzthal genannt, die Kirche St. Geor-»g en, gelegen auf dem Gute, was Lob ink genannt wird; die Kirche »St. Maria mit dem Stadelhofe Schalchstorf und Alles, was ich »in derselben Grafschaft besessen habe, mit Ausnahme der Lehengüter »Waldosund Gundakars. Die Pfarre St. Georg en zu Adriaeh. »DasHerrschaftsgut im Orte Piberthal genannt. Die Pfarre St. »Andr ä und die St. Margarethenkirche mit allem Zugehöre, die »Lehensleute mit ihren Lehengütern ausgenommen. Die Waldung, »insgemein Forst genannt, mit allem Erträgnisse, mit Jagden, »Honigsammeln, Marderbälgen, mit den Forstknechten, Förstern »genannt, den ganzen Äainachfluß mit allen dazu gehörigen Fi-»fchereien, Biberjagden bis zum Flusse Teukwitz (Dugitfch). Das »Dorf Gedingen, wo Dietmar seßhaft ist, mit dem angränzenden »Gute bis zur Piberalpe. Einen Stadelhof zu Zedernitz mit »allem Zugehöre und mit den Weingärten daselbst. Dieser Spenüe-»bricf ist nach seinem vollen Inhalte bestätiget worden auf dem »allgemeinen Hostage zu Main; in Gegenwart und mit Genehmi-»gung K. Heinrich IV. unter Zeugenschaft folgender Fürsten: Frieö-»rich, Erzbischof von Köln, Bruno, Erzbischof von Trier; der »Bischöfe: Burkhard von Münster, Erlung von Würzburg, 111-»rich von Eichstädt, Hartwick von Regensburg, Otto von Bam-»berg, Hermann von Augsburg, Heinrich von Freisingen, Geb-»hard von Trient; der Herzoge Welf von Daiern, Luither von »Sachsen, Friedrich von Schwaben, Gottfried des Pfalzgrafen; der »Markgrafen Hermann, Luitpold, Dietwalü; Graf Berengar ')." Mit diesem Vorgänge war nun das, wohl schon seit dem Jahre 1070 begonnene Werk der Stiftung von St. Lambrecht vollendet. Die erste Stiftsgemeinde kam aus St. Blasien im Schwarzwalüc hieher, geführt von ihrem Prior, Hartmann, welcher jetzt zum Abte des neuen Stifts war erhoben worden 2). *) Diplom. Styr. II. 374-277. — Eine zweite Bestätigung ist vom 14. Februar zu Mainz 1114 vom K. Heinrich V. St Lambrechtersaalbuch. Der Sage nach soll damals St. Lambrecht auch das Herrschastsgut und die Kirche zu Mariahof erhalten haben von Beatrix, Tochter Marquards, und Schwester Herzogs Heinrich II., Herzogs in Kärnten; welche, um das Jahr 1120 gestorben, zu Mariahof begraben liegt? -) C'acs. Annal. I. 562—504. Andere gänzlich unbegründete Meinungen über die früheren Verhältnisse dieses Abts Hartmann. 336 HI. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. S« e'Äof Nach dem blutigen Tode Thiemos im fernen i» Salzrurg. Jahr Asien hatte sich Graf Berthold von Moosburg noch einmal auf den erzbischöflichen Stuhl in Salzburg eingeörungen und fast fünf Jahre auf demselben behauptet. Wenn gleich schon im Jahre 1103 Konrad I. als Thiemos Nachfolger rechtmäßig erwählt worden war, so konnte er doch lange nicht zur obcrhirtlichen Wirksamkeit gelangen, Er that indessen, was er konnte. Sogleich nach dem Tode des Abts Gisilbert hat er die Leitung dc§ Stifts Admont dem Lambacher Abte Wezilo übertragen, und nach dessen baldigem Tode, im Jahre 1104, die Abtenwahl der Stiftsgemeinde freigegeben, welche den Mönch Heinrich aus Kremsmünster zum Krummstabe berufen hat'». Erst im Jahre 1106, nach Vertreibung Bertholds, bestieg Konrad I. den Metropolitenstuhl in Salzburg selbst 1 2 3). Er war aus dem altbajoa-rischen Geschlechte der Grafen von Abensberg entsprossen, Neffe Ottos von Abensberg, Vaters von dreißig Söhnen. Als Hofkaplan des Kaisers entwickelte er strenge Grundsätze hierarchischer Selbstständigkeit, besonders gegen den Frevel der Simonie. Dieser Geist zog auch ihm, wie seinen Vorgängern Gebhard und Thiemo, in den ersten Jahren seiner Würde grausame Verfolgungen und bittere Leiden zu. Aber gleich Jenen blieb auch er unbeugsam. In Salzburg, in Ka-rantanien und auf beiden steirischen Marken vernichtete er allen Lehenbesitz, der nicht von Gebhard oder Thiemo gegeben war und rrtheilte überall neue Belehnung ß). Auf die hartherzigen Verfolger Thiemos, die Grafen von der Soune, Poppo Starkhand, We-rigand und Ulrich, schleuderte er sogleich den Bannfluch, zwang sic, sich mit der Kirche wieder zu versöhnen, reiche Spenden zu thun und alle geraubten oder widerrechtlich empfangenen hochstifti-schen Lehen heraus zu geben. Damals wohl erhielt auch das Stift St. Paul im Lavantthale von Weriand von Windischgrätz (de Grez) zwei Güter zu Zcllnitz (Colniz) jenseits der Drau, und von einem gewissen Liudwit den vierten Theil der Erträgnisse zu Feistritz in Lembach bei Marburg 4). 1) Saalbuch III. 18. Das Cliron. Admont, hat die Einsetzung beS Abts Wc-zilo im Jahre 1107? 2) Cliron. Admont. Anno 1102. — Saalbuch III. 16. IV". 100. 3) Chron. Garst. Rauch, p. 16. — Vit. B. Chunr. Pez. Anecdot. II. P. III. 222—229. — Caes. Annul. I. 578—579. *) Saalbuch von St. Paul. p. 13. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr- 33? Aus Karanlanien eilte er in die obere Steier-mark, um daselbst dem in den abgewichenen Jahren n!m’zl.-gänzlich erschütterten Stifte zu Admont wieder auf- @mt 2u™°nt" 3 zuhelfen '). Dort hatte der auf seine Veranlassung von Kremsmünster herbeigerufene Abt Heinrich I. den ersten apostolischen Bestätigungsbrief des Papsts Paskal H., Rom, am Lateran 25. October 1105, erhalten, in welchem folgendes Wesentliche besagt wird: „Aus apostolischer Macht setzen wir in diesem „Briefe fest: daß alle Güter und Besitzungen, welche das Stift „Admont entweder von dem Erzbischöfe Gebhard, oder von seinem „Nachfolger Thiemo, oder durch gesetzliche Schenkungen anderer „Gläubigen, oder auf was immer für eine rechtliche Weise heut „zu Tage besitzt, oder künftig durch Gestattung der Päpste, durch „Freigebigkeit der Fürsten, oder durch Opfer der Gläubigen recht-„mäßig und canonisch erlangen kann, fest und unangefochten euch „(Abt Heinrich und seiner Stiftsgemeinöe) und euern Nachfolgern „verbleiben sollen. Alles soll vollständig zum Genüsse Derer, zu „deren Erhaltung und Leitung es gegeben worden ist, verwendet „werden, mit Vorbehalt der canonischen Ehrcrbicthung gegen den „salzburgischen Oberhirten, welchem jedoch keineswegs gestattet seyn „soll, irgend eine Plackerei oder eine Ordnung, welche die Regel „der Regularen beeinträchtiget, einzuführen. Auch soll weder der „Oberhirt, noch der Abt selbst Macht haben, ohne Zustimmung der „einsichtsvolleren Mitglieder, Stiftsgüter als Lehen Jemanden zu „übertragen oder auf andere Weise hintanzugeben. Auch die Be-„gräbnißstätte in Admont zu wählen, soll Jedermann freigestellt „seyn, und der letztwilligen Anordnung und der Frömmigkeit öer-„jenigen, welche daselbst begraben seyn wollen, darf kein Hinder-„niß gelegt werden; den Fall ausgenommen, wenn der kirchliche „Bannfluch auf ihnen lastet. Laien und Weltgeistliche, welche in das „Stift Eintreten und sich daselbst vergelübden wollen, darf keines „Bischofs oder Vorgesetzten Widerspruch hindern. Niemand darf „weder auf heimlichem Wege der List, noch durch Gewalt als Abt „der Stiftsgemeinde vorgesetzt werden, als allein nur derjenige, wel-„chen die Brüder in gemeinschaftlicher Uebereinstimmung, oder der „überlegtere Theil der Brüder in Gottesfurcht und nach der Re-„get des seligen Bcnedictus wird erwählt haben. Wer immer aus „dem kirchlichen oder aus dem weltlichen Stande es wagen wird, *) Admontersaalbuch III. 18. Chron. Admont. Anno 1110. Gesch. v. Steiermark. - iv. 359. 22 338 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. «wissentlich und verwegen dieser unserer schriftlichen Anordnung «entgegen zu handeln, und nach zweiter und dritter Mahnung sei-«nen Frevel durch entsprechende Genugthuung nicht sühnet, der soll «aller Macht und Ehre seines Amtes verlustig seyn; er soll der «begangenen Ungerechtigkeit wegen des göttlichen Gerichtes für schul-«dig sich erkennen, des allerheiligstcn Fleisches und Blutes Gottes «und unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi nicht theilhaftig «seyn und im letzten Gerichte der strengen Strafe unterliegen. Al-«len aber, welche dem Stifte Admont seine Rechte bewahren, sey «der Friede unseres Herrn.Jesus Christus, auf daß sie sowohl hier «auf Erden die Frucht einer guten Handlung erhalten, als bei dem «strengen Richter die Belohnung ewigen Friedens finden mögen ’)•" Der seiner ersten Anwesenheit spendete sodann we«M@ütetn "m 6er Erzbischof auf dem Altäre der heil. Maria und neueitSn* des heil. Blasius in der Kirche dem Stifte zu ewi-tionsurkunde. 3- gem Cigenthume dreißig Mansus am Radelgebirge gelegen, von denjenigen Gütern, welche Graf Weriand von der Soune für die Lösung von Sünde und Bannfluch wegen des an dem Erzbischöfe Thiemo verübten Frevels theils abgetreten, theils als widerrechtliche Lehen herausgegeben hatte. Auf die Schenkungs-Handlung folgte sogleich die feierliche Uebergabe oder Investitur"). Hierauf erneuerte der Erzbischof den Fundationsbrief des Stifts selbst, weil das erste Document während der Verfolgung durch Ber-thold von Moosburg beim Stiftsbrande vernichtet worden war. Er führte darin alle von dem Erzbischöfe Gebhard dem Stifte gegebenen Fundationsgüter namentlich auf, fügte auch diejenigen Besitzungen und Gerechtsame hinzu, welche Admont von dem Erzbischöfe Thiemo erhalten hatte, und beschloß mit seinen eigenen Schenkungen, welche er folgendcrmaffen bezeichnet: «Die Güter zu Ra-«delach (am Nadelgebirge), welche Graf Weriand für Lösung von «Sünde und Bannfluch wegen des an dem Erzbischöfe Gebhard be-«gangenen Frevels abgetreten und an Hochstiftslehen selbst wieder «herausgegeben hat. Eine Salzpfanne mit vollständigem Rechte zu «Hall im Admontthale. Zwei kleinere Salzpfannen daselbst in der «Nähe des Stifts, wofür er jedoch von dem Stifte zurücknahm vier «Mansus zu Fraskorn, drei Lehengüter zu Gerhohcsbach und Admontcr Archivs-Urkunde A. n. 60. — Saalbuch III. 63—64. IV. U-15. Saalbuch IV. p. 10-11, 127, 129. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n., Chr. 339 »ein Gut im Pongaue auf dein Buchberge. Eine vierte Salzpfanne, »und endlich jene Salzpfanne zu Hall, welche ihm Wernher bim »Memminghofen übergeben hatte '). Alle Waldungen nördlich der »Enns von Glasibach bis Weng und Puchau, alle Neubrüche und »Zehente, und dann weiter fort alle Wälder, Alpen und Gebirgs-»abhänge in den Lausachbach fammt dem dazu gehörigen Lehengute »und dem Waldhüther, Günther genannt. Alle Gerechtsame und »Gerichtsbarkeit, welche das Hochstist Salzburg schon von der Grä-»fin Hemma (von Friesach und Zeltschach) her im ganzen Admont-«thale besessen hatte, bleibt vollständig und als Herrschaftsrecht dem »Stifte Admont bestätiget. Zu diesen Gerechtsamen gehört, daß »Niemanden erlaubt ist, außer stiftischen Hörigen, aus den anlie-»gendcn Wäldern ein Stück auszuroden und Neubrüche zu machen; »selbst aller zu fremden Salzpfannen zugewiesene Boden bleibt, »wenn die Waldung abgcstockt ist, dem Rechte und der Gewalt des »Stifts. Alle Zehente, die gegenwärtigen und zukünftigen Neu-»brüchc innerhalb der stiftischen Zehentgränzen werden nach der »Anordnung der früheren Erzbischöfe dem Stifte Admont gleichcr-»weise für immer bestätiget * 2)." Inzwischen hatte die Empörung des kaiserlichen Sohnes Heinrich V. gegen seinen Bater in Deutsch-land reissrnüen Fortschritt gewonnen. Die Haupt- tmmi:i>en'3'U07' stärke des Kaisers machten die österreichischen und böhmischen Heer-schaaren unter dem Markgrafen Leopold d. Heil, und dessen Schwager, dem Herzoge Borzivoi. Schon standen sich die Heere am Flusse Regen gegenüber zur blutigen Entscheidungsschlacht, als Markgraf Leopold und Borzivoi sich zu dem Empörer Heinrich V. schlugen, und den alten Kaiser im entscheidenden Augenblicke verließen. Markgraf Leopold empfing dafür die Kaiserstochter Agnese, Witwe Herzogs Friedrich von Hohenstaufen und Mutter Kaisers Konrad m., und feierte mit ihr seine Vermählung zu Mölk, am I.Mai 1106, bei welcher auch sein Schwager, Markgraf Ottokar VI. von Steter mit der Schwester Sophia anwesend gewesen ist 3). Bald darauf, 22 * *) Saalbuch IV. 68. 2) Stiftsurkunde A. 1. — Saalbuch III. 20, ,12-111. IV. 115—117. Das dermal nicht mehr erhaltene Sigill der Urkunde zeigte (im Jahre 1435 noch wohlerhalten) den Erzbischof mit Insel und Stab, mit der Inschrift: „Cliuon-radus Salzburgensis Archiepiscopus.“ Archivsurkunde A. 13. 3) Otto Frising. Chron. II. cap. 9. — Anna!. Saxo. Conrad. Urspcrg. Annia 1105, HOC. 340 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1191 n. bhr. 7. August 1106, erfolgte der Tod des schwer geprüften Heinrich IV., und der Sohn Heinrich V. folgte als Kaiser. Ottokar VI. beschäftigte vorzüglich seine und seines Vaters Stiftung zu Stciergarsten im Traungaue. Er ließ die dortige Gemeinde der Canoniker (I. 1107) ouflöfcn, durch den frommen Abt Hartmann Bcneöirtinermönche aus Göttwcih unter einem Prior Wrinto (I. 1108) einsetzcn und vom Abte Hartmann die Oberleitung desselben Stifts führen *)• Die Bürgerkriege in Ungarn zwischen Almus “'«ÄST und Colomann, Bela und Boritius, an welchen nc-schen Steiermark. j;,en öem A Heinrich V. auch Markgraf Leopold der Heilige mit verwüstenden Heerzügcn dis über Eisenstadt hinab thätigen Antheil genommen hatte (I. 1106, 1108, 1110), scheinen die Steiermark und ihre Markgrafen eben nicht sehr in Anspruch genommen zu haben * 2). Zu dieser Zeit (I. 1106) hat der Patriarch Ulrich von Aquileja die letztwillige Anordnung eines karantanischen, auch in der slovenischen Steiermark reich begüterten Grafen Chazelinus in Erfüllung gebracht. Er ließ den auf seinem Allodialgute Göttlich verstorbenen und begrabenen Grafen Chazelin nach Doberndorf im Jaunthale übertragen, dort eine neue große Kirche erbauen, einweihen, daselbst den Leichnam des frommen Grafen beisetzen und der genannten Kirche die reiche Spende desselben, nebst vielen andern Gütern auch die Zehente zu Windischgräß und im Jaunthale, sammt den Pfarren zu Raß, Jaun, St. Kantian, St. Michael und zu Gratz (Windischgräß) als Fundationsgut für eben diese Kirche und die dabei eingesetzten Canoniker urkundlich versichern 3). Im Stifte St. Lambrecht war um das Jahr Paskal u? f5r*Do$ 1106 Abt Hartmann gestorben und Abt Jakob dem- *) Chron. Admont. 1108. Ordo monachorum coepit in Garsten. Vita B. Bertholdi. 11. p 88. Es verdient bemerkt zu werden, daß einige von den in Steiergarsten zuerst eingesetzten Clerikern Eigenleute. Hörige des Markgrafen Ottokar VI. gewesen sind, welchen er nicht wie dm übrigen den freien Austritt gestattete, sondern sic die Benedictinerregcl anzunchmen nothigte. Won Diese» ist dann später Ulrich Abt zu St. Lambrecht, ein zweiter Ulrich Abt zu Gleink geworden, und Eberhard, ein treuer Kapellan und Freund des nachherigen Abts Berthold, in Garsten selbst geblieben. — Caesar, Anna). I. 581—582. 2) Otto Prising. Chron. VII. 146. — Schrötter, Geschichte von Oesterreich I. 298. 3) Ambros Eichhorns Beiträge I. 219: „Com deeimis Gradu, et decimis Jun, et quatuor plebilms et servitiis earum, quarum una est Ras, duae Jon, ad 8. Cantianum et 8. Michaelem, una Graedz in dotem prae- IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 341 selben gefolgt. Dieser verwendete sich in Rom um besonderen apostolischen Schutz und einen Bestäti-gungsbrief für sein Stift, und erhielt eine Bulle Papsts Paskal II. 25. März 1109 mit denselben besonderen Versicherungen des unantastbaren Besitzthums, der freistehenden Begräbniß und der freien Abtenwahl, wie das Stift Admont im Jahre 1105 erhalten hatte; jedoch mit dem neuen besonderen Beisatze: »daß das Stift St. Lam-»brecht die Weihungen des heiligen Chrysams, des heiligen Oeles, »der Altäre und Kirchen von dem Salzburgeroberhirten, in dessen »Sprengel das Stift gelegen ist, zu empfangen habe, wenn öer-»selbe die Gnade und Gemeinschaft des apostolischen Stuhles ge-»nieße. Ist dieses aber nicht der Fall, so mag sich dies Stift an »jeden anderen beliebigen katholischen Obcrhirten bittlich wenden, »um von ihm, gestützt aus das Ansehen des apostolischen Stuhles, »die Saeramente der Weihungen rechtmäßig zu empfangen. Zum «ewigen Gedenkzeichen dieser von der römischen Kirche erhaltenen »Freiheit habe das Stift St. Lambrecht jedes Jahr einen Byzan-«tiner-Goldgulden im latcranensischen Pallaste zu entrichten J)-" Ungefähr tun dieselbe Zeit (I. 1108) hatte Abt Heinrich l. zu Admont einen Ritt in das obere Enns-that gethan, um die Propstei seiner dort gelegenen Stiftsgüter zu besuchen. Da fand er seinen Tod in «Tigern a'tul den hvchangeschwollcncn Fluthen des Weißenbachs, welchen er durchreiten wollte. Hierauf wurde das Stift durch vier Jahre von dem Prior Otto allein verwaltet “). Rach der Vermählung mit der englischen Königstochter Mathilde trat K. Heinrich V. (I. mo) seinen lange schon vorbereiteten Zug nach Rom an, in Geleitschaft der Rcichsfürsten, worunter auch der Salzburgermetropolit Konrad I. mit seinen ausgezeichnetesten Ministerialen und Vasallen war. Bei den bewegenden Auftritten in Rom, als sich Cardinäle und Bischöfe dem Vorschläge des Papsts Paskal H., daß der Kaiser allen Investituren, die Bischöfe dagegen alle» Regalien, Ländcrbcsitz mit Gerichtsbarkeit entsagen sollten, mit Nachdruck widersetzten; bei der Gefangcnnehmung des Papsts und meh- fatae ecclesiae S. Mariae ad scrvieiiduin oanonicis bonam vitam ibidem ducentibus tradidimus.“ Saalbuch von St. Lambrecht. Gleiche Bestätigungsurkunden hat St. Lambrecht von den Päpsten Honorius lll. und Eugenius 111, I. 1126—1148. -) Saalbuch 111. x. 18. — Chron. Admont. Anno 1110. 342 HI. Geschichte tet Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. rerer Cardinäle (J. 1111) und als öer Kaiser zwar das Jnve-stiturrecht erzwang, Paskal II. mit 13 Caröinälen schwören mußte, das Reichsoberhaupt nicht in Bann zu thun, endlich der Papst dieses sein Vergehen gegen die Kirchengesetze vor einer Synode in Rom bekannte und ihr die Verbesserung überließ: bewährte sich Konrad als den eisrigsten Verfechter hierarchischer Rechte im unerschütterlichsten Muthe, selbst gegen die über sein Haupt geschwungenen Schwerter '). Dadurch lud er des Kaisers schweren Groll auf sich, welchen der Hauptgegner der apostolischen Partei, der Patriarch Ulrich von Aquileja, noch mehr entflammte. Kaum nach Salzburg wieder hrimgekommen, begann die lange Verfolgung gegen ihn. Sein Castellan, Friedrich von Flünsberg (oder Hunsberg), ließ einem Todfeinde des Erzbischofs die Augen ausstechen. Dieser Gräuelthat wegen vor das kaiserliche Hosgericht zu Mainz (im August 1111) zur Verantwortung geladen, erschien Konrad daselbst im Priesterornate, und wollte Niemanden, weder Kläger noch Richter, als sich ebenbürtig erkennen. Nach längerer Zeit, am Kaiserhofe ivie in Kerkerschaft gehalten, mochte er wieder nach Salzburg zu-rückgehen. Bald aber vertrieb ihn die Parteiwuth aus seiner Metropolitane (1.1111 und 1112)°). Er entfloh ins Hochgebirg und nach Admont vor den ihm auf dem Fuße nacheilenöen Verfolgern, welche ihn auch mit solcher Gier bedrängten, daß er in einer Felsenhöhle des Thales fast durch sechs Monate, dann in einem Kellergewölbe des Stifts durch sechs Wochen sich verborgen halten, und einmal gar in einem Sumpfe desselben Thales, oft bis über die Schultern im Wasser untergetaucht, einen ganzen Tag zubringen mußte l * 3); bis ihm endlich Markgraf Ottokar VI. einigermassen Sicherheit und Ruhe verschafft hat 4). Mitten unter so vielen Gefahren und Bedrängnissen lag ihm Admont am Herzen. Seit Heinrich ohne Abt, war jetzt der Prior Otto nach Millstadt in Kärnten zur Abteswürde gerufen worden. Sogleich sendete öer Erzbi- l) Admontersaalbuch III. p. 16 — 17. — Vita Clmnrad. I. apud Pez II., P. III. p 232 — 233. — Cliron. Admont. Anno 1106. ") Vita "Chunradi I. eit. loc. p. 234—236. Im Jahre 1111 soll die Kirche St. Elisabeth in Zeiring erbaut worden seyn? Die Gründung der Pfarrkirchen St. Radegund in Hartmannsdorf und St. Maria in Fehring wird in das Jahr 1110 gesetzt. — Caesar, Annal. III. 273. ä) Nach der Cliron. Admont. Anno 1106 war Konrad I. ein Jahr und sechs Wochen im Admontthale verborgen. 4) Wenigstens in der Biographie des Abts Berthold von Steiergarsten wird dies versichert. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 343 schuf seinen getreuen Eöeln, Ulrich von Elsendorf, später selbst Mönch in Admont, nach St. Georgen im Schwarzwalde und ließ von dem in Deutschland allberühmten Abte Theoger den Mönch Woloold, früher Canoniker in Freisingen, dann Abt zu Eisenhofen und damals im Stifte St. Georgen, als Abt für das Stift Admont erbitten '). Kaum war Wolvold in Admont eingesetzt, als sich der Erzbischof gezwungen sah, aus Steiermark fort und nach Italien zu entfliehen, wo er bei Mathilde, Markgräft'n von Thus-zicn, mehrere Jahre Zuflucht und Schutz fand"). Wie aber nach dem Tode dieser hohen Frau (1.1115) K. Heinrich V. wieder nach Italien zog und alle ihre Lehen und Allodialgüter als Lehensherr und Verwandter eingezogen hatte, fand der bedrängte Erzbischof hier keine weitere Sicherheit und floh sogleich bis nach Sachsen, wo ihm Reginhard von Hildesheim und Adilgoz, Erzbischof zu Magdeburg, liebevolle Aufnahme und so kräftigen Schutz gewährten 3), daß er immerfort mit seinen Freunden und Anhängern in Salzburg in Verbindung bleiben konnte. Um diese Zeit vermehrte das Stift St. Paul y®ferf^@fw im Laoantthale seinen Gütcrbesitz in der unteren Steiermark. Graf Zeizolf, Sohn des Grafen Her-mann von Sponhcim-Ortenburg, schenkte dem H. Paulus Besitzungen im Sannthale zu St. Michael (in Sounio) und zu Mötnig. Abt Wezilo erhielt auch von dem Markgrafen Engelbert I- für seine Güter zu Glödnitz im Gurtthale, welche das Stift St. Paul vom eingedrungcnen Bischöfe Berthold zu Gurk (welcher nachher den Krummstab heimgegeben und den Mönchshabit in St. Paul genommen hat) bekommen hatte, zahlreiche Crballode in der Umgegend von Pcttau (in Mavchia Pitoviensi), Kirche und Hof Raz-wei, mit Gütern Zirknitz, Zellniz, Jngonnwaz, Pabenpotoch, Po-zcngozelo, Dragotfoy, Dobrenga, Rinsitz, Vukgingepotoch, Ztiplina, Boraitsowe, Hegoinzelo. Nablktzgoitz, Pribissenüorf, zwölf Villen mit Weingärten 4). Während dieser Begebnisse beschäftigte sich Markgraf Ottokar VI. neuerdings mit seinem De-ncdictinerstifte zu Steiergarsten und betheilte üas- *) Chron. Garst. Rauch, p. 1<>. ") Vita Chunradi I. apud Pez, c. I. p. 23(i—237. ->) Saalbuch Ul. 17. Saalbuch von St. Paul, p, 32—35. 344 Ut- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. selbe in der St. Lorenzikirche zu Lorch 1112 mit einem ausgedehnt ten Destätigungs- und SchenkungSöiplome, welches von dem Reich-thume eben so, wie von der Großinukh seines Geschlechtes ein sprechendes Zeugniß gibt. Das Stift erhielt allen Alloüialgrund, auf welchem Kirche und Kloster zu Garsten standen, mit Bestätigung aller jener Besitzungen, welche im Tauschbriefe mit der Passauer-kirche unter Bischof Altmann begriffen sind; alles Eigengut jenseits des Ennsflusses mit der nahen Waldung, Tamberg genannt, zur Benützung der Weiden, der Holzschlägerung und aller anderen Rechte, die Jagd allein ausgenommen; allen Boden zwischen Tam-pach und Fruisnik (Fränz?); den Lehcngrund Arnhalms zwischen der Rubinik (Ramingbach) und Fränz; den Grundbesitz Jägern-6erg genannt; allen Grund zwischen der Enns und Styre bis zum Einflüsse des Selenchebächleins in die Enns; Pleichberg bis zur Straffe nach Ascha und alles dazwischen Gelegene bis an die Ei-senstätten (omnia interjacentia ad officinas ferri). Das Lehengut Gusolös, die Kirchengüter St. Martins zu Ascha und St. Veits in Dornberg; Güter zu Heßmann, Scheitenberg, Flattheim, Stuchau, Stemarn, Michelöorf, Lorch, an der Traun, zu Ascha, Weingärten zu Harberg, zu Wilhelmsburg, zu Montastorf und in der Wachau; das Lehengut des Etichis 12 Mansus mit 30 Leibeigenen. Weiters erlaubt der Markgraf allen seinen Ministerialen und Hörigen (homimbus nostris) ihre Besitzungen oder Lehengüter dem Stifte Garsten zu schenken und daselbst ungehindert das Mönchskleid zu nehmen (conversionis gratiam illibi expetendi). Die Vogtei über alle dermaligcn und zukünftigen Stistsbesitzungen soll dem Landesfürsten von Steier Vorbehalten bleiben, ohne Erbrecht jedoch, und immer auf die Bitte des Abts. Alles dieses verbriefte Markgraf Ottokar VI. in Anwesenheit seines Sohnes Luitpold, des jüngeren Markgrafen von Oesterreich, Leopold, und vieler anderer hocheöler und edler Zeugen, und drückte sein Sigill auf das Pergament *). Diese Urkunde ist an den (so eben erst eingesetzten) Abt Bertholü I. gerichtet, einen wegen seines tugenöreichen Wandels ungemein gefeierten Mann, welchen Einige, wiewohl ohne festen historischen Grund, für einen Mönch aus Admont halten 1 2). 1J Caesar, Annal. I. 740—742. Zeugen: Ekkbert eomes de Putten. Ulricas de Pernegg. Wulvinc de Stubenberc. tierunc de Strechov, 2) Caesar, Annal, 1. 586—588, III. Geschichte der Steiermark. S. 1056 — 1192 n. Chr. 345 Zwei Jahre darauf, am 10. October H14, starb die Markgräfin Elisabeth, Tochter Leopold des ^VfiaAfunail)1 2®«“ Schönen und Schwester Leopold des Heiligen, Mark- @rA®/i!fnson?as grafen in Oesterreich, mit welcher Markgraf Otto- roi™rSÄ“ kar VI. alle Saatgüter von Wilhelmsburg bis an 3. nn-1.19. die Picsting erworben hatte ‘). Auch das Stift St. Lambrecht hatte inzwischen, Mainz 17. Jänner 1114, ein kaiserliches Diplom erhalten, worin Heinrich V. auf Bitten seines Neffen, Herzogs Heinrich von Kärnten, und vieler Fürsten des Reichs feierlich bestätiget: die Gründung und alles Besitzthum des Stifts, alle in der Bulle des Papsts Paskal II. enthaltenen Privilegien, das Vogteirecht dem Herzoge Heinrich und seinen Nachfolgern, und nach deren Absterben der freien Wahl des Stifts “). Mittlerweile war Herzog Lothar von Sachsen auch eisrigst bemüht, den Kaiser mit dem frommgesinnten Kirchenfürsten Konrad I. wieder zu versöhnen, so daß der verfolgte Erzbischof schon im Jahre 1117 wieder in seinen Sprengel zurückgekommen ist. Denn zu Friesach am 9. Jänner 1117 3) belehnte er den Markgrafen Ottokar VI. mit der Vogtei des Nonnenklosters auf dem Nonnberge zu Salzburg und bestätigte diesem Stifte die Besitzungen in der Ostmark, zu Schalach, Radstaüt, Hall, Tittmanningen, im Pon-gaue und Ennsthale 4). Die gänzliche Aussöhnung mit dem Kaiser geschah ungefähr im Jahre 1119; worauf der schon so viele Jahre landesflüchtige Erzbischof Konrad I., und zwar durch Leopold den Starken, Sohn des Markgrafen Ottokar VI., nach Salzburg feierlich zurückgeführt und in seinem Metropolitansprengel wieder eingesetzt worden ist 5j. Bereits hatte sich K. Heinrich V. nun Enncnkl. — Rauch. I. p. 244—245. — Caesar., Annal. I. 139, 575. Nach den Todtenbüchern von Admont, Molk und Lilienfeld: „VI. vel VII. Idus Octobris Elisabeth, Marchionissa de Styre, soror Liupoldi Mar-chionis, obiit. — Marchionissa soror fundatoris S. Crucis.“ 2) Saalbuch von St. Lambrecht 3) Das Jahr 1118 bezeichnet die Admonterchronik: Magna inundatio aquarum facta est. Der Ungarn Einfall an der Leitha jedoch: Ungari juxta fluvium Litah nos vastaverunt, dürfte die Steiermark nicht betroffen haben. — Eine Glocke auf dem Thurme der Kirche in Kobentz bei Knittelfeld folk vom Jahre 1130 seyn, *•) De Lang, Regesta. I. p. 116. ) Miseratione divina demum, pace ecclesiae rcdiente grata, a Liupoldo Styrensi niarchione in manu forti requisitus, ad suam honorifice post IX. annos reductus est sedem. — Vita Chunradi cit. loc. p. 237. — Chi on. Admont. Anno 1106. 316 HI- Geschichte der Steiermark. I. 1056-1192 n. Chr. auch (I. 1121) mit allen seinen Gegnern in Deutschland (im Frieden zu Würzburg) verglichen. Erzbischof Konrad I. nahm daher auf dem Reichstage zu Worms den wichtigsten Antheil an dem dort (I. 1122) geschlossenen Wormser - Konkordate, worin die Aufhebung der Investitur, die Ertheilung der Regalien an die deutschen Bischöfe und Aebte durch den Kaiser mit dem Zepter, die freie Wahl der Bischöfe und Aebte in Gegenwart des Kaisers oder seines Kommissärs, und eine Art von Entscheidung des Kaisers bei streitigen Wahlen festgesetzt worden ist. Sogleich nach seinem Einzüge in Salzburg 'eeineKtSrmar hat er die Einleitung zur Regulirung des Clcrus tl0fC!imS'.rmoroc' seines Metropolitansprengels und zur Ordnung aller durch die blut- und zcrstörungsreichen Ereignisse seit ungefähr fünf und vierzig Jahren gänzlich erschütterten kirchlichen Lerhältnisse getroffen. Von nun an widmete er sich ganz und mit der bisher bewährten Thatkraft diesem hohen Ziele '). Vor Allein unterstützte er die frommen Bemühungen des Abts Wol-vold zu Admont, welcher nicht nur die Stiftsgcmeinde vermehrt, sondern auch den Grund zu einem Nonnenkloster daselbst gelegt hatte I. (1116—1120) *). Um Kirche und Stiftsgcbäuöe in architektonischer Ausstattung herrlicher und erweiterter herzustellen, gab der großmüthige Oderhirt reichlich Geld und Güter, und weihte die erbaute Kirche zum zweiten Male feierlich ein * * 3). Darauf ertheilte er dem Abte Wolvold Würde und Gewalt eines Archidiacons im salzburgischen Erzsprengel4), so, daß er ihn allen anderen Archi-diaconen vorsetzte und seiner besonderen Obhuth das Nonnenstift zu St. Georgen am Längste in Kärnten anvertraute 5). Ns^nrao^!'- Nun erhob er sich mit großer Kraft wegen der r-s H°H^n7ich'i? kirchlichen Verhältnisse in Kärnten, welche er durch in Äamten. «s. Uebergriffe des Landesherzogs Heinrich II. und Vita Chunradi I. apud Pez. p. 237. -) Saalbuch III. 18. IV. 102-103. 3) Chron Garstens. Anno 1121. Bon dem damaligen Stistsgebäude sagt Abt Jrimbcrt: Cni vix simile in eis montanis partibus inveniri potcrat; quia sumptibus beatae memoriae D. Conradi Archiepiscopi ex pretio-sissimo marmore constructum fuerat, eisdeinquc sumptibus pretiosae columnae monasterii eminebant. — Bern. Pez Bibi, ascetic. Vlil, p. 455 — 464. *) Saalbuch IU. 30. 5) Chron. Admont, 1122. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Che. 347 seines Bruders Ulrich, Patriarchen von Aquileja, (aus dein uralten Stamme der Grafen von Eppen-stein und Mürzthal) sehr gefährdet fand. Der Her- iZ^tnTun. zog verweigerte der Salzburgerkirche alle Zehente, und deren Besitzungen und Rechte unterhalb der Drau und in Fri-aul hatte der Patriarch Ulrich an sich gerissen. Dieser Gewalt wi-üersetzte sich Bischof Hildebald von Gurk, mehr Krkegshelö, als kirchlicher Oberhirt. Von ihm zu Hülfe gerufen, schleuderte der Erzbischof Konrad I. den Bannfluch auf den Kärntnerherzog, kam mit einem Heere von tausend Dienstmannen und Vasallen herbeigezogen und vereinigte sich mit den Schaaren des Gurkerbischofs im Krapfelde. Bei Glaneck stand der Herzog mit einem ungemein starken Heere. Dennoch, durch die Last des Bannfluches gebeugt und erschreckt durch die Festigkeit des Gurkerbischofs, wählte er den Weg der Reue und friedlichen Sühnung. Im leinenen Kleide, mit nackten Füssen kam er in das erzbischöfliche Lager, demüthigte sich tief vor dem Metropoliten, erhielt Lossprechung vom Kirchenbanne, erkannte die kirchlichen Rechte und leistete vollen Ersatz *)• Von den zurückgestellten Zehenten gab der Erzbischof sogleich Zehente von Ncubrüchen und Feldern bei St. Lambrecht und im oberen Murthale, bei Teuffenbach und Schwarzenbach bis an den Grafenstein, dem Stifte Admont, auf daß er nicht genöthiget sey, dieselben den Laien zu Lehen zu überlassen. In seinem Testamente noch gab Herzog Heinrich II. dem Erzbischöfe mehrere Allodial-güter am Berge Piswich in Kärnten, welche dieser dann ebenfalls dem Stifte Admont schenkte * 2). Herzog Heinrich selbst suchte sich noch durch andere fromme Spenden dem Erzbischöfe gefälliger zu bewähren. Er schenkte dem Stifte St. Paul von seinen Erbgütern fünf Weingärten mit Feldern und Hörigen im Orte Gamlitz (Ca-minitz), in den windischen Büheln (inter volles), den Ort Peß-nitz an der Peßnitz (villam Peznitza, contiguam fluviolo Pezniz) und in den Gegenden jenseits der Bergkette die Orte Gomilnitz und Polibann (in Marchia transalpina) 3). Die letzten Jahre seines Lebens widmete Mark-gras Ottokar VI. mit Beihülfe seines Sohnes Leo- er3#c|te"- 3- mi-pold religiösen Stiftungen und frommen Spenden. Vita Chunrad. I. ayud Pez. p. 240. =) Urkunde im Johanneum 3) Saalbuch IV. f. ,23, 13, 117. 348 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Vorzüglich bedachte er das Stift Steiergarsten, welchem er eine Modiale Salzpfanne zu Bairischhalle und zu Ruthe, Hartberg, Bu-scnwang, Radaun, Steinbach, Bergwinkel, Salchenberg, Niederwinkel, im Lande ob und unter der Enns und tin steirischen Ober-ennsthale gelegen, Vasallen mit ihren Lehengütern, Hörige mit ihren Rücksitzen, Zehente und Weinberge geschenkt hat <). Die Gaugrafen des Rungaues, welcher im Mur-Ast"?": thale zwischen dem Hengest- und Leobengaue gele-^nn/näch Waid-S gen war, hatten auf dem Schlosse Run, Rune oder GrünsuW»-« Rein, die Familicnallode ihres alten Stammes und Stlfte- R-IN. ^ren Hguptsitz 1 2), so daß dieses hochedle Geschlecht von dem genannten Schlosse auch den Beinamen Grafen von Ruen zu Ende des eilften Jahrhunderts geführt hatte. Graf Waldo von Ruen scheint um das Jahr 1118 kinderlos gestorben zu seyn und aus seinen Alloöen, deren Erbe Markgraf Ottokar VI. war, auch einige Güter zu einer frommen Stiftung im Thale seines alten Schlosses selbst bestimmt zu haben. Vater und Sohn, Ottokar und Leopold, legten daher schon vor dem Jahre 1121 den Grund zu dem später erst, wie wir sehen werden, vollendeten Stifte zu Rein 3). ®c6@kinf5t-?r*5 Zu gleicher Zeit und schon vor dem Jahr 1121 Markgraf Ottokar arbeiteten Beide sehr eifrig an der Gründung des S°»n Leopold- 3- Benedictinerstifts zu Gleink im Traungaue. Ein Mann höherer Adelsclasse, Arnhelm genannt, hatte den Entschluß gefaßt, auf seinem Allodialgute Gleink ein Benedi-ctinerstift zu errichten4). Allein früher noch, dem Tode nahe, empfahl 1) Kurz, Beiträge II. 484—489. z) 2n der Reinerurkunde vom Jahre 1138 werden Ort und Herrschaft zu Ruen oder Rein Graf Waldos väterliche Allode genannt. Praediuin quale liabuit — in valle Rune — Waldonis comitis, cujus idem locus patrimoniwn fucrat. — Dipl. suer. II. 5, 6. 3) Darauf läßt der Inhalt der ältesten Reinerurkunden schließen. Im Jahre 1129 sagt Markgraf Leopold: Hunc locum a fundo construxi, fovi, dilexi, was längere Zeit schon vor dem Jahre 1129 voraussetzt. Dann sagt die Urkunde vom Jahre 1138, daß Markgraf Leopold für das Stift Rein gegeben habe die Güter, welche sein Water, Markgraf Ottokar vom Grafen Waldo bekommen habe im Thale Rein, zu Lunchwitz und zu Sonegerstorf. Dipl. Sacr. Styr. II. p. 4, 5. — Auch das genealogische Woraucr-Fragment sagt: Rei-nense seu Rownense monasterium fundavit tarn de suis, tarn de comitis Waldonis mediis. — Caes. Annal. l. 106. — Das Necrol. Ru-»ense hat dm Tod Waldos: 5. Januarii: Waldo, Marchio, unus de=fun-datoiibus Rune. 4) Nobilis et de conditions majori! — In praedio suo quod Ghiuick dicitur. cocnobium sub regula S. Bcucdicti nigvi ordinis eogitavit instituove. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 349 er seinem Sohne Bruno öcn Vollzug seines Vorhabens. Dieser handelte nach des Vaters Willen, gründete zu Ehren des H. Andreas die Kirche, Kloster und Klostergeincinöe zu Gleink, vermochte aber nicht sie reichlich genug auszustatten, und übergab daher die Gesamintstiftung schcnkungswcise dem Markgrafen Ottokar und seinem Sohne Leopold. Vor' einer zahlreichen Versammlung auf dem Schlosse zu Steter erthcilte Ottokar VI. allen Ministerialen und Hörigen die Freiheit, Feudal- und Zinsgüter, die sie von ihm inne hatten, dem Stifte zu spenden; er erlaubte seinen Eigenleuten sich mit den Hörigen des Stifts Gleink zu verehelichen ohne Hindcr-niß des Erbrechts auf väterlichen Besitz und Lehen, in deren Genuß sic ungehindert verbleiben sollten; die Stistsoogtci behielt er sich und seinen Nachfolgern bevor, und für den Ort Gleink allein soll als Untervogt nur jener Sohn Arnheims gelten und die Erträgnisse des Gerichtes für schwere und geringere Verbrechen beziehen, welchen Abt und Stiftsgemeinde auserwählen werden; endlich schenkte er selbst dem neuen Stifte alle schon seinen Vorfahren von dem Stifte Bamberg verliehenen Lehen, Güter und Wälder am Pirnberge (ill monte Pirno bona et »emus') zu Windisch-garstcn, die Kaiseraue und alles zwischen dem Wurchkogcl und Lang-wattberg bis in die Teichen und am Seebache bis hinaus in den See dieses Baches, in den See Louven und bis zur Quelle, und auf die Felscnhöhen des Thorstrincs bes Wildsce, Pirnsee und an die Teicha hinab alles Gebirge des Schwarzenberges mit allen Alpen bis Seebach, und einen andern Berg, Gulch genannt, ganz nach allen Seiten sammt der dort bessndlichen Salzquelle (et sa-linam, quae in illo est) mit allen Wäldern und Nutzungen. Auf dem Schlosse zu Steter waren bei Aufrichtung des Diplomes über die Gesammtfundation anwesend neben den Bischöfen Otto von Bamberg, Reginmar von Passau, den Siebten Sighard von Steier-garsten und Friedrich von Seitenstätten, die Landesedeln, Freien und Ministerialen: Bruno und sein Sohn Wilhelm, Rudolph von Berg, Ulrich von Willfering, Gottschalk von Hunsberg, Otto von Machland, Konrad von Sunelburg, Heinrich und Hartwick, Brüder von Burgstall, Neinher von Stir, Wigand von Klamm, Otto und Turing von Feistritz, Arnold von Wartenbcrg u. v. a. *)• Kurz, Beiträge. III. 299 - 303. Die Haupturkunde ist zwar datirt vom Jahre 1125 und im Namen Ottokars VI., der damals nicht mehr lebte. Höchst wahrscheinlich hat der Sohn, Markgraf Leopold, diese Stiftungsurkunde im Namen seines Vaters ausgefertigt, und auch mit dem Jnsiegel des Wer- 350 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Zun%uTJT‘ Bald darnach starb Markgraf Ottokar VI., 3®®».®®$!: 22- November 1122, der Sage nach von einem gehetzten Eber auf der Jagd zerrissen. Cr wurde an der Seite seiner Gemahlin Elisabeth im Kloster Stciergarsten beigesetzt. Ihm folgte sein Sohn Leopold, der Starke zugenannt '), welcher sich eben mit Sophie, Tochter Heinrich des Schwarzen, Herzogs von Sachsen und Baiern, Witwe Bertholds von Zähringen, verehelicht hatte. Nach Ordnung und Gesetzen des deutschen Reiches hatte Markgraf Leopold die feierliche Belehnung von K. Heinrich V. über alles väterliche Markland erhalten müssen; wann und wo aber dieselbe Statt gehabt habe, ist unbekannt* 2). fämÄrYt V3n Im Dezember 1122, starb der Karantanerherzog MarkgrafenHeinrich II. aus dem Stamme der Grafen von Mürz-»llod?in"steier/ thal und Eppenstein, und beschloß denselben als der t-na'u »"vi-Dog"-« letzte Sprosse seines Geschlechts. Seine irdische Hülle ut>. ©t. „«mbittit. ronr^ 0^ Lambrecht in seinem und seines Vaters Lieblingsstifte zur Grabesruhe gebracht. Das Herzogthum Kärnten übertrug K. Heinrich V. auf Heinrich in. aus dem hoch-edlen Fürstenhause3) der Grafen von Laoant und Sponheim, Sohn Engelberts L, Markgrafens in Istrien und Stifters von St. Paul im Lavantthale, Bruder Engelberts ll-, Markgrafen in Istrien. Da der letzte Mürzthaler, Heinrich II., Herzog von Kärnten, Sohn storhenen befestiget, um ihm die Ehre als vorzüglichem Mitstister von Glcink zu bewahren. 1) Vita B. BorthoMi apud Pez II. 88 — 89. — Chron. Admont. Anno 1122. Otaker Marchio Styrensis obiitj cui Liupoldus filius successit. Liu-poldus ille fort!s Marchio dietus est. — Im Bcstätigungsbricfe für Steiergarsten, 29. Februar 1123 sagt Markgraf Leopold schon: donationein quam lovit Pater meus piae memoriae Ottokar Marchio Sty-rcnsis. Caesar, Annal. I. 742. — Die meisten Chroniken sind einstimmig. 2) Chron. Vorav. Obiit autem Ottaehyr marchio senex et plcnus dicrnm Anno 1122. Pez I. — Chron. Mellic. Ottaker Marchio obiit. Filius ejus Liupoldus successit. — Chron. Cremif. et Carstens, ap. Rauch. — Chron. Salisb. Otachir Marchio obiit, qui fratreni habuit Al-beronem, cujus comitatus erat ab Enswald usque ad Geizerwald. Liupoldus filius Otachiri praefati successit — Caesar, Annal. I. 603. — Chron. Aust. Haselbach. Pez II. Anno 1122: „Inclytus Princeps fun-davit Monasterium Garsten, — qui ab apro ferino occisus fuit, et in Garsten fundatione sua cum uxore sepultus.“ Vita S. Bertholdi cap. Ill, Caesar. I. 143—147. Dieser Biograph crtheilt dem Markgrafen Ottokar VI. folgendes Lob: „Vir valde memorabilis, et licet Princeps sae-cularis, tarnen aliis potentibus multum dissimilis, cultor pacis, amator justitiae, et contra immanitatem persccutionum turris ecclesiae inex-pugnabilis.“ *) Beantwortung der Prcisftage. II. p. 219-223. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 351 Marguards unö der Luitburge, Tochter Heinrichs IV. aus drei Gemahlinen, Luitgarden, Gräfin von Bogen, Beatrix und Sophia, Tochter Leopold des Schönen und Schwester Leopold des Heiligen, keinen leiblichen Erben hatte; so setzte er als Oheim (denn dies war Ottokar VI. durch Elisabeth, gleichfalls Tochter und Schwester der österreichischen Markgrafen Leopold des Schönen unö Leopold des Heiligen) den Markgrafen Liupold von Steier zum Erben seiner reichen Allode mit allen Ministerialen und Hörigen in der oberen karantanischen Mark ') vom Ursprünge der Mürz bis zu deren Einfluß in die Mur, und an dieser abwärts bis gegen Gösting, dann von der obersten Mur bis gegen Friesach in Kärnten, von Kanale, Portenau, Raun und Spangcnberg u. s. ro., so wie auch der Bogtei über das Stift St. Lambrecht selbst, ein; wie dieses Alles von Ennenkl, wiewohl nur obenhin, angedeutet wird B). Schon am 29. Februar 1123 auf dem Schlosse Steier bezeigte sich Markgraf Leopold gegen den gSrftS'uaTmont’ Abt Bertholü und das Stift Steiergarsten ungemein 3 im" wohlthätig. Vorerst bestätigte er alle Besitzungen des Stifts; sodann befreite er sie von allem fremden Gerichtsbanne; die Vogtei soll stets bei seinen Nachfolgern bleiben und keinem Fremden zu Lehen gegeben werden; das Stift soll im Handel und Wandel, in Kauf und Verkauf freien Zug durch des Markgrafen Gebiet, ohne Zoll und Mauth zu entrichten, haben; in allen markgräflichen Bannwässern, mit Ausnahme der Enns und Raming, soll Garsten das Fischrecht, in den genannten Wässern jedoch nur da, wo sie am Stiftsgut vorüber fließen, haben, sowie in allen Bannforsten des Markgrafen freies Weide- und Holzrecht; die Jagd betreffend aber soll von jedem in genannten Forsten gefangenen Wilöstücke die rechte Schulter (oder der rechte Voröerlauf) an das Stift abgegeben werden * 2 3). Die wechselseitigen Verhcirathungen zwischen Hörigen des Stifts und des Markgrafen bestätigte Liupold und drückte auf das Diplom sein Sigill. Dem Stifte Admont schenkte dieser Markgraf ein Lehcngut aus dem Zazenberge im oberen Ennsthale, welches von dem Abte Wolvold einem Dienstmanne des Markgrafen, Bernhard von Stu- *) Das Borauer-Fragmcnt sagt: Et factus est Lcopoldus Marchio hercs ex testamente poasessionum et Mimsterialium Henrici Ducis de Bppenstein. 2) Rauch. I. p. 243 — 244. 3) Froelich, Dipl, Garst, p. 31—35. — Caesar. Annal. I. 742—743. 352 III- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. tern, gegen ein anderes Lchengut zu St. 25entbieten bei Knittcl-feld vertauscht worden ist '). vfon @“on ®mfu! Auch der neue Kärntnerherzog Heinrich in. ^seMKÄmtcnvik 110111 Lavantthale und Sponheim scheint sich mit sei-IU‘ uen Brüdern Engelbert und Bernhard (I. 1123 — 1124) gegen den Erzbischof Konrad 1. erhoben, den eigentlichen Kampf aber seinem Bruder und Nachfolger im herzoglichen Ambachte, Engelbert II. hinterlassen zu haben Vor dem blutigen Ausbruche neuer Feindseligkeiten eilte , jedoch der Erzbischof (I. 1123) nach Nom, um an der lateranensischen Kirchenversammlung Theil zu nehmen und wider die mächtigen Karanta-nerfürstcn des Papsts Hülfe zu suchen i) * 3). In Kärnten führte in-dessen der Bischof Hildebald von Gurk in seines Metropoliten Geiste die Neformation des Clerus durch, und über die Einführung der Regel des H. Augustinus bei dem Gurker-Domcapitel, so wie über eine reichere Dotation desselben ward in einer großen Versammlung zu Gurk selbst, im Jahre 1124, eine umfassende Urkunde aufgerichtet, und von den Anwesenden: Hermann, Dompropst zu Salzburg, Wolvolö, Abt zu Admont, Bruno, Abt zu St. Paul, Ulrich, Abt zu St. Lambrecht, Ezzelin, Abt zü Ossiach, durch den Landesherzog Engelbert II., seine Söhne Ulrich und Engelbert in., und die Grafen Bernhard, Weriand, Poppo von Houenüurg und Poppo von Zeltschach u. v. a. bekräftiget 4). Nach dem Tode K. Heinrich V. und nach der Wahl K. Lothars II-5) (I. 1125) erhielt das Stift St. Lambrecht vom Papste Honorius Hl-, Rom 29. April 1126, einen Bestätigungsbrief aller Stiftsbesitzungen, der freien Abteswahl und aller anderen vom Papste Paskal H. verliehenen Rechte 6). i) Saalbuch IV. Ul. Damals opferte auch Lanzo, der Schmied zu Schwaren-bach im Paltenthale, mit seinem Sohne sein Gut in Trieben auf dem St. Blasiusaltare zu Admont vor den Zeugen: Eberhart de Obelarin, Gerhoh, procurator saltus (Waldmeister!, Hartwich, salinarius iSalzcrzcuger, Halling er, zu Hall im Admontthale), Marchwart de Chamera, Wilhelm de Grcbinicha, Gezo de Arnich u. s. w. Saalbuch IV. p. 11. Vita Clmnradi. I. p. 244. 3) siinigš Reichsarchiv. Eccles, I. 152. 4) urkunde des k. k. geh. Archives in Wien. 5) Pez I. p« 57, Anonym. Narrat. de elect, Lotharii. <>) St. Lambrechtersaalbuch. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n, Chr. 353 lieber die Grafen von der Sonne, Poppo Starkhand, Weriand und Ulrich, die hartherzigen Verfolger des falzburgischen Erzbischofs Thiemo, we, berichten die Chroniken, daß von jener Zeit an sich ihr Glück gewendet und in diesem Leben schon die s™Ä?*™»ä" gerechte Vergeltung sie getroffen habe. Graf Ulrich uni'iZmui“: war vorlängst, im Jahre 1112 schon, verstorben'). Jetzt nun, nachdem Graf Engelbert II. von Sponheim sich im Herzogthuine über Kärnten befestigt hatte, geriethen sie (I. 1125) mit dem Bruder desselben, Bernhard von Viktringen und Marburg, in Privatfehde und verloren dadurch den größten Theil ihrer Allode. In Krankheiten und Verachtung verkümmerten sie ihre letzten Lebensjahre 1 2). Ihr Geschlecht, männlicher Seits mit ihnen ausgestorben, lebte nur noch in ihren Töchtern, Liutgarde, Gemahlin Grasen Berlholds von Bogen, Sophia, Gemahlin Bertholds von Andechs, und Hemma, Gemahlin Grafen Wolfraths von Treuen, fort; und die nachfolgenden Herren auf Sann-eck, die Sounecker, erscheinen in den späteren Urkunden nur noch als einfache Edle und Freie (Nobiles et liberi) 3). Graf Bernhard bewährte sich damals insbesondere gegen das Stift St. Paul im Lavantthale sehr wohlthätig mit Gütern in der Steiermark. Er schenkte ihm mit Einwilligung seiner Gemahlin Kunegunde und aller Anverwandten in der March jenseits der Drau das Herrschaftsgut Razwei (Rothwein?) und die Villa Hunolöisdorf mit allem Zugehöre, und Freßen (bei Marburg) im Drauwalde (Vrezzen in Trawalt). Bernhards Vasallen, Benicho und Hartwick, schenkten mit seiner Zustimmung Hof und Kirche zu Gamlitz (Gamniz) mit Leibeigenen, Hörigen, Gehöften und Weinbergen. Mit seinem Verwandten, Grafen Siegfried dem Aelteren, schenkte Graf Bernhard weiters noch in der March die Orte Taibling und Lenöorf bei Marburg (in Marchia duo oppida Tubilink et Legindorf), den 1) Annal. Saxo. Anno 1112. Moritur eo (empöre Udalricus de Wimar (comes Charinthiae). — Caesar. I. 588. 2) Chron. Reichenberg. — Vita Chunradi I. p. 331—337. „Postquam ar-chiepiscopas de hac captivitate liheratus est, ultio divina illos percus-sit, ut cum duo illi fratres tota Carintliia potentissima doininatione per comitem Bernliardum, qui cum paucissimis militibus Carintliiam intravit, funditus contriti sunt et ad nihilum redact!, omni pristina potentia pevdita. — Poppo quoque validissiina paralysi persccutus est. — Vita B. Thiem. apud Canis, 111. 106. 3) Caesar. Annal. I. 613. Gcsch. 0. Steiermark. - iv. 354 Hl- Geschichte der Steiermark. I- 1056—1192 n. Chr. Ort Radewan (Radaun?) und Brunn an der Sulm. Endlich schenkte auch Bernhards Bruder, Graf Heinrich, dem Stifte St, Paul die Erballoöe, Hof und Kirche zu Sakkach und den Ort Sakkach (oppi-dum Saccah) selbst mit den Höfen Gomilniz, Meginwarstetin und Gozzier, den Hof Peßnitz an der Peßnitz und Polibank (in Mar-cliia transalpina). Kirche und Hof St. Michel im Sannthale (in Saunio) erhielt das Stift St. Paul von einem gewissen Zizolf, einem Stammverwandten der Grafen von Sponheim ‘). Vom Jahre 1128 bis zu seinem Tode, 26. Or-tobet-1129 ") scheint Markgraf Luitpold von Stcicr Starken. Jahrtirs Gründung und Ausstattung des Stiftes zu Rune so weit vollbracht zu haben, daß er aus dem Stifte Eberach eine Gemeinde Cisterziensermönche unter dem ersten Abte Gerlach von Dunkenstein, daselbst einfetzen konnte. Die gänzliche Vollendung mußte er seiner mannhaften Gemahlin, Markgräfin Sophia, und seinem einzigen Sohne, Ottokar Vll. überlassen l * 3). Welch wesentlichen Theil die edle Frau noch bei Lebzeiten ihres Gemahls an der Stiftung zu Rein genommen habe, bewährt eine Urkunde des Markgrafen Leopold selbst (ungefähr vom Jahre 1129), worin er, auf Veranlassung seiner Gemahlin, das Herrschaftsgebiet bei Hartberg in der östlichen Mark, achtzehn Manfus bajoarifchrn Maßes umfassend, an den Bächen Savcn, Lungwitz und Lasnitz an der Straße nach Ungarn hin, seinem Dicnstmanne Rudiger mit der Bedingung zu Lehen gegeben hat, daß dieses, wenn Rüdiger ohne gesetzliche Erben absterbcn sollte (was auch bis zum Jahre 1138 geschehen ist), dem Stifte und der Stiftsgcmeinde in Rune als Eigenthum übergeben werden solle 4). Bei dieser Anordnung, welche der Markgraf auf seiner Burg zu Gratz verbrieft und gesiegelt hatte, waren als Zeugen anwesend: Friedrich und sein Sohn Gottschalk von Hunnesberg und dessen Bruder Meginhelm, Walter von Treisma, der Hoskaplan Ulrich, Adclram von Walüeck, l) Saalbuch von St. Paul. i>. 39, 40, 41 — 42. s) Neerol. Runens. 36. Oct. Liupoldus Marchio Styriae, Fundator Runen-sis coenobii, — Chron. Neob. bei Rauch. Anno 1128: Leopoldu« Mar-cliio Charinthiorum obiit. 3) Die Rcinerurkunden von den Jahren 1129 und 1138. — Dipl. Styr. 1. 5. — Chron. Vorav. Runens. Mclicens. Cremif. — Caesar. Annal. 1.611. Von den übrigen Kindern Leopold des Starken, Otto, Margareth und Elisabeth, mangeln geschichtliche Belege. — Markgraf Leopold der Starke ist im Stifte Rein bcigcsctzt worden. Runcnscm ccclcsiam locum sepulchri l’atris rnei sagt sein Sohn Ottokar VII. selbst. Caesar. I. 135. Dipl. Styr, II. 3—4, III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 355 Adclram von Ege, die Brüder Aöelbert und Otto von Radkers-bürg, Helmharü, Friedrich, Ulrich, Dietmar von Gratz, Gottschalk von Dicrnstein, Heinrich von Dunkenstein, Friedrich von Waldstein und viele Andere. Da die Erblichkeit der Reichsfahnen-Lehen be- ^ d^Mar^ra. reits fcstgestcllt war, so folgte dein Vater der min- '"s derjährige Sohn Ottokar VII. in den Markländern ÄfoÄ von Stcier und, mit Zustimmung Kaiser Lothars H-, verwaltete die Markgräsin Wittwe Sophia den mark- 6|C gräflichen Ambacht bis zur Großjährigkeit des Sohnes, wie dieses auch die einheimischen Urkunden versichern l). Im Jahre 1130 am 18. October zu Frankfurt bestätigte K. Lothar dem Bisthum Gurk alle Fundationsgütrr der Landcsedeln Walthun und Zwetboch und der Grafen an der Sann und von Friesach und Zeltschach, Wilhelm I., Wilhelm II. und die Gräfin Hemma, und darunter auch die Besitzungen in der unteren Mark, an der Save, Zottln und Sann, zu Trachendorf, Reichenburg, Kopreinitz u. s. w. Nachdem Erzbischof Konrad I. von Salzburg tut Jahre 1129 der von ihm in die Stadt Lausten berufenen Provinzial-Synoüe, in welcher die Recht- en9u61“t.lliI33?Ä,’c gläubigkcit des längst schon verstorbenen Freisinger Bischofs Eberhard verhandelt worden war, beigcwohnt hatte "), machten ihm die kirchlichen Verhältnisse in Kärnten neue und große Sorge. Schon auf dem Hostage zu Goslar in Sachsen legte er Beschwerde gegen die Uebergriffe der Sponheimer-Herzoge bei Kaiser und Reich ein. Während er jetzt mit Kaiser Lothar II. und Papst Jnnocenz II. auf der Kirchcnversammlung zu Lüttich (1.1131) war, hatten die Feindseligkeiten zwischen dem Kärntnerherzog Engelbert II. und dem strcitrüstigen Bischof Hildebald zu Gurk wie- 23 * *) Reincrurkunde vom Jahre 1134: „Sophia, quae in administratione Mar-chiac , parvulum filium Ottokarium nutriens, raarchiam quidem strenue ac eivilitei* rexit, filioque servavit. Matrona admiralilis ac bonorum memoria digna.“ Dipl. Styr. II. 5. Alles geschah daher auch im Namen des minderjährigen Ottokars, wie die Bollendung der Gründung von Rune: ,,Processit Domina Sophia Marchionissa cum filio Marchione Otakcro, factaque solcmnitcr donatione tradidit potestiva manu.“ Im Jahre 1130 beschenkt der steirische Ministerial, Otto von Nuttingcn die Abteien Formbach und Garsten mit Bewilligung des Markgrafen Ottokar. Mon. Boic. IV. 26. 2} Dalham, Concil. Salisb. p. 66 — 67. — Einer Inschrift am Chorbogen zu Folge soll die Kirche St. Georgen zu Grauscharn oder auf der Biirk im oberen Ennsthale im Jahre 1130 geweiht worden seyn? 356 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1 192 n. Ehr. der begonnen und waren in offene Fehde ausgebrochen, indem der Bischof sich des kaiserlichen Privilegiums (Würzburg 1130), Stadt und Festung Friesach Namens des salzburgischen Metropoliten inne zu haben, eingreifender im Lande bediente. Der Herzog griff dagegen auf Land und Leute des Erzbischofs und Hildebalds, und Friesach wurde mit allem Nachdrucke belagert. Der Gurkerbischof, weil Ottokar YH. von Steier noch unfähig, seine Mutter aber, die Markgräfin Sophia, den Waffen abgeneigt war, fand durch große Geldsummen beim Markgrafen Leopold d. Heil, bewaffnete Hülfe, befreite sich dadurch von seinem übermächtigen Feinde, ließ jedes seiner Gehöfte, auf welches Herzog Engelbert II. gegriffen hatte, durch angeschlagene Kreuzeszeichen für geheiligtes Gut der Kirche, und alle daran sich Vergreifenden für verfallen dem kirchlichen Bann-siuche erklären. Dies führte endlich wieder Frieden herbei (1.1131 — 1138) ‘)/ und zur Sühnung gab Herzog Engelbert II. dem Erzbischöfe ansehnliche Güter, von welchen dieser einige zu Glödnitz, auf dem Zozzenberge und zu Melach dem Stifte Admont geschenkt Ijatu). Engelbert selbst nahm bald nachher (1.1135) dasMönchs-klciö und starb in klösterlicher Zelle, nachdem er seinem Sohne, Ulrich I. das Herzogthum überlassen hatte. 6c“eBicnn®atS!t= Dieser Herr hielt Frieden mit der Kirche, und der Erzbischof konnte ungehindert Aufmerksamkeit und mi sef!Jungen°|m Sorge auf die kirchlichen Zwecke wenden. Zuerst be-Pcßnitz^J. roo8 cv den Landeseükln in der unteren Steiermark, 1135 Rudolph von Witcnswalü, Bruder Wcriganüs von Witcnswald * * 3), sich vom Bannflüche, der auf ihm lastete, mit der Kirche zu versöhnen. Willig übergab Rudolph sein Gut zu Iah-ring vom Ursprünge des Jahringbaches bis zu dessen Einfluß in die Peßnitz und die Hälfte der Zehenten zu Fraüilsdorf. Als Opfer für sein eigenes Seelenheil spendete der Erzbischof dieses Herrschaftsgut mit den Zehenten und der Kirche sammt allem ihren Zugehöre dem heiligen Blasius in Admont 4). *) Vita Chunradi. I. p. 242 — 244. — Caesar, Annal, I. 618. — Hantlial. Fasti Campil. I. 189 — 190. ;) Saalbuch. IV. 117-118. 3) Der dritte Bruder war höchst wahrscheinlich Graf Poppo von Zcttschach. Die Admonterurkunde von der Zeit 1132—1138 sagt: „Praedium Comitis Pop-xoni» de Celsach et fratris sui Hudolphi. Saalbuch IV. 44. 4) Admontersaalbuch III. 95. ,,Praedium illud apud Järinge inferius cum ecclesia et omnibus suis attinenliis, quod Rudolphus de Witenswald, HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 357 Hierauf hielt er zu Friesach in Kärnten mit MUch-K-ne-vi. seinen Ministerialen und Stadtbewohnern Rath, er- u'",.Me"s°cm kaufte mit deren Bewilligung Grund und Boden, 3- ließ sogleich ein weitläufiges Gebäude zur Aufnahme für arme, kranke und gebrechliche Menschen, ja auch für die Aufnahme und Pflege armer Reisender, faintnt einer Kirche aus Holz aufbauen, weihte dieselbe und das ganze Hospitalsgebäude zu Ehren der heiligen Maria Magdalena feierlich ein und schenkte alles zusam-nien dem Abte Wolvolü und seinem Stifte zu Admont mit der Verbindlichkeit, daß die dortigen Klosterbruder die Verwaltung der Spitalsangelegenheiten, die Aufnahme und Pflege der Kranken und Reisenden übernehmen und getreulich vollführen sollten. Abt Wolvold, welcher persönlich anwesend war, erfüllte sogleich den Willen des Erzbischofs, sendete mehrere Mönche nach Friesach, welche unter Leitung des Bruders Marguard den übernommenen Pflichten emsig oblagen In der darüber aufgerichteten und dem Abte Wolvold übergebenen Stiftungsurkunde werden diesem Hospitale als Eigen übergeben: drei große Besitzungen, welche der Erzbischof theils erkauft, theils als Sühnopfer für erlittene Beleidigungen erhalten hatte 2); Guter in Hürden, Ztoigostorf und Piswich; die Zehente in der ganzen Pfarre Motnitz mit Ausnahme des Antheils des Pfarrers, die Zehente aller Biktualien, welche in die Stadt Friesach gebracht werden, so lange der Erzbischof lebe, mit Ausnahme dessen, was von gurkischen bischöflichen Besitzungen hergebracht wird, und ein größeres Gehöfte. Bei der feierlichen Kirchenweihe und Eröffnung des Hospitals selbst waren anwesend: Bischof Hildebald von Gurk, Abt Otto, Pabo, Propst von Gurk, Wolfrad, Graf von Treven, Rapoto, Graf von Amberch, Ulrich von Seekirchen, Engelschalk von Friesach, und in der Fundationsurkunde als bestätigende Zeugen verzeichnet: die Grafen Wolfrad von Treven, Rapoto von Amberch, Gebhard von Valei, Gottfried von Wietingen u. v. 0. J). Mit dieser Stiftung wollte der Erzbischof Konrad 1. frater Weriaiidi tradiderat, ab exortu videlicet fluvii Jaeringen, usque ad Festlich et mediani partem dccimarum a Fradadlsorf.“ Saalbuch IV. 118, 160. — Juvavia, Anhang, p. 282. *) Saalbuch IV. 65, 131 — 136. Abt Wolvald Unterzeichnete damals auch die Dotationsurkunde der Pfarre Tigring. Saalbuch IV. 131. Adelheid, eine Reichsministerialin, brachte ihren Sohn Gottschalk zur Aufnahme in das Stift Admont, und opferte dafür mit Erlaub-niß Kaijer Lothars ihre Güter zu Gengenbach und Enzilhusen. Saalbuch 11. 38. d) Saalbuch IV. 65—66. — Admonterurkunde C. C. C. 2. Eben auch in Friesach siegelte Erzbischof Konrad I. eine Bestätigungs- und Schenkungsurkunde 358 Hl- Geschichte Ver Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. nicht nur selbst das evangelische Gebot erfüllen, sondern auch ein Beispiel der Nachahmung aufstellen Sehr bald sind jedoch die Fundationsgüter dieses Hospitals von mehreren Seiten her angegriffen und beraubt worden -). Selbst Bischof Roman von Gurk machte Ansprüche auf die, ihm von denselben, wegen seiner bischöflichen Stellung und iveil die Gränzen seiner Bisthumspfarre noch nicht ausgemarkt waren, gebührenden Zehentantheile. Dadurch sah sich der Erzbijchof bewogen, für die Zehente in der Pfarre Mötnitz dem Hospitale alle erzbischöflichen Zehente innerhalb der Pfarre Friesach nach folgender Umgränzung, welche auch das Land Steiermark berührte, zu versichern: Bon Hasclbach bis Srratenbach und abwärts bis Baszerich, aufwärts bis auf die Höhen an der Quelle des Baches, nebst allem, was das Herrschaftsgut des Grafen Pop-po von Zeltschach und seines Bruders Rudolph umfaßt, im Thale Grazzlupp (um Neumarkt), Reute genannt, was Dietmar von Liechtenstein vom Grafen Wolfrad von Trcvcn zu Lehen trägt, auf dem Gute des Gurker Ministerialen Winthcr, Bühelarcn beim Schlosse Dicrnstein gelegen, in den Dörfern Judendorf und Edlingen, zu Engelbalddorf, und von einigen anderen Besitzungen * * 3). Nachdem dieses Hospital in Friesach gegründet satniTf“^!- war, begab sich der thätige Erzbischof Konrad 1. auf hältLnm- seiner Reise nach Leibnitz in das Stift Admont (ad l’u©tacrc«n“nö monies) und entschied dort, 27. Februar 1136, eine schon im vorigen Jahre in der St. Jakobskirche zu Billach verhandelten Zehentstreitigkeit zwischen dem Patriarchen von Aquileja, Pilgrim, und dem Abte Hezilo von Ossiach, vor vielen würdevollen Jnfelpriestern und Hochedcln als Zeugen, unter welchen auch Werigand von Witenswald gelesen wird. Eine noch zahlreichere Versammlung uingoti ihn auf dem Schlosse und im Pfarrhause zu Leibnitz, wohin er, begleitet von dem jungen Markgrafen von Steier, Ottokar VII., dem Bischof Roman von Gurk, Ulrich, Stadthauptmann von Grätz (Prae-fectus), Gottfried von Wietingen, Swithard von Kulm, gctoin- für das Stift Reichersberg; in welcher das bisher vorenthaltenc Stistsgut, ein Haupthof zu Kraubak, zurückgestellt worden ist. — Chron. Rcichci-s-1)crg. Anno 1137. 3) Admonterurkunde C. C. C. 1. -) Saalbuch IV. 131-136. 3) Admonterurkunde C. C. C. 1. — Saalbuch IV. 43—41. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 359 men war. Diese Herren bestätigten und bezeugten die Spende seines Ministerial^ Pilgrim, welcher, weil er, an einer unheilbaren Wunde schwer üarniederliegenö, von dein Rciner-Abte Gerlach öfters besucht und in seinem Leiben getröstet worden war, dem Stifte Rein sein Gut zu Lambrechtstätten schenkte, auch das Gelübde ablegte, als Mönch des Stiftes Rein sterben zu wollen, so wie auch sein Bruder, Wernher, ehedem Pfarrer zu St. Florian, gethan hatte'). Zugleich schenkte die hochedle Frau Benedicta, Witt-wc des Grafen Konrad von Sunelburg, als Saalgeräth dem Stifte Nein ihr Allodialgut zu Gradwein, welches nach ihrer abermaligen Nerehelichung mit Kolo von Roöenfels gegen einen anderen Allodial-bcsitz im bezeichnten Orte wieder vertauscht worden ist 2). Von Leibnitz verfügte sich der Erzbischof Kon- dr"? un-sWof rad 1. mit dem Landesherzog Ottokar VII. nach Klo- sprächen Einw-s-sterncuburg in die Ostmark und vollführte dort am 1>Äi»ftetn®u6ur(t1.u 29. September 1138 mit Reginmar, Bischof von Pafsau, und Roman, Bischof von Gurk, die Ein- ®äie miosufigiit' weihung und Bestätigung des erweiterten, von dem Lanöcsherrn, Markgrafen Leopold dem Heiligen bereits gegründeten und ausgcstatteten Chorherrenstifts auf die feierlichste Weise in Mitte des babenbergischen Hofstaates, des Markgrafen Ottokar Vll., des Grafen Eckbcrt von Putten und der vordersten Edeln der ganzen Ostmark 3). Schnell darnach, am 15. November 1136/ beschloß Leopold der Heilige in der Burg auf dem Kahlenberge sein Leben und ließ die Markgrafschast seinem Sohne, Leopold dein Freigebigen, welchen Kaiser Lothar II. mit derselben auch belehnt hat. — tim diese Zeit gelangte das Stift St. Paul in Kärnten zu neuem Güterbesitz in der Steiermark.' Meingoz von tlnterwald bei Ligist i) Bon Ekhard von Leibnitz, Bruder des Pilgrim, enthält das admontische Saalbuch eine Spende von 8 Mansuö zu Lamprechtstätten an de» heiligen Blasius zu Admont. IV. 89. -) Ncincrurkunde: „Nobilis Matrona nobilis viri Chonradi de Sunnel-burcli allodium unum in villa Gradwein.“ Die Edlen von Sunilburg besaßen auch die Wonzehente in Chieneinöde und Güter bei Knittclftld, im Gaiscr-walde des Paltenthales und an den Quelle» der Liesing. Hohold von Sunilburg trug sie von dem Erzbischöfe Gebhard zu Lehen; von ihm erhielt sie der Sohn Konrad von Sunilburg, nach dessen Tode Admont in den Besitz derselben gelangt war. Saalbuch IV. 122, jedoch erst nach dem Jahre 1165. 3) Fez, Codex Epistel. VI. 31Ü. Bon Otto von Freisingen, Chron. VII. 21, genannt: Vir christiauissimus, au olericorum et pauperum pater. 360 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Che. schenkte Zinsleute, und Ortolf von Trabcrg (Unterdrauburg) ersetzte auf dem Todtenbctte die vielen Beschädigungen, welche er dem Stifte angethan hatte, mit sechzehn Huben im Peßnitzthale (in Pc-zniz) >). Der Aümonter-Abt Woloold hatte in der Wür-von^idmge^'ü!'°e- öe und Macht eines vordersten Archiüiakons des salz-tcnin"ti"mont.fierč burgischcn Metropolitansprengels, im Lause von fast zwanzig Jahren dein Vertrauen und den Erwartungen des Oberhirtcn vollkommen entsprochen und bereits auch sein Stift Admont allgemein zu hohem Rufe im In- und Auslande gebracht. Graf Engelbert von Wasserburg und Lindburg, insgemein der Hall- oder Salzgraf genannt, Stiftsoogt von Admont, übergab diesem frommen Abte das oberhalb Wasserburg am Jnn-ssusse in Baiern gelegene Stift Attl mit allen ansehnlichen Besitzungen und Kirchen, auf daß daselbst eine Colonie admontischcr Stiftspriester und Brüder eingeführt werde, und der Benedietiner-Orden dort nach Regel und Sitte, wie in Admont selbst, erblühe* 2). — Unter diesem Abte wurde auch die Ausbreitung des Feldbaues eifrig betrieben und tut Paltenthalc zu Varendorf an den stistischen Eigengütern umher viel Waldung und Gestrippt, vorzüglich durch die Thä-tigkeit Ulrichs, Stistpricsters und Gusterers, ausgeroöet und zu Feldern umgestaltet. Dabei geriethen die Stistslcute mit Hartnid von Ort in Streit; so daß der Landrichter vom Ennsthale, Herrand, hierüber entscheiden und die bestrittenen Gränzcn mit Marksteinen bezeichnen lassen mußte3). Seinem Stifte brachte Wolvold viele und bedeutende Besitzungen wieder zurück, wie die Höfe zu Oberhaus, die Zehente in der Pfarre Haus, zu Brückern und auf dem Gutsinberg im oberen Ennsthale, den Dreswitzhof sammt Zehenten in der Pfarre Laßing, fünf Huben zu Oberweißenbach, die Zehente im Gaiserwalde und in der Kicnciuöde bis Rotenstein. Alle diese Besitzungen, durch den Landesedeln Maganus im Oberenns-thale und durch den Erzbischof Gebhard dem Stifte gegeben, hatte der Erzbischof Thiemo in der Verfolgung einem seiner vorzüglicheren Anhänger und Vasallen, dem Schwaben Pillung, zu Lehen ertheilt; welchen Abt Woloold aber zur Herausgabe des widerrechtlichen Besitzes durch Vorlage der Schenkungsbriefe bewogen hat4). — Rach 1) St. Paulersaalbuch. 44—48. 2) Archivsurkunde A. 105. 3) Saalbuch IV. 237. *) Saalbuch IV. 10G. An einen gewissen salzburgischen Ministerial Perkoy von Swanta vertauschte Abt Wolvold das Stistsgut zu Swanta (Schwende III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 «. Chr. 361 einstimmiger Billigung der Klosterbrüder theitte Wolvolü von den Stiftsrenten einige dem eben gegründeten und ungemein empor blühenden Nonnenkloster in Admont selbst zu, damit die beständig innerhalb der Klostermauern lebenden Jungfrauen davon die Weben, aus welchen sie sich die Kleider selbst verfertigen sollten, anschaffen könnten: als die Zehente im Lungaue, Golüertrag zu Raüstadt und im Pongaue, die Hälfte der Schafwolle zu Weng und St. Gallen tut Walde und die ganze Wolle aller Lämmer, die Marücrbälge und allen Flachs der Abtei, mit Ausnahme dessen, den die Fischer bedürfen, eine Mahl- und eine Stampfmühle, eine Besitzung auf einem Neubruche sammt allen Lämmern und Schafen daselbst, alles endlich, was an Geld, Kleidern, Horn- und Kleinvieh, mit Ausnahme der Erträgnisse von Gütern derjenigen, die das Nonnenkleid daselbst nehmen wollen, dargcopfert wird *)• Dieses Nonnenkloster war der Gegenstand für Abt Wolvolds besondere Aufmerksamkeit und eifrigste Pflege. Daher brachten seine wiederholten Besuche in demselben sehr bald bösen Leumund über ihn, so daß einige der älteren frommen Stiftspriester ihn zur Rechtfertigung aufforöerten und Wolvold gezwungen war, im Eisen-Schmelzhause am Plabcrge durch Berührung einer glühenden Ei-senscholle seine Unschuld zu bewähren "). Als ausgezeichnete Männer unter Abt Wol- MYa^se?übm'cC' vold nennen die einheimischen Documente aus den moiu.'h'uj«.5 Priestern: Neimbert, Stislsprior, nachher Abt zu St. Peter in Salzburg, endlich Bischof zu Drixen; Rabanus, Stiftsprior; Dietmar, Abt zu Ossiach in Kärnten, Vatersbruder Ekkeberts des Aeltern von Pütten; Engelschalk, nachher Abt zu Buren; aus den Laienbrüdern (Illiterati) aber: Ulrich von Cl-enüorf, einen, früher bei Regensburg reichbegüterten bajoarischen Edlen; Ulrich der Lange; Maganus, ein bajoarischer Landesedler, von Howeüorf zugenannt, welcher mit Gemahlin, Sohn und Schwester das Klosterkleid genommen und das Stift reich mit Gütern im Salzburgischen) für andere Besitzungen zu Kulmberg in der Ramsau im oberen Ennsthale. Saalbuch IV. 137. Ein anderer hochstiftischer Dienstmann, Sighard von Hetzendorf im Murthale, schenkte sein Gut zu Hauzenbüchel dem Stifte Admont für seinen Sohn Sizo und nachher auch einen Weinberg zu Listach. Saalbuch IV. 9. Saalbuch IV. 91. Diese und alle nachher dazu gekommenen Güter und Renten der admontischen Klosternonnen gestalteten die sogenannte Frauenkainnrer in den alten Urbanen. „Bona caimcrac dominarum.“ Cliron. Admont. 363 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. beschenkt hat '). Selbst öle Tochter des Landcsmarkgrafcn Ottokar VI., Willbirgis, Wittwe des Grafen Ekkbert II. von Neuburg, Formbach und Putten, ist unter Abt Wolvolö Klosternvune in Admont geworden und im Jahre 1144 daselbst gestorben s). Woloolds ungemeiner Eifer perbitterte ihm die ©üntber fon“"/)» letzten Lebenstage und führte auch sein Lebensende herbei. Schon im Jahre 1134 hatte Erzbischof Konrad I. das Nonnenstift St. Georgen tun Längsee in Sitten, Zucht und Wirthschaft gänzlich zerrüttet gefunden. Er setzte die Aebtissin ab, jagte die widerspänstigen Nonnen aus dem Kloster, führte zwanzig Nonnen von Admont dafür ein, wollte dabei alle Rechte der alten Funüation bewahrt wissen, beschenkte das Stift noch dazu mit der jährlichen Rente von 20 Metzen Salzes aus den hochstiftifchen Salzpfannen zu Hall tut Admontthale und vertraute die Oberaufsicht über das neugeregelte Kloster dem Abte Wolvold von Admont. Am 6. Jänner 1138 war dieser noch mit dem Abte Ezzelin von Ossiach, Herzog Ulrich von Kärnten und Grafen Bernhard von Sponheim an der Seite des Erzbischofs aus einer großen Versammlung in Friesach. In der Würde und Pflicht eines Erzdiakons war Abt Wolvolö diesmal nach Kärnten gekommen, um auch das seiner Obhut vom Erzbischof Konrad I. insonderheit empfohlene Nonnenstift zu St. Georgen am Längste zu untersuchen. Der strenge Abt fand daselbst Gebrechen, insbesondere an der Wi-dcrspänstigkeit einer adeligen Jungfrau, einer Blutsverwanütin der Markgrafen in der unteren steirischen Mark, Pilgrim und Günther von Hohenwart, gegen die klösterlichen Gesetze für Sitte und Ordnung. Er mußte diese Nonne nicht nur mit härteren Worten zurechtwcisen, sondern auch mit kirchlich-klösterlicher Strafe belegen. Darob entbrannte der Zorn Günthers; er überfiel ihn auf dem Rückwege, schleppte ihn unter öffentlicher Beschimpfung mit sich fort, ließ ihn lange in einem Kerker schmachten und raubte frevelhaft stiftische Besitzungen und Leute. Kaum war Wolvolö seiner Hast wieder erledigt, so starb er, 2. November 1138, an den Folgen der erlittenen grausamen Behandlung l * 3). l) Saalbuch IV. 181. -) Ebendaselbst, IV. 30-31. Clii-on. Carstens. Rauch, p. 18. — Chvon. Admont. Anno 1137. Pro luijnsmodi a Gunthero Marchione de Cilye captus et vinculatus, ct cquo indecent! asportatus imligna multa suae personae ac ordini per-pessus, adco fatigatus est, ut vitalia ejus rumperentur. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 363 Zur Abtswürde in Admont berief hierauf der 111 Erzbischof Konrad I-, nach der einstimmigen Wahl der Stiftshcrrc», den bisherigen Prior des St. Gcorgenklosters in Schwaben, Gottfried, welcher so eben der Abtei des Stiftes Weingarten, wohin er berufen worden war, entsagt hatte *). Non dieses merkwürdigen Mannes Abkunft aus einem deutschen Gefchlcchte ist man nicht gehörig unterrichtet. Jrimdcrt, der gelehrteste Mönch seiner Zeit in Admont, war Gottfrieds Bruder, und das Seckauer-Toötcnbuch nennt die Mutter Beider Hezila. Um eben diese Zeit (angeblich im Jahre 1136, zuverlässig aber vor dem 22. Februar 1138) * 2) war äu‘vn3t6-u323,ll,r Otto, Graf von Raym (Pordenone, Pordenon, Por-tus Natisonis, Naonis) der Letzte seines Stammes, gestorben. Er hatte diesen Ort sammt den dazu gehörigen Besitzungen als Lehen der Kirche zu Aquileja — welche dieselben tm Jahre 811 von Kaiser Karl dem Großen erhalten — nachdem er sie zweien auf-rührischen lombardischen Herren genommen hatte, time gehabt. In seinem Testamente soll Graf Otto den steirischen Markgrafen Ottokar VII. als Erben dieser Güter bezeichnet und der Patriarch Peregrin von Aquileja ihn auch wirklich damit belehnt haben 3). Von Friesach in Kärnten begab sich der salz- fr,?£;s burgische Metropolit mit dem Bischof Roman I. von *B9t“V»?rtnwr Gurk nach Gr ätz zur Markgräsin Sophia, und mit ihr und ihrem Sohne Ottokar VII. zum großen Festtage und zur Versammlung in das nun vollendete Stift Ruen, um 22. Februar 1138. Schon Graf Waldo von Ruen hatte dem Markgrafen Ottokar VI. seine Herrschaftsgüter im Runthale, zu Lungwitz bei Hartberg und zu Stanegoresdorf (Stangersdorf bei Lebring) zum Zwecke einer Klostergründung übergeben, und Leopold der Starke hatte Bau, Berufung einer Colonie von Cisterziensern aus dem deutschen Stifte zu Eberach und Einsetzung derselben in Rune unter Abt Gerlach bereits vollführt. Grund und Boden selbst, auf dem das i) Saalbuch III. 21. — Chron. Admont. Anno 1138. ") Dipl. Styr. II. 6 — 7. 3) Fragm. gcncalog. Vorav. „Ottachyr Patri suo succcdens confortatus cst et elcvatus; nam praeter alia plura triam prineipum praedia, munitioner ac ministeriales ei per testamentum accrevcrunt, scilicet Ot-tonis eomitis de Nayn, — Caesar, Annal. I. 625 — 626, — Coutin. Martini Poloni Anno 1270. 364 Ul- Geschichte der Steiermark. J. 1056—1192 n. bhe. Kloster erstand, war gleichfalls vom Grafen Waldo an das Hoch-stist zu Salzburg gekommen, nachdem Markgraf Leopold denselben um andere Guter zu Hartberg und Nadkersburg eingetauscht und vor seinem Tode noch übergeben hatte. Zur Vollendung der Stiftung und des Stiftes selbst löste die Markgräfin Sophia und ihr Sohn Ottokar VII. alles im Runethale gelegene fremde Eigenthuin durch Tausch ein. Sie gaben dem Priester Wolstrigil für seine Dotationsgüter in Lungwitz einige Aecker zu Gradwein; dem Priester Wolfher für Besitzungen in Lungwitz eben so viel Grund und Boden in Eicha; den freien Männern Liupram und Wilhelm für ihre Besitzungen, den Herigozberg im Ruenthale, andere Güter zu Domigoinstorf und Gerhartsberg, und für die salzburgischen Zehente im Ruenthale zwei Güter zu Hundesstorf und Winre (oder Wayer) *). Mitten aus der ansehnlichen Versammlung geistlicher und weltlicher Hocheöeln und Freien und gedrängten Volkes in der Kirche zu Rein trat die edle Markgräfin Sophia hervor und übergab den Schenkungsbrief aller genannte» Fundationsgüter mit Grund und Boden, Feld, Weide und Wald, mit allen Hörigen und Hoheitsrechten dem Erzbischöfe Mit Insel und Stab erhob sich sodann derselbe und forderte die Versammlung feierlich auf, zu erklären, ob Jemand gegen diese Schenkung etwas einzuwenöen habe. Durch lauten, einstimmig wiederholten Zuruf gaben alle Anwesenden, Clerus und Laien, ihre Billigung zu erkennen, worauf der mark-gräsiiche Spendebrief auf dem Altäre niedergelegt, die Stiftung des Cisterzienserklosters zu Rune besiegelt, feierlich eröffnet, und vom Erzbischöfe in folgender Urkunde der Nachwelt überliefert worden ist: "Im Namen der heiligen und ungeteilten Drei-“33‘ „faltigkeit. — Konrad, durch Gunst der göttlichen „Güte der heiligen salzburgifchen Kirche Erzbischof. — Jedes Te-"stament ist die Wieüererinnerung an vergangene, die Vcrkund-»schaftung der gegenwärtigen und die Betrachtung der zukünftigen "Dinge. Daher führen wir in gegenwärtiger Urkunde vor die gottcs-"fürchtige Absicht und die ernstliche Gottergedenheit des Markgra-»sen Liutpolü, auf daß wir durch das Andenken dieser Handlung „den Gegenwärtigen eine Anregung zum Glauben, den Nachkom-"Men aber ein unwandelbares Beispiel der Tugend aufbewahren. »Dieser Herr also hat, den Stand der Dröensgeistlichkeit liebend, i) Caesar, Annal. I. 746 aus I’ez, Auccd, 111. >>. 694. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 365 «einige Mönche voll des eifrigsten Vorhabens aus dem Stifte Eber-«ach herbeigerufen und, indem er sie im Thale, welches Rune ge-«nannt wird, eingefetzt, Alles für ihre zukünftigen Bedürfnisse, für «Ruhe und Festbestehen Rothwcndige angeordnct, angewiesen, über-«gebeu. Er hat ihnen auch das Herrschaftsgut, welches fein Va-«ter, Ottokar der Markgraf, von dem Grafen Waldo im Thale «Rune, Lungwitz und Stanegorcsdorf bekommen hatte, eingeant-«wortet und ihnen dasselbe, so lange er noch lebte, dienstbar ge-«macht. Auch die Salzburger Kirche besaß da, wo das Kloster «und die Wohnung der Mönche ist, einen Mansus, vom Grafen «Waldo derselben übergeben, welchen er, mit zwei Mansus, in Hart-«berch und Roukerspurch gelegen, von uns ablösend, mittlerweile «selbst zwar vom Leben geschieden, um das herrliche, fromm und »getreulich begonnene Werk glücklicher zu vollenden, seiner Gcmah-«lin hinterlassen hat; welche das Knäblein, den Sohn Ottokar den «Jüngeren nämlich, erziehend, die Verwaltung der March mann-«haft und friedlich geleitet und dem Sohne erhalten, für das Stift «aber, nicht minder thätig als ihr Gemahl, Vorsehung getroffen und «gesorgt hat. Denn nachdem daselbst ein Abt eingesetzt und die «Gemeinde des Herrn vermehrt war, hat sie alle Ackergründe, welche «im Besitze von Laien und Bewohnern desselben Thales waren, «um andere außen gelegene Grundstücke eingctauscht und selbe den «Klosterbrüdern übergeben. Dem Priester Wolftrigl gab sie für «die Dotation, welche er in Lungwitz besaß, eben so viele Grund-«stücke in Gradwein. Dem Priester Wolfger gab sie für das Gut, „so er in Lungwitz in Besitz hatte, eben so viel Desitzthum in Eicha. «Dem Liupram und Wilhelm gab sie Domegoinstorf und Gerhar-„tesberch für den Berg HerigoZ, welchen sie in demselben Thale «bewohnten. Damit nun nichts da scy, was ihre (der Mönche) «Muße in Christus stören könnte, hat sie auch die Zehente von «demselben Thale, welche unserer Kirche gebührten, für sich behal-«ten, uns aber dafür zwei Mansus zu Hundestorf und zu Wiare «gelegen, eingeantwortet; indem sie also die Zehente int gesetzlichen «Tausche von unserem Rechte gelöset, gestaltete sie sich aus der «Ruhe der Gegenwart eine Vorstellung von der einigen Ruhe der «Guten. Weiters wenn Jemand die Uebergabe dieser Austausche «und die Zeugen zu wissen wünscht, der nehme Einsicht von den «Handvesten, aus denen er ersehen wird, was und wie es gesche-«hen sey; weil die gegenwärtige Urkunde nur das Uebrige umfaßt, «aber, was die anderen enthalten, nur kurz und in den Hauptsa- 366 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. »suchen berührt. Nachdem dieses Alles im gesetzlichen Austausche »erlöst und zur vollcsten Freiheit gestellt war; so ist in unserer »und unseres ehrwürdigen Bruders, des gurkischen Bischoses Ro-»manus Gegenwart, und im Beifeyn anderer, sehr vieler Mönche, »Geistlichen und Laien, welche im Kloster, so Nune genannt wird, »versammelt waren, die Frau Markgräfin Sophia, eine bewunderungswürdige und des Andenkens der Guten wcrthe Matrone, »mit dem Sohne, Markgrafen Ottokar, vorgetretcn und hat, nach-»dem die feierliche Schenkung vollbracht war, mit gewalthabenöer »Hand, was sie im Thale Nunc, Lungwitz und zu Stanigorestorf »gehabt hat oder hat erwerben können, Gott und seinen Heiligen »übergeben, zum Unterhalte der Stiftsbrüder, welche dort unter »den Vorschriften des religiösen Vereines zu Eberach Christum öic-»nen, mit Erworbenen und zu Erwerbenden, mit Bebautem und »Unbebautem, mit Wassern und Wasscrabläufen, mit Mühlen, »Gebirgen, Hügeln, Thälcrn, Waldungen, Gebüschen, Wiesen, »Weiden, Wegen und Unwegsamen, Zugängen und Ausfahrten, »und mit jeglichem Nutzen, womit sie selbst oder ihre Vorführer »dieses früher besessen hatten. Dieses hat sie zur Nachlassung ih-»rer Sünden, für das Seelenheil ihres Sohnes und der Tochter, »nämlich des Markgrafen Ottokar, Elisabeth und Margarethe, und »aller übrigen ihrer Getreuen, und vorzüglich für das Seelenheil »ihres Gemahls, des Markgrafen Liutpold, und ihres Schwieger-»vatcrs, Ottokar des Aelteren, des Herzogs Heinrich, des Otto «von Raun und des Grafen Waldo, dessen väterliches Erbgut der »nämliche Ort war (Rune), wie auch als Seelgcräthe für beider-»fcitige Aeltern und für alle verstorbenen Christgläubigen, gethan. »Die Schenkungsübergabe und Einsetzung in dieselbe also habe ich, »Konrad, Erzbischof der salzburgischen Kirche, mit dem Abte öeö-„selben Stiftes, Namens Gerlach, empfangen, in Anwesenheit und »unter Beifallsruf des Clerus und der Volksgemeinde mit den Unterzeichneten Zeugen: Walther von Treisime, Suiker von Gestnich, „Hadmar von Chvuternn, Dietmar Mordere, Rudolph von Buz-„zcnberge, Sigiboto von Valchinstcine, Rudolph der Jüngere von »Pekach, Adalprccht von Rota, Sigihard von Flaze, Hartnid und »Rafalt von Treisime, Hartwich von Stade, Hartunich von Eicha; »und von den Ministerialen der Kirche: Adalbero von Dietramin-»gen, Wisunt von Bongooa; von den Ministerialen des Markgra-„fcn: Wulvinch von Brozzete, Liutolö von Willihalinisburch und »dessen Bruder Liutpold, Ottokar von Slierbach, Richer von Eu- III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 367 „ridingin und dessen Brüder Hclmhart und Herant, Odalrich von „Hasilbach, Kounrath von Chrowath, Bernger von Capella, Rou-„prccht von Liboche, Volcholt von Stire, Engilgel von Willihal-„misburch und dessen Bruder Sigihart, Hiltiwart, Otto, Ebcrhart „tum Cherbach, Dietrich von Mistors, Gerunch von Enstale, Hcin-„rich, Blouincle, Fridarich, Bernhart, Heinrich von Welenge, Ou-„dalrich Licchtbrenne, Gumpolt von Chainache. Nachdem die Schen-„kung vollbracht und die Zeugen beim Ohre herbeigezogen waren, „nahmen wir Stola und Krummstab, traten in die Mitte vor und „stellten dreimal die laute Frage: ob Jemand diese Schenkung an-„zugrcifen und zu vernichten wagen wolle? Wie sich nun Niemand „zeigte, der feindlich auftrcten wollte, so bannten wir Frieden über „das Stift, die Stiftsgemeinde und die Besitzungen derselben, in-„ücm wir beifügten, daß, wer immer, Geistlicher oder Laie, es wa-„gen würde, diesen Ort und die demselben gehörigen Besitzungen „anzugreifen, zu vermindern, oder etwas wegzunehmcn — wäre „cs eine kirchliche Person, so solle sie der Würde ihres Standes „und Amtes verfalleu, auch noch mit Verlust der kirchlichen Pfründe „gestraft werden; wäre es aber ein Laie, so solle er, vom Antheile „an dem Leibe und Blute des Herrn entfernt, auch noch der kirch-„lichen Gemeinschaft verlustig werden. Damit nun diese unsere „Einrichtung für alle Zeit fest und unerschütterlich verbleibe, haben „wir die gegenwärtige Urkunde aufrichten und mit unserem aufge-„drückten Sigille befestigen lassen, welche zugleich auf der anderen „Seite des Markgrafen Ottokar Sigill aufgedrückt enthält, auf daß „zum Schutze der Diener Gottes neben dem geistlichen Ansehen „auch die weltliche Macht wache. Dieses ist vollbracht worden im „Jahre der Menschwerdung deö Herrn 1138, am 22. Februar, in „Gegenwart des ehrwürdigen Erzbischofes von Salzburg, Konrad, „unter Zustimmung und Mitwirkung des Herrn Nomanus, ehr-„würdigen Bischofes von Gurk, als der demüthige Abt Gerlach „das Reinerstift leitete, und die Markgräfin Sophie mit dem Sohne „Ottokar die March regierte ').« Um diese Zeit hatte auch die hochedle Mark-gräfin Sophia aus ihrer Morgengabe ein reiches Funüaticmsgut dem Stifte Stciergarsten zur Kirche in Gafsienz im Lande unter der Enns gegeben, nämlich das ganze Gut Gafsienz, alles Gebiet an den Bächen, welche in den Gaff- l) Aus bcn Rriner-Original-Urkunden. 368 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. lcnzbach abfließcn vom hohen Wolkenstein bis in die Enns herab. Dadurch konnte die alte Gavlenzerkapclle eingeweiht und zur selbstständigen Pfarre nach dem Wunsche der Landesbewohner umher vom Passauerbischofe Neginbert im Jahre 1140 erhoben werden. Markgraf Ottokar VII. vermehrte nachher diese Dotation ansehnlich mit dem Ausroöungsrechte der Waldungen und Gestrippe, mit dem Holzbanne in den markgräflichen Wäldern und mit einem weiten Alpengebiete vom Merbenthale bis an den Psaffenstein ,). Mutterseite, auf den Thron der Deutschen erhoben worden. Dadurch hochbeleidigt, weigerte sich Heinrich der Stolze aus dem wel-ssischen Hause, Herzog von Baiern und Sachsen, die Rcichsinsig-nien auszuliefern; er vermied jeden Hoftag zu Bamberg, Regensburg, Augsburg, Würzburg, und ward endlich auf der Reichsocr-sammlung zu Goslar im Jahre 1138 des Verbrechens beleidigter Majestät wegen in die Acht und aller seiner Länder verlustig erklärt. Markgraf Leopold von Oesterreich empfing hierauf die Belehnung mit Baiern, nahm es sogleich in Besitz und hielt offenes Gericht in Regensburg und Augsburg. Im Kampfe mit den Anhängern Heinrich des Stolzen (t 1.1139), dessen Bruder, Herzog Welf, den Grafen Otto und Heinrich von Scheyern, Valley und Dachau und vielen bajoarischen Landescdlen zwar unterlegen"), vom Kaiser jedoch gerettet, behauptete er sich in Baiern bis zu seinem Tode im Kloster Alteich, 18. October 1141, worauf ihm sein Bruder, Herzog Heinrich von Medlingen, „Jasomirg ott« zugenannt, in Oesterreich und Baiern folgte. Durch die Verehelichung mit Gertrude, Wittive Herzogs Heinrich des Stolzen, erhielt Jasomirgott feierliche Belehnung mit Baiern, auf welches Heinrich der Löwe, Sohn Heinrich des Stolzen, Verzicht leisten mußte und dafür in das Herzogthum Sachsen wieder eingesetzt worden ist i) * 3). i) Kurz, Beiträge IV. 492 —495. r) In der Feldschlacht am Thomastage. I. 1140. 3) Otto Prising. Chron. VII, 22, 23, 26. — Doilecliin. Annal. 1142. — Chron, S. Pantaleon. — Ekkard. Script. Germ. I. Anno 1142. Am 3. Dezember 1137 war Kaiser Lothar H. Konrad lll. von Hohenstaufen, Halbbruder des Markgrafen Leopold des Freigebigen von der Ostmark von III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 369* Im October des Jahres 1139 hatte der Erz-2ff!niiSS bischof Konrad I. eine große Versammlung aus sei-»“"SnftyVmoS" ner Burg zu Friesach in Kärnten veranstaltet. Ihn 1139. umgaben daselbst: Roman I., Bischof zu Gurk; Ge-buno, Dompropst zu Salzburg; Halöerich, Abt zu St. Peter; Heinrich, Dompropst zu Gurk; Wernher, Abt zu St. Paul; Graf Bernhard von Kärnten, Graf Wolfrad von Tresen, Graf Napoto von Amberg, die Hochedeln (Nobiles) Weriand, Sohn des Ask-roin, Burchard von Chagere, Wilhelm von Ramenstein, Friedrich und Ebo, Söhne Brunos von Percha, Wernher von Kraubat, Gottfried von Wietingen, Eberhard, Kastellan zu Leibnitz, Jannes von der March, Wezito von Prukarn, Grim von Grebnich, Lant-fried von Eppenstein, Berengar von Kapellen u. v. a. Am 10. October 1139, im 34. Jahre seiner Metropöliten-mürde ertheilte und siegelte er über alle Besitzungen und Rechte des Stiftes Admont folgenden Bestätigungsbrief: „Im Namen der heiligen und untheilbaren Dreieinigkeit. Ich, „Konrad, 'von Gottes Gnaden Erzbischof der Kirche zu Salzburg. „Nach dem Zeugnisse des heiligen Gregorius ist es gewiß, daß „das, was mitleidig und in Berücksichtigung der Frömmigkeit ge-„geben wird, dem Geber sowohl nütze, als ihm auch den gewünsch-„ten Lohn am Tage der Vergeltung einbringe. Von dieser Hoff-„nüng beseelt und fest folgend den Fußftapsen unserer Vorgänger, „festigen und bestätigen wir dem Stifte Admont, — welches zu „Ehren der Gottesgcbärerinn Maria und des heiligen Märtyrers „Blasius von unserem Vorführer gesegneten Andenkens, Erzbischof „Gebehard, gegründet und sowohl mit Spenden von Gütern, als „auch Zehenten der daselbst für ewig Gott Dienenden begabt, aber „auch von dessen Nachfolger, dem ehrwürdigen Erzbischof Thiemo „gleichfalls mit Renten ist vermehrt worden, — in Gewalt des „allmächtigen Gottes und des heiligen Petrus Alles, was diese „unsere eben genannten Vorfahrer dem vorbcsagtcn Stifte gegeben „haben. Durch die preiswürdige Wohlthätigkeit ihrer Großmuth „veranlaßt, geben wir nun auch über alles dieses noch väterlich dem „genannten St. Blasienstifte für unser, unserer Aeltern, für des „Erzbischofs Gebhard und aller Chriftgläubigen Seelenheil mit „Billigung Romans, Bischofs zu Gurk, und unter einstimmigem „Rathe und Bcifalle der ehrwürdigen Prälaten unserer Kirche, un-„serer Domkanonikcr und unserer Ministerialen, was wir hier ein-„zeln zu benennen für werth achten: Zuerst das Herrschaftsgut zu Eefch. d. Steiermark. - IV. Bv. 24 370 HI, Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. „Rädlach, dreißig Mansus, welche uns Graf Weriand für den, „gegen den ehrwürdigen Erzbischof Thiemo begangenen Frevel ermattet und auch alles das, was er uns freiwillig von seinem Lechen daselbst überlassen hat. Wir haben auch übergeben zum Dicn-„ste der dort Gott dienenden Brüder eine Salzpfanne im Aümont-„thale mit vollständigem Rechte. Zwei kleinere Salzpfannen zu „Hall, wofür wir jedoch vier Mansus zu Froskowe und zu Ger-„hochsbach drei Lehengüter und auf dem Buchbergr im Pongaue einen „bajoarischcn Mansus zurückbekommen haben. Weiters haben wir dem „stiftlichen Anwesen die Salzsiederei geschenkt, welche uns Wernher „von Meminghosen übergeben hat. Jene zwei Salzpfannen, welche „die Erzbischöfe Gebhard und Thiemo daselbst übergeben haben, „auch das Gericht in Hall und das vollständige Recht über die „Salzsiederei und die Salzsieder (Arbeiter), und die Kirche St.Aman-„dus und die ganze Pfarre mit all ihrem Rechte bestätigen wir „auch gedachtem Stifte mit unserer Gewalt. Derselben Kirche ha-„ben wir geschenkt den Zimmermann, Reinhard genannt. Auch zehn „Mansus, welche uns der Kärntncrherzog auf dem Sterbebette „übergeben hat, gelegen auf dem Berge Piswich; auch sechs Man-„sus, welche Herzog Engelbert n. uns überantwortet hat, drei ge-„legen zu Glööniß, zu Melach und auf dem Zozzen. Einen Man-„sus zu Weng jenseits des Taucrnbergcs. Jenes Herrschaftsgut „zu Unterjahring mit der Kirche und allem ihren Zugehöre, wel-„ches uns Rudolph von Witenswald, Bruder Weriands, überge-„ben hat, vom Ursprünge des Baches Jahring bis in die Pößnitz, „und die Hälfte der Zehente zu Fradalsdorf. Hofstätten zu Re-„gensburg und zu Friesach. Unser Hospitalhaus zu Friesach mit „aller Gerechtigkeit geben wir den Brüdern zu Admont für immer. „Den Lehenbesitz unseres Ministerials, Adilhard von Neboz, auf „dem Zezen eine Mühle und einen Mansus, und alles, was da-„selbst und zu Lelin und Altenhofen unser Vorfahrer, Erzbischof „Gebhard, dem Stifte Admont gegeben hat. Alle Waldungen nördlich der Enns, von denen schon unser Vorführer Thiemo einen „Theil von Heimenstoch bis Glasbach gegeben hat, und von dort „an weiter alle unsere Herrschaftswaldung gegen Wenge und Pu-„chowe, mit allen Zehenten und Neubrüchen, und allen Forst und „alle Abhänge der Alpen, und alle ablaufenden Wasser dis in die „Luzach, und bis hinauf auf alle Höhen der Alpen, Pabcnwisen, „Tomveralpc und Warmberg. Das zu diesem Forste gehörige Lechengut und den Wächter des Forstes, Günther genannt; wofür III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 37i «wir uns jährlich 20 Metzen Salzes bedungen haben, von unseren »Eigenleutcn dahin zu liefern, wo wir wollen. Weil jedoch die "Brüder zu Admont in den Gränzen der Waldungen, welche süd-«lich an dem Ennsflusse schon unser Vorfahrer Gebhard dem Stifte »gegeben hat, öfters beunruhigt worden sind: so haben wir auch «die Eränzcn dieser Waldungen, so wie sie das Salzburger Hoch-«stift besaß, in gegenwärtigem Documcnte bezeichnet: Zedilsach Bach »mit seinen Abflüssen; vom Dietmarsberge alle Abflüsse und Ab-,,hänge gegen die Enns. Die Alpen, genannt Kalbingalpe und Pla-»dinalpe mit allen Abhängen in den Johnsbach und Johnsbach mit »allen Abhängen. Hartwigesbach von der Alpe Niwenberg mit allen »Abhängen in die Enns. Weiters von dem Felsen, der genannt »wird' Want, aufwärts bis aus den Gipfel der Wulzeisalpe. Wie-»der Laimbach von der Wulzeisalpe mit seinen Abläufen und Ab-»hängen in die Enns. Gemze von Puchberg mit den Abhängen »und Abläufen. Susinbach von Wilöalpe mit seinen Abläufen und «Abhängen. Von Susinbach alle Abhänge und Abläufe in die Sal-«zach zu beiden Seiten biö Pernbach. Die ganze Griüeralpe und «Kleinlaznich mit allen Abhängen. Die rothe Laznich von Gras-»alpe mit Abläufen und Abhängen. Die größere Lazeich mit Ab-«läufen und Abhängen. Die Laznichalpe mit ihren Abhängen in »die Laznich und Monlich und Salzach. Monlichbach mit seinen »Abläufen bis Prame. Von Prame die Alpe Gamctzenstcin, die «Abläufe gegen die Enns, den Ozlichbach von Liubachalse mit sci-„ncn Abläufen, die Ozlichalpe mit Abhängen bis in die Mitte Frod-«nitz. Alle diese Abhänge der Gebirge und Abläufe der Bäche »(fluviorum) bestätigen wir der admontischen Kirche bis in die «Mitte Froönitz und bis in die Tiefe des Ennsflusses. Was nun »immer innerhalb der vorbezcichneten Gränzen in aller Gattung «Jagden und Fischereien, oder was immer für Erwerb bebaut und «unbebaut, schon erworben oder noch erst zu erwerben, die Kloster-«brüüer zum Nutzen der Aömonter Kirche erlangen können, so wie »sie früher von unseren Vorfahren empfangen haben, gestatten und »schenken auch wir ihnen. Ueberöics haben wir dem Stifte schon »gegeben zu Purchstal bei Aquileja drei Manfus und dafür drei »andere zu Mosburch zurückerhaltcn. Das Lchengut Hartwieks zu «Hirshalm mit den Hörigen. Ein Gut zu Kuchil. Die Zehente «von St. Lambrecht. Die Zehente an der Märze von Frezen näm-«lich und Mitterndorf. Die Zehente im Lungaue, welche früher «der edle Mann, Anzo, vom Hochstifte zu Lehen getragen, dann 24 * 372 UI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. „dem Erzbischöfe Gebhard hcimgestellt, dieser dem Stifte Admont „gegeben, Erzbischof Thiemo aber nothgedrungcn dem edlen Mann „Dietmar von Dornberg abermals oerlehnt hatte, diese stellen wir „aus Bitten des alten Dornbergers aus den Händen des Edlen, „Otto von Machland, der sie unrechtmäßig sich zugccignet, von „uns aber zur Entsagung in Straßewalchen gezwungen worden ist, „dem Stifte Admont wieder zurück, wobei als Zeugen anwesend „waren: die Bischöfe Heinrich von Regensburg und Rcimbert von „Passau, Heinrich, Bruder Konrads und Liupolds, Herzoge von „Baiern, Heinrich, Stadthauptmann von Regensburg u. v. a. Wir „setzen weiters fest, daß die den Pfarrern gebührenden Zehente nicht „von den Zchenttheilen des Stifts, sondern von unseren gegeben „werden sollen, so wie es schon früher festgesetzt gewesen ist. Wir „setzen auch fest, daß alle Weibspersonen, welche von der Hörig-„keit (Gewalt) des Salzburger Hochstiftes schon früher zur Ehe „gegeben worden sind, oder nachher gegeben werden den Hörigen „des Stifts Admont, und daß auch alle Mannsleute unter Gewalt „und Hörigkeit des Stifts wohnend mit ihren Kindern in ewige „Hörigkeit dieses Klosters übergehen sollen; daß aber auch wech-„selwcise Hörige des Stifts unter gleicher Bedingung in unsere „Gerechtsame und Hörigkeit übergehen sollen. Wir übergeben dem „Stifte Admont auch eine Hofstatt zu Arnsdorf und den Hörigen „Adilbert mit seinen Kindern, welche Adilgoz von Treven von un-«gerechter Dienstbarkeit erlediget hat. Eine Hofstatt zu Salzburg „mit sechs nahe gelegenen Aeckern. Unseren Zehentantheil vom Gute „Regilos von Hagenberg, und vom Gute Reginhards von Püchlarn „den ganzen Zehent. Alle hochstiftischen Lehengüter dieses Regilo „bei Strechowe und Luetzen O- Alle salzburgischen Kirchcnlchen Die Freien von Hagenberg im oberen Ennsthale waren durch Lehengüter auch salzburgische Ministerialen. Regilo von Hagenberg gab dem Stifle Admont als Seclgeräth sein Lehengut bei Strechau und Liehen (Luezen) und eine halbe Hube bei Scwcn. Rudiger von Hagenberg gab sein ganzes Gut auf dem Hagenberg, einige Lehen am See unter dem Berge ausgenommen ijuxta lacum sub codcm monte) vor den Zeugen: Aribo von Ramstcin, Pillung von Kirchheim, Goutin von Leoben, Erich von der Klause. Regilos Gattin, Gertrude, trat mit drei Töchtern in das Nonnenkloster zu Admont und opferte ihr Gut in Gries durch Wichart von Trau» in Gegenwart der Mark-gräsin Kuncgunde und der Zeugen: Hcrrand von Hagenberg, Otto von Leoben, Eberhard von Kraboch, Hartfried von Feistritz, Jlsunch von Mürze, Mukolf von Jrdning, Marquard von Maria Wasen bei Leoben. Auch Herrand von Hagenberg, steirischer Ministerial, mit seiner Gemahlin Hadcwick hat sein Gut zu Hagenberg dem Stifte Admont geschenkt, welche Spende aber, ohne Zustimmung des Markgrafen Ottokar VII. geschehen, erst später von diesem bestätiget worden ist. Saalbuch II. 73, 75, 210, 211. IV. 138, III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 373 „des Heinrich nun Nazzowe, salzburgischen Mim'sterials, in der „unteren Steiermark (in Marchia) und das Herrschaftsgut dessel-,'ben zu Nazzowe, Wurzingrn, Welkis, Puchcl und Wolvolstisöorf „mit den Zehenten und Hörigen daselbst '). Die Güter von drei „Salzburger Ministerialen zu Podigor, zu Hartwigesöorf und „Percha, nachdem die drei Dicnstmänner Konrad, Meinhard und „Helmbert den Mönchshabit in Admont genommen haben. Ein „Gut in Oulsburch. Die Zehente zu Lazlaustorf, ein Gut zu Sul-„tza und ein Lehcngut Amizüns zu Lavent." „Damit nun diese unsere und alle zu verschiedenen Zeiten von „unseren Vorfahren ertheilten Schenkungen für alle zukünftigen Zei-„tcn fest und uncrschüttert bleiben mögen, haben wir die Abfassung „und die Kräftigung dieser Urkunde durch Aufdrückung unseres Si-„gillcs anbefohlen,.und wir bannen über die Brüder und alles Eigen-„thuin des Stifts fürderhin Frieden in Gewalt unseres Herrn Jesu „Christi und des heiligen Petrus, und dessen Stellvertreters, der hci-„ligcn allgemeinen Kirche Papstes Jnnocentius, und unserer selbst, „auf daß keiner unserer Nachfolger Kraft und Ansehen dieser un-„serer Urkunde zu brechen und den genannten Mitgliedern von Aö-„mont die bezeichneten Besitzungen wegzunehmcn, zu verringern oder „zu entfremden wage. Gehandelt und geschehen auf unserem Schlosse „Friesach im Jahre 1139 am 10. '£>ctobcü unter Regierung des glor-„reichen römischen Königs Konrad, im zweiten Jahre seiner Herr-„schaft, unserer Metropolitenwürde aber im vier und dreißigsten 2). Bald nach seiner Erwählung hatte stch der Abt Gottfried von Admont auch nach Rom um die Be- wun"u*"g stätigung seines Stifts mit all desten Besitzungen und N^nn^v/kibstf Rechten bittlich verwendet, und vom Papste Inno- 3fll,c renz II., 10. October 1139, eine gleiche apostolische Bulle — wie sein Vorführer, Abt Heinrich l., vom Papste Paskal II. — erhalten, in welcher insbesondere die Bestätigung des Hospitals zu Friesach mit den Zehenten in Mötnitz ausgedrückt ist 3). Ungefähr zu gleicher Zeit hatten sich die Klosternonncn zu Admont dem Papste Jnnocenz II. in einem eigenen Schreiben, bc- Saalbuch II. 59. Heinrich von Nazzowe, salzburgischer Ministerial, war mit Weib und Söhnen in das Stift Admont getreten und hatte zugleich mit vielen anderen die genannten Güter geopfert. -) Saalbücher HI. 95-101. IV. 47-53. Saalbuch III. 05 — 68. 37 I Hl Geschichte der Steiermark. J. 1056 —1192 n. Chr. gleitet von einem frommen Geschenke, wahrscheinlich einem Werke weiblicher Handarbeit, zu Gnaden empfohlen und von ihm, den 1. April 1140, ein Dankschreiben erhalten, öefsen Inhalt wir der Seltenheit wegen ganz hersehen, wie folgt: „Jnnocenz, Bischof, Diener der Diener Gottes, den in Christo „geliebten Klosterfrauen des Stiftes Admont Gruß und apostolischen Segen!" „Was von eurem religiösen und ehrenvollen Wandel durch „den Bericht Vieler zu unserer Kcnntniß gekommen ist, sagen wir „Gott dem Allmächtigen den kräftigsten Dank, der dem schwachen „Geschlecht eine solche Beharrlichkeit in der Tugend gegeben, und „solche Weise auch in der Liebe zu ihm befestiget und euch, so zu „sagen, in seinem heiligen Dienste mannhaft und stark gemacht hat. „Daher braucht ihr, in Christo geliebte Tochter! nicht erst ermahnt „zu werden, daß ihr anfanget und die Hand an den Pflug des „ Herrn leget, sondern daß ihr, nach des Apostels Ausspruch, oer-„gesscnd dessen, was rückwärts liegt, zur Krone des himmlischen „Berufes mit des Herrn Hülfe euch anstrcngct. Verlobet euch dem „unsterblichen Bräutigam mit der Morgengabe des heiligen Gei-„stes; achtet alles Andere gering und sehnet euch ohne Unterlaß „nach seinem Anblicke, nach seiner Umarmung, indem ihr mit dem „Pfalmistcn ausrufet: Wer wird mir Taubenflügel geben, auf daß „ich empor fliege und zur Ruhe komme? So lange ihr aber im „Körper verbleibt und ferne von dem Herrn pilgert, bereitet Gott „in eurer Jungfräulichkeit eine angenehme Wohnung und, indem „ihr alle eiteln und verderblichen Gesinnungen von dem Opfer eures „beängstigten und zerknirschten Geistes, gleichwie Abraham die zu-„dringlichen Fliegen, wegscheuchet, bestrebet euch ein reines und „fleckenloses Gewissen zu bewahren, auf daß ihr mit dem Apostel „sprechen möget: das Zeugniß unseres Gewissens ist unser Ruhm! „Für die von eurer Ergebenheit übersendeten Geschenke sagen wir „eurer Liebe Dank. Indem ihr für uns betet, wolle euch Gott „der Allmächtige mit seiner Gnade segnen und durch die Beharr-„lichkeit eines heiligen Wandels zum ewigen Leben führen. Ge-„gcben im Lateran am 1. April." Ihn diese Zeit verhandelte der Salzburger-Erzbischof Konrad I. Folgendes mit dem Grafen Wolfraö von Treven. Dieser hatte zur Gemahlin Hemma, die Tochter des Grafen Werigand, welcher mit *) Codex 567 der Stiftsbibliothek zu Admont. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 375 Sem Bruder, Markgrafen Poppo Starkhand, so lange daö Erzstift befehdete. Nun sprach diese die salzburgifche Herrschaft Cest als Eigenthum an; ihr Gemahl Wolfraö aber, ein Zögling des Erzbischofs, beredete sie, alle Ansprüche auf Cest aufzugeben. Darum nahm ihn Erzbischof Konrad 1. zu seinem Ministerial auf und belehnte ihn mit hundert Gehöften innerhalb Duri, Hartberg, Cere-walü und Lawenzen '). Im Jahre 1160 am 1. Mai zu Frankfurt bestätigte K. Konrad III. das Bisthum Gurk mit allen Besitzungen, Rechten und Freiheiten nach den uralten Spenden, vorzüglich der Gräsin Hemma (nobilisssima matrona) und mit dem Schlosse Wei-tcnstein in der unteren Mark, welches eben von Hermann, Grafen der Beronesermark und Bruder des Herzogs Heinrich IV. von Kärnten, angefochten worden war * 2). Zu Anfang des zwölften Jahrhunderts war ein v°n"Walr>Ä! hocheüler Mann (Nobilis), Adelram von Waldeck, 3 mo-1147, „jch bxMert in der Ostmark und in beiden steirischen Marken, ein, besonders der Geistlichkeit wohlgeneigter Herr. Frühe schon, das Jahr ist unbekannt, hatte er bei seinem Schlosse Walöeck eine Kirche famint Pfarrerswohnung erbaut und dazu alle Zehente umher fammt fünf Hörigen dem Erzbischöfe Konrad I. als Dotation dieses Gotteshauses übergeben, aus daß ein Priester eingesetzt und er nebst seinen Nachkommen daselbst regelmäßigen Got-tesüicnst haben möchte. Und nicht nur seine vorbcsagten Güter, sondern auch die rücksässigen Hörigen auf den nahen Gütern eines gewissen Edclherrn, Boto, sollten der neuen Kirche zu beständigem Rechte sowohl in Entrichtung der Zehente, als dagegen auch in Empfang der kirchlichen Sacramente, der Taufe und der Begrab-niß nämlich, zugewidmet seyn; — und dieses alles vor vielen edlen Zeugen 3): Walter von Waltenstein, Gotschalk von Hunesburg, Adalbero von Strazgange. Mit zwei rechtmäßigen Gemahlinen, Berchte und Richinza, war er kinderlos geblieben 4). Er wollte demnach die Kirche zur Erbin seiner Güter einsetzen und cröffnete sein frommes Vorhaben, ein Stift für Chorherrcv zu gründen, dem Erzbischöfe Konrad I- und dem Bischöfe Roman zu Gurk, dem *) Archiv für Historie re. 1831. x. 339. Urk. im k. k. g. A. z) Gurker-Urkunden. 3) Johanneumsurkunde. — Caesar, Annal. I. 797—798. 4) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 173. 376 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056 — 1192 n. Chr. Stellvertreter oder Vikar des Metropoliten in den karantanisch-steirischcn Marken. Auf dein Alloüialgute seiner Aeltern besaß er zwei Kapellen im oberen Murthale, St. Maria in Feistritz, (ober St. Marein bei Knittelfeld) und St. Johann mit ihren Dotations-gütern, Platfe und Altendorf, welche beide vorlängst schon vom Rechte der Mutterpfarre ausgeschieden und mit dem Rechte der Priestcrbeucnnung und der Vogtei ihm unterthänig wären. Am 10. Jänner 1140 vor einer großen Versammlung in Friesach und in Gegenwart vieler steirischer Edlen, (Sotto von Leoben, Ulrich von Grazi (Graci), Dietmar von Liechtenstein, Heinrich von Buch, Dietmar von Buchlarn, Wilhelm von Glin (Cliena), Gottschalk von Diernstcin, Gundacher von Link, Adalbero von Linte, Lant-fricü von Eppenstein, Berchtolf von Notengrube, Berchtolf von Teuffcnbach, Adalbero von Listach, Suitber von Waltestorf, Or-trin von St. Peter u. v. A. übergab nun Adelrain beide Kirchen mit all ihrer Dotation in die Hände des Erzbischofs Konrad 1., unter Zeugcnschaft und Bekräftigung der Bischöfe, Reginbert von Bripen und Roman von Gurk unter folgenden Bedingungen: daß bei der Kirche zu St. Marein eine Gemeinde Chorherren nach St. Augustinus Regel eingesetzt werde, welche daselbst dem Gottesdienste obzuliegen hätte; daß Patronat und Vogtei, so lange er lebe und waffenfähig (wehrfähig) sey, ihm zustehen sollen'); und daß, wenn es je ein Erzbischof wagen sollte, diese Stiftung zu einem anderen Zwecke zu verwenden -) oder wenn es sich ein Propst beigehen lassen wollte, die Güter dieses Klosters zu vermindern oder zu veräußern, und wenn sie nach ergangener Warnung davon nicht ab-stchcn würden, Adclrams nächster Blutsverwandter das Recht haben solle, mittelst Opferung einer Goldmünze auf dem Hochstiftsaltare zu Salzburg das Stift St. Marein von allein erzbischöflichen Rechte zu erledigen und zur Wiederbelebung der religiösen Ureinrichtung daselbst alles Zweckdienliche zu vollbringen * * 3). Hocherfreut war Aüelram, als hierauf am Tage der heiligen Margaretha, am 10. Juli 1140 in seiner Gegenwart und unter angemessener Feier mehrere Kanoniker vom Domcapitcl in Salzburg, vom Dechant Leopold und dem Priester Wernher herbekgeführt, in St. Marein eingesetzt wurden. In diesen Gefühlen frommen Vergnügens gab Adelram ') Dipl, sacra Duc. Styriae. p. 173 — 174. - ) Ibidem, p. 140. 3) Ibidem, p. 139-141. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 377 zur vollständigen Fundation dieser Stiftsgemeinde ansehnliche Thcilc seiner Allodialguler (in dominicali patrimonio suo) diesseits des Zerewalöes, um Hartbcrg gegen Kärnten, an der Mur oder in der untern Steiermark gelegen ‘) und Lehengüter seiner Hörigen, die Alpengcbirge Tcufenthal, Steineck, Frczcn und Puchschachen mit Ausnahme der innerhalb derselben gelegenen, seinen Wehrmän-nern oder anderen Getreuen verlehnten Besitzungen. Und bei dem feierlichen Akte der Einsetzung in den wirklichen Besitz spendete erden neuen Kanonikern noch ein Gut im Dorfe Willendorf sammt einem Weingarten * 2). Indessen hatte das neue Kanonikatstift noch keinen gesetzlichen Vorsteher oder Pröpsten. Den gemeinsamen Wunsch zu erfüllen, begab sich daher Adelram mit den sämmtlichen Kanonikern 3" un-von St. Mar ein im Jahre 1141 nach Friesach, wo sie dann in Gegenwart des Erzbischofs Konrad I., des Bischofs Roman von Gurk, des Dompropsts Babo von Gurk, Balüerichs, Domdcchants von Salzburg, des Abts Heinrich von St. Lambrecht und einer-zahlreichen Versammlung geistlicher 'Männer und weltlicher Eöel-herren aus ihrem Mittel selbst den durch Gelehrsamkeit, Sanftmuth, und reinen Wandel ausgezeichneten Priester Wernher von der Gail (singular! inter illos scientia praeditum) einstimmig zu ihrem ersten Propste wählten. Bischof Roman von Gurk geleitete ihn sodann nach Feistritz, und führte ihn feierlich bestätigend in St. Ma-rein ein. Das Diplom fertigte der Erzbischof mit seinem Sigille am 22. Mai 1141 im Stifte St. Lambrecht 3). Als hierauf Adelram im frommen Eifer die Dotation der Chorherren abermals groß-müthig erweiterte, wollte sich auch der Erzbischof selbst der neuen Stiftung und gegen ihren Urheber wohlwollend beweisen. Zuerst nahm er den bisher zu St. Marein bestandenen Priester, Ortolf hinweg und bestellte ihn als Pfarrer in Weitz, sodann gab er alle Zehente tut Thale Feistritz vollständig dem Chorherrnstifte daselbst. Johanneumsurkunde vom 27. Sept. 1146. Ea, quae intra Pirdinc et Cer-walt atque Hartberc habebat. "g Ibidem, p. 174. — In der Johanneumsurkunde vom 27. September 1146 heißt eg: ultra monies quatuor villas, Willindorf et duo Strclz nec non Ueroldesdorf cum vineis etc. 3) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 141 — 143. Zeugen dabei waren: Wilhelm und Ulrich, Brüder von Huncsdorf, Hartnid von Bels, Engelbert von Spilberch, Berthold und Dietmar, Brüder von Tiusinbach, Lantsried von Eppcnstein, Ortwin von Feistritz, Gundachcr von Lind, Dietmar von Buchelarn, Hermann Kotili von Bonstorf tt. v. a. 378 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Zu Friesach (1142), umgeben von den Bischv-fen Altmann von Trient und Roman von Gurk, Her-^•ä%ctTfts*|cS Zog Ulrich I. von Kärnten, Markgraf Ottokar VII. von Steter, Adalbert von Olsnitz, Engclschalk von Peggau, Gottfried von Wietingcn, Hartnid von Radkcrsburg, Wülfing von Stein, Lantfricd von Ebenstem u. v. A. gab und verbriefte daher Konrad 1. folgende Spenden und Vorgänge: zwei Stjeite bischöflicher Zehenten zu Heinrichsdorf, Nordenstätt, Kuen-berg, Werindorf, Anger, Stockhcim, Hermannsüorf, Wilhelmsdorf, die Neubrüche unter dem Berge Settel, Mogelnik, Puchel, Un- tcrjahring (apud villain, quae vocatur niderm Jaringcn) und zu Mokernowe; von Aeckern und Weingärten, wozu er auch den Zehent vom Kleinvieh fügte, so wie alle Zehente, welche vormals schon ein gewisser Hartnid dem Erzbischöfe Gebhard übergeben hatte. Die uralte Pfarrkirche Kumbenz mit den pfarrlichcn Zehenten, sammt ihren Tochterkirchcn St. Margarethen, St. Benedicten und St.Lorenzen mit bestimmten Zehenten. Den bisherigen Pfarrer Waltfriü übersetzte er auf die Pfarre Vonstorf *). mami!*/“ Jedoch schon im dritten Jahre fühlten Propst »»rnstiflwRnach Wernher und seine Kanoniker nach altstrengen An-Se-ka.1 üderfttzt. Achten es lebhaft, daß St. Martin zu nahe der Heerstraße im Murthale und dem geräuschvollen Treiben in den nahe gelegenen Orten, vorzüglich der Eisenhämmer, für klösterliche Stille, Abgeschiedenheit und Gebete nicht geeignet scy. Man durchforschte die Abhänge desselben Gebirges rund umher und fand die kalte, von Wäldern und Quellen umgebene Bcrgfläche auf Seckau für beschauliches Klosterleben wie geschaffen. Mit dem hochedlen Stifter Adelram eilte daher Propst Wernher zum Erzbischöfe nach Salzburg und erhielt die Billigung, auf der Hochebene Seckau ein neues Stift zu erbauen und das ganze Anwesen von St. Marein dahin zu übertragen; und dieser bestätigte in derselben Versammlung zu Friesach, in welcher er die Zehente von Nordenstätt und Kuenberg gespendet hatte, sogleich das ganze neue Unternehmen; schenkte St. Marein dem Stifte zu Seckau mit dem Rechte, einen Kanoniker dort als Pfarrer einzusetzen "); sendete sogar später — nach dem Rechte des Bischofes Roman und Ba- 1) Lohanncumsurlunde. — Dipl. Styr. I. 142—U3. 2) Ebendaselbst. — Ibidem, 143—144. — Caesar, Annal. I. 795—796. III. Geschichte der Steiermark. A. 1056 — 1192 n. Chr. 379 bos, Dompropst zu Gurk, des Salzburger Dompropstes Gebhard, des Abtes Balöerich von St. Peter — den Propst Wernher nach Rom, um dort nicht nur überhaupt die päpstliche Bestätigung der Stiftung, sondern auch die Billigung der Ucbertragung des Chor-herrnstiftcs von St. Marcin nach Seckau zu erbitten. Kurz vor seinem Tode erfüllte Papst Jnnocenz II. alle ihm vorgetragenen Wunsche, indem er vom Lateran, 12. März 1143, die erste päpstliche Bulle für das Chorherrnstift auf Seckau erthcilte *). Bei der Einweihung der neu erbauten Kirche mit allem Stiftsgebäude auf Seckau durch Bischof Roman von Gurk erweiterte Aöelram von Walücck seine erste Dotation abermals mit Gütern in drei Ortschaften, Willendors, Strelz und Gcrolösdorf, mit Zehenten und Weinbergen und in Seckau selbst mit allen seinen Hörigen auf den fruchtbaren Brrggelänüen umher mit Ausnahme weniger, welche er nur zum ewigen Zins von fünf Denarien an das Stift verpflichtete. Aüelrams großmüthigem Beispiele folgte» viele edle Laien mit reichen Spenden 8). Im Jahre 1146 eilte Adclram nach Hall zur salzburgischen Synodal-Versammlung, um für sein ° S-mooezuHau. nun als ganz vollendet betrachtetes Chorhcrrnstift zu Seckau die Bestätigung des Erzbischofs Konrad I., aller seiner Suffragane und des gesammtcn Metropolitan-Clerus zu erlangen. In Mitte der ansehnlichen Versammelten, der Bischöfe Heinrich von Regensburg, Reginbcrt von Passau, Otto von Freisingen, Roman von Gurk, vor zahlreichen Aebten und Pröpsten, vor Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, Grafen Engelbert von Hall, Grafen Napoto, Friedrich, Vogt zu Regensburg, Hartwick, Grafen von Bogen u. v. A. erzählte der edle Adelram von Waldeck den ganzen Anbeginn und Verlauf der Gründung und die vollständige reiche Begabung des Chorherrnstiftes auf Seckau. Unter einstimmigem Beifall aller Anwesenden gab dann Erzbischof Konrad I. die Bestätigung, sprach den Kirchenfluch über Alle aus, welche diese Stiftung zu gefährden wagen würden, ließ am 27. September 1146 die Urkunde aufrichten, und siegelte sie * * 3). Am 26. Februar 1147 *3 Jvhanmumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 144—145. Ebendaselbst. — Ibidem, p. 176. — Chron. Salisb, Pez, I. 1144. ,,Sc-cove monasterium constituitur. 3) Johanneumsurbunde. — Dalham, Concil. Salisb. p. 71 — 72. — Dipl. Styr I. 145 — 14«. 380 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. trot dann Adelrain selbst als Chorherr in das fest gegründete und aufblühende Stift *)• °ihrt Stuf dem zahlreichen Convente in Friesach be-vur'oas' fanö sich auch Markgraf Ottokar VII. An, 26. April ^sten. 1140 übergab der Erzbischof Konrad für das Stift zu Rein, dessen ungemeines Aufblühen er besonders erwähnt, die Zehente zu Stangersdorf, Zirnobct und Plcschach mit 33 Joch Grund und Boden zu Lank in die Hände des mark-gräflichen Ministerials Ulrich bon Graze, welcher alles dem Mark, grafen Ottokar VII. behändigte, worauf dieser das Stift in den wirklichen Eigenthumsbesitz nach den gewöhnlichen Förmlichkeiten einsetzte, wobei eben der genannte Ulrich von Graze, Engelschalk von Friesach und Poppo von Hengest zur Zeugcnschaft standen -). Zugleich bestätigte Ottokar VII. eine Spende seiner Mutter Sophia an Gütern und Hörigen von den Besitzungen ihrer Morgcngabe an die Kirche zu Gavlenz im Lande Oesterreich unter der Enns, welche der Bischof Rcinbert von Passau so eben eingeweiht und zur selbstständigen Pfarre erhoben hatte 3). In eben diesem Jahre kam die Gründung ei-«??nncha>? lani, ncs Benedictinerstiftes zu Obernburg im Sannthale Gnftungsü^unde'. durch den Edelhrrrn Diepold und Truta, seine Ge-3‘ “,0‘ mahlin, von Chagere (Khaag) zu Stande, worüber die von Peregrin, Patriarch von Aquileja, am 6. April 1140 in der Kirche zu Aquileja errichtete und gesiegelte Urkunde Folgendes besagt: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Gci-„strs. Amen. Weil es allen im Weinberge des Herrn Angestcll-„tcn, vorzüglich aber den Kirchenvorstehern zusteht, Zeitliches so ') Dipl. Styr. 176. — Eine Chronik von Voran sagt zwar: Transmissis ergo illic fratribus de Clioro 8. Rudberti Wernhero postmodum Pracpo-sito cum aliis utriusque sexus religiosis personis advenientibus u. s. w. Caesar, Amial. I. 632; woraus man schließen könnte, daß damals schon in Seekau ein Nonnenstift zugleich mit der Chorherrngemeinde gegründet worden sey. Allein, da die Urkunde des Erzbischofs Adalbert 11., vom Jahre 1197, aus welcher unsere Erzählung entnommen ist, mit keinem Worte darauf hindeutet, so dürfte auf die Angabe jener Chronik kein Gewicht gelegt werden. Reinerurkunde: Ottaker Marchio fundator ac advocatus Runensis mo-nasterii per manus traditoris sui Oudalrici de Graze Krisaco fecit in-vestituram. 3) Kurz, Beiträge. II. 492—493. Im Jahre 1141 finden wir Markgrafen Ottokar Ml. als Zeuge in einer Urkunde des Stifts Reichersberg. — Caesar, 1. 635. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 381 „zu säen, damit sie am Tage deö strengen Gerichtes Himmlisches „mit Freuden einzuernten verdienen; daher wollen wir, Peregrin') „von Gottes Gnaden Patriarch auf dem Stuhle der Aglajerkirche „allen Christus-Verehrern, Gegenwärtigen und Zukünftigen, kund „und zu wissen geben, wie daß ein hvchaöeliger Mann, Dicbald „von Chagere und dessen Gemahlin Truta, in Erwägung, daß das „Himmelreich Jedem so viel gelte, als er selbst wolle, und daß „Reichthum und Ruhm der Welt nur Schaden, das im Himmel „versprochene Erbtheil aber das ewige und selige Leben der Seele „sei)/ aus daß auch sie Besitzer jener Erbschaft, wenn gleich auch „die letzten, zu seyn verdienen mochten, ans unsere Ermunterung „und auf den Rath vieler verständiger Männer, ihr Allodialgut „zu Obernburg, so wie sie cs selbst besessen haben, mit Burg, Wald, „Wassern, Wiesen, Weiden, Fischbann, Jagdbann, mit Zu- und „Ausgängen, mit Hörigen und all' deren Ansitzen, der heiligen Kirche „zu Aquileja übergeben haben, mit dem Rechte und in dieser Weise, „das Schloß und die dabei gelegene Hofstatt, zehn Mansus und „zwei Syntmansus (Heuhuben) mit ihren Antheilen; Wald und Forst „mit einem am Walde gelegenen Mansus, eine Mühle mit ihrem „Mansus und alle eigenthümliche» Dienstleute beiderlei Geschlechtes, „hundert an der Zahl, welche Gesetz und Recht Aquilejenser-Dicnst-„mannen mit allen ihren Rücksitzen haben solle». Auch alles übrige „bebaute und unbebaute Land, ungefähr mit 500 Hörigen fmmnt „deren Weibern und Kindern soll dem Stifte Obernburg, welches „von uns und von dem hochedlcn Manne Diebalü von Chagere „und seiner Gemahlin Truta zu Ehren der heiligen Gottcsgcbä-„rerin und ewigen Jungfrau Maria vom Grunde aus neu ist ge. „stiftet worden, und den Mönchen dort zum Dienste Gottes nach „St. Benedicts Regel gewidmet in ewigen Eigenthumsrechte eigen „seyn. Nur diesen Mönchen allein und Niemanden Anderen, auch „uns selbst nicht, soll cs erlaubt seyn, dort eine Mühle zu errich-„ten, Wald- und Forstboden auszuroden und zu ihrer Pflege zu ver-„wcnden, und dergestalt die Gränzen ihres Besitzes nach Gefallen zu „erweitern und eigene Bauleute darauf einzusctzen. Die Mönche da-„selbst allein sollen Recht und Freiheit haben, zu fischen und zu jagen, „die Decken vom Rothwilüe und anderen Forstthieren, Falken und Gei- Oder Pclegrin, war aus dem Gcschlcchte der Sponhcimer, Sohn Ulrichs I., Herzogs in Kärnten und der Mcchtilde von Baden. 382 UL Geschichte der Steiermark. I. 1056-1192 it. Ehr. »er in diesem Wald und Forste zu nehmen und zu fangen. Ueberöi'cs »haben wir in Erwägung des frommen und gottergebenen Vorha-»bens des hochedlcn Diepolds von Chagere und seiner Gemahlin »Truta, auf den Math und in Ilebereinstimmung des gcsammten »Kapitels der heiligen Aglajerkirche, demselben Stifte zum ewigen »Besitze gegeben zwei Theile der Zehenten mit allen Neubrlichen »in der Pfarre Obernburg, und zwei Theile der Zehenten mit den »Neubrüchen in der Pfarre St. Marein zu Frazlau; deren Er-„stcre, in der Pfarre Obernburg, der hochcdle Diepold von Cha-»gcre von uns und von unseren Vorführern zu Lehen getragen »hat; indem wir unsere Nachfolger im Herrn bitten, auf daß sie »das, was wir aus Gottergebenheit gethan haben, auch gültig an-»erkennen und fest vertheidigen wollen. Unter denselben gesetzlichen »Anweisungen haben wir auch zu Lehen gegeben zehn Manfus im «Orte Budriach im Friaule gelegen, auf daß sie von dort her Salz »und Oel erhalten können. Zum Aufbaue der Stiftsmarken selbst »haben wir dreißig Marken dargcgeben. Wir, der hochedle Die-»pold und seine Gemahlin Truta haben einander auch unverbrüch-»lich zugesicherk, daß es weder Uns, noch einem unserer Nachfol-„gcr, noch ihnen, so lange sie leben, selbst zu irgend einer Zeit „erlaubt seyn^solle, von dem für das Stift Obernburg voraus hier »Festgesetzten etwas zu entreißen, zu brechen, in Lehen hindanzuge-»ben, zu rauben, oder auf irgend eine andere Art davon zu vcr-»äußern. Und sollte einer unserer Nachfolger uneingedcnk des ei-»genen Seelenheiles und mit Hintansetzung der Gottesfurcht etwas „solches vollbringen: so sey alles null und nichtig. Sodann ban-»nen wir alles Wesen des neuen Stiftes, damit es Niemand wage, »dieses Kirchcngut anzugreifen, zu beschädigen, oder auf irgend eine »Weise zu belästigen. Und sollte sich Jemand dessen doch unter-»fangen, so wisse er, daß er der Fessel des Bannfluches unterliege »und in die Neihe des Ananias und der Saphira gestellt sey. Zeu-»gen von diesem Allen sind: Die Bischöfe Dietmar von Triest, »Gerwick von Concordia, Adam von Laibach, Graf Bernhard (von »Kärnten), Meinhard der Bogt, Albert von Manzano, Hermann „Wolfen von Trezento, Meinhalm von Kragen, Mainhard von „Schwarzenbach, Heinrich von Nottenstcin, Amelbcrt von Chol-„mero, Heinrich von Trimon, Ludwig von Lauorion, Konrad von „Neunbach, Wcrnher von Fara, Amelrich von Bugula, Johann »von Fontana bona, Merbotto von Salto, Wernhard von Seyloge, »Hermann von Pinsano u. v. A. zahlreich Anwesende vom Stande III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 383 »der Laien und der Geistlichen. Auf daß nun diese Spende und »Stiftung fest und unrrschüttert bleiben möge, haben wir aus Bit-»ten der vorgenannten Eheleute dieses Schenkungs - Diplom auf-»richten und mit unserem beigeörückten Jnsiegel befestigen lassen. »Dies ist geschehen zu Aquileja in der Kirche der heiligen Maria »im Jahre 1140 am 6. April, tut neunten Jahre unseres Patriar-»chates unter der glorreichen Regierung des römischen Königs Konrad. »Gegeben durch die Hand des Notars unserer heil. Kirche Pagini')•" In diesem Jahre bezeigte sich Gottfried von Wctternfelü, ein österreichischer Landescdler und Mi-nisterial sowohl des Kaisers Konrad HL, als auch altom «?Ä des Markgrafen Diepolü II. von Vohburg, gegen das momiV*?« I'tms' Stift Admont ungemein wohlthätig. Er hatte auf mtŠen' seinen Gütern zu Krems im Lande unter der Enns, et. Vmm’-tn m wo Admont schon seit der Stiftsgründung Weinberge besaß, die frommen und fleißigen Klosterbrüder kennen gelernt. Er übernahm es daher, in der einsamen Waldgegend bei Admont, wo man den Forst ausroöete und in fruchtbringenden Boden umivan-delte, zu Ehren des heiligen Gallus im Walde eine Kirche ganz neu aufzuerbauen. Da dort, wie in einem Filialkloster, stets mehrere Stiftsbrüöer weilten, gab er zu deren besseren Unterhalte sie-benzig Talente, und als Dotation für die Kirche ein Gehöfte, um 16 Marken erkauft. Dem Stifte selbst opferte er auf dem St. Bla-siuöaltare zwölf Weingärten und erkaufte dazu einen Weingarten zu Krems an der Donau sammt einem Hofe daselbst tun 14 Marken, ein Gut zu Olisburg um 8 Marken, den Zins von 12 Weingärten zu Sighartskirchen, jährlich von jedem einen Eimer, Stecheimer, Zinswein zu empfangen, endlich ein Gut zu Judenau in Oesterreich mit 10 Weingärten mit Erlaubniß seines Lehensherrn und durch die Hand Grafen Luitolds von Plain. Die neu erbaute Kirche zu St. Gallen im Walde stattete er überdies noch mit einem silbernen Kelch, 3 '/2 Mark schwer, und mit schönen kirchlichen Kleidern und anderen Kirchengeräthen aus. Dem Stifte selbst gab er sechs kostbare Kirchenornate und dem Abte Gottfried einen schweren Silberbecher, ein schönes Pferd und ein kostbares Kleid, überdies noch zwanzig Marken Gold und fünfzig Marken Silber, zwei und dreißig schöne Mutter- und sieben Vollpferde. Neben den *) Dipl. Styr. II. 286—290. 384 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 >,. Chr. Klosterbrüdern zu St. Gallen im Walde mit vier Marken, bedachte er auch noch die Nonnen in Admont mit einem Geschenke von 13 Marken '). Zu Folge der Chronik von Admont sind um diese Zeit (1140 und 1142) die aömontischcn Stiftspriester, Wernher als Abt nach Brül in Baiern, und Bcrthold als Abt nach St. Emmeran in Regensburg berufen und dort investirt worden -). Im Jahre 1143 finden wir den Erzbischof Kon-2. iw. rad I. wieder in einer zahlreichen Versammlung geistlicher und weltlicher Edlen zu Friesach, mit Hartmann, Bischof zu Brixen, Roman, Bischof von Gurk, mit den Siebten Gottfried von Admont und Wernher von St. Paul. Abermalige Beirrung der kirchlichen Verhältnisse in Kärnten brachte ihn dahin. Er hatte dcßhalb mehrere Kirchen mit dem Unterbiete belegt; der Landes-Herzog Heinrich IV. aber, welcher schon bei Lebzeiten seines Vaters Ulrich (t 1143) an der, Landesverwaltung Theil genommen, sich deßhalb an Papst Jnnocenz II. (f 1143) gewendet, um durch ihn die Aufhebung dieses Bannes zu bewirken. Jnnocenz schrieb kurz vor seinem Tode an den Salzburgermetropolitcn, tröstete ihn wegen der Bedrängnisse, und Verfolgungen, die er zu dulden habe, eiferte ihn zum standhaften Gegenkampse an, versicherte ihn der zu jeder Zeit bereit stehenden Hülse des apostolischen Stuhles und überließ den Gegenstand der Beschwerde des Karantanerherzogs Heinrich IV- seinem und dem Ermessen weiser Rathgeber s). Auf der Versammlung in Friesach scheint eine friedliche Aussöhnung vermittelt worden zu seyn. Darauf bezeichnete der Erzbischof dem Gurker Bisthuine seine Zehente mit Ausnahme derjenigen im Möt-nitzthale, welche bereits an das admontische Hospital zu Friesach gegeben, durch andere Zehente aber in der Gegend von Friesach dem Bisthume ersetzt worden sind. Des Papstes^Lu- Nach seiner Heimkunft fand Abt Gottfried in sum»nt“3.m3* 2!°= Admont das apostolische Bestätigungs- Diplom des Papsts Lucius II., Lateran, 21. April 1143, um welches er sogleich nach dem Tode Jnnocenz II. sich beworben hatte; weil einige Stiftsbesitzungen, wie es scheint, widerrechtlich in An- ■) Saalbuch H. 17, 198. IV. 66-67, 89, 191-194. 2) Chron. Admont. Anno 1140 et 1143. 3) Lünig, Rcichsarchiv. — 8,i>dl. cedes, p. 953. ill. Geschichte Lev Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 385 spruch genommen werden wollten. Darum sind, neben den andern ftistadinontischen Privilegien und Rechten, welche bereits von den Päbsten Paskalu. 1105 und Innozenz II. 1139 bestätigt worden sind, n dieser päpstlichen Bulle namentlich angeführt: die große Waldung an der Enns und Salzach von Horgenbruck bis Schratengastei samint de» Zehenten jener Gegend, das Gut Katsch, das Gut Clsenöorf bei Regensburg sammt der Kirche, alles Besitzthum zu Hall im Admontthale und alle vom Erzbischöfe Gebhard gegebenen canonischen Zehente *). Im Frühjahre 1144 hatte Erzbischof Konrad L fCn ©LwÄ5 von Salzburg einen großen Konvent in Leibnitz um sich her versammelt; wobei Bischof Roman von Gurk, öeffen Domprobst Heinrich, Abt Gottfried von Ad-mont, Gerlach, Abt zu Rein, Herzog Ulrich von Kärnten, der alte Markgraf der unteren Steiermark Pilgrim von Hohenwart und viele Andere zugegen waren. Zuerst wurden die Angelegenheiten dieses Markgrafen von der Soune erörtert. Graf Günther von Hohenwart, dessen Sohn, hatte, wie wir oben erzählt haben (I. 1137), den Abt Wolvold von Admont durch Beschimpfung, Bande und Kerker bis zum Tode mißhandelt. Einige Jahre hierauf überfiel den jungen Markgrafen zu Regensburg eine schwere Krankheit. Das Gefühl des nahen Lebensendes brachte auch tiefe Reue über die an Abt und Stift verübten Fre-velthaten hervor. Er wollte Alles vor dem Scheiden vom irdischen Leben noch sühnen, aber zugleich in Admont sein Grab erlangen. Darum bedachte er dieses Stift im Testamente mit seinem Allodial-gute zu Hempsach bei Leibnitz, mit der Kirche zu St. Martin bei Graß sammt ihren Dotationsgütern/ zwei Höfen zu Hartwigsdorf sammt Hörigen, Weingärten und Zugehöre, mit zwei Höfen zu Wezelsdorf sammt Hörigen und Weingärten, mit all seinem Eigen-thume zu Hovestätten, mit drei Mansus sammt Weingärten bei Bodegor gelegen “). Günthers Dienstleute erfüllten ihres Herrn letzte Anordnung, brachten seinen Körper auf der Donau an die Enns herab. Dort übernahmen ihn die Klosterbrüder und geleiteten ihn nicht ohne Kostenaufwand und Gepränge in das Stift selbst, wo er feierlich bestattet, hierauf aber durch Fraschun, einen -) Saalbuch III, 18-20. 67-69. - Stistsurkuvde A. 63. -) Saalbuch II. 55. IV. 184—185. 0. Steiermark. — IV. SDP. 386 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. freien Mann, welcher Günthers Leiche von Regensburg bis Admont begleitet hatte, die reiche Spende an Gütern und Hörigen auf dem St. Blasien Altäre in der Stiftskirche vor vielen Zeugen feierlich dargeopfert worden ist. Jedoch nicht eine Stunde blieb Admont im ruhigen Besitze dieser Güter. Die zwölf Mansns zu Hempsach eignete sich Roman, Bischof von Gurk, mit Gewalt zu. Auf die Beschwerde des Stifts nahm sie einstweilen der Erzbisehof Konrad I. in Besitz; wurde aber durch Altersbeschwerden gehindert, den Streit gänzlich auszutragen '). Die St. Martinskirche mit Dotation an Höfen und Weingärten riß Günthers Bater, der alte Markgraf Pilgrim, wieder an sich und belehnte damit den jungen Markgrafen von ©teter. Jedoch bald sah er fein Unrecht ein, erhielt von Ottokar Vii. alle diese Güter bei Straßgang wieder zurück, gab diesem dafür ein Aquilajerlehen, welches er als Mundschenk des Patriarchen genoß, kam zum Pfingstfeste nach Leibnitz und erstattete dem Stifte Admont alles Vorenthaltene wieder, gelegt auf das Reliquienkästchen des heiligen Blasius vor dem Erzbischof, Abt Gottfried von Admont, Ottokar Markgrafen von Steier, Siegfried Grafen von Liebenau, Adalbert dem Freien von Pergen, Sigboto von Surberg, und vielen anderen Ministerialen des Crzbischoses und des Markgrafen Ottokar -). ®onÄ6«^oune! Bei dieser Gelegenheit vollbrachte der alte Vater vil|6nm«tnt.e®c'j Pilgrim in seinem und nach dem Wunsche seines be-©t'sambre®1- reits verstorbenenen Sohnes Günther, eine Spende Wmf-nswal/ent- an das Stift zu St. Lambrecht mit dem Gute Ge-resdorf und allem dazu Gehörigen, gleichfalls vor vielen Zeugen: Ulrich von Huneburg, Switker von Walesdorf, Hartwig von Katsch, Otto von Sulz, Signier von Leibnitz, Günthenar von Leibnitz, Wernher von Kraubath u. A.®). In diesem Jahre 1144 war bereits Rudolph von Wittens-wald, der Bruder Werigand's, gestorben. Da erschien Werigand i) Saalbuch IV. p. 51. -) Saalbuch II. p. 55. IV. 184 -186. Weil aber Markgraf Ottokar VII. diese Güter wieder weiter zu Lehen gegeben hatte: fo mußten auch diese Lchensträger entschädigt werden. Ein Ministerial des Markgrafen Günther war Adelbert von Echenveld, welcher das admontische Gut Reisnitz aus Günthers Spende für ein Gut zu Wolfgersdorf eintauschte, welches nachher wieder an Gottfried von Wolfgersdorf, steirischen Ministerialen, für Güter zu Howaren an der Mur und für eine Mühle an der Glein vertauscht worden ist. ■i) Saalbuch IV. 186. 144. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056 — 1192 n. Chr. 387 auch in dieser Versammlung in Leibnitz und erhob Ansprüche auf die Antheile seines verstorbenen Bruders an den Hcrrschafts-gütern zu llnterjahring. Es kam nun zwischen ihm und Erzbischof Konrad i. zu Streit mit laut erhobenen Stimmen, weil bereits das bczeichnete Gut an Admont gespendet und übergeben war. Plötzlich entstand vor der Thüre des Versammlungssaalcs ein großer Tumult, weil Weriganüs Feinde sich gegen ihn erheben wollten. Dadurch geschreckt, gab er sogleich alle Ansprüche auf und die Versicherung, in Ewigkeit nie wieder Ansprüche darauf zu erheben *). Endlich siegelte der Erzbischof Konrad I. 30. Mai 1144 noch die Urkunde über einen Gütertausch mit seinem Vizedome, Engelbert von Ennsthal, welcher ein Eigengut in der unteren Steiermark zu Schwarza bei Leibnitz dem Erzbischöfe übergeben, dafür aber sein bisher salzburgisches Lehcngut zu Lictzen im oberen Ennsthale zu vollem Eigen von demselben erhalten hatte 2), Von Leibnitz weg scheinen Bischof Roman von Gurk und Abt Gottfried von Admont den Erzbischof uLVWuYcr^ct1 nach Friesach geleitet zu haben. Denn auf einer großen Versammlung daselbst schenkte der Erzbischof dem Bis- “44‘ thume Gurk ausgedehnte Zehentrechte tin Gurkthale. Gegen Ende dieses Jahres hielt der Erzbischof wieder eine Versammlung in Salzburg. In der erzbischöstichen Urkunde, 23. Oktober 1144, gegeben auf dem Schlosse Salzburg, in welcher dem Stifte zu Rcichersberg am Jnnstrome alle Zehente in der Pfarre Püttcn sammt Neubrüchen im Püttnerwalde bis an die Gränzen Ungarns und Steiermarks am Hartberge gespendet werden, erscheinen Roman von Gurk, Gottfried von Admont, Wernher von St. Paul neben Herzog Heinrich IV. von Kärnthen und dessen Bruder Ulrich ii. als Zeugen3), In diesem Jahre erhielt auch das Stift Rein eine Glitcrspende. Markgraf Ottokar VII. von Steier f„XvZfa,ui”n. besaß Reichsgut zu Lehen im Orte Zwerendorf, welches er einem Edlen des Landes, EngelschalkN^.."mAsl!,°nr von St. Dionyfen (bei Bruck an der Mur) in |n°°»°/n Aftcrlehen gegeben hatte. Engelschalk sagte nach 3 “44‘ einigen Jahren diese Lehen wieder heim mit der Bitte, das Stift --------------------- 25* * l) Saawuch H. 165. IV. 160-165. ") Admonter-Saalbuch IV. p. 107. 108. — 3) Caesar. Anna). 640. 388 HL Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Rein damit zu bedenken. Die Sache kam vor das kaiserliche Hofgericht und Kaiser Konrad III. schenkte dieses Gut sogleich dem genannten Stifte zum oollkoinincnen Eigenthuine «)• Den Schenkungsbrief siegelte der Kaiser zu Würzburg 1144. In diesem Jahre starb Willbirga, Tochter des Markgrafen Ottokar VI. von Steier, Schwester Margarethens und Leopold des Starken, und seit dem Jahre 1140 Witwe Ekberts II-, Grafens von Formbach, Neuburg und Putten, als Klosternonne zu Admont; ihr folgte, am 11. Juni 1145, die hochedle Markgräfin Sophia, Gemahlin Leopold des Starken, Tochter Heinrich des Schwarzen, Herzogs von Sachsen und Baiern, und früher Witwe Bertholds von Zähringen, in die Gruft -). Noch bei Lebzeiten dieser seiner Mutter hatte sich Markgraf Ottokar Vli. mit Kunigunde, Tochter Diepold's, Markgrafens zuDohburg, vermählt. ®nsl) * * * * 6in%Cr1?(aT Fn'ihlmge des Jahres 1145 war Erzbischof W®t,ng>>n°s«enkt Konrad 1. von Salzburg, veranlaßt durch den Edlen \>au i® Gottfried von Wietingen, seinen hochstiftlichen Mi- Ndmont. 3- ‘<»4- ni||ei-i0(en/ ,m(| Friesach gekommen. Dort hatten sich auch der Bischof Roman von Gurk, die Aebte Ulrich von St. Lambrecht und Wernher von St. Paul dann viele Landeseüle aus Kärnten und Steier, Graf Wolfrad von Treven, Rüdiger von Krapfeld, Wolfram von Lavant, Landfried von Eppenftein, Gottschalk von Diernstein, Konrad von Rorbach, Friedrich von Wieling, Gebhard von Graslupp u. v. A. eingefunden. Schon am 2. April wurden lange Verhandlungen wegen der Pfarre St. Martin im Gradnitzthale bei St. Paul im Lavantthale gepflogen. Nun erschien auch der edle Gottfried von Wietingen mit seiner Gemahlin Adela und übergab auf den Reliquien des heiligen Blasius in die Hände des Erzbischofs und in jene des Abts Gottfried I. dem Stifte Admont zu Eigen seine Besitzung zu Mukernau in der Mark bei Leibnitz (im Sausale) — für den Fall, wenn er kinderlos sterbe. Zur Besitzeseinsctzung aber übergab er dem Stifte einen Weinberg und eine Hofstatt, welche er jedoch sogleich wieder aus der Hand des Abts Gottfried zu Lehen empfing. Alles ward aber aus die oben bezeichnete Bedin- l) Reinerurkunde: „Qualiter notilis bomo Engelsehalcus de S. Dionysio villain, quae dicitur Zuwerendorf, a Marchione Ottokaro de Stiria in beneficium tenebat.“ Dipl» Styr. 8. -) Siehe unsere genealogische Tafel der Ottokarc. — Nach den Nekrologien von Rein und Seggau. Daß Necrologium Seccoviense: VI. Idus Julii Sophia Marchionis&a Styriae. IIL Geschichte tcv Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 389 gung und mit Vorbehalt des lebenslänglichen Genusses für Gottfried und Aöela gespendet, bloß mit Ausnahme eines Guts mit Weingarten, welches im Lehenbesitz eines gewissen Balduin, Vasallen (miles) Gottfrieds, auch dem Stifte Admont gehören sollte, wenn der genannte Wehrmann anderswo mit einem gleichen Wehrgute entschädigt werden würde. Gottfried vollbrachte aber die Spende seiner Besitzung, als Allodialherr und Eigenthümer (potes-tativa manu) mit Hörigen, Aeckern, Wiesen, Weingärten, Rücksitzen, Mühlen, Wäldern, sammt Holzrechten, Mastungsrechte und allen anderen Gerechtsamen '). Daraus erhob sich der Erzbischof, befragte die Anwesenden, ob Jemand gegen diese Schenkung etwas einzuwendcn habe, bannte bann Alles unter Frieden und Sicherheit in Gewalt unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus, der ganzen Kirche, in seinem und seines Mithelfers (coopei-atoris), des Bischofes Roman von Gurk Rainen — gegen Alle, welche dem Stifte etwas mindern, wegnehmen und veräußern wollten, außer was sie durch förmlichen Spruch des kirchlichen und weltlichen Gerichts davon erlangen würden und drückte dann sein großes Jnstegel auf die Pergamenturkunöe 2)> Eine andere Angelegenheit !des Stifts Admont M6moMfirdK mi ist in diesem Jahre aus der großen bajoarischen Sy-node zu Hall unter Vorsitz des Metropoliten Kon. 3'll45' rad l. folgendermaffen dargestellt und beendigt worden. Ein edel-freier Mann in Baiern, Ulrich von Elsendorf, (dessen wir schon oben gedacht haben), wollte dem Laienstande entsagen und begab sich in das Kloster Buren mit seiner Tochter Richizza, falls es auch dieser genehm seyn sollte, um ihres Seelenheils willen dort zu verbleiben; ohne daß sie jedoch damals oder nachher sich daselbst vergelübdet hatte. Er selbst legte die Waffen ab und übergab seine Tochter nicht auf, sondern vor dem Altäre in die Hände des ErzbischofcS Konrad l. zum Ronnenstanüe, wobei er auch seinen allodialen Hof bei Elsenüorf sammt Weingärten im Bcrglande (in montanis) in Tirol spendete, alle übrigen Erbgüter aber noch sich und seiner Tochter vorbehielt, wenn es derselben im Kloster Buren nicht gefallen sollte. Wie nun wirklich Verhältnisse deren Verbleiben daselbst nicht räthlich machten, trat ») Saalbuch III. 103-104. *) Stiftsarchivsurkunde. P P. 10. „Inbannivimus pacein sul> auc Imitate D. N. Jesu Christi et sanctorum apostolorum Petri et Pauli, Papae «luoijue Eugenii III. IJahr 1145—1153) ac totius ecclesiae — etc. — 390 HL Geschichte tet Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. Ulrich wieder von Buren aus, .führte seine Tochter mit sich fort, nahm das Mönchskleiö in Admont und übergab seinem getreuen Adalbero von Morlbach die bajaorifchen Besitzungen zu Lint-kirchen, Tanhufen, Langenbach und Surloch, samint einer Kirche und Zehenten, damit sie einst demjenigen Nonnenkloster übergebe» werden sollten, welches seine Tochter Richizza zu ihrem Aufenthalte erwählen würde. Mit des Erzüischgfes Konrad I. Empfehlung kam Richizza nach Sachsen in das Kloster zu Traubcrg. Allein bald brachten es die Verwandten durch ihre Beschwerde» dahin, daß der ebenfalls mit Ulrich von Elsendorf verwandte Bischof von Halberstadt die yfterwähnte Tochter Richizza wieder aus diesem Kloster nahm und ihrer Tante zusührte. Wie ihr jedoch im Familienrathe die Wahl des Standes freigestellt wurde, wählte sie, trotz aller Schmeicheleien und Reizungen weiblicher Eitelkeit, das Nonnenkleid und nahm dies sodann wieder im Kloster zu Trauberg. Der Erzbischof Konrad I. fand eS aber nicht für gut, sie dort zu belassen, sondern bewog sie, in das Nonnenkloster zu Adinont einzutreten, wy sie auch verblieben ist. Bald nun machte Abt Walther von Buren heftige Ansprüche auf die Besitzungen des in Admont bereits feit lange schon vergelübökten Ulrichs von Elsendorf, als hätte sie derselbe schon früher seinem Stifte zu Eigen gegeben; ja selbst Papst Innozenz II., an welchen Abt Walther die Sache gebracht hatte, erließ schriftlichen Befehl, Ulrichen von Elsendorf nach Buren zurückzustellen. In einer früheren Synodalversammlung zu Hall wurden jedoch diese Ansprüche zurückgewicsen, worauf Abt Walther die gleichen Forderungen auf Ulrich's Tochter Richizza, wiederholte, Darob wurde min wieder im Jahre 1145 eine allgemeine baieri sche Synode nach Hall berufen, in welcher sich, unter dem Vorsitze des Metropoliten Konrad 1,, die Bischöfe von Freisingen, Pas-sau, Gurk, zahlreiche Achte und Prybste mit Klerus und Volk gegen den unbegründeten und mit lügenhaftiger Hartnäckigkeit fest-gehaltenen Anspruch des Abtes Walther einstimmig erhoben, ihn verwarfen und das Stift Admont wegen Ulrich und Richizza für immer aller Verantwortung enthoben; worauf Abt Walther auch nach dem Verlangen seines Stiftsvogtes, Graf Berthylü von Andechs und dessen Gemahlin Haüewiga, eine eigene Entsagungo-urkunüe ausgestellt hat 9. i) p albam Concil. Salisb. >>. 69 — Scjstsgrchiv. K F F, n, 6. — Saals. 1° n. 11, 30. IV- 172 - 171 — In der allgemeine» Versammlung 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 391 Auch das Chorherrstift in Sekkau bedachte der Erzbischof in diesem Jahre 1145 mit Spendung aller bischöflichen Zehente in Nieder-Jahring vom Getreide, Wein und Vieh; Zeugen dabei waren: Bischof Roman von Gurk, Albero Schenk von Sietvtt-mingen, Rudolph von Pckka, Berchthold von Lavcnt u. A. Um diese Zeit lebte tut Nonnenkloster zu Ad-mont die Tochter des Königs Bela IL, des Blinden, 8‘""y'6nf0°lnt.nc in und Schwester des Königs Geisa 1*., Sophia, als gottgcweihte Nonne, von welcher die Legende Folgendes erzählt: „Sophia, Tochter Bela H. mit dein Zunahmen des Blinden, ward „in ihrer zarten Jugend schon zur Braut für den jungen Hein-«rich, erstgcbornen Sohn Kaiser Konrad III. bestimmtl). Als König „Bela H- auf wiederholtes Verlangen seine Einstimmung dazu „gegeben und der Kaiser eine ansehnliche Gesandtschaft geistlicher „und weltlicher Fürsten abgeordnet hatte, die königliche Jungfrau „aus Ungarn nach Deutschland zu geleiten, entließ sie der blinde „Bela mit seinem väterlichen Segen, mit den reichsten Schätzen „ausgestattet und mit feierlichen Betheucrungen an die Gesandten, „für das zukünftige Wohl seiner einzigen und geliebtestcn Toch-„tcr zu sorgen. Wie man auf dem Zuge durch Kärnten an „das Tauerngebirge gelangt war, kam der kaiserliche Befehl „entgegen, die Prinzessin nach Admont zu führen und in dem „dortigen Nonnenstiftc bis zur feierlichen Bereitung der fürstliche» „Vermählung zu behalten. Inzwischen starb der junge Prinz Hein-„rich und der greise Vater der königlichen Braut, Bela II. am „22. September 1141. König Geisa II., sein Sohn und Nach-„folgcr, sendete alsbald nach Admont, um die Prinzessin „Sophia nach Ungarn zurückzubringen. Diese wollte jedoch „das Kloster und den von ihr hochgeehrten Kreis der Nonnen in „Admont nicht mehr verlassen. Wiederholte und immer vergebliche „Gesandtschaften erregten endlich in König Geisa 11. den Verdacht, „ünß Sophie wohl gar vom Abte und von den Mönchen mit Ge. „wall zurückgehalten werde. Daher sendete er nochmals Boten mit „schreckenden Drohungen nach Admont. Da wurden vor den Augen in Regensburg und in die Hände beS Pfalzgrafen Friedrich gab der Etgts-cogt, Graf Berthold van Andechs, einen zweiten Entsagungsbrief auf alle adnwntischen Besitzungen zu Elseudorf I. 1161. Saal buch M« n> 12. H 62-63, ») CInon. Admont. Anno 1138. Sophia, Bela», Ungarorum regis .Mi», Henrico, Clnmradi regis filio, in regem electo, desponsatur. 392 Hl Geschichte der Steiermark. I. 1056—i 102 n. Chr. „der Gesandten die Thüren des Nonnenklosters geöffnet und der „frommen Jungfrau der Hervortritt zu den Abgeordneten ihres „Bruders freigestellt. Sophia aber verweigerte jede Unterredung. „Schon gedachte Geisa II. mit bewaffnetem Gefolge nach Steier-„mark zu ziehen und seine Schwester mit Gewalt aus den Häm „den der Mönche und Nonnen heimzuführen; jedoch seine fürstlichen „Näthe hielten ihn vgn solch' einem Schritte zurück, welcher wohl „gar einen Krieg der Marken und des deutschen Reiches mit Un-„garn zur Folge Huden konnte, Aus ihr Andringen schickte er im-„her einen edlen fürstlichen Verwandten mit großem Geleite Be7 „waffncter nach Admont. Hierdurch gewaltig erschreckt, nahmen „die Klosterbrüder und der Abt Gottfried vorerst zu einstimmig „sein Gebete ihre Zuflucht; sodann ließ sich der Abt, ein um „gemein angesehener, kluger und hochverdienter Mann, die For-„dcrung des ungarischen Fürste» und Geisas Beschwerden und „Drohungen vvrtxagcn; er betheuertc, in dieser Angelegenheit nicht „unredlich gehandelt zu haben, noch handeln zu wollen, und for-„bexte endlich die Gesandtschaft auf, sich diesen Tag zur Erholung „von dem weiten Zuge in der stistischen Gastfreundschaft gütlich „zu thun, Am anderen Tage fragte er den ungarischen Fürsten; „Wie wenn nun eure Herrin freiwillig euch zu folgen verweigern „wird, werdet ihr sie wider ihren Willen fortfchleppen wollen? »Wollt ihr auf die Prinzessin, wenn sie widerstrebt und sich wei-«gert, gewaltsam? Hand legen? Ist doch dies der Könige und „aller Herrschaft schmählichste Handlung, mit Gewalt Jemanden „dahin schleppen, wohin er nicht will, und Jemanden fremder „Gewalt unterwerfen! Ich denke nicht, daß dieses einer edlen „angebornen Freiheit zustehe." Jene antworteten: „Auch wir wost „len sie nur der Freiheit wieder geben und ihr, ist sie aus den ge-„weihten Mauern hervyrgetreten, nicht Gewalt, sondern nur Ge. „horfam bezeigen. Denn wahrlich, ist sie einmal von unwürdigem „Zwange gelöst und der Freiheit wiedergegeben, dann werden auch „wir fürder sie nicht hindern zu thun, was sie nach eigener Wahl für »gut findet; so wenig auch der unüberwindliche König von Ungarn »seine Schwester unwürdig und gegen den Glanz königlichen Blu-»tes behandelt sehen kann." Mit dieser Versicherung beruhigten „sich der Abt und die Klosterbrüder, Man zog feierlich in die »Vorhalle vor »dem festverfchlosscnen Thorc des Nonnenklosters. „Abt und Mönche stellten sich in zwei Reihen am Eingänge auf, »in der Mitte standen die ungarischen Männer und Krieger, und HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Che. 393 »zahlreiches Bolk umdrängte diese Versammlung. Die Schlösser »wurden aufgesperrt, die Pforten aufgethan und die königliche »Jungfrau wird gerufen, vor die Gesandtschaft ihres Königs »und Bruders herauszutreten. Sophia verweigert es mit der Be-»theurung, nur tobt die Gesetze des Ortes und die geheiligte »Gränze überschreiten zu wollen. Man erwidert ihr mit Er-»öjfnung dessen, was zwischen Abt Gottfried und der fürstlichen »Gesandtschaft bereits besprochen und festgesetzt worden sey: daß »sic aus den geweihten Hallen hervorgehen und frei von allein »Zwang dastehen müsse, um dann ihren Entschluß in voller Frei-»heit zu fassen und kund zu geben! Dadurch überzeugt, daß der »Streit nicht anders entschieden werden könne, setzte die königliche «Jungfrau, voll männlichen Muthes im weiblichen Körper, ihren »Fuß auf die Schwelle der Pforte, und sprach in feierlichem »Tone: »Sieh, heilige Maria, meine Herrin und Schntzsrau, und »Mutter meines Herrn Jesu Christi, meines Bräutigams, unter »deiner Gnade, unter deinem Schutze, von dir geführt, von dir »geleitet, überschreite ich deine Gränzen, über welche ich jedoch »von dir geholfen und beschützt, schnell wieder zurückkehren werde. »Dir, Jungfrau der Jungfrauen! empfehle ich meine Angelcgcn-»heit. Und du, heiliger Blasius, Blutzeuge Christi, Schutzpatron »von Admont, Herr und Beherrscher dieses Ortes, der du mich, »die Fremde, von meinem Vater durch göttliche Segnung em-«pfohlen, in diese deine Wohnung ausgenommen hast, dich flehe »ich an, verlaß mich nicht! Laut schluchzten bei diesem Gebete »die Klostcrnynnen, die Mönche weinten und zogen fast von ihren »Stellen. Langsam in feierlichem Gange schritt Sophia heraus «gegen die königlichen Gesandten, welche unbeweglich und sprach-«los öastanden und der frommen Jungfrau Purpurkleider und »fürstlichen Schmuck von Juwelen und Perlen darboten. Alles «hielt die Blicke starr auf Sophia gerichtet, wozu sie sich wohl »entscheiden werde, während innen die Nonnen in Angst und unter »Thränen beteten, den glänzendsten Schmuck ihrer heiligen Hallen »nicht zu verlieren. Sophia, die königliche Jungfrau, zeigte sich »den fürstlichen Gesandten in voller Freiheit; sie verneigte sich »dann sittig gegen alle ungarischen Herren, sagte ihnen mit ruhi-»gem Herzen ein Lebewohl'), schritt aus der Vorhalle auf die Pforte »der geweihten Mauern zurück und stimmte frohlockend den Lob- Clirop. Admont. Anno 1150. Saalbuch 111, 22: „Per idem tempos Sophya, Ungavonun regie tielac lilia , a Chuuradi, rcgis Romanoruin 394 UI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. «gcftmg an: «Das Reich der Wett und allen Schmuck des Jröi-«schen Hab' ich verachtet" u. f. m., fo daß alle Nonnen, Mönche, «die ungarischen Herren und das dichtgedrängte Volk davon tief «ergriffen worden sind. Die Klosterbrüder stimmten aber schnell «in die Hymne ein und geleiteten die Prinzessin bis an die Pforte «hin, während alles Volk mit lautem Jubel Gott in der Höhe «pries, daß eine fürstliche Jungfrau, im zartesten Alter und doch «mit dem männlichsten Muthe, allen Reizungen des Irdischen wider-«standen habe. Auch die ungarischen Boten brachen in Lobpreisungen aus, ließen alle Prachtkleiöer und Kostbarkeiten dem Stifte «als Geschenke zurück, beurlaubten sich von der Prinzessin, rm-«pfahlen sich ihrem Gebete und kehrten in Frieden und fröhlich «zu König Geisa II. zurück, welchem sic das ganze Begebniß leb-«haft schilderten. Dieser änderte hierauf seinen Sinn und machte «weiters keinen Anspruch mehr auf seine königliche Schwester». Sophia starb am 15. September eines unbekannten Jahres alö Nonne in Admont. Kein Grabstein zeigt ihre irdische Gruft *)• wfnf"roaV©nff In diesem Jahre, 10. Juli 1145, gedachte Kaiser Konrad IN. wieder des steiermärkischen Stifts zu Rein, VV^'und schenkte demselben alle Besitzungen zwischen den lt,#‘ Bächen Feistritz und Ceding bis auf die höchsten Hohen der Alpen, aus welchen sie hcrabfließen, so wie Herzog Heinrich in Baiern und der Landes-Markgraf Ottokar Yii. dieselben als Reichslehen inne gehabt hatten * 2). Die Verbindung Baierns mit Oesterreich unter Einer Herrschaft, jetzt des babcnbergischen Markgrafen Heinrich Jasomirgott, brachte im Jahre 1145 zum ersten Male den jungen Landesherr,,, Markgrafen Ottokar VH. von Steier in kriegerische Thätigkeit. fllio, desponsata et rcgaliter ipsi cum inestimabili pecunia transmissa, mundo quod suum cst diligcnte, scilicet bona temporalia, et fidem el veritatein negligente, pvaedicta regina secus quam regiam dignitatem deceit liabita, regnum coclcste pro terrestri commutavit, Cunsilio namque et auxilio eomitissae Ratisbonensis Li u chard is admontense monastcrium expetiit, et cum sacris Lei virginibus lmmilliina oon-versatione coelibem vitam dcinceps duxit, t) Narratio de Sophia, Belae II. Negis ungarici filia, Moniali Admonteusi. Edit. Georg. Ulr. Chemnicensis in: Compcndiosa commemoratione 8. Lamberti abbatiae. Salisburgi 1601, p. 97—103. Georg Pray, Annal, Hung, 1.130—131.137—138 aus einem unbekannten Admonter-Codex Nr. 27. 2) Stift Reinerurkunde: lleueficiali jure pagum lmnc possidebant usque ad diserimina alpium. Dipl. Styr. II. p. li. In diesem Jahre erlaubte auch Markgraf Ottokar VII. seinem Ministerial, dem Ritter Dietrich Gitentt, Güter zu Gaubinberg bei Wolfenbach dem Stifte Garsten zu spenden. Dipl. Garst, p. 39-40. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 «. Che. 395 Herzog Welf hatte sich mit Bischof Heinrich von Regensburg, einem mächtigen und kriegssüchtigen Herren verbunden, welcher nicht nur sogleich selbst gegen Heinrich Jasomirgott die Waffen erhob, sondern auch den jungen Steirerherzog zu Einfällen in Oesterreich an der Spitze seiner zahlreichen und mächtigen Ba-sallen bewog. Man ist über den Ausgang dieser Fehde, in welcher sich Heinrich auch mit Wladislaus in Böheim verbunden hottte, ungewiß; alle Chroniken aber klagen über wechselseitige Verivüsiungcn und Plünderungen in Oesterreich und Steiermark'). Bald jedoch sah Ottokar VII. die Ostgränzen seiner Mark bedroht, indem zwischen Heinrich Jasomirgott und König Geisa II. von Ungarn die Feindseligkeiten abermals mit Raub und Brand begonnen hatten und bis zu einer blutigen Schlacht an der Fischa, 11. September 1146, gediehen waren 'l) * 3). Indessen scheint zwischen ihm und dem Ungar- ^ÄtÄ7em? könige auch dieses Mal jenes friedliche Berhältniß nicht Zu7g7ninS^»-gcstört worden zu seyn, welches während der Minder- ,7s"smftuiTJm jährigkeit Ottokars VII. größtenteils durch den all- ms. tätigen Erzbischof Konrad I. von Salzburg gegrün. bet worden war. Es jammerte diesen hohen, frommen Herrn, die so fruchtbaren östlichen Gegenden der Steiermark unaufhörlichen Raubzügcn der Ungarn ausgesetzt und dadurch die christkatholische» Pflanzungen stets gefährdet und vielfach wieder vertilgt zu sehe». Mehrmals ließ er durch Abgeordnete am ungarischen Hofe unterhandeln, dem mit den Magyaren an den Gränzen so zu sagen ununterbrochenen Kriegszustände ein Ende zu machen3). Er selbst unterließ nicht, mit den Bischöfen Kuno von Regensburg und Ekkeüert von Münster zu wiederholten Malen in die Mark zu kommen und dort mit Bischof Hildebold von Gurk, mit der Mark-gräft'n Sophia, und anderen hochfürstlichcn und hochcülen Dynasten über die feste Beruhigung des Landes gegen Ungarn, zu l) Otto Frising, do Gest. Fi'iderioi I 39, s Gravissimam guerrani agitabat cum Styrensi marchionc Odoacro. — Ohron. Claustroneobqrg. I. 1145. Ministcriales pracfati Ducis Heni’ioi tiavariae et Marohionis Austrian et militcs Marohionis Styriae Ottokai'i totam pene Austrian! p rac d a et inocndiis devastaverunt, — Uliron- Austriac. et Neoburg, apud Rauch II. -) Otto Frising, ibidem 30—33, — Cliron. Claustroncoburg. ft Zvveticns. Anno 1146. 1147. !) vita Chunradi 1. Fez. Anecdot. IE. P. HI. p 345-348: „Videns etiam Marchiain Ungarorum incursionu ill solitudincin redaotam, pacem cuu> pege firmissimam fecit. 396 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Rathe zu gehen. Von den Erträgnissen seiner Kirchengüter, und mit jenen seiner zahlreichen Ministerialen, Vasallen und Hörigen in Kärnten und auf den Marken ließ er mehrere Jahre hindurch an seinen Burgen und Kammerstädten bauen und bessern, und viele Schlösser, wie Reichenburg, Dechau, Leibnitz, Friesach, säst ganz neu auf den Felsenhöhcn emporsteigen, als drohende Schutzwehrcn gegen die wilden Magyaren und als Zufluchtsstätten für die ©einigen ‘). Dieses kräftige Vorgehen und seine persönliche Anwesenheit in Mitte so vieler geistlichen Fürsten und hoch-edler Herren, noch mehr aber eine heilige Ehrfurcht vor seiner anerkannten und aufrichtigen Frömmigkeit, bewogen die Magyaren zur Rückstellung aller aus den Marken wcggeschleppten Gefangenen, zum strengsten Verbote gegen Raub und Mcnschenbeute an den steirischen Gränzen, bei Verlust der eigenen Freiheit, und zu solch einem friedlichen festen Verhältnisse, daß von nun an sich das innere Leben in der ganzen östlichen Steiermark ungemein kräftig und gedeihend entfalten konnte a). Zu Gurk, und dann zu Friesach am 10. Mai 1146 hielt Erzbischof Konrad eine große Versammlung, wo neben vielen Edelherrn auch Ulrich Markgraf von Thuspina und Graf Bernhard von Marburg anwesend waren. Dort erhielt er von dem kinderlosen Rudiger vom Ärapfelde für das Bisthum Gurk alle dessen Eigengüter sammt der Kirche St. Georgen im Graßluppthale bei Neumarkt in der oberen Steiermark 3). *) Vita Chunradi I p. 248: „Libnize a fnndamento aedificare coepit, sed imperfeetnm reliquit) ideoque plus in robore milituni, quam ex se fir-mitatis habet. Dcchowe antiquum exstitit castrum, sed dirutum a multis temporibus alque ab illo, sicut liodie cernitur, reaedilicatum est. Reichenburg a novo acdificavit. Haec tria castra super Hungaros aedifleavit, post compositum inter se et illos foedus amicitiae, hac intentione ac providentia, nt si contingcret, illos juxta naturalem in-constantiam fidem violarc, Marehia castris super loca congrua dispo-sitis nmnita repugnandi haberet ansum et copiam-“ -) Ibidem p 245: „Hoc response audito nuntius ad regem dirigitur, et sub festinatione captivi omnes cum universa praed.a terrae suae re-stituuntur. Sciendum etiam occasione et fiducia tantae concordiae inter regem et archiepiscopum non solum terram antique cultui redditam episcopi, verum etiam Marchiam villis, castris , cultoribus ita reple-tain, sicut in praesentiarum cernitur, ut melier modo loivge esse cre-datur, quam antiquis temporibus fuerit; cum fertilitate et omni specie utilitatis neu multum distare videatur ab Austria, et distractio et venditio hominum utriusque sexus, quae antiquitus usitata exstitit, nunc rarissima imo inaudita sit. — Unde usque hodie a latrocinio et consuetis exoursionibus Ungarorum libera floret (Marehia) et bonis omnibus exuberare videtur.“ 3) Ulf. von Gurk. IN. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 397 Das Stift Admont hatte die St. Gcorgenkirche zu Straßgang sammt der Dotation von fünf Huben Archen von dein Erzbischöfe und Stifter Gebhard erhalten. @trau?b".9' 3‘ Diese Kirche hatten die Pfarrer zu Feldkirchen, wo damals die Pfarre war, von Admont zu Lehen empfangen gegen die Verbindlichkeit, alle Jahre am St. Georgenfeste zweiTheile des geopferten Wachses und aller anderen Opfergaben an das Stift abzuliefern, und den Stiftsabt fowohl als die Klosterbrüder, welche öfters bei Bereisung der Stiftsgütcr in der unteren Mark bei ihnen einkehrten, nach Möglichkeit gut zu bewirthcn. Die Pfarrsbewoh-ncr aber erbauten später innerhalb der alten Psarrgränzen auf stistadmontischem Eigengrunde, jedoch ohne Bewilligung des Abtes, eine Kirche. Auf diese übertrug nun jetzt Erzbischof Konrad I. die Pfarre selbst, welche von Alters her bei der Kirche zu Feldkirchen gewesen war; wodurch die Gerechtsame eben dieses Gotteshauses vermindert, ja gänzlich vernichtet worden ist; weil von nun an die Pfarrer die Dotation und die Opfer für sich allein behielten; nur. zwei Theile des Opfers erhielt das Stift noch zum Beweise feiner alten Rechte ')• Zu gleicher Zeit entschied Erzbischof Konrad I. einen Streit zwischen dem Edelherrn Rudolph von Vuzenberg und dem Stifte Admont. Dieser hatte fein Eigcngut, den unteren Hof zu Gun-dachering im Oberennsthal, durch den freien Mann Heinrich von Husruk auf dem St. Blasien-Altäre dem Stifte schenken und übergeben lassen. Rach dessen Tode erhob der Sohn Rudolph Ansprüche auf dieses Gut. Vor einem Gerichte von Fürsten, Hoch-edeln und Ministerialen in Salzburg, vor dem Erzbischöfe, Bischof Roman von Gurk, Herzog Heinrich IV. von Kärnten, Graf Engelbert von Wasserburg, insgemein der Hallgraf genannt, Ge-bolf von Burghausen, Rudbert von Tanne, Hartnid von Fi-fchach u. f. ro. wurde dem Kläger Rudolph der Genuß des Gutes Gundachering zwar auf Lebenszeit zugefprochen, jedoch gegen die Bedingung, daß er eine Geldsumme von drei Talenten zahle, und daß beide Höfe zu Gundachering nach feinem Tode, er möge *) Eaalbuch IV. 124 — 125. Ecclesiam 8. Georgii ad Strazkank, quam plcbanus de Veltkirchen, ubi tune parochia erat, ab Abbate vel fra-tribus in beneficium cum ipsa dote habebat, ita tarnen, ut duae partes cerae oblatae, velut eeterarum oblationum in festo S. Georgii monasterio solverentur, et Abbati quandocumque advenienti et fratri-bus saepius supervenientibus prout melius possit, ministraret. 398 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. Leibeserben haben oder nicht, in dos Cigenthum des Stiftes Admont übergehen sollten ^). lim diese Zeit schenkte Gros Bernhard von p.£wudmi?&fr Sponheim dem Stifte St. Paul in Kärnten die Kirche t!n v"i WiEch-St. Martin bei Windischgrätz, mit de» Dillen und "gcdin"«°in Ä-n' Höfen zu Glazindorf und Szirmdorf tn der March, miej @d,kumij Im Jahre 1146 trat er mit Zustimmung seiner Ge-nno netto,, j. Kunegunda das Schloß Denia am Torreflusse im Friaul an den Aglajer Patriarchen Pelegrin ab und erhielt dafür zu Erbbesitz zwei Theile Zehente in den Pfarren Gonowitz und Schleunitz (Chuonowitz ct Scliunitz.) und zu Lehen den Zehent in der Pfarre Kölsch (Choz.). Nentt"°/mGmw Am 8. Juni 1146 befand sich Markgraf Otto-Auff7c'un° kar VII. im Stifte zu Rune und opferte daselbst auf “n3“,®6.,cr‘ dem Altäre der heiligen Maria zwei Salzpfannen zu Ahorn im Ennsthale (in Aussce), zwei Lehen guter zu Mittelenöorf (Mitterndorf), ein Lehengut in Hartberg und zwei Höfe mit Weingärten. Für die Zeit nach seinem Tode aber bestätigte er diese Lehen dem Stifte als vollkommene Allvde oder Eigenthumsgüter. Dazu fügte er auch die Spende der Hofe Raetze, Straßengl und zu den Juden, (Judendorf), mit Willen und Wisien seiner abwesenden Gemahlin, der Markgrösin Kune. gunde, welche ihre Zustimmung durch die edlen Männer Konrad von Feistriß, Bernhard von Stübing (Stubiach), Wülfing von Stein, Richer von Eoerdingen, Hartnid von Ort u. v. A. erklären ließ Am 24. September befand sich Markgraf Ottokar VH. im Vereine mit Bischof Eberhard von Bamberg, Graf Lintold von Playen, Gotschalk und Friedrich, Vater und Sohn, von Hunes-berg und noch vielen bairischen und österreichischen Eüelhcrren als Zeuge bei Bestätigung des Stiftes Willhering durch den gedachten Bischof. Zugleich stellte er selbst dem Stifte zu Garsten einen i) Saalbuch IV. 137 — 138: Rudolph der Jüngere hatte im folgenden Jahre 1147 auf dem Kreuzzuge seinen Tod gefunden; worauf die neuen Ansprüche seines Bruders, Diepold von Buzenberg gerichtlich mit 8 Talenten befriediget, und die bezeichneten Höfe zu Gundachering dem Stifte übergeben worden sind. Saalbuch II. n. 73. -) Dipl. Styr. II. 9. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 399 kräftigen Schutzbrief aus gegen die Bedrückungen und Hebergriffe der ffiftischen Klostervögte '). In der zweiten Hälfte des Septembers 1146 hatte Erzbischof Konrad I. eine Synode nach Hall berufen, zu welcher persönlich erschienen sind: die Bischöfe Heinrich von Regensburg, Reginbert von Passau, Otto von Freisingen, Roman von Gurk, viele Pröbste und Aebte dieser Bisthümer; dann die weltlichen Fürsten und Herren: Pfalzgraf Otto, Engelbert Graf von Hall, Graf Napoto, Friedrich, Vogt zu Regensburg, Graf Hartnid von Bogen u. v. A. Hier wurde die Gründung des Chorherrnstiftes zu Sek-kau mit allen durch Adelram von Waldek dargegebcnen Funda-tionsgütern vorgelegt, insbesondere die Schenkung mehrerer jenseits der Gebirge (ultra montcs) gelegenen Güter zu Willendorf, Strelz und Geroldsdorf, und von der ganzen Versammlung feierlichst bestätiget (27. September 1146.) 1 2). Hierauf ist Adelram von Waldek am 24. Februar 1147 in das Chorherrnstift ringetreten, leistete das Gelübde des Gehorsams und verblieb dort als Chorherr bis an sein Lebensende. _ __ Aufden Erzbischof Am 9. April 1147 starb der Salzburger Me-Konrav^foigt^ tropolit, Konrad i>; ein viclversuchtcr, um das Auf- w^u-'' blühe» des Christen- und Kirchenthums in Steier- gttnfS.'g. mark ungemein verdienter, durch wahre Frömmigkeit ,1”-und würde-volle Charakterstärke höchst ausgezeichneter Mann 3). Die Chroniken sprechen einstimmig ein hochachtungsvolles Lob über diesen Kirchenfürsten. Der gefammtc Klerus auf den karen-tanischcn Marken verdankt ihm reiche, und zum Theile dermal ihn noch nährende Besitzungen und Renten, wie auch die Wieder-erhebuug und Feststellung seines kirchlichen Ansehens. Bon dem Nonnenkloster zu Gösi allein wird gemeldet, daß es sich den Anordnungen dieses Oberhirtcn nicht gefügt und dem Vertrauen zu ihm nicht hingegeben habe 4). Ihm folgte auf dem Metropoliten- 1) Kurz II. 500. IV. 52»-530. 2) Sekkauer-Urkunde. 3) Annal. Herrn. Abb. Allah, ap. Oeffele. I. anno 1117,— Admonttr-Saal-duch III. 27. Admonter-Saalbuch III. 23: „Exceptis enim duobus monastcriis Sancti-monialium Chymse et Gosse, quae ilium audire contempscrant, nulla ecclesia vel monachorum vcl clerieorum aut ganctimonalium ete. Saal-buch IV. p. 104. 400 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1050—1192 n. G6r, stuhle zu Salzburg durch einfh'inmigr Wahl, und nicht ohne Zuthun des Abtes Gottfried von Admont, Eberhard I., Graf von Hipoldstein und Biburg, zuerst Domherr in Bamberg, dann Or-dcnspricster im Stifte Prüfningen, von dort endlich als Abt in das von ihm, seinem Bruder und dem Bischof Otto von Bamberg gegründete Stift zu Biburg berufen *). Am 6. Juni 1147 war dieser Oberhirte schon auf einer großen Derfammlung von Klerus und Edelhcrrn mit dein Markgrafen Ottokar Vir. im Stifte zu Rein, als Zeuge und Mitsiegler der Urkunde, welche der Markgraf über eine im Jahre 1146 schon versprochene Spende auf den St. Marien-Altar in der Stiftskirche legte, mit zwei Salzpfannen im Ennsthale zu Mahorn, drei Lehengütcrn zu Mitterndorf und Hartberg, zwei Hofstätten mit Weingärten und Gütern zu Röetze und Strazzingen (Straßengel), bei den Juden genannt ber»Lfmff®c6i6ft Am 4. Juli 1147 ließ Eberhard l. IN einer Der-m%"t' sammlung seiner Canonikcr, des Bischofs Romanus 5- von Gurk, der Aebte Heinrich von St. Peter, Jrim-6eit von Seon, Gottfried von Admont, Heinrich von Buren, und der Pröbste, Domprobst Heinrich, Chuno von Chiemsee und Walther von Sckkau — den Streit zwischen 'einigen Säkularpriestern und dem Stifte St. Lambrecht verhandeln und entscheiden. Zu St. Michael im Hof, oder in Mariahof bei St. Lambrecht, woselbst dieses Stift Eigengüter im Besitz hatte und wo mehrere Laienpricster persönliche Pfründen genossen, wollte der Abt von St. Lambrecht seine eigenen Stiftspricster einfttzen. Die Wrlt-priester aber weigerten sich, ihre Pfründen aufzugeben; worauf die Versammlung entschied, daß dis Laienkleriker in denselben zu verbleiben hätten, jeder biS zu seinem Tode; an dessen Stelle dann immer ein Stistskapitular von St. Lambrecht eingesetzt werden sollet. AIN 22. August 1147 finden wir den Erzbischof d"sntt°n N-in Eberhard l. wieder in Grätz. Ulrich, Mönch in t“e»®3£-aw- Steiergarsten, sodann Abt zu St. Lambrecht, übergab dem Stifte zu Rune fein Allodialgut Söüingen i) Admonter-Saalbuch. i) Stift Reiner Urkunde; „Patellas salis in Enstale apud Machoren, villam Rocze, villam Strazzingen, quae nuncupatur apud Jodaeos.“ 3) Saalbuch von Et- Lambrecht: „Fratres nostri derlei S. Michaelis in Hove, qui apud S. Michaclem pracbendaa habuerunt.“ III. Geschichte der Steiermark. J. 1056—1192 n. Ehr. 401 mit Zustimmung tmö unter Bestätigung des Landes-Markgrafen Ottokar VII. Dafür erhielt er von den Stiftsbrüdern in Rein einen Weinkeller zu Moutenstorf in Oesterreich mit allem Zugehör, sieben Weingärten zu Gumboldskirchen, Vischa, Stadelhofen und Miresdorf, Güter zu Stadelhofen, Graoenbach, Neunkirchen, Wiedzurle, Gerwigeskirchen, Judenburg und Friesach, und eine Glocke, fünfzehn Mark Silbers im Werthe. Vor viel edlen Zeugen bestätigte und siegelte diesen Tauschvertrag der Erzbischof in einer Urkunde *)• Im Jahre 1147 am 13. Februar gab Kaiser D°>vereitun-,cn _ ... . iur Secreäfobrt Konrad m. m feierlicher Fürstenversammlung zu Regensburg eine Majeftätsurkunde zur Bestätigung S?n»“c,Süwi des Stiftes Obernburg in der unteren Mark von »"J-ius."' Steier °). Indessen hatte der Feuereifer des heiligen Bernardus die europäische Christenheit zu einem zweiten allgemeinen Kreuzzuge nach Palästina, gegen die Araber in Portugal, und gegen die Obotriten in Nord-Deutschland entstammt. Die Zu-rüstungen des Kaisers Konrad HI. in Deutschland brachten auch Oesterreich und Steiermark in Bewegung. Neben Herzog Friedrich von Schwaben, Herzog Wolf, Heinrich von Baiern und der Ostmark, neben den Bischöfen Heinrich von Regensburg, Otto von Freisingen, Reginbert von Passau, rüsteten sich auch der Markgraf Ottokar Vil. von der Steiermark und Graf Bernhard von Truchsen und Marburg, sein Oheim »). Während der Vorbereitungen zu dieser Heeresfahrt int Jahre 1146 gelangten die steiermärkischen Stifte zu vielen Güterspenöen von solchen Dynasten und Lehenträgern, welche sich dem Kreuzzuge anschließen wollten. 1) Rcinerurkunde. Die Bestätigung darüber hatte der Landesmarkgraf Ottokar VII. schon im Jahre 1146: Data Graze felicitcr Amen, unter Zeugenschaft vieler Landescdlen gegeben: Hartwig de Stade, Suiker de Gestinek, Udalricus de Greze, Adelram de Waldekke u. s. w. Später am 29. Mai 1159, mußte Erzbischof Eberhard I. in einer zu diesem Zwecke nach Göß berufenen Versammlung die Ansprüche des Klosters St. Lambrecht, dessen von Admont her postulirter Abt Otkar seine Beschwerden sogar persönlich in Rom vor Papst Hadrian IV. gebracht hatte, auf die nun durch den Fleiß der Klosterbrüder zu Rein ungemein erweiterten und cultivirten Besitzungen in Sidnig neuerdings untersuchen lassen und dem Stifte Rein sein gutes Recht zuerkennen. Dipl. Styr. II. p. 13—14. z; Dipl. Styr. II. 290. 3) Pez I. p. 783. Anonym. Leoliicns. Anno 1144. „Bernhardus comes Karinthiorum praediclo Principi se jungentes, et Otakerus Marchio Styriae per Bulgaros capiunt iter.“ Chron. Otton. t rising, in Append. Anno 1147. Do Gest. Fridcr. I. 36. 39. 40. — Gefch. c. Steiermark. — IV. SB». 26 402 III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. Am 16. Juni 1146 hielt Abt Gcrlach von Nein feierlich - gesungenen Gottesdienst unter freiem Himmel auf einer Wiese bei dem Orte Stange; wobei Markgraf Ottokar VH-, Wülfing von Kapfenberg mit feinen Söhnen Otto und Wülfing, Sieghard von Flaze, Durnig von Starkenberg, Durvig von Muttenstorf, Wolfker von Lanzenkirchen, Ekkhard von Erla, Ottokar von Neunkirchen und viele andere Edle den Altar umstanden. Da legte Heinrich von Dunkenstein, Ministerial des Markgrafen Ottokar VII., im Begriffe, den Kreuzzug in das heilige Land mitzumachen, für das Stift Rein den Gnadenbries eines Gutes in Sullcndorf (Ry-berstorf) und mehrerer Hofstätten in Wcikersöorf in der Ostmark bei Neustadt auf den Altar, und Markgraf Ottokar gab feierliche Bestätigung dieser Spende und sein Sigill auf die Urkunde selbst *). Gisilher, ein Dienstmann des heiligen Blasius zu Admont, sich gleicher Weise zum Kreuzzuge mit Kaiser Konrad Hl. rüstend, schenkte dem Stifte Admont sein Gut zu Eich an der Drücke zu St. Stephan bei Kraubath 8). Ein österreichischer Dicnstmann gab bei gleicher Gelegenheit dem Stifte Admont einen neu angelegten Weingarten sammt Wiese und Waldung zu Welminik in der Ostmark i) * 3). Friedrich, Vogt zu Regensburg, bat feine Mutter Luitgarde, sein aus zehn Mannslehen bestehendes Gut zu Prun-nen in der Ostmark, falls er von der Kreuzfahrt nicht mehr wicder-kehren sollte, dem Stifte Admont für sein Seelenheil zu schenken. Diese Frau vollzog Friedrichs Willen genau, nachdem er im heiligen Lande seinen Tod gesunden hatte. Den Besitz jenes Gutes mußte sich aber Abt Gottfried I. nach vielen Streitigkeiten, gerichtlichen Vergleichen und Geldopfern, mit Friedrichs Witwe Judith, mit Derthold von Tumbrunn, und Herrmann von Bocksruck und mit Adelheid, Gräfin von Hohenburg und ihren Söhnen Ernst und Friedrich, theils in Regensburg selbst, theils vor Herzog Heinrich Jasomirgott erringen und sichern 4). — ©reif Konrad von Pilstein gab mit Wiffen und Zustimmung seiner Ge- i) Reinerurkunde. - Dipl. Styr. II. 10-11: „Acta sunt liaec die XVI. Jnlii in loco, qui vulgo Stange dicitur 1146. r> Saalb. II 131. IV. 150. Dieses Gut wurde später an das Stift Seckau 1 fiir g Joch Feld zu St. Benedikten bei Knittelfeld und um ein Gut zu Guffendorf bei Waldschach (Gczendorf) verkauft. 3) Saalduch IV. 189. Saalbuch II. 196—197. IV. 191 194. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056-1192 n. Chr. 403 mahlin Adel« und seiner Söhne Siegfried und Konrad, bevor er mit dem kaiserlichen Kreuzheere fortzog, dein Stifte Admont theils schenkungsweise, theils um die bare Geldsumme von 65 Pfunden verschiedene Besitzungen, einen ganzen Hof und 8 Mansus Bodegor in der unteren Steiermark, eine Hofstadt mit Weingarten zu Baieröorf, zwei Huben zu Stübing, und zwei Ansitze jenseits der Mur zu Werth, einen Hof zu Feistritz und fünf Lehen-guter ')• Markgraf Ottokar Vir. selbst, auf daß er eine glückliche Fahrt und Wiederkehr aus dem Oriente unter Gottes Schutz haben möchte, schenkte dem Kloster Steiergarsten ein Gut mit Waldungen, Jagd- und Fischbann am Gavlenzbache, ein Gut am Uchsenbcrge, ein Gut bei der Kirche zu Haus im oberen Enns-thale, welches die edle Matrone Gisela von Offach gehabt hatte; und dieses Alles, auf daß in einer täglichen Messe durch ein ganzes Jahr sein Zug gen Jerusalem der Gnade Gottes empfohlen werde, und daß nach seinem Tode diese Spende als Stiftung einer ewigen täglichen Scclcninesse für ihn selbst gelten sollte 2). Bischof Roman von Gurk stand mit dem Abte und ?(omont cmjr6t den Stiftsbrüdern zu Admont i» der engsten Freund-schüft und Liebe. — Nahe bei Admont, in Hall, <^>nslha,e. J.,,»?. besaß der Bischof eine Saline, welche als Fundationsgut durch die Gräfin Hemma an Gurk gekommen war. Im Jahre 1147 übergab Bischof Roman diese Saline mit allem dazu gehörigen Grunde und mit drei Hofstätten dem Stifte Admont bestanöweise mit der Verpflichtung, jährlich 60 Metzen Salz auf eigene Kosten nach Straßburg oder Mötnitz zu liefern 3). Am 20. Mai war Kaiser Konrad Hl. von Regensburg mit dem deutschen Kreuzheere aufge- ^s1.1’7 t,ä brachen. Am zehnten Tage darauf hatte er sein Lager an der Fischa in der Ostmark, woselbst alle Völker aus Oesterreich, Kärnten und aus den beiden steierischen Marken zusammen strömten, welche sodann in einem Heere von 70,000 Streitern durch Ungarn nach Konstantinopel fortzogen. Die Unternehmung verunglückte jedoch gänzlich. Wenige nur kamen zu —-------------------- 26* l) Saalbuch IV. 184. s) Ludewig Reliqu. IV. 196 — 198: ,,It6r nostrum Jerosolymam cnm una missa de S. Maria pro unius spatio anni Domino quotidie commen-dent, et aliam post nostrum de hac luce discessum pro defunctis et salute animae nostrae singulis diebus celebrabunt.“ 3) Archiv für Historie rc. 1821. p. 370. 104 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Ende dieses und zu Anfang des Jahres 1148 wieder in die Hei-math zurück '). Dem Markgrafen Ottokar VH. glückte es, wohlbehalten in seine Mark zurückzukommen; Graf Bernhard von Sponnheim und Marburg aber hatte am 25. März 1148 im heiligen Lande seinen Tod gefunden ,j). ÄwÄ Wie wir schon oben angedeutet haben, war Gponh-Im in s«- ©vßf Bernhard, in Urkunden und Zeitbüchern gc-l,n3!rm6~n%rf" wohnlich Gras von Kärnten, Graf von Truchsen, von Marburg genannt, ein Bruder des Karantaner-herzogs Engelbert II. (Jahr 1124 — 1135), und Schwager des steiermärkischen Markgrafen Leopold des Starken, dessen Schwester Kunegunde er zur Ehe hatte, und darum Oheim des Markgrafen Ottokar VII. von Steier. Dieser Herr besaß in der mittleren Steiermark ausgedehnte Allode und große Hausmacht an Land und Leuten in Kärnten, wodurch er auch die Macht des unter-steierischen Markgrafen, Poppo Starchanü von der Soune und seiner Brüder Ulrich und Weriand gebrochen und völlig vernichtet hatte. Allein auch Bernhard benahm sich in der Mark sehr ge-waltthätig. Dem Stifte Admont entriß er Güter und Hörige bei Radelach (am Radelgebirge), und spät erst gab er demselben zum Ersätze ein Gut zu Laßelsdors in der Mark 1 * 3), so daß ihm auf Lebenszeit die Besitzungen am Radelberge verbleiben, nach seinem Tode aber erst wieder an Admont zurückkommen sollten. Diese Verhandlung ließ Graf Bernhard durch seine Gemahlin Kunegunde in Admont selbst pflegen, welche edle Frau bei ihrem Tode dem Stifte alle Güter zurückstellte, und demselben noch dazu andere Besitzungen zwischen Freßen und Kemnaten durch den Cöelhcrrn Wolfram von Mennlich überantworten ließ 4), Mehr denn hundert Huben umfaßten diese Güter, welche jedoch Admont theils an das Stift St. Paul und an einen Ritter Schilbung vertauschte, großen Theils aber einzelne Theile im Orte Radelach selbst, zu Poderako, Fusingen, Podnich, Lerchenfeld bei Hard und zu Würben und Tor durch Gewaltthätigkeit und Raub Eholo's von Truch-sen, Siegfrieds von Liebenau, Ortolfs des Starken, Ortolfs des 1) Otto Prising. ibid. 44. 56. Wilhelm Tyr. XVI. 20-29. 2) Caesar, Atinal. I. 648 — 649. Nach dem Chron. Reicherslerg. Anno 1147 kam Graf Bernhard in einem Kampfe gegen die Türken um. „ 3) Saalbuch 11. 64. IV. 188. *) Saalbuch IV. 127 - 129. III. Geschichte ker Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 405 Aelteren ümt Traberch, Meinhards von Choben und Friedrichs von Pettau verloren hat '). Auch im Jahringthale riß Gras Bernhard ein Stück admvntischen Besitzthumcs an sich und konnte zu dessen Zurückstellung durch keine Erniahnungen bewogen werden. Nach seinem Tode auf dem unglücklichen Kreuzzuge erkannte aber die Gräfin Witwe Kunegunde auch dieses Unrecht und ließ dein Stifte Admont durch einen freien Mann, Reginhard von Tuoinbize, alles Geraubte und Vorenthaltene wieder zurückstellen. Später schenkte sie dazu auch noch ihren Dienstmann Degenhard sammt seinein Lehengute zu Waltenbach an der Ließing s). Nach Sitte der Zeiten und nach der Lage der ^^-enda^n Sachen selbst hatte Graf Bernhard von Marburg "n%Sin“ai«ur|! und Truchsen vor seinem Abzüge mit Kaiser Kon- ?™tf s?,nE»°Vm raü ui. nach dem Oriente für den Fall seines To- emcr ^ des letztwillige Anordnung getroffen, und in dieser ausdrücklich seinen Neffen, Markgrafen Ottokar von Stcier, zum Erben all seiner Allode, Lehen, Vasallen, Ministerialen und Eigenleute, welche er zu beiden Seiten des Raöelgcbirges, und an der Drau über Marburg hinab, zu Tiffer, Gairach, um St. Florian und Stainz, dann in Kram besaß, eingesetzt l * 3). Graf Bernhard kam nun auS Palästina nicht mehr zurück; worauf Markgraf Ottokar VH. sogleich in diese reiche Erbschaft vor Land und Leuten cingctreten ist. Don der Erbschaft eines in der unteren Mark noch selbstständig gewesenen Grafschaftsbezirkes, von einer Grafschaft Marburg mit gräflichem Ambacht, als einem Reichölehen in der Hand des Grafen Bernhard, kann hier wohl keine Rede seyn, folglich auch nicht behauptet werden, daß Ottokar VII. durch diese Erbschaft das Land Steiermark als markgräslichen Bezirk erweitert und auf dieser Seite abgeschlossen habe. Diese Erbschaft erhöhte nichts als seine Haus-Allode und den Reichthum seines Geschlechts an Land, Ministerialen, Vasallen und. Hörigen. l) Saalbuch IV. >>. 127 — 129. Schon im Jahre 1141 hatte Graf Bernhard dem Stifte St. Paul Besitzungen zu Freßen im Drauwalde geschenkt. (Kiezen juxta Nu,non Tra.). Diese Spende ist jedoch erst im Jahre 1148 durch den Edelherrn Heinrich Pris (Nobilis vir) erfüllt worden. ") Saalb. IV. 150: Chuncgundis comitissa de Carintliia dclegavit etc. — 3) Das bekannte Vocauer-Fragment sagt: ,,Nam praeter alia plura trium principum praedia, munitiones et ininistcriales ei per testameiitum accrevcrunt, Bernardi Comitis de Carintliia, qui amitam ejus Cliunc-gundem in conjugio habebat. — Enneukl bei Rauch I. 244. 406 HI- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Ottokars VII. politische Macht und Würde, die An^Hobcnwar!" Stellung als Fürst des römisch-deutschen Reiches ward aber wohl um diese Zeit durch ein anderes Ereigniß erhöht. Der ostgenannte Poppo Stark-!uit'"čun Mqlmki>r= Hand, aus dem Stamme der Grafen von Weimar, eü-Vufa/fH*3a|" Vogt zu Gurk und Markgraf der unteren Karan-ind-uso. Mner-Mark (Steiermark), scheint seine Markgrafen-würöe mit dem Eintritte der Grafen von Sponheim und Lavank in die Herzogswürde in Kärnten und im Kampfe mit Graf Bernhard von Truchsen, Bruder Engelberts H., Herzogs in Kärnten, (I. 1125 — 1135) verloren zu haben. Die untere Karantanrr, Mark war hierauf in die Hände des Grafen Pilgrim von Hohenwart aus dem baierischen Hause Andechs gediehen. In Urkunden werden sowohl Pilgrim, als auch sein Sohn Günther von Hohen-warth, Markgrasen von der Soune genannt. Günther machte sich berüchtigt durch seine an dem frommen Abte Wolvold zu Admont begangene Frevelthat. (I. 1137). Wann er gestorben, ist unbekannt. Sein Vater Pilgrim scheint ihn, und zwar über das Jahr 1144, überlebt zu haben. Nachher kommt auch von diesem in geschichtlichen Dokumenten keine Meldung mehr vor. Nach dem Tode Beider erhielt Markgraf Ottokar VII. auch die untere Mark zur Verwaltung als Reichsahnenlehen aus der Hand des Kaisers Konrad Hl. zuverlässig bis zum Jahre 1149, so daß von diesem Zeitpunkte an die ganze Steiermark, als Ein Land, als Eine Markgrafschaft und als Ein geschlossenes Gebiet, innerhalb der Gränzen, welche dieses Land heut zu Tage noch behauptet, unter seiner Herrschaft und als erbliches Reichslehcn vereinigt war'). Günther von Hohenwart hatte ihn zum Vollstrecker seines Testamentes und theilweise zum Erben seiner reichen Allode, deren anderer Theil dem andechsischen Stammhause in Baiern anheimgcfallen war, ernannt. Der kaiserlichen Belehnung mit der Markgrafenwürde folgte dann auch von Aqui-lcja her, welches Patriarchat in den Landtheilen der Save, Sann, Mieß, Pack, Dran, Pulsgau, Zottla, und bis an die Drave reichbegütert war, die Belehnung mit der Mundschenkenwürde und mit vielen anderen, der höheren Ministerialität anhangenden Hoch» stistslehcn und Rechten. i) Caesar, Annal. I. 150—153. Jrthum, daß schon Leopold der Starke auch die Markgrasschast an der Soune erhalten habe. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 40? Das Stift Lambrecht hatte nach der Entschei-düng seines Streites mit den Säkularpriestern zu St. Michael im Hof nun wirklich im Jahre 1148 mt begonnen, auf seinen Eigengütern daselbst ein Fi- ®06, 3',l4s' lialstift mit einer Gemeinde von Stistsbrüöern zu gründen. Markgraf Ottokar Vll. fand sich dadurch bewogen^ dem Stifte die Kirche St. Maria und St. Michael in Grazluppe (Graze, 21. Februar 1148) mit allem Grunde und Boden und mit allen anhangenden Rechten als Seelgeräthe für sich, seine Gemahlin Kune-gunde, seinen Vater Markgrafen Leopold und für seine Mutter Sophia zu ewigem Eigenthume zu schenken und die darüber gefertigte Urkunde zu siegeln '). Zugleich hatte sich das Stift St. Lambrecht auch nach Rom um apostolische Bestätigung verwendet und von dem Papste Eugen m. (I. 1148) eine Dulle erhalten, worin nicht nur alles stiftische Besitzthum und die bisher behaupteten, von früheren Päpsten gebilligten Rechte und Freiheiten, sondern namentlich auch die Kirche zu Grazluppa, wo soeben erst ein Konvent von Klosterbrüdern eingesetzt worden, die Kirche zu Kaltenkirchen (?) und die Kirche zu Judenburg dem Stifte bestätigt worden sind "). Eben dieser Papst gab auch (Rheims 13. April 1148), auf Bitten der Aebtissin Aüoleusia einen Bestä-ligungsbrief für das Nonnenstift Göß über alle Besitzungen und Rechte desselben für Gegenwart und Zukunft, und erklärte dasselbe unter den Schutz des heiligen Petrus und des apostolischen Stuhles gestellt, zu dessen Anerkennung das Gösser Nonnenstift alle Jahre einen Goldguldcn in Rom zu opfern fürderhin ver-pstichtet sehn sollte “). •) Saalbuch »otl St. Lambrecht und Cacsaqg Amial. I. 797: „Marchio Otachefus ihonastioum diligens ordinem Eeclesiam S. Mariae, San-clique Michaelis in Grazluppa sitam — cum omnibus suis pertinentiis, videlicet ruris, pvatis, cultis ct incultis, et omni utilitate, quae inde provenire potest, in proprietatem omnimodam potestiva manu tradi-ditj quateims Monacliorum grege Dominica ibi facta locus ipse in Dci servitium omni in perpetuum aevo majicipetur. — Testibus sub-terscriptis et au re in testimonium tractis: Dietmar de Spilleberch, Chunrad de l’ustrize, Udalrich de Graze, et frater ejus Reinhard, Lentfried de Eppensteine. Ego Otokar divina fayente elementi» Sty-rensis Marchio hano paginain eonscribi feci, et proprii sigilli ini-pressione firmazi.“ St. Lambrcchtcr Saalbuch. — „Eeclesiam de Grazluppa, in qua mo-nasticuin ordinem noviter inslituistis.“ Dipl. Styr. 1. 123. 124. vn” auDer oben angeführten Urkunde für das Stift mamnbao7*t»1n St. Lambrecht zu Folge war Markgraf Ottokar VI I. schon zu Anfang des Jahres 1148 wieder aus dem ausgest>.llt. 3- “j9- Oriente zurückgekommen. Nach der Sage hatte er ein Gemälde, ein Madonnengebilde byzantinischer Kunst, eine Kopie jenes Marienbildes, so der heilige Lukas gewählt haben soll, mit sich hergebracht, und dasselbe dem Stifte zu Rein geschenkt, auf daß es der öffentlichen Verehrung ausgestellt werde. Die Stiftsbrüdcr zu Rein erbauten hierauf eine hölzerne Kapelle auf dem Waldhügel zu Straßinüel, in welcher dann dieses bewunderte Bild ein Gegenstand besonderer Verehrung für die von nahe und ferne herbeiströmenden frommen Gläubigen durch ein ganzes Jahrhundert geblieben ist *). Ar^Rückkehr aus Dagegen landete Kaiser Konrad m. auf der Rückreise aus Palästina erst im Frühjahre 1149 in fts@m'tcs@cci«u. dola, ging von dort nach Aquileja, und kam über die Alpen durch Kärnten nach Friesach, umgeben von vielen geistlichen und weltlichen Fürsten und Edcln, welche auch auf der Kreuzesfahrt größtentheils seine Begleiter gewesen waren, Ortlieb, Bischof von Basel, Herzog Heinrich von Kärnten, Hartmann, Markgraf von Baden, Otto, Sohn des Pfalzgrafen von Wittelsbach, Engelbert Gras von Görz, die Brüder Wilhelm und Adalrich Grafen von Hunnenberg, Graf Hermann von Ortenburg, Poppo von Peggau u. v. A. Eben damals hatte der Edelherr Rudolph von Perge mit Einwilligung seiner Gemahlin Richinza und seiner Söhne Alram und Albert, und seiner an Adelram von Waldecke verehelichten Tochter Richinza, mehrere Allvde zu Windberg in der Waldmark, Weingärten zu Aschach und Pösenbach in OeMrcich dem Stifte zu Seckau gespendet, vor den Zeugen Ernst und Hartwik von Treisma, Ulrich von Greze, Dietrich von Leoben u. v. A. Zugleich legten Adelram von Waldeck und seine Gemahlin Richinza eine erneuerte und vervollständigte Spende von Gütern auf den Altar der heiligen Maria zu Seckau, ebenfalls vor den am Ohre berührten Zeugen Herrand von Tullwize, Otto von Liechtenstein, Dietmar von Hohenstein, Rudolph und Otto von Zeltweg, Hubrecht, Leutolö und Dipl. Ruucnse. — Caes. 1. 65t. III. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. 409 Wigand Gebrüder bon Lobming, Konrad von Strettwich, Hermann von Feistritz, Kuno und Bruno von Walüeckc. Beide diese unterlegte jetzt Propst Wernher von Seckau dem in Friesach anwesenden Kaiser, und erhielt die Bestätigung der gesammten Besitzungen seines Stiftes: Herrnhof zu Feistritz mit allen Zehenten innerhalb des Zerewaldeö und Hartberges, Schloß Walöeck mit den zugehörigen Gütern zu Tragebottenstätten, Opfingen, Strelz, Willcndorf, Geraltsdorf; Waltenstein mit allen Ansitzen auf dem Windberg; Weingärten zu Aschach und Bösenbach, die Hofstätten zu Eppenberg, Erkenberg, Aetesheim, Lintheim, Hofstätten und Weinberge am Erlachflusse zu Kumbe (Chamde) und Pabenöorf. Zugleich hatte der Kaiser die Klage der Richinza, Gemahlin Adel-rams von Waldek, daß durch die Stiftsgründung zu Seckau sic an ihrer Morgengabe sehr und wider alle Rechte verkürzt worden fei), ein Fürstengericht angehört, für begründet befunden und alle darauf bezügliche Schenkungen vernichtet; und er ließ seinen Majestätsbrief auch durch die einheimischen Eöelherrn bezeugen, Wilhelm und Ulrich Grafen von Heunburg, Heinrich Bris, Hartwik von Katsch, Walther von Glanek 1 * 3). Bon Friesach eilte Kaiser Konrad III. durch ^\fr*ro "r'tici'r' die obere Steiermark nach Salzburg, und feierte WAngsdnst^ue dort das Pfingstfest am 22. Mai 8). Hier gab er, 21. Juni 1149, umgeben von den Bischöfen Eberhard von Bamberg, Ortlieb von Basel, Roman l. von Gurk, und unter Zeugenschaft der oben schon genannten fürstlichen Herren dem Stifte zu St. Lambrecht einen umfassenden Bestätigungsbricf aller Besitzthümer und Rechte a) mit der besonderen Weisung, daß alle von Sophia, der dritten Gemahlin des Markgrafen von Istrien und nachmaligen Herzogs von Kärnten (I. 1090—1124), Heinrich II., vorenthaltcnen Güter dem Stifte St. Lambrecht nach der Entscheidung des Reichssürstengerichres sogleich wieder zurückgestellt werden sollten 4 * * *). *) Iohanneumsurkundc. — Dipl. Styr. I. 146—148. =) Chron. Salzb. — Pez, I. — Hansiz., II. 252. 3) Insbesondere: »Den Walt da die Prüder derselben stat innc wohnend, — (in den Wald anhalb dee Wasser der Tehaw) Sand Mareinchirchv gelegen an der stat die Grazluppa genannt ist.« (Nach einer alten Uebersehnng des lateinischen Originals.) Säalbuch von St. Lambrecht. 410 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Von Salzburg zog der Kaiser nach Regensburg g^ii'sbvlrg" 3.' i’m. und bestätigte daselbst eine Tauschhandlung zwischen dem Stifte Admont und dem jüngeren Grafen Bert-hold von Andechs. Der Altgraf Bertholü I. von Andechs, Vater des Genannten, hatte, als er seine Tochter Kuncgunüe in das Nonnenkloster zu Admont brachte *), diesem Stifte eine Salzpfanne zu Halle (Reichenhalle oder Baierhalle) bei Salzburg geschenkt, diejenige, welche er von seinem Oheim, dem Kleriker von Dietzen, erblich erhalten hatte. Nach dem Tode seines Ministerials und Lehenträgers Heinrich von Hegil vertauschte Graf Berthold der Jüngere, der Sohn des vorgenannten Berthold I., eine zweite Salzpfanne daselbst dem Stifte Admont für Besitzungen im Jnnthale, sechs Fuder Wein, drei Alpen, eine Ueberfahrtsstelle am Jnflufse und 14 Pfunde Rcgensburgergeldes, in Gegenwart des Erzbischofes Eberhard I. und des damaligen Stiftvogtcs, Graf Gebhard von Burghausen, und vor vielen Zeugen * 2). Schon früher hatte sich dieser Graf Berthold I. von Andechs gegen Admont wohlthätig erwiesen durch eine Spende als Seelgeräth von fünf Huben zu Schowenberg und zwei Fürthen oder Ueberfahrtsstellen an der Drau in Kärnten; welches Alles er durch seinen Verwandten Herzog Heinrich IV. dem Stifte Admont hatte überantworten lassen vor den Zeugen: Hermann Bruder des Herzogs, Sighard und Otto von Kapfenberg, Konrad von Khelheim, Konrad und Heinrich von Gosse u. v. A. 3). Nach der Versammlung zu Friesach scheint Bischof Roman I von Gurk die östlichen Thälcr der Steiermark besucht zu haben. Am 13. Dezember 1149 finden wir ihn auf der Hochebene zu Voran, wo er die eben in neuer Erweiterung vollendete und mit dem Rechte des Friedhofes begabte Kirche zu Ehren des h. Thomas einweihte 4). l) Saalbuch II. n. 206. IV. 162 — 164. — Auch zu Mosburg in Kärnten hatte Graf Berthold I. bei dieser Gelegenheit 7 Huben dem Stifte Admont geschenkt. Saalbuch IV. 140. *) Saalbuch IV. 46 — 47. Vergeblich bemühte sich Abt Gottfried auf diesem Fürstentage um kaiserlichen Fiechtspruch über zwei Salzpfannen zu Reichenhall (Halla major), welche schon Erzbischof Gebhard dem Stifte Admont geschenkt, der eingedrungene Metropolit Berthold von Mosburg aber dem Grafen Gebhard von Burghausen zu Lehen gegeben hatte. Saalb. IV. 121. 3) Slkdtb. II. 208. 4) Caesar I. 161. Aus der Borauer Chronik: „Hoc praedium Vorav erat sub dominatione Ottocari, et habuit olim unicam ecclesiam cum se-pultura in loco hujus Monastcrii. Anno 1149. Indict. XIII. dedicate III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 411 Zu dieser Zeit war die Markgrafschaft Istrien ^«arin den Händen des Grafen Engelbert m., eines Bruders Ulrichs I. Herzogs in Kärnten. Im Streite ,raunk"!Äm' 3 mit dein Patriarchen Peregrin von Aguileja war er ,1So' in Glück und Uebermuth so weit gegangen, daß er den kirchlichen Oberhirten gefänglich bekam und ihn längere Zeit im Kerker schmachten ließ. Vom Patriarchen nun angerufen, oder durch eigenes Pflichtgefühl ermuthiget, sammelte Markgraf Ottokar VH. als Ministerial der Kirche zu Aquileja alle seine Dienstleute und Waffenmänner, zog nach dem Gebiete von Görz, befreite den Patriarchen und führte ihn aus den oberhirtlichen Stuhl wieder zurück f). Gleich pflichtgemäß handelte Ottokar VH. auch gegen die Stiftung seiner Ahnen, das Nonnenkloster zu Traunkirchen, indem er es von den gewaltsamen Bedrückungen des Schirmvogtcs Arnold von Wartenberg befreite und die Vogteiansprüche des Ministerials Gundaker von Steyer in die gesetzlichen Schranken zurückwies s). Die Chroniken von Salzburg und Alteich erwähnen im Jahre 1150 auch noch von einer Synode, welche der Erzbischof Eberhard 1. mit fünf Suffraganbischüfen in Salzburg gehalten hat, auf welche dann eine andere zu Regensburg gefolgt und daselbst die Feier der Oktave aller Marienfeste beschlossen worden ist 3). lieber die weiteren Kirchensatzungen dieser Synode für den salzburgischen Metropolitansprengel sind wir nicht unterrichtet. Im Jahre 1150 war in St. Lambrecht auf @ro6e serf««.,,,, den ermordeten Abt Wolfram, Abt Gottfried ge- rocnÄ'sem»0 folgt. Eben (in der Faste 1150) hatte der salz- iti|06* *>imcoca? burgische Erzbischof, Eberhard I, einen zahlreichen f@at?r.nsas*@*ft Konvent m Friesach versammelt. Dahm kilte auch neueGüteramRa-Abt Gottfried und legte seinen Streit mit der »eflmetimie. 3«i-r Herzogin Sophie, Tochter des Markgrafen Leopold des Schönen von Oesterreich, und mit ihren Söhnen erat ipsa Ecclesia Idib. Dec. a venerabili Romano Gurccnsi Episcopo in honorem 8. Thomae Apostoli. *) Rubeis, Monum. Aquilej. Cap. 60. Num. 4. Ludcwig, Reliqu. IV. pag. 199. 3) Pez, I. CUron. Salzb. Anno 1150: „Synodus quinque Episcoporum sub Eberharde Archicpiscopo habetur.“ — Chron. Altiach apud Ocffclc. 412 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. Heinrich und Sieghard von Skalach wegen Ansprüchen auf St. Lambrechtische Stiftsgüter, nachdem sie schon im Jahre 1149 tut Reichshofgerichte zu Salzburg von Kaiser Konrad III. waren zurückgewiesen worden, zur neuerlichen kirchlichen Entscheidung vor. Zum geistlichen Gerichte hatten sich in der St. Stephanskirche bei Diernstein versammelt, Bischof Romanus von Gurk, die Aebte, Heinrich von St. Peter in Salzburg, Otto von Millstaöt, Gottfried von Admont, Wernher von St. Paul im Laonntthale, Hezilo von Ossiach; die Pröpste, Roman von Gurk, Wernher von Seckau und Adalbert von Wertste; die Erz-priester Engrlram und Hadmar und die weltlichen Fürsten und Edlen, Herzog Heinrich IV. von Kärnten, Ottokar VII. Markgraf von Steier, Graf Wolfrad von Treven, Graf Heinrich von Ortenburg, Walchun von Machland, Adalbert von Perg, Burkhard von Stein, Burkhard von Mureck, Offo von Mürz, Gottfried von Wietingen, Gottschalk von Diernstein, Lantfrieü mit seinem Sohne Lantfried von Eppenstein u. v. A. Der Schicö-fpruch lautete dahin: daß die alten Stiftsgüter zu Asflenz, tut Piberthale, zu St. Anörä, St. Margareten, Zeüernitz und im Mürzthale mit allen Hoheitsrechten dem Stifte St. Lambrecht unangefochten zu Eigen verbleiben, dagegen aber von dem Stifte nebst 120 Marken Silbers auch noch die Güter zu Ober- und Unterschwarza, zu Gerbigesdorf, Wolfoldesüorf und Krems den Grafen von Skalach überlasten werden sollten *). — In diesem Jahre vermehrte das kärntnerische Stift St. Paul seine Besitzungen in Steiermark. Dietmar von Siegensdorf schenkte demselben neu urbar gemachten Boden zu Raöech am Raüel-grbirge (in Marchia villam novalium Badech); Hartniü von Rüdigersdurch (Riegersburg) Vasall der steirischen Landesfürsten, spendete sein Gut Peßnitz mit allem Zugehöre ; und Rupert von Mureck befreite das Stift für alle dessen Bedürfnisse von den Mauthgebühren in Winöischfeistritz (in loco apud Fustrizze), und ließ die Urkunde unterfertigen von Heinrich Pfarrer zu Kötsch, Ortolf und Ottokar von Gonowitz, Liutbald von Neitberg, Werner von Haus und Otto von Leibnitz "). i) Saalbuch von St. Lambrecht. -) St. Paulersaalb. 51. 55. — Johann. Ulf, III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 413 Am 31. Mai 1151 war der Erzbischof, um. neben von Bischof Roman von Gurk, Sieghard S^ucL®!lbtc Grafen von Skalach, Ulrich Grafen von Hunne- 3-1151, burg, Konrad Henna und Adelrain, dessen Bruder von Feiftritz, Poppo von Bernek, Bruder des erschlagenen Hugo's, Sigmar von Leibnitz, Pilgrim von Schachendorf, Liutolü von Schäfling, in Friesach und siegelte eine Urkunde über Schenkung und Ein-verleibung der Pfarre St. Maria zu Kobentz an das Stift Sek-kau mit den sämmtlichen bisher von den Priestern daselbst genossenen Rechten, und mit einem Gute, auf daß Stistspriester daselbst als Pfarrer eingesetzt werden könnten ‘). Am 14. Februar 1152 zu Bamberg starb Kai-ser Konrad m. Ihm folgte im deutschen Reiche sein Reffe, Kaiser Friedrich I., der Rothbart zuge- »LWK'k!:.'." nannt, aus dem Stamme der Hohenstauffen, gleich- f*'«™-3-««ss. verwandt zum Hause der Welsen und zu den babenbergischen Markgrafen in der Ostmark. Der salzburgische Metropolit Eberhard I. war bei der Kaiserwahl in Frankfurt anwesend und hatte auch Antheil an dem ersten Reichstage zu Regensburg, wobei der Propst Wernher von Seckau mit seinem Stiftsgründer Adelram von Waldeck erschienen sind, und der Kaiser auf ihre Bitten die Stiftsvogtei über Seckau dem Landcsmarkgrafen Ottokar Vll. übertragen hat 2). Auf eben diesem ersten Reichstage bestätigte sowohl Kaiser Friedrich L, als auch in einem besonderen Diplome Erzbischof Eberhard I. einen Tauschvrrtrag zwischen dem Pfalzgrafen Otto dem Stoteren und dem Stifte zu Admont. Dieses gab seine zu entfernt in Deutschland gelegenen Besitzungen zu Gcn-genbach, die Kirche zu Szirevoste im Bisthume Augsburg und zu Eckerichesberg, Güter zu Hadebrechteshausen, zu Khemenaden und zu Enzilhusen im Bisthume Regensburg, und erhielt dafür alle salzburgischen Hochstiftslehen zu Halle und Schrattengastei, so wie sie bisher der alte Pfalzgraf inne gehabt hatte. Die Einsprüche dagegen, welche Wolfram von Dornberg aus dem Grunde seiner Verehelichung mit der Witwe des früheren Lehensträgers Hein-rich von Hegeln erheben wollte, wurden im offenen Gerichte zurückgewiesen •'•). *) Johanneums-urkunde. ") viplom. Styr. 166-167. 3) Saalbuch 111. 114. IV. 45 — äh. „Actum Ratisbonae Anno 1152 snb rege Friderieo.« 414 1H. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. Der Erzbischof Eberhard I. hatte endlich in diesem Jahre auch noch mit dem Stifte zu Reichersberg am Jnnflusse einen Güterwechscl geschlossen: für den dritten Theil der Zehente aller Neubrüche in Kärnten, in der Gegcnd Chrune genannt, gaben die Chorherren von Reichersberg dem Hochstifte bas Fischrecht im Orte Kraubath in Kärnten mit jährlicher Rente von Einer Mark Silbers und ein Gut im Ennsthale, welches früher bambergisches Kirchcneigen gewesen war M. Ottokar VII. @u,mn Auf dem Regensburger Reichstage erhielt Otto-?tnrniiil’beftltfflct kar Vli. auch die Vogtei über die bamberg'schen das Stift Rein. 3- Güter in Kärnten und im Lande ob der Enns. Am 22. Mai 1151 hatte Erzbischof Eberhard I. dem (Stifte zu Seckau die Spende der Pfarre zu Kobentz mit allen Rechten, welche die bisherigen Pfarrer daselbst gehabt hatten, bestätiget. Kaiser Friedrich I. suchte gleich anfänglich die einander wüthend bekämpfenden Welfen und Ghibellinen zu versöhnen, sein Ansehen über die reichen, mächtigen und republikanisch gewordenen lombardischen Städte geltend zu machen 1 2), und in einem Vertrage mit Papst Eugen m. die Rechte der Kaiserkrone und der Tiare gegenseitig zu sichern. Dieser Papst hat in eben diesem Jahre, auf Verwendung des Abtes Gerlach dem Stifte zu Rein einen apostolischen Bestätigungs- und Schutzbries ertheilt 3). Im dem Jahre 1152 ist ein großer Theil des Stiftes Admont vom Feuer verzehrt worden 4). Dieses Ergebniß schildert der gleichzeitige gelehrte Bibelfor-»scher und Stiftspriester Jrimbert, wie folgt: »Wir haben «hier auf Erden keine bleibende Stätte, sondern wir streben «nach einer zukünftigen. (Paulus an die Römer xnf. 14.) „Die hohe Wahrheit dieses Ausspruches des Völkerlehrers (Pau-«lus) wird durch die plötzliche Veränderung der Dinge bewährt, «welche uns betroffen. Am Montage mitten in der Fastenzeit hatte «ich die Arbeit meiner Schristauslegung spät Abends hier abge- 1) Monum. Boic. III. 452. 2) Conrad. Ursperg. p. 282. — Otto Prising. II. 2. 3) Reiner-Urkunde: ,, Salva sedis apostolicae auctoritate et Dioecesani Bpiscopi canonica Justitia.“ 4) Chron. Admont. Anno 1152. — Admontenge monasterium miseraMli flagravit ineendio V. Idus Martii.“ III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 415 „brachen '), mit öem Vorsätze, sie morgen in der Freude des „heiligen Geistes fortzusetzen, weil es mich sehr zur Vollendung „dieses Werkes drängte; als mich in der folgenden Nacht des „Dienstags eine schwere und kaum zu ertragende Trauer ergriff, „so daß ich mit Recht mit Job aufjammern kann: Wehklagen zu-„gewendet ist meine Zither und meine Harfe den Tönen der Jam-„mernden (Job XXX. 31.) Denn während das Mitternachtgcbet „mit wahrer Aufmerksamkeit und helltönendem Psalmgesange im „Chore erscholl, hatten ich und der im Schreiben mir helfende „Klosterbruder in der St. Marienkapelle nach Vollendung des „nachmitternächtlichen Lobgebetes das Gebete zu unserer Frau bis „zur Lesung abgesungen; als wir durch das plötzliche Geschrei „eines Dieners in Erstaunen gesetzt wurden, da wir nicht gewohnt „waren / innerhalb der Klostermauern zu nächtlicher Weile irgend „rin störendes Geräusch zu vernehmen. Des Dieners wiederholtes „Geschrei ließ uns irgend ein Unglück ahnen. Wir eilten aus der „Kapelle und vernahmen, ohne noch etwas deutlich zu sehen, einen „großen Lärm in der Gegend des Krankenhauses. Eben jener „Diener, welcher die Deheitzung der Krankcnabtheiluiig besorgte, „hatte dieses Geschäft mit zu wenig Sorgsamkeit verrichtet, so daß „bei einem von Osten her ungemein heftig stürmenden Winde die „Feuerflammen unglaublich schnell jenen ganzen Gebäuüctheil er-griffen und ihn zu diesem Lärmen veranlaßt hatten Ich „stürze sogleich in die Kirche, wo in Heller Melodie der Psalm: „Was rühmst du dich in deiner Verkehrtheit? ertönte; ich gebe „den Brüdern sogleich stumme Zeichen, daß außenher Alles in „Flammen stehe. Da eilen zuerst heraus die Laienbrüder, welche „alle emsig den Gesängen obliegend, aufrecht standen. So ist es „nämlich bei nächtlichen Psalmodien Sitte; aus daß die ununter-„brochen Sitzenden nicht der Schlaf ergriffe. Indessen hatte die „Flamme wüthig um sich gegriffen, vom Krankenhause sich über „die St. Marienkapelle hergeworfen, weil bei dem Windsturme „und der hohen Gefahr Niemand Widerstand thun und Hilfe brin-„gen konnte. Jammer und Wehklagen ergriff Alle; die Brüder „unterbrachen das Nachmitternachis-Gebet; die Nonnen von mir *) Im Kommentare über die Bücher der Könige sagt Jrimbert: „Cum enim in extrema parte libri regum desudarem, omnes ejusdem monasterii officinas in media Quadragesima nocturne tempore flamma consum-mavlt; quas omnes excepta sola tempi! fabrica una tantum aestate in priorem statum reformari contigit.“ 416 HI- Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. «durch Zeichen über das Unglück belehrt, hören auf beim Beginn «der zweiten Abthrilung des Gebetes, werfen sich auf den Boden «hin und beten unter Thränenströmen die Litanei. Die Flammen «hatten nun schon auf der einen Seite die Kirche ergriffen und «auf der anderen das Klostergebäude, welchem kaum ein ähnliches «im Hochlande gefunden werden konnte; denn auf Kosten des «Salzburger ErzbifchofeS Konrad I. seligen Angedenkens war es «aus den kostbarsten Marmorsteinen erbaut und prangte mit statt-«lichen Säulenreihen. Abt Gottfried, wie er die Flammen gar so «gewaltig um sich fressen und unrettbar auch schon die Werkstätten «der Klosterbrüder ergreifen sah, eilte zum Nonnenkloster hin, «voll der Furcht, daß auch dieses Gebäude der Zerstörung kaum «entgehen werde. Da blieb er an der Pforte sitzen, hinstarrend «auf die über alle Massen emporgualmende Brunst und verzwei-«felnd fast, daß die heiligen Jungfrauen nun wohl nicht mehr «innerhalb ihres verschlossenen Gebäudes verbleiben könnten. Er «ließ sogleich den Stiftsprior, dem er die Schlüssel zum Nonncn-«kloster in Verwahrung übergeben hatte, herbeirufen; wie dieser «aber — im nächtlichen Dunkel, bei dein Geprassel der Flam-«men, dem allgemeinen Lärm und in der Verwirrung nicht ge-«sunden werden konnte, befahl er, die Pforte des Nonnenklosters «mit Gewalt aufzubrechen, und ertheilte den gottergebenen Jung-«frauen die Erlaubniß, die Klausen zu verlassen, falls die Brunst «von diesem Gebäude nicht mehr hmtangchalten werden konnte. «Wie ihn dabei die Frau Agnes, Tochter des Pfalzgrafen Otto, «des Bruders des Bischofs von Regensburg, schluchzend befragte: «wohin sie zu gehen hätten? antwortete Abt Gottfried gleicherweise «in Thränen: «dahin, wohin immer Euch die Erbarmung dcS all-«mächtigen Gottes führen wird«. Jetzt war aber auch der Zeitpunkt «des Erbarmens, weil der himmlische Vater im Zorne doch des «Mitleides eingedenk seyn mußte, auf daß nicht so viele gottgeweihte «Schwestern, den edelsten Geschlechtern entsprossen, welche sich aus «Liebe zu Gott ewiger Einkerkerung hingcopfert haben, mitten in «der Nacht aus ihrer Klosterwohnung gedrängt würden; denn müß-«ten diese, und so viele andere fromme Schwestern der Einrichtun-«gen für geistiges Leben beraubt werden, wenn sie aus der heiligen «Ruhe innerhalb ihrer Klostermauern durch die Wuth der Flammen «Hinausgetrieben würden, was glaubte man wohl, welche Fluthen „des bitteren Schmerzes und des Jammers ihre Herzen überschwellt „hätten! Diese beklagcnswerthe Feuersbrunst im Stifte Admont ist ill. Geschichte der.Steiermark. I. 1056—1192 n. 4t? „vorgefallen am 11. März in der Nacht vor dem Festtage des „heiligen Gregorius. Nach diesem allgemeinen Unglücke der Zer-„störung beschloß Abt Gottfried mit dem Rathe der älteren Brü-„dcr, alle Stiftsmitglieder dennoch beisammen zu halten, auf daß „sie durch ZerstreullNg nicht Schaden an ihrer Seele leiden möchten. „Me bezogen daher das Gebäude, sonst für Gäste und durch-„reisenöe Wanderer bestimmt, und lebten darin ganz so, wie im „Stiftsgebäude selbst, nach Thunlichkeit dem Gottesdienste, dem „heiligen Schweigen und allen ihren anderen klösterlichen Ver-„richtungen. Verschiedene sprechen über dieses Ereigniß oerschie-„dcn; und da die Gerichte Gottes uncrsorschlich sind, bemühen „sie sich doch, die Ergründer derselben zu seyn. Sie scheuen sich „nicht, Nachlässigkeit und Uebermuth als die Ursachen einer sol-„chen Zerstörung zu bezeichnen, und zum Schlage der göttlichen „Züchtigung fügen sie auch noch die Geißel ihrer Zunge. Jedoch „wer immer, kennend und verehrend ein geistiges Vorhaben, vor der „Zerstörung durch diese Feuersbrunst den Zustand dieses Stiftes „gesehen hätte, welch' ein Eifer für den göttlichen Dienst Tag „und Nacht darin flammte, wie Alles an Demuth und Enthalt-„samkeit daselbst wetteiferte, der wird nicht anstehen, folgendes „Urtheil über sie auszusprechen: daß sie den Leviathan gegen sich „erregt hatten und den Händen des Versuchers nicht zur Ver-„damrnung, sondern zur Prüfung überlasten worsen sind! Was „nun Andere denken mögen, weiß ich nicht; dessen allein bin ich «überzeugt, daß diejenigen, welche früher der Enthaltsamkeit und „Demuth ergeben gewesen sind, von der Geißel Gottes umschlun-„gen, nun desto mehr in Demuth und Enthaltsamkeit erblühen „werden; weil nach dem Zeugnisse des Apostels denen, die Gott „lieben, alles zum Guten gewirkt werde." (Paulus an die Römer VIII. 28.) ') Sogleich vereinigte Abt Gottfried alle Kräfte Wiederaufbau »es zum Wiederaufbau und zur Besserung der bescha--digtcn Stiftsgebäuöe mit solchem Nachdrucke, daß er EwA'^.-Ku-bald den Metropoliten Eberhard l. zur Einweihung des Hergestellten einladen konnte. Der Erzbischof iu^fEstand.gen eilte nach Admont. Am 21. September 1152, am Festtage des Apostels und Evangelisten Matthäus feierte er die heilige Messe in dem Nonnenkloster, lvo er einige Jungfrauen ■) Bern. Pez. Bibliotheca ascetica antiqua nov. T. VIII. 455—464. öäefiO. D. Steiermark. — IV. Dd. 27 418 III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. als Bräute Christi mit dem geweihten Schleier umhüllte. Am 22. September begab er sich nach St. Gallen im Walde, weihte dort die großcntheils auf Kosten des Eöelherrn Gottfried von Wetternfcld aufStiftsgrunöc erbaute Kirche ein, beschenkte sie mit den Zehenten aller gegenwärtigen und zukünftigen Neubrüchc derselben Gegend, erhob sie zur Pfarrkirche und zugleich zum Gotteshaufe eines Filialstiftes von Admont '). Am vierten Tage, 24. September, wieder im Stifte zu Admont selbst, bestätigte dieser Metropolit den Gütertausch zwischen Admont und dem Pfalzgrafen Otto dem Aeltcren für Besitzungen in Deutschland um Güter im Salzburgergebiete zu -Schratengastri und Halle, wovon schon oben Meldung gethan worden ist -) Er empfing und übergab wechselseitig die darüber ausgefertigten Urkunden vor den anwesenden Zeugen: Burchard, Bruderssohn des Erzbischofes, Heinrich, Schwestersohn dieses Burchard, Wolfram von Dornberg, und vor mehreren salzburgischen und admontischcn Dienstlcuten * 2 3). Endlich bezeigte Eberhard sein besonderes Wohlwollen durch die Schenkungen mehrerer Besitzungen mit Gütern in Kärnten zu Eberstein, welche der Ministerial des Grafen Engelbert für Banneslösiing geopfert hatte; zu Gutarche gegen Zezzen, welche Lehenbesißung Admont von dem Cdcln Eberhard von Tra mit zehn Marken Goldes erledigen mußte; zu Stadele am Fuße des Berges Zezzen, wofür aber der Erzbischof ein anderes Lehengut zu Paierdorf bei Katsch im oberen Murthale erhielt 4). Graf Berthold 11. von Andechs war noch immer die Vertrags-iniö Bestätigungs-Urkunde, theils über die Spende seines Vaters mit einer Salzpfanne zu Reichenhall 5), theils über seine eigenen Salzanthcile, welche er dem Stifte Admont für dessen Besitzungen im Innthale gegeben hatte, zu fertigen und zu übergeben schuldig. Saalbuch II. n. 151. IV. 153 — 155: „Tertia die in silva coenobio propinqua et propria ecclesiam in novalibus ejusdem silvae novitcr conytructam dcdicavit —, dedicatam baptismalem constituit, atrinm quo-que polyandrium fecit. — Saalbuch III. 118—120. 2) Saalbuch IV. 151. Saalbuch III. 114. IV. 45-46. 153-155. 3) Saalbuch II. n. 151. IV. 153-155. *) Saalbuch IV. 157 — 158. Bei der Abreise von Admont mußte Abt Gottfried denselben bis in das Nonnenkloster zu Längste in Kärnten begleiten. Am 17. Oktober war er Zeuge des erzbischöflichen Bcstätigungsbriefcs für das Nonncnstift. 5) Saalbuch II. n. 206. IV. p. 156. 162-164. Graf Bertold I. von Andechs hatte nebst der Salzpfanne zu Reichenhall dem Stifte Admont auch gegeben: XV mansus apud Moseburch in Karinthia. IH. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 419 Er mußte im Jahre 1153 auf die Bitte des Abtes Gottfried von dem Erzbischöfe dazu gemahnt werden, vorzüglich, weil jetzt auch Siegfried, Sohn des Grafen Konrad von P.ilestein, auf die letzteren Salzantheile Ansprüche gemacht ynö das Stift Admont in deren Besitz bereits gewaltsam gehindert hatte. Als hierauf im Jahre 1153 der Erzbischof Eber-hard I. in einer ansehnlichen Versammlung zu Vil- Sdrn,cn- 3. n™. lach in Kärnten sich befand, mit den Bischöfen Hartmann von Brichsen, Roman von Gurk, mit dem Landesherzoge Heinrich IV., mit Graf Pertholö II. von Pogen, war auch Graf Bertholö II. von Andechs mit seinem geistlichen Bruder Otto (nachher Bischof zu Brichsen und endlich zu Bamberg t 1196) erschienen; und sie bekräftigten alle Spenden ihres Vaters und ihre eigenen Tauschhandlungen zum immerwährenden und ruhigen Besitze des Stiftes Admont in den dadurch zu Reichenhall erworbenen Salzquellen, Pfannen und Salzrechten; nachdem der Erzbischof früher noch die Ansprüche des Grafen von Peilstein in Reichenhall selbst gerichtlich geprüft und als unstatthaft zurückgewiesen hatte •). Von Villach begab sich der Erzbischof nach ®ro|!e VerJ^m’ Friesach, wo er in einer Versammlung seiner Diö- 11 zcsan-Geistlichkeit, Roman Bischofs von Gurk, des Abtes Heinrich von St. Peter in Salzburg, Eberhard Abtes zu Diktringcn, Gerlach Abts zu Reichersberg, Roman Probsts von Gurk, Heinrich Dechants zu Salzburg u. v. A. den Hof zu Plan-chinau zum Theile dem Domkapitel in Salzburg, zum Theile dein Stifte Admont schenkte z). Am 22. Juni 1152 hielt der Erzbischof große Versammlung in Leibnitz mit den eben genannten Herrn und mit dem Abte Gottfried von Admont, Probst Peter von Berchtesgaden, dem Erzdiakon Engelram, den Priestern Erchenharö von Witensfcld, Ulrich von St. Florian, und mit vielen edlen Laien. Hier nahm er die Spende aus, welche die Edelfrau, Witwe Liutolds von St. Dionysen, dem Hochstifte machte mit ihren Alloden, den Schlössern Wiöes und Waltstein mit allem Zugehore, sammt der Kirche Dionysen, ausgenommen die Vasallen und die Güter Kriechheim und Mittendorf, — für den Fall eines kinderlosen Todes ihres Sohnes Lui- ____________________ 27* Saalbuch IV. p. 45—49. Hbmontcv Archivsurkunde. H. H. H. n. I. z) Caes. Annal, I. 659. 420 UT- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. bhr. told '). — Auch iin folgenden Jahre 1153 befand sich Markgraf Ottokar auf der großen Versammlung ,'n Frkefach mit den Bischöfen Hartman von Brixen, Noma» von Gurk; mit den Aebten Gottfried von Admont, Wernhcr von Lavant, Gerhoch von Stein, mit Herzog Heinrich von Kärnten, Markgrafen Engelbert von Istrien, Friedrich von Pettau, Friedrich von Lanüsberg, Sigmar von Leibnitz; — wo der Erzbischof die Kirche im Lungau sammt allem Zugehöre und Filialen dem Domkapitel geschenkt hat -). Um diese Zeit hatte Otto von Leoben, des Markgrafen von Stcier Dicnstmann, drei Tochter als Nonnen in das Klostcr-frauenstist zu Admont gegeben, und mit Billigung seines Lehens-Herrn, Ottokar VH-, sein Gut zu Weissenbach im oberen Cn»s-thalc über den Reliquien des heiligen Blasius dargcopfert, als da waren: Otto, Sohn des Arnhelm von Steier, Hermann von Wei-scnstein, Marquard der Hofmarschall, Reginwart der Kämmerer, die Brüder Heinrich und Marquard von Graze, Gottfried und Siegfried, die Schildträger des Markgrafen (Scutiferi) i) * 3). v!l."bfg'ettc"°den Den Verlust Bajoariens konnten die Welfen nim-mermehr verschmerzen, und mit der Stunde des Eintritts der Babenberger in dieses Land begann auch der Kampf zur Wiedergewinnung desselben 4). Vergeblich waren auf den Reichstagen I. 1152. 1153 alle Bemühungen des Kaisers Friedrich I-, die Babenberger und Welfen zu versöhnen. Und doch war Sühnung unerläßlich vor des Kaisers Zug nach Italien und Rom. Nachdem schon I. 1154 aus dem Hostage zu Goslar in Sachsen dem jungen Heinrich dem Löwen Bajoarien wieder zuerkannt und zugesprochen worden war, setzte ihn Kaiser Friedrich I. auf dem Reichstage zu Regensburg förmlich, und unter offenem Widerstande des Herzogs Heinrich Jasomirgott, in den bajoarischen Ländern wieder ein, und ließ die Landesbrwohner zum Eid der Treue auffordern 5 6). Im zahlreichsten Geleite deutscher Fürsten und Herrn, worunter auch Markgraf Ottokar VII. von Stcier war, kam hierauf Kaiser Friedrich I. nach Rom, und empstng dort die Kaiserkrone i) Uri in bcn salzb. Kammerbüchet» des k. k. g. Archives in Wien: Castra Wiles et Waltsteine — excepta militari familia. -) Salzb. Äammb. I. 166. Ibid. 3) Saalbuch IV. 217—218. Helmold Citron, cap, 73. 6) otto Frising. II. 7. 9. 11. 28. 28. Append. 6. — Anon. Leob. Pez. I. Anno 1154. 111. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 45J.1 auS der Hand des Papstes Hadrian IV. ')• Markgraf Ottokar VH. erscheint nicht nur in mehreren italischen Schenkungs- und Bestä-ligungsbricfen des Kaisers als anwesender Zeuge im kaiserlichen Hoflagcr, sondern auch als Wohlthäter der Stifte und Kloster in einheimischen Urkunden. In diesem Jahre schenkte er dem Stifte Reichersberg alle seine babenbergischen Lehengüter zu Münster, welche er dem Landescdlen Ekenbert von Rune in Afterlehen gegeben hatte z). Weiters bestätigte er dem Stifte zu Garsten alle Schirmvogteirechte, so wie sie sein Großvater Ottokar VI. und der Vater, Leopold der Starke, festgesetzt hatten; er vermittelte auch einen Gütertausch zwischen diesem Stifte für die Besitzungen zu Timmenbrunnen und andere Güter des Hvchstistes zu Passau * * 3). Zu gleicher Zeit (1.1154) erhielt der Stifts-übt Othmar von St. Lambrecht einen päpstlichen «->»»>^.3. “M-Bestätigungsbrief, worin dem Stifte besonders alle Besitzungen zu St. Salvator, und die Güter im Thale Friesach aus der Spende eines gewissen Cerzolfs gesichert werden. Am 20. Oktober 1154 gab der Patriarch zu Aquileja, Peregrinus, dem Kanonikerstifte zu St. Maria im kärntnerischcn Jaunthale neben anderen Gütern und Rechten, auch eine Kirche an der Miß und einen Theil der Wein- und Getreide-Zehenten in der Pfarre Skalach im steiermärkischen Schallthale, in Gegenwart und vor Zeugenschaft der Bischöfe Berhard von Triest, Ada von Laibach, Vinzenz von Penzzo und Johannes von Petena 4). Zu 'Anfang des Jahres 1156 befand sich der Salzburger Metropolit Eberhard I. zu Leibnitz, mit Murkgrafen Ottokar VII., Bischof Roman von Gurk, R-m m7o %‘$e Ulrich von Kranichberg, Otto von Kapfenberg u. Eberhm-vi.I.,,-b v. A. Auf Bitten des Reinerabten Gerlach gab er die feierliche i) Otto Frising. II. 7. — Anonym. I.eob. Pez. I. p. 786. Anno 1152, „Fridcrieus imperator ab Adriano coronatur, et dimissis Primatibus, scilicet Pilgrimo Pntriarcha, Ebcrhardo Babcnbergensi, Duce Carin-tbiae, Ottakero Marcliione Styriae, ipse per clausuras Vcronenscs in Alemaniam est reversns. -) Mon. Boica. III. — Caes. I, 660. 3) Caesar, Annal. I. 751—753.— Kurz, Beiträge II. 50!>. — Er war auch als Zeuge gegenwärtig, als Bischof Eberhard von Bamberg 13. November 1154 die Fundation des Stiftes Willhering bestätigte. Kurz IV. 530—532. Saalbuch von St. Lambrecht. Gleiche Bcstätigungsbriefe sind von Papst Alexander III. I. 1178 und Innozenz III. I. 1206. /‘i Ambr. Eichhorn, Beiträge I. p. 219—226. 422 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1 192 n. Chr. Erklärung der Befreiung des (Stiftet zu Rein von aßen und jeden Zehenten seiner Besitzungen und Gründe. Die Urkunde darüber ward aber erst im folgenden Jahre zu Friesach in Kärnten ausgefertigt, auch mit des Markgrafen Ottokar VII. Sigille bekräftigt und am 26. Februar 1156 zu Möttnitz im Gurkthale ausge-händigt. Denn hier ward zwischen dem Hochstiftc Salzburg und dem Stifte Rein die weitere Verhandlung um Zehente vollführt. Der Erzbischof bestätigte dem Stifte alle früheren Zehente und gab noch dazu jene zu Lungmill, Werndorf, Söding, Raas, Tuttenbach, Liboch, Gradwein, Stallhofen, Rukersdorf und Grafenbach; empfing aber dafür vom Stifte Güter zu Zettlarn, Kouen-öorf, Krebsbach, Rohr, Birchelwang, Feistritz, Trebchenüorf, und Weingärten zu Brunnenthal, und Hofstadt zu Wikersöorf für Weingärten zu Hartberg und Offenbach '). s“/ffangcu“ Damals scheint der Erzbischof sich noch längere te"Scckau°.W^Ol- 3«t in Kärnten ausgehalten zu haben. Abermals zu Friesach, 3. Mai 1156, waren um ihn versam-melt Roman, Bischof von Gurk, der Erzdiakon Engilram, Engelbert Markgraf von Krainburg, Heinrich Graf von Ortenburg, Gottschalk von Diernstein u. v. A., mit deren Rath und Zustimmung er den vieljährigen Streit zwischen Adelram von Waldeik, dem Stifte Seckau und zweien Schwestern, Hildegarde Gemahlin Rudolphs von Tunsberg und Fro-muda, Witwe von Sibidat, und den Söhnen Beider um Besitzungen zu Striganz "), zu St. Stephan bei Friesach, entschied. Bei dieser Versammlung war Markgraf Ottokar VH. nicht zugegen. In diesem Jahre aber ordnete er nochmals die Verhältnisse der Kastenvogtei für das Stift Steiergarsten, und setzte fest in einer eigenen Urkunde: der Klostervogt solle jährlich drei Versammlungen und zwar in Genossenschaft eines vom Stistsabte benannten Richters abhatten; alle Geldbußen für Diebstahl, Schlägerei u. s. ro., auch für Toüschlag gehören zu zwei Drittheilen dem Stifte, ein Drittheil dein Vogte; Speise und Trank hat der Vogt da, wo er Hosgericht hält, von den umliegenden Unterthanen zu erhalten; er darf jedoch immer nur geringe Geleitschaft bei sich haben; über ‘) Dipl. Styr. II. 13. Facta est autem haec traditio apud Libnitz; pri-vilegium Kresaco perscriptum tradidimus apud Modnitz V. Kai. Martins 1156. -) Caesar. Annal. 1. 798-799. Dipl. Styr. I. 177. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 4L3 Hofpräbenden hat er nichts zu entscheiden; das Stift selbst darf er nicht betreten; von den Heiraten der Mithörigen hat er nichts; den Vogtsold oder sein Dogtrecht erhält er von Stiftsgütern zu Bircha, Hulewaren und von den Zehenten am Einflüsse des Ra-niiegbaches in die Enns *)• — Kurz vor dem großen Fürstentage in Regensburg finden wir den Markgrafen Ottokar Vii. in Wien und alö Zeugen in einer Urkunde, in welcher Markgraf Heinrich Jasomirgott sich gegen das Stift St. Peter in Salzburg wohlwollend bezeugte * 2). Mit Wiederherstellung des vom Feuer halbzer-störten Stiftes war man in Admont indessen wieder 5Jec“cS zu Stande gekommen. Abt Gottfried aber hatte da- ec^cll,cn' 3' U52‘ bei noch einen besonderen Bau ausgeführt. Seit dem Abte Wolfold stand das Nonnenkloster dem Stifte näher und bei der Pfarrkirche St. Amand am linken Ufer des Admontbaches. Abt Gottfried ließ jetzt ein neues und geräumigeres Gebäude für die Nonnen, samint Kapelle, am rechten Bachesufer und etwas entfernter von den Stiftsgebäuüen aufführen. Beim Baue kam ihm die reiche Geldspende des oben genannten großmüthigen Gottfried von Wetternfelü ivohl zu Statten 3). Die Begebenheit mit der ungarischen Königstochter Sophia und die Anwesenheit so vieler hochedler gottgeweihter Jungfrauen hatte den Ruhm des admontischen Nonnenklosters weit nach Deutschland hin verbreitet. Dadurch fand sich Eberhard, Bischof von Bamberg bewogen, mit Zustimmung des Papstes Hadrian VI-, sein Nonnenstift zu Bergen der Obsorge des admontischen Abtes Gottfried gänzlich anheim zu stellen, dasselbe von ihm nach dem Musterstifte in Admont neu ordnen, und mit einer Kolonie Admonternonnen unter der Aebtissin Re-gitta neu beleben zu lassen 4). *) Ludewig, Reliq. IV 202 — 203. =) Pcz, Cod. Diplom. I. p. 382. 3) Saalbuch III. 25. 4) Saalbuch III. p. 25. „Praeterea praenotati patris, Oodofridi sapientia et religionc, sed et universae Admontensis congregationis district» conversations rigore inductus D. Bberhardus Babenbergensis episco-pus, vir tarn litterali scientia, quam saeculari sapientia clarissiinus, interventu D. Adriani Papae, licet laboriosc obtinuit, ut monasterium monialium ad Bei gum dictum pracdicti Abbatis Gotfridi et fratrum suorum opera ad spiritualis vitae sevcrantiac melieren» statuni infor-maretur.“ — Chron. Admont. 1156 „Bargense monasterium per Adinuntenses iustituitur sub Domna Rcgilla abbatissa.“ 424 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. inns mnv» mtt DA Auf dem großen Reichstage im September 1156 und'ü"s/j°umHe" in Regensburg warb in feierlicher Fürstenoersamm-mtbim^uMcn. (ling hochwichtige welfisch-babenbergische Angelegenheit zur endlichen Entscheidung gebracht, und das politische Verhältniß des Landes Oesterreich gegen Sutern für alle Zeiten festgestellt. Heinrich Jasomirgott gibt Sötern wieder heraus und verzichtet auf dessen Sefitz für immer. Heinrich der Löwe wird mit diesem Lande feierlich belehnt, tritt aber für immer die bajoarische Mark, das Land ob der Enns, zwischen der Enns und dem Pafsauerwalde an Heinrich Jasomirgott und an Oesterreich ab. Damit jedoch dieser Würde und Titel als Herzog behalte, werden beide Länder oberhalb und unterhalb der Enns zum Herzogthume erhöht, und allen übrigen Herzog- und Fürsten-thümern des heiligen römisch-deutschen Reiches gleich gestellt, (14, September 1156) *) mit der besonderen Segünstigung, daß die Wurde eines Herzogs von Oesterreich vonst Vater auf den Sohn, ja selbst auf die Töchter übergehen, und daß ein kinderloser Herzog in seinem Testamente sich einen Erben erwählen dürfe. Den Kaiser umgaben damals der Patriarch Pilgrin von Aguileja, Erzbischof Eberhard I. von Salzburg, die Sischöfe Otto von Freisingen, Konrad von Passau, Eberhard von Samberg, Hartmann von Srichsen, Hartwick von Regensburg, Herzog Heinrich von Kärnten, Markgraf Engelbert von Istrien, Markgraf Diepold von Bohburg —, nur Markgraf Ottokar Vil. von Steiermark findet sich nicht unter diesen Fürsten. wuramwiSS' Auf dem hochwichtigen Fürstcntage zu Regens-Z-bsMd°'s Grä- bürg (1156) ward der Heerzug des Kaisers nach Italien gegen die widerspenstigen Lombarden beschlossen, im Jahre 1158 ausgeführt, Mailand hart belagert und unterworfen; und auf dem Reichstage bei Roncaglia sind die Rechte und Regalien des Kaisers nach dem römischen Rechte der Lehrer zu Sologna festgesetzt worden. Sei diesem Zuge bewährte sich unter den Fürsten vorzüglich Heinrich Jasomirgott als strategischer Krieger, und Ekbert m. Graf von Neuburg, Formbach und Pütten, als einer der tapfersten Kricges- l) Hanlhal. "Fasti Campil. I. 329 — 335. — Dumont Corpus Diplom. I. P. 1. 81. — Lünig Reichsarchiv. Part. Spec, contin. I. Fortsetzung I. Absatz IV. p. 4. — Bestätigungen der Kaiser Friedrich II. 1245 und Kaiser Rudolph L 1283 — Lambacher Interregnum. Anhang p. 1-9. — Chron. Bavariae apud Oeffclc I p. 339. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 45Ž5 Helden ’), welcher bei der Belagerung von Mailand kinderlos seinen Tod gefunden hat. Seine Mutter war Willbirge gewesen, Schwester des Markgrafen Leopold des Starken von (steter, und Tante Ottokars Vit. Graf Ckbert III. war auch Schwager des Grafen Berthold von Andechs, Herzogs von Kroatien, Dalmatien und Meran, durch dessen Schwester Kunegunöe, seine Gemahlin. Nur die ausgedehnten und zahlreichen Allode in Sötern und tm Lande ob der Enns zu rechnen, war Graf Ckbert im Lande unter der Enns, hart an den Nordgränzen der Steiermark umher, an der Schwarza, Gloknitz, Piesting, Lasnitz, Somi, Tauchen, Pinka und an allen dahin ablaufenden Gebirgen und Bächen reich begütert. In diese Gesammtallode des kinderlos hin-gegangenen Grafen Ckbert theilten sich (um Jahr 1158) die beiden verwandten Geschlechter, die Grafen von Andechs und Markgraf Ottokar VII., welchem an Alloden und Lchengut Alles zufiel, was vom Semering und dem Cerewalde bis über Hartberg, den Wechsel und die Pinka gelegen wara). Diese Besitzungen, größten-theils in der sogenannten Grafschaft Putten gelegen, waren an das Geschlecht der Grafen von Neuburg und Formbach aus dem Nachlasse des Markgrafen Gottfried von Pütten, Grafen von Lambach und Wels I. 1055 gelangt; den anderen Theil hatte zugleich Markgraf Ottokar V. von Steier, dessen Mutter eine Tochter Arnold I., Grafen von Lambach und Wels (t 1020) gewesen war, aufgeerbt. Mit den Alloden Ekberts m. vereinigten nun die Markgrafen von Steier das Gesammtbesitzthuin der Grafen von Lambach und Wels tin Lande unter der Enns in ihrer Hand * * 3). Bevor Graf Ckbert nach Italien aufgcbrochen war, bestimmte er als Schenkung für fein Seelenheil dem Stifte Admont vier baierische Manfus Besitzthum zu Mitterndorf, und erließ den Mischen Hörigen in Unterösterreich einen von ihren Gütern ihm jährlich gebührenden Wcinzins süt immer nach 4). Mit Zustimmung seines Hofherrn, des Grafen Ckbert, spendete ') Otto Frising. in append'. XI: „Cecidit in hac congressione ex partc Caesaris Egbertus Comes de Butingon, vir nobilis divitiis , vir vir-tute animi et corporis insignis. — Radevic. De Gestibus Friderici I. 25. 26. 41. 43, 44. — Cliron. Reicliersb. apud Ludwig II, 270. z) Rauch I. Encnkl. im Fürstcnbuche bezeichnet dieselben allgemein. 3) Caesar. Annul. I. p. 157 —159. — Beantwortung der Preisfrage II. p. 174 — 180. — Monum. Boip. IV. XVI. — Rauch, script, Austr, 1. 344—259. 4) Saalbuch 11. n. 273. 426 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Cbr. damals auch der Dienstmann Poppo von Stuppach dem Stifte Admont ein Gut bei Wartberg '). * Ein anderer Ministerial, Bernhard von Erlach, welcher jedoch nach dein Tode Ekberts in die Lehensherrlichkeit des Markgrafen Ottokar VII. gekommen war, nahm auf dem Sterbebette das geistliche Mönchskleiö, und erwählte sich seine Begräbnisstätte in Admont, wofür er dem Stifte zwei Weingärten zu Potschach in Unterösterreich gespendet hat. Weil nun diese Schenkung ohne seinen Willen geschehen war, erklärte sie Markgraf Ottokar VII. für ungültig, und bestätigte sie erst später zu rechtskräftigem Besitze "). ■Stifte Nachdem die italischen Angelegenheiten durch den me”rc@tiftunfl61 Frieden (8. September 1158) in Mailand in Ruhe und Ordnung gestellt waren, gab Kaiser Friedrich I. flr3.cül%1 2 3.i59"fl" in Regensburg (1158) die vom Kaiser Konrad III. zugesicherte, aber noch nicht ausgefertigte Bestätigung aller Güter und Rechte des Kanonikatstiftes zu Seckau. Zu Friesach war nämlich im Jahre 1149 Richizza, die Gemahlin Adelrams, vor Kaiser Konrad m. erschienen, und hatte um Rechts-zuerkennung gegen ihren Gemahl, dessen ungerechte Großmuth durch überreiche Spenden an das Stift Seckau sie ihrer gebührenden Morgengabe gänzlich beraubt habe, gebethen. Bei der Untersuchung dieser Klage im Fürstcngerichte vermochte Adelram nichts dagegen vorzubringen. Alle Stiftungsspende für Seckau wurde daher für ungültig erklärt. Bon Neuem vereinigten sich jedoch Adelram und Richizza über die Dotation des Stiftes, legten dieselbe den versammelten Fürsten vor, erhielten allgemeine Billigung und von dem Kaiser die Zusicherung eines Bestätigungsbriefes, dessen Fertigung jedoch durch den unvermutheten Tod des Monarchen unterblieben ist 3). Auch das Stift St. Lambrecht hatte sich in dieser Zeit um eine Bcstätigungsbulle über alle seine Besitzungen und Rechte verwendet, und selbe von dem Papste Hadrian IV. am 21. Mai 1159 (oder früher noch, im Jahre 1157) erhalten. Darin wird besonders gebilliget, daß vom Mutterstifte bereits mehrere Filialkloster, wie zu St. Michael in Grazzluppe mit 12, zu St. Martin in Lind mit 7, und zu St. Peter in Aflenz mit 5 Stiftspriestcrn eingerichtet worden sind; und der 1) Saalbuch IV. 241. 2) Saalbuch II. n. 311. IV. >>. 288. 3) Johanneumsurkuudc. Dipl. Styr. I. 119 —1«0- HI. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 427 apostolische Stuhl wünscht, daß daselbst überall der Orden des heiligen Benedikts sortbestehen möge. Papst Hadrian spricht endlich dem Stifte auch die Zehenten aller durch die Hände der Klosterbrüder oder auf ihre Unkosten hergestellten Neubrüche zu '). Die Geistlichkeit an der uralten Pfarre St. Peter zu Aflenz hatte einen ungemein beschwerlichen Dienst für Belehrung der Gläubigen und gottesdienstliche Verrichtungen in einem sehr ausgedehnten Landtheile der sogenannten alten Waldmark. Uralt und über das Jahr 1000 nach Christus hinaufreichend sind die Bearbeitungen der Eisenschachten in der Golrad und der Salzquellen im Hallthale der Salza. Die Arbeiter an diesen Salz- und Eisenwerken, so wie die sehr zerstreut in der Waldmark ansässigen Hörigen empfingen Taufe, Unterricht und Begräbnißstätte bei der Pfarre St. Peter zu Aflenz. Die weite Entfernung der Bewohner des Salza- und Hallthaleö machte bald ein näheres Brthhaus erwünscht. Dieses Beüürfniß gab der hölzernen Kapelle mit einem geschnitzten Marienbilde im Zellthale, oder auf der kalten Berghöhe zu Maria Zell seinen Ursprung, welche später erst um das Jahr 1200 in ein steinernes Gotteshaus überbaut worden ist “). Ungewiß wann, wahrscheinlich aber auf der Versammlung zu Friesach im Jahre 1151 hatte der Erzbischof Eberhard I. dem Stifte Admont zwei Mansus im Orte Dechantskirchen sammt dem ganzen Zehent, so wie ihn der Erzdiakon Ottokar in den Gegenden zwischen der Lasnitz und Pinka zu Lehen besessen hatte, geschenkt. Die Uebergabe dieser Schenkung geschah auf der Burg Friesach vor Bischof Roman von Gurk, vor den Aebten Gottfried von Admont, Eberhard von Viktringen und dessen Bruder, dem Abte von St. Lambrecht, dem Probste Roman von Gurk, und Adelbert von Hofe, Diepold dem jüngeren Bruder des Markgrafen von Vohburg, Eberhard von Trahe, Karl von Mandel-kirchcn, Eckhard von Tanne, Friedrich von Lontsa u. v. A. 3). Zur Entscheidung der Streitigkeiten zwischen den Stiften zu Rein und zu St. Lambrecht war hierauf der Erzbischof Eber- i) St. Larnbrechter Saalbuch: „Cellam 8. Michaelis de Grazzluppa, in qua XI! Monachi ad Dei servitiura sunt ordinati, cellam 8. Martini de Linde, ubi septem fratres Domino serviunt, et cellam 8. Petri de Al’flcnz, cui quinque fratres ad divina celebranda servitia sunt deputati — sub 8. Petri et nostra protections et tuitions suscipimus.“ -) Inschrift an der ältesten aus Stein erbauten Kirche in Mariazell: „Anno Domini MCC inchoata est haec ccclesia gloriosae virginis Mariae.1 *' 3) Admonter-Saalbuch. II. ». 277. 428 UI. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. hard I. (29. Mai 1159) mit dein Lanüesmarkgrafcn Ottokar Vil. in das Nonnenstift Göß gekommen, und nachdem das Urtheil gegen den Stiftsabt Otkar von St. Lambrecht ausgefallen, und in den härtesten Ausdrücken der darüber von dem Erzbischöfe und Markgrafen zugefertigten Urkunde ausgesprochen worden war verweilte der Erzbischof einige Tage auf dem Psarrorte St. Michael (in der Licßing, wo er auf Bitten und mit Bristimmung des Bi-schofes Roman von Gurk und des salzburger Metropolitan-Kapitels dem Stifte Admont mit Brief und Sigille versicherte, den Besitz mehrerer, besonders gespendeter Güter und aller Zehente in der ausgedehnten Paltenpfarre, oder St. Loreuzcn im Palten-thale, mit Ausnahme des dem Pfarrer gebührenden Zehents “); die Zehente aller Neubrüche bei der Kirche St. Gallen im Walde; die Neubruchszehente im Thale. der Wels mit Ausnahme des pfarr-lichen Antheiles; Güter bei Eberstein und Houmberg in Kärnten; Grund und Boden in der Waldgegend bei Leibnitz zwischen Ror-bach, Ebersbach und Glinize — zur Begründung einer Villa; die Zehente- in der Pfarre Hczilo's zu St. Stephan an der Brücke als Taufcherfatz für Güter bei Schaumburg an der Drau; Güter zu Dechantskirchen mit allen Zehenten zwischen der Lafnitz und Pinka 1 * 3). Hierauf weihte am 31. Mai der Erzbischof im Stifte zu Seckau zwei Altäre zu Ehren des heil. Petrus und des heil. Johannes feierlich ein und gab den Stiftskanonikern einen Schenkungsbrief über Salzbrunnen und nahe daran gelegenen Grund und Boden am Berge Hartberg 4) mit Waldung, vorzüglich für die Salzpfannen selbst (fontem salis coquendi cum vicina sylva ad focum nutriendum), über Zehente von zwei Huben an der Pöls, über den Schwaighof Forwitz und ein Gut am Bache Lamer. Weiters erthcilte er allen hochstiftlichen Ministerialen die Erlaub-Niß, dem Stifte Seckau Güterspcnöcn zu thun, und daselbst ihre Begräbnißstätte zu erwählen, worauf er daun auch wirklich die von mehreren falzburgischcn Dienstmännern zu Hetzcnöorf, zuWen-galit und Puchschachen geschenkten Güter feierlich übergab. Den 1) Reinerurkunde. 2) Saalbuch IV. 126. 3) Saalbuch III. 118. IV. 49 — 51. Archivsurkunde zu Admont A. m. 61. Anno 1159. In diesem Jahre ist auch der admontische Stistspricster Johann als Abt in das Stift Göttweih gerufen worden. Chron. Admont, et Garsten. apud Pez, '<) Dipl. 8t,vr. I. 150. 178—179. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 429 durch Bischof Roman I. von Gurk geweihten Friedhof erweiterte er, und die Kapelle in Strslz ließ er durch Bischof Hartmann von Bripen einweihen. Der Sage nach sollen auch in diesem Jahre 1159 die alten Silbcrschachte an der Zeiring durch plötzlichen Einbruch unterirdischer Gewässer erfüllt, mehr denn 1400 Bergarbeiter dabei ersäuft und von dieser Zeit an alle weiteren Bauten unmöglich geworden seyn '). Im Jahre 1160 hielt Erzbischof Eberhard I. eine zahlreiche Versammlung geistlicher und weltli- }$" cher Herren in Laufen, wobei sich unter vielen andern auch eingefundcn hatten, Bischof Roman 3' u60, von Gurk, der Domprobst Hugo von Salzburg, Heinrich Abt des Klosters Buren, Ulrich Probst zu Chiemsee, Roman Probst zu Gurk, Heinrich erzbischöflicher Kapellan von Moosburg, Poppo von Neunkirchen, Rapoto Graf von Ortenburg, Sigfried Graf von Liebenau; die Edelherren Chuno von Meglingcn, Adelram von Cham, Burchard von Stein; die hochstiftischen Ministerialen Si-boto von Surberg, Friedrich von Pettau, Friedrich von Lons-berg, Liupolü von Wald, During von Werfen. Der Erzbischof ließ hier das ganze admontische Stiftungswesen in allgemeine Be-rathung ziehen. Weil nun bei solchen Instituten durch die Länge der Zeit Vieles in Vergessenheit fällt, Vieles zweifelhaft und streitig wird, und daher erheischt, schriftlich für alle Nachwelt befestigt zu werden, so fertigte er auf Bitten des Gurkerbischofes Rvma-pus, und mit einhelliger Zustimmung.seiner Hochstifts-Kapitularcn, wie auch der sämmtlichen Ministerialen, dem Stifte Admont einen uinfasscnden Bestätigungsbrief, ausgestattet mit neuen Gütern und Rechten, welche er als Herr der kirchlichen Alloüe theils selbst auf diesen Gütern besaß, theils aber als Fürst des heiligen römischen Reiches zu Folge der uralten und seiner Erzkirche von deutschen Königen und Kaisern ertheilten Gewalt geben konnte. Mit rechtgemäßer Strenge erhob und prüfte er den Besitz jedes admontischcn Gutes und Rechtes, und bestätigte dann das Eigcn-thum aller Güter, Zehente und Rechte aus den Spenden der Erzbischöfe Gebehard, Thiemo, Konrad I. und seinen eigenen. Dazu gehören nun vorzüglich die von den früheren Erzbischöfen gespen- Cacg, Annal. I« x. 667 — 607. 430 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. deten Salzpfannen im Adinontthale, so öaß der Erzbischof jetzt auch dem Stifte überall, wo auf seinem eigenen Grunde und Boden Salz, Eisen und Silber, oder andere Metalle aufgefunden werden können, alle jene Regalrechte, welche das Salzburger Hochstift bisher fest besessen hat, und so wie das Stift Admont dieselben aus der Ertheilung der früheren Erzbischöfe inne gehabt hat, mit Zustimmung des erhabenen Kaisers Friedrich I. übergibt und bestätiget '); weiters das gesammte Gericht und alles Recht im ganzen Admont-Thale, wie es die salzburgische Metropolitankirche schon seit der Gräfin Hemma und dem Erzbischöfe Balduin dort gehabt mit eigengewaltiger Hand und vollständiger Gerichtsbarkeit, so daß kein Vogt oder ein anderer Richter wider Willen und Verlangen des Abts und der Stiftsgemeinde sich ein Recht darin anmassen dürfe. In allen salzburgischen Ortschaften, wo Markt gehalten wird, so wie an der Klause bei Werfen soll Admont freien Verkehr haben, ohne irgend eine Zollbeschwcrung. Zu Folge des Fundationsrechtes schon, und nunmehr nach der Entscheidung des kaiserlichen Hofgerichtes selbst, darf der stiftische Hauptvogt die Vogtei über aömontische Güter nicht jedem Besten lehenweise übertragen, sondern nur seine eigenen Getreuen und Freunde zu Beschützern und Vertheidigern bestellen, wobei aber auch weder der Hauptvogt, noch seine Getreuen Versammlungen, Wchrgelder, Getreide oder Vieh von der Stistsgemeinde fordern dürfen, weil sie dafür von dem Hochstifte ohnehin schon Lehengüter zum Ersätze erhalten haben. Ferners bestätiget Eberhard I. zwei mit Taufstein begabte Kapellen auf dem Zozzenberge in Kärnten und in der untersteirischen Muckernau auf admontischem Eigengrunde gelegen mit allem Rechte, mit Begabung und Schlüsselgewalt und mit dazu gehörigen Zehenten als dem Stifte Admont zu eigen. Die erstere war schon seit einiger Zeit auf erzbischöflichen Befehl vom Bischof Roman von Gurk eingeweiht, und dem Stifte mit dem Pfarrrechte übergeben worden, daß nämlich alle Rücksässigrn zwischen den beiden Bächen Gortschitz und Zlatowe, Taufe, Be-grübniß, Lossprechung der Büßenden und alles übrige Gottes- i) Inter quae in valle Admontina patellas salis, quas praecessores nostri contulerunt, sed et ubicunqne in possessione coenobii venae salis, seu ferri aut argenti, vel cujuslibet metalli fodinae reperiri poterunt, quae de regalibus imperii Salzburgensis Ecclesia quiete possedit, sicut ex concessione pontificum praescriptorum primitus ea fratres Admonten-ses possederunt, et nos eis ex assensu Domini imperatoris Friderici Augusti Serenissimi coneedimus et stabilimus.“ Ilf. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 43 l dienstliche von dem Priester, welchen der Abt zu Admont daselbst bestellen werde, empfangen, und Zehente dahin leisten sollten, falls nicht der Stiftsabt mit dem Pfarrer zu Guterich manchmal und zeitweilig, und mit Berücksichtigung der Ruhe seiner Stiftsbrüder eine andere Uebereinkunft treffen wird; wobei aber das Stift keinen Nachtheil leiden solle. Die andere Kirche zu Muckerna» hatten schon die früheren Erzbischöfe mit Tausstein begabt; nachher aber, unter Erzbischof Konrad I. hat sie Gottfried von Wictingeu vom Rechte der Mutterpfarre (in Leibnitz) durch Opferung eines Gutes an das Hochstift Salzburg gelöfet, auf daß Gottfried dort einen Priester nach seinem Wohlgefallen halten möge, mit allem Zugehöre und den Erträgnissen der Kirche. Diese von den früheren Erzbischöfen ausgestattete Kapelle sammt dem Gute Mu-ckernau wird dem Abte Gottfried und seiner Stiftsgemcindc bestätiget, daß die Begabung und die Zehente vom ganzen Gute Gottfrieds von Wietingen, auch die Zehente bei Chrosch sowohl von Feldern als Weinbergen der Kirche selbst geleistet werden sollen, mit Ausnahme, daß dem Pfarrer zu St. Florian vier Schober-Roggen und vier Schober Hafer gewisser Ursache wegen davon entrichtet werden. Die Gemeinden auf dem Hügel, zu Muckernnu und Chroetsch, sollen Taufe, Begräbniß und alle Gerechtigkeit bei der Kirche St. Niklas erhalten, mit alleiniger Ausnahme der Christenheitsversammlungcn (des kirchlichen Gerichtes, riacitum Christianitatis) und des Orüalicngerichtes mit glühendem Eisen und siedendem Wasser, welche dem Pfarrer zu Leibnitz unter Mitwirkung des Priesters von Muckernau zustehcn. Ueberöieß wird der Kirche der heil. Magdalena beim Hospitale zu Friesach das Recht, den dort Erkrankten, Gestorbenen, Kirchenhörigen und dort weilenden Stiftsbrüöern durch den Admontcr Priester alle geistliche und priesterliche Hülfe zu ertheilen, ohne dcßwcgen die Rechte der Pfarrkirche zu beeinträchtigen. Hierauf folgt die Bestätigung der Pfarre Admont im Aömontthale, von der Kaiserau und von der Klause an der Palte und Enns, bis zum Bächlein in Reut und zu beiden Seiten der Enns hinab bis in die Fräntz mit allen alten und neuen Zehenten, sowohl für Bischof als auch für Pfarrer sammt der Kirche St. Gallus im neuen Walde mit Taufstein und Filialkloster und allen Zehenten in jener Waldmarch, so wie auch mit allen in der ganzen Pfarre schon bestehenden, oder erst zu erbauenden Kapellen, auf daß der Stiftsabt mit voller 432 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. Gewalt Priester an denselben bestellen mögeFerners die Pfarrkirchen St. Maria Magdalena in Unterjahringcn, auf admontischen Eigengrundc erbaut, und St. Georgen zu Straßgang, welche schon der Erzbischof Gebeharö mit Stiftungsgut und Schlüsselgewalt und mit allen geistlichen und weltlichen Rechten (cum clave et dote, et omni jure), womit sie ihm gehörig gewesen waren — dein Stifte gegeben hatte, auf daß die Pfarrer daselbst nach Bitte und Vorschlag des Stiftsabtes vom Erzbischöfe eingesetzt werden, dem sie in Hinsicht der Seelsorge, dem Abte aber in Hinsicht der Stiftungsgüter verantwortlich seyn sollten. Weiters werden bestätiget die Kirchen und Kapellen zu St. Martin bei Straßgang, St Alban am Jnnflusse, zu Teuffenbach, Weng (bei Zeiring) und Trieben, so daß in diesen und allen anderen Kirchen und Kapellen dem Stifte die Schlüsselgewalt, und das ganze Haus, den Pfarr-priestcrn aber die Dotationserträgniß sammt den Opfern zugehörcn solle -). Bei eben dieser Gelegenheit wieß Erzbischof Eberhard I. Me Ansprüche des Abtes Heinrich und des Stiftes St. Peter in Salzburg auf jene Güter zurück, welche Kaiser Heinrich H. im Jahre 1005 tm Admontthale dein Erzbischof Hartwick zum lebenslänglichen Genüsse geschenkt hatte, auf daß sie nach dessen Tod an das Stift St. Peter in Salzburg kommen sollten; welche aber nachher für die Stiftsgründung zu Admont sind verwendet worden 1 2 3). evnoBcjusmr«*. Jahre 1160 war der Erzbischof schon am serif«tttn 24. März auf einer großen Versammlung zu Frie-Luamd^g u.^Püt- gewesen. Shin lüQfö ßtif Anfang Septembers eine zweite Provinzial-Synode dahin berufen, Roman Bischof zu Gurk, Hugo, Domprobst zu Salzburg, die Aebte Gottfried zu Admont, Hezilo zu Ossiach, Pilgrin von St. Paul, die Pröbste Wernher von Seckau, Kuno von Süden, Meister Aöelbert von Hofe, Hadmar Erzpriester und Pfarrer zu Friesach, Engelmar Erzpriestcr von Mariasaal, Ottokar Erzpriester 1) Ad arbitrium suum et ntilitatem libere deinceps eis dem ecclesiis sa-* cerdotes provideat. 2) Saalbuch III. 120-125. IV. 51-54. 125-126. 3) Saalbuch HI- 125—127. IV. 59. 61. Der von dem früheren Abte Bal-derik von St. Peter darüber erregte Streit ist auf einer PrÄatenversamm-luna zu Passau zur Sprache gebracht, entschieden, und den Ansprüchen von St. Peter von dem Erzbischöfe Konrad I. durch hochstistische Lehengütcr Genüge geleistet worden. Zuvavia. Anhang x. 215. — Mon. Boic. xxvm. I. 329. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 433 oon Vischach. Zuerst wurden dem Stifte zu Reichersberg die schon vom Erzbischöfe Konrad I. gegebenen, jedoch nicht mit genauen Gränzen bczeichuetcn Zehente in den hart an den nordöstlichen Gränzen der Steiermark gelegenen Pfarren Putten und Bramberg bestätigt und die Gränzcn derselben am Pinkaflusse bis zu dessen Ursprung genauer bezeichnet '); sodann wurde die Lehre des gelehrten Theologen, Probstes Gerhoch von Reichersberg: »von »der dem Menschensohne Jesus Christus gebührenden «Glorie und Verehrung," welche von Volmar, Probsten zu Tiefenstein in Franken, vorlängst schon als ketzerisch angefochten und auf der Synode zu Bamberg war geprüft worden, für rechtgläubig erklärt und dem eifrigen Prälaten, zu Folge eines Schreibens des Papstes Alexander m. an den Erzbischof Eberhard I-, die Warnung gegeben, nicht so auffallende Behauptungen, welche keinen Nutzen im kirchlichen Leben schaffen, vielmehr Beirrung und Streitigkeiten Hervorrufen, künftighin heroorzubringen 8). Hierauf kam der Streit zwischen Gottfried von Entscheidung ,»e- m . , nrn Der admonti- Wietingen und dem Stifte Admont zur Entschel- scheu Besitzungen dung, worin der genannte Eöelherr dem Abte zu “nDu“n Admont alle Gerechtigkeit auf das Eigenthum eines Gutes in der March zu Mukernau zuerkannt und sich selbst nur den lebenslänglichen Genuß Vorbehalten hatte s). Die Handlung geschah vor Bischof Roman von Gurk, Poppo von Neunkirchen, Rudolf von Tunsberg, Rudolf von Soure, Liupolö von Wald, Starkhanö dem Jüngeren, Udalschalk von Weitenstein, During von Straßburg; und die Urkunde selbst ward gesiegelt und auö-gehänüiget im Orte Zwischenbergen 4). Weiters hatte der Erzbischof einen Hof zu Plankenau im Pongaue, welchen sein Ministerial, Rudiger von Pongaue, als Lehen inne hatte, dem Domkapitel zu Salzburg zur Hälfte, und zur anderen Hälfte dem Stifte Admont, mit Ausnahme einer Alpe, die Wilöalpe genannt, gespendet, vor den Zeugen Liupolö, Sohn Liutolös Graf von *) Die Urkunde wurde auf dem Türkischen Schlosse Straßburg ausgeftrtigt und sigillirt. — Die Urkunde in JHonnm. Bois. UI. p. 476. ist vom 5. September 1161. Später unter Erzbischof Konrad II. I. 1179 sind jene Zehentrechte noch genauer bestimmt worden, p. 469—480. *) Dalham, concil. Salisb. p. 74. 3) Saalbuch III. 128 — 130. IV. 69 — 70: ,,De quodam praedio quod situm est in Marcliia Mukernowe dictum monasterio suam recoguovit ju-stitiam.“ *) Actum anno 1160 in Karinthik, in loco, qui dicitnr inter monies, Grsch. 0. Steiermark. — IV. Bs. 28 434 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Plain, Friedrich von Hunsberch, Karl von Mandelkirchen, Friedrich von Landsberg, Markivarö der Truchseß, Eckhard von Tanne, Wichbotto von Katsch, Sigfrieö Hauptmann von Friesach; und nun geschah die feierliche Uebergabe der Spende auf der Burg in Friesach von Bischof Roman von Gurk, vor den Aebten Heinrich von St. Peter, Eberhard von Biktring, vor den Prübsten Ger-hoch von Reichersberg und Roman von Gurk, vor den Erzpriestern Haömar und Engclram. I?ng/n ®e!&offi£ Auf einer Versammlung zu Hoskirchen auf dem *toe^unf»CiuSaaii! Krapfelde erlöste der Erzbischof ein Lehengut seines «ticflenbeuen “"J Dienstmllnnks, Rudolf von Dunesberg auf dem Berge |crt«!i?nTf* *ko"n- Zezzen, und spendete es zu den übrigen admontischen 3 1IS0' Gütern daselbst; und Gottfried von Wietingen übergab dem Stifte Admont ein Allod auf eben demselben Zezzenberge, so wie es sein Dienstmann Hermann Vincha inne gehabt und demselben Stifte verkauft hatte, wobei als Zeugen anwesend waren Bischof Roman von Gurk, Markgraf Engelbert (von Kreiburg), Graf Wolfrad (von Treoen), Graf Engelbert, Kolo von Truch-sen, Karl von Prewarn, During von Gurzza, Otto von Buch u. o. A. Auch in Salzburg hatte der Erzbischof in diesem Jahre 1160 eine große Versammlung gehalten, in welcher er dem Stifte zu Seckau um 30 Marken Bergsilbers verpfändet und zum Frucht-genusse versichert hatte die Villa Huntesdorf an der Undrim in Gegenwart vieler Zeugen, der Pröbste: Domprobst Hugo, Heinrich von St. Peter, Gcrhoch von Reichersberg, Marguard von Neuburg, Roman von Gurk, Heinrich von Gars, Gottschalk von Daumburg, Heribert von der March (de Marchia) -). Um das Jahr 1160 scheint Friedrich I- von unm-’ Pkttau, salzburgischer Ministerial, mit den Ungarn mtinTflEßtnihrt »M in Fehde gestanden zu seyn, die bei wiederholten €teu6"-f' 3' Einfällen im Lande großen Schaden angerichtet haben. Wahrscheinlich war es bei dieser Gelegenheit, daß er einen bedeutenden Landtheil an der Peßnitz bis zu ihrer Mündung in die Drau den Ungarn abgejagt und fest dem Lande Steiermark behauptet hat. König Geisa selbst mußte sich t) Saalbuch II. 232. IV. 208-209. *) Zohanneumsurkunde. Seckauerurkunde. III. Geschichte der Steiermark. 1056—1192 n. <§hr. 435 darob an den Salzburger Erzbischof Eberhard I. wenden, auf daß dieser diesem gefürchteten Vasall Einhalt gebiete, wenn er anders von Seite Ungarns längeren Frieden erhalten wolle'). Ein Stück der eroberten Lanütheilc spendete der Sohn, Friedrich II. von Pettau, an den deutschen Orden2). Die urkundlichen Nachrichten über Bewohnung und Kultur tut naturschönen Mürzthale gehen in das neunte Jahrhundert zurück. Seit dieser Zeit 3 u60' schon kennen wir dort die Kirchen in St. Marein und im Aflenz-thale. Dem ersteren Gotteshause soll lange vor dem zwölften Jahrhundert eine Maricnstatue von Räubern entwendet', im Cerewald am Semmering in der Gegend vom Orte Spital vergraben, dann von Lanüleuten aufgefunden, an einer Quelle reinen Bergwassers zur Verehrung ausgestellt, und der Ort von daher Maria-Brunn genannt worden seyn. Der uralte Saumweg in die Ostmark hinab zog sich durch den dichten Cerewald an den Höhen des Semmerings und ward von Räubern, welche im Walöesöickicht und in Berghölen, vorzüglich in der mächtigen Hole, Ceöerhaus genannt, hausten, stets gefährdet. Markgraf Ottokar Vir. verfolgte die Wegelagerer bis in ihre Bergklüfte, vertilgte und vertrieb sie, und befestigte den frommen Pilgern zu Maria-Brunn und allen Wanderern Sicherheit. Gefühle der Humanität und Religion bewogen hieraus den edlen Markgrafen, an dieser Stelle eine Kirche und an derselben ein Hospital zu erbauen, in welchem allen Vorüber-rcisenden, die davon Gebrauch machen wollten, Unterkunft, Be-wirthung und Marktftätte gegeben werden sollte. Der dichte Walö-grund am Semmering und zu Maria-Brunn gehörte aber aus den Spenden des Grafen Ekbert HI. von Pütten dem Stifte zu Formbach in Baiern. Ottokar und die Markgräfin Kunegunde gaben dafür vier Güter zu Reusiöl und Wilhelmsburg 3). Dem vollendeten Hospitale mit der Kirche zu Ehren der heil. Maria -----------—------------- 28* 1) Fejir, Cod. Dipl. Hang. II. 161—162. — Hansiz II. 261—272: „Si amicitiain nostram nolueritis tepescere, Fridericum de Pettove, et quemlibet alium terrain nostram perturbantem, graviter compere non differatis“ sägt Geisa in seinem Schreiben an den Erzbischof Eberhard I. 2) Dipl. Styr. II. 207 etc. „quod contulerit ordini Teutonico proprie-tatem suam in Dominion, cum medietate decimae ejusdem terrae, cum praedictam terram memorandus Pater noster de manibus Hun-garorum eripiens, licet vacuam adltuc et inhabitatam, prime suae subjugavit potestati.“ 3) Dipl. Styr. 11. 313, 436 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. schenkten sie Me übrige ihnen eigenthümliche Waldung umher mit allen Nutzungen und Rechten, Jagd- und Fischbann allein ausgenommen, und zwar alles im weiten Umfange von dem Fröschnitz-bache alle Bergabhänge, Alpen und Wasserabläufe in die Mürz zum Orte Pirkenwang, daselbst drei Güter mit Hofstatt, Besiz-zungen in Jäger, Pack und Schergendors mit allen darauf rülk-sässigen Hörigen und die Kirche St. Stefan bei Kraubat. Die Vogtei behielt Ottokar VH. für sich und seine rechtmäßigen Nachfolger. An diese Großmuth des Landesherrn schloß sich zugleich die Freigebigkeit seiner Ministerialen. Otto von Stubenberg gab dem Hospitale Güter zu Vorau und einen Weingarten zu Spitzc-harde, Gottschalk von Rechperg die Villa Neusidl, Napoto von Pütten Besitzungen zu St. Peter, Heinrich von Schwarzach drei Mansus, Siegfried von Kranichberg einen Weingarten zu Kroten-dorf, der Arzt Balduin einen Weingarten zu Vischa, Bernhard von Stubenberg einen Weingarten in Mersöorf. Zeugen im Stiftungsbriefe waren der Erzpriester von Vischa Ottokar, die Priester Engelberg und Bernard, Bernhard von Muregg, Liutold von Walöstein, Uöischalk von Streitberg, Otto und Wülfing von Kapfenberg, Albero und During von Dunkenstein, Wülfing von Krems, Rudolf von Stahrenberg u. o. A. '). Zu Augsburg am 15. Oktober 1166 gab Kaiser Friedrich L einen Majestätsbrief, worin er die menschenfreundliche Stiftung des Markgrafen Ottokar im Cerewalde bestätiget, in seinen und des Reiches Schutz nimmt, das Hospital'von allen Spanndiensten und Marchfutterleistung, so wie von allen Zöllen befreit, unter Strafbann des Reiches und mit kaiserlichem Sigille i) 2). vtL,srüfn®ttlBÄ5 In diese Zeit fällt auch der Beginn der Grün-a®Ä@%u.,C3!.l>u6o. dung eines Karthäuserklosters zu Seitz im Johan-nesthale bei Gonobitz. Markgraf Ottokar VH. nährte lange schon den Gedanken (vielleicht ein lange schon versprochenes Gelübde), 3) eine solche Karthause zu gründen. Bon der Jagd im gedachten Thale ermüdet, war er nun einst, der Ruhe unter einem Baume pflegend, eingeschlafen. Wie er wieder erwachte, bemerkte er, daß ein Hase von den Jägern gescheucht, in seiner i) Dipl. Styr. IL 312—315. — Caesar, Annal. I. 935. Dipl. Styr. II. 312—315. — Caesar, Annal. I. 936. itaque Votum, desiderio animi diu praelibatum, consnmmavi. Dipl. Styr. II. 57-58. III. Geschichte Ser Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. 437 Nahe Zuflucht gesucht habe. Dieser Zufall schien bedeutungsvoll und war hinreichend, seinen Entschluß, gerade in diesen ungemein einsamen und Men Gründen die Karthause zu erbauen, heroor-zurufen. Sogleich sendete er Boten mit Briefen nach Rom. Papst Alexander III. erfüllte des Markgrafen Bitte, und Julius Kardi-nalbischof von Präneste und Petrus, Karöinalöiakon zum heil. Eustachius, kamen mit einer Gemeinde Karthäuser unter Prior Beremund I. (der Sage nach ein Sprößling eines Grafengeschlechtes aus England) in Gonobitz an, führten sie einstweilen im dortigen Pfarrhause ein, und erklärten Kloster und Gemeinde für feierlich gegründet. Hier blieben diese ersten Karthäuser bis zum Schlüsse des Jahres 1160, wo alle nöthigen Gebäude mit Kirche im einsamen Johannesthale fertig üastanden '), und ihnen vom Markgrafen Ottokar VII. feierlich übergeben worden sind mit reicher Fundation, wie nachfolgender Stiftungsbrief besagt. ,,Jin Namen der heiligen und untheilbaren s?" „Dreieinigkeit! Ottokar, Markgraf von Steiermark i) * 3‘ ,150‘ „durch Gunst göttlicher Güte. Ich Ottokar Markgraf der Steier-„mark gebe allen gegenwärtigen und zukünftigen Christgläubigen „zu wissen, und damit ich die Wolke der Vergessenheit Aller ent-„ferne, befehle ich diese Urkunde schriftlich abzufassen, und ich be-„stätige sie mit meinem Sigille, wie ich nämlich den Orden der „Karthäuser-Einöde in die Mark meines Gebietes verpflanzt habe. „Zum Lobe also des allmächtigen Gottes und der Jungfrau und „Gvttesgebärerin Maria habe ich einen lange genährten und sehn-„lichen Wunsch meines Herzens unter Mithilfe der göttlichen „Gnade glücklich ins vollendete Werk gesetzt. Um aber der Er-„füllung meines Wunsches schneller theilhaftig zu werden, habe ich „mich durch eigene Abgeordnete um die apostolische Gewogenheit „verwendet, auf daß sich durch Dazwischenkunft des päpstlichen „Ansehens durch Aufforderung, Bitte und Ermunterung in dem „Herrn die frommen Väter oorbesagten Ordens meiner Litte ge-»neigt bewähren möchten; und so habe ich auf solchen Schutz gestützt „durch die Barmherzigkeit Gottes das begonnene Werk vollendet. i) Catalog. Prior. Seizens. Dipl. Styr. II. 100: „D. Beremundus , Cor-nubiae, ut dicitur, comes, ex Regia Anglorum stirpe, anno 1160 a Ü. Julio Episcopo Praenestino, et D. Petro titulo 8. Bustachii Diacono, Cärdinalibus introductuS cum suis" in GonoWitz, ibi in dorao'Parochiali tarn diu usque dum Seizii aedificia construercntur habitation!-eongiau substitit.“ 4 38 Hl- Geschichte der Steiermark. I- 1Ö56—1192 n. Chr. «Es besteht ein Gau im Aglajerpatriarchate, insgemein Guniwitz «genannt, wo ein Herrschaftsgut gelegen ist, rings umschlossen mit «höheren Hügeln, gan; geeignet für den vorbezeichneten Orden, «welches ich von einem meiner Ministerialen, Liupolü, durch gesetzt «lichen Umtausch erworben habe durch erbliche Entgegengabe von «vier Billen, Bides, Matchen, Khobilenlach, Konke, und einem «Gute im Hündischen Graze, für ihn, für seine Frau und für seine «Kinder. Auf diesem Eigengrunde habe ich dann zu Ehren unseres «Herrn Jesus Christus und seiner heiligen Gebärerin, der ewi-«gen Jungfrau Maria, und des heil. Johannes des Täufers und «aller Heiligen, für den hochwürdigsten Orden eine Karthause er-«baut, und alles eingetauschte Herrschaftsgut in voller Eigenthums-«gewalt daselbst auf dem Altäre dargeopfert, mit allem Zugehöre, «mit aller Nutzung, mit dem Fischbanne und mit allen ablaufenden «Wassern, und zwar auf der einen Seite innerhalb der aus den «Höhen der Berge sich hinziehenden Gränzen mit allen Abläufen «in das genannte Thal hin, und auf der anderen Seite bis zu «den Gränzen des gurkisch-kirchlichen Grundes. Dabei habe ich «folgende Anordnung festgesetzt, daß kein Bewohner es wage, durch «Jagen, Fischen, Viehweiden, Holzfällen, oder was immer für «lärmendes Herannahen, die den Eremiten zugezeichneten Gränzen, «und ihre beschaulichen Gottesbetrachtungen zu stören, oder ihr «geregeltes Leben zu beirren. Und wer immer, wissend die Verlautbarung dieser unserer Vorschrift, sich als verwegener Ver-«ächter derselben bezeigen wird, der soll, wenn er ein Freier oder «ein Ministerial ist, dem Kloftervogte den Frevel mit 10 Pfunden «Geldes büßen; ist er aber vom gemeinen Bolksstande, so soll er «30 Pfund bezahlen. Keinem meiner Nachfolger sey es erlaubt, «diese Anordnung zu brechen. Ich oerpöne und verbiete auch, daß «weder ein aglajer Patriarch, noch Bischof die Macht haben solle, «in diesem Orte den Karthäuseroröen zu verändern. Und sollte, «was Gott verhüten wolle, dieser Orden aus einwirkenöen Ursa-«chen in diesem Orte nicht mehr bestehen, so soll alles gespendete «Herrengut mir oder meinen Erben wieder anheim fallen. Zur «Bestätigung dieser meiner Uebergabe und Spende sind die unter-«geschriebenen Zeugen beim Ohre berührt worden: Ich Ottokar «von Gottes Gnaden Markgraf der Steiermark, Heinrich Peis, «Erchenbert sein Schwager, Liupolü von Hoheneck, und dessen «Sohn Wergandus, Alram, Richer, Gottschalk, Otto , Wülfing «U.V.A- Verhandelt und geschehen im Jahre 1165, unter Papst III. Geschichte der Steiermark. J. 1056—1192 n. Ehr. 439 „Alexander in., Friedrich i. römischen Kaiser, Ulrich Patriarch „zu Aquileja, Basilius Prior der Karthause zu Citeaux, Bere-„mund, Prior dieser Karlhause selbst" '). Während dieses Begebnisses schenkten Reimbert und dessen Gattin Elisabeth von Murelk dem Stifte St. Paul Besitzungen und Hörige zu Hatzendorf (apud Azilinsdorf) und Siegensöorf bei Riegcrsburg, und eine Villa Obcrhang bei Arnfeld (in su-periore llaga) "). Am 16. April 1661 befand sich Markgraf Ot-tokar VII. i» Leoben. Hierher war auch Probst ku»->^fur Seäau. Wernher von Seckau gekommen. Auf sein Zuthun und in seiner Gegenwart als Landesherr» und Stistsvogten vollbrachte das Stift Seckau mit dem markgrüflichen 5kämmerling Rcginward einen Tausch von vier Mansus slovenischen Maßes in der Villa Tramesdorf bei Grätze gegen andere Besitzungen und Lehen zu Hauzenbüchl und Schachendorf bei Knittelfeld * * 3). Besonders thätig aber war in diesem Jahre Erzbischof Eberhard I. in den Angelegenheiten der Stifte Voran und Admont. Die Zehentverhandlun-gen mit dem Stifte zu Reichersbcrg in den Pfarren Pütten und Brambcrg bis an die steierischen Gebirge Wechsel und Hartberg und an die Pinka her, hatten die Aufmerksamkeit des Crzbischofcs auf diese nordöstlichen Gegenden der Steiermark gewendet. Dort gab es im weiten Umfange noch keine Pfarre außer St. Thomas in Voran; und der Erzdiakon Ottokar zu Vischach hatte es für nöthig befunden, einstweilen im Orte Dc-chantskirchen eine Kirche zu erbauen. Auf die Vorstellungen deS erzbifchösiichen Vikars und Bischofes Romanus zu Gurk erhob nun der Erzbischof dieses neue Gotteshaus zur selbstständigen Pfarrkirche und wies derselben bestimmte Pfarrgränzen zu, alles Gebiet nämlich von den Höhen der Gebirge des Wechsel zwischen der Lafnitz und Tauchen, und bis an die ungarischen Gränzen hin; so daß damals die heutigen Pfarrbezirke von Friedberg und St. Dipl. Styr. II. p. 57 — 59. — Caesar, Anna!. I. 672, 759 — 760, 926 — 932. St. Pauler Saalbuch p. 58. 84. 3) Caesar, Anna!. I. 800 — 801. — Seckauec Urkunde: ,,Actum l.eubeo XVI. Kalendaa Maji.“ Als Zeugen erscheine» in der Urkunde Konrad von Muorce, (Sotto, Hartwich, Marquard und Thiemo von Leoben. 440 IH. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056 —1192 n. Chr. Lorenzen unter dem Wechsel tu dem weiten Umfange der neuen Pfarrkirche zu Dechantskirchcn begriffen waren. Er begabte diese Pfarrkirche auch mit Zehenten und den Gründer derselben mit dem Ernennungsrcchte eines jeweiligen Pfarrers ')• Der aekebrte Konrad Bischof zu Passau, Sohn Markgrafs Bibel,ortchcr zu Leopold des Heiligen, war schon fett einiger Zeit bemüht, die herabgekommene klösterliche Ordnung ctiaelsbeniju Bam- unQ Sitte im Stifte zu Kremsmünster wieder auf-zurichten. Er hatte dabei mit der Widersetzlichkeit der Stiftsmitglieder einen harten Kampf zu bestehen. Vom Erzbischöfe Eberhard 1. jedoch unterstützt, vereinigte er die älteren Kapitularen dahin, daß sie den gelehrten Bibelforscher zu Admont, Jrimbert, Bruder des allgerühmtcn Abtes Gottfried 1., für ihr Stift zum Abte postulirten, unter der ausdrücklichen Bedingung jedoch, daß Jrimbert ihnen ungehindert zu lesen und zu singen, so wie sie von Jugend an gelernt hätten und gewohnt wären, gestatte; und daß alle nützlichen, ehrenwerthen und mit klösterlichem Geiste übereinstimmenden Einrichtungen beibehalten werden sollen. In allem Uebrigen versprachen sie für sich und alle Stiftcshörigen genauen Gehorsam. In Folge der persönlichen Unterhandlung des Crzbischofes und des Bischoses Konrad in Kremsmünster sendeten beide an den Priester Jrimbert und seinen Abt Gottfried, eigene Briefe durch den Domprobften zu Paflau, mit dem An. suchen um den als Abt für Kremsmünster postulirten Mann. Während dieser Handlungen aber hatte auch im Stifte auf dem St. Michaelsberge zu Bamberg Abt Helmrich wegen hohen Alters und Kränklichkeit der Abtenwürde entsagt, und das Stiftskapitel dem Bischöfe Eberhard von Bamberg ihr freies Wahlrecht übertragen, nach seinem Gutdünken ihnen einen Abt zu geben. Zu dieser Würde schlug er nun dem Kapitel zu Michaelsberg den Urkunde bei Caesar, Annal. I. 753 — 754: ,,Quod consilio Curcensis Episcopi Romani — Ecclesiam Techantskirchen dietam, ab Otakero Archidiaeono in quadam silva, hactenus inculta, constructam et nullius parochi terminis adliuc modo quolibet attinentem jus plebanae Eccle-siae de ectero obtinere volumus, et in perpetuum auctoritate Dci et nostrae confirmamus et his eam limitibus distinguimus : et proximis alpibus inter fluenta Lavcnte et Tuoline usque ad terminos Ungariae. Decimas quoque dotis ejusdem Ecclesiae ex integro illi don&vimus, reliquas vero decimas jure parochiali tertia portione videlicet eam retinere statuimus. Jus quoque petitionis pro iocando ibidem sacer-dote tantum personae jam dieti fundatoris concedimus. Actum 1161. Salisbury. — Chron. Vorav. ibid. 675—676, 111. Geschichte der Steiermark. I. 105Ö—1192 n. Ehr. 441 gelehrten Admonterpricster Jrimbert vor, was einstimmig mit großer Freude ausgenommen wurde. Sogleich gingen Briefe des Bischofs und des Kapitels, unterstützt durch Briefe von den Siebten zu St. ©Hieran und zu Prüfning in Regensburg, an den Abt Gottfried ab. Jrimbert hatte nun zwischen Kremsmünster und Michaelsberg zu wählen; er zog letzteres Stift vor und gab seine Einwilligung. Geleitet von seinen Mitbrüdern 'Adalbert, Wezilo und Raöolf reiste Jrimbert sogleich über Salzburg, Bergen, RegenSburg und Erfurt nach Bamberg. Er wurde von den bischöflichen Abgeordneten und dem Abte von Michelfelü an ihrer Spitze empfangen, feierlich in Bamberg, dann auf Michaelsberg selbst eingeführt, und von dem Hochstifte der Stadt sogleich auch in die geistliche Brüderschaft aufgenommen. Die Danksagungsfchreiben des Bifchofes Eberhard und des Stiftskapitels überfließen von den Gefühlen der innigsten Freude und herzlichsten Erkenntlichkeit '), um so mehr, weil man in Furcht gestanden war, daß aus einem rauhen und winterlichen Gebirgslanöe, wo Admont gelegen, weder Geist und Bildung, noch Humanität im Charakter hervorgehen könne 2). Kaum hatte man in Kremsmünster Jrimbertö ^^tv-rdreneter Entschluß für Michaelsberg erfahren, so vereinigte sich das ganze Kapitel in der Bitte an den Bischof Konrad von Passau, zum zweiten Mahle um einen Priester des Stiftes Admont, und zwar um den hochbejahrten Priester Rabanus, welcher schon seit dem Jahre 1119 Amt und Würde eines Stiftspriors in • allen Ehren getragen und nach fünfzigjähriger Wirksamkeit dasselbe im Jahre 1169 abgelegt hatte. Rabanus lehnte, wahrscheinlich seines hohen Alters wegen, die angebotene Würde eines 'Abtes zu Kremsmünster ab. Der Ruf und Ruhm des Stiftes Admont wegen streng geregelter Klöster-lichkeit war damals in Deutschland allgemein verbreitet, so daß es als ein Musterstist dessen galt, was man von einer Klostergemeine nach Regel des heil. Benedikt und nach dem damaligen Zeitgeiste forderte. Dieser Ruf war seit lange her schon gegründet durch viele reiche Cdelhcrren, Eüelfräulein und Matronen, welche aus Deutschland, Baicrn, aus der Ostmark und den benachbarten Saalbuch III. 25. •*) „Nftm quibusdam cx nobis timidis et infirmis, ut verum fateamur, nomen Admontensium horrori fuit, quia de confragosis, saxosis et inontuosis locis vestris nihil dulce, nihil jucundum vcl humaunm sc habituros sperabant.“ 442 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. Ländern in die Gemeinden der Brüder und Nonnen in Admont eingetreten waren. Schon seit dem zweiten Zehente dieses Jahrhunderts war der Eöelhcrr Ulrich von Elsendorf Mönch in Admont, und seine Tochter Richizza um das Jahr 1145 Nonne daselbst geworden l *). Durch diesen reichen Herrn war Admont zu bedeutenden Gütern in Elsendorf bei Regensburg gelangt s), und hatte dadurch seinen ausgedehnteren Landesbesitz in Bojoarien begründet, welchen es durch die Spenden verschiedener Landes-eölen erworben hatte. Graf Bertholü von Andechs war mit seiner Gemahlin Hedewik selbst nach Admont gekommen und hatte in Gegenwart vieler edlen Männer, Gottfried von Uningen, Ludwig von Hohenrain, Konrad und Ramueg von Blassenberg, Konrad von Brichsen u. A. auf dem St. Blasien-Altäre einen Spendebrief über Güter und Hörige zu Lachofen, Argarten, Wetilin-heim, Daningen und Mosheim niedergelcgt3). Wieder in Admont selbst schenkte dem Stifte Walchun von Stein Besitzung, Mühle und Hörige zu Elsendorf als Seelgeräth und wegen seiner Schwester Bertha, Nonne in Admont, wobei Zeugen waren Otto von St. Georgenberg, Diepold von Buch, Adalbero von Strechau, Dietprecht von Tichenbcrg, Wolfkrim von Dischoföorf, Wezil der Zimmermann, Otto der Schmid u. v. A. 4). Eben so hatte auch Bernhard, ein Freier von Engilswang, als er seine Tochter Berchta in das Nonnenkloster zu Admont brachte, dem Stifte geschenkt alle seine Allode in Elsendorf, Hof, die Hälfte der oberen Kirche, das Bogteirecht, eine Mühle mit 4 Rädern, zwei Weingärten, in Gegenwart des Herzogs Heinrich von Kärnten, Adel-ram von Url, Mezingoz von Surberg, Eckhard von Muntigel u. A. 5). Walchun von Amerang schenkte mit seiner Schwester dem Stifte Admont ein Gut zu Elsendorf in Gegenwart Heinrichs und Friedrichs von Stauffen, Udalrichs von Stein, Friedrichs von Rechberg, Eckhards von Fiuchten6). Andere Besitzungen erkaufte das Stift durch seine geistlichen Pröbfte in Elsendorf selbst7;. t) »monter Saalbuch II. n. 13. IV. 62-63. 172-173. Urkunden FFF. n. 6. *) Bestätigt schon vom Papste Lucius II. im Jahre 1143: „Praedium apud Bisindorf cum Ecclesia et suis pertinentiis. Saalbuch IV. 18 — 20. Urkunde A—14. 63. 3) Saalbuch IV. 223. «) Saalbuch IV. 229-230. s) Saalbuch IV. 177—178. 6) Saalbuch IV. p. 218. T) Saalbuch IV. pe 178. 210. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 443 Bald nach der Unterwerfung von Mailand be- to8e”re%>r]£ftf! Š gönn das neue Zerwürfniß zwischen Papst Ha- U'/rhärd^m'N-drian IV. und dem Kaiser Friedrich I., — wozu durch 3- ,l6!-das kaiserliche Manifest an die deutschen Stände, daß er von Gott und ihnen, und nicht von dem Papste, das Reich habe, und die Feststellung der Rechte und Regalien des Kaisers nach dem römischen Rechte der Rcchtslehrer zu Bologna (1158), und durch die Gegenerklärung des römischen Stuhles, daß die Kaiserkrone nur ein Lehen des Papstes sey, und das Verbot an alle Bischöfe, den vom Kaiser geforderten Lehenseid zu leisten — der Grund gelegt ivar; den offenen Streit aber die Aufhetzung der deutschen Bischöfe wider Kaiser Friedrich I., die Drohung des Papstes, dem Kaiser das Reich zu nehmen, und die Verbindung mit König Wilhelm von Sicilicn, Kaiser Friedrichs Gegner, und mit den lombardischen Städten (1159) wider Kaiser und Reich zum Ausbruche brachten. In diesem Augenblicke starb Papst Hadrian IV., worauf die kaiserliche Partei den Kardinal Oktaoianus als Viktor IV., die sicilianische Partei aber Alexander in. zum Papste erwählte. Kaiser Friedrich I. zog mit Heeresmacht nach Italien, begleitet von Heinrich Jasomirgott von der Ostmark, und von den meisten Fürsten des Reiches. Der Kaiser, um das Schisma zwischen Papst und Gegenpapst zu endigen, schrieb eine Synode nach Pavia aus, welche jedoch Papst Alexander in. nicht anerkannte und nach Frankreich entfloh (1162). Indessen bedrängte Kaiser Friedrichi, die vorzüglich widerspenstige Stadt Mailand, eroberte und bestrafte sie durch schauerliche Verwüstung. ') (1162). Erzbischof Eberhard I. folgte der kaiserlichen Einberufung nach Italien. Die Einladung, ihn zu begleiten, mußke Abt Gottfried von Admont wegen seiner Altersschwäche und Kränklichkeit ablehnen. Eberhard reiste, nach der Synode zu Friesach im I. 1162, über Brich sen, Trient, Verona nach Cremona, in Gesellschaft deö frommen Bifchofes Hartmann von Drichsen und des hochgelehrten Probstes Gerhoch von Reichersberg. Fest und offen anhänglich dem Papste Alexander Hl., vermieden es diese standhaften Kirchen-hirten mit dem Gegenpapste Viktor IV. zusammenzutreffen, und über Pavia in Mailand angekommen, erklärten sie, vom Kaiser in der Fürstenversammlung aufgefordert, ungescheut ihre Gesinnung; wurden nichts desto weniger von dem edlen Reichsoberhaupte mit *) Moratori, Antiquit. Ital. IV. Dissertatio 48. 444 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Hochachtung behandelt und in Frieden wieder nach Hause entlassen. So erzählt dieses Erzbischof Eberhard I. in einem eigenhändigen Schreiben aus Mailand an den Abt Gottfried von Admont '). Nach der Rückkehr aus Italien verpfändete der Erzbischof "(Jahr 1163) dem Stifte Admont eine etift mi!“1' 3' Salzpfanne im Admontthale um 80 Marken geschmolzenen, und um 20 Marken Bergsilbers — zum freien Besitze und Genüsse, jedoch auf ewige Wiederlösung ohne allen Abzug 2). Zu gleicher Zeit verpfändete Eberhard I. dem Stifte Admont noch rin zweites Salzwerk im Admontthale um 80 Marken reinen Silbers. Dieses hatte aber der hochstiftische Ministerial Wisint von Pongaue zu Lehen, nach dessen Tode erst Admont in Besitz kommen sollte. Der Erzbischof erklärte daher in seiner Urkunde ausdrücklich, daß er die bedeutenden Jahresrenten dieser Salzpfanne nicht als Zinsen für das öargegebene Kapital von hundert Marken, sondern als Seelgeräthe dem Stifte überlassen habe 3). Von dem Jahre 1163 enthalten die Seckauer Saalbücher das Verzeichniß einer reichen Geldspende durch Burkhard von Mureck und dessen Gemahlin Judith, zum Ankäufe vorzüglich von Kelchen und Priesterkleidungen, und zur Besserung und Vollendung der Stiftsgebäude, wofür ihnen Begradnißstätte, geistliche Bruderschaft und Jahresgottesdienst zugesichert worden ist. Damals betrieb und besaß noch das Hochstift zu Hall^nÄ7Sti'ft Bamberg eine eigene Salzquelle zu Hall im Aü-Äomonr. 3- »«j. aiglttthale aus alter Spende her. Das Sieöhaus und die Hofstätten für die hörigen Salzarbeiter standen jedoch bei Rudendorf am Röthelsteinerberge südlich des Ennsflusses, so daß aus der weit entfernten Gegend zu Hall, nördlich der Enns gelegen, die Salzsohle auf Saumpferöen hierher gebracht werden mußte, weil das Hochstift nur allein am Röthelsteincrberge einige Waldtheile besaß. Auf Bitte des Bischofes Eberhard tauschte nun das Stift Admont die bambergischen Hofstätten und Waldtheile südlich der Enns an sich, und gab den hochstiftische» Hörigen ') Hansiz, Germ. Sacr. II. 268. *) Urkunde H H H. 2. Saalb. II. 15. III. 127—128. IV. 64. 3) Saalbuch IV. 64. Urkunde H. H. H. 3. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 445 angemessene Stellen zu Hofstätten, Salzpfannen, Walöantheile, Accker und Weideplätze in der Nähe ihrer Salzquelle bei Hall '). Als die beiden Neffen Gottfrieds von Wie- @ri6. merbm fingen, Friedrich von Landsberg und Friedrich von b^Ssmerilyon Pettau im Grolle, daß er so bedeutende Allode den »0°n £««««# Stiften Admont und St. Peter in Salzburg ge- mmm”®tu632IBä schenkt hatte, ihn befehdeten und an Land und Leuten arg beschädigten, trat der Erzbischof Eberhard I. mit Bischof Roman zu Gurk als Vermittler auf, söhnte die feindseligen Eöel-herren (wahrscheinlich im Dezember auf der Versammlung zu Friesach Z. 1163), mit dem frommen Dynasten von Wieting wieder aus, so daß sie für ihre vermeintliche Beeinträchtigung vom Erzbischöfe und dem Stifte Admont Geldentschädigung, und vom Stifte St. Peter einige der gespendeten Güter und andere Geschenke nahmen 1 2). Weiters bezeigte sich dieser Erzbischof gegen das Stift Admont noch wohlthätig mit Güterspenöen zu Pofarnitz bei Hohenburg, und nachher bei Preisöorf und zu Ebcrstein in Kärnten, mit der Schenkung aller Zehente von Neubrüchen im Reitthale an der Enns; er gab den Stiftsbrüüern Geld, um von der Prob-stei zu Suben in Baiern Güter in Kärnten zu Chulmenz, bei dem Schlosse Hohenburg anzukausen; er beförderte durch Aneife-rung und Zustimmung Güterspenden hochstiftischer Ministerialen an das Stift Admont, so daß Swiker von Dorf seinen größeren Sohn Eberhard auf dem St. Blasius-Altäre opferte, Rudolph von St. Michael sein Gut in der Sölk im Oberennsthale, und Perchtold von Pongaue sein daselbst gelegenes Alloö in der Plan-chenau, mit mehreren Hörigen, zu ewigem Zins dargespenöet haben3). Von dem steirischen Markgrafen Ottokar VII. weiß man, daß er am 25. Februar 1162 in Frie- ö«of«?vn®/ra& sach, in Folge letztwilligcr Anordnungen seiner Tante w"inNa«."Z' Kunegunde, Gemahlin des Grafen Bernhard von ll65‘ Sponheim und Lavantthal, die Spende mit Gütern zu Zidilaren und Werchendorf an der Drau an das hochstiftische Domkapitel vollzogen habe 4) (pro salute animae dilectae araitae Chunegundis, 1) Saalbuch IV. 86-88. 2) Saalbuch II. 272. IV. 231. 3) Saalbuch II. 209. IV. 156. IT. 226-227. IV. 205-206. II. 244, IV. II. 238. IV. 212. 4) Urk. des k. k. g. Archives. 446 HI* Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 it. Chr. uxoris praeclari Comitis Bernhard!); wobei anwesend waren öic Bischöfe Hartmann von Brchen, Roman von Gurk, die Pröbste von Chiemsee, Seckau und Silben, Markgraf Engelbert von Krei-burg, Otto und Wülfing von Kapfenberg, Bernhard von Mureck, Heinrich von Katsch, Friedrich von Pettau und Friedrich von Landsberg. Im Jahre 1163 gab er auf feiner Burg zu Steier dem Stifte Steiergarsten einen Bestätigungsbrief über die ganze Stifts-funöation, und über alle bis zu diesem Jahre dem Stifte zuge-wuchsenen Güter und Rechte, und zugleich eine Warnungsurkunde gegen die überspannten Forderungen der Kastenoö'gte des Stiftes '). Am 19. August 1163 wurde er durch die Geburt eines Sohnes, Ottokars VIII. erfreut “). Die Che Ottokars war lange ohne männliche Erben geblieben, so groß auch seine Sehnsucht darnach gewesen ist. In diesem Wunsche that er an Stifte und Kirchen viele reiche Spenden, und als jetzt der Himmel seinen Wunsch erfüllt hatte, so geht die Sage: habe er im frommen Gefühle der Dankbarkeit die Gründung eines Chorherrnstiftes auf seinem Allode in der alten St. Thomaspfarre zu Vorau, wo in der Römerepoche schon eine Ansieülung gewesen ist, begonnen. Er theilte sein Bor-Haben dem Erzbischöfe Eberhard I. mit, erhielt dessen hohe Billigung, bestimmte die Fundationsgüter und führte eine Chorherrengemeinde von Salzburg herbei unter dem ersten Probste Luitpolt, früher Dechant im Stifte zu Seckau i) * 3). lieber dieses fromme Wert des Markgrafen Ottokar Vll. lassen wir den Stistungsbries selbst sprechen: Etif»unqsdricf»°n Namen der heiligen und ungetheilten Drei- „einigkeit! Ich Otaker durch göttliche Gunst steie-„rischer Markgraf, Allen Gegenwärtigen sowohl, als Künftigen „unseren Gruß. Weil nach dem Zeugnisse der heiligen Schrift „durch reichliches Almosen den Gläubigen die Sünden nachgelassen „werden: so haben wir in den Gefühlen der Furcht und Liebe „Gottes für unser, unserer geliebten Gemahlin, und unseres sehr „geliebten Sohnes Otaker und aller unserer Borfahren Seelen-„heil, unser Herrschaftsgut, Vorau genannt, dem Hochstifte Salz, „bürg mit eigenthumsmächtiger Hand übergeben (potestiva manu), i) Diplomat. Garst, p. 43 — 49. — Caesar, Anna!. Styr. I. 757. — Kurz, Beiträge II. 508—610. *1 Chron. Carstens. apud Rauch et Admontens. apud Pez. II. 189. „Ota-chero Marchioni filius nascitur ejusdem nomlnis XIV. Kalendas Septemb. 3) Dipl. Styr. I. 153 — 154. — Caesar, Annal. Styr. I. 680-683. III. Geschichte ter Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 447 »und auf diesem Herrschaftsgute fromme, nach der Regel des »heiligen AugustinuS lebende Männer, welche daselbst fortwährend »zu verbleiben haben sollen, mit oberhirtlicher Gewalt des ehrwürdigen Herrn Erzbischofes Eberhard I. eingesetzt, welche bei »Gott dem Allmächtigen für unsere und aller unserer Vorfahren »Sünden fürsprechen und bitten sollen. Um aber für die Zukunft «alle Ungewißheit zu entfernen, haben wir für gut gehalten, die »Gränzen dieses Herrschastsgutes mit den eigenen Benennungen »zu bezeichnen, nämlich: von dem Bache, welcher die Vorawe »genannt wird, bis zu einem anderen Bache, die Laven; genannt, »alles, was diese beiden Bäche einschlicßen, was unser Herrschafts- »allod ist, (quod ad nostrum Dominicale spcctat) wollen wir, „daß es zur Pfründe der Vorauerbrüder als vollständiges Eigen-»thum (jure proprietatis) gehören solle; auch alles, was zwischen »der Laven; und der kleineren Tucha liegt; desgleichen soll all' »unser Eigengut vom Ursprünge des Bächleins Lengerskevare bis »in das Ungerland (usque in Ungariam) unter dieser Schenkung »begriffen seyn. Wir haben auch geschenkt alle diesem Herrschasts-»gute benachbarten Alpen bis an den Eerewald (alpes usque, in „Cerwalt praenoininato praedio adjacentes). Damit aber durch »Uebergriff boshafter Menschen der Frieden dieser Diener Gottes «nicht gestört werden möge, so setzen wir fest, daß dieselbe Ge-»meinde in Zukunft von aller Anforderung befreit seyn solle, sol-»chergestalten, daß keiner unserer erblichen Nachfolger irgend einen »Dienst als Bogtrccht (jure advocatiae), von ihnen, oder von »ihren Hörigen fordern solle; sondern sie sollen aus alleiniger »Gottesfurcht und mit Hinsicht auf die künftige Vergeltung unter »ihrem Schutze und unter ihrer Vertheidigung bewahrt werden. »Wir setzen weiters noch fest, daß auf allem unserem Herrschasts-„besitze, und so weit sich daö Gericht unsers Gebiets und unserer »Herrschaft erstreckt, Niemand es wagen solle, von Gegenständen, »welche der genannten Stiftsgemeinde zugetheilt sind, Zoll und »Mauthgefälle zu fordern; sondern die Schaffner derselben sollen »freie Gewalt haben, hin und her zu ziehen, zu führen, zu kaufen, »und zu verkaufen alles, was zum Bedürfnisse des Stiftes gehört. »Sollte es aber, was ja ferne bleiben möge, irgend ein Bischof, »oder ein anderer Prälat wagen, die schon bezeichneten Güter »vom Stifte zu veräußern, oder zu was immer für anderem Zwecke »zu verwenden, so sollen sie ohne alle weitere Verhandlung (omni „altercatione semota) in unsere und unserer Erben Gewalt voll- 448 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr'. „ständig wieder zurückkehren. Auf daß nun diese Urkunde unserer „Schenkung vollständige Kraft habe, haben wir dieselbe mit unse-„rem Sigille bekräftigen lassen. Dieß ist geschehen im Jahre 1163 »zu Fischach, mit Rath, Beifall und Zustimmung Eberhards, des „ehrwürdigen Erzbischofes von Salzburg, seines Oberhirtenamtes „im scchszehnten Jahre, in Gegenwart des ehrwürdigen Gurker-»bischofes, Eberhard, und anderer, deren Namen wir unten auf-„geführt haben. Dieser Verhandlung Zeugen sind die Pröbste „Marquard von Klosterneuburg, Gerhoch von Reichersberg, Wern-„her von Seckau, Adalbert von Berge, Aüelram von Urle, Liu-„told von Hohenstauf, Heinrich von Steinberg (Sternberg?), „Gundacher von Steinbach, Rapoto von Puoten, Heinrich von »Schwarzach, Udalrich von Kranikberg, und dessen Bruder Sige-„sried, Durnig von Werken, Pabo von Surheim, Wilhelm von „Wagingerberg, Karl der Mundschenk, Rudiger Bruder des itiiu „geren Marquard, Gottschalk Skirlink, Hermann von Hagenberg, „Durnig von Sarkenberg und sein Sohn Berthold und andere „sehr Viele." ') üttokar 3,,, Jahre u64 bewährte Markgraf Ottokar Vir. st. Pau!und fortwährend seinen frommen Sinn gegen die vater-%'em. 3 '-ei, indischen Stifte sowohl, als auch gegen Kirchen und Klöster außerhalb der Steiermark. Zuerst schenkte er auf Bitten der Aebtissin Diemuth zu Traunkirchen der dortigen Pfarre alle bisher bezogenen Gefälle. Sodann am 20. Oktober 1164 auf dein Schlosse zu Marburg, mit seiner Gemahlin Kunegunde, gab er einige seiner Ministerialgüter im Lavantthale dem dortigen Stifte zu St. Paul; und zwar die Güter des Dienstmannes Heinrich Griucke zu Edeling, Hof und Kienberg. Abt Pilgrim gab de», Markgrafen dafür zu Lehen das Gut Gamnich mit Weingärten und Rücksässigen, das Gut Melnich und sieben Manfus zu Pulsgau (Pulzka), in volles Eigenthum aber zwei Güter unter dem Schlosse Marburg (sub Castro Marchpureh), vor den Zeugen: Adelrain von ltd, Richer von Pulsgau, Gottfried von Diern-stein, Otto von Steier, Wernher von Hus, Marquard von Linde, Friedrich von Kerschbach, Marquard von Hengist und Richer von Sounea). Endlich fertigte er in seiner Stadt Graeze für das Stift Rein eine Urkunde über die Spende von drei Hofstätten imStaöt- l) Caesar, Annal. Styr. I. p. 758 — 759. Bvrauer UrkundtNbuch I. 1 — 4. -) Urkunde im Johanneum. IH. Geschichte der Steiermark. 3. 1056—1192 n. Chr. 449 theile unter öem Schlosse Graeze gelegen (im ersten Sacke) und mit bestimmter Umgränzung von allen übrigen Wohnstätten abgeschlossen, auf daß sich das Stift in seinem dort erbauten Keller des Weines und aller andern Feilschaften, vom Staötgewirre unbeirrt, gebrauchen könne'). Die Urkunde dieser Spende setzt ausdrücklich bei, daß sie geschehen sey unter dem Oberhirtenamte des gottgelieb-ten Erzbischofs Eberhard I. von Salzburg. Bald darauf zerfiel Markgraf Ottokar VH. als Vn4 Landesherr mit öem salzburgischen Vicedom und jjufei) Hauptmanne zu Leibnitz, so daß er denselben auf dem hochstiftischen Schlosse daselbst hart bedrängte. Erzbischof Eberhard mußte selbst nach Leibnitz kommen, wo drei Tage vergeblich Unterhandlungen gepflogen wurden. Als sich dann der greise Oberhirt fertig machte, mitten durch die Belagernden und Stürmenden allein aus sein Schloß zu gehen, befahl Markgraf Ottokar VII. auf den Rath seiner Getreuen, sogleich von der Bestürmung abzulassen und die Belagerung aufzulösen. Dafür bewies sich aber der Erzbischof edel und rechtlich gesinnt; auf seine Anordnung mußte der Vicedom und Schloßhauptmann dem ^Landesherr« volle Genugthuung leisten * 2). Auf seiner Rückreise nahm ein früher schon im Körper fühlbares Siechthum ungemein schnell überhand, so daß er in das Stift Rein gebracht werden mußte und dort am 22. Juni 1164 zu seinen frommen und hochehren-werthen Vorfahren entschlief. Sein Leichnam wurde nach Salz- Reinerurkunde: ,,Otokar annuento coelesti dementia Marehio Styren-sis — tria curtifera in suburbano c astri Graeze sita certisque termini» a ceteroruin habitaculis distincta — manu potestiva contradidi, delegavi, confirmavi — quatenus exstructo inibi cellario vinum et cetera venalia sua proponentes in turbis licet forensibus imperturbate quietis amice silentio fruerentur. Testes: Udadricus pracfcctus de Graeze et filius ejus Udalricus. Albero de Nourenbcrch. Hartwicus de Glaneke. Frowen de Ortenburc. Engelfrid de Graece.“ — Dipl. Styr. II. 14 — 15. 2) Vita 8. Eberhard! apud Canis. III. P. II. p. 303: ,,qnod c as trum Episcopi vir clarissimus Otacher Marehio eadem tempestate obsede-rat, ministerialem ecclesiae praefectum oppido persequebatur — vix opus compulit advenire antistitem, sine operac pretio triduo res agi-tur, cum demum confirmatus pater proloquitur: jam ecce in castrum meum ascendam, quis obstet? videbo. — Occupat serenissimus Mar-chio, necessaries consulit, obsidionem sine omni pactione solvit, dignum honorem cedit Episcopo; reddidit haec pater, ut ministerialem con-ditionibus satisfacere tandem persuaderent.“ — Hansiz, Germ. Sacr. II. 275. (äjefd;. v. Steiermark. — IV. SQO. 29 450 HI- Geschichte Lor Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. bürg überbracht und dort am 29. Juni zur Grabesruhe beigesetzt '). Dieser oberhirtliche Herr stand an Verdiensten für Christen- und Kirchenthum seinen Preiswürdigen Vorgängern in keinem Stücke nach; im Kampfe zwischen Papst und Kaiser jedoch, wenn gleich dem Ersteren fest anhangend, adelte ihn würdevolle Milde und Achtung vor dem Oberhaupte des Reiches, und in Allein ein so großmüthiges Wohlwollen, daß man ihn vorzugsweise den Vater der Armen genannt hat 2). Aus dem Metropoliten - Stuhle zu Juoavia folgte ihm Konrad II., Sohn des Markgrafen Leopold des Heiligen, bisher Bischof in Passau. Sogleich nach seiner Erhebung eilte Konrad H. zu Kaiser Friedrich I., um als Vasall und Fürst des Reichs dem Reichsoberhaupte die schuldige Achtung zu bezeigen; er ward mit Huld empfangen, erhielt jedoch die Reichsbelehnung nicht, als erklärter Anhänger des dem Kaiser so feindseligen Papste- 3). fiirtt ®“SS sa?ri Der steierische Markgraf Ottokar Vli. (der Leob- günfhr*en'mun“ Nkrchronist nennt ihn: Otakarum — per omnia vi-garn-.-Dec. -«». rum magnum) machte sich hierauf zu einer Fahrt nach Palästina mit mehreren Lanöeseölcn, mit Gebhard von Burghausen, Sigfrid von Liebenau, mit Liutolö von Plain u. v. a. auf, um am Grabe des Erlösers seine Gebete zu thun. Er betrat jedoch damit den Weg zum eigenen Grabe. Denn er starb zu Füns-kirchen in Ungarn am 31. December 1164 4). Sein Leichnam ist in Fünskirchen erhoben, nach Steiermark gebracht und in seiner 2) Admontersaalbuch HI. 36. — Chron. Admont, et Altahens. Anno 1164. — Vita S. Eberhard! I., ibidem p. 303 — 304. 2) Admontersaatbuch III. 36. — llansiz, Germ. Sacr. II. 376 — 377. — Dipl. Styr. I. 153. 3) Saalbuch von Admont III. 36 — 37. *) Chron. Lamb, anno 1118. — Chron. Admont. 1164: „Otaker Marchio de Styra obiit in peregrinatione.“ — Chron. Reichersberg. Anno 1165: „Odoacer Marchio de Styra mortuus est 3. Kalendas Januarii in HUngarin in loco, qui dicitnr Quinque-Ecclesiensis, dum esset in via, in qua ad scpulcmm Domini proficiscebatur.“ — Chron. Salzb. apnd Pez I. — Chron. Garstens. Claustroneob. Lambacens. Austriae apud Ranch II. anno 1164. — Chron. Altahens. apud Oeffele II. 661 : „Otacher Marchio Styriae obiit.“ In Voran wird gefeiert sein Todestag: „De-eembris ultimo -j- Ottokarus Marchio Ecclesiae Vorav. fundator.“ — Necrol. Runens.: „30. Decembris Otacher Marchio Styriae Alias fan-datoris Runensis coenobii consumator praccipuus.“ — Necrol. Seiz: ,,31. Dec. Otakher fundator hujus loci.“ — Necrol. Seccov. 3, Kalendas Dec. Otacher Marchio Styrensis advocatus noster.“ III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Ehr. 451 Lieblingsstiftung zu Seitz beigesetzt worden '). Das erbliche Fahnenlehen der Markgrafschaft Steier ging auf seinen zweijährigen Sohn, Ottokar Vili. über; an dessen Statt die Mutter Kunegunöe den markgräflichen Ambacht trug. Am 25. Juni 1165 war auch Abt Gottfried Ade Gottfncd l. von Admont zu den Latern eingegangen, ein Herr ^ster°wÜrv?na,s von kräftigem Verstände, von ungemeinem Ansehen, nach dem Stande der Wissenschaft damaliger Zeit rufc"' 3: von hoher Gelehrsamkeit, voll Milde und Ernst, und in seiner Stellung vollkommen gewaltig, mit klösterlichen Sitten nach dem Zeitgeiste auch wissenschaftliches Streben zu vereinen und festzu-halten *); wie die vielen tüchtigen Stiftspriester bewähren, welche theils unter ihm gelebt haben, wie Ulrich der Gusterer, die trefflichen Bücherabschreiber: Perthold, Lambert und Gottschalk, theils als Aebte in andere Stifte, selbst nach Deutschland, berufen und überall mit Freuden ausgenommen und getragen worden sind, wie: Bernhard im Stifte Attl, Engclschalk in Buren, Wern-Her in Brül (1140), Günther in Weiherstephan bei Freistngen, Berthold in St. Emeran (1143), Adalbert in St. Emeran (1149), Johann in Göttweih (1156), Ottker in St. Lambrecht (1159), Nabanus in Krcmsmünster (1160), Jrimbert zu Mi-chaclsberg in Bamberg (1160), und sogleich nach Gottfried's Tod Heinrich, Sohn des Grasen Poppo von Gieche, in Müllstaöt (1166), Jsenrik in Biburg (1169) 3). Auch der erste Abt und Mitgründer des Stifts ^5“ zu Ruen, welchem er durch 35 Jahre mannhaft vor-gestanden ist, der kräftige Gerlach von Dunkenstein, ist in diesem Jahre zu Grabe gegangen. — Unter *stcimiIiitf' Abt Gottfried I. gelangte Admont anderweitig noch zu reichlichem ■----------------------- 29* l) Caesar, Annal. p. 169 — 175. Streit zwischen Voran und Seiz um die Bcgräbnißstätte des Markgrafen Ottokar VII. I. 683 — 685. Die Wallfahrt nach Palästina wollte unter anderen Dienstleuten auch der Ministerial des Markgrafen Ottokar VII., Heinrich von Trosmarsdorf, mitmachen. Vor der Abreise trat seine Gemahlin Erentrude als Nonne in das Stift zu Admont, und er opferte deßhalb und unter Bedingung für den Fall seines Todes bei dieser Wallfahrt das Erbgut seiner Frau zu Wiztraba und eine andere Besitzung zu Lava in Oesterreich dem H. Blasius vor vielen Zeugen. Saalbuch IV. 199 — 200. 3) Chron. Carstens, ap. Rauch, p. 21. — Saalbuch III. 28 — 29. 1165. 3) Saalbuch III. 21 - 22. 452 HI. Geschichte Ver Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. Vefitzthume an Gütern und Hörigen. Erhenger, Ministerial des Markgrafen Ottokar VH., und seine Frau Gisela, salzburgische Ministerialin, gaben bei der Aufnahme ihrer Töchter, Benedikta und Elisabeth, und als Seelgeräth Besitzungen zu Tichenberg im Ennsthale und zu Dratenbach bei Jtzinberg und Hermutesberg im Hausrukviertel ob der Enns Pabo von Chinowe opferte seine Tochter Mathilde im Nonnenstift zu Admont mit einer halben Hube zu Mitterberg im Ennsthale mit Erlaubnis seines Lehens. Herrn Markgraf Ottokar VII. “). Leo der Edelherr von Püchel schenkte als Seelgeräth sein Cigenthuin zu Pichlern bei Jrdning 1 2 3 *). Der steierische Ministerial Gerunch von Winchlaren opferte in Admont mit seiner Tochter Richarde ein Gut bei Jrdning ’•). Als Perchtold von Ardning ein Gut auf dem Eselsberge bei Mau-tern dem Stifte Admont spendete, waren Zeugen: Gotto von Leoben, Rudiger von Hagenbcrg, Gunthalm von Bischarn, Gebots von Palte, Sigbot von Lassing, Otto von Duringesöorf 5). Die Edelfrau Gisila von Ossa (Oßach im Ennsthale) 6) gab sieben Mansus Eigengüter zu Mautern an der Liesing und zu Grub im Ennsthale als Seelgeräth durch die Hand ihres Vogtes, Markgraf Ottokar VII., wobei Zeugen waren: Weriganö von Hoheneck, Otto von Teuffenbach, Bernhard von Stutaren, Herranü von Ha-genberg, Meginhard der Kämmerer der Markgräfin, Wezilo von Oeblarn, Friedrich der Silberarbeiter (argentarius), Hartwik und Eckhard, die Schaffner des Markgrafen (Economi Marchionis) 7). Wigand von Maßenberg, Bruder des von dem Markgrafen Ottokar VIL getödteten Heinrich'ö von Maßenberg, gab seine Tochter Adelheid in das Nonnenstift zu Admont mit einem Gute zu Sa-wesdorf am Hessenberge bei Trofaiach; Adelbero, sein Bruder, wurde Mönch, und die Mutter Adelheid Nonne in Admont; wodurch dieses Stift zu Gütern und einer Mühle bei Trofaiach und Seiz im Liesingthale gelangte 8). Kolman von Trofaiach opferte 1) Saalbuch IV. 183 - 184. 2) Saalbuch IV. 140. 3) Saalbuch IV. 143. *•) Saalbuch IV. 139. -) Saalbuch IV. 330. 6) Saalbuch IV. 191. Ihr Gemahl: „Eberhardus liber homo de Oiissa cum uxore sua Gisila.a 7) Saalbuch IV. 215-316. *) Saalbuch IV. MC - 147. IH. Geschichte let Steiermark. Z. 1056—1192 n. Ehr. 453 mit seinem Leibeigenen, Adelger, auf dem St. Blasien. Altäre in Admont sein Gut zu Zucheüol im Licsingthale '). Der freie Mann Gotto von Leoben, Ministerial des Lanöesmarkgrafen, wählte für sich oder seine Gemahlin (im Falle ihres früheren Absterbens) eine Grabstätte in Admont, und gab dafür ein Gut zu Trofaiach; ein Gut zu Nidernüorf bei Leoben schenkte er dem Stifte und nahm es hinwieder zum lebenslänglichen Besitz vor den Zeugen: Otto von Leoben, Liutwalch von Trofaiach, Konstantin von Gösse, Heinrich von Dumersdorf, Gerunk von Leoben, Sigboto von Lassing * 2). Äoloman der Freie von Trofaiach tauschte an Admont eine Mühle bei Traboch und einen Mansus Ackerlandes nach slovenischem Maße um eine Besitzung zu Edling bei Mautern. Zeugen waren dabei: Gotto der Freie von Leoben, Pilgrim der Freie von Kammern, Rudiger von Ardning, Walbrun von Hall, Switker von Dorf u. a. 3). Reginhard von der Donnawitz bei Leoben schenkte dem Stifte zum Besitze nach seinem Tode einen Theil seines Gutes daselbst in Gegenwart deö Markgrafen und vieler Ministerialen, welche Besitzung später von Dietmar von Liechtenstein, von dessen Bruder Otto und dessen Sohn Dietmar vergeblich angefochten worden ist, weil die Zeugen die Rechtmäßigkeit der Uebergabe der Spende bewährten: Liutolö Graf von Plain, Burkard von Mureck, Ulrich von Graze und dessen Sohn Ulrich, Dietmar von Graze, Otto von Kapfenberg, Swiker von Gefting und Dietmar von der Klause 4 *). Mathilde, Gemahlin Wigand's von Leoben, eine andere Freifrau Mathilde mit ihren Söhnen, Günther und Adalbert, hatten sämmtlich in Admont öaö Mönchskleiö genommen und zugleich ihre Besitzungen zu Zukthal und zu Dolach gespendet, welche ersteren nachher an einen Gößer-Ministerial Gottfried für Güter zu Waltenbach bei Leoben vertauscht worden sind 6). Don dem steierischen Ministerial Gerold von Wiharen (Weier) tauschte Admont ein Gut zu St. Benedikten für ein anderes zu Huzen-bühel bei Knittelfeld; von der Ministerialin des Markgrafen Ot. tokar Vii. , Kuniza von Pfaffendorf, erhielt es eine Besitzung in *) Saalbuch IV. 219-220. ") Saalbuch IV. 202. Auf seinem Todbette ließ sich Gotto von Leoben mit dem Mönchshabit bekleiden, und spendete dafür dem Stifte Admont sein Gut zu Gomplach im Liesingthale. p. 220 — 221. 3) Saalbuch IV. 202 — 203. *) Saalbuch IV. 219. 220. 6) Saalbuch IV. ue — 147. 454 HI. Geschichte ter Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. der Lobming, von dem edelfreien Manne Meginhalm von Krame aber ein Alloöialgut zu Oberwels in Gegenwart des Markgrafen Ottokar und der Zeugen: Engelfchalk von Wasen, Konrad von Wolfscck, Herranö von Hagenberg, Richher von Aöelwang, Dietmar von der Klause ')• Durch die Großmuth des steierischen Ministerialen Meginhard und des Liupold von Erlach erhielt Admont Güter zu Huzendorf und in der Pfarre Dechantskirchen *). «Uun°"?n'oc- Besitzungen in Oesterreich zu Würflach, zu Sto-fieneicb. fern an der Pielach, zu Gumfarn* 2 3), zu Geroldsdorf, ouf dem Wartberg, zu Wolfsal und Potfchach, zu Hezimannes-öorf bei Oulsburg, zu Ezeching in Oulstat, zu Stadel, zu Feistritz und am Kremsfluße erhielt Admont durch österreichische und steierische Ministerialen Liupold von Nettesbach, welcher für sich und seine Gemahlin, eine Tochter Gerard's von Glizenseld, eine Be-gräünißstätte in Admont erkor, — Gerunk von Winklarn, der mit seiner Tochter Richarda auch ein Gut bei Jrüning im Ennsthale dem Nonnenstifte zu Admont gegeben hatte, Wolfold von Gumfarn für seine Schwägerin im Nonnenkloster zu Admont, Gottfried von Suanfee, Aöelram von Urle, Liupold Toie zugcnannt, Reginher von Steier, Rudolph von Tuitich für die Aufnahme seiner Tochter Benedikta in das Admontcr Nonnenstift, Oetta von Olisburg für ihre Tochter Adelheid, Nonne in Admont, und Gerhard von Glizenseld, gleichfalls für eine Tochter, Admonter Nonne 4). Noch erweiterte Admont seine Besitzungen in Oesterreich ob und unter der Enns durch Käufe, Tauschhanülungen und Spenden zu Wart bei Ardaker (in Oriente ad Warte juxta Ardacher), in der Wachau durch Heinrich II. Graf von Wolfertshauscn, zu Strel; durch den Stiftsschaffner Ebo, zu Potschach von dem Wechsler zu Neunkirchen, Ellenharö, durch den Stiftsschaffner Willeher, zu Würflach von Liupold von Würflach und durch die Stiftspriester Wernher, nachher Abt zu Prüel, und Günther, nachher Abt zu Weichenstephan, und vom Grafen Liutolö von Plain für A) Saalbuch IV. 144. 149. 221. 2) Saalbuch IV. 20« — 207. 3) Güter zu Gumfarn in Oesterreich hatte Admont schon seit langer Zeit von Ulrich von Stiven für seine Tochter Hazica, Nonne in Admont. Saalbuch IV. 194. '-) Saalbuch IV. 228 — 229.; p. 161 -222.; p. 161. 162. 167. 170. 189. 329.; p. 183 - 184.; p. 198 - 199.; p. 211 — 312.; p. 232. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 tt. Chr. 455 seine Tochter, Nonne in Admont, zu Krems durch Reginher und Adelheid von Krems, zu Arnsdorf durch Truize von Arnsdorf ’), und durch Judith von Kremö bei der Opferung ihrer Tochter Adelheid im Nonnenkloster zu Admont. Der freie Mann Rapoto von Trun (Traun) trat mit Sohn Rapoto und mit Tochter Gisila in Admont ein und gab diesem Stifte alle seine Alloöe zu Jmbri-cheim in der Ostmark2); Heinrich von Gunüransdorf übergab für seine Tochter Judith, Nonne in Admont, einen Weinberg und eine halbe Hube zu Pfaffenstätten im Lande unter der Enns 3). Der steierische Ministerial Gerhard von Glizenfeld wollte in Admont seine Grabstätte haben und opferte vor seinem Tode dahin ein Gut zu Hitzendorf. Sein Sohn Bernhard vollbrachte die Spende, als er seines Vaters Leichnam in Admont beigesetzt hatte, vor den Zeugen: Liutpold von Nietsbach, Gerung und Adalbero von Strechau, Konrad von Fischarn, Gerlach von Lietzen, Wigand von Massenberg. Später genehmigte und bestätigte der Lehensherr Markgraf Ottokar diese Schenkung vor den Reliquien der Heiligen und den Zeugen: Otto von Kapfenberg, Berthold von Hornstein, Hartnid von Raökersburg, Konrad von Scharfenberg, Wolfil von Siebcnek, Gottfried von Neiöeck u. v. a. 4 *). MagnuS von Starkenberg, Ministerial Herzogs Heinrich Jafomirgott, gab durch den Edelherrn Markward von Url (Nobilis vir) ein Gut zu Starkenberg, und sein Schwestersohn Adilbert gleicherweise eine Besitzung zu Adilhartsberg bei Starkenbcrg dem H. Blasius zu Admont s). Als einsmal Markgraf Ottokar VII. auf sei-nem Schlosse Grauscharn (auf der Dürk) im Ober- macr' ennsthale sich befand, gab er, umgeben von Eüeln und Freien, seinen Ministerialen: Heinrich von Husruk, Rudger von Hagen-berg, Otto von Haselbach 6), Herrand, Landrichter von Ennsthal, Otacher von Slierbach, Aüelbert von Winchlarn, Bernhard von Stuttarn, — als Seelgeräthe für sich und seine Vorältern die i) Saalbuch IV. 168. 207.: „Henricus (II., wahrscheinlich Sohn Otto'S II. und Enkel Otto's I.); x. ISS. 161. 170. 190. 301. 326. ') Saalbuch IV. 17». 3) Saalbuch IV. 104. 6) Saalbuch IV. 355 — 256. *) Saalbuch IV. 168. *) Saalbuch IV. ist. 456 m* Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. große Schoberalpe bei Eppenstein an den Gränzen von Kärnten, welche einige Jahre nachher von dein Sohne und Nach, feiger, Ottokar MI., einem gewissen Ulrich, Kupirtal genannt, zu Lehen gegeben, jedoch auf Einsprache des stistischen Güterpropstes zu Aömontbühel wieder zurückgenommen worden ist Auch in der Stadt Enns gab Ottokar dem Stifte Admont eine Stelle zur Erbauung einer Hofstätte mit allen dazu nöthigen Gebäuden zum Aufenthalte der Stiftsbrüder, wenn sie in ihren GüterverwaltungS-geschäften in die Ostmark kommen müssen -). Auf gleiche Weise erweiterte der thätige Abt Gottfried den stistischen Güterbesitz in Sen Thälern der Enns, der Palte und Liesing. Vom Edelherrn Eberhard von Lambrechtshausen, von falzburgischen Ministerialen, Brüdern Arnold und Megingoz, vom During von Waging, Le-hcnsträger der Gräfin Adelheid von Horburg, und vom Hartnid von Radkersburg erhielt Admont Güter und Hörige zu Oberhaus, Gleiming, Dulenberg, Weissenbach, Ramsau und in der Sölk * * 3), vom hochstiftischen Ministerial Maganus ein Gut zu Rute (Reitthal), vom Grim von Jrenthal und feiner Gemahlin Judith Besitzungen zu Sueöling und Gerichsöorf, und zu Gremeshofen im Pongaue, und von Engelschalk von Wasen freien Besitz zu Gun-öachcring im obern Ennsthale vor vielen Zeugen: Konrad von Wolfscck, Konrad von Puchheim, Herrant von Hagenberg, Otto von Ror, Berthold von Lewenstein, Perenger von Kapella, Otto von Grieskirchen, Gudachar von Steinbach, Otto von Volchen-storf, Pillung von Pernstein, Heinrich von Domihinstein, Uöal-schalk von der Klaus, Albert von Kirchheim, Bernhard von Kremsmünster u. v. a. 4). Für Güter zu Jrdning vertauschte Admont feine Besitzungen zu Raewiz bei Prewarn dem Stifte St. Geor- *) Saalbuch IV. 200 — 201: „Quod Marchio de Stira Otacher — tradidit — alpem unam Sc obern vocatam in Karinthia versus castrum suum Eppenstein ea nimirum Justitia, quae his terminis disterminatur: a ne-more Babinbergcnsi usque in Horlach, et de Horlach usque in Chre-nitze, quae proxima est Eppenstein et usque in prata — cum omni militate. Acta est haec traditio in Castro Gruscharen super reliquias 8. Blasii. 1) Saalbuch IV. 168. 3) Saalbuch IV. 137. 139. 230 — 231. „Hardnidus de Rustkersbnrch ab-dicavit litem pro praedio Ramsovve — ante ecclesiam Lnezen. Testes: Ortolf de Waltenstein. Otto Laznichberch. Meginhard camerarius do Laznich. Rapot de Gruscarn. Ortolf alias Caroli de Luozen. p. 212. A) Saalbuch IV. 140. 225 - 226. 252. HI. Geschichte Ut Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. 457 gen am Längste in Kärnten *). Der Freie von Hagenberg, Rüdiger, schenkte dem Stifte ein Eigengut zu Semen im Ennsthale, und der Freie Mazelin von Timmersöorf eine andere Besitzung ebendaselbst vor den Zeugen: der Freie Adalrich von Graze, (Sotto der Freie von Leoben, Reginher von Steier, Pilgrim von Kapfenberg, Gottfried von Wolskersüorf, Peringer von Rust * 2). Hartniö, der Sohn Richers von Radkersüurg, schenkte als Seelge-räth eine halbeHube zu Siegstorf im Paltenthale 3). Eine edle Matrone, Friderun, vertauschte ihre Besitzungen zu Mautern an der Liesing um Aömontische Güter zu Domlach 4). Richard und Ztoian, sein Nachbar zu Edlingen bei Mautern, gaben Güter eben daselbst 5). Von der freien Frau Trute von Kammern und dem freien Markward von Ruzelendorf erkaufte Admont Besitzungen zu Kammern 6). Willibirge von Graze, Ministerialin deS Mark-grafen, trat mit ihrer Tochter in das Nonnenkloster zu Admont und opferte zugleich ihr Gut zu Hafning bei Trofaiach 7). Eine Frau und Lehenströgerin der Edelherren von Kapfenberg, Jr-mingarü, gab dem Stifte Admont ebenfalls ein Gut zu Kammern8). Für ein Gut zu Tiffen (Tiuvene) in Kärnten gab Poppo, der Ministerial Engelberts des Weißen, Grafen von Görz, dem Stifte Admont eine Besitzung zu Liesing 9). Heinrich, ein falz-burgifcher Ministerial, verkaufte sein Gut zu Traboch vor Aribo von Ramesteine, Gotti von Trofaiach, Pernhard von Stuatern, Herrand von Hagenberg, auf welches später sein Sohn Heinrich im Convente zu Friesach entsagen mußte, — vor Otto von Tiuoene und dessen Vasall (Miles) Walchun 10). Zwei Ministerialen i)t$ Hochstifts Salzburg nahmen in Admont das Mönchskleiö und ga- >) Saalbuch IV. 156. Admont hatte vom Stifte St. Georgen am Langsee und von dem Münzmeister Adalbert in Friesach (Monetario) Besitzungen zu Pals und Engclbaldesdorf in Kärnten gekauft. =) Saalbuch IV. 141. 204. 218. s) Saalbuch IV. 224. '*) Saalbuch IV. 140: „Quaedam Malier nobilis Friderun/1 5) Saalbuch IV. 150. 6) Saalbuch IV. 140: „Truta de Chamcr. — Marowart liber homo do Rucelindorf.“ 7) Saalbuch IV. 145 —146: „Hobam unam ad Havenaren.“ 8) Saalbuch IV. 204 — 205. 9) Saalbuch IV. 145: „Poppo ministerialis Engilberti albi comitis de Goerz.“ 10) Saalbuch IV. 148. 458 m. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Cbr. ben dem Stifte ihre Güter, vier Höfe zu Trofaiach, zu Eich bei der Liesing, zu St. Waldburgen, und zwei Mühlen mit 4 Rädern siunmt allen Leibeigenen zu einem Jahreszins von drei Pfennigen *). Ein Freier und Cleriker, Reginhard, spendete als Seelgeräthe seine Al-loöe zu Guezheim im Pelsthale und zu Trofaiach, auf welche nach, her Wülfing von Kapfenberg vergebliche Ansprüche erhob * 2). Als der Freie Gotto von Leoben, Heimbert von Leoben, Suithart von Kulm 3) und Hartnid, salzburgische Ministerialen, die Eöelherren Gotschalk und Dietrich von Krotendorf, und der freie Mann Eberhard vonOusia (Ofsach) mit seiner Gemahlin Gisela dem Stifte Admont Eigengüter und Lehen spendeten zu Domlach und zu Gomplach im Liesingthale, zu Goggendorf (bei St. Stephan an der Brücke)4), zu SelSnitz, zu Stainz und zu Krotendorf: so erschienen dabei alS Zeugen, Otto von Leoben, Friedrich und Adelbert von Liestnich, Kalman von Trofaiach, Engilbert von Stade, Engilbert von Gu-zindorf, Berthold von Ardning u. v. a. 5). Durch Kauf und Tausch gewann Admont Güter in der Lobming von Ulrich von Kainach und einer Freien, Schwester des oben genannten Clerikerö Regin-hard, zu St. Benedikten bei Knittelfelö durch den Gößer Dienstmann Wargart von Bites (Veitsberg?), durch Hemma von Scha-chenöorf 6). Der freie Mann Wals von Glin (Glein) trat in das Stift Admont als Mönch und schenkte demselben eine Mühle in Glein bei Knittelfcld, und zwar mit einem salzburgischen Dicnst-manne, Gottfried, welcher dem Stifte sein Gut zu St. Lorenzen bei Lista schenkte 7). Der Edelherr Amalrik von Chalmünz und der Dienstmann Otto's von Lengenbach, Sigihard, schenkten dem Abte Gottfried in Admont Güter zu Oberwinden am Rottenman-nertauern, und Gottfried von Dirnstein entsagte seinen Ansprüchen auf Admontische Güter in Pols s), vor den Zeugen: Gottfried Saalbuch IV. 148. 2) Saalbuch IV. 145. 3) Saalbuch IV. 151: „Pro filia sua Tudita, quam monastericae profession! ibidem obtulit.“ *) Saalbuch IV. 149: „Gogendorf juxta pontem 8. Stephani.“ b) Saalbuch IV. 143. 151. 230 — 231. *) Saalbuch IV. 143. Oudalrich de Chaina. — 144. 150. Wargart de Vi-tes. — 143. 313. 7) Saalbuch IV. 150. 8) Saalbuch IV. 141. P. 235. 17Q. 233. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 459 und Sigfrieö von Denzach, Liupold von Schäufling, Pilgrim von Kapfenberg, Walther von Grazlup. Ein gewisser Dazarich, Höriger des Eöelherrn Aöelrain von Feistritz, nahm mit seinem Sohne Reginwarü das Mönchskleid in Stömont und opferte zugleich ein Gut zu Riezendorf bei Knittelfeld (Ricendorf) '). Die Güter zu Gurzheim im Pülsthale erweiterte Abt Gottfried durch Spenden von hochstiftlichen Ministerialen: Bruno von Pelsa, Hartwik, Gertrude und Gotebrod, und dem Freien Dietbranö, dann von Adelheid von Potenstcin für ihre Tochter Kunegunde, Nonne in Admont * 2). Ein falzburgifcher Ministerial Helmbert, und Engil-ram, der freie Mann von Pols, nahmen den Mönchshabit in Admont, und opferten zugleich ihre Besitzungen zu Percha, Balsich und zu Puchel 3 *). Luitold Graf von Plain schenkte dem Stifte Admont als Seelgeräth ein Gut zu Noßnitz bei Seckau, ein Gut und eine Mühle zu Traboch, und sein Dienstmann Ulrich, seine Gemahlin Engelmut, eine Ministerialin des Markgrafen Ottokar VH., die Sohne Ulrich und Altmann und ihre Schwester Willbirga — alle zusammen im Stifte Admont als Klosterbrüder und Nonnen — opferten ihre Besitzungen mit allen Hörigen zu Traboch, St. Benedikt bei Knittelfelö, Auera, Proüol und Rag-nitz in der untern Steiermark *). Der Kaufmann zu Graze, Ber-thold, verkaufte dem Stifte Admont um zwölf Mark Silber sein Eigengut zu Ponik und ließ es durch den Edelherrn Switker von Göfting übergeben 5). Eberhard von Leibnitz nahm auf dem Toü-betle das Mönchsklcid und gab dafür dem Stifte Admont ein Gut zu Freidorf (Friöorf); und ein falzburgifcher Ministerial als Mönch und seine Frau Liukaröe als Nonne in Admont gaben diesem Stifte ihr Gut zu Lang (Lonch) 6). Auch die Admontischen Besitzungen in Kärnten, vorzüglich in der Gegend um Friesach, wurden unter Abt Gottfried I. bedeutend vermehrt. Bon dem salzburgifchcn !) Saalbuch IV. 144. -) Saalbuch IV. 141. 143. 313. P.. 145. 161 — 163. 3) Saalbuch IV. 188. *) Saalbuch IV. 309. P. 147 — 148. P. 148 - 149. 5) Saalbuch IV. 143 — 143; „Pcrchtoldus Mercator de Graze vendidit cenobio praedium suum apud Ponich et delegavit per manum Switgeri nobilis viri de Gcstnich.“ «) Saalbuch IV. 149. 306. 460 m. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Ministerialen Ludwig erhielt damals Admont Besitzungen zu Gus-sendorf, und von der Ministerial,'» Mathilde und ihrem Sohne Besitzungen zu Gutenbrunn und zu Rapotendorf Für Güter zu Baierdorf bei Katsch tut obcrn Murthale vertauschte Erzbischof Eberhard I. dem Abte Gottfried Besitzungen zu Guttaring, am Gurnizbache, zu Stadel und am Zezzenberge im Beisein der tarnt» nerischen Ministerialen r Rudolph von Tuensberg und seines Sohnes Rudolph, Bernhard von Tuensberg, Gottfried von Hornberg und Reinher von Osterwitz *).■ Dazu fügte der salzburgische Ministerial Sigefriü in seinem Testamente und alö er auf dem Sterbebette das Mönchskleid nahm, Grund und Boden zu Ecke bei Hoholdisberg am Berge Zezzen vor den Zeugen: Eberhard der Freie von Trahe, Sigmar von Leibnitz, Konrad von Rorbach, Luibald von St. Waldburgen, Sigiboto von Ponheim, Berthold von der Vorstadt (Unterstadt, de suburbano Frisaci) Friesach * * 3). Ein Cleriker, Namens Rueübert, salzburgischer Ministerial, gab an Admont durch den Edelherrn Megingoz Zazan (Nobilis viri) ein großes Allodialgut am genannten Zezzenberge 4). Otto, Ministerial des Herzogs Heinrich von Kärnten, nahm das MönchS-kleid in Admont und schenkte zugleich sein Herrschaftsgut zu Rudolphsdorf bei Michrlendorf durch Sigharö von Frieberg seinen Mitministerial 3). Durch Käufe und Spenden erwarb Gebhard, der stistische Schaffner, am Zezzenberg und in jener Gegend umher Kirche, Friedhof und Besitzung zu Michelndorf, durch Ulrich von Plassowe Güter zu Frezzen, weiters bei St. Johann am Zezzenberg, zu Brežin und Potofsach, so wie von dem Hochstiftskapitel zu Gurk für Grund und Boden zu Glödnitz andere Besißun- *) Saalbuch IV. 147. P. 224 — 335. *) Saalbuch IV. 157 - 158. 3) Saalbuch IV. 231. '*) Saalbuch IV. 165 — 166. Spätere Ansprüche der Verwandten auf dieses Gut wurden auf einer Versammlung auf dem Schlosse bei Leibnitz ausgetragen. Testes: Marchio albus. Egino de Sliphes. Gotfridus de Wietingen. Fridricus de Pettowe. Fridrich de Lonsberch. Ekkihardus de Tanna. Wichpoto de Catsh et frater ejus Ottoi Albero de Hohen-burch. liiupoldus de Walde. P. 167. Noch etwas später: Testes: Hermanus dux (I. 1161—1181). Rouzi, judex de Frisaco. Hein-rieus monetarins. Pernhardus de Guruiz. Arnoldus de Chriwieh. Cliuono de Friberch. Reginherus de Mansperch. Otto cum brachio de Albeke. Swiker de Holen burc. Gerloch de Truchsen u> v. a. s) Saalbuch II. 234., IV. 209 — 210., II. 169: „Eppo de Nebois frater II. Gotefridi de Wietingen ministerial,'s 8. Rudberti dedit ccclesiae 8. Blasii duos mansus juxta Wietingen.“ III. Geschichte ver Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 461 gen zu Hizemarrksdorf *) vor den Zeugen: Herzog Hermann von Kärnten, Walbrunn von Raminstein und dessen Vasallen fvieö und Berthold, Konrad von St. Thomas, Walchun von Krä-gwitz, Gebhard von Friedberch, Herrmann von Altinhofen u. v. a.i) 2). Nicht nur fest beisammen hielt, sondern auch an- ZUrW'Lmern-sehnlich vermehrte Admont seine Güter in Baiern, wo es von Heinrich Spann, Dienstmann deö Markgrafen Diepolö von Vohburg, das Gut Leutoldesdorf, von Hadewik Witwe Adalberts von Seginbach Gut und Weingärten zu Eichenberg und bei Owenthal, von Berthold von Hadbrettesbrunn eine Hofstatt eben daselbst, von Sigifried von Liuzelftetten zwei Huben zu Hadebrr-teshausen und Chemenatcn, von dem Freien (Serunt von Salman-nesliten zwei Höfe zu Biburg bei Gegenbach im Sundergaur erworben hatte 3). Als Graf Otto II. von Walfrathausen seine Tochter Agnes in das Aümonter Nonnenstift brachte, opferte er daselbst Güter zu JmzineSdorf, Frustingen, Eselwank, Ralingen und Kromberg. Die Freien Otto von Jringesburk, der seinen Sohn Otto in Admont opferte, und Liutprand von Hohestetten, der selbst das Münchskleid nahm, spendeten an Admont Besitzungen zu Walden, Bergen und Wilbach 4). Die Aümontischen Besitzungen in Tyrol, zu WermbrechtSbrunn, Ambach und VolderS im Jnnthale vermehrten sich durch die Spenden des Freien Adalbero von Morlbach, Heinrich's I. Grafen von Wolfrathshausen, Bischofs von Regensburg, und Heilika's, einer freien Matrone zu Volders 5); welche Güter jedoch größtentheils bei dem Vergleiche wegen der Salzpfannen zu Reichenhall an die Grafen von Andechs wieder abgetreten worden sind. i) Saalbuch IV. 157. *) Ebendaselbst. 3) Saalbuch IV. 310 — 211. 177 — 179. 180. 181. 182. 183. F.F.F. 10. (Urkunde.) Herzog Heinrich von Ravensberg gab dem Stifte Admont auch ein Lehen zu Halle (im Lande Oesterreich). Saalbuch IV. 167 — 168. *) Saalbuch IV. 167. 179. 182. Auch der freie Mann Gcbolf von Ascheringen opferte in Admont für seine Tochter Gertrude, Nonne, ein Gut zu Fra-dalsdorf; — Potto und Walther, die Freien von Berthericheshusan, gaben für ihre Schwester Touta, ebenfalls Rönne in Admont, Güter, Zehente und Bogtrecht über die Kirche. P. 180. *) Saalbuch IV. 182. 462 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. ÄM Leibeigene, als ewig Zinspflichtige und Hörige, „hielt in dieser Zeit das Stift Admont beinahe bei allen obengenannten Gütererwerbungen, als auch für sich allein gegeben. So gaben Berchta von Mennache den Adalbert und seinen Sohn zum jährlichen Zinse von 5 Pfennigen, Adelheid von Kurzenkirchen in der Lasingcrpsarre neun Leibeigene zum Jahreszins von 5 Pfennigen, Gisila von Ouffa die Leibeigenen Gertrude und Hademut von Zezenberg zum Jahreszinse von 5 Pfennigen '), Noppo, salzburgischer Ministerial, sieben Leibeigene zum Jahreszinse von 3 Pfennigen * * 3). Dem Erzbischof Eberhard I. wurde das Ze-hentrecht des Stiftes Admont im Lungaue verdächtig gemacht, so daß er sich veranlaßt fand, die Ausübung desselben dem Stifte zu verweigern. Es kam zum offenen Streite, welcher auf einer Prälaten-Versammlung zu Ankorn im Lungaue selbst dahin entschieden worden ist, daß das vollständige Zehentrecht auf allen schon bestehenden Gründen und auf allen Neubrüchen in jenem Gaue dem Stifte Admont für immer eigcnthümlich zugehöre3). Dagegen konnten die Zehente tm Gaiz-zerwalde, welche durch den Erzbischof Gebhard zum Funöations-gute von Admont gehörten, unter dem Erzbischöfe Eberhard I. noch nicht vollständig errungen werden. Die Zehente in der Kieneinöde und im Gaizzermalüe sollten nämlich nach dem Aussterben der Grafen von Sunliburg, welche dieselben vom salzburgischen Hochstifte zu Lehen trugen, an Admont gelangen. Unter Erzbischof Konrad I. starb der Mannesstamm dieser Grafen aus und auf die Erinnerung des stiftischen Schaffners Reginhart wollte der Erzbischof die Sache in Verhandlung nehmen. Weil jedoch Abt Gottfried, durch Krankheit verhindert, sich dazu nicht einfinden konnte, gab der Erzbischof die Zehente weiter zu Lehen dem Grafen Otto von Wolfrathshausen; und erst unter Abt Luitolö (1165 bis 1171) sind sie in das Eigenthum des Stiftes gebracht wor- *) Saalbuch IV. 215. 230. Testes: Rudigerns de Hagenbercli. Walehnn de Sewen. Fridrich de Halle. — Arbo de Oblach. Pabo de Wizinbach. Sifridus de Sylva. Ruotprecht praeco. Haidunch de Lengindorf. -) Saalbuch IV. 214. 3) Saalbuch IV. 157-158. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 463 öen 1 *). Von dem Erzbischöfe Eberhard I. endlich erhielt Admont auch Grundstücke zu Weng an der Pols (St. Agatha in Weng, oder Schloß Zelmng), welche bisher Ulrich Graf von Hunenburg zu Lehen getragen hatte “). Bei dem Tode seines Vaters war Markgraf Ottokar VIII. kaum noch dritthalb Jahre alt. Das 2-°-- crbliche Reichssahnenlehen der Markgrafschast Steter M»«'" war zwar auf ihn übergegangcn; jedoch seine Mut-ter KuncgUnde mußte die Verwaltung der Mark in 3' “65-seinein Namen führen. Markgraf Ottokar VII. hatte in seinem Testamente aller seiner frommen Stiftungen und jener religiösen Institute, deren Kastenvogtei er getragen hatte, mit frommen Legaten, insbesondere aus seinen Kostbarkeiten gedacht. In einer Urkunde 18. September 1166 im Markte Hartberg versichert die Markgräfin Witwe unter Anderem Folgendes: »Markgraf Otto-»kar VII. hat in seiner letztwilligen Anordnung seinen sechs Markten schweren goldenen Trinkpokal brechen, unit als Seelgeräthe »stückweise mehreren Stiften zutheilen lassen. Eine Mark Goldes »kam nun davon öen Chorherren auf Seckau zu, welche sie zur »Kirchenbeleuchtung, zu anderen Bedürfnissen des StifteS und zum »Ankäufe eines zinsträglichen Eigenthums verwenden wollten. Sie »fügten daher noch dazu einen mit Edelsteinen geschmückten, eine »Goldmark schweren, von Purkhard von Mureck und dessen Ge-»mahlin Judith gespendeten Gürtel, sechzehcn Silbermarken im »Werthe, und kauften dann von einem Wechsler Eberhard einen »Hof an der Vischach in der Ostmark mit der jährlichen Burg-»rechtsgabe von 40 Pfennigen an den steierischen Markgrafen, mit „dem Freirechte jedoch, in der Ebene am Vischachbache umher — »nach Gefallen Aecker, Wiesen, Baumgärten, Fischweier u. dgl. »anzulegen; wofür sie stets des verstorbenen Markgrafen, seiner „Gemahlin und des Sohnes, Ottokar Vin., in frommen Gebeten „gedenken sollten. Diese Handlung wurde vollführt zu Vischach »selbst vor Balduin, dem markgräflichen Schaffner, During von „Starkenberg, Jsinger von Muettenstorf, During von Stein, „Thiemo und Bertholö von Rotengrub, Ingram von Wittendorf,. l) ESaatbud) IV. 123 — 123: „Decimam de Gaizerwalde et de Chienainote, quam dicunt consuetudinariam.“ Z) Saalbuch IV. 200: „Pratum ad Wangen ultra Humen Pelse.‘ 464 in. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. 6l>r. „Ebermann von Salchenau, Heimo von Wien. Bei Ausstellung «der Urkunde in Hartberg hatten als Zeugen unterschrieben: „Heinrich Brys oder Prüeschenk, Erchenbrecht von Mosbach, Got-„schalk von Reutberg (Ritperch), Otto von Stubenberg mit fei-, --nem Sohne Wülfing, Wülfing von Kapfenberg, Gunöacher von „Steier, Ortolph von Waltenstein, Albrecht von Eppenstein, 211-„6er von Dunkenstein, Otto von Furth mit Otto seinem Sohne, „Otto und Ebo von Heimburg, Meginhard von Hutzendorf und „Heinrich von St. Gallen u. v. a. ’)•" Der neue Salzburgische Metropolit, Konrad ». tontesecritufch^ roor ein finsterer und ungemein herrischer Mann. «ÄtXi» Er hatte vom Kaiser die Regalien über Salzburg smrad». 3. lies. ^tj(jgen xgmisch-deutschen Reichs nicht erhallen, weil er durch geheime Bedingungen vom Domkapitel bei der Wahl gebunden, auf des Kaisers Forderung vom Papst Alexander ill. nicht lassen wollte, welchen, als den Aufwiegler der Longobarden, der Kaiser im neu entflammten Hasse nicht anerkannte. Dagegen aber belohnte dieser Papst die Anhänglichkeit des Erzbischofs mit dem Pallium (im März 1165) 1 2). Diese vermochte nun nichts weiter zu erschüttern: nicht die Erklärung fast aller geistlichen Reichsfürsten für den Gegenpapst Paskal ill. auf dem Hostage zu Würzburg; nicht die Abweisung auf der Reichsversammlung in Nürnberg (14. Februar 1166), Bitten und Warnungen des Bruders, Herzogs Heinrich von Oesterreich; nicht seine Absetzung und die Aechtung im Fürstengerichte zu Laufen (29. März 1166), und die Dertheilung aller hochstiftischen Lehen an Edle des Reichs und der Marken in Oesterreich, Steier und Kärnten durch dasselbe Fürstengericht; nicht Beraubung aller hochstiftischen Besitzungen durch die Pfalzgrafen von Baiern, die Grafen von Plain u. a. tut Salzburger Gebiete, durch Herzog Hermann I. in Kärnten, und durch die landesfürstlichen Ministerialen aus der Steiermark, gegen welche er die unerschütterliche Hoffnung und das flammende Gefühl im Herzen trug, es Allen einst bitter zu vergelten. „Mein ist die Rache.' Ich will vergelten!" 1) Johanmumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 154 — 156. *) Saatbuch Ul. 27. — Luch Stiftehandschrist N. 475. p. 24. — Hansiz, Germ. Sacr. II. 277 — 279. — Rach einer Johanmumsurkunde für das Stift St. Paul scheint Erzbischof Konrad II. am 30. Lug. 1165 eine Synode in Friesach gehalten zu haben. (Actum in loco Frisacensi.) III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Ehr. 465 war sein Wahlspruch '). Wiederholte Nachstellungen auf Person und Leben, und die Flammen, welche am 5. April 1167 St. Peter's uralten Dom und seine Metropolitenstaüt verzehrten * 2), — zwangen ihn endlich, hier alle bisher eifrigst oollführten 3) o6m priesterlichen Verrichtungen aufzugeben. Er entfloh aus dem Gebiete und lebte abwechselnd auf seinem Schlosse zu Friesach und im Stifte Admont4), während er von da aus ununterbrochen mit geistlichen Strafen und dem Bannflüche, aber auch durch viele und mächtige ihm noch ergebene und anhängliche Ministerialen mit bewaffneten Wehrmänncrn seine Person schützte und die Hochstiftsgüter unerschrocken vertheidigte 5). Im Jahre 1165 ist in Admont, nach Ableben neue@°"!insärn-des Abts Gottfried L, der Priester Liutolü zum Abte erwählt worden, ein junger Herr, in frühe-ster Jugend schon als Schenkling, und der einzige 3"ll66, Sohn von seinem Vater, dem Carantanischen Eüelherrn Reginher von Tavernich, auf dem St. Blasienaltare in Admont geopfert6). Später zogen sich auch seine Aeltern, der Vater als Laienbruder, und die Mutter, Petrissa, (ein Eöelfräulein aus dem Geschlechte von Feistritz) als Nonne, in öaö Stift Admont zurück. Bei dieser Gelegenheit hatten diese Beide, dann auch Gebhard von Tavernich, Reginher's Bruder, und die Schwiegermutter, Judith (Judita nobilis matrona de Wstriz) 7), welche ihre andern zwei Töchter, Wendelburga und Kunegunde, als Nonnen in Admont opferte, ungemein großes Besitzthum, zwei und dreißig Huben im nordwestlichen Kärnten tut Möllthale, zu Großkirchheim, Tavernich, Zu- Chron. Altah. Abbas Formbac. apud Oeffele I. annis 1166 — 1168. — Saalbuch III. 27. Mannspt. N. 475. p. 24. — Hansiz, ibidem, p. 280. — Dalham, Concil. Salisb. 77. -) Saalbuch III. p. 28. - Chron. Altah. Anno 1167. ») Saalbuch III. p. 37. 4) Saalbuch III. 38: „Hia tribulationum pressuris ilium circumquaque quatientibus in Admontense monasterium sese continue privatim et familiariter rccipiebat, ibique a tumultibus secularibus quantumcunque respirabat.“ 5) Saalbuch III. 28. — Manuscr. N. 475. p.24—25. — Hansiz, ibid, p.280. 6) Saalbuch III. 29: „Nam admodum parvulus a patre suo et matre, in-genuis et nobilibus, Domino ibidem fuerat oblatus.“ — Manuscr. N. 475. p. 25. 7) Saalbuch II. 252: Ihr Sohn Liutold war auch in der Steiermark in der Lobming begütert. IV. Dd. - Gesch. $. Steiermark. 30 466 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. bhr. moltsberg und zu Glodniz dem Stifte gespendet '). Gleichzeitig auf dem Schlosse zu Friesach hat ein anderer Reginher von Ta-vernich, Ministerial des Markgrafen von Steier, vor seiner Pilgerfahrt nach Palästina dem Stifte Admont geschenkt eine Taferne und zwei Huben zu Glödnitz imGurkthale; und auf einer ansehnlicheren Versammlung im Nonnenstifte zu St. Georgen am Längsee spendete er dem Stifte ein Grundstück zu Chronke vor Heinrich I., Bischof von Gurk (I. 1167—1174), Domprobst Roman von Gurk, Herzog Herman von Kärnten, Pilgrim, Abt zu St. Paul, Otto von Buch u. v. a. Bald darnach sind diese Ad-montischen Besitzungen in Großkirchheim vermehrt worden durch Spende und Kauf von Engelbert Hl. Grafen von Görz, und durch die Bcrzichtleistung Otto's von Rechberg, seines Schwestersohnes, so daß dadurch die ganze Villa zu Sagritz ein Eigenthum des Stifts Admont geworden ist i) * 3). Auch die Kirche St. Dionysen bei Bruck besaß eine Hube zu Großkirchheim in Kärnten, welche jetzt das Stift Admont mit Zustimmung des Pfarrers Elwin und des Schirmvogtes Liutold an sich gekauft hat4). Im Jahre 1166 ist der Aömontifche Stiftspriester, Heinrich, als Abt nach Müll-staöt in Kärnten berufen worden. Er war ein Sohn Poppo's Grafen von Plassenburg und dessen Gemahlin Chuniza von Giecheburg, oder von Gieche. Er hatte diesen Sohn in Admont geopfert mit Huben und Hörigen zu Schowenburg und zwei Ur-fahrten am Drauflusse in Kärnten, als er im Begriffe stand, mit Kaiser Konrad W. die Kreuzfahrt nach Palästina anzutrcten, und mit gewissen Bedingungen, wenn er lebend nicht wiederkehren sollte. Dieses geschah nun auch; worauf sein Bruder, Bcrtholö Graf von Plassenburg, die Spende sogleich erfüllte. Gerlach von Truch-fen entriß jedoch dem Stifte einen Theil der bezeichneten Besitzun- i) Saalbuch II. 152. 15.3. IV. 155 - 156. Diese Besitzungen, später ansehnlich vermehrt, bildeten die Admontische Probstei Kirchheim (Praepositura Chirehaim), welche stets von eigenen Klosterbrüdern verwaltet worden ist. Codex Praediorum Admontensium. C. n. 678. *) Eaalbuch II. 239. IV. 212 -213.; II. 235: „Facta est traditio apud monasterium S. Georgii in Karinthia.“ — Bischof Heinrich I. zu Gurk war früher Abt zu St. Peter in Salzburg. Chron. Admont. Anno 1167. — Chron. noviss. 8. Petri, p. 238. XII. 3) Saalbuch II. 250 — 251. 252. 253. 4) Saalbuch II. 253: „Accesserunt Testes: Liutoldus de 8. Dionysio. Herrant de Haginberge. Otto de Liuben. Pilgrim de Mourze. Albert de Liestnich. l’abo de Chinowe. Wigant de Massinberch. Gerunch de Gurzhaim, ministerialis Marcliionis de Styre“ und noch viele Andere. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 46 <( gen, unter dem Vorwände, er habe sie als Lehen vom Grafen Poppo inne gehabt '). Im Anbeginne des Jahres 1167 war der ver- ßw- ®°nrai u- fdjddjtct auf einer folgte Metropolit Konrad II. in Friesach auf ei- N"°AdmönMch-nein hochstistischen Hofe, wohin auf seinen Ruf, wie Mnae^enbciten. zu einer Synodalversammlung, gekommen waren der salzburgische Domprobst Hugo; Heinrich, Abt zu St. Peter; Dom-probst Roman zu Gurk; Probst Ulrich von Kiemsee; Albert, Erzdiakon zu Friesach; Ulrich Graf von Huninburg; Eberhard von Trah; Friedrich von Pettau; Friedrich von Landsberg; Heinrich von Siestorf; Wilhelm von Wagingenberg; Pabo von Herdingen; Rachwin von Schellenberg; Rudiger von Grazluppe u. v. a. Mathilde, die Tochter Alberts, Richters zu Friesach, und Gemahlin des erzbischöflichen Kämmerers Bernhard, hatte dem Stifte Admont theils als Seelgeräthe, theils für den lebenslänglichen Unterhalt ihres in Admont aufgenommenen, erblindeten Sohnes Albert, mehrere Güter zu Eichen, Altenhofen, Kapellen, Unterberg, auf dem Techingenberg, zu Gutenbrunn und Rapotendorf (in Kärnten und in Steiermark gelegen) sammt einem Hause in Friesach gegeben. Vor der bezeichneten Versammlung ließ nun Konrad II. entscheiden: ob ein hochstistischer Dienstmann befugt sey, Güter, welche er aus dem Ertrage seiner hochstistischen Lehen erworben habe, ohne Wissen und Bestätigung des Erzbischofs zu verschenken (oder frei und ungehindert damit zu verfügen) ? Die Versammelten verneinten dies einstimmig. Die ganze Spende wurde daher wieder erneuert, und von dem Erzbischöfe in einer eigenen Urkunde und mit Siegelfertigung bestätigt B). Im Laufe des Jahres 1167 erhielt Admont von dem salzburgischen Lehensmanne Albert von Luntschern ein Gut zu Lunlschern im OberennSthale. mit der Bedingung, daß er, im Falle seines Todes 1168, ohne Leibeserben, Theil an der Admontischen Brüderschaft habe; und wo er immer werde gestorben seyn, sein Leib in Admont zur ______________________ 30* ‘) Saalbuch II. 155. Die Reihenfolge der Grafen von Plassenburg ist folgende: Berlhold I., I. 1056; Arnold II., dessen Sohn, Graf im Sundergaue, I. 1090; Popp» I. von Plassenburg, 1.1149; sein Sohn Heinrich, Mönch in Admont, und dann Abt zu Müllstadt in Kärnten. 2) Archivsurkunde A. 11.— Saalbuch III 130. Acta sunt haec anno 1108 (besser 1107) II, Nonas Marcii in palatio Frisacensi. 468 Hl. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 n. Ehr. Grabesstätte gebracht werden solle '). Im Jahre 1168 war Graf Berthold von Bogen auf einer Reise aus Baiern nach Kärnten zu Rotenmann im Oberennsthale gestorben. Als Seelgcräth für ihn opferte seine Gemahlin Liukarde über den Reliquien des H. Blasius in Lietzen selbst eine Besitzung zu St. Georgen am Gurk-flusse in Kärnten mit Antheil an Waldung und dem Rechte eines wöchentlichen Holzbezuges *). ttn Zu Anfang des Jahres 1168 befand sich der landvertriebene Erzbischof Konrad II. von Salzburg £amont?3Uu6u.D‘ in Admont, begleitet von dem gleichfalls aus seinem Oberhirtensitze vertriebenen Ulrich, Bischof von Hal-berftadt, von Adalbert, Pfarrer zu Lassing (im Ennsthale) und von seinem Hoskapellan Konrad von Chiemsee. Zuerst, am 27. Jänner 1168, errichtete und siegelte er eine Urkunde für das Chorherrenstift zu Borau. Erzbischof Eberhard I., wie wir oben schon angedeutet haben, hatte die Gründung dieses Kanonikalstistes mündlich gutgeheissen und bestätigt, aber kein förmliches Diplom darüber ausgefertigt. Probst Liupolü bewarb sich daher bei dem Metropoliten Konrad II. um einen Bestätigungsbn'ef, welcher jetzt auch in Admont ausgefertigt worden ist. Des Markgrafen Ottokar Vii. Stistungsdotation mit dessen dafür ausgesprochenem Zwecke wird wörtlich nach der Stiftungsurkunde oberhirtlich bestätigt. Weiters, und eben nach dem noch nicht zur That gekommenen Willen seines Vorfahrers, schenkte Konrad ll. als Seelgeräthe die zwei Pfarren Voran und Dechantskirchen mit allen Rechten und Zehenten, auch Weinzehente von vier Weingärten bei Hartberg, und von drei Weingärten zu Fischach in der Ostmark. So oft nun in des Erzbischofs Namen der Erzdiakon seiner Pflicht zu Folge herbeikommt und Versammlung der Gläubigen hält, so soll der Probst zu Vorau denselben in einer dieser Pfarrsgemeinden mit Ehren aufnehmen und zur geistlichen Wohlfahrt des Volkes als getreuen Mitarbeiter sich bewähren. Die Pfarre Vorau soll aber von der Höhe des Massinberges bis zum Ursprünge der Feistritz, und vom Ursprünge der Weißlaffnitz, bis wo diese sich in die Schwarzlaff- 1) Saalbuch II. 330. IV. 244. Testes: Offo de Tiufmbach. Adalbero de Strechowe. 2\ Saalbnch II. 317. IV. 245. „Comcs de Polene Perohtoldus viam uni-' versae carnis ingressus apud Rottenmann migravit. Uxor ejus Liu-kart animam viri sui divitiis propriis redimere eupiens, tradidit etc.“ HI- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1102 n. Chr. 469 ergießt, alle Gegenden unter ihrem Pfarrrechte und Bezirke begreifen. Siboto, der Domprobst zu Salzburg; Meingotto, der Domdechant; Gundaker, der Domkellner; die Aebte Heinrich von St. Peter mit seinem Prior Siboto, und Luitold von Admont selbst; und die Pröbste Wernher von Seckau, Heinrich von Garz und Albert von Au waren der Urkunde als Zeugen beigeschrieben '). Auch gegen das Stift St. Lambrecht bewährte sich Konrad II. großmüthig. Für ein Gut zu Baierdorf im obern Mur-thale, welches der Edelhcrr Otto von Teuffenbach gespendet hatte, gab er diesem Stifte alle Zehente auf dem Herrschaftsgute St. Lambrecht vom Schwarzenbach bis auf die Höhen der Wargust-alpen und an den Ursprung der Laßing — vor den Zeugen: Roman, Bischof zu Gurk; Pabo, Probst in Gurk; Gerhoch, Probst in Reichersberg; Wernher, Bruder Friedrich's von Pcttau; Poppo, Sohn Poppo's von Hengist; Gottfried von Wietingen; Regin-bert von Lavant u. v. a. l 2 3). Hierauf bestätigte Erzbischof Konrad II. am 17. Februar 1168 die Spende des Pfarrers Reginhard von Adriach (bei Frohnleiten an der Mur), welcher als Seelge-räth und für stattlichere Begräbniß und Grabstätte in Admont diesem Stifte geschenkt hatte Güter zu Gurzheim im Pölsthale und zu Trofaiach gegen jährliche Zahlung von zwei Marken Friesacher Geldes bis zu seinem Tode Bald darauf waren in Friesach versammelt: Siboto, Domprobst zu Salzburg; die Pröbste Heinrich von Berchtesgaden und Wernher von Seckau; der Domdechant Meingott zu Salzburg; der Erzdiakvn von Friesach Meister Albert; Rudolph von Toursberg und Konrad von Rorbach. l) Caesar, Annal. I. 763 — 764. „Duas Parochias Voravae scilicet et Teckanskirichi cum omni integritate et jure earum in usum Vratnim ibidem Deo servientium contradimus. — Sane qualiscumque Archidia-conus vice nostra pro debito officii sui placitum cliristianitatis habere voluerit, Vorowensis praepositus in una praedictarum plebium Tekans-kirichen scilicet honeste eum rccipiat, et de his, quae ad salutein animaruin populi .ejusdem plebis pertinent, devotus cooperator existat. — Ne autem in posterum de terminis Vorowensis plebis quaestio oriri possit, eosdem terminos propriis nominibus annotavimus: a summitate montis Masinberg et per ejus cacumen usque ad originem fluvii Fu-striz et a capite rivuli Wizilavenz usque dum idem rivulus in Swar-zilavenz definit; quidquid autem intra hos terminos in praesentiavum c ul tum est, vel in futurum Domino favente coletur, paruchiali jure ad praefatam Vorowensem plcbem pertineat.“ z) St. Lambrechter Urkunde. 3) Stistsurkunde A. 8. — Saalbuch 133: Reinhardiis plebanus de Adria. Acta sunt haeo 1168. XIII. kal. March". In loco Admontensi feliciter Amen. 470 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 it. Ehr. Mit deren Rath und Zustimmung, und mit der beifälligen Erklärung des Stistsabtes Luitolö, ließ der Erzbischof Konrad H. eine Urkunde aufrichten und mit seinem Sigille befestigen über folgende Schenkung: Er gab dein Hospitale des Stifts in Admont den durch den Tod Meinhard's, Probstes zu Altkapelle, und Gott-berts, Probstes von Werthsee, ihm ledig gewordenen Zehenthof sammt allen dazu gehörigen Zehenten zu dem Zwecke, daß von dem jährlichen Erträgnisse derselben im Admontischen Spitale stets eine solche Anzahl von Armen unterhalten, gepflegt, und nach deren Tode stets wieder andere ausgenommen werden sollten, als von dieser Rente gehörig ernährt werden können. Jede Verletzung dieser Stiftung stellt der Metropolit unter feierlich gesprochenen Kirchenbann '). n^iea°iu4n@r7fi'n Während dieser Vorgänge in den Jahren 1166 bis 1168 war der unbeugsame Erzbischof mit seinen h"i6Ä"jf getreuen Ministerialen vielfach in blutiger Fehde no6-U69. gegen |-e(ne zahlreichen kaiserlichen Feinde, stets flüchtig, bald in seiner Pfalzstadt, auf dem festen Schlosse in Friesach, bald verborgen in Admont. Dieses Stift selbst ward dadurch auf allen seinen Vesitzungen zum höchsten gefährdet, angefallen, beraubt und beschädiget, bis zwei Ereignisse wieder Sicherheit und Ruhe gebracht haben a). Aus Pest und Meuchelmord glücklich entronnen, war Kaiser Friedrich I. (int März 1168) nach Deutschland wieder angekommen. Er wollte jetzt das seiner Auflösung nahe Nonnenstift zu Ncuburg bei Ingolstadt (von Kaiser Heinrich II. im Jahre 1005 gegründet) durch eine Colonic Aömonternonnen wieder erheben lassen. Sogleich erfüllte Abt Luitold diesen in einem eigenen Schreiben erklärten kaiserli-chen Wunsch, und sendete einige Nonnen seines Stiftes, an deren Spitze die damalige Meisterin (Magistra) des Nonnenklosters, Ag-nese Gräfin von Wolsrathshausen, Tochter des Grafen Otto II., l) Archwsurkunde A. x. x. 1. - Saalbuch III. 131. Das alte Hospital in Admont hieß: Hospitale 8. Amandi, weil es nahe bei der Pfarrkirche zu St. Amand gestanden ist; und laut den Saalbüchern wurden alle demselben dargebrachten Spenden nicht super altare 8. Blasii, sondern super altare 8. Amandi geopfert. Falsch ist die Angabe, daß die oben angegebene Stiftung des Erzbischofs Konrad II. für das Admontische Hospital in Friesach geschehen sey. — Pez, Aneedot. T. HI. P. III. In Cod. Diplom. Admont. — Hansiz, ibid. II. 281. ") Saalbuch III. 29. — Manusc. 475. p. 26. 111. Gesch-chle Lee Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 171 als Aebtissin, welche ötv f)od)beiaf)rte Admonterprior Nabanus mit mehreren Stiftspriestern nach Vaiern geleitet und im Stifte Ncu-burg feierlich eingeführt hat '). Dieses verschaffte dem Stifte Admont sogleich Ruhe, kaiserlichen Schutz und Schaöloshaltung. Zu gleicher Zeit starb auch am 28. September 1(68 mitten in allen Verfolgungen, in jahrelangen Steinschinerzen und im marternden Gefühle unge-stillter Vergeltung erschüttert, Erzbischof Konrad n. j?i.7uli?ime° in Admont, und wurde seinem eigenen Verlangen ‘JSK«“ gemäß auch dort im Kapitelhausc zur Grabesruhe bestattet. Die Grabstätte selbst weiß man schon seit Jahrhunderten nicht mehr zu zeigen 8). Im Laufe des Jahres 1169 ist der gelehrte Stistspriester Jsenrik von Admont nach Biburg in Vaiern als Abt berufen worden 3). Nach dem Tode Konrad ll. hatte sich das päpstlich - gesinnte Domkapitel von Salzburg in Friesach versammelt, und um seiner Partei Gewalt zum Widerstande, oder Einfluß zur Besänftigung des Kaisers zu geben, den finsteren Probst zu Melnik, früher Benediktiner zu Strahof in Böhmen, Adalbert tlI. zum Erzbischöfe erwählt, und ihn auch sogleich geheimer Weise im Stifte Admont durch den Aglajerpatriarchen Ulrich weihen lassen. Adalbert III. war rin Sohn des Böhmenkönigs Wlaüislaus mit Gertrude, Schwester des österreichischen Herzogs Heinrich Jasomirgott, — und des Kaisers Blutsverwandter von derselben Großmutter, Agnes, Tochter Kaisers Heinrich IV., entsprossen. Alles dieses war nun aber ohne Wissen und Zustimmung des Kaisers geschehe», welcher des Kapitels Sinn und Zweck durchschaute und, darüber ergrimmt, daß, ganz Deutschland um seine Person versammelt, Salzburg allein sich hartnäckig wiöcrsctze, *) Saalbuch III. p. 29 — 30. — Manusc. 475. p. 2C. Don dieser Admontischen Nonne, Agnes von Wolftathshausen, wird eine Legende im Geiste des XII. Jahrhunderts erzählt von Paul. Bcrnried. in Vita 8. Herlucae apart Gretserum. T. VI. p. 170. -) Chron. Admont. 1168: „apart Admontensc monasteviam, ijuort semper uaico ac paterno alFectu eolnit, obdormivit, sepultus ibidem.“— Chron. Allah, et Herrn. Altahens: . apart Oeffele. I. anno 1168. — Chronica Admont. IHellie. Zwettl. Reichersberg. Anno 1168: juxta petitionein suam, in Admvnt begraben. Saalbuch III. p. 31. — II. p. 281—282. J) Chron. Admont. Anno 1169. — Saalbuch III. 30 — 31. — Chron. Carstens, et Admonteps. Anno 1169; „Dominus Isenricus abbas Bi-burgensis cligitur: — Vir tarn vitae, quam, scientiae merito commcn-<1 an (Ins, et cjusrtcm loci alumnus literatus, professns et conxecratus.“ 472 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. bie Wahl für nichtig erklärte, und auf dem Fürstentage zu Bamberg, 8. Juni 1169, weder den neuen Erzbischof noch den Böhmenkönig, dessen Vater, vor sich ließ '). -»L'Mk'He Adalbert hatte jetzt dasselbe Geschick, wie sein Vorgänger. Die Ministerialen überlieferten dem Kaiser die Stadt Salzburg und die meisten Schlös-®auenti;a?c.enii5ä" ser, und der Erzbischof mußte das hochstiftische Gebiet verlassen (im August 1169) a). Admont war sein Zufluchtsort. Hier finden wir ihn, wie er in oberhirtlicher Gewalt und Würde am 12. December 1169 eine Urkunde errich-tete und mit seinem Sigille bekräftigte, worin er diesem Stifte die gauze Paltenpfarre, oder die Pfarre St. Lorenzen im Palten, thale mit ihrem Gesammtrechte schenkte, das alleinige Recht des Erz. üiakons ausgenommen, mit dem Rechte der Seelsorge, mit allen Zehenten in der ganzen Pfarre, ausgenommen den dem Pfarrer gebührenden Antheil, so wie dieses Alles bereits Erzbischof Eberhard I. dem Stifte gegeben hatte, worüber die Urkunde noch im Aömontischen Sacrarium aufbewahrt werde * * 3). fibSÄSS 3m Jahre 1164 hatte Graf Gebhard von Burg. Hausen, der letzte männliche Sprosse, seinen uralten Stamm beschlossen. Diesem edlen Grasen hatte der Erzbischof Gebhard bei der Stiftung schon die Schirmvogtei über Admont anvertraut. Stach dem Tode dieses Grafens Gebhard ging das wichtige Amt auf den mächtigen Herzog Heinrich Jasomirgott in Ser Ostmark über, welcher zu Wien 1169 dem Stifte eine Versicherungsurkunde siegelte, diese Schirmvogtei allein nur Gott zu Liebe und ohne alle Ansprüche auf die einem Schirmvogte zustehenden Renten zu übernehmen. Als Zeugen hatten aus des Herzogs Umgebung unterfertigt: Der freie und hochedle Otto von Rechberg; die Ministerialen Aöelbcro von Kuenringen, Heinrich von Mistilbach und Heinrich von Zebingen 4). Nach dem Tode des *) Chron. Altah. ibid. Anno 1169. ") Saalbuch III. 3j. Manuscr. 475. p. 26. — Hansi*, Germ. šaer. I. 326. II. 283 — 284. 3) Archivsurkunde DD. 1. — Saalbuch III. 144- 145. IV. 78 — 79. 126. *) Archivsurkunde M. 1. — Actum est Anno 1169: „In civitate nostra Kaviana, quae alio nomine dicitar Wienna.“ — Im Bestätigungsbricfe Kaisers Friedrich I. für Admont im Jahre 1184. A. 74. wird außer Grafen Gebhard kein früherer Schirmvogt genannt. — Chron. Salzb. 1164. — Saalbuch 111. 219 - 220. IV. 75. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 473 Herzogs Heinrich (I. 1177) kam endlich die Schirmvogtei über Admont an den Landesherrn Ottokar Vin. von Steiermark, von welche«» sie dann erblich bei den Babenbergischen Fürsten von Oesterreich und Steier bis zu deren Aussterben geblieben ist (I.1246). Nach der auf die älteren Briefe und Hanövesten gegründeten Urkunde Kaisers Rudolph I. (1.1290) haben feit Herzog Albrecht I. alle Regenten des Habsburgischen Kaiserhauses diese Schirmvogtei ununterbrochen getragen. Nebenbei waren aber auch viele Untervögte über einzelne Admontische Haupthöfe und Güter von den Stiftsäbten bestellt worden, wie: I. 1199 Offo von Teuffenbach, 1235 Dietmar und Ulrich von Liechtenstein über die Güter im Murthale (juxta Muram), 1256 Wülfing von Kapfenberg über die Höfe zu Oberwöls und Mainhardsdorf, 1280 Wülfing von Trewenstein, Herr auf Strechau, über Güter im Paltenthale und zu Pergarn, Meinhard Graf von Abensberg über die Besitzungen zu Elsendorf in Baiern. In den Jahren 1169 bis 1171 erhielt das Stift Admont so manchen Güterzuwachö. Der österrei- SfJZt&ijtfrtf/m. chische Ministerial Wichard von Vestenburg gab feine i) * 3' 1,69-1|7|* zwei Töchter, Adelheid und Gertrude, in das Nonnenstift zu Admont mit Erbgütern und Lehen, Huben und Weinberg zu Vosen-dorf in der Ostmark'). Der Patriarch Ulrich von Aquileja schenkte dem Stifte von hochstiftischem Kirchengute in Kärnten eine Besitzung in der Waldgegend Gnesau, jedoch auf ewige Wiederlö. jung um sechs Marken Silbers. Ulrich der Erzüiakon von Aquileja, die Kapelläne Udalschalk und Romulus, Graf Oulfrad, Ulrich, einst Markgraf von Thuscien, und Otto von Puch waren Zeugen “). Ein anderes Gut in der Gegend von Gnesau gab Graf Engelbert III. von Görz zum Ersätze einiger dem Stifte geraubter Besitzungen; später leisteten sein Sohn, Graf Main-hard III., und sein Dienstmann, Perthold von Moosburg, Entsagung auf dieses Gut, worauf dann der alte Engelbert ein neues Gut in der Gnesau und zehn Marken Silbers als Seelgeräth dem H. Blasius in Admont opferte 3). Durch Grafen Engelbert's Vermittlung kam endlich Admont auch in den Besitz der Gü- i) Saalbuch IV. 252-253. ’) rlrchivsurkunde a. 9. — Saalbuch IV. 74. 3) Saalbuch IV. 335. 359. 474 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. ter zu Talingen auf Sein Zumoltsberge in Kärnten, welche Ser freie Edclherr Otto von Puch aus Ser Spende seines Oheims, des Admontcrpriesters Reinher, schon vorlängst hätte überantworten sollen '). Auch die Vermehrung des Gliterbesitzes in Oesterreich fällt in diese Zeit. Der steirische Ministerial, Ortlieb von Bischa, gab dem Stifte Admont durch Spende und Kauf zwei Weingärten, zwanzig Joche Ackerland, und eine Hofstatt zu Discha, wobei Zeugen waren die steirischen Edelherren und Freien: Rudolph von Kinöbcrg, Richer von Marburg, Ortolph von Gonobitz, Marquard und Walther von Fürstenfeld, Hartnid von Haus, Ottokar Priu-haven, Sigfried von Radkersburg, Otto von Weifenbach u. v. ft.e). Vom Nonnenkloster zu Erla erkaufte Admont ein Gut zu Sto-karn, welches der Vogt von Erlach, Otto von Machland, übergab I) * 3). Graf Heinrich von Wolfrathshausen schenkte auf seinem Todbette dem H. Blasius zu Admont durch die Hand des Freien Udalschalk von Uffelnüorf sein Herrschaftsgut in der Wachau, neun Weingärten mit Aeckern und Wiesen in dem Maße, als zum Baue derselben nothwenüig sind 4). Ein steirischer Ministerial, Volkolü, erkaufte für Admont eine Besitzung zu Haziinanncsdorf bei Oels-burg in der Ostmark und ließ sie überantworten durch den Edcl-herrn Adelram von Urt vor den Zeugen: Otto von Schcibs (Sribs), Pabo von Steier, Erchinbalö von Hage. Weingärten und Hof-stätte sammt Grund und Boden zu Potschach, Würflach, Feistritz und Wolfsohl erhielt Admont von Gerhard von Glizcnseld mit Erlaubniß seines Herrn, des Markgrafen Ottokar VHI., (vor den Zeugen, der Freie Udalrich von Greze und dessen Sohn Ulrich, Dietmar von Klaus, Friedrich von Mirse und Liupold von Nelsbach) — von Rudolph, Ministerial des Herzogs Heinrich von Oesterreich, von Liupold von Würflach, von Eberhard, Wechsler zu Neunkirchen (commutator de Newenkirchen}, Bernhard von Erlach, Liutpold von Nettcsbach, und Luitpold, Troie genannt 5). Für eine Begräbnißssätte in Admont gab Megingoz von Schneeberg einen Weinberg zu Potschach °). Zwei Lehengüter zu Asch- I) Saalbuch IV. 270. -) Saalbuch IV. 83. 3) Saalbuch IV. 207. 4) ©öötbud) IV. 207 — 208. s) Saalbuch IV. 219. 222. 226 — 229. «) Saalbuch IV. 231 - 232. Hi. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 475 bach und ein drittes zu Ekkehartisberg hatte der Edelherr Adelram von Url durch den Edelherrn Hadmar von Chuofarn auf den Reliquien des H. Blasius spenden lassen (I. 1171) '). Gleicherweise vermehrte Admont seine Besitzungen im Enns-, Palten- und Murthale und in der untern Steiermark. Die Edelherren Wal-chun und Rudolph von Machland und ihre Mutter, die Edelfrau Richilde, schenkten dem H. Blasius zu Admont Güter zu Oeblarn (ad Obelach), so wie die Edelhcrren und Brüder Altmann und Eberhard von Abinesberg Besitzungen zu Hoveheim (Hofeheimarn oder Hofmarn) im obern Gnnsthule * 2). Durch During von Werfen und durch den Salzburger Ministerial Luitold von Poulenberg bekam Admont Güter auf dem Berge Pulenberg und auf dem Dietmarsberge im Paltenthale3). Otto von Liuben gab drei Töchter in das Nonnenkloster zu Admont, und mit diesen all sein Eigcngut zu Weisenbach im Ennsthale, vor den Zeugen: Otto, Sohn Arnhelms von Steicr, Hermann von Wizenstein, Heinrich und Marquard, Brüder von Greze. Die Freien Rüdiger von Hagenberg und Ma-zelin von Dumersdorf spendeten ihre Güter zu Sewen im Ennsthale 4 * 6 *); der Eöelherr Reginher von Tunwitz sein Eigengut zu Tunwitz (auf der Donawitz bei Leoben) 8); Kolmann von Tro-faiach einen Hörigen sammt einem Gute zu Zucheöol, Perthold von Arüning ein Gut auf dem Eselsberge bei Mautern; Richer von Rukkcrsburch ein Gut zu Sigenstorf im Paltenthale; Engil-schalk von Wasin ein Gut zu Gundachering im Ennsthale; Gisila von Oussa mehrere Hörige mit ihren Zinsgütern auf dem Zazzen-berge im Ennsthale °); Warmund, ein Freier von Sulzbach, ein Gut am Puzenberge im Ennsthale; und ein Gut daselbst zu Sta- *) Saalbuch IV. 246 — 247. -) Saalbuch II. 322. IV. 238 - 243. 3) Saalbuch IV. 243 — 244. 4) Saalbuch I V. 215 — 218: ,,Testes : Oudalricus de Grece, liber homo. Lotto liber homo de Liuben. Reginherus de Stire. Pilgrinus de Cha-phinperge. Herrant de Haginberge.“ s) Saalbuch IV. 218 -219: „Nobilis homo Reginherus de Tunwiz tra-didit in praesentia Otagrii Marchionis — — 6) Saalbuch IV. p. 220 — 232: Testes: Ilsunch de Murze liber homo. Eberhard de Treboche. Hartfrid de Fustriz. Ditricus et Pabo de Ho- henstavfen. Hartlieb Muccolf de Idenich. Otto de Duringestorf. Egino de Url. Adelram frater ejus. Chunradus de Wolvesekke. Chunradus de Puoclihaim. Perngerus de Capelia. Arbo de Obelach. Walbrun senior de Halle. Pabo de tiezendorf. Starehand de Pelse. 476 HL Geschichte ter Steiermark. J. 1056—1192 it. Ehr. de wurde erkauft '). Ein Eigcngut zu Oberwöls kam an Admont als Seelgeräth von dem Eöelherrn Mrginhalin von Chraine und seiner Gemahlin Sophia 8). Gottfried von Diernstcin entsagte allen widerrechtlichen Ansprüchen auf ein Admontergut zu Pöls * * 3). Amelrik, der Freie von Chalemünz, schenkte dem H. Blasius rin Gut zu Winden im Pölsthale 4). Gebhard, der Freie von Ge-zendorf, gab auf dem Altäre St. Amand für daS Hospital in Admont einen Hof zu Gezendorf im Pölsthale 5 *). Sigsried, Sohn deö Hauptmanns in Friesach, gab dem Stifte Admont ein Gut zu Hoholöisberg am Zazzcnbcrge vor den Zeugen: Eberhard von Trahe (über homo), Sigmar von Leibnitz, Konrad von Rorbach, Sigboto von Ponhrim u); Eppo von Nebois, Bruder Gottfried's von Wietingen, ein Gut auf dem Kirchberge zu Wietingen 7); die Witwe Cginon's von Url ein Gut im Lavantthalc zu Sidgois-dorf (I. 1171) s). Am 26. März 1169 hatte auch Gerhoch, Probst zu Reichersberg, sein thatcnreiches Leben beschlossen. Er stand an wissenschaftlicher Bildung keinem Anderen seines Zeitalters nach. Zu Pollingen in Baiern im Jahre 1093 geboren und in Hildesheim erzogen, war er nacheinander Director der Schulen in Augsburg, Kanonikus daselbst, Abt im Stifte Reitenhaslach, von dem Salzburger Metropoliten öfters in wichtigen Geschäften nach Rom gesendet, endlich Probst in Reichersberg; ein Herr vom größten Einstusse auf die Theologenbildung in Bajoarien, Oestreich, Karantanirn, Salzburg und den steirischen Marken, un-gemein fruchtbar an theologischen Schriften. PüpstlicherBestäti- §j[m ZI. Jänner 1170 erhielt das Stift Borau gunqSdrief für das Stilt D-rau. 2- auf Ansuchen des Probstes Leopold l. einen umfassenden apostolischen Bestätigungsbries. Papst Ale- *) Saalbuch IV. p. 247. *) Saalbuch IV. 221: „Meginhalmus ingcnuns homo.“ b) Saalbuch IV. 223: „Testes: Liupoldus de Scuflich. Pilgrinus de Caphenperge. Waltherus de Grazluppe.“ 6) Saalbuch IV. 225. 5) Saalbuch IV. 245: „Testes: Pabo de Gezendorf. Eberhard et Fridrieh de Pelse.“ fi) Saalbuch IV. 221 - 222. 7) Saalbuch IV. 233. s) Daalbuch IV. 245. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 477 l'andcr Hl. erklärt in demselben das Kanonikerstift Voran unter des H. Petrus und des apostolischen Stuhles Schutz gestellt, den Chorherrenorden nach Gott und der Regel des H. Augustinus für immerwährend und unangetastet daselbst zu bestehen, und alle Besitzungen desselben in Gegenwart und Zukunft für ewiges Eigenthum des Stiftes. Von allen Stiftsgütern werden dann namentlich bestätiget aller Grund und Boden an der Laffnitz, Teichen, Sulzbach und allen darein mündenden Gewässern bis über alle Alpen auf dem Zerewalü aus den herrschaftlichen Alloden des Stifters, Markgraf Ottokar VII. (quod ad ejusdem Marchionis Dominicale spectabat); die Pfarren SSorou und Dechantskirchen mit vollständigen Rechten sammt Weinzehenten zu Hartberg und Vischa, ein Gut bei Leoben (mansum apud Leoben c, ubi ferrunt fodituv), worauf Eisen gebaut wird, aus der Schenkung des Stifters Ottokar, eine Salzquelle bei Wilhalmesberg (fontem ad Wil-lealmesberg, ubi fit sal); das Recht freier Begräbnißstätte, ungeschmälert jedoch der Rechte der Pfarrkirchen, welchen sonst die Verstorbenen, die in Voran begraben zu liegen wünschten, zugehören, wird dem Stifte ertheilt, und das Recht der freien Abten- wahl kräftigst bestätiget (quem flaues communi consensu, vel fratrum pars consilii sanioris secundum Dei timorem et B. Augustini regulam providerint eligendum); Chrisma UNd düs H. Oehl, Einweihung der Altäre und Kirchen, so wie die Weihung der Kleriker und Priester habe jedoch das Stift von dem Diözesanbischofe zu nehmen, wenn er alleö dieses ganz unentgeltlich ertheilen will, und wenn er katholisch, in Gnade und Gemeinschaft mit dem apostolischen Stuhle ist; sonst steht es dem Stifte Voran frei, jeden anderen Oberhirten dazu zu erbitten, welcher dieses Alles, auf päpstliche Gewalt gestützt, zu leisten hat. Keinem schon vergelubdeten Chorherrn ist es erlaubt, vom Stifte leichtsinniger Weise wegzugehen; derjenige derselben, der nicht mit einem gemeinsam ausgestellten Briefe dazu versichert ist, darf auch von Niemand aufgenommen werden (discedentem vero absque commu-nium literal um cautione nullus audeat relinere) Am 24. November 1170 spendete Erzbischof Adalbert in. dem Stifte zu Voran einen Zehenthof SorÄU u1*!'*"3" zu Grasendorf mit allem dazu gehörigen Rechte und *) Caesar, A anal. I. p. 76t— 7tiC: ,,Datae Tusculani. 3. KalenJas Felbr, 1170. 478 HI. Geschichte der Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. mit der Bedingung, daß es seinen Nachfolgern auf dem erzbischöflichen Stuhle in Salzburg stets frei stehen solle, dieses Gut durch den Ersatz mit anderen Besitzungen von dem Stifte Vorau wieder zu lösen '). Ueberöies schenkte er zur Unterstützung des dem H. Thomas zu Ehren in Vorau begonnenen Kirchenbaueö den dritten Theil der erzbischöflichen Zehente in den Pfarren Hartberg, Waltersdorf, Pö'llau und Feistritz, sammt einem Gute auf dem Berge Zezzen in Kärnten, und forderte die betreffenden Pfarrer und Gemeinden zur genauesten Leistung derselben in einer eigenen Urkunde auf * 2). Auch der Landesedle Richer von Hagenfeld schenkte, durch den Markgrafen Ottokar VIII. bewogen, alle seine Besitzungen dem Stifte Vorau im Voraus, wenn er ohne Leibeserben sterben sollte 3). gun?sd?Ä?ü^sas Ebenfalls vom Papste Alexander Ul. hatte das St„t Seckau. 2- Stift Seckau (10. Februar 1170) auf Verlangen des Probstes Wernher eine apostolische Bestätigungsbulle erhalten, ähnlich jener des Papstes Jnnocenz u. vom Jahre 1143 und dem oben angeführten Vorauerdiplome, und mit allgemeiner Benennung der bis zur Gegenwart der Herrschaft Seckau eigenthümlichen Besitzungen 4). V-^ammim>^n?n Wie wir aus den oben angeführten Urkunden fa*m «^n-iu5Den ersehen, handelte der Erzbischof Adelbert UI. unun-®t8«m6®*tV58e«t terbrochen als Metropolit von Salzburg in geist-stätlgmigsdnefe, und weltlichen Geschäften der Erzbisthums- verwaltung; er berief geistliche Versammlungen, verbreitete die Bullen des Papstes Alexander Ul., und regte seine Anhänger aller Orten zum vereinten Widerstande auf, ungeachtet er auf Anrathen seines Oheims, Herzogs Heinrich Jasomirgott, und der Fürsten, am 10. August 1169, vor Kaiser und Reich seine erzbischöfliche Würde aufgegeben hatte. Daher trat Kaiser i) Caesar, Anna]. I. 786 — 767: „Lcgitima traditione dedimus decimalem curtem Gravendorf cum omnibus hujus instituti pertinentiis.“ -) Caesar, Annal. I. 696 — 697. Aus der Borauerchronik und aus der Urkunde des Erzbischofs. 3) Borauersaalbuch II. 78. 6) Dipl. Styr. I. 156 — 158. — Johanneumsurkunde. 5) Chron. Admont. Anno 1172. Die Priesterweihungen im Orte Vischach in der Ostmark. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 479 Friedrich I. mit Sftacfjt gegen ihn auf, nahm alles Salzburgergebiet in Besitz, und suchte auch auf verschiedenen Versammlungen, zu Leibnitz in der Steiermark und zu Friesach in Kärnten, die Feinde des hartnäckigen Erzbischofs zu vermehren Auf der Versammlung in Leibnitz am 19. März 1170 fertigte der Kaiser einen Majestätsbries für das Stift St. Paul im Lavant-thale, in welchem er vorzüglich den Stiftsbesitzungen zu Völkermarkt seinen Schutz zusicherte, vor den Zeugen: Herzog Hermann von Kärnten, den Bischöfen Heinrich von Gurk und Heinrich von Brixen; Otto, Pfalzgrafen von Wittelsbach, Berthold Grafen von Andechs, Heinrich Graf von Plauen, Tipold Grasen von Lexgemünd, Heinrich von Stauffen, Degenhard von Helfenstein, Otto von Buch, Wülfing von Stubenberg s). Bei dieser Gelegenheit, zu Friesach am 3. März 1170, erhielt das Stift St. Lambrecht eine Majestätsurkunde mit Bestätigung alles Stiftseigcnthums und mit dem Rechte der Marktfreiheit im Orte Köflach in der untern Steiermark. Damals umgaben den Kaiser in Friesach: Bischof Heinrich von Gurk, Herzog Hermann von Kärnten, Engelbert Markgraf von Kraiburg, Berthold Markgraf von Voheburg, Berthold Gras von Andechs, Engelbert Gras von Görz, Heinrich und Liupolö Grafen von Plain, Ulrich von Hunnenburg, Otto von Stubenberg, Wülfing von Kapfenberg, Gottfried von Diernstein u. v. ft. 1 * 3). Der bedrängte Erzbischof wendete sich zwar an ^ Papst Alexander Hl. selbst, welcher durch den Erz- bischof Konrad von Mainz und den apostolischen Legaten in Ungarn dessen Schuldlosigkeit hatte erklären lassen. Dagegen wurde er auf dem großen Fürstentage zu Regens- 1) Chronic. Garsten, apudRauch. 1170: „Fridericus Imperator ad Libniz montana nostra intravit et diem palmarum apud Garsten villain cele-bravit.“ — Chron. Salzb. Pez. 1170: „Imperator Salzburch XIV. Kal. Martii venit ad Libniz, cum Praelatis colloquium habuit.“ ____ Das Chron. Altah. bei £) effete I. 1170 hat: „et liberum čum Praelatis colloquium habuit,“ — Im Bcstätigungsbriefe des K. Ferdinand II. 1. Aug. 1625 f>at der vom K Friedrich I. für das Stift St. Paul gefertigte Schutzbrief: Datum apud Liebenizam. XIV. Cal. Aprilis. — Johanneumsurkunde. • 2) Johanncumsurkunde. 3) Saatbuch IV. von St. Lambrecht: Datum apud Friesach V. Nun. Martii 1170: „in villa Chövelach nuncupata forum pro suae voluntatis arbitri» ordinäre, et ad ipsius eccleeiae (S. Lamberti") commodum fo-rensia in eo šibi jura constituerc.“ — Dipl. Styr. II. 278. 480 HI* Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ctzr. burg (I. 1174) mit Einstimmung der Reichsfürsten und vorzüglich der Bischöfe zu Gurk und Bripen abgefetzt, und Probst Heinrich von Berchtesgaden auf den Metropolitenstuhl erhoben. Um Herzog Heinrich von Oesterreich für den Schutz, welchen er seinem erzbischöflichen Neffen hatte angedeihen lassen, zu bestrafen, wurden die Böhmen, Mährer und Ungarn, ja auch die Steirer aufgeregt. Bei der Gegenwehr ward die alte Hauptburg zu Enns erstiegen und verbrannt. Mitten im Gegenkampfe fand Heinrich Jasomirgott seinen Tod (13. Jänner 1177), und der auf das Aeußerste gebrachte Erzbischof ward selbst von dem Papste Ale-xander III. unter dem nichtigsten Vorwände erdichteter Verbrechen (criminalia et peremptoria, quue falso ei objecerunt) dem Grolle des Kaisers aufgeopfert, als dieser im zehnten Jahre erbitterten Kampfes Frieden suchte, und ihn dem Papste wie den Lombarden auf der Rialtobrücke zu Venedig am 25. Juli 1177 im Angesichte des Himmels, des Meeres, und der Gewaltigsten der Erde gab *). gunglbuDeTüfa^ Am 8. Februar 1171 ertheilte Papst Alexan-F&ÄÄ der III. auf Bitten des Abtes Liutpolö und des d^Nonnenstiftez« Stiftskapitels zu Admont (Monasterii 8. Blasii, orqen"am Länqtte', Su0^ Admuntis dicitur) einen allgemeinen aposto-®et93u"imu6ur9‘ lifchen Bestätigungsbrief nach Weise seiner Vorgänger Paskal II., Jnnocenz III. und Lucius UI-, mit dem Beisatze, daß von Neubrüchen, welche die Stiftsbrüder selbst gemacht haben, Niemand einen Zehent zu fordern berechtigt seyn solle “). Noch sind vom Jahre 1171 zwei andere päpstliche Bullen für Admont merkwürdig. Die eine, vom nämlichen Tage und Orte, an den Abt Liutold enthält folgende Privilegien: Wenn im Admonter Nonnenstifte, oder in einem auswärtigen, der Leitung des Admonter Abtes anvertrauten Kloster eine Aebtifsin ge-storben ist, so haben die dortigen Nonnen mit Rath und Zustimmung derjenigen Stistsbrüder, welche ihre Temporalien verwalten (qui eis necessaria provident), eine neue Aebtifsin zu erwählen und dieselbe dem Abte zu Admont vorzustellen, auf daß l) Historia calamitatum eccles. Salzb. Pez, Anecdot. III. P. III. 202 — 218. T. VI. p. 389. 390. 395. — Chron. Salzb. Neoburg. Admont. Pez. 1177. — Admontersaalbuch III. 33—34. — Manuscr. 475. p. 27. — Hansiz. II. 288 — 295. -) Ärchivsurkunde 290. A. 65. - Saalbuch III. p. 70. IV. 21. UI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 481 sie ihm den Gehorstimseid schwöre, und die Bestätigung von ihm erhalte (quae quidem tibi obedientiam et subjectioncm promit-tant). Ohne dieses vollbracht zu haben, dürfe keine solche Aebtis-sin von irgend einem Bischöfe geweiht werden. Auch könne der Admonter Abt nicht verhalten werden, die Oberleitung eines Nonnenstifts für immer zu übernehmen, wenn ihm nicht zugleich die unumschränkte Gewalt, dasselbe nach den Statuten des Admonter Nonnenklosters einzurichten, gegeben werde (Perspecta monasterii tui religio ne. -— Nisi plenam facultatem habueris , ipsum mo-nasterium secundum statuta tui ordinis disponendi pariter et gubernandi) >). In der andern Urkunde vom 9. März 1171 setzt endlich Papst Alexander in. Folgendes fest. In den Nonnenklöstern zu St. Georgen am Längste, zu Berg und Neuburg in Baiern soll Niemand erlaubt seyn, ohne Wissen und Zustimmung des Abts und des Stistskapitels zu Admont, Güter zu veräußern, oder auch in jene Stistsgemeinde selbst Jemand zur Vergelüb-dung und Einverleibung aufzunehmen '-). Alle drei Stifte, St. Georgen am Längste, Berg und Neuburg standen demnach unter Oberleitung der Aebke zu Admont; und überall waren daselbst Admonter Stiftsherrcn bestellt, welche die Temporalien jener Stifte verwalteten und für den vorgeschriebenen Unterhalt der Nonnen sorgten. In diesem Jahre ließ Bischof Heinrich von Gurk die Gebeine der frommen Gräfin Hemma von Friesach und Zeltschach aus dem gemeinen Gottes- miiÄa.u,'!; acker feierlich erheben und in eine neu erbaute Gruft der Domkirche zu Gurk übertragen. Als Seelgeräth für die großmüthige Stisterin von Gurk und Admont schenkte er sodann dem letzteren Stifte eine Besitzung zu Michelüorf bei Friesach und errichtete darüber die Urkunde auf dem Schlosse zu Straßburg am 10. Februar 1171 vor den Zeugen: Engelschalk, Burkhard, Walther und During von Straßburg, Poppo von Pilstein, Eckard vom Lungaue u. a. * * 3). In eben diesem Jahre finden wir den J) Archivsurkunde B. 29. -) Archivsurkundc B. 28. 3) Archivsurkunde A. 53. - Saalbuch III. 177. IV. 76 — 77: „Pro rc-medio Dominae Hemmae, quae prime fundamentum sedis ecclesiae po-suit, cui Deo auctore praesidemus,“ — Actum est apud Strazbnrck 1171. IV. Idus Februqfii. iv. BV. — Gesch. b. Steiermark. 31 482 HL Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. jungen Markgrafen Ottokar Vin. (damals ein Knabe von ungefähr acht Jahren) im Stifte Admont, wo in seiner Gegenwart ein Streit entschieden worden ist, welchen die Söhne des Eöelherrn Hartniö von Pöls wider den Stiftspriester zu Admont, Engelram von Pöls, ihren Oheim, welcher bei seinem Eintritte in das Stift Admont (1.1139) seine drei Erbgüter zu Paltsich und zu Püchel im Pölsthale demselben geschenkt hatte, erhoben haben. Den jungen Markgrafen umgaben damals in Admont viel Eöel-herren und Freie: Erchenbert von Moosbach, Otto von Stu-benberg, Ulrich von Kranichberg, Adalbero von Strechau, Mar-kwarö von Starkenberg, Rudolph von Zemslausdorf, Dietrich von Linte, Thiemo von Bischofsdorf, Konrad v. Perndorf ')• Ott“"« vm? nt Ungeachtet erst im neunten Lebensjahre, erscheint ®flm«e#tn3.im'. Dttokar VIII. von Steter doch in allen Urkunden als selbstständiger Markgraf. In seiner Stadt Graeze am 16. Mai 1172 versicherte er in einem solchen Diplome dem Stifte zu Seckau das Eigenthum der Kirche zu Schönberg im Mur-thale, welche er einst von der adeligen Frau Gisila von Oussach (Owsach) erhalten hatte, mit dem Besetzungsrechte, mit allen anderen Rechten und mit ihrer Dotation, nämlich Gütern und Hörigen zu Eich, Vischarn, Preitenfurt, Ratenberg, Flathkach, Zeltwich und Weifsendorf, vor den edelsten Zeugen des Landes: Liu-told von Waldstein, Poppo von Peggau, Konrad von Kindberg, Otto und Wülfing Brüder von Stubenberg, Otto von Wartenberg, Gundaker von Steinbach, Dietmar von Liechtenstein, Hermann und Chuno von Krems, Ortolph von Waltenstein, Gerold von MareiN, Walther von Lunach, Wilhelm und Egino von Prank (Branich), Heinrich und Konrad von Auenstein, Rudolph von Endinberg, Rudolph von Pekkach c). In seiner Burg zu Graeze entschied er hierauf die Streitigkeit wegen Neubrüchen auf ihren zusammengränzenden Gründen im Orte Zizaba zwischen dem Stifte St. Lambrecht und dem Ministerialen Adalbert und seinem Soh- 1) Saalbuch II. 320. IV. 188. 236 — 237. „Testes: Otto de Liuben. Wigant de Massinberch et filius ejus Wigant. Gotbalt de Phafendorf. Adelgar de Gurzhaim. Ditmar de Pergarn. Willehelm de Piscofesdorf. Rudolf de Wietingen. Adalbero de Oussach. Heinrich de Iphe. Wern-her de Zuchedol. Engilbertns de Tiufinbaeh. Aschwin de Aiche. Walther de Strechowe. 2) Johanncumsurkunde, — Dipl. Styr. I. 15# — 160. Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 483 ne Landfried von Eppenstein zu Gunsten des Stifts St. Lambrecht vor vielen versammelten Zeugen. Zugleich bestätigte der Landesmarkgraf den Kauf des Stifts über zwei Weingärten zu Wurflach in Oesterreich von Sigfrieü von Kranichberg 1 2). Erzbischof Adalbert Hl. hatte den Muth gehabt, auf dem Fürstentage in Salzburg am 19. Februar |S 1172 vor dem hocherzürnten Kaiser zu erscheinen. Von dort weg flüchtete er sich zu seinem Oheim, Herzog Heinrich in der Ostmark, wo er im Orte Vischach mehreren Klerikern die heiligen Weihen ertheilte. Hierauf finden wir ihn am 15. August im Stifte zu Vorau, wo er die Gruftkopelle zu Ehren des H. Apostels Paulus feierlich einweihte ®). Im Jahre 1172 hat auch der Salzburgische Ministerial, Otto von Chulm, zum Unterhalte und für seine Tochter, welche als Nonne in Admont ausgenommen worden, diesem Stifte gegeben seine Eigengüter und Weingärten zu Sawist und zu Krotendorf am Saßbache nach slovenischem Grund-maße. Die Uebergabe geschah auf dem Schlosse Leibnitz in Gegenwart vieler Zeugen: Rudolph, Staöthauptmann zu Leibnitz, Starkhanö von Palüau, Heinrich von Neudorf, Wolfkrim von Losnitz, Rudiger, Ulrich und Wasgrim von Leibnitz, Meginharö von Wachrein u. a. Gegen eine Grabstätte zu Admont wollte Otto , von Chulm dem Stifte zwar alle seine Erbgüter verschreiben; er trat jedoch nachher selbst mit seiner Gemahlin, Judith, in Admont ein und schenkte dann sein väterliches Gut zu Chulm gänzlich und für immer dem Stifte. Der flüchtige Erzbischof Adalbert in. bestätigte als Landesherr salzburgischer Hochstiftsgüter und Ministerialen diese Spenden 3). ,31 * Urkunde im St. Lambrechtersaalbuche: „Dissensio ventilata et determi-nata est. Isti utriquc in loco quodam, qui Zizaba dicitur, pracdia in civitate conjuncta habentes sibique certatim attraliendo novalia facien-tes pro terminis coeperunt contendere. — Testes : Gotscbalchus de Nitberch. Gotfridus de Dirnstaine, Dietmar de Graetze, Hartnidüs de Radkersburg. Ulrich de Tonchcnstein, Ottaker de Graetze, et frater ejus Adilramus. Rudolfus filius Gotschalchi de Nitberch. Otto de Stubenbcrch. Ottaker de Niddekke. Udalricüs de Ghranichpercli. 2) Caesar, I. 703 - 703. 3) Saatbuch IV. 248 — 249. 254 — 260. Testes: Volmar de Pachbcrge. Pilgrim de Wizinpach. Rudiger de Arnich. Henricus de Niwenhaim. Starhant de Ratten. — Später bestätigte diese Spenden auch der Erzbischof Konrad UI. Testes: Liutolphus de Waldstein. Didtmarus de Pu-tiuowe. Geruch de Strechowe. Geruch de Wizinse. Saalbuch IV. 260. 484 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Cbr. Am 17. März 1173 war der junge Markgraf neucnuwint>ue9Te'n Sttofor VIII. zu Leoben, und in seinem Gefolge be° fUdŠu? fMr fanden sich die Landesedlen und Ministerialen: Liu-told von Waldstein, Konrad von Dornberg, Poppo von Peggau, Otto von Stubenberg, Wülfing von Kapfenberg, Albert von Dunkenstein, Dietmar von Liechtenstein, Bernhard von Glizenfeld, Otto und Ortlieb von Iltsch, Rudolph von Rase, Friedrich von Mierstorf, Hermann von Wolkenburg, Wigand von Ka-mern, Heinrich von Prank, Wolsker von Leoben u. v. a. '). Bor ihm erschien Probst Wernher von Seckau, über unaufhörliche, ungebührliche Forderungen und ungerechte Richtersprüche klagend, seine Stiftsgüter und Hörigen betreffend. Ottokar erklärte hierauf allen Grund und Boden zwischen der Liesing und Graden als Heimgarten, Burgfrieden, oder als immunes Gebiet des Stifts Seckau, innerhalb dessen nur die vom Stifte bestellten Richter Recht zu sprechen haben sollten, mit Ausnahme Diebstahl und Mord, wo dann der ergriffene Thäter gebunden dem Vogte zu überliefern sey. Auch selbst über Verwundungen sollen des Stifts Richter daselbst zu Recht erkennen, jedoch den Blutpfennig dem Vogte für alle derlei Fälle bezahlen. Heber dieses Alles befreit Markgraf Ottokar das Stift Seckau auch noch von alle» lanöes-fürstlichen Mauth- und Zollgebühren in den markgräfiichen Ländern für alle Bedürfnisse an Wein, Salz, Getreide u. s. w. -). Bald darauf scheint der junge Markgraf im ['Irl Ä“fun6cffüt- Mürzthale vor der St. Martinskapelle bei der Burg ®‘* $at?M3 3' Kapfenberg, Mallstadt eröffnet und Gericht gehalten zu haben. Zum Schadenersätze durch widerrechtliches Vogtrecht, und insbesondere bei der Erbauung des Schlosses Voitsberg auf dem Grunde des Stifts St. Lambrecht durch den Edelherrn Konrad von Kinnberg, schenkte diesem Stifte Gottfried von Diernstein Grund und Boden bei Pisich, vom Ro-tenftein und Ortweinsberg bis zum bösen Steine (q«i lapis malus dicitur), mit Weiden und Wäldern u. s. w. Neben einigen der oben Genannten waren dabei noch folgende Eöelherren als Zeu- *) Johanneumsurkunde. Um diese Zeit bestätigte Markgraf Ottokar VIII. auch die Schenkung von Gütern zu Engenstätten, welche Heinrich von Dunkenstein und dessen Gemahlin Liukardis, Tochter des Rcinher von Stein, dem Stifte zu Steiergarsten gemacht hatten. Kurz, Beiträge II. 530-532. 2) Dipl. Styr. I. 100 - 163. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 485 gcit: Dietmar von Graeze, Ottokar von Graeze, Poppo von Pek-fou, Heinrich von Schwarza, Ratbvd von Putten, Konrad von Marburg, Ulrich von Stutarn, Poppo von Klamm Wir werden nicht weit irren, wenn wir ein am 7. December in Hartberg gehaltenes Mallgericht in uvPunuctTar dieses Jahr 1173 setzen, wobei Otto von Stuben- ®t‘.‘Sa"lt7r3c*t' berg, Wülfing von Kapfenberg, Erchenger von Nitberg, Konrad von Mürze, Ofto von Kapfenberg, Frowin von Or-tenburg, Markwarö von Lint, Dietmar von Graeze und dessen Sohne Otto und Ortolph, Hermann von Reisenstein, Adelrain, Sohn Ulrich's von Graze, Otto von Piber u. m. a. zu Zeugen gestanden sind, als Burkard von Mureck und dessen Gemahlin, Judith, dem Stifte St. Lambrecht ansehnliche Güter schenkten zu Rasendorf, Günthersüorf und bei der St. Georgenkirche zu Grazz-lupp, auf die Bedingung eines anständigen, lebenslangen Unterhaltes im Stifte selbst 2). Für das Karthäuscrstift in Seitz im Johannis-thale siegelte der Aglajer Patriarch, Ulrich, in die-sein Jahre 1173 die Bekenntnißurkunüe, daß er für allen Grund und Boden, und für die Weingärten & B-g-zu Seitz, welche der Pfarre in Gonowitz gehörten, 6uns3. ins8'3 * * * *"1 mit Zustimmung des Pfarrers Sighard und der Pfarrgemeinde, in der Kapitelversammlung zu Obernburg die Pfarre St. Kantian mit dem Rathe seiner Mitbrüöer eingetauscht, und der Kirche St. Johannes von Savina (Saunia) und den daselbst Gott dienenden Äarthäuserbrüöern ins Eigenthum übergeben, der Pfarre Gonowitz aber dafür 15 Mansus in der Gegend Ainöde (Aindth) mit allen anhangenden Rechten zu Eigen überantwortet habe in Gegenwart der Zeugen: der Bischöfe, Wernhard von Triest und Friedrich von Petena, des Abts Engelbrecht von Obernburg, der Pröbste Otto von Jaun und Pilgrim, des Erzdiakons vom Sann- i) St. Lambrechtersaalbuch: „Juxta ecclesiam 8. Martini sub Castro Ka- phenberg. — Praecipue autem in aedificatione Castri Voitsberg dieti, quod in praedio ejusdem ecelesiac (8. Lamberti} contra omnem ju- btitiam aedificavit nobilis vir Chonrad de Chindwerch.“ Im I. 1183, auf einer zu Lorch an der Enns in Oesterreich gehaltenen Versammlung von 37 Prälaten, bekräftigte Ottokar als Herzog von Steiermark diese Spende noch einmal. -) St. Lambrechtersaalbuch. 186 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. thale (Saunensi archüliacono), Berthold, Slghard des Pfarrers und DechantS (tune etiam) zu Gonowitz, der Pfarrer Bernhard von Pilstein, Friedrich von Skalach, Günther von Schleinitz (Slu-nitz), Lambert von Fraslau, und der Edelherren Gebhard von Sannek (Sounhek), Liupolü von Hohenek (Honhek), Albert von Naffenfuß, Eberhard von Katzenstein, Mascalgus von Witenstein u. v. a. *). In Gegenwart des Markgrafen Ottokar Vili., welcher die Urkunde bestätigte und siegelte, gaben die Grafen Heinrich und Sigharü von Schalach dem Stifte zu Rein HrrrschaftS-gut und Waldung Lubgast (Liegist) genannt, bis auf alle Höhen des Gebirges an den Quellen der Feistritz und der Lubgast 2). oSr.'ÄmfSSä*^ Der Landes,nnrkgraf Ottokar VIII. hielt sich chc Ikl'We'/'in verpflichtet, die erhabene Freigebigkeit und Großmuth eedfluuj! seiner erlauchten Vorältern nachzuahmen, aber auch d^tz''an'^ioe°n zugleich stets für das Wohl aller seiner Untergebenen und Alpen. 3. «7,. e^rig j-orgcn< AsuS diesem Grunde und in solcher Absicht hielt er am 17. Februar 1174 in der Grätzer Stadtpfarrkirche zum H. Egidius eine grofe Versammlung, in welcher zugegen waren: Konrad, Erzbischof zu Mainz, Konrad von Ameinsbach, Otto von Stubenberg, Wülfing von Kapfenberg, Dietmar und Ottokar von Grazze, Hartwik und Ludwik von Glanekke, Rein-bert von Murekke, Albert von Eppcnstein, Landfrid von Ramen-stein, Rapoto von Pütten u. v. a. Auf die Bitten des Edelmannes und von ihm sehr geliebten Stifters von Seckau, Adelram, und des ProbsteS Wernher, und nach einstimmigem Rathe seiner Ge. treuen und Ministerialen schenkte er diesem Stifte ein Wald- und Alpcngebirge (Sylvam gregibus alendis aptam, cum montu'osis et planis) mit dem Viehhofe, Worwitz genannt, auf daß von dorther das Stift Seckau Heu für sein Wirthschaftsvieh gewinne, und daselbst auch überall, wo es wolle und könne, Neubrüche mache (novellationes ibidem si possint ebnstituant). Diese Wald- Und 2>krggegenö, Trigowle oder Wacherberg genannt, hatte bisher Pop-po Tiuberch aus den markgräflichen Alloden (Dominicale nostrum) t) Dipl. Styr. I. 60 — 61: ,,Ego Romulus Aquilejensis eeclesiae Magi, ster scolarum — scrips! et dedi.“ ") Süinei'UL'Euilbc: ,, Vraedium quoddam et sylvam in Marchia sitam Lubgast nuncupatum ab ortu duorum fluminum a sunimo ex utraque parte ejusdem praedii defluentium usque ad contiguitatem cum pluvialibus aquis hinc hide inftuentibus,“ III. Geschichte ver Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 487 zu Lehen besessen, jetzt aber ging fie in das Eigenthum des Stifts Seckau über. Die Gränzen dieses Waldgebirges hatte der Markgraf durch seinen Schaffner (Procurator) Reginbert von Mou-recke begehen und genau festsetzen lassen, so daß darin begriffen sind Gotsthal, Pernthal, das Thal zwischen diesen beiden, die Thaler Seethal, Swalbenthal, Tultenthal, Tierthal, Tointhal und alle dazwischen gelegenen Thäler. Eine Gränze dieses Berggebietes beginnt am Steige, zu Teutsch Albsteig genannt, und geht durch den Dach, Unörin zu Teutsch genannt, hinaus auf die Roßalpe und auf den Höhen fort bis zum Thore (ad portam Undermtor), oder zur Quelle des Unürimbaches, und endet dort, wo der Bach, die Trieba, entspringt. Die zweite Gränzlinie beginnt vom Thale Gotsthal und geht durch steiles und rauhes Felsgebirge bis in die Ebenen der Dillen Garzarn oder Ganzarn (Geishorn) und Chei-chelwang (Kallwang), und endet am Ursprünge der Palten. Alles Geneige (convexitas) und alle Scheidung im Undrimthale ist unter derselben Andeutung begriffen. Die dritte Gränze beginnt vom Einödstein (a lapide solitudinis), wo die Grada in die Un-drim einzufließen beginnt, und durch die Weide- und Heuaue (Augia pascualis et fenilis) fortziehenü steigt sie bis zum Gipfel Swkgesekke, und von dort fort endet sie am Diehsteige (pascualis semita) der Orte Starkenberg, Banstorf und Wenge. Zu diesem spendete Ottokar auch noch eine Wiese, Gaevaze genannt, und den Kühberg zwischen der Grada und Puochschach; im Feistritz, thale bei Prank einen Hof auf dem Berge sammt dem Weideberg Dretzen, und im Thale Feistritz die folgenöerinassen umgränzte Waldung: von dem genannten Hofe links nach der den Berg umgebenden Ebene bis zum Ufer der Feistritz, den Weideberg Dretzen bis hin zum Thale Preduol und hinauf an den Alpen bis Tesen, huet, von diesem bis Rotenschlaif, und von hier bis Gotsthal; rechts vom Bache Tuedinge aufwärts bis zum Hofe Puechscha-chen, von da bis in das Thal Jelnich, von hier bis Mitterberg, und nun abwärts am Berge Graßekke nach der Wasserseige (aqua pluviaiis) in die Feistritz, und dann zu beiden Seiten dieses Baches hinaus. Endlich fugte Ottokar noch hinzu die Waldung, Erz-walü und Eisengoer genannt, beginnend jdotn Einööstein unter dem Berge Waltenstein rechts aufwärts durch den Berg Hohenekk bis zur Wasserscheide gegen die Laßnitz (Lonsiz), und in demselben Thale dann rechts hinauf bis zu den Quellen der Laßnitz — mit allen Nutzungen und mit den Regalien auf Jagd und Fischfang 488 Hl- Geschichte Lee Steiermark. I. 105b—1192 n. Ehr. innerhalb aller bezeichneten Gränzen '). Zu diesem Allen kam noch die ganze Waldung Eisengör und Arzwalt genannt, und zwar vom Cinüdstcine unter Wallenstein rechts aufwärts über den Berg Ho» henekk nach der Wasscrseige bis zu den höchsten Quellen der Lausitz mit allen Hoheitsrechten der Jagd und Fischerei. Gey- Diesem oder dem vorhergegangenen Jahre noch m». 3.1178.-1173. gehört auch die Gründung der Karthause zu Geyrach an, weil der Urheber dieser Stiftung, Heinrich I,, Bischof Zu Gurk, im folgenden Jahre gestorben ist. Wir haben darüber nur eine kurze Andeutung im folgenden Schreiben des Papstes Alexander Hi. von Anagnia 2. Juni 1174 (oder 1175) an den Prior und die Brüder des Karthäuserordens: »Aus einem Schrei-»ben unseres ehrwürdigen Bruders, Heinrich, Bischof von Gurk, «ist uns bekannt geworden, daß er durch die Gnade göttlicher Ein-»gcbung mit Rath und Zustimmung des Probstes und der Cano-«niker seines Kapitels und der Ministerialen desselben Hochstifts »auf einem, dem Gurker Hochstifte gehörigen Herrschaftsgute, Gy-»rium, in der Mark, zur Verehrung Gottes aus eurer Dersamm-»lung eine Gemeinde Karthäuserbrüöer eingesetzt, und diesen dort »iveilenöen Brüdern so viele Besitzungen und Renten zugewiescn »habe, als zu ihrem ehrlichen Unterhalte nöthig sind. In Anbe-»tracht nun, daß eure religiöse Gemeinschaft Gott angenehm und »wohlgefällig sei, haben wir auf Bitten des vorgenannten Bischofs »den vorbezeichncten Ort mit seinem uingränzten Besitzthume, wie »es von Bischof Heinrich demselben zugewiesen worden ist, unter »des H. Petrus und unter unseren Schutz genommen, mit feier-»licher Bestätigung Alles dessen, was gedachter Bischof daselbst »angeordnet und eingerichtet hat l) 2).« Der feierlichen Absetzung und der eigenen SHt« signation ungeachtet, wagte es der landesflüchtige SÄf/en Metropolit Adalbert HI, in seinem Oberhirtenamte ut'snl's zu bleiben, und die Obliegenheiten, so wie die Rechte sterrcich. I-11..3- ^selben auszuüben. Am 4. December 1174 zu l) Zohanneumsurkunde» — Dipl. Styr, I. 162—165. „Actum in foro Graeze in ecclesia 8. Egidii XIII, Cal. Martii 1174.“ Bis zu dieser Zeit hatte Seckau von Mackward von Gurk, Klamme zugenannt, eine Schwaige zu Zutschwisen mit jährlicher Gabe von 200_ Käsen, und einen Weinzehent zu Eroembcrg erhalten. -) Ivhanneumsurkundk. — Pipl. Styr. II, Igs —136, IN. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. 489 Diernstein (entweder Dürnstein an der Donau in Oesterreich, oder Schloß Diernstein bei Friesach) ertheilte er dem Stifte zu Voran den Schenkungsbrief über die Gegend Luttenberg mit allen prie-sterlichcn und kirchlichen Rechten, und mit dem Antheile der erz-bischöflichen Zehente daselbst '). Nach Versicherung einer spätem Vorauer Chronik wäre in dieser Spende die Pfarre im heutigen Markte Luttenbcrg in der untern Steiermark gegeben worden =)? Eben wegen dieser Hartnäckigkeit Adalbert's und wegen des festen Schutzes, welchen ihm sein Oheim, Herzog Heinrich Jasomirgott, in Oesterreich gewährte, erlveckte der Kaiser auch diesem rund umher Feinde, und mit dem Böhmenkönige Sobieslav und dem Herzoge Konrad von Mähren verbunden, erfüllten die Söldnerschaa-ren der Ministerialen von Oesterreich, Steiermark und Kärnten die Länder wechselseitig mit Raubzügen, Plünderung und Brand in den Jahren 1175 und 1176, wobei den steirischen Söldnern eine besondere Grausamkeit zugeschrieben wird * * 3). Wahrscheinlich durch diese Begebnisse veranlaßt, finden wir den jungen Markgrafen von Steier im Jahre 1175 zu Gunzenbach bei Herzog Welf, mit Konrad, Herzog von Dachau, mit Pfalzgrafcn Otto von Wittelsbach, Berthold von Andechs, Markgrafen von Istrien, Hugo und Rudolph, Pfalzgrafen von Tübingen u. o. *) Caesar, Annal. I. 772 — 773: „Intervent!! venerabilis praepositi Liu-polcli de Vorawen infra terminos cujusdam terrae, quae dicitur Lut-tcnberche, omnia eeclesiastiea et sacerdotalia jura, portionem quoque decimarum, quae nobis contingit, in cultis et eolendis agris et pasouis in usus fratrum Vorawensium nostra legitima traditione pro future perpetuo jure confirmamus.“ *) Caesar, I. p. 707. . 3) Chron. Garst, et Neuburg. Ranch. 22. 60. — Herrn. Altah. Annal. apud Oeffele II. 1175: „Duces Austriae et Carintliiae, nee non Mar-cliio Styriae praedas et incendia invicem exagitant, inter quae ecole-sja 8. Viti cum trecentis liominibus exarsit.“ — Ganz gleich das Chron. Carstens, bei Rauch. — Chron. Claustro-Neob. apud Rauch anno 1175: „Heinricus dux Austriae a Bohemo Ungaroque, nec non a Styrensi-bus multis laccssitur injuriis. Austria, Karinthia, Bavaria incendio et praeda vastantur, ita ut ministeriales Styriae marchionis nec ab ecclesia, in qua fere C. C. C. homines igne consumpti sunt, manus continerent.“ — Chron. Lambac. apud Rauch. — Chron. Austriae. apud Pez I. anno 1175: „Dux Boemiae Zobeslaus et Ministeriales Marchionis de Styria cum ipso domino suo Ottokaro, adhuc puero, contra Duoem Austriae Henricum couspirant et conjurati Boemorum liunt.“ — Ortilo Anno 1175. Dubrav. XIII. — Balbinus, L. III. c. 12. 490 Ul. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Ehr. Si'Är'Sf Ä1: Erzbischof Adalbert hatte sich inzwischen auch vuattefAn on Papst Alexander HI. gewendet, welcher seinem Legaten in Ungarn, (5 u alter, Bischof zu Stnhlwei-ntr^nš@«?ibu^ ßcnjburg, befahl (I. 1176), die Anklagen gegen den cing-,etzt. 3- m,. verfolgten Metropoliten synodalisch zu untersuchen. Markgraf Ottokar lud diesen Gesandten schriftlich ein, nach Steiermark unter seinem sicheren Geleite zu kommen, und hier jene Versammlung zu halten. Weil jedoch Bischof Gualter auf dieses Anerbieten des erst dreizehn Jahre alten Markgrafen kein Vertrauen setzen wollte, wurde das Synodalgericht zu Raab gehalten, und auf die Dertheidigungsbriefe, welche Ulrich, Patriarch zu Aquileja, Roman ll., Bischof zu Gurk, Abt Jrimbert von Admont, Dom-probst Sibito zu Salzburg, Abt Heinrich von St. Peter mit allen Beweisen von Adalberts Schuldlosigkeit am Verbrechen der Simonie eingesendet hatten, wurde der bedrängte Erzbischof zwar für unschuldig erklärt '), im folgenden Jahre bei dem allgemeinen Friedenschlusse in Venedig aber doch geopfert, der bisherige Erzbischof zu Mainz, Konrad Hl. auf den Metropolitenstuhl in Salzburg eingesetzt, und dieser Beschluß in päpstlichen Bullen dem Hoch-stiftskapitel in Salzburg, und in kaiserlichen Briefen den sämmt-lichen Prälaten, den hochstiftischen Ministerialen, dem gesammten Klerus und den Landesbewohnern in Kärnten und in der Steiermark (Universo clero et populo ipsius Ecclesiae Salzb. per Ka-rmthiam et Marchiam constitutis) kund gegeben 2). vm. Im Jahre 1176 treffen wir den Markgrafen Icm Dttokar VIII. in der Stadt Enns mit Heinrich dem rich"»" äefläfeX Löwen, Herzog von Sachsen und Baiern, auf einem 2- me. förmlichen Hostage mit Herzog Heinrich Jasomir-gott und vielen Ministerialen von Oesterreich und Baiern. Dort wurde der lange Streit um das Gut Münster, welches die steirischen Markgrafen als ein Lehen des Hochstifts zu Bamberg getragen, jedoch wieder weiter verlehnt hatten, und welches vom Stifte zu Reichersberg eingetauscht worden war, zur Entscheidung 1) Indessen ist der Legate doch von H. Ottokar in Gra'tz feierlich empfangen und nach Ungarn geleitet worden. Cliron. Altah. Anno 1176. et Rei-chersperg. — Hansiz II. 293. — Caesar, Annal. I, 710 711. ") Cliron. Altah. Anno 1177. — Chron. Reichersperg. — Ludewig, Script. Herum Germ. p> 315, annis 1174. 1177, 11,9. Datum Ycnetiue 8. et 9. Augusti. — Goldast. Constit. Imper. I. 283. Datum Vene-tiae 9. August. — Hansiz. II. 29... III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 491 gebracht. Heinrich 6er Lowe erschien daher in Enns als Schirmvogt des Stifts Reichersberg und als Richter nach ftiftischem Hof-rechte über bestrittene Güter von Reichersberg; Markgraf Ottokar VIII. aber als Lchensherr. Jedoch diese Zusammenkunft zu einem Hostage hatte offenbar einen höher» Zweck, nämlich die friedliche Ausgleichung der Fehden, welche damals, wie oben gemeldet, von allen Seiten den Herzog Heinrich Jasomirgott bedrängten. Nach dem Urtheilspruche vegaben sich Heinrich der Löwe, Markgraf Ottokar und alle anwesenden Gerichtszeugen auS der Stadt Enns über die Ennsbrücke hinüber zu dem Herzoge von Oesterreich und seinem versammelten Adel, vor welchen dann der Ur-theilspruch förmlich verlautbart worden ist '). Rach dem plötzlichen Tode des Herzogs Hein-rich Jasomirgott (13. Jänner 1177) eilte sein Sohn, vuLmupSitau» Leopold der Tugendhafte, nach Italien, und erhielt als Fürst des Reichs und Nachfolger in der Oft-mark die kaiserliche Belehnung im Schlosse Conde- ®c'6- J' lare bei Pesaro -). Die Vorgänge mit dem Erzbischöfe Adalbert III. scheinen auch unseren jungen Markgrafen mit Papst Alexander III. selbst in unmittelbare Verbindung durch Briefwechsel gebracht . zu haben. In einem Schreiben an diesen Papst sprach Ottokar VIII. seine christliche Gesinnung und Verehrung gegen den apostolischen Stuhl aus, und bat um die päpstliche Bestätigung der Lieblingsstiftung seiner frommen Vorältern, des Stifts zu Steiergarsten 1 * 3).- In einem andern Schreiben scheint er die gleiche Gesinnung an den Tag gelegt zu haben, worauf Papst Alexander m. (31. März, Venedig. 1177) das Karthäuserkloster zu Seitz seiner Liebe und Hüld nachdrücklichst empfahl. In seinem Briefe an die Karthäuser daselbst sagt Alexander m.t »Da ihr „durch Eingebung göttlicher Gnade, gänzlich absagend der Welt »und ihrem Prunke, im Kleide strenger Religion dem Herrn allein »zu dienen erwählt habt, so müßt ihr auch die irdischen Reichthü-„mer und Lockungen hintanweisen; Qualen, Bedrängnisse und Ar-»muth mit geduldigem Gemüthe ertragen, auf daß ihr theilhaftig „desjenigen werdet, welches gesagt worden ist: Selig die Armen 1) Monum. Boica. in. 451—465-491. — Äeiträge z. Lösung der Preisfrage. Chron. Zwettl. Pez. I auuo 1177. p. 562. 3) Caesar. Atmal. 1. H. T73. 492 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. »im Geiste, denn sie werden die Erde besitzen. Daher ermahnen »wir euch durch dieses apostolische Schreiben, daß ihr in bcharr-»licher Beobachtung eurer Ordensvorfchriften, eurer Ordenswürde, »und der Verschlossenheit in eurem Kloster, euch zugleich auch auf »Werke der Liebe verwendet, weil ihr dadurch eurem Schöpfer »verdientermasscn gefallen, und mit Gottes Hülfe die Belohnung »der. ewigen Vergeltung erwerben könnet. Unfern gesiebten Sohn, »den hocheölen Mann, Markgrafen Ottokar von Steier haben wir «in einem Schreiben nachdrücklich gebeten, daß er euch kräftig lie-„6t, aufrecht halte und ehre, und euch im Aufbaue eurer Wohnungen mit Rath und That an die Hand gehe ').« ieTeuninU6monnt‘ Am 3. September 1171 starb Liutold, ein Cöel-3. im-mi Herr von Taoernich, Abt zu Admont *). Hierauf wollte in Admont ein Theil der Kapitelherrcn den Heinrich, ihren Mitbruder, nun Abt zu Müllstaüt in Kärnten, ein anderer Theil aber wünschte ebenfalls den Aüuionter Kapitular Jsenrik, Abt zu Biburg in Baiern, als Nachfolger Liutold's. Der erstere war jedoch nicht zu bewegen, nach Admont zurückzukehren. Somit wurde der Prior Rudolph zu St. Lambrecht als Abt nach Admont berufen. Dieser Herr entsagte jedoch der übernommenen Würde bald wieder (1.1173) wegen bedenklicher Unruhen derjenigen, die in seine Postulation nicht gewilligt hatten (Fiatrum cappatorum exteriorum rebellione pusillanimus redditus), in deren Händen damals die wichtigsten Geschäfte aller Güterverwaltungen gelegen waren, und wegen der zu strengen cluniazensischen Regel, welche in Admont eingeführt war. Dem einstimmigen Rufe der Kapitu-laren folgt hierauf der hochbejahrte, gelehrte Abt Jriinbert, schon seit 12 Jahren Abt im Stifte St. Michael bei Bamberg i) * 3). Jriinbert beschloß sein Leben am Stephanstage 1177. Er und sein Bruder, Abt Gottfried, retteten den Ruhm klösterlicher Studien i) Dipl. Styr. II. 61 — 62. „Datum Vcnetiis in Rivo alt», II. kal. Apri-lis.“ Der Papst hatte sich in Venedig verweilt vom 23. Marz bis Mitte October. -) Chron. Admont, et Carstens. Anno 1171. — Manuscr. N. 475. p. 26 — 27. — Saalbuch III. p. 31. Auf Theilnahme des Stifts Admont an den Geschicken des Erzbischofs Adalbert III. deute» die alten Verse: „Liutoldus multas patitur spoliaminc mulctas Montis in egressu pax nulla fuitque regressu.“ *) Chron. Admont, et Carstens. Anno 1172. — Saalbuch HI. p. 31—32. — Manuscr. 475. p. 27. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 493 des zwölften Jahrhunderts in der Steiermark. Demuth und musterhafte Genauigkeit in klösterlichen Hebungen waren nach dem Geiste jener Seiten der größte Ruhm eines Stiftsprofessen. Dieser Ruhm erhob Jrimberten zeitig schon zum Oberleiter der geistlichen und weltlichen Geschäfte im Nonnenkloster zu St. Georgen ein Längste in Kärnten, und bald darauf zu Infel und Krummstab im fernen bajoarischen Stifte zu St. Michael bei Bamberg. Beinebens beschäftigte er sich unaufhörlich mit höherer Geistesbildung und mit gelehrten Arbeiten, besonders in Bibelforschung. Seine Kommentare über die Bücher der Könige, Josue, Richter, Ruth, über Stücke des hohen Lieds und des Propheten Ezechiel, größtentheils im allegorischen Geiste seiner Zeit geschrieben, stellen ihn den ausgezeichnetsten Theologen des damaligen Zeitalters würdig an die Seite. Er hinterließ auch zahlreiche Reden über verschiedene Aussprüche der heiligen Schrift alten nnd neuen Bundes für Sonn- und Festtage. Ungemein leicht-dahinfließend ist seine Darstellung in reiner lateinischer Sprache. Seine damals allgemein geschätzten Schriften find zahlreich in den Stiften in Steiermark, Oesterreich und in Baiern verbreitet worden, vorzüglich durch die Abschriften, welche die kenntnißreichen Nonnen von Admont, Jrmingarde und Regilindc gemacht hatten *). Als Jrimbert in die Gruft gesenkt ward, war eben Bischof Roman II. von Gurk im Stifte Admont. Er nahm auf die Wahl des neuen Abtes Ein-fluß, und als man sich einverstanden zeigte, den admontischen Priester Jsenrik, nun schon seit dem Jahre 1169 Abt zu Biburg in Baiern, zu wählen, brachte er den Sinn der Wählenden dahin, daß sie den Abt Wernher zu St. Lambrecht postulirten. Dieser, als Mitglied des der päpstlichen Gerichtsbarkeit unmittelbar unterstehenden Stifts St. Lambrecht, erhielt als Abt in Admont die Bestätigung des Papstes Alexander in. nicht; worauf die neue Wahl auf einen Stiftspriester, Rudolph, gefallen war 2). Eben war der neue Salzburgermetropolit Konrad in. auf der Reise aus *) Chron. Admont. Carstens. Anno 1177. — Necrolog. Admont. C. 543. 544. — Man user. N. 475. p. 27. — Saalbuch III. 33: „Scripsit hie in libros regum quatuor opus arduum et luculentissimum; similiter in librum Judicum et Ruth egregie commcntatus est. — Pez, II. 210: ,,Post Ivimbertus hospes licet arte refcctus glossat Regales codices quoque Judiciales.“ — Codices der Admoitterbibliothek. N. 16. 530. 650. 682. — pez, Thesaur. Anecdot. T. II. p. 11 — 17. Praefat. Tom. IV. -) Chron. Admont, Anno 1177 : pro quo (Irimberto) Rudolfus eligitur.“ 494 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Italien nach Salzburg begriffen. Eine zahlreiche Versammlung des hochstiftischen Domkapitels, vieler Aebte, Lanöesedlen und Mi-nisterialen bewillkommten ihn mit feierlichen Festlichkeiten in Friesach. Auf die ihm oorgetragene Beschwerde über die Vorgänge bei den letzten Abtenwahlen in Admont berief er den Abt Rudolph und Abgeordnete des Stiftskapitels nach Friesach, prüfte das ganze Begebniß seit dem Tode des Abts Jrimbert, verweigerte die Bestätigung Rudolph's (rdiic extorsit a D. Rudoll'o Admontensi electo, ut election! suae renuntiaret« sagt die Admvnter Chronik); worauf mit seiner Billigung sogleich Jsenrik von Biburg als Abt in sein Mutterstift Admont berufen worden ist (Praefecit eum Admontensi ecclesiae Chunradus Archiepiscopus, sagt die Admonter Chronik). An seiner Stelle erhielt das Stift Biburg einen neuen Abt an dem Priester und Stistsprior Johann von Admont '). n?2Im Laufe des Jahres 1177 war Markgraf Ottokar in Judenburg mit den Edelherren: Wil-2- Helm Graf von Huneburg, Rudolph von Triunstein, Wülfing von Kapfenberg, Ulrich von Stubenberg, Hartniö von Ort, Herrand von Wildon, Otto von Offenberg, Dietmar von Liechtenstein, Rudolph von Rase u. v. a., und fertigte einen Brief für das Chorherrenstist Seckau, worin er demselben im wehmüthi-gen Gefühle, daß er keine Leibeserben habe (cum hereditales suc-cessores ad gubernandum principatum nostrum abesse nobis, prob dolor! videmus), V0N seinem AllodialbesitzthuMk (de nostris Dominicalibus) schenkte die Güter in Waltensdorf mit allem dazu gehörigen Grund und Boden inner- und außerhalb der Villa biS an den Pötsbach, und zugleich auch die Alpe ober Judenburg, insgemein Seealpe genannt, in der Umgränzung nach der Wasser-feige, mit dem Rechte Schwaigen oder Käsereien (Fromadias, qua» vulgo Swaigas appellant) zu errichten i) 2). e In Salzburg angekommen berief Erzbischof Kon- rad in. eine Synoöaloersammlung seiner Metro-St. Lambrecht, polifone nach Hohenau, welche ungemein zahlreich i) Chron. Garatens, et Admont. I. 1177. 1178. — Manuscr. N. 475. p. 27-28. - Saalbuch III. 32-34. mit einer Lücke von 1177 bis 1199. Zn der Folgenreihe der Aebte zu Admont nach Zrimbert finden sich viele Jrrthümer in Sit. Pusch Chron. 8. Duc. Styr. I. p, 386. — Caesar, Anna!. I. 721. 801—820. 1063. z) Zohanneumsurkunde. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 495 von dem höhern und Niedern CleruS, und von den Edelherren aus Smrrn, Oesterreich, Kärnten und Steiermark beschickt worden ist (1. Februar 1178). Nachdem zwischen Kaiser und Papst Friede und Einigkeit hergestellt war, wurden nun auch in dieser Synode alle Uneinigkeiten und Zerrüttungen ausgeglichen, welche durch die Anhänglichkeit des Metropoliten Adalbert an den römischen Stuhl hervorgerufen waren, und nicht ohne bewaffnete Erbitterung annoch fortdauerten. Zugleich wurden Beschlüsse gefaßt, um die ungemein verfallene Kirchenzucht wieder zu erheben, und insbesondere die noch vielfach übliche Priesterehe endlich ganz zu unterdrücken '). Dom Papste Alexander in. erhielt das Stift St- Lambrecht den gewöhnlichen apostolischen Bestätigungsbrief, worin ausdrückliche Erwähnung geschieht von dem Filialkloster, welches bei der Kirche zu Grazzluppa (oder zu Marienhof bei St. Lambrecht) errichtet worden ist '-). Im folgenden Jahre 1179 war Erzbischof Kon-rad III. mit den Bischöfen Theobald von Passau und Ju*@ucrV^?n"?!f Kuno von Regensburg auf einer Synode in Rom v°n°Asm°n?s?m>r anwesend, und hatte eine apostolische Bestätigung aU DtC ®*,t.r65rl*= Irr, seinen Vorgängern auf dem Metropolitenstuhle ertheilten Rechte und Freiheiten, vorzüglich in Betreff des Bisthums zu Gurk mit allen Rechten der salzburgischen Erzkirchr auf dasselbe erhalten, mit ausdrücklicher Nichtigkeitserklärung alles dessen, was der römische Stuhl in jenen Begebnissen zugelassen habe, die wir sogleich erzählen werden 1 * 3). Denn auf päpstliche Zulassung war während des Zerwürfnisses zwischen Kaiser und Papst Bischof Romanus II. daselbst von Clerus und Volk erwählt worden, welche dieses Recht jetzt, da eben Bischof Roman II. gestorben ivar, wieder ausübten, und den Erzdiakon Hermann Grafen von Ortenburg erwählten. Diese Wahl gegen die bisherige Gewohnheit, gegen die alten Institutionen, päpstlichen und kaiserlichen Bestätigungen verwarf nun der Erzbischof, und ernannte den Probst Dietrich von Äolnitz zum Bischöfe in Gurk. Dieses führte zur offenen Fehde zwischen dem Erzbischöfe und den Eöelherrn von 1) Dalham, Concil. Salisb. 78. *) St. Lambrechtersaalbuch: „Ecclcsiam de Grazzluppa, in qua monastics um ordinem instituistis.“ 3) Diese päpstliche Bulle befindet sich auch in Abschrift unter den Seckauer Documenten. 496 IH- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Ortenburg, durch deren bewaffnete Hülfe sich Hermann auf der Veste Straßburg im Gurkthale, dem Sitze und der Hauptburg der Gurker Bischöfe, festgesetzt hatte, und vergeblich zu Ende des Jahres 1178 und im Sommer 1179 von Konrad III. und Dietrich von Kolnitz mit den hochstiftischcn Söldnern daselbst belagert worden ist. Durch den päpstlichen Legaten, Kardinal Petrus von Bono, durch Bischof Albrecht von Freisingen und den Abt Heinrich von H. Kreuz wurde auf Befehl des Papstes Alexander ill. die Streitsache untersucht, und in einer zahlreichen Synodaloersammlung zu Salzburg (I. 1180), worin die Bifchöfe Otto von Bamberg und Heinrich von Brixen, dann der Admonte.r Abt Jsenrik besonders hervorleuchteten, schiedgerichtlich entschieden, über der Asche des bei der Bestürmung des Schlosses verbrannten Städtchens Straßburg Dietrich von Kolnitz anerkannt und in Gurk ein-geführt, Hermann von Ortenburg aber zum freiwilligen Rücktritte bewogen Inzwischen hatte Herzog Leopold der Tugenü-W'LMK: hafte cJ. 1177-1194) von Oesterreich dem Abte eitert' Jsenrik die gesiegelte Urkunde zugefertigt, mit der 3-im- Erklärung, daß er die Oberschirmvogtei über das gesammte Stift Admont übernommen, und dieselbe in der Ueber-zeugung, daß der Thron der Fürsten durch Gerechtigkeit befestiget und durch Milde geschmückt werde, im Geiste und in der uneigennützigen Thatkraft seines Vaters ohne alle das Stift beschwerende Anforderung führen werde s). Unter Abt Jsenrik und zur Zeit, als Ottokar VIII. in den Aömontischen Saalbüchern noch als Markgraf erscheint, gelangte Admont zu verschiedenen Besitzungen durch Schenkung, Kauf und durch freiwillige Uebergabe derjenigen, welche sie früher dem Stifte vorenthalten hatten. Der steirische Ministerial Otto von Traun übergab auf den Reliquien des H. Blasius die Güter zu Gries im Paltenthale, zu Strechau und Liehen im Ennsthale, welche vorlängst schon Frau Gertrude, Gemahlin Regilons von Haginberg mit ihren drei Töchtern, Heilka, Gertrude und Margarethe, dem Stifte Admont geopfert hatte * 2 3). Wigand von Massenberg brachte seine Tochter, Adelheid, als Nonne ix Hängig II. p. 298 — 302. — Meichelbek, Histor. Prising. T. I. P. I. ' p. 374. — Dalhatn, Concil. Salisb. p. 81. 2) Archivsurkunde in. 3. Actum Anno 1179. Datum in civitatc nostra Wien». 3) Saalbuch IV. 237. HI. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 «. Chr. 497 in das Kloster zu Admont und opferte mit ihr, mit Erlaubniß seines Herrn Markgrafen Ottokar, eine Hube bei Sawisdorf vor den Zeugen: Otto, Richter zu Leoben; Kalman, der Freie von Leoben; Eberhard von Traboch u. v. a. '). Zwei andere Ministerialen des Markgrafen Ottokar VIII., Gerung und Mcginhalm, gaben für Bruder und Schwester, welche das klösterliche Kleid in Admont nahmen, mit Erlaubniß des Markgrafen ein Gut zu Schachen am Rotenmannertauern auf dem Altäre des H. Blasius vor Gerung von Strechau, der im Namen des Markgrafen anwesend war, Meginharö von Hcssenberg, Wernher von Gurzheim, Ulrich Chalbsenge u. a. 2). Bon Markward von Starkenüerg erkaufte Admont um 22 Marken einen Theil seiner Besitzungen zu Sun-dcrmanningcn im obern Ennsthale. Die Uebergabe dieses Gutes geschah durch Markgraf Ottokar VIII. im Stifte Borau, und die Entsagung aller Ansprüche auf dasselbe von Seite der Schwäger Markward's, Ulrich und Gerung von Stutarn, in der Stadt Gracze über den Reliquien des H. Blasius und vor dem Markgrafen selbst 3). Pilgrim von Mürzhofen erhielt die Aufnahme seines Sohnes und seiner Tochter im Stifte Admont, und gab dafür sodann sein Eigengut Oberdorf mit einer Mühle zu Gomplarn im Liesingthalc mit Erlaubniß seines Herrn, Ottokar VIII., so wie er dasselbe von seinem Schwiegervater, dein Edelherrn Gotto (von Leoben wahrscheinlich), als Morgcngabe der Tochter erhalten hatte, wobei als Zeugen erschienen sind: Wülfing von Kapfenberg, Gundacher von Steier, Ortolph Tatet, Reginbert von Dirnstein, Richfrid, Gotfriö und Rudiger von Neiüekk, Gerunch von Strechau, Heinrich von Utsch, Ulrich Kalbsenge u. v. a. 4). Eben so brachte Hartnid von Radkersburg seinen Schwestersohn zur Aufnahme in Admont und spendete theils an Alloden und theils an markgräflichcn Lehen drei Güter zu Großsulz bei Wildon; und als er selbst später das Ordcns-kleid in Admont genommen hatte, übergaben seine Brüder, Her-ranü und Richer von Radkersburg, dem Stifte fünfzehn Höfe zu Grasiach in der untern Steiermark vor vielen Zeugen: Wülfing von Kapfenberg, Wülfing von Stubenberg, Ottaker von Graeze, *) Saatbuch IV. 253. -) Saalbuch IV. 255. 'S) Saalbuch IV. 256. -t^Saalbuch IV. 257 - 258. Gesch. 0. Steiermark — IV. SBB-. 32 498 III. Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 it. Chr. Konrad von Marchburg, Richer von Marchburg, Albero von Tunch-stein, Adilbert von Eppenstein, Otto und Ortolph, Brüder von Hohenstein, Wülfing von Stiuvene (Stisting), Adilbert von Tanne, Jlfunk von Murze, Wigand von Massinberch, Hermann von Ratkersburg, Rudolf von Eppenstein, Dietmar von Weißkirchen u. v. a. >). Für den Fall seines Todes versicherte ein gewisser Meginharö seine Besitzungen zu Döllach und Gauzindorf (zu St. Peter bei Leoben) dem Stifte Admont, und bis dahin zu einem jährlichen Geldzinse Euphemia von Friesach brachte ihre Tochter, Mathilde, als Nonne in das Stift zu Admont und zugleich einen Theil ihrer Allodialgüter bei Friesach 3). MnfvniJIütM In diesem Jahre 1179 bestätigte und siegelte ÄÄvi't Markgraf Ottokar Yin., als Bogt des Stiftes im‘ Rein, einen Spendebrief der Grafen Heinrich und Sigehard von Schalach, welche erlauchte Herren (illustres personae, nobilissimae prosapiae), mit Markgr. Ottokar blutsverwandt (Domini, nobis sanguine proximi), dem Stifte Rein V0N ihren Eigengütern die Bille Choullestorf (Kallstorf unter Grätz) gegen einen Gelöersatz von 100 Marken geschenkt hatten 4). Dtark-graf Ottokar VIII. bewährte sich auch in diesem Jahre wohlthätig gegen das Stift Kremsmünster in Oberöstcrreich, indem er nicht nur demselben Weingärten in Wirthizing gab, sondern auch als Bogt die meisten ihm zustehenden Rechte am Stifte einem jeweiligen Abte anheim gestellt wissen wollte. Die Urkunde siegelte er in Kremsmünster selbst 5). vm!^mvo°meb^ Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und zum v°n Baiern, durch Kaiser Friedrich I. zu ungemeiner Macht erhoben, hatte, uneingedenk der kaiserlichen 1180. Wohlthaten, ihn auf dem fünften italischen Heer- D Saalbuch IV. 258 - 259. -) Saalbuch IV. 251 — 252: „Praedium apud Guzindorf et praedium apud Dolaeh. — Testes: Otto de Linben judex. Marchquart de Liuben. Erhärt de Trcboche. Gerunch de Wolmutsdorf. Herbert de Meizinstein. Wielaut Marschalcli Marchionis de Stira. Hartwicus de Liuben eco-nomus. Ekkart de Laznic economus u. s. w." Saalbuch IV. 252: „Facta est haec traditio in Castro Fresaeli (Friesach). Testes : Ruozi judex. Oudalricus monetarius. Reginbertus catmiarius. Udalricux Wiltwerchar. Schrotar. Gundilbertus etc.“ u) Urkunde von Rein. — Dipl. Styr. II. 15 — 16: Testes: Otto de W«J-govve, Ilsungus de Brunne, Lantfridus de Eppenstein. 5) Rettenpanhcr, Annal. Cremifan. p. 170. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 499 juge mit aller seiner Heeresmacht — im entscheidenden Augenblicke - verlassen und so das Unglück der verlornen Schlacht bei Legnano (30. SBioi 1176) gegen die Lombarden verursacht, wodurch des großen Kaisers jahrelang und mit so viel Blut verfolgten Plane vernichtet und er selbst Frieden zu suchen und zu geben gezwungen war. Zum quälenden Rachegefühl über diesen Undank kamen unzählige Klagen der Reichsfürsten über Heinrich's Uebermuth und Härte. Vergeblich zur Verantwortung auf die Fürstentage zu Worms, Magdeburg, Ulm, Würzburg und Regensburg geladen, ward der stolze hartsinnige Herzog (16. Juli 1180) seiner Reichsfahnenlehen über Sachsen und Baiern verlustig erklärt (zu Erfurt im October 1181), von deutscher Erde auf drei Jahre verbannt, und so die ungeheure Macht des welfischen Hauses in Deutschland gebrochen. Bajoarien erhielt der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, Bruder öeö salzburger Metropoliten Konrad III. Auf dem Fürstcntage zu Regensburg hatte sich auch Markgraf Ottokar Vin. eingefunden. Er war durch seine Großmutter, Sophie, Gemahlin Markgraf Leopold des Starken, aus welfischem Geblüte, blutsverwandt zum großen Kaiser Friedrich T. (consanguineo nostri, sagt der Kaiser in einem Admonterdiplome vom Jahre 1184) '). Bereits war Markgraf Ottokar in diesem Jahre 1180 wehrhaft gemacht worden, und er hat damit die Verwaltung der Mark Steier, welche bisher seine mannhafte Mutter, Kuncgunde, geführt hatte, selbstständig übernommen. Ottokar erschien zur feierlichen Belehnung am 30. Mai auf dem Fürstentage in Regensburg, und ward dabei vom Kaiser, welcher die bisherige Markgrafschaft Steier zum Herzogthume feierlich erklärte, zum Herzoge dieses Landes erhoben, nachdem er diesen Titel schon früher einige Male gebraucht hatte. Denn es ist auch nur Vermuthung, daß Kaiser Friedrich I. schon den Markgrafen Ottokar VII. zur Herzogswürde habe erheben wollen, und nur durch dessen zu frühen Tod verhindert worden sey *). Ottokar's Mutter, Kuncgunde, Tochter ' ____________, 32* !) Archivsurkunde A. 74. ") Wien, Jahrb. d. Liter., 1818. III. B. p. 324. LV. Anhang, p. I. — Chron. Carstens. Rauch, p. 23. — Chron. Austriac, apud Rauch, Anno 1169. — Chron. Zwettl. Pez, I. 1179: „Otthokerus filius Otthokeri Mar-chionis Styriae primo Styriam Ducatum fecit.“ - Chron, Admont. Anno 1180: „Ottaoher ex Marchione Styrensi Ducis nomen est ade-ptus eo anno, quo et gladio accinetus est.“ — Chron. Mellicens. et Australe. 1180 et Chron. Carstens, apud Rauch et Pez: „Otakerus Styrensis nomen Marchionis in Ducis dignitatem commutavit et ah 500 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Diepold's, Markgrafens von Vohburg, nahm hierauf den geweihten Schleier in Aöinont und starb öaselbst als Nonne am 21. November 1184 Das Stift St. Paul erhielt in diesem Jahre 1180 von den Brüdern Gottfried und Adalbert von Grafenstein (auch: von Truchsen zugenannt) Güter zu Godentin bei Selden-hofen, dann zu Neölach am Radelgebirge und sicherte seine Weingärten in Gamnitz gegen die Ansprüche des Pfarrers daselbst “). Zu Ende des Jahres 1180, oder zu Anfang vni:cnuVn"ctfeu des folgenden 1181, befand sich Herzog Ottokar Vm. Ssmfn"Tf(t,fe@ut in allgemeiner Gerichtsvcrsammlung in Marburg, Eiblsfeld. 2. “si- unj, x^tfchieö über die Aofprüche seines Kämmerers Wülfing auf das admontische Gut Alboldisseld zu Gunsten des Stifts. Die Verhältnisse des Streites ließ er durch ringeborne beschworne Männer, Konrad, Heinrich den Schaffner, Laurenz, Hirzman, Aueran und Zwilk erörtern; sodann halfen ihm das Urtheil finden Herranö von Wildon, Richer von Marburg, Or-tolph von Gonebitz, Otacher von Grez, Erchinger von Lanöiser, Otto von Leibnitz und Dietmar von Liechtenstein. Die Absage Wulfing's geschah vor den Zeugen Liutolö von Melnich, Mogoy von Gösting, Negoy von Jezniz, Ztoytse, Ztoyn, Ulrich von Marburg, Engelbert von Järingen, Rudolph den Weber, Engelbert den Schaffner u. v. a. 3). Imperatore eum suscepit. — Chron. Lambac. apud Rauch et Herman. Altah. apud Oeffele II. 1180: „Styrensis Marchio Ottachar mutato antiquitatis nomine Dux appellari gloriatur.“ — Caesar, Annal. I. 180. — Hanthal. Fasti. I. 40*. t) Chron. Carstens, apud Rauch. Anno 1184: „Chunigunt Marchionissa Stirensis obiit.“ — Chron. Admontens. Anno 1184: „Chunigunt Marchionissa Monialis Admontensis obiit.“ — Necrolog. Admont. C. 543. 544. Codex N. 180: „XI. Cal. Decembr. Chunigunt Marchionissa con-versa.“ — Necrol. Seccov.: „XI. Kal. Dec. Chunigunt Marchionissa, mater Otacheri Ducis.“ — In einer Urkunde Herzogs Ottokar VIII. für Steiergarsten von 1181 oder 1182 gebraucht Ottokar den Ausdruck: „ob Dei timorem animam inatris nostrae redemptionem.“ Daraus wollen Einige den Tod der Markgräsin Kunigunde vor das Jahr 1181, oder gar in das Jahr 1180 setzen. Caesar, Annal. I. 168 — 169. — Dieser edlen Frau schreibt die Sage auch die Gründung der Kirche zu St. Martin in der Karchau zu. — Vor seiner Erhebung zum Herzoge hatte Markgraf Ottokar VIII. das Stift Steiergarsten mit vielen Spenden bedacht wodurch Güter und Rechte zu Richeneich, zu Birchach bei Stadel, zu Feistritz in Kärnten und in vielen andern Gegenden an dasselbe gekommen find. — Kurz, Beitrage H. 524 — 535. 2) St. Paulersaalbuch p. 68. 70. 3) Archivsurkunde A. 12. — Saalbuch III 225 — 226. III. Geschichte ter Steiermark. J. 1056—1192 n. Ehr. 501 Herzog Ottokar hatte sehr wahrscheinlich ven Entschluß gefaßt, mit seinem Verwandten und Freun- ^s'h".'r?n^n!>! de, Herzog Leopold dem Tugendhaften '), d'as Grab des Heilandes in Palästina zu besuchen. Bei einer Zusammenkunft mit Herzog Leopold im Jahre 1181, flac|tenii& 1101 in welcher die gemeinsame Fahrt verabredet worden war, stellte er auch, mit seinem und mit des Herzogs Leopold Siegel, für das Stift Steiergarsten einen Spcnüebrief aus, worin er schenkte zwei Güter mit Waldung am Gavlenzbache mit Jagd- und Fischbann zu unbeschränktester Benützung des Stifts, Grund und Boden am Uschenberge mit drei Hörigen — aus Ehrerbietung gegen Gott und zum Seelenheile seiner Mutter; — endlich bestätigte er die Spende einer Besitzung bei der Kirche zu Haus im obern Enns-thale, welche die hocheüle Matrone Gisila von Aussach dem Kloster Garsten gegeben hatte. Dafür bedingte sich der Herzog eine heilige Messe zu Ehren Maria's ein ganzes Jahr hindurch zu lesen für eine glückliche Fahrt nach Jerusalem, und nach seinem Tode eine ewige tägliche Messe für das Heil seiner Seele. Zahlreiche Landesedle von Oesterreich und Steter umgaben damals die beiden Herzoge: Erchinger von Hagenau, Friedrich von Per -gc, Herranö von Wilöon, Richher von Marburg, Dietrich von Hohenstauffc, Arnold von Wartenberg, Ernest von Traun, Watcher von Pernek, Friedrich von Pettau, Erchinger von Landesere, Gerunch von Stutarn u. v. a. '-). Herzog Leopold der Tugendhafte unternahm die Reise nach Palästina im folgenden Jahre 1182 wirklich i) * 3); Herzog Ottokar jedoch mußte sie unterlassen, weil er ernstlicher zu kränkeln anft'ng. Um diese Zeit schenkte auch Bernhard von Püt- „ “eo ten in Gegenwart und mit Zustimmung seines Her- iar! zogs Ottokar seine Güter zu Harde, deren eines er ratNlc;183:1181 ~ von Caüilhoh von Schratinberg erkauft hatte, dem Stifte Admont. Diese Schenkung geschah bei der Opferung sei- i) In einem Diplome mit Mauth - und Zollbefreiung für alle Fahrten auf bet Donau für das Stift Steiergarsten nennt Herzog Leopold den Ottokar von Steier! „dulcissimum amioura et cognatum.“ — Caesar, 1. 775. :) Caesar, Anaal. I. 774 — 775: „Otokarus divina largiente gratia Dux Styrensis ... Privilegium hocpraeceptö nostro scriptum propria manu corroborates sigilli nostri impressions et Liupoldi Duois Austriae no-stri cognati jussimus insigniri.“ 3) Chron. Claustro - Neoburg. Anno 1183. 50Jd Ul- Geschichte der Steiermark. I. 105ö—1192 n. Chr. nes Sohnes Ortolph und feiner Tochter über den Reliquien des -H. Blasius '). Gleichzeitig spendete Agnes, Tochter Herzogs Heinrich Jasomirgott von Oesterreich, Gemahlin des Herzogs Hermann von Kärnten (als Witwe des K. Stephan ill. von Ungarn), dem Stifte St. Paul, nebst anderen Gütern in Kärnten, auch eine Besitzung von 12 Mansus im Sakkathale der untern Steiermark (Praedium in Sacca) 2). J'N Jahre 1182 nahm sich Herzog Ottokar die Vollendung des Karthäuserklosters in Seitz zur be-sondern Sorge. In einer Versammlung zu Rad-kersburg, woselbst ihn viele Edelherren umgaben, Otto von Königsberg, Leutwin von Sonnenburg, Heinrich von Pütten, die Brüder Ulrich und Liupold von Püttenau, ,Arnolph von Rustorf, Poppo von Klamm, Bertholö von Stegun, Rudolph von Kindberg u. v. a., ließ er eine große Urkunde für dieses Kloster aufrichten, vor der Kirche in Radkersburg feierlich ablesen und sodann siegelfertigen; worin er über die gesammte Stiftung von Seitz Folgendes sagt, spendet und anorönet: „Mein seliger Vater, Mark-„gras Ottokar VII. von Steier, hat zu Ehren der H. Maria, des „H. Johannes des Täufers und aller Heiligen, mit Rath und Hülfe „Papstes Alexander III., Brüder vom Karthäuserorden in die Mark „unseres Landes, und zwar im Orte, jetzt Johannisthal genannt, „eingeführt. Ich nun als Nachfolger seines Namens und Erbes „habe den Wunsch seines Herzens, dessen gänzliche Erfüllung durch „den Tod verhindert worden ist, vollständiger in das Werk gesetzt. „Die ersten hierher gelangten Karthäuserbrüder, unkundig mit der „Natur und Beschaffenheit dieses Landes, haben nun damals zu ih-„rein Unterhalte nicht hinreichende Landtheile genommen, da ihnen „doch mein Vater viel mehrere hatte schenken wollen. Nach mei-„nes Vaters Tode kamen sie daher in solche Roth, daß ihr Klo-„fter der gänzlichen Auflösung nahe gekommen ist. Davon in „Kenntniß gesetzt, habe ich sogleich zur Wiedererhebung desselben „die Hand geboten. Mein Vater hat dieser Karthause zwölf Metzen „Salz in Grauscharn (im Oberennsthale), zwanzig Maß Eisen „(Massas) in Leoben (vom Erzberge), eine Saumfuhr Del cben-„üort, neunzehn Maße (Mensuras) Honig in Tüffer und vieles t) Caesar, I. 77«. ') St. Paulcrsaalbuch p- 60. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 503 „Anderes zugctheilt. Zu diesem schenken wir den Karthäuscrn noch „Folgendes: Alle Wilüdeken und Felle, wovon das Fleisch an un-„serem Hofe verzehrt wird von den drei Kammerprobsteien, Mar-«bnrg, Raükersburg und Differ, allein nur Weihnachten, Ostern „und Pfingsten ausgenommen. Das der Karthause nahe gelegene „Dorf Sitza (Seitz) mit allen Leibeigenen (Hörigen) beiderlei Ge-„schlechtcs, unser Eigengut in den Dörfern Ragotz und Oplottnitz „(Oplonitz), alle Jahre acht Mark von dem frommen Almosen „meines Vaters zu Grätz, Radkcrsburg, Marburg, Ragotz, Tüf-„fer, Diernstein, Lcschcnech, Sachsenfeld, Leoben und Judenburg. „Rach dem Vorhaben meines Vaters zur Vollendung ihrer noth-„wenüigcn Klostergebäude geben wir alle Jahre 15 Mark; reichen „die innerhalb alles ihnen zugewiesenen Bodens befindlichen Wei-„den für ihr Vieh nicht hin, so sollen sie das Weiderccht auf al-„lem unserem Eigengrunde, auf Alpen und Flächen des Landes „geniesten. Was jeder unserer Ministerialen ihnen an Gütern ge-„ben. will, das soll ihm mit unserer Zustimmung freistehen, ihnen „zu spenden, und ihnen — dasselbe als beständiges Eigenthum zu „besitzen. Die Eüelherrrn und Brüder Ortolph, Otachcr und Leu-„pold von Gonobl'tz (Gonuwitz) geben den Karthällsern das freie „Fischrecht in der Oplottnitz und Dran (Tretma), und deren Wun-„schc gemäß wird diese Spende in dieser Urkunde wörtlich ausge-„drückt. 'Allen Grund und Boden nun, sowohl aus unseres Va-„tcrs Stiftung, als aus unserer Spende, Accker, Wiesen, Weiden, «Weinberge, Fisch- und Jagdbann, übergeben wir ihnen vollstäm „dig mit folgender Anordnung, daß es Niemand wage, innerhalb „der Gränzen des diesen Eremiten gehörenden Bodens mit Ja-„gen, Fischen, Holzschlagen, Viehweiden und anderen dergleichen „lärmenden Handlungen die Beschauer Gottes zu beunruhigen, „oder die Stille eines so ganz der Heiligkeit (tantae religionis) „geweihten Lebens zu stören bei Pön von zehn Pfunden für einen «Freien und Ministerialen und von dreißig Pfunden (Schilling) „für einen Mann gemeinen Standes. Die Dogtei über das Kar-„thäuserkloster soll Niemand Anderem gegeben/ sondern nur bei un-„serer Familie geführt werden V Caesar, II. 67 — 70: Iliad privilegium ego 0taker hoc modo praccepi inscribi et inscriptum covam me ante Ecclesiam Rachcrsburch multis praesentibus est lectum et a me confirmatum." Anno 1182." 504 Hl- Geschichte let Steiermark. I. 1U56—1192 n. Chr. "d" A m Vorabende von St. Andreas, mit 26. Nov. 1182, hielt Herzog Ottokar offenes Gericht aus dem , v St'tt^eckau. sß(Q|e pg,. hxx Stadtpfarrkirche St. Egyden in Grar- ze. Otto von Königsberg, Heinrich von Scharpfem-berg, Albrecht von Lochhusen, Poppo von Albekk, Rudolph von Flatze, Heinrich von Truchsen, Herrand und Richer von Wilöon, Albert und Heinrich von Dunkenstein, Wülfing von Stubenberg, Otto und Ortolph ooii Graeze, Konrad und Rudolph von Kindberg, Lanöfrieö von Eppenstein, Suiger von Gösting, Lantfried von Rainmcnstein, Heinrich von Schwarzach, Dietmar und Ulrich von Putinau, Rapoto von Puten, Gerhard von Krumbach, Kal-hoch von Schratenstein, Otto Sun von Fcistritz, Hartniö von Ra, be, Albert von Grimmenstein, Sigfrieü von Kranichberg, Dietrich von Giskowe, Konrad und Heinrich von Prank, Wigand von Massinberg, During von Emmerberg, During von Feistritz und viele andere Eüelherren aus den Gebieten von Steier und Oesterreich umstanden den herzoglichen Richterstuhl. Probst Wernher von Seckau war erschienen mit demüthigcr Bitte, die Spenden und Anordnungen für sein Stift Seckau von Seite deö Stifters und des Markgrafen Ottokar selbst urkundlich zu befestigen: »Auf an-»dringliche Bitten des Probstes Wernher von Seckau wollen wir »das, was vor Zeiten unser gestrenger Herr Vater, Markgraf »Ottokar VIl., mit eben diesem Probfte und mit dem Bruder Adel-»ram, dem ruhmwürdigen und frommen Gründer des Stifts Seckau, »gehandelt hat, in gegenwärtiger Urkunde vor Vergessenheit ent-»reißen. Unser Vater, hervorragend durch Geschlecht, Ansehen, »Würde und Reichthuin, hat den genannten Stiftsgründer in großer Gnade und Freundschaft gehalten, und hat, so lange dieser »Adelram noch im weltlichen Stande gewesen, viele treue Dienste »sowol durch körperliche Anstrengung, als auch durch verschiedene »Gegenstände empfangen. Sein Herrschaftsgut auf dem Berge »Starkenberg und das Dorf Trabstetten, auch alle seine oorzügli-»cheren Vasallen (milites quoque suos) hat er bei seinem Eintritte »in den Kanonikerorden auf Seckau meinem Vater großmüthig »überlassen. Ueberüies haben er und der Probst Wernher auf »dem ersten Hostage Kaiser Friedrich I. zu Regensburg im Jahre „1152 in der erlauchten Versammlung unzähliger Fürsten und »Edlen des Reichs unseren Vater zum alleinigen Stiftsvogte er-»kieset, und zwar mit Befreiung von allem gewöhnlichen Vogtrech-„te; wofür unser Vater, ruhmwürdigrn Andenkens, allen Mini- III. Geschichte ter Steiermark. J. 1056—1192 n. C hr. 505 „sterialen Macht und Freiheit, das Stift wie immer zu beschenken, „gegeben hat. Diese gleiche Vollmacht ertheilen nun auch wir Al-„len, die bewegliches oder unbewegliches Gut diesem Stifter spen-„den wollen, und bestätigen Alles, nachahmend das Beispiel unseres „hocheüeln Erzeugers, im gesammten Lande unseres Herzogthums. »Nachdem sich aber auch der Herr gewürdiget hatte, unfern Titel »und Ehren zu erhöhen, und wir ihm dafür unendlichen Dank „schuldig sind, so ertheilen wir ihnen, wenn auch der Herr ihre «Demuth zu berücksichtigen und ihrer Armuth zu helfen geneigt „seyn dürste, das Regalrecht auf Salze und Metalle, in allen ih-„rcn eigcnthümlichcn Gründen und zu ihrem eigenen Nutzen zu „bauen, so wie dieses Recht von kaiserlicher Großmuth an unse-„mt Vater und von diesem auf uns gekommen ist '). Im Jahre 1183 erlebte Herzog Leopold der Tugendhafte die Freude, daß sein vielversuchter Det-ter Adalbert, welcher »ach seiner Entsagung der Me-tropolitcnwürüe in Salzburg (I. 1176) nun zum 3. „-a. zweiten Male, und zwar auf Befehl Kaisers Friedrich l. (ex prae-cepto imperatoris), dahin zurückberufen, der reizbare und strenge Konrad HI. aber von Salzburg wieder nach Main; übersetzt und zur Würde eines Churerzkanzlers erhoben worden ist 2). In diesem Jahre bewährten sich vorzüglich die Edelherren von Mureck wohlthätig für das Stift St. Lambrecht. Herr Reimbert von Mureck wünschte in die stistische Bruderschaft als Theilnehmer aller frommen Beschäftigungen und Verdienste derselben ausgenommen zu werden. Dafür opferte er dem H. Lambert seine Eigengüter zu Mingol-stall in Kärnten. Die Urkunde darüber errichtete und siegelte er zu Glanekk am 28. October 1183 vor vielen Zeugen: Gottfried von Willckom, Prrnold, Gotbald und Poppo von Mureck, Wal-chun von Glanekk, Friedrich von Myntenbach, Ekhard von Rottendorf, Pilgrim von Strazburch, Ulram von Rase, Gucintin von Fridberg, Otto von Welse und Bvlmar von Hohenrain 3). *) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. I. 166—168. Actum anno 1183. lil. Kal Decembr. in vigilia S. Andreae Apostoli ante Ecclesiam 8. Egidi! in foro Graece. 2) Chvon. Admont. Salzb. Neob. — Pez,Chron. Altah. Anno 1183. — Ano- nym. l.eobiens. Hansiz, 11. 3) Aus dem Saalbuche von St. Lambrecht. Auf einer Versammlung von 37 Prälaten, von Otto, Bischof zu Bamberg, Gründer des Stifts zu Spital am Pyrhn, zu Lorch gehaltenen Versammlung bestätigte Herzog Ottokar 506 UI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. fdicnft Wie sehr der junge Herzog Ottokar das in Vorau. I. m». schleichende Siechthum empfand, und daraus die Uebcrzeugung eines ihm zugetheilten, nur kurzen Lebensgenusses schöpfte, zeigt eine Schenkungsurkunde vom Jahre 1184, worin er Folgendes sagt, indem er dem Stifte zu Dora» die darin genannten Besitzungen schenkt: «Weil durch reichliches Almosen die «Sünden der Gläubigen nachgelassen werden, so haben wir in «Furcht und Liebe zu Gott für unser und all' unserer Voräl-«tern Seelenheil wegen ungemeiner Schwächlichkeit unseres Leindes den Gedanken gefaßt, das Land Steiermark unserem geliebten Blutsverwandten Leopold, Herzog von Oesterreich, eigen-«thütnlich zu verkaufen ') mit allem Zugehöre; fünfhundert Man-»sus allein ausgenommen, um diese und deren Renten an alle Klü-«ster, welche unser glücklicher Vater, Markgraf Ottokar, gegründet «hat, nämlich: Voran, Seitz (Seidcz), mit dem Hospitale im Cere-«wald, für unser und aller Abgestorbenen Seelenheil und zur Er-«höhung der Wohlfahrt gedachter Klöster selbst, als deren erblicher «Stifter wir noch leben, reichlich zu vertheilen. Da wir nun den «Ort Vorau aus der Pflanzung und der Gründung unseres viel-«geliebten seligen Vaters vorzugsweise lieben, so haben wir die-«sem Stifte die sehr einträglichen Dillen in der Mark, Laven; und «Müldorf, unsere Herrschaftsgütrr (quae ad Dominirale nostrum „spectabant) frei zu ewigem Besitze geschenkt. Auch wollen wir, «daß das Vogtenamt unser jeweiliger Nachfolger und Landcs- «herr (quicumque dominus terrae supcrstiterit) frei von aller «Forderung — aus Liebe zu Gott, unser und unseres vielgeliebten «Vaters wegen — schützend führen solle. Auch sollen die Geschäfts-«führer des Stiftes Vorau (ejusdcm monasterii provisores) in «aller Kauf- und Handelschaft zoll- und mnuthfrei Hin- und Her-«zug haben." Ottokar VIII. festigte diese Anordnung mit seinem eigenen Sigille vor folgenden Zeugen: Herrand von Wilöon, Friedrich von Pettau, Liutolü von Hohenstauff, Heinrich von Steinberg, Gunöaker von Steinbach, Napoto von Püte», Heinrich von Schwarzach, During von Stahremberg, Wilhelm von Waiger-bach, Ulrich und Sigfried von Kranichberg "). auch die schon im Jahre 1173 geschehene Spende Gottfried's von Dürnstein an das Stift St. Lambrecht. 1) Cogitavimus terrain Styriae dileeto consanguinco nostro Liupoldo Duci Austriae ex nimia corporis n ostri inlirmitate venumdare proprielarie. -) Caesar, I. 780. — Dipl. Styr. II. 311 -312. 111. Geschichte Lee Steiermark. J. 1056 — 1192 n. Chr. 50? Auf Papst Alexander m., der in achtzehn Iah-ren einen Riesenkampf mit vier Gegenpäpsten und ff,!g$a~ mit Kaiser Friedrich I. ungebeugt bestanden hatte, sun|»mbfrt*t.'St' folgte auf dem Stuhle des H. Petrus Papst Lucius HL tin Jahre 1181. An ihn verwendete sich der Karthäu-serprior von Seitz im Johannesthale, worauf Papst Lucius diesem Kloster (23. Jänner 1184) die Freiheit ertheilte, wenn zur Zeit der Priesterweihe der Diözesanbischof verhindert ist, jeden beliebigen anderen katholischen Bischof erbitten zu können, auf daß er ihren Stiftsmitglieüern die heiligen Weihen umsonst, und ohne dadurch ein Divzesanrecht zu erwerben, ertheilen möge. In einer zweiten Bulle (Verona, 18. Februar 1184) nimmt der Papst das gesammte Karthäuserkloster mit allen Besitzungen und Rechten in apostolischen Schutz und Schirm, und in einer dritten Urkunde (Verona, 19. März 1184) wird von ihm namentlich das Herrschaftsgut im Bezirke Gonobitz tin Aglajer- Patriarchate, woselbst die Karthäuserzellcn erbaut sind '), nach den in den Briefen des Vaters, Markgrnfens Ottokar VH., und des Sohnes, Herzogs Ottokar VIII., bezeichneten Umgränzungen als ein ewiges Eigen-thum des Klosters bestätiget * 2). Gleicherweise beglückte Kaiser Friedrich I. das Stift St. Lambrecht mit besonderem Wohlwollen. Zu Regensberg am 6. Juli 1184 erhielt gedachtes Stift einen kaiserlichen Spendebricf mit dem Regalrechte aus Salze und auf alle Arten Metalle, insbesondere aber auf Kupfcrbau im Pibcr-thale, auf allen stistischen Gründen für ewige Zeiten 3). Gegen Ende dieses Jahres 1184 befand sich j,"! auch Herzog Ottokar in Admont 4). Er war wahr- »» »S suLI; fcheinlich zur feierlichen Bestattung seiner Frau Mutter, Kuncgunde, die schon seit dem Jahre bt,L| 3!' uj7"ft' 1180 als Klostcrnonne gelebt hatte, und wie wir 1) „Praedium de Gnnuwitz in Patriarchatu Aquilegiensi, in quo sunt cellac vestrae fundatac.“ 2) Dipl. Styr. II. 62 — 60. 3) St. Lambbechtersaalbuch: ,,Ex mera libcralitatis nostrae benevolentia ecclesiae 8. Lamberti in Karintbia omne genus metalli, quod in ejus possessionem pervenit, vel in posteruni pervenerit, et nominatim cuprum in Pibertal, cum omnibus salinis, in praedio ecclesiae inventis vel inveniendis, indulsimus.“ Die als Zeugen Unterfertigten machen jedoch wenigstens das Datum dieser Urkunde sehr verdächtig. 4) Saalbuch IV. 271: „Notum sit omnibus — quit!iter 0taker Dux Sti- rensis Admunti positus.“ Actum anno Domini MCLXXXIlll. 508 m. Geschichte der Steiermark. I. 1056— 1192 n. Chr. schon oben angegeben haben, am 21. November 1184 gestorben war, dahin gekommen ')• Während seiner Anwesenheit in Admont umgaben ihn zahlreiche Cöelherren und Ministerialen aus Steier, Salzburg und Oesterreich. Zuerst bestätigte und übergab er auf, dem Altäre des H. Blasius die von seinem Hörigen, Wieland, geopferten Güter, fünf Mansus zu Kraubath, Hof, Weingärten und Weinzehente zu Würflach und Gumpoldskirchen in der Oftmark und einen Wald zu Eichberg, Gehein genannt. Dieser Wieland war von rachesüchtigen Verfolgern geblendet worden, und nahm dann mit seiner Frau, Judith, das Klosterkleid in Admont * 2). Dazu fügte dann Ottokar selbst feine eigene Schenkung mit dem erweiterten Alpen- und Waldgebirge am Lavantsee und der Schvberalpe, welche schon sein Vater, Ottokar VII., dem Stifte gegeben hatte, und wovon er selbst jetzt die erweiterte Umgränzung bezeichnete 3). Als Zeugen dieser Handlung umstanden den erlauchten Herzog am St. Blasienaltare tin Münster zu Admont: Gerung von Strechau, Dietmar von Pu-tinau, der Marschall Rudiger Lunar, Gerlok von Vieht, Friedrich von Murstorf, Heinrich von Lanzenkirchen, Aöilharü der Arzt, Otto von Vohiburg, Konrad von Rohr, Richer von Werses, Konrad Purel von Stein, Adilbolü von Harberg, Rudolph von Tim-mersdorf, Otto, Bothe des Kaisers (nuntins imperatoris), Kal-hoch von Neunkirchen, Eber von Marein, Dietrich von Roten-mann u. v. ft. 4 S)). Endlich bestätigte und übergab der Herzog eigenhändig auf dem St. Blasiusaltare die Spenden von Besitzungen zu Perchach und Kallwang, welche sein Ministerial Otto von Stein, als er den Leichnam seiner verstorbenen Gemahlin, Judith, nach Admont zur Bestattung brachte, gegeben hatte 6), von Gütern zu Draetenach, des Dietmar's Waesse zugenannt, und zu St. Benedikten bei Knittelfeld des Dienstmanns Gerold, wobei als Zeugen anwesend waren, Friedrich der Knabe (puer), Herzog von Oesterreich (Friedrich der Katholische, welcher im Jahre 1) Chron. Carstens. Rauch, p. 23. 2) Saalbuch II. 376. IV. 268. 3) Saalbuch II. 380. IV. 271. *) Saalbuch IV. p. 271. S) Saalbuch IV. 265— 267: „Cujns actionis testes snnt: Wigandus de Massenberch. Otto, Hartman et Meginhart de Arnoltsperge. Henricus de Stein. Ulrich de Pergernsperge. tierunc de Fiber. Pabo et Otto de Ulanekke. Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 509 1197 in das heilige Land gezogen und daselbst gestorben ist), Wilhelm Graf von Huneburch, Wülfing der ältere von Kapfenberg (Senior), Otto von Stein, Dietmar von Putinau, Heinrich und Ernst von Traun, Otto von Hopfau, Arnold von Warbinberg, Stephan Graf von Ungarn (comes de Ungaria), Richker von Willehalmsburg, Ulrich von Grivene, Otachir von Stange, Ulrich, des Herzogs Kämmerer, Wilhelm von Ließnich, Heinrich von Neuendorf u. v. a. '). Der oben genannte steirische Ministerial, Wieland, hatte aber seine Spende mit der Bedingung gemacht, daß nach seinem Tode ein ewiger Gedächtnißtag (er war am 19. April gestorben) in der Gemeinde der Klosterbrüder und Nonnen in Admont mit besseren Gerichten an Fischen, besserem Weine und weißerem Brote gefeiert werden solle. Der Salzburger Erzbischof Adalbert UI. bestätigte diese wohlwollende Anordnung mit Brief und Sigill 1 2). Im Kampfe des Papstes Alexander in. mitWM-fW! Kaiser Friedrich I. erhoben sich die weltberühmten Parteien, die Gibcllinen für Kaiser Friedrich, und ll3’-die Guelfen für den heiligen Vater. Diesem fielen die Städte bei, dem Kaiser die meisten vom Adel, deren Herrschaft und Tyrannei die Städte abthun wollten. Aus Furcht vor der deutschen Gewalt waren die lombardischen Städte für den Papst, und dieser für sie; weil er nicht besorgen durfte, daß eine Stadt wagen würde, waö ein Kaiser. Im langen Kampfe zwischen Kriegskunst und Freiheitsliebe, zwischen Nationaleifersucht und fremder Macht entwickelten und ergossen sich die Künste des Friedens und die Wis-scnschasten in das barbarische Leben der Europäer. Die letzten Trümmer der kaiserlichen Macht hatte Kaiser Friedrich I. im Frieden zu Kostnitz 1183 mit dem lombardischen Städtebunde gerettet. Nun hielt er im Jahre 1184 einen Reichstag zu Mainz mit noch nie gesehener Majestät und Pracht, wo er inmitten unzähliger geistlicher und weltlicher Fürsten und Edelherren des Reichs seine beiden Söhne Friedrich und Heinrich wehrhaft machte. Wie am Fürstentage zu Ulm (I. 1183) war auch in dieser Versammlung anwesend Herzog Leopold von Oesterreich, und erhielt als Schirmvogt des Stifts Admont einen Majestätsbrief für dasselbe, wel- 1) Saalbuch IV. 265 - 268. 2) Archivsui'kundt A. 55. — Neerol. C. 543. 510 Hl- Geschichte Ver Steiermark. J. 1056—1192 n. Chr. chen wir hier, als das erste kaiserliche Bestätigungsdiplom des gc-sammten Wesens dieses Stifts, wörtlich anfiihren, weil es in allen später» kaiserlichen und landesfürstlichen Destätignngsiirkundrn stets wieder und wieder berücksichtigt wird. "Im Namen der heiligen und ungetheilten Dreieinigkeit^" „Friedrich durch Gunst göttlicher Gnade Römischer Kaiser." „Die Billigkeit der Vernunft und die Richtschnur der Ge-„rechtigkeit erinnern und laden uns ein, daß wir zur Befestigung „und Beschirmung der Kirchen Gottes, welchen nach göttlicher „Einrichtung wir zu nützen und ihnen beizustehen verbunden sind, „den Trost unserer Gnade gütig ausüehnen, insbesondere aber über „diejenigen, durch deren fürsprechendcs Gebet wir uns auch er-„frcuen dürfen, die Hoffnung unseres Heiles in Christus Jesus „zu erlangen. Durch solch ein ganz ergebenes Werk der Fröm-„migkcit hoffen wir, durch die irdischen Güter so hindurchzugehen, „daß wir durch das Wohlwollen desjenigen, welcher den Königen „Heil gibt, die ewige Seligkeit zu erlangen verdienen. Daher sei) „kund und zu wisten allen Getreuen des römischen Reichs, gegen-„wärtigen und zukünftigen, daß wir in Anbetracht der göttlichen „Vergeltung, und unseres und aller unserer Vorvorderen Heiles, „wie auch in Berücksichtigung des religiösen Lebens, und der Theil-„nahme an den guten Werken und Gebeten der admuntischen Kon-„gregation, dieselbe admuntische Kirche, den Abt, die daselbst Gott „ergebenen Priester, Brüder, die Hörigen (Familiam) und alle „diesem Stifte gehörigen Besitzungen, theils von dem Stifter Geb-„harö, salzburgischem Erzbischöfe, und von seinen Nachfolgern, „theils von anderen Christgläubigcn dargegcben, oder durch die „Arbeit und Emsigkeit der Stiftsbrüder rechtmäßiger Weise er-„worben, so wie diese alle in der Bestätigungsurknnde des Erzbi-„schofs Konrad des älteren (I.) frommen Andenkens und anderer „seiner Nachfolger mit bestimmten Worten bezeichnet werden, wie „folgt: Aus der Schenkung des Erzbischofs Gebhard von Salz. „burg, des Stiftsgründers seligen Andenkens, den Grund und Bo-„den des St. Blasienmünsters und Alles, was immer die Gräfin „Hemma daselbst besessen hatte. Eine Salzpfanne in der Nähe „des Stifts zu Halle und den größten Theil der dabei gelegenen „Waldung. Aus der Schenkung seiner Nachfolger, Thiemo's, Kon-„raü's l. unü Eberhard's 1., der Erzbischöfe, den Hof auf der andern „Seite des Bachbettes, welcher Aömunt genannt wird, und die „übrige Waldung und das Gericht jenseits des Ennsflusses. Salz- III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 511 «Pfannen und Salzquellen zu Halle mit der am bezeichnetcn Flusse «gelegenen Aue, und alle dazu gehörige Waldung mit allen Neu-«brüchen bis Wenge. Die Höfe zu Ruöindorf, Kriechau, Plä-«berg, Arnich, Ruthe, Krumpaue und Johnsbach, und Alles, was «die vorbezeichNcten Erzbischöfe gegeben haben zu verfchiedenem «Gebrauche an Bergen und Alpen, wo Salz gesotten, Eisenmetall «gegraben wird, mit Aeckern, Waldungen, Wiesen, Wassern, Ab-«läufen der Wässer vom Bächlein Zedilze bis in die Froönitz und «von der Luzach bis in die Sleife mit Jagd- und Fischbann in-«ner diesen Gränzen und mit allen Neubrüchen und Gerechtsamen «zu St. Gallen. In demselben ihrem Thale, in allen ihren Waldungen, sowohl auf den Gebirgen, den entfernten oder den nahe «gelegenen, entweder in Kärnten oder in der Mark, als auch auf «allen ihren Besitzungen, das Recht auf Salz-, Silber-, Eisen-«oüer was immer für Metalladern, welche wo immer aufgefunden «werden mögen. Aus der Spende des Erzbischofs Konrad I. das «Hospitalhaus in Friesach mit allen Gütern und seinen Gerecht-«samcn. Aus den Spenden der Adeligen, Reinher und Petrissa, «und anderer Blutsverwandte» des admuntischen Abtes Liutolö «die Allodkalgütcr Tavernich und Kirchheim (in Oberkärnten) mit „allen zugehörigen Besitzungen. Die Herrschaftsgüter zu Sägritz, «Chalmünz, in der Gneßau, zu Purchstall, zu Toblarn und Mi-«cheldors. Aus der Schenkung des Erzbischofs Konrad II. die „Güter Rapotcndorf, Guntenbrunnen und Aichen, und mit anöe-,,ren Besitzungen der Edelfrau Mathilde. Aus der Spende des «Erzbischofs Gebeharü die Güter Zezen, Altinhofen, Lelin, zu «Piswich und auf Zozen (in Kärnten). Aus der Schenkung des „Markgrafen Otacher und seines Sohnes, Otacher des Herzogs, «die Alpe Schoverin (Schoberalpe) zu demselben Eigengute gehö-»rig. Alles, was die Admunter besitzen zu Grazlup und Poels. «Aus der Schenkung des Erzbischofs Gebehard die Eigengüter «Tuifenbach, Aichdorf, Praitenfurt, mit allem ihrem Zugehöre. «Alles, was sie besitzen zu Gurzheim, Wenge (3eiring), und auf «dem Tauernberge und Trieben mit allem Zugehöre. Die Güter «an den beiden Stellen, Grieß, zu Dietmarsdorf, Perndorf, Si-„genödorf, Stad, Strcchau, Puchil mit allein Zugehörigen. Aus „der Spende des Erzbischofs Konrad 1. das Herrschaftsgut Un= „terjahringen, aus jener des Erzbischofs Oberjahringen mit all' «seinem Rechte. Das Herrschaftsgut Nazzau und Belkis mit den „nahe gelegenen Gütern. Die Besitzungen Aueram und Chulm. 512 III. Geschichte der Steiermqxk. I. 1056—1192 n. Chr. »Das Gut Lazlavstorf. Die Waldung, welche Herzog Ottokar »zwischen der LäSnitz und Gamnitz gegeben hat. Das Gut Straz-»ganch, welches dem Markgrafen Günther und dem Grafen Kon-»rad von Pilstein zugehört hatte, und Stubenich und Fekstritz und »mit allem Zugehöre und allen Rechten, welche sie in der Mark »haben. Alles Gut zu Räülach, was der Grafen. Weriand und »Bernhard gewesen ist. Alle Güter, welche sie besitzen zu Luf-»nitz, Waltenbach, Kamern und Mautern. Aus den Spenden der »Edelherren Güter zu Treboch, Tonewitz, fünf Huben bei der St. »Stephansbrücke mit einer Mühle, und alle ihre Güter zu St. »Benedikten, Puech, Lobnich, Krotendorf, Kraubath und an dem »Fluffe Mur und an der Liesing, im Lungau und zu Khäts. »Aus adeligen Spenden die Güter Mitterndorf und Pirchenwang »und Selsnitz. Aus der Spende Erzbischofs Eberhard I. zwei Günter im Orte Techantskirchen. Aus den Schenkungen Adeliger »alle Besitzungen zu Würflach, Potschach, Gomoarn, Psaffenstet-»ten, Moüelansöorf, Eichau und Bosindorf (in Unterösterreich). »Aus der Schenkung Wielanü's und seiner Gemahlin Juta Günter zu Kraubath und Wurflach und einen Weingarten zu Gum-»polüskirchen. Aus der Spende des Erzbischofs Gebhard Reust, »Arnstors, Welminch und Winden in Oesterreich mit ihrem Zungehöre. Alles, was gespendet haben der Graf von Wolfraths-»hausrn in der Wachau, Friedrich der Bogt (von Regensburg) »zu Prunnen, und Gottfried von Wetterfeld zu Luthinau (in »Oesterreich). Aus adeligen Spenden Alles, was sie, wo immer »in Oesterreich haben, Weinberge und Mühle zu Krems, Güter »zu Pielach, Enns und Jlnsburg. Das sogenannte Herzogsgut »zn Klein - Halle (Hallein). Alle Besitzungen um Husrukke und »Wels in Oberösterreich. Güter zu Treswitz und Lietzen (im »Ennsthale). Aus adeligen Schenkungen Güter zu Haginberg, »Weißenbach, Oblarn, Gundachering, Släbnich, Sunöermännin-»gen, Prukkarn, Jrinthal, Tutsinbach, Eich, Winklarn, Cberhar-»tiugen, Hofmarn und alle Kaufgüter zu Oberhaus und Unterhaus »(im Ennsthale). Alle Besitzungen im Ennswalde, Rastat, Schra-»tengastci, Fritzenwalde, Pongau mit allen Neubrüchen bis Hor-»ginbrukke, mit den vom Erzbischöfe Gebehard geschenkten Gütern »Mitterhofen, Wenge und Elmau. Die Spenden des Erzbischofs »Konrad I. Küchel, den Hof in Salzburg, Hirschalm mit allein «Zugrhöre. Im Orte Baierhalle (Reichenhall), alles, was sie ‘ »vom Grafen Perthold, oder vom Pfalzgrafcn Otto durch Scheu- HL Geschichte der Steiermark. I. 1056-1192 n. Ehr. 513 -kung oder Tausch erworben haben. Alle durch adelige Spenden „in Baiern erworbenen Güter zu Pergen, Jmbriheim, Hatiprech-«tisbrunnen, Hasilbach, Surloch, Hasilwang, Wilbach, Wetter-«haim, Uraltsdorf und Kromberg, und alle einstigen Güter UL «rich's und Berthold's zu Elsendorf, und alle dazu erkauften Versitzungen. Alle diese Güter, welche der Aömonter Münster in »den vorgenannten wie auch in andern Orten gesetzlich besitzt, «und was demselben zugehört an Gründen, Aeckern, Weinbergen, «Wasserabläufen, Wäldern, Wiesen, Weiden, urbaren und unur-,,baren Bodenstrecken, über und unter dem Erdboden (infra ter-„ram et super terrain), und Alles, was sie immer nach den ihnen «ertheilten Privilegien, oder vor Ertheilung derselben unter gerechtem Erwerbungstitel in offenkundigem Besitze haben, oder durch „Zutheilung Gottes noch in Zukunft erwerben werden, haben wir «unter die Fittiche und Adler kaiserlicher Majestät zu bewahren «und zu beschirmen genommen, indem wir festsetzen, daß sie im ge-«bührlichen, ungeschmälerten Gebrauche besitzen sollen, was sie als «Regalien des Reichs von der Salzburger Hochkirche unter dem «Titel frommer Schenkung (Elcmosinae) empfangen haben und «offenkundig besitze». Zur Erhöhung unserer kaiserlichen Gnade «aber geben und bestätigen wir ihnen noch weiters gnädig, daß sich «weder ein Bogt, noch ein anderer Richter in weltlichen Gerich-«ten in ihrem ganzen Thale sich ein Recht zueigne, sondern sie «haben nur aus den Abt und dessen Brüder, so wie sie dies bis-„her frei besessen haben, zu schaue». Weiters fügen wir, Kraft „kaiserlicher Verkündigung, hinzu, daß, nachdem bekannt ist, wie „Graf Gebhard von Burghausen und dessen Nachfolger, unser „Vetter, Herzog Heinrich von Oesterreich, die Dogtschaft über „dasselbe Stift getragen habe, und was derselbe Herzog Hein-„rich und dessen Sohn, Herzog Liupold, durch ihre Urkunden öer-„selben Kirche bestätigt haben, dieses unverbrüchlich gehalten wer-„üe, nämlich, daß weder die Vögte selbst noch deren Getreuen Ge-«richtsversammlungen, Wehrgeldcr, Getreiüeabgaben, oder Spann-„dienste von den Stiftsbrüdern oder ihren Hörigen fordern öür-„fen; weiters, daß weder einem Vogte, noch einer anderen Gewalt «erlaubt seyn solle, wegen Vogtei jemand Anderen mit Stiftsgü-„tern zu belehnen, sondern sie sollen ihre Getreuen und Freunde „blos aus Huld zu Beschirmern und Verthcidigern des Stifts be-„stellen. Wir ordnen an, daß nun dasselbe tut ganzen Lande des «steirischen Herzogs, unseres Blutsverwandten, und in Kärnten W>sch. 0- Ätciermark. — iv. 33 514 HI. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. „ununterbrochen gehalten werde. In Hinsicht freien Durchzuges „durch das ganze Land des steirischen Herzogs, ohne eine Anfor-„derung von Zoll und Mauth an sie zu stellen, so wie dieses der "Herzog Otacher selbst, und schon sein Vater, den Stistsbrüdern „des schon genannten Münsters gnädig verliehen haben, verleihen „auch wir ihnen gnädig und bestätigen es, indem wir mit kaiser-„licher Gewalt befehlen und verpönen, daß Niemand, weder ho-„hen noch niederen Ranges, weder geistlichen noch weltlichen Stan-„des, es wage, diese unsere Majestätsurkunde durch irgend eine „ungerechte Beschädigung oder Beschimpfung anzutasten. Wer sich „hierin gegen unsere Majestät verbricht, der soll seinen Frevel mit „100 Pfunden Goldes büßen, zur Hälfte dem Fiskus unserer tau „serlichen Kammer, und zur Hälfte der durch Unrecht verletzten „Kirche. Dieser Handlung Zeugen sind: Konrad, Erzbischof zu „Mainz; Philipp, Erzbischof zu Köln; die Bischöfe Hermann zu „Münster, Martin zu Meissen, Konrad zu Lübek, Herzog Liupold „von Oesterreich, Friedrich Herzog von Schwaben, Ludwig Graf „von Spitzimberg, Engelbert Graf von Görz, Heinrich Gras von „Diessen, Otto von Lengenbach, Herkimbert von Haginau, Kräfte „von Mnzinbach, Engelschalk von Um, Liutwin von Sunnenberg, „Ulrich von Stowitz, Heinrich von Dunchenstein und sehr viele „andere. Dies wurde vollbracht im Jahre 1184. Gegeben zu „Mainz V s^PaNruciuz Auf dieses hochwichtige kaiserliche Diplom folgte m- f3,c Ja}!"0"'' zu Ende des Jahres (im December 1184) eine apostolische Bestätigungsbulle des Papstes Lucius Hl. von Verona her — für das gesammte Stift Admont. Neben der namentlichen Angabe aller Stiftsbesitzungen werden ein zweiter Stiftshof im Salzburgergebiete, wo Admont dem H. Stephan zu Ehren eine Kirche erbaut hatte, und drei von den Admontischen Stiftsherren, auf Zezzen in Kärnten, im Fritzwald im Salzburgischen und zu Dietmarsdors im Paltenthale, dem H. Michael, dem H. Martin und dem H. Johannes zu Ehren erbaute Kirchen erwähnt. Nach der Versicherung der Zehentfreiheit auf den vielen von den Stistsbrüdern selbst gemachten Neubrüchen (quae propriis manibus vel sumptibas colitis), wird dem Stifte Admont das Recht ertheilt, auf den eigenen Pfarrkirchen taugliche Prie- ») Archi'vßurkunde A. 74. — Saalbuch HI. p. 206—211. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 515 ster zur Seelsorge zu bestellen und dem Diözesanbischose zu prä-sentiren, welchem sie in geistlichen Dingen, dem Stiftsabte aber in der Dotationsverwaltung verantwortlich seyn sollen. Ausdrücklich wird auch die Kirche zu St. Gallen mit Zehenten und Neubrüchen und mit den (nahe zu Weißenbach an der Enns gelegenen) Salzquellen bestätiget '). Zu Ende des Jahres 1184 war Kaiser Fried- f/nir^i£Šfe %uiil rich I. wieder nach Italien gegangen, auch Her- iUm®cti6 o.”6,,“?5 zog Leopold von Oesterreich mitgezogen a), um unter kaiserlicher Gnade und Zustimmung schon im Voraus ein Be-gebniß zu sichern, welches für die Steiermark von entscheidendem Einstussc bis auf den heutigen Tag seyn sollte. Ungeachtet der geheimen Gegenbcmühungen der Päpste Lucius (t 24. November 1185) und Urban III. brachte der geistvolle Kaiser die eheliche Verbindung seines Sohnes Heinrich VI. mit Konstantia, der einzigen Tochter und Erbin Königs Wilhelm von Sicilien (1.1186), zu Stande; nach seiner Berechnung das sicherste und einzige Mittel zur unumschränkten Oberherrschaft in Italien, den Folgen nach jedoch das gänzliche Verderben seines eigenen Hauses. Herzog Ottokar VIII. hätte nothwendig auch jfc im Hoslager des Kaisers seyn sollen. Allein das sichtbare Hinschwinden seiner Gesundheit in der Ju- ©$! gendblüthe machte ihm jede weite Reise zu beschwer- l * 3‘llib' lieh. In der Steiermark selbst finden wir ihn öemungeachtet immer thätig. Am 29. April 1185 zu Vischach in der Ostmark entschied er zu Gunsten des Stifts Admont die widerrechtlichen Ansprüche Hartnid's von Orte auf das Gut Laimbachau, welches der Stiftsmönch Herr Heinrich Tokilär standhaft vertheidigte, vor den Zeugen: Amilbert von Lochusen, Liutold von Waltstein, Gunöa-cher von Styre, Offo von Teuffenbach, Dietmar von Liechtenstein, Hartnid von Wildonie und dessen Bruder Richher, Poppo von Klamme und dessen beiden Brüder Dietmar von Pouttinau und Ulrich 3). Bald darnach war Ottokar in Altaussee oder in 33 * l) Archivsurkunde A. 66. — Gleiche Urkunde des Papstes Urban HI. I. 1207. 6. 28. 29. - Saalbuch Hi. p. 76 - S3. — Hansiz, II. 303 - 305. ") Ughelli, Italia sacra. I. p- 1442, 3) Saalbuch IV. p. 374 — 275: Apud Vischa. Actum anno 1185, III. Kal. Mai. 516 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Chrungilse (Grundelsee), umgeben und begleitet von Landesedlen und Ministerialen: Adilbert von Cppenstein, Richer von Wildo-nie, Lantsrid von Rnmenstein, Ulrich von Puttenau, Friedrich von Mirstorf, Otakir von Stange, Marquard von Linde, Dietmar von Weissenkirchen, Wolfgang von Gruscharn, Ulrich, Bürger von Hall, u. v. a. Auf Fürbitte des Stifts Admont erließ er auf Lebenszeit den stiftifchen Hörigen im Ennsthale den jährlichen Tribut Burgewerk genannt >). Am 27. September 1185 treffen wir ihn zu Radkersburg mit Otto von Königsberg, Dietmar von Puttenau, Rudolph von Kinnenberg, Arnolph von Wartenberg, Leutwin von Suenenberg u. v. a.; wie er für das Karthäuserkloster zu Seitz eine Urkunde errichtete und siegelte, und darin den strengen Mönchen Alles bestätigte, was sowohl sein Vater, als er selbst bisher gespendet und ertheilt hatten, und weiters noch sest-setzte: «daß kein Vertrag, keine Schenkung, keine Nachlassung eines «Unrechtes, keine Sühnung und Buße irgend eines Verletzers die-«ser Stiftung ohne des Priors und der Brüder gemeinsamer Zu-«stimmung Gültigkeit haben solle; daß es Niemand wagen solle, «innerhalb des Karthäuferklosters einen Menschen aufzugreifen, zu «töüten, Feuer anzufachen, oder die Karthäuferbrüöer oder deren «Hörige zu irgend einigen Leistungen oder Handarbeiten (operas) «zu Mauern, Gräben, Kalkbrennen, Spanndiensten bei Heerzü-«grn oder anderen dergleichen öffentlichen Diensten zu fordern; «ferners darf bei Verlust seiner Gnade keiner seiner landesfürst-«lichen Beamten oder Richter, auch kein Ministerial in gerichtliche «Händel gegen die Hörigen dieses Karthäuserstiftes sich einmischen, «wenn er nicht ausdrücklich dazu gebeten wird; sey die Streitsache, «welche sie wolle, und wo immer entstanden, außer in Städten, «Märkten (oppidis) und in anderen vorzüglichen Ortschaften, wo «der Landesherr selbst, oder sein Richter die Streitfälle nach beste-«hender Gewohnheit zu untersuchen pflegen. Dieses soll sich je-«doch Alles nur auf die Hörigen ihres Gotteshauses erstrecken, «mit Ausnahme von dieser Gerichtsbarkeit wieder, wenn auf ihren «Besitzungen, auf Kreuzwegen und in Orten zwischen ihren Höri-«grn Blutvergießen vorfällt, oder es ist ein Straßenräuber, rin «Dieb, oder ein anderer toöeswürdiger Verbrecher ergriffen, wo-«bei die Habe und Güter aller Schuldigen dem Karthäuserkloster J) Saalbuch IV, p. 275: „Annuum exactionis debitum in Enstal, quod Purgewerch dicitur, liorainibus nostris ad tcmpus vitae suae reinisit.“ 111. Geschichte dec Steiermark. 5. 1056—1192 n. Che. 617 «verfallen seyn sollen. Alle Hörigen diese- Klosters sollen auf lan-,,desfürstlichen Wäldern, Weiden, Wassern und Fischereien mit "den herzoglichen Leuten gemeinschaftlichen Antheil haben, wie es «Vorschrift oder alte Gewohnheit geben. Niemand endlich darf »von den Leuten des Äarthäuserklosters für solche Dinge, welche »sie zur Aufbewahrung oder zum Verkaufe in öffentliche Ortschaf-»ten bringen, oder aus denselben erkauft wegführen, Mäuthe oder »Zölle aboerlangen *).« In dem Geschicke und in der Geschichte des “'/“''oerptir Landes Steiermark macht das Jahr 1186 für Jahr- 5aä ®f.'u3®ora“' Hunderte die merkwürdigste Epoche. Am Vorabende vor Jakobi, am 24. Juli 1186, war Herzog Ottokar VlU. in seiner Stadt Grätz, und siegelte für das Stift Vorau eine Urkunde, daß er allen seinen Ministerialen ungehindert gestattet, von ihren Eigengütern und Lehen nach Belieben dem genannten Stifte Schenkungen und Opfer zu bringen s). Darauf haben zwei herzogliche Dienstmänner diese Erlaubniß sogleich benützt, und Richer von Ha-genfeld und sein Sohn übergaben dem Stifte Vorau eine Versicherungsurkunde über alle ihre 'Allode, falls der Sohn ohne gefftz-liche Leibeserben mit Tode abgehen sollte; und der herzogliche Schaffner, Ruzo, schenkte dem H. ThomaS und den Canonikern zu Voran all fein Eigen und Lehen, welches er bei der Stadt Gracze und bei dem Orte Quuntarun besaß 3). Schon seit d. I. 1182 zeigte sich das innerliche Siechthum, welches die Lebenskraft des Herzogs Ot-tokar Vin. langsam und schon in der Blüthe seines Alters verzehrte, als skrophulöser Aussatz3), wel- iVot&teX’z-cher ihn nicht nur zur Ehe und Fortpstanzung seines *) Dipl. Styr. II. 71 —73: Datum in Rakcrspurch. V. Kal. Octobr. Anno 1185. -) Caesar, I. 786: Actum anno 1186. IX. Kal. Aug, in vigilia S. Jacobi in foro Graece. 3) Caesar, Annal. I. p. 786— 787: „Testes: D. Gottschalcus de Nitli-perge, fllius ejus I.iutoldus de Rotengrube. Liupold de Clirembach. Pilgrim de Steinfeld. Henricus de Hopliowe et frater ejus Otton. Henricus de Gomplache. Henricus de Wilihalnispurg. Reinliardas Ca-merarius. Adalbert Benihagil. Adalbert de Potensteinc. Wclehon de Nithperg. __ Quidqnid juxta Graece forum et secus locum qui dicilitr Guuntarum habuerit, quod etiam Ruzoms dispensatoris sui bcneli-cium suit." 4) Chron. Austr. Pez, I. .567: „Styrensis dux Otokarus elephantiaca aegritudine percussus.“ — Chron. Altah. Anno 1187: „OtacherDux Styria« leprae morbo praeditus.“ 518 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—'1192 n. Ehr. Stammes untauglich machte, sondern auch ein nahes Lebensende herbeizuführen drohte. (Ex nimia corporis no stri infirmitate, sagt Ottokar selbst in einer Vorauerurkunde). Vergeblich mag daher schon in frühester Jugend Agnes (Kunegunde), die Tochter Her. zogs Leopold von Oesterreich, ihm zur Braut bestimmt worden seyn '). Im bangen Vorgefühle einer nur kurzen Lebensdauer scheint er frühzeitig schon den Gedanken gefaßt zu haben, über Allode und Rechte, und über Ländereien und Hörige, ja selbst über die Nachfolge in der herzoglichen Verwaltung von Steiermark eine letztwillige Anordnung zu treffen und festzustetten. Die Erblichkeit der Lehen war bereits längst schon befestiget; selbst jene derReichs-fürstenthümcr, wozu aber Vorwisscn, ausdrückliche Zustimmung, Bestätigung und neue Belehnung von Seite des Reichsoberhauptes, des Kaisers, nothwendig waren. Also wollte es das tief begründete römisch-deutsche Staatsrecht. Nur seine Allodc mit anhan-gendcn Gerechtsamen, und nach dem Gewohnheitsrechte auch alle Privatlehen, waren Gegenstände freier Verfügung für Herzog Ottokar ; nicht aber der herzogliche Ambacht über die Steiermark als geschlossenes Land und als Provinz des heiligen römisch - deutschen Reichs, und über alle damit verbundenen Fisrallehen oder herzoglichen Kammergüter in diesem Lande, deren jährliche Renten einem jeweiligen Landesregenten zum Genüsse gehörten. Zum Behufe seiner letztwilligen Anordnung erhellet aus Urkunden und Zeitbüchern deutlich und bestimmt, daß Herzog Ottokar beide diese Haupt. Verhältnisse genau angesehen und im Auge behalten habe. Die Wirren mit Salzburg waren ausgetragen, und seit dem Jahre 1178 bewährte Herzog Leopold von Oesterreich dem Kaiser Friedrich T. gänzliche Ergebung und Treue. Fast an jedem Fürstentage im kaiserlichen Hoflager deö Reichsoberhauptes anwesend, mußte das schwere Siechthum und das nahe kinderlose Lebensende des Her- l) In einer ©ecBctuerurfunbc sagt Ottokar: „Quoniam hereditatis successo-res ad gubernandum principatum nostrum abesse nobis, proli dolor, vidcmus!“ — Die Tabulae Claustroneob. bet Pez, I. 1018 besagen von H. Ottokar's VIII. Vermählung: „H. Leopold hat — nt'n Tochter, genannt Kunigund: die war vermehlet Herrn Ottaker dem Jüngeren Hertzogen zu Steir, und sy hat lain Kind mit jm; darumb jm der bemett Ottaker das Land zu Steter übergab und schuff 1192 jar." — In der in Urkunden öfters wiederkehrenden Aeußerung H. Ottokar's: „Sive heredem sobolem ha-buerimus, sive sine berede sobole decesserimus“ dürfte eine Andeutung zu ersehen seyn, daß H. Ottokar VIII. wirklich mit Kunegunden, Tochter H. Leopold mit der ungarischen Helena, wo nicht vermählt, doch verlobt, und die Heirath nur durch die Lepra, oder elephantiaca aegritudme — nicht vollzogen roar?? III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 519 Sogs Ottokar VIII. von Stcier zur Sprache gekommen seyn; wobei, wie es der Ausgang bewährt, der Kaiser sich willfährig zeigte, die Wünsche seiner beiderseitigen Blutsverwandten, der Herzoge Leopold und Ottokar zu erfüllen. Schon frühzeitig (1.1181) war zwischen ihnen ein Crbfolgevcrtrag verabredet, und in den Hauptpunkten, selbst die Nachfolge im herzoglichen Ambachte betreffend, festgesetzt worden. Darauf deuten Winke der Zeitbüchcr und wörtliche Angaben in Urkunden hin '), und zwar mit dem Beisätze, Herzog Ottokar habe dabei auch rin Berkaussverhältniß in Gedanken gehabt, so jedoch, daß wegen ungemein geringen Preises für jede Hube, und der auf derselben rücksäßigen Hörigen (ein Höriger um drei Pfennige), ein Verkauf der Allode und Lehen mehr dem Namen, als der Sache nach Statt gehabt hätte -). Dieser an sich hochwichtige Gegenstand konnte dem ungemein zahlreichen Stande der Edeln und der freien Herren in Steiermark nicht gleichgültig l) Schon in den Jahren 1177 und 1178 in Urkunden für Garsten und Gleiuk führt H. Leopold den Titel: „Leupoldus Dux Austriac et Styriae.“ In einer Salzburgerurkunde vom Jahre 1184: „Sane dura in procinctu Je-rusolymitani itinens esscmus coustituti, una cum dilecto consanguineo nostro Liupoldo Duce Austriae, quem rerum nostrarum constitueramus lieredem, si sine sobole decedcremus, — in villam nostram celebrein Knse vcnientes u. s. w. — Von Vererbung — oranem hercditatem suam testatus est — und Erbvertrag sprechen Chrou. Austr. Zwettlens. apud Pez, 1. 1186. 1192. p. 565. 975. u. s. w. -) Caesar, I. 780: „Cogitavimus terrara Styriae dilecto consanguineo nostro Liupoldo Duci Austriae ex niraia corporis »ostri infirinitate ve-numdare proprietarie.“ — Nach Ennenkel sagt Arnpeck bei Pez, 8. A. 1. p. 1201: „ita levi pretio, ut calculo forte militari quilibet colonus tnbus oboliš yeniret.“ — Ennenkl selbst aber im Fürstenbllche bei Rauch, I. p. 283. sagt: „daz er der war der Steyrlant chauft von ein Fürsten chrankh, der must vil gar an sein dankh, daz Laut verkaufen umb silberine Haussen, der selb Fürst ausseczig was, als ich an den puch lazz gab er vil ringe umb lüczel Pfenninge, da wurden die Ritter geczalt, und auch die pawrn manigvalt, da wart geacht, alz ich vernommen Han, daz isleich Ritter wol geta» cham do vil ringe umb drey Helbelinge der pawr umb aini-gcs Ort, so vernam ich hie und dort." — Hagen, in der Chronik bei Pez, 1. p. 1064 sagt: „Dörnach H. Lewpold Steyrland von um chauffet. daz Land zu Steyer cham alzo wolvail an H. Lewpolten von Österreich, do man tct die Rechnung, cham jeder Ritter oder Rittermäßiger umb drei Hilbling, nnd jeder Bawer umb ein Model." — Arnbek unterscheidet indessen selbst gar wohl die Privatlehcn Ottokar's von dem Herzogthums- oder Reichsfürsten - Lehen der Steiermark, da er beisetzt: „Feodalia Ducatus Austriae (Leo-poldus Dux) ab imperatore Friderico I. conduxit, sed (Feodalia) Styriae a filio ejusdem Imperatoris Henrico VI.“—Ibid. p. 1205. — Uebrigcns konnte Ottokar selbst niemals einen Verkauf des Landes, als einer Reichsprovinz fm strengen Wortbegriffe, als allen Rechten des Kaisers und Reichs widersprechend, in Gedanken gehabt haben; auch besagt das wirklich über diesen Gegenstand aufgerichtete und besiegelte Diplom kein Wort von einem Verkaufe. Caesar, I. p. 186—187. 726. — Hanthal. Fasti. I. 415. 52O 1H> Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. seyn, besonders nicht denjenigen Edelherren, welche schon seit langer Zeit in ihren Geschlechtern mit den vordersten Aemtern und Diensten der Ministerialität am Hofe der Markgrafen und deS Herzogs betraut, und auch dafür mit landesfürstlichen Kammergütern belehnt gewesen waren. Diese Ministerialen, Edelherren und Freien, die eigentlichen Stände iin Lande Steiermark, hatten theils aus der urgermanifchen und in der Zeit der Karolinger befestigteren Verfassung, theils aus den Ministerialitäten selbst, eigen-thümliche und bestimmte Rechte in ihrem als besondere Reichsprovinz festgestellten Lande. Diese Rechte konnten beim Uebergange der Landesverwaltung an ein fremdes Fürstengeschlecht gefährdet, und sie mußten daher gesichert werden. Als daher Ottokar diese Ministerialen, die Edelherren und Freien des Landes bei Gestaltung seines Vorhabens, bei der Thaiüigung mit Herzog Leopold von Oesterreich, und bei der urkundlichen Feststellung der Vertragspunkte zu Rathe zog, forderten sie natürlich die Sicherstellung ihrer öffentlichen Rechte, und das Reichsobcrhaupt selbst mußte, vermöge germanischer llroerfassung der Stände edler und freier Männer, auch hierin deren Wünsche gewärtigen und ihre Rechte verwahren. In seiner Testamentsurkunöe deutet Ottokar selbst auf diesen Vorgang von Seite der Stände des Landes hin, und ein beinahe gleichzeitiger Schriftsteller bestätiget denselben gleicherweise'), daß nämlich der von Land und Leben scheidende Herzog in seiner letztwiüigrn Anordnung die Rechte seiner Ministerialen und der vordersten Stände des Landes nach damaliger Lage der Bewohnung ausdrücklich bezeichnet und bewahrt wissen wollte2). So war nun dieses Alles der Hauptsache nach mit Vorwissen und unter Billigung des Kaisers im Voraus verabredet und festgestellt, als Herzog Ottokar von Steier und Herzog Leopold der Tugendhafte von Oesterreich, umgeben von den Edlen ihrer Länder, auf dem Sl. Georgenberge bei *) In der sogleich anzuführcnden Urkunde sagt Ottokar VHI.: „Communi-cato igitur melier um nostro rum prudenti cons il io Ducem Austrian Leopoldom successorem designaviinus.“ — Ottito von Lilienfeld sagt, daß die Uebergabe von Steier an Oesterreich geschehen sey: „ex p actis atota pro vine ia probatis.“ „Verumtamen ne aliquis de successoribus paterni moris simul et inutuae familiaritatis obliviscens in m in i s t e ri al es et p r ovi ne ial e s nostros impie et crndeliter praesummat agere, jura nostrorum secundum petitionem ipsorum scripto statuimus comprehendere et privilegio mu-nire.“ — In diesem Sinne sagt auch Hagen in seiner Chronik. — Pcz, 1. 1064: „Doch hat derselb Fürst von Steyr geben der Pfaffhait, Herrn, Ritter und Knechten gesehen daselbst in Stthrland gar gut Hant Besten." III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. Chr. 521 Enns in Oesterreich zusammenkamen und unter Gottes freiem Himmel am 17. August 1186 ') folgende Erbvertragsurkunde ausrichteten und mit beiderseitigen Siegeln fertigten: »Im Namen Cmnflšutruu»,: A Uber Die Deremik »der heiligen Dreifaltigkeit und untheilbaren Einheit!" »Ottokar, Herzog von Steier, allen Christgläu- "''s, »bigen in Ewigkeit." »Durch göttliche und menschliche Gesetze werden wir belehrt, »und durch die Anleitung der eigenen Natur erinnert, für das »Wohl der Unserigen bedacht zu seyn, und für deren Wohlfahrt »sowohl für jetzt, als auch für die Zukunft Vorsorge zu treffen. »Denn das Leben des Menschen, des Reichen wie des Armen, geht »ungewiß und unbeständig vorüber, und daher soll Jeder vor dem »Tode überlegen, was, wem, und wie beschaffen er das hinterlasse, »was er nach dem Tode nicht zu behalten vermag. Weil nun Gott «in der alleinigen Würdigung seiner Barmherzigkeit zuerst unseren »Aeltern, dann Uns an Leuten und Gütern hohen Schmuck zugr-«theilt hat, bedrängt uns eine nicht geringe Sorge, da wir keinen »Leibeserben haben, wem all unser Eigen zum Erbtheile werden «sollte. Nachdem wir nun mit unseren Vorzüglicheren klüglichen «Rath gemeinsam gepflogen, haben wir den sehr edlen, sehr ge-»strengen und sehr getreuen Herzog von Oesterreich, Leopold, un-»seren Blutsverwandten, wenn wir ohne (LeibeS-) Erben abtre. „ten sollten, als unseren Nachfolger ernannt (bezeichnet). Da des-»sen Lanö mit dem unseren zusammengränzend ist, so können beide »Länder unter Eines Friedens und Fürstens Gerechtigkeit leichter «regiert werden. Da wir diesen (Herzog Leopold) für sehr sreund-»schaftlich gegen uns gesinnt halten, so setzen wir auch das volle »Vertrauen, daß er sein Leben lang nichts Uebles gegen uns und «die Unserigen unternehmen werde. Damit jedoch keiner seiner Nach-«folger, vergessend väterlicher Weise und zugleich auch wechselseitiger «vertrauter Freundschaft, gegen unsere Ministerialen und Landkeute „(Provinciates, Lanüstände) gewissenlos oder grausam zu handeln »sich vcrwäge, so haben wir beschlossen, die Rechte der Unsrigen, »ihrem Verlangen zu Folge s), durch eine schriftliche Urkunde ») Caesar, Atmal. I. 726. # 2) Auf diese Rechte deutet eine Doraucrurkundc mit der Angabe! „Ministeria-les more Ittinistmalium, Proprios jure Propriorum.“ — Caesar, I. 783. 522 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. „(schriftliche Anordnung, scrlpto privilegio) festzustellen. Wir „setzen daher zuerst fest: Wenn uns der genannte Herzog oder „dessen Sohn Friedrich, denen wir unser Eigen zugewiesen (zungewendet) haben, werden überlebt haben '), so soll derjenige, „welcher Oesterreich besitzt, auch das Herzogthum Steiermark re-„gieren, ganz und gar unangefochten darüber von seinen übrigen „Brüdern Derselbe Herzog soll auch die Patronate der Kir-„chen (Pctitiones ecclesiarum), die Vogteien der von unseren Ael-„tern gegründeten Klöster ohne alle Untervögte mit eigener Hand „festhalten. Die Herrschaftlichkeiten (Dominicalia — Allodialgüter), „die Burgen, Grund und Boden, Dienstleute soll er vollständig „besitzen, außer es geschieht zufällig, daß auf Bitten der Aeltern „einer von vielen Söhnen eines größeren Bortheiles wegen mit „gnädiger Erlaubniß des Herrn anderswohin übersetzt werden soll. „Wer immer von Steicr oder Oesterreich Ehen schließt, soll des „Rechtes jener Provinz theilhast werden, in welcher er wohnet. „Wenn ein Steiermärker ohne letztwillige Anordnung abgestorben „ist, so soll im Erbrechte Derjenige, welcher dem Blute nach der „nächste ist, Nachfolgen. Ist zwischen Steirern Hader oder Strei-„tigkeit entstanden, so soll darüber nicht durch einen Kämpfer „(campione), sondern durch das Zeugniß bestimmter und erprob-„tcr Männer entschieden werden." * * „Wenn immer Klage über Güterbesitz geführt wird, so soll „derlei Frage vor den Richtern ausgetragen werden, nach getreuem „Zeugnisse erprobter und glaubwürdiger Zeugen.« *) Hier findet sich unten an der Urkunde mittelst Einschaltungszcichcn nach: „nos snpervixerint“ beigesetzt: „uostros in sua potestatc habeant, adeo quod si etiain regni gratiam amiserint, a nobis sibi collates amittere non valeant! Postmodum quicumque de suis nepotibus sibi succeden-tibusworauf dann der Text der Urkunde wieder beginnt mit: „qoi Du-catum Austriae“ u. s. w. Dieser Beisatz in der nämlichen Schrift und Tinte des urkundlichen Textes geschrieben, wird für echt gehalten. (?) *) Nach den Tcxtesworten: „nullo modo litigantibus“ ist unken am Rande der Urkunde ein zweiter Satz einzuschaltcn «ngezeigt, nämlich: „8i Dux idem sine filio decesserit, Ministe riales nostri ad quemeumque veli nt divertant.“ Dieser Beisatz wird allgemein für unecht gehalten. Er ist mit schwärzerer Tinte und von fremder Hand geschrieben. Der Inhalt desselben ist dem damaligen Staatsrechte des römisch-deutschen Reichs geradezu entgegen, welches kein Recht erkennt, vermöge dessen sich eine Provinz dem Kaiser und Reiche selbstständig hätte entziehen können. Endlich kommt in dem Bestätigungsbriefe der Kaiser Friedrich II., Rudolph I., Albrecht I., wo alle Freiheiten des L^tokar'schen Vermächtnißbriefes angeführt werden, von solch einem Zusätze keine Erwähnung vor. Schrötter, österreichisches Staatsrecht. V. Abtheilunz. Anhang, p. 16 - 30.. Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 523 "Bei Lchengütern sollen (die Steirer) nicht gehalten werden, „eine Beschwerung, welche insgemein Anevelh (Ansalle, d. i. „Heimfall) genannt wird, zu tragen, sondern auch diejenigen (Le-"hensträger), welche keine Söhne haven, sollen nicht gehindert wer-"den, ihre Lehen den Töchtern zu hinterlassen. Alle Lehen, von „anderen Herren erlangt, wenn sie von dem Herzoge von Oester-„reich ins'Eigenthum erkauft worden sind, soll dieser demjenigen, „welcher sie nach Lehenrecht besitzt, nicht wegnehmen." „Wenn wir inzwischen von jenen Gütern, die wir nach un-„serem Avscheiöen dem Herzoge von Oesterreich zugemeint (bestimmt) „haben, etwas unseren getreuen Ministerialen und Hörigen geben „werden, so soll dies in voller Kraft bleiben." „Jeder steirische Ministerial mag einem anderen Steirer seine „Güter (ungehindert) verkaufen, oder auch umsonst zueignen. — „Gleicherweise wer immer dem Laienstande entsagen (converteve „se), und von seinen Renten, was passend seyn mag, Gott opfern „will in den unten benannten Klöstern, der soll dieses mit unserer „Zulassung thun können, nämlich: in Traunkirchen, Garsten, Glu--„nik, Admunt, Sekkowe, Vitringe, St. Paul, Ossiach, Rune, St. „Johannisthal, Seitz, Vorowe, Hospital im Cerewalöe, Lambach, „Vormbach, St. Lambrecht, — von denen einige unsere Großäl-„tern und Aeltern gestiftet, allen aber in vielen Dingen behilflich „gewesen sind." „Wessen immer der Unsrigen Eines Klage von Uns durch „gerechten Spruch nicht entschieden worden ist, der habe die Wahl „(oder das Belieben) vor dem Herzoge von Oesterreich dieselbe „Rechtssache zu erneuern." „Unsere Truchsesse, Mundschenken, Kämmerer, Marschälle „sollen ein Jeder mit den ihm Untergeordneten nach ihren Aem-„tern dem in das Land Steier eintretenden Herzoge von Oester-„reich die Dienste nach der Art und Weise leisten, nach welcher „sie unseren Aeltern gedient haben. Zieht dieser Herzog an den „Hof des Kaisers, oder geht er auf einen Heerzug, so haben die „genannten Ministerialen zu gleichen Wochen, zu gleichen Tagen „und zu gleichen Kosten ihr Amt zu leisten, ganz so, wie dieselben „Ministerialen in Oesterreich." Von jenen Beunruhigungen (in-„festationibus) und Anforderungen (Steuern, Abgaben, Exactio-„nibus), von welchen ivir erfahren haben, daß sie von den Beam, „ten in Oesterreich (Precones) gemacht werden, wollen wir unser „Land, wie es bisher bestanden hat, vollends verschont wissen. Wer 524 Hl- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. „es nur immer sersn möge, der nach Uns die Herrschcrgewalt ha-„ben wird, der soll in Hinsicht unserer Klosterleute, Ministeria-„ten, Mitlandleute diese auf deren Bitten niedergeschriebene An-„ordnung bescheiüentlich (ehrlich, modeste) beobachten." „Sollte er jedoch mit Hintansetzung der Mäßigung (Billigkeit , aequitate spreta) mild ju herrschen verschmähen, sondern „einem Zwingherrn gleich sich gegen die Unsrigen erheben, so sol-„len sie die Freiheit haben, anzurufen und anzugchen des Kaisers „Hof und durch diese schriftliche Handveste vor den (Reichs-) Für-„strn ihr unverbrüchliches Recht zu fordern." „Dieses ist geschehen im Jahre der Menschwerdung Eintausend „Einhundert Sechs und Achtzig, am 17. August auf dem St. Geor-„genberge bei der Stadt Enns. Wo zur Zeugenschaft herbeigerufen „worden, gegenwärtig, hörend und zusehend gewesen sind, welche na-„mentlich untergefügt werden: Konrad Graf von Pilftein, Sifrid „Graf von Mörlen, Heinrich und Sighard Grafen von Skalach, Sigfrid und Otto von Liebenowe, Liupold und Heinrich von Plaien, „Konrad von Dormberch, Albrecht und Alram von Chambe, Wern-"hard von Hagenowe, Wernharü von Srowemberch, Engilbert von „Planchinberk, Haöemar von Chufarn, Wernharü von Griezbach, «Friedrich von P.erge, Eggebrecht von Pernegge, Otto Grafvon Clam-„mr, Otto von Lengimbach, Heinrich Pris, Albrecht von Wihstberch, „Liutold von Gutemberk, Konrad u. Rudolph von Chinüeberk, Wi-„chart von Karlsberch, Rudolph von Blaece, Eberhard von Erlach." „Ueberdies fügen wir noch bei: Wer immer von den Unsri-„gen auf seinem Grunde und Boden eine Kirche erbauen will, der „mag sie erbauen, oder einer Pfarre eine Spende thun, der mag „diese Spende thun." „Bei der Tafel sollen die (Hof-) Kapeüäne und unsere Geist-„lichen den nächsten Platz neben uns einnehmen, so wie sie diesen „schon von unserem Bater gehabt haben, und wir verbieten es, sie "durch den Marschall von ihren Herbergen zu vertreiben." „Dieses ist vollbracht worden zu Zeiten Friedrich's (I.) des „Kaisers und Adalbert (IH.> des Salzburgischen Erzbischofes ')•" *) Aus dem im Archive der Herren steiermärkischen Landstände aufbewahrte» Originale. — Lünig, ReichSarchiv. Part. Spec. Contin. I. font. l. Abthlg. IV. p. 140. — Streinii, Handveste», Freiheiten u. f. w. des Erzherzogthums Oesterreich. I. Buch. — Caesar, 1. 783—784. — Neueste Auflage der Landhandvestt. 3.1842. p. 84. — Einige Bestimmungen dieser Urkunde finden deutlichere Erklärung in den späteren Bestätigungsbriefen von 1277, 1292 U. s. w. und in den ältesten deutschen Uebersetzungc». III. Geschichte der Steiermark. A. 1056—1192 n. Ehr. 525 In einer Vorauerurkunde vom Jahre 1184 versicherte Herzog Ottokar, Saß er bei dem Gedanken an einen Verkauf seiner Allvde und Hörigen davon fünfhundert Mansus ausgeschieden haben würde als Spende an die von seiner Familie gegründeten Klöster *). Bei der vorbezeichneten Taidigung gedachte Er nun auch dieses kundgegebcnen Vorsatzes, und versicherte ihn in einer besonderen auf dem Georgenberge bei Enns am 17. August 1186 aufgerichteten und besiegelten Urkunde, wie folgt: >>Jm Namen der heiligen Dreifaltigkeit und untheilbaren „ Einigkeit!„ „Otacher, Herzog von Steier, allen Gläubigen zum ewigen „Angedenken." „In ernstlicher Erwägung des erhabenen Ruhmes unserer „Vorältern und Steuern, und der Unbeständigkeit des menschlichen „Lebens, habe ich es für nöthig erachtet, Sorge für mein und der „Mrinigen Wohlfahrt (Heil, salute) zu tragen, und mit Bestimmt-„heit zu erklären, wem nach Uns die Herrschaft zu überlassen sey. „Daher habe ich den vielgeliebten Herzog von Oesterreich, Liu-„pold, meinen Blutsverwandten, und dessen Sohn Friedrich, wenn „sie mich überleben sollten, zu Erben bestimmt, indem ich die Mi-„nisterialen nach Recht der Ministerialen, und die Hörigen nach „Recht der Hörigen übergebe. Fünfhundert MansuS habe ich da-«von ausgenommen, welche als mein Seelgeräthe zu opfern sind; „gleicherweise die Patronate der Kirchen, die Vogteien der Klöster, „welche unsere Vorfahren und Sleltern gestiftet haben, will ich, daß „der Herzog selbst ohne Untervögte sie in seinem Schirm festhal-„te, zu meinem und der Meinigen Seelenheil. Die Rechte meiner „Ministerialen und der Mitlanülcute sollen, so wie sie schriftlich „befestiget sind, unangetastet bleiben. Ueberdies habe ich yerord-„net, Alles, was bisher mehr durch Gewalt als nach Gerechtig-„keit, von meinem Vater oder von mir selbst, den Klöstern, den „Ministerialen genommen oder vorenthalten worden ist, zurückzu-„steüen, wo immer ich rechtmäßig daran werde erinnert worden „seyn. So geschehen bei der Stadt Enns auf dem Berge St. „Georg's unter Kaiser Friedrich und Erzbischof Albert, im Jahre „der Menschwerdung 1186, Sonntags am 17. August, wahrhaft „glücklich. Amen >i).u *) Caesar, I. 480. 2) Caesar, I. 782 - 783. Man hat sich zwar bemüht, erhärten zu wollen, daß Steiermark ein Allod des H. Ottokar, und kein Reichslehen gewesen 526 HI. Geschichte der Steiermark. I. 4056—1192 n. Chr. *iUabfS).fSflent Es mag auffallen, baß in 6er oben angeführten naWst°E-R Erboertragsurkunde vom 17. August 1186 so we-^dicitfunflä^un» liige Eüklherren aus Steiermark, und größtentheils ftic^iieiliotn. use. nur aus Baiern und Oesterreich als Jeugen unterschrieben worden sind. Indessen findet dieses schon in der Natur jenes Vertrages selbst seinen Erklärungsgrund, und es ist nicht zu bezweifeln, daß zahlreiche steirische Ministerialen und Landeseöle (Stände, Landleute, Comprovintiales) damals den Herzog auf dem St. Georgenberge umgeben haben. Denn nach dieser wichtigen Taidigung begab sich Ottokar in die obere Steiermark. Er feierte das Weihnachtfest im Stifte zu Admont, umgeben von den Vordersten von einem halben Hunderte seiner Ministerialen und Stände des Landes, von denen wir folgende anführen wollen: Rudolph von Chindeberch (Homo liber et nobilis), Gundacher von Styre, Albert von Eppenstein und dessen Sohn Lantfricd, Herranö von Wildonie, Dietmar von Liechtenstein, Gerung von Strechowe, Gerung von Stutaren, Lantfrid vonRamm-stein, Friedrich von Pettow, Ludwig von Slierbach, Arnold von Wartinburch, Henrik von St. Margarethen und dessen Sohn, Ulrich der Junge (puer) von Marchburg, During von Emmerber-ge, Ditmar von Putinowe und dessen Bruder Ulrich, Gotfriö von Linde, Marquard von Starchenbcrch, Hartnid von Orte, Pern-hard von Rukersburch, Heinrich von Tanne, Alram von Pullenhofen, Warmunt von Ense, Jmbrich von Losenstein, Volkold von Eppenstein, Meinhard von Wildonie, Ekkard von Graeze, Ekkarü von Laßnich, Swithard von Haginberch. In der Mitte dieser und vieler anderer siegelte er für Abt Jsenrik und sein Stift eine Urkunde folgenden Inhaltes: „Im Namen der heiligen und ungetheilten Dreifaltigkeit!" »Ich Otacher von Gottes Gnaden Herzog von Steier dem „ehrwürdigen admuntischen.Abte Jsenrik und der ganzen Dersamm-»lung in Ewigkeit!" sey. Jahrbücher der Literatur. Wien I. 1818. HI. S3. p- 324 — 334. — SBit theilen diese dem deutschen Staatsrechte widersprechende und durch alle früheren und spateren ordnungsmäßigen Handlungen bei jedem Regentenwechsel , vorzüglich nach dem Tode H. Friedrich des Streitbaren, und in den Vorgängen mit K. Ottokar von Böhmen widerlegte Ansicht durchaus nicht. Ottokar's Sprache in der angeführten Urkunde 1186 erklärt sich aus der vollendeten Erblichkeit der Reichsfürstenlehen, und aus seinem reichen Besitz von Alloden, Ministerialen und Vasallen im Lande selbst. HI. Geschichte der Steiermark. 3. 1056—1192 n. Ehr. 527 „Indem wir zur Erlangung der göttlichen Gnade und der „Glorie der ewigen Seligkeit in Zukunft das Bedürsniß der Die-„ner und Dienerinnen Gottes zu erleichtern streben; so nehmen „wir das Stift Admont mit allen Besitzungen und Personen, wel-„che sich in unserem Lande befinden, unter den Schirm unserer „Vertheidigung, und wir kräftigen für unser und aller unserer „Borvorüeren Seelenheil das genannte Stift mit dem Schutze unserer Hilfe fürderhin sowohl durch uns selbst, als auch durch un-„sere Ministerialen getreulich. Kund und zu wissen sey daher al-„ten gegenwärtigen unD zukünftigen Gläubigen, daß wir alle Be-„sitzungen, welche im Ennsthal, bei der Mur, in der Mark, in „der Ostmark, oder wo immer von unseren Aeltern oder von un-„seren Ministerialen als Seelgeräthe demselben Stifte geschenkt „worden sind, mit machteigener Hand und durch wiederholte Ueber-„antwortung bestätigen. Und zur unverbrüchlichen Festigung der-„selben führen wir hier einige Namen dieser Besitzungen unterhalb „ausdrücklich an. Zuerst die von meinem Vater geschenkte Alpe, „welche Skobern oder Lavende genannt wird, die dort gelegene „Waldung mit all' ihrer Umgränzung, und was wir selbst mit un-„ftrer Eigenhanö gegeben haben, und die Wälder, welche zwischen „Vokhir und Kamniz und Losniz bis an die Alpe gelegen sind'). „Das Gut zu Mirscharn von unserer Mutter im Testamente ge-„schenkt. Das Gut zu Mautern und Grube von Frau Giesela, „einer adeligen Matrone, testamentarisch und durch die Hand mei-„nes Vaters übergeben; was wir nun, weil wir bisher den Ge-„nuß davon gehabt haben, gänzlich ausliefern „Alle von unseren Ministerialen gespendeten Güter zu Tichen-„berg, Jdnich, Mitternberg, Zeizenberg, Wcizenbach, Sunderman-„ningen, Chinowe, Haginberg, Sewen, — in Baiern zu Gralts-„berg, Hezzemannisdorf, Stadeln und Warte, — zu Krems in „Oesterreich, zu Dratina, Wiztra, Rute, Welse, und zu Ennse, — „im Paltenthale zu Gries, Sigenstorf, — an der Mur zu Kra-„bath, St. Benedikten, zu Lobnich, Treviach, Cheichelwanch, Per- i) Eaalbuch IV. 276: „In Marcliia scilicet silva, quae est inter Vochir et Kamniz et Lasniz usque ad alpem, quam et antea traditam fratres nostri excoluerant XL colonis ibidem constftutis.“ ®) Saaibuch IV. p. 276: „Ob haec bcnefacta XL marcas Domino Duci pacti eramus, aureum calicem tres marcas auri uno fertöne minus habentem ei dedimus; quem ipse mox 8. Blasio dono obtulit et reit— quas partes pari modo remisit.“ 528 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. "chach, — in der Mark zu Ladeiööorf, Padebrunne, Sutze, 4M;, «zendorf, JlsungeSdorf, Hetelüorf, Olsnitze, Wachrain '), Pal-«dungesdorf an der Rabnitz, Diepolöisberg (am Schott) * 2), Go-«telinsberg und Liuzindorf, — in Oesterreich zu Würflach und „Potschach, — zu Pirchcnwang, Wartberg, Mitterndorf, zu Seitze, »Sawisdorf, Oberndorf, Havenarn und Zuhdol, — und wo irgend «sonst noch alle anderen Güter, welche wir in den vorgenannten „allgemein mitbegriffen. Uebrigens zu Ehren der seligsten ewigen "Jungfrau Maria, meiner Herrin, und des H. Märtyrers Blaguš ertheilen wir allen unseren Ministerialen die ewige Erlaub-„niß, daß sie, welche und wie viele immer von ihren Gütern sie »als ihr Seelgeräthe dem genannten Stifte spenden wollen, freie «Gewalt ohne Darreichung unserer Hand, so wie allen anderen, „auf unserem Grunde und Boden gelegenen Stiften, in Zukunft «rechtmäßiger Weise zu spenden haben sollen. Dazu fügen wir «noch, daß alle von unseren Borfahren oder von uns selbst dem „vorgenannten Stifte zugetheilten Gnaden für die Zukunft uner--'schüttert verbleiben sollen, nämlich: daß in keinem Orte unseres «Gebietes von den Brüdern des genannten Klosters Mauthgebühr «gefordert werden solle; sondern an allen unseren Burgen, Flecken, »Klausen, Brücken, auf allen Wegen unseres Landes sollen sie „freien Durchzug genießen, so wie wir es von unserem Vater schon «gnädig gegeben, und von dem durchlauchtigsten Kaiser Friedrich (I.) »bestätiget wissen. Ferners in des Kaisers und Unserer Vollmacht „setzen wir fest, daß dasselbe Stift, so wie unter unserem Vater „und Großvater, von aller Beschwerde durch unsere Richter und „Beamten frei bleibe und ledig. So sollen auch nun fürderhin in «Zukunft die Brüder des genannten Stiftes und deren Leute in- ») Saalbuch IV. 258. 2) Saalbuch IV. 276: „Tune Herrandus de Wildonie XX mansus, quos Ortolfus de Graezc ministerialis Ducis, ad convcrsionem Admunt ve-niens, in manus et fidem delegavit tradendos — praeeente Duce delegavit; scilicet ad Paldungesdorf juxta Gabniz VII mansus, supra Diepoldis-perge juxta Sekil VI, ad Gotilinsperge IV, juxta ecclesiam duo, super Chienowe.“ Tertio post haec die Herrandus de Wildonie praedium Meinhardi, proprii militis sui, scilicet VI mansus in Marchia ad Ols-ftize et vineam uiiam ad Aueram pro duabus filiabus ipsius Meinhardi gpud nos susceptis potenti manu delegavit. Testes: Ortolf de Vitis. Karolus de Haginberge et filius ejus Switkardus et Dietmarus de Hus. — Saalbuch IV. 262: „Willibirch vidua de Pollinheim, soror Ottonis de Stain ministerialis Ducis de Styre, religionis habitum apud nos ex-petens delegavit ad Rute juxta Welse eurtiferum unum.“ Bei dieser Äeleqenhcit entsagte auch Herrand von Wildon allen widerrechtlichen Ansprüchen auf Admontische Güter in der Ramsau. Saalbuch IV. 263. IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 529 „nerhalb ihres Thales vor Angriffen (Beunruhigung) unserer Ge-„treuen, Ministerialen und aller unserer Gewalt unterworfenen "Leute gesichert seyn, und weder durch gelegentliche gerichtliche, '-noch irgend eine andere Anforderung beunruhiget werden (nee „jutliciorum, nee ullius exactionis occasione inquietentur), Glei- "chcrweise soll es Keinem der Unserigen erlaubt seyn, in allen "ihren, auf unserem Gebiete gelegenen Besitzungen weder unter »dem Vorwände unserer Vogtschaft, noch unter Anmassung irgend „eines Rechtes, sie durch Forderungen von Gerichtsversammlun-„gen, Wehrgcldern, Getreidelieferungen oder durch Spanndienste „zu beschweren; sondern alle die Unserigen sollen dieses Stift, so „wie es bisher von unseren Vorältern auf uns überliefert worden „ist, in Anbetracht des Seelenheiles und unserer Liebe beschirmen „und vertheidigen. Dazu ertheilen wir ihnen noch das Recht des "Fischbannes auf der Palte vom Zelzthale bis zum Einflüsse der „Palte in die Enns, so wie sie dieses vorher schon gehabt haben; „und auf Jagden das Recht, daß ihre Waidmänner und Hunde „alles Wild aus ihren Wäldern in die Unsrigen verfolgen dürfen." „Auf daß es nun keiner unserer Nachfolger wage, den Jn-„halt dieser Urkunde zu verletzen, befestigen wir sie mit dem Si-„gille unserer Macht, und wir setzen hier unten an die Namen „unserer Getreuen und Ministerialen, in deren Gegenwart und „mit deren Zustimmung wir all dieses schriftlich niedergelegt ha-„ben, zum Zeugnisse des Geschehenen. Geschehen im Orte Ad-„mont (in loco Admontensi) am 27. December 1186 ')." Bei dieser Anwesenheit des Landesherrn in Ad- ®n&eit'f*r mont wurden dann noch viele andere Beschwerden EreavmEUche und Streitigkeiten über Güterbesitz vorgebracht, un- ringe^g-nh-tten. tersucht und ausgeglichen; auch in Gegenwart Otto-kar's viele Spenden vollbracht. Ortolph von Graeze hatte in Admont das Klosterkleid genommen, und dabei eine Besitzung am Die-poldsberg geopfert, welche jetzt wegen Ansprüchen seines Bruders, Otto von Graeze, für andere Güter zu Paldungsdorf und Goti-linsberg aufgegeben worden ist vor den Zeugen: Ottacher von Graeze, Dietmar von Graeze, Otto von Hadmarsdorf, Starkhand von Primarsburg, Otto von Leoben, Ulrich von Kustilwanch, Wald. i) Archivsurkunde A. 79. — Saalbuch III. 220 — 224. IV. p. 275-278: ,,lllustris princcps Otakir Styreiisis Dux anno 1186. Admunti in na-tivitatc Domini positus etc.“ Gesch. 0. Steiermark. — IV. 33D. 34 530 HL Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. mann von Kapfenberg u. v. a. ’). Mit Erlaubm'ß seines Herrn, Herzogs Ottokar, spendete der Ministerial Otto von Trun oder Stein, bevor er seine Reise nach St. Jakob von Compostella in Spanien antrat, eine Besitzung zu Weißcnbach im Ennsthale, und Adelrain der Blinde von Vischarn mehrere Leibeigene zu lebenslangem Jahrcszins an Admont; wobei als Zeugen genannt werden: Gottfried von Puchslite, Baldwin von Hohinau, Dietrich von Stein, Eberhard von Oußa, Arnolt, Kunrad und Perwin von Wenge, Ortolph von Conwiz (Gonowitz), Weziletti von Italien, ein freier Mann und Kalkbrenner s). Als Starkhand von Getzendorf sein Gut daselbst, die Matrone Gisila von Oußa mehrere Leibeigene dem Stifte schenkte, vollbrachte Herzog Ottokar selbst die Uebergabe, und stand zu Zeugenschaft mit Otto von Sty-re, Sigfrid von Kranichberg, Witt von Traun, Offo von Tcuffen-bach, Günther von Teuffenbach, Albero von Teuffcnbach, Wern-her von Gurzhcim, Deginhard und Albrecht von Ritberg, Egilolf von Mitterndorf und Gerbert von Weißkirchcn ?). Seinen ungerechten Ansprüchen und Ilebcrgriffen auf admontische Neubrüche zu Pernöorf im Paltenthale entsagte Hartniö von Ort vor den Zeugen: Otto von Graeze, Marquarö von Linde, Gerung von Strechau, Bernhard von Cilie, Hezilo von Wilüonie, Karl und dessen Bruder Gerloch von Ennsthal, Wernhard von Radkers-burg, Konrad von Lonsarn, Diethberth von Tichenberg; und in einer späteren Gerichtsversammlung zu Graeze entsagte Herzog Ottokar selbst allen vermeintlichen Ansprüchen auf diese Neubrüche vor Liutolö von Waltstein, Gundaker von Steicr, Otto von Steier und Swikar von Gösting * * * 4). Mit Rath und Zustimmung der besseren und einsichtsvolleren Stiftspriester hatte in diesem Jahre Abt Jsenrik zu Admont seine stiftische, durch den Wasserausbruch sehr zerrüttete Erzgrube am Zezzenberge bei Friesach dem Bergmcister Reimbcrt und mehreren Mitgcwerken gegen jährliche Abgabe des neunten Theiles i) Saalbuch IV. 279 - 280. ~) Saalbuch IV. 267— 268: „Otto de Trun, sive de Stein, iturus causa orationis ad S. Jacobum, dclegavit.“ 3) Saalbuch IV. 263 - 265. 4) Saalbuch IV.263: „0. Dux Styrensis, abdicavit in placito, quod Graeze habuit.“ III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 531 vom Gewinne, und jährlicher zwei Marken zur Weguntcrhaltung auf so lange verpachtet, als sie diese Grube bearbeiten wollten '). In diesem (26. December 1186) und im folgenden Jahre empfing das Stift Nein auf Bitten seines Abtes und Kapitels vom Papste Urban III. zwei Bestätigungsbriefe über alle von den römischen Oberhirten ertheilten Freiheiten und Immunitäten, so wie über die Privilegien und Befreiungen von allen weltlichen Abgaben, wie sie Könige, Fürsten und andere Christgläubige gegeben hatten, endlich auch über alle Güter, Besitzungen und Zehente, wie dieses Stift im rechtmäßigen und ruhigen Besitze derselben ist, die Zehente jedoch betreffend mit Ausnahme der Bestimmung eines General -Conciliums. — Am 3. März 1186 siegelte Bischof Dietrich von Gurk eine Urkunde, worin er den Karthäusern in Geyrach alle Zehente von Getreid, Vieh, Wein, Käsen und Lebensmitteln jener Gegenden (in Gyrioriowa), wie sie zum vischöffichen Schlosse Peilstein gehörten, schenkte und bestätigte "). Am 22. Jänner 1187 war Dietrich, von Got- rcv^nn tes Gnaden demüthiger Diener der Gurker Kirche, 3-auf dem Schlosse Peilenstein in der slovenischen Mark und vollendete daselbst die Schenkung Wulfing's von Kapfenberg mit einem Theilc des Gutes Rohrbach an die Brüder der Karthause im Jo-hannisthale, und zwar auf Fürbitte des Papstes Lucius III. und des salzburgischen Erzbischofs Adalbert III. Bei Bischof Dietrich waren damals auf Pcilcnstein sein Domprobst Hartnid, der Dom-kustos Arnold, der Domherr Konrad, die Hofkapelläne Adelung, Johannes, Poto, Wülfing und Leo, Pertolö von Schallet, Pero Abt zu Sittich in Krain, Wilhem Prior von Gayrach 1 2 3). — Mit den Brüdern Kholo und Heinrich von Truchsen machte Abt Jsen-rik von Admont einen Tausch um Allode bei Luicinsdorf (Lut- schendorf in der untern Mark) für die Admontifchen Besitzungen 34* 1) Archivsurkunbc Z. 8.: „Isenricus Abbas Admunteneis licet immeritus consilio meliorum et discretorum fratrum fodinam illam nostram supra Zczzen, quam illuvics aquarum superducens intitilem reddidit, magistro montium colendam dimisit.“ — Dem Pfarrer Hiltcbrand von Straßgang überließ Abt Jsenrik einen Hof zu Badebrunn (im Bezirke Gleichenberg) gegen eine jährliche Gcldabgabc. 2) Dipl. Styr. II. 41 — 42. — Gurkerurkunde: „ad sumptus c as tri nostri Pylstcin pertinentinm decimarum.“ 3) Johanneumsurkunde. — Dipl. Styr. II. 66 — 67 : „Datum anno 1187. XI. Kal. Kebruarii. Actum Pilstein. Felicitcr. Amen.“ 533 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. zu Radlach am Radlgebirge mit Zustimmung des Salzburgischen Erzbischofes Adalbert, wobei als Zeugen anwesend waren: Richer von Marburg, Herranö non Wildonie, Heinrich von Sk. Margarethen, Ortolph und dessen Sohn Gottschalk von Wildonie, Rudolph von Holnek, Richer von Lemsnitz, Ludwig von Lamprecht-stetten, Rudolph von Walchesberge, die Brüder Pabo und Cngel-schalk von Gotispach, Wülfing von Skiffen, Hermann von Gli-chenberg, Meginward von Lazlawisdorf u. v. a., und bei der Ueber-gabe dieser Güter um Ostern in Friesach waren als Zeugen dabei: Wülfing von Kapfenberg, Rudolph von Skadekke, Poppo der Freie von Albekke, Kuno von Wersen, Gerolt von Marein, Ekkhard von Puschinberge u. v. a. '). Zu gleicher Zeit schenkte ein gewisser Wernharö Viernis aus seinem Sterbebette dem Stifte Admont sein Gut zu Mauthausen in der Ostmark vor den Zeugen: Wezilo von Styre, Nithard von Erla, Walbrunn der Schaffner des Herrn Gundaker von Styre, Dietmar von Stafilarn, Ulrich Richter von Styre * 2). Nun folgte für Admont auf Bitten des Abts Jsenrik ein weitläufiges Diplom des Papstes Urban III. (26. Mai. Verona 1187) über alle aömontischen Besitzungen und Rechte, besonders über jene auch, welche in den erst abgewichenen Jahren erworben worden waren. Nebst dem Asyle, oder dem Rechte der Freistätte ertheilet Papst Urban den Stiftspriestern auch das Privilegium, bei einem allgemeinen päpstlichen Interdikte dennoch innerhalb der Hallen des Admontischen Münsters, jedoch mit Ausschließung aller mit dem Kirchenbanne oder mit dem Interdikte besonders Belegten, bei verschlossenen Thüren und ohne alles Glockengeläute in der Stille das heilige Meßopfer zu halten 3). In diesem Jahre erhielt das Stift Admont von Ortlieb von Bischa, Schaffner und Münzmeister des Herzogs Ottokar (mone-tarius et economus) Weingarten und Gut in Vischach, nach seinem Tode, falls er ohne Leibeserben sterben sollte, zu besitzen; und noch eine zweite Besitzung daselbst für seine Enkelin, welche ins Nonnenkloster zu Admont getreten war. All dieses opferte Ortlieb selbst auf dem St. Blasienaltare zu Admont, vor: Liutold von !) Saalbuch IV. 283 - 284. -) Saalbuch IV. 279. 3) Archivsurkunde A. 64. - Saalbuch III. 89 — 93, wo jedoch die Jahrzahl falsch angezeichnet ist. In der Aussprache und Schreibweise des päpstlichen Notars erscheinen in dieser Urkunde die meisten topographischen Namen sehr verstümmelt. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 533 (Suttentitvg, Herranü von Wilüon, Wigant von Klamm, Otto von Leoben, Ulrich von Wolkenstein, Jmbrich von Losenstein, Wolf-trim von Kammern, herzoglichem Schaffner zu Weißkirchen, Albin von Graze, Ulrich, herzoglichem Marschalle u. v. a. '). Star-chanü von Gezendorf und die Grässn Sophia von Burghausen schenkten dem Stifte mehrere Hörige zu lebenslänglichen Jahreszinsen. Die hochadelige Witwe Bolmar's von Puchberg, Adelheid, opferte für ihren erschlagenen Gemahl und für ihre in das Nonnenkloster aufgenommene Tochter dem H. Blasius in Admont durch Ulrich den Richter im Pongaue (Oulvicus praeco de Pon-gowe) ihr Eigenthum zu Puchberg im obersten Ennsthale und noch dazu sechzehn Leibeigene (mancipia proprietatis jure), vor den Zeugen: Marquarü von Forchtenstein, Otto von Winklarn, Konrad und Günther von Gröbming, Wichpoto von Pruggern, Waldmann von Skratengastei u. v. a. a). In diesem Jahre endlich trat Hertinch, der Freie von Kammern, als Mönch in Admont ein llnü schenkte dem Stifte alle seine Allodialgütcr in Kammern * 2 3). Am 1. Ortober 1187 befand sich Herzog Otto- KS^Gutt°n! kar auf dem Schlosse Guttcnberg und besiegelte die N°n- Bestätigungsurkunöe der Patronatsschenkung über nen|t,fu®.°e* 3' die Pfarrkirche St. Beit in Praunleb bei Leoben an das Nonnenstift zu Göß. «Kund und zu wissen sey allen ge-«genwärtigcn und zukünftigen Christgläubigen, daß eine hochedle «Frau, Elisabeth von Guettenberg, (matrona Nobilis) in Gegen-«ivart ihres Gemahles Luitold (nobilis de Guetenberch), ihrer «Töchter, Kuncgunüe und Gertrude, und im Beiseyn ihrer Schwie-„gcrsöhne Wilhelm (Graf von Hunneberg, Heunburg) und Her-„ranü (von Wilüon) und aller übrigen Freunde und herrschaftli-«chen Getreuen, von allen ihren Besitzungen, womit sie durch gött-»liche Gnade reichlich gesegnet worden, folgende ausersehen habe, „um darüber zu ihrem Seelenheile frei schalten zu können, näm-«lich: das Patronatsrecht über die Kirche des H. Märtyrers Beit «zu Praunleb mit aller dazu gehörigen umgränzten Dotation, wel-«che ihr als der Gründerin und Spenderin der Güter zustand. «Auch daS gefammte Herrschaftsgut in Praunleb mit Höfen, Wein- *) Saalbuch IV. p. 279 — 28t. 2) Saalbuch IV. 281 — 282. 284. 3) Saalbuch IV. 255 : „Potcstiva manu dedit praedium suum ad Chamere.“ 534 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. „gärten, Weiden, Wiesen, Waldungen, Fischereien, Mühlen und „mit Hörigen beiderlei Geschlechtes. Das ganze Herrschaftsgut „Cotcch mit dem Hase Mel (villicationem). Das Gut Hetenstors „in Oesterreich mit allem Zugehöre. Das gesammte Gut in Ra-„marschache mit Weingärten und dem Bergrechte von den herum „gelegenen Weingärten. Das Gut Stoubnich und das Gut Edelz „mit allein Zugehöre, welches sie namentlich für ihre Begräbniß-„stätte gewidmet hatte. Alles dieses vorbehaltene Gut soll, falls „sie unvermuthet sterben sollte, als ihr Seelgeräthe vor Augen-„und Ohrenzeugen an geheiligte Orte gespendet werden, wozu als „Ueberantworter ausersehen war der hochedle (Nobills) Mann Ul-„riet) von Pckkau. Zugleich ist auch die feierliche Entsagung auf „die vorbenannten Besitzungen und die Billigung der gesetzlichen „und freiwilligen Handlung der Mutter von Seite der beiden Töch-„ter ausgesprochen worden vor den Zeugen: Konrad und Rudolph, „Brüder von Kindenberg (Nobiles), Alber und Heinrich, Brüder „von Dunkenstein, Otacher von Gretz (Graetz), Otto von Graetz „(wahrscheinlich: Windisch - Graetz), Rudolph von Rase, Haward „von Jun, Haiöenreich von Griffen, Silbunk von Hailesberg, „Lanöfrid von Eppenstein, Otto von Krems, Ulrich von Stuben-„berg, Otto von Leoben, Heinrich von Walüesberk, Rudolph, Liu-„told, Gottschalk, Brüder von Ritberg, Wichar und Walther, „Brüder von Waldstein, Gottschalk, Gundacher, Bernhard. Her-„mann und Hartmann, Vasallen (Milites propvii) Liutold's von „Guttenberg u. v. a. Die feierliche Ucbergabe der genannten Gü-„ter ist durch den Edlen Ulrich von Peggau, nachher von Herzog »Ottokar in Graetz geschehen, welcher die Urkunde auch mit seinem »Sigille bekräftigt hatte l)." In diesem Jahre mußte das Stift St. Paul im Lavantthale einen heftigen Kampf bestehen und austragen. Leopold von Lembach begann auf dem stistischen Grunde zu Gams bei Marburg gcnmächtig eine Burg zu bauen. Mit Gewalt konnte er von fein Eingriffe in die Eigenthumsrechte nicht abgebracht werden. ' as Stift St. Paul mußte eine bedeutende Geldsumme und Gü-zu Ballanger hergeben, daß er vom Baue nbsianö und die an-angcnen Bauten wieder nieöerreissen ließ 2). ) Iohanneumsabschrlft und Dipl. Styr. 1. 38 — 30. 31.Anno 1187. Actum est in Castro Guetenüicrc, Feiiciter. Amon! ) Cod. S. Pauli, p. 27. HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 535 Im December dieses Jahres 1187 hatte sich auf den Ruf des Metropoliten Adalbert III. ein zahlreiches Synoöalkapitcl in Leibnitz versammelt, S," und zwar: die Aebte Bcrthold von Oßiach, Ulrich 11Ö7‘ von Millstadt, Wilhelm von Rein, Gottfried von Viktringen; die Prv'bste Wcrnher von Seckau, Bernhard von Voran, Philipp von Ncichersberg, Marsilius von Baumburg, Ekkhard von Maria Saal; die Erzdiakone Ortlieb von Vischach, Meginhalm von Völkermarkt, Hermann von Ortenburg, und die Pfarrer: Ulrich von Hartberg, Liutold von Weitz (Widis), Konrad von St. Florian, Hiltibrand von Straßgang, Heinrich von Graze, Heinrich von St. Marein. (de Met in), Heinrich von Pollau (de Polan), Adilbero von Raö-kersburg, Kalhoch von Gradwein, Liutold von Murek, Ortwin von Walthersdorf, Eberhard von Neunkirchen, Wolsker von Flaze, Hiltibald von Nitberg, Fruto von Dechantskirchcn, Gerold von Mürtzc, Dietmar von Weißkirchen, Johann von Vonstorf, Bernhard von Pols, Peter von Moskirchen, Eberhard von Piber, Heinrich von Laßing, Heinrich von Grauscharn, Sigwin von Kapellen, Perthold von St. Ändrä, Heinrich von Lavant, Wern-harü von St. Ruprecht u. o. a. Von den verschiedenen Gegenständen, welche in dieser so ungemein zahlreichen Synode verhandelt und entschieden worden sind, besitzen wir bloß noch die das Stift Admont betreffenden Vorgänge. Aus die admontische Kapelle St. Nikolaus in der Mukirnau im Sausale hatte der Pfarrer Rcmbert zu Leibnitz ununterbrochene Ansprüche und Streitigkeiten erhoben, und seine Klagen sogar bis an den apostolischen Stuhl gebracht, von wo aus mehrmalen, immer aber vergeblich, Bullen erlassen und Schiedsrichter bestellt worden waren. Zur Vertyeidigung seiner Rechte legte nun Abt Jscnrik das stiftische Diplom des Erzbischofs Eberhard I. vom Jahre 1160 *) vor. Der Metropolit Adalbert m. ließ diese Urkunde über die Schenkung von St. Nikolaus in der Mukirnau, der Pfarren Admont, Straßgang, Jahring — an das Stift Admont, nebst vielen anderen Spenden und Rechten feierlich ablesen, worauf die gesammte Synode das offene Recht dem Stifte Admont zuerkannt hat -). L) Archivsurkunde A. 7. -) Saalbuch IV. p. 290. Jedoch begann dieser Streit später neuerdings, und mußte erst im Jahre 1215 zum völligen Ende gebracht werden. 536 UI. Geschichte Der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Verhandlung, wegen der St. ilvald- Sodann wurde die Abtretung der St. Magüa-©SlSftLI lenenkirche und des Hospitalcs in Friesach an das lasfi@iiftUybmw Erzstift Salzburg von Seite Admonts für die beiden ren ausgedehnten Mutterpfarren St. Lorenzen im Pal- Lorenzen ^m"°P-l- tenthale und St. Michael an der Liesing mit allen tat m Friesach an dazu gehörigen Filialkirchen, Dotationen und Ge-me. 3. u8j. rechtfainen besprochen, deren Ausführung aber erst nach einigen Jahren zu Stande gekommen ist (auf der Synode zu Lausten im Jahre 1195). Endlich sind auch die Rechte der Gründer des Kirchleins St. Waldburgen bei St. Michael an der Liesing, deren Gründungsurkunde bei einer Feucrs-brunst vernichtet worden war, erhoben und neuerdings schriftlich befestiget worden Mit diesem Kirchlein St. Waldburgen hatte es aber folgende Bewandniß. Ein Eüelherr Tridizlaw mit seiner Gemahlin Alawa (ex nobili prosapia ortus) hatte auf feinem Allodialgute, zwischen St. Michael an der Liesing und dem Schlosse Kaisersberg, der H. Waldburga zu Ehren ein Kirchlein erbaut, und dieses unter Bestätigung des Salzburger Hochstiftes seinem Verwandten Ulrich (item nobilis) erblich hinterlassen. Dieser beschenkte die St. Walöburgenkapelle mit Zehenten, erhielt Befreiung derselben von der Mutterkirche und Pfarre St. Michael, so daß dabei ein eigener Taufstein, Gottesacker und Priester (praeter jus convocandi conventuni) gehalten werden durste. Nachher kam dieses Kirchlein erblich an Reimbert, Pfarrer zu St. Martin zu Vischach in der Ostmark, von dem dasselbe auf seine beiden Neffen und Brüder, Ulrich, Pfarrer von St. Martin zu Hartberg, und Reimbert, Pfarrer an der St. Martinskirche zu Leibnitz, übergegangen ist. Die Stiftungsurkunöe war aber vor längerer Zeit bei einer Feuersbrunst zum Theile verbrannt worden; worauf der Dechant Reimbert zu Vischach dieselbe aus den dem Feuer entrissenen Resten, und nach Angabe einer Gößer Nonne, Perchta, welcher der alte Inhalt genau bekannt war, wieder herstcllte. Nach dem Tode dieser Nonne und längerer Zeit kam diese Urkunde ober* mals in Verlust; mit geringer Ausnahme wurden dem Kirchlein die alten Stiftungszehente entzogen, so daß man dasselbe den Pfarrern zu St. Michael ganz einantwortete. Diesen Vorgang leg- *) Dalham, Concil. Salisburg. p. 87. — Ob Erzbischof Adalbert auf dieser Synode die Stiftungsurkunde für die Pfarre Sinabelkirchen ausgefertigct habe? — darüber liegt keine Urkunde vor. III. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 Chr.. 537 ten die beiden Brüder, Reimbert und Ulrich, dein Erzbischöfe Adalbert in. in der Leibnitzer Synode vor. Alle Verhältnisse wurden aus dem Munde glaubwürdiger Männer genau erhoben, ein dritter Fundationsbries für das St. Walüburgenkirchlein aufgerichtet, und von dem Erzbischöfe in Gegenwart und unter Zeu-gcnschaft des oben genannten Clerus am 15. December 1187 bestätiget. Nun bereicherten die gedachten Brüder dieses Kirchlein ihrer Vorältern mit neuen Gütern ihrer Allvüe zu St. Waldburgen selbst, zu Tolnich, zu Traboch, zu Trofaiach und in Liesing, und schenkten Kirche und Fundationsgüter sämmtlich in völliges Eigenthum des Stiftes Admont, so daß cs als Beüegut lebenslänglich noch in ihrem Genüsse zu verbleiben hatte, sie aber alle Jahre vier Marken Zinsgeld erhalten sollten. Bei der Uebergabe in Admont selbst, am 7. Juni 1188, waren als Zeugen vor dem St. Blasienaltare: Eberhard von Traboch, Wigand von Maßen-6arg, Lambert, Günther und Gottfried von Trofaiach, Günther von Laßing, Gottfried von Wolfkersüorf, Ulrich von der Mark u. v. a. '). Nach gleichzeitigen Angaben gehörten als Funüatkons-güter zur St. Waldburgenkirche zwei Mansus und ein Hof zu Tolnich, drei Mansus zu Traboch, welche Liutold, ein Schwager Ulrich's und Reimbert's, gegeben hatte; in Liesing Feldstücke mit Mühle und Stampf, gespendet von einem Ritter Eberan; zu Wolfsberg eine Hube, geschenkt von einem anderen Schwager der genannten Brüder, des bei Katsch erschlagenen Rudolph's u. s. ro. Alle Bewohner in der Umgegend von St. Waldburgen, zu Reit, Brunne, Tolnich und von zwei Höfen, Liesing und Eich, hatten an derselben Kirche das Recht auf Taufstein und Begräbniß durch eigenen Priester daselbst, dem sie dafür auch den Zehent zu leisten hatten s). Im Jahre 1187 ließ Graf Konrad von Peilstein *) Saalbuch III. 145 — 148. Ego Albertus 8. Salzb. Ecclesiae Archicp. Iiujus rci confirmator et testis subscribe. Actum apud Juvavum VII. Idus Junii anno 1188. — Archivsurkunde K. K. 1. — Wahrscheinlich ist bei dieser Anwesenheit des Erzbischofs Adalbert III. in Leibnitz auch die Kapelle in Witschein zu Ehren des H. Andreas eingeweiht, und das Stift Seckau daselbst mit den bischöfl. Zehente» beschenkt worden. Dipl. Styr. I. 180. 2) Saalbuch IV. 388 — 290. Später machte ein Verwandter Ulrich's und Rudolph's, Zlsunch von Endinburg, auf die Dotationsgüter von St. Waldburgen widerrechtliche Ansprüche, welche in einer Versammlung zu Wallen-bach bei Leoben mtt Geld ausgeglichen worden sind, vor den Zeugen: Pil-grinus et frater ejus de Murce, Engilbert et filius ejus Swikerus de Lonsach, Otto de Chrowat, Henricus de Walmutisdorf, Wecil de Lie-snich, l’ernhard de Uttis, Otto de Etichsdorf u. «. Saalbuch IV. 293* 538 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Cßr. (Pilstcinc) durch Otto von Ramisberg die Kirche St. Maria am Wasen zu Leoben, welche durch gesetzliche Tauschhanölung von der Muttcrpfarre befreit, und von den Gößer Nonnen vergeblich war angesprochcn worden, dein Stifte Admont zu Eigen spenden, und am Pfingst este in Salzburg feierlich überantworten vor den Grasen Rapoto von Ottenburg und Dietmar von Wasserberg, vor den Edelherren Pabo von Friegen, Walchun von Stein, Eberhard von Erla (Nobiles), und vor Ortolph von Salfelden, Dietmar von Einöde, Marquard von Vagir u. v. a. '). J'n Juli des folgenden Jahres 1188 befand sich Kt! Peter u"St". Herzog Ottokar im obern Ennsthale, und am 2. s^ugu^ namentlich zu Krungilsee. Eben begriffen mit der Ausführung des Eintausches des Friefacher Hospitales vom Stifte Admont für die alten Pfarren St. Loren-zen im Paltenthale und St. Michael im Liesingthale hatte Erzbischof Adalbert III. die Bitte vorgetragen, die auf Allodialgrunde stehenden, und den Landesherren von Steiermark von alter Zeit her eigenthümlichen und von der Mutterpfarre St. Michael zum Theile befreiten Kirchen St. Jakob zu Leoben und St. Peter bei Leoben dem Stifte Admont zu schenken "). Ottokar erfüllte den Wunsch des Metropoliten, und siegelte den Schenkungsbrief zu Krungilsee am 2. August 1188 mit dem Beisätze, daß die bezeich-neten zwei Kirchen ewig bei dem Stifte Admont bleiben sollten, wenn gleich einmal etwas von demselben Stifte wegkommcn würde. Als Zeugen waren dabei: Albero, Pfarrer zu Nadkersburg (Ru-kerspurch); Sighard, Hofkapellan und ehedem angestellt bei den zwei genannten Kirchen; Albero, Priester von Werse; die Ministerialen Richer von Marchburg und dessen Sohn Richer, Herrand von Wildonie, Erchinger von Lanüisere, Ulrich von Stubenberg, Otto von Krems, Otacher von Graeze, Gundacher der Jüngere von Steier, Ulrich von Wolkenstein, Otto von Sibenek, Marquard von Starkenberg, Bertholö der Junge von Emmerberg, Otto von Lufinthal, Wülfing von Hekinberg, Hiltigrim der Kü- i) Saalbuch IV. 291: Die Ansprüche des Stifts Goß auf diese Pfarrkirche mußten im Jahre 1209 noch einmal untersucht und ausgeglichen werden. S) Quas capcllas a plebejano jure absolutas praeter jus convocamli con-ventum in plačilo christianitatis onines progenitores mei liberas mihi trausmiserunt, quas etiam inlerdum per proprios sacenlotes, interdum per plebanos in Licsuieh in divinis procurabant. 111. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 539 chenmcister (Magister coquinae) '). Der Erzbischof Adalbert hatte um diese Zeit auf dem Alpenabhange im Freilande eine Kirche, wahrscheinlich St. Oswald, für die religiösen Bedürfnisse der dort auf den Neubrüchen Nücksässigen erbauen lassen. Am 30. März in Pettau 1188 ordnete er in einer Urkunde an, daß diese Kirche, falls sich die Zahl der Neubrüche und Ansiedler mehren sollte, zur selbstständigen Pfarre erhaben werden solle (novalia in pedes cu-jusdam alpis sila, quae vulgo Frilant dicitur) i) 2). Im Jahre 1187 war der kühnen und cnergi-scheu Thatkraft des Sultans Saladin, Herrn von Aegypten, das heilige Land, trotz der tapfersten Ge- Steiermark. genwchr und des Heldentodes der Templer und Johanniter unterlegen. Der Fall Jerusalem's regte die europäische Christenheit gewaltig auf. Der König von England Richard Löwenherz, der kühne König Philipp August von Frankreich, der römisch-deutsche Kaiser Friedrich I. beschlossen zur Rettung des heiligen Grabes einen neuen Kreuzzug. Für das deutsche Reich war das Kreuzheer nach Regensburg, und auf den St. Georgcntag 1189 zum Aufbruche bcschieüen. Die hohe Begeisterung hatte auch die Steiermark ergriffen, und um die oorgeschriebenen drei Marken Silbers Zehrgeld aufzubringen, theils auch in Gefühlen frommer Wünsche und Ergebung geschahen jetzt ungemein viele Spenden und Verkäufe von Alloden und Lehengütern an die Stifte, wovon die Ad-montischen Urkunden und Saalbücher Belege liefern. Der Marschall des Landesherzogs Ottokar, Herwik der Böhme, spendete dem H. Blasius zu Admont vor seiner Fahrt nach Palästina (itu-rus Jevosolimam) seine herzoglichen Lehengüter zu Velminbach (Deltinbach) zusammen 37 Huben, wovon 8 der von der Muttcr-pfarre befreiten Kirche gehörten, vor den Zeugen: Gerung von Stutarn, Napoto, dessen Vasall, Herbarü von Ode, Ritter Engil-bcrt von Kapfenberg, Dietrich Schaffner von Rotcnmann, Ritter Heinrich von Tiurwang, Ottacher Priuhaven, Albert und Konrad von Prunndorf, Ritter Wernhard von Jrnburg u. v. a. 3). Durch die Hand seines Onkels, Grafen Konrad von Valei, ließ Sigfried i) Archiveurkunde M. M. 1. — Saalbuch III. IV. 391. — Bei dem Jahre 1188 ungefähr bemerkt das Nekrologium von Seckau den Tod der Edelfrau Gertrud von Mureck mit dem Beisätze: „quae dcdit nobis Wctschinatn!“ 3) Gurkcrurkunde. 3) Saalbuch IV. 385 — 380. 540 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Gras von Liebenau vor dem Kreuzzuge (hums in expeditionem S. Crucis cum Domno Imperatore Friderico) seine Güter zu Kirchdorf in Obcrösterreich dem Stifte Admont auf den Reliquien des H. Blasius auf der Burg Valei daropfern '). Rupert von St. Georgen ließ vor seinem Abzüge (ituvus Hievosolymam) in Admont selbst zum Opfer darbringen einen Weingarten zu Auera in der untern Steiermark Eben so, und aus der gleichen Veranlassung spendeten Hartnid von Radkersburg und Richer von Wil-donie Besitzungen zu Siginsdorf im Paltenthale — durch die Hand Landfrieü's von Eppenstein und Herrand's von Wildon; wobei als Zeugen anwesend waren: Herrand und Richer von Radkersburg, Brüder Hartnid's, Dietmar von Pergarn, Dietrich von Ternberg, Fürst (Princeps) zugenannt, Ludwig von Slierbach, Friedrich von Piestnich, Pernhard von Preitenau, Heinrich von Nendorf, Karl von Haginberg u. v. a. * * 3). During, Suz zugenannt, schenkte durch die Hand seiner Schwester, Sietnut, sechs Leibeigene, Mechtilü und eine Mutter mit zwei Söhnen und zwei Töchtern dem H. Blasius in Admont4 5). An diese Edelherren schloß sich auch der in der Ostmark und in Steier ungemein reichbegüterte hocheöle Mann Liutolö von Gutenberg zur Kreuzfahrt an ®). Am 11. Mai 1188 war er in der St. Thomaskirche zu Wiöes versammelt mit den Grafen Ulrich von Hunnenburg, und dessen Sohn Wilhelm, Rudolph von Kindenberg, Ulrich und dessen Bruder Liu-told von Pekkau, Hartnid von Ort, Ottokar von Graez, Gunda-cher von Stcir, Otto von Luiben, Dietmar von Liechtenstein, Friedrich von Pettau, Walbert von Liebenberg, Gerard von Putten, Gerung von Stutarn, Gottfried von Lonesberg und dessen Sohn Konrad, Ottokar von Nechenheim, Otto von Graetz lWindischgrätz), Otto von Uttes (Utsch) und dessen Sohn Ottokar, Ortlieb von Utsch, Dietmar von Huse, Rudolph von Offenberch, Rapot von Unserem u. v. a.; dort ließ er die Urkunde aufrichten und siegel- r) Saalbuch IV. 298. -) Saalbuch IV. 249 -250. 3) Saalbuch IV. 249-250. 292. — Als Udalschalk von Trübcnbach sich rüstete, mit Kaiser Friedrich I. nach Palästina zu ziehen, schenkte er dem Stifte Gleink seine Besitzungen zu Trübcnbach und im Ennsthale, und erhielt dafür von diesem Stifte ein gerüstetes Streitroß und 10 Marken Silbers. Kurz, Beiträge. III. p. 322 — 324. 4) Saalbuch IV. 297.: „Testes: Walmut, praeco noster. Pernhardus plebanus de Pels. Walchun de Flnclioiv. Wisint de Pongow etc. 5) Hierosolymam in armis contra inimicos crucis Christi proficiscens. III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 541 fertigen, in welcher er sein Patronatsrecht über die Kirche zu St. Dionnsen bei Bruck an der Mur seiner Tochter Ottilie, Abtissin zu Göß, schenkte unter sörinlicher Zustimmung und Entsagung seiner beiden Töchter, Kunegunde und Gertrude, in wiefern diese ihre Erbrechte auf das genannte Patronat hätten geltend machen können '). Zugleich wurde von dem edlen Luitold und seiner Gemahlin Elisabeth (cum uxore sua nobili) in einer zweiten Urkunde folgende Schenkung als Seelgeräthe für das Nonnenstift Göß urkundlich befestiget: Das gesummte Eigengut in der Villa Ramar-fchachen, welches bereits feierlich einzuantworten Ulrich von Pek-kau bestimmt worden war (potestiva manu, perpetuo jure tradi-derunt possidendum), und zwar: 16 Mansus daselbst und 5 Hofstätten mit allem Zugehöre sammt den Eigenleuten in jener Villa, einem nahe dabei gelegenen Weingarten uud das Bergrecht über olle übrigen Weingärten daselbst; endlich auch einen Hof bei St. Dionysen, welchen die Abtissin Ottilia von ihrem Vater um 50 Marken erkauft hatte. Herzog Ottokar selbst besiegelte diese Urkunde vor den oben genannten Zeugen 2). An der Kreuzfahrt Theil zu nehmen ward Herzog Ottokar durch seine zunehmende Kränklichkeit, und Herzog Leopold der Tugendhafte von Oesterreich durch die Verhältnisse mit Ungarn gehindert. Denn König Bela stand unter Waffen, weil er die Kräftigung der babenbcrgischen Macht in Oesterreich durch die Steiermark nicht gleichgültig ansah, und weil er wirklich auf das östliche Steirerland zwischen der Mur und Raab, als wäre dieses ehedem nur mit Waffengewalt widerrechtlich den Ungarn entrissen worden, ernstliche Ansprüche erhob 3). Auch der salzburgische Oberhirt Adalbert m. konnte seinem sehnsuchtsvollen Wunsche, das heilige Grab des Erlösers zu besuchen, nicht Nachkommen. l-fUc MDmi,nt- !) Johanneumsabschrift. -) Johanneumsabschrist: „Siquidem liaec gesta sunt V. Idas Maji in Basilica B. Thomae martyris, sita in villa, quae dicitur Widis.“ — Folgende Inschrift an der Kirche zu St. Georgen ober Murau setzt die Einweihung derselben in das Jahr 1188: „A. D. MCLXXXV1I1. tempore dementis III. Papae et Imperatoris Friderici I. dedicata est haeo Basilica cum altaribus suis IX. Kal. Sept, ab Archiepiscopo Salisburg. Alberto. (?) «) Chron. Zwettl, et Austr. Pez, I. 567: ,,sed gravis dissensio de terra, quam Styrensis Dux, nepos ejus — assignavcrat, et coram Impera-tore sibi (Leopoldo) tradiderat, inter ipsum et regem (Belam) Hun-gariae versabatur de disterminio terrae suac.“ 542 IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. Dagegen nahm der adinontische Abt Isenrik das Kreuz und empfahl sein Stift der besonderen fntfcrf. Huld und Obsorge. Darauf erließ Kaiser Friedrich I. an die Obervögte des Stifts folgendes Schreiben: „Friedrich (I.) von Gottes Gnaden römischer Kaiser seinen »Geliebten, Leopold (VI.), Herzog von Oesterreich, und Ottokar „(VIII.), Herzog von Steier, und den gesammten Richtern und »Untervögten des Admontischen Münsters seine Gnade und alles »Gute!" „Wenn wir gleich alle Kirchen unseres Reiches aus Pflicht »unseres Amtes uns empfohlen seyn lassen müssen, so sind wir „doch verbunden, mit Unterstützung durch unseren kaiserlichen Schirm „diejenigen geneigter zu berücksichtigen, deren von unserer Erha-»benheit würdig zu erwähnende» Verdienste dieses erfordern, und „für welche sich nach der dringenden Zeitenlage sowohl unsere, als „unserer Getreuen Dertheiüigung mehr nothwendig bewährt. Jn-„dem wir nun dieses in Hinsicht auf den von uns geliebten Ad-„muntischen Münster, dessen von uns verehrter Abt und Getreue „auf göttliche Eingebung das Zeichen des heiligen Kreuzes genom-„men haben, und den Weg der Wanderung jenseits des Meeres „mit uns antreten, in besonderen Bedacht ziehen, so haben wir „die Admuntische Kirche mit allen ihr Angehörigen, nach dem Be-, „dürfniffe der Zeit, in unseren besonderen Schutz genommen, in-»dein wir mit kaiserlicher Macht kräftig befehlen und gebieten, daß »dieselbe mit ihren Alloüen und allein Eigenthume in Frieden und »Ruhe, und in dem Stande, in welchem sie gegenwärtig ist, bis »zu unserer und des genannten Abtes Rückkehr gesichert in Allein »und Jedem verbleibe; auf daß sich Niemand der 11 nfrigm an den „Alloden und Gerichten desselben Stifts einigermassen vergreife, »und auf daß ihr, wenn wirklich von irgend einer Seite her solch »eine Anmassung geschieht, in Folge der lins und dem genannten »Stifte gebührenden Treue diesem Einhalt thuct, hindert, und daß »ihr den Abt die ihm nöthigen Kosten seiner Auslagen von den »Besitzungen des Stifts zu ziehen nicht verhindert. Endlich wol-»len wir Euch auch wissen lassen, daß wenn, während Wir und »der vorerwähnte Abt abwesend seyn werden, das gedachte Stift „irgend eine Beunruhigung oder Beschwerung in seinen Besitzun- III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 543 "gen erdulden müssen wird, wir dieses nicht ohne verdiente Strenge „ungestraft lassen werden Der Zug des deutschen Kreuzheeres von mehr als 600,009 Menschen ging von Regensburg durch die Ostmark über Wien, durch Ungarn, Bulgarien und Griechenland nach Asien. Die Kreuzfahrer aus Steiermark, Ulrich und Luitolö von Pekkau, Hartnid von Rieggersburg, die Grafen Konrad von Pcilstcin und Seifried von Liebcnau, Rupert von St. Gorgen, Abt Jsenrik von Admont mit seinen Reisigen vereinigten sich mit dem kaiserlichen Heere in Wien und Preßburg * 2). Frühzeitig schon ergriffen pestartige Seuchen die Kreuzfahrer, und Abt Jsenrik starb in der Bulgarei am 10. August 1189 3). Dieser Abt war ein Herr von großen klösterlichen Verdiensten, und bei Hohen und Niederen kirchlichen Standes und Laien ungemein angesehen. Papst Urban III. hatte ihn eigens auserwählt, um die seit dem Jahre 1183 unter den Mönchen in Kremsmünster durch partheiische Einmischung des Bischofs Diepold von Passau entstandenen, und bis zu Einkerkerungen und Blutvergießen fortgeschrittenen Gährungen in apostolischer Vollmacht zu beruhigen, und die freie Abtenwahl daselbst (I. 1185) wieder zu sichern 4). In Admont selbst traf er für die innere und äußere Verwaltung des gesammtcn stiftischen Anwesens zeitgemäße und solche Einrichtungen, welche man durch Jahrhunderte als den Zwecken des Ganzen vollkommen entsprechend aufrecht er- *) Archivsurkunde. 0. 2. z) Otto Frising. Append. XXXII. Fridcrieus Imperator, in Pcntecoste generalem curiam in Presbnrch in Marchia Ungariae celclrans, cxcrci-tus peregrinoruin in militiam Christi condunavit. — Arnold Lubec. Chron. Sclav. III. 19. 3) Chron. Garst, et Admont, 1189: „Fridericus Imperator cum cxercitu signatorum 8. Crucis versus Uulgariam in auxiliurn 8. Sepulchri ten-dit, in cujus comitatu Isenricus Abbas Admuntensis obiit. — Necrolo-gium Admontcnse C. 381. 544. — Tageno Decan. Patav. apud Froher. in appendice. T. I. — An diesem Kreuzzuge wahrscheinlich nahmen auch Antheil: Ulrich von Holzhauscn, zugenannt Chalpsunge, welcher durch Dietmar von Graetz dem Stifte Admont zwei Güter zu Lengendorf im Enns-thale übergeben ließ (iturus Hicrosolymam deleg'avit); Walchun der Edel-herr (Nobilis) von Machland, dessen Bruder Rudolph, ihre Mutter Richilt (nobilis matrona) und ein Eigenmann Rudolph's spendeten dem Stifte Admont alle ihre Güter zu Oeblarn im ober» Ennsthale. Saalbuch IV. 234. 242 — 243: „Adalrainus proprius D. Rudolphi ad sepulchrum Domini cum ipso Domno suo vadens tradidit------------ad Obelach in ipsa villa Obelach, in monte supra Obelach etc.“ 4) Hansiz, I. 334. — Marian. Puchmayr, Annal. Cremifan. p. 94 — 90. 544 HI- Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. halten hat '). Jsenrik's Nachfolger in der Abtei zu Admont war der Stiftspriester Rudolph, welcher schon im Jahre 1178 zu dieser Würde berufen, vom Erzbischöfe Konrad lil. aber nicht bestätiget worden ist -). 3n diesem durch die Aufregung des kaiserlichen Kreuzzuges vielbewegten Jahre hatte sich Herzog Ottokar von Steter größten-theils auf seiner Burg in Grätz aufgehalten. Am 20. Mai 1189 ertheilte er dem Stifte Millstadt in Kärnten für die stiftischen Besitzungen bei Raun im Friaule auch auf dem herzoglichen Grunde und Boden daselbst das Wciderecht und den Holzungsbann 1 2 3). Markgraf Ottokar VII. von Steier hatte die von seinem Vater, Markgrafen Leopold dem Starken, nicht ganz vollbrachte Dotation des Stifts zu Rein vollendet, und nebst den Salzpfannen zu Ahorn im Ennsthale auch noch drei allodiale Villen zu Reze, Straßengel und Judendorf demselben Stifte gespendet. Die wirkliche Ueber-gabe dieser Allodialgüter an das Stift Rein unterblieb aber bis jetzt, und erst Herzog Ottokar vollbrachte sie am 10. August 1189 durch Urkunde und in der That zu Grätz in einer ansehnlichen Versammlung von geistlichen und weltlichen Herren, von welchen wir hier nennen: Ortlieb, Erzpriester und herzoglicher Hofkapellan zu Vischach, Heinrich, Pfarrer von Grätz, Konrad, Pfarrer von Marchburg, Bernhard, Pfarrer von St. Ruprecht an der Raab, Konrad von Kindberg, Otto von Volchinstorf, Otaker von Grätz, Heinrich von Gleichenberg u. v. a. 4). Im Monate Julius des Jahres 1189 auf der großen Versammlung in Friesach ward zwischen dem Hochstifte zu Freisingen und dem Stifte St. Lambrecht eine Tauschhandlung zu Friesach vollbracht, und hierauf von dem Freisinger Bischöfe Albrecht und dem Herzoge Ottokar bestätiget. Dietmar von Liechtenstein endlich gab sieben neu errichtete Lehenhuben bei Lasing mit dem Raßmannwalöe und allem Zu-gehöre dem Stifte St. Lambrecht und erhielt dafür einige der Burg Liechtenstein näher gelegene Güter zu Netwedsdorf, Mitterdorf, Longh, Hundsüorf, Segar, Zeltwik, Breitenbcrg, Durgstall 1) Antiquissimum Directorium Admontense. C. 381. im Stifts archive. 2) Chron. Admont, et Carstens. 1189: „Et Rudolphus prius electus ibidem restituitur.“ — Anonym. Vers, apud Pez, II. 310. 3) Ludewig, Reliqu. Mspt. IV. 176: „Jus lignandi et pascendi in Villa Naun. Dat. Grez.“ 4) Dipl. Styr. II. 16 — 17. — Archivsurkunde zu Rein: „Acta sunt haec Graece in civitate — Villa Reze, Villa Strazille, Villa ad Judaeos.“ III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 it. Ehr. 245 und Getzenüorf. Als Zeugen anwesend waren dabei Dietrich, Bischof von Gurk, Abt Rudolph von Admont, Probst Wernher von Seckau, Wulstng von Kapfenberg, Otto von Stubenberg, Switker von Gösting, Otto von Krems, Herrand von Wildonie, Lanüfriö von Diernstein, Offo von Teuffenbach und sein Bruder Ulrich von Kustelwang, Konrad von Wels, Dietrich von 25ujtr, Marguard von Schallun, Otto von Strettwich u. v. a. '). Am 28. December 1189 erhielt das Stift SeLau von Otto von Pabendorf eine handoestliche Versicherung auf den Besitz freier Güter zu Ozendorf und Meinhardsdorf nach dem kinderlosen Ab-scheiüen Margarethen's und Ottiliens, seiner beiden Töchter a). Unter Abt Rudolph von Admont fiel manch wichtiges Begebniß für das Stift vor. Sogleich, schon am 20. April 1190, erkaufte er Grund und 1190 ~1191' Boden sammt Weingärten zu Vifchach in Oesterreich, indem er die Renten anderer Stiftsbesitzungcn zu St. Stephan bei Krau-bath, am Zezzenberge und zu Hoholöisberg in Kärnten bis zur Abzahlung des Kaufschillings einfetzte l * 3 4). Weil die Klosterleute des Stifts Millstadt in Kärnten auf ihren Geschäftsreisen oft in Radstaöt übernachten mußten, erwarb der Abt Ulrich von Millstadt von dem Stifte Admont eine Herberge im Orte Radstadt gegen Abtretung einer millstädtischen Besitzung zu Baierdorf und Mosheim im Lungaue (25. Mai 1191) *). Vom steirischen Ministerial Ortlieb von Vischach erhielt Abt Rudolph als Seelgcräth und gegen eine mäßige Kauffumme zwei Weingärten zu Vischach vor den Zeugen Rudolph von Kindberg, Richer und Herranü von Marchburg, Ortolph von Gonobiz, Mar-guard von Fürstenfeld, Herranü von Erla, Hartnid von Haus u. v. a. 5). Ulrich, Kleriker von Sirmich, und sein Bruder Hartmann, ebenfalls Ministerial von Steier, schenkten dem Stifte Aü- l) Saalbuch von St. Lambrecht; wo dieser Tauschvertrag auf das Jahr 1181 angesetzl wird, aber wegen: „Rudolplius Abbas de Admunde“ auf das Jayr 1189 gesetzt werden muß. Sonderbar ist auch die Angabe darin: „Acta sunt haec apud Frisacum — in provincia nobilis et m a-gnifici Ducis Sty riae Ottokari?“ '1 Johanneumßurkundc. 3) Archivsurkunde A. 19. 4) Archivsurkunde A. 10. 4) Saalbuch IV. 83. <ä)cfd). B. Steiermark. — kV. Ld 35 5246 HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. mont Weinberge zu Potfchach in der Ostmark '). In Gegenwart seines Herrn und Herzogs Ottokar opferte auf den Reliquien des H. Blasius zwei Huben bei Harde der steirische Ministerial Bernhard von Püten, deren eine er erkauft hatte von Kaüilhoh von Schratenberg — vor den Zeugen, Herzog Ottokar, Diepolü, Markgraf von Vohburg, Rapoto von Puten, Ulrich von Kranichberg, Heinrich und Albero von Dunchenstein, Marquard von Starkenberg u. v. a. ?). Bon Schilbung von Heilsbcrg und Ludwig von Glaneck, beide Ministerialen Herzogs Ottokar VIII., erwarb Abt Rudolph von 'Admont Besitzungen zu Straßgang (für Huben zu Radlach) und einen Stadelhof zu Badbrunn in der Mark* * 3). Ein anderer steirischer Ministerial gab dem H. BlasiuS in Admont sein Erbgut zu Wiedarin im Lande ob der Enns durch die Hand des Freien, Arnold von Rüßdorf, und ein anderes Gut auf dem Mitterberge im oberen Ennsthale vor den Zeugen, Otto von KremS, Albert von Eppenstein (dem Jungen) und Otto von Feistritz 4). Ulrich von Liechtenstein, insgemein Lichtbrenne zugenannt, Ministerial des Herzogs Ottokar, brachte seine Tochter Liukarüe alS Nonne nach Admont und opferte mit ihr ein Gut zu Treswitz (bei Lasing im Ennsthale); wobei als Zeugen anwesend waren, Heinrich, Erzdiacon von Graufcharn, Bernhard, Pfarrer zu Lasing, Gerung von Stutarn, Ulrich von Aigelarn, Heinrich von Tichcnberg, Dietrich von Notenmann und viele andere Freie des Enns- und Paltenthales. Auch Gerung von Strcchau gab auf seinem Todbette gleichzeitig Gut und Leibeigene zu lebenslangen Jahreszinsen für eine Bcgräbnißstätte in Admont 5). In einer zahlreichen geistlichen Versammlung (in Leibnitz wahrscheinlich) fertigte Erzbischof Adalbert in. dem Stifte Seckau eine Urkunde im Jahre 1190 mit der Spende von zwei Theilen erzbischöflicher Zehente in den eigenthümlichen Villen des Stiftes zu Aerbendorf, Pradisdorf, auch Neudorf genannt, an der Raab; wobei als Zeugen unterschrieben wurden, Gundaker, Domprobst l) Saalbuch IV. 260. ü) Saalbuch IV. 264. ä) Saalbuch IV. 278 - 279. 4) Saalbuch IV. 293— 294: ..Testes: Gotfridus de Pulisliten, Meinhar-dus de Schultendorf, Wiilihalm de Swannise, Heinricus de Tachsil' brunne etc. 297." 5) Saalbuch IV. 300 — 30t s „Testes: Dietmar de Hus. Egilolf, Chun-rad milite* de Enstal." HI. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. 247 zu Salzburg, Probst Eckhard von Maria Saal, der Erzdiacon Ortlicb von Vischach, Meinhalm, der Dechant der Kirche zu Friesach, und der Erzdiacon und Probst Wolfker von Zelle '). Zu Leibnitz in eben diesem Jahre 1190 fertigte der Erzbischof Adalbert M. eine weitläufige Urkunde burgnch/n D>en, ohne daß seine Ladung berücksichtiget wurde. «Der Kaufmann, der zu Pferde seinem Lastwagen folgte, war von „aller Abgabe frei; ritt er aber allein über die Drücke, so gab „er einen Obolus, mochte er dann was immer für eine Waare „bei sich tragen. Für ein Saumpferd wurden 6 Pfennige bezahlt. „Die Wagen, welche nach Rußland gehen und von dorther zurück-"kommen, geben 16 Pfennige und dürfen nicht aufgehalten wer-„den. Wagen, welche zu Enns befrachtet werden, zahlen 12 Pftn-„nige. Die Regensburger dürfen um Gold und Silber ungehin-„dert kaufen und verkaufen. Die Kaufleute von Köln und Mast-seicht geben dem Herzoge ein Quart Wein und ein Paar Hanü-„schuhe; auf den übrige» Stationen erlegen sie die Abgabe, die „schon unter Markgraf Ottokar VII. bestanden hat. Wird diese ge-„genwärtige Anordnung übertreten, so sind die Regensburger dem "Herzoge in eine Geldstrafe von 100 Pfund Silbers verfallen." Dem uralten Stifte Ossiach in Kärnten bestätigte der Herzog gleicherweise die Schenkung der Kirche zu Ras; dem baierischen Stifte Formdach gab er einige Huben zu Wartmannstätten und traf einen Tausch von Leibeigenen mit dem Grasen von Herrandstein. Sein Oheim, Markgraf Berthold, und die Edelherren von Liech- 252 III. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Chr. tenstein, Wilöon, Stubcnberg unö Truchsen waren dabei als Zeugen ,). ®n?ur*.'Äurfun“e Das letzte Diplom, so wir vom Herzoge Otto-ckau°2 kar haben, gehört der zweiten Hälfte (nach dem 24. April) des Jahres 1191, oder dem Jahre 1192 an. Mit Grafen Wilhelm von Heunburg, Ruldolph von Treuenstein, Wülfing von Kapfenberg, Ulrich von Stubenberg, Hartniü von Ort, Hartniü von Wilüon, Offo von Offenberg, Dietmar von Liechtenstein, Rudolph von Rase, und vielen anderen Edelherren befand er sich in Judenburg. In der Urkunde, in welcher er den Chorherren von Seikau die Villa Waltendorf im Pölsthale und die Seealpe bei Judenburg schenkte, sprach er Folgende-: „Otacher von Gottes Gnaden Herzog von Steier, allen „Christgläubigen in Ewigkeit!" „Kund unö zu wissen seye, daß, da wir zu unserem tiefesten „Schmerze keine erblichen Nachfolger zur Beherrschung unseres „Fürstenthumes haben, so erachteten wir für gut, die allerseligste „Mutter unseres Erlösers, als den unserem Seelenheile angemes-„sensten Erben von einem Theile unseres väterlichen Vermögens, „so wie es uns die göttliche Gnade eingegeben hat, einzusetzen. „Damit wir nun bei Demjenigen, welcher nach Wohlgefallen den > (Seift der Fürsten hinwegnimmt, Barmherzigkeit erlangen und „auf daß das Andenken an uns in der neu gegründeten Kirche „der H. Maria zu Seckau in Andacht und Emsigkeit gefeiert „werden könne und solle, so schenken wir diesem Stifte zur besse-„ren Erhaltung der daselbst mit dem Dienste Gottes beschäftigten „Chorherren von unseren herrschaftlichen Alloden die Besitzungen „in Waltendorf innerhalb und außerhalb der Villa mit allem Zu-„gehöre bis an den Pölsbach hin. Dazu fügen wir noch in frei-„gebiger Großmuth die oberhalb Judenburg gelegene unö insge-„mein Seelalbe genannte Alpe mit aller Umgränzung nach den „Abläufen der Wässer, woselbst die Chorherren auf den ausge. „dehntrn Waiden Schwaigen und Käsereien anlegen können -)." 1) Franz Kurz, OeMerr. Handel. p. 9-12. - Wien. Zahrb. d. Liter. Bd. LV. Anhang, p. 6, -) Dipl. Styr. I. p. 169 - 170. ill. Geschichte der Steiermark. Z. 1056—1192 n. §hr. 253 Nach dem unvcrmutheten Tode des Kaisers sim-™» Friedrich I. zerstreute sich das von ihm geführte Krcuzheer; nur die Könige Richard Löwenherz und m*- 3- "9‘-Philipp August setzten allein nach den Krieg mit dem unermüdeten, tapferen Saladin fort. Im Vereine mit ihnen leuchtete die Tapferkeit Herzogs Leopold von Oesterreich bei der Belagerung von Ptolomais (Akkon oder S. Jean d’ Acre) so glänzend hervor, daß sein weißer Waffenrock vom Blute der Sarazenen roth gefärbt erschien, bis auf den Streifen, welchen der Gürtel des Wehrgehänges bedeckte. (Von daher der romantische Ursprung des neueren österreichischen Wappens. ') Don dem eifersüchtigen Könige Richard dafür an der Ehre seiner Fahne und Person verunglimpft (1191), kehrte Leopold voll Rachegefühls in die Oftmark heim. Aber auch König Richard mußte, in Gefahr, gegen den eifersüchtigen König Philipp in der Normandie und gegen den eigenen Bruder Johann Reich und Krone zu verlieren, eilends über das Meer zurück. Von Aquileja aus dem wachsamen Grafen Meinhard von Gürz und dem Vicedom zu Friesach, Friedrich von Pcttau, selbst glücklich entgangen, während seine getreuen Begleiter von diesen gefangen genommen worden, ward er in einer armseligen Hütte am Erdberg zu Wien endlich doch auch erkannt, ergriffen und von Herzog Leopold auf Dürnstein gefangen gesetzt. Kaiser Heinrich Vl. haßte den Löwenherz, weil er wider ihn mit dem sicilianischen Tancred Partei gemacht hatte. Nachdem er ihm schon auf dem Hoftage zu Regensburg, 26. December 1192, vorgestellt, aber wieder in die Kerkernacht auf Dürnstein zurück-gescndet worden war, wurde Richard von Herzog Leopold in des Kaisers Hände am Reichstage zu Speier (Ende März 1193) ausgeliefert und erst, nachdem Geißeln gestellt und hohe Geldsummen, wovon auch Herzog Leopold einen Theil erhalten hatte, erlegt worden waren, wieder auf freien Fuß gelassen 2). Während so der königliche Held Richard Lö-wenherz, der gesammten Ritterschaft Spiegel an Tapferkeit, Edelsinn, Galanterie und Hoheit, im S'^Äuna m Kerker schmachtete, war Herzog Ottokar VIII. von %%?*’, Steicr im neun und zwanzigsten Jahre seines Alters, l) Ovtilo apud Hantlial. I p» 1288. -) Hanthal. I. p. 429 — 411. 444 — 471. — (Milo, ibidem anno 1190 — 1194. — Chron. Reichen.Iierg., Admont, et Salisb. Anno 1193. — Ilansiz, I. 338 — 339. II. 954. — Formula composit. in Rymeri. T. !. Actorum anglicoruin. p. 84. — Anon. Leob. Pez, 1. 798. iScfd). 6. Stcier-Iiorl. — IV. 4)n. 36 254 Hl. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr- und unverehelicht ') am 8. Mai 1192 aus diesem Leben geschieden: der Letzte des uralten, seit der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts urkundlich nachweislichen Stammes der Gaugrafcn des Traungaues, Markgrafen von Stcier, und durch ihn selbst Herzoge dieses Landes. Die Grabesruhe erhielt er nach der eigenen Anordnung in der Kirche der Karthäuscr zu Seiz 2). Bereits seit dem 17. August 1186 hatte Ottokar seine letzt-willigen Anordnungen sestgestellt; selbstständig in Hinsicht seiner Familien-Alloüe und aller Privatlehcn, mit Vorwissen, Zustimmung und vorläufig schon ertheilter Bestätigung des Oberhauptes im deutschen Reiche, hinsichtlich der Markgrafschaft, oder jetzt des Herzogthumes Steier als eines Rcichsfahnenlehens, im Bezüge auf die reichsfiöcalischen Lehen für die Kammer eines jeweiligen Landesfürsten, und in Anbetracht der wesentlichen Gerechtsame des hohen und niederen Adels, als der eigentlichen Stände des Landes und der Freien. Wir haben schon oben von diesem Gegenstände gesprochen 3). Zur vollsten und eigentlichsten Gültigkeit jenes Erbfolgevertrages war nun jetzt und überhaupt für den Nachfolger in dein grüßten Theile der Alloöe, Lehen und in der Landesverwaltung von Steier die feierliche Belehnung durch die Hand öeö Kaisers Heinrich Vi. unerläßlich nothwendig, und diese hatte auch Herzog Leopold der Tugendhafte schon am 24. Mai 1192 auf dem Reichstage zu Worms auf die prunkvollste Weise empfangen '), wodurch auch von dem neuen Oberhaupte des römisch-deutschen Reiches, Kaiser Heinrich VI., welcher diesen llcbergang der Rcichsprovinz *) Caesar, Annal, I. 181 — 184. =) Anno 1193: „Ottacher Dux Styriae absque liberls deccdens Liupol-dum Duccm Austriae terrae suae ao patrimonii ex testamente heredem prius institutum rcliquit.“ Chron. Admont. — Chron. Zwettl. Clau-stroneob. Reichersberg. Vatzonis et Altahens. Anno 1192. — Dipl. S, Ducat, Styr. I. p. 171. XXV. et XXVI. — Nccrolog. Soocov. et Traunkirch: „Anno Domini 1192 Septiino Idus Maji moritur Otache-rus Dux Styriae, Advocatus noster, qui etc.“ Ueber den Sterbetag schwanken die alten Necrolegien zwischen VI. Idus Maji und IX. Idus Maji, weil die Einen den Tag des Hinscheidens, die Anderen den Tag der feierli-sichen Aussetzung, oder der Begräbniß in geweihter Erde, auch wähl des Seelenamtes eingetragen haben. Necrol. Seccov. VII. Idus Maji Otacherus Dux Styriae, noster Advocatus. Hie dedit nobis villain in Waldensdorf, Alpe« super Judenburcli et alia.“ — Ncorol. Seiz: „9. Maji. D- Otacherus Dux Styriae.“ — Necrol. Runensc: „8. Maji Otacherus Dux Styriae.“ Caesar, I. 188. 757. - Ilanthal. I. 441 - 442. IH. Geschichte der Steiermark. I. 1056—1192 n. Ehr. 2*55 Steiermark als Fahnenlehen und Fürstenthum des Reiches aus der Hand der Traungauer auf die babenbergischen Fürsten in Oester, reich gleichfalls hatte bewilligen müssen, förmlich und feierlich bestätiget worden ist. Wohin einige der von den traungauischen Landesherren getragenen Privatlehen gekommen sind, findet sich im Einzelnen nicht verzeichnet. Ennentl versichert nur: daß Herzog Leopold die vom Herzoge Ottokar VIII. hinterlassrnen Lehen, die Veste Rohitsch mit 600 Huben von dem Gurker-Bischöfe nicht mehr gcmuthct habe, und daß sich derselben dann die Edelherren auf Gonobitz unterwunüen haben “)? Die großen Allode um Wilhelmsburg bis an die Piesting, welche der Großvater, Markgraf Ottokar VI., durch seine babenbergische Gemahlin Elisabeth, Tochter des Markgrafen Leopold des Schönen, erworben hatte, schenkte Herzog Ottokar Vlll. dem Herzoge Heinrich von Mcöling, und somit an die Babenberger wieder zurück, bevor er den Erbvertrag mit Herzog Leopold geschlossen hatte 3). l) Cliron. Beichersberg. Anno 1194: „et quia heredem non habebat Ot-takarus, Dux Austriac Liupoldus successit ei et accepit eundem Ducat um de manu Impcratoris valde solemniter apud Wo rin a ti am in proximo Pcntecostes, quod evencrat tunc in IX. Cal. Junii.“ — Cliron. Austral, et Austriac apud Pez, I. 685. 975. 567: „Ottakcrus Dux Styriae obiit, cujus hereditatem Dux Austriac Lcopoldns de manu Imperatoris solemniter susccpit.“ — Scd gravis dissensio de terra (Styriae), quam Sty-rensis Dux, nepos ejus Otakerus — assignaverat, et coram Impe-ratorc sibi (Leopolde) tradiderat.“ — Cliron. Zwettl. Anno 1192: „Ottakerus Dux Styriae obiit, cujus hereditatem Dux Austriae Leopoldus de manu Imperatoris Henrici solemniter suscepit.“— Cliron. Austriac apud Rauch, II. setzt bei: „de manu Henrici imperatoris VP_* solemniter suscepit.“ — Chronolog. Neoburg. ibid.: „Otacharius Dux Karintliiae et Styriae obiit.“ — Caesar, Annal. I. 188. — Arnpek deutet gleichfalls hin auf die feierliche Belehnung mit Steiermark: „Leopoldus Dux Feodalia Ducatus Austriae ab Imperatore Friderico I. con-duxit, scd Styriae (seil. Feodalia) a Clio ejusdem, Imperatore Henrico VI.“ -) Rauch, I. p. 244. 3) Rauch, I. 245. — Das Cliron. Leobiens, schreibt beim Jahre 1168: „Hoc tempore Otakerus Stiriae Marchio moritur Eine berede, vir conspi-cuus et devotus, qui terram suam disposuit Ecclesiae Salzburgensi; quem quia Pracsitl pro beneficentia non abhorruit osculari, maeulis leprae (ut fertur) respersum. Leopolde Duci Austriae consanguine# terram tradidit, quae delude cst Austriae adunata.“ Alterthümer in -er Steiermark. Grubegg. In der Nähe des Schlosses Grubegg zwischen Mitterndorf und Aussee befindet sich eine warme Heilquelle. An der alten Einfassung Derselben, welche vor ungefähr dreißig Jahren aufgegraben und weggebrochen worden ist, befand sich ein Römerstein, auf welchem sich drei nackte, neben einander stehende Frauen, jede vor dem Schamtheil eine Muschel mit beiden Händen haltend, gemeißelt zeigen; dann eine Opferara, neben der ein Mann in der Loga steht und die rechte Hand über dieselbe hält. — Dieses in mehrfacher Hinsicht merkwürdige Monument wird jetzt im Joanneum aufbewahrt und bildet ein neues Mittelglied in der Kette der Römermonumente des vbern Ennsthales, Trägelwang, Admont, Lietzen, Oeblarn, Anssce, Ischl. Humersdorf. In dieser Gegend des Bezirkes Neuweinsberg, bei Radkersburg, sind zwei alte Gräbercrypten aufgeschlossen und Darin Kohlen, Asche, Knochen, Scherben von Löpsergeschirren, Kupfermünzen und eine Bibel gefunden worden. Löffelbach. Hier, bei Neiberg an dem südlichen Abhange des Hartberges, hat man auf einem Acker mehrere römische Ziegel von verschiedener Größe ausgegraben, unter denen eine Ziegelplatte mit lateinischer Inschrift in znsammengezogenen und einander inserirlen Buchstaben besonders merkwürdig ist. Pentzeudorf. Eine nicht unbedeutende Zahl von sogenannten Runenhügeln, im Volksmunde Frauenbüheln, findet sich bei Hartberg, im Penzendorf-Ghart und auf der Penzendorfer-Hocke, ja auch in den benach- barten Thälern der Laffnitz, Save, Feistritz und Raab. Manche dieser Gräberhügel haben eine Höhe von 7 bis 8 und einen Umkreis von 60 bis 90 Schuhen. Sie werden aus dem Grunde weniger bemerkt und beachtet, weil sie an den meisten Orten mit FLhrenbäu-men und Gestrüppe bewachsen sind. Vor ungefähr zwanzig Jahren hat man bei Ausführung einer neuen Straße von Hartberg nach Grafendorf zufällig mehrere solcher Hügel durchgraben und Steine und Ziegel mit Inschriften, eine marmorne Sphinx, eine weibliche Figur, einen Krug auf der linken Schulter haltend, aus Stein, eine männliche Figur aus Blei, Trümmer von Töpfergeschirren und Urnen aufgefunden. In allen, so wie in Len in diesem Zahre aufgegrabenen Gräberhügeln bei Penzendorf, hat man die gewöhnlichen Aschengehäuse, aus Stein - und Ziegelplatten gebildet, mit Knochen, Kohlen und Ascheuerde gefüllt, — nebst den gewöhnlichen Beigaben für Verstorbene, — getroffen- Wagna. Hier, in der Nähe bei Leibnitz, ist im vorigen Jahre ein alter Gräberhügel aufgeschlossen worden, in welchen sich der Aschenbehälter ganz aus großen Ziegelplatten gebildet gezeigt hat. Wrmkverbesserungen zum Nachträge des dritten Bandes. Seite Zeile ist statt: , )u lesen: 397 20 » IO(?)RA . SAVRO -> ... CRA . SAVRO A 21 » C(?)ON . ET » ... CON. ET 24 —25 » Bei den Arbeiten zum Unter- » In dem Schlosse Seckau ist ein baue der Eisenbahn in der von jeher daselbst vorhanden ge- Gegend Wagna bei Leibnitz wesener ungemein wichtiger Rö- ist ein ungemein wichtiger merstein von dem Pfarrer Ri- Römcrstein u. s. w. ausge- chard Knabl das Erstemal ent- graben worden. ziffert worden mit folg. Siglen: > 28 » AIAEI (?) > AIAE (d. i. ALAE) A 29 -> BETASO . P . DECV s> BETASO . DECV 398 9 » C . IVLO . MAGN » c.ivLo.magn (ivt.io.magn » 20 » SVLIV...EC . C. V. I. P » S VLIV...EC. C. V. T. P » 39 » PRO . SALV'F » PRO . SALVE > 40-41 » R... SCV... SLMT.. » ER... SC..V. 8. L. M 399 7 » ATL...KIS » ATI....RIS.... 20 » C. V. F. P » C. V. T. P 32—33 » VLISES . PRO . SALVTE » VLISES I. 0. M PRO . SALVTE u. s. w. » rechts 35 » TI(I?)ER . ~E. AN(E?)COS » TI.'ER.'E. LAN. R. COS S 8 400 3 » TVND1NVS » ‘E. VNDINVS 14 » CNIASI (?) COLLEGI » G. N..„ COLLEGI > 19 » PAOT > PANT > 23 » ST(?)MARCELL . VA- » I...I...MINO.MARCELL.VA; LE RI VS LERIV » 28 » XXXVS » XXXVI Gedruckt mit C. Tänzer'scheu Schriften.