Als Neujahrsgruss vom Verfasser. DER m ZUM WELTFRIEDEN IM JAHRE 1912. PAZIFISTISCHE CHRONIK zusammengestellt VON ALFRED H. FRIED. ♦ BERLIN • WIEN • LEIPZIG VERLAG DER FRIEDENS-WARTE. 44379 Unsere Bilanz für 1912. Und sie bewegt sich doch! — Zwar unter schweren Krisen und Kämpfen, inmitten eines Meeres von Blut, eines Ocean der Dummheit, geht es vorwärts. Aber vorwärts geht es. — Hart, ganz hart an der Schwelle von Europa platzte der ausgeklügelte Mord. Ein Zucken ging durch den übrigen Erdteil bei Anhörung der Abschlachte-Berichte von den Balkanfeldern. Man bedauerte nicht nur, sondern wunderte sich auch. "Wunderte sich, daß derartiges in unserer Zeit noch möglich sei. —Man lachte vor Verwunderung; und es hätte nicht viel gefehlt — ein klein wenig Druck noch — und man hätte zu schreien angefangen. Wahnsinnig zu schreien, gegen jene Besessene, die 1600 oder 1700 zu spielen wagten mit Maschinengewehren und Schrapnells von 1912. Man hatte manchmal das Gefühl, als ob die Insassen der Irrenanstalten ihre Mauern gesprengt und nun die Leitung der Weltgeschicke in die Hand genommen hätten. Nur "Wahnsinn und die Ohnmacht der von Wahnsinnigen überwältigten Gesunden vermochten solche Szenen zu bewirken, von denen wir mit starrem Auge lasen. Es ist nicht schwer, den Menschen zur Tiergepflogenheit zurückzurufen. Etwas Täuschung, etwas Suggestion durch den Aufmarsch der Massen, Erfindung einer nach Kultur riechenden Entschuldigung für die tierische Handlung, und der Sternenmesser, der Lufteroberer, der Goethe-Nietzsche-Kant-Hervorbrin-ger Avird Bäuche aufschlitzen, Ohren abschneiden, Kinder lebendig rösten, Eisensplitter in Menschenleiber hineinbohren und dazu Musik machen. Den Ausbruch der Verzweiflung nach solchem Tun wird er zu hindern suchen durch ruhmredige Vergoldung dieser Handlungen, indem er sich einreden läßt, es läge etwas Großes in solcher Tierheit. Die wenigsten wagen über das Ungeheuerliche nachzudenken. [Wenn sie es tun, so wagen sie es zu spät. Und nur das Massendenken könnte dem Kriege den Garaus machen. Er ist wie eine lichtempfindliche Platte, die noch nicht fixiert ist. Nur in der Dunkelkammer, die dämmerig durchschimmert ist vom 2 roten Licht des gefälschten Patriotismus kann er erhalten bleiben. Ein Sonnenstrahl von außen vernichtet ihn. Darum ist es unsere unabänderliche Aufgabe, die Türe dieser Dunkelkammer aufzureißen und Licht hineinstrahlen zu lassen. Am 22. April dieses Jahres sagte der Deutsche Reichskanzler im Reichstag ein Wort, das man nicht oft genug zitieren kann. „Die Völker" meinte er, „sind vielfach durch lärmende und fana-tisierto Minderheiten in Kriege Iiineingetrieben worden", Und der Staatssekretär des Auswärtigen, Herr von Kiderlen-Wächter, sagte dasselbe auf einem Sommerspaziergang- zu einem französischen Journalisten: Kriege werden nur von Minderheiten unternommen. Das sind unwiderlegbare Wahrheiten. Man erzählt dann zwar nachher immer, die Regierungen, die armen bedauernswerten Regierungen, seien es gewesen, die von den kriegerischen, Gelüsten des Volkes fortgerissen wurden; sie seien durch das Volk gezwungen worden nachzugeben, wenn sie sich nicht selbst geopfert sehen wollten. Aber den Tatsachen entspricht eine solche Erklärung nie. Eine Regierung, die einen Krieg nicht will, wird nie gezwungen werden können ihn zu führen. Eine aber, die ihn will, wird jederzeit mit Leichtigkeit eine öffentliche Meinung erzeugen können, die den Anschein erweckt, als sei diese die Schiebende 'und die Regierung die Geschobene. Seitdem der Patriotismus eine Staatstugend ist, wird es immer Menschen gehen, die durch Zurschautragen kriegerischer Gesinnung Wohlgefallen erregen wollen. Und da nichts ansteckender ist als patriotischer Exhibitionismus, wird der Anschein eines nach Krieg lechzenden Volkes immer erregt werden können; namentlich dann, wenn alle Gegenanstrengungen von der Regierung mit starker Hand niedergehalten werden. Das Ergebnis der Bilanz dieses Jahres liegt daher für uns nicht so sehr in den positiven Eortschritten der Friedensidee, in der Ausbreitung der Friedensbewegung, so beträchtlich diese auch waren, als in den wertvollen Erfahrungen, die uns zuteil geworden in diesem unseligen Kriege vor den Toren Europas, und in der Krise, die ihm folgte, und deren Tragweite zur Stunde, wo diese Zeilen geschrieben werden (10. Dezember 1912), noch gar nicht abzusehen ist. Ganz ohne Rücksicht auf den sittlichen Widerwillen, den jene Ereignisse bei allen modernen Menschen auslösen, müssen wir an die Bearbeitung des uns hier gelieferten „Materials" gehen, wie der Mediziner an den Seciertisch geht. Der Krieg ist uns ein „Fall" für die Bereicherung unseres Friedenswissens', mit dem wir für die Menschheit zu wirken berufen sind. Und da Kriege denn doch nicht so häufig sind wie die Spitalsleichen für Kliniker, namentlich nicht Kriege, die so nahe unserer Wohnstätte ausgefochten werden, so müssen wir mit ebensolchem Eifer 3 daran gehen, uns unsere „Lehren" daraus zu ziehen, wie die Militärs dies tun werden, wie die Kriegschirurgen es tun und die neue Spezies der „Kriegswirtschaftsgelehrten" es zu tun beginnt. Vielleicht werden auch wir zu einem „Umsturz" unseres Friedenswissens kommen, wie die Strategen nach dem Buren- und nach dem russisch-japanischen Kriege gekommen sind. Und ich wittere diesen Umsturz schon; habe ich ihn doch schon lange vorhergesagt. Der vielen von uns iso liebgewordene und schöne Gedanke von der Beseitigung desi Krieges durch die Schiedsgerichtsbarkeit! muß nun endgültig fallen gelassen oder wenigstens auf sein richtiges Maß zurückgeführt werden. Das Schiedswesen ist fortab in unserem Arsenal richtig zu klassifizieren. Es darf nimmer in der ersten Reihe stehen. Schiedsgerichte wirken nur bei Rechtsstreitigkeiten. Ihre Rolle wird um so wichtiger sein, je höher das internationale Recht entwickelt sein wird in der Menschheit. Die Schiedsgerichtsbarkeit wird die Krönung der Weltorganisation, sein, aber nicht ihr Fundament. Für die gefährlichsten Konflikte, die heute am meisten die Neigung besitzen, sich in Kanonenargumente umzusetzen, bilden Rechtseinrichtungen kein Gegenmittel. Macht- und Interessenfragen sind nur durch Ausgleich zu erledigen, durch wohlwollende Verhandlungen zwischen den Gegnern. Ein Mittel, das schließlich seit jeher angewendet wird, das auch immer gewirkt hat; nur mit dem Unterschiede, daß es leider in der übergroßen Mehrzahl der Fälle für notwendig erachtet wurde, durch vorherige Gewaltanwendung eine der streitenden Parteien nachgiebig zu machen. Es ist in den letzten Jahrzehnten jedoch sehr oft, und erfreulicherweise immer häufiger, vorgekommen, daß es bei Machtfragen, und oft bei sehr wichtigen, gelang, durch Vereinbarungen zu einem endgültigen Abschluß zu kommen, wo es nicht erst notwendig war durch einen Zusammenprall der angehäuften Gewaltmittel die Gegner verhandlungsfähig zu machen. Es sei nur an die schwere Marokkokrise erinnert, an die schwedisch-norwegische Trennung, an zahlreiche andere solcher Fälle, die ich an anderer Stelle ausführlich erwähnt habe. Das bringt etwas Licht in die Finsternis. Man wird in der Friedensbewegung fortab das ganze Schwergewicht darauf legen müssen, daß dieser Modus der zwischenstaatlichen Verhandlungen auf Grund gegenseitigen Austausches und Entgegenkommens zur Regel wird. Das wird sicherer den Krieg verhindern als die ausschließliche Fortentwicklung des internationalen Rechtsverfahrens, die dabei doch nicht vernachlässigt werden soll. Kurz: Der Schwerpunkt der Friedenssicherung liegt in einer Modernisierung der Diplomatie. Der Friedenskampf stellt sich dar als ein geschlossener Ansturm gegen jene Berufsklasse, deren alleinige Aufgabe es heute ist, die Geschäfte der Menschheit zu 4 führen, und der es -merkwürdigerweise überlassen bleibt, dies ohne jede Kontrolle seitens der an der ruhigen Abwicklung dieser Geschäfte so sehr interessierten Masse zu tun. Zu unseren Schnellfeuergeschützen und Aeroplanbomben paßt die altmodische Diplomatie ebensowenig, wie etwa die Ivrinoline zum Autobus rund die Petroleumlampe zum Warenhaus. Es gibt nichts unmoderneres • als unsere europäische Diplomatie, und doch gibt es keine Körperschaft, die sich so unfehlbar fühlt wie sie, keine, die sich so sehr anmaßt, das unbedingte Vertrauen, der an der Nützlichkeit ihrer Handlungen Interessierten izu besitzen. Nur diesen Widersprüchen, die wir in der Zusammensetzling, in den Methoden und Machtvollkommenheiten der europäischen Diplomatie finden, ist es zu verdanken, daß „die fanatisierten Minderheiten", wie der Reichskanzler sich ausdrückte, die Möglichkeit besitzen, die unendlich überlegeneren Mehrheiten zu Handlungen zu zwingen, die weder in deren Interesse liegen noch von ihnen gewollt werden. Stellen wir daher als erstes Postulat des Pazifismus den Satz auf: Modernisierung der Diplomatie. Fordern wir eine Volksdiplomatie, eine öffentlich handelnde, eine dauernd kontrollierte Diplomatie. Fordern wir eine modern unterrichtete, mit dem .Wirtschaftswesen und den Volksinteressen der AVeit vertraute Diplomatie. Eine Diplomatie, die zur Dynamomaschine paßt, eine Diplomatie, die innerlich und äußerlich das Zeitalter der Friedensschlüsse von Utrecht und Osnabrück überwunden hat. Fordern wir, und man wird mit Staunen erkennen, daß Ansätze zu einer solchen Diplomatie sogar in Europa schon vorhanden sind. Der „Balkanfair' führt aber noch zu weiteren pazifistischen Erfahrungen. So zeigt er uns, das vollständige Versagen aller Bestrebungen zur Kriegs humanisierung. Wenn im zwanzigsten Jahrhundert von kriegführenden Heeren, die in technischer Beziehung durchweg auf der Höhe der Zeit stehen, solche Grausamkeiten begangen werden konnten, wie zu den Zeiten Attilas, so erweist sich zur Genüge, daß alles Gerede von der Kriegshumanisierung eitles Geflunker ist, Es ist die Idee von Phantasten, die sich selbst damit betrügen, wenn sie uns glauben machen wollen, daß eine Handlung, deren Wesen die Entmenschlichung ist, sich vermenschlichen lasse. Bezeichnend für die Psyche unserer Zeit ist auch der Umstand, daß es keine Schändung des Vaterlandsgedankens ist, wenn für die Verwundeten der Kriegführenden in allen Ländern gebettelt wird, als ob es nicht die erste und heiligste Aufgabe der respektiven Vaterländer wäre, für die zur Heilung der im Kriege geschlagenen Wunden selbst das Notwendigste beizusteuern und diese nicht der Mildtätigkeit Europas aufzubürden. 5 Eine weitere pazifistische Erfahrung- liegt darin, daß sich wieder einmal gezeigt hat, daß die Rüstungen den Frieden nicht sichern. Das gerade Gegenteil hat sich erwiesen. Wären die Balkanstaaten nicht so sehr mit Rüstungen auf Pump überfüttert worden, so hätten sie den Krieg nicht unternommen, eine andere Lösung ihres Konfliktes gesucht und auch gefunden. Auch die Politik Oesterreich-Ungarns wäre vielleicht eine weniger „aktive" gewesen, wenn nicht immer neue Milliarden in das Heer gesteckt worden wären. Es ist nicht notwendig, daß die Staaten schwach bleiben, aber daß sie ein gewisses Ebenmaß ihrer Schutzmaßnahmen nicht vermissen lassen, ist eine der wichtigsten Forderungen. Es ist nun einmal ein als unwiderleglich erkanntes Gesetz, daß die Vermehrung der Rüstungen auch den Wunsch nach ihrer Verwendung erhöht, und daß durch diese Erscheinung oft darauf verzichtet wird, Spannungen zu mildern, die sonst leicht gemildert und zu einem friedlichen Ausgleich hätten geführt werden können. Wir wenden der Erfahrungen noch viele aus diesem unseligen Kriege und der so sehr bedrohlichen, ihm folgenden Krise ziehen können. Daß er keine Lösung bildet und nur neue Gefahren öffnet, erweist sich schon jetzt als wahrscheinlich, und ebenso, daß schließlich doch nur ein auf Vernunft und gutem Willen beruhendes Uebereinkommcn einen endgültigen und für alle vorteilhaften Abschluß mit sich bringen kann. Daß die Völker am Balkan durch die Errungenschaften der Waffenfabriken nicht um ein Haar glücklicher sein werden als vorher, daß sie ein Menschenalter brauchen werden, um sich wirtschaftlich und biologisch zu regenerieren, wird die Zukunft erweisen. Aber als eines der wichtigsten Ergebnisse wird sich aus' dieser verbrecherischen Blutarbeit die erfreuliche Tatsache eines erhöhten und vermehrten Abscheus vor dem Kriege ergeben. Auf den Schlachtfeldern wächst der Friedensgedanke. Was der Generation von heute nur mehr als Sage erschien, der Krieg, er hat sich in seiner leibhaftigen Gestalt emporgereckt, ist greifbar und anschaulich geworden und hat die Hirne der Denkfaulen in Bewegung gesetzt. Das Unsinnige, das Wahnwitzige eines Krieges ist heute bei Millionen zur Ueberzeugung geworden, die gestern über die Pazifisten noch gelächelt haben mochten. * * * Aber es ist doch nicht nur der negative Erfolg durch den Krieg, den die Friedensbewegung im Jahre 1912 auf ihrem Konto gutzuschreiben hat. Auch positive Friedensarbeit ist geleistet worden. Trotz des Krieges auf dem alten Vulkanboden da unten ist das Organisations- und Verständigungswerk in Europa auch in diesen letzten zwölf Monaten ohne Aufenthalt vorwärts ge- 6 gangen. Die nachfolgenden, zu einem Bilde vereinten Mosaik-steinchen des pazifistischen Geschehens geben Zeugnis dafür ab. Der Krieg konnte den Fortschritt der Weltorganisation zwar hemmen, aber nicht mehr aufhalten. Die Menschheit ist nicht stehen geblieben. Bastlos arbeitet sie weiter. Sie kann sich trotz aller ihr noch anhängenden Eierschalen der Vergangenheit der Kulturarbeit nicht mehr entziehen. Und diese Kulturarbeit setzt nicht aus. Die Staaten, die sich gegeneinander noch hinter Rüstungen verstecken, mußten dennoch in der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit weiter wirken, um leben zu können. Sie haben neue wichtige Verträge geschlossen, weitere wichtige Konferenzen abgehalten, weitere gemeinsame Arbeit vollbracht und sich durch die Ausdehnung der Technik, des Handels und Verkehrs wieder enger aneinander geschlossen und den gemeinsamen, alle Menschen umfassenden Organismus damit weiter entwickelt. Sic haben trotz der Kriegesnöte und Haßausbrüche den Bau des Friedenswerkes fortgeführt. Und was die Staaten noch nicht vollenden konnten, haben die einzelnen Berufsgruppen der Menschen getan. Von Land zu Land haben sie ihre Fäden gesponnen, ihre Kongresse abgehalten, ihre Reisen vollführt, ihre Ideen verbreitet. Sonderbares Schauspiel. Kriegslärm, ertönt, und die Leichen des Hasses häufen sich, die Waffe triumphiert, und doch ist das alles nicht mehr der Kern des Weltgeschehens. Die Wirklichkeit zeigt den rasenden Fortschritt der Friedensorganisation, der Kultur, des Rechts. Nur weil der Fortschritt weniger Lärm macht als das Rückständige, weil der Aufbau weniger ins Auge fällt als die Zerstörung, vermag der Glaube an die Zukunft des Weltfriedens nicht solche Macht zu erringen, wie die Verzweiflung über die Gegenwart des Krieges. Aber dieser Zwiespalt ist ein Ergebnis unserer natürlichen Veranlagung, nicht der Tatsachen. Diese allmählich erkennbar zu machen und das Vertrauen auf die Naturnotwendigkeit der Vollendung des Friedenszustandes, auf das Selbstverständliche der Rechtsorganisation, der Kooperation der Menschheit ist unsere Aufgabe. Schließen wir den Rückblick auf dieses Jahr mit einem Hinweis auf dieses noch immer unterschätzte und doch schon in seiner Größe und Bedeutung so augenfällige Werk der anglo-deutschen Verständigung. Die Zeitgenossen gehen hier wiederum, wie so oft in der Geschichte, blind an einem der größten Werke der Menschheit vorüber. Sie sehen nicht, welch großartiges Werk hier vollendet wird. Der anglo-deutsche Friede ist bereits eines der größten Werke des Pazifismus. Des Pazifismus, den man für bankrott erklärt, weil man auf dem kulturell noch zu Asien gehörenden Boden des Balkans das alte Mittel des Völkerhasses zur Anwendung kommen sah, während auf dem Kulturboden Europas einer der schwersten Antagonismen der Weltgeschichte 7 einer modernen Lösung im Sinne der höchsten Kultur des Zeitr alters langsam aber sicher zugeführt wird. Hier ist die große Legitimation unseres Seins. Hier wirkt die Geschichte unserer Zeit, nicht dort unten. Hier haben wir Pazifisten Geschichte gemacht. Hier wird der "Wendepunkt sein, wo die Politik des Mordens sich umwandelt in die Politik des wohlverstandenen Interesses. So können wir auch mit der Bilanz dieses traurigen Jahres zufrieden sein. Es ist mit Blut befleckt; aber es trägt auch Licht in sich. Und mit den Worten, die ich am Neujahrstag 1912 hier*) schrieb, möchte ich auch diesen Rückblick schließen: Wir wissen, daß die alten Gewalten noch am Werke sind; aber ihre Kraft erlahmt. Sie vertreten eine absterbende Zeit. Die Weltordnung schreitet fort. Wir müssen das Rad drehen helfen, damit der Gang der Entwicklung sich beschleunige. Das ist das Fazit des alten Arbeitsjahres und gleichzeitig das Programm für das neue. Vorwärts! 10. Dezember 1912. A. H. F. *) „Die Pazifistische Chronik" (Der Weg zum Weltfrieden) erschien für die Jahre 1909, 1910, 1911 im Verlag der ..Friedenswarte" Berlin und Leipzig. Jedes Heft 50 Pf. Dezember (1911): 9. Der englische Kriegsminister Haldane hält in Accrington eine Rede, worin er für dieiVerständigung mit Deutschland eintritt. Er sehe keinen Grund, warum England nicht gute Beziehungen mit Deutsehland unterhalten solle. 11. Lord Charles Beresford hält in Lcicester eine Rede, in der er für die Verständigung mit Deutsch'-1 and eintritt. „Ich sehe nicht ein, weshalb wir nicht mit Deutschland zu einer Verständigung gelangen sollten." 11. Das Berner Friedensbureau erläßt ein Rundschreiben an alle Vertragsstaaten der Haager Kon-fe renz, in dem diese aufgefordert 'werden, im russisch-persischen Konflikt zu vermitteln. 12. Die englische Arbeiterpartei richtet an die sozialdemokratische Fraktion im Deutschen Reichstag ein Schreiben, worin gegen die Verhetzung der beiden Völker protestiert wird fund für die Differenzen eine schiedliche Lösung verlangt wird. 13. Das englische. Oberhaus verwirft die Seeprisenbill mit 145 gegen 53 Stimmen. 14. AugustBebel beantwortet das Schreiben der englischen Arbeiterpartei namens der deutschen Sozialdemokratie, die mit ganzer Kraft für friedliche Verständigung zwischen beiden Völkern einzutreten verspricht. 15.—20. Die französische Deputiertenkammer berät über das mit Deutschland getroffene Marokko- und Kongoabkommen. Annahme des Vertrages mit 393 gegen 36 Stimmen. 141 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. Am 19. Dezember hielt 'Jean Jaures eine hervorragende deutsch-freundliche Rede. 19. 1. Generalversammlung der Kuratoren der Carnegiestiftung für den Frieden. Das Berner internationale Friedensbureau wird mit 100 000 Franken subventioniert. 9 28. Erklärungen des Grafen Aehrenthal im Ausschuß der ungarischen Delegationen. Friedliche Erklärungen über die Lage. J a n u a r. 2.—7. Die in Liverpool tagende Konferenz der englischen christlichen Studenten (1680 Teilnehme!') erläßt eine d o u t s c Ii freu n d liehe Kundgebung. 11. Der christlich - soziale Reichsratsabgeordnete Dr. v. Fuchs hält vor den Salzburger Bauern eine Rede, worin er gegen das österr.-ungar. Bündnis mit Italien ankämpft und die Behauptung aufstellt, daß Italien nach Beendigung des Tripolis-Konfliktes Oesterreich-Ungarn überfallen müsse. (!) 12. Appell der „Society of Friends" in England für eine anglo-deutsche Verständigung. 12. Reichstagswahlen in Deutschland. Mehrheit der Linken. 7V2 Millionen Stimmen für die Friedenspartei. 16. u. 18. Konflikt zwischen Frankreich und Italien wegen Anhaltung der französischen Schiffe „Manouba" und „Carthage" durch italienische Kriegsschiffe. 19. Unter dem Vorsitz des Parlamentsmitgliedes Sir John Brunner faßt das Executiv-Komite der „National Liberal Federation" in London eine Resolution, in der „freundschaftliche Verständigung mit Deutschland" gefordert wird. 22. Im ungarischen Abgeordnetenhaus wendet sich Albert Graf Apponyi gegen jene Bestrebungen in Oesterreich, die zu einem Bruche mit Italien treiben. 25.—30. Englische Parlamentarier in Rußland. Erwiderung des Londoner Besuchs der Reichsduma. 26. Der Direktor der London City- und Midiandbahn wies in einer Rede bei der Versammlung jener Bahn auf die Notwendigkeit hin, Deutschland bei weiteren Landerwerbungen zu unterstützen. „Nichts Besseres könne für die Finanzen der ganzen Welt geschehen." 29. Große deutsch-englische Freundschafts-Versammlung in Glasgow. Der frühere englische Botschafter in Berlin, Sir Frank Lascelles, hält eine Verständigungsrede. 29. Große Versammlung zUr Förderung der anglo-deutsche n Verständigung in Glasgow unter Vorsitz des Bür- 10 germeisters D. M. Stevenson. Daran anknüpfend freundschaftlicher Gedankenaustausch zwischen dem Bürgermeister von Glasgow und dem Bürgermeister Dr. 0 e h 1 e r von Düsseldorf. 30. Staatssekretär Knox hält im Presseklub zu Washington in Gegenwart des deutschen Botschafters, Graf B e r n s t o r f f, eine Rede über die geplanten amerikanischen Schiedsverträge und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es bald zum Abschluß eines vorbehaltlosen Schiedsvertrags zwischen Amerik a und D eutsc.h 1 and kommen werde. 30. Der Bischof von Winchester, Dr. T a 1 b o t, tritt auf der Diözesankonferenz für die anglo-deutsclie Verständigung ein. Ende Januar. Der Deutsche Staatssekretär v. Kiderlen-W äch t e r in Rom. Ende Januar. Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich in Berlin. Angebliche Einleitung einer A n n ä h e -rxing Oesterreich-Ungarns an Ruß 1 a.n d. Ende Januar. Der Lord-Mayor von London wendet sich in einem Bundsehreiben an 400 Bürgermeister des vereinigten Königreichs, um darin zu einer A k t i o n für die a ng 1 o - d eu t sehe Verständigung aufzufordern. Februar: Anfang Februar. Das Ivomite der englischen Kirchen-Friedensliga fordert in einer Resolution die Förderung der anglo-deutschen Verständigung seitens der englischen Politiker. 1. Der franco-italienische Konflikt über die Beschlagnahme der Schiffe „Manouba" und ,,C a r t h a g e" wird dem Haager Schiedshof überwiesen. 2. Präsident Taft verlangt vom amerikanischen Kongreß die Ermächtigung zur Einberufung einer internationalen Konferenz zwecks Studiums über die Ursachen der Lebensmittelteuerung. 3. Große Friedensrede Lloyd Georges in der Londoner City. „Die Welt würde besser und reicher werden", wenn ein besserer Verkehr zwischen den Nationen eintreten würde). 5. Die Arbitration League in London erläßt ein von zahlreichen hervorragenden Persönlichkeiten Englands imterzeichnetes Manifest gegen die Rüstungen für den Luftkrieg. 11 6. Besuch des russischen Großfürsten Andreas W 1 a d i -miro witsch in .Wien. Annäherung Oesterreich-Ungarns an Rußland. 7. Die Thronrede zur Eröffnung des neu gewählten Deutschen Reichstags kündigt neue Lasten für militärische Zwecke an. 8. Der englische Admiral Lord Beresford weilt als Gast des Kaisers in Berlin. Aeußerung jdes Lords zu Vertretern der Presse: „Ein Krieg zwischen Deutschland und England wäre ein Verbrechen." 8.—11. Viscount Haidane, der englische Kriegsminister, weilt in Berlin imd nimmt Fühlung mit den Männern der Regierung. 9. Lord Churchill, erster Lord der Admiralität, hält in Glasgow eine Rede über die Flottenrüstungen. Für England sei die Flotte ein Lebensbedürfnis, für Deutschland ein Luxus. Ankündigung einer Erhöhung der prozentualen Ueberlegenheit der englischen Flotte, falls auf dem Kontinent die Flottenverstärkungen ihren Fortgang nehmen sollten. 10. In Brüssel tritt der Rat der Interparlamentarischen Union zusammen. 10. Im französischen Senat wird der deutsch-französische Marokkovertrag mit überwältigender Mehrheit angenommen. Große Friedensrede Clemeneeaus. 10. In Rio de Janeiro stirbt der Minister des Aeußern, Rio Branco, der hervorragende Förderer des panamerikanischen Gedankens. 10. Der König von Montenegro in Petersburg. 13. Abdankung der Mandschu-Dynastie. China wir d Republik. 13. Premierminister Asquiths große Rede über die änglo-deutsche Verständigung im Unterhaus. Bestreitet, daß England im vorigen Sommer Deutschland überfallen wollte. Günstige Aussichten der durch |V i s c o u n t Haidane eingeleiteten Verhandlungen. 14. Der Minister für Indien Earl of Crewe erklärt die militärischen Maßnahmen des Sommers als rein defensive Maßregeln und erhofft nach allen Erklärungen eine Beruhigung der öffentlichen Meinung in beiden Länder n. 14. Der deutsche Reichskanzler von Bethmann B o 11 w e g bezeichnet im Reichstag die Besprechungen mit Lord Haidane als Grundlage für vertrauensvolle Beziehunge n. 12 14. Präsident T a i' t liält in der Flottenliga eine A11 -Sprache, in der er für den Bau neuer Schlachtschiffe eintritt, unter Betoniuig, daß er die Zeit, an Flotten-a u sgaben zu sparen, erst dann für gekommen erachte, wenn der Krieg abgeschafft sein werde. 15. Die dem englischen Hofe nahestehende „Westminster Gazette'1 spricht ihre Genugtuung über die Erklärung der Minister A s q u i t h und E a r 1 o f C r e w e über die Beziehungen Englands zu Deutschland aus. Mitte Februar. Im dänischen Folketliing bezeichnet der Minister des Auswärtigen die schiedsgerichtliche Beilegung der Konflikte Dänemarks mit anderen Ländern als das Ziel seiner Politik. 15. Die Pariser Munizipalität trifft zum Besuch der Stadtbehörden in St. Petersburg ein. 16. Japan ratifiziert die Haager Konventionen vom IS. Oktober 1911. 16. Staatssekretär Grey hält in Manchester eine Rede, in der er betont, daß die in den Reden des Premierministers Asquith und des deutschen Reichskanzlers beobachtete strikte Zurückhaltung keinen Mangel an Herzlichkeit in sich schließe und seine Zuversicht auf Klärung- des politischen Horizonts ausdrückt. 17. Minister des Auswärtigen der österreichisch-ungarischen Monarchie, GrafAehrenthal t- 18. In einer neuerlichen Rede in Manchester erklärt Staatssekretär Grey, daß England keineEroberUngs-gelüste, sondern Interesse am Frieden habe, und weist auf die pazifistischen Aiifgaben der Presse hin. 18. In einer von 6000 Personen besuchten Volksver-sammlung in Mailand greifen 10 sozialistische Redner die Kriegspolitik Giolittis heftig an und nehmen eine Tagesordnung an, die den sozialistischen Abgeordneten auferlegt, in entschiedene Opposition gegen das Ministerium zu treten, das Annexionsdekret zu verwerfen, neue Kriegskredite zurückzuweisen und neue Steuern nicht zu bewilligen. 20. Sir Robert Iladfield betont in einer Unterredung mit einem Journalisten dieNotwendigkeit, daß England der kolonialen Expansion Deutschlands nicht im Wege stehe. 20. Das permanente internationale Friedensbureau in Bern veranstaltet eine Weltfriedenspetition wegen des 'italienisch-türkischen Krieges, die um sofortige Einstellung der Feindseligkeiten, Abschluß eines für 13 beide Teile ehrenvollen Friedens und Anbietung der guten Dienste der Neutralen an die kriegführenden Mächte ersucht. 21. Anläßlich der Ernennung des Grafen Berchtold zum österreichisch-ungarischen Minister des Aeußern fand ein Depeschenwechsel zwischen diesem und den russischen Ministern K o k o w z e w und Sasonow statt, der die „gemeinsame Aktion" zur Erhaltung des Friedens beider Regierungen betont. 22. Annexions-Debatte in der italienischen Kammer. Annahme des Annexions-Dekrets von Tripolis mit überwiegender Mehrheit. Turati spricht dagegen. 26. Admiral Lord Beresford hält in Gr an th am eine Rede, in der er sich zwar imit Mr. Churchills Glasgower Rede einverstanden erklärt, im übrigen aber für eine englisch-deutsche Flottenverständigung eintritt. 26. Ein Bewunderer von Lord Haldanes Buch „Universitäten und das nationale Leben" hat sich erboten, 5000 Exemplare an deutsche Schulen zu verteilen; der deutsche Kaiser hat das Anerbieten dankend a n g e -n o m m e n und die Verteilung des Buches verfügt. 29. Es beginnt in Berlin eine Reihe französischer Konferenzen, die bis 31. März Stattfinden, an denen sich französische Schriftsteller, Kritiker und darstellende Künstler beteiligen. j 29. In einer Rede zur Förderung der deutschfreundlichen Beziehungen in Newcastlc sagt Sir Frank Lascelles, daß keine der beiden Nationen einen wirklichen Angriff beabsichtigte, daß man sich aber 'davor hüten müsse, Deutschland seine Rüstungen vorzuschreiben. Ende Februar. Der Bischof von Winchester tritt in einer Ansprache an seine Diözesan-Geistlichkeit für eine Entente mit Deutschland ein. Ende Februar. Unterzeichnung eines russisch- bulgarischen Abkommens über die Rückzahlung der seitens Bulgarien eingegangenen Schuld für die Kosten aus der Besetzung Ost-Rumeliens. März: Anfang März. Staatssekretär Knox begibt sich auf eine Rundreise nach den Hauptstädten der lateinischen Staaten am Karibischen Meer und am Golf von Mexiko, um die Verständigung zwischen diesen und der Amerikanischen Union zu fördern. 14 Anfang März. Die Großmächte versuchen zwischen Italien u n d de r T ü r k e i zugunsten eines bald igen Friedensschlusses zu vermitteln. 4 Die Bremische Handelskammer erhält von der Handelskammer zu Plymoutli ein Schreiben, in dem die Ueberzeugung ausgedrückt wird, daß das wirtschaftliche Gedeihen Englands und Deutschlands in hohem Maße v o n der Erhaltung des Friedens a b h ä n g i g sei und jede Gemeinschaft mit allen die freundschaftlichen Beziehungen gefährdenden Organen abgelehnt wird. 7. Der amerikanische Senat ratifiziert die vorbehaltlosen Schiedsverträge, die die Regierung der Vereinigten Staaten mit F rankreic h und Engl a n d abgeschlossen hat. (Abschwächendes Amendement.) 8. Interpellationen über die auswärtige Politik in der französischen Deputiertenkammer. Jaures bezeichnet Delcasses Politik als schweren politischen Fehler und verlangt für die Zukunft volle Oeffentlichkeit der aus materiellen Interessen-gruppier u n g e n zu S t a a t s a n gelegenhei t e n gemachten Kolonial politik. - 9. Der englische Kriegsminister Lord H a 1 d a n e erklärt in einem Schreiben an ein deutsches Denkmalkomitee, es sei sein ernster jW u n s c h', daß die Beziehungen zwischen Deutschland und England bedeutend ververbessert würden. 11. Miß Anna Eckstein beginnt eine Serie von Vorträgen und Versammlungen in den französischen Provinzstädten zugunsten der W e 11 f r i e d e n s - P e -t i t i o n. 18. Sir [Winstoxi Churchill erklärt im eng 1 i sehen ünterhause, England gebe den Z w e i m ä c h t e - S t a n -dard auf, verlange aber den 60 Prozent-Standard! gegenüber Deutschland. 19. Lord Beresford erklärt den ersten Paragraphen der Denkschrift zum Flottenetat für eine indirekte Drohn n g und Herausforderung gegen Deutschland und hätte eine Erwähnung Deutschlands lieber unterlassen gesehen. 19. : Der Deutsche Kaiser erscheint zum Diner bei Mr. C a m b o n. (Der zweite offizielle Besuch eines deutschen Kaisers beim französischen Botschafter seit 1870). 22. Sitzung von Delegierten der Deutschen Frie-densgesellschft und des englischen National Peace Council 15 in Berlin zum Zwecke der Vorbesprechung für eine in London abzuhaltende anglo-deutsche Konferenz. 23. Der Deutsche Kaiser trifft zum Besuche des Kaisers Franz Joseph in W i e n ein. 23. Beim Diner der Internationalen Schiedsgericht s 1 i g a führte Sir Frank Lascelles die Besserung «ler Beziehungen zwischen Deutschland und England hauptsächlich auf Lord Haidan es Besuch zurück und erhofft von der gegenwärtigen Lage ein Arrangement künftigen beiderseitigen Zusammengehens beider Länder. 24. Ankunft desDeutschenKaisersinVenedig, wo ihn die Bevölkerung herzlich empfängt. 25. Versammlung der britischen Abteilung der Vereinigung deutscherund britischer Kirchenmänner zur Förderung der Beziehungen zwischen Deutschland und England in Q u e e n s h a 11 (London). Der E r z -bischof vop Canterbury, D. Spiecker und Prof. Deißmann treten in beredter AVeise für freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern ein. 25. Die städtischen Körperschaften von Glasgow haben den Oberbürgermeister von Berlin, sow ie die Oberbürgermeister der größeren Städte Deutschlands für die Zeit vom 22.—27. Mai d. J. nach Glasgow eingeladen und die Stadt Edinburg hat ihren Besuch bis zum 29. erbeten. 25. Zusammentreffen Kaiser Wilhelms mit König Viktor E m a n u e 1. 28. Festmahl der amerikanischen Handelskammer für ihre Hamburger Mitglieder, Reichstag sab geordneter Dr. S. II eck scher weist auf die deutsch-amerikanische Freundschaft hin. 28. D'Estournelles de Constant protestiert im französischen Senat gegen die Flottenvorlage. 29. Der bayrische Ministerpräsident Frhr. v. Hertling erklärt, im Dreibund eine Garantie gegen einen europäischen Krieg zu sehen und der internationalen Schiedsgerichtsbewegung, für die er im Ausschusse für auswärtige Angelegenheiten gern eintreten werde, sympathisch gegenüberzustehen. 29. Der Sultan von Marokko unterzeichnet den Vertrag über das französische Protektorat. 29. In Madrid findet ein republikanisch-sozialistisches Protestmeeting gegen die Rif-Expedition statt, in dem der Feldzug gegen Melilla aufs schärfste verurteilt wird. 16 30. Große, deutsch-französische Sozialisten-versammlung in P a,r ig, zur Feier des Sieges der deutschen Sozialdemokratie bei den Reichstags w a h 1 e h. 30. Jahresversammlung des deutsch-englischen Verständigungskomitees. Es wird ein „Ausschuß zur Förderung einer besseren Kenntnis Englands" gegründet und eine Eingabe an den Reichskanzler beschlossen, um den Preß hetze reien auf den Grund zu kommen 31. Demonstrationen an verschiedenen Orten Ober-italiens gegen den Krieg-. Auf einem sozialistischen Meeting in Parma wird der Krieg aufs schärfste verurteilt und die Zurückziehung der Truppen aus Afrika gefordert. Ende März. Die internationale, von Rußland, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Spanien, Portugal, Holland, Schweden, Korwegen, Dänemark, der Pforte, Griechenland, Monakb, den Vereinigten Staaten und Japan beschickte S e e -rechtskonferejnz tritt in Petersburg zusammen. April: 1. Der englische Marineminister Winston Churchill erklärt im Parlament, daß Verhandlungen zwischen Deutschland und England schweben, die einen freundlichen Informationsaustausch über die M a r i n e einleiten sollen. 2. Ankunft der 50 vom „Journal dAllemagne" prämiierten Berliner Schüler in Paris. 2. Schatzkanzler Lloyd George bedauert im englischen Unterhaus, daß durch „die epileptischen Anfälle von Militarismus" der Staat in seiner Tätigkeit für dringende soziale Bedürfnisse gehemmt würde und dadurch der zivilisierten Welt bedeutende Werte entzogen erscheinen. 9. In einer Festsitzung der Sorbonne zu Ehren der preisgekrönten deutschen Schüler und Schülerinnen sprach der Deputierte Mr. Pain 1 eve über die den Völker-frieden fördernde Allgemeinbildung. 9. In einer vielen deutschen Schulleitern zugegangenen Freundschafts- und Friedenskundgebung ver-s ichern viele Angehörige englischer Unterrichts-anstalten und des englischen Unterrichts- 17 ministeriums diese ihrer Zuneigung und freundschaftlichen Gr e f ,ii hie und erhoffen eine Vereinigung Deutschlands und Englands zur Förderung des Friedens und des Fortschritts der ganzen Welt. 9. Austritt Italiens aus der interparlamentarischen Union. 12. Bei dem Festdiner auf der Präfektur von Nizza anläßlich der Enthüllung der englischen Herrscherdenk-mä 1 er stellte MinisJterpräsident Poincare fest, daß die Freundschaft zwischen Frankreich und England eine neue öffentliche Bestätigung gefunden habe. 12. Die fünf Großmächte: Deutschland, Oesterreich-Ungarn, England, Frankreich und Rußland überreichen der Pforte einen Vorschlag zum Friedensschluß. 14 .William T. Stead fällt der Schiffskatastrophe der Titanic" zum Opfer. 19. Beschießung der Außenforts der Dardanellen durch die Italiener. 22. Beginn der Rüstungsdebatte im Deutschen Reichstag. Reichskanzler von Bethmann Hollweg gegen die Kriegshetzpresse. „Die Völker sind vielfach durch lärmende und fanatisierte Minderheiten in Kriege hineingetrieben worden". 25. In mehr als zweiundvierzig Versammlungen in Berlin wird die neue Wehr vor läge axifs schärfste verurteilt und eine sch'arfe Protestresolution gegen die „w ahnwitzigeRüstungspolitik" angenommen. Man verlangt von der deutschen R e i c h s r e g i e r u n g, daß sie „Raum schaffe für eine friedliche, freiheitliche Entwicklung des deutschen V o 1 k e s und für eine Verständigung mit den anderen V ö 1 k e r n". 29. Die französische und die italienische Regie r u n g haben nach gegenseitigem Einvernehmen die Mitglieder des Schiedsgerichts zur Erledigung der Streitfälle „Carthage" und „Manouba" bestimmt. 30. Der Mailänder „Secolo" bringt einen Leitartikel gegen den i t a 1. -1 ü r k. Krieg. Die Kriegskosten gehen über das hinaus, was das Parlament bewilligte. Die Schulden Italiens haben sich um D/a Milliarden vermehrt usw. — Die Reaktion gegen die Kriegsaktion beginnt. 18 Mai: Anfang Mai. Eine Sonderkommission der Regierung der Vereinigten Staaten bereist Europa zwecks Einladung der europäischen Regierungen zur T e i 1 n ah ine an der Weltausstellung in San Francisco, die für 1915 geplant ist. Anfang Mai. Ernennung des Barons Marschall von Bieberstein zum deutschen Botschafter in London an Stelle des Grafen Wolff-Metternich. Entscheidende Wendung zum Besseren in der englisch- deutschen Verständigungsaktion. 1. Weltfriedenstag der Sozialdemokratie. 3. Der Haager SchiedshofschlichtetdieStreit-frage zwischen Italien-Peru. 5. Jahresversammlung des Schweizerischen Friedensvereins in Zürich. 7. T a er ii n a: der IX. Internationalen Roten o o Kreuz-Konferenz in Washington. 32 Staaten s i n d v er treten. 9. Premierminister A s q u i t h betont in einer Aussprache im Zentralverbande englischer Bankiers die Schädlichkeit der Mar ine ausgaben und wünscht die dafür erforderlichen Riesen summen für nützlichere und fruchttragende Zwecke verwendet zu sehen. 10. Der englische Staatsmann Bonar Law sagt bei der Versammlung des konservativen Primelnbundes, eskönnekaum ein größeres Unglück geben als einen Krieg zwischen England und Deutschland. 14. Im D e u t s c h e n R e i c h s t a g gelangt die neue W e h r -vorläge und die neue 'Flottenvorlage zur Annahme. 15.—17. 18. Konferenz für internationale Schiedsgerichtsbarkeit in Lake Mohonk (N. Y.). 15.—17. In London tagt der VIII. englische nationale Friedenskongreß. Annahme einer Resolution, in der die Regierung aufgefordert wird, Schritte einzuleiten, um das Mißtrauen gegen Großbritannien in Deutschland zu beseitigen. Ablehnung der Resolution, die zur Verhütung des Krieges Nationalstreiks vorschlägt. 16. In einer neuen Flottenrede im englischen Unter hause erklärt Marineminister Churchill, er glaube, es werde in unserer Zeit in Europa zu keinem Kriege mehr kommen. Ankündigung einer Verstärkung der englischen Flotte. 17. Die Männergesangvereine der deutschen Kolonie in London geben ein Konzert für die Hinter-bliebenender,,Titani c". Herzlicher Dank des Lord-Mayors. 19 18. Rüstungsdebatte im Deutschen Reichstag. Die Abgg. David und Bernstein gegen die Rüstungen und gegen die Englandhetze. 18. Beim Empfang der Mitglieder der nordamerikanischen Spezialmission durch die Stadt .Wien spricht der amerikanische Botschafter Mr. Kerens von der Freundschaft zwischen Amerika und dem österreichischen Kaiserreiche, die niemals eine Störung erlitten Ii abe. 18. Feier des Friedenstages am Jahrestage der Eröffnung der Ersten Haager Konferenz durch alle Friedensgesellschaften der Erde. 20. Neunzigster Geburtstag Frederic Passys. 20. Bankett der deutschen Kolonie in London. Anläßlich des Abschiedes des Botschafters Grafen Wolff-Metternich von London. Austausch von deutschenglischen Freundschaftsversi oherungen. 21. Der englische Kriegsminister Haldane begibt sich zu erneutem Aufenthalt nach Deutschland. 21. Jacques Novicow, der hervorragende Soziologe und Pazifist, zu Odessa t- 22. Sir Edward Grey schließt sich den günstigen Aeußerungen des Premierministers A s q u i t h über die Beziehungen zwischen England und Deutschland (Unterhaus, 30. April) an. 23. Auf der ersten Generalversammlung der britisch-deutschen Freundschaftsgesellschaft in London weist Sir Frank Lascelles auf die sehr merkliche Besserung in den Beziehungen beider Länder Ii in. 24. Der Schweizer Bundesrat bewilligt einen Kredit von 10000 Frcs. für das offizielle Geschenk der Schweiz an den Bau des Haager Friedenspalastes. (Turmuhr.) 27.—31. 27. Konferenz der International Law Association "in Paris. 28. Eine Abordnun g der englischen Stadt M a i d e n h e a d überreicht der Stadt Nürnberg eine prunkvolle Friedensadresse. 28. Eröffnung des II. Internationalen Kongresses für Luftschiffahrt in Genf. 28.—29. Erste Sitzung des europäischen Bates der Carnegie-Stiftung in Paris. 30. Feier des 90. Geburtstages von Frederic Passj' in der Pariser Sorbonne. Festsitzung der Gesellschaft für politische Oekonomie. 20 30. Konferenz des internationalen Verbandes der Handlungsreisenden in London. Deutsch-englische Verständigungsreden. Ende Mai. Der neue österreichisch-ungarische Minister des Aeußern, Graf Berchtold, in Berlin. Konferenzen mit dem Kaiser und den 'Mitgliedern der Regierung. .T u n i: Anfang Juni. Internationale funken tele graphisch e Konferenz in London. Anfang Juni. Die Mitglieder der Berliner Vereinigt! n g für staats wissenschaftliche Fortbildung begeben sich zu einer Studienreise nach Rußland. Offizielle Empfänge. Der deutsche Botschafter in Petersburg hebt hervor, der Besuch habe die fi e deu tung, d as gegenseitige V e r s t ä n d n i s , Friede und Freundschaft zu fordern. Anfang Juni. Besuch der detitschcn Flotte in A m e r i k a. Festlicher Empfang durch ein offizielles Komitee. 1. Ankunft der Königin der Niederlande in Paris. 1.—3- Besuch der bulgarischen Königsfamilie in ,"Wi en. 4. In London tritt die 16. Konferenz der internationalen Vereinigung f ür gewerblichen Rechtsschutz zusammen. Handelsminister Buxton betont den v ö 1 k e r b i n d e n d e n ,AV e r t dieser Konferenzen. 4. In Kanada bildet sich ein Komitee zur Feier des Jah'restages des h u n d e r t j ä h r ig e n Friedens zwischen England und den Vereinigten Staaten. 7. Besuch der bulgarischen Königs familie in B e r 1 i n. 8. Bertha von Suttner schifft sich in London zu einer längeren Agitation^ reise nach den V e r e i n i g t e n Staaten ein. 8. Besuch des Königs von Montenegro am österreichischen Hofe in "Wien. 8 Die mit den Vorarbeiten für die III. Internationale Friedenskonferenz im Haag beauftragte niederländische Kommission befaßte sich mit den seitens der N i e d e rl a n d e auf das Programm zu setzenden Fragen. 9. Max Reinhardt zu Ehren, der mit den Schauspielern des Berliner Deutschen Theaters in Paris ein erfolgreiches Gast- 21 spiel absolvierte, wird in Paris von französischen Künstlern ein A bschiedsbankett gegeben. 11. Der bisherige englische K r i e g s m i n i s t er Lord II a. 1 d a n e wird zum Lordkanzler ernannt. 12. F r e d e r i c P a s s y f. 14. Die diplomatischen Vertreter der Vereinigten Staaten haben die Republiken Haiti und San D o in i n g o energisch ermahnt, ihre Feindseligkeiten und gegenseitigen Grenzeinfälle einzustellen. 15. Im Haag tritt die II. internationale Wechseire c h t s k o n f e r e n z zusammen. Mitte Juni. In Paris wird ein Institut de droit international Chretien begründet. Gründer A. V anderpol in Lyon. Mitte Juni. Freiherr von Marschall übernimmt den Bot-sehafterposten in London. Sympathische Begrüßung durch die englische. Presse. Mitte Juni. Nor mann Angel 1 in Berlin. Unterhaltungen mit deutschen Redakteuren, Vorträge und Artikel in der deutschen Presse. IG. Feierliche Eröffnungssitzung der „Mutual ite frangaise" in Anwesenheit des Fürsten Albert von M o n a c o und zahlreicher Staatswürdenträger. 18. Feierliche Ernennung des Grafen Paul W o 1 f f -Metternich, ehem. deutscher Botschafter in London, zum Eh'rendokto r der Universität Cambridge. 18. Unterzeichnung eines deutsch-italienischen A rb eiter vertrag es in Rom, der den Staatsangehörigen der beiden Länder die sozialen Vorteile der eingeborenen Arbeiter sichert. 19. Der deutsche Kaiser warnt in einer Regattarede zu Hamburg davor, (die Flagge leichtsinnig aufzupflanzen, wo m)an nicht sicher sei, sie vertei-digen zu können. 19. Annahme der großen russischen Flotten vor-1 ag e in der Duma. 21. Annahme der neuen österreichischen Wehr-vorläge, Kriegsbereitschaft von zwei Millionen Soldaten. Erhöhung der Ausgabe um 45 Prozent. 23. In einer von zwanzig tau send Personen besuchten Nationalversammlung in Mailand sprechen sozialdemokratische Abgeordnete gegen den Krieg und (die dadurch entstandene Arbeitslosigkeit. Straßen-t u m u 11 e nach der Versammlung. 25. Kaiser ."Wilhelm nimmt in Kiel den Cumberland-Pokal „als ein sichtbares Pfand dieser für Großbritannien 22 und Deutschland so n a tür liehen und wertvollen Freundschaft" entgegen. 25. In Rio de J an ei r o wird das auf der III. pan-amerika-nischen Konferenz beschlossene Komitee zur Kodifikation des internationalen öffentlichen und privaten amerikanischen Rechts gebildet. 27. Die Liga der allgemeinen Bruderschaft (London) richtet ein warmes B egrüßungssch reiben an den neuen deutschen BotschafterMarschall von Bieberstein. 28. Deutschfreundlicher Toast des Lordkanzlers Haidane beim Bankett für das deutsche Hospital. Er sagt, daß Deutschland und England die große gemeinsame Aufgabe haben, die Welt besser zu machen. 28. Der frühere englische Botschafter in Berlin, Sir Frank Lascelles, sagt in Bürton-on-Trent, daß die deutsch-englische Annäherung immer weitere Fortschritte mache. Es ist völlig ausgeschlossen, daß es jemals zu einem Kriege zwischen Deutschland und England kommen könne. 30 Kriegsminister Millerand erklärt bei eüier Gedächtnisfeier für den :General Hoche, Frankreich hätte nicht vergessen, wie teuer ihm eitle Prahlereien! einst zu stehen kamen. Kein Land der Welt sei aufrichtiger für den Frieden als Frankreich. Ende Juni. Im Haag Wurden die internationalen Privatrechts.abkommen über das eheliche Güterrecht durch Deutschland, Frankreich, Holland, Italien, Ungarn, Portugal, Schweden tmd Bumänien ratifiziert. Juli: Anfang Juli. In Berlin erscheint eine russische Zeitung, die u. a. der Verhetzung beider Länder entgegentreten will. Anfang Juli. Reichskanzler v. Bethmann Holl weg in Petersburg. Anfang Juli. Englische Studenten bereisen Deutschland und werden in Hamburg, Kiel, Lübeck, Berlin und Jena auf das freundschaftlichste empfangen. 4. Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit dem Zaren in Baltischport. 5. In Paris wird eine franco-italienische Vereinigung begründet, der hervorragende Politiker beigetreten sind. 23 8. In Bern tritt die internationale Konferenz zur Prüfung eines Verständigungsentwnrfes über den Transport leicht breünbarer und explosiver Güter zusammen. 8. Der in Amsterdam tagende 23. inte rationale Bergarbeiterkongreß demonstriert nach einer Friedensrede seines Vorsitzenden gegen den Krieg. 9. Der gemeinsame österreichisch - ungarische Ministerrat lehnt die Forderung des Kriegsministers von 250 Millionen für neue Geschütze ab. 12 Der englische Schatzkanzler Lloyd George hält im „Mansion House" eine Rede, worin er auf den unvergleichlichen Aufschwung des Handels hinwies. Eine Aera der Verständigung habe begonnen. 14. Die in Bern versammelte deutsch-französische Kommission zur Bestimmung der Grenzen a m K o n g o erledigt ihre Arbeiten. Mitte Juli. An der Universität Kiel wird in Deutschland der erste besondere Lehrstuhl für internationales Recht errichtet und Prof. Niemeyer übertragen. 17. Internationale Feier des 250-jährigen Bestehens der „Royal Society" in London. 17. Im Nobelgaarden zu Kristiania versammelt sich der VII. nordische Friedenskongreß. 17. Eine französische Studienkommission zur Besichtigung der .Wohlfahrtseinrichtungen trifft in Berlin ein. 22. Marineminister Churchills große Rede über die Marinerüstungen. Mehrforderung von 990 000 Pfund, begründet durch das neue deutsche Flottengesetz. Premierminister A s q u i t h beklagt das „Flottenwettrennen". 23. Zusammenkunft des schwedischen Königspaares mit der Zarenfamilie auf der Standard-Reede. 24. Im Haag wird die internationale Wechselkonferenz geschlossen, die zu einem Abkommen zur Einführung eines einheitlichen Wechselrechts geführt hat. 25. Im englischen Unterhaus beantragt der Deputierte P o n -s o n b y eine Verminderung des Rüstungsvoranschlags unter Hinweis auf die freundlichen Beziehungen zu Deutschland. Staatssekretär Grey beklagt die Last der Rüstungen. Die Regierung sei aber machtlos. Sie sei jedoch der Meinung, „daß Kräfte am Werke seien, die mit der Zeit eine Wirkung auf die Rüstungen ausüben werden." 27. Der ungarische Finanzminister Dr. Johann Teleszky äußert sich in einem Interview über den sinkenden Renten-lcurs. Hält ihn in Zusammenhang stehend mit der Steigerung der Rüstungen, glaubt, daß dadurch 24 a u t o ra a t i s c h e i 11 e Ve 11 d un g i n b e z u g a u f d i e K r ieg s-r ü s t u 11 g e 11 eintreteil wird. 28. Das Londoner Kgl. Hy giene-1ns titut lia.lt seine J a b r e s v e r s a m m 1 u n g in Berlin ab. Von den Stadtbehörden auf das freundschaftlichste begrüßt. 20. Max Reinhardt — der bekannte Berliner Theaterdirektor — erhält von der französischen Regierung das Ritterkreuz der Ehrenlegion. 30. In London tritt der internationale Kongreß für Eugenik (RassenVerbesserung-) zusammen. 30. In Göttingen tritt der erste Verbandstag der internationalen Studentenvereinigungen an den deutschen Universitäten zusammen. 30. Ein Komitee liberaler englischer Politiker hat sich gebildet. Hervorragende Politiker gehören ihm an. Annahme einer Resolution, worin die Staatsregierung ersucht wird, „den ungünstigen Eindruck zu beheben, der in Deutschland bezüglichEnglands Haltung herrscht". 31. In einer Sondersitzung bringt der englische National-r a t der Friedensgesellschaften sein Mißfallen über das Versagen der Diplomatie bei dem Zustandekommen besserer internationaler Beziehungen zum Ausdruck. Ende Juli. Zwischen Frankreich und Rußland ist ein Flottenabkommen getroffen worden. A u g u s t: Anfang August. Besuch des französischen Premiers und Minister des Aeußern Poincare in Rußland. 2. Unter dem Vorsitz des früheren englischen Botschafters in Berlin, Sir Frank Lascelles findet in Homburg v. d. H. eine Konferenz englischer und deutscher Pazifisten statt zwecks Feststellung des Programms der anglo-deutschen Verständigungskonferenz, die vom 30. Oktober bis 1. November in London stattfinden soll. 6. Der Abg. Hogge fragt im englischen Unterhause an, ob die Regierung nicht Schritte für eine Abrüstungskonferenz tun 'könne. Premierminister A s q u i t h erklärt, die britische Regierung sei immer bereit gewesen, die Frage der Steigerung der Rüstungsausgaben international zu erörtern. 9. Ein Kollektivbesuch von 1200 Franzosen, den das Berliner „Journal d'Allemagne" arrangierte, trifft in der deutschen Reichshauptstadt ein. 25 9. Der französische Ministerpräsident Poincare' trifft in Petersburg ein. 22.—27. Internationaler Kongreß für Moralpädagogik im Haag. 24. August—1. September. Fünfundzwanzigste Tagung des „Institut de Droit internationale" in Christiania. Ende August. Der österreichische Minister des Aeußeren i Graf Berchtold regt einen Kollektivschritt der Großmächte in der Balkanfrage an. Ende August. Die Panamafrage soll dem Haag er Schiedsgericht unterbreitet Verden. September: 3.—7. Besuch des Deutschen Kaisers in der Schweiz. 6. Auf dem Deutschen Monistentag zu Magdeburg bekämpft Geheimrat Prof. jWilhelm Ostwald den Krieg und den bewaffneten Frieden. 7.—9. Besuch des deutschen Reichskanzlers v. Bethmann Holl weg beim österreichischen Minister des Aeußeren Grafen Berchtold in Buchlau. 11. Eröffnung der 4. interparlamentarischen Delegiertenversammlung der 'Nordischen Reiche in Kopenhagen. 11. Auf dem in Berlin tagenden Internationalen Gynäkologenkongreß sprach der offizielleVertreter der österreichischen Regierung, Hofrat Prof. Dr. Friedrich Schauta, über den Internationalismus der .Wissenschaft, die Segnungen des Friedens und die verheerenden Wirkungen des Krieges auf jedem Kulturgebiet. 14. Auf dem eucharistischen Kongreß zu Wien spricht Graf Alfred Resseguier über das Thema: „Der Friede der Völker vor dem Tabernakel" und feiert den Völkerfrieden. 18 Feierliche Eröffnung der 17. Interparlamentarischen Konferenz zu Genf. 20. Ankunft des russischen Ministers des Aeußeren Sasonow in London. 20 Auf dem sozialdemokratischen Parteitag zu Chemnitz wird nach eingehender Erörterung eine Resolution zugunsten der internationalen Verständigung über ein Rüstungsabkommen angenommen. 26 22.-28. 19. WeltfriedenskongreßinGen f. 600 Delegierte der Friedensorganisationen aller Kulturätaaten nehmen daran teil. 23.—28. Besuch der deutschen Mitglieder des Verwaltungsratsl der König Edward VII. B r i t. -Deutsch. Stiftung in London. 22. Der Ausschuß der Berufsvereine der französischen Lehrer („Amicales") erläßt einen Aufruf, in dem er sich zum Pazifismus bekennt und den engherzigen und angriffslustigen Chauvinismus als Gefahr für die nationale Sicherheit zurückweist. 23. Neuerlicher Besuch Berlins durch achthundert Franzosen. 24. Zusammenkunft der auf dem 19. ^Weltfriedenskongreß zu Genf versammelten deutschen und französischen Pazifisten. Gemeinsame Resolution zugunsten der Autonomie Elsaß-Lothringens. 24. Der österreichische Minister des Aeußeren Graf Berchtold gibt in der ungarischen Delegation ein äußerst pessimistisches Expose über die allgemeine politische Lage Europas ab. 25. Der bekannte italienische Sozialist Arturo La-briola veröffentlicht einen eindringlichen Artikel zugunsten des Dreibundes. 25. Tod des deutschen Botschafters in London Freiherrn Marschall von Bieberstein, ehemals erster Delegierter Deutschlands auf der II. Haager Konferenz. 27. Festlicher Empfang der Deutschland bereisenden Mitglieder des englischen Unterhauses durch den Straßburger Bürgermeister Dr. Schwander. 28. In Bern werden die Abkommen der französisch-deutschen Grenzregulierung skommission unterzeichnet. 30. Gleichzeitige amtliche Bekanntgabe der Mobilisierung in Bulgarien, Serbien und Griechenland. Auch Montenegro ist in Kriegsbereitschaft. Ende September. Die Ael testen der Kaufmannschaft von Berlin befürworten auf dem Handelskammerkongreß in Boston ein internationales Schiedsgericht zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Privatpersonen und den auswärtigen Regierungen. 27 iO k t o b e r: 1. Ankunft des Königs von Griechenland in W i e n. 3. Protestversammlung der bulgarischen Sozialisten gegen den Krieg in Genf. 5.—7. Erste Tagung des Verbandes für internationale Verständigung in Heidelberg. 7. Staatsminister Auguste Beernaert, der Präsident der Interparlamentarischen Union f. 8. Der König von Montenegro beginnt den Krieg. 10. Baron d'Estournelles de Constant erläßt einen geharnischten Protest gegen den Friedensbruch des Königs von Montenegro. 11 Das gemeinsame Kriegsministerium der Österreich-ungarischen Monarchie legt der Delegation eine neue Eüstungs-forderung im Betrage von 205 Millionen Kronen vor. 14. Großes Protestmeeting der .Wiener Sozialdemokraten gegen den Krieg. 15. Das internationale sozialistische Bureau in Brüssel erläßt eine Kundgebung gegen den Balkankrieg. 15. Ein Manifest der sozialistischen Parteien in der Türkei, Serbien, Bulgarien und Bumänien protestiert gegen den Krieg. 15. In Oucliy werden die Friedenspräliminarien zwischen der Türkei und Italien unterzeichnet. 15. In den österreichischen Delegationen werden die neuen Heereskredite angenommen. 15. Der Parteivorstand der deutschen Sozialdemokratie erläßt ein Manifest gegen den Krieg. 15. Bei einem Bankett der Kaufmannschaft in Berlin gibt der deutscheStaatssekretärvon Kiderlen - W ä c h t e r im Hinblick auf den Balkankrieg der Hoffnung Ausdruck, daß es auch weiter gelingen werde, „ein Ueberspringen des Brandes auf die Nebengebäude zu verhüten". 15. -Sir John Brunner, der Bräsident der „National Liberal Federation" richtet an die Präsidenten aller liberalen Vereinigungen Großbritanniens einen Brief, in dem er die stärkere Betonutng der liberalen Grundsätze in der auswärtigen Politik fordert: Rüstungsbeschränkung und Verständigung mit Deutschland. 15. Die Geschäftsleitung der Deutschen Friedensgesellschaft erläßt eine Resolution, in der sie für eine friedliche Entwicklung der Balkankrisis eintritt. 16. Das Internationale Sozialistische Bureau erläßt ein „Manifest an die Arbeiter aller Länder!" 28 in dem nachdrücklichstgegenden Kr leg-protestiert wird. 18. Definitive Unterzeichnung des Friedens' zu Lausanne zwischen der T ü r k e i und Italien. 20. Massenversammlung der Berliner Sozialdemokrat i e im Treptower Park- 120 000 Personen protestieren gegen den Krieg. 22. Große Protestversammlung der Münch euer Sozialdemokratie gegen den Krieg. 23. Der deutsche Offizierklub in London veranstaltet ein Festessen, an dem der Lordmayor und die Sheriffs als Ehrengäste teilnehmen. Austausch von Freund-schaftsbekundungen zwischen den englischen Gästen und den deutschen Gastgebern. 25. Mahnschreiben der ständigen Kommission des Berner Bureaus an die Neutralen zwecks Beilegung desBalkankrieges Und Herstellung eines freien Balkanbundes. 26- In Berlin wird ein internationales Ueberein-kommen über das Ausstellungswesen unterzeichnet. 27. Massenversammlung der Leipziger Sozialdemokraten gegen den Krieg. 90000 Personen strömten zusammen. 27. Protestversammlung des ungarischen Frei-denkerbundes in ,Budapest gegen den Krieg. 27. Friedens - Demonstrationsversammlungen der Sozialdemokraten in Nürnberg- 28. Das internationale sozialistische Bureau tritt aus Anlaß des Balkankrieges in Brüssel zu einer Sitzung zusammen, um Maßnahmen für einen internationalen Kriegsprotest zu treffen. Am Abend fand eine von 3000 Personen besuchte, machtvolle Protestversammlung gegen den Balkankrieg statt. 29. Vor dem Haager (Schiedshof beginnen die Verhandlungen in dem Schadenersatzstreit zwischen Rußland und der Türkei. , 28. und 29. In Ber 1 in tagt der V. deutsche Friedenskongreß 31. Massenversammlung der Dresdener Sozialdemokratengegenden Krieg. 35 000 Personen nahmen daran teil. 31. Oktober u. 1. November. Unter dem Vorsitz von Sir Frank Lascelles und des Grafen L e y d e n findet in Anwesenheit zahlreicher hervorragender deutscher und englischer Person- 29 ]ichkeiten in London eine anglo-deutsche Verständigungskonferenz stattfinde Oktober. Graf jB e r c h t o 1 d in Pisa. Unterredung mit San Giuliano. Ende Oktober. Die sozialdemokratische Partei Kroatiens-Slawoniens ! erläßt ein Manifest gegen den K r i e g. November: I. Der Parteitag der deutschen Sozialdemokratie in Oesterreich, der in [Wien stattfindet, setzt mit einem großzügigen Protest gegen den Balkankrieg 'und eine mögliche kriegerische Politik Oesterreich-Ungarns ein. Große Rede Victor Adlers. 5. Der italienische Minister des Aeußeren Marchese San Giuliano konferiert mit den Mitgliedern der deutsehen Regierung in Berlin. 7. In dem Bericht der Kommission der zweiten niederländischen Kammer über das Budget des Aeußern wird der Minister befragt, ob er bereit sei, seitens Hollands anzuregen, daß das Rüstungsproblem auf die Tagesordnung der Dritten Haager Konferenz gestellt wird. 4.—10. Große sozialdemokratische Protestversammlungen gegen den Krieg in Wien und zahlreichen österreichischen Städten. 9. Die russische Friedensgesellschaft in Moskau protestiert gegen den Balkan krieg. 6. Der Sobranjepräsident Danew in offizieller Mission in Budapest. 9. Auf dem Lord-Mayorsbankett in London hält der erste Lord der Admiralität Churchill eine deutsch-freundliche Rede: „Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern haben sich im Laufe des Jahres ständig gebesser t." II. Das im Haag eingesetzte Schiedsgericht in dem türkisch-russischen Streitfall kommt zu einem Urteil zugunsten der Türkei. 11. Freundschaftlicher Depeschen Wechsel zwischen dem Kaiser von Oesterreich und dem König von Italien. 13. Protestversammlnng des deutsch-demokratischen Vereins in Wien gegen den Krieg. 30 Mitte November. Oesterreich-Ungarn und Rußland beginnen zu mobilisieren. Kriegerische Spannung. Mitte November. Zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien wie Rußland verschärfen sich die Gegensätze zur bedrohlichen Krise. Mitte November. Das Fehlen von Nachrichten seitens des österr.-ungar. Konsuls Prochaska in Prizrend verschärft die Situation zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien. 16. Protestversammlung der ungarischen Friedensgesellschaft in Budapest gegen den Krieg. 17. Große sozialdemokratische Friedensdemonstrationen in allen Hauptstädten Europas. In allen Versammlungen sprechen auch ausländische Sozialisten. 17. Die Wiener bürgerlichen Frauen demonstrieren in einer öffentlichen Versammlung gegen den Krieg. 18. In einer in Lotusklub in New York gehaltenen Bede erklärt Präsident Taft, daß es sein größter Schmerz während seiner Bräsidentschaft sei, daß der Senat den Schiedsvertrag •mit England und Frankreich nicht ratifiziert habe. 21. Beim Jahresbankett der New Yorker Handelskammer erklärt Senator Elihu Boot, wenn der Panamazollstreit mit England nicht dem Schiedsgericht unterbreitet werden solle, dies den Einfluß Amerikas für Fortschritt und Kultur annulliere, und Amerika dann den Standpunkt eines unlauteren Kaufmanns einnehmen würde. 21. u. 22. In Paris tagt das Exekutiv-Ivomitee des europäischen Bates der Carnegiestiftung. 22. Bei der Tagung des liberalen Landesverbandes in Nottingham hält Sir John Brunner eine hervorragende Bede über die Notwendigkeit der anglo-deutschen Verständigung. „Ein Krieg zwischen England und Deutschland würde Buin, Arbeitslosigkeit und Verarmung in fürchterlichem Maße bedeuten." 22. Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich zum Besuch des Hofes in Berlin. 23. In Brüssel tagt das Exekutivkomitee der interparlamentarischen Union. 24. In Basel tritt ein außerordentlicher internationaler Sozialistenkongreß zusammen, um Stellung zu nehmen gegen die europäische Kriegsgefahr. Erlaß eines internationalen Manifestes gegen den Krieg. Der Kongreß tagt in dem von der Kirchenbehörde einstimmig zur Verfügung gestellten altehrwürdigen Münster. 31 24. Jahresversammlung des Landesvereins .Württemberg der Deutschen Friedensgesellschaft in Stuttgart. 30. In Paris findet ein von der Gesellschaft „Pour mieux se connaitre" veranstaltetes franco-deutsches Verständigungsbankett statt. Dezember: 1. Der deutsche Botschafter Fürst Lichnowsky hält am Jahresbankett der Royal Society of London eine Rede über dieanglo-deutsclienBeziehungen. Diepolitischen Beziehungen der beiden Mächte wären niemals inniger und aufrichtiger gewesen als jetzt. 2. Prinz Heinrich von Preußen in London. 2. Im Deutschen Reichstag erklärt der Reichskanzler v. Bethmann Holl weg, daß das Reich fest zu Oesterreich-Ungarn stehen werde, wenn dieses während eines Konfliktes von einer dritten Macht angegriffen werden solle. 2. Waffenstillstand zwischen der Türkei und den Staaten des Balkanbundes (mit Ausnahme Griechenlands). 7. Die Erneuerung des Dreibundes wird amtlich bekanntgegeben. 10. Der Friedenspreis der Nobelstiftung wird in diesem Jahre nicht verteilt. 13. In London beginnen die Friedensverhandlungen der Balkanstaaten mit der Türkei. HRRÜDNfi IN UNIUERZITETHfi KMJI2MICR VERLAG der „FRIEDENS-WARTE" Expeditionsstelle: Pass & Garleb G m.b.H. Berlin W., Biilowstrasse 66. □□□□□□□□□□□□□□□cooaooDaoaDaaoooaaaaaaaaaaDQaaaauacaocoaQaoooacoosnaoaaQQaQcoaDaoaaaooaooaa Zur Verbreitung empfohlen: Snhvnationak Örgantaafton HEFT 2-6 Heft 2-3: RUDOLF GOLDSCHEID: Friedensbewegung und Menschenökonomie. 64 SS. . . . M. —.60 Heft 4: ALFRED H. FRIED: Kurzgefasste Darstellung der Pan=Amerikanischen Bewegung. 36 SS.....................M. -.30 Heft 5: DAVID STARR JORDAN, Präsident der Leland Stanford-Universität: Krieg und Mannheit. 30 SS......................M. -.30 Heft 6: BERTHA VON SUTTNER: Die Barbarisierung der Luft. 32 SS..............M. -.30 Vorher erschien und ist in Deutschland in 200000 Exemplaren verbreitet worden: Heft 1: VISCOUNT HALDANE, Lordkanzler: Deutsch* land und Großbritannien, Festrede, gehalten am 3. August 1911 an der Universität Oxford. 31 SS.....................M. -.30 Jedes Heft in 8° in hübschem Umschlag. Die Sammlung wird fortgesetzt! Pass & Garleb G.m.b.H., Berlin W. 57.