estet tv der Oege öer Leittge Vater Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern Den Apostolischen Gegen erteilt. Für Wohltäter werden wöchentlich zwei heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdigsten Oberhirten von Brixen, Brünn, Graz, Leitmeritz, Linz, Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien. mmmi MlWlldzettslhrjfl. Bezugspreise für vas Jahr 1925 Ganzjährig: Für Österreich 2 Schillinge, für Deutschland 2 Goldmark, für Italien und Alto Adige 8 Lire, für die Tschechoslowakei 10 Tschechokronen, für Jugoslawien 24 Dinar, für Ungarn 24.000 ung. Kronen und füc die Schweiz : : 2 Franken. : : : : : Herausgegeben vom Missionshaus Graz, Paulustorgafse 10, Steiermärk- Rest 6. (Juni 1925. XXVIII. ssahrg. ★ ★ V5- Am ?Dut)lemubh Bon Br. August K a g o l, F. S. C. N\ W ★ jj er Schatzgräber sucht Gold und Edelsteine, der Kaufmann günstige Einkaufs- und Absatzgelegenheiten, der Forschungsreisende unbekannte Gebiete und neue Länder und der Glaubensbote, der den göttlichen Auftrag ausführen will, muß Menschen mit unsterblichen Seelen aufsuchen, um ihnen die Heilsbotschaft mitteilen zu können. In diesem Lande, das feit kaum zwei Jahrhunderten von weißen Siedlern betreten und nach und nach von ihnen unterworfen wurde, besteht eine genaue Scheidung nach der Färbung der Haut. Die weiße Bevölkerung sieht Südafrika als „white man’s land“ (Land des Weißen) an und duldet diejenigen ihrer Nächsten, die in dunklerer Haut stecken und die sie gleichwohl als „Eingeborene" bezeichnen, nur als ihre untergeordneten Diener und weist ihnen abgesonderte Wohnsitze an, wo die Schwarzen unter sich leben können und ungefcheut Menschen sein dürfen. In diese Einge-borenen-Reserven muß der Missionär den farbigen Ebenbildern Gottes nachgehen. wenn anders er sie für Gottes Reich gewinnen will, ohne indes die in den Ortschaften, Bergwerken und Farmen bedien-steten Neger aus dem Auge zu verlieren. Unser rühriger Apostolischer Präfekt hatte denn zü Ende des abgelaufenen Jahres eine Reise in den Nordosten unserer Mission gemacht, um günstige Plätze für die Neger-Missionierung zu erkunden, und war dabei auf die an der Bahnstrecke von Komatipoort nach' Selati gelegene, über 3000 ha große Regierungssarm Rolle aufmerksam geworden. Er wandte sich an die zuständige Behörde und ersuchte um Überlassung eines entsprechenden Landanteils besagter Farm zwecks Errichtung einer Missionsschule für die umwohnenden Eingeborenen. Sein Gesuch fand Gewährung und er wurde gleichzeitig aufgefordert, seine Wünsche in Bezug auf Lage der benötigten Grundfläche genau mitzuteilen. Um das tun zu können, war es notwendig, daß jemand von uns zuvor das ganze Gelände in Augenschein nehme. Zu diesem Zwecke nun schickte Msgr. H Präfekt den hochwürdigen P. Raffeiner und mich Mitte März nach Rolle. Obgleich die Farm nur etwa 80 englische Meilen (130 km) von Lydenburg entfernt ist, so machte es doch die noch herrschende Regenzeit notwendig, die Strecke mit der Bahn zurückzulegen. Es war ein heiterer Tag, wie etwa im heimischen September, als wir zwei Reisegefährten (die wir schon die Seereise von Hamburg nach Durban zusammen gemacht) Platz nahmen im Zuge, der viermal in der Woche am Nachmittag von Lydenburg abgeht. Es gab wenig Fahrgäste und wir hatten ein Abteil ganz für uns allein. Es ist angenehm zu reisen auf der südafrikanischen Bahn, nur der schmale Wagengang (50 cm), der nur ganz spindeldürren Leuten ein Ausweichen zugesteht, ist der Dorn an der Rose. Nach 4V2 Stunden Fahrt erreichten wir Dullstroom, die Brennerstation des gesamten südafrikanischen Bahnnetzes mit 2077 m Seehöhe, und gelangten nach weiteren 11/2 Stunden nach Belfast (1971 ra). Dieser Knotenpunkt der Bahn ist seines rauhen und kalten Klimas wegen gefürchtet. Da unser Anschlußzug erst am folgenden Morgen abging, mußten wir Nachtherberge aufsuchen in Belfast, das 3 km vom Bahn- ^ hos entfernt liegt. Der heitere Himmel hatte sich inzwischen bewölkt und es regnete in Strömen. Glücklicherweise hielten zwei Automobile des Belfaster Hotels am Bahnhof, die uns schnell ins Quartier brachten. Im Hotel, einem ebenerdigen Bau, erhielten wir ein zweibettiges Zimmer, wurden rechtzeitig um 4 Uhr geweckt, bekamen jeder eine Tasse guten Milchkaffee, wurden wieder mit dem Auto an die Bahn gebracht und hatten für alles acht Schilling zu bezahlen. Der von Pretoria, der Hauptstadt von Transvaal, kommende Zug ging bald nach 5 Uhr ab. Die Reisenden lagen meist noch in des Traumgottes Armen oder doch auf den improvisierten Betten, weshalb kein Platz in den Abteilen zu bekommen war. So blieb uns nichts übrig, als unsern Aufenthalt im Wagengang zu nehmen, da wir uns aus der Plattform des dauernden Regens wegen nicht halten konnten. Die ostwärts gerichtete Strecke senkt sich nun stetig. Noch ist der Baumwuchs spärlich. Nach beiden Seiten öffnen sich weite Täler, oft mit steilen, felsigen Abhängen, hie und da ragen auch einige Granitkuppen auf. Nur in den Schluchten zeigt sich dürftiger Gebirgsbusch. Bei Machadodorp haben wir 1610 m Seehöhe, bei Waterval Boven 1471 m. Ostwärts öffnet sich ein großartiger Blick in das tief eingeschnittene, wildschöne Tal des Elandflusses. Von hier bis zur 8 km entfernten nächsten Station Waterval Onder fällt die Strecke um 210 m. In langen Schlangenwindungen senkt sich die Bahnlinie und zeigt das zerklüftete Flußbett und den in einem einzigen Falle herabstürzenden Fluß in stets wechselnder Szenerie. Von hier ab bietet der Pslanzenwuchs ein ganz anderes Bild. Auffällig ist eine Art Aloe mit 1 bis 3 m hohem Stamm und dicken warzigen Blättern, die oft in Gruppen von Hunderten an den Abhängen wächst und der Gegend ein subtropisches Gepräge verleiht; auch einzelne Kandelaber-Euphorbien werden sichtbar. Kurz nach Elandshoek (894 m) vereinigt sich der Etandsfluß mit dem von Westen kommenden Krokodilssluß, der seine trüben Fluten schäumend durch das steinige Bett wälzt und in dessen Tale wir die Stern der Neger 83 Heft 6 Fahrt fortsetzen. Bis Alkmaar (756 m) ist der Boden meist roter Latent; von da ab wird er heller und sandiger. In Nelspruit (716 m), dem Knotenpunkt der Bahn nach Sabie und Graskop konnten wir endlich unseren Wachtposten im Wagengang verlassen, da eine Frau mit ihrem Sohn ausgestiegen war, und stand, sondern auch dem Geldbeutel ein gewichtiges Wort überließ. Einer von ihnen bot Näschereien feil; er sprach merkwürdigerweise auch Deutsch, eine Sprache, die man auf der südafrikanischen Bahn nicht gerade häufig zu hören bekommt, denn alles spricht Englisch und „ons taal“, wie die holländischen Afrikaner ihre Buren- ff ÜMA MfpiM ■ Kaffernlraal. uns in ihrem Abteil niederlassen. Es war inzwischen 1/210 Uhr geworden. Kellner des Speisewagens blickien ins Abteil hinein und stellten neugierige Fragen, deren Lösung aber nicht allein Magen und Gaumen zu- spräche nennen. Das Wetter hatte sich inzwischen aufgeheitert und wir konnten mit Muße die großen, regelmäßig angelegten Orangenfarmen in der Nähe von Nelspruit bewundern. (Fortsetzung folgt.) 84 Stern der Neger Heft 6 r?~ Cine 'Ceufelsaustreibung in 'CransvaaL Von P. Bernhard Zorn, F. S. C. ochwürden P. Zorn sandte uns einen fesselnden Bericht über die Vornahme des feierlichen Exorzismus an einem Eingeborenenmädchen. Da an der Wahrheit des Berichtes vernünftigerweise nicht gezweifelt werden kann, tragen wir kein Bedenken, die interessante Schilderung unseren Lesern wiederzugeben :*) Ein erwachsenes Kafsernmädchen benahm sich seit einigen Wochen so sonderbar, daß man allgemein annahm, sie sei vom Teufel besessen. Sie offenbarte Sünden ihrer Schulkolleginnen, die außer der Schuldigen nur Gott wissen konnte. Sprachen, die sie nie zuvor gelernt, von deren Existenz sie überhaupt keine Ahnung hatte, verstand und redete sie. Wenn sie ihre Anfälle bekam, waren acht Personen nicht imstande, sie zu halten. Sie knirschte mit den Zähnen, schäumte vor Wut, warf sich auf den Boden, wälzte sich hin und her, prophezeite, sang und weinte. Die armen Schwestern, die sie stets bewachen und pflegen mußten, hatten Tag und Nacht viel Mühe und Sorge mit ihr. Als das arme Mädchen in dieser Weise *) P. Zorn schreibt in seinem Begleitbrief an die Redaktion: „Der noch jetzt regierende hochwürdigste Herr Bischof Delalle aus Durban hat selbst bei der Teufelsaustreibung in der Station St. Michel die heiligen Zeremonien vorgenommen. Es halfen ihm dabei ein Priester und zwei Trappistenpatres (einer von ihnen war P. Erasmus Hörnle) und mehrere Brüder und acht Schwestern vom Kostbaren Blute waren zugegen. Die ganze Pfarrei St. Michel weiß es und man erzählt noch heute oft davon." viele deutliche Zeichen der Besessenheit gegeben hatte, wandte sich der Obere der Station an den hochwürdigsten Herrn Bischof, berichtete ihm alles und bat um die Erlaubnis, den Exorzismus oder die Teufelsbeschwörung vornehmen zu dürfen. Der Kirchenfürst schenkte der Sache anfangs wenig Beachtung. Er war der Ansicht, es ließe sich alles auf Betrug oder Sinnestäuschung zurückführen und auf natürliche Weise erklären. Der Zustand der Kranken verschlimmerte sich aber von Tag zu Tag und so gab der Bischof endlich die gewünschte Erlaubnis. Nach Vornahme des Exorzismus durch einen Priester fühlte sich Germana etwas erleichtert, aber nur für kurze Zeit. Gleich als wollte sich der böse Feind für die verlorene Zeit rächen, setzten die Anfälle bald wieder mit größerer Heftigkeit ein. Nach einem erneuten Bericht des Obern beschloß der Bischof, sich in eigener Person von den Vorgängen zu überzeugen und, wenn notwendig, selbst den feierlichen Exorzismus vorzunehmen. In Begleitung eines Missionärs kam er auf der Station an. Nach kurzer Rast wünschte er das Mädchen zu sehen und zu sprechen. Kaum wurde Germana seiner ansichtig, so begann sie an allen Gliedern zu zittern und zu beben. Sie versuchte zu fliehen, aber der Bischof befahl ihr zu bleiben und niederzuknien. Sie tat es, aber zögernd und mit den Zähnen knirschend. Der Begleiter des Bischofs gab ihr einen Verweis und drohte, sie zu strafen, wenn sie sich nicht gebührend benehme. Da schrie ihn Germana I an: „Weil du ein Weißer bist und von Durban kommst, glaubst du dir alles erlauben zu dürfen; du willst selbst einen Geist schlagen können!" Und lauter noch schrie sie: „Ich brenne!" und wirklich sprühten Funken aus ihren Kleidern. Der Bischof sandte nun die beiden Patres und die Schwestern, die bisher auch zugegen gewesen, in die Kapelle, um die notwendigen Vorbereitungen zur Vornahme des feierlichen Exorzismus zu treffen. In der Kapelle entfernte man das Weihwasser aus dem Gefäß, in dem es sonst aufbewahrt wurde, und goß es in eine Flasche. Das Weihwasserbecken aber füllte man mit frischem, ungeweihtem Wasser. Bei diesen und allen anderen Vorbereitungen. waren Türen und Fenster der Kapelle geschlossen. Germana befand sich beim Bischof, etwa 200 m von der Kapelle entfernt. Wie die Vorbereitungen beendet waren, wurde sie hineingeführt und die Tür gleich wieder geschlossen. Der Bischof nahm von dem ungeweihten Wasser aus dem Becken und besprengte sie damit. Germana lachte und höhnte: „Das gefällt mir, das tut nicht weh, denn das Wasser ist nicht geweiht!" Dann nahm der Bischof die Flasche mit dem geweihten Wasser und besprengte sie auch damit. Da fing sie an zu schreien und zu stöhnen, bat den Prälaten doch aufzuhören, da sie das nicht ertragen könne. Nun fragte sie der Bischof auf Schein: „Die mihi, quomodo voceris !u (d. h- „Sage mir, wie du heißest".) Sie erwiderte prompt: „Die tu mihi nomen tuum!“ („Sage du mir deinen Namen!") Als der Bischof aber darauf bestand, ihren Namen zu wissen — er meinte den Namen des bösen Geistes, denn ihren Mädchennamen kannte er ja ■—, fragte sie ihn: „Woher weißt du, daß auch die Geister einen Namen haben?" — „Ich weiß es und befehle dir, mir deinen Namen zu sagen." — „Nie und nimmer!" war die Antwort. Nun nahm der Bischof eine echte Reliquie vom heiligen Kreuz und berührte damit ihre Stirn und wiederholte seinen Befehl. „Nimm das da weg, es erdrückt mich!" — „Was ist es denn?" — „Es ist eine Reliquie von dem Kreuze, das ich hasse." — „Sage mir also deinen Namen!" — „Ich kann nicht, aber ich will ihn buchstabieren." Und sie stöhnte kläglich: „D-i-o-a-r." — „So, nun sage mir auch noch den Namen deines Meisters!" — „Ich habe keinen!" — „Du lügst! du hast einen und mußt mir ihn nennen!" — „Das kann ich nicht, aber ich will ihn schreiben!" und sie schrieb: Luzifer. „Sage mir nun noch, warum ihr vom Himmel ausgestoßen worden seid." — „Weil Gott uns seinen Sohn in Menschengestalt zeigte und uns befahl, ihn anzubeten. Das wollten wir nicht, da diese Natur niedriger war als die unsrige." Als nun der Bischof mit dem Abbeten der Exorzismen begann, suchte sie ihn beständig zu unterbrechen. Sie protestierte mehrmals, und als er einen Teil aus dem Evangelium des hl. Matthäus las, rief sie: „Schweig, ich kenne Matthäus besser wie du, aber den Markus kenne ich nicht!" — „Du lügst, und zum Zeichen, daß du auch ihn kennst, knie nieder!" Sie tat es. Als das Magnifikat rezitiert wurde, schrie sie wiederum: „Schweige doch damit, auch das kenne ich besser wie du!" Ein anwesender Pater mahnte sie, ruhig zu sein. „Du Narr", schrie sie ihn an, „wer hat dir Vollmacht gegeben, mir zu befehlen, etwa der Bischof oder der Abt?" Sie wurde nun etwas ruhiger. Plötzlich aber fuhr sie wieder auf: „Hört doch endlich aus mit euerm Beten, das quält mich. Ich werde gehen, doch heute noch nicht. Bevor ich ausfahre, werde ich euch noch zu schaffen machen!" Der Bischof war wirklich schon müde geworden. Mit lauter Stimme delegierte er einen der anwesenden Patres, in seinem Namen die Exorzismen weiterzubeten. Dieser tat es, und jetzt protestierte Germana nicht mehr. Nach ihr zwei Finger auf das Haupt, was sie augenblicklich zu meistern und zu fesseln schien, so daß sie ruhiger wurde. Um einen Versuch zu machen, sagte der Bischof zu einer Schwester: „Legen auch Sie einmal Ihre Hand auf ihr Haupt!" Sie tat es, aber Germana kümmerte sich nicht darum. Darauf fragte sie der Bischof: „Warum ~ D %4-4 MAM,- " «Mjx ,2 ; s Kaffernkraal im Bau. einiger Zeit bat sie: „Wenn ich ausfahre, darf ich dann in ein anderes Mädchen fahren?" — „In welches?" — „Anastasia !" — „Nie und nimmer! In die Hölle sollst du fahren, von wo du ausgefahren bist und wohin du gehörst!" Sie stöhnte, jammerte und knirschte so mit den Zähnen, daß dem betenden Pater die Stimme stockte und er nur mehr mühsam weiter konnte. Da übernahm der Bischof von neuem die Arbeit. Er legte hast du Furcht vor meiner Hand und bist gleichgültig, wenn die Schwester dich berührt?" — „Weil die deinige geweiht ist, die der Schwester aber nicht!" Gegen Ende der Exorzismen schrie Germana laut auf, daß es in der Kapelle dröhnte: „Exi, immunde Spiritus!“ Es war 9 Uhr abends und der böse Geist wollte noch immer nicht ausfahren. Der Bischof verordnete, die Gebete bis nach der heiligen Messe am folgenden Morgen zu unter- brechen, Germana jedoch die ganze Nacht in einem eigenen Zimmer zu bewachen. Da wurde sie ruhiger. Bevor der Bischof mit den Priestern sich entfernte, bat sie ihn, doch nicht nachzulassen und für sie zu beten. Es wurde ihr alles versprochen, nur solle sie Geduld haben bis zum nächsten Morgen, da man unmöglich die ganze Nacht hindurch weiterfahren könne. Am Morgen solle sie zur heiligen Beichte gehen und die heilige Kommunion empfangen, das werde die Arbeit bedeutend erleichtern. Alle begaben sich zur Ruhe, soweit unter solchen Umständen an Ruhe gedacht werden konnte. Germana wurde von einigen Schwestern in das für sie bestimmte Zimmer geführt und die ganze Nacht bewacht. Am kommenden Morgen, einem Mittwoch, um 6 Uhr war die heilige Messe. Germana, die. schon in aller Frühe zur Kapelle geführt worden war, hatte vor der heiligen Messe gebeichtet und empfing während derselben aus der Hand des hochwürdigsten Kirchensürsten die heilige Kommunion. Sie war anscheinend ganz ruhig und normal geworden. Sobald aber wieder mit den Gebeten begonnen wurde, fing auch sie wieder an, rasend zu werden. „Warum habt ihr die Anastasia von der Mission entfernt? Etwa, damit ich nicht in sie hineinfahren kann? Ich weiß, wo sie ist. Ich sehe sie in Begleitung eines anderen Mädchens zu einer anderen Station gehen. Aber ich werde sie auch dort finden!" Wirklich hatte man die Anastasia tags vorher heimlich fortgeschickt, aber woher konnte Germana das wissen? Sie war stets abgesondert und bewacht gewesen! Während der folgenden Exorzismen rief sie aus: „Ich habe Durst, gebt mir Wasser zu trinken!" Man tat es, aber sie schrie wütend auf: „Elende, ihr habt mir Weihwasser zu trinken gegeben! Nun, wenn es denn sein muß, will ich es trinken. Gebt mir nur noch mehr davon, denn mehr als ich jetzt leide, werde ich wohl nicht mehr leiden können!" Es würde jedoch zu weit führen, alles, was in den nun folgenden Stunden sich noch ereignete, zu berichten. Es ist dem bisher Gesagten ähnlich. Nur noch etwas aus der letzten Phase will ich anführen. Sie versuchte, einen der anwesenden Priester in die Hand zu beißen. Erschrocken und dem ersten Impulse folgend, gab dieser ihr mit derselben Hand einen leichten Schlag aus den Mund: „Einen solch blöden Menschen habe ich noch nie gesehen," brüllte sie ihn an, „du glaubst also, einen Geist schlagen zu können?" Der Bischof befahl ihr, ruhig zu sein. „Nein," schrie sie, „ich bin es satt, immer zu gehorchen, von jetzt an tue ich wieder, was ich will!" Endlich nahte die Erlösung! Germana fiel wie ein Sack Erde zu Boden und ihr Gesicht schwoll auf, so daß man die Augen nicht mehr sehen konnte. Alles schwand jedoch wieder, als der Bischof die heilige Reliquie auflegte. Noch einmal krümmte sie sich wie ein zertretener Wurm, dann blieb sie regungslos und wie tot liegen. Ein Geruch oder besser gesagt ein Höllengestank verbreitete sich durch die ganze Kapelle. Man riß Tür und Fenster-auf, um nicht zu ersticken, und floh, so schnell man konnte, ins Freie. Germana folgte — sie war befreit! Germana ist jetzt gesund und glücklich. fr ♦ Had) 'Transvaal t s\ ♦ Reisebericht des hochwürdigen P. Dr. Matthias Raffeiner, F. S. C. 4— (Fortsetzung.) — lllll^ngetrittie Freude ist auf dieser buckligen Welt nicht zu finden. PfsPal Wenn man in ein Kloster ein-' treten will, hat man die erste Begegnung bekanntlich mit dem Br. Pförtner, aus dessen Miene man — ob mit Recht oder Unrecht, lasse ich dahingestellt — für gewöhnlich ein Urteil fällt auf den voraussichtlichen Empfang von Seite der höheren Klosterbehörden. Auf meinen weitschweifen-den Bettelzügen und Pfortenklopfen bin ich mit diesen Berechnungen selten fehlgegangen. In Pfarrhäusern wollen manche Bummler diese Übereinstimmung auch entdeckt haben; ich habe die gegenteilige Beobachtung gemacht: oft fand ich einen wahren Drachen als Wächter an der Türe und im Haufe den liebevollsten Herrn und auch umgekehrt, allerdings viel seltener. Wie ich also bei meiner Ankunft in Schrez-heim die Hausglocke spielen lasse, begegnet mir Br. Johann, mein erster Bekannter in der Kongregation; der beguckt mich mit Befremden von oben bis unten, ohne ein Wort zu sagen, was sonst nicht seine Gewohnheit fein soll. Er kennt mich nimmer. Erst ein sanfter Rippenstoß meinerseits bringt ihn zum Bewußtsein und entlockt ihm die denkwürdige Entschuldigung, er habe den „feinen" Mann wirklich nicht gekannt. Auf so eine Begriffsverwirrung hin mußte ich doch auch ihm den Friedens-küß schenken; denn den schmeichelhaften Titel „feiner Herr" hat mir noch niemand gegeben, mich, den fachkundige Herren für den größten Grobian halten, den Vintschgau je gezeitigt hat, und das will viel sagen. Nun frißt mich der Zweifel, wer von beiden wohl recht hat: der einfältige, schlichte Ordensbrüder oder die voreingenommene Intelligenz? Auf alle Fälle glaube ich mich entschuldigt, wenn ich der Alte bleibe. Die vierTageAufenthalt im „Jofefinum" waren für mich Festtage erster Klaffe für das Herz und für den Magen. Der Rektor, Hochw. l?.Münch, hat den Beweis erbracht, daß die Bayern recht gemütliche, liebenswürdige Leute sein können. Für wenige Stunden wurde mir die Ehre zuteil, den hochwürdigen P.Jsidor Stang,den Generalprokurator unserer jungen Kongregation, zu begrüßen und zu bewundern; wenn seine Kassa ebenso zunimmt wie sein Anhang, dann ist dies Amt in guten Händen, mit welchen ich keine unfreundliche Bekanntschaft zu machen wünsche. Die zarte Aufmerksamkeit des hochwürdigen P. Stadtmüller führte mir auch zwei allerliebste Gäste aus Altkrautheim zu — ein gemütliches Schwahenpaar, wie es liebenswürdiger keines gibt. Zufälligerweise hatte der kluge Okonomievorsteher, der allzeit findige Br. Friedl, einem borsten-, fett- und specktragenden Rüfseltier kurz vorher den Garaus gemacht, und so hatte die für solche Studien stets interessierte brave, muntere Zöglingsschar Gelegenheit, ebenfalls tätigen Anteil zu nehmen an den Abschiedsfeierlichkeiten des verlorenen Sohnes. Eine nicht eben angenehme Überraschung brachte mir ein Brief aus Hamburg mit der kurzen Meldung: „Auf Schiff kein Platz — auch für nächsten Dampfer alles besetzt." Hätte affo noch einen Monat warten sollen! Das war ja ein glorreicher Anfang! Zum Glück hatte ich von Milland weg das Reisegeld für die Schiffahrtsgesellschaft dem St.-Raphaels-Verein in Hamburg überwiesen, dem in Herrn Friedrich ein tüchtiger Sekretär vorsteht, und so wußte ich mich in guten Händen. Überdies war mein Reisebegleiter Br.August Kagol nach Hamburg vorausgeeilt, um die Wege zu bahnen, und der ist doch auch nicht auf den Kopf gefallen beim Eintritt in diese Welt; eher ist er mit allen Salben geschmiert worden. So ließ ich mir das mit sotaner Nachricht gepfefferte Mittagessen erst recht gut munden und zur Jause kam die freudige Drahtbotschaft: „Platz frei - am 13. Abfahrt!" So schnürte ich also meinen Ranzen und nahm am 10. Dezember 1924 unter vielen Segenswünschen und von manch neidischem Blick verfolgt vom „Schleifhäusle" Abschied. Bis Bad Mergentheim gaben mir die obgenannten zwei Gäste, die dem Herrn zwei brave Söhne schenkten als Missionäre und dem Vaterlande zwei als Helden, allerliebst das Geleite. Gott segne sie bis ins greise Alter. In Würzburg stieg ich in den v-Zug um, der mich am 11. Dezember früh in Hamburg auf das Pflaster setzte. Anfangs befand ich mich ganz allein in einem Abteil III. Klaffe; im letzten Moment kam aber noch ein merkwürdiger Gefährte hereingepoltert, der weiters kein Gepäck mit sich schleppte als seinen allerdings sehr umfangreichen Magensack, in welchem, seinem Benehmen und seiner Ausdehnung nach, neben den täglichen Verdauungsartikeln auch noch Verstand, Herz und Gemüt ihren Schlupfwinkel zu haben schienen. Erst pustete er, als ob er einen Dauerlauf hinter sich hätte. in Wirklichkeit kam er eben aus dem nächsten Gasthaus heraus. Dann ging ein Hagelwetter nieder über die seiner Meinung nach unverschämte Hotelrechnung. Schließlich wurde die kochende Masse etwas ruhiger und der Mann ließ sich mir gegenüber in einen Winkel nieder, zog eine mächtige Wurst hervor und ließ nicht los, bis dieselbe in seines Innern grausiger Tiefe verschwunden war. Nun erst nimmt er Notiz von meiner schwarzen Gegenwart und ohne mich eines Grußes zu würdigen, stellt er die höchst weise Frage, wer ich sei. Mich aber hat schon lange ein launiger Kobold ersaßt und so gebe ich ihm die gleich höfliche Antwort: „Ihr bemitleidenswerter Reisegefährte!" Top, das war gut getroffen. Mein Gegenüber ist ganz verblüfft, klappt Mund und Augen auf, zieht die unteren Gliedmaßen auf dieBank, benützt die oberen als Hebel, ein Ruck nach vorne, eine halbe Schwenkung nach links, ein grunzender Laut und da liegt er, der holde Knabe, lang ausgestreckt vor mir. Weil nun seine mir zugekehrte Schattenseite keinen interessanten Anhaltspunkt zur näheren Betrachtung bietet, so kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen, die mich rückwärts tragen in liebe Lande, auf schöne Berge, in heimatliche Täler, zu brüderlichen Herzen. Am Bahnhof erwartete mich Br. Kagol und führte mich zu den guten Borromäerin-nen in das Marienhospiz, wo wir bis zur Einschiffung fürstliche Gastfreundschaft fanden. Hamburg selbst, die große Welthasenstadt, bot mir wenig Sehenswertes. Was man nirgends gern sucht, fand ich auch dort: schmutzige Straßen und geschlossene Kirchen. Das Kunstmuseum, in das mich mein kundiger Begleiter führen wollte, war abgemacht an dem Tage ge- schlossen, an welchem laut Aufschrift freier Eintritt gestattet ist; mich wundert nur, daß nicht auch anderswo die klugen Stadtväter ihre Kunstschätze unter den Schutz so wohlweislicher Einrichtungen gestellt beanstandete man das Fehlen des englischen Visums in meinem Reisepaß, und doch hatte mir der italienische Konsul in Graz feierlich erklärt, daß ein italienischer Staatsbürger ein solches keineswegs be- r, 0 0 0 0 Schillukb ursche. Cr 0 0 0 0 VS =1 Der schönste Schmuck des Schilluk sind seine blendend weißen Zähne. Die rabenschwarze Haut, die blutroten Lippen und schneeigen Zähne geben ein schönes Farbenspiel ab. Der männliche Schilluk trägt eine recht auffallende Haarfrisur: in Form einer Zipfelmütze oder eines großen Heiligenscheines oder eines Topfes, während das weibliche Geschlecht die Haare kurz tragen muß. haben! Auf diesen ersten Mißerfolg hin ^ gab ich alle Versuche, meine wissenschaftliche Neugierde zu befriedigen, auf und begab mich auf das Reiseamt der Woerman-Linie, um die Schiffskarte abzuholen. Dort nötige. So trottete ich also aufs englische Konsulat, welches diese Schwierigkeit auch gleich anstandslos und gratis aus der Welt schaffte, da es von London über meine Einreisebewilligung für Transvaal schon unterrichtet war. Die Beförderung des Gepäcks zum Hafen besorgte in zuvorkommender Weise der St.-Raphaels-Verein und so konnten wir uns am 13. Dezember 1924 gegen 4 Uhr nachmittags auf das Schiff „Usuramo" Begeben, das um halb 5 Uhr sich langsam in Bewegung setzte die Elbe hinunter, hinaus in die dunkle Nacht, ins weite, weite Meer. (Fortsetzung folgt.) Das ,Jiod)feIch von 'Transvaal Von Br. August Sagos, JF. S. C. Hjte Hochebene von Transvaal macht mehr als die Hälfte des Landes aus. Sie trägt gewellten, hügeligen Charakter und ist vorwiegend eintöniges Grasland. Doch entbehrt sie nicht der großen Linienführung und weiß sich im hellen Sonnenlicht in alle Tonabstufungen zwischen Grün, Braun, Rot und Violett zu kleiden. Leider fehlt dem großangelegten Landschaftsbilde der stimmungschaffende Wald. Nur selten findet sich in den wasserreichen Senkungen der Berghänge Wildgebüsch und hin und wieder darf der Blick mit Wohlgefallen ausruhen auf dunkelgrünen, von Menschenhand angelegten Forftbeständen. Der Grasbestand des Weidelandes fetzt sich hauptsächlich zusammen aus dem Rooigras der Buren, dem Besamgras, dem Terpentingras, Straußgras, Geruchgras, Rispengras und mehreren Arten Schwingel. Das Hochfeld eignet sich also vorwiegend für Viehzucht (Rinder, Schafe und Pferde). Mitten durch die Hochebene zieht in ostwestlicher Richtung eine Reihe von Hügeln, die in ihrem westlichen Teile Witwatersrand heißen. Sie bilden die Wasserscheide von Transvaal. Der Ostrand des Hochfeldes ist umsäumt von den Drakensbergen, die im Mauchberg bei Lydenburg ihre höchste Höhe erreichen (2653 m). Aus den gebirgigen Teilen der Hochstäche strömen zahlreiche Wasseradern den beiden wichtigsten Flüssen Südafrikas zu, dem Limpopo und dem Vaal im Süden der Wasserscheide. Erstgenannter Wasserlauf, der unter dem Namen Krokodilfluß im Witwatersrand entspringt, entwässert mit seinen Zuflüssen nahezu zwei Drittel des Landes. Sein Oberlauf ist rasch; wo er aber Transvaal verläßt, ist er ein breiter und träger Strom geworden. Von Norden her empfängt er eine Menge Zuflüsse, deren Wasser zu künstlicher Bewässerung benutzt wird. Leider bringen es die Bodenverhältnisse und der Mangel an Wald mit sich, daß die Bäche und Flüsse alljährlich ungezählte Tonnen fruchtbarer Bodenkrume als gelbrötlichen Schlamm dem Meere zuführen. Die jährliche Regenhöhe beträgt 50 bis 80 cm. Der Boden des Hochfeldes ist meist nur einen Fuß tief und ruht unmittelbar auf felsigem Untergründe, der schieferige Bildung zeigt und sich zu gleichmäßig starken Platten ausbrechen läßt. Trotz der sicher nicht glänzenden Bodenverhältnisse könnte das Land viel mehr Bewohner ernähren. Es ist menschenarm; nur hin und wieder erblickt das Auge das ärmliche Gehöft eines Farmers, meist holländische Ansiedler, bärtige Gestalten. Transvaal ist ein an Bodenschätzen reiches Land, dessen Hauptaussuhr dem Werte nach in Diamanten und Gold besteht. Außerdem werden aber auch noch abgebaut: Kohle, Kupfer, Eisen, Zinn, Blei, Graphit, Asbest, Salz, Soda, Silber, Kalk, Korund und anderes. Die Bergwerke brauchen zum Abbolzen der Stollen viel Holz, das doch im Lande so selten ist. Daher ist die Anpflanzung schnellwachsender, geradstämmiger Bäume sehr gewinnbringend. Für diesen Zweck kommt hier in erster Linie der Eukalyptusbaum in Betracht, der aus Australien eingeführt wurde und, wenn forstmäßig gezogen, in 12 bis 15 Jahren säulenschlanke Stämme von 20 m Höhe bildet. Südlich von Lyden-burg führt die Eisenbahn durch eine solche Baumfarm, die so ausgedehnt ist, daß auf ihr zwei Haltestellen mit Siebengeleisen sind, was natürlich die Verfrachtung des fertigen Grubenholzes sehrvereinfacht. DieseSAuster-farm gehörl einem Deutschen und zeigt ausgedehnte Eukalyptusbestände in allen Entwicklungsstufen. Solch eine Baumfarm, zumal wenn in der Nähe der Bahn gelegen, stellt eine zwar langfristige, aber sichere und gewinnreiche Kapitalsanlage dar. Auf dem Hochfelde von Transvaal liegt in einer Talsenkung Lydenburg, der Sitz unseres Apostolischen Präsekten. Die Stadt verschwindet ganz im dunklen Grün der baumreichen Gärten. Ein einziger Kirchturm ragt aus dem Grün hervor, der kleine Spitzturm der mäßig großen holländisch-kalvinischen Kirche, die wie in allen kirchenreichen Ortschaften im sektengesegneten Südafrika äußerlich das größte Gotteshaus darstellt. Lydenburg liegt 1472 m über dem Meere an dem auf der Westseite sich hinziehenden, goldhaltigen Speekboomslüßchen, das sich nördlich in den Olifants ergießt. Ganz kürzlich wurden in der Umgebung Funde von Platin gemacht, die manche Gemüter in Spannung halten. Die Bedeutung des Fundes kann noch nicht übersehen werden, da gewiß auch Spekulation mitspielt. Am Ostabhang eines Höhenzuges im Westen der Stadt liegt die große Farm „Frischgewaagd", deren östlicher Teil unsere Farm „Mariatrost" (früher „Oldenburg") bildet. Die Anfänge Lydenburgs gehen auf den Burenführer Hendrik Potgieter zurück, der sich 1842 mit den von ihm angeführten Familien im nördlich gelegenen Niederfeld angesiedelt und das Dorf Ohrigstad gegründet hatte. Die Sterblichkeit unter seinen Leuten infolge bösartiger Fieber zwang ihn 1847, die ungesunde Gegend zu verlassen und nach dem höher. gelegenen Lydenburger Gebiete zu ziehen, wo er die ersten Anfänge Lydenburgs begründete. Ihren Namen (Lydenburg heißt Stadt der Leiden) verdankt die junge Ansiedlung einem Überfall und Gemetzel der Zulu, die sich für erlittene schlechte Behandlung seitens der Buren rächen wollten. Lydenburg .wurde später die Hauptstadt eines unabhängigen Freistaates, der 1858 mit der Republik Utrecht verschmolzen wurde. Heute zählt der Ort 1120 weiße Bewohner. it W A P. Wilhelm Bauhölzer, der erste fDiffionar der Sd)iIIuk. ^ tt II Vfc Von P. Isidor Stang, F. S. C. (Fortsetzung.) it 4 Schilluk sind ein Ackerbau und lllllll! Viehzucht treibendes Volk. Ihre ||||||§y Herden sind ihr Reichtum und ihr Stolz. Wer eine große Anzahl von Kühen und Ochsen sein nennen kann, genießt Ansehen, ist ein großer Mann. Um nun auch seinerseits in der Achtung der Schilluk zu steigen und sich leichter ihr Vertrauen zu erringen, ging das Streben P. Banholzers dahin, auch für die Mission einen größeren Viehstand zu gründen. Er wollte den Negern zeigen, daß die Missionäre, soweit nur möglich, sich den Sitten der Eingeborenen anzupassen geneigt wären. Zugleich sollte dann die Viehzucht auch eine Einnahmequelle der Mission sein und die Schillukknaben und -burschen zur Station hinziehen. Sie sollten aus der Mission Arbeit finden und bei der Arbeit die Missionäre und ihre Lehren kennen und lieben lernen. Eine Unterredung zwischen zwei erwachsenen Negern aus der Nachbarschaft und einem unserer Knaben von der Mission, die ich einmal zufällig anhören konnte, zeigt, wie wichtig es war, daß P. Wilhelm sein Vorhaben durchführte. Die Großen fragten nämlich den Knaben: „Wie geht es dir bei den weißen Fremdlingen?" „Mir geht es gut", mar die Antwort. Und nun kam gleich die weitere Frage: „Wieviel Kühe haben diese Leute?" Als der Zögling der Wahrheit gemäß gestehen mußte: „Sie haben nur wenig Kühe", da war das Urteil der Schilluk fertig: „Was tust du bei solchen Leuten, die wenig Kühe haben, da lernst du nichts und wirst kein echter Schilluk werden." Doch war es keine leichte Aufgabe, im Schilluklande einen Viehstand zu gründen. Die Schillukneger verkaufen nämlich niemals eine Kuh, und einen Ochsen nur im äußersten Notfälle. Die erste Kuh bekam P. Banholzer vom König Kur zum Geschenk. ; Der Versuch, bei andern Stämmen, besonders beim Stamm der Nuba, Kühe zu kaufen und im Schilluklande einzuführen, schlug vollständig fehl, da die fremden Tiere das Sumpfgras des Landes nicht vertragen konnten und schon nach kürzer Zeit eingingen. Da ebnete eine Steuermaßnahme der englischen Regierung dem armen Pater die Wege. In der ersten Zeit mußten nämlich die Schilluk ihre Steuern in Ochsen, Schafen und Ziegen erlegen. Jeder größere Distrikt, d. h. eine Gruppe von zwei bis drei Negerdörslein, hatte jedes Jahr einen fetten Stier Und mehrere Schafe und Ziegen abzugeben. Diese Bestimmung mußte naturgemäß zu großen Streitigkeiten führen, denn niemand wollte einen fetten Stier im Stalle haben und ihn für die Allgemeinheit opfern. Um diesem Übelstande ein Ende zu machen, verfügte die Regierung, daß die Steuern in Zukunft in Geld zu zahlen seien, und zwar rechnete sie für je ein Schaf oder eine Ziege einen halben Piaster, für jedes Stück Großvieh, einerlei, ob groß oder klein. fett oder mager, 5 Piaster. Ein Piaster ist nicht ganz IV2 Schilling. Weil die Leute nun Geld zum Steuerzahlen brauchten, konnte man zu verhältnismäßig billigem Preis Kalbinnen von ein bis zwei Jahren Sudan die Maul- und Klauenseuche aus, der die schreckliche Rinderpest folgte. Der große Viehreichtum der Schilluk wurde in kurzer Zeit bis auf ein Drittel vollständig vernichtet. Unser Bild zeigt eine beliebte, überaus schmerzliche Art der Tätowierung: vier Reihen großer, künstlicher Warzen auf der Stirn. Mit einer Art Hohlstemmeisen wird die Haut tief aufgerissen, wobei das Blut in Strömen über das Gesicht herabläuft, der Schilluk aber keinen Schmerzenslaut von sich gibt. In die Wunde träufelt man dann den Saft einer Pflanze, wodurch der warzenförmige Auswuchs erzielt wird. kaufen. P. Banholzer hatte denn auch bald einen prächtigen Viehstand auf der Station. Leider hatte dies Glück keinen Bestand; denn im Jahre 1908 brach im ganzen In der Hand der göttlichen Vorsehung war das große Sterben unter den stolzen Herden der Schilluk das wirksame Mittel, das stolze und unnahbare Volk zu demütigen und dem Einflüsse der Mission zugänglich zu machen. Da das Vieh zum größten Teil eingegangen war, schickten jetzt viele Eltern ihre Kinder zur Arbeit in die Mission, wo sie im näheren Verkehr mit den weißen Fremdlingen ihre Schüchternheit bald ablegten und, gewonnen durch die hingebende Liebe der Missionäre, ihnen Zutrauen und Gegenliebe schenkten. Die Kinder brachten dann die guten Eindrücke, die sie auf der Mission erhalten hatten, mit nach Hause, erzählten ihren Eltern, wie die Weißen doch ganz anders wären, als die Schilluk meinten, und zerstreuten so langsam die Vorurteile auch der älteren Leute. Man hat P. Banholzer den Vorwurf gemacht, er hätte schneller und größere Erfolge in der Bekehrung der Schilluk erzielt, wenn er gleich von Anfang an in der Umgebung von Lul Katechistenposten errichtet, so die Kinder angezogen und sie unterrichtet hätte. Dieser Vorwurf trägt der damaligen Lage der Dinge nicht Rechnung und tut dem P, Wilhelm unrecht. Abgesehen davon, daß ihm im An- fange gar keine Missionäre zur Verfügung standen, die er hätte auf die Außenposten schicken können, wäre die Errichtung solcher Katechistenposten gescheitert an der Abneigung der Schilluk und auch an der feindlichen Gesinnung des Schillukkönigs. Als die Schilluk noch reiche Viehbesitzer waren, also bevor die Seuche ins Land kam, hätte sich kein Familienvater dazu verstanden, seine Knaben dem Pater anzuvertrauen, selbst nicht in Lul, wieviel weniger erst in der Umgebung. Heute freilich haben sich die Verhältnisse ganz geändert. Die göttliche Vorsehung hat die Schilluk erst durch Armut und Hunger der Mission zuführen müssen, sie mußten erst zur Überzeugung kommen, daß die weißen Glaubensboten nicht wie die Türken und Araber ihre Todfeinde, sondern ihre besten Freunde in allen Notlagen ihres Lebens seien. Da erst brachten sie ihnen Vertrauen entgegen und erst dann vertrauten sie ihnen auch ihre Kinder an, die auch den Schilluk das Teuerste sind, was sie haben. (Fortsetzung folgt.) Had)rid)ten des 'Ci)eologen=nMspons=Verbcmdes Österreichs. Klagenfurt. Der Theologen-Missions-verein, unter der Leitung des Herrn Hermann Pingler, teilt sich in mehrere Zirkel: in einen wissenschaftlichen, pastoralen, Sammel- und Korrespondenten-Zirkel, die getrennt arbeiten, nach längerer Tätigkeit aber sich zu einer gemeinsamen Versammlung zusammenfinden. Monatlich wird in der Seminarkirche eine Missions andacht mit Missionspredigt im Verein mit dem christlichen Volke gefeiert. Dieses zeigt große Begeisterung für den Missionsgedanken, empfängt Zeitschriften und gibt reiche Missionsspenden. Das „KärntnerTagblatt" wurde für eine „Missionsecke" gewonnen, die jeden Sonntag und Feiertag erscheint. St. Florian. Der Missionsvecein war bei der Missionstagung, die im vergangenen Sommer in St. Gabriel stattgefunden hatte, durch Obmann und Schriftführer vertreten. Drei Arbeitsgruppen befassen sich mit je einem bestimmten Gebiet. Die Zeitschriften werden in geregelter Weise ausgeliehen und eingeordnet. Der Verein feiert im Mai fein gewöhnliches Missionsfest. Wien (Missionsarbeitsgemeinschaft im Priefterseminar). Um die Missionsbegeisterung immer wach und rege zu erhalten, ist der Dienstag als gemeinsamer Opfertag festgesetzt. Der Missionsfeier am Feste des hl. Franz Xaver im vergangenen Jahre ging eine Opferwoche voraus. Bei einer zweiten Missionsfeier am Feste Mariä Lichtmeß hielt der Missionär P. Schotte, P. S. M., einen Lichtbildervortrag über seinen Wirkungsbereich „Kamerun". In den Sitzungen wurde „Über den Buddhismus" und „Über die Mariannhiller Missionen und ihre Kulturtätigkeit in Afrika" in Vortragszyklen gesprochen. Dabei wird jedesmal auf das Verhältnis der Mission zur Liturgie hingewiesen, entsprechend den Zeiten des Kirchenjahres. Missionsartikel in Zeitungen und Zeitschriften wurden angeregt. Graz (Studentat der Lazaristen). 1917 hatten sich einige Fratres zusammengeschlossen, um das Missionsinteresse durch Gebet und Arbeit zu fördern. Diese Missionsvereinigung wurde 1923 zur Arbeitsgemeinschaft aller Kleriker umgewandelt, die am 4. März d. I. auch in unseren Theologen-Missionsverband aufgenommen wurde. Von der eifrigen Arbeit dieser Gemeinde zeugt ihr eigenes Missionsblatt: „Das Senfkörnlein", das schon einige Jahre erscheint und das allen Kindern des hl. Vinzenz von Paul Nachrichten aus ihren eigenen Missionen übermittelt. „Das Senfkörnlein" ist also vorläufig keine öffentliche Zeitschrift. Missionszeitschriften, auch solche des Auslandes, werden studiert und von den einzelnen verarbeitet. Die monatlichen Missionsversammlungen nehmen folgenden Verlauf: 1. ein missionswissenschaftliches Referat nach Schmidlin (Missionslehre); 2. ein missionsaszetischer Vortrag oder ein Vortrag aus der Missions-kunde; 3. Referate über bedeutende Missionsereignisse aus den Zeitschriften; 4. Besprechung der laufenden Fragen, Redaktionsfragen, Bestimmung der monatlichen Gebetsmeinung, der Missionskommunionen usw. Nach jedem Referat ist Diskussion. Einige Referate, die in letzter Zeit gehalten wurden, waren: 1. Heilsordnung im Alten Testament; Idee der Heidenbekehrung bei den Propheten; Dogmatischer Missionsbeweis; Natürliche Missionsbegründung; Die christliche Religion im Vergleiche mit den heidnischen; Missionssubjekt, Missionsobjekt. 2. Die christliche Religion und der Mensch; Missionsmethoden in China; Geographie über einzelne Teile Chinas; Linguistische Schwierigkeiten in der Mission; Monastische Orden und Mission; Sadhu Sunda Sing; der hl. Vinzenz und die auswärtigen Missionen. * * * Gewiß begrüßen alle unsere Missionsarbeitsgruppen den Beitritt der Lazaristen zum Verbände, der nunmehr 18 Teilvereine zählt. Wir hoffen, auch neue Verbindung mit jenen Seminarien herzustellen, die seit dem Kriege nicht mehr dem Verbände angehören (Budweis, Königgrätz, Prag). Karl Raab. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Missionshaus der Söhne des heiligsten Herzens Jesu in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Verantwortlicher Schriftleiter: Isidor Kronsteiner, Missionsbruder in Graz, Paulustorgasse Nr. 10. — Universitäts-Buchdruckerei „Styria" in Graz.