P' Job. Bapt. Mich. Sagars, Des Igla u er Lreyses U b Y si c u s. Kurzer Bericht von dem PozdiaLeker Gesundbrunnen, unweit dec Stadt in Mahren. wIErrri, Zu finden im Kraufischen Buchladen, nächst der Kaiser!. König!. Burg. 1765. wrwer/ü/ri. L. kV LLlivverätner. Das Wasser ist wahrhaftig eine allge¬ meine Arztney. Lovj-oiM HHMsme Abstchc ist hier nicht, geneigte« WdW Leser! unfern pozdiaceker Brun¬ nen einem pyrmonrer - Eger - oder Gpa- wasser gleich , viel minder höher zu schü¬ rzen, nichtsdestoweniger habe ich mich doch bestreben wollen, aus einigen vorhinein ge¬ machten Beurrheilungen zu beweisen, daß unser Wasser in verschiedenen Rrankheicen, besonders aber in solchen, welche ich in die¬ sen Gegenden Mährens dem Volke gemein, und gleichsam inländisch zu seyn beobachtet habe , ein sehr bewahrtes Genssungs - Mit¬ tel abgeben könne. Es wäre mir zwar leicht gewesen mei¬ ne Meinung durch gesammlete Beobachcun» A s gen VS S S S N S s SV WS. SS S S S S S W W S S S S S S s LH« VWSW-SSSSWSArWWWWWW« gen auch Folgerungs - weise zu bestärken; allein, ich habe mich genörhiget gesehen, um die engen Granzen gegenwärtigen kleinen Büchleins nicht zu überschreiten, solche in¬ dessen zu verschweigen, und auf eine beque¬ mere Zeit auszuseyen. Es könnte zwar der laute Beyfall, und die allgemeine Stimme der Einwohner des Marktfleckens Wladislau allein hinlänglich seyn, obigen Satz zu bekräftigen , als wel¬ che öffentlich und einhellig bekennen, daß ihre Vorfahrer feit undenklichen Zeiten her, blos dieses Wasser in den mehresten Krank¬ heiten, und zwar allezeit mir erwünschtem Erfolg, gebraucht hätten, äusser wo etwa das Uebel alle menschliche Run st überwälti¬ get zu haben schiene; doch diese und derglei¬ chen mehrere Beweise habe ich mir vorge¬ nommen hier zu übergehen. Um mich nun nach Möglichkeit deut¬ lich zu erklären, habe ich nicht nur einer hö¬ her» Scheide - Runst ausweichen , sondern auch sonst alle dunkle und ohnehin schwer zu begreiftende moüieinische Fragen mit Fleiß vermeiden wollen, und so hoffe ich, daß mein Werk dem gemeinen Besten, als wel¬ chem ich es einzig und allein widme, vollkommen dienen werde. KM 5 Kurzer Bericht von dein Pozdiateker Gesundbrunnen, unweit der Stadt in Mahren. Erstes Lapitel. Beschreibung der Gegend und Lage des Pozdiateker Gesundbrunnens. jemand geschickt, und, wie man zu sagen pflegt, vorsezli- cher Weise die Natur und Ei¬ genschaften eines Gesundbrunnens beschreiben, dessen oft ziemlich versteckt und verwickelte A z Grund- 6 o Grundtheile ins Helle bringen, auch die dar¬ aus richtig fliessenden Wirkungen des Wassers erklären will, so wird solchen schwerlich ein helleres Licht noch gebahnterer Weg zu seiner Quelle leiten, die Behältniße des Wassers ent¬ scheiden und bestimmen zu können , als ein emsiges Forschen des Erdreichs, und aller der Cörper, welche in den benachbarten Oertern seiner Quelle verborgen liegen. Daher wird erfordert, alle Erd - und Stein-Sorten, samt allen übrigen bey derglei¬ chen Quellen sich befindenden natürlichen Cör- pern, einer scharfen und genauen Prüfung der sowohl merallurgisch - als meäicmischen Probierkunst zu unterwerfen. Bey solchen Bemühungen wird alsdann auch die Natur, die zwar sonst chre Geheim- iriße im innersten Heiligthum verborgen halt, ihrem so unermüdeten Verehrer die tiefesten Höhlen eröfnen, was da im Dunkeln liegt, zeigen, und ihm ihre göttliche Heimlichkeiten einzusehen freywillig erlauben. Da ich nun bey Forschung des Pozdiate- ker Brunnens diesen Weg nicht nur als den gewöhnlichsten, sondern auch die Natur-und Bestandtheile dessen zu bestimmen, als den nütz- OH o OH 7 nützlichsten zu ftyn erkenne; so war denn auch mein fester Entschluß, dieses Merck auf eben solche Art anzufangen. Allein dessen enger Raum untersagte mir jenen Weil der Wis¬ senschaften, der zur unterirrdischen Natur¬ kunde, und Erd-Beschreibung gehöret, Hier zu berühren, und zwang mich, so zu sagen, solcherlei) Abhandlungen bis zu gelegener Mus¬ se zu verschieben. Ich will demnach hier blos die Lage des noch unbekannten Brunnens durch bekann¬ tere nicht weit davon liegende Oerter etwas kennbarer machen, und die rings um ihn sich zeigende Aussichten und Entfernungen ein wenig schildern. Es quillt dieser Brunn seit undenklichen Zeiten an dem Gestade eines unbenannten Bachleins in einem Thale aus einem grösten- theils von Spatsteinen bestehenden Felsen. Der Brunn samt dem nahe dabey gelegenen Dor¬ fe Pozdiatek gehört zu der Herrschaft Tre- bitsch, folglich Sr. Lxceiien? dem Herrn Gra¬ fen von Waldstein. Den Namen erhalt der Brunn darum vom Dorfe Pozdiatek, weil solches ihm am nächsten/ und zwar kaum drey Steinwürffe A 4 weit 8 OG o OH weit auf einem Hügel liegt, an dessen Fuße der Brunn Pozdiatek entspringt. Die Stadt Trebitsch liegt an der Haupt¬ straße zwischen Brünn und Jglau etwan ei¬ ne halbe Meile Westwärts von unserm Brun¬ nen , und eben der Fluß Jglawa ist , wo er nächst der Straße vorbey fließt, kaum eine viertel Meile vom Brunnen gegen Norden zu entfernet. Der Marktflecken Wladislau aber ist Oest- licher Seite kaum 5 00. Schritte vom Brun¬ nen entlegen. Wer mehr Erläuterung hiervon verlangt, der mag sich in der zimlich richtig gestochenen Mährischen Landkarte nach Belieben umsehen. Eins habe ich nur hier noch bemerken wollen, daß nämlich alle oben genannte Oer¬ ter, samt dem Brunnen selbst, annoch in dem Jglauer Creise begriffen sind. Zwey- s Zweytes Capitel. Bestimmung des Wasserinhalts. i. ^8as Wasser bey der Quelle geschöpft, giebt, wenn man es zur Nase halt, einen schwefelhaften, doch nicht unangenehmen durchdringenden, demHofmanischen schmerzstil¬ lenden Geiste ziemlich gleichenden Geruch von sich. Laßt man ein mit diesem Wasser gefüll¬ tes Geschirr an steyer Luft unzugedeckt über Nacht stehen, so vergehet der Geruch fast gänz¬ lich; in einem wohl vermachten Geschirr aber behalt es solchen völlig auch vier und mehr Tage hindurch. 2. Der Zunge drükt es gleichfalls, wenn man es kostet, einen schweflicht-durchdringen¬ den dem Hosmannischeu Geiste ähnlichen Ge¬ schmack ein, doch ohne einige Hitze zu erwe¬ cken. Dieser Geschmack bleibt auch zwölf und mehr Stunden hartnäckig auf der Zunge, ohne sich, mit was es auch immer seye, weg¬ waschen, und tilgen zu lassen. Nachdem ich zwar einen Theil dieses Wassers bis zur Helfte Manchen ließ, so konnte ich doch durchaus A z nichts io HH o nichts von einem Salz - Geschmacke darin» bemerken: Wann man aber das Wasser selbst, besonders in einer grossem Menge trinkt, so empfindet man alsogleich den schon erwehn- ten Geschmack stärker. Hat man nun sol¬ ches ein wenig häufiger zu sich genommen, so verursachet es Ausstössen des Magens, der U- rin fließt reichlicher, und der Kopf fängt an, wie bey einem Trunkenen, etwas schwer zu werden. Uebrigens durchdringet dieses Wasser den ganzen Cörper, so, daß es gleichsam in je¬ dem Theile des Leibes eine dem Kitzel ähnli¬ che Empfindlichkeit verursachet: Es treibt auch, wenn sonst der Leib darzu geschickt ist, den Schweiß, worauf eine stärkere Essens- Luft folget, gleichdann nicht minder die Blähungen abwärts ihren Ausgang suchen. z. Sammlet man dieß Wasser bey der Quelle in einem reinen weissen Glase, so sichet es ein wenig milchfarbig, und zwar so, wie jene Gläser aus, denen man im Fluße et¬ was Hüttenrauch beygesetzet hat. Daß es übrigens das lauterste, kläre¬ st?, und reineste Wasser sey, beftattigen fol¬ gende Versuche. Nach- OH o HG n Nachdem es in einem offenen Geschirr über Nacht gestanden, und, wie oben gesagt, Ge¬ ruch und Geschmack verlohren, scheinet es ein wenig weisser geworden zu seyn. Dieses hingegen ist dabey sonderbar, daß es gleich beym Schöpfen weisse, und undurch¬ sichtige Blaßchen an denen Seiten des Glaßes ansetzt, welche sich, es mag das Geschirr of¬ fen, oder zugedeckt stehen, auch in 24. Stunden noch zeigen; dahero es geschieht, daß, wenn man dieses Wasser in einer Fla¬ sche schüttelt, es weit stärker schäumet, als man sonst bey dem gemeinen von minerali¬ schen Theilen beraubten Wassern zu bemerken pfleget. 4. Die Tüchtigkeit dieses Wassers zu erfor¬ schen, bediente ich mich der Wasser-Wage () und bemerkte, daß dessen 6ter. Grad im frisch geschöpften Wasser völlig, und bis zum Anfänge des 7^. Grades un- tergieng; in dem über Nacht gestandenen Was¬ ser aber tauchte sich nur der 5" bis gegen? des 6tt" Grades unter. 5. Dieses Wasser ist, damit ich mich mit dem gemeinen Volke ausdrücke, im Sommer eiskalt, im Winter hingegen empfinden je¬ ne i2 OG o OG ne Mile des Leibes, die man etwa hinein taucht, eine merkliche Warme. 6. Mit dem in der feuchten Luft zerflossenen Weinstein-Salze, oder sogenannten Wein¬ stein - Oele brauste es nicht auf; es nahm weder eine Leberfarbe, noch sonst eine Ver¬ änderung an, äusser, daß diese Vermischung in so weit gefärbter, und durchsichtiger war, als etwan das Weinstein - Oel selbst mehr oder weniger fremdes Wesen mit sich führet, doch vernichtete dieses Oel den eigentlichen Geruch und Geschmack des Wassers. 7. Ob ich es gleich noch über dieß mitob- gemeldtem Weinstein - Oele aufsieden lassen, so zeigten sich doch dazumal keine unterschiede¬ ne Veränderungen von obigen Vermischungen. 8. Mit reinem Salmiack-Geiste gemischt, verlohr es zwar seinen eigenen Geruch , und Geschmack, übrigens aber wolte keine sonders bahre Veränderung das Auge ergehen. 9. Die sowohl aus dem Mineral - als Pflanzen-reiche gezogene sauere Safte brach¬ ten bey ihrer Vermischung mit dem Wasser, äusser einer Schlangen - förmigen Bewegung nicht die geringste Aufwallung zum Vor¬ schein. Es zerstörten solche, welches im Ge- HO ° HO iz Geqentheil die laugenhaften Salze thaten, auch nicht den Geruch und Geschmack des Wassers: Wohl aber schmachte das Wasser die Scharfe der sauren Safte dergestalten, daßCitronen- Saft oder saure Weine mit solchen vermengt, ein viel angenehmeres Getränke darstelleten. Ueber alles dieses ist noch zu bemerken, daß ein mir unserm Gesundbrunnen gewasser¬ ter Wein kleine, weißlickte, und voneinander abgetheilte Häutchen auf der Oberfläche zeig¬ te, welche ich aber , was sie eigentlich sind, noch nicht habe bestimmen können. io. Abgesottenes Galläpfel-Wasser än¬ derte unfern Brunnen gar nicht. r i. Auch zog solches, da ich ihn auf goldgelbes Rhabarbara - Pulver goß , keine andere Farbe an sich, als jedes gemeines Wasser zu thun vermag. 12. Lebendig Quecksilber ließ ich eine gan¬ ze Stunde lang darinn kochen, und doch war das Quecksilber nach diesem eben so flüssig wie zuvor. i z. Kupferfeil - Spane bey Stunden lang in etlichen Maassen dieses Wassers gesot¬ ten, nahmen eben so wenig, als das Wasser selbst, eine Veränderung an. 14 o DM 14. Die nämlichen Versuche auf eben die¬ se Art mit Zinn gemacht, zeigten auch nicht das geringste Merkmahl einiger Abänderung: nur ist hiebey zu merken, daß das Wasser bey obigen drey verschiedenen Versuchen sei¬ nen Geruch und Geschmack durch dasKochen gänzlich Verlvhren hatte. i s. Die auf unser Wasser gegossene Milch blieb unverändert, so wie eben das Wasser sei¬ nen Geruch und Geschmack behielt. 16. Nachdem ich 8. Pinten dieses Was¬ sers in einer reinen gläsernen Diftillirkolbe eingesetzt, eine weite Vorlage angelegt, alle Fugen auf das sorgfältigste verkleistert, und ein ganz gelindes Feuer darunter gemacht hatte, erhielte ich, ehe noch das Wasser aufzu¬ wallen anfieng, eine halbe Unze der reinesten übern Helm herüber gegangenen Feuchtigkeit, welche aber, wider mein Vermuthen, vom Ge¬ ruch und Geschmack des Wassers beraubt war. Ich fuhr sodann fort mit Verstärkung Les Feuers auch die übrige Feuchtigkeit Herüber zu treiben, ich fand aber solche ebenfalls, wel¬ ches zu beklagen, ohne Geruch und Ge chmack. Auf dem Boden der Diftillirkolbe hatte sich endlich ein wenig, kaum eines viertel Grans schwer, HG oHG r5 schwer, weiße, untüchtige, Geruch-und Ge- schmack-lose, weder mit sauren, noch laugen- haften Salzen aufbrausende Erde angelegt. Aus diesen hinlänglichen Versuchen karr nun ein jeder, der nur sonst in der Scheide- kunst erfahren, und in den Schriften der be¬ rühmtesten Männer, welche von Gesundbrun¬ nen handeln, als Hofmann, Springensfeld, Seipp, und Starkmann, bewandert ist, leicht schliessen, daß unser Pozdiateker-Wasser ei¬ nen flüssigen sehr flüchtigen, dem Hofmanni- schen Mineral-Geiste ähnlichen Schwefel, nebst einem geringen THeile untüchtiger Erde, sonst aber nichts, enthalte. Die Ursachen Hingegen, warum es mit Weinstein-Oel gekocht, keine Schwefelleber, und nachdem Essig auf dieses Mengsal gegos¬ sen worden, keine Schwefelmilch geliefert ha¬ be, wird ein jeder, der die Verwandschaften der natürlichen Cörper kennet, gar leicht be¬ greifen. Gleichwie nun ein richtig bereiteter Hof- mannischer Mineral - Geist durch das ihr bey- gemischte Weinstein-Oel durchaus nicht ge- trübet wird, sondern wegen seiner Oeligkeit mit solchem bloß eine schlängelnde Bewegung macht, i6 DA o DM macht, also wird mau auch nach Hinzumi- schung eines diftillirten Essigs eine daraus entstehen sollende Schwefelmilch vergebens erwarten. Ich ließ endlich Kupfer - F-il- Sparre in gemeldtem Mineral- Geiste so gar aufsieden, es bewieß mir aber der beygemisch- te Kupferforscher ein flüchtig - laugenßaf- tes Salz, daß der Geist nicht das mindeste vom Kupfer aufgelöset habe. Diese Versuche fand ich also, wie ich sie öfters wiederholt hatte, allezeit auf glei¬ che Art. Drit- Erklärung der Kräften. die mineralischen Behaltniße des HS Pozdiateker Gesundbrunnens/ welche ihn von dem gemeinen Wasser unterscheiden, im vorigen Capitel klar und deutlich vorge- tragen worden sind, so müssen nun auch des¬ sen Wartungen und Kräfte, worauf unsere ganze Absicht zielt, untersuchet werden. Es würben zwar die mineralischen Wasser sowohl aus eigenen Kräften, als auch kraft der einverlelbten Corper zugleich: daher» der sicherste Weg ist, ihre Tugenden durch vielfältige, und oft wiederholte Beyspiele ken¬ nen zu lernen. Indessen sind doch nicht alle vorhinein gemachte Schlüsse gänzlich zu verwerfen, be¬ sonders da man keine verworrene Begriffe, sondern eine wahre ckvmische Zergliederung, und richtige Kenntniß der im Wasser enthal¬ tenen Theile zum Grunde hat. B Durch r8 HK o GH Durch -rese nun erlanget man nicht nur eine wahre meäicmische Uebung, sondern auch die richtigsten Gründe, und Erfahren¬ heit in der Heilungs - Wissenschaft; widri¬ gen Falls sich die Aerzte in ihren Brunn- Beschreibungen oft selbst widersprechen, und ihren Wässern viele ungeräumte Wirkungen andichten müssen, dessen uns die alten Brunn- Beschreibungen genügsame Beweise geben. Unser Pozdiateker Gesundbrunnen führet also nichts anders, als einen sehr zarten, durchdringenden, schwefelhasten Geist mit sich, der dem sogenannten Hofmannischen schmerzstillenden Mineral -- Geiste ziemlicher-- massen gleicht: folglich ist hier erstlich die Tu¬ gend des Wassers überhaupt, sodann zwey- tens die Kraft und Wirkung des Hofmanni¬ schen Mineral-Geistes, und sonst nichts, zu betrachten. Was ein gutes und reines Wasser, aller mineralischen und zur Wesenheit des Wassers eigentlich nicht gehörigen Cörper ungeachtet, vor sich allein schon zu thun vermag, ist ei¬ nem jeden, der auch nur ein sehr seichtes Ein¬ sehen in die Artztney - Wissenschaft hat, wohl bekannt. Denjenigen aber, die dieser edelsten Wis- Wissenschaft unkundig sind, karr sowohl durch ansehnliche Zeugnisse, als durch gesunde Ver¬ nunft- Schlüsse gar leicht erwiesen werden, daß ein schlechtes elementarisches Wasser ein vortressiches Mittel wider eine unzahlöahre Menge verschiedener Krankheiten sey. So ist auch hier der leichteste und sicher¬ ste Bewegungsgrund zu zeigen, daß unsere Meinung mit den berühmtesten Schriftstellern ihren übereinstimme, welche von des Hippo- crates Zeiten an bis auf den heutigen Tag dem Wasser alles Lob zugeschrieben, und solches einhellig als ein trefliches Hülfs -- Mittel er¬ kannt haben. Wem beliebt, der kan in des bekannten Herrn Theodor Zwingers Abhand¬ lung vom Pst'fferbade alle diese Schriftstel¬ ler angesichrt.nachsehen. Der berühmte Friedrich Hofmann, nach¬ dem er die Möglichkeit eines geschickten und hinlänglichen Hülfs - Mittels, sowohl zu Er¬ haltung der Gesundheit, als Heilung allen Krankheiten untersuchet hatte, trug kein Bedenken, aus allen dergleichen bekann¬ ten, und bisher angepriesenen, auch noch in Zukunft zu hostenden allgemeinen Hülfs-Mit- teln allein das Wasser, als eine allgemeine B L Arhtney 2o HO o HH Artztney anzugeben. Siehe sein OpuL kky- Ilco- iVleä. Dom. II. P3§. 418. Diesem pflich¬ tet auch der gelehrte Carl Friedrich Schwerdt- ner in seinem vortreflichenBuche, welches er unter dem Titul meäicins vere univer- Ms, zu Leipzig, ^rmo 174z. herausgege¬ ben, bey. Wer die Eigenschaften des reinen Was¬ sers betrachten will, der wird aus solchen die vornehmsten Genesungs-Wirkungen, wel¬ che das Wasser täglich ausübet, gar leicht erkennen. Das Wasser ist ein sehr bewegli¬ ches aus den zartesten Theilen bestehendes, die härtesten Cörper, als Hölzer, Steine, rc. durchdringendes flüssiges Wesen, welches von der Kalte zu Eiß gehärtet, von der Warme hingegen in einem auch die härtesten Cörper erweichenden Dampf aufgelöset wird , dessen kleineste, oder urftoffliche Bestandtheilchen Kugelförmig zu seyn scheinen. Woraus also klar erhellet, daß eiskaltes Wasser die schlappen und schwachen Zäserchen stärken, die flüssigen Theile näher zusammen fügen, und dichte machen, warmes Wasser aber dieftm gerade entgegen-gesetzteWirkun¬ gen Hervorbringen müsse. Gleich- OG o HG 2i Gleichwie nun warmes, oder im Dunst und Brodem völlig aufgelößtes Wasser, wegen seiner Durchdrmglichkeit, die dichten Safte verdünnet, die scharfen durchwassert, mildert, und geschickt macht, durch verschiedene Oef- nungen des Cörpers abgesondert werden zu können: so durchdringet kaltes Wasser gleich¬ falls, welches zu bewundern, die festem Thei- le, zieht solche zusammen, verdicket die flüs¬ sigen Safte, verhindert ihre Absonderungen, und befördert die Verdauung. Aus des Wassers jetzt erzählten Eigen¬ schaften scheinet nun klarer, als aus der Hel¬ len Mittags-Sonne, daß reines Wasser ein¬ zig und allein vermögend sey einer erstaun¬ lichen Anzahl von Krankheiten sowohl vorzu- biegen, als auch solche zu heilen; wie derglei¬ chen in den Beschreibungen -er Heilbrunnen und warmen Badern überflüssig ausgezeichnet zu finden find. Es wird mich hoffentlich auch niemand beschuldigen, dem Wasser zu viele Eigen¬ schaften beygeleget zu haben , der nicht von selbst einsehen sollte, daß entweder die gar zu schlappen oder zu sehr gespannten Zäserchen, wie nicht minder die zu dichten, oder zu dürr- B z nm S2 H G v HG nen und scharfen Safte, als Haupt-Ursachen, wo nicht aller, dennoch der mehreften Krank¬ heiten, zu betrachten sind; welche Haupt-Ur¬ sachen zu heben das Wasser, als ein Mittel einer nicht zu verachtenden Würksamkeit, von den mehreften Seiten erbarmt worden ist. Die Tugend des in unserm Wasser ent¬ haltenen , durchdringenden, flüchtigen Gei¬ stes muß jedem, der sonst die Kräften des so¬ genannten Hofmanniichen mineral - Geistes durchforschet hat, offenbar, und unvcrbor- gen seyn. Der Schmerzstillende Mineral-Geist ist eine Art eines flüssigen - sehr verdünnten, höchstflüchtigen, ungemein beweglichen, aus der Virriol - Säure, und hochgereinigtcn Wein-Geiste durch dreDiftillir-Kurrft zusam¬ mengesetzten Schwefels. Wenn nun der gemeine Schwefel so viels Kräfte besitzt , wie uns die tägliche Erfahrung überzeuget, was wird dann der sogenante Mi¬ neral-Geist nicht erst für Wunder thun? Es ist wahrhaftig kein so dicht-und bester Cörprr, dessen Theile dieser Geist nicht schnell durch¬ dränge ; man kan kaum etwas so krampfigt zu- sammengezogenes gedenken, welches er nicht auftulösen vermögte. Mxi- OG o HG 2z Uebrigcns haben wir keine -er Faulung starker widerstehendere Artztney, als diesen Geist, und man kan ihn billigermassen ei¬ nen Nerven - Besanftiger, oder Nerven - Be¬ zwinger neunen. Derowegen ist dieser mineralische Geist bornahmüch, oder, wie die Gelehrten zu reden pflegen, vor andern Dingen sonder¬ bar gegen krampfartige Schmerzen, Nieren- und Lenden - Wehe, Gliederzucken, fallen¬ de Sucht, bewahrt, nicht minder im Herz¬ gespann, Bauchgrümmen, Milzsucht, Mut- terzuständen, Eckel, Erbrechen, Schwin¬ del, Blutspeyen, Lähmungen und Schlaf¬ losigkeit angerühmet worden. Es haben sol¬ chen einige Schriftsteller, auch wohl in Wechsel - Fiebern angepriesen , wie der öf¬ fentliche Lehrer Lösecke in seiner Abhandlung von Artzeney-Mitteln auf der484. Seite al¬ so schreibt: ,, Auch wollen einige, daß mau „ solchen in kalten Fiebern, zu etlichen Tro- „ pfen mit Wasser verdünnet, vor dem Antrit „ des Fiebers anordne. „ Es kan auch gewislich kaum etwas durch kessere Vernunft-Schlüsse bewerkstelliget wer¬ den, wenn wir besonders die vorhinein veran- B 4 las- 24 HM o HM lassende Ursache , (Äulam prLonenkem , el nes Wechsel - Fiebers in den Nerven , oder aber in dem sehr zarten Nerven safte selbst zu liegen, nach der Meinung des hoch berühm¬ ten Freyherrn van Lavieren behaupten , wel¬ cher im zweyten Theile seiner Anmerkungen auf der szz. Seite also schreibt. „ 8gü8 ,, probgbüs viäsrur, caulam illgm prkech'ipo- ,, nencem kiLrere porius in luvrilillimo 6ui- „ 60, vel in vslls rninimis, per c>n°e illucl ,, moverur, am cornmuni omnium iiornm ori2,i eneepkaio. „ Es scheinet Überflü¬ ße bewiesen zu seyn, daß die vorhinein ver¬ anlasse de Ursache, entweder in dem sehr tndci- len flüssigen Safte, oder in den zartesten die¬ sen Saft bewegenden Gefässen, oder aber in besagter Wesen allgemeinem Ursprünge, näm¬ lich im Geschirr selbst, hafte. Nun können alle diese Tugenden dem mi¬ neralischen Geiste, mit welchem unser Wasser reichlich versehen ist, rechtmässiger Weise zu- geeignet werden, weil solcher, wie im zwey¬ ten Capitel genugsam bewiesen worden, dem Hofmannischen Schmerzstillenden Geiste so sehr gleichet. Ein Em UM ist noch anzuführen übrig, näm¬ lich der faulende Scharbock , gegen welchen unser Wasser innerlich zu brauchen billig ange- rühmet werden kau: denn daß obgenanter Geist wider solches Uebel ein tresiiches Hülsmit- te! abgeben müsse, wird ein jeder, nach vor¬ hinein gemachten Beurteilungen, leicht fol¬ gern. Bader, wovon wir den richtigen Ge¬ brauch weiter unten angeben werden, aus un- serm Wasser gemacht, sollen wahrhaftig im Zipperlein, in der lauffenden Gicht, hartnä¬ ckigen Glieder-Schmerzen, Hüft - und Len¬ den-Wehe, Zusammenziehung der Glieder, Lähmungen, Ausfahren der Haut von verschie¬ dener Schärfe der Säfte, Trockenheit und Erstarrung der festen Theilen, und andern dergleichen Unpäßlichkeiten, nicht zu verwer¬ fen seyn. Wer mag über dieß wohl zweifeln, daß diejenigen, so mit Glücks - Gütern überhäufet sind, sich nicht nach einem länger» Leben sehnen sollten. Solches nun zu erlangen, wird unser Pozdiatecker-Bad die ihm hauptsächlich ent¬ gegen stehende Hindernisse, als z. B. die Verdickung der flüssigen, und Erstarrung der B 5 fe- 26 HG O HG ftfteil Mile, aus dem Wege zu raumen, und auszurvtten vermögend seyn. Die Tu.,: den, welche ich sowohl durch ansehnliche Zeugnisse, als durch gegründete Vernunft- Schlüße m°- serm Pozdiateker Wasser eigen zu seyn allbc- reits erwiesen habe, könnte ich auch wohl durch eigene Erfahrungen, fo ich in dieser kurzen Zeit bey Kranken gemacht habe, be- stättigen; jedoch die Kürze, die ich mir ein¬ mal bey dieser Abhandlung vorgesetzet, zwin¬ get mich dergleichen Weitläufigkeiten hier zu übergehen, und mir solche auf gelegenere Zeit vorzubehalten. Solle wohl übrigens dieses Wasser inner¬ lich gebraucht, nicht fähig seyn, die Bauch- Wmmer zu tödten, wie auch den Sand und Stein zu treiben, oder zu verhindern? Soll¬ te es nicht den Lungensüchtigen, wenn sie es mit süsser Milch tränken, den so sehnlich ge¬ wünschten und ängstlich gesuchten Trost brin¬ gen ? Doch diese und dergleichen mehrere Umstände werden fernere Versu¬ che entscheiden. Vier- H H o HG 27 Von dex Art zu trinken und Zu baden. zwar alle Göttliche Bortreflichkei- W- ten zu lohen, und höchstens Zu bewun¬ dern seynd, so muß doch die vom Größstm bis zum Kleinsten so sorgfältig sich erstrecken¬ de Göttliche Vorsicht einen unermüdeten Na¬ turforscher am heftigsten/ ja bis zum Erstau¬ nen rühren. Welch eine Vorsicht bemerket man nicht in der Erhaltung des kleinsten Ungeziefers? und was für eine bis zum Ent¬ setzen regende Allmacht strahlet nicht aus den Gestirnen, kraft welcher jene so unerme߬ lich - große Firmaments - Kugeln in einer so «»verrückten Ordnung, seit so vielen Jahrhun¬ derten, ihren Creyßlauf vollendet haben, und noch vollenden? Wer solte glauben, ohne es nicht selbst gesehen zu haben, daß Were urr- term Wasser wohnen können? Wie viele zarte der Verheerung ausgesetzte Pflanzen bringen nicht, Troz aller Gefahr, dennoch ihren Saa- nien ruhig hervor? Erhalt nicht der Höchste al-- 28 OG o GH le Gattungen Würmer, und gestattet ihre Fortpflanzung, ungeachtet solche jeder mit Füssen tritt? Welchen Gefahren ist nicht das in der Luft sich schwingende Geflügel ausgesetzt? Alle diese Dinge, in welchen man die ewige Vor¬ sehung des Schöpfers erblicket, setzen uns zwar in Erstaunen; jedoch, wenn man über alles noch bemerket, daß GOtt allen lebenden Ge¬ schöpfen in eben dem Elemente, welches sol¬ che bewohnen, gleichfalsHülfs-Mittel gegen ihre Krankheiten selbst hervorgebracht habe, so muß man hierinn dessen Vorsicht gewis nicht weniger bewundern. Da nun wir Menschen dem Schöpfer viel wehrter sind, so hat solcher auch unfern Unpäßlichkeiten abzuhelfen, Artztneyen nicht nur aus dem Elemente, worinen wir insgesamt leben, ohne Unterschied, sondern sogar aus dem Boden einer jeden Landschaft besondere den eigenen Landeskrankheiten entgegengesetzte Mittel verschaffen, und hervorbringen wollen. Also hat er das Königreich Peru mit der Fieberrinde, Holland mit Krautern gegen den Scharbock, Welschland mit sauren Früch¬ ten , Asien mit Opium, u. d. g. folglich ein je- desLand die immerwahrendenPlagen der Ein- woh- OG o OG 29 wohner zu heben, oder zu lindem, mit be¬ sonder» Mitteln fteygeöig beschenket. Nicht minder hat der vorsichtigste Schöpfer, gleich einem mildesten Vater, auch für diesen Weil Mährens Sorge getragen, und solchen ge¬ gen jene Uebel, die in dieser Gegend am hef¬ tigsten wüthen, mit Hülfs-Mitteln liebreichst versehen. Die gemeinsten oder Land - grassierenden Krankheite dieser Gegend sind hauptsächlich das Zipperlein, anhaltendes Gliederreissen, oder lauffende Gicht; die einheimischenUebel hinge¬ gen der Stadt Trebitsch bestehen imScharbvck, ausfahrender Haut, und kalten oder abwechs- lenden Fiebern; wider welche Ungemächlichkei¬ ten der Allmächtige GOtt unser Wasser,als ein bewährtes Mittel, seit vieler: Jahrhunderten aus dem härtesten Felsen hat hervorquellen las¬ sen. Vor: dessen Gebrauch ich jetzt etwas we¬ niges melden will. Nachdem aber alle Schriftsteller, welche von Gesundbrunnen und warmen Bädern ge¬ schrieben , den innerlich - und äusserlichen Ge¬ brauch eines Bades, dessen Vorbereitung, Richtschnur, Ordnung im Essen und Trinken, u. d. g. überflüßig erkläret haben, auch diese Re- Z0 HO o HO Regeln fast ohnehin jedermann bekannt find; so will ich auch , damit ich nicht Eckel erwe¬ cke, sondern Nutzen verschaffe, hiervon nicht weitlauftiger handeln. Es sollen dahero nur einige zu beobach¬ tende den äusserlich - und innerlichen Ge¬ brauch dieses Wassers betreffende Erinnerun¬ gen folgen» Erstlich rathe ich allen denen, welche der¬ gleichen Wasser, es mögen solche styn wo sie immer wollen, gebrauchen, daß sie für allem Sorge tragen, ihre Leibes - Beschaffenheit, die Art ihrer Krankheit, ferners tue Zeit und Regel der zu gebrauchenden Trink-oder Bade - Cur, die zu beobachtende Ordnung Lm Essen und Trinken, die vor und nach , oder auch wahrender Cur zunehmenden Artzt- ueyen von einem vernünftigen Arzte entschei¬ den und bestimmen zu lassen, insonderheit aber, wenn es sonst geschehen kan, mit jenem Arzte sich beratschlagen, welcher den gebrauchen - wollenden Gemndbrunnen am fleißigsten untersuchet, und am besten erkannt hat» Was kan wohl unbesonne¬ ner und thörichter seyn, als das Leben und die Gesundheit, bey deren Verlust alle Freu¬ den O DiA Zx den dieser Welt eckelhaft , und alle Schatze überlästig such, einem blinde!? Zufalle auszu¬ setzen, oder aber einem in der Cur erst Ver¬ suche anstellen - wollenden Menschen sich frey- willig anzuvertrauen? Wer hat jemale» einen Pattast aufbauen las¬ sen, ohne nicht vorher die erfahrenste Baumei¬ ster zusammen geruffen, und sich mit ihnen auf das sorgfältigste darüber besprochen zu haben? Sollte jemand einen Acker kaufen , der nicht zuvor dessen Werth, Ertrag und Nu¬ tzen wohl überschlagen, und genau berechnet hätte? Leihet man wohl, ohne Unterpfand oder handschriftliche Verbindung, seine Gelder auf Zinse? und die Gesundheit, den Schatz al¬ ler Schätze, wollten wir so schlecht achten, ja solche gleichsam den spielenden Versuchen des ersten Vesten unterwerfen ? O beklagens¬ würdige Gesundheit! Zweytens haben seither alle, welche von Gesundbrunnen geschrieben haben, den Leib zum Gebrauch dieser Wasser vorzubereiten, anfänglich ein Purgier - Mittel einhellig an- geratherr, welchem nützlichen Gebrauch schwer¬ lich jemand, der auch nur ein seichtes Ein¬ sehen in die Arzrnep - Kunst hat, wider- stre- ZL HH O OH streben wirb ; sintemal eine vor dem Baden oder Trinken dieser Wasser genommene Pur¬ ganz alie imMagen und Gedärmen verfamm- lete dichte, und rohe Unreinigkeiten abführet, folglich dem Gesundbrunnen die Wege öfnet, sich mit den allgemeinen Saften , nämlich, mit dem Geblüte vereinbaren zu können. Sol¬ chergestalt können alsdann die dem Blu¬ te beygemifchte, und mit solchem im Creys- Lauf umgetriebene Wasser die Mangel der flüs¬ sigen und festen Theile leichter und geschwin¬ der verbessern, als wenn sie im Gegerrtheil dre Unreinigkeiten der Gedärme fortgerifsen, und dem Geblüte beygemischet hätten. Ein gleiches geschieht nun auch beym Ge¬ brauch des Badens, massen ein jeder, dem nicht vorher der Magen und die Gedärme durch eine Purganz gereiniget worden sind, wahrend dem Baden grosse Bangigkeiten em¬ pfinden muß, wie die Erfahrung selbst jene lehret, so mit vollem Magen ins Bad stei¬ gen. Bey solchen Umständen wird nun das Wasser, nachdem es durch die Schweis-Lö¬ cher in den Cörper gedrungen, nicht nur al¬ lein die in den Blut-Gefäßen enthaltene ver¬ dorbene Feuchtigkeiten zu verbessern haben, son- OG o HH zz sondern es wird zu gleicher Zeit die in den Gedärmen noch zurückgebliebene Nahrung durchwassern, folglich den Nahrungssast, ehe noch solchen die Milchadern ausgesogen, und der unterm Schloßbeine liegenden Ader ein- getraufelt haben, zurück halten, und ohne Nutzen aus dem Leibe wegwaschen müssen, worauf dann die Genesung viel spater er¬ langet, oder aber, wenn der Ansatz des schäd¬ lichen Wesens zu häufig in den Gedärmen liegt, wohl gar vergebens gehoffet wird. Was aber für ein Purgiermittel zu nehmen sey, Larinn sind freylich die Aerzte selbst noch nicht einstimmig, massen einige Salze, Tink¬ turen und Pulver, andere aber verschiedene Tranke ihren Badegästen anrathen. Mei¬ nes Erachtens handeln jene am weißlichsten, welche keine allgemeine Form, in allen Zufäl¬ len, und für jede Person ohne Unterschied be¬ stimmen, dahero auch die richtige Wahl unter einem so grossen Vvrrathe der Purganzen ei¬ nem erfahrnen Arzte allein überlassen werden muß. Daß Drittens eine Aderlaß gleichfals dienlich sey, solches hat der sehr berühmte Loervgvs schon ermahnet, wann er sagt: „ con- C „ cl- ?4 OH ° OH ,, eilisnäo in^relsu msäiLSmenrorum in valg, „ liorum^ue limul acimillions prc>curgri6a, „ rum äc excicanäa vi eorunäem , in mg- ,, Anis curarionibus per6Liunäi8 : viäe Inüir. „ lVteö. p. 540. is. „ denEingang der Arztneyen m die Gefäße zu erleichtern, dann deren Vermischung zu befördern, wie auch ih¬ re Kräfte mehr zu erwecken, in grösser» zu vollendenden Euren, u. s. w. „ Daher die Verteidiger der warmen und kalten Gesundbrunnen, wie nicht weniger die mehresten sogenannten Wasser-Aerzte, vor dem Gebrauch der Gesundbrunen und warmen Bä¬ der, eine Aderlaß vorzunehmen, nachErforde- rung der Umstände, angerathen haben; und zwar in Slbsicht, damit die Wässer leichter und häuffiger in unsere Säfte dringen, und solche verbessern mögen, nicht aber, wie es leyder! die Barbierer im Gebrauch haben, hey jedem Zufalle, und jedweder Persohn ohne Unterschied die Ader zu schlagen. Diejenigen, welche gegen eine jede Krankheit, erstlich ei» Brechmittel, dann eine Aderlaß, endlich Schweistreibende und bezoardische Arztneyen ordnen, um mit solchen die Ursache der Krank¬ heit durch Ausdünstungen aus -em Leibe zu schaf- OG o H H Z 5 schaffen, das übrige nachgehends , der Kran¬ ke befinde sich schlechter darauf, oder er gehe gar zugrunde, dem Schicksale zuschreiben, und also sich selbst überreden wollen, die äussersten Arztneymittel angewendet zu haben, dieje¬ nigen, sage ich, mögen zusehen, wie sie mit ihrer Meinung zu recht kommen, und solche andern aufdringen können. Ob nun vor dem äusserlich-oder inner¬ lichen Gebrauche des Pvzdiateker - Wassers gleichfals eine Aderlaß vorzunehmen sey, sol¬ ches überlasse ich einem jedem Arzte, bey wel¬ chem man sich hierüber Raths erholen wird. Viertens muß man denen, die unser Wasser als ein Bad gebrauchen wollen, zwey drittheile des nächst dem Brunnen vorbeyflies- senden Bach - Wassers warm machen , als¬ dann in erforderlicher Menge des nöthigen Bades ein Drittheil frisch geschöpftes Wasser aus dem Gesundbrunnen zur Abkühlung des obigen beymifchen, und in das auf solche Art zubereitete warme Bad den Kranken steigen lassen. Wer C s Z6 HO O HO Wer das zweyte Capitel dieses Büchleins gelesen hat >, wird diese Beobachtung nicht als unnütz betrachten, vielmehr leicht begrif¬ fen, daß unser Gesundbrmrnenwasser, we¬ gen seinen sehr zarten und flüchtigen Schwefel, nicht ohne Nachtheil könne heiß gemacht wer¬ den, sondern noch über dieß durch das Sie¬ den seine besteKraft verliehren müsse. In dem auf obgedachte Art zubereiteterr Bade kan sodann jeder, wer solches gebrau¬ chen will, Früh von 9. bis io. Uhr sich ba¬ den, Nachmittag aber wird es am dienlich¬ sten seyn, sich zwischen drey und 4. Uhr ins Bad zu setzen. Dieses genau zu bestimmen pflegt man allzeit die Natur der Person, wie nicht weniger die Krankheit selbst anzusehen, und sich nach den übrigen Umstanden zu richten. Fünftens werden diejenigen, denen unser Wasser von ihrem gewöhnlichen Arzte verord¬ net worden ist , nicht minder gewisse Regeln zu beobachten verbunden seyn, und zwar, de¬ nen es warm zu trinken anbefohlen worden, die haben zu merken, daß sie eine mit un- serm Wasser angefüllte, fest zugestopfte Fla¬ sche in ein irrden- oder kupfernes, mit Was¬ ser gleichfals gefülltes Geschirr stellen , und pl' OO o HG solches beydes zusammen warm werden lassen. Slufdiese Art wird zwar unser Wasser mit dem, worinnen es steht, zugleich erhitzen , jedoch bey dieser Erhitzung seinen Geist nicht ver- liehren, folglich mit erwünschten Nutzen kön¬ nen getrunken, und so lang fortgefahren wer¬ den, als der Arzt, um seine Cur zu vollenden, es für dienlich und nöthig erachten wird. Welchen es hingegen kalt zu trinken an¬ befohlen wird, die können nun fteylich wohl das aus dem Brunnen geschöpfte Wasser al- sogleich, und mit wenigem Umstanden trin¬ ken. Was die Zeit des trinken - sollenden Was¬ sers betrift, wirb solches Früh Morgens kalt oder warm am besten zu nehmen seyn. Wie viel aber getrunken , und wie lang mit dem Trinken angehalten werden soll, dieses muß erst nach der Eigenschaft des Kranken, und nach der Art der Krankheit abgemessen, und bestimmet werden. Sechstens kan vor der Bad - und Trink - Cur ein Frühstück von gehöriger Art genommen werden, als Thee, Kaffee, OocLolsrs) verschiedene Brühen oder Sup- C z pen, z8 O G o GG pen, nachdem es die Natur, Krankheit, Ge¬ wohnheit , oder das Alter eines jeden er¬ heischet, und vertragt. Das Nachtmal wird am füglichsten Abends um 8- Uhr einzunehmen seyn, doch muß sol¬ ches aus leicht zu verdauenden Gerüchten be¬ stehen, damit nicht beym ftühzeitigen Baden der noch mit der Verdauung beschäftigte Ma¬ gen uns mit Blödigkeiten beängstige. Das Mittagsmal hingegen darf schon aus etwas gröber« Speisen bereitet, und um die zwölfte Stunde des Tags genossen werden; woraufmanNachmittags um drey Uhr wird ins Bad gehen, und also mit leerem Magen nütz¬ lich baden können. Gar zu häufige, ro¬ he, harte und saure Speisen aber, als auch solche, welche die Umstande der Krankheit nicht dulden, müsse« auf das sorgfältigste vermie¬ den werde«. Siebendens ist der gewöhnliche Trunk «ach Art und Beschaffenheit des Kranken, oder der Krankheit verschiedentlich zu bestim¬ men. Einige vertragen gewässerten Wein, andere pflegen nur lauteres Wasser zu trin¬ ken: dann giebt es wiederum andere, denen man wegen langer Gewohnheit, und we¬ gen HO o HG N gen ihrer Krankheit selbst, Bier zu trinken erlauben muß. Doch muß wahrend dem Ge¬ brauch mrsers heilsamen Brunnens alle Vvl- lerley überhaupt verabscheuet werden, weil hoffentlich niemand seine Gesundheit zu verlieh- reu, sondern vielmehr solche zu erhalten, oder zu erlangen, unser Pozdiatekerwasser wird trinken wollen. Sichtens lautet das alte Sprüchwort: kuriu8 ex irrlo 5ome bibuntur rrc^uL. Man trinkt doch stets selbst auf der Stelle Oas Wasser reiner aus der Quelle. Welches Sprüchwort die Verteidiger der Gesundbrunnen von allen dergleichen Wassern bestattigen. Daß solches aber auch bey unserm Wasser einrreffe, werden gewiß alle, die die¬ ses Büchlein nur aufmerksam durchgelesen, und des beschriebenen Wassers sehr flüchti¬ ge Bestandteile mit uns eingesehen haben C 4 ge- DD- o HH- gestehen, übrigens aber allen Verdacht ei¬ ner heimlichen Gewinnsucht beyseite legen müssen. Denen, die es gleichwohlen abwesend gebrauchen wollen, oder müßten, gebe ich die Ermahnung, daß sie sich unser Wasser in wohl verstopften , und mit Pech ver- kütteten Flaschen kommen lassen, zu Hau¬ se aber noch über dieß die Mündungen der Flaschen auf das sorgfältigste verwahren, wenn sie anders den sehr fluchtigen Schwefel des Wassers erhalten, und dessen Würkungen er¬ fahren wollen. Neuntens werden die Leibes - Bewegun¬ gen, Gemüths-Erlustigungen, Spiele von aller Art, und andere verschiedene Ergözun- gen den mehresten Kranken auf das nach¬ drücklichste angerathen, massen kraft solcher der Umlauf der Säfte, und die verschiedene Absonderungen befördert, die Verdauung be¬ schleuniget, das Rohe verkochet, und zur Nahrung gemacht, das Schädliche untertru- cket, und endlich die Zäserchen der festen Thei- le nicht minder gestartet werden. Ueber Ueber alles aber möchte ich mrsern Bade¬ gästen freundlichst gerathen haben, sich aller Haussorgen, wenn sie das Bad zu besuchen willens sind, so viel möglich zu entschlagen, auch allen ksmiilen - Veldruß in die tiefefte Vergessenheit zu vergraben, daferne sie ge¬ nesen wollen. Denn, wenn das Gemüth krank un- niedergeschlagen ist/ auf was Weise soll als¬ dann der Leib, welcher von dem Gemüthe belebet wird, geheilet werden können? Zehentens war es zeithero bey allen, oder doch den mehresten Ärzten, welche den Badegästen wahrendem Gebrauch der Ge- sundbrunen beygestanden sind, eine übliche Ge¬ wohnheit, keinen Gast abreisen zu lassen, oh¬ ne ihm zum Beschluß der Cur ein Purgier¬ mittel dargereichet zu haben. Gleich dann auch nach dem Gebrauch der Wasser und des Badens die aufgelößte Ma¬ terie am leichtesten auszuführen ist, wie Hip- pvcrates selbst bezeuget: „ Corpora, Hure- „ cunHue Huis pur^sre volnerit, lluiäa ls- „ cere o^orcec.„ -^plior. 9.8LÄ. 2. „Was C 5 „man 42 OG O OG „ man auch immer für Cörper reinigen will, „ diese müssen vorher flüssig gemacht werden. Und so wird dann endlich auch diese durch das Ansehen eines so grossen Arztes unterstütz¬ te, wie auch auf die richtigsten Schlüsse gegrün¬ dete Gewohnheit ein jeder auf das höch¬ ste billigen, und solche nach- ahmen. ENDE. ^>o ist die Welt verkehrt! Den Trank, der uufern Vatern, Den Trank, der selbst den Göttern Von Alters war bewehrt. Setzt man dem Rebensaft (s) Der st Vie! Menschen rast, Aus grösser Thorheit nach. O doppelt Weh und Ach! * * * -x- x -x- -x- 9?icht für das Vieh allein Erschuff GOtt uns das Wasser: Was pochst du dann , O Prasser, Auf deinen Schleckerwein? Die Seele wascht es ab: Wein wirft den Leib ins GraV, Was kalt uiks besser seyn, Das Wasser, oder Wein? 2^Ser lebt wohl ohne Brod? Wo dürre Wasser - Mühlen. Was ist allda zu fühlen? Nichts als die höchste Noth. Wo dieser Himmelsrhau Befeuchtet Feld und Au, Da ist mau wohl daran, Auch alles wohl gerhan. -X- -X- -St- X- -X- A- -x- x- x- Des Staats und Landes Flor Ist Handlung ausserm Lande, Schift man nur auf dem Sande, So kömmt sie schlecht empor. Hierzu will Wasser seyn, Drum gebe man dem Wein Gemaßig gute Nacht, Der viele umgebracht. X- X- X- X- -X- X X- X Gesundheit ist ein Schatz, Das Wasser der Behüter: Was sollen alle Güter, Wo diese weicht vom Platz? Ge-- Marr bleibt gesund und frisch, Wo Wasser auf-em Tisch Geschwängert ist mit Erz, Erquickt der Kranken Herz. > * * -z- x * qe A- * beglückter Halbstem - Utamm! Dein Wasser an dem Walde Nächst Dozdmtek nicht balde (l)) Aus einem Weine kam. Es scheint, der Himmel hab Bestimmet diese Gab Der GOttbeliebten Seel, Dem Graf (c) ^a GOtt ist recht mit dir! Der dir dies hat gegeben Zu dein und andrer Leben, Nach deines Namens-Zier. Herr Graf k Derley ich wenig zehl; Der Nutz, der andre Trieb, Ist dir der Menschenlieb. Den * * n X -X- * A- -k en Schwemmteich 8ilo2 Hat dir GOtt aiivertrauet: Du hast ihu so erbauet, Daß niemand dahin geh, Der einstens klagen könnt, Daß weder Hüls, noch Hand, Bequemlichkeit, noch Treu, Da anzutreffen sey. * * -X- -X- -X- v H- ?rotz dem! -er es nicht glaubt, Es komm nur auf die Probe, Obs Werk den Meister lobe: Jedwedem ists erlaubt. (6) Doch GOtt allein die Ehr! Von ihm rührt alles her. GOtt ist, der diesem Bad Die Kraft ertheilet hat. ' '' ' 'l Diese Osts setzet Mr Denkmahl der un¬ sterblichen Verehrung, und äussersten Auf¬ merksamkeit für des Herrn Grafen von Waldstein - Wartenbecg LxseUsnz. als Sund- Grund-Herrn von Trebitsch, und Be¬ sitzern de» Pozdiatckec - Bades glückwün¬ schend hinzu Dero SUdU.L'I'ä.UIV?, 16^7, H^ROVVLXV. (a) 8ecunflum illuä Oviäü. I. 6e arte: Vinn bibant lanminsz , an im al in LWtera stintez. (b) Der Nähme des Dorfs Poxdiarek will nach dein Böhmischen so viel sagen, als poxdie rek , oder tekl reu Pramen, ZuTeutsch: DiefteBrnnnquell ist spar geflossen. Und, in Warhcit , ob schon dieses Wasser ohne Zweifel zu Zeiten der hohen Andreren geflossen, so ist dennoch dessen hcilwür- kende Kraft bis auf die spätem Jahre Sr. Uxoel- lenr des Herrn Grafen Wald¬ stein-Wartenberg unbekannt geblieben, folglich diesem Dorfe nicht ohne Göttliche Vorhersehung gleichsam aus Prophetischem Geiste der Nähme Poz- viatek beygcleget worden. (c) bM/VdMUs. ist ein Hebräisches Wort , so auf lateinisch z>, teutsch aber so viel als:Gcvtt mit uns; heißet. (fl) Luc prostibetis aczuas ? ulu» communi; ac^ua- rum. Oviri, u. 6. IVietamorph.