A II p (o Šoti P ETTAL! UM) SEINE UMGEBUNG. TOPOGRAFISCI LI 1IST0RISCH-STATIST1SCHE SKIZZEN VON JOSEF FELSNER. ILLUSTRIERT VON ALOIS KASIMIR. -C^b^S^S-tm----:- PETTAU 1895. VERLAG VON W. BLANKE IN PETTAU. Druck von W. Blanke in Pel Inhalts-Verzeichnis. Seite. »Mein Pcttau« ..................... 1 Nach Pettau...................... 3 Die Geschichte Pcttau's................. 13 Lage und Klima..................... 40 Ein Spaziergang durch Pettau.............. W Pcttau's alte Bauten und Denkmäler........ 72 Die Hauptpfarrkirche zu St. Georg........... 1B Der alte Stadtthurm.................. W Das Orpheus-Monument................ 77 Von anderen Denkmalen................ 78 Die Minoritenkirchc St. Peter und Paul......... 80 Die Oswaldikirchc................... 82 Das alte Kapuzinerkloster............... 84 Das ehemalige Dominikanerkloster...........84 Das Bürgers]litalsgcbäude...............86 Die alten Festungsbauten...............89 Ausflüge in Pcttau's Umgebung............100 Obcrpettau......................101 Wurmberg......................102 Thurnisch.......................106 Ebensfeld.......................107 St. Veit mit Goikowa................ 107 Dornau........................108 Die Ragosnitz....................109 Gross-Sonntag ... •................HO Fricdau........................115 St. Urbani.......: . *:-.,...........117 Maria-Ncustift.....................118 Monsbcrg............!..........121 Kranichsfeld..........V..........121 Merctinzcn......................123 Ankenstein.......................124 Der Donati........' •."............129 Statistik........................ 136 Schlusswort.......................154 Illustrationen. (Der fette Druck bezeichnet Vollbilder. Seite. Pettau von Süd.................... 1 Pettau im Mittelalter...................13 Oberpettau.......................32 Pettau von Ost.....................40 Florianiplatz......................51 Oswaldikirche.......................63 Drauufer in der Waitschach...............56 Pettau von der Drauscite.................58 Volksgarten.......................59 Minoritenklostcr.....................63 Römerdenkmale um den Stadtthurm..........68 Das Orpheus-Monument................77 Schlossthor in Oberpettau................93 Rochuskapelle.............•.........100 Schloss Wurmberg....................103 Maria-Ncustift......................119 Schloss Ankenstein....................125 Pettau von Nord.....................133 Schloss Trakostjan....................134 Mein Pettau. Die Berge grün und grün die Au Und grün das weite, weite Land! lud mittendurch ein Silberband, Das breite Silberband der Drau! Du trägst als Deines Kleides Zier, Das (iott Dir selbst gewoben hat, Mein Pettau, traute Heimatstadt, Der schönen Steiermark Panier. Wo sieh das weite Draufeld engt, Der Berge Wall von Sud und Mord Sieh näher an des Stromes Bord Zu Schirm und Wehr zusammendrängt, Da hieltest Du, mein Pettau, Wacht Gar treu am Ostthor uns'rer Mark, Wie eine Schildmaid schön und stark, In Kriegssturm und Wetternacht! Und wo der grünen Berge Hang Sanft niedersinkt zur klaren Drau, In der des Himmels tiefes Blau Sich spiegelt und mit leisem Sang Die Welle Deines Kleides Saum DirkÜSSt, Da ruhst Du süss und weich Mein Pettau, rühm- und ehrenreich Und träumst zu eilausendjähr'gen Traum. Du hörst der Kelten Schlachtgesang, Der Legionen Siegesruf, Du hörsl der Hunnenrosse Huf, Kühlst der Barbaren wilden Drang Und Dich — dem Untergang geweiht! Und dennoch lächelst Du im Traum? fa, ja, denn sie sind Staub und Schaum, Und Du, mein Pettau, blühst noch heut! Josef Felsner. v Hoch TYttcm. •liier Fremde, ma« er von Nord, West oder Süd her in die Steiermark gekommen sein, wird sich nicht wundern, dass der Eisenbahnzug, der ihn durchs Land führt, sich wie ein vorsündflutlicher Saurier bald um eine Bergnase, bald um eine Felsecke windet, jetzt über eine Brücke, dann wieder durch eine dämmerige Gallerie hinrasselt, durch einen langen, rauchgefüllten, finsteren Tunnel oder über einen schwindelnden Viaduct keucht, oft so ar^ sich biegend und windend, dass der aus seinem Wage;on-fenster juckende Reisende Kopf und Schwanz des pfauchenden, dampfschnaubenden Unthieres gleichzeitig sehen kann. Jetzt kraucht das Ungethüm stöhnend bergan, stürmt an einem jäh abfallenden Hang dahin, dass dem Schauenden die Anesst vor einem Abstürze nicht aus den Gliedern kommt, schlängelt sich durch eine Klamm, deren Sohle die Sonne nur am hohen Nachmittage bescheint, stürzt jenseits, unter den Zügeln der Bremser knirschend, zu Thal und verschwindet wieder in ein finsteres Erdloch. Das Alles ist nicht verwunderlich; auch nicht das ewi<;'c Biegen und Winden, die luftigen brücken, die schwindelnden Viaducte, die langen Tunnels; der Fremde hat von der Steiermark nie anders als von einem Berglande gehört und kennt alle Geschichten, die so unwider- stehlich fesselnden und zum Greifen naturwahren und doch so hochpoetischen unseres Rosegger fast auswendig und wenn er sie mit dem vergleicht, was er im Fluge .sehen kann, so stimmt alles wunderbar, denn Rosegger schreibt nicht, sondern er malt seine Landschaftsbilder nach der Natur. Es ist richtig ein Bergland, dieses Steiermark und nicht selten treten die Hänge so nahe heran, dass man sie mit den Händen greifen könnte, — wenn's rathsam wäre. Dass in einem solchen Lande nur der Geier und der Adler auf seinen Wanderungen eine halbwegs gerade Richtung einzuhalten vermag, nicht aber die Bahnt race, ist auch erklärlich. Nun aber nimmt der Fremde von Pragerhof weg seine Route gegen Sonnenaufgang und da kommt ihm diese Steiermark plötzlich ganz fremd vor. In pfeilgerader Richtung geht's stundenlange durch eine weite, grüne Ebene. Die Berge sind bis an den Horizont hinausgerückt und sehen sich an wie ein blaues duftiges Spitzengewebe, mit bizarr gearbeiteten weichen Kanten. Ob das wohl noch die Steiermark ist? Der Farbe nach stimmt's; grün, wohin das Auge blickt. Grün in allen Tönen und Schattirungen, Zwischen saftig grünen Wiesen rollt der Zug dahin und zwischen blaugrünen Waldparzellen; an ^elbijriinen Kornfeldern vorbei und an fahlgrünen Weiden und zwischen sattgrünen Obstgärten hin. Dazwischen liegen lange Zeilen oder dichte Gruppen von weissen Häusern mit rothen Ziegel-oder grauen Strohdächern; hellschimmernde Kirchen mit Thiirmen, die rothe Zwiebelhelme oder blanke spitzige Pyramiden tragen. Die eine schaut mitten aus einem Dorfe herüber, die andere steht einsam auf freiem Leide oder einem isolirten Hügel. Dichte Baumgruppen und mitten darin ein behäbiger Bauernhof; ein massiges Herrenhaus, oder ein Schlösschen. Zwischendurch schlängeln sich weisse- Strassenbänder oder glitzernde Bäche; erstere laufen von Dorf zu Dorf letztere eilen unter hellgrünen Weidenbüschen oder dunklen Lrlen der Drau zu, die nordwärts hie und da aufblitzt, wie die leuchtende Süber-borte unter den Falten eines grünen Sammtkleides. Der Zug fährt gemüthlich; man kann die ganze Herrlichkeit sehen, die sich da rechts und links ausbreitet; eine weite grüne Ebene, wohlcultivirt, besäet mit hunderten von Dörfern und Weilern. Ein grüner Riesenteppich, prächtig gestickt mit regelmässigen geometrischen Figuren in allen Farben, je nach der Jahreszeit; mit grünen Wiesen, braunen Brachen, gelben, wogenden Ahrenfeldern, silberschimmernden Buchweizenäckern und bunten Kleebreiten. Dazwischen ziehen sich Wege und Steige und wo zwei Äcker aneinanderstossen, oder an den Weg rainen, liegt hie und da ein Haufe Trümmer von Bruchsteinen, Ziegeln und Mörtel, die der Bauer ab und zu in die ausgefahrenen Weggeleise wirft, um sie auszubessern. Als ob ein Steinhaufen etwas Merkwürdiges wäre: Der Bauer thut recht, das ausgepflügte Zeug aus seinem Acker zu werfen und gelegentlich den Feldweg damit auszubessern, mag der Leser denken. Vielleicht, vielleicht auch nicht, je nachdem; der ausgeackerte Stein zeigt ein Stück Ornament, der Ziegel zeigt ein vertieftes Zeichen, fände sich der Rest dazu, so würde man das »Legionszeichen« einer römischen Cohorte sehen, die im Frieden Ziegel geschlagen" für die riesige Stadt Petovium, die da seit 1500 Jahren fast unter den Kukuruz- oder Buchweizenäckern begraben liegt. Das Stück Mörtel von beträchtlicher Dicke und Festigkeit, zeigt auf der Machen Seite pompejanischrothe Farbe und wischt man die Fläche am Grase rein, so gewahrt man die Linien einer scharfen Zeichnung; es mag ein Stück Mauerverputz sein aus dem Badezimmer einer vornehmen Römerin, oder aus dem Atrium einer Villa irgend eines hohen Herrn. Oft fördert der Pflug auch Münzen zu Tage, die ein Sammler schon lange sucht und um schweres Geld nicht haben kann; der Bauer gibt sie seinen Kindern zum Spielen, wenn sie nicht gerade von Gold sind, in diesem Falle versteckt er sie sorgfältig, denn sie ist eine »Glücksmünze. <' Auch Steine findet er hie und da, die aussehen wie ein Keil und sogar ein rundes Loch haben; dazu schüttelt er den Kopf. Wie dumm, einen Stein zu durchbohren, denkt er und wirft das Ding zu den andern auf den Haufen. Dass der Fund eine Axt aus der Steinzeit ist, weiss er nicht. Oder er findet eine schöne Platte von hartem, weissen Stein, hübsch gearbeitet, vielleicht mit einer Inschrift. Sie ist gut als [[erdplatte zu gebrauchen oder zu sonst was, wenn der Maurer das Ding ordentlich zurichtet. Oder eine Figur, die unanständig nackt ist. So was leiden die Weibsbilder nicht im I lause; also Arme und Beine weg und sonst noch was nicht passt, und nachher gibt's einen ganz guten Haustein, denn solche sind hier hart zu beschaffen. Ja verehrter Leser, unter diesem grünen Rasenteppich liegt manch' Ding, um welches sich die Museen zanken würden, aber der Hauer ist kein Archäologe. Hie und da hebt sich ein isolirter Kegel aus der Ebene, völlig verwachsen mit Gras und die Kinder spielen darauf. Das sind uralte Grabstätten: > Heidengräber sagen die Leute im Dorfe, Römergräber sagen die gebildeteren Städter. Aber die Dorfleute haben recht; I leidengräber sinds; Hunnen- oder gar Celtengräber, aber Römergräber sind's nicht, die Römer bestatteten ihre'lochen anders. Weshalb sie nicht geöflfnel und durchforscht werden? Nun hie und da versuchten es wohl Schatzgräber in früheren Zeiten, aber da sie keine Schätze fanden, nahmen sie die mächtigen Steinplatten zum Bauen, den Rest zerstörten sie. Fremde aber lassen die Bauern nicht graben auf ihrem Grunde, oder nur gegen eine Entschädigung, die so Lächerlich hoch ist, dass man auf derlei wissenschaftliche Vergnügen verzichtet. Bei dem Dorfe Haidin steht ein Kirchlein, dem heiligen Rochus geweiht, auf solch einem Hügel und das Volk nennt diesen Hügel das Grab Attilas«, der freilich auf der pannonischen Ebene irgendwo begraben liegt. Da die »Geisel Gottes« aber in seiner so und sovielten Braut-nacht starb, wird es wohl in der Nähe irgend eines seiner Ringe gewesen sein, wo er begraben wurde. Aber klassischer Boden ist da überall, wo dein Fuss hintritt, verehrter Leser, ein Hoden, der durch eine mehr als zweitausendjährige Geschichte geheiligt ist. Iiier tummelten sich die I [erden der Celten, welche die Urbewohner verdrängt hatten, schon, als noch Romulus und Remus an der Wölfin saugten und während die »Geschorenen« in der Ebene das Vieh hüteten und an den sonnigen Hängen der Berge drüben pflügten und rodeten, jagten die »freien« keltischen Recken drüben in der Kollos und in den Gräben des Matzclgebirgcs und den Schluchten des Bachers den l'r, den Hären und Luchs und den Eber; befehdeten unfreundliche Nachbaien, lagen auf der weichen Bärenhaut und Hessen das mächtige mit Hier oder Aleth gefüllte Trinkhorn im Kreise herumgehen, oder hielten Gautag oder Thing unter irgend einer der mächtigen Linden, deren Nachkommen heute noch zu so feierlichem Thun wohl geeignet wären Weiter brauset der Zug und sichtlich näher treten die Berge im Norden, die breite1 Drau zwingend, sich <|uer durch die Ebene ihren Weg zu bahnen an die1 I hinge der Kollos hinüber nach Süden. Die IVttauer »Stadtberge« sind es, die- Ausläufer des »Posruk , welche sich so tief in die weite Flussebene hineindrängen, dass die Lnt-fernung zwischen dem nördlichen und südlichen Höhen-; zuge nur mehr sechs Kilometer beträgt und quer vor diese Enge- legt sich der breite, raschströmende Fluss. Er schliesst das Obere IVttauerleld ab, ein fast rechtwinkliges Dreieck, dessen eine Kathete der Höhenzug der Kollos im Süden, dessen andere das Bachergebirge im Westen und dessen I [ypothenuse die von Nordwest nach Südost fliessende Drau und die hart am linken Ufer derselben sich haltenden Pettauer »Stadtberge bilden. Nach der Karte' gemessen beträgt die Länge der Grundlinie zwischen Kerschbach und St. Veit. 25 Km., die- Kathete zwischen Kerschbach und Marburg 22 Km. und die Hypothenuse zwischen Maiburg und St. Veit 32 Km., darnach das »Obere Pettauer Feld einen Flächenraum von circa 352 Quadrat-Kilometer hat und mit dem an- grenzenden »Unteren Pettauer Felde die grösste Ebene in Steiermark ist. Die südlichste Spitze, mit welcher die Pettauer Stadtberge sich in die grüne Ebene vorschieben, ist eine isolirte Höhe, ein einzelner Berg, dessen Scheitel das mächtige Schloss Oberpcttau< trägt und dessen - Fuss die Drau bespült, während die Stadt Pettati den ganzen Hang rings um den Berg bedeckt und nur ehe Einsattlung frei lässt, mit welcher derselbe mit dem Zuge der Stadtberge zusammenhängt. Diese Lage allein schon gibt der Stadt vom rechten Drauufer aus gesehen etwas ungemein Malerisches und die am rechten Drauufer liegende Gemeinde Rann, mit der Stadt enge verbunden durch die Draubrücke, kann ebensogut als Vorstadt Pettaus gelten, wie die im Winkel der Drau und des aus den Stadt-beigen kommenden Grajenabaches, in der Niederung liegen de K a n i seh a - Vorst adt. Traulich um den Schlossberg geschmiegt liegt sie da, die Stadt Pettau; vom Drauufer ansteigend bis an den Fuss der Wallmauern des alten Castells, über deren Brustwehren die Fckthürme ragen, darüber der massige Schlossbau und ringsum zu Füssen die alten hohen Ziegeldächer der vielen noch existierenden Gebäude aus früheren Jahrhunderten; die alte Stadtpfarrkirche und der mächtige uralte Stadtthurm, gleich der Kirche ein Wahrzeichen aus dem frühen Mittelalter, gibt ein Bild, welches gleich beim ersten Anblicke so ungemein anheimelt, wie wenig andere Städtebilder. Lud dieser Eindruck bleibt gleich, mag man Pettau von welcher Himmelsrichtung immer betrachten; er ist überall gleich anheimelnd, obwohl das Bild stets wechselt. Sic ist, wenn man den Vergleich anwenden will, von der einen Seite die »chrenveste und tugend-sambe Hawsfraw« eines Bürgers aus dem deutschen Mittelalter mit »Gugl, geschlitzten Puffärmeln und Gürteltasche«, - von der anderen eine frische, nett zusammengestutzte Landschöne mit kurzen Röcken, Mieder und Seidenschürze und von der dritten eine moderne Dame, nicht gerade nach der neuesten Nummer der »Wiener Mode- Zeitung«, aber so chic und geschmackvoll herausgeputzt, wir es eine Provinzdame nur immer sein kann. Und das sind so eigenthtimliche Reize, dass sie Jedem sofort gefallen, Neben dem alten behäbigen Bürgerhause, dessen Fronte so oft gebrochen ist, als sie Fenster zeigt, ein moderner Neubau, der auch in der Grosstadt keine schlechte Figur spielen würde. Fine massige Rundhastion mit hohem, schweren Ziegeldache, schlicht und recht zum Wohnhause eingerichtet und gegenüber die moderne Restauration mit der Vedute einer Gasse, durch welche man jetzt und jetzt eine Rotte reisiger Knechte heranstampfend erwartet; der massige an den Campanile von Aquilca gemahnende und wie dieser isolirt siebende Stadtthurm, an dessen Fusse eine ganze Sammlung von mindestens lünfzehn Jahrhunderte alten Römerdenkmalen angefügt ist und gegenüber moderne Confectionswaren-lager mit hohen Spiegelscheiben und dahinter all die duftigen und luftigen Gewebe, aus welchen die Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts ihre ebenso kunstvollen als unpraktischen Toiletten componicren. Mit jedem Schritte fast, den man thut, wechseln diese Bilder; es ist kulturhistorische Kleinmalerei, oft tief ernst und hie und da auch ein wenig zur Heiterkeit stimmend. Aber immer hochinteressant. F.s ist auch nicht leicht anders möglich, denn auf engem Räume nebeneinander sind die sichtbaren Spuren von siebzehn Jahrhunderten zusammengedrängt Mitten auf dem Hauptplatze das von römischen Künstlern im Jahre 194 gemeiselte Monument zu Ehren der Siege des Septimus Severus, der in Pettau zum römischen Imperator, zum Herrn der alten Welt ausgerufen wurde; wenige hundert Schritte davon der moderne Zinspalast, dessen mächtige Quader-facade eitel Mörtel, dessen Bildhauerornamente zerbrechliche Terrakotta, dessen weitausladende Gesimse, Lesenen Sockelsteine und Thorbogen Cement ist. Ein Kunstwerk aus dem Jahre 194 und ein Bauwerk aus dem Jahre 1H94. Das Erstere hat siebzehn Jahrhunderte überdauert und wird voraussichtlich auch den nachbarlichen, modernen Prachtbau um Jahrhunderte überdauern. Was thut's, wir modernen Menschen sind nicht so ehrgeizig, für die Ewigkeit zu bauen, wie die antiken; wir sind überzeugt, dass unsere Nachkommen in Palästen aus Papier wohnen werden, die unverbrennbar und unzerstörbar sind. Ganz knapp ist in Pettau eine zweitausendjährige Geschichte zusammengedrängt und doch klar und verständlich lesbar. Das kann man nicht leicht in einer anderen Stadt finden und daher ist Pettau interessant finden Einen, reizend für den anderen und beides für den, der nicht übersättigt ist von den zweifelhaften Genüssen des fin de siede. Weiter nach Osten führt der Zug den Fremden durch das Untere Pettauer fehl , wo die freundlichen Dörfer noch dichter geschaart sind, mitten hinein ins steirische Weinland. Im Norden, zwischen dem Mur- und Drauthale, dort gedeiht ein Tropfen, dem Tokajer gleichgeschätzt, der Jerusalemer und seine Prüder, der Eisen-thürer«, Altenberger u. s. w. und im Süden in der Kollos der Sauritscher , der die Männer allezeit hoch-fröhlich macht und die Weiber feurig-lebhaft in Zucht und Ehren. Da tanzt wohl noch in der Weinlese der Grossvater mit der Enkelin und die Ahne singt dem Büblein ihrer Jüngsten Schelmenlieder vor. Da liegt der Ort mit dem seltsamen Namen »Gross-Sonntag«, eine Ordenscomthurei der Deutschherren , die unter Friedrich I. von Pettau am Ostersonntage des Jahres 1199 die Ungarn in einer so blutigen Schlacht geschlagen, dass die wüsten Halbasiaten für lange Zeit Ruin- hielten. Auf einen grossen Sonntag hat uns der Herr den Sieg gegeben, Gross-Sonntag soll fortan der Name dieses Ortes sein! rief der tapfere Pettauer und pflanzte die Ordensfahne der kühnen Deutschordens-Ritter in den Roden und gab den Landstrich dem Orden zu eigen, Friedau, das alte Bergstädtlein, liegt etwas weiter und dann PoLtr.ni und die Drau, welche von den weinge- segneten I längen der Kollos wieder nach Norden gen die windischen Büheln biegt, bildet die Grenze zwischen der grünen Mark und den Ländern der Stefanskrone, bedeckt mit Weinbergen, besäet mit Diafern, Höfen und Weingarthäusern und geziert mit Kirchen und Schlössern ist der Hoden, die I hinge und Gipfel des I Iiigellandes, über welches im Süden die Kuppen des kroatischen Matzelgebirges« schauen. Das breite Thal der Pössnitz trennt die Stadtberge von eleu Windischen Büheln im Norden und zwischen die Stadtberge hinein drängen sich die lieblichen, engen Thäler des Grajena-und Kagosnitz-baches, durchschlängelt von Strassen, bedeckt von Acker-, Wald-, Wiesen- und Weinland und Hunderten von kleinen I löfen und Anwesen, auf den I lohen und den Niederungen. Breit und raschströmend durchzieht die Drau das »Obere« Pettauer Feld, im »Unteren« sich vielartnig thei- lend und üppige grüne Auen umscliliessend, oder gelbe Schotterbänke; immer belebt von Flössen und breiten Plätten, die aus dem Nachbarlande Kärnten alle Sorten von Bauholz bringen und im Herbste den reichen Obst Segen der Stadtberge, Kollos und windischen Büheln hinübertragen ins ungarische Tiefland; belebter aber als überall ist der mächtige Fluss bei Pettau, denn hier bildet er den Übungsplatz des in der Stadt jeweilig stationirten k. u. k. Pionnier-Bataillons. Prächtige Landschaft umgibt die Stadt; im dichten Kränzt1 umlagern sie die weichen Höhenzüge der Stadtberge, hochculttviert und dicht besiedelt und reizende Ausflüge bietend; im Süden die weite Ebene, und ein Kundblick vom Schlossberge umfasst das ganze Pettauer Feld und die blauen Bergzüge des Bachers, die Höhen von Alaria-Neustifl', die hoch über das ganze Bergvolk ragenden Gipfel di-s Donatiberges und des Wotsch; über den westlichen Winkel schauen die Kämme der »Sulzbacher Alpen« hinein ins weite1, grüne Draufeld. Es gibt nicht viele solcher Aussichtspunkte in Osterreich, ohne Mühe zu ersteigen, mitten in der Stadt liegend und dennoch ein Panorama von vielen hundert Quadrat-Kilometern umfassend, in welchem die Fülle der landschaftlichen Reize schier überwältigend auf den Peschauer wirkt. Das Bergland hat seine Reize, die Ebene hat ihre Poesie; wo aber in lieblichem Wechsel I lohe und Thal, Ebene und Berge, Feld und Wald zu einem einzigen bilde sich vereinen, dessen Staffage Dörfer und Schlösser, Kirchen und Höfe und ein frohherziges Volk bildet, da öffnet sich das Nerz weit und leuchtender blickt das Auge über das Stück' herrlicher Gotteswelt, welches das trauliche Pettau umgibt. Die ©eschichfc l^effau's. Es kann nicht Sache eines Buches wie das vorliegende sein, die Geschichte inner Stadt dem Leser zu vermitteln, deren Heginn in die Zeit zurückreicht, in welcher Sage und Geschichte sich die Hand reichen. Es wird wohl auch Niemandem einfallen, aus einem Ueisehand-buche und ein solches soll das vorliegende ja in erster Linie sein, Geschichte zu lernen. Allein es ist ja gerade elie einstige1 historische Bedeutung, welche- die Stadl Hettau so hochinteressant macht und ela sie- bis heute noch manches Wahrzeichen ihrer einstigen Grösse, ihres Glanzes und ihrer Bedeutung bewahrt hat, so muss doch davon Akt genommen werden. Dass die- Geschichte der Stadt bis tief in's graue Alterthum zurückreicht, dass die Stadt Jahrhunderte vor Christi Geburt bereits nicht nur bestand sondern auch bekannt war, lässt sich aus den Werken der .ältesten Geschichtsschreiber nachweisen, wenn es auch nicht nachweisbar sein dürfte, dass das alte IVtovium bereits vor der Gründung Roms (753 vor Christi) bestanden habe. Allein an Beweisen, dass Pettau bereits Jahrhunderte vor der Geburt des Weltheilandes bestanden und ein bekannter und bedeutender Ort gewesen sein müsse, fehlt es nicht und jedenfalls sind elit1 Münzenfunde aus der Consülatszeit Roms recht schwerwiegend. Es wurden atis der Zeit ele-s Consulates des Quinctius, der um das Jahr 546 vor Christi und Münzen aus der Zeit des Fin in gefunden, der im Jahre 368 vor Christi Dic-tator in Rom war. Wie kamen diese Münzen hieher? Die Lage des alten Petovium erklärt das mit unwiderleglicher Deutlichkeit. Der uralte Völkerweg zwischen dem Südosten und Nordwesten der Länder des heutigen Europa, die sich die Cultur nur auf diesem alten Völkerwege der Donau zu vermitteln mochten, dieser uralte Völkerweg hat zwei Abzweigungen, welche dircete von Osten nach Westen führen; das ist das Save- und Drauthal. Indem das letztere den Völkerschaften der pannonischen Tiefebene den kürzesten und bequemsten Weg nach dem Westen bot, ein Weg, der zudem durch die Pässe und über das Toblacher Feld und das Fisak- und Etschthal hinab in elie oberitalienische Tiefebene einerseits und durch die Thäler zwischen Posruk und windischen Büheln in's Murthal und aufwärts weiter in den District führt, der das schon in den ältesten Zeiten berühmte »Norische Eisen«, den so hochgeschätzten »norischen Stahl« pro-ducierten, ein solcher Weg war sicherden ältesten Handelsvölkern an den Ufern des Mittel- und Adriatischen Meeres und sicher auch den kriegerischen Völkern des Donautieflandes wohlbekannt und von ihnen als eine bequeme Lastenstrasse auch viel benützt. Kann es denn da Wunder nehmen, wenn die Ein-gebomen da, wo sich die Höhenzüge der Kollos und der St a dt berge bis auf sechs Kilometer einander nähern und so das weite Draufeld schliessend, das Thor bilden, durch welches der Weg vom Osten nach Westen führt, dass die Eingeborenen dieses Thor zti ihrem Nutzen und zum Schutz gegen eindringende Übermacht zu sperren versuchten gegen zahlreiche und kampflustige I Iandels-karavanen von Osten her? Lud sie thaten es. Anfangs vielleicht eine Ansiedlung an einem Punkte, wo das flache Feld die Viehzucht so sehr begünstigte wie der dasselbe durchströmende Fluss, wo die sonnigen Hänge den primitiven Ackerbau leicht ermöglichten und im Inneren der Kollos, der windischen Büheln, der Stadtberge und der Hänge des Bacher sich den Freien ein vortreffliches Jagdrevier bot, verwandeln1 sich diese Ansiedlung bald in einen festen Platz, geeignet, fremde Eindringlinge abzuwehren, aber auch geeignet, den Handel zu vermitteln zwischen Ost und West. Aber auch Strabo, der hundert Jahre vor Christi Geburt gelebt und geschrieben hat, sagt, dass Noricum und Pannonien — und bettau lag und liegt heute noch an der geografischen Grenze, welche Pannonien in Ober- und Untcr-Pannonien theilte, und diese Grenze bildete hier die Drau, Strabo schreibt bereits ein Jahrhundert vor Christi, dass diese Länder cultiviert und 'fruchtbar seien, dass sie Weinbau treiben (den später die Soldaten des Kaisers Probus nur erweitert und verbessert haben), dass die Bewohner blühenden Ackerbau und Viehzucht treiben, dass sie Wein, Bier und Meth trinken und wenn der Wein nicht ausreiche, solchen von Italien holen. Wenn die Cultur und der Handel, der doch prac-tikable Strassen voraussetzt, schon hundert Jahre vor Christi sich in einem so blühenden Zustande befanden, dass der fehlende Wein aus Italien bezogen werden konnte, so muss doch angenommen werden, dass Petovium schon viel früher gegründet worden sei, ehe seine Bewohner, es war ein celtischer Stamm, auf eine solche Stufe der Cultur gelangten. Und in Wahrheit wenn man erwägt, dass römisches Geld, wie schon angedeutet, Consularmünzcn, aus dem 5. und 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammend, hier gefunden wurden, so wird wohl Niemand glauben, dass diese Münzen erst mit den römischen Legionen unter Octavian im Jahre 35 vor Christi Geburt ins Land gekommen seien! Man wird zu dem Schlüsse- gedrängt, dass, wo heute nach mehr als 2000 Jahren Münzen an einem Orte gefunden werden, der von der Prägestättc so weit entfernt ist, wie Pettau von Rom, — dass diese AIünzen an diesem Orte im Gebrauche gewesen seien und daraus kann man wieder ableiten, dass in Petovium, dem heutigen Pettau, Jahrhunderte vor der Geburt des Herrn römische Münzen bereits als Zahlungsmittel im I lande! galten. Und auch die Strassen waren bereits da, als die1 Römer im Jahre 35 vor Christi erobernd in Pannonicn eindrangen, denn die alten Italer, Camer und Japode-n, welche Jahrhunderte vor der Römerinvasion nach dem Norden einen regen Handelsverkehr unterhielten und über die Pässe der carnischen und julischen Alpen kamen, hatten ein weites und gutes Strassennetz angelegt, und dieses bereits bestehende Strassennetz allein macht es erklärlich, dass die Römer in so kurzer Zeit mit so grossen Heeresmassen bis an die Donau vordringen konnten. Sie legten die Stmssen nicht erst an, sondern sie verbesserten dieselben nur und setzten die Meilensteine. Pettau war der wichtigste Strassenknotenpunkt, denn nicht weniger als fünf Hauptstrassenzttge verbanden es mit der Donau und dem adriatischen Meere, mit dem Osten und Westen; die Strasse- Uber Celcja (Olli), Aemona (baibach) nach Aejuileja (das zweite Korn) und Tergeste i 'Priest i war wohl elie1 am meisten benützte von allen. Die- Bewohner des steirischen Unterlandes und daher auch vorzüglich die1 Bewohner Pettaus ständen schon in uralter vorchristlicher Zeit in regem Handelsverkehr mit Tri est (Tergeste) und Aquilcja. Sie lieferten Vieh, I läute, Leder, Käse, Kienholz, besonders aber das überall gesuchte steirische (norische) Eisen und Eisenfabrikate hin und holten sich aus dein Süden dafür: Wein, Ol, Obst, teme1 Kleiderstoffe und Schmuck thcils im Tauschhandel, theils gegen Geld, von dem sie italisch-römisches, grie-. chisches und keltisches in elie- Heimat brachten. Plinius sagt, dass norischer Stahl und norisches Eisen (aus ele-n obe-rsteirischen Eisendistricten, die zu No-ricum gehörten, während Milte1!- und Untersteier bis zur Drau zu Ober- und die Bezirke süellich der Drau zu Unter-pannonien gerechnet wurden) zu Waffen am höchsten geschätzt waren. Das war anderthalb Jahrhunderte vor Christi Geburt und damals war iVttau der Zwischem-handelsplatz zwischen der ()stse-e- (für Bernstein) und dem adriatischen Meere und im dritten Jahrhundert vor Christi wurden diese Waren drauabwärts bereits nach den Donauländern verschifft und von dort »indische* Seide, Edelsteine und Gewürze geholt. Ist es da nicht wahrscheinlich, dass Pettau bereits Jahrhunderte vorher gegründet gewesen sein musstc, ehe es zu solcher Bedeutung gelangte ? Auf einer so hohen Culturstufe stehend, von guten Strassen durchzogen, die von der Donau bis ans adriatischc Meer führten, Gold (in den Tauern), Salz, vorzüglich aber Eisen und Stahl produzierend von unübertrefflicher Güte, musste dieses Land die welterobernrlen Römer fortwährend reizen, es in Besitz zu nehmen. Pctovium vor allem, vermöge seiner Lage als Strassen-knotenpunkt und Sperre des Drauthales von Osten her, war von Wichtigkeit. Die Stadt lag in Oberpannonien, hart an der Grenze zwischen Ober- und Unterpannonien, welche die I )rau bildete. Die Urbewohner waren Gelten (Celto-Germancn) und daran änderte auch der Einbruch der Römer im Jahre 35 vor Christi nichts, denn die Römer waren staatsklug und indem sie den besiegten Völkern Sprache, Sitten und Religion Hessen und ihnen blos römische Verwaltung und im grossem auch römische Rechtspflege oculierten, schufen sie sich keine Schaven, sondern Verbündete. Und das wurden tue Pannonier wie die germanischen Stämme in einem Masse, dass die Treue der aus denselben ausgehobenen Legionen mehr als einmal den Ausschlag bei der Wahl der Imperatoren gab, dass mehr als einmal der Schwerpunkt des ganzen Reiches auf den Lanzenspitzen dieser Legionen lag. Leicht wurde den Römern die Einnahme der Stadt Pctovium nicht gemacht. Im Jahre 35 vor Christi erhielt der grösstc römische Feldherr, Octavian, der Adoptivsohn des grossem Cäsar, ele'r im Jahre 44 vor Christi ermordet worden war, vom römischen Senate den Auftrag, Pannonien zu unterwerfen. Der Feldherr übertrug die Eroberung der festen Stadt Petovium dem Consul Statilus Taurus, allein wenig richtete die Kriegskunst und die Tapferkeit der Römer aus und wenig ihre Belagerungsmaschinen und ihre ganze Kriegstechnik. Erst als Octavian selbst den Befehl übernahm und um die todesmuthigen Vcrtheidiger der Stadt von aller Zufuhr an Lebensmitteln und der Ergänzung der Vertheidiger abzuschneiden - alle Wälder der ganzen Umgebung anzünden und niederbrennen Hess, fiel Petovium den Römern in die 1 lande. Aber damit begann die Glanzzeit der Stadt unter römischer Herrschaft, denn, ehe1 ungeheure Wichtigkeit derselben erkennend, wandten die römischen Heerführer alles auf, um Petovium zu einem I lauptw alfenplatz umzugestalten. Sie wussten wohl, was sie thaten, denn die1 Panno-nier empörten sich bald wieder und im Jahre 6 bis 9 nach Christi Geburt war die Stadt der Stützpunkt der Römer unter Kaiser Tiberius in dem furchtbaren Empörungskriege der Pannonier, Im Jährt1 14 n. Ch. war Pettau ein Standlager von 3 Legionen, das sind 24.000 Mann. So wuchs Pettau zu einer der schönsten und grössten römischen Städte (Civitas Petavione) heran und hatte in seiner Blütezeit 7 römische Meilen im Umfange. Wer heute noch von der Kirche in Ilaidin, wo das römische Zollhaus stand, einen Rundblick wirft über das Feld, soweit römische Funde an Mauern, Mosaikböden, Steindenkmalen und Gräbern gemacht wurden, der wird diese Grössen-angäbe1 kaum übertrieben linden. Im Jahre 68 nach Christi starb Kaiser Nero, die Bestie in Menschengestalt und sein Nachfolger Galba ein Jahr später durch Mord. Die1 Legionen in Germanien kürten Vitellius, den grössten Fresser, für den Thron; ehe iiiirischen Legionen dagegen den Flavier Otho. Der Krieg zwischen den beiden begann und Otho wurde besiegt. Die iiiirischen Legionen empörten sich. Da wählten die Legionen in Syrien ihren Feldherrn Vespasian, der damals den Vernichtungskrieg gegen die Juden fühlte, zum Imperator. Es war zweifelhaft, ob die anderen Legionen mit dieser Wahl einverstanden sein würden und da versammelte der Commandant der siebenten Legion die Führer der pan-nonischen, norischen und mösischen Legionen in Pettau und diese Elitetruppen, in denen bereits die jungen Recken der heutigen Steiermark eingereiht waren, hochgeachtet von den Römern wegen ihrer wilden Rauflust und Tapferkeit und hochgeschätzt ob ihrer Treue, gaben die Entscheidung, Die Legionsführer wählten Vespasian zum Imperator und dazu wurde er in Pettau ausgerufen. Der Krieg gegen die beiden Gegenkaiser begann sofort. Die Pettauer Legionen brachen auf, ohne die syrischen Legionen des neuen Herrschers erst abzuwarten, schlugen den Gegenkaiser Vitellius und seine Legionen bei Cremona und der Fresser wurde bald darauf ermordet. Pettau hatte Ruhe; auch während der Zeit, da die übermüthig gewordenen Prätorianer in Rom die Cäsarenwürde einfach an den Meistbietenden verkauften. Wieder waren es die pannonischen Legionen, welche diesem schandbaren Bändel ein Ende machten. Sie wählten ihren ob seiner Feldherrntalente und CharaCtereigenschaften ausgezeichneten I Ieerführer Sep-timus Severus zum Imperator des römischen Weltreiches. Nach Niederwerfung seiner Gegner aber setzten sie ihm das heute noch den Ilauptplatz von Pettau zierende Denkmal (Orpheus-Denkmal) im Jahre 194 nach Christi und so ist Pettau heute noch im Besitze eines herrlichen Wahrzeichens seiner einstigen Grösse, das bereits siebzehn Jahrhunderte überdauert hat. Unter dem Kaiser Septimus Severus erreichte Peto-vium seine höchste Blüte; nicht nur dass die Stadt als Sitz der höchsten Militär- und Civilbehördcn Pannoniens •einen hohen Rang einnahm unter den Municipien des weiten römischen Weltreiches, sie war nicht nur politisch hochbedeutsam, sondern der Knotenpunkt aller Strassen, die an die Donau hinauf nach Carnuntum und Vindobona, nach Scarabantia (Odenburg) und Sabaria (Steinamanger) in Unterpannonien, nach den mächtigen römischen Emporien im Osten und an die Save, sondern auch der Heerstrassen, welche nach Celeja und Aemona, nach Aquileja (das zweite Rom genannt) und nach Westen und Südwesten, nach Rhätien und ins italische Tiefland führten. Eine mächtige Handelsstadt, ein Stapelplatz der von Norden und Osten nach Süden (Tergeste, Triest) und von dort wieder nach Norden verfrachteten Waren, ein Sitz der bereits hochverfeinerten römischen Cultur und des raffiniertesten Luxus, der Pracht und der damit zusammenhängenden Künste. Staatspalüstc, darunter der riesige Kaiserpalast, dessen Trümmer heute unter den Feldern von Haidin begraben liegen, Theater und römische Thermen, Landhäuser und prächtige Tempel aus Marmor, zierten die riesige Stadt, von welcher eine prachtvolle Strasse nach den Bädern der Aquae vivac, des heutigen Bades Krapina-Töplitz, fühlte. Mehr als einmal war daher Petovium auch die Residenz der Imperatoren Roms. Der energische Kaiser Probus (276 282), welcher durch die Legionssoldaten die vorhandenen Weinpflanzungen veredeln und überall neue anlegen Hess, residierte1 im Kaiserpalaste zu Petovium. Allein das Römerreich hatte bereits den Gipfel seiner Macht überschritten und die von den Imperatoren gehätschelte Soldateska in Rom selbst, die Prätoriancr, verhandelten den Kaiserthron an die Meistbietenden, so dass in der Zeit von 305 326 nach Christi nicht weniger als sechs Cäsaren herrschten, sich gegenseitig bekriegten und das Reich in heillose1 Verwirrung brachten, bis eMiellich Constantinus, den die Geschichte Constantin ele-n Grossen nennt, sich aller seiner Gegenkaiser entledigte und zum Imperator machte. Nach v\nw Erscheinung, elie- er ge- habt, in welcher sich ihm am Himmel ein Kreuz mit der Inschrift: »In hoc signo vinces« (In diesem Zeichen wirst du siegen) zeigte, befahl er, dass .anstatt der »römischen Adler« von nun an das ►Labarum« eine Art Kirchenfahne mit dem Kreuze, dem Heere als Feldzeichen dienen sollte und später erklärte er auch die Christenreligion als Staatsreligion eles Römerreiches. Aber in Rom residierte er nicht, sondern in Byzanz, welches nach ihm Con-stantinopel genannt wurde. Sein Nachfolger Julian (361 bis 363 n. Ch.) führte wieder den Götterdienst ein, weshalb er Julian ApOStata genannt wird, aber das Christenthum war bereits tief ins Volk gedrungen, trotz aller Verfolgung und zwar auch nach Pannonien, wohin die Hebräer oder Juden verbannt worden waren, unter denen sich schon viele Christen aus Judäa befanden. Immer tiefer sanken ehe I hrrscher Roms und durch ihr Beispiel angesteckt die Patrizier und Bürger, bis endlich unter Valentinianus I. (364 bis 375 n. Ch.) und seinem Bruder Valens (364 bis 378 n. Christi) das weite1 Reich getheilt und nach den beiden Hauptstädten Rom und Byzanz, das römische und byzantinische Kaiserreich genannt wurde. Damit war der Anfang vom Ende gemacht; es bedurfte nur eines mächtigen Stosses von Aussen und das Weltreich gieng in Trümmer. Dieser Anstoss war da. Ein germanisches Volk, die Alanen, von den aus Asien kommenden I binnen gedrängt, brachen über die Grenzen. Die Westgothen drängten nach und verlangten vom byzantinischen Kaiser Valens Aufnahme in sein Reich im Frieden. Allein von den kaiserlichen Statthaltern bedrängt, griffen sie zu den Waffen und schlugen die Byzantiner im Jahre 378 n. Ch. in der mörderischen Schlacht bei Adrianopel aufs Haupt, so dass der Kaiser sammt dem grössten Theile seines 1 leeres den Tod fand. Zwar ernannte Kaiser Gratian den tüchtigen Feldherrn Theodosius zum Mitkaiser und dieser zwang die Westgothen zum ruhigen Wohnen in Thracien und Mösicn. Allein die grossen 1 [eereszüge der Barbaren von Osten her nach Westen, die sogenannte Völkerwanderung, hatte begonnen (375 n. Ch.) und damit war auch das Schicksal Petoviums als erste Einbruchsstation und durch ihre Pracht und ihren Reichthum zum Plündern, durch ihre ungeheure Wichtigkeit als Strassenknotenpunkt zur Zerstörung reizend, entschieden. So jung das Christenthum noch war, hatte- es sich bereits in Sectcn gespalten und eine davon hieSS nach dem schismatisch-ketzerischen Bischof Arian, die Arianer. In Petovium gab es, wie schon gesagt, prächtige Tempel und Bildsaulen, der römischen Götterverehrung geweiht; das Denkmal, geweiht dem Jovi optimo maximo und dem Jovi praestito, dem Sonnengotte zu Pettau und am Donati, dem persischen Mythra (höchstem Sonnengotte) und den .ägyptischen Göttern Serapis und der Isis, das griechische Orpheusmonument und einen prachtvollen Isistempel, den Göttern der Unterwelt geweihte Säulen und ein dem einheimischen Schutzgotte Dens Jarmegius geweihter Altar. Schon daraus ist ersichtlich, dass die Römer gegen fremde Religionen sehr duldsam waren und sicher auch den Germanen ihre eigenen Gottheiten gelassen haben, bis die strengen Verbote des Kaiseis AugUStus und Claudius die mit dem germanischem Göttcr-dienste verbunderfen Menschenopfer abschafften, worauf sich die Eingeborenen wohl nach und nach an elie- fremden Götter gewöhnt hatten. Mit der Ausbreitung des Christcn-thunies war es mit der Toleranz vorbei und die1 Christen, welche den lebendigen Gott anbeteten, mögen im Laufe der Zeit vem den römischen Kunstwerken wohl mehr zerstört haben, als später die- vem Osten vordringenden Barbaren. Wie der hl. Severin, der Apostel der Deutschen, alle Druidenhaine zerstörte und deshalb auch von Druidenpriestern erschlagen worden ist, so machten es alle- Verkünder des Christenglaubens, die von der Mutterkirche in Aquileja nach Petovium kamen, wohl ebenfalls; denn sie konnten nicht dulden, dass die- jungen Christen, durch die Prachtbauten des Götterdienstes verwirrt, im neuen Glauben wieder schwankend wurden. Im Jahre 381 n. Ch. versammelten sich die Bischöfe aus Pannonien und der von Aemona (Laibach) zu Aquileja (Aglajer nach altdeutscher Schreibweise) gegen die- Iniehren des Arian und es ist sicher dabei auch ein Bischof von bettau gewesen, wie einer von Cilli dort war; denn schon um die Mitte des dritten Jahrhunderts hatte bettau einen Bischof, Victorin, ein Grieche von Geburt, der nach dem Zeugnisse seiner Zeitgenossen, besonders aber des hl. Kirchenvaters Hieronymus, ein Mann von hervorragender wissenschaftliche!- Bildung und hoher Kirchcngelehrsamkeit gewesen ist. Er erlitt unter Kaiser Diocletian am 2. November 303 in Pettau den Märtyrertod. Die arianische Irrlehre war auch in bettau verbreitet und da die Bischöfe dieselbe strenge unterdrückten, sann ein arianischer Priester, der leider ein geborener Pettauer war, auf Rache. Im Jahre 378 zog ein I haute Westgothen, die ebenfalls der arianischen Lehre zugethan waren, raubend und plündernd die Drau herauf auf bettau los, welches die StaiItthore schloss und sich tapfer zur Wehre setzte. Allein durch den Verrath dieses abtrünnigen Priesters namens Valens, fiel Pettau in die 1 finde1 der Gothen, die da sehr übel hausten, den rechtmässigen Bischof von Pettau, Markus, vertrieben und den Verräther Valens als Bisehof einsetzten. Lange waltete dieser Elende nicht seines Amtes, denn schon im Jahre 380 ward er von der Pettauer Kirchengemeinde verjagt. Die1 unbotmässigen Gothen wurden zwar venu Kaiser Theodosius im Jahre1 3Gottes-Geissel liegt sicherlich nicht darunter. Nach dem Tode des Gewaltigen gieng sein Reich rasch in Trümmer; die- unterjochten Völker machten sich nach einer mörderischen Schlacht gegen Ellak, Attilas Lieblingssohn, der dabei fiel, frei. 1 )ass bettau unter Attila zerstört wurde, ist geschichtlich nicht erwiesen, da es ja unter friedlichen Auspizien unter seine Herrschaft kam; dass es aber unter den folgenden Kämpfen nicht verschont wurde, ist sehr wahrscheinlich, denn die Ostgothen, welche sich in Pannonien sesshaft gemacht, wurden von den anderen Söhnen Attilas im Jahre 456 überfallen, die I binnen aber dabei total gesehlagen. Indessen hatten die Alemanen versucht, Italien zu erobern, wurden aber zurückgedrängt und fielen in die byzantinischen Provinzen ein, forderten von den Kaisern Tribut und wurden endlich seine Verbündete. Theoderich, der Sohn Theodcmirs war nach Konstantinopel zur Erziehung geschickt worden und trotzdem der byzantinische Hof bereits in Laster und Ausschweifungen aller Art versunken war, blieb Theoderich, der später das abendländische Reich beherrschen sollte, (König Dietrich von Bern in der deutschen Dichtung geheissen) dennoch rein. Im Jahre 466 zog König Chunimund mit einem starken Heere Alemanen durch Rhätien herab durchs Drauthal, (über Pettau) raubend und alles gothische Herdenvieh forttreibend; aber die Gothen unter Walamir schlugen die Alemanen und nahmen ihnen den Raub wieder ab. Chunimund warb Verbündete und fiel neuerlich über die Gothen her, allein diesmal war es der Gothenkönig Theo-demir selbst, der sie schlug, in ihr Land jenseits der Donau einfiel, durch ganz Deutschland zog und über Rhätien und durch das Drauthal (an bettau vorbei), wieder Zurückkehrte. Indessen waren im weströmischen oder abendländischen Kaiserreiche Verath und Kaisermord an der Tagesordnung, Arthemius, Richimer, Olibrius kamen nach-einander zur Regierung und wurden ebenso rasch durch Mord beseitigt; Glycerius (474 n. Ch.) dankte selbst ab und endlich kam Julius Nepos zur Herrscherwürde. Allein die Gothenfürsten hatten im geheimen ihre- Pläne gemacht und theilten sich einfach in die römische I lerrschaft. Theodemir nahm Byzanz, sein Bruder Widemir Rom für sich in Anspruch und begannen ihre Heereszüge. Kaiser Leo von byzanz Hat l'annonien und Thracien an Theodemir ab. Widimir zog nach Italien. Allein ein kräftiges Volk zog heran; die 11 eruier, das zahlreichste, roheste und wildeste- unter allen, die zur herulischen Gemeinschaft gehörten. Im Jahre 475 kamen sie unter Anführung ihres jugendlichen und thatenlustigen bürsten ( )doakcr aus der Gegend von Wien herab, wo der hl. Severin, der bei dem heutigen Sievering bei Wien als Eremit und Glaubensbote wirkte, dem jungen Heruler fürsten eine grosse Zukunft vorausgesagt hatte; zogen die Flussthäler der Raab, Mur, Drau (an Pettau vorüber) und Save aufwärts gegen Westen und brachen über die julischen und karnischen Alpen nach Italien ein. Römischer Feldherr war jener Orestes, von dem bereits gesagt wurde, dass er ein Schwiegersohn des Comes Romulus aus Pettau sei, mit dem er damals als Abgesandter Kaiser Valentinians an Attilas Hoflager kam. Diesem Orestes hatte Kaiser Julius Nepos die Sicherung der Alpenpässe gegen die heranziehenden Heruler übertragen. Orestes war ein geborener Pannonier, als Geheimschreiber in Attilas Diensten gewesen, nach dessen Tode mit reichen Schätzen nach Italien geflohen, war dort Patrizier geworden und von grossem Einflüsse am Hofe zu Rom. Anstatt nun die Alpenpässe zu bewachen, benützte er die Macht als kaiserlicher Feldherr dazu, den Kaiser Julius Nepos zur Thronentsagung zu zwingen. Zum Kaiser machte er seinen Sohn Romulus Momyllus, der wie seine Mutter, ein geborener Pettauer war. Der Herulerfürst Odoaker brachte die- Verbündeten des kaiserlichen Heeres auf seine Seite, belagerte den Orestes in Pavia, eroberte die Stadt und liess Orestes hinrichten. Der jugendliche Kaiser Romulus Momyllus, der spottweise »AugUStulus« genannt wurde, legte burpur, Krone und Waffen ab und kam in Odoakers Kager, der, von der Jugend des Kaisers gerührt, denselben verschonte und nach Campanien auf das Castcll Lucullianuni schickte. Das römische Kaiserthum hatte damit aufgehört zu existieren; der letzte römische Kaiser war ein Pettauer. Nicht viele Städte gibt es in Mitteleuropa und keine im Kaiserthume Österreich-Ungarn, die sich einer gleichen Geschichte rühmen können wie bettau, die liebliche Drau-stadt, die, wenn man selbst nicht zugeben will, dass sie älter sei als Rom, nachweisbar doch schon Jahrhunderte vor Christi Geburt eine1 den Handelsvölkern des Südens wenigstens schon wohlbekannte Stadt war und heute somit das respectable Alter von über 2000 Jahren erreicht hat. Ist sie auch wiederholt zerstört worden, ganz verschwunden ist sie nie-, wie ihr Name beweiset, der durch zwei Jahrtausende derselbe geblieben ist Odoaker wurde später von dem grossen Ostgothen Theoderich, der in Verona residirte (König Dietrich von Bern) besiegt und dessen Nachfolger vom byzantinischen Feldherrn Beiisar. So kam bettau, weiches das Werden unel Vergehen eles abendländischen Kaiserthumes gesehen hatte-, unter elie- Hoheit des morgenländischen; aber nur scheinbar, denn diese byzantinische Herrlichkeit in Con-stantinopel war von Grund aus bereits verlottert und faul bis ins Mark. Sie- konnte sich nur durch Intriguen noch erhalten unel musstc den Barbaren im Norden zu-gestehen, was diese verlangten. Justinian I. hatte den Lon-gobarden die Grenzen Pannoniens eingeräumt unel diese wüste-, rohe Horde hauste- übel genug in bettau. Im Jahre 578 n. Ch. kamen die Avaren, ein hunnisches Mischvolk und mit ihnen als Hilfsvölker die wendischen Slaven. Diese1 ve-relrängten elie Longobarden nach Westen, (Lombardei) unel occupirten das Land. Allein Pettauen den ganzen Landstrich um Gross-Sonntag den fromnum Rittern, die den Ort >Gross-Sontag« anlegten und heute noch »Gross-Sonntag< als Ordenscommende besitzen. Nach dem im Jahre darauf mit den Ungarn geschlossenen Frieden wurde der Ort »Fried-Au«, das heutige »Friedau« angelegt. Im Jahre 1253 schlug Friedrich III. von Pettau die die Stadt belagernden Ungarn vor Pettau wieder aufs Haupt; dieselben hatten von Steiermark Besitz ergriffen, da, nach dem Aussterben der babenberger die österreichischen Stände Przemysl Ottokar, den Sohn des Böhmenkönigs Wenzl zum Herrscher wählten, während die steirischen Herren den Pfalzgrafen Heinrich, des Baiernherzogs Otto Sohn, der gleichzeitig der Schwiegersohn Bela's, des Königs von Ungarn war, gewählt hatten. Bela aber benützte die Gelegenheit und stimmte die steirischen Herren dahin um, dass ihm selbst oder seinem Sohne Stefan die I lerrschaft der Steiermark übertragen winde. So machten Bela und Przemysl Ottokar zugleich Ansprüche auf dieses Land und liela schickte seinen Sohn Stefan II. mit einem Heere nach Steiermark, der Die Wuth des Ungarkönigs war grenzenlos und trotzdem im Frieden, /.wischen Przemysl Ottokarund Bela im Jahre 1254 zu Ofen geschlossen, Steiermark-dem Ungarkönig zugesprochen blieb und die Ungarn mit Heeresmacht vor bettau rückten, wurden sie durch Hartneid von Pettau und Seifried von Mahrenberg verjagt, bela schnob Rache und sandte ein anderes Heer, welches Hartneid von Pettau in seiner bürg einschloss und es wäre diesmal schlimm geworden, wenn nicht der Frz-bischof Ulrich von Salzburg, dem ja Pettau eigentlich gehörte, den Flieden dahin vermittelt hätte, dass Pettau für 3()()() Mark Silber solange an die Ungarn verpfändet blieb, bis die Summe bezahlt sein würde. Stefan II. wählte seine Residenz in betlau und das ist wohl ein beweis für die Bedeutung der Stadt auch im Mittelalter; das blieb so, bis 1260 die steirischen Edlen sich zusammenthaten und in wenigen Tagen die Ungarn aus Steiermark vertrieben. Allein der Böhme Przemysl Ottokar machte es nicht besser als der Ungar Bela und die Steirer waren froh, als im Jahre 1273 der Graf Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewühlt wurde. Ottokar, der die Wahl Rudolfs nicht anerkannte, wurde in die Reichsacht erklärt und fiel in der Schlacht am Marchfelde bei Stillfried, während Meinhart von Tyrol, zum Reichs Verweser über die Reichslehen Kärnten, Krain und Steiermark ernannt, mit Heeresmacht einrückte und der böhmischen Herrschalt 1276 in der Steiermark ein Ende machte. Nun wurden die Söhne Rudolfs, Albrecht I. und nachdem derselbe zum deutschen Kaiser erwählt worden, Rudolfi. Herren der Steiermark und behau, um welches sieh die Herren von Pettau mit dem Frzbisthumc Salzburg herumzankten, blieb endlich im Besitze des letzteren. Das byzantinische Reich war dem Untergangenahe, und in der unglücklichen Schlacht von Nikopolis, in welcher unter dem Christenheere die Steirer unter Herman von Olli kämpften, zog Sultan Bajezid bis vor Pettau, berannte und brannte die Stadt nieder und schleppte 16000 Gefangene in die Sclaverei. Unter der Regierung Erzherzogs Wilhelm, Ernst des Eisernen und Friedrichs von Tyrol von 1395 bis 1435 ward Pettau wieder aufgebaut und befestigt. Die Ungarn machten wieder Einfälle wegen Friedrichs IV. Vormundschaft über ihren König Ladislaus und Pettau wurde berannt aber nicht genommen. 1480 14X1 war die Stadt in ungarischen Händen (unter Mathias Corvinus) nach dessen Tod aber, da das Frzbisthum Salzburg sich auf Seite Ungarns gestellt hatte, wurde ihm bettau abgenommen und gelangte an die steirischen Landesfürsten. So wurde sie 1491 eine landesfürstliche Kammerstadt, welchen Titel sie noch heute führt. Im Jahre 1492 fielen die Türken neuerdings ins Land, wurden aber vom Statthalter der festen Plätze Pettau und Radkersburg Jakob Zäkel, Herrn auf Friedau, einem eingewanderten ungarischen Edlen, der seinen Namen Szekely in Zäkel umgeändert hatte, geschlagen und nach Kroatien gedrängt, wo sie vom ban Dcrenczeny eingeschlossen wurden, Iber verlor der ban jetloch die Schlacht und wurde mit 5700 den Ungarn abgeschnittenen Nasen nach Konstantinopel als Gefangener geschickt. Im Jahre 1494 kamen die Osmanen abermals bis Pettau und schleppten über 7000 Gefangene in die Sclaverei, wurden aber vom Kaiser Maximilian derart geschlagen, dass sie unter seiner 25-jährigen Regierung nicht wiederkehrten. Im Jahre 1497 wurden die Juden aus Steiermark vertrieben und damit auch aus Pettau, wo sie seit 1278 ansässig gewesen waren. 1511 wurde Stadt und Schloss Pettau um 20000 Ii. rhein. dem Frzbischofe von Salzburg verkauft. Ins Jahr 1516 fällt der Ilauernaufstand von Rann, der aber am Pettauer Fehlt; niedergeschlagen winde. In diese Zeit fällt die Reformation. Am 31. Oktober 1517 schlug Luther seine 95 Thesen an der Kirchen-thüre zu Wittenberg an und verbrannte am 10. Dezember 1520 die päpstliche Bannbulle. Die Reformation breitete sich rasch aus und fand auch in Steiermark zahlreiche Anhänger. In Pettau benutzten die Evangelischen die Allerheiligenkirche, welche 1380 von Ulrich und Bern- h ar d von Pettau erbaut worden war, zu ihren Andachts-Übungen. Das katholische Collegiatkapitel wurde aufgehoben und das Stiftvermögen eingezogen. Im Jahre 1600 begann die Gegenreformation, die am 17. Jänner 1600 eine Commission mit zwei Fähnlein Landsknechte nach Pettau schickte, um die Stadt wieder katholisch zu machen. Viele angesehene Bürger wanderten aus, der Magistrat und mehrere Insassen waren schon 1599 wieder zum katholischen Glauben zurückgekehrt und die Commission hatte nicht viel mehr zu thun, als dass sie die »ketzerischen Bücher« öffentlich verbrannte. Die Allerheiligenkirche aber wurde 1786 aufgehoben, später als Magazin benützt, 1840 von einem Bürger angekauft und zu einem Wohnhause adaptiert, in dem heute noch die äussere Form der Kirche erhalten ist, (im Hofe des Hauses Nr. 11, Allerheiligengasse), Das Capitel kam nicht mehr nach Pettau, sondern der erste Pfarrvikar führte bis 1859 noch den Titel »Chormeister.« Unter Erzherzog Carl II. ist Pettau bereits wieder »landesfürstliche Kammerstadt.« Nach der Vereinigung Ungarns mit Österreich, hatte Pettau seine Wichtigkeit als »Grenzfestung zwar verloren (1618), aber nicht zum Schaden der Stadt. Am 1. März 1622 verkaufte Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft »Oberpettau« an den stei-rischen Landeshauptmann Freiherrn von Eggenberg und das Schloss über der Stadt blieb seither im Privatbesitze. Vom Jahre 1623 bis 1625 grassierte die Pest in der Stadt und zwar so arg, »dass sich drey Jar lang nie-mandt hintrauete« ; und im Jahre 1645 kam der unheimliche Gast wieder. Der Bauer Johann Rajavec aus Haidin baute zur Abwendung der schrecklichen Seuche die St. Rochuskapelle, unter welcher das »Grab Attilas liegen soll. Der unter Leopold I. geführte Türkenkrieg 1663 bis 1664 hatte auf bettau nur insoferne Nachwirkung, als sich Pettau in Vertheidigungszustand setzen musste, das heisst, die Befestigungen der Stadt ausgebessert wurden, was der Stadt die nette Summe von 3000 fl. kostete. Der Stadtkommandant war aber niemand Geringerer als der berühmte Reitergeneral Spork, der vor der am 1. August 1664 bei St. Gotthard an der Raab zwischen dem kleinen Christenheere und der mächtigen Armee der Osmanen entbrannten Entscheidungsschlacht vom l'ferde stieg und, vor seinen Schwadronen hinknieend, mit lauter Stimme betete: Herr Gott im Himmel droben, hilf heute deinen ChristenkindernI Oder wenn du uns nicht helfen magst, so hilf wenigstens auch den Türkenhunden nicht und du sollst deinen Spass sehen!« Und hingerissen von solchem Gebete stürmten die deutschen Schwadronen so wild in den Feind, dass die Fusstruppen nicht schnell genug folgen und die Geschütze nicht feuern konnten, da sie Freund und Feind getroffen haben würden. 10s wäre den wackeren Panzerreitern übel ergangen, wenn nicht im letzten Momente der französische General Co-ligni mit seinen Reitern eingehauen hätte. Die französischen Cavaliere in ihren berrücken und geputzt wie Damen zum balle, veranlassten den Sultan zu dem Ausrute: bei Allah1 Sie schicken Mädchen in den Krieg! Aber diese Mädchen zersprengten im tollkühnen Angriffe seine Janitscharen und da nun auch das Fussvolk Luft bekam, wurden die Ungläubigen so entscheidend geschlagen, dass sich ganze Inseln von Leichen in der Raab bildeten und der Fluss stundenweit roth gefärbt war vom Türkenblute. Das Wallen glück- der Osmanen war gebrochen und Pettaublieb fürderhin von ihnen verschont. Zum Andenken an diesen glänzenden Sieg liess Georg Graf von Sauer Freiherr auf Ankenstein die heute noch stehende, schöne Mariensäule vor der Minoritenkirche in bet tau aufrichten. Die Verschwörung des Grafen Nadasdy, Frangipani und anderer ungarischer Edlen gegen den Kaiser, in welche Verschwörung auch der steirische Landstand Graf von 'Pittenbach vitwickelt war, bot für Pettau insolerne ein Interesse, als im Winter 1669 auf 1670 eine Horde Zigeuner einbrach, bis vor l'ettau streifte, plünderte, hier aber zerstreut und achtzig dieser Spione aufgehängt wurden. Im Jahre L678 brach wieder die best aus, die bis 1680 in und um der Stadt wüthete und hunderte von Bewohnern dahinraffte. Im Jahre 1684 am 8. Mai brach eine schreckliche beuersbrunst aus, welche die ganze Stadt sammt Kir< In n, Rathhaus und besonders das Stadtarchiv einäscherte und wobei sechsunddreissig Menschen zugrunde giengen. So schrecklich war die beuersbrunst, dass viele I läuser gar nicht wieder erbaut wurden und der Stadtpfarrthurm abgetragen werden musste. Der Schaden war enorm und das Elend sicher ein furchtbares, da Kaiser Leopold der Stadt die für das Jahr 1687 entfallenden Steuern im betrage von 12000 11. erliess. Wenige Jahre später, 1703, fielen die Kuruzzen in die Steiermark und Pettau musste Seine Weihe armieren. Im Jahre 1 7<>r> brach am X. Oktober abermals ein bland aus, der die unglückliche Stadt bis auf vier llür-gershäuser und die zwei Kleister (Minoriten und Kapuziner, 1630 angesiedelt) einäscherte, die (Hocken auf dem Stadt-thurme, der dann bis auf seine heutige Höhe abgetragen wurde, schmolzen. 1710 brannten wieder 32 Häuser ab; 1712 brach abermals die- best aus, die bis 1714 dauerte. 1717 wurde ein'' neue brücke (Iber die Drau geschlagen, 1739 befahl Kaiser Karl der VI., die Bürger und Handwerksburschen sollen durch das Militär alle Sonntage einexerziert werden*,* der Anfang des Pettauer Bürgercorps, welches ziemlich zahlreich und vortrefflich exer-eiert und ausgerüstet war. 1744 brannten in der Stadt abermals 79 Häuser nieder und es wurde darauf ein Jahr später die schöne h'lorianisäule am heutigen Elorianiplatzc errichtet. Im Jahre 1750 ordnete Kaiserin Maria Theresia eine grosse Waffenübung am bettauer Felde an und war bei Haidin das Lager aufgeschlagen. Im Juli kam Maria Theresia persönlich nach bettau und wohnte im Schlosse Oberpettau. Der weisen Monarchin entgieng die- durch so viele Unglücksfälle äusserst misslich gewordene Lage- der Stadt nicht und sie' ver- sprach, derselben eine Garnison zu geben, so nie ausmarschieren soll« und gründete 1751 das Militär-Invalidcn-haus ZU bettau. Am 15. August 1774 kam der unvergessliche Kaiser Josef II. nach bettau, um das Stiftsknaben-Institut zu besichtigen und im Jahre 1786 kam er zum zweitenmate, um den Waffenübungnn bei Ebensfeld, wo er residierte, beizuwohnen. In diesem Jahre hob er auch das Dominikaner- und Kapuzinerkloster auf und die HeiHgengeist-, Allerheiligen- und Josefikirche wurden autgelassen. Das Minoritenkloster entgieng dem gleichen Schicksale nur dadurch, dass es die Administration eines Theilcs der Pfarre St. Oswald übernahm. Im Jahre 1790 reiste Kaiser Leopold II. in Begleitung des Königs von Neapel von biume nach Wien und die wackere bettauer bürgergarde mit ihren Geschützen machte dabei in der Tesen bei Marburg die Honneurs. Die Franzosenkriege unter Kaiser Franz II. (1792 bis 1835), welcher Pettau 1807, 1810 und 181 7 besuchte, berührten Pettau nur insoferne, als die Stadt nicht nur die harte' Last ununterbrochener Einquartierung bald kaiserlicher, bald französischer Truppen zu tragen hatte, sondern auch an die Franzosen eine Contribution von 3000011. baar und 55000 fl. in Papiergeld zu zahlen hatte. Auch das Jahr 1848 gieng so ziemlich glimpflich vorüber an der uralten Stadt Pettau, wenn man die schweren Lasten der Einquartierungen und Verpflegungen nicht rechnet. Die Nationalgarde aber that wacker Dienst. Am 2. Oktober 1852 kam unser damals noch so jugendlicher und doch schon so schwergeprüfter Monarch Kaiser Franz Josef I. zum ersten Male durch bettau. Er ist seither 1873 und zum letzten Male im Jahre 1883 hier gewesen und die bettauer hatten beidemal die Gelegenheit wahrgenommen, den geliebten Herrscher mit jenen herzenswarmen Enthusiasmus zu begrüssen, der Zeugnis gibt von der hohen Verehrung des gütigen Herrschers, unter dessen Regierung der Stadt die erste und für ihr Aufblühen so nothwendige Segnung der Neuzeit wurde, die Verbindung mit zwei der Hauptbahnen öster-r rcich-Ungarns und die politische; Selbstverwaltung. Sie tragen bereits ihre Früchte." diese Segnungen, denn die uralte Petovia, an deren .Mauern die' Wogen der Völkerwanderung brande-ten, e'ine1 tausendjährige Cultur zerstörend, ist heute auf dem besten Wege, eine moderne Stadt zu werden. Entstanden zu einer Ze-it, da das Dunkel der Sage kaum noch vom ersten Schimmer der Geschichte erhellt, in tiefer Dämmerung der Stamm des Volkes verschwimmt, welches hier zuerst einen festen Wohnsitz gründete, ein Gemeinwesen bereits, als noch Bär und Luchs und der wilde l'r in eleu nahen be-rgen hausten, ein 1 laneielsem-poriimi. als noch die Nacht tiefster Barbarei über jenen Stätten lagerte, ehe- heute als Culturccntren gepriesen werden, eine- der wichtigsten Städte des weiten Römerreiches, als erst der Stern von Bethlehem die Geburt des Welterlösers kündete, ein Municipium, in welchem die besten römischen Imperatoren gekürt und stolze Cäsaren gerichtet wurden, in welcher mehr als einmal die Herrscher der WVlt residierten, — einer der Ecksteine- Roms, an dem die Fluten der Völkerwanderung hochaufschäumten, ehe sie' sich über die Cultur des Abendlandes verheerend ergossen, ein Bollwerk des aufkeimenden Christenthumes und ele-r Gebiirtseirt de'S letzten römischen Imperators, geheiligt durch die Geschichte und geweiht durch den Märtyrertod eines der Leuchten des Evangeliums, eine- feste Burg gegen die wilden Ungläubigen und ein Horl mittelalterlicher Bürgertugend und Bürgerkrafi in den finstersten Zeiten, verheert durch Feuer und Schwert, durch Pesi und Krieg und Hungersnot und alle L'bel, die göttlicher Zorn und menschliche Barbarei über dich auszugiessen vermochten, du altes Pettau, bist ein doch auch heute noch eine Perle im Diademe der erzgegürteten Styria, du liebliche I Naustadt. Gaqe und Klima, bettau liegt unter 46°, 25', 10" nördlicher Breite und 33°, 32' östlicher Länge. Die Höhenmarke am k. u. k. Truppcnspitale in der Herrengasse zeigt 231*86 Meter Seehöhe. Die Pettauer Stadtberge, als die südöstlichsten Ausläufer des Posruk,endigen mit einem isolierten Berge, hart an der Drau; dieser trägt den mächtigen Hau des Schlosses Oberpettau, während die gegen Süden massig steil und gegen Osten sanfter abfallenden und sich in den Winkel /wischen Drau und Grajena verflachenden Hänge die Stadt tragen, deren einzelne Theile, der bodcngestaltung folgend, von ziemlich geraden Hauptgassen und zwischen diesen von gekrümmten Nebengassen durchschnitten sind. Vom Hauptplatze weg senken sich, dem Hodengefälle folgend, die Gassen sanft nach dem ebener gelegenen, neueren Theile der Stadt nach Nordost, Ost und Südost, während die schöne, breite Herrengasse vom Hauptplatze weg die Stadt in gerader Linie gegen Südwest durchschneidet und vier Nebengassen, im rechten Winkel abzweigend, nach Süden, zum Drauufer niedersendet. Eine Eigentümlichkeit der Hauart von bettau ist, dass alle llauptgassen sich von einem Platze abzweigen und wieder in einen solchen münden und die meisten Nebengassen ebenfalls; dadurch gewinnt das Innere der Stadt ungemein und reine Luft dringt leicht selbst in die' engsten ■Nebengässchen. Dieser Lage und Bauart verdankt die Stadl einerseits den hübschen Eindruck, den sie auf den Fremden schon von der Draucbene draussen und noch mehr vom rechten Ufer des Flusses gesehen, macht und was noch weit schwerer irt's Gewicht fällt, ihre günstigen Gesund-heits- und Reinlichkeitsverhältnisse. (legen die Nordwinde durch den überhöhenden Schlossberg und die massigen bauten auf demselben geschützt, von Nordost her durch den Zug der Windischen Büheln, welche im Yicrtclkrcise von Norden herüber bis an die Drau herabziehen, gegen die scharfen Nordoststürme gedeckt, gestattet die Lage der Stadt und die Richtung der sie durchschneidenden Strassen den oberen und daher reineren Luftströmungen allenthalben freien Durchzug und diesem Umstände ist es wohl in erster Linie zu danken, dass selbst die Luftschichten in den engsten GäSSchen selten von den Miasmen der Ställe, ('anale, Senkgruben und solcher Werkstätten geschwängert sind, in welchen animalische Rohstoffe verarbeitet werden. Ein zweiter, in hygienischer Hinsicht nicht zu unterschätzender Vortheil, welcher sieh aus dem Gefälle der Gassen und Strassen gegen die Drau- und Grajena-Niederung ergibt, ist die Reinlichkeit. Da alle Gassen und Strassen in der Stadt durchaus gepflastert sind, so erscheinen sie nach jedem Regen reingespült und schon wenige Stunden nachher vollkommen trocken. Wer je in anderen, besonders eben oder am Fusse von Höhen gelegenen kleineren brovinzstädten eine Regenzeit durchgemacht hat, welche selbst die frequentesten Strassen und blitze durch viele Tage in ein Kothmeer verwandelt, wird diesen Vortheil l'ettau's recht wohl zu würdigen wissen. Die* flachgeköpften Flusskiesel aus der Drau, mit denen die Fahrbahnen der (hassen in der Stadt last durchwegs gepflastert sind, während die Bürgersteige überall aus Klinker, Cementplatten oder Steinplatten bestehen, entwickeln bedeutend weniger und nicht so gesundheitsschädlichen Staub wie- das Granit- oder Kalksteinpflaster anderer Städte und was dort die intensivste Strassen-reinigung nicht bewirken kann, die Entfernung des Staubes, das bewirkt hier jeder Regen gründlich und rasch; übrigens sorgen Stadtvertretung und der sehr regsame Verschönerungs-Verein zu allen Zeiten für das beinhalten der öffentlichen Geh- und Fahrwege in anerkennenswerther Weise. Die Stadt besitzt zudem eine Anzahl öffentlicher Brunnen mit gutem, weichen Wasser, die bezüglich ihrer Reinhaltung sehr strenge überwacht werden. Ein stark- entwickelter Reinlichkeitssinn in der Bevölkerung selbst und ziemlich scharfe Strafen, die dem Lässigen drohen, die Verfugung, dass die Reinigung der Senkgruben durch von der Stadtverwaltung bestellte und überwachte Organe geschieht, denen Fxhaustorcn zur Abfuhr der Fäkalstoffe zur Verfügung stehen, wodurch dieses Geschäft, welches selbst in Gross-Städten stets einen wunden Punkt in der Sanitätspolizei bildet, rasch und auf eine kaum fühlbare Art erledigt wird, befördern wesentlich den im allgemeinen sehr günstigen Gesundheitszustand Pettau's. Übrigens besitzt die Stadt ein gutes ('analnetz, das alljährlich noch erweitert wird. Pettau ist eine Stadt mit eigenem Verwaltungsstatut und inforge dessen hat sie1 schon gesetzmässig einen sehr umfangreichen Apparat zur Handhabung der Gesundheitspolizei, der wie oben angedeutet, durch die Lage und Anlage der Stadt in .-einer Function sehr vortheilhaft gefördert ist. So wirkt alles zusammen, um bettau zu einem sehr gesunden Aufenthaltsort zu machen: Die Lage, die Bauart, der schnellfliessende und die- Abfallwässer, die in vielen anderen Gemeinwesen nicht selten Ursache verheerender Infektionskrankheiten werden, rasch davonführende, mächtige Draufluss und nicht in letzter Linie die Umgebung und das Klima. Es ist eine Thatsache, dass Lungenkrankheiten und besonders die mörderische Tuberkulose, welche nicht nur in (jfosstädten, sondern auch in der Mehrzahl der Provinzstädte das grösste Sterblichkeitsperzent liefert, hier im Verhältnisse zur Einwohnerzahl (rund 4000) selten sind und das Lungenkranke sich in der mehr trockenen als feuchten Luft bald erholen, Wieder muss betont werden, dass die Stadt hoch liegt und dass den trockenen Ostwinden ein breiter Durchgang, mitten durch die Stadt offen steht und dass das rasche Trocknen aller (lassen, seihst nach anhaltendem Nasswetter, ein ganz genügender Beweis dafür erscheint. Was nun die Umgebung anlangt, so ist die Stadt von einem Kranze, nicht dicht, aber teichbewaldcter Ilügel und Berge umgeben, die in reichster Abwechslung Felder, Obstgärten, Bergwiesen und Waldparzellen tragen, die, gleich hinter der Stabilisiere sanft ansteigend, von guten Wegen nach allen Richtungen durchzogen sind und die selbst von Schwachen und Leidenden ohne Anstrengung erstiegen werden können. Da mag wohl der Ozonreichthum und die völlige Staubfreiheit der Luft das eigentliche Arcanum sein, welches den Lungenkrankheiten wehrt, die Bewohner zu deeimiren wie in anderen, von der gütigen Natur weniger reich gesegneten (legenden und wer den schönen, kräftigen, wehlgebauten und in all seinem Thun lebhaften Menschenschlag, der hier gedeiht, als ein Product all der günstigen, natürlichen Factoren, die sich da in seltener Fülle vereinigen, betrachtet, wird nicht weit fehlgehen. Denn an Arbeit und körperlicher Anstrengung ist dem Menschen hier wahrlich nicht weniger aufgebürdet als anderswo und dass der Hoden auch hier nichts umsonst gibt, ersieht man an der Cultur der Ebene draussen sowohl, wie der berge. Im Gegenthcile ist hier der Arbeit mehr als in anderen (Lauen, wo blös ein Zweig der Landwirtschaft gepflegt wird, während hier der Feldbau und die Weinkultur zweifache Arbeit verlangen. Aber gesunde Luft ist hier und ein mildes gesundes Kl ima, Nicht die rauhe Luft der 1 lochgebirgsthäler oder die dumpfe Luft der Ebene allein athmet der Mensch hier und nicht übermässige Kälte oder Hitze drückt ihn und hindert sein Gedeihen und sein körperliches Wohl befinden. Abwechslung in der Arbeit, Abwechslung in der Nahrung allenthalben; Ackerbau und Viehzucht, Wein? und Gartencultur ermöglichen das in und um bettau leichter als anderswo. Man begegnet nicht vielen der kränklich aussehenden Menschen, wie in anderen Städten, nicht unter den Landleuten der Umgebung, nicht unter den Städtern selbst. Anne Leute gibts auch hier, aber ausgehungertes, verwahrlostes, physisch und moralisch herabgekommenes Bettelvolk nicht, begegnet man dergleichen ja einmal, dann ist es zugereist, denn hier gibt's Arbeit für jeden, der arbeiten mag und wer es kann und mag braucht nicht zu hungern. Und auch für solche die nicht mehr arbeiten können, ist gesorgt. Wo der Weinstock so üppig gedeiht wie um bettau und auch noch die edle Kastanie, da muss wohl das Klima ein mildes sein. Die- Vegetation ist ja allenthalben der beste Massstab für die klimatischen Verhältnisse einer Gegend und um bettau findet man in den Wäldern, an sonnseitigen Lagen öfter eine edle Kastanie als eine Tanne oder Fichte; der Laubbaum ist hier Herr im Walde, der Nadelholzbaum blos Gast. Frühreife edle Weintrauben und gegen rauhere Luft empfindliche Obstsorten gedeihen hier trefflich. Auch manche fremde Zierpflanze kann man in den Gärten im Freien wachsen finden, die es in den nördlichen und westlichen Nachbargauen im Freien nicht mehr aushält. Da braucht's nicht erst vieler Daten, Aussprüche berühmter Autoritäten und anderer Zugmittel und Schönfärberei, um nachzuweisen, dass bettau ein mildes Klima hat. Im Hochsommer 26° R. über Null im Schatten, im Hochwinter 10° unter Null in der Sonne, das sind die beiden Endpunkte bis zu welchen die Quecksilbersäule während des Jahres in der Regel steigt und fällt. In der Regel, denn Ausnahmen gibt's überall und nirgend mehr als in der Temperatur eines Ortes. Wenn man in einem so rasch streunenden Flusse-, wie die Drau einer ist, der noch dazu aus dem keineswegs überflüssig warmem Kärntnerlande kommt, über die drei Monate im Jahre Ihm lf> bis is° baden kann, so spricht das ebenfalls für ein mildes Klima und eine konstante Temperatur und wenn in den Weingebirgen der Kollos und der Windischen Büheln die Weinlese, die- nach einer alten Regel um Theresia (15. Oktober) beginnt, bis Allerheiligen dauert, so mag das auch ein beweis dafür sein. Aus dem Allen ergibt sich, dass bettau als vorübergehender, sagen wir Sommeraufenthalt, wie für eine dauernde Niederlassung weit geeigneter ist, als viele, ja die Mehrzahl jener Orte, die jahraus, jahrein als solche Aufenthalte angepriesen werden in Wort und Bild. Damit soll nicht gesagt sein, dass eine solche Reclame verwerflich sei, denn am Ende steht es ja jedem frei, sein Zell aufzuschlagen, wo er will. Im Gegentheile, eine gesunde Concurrenz kann nie schaden. Aber gerade deshalb muss es billig wundernehmen, dass in dem riesigen Strome der Curorte- und Sommerfrischen-, der Fremdenverkehrs- und Reiseliteratur, bisher kein Blättchen herumschwamm, auf dem zu lesen steht, dass sich bettau zum »Cur-« oder Sommeraufenthalte«, als hochinteressante »Reisestation« wie als ►dauernder Aufenthalt- vorzüglich qualifiziert. Das soll später noch eingehender begründet werden. Einstweilen sei nur gesagt, dass bettau sich ebenso vortrefflich als »Badecurort« wie als »Traubencurort< eignet. Als »Badecurort« für Nervenleidende und an chronischen Hautkrankheiten Laborierende, ist es ganz besonders zu empfehlen, denn die rasch fliessenden Wässer der Drau eignen sich vortrefflich für solche Olren, wie jeder Arzt bestätigen wird. Zudem hat die Stadt eine Badeanstalt, wie sie so vollständig, bequem und allen Anforderungen der Neuzeit entsprechend, selbst in grossen Städten nicht immer zu finden ist. Man kann da alle nur erdenklichen Arten von Rädern nehmen, genau wie sie der Arzt verordnet, oder wie man selbst Lust hiezu verspürt. Voll- und Schwimmbäder in der freien Drau, die notabene stromaufwärts durch kein Abfallwasser verunreinigt ist; und wer sich scheut in's offene Wasser zu gehen, sei es aus Furcht die bei der vortrefflichen Einrichtung Überhaupt ganz unbegründet wäre - sei es aus Selten, offene Gebrechen zu zeigen, dem Stehen Gahmen mit »Körben« zur Verfügung, die nach belieben tief in das durchströmende Wasser gehängt werden können. Wannenbäder mit leicht regulierbarem Kalt- und Warmwasserzulauf, Schwitz-, Dunst- und Dampfbäder in allen Specialitäten(Fichtennadel, Heublumen etc.), brausen, Douchen, Sitzbäder, Einpackungen, kurz jede Art Badekur kann hier durchgemacht werden, denn bezüglich der Bauart, inneren Eintheilung, technischer Hilfsmittel, Maschinen zum Schöpfen, Erwärmen und Zuleiten des Wassers, bezüglich der Bequemlichkeit und Zweckmässigkeit in der Einrichtung aller Baderäume, des Kinderbassins, der Signalvorrichtungen, des mit einfacher, aber solider Eleganz ausgestatteten Warte- oder Ruhcsalons und der mit dem back" verbundenen Restauration, steht diese Badeanstalt durchaus auf der Höhe der Zeit und sie hat ein wohlgeschultes Personale. Was sie aber vor allen derlei .Anstalten voraus hat, ist die Billigkeit der Preise. Dieselbe ist, was hier ganz besonders hervorgehoben werden soll, nur eine Folge der Preise im allgemeinen, die es auch Nichtreichen, ja nicht einmal zu Wohlhabenden zu zählenden möglich macht, sich hier aufzuhalten, ohne nennenswerthe Mehrausgaben als daheim. Man kann im Hotel Zimmer und zwar hübsche und reinliche Zimmer von einer Krone aufwärts haben und in sehr guten Gasthäusern für eine Krone zu Mittag speisen. Dass Pettau in vieler Hinsicht mehr bietet als manch anderer »Cur- oder gar »Sommeraufenthalt«, dürfte dem Leser dieses Buches recht bald einleuchten. In Bezug auf Traubencur sind weder die rheinischen Traubencurorte, noch die österreichischen besser als bettau, welches übrigens von manchem dieserhalb das »stei-rische Meran genannt wird wenn man wirklich kommt, um eine- »Cur« zu gebrauchen und nicht etwa, um auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege unter die Haube zu kommen; in dieser Richtung dürften auch die Pettaucr Trauben zu — sauer sein. Ks ist eben eine lebhafte und dabei sehr solide Concurrenz in der hübschen Draustadt zu fürchten. Aber um zwei Drittel oder mindestens die Hälfte billiger als in Meran oder baden bei Wien, ist eine Traubencur in bettau sicher, was denn doch immerhin beachtenswert h ist heutzutage. Wenn schon von Cur die Rede ist, so darf das nicht vergessen werden, was nothwendigerweise dazu gehört, Bewegung im Freien, Spaziergänge, Ausflüge. Ins einzelne geschildert, wird der Leser die lohnendsten Spaziergänge und Ausflugsziele später unter einem eigenen Capitel finden, hier sei nur im allgemeinen davon gesprochen. Die Lieblichkeit der Umgebung ist bereits des öfteren erwähnt worden und in der That, nichts kann lohnender sein, als ein Gang ins Freie nach irgend einer Richtung bin ins Hügelland, welches die Stadt umgibt in allernächster Nähe. Dreifach getheilt ist der Zug der Stadtberge, der von N. W. herabzieht gegen die Drau, in seinen Ausläufern sanfte weiche Kuppen bildend, deren I länge bis ins Stadtgebiet reichen, Weingärten, Wiesen, Waldparzellen und dazwischengestreut kleine Bauernhöfe tragen. Das schmale, gewundene Thal des Grajenabaches und das etwas breitere des Ragosnitzbaches, kurzweg die RagOS-nitz« geheisen, theilen den Bergzug. Reich an landschaftlichen Reizen in .Miniaturbildern sind beide Thälcr, und durch beide führen bequeme und gute Fahrstrassen; die eine nach dem hochinteressanten Schlosse »Wurmberg , die andere am alten St. Urbani vorbei in's breite Pössnitz-thal nach rechts, oder auf links abzweigenden Gemeindewegen durch die ganze Ragosnitz hinauf, ebenfalls nach »Wurmberg. Allein so weiten Weges braucht es nicht; in fünfzehn bis zwanzig Minuten, sogar in weniger, ist eine der nächsten überhöhenden Kuppen erstiegen, auf bequemen Wegen, die durch blühendes Gefilde oder durch lauschigen Wald fühlen, und die leichte Mühe ist von einer gerade- zu überraschenden Fernsicht belohnt. Zur Rechten das blaue Bachergebirge und über dessen Bergkämme lugend, manche Spitze der Sulzbacher-Alpen; vor sich die weite, mit Dörfern, Kirchen und Schlössern besäte, grüne Ebene, umschlossen von der tingemein malerisch geformten Kollos, die sich weit hinüber zieht gegen Osten, über deren pittoresken Wirrwarr von Bergen lind Hügeln der alte »Donatiberg sich 2800 Fuss hoch, wie ein Riese unter Zwergen hervorhebt. Der Donatiberg, der Möns Claudii der Römer, bietet eint1 der schönsten bernsichten von ganz Österreich und das ist wohl ein ausreichendes bob, welches wir später noch eingehender begründen wollen. Weiter gegen Osten treten die Windischen Büheln in das überraschende Panorama, welches mit jeder Änderung des Standplatzes kaleidoskopartig wechselt, dem Auge immer neue landschaftliche Schönheiten erschliessend. Es ist ein unschätzbarer Yorthcil der Pettaucr Stadtberge, dass jede Höhe im bequemen Spazierengehen und innerhalb eines Zeitraumes erstiegen werden kann, in welchem man anderswo kaum an den Fuss irgend einer Aussichtswarte gelangt, von deren Spitze man oft recht getäuscht wieder zu Thal steigt, während von der niedersten llügelkuppe der Stadtberge sich ein Bild von vielen Quadratkilometern Flächenraum in buntester landschaftlicher Abwechslung darbietet. Aber nicht einmal atis der Stadt hinaus braucht man zu gellen, sondern blos den Schlossberg zu besteigen und in wenigen Minuten hat man ein Rundbild vor sich, das in seiner Grösse wahrhaftig fesselt und die Seele gefangen nimmt. Dabei wird das Beschauen nie monoton. Es ist, als schlüge man mit jedem Wechsel der Stellung die nächste Seite eines riesigen Bilderbuches auf und tagelang mag man darin blättern; ohnezü ermüden,ohne dass die Bilder langweilen, die sich zu jeder Tageszeit in einer anderen Form und Beleuchtung zeigen. Unendlich reizend ist ein Blick in die schmalen, friedlichen Thäler gegen Norden, von einer der weichgeformten Kuppen am sonnigen Nach- mjttage, durch eine Lichtung im schattigkühlen Walde. Unendlich fesselnd ist ein Blick in die weite, von dunklen Bergsilhouetten eingerahmte Drauebene hinaus, wenn das Licht iles Vollmondes das von leinen durchsichtigen Dunstschleiern überzogene bettauer beld in ein leichtbewegtes Aleer verwandelt, in dem Dörfer und Höfe, Schlösser und Kirchen zu schwimmen scheinen, in seltsamem Durcheinander. Ob man mit der aufgehenden Sonne durch die thau-frischen Gefilde wandert, zwischen grünen I längen dahin auf guten Wegen, an süssduftenden Berg wiesen, oder wallenden Saatfeldern vorbei, vorüber an stillen Kapellen und freundlichen Höfen; ob man am heissen Mittage unter dem grünen Laubdache eines lauschigen Wäldchens rastet, wenn kaum das Zwitschern eines Vogels oder das Summen eines Käfers die feierliche Stüh' stört, oder ob man unter den dichten Kronen der mächtigen Kastanienbäume im Stadtparke sich niedergelassen hat auf einem bequemen Ruheplätzchen, vor sich die rauschende Drau und ringsum das pulsierende Leben der regsamen Stadt, immer wechseln die Bilder wie in einem Wandelpanorama. Schon ein Spaziergang um die Stadt herum ist lohnend und angenehm zugleich, da man, auf bequemen Wegen und fast ununterbrochen im Grünen wandernd, so recht ein Bild der uralten und funkelneuen Zeit erhält, die in bunter Mischung den Rahmen der Stadt ausfüllen. Beginnen wir gleich an der Draubrücke, über welche man aus dem bettauer beide- und durch den Vorort Rann, kurzweg am Rann« (offenbar am Rain d. i. an der Grenze gelegen) in die Stadt gelangt. Da liegt links ein hübsches, modernes, einstöckiges I laus, das Mauthaus und ein Platz breitet sich da aus, der, von alten Häusern cingelässt, links und rechts Gassen parallel zur Drau und geradeaus eine sanft bergansteigende in diebreite Herrengasse hinaufschickt. Biegen wir rechts ein, Zur Linken bilden wieder alte Bürgerhäuser Spalier, zur Rechten beginnt eine nette Anlage, der Draukai und die-siT endet vor einem massigen Rundbau. Das ist (lir Hastion der alten Festung, welche die Brücke zu decken hatte und das alte »DraupförteU in der südlichen Umfassungsmauer. Der Bau ist massiv und in der JMauer stecken eine Anzahl Kanonenkugeln aus der »Türkenzeit.< Auch von hier aus zweigt eine Gasse links ab, die »Untere Draugasse«, welche im Bogen den südlichsten Stadtthcil durchschneidet, während die »Allerheiligengasse wieder aufwärts führt zur »Herrengasse,« Biegen wir neben der Drau um diesen alten Rundthurm, so liegt der Stadtpark vor uns, von der Trace der alten Festungsmauer, die aber freundlichen Häusern und Gärten Platz machen musste, bis zum zweiten Rundthurm am ►Minoritehplatze«, von dem alten Glacis des östlichsten Vorwerkes der Stadt, dermalen ein Garten, von dem Eisenbahndamme und von der Drau begrenzt, über welche man eine schöne Aussicht nach den Auen, nach dem Pionnierübungsplatze für Wasserexercitien und der Ortschaft Rann geniesst. Der Stadtpark ist nicht umfangreich, aber er hat einen Vortheil vor vielen solchen Anlagen; er ist tiefschattig, denn prächtige Kastanienbäume wehren den Sonnenstrahlen, überdachen die Allee- und Spazierwege, den Kinderspielplatz und beschatten selbst die Fronte der angrenzenden Häuser, haue schöne Allee trennt den Park in einen östlichen und einen westlichen Theil und obgleich diese Allee, welche die Draulände mit dem Mino-ritenplatze verbindet, ziemlich breit ist, wird sie dennoch vollständig von einem hohen, dichten, grünen Blätterdache überwöll it. Der östliche Theil enthält auf einem erhöhten, mit saftig grünen Rasen bewachsenen, viereckigen Erdsockel, dessen Ecken abgestumpft und mit hübschen Rabatten von Teppichpflanzen verziert sind, das »Kaiser Josef-Monument ; auf einem scheinen Sockel steht die lebensgrosse Figur des umergesslichen Schätzers aller Menschen« in seiner schlichten Officiersuniform und mildernst blickt der schön modellierte1 Kopf nieder auf den Beschauer. Den Vordergrund bilden frische Rasenbeete, den Hintergrund ein Rondell von riesigen Pappeln, um welches wieder mächtige Kastanien einen zweiten Kreis bilden, dass das ganze einem grünen Tempel gleicht, in dessen Kuppel die Singvögel Gott loben, während unten auf den Bänken die Menschen Erholung suchen. Ein Weg führt unter dem Eisenbahn dämme, der mit dichten grünen Hecken verkleidet ist, auf einen freien Platz. Da liegt ein alter Bau, einem Schlösschen ähnlich. Halb Barock-, halb Zopfstyl, mit einem hohen Mansardendach gekrönt und von zwei niederen Anbauten flankirt. Das ist die alte bürgerliche SchieSStätte, nicht zum Vergnügen allein geschaffen, sondern auch zu ernstem 'I nun, denn die bettauer Bürgergarde war tüchtig organisiert und leistete mehr als einmal gute Dienste. Ein grünes Dreieck regelt die Wege. Gehen wir längs des Bahndammes weiter bis zur Stelle, wo die aus der Stadt kommende, nach Ungarn führende I lauptstrasse die Bahntrace bereits im Strassenniveau kreuzt. Der Weg ist nett gehalten und zeigt zur Linken, tiefliegend, eine vortrefflich gepflegte Rebenschule. Oben an der Chaussee stehen wieder moderne Häuser und überschreiten wir den Bahndamm, liegen zur Rechten die weitläufigen Anlagen des Bahnhofes, geradeaus aber öffnet sich die »Ungarthorgasse , gleich am beginne zwei hochmoderne Bauten präsentierend. Die k. k. bost, ein zwei Stock hohes Gebäude, welches selbst in einer Grosstadt eine prächtige Figur machen würde und gegenüber ein modernes Zinshaus; am anderen Ende dieser Gasse weitet sich der blorianiplatz.« Wir biegen rechts in die Allee, welche zum Balmhofe führt. Sie ist breit und schattig, ein gern benutzter Spazierweg, denn sie ist selbst bei tagelangem Regenwetter nie kot h ig. Sie ist ziemlich lange und von ihr zweigen sich zwei breite, von mächtigen Kastanien und Linden gebildete Dammalleen nach Nordwesten ab, die am Fusse der Stadtberge hinführende Strasse nach Luttenberg und Rad-kersburg mit der Bahnallee verbindend. Da ist's im Sommer, wenn die Lindenblüten ihren kräftig süssen Duft athmen, der wie eine Wolke von Wohlgerüchen in den Alleen lagert, äusserst angenehm zu sinnen und zu träumen und auch zu schauen, denn zwischen diesen beiden Dammalleen liegen riesige, grüne Vierecke, saftige Wiesen. Gehen wir weiter; das Hahnhofgebäude zur Rechten ist nicht prächtig, aber nett und der Weg, noch immer tiefschattig, führt daran vorüber bis zur zweiten Dammallee hinauf. Diese benützen wir und oben auf der bezirks-Strasse angelangt, stehen wir vor einer sanft aufsteigenden Anlage. Zwischen den Krönender Obsbäume durch blicken zwei Gebäude; die landschaftlichen Heim- und Pflege-Stätten für Kranke1 und Sieche; diese sind hier wohl geborgen vor Lärm und Aufregung und athmen reine Luft. Am beginn der Anlagen, wo sich der breite Kiesweg durch die bühenden oder reichtragenden Obstbäume schlängelt, da steht eine Orientierungstafel: >Verschönerungs-Verein Pettau.« »Weg zum Volksgarten.« Dem wollen wir später einen besuch abstatten, denn er verdient es vollauf. Gehen wir gegen die Stadt. Ein kleines Häuschen zur Linken, ganz verschämt verborgen im Grün. Zur Rechten steht eines oben am Mang, der steiler zur Strasse abfällt, grünrasig und mit einer Baumreihe garniert ist. Das nette I laus ist die Wohnung der Gendarmerie. Da-ranslossend steht ein grösseres Gebäude, die Giebelseite der Strasse zugekehrt und eine eiserne Thüre weisend, dahinter liegen die Schätze aus der Kollos, den Windischen Büheln und den Stadtbergen; die besten Tropfen im Lande. Eine Kellerei birgt da manchen guten und auch manch bösen Geist in ihren finsteren Gewölben, die dem Menschen zum Gott, zum fröhlichen Kinde, oder zum wilden »Orlando furioso« machen, der am Heimwege mit Barrierestöcken und Wegweisern Streit beginnt, bis er besiegt im Sande oder bestenfalls in den Armen der dräuenden Gattin liegt. Ein stiller Kirchhof, in dessen Mitte die Kirche St. Oswald liegt, folgt zunächst. Die fröhlichen Geister des Lebens und der starre Tod in nächster Nachbarschaft, Die linke Seite der Strasse; besäumen wieder moderne I läuser Lis hinauf, wo die erste balmallee mündet. Auf diesem kleinen Räume liegt wieder eine Geschichte von mehr als 1500 Jahren ene; beisammen. Die Kirche St. Oswald gründete der Pettaucr Bischof Oswald zu Ehren seines Namensheiligen, zwischen 855 bis s."V) auf Kirchenplatz«' dürfte, sobald der Theatcr-zubau vollendet sein wird, die meiste Aufmerksamkeit gewidmet werden, denn abgesehen, dass er in seiner Anlage der regclmässigste ist, ist er weitaus der interessanteste für < len Fremden. Da wir gerade an der Mündung der Bahnhofgasse stehen, verfolgen wir sie nach abwärts, begegnen neben Neubauten wieder alten Häusern und stehen an ihrer Ausmündung in die Färbergasse da, wo das alte Speckthor aus der Stadt in die Vorstadt führte; zur Rechten die kleine Kaserne, ein ebenfalls massiger Bau aus der alten Zeit und zur Linken eine Flucht von modernen Neubauten, die mit dem Prachtbaue der Gcmeinde-Spar-casse ihren Abschluss finden. Gegenüber diesem Baue die städtische Knabenvolksschule. Ein schöner moderner bau, der sich in seiner Gitterumfriedung äusserst hübsch präsentiert. Vor dem Stadtthurme liegt der 1 [auptplatz, eigentlich nur eine Ausweitung der I lerrengasse an ihrer Gabelung in die Kirchen- und Bahnhofgasse. Wie schon bei der Kirchengasse gesagt, ist hier die City von Pettau, der vornehme Theil, die obere Stadt. Aber auch hier ist Altes und Neues bunt und doch nicht unschön gemischt. Die meisten der Hausbesitzer haben die Eacaden ihrer Häuser modernisiert, aber hie und da steht doch eines dazwischen, das noch an die alte BanngerichtsbaSr keit des >Stadtrichters und gemeinen Rats der Kammerstadt bettau erinnert. Die Gasse ist breit, gerade und wie alle Gassen und Plätze gut gepflastert. Die bereits erwähnte brobstei, das in seinem Äusseren schmucklose, aber freundliche Rathhaus mit dem hübschen eisernen Balkon mit Bauchgittern, der den mächtigen Doppcladler trägt, auf dessen Baust das Stadtwappen, »das rothe Kreuz mit dem goldenen Sterne in grünem Felde« ruhet, daneben wieder ein Haus mit der mittelalterlichen Laub(\ gegenüber moderne Bauten, zwischen denen wieder ein Stück Altpettau herausguckt, das enge, finstere Brunngässel. In demselben ist noch der Eingang zum Keller des alten Handelshauses Guffantc aus dem Jahre 1646 sehr gut erhalten, Flerr Franz Guffantc war dreimal Stadtrichter von Pettau. Weiter aufwärts »Hotel Osterbcrger«, dann wieder das alte »Schlossgässl« nach dem Schlosse Oberpcttau hinankletternd, eingeengt von alten finsteren Häusern, die sich fast unwillig aus der breiten lichten Herrengasse zurückgezogen zu haben scheinen, noch weiter das k. u. k. Truppenspital, dann wieder ein Neubau, diesesmal ein vornehm bürgerliches Familienhaus; die k. k. Finanz-Controllsbezirkslcitung und auf der anderen Seite das landschaftliche Untergymnasium und sein Nachbar das alte Ordonnanzhaus, welches einstweilen die Sammlungen des Local-Museums birgt, bis ein würdigeres Heim geschahen wird. Wendet man um die bewaldete Böschung des Schlossberges, so liegt an die Kaserne in langer Fronte anstossend die: Gartenrestauration zur »Neuen Welt« und den Hang des Schlossberges hinan zieht der best der Stadtmauer mit einem in Trümmer zerfallenen Thurm abschliessend. So hat man die Stadt nach allen Richtungen durchkreuzt und umgangen und dieser Spaziergang war lohnend und interessant für jeden, bei dem nicht die Macht der Gewohnheit das Interessante als alltäglich erscheinen lässt, der nicht an alten ehrwürdigen Bürgerhäusern die überladene baeade grosstädtischcr Zinsburgen sucht und nicht bedenkt, dass die Väter weniger elegant, aber dafür dauerhafter, weniger stylvpll, dafür aber solider, nicht für Jahrzehnte, sondern für Jahrhunderte bauten. Schmucklos aber fest stehen diese alten Häuser und sie werden noch stehen, wenn mancher ihrer modernen Nachbaren bereits wieder baufällig geworden ist. !3effaurs alfe Haufen und Dotilniialer. Es ist ein eigentümlicher Zaul>er, der den modernen Menschen beim Betreten einer alten Stadt umfasst. Es liegt etwas seltsam Anheimelndes und Vertrautes in dem Anblicke der reinlichen Strassen und krummen Gassen, der alten, massiven aber doch freundlichen Bürgerhäuser, der ehrwürdigen Kirchen mit ihren grauschwarzen Mauern, in welche die Pietät vielhundertjährige Grabdenkmäler aus den bereits längst aufgelassenen Gottesäckern eingefügt hat, in den finster und grämlieh dareinschau-enden Rundthürmen und Bastionen und den Resten der einstigen Stadtmauern, auf denen die ehrenfesten Bürger des Mittelalters oft genug in Wehr und Waffen gestanden haben, um die geliebte Vaterstadt gegen Überfall und Plünderung zu schirmen. Was wir Kinder einer modernen Zeit in den Erzählungen von ritterlichen Kämpen, von wehrhaften Bürgern und reisigen Knechten gelesen, von den festen Stadtmauern, Thorthürmen und Burgen, von Türkennoth und der Pestjungfrau, von wohlweisem Rate und ehrenfesten Bürgern, das verkörpert sich plötzlich zu greifbaren Gestalten aus längstvergangenen Jahrhunderten und ein I [auch von Romantik umschmeichelt die noch übrig gebliebenen Steinernen Zeugen und Wahrzeichen aus jener Zeit, dass sie uns gar lieb werden und vertraut, als ob wir sie schon oft und oft geschaut hätten, auch wenn wir sie das erste Mal sehen. Mehr als ein solches Denkmal und Wahrzeichen tritt dem Fremden in bettau gegenüber. Vor allen andern sind es die Kirchen, nach denen der Fremde zuerst sieht. Sie sind der Masstab, nach welchem er das Alter der Stadt bcurthcilt. Allein wie in manch anderem macht Pettau auch hierin eine Ausnahme. Sie ist viel, viel älter als alle Kirchen, obgleich manches Gotteshaus der Stadt ein hohes Alter hat und die jüngste ein halb Jahrtausend bereits den Stürmen der Zeit trotzte. Da ist vor allem: Die Hauptpfarrkirche zu St. Georg. Die Haupt-, Stadtpfarr- und Probsteikirche in Pettau dürfte in ihrer heutigen Gestalt aus dem Ende des 12. oder den Anfang des 13. Jahrhunderts stammen und zur Zeit der Vereinigung Steiermarks mit Österreich und zur Zeit der Herrschaft des Erzbisthumes Salzburg über Pettau erbaut worden sein; in den Schlussteinen der Deckengewölbe sind die Wappen der Herzoge von Österreich, des Erzbisthumes Salzburg und der Stadt Pettau zu finden. An Stelle der heutigen Kirche stand die, welche urkundlich im Jahre 846 von Luitpram, Erzbischof von Salzburg eingeweiht wurde. Nebenschiffe und Chor wurden um 1312 erbaut und zeigt besonders der Letzlere die reinen gothischen Formender mittelalterlichen Kirchenbaukunst. Die Nebenschiffe sind vom 1 lauptschiffe durch je drei freistehende bleiler getrennt, deren Capitäler die hochaufstrebenden gothischen bogen des viel höheren Mittelschiffes tragen, Während das aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts stammende Presbyterium, dem Mittelschiffe an bange gleich, ein vollständig freitragendes gothisches Gewölbe reinsten Styles trägt. Drei hohe gothische Fenster in dem im Achtecke gebrochenen Presbyterium sind leider vermauert, zeigen aber aussen noch die damalige Art der Verglasung. Das Innere des Gotteshauses, mit hübscher, aber nicht stylgerechter Malerei geziert, zeigt in seiner Ausstattung die Stylart und den Geschmack der verschiedensten Zeitperioden, in denen dieselbe geschaffen wurde. Die .Malerei im Presbyterium, römische Architektur und Ornamentik zeigend, wurde- 1816 von Peter Schiffer al fresco hergestellt und damals wurden, um dem Meister, der unglückseliger Weise römisch mit gothisch verwechselte, Raum für seine Arbeiten zu schaffen, auch die drei gothischen Fenster vermauert. Das Altarbild, ein Kolossalgemälde desselben Meisters, ist gut durchgeführt. Die Zierde des Presbyteriums aber sind die Chor-stühle, im Jahre 144b ausgeführt, die Zeugnis von dem einstigen hohen Range dieser schönen Kirche- geben und, reich mit durchbrochenem Schnitzwerke geziert, ein Muster damaliger Kunst sind. Auch der 1 lochaltar ist sehr sehenswert. Im edlen Renaissancestyl ist die schöne Kanzel gehalten und im selben Style die acht Seitenaltäre. Im linken Seitenschiffe fällt die Tauf kapelic mit einem schönen gothischen Flügelaltare vom Jahre 1512 auf. Die Seitenkapellen sind erst im 18. Jahrhundert äuge baut und im italienischen Style gehalten; in fliesen ist in der Dismaskapelle ein Frescobild dei hl. Magdalena ein wahres Meisterwerk. Das Pflaster der Kirche von Anton und Alexander von Marenz, aus einer der angesehensten Pettauer Patrizierfamilien stammend, im Jahre 1590 gewidmet, zeigt die nicht geringe- Opferwilligkeit jener Zeit zur Verschönerung dieses Gotteshauses. Die- Sakristei enthält sehr schön eingelegte Wandschränke- aus der Mitte- des 18. Jahrhunderts, von dem einheimischen Meister Marenzcllcr geschaffen, und in einem dieser Schränke ist e-ine- im Jahre- 1618 gefertigte, 87 Centimeter hohe-, aus feinster Filigranarbeit hergestellte Monstranze aufl»e'wahrt. I )en Schmuck des Gotteshauses von aussen bilden zahlreiche-, in die Mauer eingefügte Grabmäler, so zahlreich, wie- sie- nicht viele andere Kirchen aufweisen und dabei ebe-nso hochinteressant für de-n Alterthums-freund wie für den Geschichtsforscher. Fs kann hier nicht der Ort sein, sie alle herzuzählen, denn es sind der interessanten zu viele, das älteste ist das des »Georg Cala, genannt Watzier , ein Lehensmann der Herren von Pettau, gestorben am S. April 1095, also gerade 800 Jahre alt. Der Kirchplatz bildete einst den Friedhof, wie liberal! die Gottesäcker um die Kirche lagen und wie es auch hei der ältesten Kirche Pettaus, der Osw aldi-Kirchc, heute noch so ist. Der ganze Kirchplatz aber ist ringsherum mit einfachen Anlagen geziert, die mit frischgrünen, nettgehaltenen Rasenflächen wechseln, was demselben ein ungemein heimliches Aussehen gibt. Das ehrwürdige altersgraue Gotteshaus mil seinen vielen Grabsteinen und Vo-tivtafeln inmitten des Irischen Grüns üppiger Ziersträucher und Rasenbeete, abgeschlossen von dem Treiben des täglichen Handels und Wandels der aufstrebenden Stadt von allen Seilen und nur umkreist von der fröhlichen Kinderschaar zu Ende der Schulstunden und an bestund Feiertagen von der geputzten Mengt* der Andächtigen, die ihm zur Staffage dienen, ist ein ungemein anheimelndes Bild, trotz des heiligen Ernstes der darüber lagert. Den Kirchplatz schliesst gegen den Hauptplatz ab: Der alte Stadtthurm. Das ist ein gewaltiger Recke, hau mächtiges massiges Bauwerk, wie sein Bruder in Judenburg oder in Aquileja und wie diese, steht auch er isoliert. Er ist 5 Etagen hoch, deren jede ein einstöckiges Haus gäbe und obenauf krönt den mächtigen, im Rohbau aus Steinen und Ziegeln aufgeführten Thurm, ein sehr schöner im Jahre 1792 aufgesetzter, mit Kupfer gedeckter Helm von fast zierlicher Arbeit. Der Thurm soll im 10. Jahrhundert als eine Art Warte, als ein Lugaus gegen die wilden Nachbarn (l'ligam) aufgeführt worden sein, denn im Jahre 1199 war noch die nahe bössnitz die Grenze, hinter welcher diese beutelustigen Nachbarn allenthalben die wohlhabende Stadl belauerten, um ihr und ihren Bürgern möglichsten Abbrach zu thun. Freilich wurde ihnen dieses Handwerk von dem streitbaren Pettaucr Friedrich I. im Vereine mit den Dcutschordcns-Rittern und wehrhaften bürgern am Ostersonntage 1199 so gründlich gelegt, dass sie ihre Grenze weit hinter Friedau zurückschoben. Wir aber können die in vielen Geschichtswerken aufgenommene Behauptung, dass der riesige Stadtthurm eigens als Observationsthurm gegen die Ungarn erbaut worden sei, schon aus dem ganz einfachen Grunde nicht für stichhältig finden, als man von der Burg Obcrpcttau, die keine Büchsenschussweite entfernt, den Thurm bedeutend überhöht, einen weiteren Ausblik über das Untere Pettaucr Feld hat, als selbst von der Thurmspitze aus. Zudem stammt die Bauart des gewaltigen Thurmes aus einer späteren Zeit und er dürfte wie der von Aquileja oder auch der von Jdunburg, dem heutigen Judenburg, als Campanile, das heisst als Glockenthurm gebaut worden sein, was gar nicht hindert, dass er nebenbei auch zum Lugaus diente. Als der Thurm der Stadtpfarrkirche 1684 abbrannte und abgetragen wurde, Iiess die Stadt 1687 drei neue Glocken in den Stadtthurm hängen. 1 )ie hohen Schaufenster in der obersten Etage wurden sicher damals hergestellt, als der Thurm 1705 bei einem Brande Feuer gefangen hatte, die Glocken schmolzen und eine Etage, (die sechste) von 20 Fuss Höhe abgetragen wurde, denn die heutige oberste Etage ist im Verhältnis zu den unteren sozusagen »viel neuer.« Heute hat der Thurm eine Höhe von 54 Metern bis zur Spitze; aber nicht die Höhe, sondern die massige Bauart imponiert, denn jede Seite der quadratischen Basis misst 14 Schritte und die Mauerdicke mehr als 2 Klafter. Allein noch ein anderes macht den Stadtthurm zum Anziehungspunkte für alle Fremden. Es sind das die zahlreichen »Reunersteine« mit noch gut erhaltenen Figuren und Inschriften; diese Denkmale aus der Zeit der Römerherrschaft in bettau, d. i. aus dem Anfange unserer Zeitrechnung stammend und daher anderthalb Jahrtausende alt, unigeben den Sockel des Stadtthurmes, als steinerne Zeugnisse des hohen Alters und der einstigen Bedeutung Pettaus im römischen Weltreiche. Das Orpheus-Monument (volksthümlich Pranger genannt.) Dieses Denkmal, aus einem einzigen Stücke weissen Marmors geformt, steht wenige Schritte vor dem Stadt-thurme auf dem 1 lauptplatzc. Ks misst 5*85 Meter in der Höhe und 1*79 Meter in der Breite und ist 24 Centimeter diele. Gekrönt ist das Monument mit zwei die Köpfe nach auswärts gerichteten Löwen, zwischen denen der Kopf eines bärtigen Mannes steht. Die Vorderseite ist heute noch in drei Felder gebleut (ursprünglich mochten es vier gewesen sein), von denen die oberen zwei, in den Ecken oben abgeschrägt, ein Haupt- und zwei Eckfelder zeigen. Im oberen Dreiecksfelde sitzt eine nackte mit dem Rücken dem Beschauer zugekehrte Figur, neben welcher halb sichtbar eine nackte Weibsgestalt liegt, die Eckfelder zeigen geflügelte Genien. Unterhalb in schmalen Streifen sind an den Seiten zwei vierfüssige Thiere, in der Mitte sechs Vögel sichtbar, im grossen Vierecksfelde sitzt die Figur des Orpheus mit phrygischer Mütze, die Lyra spielend, umgeben von verschiedenem Gethiere; unter diesem Hauptfelde folgt wieder eine schmale Leiste mit vierfüssigen Thieren. Die Figuren an der Vorderfrontc und den beiden Seitenflächen sind in Hochrelief gearbeitet. Das unterste Feld, welches einst die Legende enthielt, ist ausgemeiselt und zeigt neben einzelnen noch sichtbaren Buchstaben, mehrere durch den ganzen Stein gehende Löcher, in denen früher die eisernen Klammern eingelassen waren, an welche die zum brangerstehen<-verurtheilten Delinquenten gefesselt wurden; denn der Unverstand jener Zeiten, von denen die Welt behauptet, dass sie die guten alten« gewesen seien, hat dieses Pracht werk alter Bildhauerkunst, das Ehrendcnkmal eines der gröSSten römischen Imperatoren, als Mittel zum Vollzuge der entehrenden Strafe des Prangerstehens, schon seiner Form wegen sehr geeignet befunden und die Inschrift herausgeineisclt, um an deren Stelle ein paar Eisenringe einzufügen, an welche allerlei Gaunervolk festgebunden wurde zum Gaudium der Gassenbuben, bevor es Büttel mit Stockschlagen atis der Stadt trieb. Der »wohlweise und wohlvürsichtige Rat mag elas prächtige Denkmal für solche Zwecke recht praktisch befunden haben; Sinn für Kunst hat er aber wenig gehabt und noch weniger Verständnis für die historische Bedeutung dieses Monumentes, welches dem römischen Kaiser Scptimus Severus zu Ehren im Jahre 194 n. Ch. in Petovium errichtet wurde, als er seinen Gegner Pres-cenius Niger in Asien besiegt hatte. Das prächtige Denkmal verliert leider durch die Witterungseinnüsse, gegen welche es durch ein schmales, auf eisernen Ständern ruhendes, aber seinem Zwecke wenig entsprechendes und auch nicht besonders geschmackvolles Dach geschützt ist, mehr und mehr von der Plastik der darauf angebrachten Figuren. Es ruht auf einen Stufensockel, der mit einem einfachen, hübschen Eisengitter umgeben ist. Von anderen Denkmalen aus der Römerzeit sind in dem Sockel des Stadtthurmcs wie gesagt noch eine ganze Anzahl und darunter ganz besondersbemerkenswerte eingefügt. Unter anderen eines dem ägyptischen Serapis (Osiris) geweihtes mit der Inschrift: SERAPI. AVG. SACRVM. EPAPHRODITUS. ALE-XANDRI. AVG. DISP, ET. TÄBVL. V. S. L. M. {Alexandri Severi imperatoris antust i dispensator et tabularius votum sulvit Iiibens merito) aus den Jahren 222 bis 235 stammend. Epaphroditus mag ein kaiserlicher Güterverwalter gewesen sein. Auch ein Mythrasdenkmal mit der Inschrift: SOLI. SA. C. DOMIT. 1IERM. V. S. L. M. findet sich. Ferner ein viereckiger Cyppus mit der Inschrift: IARMOGIO. AVG. SACK. C. MARIVS. SEROT1NVS. EX. IVSSV. JarmogUlS dürfte der Name einer besonderen ein-heimisch-pannonischen Gottheit gewesen sein. Einer der für die Geschichte Pettaus sein wertvollen Römersteine zeigt die Inschrift: C. CAESIVS. C. F. P APIRIA. INGENVVS. POETOVI-ONE. V. F. SIRI. FT. V LIMA F., ALI VTA F. CONIVGI. ET. CAESIAE. INGENVAE.... LT.... LIR. denn er enthält den Namen Pettaus in seiner ältesten Schreibart. Der schöne Stein ist an der Ostscite des Thurmes angebracht. Eines der schönsten und bcsterhaltencn Denkmale ist an der Ostscite des Stadtthurmes in die Balustrade der Aufgangstreppe eingemauert. Es ist verhältnismässig klein, aber die Figuren sind vorzüglich erhalten. Das Hochreliefbild stellt eine Frau im Lehnstuhle vor, die ein neugeborenes Kind säugt, claneben eine andere Frauengestalt, vielleicht die Wärterin, welche in den Händen ein muschel förmiges Gefäss hält. Die Inschrift lautet: G. SACR. bOSAE. V. F. VNDINES. AELI. ET. UND IN LS, DECIUS. - RIN. ET. VRS. (Genio Sacrato Posae vivi fecerunt Undincs Aclius et Undinus Decius [Victo] rinus et Ursus.) Es ist der Name Undincs hier einzig gefunden worden. C. VAL. TETTIVS. FVSCVS. DEC. C. V. ET. P. Q, AEDIL. PRAEF. FABR. II. VIR. I. D. AVGVR. LOGA. COLLEG. MAGNO. LARVM. ET. 1MAG1NUM. DOMINI N. CAES. Ob. HONOREM. TRIBVNATVS... F.F. (Cajus Valerius Tcttius Fuscus, Decurio Glrator Viarum Et Pon-tium, Quacstor, Aedilis, Praefectus Fahrorum, Duumvir Juredicundo, Augur, Loca Collegiorum Magnorutn Larium Et Imaginum Domini Nostri Caesaris Oh Honorem Tribunatus Fecil Erigi.) Es würde den Rahmen dieses Ruches weit überschreiten, alle Denkmale aus der Glanzzeit Pctoviums, welche Pettau dermalen noch besitzt, hier aufzuzählen. Der noch junge »Museums-Verein« der Stadt, welcher sich zur Aufgabe gestellt: hat, ein bettauer Localmuscum zu gründen, wozu bereits ein vielversprechender Anfang durch Erwerbung und Ausgrabungen schöner Übjecte, insbesondere aber Münzen, gemacht ist, bereitet eben ein illustriertes Verzeichnis aller alten Denkmale der Stadt vor, das reichhaltig genug werden dürfte. Von den vielen Denkmalen aus späterer Zeit (Grabsteine, Grabinschriften, etc.), die in den Kirchen und besonders an den Aussenwändcn der Haupt- und Stadtpfarrkirche angebracht sind, kann hier auch des beengten Raumes wegen nicht gesprochen werden. Allein eines derselben, unter dem Eingangsthore ins Schloss Oberpettau, tnuss wohl gedacht werden, seiner besonders schönen Ausführung wegen. Es ist das Denkmal des letzten Herrn von bettau, Friedrich V., gestorben am O.Jänner 1438. Dieses prächtige Denkmal aus rothem Marmor zeigt im Mittelfelde unter einem Baldachin die aufrechtstehende Gestalt des ritterlichen Herrn in voller Rüstung in Lebcnsgrösse. Die Rechte hält die flatternde Streitfahne, das Abzeichen seiner Würde als Marschall von Steyern; die Linke stützt sich auf den Kreuzgriff des entblöSSten Schwertes. Die Düsse mit langen Rädersporen ruhen auf einem ausgestreckt liegenden Hund (das Symbol der Treue.) Unter dem Wappenrock sieht man den Ringelpanzer. Zu beiden Seiten des Kopfes erblickt man die Wappen von Ankenstein und Wurmberg. Das Monument ist 2*84 Meter hoch und 1 "26 Meter breit und die rahmenartige Einfassung zeigt folgende Inschrift: ano dm. M. CCCC. XXXVIII, an. den. heyligen. drey kunig. tag. starb, der. edel. her. her. Friedrich, von pettav. obrister. marschall. in. Stcyr. der. da. leit. dem. golt. gnadig. sey. Kehren wir zurück- zu den alten Bauwerken. I )a ist die zweite Pfarrkirche (slowenische) der P. P. Minoriten: Die Minoritenkirche St. Peter und Paul. Die Ostfronte des Minoritenplatzes bildet das im Jahre 1239 von Ulrich von Wallsee gegründete Minoriten-kloster. Es ist ein mächtiger, massiver bau von zwei Stockwerken Höhe, an dessen Nordseite die Kirche angebaut ist, welche, mit der schönen Giebelfronte dem Platze zugekehrt, einen mächtigen Eindruck durch die ausserge-wöhnlichen Massverhältnisse der Facade macht. Auf einem von vier riesigen Säulen korinthischen Stylus ruhenden Architrav, schöner und edler Form im gleichen Style, ruht ein von anderen vier Pflastern getragener Fronton. Zwischen jedem der unteren Säulenpaare steht auf hohen Piedestalen und in Nischen je eine der Colossalfiguren der beiden Apostelfürsten. Über dem Portale; ist eine Art balkon, auf den drei hohe Fenster münden und über diesem eine von Draperien umgebene Nische, in welcher die Statue der Gottesmutter steht. Das Ganze macht einen imposanten Eindruck, der durch den leider in gleicher Frontlinie aufgeführten Klosterbau beeinträchtiget ist, denn auch dieser Bau zeigt aussergewöhnliche Grösscnverhältnissc. Schmucklos in der dem Platze zugekehrten Fronte, findet sich an der nach Süden gerichteten Flanke, unter recht unregelmässig durcheinandergeworfenen, eine Reihe sehr schöner Fenster. An diese Flanke stössl die Mmöriten-Bastion, ein Überbleibsel der mittelalterlichen Befestigungsbauten Pettaus. Das Innere der Kirche weiset verschiedene Baustyle; das Presbyterium zeigt den gothischen Styl. Es rührt aus dem Jahre 1360, als die Herren von Pettau den Minoriten zum Kloster eine Kirche bauten. Der darin stehende Hochaltar ist aus Holz; durch vier Säulen im korinthischen Style, /.waschen denen vier überlcbcns-grossc Mönchsstatuen stehen, erhält dieser Hochaltar eine schöne, edle Form in seinem Aufbaue. Das Schiff der Kirche ist sehr lang und breit; es zeigt toskanischen Styl und wurde von 1620 bis 1691 fertig gestellt. Die Decke ist flach. Das Innere der Kirche zeigt moderne Kirchenmalerei von etwas zu greller Farbengebung. Was aber dem besucher sofort auffällt, das ist eine wohlthuendc Reinlichkeit und Nettigkeit, welche gegen die den figuralen Schmuck vieler anderer Gotteshäuser oft dicht überziehende Staubkruste angenehm berührt. Die Kirche ist auch hell. [ )io Seitenkapellen wurden im 17. Jahrhunderte erbaut. Grabmaler finden sich in der Kirche von Hartnid von 1 [oUeneck, gest. 1428, Ulrich von Pessnitz, gest. 1438. Das Grabmal derer von Pessnitz zeigt seltsame Sculpturen und die Insignien des von Kaiser Sigismund 1387 gestifteten »Drachenordens.« Vor der Kirche steht eine vom Grafen Georg Friedrich von Sauer, Freiherrn auf Ankenstein, im Jahre 1687 gestiftete Marien-Säule, in schönen Mass Verhältnissen gearbeitet, auf deren Knauf die Muttergottesstatue, (die besiegenn der Türken), sehr edel aufgefasst und sehr schön vergoldet. Kaiser Josef IL, welcher in Pettau das Dominikaner- und Kapuzinerkloster aufhob, liess das Mi-noritenkloster nur deshalb bestehen, weil die Patres sich verpflichteten, den Pfarrdienst für ei in; ganze Anzahl der umliegenden slovenischen Ortschaften zu versehen. 1 las Kloster hat einen grossen Grundbesitz und im Kloster selbst ist das 1693 erbaute, mit schönen Fresken und Sculpturen gezierte Refectorium sehenswert. Die Oswaldikirche. An der durch die Kanischa-Vorstadt ziehenden Radkersburgerstrassc sieht links eine Kirche hoch über dem Wege, der von der Grajenabrücke unter einer schattigen Kastanienallee neben der Strasse hinläuft längs einer Mauer, welche das ehemalige Kapuzinerkloster umfriedet. Eine nach der Ortschaft Rabeidorf führende Strasse kreuzt hier den Weg und ein Bächlein, von Nordost kommend, schlüpft unter der Radkersburgerstrasse durch. Jenseits dieser Kreuzung auf einem gegen die Strasse und den Weg abgeböschlen grünen I lügel steht die Kirche St. Oswald, inmitten eines stillen Kirchhofes, umgeben von einer niederen Mauer, hinter welcher halbverfallene Gräber, morsche Grabkreuze und verwitterte Steine erzählen, dass der stille Gottesacker nicht mehr benützt wird. Ein eisernes Gitterthor, neben welchem ein altgewordenes Messner- und Todtengräberhaus von altsteirischcr Bauart den Eingang hütet, führt in den Kirchhof, auf dessen höchstem Punkte die Kirche steht. Schon der erste Blick zeigt, dass sie uralt ist; das gothische Presbytcrium und die niedere Bogenlaube vor dem Eingange, über dem der Kirchthurm emporstrebt, dessen blanke mit Weissblech gedeckte I Iclmpyramide zu dem alterthümlichen Bau nicht recht stimmen will. Dass die Kirche kein einheitlicher Bau ist, gewahrt man sofort von aussen, noch besser aber von innen. Der Pettauer Bischof Oswald (855—859) hatte hier an Stelle eines römischen Marstempels eine Kirche zu Ehren seines Namenspatrones erbaut, wozu er wohl das Fundament und das noch vorhandene Steinmaterial benutzt hatte, allein im Laufe der Zeiten war die Kirche zerstört worden. Später baute man eine andere, wahrscheinlich zu Beginn des 15. Jahrhunderts, wie der Styl des Presbyteriums schliessen lasst, welches gothische Bauart zeigt mit einem schönen Ripppengewölbe. Das Kirchenschiff ist viel grösser, zeigt wie Chor und Thurm den Rundbogenstyl und dürfte aus dem 17. Jahrhunderte stammen, denn die beiden im gleichen Style gehaltenen Scitenkapellcn, sie tragen das Wappen der Leslie und Lichtensteinc, wurden vom Grafen Jakob Leslie und seiner Frau Theresia, die eine geborene Fürstin Lichtenstein gewesen, erbaut und zwar zwischen 1667 bis 1692. Die Oswaldikirche war 1637 die Pfarrkirche für das ganze Untere Pettauerfeld und für den weiten Pfarrsprengel sicher viel zu klein, weshalb sich der Kirchenpatron, Graf Leslie, wohl bewogen gefunden haben mag, sie entsprechend zu vergrössern. Im Jährt' LSI 8 renoviert, zeigt ihr Inneres einen Hochaltar, dem hl. Oswald geweiht und zwei Seitenaltäre zu Ehren St. Maria und St. Sebastiani, die aus l lolz, die Formen jener Zeit tragen. Die Kirche ist Filialkirche der slovenischen Pfarre, welcher die P. P. Minoritcn vorstehen und der Thurm enthält drei Glocken, welche am Vorabende hoher Festtage jenes rhythmische Geläute hören lassen, welches man bei gleichen Gelegenheiten im ganzen Friaul und Krain, Istrien und Dalmatien zu hören bekommt und welches vielleicht ein sozusagen volkstümlicher Beweis dafür ist, dass all die Kirchensprengel unter dem Patriarchen von Aquileja gestanden haben. Das alte Kapuzinerkloster. Getrennt durch die Strasse nach Raheidorf und rings mit einer Mauer umgehen (wie im vorigen Absätze, Die Oswaldikirchc« angedeutet) steht das einstmalige Kapuzinerkloster, heute das Kriegs-Materialdepöt des k. u. k. 4. Pionnier-Batailloiis, in seiner äusseren Form, besonders in der der Strasse zugekehrten Fronte unverändert die Bauart zeigend, welche allen Kapuzinerklöstern gemeinsam ist: den hohen Kirchenportnlgicbel ohne Thurm, Auch das alte Kapuzinerkloster liegt hoch über dem Wege, zeigt eine steile Aufgangsstiege und die enge Klosterpforte, allein statt des frommen Bruder Pförtners hält ein strammer Pionnier Wache am Klostereingange. Im Jahre 1615 gründeten die frommen Brüder hier eine Siedlung durch Erwerbung eines Grundstückes, auf welches ihnen der damalige Landeshauptmann in Steiermark und Besitzer von Obcrpettau ein Kloster sammt Kirche erbaute, zu welchem am Tage Maria Magdalena im Jahre 1623 der Grundstein gelegt und welches am Marthatage 1630 durch den Seckauer Fürstbischof Jakob Ebcrlcin eingeweiht wurde. Das Kloster wurde ebenso wie das Dominikanerkloster im Jahre 1786 von Kaiser Josef II. aufgehoben und wird seither zu militärischen Zwecken verwendet, in welcher Eigenschaft es zuerst ein k, k. Militär-Verpflegs-Magazin für die in Pcttau, Friedau, Luttenberg und Rad-kersburg liegenden Garnisonen war. Nachdem es vor einigen Jahren abbrannte, wurde es durch Zubauten für seine heutige Bestimmung eingerichtet. Das ehemalige Dominikanerkloster (heutige Dominikanerkaserne.) Im äussersten Südwesten der Stadt Liegt ein gevierter, massiger Bau, dessen eine Flanke die einstmalige Bestimmung des Ganzen erklärt, denn sie wird von einer schönen Kirche gebildet, deren Giebelfronte mit dem Portale dem Platze zugekehrt ist, welcher sich vor dem Gebäude ausbreitet. Von Osten her mündet die flerren-gasse auf den Platz, gegen Norden führt von demselben weg eine kurze Strasse ins Freie. Das Gebäude, heute eine Kaserne, ist das ehemalige Dominikanerkloster, welches von der frommen Witwe Friedrichs I. von bettau im Jahre 1230 gegründet wurde und das eiste Dominikanerkloster in Steiermark war. Der Giebel der Kirche mit dem bortale ist noch sehr wohl erhalten und zeigt reichen architektonischen Schmuck, derwohl aus einer späteren Zeit herrührt. 1 )agegen ist das Innere des Klosters sicher das Schönste was Pettau an architektonischem Schmuck aus dem Mittelalter besitzt. Das riesige viereckige Gebäude hat einen sehr schönen Kreuzgang, der einst wohl den Klostergarten umschloss und der aus vier gleich langen Hallen besteht, von denen jede 15-17 m lang, 2-84 m breit und 4-75 m hoch ist und mit der dem Hofe zugewendeten Seite auf je fünf achteckigen I lalbsäulcn ruht. Von jeder derselben entspringen 3 Gurten, von welchen die mittlere gerade aufwärts steigend den bogen, die anderen in der Diagonale anlaufend, zwischen den bogen oder Scheidegurten ein Kreuzgewölbe bilden und sich in schöne mit Basreliefs gezierte Schlussteinc vereinigen. An der entgegengesetzten Seite stehen in jedem Gange sieben niedere Säulen, die aus Consolen entspringen, welche mit reicher Ornamentik in Menschen-und Thierformen geziert sind. Fenster in Spitzbogenform, reiches .Masswerk zeigend, enthält flieser so schön erhaltene Kreuzgang. Im Dominikanerkloster ruhten die meisten der mächtigen Herren von Pettau, allein bis auf den prächtigen Grabstein Friedrich V., der heute unter dem Thorgewölbe des Schlosses Operpettau steht, wurden alle von pietät-und gedankenlosen Dümmlingen zerstört, welche die Ideen des grossen »Schätzers der Menschen«, der das Kloster im Jahre 1786 aufhob, sowenig begriffen, wie seine übrigen Zeitgenossen. Die sterblichen Überreste der Pettauer Herren, eines der mächtigsten Edelgeschlcchter des Landes, wurden auf den St. Josefs-Friedhof übertragen, der nahe am Ausgange aus der Stadt liegt, von dem aber heute nichts mehr übrig ist als die vier Mauern, welche noch die alten Grabstcinnischcn zeigen, während das Gräberfeld in einen Kartoffelacker umgewandelt ist. Die reichen Schätzt1 des Klosterarchivcs wurden nach Schloss Thurnisch und von da das Beste in's Joa-neum nach Graz übertragen. Es waren fromme und gelahrte Brüder, die da in dem von den Pettauer Herren fast überreich dotirten Kloster ein beschauliches Leben führten und mancher starb im Gerüche der Heiligkeit; aber es waren auch vornehme Herren darunter, wie der Conventbruder Heinrich, der Bruder des Herzogs Philipp von Kärnthen, der 1252 Bischof von Chiemsee wurde. Das Bürgerspitalsgebäude. Dasselbe bildet die Ecke des Wagplatzes mit der Bürgergasse und enthält ebenerdig das städtische Wagamt mit der Brückenwage, die Kanzlei der Bezirkskrankenkasse und im ersten Stockwerke die Räume der con-cessionirten Musikschule des Pettauer »Musik-Vereines». Das Innere zeigt ehenerdig noch die alte Bauart, wurde aber im übrigen in vielen Theilen im Laufe der Zeiten verändert. Das Bürgerspital wurde i. J. 1413 durch Bernhard von Pettau und seinen Bruder Ulrich gestiftet und reichlich dotiert. Es hatte einst eine eigene, die > Ileiligengeist-Kirche <% nach welcher dasselbe auch » Heiligengeist-Spital • genannt wurde. Die Kirche wurde später als Magazin verwendet, nachdem sie durch den i. J. 1784 erfolgten Einsturz des Gewölbes zum Gottesdienste nicht mehr zu gebrauchen war, dann wurde sie mit einigen anderen Legalitäten zur Aufnahme von Kranken adaptirt. Dermalen dient der bau ausser zu den oben angegebenen Zwecken noch zur Unterbringung von Pfründnern, Es besteht übrigens ein Bürgerspitalsfond, aus welchem Bürgerpfründner mit ziemlich ausgiebigen, fixen Pfründen betheilt werden. Unter den älteren bauten sind noch zu erwähnen: das ehemalige Invalidenhaus, dermalen »Grosse Kaserne« in der Ungargasse, die »Kleine Kaserne« in der Färbergasse, das »Eronische Haus« in der Brandgasse, in welchem der städtische Kindergarten untergebracht ist, das sogenannte »Ordonnanz-Haus« in der Herrengasse, in dem das Museum sich befindet, dann das » Gräflich Attems'sche Freihaus«, mit dem vorigen den Eingang in die Ordonnanzgasse bildend, einst das sogenannte »Kleine Schlössl« der Herren von bettau, mit dem Schlosse Oberpettau durch eine Umfassungsmauer verbunden gewesen. In diesem baue sind die Amtslocalien der Bezirks-Vertretung untergebracht. Der Sage nach soll ein unterirdischer (lang von Schloss Oberpettau nach dem »Kleinen Schlössl« führen. Übrigens gibt es wie schon wiederholt erwähnt noch eine grosse Anzahl Bürgerhäuser, welche in ihrer Anlage und inneren Eintheilung den baustyl des Mittelalters noch deutlich genug erkennen lassen, und am Hauptplatze, neben dem Rathhause ist noch ein solches Bürgerhaus mit der über den Bürgersteig gebauten mittelalterlichen Laube. Noch zweier Bürgerhäuser muss Erwähnung gethan werden, weil sie einen Raum umschliessen, der für die Geschichte der Stadt von hoher Bedeutung ist. Es sind das die beiden Häuser Nr. 11 und Nr. 13 in der »Allerheiligengasse«. Das erstere zeigt eine moderne Facadc, das zweite, wohl modernisirt, weiset noch die gebrochene Fronte der ursprünglichen Anlage. Das Haus No. 11 steht vor der ehemaligen »Allerheiligenkirche«, welche, zwar als hofseitiger Flügel mit dem Hauptbau verbunden, dennoch seine einstige Form bewahrte. Sie hat noch beide hohen Spitzgiebel und der rückwärtige trägt sogar noch das Wahrzeichen der einstigen Bestimmung, ein eisernes Kreuz. Zwischen diesem Mause (Herrn M. Kaiser gehörig) und dem Nachbarhause Nr. 1-3, (Frau A. Kräber gehörig) führte ein gewölbter Durchgang nach der Kirche, um welche dort der Friedhof lag, wo heute die Hausgärten liegen und ein GäSSChen führte weiter nach der heutigen Postgasse, neben dem »Narodni dom« in dieselbe mündend. Das Haus Nr. 13 war mit dem Nachbarhause oberhalb des Schwibbogens durch einen Gang verbunden und aus dem gewölbten Hausflur führte eine Thür in den 1 Jurchgang. Geschichtlich merkwürdig ist die »AllerheiKgenkirche für PettaU i leshalb, weil sie diejenige katholische Kirche war, welche zuerst von den Anhängern der Reformation zum Gottesdienste benützt wurde und aus der Thatsache, dass die Reihe der katholischen Pfarrer in Pettau von 1518—1571, dann von 1575 1590 unterbrochen ist, kann man schliessen, dass die evangelische Rehre in der Stadt zahlreiche Anhänger besass, Nach der Gegenreformation unter Ferdinand II. i. J. 1600 (die nach bettau gesendete Commission bestand aus dem breiherrn Andrä v. Herberstein, dem Abte Johann von Admont und Alban v. Moosheim, denen der kaiserliche Hauptmann Friedrich v. Paar mit zwei Fähnlein Landsknechten beigegeben war) wanderten gar viele der evangelischen Familien aus bettau aus, aber der Kirchhof wurde noch bis 1786 zur Bestattung der Nichtkatholiken benützt, in welchem Jahre auch die Kirche als solche aufgehoben wurde. Die Geschichte sagt, dass die bettaucr Protestanten zu den ruhigsten im Lande gehörten, aber sicher waren es die wohlhabendsten und gewerbfleissigstell bürget, welche mit ihren Familien Pettau nach der Gegenreformation verlassen hatten. So bergen die beiden Häuser No. 11 und 13 in der Allerheiligengasse ein interessantes Stüde Geschichte der Stadt aus dem Mittelalter und es ist für den Ge- schichtsfreund erfreulich, dass die Spuren nicht gänzlich verwischt worden sind. Die alten Festungsbauten in den heute noch bestehenden Theilcn von Stadtmauern, Rundthürmen und Bastionen, dürften wahrscheinlich aus der Zeit der Regierung Erzherzog Karls II. (1564 1590) stammen, was natürlich nicht ausschliefst, dass Pettaü schon viel früher mit »Thürmen und Mauern« umgeben war, um sich seiner wilden Nachbarn im Osten erfolgreich zu erwehren. Denn es ist nicht anzunehmen, dass die beiden riesigen Klosterbauten aus dem L3. Jahrhundert, welche den Ost- und Westpunkl der Stadt bilden, nicht schon viel früher in die Befestigungslinie mit einbezogen waren, wie denn auch weiter nicht angenommen werden kann, dass die Statt bettaw auch vor der Gründung dieser beiden Klöster nicht befestigt gewesen sein soll mit Mauern, Thürmen und Gräben, wie ändert^ Städte, Wenn von den alten Bauwerken und besonders von den alten Befestigungen der Stadt bettau die Rede ist, muss wohl der stärkste Punkt dieser Befestigungen, »Schloss Oberpettau« zuerst angeführt werden, denn es gehört zur Stadl wie der Kopf zum Rumpfe, wenn auch die politische Gemeindegrenze zwischen Stadt und Schloss so hindurchgeht, dass dieses Schloss, welches seinen Namen von der Stadt erhielt und nicht umgekehrt, in die Nachbargemeinde Kartsehowina gehört. Die Rage des Schlosses auf der Höhe des Herges, auf dessen Hang die Stadt liegt, deren Häuser mit ihren I lintergärten hart an die Wallmauern des Schlosses grenzen, wurde bereits beschrieben. Wer die Stadt und das dieselbe krönende Schloss von Süden her betrachtet, kann sich nicht gut denken, dass beide nicht zusammengehören sollten. Der Ursprung dieses Baues reicht sicher über die Römerzeit hinaus; gewiss aber ist, dass die Römer, ob ein bau bestand oder nicht, die Höhe durch ein mächtiges Kastell befestigten, unter dessen Schutz das Winterlager der Legionen wohl bewacht, und völlig beherrscht wurde von dem, der hier festen Fuss fasste ; - schon aus diesem Grunde mag dieses Castell gross und stark angelegt gewesen sein. Dass, als Petovium zur prächtigen römischen Stadt gedieh, hier die höchsten Beamten ihren Sitz hatten, ist unzweifelhaft; zweifelhaft aber ist, ob der Kaiserpalast, in dem Kaiser Valentinianus b i. J. 372 zu Petovium residirte, hier oben gestanden habe. Zu den Zeiten der grossen Meereszüge, Völkerwanderung genannt, wurde das Castell zerstört, allein zur Zeit da sich Kaiser Karl der Grosse Carantanien und auch bettau unterwarf i. J. 788, wurde sicher auch das Castell wieder aufgebaut. Ganz gewiss aber wurde dasselbe vom Frz-bischofe Konrad von Salzburg in den Jahren 1120—1147 als Schutzfeste gegen die Ungarn neu aufgebaut und starb- befestigt und zwar zum Schutze der Stadt, welche dem Erzbisthume unterthan war, weil Stadt und Schloss vom Könige Arnulf i. J. 890 geschenkt worden war, nachdem schon Ludwig der Deutsche es i. J. 861 den Salzburgern übergeben hatte. I )as Erzbisthum verlieh das Schloss einem seiner Lehensträger (Ministerialen) im 12. Jahrhundert bereits, und diese nannten sich fürderhin »Herren von Pettau«; unter ihnen war Friedrich I. von bettau (1160 1222) sicher der tapferste und den Glanz seines Hauses gründende Herr, denn die Pettauer Herren gehörten bald zu den angesehensten und mächtigsten im Lande und hatten einen Länderbesitz, der sicher einer Grafschaft gleichgeachtet werden konnte, denn : Pettau, Wurmberg, Ankenstein, Grossonntag, Friedau, Wintersfeld, Lichtenegg, Mermansdorf, Jasscnitz, Freiheim, Frauheim, Windisch-Feistritz, Schwanberg, Oberleibnitz, Meinburg, Sölk, Gleichenberg, Wölkau und Radkersburg umfasste der Besitz und die Herren von Watzier, von Hollenegg und von bessnitz waren Lehensträger der mächtigen Pettauer. Friedrich 1. von Pettau gründete, nachdem er 1199 die Ungarn vem der bössnitz über die Grenze bei Polstrau zurückgeworfen, im Jahre 1200 Friedau und seine Witwe Mechtiidis im Jahre 1230 das Dominikanerkloster. Friedrich II. von Pettau (1222 1256) war Landeshauptmann, Friedrich III. (1256—1281) Landeshauptmann und erster Landmarschall von Steiermark. Friedrich III. von Pettau hatte die Ungarn, welche Seifried von Mahrenberg in seiner Burg belagerten, geschlagen; dafür belagerte der Ungarnkönig Pela IV. bet tau und Friedrich III. musste die bürg Oberpettau den Ungarn überlassen (1258 1259); nach Übergabe der Steiermark an den Böhmenkönig Ottokar übergab dieser Oberpettau an die Deutschordensherren, die es bis 1276 inne hatten. Der Pettauer aber begleitete den Böhmenkönig 1267 auf seinem Kreuzzuge gegen die heidnischen Prcusscn; dessen unglücklicher Ausgang erbitterte die steirischen I lerren gegen König Ottokar, der sie ziemlich hart behandelte noch mehr und es bildete sich eine Partei, welche diest- Knechtschaft abzuwerfen sich verschwor. Da spielte Friedrieh III. den Angeber, wurde aber gleich den Vcrrathenen gefangen gesetzt und verlor wie die anderen den grössten Theil seines Besitzes. Als Ottokar von Rudolf von Habsburg geächtet und besiegt worden war und dieser als Herzog von Steiermark sich huldigen liess, war der Pettauer wieder an der Spitze der Landstände, welche sich vor dem eisernen Thore in Graz die Rechte und Freiheiten der Steiermark durch Rudolf von Ilabsburg bestätigen Hessen. 1280 erhielt er wieder das Burggrafenamt über Stadt und Schloss Pcttati vom Frzbisthume Salzburg übertragen, Friedrich III. starb kinderlos und ihm folgte I lartnid II. von bettau, der es arg getrieben haben mochte, denn über Beschwerde der Pettauer Bürger wurde er von seinem Lehensherrn Erzbischof Rudolf von Salzburg seines Amtes entsetzt (1286). Nach zwei Jahren erhielt er gegen Ausstellung eines »Sühnbriefes« das Amt wieder und starb 1335. Er hinterliess aus seiner Ehe mit Kunigunde von Lichtenstein drei Söhne: llerdegen, Landeshauptmann auf der windischen Mark und in Krain, gest. 1304. Friedrich IV. von bettau, welcher 1360 das Minoritenkloster baute und nach 1364 kinderlos starb. IJartnid IIb, der durch Heirat Wurmberg wieder an die bettauer brachte. Sein Sohn Friedrich V. von Pcttau trat das Erbe an, brachte Freiheim, Gleichenberg, Weidberg und Weinburg als Lehen an sein Maus, starb aber schon 1438, worauf sein Schwager Luitpold von Stubenberg vom Erzbisthume mit Schloss Pettau belehnt würde. Nun waren nacheinander Stubenberge und Weissbriachs auf Schloss Pettau, bis i. J. 1481 dasselbe unter dem ungarischen Statthalter von Pettau und Radkersburg, Jakob Zäckel (Szckely) stand, der es sammt Pettau 1490 an Erzherzog Maximilian übergab, welcher Schloss und Stadt im Jahre 1513 an den Salzburger Erz-bischof Leonhard v. Kcutschach gegen Wiederkauf um 20000 fl. rhein. verkaufte. Zwischen 1573 und 1572 trat das Erzbisthum Stadt und Schloss an Erzherzog Karl II. ab, der es in seiner jetzigen Gestalt .aufbaute, denn sein Wappen ist über dem Thorbogen angebracht. Es blieb bis 1622 landesfürstliches Eigenthum, welches 15B5 der Hofkammerpräsident Hans Kisel, Graf v. Kaltenbrunn, in Pacht, 1598 Hans Graf von Thum in Pfand, 1610 Wilhelm von Gera in Pacht hatte. 1622 verkaufte Kaiser Ferdinand II. das Schloss an Freiherrn (später Fürsl) Ulrich von Eggenberg, der das Kapuzincrklostcr gründete. Nach dessen Tode kam es an einen seiner Verwandten, den Grafen von Thannhausen; dessen Sohn, Ignaz Graf von Thannhausen, der als Jesuit in Graz lebte, schenkte das Schloss den Jesuiten in Agram, die hier ihre Residenz aufschlugen, welcher ihr Superior, bater Petirkh vorstand. Diese tiessen das Schloss 1656 in der Stadt öffentlich versteigern und Käufer war der aus dem 30-jährigen Kriege und durch die Ermordung Wullensteins bekannte Graf Walther von Leslie, in dessen Familie es blieb bis 1802 der letzte Leslie starb und Schloss Oberpettati seiner Witwe geb. Grälin von Wurmbrand-Stuppach hinterliess. Diese starb am 20. Februar 1863 zu Ankenstein. Nach den Bestimmungen des Fideicommis über-gieng OberpettaU an die Dietrichsteine und nachdem diese in männlicher Dcscendcnz 1858 ausgestorben waren, blieb Schloss und Gut Obcrpcttau bis 1873 unter landesgerichtlicher Sequestration. Am 27. September 1873 wurde Schloss und Gut öffentlich versteigert und von der vcrw. Gräfin Therese von Herberstein, geb. Dietrichstein, gekauft, Diese starb 1895 und Schloss- und Gutsherr ist dermalen Josef Graf von Herberstein. Das ist die kurze Geschichte des Schlosses Obcrpcttau, dessen Uranfänge wahrscheinlich noch in vorrömischer Zeit gesucht werden müssen. Das Schloss besteht eigentlich aus zwei Thcilen, einer unteren Etage, welche die eigentliche Befestigung bildet und einer auf diese aufgesetzte obere Etage, welche das eigentliche Schloss trägt. Gegen die Stadt zu tragen mächtige Wallmauern, auf denen später die Thürme aufgesetzt wurden, die untere blattform. Sie sind gegen Süden gebrochen und zeigen im Westen eine mächtige Thorhastion, über welche sich das Verwaltungsgebäude erhebt. Das schöne Ein gangst h or ziert das Wappen des Erzherzogs Carl 11. von (Österreich und Steiermark, u. unter dem Thorbogen ist das Grabdenkmal Friedrich V., des letzten Pettauers, angebracht. Der untere Schlosshof ist geräumig und war einst wohl der Waffenplatz der Besatzung. Gegen Osten erhebt sich ein viereckiger Thurm neuerer Bauart und nach Nord und Nordost die crenelirte Umfassungsmauer, in welcher sich das zweite gegen Norden gerichtete Schlossthor Öffnet, neben dem ein steinerner Löwe angebracht ist. beide Thore zeigen noch die Vorrichtungen für die einstigen Zugbrücken. Die Umfassungsmauer der Nordseite ist durch steile Erdcscarpen, im natürlichen Boden eingeschnitten, sturmfrei gemacht, heute aber mit Obstbäumen bepflanzt, gewährt diese Seite einen friedlicheren Anblick als die Südseite. Auf dieser unteren Terrasse ruht die zweite, höherei ebenfalls von starken Wallmauern getragene hänge, welche das Schloss trägt, das in seinem Grundrisse die Form eines römischen A, mit der Spitze nach West gekehrt und in seiner Vorderfront gebrochen, zeigt. Las Schloss ist ein massiger bau und endet in der nördlichen Flanke mit der Schlosskapelle. Die obere Etage ist reichlich kasemattiert und enthält einen 30 Klafter tiefen Brunnen und ist mit Anlagen geziert, die gegen Norden von den grossen Speichern und Vorrathgebäudcn eingeschlossen sind. Das Schloss enthält ebenerdig ausser einer Menge von Gemächern einen offenen Säulengang, der einen Theil des Hofes umfasst; eine breite Steintreppe führt in die oberen Stockwerke, in dessen erstem die Schlosskapclle und der Rittersaal liegen. Übrigens bietet das Innere nicht viel Bcmerkensu erthes und ist Fremden kaum zugänglich. Um nun von den alten Befestigungswerken der Stadt zu sprechen, so begann die ehemalige Stadtmauer hinter der heutigen Dominikanerkaserne bei einem mächtigen Rundthurm, welcher die Drau beherrschte, zog sich um den alten Klostcrbau bis an den Schlossberg, lief hier den 1 lang aufwärts bis zu einem dreieckigen Rulverthurm und schloss sich oben an die Wälle des Schlosses. Davon steht nun freilich nicht mehr als die Ruine des dreieckigen bul\erlhurmes und Rudimente der alten Stadtmauer, die hier niedergelegt, der Graben ausgefüllt und so ein Ausgang aus der Stadt ins Freie hergestellt wurde, der zwischen dem finsteren Schlossberge und einer freundlichen Gartenrestauration Zur neuen Welt« in das wohl cuUivirtc Hügelland der Stadtberge führt. Dagegen läuft die Umfassungsinauer des Schlosses im Norden bis zur Schlosskapelle, bildet hier einen einspringenden Winkel und läuft weiter nach Nordost bis an die Häuser, welche an Stelle der einstigen Nordost-Bastion und des >Speckthores< stehen. In dem vorbezeichneten einspringenden Winkel liegt das Nordthor des Schlosses, flankiert von der zur Verteidigung eingerichteten Wallmauer, die einen Auslug trägt und gedeckt von einem finsteren Rundthurme, dessen Be-zeichnung »Arrestthurm« seine einstige Bestimmung verräth. Klafterdicke Mauern, kleine schwervergitterte Fenster, eine Eingangsthüre, tinter welcher sich ein kleiner Mann schon bücken muss und innen engl' Zellen, in denen noch die Sitzsteine liegen, mit eingelassenen Eisenkloben ausgestattet, an welchen einst die Gefangenen angekettel waren. Hohe Mauern, die Wallmauern des Schlosses mit dem Thurme verbindend, bilden vor dessen Fingangsthüre einen Pferch, in dessen engem Räume die Gefangenen unter den Augen der Schild wache oben auf der Wallmauer vielleicht ein wenig frische Luft schnappen durften, oder nach der Justizpflege jener guten alten Zeiten, ein grösseres Quantum zuerkannter Stockprügel ratenweise verabfolgt erhielten. Oben läuft die Stadtmauer weiter bis zu einem anderen Thurme, der an den Garten des Probstcigebäudes stösst und dann den Hang abwärts bis an die einstige Speckthorbastion, bin breiter Graben schützte tue Mauer von hier bis zur Minoritenbastion, die noch theilweise erhalten ist, wie man neben der grossen Kaserne noch einen Theil des einstigen Stadtgrabens sieht. Die Ecke des Minoritenplatzes bildet wieder ein halbrunder Thurm, welcher aber heute ein modernes Gewand trägt und den Eingang zum Stadtpark llankirt. Am Westende des Stadtparkes steht dagegen abermals ein Rundthurm, dir sein grämliches Aussehen sich noch vollständig bewahrt hat und der an seinem Sockel die Hochwassermarken verschiedener Jahre, oben unter dem Simse aber eine Anzahl von Kanonenkugeln eingemauert zeigt, welche seine einstige Bestimmung unzweideutig erkennen lassen. bemerkenswerte Bauten sind ferner: Das landschaftliche Untergymnasium, bau grosser, durch Adaptierungen gewonnener neuerer bau in der Herrengasse mit geräumigen Lehrsälen, grossem Zeichensaal, Turnsaal und der Directionswohnung. Das Gymnasium hat eine brofessorenbibliothek, eine Schülerbibliothek und eine sehr hübsche Lehrmittelsammlung. Der Unterstützungsverein für arme Studierende unterstützt solche mit Lernbehelfen und breitischen ungemein reichlich. Die Schülerküche, 1886 gegründet, gab im Jahre 1894 in der Woche 71 Mittagmahle. Die städtische Knabenschule. Ein sehr schöner Neubau, isolirt auf einem grossen, durch ein hübsches Eisengitter abgeschlossenen blat/.e stehend, enthält die Lehrzimmer einer 5-classigen Volksschule, die Conferenz-und Lehrmittelzimmer (die Lehrmittelsammlung besonders reich ausgestattet), einen grossen, wohl eingerichteten Turnsaal. Die städtische Mädchenschule. bau älteres Gebäude für 5 Classen eingerichtet, stockhoch und für seine Zxvcckc entsprechend adaptirt. Die Lehrmittelsammlung kann genügend genannt werden. Übrigens dürfte mit der Zeit die Errichtung einer Mädchenbürgerschule wohl perfect und beide Lehranstalten dann in einem Neubaue untergel »rächt werden. Für die beiden Schulen besteht im Winter eine »Suppenanstalt« (in der Knabcnvolksschule), in welcher (1894/95) täglich ca. 80 Kinder mit warmem Mittags; brod betheilt wurden. Das Rathhaus. Das Rathhaus ist ein zweistöckiges, am Hauptplatze zwischen anderen Bürgerhäusern stehendes älteres Gebäude, anfangs des 19. Jahrhunderts an Stelle des alterthümliohen, baufällig gewordenen errichtet, von aussen kenntlich durch einen hübschen, schmiedeeisernen Balkon, welcher den Doppeladler trägt, auf dessen Brust das Stadtwappen angebracht ist. Der Bau enthält ebenerdig das Wachzimmer der Sicherheitswache, gleichzeitig Feuermelde- und Rettungsstation, Ferner die Centraistation für das Telefonnetz und die electrische Allarmcentrale für die freiwillige Feuerwehr, dann die Wohnung des Marktcommissärs. Im ersten Stockwerke die Amtsbureaus und Verpflegsstationsleitung und im zweiten Stockwerke die Wohnung des Amtsvorstandes und einiger Wachmänner. Das Stadttheater. Mit der Gicbelscite, (welche nach dem bei der Preisconcurrenz mit dem 1. Preise ausgezeichneten Entwürfe des Wiener Architekten Klotz neu aufgebaut wird) nachdem Hauptplatze gerichtet, während die Langseite, der Kirchengasse zugekehrt, die Hälfte der einen Gassenfronte einnimmt, ist das Stadttheater von Pettau ein Volksbildungs-Institut, welches im Innern Foyer, Lassen, Inspcctionszimmer, Rettungszimmer, die Closets und Conditorei in praktischer Anordnung in der Nähe des Eingangs (Mithalten wird, sobald die Adaptierung vollendet ist. Der Zuschauerraum in 1 Iufeisenform, welcher Parket, Parterresperrsitze, im 1, Stocke Logen, im zweiten Gallerie-Sperrsitze und in der Mitte die Galleric enthält, ist in Weiss mit Gold und rothen Draperien ein so zierliches und hübsches Schauspielhaus, dass es sich jedem Provinztheater bezüglich seiner Ausstattung an die Seite stellen kann. Die Bühne ist gross und geräumig, die Ausstattung derselben mit Requisiten, Coulissen, Garderoben für's Schauspielerpersonale etc., genügend. Das versenkte Orchester gewährt genügend Raum für 20 Musiker; die Akustik ist sehr gut. Die Heizung wird nach Meisnerschem Systeme besorgt. Die Theatersaison vom November bis anfangs März bringt jährlich gutgeschulte Kräfte, da die jeweilige Dircction auf kräftigste Unterstützung rechnen kann. Das Strafgerichtsgebäude. Ebenerdiger Bau am Dominikanerplatze mit den Bureaus des Strafrichters, Ge- fängnisaufseherswohnung und anstossend das Arresthaus. Die grosse Kaserne. Das ehemalige »Grosse Inva-lidenhaus«, von der Kaiserin Maria Theresia gegründet und später auch als Erziehungshaus für die Militär-Stiftsknaben dienend, ist ein weitläufiger Bau, der mit dem 1 laupttracte in der Ungarthorgasse steht. Hier ist das k. u. k. Mili-tär-Stationscommando, die Adjutantur und Rechnungskanzlei und Abtheilungen des k. u. k. 4. Pionnier-Bataillons untergebracht. Der bis in die Färbergasse reichende kleinere Tract enthält Officierswohnungcn. Das »Invalidenhaus« und alles was dazu gehörte, bestand von 1750 bis 1.860. Diese Gebäude, wozu auch Die kleine Kaserne zu rechnen ist, in welcher ebenfalls ein Theil der Garnison untergebracht ist und wo sich die Hauptwache befindet, gehören zu den älteren Bauten; dazu ist auch noch das k. u. k. Truppenspital in der Ilerrengasse zu rechnen. Das Sparcassagebäude. Das neue, im Jahre 1886 von der Gemeinde-Sparkasse erbaute Gebäude gegenüber der Knabenvolksschule ist sicher der schönste Bau der Stadt. Ein prachtvolles zweistöckiges Gebäude, ein Eckhaus mit abgestumpfter Ecke und Erkerthurm, reicher Facade und moderner innerer Ausstattung, im deutschen Renaissancestyle erbaut. Es enthält die Bureaus der Sparkasse mit einem sehr schön ausgestatteten Sitzungssaale, in welchem das Kolossalbild der Stadt bettau, von A. Kasimir gemalt, ein sehenswert lies Kunstwerk, tue ganze breite der Stirnwand einnimmt. Es enthält die Bureaus der k. k. Bezirkshauptmannschaft mit ihren Nebenämtern, den Bureaus des k. k, Steuerinspectors, des k. k. Bezirks-Schulinspectors, Bezirksarztes, bezirksthierarztes, der Landwehr-Evidenz-Abtheilung (ebenerdig) und die? Bureaus der politischen Conceptsbeamten, Einreichungsprotokoll und Präsidiale im ersten Stockwerke. Ausserdem noch die Wohnung des k. k. Bezirkshauptmannes und anderer Beamten. Das Gebäude des Pettauer Vorschuss-Vereines. Das Haus, eines der grössten der Stadt, ist zweistöckig, in der Ungarthorgasse am Eingange in die Stadt gelegen, ein ebenfalls moderner Neubau mit prächtiger Facade, abgestumpfter Ecke, zwischen Ungarthor- und Minoritcn-gasse, mit ausladendem Erker und aufgesetztem Erker-thurme. Die innere Ausstattung ist ebenfalls hochmodern Der Bau enthalt im Erdgeschosse die Bureaus des Vor-schussvereincs und das k. k. Haupt-Post- und Telegrafenamt; in den oberen Stockwerken Privatwohnungen. Das Gebäude der »Posojilnica.« Dieses Gebäude, bereits als eines der schönsten der Stadt erwähnt, in der Florianigasse ans Cafe Europa stossend, zweistöckig, wirkt durch seine in vornehmer Einfachheit gehaltene Facade sehr schön. Es enthält ebenerdig ausgedehnte, elegante Geschäftsräume. Das Stationsgebäude der Südbahn. Ein einfacher, im Schweizerstyle gehaltener Bau mit einem höheren Mitteltrakte und zwei angehängten Klügeln, die Bureaus, Cassen, Wartesäle etc. enthaltend. In seiner Umgebung flankiert von gutgepflanzten Gärten, mitten in frischgrüner Landschaft liegend, wirkt der bau äusserst zierlich. Der Bahnhof, welcher von früherher noch das geräumige Maschinenhaus mit seinen verschiedenen Dependenzcn, Werkstätten, Magazine etc. enthält, ist sehr weitläufig angelegt. Ausflüge in "Rcffau's fclmgebimg. Es ist in deti vorhergehenden Abschnitten bereits des öfteren erwähnt worden, dass die nächste Umgebung der Stadt an landschaftlichen Reizen nicht nur ungemein reich ist, sondern dass die Abwechslung von Berg- und Hügelland mit der grössten Ebene Steiermark*, die zudem vom grössten Flusse des Landes, der schönen Drau, bewässert ist, eine so prächtige Serie der verschiedensten Landschaftsbilder schafft, wie sie nicht viele Städte der grünen Mark in ähnlicher Fülle aufzuweisen haben. Allein nicht nur landschaftliche Schönheiten bietet die Umgebung Pcttau's, sondern auch für den Forscher und Geschichtsfreund findet sich eine Anzahl von Ausflugszielen, welche wohl die Mühe lohnen sie zu besuchen. Es sei da beispielsweise der Schlösser: Oberpcttau und Wurmberg, Ankenstein, Monsbcrg, Dornau, Ebensfcld, Thurnisch, Meretinzen, Goikowa und Kranichsfeld erwähnt, von denen mehrere schon mittelst einer nicht sehr anstrengenden Fusstour erreicht werden können. Es sei der schönen Wallfahrtskirche Maria-Neustift und der 1 deutschen bitter (>rdenscommende Gross-Sonntag erwähnt, St. Urbani's und der Kirche St. barbara bei Wurmberg, des nahen Dorfes Budina, eines alten Schlachtfeldes, das ein Denkmal aus dem Jahre 1265 ziert, das Dorf Haidin, unter dessen Feldern die Ruinen des römischen betovium liegen, ein Feld für Ausgrabungen, auf dem der Bauer nicht selten die ausgefahrenen Wagengeleise zu seinem Acker mit Trümmern ausfüllt, um welche manches Museum noch zu arm ist, Mörteltrümmer, deren pompejanisch-roth bemalenc und mit Zeichnungen versehene Oberflächen ihre Provenienz so genau bezeichnen, wie die Trümmer der Ziegel mit dem römischen Legionszeichen, oder die eines antiken Mosaikbodens. Da sieht man nicht selten die Reste einer antiken Marmorfigur als Bausteine eingemauert, oder den Steinsarkophag eines römischen Kindergrabes als Tränkgrand für Hühner und Schweine dienend. Ein Spaziergang durch die beider von Haidin, und der Spaziergänger findet manches Stück, das, seine fünfzehn oder noch mehr Jahrhunderte alt, jedenfalls einen selteneren Brief beschwerer gibt als irgend ein Gebilde aus dem Karlsbader Sprudel oder einer Tropfsteinhöhle. Da ist Sauritsch, wo der Ausflügler einen Tropfen findet, der seinesgleichen sucht im gottgesegneten Weinlande. Da ist der Donatiberg, von dem man eines der herrlichsten Panoramas Österreich-Ungarns zu seinen Rüssen liegen hat und da sind noch viele andere Ausflüge, die Zeit und Mühe tausendfach lohnen. Oberpettau. Die imposante Burg Oberpettau, welche die Stadt krönt, ist in wenigen Alinuten und ohne alle Mühe entweder mitten aus der Stadt durch die »Schlossgasse« oder vom Dominikanerplatze aus über einen bequemen Weg, oder von rückwärts zwischen den Wirtschaftsgebäuden, am finsteren Arrestthurme vorbei, durch das alte Ausfallsthor zu erreichen. I )ie Aussicht ist reich und entzückend. Zu Füssen die Stadt, gegen Ost das Untere, gegen West das Obere Pettauer Feld, durchzogen von der vielarmigen Drau, begrenzt von dem Hügelgew irre der Kollos, darüber die blauen Berge Croatiens (Matzelgebirge) gen Südost, den lieblichen Höhen von Monsberg und Maria-Ncustift, darüber der hochragende Donati, der steile Wotsch und im Winkel des riesigen Dreieckes des grünen Pettauer Feldes dieblauen Kämme der Sulzbacher- Alpen und den Rahmen Im Westen abschliessend, die Hänge des Bachergebirges. Im Nordosten die Windischen Büheln und den Kreis der Höhenzüge schliessend, das grüne Hügelmeer der Pettauer Stadtberge, bedeckt mit schier unzähligen Häusern und Höfen, zwischen Wäldern, Weinbergen, Obstgärten und Ackerland, geziert mit weithin in der Sonne leuchtenden Kirchlein und Schlössern und das alles als Rahmen einer weiten, grünen, dörferbesäten, von glitzernden Wasserläufen und weissen Strassenlinien durchzogenen Ebene, über der ein tiefblauer Himmel ruht und die von der Sonne bestrahlt, die reichste lebende Staffage zeigt, das ist ein Bild, wie man ein solches nirgend in gleicher Ausdehnung, gleicher Abwechslung in der Scenerie und mit einem einzigen Rundblicke zu umfassen, nirgend wieder findet in der an prächtigen Landschaftsbildern doch so überreichen, grünen Mark! Wurmberg. Nordöstlich von Pettau zweigt sich von der Strasse, welche auf dieser Seite tun die Stadt und den Schlossberg führt, ein Fahrweg ab, der sich an den Anlagen der Pettauer landwirtschaftlichen Filiale vorbei, zur Grajena niedersenkt, an dieser nach links biegt und ihrem Thale folgend, sich durch das ungemein liebliche Hügelland der bei lauer Stadtberge windend, nach Wurmberg führt. Es ist, wenn man keinen Wagen benutzen mag, eine reizende Wanderung durch grünes, wohlbebautes Gelände, ein nicht sehr breites, malerisches Thal, besäumt von waldigen Hügelketten und besetzt mit zahlreichen I täuschen und kleinen Bauerngehöften der Ortschaften Rabeidorf, Stucken, Unter- und Obergrajena und Wurmbach, bei letzterem Orte biegt die durchwegs gute Strasse nach Westen und an einem schönen, hoch über der Strasse gelegenen neuen Schulhause vorüber führt der Weg directe an den Fuss des bewaldeten Berges, auf dessen Scheitel das Schloss Wurmberg, eines des schönsten und besterhaltensten der Steiermark, thront. Hier gabelt sich die Strasse; nach links führt sie über eine sanfte Höhe hinüber und jenseits abwärts zur Draufähre des Dorfes St. Martin. Rechts führt die Strasse aufwärts nach der Kirche St. Barbara, von deren Höhe man den schönsten Ausblick und die herrlichste Fernsicht geniesst, die sich nur denken lässt. Gerade fort führt ein Waldweg die Höhe hinan zum Schlosse, im tiefsten Schatten mächtiger Laubbäume; der Weg verzweigt sich durch den Wald, der eine parkeartig gehaltene Anlage zeigt, allein der aufwärtsführende Weg ist breit und nach wenigen Minuten Aufstieg hält man vor einem freundlichen Gehöfte, dem Pfarrhofe und der Mauer, welche die ungemein ansprechend gehaltene Kirche »Maria am Wurmberg« umgiebt. Schon in der Einfriedungsmaucr ist ein gut erhaltener Römerstein eingemauert. Zu beiden Seiten des Kirchenportales stehen zwei sehr schöne Grabdenkmale aus weissem Marmor, zwei Ritterfiguren in voller Rüstung darstellend; das eine zum Gedächtnisse des Edlen Hans August von Sigersdorf, f 1587, das andere dem Wappen nach einen Hoüenegger vorstellend. An der nördlichen Langseite der Kirche steht das Grabmal des früh verstorbenen Georg Seifried breiherr von Wechsler. An der Südseite ist ein Grabstein neuerer Zeit angebracht, bemerkenswert wegen der seltsamen Inschrift, die also lautet:- -Maria Theresia.. Du gutes Bäumchen entsprossen aus.. Kirchschlagers Keime .. den 29. Januar 1786... gepfropft auf Friedrichs Stamm... den 3. Dezember 1806.. nach zweimal glücklich abgelegter Frucht entblättert... den 7. November 1809... fielest sanft auf des Herrn Erdreich, und wartest ruhig da des nie vergänglichen l.en/.en.« Das Innere der Kirche ist neu renovirt und zeigt eine reiche, wenn auch nicht gerade künstlerische Malerei und eine sehr schöne Ausstattung. Las Deckengewölbe besteht aus zwei Kuppeln, das Ganze macht einen ungemein Schönen hundruck. Westlich der Kirche erhebt sich ein isolierter bels-kegel, von dessen Spitze man einen herlichen Ausblick hat. Vom Pfarrhofe weg führt der Schlossweg aufwärts, biegt um einen Baumriesen, unter dessen Krone ein lauschiger Ruheplatz ist, und endet plötzlich vor einer finsteren Thorbastion, aus deren Schiesscharten die schwarzen Mündungen von vier Kanonen dem besuchet' entgegenstarren. Es sind alte eiserne Geschütze, zwei »Schlangen«, eine »Karthaune« und ein »Wurfgeschütz«, wohl aus den Zeiten der Landsknechte. Aber sie liegen hilflos da, ein willkommener Nistplatz für kecke Vögel. Ein fünftes liegt noch hillloser am Boden. Durch die Bastion gelangt man in den ersten, nicht sehr geräumigen, im Osten und Westen von Gebäuden, im Norden von einer rund ausbauchenden Mauer mit Schiess-scharten begrenzten Hof und hier fällt sofort ein mächtiges, den halben Hof ausfüllendes, überdachtes Gerüst auf, welches ein vertikal stehendes Tretrad von ungeheuren Massverhältnissen an einer Welle trägt, über deren anderem Ende sich einst die Eimer auf und abhaspelten, welche Wasser aus dem schöngemauerten 70 Meter tiefen Brunnen hoben, wenn ein paar Gefangene im Tretrade Sysiphusarbeit thaten. Auf einer breiten Steintreppe gelangt man aufwärts in den zweiten Schlosshof, durch eine mit schweren Eisenplatten beschlagene Thürc. Er bildet ein schmales, langes düsteres Viereck, von Arkaden des mächtigen zwei Stock hohen Schlosses umgrenzt. Eine dämmerige Stille liegt über diesem Hof, der eine scheine Cisterne enthält, nur unterbrochen von dem eintönigen Ticken der Schlossuhr, deren Werk ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst ist. Das InncTC des Schlosses ist Dank der seltenen Liebenswürdigkeit des Schlosshcrrn, in allen Räumen zugänglich. Der erste Stock enthält die Wohnräume des Besitzers und hier ist eine geradezu überwältigende Fülle alterthümlicher Möbel von herrlicher Arbeit zu sehen, die eine Zierde für jedes Kunstgewerbe-Museum abgäben, vom besitzer aber mit seltener Pietät im besten Stand gehalten und benützt werden. Durch eine1 Flucht von Gemächern, deren jedes wahre Perlen alter Schreinerarbeit enthält, gelangt man nach einem balkon und hier liegt ein meilenweit es Rundbild vor den Augen des Beschauers wie* eine riesige Reliefkarte. Fin Ausblick-, der von den Spitzen der Kärntnerberge im Westen bis in die blau verschwimmende Fbene und das Bergpanorama von Ungarn-Croatien hinüber reicht, ein herrliches Stück Gotteswelt umfassend. Der Corridor, der diese Flucht des ersten Stockwerkes gegen den Schlosshof abschliesst, enthält eine Reihe grosser alter Bilder, t\\r verschiedenen Völkertypen der Erde darstellend, eine einzig interessante Gallerie, in welcher die Kunst und Naivität des Malers um die Palme ringen. Ein langes Stück' Gewebe voll von Blumenornamenten und in der oberen Hälfte einen bizarren Jagdzug darstellend, ist eine Originalarbeit afrikanischer Weberei und werthvoll und hochinteressant wie die chinesischen Originalmalercicn auf Stoffen, die an der gegenüberliegendem Wand angebracht sind. Im zweiten Stockwerke ist eine- Flucht von Gemächern, deren jedes einzelne ein wahres Raritätencabinet ist. Familienporträts der Herbersteine, darunter eines dieser edlen Herren in orientalischem Costüme und ein ebensolches einer Dame; Porträts orientalischer Grosser, auch eines der Türkensultane und Bilder aus der belügen Geschichte, neben solchen der Profangeschichte, die in der realistischen Auffassung der niederländischen Meister einen eigentümlichen Eindruck auf uns moderne Menschen machen. Ein anderes Gemach ist ein kleines Museum. Eingelegte Schränke von selten schöner Arbeit, eine Collcction Costümbilder, ausgestopfte Thiere, altes Porzcllangeschirr, Spinnräder aus der Zeit der Burgfräulein, orientalische beschuhungen und in einem Schranke ein herrliches, in Gold gesticktes Messgewand aus dem vorigen Jahrhundert. Dann zwei grosse- Zimmer, ein wahres Wafien-museum in dem von Schutz- und Trutzwaffen , von Säbeln, Schwertern, Degen, Fängern, Pallaschen, Stiletten, Dolchen eine schwere Menge vorhanden ist. Helme, Sturmhauben, banzer und Harnische, ganze Rüstungen, Gewehre der verschiedensten Zeitperioden, vom Rad-SChloss- bis zum I linlerladergcwehre, und eine Summe von Stichwaffen, Lanzen, Hellebarden, Schweinsfedern und Spiessen in allen Formen und jeder Gattung, füllen diese Räume, welche die Liebenswürdigkeit des Gutsherrn jedem zugänglich macht und durch welche ein alter Soldat, der Schlossgärtner, ein sehr verständiger Führer ist. Geschichtlich wird des Schlosses schon i. J. 1130 erwähnt. Urkundlich aber ist nachgewiesen, dass Hartnid I. von bettau das Schloss 1227 von dem Salzburger Erzbischofe Conrad II. zum Lehen erhielt. Unter Friedrich III. von bettau, der schmählicher Weise an anderen steirischen Edlen, welche des Böhmenkönigs Przemis! Ottokar I hat schuft abschütteln wollten, zum Verräther wurde und von dem ritterlichen Ottokar ebenso bestraft wurde wie die Verschwörer, ■ ward die bürg 1268 gebrochen. Nach Ottokars tragischem Ende kamen die Trümmer Wurmbergs wieder an die Pcttauer, welche sie wieder erbauten und dann meist in den weiblichen Deszendenten als I leirathsgut vererbten. So hatten es die Stubenberge, Wechsler, Herbersteine und Alterns nacheinander im besitz, bis es dermalen in den Privatbesitz eines reichen und die Schätze mit seltener Pietät wahrenden Wiener Bürgers übergieng. Thurnisch. Das um 1694 aus dem llerbcrstein'schen Herrengüll vom (i rufen von Thum erbaute Schloss liegt südlich von Pcttau in der Ebene an der Strasse nach Krapi na, inmitten eines hübschen Parkes, den wohlcultivirte Felder umgeben und wenn es auch nicht so imposant sich präsentirt wie Obcrpettau, oder so von mittelalterlicher Feudalhcrrlichkeit angehaucht ist wie Wurmberg, so ist's doch ein reizender besitz, friedlich und freundlich aus dem üppigen Grün der Baumkronen des Parkes lugend und des Besuches wohl werth, umsomehr, als die Strasse dahin eben fortläuft und zur Rechten von mehreren sehr netten Gehöften angeraint, einen Blick auf wohl bebautes Land, zur Linken aber in die grünen Auen der Drau gestattet. Ebensfeld. Schloss Ebensfeld, an der Strasse nach Kranichs-•feld gelegen, umgeben von fruchtbarem Ackerlande und Wiesen, ist gleich dem Schlosse Thurnisch in einem einstündigen Spaziergange zu erreichen. Das Schloss besassen zu Anfang des 17. Jahrhunderts abwechselnd die Stubenberge, Kiesel und Tatten-bachc. 1642 gehört*.1 es Don Georgio Maniede, der die I lerrschaft durch die Gült St. Johann vergrösserte, wonach das Gut an die I lerbersteinc kam. Von 1681 bis 1776 besassen Ebensfeld die Grafen von Sauer. Später waren Fürst Poniatowski und Graf Brandis Besitzer, Im Jahre 1786 hielt hitu- der unvergessliche Kaiser Josef II. Hoflager, gelegentlich grosser Truppenübungen. Das Schloss ist wohl historisch nicht so bedeutend wie seine älteren Nachbarn, aber immerhin Sehenswerth und ein Ausflug dahin lohnend. St. Veit mit Goikowa. Einer der beliebtesten Ausflugsorte der Pcttaucr ist St. Veit am busse der Kollos. Abgesehen davon, dass der Ausflügler hier in punktO leiblicher Bedürfnisse nach einer etwa halbstündigen Spritzfahrt bestens aufgehoben ist und sich an dem vortrefflichen Tropfen des Kolloser Weingebirges gründlich erlaben mag, gewinnt er schon einen Einblick in das, in seiner Art einzige Hügelgewirre der Kollos, dessen Hänge, obgleich oft bis an die 45° geböscht, dennoch mit Weinpflanzungen bedeckt sind, zwischen denen kleine Wälder, Ackerflecken, Obstgärten, Bergwiesen, in kunterbuntem Durcheinander abwechselnd und eine ebenso bunte Menge von hübschen Gehöften, kleinen Keuschen, netten I lerrenhäusern und Winzerhäusern tragend, einen ganz eigentümlichen, reizenden Anblick gewähren. Der Ort hat zwei Kirchen und eine Schule und der Weg daran vorbei führt in das liebliche Rogatnicathal und nach dem malerisch gelegenen Schlösschen Goikowa, das, einst den Herren von bettau gehörig, Friedrich IV. sammt Grundbesitzungen 1300 den bettauer Minoriten schenkte. Dornau. Nordöstlich von bettau, an der durch die weingesegneten Windischen Büheln nach Luttenberg führenden Strasse liegt das hübsche Gruppendorf Dornau mitten im wohlkultivierten bössnitz-Thal, an der Mündung desselben in das Untere Pettauer Feld. Links von der Strasse, am Eingange des Dorfes liegt Schloss Dornau, eines der schönsten in Steiermark. Einst ein einfaches Jagdhaus, das seit 1507 den Herbersteinen gehörte, gieng es um 1668 in den Besitz der Sauer von Ankenstein über und kam um 1736 an die Grafen von Attelns, von denen es Graf Josef von Attems im Rococostyle neu erbauen und durch einen prächtigen Gartenpark verschönern liess. Ist schon der bau an und für sich sehenswert und die landschaftliche Umgebung reizend, so ist das Innere ebenfalls hochinteressant und besonders der grosse Saal mit prächtiger brescomalerei und den Ahnenbildern der Vorbesitzer, sehenswürdig. Eine grosse Orangerie mit uralten bäumen fesselt den Besucher ebenfalls Die Ragosnitz. Noch che man in's breite Thal der Pössnitz gelangt, Öffnet sich zwischen den Ausläufern der Pettauer Stadtberge ein anderes Thal, durchflössen vom Ragosnitz-bachc und gewöhnlich die Ragosnitz genannt. Eine gute Strasse führt vom Norden der Stadt weg durch die ganz nahe aneinanderliegenden Ortschaften Neudorf, Krottendorf, Gerndorf, Skofzen bis Janschendorf, wo sie, den Hügelzug nach Nordost übersetzend, am alten Orte St. Urbani vorüber in's Pössnitzthal hinüber und in diesem nordwärts an den Hängen hinziehend, nach Radkersburg weiter ins Murthal hinaufführt. Geht man aber von Janschendorf weg aufwärts das Thal über Tristcldorf, Winterdorf, Hirschdorf bis in den Ort Ragosnitz und von hier bachaufwärts gen Nordwest gegen das Wirthshaus Fösel, den llügelkamm querend nach St. barbara an der Strasse nach Wurmberg, (die dann zum Rückwege- benützt werden kann,) so hat man ein Stück steirischen Unterlandes durchwandert, welches wahrlich werth gesehen ZU werden. Wald und Wiesen, Felder und Gärten, Ikiuerngehftfte und ärmliche Keuschen, duftige Berghalden mit lauschigen Seitengräben, wechseln in bunter Reihenfolge und die würzige Luft der Waldungen, das in allen Nuancen prangende Grün, die nirgend beschwerlichen Wege, der stille Friede, welcher über der bandschaft ruht, Alles wirkt harmonisch zusammen, um eine wenig anstrengende Wanderung durch die Ragosnitz« zu einer selten genussreichen zu machen. Einen wundervollen Ausblick" hat man von der Höhe Stražičc, auf welcher die Pfarrkirche St. Barbara bei Wurmberg thront. Er umlässt einem grossen Thcil der Windischen Rubeln bis fernhin an's Hochgebirge. Gewaltig erhebt sich hinter der Nachbargemeinde Ziglcnzen und der Feste Wurmberg der Hohenburgerberg in den blauen Äther, während der Gomila, der Sand- und Grajcnaberg, deren schon Wolfram von Eschenbach in seinem ►Parcivab erwähnt, die rauheren Neirdwinde von der üppigen Vegetation dieses gesegneten Stück Bodens abhalten. An Stelle der heutigen Kirche stand schon 1039 die zur Pfarre St. Peter bei Marburg gehörige Barbarakapelle, an deren Stelle 1 7S7 die heutige Pfarrkirche erbaut wurde, zu deren Erstehung ein würdiger Diener Gottes (Localkaplan Georg Lech 1788—1794) in seiner Art das meiste beitrug. Schon vor 1788 bat er die Gläubigen, welche zur Christenlehre kamen, jedesmal einen Baustein mitzubringen und sammelte auf diese Art in wenigen Jahren so viele Steine, dass Kirche und Pfarrhaus gebaut werden konnten. Am Thurme ist noch die Jahreszahl 1578 zu sehen und eine der Glocken 1602 gegossen worden. Auch an sinnigen und schaurigen Volksmärchen ist unter den Bewohnern der Gegend manch eines im Schwange und die Spuren uralter Wolfsgruben sind noch zu sehen, in denen mittelst Fallbrettern die- wilden Bestien gefangen worden waren. Gross-Sonntag. Nach kurzer Bahnfahrt hält der Zug bei einem netten Wächterhause, der Haltestelle »(jrossonntag«, dieser uralten Commende der Deutsch-Ordensherren. Der Zug braust davon und über das Geleise geht man auf einer Dorfstrasse zwischen Hausen- und Gärten dem nahen Ilügellande der windischen Büheln zu, deren Ausläufer sich hart bis an den Ort drängen. An einer uralten dreieckigen Kapelle gabelt sich der Weg; ein Zweig führt als Reichsstrasse nach Osten der Stadt Friedau zu, der andere führt nach Norden, biegt um eine scharfgeböschte grüne Anhöhe nach links und vor dem Beschauer liegt das Schloss. Sein Äusseres kündet seinen einstigen Zweck. Ein mächtiger, schwerer bau im Vierecke, an jeder Ecke ein massiger Rundthurm. Der erste Blick belehrt den aufmerksamen Beschauer, dass das Castell einst um ein ganzes Stockwerk höher war und das Dach die stumpfen Spitzdächer der Rundthürme überragte. Ein lebendiges Stück Ritterzeit mit all' ihrer Romantik tritt aus dem mittelalterlichen Dunkel und allenthalben an Mauern und über den Portalen, auf den Thurmdächern, über den Firsten schaut das achteckige Ordenskreuz als Wappen der ebenso tapferen als frommen, ritterlichen Beschützer des Glaubens, das schwarze Ordenskreuz im weissen Felde. Die edelsten Geschlechter Deutschlands, die Blüte deutscher Ritterschaft des 12. Jahrhunderts trug den weissen Mantel mit dem achteckigen Kreuz über die schwere Rüstung, allbereit zum Schutze des Christenthumes und wenige Jahre nach der Gründung schon der Schrecken seiner Feinde. Der Weg führt sanft aufwärts und mündet auf der Höhe auf einem Platze, welcher von der Kirche, dem neuen Schulhause, dem Pfarrhofe, dem kleinen Spitale und einem Privathause eingerahmt ist. Die Kirche, im italienischen Style gehalten, in ihrem Inneren mit hübschen Malereien geziert und im ganzen schön ausgestattet, zeigt Grabdenkmale verschiedener Ordensherren. Der Thurm im Osten, von einem spitzen Pyramidenhelm gekrönt, hat Doppelfenster, (Iber denen die Uhr angebracht ist. Über dem halbrunden Anbau ist ein Kopf, aus Stein gcmeisclt, mit seltsamer Kopfbedeckung eingemauert; ein anderer ist auf der Südseite zu sehen. Die Ostscite des Thurmes zeigt die Jahreszahl 1674. Die Kirche, in Kreuzform erbaut, steht frei und zu beiden Seiten, im Süden und Norden, senken sich die I hinge der Höhe, auf welcher die ganze (huppe von bauten steht, scharfgeböscht gegen einen engen Graben im Nord und die Niederung im Süd. Das neue Schulhaus, ein moderner zweistöckiger Bau, nimmt sich seltsam aus in seiner Umgebung; es ist jedenfalls der schönste Schulhausbau im unteren Pettaucr Felde. Hinter der Kirche, wenige Schritte davon entfernt, erhebt sich die Westfront des Schlosses, das in seiner gegenwärtigen Gestalt i. J. 1612 durch den Comthur Marquard Freiherrn von Egkh umgebaut worden ist. Jedenfalls aber stammt der westliche Theil noch vom alten Baue und ist noch der Schlossgraben sichtbar, welcher das Schloss vom übrigen Gelände trennte. Eil) niederer Fronton bildet den Eingang in die düstere Thorhalle und zeigt noch die Vorrichtung für die Aufzugsbrücke. Aus dieser Thorhalle gelangt man in einen engen Hof, der hinten- dem nordwestlichen Eck-tluirm liegt. Iber ist der Eingang in die Yerwaltungs-kanzlei und zugleich in den eigentlichen Schlosshof, in welchen man durch einen niederen Thorbogen gelangt. Hier in dem ein Rechteck bildenden Hofe fällt sofort ein Brunnen auf, über dem sich eine schmiedeeiserne Brunnenlaube aufbaut, die ein schönes Stück-alter Schmiedearbeit ist; zwei grossse Schwungräder setzen die eiserne Welle in Bewegung, an denen die Eimer hängen, die in maurischen bogen geformte Kuppel der Laube wird von einem Kranze zusammengehalten, der eine Anzahl dereinst wohl bemalter Wappen zeigt und von dem das hübsche Laubornament, alles aus Schmiedeeisen geformt, zur Spitze emporstrebt. Der Brunnen ist 40 Meter tief. Links gelangt man durch eine schmiedeeiserne Gitterthüre in's Stiegenhaus, in dem eineschöne Steintreppe in die oberen Stockwerke führt. Hier sind, mit Ausnahme einiger Beamtenwohnungen, die Gemächer für die von Zeit zu Zeit anwesenden Ordensgewaltigen. Sie sind durchwegs hoch, hell und gewähren eine prachtvolle Aussicht, allein Prunk, ja selbst nur einfachen Comfort würde der Fremde vergeblich da suchen. Die Gemächer, welche der in den bfingsttagem des J. 1895 anwesend gewesene Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Eugen bewohnte, zeigen eine wahrhaft spartanische Einfachheit in Raum und Ausstattung. Die Schlosskapelle ist nicht sehr gross und ebenfalls in ihrer Ausstattung von strenger Einfachheit; schön ist die Decke, bemerkenswert!! die Wappen einiger Landescomthure und die weisse Standarte eines derselben. Aber sie birgt in einem aus 1 lolz geschnitzten Altarbilde, die schmerzhafte Mutter mit dem Leichname Christi am Schosse, in Leherns- grosse dargestellt, ein kostbares Kunstwerk. Wie gesagt ist der Schlossbau einst ein ganzes Stockwerk höher gewesen, denn wenn man den Dachboden betritt, so findet man die unzweideutigen Spuren des einstigen Kapitelsaales. Interessant ist noch der ehemalige Arrestraum in einem der runden Thürme. Ungleich schöner als der Eingang von West, ist der Eingang durch das Hauptportal im Osten, über dem zwischen den flankierenden Rundthürmen ein Fronton sich aufbaut, der das - schwarze Kreuz im weissen beide« trägt. Hübsche Gartenanlagen bedecken die Böschungen in Ost und Süd und die helle Farbe der Schloss- und Thurmmauern mit dem frischen Grün der Umgebung, dem bunten Blumenflor und den rankenden Reben, das alles muthet den Fremden gar traulich an und kann es ihn leicht für die nächsten Stunden vergessen lassen, dass die Burg der deutschen Ordensritter in Gross-Sonntag durch Jahrhundertc drohend hinüberschaute ins Nachbarland, eine ernste Mahnung, Frieden zu halten. Die Rundsicht ist eine geradezu herrliche. Vor der Schlosshöhe die weite Ebene, von der Drau durchflössen, jenseits derselben die steil ansteigenden Höhen von Sau-ritsch und Ankenstein gegen Westen und die Grenzhöhen, welche im Osten Steiermark von Croatien trennen, bis tief hinein, wo über die niederen Kuppen die weichen Linien des blauen Matzelgcbirges den Horizont begrenzen. Auch der Donati im Westen hat seine Form verändert und präsentiert sich als hohe spitze Pyramide. Nach Norden aber schweift der Rück über die wald- und wein-bewachsenen windischen Büheln, gegen das breite Thal der Pössnitz hinüber und um den Fuss der Schlosshöhe liegen Äcker, Obst- und Hopfengärten und das friedliche Dorf Gross-Sonntag schmiegt sich traulich an die grünen Hänge des reichgeformten Hügellandes. Der Ursprung des Schlosses birgt ein Stück Romantik. Durch Jahrhunderte waren die Ungarn, denen das Christenthum wenig in Fleisch und Blut überge- gangen war, die nächsten Nachbarn Pettaus; die von ihnen kaum viel respectierte Grenze bildete die Pössnitz und die Stadt musste wohl auf ihrer Hut sein vor den beutelüsternen Ungarn. Friedrich I. von bettau, ein ebenso energischer als kriegerischer 1 lerr, beschloss, dem wilden Nachbarvolk einmal gründlich das Handwerk zu legen und Stadt und Burg von ihnen für lange Zeit zu befreien. Er erbat sich hiezu die Hille des im Jahre-I 190 durch den Herzog Friedrich von Schwaben im hl. bände gestifteten deutschen Ritter- oder Kretizherrn-Ordens, deren Symbol: das »schwarze Kreuz im weissen Felde*, damals schon von den Ungläubigen arg gefürchtet war. Am Charfreitage des Jahres 1199 war es, als der Pettauer die deutschen Ritter, wohlgepanzert und auf schweren Streitrossen, von Westen her gegen die Stadt ziehen sah. An der Spitze der ebenfalls wehrhaften Bürger Pettaus eilte er den frommen Kriegern entgegen, ihnen freudigem Willkomm bietend; dann geleitete er die Herren zum heiligen Grabe in die Kirche. Hier legten sie ihren Kriegsschmuck ab und am Grabe des Herrn betend, bereiteten sie- sich für das Befreiungswerk vor. Schon am nächsten Tage zogen sie- im Vereine mit dem Häuflein Reisiger und den bürgern, welche die kleine Schaar ele-s Pettaucrs bildete, eleu scngvndem und plündernden Horden des Ungarkönigs Emerich entgegen und am Ostersonntage- kam es am Unteren Draufelde zur Schlacht. Es war ein blutiger Kampf gegen die vielfache Übermacht. Allein furchtbar mähten die deutschen Schwerter der Kreuzherren unter den Gegnern, blutig rächten die Reisigen des Pettaucrs und die wehrhaften Bürger der Stadt die jahrelangen Plünderungen an den Ungarn. Hunderte der Feinde deckten bereits das blutgetränkte Draufeld und der Pettauer feuerte- mit mächtiger Stimme die Seinen zum Kampfe an. Endlich wandten sich die- Ungarn zur Flucht und der Sieg war entschieden. Da fasste Friedrich von bettau die deutsche Ordensfahne, stiess sie in den blutgetränkten Roden und rief: »An einem grossen Sonntage wurde der Platz erkämpft und Gross-Sonntag soll die- Gegend heissen fortan, die deutsche Ritter schirmen mögen immerdar!« I [erzog Leopold der Glorreiche schenkte die eroberte Landstrecke, welche er der Steiermark einverleibte, dem tapferen Pettaucr und dieser übergab den ihm geschenkten Eigengrund den Deutschen Ordensherren i. J. 1200, welche nach geschlossenem frieden im selben Jahre das Dörflern, die heutige freundliche Stadt Fricd-Au gründeten. In der Folge kamen noch vielerlei Schenkungen, unter anderen das vom Ordenscomthur Hermann gegründete Dorf 1 Iermannsdorf (slov. Ilermanec) an den Orden. In der neuesten Zeit sah das Schloss, eigentlich die feste Rurg Gross-Sonntag, am I < d des 1 )onatil>erges und des \\'<>tsch. Gegen Sonnenaufgang ZU liegen St Veit, Sauritseh und jenseits der Drau das Schloss der 1 )eutschordensherren Gross-Sonntag mit seinen vier Thürmen, stromaufwärts Hornau und im grünen Felde die und Dörflein. Darüberhin aber gleitet der blick über die weingesegneten Windischen Büheln und dann gen Nordwest schweifen«I fiussaufwärts liegt bettau mit dem Schlosse Oberpettau so schön vor dem Beschauer, wie die Stadt zahlreichen 1 >örfer von keinem anderen Aussichtspunkte besser gesehen werden kan. Weiter gegen Westen die Kirche St. Barbara auf luftiger Höhe und tiefer das Schloss Wurmberg. In der Ebene1 Schloss Ebensfcld und die Gruppendörfer St. Johann am Draufelde und St. Martin und noch weiter gegen Niedergang zu, die Kapellen um Marburg. Im Westen Haus am Bacher, Kötsch, Schleinitz, Ober- und Unterpulsgau, überragt von dein sclnirfsilhouettirten bacherge-birge und im weiten Draufelde ragen die zahlreichen Dörfer wie Inseln aus dem Grün und dazwischen ziehen das glitzernde band der Drau, die weissen Strassen und elie schnurgeraden Linien der bahn. Die Kirche selbst liegt auf dem schmalen von West nach Ost verlaufenden Höhenzuge, ebr elie- Wasserscheide des Drau- und Drannthales bildet, 350 Meter hoch und war einst mit einer Ringmauer und Thürmen umgeben, die eine Art belestigung um elas Gotteshaus bildeten und erst in neuester Zeit, zwischen 1814 und 1832, zum grössten Thcile demolirt wurden. Die Kirche, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert erbaut, obgleich früher schon (1230) ein Gotteshaus hier gestanden hat, zeigt spätgothischen Styl; sie steht in der Richtung S.-O. nach N.-W. und ist dreischiflig, das Mittelschiff mit eLm Thurmunterbaue besteht aus sechs, elie Seitenschiffe aus je fünf Jochen, der Thurm, unten viereckig, oben achteckig, trägt ein Kuppeldach, welches wenig zu dem Ganzen passen will. Die vier das Gewölbe tragenden Pfeiler sind sechseckig, mit vier Halbsäulen und Kämpfergesimsen und fussen auf polygonen Sockeln. Die Fenster sind spitzbogig in den Chören, zwei an den Langseiten dreitheilig, der Haupteingang, ein gothisches Portal, ist durch einen Pfeiler getheilt. Die Perle aber ist eine kleine, an der nordwestlichen Langseite angebaute Kapelle, in reingothischem Style gehalten. Sie ist aufgelassen, würde aber e'ine' Restaurierung lohnen und wäre- eine solche- dringend zu wünschen. Sie trägt das Wappen elevr Cillier Grafen, welche sie wahrscheinlich erbaut haben. Einer der Be-festigungsthürmc steht noch und ist jetzt Mcssner-wohnung, während der grosse Pfarrhof unterhalb der Kirche von den Jesuiten erbaut wurde, welche sie von L615 an bis zur Aufhebung des Ordens besassen. Von bettau über Haidin und quer durch das Drau-feld nach St Lorenzen kann man einen Wagen benützen, um die Eintönigkeit zu vermeiden, welche eine längere Fusswanderung durch die Ebene im Gefolge hat, allein beim Orte Unter-Podlosch, wo die .Strasse dann in die Berge führt, wähle man den Fussmarsch, denn der Ausblick auf das mehr und mehr sich erweiternde Panorama lohnt reichlich der Mühe. Auf der Höhe von 311 Meter liegt ein gutes Wirtshaus und ist man bis Unter-Podlosch gefahren, hat Maria Xeustift besichtigt und sich restaurirt, dann dehne man den Ausflug noch einige Kilometer weiter aus, bis Monsberg. Das Schloss liegt auf einem Abhänge des Maria-Neustifter Berghanges, ist zwar recht vernachlässigt aber •es macht mit seinen altersgrauen Thürmcn und seiner Aussicht in die üppigen Fluren des Drannthales einen ungemein romantischen handruck'. Das Thor trägt zwar die Inschrift 1589, allein es ist viel älter und schon 1168 sass hier eine Edelfamilie fest, aus welcher Hart nid in der Schlacht von Ainpling L322 den Ritterschlag erhielt. Auch Artolph, 1261, der Probst in Maria-Saal und Stadtpfarrer in bettau war. Später wechselten der Herren viele, aber für das Alter Spricht vornehmlich die Rage des Schlosses, eine der vielen festen bürgen, die einen ganzen Gürtel um bettau biMeten, welche Lage es als Passperre vorzüglich verwendbar machte. Kranichsfeld. Im südwestlichen Winkel des oberen bettauer beides gelegen, steht Kranichsfeld in der Ebene. Die ehe- maligen Gräben sind in Gartenanlagen verwandelt, die alten Rundthürme dienen Ökonomischen Zwecken. Der westliche, ältere Flügel, eine stattliche Fronte, trägt einen Balkon mit der Inschrift: M. T. F. v. W. — Der grosse Hof, durch den mittleren Flügel in zwei ungleiche Hälften geschieden, zeigt lange, auf mehr als fünfzig Säulen ruhende Gallcricn. Im'zweiten Stockwerke befindet sich ein Speisesaal, der sehenswert ist. Im östlichen Flügel war noch in den Dreissiger Jahren der grosse Saal zu sehen, der den gegen Kaiser Leopold L verschworenen ungarischen Grossen, zu welchen Verschworenen auch der damalige besitzet" von Kranichsfeld, Erasmus Graf von Tattenbach, steirischer Regierungsrat, gehörte, zum Versammlungsorte diente. Diese Verschwörung, welche nichts Geringeres bezweckte, als Ungarn an die Türkei abzutreten, hatte zur Folge, dass sich l'ettau im Winter 1669 auf 1670 in der Gefahr befand, von den Ungarn eingenommen zu werden und an die Ungarn oder Türken zu fallen. Ungarische Streifcorps drangen bereits bis vor bettau und Wurmberg, als die Verschwörung durch einen Diener vernähen wurde, den Tattenbach hart gezüchtigt hatte. Die Verschworenen, zu denen der Palatin Wesseleny, der Judex Curiae Nadasdy, der Banus Niklas Zrinyi und sein liruder beter, die Magnaten Rakoczy, Frangipani, Tököly und andere gehörten, hatten unter Tattenbach ihre geheimen Con-ventikel in jenem Saale abgehalten, dessen Plafond mit einer grossen Rose geziert war, daher heute noch für geheime Unterredungen, die Verschwiegenheit voraussetzen, der Ausdruck »sub rosa« gebraucht wird. Tattenbach wurde am 1. Dezember 1671 zu Graz enthauptet. Nadasdy zu Wien, die meisten der Verschworenen fanden Schutz in der Türkei vor den Folgen ihres Vaterlandsverrathes. So hat Kranichsfeld unter all den Städten und festen bürgen am Pettauerfelde, deren Vergangenheil so glänzend ist, allein jene traurige Berühmtheit erhalten, die noch heute unter dem Sprichworte: »sub rosa« weiterlebt. Schloss Meretinzen. Ein dein deutschen Ritterorden gehöriges Schloss am Ostendc des Längendorfes Meretinzen im unteren Pettauer Felde, das man von Pettau per Wagen in fünf Viertelstunden leicht, von der Bahnstation Moschganzen, eine Viertelstunde Bahnfahrt von Pettau weg, auf guten Feldwegen in einer Stunde zu Fuss bequem erreichen kann. Es liegt in der Ebene, die ringsum wohlcultiviert, und ist seinem Ausseren nach, ähnlich dem Schlosse der Comthurei Gross-Sonntag, ein massiger, viereckiger bau, dessen Ecken je ein viereckiger Thurm flankirt. Das Schloss ist ein Stockwerk hoch und besteht blos aus der nach West gerichteten Langseite und zwei nach Nord und Süd schauenden Mügeln, während die Ostseite blos von einer starken, in der Mitte im Halbkreise ausgebauchten hohen Mauer gebildet wird. Heute ist der Anblick des ganzen ein recht trostloser, denn das Schloss ist unbewohnt, obschon es im ersten Stockwerke eine Flucht von 16 Zimmern und einen Vorsaal zeigt, die alle unbewohnt und unmöbliert sind. Im Südtrakt befindet sich die Schlosscapelle mit dem Altarbilde der hl. Anna; die Kapelle ist übrigens sehenswert, der altem Gemälde wregen. Das Schloss umgeben alte Wirtschaftsgebäude. In der Schlosskapelle und im Schlosshofc sind einige alte Denk- und Grabsteine zu sehen, von den Zimmern zeigen einige eine ältere Malerei. Der Schlosskeller ist gross und hochgewölbt. Im Jahre 1577 gehörte der Hof Meretinzen den Zäckels; von diesen gieng er an die Herbersteine, welche das Schloss erbauten, welches am 20. Oktober 1652 durch Tausch an die Dcutschordcnshcrren kam, welche dagegen die Commcndc St. Johann am Herberstein an die Herbersteine vertauschten. Die vier Eckthürme zeigen stumpfe Pyramidendächer, auf deren Spitzen das Ordenskreuz prangt. Von Meretinzen führt ein neuer Weg gegen die Draubrücke, welche 1875 gebaut wurde, nach dem rechten Drauufcr und weiter nach einem der schönsten Schlösser der Steiermark, nach Ankenstein. Wenn man die Brücke überschreitet, öffnet sich ein von Süden herabführendes Engthal zwischen den Uferbergen der Drau, die, hier mehr zusammengedrängt, mächtiger rauscht. Zur rechten krönt das weisse Kirchlein St. Anna tue bergspit/.e. Ein Calvarienweg führt hinan, im Zickzack die vierzehn Stationen berührend. Ein ungemein malerischer Anblick. Neben derbrücke stehen zwei Gehöfte, rechts und links; das zur Rechten ist ein freundliches Gasthaus, welches neben vortrefflichem Wein auch recht gute Kost bietet zu massigen Freisen, Vor der Brücke steht eine- Statue des hl. Johannes, von zwei Genien flankiert, elie Schilde- mit Heiligenfiguren halten. Das Denkmal ist sehr schöne Arbeit aus der Rococo-zeit und zeigt die Jahreszahl 1752. Darunter die neuere Regende, dass die nach Sauritsch weilerführende schöne Strasse durch den bezirk bettau und die .Munilizenz Sr. h.xeellenz Gundaker Graf Von Wurmbrand zum besseren Verkehre der Steiermark mit Croatien erbaut wurde. Da wendet man sich gegen diese neue Strasse und auf einen vorspringenden, hohen, steilen beb liegt die bürg Ankenstein, deren Bauart ihr Alter bestätiget, bs ist ein finster drohender Bau, dessen Ernst aber sehr gemildert ist durch die weisse- Tünche seiner .Mauern und das frische-, satte Grün, welches seine Grundfeste üppig umkleidet. Das Schloss steht isoliert auf dem jähuuf-strebenden Fels und dieser ist durch «.in grünes schluchtenges Thal von dem Zuge- der Hinterberge geschieden; daher schwindet beim Beschauen der düstere Charakter des Schlosses in seiner lieblich romantischen Umgebung und rasch gewinnt e-s an Freundlichkeit und Frische wie ein uraltes Bild, das vom Staube der Jahrhunderte gereinigt wird. Ein Fahrweg zweigt sich rechts ab und bald tritt man unter schattige- Bäume, durch welche sich Spazierwege- aufwärtswinden zum finsteren Schlossthore. Der Schlossbcrg ist hier in einen einfachen, natürlichen Park umwandelt und steigt man höher, so blickt ein hübsches 1 laus herüber, von einladendem Aussehen. Der Weg zieht dahin und dorthin; zur Linken am jähen Hang vorbei und über Stufen aufwärts nach dem Vorplatze. Über und über bis an den Dachsaum hinauf mit dunkelgrünen Kletterpflanzen, Epheu und anderen überwuchert, liebt sich links ein massiger bau, die Südflanke mit hohem Dache und rothem Thurmc darüber. Rechts ein anderer Bau, von dem kein Stückehen Mauer zu sehen ist, unter der dichten, grünen Epheuverkleidung und beide Bauwerke verbunden durch eine hohe Mauer, in welcher das rundbogige Schlossthor sich öffnet, Ein von hohen Gebäuden umrahmter Schlosshof nimmt den besuchet' auf. Die Ostflanke enthält die Verwalterswohnung, die Westflanke das Eingangsthor in den eigentlichen Schlosshof, die Nordflankc bildet die kirchen-grosse Schlosskapelle, mit dem Doppclwappen der Grafen Sauer und Trautmannsdorf geziert, nur halb sichtbar unter den dichten Festons grüner, prächtigblühender Schlingpflanzen. Eine Allee riesiger bäume beschattet diesen äusseren Schlosshof und deckt mit tiefem Schatten den düsteren Ernst der Mauern und des äusseren Schloss- thores, welches, durch zwei Scharten für Wallbüchsen flankirt und geschützt, noch die Rollen der einstigen Zugbrücke zeigt. Der zweite Schlosshof, ein oblonges Viereck', ist gross und lässt auf die Ausdehnung des ganzen Schlossbaues schliessen. Der blick fällt sofort auf einen in den Felsen gebrochenen tiefen Sickerbrunnen, eine Art Zisterne, über deren runden, hohen Steinkranz, mit dem Wappen der Wurmbrands geziert, ein eiserner bimerträger von schöner Schmiedearbeit steht. Eine alte, eiserne Kreuz-gitterthüre führt auf die Terasse, die einst wohl der Waffenplatz gewesen sein mag, und die, bis an den Rand des steilrecht zur Drau abfallenden Schlossberges hinausgeschoben, ein entzückendes Rundbild über die weite Pettauer Ebene und die dieselbe im Westen und Norden abgrenzenden berge gewährt, welches von .Marburg bis Gross-Sonntag und nach Norden weit in die Stadtberge und Windischen Büheln reicht. Den Schlosshof umgeben die vier Flanken des eigentlichen Schlossbaues, das zwei Stockwerke hoch an der Hofseite übei einandergestellte Arkaden, Raubencorridore zeigt, durch welche man die an den Wänden in langen Reihen angebrachten Hirschgeweihe und darunter die aus Spissen, Hellebarden, Sturmhauben und Brustharni-schen zusammengesetzten Waffentrophäen erblickt, in einer solchen Menge, dass damit leichtlich eine starke Schlossbesatzung heute noch atisgerüstet werden könnte. Über der Südseite ragt der Uhrthurm. Von den inneren Räumen ist vorerst die grosse Schlosskapelle zu nennen, die ein schönes Altarbild, die hl. Dreieinigkeit vorstellend, enthält, auf welchem die beiden Gründer, Graf Sauer von Ankenstein und seine Gemahlin, geb. Trautmannsdorf, wie leicht zu erkennen, porträtgetreu abgebildet sind. Zwei Seitenaltäre, dann eine Reihe alter, sehr gut gemalter Bilder, besonders die der zwölf Apostel und eine kleine Orgel mit der Jahreszahl 1606 sind im Prcsbyterium ebenso merkwürdig und sehenswert wie einige grosse Porträtbilder im Schiffe. Die Sakristei enthält viele und schöngearbeitete Mess-kleidcr und Paramente und das Oratorium über der Sakristei zieren eine Reihe interessanter Reliquienbilder. Der Chor mit Malereien auf der Holztäfelung, besonders aber die Decke des Presbyteriums, mit sehr schönen Flachornamenten in Stucco, sind sehenswert. Das Schlosstheater, ein grosser, hoher Raum mit einer über das Bodenniveau erhöhten Bühne und hinter dieser mit Garderoben ausgestattet, würde für ein kleines Städtchen genügen. Hochinteressant sind die Wohnräume im ersten Stockwerke. Der Speisesaal mit einer Flachdecke, unter deren schönen Stuccoverzierung der mächtige Durchzugsbalken noch zu gewahren ist, welcher die in früheren Zeiten sicher getäfelte Decke trägt. Daranstossend zur Rechten die Damengemächer, zur Linken ein Rauchzimmer des Schlossherrn und weiter ein Damensalon mit sehr schönem Kamine aus Marmor und Möbeln in violetter Seide, sind hochinteressant. Insbesondere das Rauchzimmer, welches eine sehenswerte Sammlung von alten Jagdgewehren, Scheibenstutzen etc. enthält. In allen diesen mit einfacher Noblesse ausgestatteten Wohnräumen ist Altes und Modernes in der Einrichtung und Ausstattung so glücklich vereint, wie es nur der beste Geschmack', mit hervorragendem Kunstsinne gepaart, zuwege bringt und so geordnet, dass die Pietät für ein uraltes, wertvolles Möbelstück mit dem Comfort der Neuzeit nirgends collidirt. Eine wahre Perle ist die Bibliothek. Ein hoher, rechteckiger Raum, nicht allzu weitläufig, aber dafür selten schön ausgestattet. Eine reiche Sammlung" von Jagdtrophäen, prächtigen Geweihen, Gemsbrikeln und Rehgehörn von Schild-, Birk- und Auerhahnstössen, aus den Jagd zügen des Schlossherrn gesammelt; von seltenen Waffen, die er heimgebracht von weiten Reisen und einen Schatz von alten Büchern, Handschriften, Aufzeichnungen aus früheren Zeiten, von Bildern, Kunstwerken und Antiken aus der Römerzeit Pettaus. Grossartig sind die Kellcrräume des Schlosses Ankenstein, die in zwei hingen übereinander liegen. Schön ist eine gegen Südost liegende Terrasse, umgeben von den hübschen Anlagen des Schlossberges und um nicht zu vergessen, dass Ankenstein bis in die beginnende Neuzeit herauf »eine wehrhafte Veste« gewesen, steht in einem Winkel des Schlosshofes eine eiserne Karthaune, wohl aus der Zeit des »letzten Ritters« oder so herum, aus Schmiedeeisen, die freilich auf einer etwas moderner con-struierten baffette liegt. Der dermalige Schlossherr, Sc. Excellenz Graf Güfid-aker von Wurmbrand-Stuppach, k. k. llandelsminister a.D., hat hier eines der interessantesten und auch ältesten Schlösser der Steiermark zu seinem Sommeraufenthalte eingerichtet und ungleich manchem anderen Herrn, dessen SbbloSS bedeutend weniger Interessantes enthalt, gestattet er mit seltener Leutseligkeitt den Zutrit in die romantisch gelegene bürg. Ankensteins Ursprung reicht tief in das dunkle Mittelalter hinein. Es war schon eine feste bürg«, als Friedrich 1. von bettau am Ostersonntag d. J. 1199 auf der Ebene gegenüber die Ungarn schlug. Die1 bürg war damals in, besitze der Ankensteine , deren letzter, Friedrich von Ankenstein, um 1323 starb. Das Schloss erbten die- mächtigen Herren von Rettau, die es bis 1428 besassen, in welchem Jahre es Bernhard IIb von Pettau seiner Töchter Anna als Heiratsgut mitgab. Diese tauschte es für Wintersfeld aus und so erhielt es Bernhards zweite1 Tochter, Agnes, die Witwe des Grafen von Görz, als sie- sich wieder und zwar mit einem Stubenberg vermählte, sammt Wurmberg als Heiratsgut. In einer von Johann von Ebersdorf bei Kaiser Albrecht II. erhobenem Frbschaftsklagc sprach der Kaiser dem Ebcrsdorfer Ankenstein gegen Zahlung von 3000 Pfund Pfennigen an dem Stubenberg zu. Im Jahre 1481 wurde- Ankenstein auf Befehl des Ungarnkönigs Mathias Corvinus zerstört, damals waren die Zäckel I Rrren auf briedau, kaiserliche Pfleger von Ankenstein, worauf es die Herbersteine bis 1620, dann die Grafen von Thum bis 1639 besassen. In diesem Jahre kam Schloss und Gut Ankenstein an die Grafen von Sauer, von denen Georg Friedrich und seine: Gemahlin die schöne Schlosskapelle, den Rittersaal (oberhalb derselben) und das Burgthor erbauten. Ihre Wappen sind noch heute- über ele-r Kapelle und dem Schlossthore angebracht. Bei ele-n (baten von Sauer blieb Ankenstein bis 1801; kam dann an den Fürsten Poniatowski, von diesem an die Witwe des letzten Grafen von Leslie, geb. Gräfin Wurmbranel-Stuppach, die- last ein halbes Lebcnsalte-r im ununterbrochenen Wohlthun auf Schloss Ankenstein verbrachte. Nach ihrem Tode, 20. Februar 1851, überkam es Graf Ferdinand, der Neffe der Verstorbenen, der e-s übrigens schon 1841? übernommen und mit grossen Kosten zum Somme-rsitze umgestaltet hatte, bis es auf dem dermaligen Besitzer übergieng. Der Donati. Zu den schönsten und genussreichsten Ausflügen gehör! unstreitig der auf den Donatiberg, der sich 2800' oder 885 /// südwestlich von Schiltern oder nordöstlich von Rohitsch in den blauen Äther hebt, der am bizarrsten geformte- in ele-n Ausläufern der hämischen Alpen, durch das Rogatz-Thal von ele-m Matzelgcbirge getrennt, dessen 1 löhenkamm hier elie Grenze zwischen der Steiermark und Kroatien bildet. Fr überhöht auch weit de-n nachbarlichen Matzel (022 fh), über dessen Spitze- elie Grenze zieht. Ein ganz sonderbarer Geselle- ist er zudem; denn vom Pettauer Felde im Norden aus gesehen ist sein Rücken lang und dreihöckerig, vom Westen her erscheint e-r als spitzer Obelisk, von Osten ve>m Matzel aus als rauh emporstrebender Kegel und von Süden her als eine durchfurchte Wand. Aber e-r meint es nicht se) schlimm, denn seine- Besteigung, vem Stielen aus besonders, können auch 1 )amen unternehmen. Von bettau aus übe-r Thurnisch, Neudorf und Markeldorf führt eine ebene, bequeme Strasse und weiter über ele-n bulsgaubach und den kleinen Drannlluss bis an den Fuss des Thalhanges Lichtenegg, zwischen dem Dorfe Jurowetz und dem 302 m hohen »Teufelsberg.« Hier mündet der Rogatzbach in die Drann und hier gabeln sich die Thäler. Während das Thal der Drann nach Südwest hinüberzieht bis Pöltschach und weiter nach Gonobitz, behält das Thal des Rogatz-Raches die südliche Richtung in sanftem bogen bis Schillern. Eine gute Strasse führt bis dahin in der Thalsohle fort, ziemlich eben, bis zur Kirche Maria Trost, hoch oben am linken Thalhange, rechts vom Wanderer, der von Pettau weg seinen Ausflug machte. Nun geht's weiter, bereits zwischen den 1 längen des Matzelgebirges und denen des Donati, üben" die kleinen Anwesen Rogatnica, Morsche und brävale bis zum Strassenwirtshause links der Strasse, demgegenüber sich der Weg nach dem Kirchlein St. Donati am Südhange des gewaltigen Berges abzweigt. Ein guter Tourist mag übrigens schon früher von der Strasse rechts abbiegen und dem Aufstieg von Nordost oder Ost machen. Übrigens kann man auch von Maria-Neustift weg durch das bei Ranndorf in das Drannthal mündende Engthal des Stralsko-Baches aufwärts bis Stoperzen und weiter über Tschermoschische den Aufstieg von Nord oder West versuchen. Schattige Wälder decken den Hang und den Anstieg vom Donatikirchlein, welches früher oben auf der Spitze, an Stelle eines zu den Römerszeiten erbauten Mythras-Tcmpels stand, aber 1740 vom Blitze zerstört wurde. St. Donati war ein vielbesuchter Wallfahrtsort und die Kirche wurde abermals und zwar während der hl. Messe vom Blitze getroffen, der bei vierzig Menschen theils tödtete, theils schwer beschädigte. Dieser Wetterstrahl soll damals die Kirchenglocken bis an jene Stelle geworfen haben, wo die heutige Kirche steht. Etwas über dieser Kirche sprudelt eine frische Quelle. Oben bei der Ruine angelangt, geniesst man eine der schönsten bernsichten in ganz Osterreich. Eine Berg-und Hügelwelt liegt dem Schauenden zu Füssen und weithin umfasst der Blick alles Land der ganzen Mittel-Steiermark bis über den Schöckel hinaus an die eisgegürteten Zinnen des Hochschwab und Schneeberg; die blatte bei Graz und hinüber das Stuhleck bei Semine-ring und den Wechsel. Gen Nordost fliegt der blick über die unzähligen Hügel und das dazwischen liegende Gewirre von Gräben und in die Ferne schier bis an den Plattensee in Ungarn; gegen Süd schweift der trunkene Blick bis .ans Lskokengebirge. Bis tief nach Kärnten und Krain hinüber schaut das Auge und die ganze- Landschaft vom Schneeberg bei Wien bis an die Grenzen der Save-länder von Ungarn bis Kärnthen, liegt alles wie eine plastische Karte- zu des Beschauers Küssen. Unmöglich ist's, das Geschaute zu schildern in dem engen Rahmen dieses Buches und unmöglich zu malen die- wunelerbare-n Bilder dieses kiesenpaix>ramas, eines der schönsten im weiten Kaiserstaate; Bilder, welche Job. Gab. Seidl, Otto Prechtler und Ludwig August Franki zu wundervollen Dichtungen begeisterten. Und wer die herrliche Wanderung nach der Spitze ele-s Donati von bettau aus als d ourist gemacht, der mag dann niedersteigen zu der Perle Rohitsch-Saue-rbrunn auf bequemem Wege zu angenehmer Rast. Ks ist in eleu vorhergehenden Abschnitten mein als einmal der Fülle an landschaftlichen Reizen gedacht worden, welche in den die Stadl im weiten Halbkreise umgebe-nde-n Hölu-n liegt, einer Fülle der mannigfaltigsten Landschaftsbilder, die an Lieblichkeit ihresgleichen suchen. Wenn wir trotzdem wieder darauf zurückkommen, so geschieht es nur deshalb, um nochmals hervorzuheben, dass es blos eines angenehmen Spazierganges bedarf, um sich zu überzeugen, dass bettau in dieser Richtung von nur wenigen Orten der schönen Steiermark übertroffen wird. Man gehe doch nur einmal in elic Weitschach, in den Volksgarten, gegen den Annenhof oder in die Stadt-.berge und man wird linden, dass sich jeder dieser Spa- ziergänge überreich lohnt. In der Waitschach, wo die 1 hinge der Berge mehr oder weniger steil und jäh gegen die Drau abfallen und Wald, Wiesen, Gärten, Felder, Weinberge und landschaftlich reizend gelegene Anwesen in bunter Abwechslung die Hänge bedecken und hie und da zu Bildern voll idyllischer Ruhe, dann wieder zu Par-thien voll pittoresker Schönheiten sich verschmelzen, liegt die »Louisenquelle«, der »Karolinenhof.« Weiterhin über einer grünen Thalmuldc, die von üppigen Weingärten umgrenzt und mit edlen Obstbäumen besetzt ist, steht auf der Höhe ein hübsches Haus, fast wie ein Schlösschen sich präsentierend und doch ist es nach landläufigen Begriffen nur das »Weingartshaus eines Pettauer Bürgers. Der »Karolinenhof dagegen, an eine sanfte Berglehne hingebaut, inmitten eines prachtvollen Obstgartens, in welchem der Besitzer, ein hervorragender Obstzüchter, die edelsten Sorten steirischen Tafelobstes cultiviert, präsentiert sich inmitten der schönen Anlagen als reizende Villegiatur. Weiter führt der Weg durch schattigen Wald nach der vortrefflichen Gastwirtschaft »Ilintze«, die schon an und für sich ein ebenso angenehmes als landschaftlich reizendes Ausflugsziel bietet, an dem angekommen, man sich hin sehr guter Bedienung und Verpflegung restaurieren kann und von wo reizende Spaziergänge in die Umgebung gemacht werden können. In der nächsten Nähe der Stadt liegt der »Marienhof« mit musterhaft eingerichteten Stallungen für Rinderzucht und einer schwungvoll betriebenen Geflügelmastanstalt. Tiefer in die reizenden Stadtberge hinein, kommt man zum bereits erwähnten »Annenhof« und, das Hügelland weiter nach Ost und Nordost durchwandernd, trifft man noch auf manche zierliche, Pettauer Bürgern gehörige Gehöfte und Weingartshäuser in reizenden Lagen. Wenn noch einmal des »Volksgartcns« Erwähnung gethan wird, so geschieht es, um denselben als Ausflugsort zu schildern, der in fünfzehn Minuten von der Stadt aus leicht erreicht werden kann. Es ist ein reizendes Stück Erde, vom rührigen Ve-rschönerungs- mul lOemelenverkchrs-Vereine zu einem Naturparke umstaltet, in dem in malerischer Abwechslung Berg und Thal, Wald und Wiese, Blumenrabatten und BosketS, Ziergesträuch, Laub- und Nadelbäume gruppiert sind. Vielfach verschlungene, reinlich und nett gehaltene Kieswege durchziehen das Ganze und Ruhebänke und Tischchen laden überall zur Rast ein, in kühlem Schaltern. Ein Bächlein, aus den nahen Waldbergen kommend, durchschneidet den Park und mündet in den von hübschen Anlagen umgebenen deich, in (kau im Sommer Kähne zu Ruderparthien bereit liegen, während er im Winter als Eislaufplatz benutzt wird. Eine Restauration, »Schweizerhaus«, ein einstöckiges Gebäude, zierlich und einladend von aussen, sehr hübsch eingerichtet im Innern, im časten Stockwerke einen einzigen grossen Saal bildend, der bequem mehrere hundert Personen fasst, steht auf der links liegenden Anhöhe, auf einem freien Plateau. Im Osten und Süden von breiten, gedeckten Veranden umgeben, die bereits üppige Weinhecken umranken, hat man von der die südliche Giebelfrönte zierende Veranda eine prachtvolle Aussicht über das weite grüne: Draufeld, über die dasselbe umrahmenden Höhen de-s baehergebirges, der Kollos, über deren Hügelmeer der gewaltige Donati ragt und Über elas kroatische Matzelgebirge, über die- zahlreichem Dörfer und Gehöfte, Kirchen und Schlösser und über die Stadt, vom mächtigem Schlosse Oberpettau überragt. Die Restauration ist sehr hübsch und praktisch ein-geaichte'i und gut gehalten. Ein grosser Musikpavillon springt an der Ostfronte: über die breite Veranda vor, eine sehr schöne, gedeckte, mit einem hohen, luftigen Glasvorbaue versehene Kegelbahn ist an die Westflanke angebaut, hinter ele-r nördlichen Giebelseite ist ein hübscher Kinderspielplatz, neben der südlichen führt von der Plattform eine russische- Rutschbahn hinab in die Anlagen und vorne, gegen Mittag", liegt der »Aurelienkogel«, dessen Hänge: mit Ziersträuchern bepflanzt, dessen Scheitel ein zierlicher, sechseckiger Kiosk krönt, in welchem die Ra- dien am runden Orientierungstisch die Lage aller bedeutenden Städte, Bergspitzen etc., von Europa weisen. Die »Villa Urschütz« ist eine reizende Nachbarschaft des »Schweizerhauses« und doppelt reizend, wenn die zahlreichen Rosen, die in den prächtigsten Arten in den Anluven der Villa gezogen werden, in vollem Flor stehen. Vom Volksgarten führen bequeme und tiefschattige Wege in den angrenzenden Wald, der den Südhang des 994 Fuss hohen Kosmačberges deckt, dessen Gipfel ebenso bequem zu erreichen ist, als er eine prachtvolle Fernsicht gewährt. Noch viele sind der Ausflüge nach allen Richtungen; lohnend und mit wenig Mühe und Kosten verbunden, nach dem benachbarten Krapina- Töplitz oder Trakostjan in Croatien. In die Ki illos, deren Reize so eigentümlich sind, dass eine Schilderung derselben ein ganzes Buch füllen würde; hinüber in die Windischen Büheln < »der durch die Stadtberge Pettaus. Nach Westen oder nach Osten, nach Süd oder Nord, überall ist die uralte Römer-Stadt Pettau von Naturschönheiten einer so eigenthümlich fesselnden An umrahmt, überallhin wechseln die Bilder so mannigfach, umweht vom frischen Lufthauche der Neuzeit und umschmeichelt vom Dufte der Poesie und uralter Romantik, dass die kleinlichen Sorgen des Lebens hinschwinden im sinnendem Schauen mit längst Vergangene Zeiten und im Bewundern dessen, was aus fernen Jahr- hunderten geblieben ist bis auf unsere Tage. An den Marksteinen einer tausendjährigen Geschichte spannt sich die gedankenvermittelnde und die Gedanken mit der Schnelligkeit des Blitzes durch die Lande tragende Leitung des Telegrafen; die weite Ebene, die unter dem ehernen Tritte der Gothen und 1 hinnen erbebte, vibrirt jetzt unter den Rädern des Dampfrosses. Das Bild des Gottes, zu dem einst die VII. und XIII. Legion Roms um Sieg gegen die Barbaren flehten, dient heute als Eckstein Irgend eines Bauernhauses und die Goldmünze, die vor 1500 Jahren die Dienste eines narbenbedeckten Veteranen aus den gallischen, pannonischen oder germanischen Kriegen lohnte, bewahrt eine abergläubische Bäuerin als Zaubermittel gegen Unglücksfälle in der 'frühe, oder ein ländlicher Sl titzer trägt sie als Zier an seiner Uhrkette. bis ist klassischer Boden in und um bettau; aber während die- alte [mperatorenresidenz Petovium schon nach wenigen Jahrhunderten in Trümmer fiel, blüht ihr Töchterlein, das liebliche bettau, bereits einem zweiten [ahrtausen< 1 entgegen. \q) y *i i t i i i i j j j j i i t i j^j^ Statistik Pettau ist eine- der vier Städte Steiermarks mit po-litischer Selbstverwaltung (Autonomie); das Stadtamt besorgt die Geschäfte einer politischen Behörde I. Instanz im Stadtgebiete ipol. bezirk Stadt bettau) neben den Agenden der Stadtverwaltung, bettau erhielt die Autonomie im Jahre 1887. Nach der Stadt wird der politische bezirk bel t au benannt, der nach der Volkszählung von 1890 eine Einwohnerzahl von 974 50 Seelen zählte und die drei Gerichtsbezirke: Pettau mit 47T93 Seelen, Friedau mit 19*497 Seekai und Rohitsch mit 12-460 Seelen umlasst. Die Stadl bettau hat nach der letzten Volkszählung 3914 Einwohner; davon entfallen auf die Stadt 2344, auf die Kanischa-Vorstadt 1079 Seelen und auf die: Garnison 501 Mann. Von der eigentlichen einheimischen Bevölkerung gehören ca. 8 Zehntel der deutschen und 2 Zehntel der slovenischen Nationalität an. Die Mehrzahl 3787 Seelen sind Katholiken; der evangelischen Gemeinde gehören 70 Seelen an, der Rest vertheilt sich auf andere Confessioncn. Die blos durch die Drau von der Stadt geschiedene Gemeinde Rann, am Rann» (am Rain?) sagt man gewöhnlich, hat 107t) Einw. und ist zwar eine eigene politische Ortsgemeinde, kann aber füglich als ein Vorort der Stadt betrachtet werden. Es darf übrigens ein Umstand nicht ausser Acht gelassen werden, der in anderen Städten theilweise ganz fehlt, theilweise nicht in dem Masse vorhanden ist, wie in Pettau. Wir sprechen hier von dem Besitze der Pettauer Bürger an Realitäten in fremden Gemeinden. Schon in den unmittelbaren Nach-bargemeindiMi besitzen einzelne Bürger eine Anzahl behauster Realitäten, welche, wenn sie noch innerhalb der politischen Stadtgrenze lägen, den Umfang der Stadt um ein Bedeutendes erweitern würden. Ferner ist der Besitzstand der Stadt an Realitäten in den Weingebirgen der Kollos ein ganz bedeutender und dieser Besitz umlasst nicht nur Wein-, Acker- und Waldland, sondern eine grosse Zahl von Häusern, von denen viele, ihrer soliden und oft sehr hübschen Bauart nach, mit manchem Stadthause coneurriren können. Auf nicht wenigen dieser Realitäten wird die Landwirthschaft ebenso vielseitig und intensiv' betrieben, wie auf wohlbestellten Bauernhöfen und mancher Bürger hat da einen besitz, der sowohl seiner Ausdehnung, als seinem Erträgnisse nach, den sogenannten Rittergutsbesitzern in Deutschland völlig gleichgestellt werden kann. Dieser Umstand muss berücksichtigt werden, wenn man die Bedeutung der Stadt bettau richtig erfassen will; mancher Bürger, der in einem wenig ansehnlichen Stadthause wohnt, hat auswärts einen besitz, um den ihn viele Hausherren in der Grosstadt beneiden würden und er CUltivirt auf diesem besitze den Weinbau und auch andere Zweige der Landwirtschaft auf eine Art, an der sich mancher Gutsbesitzer in den östlichen und südlichen T heilen der Monarchie ein Beispiel nehmen könnte. bettau selbst besteht aus der alten Stadt und der nach Ost und Nordost sich hindehnenden Kanischa-Vorstadt. Wer aber bettau von einem überhöhenden bunktc: überblickt und die enge gezogenen politischen Grenzen des Stadtgebietes nicht kennt, (was ja in diesem Falle ganz irrelevant ist, da nur die wenigsten einen höhergelegenen Aussichtspunkt aufsuchen, um politische Geographie zu studiren) der wird nicht nur die- ausgedehnte Gemeinde Rann am rechten Drauufer, sondern eine Menge von Anwesen anderer Nachbargemeinden als zur Stadt gehörig anseilen. Und zwar mit Recht, denn abgesehen davon, daSS diese Anwesen ebenso wie die geschlossene Gemeinde Rann sich der Stadt förmlich ankristallisircn, sind sie auch durchwegs durch geschäftliche, wirthschaftliche und vcrwandschaftliche bände geistig und materiell so enge mit der Stadt verknüpft und SO sehr von derselben abhängig, dass zwischen ihnen und bettati ganz das nämliche Verhältnis besteht, wie zwischen vielen grossen Städten und den, wenn auch administrativ selbständigen, aber sonst in jeder Richtung zu ihnen gehörigen und in ihrem Gedeihen von ihnen abhängigen Vororten. Mag es auch manchem belieben, entweder aus separatistischer Laune, oder aus noch weniger stichhaltigem Grunde gegen diese enge Zusammengehörigkeit zu protestiren, so wird dem Unbefangenen ein einziger blick über die Stadt und ihre Vororte genügen, um überzeugt zu sein, dass deren Bedeutung sowohl wie ihr geistiges und materielles Gedeihen, ganz ausschliesslich nur dem innigen ( ontakte zu verdanken sei, in dem sie mit der Stadt bettau stehen. Der Charakter der Stadt, die seit ihrer Gründung bis ins siebzehnte- Jahrhundert herauf als Sperre des Drauthalcs und aller in dasselbe mündenden Verbindungen mit dem hochcultivirten Westen betrachtet wurde, — als ein Schutzwall gegen die Halb- und Ganzbarbaren der Donau- und Savetie fländer und des nördlichen Theiles der Balkanhalbinsel, dieser Charakter einer Grenzfeste beelingte- es auch, dass bettau bis in die' Neuzeit herauf in einen Gürtel von Wall und Mauern eingeschnürt war und dass sein m deshalb niemand daran dachte, es könne heute oder morgen die Nothwendigkeit einer Stadterweiterung eintreten, Es ist richtig, dass eine Kanischa-Vorstadt schon in früheren Jahrhunderten bestand, allein was ela bestand waren Anwesen, die- zusammen den Namen Vorstadt nicht verdienten, weil elie Existenz dieser Vorstadt von dem Ungefähr abhieng. In Feindesgefahr,, die der Stadt drohte, wurde sie- vom Feinde niedergebrannt, in dem Zeitläuften der Pest, die mehr als ein- mal die Stadt heimsuchte, wurden die Häuser dieser Vorstadt aus Sanitätsrücksichten niedergebrannt (z. B. während der best vom Jahre 1640 bis 1645.) Deshalb besteht auch die heutige Kanischa -Vorstadt bis auf das ehemalige Kapuzinerkloster und die uralte Oswaldikirche fast durchwegs aus neugebauten Häusern, die einerseits (kan Zuge der Radkcrshurger-Strasse nach N.-O., anderseits dem Zuge der Reichsstrasse gen (). folgen. Aus dem nämlichen (iru.uk: entstanden und entstehen die meisten Neubauten auch an der Peripherie der alten Stadt, wie die Knaben Volksschule, das prächtige Gebäude der Gemeindesparkassa, und die diesem gegenüberliegenden Gebäude Hotel Woisk und Eckhaus der Bahnhof- und Färbergasse, die neueren Zinshäuser in der blorianigasse und am Minoritenplatze, in der Ungarthorgasse etc. Ihre einstige Wichtigkeit besitzt die Stadt nicht mehr, allein das ist ein Schicksal, welches sie mit gar vielen anderen Städten theilt, die keine 2000-jährige Geschichte haben und bei denen der Begriff Wichtigkeit sogar nur ein sehr einseitiger war und noch ist. Welche Wichtigkeit werden nach hundert Jahren die riesigen Lagerfestungen haben, die heule mit einem Aufwände von ungezählten Millionen um irgend ein kleines Landstädtchen angelegt werden? Ein einziger Krieg, ob er Sieg oder Niederlage bringt, hebt diese Wichtigkeit auf, und das Landstädtchen ist was es früher war, ein unbedeutendes Nest, von dem nach weiteren hundert fahren nur noch die Lehrer der Kriegsgeschichte sprechen, bettau aber ward für jeden wichtig bleiben und sein, der sich in der Weltgeschichte, in der Geschichte- Oesterreichs, oder in der Geschichte der Steiermark umsieht. Ob er das Kapitel von der Grösse, oder dem Untergänge des römischen Reiches aufschlägt, ob er das Kapitel der Völkerwanderung, oder der Türkenkriege durchblättert, ob er die Heiligenlegende, oder die Culturgeschichte liest, ob er über die Ansiedlung der Slaven zwischen Save und Drau, oder über das Entstehen des Jlerzogthumcs Steiermark nachgrübelt, ob er die I [andelsstrassen zwischen der Adria und Donau in vorchristlicher Zeit, oder die günstigste Bahntrace Wicn-Novi studiert, immer wird er auf den Namen bettau Stessen. Das ist's, was Pettau seine Bedeutung gibt und erhalten wird im Laufe der Zeiten. Übrigens ist die Stadt Pettau auch heute noch an Bedeutung, in mancher Richtung selbst grösseren Provinzstädten voraus und sie hat das nicht in letzter Linie der Thatkraft und Lnergie einiger Bürger zu danken, deren Namen mit Ehren genannt werden, wenn von einem der hervorragendsten Zweige der österreichischen Boden-produetion, der Weincultur und was damit zusammenhängt, die Rede ist. Die Stadtverwaltung. Die Verwaltung der Stadt liegt in den Händen des gewählten Gemeinderathes, der wieder aus seiner Milte den Bürgermeister und dessen Stellvertreter wählt Der Bürgermeister repräsentirt die autonome Stadtgemeinde nach aussen und nach innen, ist Vorsitzender des aus bs Mitgliedern bestehenden Gemeinderathes, oberster Leiter des Stadtamtes, welches ausser der inneren Verwaltung die Agenden einer politischen Behörde I. Instanz zu besorgen hat, — Vorsitzender des Stadtschulrath.es, des städt. Arnumrat lies etc. Der Gemeinderath ist zur Verthciiung der Geschäfte in Scctionen gegliedert und das Stadtamt ist zugleich das ausübende Organ, welches die Beschlüsse des Gemeinderathes zur Durchführung zu bringen hat. Dermalen besteht der Gemeinderath der Stadt bet tau aus folgenden bs Mitgliedern: Bürgermeister: Josef Ornig, Realitätenbesitzer; I iürget'meistersteil Vertreter: Franz Kaiser, Weingutsbesitzer und den Gemcinde-räthen: Wilhelm Blanke jun., Buchhändler und Druckereibesitzer, Karl Filaferro, k, k. Notar, Josef Fürst, Realitätenbesitzer, Josef Kasimir, Kaufmann , Vinzenz Kohaut, Gymnasialprofessor, Josef Kollenz, Kaufmann, Vinzenz Leposcha, Kaufmann, HansMolitor, Apotheker, Max Ott, Eisenhändler, rgnaz Rossmann, Cafetier, Raimund Sadnik, Kaufmann, Friedrich Schmidt, k. k. I taupt-Steuereinnehmer, Adolf Sellinschegg Kaufmann, I [einrich Stary, Bäckermeister und Hausbesitzer, Johann Steudte, Bindermeister und Hausbesitzer, Strohmaier Hans, Seilermeister und 1 Iausbcsitzer. Das Stadtamt. (Rathhaus, Hauptplatz.) Das Stadtamt hat, wie- bereits angedeutet, die Geschäfte einer politischen Behörde I. Instanz im Stadtbezirice zu besorgen und ist gleichzeitig die Vollzugsbehörde aller vom Gemeinderathe gefassten Beschlüsse und Anordnungen. Chef des Stadtamtes ist der jeweilige Bürgermeister. Die geschäftliche Leitung obliegt dem Amtsvorstande, der auch alle juristische Vorbildung erheischenden Agenden besorgt. Die Geld- und Cassa-gebahrung obliegt dem Stadtanits-Selcrctür im ganzen Umfange. Zur Führung der Kanzleimanipulationsgeschäfte ist ein Stadtamts-Kanzlist, zur Leitung und Überwachung der bautechnischen und anderer Abeiten ein städtischer Ökonom angestellt. Die Sanitätsagenden besorgen ein Dr. der Medicin, als Stadtarzt und ein städtischer Thicr-arzt. Weitere; Beamte im städtischen Dienste sind: der Marktcommissär, die städtischen Mauteinnehmer, der städtische Wagmeister und ein Stadtwachtmeister als Commandant der Sicherheitswache. Der Wachführer be-SOrgt zugleich die Bolletirungsgeschäfte der städtischen Umlagen auf gebrannte geistige Flüssigkeiten und Bier. Zudem sind im städtischen Dienste drei Sicherheitswachen und drei Nachtwächter, welche; den Sicherheitsdienst im Stadtrayon besorgen und letzteren obliegt auch die Besorgung der Stadtbeleuchtungsarbeiten. Ausserdem hat die- Gemeinde zwei fix angestellte Kutscher für das städtische Fuhrwerk. Die- Agenden eles Schubwesens und der Natural-Verpflegs-Station führt der Stadtamtskanzlist. Vom Stadtamte werden ferner auch die Geschäfte der neucreirten Telephonanstalt mit der Centrale im Rathhause und die Geschäfte der städtischen Lcichenaufbahrungs- und Beerdigungsanstalt besorgt. Pettau ist als Vorort des politischen Bezirkes gleichen Namens, als Sitz eines in-fulirten Probstes, als stabiler Standort eines k, u. k, Pionnier-Batailluns, als Bahnstation und infolge der in der Stadt bestehenden Landesanstalten, der Sitz einer ganzen Reihe1 kirchlicher und weltlicher Behörden, die hier in Kürze angeführt seien. Behörden und Ämter. R irchli c h e. Pettau untersteht in kirchlichen Angelegenheiten dem Bisthumc Lavant. Der Fürstbischof residier! in Marburg. Das Decanat bettau leitet dermalen Se. I lochwürden der Propst, Haupt- und Stadtpfarrer Josef Heržič, f. b. geistlicher Rath und Dechant (l'robsteigebäude am Hauptplatze 7.) Ausser ihm wirken an der Haupt- und Stadtpfarre 1 Pfarrvikar mit dem Titel Chormeister und drei Kapläne, von denen einer Religionslehrer mit dem Titel »Professor« am hiesigen Landes-Untergymnasiumist, während die beiden anderen dem Religionsunterricht an eleu Städtischen Volksschulen ert heilen. Der Chormeister führt die Pfarragenden. (Hauptplatz 8.) Dean Pettauer Decanate untergeordnet sind : 1. Die Minoriten-Convcnts-Pfarre in Pettau (slovenische Pfarre) zu St. Peter und Paul mit 3 PP. Minoriten-Ordenspriestern. 2. Die- Pfarre' St. Martin in Haidin mit 2 Priestern. 3. Die Pfarre St. Urbani bei Pettau mit 3 Priestern, 4. Die Pfarre zur hl. Maria in Wurmberg mit 1 Prie-sU-r. o. Die Pfarre St. Andrä in W.-b. mit 3 Priestern. 6. Die Pfarre St Lorenzen in W.-B. mit 2 Priestern. 7. Die: Pfarre St. Marxen bei Pettau mit 2 Priestern. 8. Die: Pfarre St. Margarethen unter Pettau mit 2 Priestern, 0. Die- Pfarre St. Maria in Polenschak mit 1 Priester, Das Dccanat zählt über 16000 Seelen. Die evangelische Kirchengemeinde in Pettau unter- steht in geistlichen Angelegenheiten dein evangelischen Pfarramte in Marburg. Weltlich e. aj Militär. i. K. u. k. Militär-Stations-Commando und Commando des k. u. k. Pionnierbataillons Nr. 4. (Grosse Kaserne, Un^artlior^asse.) Commandant: K. u. k. Major Johann Fitzner. 1 >ie Adjutantur für beide Cominandos, dann die Truppen-Rechnungskanzlei ebenda. 2. K. u. k. Truppen-Spital. (Herrengasse 18.) Garnisons-Chefarzt: Dr. Hans SchihTrer, k. u. k. Regimentsarzt (wohnt in der grossen Kaserne.) 3. K. u. k. Augmentationsmagazin und Ausrüstungs-Depöt des Pionnier-Bataillons. (Kanischa-Vorstadl, Alles Kapuzinerkloster.) Die einzelnen Abtheilungen des k. u. k. Pionnierbataillons sind in der Grossen Kaserne (Ungarthorgasse), in der Kleinen Kaserne (Färbergasse) und in der Domi-nikanerkaserne (Dominikanerplatz) untergebracht Die k. u. k. Militär-Schwinunschule, dann die Übungsplätze des Bataillons befinden sich am rechten Drauufer unter- und oberhalb der hölzernen Draubrücke. b) Civil. 1. k. k. Bezirkshauptmannnschaft Pettau. (Bezirk.) (Sparkassagebäude.) K. k. Bezirkshauptmann: Dr. Alfons Ritter v. Seherer, 3 k. k. Bezirks-Commissäre, 1 k. k. Statth. - Conccpts-praktikant, als pol. Conceptsbeamte, 1 k. k, Steuer-Oberinspector mit I Rechnungs-Assistenten und 1 Steueramtspraktikanten als Hilfsbeamte. I Ingenieur, Adjunkt des k. k. Staatsbaudienstes, 1. k. k. Bezirksarzt I. Cl. als Sanitätsreferent, 1 k. k. Bezirks-Schulinspector als Schulreferent, 1 k. k. Bezirksthierarzt als Referent für Vcterinür-wesen, 1 k. k. Bezirks-Sekretär mit 6 Hilfsarbeitern für den Kanzleimanipulationsdienst, 1 k. k. Landwehr-Bezirks-Feldwebel für die Evidenz des Landwehr- und Landsturmbezirkes. 2. K. k. Bezirks-Gericht Pettau. (Minoritenplatz Nr. 1.) K. k. Bezirksrichter: Dr. Jgnaz Pewetz, 4 k. k. Gerichtsadjunkte (davon einer Leiter der Strafabtheilung), I k. k. Auskultant, 1 k. k. Grundbuchsführer, 3 k. k. Kan/, listen. Gerichtsdiener (einer davon'Arrestaufseher bei der Strafabtheilung) in der sistemisirten Anzahl. Hilfsbeamte nach dem jeweiligen Bedarfe. Dil1 Strafabtheilung befindet sich Herrengasse Nr. 35. 3. K. k. Hauptsteueramt Pettau. (Minoritenplatz Nr. 1.) K. k, Ilauptsteuereinnehmer Friedrich Schmidt, 1 k. k. Hauptsteueramts-Controllor, 1 k, k. Steueramts-Controllor, 8 k. k. Steueramts-Adjunkte, 4 k. k. Stcuer-amtspractikanten, 5 Candidaten, 7 Diener und Executoren. 4. K. k. Grundsteuer-Evidenthaltung. (Florianigasse No. 2, Gebäude der Posojilnica.) K. k. Obergeometer : Richard Jenko, 1 Evident haltungselevc, 1 Hilfsbeamter. 5. K. k. Post- und Telegraphenamt. (Ungarthorgasse No. 10, Gebäude Hermagoras-Verein« theilvvcisc unter der slovenischen Bevölkerung an, theilweise dienen sie auch der Geselligkeit, wozu sie ein eigenes Vereinshaus »Narodni dom« besitzen. Für die deutsche Bevölkerung der Stadt wird das in Gründung begriffene »Deutsche Vereinshaus« ein Brennpunkt des geistigen und geselligen Verkehrs werden. Dermalen ist ein solcher der >Casino-Verein«, der jährlich Vorträge, Bälle und gesellige Abende veranstaltet. Den Gesang pflegt der ■ Pettauer deutsche Männer-Gesangverein« in vorzüglicher Weise; er hat einen sehr guten Ruf auch ausserhalb der engeren Heimath. Obmann Franz Kaiser, Weingutsbesitzer. Der »Deutsche Turn -Verein« , Obmann: Lehrer Josef Metzinger, dann der »Pettauer Radfahrer-Verein«, einer der stärksten in Steiermark, Obmann: Conrad Fürst, Weingrosshändler, pflegen körperliche Übungen und Sport in musterhafter Weist1 und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Wenn der Verschönerungs- und Fremdenverkehrs-Verein« zuletzt angeführt wird, so liegt der Grund in seiner Thütigkeit, die eine so vielseitige und für Stadt und Bevölkerung gleich segensreiche ist, dass er unter keinen der vorangeführten Vereine subsummirt werden kann. Was der Verein zur Verschönerung der Stadt und nächsten Umgebung beigetragen hat, davon gibt der wunderschöne Volksgarten, dann die vielen in die Umgebung leitenden, vom Vereine mit grossen Opfern an Geld, Zeit und Arbeit angelegten Spazierwege, die zahllosen Ruhebänke und Tischchen an den hübschesten Punkten, die Wegmarkirungen und die Pflanzung von tausenden von Obstbäumen an den Wegen, ein vollgiltiges Zeugnis. Die Veranstaltung von ('oncerlen, Parkmusiken, Faschingsunterhaltungen etc. bildet einen nicht unwichtigen Geg< nstand der Thätigkeit des Vereines. Während dieser Zweig des Vereines für die Verschönerung und für die Lrhaltung der zur Verschönerung der Stadt und Umgebung reichlich beitragenden Anlagen, Anpflanzungen und anderer Investitionen sorgt, besorgt der ändert! Zweig eine Mengt1 von Agenden unentgeltlich, die sonst ziemlich kostspielig wären. Der Fremdenverkehrs-Verein« gibt den Fremden, welche die Absicht haben, für längere oder kürztat1 Dauer ihren Aufenthalt in bettau zu nehmen, bereitwilligst über alles Wünschenswerthe die beste Auskunft, besorgt die Vermittlung von Gasthaus- oder Privatwohnungen, von Fahrgelegenheiten, von Fremdenführern, von Kostorten etc. ohne jedes Entgelt. Er ist im besten Sinne des Wortes ein Verein, welcher den Fremdenverkehr mit einer nicht geringen Opferwilligkeit zu heben sticht und daher auch bestrebt ist, jedem Fremden einen angenehmen und billigen Aufenthalt in Pettau zu ermöglichen. Schlusswort. Aus den vorhergehenden Schilderungen wird der Unbefangene leicht entnehmen können, dass Pettau trotz seines hohen Alters eine aufstrebende Stadt sei, in welcher viele Umstände so prächtig zusammenwirken, dass ein Aufenthalt daselbst, sei derselbe ein dauernder oder ein zeitweiser, ein angenehmer und was wohl ebenfalls ins Gewicht lallt, ein weitaus billigerer ist, als in mancher anderen Provinzialstadt unserer herrlichen Alpenländer. Es fehlt nicht an Anregungen zu ernsten Dingen, es fehlt noch weniger an herrlichen Naturgenüssen. Es ist für Bildungsstätten gesorgt und für geselliges Leben, wie man ein solches in der Provinz erwarten kann. Freilich grosstädtischc Allüren hat bettau nicht, allein wer sich nach einem bewegten Leben nach ruhigem, friedlichen Genüsse des bestes seiner Tage sehnt, wer sich als Sommerfrischler aus der verpesteten Athinosphäre der Grosstadt hinausflüchten will in reine Luft, in grüne Fluren, in schattige Wälder und dabei doch nicht wieder seinen gewohnten Gomfort, seine Bequemlichkeit im Wohnen, stauen gewohnten Umgang mit gebildeten Leuten, kurz der Annehmlichkeiten einer Stadt entbehren mag, der wird in bettau seine Rechnung linden. Er wird es ebenso, wenn nicht schöner haben wie in vielen, durch lärmende Reclame zu Sommeraufenthalten künstlich emporgehobenen Orten, in denen er bald alles vermisst, was ihm zur täglichen Gewohnheit geworden ist, bis auf die grosstädtischen Preise selbst der zweifelhaftesten Genüsse. Die Drau ist die Perle unter den Flüssen der Steiermark' und sie ist dazu ein wahres Heilmittel gegen vielerlei krankhafte Zustände. Ein Draubad ist köstlich; das Wasser ist angenehm temperirt und flicsst schnell. Wer eine Serie von Draubädern genommen hat, fühlt sich merklich von manchem Leiden befreit, das ihm alle Lebensfreude vergällte. PettaUs Umgebung ist wunderbar schön und es bedarf gar keiner physischen Anstrengungen, diese tausend und abertausend Naturschönheiten voll und ganz zu gemessen. Ebene und berge, Wälder, Felder, Wiesen, Gürten, Auen, Weinberge, alles wechselt in unendlicher Mannigfaltigkeit und überreich an idillischen, romantischen, ernsten, heiteren , lieblichen und überwältigend schönen Landschaftsbildern ist Pcttaus nächste Umgebung. Eine Stadt mit zweitausendjähriger Geschichte ist immer interessant. Allein, wenn man die Merkmale dieser bis tief in die vorchristliche Zeit reichenden Geschichte1 in seltener Fülle inmitten der Stadt auf freiem 1 Matze, in den Sammlungen des Museums, in den Kirchen und in den herrlichen Schlössern der Umgebung findet, dann ist ein solcher Ort für den Geschichtskenner ein Prachtwerk, für den Laien ein hochinteressantes Buch mit reichem Bilderschmucke, dann kann man wohl ohne die geringste Übertreibung sagen, bettau ist einzig in dieser Art. Die Stadt hat eine lebhafte Handels- und Gcwerbc-bewegung; sie hat reichbesuchte Märkte, sie hat günstige Eisenbahn-, bost- und Telegraphen-Verbindungen nach allen Richtungen der Windrose. Sie hat Kunstmühlen, Ringofenziegelei, Dampfsäge und eine Champagnerfabrik, sie hat eine gut eingerichtete Buchdruckerci und ist der Centraiplatz für den Weinhandel. In beitau ist eine ständige Garnison und eine lange Reihe von Ämtern, Behörden, Instituten. Es hat Schulen und Theater; ist es «kam da zu wundern wenn es auch einen regen Verkehr hat? Und dieser Verkehr bedingt auch eine Menge von (inst- und Cafe-Häusern, von Hotels und Restaurants. Es gibt deren zusammen über vierzig, das ist eine gesunde Concurrenz, die (kau Consumenten zugute kommt. Und in Wahrheit Hotel, Restaurant und Cafe ( >sterberger< lässt in seiner inneren Einrichtung, in der eleganten Ausstattung seiner Räumlichkeiten, in der netten und minutiös reinlichen Einrichtung seiner Passagierzimmer gar nichts zu wünschen übrig. Ein grosstädtisches Etablissement mit - so massigen Preisen, dass der Aufenthalt in diesem, mit allem Comfort ausgestatteten Hotel billiger ist, als in der elendesten Wirtschaft irgend eines, als sogenannte »Sommerfrische« verschrieenen Dorfes, fernab von aller Verbindung mit der Aussenwclt. Desgleichen »Hotel Woisk , Gasthof »Reicher« und Lamm«. Auch in den anderen speist man gut bürgerlich, und Weine trinkt man da gut und billig, nicht minder in einigen Weinstuben. Eine »Bierquelle« allerbester Güte ist zudem das Gasthaus Weiss > Goldener Stern« in der Bahnhofgasse. Cafe »Osterberger», »Europa«, »Styria« sind gross, vortrefflich gehalten und mit Zeitungen: Tagesblättern, Umstritten Journalen, Fachzeitschriften reichlich versehen. bür den Gesundheitsdienst ist vortrefflich gesorgt: sechs Ärzte, ein Chirurg, ein Thierarzt, zwei Apotheken, Civil- und Militär-Heilanstalten stehen im Nothfalle zur Verfügung. Der Handel wird in allen brauchen lebhaft und in modern ausgestatteten Geschäften betrieben und zwar bei elegantester Bedienung. Specerei- und Schnittwarengeschäfte, Confections- und Delicatessenhandlungen, Eisen-und Quincaillerie, Weingrosshandlungen, Glas- und Porzellan-Geschäfte, eine Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung, Modewaaren- und Juwelier-Geschäfte, Mechanische Werkstätten, Brennerei, Conditorei- und Modistengeschäfte, alle Gattungen von Gewerben sind vorhanden und die Wochenmärkte stark- beschickt. In dieser Richtung ist 1'ettau ebenfalls mit allem wohl versehen. Ein Jagdliebhaber hat ein vortreffliches Feld vor sich und wird von den Jagdcigcnthiimcrn gerne geladen. Auch der Angelfischer hat Gelegenheit zur Ausübung seines I aeblingssports. Wenn wir daher die Stadt bettau als einen Aufenthaltsort der allerbesten Art unseren Lesern mehr als einmal warm empfohlen haben, so geschah es wahrhaftig nicht aus purer Reclame, sondern in der ehrlichen Uberzeugung, dass sich die Stadt wie wenige andere eignet, hier für längere oder kürzere Dauer stau Zelt aufzuschlagen, denn ungleich vielen anderen Orten, für welche die Reclametrompete in allen Reisehandbüchern und Zeitungen geblasen wird, die ihre »Ansichten«, mit einem Wust von Details verziert, in allen Bahnhöfen und Hotels zur Schau ausstellen, während in Wirklichkeit der Reisende ein obscures Nest antrifft, in dem er selbst das bischen frische Luft, welche er einathmet, theuer bezahlen muss, in welchem blos die Dorfstrasse nicht als verbotener Weg« bezeichnet und jeder Schluck- Quellwasser besteuert ist, in welchem Grobheiten als kindliche Gemüthlichkeit und rohe Bengel als »unverfälschte »Naturmenschen« gelten, ungleich vielen solchen in allen Tonarten gepriesenen Aufenthalten, glich die Stadt Rettau bisher jenen besten Frauen, von denen in der Öffentlichkeit am wenigsten gesprochen wird. Und doch verdient sie vor vielen anderen volles und warmes bob, die trauliche, beim ersten Anblicke sofort ungemein anheimelnde Draustadt, das durch eine zweitausendjährige Geschichte verherrlichte Petovium, das lieblich gelegene und so freundlich über das weite grüne Dratifeld hinausschauende bettau.