02 j-B YAY1U1MT HBWCn LOKAU iDINlVlftllN IM ¥IIMHA0IIMN IANAHAL/IANAUIA DOUNA1 Im Kanaltal siedeln vier verschiedene Ethnien auf engem Raum nebeneinander: Italiener, Slowenen, Deutsche und Friulaner. Die beiden autochthonen Sprachgruppen, Slowenen und Deutsche, sind allerdings vom Verschwinden bedroht: Nur mehr rund 1000 Personen sprechen in rund dreizehn traditionellen Kanaltaler Dörfern Deutsch und/oder Slowenisch. Der vorliegende Beitrag zeigt einen Teilausschnitt aus einem FWF-Projekt, das derzeit an der Universität Innsbruck zum Thema "Die Bedrohung der ethnolinguistischen Vielfalt im Valcanale. (Italien)" durchgeführt wird. Es geht im folgenden Artikel um die lokale (Dorf)identität, die vor allem in traditionell slowenischsprachigen Dörfern vorgefunden worden ist. Besonders ältere (slowenischsprachige) Alteingesessene fühlen sich eng mit ihrem Dorf verbunden und ziehen zum Teil die lokale Selbstzuordnung einer klaren ethnischen Selbstidentifikation vor. Die betroffenen Menschen kommen im Rahmen des Beitrages selber zu Wort: Anhand von Auszügen aus narrativen Interviews werden die lokale Identität, das Zusammenleben im Dorf und diverse Abgrenzungsstrategien behandelt In der jungen Generation gibt es allerdings kaum mehr lokale Bezüge, auch die beiden autochthonen Sprachen sind - bis auf wenige Ausnahmen - akut bedroht. Neue gesetzliche Bestimmungen und multikulturelle Bildungsangebote (auch private Sprachkurse) sowie der EU-Beitritt der Nachbarn, Österreich (1995) und Slowenien (2004), sind ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft der alteingesessenen Sprachen. Keywords: Kanaltal, slowenische Sprachgruppe, deutsche Sprachgruppe, ethnische Identität, lokale Identität, Dorfidentität Lokalna identiteta v štirijezični Kanalski dolini V Kanalski dolini (Italija) še danes na skupnem prostoru živijo štiri jezikovne skupnosti: Italijani, Slovenci, Nemci in Furlani. Zaradi asimilacije sta ogroženi avtohtoni narodni skupnosti Slovencev in Nemcev. V približno trinajstih vaseh živi dobrih tisoč prebivalcev s slovensko in/ali nemško materinščino. Prispevek prikazuje delni rezultat obširne študije, ki poteka na univerzi v Innsbrucku (Avstrija) na temo: Ogrožanje etnolingvistične raznolikosti v Kanalski dolini (Italija). Posvečen je vaški identiteti, ki je deloma še trdno zasidrana pri starejših Kanalčanih, posebej še v tradicionalno slovenskih vaseh V prispevku imajo tudi prizadeti sami priložnost, da pripovedujejo "kot strokovnjaki za svoja življenja". "Mi smo vedno bili samo Žabničani" - take in podobne izjave so izraz lokalne identitete in tesne povezanosti z vasjo. Lokalno (in ne etnično) samoopredelevanje je brez dvoma tudi strategija preprečevanja konfliktov med etnijami, ki živijo na skupnem prostoru v Kanalski dolini Medtem ko starejši še vedno trpijo zaradi zgodovinskih travm, pa se mlajša generacija vse bolj odpira večinski, italijanski narodnosti: šolanje in zaposlovanje v večjih centrih in s tem povezana selitev, mešani zakoni ("intermarriage") ter italijansko okolje so dejavniki, ki vodijo v asimilacijo. Ponekod pa se kaže nasprotni razvoj: Nekateri starši pošiljajo svoje otroke v dvojezične šole v Celovec, Podklošter ali pa v Trst in Gorico, da bi se tam naučili slovenščine in/ali nemščine. Nekateri mladi pa kažejo neke vrste "simbolično etničnost" (Gans 1979): zanimajo se na primer za stare običaje, obenem pa se jeziki njihovih prednikov zgubljajo. Upanje za prihodnost dajejo predvsem zakoni (1999, 2001) za zaščito manjšin v Italiji, več-kulturne ponudbe v šolah, zasebni jezikovni tečaji ter vstopa Avstrije in Slovenije v Evropsko skupnost Prav z njima sta slovenščina in nemščina tudi v Italiji vse bolj pomembna jezika za razvoj gospodarstva in čezmejnega sodelovanja. Ključne besede: Kanalska dolina, etnična identiteta, vaška/lokalna identiteta, slovenska jezikovna skupnost, nemška jezikovna skupnost 103 1. EINLEITUNG Im Valcanale/Kanalska dolina/Valcjanal/Kanaltal2 berühren sich drei große Sprachfamilien Europas - Romanen, Slawen und Germanen - und vier verschiedene Ethnien siedeln auf engem Raum nebeneinander: Italiener, Slowenen, Friulaner und Deutsche. Ein Teil der Alteingesessenen3 verwendet im täglichen Umgang noch heute bis zu vier Sprachen, was in Westeuropa eine Besonderheit darstellt. Italien annektierte das Kanaltal im Jahr 1919 von Kärnten und Krain. Aufgrund des darauf folgenden Zustroms von Italienern und Friulanern wurden deutsche und slowenische Kärntner bzw. Krainer bald eine Minderheit. Mit dem Umsiedlungsabkommen (Option) von 1939 reduzierte sich deren Zahl zusätzlich, sodass nach dem Zweiten Weltkrieg von den knapp 9400 Einwohnern des Kanaltals (ohne altitalienische Fraktionen der Gemeinde Pontebba) nur mehr 26 % den beiden autochthonen Sprachgruppen zuzuordnen waren. Das Kanaltal hatte somit ein ähnliches historisches Schicksal wie Südtirol; eine Autonomie hat Italien diesem ehemaligen Kärntner und Krainer Grenzraum jedoch nicht zugestanden. Bis zur Gegenwart ist der Anteil der alteingesessenen Kanaltaler vor allem durch die Assimilation weiter gesunken. Ließen sich Anfang der 1980er-Jahre noch ca. 1600 autochthone Deutsch- und Slowenischsprachige feststellen,4 so dürfte ihre Zahl heute nur mehr bei rund 1000 liegen. Für Betrachtungen zur ethnisch bedingten Multikulturalität im Alpenraum drängt sich das Kanaltal förmlich auf, und in den vergangenen 20 Jahren sind auch zahlreiche Untersuchungen erschienen, die sich mit Fragen zur ethnischen Problematik in diesem Grenzraum beschäftigen.5 Sehr oft wird dabei von einer mehr oder weniger klaren Differenzierung der einzelnen ethnischen Gruppen * * * 1 Der Beitrag zeigt ein Teilergebnis der umfangreichen Untersuchungen im Rahmen des derzeit laufenden FWF-Projekts (P16664-G03) „Die Bedrohung der ethnischen Vielfalt im Kanaltal (Italien)". Da sich die Betonung lokaler Zugehörigkeiten verstärkt bei der (slowenischsprachigen) Agrarbevölkerung im Kanaltal zeigt, kommen im vorliegenden Beitrag - im Unterschied zur Gesamtstudie — schwerpunktmäßig Slowenischsprachige zu Wort. 2 Um den folgenden Text nicht zu überladen, werden für die topographischen Bezeichnungen des viersprachigen Kanaltals die offizielle deutsche Version (vor 1919) und z.T. die slowenische Version verwendet. 3 Der Begriff bezieht sich auf die autochthone deutsch- und slowenischsprachige Bevölkerung und ihre Nachkommen. 4 Steinicke 1984. 5 Ein Großteil davon ist in dem von Šumi / Venosi im Jahr 1996 herausgegebenen Sammelband zusammen-gefasst, ferner vgl. Šumi 1998; Steinicke 1998; 2001; Minnich 1998; 2002; Lex 2002; Komac 2002 u. a. 104 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska ausgegangen und Deutsch-, Slowenisch-, Friulanisch- sowie Italienischsprechende den entsprechenden Sprachgruppen zugeordnet. Minnich (1998), Steinicke (1984) und Sumi/Venosi (1996) weisen in ihren Arbeiten darauf hin, dass eine solche Zuordnung mit den tatsächlichen Verhältnissen nicht übereinstimme und problematisch sei. Wie in vielen Schnittpunkten und Begegnungsräumen von Kulturen, haben sich auch im Kanaltal mehrsprachige Gemeinschaften entwickelt, die sich exakten Sprachgruppenzuordnungen entziehen. Der vorliegende Beitrag (als Teil einer umfangreichen Studie) greift diesen Fragenkreis auf und zeigt anhand von Auszügen aus narrativen Interviews (Schütze 1983, 1999),6 in denen es um gelebte persönliche Geschichten geht (Alheit/Dausien 2000; Fuchs 1984), die Vielschichtigkeit der ethnischen und lokalen Identität der alteingesessenen drei- bis viersprachigen Kanaltaler. Da die friu-lanische Gruppe im Kanaltal - als weitere Minderheit in Italien - nicht unmittelbar vom Verschwinden bedroht ist, soll sie hier nicht näher betrachtet werden. Bevor auf Fragen zur lokalen Identität der Kanaltaler näher eingegangen wird, werden jedoch einige für den Beitrag relevante demographische und sozioöko-nomische Parameter, die den Assimilationsprozess im Kanaltal beeinflussen, angesprochen. 2. DEMOGRAPHISCHE UND SOZIOÖKONOMISCHE RAHMENBEDINGUNGEN IM KANALTAL Zwischen 1925 und 1929 wurden die 13 traditionellen Kanaltaler Ortschaften in drei Großgemeinden - Tarvisio (Tarvis/Trbi2), Malborghetto-Valbruna (Malborgeth-Wolfsbach/ Naborjet/Ovcja vas), Pontebba - vereinigt. Da sich die Gemeinde Pontebba neben den beiden Kanaltaler Dörfern Leopold-skirchen/Lipalja vas und Pontafel/Tablja zum überwiegenden Teil aus altitalienischen Fraktionen zusammensetzt, ist das Kanaltal mit Hilfe von amtlichen demographischen und sozioökonomischen Strukturdaten nicht mehr richtig in seinen historischen Grenzen zu erfassen. Im Folgenden werden daher lediglich die zwei Gemeinden Tarvis/Trbi2 (1. 1. 2005: 5025 Ew.) und Malborgeth-Wolfsbach/Naborjet-Ovcja vas (1. 1. 2005: 1029 Ew.) berücksichtigt; Leopoldskirchen/Lipalja vas (heute ca. 120 Ew.) sowie Pontafel/Tablja (ca. 700 * * * 6 Auf das Projektdesign der Gesamtstudie wird hier nicht näher eingegangen. Nur soviel: Anhand von narrati-ven Interviews sollen verschiedene Identitätstypen und ihnen entsprechende Lebenswelten herausgearbeitet werden. Der vorliegende Text präsentiert jedoch nur einen ersten Auswertungsschritt, wobei die Kategorie „lokale oder Dorfidentität" anhand entsprechender Aussagen näher betrachtet wird. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 105 Ew.) mit nur mehr wenigen slowenisch- bzw. deutschsprachigen Haushalten sind in den statistischen Betrachtungen nicht mehr enthalten. Seit 1993 (7056 Ew.) sinken im Kanaltal die Einwohnerzahlen. Schloss in den Dekaden vorher die Geburtenbilanz immer positiv ab,7 so haben sich die bevölkerungsbiologischen Verhältnisse grundlegend geändert. Die eigenen Auswertungen in den Meldeämtern von Tarvis/Trbi2 und Malborgeth/Naborjet haben für die Periode 1994-2005 eine Geburtenrate von 7,6/1000 Ew. sowie eine Sterberate von 9,2/1000 Ew. und damit einen Sterbeüberschuss von 1,6 Promille ergeben. Gemeinsam mit der Zunahme der Abwanderungen (Migrationsdefizit: 10,1 Promille), für welche allerdings die Gemeinde Tarvis/Trbi2 die Hauptlast trägt, wird verständlich, dass das Kanaltal bis Anfang 2005 rd. 1000 Einwohner verloren hat (6054 Ew.). Ein Grund für den Einwohnerschwund ist die Krise der zwei großen Kanaltaler Industriebetriebe, die auf Tarviser Gebiet liegen: Wegen Absatzschwierigkeiten musste im Jahr 1991 das Raibler Blei- und Zinkbergwerk zumachen. Die Produktion und Beschäftigung im Weißenfelser Kettenwerk ist stark rückläufig, viele Arbeitsplätze wurden bereits abgebaut, weitere sind akut gefährdet. Hier verloren in den letzten zehn Jahren mehrere 100 Arbeitnehmer ihre Beschäftigung, die der tertiäre Sektor im Kanaltal nicht auffangen konnte. Eine Durchsicht der kommunalen Zu- und Abwanderungsregister (Registri di immigrazione e emigrazione) zeigt, dass im Kanaltal seit 1993 tatsächlich ein Exodus eingesetzt hat. Die Verstärkung der Fortzüge hängt aber auch mit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 zusammen. Zahlreiche Grenzbeamte, Finanzer und das militärische Personal verloren ihre Funktion und wurden abgezogen. Ähnliches wiederholte sich in abgeschwächtem Ausmaß mit dem Beitritt Sloweniens zur EU (1. 5. 2004). Die zuletzt genannten Abwanderungen haben die beiden autochthonen Sprachgruppen nur am Rande erfasst. Die traditionell eher slowenischen Dörfer im mittleren Kanaltal, Saifnitz/Zabnice, Uggowitz/Ukve und Wolfsbach/Ovcja vas, wo die autochthone Bevölkerung z. T. noch die Landwirtschaft betreibt, wurden von der Krise der Kanaltaler Industrie nicht in voller Härte getroffen. Obwohl die Verluste von Arbeitsplätzen im sekundären Sektor einigen Deutschsprachigen im östlichen Kanaltal einschließlich der Stadt Tarvis/Trbi2 Nachteile gebracht haben, schwächten sie aber in erster Linie die romanische Gruppe. Die Sprachgrenzen ziehen im Kanaltal nicht selten mitten durch Familien, wobei in vielen alteingesessenen Familien nur mehr die Älteren die deutsche * * * 7 Steinicke, 1998, 274-276. 106 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska bzw. slowenische Sprache beherrschen. Viele Jugendliche verstehen zwar die beiden Sprachen noch passiv, sie sind aber nicht mehr in der Lage, sich in Deutsch oder Slowenisch ausreichend zu verständigen.8 Besonders nachteilig zeigt sich die ungünstige Altersstruktur in den traditionell deutschsprachigen Ortschaften. Hier wirken sich die vor über 20 Jahren prognostizierten, mit der Überalterung zusammenhängenden, hohen Mortalitätsraten voll aus.9 Beispielsweise ist in Malborgeth/Naborjet die Zahl der deutschsprachigen Alteingesessenen seit 1980 von 60 auf 21 zurückgegangen.10 Die typischen Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen im Kanaltal in den verschiedenen Sparten des Grenzhandels, welcher der Stadt Tarvis/Trbi2 in den letzten fünf Dekaden wertvolle wirtschaftliche Impulse verliehen hat. In den 1970er-Jahren ist der Bedeutungsgewinn im friulanischen Tourismus hinzugekommen. Im Raumordnungskonzept der Region Friaul-Julisch Venetien bildet das „Tarvisiano" einen der wichtigsten touristischen „Wachstumspole" der Montagna friulana, wenn auch die touristische Infrastruktur nicht mit den Dolomitenorten vergleichbar ist. Die Landwirtschaft, wo sich die kulturelle Tradition am besten halten kann, liegt schwerpunktmäßig in den Händen von slowenisch- und zum Teil deutschsprachigen Alteingesessenen. Ein Viertel von ihnen bezieht daraus ihr Einkommen oder einen wesentlichen Teil davon. Damit nimmt der Agrarsektor einen bedeutenden Stellenwert in der Bewahrung der autochthonen Ethnizität ein. Die meisten Friulaner, die im Zuge der Umsiedlung in den Besitz von Höfen im Kanaltal kamen, haben die Landwirtschaft wieder aufgegeben. Nur im äußersten Westen des Kanaltals wird auf einigen Bauernhöfen friulanisch gesprochen. Die schlechten agrarischen Ertragsverhältnisse haben mittlerweile auch bei den Deutschen und Slowenen eine erhebliche Landflucht ausgelöst. Häufig hängt damit eine Verlegung des Wohnsitzes in das zu über 94 % von Romanen bewohnte Tarvis/Trbi2 zusammen, wodurch oft auch die beiden autochthonen Sprachen aufgegeben werden. Nur in einigen Speditionsbetrieben und im Grenzhandel findet das Deutsche und/oder Slowenische Verwendung. Der Fremdenverkehr spielt sich hingegen aufgrund der Gästeherkunft schwerpunktmäßig in italienischer Sprache ab. Insgesamt ist aber die Landflucht im Kanaltal schwächer ausgeprägt als in den übrigen Talschaften Friauls, wobei dafür günstigere agrarsoziale Bedingungen, vor allem die größeren landwirtschaftlichen Besitzparzellen im Kanaltal, eine Rolle spielen. Zum anderen bringen die tradi- * * * 8 Vgl. dazu auch Di Giusto 1991, Lex 2002, Komac 2002. 9 Steinicke 1984, 105. 10 Steinicke, 1984, 61-64; eigene Befragung in Malborgeth im Sommer 2004. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 107 tionellen Kanaltaler Servitute (= mit dem Besitz einer Realität verbundene Holzbezugsrechte) ein zusätzliches Einkommen mit sich, welches die (mageren) Einkünfte aus der Landwirtschaft erhöht. 3. DIE ETHNISCHE VIELFALT UND DIE IDENTITÄT DER KANALTALER Die Biographie als gelebte persönliche Geschichte und der Lebenslauf stehen in enger Beziehung zur Identität. Sie wird beeinflusst durch Familie, dörfliches Umfeld, Geschichte einer Sprachgruppe und Region samt ihren Konfliktsituationen, wirtschaftliche Gegebenheiten sowie Eingebundenheit in Institutionen. Nicht zuletzt wirken auch individuelle und gesellschaftliche Krisen auf Biographie und Identität: Im Kanaltal sind das die geschichtlichen Rahmenbedingungen, etwa die Zugehörigkeit zu verschiedenen Staaten und Nationen im vergangenen Jahruhundert,11 aber auch Naturkatastrophen, wie das Erdbeben 1976 und die Überschwemmungen 2003. Aus erzählten Lebensgeschichten lassen sich jedenfalls verschiedene Identitätsmuster herausfiltern, wobei freilich die ethnische Identität12 nur einen Moment eigener und fremder sozialer Identifizierungen darstellt. Am Beispiel des Kanaltales lässt sich gut nachvollziehen, dass es im Hinblick auf ethnische Identität immer wieder Fremdzuordnungen gegeben hat. Schon die wechselnde Staatszugehörigkeit von Einzelpersonen im Verlauf der Geschichte veranschaulicht die Vereinnahmung und Kategorisierung durch politische Machthaber. Zum Teil halfen auch Wissenschafter und das dörfliche Umfeld mit, Etikettierungen zu schaffen und festzuschreiben. Diese Fremdzuordnungen sind allerdings oft weit entfernt davon, wie Betroffene sich fühlen und als was sie sich selber sehen. „Wir waren immer Saifnitzer / Mi smo vedno bili Žabničani", wir sprechen „nach Unserigem / po našem", den „Uggowitzer / po ukušče" oder „Saifnitzer Dialekt/po žabniškem" sind somit häufige Antworten von älteren Menschen auf die Frage, als was sie sich fühlen und welche Sprache sie im Alltag sprechen. Was * * * 11 Vgl. Šumi 1998, 32; Steinicke 1984. 12 Auf die Identitätsdiskurse wird im vorliegenden Aufsatz nicht eingegangen, um den Text nicht zu überladen. Sie bewegen sich zwischen psychoanalytischem (etwa bei Erikson 1991) und interaktionstheoretischem Zugang mit Betonung des soziokulturellen Kontextes (Mead 1973, Goffman 1975) sowie dem sozialen Konstruktivismus (Gergen 1994). Die Moderne, geprägt durch Individualisierung und Enttraditionalisierung, wirkte erheblich auf die Identität von Menschen (Baumann 1997). Durch postmoderne Prozesse wird (auch ethnische und nationale) Identität nicht mehr statisch gesehen, sondern fließend und flexibel. Es wird von multiplen Identitäten gesprochen, die Identitätsentwicklung wird als dynamischer Prozess verstanden (vgl. u.a. Keupp 1998), das geht hin bis zur Nicht-Identität, der Vermeidung des Festgelegtwerdens und der Kategorisierung, beobachtbar z.B. in der Jugendkultur (Helsper 1983). Zu den Definitionen von Ethnizität und ethnischer Assimilation vgl. Heckmann 1992, 56-58. 108 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska bedeutet nun dieses Selbstbekenntnis in einem Umfeld, wo die Dorfbewohner bis zu vier Sprachen sprechen oder zumindest verstehen? Betonen sie den Dorfdialekt oder die lokale Zugehörigkeit, um Konflikte zu vermeiden oder um einer eindeutigen ethnolinguistischen Zuordnung zu entgehen? Eine solche Haltung wäre aufgrund vieler Traumatisierungen in der Vergangenheit zumindest verständlich. Die Geschichte der Kanaltaler ist geprägt durch politische und ideologische Antagonismen zwischen deutsch- und slowenischsprachigen Kanaltalern bis 1919, durch sprachpolitische und demographische Veränderungen nach dem Anschluss der Talschaft an Italien 1919, durch Auswirkungen der Option im Zweiten Weltkrieg,13 die Sprachpolitik in der Nachkriegszeit, den Zuzug von Italienern und Friulanern im Verlauf des 20. Jahrhunderts sowie die z. T. fehlende Unterstützung durch Österreich (im Vergleich zu Südtirol) und Jugoslawien (z. B. aufgrund ideologischer Entfernung).14 Welche Identitäten können sich unter diesen Rahmenbedingungen entwickeln? Unsere Untersuchungen belegen, dass vor allem ältere alteingesessene Kanaltaler nicht selten die regionale und lokale Zugehörigkeit gegenüber einer klaren ethnischen Zuordnung zu einer bestimmten (hier deutschen oder slowenischen) Sprachgruppe bevorzugen. Viele Angehörige der jüngeren Generation fühlen sich allerdings als „richtige Italiener", zugleich aber doch „mehr, als nur Italiener." 4. DIE LOKALE SELBSTZUORDNUNG ALS KONFLIKTVERMEIDUNGSSTRATEGIE? Im folgenden Abschnitt sollen betroffene Menschen selber zu Wort kommen: Anhand von Erzählausschnitten wird die Bedeutung der lokalen Identität15 im * * * 13 Für Deutschland oder Italien; vgl. Ausführungen bei Steinicke 1984, 38f.; Kanaltaler Kulturverein 2001; Gariup 2000. 14 Vgl. auch Šumi 1998. 15 Die lokale Identität bezieht sich auf ein Kollektiv, die Dorfgemeinschaft, der man sich zugehörig fühlt. Goffman (1975) unterscheidet zwischen der „sozialen" und der „personalen" Identität: Die soziale Identität werde dem Individuum in einem sozialen System aufgrund bestimmter Merkmale, Symbole und Mitgliedschaften (z. B. Kleidung, Ehering) zugeschrieben: Mitglieder des Kanaltaler Kulturvereins, welche zu festlichen Anlässen ihre Trachten tragen, werden von außen als deutschsprachige Kanaltaler bewertet. In einem weiteren Bedeutungszusammenhang sind aber nicht nur einzelne Personen Objekt der Identifizierung, sondern auch Gruppen, Organisationen oder ganze Kulturen. Individuen zeigen sich folglich als Angehörige eines bestimmten Systems: „wir (alteingesessenen) Kanaltaler" (Deutsch- und Slowenischsprachige) bzw. „wir waren immer Saifnitzer", und bewerten die anderen als „Außenstehende" (spätere Zuwanderer: Italiener und Friulaner). Vgl. dazu auch Minnichs (1998) Unterscheidung in „Insider" und „Outsider". „Wir Kanaltaler" oder „wir Saifnitzer" ist der Ausdruck einer kollektiven Zugehörigkeit, die Anderen, die Fremden und Außenstehenden, dienen der Abgrenzung. Die Mitglieder eines Kollektivs fühlen sich jedenfalls einander zugehörig und verpflichtet und teilen eine gemeinsame kulturelle Wertordnung (kollektive Identität). Ein Hinweis zu „Grenzen": Barth (1969) betont die Bedeutung der Grenze und des Übertritts der Grenze für die Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 109 Verhältnis zur ethnischen Selbstzuordnung aufgezeigt. Zugleich werden einige Indikatoren der Dorfidentität (Zusammenleben, Anpassungen und Abgrenzungen) und ihre Veränderungen diskutiert.16 „Aber wir haben uns gut verbunden" (Int. 15, 217) - diese in verschiedenen Variationen oft getroffene Aussage ist auf den ersten Blick ein Hinweis darauf, dass Menschen auch bei ethnisch-kulturellen Unterschieden im Dorf harmonisch miteinander leben (wollen). Demgegenüber zeigen Erzählausschnitte aus Interviews mit älteren Personen, die die Zwischenkriegszeit und den Krieg miterlebt haben, ein ganz anderes Bild: So gibt es etwa Berichte von Eltern, die nach dem Ersten Weltkrieg kein Wort Italienisch lernen wollten oder von Stigmatisierungserfahrungen bei „intermarriage." Das Zusammenleben ist demzufolge ein Balanceakt zwischen der einstigen Kränkung (die noch immer nachwirkt, sonst würde man vermutlich darüber nicht erzählen, vgl. die beiden Beispiele) und dem Wunsch nach einem guten Zusammenleben im Hier und Jetzt. „Bei meiner Tante wor holt a so, in der Schule, wenn einer Deutsch gredet hot, hot er müssen 5 centesime in eine Kasse hinein schmeissn, des worn holt olles so Sochn..." „Es wor holt so nochan, i hob dos beim Votar gsehn, wenn ein Mädchen mit einem Italiener gegangen ist, und wenn sie von ihm geehelicht wurde, do hom sie: „Die hot ihr Deutschtum verrotn!" do wurde sehr stork kritisiert, wenn eine Frau einen Italiener geheiratet hot. Dos hom sie sehr kritisiert, es worn jo einige Fälle hier, domols..." (Int. 24, 7) „Heute" sind Alltagskonflikte im Rahmen der ethnischen Pluralität nicht automatisch beseitigt, es werden aber (im Gegensatz zu „früher") sprachlich-kulturelle Hintergründe nicht als unmittelbarer Anlass dafür gesehen. Die Fähigkeit, sich im bunten Sprachengemisch gegenseitig zu schätzen und zu achten, musste freilich erst eingeübt werden. Hier zeigen sich in den Erzählungen viele Widersprüche zwischen dem „gewünschten (und häufig artikulierten) Ideal" des * * * Konstituierung von ethnischer Identität. Man sollte, so Barth, bei entsprechenden Forschungen die Betonung auf die ethnische Grenze legen, die die jeweilige Gruppe selber definiert. Die älteren alteingesessenen Kanaltaler betonen fast ausnahmslos lokale oder regionale Zugehörigkeiten (z. B. Dorf, Talschaft) und nicht die nationalen Grenzziehungen und ihnen entsprechende Zugehörigkeiten. 16 Einige der folgenden Gedanken wurden im Rahmen eines Beitrages für das Forum qualitative Sozialforschung zur Begutachtung eingereicht. 17 Den Ausschnitten aus den narrativen Interviews wird die Bezeichnung des Interviews und die Seite hinzugefügt, z. B.: Int. 2, 1 (Interview Nr. 2, Seite 1). 110 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska guten Zusammenlebens und den latent vorhandenen „Grenzen und Abgrenzungen."18 Erst in der jüngeren Generation sind sich die „eigenen Leit" und die „fremden Anderen" näher gekommen. Die einst klaren Grenzen (z.B. man lernt kein Wort Italienisch, man heiratet keinen Italiener) verwischen sich neuerdings bereits innerhalb der Sozialisation (gemeinsamer Besuch von Kindergarten und Schule im Dorf mit multikulturellen Angeboten,19 z. T. gemeinsame Sprache Italienisch) und häufig noch nachhaltiger aufgrund von „intermar-riage", wo das fremde Andere sozusagen in die eigene Familie herein geholt wird. Ein 70-jähriger Bauer aus Weißenfels/Bela peč erzählt: „Ja ich persönlich, eigentlich bin ich ein Freund mit allen (...). aber fast würde ich sagen, dass ich ein bisschen stärker mit Rateče verbunden bin. Aber ich versteh " mich mit allen, mit den Weißenfelsern, den Tarvisern den Saifnitzern, ich bin mit allen gut Freund." (Int. 14, 5, übersetzt aus dem Slowenischen). Die Dörfer sind hier Bezugspunkte zu einzelnen Menschen und zu ihren Sprachen. Der Mann fühlt sich mit Rateče besonders eng verbunden. Dieses Dorf liegt in Slowenien. Damit wird implizit auch die Nähe zum Slowenischen ausgedrückt. Die Verbundenheit mit dem slowenischen Dorf wird allerdings durch das „Aber" relativiert. In seinem Lebensumfeld dominiert die italienische Sprache. Trotzdem betont der Bauer in seiner Erzählung immer wieder die selbstverständliche Vielfalt der Sprachen. Neben der emotionalen Nähe zum Slowenischen sind somit auch die Vielfalt und das Gemischtsein Teile seines Lebensalltags und wichtige Bestandteile seiner Identität. Er identifiziert sich mit dem Gemisch, bringt aber - über die Verbindungen zu Rateče - die Nähe zum Slowenischen zum Ausdruck. Die sprachliche Vielfalt in den Dörfern wirkt auf Selbstbild und Selbstverständnis der Menschen, zugleich beeinflusst die engere Bindung zu einer der Sprachen (über die familiäre, ethnische Herkunft) die Identität. Das Gefühl des Geborgenseins in der Gemeinschaft ist ein wichtiger Bestandteil der Dorfidentität. Im Dorf gibt es aber auch Abhängigkeiten, die eine gegenseitige Akzeptanz fördern. Dabei geht es um Konfliktvermeidung, weil man die Nachbarn im Alltag braucht: „Ja, ich will sagen, der Mensch kann 2-3 Sprachen beherrschen. Ist ja kein Problem, wenn der Nachbar, der eigentlich Slowene ist und italienisch spricht... dann spreche ich auch italienisch mit ihm, was soll ich, wenn er Italiener sein * * * 18 Z.B.: Heiratsgrenzen; die Italiener seien „schuld", dass alte Bräuche verloren gegangen sind; der Gebrauch des Dorfdialekts, um von den Italienern nicht verstanden zu werden u.a.m. 19 Hier sind die im Gesetz Nr. 482 vom 15. 12. 1999 genannten und zum Teil umgesetzten Förderungsmaßnahmen für bislang ungeschützte Sprachminderheiten in Italien zu erwähnen. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 106 will, dann soll er Italiener sein, was soll ich, soll ich ihn zwingen, dass er Slowene bleibt':' Soll er sich färben (Anm: ethnisch umfärben, assimilieren), wenn wir uns zerstreiten, dann borgt er mir nicht einmal mehr Geräte, er soll reden, wie er will." (Int. 11, 7, übersetzt aus dem Slowenischen). Eine Anpassung an die sprachlichen Gegebenheiten, bis hin zur Akzeptanz von Identitätswechseln, erfolgt hier aufgrund von Abhängigkeiten: Die Toleranz und Offenheit gegenüber dem anderen (und seinen Entscheidungen, hier: Italiener sein zu wollen) hat folglich auch pragmatische Hintergründe. Gerade in Uggowitz/Ukve sind die ethnische und die lokale Identität besonders eng miteinander verknüpft: „Ja in Uggowitz/Ukve, da sind die Sprachen noch erhalten, (...) nur bei uns und in Saifnitz/Zabnice, da ist auch noch mehr slowenisch, auch in der Messe, da versuchen sie auch noch die Jugend zu halten. In der Kirche. In Uggowitz/Ukve und Saifnitz/Zabnice, da hält es sich noch ein bisschen, ... dass es erhalten bleibt, die Traditionen und so, die halten auch noch das Dorf zusammen, wenn das verloren geht, dann geht jeder nach Seinem und das Dorf verliert auch, es kann nicht mehr wieder erkannt werden, wenn es seine Traditionen verliert, ... wenn das verloren geht, dann ist das Dorf nicht mehr das, was es einmal war.... I: Und von außen - was glauben Sie, könnte da helfen? Von außen, nein,. ich glaube die Traditionen sind im Dorf, was im Dorf ist, das soll erhalten werden, das muss man im Dorf lehren, erhalten ... die Traditionen, die kommen aus dem Dorf, nur aus dem Dorf, die muss man fühlen, ... und es weiter machen. Wenn es der Mensch ... nicht fühlt (betont), sich dafür nicht erwärmt, dann kann es nicht weitergehen. Also nur so,.. von außen nicht, weil jedes Dorf hat seine Tradition und es ist wichtig, dass das Dorf seine Traditionen erhält." (Int.12, 7, übersetzt aus dem Slowenischen). Eine starke Dorfidentität in Form von Traditionen wird hier artikuliert. Vom Dorf muss das „am Leben Erhaltende" kommen, gelehrt und gefühlt werden, die Menschen müssen sich dafür erwärmen. Zugleich wird dem „Außen" keine iden-titäts- und sprachenerhaltende Kompetenz zugesprochen. Die (kollektive) Dorfidentität wurzelt in den gemeinsamen Traditionen, wenn sich diese verlieren, geht „jeder nach Seinem". Uggowitz/Ukve ist unter den Kanaltaler Dörfern zweifelsohne eine Ausnahme. Im Gegensatz zu den meisten anderen Dörfern gibt es hier noch einen starken Zusammenhalt des Dorfkollektivs. Dies wird auch aus der „Außensicht" (in Erzählungen/Interviews aus anderen Dörfern) dokumentiert, z. B. indem von einem „circolo chiuso" gesprochen wird. Wenn allerdings das Heimatdorf verlassen wird, zeigen sich oft Anpassungstendenzen: So wählt ein Ehepaar die neue Dorfsprache als 112 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska Familiensprache, obwohl beide Eheleute aus dem eher slowenischen Uggowitz/Ukve stammen: I: Und mit dem Mann, wie redeten sie mit ihm? P: Deutsch, weil da (Anm: in Malborgeth/Naborjet) ist deutsch. In Uggowitz/Ukve slowenisch..." (Int.19, 2). Die Kanaltaler Dörfer sind traditionell entweder eher der deutschen (z. B. Malborgeth/Naborjet, Tarvis/Trbiž u. a.) oder der slowenischen Sprache (z. B. Uggowitz/Ukve, Saifnitz/Žabnice u. a.) zugeordnet. Das Paar übernimmt mit der Übersiedlung ins deutsche Nachbardorf auch die dortige Dorfsprache. Die emotionale Bindung der (hier interviewten) älteren Frau ist allerdings bei der slowenischen (Herkunfts) Sprache geblieben: „Wir sind Slowenen und ein bisslDeutsch" (Int. 19, 6). Die Dorfidentität ist z. T. „überethnisch" und Menschen greifen darauf zurück, wenn die Zuschreibung zu einer bestimmten Ethnie nicht erwünscht ist. Ein Grund dafür sind (an anderer Stelle bereits angesprochene) geschichtliche Antagonismen zwischen den Deutsch- und Slowenischsprachigen: Man ist nicht an Konflikten interessiert und weicht ihnen aus, indem „das Dorf" und nicht die klare ethnische Selbstidentifikation gewählt wird. Zugleich gibt es über die Dorfsprache, „po našem / nach Unserigem", einen Hinweis auf die ethnische Zugehörigkeit. Die Bezeichnung „po našem / nach Unserigem" für den slowenischen Dorfdialekt ist ein Hinweis auf kollektives Empfinden und zugleich eine Abgrenzung von der slowenischen Schriftsprache: Diese wird den „anderen" zugewiesen, z. B. jenen Dorfbewohnern, die aus Slowenien eingeheiratet haben.20 Eine weitere Option ist die Doppelidentität - bis hin zum Identitätswechsel: „Ja, einmal haben sie (Anm: in einer anderen Befragungssituation) schon gefragt:" Cosa siete?" Wir sind Slowenen und ein bissl Deutsch, daspasst ihnen nicht. (Int. 19, 6) Die alte Frau wehrt sich gegen Kategorisierungen von außen: „Ihr seid Slowenen" oder „Ihr seid Deutsche". Sie ordnet sich nicht einer Sprache zu, sondern beiden — wenngleich mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. Aber auch der Identitätswechsel ist eine mögliche Option, z. B. wenn man vom traditionell slowenischen Dorf in ein deutsches übersiedelt, oder wenn man eine Italienerin heiratet: „Einige sind mit Italiener, die eine Italienerin geheiratet haben, die haben auch italienische Aufschriften genommen, unsere Leute,... einige, da in unserer Kirche, (Anm: im eher deutschsprachigen Malborgeth) da haben sie Deutsch angefangen." (ebd.) * * * 20 In diesem Kontext gibt es auch die Aussage: Nur die Slowenen aus Slowenien können richtig Slowenisch, vgl. Int. 9; Int. 5. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 113 Der folgende Ausschnitt zeigt eine ausgeprägte Dorfidentität der Erzählerin. Zugleich wird eine häufig verwendete Abgrenzungsstrategie angesprochen: Der Gebrauch des Dorfdialekts, um von den „anderen" nicht verstanden zu werden. „(.■■) Wenn wir nicht wollen, dass uns jemand versteht, dann reden wir nach Unserigem (Anm: den slowenischen Dialekt). Als ich klein war, da habe ich nur Deutsch gesprochen, wegen dem Großvater, es war bei uns recht hart, nur Deutsch, damals, wie die Großeltern noch gelebt haben, der Großvater sagte nur: "Immer Deutsch, kein Italienisch und kein Slowenisch!" Als er gestorben ist, habe ich das Deutsche dann wieder eher verlernt. Ich war ja noch klein. Im Dorf haben wir immer nach Unserigem gesprochen." (Int. 9, 2, übersetzt aus dem Slowenischen). Hier wird uns ein starkes Indiz für den Einfluss des dörflichen Umfeldes auf den Spracherwerb und die Sprachpräferenz vor Augen geführt. In der Herkunftsfamilie war der Großvater „recht hart, nur Deutsch". Nach dem Tod der Großeltern hat die junge Frau das Deutsche wieder „eher verlernt", weil sie im Dorf „immer nach Unserigem gesprochen haben", also den slowenischen Dorfdialekt. Eine 73-jährige Bäuerin fühlt sich besonders stark mit ihrem Dorf verwurzelt: „Wir haben alle po zabniskem' (Anm: Saifnitzer slowenischer Dialekt) geredet und wir waren Zabnican/die Saifnitzer. Uns hat keiner gesagt: 'Ihr seid Slowenenalle haben gesagt: 'Zabnicani/die Saifnitzer' Es war nämlich genug Deutsches hier und da war die Feuerwehr, da war alles deutsch und das ist sogar bis heute so geblieben, das hat Italien nie verboten. ... Und was war noch: Gesprochen haben wir im Haus, wie ich jetzt mit Ihnen rede (Anm.: slowenischer Dorfdialekt). Die Schule war italienisch und Religion war im Pfarramt und da haben wir etwas Slowenisch (Anm: Schriftsprache) lesen gelernt, schreiben nicht." (Int. 5, 1-2, übersetzt aus dem Slowenischen). Nicht „Slowenen", sondern die slowenische Dorfbezeichnung wird auch hier gewählt, um Zugehörigkeit zu artikulieren. Später erzählt die Frau stolz, ihre Schwiegertochter, eine Italienerin aus Carnia, habe Slowenisch gelernt und sei sogar kulturell aktiv. Die sprachliche Anpassung der Schwiegertochter ist allerdings keine Garantie gegen Sprachverluste in der nachfolgenden Generation: „... wie gesagt, sie (Anm: die Schwiegertochter aus Carnia) spricht mit den Kindern slowenisch aber die Kinder italienisch, die antworten italienisch. Ich auch, sag\- 'Pridi sem/Komm her', und sie tun so, als ob sie nichts verstehen: 'Cosa/Was ist?' Und das ist schade, da wird sich unsere Sprache... verlieren. Es ist schade. [...] 114 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska Slowenen. Ich sage immer so: Uns hat schon von klein auf keiner gesagt, dass wir Slowenen sind. Wir haben den slowenischen Dialekt gesprochen, sie haben immer gesagt, das sind die 'Zabniska dekleta/Saifnitzer Mädchennie wurde gesagt, wir seien slowenisch. Ein bissl aus politischen Gründen, das ist so. Wir sagen immer: 'Wir sind Saifnitzer, wir sind international, wir können mehrere Sprachen: Slowenisch, Deutsch, Friulanisch und Italienisch' Richtige Slowenen sind nur die, die aus Slowenien gekommen sind und von denen gibt es nicht so viele. Und die sind mehr italienisch als wir. Die haben sich nie als Saifnitzer gefühlt! So sagen wir, das ist unsere Kultur, dass wir mehrere Sprachen sprechen, auch die Kirche, in der Kirche. Wir haben immer Pfarrer, die mehrere Sprachen können, Gott sei Dank." (Int. 5, 4, übersetzt aus dem Slowenischen). Hier steht die Dorfzugehörigkeit „ein bissl aus politischen Gründen" im Vordergrund. Selbst das Hinlenken zum Internationalen könnte als eine Konfliktvermeidungsstrategie gewertet werden. Auch gegenüber den später aus Jugoslawien hinzugewanderten Slowenen gibt es Abgrenzungen: „Die sind mehr italienisch als wir. Die haben sich nie als Saifnitzer gefühlt!" Die Differenzierung im Dorf (vgl. auch Minnich 1993, 1998) verläuft hier zwischen Alteingesessenen und Zugewanderten. Die Fremden werden erst dann integriert, wenn sie sich an das Dorfleben anpassen. Das „Code-Switching" ist eine weitere Möglichkeit, mit der ethnischen Vielfalt im Dorf umzugehen: „Es kommt automatisch. Wenn ich mich mit Slowenen treffe, dann spreche ich slowenisch, wenn ich mich mit Italienern treffe, dann sprechen wir italienisch, mit Friulanern auch, friulanisch verstehe ich, aber ich spreche es nicht. Und wenn, da können alle Slowenisch, alle die hier aufgewachsen sind, auch in Saifnitz aber es sprechen nicht alle slowenisch.... Wenn ich weiß, eine Frau kann Slowenisch auch wenn sie mehr für's Deutsche, dann spreche ich slowenisch, weil meine Muttersprache ist Slowenisch. Meine Sprache." (Int. 2, 5, übersetzt aus dem Slowenischen). „Meine Sprache" ist ein klares ethnisches Bekenntnis. Interessant ist auch die Fremdzuweisung und Kategorisierung der anderen Dorfbewohner („alle, die hier aufgewachsen sind, können Slowenisch"), mit der Einschränkung („aber es sprechen nicht alle slowenisch") als Hinweis auf sprachliche Anpassungen und Assimilation. Nichtsdestotrotz verwendet die 60-jährige Bäuerin im Gespräch mit den alteingesessenen Dorfbewohnern den slowenischen Code. Später wird dann ausführlich erzählt, der slowenische Dialekt klinge in jedem Dorf anders. Jedes Dorfkollektiv hat somit seinen eigenen Code und grenzt sich damit von anderen Dörfern ab. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 115 Durch fremde Zuwanderer (Wochenendhäuser) und den Wegzug der jüngeren Generation auf Arbeitssuche verwischen sich die einst klaren Konturen der Dorfidentität: Nach dem Krieg waren die zugewanderten Italiener und Friulaner Außenseiter im Dorf. Sie wurden in der Regel erst nach vielen Jahren in die Dorfgemeinschaft aufgenommen bzw. sind z. T. bis heute Außenseiter geblieben. Die Zersplitterung der dörflichen Gemeinschaft und der Verlust von gemeinsamen Gebräuchen im Zuge der Modernisierung macht besonders älteren Dorfbewohnern zu schaffen: „Durch die Italiener sind holt viele Bräuche verschwunden, die wos früher schön worn (hmhm), sehr viel Bräuche, ...früher wor Gsongsverein, Blechmusik, die Prozessionen do worn die Kirchenfeste, wie Fronleichnam, dos wor alles so feierlich (betont), die Männer worn olle schworz angezogen, (jojo), so, de hom des gholtn die gonzen Feiertoge und des fehlt uns jetzt irgendwie. Wir worn des gegwöhnt, jetzt istgrod ein Tog wie der ondere..." (Int. 20, 6). Durch solche Verlusterfahrungen wird im Dorf Monotonie erlebt: Das gemeinsame Brauchtum strukturierte auch den Jahresablauf und sorgte für Abwechslung. Der Assimilationsprozess bei den Jüngeren wird als Bedrohung der (ethnischen) Vielfalt im Kanaltal erlebt. Anpassungen an die Sprachmehrheit sind Folge von „intermarriage" in den Herkunftsfamilien, auswärtigen Schulbesuchen21 und Beschäftigung in größeren italienischen Städten sowie (sprachlichen)Veränderungen und Verlusterfahrungen in den Dörfern. Die Kontakte zu anderen Dörfern des Tales erfolgen nach pragmatischen Gesichtspunkten: Beziehungen zu den Nachbardörfern sind enger, die Menschen aus entfernteren Dörfern trifft man meist nur mehr bei Begräbnissen, Hochzeiten und ähnlichen familiären Anlässen. Engere Verbindungen gibt es zu jenen Dörfern jenseits der Grenzen (Österreich, Slowenien), wo Verwandte und Bekannte leben. Die Kontakte entwickelten sich aufgrund des Heiratsverhaltens und der Umsiedlungen von Kanaltaler Familien nach Kärnten (Option). Als Träger der Dorfkultur wurden häufig erwähnt: die Feuerwehr, wo das Kommando noch immer in deutscher Sprache erfolgt; die Kirche, die dem Slowenischen näher steht und z. T. eng mit den Dorftraditionen (Kirchtag und diverse alte Gebräuche) verbunden ist. Durch die (berufsbedingte) Abwanderung vieler junger Menschen gehen alte Werte und Traditionen (einschließlich Sprachen) immer mehr verloren. Die * * * 21 Hier gibt es vereinzelt auch den Trend, die Kinder in Schulen ins benachbarte Ausland zu schicken, damit sie die Sprachen der Alteingesessenen erlernen, z. B. von Deutschsprachigen in Volksschule und Kindergarten nach Arnoldstein/Podkloster oder von Slowenischsprachigen in zweisprachige Mittelschulen in Klagenfurt/Celovec oder aber in den Görzer oder Triester Raum (Gorica in Trst). Vgl. dazu Int. 2, 12; Int. 7, 1; Int. 10, 6; Int. 25 u. a. 116 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska Dorfkultur und die Vielfalt der Dorfsprachen aber sind für ältere Dorfbewohner nach wie vor existentiell wichtig. Das Festhalten an den Traditionen wird von diesen letztlich auch befürwortet, um die beiden autochthonen Sprachen am Leben zu erhalten. Mittlerweile dominiert bereits in den meisten Dörfern das Italienische: Die Altersgruppe unter Vierzig wurde schwerpunktmäßig italienisch sozialisiert und spricht mit Gleichaltrigen, vor allem aber mit jüngeren Dorfbewohnern, zum Großteil nur mehr die Staatssprache. Viele Orte des Zusammentreffens22 — eine Art Mikrokosmos, in dem sich die alltäglich gelebte Kultur des Zusammenlebens manifestiert — sind verloren gegangen. In einigen Gasthöfen werden fallweise „unter Alkoholeinfluss" noch Sprachkonflikte geschürt,23 auf Friedhöfen (Symbolik!) die alten Dorfsprachen gesprochen (vor allem sind sie aber als Grabinschriften stark vertreten). Das Fehlen von „Orten des Zusammentreffens" und „Dorfplätzen" wirkt sich freilich auf die sprachliche Vielfalt aus: Im Vergleich zu früher, als das Dorfleben noch pulsierte, gibt es jetzt deutlich weniger Gelegenheit, die alten Dorfsprachen aktiv zu gebrauchen. Die kommunikativen Zentren, vor allem für jüngere Menschen, entstehen mittlerweile überlokal, in größeren Städten oder im benachbarten Ausland. Die ethnische Vielfalt im Kanaltal ist vor allem in der Generation der Jungen bedroht. Bei jungen Menschen ist vielfach auch die Dorfidentität verloren gegangen, was sich vor allem im Fehlen der Wir-Form und der Bezugnahme auf das Dorf in den lebensgeschichtlichen Erzählungen ausdrückt. Nur vereinzelt gibt es Rückbesinnungen auf altes Brauchtum und Traditionen.24 ZUSAMMENFASSUNG Anhand von Erzählausschnitten wurde dokumentiert, dass lokale Identitäten vor allem im Bewusstsein von älteren slowenischsprachigen Menschen im Kanaltal verankert und zum Teil der ethnischen Identität übergeordnet sind (z. B. wird die Dorfzugehörigkeit betont um Konflikte zu vermeiden und sich ethnisch nicht festlegen zu müssen). In der traditionalen Gesellschaft sozialisiert, ist das Individuum z. T. hinter die (Dorf)Gemeinschaft („wir Saifnitzer") zurückgetre- * * * 22 Eine Ausnahme sind die Vereinshäuser: Das slowenische Planika hat den Sitz in Uggowitz/Ukve, der deutsche Kanaltaler Kulturverein in Tarvis/Grünwald. 23 Vgl. Int. 17 mit dem Hinweis, dass es Sprachkonflikte lediglich unter Alkoholeinfluss in Gasthäusern gibt, mit dem Zusatz „in vino veritas". In Gasthäusern und anderen Lokalitäten (z. B. Friedhof) wurden z. T. auch Sprachgebrauch und die Praxis des Sprachenwechsels „beobachtet". 24 Ein Beispiel sind die jungen „Schweinvonger" aus Goggau/Kokova, nach einer alten Legende benannt, wobei aber nicht so sehr die autochthonen Sprachen sondern eher das alte Brauchtum im Vordergrund steht - man könnte dabei von einer nur mehr symbolischen Ethnizität (Gans 1979) sprechen. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 117 ten.25 Diese kollektive, lokale Orientierung ist gerade bei der Agrarbevölkerung noch immer vorhanden. Das dörfliche Umfeld spielt hier, allein schon durch den Besitz des landwirtschaftlichen Hofes mit allen Rechten (Servitutsrecht, „Nachbarschaft"), Abhängigkeiten und Kontrollinstrumentarien im Alltag, eine bedeutende Rolle. Ein Beispiel dafür ist das traditionell eher slowenische, noch immer agrarisch geprägte Dorf Uggowitz/Ukve, das bis heute an den alten Traditionen und dem Dorfdialekt festhält. In der jüngeren Generation werden allerdings (kollektive) lokale Identitäten immer weniger als verbindlich erlebt (z. B. kein Gebrauch von Wir-Formen in den Erzählungen). Die Alltagswelt der jungen Menschen ist - nicht zuletzt aufgrund der sozialstrukturellen Veränderungen (z. B. auswärtige Ausbildung und Beschäftigung) — zunehmend überlokal und überregional ausgerichtet. Durch die Bildungssituation, die Einbeziehung des Slowenischen (und Friulanischen) in multikulturelle Schulangebote, aber auch durch die privaten slowenischen und deutschen Sprachkurse, hat sich in der jüngeren Generation die Situation etwas entspannt. Mit den politischen Veränderungen in Slowenien (seit 1991) ist auch das Image der slowenischen Schriftsprache gestiegen. Ein weiterer Faktor für die stärkere Präsenz der slowenischen Schriftsprache in den Dörfern des Kanaltales ist die Einheirat von Frauen aus Slowenien,26 die „richtig Slowenisch"27 sprechen. Die beiden autochthonen Sprachgruppen waren im Laufe ihres Lebens den verschiedensten Einflüssen und Konflikten ausgesetzt und sind oft zum Spielball der Mächtigen geworden. Aufgrund dieser Erfahrungen entwickelten sie verschiedene Formen des Zusammenlebens in den Dörfern des Kanaltales. Gerade darin liegt eine große Chance für die Zukunft des Tales: Viele ältere Menschen sprechen nach wie vor drei bis vier Sprachen. Ein Wermutstropfen dabei ist, dass sich in der jüngeren Generation ein Sprachverlust zeigt: Das Italienische als Staatssprache überwiegt im alltäglichen Lebensumfeld und hat auch das höchste Prestige bei den Jugendlichen. Selbst da, wo entsprechende Sprachkenntnisse bei jüngeren Kanaltalern noch vorhanden sind, zeigen sich vermehrt multiple Identitätsmuster, z. B.: „Wir haben alle Sprachen in uns" oder „Alle Sprachen sind wichtig". Vereinzelt gibt es auch Versuche, altes Dorfbrauchtum wieder neu zu beleben. Dies ist freilich oft nur mehr ein symbolischer Akt — mit Gans (1979) könnte man hier von * * * 25 Bei deutschsprachigen Kanaltalern hingegen steht oft die Talschaft im Vordergrund: Wir Kanaltaler. Auf diese wird aber im vorliegenden Aufsatz nicht eingegangen, sie werden jedoch in anderen Publikationen ausführlich behandelt. 26 Vgl. Int. 2, 9; Int. 5, 4. 27 So wird die Schriftsprache von einigen interviewten Personen immer wieder bezeichnet, d. h. nicht zuletzt, dass der slowenische lokale Dialekt nicht als „richtiges Slowenisch" angesehen wird. 118 Stefka Vavti, Ernst Steinicke: Lokale Identitäten im viersprachigen Kanaltal/Kanalska einer „symbolischen Ethnizität" sprechen. Die beiden autochthonen Sprachen, Deutsch und Slowenisch, sind jedenfalls akut vom Verlust bedroht. Eine Chance für die Zukunft liegt jedoch - wenn sie entsprechend umgesetzt werden — in den neuen rechtlichen Schutzbestimmungen28 und in der Tatsache, dass die beiden Sprachen durch den EU-Beitritt der Nachbarn Österreich und Slowenien wirtschaftlich interessanter geworden sind. -k -k -k 28 Vgl. Gesetz Nr. 482 vom 15.12.1999 und Gesetz Nr. 38 aus dem Jahr 2001. Razprave in gradivo, Ljubljana, 2005, št. 47 119 LITERATUR ALHEIT, Peter / Dausien, Bettina (2000): Die biographische Konstruktion der Wirklichkeit. Überlegungen zur Biographizität des Sozialen. In: Erika M. Hoerning (Hrsg.): Biographische Sozialisation. Stuttgart, S. 257-283. ALPINA-Studiengruppe (1975): I quattro gruppi nazionali del Friuli-Venezia Giulia. Bellinzona. BARTH, Frederic (1969): Ethnic Groups and Boundaries: The Social Organization of Cultural Difference. Oslo: Universitetsforlaget. BAUMAN, Zygmunt (1997): Flaneure, Spieler und Touristen. Hamburg: Hamburger Edition. 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