Laibacher SCHULZEITUIG. Organ des krainisclien Landes - Leirervereines. Erscheint Schriftleiter: Johann Sima. Schriftleitung: am io. und 25. jedes Monats. Petersdamm Nr. 51. XV. Jahrgang. Bezugspreise: FürLaibach: Ganzjährlich fl.260, halbjährlich fl.l^O.— Mit der Post: Ganzjährlich fl.2-80, halbjährlich fl.1'50. Versendung: Buchdruckerei lg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg, Bahnhofgasse Nr. 15. — Anzeigen werden billigst berechnet. Schriften und Werke zur Beurtheilung weiden kostenfrei erbeten. — Vereinsmitglieder erhalten das Blatt umsonst. Was man unserer Jugend bietet! (Von Prof. Emmerich Nedwed.) Schon öfter hatte die «Laib. Schulzeitung» Gelegenheit, den Auswüchsen auf dem Oebiete der Jugendliteratur entgegenzutreten. Dass sich neben vielem Ausgezeichneten Dicht nur höchst Minderwertiges, sondern geradezu Schlechtes findet, darf bei der Menge der Erscheinungen nicht wundern. Umsomehr ist. es zu bedauern, wenn ein Unter-Dehmen, das in früheren Tagen in den Reihen der Jugendschriften den ersten Rang eingenommen, Empfehlung selbst von Seite der höchsten Unterrichtsbehörden Deutschlands fand, frühem Ruhmes ganz und gar vergisst und um des leidigen Gelderwerbes willen Mitteln Zuflucht nimmt, die in die Reihe jener Anzeigen — ich spreche vom Standpunkte des für die Jugend Zulässigen — gehören, welchen eine anständige Presse längst fare Spalten verschliesst. Um so trüber stimmt es den Kinder- und Jugendfreund, wenn er solche Ware unter tfer Flagge eines so bedeutenden Namens, wie der Julius Lohmeyers ist, segeln sieht. Vor Jahren — es war im Jahre 1872 — ward die Zeitschrift «Deutsche Jugend» (Verlag von Alphons Dürr in Leipzig) gegründet. Sie machte trotz ihres ziemlich hohen Preises (per Band 6 Mark) eine gute und lustige Fahrt. Eine um die Hälfte billigere Volksausgabe gieng neben ihr als «Deutscher Jugendschatz». Da fand das Unternehmen im Vorjahre eine Aenderung. Am 1. Oktober 1886 urschien die «Deutsche Jugend» als .Neue Folge» im Verlag von Leonhard Simion (Berlin), wieder herausgegeben von Julius Lohmeyer. Bedeutende Namen: Dah'n, Georg Bbers und wie sie alle heissen mögen, die am Tempel der Jugendbildung bauen, finden 'far als Mitarbeiter. Der Farbendruck half mit, um das Unternehmen zu fördern, und Wenn man auch nicht allem und jedem das «Probatur» gegeben hätte, immerhin machte sfa dem Ausspruche des preussischen Unterrichtsministeriums, welches diese Zeitschrift efast als «Muster der Jugendlectüre» empfohlen, Ehre. Der Verleger scheint jedoch ebensowenig seine Rechnung gefunden zu haben, als seinerzeit Alphons Dürr mit Schluss 1885, denn das Märzheft brachte neue Reclame. Ber Preis sollte ermässigt werden, und zwar um die Hälfte, dabei jedoch die Seitenzahl der Hefte noch einmal so gross werden. Davon ward jedoch keine Silbe erwähnt, dass an Stelle des Grossquart Grossoctav treten, dass mit Ausnahme des Titelbildes kein Farbendruck mehr die Blätter zieren sollte. Gern wäre man auf den Tausch eingegangen; die schönen Holzschnitte der Volksausgabe halten mit dem Farbendruck der neuen Folge sehr gut einen Vergleich aus; aber auch in den Abbildungen zeigt sich in der neuesten Folge ein bedeutender Rückschritt — sie sind unvergleichlich schlechter als die alten. Die Krone wird jedoch dieser Jugendsehrift durch die Reclame aufgesetzt, die auf dem sogenannten Schmutztitel Seite 2 und dann Seite 4 dos ersten Heftes Platz gefunden. Seite 1 des Schmutztitels zeigt uns Kinder von 10 bis 14 Jahren, welche spielen oder eifrig im Hefte der deutschen Jugend lesen, wahrscheinlich die Anzeige, welche sich auf Seite 2 findet. Hier empfiehlt der Versandt der fürstlichen Mineralwässer von Ober-Salzbrunn in Preussisch-Schlesien den Heilbrunnen und gibt dessen wohl-thätige Wirkungen an. Unter anderem wird mitgetheilt, dass derselbe Anwendung finde nicht nur gegen Lungen- und Kehlkopfleiden, sondern auch gegen chronischen Blasenkatarrh, Scrophulose, Hämorrhoidalbeschwerden, .... Harngries und chronischen Rheumatismus. Die .Jugendschrift sucht ihre Leser ihrer Aufschrift und Firmatafel nach in den Kinderkreisen. doch ihrer Tendenz nach wohl nur in den Kreisen der Erwachsenen. Diese Anzeige schon wäre genügend, den Ruf zu erheben: «Fort damit, für die Jugend taugt dieses Buch nicht mehr!» Sie gehört durch ihre neue Richtung in die Reihe jener Bücher, die, auf den Kitzel der Sinne berechnet, um den geringen Preis von 20 kr. käuflich, gleich der Pest unter der Jugend wuchern und deren Hauptvertreter Bagel in Deutschland ist. (Für die slo-venische Jugend findet sich ein solcher Hauptvertreter in Laibach.) Jene Raub-, Mord-und Indianergeschichten — sie wirken um nichts besser und um nichts schlechter, als jene Anzeigen der genannten Zeitschrift. Das Kind wird auf manche Dinge aufmerksam, die ihm noch gar lange fremd bleiben müssen, kommt bald in jenes Fahrwasser, welches den Geschmack verdirbt und dem endlich auch ein Zola nicht mehr genügt. Darum fort, fort! Wir wollen um des Schlechten willen selbst das Gute missen! Doch es kommt noch besser. Auf Seite 4 des Schmutztitels (Heft 1) findet sich folgende Anzeige: «Die so sehr von den Aerzten als allein praktisch empfohlenen und genau nach Angabe des weil. Prof. Dr. Bock gearbeiteten, gesetzlich geschützten, dehnbaren Gesundheits-Corsets für Erwachsene, Kinder und Ammen (fett gedruckt!!) sind nur echt etc...... Für Reisende sind die Corsets unentbehrlich. Corsets für A m m e n (wie oben) sind zweckentsprechend gearbeitet. Wohlassortierte Handlungen führen den Artikel etc......» Diese Anzeige wurde nun, damit sie ja nicht mehr für die Jugend verloren gehe, im zweiten Hefte auf Seite IV gebracht, dorthin, wo auf der vorderen Seite III sich die Knackmandeln etc. finden. Es gibt nur noch einen Weg: sie am Schlüsse der mit arabischen Ziffern versehenen Seiten, welche die Erzählungen enthalten, zu setzen oder mitten unter die verschiedenen Räthsel. Bedarf das Gesagte noch einer Erläuterung? Zu bedauern ist es, dass der Schriftleiter J. Lohmeyer, einer der ersten Jugendschriftsteller, nicht die Macht besitzt, solche, das Ansehen der Zeitschrift untergrabende und vernichtende Anzeigen hintanzuhalten. Man möge die «Deutsche Jugend» halten, wo man wolle, aber auf den Tisch des deutschen Kindes gehört sie in der Gewandung, wie sie Heft 1 und 2 zeigen, entschieden nicht. Gott bewahre uns vor solchen Freunden der deutschen Jugend! Für die Lehrer-welt aber gilt das Wort «Augen auf!» Ohne Rücksicht auf Herkunft prüfet alles, denn 6s gilt, unserem Volke den höchsten Schatz, die Hoffnung der Zukunft, zu wahren: die deutsche Jugend! Einiges über Anschauungsmittel in der Volksschule. Niemand, der die Volksschulen Oesterreichs kennt, wird leugnen, dass noch sehr viele derselben mit Lehrmitteln sehr schlecht ausgestaftet sind. Namentlich hat man toch beinahe nichts gethan, um den Anschauungsunterricht, der doch so wichtig ist, durch Naturobjecte oder gute Abbildungen derselben beleben zu können. Die Lesebücher für die Volksschule bringen, besonders in naturhistorischer Beziehung, sehr viel Stoff zur Anschauung. Es ist aber nothwendig, dass alles, was in diesen Büchern besprochen °der dessen Besprechung darin angeregt wird, entweder in guten Bildern oder in Wirk-Üehkeit den Schülern vor Augen gestellt werde. Selbstverständlich ist das letztere vor-^nziehen; denn der Eindruck, den ein Bild auf die kindliche Seele macht, ist beiweitem kein so lebhafter als der, welcher durch den in Wirklichkeit vorgeführten Gegenstand erzielt wird. Auch ist man, wenn man den Kindern die besprochenen Gegenstände, 2- B. aus dem Thierreiche, in ausgeslopften Exemplaren zeigt, imstande, die den Dingen etgenthümlichen Eigenschaften besser vor Augen zu führen, als dies bei Bildern möglich ist. Endlich halte ich bezüglich des Kostenpunktes dafür, dass die Anschaffung der nöthigen Zahl von ausgestopften Thieren und einer Sammlung der bekanntesten Mineralien nicht viel kostspieliger wäre, als die Anschaffung von Bildern; denn gute und schöne Bilder sind eben auch theuer. Allen geehrten Amtsgenossen ist auf das dringendste zu empfehlen, dahin zu wirken, ihren Unterricht, namentlich in den Unterclassen, auf zweckmässige Anschauungsmittel stützen. Ich will hier nur auf das Lesestück «Die Zugvögel» hinweisen. Es ist darin Gße Menge dieser wandernden Vögel angeführt. Nun glaube ich aber, dass der Zweck hes Lesestückes ganz und gar nicht erreicht wäre, hätte man dasselbe in der Schule ^ar einfach gelesen und allenfalls einige Ausführungen in sprachlicher Beziehung daran geknüpft; soll das Lesestück auf eine erspriessliche Weise benützt werden, so muss man hauptsächlich das Sachliche desselben im Auge haben und es auf eine Weise behandeln, hass dadurch bei den Kindern wirklich eine Vermehrung, und zwar eine gediegene und aachhaltige Vermehrung ihrer Realkenntnisse erzielt wird. Zu diesem Zwecke aber ist ^forderlich, die Kinder nicht nur mit der Beschaffenheit der in dem Lesestücke genannten ^ögel mit ihren Eigenthümlichkeiten, ihrer Lebensweise u. s. w., durch Schilderung und Beschreibung bekanntzumachen, sondern wo möglich ihnen auch alles das an vorhandenen Exemplaren oder guten Bildern nachzuweisen. Nur so wird der Unterricht 'vahrhaft interessant und nutzbringend gemacht werden. — Wie aber dann, wenn die ^ahule mit wenig oder gar keinen Lehrmitteln ausgestattet ist? Dann freilich ist der Lehrer gezwungen, sich bei dem, was er die Kinder lehren will, bloss auf sein Wort beschränken, ohne dieses durch die lebendige Anschauung bekräftigen zu können, adurch aber entsteht naturgemäss in der kindlichen Seele eine Unklarheit der Begriffe, V'elche man immer sorgfältig vermeiden sollte. Was ich in Bezug auf das Lesestück «Die Zugvögel» gesagt habe, lässt sich auch viele andere Lesestücke anwenden. Es wäre daher gewiss höchst wünschenswert, 'venn in jeder Schule die Thiere, von denen im Lesebuche gesprochen wird, ausgestopft oder in guten Abbildungen vorhanden wären. Ebenso sollen sich auch Exemplare von denjenigen Pflanzen und Mineralien, welche in den Lesebüchern behandelt werden, unter den Lehrmitteln der Schule befinden. In dieser Beziehung kann uns wahrhaftig fast jede Dorfschule des deutschen Auslandes zum Muster gelten. Sollten wir es endlich dahin bringen (und dazu möchte ich eben die Anstrengungen der Amtsgenossen durch diese wenigen Zeilen waehrufen), auf einem ähnlichen Standpunkte der Ausstattung mit Anschauungsmitteln zu stehen, dann werden wir Lehrer viel leichter arbeiten, und manche Schule wird ganz andere Erfolge erzielen als bisher. Georg Erker. Stationen meiner Lebenspilgerfahrt. Aus den Erinnerungen eines alten Lehrers. (Mitgetheilt von Hans Ecke.) (Fortsetzung.) V. Tm Praeparanden-Curs. Die Ausbildung bei dem Lehrer meines Geburtsortes war vollendet. Was er an geistigem Rüstzeug bieten konnte, war von mir willig aufgenommen. Linieren und Feder-schneiden hatte ich ebenso wie die übrigen methodischen Fertigkeiten erlernt und mir hierüber, dann über das Orgelspielen wie sonstige Kirchenmusik die Zeugnisse erworben. Fein und säuberlich ausgefertigt, von dem Herrn Pfarrer bestätigt, lagen sie, wie ein Heiligthum gehütet, in des Vaters Kasten, den 1. Februar des Jahres 1837 erwartend. Und je näher er kam, desto mehr wuchs meine Ungeduld — sehnte ich mich doch, dem Ziele näher zu kommen. — Auch die geringen Vorbereitungen zu Hause, welche für mich nöthig waren, trugen das ihre bei, um meine Spannung zu vermehren. Immer unruhiger ward es im Hause der Ellern, wo sonst die grösste Gleichförmigkeit geherrscht hatte; bald fehlte hier eine Kleinigkeit an der Wäsche, welche das liebende Auge der Mutter bei erneuerter Musterung fand, bald hatte der sorgsame Blick des Vaters eine Ausstellung an der Garderobe gefunden, die keines Kammerdieners bedurfte, um sie in Ordnung zu halten, und deren Zahl auch ohne Verzeichnis leicht im Kopfe zu behalten war. •— Meine Siebensachen waren mühelos untergebracht, trotzdem dauerte es längere Zeit, bis dem um mein Wohl vielbesorgten Vater die richtige Wahl der Truhe gelang, die nicht zu gross für die wenigen Habseligkeiten war und doch anderseits Raum bieten sollte für künftige Glücksgüter. Endlich kam der Tag der Abreise. Begleitet von den besten Segenswünschen der Meinen, trat ich aus dem Elternhause; ein dieselbe Strasse ziehender Frächter nahm mich und den Schrein gegen ein kleines Entgelt mit. Frohe Aussichten auf die Zukunft, Pläne der verschiedensten Art durchzogen mein Hirn. Was nützte es, dass die Natur noch im tiefsten Winterschlafe lag, ich sah es nicht, sondern nur mein zu erreichendes Ziel, das ich mir gesteckt, das mir Ersatz bieten sollte für mein so herbe unterbrochenes Studium. «Arbeit zum Wohle des Ganzen wie des Einzelnen» hiess die Losung! Ist es doch ein Vorrecht der Jugend, die Hindernisse zu überfliegen, die Verwirklichung der Pläne, welche das Feuer der Begeisterung eingegeben, als gewiss zu sehen! — Traurig sucht der Greis dann beim Rückblick auf die durchwanderten Gefilde nach einem Flecklein Erde, welches das Grab seiner Ideale birgt, das der Menschen Hass, Lug und Trug seinem Streben bereitet. Doch vorüber! vorüber! Auf der gefrorenen Landstrasse rollte der Wagen, von kräftigen Pferden gezogen, weiter; der Heimatsort war den Blicken entschwunden. Bald traten die Berge der Ferne näher, um wieder anderen den Platz zu räumen. Endlich hob sich aus der Reihe der Hügel einer, dessen Gipfel ein ausgedehntes Gebäude ftiit zwei mächtigen Thürmen krönte, deutlicher hervor. Mit der Peitsche wies mir der Fuhrmann die Richtung und ward nicht müde zu erzählen, wie dort oben die Gottesmutter, die schöne Himmelskönigin herrsche, die so oft ihm und anderen Christenmenschen, wenn sie sich gläubig an sie gewendet, in den Nöthen beigestanden. Gar viel erfuhr 'eh von ihren Wundern, und eine fromme Hoffnung fand auch in meine Seele Eingang, dass sie auch mir auf meinem schweren Pfade Hilfe und Stütze in schwerer Noth sein werde. Immer lebhafter ward der Alte. — Bald kamen die Mongolen, dann die bösen Schweden, Preussen und Franzosen im Kunterbunt an die Reihe; gegen sie alle hatte sie der Veste, die zu ihren Füssen lag, Schutz geboten, mehr Schutz, als die grossen Mauern und Gräben, die sie umgaben. So kürzte er den Weg mit mancherlei schönen Erzählungen. Die Ebene ward wieder breiter, immer schärfer und schärfer grenzten sich die Häuser am Horizonte ab_ 'uinier näher und näher kamen wir unserem Bestimmungsorte, der Veste 0.......... Als ich die ungeheuren Erdmassen und tiefen Gräben sah, da schien es mir schier unmöglich, dass ein Feind der Stadt etwas zuleid thun könne. Die gewaltigen Geschütze auf den Wällen, deren schwarzer Rachen immer bereit war, Verderben zu speien, sowie die in Pyramiden aufgehäuften grossen Kugeln — sie hatten mich das Gnaden-Fild auf dem Berge vergessen gemacht. Meinerseits war des Fragens kein Ende, und s° gut es möglich war, berichtete ohne Ungeduld der Alte auch, obwohl ihm darüber seine Pfeife ausgegangen war. Endlich rasselte der Wagen über die Zugbrücke. Die Aussenwerke waren hinter «ns, noch ein kurzer Aufenthalt unter dem Thorwege, und wir waren in der Stadt. Meine künftige Behausung ward leicht gefunden. Sie befand sich in nächster Nähe der Schule und war nicht theuer. Hatte ich doch auf gar nichts anderes Anspruch, Ms auf ein Bett, für das Uebrige war die Sorge mein. Mein Zimmer theilte ich mit zwei Schülern der Hauptschule, die mir aus der Heimat bekannt waren, ausserdem mit zwei Theologen, welche, um der strengeren Zucht des Seminars eine Zeitlang zu entflohen, ausserhalb desselben wohnten. In 0...... bestand in diesen Tagen — ob auch heute noch, kann ich nicht sagen — die Einführung, dass die Hörer der Theologie des ersten und zweiten Jahres auswärts wohnen durften, nur mussten sie sich der Controle durch den «Fiscus» (wie '«an den Aufseher nannte) unterwerfen. Dieselbe fand wöchentlich ein- oder zweimal zur bestimmten Stunde an schon bekannten Tagen statt. Dann erschien der geistliche Herr abends, sobald es acht Uhr geschlagen hatte, riss die Thüre auf — blieb auf Schwelle stehen und war zufrieden, wenn er seine Herren Theologen am Studier-üsche oder im Bette traf. Kaum war der erwartete, wenn auch nicht willkommene Besuch mühsam über Me finstere, schmale Treppe verschwunden, sein Schritt auf dem Pflaster der Strasse verhallt, dann gieng bei den bezeichneten zwei Herren eine merkwürdige Umwandlung V0!’- Die Schläfer wurden plötzlich wach, mit einem Satz befanden sie sich ausserhalb r'es Bettes. Sassen sie noch am Studiertisch, so war die Procedur etwas schwieriger oder besser zeitraubender, denn dann verlangte das Herabziehen der schweren, hohen Stiefel einen längeren Aufenthalt. Das Collar ward abgeworfen, und statt der engen, dunklen Beinkleider erschienen lichte. Hohe Vatermörder, durch ein farbiges Tuch zusammen-gehalten, umrahmten bald das Antlitz, welches ein falscher Bart vollkommen unkenntlich machte. Nun gieng es in die Schenke, in welcher oft erst die Mitternacht zum Aufbruch mahnte. •— Dies Treiben war ein offenes Geheimnis, niemand nahm daran Anstoss. Im dritten Jahre war die Herrlichkeit jedoch zu Ende. Dann musste jedermann in die Clausur. Zum Collar, den engen Beinkleidern und hohen Stiefeln trat die Kutte und der unausweichliche Cylinder. Vor allem handelte es sich nun, über mein Schicksal ins klare zu kommen. Am Tage vor Maria Lichtmess fand ich mich in der Musterhauptschule, in welcher der Präparandencurs abgehalten wurde, ein, um die Vorprüfung abzulegen. Mit mir waren gegen hundert Jünglinge erschienen, denen allen, schon nach dem Aeusseren zu schliessen, die Glücksgöttin nicht ihres Füllhorns reichste Gaben in den Schoss gestreut. Wie die Rede gieng, sollte erst eine strenge Prüfung die Auserwählten herauslesen, eine Prüfung, die sich auf die Gegenstände der absolvierten dritten Classe bezog. Doch im allgemeinen ward herzlich wenig verlangt. Einige Sätze zur Erprobung der Kenntnis in der Rechtschreibung sowie als Prüfstein für die Satz- und Wortanalyse wurden dictiert. Hierauf las ein jeder ein Stück aus dem Lesebuch. Die Proben, die der Einzelne aus dem Rechnen abzulegen hatte, waren nicht halsbrechend. Das Rechnen mit gemeinen Brüchen galt schon als ein schwieriges Kunststück. Um 8 Uhr hatte das Experiment begonnen, um 11 Uhr war es beendet. Der nächste Tag fand uns wieder um 11 Uhr im Prüfungssaale versammelt. Gar zu streng fiel der Spruch nicht aus, auf Grundlage der Bibel gefällt: «Viele sind berufen, wenige aber auserwählt!» Dem das Geschick vielleicht dadurch wohl wollte, dass er nicht Gnade vor dem Gesetze und den Prüfenden finden konnte, ward der gute Rath auf den Weg mitgegeben, die Gegenstände der dritten Hauptschulclasse fleissig durchzunehmen und im nächsten Jahre wiederzukommen. Mit froher Zuversicht betrat ich nun die Hallen der Musterhauptschule, welche in einem ehemaligen Dominicanerkloster untergebracht war, und bald wurde mein Selbst-b ewusstsein gar gewaltig durch den Director derselben, zugleich unser Lehrer F . . . •) gehoben, welcher jedesmal bei irgend einer passenden, öfter jedoch unpassenden Gelegenheit mit erhobener Stimme, den Arm gegen uns ausstreckend, einem Cato gleich, rieU «Ihr seid berufen, den alten Sauerteig auszumerzen und eine neue Zeit vorzubereiten!» Er war der einzige in der Reihe der Lehrer, der unser Selbstgefühl nicht zu ersticken suchte, begeistert für seinen Beruf, dabei von einer unerschütterlichen Strenge in der Schule, im privaten Verkehr nicht abstossend, sondern einer Bitte leicht zugänglich, willi? mit einem Rathe bei der Hand. Gern verzieh man ihm manches grobe Wort, da der Will® gut, wenn auch die Form, in welcher derselbe gekleidet ward, nicht anziehend war. Trotz mancher Schrullen haben ihm die meisten ein gutes Andenken bewahrt, und oft habe ich seiner Worte gedacht, wenn mich die rauhe Wirklichkeit in so gewaltige11 Widerspruch mit seinen Prophezeiungen setzte. Leider hatte es mir das Schicksal nicht gegönnt, mich in den Strahlen der neue» Schulgesetzgebung zu erwärmen; das Jahr der Freiheit brachte nur einen Schimmer, dem die alte bange Nacht folgte. Für Abkühlung war durch einen anderen Pädagogen gesorgt, für welchen überhaupt keine Zöglinge, sondern nur eine Sammlung von verschiedenen Ein- und Zweihufer11! wenn auch nur in geistiger Beziehung, existierten. Seine Huld und Gunst konnte man auf diesem Barometer wohl und gut ablesen, bewegten sich dieselben doch in fester, alther- gebrachter Ordnung. Von einem Widerspruch gegen des Gewaltigen Verfügung, welche das Menschlein als Vierfüsser bald auf die Weide, bald in die Nähe einer Mühle postierte, war keine Rede; die officielle Ansprache der Zöglinge von Seite der Lehrer mit «du» — wahrscheinlich aus väterlicher Liebe — liess auch keinen aufkommen. Uebrigens hatte diese Art des Verkehrs das Eine Gute, dass jeder Zögling sich beizeiten an die Ent-äusserung seines Ichs, an die strenge Unterordnung gewöhnen konnte, die er dann, wenn er Lehrer ward, gegenüber der Geistlichkeit üben musste, wollte er sich eine halbwegs erträgliche Existenz gründen. Der Unterricht selbst dauerte sechs Monate. Anfangs Februar wurde er begonnen, Ende Juli geschlossen. Von 10 bis 12 Uhr vormittags fand derselbe, ausgenommen die Ferialtage, täglich statt. Ertheilt ward er durch den Director, Katecheten und die Lehrer der drei Hauptschulclassen. Gedruckte Bücher kannte man nur drei: die Sprachlehre, ein Buch für den praktischen Unterricht und die politische Schulverfassung. Sonst hatte jeder Lehrer für seinen Gegenstand eigene Schriften, welche eine Art Methodik für das Rechnen, Lesen etc. enthielten, auf Grund der eigenen Erfahrung gewöhnlich von dem Vortragenden verfasst. Diese zu erlangen, musste jedes Candidaten eifrigstes Bemühen sein, da es unmöglich war, alles, was verlangt wurde, zu notieren. Es war in dieser Beziehung an der Schule eine förmliche Börse eingerichtet, da sich immer ärmere Präparanden fanden, die die Schriften abschrieben und zu Beginn des Curses verkauften. Da sassen nun die Jünger der höhern Pädagogie, und mit Fleiss verschlang alles die Worte des Vortragenden, der gleichmässig Stunde für Stunde ablas, wie er es im Vorjahre gethan. Stand das Wort Witz in der Klammer, dann wartete alles gespannt auf die Aeusserung desselben, und pflichtschuldig fand es Wiederhall in den Bänken durch ein homerisch Gelächter. Dann glättete sich auch die Stirn des ernsthaften Pädagogen in Freude darüber, dass der «Schlager» heuer ebensowenig wie im Vorjahre seine Wirkung verfehlt. So gieng es immer je sechs Wochen im theoretischen Unterricht fort; alle Gegenstände, die im Schulzeugnisse ihren Platz finden sollten, wurden auf diese Weise abgehandelt. Hatte der Religionslehrer seine Zeit von sechs Wochen abgedient, so kam der Schreibmeister, wie der Lehrer der Kalligraphie hiess, und suchte die ihm gesetzlich zustehende Zeit auszufüllen. So folgten sie der Reihe nach; den Schluss bildete der Director, der Sprachlehre, Aufsatz und die politische Schulverfassung einzudrillen hatte. Die Schriften selbst, hie und da erweitert, mussten nach beendigtem Curse wohl aufbewahrt werden, da ohne deren Hilfe es unmöglich gewesen wäre, die Lehrerprüfung abzulegen. Es herrschten diese Zustände an jeder Lehranstalt, mit welcher ein Prä-parandencurs verbunden war. Den unangenehmsten Theil des Studiums bildete die «Politische Schulverfassung», wie man sie kurzweg nennt. Der Director hatte sich dieselbe selbst zum Vortrag vor-hehalten; seine Erläuterungen beschränkten sich zumeist nur darauf, bei den einzelnen Paragraphen auf die Nothwendigkeit der Unterordnung des Lehrers unter das Machtgebot des Clerus hinzuweisen. Da ich die Wichtigkeit dieses Codex selbst in einem eigenen Abschnitte behandle, so nehme ich vorderhand von demselben Abschied. Der praktische Unterricht gieng mit dem theoretisch-methodischen Hand in Hand, da wir verpflichtet waren, bei jedem der Vortragenden Lehrer, während er den Unter-i'ieht bei uns leitete, in seiner Classe, wenn wir frei waren, zu verweilen, um an dessen Vorgang zu lernen. Ja, in der dritten Classe mussten wir sogar alle schriftlichen Aufgaben der Schüler, soweit dieselben das Deutsche betrafen, mitarbeiten; diese erhielten wir dann von dem Lehrer corrigiert zurück. In dieser Zeit wurden die Aufgaben noch auf halbe Bogen oder Quartblätter geschrieben. In der zweiten Classe mussten wir schwierigere kalligraphische Arbeiten, auf welche damals ein grosses Gewicht gelegt wurde, durchführen und daneben uns der so geistesanregenden Beschäftigung des Federschneidens hingeben. Dazu trat, das unvermeidliche Linieren, welches dem Lehrer seine freie Zeit raubte, in sein volles Recht. Sonst verlief mein Leben unter grossen Entbehrungen. Wie schwer es meinen Eltern ward, den Sparpfennig für mich auszugeben, wusste ich wohl, und so suchte ich meinerseits, ihnen die Last erträglich zu machen, ja ich nahm sogar zu einer halben Lüge die Zuflucht. In 0.......bestand nämlich der Gebrauch, dass für die Theologen jene Vorlesun- gen abgeschrieben wurden, welche philosophischen Inhaltes waren oder das Kirchenrecht betrafen. Im Norden ist es noch heute schwer, die anderswo so in der Blüte befindlichen Instructionen zu erhalten, und der arme Student muss entweder Hunger leiden oder sonst auf eine andere Art sich den Unterhalt zu verschaffen suchen. So schrieb auch ich, wie viele andere, diese Vorlesungen ab. Für die Schule zu studieren gab es die Menge, und so wurden denn für die Herren Theologen die Nächte geopfert — erhielt ich doch für einen eng beschriebenen Bogen, voll mit Abkürzungen, zwei Groschen!! Später gelang es mir, eine Correpitition zu bekommen, und nun hatte ich wenigstens eine kleine Geldaushille. Freilich erlaubte mir dieselbe keine grossen Sprünge. So lange ich in 0......lebte, nahm ich zweimal in der Woche, d. i. Sonntag und Donnerstag, ein warmes Mittagsmahl zu mir. An diesen Tagen gieng ich in ein Studentengasthaus, wo für 16 kr. Scheingeld Suppe, Fleisch, Zuspeise und eine Mehlspeise verabreicht ward. Sonst behalf ich mich in der Weise, dass ich die Abendmahlzeit am folgenden Tage mittags wiederholte, indem ich ein Brot, bestrichen mit Butter und Topfen, zu mir nahm. Wie freute ich mich Sonntags auf den Donnerstag, der in die schmale Kost wieder eine Erfrischung brachte. Gefrühstückt habe ich, solange ich in 0......... weilte, nie, sondern regelmässig wanderte ich, sofern es das Wetter erlaubte, hinaus in Gottes freie Natur. Eine Viertelstunde vor der Stadt floss eine starke Quelle, deren klares Wasser heute in die Stadt geleitet ist. Dort fand mich jeder schöne Morgen. Mit Büchern unterm Arm, dem Trinkglas in der Tasche, erschien ich, um mein Frühstück unentgeltlich einzunehmen. War das Wetter ungünstig, dann musste ich auch auf diese Stärkung verzichten. An solchen bösen Tagen suchte ich etwas früher eine kleine Kapelle auf, welche auf dem Wege zur Schule lag. Ein gläubig-frommer Sinn beseelte mich und half mir über manche Schwierigkeit. Dieses Gotteshaus, vom frühen Morgen bis zum späten Abend geöffnet, war für eine beschauliche Andacht wie geschaffen. Stufen führen hinab in den Leib der Erde. Düster, ja finster ist der Raum. Das Unheimliche desselben wird durch die Marterwerkzeuge, welche des Seligen Ende herbeigeführt und in grosser Anschaulichkeit umherhängen, noch vermehrt. Dort suchte ich in meinen Nöthen Schutz; nie versäumte ich, in die wenig besuchte Kapelle auf dem Wege zur Schule einzutreten. Wenn es regnete, dauerte meine Andacht des unterbliebenen Frühstückes wegen etwas länger. Mit Eifer arbeitete ich an meiner Ausbildung, um Zeit für die oben angeführten Nebenarbeiten zu gewinnen. Da schien es, als sollte sich neuerdings mein Schicksal also gestalten, wie ich es im Königskloster zu B . . . . geplant. Abermals waren es stille Mauern, welche mir die Aussicht eröffneten, meine einst infolge von Krankheit unterbrochenen Studien wieder aufzunehmen. Im dortigen Kapuzinerkloster befand sich ein Frater, der seinerzeit bei meinem Vater als Geselle in Arbeit gestanden. Dies bot mir Gelegenheit, das Kloster aufzusuchen. Bald ward ich auch mit den Brüdern bekannt, und man hatte mich lieb gewonnen. Leicht wäre es mir gewesen, durch Offenbarung meiner Nothlage diese zu bessern, doch dies verbot mein Stolz. Zwei Novizen schilderten mir das Leben im Kloster so günstig, redeten mir im Vereine mit anderen Brüdern so zu, dass ich gern Oleine Zustimmung gab, einzutreten. Die Bedingung, studieren zu dürfen, ward gern gegeben, und die Klosterzöglinge hatten ohnedies das Gute, dass sie nur zwei Jahre zur Absolvierung der Theologie bedurften. Merkwürdigerweise war der Widerstand der Mutter gegen dies Project nicht zu überwinden. Was der Grund ihrer heftigen Abneigung war, habe ich auch in späteren Jahren trotz eindringlicher Bitten nie erfahren können. So vergieng ein Monat nach dem andern. Die Tage der Prüfung nahten heran, und mit ihnen stellten sich infolge der erhöhten geistigen Anstrengung auch die Folgen der schlechten Ernährung ein. Schon beiläufig drei Wochen vor dem Schlüsse fühlte ich eine fortwährende Schwäche in den Gliedern und das Auftreten heftiger Kopfschmerzen. Insbesondere war dieser Zustand am Tage der Prüfung wahrhaft besorgniserregend. Mit Mühe gelang es mir, mich in den Prüfungssaal zu schleppen. Doch als die mündliche Prüfung, die der schriftlichen vorangieng, begann, war es, als seien Kopfschmerz und Ermattung hinweggezaubert. Um halb 12 Uhr des 27. Juli 1837 -war ich fertig und erhielt folgendes Zeugnis, das ich im Wortlaute wiedergebe: Stempelfrei. Vorzeiger dessen N. N. von E. hat an der 0 .... er k. k. Diöcesan-Hauptschule dem sechsmonatlichen Unterrichte für Schul-Candidaten und Privatlehrer sehr fleissig bey-gewohnt, sich in Sitten sehr gut verhalten und bey der Prüfung bewiesen, dass er erlernet. hat: die Grundsätze der Unterweisung » Religions-Lehre .... » deutsche Current-Schrift 'j > lateinische Schrift / » Kanzelley-Schrift » Rechtschreibung » Aussprache » deutsche Sprachlehre » Rechenkunst » Schreibart das Verfahren sehr gut, gut, sehr gut, gut, bey dem Buchstabenkennen » > Buchstabiren » j » Lesen » » Schönschreiben » » Rechtschreiben > » Dictando-Schreiben bey der deutschen Sprachlehre •> » Rechenkunst » » Schreibart » dem Vortrage der Religion sehr gut, gut. Mit Rücksicht auf die beygeschriebenen Anmerkungen kann man denselben als Trivialschulgehülfen denen, die seiner nöthig haben, wahrhaft empfehlen. 0 .... den 27. Juli 1837. Kann als Gehülf gebraucht werden. Nun folgen: a) Prälat und Schuldistrictsaufseher, b) der Director der k. k. Diöcesan-Hauptschule, c) ein Lehrer. Seitwärts links befindet sich als Landessiegel der kais. Adler. Nachdem ich meinen Dank gesprochen und meine Wünschelrulhe wohl geborgen, begab ich mich frohen Muthes in meine Wohnung; doch nur mühsam gelang es mir, die Stube zu erreichen; ohne die Hilfe zweier Freunde aus meinem Heimatsorte wäre es mir unmöglich gewesen. Man brachte mich zu Bette, der herbeigerufene Arzt erklärte, schlechte Ernährung und Ueberanstrengung sei die Ursache des Zustandes. Ueber 14 Tage dauerte es, bis ich transportfähig war, und weitere vier Wochen im Elternhause unter der liebevollen Pflege der Mutter vergiengen, bis ich wieder theilweise hergestellt war. So waren die Ferien vorübergegangen, die Schule hatte mit 1. September begonnen. Bevor ich zur Schilderung meines Kampfes ums Dasein übergehe, will ich noch einen kurzen Blick auf die politische Schulverfassung werfen, unter der ich so wie so viele meiner Freunde geseufzt, die die bessere Zeit immer erhofft, aber nie erwartet haben, da Noth und Gram den edlen Kämpfern für Licht und Wahrheit früher eine Stätte auf dem Gottesacker bereitet, ehe die Sonne, die sie so lange ersehnt, ihren Lebensabend, wie mir, verschönern konnte. (Fortsetzung folgt.) Rundschau. Niederösterreich. (Belehrung über Postsparcassen.) Die Lehrkörper der allgemeinen Volks- und Bürgerschulen der Stadt Wien sind von Seite des'Bezirksschul-rathes aufgefordert worden, sich mit der Organisation und Gebarung der Postsparcassen vertraut zu machen, um die Schüler über die Art und Weise des Einlegens in die Postsparcassen belehren zu können. Ungarn. (Vermehrung des Unterrichtsrathes.) Das Unterrichtsministerium hat den ungarischen Unterrichtsrath um zehn Mitglieder vermehrt. Warum dies geschehen oder wem dadurch Rechnung getragen worden, berichten die Blätter nicht. Serbien. (Schulstatistik.) Nach den vor kurzem für das Jahr 1886 veröffentlichten statistischen Tabellen besass das Königreich Serbien 841 Volksschulen, von denen 110 der Mädchenbildung gewidmet waren. In sämmtlichen Schulen waren 865 Lehrer und 408 Lehrerinnen thätig. Die Zahl der Schüler betrug 47800, jene der Schülerinnen nur 8155. Elsass-Lothringen. (Das Lehrpersonale des Reichslandes.) Im Jahre 1877 waren an den öffentlichen Elementarschulen der deutschen Reichslande bei einer Ge-sammtschülerzahl von 210327 Schülern (Knaben und Mädchen) 2357 Lehrer und 1810 Lehrerinnen beschäftigt; unter den Lehrern befanden sich 20, unter den Lehrerinnen 1309 Mitglieder geistlicher Körperschaften; im ganzen bildeten also die Schulbrüder und Schulschweslern 31'89 Procent des gesammten Lehrpersonals. Am 1. April 1884 finden sich für 223 245 Schüler 2472 Lehrer, wovon 17 geistlich, und 2046 Lehrerinnen, wovon 1331 geistlich; mithin 29'83 Procent Schulbrüder und Schulschwestern. Am 1. April 1886 beträgt die Gesammtzahl der Schüler 229 712; die Zahl der Lehrer 2507, wovon 18 geistlich; die Zahl der Lehrerinnen 2125, wovon 1362 geistlich; Schulbrüder und -Schwestern bilden mithin 29'79 Procent des gesammten Lehrpersonals an den öffentlichen Elementarschulen. Die Zahl der weltlichen Lehrerinnen betrug im Jahre 1877 501, im Jahre 1886 763; sie ist also von 1877 bis 1886 um 262, d. h. um mehr als 52 Procent gestiegen, während die Zahl der geistlichen Lehrerinnen sich in derselben Zeit von 1309 auf 1362, also nur um 53 Personen oder 4 Procent vermehrt hat. Sandwichs-Inseln. Einem der gesetzgebenden Versammlung in England erstatteten Berichte ist über das Schulwesen auf den Sandwichs-Inseln zu entnehmen: Am 1. Jänner 1886 bestanden 77 öffentliche hawaische Schulen mit 2018 Zöglingen, 54 öffentliche Schulen mit 4414 Zöglingen und 41 Privatschulen mit 2584 Zöglingen. Die Bevölkerung der Schulen der Inselgruppe besteht theils aus Eingeborenen, theils aus Mischlingen, theils aus Portugiesen, Amerikanern, Deutschen, Engländern, Norwegern, Chinesen und Japanesen. Alle besuchen dieselbe Schule und lernen die englische Sprache. Der Hawaier mit seinem Alphabete von nur zwölf Lauten, der kleine Chinese, welcher kein r sprechen kann, der kleine Japanese, dessen Sprache kein c hat, der Deutsche und der Portugiese, welche kein th sprechen können: sie alle sitzen zusammen in derselben Schule, obschon sie sich nicht verständigen können, und obschon der Lehrer eine Sprache spricht, welche ihnen allen unverständlich ist. Dennoch bringt es der Lehrer fertig, mit diesen vielsprachigen Zöglingen ordentliche Resultate zu erzielen. Nach zwei oder drei Unterriehtsjahren findet der Fremde, welcher die Schule besucht, zu seinem Erstaunen, dass diese Zöglinge, welche in der B'arbe ihrer Haut, ihrer Augen und ihrer Haare so verschieden sind, alle dieselbe Sprache sprechen und alle Laute derselben richtig aussprechen. Aus Krain und der Nachbarschaft. Kaiserliche Spende. Se. Majestät der Kaiser spendete der Ortsgemeinde Kerschdorf zum Schulbaue in Kerschendorf 300 fl. Reifeprüfungen. Die schriftlichen Reifeprüfungen haben an den hiesigen k. k. Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen am 6. d. M. ihren Anfang genommen. Die mündlichen beginnen am 1. Juli. Fachschule für Holzindustrie. Falls die massgebenden Kreise Laibachs entsprechende Beitragsleistungen zusichern, dürfte im kommenden Jahre in unserer Landeshauptstadt eine Fachschule für Holzindustrie (Möbeltischlerei, Schnitzerei, Drechslerei und für Korbflechterei) errichtet werden. Die erwähnte Fachschule dürfte bei einer dreijährigen Unterrichtsdauer einen Lehrerstand von sieben Personen erfordern, wofür eine von der Unterrichtsverwaltung zu übernehmende Gesammtauslage von 5700 Gulden in Aussicht genommen werden muss. Für die erste Ausstattung an Lehrmitteln, Werkzeugen, Apparaten, Modellen u. s. w. erscheint ein Aufwand von 2400 fl. nothwendig, wofür zur Hälfte die örtlichen Kreise aufzukommen hätten, desgleichen für die auf etwa 1000 fl. sich beziffernden laufenden Auslagen für Lehrmittel. Auch wäre es Sache der Gemeinde, für entsprechende Räumlichkeiten Sorge zu tragen. Die Errichtung einer Fachschule für Holzindustrie in Laibach bildete auch in einer Sitzung der Handels- und Gewerbekammer den Gegenstand der Berathung. Es wurde der Beschluss gefasst, im Vereine mit dem Landesausschusse und dem Stadtmagistrate einen Ausschuss zu wählen, welcher die Angelegenheit in die Hand zu nehmen und entsprechende Anträge zu stellen hätte. Gleichzeitig wandte sich die Handels- und Gewerbekammer an die krainische Sparcasse mit der Bitte, die Errichtung und Erhaltung dieser Schule finanziell unterstützen zu wollen. Stelle einer Kindergärtnerin an der k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt. An der k. k. Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Laibach kommt mit Beginn des Schuljahres 1887/88 die Stelle einer Kindergärtnerin für den Bildungscurs für Kindergärtnerinnen zur Besetzung. Bewerberinnen um diese Stelle, mit welcher die gesetzlich festgestellten Bezüge einer Uebungslehrerin verbunden sind, haben ihre an das hohe k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht gerichteten, vorschriftsmässig belegten Gesuche mit dem Nachweise ihrer Lehrbefähigung als Kindergärtnerinnen und der Lehrbefähigung für Volks- oder Bürgerschulen mit deutscher und slovenischer Unterrichtssprache im vorgeschriebenen Dienstwege beim k. k. Landesschulrathe für Krain in Laibach bis zum 10. Juli 1887 einzubringen. (Es sei hier erwähnt, dass die angeführte Stelle seit Beginn des laufenden Schuljahres provisorisch besetzt ist.) Todesfall. Am 27. Mai verschied Herr Christian Lavrič, Lehrer in Trebelno im Gurkfelder Schulbezirke. Kinderkrankheiten, ln St. Martin bei Littai treten Scharlach mit Diphtheritis so heftig auf, dass die dortige vierclassige Volksschule vorläufig geschlossen werden musste. Auch bei uns in Laibach zeigt sich der schlimme Gast, der im Winter so viel Unheil angerichtet, wieder. * * * Aus Kärnten. Der für den Bezirk Bleiburg ins Leben gerufene Lehrerverein hält am Donnerstag den 16. Juni 1. J. von 10 Uhr vormittags an im Schulhause zu Bleiburg die erste Versammlung mit folgender Tagesordnung ab: 1.) Vorlesung der Verhandlungsschrift der gründenden Versammlung und der genehmigten Satzungen. 2.) Wahl der Geschäftsführer. 3.) Methodische Behandlung der Giftpflanzen, mit Schülern ausgeführt von Herrn Rainer (Bleiburg). 4.) Die Aufmerksamkeit der Schüler während des Unterrichtes; Vortrag des Herrn Nagele (Loibach). 5.) Anträge der Mitglieder. — Der Kaiser hat der Marktgemeinde Kappel zum Zwecke der Errichtung einer Korbflech-fereischule einen Betrag von 500 fl. gespendet. — Der Schulverein für Deutsche Hess den Schulen in Unterloibl, Ferlach, Pustritz und Waiern verschiedene Lehr- und Lernmittel zukommen. Aus Steiermark. Angestellt wurden die Herren: Peter Fürst als Oberlehrer in Assach, Franz Pulzer als Unterlehrer in St. Andrä in Graz, Josef Göri als Unterlehrer in Neuberg und Thom. Puschenjak als Oberlehrer in Zween. An Stelle des nach St. Anna versetzten Unterlehrers Lenberger kam nach Altenmarkt bei Fürstenfeld Johann Kronasser von St. Anna. Als supplierende Lehrerin kam Fr!. Anna Barth nach Baierdorf bei Graz, Frl. Kath. Brune Ui nach St. Veit bei Graz und Frl. Baumbach nach Waltendorf bei Graz. — Ferner wurden angestellt die Herren: Joh. Klein dienst als Oberlehrer in Schäffern, Joh. Lakitsch als Oberlehrer in Krumegg, Conrad Mejov-schek als Lehrer in St. Bartholomä, Frl. Bertha Freiberger als Lehrerin und Anna Waldbeck als Unterlehrerin in Hartberg. — Der pensionierte Oberlehrer von Hohenegg, Herr Franz K upnik, erhielt das silberne Verdienstkreuz. — Gestorben ist Herr Ignaz Heilige, Oberlehrer i. R. in Riegersburg. — Die Errichtung einer Privatmädchenschule in Straden und die Erweiterung der Schule in Oberhaag zu einer drei- classigen wurde bewilligt. — Der Lehrerverein für D.-Landsberg, Stainz und Eibiswald hielt seine erste heurige Hauptversammlung in D.-Landsberg. jener für Gonobitz seine zweite in Hl. Geist ab. In ersterer beantragte Herr Höger, der Landesschulrath sei zu ersuchen, dass bei Auswahl der Themen für Bezirks-Lehrerconferen/.en jede Lehrperson die Berechtigung erhalten möge, durch die Schulleitung ein Thema dem ständigen Ausschüsse zur allfälligen Annahme zu übersenden. Unmittelbare Zuschriften. Adelsberg. Am 6. Juli d. J. findet hier unsere heurige Bezirks - Lehrerconferenz statt, bei welcher Herr Perne über das Thema: «Das stille, bescheidene Leben des Lehrers ist die fruchtbarste Quelle eines erziehlichen Unterrichtes», Herr Kostanjevec dagegen über «Schulversäumnisse» sprechen wird. Tschernembl, 6. Juni. Am 6. Juli 1. J. wird unsere diesjährige regelmässige Be-zirks-Lehrerconferenz in Tschernembl abgehalten werden. Ausser den gewöhnlichen Punkten der Tagesordnung werden nachstehende Fragen zur Besprechung gelangen: L) Wie soll sich der Lehrer die Liebe der Eltern und der Schuljugend erwerben, was die Hauptgrundlage eines regelmässigen Schulbesuches und erspriesslichen Wirkens ist? 2.) Was ist die Hauptaufgabe eines Schulgartens? Ivdiannig-faltig'es. Zöglinge des IV. Jahrganges sind ohne Rücksicht auf die Classification während des Unterrichtscurses zur Reifeprüfung zuzulassen. Das hohe k. k. Unterrichtsministerium hat mit dem Erlasse vom 4. April d. J., Z. 5705, eröffnet, dass die Zöglinge der Lehrer- und der Lehrerinnen-Bildungsanstalt am Schlüsse des IV. Jahrganges im Sinne des § 34 des Reichsvolkssehulgesetzes und des § 64 des Organisations-Statuts vom 31. Juli 1886 ohne Rücksichtnahme auf den Unterrichtserfolg, beziehungsweise auf die Classification während des Unterrichtscurses, zur Reifeprüfung zuzulassen sind. Sollte ein Zögling ein Semestralzeugnis über das zweite Semester des IV. Jahrganges sich erbitten, so werden für dies Zeugnis die Bestimmungen des § 63 des Organisations-Statuts in Anwendung zu kommen haben. Ernennung. Der Kaiser hat den mit dem Titel und Charakter eines Sectionschefs bekleideten Herrn Ministerialrath Alois Ritter v. Hermann zum Sectionschef im Ministerium für Cultus und Unterricht ernannt. Allzuhäufige Schulbücher-Auflagen. Anlässlich vielfacher Klagen über allzu häufig vorkommende Schulbücher-Auflagen ist im Unterrichtsministerium eine Special-Commission eingesetzt worden, welche mit der Aufgabe betraut wurde, diesbezügliche Vorschläge zu unterbreiten. Wie Blätter mittheilen, soll Vorsorge dafür getroffen werden, dass, wenn keine zwingende Veranlassung vorliegt, innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren die Schulbücher textlich nicht geändert, beziehungsweise nicht neu aufgelegt werden dürfen. Derselben Commission wurde auch aufgetragen, Schulbücher, welche textlich als anstössig anzusehen sind, zu entfernen. Die Verehelichungsfrage der Lehrerinnen. In einer unlängst, im Wiener Pädagogium abgehaltenen Vollversammlung des Vereines der Lehrerinnen und Erzieherinnen >n Niederösterreich wurde die Ehefrage der Lehrerinnen in eingehender Weise erörtert. Es handelte sich nämlich um die Beschlussfassung über ein an den niederösterreichischen Landtag zu richtendes Gesuch gegen den Antrag Helbling, dass die Lehrerin im Falle der Verehelichung ihrer Stellung enthoben werde. Nach längeren Wechselreden wurde beschlossen, den Antrag auf Einbringung eines Gesuches gegen die Ehelosigkeit, der Lehrerinnen einer allgemeinen Lehrerinnen-Versammlung, beziehungsweise einer neuerlichen Vollversammlung vorzulegen. Wagengelder für einzelne Religionslehrer. Der Wiener Bezirksschulrath hat sich neuerdings an den Gemeinderath der Residenzstadt um Anweisung von Wagengeldern für einzelne Religionslehrer gewendet. Die Sache betrifft nämlich geistliche Herren, welche von der Pfarre Währing aus Wiener städtische Schulen nahe der Mariahilfer Linie zu besuchen haben, und einen Priester in der innern Stadt, welcher in Favoriten den Religionsunterricht zu ertheilen hat. Unterstützungen durch das ungarische Unterrichtsministerium. Der ungarische Unterrichtsminister hat mehreren evangelisch-reformierten Gymnasien für dieses Jahr Staatsunterstützungen im Gesammtbetrage von 21800 fl. und ausserdem für Bau- und Installierungsarbeiten 40000 fl. bewilligt. Ein drastisches Mittel, Kinder zum Schulbesuche anzuhalten, wird aus Ungarn mitgetheilt. Der Fall ist folgender: Die Schulkinder von Sükösd und Nyiregyhaza wollten sich trotz der Ermahnungen des Schulinspectors und Lehrers nicht zum regelmässigen Schulbesuch bequemen. Um die Kinder hiezu zu verhalten, griff die Vorstehung zu einem radicalen Mittel. Sie liess die schulstürzenden Kinder zusammenfangen und unter Gen-darmen-Escorte in die Schule führen. Seitdem lässt der Schulbesuch nichts zu wünschen übrig. ZEBiö-clxer- mnd. Zeit'o.ng'sscli.a'u.. Uebungsbuch zur Beseitigung des Stotterns. Für Eltern und Lehrer bearbeitet von J. O. Godtfring. Lipsius & Tischer, Kiel. Preis 1 Mark. Wir erklären uns nach Durchsicht des Werkes mit. folgenden Zeilen, die uns darüber vorliegen, ganz einverstanden : Das vorliegende Uebungsbuch hat sich als eine willkommene Bereicherung der Literatur über Sprachstörungen erwiesen. Die gut methodisch zusammengestellten zahlreichen Uebungsaufgaben werden nicht nur da, wo eine Anlage zum Stottern vorhanden ist, von Erfolg gekrönt sein, sondern auch das schon schärfer ausgebildete Uebel mit Nachdruck bekämpfen, falls ein mit dem Wesen der Sprachgebrechen Vertrauter die Leitung der Uebungen übernimmt. In erster Linie ist dem Buche ein Platz in der Familie anzuweisen, eine Forderung, welche der Rechtfertigung wohl kaum bedarf; denn wer wäre wohl eher dazu berufen, mit nöthigem Geschick, Ausdauer und treuer Hingebung an die Bekämpfung des Stotterübels zu gehen, als das Elternhaus. Wenn man bedenkt, dass dieses Sprachgebrechen nicht nur nachtheilig auf das Gemüthsleben des Leidenden einwirkt, sondern auch, was das Schwerwiegendste ist, eine Beeinträchtigung in der Ausübung des Lebensberufes bedingt, so sollten die von dem Leiden Betroffenen die hier gebotene Gelegenheit wahrnehmen und sich dem Uebungsbuche anvertrauen; Fleiss und Beharrlichkeit werden sicherlich auch hier herrliche Früchte tragen. Rothaugs Jugendbibliothek. Prag, F. Tempsky. Preis des Bändchens 40 kr. — Diese Jugendbibliothek ist unseren Lesern schon von früherher bekannt. Seit wir das letztemal davon sprachen, hat sich ihr Umfang wieder sehr erweitert. Die Verlagshandlung trug für sehr schöne Leinwandeinbände (rothe, grüne und braune) Sorge. Da wir nicht ein jedes Stück besprechen oder den Inhalt jedes Bändchens vorführen können, zeigen wir an, dass die genannte Jugendbibliothek den jungen Lesern folgendes bietet: Das Geschenk der Zwerge. (Märchen in zwei Theilen. Von Conrad Moissl.) Märchenschatz aus den mährischen Karpathen. (Von Joh. Piletschka.) Wider Pest und Halbmond. (Erzählung aus der Zeit der Belagerung Wiens durch die Türken. Von Otto Hahn.) P. K. Rosegger. (Lebensbild eines Dichters aus dem Volke von Ferdinand Thomas.) Wolfgang und Nannerl. (Mozarts Kindheit, bearbeitet von F. Petritsch.) Alexander des Grossen Leben und Thaten. (Von Dr. Wilhelm.) Maximilian, Kaiser von Mexiko. (Von Wilhelm Schirmer.) Aus bewegter Zeit. (Ferienerinnerung, erzählt von Conrad Moissl.) Die österreichisch-ung. Nordpol-Expedition. (Von Otto Hahn.) Walhalla. (Ein Sagenkranz aus dem germanischen Götterhimmel von J. G. Rothaug.) Ein nachgeborener Sprosse des Hauses Habsburg. (Von Otto Hahn.) Walter von der Vogelweide. (Ein Lebensbild für die Jugend, entworfen von Prof. Dr. F. M. Wendt.) Muth und Kindesliebe. (EineiErzählung aus dem dreissigjährigen Kriege. Von Willibald Holzner.) Ein deutsch-österreichischer Eskimo. (Von Jos. Willomitzer.) — Jedes dieser netten Bändchen enthält auch mehrere Abbildungen. Dr. Otto Behaghel, Die deutsche Sprache. (Wissen der Gegenwart, 54. Band.) Erag, F. Tempsky. 1886. 231 Seiten 8°. Preis 60 Kreuzer. —■ Ueber dieses Werk gehen uns folgende Zeilen zu: Man hat den Deutschen seit jeher vorgeworfen, dass sie sich "m fremde Sprachen viel mehr kümmern, als um die eigene. Ganz unbegründet ist dieser Vorwurf nicht. Doch findet die Thalsache, welche er feststellt, in dem Umstande ihre Entschuldigung, dass es wenige Idiome gibt, deren gründliches Verständnis selbst dem Einheimischen so grosse Schwierigkeiten bereitet, wie gerade das deutsche. Besonders in den letzten Jahrzehnten hat die grammatische Forschung ein gewaltiges Wissensmaterial aufgehäuft: es zeigte sich eine ungeheuere Fülle anregender, freilich uuch schwerer Arbeit, die wohl geeignet ist, vielen eine selbst nicht eingehende Kenntnis ihrer Muttersprache als etwas sehr Schwieriges erscheinen zu lassen. Umso grösser ist das Verdienst des bekannten Baseler Universitätsprofessors Dr. Otto Behaghel, der, frei von dem pedantischen, trockenen Tone, welcher so viele germanistische Arbeiten sonst hochverdienter Forscher ungeniessbar macht, auf knappem Baume, in anziehender und fesselnder Darstellung ein Bild der deutschen Sprache bietet, wie es bisher nicht yorhanden war. Dieses Buch wendet sich an die Gebildeten jeder Nation; es zeichnet in grossen, kräftigen Zügen die äussere und innere historische Gestaltung des gewaltigen, weltbeherrschenden deutschen Idioms. Der Verfasser beginnt mit einem allgemeinen Theile, indem er, von der vorgermanischen Zeit ausgehend, das Germanische und seine Unterabtheilungen sowie die althochdeutsche, mittelhochdeutsche und neuhochdeutsche Zeit — letztere natürlich am ausführlichsten — behandelt. Sehr interessant ist unter anderem dasjenige, was in dem zweiten Abschnitt über Volks-Etymologie, über die poetische und die Studentensprache, über den Bedeutungswandel und die Neuschöpfung von Wörtern gesagt wird. Ein dritter Abschnitt prüft die Einwirkung fremder Sprachen auf das Deutsche. In dem zweiten, besonderen Theile wird zumeist die Frage der neuhochdeutschen Orthographie erörtert. Dann kommt die Lehre von der Betonung u. s. w. sowie die Lautlehre des Neuhochdeutschen zur Sprache. Ungemein interessant und unterrichtend ist der sechste Abschnitt, der sich mit den Eigennamen beschäftigt. Jung und alt, Lehrer und Schüler, Fachmann und Laie werden im Buche eine Fülle von beachtenswerten Mittheilungen finden. Ressels Familienfreund. Illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Aufklärung. Verlag: Warnsdorf (Böhmen). 5. Jahrgang. Monatlich ein Doppelheft. Jahrespreis 3 fl. 30 kr. —- Das neueste Doppelheft dieser recht gut geleiteten Monatsschrift hat folgenden Inhalt: Geben und Nehmen. (Gedicht.) Auf Wellen und Wogen. (Roman.) Im Kahne. (Gedicht.) Im Banne der Leidenschaft. (Roman.) Glosse. Bilder aus Deutschböhmen. (Iserthai.) Der Gehörssinn. (Mit vielen Abbildungen.) Die Impfgläubigen und ihre Argumente. Der Lenz und die Erde. (Gedicht.) Das Ringlein. (Gedicht.) Etwas von der Erde. (Urei Abbildungen.) Plauderstübchen. Gemeinnütziges. Kunst und Literatur. — Auf dem Umschläge finden sich Gedichte, Räthsel, eine Zeilungsschau u. a. Von den grösseren Abbildungen seien genannt: «Der Fahnenträger», «Der zudringliche Gast» und «Das verzwickte Fremdwort». ZErled.Ig'te X^el^rstellen- Krain. (Sieh die amtliche Ausschreibung und die Verlautbarungen in der letzten Nummer.) Steiermark. Schulbezirk Gleisdorf: Oberlehrerstelle in Puch, Gehalt 600 fl., Leitungszulage 50 fl., und je eine Unterlehrerstelle in Arzberg, Pichelsdorf, Puch (je 360 fl.), Eggersdorf, W.-Hart-jyannsdorf (330 fl.), Passail (420 fl.); alle bei den betreffenden Ortsschulräthen bis Ende Juni. — Schulbezirk Rann: Unterlehrerstelle in Globoko und in Zdole (je 330 fl., Wohnzimmer); bis 10. Juli. — Schulbezirk Frohnleiten: Unterlehrerstelle in Üebelbach (360 fl.); bis Ende Juni. — Schulbezirk Umgebung Graz: Oberlehrerstelle in St. Peter, Gehalt 600 fl., Leitungszulage 50 fl.; bis 20. Juni. — Schulbezirk Gröbming: Unterlehrerstelle in Gröbming (420 fl.); bis 15. Juni. — Schulbezirk Leoben: Unter-b-hrerstelle in Yordernberg (420 fl.); bis 20. Juni. Oberlehrerstelle in Kammern, Gehalt 600 11., Wohnung; bis Ende Juni. — Schulbezirk Mahrenberg: Schulleiterstelle an der cinclassigen Schule in St. Barthlmä ob Hohenmauthen, Gehalt 600 fl.; bis 20. Juli. — Schulbezirk Mürzzuschlag: Unter- lehrerstelle in Neuberg, Gehalt 600 fl.; bis 15. Juni. — Schulbezirk Oberburg: Unterlehrerstelle in Laufen (420 fl.) und Lehrerstelle in Kiez (600 fl.); bis 10. Juli. — Schulbezirk Voitsberg: Unterlehrerstelle in Gaissthal (360 fl.); bis 20. Juni. (Alle Gesuche sind an die betreffenden Ortsschulräthe zu richten.) Küstenland. K. k. allgemeine deutsche Volks- und Bürgerschule für Mädchen in Triest, Lehrerinstelle für Mathematik, Naturlehre und Naturgeschichte; Bezüge wie an den k. k. Uebungsschulen. Gesuche an die k. k. Statthalterei in Triest bis 15. Juni. (Die Stelle gelangt mit Beginn des Schuljahres 1887/88 zur Besetzung.) lEBriefite sistem.. Herrn J. G. E. in M.: Die bezeichneten Nummern giengen kostenfrei an Sie ab. Ein Harmonium-Verfertiger findet sich hier nicht. Die Ausbesserung des Instrumentes dürfte jeder Orgelbauer besorgen können. Besten Gruss! Lehrerstelle. Die zweite Lehrerstelle an der zweiclassigen Volksschule zu Weinitz wird zur definitiven Besetzung ausgeschrieben. Gehalt 450 fl. nebst Naturalquartier. Die Gesuche sind bla 25. Juni d. J. beim k. k. Bezirksschulrathe in Tschernembl einzubringen. K. k. Bezirksschulrath Tschernembl am 27. Mai 1887. 1 m T^libliothek der Gesammtliteratur. ff | J Dieselbe bietet Hervorragendes auf allen Literaturgebieten in guter Aus- stattung zum Preise von 16 kr. pro Nummer. — Jedes Bändchen ist einzeln käuflich. Prospecte gratis und portofrei. yerlag: yüa 0, Hendel ln Halle 3. S. ^ w. fern m \i i ffimyr k Fei. Baien la Laii Dimitz A., Geschichte Krains von der ältesten Zeit bis auf das Jahr 1873. Mit besonderer Rücksicht auf die Culturentwicklung. 2 Bände, brosch fl. 12,— Eine umfassende, einzig dastehende Geschichte des Landes Krain, welche allseits die beste Beurtheilung fand. Obiges Werk im Auszuge bildet des Verfassers Kurzgefasste Geschichte Krains brosch. fl. —,80, geh. fl. 1,30. Der Verfasser hat in diesem Buche eine übersichtliche, zusammenfassende, nichts Wichtiges übergehende und die Culturentwicklung sorgfältig berücksichtigende Darstellung der Geschichte des Landes Krain geliefert, welche jedermann, der sich über den Gegenstand unterrichten will, sehr zu empfehlen ist. Von geschichtlichem Interesse sind ausserdem folgende Werke: Dimitz A., Die Habsburger und ihr Wirken in Krain, 1282—1882. Festschrift zur Feier des sechshunderljährigen Jubiläums der Vereinigung Krains mit Oesterreich. Herausgegeben vom krainischen Landes- ausschusse. 1883. Quart fl. 4,— dto. Urkunden zur Reformationsgeschichte Krains (1540—1634). 1868. Gross-Quart. fl. 1)— ji Verlegt und herausgegeben vom «Krain. Landes-Lehrerverein». — Druck von Kleinmayr & Bamberg, Laibach.