PREIS 50 HELLER. -{^h : :ik6s o 7 y. oo rrn mb non SOWIE IH ME s ¥0M flBELSBCRO, FUIMIM4 STMMZMM *mMB Z UMITI «-'=•'=•'=■ IM KM IM, ¥ON W. P. ¥OM HLBEH. MIT MEHIEUEM 4N5KHTEN MMfe EDMEM SIT^TIOlMSlPlUillME &EI ž ^felESPEK^EI GIOTTE t i t t t (SSBELSiEl^i - IS©i felUICK MNb ¥ElL/i^ ¥©M V ,K4T0L. TISK. brnir^©™ - “ FE^MEE A A « 107858 , \?orwort, £)ie uberraschenden Resultate auf dem Gebiete der Hohlenforschung, welche seit fiinfzehn Jahren in Adelsberg und in seiner nachsten Umgebung erzielt wurden, verdienen in jeder Hinsicht den weitesten Kreisen aller Naturfreunde mitgeteilt zu werden. In einer groben Anzahl von wissenschaftlichen Zeitschriften sind diese Resultate zerstreut. Teils in langeren Ab- handlungen, teils in der Form von kiirzeren Notizen begegnet man diesen Mitteilungen, welche ein neues Wissengebiet »die Hohlenforschung 11 aufzubauen be- strebt sind. Mogen auch die wissenschaftlischen Ergeb- nisse dieser gefahrvollen und bravourosen Studien erst im Entstehen begriffen sein, so ist dennoch bereits ein groBes Gebiet der Karstformation und seiner unterirdischen Wunder mit der Leuchte der Wissen- schaft aufgehellt und dem Besuche des groBen Publi- kums geoffnet. Nach wie vor bleibt Adelsberg mit seiner welt- beruhmten Grotte sozusagen die Metropole der wunder- vollen Unterwelt, der bequemste und angenehmste Ausgangspunkt fiir die hier verzeichneten Ausfliige in die nachste und nahe Umgebung. Vermag doch bis zur Gegenwart nur Adelsberg groBeren Anspriichen an Unterkunft und Verpflegung des reisenden Publi- 5 kums zu entsprechen, wenn auch bescheideneren An- spriichen in den groBeren Ortschaften der Umgebung geniige geleistet wird. Diesem Umstande und dem Mangel eines entsprechenden Fiihrers durch diese hochinteressante Landschaft ist es zuzuschreiben, daB bisher nur Adelsberg eine besondere Wiirdigung seitens der Fremden erfahren hatte. Eine ausserst dankbare Aufgabe ist es, die Frem¬ den auf die Sehenswurdigkeit eines bisher verborgen gelegenen Schatzkastleins von Naturralitaten aufmerksam zu machen. Denn noch bis zum Jahre 1885 war die Umgebung von Adelsberg und die naturhistorischen Seltenheiten derselben nur Wenigen bekannt, obwohl Adelsberg und die unubertreffliche Grotte seit dem Beginne unseres Jahrhunderts zu einer Weltberiimtheit gelangt ist. In dem obenbezeichneten Jahre hat das Karst-Comite des osterr. Touristen-Klubs durch sein damaligeS’ Mitglied, Hohlenforscher und Regierungs- rat Fr. Kraus in der »Pivka jama" bei Adelsberg mehrfache Arbeiten vornehmen lassen. Hierauf wurde die Durchvorschung des weiteren Gebietes im Auftrage des k. k. Ackerbau - Ministeriums durch den Forst- inspektions - Komissar Wi!helm Putick bewerk- stelliget. Dieser letztgenannte Forscher arbeitet noch immer an der Klarlegung der hydrographischen Ver- haltnisse des weitgedehnten Karstplateaux. Wesentlich aus den Zeitungsberichten dieser beiden Forscher und angelehnt an bereits vorhandene, altere Publikationen friiherer Forscher wird in dieser Broschure das Wissens- und Sehenswerte aller Naturfreunden geboten. Moge dieser Versuch, dem reisenden Publikum in anspruch- loser Form ali’ Dasjenige vorzubringen, was zu den ersten Sehenswurdigkeiten dieser Gegend gerechnet werden darf — eine freudliche Aufnahme finden, dann ist ftir seine Muhe hinreichend entlohnt der Verfasser. 6 Geschichte unči literarische Hotizen. O©©©®]©]©©] Ueber die interessanten Gegenden, welche in den vor- liegenden Blattern beschrieben veerden, sind aus dem klassischen Altertume aus verschiedenen Zeitperioden des romischen Reiches, topographische und historische Notizen iiberkommen aus welchen wir ersehen, daB ein reger Verkehr zvvischen Aquileja, Tergeste und Tersaticum (Aquileja, Triest und Fiume) heriiber unser Terrain nach dem Norden sich abspielte. Die drei StraBen trafen in den Gebirgen zwischen Adelsberg und Loitsch zusammen, in welch’ letzterem, dem alten Longaticum, sie sich in einen Strang vereinigten, welcher in die Laibacher Ebene und liber dieselbe hinweg nach Norden und Osten abzweigte. Ueber Adelsberg selbst liegt gar keine Nachricht vor; fiir den, wie es scheind, allerdings seit alten Zeiten in Ge- brauch befindlichen lateinischen Namen des Marktes „Aquileja montium" spricht keine bestimmte altere Autoritat. Die zwei Ortsnamen, welche aus dem klassischen Altertume in unserer Landschaft zwischen Loitsch und dem Wippachtale iiber- liefert wurden, sind „in Alpe Julia" und „ad Pirum summas alpes", fiir die erste Station das romische Kastell «na Lanišah" an der StraBe durch die Hrušica, fiir die zweite aber die romische Kastellruine um das heutige Forsthaus in der Hrušica sichergestellt. So klar die romischeirlntinerarien und die Peut. Tafel iiber die StraBenziige und Ortschaften an denselben in unseren Gegenden sprechen, so verworren und fabelhaft werden die Schriftsteller der spateren Zeit, da an die Stelle der vereinzelten topographischen Daten aus dem klassischen Altertum die unglaublichsten Fabeln und Volkssagen iiber den Verlauf der kurzlebigen Karstgewasser und ihrer unter- irdischen Hohlungen traten. 7 Erst unserer Zeit blieb es vorbehalten, mit der Leuchte der Wissenschaft in die dunkeln Zellen und Adern der felsigen Erdrinde einzudringen. Es wiirde uber den Kahmen dieser Schrift hinausreichen, sollten hier nur die besten Arbeiten teilweise vorgebracht sverden. Dagegen mogen die Namen der hervorragendsten Schriftsteller, \velche diesen \velt- nnd naturhistorischen Boden beschrieben haben, angefuhrt werden: Schonleben, Valvasor, Steinberg, Gruber, Hoff, Bischoff und Moller, Linhart, Popovich, Mannert, Parthey-Pinder, Mervig, Kircher, Floriančič, Nagel, Hacquet, Roserfmiiller und Til- lesius, Graf Hohenwart, Schaffenrath, Costa, Urbas, Schmidi, Hochstetter, Martell u. A. m. Auch in zahlreichen Zeitschriften und Reisewerken sind einzelne Partien dieser hochintersanten Gegend beschrieben. jedenfalls sind wir gegenwartig dahin gelangt, daB der Karst und seine Hohlen die volle Aufmerksamkeit des wissen- schaftlichen und naturfreundlichen Publikums auf sich ge- zogen hat. In dieser Beziehung haben die zahlreichen Publi- kationen des Regierungsrates Fr. Kraus und nicht minder jene des k. k. Forstinspektions-Kommissar W. Putick dazu beitragen, daB man gegemvartig die Karstformation eineni eingehenden Studium unter\vorfen hat. Unter diesem seltsamen Felsboden sind noch ungeahnte Wunderwerke der Natur zu entdecken. Nicht allein bei Adelšberg, sondern auch bei Divača im Kiistenlande werden jahrlich neue Errungenschaften an das Tageslicht gebracht. An letzterem Orte, in den Reka- hohlen bei St. Canzian, arbeiten mehrere Herren des Deutschen und Osterr. Alpenvereines. Die Ergebnisse dieser gefahrvollen Forschungen sind bereits in zwei Broschiiren von Friederich Mflller in getreuester Weise veroffentlicht vrorden. Adelsberg. .Die altere Schreibart ist offenbar „Adlersberg", weil der slovenische Ortsname »Postojna' 1 eben einen Adler bedeutet. In alten Urbarien findet man seit dem Jahre 1136 den Namen »Ariperh", spater »Aris- perch" i. J. 1300, »Arensperch" i. J. 1375, d. i. »Arsberg" oder »Adlersberg". DaB der felsige SchloB- berg, schon im 17. Jahrhundert kahl und ode, ur- sprunglich ein Lieblingsborst des Konigs der Liifte ge\vesen, und der Name wircklich daher entlehnt sein mag, ist nicht unwahrscheinlich. Der Marktflecken Adelsberg liegt in der Provinz Krain, anr vorzuglichsten Obergange iiber die Aus- laufer der Julischen Alpen, auf einer Seehohe von 555 Meter iiber dem adriatischen Meere, am halben \Vege zwischen Laibadr und Triest, von beiden Landeshauptstadten in gerader Richtung je 38 Kilo¬ meter entfernt. Die Reichsstrasse fiihrt nach der ganzen Lange des Ortes durch. Die S ii d b a h n geht an den Ab- hangen der Ortseite nahe an dem sehr belebten Markte vorbei und hat daselbst eine der frequentesten Sta- tionen. Ati der \Vestseite schlangelt sich der PoikfluB (slov. Pivka) durch die herrlich gelegene Talflache bis zu seinem Eintritte in die ■■ unterirdischen Gange. Nordwestlich ober dem Markte erhebt sich der 672 Meter hohe SehloBberg (slov. Sovič), und auf seiner Spitze stehen die Ruinen der einstigen (im Jahre 1689 durch einen Blitzstrahl in Asche gelegten) festen Burg Adelsberg. Der Marktflecken ist im ganzen gut gebaut und zah It unter den 270 Hausern mehrere ansehnliche 9 Bauten. Die vorziiglichsten Gasthofe des Ortes sind: »Hotel Adelsberger Hof", »Hotel zur ungar. Krone", »Hotel National", »Hotel zum Lowen", »Hotel Ribnik" u. a. m. Das neue SchloB, welches nach dem Brande der alten Burgfeste nahezu in der Mitte des Ortes auf- gefiihrt wurde, steht auf einer kleinen Erhohung und ist ein Gebaude von einem Stockwercke, in welchem sich die k. k. Amter befinden. In geringer Entfernung davon steht die i. J. 1777 neuerbaute, prachtige Pfarr- kirche St. Stefan. Der Kirchhof enthalt das Grab des Dichters Johann Georg Fellinger. Eine Viertelstunde Weges vom Markte entfernt, befindet sich der Bahnhof, hochstgelegene (583 Meter) unter allen Bahnhofen der Slidbahn am Karste. Omni¬ buse verkehren von und zu jedem Zuge aus den Gasthofen und Hotels. An politischen Behorden bestehen in Adelsberg eine Bezirkshauptmannschaft, ein Bezirksgericht, ein Steueramt; an kirchlichen Amtern ein Dekanat. Ferner befinden sich im genannten Markte: eine funfklassige Volksschule, zwei Lesevereine, in Feuerwehr-, ein Turn- und ein Gesangs-Verein und ein Kjankenhaus. An Verkehrsanstalten: eine Bahnstation, eine Post- und Telegraf en-Amt. Die Zahl der Einvrohner reicht an 2000. Holz- handel und Landwirtschaft beschaftiget die meisten Bewohner des fruchtbaren Kesseltales. Als Sommerfrische wird Adelsberg von zahlreichen Familien aus Triest, Pola, Gorz und Fiume bewohnt. Eine ausgezeichnet reine Luft und ein vorziigliches Trinkwasser karakterisiren den Markt in dieser Be- ziehung. Jahraus, jahrein besuchen Tausende von Fremden aller Herren Lander den weltbekannten Grottenort. Nachste Umgebung. Ehe man noch auf der Fahr- strasse vom Bahnhofe zum SchloBe kommt, fiilirt linkerhand eine neu angelegte Allee in’s Freie zur groBen Parkanlage und zur Wasserleitung. Weiterhin fuhrt diese Allee zur Pump- station des Stidbahnhofes von Adelsberg. Neben dem SchloBgebaude fiihrt eine enge steile Seiten- gasse den SchloB berg hinan. Gleich ausser den ersten Hausern betritt man aber einen parkartig angelegten Weg 10 mit Akazien und Linden besetzt, der allmalig ansteigend bis zum FuBe der Burgruine fiihrt; er ist zugleich ein sehr an- genehmer Promenadeweg. Die Ruine der Burg Adelsberg bietet nichts Merkwiirdiges. Docli ist ein Aufsteig dahin recht lohnend durch die schone Ubersicht des Tales. Ein iippig griines Gefielde liegt das Wiesental der Poik ausgebreitet vor dem Beschauer, von dem FluBe in zahlreichen Serpentinen durch Die Schlundhole des PoikfluBes bei Adelsberg. zogen. Man kann genau unterscheiden,, wo Kalkboden mit Sandstein wechselt, deti auf ersterem erscheint das Oriin als- bald minder iippig. Die nachste Umgebung des Berges zeigt die erfreulichsten Resultate der Karstaufforstung. Weiter nordlich sieht man die dunklen Waldschluchten vor sich, durch welche die StraBe nach Planina und die Eisenbahn 'iach Rakek sich winden. Im Siid-Westen streckt der gewa!tige Manos seinen langen Riicken empor, dessen hochster Punkt 1300 Meter Seehohe hat. 11 Im Osten breitet der 1166 Meter hohe Javornik seine dunkle Forste aus. Sudlich erheben sich sanfte Karsthugel in mehreren Wellenlinien, und die lichten Wolken liber den- selben zeigen den Reflex des glanzenden Spiegels des adri- atischen Meeres; duftiger, sonngliiliender scheint dort der Horizont zu sein — man ahnet die Farbenpracht des itali- schen Himmels. Adelsberg hatte wegen seiner mannigfach inte- ressanten Lage immer eine ge\visse Bedeutung. Im Angesichte der Ruine am SchloBberge muB noch erwahnt werden, daB hier schon zur Romerzeit ein starkes Kastell bestand, welches die Befestungen der julischen Alpen vervollstandigte. Einzelne Teile des Mauerwerkes sind entschieden romischen Ursprunges. Im Mittelalter erscheint die Burg, damals Aris- perg, dan Arensperch, ofters genannt, zuerst als Eigen- tum des Markgrafen von Istrien, dann seit dem Jahre 800 unter dem Patriarehen Berthold als Zugehor der Kirche von Aquileja. Auf der Burg saBen einst als Lehenstrager, zugleich als Besitzer im Markte und in der Umgebung, die Herren von Arisperch, unter denen zuerst Hermann von Arisperch i. J. 1149, und zuletzt Gaurin von Arensperch i. Jahre 1331 genannt wird. Mitunter finden sich die Grafen von Gorz i. J. 1326 und die Herren von Stegberg i. J. 1335 im Besitze der Burgfeste. Im Jahre 1371 erkauften die Herzoge Albrecht und Leopold von Osterreich die Herrschaft und den Markt Adelsberg von Johann von Stegberg und gaben dieselbe im folgenden Jahre dem Grafen Hermann von Cilli als Pfand in Besitz. Nach dem Jahre 1403 wechselten die Pfand- inhaber haufig, bis zuletzt im Jahre 1616 Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft an den Fursten Hans Ulrich von Eggenberg kauflich in’s Eigentum tiber- lieB. Wegen der bestandigen Kriegsgefahr, die teils von den Venezianern her drothe, waren die Inhaber von Adelsberg zugleich auch Hauptleute fiir die Ge- gend an der Poik und am Karste. Die feste Burg vviderstand auch jederzeit den Tiirken, allein der Markt und die Umgebung litten durch Raub, Mord und Brand in den Jahren 1511, 1528, 1559, 1560 und 12 1564; die Venezianer brachten wohl im Jahre 1508 die Burg in ihre Gewalt, behielten jedoch dieselbe n ur kurze Zeit. Im Jahre 1722 erwab die kaiserliche Hofkammer kauflich die Herrschaft Adelsberg von dem letzten Besitzer Herrn Oblak Freiherr von Wolkensperg zum Vorteile des Karstgestuttes, und seitdem blieb die Herrschaft fortwahrend ein Staatsgut. Die Alpen- und Talwiesen wurden jedoch davon im Jahre 1749 fiir das Gestiitt ausgeschieden- und mit dem Gute Prestranek vereiniget. Bei der Einteilung Krains in Kreise wurde Adelsberg im Jahre 1848 zum Sitze des Kreisamtes fiir Innerkrain ervvahlt und blieb als solcher bis zur neuen politischen Regulierung jm Jahre 1850. Der Ort lit in neuerer Zeit haufig durch Feuers- brunste. Die heftigsten dieser Brandschaden waren in den Jahren 1741 und 1802, welche beide den ganzen Markt in Asche legten. Wahrend der franzosischen Kriege traf Adelsberg auch vieles Ungemach. Wohl erhielt der Ort selbst wahrend der fremden Besitznahme eine Intendanz- Behorde und ein Unter-Gymnasiuni. Wahrend der italienischen Kriege in den Jahren 1848, 1859 und 1866 war Adelsberg der Sammelpunkt fiir die ope- rireden Armeen. Seit dem Jahre 1872 dient die Hochebene in der Nahe bei Adelsberg der Militar-Division von Triest, Pola und Gorz in den Sommermonaten zu einem ebenso gesunden und ob des coupirten Terrains ganz besonders zweckmassigen Waffeniibungsplatze. Adelsberg verdankt jedoch seine Weltberuhmtheit nicht seiner politischen oder socialen Geschichte, son- dern einzig nur den Naturvvundern, \velche daselbst unter die Erdoberflache sich schauen lassen, namlich seinen staunenswerten Hohlen und Grotten mit den ausserordentlich schonen Tropfsteinbildungen. Den Grottenfreund interessirt vor Allem der Oberblick des felsigen Htigels Sovič, namentlich am westlichen Abhange. In seinem Innern befindet sich die Adelsberger Grotte, deren Eingang man erblickt. Waren die Hauptpartien der Grotte auf dem Berge 13 durch Pfahle bezeichnet, so konnte man von SchloB- berge aus den ganzen Verlauf der Grotte verfolgen. Der Hugelkomplex liber der Adelsberger Grotte stellt einen anfangs steil sich erhebenden, weiterhin allmahlig ansteigenden und zuletzt \vieder mehr ab- fallenden felsigen Bergriicken dar, vrelcher in seiner absoluten Hohe nur geringe Unterschiede zeigt. Zwischen 600 und 650 Meter Meereshohe liegen alle Punkte dieser Oberflache. Hingegen sind die wesentlichsten Grottenpartien auf nachstehenden Meeres- hohen gelegen: Die Schlundhohle des PoikfluBes . . . 515 Meter, das Eingangstor der Grotte.531 » der FuB des Kalvarienberges i. d. Grotte 520 „ der Gipfel d. Kalvarienberges i. d. Grotte 564 » Die Gegend um Adelsberg zeichnet sich nicht nur im Allgemeinen durch die eigenttimliche Karst- formation aus, indem sich iiberall mehr abgerundete Bergkuppen, sanfte Hugelwellen, kessel- und mulden- formige Taler, senkrechte Felsentrichter und ausge- hohlte Raume vorfinden, als vielmehr hier die tro- ckene Grotten und wasserfiihrenden Hohlen auf einem geringen Flachenraume in bfedeutender Menge und grofier Ausdehnung beisammen liegen. 14 X)ie (fldelsberger Grotte. £)ie bekannteste und beriihmteste unter allen diesen Grotten und Hohlen ist, wie bereits erwahnt wurde,dieAdelsbergerGrotte. Die- selbe ist eine Viertelstunde Gehens vom Markte entfernt und oberhalb der Schlundhohle des PoikfluBes beginnend. Man gelangt dahin entlang einer prachtigen StraBe und Promenade, die mit schattigen Alleebaumen be- pflanzt sind.* In der Nahe der Kirche nimmt dieser Weg von der HauptstraBe seine Abzweigung. Un- mittelbar vor dem Grotenzugange steht rechterseit das Maschinenhaus fiir die elektrische Beleuchtung. Der friiher unzureichende Platz vor dem alten Grotten-Eingange wurde zu einem geraumigen Plateau emeitert, mit schattigen Bitumen bepflanzt, nachdem der neue Natur-Eingang im Jahre 1866 durch Aus- raumung eines verschiitteten Grottenganges aufgedeckt worden ist. Die Adelsberger Grotte ist jedenfalls die ausge- zeichneteste in der osterreichischen Monarchie, mit der nur die Baradla-Grotte bei Agtelek in Gomorer Ko- mitat in Ungarn zu vergleichen ist. Damit sei nicht gesagt, daB nicht andere Grotten Eigentiimlichkeiten * Diese prachtigen Anlagen sind unter der erspriesslichen Grottenvervcaltung des Herrn k. k. Regierungsrates Anton Globočnik von Sorodolski errichtet worden. 15 haben, welche der Adelsberger fehlen, aber ihre vielen Vorziige zusammen genommen, die Ausdehnung, die reiche Manigfaltigkeit der Tropfsteine, die Verbindung einer Wasserhohle mit einer trockenen Grotte, die Reinheit der Luft, die elektrische Beleuchtung u. s. 1, wozu noch die trefflichen, schon gebahnten Wege, die Grottenbahn und viele andere Vorztige kommen, dann ferner die unmittelbare Niihe der Eisenbahn, die com- fortable Unterkunft in den Hotels und Gasthofen, kurz diese Vereinigungso vieler ausgezeichneten Eigen- schaften ist es, welche die Adelsberger Grotte zu der beriihmtesten unter ihren Schwestern im Kaiserreiche gemacht hat. Die Grotte wird von einer bezirksamtlichen Kom- mission verwaltet, derren Vorstand der k. k. Bezirks- hauptmann Stefan Lapajne ist. Diese besteht aus einem politischen Beamten, dem Bezirksingenieur, dem Steuer- Einnehmer und der Marktgemeinde-Vorstehung. Die Revenuen aus den Eintrittsgeldern der Be- sichtigung sind zu dem Zwecke zu verwenden um die Grotten im guten Stande zu erlialten, die not- \vendigen Baufuhrungen und sonstige Arbeiten vor- zunehmen und stets nur die Verschonerung und Er\veiterung der Grotte vor Augen zu haben. Die Netto-Einnahmen' \verden zwischen dem Arar und der Gemeinde Adelsberg geteilt. Im Jahre 1833 wurde die Grotte durch den Oberuthmann Hr. jo h. Fercher zum erstenmale vermessen; im Jahre 1891 betraute das Ackerbau- ministerium den Pribramer Obermarkscheider Herrn Josef Schmid mit der Aufgabe, die Lage und Ausdehnung der Grotte mit allen ihren bekannten Verz\veigungen und im Verhaltnisse zu der dariiber befindlichen Erdoberfliiche aufzunehmen. Der AbschluB dieser mitgroBerSorgfaltdurchgefiihrten Arbeit, we!che fur die wissenschaftlichen, rechtlichen und touristischen Zwecke hochwichtige und interessante Resultate liefert, kann als Beginn einer neuen Epoche in der Hohlen- kunde bezeichnet werden. Ganz besonders haben zur Bertihmtheit und Popularitat der Adelsberger Grotte die alljahrlich am Pfingstmontage zahlreich besuchten Grottenfestlichkeiten beigetragen. Zum bleibenden GedachtniBe an den Tag 16 der Entdeckung* des gegenwartig besuchten Grotten- ganges, wird in Adelsberg seit vielen Jahren der Pfingst- montag am Nachmittage durch allerlei Volksbelusti- gungen gefeiert. * Die Entdeckung der sogenannten „alten Grotte" reicht entschieden weit zuriick, denn die altesten Schriftzeichen an einer Wand lauten: C. M. 1213. Hingegen ist die sogenannte »neue Grotte" an einem unbestimmten Apriltage im Jahre 1818 von dem damaligen Grottenfiihrer Lukas Čič entdeckt worden. 17 Der Eingang. Die Hauptgange der Grotte sind bei dieser Ge- legenheit auf das Festlichste beleuchtet. Die groBten Weitungen der Grottenraume \verden von zusamtnen 36 elektrischen Bogenlanipen und 950 Gliihlampen magisch erhellt. Es ist ein Stuck aus der Marchenwelt von Tausend und eine Nacht, dessen Anblick sich hier er- offnet. Wer die Adelsberger Grotte in dieseni geradezu feenthaften Schmucke sah, hat ein Schauspiel genossen, daB nicht seines gleichen hat, doeh hieruber erst in weiterer Folge mehr. Sehenswiirdig und speciel wildromantisch sind wohl anerkannt die in neuester Zeit gut gangbar ge- machten Grotten und Hohlen von St. Canzian bei Divača im Kustenlande. Ebenso hat die Kronprinz Rudolf-Grotte bei Divača durch eine groBe Fulle von seltsamen Sehenswiirdigkeiten die Aufmerksamkeit der Touristenwelt auf sich gelenkt. Aber selbst auch die merkwiirdigen Grotten des tibrigen Europa halten keinen Vergleich mit der Adelsberger aus, indem jede ihr in einer oder der anderen Bezielning nachsteht. Amerika hat wohl Riesenhohlen; so besitzt z. B. die Mammuthohle in Kentucky entlang des Hauptganges eine lange von fast 3 osterr. Meilen. Aber auch diese ganz enorme Hohle steht nach dem Urteile vieler Reisenden, denen auch die Adelsberger Grotte bekannt wurde, an Reichtum der Tropfsteinbildungen dieser weit nach. Die Adelsberger Grotte kann man mit Riick- sicht auf die imposantesten Raumen und Tropfstein- gebilde in nachstehende Abteilungen gliedern: 1. Der groBe Dom mit dem unterirdischen Zu- und AbfluB der Poik. 2. Die Kaiser Ferdinands-Grotte mit dem Tanz- saal. 4. Die Kaiser Franz Josef und Elizabeth-Grotte, der neuste Verbindungsgang zum »B el ved er e". 4. Das Belvedere mit einer Aussicht in den »T ar tar us". 5. Der Kalvarienberg, die imposanteste Partie der Grotte. 6. Der Vorhang, das interessanteste Tropfstein- gebilde — die Piece de resistance — in der ganzen Grotte. 18 7. Die Erzherzog Johannes-Grotte, welche bereits eine] Abzweigung vom Hauptgange bildet, wird nur sehr selten besucht. Durch die Eroffnung der Kaiser Franz Josef und Elisabeth Grotte wurde der groBte Vorzug fiir die Grottenbesucher darin erreicht, daB der vorwiegend groBere Teil des Weges in der Grotte als Rund- gang zurtickgelegt wird. Infolge dessen die Aufmerk- samkeit und das Interesse bestandig durch neue Bilder und Formationen rege erhalten bleibt. Auf diesem Rundgange, welchen man durch diese herrliche Grotte beginnt,*; findet man alle VerhaltniBe, alle Bildungen, je ,weiter desto groBartiger, das Vergntigen an der *• Der GrundriB der Hauptgrotte hat im Grofien und Ganzen die Form eines Neuners (9), so daB man nur den Weg bis zur Rundung doppelt zuritcklegen muB. (Siehe den Situationsplan). 19 Besichtigung \vird immer mehr gesteigert. Und es ist hier schwer zu sagen, welche Partie der Grotte den groBten und bleibendsten Eindruck niacht. Alle hier angefiihrten Hauptpartien sind ohne Zweifel eine loh- nende Sehensmirdigkeit jede fur sich; daher soli dem Urteile der Besucher in keiner Weise vorgegriffen werden. Die meisten Besucher brauchen circa 2 Stunden zur Besichtigung der Grotte, je nachdem sie sich stel- lenweise langer aufhalten, doch Jedennan glaubt nach- traglich kaum eineStunde in dieser reizenden Unterwelt verweilt zu haben. Es diirfte \vohl im Interresse der meisten Besucher gelegen sein, nunmehr eine Skizzirung des gewohnlich eingehaltenen Rundganges durch die Adelberger Grotte folgen zu lassen. Sobald sich eine Gesellschaft vorher angemeldet hat, ist der Grottenbesuch zu jeder Tagesstude er- 20 moglichst.* Doch in der Regel gilt die Sommer-Saison (1. Marž bis 31. Oktober) als die geeignetste Zeit fiir den Grottenbesuch, obwohl auch auBer dieser Periode taglich Gaste in Adelsberg eintreffen. Wahrend der Saison kann die Grotte taglich um '/,■ 11 Uhr Vor- mittag und um */ 2 4 Uhr Nachmittag bei elektrischer Beleuchtung fiir den fixen Preis von 5 Kronen per Brucke im grolien Dome. Person, an Sonn- und Feiertagen 3 Kronen per Person, ohne anderweitige Auslagen besichtiget werden. Stabile Fuhrer begleiten die Besucher mit entsprechenden Lampen. Alles ist hier in vortrefflicher Vervraltung und zweckmaBig eingerichtet, so daB die Besucher allen Comfort geniessen konnen. Die schattige Terasse vor dem Grotteneingange, wo mehrere Banke aufgestellt sind, in der gewohnliche * Siehe »Tarif und Normatif fiir den Grottenbesuch" riickwarts. 21 Versammlungsplatz der Besucher zur zehnten Vor- mittagsstunde. Eine eigenthiimliche begeisternde Auf- regung bemachtiget sich eines Jeden, der zum erstenmale vor dem imposanten Portale dieser seltsamen Orotte ankommt. Linkerhand, ca. 15 Meter entfernt, befindet sich noch eine zweite, ziemlich kleine Eisentiire am Felsengange angebracht, durch welche die Grotten- fuhrer eintretten. Noch weiter links sieht man in be- trachtlicher Tiefe den PoikfluB, je nach der Hohe seines Wasserstandes, mit wilder Hast unheimlich rau- schend, zu unseren FiiBen in seiner Schlundhohle verschwinden. Schon diese merkwtirdige Erscheinung vermag die Aufmerksamkeit eine Zeit lang zu fesseln. Und dennoch gehort dieses Karstphanomen nur in die groBe Reihe der eigenartig unterbrochenen FluB- laufe, die aus einem Kesseltale zu dem nachst niedrigeren auf unterirdischen Wege eilen. So z. B. die Poik, welche hier verschwindet, erreicht durch die Kleinhausel-Hohle bei Planina, mit anderen unterirdischen Wassern vereiniget, wiederdas Tagesticht. Dorten ftihrt der FluB den Namen Unz, verschwindet abermals und speiset nach langen unterirdischen Bahnen die wasserreichen Quellen des LaibachfluBes, der zur Save gravitirt. Durch die neuesten hydrologischen Studien ist diese friiher schon mit Sicherheit behauptete Erscheinung auch wissenschaftlich nachgewiesenworden. Solche Erscheinungen birgt der Karst in groBerer Anzahl. Bei dem seltsamen Anblicke des kurzlebigen PoikfluBes konnte mann leicht in weitere hydrogra- phischen Betrachtungen versinken, aber die Vorberei- tungen zur unterirdischen Grottenfahrt sind inz\vischen bereits getroffen; Die Grottenfiihrer laden uns zum Eintritte durch das groBe gotische Portal ein. Das Zwielicht in dem breiten Gange laBt uns bei der anfangs sparlichen Beleuchtung einiger Lampen, zumal das Auge noch nicht accomodirt ist, kaum \vahrnehmen, daB die Dečke des Ganges succesive in die Hohe strebt. Doch bemerken wir nach einigen Schritten von der zur rechten Hand fuhrenden Wen- dung des Ganges, daB seine Wande je vveiter, desto mehr von einander treten. Das Gewolbe wird immer hoher und plotzlich erscheint im Vordergrunde eine 22 groBartige Hohlen\veitung durch elektrisches Licht fast taghell erleuchtet. Wir nahern uns mit unbe- schreiblichen Entziicken dem eisernen Gelander einer reizender Aussichtswarte und in diesem Augenblicke befinden wir uns am Eingange in den groBen Dom. Uberwaltigend ist das feenhafte Schauspiel von der neuangelegten Domgallerie, \velche wir nach einigen Schritten betreten. Das Auge kann sich von der pi- toresken Scenerie kaum trennen. In der Tiefe rauscht das Hohlengewasser der Poik; mysterios finden wir Der Tanzsaal. den genannten FluB mit einemmale zu unserer rechten Seite. Oberirdisch standen wir an seinem rechten Uferund nach den wenigen Schritten" d er unterirdischen Wanderung blicken wir von der Hohe des linken Ufers hinab zu seinem felsigen Hohlenbett. Denn Unmittelbar am Eingange in den groBen Dom wird der geheimniBvolle FluBlauf hoch oben auf einer natiirlichen Felsbriicke von uns unvermutet flber- schritten. An und in dieser doppelt durchbrochenen Naturbrucke fiihren 84 Stufen hinunter und das unter- irdische Gevvasser, welches in einer machtigen Hohlen- 23 serpentine daher stiirzt und mehreremale unter natiir- lichen, sowie ferner unter einer kilnstlichen Brucke durchlauft, bevor sich dasselbe in die ewige Nacht eines tunnelahnlichen Grottenganges verliert. Zahlreiche Flammen bezeichnen den Weg des nrerkwurdigen FluBes und erhellen sein klippenreiches Felsenbett. Der Gang von Tanzsaal. Die vereinzelten Tropfsteinbildungen strahlen im Glanze der intensiven elektrischen Beleuchtung. Tiefe Schatten lagern in den ungangbaren Flallen und Kliiften dieser imposanten Hohlenweitung. Hoch- niachtig wol_bt sich die Dečke iiber dem in verschie- denen Gallerien aufgebauten, domahnlichen Raum. Dieser Dom, auch „Neptunsgrotte" genannt, ist eine der groBten Weitungen der Adelsberger Grotte. 24 Derselbe ist 45 Meter lang, 30 Meter breit und 28 Meter hoch. Bis zum Jahre 1818, in \velchem der Anfang zu den bisherigen, geradezu phanomenalen Entdeckungen von neuen Partien in der Grotte von Adelsberg ge- macht worden ist, \var der grobe Dom die Anziehungs- kraft und zugleich die „Piece de resistance 11 fiir die Schaulust der Besucher. Dies bezeugt auch das alteste K. k. Post in der Grotte. Denkmal der Anwesenheit Sr. Majestat des Kaiser Franz 1., eine schvzarze Marmortafel, welche bei der friiher envahnten Naturbriicke an der Felswand an- gebracht ist, mit nachstehender lnschrift: FRANZ I., Kaiser von Osterreich, der Gerechte, der Giitige, der Weise, stand am 16. Mai 1816 hier und besah diesen unterirdiscben Schauplatz der wirkenden Natur. Josef Ritter von Ldwengreif, k. k. Kr°iskassier, h at dieses mit innigsten Geftihle der Unterthansliebe und Ehrfurcht der Mit- und Naclnvelt bemerkbar gemacht. 25 Hinter diesem Monumente schloB pralle Fels\vand den Weg ab. Die Besucher muBten hier einstens umkehren und die oben bezeichneten 84 Felsstufen hinabsteigen. Schon seit dem Jahre 1856 ist jedoch zur groBeren Bequemlichkeit und Sicherheit der alteren Grottenbesucher in der linksseitigen Felswand, vom Kaiser Franz-Monumente angefangen, eine 55 Meter lange und 15 Meter breite Gallerie kiinstlich aus- gesprengt. An dem jenseitigen Ende ftihrt dieselbe zu einem Plateau, von welchem eine herrliche Ansicht des groBen Domes dargeboten 'ist. Wer jedoch von der kauin zu den beschreiben GroB- artigkeit dieser »Neptunsgrotte« eine klare Anschauung genieBen will, der verabsaume nur nicht den einstigen Weg iiber die Steintreppen zur Tiefe einzuschlagen. Schon nach 23 Stuffen komrnt man zu einer Platform, von welcher man links in die dunkle Hohle sieht, durch welche der unterirdische FluB hereinstromt, dessen Brausen herauf schallt. Ein festes Eisengelartder schiitzt die Passage nach dieser Seite. Ein schmaler Pfad zweigt ferner ab zur ,,alten Grotte", die wegen des beschwerlichen und nicht ungefahrlichen Zuganges nur von Hohlenforschern besucht zu werden pflegt, da dieselbe filr das groBe Publikum keine besondere Sehenswiirdigkeit birgt. Von der oberen Plattform nach weiteren 20 Stufen abwarts steht man vor einem spitzbogenformigen Natur- gewolbe, einer schmalen und hohen Kluft, durch welche hinab die Steintreppe angelegt ist. Hier wird man erst gewahr, daB die oben erwahnte Naturbriicke, von einem kolossalen Felsenriicken gebildet wird, der zweimal durchgebrochen ist; einmal durch das groBe Gewolbe, welches der FluB durchstromt, das zweite- mal durch die schmale Treppenkluft. Noch 28 Stufen hat man zuriickzulegen, im Ganzen also 84, bis man den Grund der Hohle und das FluBbett erreicht. Das diesseitige linke Ufer vzird von einem massiven Steindamme gekront, \velcher als Wiederlager fiir eine aus steinernen Pfeilern ruhende Eisenbrucke dient. Von dieser Brucke gewahrt man am besten die allgemein bewunderte Majestat des groBen Domes. Durch die in der Hohe angebrachte elektrische Beleuchtung und durch Reflex der ubrigen 26 Lichter im Wasser, werden die ungezahlten Reize dieser begeisternden Scenerie biszuni Feenhaften erhoht. Dieser unbeschreibliche Eindruck des unterirdischen Schauspiels gewinnt zur Zeit von hoheren Wasser- standen des PoikfluBes durch das donnerahnliche Rollen und Brausen entfesselter Hohlenfluten eine womoglich noch gesteigerte Wirkung. Jedenfalls ist aber der Eindruck dieser prachtvollen Scenerie ein bleibender unvergleichlich erhabener. 27 Partie aus der Ferdinandsgrotte. Sobald man die Brucke iiberschritten hat, beginnt nach wenigen Schritten der Aufsteig liber 82 Stufen, welche in der Felswand eingehauen und gegen den FluB hin mit einem Eisengelander gesichert sind. Oben erreicht man jedes Plateau, zu dem man entlang der kiinstlichen Gallerie in der linksseitigen Hohlen- wand, wie zufor bemerkt \vurde, ebenfalls gelangen kann. Ein zweites Monument, jenem ersten gegeniiber, bezeichnet allda die Stelle, wo Se. Majestat Kaiser Ferdinand I., damals noch als Kronprinz, an dem Eingange in die neuentdeckten Hohlenraume ehrer- bietigst als erster furstlicher Besucher empfangen wurde. Zlim bleibenden GedachtniBe an diese fiir die Adelsberger Grotte und ebenso fiir den Markt Adels- berg hochstbedeutsame Epoche enthalt die an der Fels- wand angebrachte Gedenktafel nachstehende Inschrift: In dieser Grottenhalle Wie Zauber anzuschaiin, Wo aus dem Tropfenfalle Sich machfge Saulen bau’n, Trat ein aus fernen Land Manch’ hoch Erhab'ner schon, Vor allen FERDINAND, Der hohe Kaisersohn. Ani 17. August 1819. Hueber sculpit. Loewengreif posilit. Tropfsteingebilde finden wir daselbst schon etwas reichlicher von der Dečke herabhangen und ebenso reichlich sind die Wande damit drapirt. Rechterhand offnet sich eine fast 9 Meter hohe Halle und wir ahnen, daB sich vor uns eine neue unterirdische Welt eroffnet. Dies ist der Eingang zu der im Jahre 1818 neuentdeckten, das ist zu der gegenwartigen Kaiser Ferdinands-Grotte. Hier herauf war also damals der kiihne Grotten- ftihrer Čič gestiegen; in der Tat zu jener Zeit nicht ohne Lebensgefahr. Von hier hatte er nach seiner Riickkehr aus der entdeckten Grotte den andern hinab- gerufen: »Hier ist eine neue Welt, hier ist das Pa- radies!" Unmittelbar am Eingange in die Kaiser Ferdi- nandsgrotte beginnt die im Jahre 1872 angelegte Eisenbahn, welche ca. 1600 Meter weit bis zum FuBe 28 des Kalvarienberges dahinfiihrt. Eine angenehmer und genuBreicher zu besuchende Hohle wird sich nicht wohl wiederfinden! Sonst weisen die meisten schmutzige und schliipfrige Wege, steinige, gefahrliche Pfade berg- auf, bergab, das Wasser fallt wie unter einer Dach- traufe, Suchen des Weges und Beschauen der Gebilde muB Hand in Hand gehen. Ganz anders hier in den Die Ciepresse. sammtlichen Grottenraumen: Die Gange sind alle ge- ebnet, ganz glatt und mit Sand bestreut; wo Abgriinde drohend gahnen, schiitzen eiserne Gelander, die Wege sind trocken, nur an wenigen Stellen tropft es nach starkerem Regen von der Dečke herab. Es ist ein Promenadeweg, wie wir einen solchen nur in prachtigen Parkanlagen finden diirften. Zu ali' dem noch die niedliche Eisenbahn! Die- selbe ist natiirlicherweise nur eine schmalspurige Roll- 29 bahn. Die Vehikel sind kleine viersitzige Wagen, \velche von einem der uns begleitenden Fiihrer geschoben \verden. So dicht an den Wanden und Tropfstein- draperien der kleine Zug dahinrollt, so ist doch iiberall gesorgt, daB nirgends in der Hohlendammerung et\va der Kopf anstoBen konnte. Und so, aller Sorge fiir den Weg durch die Grotte enthoben, konnen wir dem Die gothische Saule. miihelosen GenuBe der Besichtigung uns vollstandig hingeben. Aber auch zu FuB gegangen, konnen \vir sorgen- los den diensteifrigen, und im Erklaren unermudlichen Fiihrern nachfolgen. Zu Beginn der Wanderung werden wir zur rechten Fland auf die „Kanzel" aufmerksam gemacht. Nach \venigen Schritten erreichen wir eine groBere, 7 Meter hohe Halle, in der sich ebenfalls rechts die sogenannte „Fleischbank“ befindet. Es ist dies eine 30 isolierte Tropfsteinmasse mit einer Art Ausschnitt versehen, wie eine Bude; in derselben sind immer einige Bruchstucke von Stalaktiten ausgelegt, welche die Fleischstiicke vorstellen sollen. Von oben herab hangen breite MaBen, welche die ,, Speckschwarten" genannt werden. Belvedere. Hier geht von dem Hauptgange rechts eine Seitengrotte ab, welche gegenwartig weniger besucht wird. Weiter offnet sich die Halle geraumig und luftig; das Tropfgestein ist weiB glanzend, und das Gewolbe strebt fast im Spitzbogen in die Hohe. Der Gang der Grolte wird enger und niedriger. An einer Stelle \veht uns reine Tagesluft entgegen. Dort, wo sicht der Gang wieder er\veitert, befindet sich links „der kleine Wasserfal 1". Es ist eine 31 lichtgraue Tropfsteinmasse, welche eine der ani hau- figsten vorkommenden Gestalten hat, ahnlich die einer beim Herabstiirzen zu Stein gewordenen Wassermasse. Unweit davon steht gleichfalls linkerhand ein dunkel- grauer, freistehender Stalagmit, welcher infolge seiner Ahnlichkeit mit dem bekannten Wiener „Stock im Eisen" gleichnamig bezeichnet wurde. Von dieser Stelle an begienen die Tropfsteine mehr Mannigfaltigkeit der Gestalten und der Farbe zu zeigen, auch die Halle erreicht \vieder 10 Meter Hohe. Wir tretten in einen groBeren Raurn den soge- nannten »gotischen Dom", worin Felstriimmer und aufgetiirmte Steinmassen einen schonen Anblick bieten. Unser Weg fuhrt uns beim „Lowenkopf", „Taufstein", »Sarkofag" bei der »Teaterloge" und ,,Quaste" vorbei, uber einen hohen mit Ge- lander versehenen Steindamm, bis zu einem Punkte, von dem wir einen der hilbschesten Lichteffekte »d as Nordlicht" im Hintergrunde einer 8 Meter hohen Configuration der Grottenwand, betrachten konnen, wenn einer der Fiihrer mit seinem Grubenlichte hinter der Teaterloge itber die Felstriimmer emporsteigt. An- fangs gewahren wir nur einen matten Schein, welcher immer intensiver wird, je hoher der Fiihrer steigt. Natiirlich muB der zweite Fiihrer an unserer Seite sein Licht verloschen, sonst macht die Erscheinung nicht die volle Wirkung, der erste Fiihrer kommt nicht friiher, als vor dem prachtigen »Tanzsaale" aus den Felsen herab, und wir finden daran ein Beispiel, wie viele derlei Nebengange in der Grotte sich be- finden durften, die wir beim einmaligen, fliichtigen Durchwandern nicht bemerken konnen. Wir gelangen an den »St. Peters Stuhl" zur Rechten (d. i. ein Tropfsteingebilde, dem bekannten Monumente in der Peterskirche zu Rom sehr ahnlich, besonders wenn zwei Lichter hinter denselben gestellt werden), uber einen auf- und absteigenden Weg, beim sogenannten »GefangniBe" vorbei, zu dem groB- artigsten Raume der Ferdinandsgrotte. Es ist dies der oben erwahnte »Tanzsaal",* zu welchem auch noch ein zweiter Weg, liings der Rollbahn vom Petri Stuhle * Dieser Raum ist 150 Meter vom Grotten - Eingange entfernt, 28 Meter breit, 47 Meter lang und 14 Meter hocli. 32 v durch den sogenannten Tunnel, bei schon wei8 er- haltenen Tropfsteingebilden vorbeifiihrt. Der Boden des ausgedehnten Tanzsaales -ist prachtig geebnet.* Derselbe ist z\var nicht der groBte Raum in der Grotte iiberhaupt, aber er bietet den groBten freien und ebenen Platz dar, auf welchem beim jahrlichen Grottenfeste am Pfingstniontage Terpsy- Der Eeremit. choren in frohester Weise gehuldigt -wird, so daB diese Halle mit vollem Rechte ihren Namen fiihrt. Durch die hier angebrachten elektrischen Bogen- lampen wird eine glanzende Beleuchtung erzielt. Nicht allein am Pfingstmontage, sondern auch gelegentlich * Hier war seiner Zeit der Hauptfundort fossiller Knochen (ursus speleus, Hohlenbar); es ist daher zu bedauern, dafi der Boden nicht iiberall griindlich untersucht worden ist, ehe man die Planierung daselbst vornahm. 33 3 anderweitiger Grottenfeste \vird in dem sogenannten Orchester, der groBten Nische gegeniiber dem Ein- gange von einer Musikkapelle konzertirt und zum Tanze aufgespielt. Dies gewahrt bei einem zahlreichem Besuche von Vergnugungsziiglern ein hochst eigentiimliches, anziehendes Schauspiel durch die vielen Gruppen der Gaste aus Nah und Fern und insbesondere durch die tanzenden Landleute in ihrer Volkstracht, denen sich wohl auch so manch' anderes Paar anschiieBt, um — in der Adelsberger Grotte getanzf zu haben. Schon seit mehr als 60 Jahren findet jahrlich am Pfingstmontage das obenerwahnte Grottenfest statt, an welchen alle Grottenraume durch die reichlichste Illumination erhellt sind und an \velchen gewohnlich drei bis vier Tausend Besucher teilnehmen. Nicht unbernerkt darf bleiben, daBauch bei dieser Gelegenheit eines solchen Massenbesuches, rioch immerhin Raum fiir abennals soviel Tausend Menschen zur freien Verfiigung ware. Trotz der vielen Menschen bleibt die Luft durch die wunderbarste natiirliche Ventilation frisch und rein. In einer kleineren Seitennische des Tanzsaales befindet sich ein Tropfbrunnen mit vortrefflichem Trinkwasser. Gleich am Eingange in den Tanzsaal ist in der, rechten Seitenwand eine steinerne Gedenktafel ange- bracht. Dieselbe tragt eine lateinische Inschrift, um das Andenken an zwei Manner, welche groBe Ver- dienste durch die Erforschung der Adelsberger Grotte sich erworben haben, fiir alle Zukunft zu bewahren. Der erste Forscher ist Lowengreif, der zweite Schmidi. Durch den Letzteren \vurde in folge seiner ausge- zeichneten Publikationen der Adelsberger Grotte der gebildeten Welt allgenrein bekannt. Die Inschrift lautet: Protectoribus meis, Cultivatori meritissimo Josepho Jeršinovic equiti de Lowengreif et dascriptori ingenuoso Dr. Adolpho Schmidi MDCCCLXV. Vom Tanzsaale \veiter ftihrt der Weg in der rechten Ecke, bei schonen, weiB glitzernden Saulen vorbei. Da wird uns zuerst das »Marienbild" gezeigt. 34 Hinter dem Tanzsaale beginnt erst die groBere Mannigfaltigkeit von Tropfsteingebilden, die auch mehr Farbenwechsel zeigen. Interessant ist der sogenannte »Schiefe Turni von Piša", eine hohe Stalag- mitensaule, neben welcher eine zweite steht. Die erstere ist in der Mitte abgebroehen, der obere Teil derselben ist aber nicht herabgestiirzt, sondern hat sich an der zweiten Saule in schiefer Stellung angelehnt erhalten. Den namlichen Weg nimrnt auch unser Grotten- bahngeleise ein und fiihrt noch eine gute Strecke weit durch die Ferdinandsgrotte und ihre bald engeren Gange, bald geraumigen Hallen. Wir finden weiterhin eine geradezu wunderbare Fiille der Tropfsteinbildungen, deren auffallendste 35 3 : Saule mit Vordach und Brillant. Formen mit Namen bezeichnet sind: „Wachsstock", „Rachen", »Schildkrote", »S ar g", »Kapel le", „Fahne", »Fischnetz", »Luster", „I Haasberg . . . .58 Die Kleinhausel-Hohle bei Planina .... 61 Die Hohlen von St. Canzian in den Haasberger Forsten mit der groben Naturbrucke . . .62 Zirknitz und der naturhistorisch beriihmte Zirk- nitzer See.66 i’ L aht DEB. ADELSBERGER I10TTE iltuL i 1 it er. V ex /, wei^iiTi ^ ctl. Tarif fiir den Besuch der Adelsberger Grotte bei ausschiieBlich elektrischer Beleuch- tung zu jeder Jahreszelt zu besichtigen u. zw. !n der Salson vom 1. Marž bis 31. Oktober in der Zeit um 'l,U Uhr Vormittag und um ‘/,4 Uhr Nachmlttag an Wochentagen 5 K, an Sonn- und Felertagen 3 K pr. Person. AuBer der Saison 10 K pr. Peraon. m [Ml