Laibach 1895. voh Ig. v.'Kleinmayr. čl Fed. Bamberg. Im Selbstverlage des Verfassers. 03Ui7 105011 Freiherr Sigismund Zois’ Briefe m ineralogischen Inhalts. Von Albin Belar. Ein Jahr vor seinem Tode iibergab mir der verevrigte Custos des krainischen Landesmuseums, Karl Deschmann, ein Buch in Quartformat mit dem Bemerken, dasselbe enthalte Abschriften von Sigismund Zois’ Briefen, die kostbare Auf- schliisse iiber die heimatlichen Erzlager geben. Mein hoch- verehrter Lehrer, Universitatsprofessor Dr. A. Schrauf, Vor- stand des mineralogischen Museums an der k. k. Universitat in Wien, dem ich die Briefcopien vorlegte, empfahl mir, die- selben zu veroffentlichen. An dieser Stelle sei ihm flir seine Rathschlage der tiefste Dank ausgesprochen. Bald darauf versuchte ich an der Hand der Briefsamm- lung, Sigismund Zois als Mineralogen und Geologen sowie seine Verdienste um das Berg- und Hiittenwesen hervor- zuheben. 1 Das genannte Buch, 2 welches sich im Archive des krai¬ nischen Landesmuseums befindet, hat 188 numerierte Seiten, 1 Siehe kaiserliche «Wiener Zeitang» , Jahrg. 1890, Nr. 229, und «Laibacher Zeitung«, Jahrg. 1890, Nr. 234. 2 Dasselbe ist ganz in Leder gebunden, der Schnitt ist mit Mennige rotil gefarbt. Die Blatter des Buches sind der Zeit,- aus welcher es stammt, entsprechend aus geschopftem Papier. Die erste Seite tragt mit anderer Hand- schrift als der Text des Buches die Ueberschrift: »Carl Zois Frh. v. Edelstein.o Dieselbe Ueberschrift haben die meisten anderen Werke mineralogischen und metallurgischen Inhalts , die jedenfalls von Sigismund Zois herriihren und nun der Musealbibliothek einverleibt sind, woraus hervorgelit, dass ein nachmaliger Besitzer des Nachlasses von Sigismund Zois seinen Namen beigesetzt hat. Der ubrige Text der Briefcopien ist von der Handschrift des Sigismund Zois. 2 Freiherr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. auf welchen in chronologischer Reihenfolge mit peinlichster Sorgfalt angelegte Abschriften seiner Briefe aus den Jahren 1778—1793 enthalten sind. Leider ist das etwa nur der dritte Theil Sigismund Zois’ unausgesetzter, wissenschaftlicher Thatigkeit. Auf Seite 39 der Briefsammlung finden wir ein Dank- schreiben Sigismund Zois’, gerichtet an die Gesellschaft natur- forschender Freunde. zu Berlin. Dasselbe soli hier angeftihrt werden, weil es am besten Sigismund Zois’ Individualitat zeichnet. Zugleich erbringt dieser Brief einen Beleg fiir die Identitat des Verfassers desselben. Sigismund Zois wurde namlich Ende des Jahres 1782 als ordentliches Mitglied der genannten Gesellschaft ernannt, und dem Antwortschreiben des Zois ist die Jahreszahl 1783 iiberschrieben. Der Brief lautet: «An die Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. «Herr v. Cobres hat sich durch die Freundschaft, die er fiir mich hat, verfiihren lassen, einen Dilettanten vorzu- schlagen, der das Zutrauen, dessen Sie ihm gewiirdigt haben, nicht verdient. Ich fiihle meine Schwache so sehr, dass ich ein aufrichtiges Gestandnis derselben allen meinen iibrigen Pflichtserstattungen vorauszuschicken gezwungen bin. «Hienachst danke ich Ihnen von ganzem Herzen fiir das iiberschickte Diplom, und vviinsche recht sehr, dass ich im Stande seyn konnte, Ihren Absichten zu entsprechen. Ich bin fiir Ihr verehrungswiirdigstes Institut und fiir die grossen V erdienste der gelehrten Mitglieder desselben ganz eingenommen; ich wiirde mich gliicklich schatzen, etwas zu dem gemeinschaft- lichen Endzwecke beitragen zu konnen; aber es fehlt mir an Aus- sichten, weil ich kein Gelehrter, sondern nur ein Handelsmann, Eisengewerk 8 und Liebhaber von naturhistorischen Sachen bin. Ich kann wirklich nichts mehreres thun, als mich dem Dienste der Gesellschaft zu ihrer Kommunication mit Italien, womit mich meine Lage und meine Geschafte in Verbindung setzen, zu'widmen und Sie, verehrungswiirdigste Herren, zu versichern, dass ich Ihre Auftrage jederzeit mit Freude vollziehen werde, Besitzer. Von Albin Belar. 3 um zu beweisen, dass ich mit der grossten Dankbarkeit und Ehrfurcht bin». Die weiteren Briefe und Notizen zeigen nun deutlich, wie bescheiden der Gelehrte war, wenn er sich schlechtweg nur einen Sammler und Liebhaber von naturhistorischen Sachen nennt. Kopitar berichtet in einem Briefe vom 12. Juli 1831 4 5 : «Der Majoratsherr Sigismund Baron Zois war Metallurg und Mineraloge, sein Bruder Karl Botaniker nicht gemein- hin, sondern comme il faut.» Doch auch Sigismund Zois hat in seinen Fachern Bedeutendes geleistet. Die Gelehrten und Fachgenossen, die zur Zeit lebten, bestatigen dies gerne; sie haben Sigismund Zois’ Namen durch Bezeichnung eines neuen Minerals als «Zoisit» in der Wissenschaft verewigt. Mogen daher diese Briefe einen weiteren Beweis von Sigis¬ mund Zois’ ernstlichem Streben auf dem Gebiete der Natur- wissenschaften erbringen. Der erste Brief, welcher hier folgt, enthalt eine genaue Beschreibung iiber den Manganisierungsvorgang am Spat- eisenstein. Man ersieht aus demselben, wie eingehend Zois die Vorgange bei der Umwandlung der Erze studiert und gedeutet hat. Er begniigte sich nicht damit, das chemische Agens, welches diese Erscheinung hervorgerufen, einfach mit einem lateinischen Namen zu bezeichnen, wie es seine Zeit- genossen zu thun pflegten, wohl aber zog er alle Beweg- griinde in Erwagung, priifte alle Erscheinungen, die mit auf- treten, und konnte so eine naturgemasse Erklarung und rich- tige Deutung des stattgefundenen chemischen Processes geben, natiirlich nur so weit, als es der damalige Stand der chemischen Wissenschaften erlaubte. (Seite 30.) 5 (24. December 1780.) «An Baron Lapeirouse in Toulouse. 6 «Das weisse Spateisenerz, welches wir Phlinz nennen, wird von einem Element angegriffen und zersetzt. Dasselbe 4 Im Archive des Laibacher Museums. 5 Die^Seitenbezeichnung bezieht sich immer auf die Seitennumerierung der Briefsammlung. 6 Der Brief ist im Original franzosiseh. 4 Freiherr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. geschieht jedoch nicht auf einmal . sondern es durchlauft zuerst verschiedene Grade der Veranderung, bis es schliess- lich in Eisenocker aufgelost wird. Die Mineralogen sind nicht einig iiber die Natur dieses Elements, da aber dasselbe ebenso vor ihren Augen wie im Schosse der Natur wirkt, so konnen sie an seiner Wirksamkeit nicht zweifeln. Herr Jarš war zu Eisenerz in Steiermark Zeuge, wo man den hartesten Phlinz eine grosse Anzahl von Jahren der Luft ausgesetzt gelassen hat, um diesen Zersetzungsprocess herbeizufuhren, der auch niemals ausgeblieben ist. Abbe Podda schreibt diese Zer- setzung einer Saure zu, die er acidum primigeneum aereum seu imiversale 7 nannte , unsere Bergleute begniigen sich mit der Bezeichnung: ,der Phlinz reift'. «Wir kennen zwar nur sehr unvollkommen die ver- schiedenen Grade der Zersetzung des Spateisensteins, und die Namen: Braunerz, Blau-, Schwarz-, feines, reifendes, uberreifes, vollkommen vernichtetes Erz und viele andere von Bergleuten erfundene scheinen iiber diesen an und fiir sich dunklen Gegenstand nicht viel Licht verbreitet zu haben. «Da ich oft Gelegenheit habe, ansehnliche Quantitaten verschiedener Abarten des Spateisensteins zu sehen und zu verwenden, so war ich immer sehr aufmerksam, die Er- scheinungen seiner Zersetzung zu beobachten, und es fiel mir eine Erscheinung beim Auftreten des Mangans besonders auf: Solange der Phlinz in seinem urspriinglichen Zustande ist, treffe ich niemals Mangan-Eflorescenzen, welche sichtbar am Mineral anhaften wiirden, an. Sobald aber der Phlinz zu reifen beginnt, tritt Mangan auf. Anfangs sind es ganz diinne Schichten, Guhren, welche sich auf der Oberflache ausbreiten und welche sich nach und nach in den Rissen des Minerals vermehren, und zwar in dem Masse, als die Saure es schwarzt und ihm von seiner Harte und von seinem Gewichte nimmt. Es ist um so viel mehr Mangan zu sehen, je mehr sich das Mineral 7 Heutzutage weiss man, dass der Vorgang in der Ueberfuhrung des Eisenoxydul-Carbonates in Eisenoxydhydrat besteht. Von Albin Belar. 5 jenem Grade der Zersetzung nahert, in rvelchem sich der Eisenkalk 8 zu entwickeln beginnt. Von da an setzt sich der Kalk 9 des Mangans amorph, auch verschieden gestaltet, manch- mal krystallisiert in den Hohlungen (Drusen) des zersetzten (Eisen) Minerals an. «Abbe Podda meint, dass man den Kalkpartikelchen, welche innig mit den anderen Substanzen, aus welchen der Phlinz besteht, gemengt sind und die ausgeschieden werden, die schonen korallenformigen , stalaktitischen Eisenbliiten zu verdanken hat und welche haufig in den unterirdischen Hohlungen des schwarzen Spateisensteins in Steiermark und Karnten auftreten, niemals aber in den Adern des harten Phlinz in den namlichen Gruben gefunden wurden. Ware es nicht erlaubt, zu vermuthen, dass der Phlinz seinen Gehalt an Mangan bei der Zersetzung verliert, wie er auch seine Kalkbestandtheile 10 und andere verliert und dass sich dabei aus dem Gemenge die Kalkbestandtheile entwickeln. Davon riihren auch dieGuhren, Eflorescenzen, Mangandrusen, her, welche man so haufig im zersetzten Phlinz trifft, wahrend man sie selten in jenem Phlinz sieht, der noch im urspriing- lichen Zustand zu sein scheint. Es ist das ein Zusammen- treffen von Umstanden, welche wenigstens zur weiteren Untersuchung und zu Experimenten Anregung geben konnen.» Welches Interesse Zois neu aufgefundenen Schurfstellen entgegenbrachte, beweist die nachfolgende Beschreibung unter dem Titel: «Die Silbererze in Oberkrain.» Im allgemeinen lasst sich darinnen der Zug der damaligen Zeit erkennen, wo jeder bestrebt war, sich durch Bergbau zu bereichern. Zois sehen wir hier wieder als erwagenden Mann, der bedeutendes Misstrauen den Erzgangen, wie sie im Oberkrainer Kalkstein des Hochgebirges auftreten, entgegenbringt. 8 Kalk bedeutet hier Oxyd. 9 Desgleichen. 10 Kalk = Calcium. Freiherr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. (Seite 59.) 1785. «Silbererz in Oberkrain. • Am Gebirge Shtegovnik bei Neumarkl in Oberkrain fand der Gemsjager Blash Meglizh im May dieses Jahrs ein Silbererz, das er in Gesellschaft des alten Knappen Lenard Kramar, von Lubno bei dem Berggerichte anzeigte. «Der Miinzwardein v. Vernberger erklarte es fiir silber- haltig Kupferfahlerz und das Kupfer fiinflothig im Gehalte. «Die Finder suchten einen Verleger, um den Bau zu befangen, und brachten mir zuerst, auf Begehren frische Stuffen vom Berge; diese bestanden aus eisenschiissigem Kalkstein mit Kalkspatadern, der mitgrtinund blauem Kupferocker beschlagen und mit Fahlerz, Bleiglanz und Schwefelkies eingesprengt war. «Auf diese Anzeige ward der Einfahrer von Jauerburg, Anton Kossik, den 20. August abgeschickt, diesen Schurf zu untersuchen. «Von Neumarkl geht man durch den Hauptgraben Dolina zwischen Kalksteingebirgen immer hoher bis an den Ort, wo einst ein Eisenschmelzofen stand, dessen Ueberbleibsel noch erkenntlich sind; tiber den Wildbach, der sich durch diese Bergschlucht herabstiirzt, sind fiir die Neumarkler Kohllieferanten zehn Briicken geschlagen, worunter eine, Dushanovi most (Duschan-Briicke), vierzehn Lachter lang und sehr kiihn gebaut ist. Ob dem alten Eisenwerksplatze ersteigt man die Hohe, die den Neumarkler Hauptgraben abschneidet, und trifft einen Seitengraben unter dem Namen Koshutnik an: Hier ist Raum und Wasser genug (das im Winter nicht gefriert), um 9 und C 11 Schmelzhiitten zu bauen. «Ganz nahe an diesem Orte steht ein einschichtiges Bauernhaus, und gegeniiber ist ein dritter Graben, Nahmens Bistriza, dessen Wasser sich mit dem Koshutnik-Bach vereinigt und in den Dolina-Bach stiirzt: daher wird der Wohnsitz dieses Bauers ,med vodami' genannt und ist zwei starke Stunden Fussvveges von Neumarkl entfernt. 11 O = Kupfer; ([ = Silber. Von Albin Belar. 7 «Ob dem Bistriza-Graben steigt das Mittelgebirg Bukovi hrib , das , wie der Name zeugt, mit einem schonen Buch- wald bewachsen ist, an und lehnt sich an das eigentliche Hochgebirge Shtegovnik an, die Bergart beider und aller um- liegenden Gebirge ist Kalkstein. «Von ,med modami' hat man wieder 2 starke Stunden bis auf die mittlere Hohe des Shtegovnik zu steigen, um zu den 2 Schurfortern des Silbererzes zu gelangen, die eine halbe Stunde voneinander entfernt sind. An beiden Orten steht das Kalksteingebirge in den gewohnlichen machtigen Lagern ganz und derb an, ohne die mindeste Anzeige eines Ganges oder einer Kluft am Tage; beide Schiirfe sind in einem Neste des Kalkgesteins, dessen Verwitterung durch die darin mineralisirten Metalle und ihre Beiarten befordert zu seyn scheint, die Finder hatten sich ganz unordentlich nach den reichern Erzspuren, die ganz sparsam eingesprengt sind, in diese Nester eingeschlagen und etwa 6o Zentner mit Eržen angeflogener Kalksteine gewonnen. «Da die Erfahrung in Oberkrain gezeigt hat, dass keine Erzart im Kalkgesteine unseres Hochgebirges anhaltend ist, fand ich es nicht rathsam, diesen Bau zu unternehmen. Zum Beweise dieser Erfahrung dient nur aus letzteren Zeiten ohne die alteren Traditionen: «Erstens der Silber- und Kobaltbau ,na pozhivalu' im Neumarkler Gebirge, den eine Grafin Barbo von Wachsenstein im vorigen Jahrhundert getrieben und woriiber sie nichts weniger als die Herr- schaften Neumarkl und Gutenberg eingebiisst hat; zweitens der kaiserliche Zinnoberbau in demselben Neu¬ markler Gebirge, der dem Aerario iiber 80.000 Gulden Zubuss verursacht hat; drittens die Bleibaue an verschiedenen Orten im Ober- krainerschen Hochgebirge, bei welchen mehrere reiche Fatnilien, und letzthin die Grafen von Buzel- leni erarmt sind. Freiherr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. «Es gibt unstreitig an viel Orten Spuren von Kupfer- und Bleierzen, die zum Theil silberhaltig sind; dergleichen hab’ ich selbst, z. B. an der Alpe Shtainarza, nahe an dem VVohnsitze des Bauers Dular, an der Alpe Glovnik, ob dem Schlosse gleichen Namens und an mehreren anderen Orten ausfindig gemacht; aber iiberall und immer sind es nur zu- fallige und unbauwiirdige Nester in dem Tagegestein, ohne Anzeige von ordentlichen Lagerstatten, und schneiden sich die Spuren mit dem verwitterten Gestein bald in dem derben Kalkberge aus. «Die Quecksilbergrube zu Idria, die spatigen Eisenstein- gruben zu Sava und Jauerburg, die Spiessglanzgruben am Fusse des Drojaner Berges beweisen hinlanglich, dass in Krain anhaltende Erze nur in dem an einigen Orten auf das Kalksteingebirge aufgeschwemmten flotzschieferartigen Mittel- gebirge anzutreffen sind. Dergleichen schwarzer Schiefer ist mir noch im Neumarkler Gebirge per Javornikovmu koritu und grauer Schiefer mit Entrochiten per Kalarju bekannt. «Am letztern Orte unter dem Hochgebirge Koshuta, nahe an des Bauers Kalar Hause, liess ich einen Schurf thun und das mit Versteinerungen angefiillte Gestein mit 15 Schlis- sen gewaltigen, worauf der Schieferthon, von Farbe dunkel- grau und mit Schwefelkies eingesprengt, befunden ward.» DieZois’schenAufzeichnungen enthalten eine Reihe vveiterer krainischer Schurforter und Steinarten, wie sie in einem Jahre (1779—1780) von ihm beobachtet wurden. Ebenso haben in diesem Buche die von Valvasor citierten Bergbaue und Schurf- orter Platz gefunden. Genaue fachmannische Beschreibung und Beurtheilung gibt Zois liber jedes Mineral oder Petrefact, welches im Tauschwege durch seine Hande gieng, sowie er auch der Genesis der Mineralien besondere Aufmerksamkeit schenkt. Ein reiches, sehr umfangreiches Materiale liegt in dieser Richtung vor. Es sollen hier nur als Beispiel Notizen liber die einheimischen Korallenerze, Bohnerze und einige Versteinerungen aus dem Triglavstocke angefiihrt werden, welche liberdies Zois als tiichtigen Geologen erscheinen lassen. Von Albin Belar. 9 Auf t Seite 2 ist einer Sendung von Mineralien an Abbe Gapp von Tammerburg in Graz zu entnehmen: «Quecksilber-Korallenerz. 12 Hacquets Halbkugelerz, es scheint doch die Formen eines fremden Korpers, der noch nicht bekannt ist, zu verrathen — einige Schalen sind ge- reifelt und gestreift wie gewisse Chamen , sie stecken bald in tauben, bald in haltigen Gangarten und Eržen. — Hac- quets Silex ist wohl nur ein Sandstein mit viel schwarzem Thon und Zinnober.» Den Eisenbohnerzen, die er an Martin v. Colerus in Triest (Seite 113) einsendet, legt er folgende Beschreibung bei: «Eisenbohnerz aus dem hohen Kalksteingebirge des VVocheiner- thals in Oberkrain. «Es liegt in Kornern von der Grosse einer Bohne bis zum Durchmesser einer Faust in braungelbem sandigen Letten eingehiillt, in den kessel- oder trichterformigen Sinken der Steinlager (dergleichen es auch am Karste um Trieste giebt) und in den seigern, schlauchformigen Kliiften, die aus diesen Sinken niedergehen. Erz und taubes Gestein scheinen durch mechanische Kraft abgeniitzt und beinahe abgeschliffen zu seyn. Unter den kristallisirten Bruchstiicken, denen die vier- seitige Pyramide eigen ist, sind scharf ausgedrtickte Exem- plare ausserst selten , die Kanten und Spitzen grosstentheils flach zugerundet, oft kaum mehr erkenntlich oder gar nur die Grundflachen der Pyramiden iibrig. 13 «An dem Hangend- und Liegendgestein der Kliifte ist noch nie eine Špur angewachsener derber, noch kristallisirter Erze angetroffen, hingegen sind einzelne Kliifte mit Bohnerz auch auf ganz isolierten Bergspitzen, z. B. am Schaunik, ab- gebaut worden; ob die Kristallisation demnach in denselben Kliiften, wo dermals ihre Bruchstiicke gefunden werden, oder 12 Die chemische Zusammensetzung dieses Minerals war damals noch nicht bekannt. 13 Darunter sind die schonen Pseudomorphosen nach Markasit gemeint. 10 Freiherr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. anderswo erfolgt sey, ist eine Frage, die sich nicht leicht beantworten lasst». 14 Einer Reihe von Versteinerungen und Triglavkalken, die er an Johann v. Fichtel, siebenbiirgischen Thesaurariats- rath in Wien, einsendet, schickt er folgende Bemerkungen voraus (Seite 151): «Schon 1779 und 1780, als ich zum erstenmal Ver¬ steinerungen auf betrachtlichen Kalksteinhohen, z. B. Ammons- horner im Apenninischen Gebirge bei Furlo im Pabstlichen Staate antraff, schien es mir sehr wahrscheinlich, dass der- selbe nicht zu den jungsten Kalkflotzen gerechnet werden diirfte. Die Versteinerungen, die ich spater im Oberkrainer- schen Gebirge entdeckte, bestatigten diese Vermuthung. — Aber es ist schwer, den mittelzeitig Kalk von dem ur- spriinglichen oder altesten zuvorderst, wenn er auf diesem unmittelbar aufgesetzt ist, zu unterscheiden. «Ich bedauere, dass ich ihn nicht mehr auf seinen hochsten Ftorizonten in Krain, wo er die herrschende Bergart ist, studieren kann, weil ich dieselben nicht mehr zu besteigen vermag. Aus den bisherigen Beobachtungen scheint es mir verlasslich ausgemacht zu seyn, dass die aufsteigende Dečke der hochsten Alpenschlucht des Vershatz- und Triglauer Gebirgs in Wochein, die die Sieben Seen enthalt, in ihrem Streichen, das sich auf drey Stunden in die Lange ausdehnt, ganz aus wagrecht geschichteten, von 1 / i bis 2 Lachter machtig grauen Kalksteinbanken und unter diesen aus einigen rothen Kalksteinbanken besteht, diese, wie die grauen an mehr Orten versteinerte Ammonshorner, Nautilos u. m. a. zugleich aber eine sehr grosse Menge braunsteinhaltiger, schrvarzer nierenformiger Korper enthalten. «Ueber dieses wagerechte Kalklager erheben sich einer- seits die steilen Spitzen des Vershatz- und Triglauergebirgs, die aus einem weissen, viel reinern und allem Anscheine nach ganz massiven, zugleich aber ausserst zersplitterten und mit 14 Die Bildung der Bohnerze ist heute noch eine vielbestrittene Frage. Von Albin Belar. I I unzahligen Geschiittriesen einstiirzenden Kalkstein bestehen; auf der anderen Seite steigt der geschichtete Kalkstein in wagerecht Banken so hoch iiber die Alpe per Jeserzih auf, dass er selbst verschiedene Bergkopfe bildet, worunter einige, z. B. Gradi, Kol u. s. w., sich auch dadurch ganz besonders auszeichnen, dass sie ein wiirflichtes Bruchstiick der letzten Steinbank, oft von wenigen [JjLachter Oberflache, auf ihren Spitzen tragen. «Es scheint demnach, dass hier ein urspriingliches oder altestes Kalkgebirg und ein auf demselben unmittelbar ab- gesetzter Kalk, der selbst betrachtlich, machtige und hohe Gebirge darstellt, vorhanden seyn. «Zum Beleg dieser Meinung und zur Untersuchung der- selben und verschiedener andrer im Wocheinergebirge vor- kommend Erscheinungen, gehoren (nebst den bereits im vorigen Jahre ilberschickten) folgende Fossilien:» Angefiihrt zu werden verdient eine Anmerkung (Seite 113), die mit obiger Schilderung im Zusammenhange steht: «Ein Ammonshorn, und zweierlei Muschelarten in Kalkstein, ersteres vom Gehange des Vershatz in der Centralkette des Triglau, zweitere vom Draški-Verch in der Vorderreihe, zum Beweise, dass auch die hochsten Kalkkettengebirge aus dem Was- ser abgesetzt worden sind, ob sie gleich iibrigens ein viel hoheres Alter als das eigentlich sogenannte Flotzgebirge besitzen.» Aus den vorgefiihrten Beschreibungen lasst sich leicht beurtheilen, wie wertvoll die pracisen Zois’schen Angaben fiir den Forscher dazumalen waren und wie sehr er dadurch die einschlagigen Wissenschaften gefordert hat. In einer kurzen Notiz ist von einer Schurfstelle bei Stein die Rede, die heute nicht mehr ausgebeutet wird. Die- selbe lautet: (Seite 29.) «Im Jahre 1780. «Bei dem Mautheinnehmer Krail am Drojanerberg 16 liegen noch 50 Zentner Spiessglaserz, fiir fl. 50 zu Verkauf 15 Zois schreibt die gleiche Localitat Drojaner und auch Trojaner. Freiberr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. I 2 angebothen, von dem Bau, den Skopoli und Bar. v. Pillichgratz dort unternommen hatten. Dabei kein Stiick grosser, als 1 1 / 2 Zoll Durchmessers. — Der Gruben Empfach lautet auf Max Freih. v. Billichgratz, auf den Schurfort am Bache Orehovca, unter dem Drojaner (Trojaner) Berg. «dd. 25. April 1766, fol. 128.» Ausfiihrlicher berichtet Zois in dem unten folgenden italienischen Briefe uber neue und alte Silberbergwerke von Tirol, 16 die er selber besucht hat. (Seite 15.) «20. November 1779. «Cavaliere Giacomo Morosini in Venedig. «Das neue Silberbergwerk in Tirol, von welchem Euere Excellenz mir die ersten Nachrichten geben, wurde in den Bergen von Fierozzo im Bezirke von Pergine gefunden. Diese Berge, wovon einige auch porphyrartig sind, enthalten grossten- theils metallfiihrenden Schiefer. Die Basis derselben ist Thon, der in einem wechselnden Verhaltnisse mit verschieden- artigem Glimmer und Quarz gemischt ist. Ihre Structur ist lamellar und ganz entsprechend dem sachsischen Gneis. «Das Material der Erzgange von Fierozzo ist Quarz, Fluor, Blende und Galenit, zvvischen welchen man das weisse Silbererz bald in amorphen Massen und bald wieder krystalli- siert eingesprengt antrifft. Die Erzlager wurden bis heute in einer horizontalen Ausdehnung von 142 Klafter aufgedeckt. Ausser den Hauptstollen sind in diesem Bezirke 52 andere Versuchsstollen eroffnet worden ; 29 von diesen werden fur abbauwtirdig gehalten, nach dem jeweiligen Auftreten von Silber-, Kupfer- und Bleierzen. Man hat in diesen Bergen verschiedene Reste von alten Abbauen aufgefunden, die viel alter waren als die Erfindung des Pulvers, und die daher mit 16 Die Schwatzer Bergwerksgeschichte reicht bis ins Jahr 1446 zuriick. Vergleiche Hacquets physikalisch-politische Reise im Jahre 1781 — 17831 pag. 142. Derselbe hatte einige Jahre spater auch diese alteren Tiroler Berg- werke aufgesucht. Von Albin Belar. l 3 dem Meissel bearbeitet werden mussten. Jedenfalls waren es sehr reiche Erzlager, welche diese Art der Ausbeute lohnten. «Die armeren Gruben, die von den Alten vernachlassigt wurden, bergen heute einen Schatz, der nach der Ansicht der Directoren des Bergwerks fiir das kaiserliche Aerar von nicht geringem Nutzen sein wird. Dem gegeniiber gehen die alten Bergwerke von Tirol, sowie jene vom Bezirke Sterzing, die silberhaltiges Blei liefern, und jene vom Bezirke Schwatz, welche silberhaltiges Kupfer enthalten, dem Untergange ent- gegen. Im tiefen Bergwerk von Schwatz habe ich zu meiner grossten Ueberraschung die angefuhrten Mineralreste in Adern, oder vielmehr in Fasern, welche mit unglaublicher Unbestan- digkeit ihre Richtung wechseln, gefunden; es scheint aber, dass sie wieder verschwinden. Das Materiale des Gebirges, in welchem die Erzlager aufgetreten sind und von welchen man in den vergangenen Jahrhunderten ungeheuere Reich- thtimer herausgeholt hat, ist geschichteter Kalk. Dasselbe gilt fiir Rohrbiichel, ein Bergwerk von gleicher Natur, das schon vom souveranen Aerar verlassen wurde. Heutzutage wird es mit den letzten Kraften von einer Gesellschaft Bergknappen aufrecht erhalten, die auf eigene Rechnung, aber mit wenig Nutzen arbeiten. «Das Kalkgebirge von Falkenstein liegt 540 Klafter iiber dem Thale von Schvvatz und ist von dem Bergbetriebe der Alten ganz durchwiihlt, welche aus den oben genannten Horizonten die ersten Schatze hervorholten. Dieselben sind 130° (vertical) tief. Sie haben einen Hauptschacht mit sieben aufeinander folgenden Etagen, von welchen iiberdies Hori¬ zonte und Gallerien ausgehen. Von diesen aus wurden die Erzgange abgetauft, die zwischen dem einen und dem anderen Horizonte enthalten waren. Die Erze wurden dann durch einen 1700 Klafter langen Stollen gefordert, welcher mit dem gegeniiberliegenden Thale correspondiert. Auf diese Weise wurden Erze von allenGangen und von kleinenErzadern, welche nach allen Richtungen die Kalksteinschichten durchkreuzten, gevvonnen. Die Gange und Adern hatten keine Verbindungen 14 Freiherr Sigismund Zois’ Briefe mineralogischen Inhalts. oder Saalban d und reichen vom Kalk nicht in die Schichten des Thonschiefers, welche den Kalk auf zwei Seiten begleiten und das Hangende und Liegende desselben bilden. Die Nei- gung dieser beiden unterirdischen Thonschieferberge hat man bis heute ohne merkbaren Wechsel des Winkels, welchen es mit dem Horizonte des Thales einschliesst, verfolgen konnen. Deshalb ist man bis heute nicht in der Lage, mit Bestimmt- heit zu sagen, ob diese beiden Schichten in einem Punkte von grosserer Tiefe als des gegenwartig letzten Horizontes des Bergwerks zusammentreffen, oder ob der Berg Falken- stein auch am Fusse mit anderen Kalkbergen, welche langs des Thales ihm gegeniiber stehen und die hochsten Alpen- spitzen bilden, verbunden ist. Nach Versicherungen der Direc- toren und der Bergleute der Falkensteiner Bergwerke hat man nicht die geringste Špur von Versteinerungen weder in diesen noch in den benachbarten Bergen angetroffen. Dem entgegen- gesetzt finden sich solche in den Bergen von Bassano und in jenen des Borgo Valsugana. Ich selbst hatte, auf der Strasse gehend, mehrere gefunden; auch in den innersten Theilen von Tirol, zwischen Granit-, Porphyr- und Thon- schiefergebirgen, wo der Kalk so seiten wird. dass die Bauern gezwungen sind, die wenigen Kalksteine, welche die Fliisse von weitem mitbringen, mit grosser Muhe aus dem Flussbette zu sammeln, um daraus Kalk bereiten zu konnen. In diesen Steinen, sage ich, habe ich oft die schonsten Ammonshorner und Nautilen, deren Kammern mit Kalkspatkrystallen aus- gefiillt waren, aufgefunden. Der Kalk ist vom gesammten gebirgsbildenden Material derjenige. welcher die grosste Auf- merksamkeit verdient, obschon es bis jetzt den Eindruck macht, als ob derselbe von den Mineralogen, welche es unter- nommen haben, die physikalische Beschaffenheit der Berge zu beschreiben, besonders vernachlassigt worden ware.» Beachtenswert waren noch die Zahlen, welche zu jener Zeit die Ausfuhr von verarbeiteten Eisen aus Krain und Karaten illustrieren. ' V ; ( l •s V S Von Albin Belar. *5 Auf Seite 34 ist einem franzosischen Briefe vom 8. April 1781 an Sal. de Stockenstrom 17 in Stockholm zu entnehmen, dass folgende Eisensorten ausgefuhrt wurden, wie folgt: Schmiede- u. verarbeitetes Eisen 6,200.000 aus Karaten, » » » » 1,800.000 » Krain, Stahl- und Stangeneisen . . . .3,800.000 > Karaten, » » » .... 1,200.000 » Krain,