Erste Sammlung Wcher Heraus gegeben von brr Kaiserlich Königlichen Gesellschaft des Ackerbaues/ und nützlicher Künste Herzogchume Krain. Auf da- Jahr 1770. nttrritl SiiilP •SUMPTIBUS 'C.R.SOCIETATIS AGRARIAE OTTC.CARRIOIAE /rmc.&rUeUniinv, Nllerdurchlauchtigsten/ Großmächtigsten Römischen Kaiser Joseph dem n Zu Germanien und Jerusalem Könige, Erzherzogen von Oesterreich. Monarch! W» e#% C|jDte Unsterblichkeit/ die den Monarchen die Beförderung der i Künste, und Wissenschaften ertheilet, ist in den Augen des Weisen nicht unter jener, die im Schlachtfelde ersieget, und von dem größten Haufen fast allein bewundert wird: besonders da diese oft mit Thronen, jene allezeit mit dem blühendsten Glücke der Völker verbunden ist. EjM die schon in den jenigen Jahren, die sonst nur Jahre schmachtender Hofftmngen zu jeyn pflegen, nach so manchen Aussichten ein Wunder von ganz Europa geworden, sind es auch in dieser Rücksicht geworden. Die so manigfaltigen gründlichen Kenntniße, die sich Dzg- stlbst erworben, und die vorzügliche Achtung, und Cr-X 2 MM- munterung der Gelehrten, die in allen Gelegenheiten geauffert, zeigten uns alsvbald.einen August, der in der Geschichte die Epoche des goldenen Zeitalters auszeichnen würde. Vor andern aber schienen immer diejenigen Künste die gerade zu das allgemeine Wohl Hand haben, unter denen gewiß jene/ des Ackerbaues/ und der Viehzucht voranstehet/ EUtk $$0* jCjtflt Lieblingskünste zu seyN/ weil sie die sicherste Bahn zur Erreichung jenes erhabenen Zieles aufschließen/ daß sich beym ersten Antritte ihrer glorwürdigsten Regierung vorgefttzet/ und dem sie sich schon so sehr genähert haben, nämlich das Glück ihrer Unterthanen im möglichsten Grade zu erhöhen. hm. Mit Crstaunung, aber zugleich mit süssestem Vergnügen erinnern wir uns noch daran, und so werden sich die spatesten Nachkommen daran erinnern, daß selbst jene Spant>, die den Erdball lenket, an den Pflug zu legen sich nicht geschenkt haben. Die ausnehmende Hvchschatzung des Ackerbaues bey den Römern, da man die Lincinnate vom Pfluge zur Diktatur wegrief, kann uns nun nicht mehr so seltsam, und wunderbar Vorkommen. Diese Betrachtungen waren es, die uns Much einflößten, diese neuen Bemühungen zur Aufnahme des Ackerbaues, und der Viehzucht der uns anvertrauten Gesellschaft.an den Thron X 3 Ma- i5?üjCfi(lt M bringen, und damit einiges Opfer unsrer Ehrfurcht, und Unterthänigkeit zu entrichten, die wir bis zum Tode verharren Eurer Kaiserlichen Majestät vlleruntrtthZnkgster/ olfergtBorfomft« Joseph Freyherr von Lrigtdo Direktor. Michael Gottlieb Freyherc von Raigersfeld Kaniler. Der Vefellschast des Ackerbaues/ unv nützlicher Künste im Henosrvuinr Ärain. Kurzer Inhalt des ganzen Werkes. 4**4K*'i4>i*¥$**"£4*•¥& •¥ I. ^Leantwortungsfchrift über die von der k. k. Gesellschaft des Ackerbaues, ^ und der nützlichen Künste im Herzogthume Krain aufgestellte Preisfrage die Vereinbahrung der untertänigen Dorfsbesitzungen unter einer Grundobrigkeit betreffend, von Karl von Zallheim, welcher den 20 Wintermonats 1770. der dreyfache Preys von zwey goldenen Medallien, und 50. Dukaten in Gold zuerkannt worden. Seite 2 II. Beantwortungsschrift über die nämliche Preisfrage von Johann Ne- pomuk Ursini Grafen von Blagai, welche mit dem Acceßit beehret worden. 44 III. Erfahrungsmaßiger Unterricht, wie die Schafe durch gute Pflege zur vollkommensten Art gebracht, und bey solcher erhalten werden können. Vom Pompejus des heil Römischen Reichs Freyherrn von Brigido. Erster Artikel. Don dm Stallungen der Schafe. r. §. Me Himmelslage ist der Schafzucht anständig. 81 % §' Niederer feuchter Grund ist zu Errichtung des Stalls untauglich. 81 3» §» 3. §. Gewölbte Schafstallungen sind nachtheilig. 8Z 4. §. Hochräumige werden erfordert. ' . 84 5. §. Die gemauert, oder hölzernen Wänden müssen glat, und rein ftyn. 84 6. §. Ein aus Roggenstroh, oder Schilf verfertigtes Dach ist das beste. 8; 7. §. Der obere Heuboden muß angewocsen, oder wchl zusammengefüget seyn. 86 8. §. Der untere erhoben und abhängig. 87 9. §. In den Stallungen ist öfters frische Luft einzuführen. 88 10. §. Die Raufen sollen längst der Wand stehen. 90 Zweyter Artikel. Von der Eigenschaft, und Wahl der Schafe, und Widder. 1. §. Seltsame Schafart. 91 2. §. Spanien hat die besten Schafe, auch Italien nähret feine Schafe. 92 3. §. Mit und ohne fremden Widder kann man die Schafart bey ächter Be- nehmung verbessern. 93 4. §. Natürliche Eigenschaften der Schafe. 94 5. §. Das Kenntniß der natürlichen Eigenschaften ist zur guten Pflege nicht hinreichend. _ 95 6. §. Kennzeichen eines guten Widders. 95 7. §. Kennzeichen eines Mutterschafes. S. §. Das Wachsthum der Hörner ist unbedeutend. Dritter Artikel. Von der Zusammenpaarung. 1. §. In welchem Alter die Schafe zu paaren 96 1 2. §. Wie das Alter der Schafe zu erkennen. 98 3. §. Welche die fürtcaglichste Paarungszeit. 98 4. §. Die Widder sollen von den Schafen abgesondert bleiben. 99 5. §. Wie viel Schafe einem Widder zuzutheilen. iod 6. §. Warum oft viele Stücke unfruchtbar bleiben» 101 7. §. SS 7* §. Mit was Vorsicht der Widder zu gebrauchen. 102 8. §. Wie die Abstammungen mittels Abwechslungcher Widder zu unterbrechen. io3 9. §. Wie lang der Widder zu gebrauchen. i°4 Vierter Artikel. Von der Lämmerung, und Aufbringung der Jugend. 1. §. Die tragenden Schafe sind vor allem Ungemache zu bewahren. io$ 2. §. Was bey wirklicher Lämmerung zu beobachten. 105 3. §. Wie mit den Zwillingen, und von den Müttern verlassenen Lämmern zu verfahren. io5 4. §. Wie die Lämmer zu reinigen. 107 5. §. Wann sie von den Müttern abzusöndern, und wie zu besorgen 108 6. §. Mit was Nahrung selbe anfänglich zu versehen. 109 7. §, Und wie ferner zu versorgen. 109 8. §. Wann die Lämmer in die freye Luft und auf die Weide zu lassen. 110 9. §. Worauf die Wahl der zur Zucht tüchtigen Lämmer zu gründen. in 10. §. Die übrigen sind, sobald möglich zu Hammeln, und wie sich dießfalls zu verhalten. m 11. §. Wann den Lämmern die Schlvänze zu stutzen. 113 12. §. Wann die Lämmer abzuspennen. 114 13. §. Das Melken der Schafe verkürzet die wahre Nutzung. iis 14. §. Verhindert das Aufkommen einer guten Art, und verringert selbe. 116 15. §. Langer das Abspennen zu verschieben ist nicht rathsam. 118 Fünfter Artikel. Don der Schur, und Ansammlung der Wolle. 1. §. Zu allen Zeiten ware die Schafschur hoch angesehen. 118 2. §. Es giebt ein- und zweysthürige Schafe. 119 3. §. Mittels verschiedener Einführung der einen, oder zwey Schuren ist die Gattung der Schafe nicht zu verwechseln. 120 4. §. Wann die Schur fürzunehmen. 120 5. §. Wie die Schafe zu scheeren. 121 6. §. Was Ordnung dabey zu halten. 122 7. §. Wie nach der Schur die Schafe zu bewahren. 123 8. §. Wann die Lämmer zu fcheeren. 123 9. §. Wie die zweyte Schur fürzunehmen. 124 10. §. Die Wolle einzutheilen. 124 11. §. Erstlich zu reinigen. 12; 12. §. Hernach zu waschen, zu trocknen, und zu verwahren. 12? Sechster Artikel. Von der Sommer- und Winterfüttenmg, dann sonst dieß-falligen Pflege der Schafe. 1. §. Wichtigkeit dieses Gegenwurfs. 127 2. §. Zu welcher Zeit die Schafe auf die Weide zu Wren. 127 3. §. Von Frost, Thau, und starker Nasse muß man sie bewahren. 128 4. §. Wie lang des Tages an der Weide zu lassen. 129 s. §. Welche Weidgegenden nützlich, oder nachtheilig. 129 6. §. Wie die Hutweide zu verbessern. rzi 7. §. Von dem Getränke. 133 8. §. Von dem Salzgelecke. 134 9. §. Wie die Schafe bey nasser Witterung zu pflegen. 135 10. §. Von dem Pferchen, oder Hordenschlagen. 135 11. §. Wann die Schafe von der beständigen Weide abzueuffen. 136 12. §. Was bey deren Einbringung in den Stall vorzukehren. 137 13. §. Wie das Ameispulver zu verfertigen, und zu gebrauchen. 138 14. §. Mit was Nahrung die Schafe zu füttern. i39 iz. §. Wie viel trockenes Futter auf ein Stück des Jahres erforderlich. 140 16. §. Wie das Salzgeleck im Winter zu gebrauchen. 141 17. §. Von dem Getränke zur Winterszeit. - *4~ 18. §. Ordentliche Pflege ist erforderlich. *42 19. §. Wie den Schafen ernzustreuen, und auszumisten. x43 20. §. Was annoch vor dem Austrieb im Frühjahre zu beobachten. 144 Sie, " Siebenter Artikel. Von den Vorbeugungen und HeilungsmiLteln wider die Krankheiten der Schafe. 1. §. Wie den Krankheiten vorzukommen. 2. §. Was für Vorbeugungsmittel bey gefährlicher Jahrswitterung anzu-lvenden. Z. §. Wie bey wirklich fürkommender Krankheit sich zu betragen. 4 §. Die Pest. - 5. §. Pocken, oder Blattern. 6. §. Kcazen, oder Räuden, wie sie zu heilen. 7. §. Das wilde Feuer, und Rothlauf. 3. §. Die Wassecglocken. 9. §. Egel, und Würmer. 10. §. Das Drehen, und die Betäubung, n. §. Die Wassersucht. i2. §. Raupen, und giftiger Fraß. iZ. §. Das hinfallende, und der gähe Tod. 14. §. Der Durchlauf. 15. §. Das Blutharnen. 16. §. Der kurze, und schlvere Athem. 17. §. Die Ergiessung der Galle, und die Gelbsucht. 18. §. Lathar, und Flüsse. §. Das Fieber, und Zittern» 20. §. Die Augenfchmerzen. 21. §. Die Mundfäule. 144 145 146 147 148 150 m 153 154 r;6 157 159 159 160 i6l/ 161 161 162 162 163 163 22. §. Giftiger Schlangen, oder wüchigen Hundesbiß. 163 23. §. Auesserliche Wunden. 164 24. §. Die Stockung der Milch. 164 2s. §. Die Läufe. t54 26. §. Die beschädigten Klauen. 165 27. §. Das Einwärtswachsen der Hörner. 166 28. §. Die Hungerzähne. 166 29. §. Der: Beinbruch. i66 30. §. Der Krampf. >- 167 IV, Abhandlung von dem Anbaue, und verschiedenen Gebrauche des Kohl- Lewat, von Franz Grisellini. 1. §. Von dem Kohl-Lewat, den allgemeinen Kennzeichen der Gattungen, und den besondecn Kennzeichen der Abänderungen. 176 2. §. Von dem Erdreiche, welches dem Kohl-Leivat am fürtraglichsten ist. 178 3. §. Von der Behutsamkeit in der Wahl des Samens. 179 4. §. Von zrooen Bauarten des Kohl-Lewats, derer eine in Holland, die andere in der Lombardei) üblich ist. 180 5. §. Die bey den Holländern, und Flammändern übliche Weise den Kohl- Lewat anzubauen. 181 6. §. Von dem in der Lombardei) üblichen Kohl-Lewats Baue. 184 7. §. Anmerkungen über die zwo Bauarten, die zeigen rverden, daß die in - der Lombardei) übliche vor der holländischen den Vorzug verdiene. i38 8. §. Von der Sorgfalt, die man bei) beyden itzt beschriebenen Bauarten bis zur Aerndtezeit anwenden soll, und von den Zufällen, denen der Kohl-Lewat ausgesetzt ist. 190 9. §. Von der Aerndte des Kohl -Lewats' 192 10. §. Von der Übertragung der Pflanzen ausdie Tenne,selbe zu trocknen, zu dreschen, und zu entkernen, ingleichen wie man den Sameu behandeln soll. 193 11. §. Wie man das Erdreich, von rvelchem der Kohl-Lewat gesammlet worden, bearbeiten soll. 195 12. §. Vom Kohl-Lewats Oele, und der Weise selbem den eckelhaften Geschmack, den es für sich hat, zu vertreiben. 195 13. §. Von der Aufbehaltung des Kohl-Lewats Oeles. 200 14. §. Von dem Nutzen, welchen man aus dem Kohl-Lewae Oele sowohl für seinem eigenen Gebrauche, als auch in der Handlung zieht. 200 15. §. Von andern Vortheilendes Baues des Kohl-Lewats die Landwirth- schaft betreffend. 204 Beant- Beantwottungsschrift welcher den 2o. Wintermonats 1770. der dreyfache Preyß von zwey goldenen Me-daillien, und 50 Dukaten in Gold zuerkannt worden. Vor» Karl von Zallheim, gewesten ordentlichen Lehrer der politischen Wissenschaften in beyden k. k. adelichen Akademien zu Wien», dann der Akademie dec Ungenannten zu Florenz, und der k. k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Rove redo Mitgliede. ueb er die von der kaiserl. königl. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nützlichen Künsten im Herzogtum Krain tut Jahre 1769. kundgemachte, sodann auf das Iahe 1770. wiederholte Preisfrage, die Vereinbahrung der unterthanigen Dorfsbesitzungen unter einer Grundobrigkeit betreffend. Vivite Content! cafulis & collibus iflis O pueri,------- Juvenal aggessi i- • . - : SI3f®§ . m« f T? ' 3fc. X %i4lt B5£33gK; mm mm m* ves A OP S’ <1* 4t Ä pfi i rtt w ® ■“ V Xz O (P=6 G'ftp i*c #i%: itS 1#1 ß-G-ch tf J ■”• W ttt seyn kann? $ #=% 'S /6x3 . .- . Betrachtung unseren Tagen, unter cmer Regierung, dee tztsri- überdie^aufge-I ger als jede andere die Verbreitung der besseren E-e noch in y politischen, und ökonomischen Grundsätze sich an- einn wS f£ gelegen seyn laßt, ein Zweifel über die Frage habe entstehen können, ob die Vermischung der Obrigkeiten in den Dörfern auf die Wohlfahrt des Staats von schädlichem Einflüsse, und welches auf jeden Fall das Mitte! fey derselben hinfür abzuhelfen. Aufgeklärt wie wir sind über unseren mindesten Vortheil, wo immer es um die Ver-gröffcrung unsrer Macht von aussen und um die Wohlfahrt der Nation in dem Mittelpunkte ihrer selbst — in der Wohnstadt des Regenten und so weit um sie her seine Lustwälder reichen — zu thun ist, sollte man bcynahe mit Zuversicht behaupten dörfen, wir würden uns bestreben es um so mehr in denjenigen Gelegenheiten zu seyn, wo es von dem dauerhaften Be- A 2 sten Wasdie Ursache dessen ftp? Dor hundert Vahren erkcnre mau, daß die Vermischung der Obrigkeiten nachtheilig wäre; Gleichwohl dachte niemand darann, sie abzubrin-gen. Ehevalier Sinzendorf that den ersten Schritt, der aber NB. für Unterösterreich un-fruchtbar blieb. Die Agri« kuturs Gesellschaft in sten einiger Millionen Bürger, und von der Erhaltung des allgemeinen Ueberflusses, und des öffentlichen Ruhestandes in allen Thei-len des Staats gehandlet wird. Gleichwohl hat eine traurige Erfahrung bisher uns fortan gelehrt, in der grossen Haushaltung des Staates fegen keine Gegenstände mehr übersehen, damit ich nicht sage, wissentlich vernachlaßiget, als eben diejenigen, welche unsrer vorzüglichsten Aufmerksamkeit und der thatigen Sorgfalt unsrer grossen Köpfe am würdigsten wären. Seit Leopold sogenannt dem Grossen, bis auf Joseph den Geliebten, und seine bewunderte Mutter, hat niemand einen Augenblick zu bekennen angestanden, daß die Vermischung der Obrigkeiten in den Dörfern, wo sie Platz findet, an vielem Unheile, das geschieht, und an noch mehr Guten das nicht geschieht, die meiste, und vielleicht einzige Schuld tragt. Aber auch feit dem Kaiser von dem vorigen Jahrhunderte bis auf dieHeldinn des gegenwärtigen, hat niemand einen Augenblick darüber nachzudenken sich bemühet, ob die Schwierig eiten, welche die Abthuung dieses Misbrauchs im Anfänge begegnen würde, wirklich so beschaffen, wirklich so unüberfteiglich seyn, als man sichs insgemein, aus Liebe zur Gemächlichkeit, und eben sowohl auch aus Vorurtheil wider alles was theoretisch gut, oder gewöhnlicher Neurung heißt, einzubildm gewohnt hat. Sm-zendorfen war es vorbebalten, die schlummerende Tätigkeit derjenigen aufzufordern, denen auf die Gebrechen des Staats, und ihre Heilmittel zu achten aufliegt, damit sie ihre Hand einem Geschäfte hinfür leihen möchten, das, ohne ihre Mitwirkung nur langsam, oder gar nicht fortrücken, und je länger desto ungewisser seinem Ende genähert werden dörfte. Seinem Fingerzeige meine Her- ^ C o ) s Herren! haben Sie, mit edleren Eifer, als jede andre vaterländische Gesellschaft nie gethan, beynahe die ersten gefolgt, und wird der Preis den Sie der glücklicheren Bemühung des vorsehenden Schriftstellers aufgesetzt haben, durch ihren Ausspruch mir zuerkannt, dann werde ich — stolzer Gedanken! als Wegeleiter einst vor denjenigen nützlich hergehen können, deren mit Würde bekleideten Stücken die Last der Maschine bis an das Ziel fortzutragen aufgelegt werden wird. Zwar enthält der wörtliche Inhalt der Aufgabe, davon Sie eine gründliche Bearbeitung zu sehen wünschen, nichts, das zu vermuthen Anlaß geben könnte, Sie hätten dabey eher auf dieß, als auf jedes andre Land Ihr Augenmerk gerichtet, Crain hatte ihren Lieblingsblick, vorzüglich vor Steyermarkt, Rärn-ten oder Oesterreich an sich gezogen, kurz: Sie verlangten andere als blos allgemeine auf jede Landesart passende Vorschläge einzuholen. Gleichwohl wird es dem Schriftsteller, dessen stets an die gegenwärtigen Gegenstände geheftetes Auge das, was ausser sei-nemKreise vorgeht, oft mit Willen übersieht, nur schwer fallen zu vermeiden, daß nicht dennoch zuweilen eine oder die andere aus dem Lokal seines Aufenthaltes hergenommene Anmerkung seine Theorie unterstützen sollten. dtfe •Tv r7v '7T- Wie ich mir den Fall einbilde, wovon in der Aufgabe gesprochenwird, so möchte sich ohngefahr folgender Begriff am richtigsten davon angeben lassen. Oesterreich, oder was immer für ein Land, nimmt einen Boden von einer gewissen Strecke, und Frucht- A 3 bar- Lrain war nach ihm die erste, welche die Sache mit Ernst angrief. Der Verfasser wünscht, daß seine Ar« beit ihren Ab« sichte entsprechen möchte: darinn laßt er seinen grösten Lohn bestehen. Ungeachtet d i e Aufgabe allgemein lautet, so ist es doch nicht möglich sie ohne Ruchsicht auf die besonderen Länder gut zu bearbeiten. Bild berge« genwartige o> brigkeitlichen Verfassung auf dem Lande nicht allein in Oesterreich, sondern in doch verschie» ucncn anderen Provinzen. Begrif von der Grund» vdrigkeit. 6 kg (o) kg barkeit ein, und nähret so viel Menschen darauf, als deren Bet; dem gegenwärtigen Zustande der Kultur, und der eingeführren Kunstgewcrbe ihren Unterhalt gewinnen können. Ein Theil des Lodens ist für die Wohnungen derjenigen bestimmt, die nicht von Ackerbau leben, eigentlich für Handwerker, Handelsleute rc. das sind Städte. Ein jeglicher der sie bewohnt ist Herr in seinem Hause, und erkennet ausser dem Magistrat, der im Namen des Fürsten Ruhe, und Ordnung unter den Bürgern erhalt, ihre Güter wider Unrecht schützt, die Steuern empfängt, und verrechnet, keine andere Obrigkeit über sich.— Alles übrige Erdreich ist zur Kultur und den Wohnungen derjenigen bestimmt, die es bauen. Niedere an einander gerechte Hütten, meist an dem Fust eines Berges gelehnt, oder von einem vorbeystieffenden Bache getränkt, ohne Mauren, oft einzeln langst eines Wcudcs hin gestreut, empfangen den arbeitsamen Landmann in ihren Schatten. Rings umgeben das Dorf die Fluren und Felder, die sein Schweiß fruchtbar macht, und seine kleinen Heerden düngen. Zwar sind sie seine, die Aecker, die er pflückt, aber tausend Schritte jenseits des Bergs der seinen Gesichtskreis begranzt, hat der sein Gut, dem die ganze Gegend Früchten zinnset, und Frohnen dient, weil Er der adeliche Mann ist, dessen Vorfahren sieben hundert Jahr vor ihm das öde Land assein befassen, und denn an Zinnsknechte stückweise überliessen. Auch er ist des Fürsten Unterthann. Aber glücklicher als seine Brüder richtet der Fürst allein über ihn, und empfängt allein aus seinen Händen das Pfund das er, und die Bauren seines Amtes dem Staate nach jeglicher Aern-te entrichten. Indessen ist er Obrigkeit auf seinen Fluren. Vor ihm W (O) d 7 Hm ladet der dürftige Gläubiger seine Schuldner, und erlangt Zahlung. Verkauft ein Bauer seine Hütte, er schließt den Kauf, und wird selbst oft Käufer um den Preis, den der Bauer von seinem Nachbaren sich bedingte. Flieht der Zinnsmann seine Hütte, und laßt den Acker öde liegen, er zieht den Acker, und die Hütte ein, hehält sie als sein Eigenthum, und giebt wenn ihms gefallt, die Wirthschaft einem neuen Knechte über, der ihm die Bedingnissen hält, an die auch sein Vorgänger verbunden war. Zieht er wieder von dannen, und tragt seinen Pflug auf des nächsten Edelmanns Gründe, oder er stirbt, der Herr nimmt Sterbe - und Abfahrtgeld von dem Vermögen des Abgefahrnen, und heischt von dem, der ihm folgt, Gebühr für die Gewähr, die er für seinen Hof, und seine Grundstücke ihm leistet. Heurathet der Knechte er giebt seinen Willen dazu, fertiget die briefliche Urkunde des Eheversprechens aus, und empfangt dafür einen Thaler. Mit einem Worte, er ist allein Zinns - und Grundherr in dem Dorfe, und spricht anstatt des Fürsten Recht unter den Theilen. Aber nahe bey dem Dorfe, von dem itzt gesprochen ward, liegt auf einem gahen Fels ein altes mit acht Thürmen befestigtes Schloß, einst den Unfällen der Räuber und der Wuth des Türken unbesiegbar. Da flehet der unbewahrte Landmann Schutz und Hülfe an, wann Schwert, und Feuer seinem Weibe, und seinen Kindern droht, und schon seine Scheune in helle Flamme aufbrennt. Zwar kann das löchrichte Schloß ihn, und den Edelmann, der es bewohnt, nun nicht mehr schützen, seitdem das Geheimniß mit Kohlenstaub Welten zu verheeren erfunden worden. Aber darum hört der Edelmann eben nicht auf der Schutzs- Herr — Schutz» oMaMt. — Landgc« richtsvbrigkeit — Dorft »krigkeir. § d c o) v' Herr des Bauers zu ferm. Ihm gebühren alle Ostern ein junges Huhn, und zwanzig Eyer, und acht Pfenninge im Gelde, und der Bauer entrichtet sie mit Freude, nur damit er nicht selbst gegen dem nun Schutz anflehen muß, dem, ausser dem Namen und der Gabe, von der Vogtobrigkeit nichts mehr übrig geblieben ist. Noch hat der Landmann zween Obrigkeiten zu gehorchen, wovon er die eine, zum Glücke nur von ferne kennt, und mit der andern allein am ersten Sonntag in jeden Monat, oder wenn ihms sonst widerfährt, die Kanne über die Gewohnheit zu leeren, ordentlich zu thun bekömmt. Las Landgericht, so nennet sich die Obrigkeit, die auf sieben Meilen im Umkreise dach strenge Recht mit Galgen und Rad voll-strecket, hat ihren fürchterlichen Sitz in einer alten Burg, einige Stunden von unserem Dorfe abgelegen und wird ohnge-fahr von einem Manne besetzt, der anstatt des Fürsten, im Namen des Gutsherrn, dessen Rindern er wartet, über Todfchla-ger, Diebe, Ehebrecher, und Zauberer richtet. Ihm entrichtet zur gesetzten Zeit das Volk in der ganzen Gegend Umgeld zur Aetzung der Gefangenen in der Burg, und stöhnet zum Galgen so oft seine Pfeiler einzugehen drohen. An dem ausseren Ende des Dorfs steht ein kleiner von harten Backsteinen gemauerter Hof mit einem weiten Thore und vielen Erkern. Noch sieht man über dem Thore das Wappen der von * * * in rauhem Steine gehauen und von grauem Moose ganz unkenntbar. Seit dem schwedischen Kriege besitzt ein guter Bauer den Hof, und laßt einen Meyer darauf wirthschaften, Er ist Richter im Dorfe. Einst mochten viele Frohnbauern zu dem Hofe gezinnst haben; heut sind aber 9 d (°) aber nur mehr wenig Fluren übrig, auf denen er die Zehnte behalten hat. Unser Gerichtsmann ist zugleich Polizey in dem Dorfe. Ihm liegt ob, die Strassen, und Fuhren, die Granzen und Marksteine zu erhalten, und hat das Recht, Frohnen, so viel er nöthig hat, dazu zu gebrauchen. Den Stundkiefer setzt er ein, ingleichenden Schergen, und Viehhirten. Bey ihm versammeltsich die Gemeinde und werden öffentliche Schlager und Trun-ckenbolden gewandelt rc. Mich daucht, nun war es Zeit den Pinsel für einen Augenblick wegzulegen, und das Bild, wozu ich den Grund angele-get habe, einmal im Ganzen zu betrachten. Da steht ein Dorf, etwann zwanzig, dreyßig Haus in allen groß, und die es regieren , sind vier ohne Zusammenhänge unter sich gepaarte Obrigkeiten , deren Eintracht nur selten vielleicht nur in einem einzigen Falle anzuhoffen ist, der sogar für die Glücksumstände des Landmanns am allerwenigsten zu erwünschen ist. Alle Tage ertönen unsere höheren Gerichtsstuben von dem kriegerischen Getöse, daß die unter sich streitigen Obrigkeiten des offenen Landes ohne Aufhören erwecken. Vergebens host man, durch ein allgemeines Landgesetz die Granzen unter den verschiedenen Gerichtsbarkeiten festzusetzen, und ihren Uebertrettungen zu wehren. Welch'ein Gesetz ward noch je so heilig gehalten, daß, wo nur die Gelegenheit es zu übertretten vorhanden, und dabey Gewinst zu machen war, nicht sogleich eingerissen worden ware? Zudem: hat man je vernünftigerweise sagen hören Friede mV Ordnung könne in einer Gemeinde lange erhalten werden, wo z.B. die Obrigkeit des Orts nur über die auf offener Strasse vorsallenden Händel zu wachen, B und Nachteile dieser Verfassung. i) Die O-brigkeiten uit# ter sich haben imerwährende Händel. s') Die Gränzen ihrer Ge« richtsbarkett, find nicht einmal richtig de« stiinmt. io ( 0 ) %£ und dabey ihre Rechte auszuüben, keineswegs aber immer die Dachtropfen derjenigen Häuser einzugreiffen befugt wäre, die auf dem einer fremden Obrigkeit angchörigen Grunde erbaut sind. Roch Hab ich gar nicht den Fall sich ereignen lassen, daß in einem, und ebendenselben Dorfe zugleich zwo Dorfobrigkeiten sich begegnen, ein Fall, der das Uebel noch böser macht, und wovon mir im Lande Oesterreich allein, mehr dann hundert Beyspiele zu Gebothe stehen sollen. Ich weiß es: nicht alle Länder, nicht einmal alle in dem östreichischen Kreise begrissenen Lander befinden sich in gleich schlimmen Falle. Die Landgerichtsobrigkeit z.B. hat in denjenigen wo Agenden weniger zu bedeuten, und steht der Dorf- und Grund-gesteift sind obrigkeit weniger int Weege, wo eigne Blut-und Bannrichter sür peinliche Fälle von dem Landesherrn aufgestellt sind, als wo mchral- Landgerichtsherren für sich selbst zu verfahren und das Urtheil zu sprechen das Recht behalten haben. Krain wird also — von dieser Seite— einem Ungemache weniger als seine Nachbaren ausgesetzt seyn, obgleich, wo immer der Landgerichtsherr über fremde Zinnsholden seinen Arm ausstrecken wird, hundert Hindernisse sich demselben entgegen stellen, und den geraden und schleunigen Lauf anStmfsY der Gerechtigkeit hemmen werden. Mehr, oder weniger, aber a uSSS lemal gewiß werden sich felgende aus der Erfahrung hergenomme-ten sind, sieht ne Anmerkungen hieher anwenden lassen. I. Dey vielen vonein- eöarmaufdem Sici)?nb®eC ^der unabhängigen Unterobrigkeiten lauft der Staat beständig Geschäfteter«» fahr die ländliche Geschäfte in Zerrüttung, und seine Untertanen theninZerrut» „ „ ^ ^ .. . . tun«. arm und unterdrückt zu sehen. II. Wo der Regent drejemgen, se ,?mtt allen welche die Ausübung der obersten Gewalt unter sich theilen, in ne Stelle auf demverschiedenen Verhältnissen, die sie gegeneinander behalten, und denn d c o > v I* denn wieder in ihrem Zusammenhänge mit dem Ganzen zu über-sehen unfähig ist— und er ist cs aller Orten wo die erst ange- bekannt zeigte Verfassung statt hat — dort mag es als die ungezwun- g||oft m* genste Folge davon angesehen werden, daß er entweder nicht alle die Ae», das nütz-Gesetze machen wird, die er zum Besten seines Volkes sonst unfehl- nJ5'ccobg bar machen würde, oder, daß wenn er auch deren manches, nicht blos entwerfen, auch wirklich ausfertigen, und kundmachen laßt, woferne dieß Gesetz im mindesten den wahren oder eingebildeten Vortheilen derjenigen, die auf den Vollzug desselben acht haben sollen, int Wege steht, er sich stets vergebens schmeicheln wird den seiner Erwartung zusagenden Erfolg davon zu erleben. Jenem Werkmeister ähnlich, der, bevor er alle, auch die sonst unwichtigsten Spannfederchen der Maschine, die er in Gang bringen soll, genau in Acht genommen hat, es ohne Gefahr nicht wagen darf, den Widerstand, den er in den Triebwerken gewahr wird, mit Gewalt zu Gleichwohl bezwingen, wird der Regent ohne sein Ansehen und sich selbst ge- ©fwA*!« fahrlich auszusetzen es nimmermehr unternehmen, die Befolgung eines ohne Wirkung gebliebenen Gesetzes gewaltsam zu erzwingen, ^Fehler er habe denn zuvor allen, auch noch so unmerklichen den geheimen u?st* Widerstand wirkenden Kräften sorgfältig nachgespührt, und sie zugleich auf eine behende, und unanstößige Weise abzuspannen gewußt. Wie wird er es aber? wenn es wahr ist, wie wir anneh-men, daß in jeglicher Dorfgemeinde derer zwo, drey, und wohl noch mehrere von verschiedener Art, und verschiedener Thätigkeit sich befinden, die er weder zu prüfen, noch einmal alle sich bekannt zu machen das physische Vermögen hat. Ich habe aus eben die- Es ware ba- sem Grunde einst den Wunsch erregen hören, daß in jeglicher Dorf- führ in jeglichem Gure nur ei.ie Odrigkeir ware. Der Lc-amre, welcher ft-1 verwaltete, fb ite in Eid und Pflicht des Staats stehen. Dieser Wunsch kann nicht erreicht werden, solang auf einem <3ut Nicht allein mehrere O-br.gkeiten, sonde n- sogar mehrere Gcundherren an getroffen werden. 13 ( O ) oder noch wohl lieber in jeglichem Gutsbezirke ein einziger, von dem Gutsherrn eingesetzter, von de»n Regenten aber bestätigter Landpoli-zeybeamter aufgestellet seyn möchte, dessen Aufsicht über alle nur möglichen Gegenstände der Staatsverwaltung, in dem ihm angewiesenen Umkreise, sich erstrecken, welcher zugleich Grund-Schutz-Gerichts- und Dorfobrigkeit seyn, und nach dem Unterscheide der Geschäfte dem Kreisamte, und der Landesregierung unmittelbctv zur Rechenschaft gehalten seyn solle. Dieser Wunsch, den ver-muthlich ein jeglicher Leser mit mir zugleich in dem Augenblicke erregte, als ich ihm das, nur erst untermalte Bild, eines von vier ganz verschiedenen Obrigkeiten regierten engen Landgutes aufstell-te, dieser Wunsch, den gewis niemand für unerfüllbar ansieht, solang er seinen Blick einzig an dieß Bild gehaftet hält, dieser Wunsch sag ich, wer würde es mir glauben, daß er noch so weit jenseits der Wahrscheinlichkeit entfernet ist, sobald auch nur einige wenige Pinselstreiche hinzukommen, und die Gegenstände nur wenig verrückt werden. Ich nehme demnach an— und dieser ist der eigentlichste Fall der Aufgabe— daß in dem Landgute von dem oben die Rede war, nicht der Gutsherr allein, auch der Dorf-Schutz- und Gerichtsherr Zinnsbauern hätten, über welche sie die grundobrigkeitlichen Gerechtsamen auszuüben pflegten, daß folglich in eben demselben Orte, deeyerley Grundherren, neben dem Gutsherrn, die bürgerliche Gerichtsbarkeit zu verwalten, und die derselben angehängten Verbindlichkeiten zu erfüllen hätten. E6 versteht sich von selbsten, daß in dem Lande, aus welchem unser Deyspiel genommen ist, nicht etwa nur ein oder das andere Dorf, sondern alle oder doch die meisten Dörfer dieselbe Verfassung haben, 13 C o ) ■%£ haben, daß folglich der Gutsherr, den wir angeführt haben, ganz wohl in dem Landgute eines anderen, Gerichtsherr, Schutzherr, Dorfherr, oder zum Theile selbst mit Grundherr seyn kann, so wie es gleichfalls möglich ist, daß in seinem eignen Dorfe noch viele fremden Gutsherren dienstbare Hauser besitzen, und über dieselben, auf eben die Art, wie die anderen, Grundobrigkeiten seyn. Ausser den Rachtheilen, welche diese letztere Verfassung mit der obigen gemein hat, und die nothwendig nur noch vergrössert werden, da hier die Zahl der Obrigkeiten in einem, und eben demselben Orte ins ungemessene vermehret werden kann, scheint es bey-nahe unmöglich, die vielen andern Schädlichkeiten zu verkennen, welche hieraus für die peivatsichepheiL, den Naheungsstand, und die Bevölkerung entspringen, und der Glückseligkeit des Staates früher oder spät-v genaue Gränzen setzen müssen. Ich enthalte mich von der Gehäßigkeit, und der Lust sich wechselweis zu übervortheilen, etwas zu sagen, welche unter den verschiedenen Partheyen , die zusammen eine Dorfgemeinde ausmachen, wahrgenommen wird, und als die Ouelle aller der häufigen, und langwierigen Zwitrachten, an welchen zum öfteren die Gutsherren selbst mit theilnehmen, angesehen werden kann. Noch weniger will ich aus einzelnen Erfahrungen allgemeine Schlußfolgen abziehen, und behaupten, daß überall die Dorfobrigkeiten , wo ihr zugleich ein Theil des Grundrechtes angehänget ist, als ein bequemes Mittel gebraucht wird, den Unterthanen des Dorfherrn, vor den fremden, Vortheile einzuraumen, welche ihnen von diesen letzteren, natürlicherweise, nicht sehr gerne einge-sianden werden. Die Abrechnungen, welche jedesmal über die B 3 Mili- Ausser de« Nachthcilcn , welche die oben beschriebene Verfassung mit der gegen» wattigen hat, giebt cs noch eine Menge, andere in politico, juftiuali, ceconomico» comerciali, & contributin' nali. Die Mehrheit- der Grundher» re» in einem Dorfe ist Schuld daran. O Daß im» ter der Ge» meinte kein Zusammense« heu ist- 2) Daß diejenige Grund» obrlgkeit, welche in dem Dorfe zugleich Dorfobrigkeit ist, bey den ü» brigen in Verdacht steht lh» re Unterrha-n e n zum Naehtheile der anderen zu schonen, als bey Stand» quartieren, Durchmar-sehen, re. 3) Daß keine einzige Anstalt , wobcy rine gewisse Einheit erfordert wird, von Seiten des Staats vorgc-kehrer werden kann. z. §5. die Ma-gazinirnng. die Einrichtung nohtwen-diger Hospitäler für arme 0-dersiechgcwor-dene Landleute ; die Einführung einer besseren Dieh-seuchordnung, Feuerordnung Feuer- Wasscr-«. Werrerasse-kuranz; dieZer-stückung der Gemeinweide; die Aufbrin-gungderSpln-nereyen auf Rechnung der Manufakture. 14 %# c o) d Militär, und Provinzialfrohnen bey Standquartieren, Durchzügen und anderen Gelegenheiten von der Dorfobrigkeit besorget werden, sind so ungefähr die gewöhnlichen Steine des Anstoßes, wo ein oder der andere Theil seinem Nachbarn Vorwürfe zu machen findet, die nur nicht allzeit durch Zuthun der Obrigkeiten abge-lehnet werden müssen. Aber dieß werde ich mit gemessener Zuversicht behaupten dürfen, daß wo immer eine Anstalt, sie beträfe nun die Polizey, die Oekonomie, das Manufaktur, oder Finanzwesen eine Einheit in der Operation erfordert, sie in einem Landgute schlechterdings weggelassen werden muß, wo das Interesse des Gutsherrn durch den Eigensinn, die Eifersucht, oder das entgegengesetzte Interesse der daran theilhabenden Grundherren allemal durchkreutzt wird. Warum z. D. scheinen nach dem Vorschläge des Hrn.dü Hamel so empfehlungswürdigen kleinen Kornmagazine nirgend auf dem Lande cinzusühren möglich, als, weil die Vortheile der Gutsherren getheilt sind? Warum findet man so selten in den Dörfern Spaufer der Versorgung armer oder siechgewordenen Landleute gewiedmet, warum so unvollkommene Vieh-seuchanstalten, warum keine ländlichen Feuerordnungen, keine Feuer- Wasser- oder Wetterassekuranzen, als weil die Vortheile der Gutsherren getheilt sind? die Zerstückung der Gemeinweyden, warum hat sie in so vielen Oertern zu blutrüstigen Schlägereyeu Anlaß gegeben? warum kömmt die Spinnerey auf Rechnung der Manufakturen in den Dörferen, wo mehrere Grundherren sind, nicht über sich, es sei) nun, daß dem Manufakturanten anfangs bey Gründung des Gewerbes, oder in der Folge nicht gleicher Bey-stand geleistet wird? warum endlich hat noch nirgend eine Leichte, und %# ( o ) %# 15 und bequeme Weise ein richtiges Katastrum zu formiren aufgefunden werden können, als, weil die Vortheite der Gutsherren ge-Lheilt sind? Ware die Mehrheit der ländlichen Grundobrigkeiten das größte Uebel, dessen Folgen man zu empfinden hätte, so würde ich hier stille stehen, und für einen Augenblick Odem holen können« Wie aber, wenn die Entlegenheit des Ortes, an welchen sie ihren gewöhnlichen Sitz halten, von den hundert Oertern, an welchen sie zerstreute Dienstbauren haben, auf höhere Betrachtungen führte, und die Ursachen noch vieler andrer Gebrechen entdecken ließ. Man durchgehe nach der Reihe alle Obliegenheiten des Grundherrn gegen seine Zinnsholden, er erfülle sie nun entweder selbst, oder unterhalte an seiner statt einen Beamten— der Wirkung nach gilt es einerlei): welcher hat das Herz mir unter die Augen zu treten, und zu behaupten, daß er für seine abgelegenen Unter-thanen alle die Sorgfalt anwende, ja daß er nur einmal sie anwenden könne, die er für die nachstumliegenden, einheimischen möcht ich sagen, wo er anderst seine Vortheile versteht, allemal gewiß, oder doch mehremheils anwendet. Ein Bauer stirbt; er verlaßt Grundstücke und Kinder; aber der älteste Sohn hat nicht 15 Jahre, der nächste Nachbar im Dorfe wird sein Vormund. Zwey Jahre vergehen, und der Vormund legt nicht Rechnung. Er wird gerufen. Aber eben fallt ihm ein Rind. Möchte er die Seuche nach dem Hofe tragen?— er kömmt nicht, und man entschuldigt ihn. Das folgende Jahr erkrankt er. Nach der zehnten Woche genest er endlich. Aber, fünf gute Stunden bis zum Hofe zu gehen, die Einrieh« tung eines richtigen, und beständigen Katastrum re. Die Entle« geuheitder Grundherrn von ihren Un« tcrthanen, welche in den andern Gütern hin, und da zerstreut liegen macht, Daß sic auf dieselben keine Aufsicht halten. Das Pupi» larwesen schlecht besorgen; Ihrer Wirtschaft niemal Nachsehen; 16 d (°) Heu, und noch fünf Stunden gen Berg zurück, wie möcht' er es! die Aernte kömmt, die Erde soll frisch beackert, und gedüngt werden, der Haber reist und nun— kömmt der Winter. Er wird abgerufen, er folgt. „ Bauer! Noch kein Geld? Ja wohlstrenger Herr! wo sollte auch das Geld Herkommen. Im ersten Jahre schlug der Himmel alle Saaten nieder. Schlossen wie Tauben-eyer fielen zweymal das Jahr; was noch stehn blieb, reichte nicht zu Trod fürs Haus zu schaffen, Ich selbst, gab von dem meint-gen, das wenige, das mir übrig war den Kindern, nur, daß sie nicht ganz verhungerten. Im zweyten Jahre war der Sommer dürre. Kaum übrigte so viel, daß ich mein Korn wieder bekam: und von der dritten Aernte----ward noch kein Körnchen verkauft" der Beamte merket den Betrug. Aber wie soll er es besser machen?— Soll er dreymal im Jahre, wenn der Lauer sichs nicht vermuthet, nach dem Dorfe gehn, und der Wirthschaft selbst Nachsehen? Wer halt ihn schadlos für die Zeit, die er damit zubringet? oder verlohnt sichs auch der grossen Mühe! Freylich, geht Herrendienst vor. Jndeß aber wird der Weyft 25 Jahr, er soll heura-then, und nun ist er ein Bettler. Nicht der unmündige Landwirth allein, alle, Bauren— oder man zeige mir die Ausnahme— sind, ohne diese nothwendige Vorsicht, früh oder spat, was unser Weyse wirklich ist. Eiferet, großmüthige Patrioten, eiferet so viel ihr wollt, für die Aufnahme des Ackerbaus, für die Vermehrung der Viehzucht, für die Belebung des ländlichen Fleißes; solange diejenigen, die zunächst über den Landmann ein offen Auge haben sollen, den Abgang seiner Kenntnisse zu ersetzen, oder seine Trägheit zu strafen, oder seiner Armuth zu verschonen, entweder versäumen, oder hi (°) hi oder ausser Stand seyn werden, verlohren wird all— euer Gold und alle eure Medaillen für ihn seyn. Aus den Händen dieses mittellosen Volkes erwartet gleichwohl der Fürst jährlich ein reicheres Pfund, als er von allen seinen Schiffen an den Küsten Si-ciliens und Alikantens vergebens erwartet. Er erhalt es auch. Aber wie lang trägt wohl der Baum Früchte, dessen Zweige stets der Sonne ausgesetzt nie des wohlthätigen Schattens in der mittäglichen Stunde gemessen? Ohne Zweifel empfängt der Herr von seinem Unterthan nach jedem Herbste die fürstlichen Steuern, oder empfängt er sie auch nicht so erlegt er sie doch für ihn dem Fürsten, von dem er das Recht den Rückständner auszustreichen und vor die Thüre zu werfen dafür erhält. Ein trauriges Recht, das, bevor noch zwanzig Jahre hingehenden Herrn und den Bauer vollends in eine Klasse reihen, und den Fürsten ohne Unterthanen lassen wird. Wär' es nicht hundertmal besser, der Herr sähe der Wirthschaft des Unterthans öfter im Jahre nach, leitete seine Ausgaben, empfieng zur bequemsten Zeit, in kleinen Theilen, oder wohl gar in gewissen Früchten, die Zinnsen, die er entrichten, soll, und hielt ihm dafür Rechnung, damit er folglich nie über dem ersten, oder zweyten Jahre Ausstandner bleiben könnte. Aber wie soll er es denn, wenn er von einem Bauer zu dem anderen jedesmal eine Tagreise machen, und indessen die Wolle von seinen Schafen, oder die Brut aus seinen Teichen und so weiter dergleichen verlieren soll. Lassen Sie mich meine Herren! diesen Betrachtungen ein Ende machen, und die Augen von einem Gegenstände, der, je näher man ihm kömmt, desto gerader auf das Bild des ländlichen Verderbens, und des allgemeinen Nachstandes zuführt, & hin- itt Behebung der Steuern sie entweder zur unbeque» men Zeit tm» treiben, oder ihre Ausstände anwach» sen lassen, und endlich sie gar abstiften müssen; weil stedieser Aussicht ohne in ihrer eigne Wirthschaft Schaden zu leiden, nicht zureichen können. 18 ^ (°) V hinfür abkehren, sohin mit einem aus dem vorhergehenden sich unmittelbar ergebenden unumstößlichen Satz schliessen. *) Länder, durch deren Verfassung es einem Gutsherrn erlaubt ist, in dem Gutsbezirke eines anderen Grundunterthanen, oder was noch mehr ist, eine eigne Gerichtsbarkeit zu haben, sind aller Vorthei-le einer weifen politischen Verwaltung unfähig. Möchten doch diejenigen, denen gegenwärtige Schrift zu Fragt.' gefallen das beneidete Glück haben soll, mir nunmehr einen Theil ihrer Einsichten leyhen, damit ich auf dem Wege, den ich einmal eingeschlagen habe, fortfahren; und die Schwierigkeiten überstehen könne, welche die Wahl der Mittel, wodurch eine so fehlerhafte Verfassung verbessert werden soll, nothwendig Hervorbringen muß. Der Vor» Man erinnert sich vielleicht noch des Wunsches von dem fSr/tm» ich oben im Vorbeygehn gesagt habe er müsse zugleich der Wunsch chem Landgute aller mchler Leser seyn, und nur denjenigen könne er unerfüllbar vöndemGmö» scheinen, welche alle verschiedenen Seiten, von denen die Vermischung *) Mit Willen übergehe ich gewisse Seiten zu beruhen, die man vielleicht für nicht wichtig genug ansehen möchte, denselben seine Aufmerksamkeit zuzuwendcn. Wäre denn aber folgende Betrachtung wirklich so unwichtig / als man es denkt: die Entlegenheit des Unrcrthans von dem Hcrrnhofe trägt in Gelegenheiten , wo der Dauer wider seinen. Nachbarn Klage anzubringen hat, oft Schuld daran, daß er sein Recht verliert, weil die Entscheidung des Streits meist auf solche Unstände ankömmt, welche der Landvogt, ohne selbst Augenschein einzunehmen, unmöglich erkennen kann. Lokalkommißionen, in der Ferne sind kostbar. Ist fichs naher zu wundern, wenn der Bauer um sich Zeit, und Kosten zu ersparen, es versucht, sich selbst Recht zu verschaffen. Schluß, und Bcantwor» rung der ersten Frage. Uek ergänz rtttf hip 2mt>hte C 0 ) W t9 fchung des Grundrechts betrachtet werden kann, genau übersehen hatten. Hier ist der Ort ihn zu wiederholen, und den Zweifel, den er noch von der Möglichkeit seiner Erfüllung übrig laßt, aufzulösen. „Möchte es doch jemal dahin kommen, daß in jeglichem „ Dorfe, ja sogar in jeglichem Gutsbezlrke nur ein einziger von „dem Gutsherrn-eingesetzter, von dem Landesfürstcn aber bestat-„tigter Landpolizeybeamter anzutrefen wäre, der zugleich die Stelle ,,der Grund-Schutz-Gerichts- und Dorfobrigkeit vertreten,und „nach dem Unterscheide der Geschäfte dem Kreisamte, und der „Landesregierung unmittelbar Rechenschaft ablegen sollte.,, Ob es jemal dahin kommen wird?— Man laste uns hoffen, erst eine Schwierigkeit zu heben, und alle übrigen fallen mit einem male auf die Seite. Um uns davon zu überzeugen, so lassen sie uns für einen Augenblick annehmen, diese Schwierigkeit sey bereits gehoben, alle Gutsbezirke seyn geschlossen, daß ist: nur ein Gutsherr habe in dem ihm eingeraumten Bezirke die Rechte der Grundobrigkeit auszuüben, und die übrigen hätten ihm die ihrigen vollends abgetreten, und nun, welche Schwierigkeiten finden sie noch auf dem Wege? zwar fehlen ihm noch die Schutz-Dorf-und Landgerichtsobrigkeit; Aber was ist ihm leichter, als alle diese Obrigkeiten zu erlangen. Ausser der Schutzobrigkeit, welche eine kleine, jährliche gewisse Gabe eintragt, sind sie alle sammtlich, mehr aus-traglich, als gewmnhaft. Meist bringt die Dorfobrigkeit nur wenige Zehnten, den Vortheil des Dlumsuchs, und kleine Strafgelder ihrem Herren ein; dieser Ertrag läßt sich schätzen, und welcher Dorfherr, der sonst keinen Zinnsholden in eben diesem Dorfe T 2 hat, fietro eingesetzten , von dem Landes-fürsten aber bestattigten Beamten zue Verwaltung derPolizey.des Livils, und .Criminals,der Oekonomie, ingleichen zur Behebung der Landsteuer rc. zu bestellen, würde sehr leicht auszu» führen seyn. wenn es nur erst dahin gekommen wäre, daß der Gutsherr in seinem Bezirke auch zugleich der einzige Grundherr wäre. denn, nachdem man die Beobachtung an-gcstellr hat, daß bcynahe alle übrigen Arten von O-brigkeiten mehr ausrrag-lieh, als gewinnhaftfind, so mitte sie folglich ein je- glicher gern dem andern ab, und der Gutsherr u* bernähme sie destolieber,als ersieh aufdie« se Arr a ll e i n Herr in seinem Hause sehen würde. Allein! wo exiftirt er der Fall, daß auf einem Guce nur einGrund-Herr wäre.' — da rin ne besteht eben der Hauptpunkt zu wissen, wie man es einst dahin bringen kann. Don den allzu grossen Gursbezirken ist hier die Rede nicht- 20 d C°) f) %# mit an, Ließ Vortheil dadurch zu bestreiten, daß man den Gutsherrn begreifen macht, die Toncentrirung ihrer Güter habe nicht einmal einen näheren Endzweck, als ihnen den Besitz derselben zu versichern; ihnen selbst, werde die Wahl der Mittel übrig gelassen, wodurch sie ihre Besitzungen am füglichsten zusammenziehen wollten: unter diesen Mitteln sey auch nicht ein einziges, daß ihrem Eigenthumsrechte gefährlich werden könnte, und endlich fordere man von Seiten des Staats nichts weiter von denselben, als daß sie dem Werke einst Hand anlegen, und der Hofnung entsprechen möchten, welche der Regent von dem Patriotismus seiner Stände vorzüglich gefaßt habe. Kaum dürften sie gegen einen also eingerichteten Bortrag etwas weiter einzuwenden finden, ausgenommen, die Mittel, worauf sie bisher ge-rathen wären, feyn sämtlich von so einer Beschaffenheit, daß sie dem Eigenthume des einen zulcgen, indeß der andere ein Theil von dem ©einigen abzutretten, und sich auch wider seinen Willen zurück zuziehen genöthiget wäre, ein Umstand der nothwendig eine Operation erschweren müßte, die nicht etwa nur auf dem Umfange einiger Meilen, oder auf den Gütern einiger wenigen sucht, sondern in einem ganzen Lande, und bey allen Gütern ohne Ausnahme angestellt werden müßte. So scheinbar dieser Einwurf bey dem ersten Anblicke hersieht, so zeigt sich dennoch bey einer nur wenig genaueren Untersuchung, daß mehr die Anhänglichkeit an die alte fehlerhafte Verfassung, als die Furcht von seinem Et-genthume etwas zu verlieren, den Gutsherren Anlaß geben könne, diese Sprache zu führen. Denn, welchen Namen man für das Geschäft auch immer erfinde, allemal läuft der Handel auf einen wech- : c o) 25 wechselseitigen Tausch/ und nur in dem seltensten Falle auf einen ordentlichen Kauf und Verkauf hinaus, dessen Gegenstand noch meist unbeträchtlich und in Vergleichung mit dem übrigen in der That unwürdig ist angeführt zu werden. Selbst die Allgemeinheit der Operation, wovon Hieroben, wie von einem beschwerenden Umstande Meldung geschieht, widerlegt eben den Einwurf als würde durch dieselbe dem Eigenthumsrechte wirklich Abbruch ge-than, da es ohne Zweifel einem jeglichen sehr einleuchtend werden muß, daß auf solche Art ein Gutsherr, wenn er gleich auf der einen Seite einige Gründe für Geld weglassen muß, auf der andern durch eben das empfangene Geld wiederinden Stand gesetzt wird, die ihm abgängigen Gründe in seinem eigenem Bezirke, oder wohl gar eine andere außer demselben gelegene unabhängige Realität zu erkaufen. Endlich— darf ich noch hinzuseßen: wären gleich die Falle dreymal häufiger, als sie es nicht sind, daß der Verkäufer eines Grundrechtes für das dafür eingelößte Geld nicht sogleich wieder ein anderes ansiändiges Stück zu Kauf finden könnte, so sind ja die Zeiten nicht mehr vorhanden, da es schlechterdings unmöglich war fein Geld anderst, als auf Grundstücke und Häuser zu nützen, und die Zinsen aus Mangel der Beschäftigung zu 2. von hundert und wenn es hoch kam zu 2I oder standen. Man werfe mir nicht dagegen ein keine Nützung sey gewisser als die von unbeweglichen Gütern gczohen würde. Ich antworte: zu einer Zeit, da wegen der beständig wiederkehrenden Ausfuhrverbothen der Landmann nie einen Augenblick versichert ist, seine Erzeugnisse um den seiner Mühe lohnenden Werth anbringenzu können: zu einer Zeit, da die Steuern beynahe einzig auf die Landwirthschast -D angc- AuchinDer» kaufe verlieren sie nichrs. Denn, für das Geld, welches sie einnehmen, können sie mit der Zeit wie» der ankaufen. und fanden sie wirklich sobald keine Gelegenheit dazu, so ist ja das Geld auch ausser der Landwirrh-schaft noch gut zu brauchen. SCufJebett Fall können es die Stande nehmen, und durch io Jahr ein halb -§ ü-ber d ie gewöhn! icheZm-sew geben. -25 %# ( 0 ) angelegt werden,und die Industrie,zumal diejenige, die mitPracht-künsten getrieben wird, so viel als möglich davon verschont bleibt: zu einer Zeit endlich, da alle Ermunterungen denjenigen ertheilt werden, die an der Seehandlung Antheil nehmen wollen, stehen den Kapitalen mehr als zu viele Wege offen, sie ausser dem Feldbau und der Viehzucht eben so vorthcilhaft, oder noch vortheilhafter zu nützen: zudem: Seit wann hätten unsere öffentlichen Stocks das Vertrauen entwürdiget, daß man auf sie immerdar vorzüglich vor jedem anderen Fond gesetzt hat. Unsere ständischen Banken, sollten sie vielleicht sich weigern, Summen, die ihnen bey solchen Gelegenheiten zugebracht würden, anzunehmen, und müßten sie auch durch einige, gesetzt durch zehen Jahre ein halbes, oder auch ein ganzes Procent dem Eigenthümer über das gewöhnliche reichen, damit er sich unter dieser Zeit nach einem anständigen Reale Umsehen, und ohne seine Fonds anzugreiftn indessen bequem leben könnte? *) Mich daucht, därfte solchergestalt das Vorurtheil der Grundherren, vermöge welchem sie jeden, auch den kleinsten Eilt-verkauf für eine Beraubung ihres Eigenthums anzusehen bisher gewohnt waren, einst gehoben seyn, so würde es eben nicht mehr sonderlich viel Mühe kosten ihnen die wirklichen Vortheile der Lon-centrirung, die sie gegenwärtig nur überhaupt und gleichsam im Dunkeln einsehen, deutlich einleuchtend zu machen, zumal, wenn man zugleich das Mittel gefunden hätte, den einzigen wesentlichen *) Weiter unten wird man sehen, daß die Stande für diese aufgenommc« nen wenigen Lapitalien Auswege genug fänden, ohne, daß sie sich besorgen dürften, sie möchten an den Zinnsen allzuviel dabey verlie« "87 v C ° ) d chm Nachtheil, den ich bey dieser Art von Msetzung entdecke, verschwinden ;u machen. Der Fall, den ich hier verstehe, ist ohnge-fehr folgender. Ein Gutsherr, besitzt in dem Bezirke eines anderen, verschiedene'eigenthümliche Breiten; Unweit davon liegt ein Dorf; In dem Dorfe gehören io Bauern dem Bezirksherrn, und io dem Eigenthümer der Breiten. Soll hier eineToncentrirung geschehen, so müssen ordentlicher Weise von dem letzteren die zehen Unterthanen, die dem ersteren fehlen, demselben überlassen werden; ich nehme weiter an, was nicht eben allemal so ordentlich eintref-fen wird : der Uebernehmer hätte an den Abtreter gerade wieder zehen andere Unterthanen, aus einem Dorfe, das dem letzteren, an-gchört, im Tausche dafür überlassen; der Vergleich wäre also so ziemlich leicht angegangen. Aber vor dem, wurden die Breiten von den zehen Frohnbauern bestellt: gegenwärtig, wer wird sie bestellen, da die zehen Frohnbauern weggekommen sind. — Wäre der Einen an» der» Anstand wider die Lon» centvtrung, finden die Gutsherren darinne, daß fie,indemFall, wo sie in einem fremden Bezirke Untertha-nen desäffen, u? sie weglassen müßten, hinführ die Breiten nicht mehr tönte bestellen lassen, die sie in eben dem Bezirke von ungefähr befassen, und die sie auf eine andere Weise alö auf Frohnen nicht zu ge niesten wüßten. Fall, daß der Gutsherr, der diese zehn Bauern in sein Bezirk ü-bernpmmen, und zehen andere auswärtige dafür gegeben hat, unweit des Dorfes, wo diese letzteren wohnhaft sind, ebenfalls Brei- ten, in gleicher Anzahl , und gleichem Berthe besäße, so könnte ganz wohl auch mit denselben ein Tausch, oder sonst eine Ausgleichung getroffen werden. Allein dieser Fall ist nicht. Was bleibt demnach dem Gutsherrn, welcher indem fremden Bezirke Breiten besitzt anders übrig, als, sie entweder zu veraussern, oder von fremden Miethlingen gegen Lohn bestellen zu lassen? beydes bringt Verlust, da es in dem ersten Falle eben nicht sogleich entschieden ist, daß sich dafür Käufer, und besonders anständige finden werden, da sie wissen daß es dem Gutsherrn daran liegt, sie sobald als D 2 lich z C °) lich anzuwenden; und in dem andern wird der Verlust, gerade den Ueberschuß des Ackerlohns den der Gutsherr gegenwärtig zahlen muß, vor den Naturalrobothen ausmachen, die er von seinem Abnehmer zu Geld angeschlagen, zwar vergütet erhalten, aber immer nach einem geringeren Ansätze, als was die Ackerarbeiten dermalen betragen, hat hindanlassen müssen. Man wird mir zwar da-• wider einwenden: die Aecker, die nunmehr durch belohnte Fuhren bestritten würden, könnten nicht anders als gut, tmb. rechtsehr gut bestellt werden, in Vergleichung mit derKultur,die sie vordem empfangen hatten, da sie von gesetzten schlechten Zwangfuhren bestritten wurden. Ich will auch ganz nicht laugnen, daß der Unterscheid des Miethlohns vor dem Robothgeld durch diesen Vortheil einigermaßen ausgeglichen, oder wenigstens auf ein minder beträchtliches herabgesetzt werden können. Aber selbst diese Kleinigkeit ist in der Reihe der Ursachen, wegen denen sich d'e Gutsherren der Loncen-trirung entgegensetzen möchten, zu wichtig, als, daß man sie unbemerkt vorübergehn, und die Mittel unangezeigt lassen sollte, wodurch der Verlust von jeder Seite verhütet, und die Vorgesetzte Absicht, ohne deßwcgen Schwierigkeiten besorgen zu müssen, er-gchÄen^ reichet werden kann. Ich— dächte demnach,daß in diesem Fal-©uTiem'n $u U btc Gutsherren von der Regierung lediglich zu einem Vergleich EEIulliš anzuleiten waren, durch welchen derjenige, welcher die in seinem fr/ÄuntS Bezirke angesessenen fremden Unterthanen übernähme, sich gegen 8«7d.!'Kfdm dem, der sie ihm abtritt, sogleich bey der Uebergab verbindlich mach-liSmjft/Jai te, daß er die Breite seines Nachbars zwanzig Jahr lang durch SB?/!' Frohnführer wegen Einsetzung des ankommenden Robothgelds fürdasangefttztk wolle bestellen lassen, inner welcher Zeit derselbe sich entweder nach C o ) tl einem Käufer umschcn, oder sonst eine andere ihm selbst gefällige Anordnung *) mit seinem Eigenthume machen könnte. Sollten endlich nach diesen Vorschlägen die Ursachen, welche die Gutsherrn bisher verhindert haben, die Ausgleichung ihrer wechselseitigen Besitzungen zu wollen, erst vom Grunde gehoben seyn, dann bleibt der Regierung keine andere Sorge übrig, als zu veranstalten, daß dieselben, das, wozu sie sich nun einmal bewilliget haben, auch wirklich ins Werk richten können. Fast sollte es überstüßig scheinen, hier besonders anzumerken, daß der Regent, welchem die Toncentrirung dir Grundobrig-ketten zu begünstigen vorzüglich daran liegt, niemanden das Vermögen beschränken muß, in dem Falle,, wo es auf Schließung, wechselseitiger Verträge ankömmt, von seinem Eigenthume freywillig zu disvoniren. Bey der offenbaren Unmöglichkeit, die gewünschte Ausgleichung unter den Eigenthümern anderst als durch eine Art von Tausch - und zum öfteren noch von wirklichen Kanfhandel zu gedenken, so wäre es ohne Zweifel äusserst widersinnig zu wollen, daß der Minderjährige die Gemeinde, das Majorat, dw Kirche, deren Besitzungen sammtlich der Staat zu unveräusserlichen Gütern gemacht hat, an dieß Gebots) weiter, als höchstens in so ferne gehalten seyn, daß sie vor Besieglung des Kontrakts die darinne ' enthaltenen Punkten dem Regenten unter die Augen le- -D 3 gen, *) Auf jeden Fall könnte er diese Breiten an Bauern in Erbpacht überlassen, ohne daß deßwegen ein nexus emphyteuticus zwischen ihm und Liesen Bauern daraus entstehen müßte. Robothgelb von dem ubcniom# mene» Bauern mill bestellen lassen / inner welcher Zeit sich der Ligenthu-uier um einen Käufer Umsehen/ oder sonst eine mirth-schaftliche An, orduuiig damit machen kamr. Lat man es einmal dahin gebracht / daß die Gutsherren sich zur Concen-trirmig willig verstehen / f» Muß man ihnen auch das Vermögen verschaffe» / daß sie es nunmehr wirklich rhu» können. Bisher konnte» die einen nicht vcräuffern/ und dre andern nicht au sich bringe». Erstes Hinder, niß der Veraus-serung —Man« gel der äreyheit zu contrahiren/ bey Majoraten/ Minderjährigen der Kirche re. diese Freyheit muß/ zwar mir einiger= Vorst ch t/ übrigens aber leicht/ und unemgeltlich ertyttlt werden. 30 ( o ) gen, und seine GenehmhalLung darüber erwarten sollen. *) Diese Vorsicht, die besonders bey Majoraten, deren Aufrcchthaltung noch immer für sehr wichtig angesehen wird, und bey Kirchengütern, die man allenfalls nicht gerne anwachsen sehen möchte, mit unter die nothwendigern Vorsichten gehört, wodurch dcmUnverhältnisse unter den Standen gewährt wird, diese Vorsicht sag'ich, weit- entfernet, daß sie dem Fortgang des Tauschgeschäftes hinderlich wire, könnte sogar als ein bequemes Mittel gebraucht werden, demselben, wo es nöthig wäre zu Hilf zu kommen, und seine Vollendung zu beschleunigen. Denn um mich durch ein Deyspicl zu erklären, geschähe der Fall, daß eine geistliche Gemeinde auf der einen Seite eine viel größere Menge Unterthanen in ihr Gutsbezirk herein nähme, als sie dafür in ein fremdes hinausgäbe, und fände sich zugleich ein auswärtiger Käufer, der das mit neuen Unterthanen vermehrte geistliche Herrengut an sich zu bringen bereit wäre, so könnte, da dem einmal eingeführten sehr heilsamen Amortizalionsgesetz durch diese Me Anstalt kein Abbruch geschehen muß, ganz wohl verordnet werden, daß der geistlichen Gemeinde zwar ihr Recht, ein-Reale von dem Berthe der weggelassenen Unterthanen mit der Zeit wieder zu erkaufen, Vorbehalten, keineswegs aber in- Gegen-wart des weltlichen Käufers erlaubt seyn solle, ihr vergrößert Landgut bcyzubehalten , sondern allenfalls sich nach einen andern etwan ohnehin verkäuflichen, und den Werth ihrer vorigen Le- sitzung In Unterstreich und vielleicht noch einigen andern Provinzen ierdeut-schen Monarchie ist durch eine Hofentschließung vom Jahr 1767. den sämmrlichen Fideicommiß« und geistlichen Emern der AlienationScvn» sens zu diesem Ende gratis angedoten worden. ftzung nicht übersteigenden geschlossenen Landgut sich umzusehen. Ich sagte: wennderUnterscheid ein viel mehreres betrüge. Denn ausserdem sieh' ich ganz keine Ursache, warum der Regent einer Kleinigkeit Halberdas ohnedem nicht sehr beliebte AmortizationSgesetz noch verhaßter machen, *) und die Schwierigkeiten dadurch vermehren sollte, welche der Toncentrirung ohnedieß genug entgegen stehen-, und durch jeden auch sonst gleichgiltigen Umstand zu leicht vergrößert werden. Die Zweyte Ursache, wodurch den Gutsherren das Vermögen ihre Grundgerechtsamen gegeneinander, oder auch gegen Geld umzusetzen erschwert wird, ist die Unmöglichkeit, in der sie sich besinden, einen festen, und versicherten Anschlag von dem Wcrthe ihrer Besitzungen formiren zu können , solange sie selbst ungewiß sind, auf welchem Fuße sie dieselben genießen , und ob sie nicht etwann durch den Kaufansatz, sich selbst zum Schaden, ein geringeres dafür sich bedingen möchten, -als sie vielleicht durch die Folge der Zeit oder sonst andere günstigeren Umstande davon beziehen könnten. Ware ein jeglicher Dauer seinem Herrn gerade so viel, als der andere nütze, oder möchten vielmehr, nach dem Wunsche *) Man errinnere sich key dieser Gelegenheit, daß ein großer Theil geist« licher Güter in dem östreichischen Kreise in den Händen solcher Besitzer sich befinden, die ihres aufhabenden Hirtenamtes von auswärtigen Bischöfen abhangen, deren Einwilligung also, wenn sie gleich nach gewissen Grundsätzen nicht von der ersten Nothwendigkeit wäre, zum wenigsten doch nicht mit Gewalt gezwungen werden muß. Zweytes Hinderniß. Ungewißheit der Schätzung, wo immer die Einkünfte der Grundherren in Ehrungen, und anderen wandelbaren Gefällen bestehen. Z2 d C O ) %# Wunsche eines gewissen Anonymus, *) die Bauern ihren Herren hinfür gar nichts mehr nütze seyn, so wäre in der Welt kein leich-ters Geschäft, als eben die Verwechslung, wovon hier gedacht wird. Huben für Huben, Keuschen für Keuschen würde es heissen , wo die Anzahl von beyden Seiten gleich wäre, und wo auf der einen ein Ueberschuß sich zeigte, würde cs auf ein angesetztes Ehrengeschenk für jeden überlassenen Kopf ankommen, wegen der, zwar unfruchtbaren , aber für Menschen immer schmeichelhaften Herrlichkeit über ihres gleichen: hiemit hatte die herkulische Arbeit noch denselben Tag ein Ende. Aber weit entfernt, daß es noch, zum wenigsten unter uns, auf diesem Grad der Gleichförmigkeit unter den ländlichen Giltbesitzern gekommen wäre, so ist es int Gegentheil in einigen Provinzen z. B. in Kärnten und Kram nichts so eben ausserordentliches zu sehen, daß ein Hubenstück in Zeit von hundert Jahren Beziehungsweise auf die Nützung des Grundherrn im Werthe fünfmal gestiegen, und vielleicht eben so oft wieder herabgefallen sey, je nachdem die darauf gesetzten Kcuschner, um sich in dem Besitz desselben zu versichern, ihrem Gutsherrn hohe oder höhere Ehrungen davon abzureichen sich bewilligten, das. . ' ■' macht: *) Der Verfasser der Abhandlung über die Ungleichheit m den ländlichen Auflagen wünscht, dass die jährlichen Abgaben, welche die Bauern sonst ihren Herren entrichten; künftig, vom Staate reluirt, d. i. der Betrag derselben den Herren an jährlichen Dominirale zu guten gehalten werden, der Regent hingegen solche, zugleich mit Len ü-brigen Rustikalstcuern nach Proportion dieser letzteren beheben möchte. Hätte dessen Vorschlag den an gehofften Eingang gefunden, so wäre der Namen Herrengabe schon aller Orten vergessen, und die Gutsherren wurden ihre Dienstholden nur mehr nach den Köpfen zählen, welches hier, ohne zweifel sehr bequem wäre. %$ C o ) %& 33 -er dienstbare Grund ist daselbst nicht des DairerS Eigenthum, wie er in anderen Ländern, wo der nexus emphyteuticus ausser einen geringen Tanon (vielleicht von 4 jährlichen Pfenningen in recognirionem dominii dire&i) dkM Einstandrechte bky Ver-ausserungsfallen und einigen anderen bestimmten Schreibgebühren dem Grundherrn nichts weiter gilt, doch wenigstens in so-ferne dafür- angesehen wird, als der Grundherr weder den Un-terthan übersteigern, noch ihn abstiften, noch sonst eine seinem ruhigen Besitze gefährliche Forderung an ihn machen darf. Wäre ein dieser Verfassung ähnliches System einmal durchgängig eingeführt, dann war es den Gutsherren möglich, und zwar recht sehr möglich, ihre grundoberherrlichen Gerechtsamen zu Geld anzuschlagen, und sie, es sey denn im Tausche, oder was gleich viel ist, im Kauf, und Verkaufe hindanzulassen, so wie es im Gegentheil denselben in jeder andern Verfassung stats unmöglich seyn wird, auf eine Concentrirung, oder so etwas ähnliches zu gedenken. Zwar wird man mir einwerfen: auch in denjenigen Ländern; wo die jährlich wiederkehrenden Grundentrichtungen auf ein gewisses festgesetzt, und die Erbrechte einglführet sind, sieht man, daß die Grundherren ebendie Schwierigkeiten der Schätzung erfahren, weil sie das bey Todfällen zu beheben gewöhnliche Sterbegeld, wie in Oesterreich, von einem noch lebenden Bauer, dessen Vermögen bis er stirbt vielleicht noch verdoppelt werden, vielleicht aber auch schmelzen kann, zum voraus nicht bestimmen, folglich denselben in keinen eigentlichen Anschlag bringen können_ Ich antworte hierauf: die grundobrigkeitlichen Gebühren bey Sterbefällen, kennen, wie die Zehnten, und jede andere wandelbare E Ru- Die Abschaffung der Frey» stifter, und Verwandlung der Mieth» dienstbarkeir in eine Erb» oder Kaufrechtsgerechtigkeit hilft diesem Nebel ab. Drittes Hin» derntß. Verlust der^nven-rurögebühren bey noch lebenden vermögli-chenUntercha» nen, wenn sie im Pauschund Bogen weggegeben wcroen. diesem wird «^geholfen durch Bestim» mutig eineö Normaljahrs' wozu ohnge-fahr das vor der Loncenrri-rung hergegangene Jahr füg-ltch angenommen werden kan. 34 ( o ) Rubrik nicht anderst, als durch eine aus dem zehn- oder zwanzigjährigen Ertrag gezohene Mittelzahl in die Schatzung gebracht werden. Sollte dennoch der Vortheil, den mancher Grundherr bey dem Abscheiden eines, oder des anderen vermöglichen Bauers sich einst zu verschaffen hoffte, ihn so sehr reizen können, daß er dabey etwas ansehnliches zu verlieren glaubte, wenn er ihn zugleich mit dem übrigen an einen anderen Gutsherren in Paufch und Bogen Hingabe, und, ware nebstbey dieser Anstoß allgemein genug um eine Aufmerksamkeit von Seiten des Staats zu verdien nen, so könnte derselbe durch Bestimmung eines Vtotmaljafyvs der Sache zu Hilfe kommen, nach welchen die respektiven Grundherren die Abhandlung der verwechselten Unterthanen vorzunehmen, und die davon abfallenden Gebühren zu beheben berechtiget waren. Gesetzt also z. B. das Jahr 1775. ware bestimmt die Loncentrirung der dienstbaren Gründe in Kram zu vollenden, so könnte vorläufig festgesetzt werden, daß ungeachtet der in diesem Jahre vor sich gehenden obrigkeitlichen Vertauschungen, das Recht die Unterthanen zu inventiren für den sich nächst äußerenden Fall demjenigen Grundherrn Vorbehalten seyn soll, zu dessen Gerichtsbarkeit der Unterthan am letzten December des I774j!en Jahrs gehörig war. Auf solche Art daucht mich könnten folglich alle, oder zum wenigsten die meisten, und wichtigsten Hindernisse aus dem Wege geräumt werden, welche der Veräußerung der obrigkeitlichen Grundrechte von Seiten derer bisher entgegen gestanden haben die sie hatten weglassen sollen. 35 W C O ) ■%;$ Aber auch von Seiten derer, die sie an sich bringen sollten, entstehen manigfältige, und beynahe noch ansehnlichere Hindernisse. Eines, nämlich die Sorge, durch die Schätzung in dem Ankäufe übersetzt zu werden, wäre zwar durch die bey dem vorigen Absätze vorgeschlagenen Mittel größtentheils gehoben. Da es gleichwohl sich öfter zutragen könnte, daß der eine Gutsherr, derjenige nämlich, welcher seinen Grundholden dem anderen an-böthe, ihn dennoch um einen höheren Preis anschlagen möchte, als welchen der andere dafür zu bezahlen willens wäre, so scheint nebst-bey noch erforderlich zu seyn, daß für solche Fälle eine Art von Tariff zum voraus festgesetzt würde, *) nach welchem beyde Thei-le sich unter einander zu vergleichen, in widrigen es aber auf den Ausspruch dreyer vom Staate bestellten, und beeidigten Schieds-männen ankommen zu lassen hätten. Ein zweytcs, und in gewissen Ländern beynahe einziges Hinderniß des Ankaufs ist das Unvermögen derjenigen, welche die in ihre Bezirke eingezohenen mehreren Unterthanen auszahlen sollten, und theils nicht baares Geld genug in Härchen haben, um die Zahlung mit einem Male leisten zu können, theils auch wohl ganz von Tapitalen entblößt, und dafür mit einer Last untilgba- E 2 rer Ware die Landesrektifikation auf den Grad der Vollkommenheit gebracht worden, den man zu erreichen sich vorgesetzt hätte, so könnte dieser« de ohne weitere noch Schiedsmanner zu erfordern, zum beständigen in dieser und noch vielen anderen Gelegenheiten nützlich gekraucht werden. Da sie aber meines Wissens noch weit davon entfernt ist, so sind die Schiedsmanner von darumen dabey nothwendig, damit sie entscheiden, welcher aus den Theilen bessere Ursachen für sieh anführe , von der allgemeinen Richtschnur abweichen zu wollen. Nun folgen die Hindernis« sc der Anfich« bringung. Erstes Hin» derniß. Ge» fahr im Tau» sehe verkürzt zu werden, durch Ueber» schätzung der angeborenen Gilten. Einfestgesetz« tes Normativ, und auf jeden Fall die Auf» stellung ge« schworner Schiedsmaner entfernet die Gefahr. Zweytes Hinderniß. Mangel an Geld in den Fällen, wo der Tausch nicht gleich auögehr und dasUebrigeun Baarem ausgeglichen werden muß. Dawider kem »reich nur zwcy Mirrcl - Vorschuß aus derlandschaft» liehen Bank auf eine bestimmte Zeit, und gegen niedere Zinnsen: oder Credit vonSeitendes Verkäufers gegen Zureichenden Grund der Sicherheit, u. auf leidentliehe Fristen,- 36 d ( ° ) W rer Schulden überladen sind. Wider dieses in der That unüberwindlich scheinend Hinderniß seh' ich kein ander Mittel, als welches in allen ähnlichen Fällen der Lredit an die Hand geben muß, das Mittel die Summe auswärts aufzuborgen, wenn es möglich ist, oder auf dem angekauften Reale in so lange haften zu lassen, bis eine vorteilhafte Gelegenheit erscheint, es von aller Verbindlichkeit befreycn, und zu einen unabsönderlichen Theile des Gutsbezirkes machen zu können. Zu dem ersteren würden die landschaftlichen Banken — angenommen, daß sie die ihnen zufließen-den Summen, nach dem, was ich oben davon gesagt habe, nicht zurückweisen wollten — zureichende Quellen abgeben können; und zu dem andern würden die Verkäufer sehr leicht zu vermögen seyn, wenn ihnen zureichende Versicherungen geleistet, *) und die gewisse Zeit der zu erfolgenden Befreyung voraus bestimmt würde. Es versteht sich von selbsten, daß auch die landschaftlichen Banken nur auf eine gewisse Zeit z.B. von zehn Jahren für kleinere Summen, und fünfzehen, oder höchstens zwanzig Jahren für die größeren ihren Jntermediarkredit leyhen müßten, nach dieser Zeit ohne einige Rücksicht auf den Stand, oder die Person des Schuldners mit der Sequestration fürgehen, und wenn es die Roth erforderte auch wohl zur Exekution des ganzen, oder halben •) Würde ihnen gleich der Vorzug von den befreytesten Gläubigern eingeräumt, so könnten sieh diese letzteren dennoch nicht dawider beschwe» ren, da nun ein neues Corpus zur Massa hlnzuwachst, worauf sie zuvor nie ein Recht behaupten könnten. %# ( o ) d 27 ben Gutes *) schreiten müßten. Man darf aber beynahe mit Gewißheit behaupten, daß es nirgend auf diesen äußersten Fall ankommen würde, wenn nur nicht die Stände durch eine übel angebrachte Oekonomie sich an den Zinnsen, die sie auf dieser Seite empfiengen, für die 'Zinnsen schadloß halten wollten, die sie auf der anderen ihren Gläubigern bezahlten, da im gegenwärtigen Fall der Verlust, den sie dadurch erleiden könnten, gegen die Vortheile, die sie zu erlangen Hoffeten, nur eine unbeträchtliche Kleinigkeit ausmachen könnte. Denn angenommen, es wären in dem ganzen Herzogthum Krain über die unter den Gutsherren be-schehenen Verwechslungen zur vollkommenen Ausgleichung annoch Hundert tausend Gulden in Baarem ausgezahlt worden, wofür die Empfänger nirgend eine Realität zu kaufen bekommen, folglich der landschäftlichen Bank gegen 44. pro Lent jährlich dieselben zugebracht hätten; hingegen seyn in eben diesem Herzogthum zur Auszahlung eingelößter Unterthanen andere Hundert tausend Gulden erfordert, und von eben derselben Dank gegen jährlichen 34 § den Partheyen vorgestreckt worden, wie groß könnte in einer ganzen Zeit von io Jahren der Verlust für die Landschaft seyn? höchstens zehn tausend Gulden, wohlgemerkt, wenn noch unter diesen zehn Jahren die Gläubiger der Bank keine einzige anständige Realität aufgefunden, noch sonst einen anderen Ge- E 3 brauch *3 So sonderbar es scheinen dürfte, daß ich eine Exekution für ein halbes Gut zu gestatten gedenke, so wird man sich sehr leicht mit mir ver« stehn, wenn man sich erinnern wird, daß ich nicht der Zerstückung, sondern nur der Zerstreuung der Gilten entgegeneifere, und daß esmir übrigens gleichgiltig ist io ganze, oder so halbe Gutsherren in einem Lande zu wissen. 38 C ° ) brauch von ihrem Gelbe hätten machen wollen, ein Fall, der mir eben nicht sehr wahrscheinlich, und wenn ich es bekennen darf, beynahe unmöglich scheint. Andere Mittel ausser diesen dem Unvermögen der Gutsherren zu fteuren, oder ihren Eigensinn zu bessern, oder überhaupt den Hindernissen der Loncentrirung entgegen zu gehen, dürften entweder unzureichend, oder vollends unschicklich seyn. Zum wenigsten getraue ich mich zu behaupten, daß diejenigen, die man bisher hier angezeigt gefunden hat, nicht ohne sorgfältiger Wahl, und nach vielen angcstellten sehr mühe-samen Vergleichungen ihren Platz eingenommeu haben. Hätte erst die Regierung al« le vorbesagren Hindermßege» Hoden. dann läge cs an ihr zu befehlen. in welcher Zeit? und wie? die Loneemri« rung zu geschehen harre. Wäre einst die Regierung so glücklich, und woran liegt es, daß sie es nicht bald werde? durch geschickte Anwendung obange-hörter Grundsätze die grösseren Schwierigkeiten der Loncentrirung überstiegen zu haben, dann liegt es bey ihr, zur wirklichen Angänzung des Werkes das Looszeichen zu geben, ich will sagen, den gemessenen Befehl ohne eine einzige Ausnahme, zu ertheilen. Einmal kann ich mir nicht helfen , aber wie verträgt sich denn die Majestät des gesetzes mit allen den hundert, und hundert Ausnähmen , die ihm stäts zur Seite gehen, und in deren Mitte das Gesetz selbst, wie ein schwaches Weib unter wilden Kriegern einher-zieht, denen essein bittweises Daseyn gleichsam noch zu verdanken scheint. Keine Ausnahme also, oder das Gesetz verfehlt ganz des Endzweckes, der eben hier einzig darinne besteht, eine durchge-hends gleiche und einförmige Verfassung im Lande einzuführen. Das wichtigste desselben, zum wenigsten nach dem Bilde, das ich mir davon gemacht habe, dürfte demnach in Bestimmung der Zeit, - und %£ C ° ) 29 und der Weise bestehen, nach welcher die Loneentrirung zu geschehen hatte, vorausgesetzt, daß die Gutsherren saumseelig waren, nicht sogleich nach hinweggeraumten Hindernißen, und ohne erst eine andere Vorschrift, als welche ihre eigene Vortheile ihnen eingäben, zu erwarten, das Werk selbst anzugreifen. Ungefähr also möchte das Gesetz in folgenden Worten sich ausdrücken. „ Inner einem Jahre, und sieben Wochen, werden alle im Lande „befindlichen Güter dergestalt geschlossen seyn, daß indem Um-„ fange eines jeglichen hinfür nur ein Grundherr, nämlich der „Dorf- und Gutsherr die bürgerliche Gerichtsbarkeit, und zu-„ gleich alle übrigen dem Grundrechte anhängigen Gerechtsamen „mber das Landvolk auszuüben befugt seyn wird. Diejenigen „ Gutsherren, welche solches inner dieser Zeit zu bewirken unter-„ lassen werden, werden hiemit verbunden, zu Händen desjenigen „Kreisamtes, zu welchem sie ihrer Lage nach gehören, eine um-„ stündliche Anzeige der Ursachen, die sie daran gehindert haben „inner ebenderselben Zcitfrist einzusenden. — Ein Jahr, und sieben Wochen verfließen. Die Kreiöämter senden in eignen hierzu eingerichteten Tabellen die Verzeichniß derjenigen Güter zu Händen der Landesregierung ein , in welchen die Toncentrirung noch nicht zu Stand gebracht worden. Aus denselben erhebt die Regierung die neuen, vielleicht nur scheinbaren, vielleicht auch wirklichen Hindernisse, welche in den besonderen Fallen dem Aus-gleichungsgeschafte im Weg gestanden haben, bringt sie unter gewisse Gattungen, entwirft ein zweytes (sogenanntes Erlauteru ngs-) patent, legt demselben ihre Vorschläge entweder zur Beschleunigung, oder zur Erleichterung der Sache hinzu, und gibt sodann Wo dieGuts» Herren selbst d e m Werke Hand anlegen, hat es gar tet« ner Vorschrift nöthig; ausserdem aber sind zum wenigsten 4. Iah» re zu Beendi» gung des gan« zen Geschäftes nothwendig. das erste Jahr verlauft mit zusehen, welch einenGangdie Sacke ungefähr nimmt. Mit Anfan. ge des zweyren Jahrs haben dle,entgen, die nicht concent tritt haben, ihre Ursache dem Kreisam» te umständlich zu eröffnen, die Kreisam» ter solche der Negierung in Tabellen vor» zulegen,dieRe» gierung darü» ber nacher Ho. fe zu berichte, und von daher 4<9t w (°) in Fall es das ganze geschlossen nacher Hofe. — Eine aus drey Rächen, und nothwendig _r, , , . wäre. ticDor- einem Aktuarms zusammengesetzte Hofkommiffion verrichtet mit schrifr zu em» . ^ pfangen, nach den eingelaufenen Berichten der verschiedenen Landesregierungen welcher die Eurehmn- eben das, was diese vorhin mit den kreisamtlichen vorgekehrt hare wiederholt ben. Darüber wird ad plenum referirt, geschlossen, und ein all- zurLoncentri» rung gesetzma- gememes Erlauterungspatent erscheint, bevor noch das zweyte ßlA zu vekhal- reu stnr. Jahr vollends zu Ende ist. Der Schluß dieses zweyten Paten- Sollce cs mit dem Anfänge tes ist mit dem ersteren dem Jnnhalt nach ganz einerley. — die fccö 4«n Iah» ' res noch UN. siebente Woche des vierten Jahres verfließt; noch sind nicht alle Eüttr imLan« Güter im Lande geschlossen, und nun, — nun fängt die Opera-hätt^das tion des Staats erst an. Die Kreisamter erhalten mit einem Male die Vorschriften. *) Zwey Landesmitglieder werden dein rmrgtteder^u.' Kreishauptmann zugegeben, sie verfügen sich an die Oerter, wo dm Gmöhcr- die Vermischung der Obrigkeiten noch angctroffen wird, ziehen die *) Es würde hier zu wcitlauftig, und vielleicht darf ich sagen, so gar überflüssig seyn, die besonderen Entwürfe zu diesen Vorschriften dieser Ab» Handlung einzuschalten. Kaum dürfte einmal, denk ich, nach so vielen vorläufig genommenen Macißregcln der Fall sich äußeren, wovon hier oben die Rede ist. Geschähe er aber dennoch, so würde die Instruktion des Kreisamtes ohngefähr darinne zu bestehen haben, daß es auf alles dasjenige, 'worauf sonst die Gutsherren allein zu sehen gehabt hätten, nur gleichfalls vorzüglichen Bedacht nehmen soll: als z. B., daß nicht etwa mitte in i dem Bezirke des einen ein einzelnes Dorf, worinne der Gutsherr allenfalls die weniger» Unterthanen hätte, durch Abtrcttung derselben an einen andern Gutsherrn nunmehr eine Art von besonderem Bezirk ausmache; daß der Umkreis des Landgutes so viel als möglich ist in gleicher Entfernung von dem gutshcrrlichen Wohnsitz gezchcn; daß wo sein Umfang für einen einzige »Beamten zu groß, und zween wohlgelegenen Herrnhöfe vorhanden wären, daraus zwey Landgüter gemacht, daß endlich die Gränzen der Bezirke genau beschrieben, und nach demselben die Einwürft zu den künftigen ordenke liehen Urbarien aufgesetzt werden sollen- (O d 41 betrefenden Gutsherren zu sich, formiren mit denselben eine Art von Kommission, und ohne, daß eine Stimme hierbey mehr als die andere zu gelten hat, entscheiden endlich die majora allein, was in diesen besonderen Fallen an der Stelle vorzukehren sey. Auf diese Art daucht mich, könnte in einem Staat groß dreymal wie Deutschland, worinne die Vermischung der Grundobrigkeiten noch dreymal gemeiner ware, als sie es bey uns nicht ist, ohne mehr Zeit, oder mehr Hände dazu zu brauchen, die Loncentrirung leicht gewiß, und ohne Anstoß bewirket werden. Aber, hör ich einige, die mir sagen, wozu sollen alle die vielen Anstalten die Bezirke der Guttsherren vor fremden Grund-vbrigkeiten zu verschliessen weiter gut seyn, da es gleichwohl eine stats unmögliche Federung bleibt zu verhindern, daß sie nie wieder, auch nicht einmal in den Fallen, wo das Eigenthum den Besitzern sonst unnütz wäre, angegänzet werden sollen? — Man erlaube mir erst eine Frage, und denn — will ich sehen, ob dem Einwurfe zu begegnen sey. Was sind das für Fälle, welche die Zerstückung der Grundrechte nothwendig machen? Ohne Zweifel Norhfälle, wenn nämlich der Eigenthümer des Guts seinem Be-dirfnisse auf keine andere Weise mehr, als durch Angänzung seines Hauptstamms Genüge zu leisten weis. Sonst, kenne ich ihn nicht den Fall, wo die Zergliederung nothwendig wär, so nothwendig, daß sie auch durch Gesetze nicht verhindert werden könnte. Man sage mir nicht, ein Vater, der mehrere Kinder hätte, deren jegliches ihm so lieb, als das andere ware, würde vielleicht empfindlich dadurch gekränkt, wenn ihms nicht frey stehn sollte sein F Gut reit der Sache noch in dem jel« den Jahre eilt Ende ju ma» chen. Auflösung der dritten Frage. — das Mittel die ein» mal concern» trirren Güter vor künftige Zergliederung zu bewahren besteht- in einem Ge» setze wodurch O die Zer» streuung der Gitten in keinem ft s U e mehr gestattet s) den durch Noth erzwungenen Zerstü-tfungeti durch zeitliche Zutheilung gerichtlicher Sequester vorge-deugt, 3) endlich key unvermeidlichen Zerstü» Sungen das Maaß vor-geschrieben wird, wodurch Gut voter seine Kinder gleich zu' theilen, oder zum wenigsten einem jeglichen derselben ein Thcil an dem grundherrlichen Besitze anzuweisen. Noch weniger hoffe man mich zu bereden, daß irgend eine fromme Seele dadurch Gefahr liefe, nicht selig zu werden, wenn sie nicht zum wenigsten durch Vermächtnis oder Geschenk einiger Gilten an eine Kirche, oder Kloster sich dessen künftig versichern könnte. — Wir leben zum Glücke in aufgeklärten Zeiten. — Nochwendig muß die Zergliederung jetm, oder der Fall ist nicht, auf den ich zu antworten mich anheischig gemacht habe. Also lassen wir es Schulden seyn, die ihn zwingen zu veräußern, entweder ganz, an alle seine Gläubiger durch Lrida, oder nur zum Theile, als: wegen ausständigen Steuern, wegen angewiesener Hypothek re. an einen einzigen Abnehmer. Dieser Fall, dürfte vermuthlich unter hundert andern möglichen der würdigste seyn die Aufmerksamkeit des Staats zu verdienen. War' es möglich, ihm dadurch zu entkommen, daß bcr Regent dessen Pflichten es ohnedem erforderen, daß er der beständige Vormünder seiner Unterthanen sey, in Gelegenheiten, wo die ausständigen Kontributionen oder die Privatschulden noch bey weitem nicht den ganzen Werth des Guts erschöpften, dem schuldigen Gutsherrn bey Zciren einen Güterverwalter (Sequester) aufstellte, so dürfte der Fall sich desto seltner äussern, wo die ganzen, oder Lheilweisen Abschätzungen (Exekutionen) uothwendig wären. Aber, gesetzt auch, alle Sorgfalt des Regenten reichte nicht zu, diese Falle zu vermeiden, warum wär es nicht möglich zu verordnen, daß wo die Schuldenmenge nicht den Verkauf des ganzen Guts nothwendig machte, zwar einen Theil desselben, aber nur ein äusserer, '43 C °) fern*, und noch dazu ein solcher Theil ausgeschnitten werdendörf-te, der, zur Noth, für sich selbst groß genug wäre ein geschlossen Landgut abzugeben. Warum könnte ferner nicht verordnet werden, daß solchen Veräußerungen allemal das Wiederverkaufsrecht, oder zum wenigsten für den nächstanliegenden das Einstandrecht an-gchängt, und überhaupt nie einen Gläubiger erlaubt werden solle, eine Gült mitten aus dem Gutsbezirke zu morporiren. Ich darf zu diesen beyden vorhergehenden noch eine dritte, und letzte Frage hinzusetzen: Warum sollen die Gutsherren *) ihren eigenen Vorteilen so feinde seyn, ihre einmal concentrirten Güter vor der Zergliederung nicht zu bewahren — ? Aeque pauperibus prodeft, locupletibus seque — Horat. *) In Böhmen und Mähren kennt man gar den Fall der Vermischung nicht, wovon hier gehandelt wird. — Gleichwohl sind die Exekutiv» nen noch viel strenger, als sie es in den sämtlichen östreichischen Provinzen nicht sind, wo man doch beynahe alle Schuld auf dieselben wirst, das macht: Die Gutsherren kennen dort die Dortheile der geschlossenen Bezirke zu gut, als daß sie sich nickt sehr in acht nehmen sollten, sie durch irgendeine unvorsichtige Haushaltung miteinemMa, le eingehen zu lassen. F 2 die Güter wenigstens §e-schlossencrhcil« ten, und mit der Zeit wieder ergänzt werden können. Beantwortungsschrift, welche Len 20. Wintermonats 1770. mit dem Aeceßit hfyut worden. Vom Johann Repomuck Ursini Grafen von Blagai, Sr. Fftif. königl. apost. Majestät Kammerherrn, Kommerjial Konseßraths, und Prastdenten einer löblichen Landschaft de-Herzogthumes Krain- Uever die von der k. k. Gesellschaft des Ackerbaues, und der nützlichen Künsten im Herzogthume Krain im Jahr 1769. kundgemachte sodann auf das Jahr 1770, wiederholte Preisfrage, die Veceinbahrung der untertänigen Dorfs befißungen unter einer Grundobrigkeit betreffend. 'ti # |W- 'f W ffll ft 1IP85 fi -c- h 4 I ** I fyw 4II *1 -i 'w#5 ■ šisiiiii - - : ' - v - :. : . .. gilt!& H0^i0 £1 ^||: ■ 'Ä V*^ *'5i* j| • • c c, *t i : $ i SŠl n > - - z, I sm-. . a? .• • v' I? ■,:: ;:.(;m$: ||||§| : v-; J;;':; ‘ ■: • g*. mfn&j- §*? :?fif- # -,;r; .! :.' '.^-VÄÄ# :: iW-:?:;:;4? il^ÄiiÄ? ŠK4--?»' s^J§ä l^l A 56^51 fSlSSSS1§S?SSp*3^iSSSSS5 ‘jG;;^;;.^;.^;:*;;.,:*.-.t;";^;;:^,‘;;>;;:.'.*;;i;;.”:::‘;;:.‘:^.^-‘::;;‘^::^;o'.’:^"::t^:^:::,v;-::;0'^3 h .. "M L L S L L J,AJ, g| E IJg tner erleucht- löblich kaiserlich königlichen Acker-t6%Mlf baues- und der nützlichen Künsten Gesellschaft in i 8 i dem Herzogthum Kram beliebte auf das 1769ft Jahr die Preisfrage zur Beantwortung aufzuwec-fcn; Mb in einem £anöe, wo die unterthänige Grundstücke also vermischet sind, daß öfters die nächst an den Herrenwohnsitz befindliche anderweitigen Grundobrig-keiten angehörige Unterthanen, von selben ganze Tage weit entfernet lägen, und in einem Dorfe öfters so viel Grundobrigkeiten, als Häuser gezählet würden, die Verbesserung der Rultur Erweiterung der Rünsten, und Manufakturen, dann die Einführ - und Beibehaltung einer bescheidenen Holizey grundhältig gehoffet werden möge? Im Falle aber nicht durch was für Wege, und Mittel, am leichtest minder schwürig- ehest- und gesichersten die rejpetfive Austausch - und Ausgleichung folg- 43 V C ° ) V folglichen Veueinbahuung deu Unteuthänigen Gründen zu den betreffenden nächsten Haupt-Grundobrigkeit-lichen Wohnsitz bewerkstelliget, und endlich durch was Wege, die einmal zu Standen gebrachte Concentrirung in ihrer Lonsistenz erhalten werden könnte. Die löbliche Gesellschaft hätte in der That ihr Augenmerk auf kem würdigeren Gegenstand werfen können, als auf eben diesen, welcher so einen allgemeinen Einfluß auf das Beste sowohl des Herrn, als des Unterthans hat, daß kein redlicher Patriot, der nur von den angeerbten alten Vorurtheilen nicht gar zu sehr eingenommen ist, und der die Liebe gegen .den werthcn Vaterland mit den Pflichten eines treuen Unterthans, und nützlichen Bürgers zu verbinden weiß, sich der Erörterung, und entwick-lung dieser Frage entziehen solle. Und eben dieses eifert mich an, meine Gedanken, die mir bey reifer Ueberlegung der aufgeworfenen Preisfrage beygefallen, niederzuschreiben, und ihnen, ansehnliche Mitglieder einer löblichen Gesellschaft, zur Beurtheilung vorzulegen. Drey Theile enthält die Preisfrage in sich; ich behandle einen jeden ins besondere. Sollte ich in diesen meinen Gedanken das erhabene Ziel rechtschaffener Patrioten erreichet haben, dann soll der ganze Verdienst ihren Bemühungen zugeschrieben werden. Zur Devise nehme ich diese unumstößliche Wahrheit: Contraria juxta fe polita magis, elucefcunt. Der ( O ) r49 Der erste Theil würde meines Erachtens nicht viele Beweise vonnöthen haben, wenn alle an dieser allgemeinen Frage theilnchmende Grundobrigkeiten von gleicher Einsicht, und gleichen Begriffen, und nicht einige von alt hergebrachten Gewohnheiten geblendet waren : ich finde dannenhero nothwendig, um den ersten Satz gründlich zu behandeln ein Teyspiel von zweyen in dem innerlichen Derhältniße aber nicht gleich concentrirten, zu meiner Absicht dienlichen Landgütern, zu den vorhabenden Beweis anzu-nehmcn, in der Hosnung, mit diesen den ersten Theil der Frage hinlänglich zu entwickeln. Ich setze also, das Landgut A. hat 300 ganze Löhner, oder nach hiesiger Landesart, sogenannte ganze Huben, die aber alle in einem Bezirke beysammen, in der Nahe des Landgutes liegen ; selbes besitzet bey seiner Mayerschaft so vieles Bau - und Wiesenfeld, Zehender, und anders dergleichen Dominikale, daß zu dessen guten, und nothwendigen Arbeitspflege täglich 50 Arbeiter erforderlich sind; dieses nun vorausgesetzt ist es gewiß, daß be-meldtes Gut ihre Arbeit dergestalten einrichten kann, daß von allen diesen 300 Huben die bestimmten Arbeiter alle zugleich an einem Tage bey günstiger Witterung erscheinen müssen, die annoch übrigen 5 Tage jeglicher Woche aber, oder zusammen genommen I Jahrs Noboth mit Geld bezahlen, so nach der angenommenen Landgebrauchlichen Berechnung von einer Huben ü io fl. von be-meldten 1 des Jahrs 2500 fl. richtig ausmachet. Der G 5o ( o ) %£ Der Nutzen, der hieraus entstehet, laßt sich offenbar ein-sehen: weil bey einer so regelmäßigen Einrichtung an einem einzigen schönen Tage alle jene Arbeit verrichtet wird, welche sonst die ganze Woche hindurch sollte abgeführet werden, wo noch öfters wegen einfallenden Regenwetter die Arbeit zu grossen Nachtheil des Besitzers unterbrochen, und auf günstigere Zeit muß verschoben werden. Ich will nicht sagen, daß die Unterthanen auch alle durch das ganze Jahr einfallende Feyer- und die zur Feldarbeit unbrauchbare regnerische Tage, deren Zahl sich gewiß jährlich über ioo belauft, gewinnen, und alle die Woche hindurch übrig bleibende 5 Tage zu ihrer freyen Wiükuhr haben, damit, wenn sie keine Lienstknechte, oder Magde halten, weder solche aus Mittellosigkeit zu halten vermögen, sie die schuldige Roboth selbst bestreiten, auch ihre eigene Grundstücke nach Erforderniß bearbeiten, sodann zu ihren eigenen, der Herrschaft, und des höchsten Landesfürsten Nutzen, und Vortheil sich in bessere Vermögensumstände setzen können. Hiernächst erwachst bey einer solchen Verfassung noch der fernere besondere Vortheil, daß man von innerlichen Streitigkeiten mit seinem Nachbaren allenthalben sicher gestellet ist, und ausser jener ber Bezirksausmessung, oder Marksteine nicht leicht der-gleichen zu besorgen hat, welches aber einen grossen auf die Lon-rentrirungsbeybehaltung nützlichsten Einfluß haben kann: und wenn auch unter den eigenen Unterthanen einige Streitigkeiten entstehen, sollten, können selbe ohne den so vielen Weitlauftigkeiten bey den ordent- 4* (O) W 51 ordentlichen Gerichtsstellen, ohne den so grossen Geldauslagen von der Grundobrigkeit selbst beygelegt, und gehoben werden; da es auch insgemein zur Erhaltung einer guten politischen Ordnung sehr vieles beyträgt, weil jener, der in einem jeden Dorfe von der Herrschaft als Richter aufgestellet wird, seine Gemeinde, die er in einem Bezirke beysammen hat, desto leichter übersehen kann, und betreiben, daß sowohl die allerhöchste landesfürstliche, alS obrigkeitliche zum Besten der Unterthanen ergangene allgemeine, und besondere Anordnungen mit aller Genauigkeit befolget, damit daß dem Müßiggang nachgehende liederliche Herrenlose Gesindel, als Diebe, Räuber, Landstreifer , und dergleichen sonst zur Arbeit allerdings taugliche Bettler angehalten und zur weiteren Bestimmung der Herrschaft eingeliefert werden. Nebst dem, daß der Inhaber eines solchen Gutes auch selbst mit besonderer Bequemlichkeit für die Erfüllung der allerhöchsten, wie auch der eigenen grundobrigkeitlichen Befehle wachen kann, zugleich aber auch Nachsehen, ob ein oder andere Gebrechen bey den Häusern, bey der Viehzucht sich äusseren, auf was sich die Hindernisse gründen, und wie denselben durch die gehörigen Vorkehrungen könne abgeholfen werden. Die Ausstände können ebenfalls ohne einigen Unkosten ein-getrieben, auch leicht nachgesehen werden, ob solche aus Fahr-läßigkeit, oder Faulheit, oder aus wahren Unvermögen herrüh-ren? in Zeiten aber, da den Herrschaften aufgetragen wird Sol- @ 3 baten 52 C G ) %# -atm zu stellen, wird es einer so bestellten Herrschaft eben nicht viele Mühe kosten, die betreffende Mannschaft aufzutreiben, da eS keinen Ein- und Vorgriff von einer fremden Grundobrigkeit, weniger eine gar zu voreilige Kundmachung besorgen darf, sondern int Stande ist in wenig Stunden die tauglichen Erbholden aufzuheben, und den höchsten Dienst zu befördern. Eine gleicheBeschaffenheit hat es auch bey einer auszuschreibenden Landesvorspanne, oder Landstrassenroboth, da ein einziger Ansager in drey, oder höchstens vier Stunden den Unterthanen die erforderliche Anordnung machen, so wie auch in Fallen einer allgemeinen Seelen - und Familienbeschreibung solche in wenig Tagen mit erforderlicher Genauigkeit ohne einigen Unkosten kann bewirket werden. Die Auswechslung, und Austauschung ein oder anderer Unterthans Aecker würde einem dergleichen Gute gar nicht schwer fallen, es könnte dieß ganz leicht bewerkstelliget werden, wenn jedem Unterthan das seinem Hause nächst anliegende Grundstück (welches für den Unterthan sehr zuträglich, und sehr zu wünschen ware) zugetheilet würde, auf diese Art könnte mit Zuführung des Düngers, mit Einführung der Feldfrucht, und Bestreitung anderer nothwendigen Arbeit in einem Tage mehr verrichtet werden , als dermahls bey Entfernung der Grundstücke von dein Bauernhause kaum in zween Tagen geschehen kann. 53 O ) Unter die Vortheile der Arbeiten, die dem Unterthan Zuwachsen, gehören die Waffereinlettung- und Ableitungen indie Aeckcr, und Wiesen nach Erforderniß der Lage, und Verhältniß des Erdreichs, nicht minder die Herstellung der Seitenstrassen, die dem Landmanne doch sehr zuträglich sind, welche Arbeiten alle ohne besonders grossen Unkosten ganz leicht können abgeführet werden , wenn sie sich bey Abgänge anderer Arbeiten versammlen können, um mit vereinigten Kräften ihre so beschwerlichen Wege zu verbessern, und solche Wasserleitungen zu verfertigen. Zur Einführung endlich der so verschiedenen nützlichen Manufakturen kann eine solche Verfassung des Landgutes auch sehr vieles beytragen; man kann den Leuthen die zur Feldarbeit nicht allerdings tauglich sind, oder auch die Tauglichen zu einer Zeit, da sie keine andere Arbeit unternehmen können, besonders in langen Winters Tagen die erste Bearbeitung der Stoffe übergeben, als zum Beyspiele: die Wolle zubereiten oder zu schlagen, den Flachs, und Hanf zu spinnen, und dergleichen: Nun diese Arbeit besser zu befördern, und vollkommner zu machen, muß man die kleinen Unkosten nicht anfthen, einen eigenen Werkmeister zu halten, zu dem sie zu gewisser Zeit zur Anweisung, oder Unterrichtung be-ruffen werden, oder aber in dem Dorfe selbst zum bestimmten Endzweck zusammen kommen, der sie auch öfters in ihren eigenen Hausern in ihrer Arbeit anleiten kann. Dieß würde ein solches Werk sehr erleichtern, den Unterthan aber selbst in bessern Nahrungsstand versetzen, wenn er nebst seiner Wirth- G 3 schaft, 54 C ° ) %£ schaft, und Feldarbeit, auch noch anderwärts einen Gewinn zu Hoffen hätte. Wir haben nun gesehen, welche Vortheile bey so bestellten Landgütern den Herrschaften sowohl, als auch den Unterthanen Zuwachsen; lassen sie uns nun auch im Gegentheile betrachten, wie nachtheilig, und unbequem jene Vermischung der Unterthansgüter sey, welche wir dermahls erfahren, zu dessen Erklärung setze ich ein anderes Landgut B. dieses hat gleichfalls 300 Huben, und eben so vieles Laufeld, wie das obige A. dabey aber alle ihre Unterthanen in allen dreyen Landesvierteln auf viele Stunden, auch . öfters auf halbe, und ganze Tagreisen von einander zerstreuet. Wie wird wohl dieses täglich die erforderlichen 50 Arbeiter,zu geschwei-gen 300 auf einem Tage zur nöthigen Arbeit anstellen können? und gesetzt auch, selbes erzwinge zur Bestreitung des Lominikals die täglichen 50 Arbeiter mit Gewalt, wer begreifet nicht, daß beyden zugleich dem Inhaber, und den Unterthanen nicht nur nicht geholfen, sondern vielmehr geschadet wird. Dem Gutinhabep zwar weil der entfernet liegende Handlanger, oder dessen Vieh unmöglich zu rechter Zeit, und bestimmter Stund einzutreffen vermag, auch wiederum wegen der grossen Entfernung ganz gewiß vor der gewöhnlichen Stunde von dem Gute abziehen muß, folglich jenes kaum binnen 6 Tagen, wenn auch das Jahr hindurch kein Feyer- oder regnerischer Tag einfiele, bestreiten kann, was das oben zum Beyspiel gesetzte Gut A. in einem einzigen schönen Tage zu bewerkstelligen im Stande ist; dem Umepthan aber, weil. sel- ( 0 ) %# 55 selber bis er zum Gute kömmt, sowohl sich als sein Vieh ermüdet, letzteren die erforderlich nothwendige Verpflegung nicht verschaffen, und über dieses, noch seine eigene Hubbaufelder zu Haus nach Nothdurft nicht bebauen, und bearbeiten kann, indem stats nur der an dem Gut naher gelegene die Naturalroboth verrichten muß» Noch weit beschwerlicher aber muß einem solchen Gute fallen, daß selbes, da es kaum 30 nahe Huben zahlet, und auch nur 30 Arbeiter täglich haben kann, den Abgang der übrigen 20 Arbeiter durch Haltung eigens dazu bedungener Knechte, und DiehS (wie es fast allgemein geschehet;) zu ersetzen gezwungen ist. Ein kleiner Überschlag wird die Sache mehrers erklären, und begreiflich machen: wenn die gedachten täglich arbeitenden 30 Huben von dem ganzen der 300 abgeschlagen werden, so verbleiben 270 diese ä 10 fl. berechnet entrichten jährlich 2700 fl. Ro-bothgeld. Von den 20 Knechten, welche , um den Abgang der Un-terthanen zu ersetzen, müssen bedungen werden , rechne man nur einen für Kost, Kleidung und Liedlohn sehr gering auf 50 fl. so fällt gleich eine Summe von 1000. fl. aus, schlage man darzu nur io paar Zug-Ochsen, ü. 60 fl. Summa pr. 600 fl. (davon daS Interesse jährlich zu 4. pro Lent, welches man entrathen muß, 24 fl. beträgt) nicht zu gedenken, daß, wie eS die Erfahrniß nur gar zu viel bestattiget hat, durch Viehseuchen, und andere Un-glückSfälle auch öfters das ganze Lapital zu Grund gehet. Nicht min-- 56 V ( o ) minder kömmt hiebey die nothwendige Rüstung, so auchsammt deren Verbesserung einen Interesse Entgang von jährlich wenigst 40 fl. verursachet, dann ist die Fütterung dieser 10 paar Ochsen in Betrachtung zu ziehen, welches zwar wiederum durch den in diesem Lande benöthigten Dünger in etwas ersetzet wird. Wollte man aber diese Fütterung verkaufen, oder für mehrere Melkkühe, und junges Mastvieh zu ernähren anwcnden, würde dieses nicht nur in gleichen Verhaltniße eben so viel Dünger abwerfen, sondern noch über das einen sicheren Nutzen von wenigst 220 fl. eintragen, anstatt dessen, daß das Futter mit 200 fl. als ein unentbehrlich nothwendige Auslage betrachtet werden muß: anbcy sind noch die nach obigen Satze jährlich einfallenden ioaFcyertage,und regnerischen Tafle zu betrachten, indem diese versäumten 100 Arbeitstage wiederum durch 50 andere darzu bedungene Arbeiter vermehret, folglich diese durch 5000 ersetzet werden müssen; nehme man nur den Taglohn nach dem angenommenen System d rStras-senarbeiten täglich pr. 9 kr. so erstrecket sich die Auslage für diese allein versäumte Tagei Zoo fl. von dem ganzen Gute aber 2764 ff. • mithin lieget es ja klar am Tage, daß dieses so zerstreute Landgut B. um 64 fl. mehr, als es an Robothgeldern empfangt, auszulegen habe: Wo im Gegentheile das oben bemerkte Landgut A. an gedachten Robothgeldern eine richtige Summe pr.2500 fl. empfängt, und unter den Gewinn zählen kann. Dieses ist nun als ein Interesse von einem Kapital zu 62500 fl. zu betrachten, setze man noch hinzu ein anderes zu 1600 fl. welches die obigen 64 fl. abwirft, die das Landgut B. noch über das Robothgeld auslegen muß, so ist 57 (O ist das Landgut A. wegen einer so wohlbestellten Zusammcnzie-hung der Unterthansgüter im Kapital um 64100 si. höher zu. schätzen als das Landgut B. Und würde es ohne Zweifel noch um ein merkliches höher steigen, wenn man die geringeren Erzeugnis der Erdfrüchte in Betrachtung ziehen wollte, so bey den letztem nothwendig erfolgen must, weil weder die Saat, noch die Ernd-te in der gewöhnlichen Zeit, und bey schönen Tagen geschehen kann, ich will nicht einmal gedenken, daß eben wegen der Zerstreuung der Untcrthanen, das Heu undGrumeth durch den spateren Schlag gänzlich verdorben, und dadurch einem solchen Gut nach der genauesten Rechnung gewißlich ein Schaden von jährlichen wenigst ZOO fl. verursachet wird. Zu dem kömmt noch , was das Gut B. für die Rechtsge-Lehrten wegen Vertheidigung seiner Rechte, am Gelde abzuführen hat, da bey einer solchen Vermischung nothwendig einige Streitigkeiten unter den Herrschaften sowohl, als unter den Untertha-nen entstehen müssen, welche öfters um eine richtige Gränzschei-dung zu machen, oder um dieses, oder jenes kleine Grundstück dem rechtmäßigen Eigenthümer einzuraumen durch langwierige Prozesse, und verdrießliche Weitläuftigkeitcn müssen ausgemacht werden. Was aber die Einnahme der Stiftgelder belanget, diese einzubringen muß man öfters seine Beamte mit Anwendung nicht geringer Unkosten durch mehrere Tage entrathen, weil man wegen der weiten Entfernung nicht wissen kann, ob der Unterthan seine H Erzeug- '58 W < 0 ) V Erzeugniße schon zu Geld gemacht habe, folglich seine Schuldigkeiten abzutragen im Stande sey, oder nicht, daß man also dieser Ursache halben benöthiget ware, die Anzahl der Beamten zu vermehren, deren einige zu Hause die nöthige Wirthschaft zu verwalten hatten, andere aber zu den in verschiedenen Bezirken ausgetheil-Len Unterthanen müßten abgcschickt werden, die gebührenden Steu-ren einzutreiben. Und würde diese Vermehrung der Beamten noch nothwendiger seyn, wenn man allen Unordnungen vorzubeugen einige Vorkehrungen treffen wollte; denn, wie werden bey so weit entlegenen Bauerhöfen zween oder drey Beamte Nachsehen, und beobachten können, ob die landesfürstlichen oder herrschaftlichen Verordnungen zur Ausübung gebracht werden ? wie werden sie die Fehler, welche etwann bey dem Feldbau, oder Wiesenpflege, bey dem Holzschlagc, oder in den Waldungen eingeschlichen, abhelfen können? es sey dann, man lasse sie nur Immer herum reisen, wo alsdann für die Liefergelder mehr als für ihre gewöhnlichen Besoldungen selbst zu verwenden ware; und würde bey aller dieser Sorge der Bauer es nichts destoweniger bey seiner alten Gewohnheit bewenden lassen, in der sicheren Doraussicht, daß er das ganze Jahr hindurch nicht wieder werde gestöret werden. Wenn eine Vorspann ungefähr ausgeschrieben wird, muf das Landgut B. fast alle ihre Knechte von der Arbeit abnehmen, und zu den hin, und her weitschichtig zerstreuet liegenden Unter* thanen mit vielen Zeitversaumniß ausschicken. Eine gleiche Beschaffenheit hat es bey einer allgemeinen Rekroutirung, als zu welcher d (°) %£ 59 ! cherBeförderung oft ZoPersonen nicht erklecklich sind, die in die verschiedenen auseinander liegende Ortschaften abgehen müssen, wenn anderst der Gutinhaber die schädliche Folge nicht erwarten will, daß in diesem oder jenen Dorfe (wo oft so viele Grundobrigkeiten als Huben vorhanden sind) seine betreffenden Erbholden von einem anderen ausgehoben, auch öfters die diensttauglichen Bursche in die Flucht gebracht, sodann die Ausschickung so vieler Leuthe ganz fruchtlos gemacht wird. So viele andere Unbequemlichkeiten zu geschweigen, welche bey einem so zerstreut, und entfernten Landgute sich täglich äusseren können. Die Verbesserung der Seitenstraffen, welche für den Landmonn zu Betreibung seines Handels so vortheilhaft wäre, ingleichen die gemeinschaftlichen Wasserleitungen, auf die Wiesenfelder sind Dinge, welche zwar zu wünschen, aber bey gegenwärtiger Verfassung nicht so leicht auszuführen sind, da die so vielen verschiedenen Herrschaften dienstbaren Unterthanen bald von einer, bald von der anderen zur Herrschaftlichen Arbeit abgefordert werden, daß also dergleichen gemeinschaftliche Arbeiten niemals zu Stande kommen können; alles dieses aber kann bey vorgeschlagener Zusammenziehung der Unterthansgüter, wie wir schon oben gesehen ganz leicht, und ohne allem Hindernisse ausgeführet werden. Nebst den übrigen Dortheilen derer noch mehrere könnten angeführet werden, welche in Vermehrung der Einkünften, und Verbesserung des innerlichen Nahrungsstandeö dem Gute A. und H 2 , dessen 6o %# C o ) %# dessen UnLerthanen zufließen, wenn ich nicht vermuthen sollte, daß solche einem gutgesinnten und einsichtigen patriotischen Manne ohne dieß wohl bekannt, und dem von Vorurteilen annoch eingenommenen HauS- und Landwirthe auch gar nicht unbegreiflich seyn werden, wenn er nur den richtigen Zusammenhang des einen und des anderen unpartheyisch überlegen will. Allein ungeachtet aller dieser Beweggründen könnte doch jemand dem gegebenen Vorschläge entgegen seyn,inderMeynung,daß auch ohne der vorhabenden Loncentrirung das nämliche Ziel erreichet werden könnte, wenn das ganze, durch die gewöhnliche Roboth bearbeitende Dominikale, das ist Vaufeld, Wiesenwachs, und Zehend auf immerwährende Zeiten in Bestand ausgelassen würden, wenn die Landesregierung ( obgleich die UnLerthanen in einem Dorfe nicht alle einem Herrn allein zugehörten ) solches dennoch der nächst anliegenden Herrschaft sammt allen übrigen obbemeldten guten Veranstaltungen anvertrauete, auch was sonst die wesentliche Loncentrirung für Vortheile enthält,durch eine gewisse regelmäßige Eintheilung der Bezirken bewirket, folglich schon dadurch die größten Hindernisse gehoben würden; jedem Gute demnach seine Unterthanen verbleiben könnten, welche selbes eben nicht gerne verwechseln, oder vertauschen wollte, weil sie vermöglichere, und richtigere Zahler, weil sie an der Landstrassen gelegen, und schon dadurch einen sicheren Vortheil vor anderen hatten, endlich, weil sie auch bessere Hubthei-le, und Grundstücke nebst anderen besitzen. So stark jedoch dieser Einwurf in dem ersten Anblick scheinen dürfte, so leicht wird 61 %# C o ) es seyn, selben zu beantworten, und zu beweisen, das hiedurch das Ziel, welches wir zu erreichen suchen, bey weiten nicht erreichet werde; denn wir wissen es ja aus eigener Erfahrung nur gar zu wohl, daß in manchen in der Ebne grossen Dörfern angelegenen Ortschaften das Baufeld zwar allerdings, jedoch niemalen anderst, als mit namhaften Einbuße des Eigenthümers in Bestand gegeben werden könne; ich sage ausdrücklich, und mit Vorbedacht, mit namhaften Einbuße, weil es nicht so leicht zu hoffen, daß ein Bestandinnhaber dem Bestandgeber zu Nutze etwas vornehmen werde, sondern nach den allgemeinen natürlichen Lauf der Sachen nur allem seinen gewissen Vortheil dabey suchen wird, wenn cS auch wirklich dem Bestandgeber noch so nachtheilig seyn könnte, welches ja nothwendig der eigenthümlichen Herrschaft einen Schaden vielleicht auf mehrere Jahre verursachen würde. Es entstehet weiter die Frage, ob dieses Bestandaeben in allen auch gcbürgichten Orten, wo das Baufeld anstatt des Pfluges meistens mit der Haue bestritten werden muß, in Orten, wo Weinberge vorhanden, und der Unterthan sein eigenes Baufeld wegen überhäufter Arbeit kaum bestreiten kann, in Orten, wo Bergwerke sind, und wo sich der Bauer wegen der besseren Einträglichkeit mehr auf diese Arbeit verleget, Platz habe? besonders da cs eine bekannte Sache ist, daß in Ober - und Unterkrain schon mehrere diesen angetragenen Bestandauslassungswege eingeschlagen, aber eben so geschwinde wiederum von ihren Vorhaben abgelassen haben; Ich setze ferner, ob dann ein Gültensinhaber nicht etwann auch zu seinem eigenen Gebrauche, und für seine Beamte eine Melkkühe, Reit- und Wagen- H 3 pfer- 62 %# ( O ) %ig pfer-e, einen Küchen oder Ziergarten, oder einiges Brennholz ronnöthenhabe? welches alles ja vernünftigerweise, Wiesenwachs Einstreu, und Dünger erfordert; wenn nun deme also, so ist ja nothwendig, daß, wenn auch alles übrige in Bestand könnte gegeben werden, doch so viele gezahlte Robothtage, welche allein die nachstgelegenen llnterthanen treffen würden, müßten vorenthalten werden, so dagegen mit dem obangezeigtcn, aus der Koncentrirunz zu erzielenden Nutzen keineswegs zu vereinbaren, sondern demselben vielmehr hinderlich wäre, wo nebst dem die Polizey, und alle andere Vortheile, durch ein solches System gänzlich in der Unwirksamkeit verbleiben müsten. Wir wollen auch sehen, wie der vorgeschlagene Satz dieses Einwurfes weiter statt finde, daß dieses nämlich ohne Loncentri-rung geschehen könne, wenn den Herrschaften gewisse Bezirke zuge-Lheilet würden. Aber wie kann man wohl jemals hoffen, daß eine fremde Grundobrigkeit sich auch fremder Unterthanen eben so, wie der eigenen unentgeltlich annehmen werde? und ist nicht vielmehr vorzusehen, daß selbe lieber ihre eigenen, vor den fremden schonen werde? Was für Folgen sind nun hieraus zu gewarten? gewißlich keine andere, als vielfältige Strittigkeitcn, und unangenehme Beschwerden, und die bewiesenen Vortheile würden gleichwohl nicht anders, als wenn man durch die fremden Unterthanen mit der Roboth dahin zöge, erreichet werden, welches dagegen nur noch weit größere Verwirrungen, als die dermaligen bereits sind, verursachen würde. Betrachte man nun ferner das größte Kon- eentri- 63 ( 0 ) eentrirungshinderniß, so sich in dem gründet, daß einige Untertha-nen vcrmöglicher, und richtigere Zahlen, auch an der Landstrassen gelegen sind, und ein besseres, und fruchtbarers Erdreich haben; allein ich finde, daß auch dieses nicht hinreichend sey, die allgemeine Nutzbarkeit der Lencentrirmrg zweifelhaft zu machen weniger zu heben, denn ich will es ganz gerne zugeben, daß einer ober der andere aus den Unterthanen sein Vermögen vermehren könne, weit ihm die Lage des Ortes selbst oft die Mittel dazu darbietet, was kann aber dieses verschlagen? Findet man nicht auch an den ent-legnesten Orten nach dem Verhaltniße mehrere, nicht minder ver-mögliche Unterthanen? zum Beyspiel betrachte man nur die Grafschaft Gottschee, die Herrschaft Rcifnitz, den Oblaker Strich, die Herrschaft Laack, die Herrschaft Michgratz, den St. Mariner Boden, und mehr dergleichen Ortschaften, die alle insgesammt an keiner Landstrasse, sondern gänzlich abseitig gelegen, und dennoch, als eine bekannte Sache viele recht wvhlstehende, und vcrmögliche Unterthanen aufweisen können, mithin, ob es an sich gleich unge-zweifelt ist, daß die Landstrassen zu einem besseren Vermögens-stand den Unterthanen sehr vieles beytragen, so ist dieses doch nicht das einzige Mittel die Aemsi'gkeit, und den ländlichen Fleiß zu beleben, und zu verbreiten, nach meinem Satz (wie ich oben bewiesen) wird durch die Loncentrirung die Herstellung der Seitenstrassen von selbsten ungemein erleichteret, folglich die Mittel den Unterthanen zum wesentlichen Vortheil an die Hand gegeben: die grössere und mehrere Fruchtbarkeit der Erde betreffend, ist es aber-mal eine ausgemachte Sache, daß in einer, und in der nämlichen Ge- 64 C 0 ) Gegend ein Acker dem anderen nicht gleich, auch in einem, nnd in dem nämlichen Dorfe die Huben nicht gleich groß, und gut, durch die Reihe aber genommen, int ganzen Lande sehr wenige Huben seyn, die von den Grundstücken allein ihr ganzes Auskommen hatten, mithin bey allgemein geschehener Loncentrirung ins besondere ein sehr kleiner Unterschied, überhaupt oder im ganzen aber sich fast gar keiner äußern wird: Wenn endlich auch ein und anderer ins besondere besorgen wollte, daß ihm nicht dieser Vorschlag, wenn er zur Ausführung gebracht würde minder vortheilhaft, ja vielleicht auch in etwas nachtheilig seyn könnte, weil er eben die vermöglicheren Unterthanen vermehren mußte, daß er also auch einen Verlust an seiner Stifteinnahme zu befürchten hätte, foist ja dieses eine Furcht, welche nicht so sehr gegründet seyn kann, da der besorgte Rachtheil ganz leicht auf einer anderen Seite durch die leichtere Abführung der Robothen, und durch die anderen oben angezeigten Vortheile ersetzt würde, oder der Schade eben nicht so beträchtlich seyn könnte, daß wegen einen solchen Privatschaden der Vortheil des Landesfürsten sowohl, als das Beste der übrigen Begülteten, und der Unterthanen sollte nachgesetzet werden, indem ja der Vortheil eines oder des anderen insonderheit dem allgemeinen Besten aller zusiuu-men jederzeit weichet. Ich glaube nun meinen Satz in Beantwortung des ersten Theils der aufgegebenen Frage hinlänglich bewiesen zu haben, so wie ich auch die Einwendung, die noch wider meine Beweggründe könnte entgegen gesetzet werden, gründlich zu widerlegen gesucht habe; ^ C O ) 65 habe; Ich wollte nur noch wünschen, daß diese meine Demise vermögend wären, eine allerhöchste Verordnung auszuwirken, kraft welcher eine solche Zusammenziehung der Untertanen im Lande Train veranstaltet wurde, dieses sollte mir statt aller Belohnung dienen, weil ich eben nicht den aufgesetzten Preis zu erhalten diese Arbeit auf mich genommen, sondern nur aus einem patriotischen Eifer das Teste des Landesfürsten sowohl, als auch die allgemeine Wohlfahrt der Herrschaften, und dergesammten Unterthanen selbst zu beförderen, welches das einzige Ziel war, das ich mir bey gegenwärtiger Arbeit vorgestecket habe. Um aber die Sache vollkommen auszuführen, will ich nun meine Gedanken eröffnen, und den zweyten Theil beantworten: durch was Wege, und Mittel die Concenttirung am leichtest minderschwürig ehestens, und am sichersten könnte zu Stande gebracht werden. Es scheinet zwar gleich in dem ersten Anblick, daß ein rustical-Bereitung nicht undienlich wäre, indem durch selbe sowohl die Strecke des Landes, wie viel ein jeder Unterthan besitzet, als auch die Eigenschaften des Boden selbst, ob er gut, oder schlecht wäre, könnten erhoben, und die Berhältniß mäßige Gleichheit der Gaben eingerichtet werden, dadurch würde auch der in dem abgehandelten ersten Theile angeführte Einwurf vollständig gehoben seyn, allein diese Veranstaltung könnte meines Erachtens das Ziel der Koncentrirung nicht nur auf viele Jahre hinaussetzen, sondern I auch 66 %# ( o ) auch dem Lande selbst beträchtliche Unkosten verursachen, über dieses stoffen so viele wichtige, politisch- und ökonomische Gegenstände auf, wesientwegen ich dem Landfürsten eine dergleichen ruitical-Lereitung unmöglich anrachen wollte. Es könnte demnach dieses so vortheilhafte Werk meiner Meynung nach am leichtesten, und ehesten ausgeführet werden: wenn jeder Begültete eine getreue Dekenntniß verfassete, und ein-reichete beylaufig dieses Inhalts: Er habe seinen Wohnsitz in der Pfarr N. und besitze vcrmög der Aussage, welche in den Landschaftsbüchern eingetragen, an Rusticalhuben so viele, dann an In-wohnereyen, oder hierlandes so genannten ? Huben, so viele, die nächst an seinem Wohnsitz liegenden Dorfschaften sind diese, und jene, unter selben befinden stch von seinen unterthanigen Huben... so viele, fremde aber diesem und jenem ungehörige so viele. Für diese, und jene Huben wolle er geben, die, diesem oder jenem an nächsten gelegene, oder zum Fall deren keine so nahe, und solche nur einem dritten an der Hand waren, sey er davon daS Geld zu geben urbietig. Dergleichen Bekenntniß müßte jedoch von dem Pfarrer des Orts, wo das Ort gelegen, dann von jenem, welchen die Auswechslung der Huben treffen soll, unterschrieben, und lediglich nur dieses bestätiget werden, daß nämlich die namentlich angezeigten Dorfschaften dem faßionirenden Gut wahrhaftig am nächsten, wie auch d (°) ^ 67 auch die übrigen zur Auswechslung bestimmten, dem anderen angezeigten Gute ebenfalls am nächsten gelegen, oder im Falle das faßionircnde Gut für diese, oder jene Huben keine derley Nahe hatte, so solle nach der Hand eine eigen dazu bestimmte Tommißion verordnet werden, welche die rechtmäßige Auswechslung-und Vertauschung gegen einander nach dem sogenannten reäificatorium a 4. pro cento berechnen müßte, damit es sodann den Umständen nach ordentlich bewerkstelliget, und die gehörigen Urbarien also-gleich errichtet werden. Las ledigliche Dominirale aber kann daselbst vollständig hindan bleiben, weil dieses ohnehin den Unterthan wegen der Roboth nicht kränket, weder zur Polizey, noch dem Nahrungsstande etwas beytragt, auch sonst keinen betrachtungswürdigen Umstand im Lande erwecket; überhaupt aber ein derley Ton-centrirung fast unthunlich wäre, indeme viele kleine, und grosse Güter nach dem Verhältnisse der Lange ihre Wiesen, und den Holzschlag in einem anderen Kirchspiele haben, ja, was noch mehr ist, nicht selten das Recht zum letzteren, und des hier zu Lande so genannten Fornachschnitts, so gar in eines anderen Waldung genies-sen, auch die Weinberge, das Dergrecht, und Zehend in einem der übrigen Landviertel eigen besitzen, und so fort von mehreren anderen dergleichen Dominikalnutzungen zu gedenken; es ist übrigens aber ausser allen Zweifel gesetzt, daß sich die Toncentrirung des Dominicals, in so weit cs thunlich ist, hernach von selbsten ergeben werde, da einem jeden Eigcnthümer allerdings daran gelegen seyn muß, seine ganze Vesitzungen beysammen, und näher an Händen zu haben, um selbe gleichsam mit einem Auge übersehen zu können. %2 Ich ^ %* c °) w Ich habe zwar hierüber mehrere Betrachtungen angestel-let, und endlich nach vielen Ueberlegungen befunden, daß gleichwohl ganz vernünftig einige Einwürfe könnten gemacht werden, und zwar erstens, was in dem Falle zu thun wäre? da ein sehr kleines Gut das nächst gelegene Dorf in ganzem, unmöglich übernehmen könnte? um die Sache klarer vorzustellen, setze ich da§ Gut A. habe dermalen in allem nur 16. Huben, das nächste Dorf B. aber hatte deren wirklich 20 zum auswechslen, ich frage also, wohin mit den mehreren 4 Huben? oder es könnte sich der Fall ereignen, daß in einem Dorfe so viele Huben vorhanden waren, daß selbes zweyen kleinen Gütern zugetheilet werden müßte: da nun ein dergleichen Fall kaum in dreyen Orten des ganzen Landes Vorkommen dürfte, so finde ich diesen abzuhelfen; Auf das 1. ein gar leichtes Mittel, wenn nämlich einem solchen Gütel auch die obigen 4 mehrere Huben übergeben, und nur dafür zum Ersatz so vieles an demDominicali, falls es die betreffende Parthey nicht etwa verkaufen wollte abgenommen und auf diese Art der Enthang geleistet würde. Auf das 2. aber dürfte es eben kein Bedenken machen, wenn ein Theil des so bestellten Dorfs einem, und der andere Theil dem andern Gute zugetheilet würde, da solches doch in dem Systeme der Lonccntrirung nichts hauptsächliches ändern könnte. Der zweyte Einwurf oder Anstand wäre in Ansehung der vielfältigen größtentheils nur einzelen Gülten, und Huben der Bruderschaften, Pfarreyen, und Kirchen. Die- 69 S*# C o ) Diesen könnte meines Erachtens abgeholfen werden, wenn alle diese Gülten, che und bevor noch die obenangeführte Bekennt-niße eingefvrdert werden, aus dem re&ificatorio herausgezogen, und nach dem daselbst begründeten Werthe ä 4. pro cento, demjenigen weltlichen Gute, so indem betreffenden Dorfe die meiste Un-terthanen besitzet, käuflich übergeben, das blosse Dominirale aber kirchspielweise dem Meistbietenden verkaufet würde, dann ebendiese kleinen Kirchen, und Bruderschaftsgülten machen, nach unserer Erfahrung dem so genannten Landescatastro viele Verwirrung, und Mühe durch ihre so mannigfaltige Einzelheit, man darf mic einen Blick in das Hauptgültbuch werfen, so wird man in Ober-krain Z17. in Unterkrain 176. und in Jnnerkrain 104. in Summa also in diesem kleinen Lande an der Zahl 597. derley geringe Gültenstücke finden, deren jedes dennoch seine besondere Rubrique haben muß, da nun bekanntermassen diese Gülten ohnehin nicht vieles tragen, dabey auch die Unterthanen niemals gut stehen, so würde es ja für die Kirchen und Bruderschaften weit vortheilhaf-terseyn,wenn selbe von besagten Gülten da§ jährliche richtige Interesse in baaremGelde ziehen könnten, folglich würde man auch weit leichter den dießfalligen Rechnungen auf den Grund sehen können. Drittens könnte man fragen, wie dann die Sache mit den so genannten landschaftlichen Freysassen, die bekanntermassen in allen dreyen Landesvierteln hier, und dort zerstreuet herumliegen zu behandeln ware? hierauf antworte ich, wenn man nur ihre-Wesenheit betrachtet so wird man gleich erkennen, daß selbe keine ei- I 3 gent- 70 C ° ) gentlichen Crbholden fepn, sondern ihre besitzende Huben ohne weiterer Anfrage verkaufen können, solche aber jedoch bey ihrer von den Landessiänden Vorgesetzten ersten Obrigkeit nämlich einen zeitlichen landschaftlichen Buchhalter gehörig umschreiben lassen müssen, dergestalten, daß sie dem Buchhalter ihre Gaben jedesmal zu entrichten, auch diesen für ihre erste Stelle anzusehcn, und selben alle Unterthänigkeit zu leisten schuldig sind: Nun aber, wenn sie jenem Gute, so die übrigen Unterthanen in diesem, oder jenem Dorfe besitzet, mit dem nämlichen Rechte, als sie dermalen genies-sen, zugetheilet werden, so ist es ungezweifelt, daß sie ihre Umstände dadurch noch mehr verbessern, weil sie die nämlichen Abgaben, und zwar in der Nähe reichen, auch für ihre erste Stelle nicht einen ständischen untergeordneten Beamten, sondern einen Landesmitstand in der Nähe werden zu erkennen haben. Viertens dürfte die Einwendung gemacht werden, daß verschiedene Huben eine dergleichen Gebühr unter dem Namen des Robothgeldes entrichten, oder nebst dem nur gewisse gezählte Tage hätten, wenn also mehrere derleyHuben einem näheren Gutzufallen sollten, wofür dagegen andere, welche die landesgcbräuchli-chen Robothen richtig abzuführen verbunden sind, wiederum hin-dangegeben werden müßten, so würde ein solches Gut nicht allein sein Dominikale nicht bestreiten können, sondern es würde noch über dieses der durch die Koncentrirung zu hoffende Nutz des Lan-desfürsten, des Inhabers, und des Unterthans selbsten nicht erreichet werden, folglich gänzlich hindan fallen. Die- ( ° ) 71 Diese Schwierigkeit abzulehnen muß ich nur ganz kurz anmerken, daß hier zu Lande, wie es bekannt ist, alle Unterthanen ohne Ausnahme die landesbräuchliche Roboth (vermög bestehenden sogenannten Landeshandvest) zu leisten schuldig seyn; wenn nun einige Huben anstatt der Roboth die Gebühr im Gelde entrichten, oder nur gewisse gezahlte Tage abzuführen haben, hat dieses eben nicht anderst, als durch gewisse Privatvertrage, welche die Herrschaft mit den Unterthanen eingegangen, können eingefüh-ret werden; So ist demnach meine Meinung, daß diese Verträge im angeführten Falle von der neuen Herrschaft mit allem Rechte können aufgehoben werden; denn, ob es schon ein richtiger Satz ist, quad contračtus det legem, so ist es doch im Gegentheile wiederum unstreitig, daß ein solcher Vertrag nur jenem, der ihn gemacht, und seinem Erben, nicht aber auch einem dritten eine solche Verbindung aussege, dem solche Huben aus landesfürstlichem Befehle zufallen, noch viel minder aber mögen dergleichen Verträge den höchsten Landesfürsten selbsten binden, als der sich lediglich dem allgemeinen Nutzen zum vorzüglichen Augenmerk ausgesetzet, da er zu dem noch niemals nach unserem Bewustsein, dergleichen unter Privatpersonen bestehende Verträge mit seiner Genehmhaltung bestätiget hat. Endlich könnte der fünfte, und letzte Einwurf dahin aus-fallen, daß man in jenen Fällen nicht würde im Stande seyn, Mittel zu verschaffen, wenn jemand mit seinen Gülten dergestalten zerstreuet seyn sollte, daß er unmöglich eine Verwechslung, undAus-tauschung treffen, oder begreiflicher zu geben, daß er für die einzulesen- 72 ( 0 ) lesende Huben, seinem Nachbarn nichts in der Nahe gelegenes hin-dan geben könnte, sondern diese seine zerstreuten Gründe nothwen-dig ein dritter erhalten müßte Diesem Falle abzuhelfen findeich zwey besondere Wege, nämlich, wenn ein dergleichen Parthey nur etwas Geld hat, so solle selbe dem Nachbarn dafür die betreffende Summe um so leichter erlegen, als ihr solches wiederum von einem dritten für dessen so zerstreuet hcrumliegende Gründe wird ersetzet werden, welches überhaupt genommen, im ganzen Lande am Ende kaum einen Unterschied von iooo fl. ausmachen kann; Da aber hierauf vermuthlich eingewendet werden könnte, daß man nicht allzeit die erforderliche Laarschaft bey Händen habe, so könnte 2 ten mit dem ausgeholfen werden, daß von dem allerhöchsten, und gnädigsten Landesfürsten eine Summe von beyläufig 50, 000. jedoch nur in kleinen Papieren ohne Entgelt ä 4. pro cento dergleichen Partheyen, die mit baaren Gelde aufzukommen nicht vermögend sind, vorgestrecket würde, welche aus einer Hand in die andere laufen, und sodann nach zu Stande gebrachter Loncentrirung wiederum heimfallen sollten, weil auf diese Art jedweder so viele Gülten in der Nahe, als er vormals in einer grossen Entfernung zerstreuter befasse, erhalten wird, der Unterschied, der sich am Ende zeigen wird, dürfte sehr klein seyn, und wegen der nicht leicht zu vermeidenden Brüchen (wie bereits oben gedacht worden ) höchstens auf 1000 fl. ausfallen, da etwa ein anderer Parthey nur50,60,70, oderauch hundert fl. mehr oder weniger am Kapital zufallen würde, so jedoch in keine besondere Betrachtung gezogen werden kann. 73 (O %# Nun wollen wir den dritten, und letzten Theil der Preisfrage behandeln: wie die einmal zu Stande gebrachte Concentration in ihrer Consistenz zu erhalten? dieses zu entscheiden, glaubte ich das sicherste und ausgebigste Mittel sey die Toncentrirung durch eine allgemeine Verordnung fest zu setzen, daß, ohne jemanden jedoch die Freyheit gänzlich zu benehmen, keiner eine Rusticalgülte anderst, als in toto. einem Fremden, oder partem totam dem nächsten Nachbarn käuflich hindangeben dürfte. Aber auch wider diesen meinen Vorschlag wird man mir einige Einwendungen machen, daß nämlich dadurch dem Eigenthümer die Verkaufsfreyheit benommen, oder nicht wenig beschränket würde, diese oder jene Huben hinweg zu geben, denn wo mehrere Käufer vorhanden, könne man auch ein Stück Grund mit mehrerem Vortheile anbringen, im gegenwärtigen Systeme aber könnte nur der nachstanliegende Nachbar diese oder jene Huben kaufen, folglich würde er auch, weil partem totam kein anderer, als er verkaufen darf, einen sehr geringen Anbot darauf legen. Hierauf ist meine Antwort, daß dem Eigenthümer diese Freyheit nur in so weit beschrenket werde, daß er die Gültentheile nicht zerstücken könne, welches eben zum Nutzen des Landes gereichet. Im übrigen wenn er in der Roth ist, bleibet ihm ja immerhin frey, von seinemLominikal,n enn er will,etwas zu verkaufen: ist er aber nicht in der Noth, so sehe ich nicht, warum er etwas zu verkaufen Ursache habe, da er sich vielmehr glücklich schätzen sollte, daß den gewöhnlichen Verschwendungen und Verkaufe mit einer heilsamen Verordnung Ziel und Maaß gesctzct werde, damit doch wenigst für seine K Nach- 74 C 0 ) %# Nachkommen, wenn nicht für ihn selbst eine Vorsehung geschehe: Hat er aber Neigung Schulden zu machen, so ist es ihm ja auch nicht benommen, indem er, da das Landtafelamt vorhanden ist, immer einige finden wird, welche ihm Geld auf Zinsen anbieten werden, solange sie ohne Gefährde, ihre Sicherheit auf dem Gute wissen. Gedenket aber eine solche Parthey in Ansehung der vorigen Freyheit ein mehreres, als das wirkliche Vermögen ausmachet, aufzunehmen, so ist es wiederum ganz billig, daß der allerhöchste Landesfürst dergleichen unerlaubten Ranken, und Betrügereyen, durch das obenangeführte allgemeine Gesetz, die benöthigten Schranken setze, und dadurch für alle Zeit seine Insassen in besseren Credit erhalte, damit nicht etwann die Gläubiger, wie es nur gar zu oft geschieht, der Gefahr ausgesetzet werden, das ausgeliehene entweder gar zu verlieren, oder wenigst sich gezwungen sehen, selbes mit lang anhaltenden Weitlauftigkeiten mit grösseren llnko-sten bey Gerichtsstellen zu suchen. Wenn nun ein solches Gut, so viele Schulden, als es Vermögen besitzet, gemacht hat, so ist es ohnehin der Ordnung, und Nothwendigkeit gemäß, daß es auf Ansuchen der Gläubiger durch eine gerichtliche Veranstaltung öffentlich feilgeboten, und dem Meistbietenden verkaufet werde, dadurch wird nichts als die Billigkeit beobachtet, folglich weder der Freyheit des Eigenthümers zu nahe getreten,noch der Concentration etwas benommen Sollte aber der Fall vorhanden seyn, daß ein Gut nur ein und andere Schulden hätte, und der Gläubiger, weil er sein Capital zu erhalten, wenige Hoffnung sieht, sich ein und andere Grundstücke 75 W c o) stücke einschätzen lassen wollte, solches wäre zur Deybehaltung der Loncentrirung auf keine Weise zu gestatten, sondern ein solches Gut wäre lediglich mit einem Sequester zu belegen, welcher dem Darleiher sowohl das Interesse bezahlen, als auch selbst das Capital in so viel möglicher Zeitfrist abstossen, dem Inhaber dagegen nach dem eigentlichen Verhältnisse der Umstände den benöthigten Unterhalt abreichen müßte. Es wird dieses eben wiederum von einigen als eine Hemmung der bisherigen Freyheit angesehen werden, da es doch von allen gutdenkenden Patrioten für eine sehr nützliche Verordnung gehalten wird, welche die Inhaber stäts in dem Genüsse ihrer Güter zu erhalten vermögend ist, in Erwegung wie viele Familien heut zu Tage, sich in dem kummervollesten Stand ihres nothwen-digen Unterhalts wegen heruntergesetzet befinden würden, wenn nicht ihre einsichtigen Voreltern mit Fideicommissen, Majoraten oder Substitutionen solche Vorsehung gemacht hätten, daß diese Güter nicht könnten veräusseret werden, sondern zu allen Zeiten bey ähren Geschlechte verbleiben müßten. Durch die Sequestration, wenn sie schon nicht so gemächlich, als sie vielleicht wünschten, leben, so stehet doch dieses Glück wieder ihren Nachfolgern allerdings zu hoffen bevor; dahero scheinet die Unrichtigkeit dieser Vermu-thung, daß durch ein solches Gesetze die Freyheit benommen würde, hinlänglich bewiesen, weil jedwederen frei), und unbenommen bleibet das purum Dominicale mt$ eigener Willkührswann, wem und wie einer will, verkaufen zu können, nur das einzige Rusticate an Fremde pro parte zu verkaufen wird auf eine gewisse jedem K 2 nutz- 76 ( ° ) nutzbare Art gebunden, es ist auch hiebey gar nicht zu besorgen, daß der Nachbar auf dergleichen ihm nahe - und bequem liegende Rusticalstücke einen gar zu geringen Anbot legen werde, weil er es sehr wohl von selbst einsehen muß, daß im Falle er seinen Nachbarn diese, oder jene, ihm anständige Huben, oder Gülten nicht in einem verhältnißmäßigen guten Werthe bezahlet, der Verkäufer gezwungen werden dürfte, das ganze zu veraussern, folglich er sodann im öffentlichen Verkaufe mit mehreren anderen Mitwerbern würde zu Lhun haben, und den höchsten Anbot zu seiner eigenen Beschwerniß für das ganze Gut machen müssen. Sehen sie, ansehnliche Glieder! diese sind die Gedanken die mir bey Ueberlegung der aufgeworfenen Preisfrage beygefal-len; beherzigen sie selbe wohl; ich schmeichle mir allenthalben zur Genüge bewiesen zu haben, daß auf solche Weise die Frcyheit nicht gekränket, sondern die von einsichtigen, durch Vorurtheile nicht eingenommenen wahren Patrioten schon längst sehnlich gewünschte Concentration in ihrem Stande erhalten, der allerhöchste Dienst, und das mit selbem auf das engeste verbundene Beste sowohl der Unterthanen, als Gültensinhabern ganz sicher beförderet, folgsam durch so eine hochpreisliche Unternehmung dieses bisher in Ansehung ihrer Gültensbesitzern so sehr zerstreute Land Krain sich künftig in einer ganz andern Gestalt mit der Bestattigung zeigen werde, daß es wahr sey, was ich gleich anfangs angenommen: Contraria juxta fe pofita magis elucefcunt. «ft. £» < y» «ft .§» Erfahrungsmäßiger Unterricht wie die Schaft durch gute Pflege zur vollkommensten Art gebracht^ und bey solcher erhalten werden können. vom Pompejus des heil. Römischen Reichs Freyherrn von BMG1DO Herrn auf Mahrenfels, Sr. kais. königl. und apostol. Majestät wirklichen Kämmerer, Rath, und Kreishauptmann in Lrmerkrain. tr-* $ Säg lil 1 **ü £ % 54 54 1# K *.# #■» MX X «$» ^lülj ^ 5C/2 »? *?'%• ^•p^T('| #■%■ *^% A ^C Wk ^fWVVV5'sAj/V^ 2* %# ^ Eingang. <^rffiÄÄ«:ÄÄs!SsS^^ W #% *Z »f’SvXl v| Nach den unfehlbaren Anleitungen der ewigen Weisheit ist ^ •■Q'-::::::-.> jedes lebendes Geschöpf für die eigene Erhalt - und Ver-^ mehrung unausgesetzt besorget; die in den Waldungen, und Wildnissen irrenden Thiere finden alldort ihre Erfordernisse, und suchen in den Höhlen, und Oeffnungen der Erde, oder unter dem Schirme der hohen Klippen, und dicken Büschen sich wider die Wuth ihrer Feinde, und Scharfe der rauhen verderblichen Witterungen zu bewahren : hingegen die den Menschen nicht verabscheuende, sondern zu dessen gefälligen Diensten stäts bereitete zah- 8o ( o ) zahmen Thiere können nicht, wie jene ihrer Nahrung, und Sicherheit wegen die Felder, und weitschichtigen Deden von selbsten durchstreichen, sondern müssen sowohl eines,als das andere von der fleißigen Södge des Menschen, ihres Herren, und Eigenthümers geduldig erwarten : wer demnach zahme Thiere, und deren Nutzung verlanget, muß für ihre Pflege wachen, von dessen mehr, und minderer Vollkommenheit, so, wie von der besser-und schlechteren Bearbeitung eines Feldes wichtigere Vortheilc, und reichere Ertrag-niße abhangen. Daß aber unter den zahmen Thieren das Schaf das nützlichste sey, da solches Kleidung, und Nahrung unseren dürftigen Körpern verschaffet, bedarf fast keines Beweisthumes, ein laufender L ^nützlich» durch die Geschichten der Völkerschaften wird uns dessen fikn Ltzim-. ^berzeigen; dort ist gepriesen die sonderbare Achtung, mit welcher seit den ersten Weltzeiten diese Thiere von den Großen, und Regenten, die sich vielfältig selbsten zu ihrer Wartung anschicketen, angesehen waren, da beschreibet man die Aufmerksamkeit, und Eifersucht, womit noch itzo die einsichtigeren Dölker, und Reiche so-thanen Gegenstand betrachten. Die Sanftmuth, und andere guten Eigenschaften, wodurch dieses nützliche Geschöpf, so zu sagen, von selbsten den Menschen zu dessen Benutzung anreitzet; und die unzähligen Vortheile, welche selbes zur Beförderung so vieler Manufakturen, dann zur ausgebigsten Befeuchtung unserer Felder darbiethet, sind alle offenbare, von mehreren geschickten Schriftstellern weit-läuftig behandlete Känntniße, so mich hierorts von einer umständlicheren dießfälligen Auslegung entbinden, und vielmehr zu wirklicher d c °) 8i cher Beschreibung des vorhabenden Unterrichts verweisen, dessen Inhalt das Unterkommen, die Beschaffenheit, Vermehr-und Benutzung, denn Wege, und Erhaltung der Schafe in verschiedenen Artikeln betrachten solle. Erster Artikel. s. i. alle Himmelslage der Schafzucht anständig sey, wird wohl ^ Niemand mehr in Zw.eifel ziehen, nachdem Spanien, Engelland, und Schweden, so warme, mäßige, und kalte Gegenden vorstellen, dennoch unter sich um den Vorzug in der Feinheit der Wolle bekanntermassen in die Wette streiten; unser Land, so wie fast alle österreichischen Länder, kann man den mäßigen zuzahlen, doch ist solches nicht so gelinde, daß die Schafe das ganze Jahr hindurch unter dem freyen Himmel ohne Obdach, und also auch wider die Anfälle der Hierlaudes zahlreichen Raubthiere genugsam sicher in dem Freyen bestehen könnten, daher bey Bestellung einer Schäferey die Errichtung schicklicher Stallungen die erste Beschäftigung seyn solle, und weil es dießfalls nicht nur auf die gute Wahl des Platzes, sondern auch auf die Bauart des Gebäudes selbst sehr vieles ankömmt, wollen wir vorzüglich von jenen, sodann von den verschiedenen Theilen derselben in mehreren kleinen Absätzen ordentlich handeln. $. II. In Folge dieses ganzen Werks werde ich öfters nachdrücklich anempfthlen, die Schafe vor Nässe, und Feuchte sorgfältigst zube- L wah- alle Himmels« läge ist ver Schafzucht anständig wir bedarfen Stallungen. niederer feuchter Grund ist zu Errichtung des Stalls untauglich. muß erhoben, Stein, oder sandicht seyn. 82 ( o ) wahren, indem eben vonz solcher Vernachlaßigung die Mehresten Krankheiten, und Unglücke entstehen; am schädlichsten ist aber diese in den Stallungen, allwo die von den Ausdünstungen des Viehs enstehende Hitze alle etwa in dem Grunde befindliche Feuchte ausziehet, welche sodann in das Innerliche der Schafe eindringet , die Wassersucht, Räude, Blattern, und mehr dergleichen Krankheiten hervorbringet, folglich in der Wahl des Platzes für dem Stall niedere feuchte Lage allemal zu verabscheuen ist ; ein let-tichter Grund ist der schlechteste indem solcher immer schädliche Feuchte enthält, und schwarz, oder rothe, dicke Erde ist nicht viel besser, und gleichfalls untauglich. Eine erhobene abhängige Felse, von welcher alle Nässe abstiesset, oder ein aus weissem Sande bestehender Hügel, so alle Feuchte in die Tiefe verschlinget, auch, so viel thunlich, von den stärker wütenden Nord- und Sudwinden gedeckter lieget (worauf bey Stellung des Gebäudes selbsten, damit die Thore,und mehrere Oeffnungen von solchen abgewendet werden, nicht zu vergessen) verdienen den Vorzug, und wo keine derley Lage vorfindig, und man sonsten seine Heerde den gefährlichen Krankheiten nach Möglichkeit zu entziehen verlanget, muß der für dem Schafstall beliebte Platz durch verschiedene Anschüttungen von Stein, und weissenSande wenigst um eine Elle, oder drey Schuhe erhoben werden, auf daß das darein zu stehen kommende Vieh wider die üblen Wirkungen der feuchten Dämpfe bewahret bleibe; nach gehörig zubereiteten Grunde ist es um die Angabe des Gebäudes selbsten zu thun. ( o ) ES §. HI. Nicht wenige Wirthschaftsbeamte dachten die gewölbten Stallungen vorzüglich einzurathen, in der Meinung, daß mit solchen der Feuersgefahr sowohl, als auch der guten Erhaltung der Schafe fürgesehen feg; allein da ohnehin die Schäfereycnmeistens in abseitigen, von den Dörfern entlegenen Gegenden bestellet sind, scheinet die Feuergefahr eben nicht sonderlich zu fürchten zu segn, und da die gewölbten Stallungen überhaupt zu niedrig ausfallen, kann ich diesem Vorschläge nicht so leicht den Bcgfall geben, es seg dann, man wollte mit nicht geringen Geldaufwand mittels Ausführung kostbahrer hoher Mauer solche zur rechten Höhe bringen; denn niedere Stallungen sind jederzeit für sehr nachtheilig angesehen worden, weil in selben die erforderliche Verbreitung der Ausdünstungen ermangelt, die daraus entstehenden dicken Dämpfe bleiben in den Gewölbern gleichfalls concentrirter, und fallen auf die Schafe, die meistentheils auf einem Haufen versammelt liegen, zurück; welches eine übermäßige Hitze, und diese einen entkräftenden Schweiß verursachet, wovon das Vieh ganz abgemattct, dem Ungemache einer kältern feuchten Witterung beg dem unvermeidentli-chen Austrieb zur Weide im Frühjahre, und öfters auf die Tränke im Winter nicht widerstehen kann; es werden auch durch die sol-chergestalten zu sehr eröffneten Schweißlöcher die Übeln Einstüsse schwerer Nebel und scharfer Winde in den erhitzten Körper cin-dringen, sofort mittels Stockung des Geblüts, Verdickung der Säfte, Spannung der Flechsen, und so weiter allerleg Krankheiten, und Seuchen, so die Unwissenheit drm Unglücke, oder dem Verhängniße begmesset, einreissen. L 2 §. IV. - Gewölbte Schafstallun * gen sind nach» tyeMg, 84 C o ) §- IV. Nichts ist den Schafen zuträglicher, als eine immerglcich mäßige Wärme, wie solche bey künftigen Sommer, oder schönen Herbsttagen sich natürlich einft'ndet; um diese zu erlangen muß sondern hoch« man genugräumige Stallungen aufführen. Ein Stall, so in der SritfaK ^ange dreyßig wienner Ellen, funfzehen in der Breite, und vier in der Höhe messet, kann für 150 Stück Mutterschafe, wenn sie alldort auch lämmern sollten, ganz füglich dienen; und in diesem Ebenmaße, wie sichdie Anzahl des Viehs vermehret, sind auch die Stallungen zu vergrößern, doch also, daß die Höhe auf zehen Ellen, in der Lange höchstens eine Elle, und weiters noch weniger zunehme. Das Beste aber scheinet die Stallungen nicht allzu groß anzutragen, sondern ungefähr auf zwey hundert Stücke einzuthei-len, indem auf solche Weise die Absönderung der starker, und schwächer» leichter geschehen kann, jene nicht diese vom Futter verbringen, und überhaupt unter einander sich nicht so sehr drücken, welches hauptsächlich bey annahender Lämmerungszeit gefährlich ist, und oft nachtheilige Folgen mitbringt. §. V. Die Wände des Stalls können gemauret, oder vom Holz angeleget werden; im ersten Falle, so allemal, wenn es thunlich, vorzuziehcn ist, müssen die Mäuer inwendig glat angeworfen feyn, tie gemauret, „ . . or er hölzernen damit in den zwischen dem Steme da, und dort vorkommenden Wände muffen „ „ jj«t/ und rein Höhlungen kein Ungeziefer sich Neste, und die Schafe nicht an den rauh, und scharf hervorragenden Steinen die Wolle abstreifen; sollte man aber wegen Abgang des Steines, oder wegen Unvermögen 85 ( o ) %# gen benöthiget seyn, sich des Holzes zu gebrauchen; so ist dieses vor allen von der Rinde zu entledigen, und den starken Sonnen-stralen einen Sommer hindurch auszusctzen; damit das Harz besonders im Radlholze, ausgezohen, und von solchen nicht mehr die Wolle, wie es sonsten zu ihrer empfindlichen Abwürdigung geschieht, im Stalle beflecket werde; nebst dem sollen die innern Wände, wenigstens in so weit die Schafe solche mit ihrem Körper erreichen, von allen Speilen, H ackenhiebe, oder anderen scharfen ungleichen Vorschüssen gereiniget werden; an welchen die Wolle hangen bleibt, und sich unter den Füssen verlieret, die Thiere aber Ritzen, und Wunden in der ohnehin durch die starken Winterausdün-stungen feiner gewordenen Haut überkommen, wovon selbe abneh-men, und oft zu keinem Nutzen gereichen. §. VI. Auf die, mit beschriebener Vorsichtigkeit aufgeführte, gemauerte oder hölzerne Wände gehöret ein wohlgebundenes gutes ^ Dach, so ich vor allen von Stroh zu wählen einrathe; weil man hierzu am wenigsten Bauholz, und andern weniger» Auslagen bc- ^ verfertigtes darf, auch unter solchen das dahin in Verwahrung kommende Beste. Futter am sichersten sich befindet, wo das Schindl, und Ziegeldach öfters den Regen, und den Hierlandes vom Winde begleiteten Schnee einzudringen gestattet, welche Rasse die Fütterung, den Boden, und alles Gehölz beschädiget. Ein von gutem Roggenstroh wohl befestigtes Dach kann ganz leicht zwölf Jahre, ist es mit feinem Schilf zur Halbscheide vermenget, auch zwanzig, und bestehet es ganz aus letzteren, bis dreyßig, und vierzig Jahre aus- L 3 hat- 86 ( o ) halten, zerrittet man solches, um es auszubessern, so dient der Auswurf zur Streue, und nichts bleibt unbenutzet; Vortheile die meines Erachtens eine Strohbedachung vor allen andern nützlich erweisen. In dem Dache selbsten, oder gleich unter solchen muß man ein, und andere beylaustg drey Schuhe in der Lichte große, sich doch mit guten Thuren wohl verschliessende Oeffnungen von der Seite, wo der schwaches Windanfall zu seyn pssegct, anzubringen suchen, um durch solche das Futter aufzuwerfen, und es, so viel thunlich, wider die vom Winde getriebene Nasse zu hüten. §. VII. So emsig man sich um eine gute Bedachung bestreben solle, eben so vielen Fleiß und Aufmerksamkeit erfordert das unter das Dach kommende Heu, oder der obere Boden wo selbes aufbehalten wird, indem an dessen guter Bestellung die Erhaltung des Futters, und die höchst nöthige Reinlichkeit des Viehs, und der Wolle beruhet; ist dieser obere Boden von glat neben einander liegenden Brettern verfertiget, so werden die von dem Vieh und dessen Unflat aufsteigenden Feuchtigkeiten und übelriechenden Dampfe zwischen die offenen Fügungen besagter Bretter in das oben liegende Futter kindringen, selben einen widrigen ungesunden Geschmack, Feuchte, ja wohl auch den Schimmel beybringen, wodurch das Heu endlich gar unbrauchbar gemacht wird, und geschiehet durch das Auftreten an dem Boden, Ueberwerfung des Heu, oder was immer für eine Bewegung, die mindeste Erschütterung, so fallt durch gedachte Oeffnungen vieler Staub, und allerley Unrath auf das darunter stehende Vieh, wovon ein Theil bis zur Haut getan- X. ^ --------________Q7 gelanget, und ein beschwerliches Zücken, zuweilen auch sogar die Nauden verursachet; die stärkeren Pilsen und Sprossen aber ver-wicklen sich in der Wolle und verunreinigen solche dergestalt, daß man es nicht ohne beträchtlichen Abgänge, sonderer Mühe, und Versäumniß kämmen, daher auch um einen viel ringeren Werth an die Fabricken abgeben mag. Diesem so wichtigen Nachtheile vorzubeugen, muß besagter Boden entweder mit Kalkmalter (wie es in den Menschenwohnungcn gewöhnlich) angeworfen, oder die Bretter sehr genau in einander gepfalzet, und die sich mittlerweile bey stärkerer Austrocknung des Gehölzes außerenden auch kleinen Oeffnungen mit Werch wohl verstopfet, denn etwa mit Schifpech überzogen werden. §. VIII. Der untere Boden, worauf das Vieh ruhet, muß erhoben, nnd abhängig seyn, damit alle vom Vieh, oder sonst wo immer herkommende Feuchte sogleich ablaufe; welchen Abfall man nach Wohlgefallen dahin richten kann, wo man diesen zur Düngung der Felder, oder Wiesen sehr-diensamen Ausfluß zu versamm-len am schicksamsten erachtet; es sey dann man dächte nach dem Beyspiel einiger Landwirthe besagten Fußboden ungefähr in der Höhe eines Schuhs mit guter Erde anzuführen, auf das solche alldort in der Zeit von drey oder vier Wochen durch den Urin und Pferche der Schafe mit fruchtbringenden Theilen geschwängert, sodann als ein Dünger auf die schlechteren Aecker geliefert würde, zu welchem Vorhabender Abfall des Bodens nicht auswerts, sondern etwas weniges einwerts gegen der Mitte geneiget werden müßte, um z der obere Heu» boden muß an-geworfen,oder wohl zusammen ge füget, der untere erhoben, und abhängig seyn. oo -%gr K ^ J ^W5 um alle vom Vieh kommendeFeuchte zu dieser Absicht in der eingeführ-Len Erde zu erhalten, ob ich zwar meines Orts noch anftehe, diesen Wirthschaftsgebrauch allerdings gutzuheissen, aus Erfahrung, daß den Schafen nichts besser, als ein trockenes reines Lager ge-deye, welches man sich bey der im Stalle besagtermassen erhaltenen Feuchtigkeit, und dem Eintreten der eingeführten oft verschiedener Orte näßen Erde nicht so vollkommen, als es erforderlich, versprechen kann, weffentwegen ich lieber solche nutzbare Ausflüsse ausser der Stallung sammlen, und alldort den gekünstleten Dünger mit fast weniger Mühe, und gewiß bessern Pflege der Schafe vermehren wollte. §. IX. Nebst dem trockenen reinen Lager müssen die Schafe auch einer gesunden Luft, und munteren Lichte in ihren Stallun-geniessen: zu Verschaffung des erstercn, lassen einige in der Mitte des Stalls ein ziemlich raumiges Luftrohr durch den obern Boden 5e!nif fd» über das Dach gleich einem Schorsteine aufgehen, nach welchem \% klAfüh- die Ausdünstungen, und übermäßige Hitze in das Freye aufsteigen, und also mit frischer Luft abwechseln sollen; andere machen an den obern Theilen der Wände ungefähr einen Schuh unter der Dachrinne, in der Entfernung etwa von drey Schuhen, mehrere drey, oder vier Zoll Breite, und nicht viel längere immer offene Löcher, wodurch die Luft beständig ab-und einziehen könnte, und ununterbrochener Bewegung, und folglicher Abänderung stunde. Wenn ich aber bedenke, daß unsere Thiere sich nach einer immer gleichmäßigen Wärme sehnen/ und die schwereren seichten Dämpft nicht 69 d (°) v nicht leicht die Höhe erreichen, so finde ich beyde vorerwähnte Vorschläge nicht genug wirksam angemessen; indem durch keinen, am wenigsten aber durch gedachtes hohes Luftrohr die verlangte erforderliche Abwechslung der Luft erfolgen würde, da die schweren eben schädlicheren Ausdünstungen in der Tiefe verbleiben, und niemalen eine gleiche Hitze, weil solche nothwendig der äußerlichen folget, sich einfinden möchte; da nvch dazu die Hierlandes öfters wehenden starken Sud - und andere Winde durch diese Oefnungen die Feuchte, den Regen, und Schnee zum Nachtheilder Gesundheit in Stall einführen würden; darum ich auch das unausgebige Zugrohr, und erwähnte Löcher in den Wänden gar beyseits lassen, oder letz-tere wenigstens mit Dälklein, die man nach Erforderniß auf-und zulehnen müßte, versehen wollte: gute mit Gläsern versicherte un-gefehr dritthalb Schuh hohe in allen vier Wänden der Stallung nach Maß der Größe vier und sechs, oder mehrere angebrachte Fenster, so zwischen doppelten Leisten wohl einpassen, und man nach Gutdünken mehr, oder weniger, auf- und abschieben könnte, würden zur Mäßigung der Hitze, und vollkommener Auslüfterung des Stalls am bequemsten dienen, wenn nämlich bald eines bald das andere, wie die widrigen Winde anfielen, und es erforderlich schiene, der wachsame Hirt öfnet, und bey Gelegenheit, wenn das Vieh zur Tränke, oder in stillen heiteren Tagen, in die freye Luft auf einige Stunden ausgetrieben wird, alle Fenster aufmachet; sol-chergestalten wäre die gefällige Hitze, ohne den gefährlich, und be-schwersamcn Gebrauch einer Leiter, um zu den oft besagten obern Löchern zu gelangen, am leichtesten beybehalten, und von Zeit zu M Zeit Die Raufen sollen, längst dee Wand stehen. Rinnen von vbcrnzum untern Boden gehören zu Erholung des tzurrers. $o ( ° ) Seit der Stall auf das Teste ausgelüftert. Derley Fenster sind auch unentbahrlich, um die von den Schafen beliebte Llchte in den Stall zu bringen, bey welchem selbe munterer, und gesünder, als in der traurigen Dämmerung verharren. §. X. Nichts ermanglet mehr zu vollkommener Herstellung un-sers antragenden Gebäudes, als annoch von der Beschaffenheit der zur Verlegung des Futters benöthigten 'Raufen etwas zu erwähnen; an einigen £)itcn pflegt man selbe nach der Mitte des Stalls zu richten, damit das Vieh von beyden Seiten zukomme, ich erachte es aber anständiger rmgsherum an den Wanden so nieder anzu-legen, als das Vieh leicht gelanget, den unteren Theil in Abstand von der Mauer etwas einwärts abhängig zu machen, und vorn mit einer von drey, zu drey Zoll abgetheilten ringen Leiter zu versehen, der verlangte Abstand von der Mauer versichert das Futter wider alle Feuchte, so es etwa von dort her anziehen könnte, und die längere Strecke nach allen vier Wanden schaffet mehr Raum, und Bequemlichkeit, daß jedes Stück ohne Gedränge ganz gelegensam ihre Nahrung erlange; an beyden Gewahrwanden müssen vom obern Boden zwey, aus Brettern zusammengeschlagene, viereckich e etwa drey, oder vier Schuhe breite Rinnen, bis zum untern Boden herablangen, und alldort mit einem Thürl verschloffen seyn, nach welchen die Hirten das Futter ohne einen Unrath auf die Schafe zu bringen, herablaffen, und es sodann von beyden Seiten vorsichtig gleich in die Raufen vertheilen. Zweyter Artikel. Von der Eigenschaft, und Wahl der Schafe und Widder. §. I. Mach zu Stand gebrachten Stallungen muß man sich um die ^ Schafe bewerben, und zwar die nützlichsten wählen, damit man mit einer Mühe den größten Vortheil sammle. Vielerley sind die Arten der Schafe, und fast jedes Land unterscheidet die Seinigen: Ich könnte mich in eine weitlauftige Abhandlung einlassen, wenn ich nach Anleitung verschiedener Geschichtschreiber, und Gelehrten von jeder Gattung ins besondere ausführlich sprechen wollte: Plinius erzählet (jedoch ohne Beyfall) daß es in dem Königreich Ponto Schafe gebe, so eine schwarze Milch dar- Seltsame reichen; Aldovrandus, und Gesnerus in KiKoria anlmalium de quadrupedibus berichten, daß in Rußland eine Gattung wilder Schafe, doch ohne Wolle, anzutreffen wäre, die man mit dem Trommel, oder Pauckenschlag fange, auf dessen Schall diese Thiere zn Hüpfen anfangen, und so lang ununterbrochen fortfahren, bis selbe ganz entkräftet niederfallen, und ihren Verfolgern in die Hände gerathen; Zigler in seinem Universal Lexicon beschreib eine andere Art in Arabien, deren Schwänze drey deutsche Ellen in der Lange, und eine in der Breite messen, welche oft in der Schwere bis vierzig Pfunde wagen, die sie aufgerollt, und in ein auf vier Rädeln laufenden Küstel verwahrt, nachschleppen. Allein da alle -diese, und mehr wunderliche Erzählungen zu dem vorgenommenen Unterricht nichts betragen, so werde ich mich mit dem nicht ver- M2 wei- 92 C o ) weilen, sondern nur jene Gattungen hervorziehen, welche wir am leichtesten überkommen, und am Besten benutzen können. §. II. Schweden hat gute feine Schafe, allein wir können uns selbe wegen der allzuweiten Entfernung, und den zu kostbaren Ausgaben eben nicht so leicht beyschaffen; dessen Abgang aber Spanien hat das benachbarte Welschland, und das nach der See auch nicht all-Schaft. zusehr entfernte Spanien genugsam ersetzen kann. Engelland, so mit Spanien diesfalls um den Vorzug streitet, ware eben an der Hände; die Eifersucht jedoch, mit welcher selbes diesen Gegenstand betrachtet, verbietet auf das scharfefle alle Ausfuhr ihrer edlen Schafe: wo hingegen Spanien, obsÄon es ein gleiches Verbot erlaßt, nicht so wachsam sich verhält, daß man dessen ungeachtet nicht einige Stücke erhalten könnte; wie ich selbsten zu meiner Schaferey bereits verschiedene Widder, und jüngst deren mehrere auf allerhöchsten Befehl fürs Königreich Böheim beygeschaf-fet habe. Die^spanischen Schafe sind dem allgemeinen Beyfallnach in der Feine der Wolle die vollkommensten, und gleichwie die wichtigste Nützung diese Eigenschaft ausmacht, so muß man sich, so viel möglich beeifern, wenigstens spanische Widder, wo nicht auch einige Schafe zu erlangen, um mit solchen nach folgender Anleitung unsere innlandischen wenig geltenden Geschlechte zu vcredlen; gemeldtes Hinderniß der Ausfuhr aber wird uns lang nicht die benöchigte Anzahl zulassen, daher wir uns nacher Welschland zu Ltalien nah. wn*>en haben. Daß Apulien, und vorzüglich die Gegenden um ^ auch feine Taranto die beste, und feinste Wolle den welschen Fabriken auch in den 93 %'# C o ) %# ten altern Zeiten lieferte, zeiget Kolumella in dem siebenten Buch seiner berühmten Ackerbausatze, und noch ißo sind solche Lander deswegen Berufen; eben also in den neueren Iahrsgängen rühmet sich das an uns nächst gelegene Paduanische, dessen edle Schafe eine recht feine, zu allen Manufakturen taugliche Wolle tragen, und weil solche am leichtesten, und mit den geringsten Ausgaben zu haben sind, da ein Schaf ungefähr sammt den Ueberlieferungsunkostm bis fünf, und ein Widder bis zehen Gulden zu stehen kömmt; wollte ich vor allen anderen die Einfuhr der edlen paduaner Schafe um so sicherer einrathen, indem ich bereits selbst auf meinem Landgut so glückliche Versuche angestellet habe, daß ich nicht nur von den Originalerzeugnißen, sondern auch von den sonst schlechtesten innlandischen, mit den feinen paduaner Widdern bis in die dritte, und vierte Abstammung verbesserten Schafen die schönste Wolle überkommen, die ich, zur Verfertigung der feinsten Tücher in die Fabrik nacher Klagenfurt geliefert habe, die mir auch Herr von Thysder Eigenthümer selber Fabrik vorzüglich angerühmet hat. §. irr. Man kann demnach sowohl mittels Einführung fremder Heerde, als durch Zusammenpaarung der innlandischen Schafe mit bessern auswärtigen Widdern die Schäfereyen eines Landes verbessern: ja es würde dieses auch allein mit den Innlandischen (obgleich viel langsamer) gelingen, nachdem bewußten Beyspiel der in Brandenburg, und Schlesien üblichen Schafzucht, sofern man nur in der Wahl der zur Fortpflanzung dieses Geschlechts benö-thigten Schafe, und Widder, dann deren Pflege eine gewiße Voc- M 3 sicht Mit« und oh« ne fremden Widder kann mandieSchaf-arr bey achter Benehman- Natürliche Eigenschaften der Schafe. 94 (o) sicht brauchen wollte, und nicht diesen wichtigen Wirthschafts zweig, so zu sagen, dem ungleichen Zufall überließ; welche Fahrläßigkeit eben hauptsächlich unsere Schafe am Werthe so weit heruntersetzet: nnd nicht anderst würden die besten spanischen ausarten,wenn man sie mit gleicher Nachlaßigkeit behandlete; Fleiß, und achte Maßregeln können alles emporbringm, so wie es das Gegentheil verderben kann. Unsere aufmerksameren Nachbarn überzeugen uns täglich dieser untrüglichen Wahrheit; um solchen also fertiger nachzueileu, müssen wir alle hierzu schicksame Mittel gebrauchen, fremde edle Schafe, gleiche Widder auch für unsere innlandische Schafe einführen, und mit diesen selbst alle erforderliche-Aufmerksamkeit anwenden. Damit man aber nicht etwa wegen der geringen Erfahrung irre gehe, wollen wir allhier die wesentlichen Eigenschaften dieser Thiere, und die Kennzeichen der besten unter denselben betrachten. §. IV. Die Schafe sind sanfte, gute, doch einfältige, dumme Thiere, dagegen haben sie vor allen andern eine sehr lebhafte Einbildungskraft, die man in ihrer Verwunderung über jede Neuigkeit, oder mindesten Vorfall bemerket; sie sind ungemein furchtsam, so, daß selbe vom Geräusche, Feuer, besonders vom Donnerschlage, und starken Knalle zum Erstarren, und grösten Nachtheil ihrer Gesundheit erschröcken; sonst ohne Waffen, und überlassen sich gänzlich der Sorge ihres geliebten Hirtens, dessen Anleitungen fle-ganz willig nachaehen; lieben vorzüglich das Helle Taglicht, und die Gesellschaft, sie verabscheuen von selbst die sumpsichten Gegenden, ( o ) %# 95 den, und oL sie sich gleich sehr begierig auf das Salz zeigen, so können sie doch leichter, als ein jedes anderes Thier auf lange Zeit das Wasser entrathen. Die starke Sonne und andere Hitze, auch starker Frost, Thau, und feuchte Witterung ist ihnen sehr schädliche sind auch vielen Krankheiten, meistens aber der Wassersucht unterworfen, weil die innerliche Bestellung ihres Körpers viele Feull/ Le enthält. §. V. Es scheint, daß, wenn man die innerlichen Eigenschaften Mit einsichtiger Ueberlegung erwäget, man sich einen genügsamen Begriff von einer nützlichen Schafzucht machen könne, die Wichtigkeit des Gegenstandes jedoch verdient eine nähere Betrachtung, und wie wir erst die innerliche Beschaffenheit dieses Geschöpfes angesehen haben, also müssen wir auch zu unserer Absicht die äußerlichen Kennzeichen eines guten Schafes, und Widders untersuchen. §. VI. Der zur Zucht taugliche Widder muß jung, lang, stark-keinig, breit in Schultern, und Kreuz seyn, muß einen dicken Hals, große,muntere, etwas röthlichte Augen haben,eine breit runde Stirn, eine glate nicht sprecklichte Zunge, eine kurze gerade Nase, die Füsse müssen stark seyn, der Schwanz dick, und wollreich, er muß einen freycn, nicht übel riechenden At-Hem, einen sicheren, festen Auftritt haben, gegen fremde Widder muß er sich herzhaft, und eifersichtig zeigen, die Wolle solle besonders am hintern Theile weiß, lang, durchaus fett, dicht, fein, und die Haut gleichförmig ohne Flecken seyn. §. VIL das Kenntniß der natürliche Eigenschaften ist zur guten Pflege nicht hinreichend. Kennzeichen eines guten Widders. Jene eines Mutterscha» fts. das Wachsthum der Hörner ist unbedeutend. 96 ( 0 ) §. VII. Ein gutes Mutterschaf ist lang, doch nicht auf allzu hohen Füssen gestellet, dessen Hals lang, und etwas aufgeseyet, die Augen frisch, und röthlicht, der Leib nicht allzu schmal, die Lenden voll, und rund, das Kreuz breit, und stark, der Schwan; dick, und wollreich, die Wolle obschon etwas weniger, doch in der Güte, und Feine gleich dem Widder, die Haut licht, fleischfarb, und der Gang schnell und geschäftig. §. VIII. Einige wollen annoch auf die Hörner, besonders der Widder ihre Aufmerksamkeit erweiteren; da ich aber dieses durch die Erfahrenheit ganz und gar gleichgültig finde, und in beyden Gattungen den besten Fortgang erfahre, so erachte ich derley Anmerkungen zu übergehen, und vielmehr zu wiederholen, daß die angezeigten äußerlichen Kennzeichen uns ungezweifelt der bessern Art der Schafe versichern können, auf welche wir folglich in der Wahl derselben, so viel es möglich ist, jederzeit unsere Aufmerksamkeit richten sollen, wenn wir uns des gewünschten Erfolgs erfreycn wollen. Dritter Artickel. Von der Zusammenpaarurig. §. I. „ . _ t re zu mnigen. de machet man die Schafe gleich nach den ersten acht Tagen der Rückkunft in den Stall, mittels enger Zusammenbringung, und guter Verwahrung der Fenster mäßig schwitzen, kühlet sie langsam ab, und ungefähr vier Stunde hernach giebt man ihnen zu fressen, S aber ns y (O aber den ganzen Tag nicht zu trinken. Ich könnte allhier die Zusammensetzung verschiedener Pulver, und Mittel anführen, die zu Abtrocknung der vielen Feuchte den Schafen einzugeben eingera-then werden. Allein da man dieses in mehrern Büchern vielfältig antrift, und ich gegenwärtigen Unterricht so einfach als möglich, um solchen dem Landmann leicht, und beliebt zu machen, an die Hand zu geben erachtet habe, so werde ich alles dieses übergehen, und nur etwas von dem sonst bekannten wenig gekünstelten Ammeispulver melden, damit solches wenn es vielleicht noch unbekannt seyn sollte, und gefällig wäre, dienen könnte. §. XIII. Man fasset im spaten Herbste, da die fleißigen Ammeisen bereits ihren Haufen zur Ueberwinterung vollkommen bereitet ha-Wie das Am- ben, solchen sammt der Erde, den Thierchen, und allen darin be-Eetfmtgen,uU Endlichen m einen Sack, bringet diesen in einen Ofen, und laßt ihn i»gebrauchen. a^ovt so stark austrocknen daß man daraus ganz leicht ein feines Pulver verfertigen könne; dieses wird fein durchgesibt in einem wohl trockenen mit Haring, oder gesalzenen Fleisch verfällt gewesenen Geschirr aufbehalten. Von solchen nimmt man ein viertel Seidel, mischet es mit doppelt so viel Habermehl, streuet etwas weniges Salz darunter, oder man befeuchtet es mit Menschenurin, und giebt gleichviel einem jeden Schafe zum Futter, mit der ferneren Vorsorge, daß es solchen Tag kein Wasser bekomme, welches man nach vierzehen Tagen wiederholen kann. Die Zubereitung und Gebrauch des gedachten Pulvers ist ganz einfach, so, daß es Niemanden schwer fallenj möge, sich dessen auch um so lieber zu be- C o ) d m ' dienen, als für dessen beste Wirkung einstimmige Zeugniße vorhanden sind. §. XIV. Wer aber auch dieses Mittel unterläßt, kann sich doch keineswegs von der unvermeidentlichen Sorge entbinden, daß die vor kurzem in Stall zurückgekommenen Schafe mit solchem Futter versehen werden, welches zu Verminderung ihrer innerlichen über-flüßigen Säfte beyträgt. Las Heidekraut ist in den ersten Ta- ^»füttern, gen das beste, und überhaupt kann man sich des Roggen, Haber, Gersten, Vuchweitzen, und Erbsenstrohes, dann der Wicken bedienen, welches anfänglich ohne einiger Vermischung, hernach geschnitten, und mit feinem guten Dergheu untermengt den Schafen vvr-geleget wird. Nicht wenig hilft auch das Laub fort, so man im Herbste, bevor cs abfällt, an den gehackten Streischen hangend einbringet, als jenes der Pappel, roth, und weiß Luchen, Weiden, Erl, und Eschen, welches letztere ich unter allen das anständigste schätze. In den Gegenden wo sich viele schwarze Waldungen vor-sinden, wird auch gegen die Mitte des Brachmonats die Rinde der Fichten, und im Winter jene der Pappelbäume gesammlet, welche zermahlen den Schafen dargereichet wird. Weil aber dieses nur eine Verwüstung der Wälder, deren wir Hierlandes nichts übriges haben, anrichten könnte, und sonst solches Futter das schlechteste ist, so will ich vielmehr die Sammlung des verschiedenen Laubes an- x empfehlen, mit dessen wirthschaftlicher Verwendung man vieles Heu ersparet. Alles Futter ist trocken einzubringen, und in gleichen reinen Orten unter guter Bedachung, oder in gehörig 140 %# O ) gelegten Schöbern zu verwahren, worzu sich jedermann selbst gebührend wird zu verhalten wissen. Die Feuchte, ein übler Geruch , oder Dampf machet die Fütterung nicht nur widerwärtig, sondern auch schädlich. §. XV. •foilctuiSstaa Die fernere Sorge muß auch dahin gerichtet seyn, daß Plicht abneh- kte Schafe im Stalle nicht abnehmen, sondern wenigstens bey solchen Kräften, und Fleisch erhalten werden, als sie waren, da sie eingetrieben worden. Dahcro ist es nicht rathsam, daß solche all-zufett, und nur bey guten Fleisch von der Weide zurückkommen, weil, soferne sie abzunehmen ansiengen, eine bald folgende Sterb-«Es^Futter sucht zu befürchten ware. Wie viel eigentlick trockenes Futter ÄJahr^er^für ein Stück des Jahrs erforderlich sey, ist nicht leicht zu bestim-fordcrltch. mm Dey schönen gelinden Winter, und in trockenen Jahren wird viel weniger gefordert, weil die Weide länger fortdauret, und sie im Winter selbst zu den warmen Stunden, so viel immer möglich, ausgetrieben werden , auch unter unserer nicht allzu kalten Himmelslage zwischen den Steinen da und dort mehrere, obgleich etwas verdorrte Gräßchen finden, und an solchen einen Theil ihrer Erforderniß genießen können. Ueberhaupt rechnet man auf ein Stück drey, oder höchstens vier Lentner, wovon etwas für dem Sommer, und Herbst, da zuweilen mehrere regnerische Tage anhalten, übrig bleiben solle, um auch durch solche Zeit das Vieh nicht aushüngern zu lassen. Bey schöner Winterszeit sind auf meinem Landgut auf ein Stück, ohne selben an dem Erforderlichen etwas abzubrechen, nicht gar zwey Tentner, verfüttert worden. §. XVI. ( °) %# §. XVI. Wider die so gefährliche innerliche übermäßige Flüßigkei-ten ist auch das Salzgeleck nützlich und erforderlich. Es wird dieses auf verschiedene Art zubereitet, und eingegeben. Ich werde jedoch nur die einfacheste, und bey meinen Schafen gebrauchte Art anführen. Nach den ersten acht Tagen ihrer Einstellung streuet man ihnen in dem nämlichen Maße, als es für die Sommersalzleck eingerathen worden, von unserem inländischen Meersalze vor, laßt es ihnen genießen, und wiederholt ein gleiches nach andern acht Tagen, ferner aber wird vierzehen Tage also fortgefahren, oder es wird ein Stück von einem Erlenbaume ausgehöhlet, dessen inneren Raum man nachmahls mit unserem inländischen Salze füllet, und die Oefnung auf das beste verkeilet; Es wird das ganze Stück in das Feuer geworfen, worinn das Holz von Flammen verzehret wird, das Salz aber in einen harten Stein schmelzet. Das Salz, welches auf diese Art zubereitet worden, wird geflossen, mit Wachholderbeeren, und etwas Haber vermischet, sofort den Schafen, wie oben gesagt worden, vorgegeben. Es ist auch an einigen Orten üblich, einen Salzstein an verschiedene, nach der Mitte des Stalls gerichtete ausgehöhlte Stöcke zu befestigen, und mit einem Deckel zu bedecken, welchen man abnihmt, da die Schafe zu dem Gelecke gelassen werden sollen, so man ihnen ungefähr alle dritte, oder vierte Tage gestattet. Wie immer aber der Salzgebrauch beliebet wird , ist doch allemal die Vorschrift unabänderlich/solchen Tag die Schafe nicht zu tränken, um die Wirkung dieses der Gesundheit sehr zuträglichen Mittels nicht zu vernichten. S 3 §. XVII. Wie das Salz» geleck im Win« rer $u gebrau» chen. 143 Dmr dem Ge» tränke zur WlrmrSzelt. -rbentliche Pflege ist er» forderlich. tzF O ) %# §. XVII. Ton dem Wasser muß man die Schafe auch die ersten Tage ihrer Einstellung abhalten, sodann alle zweyte Tage (wenn sonst keine hinderlichen, und erheblichen Ursachen vorfallen) zur warmen Mittagsstunde tranken. Ein rirmendes reines Wasser, wie es schon in dem?tm §. dieses Artickels gesagt worden, muß dazu gewähret werden, und nachdem das Vieh von solchem zurückkömmt, ist es mit guten Heu, und Laube zu füttern. Ware das Wetter allzu ungestümm, müßte man das Wasser zum Stall bringen, und in sauberen Trogen vorstellen, ohne es jedoch aufzuwärmen, oder mit einem Mehl, und andern Einguß zu mischen, weil cs ihnen nicht wohl bekömmt, und ein warmes Getränk schaden möchte. §. XVIII. Mit beschriebener guten Fütterung allein würde die Heerde eben nicht nach Wunsch ausgebracht werden, wenn man nicht überhaupt eine ordentliche gute Pflege brauchen wollte. Die Beobachtung gleicher Ordnung, trägt das meiste bey, dahero man ihnen viermal des Tags immer zu gleichen Stunden, und in gleichem Maße, dann auch des Nachts, ehe die Hirten sich zur Ruhe begeben, das Futter vorlegen solle, also werden sie von Zeit zu Zeit ihre mäßige Nahrung mit Lust, und wohlgedeylich, auch ohne Verschwendung aufzehren. Eine gleiche Ordnung-solle auch, so viel es möglich, das Salz, und die Tränke betreffend, nach obiger Anweisung beobachtet werden. ( ° ) §. XIX. Die Reinlichkeit im Stalle, wie aller Orten, ist unumgänglich nothwendig. Alles Ungeziefer, als Spinnen, Ratzen, Mau- DieSEun-ft, und Wieserln, so den Schafen die Wolle abnagen, muljen aus Een dem Stalle, und selbiger Gegend verbannet werden. Zur Ein- ge», streue ist Schäbstrohe das beste, als welches sich nicht in die Wolle verwickelt , und am leichtesten täglich mit Gabeln gehoben, und ausgeschüttelt wird, damit des Viehs Unflat unter solches falle, folglich das obere Lager immer trocken, und möglichst sauber verbleibe. Ist solches Stroh zu viel zertretten, und verunreiniget, WterenScha. fen einjuflrcit* so etwann in vierzehen Tagen geschehen möchte, must es samt dem en,undallszu-Unrath in die Miststatt gebracht, und ein frisches eingeführet wer-den, indem die an einigen Orten beobachtete Gewohnheit, die Schaft auf ihrem Mist liegen zu lassen, bis solcher zwey, oder drey Ellen hoch anwachse, und nur zuweilen frisches Stroh einzustreuen, meiner Meinung nach eben nicht die nützlichste ist, weil nicht nur die Wolle mehr verunreiniget wird, sondern auch die von dem gehausten Mist aufsteigenden Düffte, und Hitze das Vieh oft beängstiget, und zum Nachtheil der Gesundheit entzündet; die erforderliche Warme kann man in gut gebauten Stallungen, ohne dieser unsauberen gefährlichen Hülfe erhalten, man muß vielmehr anfmerksam wachen, daß die Warme nicht übermäßig werde, davon schwere Krankheiten entstehen könnten. Dessentwegen nach Erforderniß, nnd Lehre des 9ten §. des ersten Artickels öfters frische Luft einzulassen, und der Stall auszulüftern ist. ( 0 ) §. XX. Wie die Schafe zur Lammerungszeit, und bey der Rückkunft des Frühjahrs samt ihrer Jugend zu pflegen, und auf die Weide zu führen sind, habe ich bereits in dem vierten Artickel, angemer-Was annoch ^et' nur W annoch errinnert werden, daß, wenn man die Scha-tMtag» fe vollkommen auf die Weide setzet, ohne selben mehr ein trocke-jahre zu tw» neč Futter trn Stalle zu geben, es nützlich ware, ihnen abermat das angeruhmte Ammeispulver, wie zur Zelt der WlNtereinstel-lung einzugeben, als mit welchem die an dem frischen, oft nassen jungen Grase verschlingende viele Feuchte abgeführet, und solcher gestalten das Vieh bey gesunden Kräften erhalten würde. Doch sind die Schafe sehr vielen widrigen Zufällen, und Krankheiten unterworfen, wie sie aber von selben möglichst behütet, und allenfalls entlediget werden können, müssen wir annoch untersuchen. Siebenter Artickel. Von den Vorbeugungen, und Heilungsmitteln wider die Krankheiten der Schafe. §.' ! genaueste Erfüllung des bis nun vernommenen Unterrichts, ^ wenn man nämlich die Schafe an der Weide, und im Stalle gehörig pfleget, füttert, und tränket, dann von aller überma-Wie ten siigen Hitze, Kalte, und Schrecken bewahret, ist das richtigste foSmmm. Vorbeugungsmittel, solche, so weit die menschliche Hülf vermag, bey vollkommener Gesundheit zu erhalten; das oft erwähnte Ameispulver wird zu dessen Erhaltung sehr vieles beytragen, obwohl ich d (o) i*45 dadurch so vielen anderen Mitteln, welche jedermann nach Belieben gebrauchen kann, nichts will benommen Haben. §. II. Die meisten Krankheiten zeigen sich bey nassen Jahren, starkem Thaue, und Reife, frühzeitiger Kalte, und weichen ne-blichten Winter. Wie man sich bey solchen Vorfällen zu verhalten habe, ist oben §. 9. des sechsten Artikels angezeigt worden. Vorzüglich wird das öftere räuchern im Stalle mit Viehklauen, Schweinborsten, Hirschhorn, Schwefel, Wacholderholz, und Beeren, wollenen Lumpen, Menschenhaaren, und dergleichen-stark riechenden Unrathe nützlich seyn. Auch der Gebrauch des bekannten Krauts Äeinrauten genannt, wird von vielen, und meistens in der berühmten Schäferschule des Herrn Beyer anempfohlen, auf daß man solches nicht nur dem Futter als ein stärkendes Heilmittel untermengen, sondern auch in verschiedenen Orten des Stalls, ja in fein leinenen Tüchern an dem Halse des Viehs binden solle, welches auch zur Weidezeit, besonders in den Gegenden, wo man giftige Schlangen, und verschiedenes Ungeziefer befürchtet, zu lassen wäre, als welches den Geruch dieses Gewächses verabscheuet, und sich von solchen entfernet; in eben dieser Absicht könnte man es nächst den Schäfereyen, und auf den Hutweiden im Samen ausstreuen, um dadurch das Ungeziefer von solchen Gegenden abzuhalten. Uebrigens soll kein Todtenaas in der Nähe liegen bleiben, sondern alles tief verscharret, und die beständige Aufmerksamkeit angewendet werden, damit unseren achtungswürdigen Thieren nichts widriges begegne. T Mrs für Vor, keugungsmit» tcl dev gt'mhr. ttchen Jahrs» Witterungen anzuwenden. §. HI, Wie key wirk» lich fürkomen» der Krankheit oder Seuche sich zu berra« gen. I4 lungsmittel müssen angewendet werden. Wenn man merket, daß die Schafe sich öfters mit den Klauen kratzen, an den Wänden, und Bäumen reiben, und selbst mit den Zähnen beißen, kann man solche sicher für krätzig ansehen, welches auch wirklich da, und dort, vorzüglich wo die Wolle am dickesten stecket, bald sichtbar seyn wird. Bor allen bringe man die krätzigen Schafe in besondere Stallungen, damit das Uebel nicht weiter unter die Heerde greife; sodann nehme man zwey Pfund Tobackblätter, und Stengel, nebst acht Loth Schwefelblüthe, dieses lasse man in einer starken Lauge, oder Urin wohl versieben, und wasche frühe, und Abends, oder auch drey- %# ( O ) %* 151 dreymal des Tages das kratzige Stück, so wird es bald genesen. Ich habe auch durch oft wiederholtes Schmieren mit Pechöl die Krätze vertrieben. Sind aber die Räuden starker eingewurzelt, muß man solche mit austreibenden Mitteln wohl Hervorbrechen machen, und die kranken Schafe in einen Schweis zu bringen suchen, worzu das angerühmtc Ameispulver mit etwas Weinraute ver-* mischt vorzüglich dienet, doch soll man zugleich die ausserliche Salbe gebrauchen, unter den vielen Salben, so eingerathen werden, habe ich jene von besonderer Wirkung befunden, welche aus wohl zusammen versottcnen gleichen Theilen Theer, Schmeer, oder Speck, und Schwefel verfertiget wird, mit welcher öfters des Tages die Wunden, und angesteckten Theile sollen geschmieret werden, wovon auch die in der Haut herfürkommenden Würmer abstehen, und verschwinden. Doch mag jedermann die, der eigenen Erfahrung nach nützlich befundenen Mittel gebrauchen; dieses allein wollte ich auf das nachdrücklichste empfehlen, daß man den Ursachen, aus welchen dieses Uebel entspringet, sorgfältig auszuweichen suche. Daß die Kratzen, und Räude öfters von überflüßiger Feuchte, von dem scharfen, und durch die allzu starke Hitze entzündeten Geblüte herkomme, ist unwidersprechlich, doch nebst dem verursachet auch solche die Rasse, wenn bey lang anhaltenden kalten Herbstregen die Schafe nicht unter das Dach gebracht werden, da nach der Schur ihre entblößten Haute von Dorn, oder anderen spißigen Gewachsen verletzet, oder die bey dem Scheeren selbst zufällig empfangenen Schnitte nicht mit einer heilenden Salbe gleich verschmieret worden. Der Hunger, die vielen Läuse, und überhaupt alle Unreinigkeit, ja nach der Wie den Krätzen, und Rau» den vorzubeugen. Das wilde Feuer, und Rothlauf. 152 %# ( O ) der Meinung einiger Schafmeister die Verwechselung des zum Getränke gewidmeten Wassers bringen besagte gefährliche Krankheiten hervor, wie man also diesem vorzubeugcn habe, braucht es keinen anderen Unterricht, als daß man dessen Ursachen vermeide. §. VII. Das wilde Feuer ist eine Krankheit, so sich eben nicht gar oft einsindet, doch so gefährlich ist, daß es nicht leicht zu heilen gelinge; es bricht meistens aufdem Kopfe, in eine Wunde aus, welche die Haut und das Fleisch bis zum Deine auffrrßt. Zuweilen fallen die Augen aus, und die Helfte des Leibs wird zur Wunde, ehe das erkrankte Vieh dahin fällt, nnd dieses ist öfters der Ausgang eines vernachlaßigten, und zn weit gekommenen Rothlaufs, wovon die sehr erhitzte Haut roth entzündet anscheint, die Wolle ausfällt, und endlich sichtbare Fäulungen nach sich ziehet. Beydes entstehet von der Schärfe der Säfte, und Entzündung des Geblüts, worzu auch nach der Deurtheilung verschiedener Schriftsteller ein übermäßiges Salzgeleck nicht wenig beyträgt, so man den Schafen in trockenen Sommer allzu freygebig mittheilet. Aus den dawider versuchten mehreren Arzneyen verdient jene den Vorzug, so man erlanget, wenn man drey Unzen Roßma-rin in anderthalb Seitel Eßig gut versieben läßt, und mit solchem zurückgebliebenen Dreye das kranke Vieh fleißig waschet, welches von dem gesunden auch darum (weil diese Krankheit zuweilen ansteckend befunden worden) abgesondert, und besonders warm, da es von der Wolle entblößt, so zu sagen, ganz nackend da stehet, erhalten werden muß. 153 C ° ) §. VIII. Gewisse mit Wasser, und Luft ausgedehnte, an dem Magen, der Leber, und Lunge, an den Rippen- und Eingeweide des ^ie Wasser» Viehs aufgehende Blasen nennet man Wasseralocken, solche sind slocken. meistens von der Größe einer Erbse, zuweilen jedoch ein, und andere den Taubeneyern gleich. Lesters kommen sie auch äusserlich hervor, dahero sie von den Unverständigen für Pocken angesehen werden,- zwischen welchen doch ein großer Unterschied bemerket wird. Die Blattern stecken viel häufiger aneinander, sind roth, gelb, und blasser Farbe, wo die Wasserglocken sehr schitter, und ganz klar, fast durchsichtig sich zeigen; wenn solche weiters zunehmen, und zerplatzen, wird endlich durch deren Scharfe das Eingeweide angegriffen, und besonders die Leber zur Fäulung gebracht. Der Ursprung dieser Krankheit wird zwar insgemein der überflüßigen Feuchte, und dem verschlungenen giftigen Thaue beygemessen, doch, wenn bey allzu trockenen Sommer die erforderlichen Säfte er-manglen, oder das Vieh an allzu geilen Kräutern weidet, und davon eine unstandhafte Fette erlangt, welche bey dem trockenen Winterfutter in flüßige Schärfe aufgehet, sind die Wasserglocken, und die folgliche Fäulung der Leber ebenfalls unvermeidlich. Die ununterbrochene Beobachtung dessen, was man wegen der Weide, Tranke, und Fütterung der Schafe oben angeführet, wird die Heerde von solchem Unglücke sicher stellen. Sollte aber aller Vorsicht ungeachtet, dieses Uebel dennoch einreissen, müßte man die äußerlichen Wasserglocken mit einem Hechtenzahn öffnen, und mit warmen Wermuthwasser rein auswaschen, dem kranken Vieh aber U solang 154 hi ( 0 ) %# * so lang dessen Athem übel riechet, abtröcknende Arzneyen eingeben, und meistens mit Heidekraut, Erl- und Eschenlaub, dann etwas Haber füttern. Ein Mcsserspi; fein gestoffener Austerschaalen alle Frühmorgen in warmen Vier eingegossen, dürfte eben gute Wirkung schaffen, überhaupt solle das mit solcher Krankheit behaftete Vieh wenig, oder höchstens alle vier, oder fünf Tage trinken, auch von den gesunden, wie in allen Krankheiten, abgesondert seyn, damit man selben leichter mit den HeilungSmitteln, und erfordertl-cher besonderen Fütterung beyspringen kenne. §. IX. Verschiedenen Gattungen der Würmer sind die Schafe unterworfen: Einige entstehen in der Leber, andere in der Lunge, in dem Gedärme, unter der Haut, und in dem Geblüte selbst, die Egel u Wür gefährlichsten darunter find die Egel, als welche das Blut allssau-wr.' ' gen, bis zum Herz eindringen, und den baldigen Tod verursachen; doch sind auch die übrigen, wenn man solche vernachlässiget, und überhand nehmen läßt, eben so verderblich; und werden alle, ob sie schon in der Gestalt, und Eigenschaft sehr unterschieden sind, da einige mit Flügeln, den Mucken ähnlich, andere sehr lang, und dünne, einige kurz, und dick, in der Farbe schwarz, oder grau, und weiß, gleichwohlen aufgleiche Weise gesammlet; indem die herum-schwebcnden Insekten nach den unerforschlichen Anleitungen der nicht genug zu bewunderenden Natur die zur Erhaltung undVer-Mehrung ihres Geschlechts erschaffenen Eycr so vorsichtig absetzen, daß auch verschiedene andere Thiere mit dem Futter, Wasserader Luft solche verschlingen, selbe an die zu deren Entwicklung schick- same C o ) 155 farne Theile bringen, allwo sie von der ebenmäßigen Warme belebet, aufqehen, und endlich mit der erstaunungswürdigen Abwechslung die wahre Gestalt ihrer ersten Abstammung erlangen. Der berühmte Wilhelm Derham in seiner Theologia phyfica behandlet mit ganz besonderer Gelehrsamkeit die dießfällige Fürsehungen der ewigen Weisheit, nach welcher die Insekten so verschieden den Absatz ihrer Eher erwählen. Einige suchen die Federn der Vögel, andere die Haare der Thiere, und sogar die Schüp-pen der Fische; die aber unfern Schafen so schädlichen hangen meistens an dem fetten geilen Grase, und den Schwämmen, an den sumpsigt morastigen Weiden, wo das besonders gefährliche Egelkraut wachst; schwimmen ober den stehenden Platzen, und verfauk-ten Wäsiern, und werden in grosser Menge mit dem Thaue aus der Luft auf alle auch niedrige Gewächse gezogen. Von so verderblichen Triften muß man die Schafe abhalten; denn widrigenfalls werden fie hart den Egeln, und Würmern entgehen können. Der Herbst ist zu derer Sammlung, und folglichen Entwicklung die anständigste Zeit. Wenn die Schafe trübe Augen bekommen, die Köpfe sinken lassen, wenig fressen, sich öfters unter dem Bauche umsehen, und mit den Klauen kratzen, kann man bey selben die Würmer vermuthen, dessen man sich noch richtiger versichert, soman eins oder das andere verdächtige Stück schlachtet, und bey Untersuchung des Eingeweids solche Insekten sichtbar bemerket. Gleich bey Wahrnehmung dessen muß den übrigen Stücken, die man zur ferneren Zucht aufzuhalten gedenket, mit Heilsmitteln Fürsehung gemacht werden; denn, weil die ganze Heerde gleiche Weide be- U2 suchte l$6 C ° ) %# suchte, und diese Würmer eben an solcher gesammlet werden, so ist nicht zu zweifeln, daß die übrigen eben so, wie die geschlachteten dieses Unheil eingefressen haben; wovon ohne fertiger 5;>ülfc den Winter hindurch fast alle eingehen würden. Dahero man jedem Stücke das bewußte Ammeispulver geben solle, welches in der Erfahrung auch bey solchen Umständen sehr gute Wirkung that: oder man brauche drey, und vier Tage nacheinander, sodann ein, und zwey Tage aussetzend, bis die Schafe zu ihrer vorigen Munterkeit gelangen, ein etwas warmes Getränk, für jedes Stück ungefähr ein Seidel guten, mit wenig Salz, und fein zerstoffenen glänzenden OfenruS vermischten Eßig. Andere nehmen Weinraute zwey kleine Hände voll, Neffelkörner ein Löfel, und Angelikapulver eben so viel: alles wird fein zerrieben, und in einem Seidel Eßig ein Einguß gemacht, noch mehrere dergleichen Mittel werden von verschiedenen Schriftstellern angeführt, welche jedermann nach Belieben gebrauchen kann. Nur dieses beobachte man weiterb, daß, soferne zuweilen neben den Hörnern einige Würmer her-fürschauen, man alldort vorsichtig die Haut ein wenig ablösen,und die Würmer herausziehen könne. §. X. Man sichet die Schafe bisweilen schwindllcht, und gleiche fam unsinnig irrend von der Heerde abgehen; dann lenken sie den Kopf fast beständig auf eine Seite, und nach selber laufen sie in Das Dre. einem Kreise herum. Verständige Schäfer behaupten, diese Krank-Betaudung^ heit bestehe in einer scharfen, an einer Seite des Hirns versamm-leten, bey Eröffnung desselben gleich.einem Wasser befundenen Feuch- r d C o ) %# 157 Feuchtigkeit, welche ihnen schmerzhafte Empfindungen erreget, von welchen das Vieh taumlicht,und betäubet wird, und nach der verletzten Seite sich wendet, und immer nach selber herumlauft. Dir starke Sonnenhitze, so ihr schwaches Hirn schmelzet, die übermäßige Wärme in den Stallungen, wovon die Schafe in einen entkräftenden Schweis gerathen, der gähe Austrieb von den warmen Stallungen auf die eindringende Wintersfröste, und der Abbruch des nöthigen Getränks zur trockenen Sommerszeit, oder die allzu häufige Beybringung der austrocknenden Arzneymittel, alle dich Ursachen können die Betäubung, und das Drehen erwecken. Eine Aderlaß unter den Augen, und in den Nasenlöchern, verschiedene auf den Ohren, und dem Schwänze beygebrachte Schnitte, nach welchen das Blut ausrinnt, und ein Einguß von geflossenen Wer^ muthsamen in etwas warmen Bier, oder Wein sind Mittel, welche in besagten Umständen schon vieles geholfen. §. XL Vernachläßigte, und schlechte Pflege verursachet die Wassersucht; wenn man nämlich der gegebenen Vorschrift entgegen, das Vieh auf nasse Weide treibt, mit schlechtem Wasser, und in den warmesten Sommersstunden, da ihr Geblüt erhitzet ist, trän- Die Wasser, ket. Bey lang anhaltenden regnerischen Witterungen aber ist sol- suche, chem Unglücke fast gar nicht zu entgehen, weil das Vieh eben nicht immer im Stalle kann erhalten werden, folglich nothwendig auf der Weide das feuchte Gras fressen muß, welches sodann ebenfalls diese Krankheit verursachet; doch soll die Sorge in solchen Umständen meistens dahin gehen, daß man die Weide an den höchsten U 3 Ge- 158 d ( o ) d Gegenden wähle, und den Schafen öfters Salzgeleck, dann einige abtrocknende Vorbeugungsmittel gebe. Die Kennzeichen dieses Uebels sind ganz leicht zu bemerken: der Kopf fängt an aufzuschwellen, an dessen unteren Theilen setzen sich Beule an, die Augen werden blaß und eben verschwollcn, nach, und nach lauft endlich der ganze Leib auf. Ist die Krankheit so weit schon gekommen, so wird nicht leicht mehr zu helfen seyn. Gleich Anfangs hingegen kann man unter dem Kopf eine wollene Haarseite durchziehen, welche täglich etwas vorgerücket wird, auf daß nach solcher das schädliche Wasser abrinne. Nebst dem werden gleiche Theile von Lorber undWachholderbeeren,Eschensamen,Wermuth und Weinraute zu Pulver geflossen, welches mit einigen Tropfen Kienrusöl vermengt, unter Habermehl zu einem Teig geknätet, dem Vieh in kleinen Kugeln eingegeben wird, man kann demselben auch Wer-muthwasser von Zeit zu Zeit zu trinken vorstellen, alles übrige Getränk aber wird versagt. Ein anderes Mittel wird von vielen als sehr nützlich angerühmt: daß man nämlich von einem wohlgereinigten abgedürrten, und zu Pulver geflossenen Maulwurf, in der Größe einer Erbse dem kranken Vieh in einem Löftlvoll warmen Bier eingiessen solle, und in dem bekannten Werke, der englische Ackepsmann, wird versichert: daß ein Edelmann in der Landschaft Kent lediglich mit einem Dekokt des Krauts Sedum minus, genannt, wovon er jedem Stücke täglich ein Se idel eittgab, fast alle Wassersüchtige Schafe hergestellet habe, da solcher Einguß allein, ohne etwas anderes dabey zu gebrauchen, alle schädliche Feuchte abgeführet hat. d c °) %# §. XII. Nach starkem Regenwetter findet man öfters daß viele Raupen auf dem Grase liegen, welche von den Bäumen abfallen, uitfc oder von den Winden übertragen werden. Es geschieht demnach giftiger Fras. nicht selten, daß solche Raupen oder sonst etwas giftiges von den Schafen mit dem Grase eingefressen werden, welches man gleich erkennet, da das kranke Stück aufzuschwellen anfangt, man siehet selben in den Mund, und die alldort unter der Zunge, an dem Gaumen, oder dem Munde selbst fürkommenden Blattern werden mit einer aus Wacholderholz verfertigten Radel aufgestochen, das Maul, und der etwa geschwollene Kopf mit einem Hechtenzahn etwas aufgeschärfet, diese Oeffnungen aber mit Schmeer, und Salz ausgerieben, man kann ihnen alsdenn auch etwas von einem guten Theriak in der Größe einer Haselnüsse, oder mehr, nach Unterschied des kranken Viehs auf einem Stücklein Vrod eingeben. §. XIII. Wir sehen, daß die dem Ansehen nach gesunden und ftar-kesten Schafe plötzlich dahin fallen, und auf der Stelle, oder nach wenig Stunden sterben. Das Kennzeichen dieser Krankheit ist meistens, wenn das Vieh auf einmal das Fressen verschmähet, noch Das wiederkeuet, dann traurig dahinliegt, oder ganz matt einhergeht; und weit man noch kein richtiges Mittel dawider gefunden hat, ist das zuträglichste, das verdächtige Stück, ehe noch das Fleisch, und Eingeweide angegriffen werden, zu schlachten, wovon das Fleisch nach vielen Proben der menschlichen Gesundheit nicht schädlich zu sepn scheinet; doch kann man bevor eine Aderlas in den Rasenlö-. chern 160 C o ) chern versuchen, und Theriak,mit geflossenen Austerschallen, in warmen Bier abgetrieben eingiessen. Auf das sorgfältigste aber sind die Ursachen dieses Unglücks zu vermeiden, daß die Schafe nicht zu fett im Herbste eingetrieben werden, noch auch zu gahe sich anfres-sen, welches geschieht, wenn sie lange gehungert haben, oder auf ein mit Honigthau befeuchtetes Gras kommen; daß ihnen nicht ungefähr ein Schrecken verursachet werde. Alles dieses könnte öfters einen unvermutheten Umfall der Heerde anrichten. §. XIV. Der so gefährliche Durchlauf, welcher meistens von ungesunden Triften, oder von überstüßigen Getränke herrühret, ist eben nicht so gleich zu stillen, damit nicht jene Schärfe, welche dieses Uebel mit sich führet, zurückbleibe, das Eingeweid verletze, und endlich den gewißen Umfall nach sich ziehe. Man solle also ^ Der Durch ^ Durchbruch Anfangs etwa durch vier und zwanzig Stunde, weniger oder mehr, nach den Umstanden, und Kräften des kranken Viehs unangefochten lassen, oder besser mit Rhabarbar, und anderen abführenden Mitteln zu befördern suchen, und alsdann erst zur Heilung schreiten. Dafür dienen einige aus gleichen AntHei! fein zermahlener weissen Kreide, und Weitzenmehl zusammen ge-knätete, und gebackene Nocken, die man dem kranken Vieh eingiebt, auch gutes Küchensalz in rothen Wein gelegt, und im Ofen ausge-trocknet, verschaffet ein für diese Krankheit sehr nützliches Gelecke, und also werden noch mehrere dergleichen Vorschläge angerühmet, die ich aber Kürze halber übergehe. $. v. C O ) §, XV, Sas Blutharnen entstehet, wenn das Geblüt durch allzu gewaltsame Bewegung entzündet, oder das Dich bey dem Schecken, Waschen, und auf andere Weise mißhandelt wird. Viele Heilungsmittel werden dawider vorgeschrieben. Ein Löfelvoll blutiges Salzwasser, so man von gesalzenem Schaffleisch abziehet, ist vortreflich, denn ein kleine Handvoll Büchenasche, mit Salze vermischt, ist eben von guter Wirkung. §. XVI. Scharfe Säure, viele innerliche Feuchte, und ausgestan-denes Schrecken, wovon das Geblüt in dem freyen Umlaufe etwas gehindert wird, ist die Ursache des kurz und schweren Athems, wovon öfters die Schafe belästiget find, dawider ist rathsam, wohl versottenes Wermuthwasser mit Salze vermischt, dem kranken Dich ein wenig warm beyzubringen, auch die Adern auf dem Ohre, und zwischen den Nasenlöchern zu öffnen. §. XVII. Allzu fette Weide vermehret die Galle, welche sich sodann ergiesset, das Geblüt verunreiniget, und das Eingeweid faulen macht, und daher entstehet endlich die Gelbsucht, so sich auch mit der innerlichen Faulung endet. Die also erkrankten Schafe werden traurig, bleiben zurück an der Weide, und die Augen merket man gleich allen Anfangs gelb, und eingefallen. Man reinige erstlich X ' die DasDluthar» tun. Verkürze, und schrvereAthk. Die Ergies« sung der Gal» le, und die Gelbsucht. 562 -%£ ( O ) die kranken Stücke mit abführenden Mitteln, hernach Theriak mit Theer vermischt auf Brod gestrichen, und Wermuthwasser wird selbe Herstellen. §. XVIII. giü?C'Unt> Wenn die Schafe gählings starke Hitze mit der Kalte ver-weckslen, auch den eindringenden Südwinden, und feuchten Nebeln öfters ausgesetzet sind, entstehen Flüsse und das Schnupfen, wovon zuweilen der Kopf auffchwilt und ihnen aus den Nasenlöchern schleimige Feuchte, oder Rotz rinnt. Bey solchen Umständen nimmt man wohlgedürrte, und zermahlene Erlwurzen, vermischet sie mit nicht gar zu scharfen Meerfalze, oder einem anderen und giebt es zum Geleck den kranken Schafen; wenn aber der Schleim, und Rotz nicht flüßig seyn sollte, und die Nasenlöcher verstopfet wären, müßte auch in solche fein geflossenes Salz einge-blasen, und wenig zu trinken gegeben werden. §. XIX. Las Fieber, und Zittern bekommen die Schafe vom plötz-^chen Schrecken, üblen Tranke, und starker Kälte. Bey dem Fieber fühlet man die Haut, und besonders an Füssen sehr heiß, sonst Wert das Vieh an allen Gliedern. Eine frische Speckschwarte, oder ein anderes eröffnendes Mittel, denn die Aderlaß an den Ohren hat meistens wider diese Zufalle genutzet. §, XX. W5 ( 0 ) §. XX. %6l Augenschmerzen entstehen von schädlichen Flüssen, Erhitzung des Geblüts, und Magens, starken Winden, und von solchen bey-gebrachten Staube, oder Sande, die also erkrankten Schaft können nicht leicht die Augen öffnen, und zuweilen überziehet solche ein grau - oder weisses Fell, so ihnen endlich gar das Gesicht benimmt. Bemerket man, daß diese Krankheit von widriger Feuchte herkomme, bedient mansichder im vorgehenden 18. §. angerathe-nen Mitteln. Da man aber nach Errinnerung der vorläufigen, die Schaft betreftnden Umställde, ein Uebermaß des Geblüts, oder dessen Entzündung vermuth et, so wird die Aderlaß unter den Augen, oder einige Einschnitte an den Schwanz, um dem gährenden Geblüte Luft zu geben, eingerathen. Anbey solle man fein gestos-sencn Toback,mit feinem weissen Zucker vermischt, durch einen Federkiel in die Augen blasen, welche davon rinnen, und mit den abgehenden Feuchtigkeiten die angesetzten Felle verschwinden werden. §. XXL Nebst andern Krankheiten bringet der Thau den Schafen auch Blasen, und Kratzen im Munde herfür, wovon die Fäulung, und der Schörf folget, diese Krätzen schmieret man mit pönig,und Gansfette, so werden solche bald vergehen. Die Mund» faule. §. XXII. Die von einem Schlangen - oder anderen giftigen Biße auf-gehende Geschwulst soll man mit einem schwarzen Dornstachel auf- Ls stechen ' 164 C ° ) stechen, und wohl ausdrücken, hernach dem kranken Vieh Theriak eingeben. Der Biß eines wüthigen Hundes hingegen machet zwar keine Geschwulst, ist aber weit gefährlicher, als jener einer Schlange, wenn man nicht alsogleich abhilft. Ein bewährtes Mittel dawider ist das Hol; vom Weißdorne, welches man drey, oder vier Finger ober der Erde vom Stamme abnimmt, die Rinde abstoßt, so fort das Holz rasplet, und davon einen guten Messerspitz drey aufeinander folgende Tage, mit frischer Butter vermengt dem verwundeten Dich eingiebt. Dieses Mittel hat von dieser sonst so grausamen Krankheit nach dem Zeugniße glaubenswürdiger Leute Hunde, und Menschen selbst der Wuth entrissen. §. XXIII. Alle äußerlichen Wunden, so die Schafe durch Schnitte, äußerliche Feuer, Biße, oder wie immer zufällig überkommen, kann man mit Wunden. frischer ungesalzener Maybutter, oder Theer schmieren, und also heilen. §. XXIV. Das Schrecken, ein ungesunder Fraß, und gahe Erhitzung durch starkes Herumtreiben macht bey den Mutterschafen dte Milch Die Stockunz stocken, wofür man eine Zwiebel in süsser Schaf- oder Kuhmilch der Milch. und davon ein Seidel etwas warm eingießt. §. XXV. Zweyerley Gattungen der Läuse sind die Schafe unterworfen, einige sind groß, fast wie die Wanzen, andere viel kleiner, und röth- Die Lause. V (O t6Z röthlicht, letztere sind die schlechtesten, die das Vieh ungemein plagen, und abnehmen machen. Bey der Schur sieht man solche oft häufig an der Haut stecken. La ist es zuträglich, wenn man in fünf, oder sechs Maaß Wasser ein halb Pfund Toback siedet, darein eine linde Bürste tauchet, und damit gedachte Lause hinweg streifet, welche gleich hindan fallen, und abstehen. Hernach müssen die Schafe mit reinem frischen Wasser abgeschwemmet werden; auch ausser der Schurzeit kann man wider dieses Ungeziefer ein gleiches Mittel anwenden, da man nämlich Tobackstengel so lang versieden laßt, bis eine schwarze Brey zurückbleibet, welche man längst dem Rucken langsam, und mit Bedacht aufgießet, damit diese Rasse auf beyden Seiten unter der Wolle nach dem Leibe abrinne, und die Läuse verbringe. §. XXVI. Wenn die Schafe lange nicht aus dem Stalle kommen, all-dort in ihrem Koth ungesäubert stehen bleiben, und zu warm ohne Verwechslung der frischen Luft erhalten werden, entwickle sich in ihren Klauen gewisse lange, den Haaren fast gleiche Würmer. Ein sehr kleines dem Stich einer Nadel gleiches Löchlein, so man mit aufmerksamer Untersuchung an dem untern Theile der Klauen wahrnimmt, versichert uns dieses Umstandes, wobey man die beschädigten Klauen gegeneinander reibet, und durch solche Verrichtung einige lange Haare, und gedachte Würmer hervorkommen, die man ganz vorsichtig, damit sie nicht abbrechen, auszichet, und die Klauen mit einem Messer so weit abschneidet, oder mit einer Feile abfeilet, bis sich das Blut zeiget. Hernach führet man die Schafe auf trocke- Xz ne Die bescha» digrenKlauen. Das Ein« tvartswachsen der Hörner. Die Hunger« zahne. 166 ^ ( o ) ne Weide, oder in reine Stallungen, so werden sie sich bald wieder erhöhten. §. XXVII. Gleichwie einige Schafe, und besonders die Widder, und Hammeln Hörner führen, so geschieht es, daß solche zuweilen einwärts wachsen, und zu großer Beschwerniß des Viehs die Hirnschale drücken. Deme abzuhelfen fasset man die unrecht aufgehenden Hörner mit einer heissen Zange, und giebt selben die gehörige Wendung, bey welcher sie auch verbleiben. §. XXVIII. Da den Schafen an ihren hintern starken Zähnen lange Vorschüsse auswachsen, welche sic im Fressen hindern, und also nothwendig abnehmen müssen, welches man an deren Gestalt, und dem Unlust zur Nahrung erkennet, haben selbe die Hungerzähne. Man flösset ihnen vorsichtig diese Vorschüsse mit einer Feile ab, und füttert sie mit weichen, nicht allzuspißigen Heu, von wessen letzteren allzu beschwerlichen Nagen eben solche Hungerzähne fürkommen. §. XXIX. Der Bein« Ueberkömmt das Schaf durch ein Unglück einen Deikl- -uch. bruch, wird solcher anständig geschienet, und mit mehreren warmen Umschlagen vom Vrandwein, oder starken Wein gestartet, und eS W C o ) 167 wird der Bruch innerhalb einer Zeit von ungefähr drey Wochen von selbst verwachsen. §, XXX. Der Krampf überfällt die Schafe, wenn selbe zu starker Der Kramst-Kälte, und Nässe ausgesetzet sind, unglücklich springen, daß die Glieder erschüttert werden, oder im Winter zu dick aneinander im Stalle stehen. Die Füsse werden ihnen gleichfals steif, sie hinken, und können nicht leicht fortkonttUen. tiftt solche Schafe wieder herzustellen, waschet man ihnen die Füsse mit warmen auf wilden Senfblättern wohl versottenen starken Weineßig, und giebt jedem Stücke ein Seidel Dekokt von Angelikawurzel, oder Bier warm zu gemessen. §. XXXI. Es sind zwar noch verschiedene andere Krankheiten, denen die Schafe unterworfen sind, da ich aber deren Ursprung, und Ei- Beschluß, genschaften genauer untersuche, finde ich selbe von den bereits beschriebenen eben nicht so sehr unterschieden; daß ich also zu Vermeidung aller übrigen Weitläuftigkeit vielmehr den geneigten Leser in dergleichen Vorfällen zu genauer Erwägung der hier angeführten verweise. Ich schließe demnach den gegenwärtigen Unterricht mit der aufrichtigen Versicherung, daß, obgleich solcher weder die Zierlichkeit eines Wohlredners, noch die Gelehrsamkeit eines verständigen Naturkündigers vor sich hat, auch nicht allent-I , hat- W (0 ) halben mit Im Sätzen anderer Gelehrten Abhandlungen einstimmet, dennoch gewiß nichts enthalt, so nicht größten Theils meine eigene Erfahrung, die Wesenheit der Sache selbst, oder unverwerfliche Zeugniße rechtfertigen könnte. Uebrigcns werde ich mich glücklich schätzen, wenn ich mit dieser meiner vielleicht unzulänglichen Bemühung den theuersten Pflichten eines treuen llnterthans, und redlichen Bürgers, zu Folge dem allerhöchsten Befehle unseres besten Landesfürsten nachgelebet, und dem Wohl des unerfahrnen Mitbürgers auch nux den geringsten Dienst geleistet habe. ?. m Abhandlung von dem Andaue und verschiedenen Gebrauche des K o h l - § e w a t, Von — Franz Grisellini Ehrenmitglied der königl. Gesellschaft j„ Sonbtti, und Lyon, tarnt der ge-sellschaften ju Bern, Görz, und Laybach. S S3H ■ i WMggMgKg :C*&. Ifcggfgs &.*&.! I 1 - I sffl I \* i ö tfi ’’ ,>**■ »jt »? i § ■ : i^ e 4iiu #: $b t> ~m ■ 'i I i 1§1 1 ii m i Jp^Hp» i ^ßmt . - i sij siMfiS f; : ,h }s -: -'f g 'is S«M® m "dÄrÄD-"^ Die gelehrten Ackrrbausgesellschaften, Lir unter der glor-reichen Regierung ihrer kaiserlichen Majestäten in den Staaten ihrer Reiche aufblühen; Die Vorsehungen, i welche diese gütigsten Fürsten in der Landwirthschaft also getroffen, daß sie nebst dem Ackerbaue auch für die Zunahme aller übrigen nützlichen Künste, und des Handlungswesens gesor-get, sind mehr als überzeugend, von was für thätiger Liebe und Menschenfreundschaft sie belebet werden, das Wohl ihrer Untergebenen auf alle nur mögliche Weise zu befördern. Denn ist wohl etwas, so dem gemeinen Besten Erträglich ist, Höchstdererselben einsichtsvollen Güte entgangen? oder haben sie nicht jederzeit auf jene Dinge ihr erstes Augenmerk gerichtet, welche, da man sie mit allem Rechte Schatze der Natur nennet, A 2 zu 172 C O ) zu Schätzen -er Völker werden, wenn man der Erde solche in völ-lerem Maaße auszuschütten durch einen vaterländischen Fleiß zu Hülfe kömmt. Unter diesen ist das Oel eines aus jenen, derer man am mindesten entbehren kann. Der Olivenbaum giebt zwar selbes in gehöriger Güte, und Ueberfluß, doch, da diese Pflanze nicht alle Himmelsgegenden erträgt, wird dessen Preiß nach einem zusammengesetzten Verhältnisse der Entfernung der Orte, in welchen selbe wächst, und der Beschwerlichkeit der Zufuhr erhöhet, daß sich also viele, und besonders der gemeine Mann, und die Ackersleute ausser Stande bcft'nden, sich mit Oele zu versehen, obwohl sie dessen nicht minder, als die wohlhabenden bedürfen. Nebst dem, da eine große Menge des Oels bey verschiedenen Künsten, und Handarbeiten unumgänglich nothwendig ist, so könnte es sich leicht fügen, daß bey einem erfolgenden Mißwachse diese, oder jene den Abgang entgelten müßten, wenn keine andere Gattung des Oels könnte aussindig gemacht werden, die die Stelle des Olivenöls verträte. Diese Ecwegung hat den Fleiß der Menschen allzeit rege gemacht, aus andern Früchten, und Samen der Pflanzen andere Gattungen des Oels herauszuziehen, die den Abgang des Oliven-oels ganz, oder größten Theils ersetzten. Plinius macht ein langes Vcrzeichniß der Oele, die zu seinen Zeiten bekannt gewesen; und insbesondere rühmet er im fünften Abschnitte des 19. Buches seiner Naturhistorie Egypten der Menge des Oels wegen, welches sie C ° ) %# 273 fle aus dem Samen des Kohls, oder der Steckrüben (a) auspreßten, denn nach Meinung des Harduinus seines Herausgebers Verstand dieser alte Naturkündige unter dem Nähme RapanuS, die Steckrübe (b) Da es nun vor Alters her schon im Schwange gewesen, Del aus dem Samen der Steckrübe zu pressen, so wird es uns nicht wunder nehmen, daß dieser Borheil auch von andern Landschaften ist in die Uebung gebracht worden. Vey allen diesen, obwohlselbes zur Zubereitung der Wolle, der Seife, zur Nahrung der Flamme in den Ampeln, und überhaupt zu allem übrigen haußlichen Gebrauche kann angewandt werden, so machet doch dessen eckclhafter Geschmack, daß viele selbes bey der Speise verwerfen. Seinen Unterthanen unter die Arme greifen ehe sie sich nach einer Hülfe sehnen, ist (sagt Xenophon, da er vom jungen Lyrus redet,) eine von den vortreflichsten Eigenschaften jener Regenten, die der Glan; ihrer Hoheit nicht hindert, auf das Elend ihrer Untergebenen herab zu sehen, um selben thatigst zu steuern. Keine Pflanze bequemer sich leichter nach was immer für Himmelsgegenden, als der Kohl-Lewat. Den Bau dieser Pflanze in jene Lander des Durchlauchtigsten Hauses Oesterreich einzu- A 3 füh- 00 Egypto mire celebratnr propter olei fertilitatem, quoachdem man nun also die Wahl des Samens, und des Erd-* reichs getroffen, kann man mit gesicherter Hoffnung aller Vortheile an das Werk selbst Hand anlegen. Da indessen des Kohl-Lewats auf zwo Weise gepfleget wird, so ist eS vonnöthen sich y* CO '%£ Er sich zu einer, oder zur andern zu entschliessen; nach einer derer-selben werden die Pflanzen in dem nämlichen Erdreiche, in welches sie gesäet worden, bis zur Reife des Samens bearbeitet; und diese^ werde ich durch den Namen der in der Lombardey üblichen unterscheiden; nach der zweyten müssen die noch kleinen Kohl-Le-wats Pflanzen in ein anderes Erdreich übersetzt werden, gleichwie es bey dm Holländern, Flammändern, und in einigen Orten von Frankreich gewöhnlich ist. Ich werde beyde Bauarten beschreiben, um zu zeigen, welche aus selben mehreres Bortheils wegen den Vorzug verdiene, da beyde für sich gut sind; ich werde also von der Beschreibung der bey den Holländern üblichen Weise den Anfang machen, und dieses nach der Vorschrift des Marquis von Turbilly, der selbe haarklein auseinander gesetzet hat. §. V. Die bey den Holländern, und Flammändern übliche weise den Rohl-Lewat anzubauen. §R>an pflügt die Erde zweymal vor dem Winter; es liegt nichts ^ daran, was man vorhero für eine Frucht davon eingearn-dtet habe. In Mayen des folgenden Jahrs läßt man den Pflug tief gehen, egget das Erddreich zwey, bis dreymal, und bewalzet dasselbe die Klose zu zermalmen. Gegen den 18. oder 24. Heumonat wird die Arbeit mit dem Pfluge, der Haue, und der Walze widerholet, bis die Erde in die kleinsten Theilchen fast dem Aschen gleich aufgelöst wird, hierauf wird der Same, doch nur drey Finger voll auf einmal ausgesLet, mit der Egge ganz locker überdeckt, und 182 ( o ) %<£ und der Acker bewalzt, der sechszehende TheiL eines Metzen Samens (k) ist hinlänglich für z. Morgen, (1) und drey angc-säete Morgen geben genug Pflanzen, um zwölf Morgen zu bepflanzen. Diese Umpflanzung kann man vornehmen, was immer vorhin für eine Frucht auf dem Acker gestanden. Das Erdreich, welches für den Kohl-Lewat bestimmt ist, muß alsogleich, nachdem die darauf gestandene Frucht eingesammelt worden, umgeworfen werden; zehen, oder-fünfzehen Tage darnach wird dasselbe ein - oder zweymal geegget, und zu Ende des Herbstmonats pflügt man es sehr tief, doch also, daß von zehen zu zehen Furchen allzeit eine offen bleibe. Ist das Feld nicht eben, richtet man die Gewände mit dem Pfluge nach der Lage des Orts (pflüget man in verschiedenen Richtungen) also, daß die offenen Furchen daß Wasser an den Ort ableiten können, wo es den Schlamm, den es mit sich führt, ablegen kann, ohne Erdrisse zu verursachen. Der Kohl-Lewat wird in den ersten Tagen des Weinmonats versetzet, man wählet dazu die schönsten Pflanzen vom Sae-acker, man tragt sie in hinlänglicher Menge in Bündlein auf das Feld, wo sie umgepflanzt werden sollen. Die übrigen Pflanzen überlaßt man dem Viehe zum Futter; man laßt sie auch nicht reife fk) Es gilt fast § Pfunden Saamens gleich. (l) Ein Arpenta, oder Acre von Paris enthalt roo. Klafftet ins gevkexte; eine solche Klaffrer betragt,- königliche Schuhe, mithin der ganze Raum 48400. Quadrat Schuhe. Chriitlani. von den Maßen Brefcia. 17O0. Bl. 79. n, 1x4, C 0 ) '%& 183 ft werden; es sey dann, um durch ihre Verfaulung die Aecker für eine andere Aussaat zu düngen. Man versetzt den Kohl-Lewat in geraden Reihen, und überzwerch, die Reihen einen Schuh weit, und die Pflanzen jeder Reihe gegen 6. Zoll voneinander. Zu diesem Ende rücken die Arbeiter in einer gleich weiten Entfernung gerade, oder nach der Lage des Orts auf eine andere Weise fort, und bohren mit dem Pflanzstocke (es ist selber ein Werkzeuge von einer Schaufel nur durch die zwey Endzacken unterschieden) geräumige Löcher in die Erde: In diese stoffen Mädchen, und Knaben, die den Arbeitsleuten auf dem Fusse Nachfolgen, einzelne Pflanzen, und drücken die Erde, da sie die Füsse Messen, ganz locker gegen dieselbe. Es können diese zwo Arbeiten, die Zeit zu ersparen, von den nämlichen Personen, da sie zugleich mit Füssen und Händen arbeiten, ganz leicht verrichtet werden. Wenn nun der Kohl-Lewat auf solche Weise überall versetzet ist; so muß man, es sey dann, daß die Erde vor dem Umgraben gedünget worden, selbe mit gepulverten Taubenkoth bestreuen. Es ist diese Dünge für das Wachsthum des Kohl-Lewats am für-träglichsten. Eine Fuhr (ein Fuder) von selben erklecket für Men Morgen. Rach diesem wirft man mit der Schaufel die Erde der offenen Furchen beyderseits zwischen die Reihen der Pflanzen; nach dem Winter wird diese Arbeit wiederholet, doch mit der Vorsicht, daß man die Schaufel nach der ganzen Höhe des Eisen-in die Erde stoßt. Dergleichen Arbeit giebt dem Kohl-Lewat neue Kraft, erstickt das Unkraut, erhält die Erde locker, und gleichsam 184 C 0 ) %# sam im Ruhestande, und die Kohl-Lewats Pflanzen kommen als-denn weit flacher zu stehen; wenn nun selbe etwas in die Höhe Zeschossen, werden die offenen Furchen überdecket; daß also ein solches Pflanzenfeld einem dichten Anwüchse eines jungen Waldes gleich sieht. Diese ist die Bauart der Holländer, und Flammän-der; die Samen werden zu Anfang des Heumonats gesammlet. §. VI. Von dem in dee Lombardei? üblichen Rohl -Lewats Baue. fodert die Ordnung den in der Lombardey üblichen Kohl-^ Lewatsbau zu beschreiben, den ich also nenne, nicht nur allein um diesen von den itzt angeführten zu unterscheiden, sondern auch, weil ein vortreflicher Landwirth, mit dem ich Briefwechsel unterhalte, sich desselben mit grossem Vorteile schon viele Jahre hindurch auf seinen Feldern, die eben in einer Provinz der Lombardey liegen, bedienet. Nachdem das dazu gewählte Erdreich der ganzen übrigen Aerndte entlediget worden, muß man selbes alsogleich mit der Haue und Schaufel umarbeiten, und dann düngen, mehr, oder weniger, wie es die Umstände der Aeckerheischen; der in den Gräbendurch die Fäulung zubereitete Schlamm, ist die beste Dünge: denn mittelst dieser, wenn sie von den kleinsten Erdtheilchcn ist eingesogen worden, werden jene Salze, und Oele am leichtesten aufgelöset, die mit dem Regen, Schnee, und Frühlingseise vermischet, die eigentliche Nahrung der Pflanzen ausmachen. Wenn das Erdreich gehöriger Massen gedünget ist, ackert, und egget man selbes das erstemal gegen Mitte des Heumonats; diese C o ) 185 diese Arbeit wird in den ersten Tagen deö Augustus, und zu Ende desselben wiederholet: dann wird es noch einmal geegget, und letztlich die Erde in kleinste Theilchen aufzulösen bewalzet. In dieser letzten Arbeit machet man breite Puffing, (Bethe) die von einander einen ziemlichen Raum abstehen, und abhängig seyn sollen, Der Same muß gleichförmig, und nicht zu dicht geworfen werden. Das Erdreich muß zu diesem etwas feucht seyn, sonst müßte man zuwarten, bis ein Regen einfiel, oder wenigstens im Anzuge ware; denn der Same des Kohl-Lewats entwickelt sich in einer trockenen Erde, allzu langsam. Gegen 5. Pfunde Samens sind hinlänglich ein Feld von mittelmäßiger Grösse zu besäen. Die Ansat wird alsogleich mit einem hölzernen Rechen überfahren. Wenige Tage nach der Ansat keimen die Pflanzen hervor, und sie wachsen allmählich so gewaltig, daß sie binnen einem Monate, daß ist bis zu Anfang des Weinmonats einen Schuh hoch aufschiessen. Damahlen ist es höchste Zeit die Pflanzen zu Verdünnern, damit sie nicht etwann einander den Rührungssaft rauben, dessen sie einzeln, sehr vonnöthcn haben, da der Kohl-Lewat eine aus den gefräßigsten Pflanzen ist. Zu diesem Ende dinget man eine hinlängliche Menge Arbeiter für seine Pflanzungen: es müssen alle Theils mit Jäten, theils mit Hauen versehen seyn, und zu gleicher Zeit, da sie die allzu nahen Pflanzen ausjatten, auch das Unkraut ausreutcn, und die Erde auflockern. Dieses macht selbe viel tauglicher den gütigen Einfluß des Himmels in sich zu saugen. Aa Reson- 188 ( o ) §. VIL Anmerkungen vbee die zwo Bauarten, die zeigen werben, -aß die in der Lomharbey übliche vor der holländischen den Vorzug verdiene. Otf>ettn es ein in der Ackerswissenschaft angenommener Satz ist, daß der Ackersmann in allen seinen Arbeiten darauf sehen muß, aus der Erde alle nur mögliche Vortheile zu ziehen, ohne dabey unnöthigeMühe, Unkosten und Zeit zu verschwenden, so wird sich ja selber auch auf den Bau des Kohl-Lewats ausdehnen lassen, dessen vornehmster Gegenstand die Menge und Güte des Samens ist, aus welchen das Del gepreßt wird. Im vorgehenden Abschnitte habe ich ihnen die zwo Bauarten, die eine der Holländer, und Flammänder, die andere eines wohlerfahrnen Landmannes aus der Lombardey geschildert. Die erstern bedienen sich eines anderen Erdreiches für die Ansat, eines andern zur Umpflanzung; sie müssen 15. Felder bearbeiten, wenn sie die Aerndte von 12. einsammeln wollen: denn 3. sind für die Ansat, zwölf andere damit zu versetzen, nach ihren Sätzen erforderlich; der andere hingegen pflegt des Kohl-Lewats auf dem Sat-felde selbst, er ersparet also bey jeder Aerndte von zwölf Feldern drey Felder, wenn doch selbe bey ihm eben so reichlich, als bey den Holländern ausfallt. Und ebendieses ist es,was man untersuchen muß. Die einzige Absicht, aus welcher die noch kleinen Kohl-Lewats Pflanzen aus dem Satfelde, in welchem sie aneinander ge-dranget stehen, in ein anderes wohl zubereiteteö Erdreich in einer Ent- C b ) ■%:&. $89 Entfernung voneinander versetzt werden, ist, daß selbe einzeln genügsamen Nahrungssaft haben, daß sie desto häufigere BlüLhen tragen, und die Schotten guten Samen in Ueberstusse dargeben. Wenn es deme also ist, so kann ich betheuren, daß man das Dämliche Absehen durch die Weise der Verdünnerung der Pflanzen in dem Satfelde selbst erlangen könne, wenn noch dazu eine doppelte Jatung, eine zur Zeit der Verdünnerung, die anderozur Dlü-thezeit erwähnter Massen vorgenommen wird; dieses Jäten kömmt nicht nur allein der ermüdenden, und vielfältigen Arbeit der Holländer^ in seiner Wirkung gleich sondern es hat noch ungemein mehrere Vortheile bevor. Dieses bestätigen wiederholte genau bestimmte Versuche, welche der schon oft angeführte vortrefliche Landwirth mit beyden Arten gemacht. Er überkömmt nämlich, wenn er die Felder auf seine Art bearbeitet, fast um den dritten Theil mehr, als er erhalt, wenn er sich der holländischen Bauart bedienet, und dieses noch dazu mit geringeren Unkösten. Diesen Versuchen stimmet auch bey Herr Peter Arduin öffentlicher Hehrer der Ackerbauwissenschaft an der hohen Schule zu Padua in dem ersten Bande seiner Denkschriften, die in obbemeldter Stadt schon 1766. die Presse verlassen, allwo er von dem Vortheile des Baues der wilden Steckrübe (n) handelt, den man erhalt, wenn selbe auf dem Satfelde sselbst bearbeitet wird. Aa 3 Und 00 Ich hake schon im ersten Abschnitte angemerket, daß die wilde Steckrübe, oder die Ravtzzone der Lombardier gleiches Geschlechts mit dem Äotzl, Lrwat sey, und auf gleiche Art gebauer werde. 190 ( 0 ) Und fürwahr kann wohl etwas verwickelteresseyn, als diese Überpflanzung ist, die so viele Arbeiten, solche Genauigkeit in den gerade fortlaufenden Reihen, so vielfältige Ucbertragung der Erde nach Holländischer Bauart fordert: da noch dazu ein grösseres Stück Landes mit Zuwachs der Mühe, und Verlust der Zeit mit beträchtlichen Unkösten, die sich nach der Rechnung des Marquis von Turbilly bey einem jeden Felde auf 12. französische Livres belaufen, bearbeitet wird. Wenn man derohalben nicht nur die nämlichen, sondern auch grössere Vortheile durch die mehr einfache, geschwindere, minder kostbare Bauart der Lombardey erhalt, so folget ja ganz klar, daß man derselben den Vorzug vor allen andern zusprechen muß. §. VIIL Von -er Sorgfalt, -Le man bey bey-en itzt beschriebenen Bauarten bis zur Aerndtezeit anwen-en soll, un-von -en Zufällen, -enen -er Rohl-L.ewat ausge-fetzt ist. /zrebrauche man sich nun was immer für einer Weise, so ist eS ^ doch allzeit nothwendig, daß man des Kohl-Lewatö bis zur Aerndte sorgfältig pflege. Ein achtsamer Ackersmann entzieht sein wachbares Aug niemalen seinem Pflanzenfelde; wenn er die Reihen auf und abgehet, wird er allzeit mit einer Zate die unnützen Gewächse ausreuten, und die gefaulten, oder fast schon welkenden Blatter, ingleichen die von Würmern angefressen sind, mit eigener Hand abreissen. -d c °) isr' Ein solcher Ackersmann wird sich m verschiedenen Zufällen, denen der Kohl-Lewat ausgesetzt ist, schadlos halten, vondie-sen werde ich nun etwas in Kürze melden. Kaum als die Pflanzen etwas in die Höhe schiessen, und Wurzeln fassen, fressen die Hasen und Kaninchen die Häuptel weg; derohalben ist eS erforderlich selbe wenn eS möglich ganz zu vertreiben, oder wenigstens ihre Nester zu zerstöhren; oder aber an solchen Orten, in welchen es ein allzugrosse Menge solcher Thiere gäbe, den Kohl-Lewat nicht zu bauen. In einigen Jahren verzehren die Erdflöhe die Blüthendes Kohl-Lewats, als sie sich kaum etwas entwickeln, besonders wenn die Felder nahe bcy Wäldern, oder dichten Gebüschen liegen, fällt ein Regen zu rechter Zeit ein, so gehen die Insekten zu Grunde, und die spätern Blüthen liefern noch genug Samenschotten, sonst ist dieselbe Aerndte verlohren, und cs übrigt nichts, als die Pflanzen dem Viehe Preis zu geben, und das Erdreich für eine frische Sat umzupflügen, stehen diese Pflanzenfelder nicht nahe'an den Waldungen, hat man sich dergleichen Ungemachs nicht sonders zu besorgen. Lader Kohl-Lewat allmählig reif wird, muß man auf die Felder Wachen ausstellcn, besonders wenn mehrere Taubenkobel in der Nähe sind, denn nebst dem, daß sie, da die Schotten zeitigen den größten Theil verderben, bekömmt auch ihr Fleisch einen eckelhaften Geschmack, und sie werden, obwohl sie darauf erpicht sind, von übermäßigen Frasse gleichsam aussätzig; es gefällt dieser Same auch anderen Vögeln. 192 V C 0 ) v Uber alles dieses wird diese Pflanze noch dann und wann von Mehlthaue überfallen, besonders in den Thälern, die allzuviel gedüngt, oder den Nebeln allzusehr ausgesetzt sind; welches die Aufmerksamkeit eines Ackermannes rege machen muß, solches zu verhüten. §. IX. Von -er Aeen-te des Rohl-Lewats. />'ch habe es schon oben gemeldet, daß man den Kohl-Lewat in ^ gemäßigten Landstrichen gegen Ende des Mayens, oder Anfang des Brachmonats, und in den rauhern gleich in den ersten Tagen des Heumonats einarndten könne; nun so kömmt auf die gute Wahl der Zeit sehr vieles an, ist man zu voreilig, und sammlet den Kohl-Lewat, da die Schotten noch grünlicht, und die darinnen enthaltenen Samen noch weiß sind, erlanget man gewiß sehr wenig Oel; zaudert man hingegen zu lange, bis die Schotten ganz getrocknet sind, lauft man Gefahr vielen Samen bey Abschneidung der Pflanzen zu verliehren. Die rechte Aerndtezeit bestimmen die Schotten, wenn sie nach Abfallung der Blüthen allmählich aufschwellen, und gelb werden, doch muß man nicht zuwartcn, bis die Schotten der äussersten Aeste gelb werden, und austrocknen, denn also würde der Same der untern, da sie aufspringen, verlohren gehen. Der Kohl-Lewat wird bey der Aerndtenicht ausgeraufet, sondern abgeschnitten: es müssen darum die Schnitter mit wohl geschliffenen Sicheln versehen seyn, um selbe ganz sachte ohne sie zu schütteln, abzuschneiden; denn da der Stamm fäsericht, hart, / und C 0 ) 193 und dicht ist, würden gewiß ohne diese Achtsamkeit viele, und besonders die zeitigen Samen verlohren gehen, aus eben dieser Ursache wickeln einige die Pflanzen ehe in Tücher ein, als sie selbe ab-fchneiden. Nachdem man einen guten Tag zur Aelndte gcwählet, tzet man die Arbeit, wenn sich die Schotten nicht entkernen, immer fort, sonst arbeitet man nur in aller Frühe, und gegen Abend, denn damalen befeuchtet der Thau nebst den übrigen Theilen der Pflanzen auch die Schotten,und verhütet auf solche Weise das Heraus-fallen des Samens. Wenn die Pflanzen von einem ganzen Felde nicht auf einmal reif werden, so muß die Aerndte Stückweise geschehen. §. X. Von der Übertragung der pflanzen auf die Tenne, selbe zu trocknen, zu dreschen, und zu entkernen, ingler-chen wie man den Samen behandeln soll. F^er Marquis von Turbilly schreibt: (o) man binde den Kohl-Lewat in Büschel, und lasse ihn auf den Beeten drey oder vier Tage liegen, darnach übertrage man selben auf kleinern Tüchern hin, und her auf das Feld, allwo er in Haufen aufgethür-met bis in den Herbsimonat verbleibt; und denn schlage man auf dem Felde selbst gleichsam eine Tenne auf, dresche die Pflanzen, und letztlich schwinge man selbe mit dazu tauglichen Sieben. Es kann fürwahr keine schlechtere Weise ersonnen werden, als diese ist; denn nebst dem, daß eine große Menge Samens durch Bb das (o) In in schon angeführten Denkschrift ei. rsz. 194 ( 0 ) %# das wiederholte Übertragen ungeachtet aller Sorgfalt verlohren gehet, wird der Same selbst, der noch zurückbleibt, durch die Gah-rung verdorben, der der Kohl-Lewat, wenn er aufeinander gedrängte wird, unterworfen ist. Eben darum verwirft diese Weise Herr Thomas Hack mit allem Rechte, und das Erfahrniß bestätiget sein Urtheil. Sehen sie nun die gehörige Weise: die abgeschnittenen Pflanzen werden von Hand zu Hand auf dichte leinene Tücher den Samen nichtzu verlieren gepackt, und von dazu sonders gedungenen Arbeitsleuten auf die Tenne eines Baurenhauses gebracht: alldor-ten breitet man sie in voneinander abstehende lockere Garben aus, in welcher Lage sie llis zur vollständigen Trocknung gelassen werden. Die aussern Schotten, die man, um den Samen der untern nicht zu verlieren, zur Zeitigung nicht hat kommen lassen, werden ebenfalls reif und trocken seyn. Alsdenn muß man nicht sauMen, den Kohl-Lewat nach Art des Getreides zu dreschen; nach dieser Arbeit werden- die Stamme, die dürren Blatter, und die leeren Facher der Schotten abgesondert, der Same wird mit dazu dienlichen pergamenenen Sieben geschwungen, und auf das fleißigste gereiniget, dann in Speichern aufbehalten, öfters mit einer hölzernen Spate die Gahrung zu verhüten, umgerührt, bis sich eine Ge-legenheit ereignet, den Samen entweder für sich zu verhandeln, oder aber Oel aus selben zu pressen. C 0 ) %# 195 §. XI. Wie man das Erdreich, von welchem dep Röhl-Lewat gefammlet worden, bearbeiten soll, ich vom Lele rede, wird es nicht undienlich seyn, etwas von der Bearbeitung des Erdreichs, auf welchem der Koh!-Lc-wat gestanden, zu erwehnen; man laßt also anfänglich eine Heerde Widder in das Feld hinein, damit sie die übergebliebencn Theile der Pflanzen abfressen, darauf wird die Erde mit der Schaufel umgeworfen, daß die Wurzeln oben auf zu stehen kommen; diese werden mittelst der Faulung statt einer Dünge dienen, daß man Getreid, oder eine andere Frucht, wenn die Erde vorhin gehörig bearbeitet worden, darauf säen kann; es sey dann, daß man es für besser besiude das Feld Brach zu lassen; in welchem Falle es am fürträglichsten ist selbes mit Klee von verschiedener Art, oder mit einem andern Futterkraut zu besäen; der Kohl-Lewat hingegen soll nicht ehe, als wenigst nach vier Jahren wieder angebauet werden, sonst würde man das Erdreich entkräften. §. XII. Vom Bohl-Lewats Gele, und der Weife felbem den eckelhaften Geschmack, den es für sich hat zu vertreiben. Lel wird desto besser feyn, je größere Sorgfalt bey Erhaltung, und Reinigung des Samens ist angewandt worden. Was das Lel pressen anbelangt, kann solches zu allen Zeiten, und auf gleiche Weise unternommen werden,'deren man sich bey Pressung anderer Lele bedienet, die Preßmaschinen, die Stampfmühlen, die Kelter, und dergleichen, als wie auch die dabey übli- Bb 2 chen 196 %# C o ) chen Handgriffe sind ohnehin mehr bekannt, als daß sie durch meine Beschreibung sollten aufgeklärt werden. Dieses allein melde ich, daß wenn der Kelterer allen erforderlichen Fleiß bcym Del pressen anwendet, und wenn er solches bey kalter Witterung ohne Feuer verrichtet, das Del durch seine Klarheit auchhackliche Personen reizen wird, sich desselben zu bedienen, wenn man ihm vorhin den bösen Geschmack benimmt. Wenn man nun der Ursache dieses eckelhaften Geschmackes nachspühret, so wird man finden, daß selber von den überflüssigen alkalischen Grundmassen, die einen Bestandtheil dieser Pflanze ausmachcn, herrühre. Es giebt dieses nicht nur der durchdringende, wiederwartige, scharfe Geruch, mit dem die Blüthen, der milchichte Saft der Blatter, und der Same vor der Zeitigung behaftet sind, zu erkennen, sondern es lassen auch die mittelst des Feuers gemachten Auflösungen der Blatter, der Stamme, der Nebenrste, und aller übrigen Theile der Pflanze keineswegs daran zweifeln. Diesen wiederwärtigen Geschmack zu benehmen, hat man verschiedene Mittel ersonnen, und in die Übung gebracht; das Beste aus den bisher üblichen ist: man lasst das Del aufsiedcn, dann wirft man in selbes etliche Schnitten Vrod Birnen, Aepfel, einige Zweige Rosmarin, oder andere gewürzhafte Krauter. Diejenigen die sich dieser Weise bedienen, versichern, daß das Oel durch dieses Mittel also gebessert werde, daß es statt der besten Butter für die Speisen dienen könne, (p) Alle Cp) Sehe matt dieses nach in den Schriften der Oekonorrrischen Gesellschaft von Bern. 1764. Th. ». Pi. s». C O %# 197 Alle dergleichen Mittel verbessern zwar das Del, und machen dessen eckelhaften Geschmack minder fühlbar: allein sie benehmen ihm selben nicht, weil sie den alkalischen Bestandtheil mit allen seinen Kräften zurücklassen. L ie gegenseitige Wirksamkeit saurer Safte und alkalischer Körper ist allen zu Genügen bekannt: sie ziehen sich einander wechselweise an, vermischen sich, und verlieren ihre Natur beyderscits, da aus selben ein Mittelsalz entstehet, welches weder die Kennzeichen eines säuern, noch alkalischen Körpers hat. Ich werde hier jene überweisende Versuche der vornehmsten Lhymiker, eines Hofmanns, Boerhavens, Gellerts, und anderer nicht anführcn, welche die gegenseitigen Kräften saurer Safte, und alkalischer Körper, die sich bis zur Vermischung spühren lassen, ausser allen Zweifel setzen. Es bestättiget selbe nebst diesen Versuchen, welche über einen in der Naturlehre so erheblichen Gegenstand sind abgeführt worden, auch die Weise das Oeldes Kohl-Lewats von dem widerwärtigen Geschmacke, der von dem alkalischen Grundtheile herkömmt, zu befreyen. Man nimmt ein verzinntes Kupfergeschirr, oder im Abgänge dessen ein eisernes, oder auch irdenes; dieses soll von bequemer Grösse, und mit Handhaben versehen seyn, daß man selbes auch, La es voll siedenden Oeles ist, von dem Feuer in eine andere Stellung bringen kann. Lieses wird bis auf 3 Zolle von: Rande mit Oele gefül-let, auf einen Wind offen gesetzet, und so lange darauf gelassen, bis das Oel zu sieden anfangt, alsdenn wird das Gefäß mit dem Vb 3 sie- 19 8 %# C 0 ) %# siedenden Oele in einen freyen, offenen Ott gebracht, und guter scharfer Eßig, den man schon in Bereitschaft haben muß, auf die Oberfläche des Oels zu widerholten mahlen gespritzt, doch mit der Vorsicht, daß jener, der dieses unternimmt, so weit es möglich, davon entfernet sey; da nun der Eßig die Oberfläche berührt, erhebt sich von selber alsogleich ein bald überlaufender Schaum, diesen nimmt man ohne Verzug mit einem Schaumlöffel ab; Und also ist das ganze grosse Werk schon zu Standen: das Oel ist mit seinem bösen Geschmacke nicht mehr behaftet. Zu dieser Erscheinung und Verwandlung trägt das auswallen des Oeles selbst viel bey: denn mittelst dessen werden die alkalischen Salze in die Höhe der Oberfläche zu getrieben: der saure Saft, der darauf gespritzet wird, beförderet durch seine Kälte die Aufwallung, welches der sich alsogleich erhebende Schaum genugsam beweist, bey der zähen Berührung dieses kalten Saftes erheben sich wechselweise die alkalischen Salze, sie kommen mit den Theilchen des sauren Körpers in jene Entfernungen, in welchen die gegenseitigen anziehenden Kräfte am stärksten sind, dahero sie sich vermischen, innerst in einander verbinden, und ein Mittelsalz gestalten, welches dem Oele die so gewünschte Acnderung mittheilt. Sehen sie also die Erörterung des wesentlichsten Theils der aufgestellten Fragen, das Lrfahrniß wird einen jeden davon überzeugen können; denn die Ausübung ist sehr leicht, kann zu aller Zeit, an allen Orten, und bey allen Umständen vorgenommen werden. %'ß ( o ) 199 Indem Herbsimonate des nächst verflossenen 1770 IahrS verehrte mir der berühmte Herr Peter Arduin öffentlicher Lehrer der Ackerbaucswissenschaft auf der hohen Schule zu Padua eine Flasche wilder Steckrübenöls, welches gleiches Geschmacks mit dem Kohl-Lewat Oele ist. Ich habe selbe seiner Excellenz dem Herrn Niklas Tron Rathsherrn zu Venedig zugestellt, auf daß er damit die Versuche in seinem eigenem Hause machen könnte; er ließ dieses Oel auf die schon angeführte Weise, die ich ihm eröffnet habe, behandeln, mit solchem Fortgange, daß, da er eben damal ein prächtiges Mahl gab, die mit diesem Oele zugerichteten Speisen allgemeinen Beyfall erhielten. Ich könnte noch andere Versuche anführen, die ich um mich von allen Vorurtheilen der Eigenliebe zu versichert!, in verschiedenen Hausern abgeführt, ich könnte nicht weniger der Zeugnisse er-wehnen, die Personen, welche sich mit dem Kohl-Lewat Oele einzig beschafftigen, für diese Bearbeitung gegeben haben. Ich könnte endlich ganze Gemeinde der Ordensgeistlichen für mich sprechen lassen, und ins besondere die der PP. Lapuciner von Brescia welche mir mittelfl eines Briefs des Herrn Abts Pilati, Geheimschreibers der Akademie von Brescia Versicherungen gemacht, daß sie sich dieses Oeles zur Zubereitung der Speisen bedienen, nachdem sie selbes durch die Aufwallung und Bespritzung mit EßigdeS herben Geschmacks entlediget haben, 5 XIII, 200 %# C O ) %£ §. XIII. Von dev Aufbehaltung des Rohl-Lewats Geles. Otf^enn nun das Del solcher Gestalten zubereitet worden, daß **** man es ohne Eckel auch für die Speisen gebrauchen kann, so wird man es ja auch einer Achtung in Aufbewahrung desselben würdig halten, es wird dieses £>el am besten in steinernen, oder irdenen, und glasirten Gelassen, die da mit wohl darauf passenden Deckeln versehen sind, in frischen trockenen Orten aufbehalten; auf solche Weise bleibt es beständig gut, ohne ranzicht zu werden, welches sich bey allem alten Oliven Oele eräuget. Das nicht also zubereitete Oel, welches für die Nahrung der Flamme in den Lampen, oder in verschiedenen Künsten, und Handarbeiten verbraucht wird, kann man in Fässern, Bottichen, oder hölzernen Kufen in freyen Gewölbern aufbehalten. §. XIV. von dem Nutzen, welchen man am bm Rohl-Lewat Gele sowohl für seinem eigenen Gebrauche, als auch in der Handlung zieht. 6J\en grossen Nutzen, den man aus dem Baue des Kohl -Lewats ^ mit dem Oele, sowohl in Ansehung des eigenen Gebrauchs, als auch der Handlung zieht, mehr einzusehen, ist es nur vonnö-then die ungemeine Sorgfalt zu erwägen, die von den Holländern, Flammändern, Engländern, Völkern, die gewiß auf ihre Vorchei-le am meisten bedacht sind, angewandt wird. Ich werde hier nur einen Beweis aus der schon so oft er-wehnten Denkschrift des Marquis von Turbilly, anführen. Er schreibt W C o ) %;Č schreibt, daß aussen an den Thoren von Lille einer französischen Stadt in Flandern, auf mehr als ioo Stampfmühlen Kohl-Lewat Del gepresset werde: Ein Theil dieses Dels werde im Lande selbst verzehret, das überflüßige hingegen in die Pikardie, Lhampagne, und andere Landschaften in Frankreich verführet: daß dieAbgaben, welche die Generalpachter einnehmen von dem Kohl - Lewat Dete, welches allein in dem Amte Lille einem Bezirke von 9. Meilen in der Länge, und etwas mehr in der Breite gemacht wird, nach Abzug der Unkösten 300000 Liv. abwerfen, da für ein Faß von beylaufig 250 Pfund Del nur 3 Liv. bezahlt werden, aus welchem man leicht nicht nur die ungemeine Menge des Kohl-Le-wats, der in den Niederlanden gebauet wird, sondern auch die grossen Bortheile, die aus dem Baue desselben zufliessen, ermessen kann, da sich dessen jene Provinzen so eifrig annehmen, denen es an andern so guten und nützlichen Arten der Gewächse nicht gebricht. Und fürwahr man hat Ursache genug den Kohl-Lewat--bau vor andern zu wählen, sowohl was die Bortheile des Landsfürsten, als auch der Eigenthümer, der Ackersleute, die denselben bearbeiten, und der Handelsleute anbetrift. Ich habe in einer Anmerkung, die ich beym 5 Abschnitte machte, gemeldet, daß ein Arpenta von Paris ein Stück Landes von 48400 königlichen Schuhen ins gevierte sey: nun so bemerket eben der Marquis von Turbilly, daß man von einem dergleichen Stück Landes 10 Metzen Samens überkomme; es belauft sich also, da ein Metzen'(Pariser Maaß) in einem mittelmäßigen Jahre 18 französische Liv. kostet, die Aerndte einer Arpenta auf 180 Lc Liv. * Metzen ist hier und <&. eoa. für einen französischen Lextlcr genommen, welcher 2 Meaner Metzen, und deyläufig 4 betragt. 202 C O ) Liv. oder 72 Oesterreichische Gulden: Eine fürwahr reiche Aern-dte, der man keine gleiche von einer andern Frucht an die Seite setzen kann, man muß zwar davon die Unköstcn für das Anbauen, und die Aussat abziehen, allein, da diese nicht mehr, als höchstens 20 Liv. betragen, so bleiben dennoch 160 Liv. oder 64 Gulden int Gewinn zurück. Ein Faß, welches bey 250 Pfund Oeles Markgewicht halt, dessen Preis sich auf42 Liv. oder 16 Gulden belauft, zufüllen, braucht man zween Metzen "Samen, und etwas darüber: diese kosten 36 bis 38 Liv. dahin kommen noch 2 Liv. für dem Kelterer, welches zusammen eben 42 Liv. oder 16 Gulden beträgt; der Handelsmann gewinnt nichtsdestoweniger noch genug dabey; denn neben den 250 Pfund Dels erhält er noch 114 Oelkuchen von den ausgedrückten Samen, von denen 100 um 5 Liv. oder zween Gulden verkauft werden, denn da sie zur Nahrung des Viehs sehr dienlich sind, werden sie gar leicht, besonders an Orten, wo es am Futter gebricht, verschlissen. Obwohl nun diese Vortheile nach der Berechnung des Marquis von Turbilly nicht klein sind, so sind sie doch weit geringer, als sie Herr Ernst ansetzt, wie man es in einem Auszüge von einer Denkschrift über den Kohlsat, die schon dem zweyten Theile der Schriften der ökonomischen Gesellschaft von Bern 1764 einverleibt worden, ersehen kann (*) Nach dessen Berechnung beläuft sich C* Nach des Herrn Ernst Berechnung beläuft fich der Abtrag von einem schweizerischen 100 Klafter Stück auf 90 Reichöthaler, doch ist dieses (o ) %£ 70$ sich der Gewinn von einem schweizerischen 100 Klafter Stück ins gevierte, daß ist von 45000 Quadrat Schuhen auf 80 ReichS-thaler, welches mehr als doppelt von dem des Marquis von Tur-billy austrägt, wie soll also eine so reichliche Aerndte nicht einem jeden Ackersmanne Muth zum Baue des Kohl-Lewats machen? wie wird selbem von dem Fleiße der Eigenthümer, und der Gunst der Fürsten aufgeholfen werden? ihre kaiserlichen Majestäten sehen diese, und dergleichen Vortheile wohl ein, und würdigen, da sie auf das Wohl ihrer Untersassen einzig bedacht sind, auch diesen Theil der Haushaltung ihrer thätigsten Sorge, ja sie laden mit ausgestellten prächtigsten Preisen die Naturkündige, und Gelehrte ein, die Weise, wie man des Kohl-Lewats auf das beste pflegen soll, zu erörtern. Lc 2 §. XV. «icht der Abtrag vom Kohl - Lewat allein, Ihm «ach seiner Vorschrift werden im Frechlinge, ehe die Pflanzen Stengel treiben, Möhren^oder Rüben, auf die Kohl -Lewat Decker geiaet; diese werfen in einem gu« ten Lahre 50 schweizerische Liv. (a) oder 20 Reichsthaler ab, der Ab« trag des Kohl-Lcwars also für sich beträgt nur 7° Reichsthaler; 70 Reichsthaler machen 105 fl. welches gewiß nicht doppelt mehr, als der ton Turbilly angesetzte Abtrag von §4 Gulden (wenn man nämlich 20 Liv. für die Unkosten rechnet) ist. Lch sehe cs also nicht ein, wie Herr Griselin den Abtrag des Herrn Ernst auf höher als das doppelte von dem des Marquis von Turbilly, wenn man den Abtrag des Kohl «Le« wats allein vergleichet, hat ansetzen können. (a) Ein schweizer Liv. beträgt 12 Groschen; mithin um einen halben Theil mehr, als eine französische von s Groschen. Uebersetzer. 204 ( O ) §. XV. Von andern V-etheilen des Baues des Roh!-Lewats die Landwirthfchaft betrefend. FXie Vortheile, die man aus dem Baue des Kohl-Lewats zieht, sind nicht nur allein die des Samens, und des daraus gepreßten Dels; der Stamm, die Blatter, die Wurzel, mit einem Worte alle Theile der Pflanzen lassen sich sehr wohl nützen. -Die Blatter des Kohl-Lewats dienen bey angehendem Lenze, da sie noch zart, und biegsam sind, zu einer guten Nahrung dem Meyer Gesinde in einem Gemüse, oder einer Suppe mit Speck, oder Butter, oder für sich allein mit Oele von der nämlichen Pflanze, Eßig, Salz und Pfeffer als ein Salat angemacht: Nachdem Zeugnisse des Plinius (4) haben schon die alten Waldkohl gefpeiset; es ist sogar der weisse Senfl eine Gattung des Kohls (Laptana ) durch die scherzhaften Liederder Soldaten desLäsar berühmt worden, durch die sie ihm vorgcworfen, daß sie aus Mangel besserer Belohnungen sich beyDirrachium Pit den Blattern desselben habe» behelfen müssen. Wenn man nun den Kohl-Lewat zu dergleichen Gebrauche nutzen will, soll man die Blätter nicht abschneiden, sondern mit der Hand abpflücken, denn also leidet die Pflanze keinen Schaden. Die Stämme und Aeste des Kohl-Lewats dienen getrocknet die Oefen zum Brodbacken zu heitzen; die dürren Bläter zur Streue für das Vieh in den Ställen, die auf dem Feld zurückgelassene Wurzeln statt der Dunge. In ( Naturgeschichte. Buch 19. Abschnitt 45,< ( 0 ) 205 In Engelland, und. andern Orten wird der Kohl-Lewat nicht selten, sowohl die Erde zu düngen, als auch zur Nahrung für das Vieh angebauet, zu diesem Ziel und Ende muß die Erde schon für sich mürbe seyn, oder durch gehörige Arbeiten mürbe gemacht werden, 4 oder 5 Wochen nach der Aussat laßt man das Vieh die jungen Keime der Pflanzen bis auf die Wurzeln abfressen, die Pflanzen fangen hernach an gewaltig zu wachsen, und sie schiessen geschwind auf, allein ein erfahrner Ackersmann hemmet ihren Wachsthum mit Pflückung der höchsten Häuptel, dann hören sie auf in die Höhe zu schiessen, die Saftröhrchen stocken, der Saft bleibt in den Blättern, welche auf solche Weise mürbe werden, und nicht nur allein den Wollenhcerden, sondern auch dem Rindviche zum besten Futter dienen; doch mit der Vorsicht, daß das. Vieh selbe gemach, und sacht abfresse, und nicht in allzu grosser Menge verschlinge; denn es hat der Kohl-Lewat mit dem Klee diesesge-mein, daß Aber, da er eben voll Saftes, und blähend ist, das Vieh plazen macht, welches man seine Lust daran büssen laßt; Wenn nun dieses Futter ausgegangen, wird die Erde mit der Haue, 0-der Schaufel umgeworfen, die Stamme, die Wurzeln mit der Erde vermischet, welches dem entkräfteten Erdreiche seine treibende Kraft wiederum herzustellen vieles beytragt. Allein sowohl das Erdreich fruchtbar zu machen, als auch zur Nahrung, und Mästung des Viehes tauget nichts besser, als die Kuchen, die nach dem auskeltern Zurückbleiben; zu diesem Ende werden selbe zu Pulver zerrieben, und in warmen Wasser aufgelöst, wenn sie nun mit Kleyen vermischt den Kühen vorgewor- Lc z fen 206 %£ c o ) fen werden, geben sie Milch im Ueberflusse; die Erde zu düngen, ist genug die Kuchen zu zermalmen, und gleich dem Vogeikoth auf die Felder zu streuen. Diese, und dergleichen Vortheile, deren ich in meiner Denkschrift erwehnet, sollen fürwahr den Kohl-Lewat aller Achtung würdig, und den Fleiß aller HauShalter rege machen, den Bau desselben in den Orten, wo er schon bekannt ist, zu aller Vollkommenheit zu befördern, oder mit allem Muthe anzufangen, wo man selben noch nicht kennt. Beschluß. §>'ch habe vom Kohl-Lewat Baue die zwo bessern Weisen erör-^ tert, und den Leser sowohl mit Vernunftsätzen, als auch angeführten Versuchen in den Stand gesetzt, von beyden das gehörige Urtheil zu fällen, Ich habe hernach ein sehr leichtes und einfaches Mittel vorgeschlagen das Oel des Kohl-Lewat seines ihm , eigenen eckelhaften Geschmackes zu entledigen, ein gewiß thatiges Mittel, so es allen andern ungemein bevorthut, denn da die übrigen das Oel nur verbessern, hebet dieses die Grundursache dieses Geschmackes gänzlich. Ich habe neben der Erörterung dieser zween Punkte, die ich den ausgestellten Fragen gemäß zu behandeln mich bemühet habe, noch verschiedene andere nicht minder erhebliche Vortheile angeführt, um einen jeden, und besonders die Eigenthümer grösserer Landesstücke von dem ungemeinen Nutzen zu überführen, der ihren aus dem Baue des Kohl -Lewats im vollem Maße zustiessenwin, wenn sie selben erwehnter Massen einrichten werden. %# C o ) %£ 207 Das Erfahrniß, und Ansehen der berühmten Ackersbau-kündigen, derer Sätze mich geleitet haben, können für mich das Wert führen. Ich werde mich genug glücklich achten, wenn Menschenfreunde meine Abhandlung eines günstigen Beyfalls würdigen, und Ackersleute durch ihr Zutrauen gut heissen. Wenn aber mei-m geringe Arbeit der gütigsten Sorgfalt großmüthiger Fürsten uur eines Theils entspricht, 0! so soll keine Stufe des Glückes fcyn, die ich mir nicht zueigne. Glück zu! diesem Jahrhunderte, in welchem die göttliche Vorsicht jene mit dem Zepter, und der Kaiserskrone gezieret, die in unseren Zeiten die Frömmigkeit, die Freygebigkeit, und den Großmuth der besten Regenten mehr als austeben machen; Noch mehr glückliche Unterthanen! denen es ver-gönnet wird, von jenen beherrschet zu werden, die sich ihr einziges Vergnügen daraus machen, die Wonne, die.Lust und die Glückseligkeit ihrer Völker zu seyn. ü h ii L A A B A L H, gedruckt bey Johann Friedrich Eger, laudschaftl. Buchdr. 1773. Tab.IV.