Preis ganzjährig: Österreich 2 50 8, Deutschland 2 Mark, Italien 8 Lire, Ungarn 2'50 Pengö, Tschechoslowakei 12 öS, Jugoslawien 25 Dinar, Schweiz 2'50 Franken, ____________________________übriges Ausland 2 Goldmark, Unser Heiliger Vater Pius XI. hat wie schon früher Papst PtuS X. der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den Apostolischen Segen erteilt. Für Wohltäter werden täglich heilige Messen gelesen. Mit Empfehlung der hochwürdtgsten Oberhirten von Brtxen, Brünn, Graz, Lettmeritz, Linz. Olmütz, Marburg, Trient, Triest und Wien und Druckerlaubnis des Generalobern. Lest 1 Jänner 1936 XXXIX. Jahrgang Die MisstonsLätigkeit unter den Bapedi. Von Br. August Cagol. Seit 1906 sind Benediktiner der belgisch-holländischen Ordensprovinz im nördlichen Transvaal tätig. Für die Bapedi arbeiten sie heute in sechs Missionsstationen: Pie-tersburg, Potgietersrust, Doornspruit, Noodshulp, Setale und Molepo. In diesen Stationen sind tätig: acht Priester, acht Schulbrüder und dreißig Schwestern. Die Anzahl der bekehrten Bapedi mag sich aus rund 1500 belaufen. In. der Station Doornspruit besteht eine Schule für eingeborene Lehrer und Katechisten. Die Benediktiner gaben einen Sepedi-Katechismus heraus. Lange vor den katholischen Glaubensboten kamen protestantische ins Land. So sandte 1860 die lutherische „Berliner Misstonsgesellschaft" ihre ersten Leute in den nördlichen Transvaal, wo die deutschen Lutheraner gegenwärtig 30 Missionsstationen mit 285 Außenposten, 211 Schulen und einer Anstalt zur Heranbildung eingeborener Katechisten, Lehrer und Prediger besitzen. Ihr Missionsstab zählt 26 weiße und 57 eingeborene Prediger, 256 Katechisten und 320 Lehrer, und ihre Gesamtgemeinde beziffert sich auf 46.000 Seelen. Den Lutheranern waren Methodisten, Anglikaner und Ealvinisten gefolgt. Anfangs 1929 erwarb die Apostolische Präfektur Lydenburg eine im Sekuni-land gelegene Farm, die der damalige Besitzer zu Ehren seiner Frau, einer Schottin und geborenen „Cowie", „Gien Cowie" (das Kaui-Tal) genannt hatte. Die Farm liegt günstig zwischen den beiden Pedi-Re-seroen P o k w a n i und S e k w a t i. Sie ist weit und breit die waldreichste, denn der frühere Besitzer war ein Baumliebhaber und pflanzte daher beträchtliche Bestände von Kiefern und Eukalyptus an sowie, um das Wohnhaus herum, edle Nadel- und Laubbäume: Araucarien, Cryptomerien, Zederlärchen, Zypressen, Iakaranden und Obstbäume. In der Mifsionsstation Glen Cowie sind drei Priester, fünf Brüder, vier Schwestern und ein eingeborener Lehrer tätig. Die Pedi-Mission ist aussichtsreich. Trotz der langjährigen Tätigkeit der Lutheraner und anderer Sekten sind die in den Reserven wohnenden Eingeborenen noch verhältnismäßig wenig berührt von äußeren Einflüssen. Sie sind jedenfalls empfänglicher für die Annahme des Christentums als ihre mit und unter den Weihen zerstreut lebenden Landsleute. Der Sinn für das übernatürliche ist bei den Bapedi stark ausgeprägt. Selbst un- bändige Elemente unter ihnen unterwerfen sich mit kindlichem Gehorsam, wenn ihnen die vermeintliche Willensäußerung der Ahnengeister bekannt wird. Geizhälse, die es sonst nicht über sich bringen, sich von einem Stück Vieh zu trennen, geben ohne weiteres nach, wenn ihnen der Zauberer kundtut, die Ahnengeister verlangten das Opfer eines Rindes. Die Furcht vor der geheimnisvollen Geisterwelt ist imstande, sie zu großer Opferwilligkeit zu bewegen. In all seinen abergläubischen Gebräuchen gesteht der heidnische Mopedi die eigene Unzulänglichkeit, das Verlangen nach Hilfe von außen, ein. Da ihm aber erfahrungsgemäß von der ihn umgebenden sichtbaren Welt die Hilfe, die er braucht, nicht werden kann, so sind seine religiösen Übungen unbewußterweise ein Schrei nach des Menschen letztem Ziel und Ende nach Gott. Die Bapedi haben ein ungeschriebenes Gesetzbuch der Sittenlehre, ein Bewußtsein von Gut und Böse, ein Gefühl der Verantwortlichkeit dem Unsichtbaren gegenüber. Sie sind nicht Materialisten genug, um anzunehmen, daß mit dem Tode des Menschen alles zu Ende fei. Ihre Feldbestel-lungs- und Ernte-Zeremonien zeigen offenbar, daß sie Sachkenntnis und Fleiß allein nicht für hinreichend halten zur Erzielung einer guten Ernte, sondern daß auch der Segen von oben notwendig ist. Es wird Sache und Aufgabe einer verständnisvollen Missionsarbeit sein, jene Bapedi-Gebräuche, die nicht verwerflich sind, in christlichem Sinne zu veredeln. So werden vielleicht die mutmaßlichen Fürsprecher beim großen Geiste, die Ahnen des Apostel im Ein sonniger Lenztag lag über dem Städtchen. Straßen und Häuser waren festlich geschmückt, Fahnen flatterten, Böller knallten: die alte Kirche lag im Feier- glanz wie das Antlitz einer Mutter, die ein geliebtes Kind erwartet, um ihm ein heiliges Erbe zu schenken. Aus dem alten, hochgiebeligen Pfarrhause kam ein festlicher Zug. In der Mitte ein junger Prie- Stammes, den Erlesensten des Menschengeschlechtes, den Heiligen und wirklichen Freunden Gottes, Platz machen. Manche der Bapsdi-Sitten ähneln christlichen Zeremonien. So erinnert das Entzünden des hl. Feuers an die Feuerweihe am Karsamstag, die Befprengungen der Zauberer ähneln den Weihegebeten und Sakramentalien der Kirche, religiöse Verbote erinnern an das kirchliche Fasten und die Enthaltung von Fleischspeisen. Selbstverständlich sind die vielen Unsitten zu bekämpfen und allmählich auszurotten. Die langjährige Tätigkeit der Protestanten unter den Bapedi bildet für die katholische Missionsarbeit naturgemäß ein nicht geringes Hindernis. Es muß aber anerkannt werden, daß sie in der Erforschung der Sprache und der Stammesgesetze viel geleistet haben, was selbstverständlich auch der katholischen Mission zugute kommt. Die Station Glen Sowie zählt jetzt drei Schulen mit insgesamt 130 Kindern, vier Lehrern und einem Katechisten. Die Stationsschule mit Internat wird von 40 Knaben besucht. Im letzten Jahre wurde auch ein kleines Spital erstellt mit zwei großen Krankenzimmern, einer Apotheke, einer Küche und einem Untersuchungszimmer. Verschiedene andere notwendige Gebäude sind teils geplant, teils im Entstehen begriffen. Als besonders gutes Zeichen ist es zu werten, daß aus der näheren und weiteren Umgebung der Mission immer mehr Bitten um Errichtung von Schulen laut werden. Zweifellos wächst das Ansehen der katholischen Mission zusehends. Deshalb hegen wir trotz aller Schwierigkeiten gute Hoffnungen für die Zukunft der Kirche unter dem großen Volke der Bapedi. Laienkleide. ster, die Augen auf das Kreuz in seiner Hand gesenkt, auf der Stirn den Myrtenkranz. Tiefes Seelenglück im Auge, schritt er durch die Menge der Gläubigen zum Altare, an seiner Seite ein Engelchen mit dem brennenden Brautlicht. Sekundenlang schweifte sein Blick zu einem jungen Manne am letzten Pfeiler, der, den Kops tief in die Hände vergraben, kniete. Ein 3 Heft 1 Stern der Neger Seufzer, und er ging weiter. Eine erhebende Feier ist das Erstlingsopfer eines jungen Priesters, Krone und Vollendung jahrelangen Strebens, die Edelfrucht ungezählter verschwiegener Opfer und Kämpfe. „Ehret und liebet eure Priester, die um euretwillen an Opferaltären stehen", sagte der alte Pfarrer in der Feierrede, ergriffen von dem heiligen Ernst der Stunde, „an Opseraltären, auf denen nicht nur ein Gott sich hingibt für euer Heil, auch ein Mensch, mit allem, was Leben und Natur an Freude und irdischem Glück bieten. Einsam steht er auf einsamen Höhen — und muß doch in Täler der Sünde hinabsteigen, mit offenem Auge und Ohr für Schuld und Leidenschaft und Not, muß menschliches Irren und Verschulden verstehend in den Tiefen seiner Hirtenseele begraben, das feinen ganzen Widerwillen als Mensch und Priester herausfordert. Priesterherz, weit wie das Stil, hoch wie der Himmel, rastlos wie das Feuer, glühend wie Apostelliebe, dürstend wie des Heilands Herz: wer kennt deine Mühen, dein Ringen, dein Opfern, deine Kampfesnöten, deine Triumpbesfreuden!" schloß er mit den begeisterten Worten eines großen Zeitgenossen. Auch sein Auge ging dann und wann zum letzten Pfeiler. Er wußte, da durchkämpfte ein junger Mensch den schwersten Verzicht seines Lebens. Wäre das Schicksal nicht so hart oder die Vorsehung nicht so unergründlich gewesen, so feierten heute zwei seiner geistlichen Söhne ihr Erstlingsopfer. Das heilige Opfer war vorbei. Angehörige und Gemeinde knieten vor dem jungen Priester. Seine Hände lagen segnend auf ihren Häupten. Suchend gingen seine Augen zum letzten Pfeiler. Der Platz war leer . . . Ein brausendes „Tedeum" — und unter Glockenläuten und Orgelklingen ging der Zug zum Elternhause des Primizianten. Es war Nachmittag. In einem kleinen Häuschen am Stadtende saß ein junger Mann grübelnd in seiner Kammer. Draußen war alles Sonne, Lenz, Auferstehung. Es tat ihm weh. Hätte er nicht wieder einen Blick getan in eine Welt, die chm doch ewig verschlossen bleiben wird! An sechsunddreißig Altären standen sie heute mit denen er einstmalig den Aufstieg Ich wünsche allen Lesern ein glückliches neues Jahr! zum Berge Gottes begonnen hatte. Ein kurzes Jahr, und ein hartes Geschick hatte ihn aus ihrer Reihe gerissen in die Tretmühle einer bergesschweren Pflicht. „Töricht ist mein Weh, ein ewiges, ödes Harren an der See, da doch kein überfahren", ging ihm selbstquälerisch ein Dichterwort durch den Sinn. Zweimal hatte schon die kleine blinde (Berta das Köpfchen hereingesteckt, er hatte es kaum gemerkt. Es klopfte. Er fuhr auf und strich sich hastig über die Augen. In der Tür stand Hermann Ehner, der Primiziant. „Ich komme schon so, Franz, wenn du mich auch nicht haben willst." Er hielt seine Hand mit warmem Druck umspannt. Franz wich seinem forschenden Blicke aus und sagte dunkel: „Warum kommst du? Du gehörst heute in den Festkreis." — „Du auch." Hermann wurde ernst. „Wenn du wüßtest, Franz, daß meine Seele heute viel mehr bei dir ist, als bei meinen Nächsten —!“ — „Das darfst du nicht", kam es bitter zurück. „Aber laß uns nicht davon reden. Es hat keinen Zweck." — „Armer Freund!" dachte Hermann, wie am Morgen, sagte es aber nicht. Er wußte, Franz haßte alles offene Mitleid. „Der liebe Gott, dessen Wege nicht unsere Wege, dessen Gedanken nicht unsere Gedanken sind, weih, warum alles so kam. Warum dein Vater so jäh sterben mußte, warum er seine Last auf deine Schultern legte. Das sind die Geheimnisse Gottes. Weiht du noch, Franz, wie du einstmals den besten Aussatz über die göttliche Lebensleitung machtest?" — „Das waren Gedanken. Heute koste ich in ganzer Bitterkeit das Erleben. Was weiß ein König von Bettlerarmut? Und Könige waren wir damals. Das Leben mit seiner Wunderwelt voller Ideale lag noch vor uns." — „Franz, glaubst du, daß der liebe Gott die Bitte, die ein Neupriester beim ersten Opfer aus die Patene legt, erhören wird?" fragte Hermann leise. — „Ich weiß es nicht. Zulu-Mädchen mit Kopfschmuck. Um die Stirn schlingt sich ein breites Elasperlenband. Darüber wölbt sich der eigenartige selbstgeflochtene Strohhut. Einstmals hätte ich es geglaubt. Wo sind meine Bitten, meine Gelöbnisse? Mein Herzblut hing daran!" — „Ich bin überzeugt, zu irgendeinem Ziele führt dich Gott doch noch eininal." — „Und meine Mutter? Meine fünf unversorgten Geschwister? Unser blindes Sorgenkind?" — „Vielleicht liegt der Weinberg, in den der Himmel dich rief, auf einem andern Berge. Es gibt auch Seelsorger ohne Priesterkleid und Salbung. Der Grüße von Assisi, kein Bischof salbte je seine Hände mit Chrisam und Öl, aber ein Höherer weihte sie mit Wunden und Blut. Nie ruhte der euchari-stische Gott in seiner Hand, aber er machte sein Herz und sein ganzes Sein zu seinem lebendigen Abbild. Wo hätte je ein Gesalbter in solcher Vollendung das Bild des Gekreuzigten in sich verkörpert, als dieser Ungesalbte mit den Malen eines geheimnisvollen Priestertums?" Langsam wich die schmerzlichste Spannung aus Franz Helms Gesicht. Ein weicher, weltverlorener Ausdruck trat in seine Augen. Er drückte dem Freunde krampfhaft die Hand. „Ich danke dir, Hermann. Hab' heute Geduld mit mir. Auch der Herrgott wird es haben müssen. Er weiß allein —" — „Ja, er weiß es und merkt es sich. Nun komm mit. Meine Eltern begreifen nicht, daß du heute fehlst." — „Laß mich hier. Ich komme morgen, wenn es still bei euch ist. Ich muß erst noch mit mir fertig werden." Hermann verstand ihn und ging. Auch Franz ging. Auf dem Berge stand ein Heiligtum, unter rauschenden Bäumen, umflüstert von einem murmelnden Berg-quell. Da saß er lange und ließ den inneren Sturm verbrausen. Ein Meisenpaar flog huschend ab und zu zum Nest in einer verkrüppelten Buche. Ein Blitz oder Sturm mußte den Baum im frühen Wuchs geknickt haben. Aber der mächtigen, rauh verharschten Wunde war ein neuer Sproß entwachsen, hatte trotz neuer Stürme doch wieder die Höhe gesucht, in demütiger Unbekümmertheit um die starken Genossen ringsum. Und in der verheilten Wunde nisteten nun die Vögel des Himmels. Ein tiefes Atemholen ging Franz durch die Seele. Dankbar suchte er den blauen Himmel, der sich friedlich Kleine Zulu-Knaben bewachen die zum Trocknen ausgelegten Häute. Das von Holzstäbchen umspannte Gtücf soll zu einem Schild verarbeitet werden. über dem Heiligtum des Waldes wölbte. Es war nicht zum ersten Male, daß Gott ihm durch die gütige Mutter Natur Antwort in die Seele raunte. Als er heimkam, hatte er die Ruhe wieder, die heute einen so schweren Stoß erlitten hatte. Am andern Morgen, als Hermann Ehner in die Sakristei kam, fand er schon einen Meßdiener. In überströmender Freude drückte er ihm die Hand. „Franz!" Nun gingen sie doch zusammen zum Altare. Und beide brachten sie ihre Opfer dar. — Jahre gingen hin. Hermann Ehner wirkte als Pionier des Kreuzes in einem der heißesten Weinbergs des Herrn. Der Tag, wo er in dem unwirtlichen Lande fein erstes Zelt aufgeschlagen hatte, war ein Tag tiefster Mutlosigkeit gewesen. Kein Stein, kein Balken für die kleinste Hütte. Da hatte dem jungen, in erster Begeisterung glühenden Priester aller Mut entfallen wollen. Aber nur kurze Zeit. Dann war ein Funken Paulusliebe in fein Herz geflogen und war zu einem Feuerbrande geworden. Im Vertrauen auf die Hilfe Gottes und der Glaubensbrüder in der fernen Heimat halte er die Hand an den Pflug gelegt, hatte die ersten, tiefen Furchen ins harte Erdreich gezogen und den ersten Samen hineingestreut. Der Himmel hatte das Gedeihen gegeben. Unterdes sammelte der Freund in der Heimat eine Hilfstruppe und sandte Baustein um Baustein ins ferne Heidenland. Eine neue Welt ging dem jungen, ernsten Manne auf. Zum Verwundern seiner Bekannten trat er ganz aus seiner Abge-schlossenheit hervor. Er suchte Fühlung mit der Jugend, er wurde die anregende, leitende Kraft aller idealen Bestrebungen. In jeder frohen Geselligkeit, wo es in Ehren zuging, war er mit dabei. In feiner, unaufdringlicher Weife wußte er immer wieder hinzulenken auf das große Kulturwerk, dem einer der Ihren feine ganze Kraft weihte. So entstand die „Armee der Etappe", wie er sie froh nannte, Rückhalt und Versorger der „Frontkämpfer". P. Ehner wußte, die sorgte für Ersatz und Nachschub, wenn es nottat. „Nun bist du ja doch noch ein Seelsorger geworden", neckte der alte Pfarrer bei Gelegenheit seinen guten Franz. Dann lächelte er, von innen heraus. Ein tiefes Glück begann in seiner Seele aufzugehen, wie eine Blume, die doppelt schön erblüht, weil sie sich aus Trümmern zum Lichte rang. So gingen die Jahre ihren wechselreichen Gang. Franz stieg gurrt Prokuristen seiner Firma auf. Fabrikant Gebhard, sein Chef, schätzte ihn nicht nur als tüchtigen Geschäftsmann, er liebte ihn wie einen Sohn, doppelt, weil ihm selbst ein solcher versagt blieb. „Er ist meine rechte Hand und — mein halbes Herz", sagte er eines Tages in einer vertrauten Stunde zu seinem Studienfreunde, dem alten Pfarrer. Und dann folgte eine längere, vertrauliche Unterredung, über die beide einstweilen tiefstes Schweigen wahrten ... — Franzens Geschwister waren nun alle versorgt, dank der wahrhaft väterlichen Fürsorge des Bruders. Nur die blinde Gerta lebte noch mit ihm und der Mutter im kleinen Häuschen. Die „kleine Heilige" hieß sie int Städtchen, weil sie lächelnd ein Kreuz umfaßte, das manchen zu Boden gedrückt haben würde. Als im Lenz die ersten Veilchen blühten, nahm der Himmelvater die Binde von den Augen der kleinen Dulderin und ließ ihr das ewige Licht in den himmlischen Blumengärten aufgehen. Eine Passionsblume zu Füßen des Kreuzes, das war ihr Er-denleben. Eine weiße Lilie am Throne des Lammes, das war nun ihr Himmelsleben. Mutter Helm konnte ihr Schmerzenskind — und darum ihr Lieblingskind — nicht vergessen. Als der November das Laub von den Bäumen fegte und die Blumen starben, da ging sie ihr nach. Nun war Franz allein. Er litt hart unter der Vereinsamung. Aber er war kein Neu- ling mehr im überwinden. Er fühlte es klar, Gott hatte ihn frei machen wollen für seine Sache. Er wurde mehr noch als bisher der Träger des großen Werkes, das der priesterliche Freund zu immer reicherer Entwicklung führte. Die Angestellten der Firma standen samt und sonders unter seinem veredelnden Einfluß. Mancher, der als Zweifler, als Versinkender kam, fand, bezwungen von der Macht seines Beispiels, Glauben und Tugend wieder. Er lebte ihnen ein Leben nach den Grundsätzen des Glaubens und der Sitte so recht liebenswert und von Freude durchseelt vor, daß mancher sich unversehens unter . seinem Steuer fand, ohne es zu wollen. Es war ein Jahr nach dem Tode seiner Mutter. Da ließ ihn eines Tages fein Chef zu außergewöhnlicher Stunde rufen. Die Unterredung dauerte lange. Franz war erstaunt und betroffen über das Vertrauen, mit dem Gebhard ihn in seine großzügigen Pläne zur Erweiterung des Betriebes einweihte. Das sagte er ihm. Gebhard stand aus, kam in verhaltener Erregung zu ihm und nahm seine beiden Hände: „Ich mutz es Ihnen einmal sagen, mein Freund, daß Sie bei mir vom ersten Tage an das Ver- Patres und Brüder der Präfektur Lydenburg, die cm den Exerzitien in Maria-Trost teilnahmen. Stern der Neger 7 Heft 1 Zuilu-Eehöft. Die Hütten sehen ans wie riesige Bienenkörbe. trauen genossen haben, das mein Hohn haben würde, hätte mir der Himmel einen geschenkt. Als mein Teilhaber werden Sie die Firma zu immer größerer Blüte führen. Und als — mein Schwiegersohn — verzeihen Sie meine Freimut; aber Sie würden wohl nie diesen Schritt getan haben, der vielleicht Ihrem Herzen naheliegt. Als der Gatte meiner Tochter würden Sie ein Ideal verwirklichen können, das, ich darf es sagen, wohl der ganzen Stadt ein Vorbild wäre. Nun sagen Sie offen, was Sie denken." — Franz Helm schwieg, lange und schwer. Da riß sich ihm eine Zukunft auf, wie er sie sich reicher und lockender nicht hätte träumen können. Er. der Sohn aus ganz geringem Haufe, Teilhaber und nachmaliger Erbe der angesehenen Firma, der Gatte der vielbegehrten Maria Gebhard! — Der natürliche Mensch in ihm drängte zu einem stürmischen „Ja!". Aber die aus der iibernatur geborene Seele, die die Erwählung seiner Jugend trotz Opfer und Verzicht immer noch als heiliges Erbe hütete, hob sich sieghaft über das ungestüme Fordern des Herzens. Ein großer Schmerz nur war es ihm, dem väterlichen wönner weh tun zu müssen. Zwei Welten standen mit letzter Unerbittlichkeit in ihm gegeneinander zum Kampfe. Ein tiefer Atemzug, ein Straffen ging durch sein ganzes Sein, er sah den Fabrikherrn fest an und sagte verhalten: „Würden Sie einen Soldaten achten können, der, von seinem König berufen, fahnenflüchtig würde, um äußerer Vorteile willen?" — „Nein. Aber was hat das mit unserer Sache zu schaffen?" — „Mich rief schon in erster Jugend ein großer Feldherr. Nicht zum Kommandanten, wie kühne Jugend es sich träumt, aber zum Vorposten, zur Hilfskraft für Etappen. Auch solcher Dienst fordert ganze Kraft und Liebe, ganzen Einsatz. Ihr großes Vertrauen soll mir ein neuer Ansporn sein, mir auch das Vertrauen eines Größeren zu erwerben, der über uns allen steht. Verstehen Sie mich, und verzeihen Sie mir!" — Gebhard blieb erst stumm. Er hatte wohl eine geheime Sorge gehabt, da er Helms Iugendträume kannte. Aber um seiner und seines Kindes willen hatte er den Schritt gewagt. Seine Tochter war der letzte Zweig an einem alten Stamme. In Franz Helm hatte er das edle Pfropfreis gesehen. — Maria war sehr ernst und eigen still geworden, seit er ihn dann und wann als Gast mit in sein Haus gebracht hatte. Und eines Tages hatte er das Geheimnis ihrer scheu gehüteten Liebe in einem einzigen Blicke erkannt. Nach einer Weile stand der alte Herr auf. Es schien, als wäre er in der kurzen Zeit müde geworden. Unsicher hielt er sich an der Lehne seines Stuhles, seine Stimme war rauh. „Ich kann Ihnen nicht zürnen, mein junger Freund. Nur Gott weiß, was ich in dieser Stunde be- grabe. Es mag wahr fein, daß das, was Gott gehört, Gottes bleiben soll. Sie stehen mir nun noch hoher — unerreichbar hoch. Bleiben Sie der Freund eines alten Mannes, dem Sie—" seine Stimme schwankte — „lieb waren wie ein Sohn. Und nun glaube ich, muß ich allein sein." Ein Händedruck, der ein Doppelgeschick bestätigte, und Franz Helm ging. Auch er mußte allein sein nach dieser Stunde. Wieder hatte er an einem Scheidewege gestanden. Frei, ohne Zwang, hatte er den Weg gewählt, der ihn abseits führte von den Wegen der Menge, fernab in die wenig betretenen Einsamkeiten, wo still und keusch die weiße Blume blüht, wo die Seele allein ist mit ihrem Gott. (Schluß folgt.) Amschau. Asien. Hungersnot in China. — Kwangchow (Honan, China). Während der vergangenen 2000 Jahre gab es etwa 1800 Hungersnöte in den 18 Provinzen Chinas infolge Dürre, Flut oder Krankheiten. Und immer wieder bereitet das größte Herzeleid den Chinesen der Gelbe Fluß, der schon fünfzehnrnal sein Bett gewechselt hat. Bischof Gubbels von Ichang schreibt vorn Regen, der vorn 3. bis 7. Juli 1935 ununterbrochen fiel: Kein Strom war breit genug, kein Damm hoch genug, diese Wassermassen zu bändigen. Leute sahen am Han-Fluß einen Sturzbach herankommen, der waschende Frauen wegspülte und den Damm an einer Stelle zerfetzte, wie wenn vor einem Automobil ein Hundeknäuel auseinanderstiebt. Ungezählte sind ertrunken . . . Wie in den Stromtälern verheerende Überschwemmungen die Feld-srucht größtenteils vernichtet und so Hun- ger und Elend gebracht haben, so hatten wir im Zwischengebiet sonderbarerweise Dürre und Mißernte, die nicht weniger Armut und Entbehrung zur Folge haben. Ja, Hoan, Land von der Sonne versengt, mit so viel Blut getränkt, mit Feuer und Rauch bedeckt! Seit sechs Monaten ist der Himmel verschlossen. Mitte September zeigt das Thermometer noch 40 Grad Celsius. Die Wasserteiche für die Reisberieselung sind trocken bis auf den Grund. Die Brunnen versiegen, so daß man mancherorts kilometerweit Trinkwasser suchen muß. Flüsse versanden. So ist der Reis, unsere Hauptnahrung, noch vor der Blüte verdorrt und verdorben. Keine Dattelfrucht, die man zwischen den Blättern vergessen, kein Fisch, der sich fangen ließe. Es herrscht eine Hungersnot, wie sie seit Kaiser Hien Fungs Zeiten (1851—1862) nicht mehr aufgetreten ist. Das Volk geht auf Bettel in Wir haben Erdkunde. Das Bild wurde in einer katholischen Missionsschule der Präfektur Jringa (Ost-asrika) aufgenommen. Stern der Neger Heft 1 Haufen. Die Alten ohne Hoffnung, die Kranken ohne Pflege. Verlaufene Kinder schlagen sich um Melonenschalen. Weiber und Mädchen sind jedermanns Sklaven, die heute essen und morgen nicht. Man bringt eine Patientin in unser kleines Krankenhaus. Die alte Frau hat Brandwunden am ganzen Körper. Sie ist noch vor Schrecken stumm. Ihre Arme fallen herab, als wären sie halb abgehackt. Räuber haben ihr Gehöft überfallen. Wie Wölfe, die hungrig in den Bergen heulen, waren die Räuber in ihr Haus gestiegen, hatten alles Brauchbare mitgenommen und sie, sie trotz ihres Alters nicht schonend, ausgehangen und gebrannt: sie wollten erfahren, wo Geld vergraben wäre. — 13 solche Opfer sind seit kurzem bei uns ihren Wunden erlegen. Auch der Missionär ist nicht sicher. Beim Besuch einer Gemeinde vermutete man in seinem Metzkofser Geld. Nachts erfolgte der überfall: aber der Missionär konnte durchs Hinterpförtchen entschlüpfen. Um seine Habseligkeiten war's getan. Als er am grauen Morgen wiederkam, fand er die Reste des Abendbrotes verzehrt und die Teller blitzblank geleckt. Dis mußten Hunger haben! Der deutsche Missionär, dem wir diese furchtbare Schilderung wirklicher Rot verdanken, hat Recht. Wer rasch gibt, gibt doppelt, und wer ein Werk leiblicher Barmherzigkeit übt, übt zugleich ein geistiges, Es gilt, arme Chri-stenkinder zu verköstigen und zu unterrichten, wenigstens die Waisen aufzunehmen, die vor die Tür gelegt werden. Alte zu ernähren, die kein Verwandter kennen will. Mit dem leiblichen Brot soll den Armen ein Stücklein himmlisches Brot, etwas Licht und Labung in ihrem Leid geboten werden. . Letzte Ölung int Sarge. Erlebnis eines deutschen Missionärs im Reich der Mitte. Gegen 10 Uhr komme ich von meinen Lateinschülern zurück. „Priester, es bittet jemand um die hl. Ölung." — „Wie geht es dem Kranken?" — Er war schon gestern gestorben. Rach der Sitte weinte und klagte man um die Wette. Da meinte die Tochter zum Sarg gewandt: „Vater, wenn deine Seele noch da ist, so sag es doch. Dann hole ich dir den Priester zur Spendung der hl. Ölung." Aus einmal kommt eine Stimme aus dem Sarge: „Ja, ich verlange sehr nach dem Priester und der hl. Ölung." Ich wollte nicht mehr wissen. Schnell wird die Tasche mit dem heiligen Öl hergerichtet und das Rad bereitgestellt. Ein größerer Umweg war notwendig, da die überschwemmungswasser des Gelben Flusses wieder gestiegen waren. Das Rad versagte mehrmals. Werde ich noch rechtzeitig kommen? Schon gestern mittag war er ja gestorben und eingesargt Vor -betn Wunder der Schreibmaschine. zu sich gekommen, und erst heute früh eilte seine Tochter zur Stadt, um Mitteilung zu machen. Endlich suhren wir in das Dorschen Kwochwang ein. Die Bewohner — alles Heiden — schienen um den Zweck unseres Kommens zu wissen und zeigten sich sehr freundlich. Man wies uns zu dem Häuschen des Kranken und meinte, er lebe wohl noch. Da biegen wir schon in den kleinen Hof ein. Ein älterer Mann kommt heraus. „Wie steht es?" — „Er ist gerade gestorben." — „Wann?" — „Jetzt." — So eile ich hinein. Der Deckel wird von dem Sarg gehoben, in dem der Arme schon seit gestern mittag lag. Schnell gebe ich ihm die hl. Ölung und den Sterbeablatz.-------Der Verstorbene hatte eben noch etwas Wasser getrunken und nach betn Priester gefragt, als ich bereits im Dörfchen war. Ich war zu spät gekommen und hatte doch das Bewußtseins Es war nicht zu spät. Uan-tiän-dsche hatte jahrelang schwere Transportarbeit für geringen Lohn geleistet. Er war dabei krank und blind geworden. Eins besaß er in seiner Armut. Sein Beiname Tiän-dsche bedeutet Himmelsweisheit. Diese Himmelsweisheit hatte ihn trotz heidnischer Umgebung zum wahren Glauben geführt. Sie verlieh ihm die Sehnsucht nach dem Beistand des Priesters in der Sterbestunde. Afrika. 75 Jahre seit Wiederaufleben des Katholizismus in O st-afrika. — Nyeri (Kenia-Kolonie, Ostafrika). Zu Weihnachten 1860 wurde in Weihe des Vikariates Leopoldville an das Göttliche Herz Jesu. 12.000 Eingeborene waren am 30. Juni auf dem Sportplatz Kinshasa bei Leopoldville versammelt. Bischof Six stellte durch einen Weiheakt sein Vikariat unter den Schutz des Göttlichen Herzens. Das Vikariat Leopoldville, ein verhältnismäßig kleines Gebiet an der Mündung des Kongo, zählt bei dem vorbildlichen Arbeiten der Scheu-ter Missionäre bereits 110.000 Katholiken. einem großen arabischen Hause der Insel Zanzibar, dort, wo heute eine prächtige Kathedrale steht, Messe gelesen. Zum erstenmal wieder nach 150 Jahren sah ostafrikanischer Boden die Feier des hl. Geheimnisses. Zwei Priester waren damals die einzigen, die die Insel seelsorgerlich betreuten. Heute gibt es in Kenia, Tanganjikagebiet, Uganda und Zanzibar über 800.000 Katholiken und Hunderttausende von Ka-techumenen. Die Arbeit dieser 75 Jahre war nicht leicht. Erst seit 40 Jahren können die in Uganda arbeitenden Missionäre die Fahrt von der Küste nach ihren Stationen im Innern des Landes mit der Bahn machen. Zuvor mußten sie den Weg zu den Seen in Karawanen zurücklegen; durch unbekanntes Land, nicht immer freundlich von den Eingeborenen empfangen. Die Lebensbedingungen waren primitiv; nicht selten wurden die Missionäre Opfer der Tropenkrankheiten. Durch Verfolgung, Krieg und andere Umstände wurden die Missionen öfters zerstört, die Herden zerstreut. Doch baute man immer wieder mit neuem Mute auf, und heute können die ostafrikanischen Missionen stolz aus ihre Leistung schauen. Weiße Väter und ihr Werk in Rhodesia. — Broken Hill (Nord-Rhodesia). Der Weißen Väter, als den ersten Missionären Rhodesias, wird in einem neueren Buche gedacht, das den Titel „Lusaka" führt. Lusaka heißt bekannt- Stern der Neger 11 Heft 1 Weihe des Vikariates Leopoldville an das Göttliche Herz Jesu. lich die neue Hauptstadt Nord-Rhodesias, die an die Stelle von Livingstone tritt. Das erste Kapitel mit seinem Rückblick auf die Geschichte Nord-Rhodesias gibt dem Autor Gelegenheit, die zu erwähnen, die mit diesem Werden enge verknüpft waren. „Es war ein Weißer Vater, Per van Dost, der 1896 dem Forscher Livingstone in das Wembaland folgte. Chitirnukulu herrschte in dem Ort, dessen Palisaden mit den Köpfen der Unzufriedenen und Feinde gekrönt waren. Der Häuptling drohte, jeden Weißen zu töten, der in sein Land käme. Per van Dost war zur Bekehrung der Hei- den nach Afrika gekommen und kannte keine Furcht um sein Leben. So betrat er den Ort mit seinem hohen Tropenhut, seinem langen weißen Talar, begleitet von einem oder zwei Trägern, und begann ohne Zögern zu predigen. Chitimukulu war so erstaunt, daß er nicht bloß sein Leben schonte, sondern versprach, alle Missionäre und Kaufleute willkommen zu heißen. Im nächsten Jahr starb der Häuptling. Sein Volk, das aus Erfahrung die unerhörten Menschenopfer kannte, die bei solchen Gelegenheiten dargebracht wurden, nahm seine Zuflucht zu den Weißen Vätern. Im Banne der 9ZMew'", entgegnete der Padrone lächelnd. „Donnerwetter! Er hat Euch doch nicht erkannt?" „Ob er mich erkannt hat, kann ich nicht sagen. Aber er machte einen andern auf mich aufmerksam." „Und der?" fragte Iago ängstlich gespannt. „Drehte sich um und erkannte mich wirklich." „Alle Teufel! Wer war das?" „Henry." — „Euer Bruder?" — „Allerdings." Iago sprang erregt von seinem Sitz. „Dann sind wir fertig!" rief er. „Henry hält gewiß nicht den Mund." „Vielleicht doch. Wenn er geschwatzt hätte, wäre uns die ,Mew° wohl gleich nachgekommen." „Daß er Euch nicht gleich vor Freude um den Hals gefallen ist!" „Um den Hals nicht, aber auf Deck, glaube ich, ist er gefallen, wenn auch nicht vor Freude." „Ihr glaubt das nur. Saht Ihr es nicht?" „Ich ging die Treppe hinab und durfte mich nicht verraten." „Ah so! Das Wiedersehen fand erst bei Eurem Fortgang statt?" „Ja, und das war gut, sonst wäre mein ganzer Plan zu Essig geworden." „Beim Kommandanten ist es Euch also gut gegangen?" „Schwierig genug war es; aber es ging noch so." „Das Gefchichtchen, das Ihr ihm erzählt habt, war auch fein ausgedacht." „Nur der Kapitänleutnant wollte nicht daran glauben. Ein mißtrauischer Hund, sag' ich dir. Brachte mich mehrmals in die Klemme . . . Was der Satan Fragen stellte! . . . Zum Schluß meinte er noch, die .Barcelona' sähe dem Sklavenschiff verteufelt ähnlich." „Das war deutlich genug. Und Ihr?" „Ich tat verwundert. Erzählte, daß wir ein Schwesterschiff, die .Valparaiso', vermißten. Die könne vielleicht von Piraten gekapert sein." 's Auf Urlaub. H. H. Benedikt Kegoso, ein einheimischer Priester toes Vikariates Nyeri in der Kenya-Kolonie (Ost-afrika), bringt ein paar Tage der Erholung bei seiner alten Mutter in: Hinterland von Mombasa zu. P. Kegoso steht im Rufe eines gebildeten und dabei mit gesundem Urteil begabten Mannes. So haben ihn seine Mitbürger in den Rat der Einheimischen für Kenya gewählt. Afrika, das vor 20 Jahren nur 25 einheimische Priester zählte, hat jetzt deren 366. Stern der Neger 15 Heft 1 Erste Messe am Rio Nan-garitza. Der Franziskanermissionär P. Medina aus dem Vikariat Zamora hat als erster an den Ufern des Nangaritza-Flusses in Süd-Ecuador die Messe gefeiert. Bis vor wenigen Jahren war der Fluh, roeiil unerforscht, nicht einmal auf der Karte angegeben. Auf der Suche nach dem Jndiauerstamm der Jivaros war P. Medina an den Oberlauf des Rio gekommen. „Alle Achtung, Padrone, Ihr seid ein Schlaukopf. Aus d i e Ausrede wäre ich nicht gekommen." „Jedenfalls habe ich dem überklugen Herrn bewiesen, daß er noch viel lernen mutz, wenn er einen William Nillbars aufs Glatteis führen will . . . Froh bin ich trotzdem, daß ich wieder im eigenen Lande bin. Treffen wir die ,3ftero‘ noch einmal, dann blüht uns der Galgen." Mit einem Ruck sprang er aus dem Bett hinaus. „Und nun wollen wir an die Zukunft denken." „Ein Versteck aufsuchen und abwarten, bis der Kerl die Geduld verliert und heimgeht." „Zunächst mutz die Barcelona1 verschwinden und statt ihrer .L'hirondelle" auftauchen. Es ist gut, wenn du gleich zwei Matrosen bestimmst, damit sie die Schilder wechseln. Laß auch den spanischen Lappen herunter und hisse die französische Flagge." „Ah voilä, c’est 5a, n’est-ce pas? Nützt uns aber nichts. Die Kerls lassen sich ja nicht täuschen." - „Es geschieht nur für den Fall, daß uns jemand begegnet, der dem Polypen Meldung machen könnte." „Ja so! Daran hatte ich nicht gedacht." Iago verließ die Kabine, um die Befehle des Kapitäns auszuführen oder ausführen Zu lassen. Varnill ging an den Kartentisch, stützte sich mit beiden Ellenbogen darauf und studierte die Seekarte. Die Frage: „Wohin jetzt?" war nicht leicht zu beantworten. Der Weg um die Nordspitze von Fernando Poo war nicht so sicher wie der südliche. Der war aber durch die „Möwe" verlegt. Blieb nur der Ausweg, an die Küste zu gehen und einen Schlupfwinkel aufzusuchen. Deren gab es genug. Bog er nach Nordosten aus, so kam er bald in den Kamerunfluß: ging er weiter nach Norden, so standen ihm die Niger-mündungen offen. Diese Fahrstraßen führten weit ins Innere und boten keine Schwierigkeit. Doch gerade dieser Umstand gab zu denken. Dort konnte auch die „Möwe" ungefährdet einbringen und den Flüchtling aufstöbern. An den Nigermlln-dungen hatte er keine Geschäftsverbindung. Sein Erntefeld lag südlich von dem großen Ästuar, am Sanaga, am Nyong und Lohove. Die Fahrt nach dem Niger war also wenigstens verlorene Zeit. Und wer verbürgte ihm, daß die „Möwe" ihren Kurs einhielt? Wurde der Betrug erkannt, was dann? Bis zum Niger war es weit. Man konnte ihn einholen. Auf offener See durste er nicht bleiben. Aber wohin sollte er steuern? Iago war eingetreten und stellte sich neben den Kartentisch. „Ist der Plan fertig?" fragte er. Barnill zögerte mit der Antwort. Er überlegte noch, rechnete. Seine Finger glitten hastig, nervös über die Karte. Er griff nach dem Notizbuch, das auf der Ecke des Kartentisches lag, und schaute hinein. Dann ein Blick nach der Uhr. Mit der Faust auf den Tisch schlagend, wandte er sich an Iago: „Sagtest du was?" „Ob der Plan fertig fei? fragte ich." — ist fertig!" „Wohin geht die Reise?" — „Da hinein." Er zeigte mit dem Finger aus die Stelle. „Sanaga", las Jago. „Denkt Ihr auch an die Sandbank, die den Eingang sperrt?" „Ich denke dran. Aber um fünf Uhr hat die Flut ihre Höhe erreicht." „Trotzdem müssen wir aus dem Sande sitzen bleiben“, sagte Iago warnend. „Wir haben Vollmond und . . . Springflut." „Kapitän, das ist eine gewagte Fahrt." „Das weiß ich." „Gibt es keinen andern Ausweg?" „Keinen!" „Das Ästuar!" — „Dorthin kann man uns folgen, in den Sanaga nicht. Was uns Gefahr bringt, bringt uns auch Deckung." „Übrigens haben wir schon drei Uhr." „Die Entfernung bis zur Flußmündung beträgt kaum neunzehn Knoten." „Das können wir wohl bis fünf Uhr machen." „Wir müssen es. Eine Viertelstunde später kämen wir sicher auf Grund." Sie verließen die Kajüte und traten auf Deck. Ein starker Westwind zog gegen Land. Barnill rieb sich die Hände. „So muß es gelingen", sagte er. „Die Elemente helfen uns. Je stärker der Wind, desto höher das Wasser . . . Ich übernehme die Wache. Laß du die Leute heraus. Erst die Frauen, später die Männer." Er stieg auf die Brücke und ließ nach Steuerbord wenden. Dann ging er ans Sprachrohr. „Alle Kraft in die Maschine!" „All right“, kam es zurück. Und die „Schwalbe" machte ihrem Namen Ehre und flog der Küste zu. Unterdessen ging Iago zu den Gefangenen hinab. Männer und Frauen waren getrennt in den Laderäumen untergebracht. Im „Kellergeschoß" des kleinen Dampfers war es drückend heiß. Nur spärlich drang das Licht durch die offenen Luken hinein. Ein durchdringender Geruch von Teer und Schweiß lag wie eine dunkle Wolke über den Gefangenen. Das Leben der Neger spielt sich zum größten Teil im Freien ab. Um so schwerer war es ihnen, sich an die bedrückende Enge zu gewöhnen. Den einzigen Lichtblick in ihr Leben brachte der Aufenthalt an Deck, der ihnen täglich zweimal, und zwar zur Essenszeit, bewilligt wurde. Das geschah nicht aus besonderer Menschenfreundlichkeit, sondern aus Berechnung. Die Pflanzungen, für die Barnill die Arbeiter lieferte, verlangten gesunde „Ware". Der Sklavenhändler war zugleich ein guter Kaufmann. Täglich besuchte er selber die unteren Räume, um sich von dem Gesundheitszustand der Leute zu überzeugen. Soviel er konnte, sorgte er auch für ausreichende Verpflegung. In den letzten Tagen war eine Einschränkung nötig geworden, zumal das Auftauchen der „Möwe" ihn hinderte, an einem richtigen Küstenplatz neue Vorräte einzukaufen. Am Sanaga hoffte er das Versäumte nachholen zu können. Durch die Freigebigkeit Raffles war der Not vorläufig ein Ziel gefetzt. Die Frauen kamen, eine nach der anderen, auf Deck. Manche trugen kleine Kinder im Arm. Barnill zählte sie. Es waren im ganzen fechsundfünfzig Köpfe. Sie fetzten sich, wo es ihnen paßte, und warteten auf das Essen. Als Iago auf Deck erschien, winkte ihn der Kapitän näher heran. „Die Leute erhalten wieder das gewöhnliche Maß", rief er ihm zu. Iago ging zur Kombüse, um einen weiteren Kessel Reis zu bestellen. Dem Koch kam die späte Anordnung nicht gelegen. Er schimpfte über die Nimmersatten Negerbäuche im allgemeinen und den freigebigen Kapitän im besonderen und verschwur sich hoch und teuer, daß er den Dienst kündigen werde, wenn man ihn durch überarbeiten zu Tode schinde. Jago lachte. (Fortsetzung folgt.) Eigentümer. Herausgeber und Verleger: Kongregation der Missionäre Söhne des heiligsten Herzens Jesu. Verwaltung: Missionshaus ..Maria Fatima", Post Unterpremftätten b. Graz. @tmf. Verantwortlicher Redakteur für Österreich: P. Alois Wils-ting, F. S. C., Generalassistent. Missionshaus ..Marta Fatima". Post Unterxremftätten bet Graz: für Deutschland: P. Heinrich Mohnhaas. F. S. C., Mtsstonsseminar St. Josef. Ellwangen-Jagft. Württemberg. — Untverfitäts-Buchdruclerei „Sturia . Graz.